Klausur Nr. 2 - Sw-cremer.de
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Schneller, besser, reicher …<br />
Von <strong>de</strong>r Eisenbahn bis zum Computer-Boom: Globalisierung gibt es schon lange. Heute<br />
profitieren sogar die Armen von ihr<br />
Von Josef Joffe<br />
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Was ist »Globalisierung«, von <strong>de</strong>r Milliar<strong>de</strong>n profitieren, gegen die Tausen<strong>de</strong> protestieren?<br />
Der Begriff erfasst alles, was Grenzen im großen Stil überwin<strong>de</strong>t: die Völkerwan<strong>de</strong>rung vom<br />
2. bis zum 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt, die Große Pest <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts, die ein Drittel <strong>de</strong>r Europäer<br />
hinwegraffte, <strong>de</strong>n Siebenjährigen Krieg, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Alte Fritz nur ein kleines Rad drehte und<br />
<strong>de</strong>r doch <strong>de</strong>r erste echte Weltkrieg war, <strong>de</strong>r in Europa, Asien und Amerika ausgefochten<br />
wur<strong>de</strong> – zu Lan<strong>de</strong> und auf hoher See.<br />
Etwas zeitgemäßer ist die Definition aus <strong>de</strong>m Jahr 1841 von Vicomte François-René <strong>de</strong><br />
Chateaubriand, <strong>de</strong>m Literaten, nach <strong>de</strong>m bekanntlich auch ein feines Stück Fleisch benannt<br />
wur<strong>de</strong>: »Wenn Dampfkraft erst perfektioniert ist, wenn sie zusammen mit Telegraphie und<br />
Eisenbahn die Distanzen schwin<strong>de</strong>n lässt, wer<strong>de</strong>n nicht nur Güter reisen. Auch I<strong>de</strong>en<br />
wer<strong>de</strong>n Flügel haben. Wenn Steuer- und Han<strong>de</strong>lshemmnisse zwischen <strong>de</strong>n Staaten gefallen<br />
sind und die Völker einan<strong>de</strong>r immer näher rücken, wie wollen wir dann die alte Trennung<br />
wie<strong>de</strong>rbeleben?«<br />
Etwas abstrakter: Globalisierung ist die Kompression von Raum und Zeit durch sinken<strong>de</strong><br />
Transport- und Informationskosten und fallen<strong>de</strong> Grenzen. Chateaubriand lehrt uns noch ein<br />
Zweites: Globalisierung ist nichts Neues unter <strong>de</strong>r Sonne. Was wir heute feiern o<strong>de</strong>r<br />
verdammen, entfaltete sich mit atemberauben<strong>de</strong>m Tempo in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 19.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts und hielt an bis zum Ersten Weltkrieg, als Abschottung und Autarkie das<br />
Regiment übernahmen – bis in die Mitte <strong>de</strong>s zwanzigsten.<br />
Was geschah in <strong>de</strong>r »Ersten Globalisierung«?<br />
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Beginnen wir mit <strong>de</strong>m transatlantischen Telegrafen. Als <strong>de</strong>r 1866 zu ticken begann, verkürzte<br />
sich die Reise einer Nachricht von London nach New York von etwa 14 Tagen (per Schiff)<br />
auf fünf Minuten. Das sind 99,97 Prozent weniger, das ist 4000-mal schneller. Dagegen lief<br />
<strong>de</strong>r Sprung vom Telegramm zum Fax o<strong>de</strong>r von diesem zur E-Mail in Zeitlupe ab.<br />
...<br />
Welthan<strong>de</strong>l be<strong>de</strong>utet Wachstum – das ist ein eisernes Gesetz<br />
Angesichts dieser »Billigheimer« aus <strong>de</strong>r einst Dritten Welt, die nun <strong>de</strong>r Ersten so zusetzen,<br />
klingt Friedrich Engels’ Diktum zur Globalisierung (Grundsätze <strong>de</strong>s Kommunismus, 1847)<br />
wie verstaubte Ironie. Die »große Industrie« habe »alle kleinen Lokalmärkte zum Weltmarkt<br />
zusammengeworfen«. Richtig. Aber <strong>de</strong>shalb sei es »dahin gekommen, dass eine neue<br />
Maschine, die heute in England erfun<strong>de</strong>n wird, binnen einem Jahre Millionen von Arbeitern in<br />
China außer Brot setzt«.<br />
Wie wur<strong>de</strong>n diese kleinen Märkte »zusammengeworfen«? Zurück zu Chateaubriand: »Wenn<br />
Steuer- und Han<strong>de</strong>lshemmnisse zwischen <strong>de</strong>n Staaten gefallen sind…« Ohne <strong>de</strong>ren Abbau<br />
keine Globalisierung. Das »Gol<strong>de</strong>ne Zeitalter <strong>de</strong>r Globalisierung« fiel <strong>de</strong>nn auch mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s<br />
Freihan<strong>de</strong>ls zusammen – mit sehr niedrigen Zollmauern. Zum Beispiel 1875: In England, <strong>de</strong>r<br />
Heimat von Adam Smith und David Ricardo, <strong>de</strong>n Erfin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Theorie vom free tra<strong>de</strong>, lagen<br />
die Zölle bei genau null Prozent. Der beste Schüler <strong>de</strong>r Briten war das Bismarck-Reich. Hier<br />
lag die Durchschnittsmarke bei fünf Prozent. Frankreich war mit 12 bis 15 auch recht<br />
tugendhaft. Nur die USA wollten von Ricardo nichts wissen, <strong>de</strong>r – im Prinzip nie wi<strong>de</strong>rlegt –