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Handwerk und Gewerbe in Obersdorf

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<strong>Handwerk</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewerbe</strong> <strong>in</strong> <strong>Obersdorf</strong><br />

In vielen Häusern <strong>Obersdorf</strong>s übten früher <strong>Handwerk</strong>er <strong>und</strong> <strong>Gewerbe</strong>treibende ihre Geschäfte aus.<br />

Im Folgenden werden jene <strong>Obersdorf</strong>er Häuser vorgestellt, die im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert e<strong>in</strong>e <strong>Gewerbe</strong>berechtigung<br />

(Gerechtsamkeit) hatten.<br />

Und auch jene <strong>Gewerbe</strong>treibenden sollen Erwähnung f<strong>in</strong>den, die heute <strong>in</strong> <strong>Obersdorf</strong> ansässig s<strong>in</strong>d:<br />

<strong>Obersdorf</strong> Nr. 7 vlg. Bäck<br />

Maria Forsthueber<strong>in</strong> hatte 1785 die Bäckergerechtigkeit <strong>und</strong> verehelichte sich mit Franz Muß<br />

<strong>Obersdorf</strong> Nr. 8 vlg. Schmiedgut<br />

Matthias Kolb hatte 1785 die Hufschmiedegerechtigkeit<br />

<strong>Obersdorf</strong> Nr. 9 vlg. Wirt<br />

Balthasar Tasch hatte 1749 e<strong>in</strong>e Witschaftsbehausung<br />

<strong>Obersdorf</strong> Nr. 17 vlg. Heiß<br />

im ersten Gr<strong>und</strong>buch sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong>e <strong>Gewerbe</strong>berechtigung für e<strong>in</strong> Gasthaus auf!<br />

Oberdorf Nr. 28 vlg. Müllner<br />

Andree Heiß hatte 1773 die Müllnergerechtigkeit<br />

<strong>Obersdorf</strong> Nr. 31 vlg. Schuster<br />

Simon Baigner hatte 1797 e<strong>in</strong> Schustergewerbe<br />

<strong>Obersdorf</strong> Nr. 36 vlg. Sandlweber<br />

Anton Schupfer hatte e<strong>in</strong>e Schneider‐ <strong>und</strong> Kramerberechtigung<br />

<strong>Obersdorf</strong> Nr. 38 (heutige Jodler)<br />

Bernhard Rastl hatte 1788 e<strong>in</strong>e Schneidergerechtigkeit<br />

<strong>Obersdorf</strong> Nr. 42 vlg. Laimgrubenschuster<br />

Franz Eichnayer hatte bis 1867 e<strong>in</strong>e Schuster‐ <strong>und</strong> Bierschankgerechtigkeit<br />

<strong>Obersdorf</strong> Nr. 43 vlg. Bunzbauer<br />

Die Familie Brechtler betrieb bis <strong>in</strong> die 1950er Jahre e<strong>in</strong> Sägewerk<br />

<strong>Obersdorf</strong> Nr. 44 vlg. Schmied<br />

Michael Puntz hatte im Jahre 1758 e<strong>in</strong>e Schmiedegerechtigkeit, die im Jahre 1848 noch vom<br />

Schmiedemeister Franz Pollhammer genutzt wurde<br />

Oberdorf Nr. 45 vlg. Wagner<br />

Michael Kreuzer hatte 1750 e<strong>in</strong>e Wagnergerechtigkiet<br />

Oberdorf Nr 51 vlg. Weichbold<br />

Der Wagnermeister Mühlegger kaufte 1942 diese haus <strong>und</strong> betrieb bis Anfang der Fünzigerjahre e<strong>in</strong>e<br />

Wagnerei


<strong>Obersdorf</strong> Nr. 52 vlg. Madlmüller<br />

Jakob Ruhdorfer hatte 1803 e<strong>in</strong>e Sähe <strong>und</strong> Hausmühlgerechtigkeit<br />

Oberdorf Nr. 56 vlg. Bacher<br />

Karl Pirker jun. betrieb seit dem Jahr 2010 e<strong>in</strong>e Drechslerei <strong>und</strong> Tischlerei<br />

Oberdorf 60 vlg. Schneider<br />

Bis zum Jahr 1875 war auf dem Haus e<strong>in</strong>e Schneidergerechtigkeit. Der damalige Besitzer war Lorenz<br />

S<strong>in</strong>ger. 2011 brannte das Haus ab.<br />

Oberdorf Nr. 78 (Badestube des Brunnviertels)<br />

In diesem Gebäude wurde der Le<strong>in</strong> gebrechelt <strong>und</strong> es wurden auch andere Arbeiten verrichtet, die<br />

man daheim nicht erledigen konnte. Diese Badestube wurde um 1950 von der Familei Dietrich zum<br />

Wohnhaus umgebaut, nachdem die Bauern auf das Recht verzichtet hatten.<br />

Oberdorf Nr. 83<br />

Der Besitzer Klaus Seebacher betreibt e<strong>in</strong> Spengler‐ <strong>und</strong> Dachdeckergewerbe<br />

E<strong>in</strong> Auszug aus dem Mitterndorfer Heimatbuch (1972) gibt e<strong>in</strong>en guten Überblick<br />

über „HANDWERK, GEWERBE UND HANDEL IM ALTEN MITTERNDORF“<br />

Beg<strong>in</strong>nen wir bei den Brotbr<strong>in</strong>gern, den Müllern <strong>und</strong> Bäckern. Gegenüber dem Heimathaus Strick<br />

stand die Melzenmühle (Mitterndorf 96), e<strong>in</strong>e Lohn‐ oder Mautmühle mit vier Läufern. Sie wird 1780<br />

zum ersten Mal urk<strong>und</strong>lich genannt, verb<strong>und</strong>en mit dem Namen Matthias Oberascher, dessen Erben<br />

die Mühle samt Säge 1807 um 1000 Gulden der Witwe Maria Oberascher(<strong>in</strong>) überließen. Sie<br />

ehelichte Gottlieb Hollwöger. Dieser Familienname blieb nun bis 1852 auf der Mühle. Es folgte die<br />

Familie Friedrich <strong>und</strong> Genoveva Lobenstock, deren ältester Sohn, Friedrich, Sohn Johann starb im<br />

Juni 1916 an den Schwarzen Blattern, die Mühle im Jahr 1900 um 9000 Kronen an se<strong>in</strong>en Vetter<br />

He<strong>in</strong>rich Lobenstock verkaufte.<br />

Die Melzenmühle hatte durch das Hochwasser im Sommer 1897 arg gelitten, ihre Polster wurden<br />

fortgeschwemmt. Im Jahr 1901 wurde sie abgerissen, neu aufgebaut <strong>und</strong> diente dann noch bis 1914.<br />

Sie machte <strong>in</strong> ihren Räumen e<strong>in</strong>em Elektrizitätswerk Platz. Der letzte Müllermeister war Franz<br />

Pichler, e<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong> der kle<strong>in</strong>en neugierigen Besucher. Hochwassermarken am neuen Gebäude<br />

er<strong>in</strong>nern an die Gefahren, die dieses Haus am Salzawehr oft bedrohten.<br />

In Grubegg (Neuhofen 24) liefen die Luckermühlen, zwei Mautmühlen mit je drei Läufern.<br />

Müllermeister war 1778 Leopold Neuper aus dem Koglbräuhaus. 1881 wurde diese Mühle<br />

abgetragen. Im Hof des damals an diesem Platz errichteten Sägewerkes wurde 1912 e<strong>in</strong>e Mühle mit<br />

Walzenstuhl erbaut <strong>und</strong> bis kurz vor Beg<strong>in</strong>n des Zweiten Weltkrieges betrieben. Letzter<br />

Müllermeister war dort Alois Hirsch vulgo Jodler auf der Zauchen. Unweit davon, salzaab, mahlte die<br />

Fuchsmühle.<br />

Das 1881 von Johann Loitzl, e<strong>in</strong>em gebürtigen Ausseer, errichtete Sägewerk wurde bis 1906 mit<br />

e<strong>in</strong>em Wasserrad betrieben, erhielt dann zwei Turb<strong>in</strong>en, von denen e<strong>in</strong>e der Erzeugung von<br />

Lichtstrom für Haus, Hof <strong>und</strong> Werk diente. Groß waren Erstaunen <strong>und</strong> Neugierde darüber. E<strong>in</strong>e Frau<br />

aus Klachau, zu Besuch <strong>und</strong> das helle Licht bestaunend, me<strong>in</strong>te zur Gastgeber<strong>in</strong>, die nach e<strong>in</strong>er


kle<strong>in</strong>en Weile <strong>in</strong>s Zimmer trat: „Jetzt hab' ich die ganze Zeit probiert, hab' aber das Licht nicht<br />

ausblasen können!" Im Jahr 1910 wurde e<strong>in</strong>e Dampfmasch<strong>in</strong>e als Kraftanlage e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> das<br />

Sägewerk mit Wasser‐ <strong>und</strong> Dampfkraft komb<strong>in</strong>iert betrieben. Beim Hochwasser im Jahr 1899 stieg<br />

die Salza sogar auf 1,40 Meter an <strong>und</strong> riss e<strong>in</strong>e große Anzahl von gelagerten Blochen weg.<br />

In <strong>Obersdorf</strong> liefen vier Mühlen mit je e<strong>in</strong>em Läufer: die Hausmühle zum Schachnergut (<strong>Obersdorf</strong> 1),<br />

<strong>in</strong> der Urk<strong>und</strong>e nach Simon Ste<strong>in</strong>lechner 1787 mit Müller Georg Ste<strong>in</strong>lechner genannt, die<br />

Grabenmüller‐Mautmühle (<strong>Obersdorf</strong> 28), die Müllerbehausung zu <strong>Obersdorf</strong>, 1773 unter Andrä<br />

Heiß, die Madlmühle (<strong>Obersdorf</strong> 52), <strong>in</strong> der 1803 nach Georg Ruedorfer Jakob Ruedorfer<br />

Müllermeister war, <strong>und</strong> die Mühle des Krabathenmüllers zu <strong>Obersdorf</strong>, die auf dem Platz der<br />

Landgenossenschaft (<strong>Obersdorf</strong> 39) stand.<br />

In Zauchen, im Purgstall, beim Schachermüller (Zauchen 2), betrieb 1774 Franz Gries<strong>in</strong>ger das<br />

Müllerhandwerk <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Mautmühle mit zwei Läufern.<br />

Am Krunglbach, im Graben, mahlte mit drei Läufern die Nell‐Mautmühle (Krungl 33), nahe bachab,<br />

ebenfalls mit drei Läufern, die Mittermüller‐Mautmühle (Krungl 36), am Ausgang des Grabens g<strong>in</strong>g<br />

die Schrettl‐Mautmühle (Krungl 37). In der Nellmühle trat 1781 Johann W<strong>in</strong>kler vulgo Neu als<br />

Müllermeister an, <strong>in</strong> der Mittermühle nennt die Urk<strong>und</strong>e als ersten Namen 1782 Müllermeister<br />

Michael Ste<strong>in</strong>müller, für die Schrettlmühle fehlt das alte Urk<strong>und</strong>enblatt.<br />

Die Müller standen <strong>in</strong> Pflicht <strong>und</strong> Schutz der „Müllergerechtigkeit", der „Ordnung“, die dem<br />

<strong>Handwerk</strong> den goldenen Boden legte. Die Mühlordnung bestimmte den Mautsatz (Mahllohn) <strong>und</strong> die<br />

Ausbeute, sie verbot das später wieder erlaubte Schwarzbrotbacken durch Müller. Auf den<br />

Bauernmühlen, den „Bachstelzen", durfte nur selbstgebautes, nicht aber für den Hausbedarf<br />

gekauftes Getreide gemahlen werden. Die Ausseer <strong>und</strong> die H<strong>in</strong>terberger Müller gehörten vor 1588<br />

zur Zunft des Ennstales, erhielten aber im selben Jahr ihre eigene Zunft.<br />

Die meisten Mühlen waren mit e<strong>in</strong>em Sägewerk verb<strong>und</strong>en. Sägewerke polterten am Gries, <strong>in</strong><br />

Angern, wo es noch heute beim Saghäusl heißt, gegen den Pass Ste<strong>in</strong> zu <strong>und</strong> an den Nebenbächen<br />

der Salza. Das Sägewerk teilte meistens auch das Schicksal se<strong>in</strong>er Mühle. Durch die Kunstmühlen <strong>in</strong><br />

den Städten im reichen Getreideland ist die Mühlenromantik an unseren Bergbächen verschw<strong>und</strong>en.<br />

Von allen Mühlen <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de diente die Grabenmühle <strong>in</strong> <strong>Obersdorf</strong> am längsten, sie wurde erst<br />

im Jahr 1962 stillgelegt. Die kle<strong>in</strong>en Hausmühlen der Bauern, viele Jahre schon ohne Leben, verfielen<br />

rasch <strong>in</strong> ihren feuchten Gr<strong>und</strong>. Nur e<strong>in</strong> Wasserrad g<strong>in</strong>g noch bis <strong>in</strong> die letzte Zeit here<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e Säge<br />

‐ es ist heute vom elektrischen Strom abgelöst‐, beim Sagschneider im Graben (Krungl 38) nennt die<br />

Urk<strong>und</strong>e 1784 den Sägemeister Josef Kanzler. Dieser Familienname ist dort noch auf dem Haus.<br />

Brot konnte man im alten Mitterndorf bei vier Bäckern kaufen. Im H<strong>in</strong>terhaus der Amtmann‐Tafern<br />

(Mitterndorf 13, Alpenhof), die 1761 Josef Mayr gehörte, hatte auch noch Bäckermeister Ignaz<br />

Reis<strong>in</strong>ger gebacken. Er baute 1906 se<strong>in</strong> eigenes Backhaus (Mitterndorf 6). Beim Hauerbäck<br />

(Mitterndorf 16, Hauerhaus), 1781 unter Meister Paul Mösner, buk 1907 noch Bäckermeister<br />

Sebastian Kasperer. Auch <strong>in</strong> der Kramer‐Tafern, beim Bäcken‐Sepp (Mitterndorf 61, Hotel Post), 1857<br />

bei Johann Paul Khälß von Khälßberg, <strong>und</strong> beim Schreiberbäck (Mitterndorf 110, Lobenstock), 1863<br />

bei Matthias Gaßner, wurde Brot gebacken. In <strong>Obersdorf</strong> 7, beim Bä'ck'n, ist 1785 Franz Muß als<br />

Meister genannt.


Auch die Bäcker standen <strong>in</strong> ihrer „Gerechtigkeit". Im Jahr 1601 bekamen sie ihr „Schutzpatent" <strong>und</strong><br />

ihre „Ordnung".<br />

Sieben Krämer, auch „Fragner" oder „Fratschler" geheißen, s<strong>in</strong>d mit „Kramergerechtsame" <strong>in</strong> den<br />

älteren Urk<strong>und</strong>en genannt. 1750 Simon Scherkl im Kramersattlerhäusl (Mitterndorf 2, Haslebner),<br />

1790 Maria Waßner(<strong>in</strong>) im Moser‐Kramerhäusl (Mitterndorf 5, Köstler), 1780 Bildhauer Johann<br />

Fortschegger im Schnablhaus (Mitterndorf 14, Pliem), das nach ihm noch über h<strong>und</strong>ert Jahre lang das<br />

Bildhauerhaus hieß.<br />

Mart<strong>in</strong> Preisegger, 1773, der Kramer‐Martl (Mitterndorf 107), <strong>und</strong> Matthias Scheikl, 1767 im<br />

Schneidergütl (Thörl 7), besaßen auch die „Schneidergerechtigkeit". In Neuhofen 26, <strong>in</strong> der<br />

sogenannten Soldatenkeusch'n, war 1790 Joseph Klee vulgo Kramer im Laden. Im Steyrergütl<br />

(Mitterndorf 104, Hirzmann) wurde im Jahr 1900 von Josef Hasleber e<strong>in</strong>e Gemischtwarenhandlung<br />

e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Dem Sandelweber (<strong>Obersdorf</strong> 6, abgetragen), um 1850 Jakob Schupfer, war auch die<br />

„Krämergerechtigkeit" e<strong>in</strong>getragen. Noch e<strong>in</strong>ige Hausnamen weisen auf den Krämer h<strong>in</strong>. In der<br />

Urk<strong>und</strong>e ist zwar ke<strong>in</strong>e „Gerechtsame" zum Namen gesetzt, aber vielleicht bimmelte das Glöckle<strong>in</strong> an<br />

der Tür auch den Kramer‐Söfferl (Mitterndorf 53), den Krämer‐Paul im Zenzengut (Mitterndorf 98,<br />

Konsum), Simon Köberl, den Kramer‐Simerl (Mitterndorf 109), <strong>und</strong> den Kramer‐Gydi (Thörl 21) <strong>in</strong> den<br />

Laden. Bei der Brandtner<strong>in</strong> (Mitterndorf 127) konnte man um das Jahr 1912 herum neben<br />

Flaschenbier auch für e<strong>in</strong>en Kreuzer die „Katz im Sack" oder farbig gestreiftes Zuckerwerk kaufen.<br />

Jahrmärkte wurden <strong>in</strong> Mitterndorf am dritten Montag nach Ostern, am Montag nach St. Margaretha<br />

(Kirchenpatron<strong>in</strong>) <strong>und</strong> am Montag nach Simoni (28. Oktober) der Viehmarkt abgehalten.<br />

Es waren meistens H<strong>in</strong>terberger Fuhrleute <strong>und</strong> Säumer bei den Wagen <strong>und</strong> Saumtieren, die mit den<br />

<strong>in</strong> Stroh gehüllten Salzstöcken her von Aussee über den Radl<strong>in</strong>g <strong>und</strong> tageweit <strong>in</strong> die steirischen <strong>und</strong><br />

kärntnerischen Täler zogen, zurück mit Getreide <strong>und</strong> anderen Lebensmitteln, auch mit We<strong>in</strong>. Der<br />

Saum war e<strong>in</strong>e Last, die e<strong>in</strong> Pferd tragen konnte, etwa bis zu e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Zentner. Der We<strong>in</strong> wurde <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>en, flachen Fässchen, den „Lage<strong>in</strong>", befördert, die beiderseits am Saumsattel h<strong>in</strong>gen. Immer<br />

schlossen sich mehrere Säumer zu e<strong>in</strong>em Saumzug zusammen. Der längste Saumzug, der am 7.<br />

August 1579 von Judenburg aus über die Sölker Scharte unterwegs war, umfaßte 41 Saum Korn, die<br />

auf Rechnung der Säumer Valent<strong>in</strong> Strimitzer, Thomas Hueber <strong>und</strong> Peter Stangl aus H<strong>in</strong>terberg<br />

g<strong>in</strong>gen. Auch Michael Fächer, Wirt <strong>in</strong> Mitterndorf, ist im Mautbuch zu Judenburg e<strong>in</strong>getragen.<br />

Säumer waren gewiss 1764 Josef Renner (Zauchen 20) <strong>und</strong> 1778 Franz Renner (<strong>Obersdorf</strong> 47). Der<br />

Hausname Samer kündet davon. Vielleicht gehörte auch der Samerschneider (Mitterndorf 94) neben<br />

se<strong>in</strong>er Stubenarbeit dazu? Der Saumweg führte am Adelssitz Grubegg vorbei durch den Pass Ste<strong>in</strong>,<br />

über den Mitterberg <strong>in</strong>s Ennstal. Der Überlieferung nach waren Säumer von Mitterndorf aus auch<br />

durch das Salzatal aufwärts über die Schneckenalm zu den Sudpfannen nach Altaussee unterwegs.<br />

Die H<strong>in</strong>terberger Salzfuhrleute konnten das Niederlagsrecht der Städte <strong>und</strong> Märkte, so auch das der<br />

Rottenmanner, überfahren, wenn ihr Aufbruch oder ihr Ziel Aussee war. E<strong>in</strong> beliebtes Ziel ihrer<br />

Fahrten mag das Kloster Reun (Re<strong>in</strong> bei Graz) gewesen se<strong>in</strong>. Hatten sie dort ihr Gut abgeladen,<br />

verfrachteten sie gewiss auch Säume <strong>und</strong> Wagen mit Klosterwe<strong>in</strong>, dem „Marktwe<strong>in</strong>", weil er aus der<br />

Mittel‐ oder Untersteiermark herkam, heimzu. Anzunehmen ist, dass e<strong>in</strong> solcher Fuhrmann 1750<br />

Mart<strong>in</strong> Führwe<strong>in</strong>, Ranner <strong>in</strong> Neuhofen, 1771 Lorenz Pürcher vulgo Führ(n)we<strong>in</strong> (Zauchen 29) war.


Nur für das kostbare Salz durfte Getreide geladen werden. Die Fuhrleute auf die nach Süden<br />

führenden Straßen gewiesen, teilten jedoch ihre Fuhrdienste lebensnotwendig auch <strong>in</strong> das<br />

kornreiche Österreich h<strong>in</strong>aus auf, was oft zu Zwist <strong>und</strong> Hader <strong>und</strong> Absatzkämpfen zwischen den<br />

Salzherren zu Gm<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Aussee führte. In solchen Zeiten wachten „Überreiter" an der<br />

gesperrten Grenze, die Säumer waren auf Schmugglerwegen unterwegs. Auch der Salzsteig im Toten<br />

Gebirge war e<strong>in</strong>st ebenfalls so e<strong>in</strong> heimlicher Weg.<br />

H<strong>in</strong>terberger Fuhrleute lieferten auch Sudholz nach Aussee.<br />

Die Helfer der Fuhrleute <strong>und</strong> Holzknechte auf der H<strong>in</strong>terberger Straße, auf dem Weg nach Grubegg<br />

<strong>und</strong> zum Pass Ste<strong>in</strong> h<strong>in</strong>, waren die Schmiede, Wagner, Schlittenmacher <strong>und</strong> Sattler. Auch die<br />

Straßenwärter, die Wegmacher, sollen hier genannt se<strong>in</strong>, die den Fuhrleuten die Wege ebneten <strong>und</strong><br />

sauberhielten.<br />

In Mitterndorf, im W<strong>in</strong>kl, stand das Wagnerhäusl. Aus se<strong>in</strong>er „Brandstatt" wurde e<strong>in</strong> Garten gemacht<br />

<strong>und</strong> die „Wagnergerechtigkeit" <strong>in</strong> das Falknerhäusl (Mitterndorf 7) übertragen. Dort hat im Jahr 1778<br />

Meister Matthias Schwaiger se<strong>in</strong> <strong>Handwerk</strong> ausgeübt. 1808 war Johann Stüger Langschmied<br />

(Mitterndorf 47), e<strong>in</strong> Meister <strong>in</strong> „Hufschmiedgerechtigkeit", Dom<strong>in</strong>ikus Strimitzer war der Wagner <strong>in</strong><br />

der Straßen (Mitterndorf 49), e<strong>in</strong> Meister <strong>in</strong> „Wagnergerechtsame". Für das Geschirrhalterhaus<br />

(Mitterndorf 111), dar<strong>in</strong> um das Jahr 1860 Meister Jakob Gaßner <strong>in</strong> „Sattlergerechtigkeit" werkte,<br />

<strong>und</strong> für den Nagelschmied (Mitterndorf 112, Kam) fehlt die ältere Urk<strong>und</strong>e. Beim Hirnschmied<br />

(Mitterndorf 56, Baldauf) war 1830 Georg Pilz Schmiedemeister. Im Sattlerhaus (Mitterndorf 95)<br />

arbeitete um 1750 Meister Simon Schörkl.<br />

In der Stidlherbergsbehausung (Thörl 3) arbeitete 1767 Gilig, der Meister <strong>in</strong> „Wagnergerechtigkeit"<br />

Gilg Pürcher, beim Sattler‐Paul (Thörl 6) 1777 Meister Franz Pürcher. Alte <strong>Handwerk</strong>stradition lebte<br />

seit 1771 beim Wagner (Thörl 9) nach Wagnermeister <strong>in</strong> „Wagnergerechtigkeit" Georg Heiß bis <strong>in</strong><br />

unsere Jahre her fort. In der Urk<strong>und</strong>e ist auch die alte Wagnerwerkstätte, die Nabhütte, genannt. Bis<br />

<strong>in</strong> unsere Er<strong>in</strong>nerung herauf währte die Arbeit beim Schmied (Thörl 12), <strong>in</strong> ältester Urk<strong>und</strong>e beim<br />

Schmid am törl, wo 1760 Josef Lechner gerechtsamer Hufschmied war. Beim Wagner‐Simerl (Thörl<br />

11) werkte 1770 Georg Kolb vulgo Wagner, beim Wagner‐Hias 1764 Matthias Sölkner. Alte<br />

„Schmiedegerechtigkeit" war auch dem Schmied auf der Zauchen (Zauchen 34) zu eigen. Die Urk<strong>und</strong>e<br />

nennt 1770 den Schmiedemeister Franz Lechner.<br />

Wenn auch die Urk<strong>und</strong>e zum Haus Krungl 16 nichts über die Arbeit se<strong>in</strong>er Bewohner berichtet, der<br />

Hausname Schmied weist vielleicht doch darauf h<strong>in</strong>. Die „Schmiedegerechtigkeit" gab es im<br />

Schmiedhäusl (Krungl 32), 1748 bei Meister Franz Lechner, die „Wagnergerechtigkeit" beim Wagner<br />

(Krungl 21), 1777 bei Anton Ruedorfer, <strong>und</strong> die Schlittenmacherkunst übte man 1783 beim Gilg<br />

Pichlmayr beim Schlittenmacher (Krungl 39) aus.<br />

Dumpf dröhnt der Hammer <strong>in</strong> der Hackenschmiede (Grubegg, Neuhofen 20) früher mit Wasserkraft,<br />

heute mit Elektritzität betrieben. 1769 besaß Franz Zel<strong>in</strong>kä die „Hackenschmiedgerechtigkeit". E<strong>in</strong>en<br />

Teil der nötigen Pfannbleche für die Sudhütte <strong>in</strong> Aussee stellten die Zerrenn‐ <strong>und</strong> der Streckhammer<br />

(Grubegg, Neyhofen 29,30) her, die schon 1796 <strong>in</strong> Betrieb waren. 1843 besaß das Werk vier Zerrenn‐,<br />

e<strong>in</strong> Blech‐ <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Streckfeuer <strong>und</strong> erreichte 1847 mit 4741 Gulden se<strong>in</strong>en höchsten Jahresverdienst.<br />

Drei Jahre später verarbeitete die Schmiede 4500 Zentner Roheisen. Im selben Jahr aber wurde auch<br />

die Schließung beantragt, weil der Verbrauch von Holzkohle zu groß war <strong>und</strong> die benötigten<br />

Eisenwaren von Privatwerken besser <strong>und</strong> billiger bezogen werden konnten. Die Nachfolge trat e<strong>in</strong>


Sägewerk an. Aber auch der Sägegang ist schon längst verstummt. Seit Jahren überflutet der Stausee<br />

das alte Gemäuer.<br />

In <strong>Obersdorf</strong> fauchten zwei Blasbälge <strong>in</strong> die Essen. Beim Oberen Schmied (<strong>Obersdorf</strong> 44) meldet die<br />

Urk<strong>und</strong>e 1758 als Meister <strong>in</strong> „Schmiedegerechtigkeit" Michael Puntz, im Schmiedgut (<strong>Obersdorf</strong> 8)<br />

als Schmiedemeister Josef Gruber. 1750 gab es beim Wagner (<strong>Obersdorf</strong> 45) für Michael Kreuzer die<br />

„Wagnergerechtigkeit", 1772 war Lieb<strong>in</strong> der Schlittenmacher (<strong>Obersdorf</strong> 53).<br />

Zahlreich waren die Kohlenmeiler; die „Kohlbarren" der vielen Schmiede zu füllen, war nicht immer<br />

leicht. Das Hammerwerk alle<strong>in</strong> verbrauchte jährlich 12.000 Metzen Holzkohle. Der Kohler <strong>in</strong> Angern<br />

(Mitterndorf 120), um 1885 Jakob Seebacher, der Kohler auf der Zauchen (Zauchen 41), um 1750<br />

Bartl Pürcher, <strong>und</strong> die Kohlstatt er<strong>in</strong>nern noch an die Zeit der Köhler.<br />

„Ordnungen", 1610 <strong>und</strong> 1681 ergangen, schützten auch das <strong>Handwerk</strong> der Schmiede <strong>und</strong> Wagner.<br />

Die H<strong>in</strong>terberger Schmiede <strong>und</strong> Wagner gehörten der Ausseer Lade an.<br />

Groß war die Zahl der Wirte <strong>und</strong> Herbergsleute. In der Kogler‐ oder Amtmann‐Tafern (Mitterndorf<br />

13, Alpenhof), zu der auch e<strong>in</strong>e Bäckerei <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Brettersäge gehörten, schenkte 1761 der We<strong>in</strong><strong>und</strong><br />

Bierwirt Josef Mayr aus.<br />

Wirte kamen auch aus der Familie Oberascher, die bei 300 Jahre auf der Mühle <strong>in</strong> Ka<strong>in</strong>isch 29 saß.<br />

Von dort aus hat sich der Name auch im H<strong>in</strong>terbergertal ausgebreitet. Matthias Oberascher kaufte<br />

1858 die Amtmann‐Tafern. Se<strong>in</strong>e Söhne Leo <strong>und</strong> Josef waren ebenfalls Wirte. Leo Oberascher, der<br />

wegen se<strong>in</strong>er Großzügigkeit „Fürst Leo" genannt wurde, übernahm 1879 dieses Haus, Josef<br />

Oberascher, Musiker <strong>und</strong> Kapellmeister (Vater der Mitterndorfer Musiklehrer<strong>in</strong> <strong>und</strong> Organist<strong>in</strong><br />

Josef<strong>in</strong>e Oberascher), eröffnete im Jahr 1900 den Gasthof zur schönen Aussicht (Mitterndorf 129,<br />

Gasthof Kogler). Leos Sohn Emmerich gehörte von 1904 bis 1916 der Gasthof Oberascher, die frühere<br />

Amtmann‐Tafern. Gegenüber der Amtmann‐Tafern kehrte man beim Backen‐Sepp e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> der Kramer‐<br />

Tafern (Mitterndorf 61, Hotel Post), die 1842 von Ferd<strong>in</strong>and Meßner, 1855 vom Altausseer Paul Khälß<br />

von Khälßberg <strong>in</strong> „Bäcker"‐ <strong>und</strong> „Taferngerechtigkeit" geführt wurde. Verb<strong>und</strong>en mit diesem Haus<br />

waren das Brauhaus <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Taferne mit „Schank"‐ <strong>und</strong> „Gastgebgerechtigkeit" (Mitterndorf 97,<br />

abgetragen 1939/40), die 1787 der Braumeister Franz Schörkmayr besaß. Johann Paul Khälß von<br />

Khälßberg heiratete 1837 Schörkmayrs Nichte Magdalena Leitner, Hackenschmiedtochter von<br />

Grubegg, kaufte das Anwesen <strong>und</strong> wurde „Gastgeb" <strong>und</strong> Braumeister, dazu auch k. k. Postmeister<br />

des 1808 im Haus 61 errichteten Postamtes von Mitterndorf.<br />

E<strong>in</strong> Vorfahr Franz Schörkmayrs, der Mitterndorfer Brauknecht Bernhard Schörkmayr, brachte 1717<br />

e<strong>in</strong> schönes Brauerzeugnis, den „Abschiedsbrief", nach Hause, aus dem hervorgeht, dass er <strong>in</strong><br />

München sieben Monate fleißig <strong>und</strong> unverdrossen gearbeitet hatte. Als Braumeister auf dem<br />

väterlichen Erbe schenkte er der Mitterndorfer Glockenstube die Sterbeglocke, das „Zügenglöckl".<br />

Drei Jahre später läutete es für ihn. Aber auch die Eheleute Franz <strong>und</strong> Maria Schörkmayr gaben<br />

gerne; sie hoben 41 Patenk<strong>in</strong>der aus der Taufe.<br />

Der Neuwirt (Mitterndorf 60, Kasperer), wie schon der Name sagt, schenkt noch nicht so lange aus<br />

wie se<strong>in</strong>e alten Nachbarn. Vor 1849 als W<strong>in</strong>dischbehausung <strong>in</strong> die Urk<strong>und</strong>e e<strong>in</strong>getragen, diente<br />

dieses Haus um 1850 Johann Hirscher, später Jakob Pichlmayr <strong>und</strong> bis um 1880 Balthasar Heiß,<br />

dessen Tochter Stefan Sallfellner heiratete, der also Neuwirt wurde. Seit 1913 ist es Sebastian<br />

Kasperers Gasthof <strong>und</strong> Bäckerei, das Krapfenhäuserl, wie es schmausende Gäste vor 50 Jahren


lobend nannten. Das Relief des Heimatdichters Hans Fraungruber an der Außenseite des Hauses (e<strong>in</strong><br />

Werk des Bad Ausseer Bildhauers Alois Feicht<strong>in</strong>ger) <strong>und</strong> das Fraungruberstüberl er<strong>in</strong>nern an die<br />

Fre<strong>und</strong>schaft des Dichters mit dem Wirt.<br />

Im wuchtigen Moarhaus (Mitterndorf 59, Geme<strong>in</strong>de), das alle<strong>in</strong> die Straßenseite des Dorfplatzes<br />

hütet, <strong>in</strong> der Mayrtafern <strong>und</strong> Amtsbehausung, war 1762 Franz Schlemicher We<strong>in</strong>‐ <strong>und</strong> Bierwirt.<br />

Beim Pulvermacher, <strong>in</strong> der Sigl‐Tafern (Mitterndorf 58, Volksschule), wird um 1840 der We<strong>in</strong>‐ <strong>und</strong><br />

Bierwirt Josef Gaßner genannt. Im Jahr 1861 ersteigerte die Geme<strong>in</strong>de Mitterndorf das Haus um<br />

5045 Gulden. Von der Koglbrauerei (Mitterndorf 32) <strong>und</strong> vom Koglerhaus <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Taferne<br />

(Mitterndorf 37, Tr<strong>in</strong>kl) meldet die Urk<strong>und</strong>e, dass 1781 Ferd<strong>in</strong>and Neuper Braumeister <strong>und</strong><br />

Tafernwirt war. Andrä Neuper, e<strong>in</strong> Enkel des Ausseer Marktschreibers Christoph Neuper, kam von<br />

Aussee nach Mitterndorf <strong>und</strong> heiratete 1681 die Brauerswitwe Maria Kogler. Koglbräuwirte waren<br />

nach Ferd<strong>in</strong>and Neuper 1833 dessen Sohn Franz, 1872 V<strong>in</strong>zenz Neuper d Ä <strong>und</strong> 1896 V<strong>in</strong>zenz Neuper<br />

d.J. Um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende meldeten sich die Großbrauereien an. 1897 verkaufte V<strong>in</strong>zenz Neuper<br />

d.J. die Brauerei an e<strong>in</strong>en Brauereidirektor (Strasser) aus Metz <strong>in</strong> Lothr<strong>in</strong>gen, der sie dann bis 1900 zu<br />

e<strong>in</strong>er Jahresleistung von 15.000 bis 20.000 Hektoliter Bier ausbaute. Mit Heilbrunn‐Wasser sollte<br />

sogar e<strong>in</strong> „Thermal‐Salvator‐Bier" gebraut werden. 10 Jahre später jedoch ‐ e<strong>in</strong> bitteres Kräutle<strong>in</strong>, das<br />

oft im Herzgarten wuchert <strong>und</strong> Missgunst heißt, soll schuld gewesen se<strong>in</strong> ‐ wurde zum letzten Mal<br />

H<strong>in</strong>terberger Bier erzeugt. Die Koglbrauerei hatte gute Zeiten gesehen, wie das bunte, e<strong>in</strong>ladende<br />

Plakat <strong>und</strong> schöne, ste<strong>in</strong>erne Krüge mit Schriftschmuck bezeugen.<br />

Im Neuper‐Prater, beim geräumigen Bierdepot, das auch noch als Ru<strong>in</strong>e bis <strong>in</strong> unsere Jahre here<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>stige „Brauereigegründetheit“ zeigte, mag sich manch fröhliches Dorfvölkchen zu Speis <strong>und</strong> Trank<br />

versammelt haben. Der Fröhlichkeit diente der Neuper‐Prater noch viele Jahre weiter: dem<br />

Faustballspiel an schönen Abenden vom Frühsommer bis <strong>in</strong> den Herbst, an Hochsommertagen den<br />

Turnfesten des Deutschen Turnvere<strong>in</strong>es <strong>und</strong> im W<strong>in</strong>ter den Eisschützen.<br />

Zum Schlosserbierwirtshaus (Mitterndorf 48, Weichselbaumer) nennt die Urk<strong>und</strong>e 1789 den Wirt<br />

Matthias Rastl. Auch die Eltern des Ausseers Leopold Rosegger, der das Ausseer Brauchtum mit Liebe<br />

pflegte <strong>und</strong> den Trommelweibern die alte Fahne vorantrug, waren dort 1896 Wirtsleute.<br />

Wie werden sich Wallfahrer <strong>und</strong> Fuhrleute nach langem Weg, nach verrichteter Andacht auf die<br />

E<strong>in</strong>kehr bei den <strong>Obersdorf</strong>er Wirten gefreut haben! Der Laimgrubenschuster (<strong>Obersdorf</strong> 42), 1787<br />

Franz Eichmayr, hatte zu se<strong>in</strong>er „<strong>Handwerk</strong>sgerechtigkeit" auch das Bierschankrecht. Genau 100<br />

Jahre (1820 bis 1920) waren Riez<strong>in</strong>ger auf dem Haus, der Schuster Lots als letzter Wirt. In der<br />

Wirtstafern, beim Wirt (<strong>Obersdorf</strong> 9), stand 1714 Balthasar Tasch den E<strong>in</strong>kehrenden zu Diensten. Die<br />

Witwe se<strong>in</strong>es Sohnes Paul heiratete Leopold Oberascher, e<strong>in</strong>en Sohn des Müllers <strong>in</strong> Ka<strong>in</strong>isch 29. Sohn<br />

Matthias aus dieser Ehe kaufte 1858 das Haus Mitterndorf 13 (Alpenhof).<br />

Von der Straßenkurve bei der Post, die so eng war, dass sie die Weiterfahrt abzusperren schien,<br />

weiter <strong>in</strong> das östliche Dorf, konnte man 1896 zum ersten Mal das Gasthaus des Ignaz Reis<strong>in</strong>ger<br />

besuchen, 1908 <strong>in</strong> der Kegelbahn das erste „Kranzl" Scheiben. Die „Lederergerechtsame" des<br />

Wolfgang Fellner machte der „Gastgebgerechtigkeit" Platz, die von Mitterndorf 34 (Strimitzer) wo<br />

sich Reis<strong>in</strong>gers Kaffeestube befand, auf Mitterndorf 103 übertragen wurde.<br />

In e<strong>in</strong> altes Wirtshaus, <strong>in</strong> die Weichpold‐Tafern (Mitterndorf 108), kehrte man bis <strong>in</strong> die<br />

Sechzigerjahre dieses Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong>, 1756 beim We<strong>in</strong>‐ <strong>und</strong> Bierwirt Paul Weichpold, 1795 kam mit


Josef Mayerl e<strong>in</strong> Familienname (1850 Engelbert Mayerl L, 1902 Engelbert Mayerl II. <strong>und</strong> 1937<br />

Engelbert Mayerl III.) auf das Haus, der bis 1956 erhalten blieb.<br />

Alte „Gastgebgerechtigkeit" ist auch <strong>in</strong> der Wirtstafernbehausung beim Thörlwirt (Thörl 14) zu Hause,<br />

wo 1764 Balthasar Mayerl Wirt war. „Bier"‐ <strong>und</strong> „Brantwe<strong>in</strong>ausschankgerechtigkeit" gab es im<br />

Lederergütl (Thörl 2), 1765 beim Michael Mayerl vulgo Lederer, 1889 beim Karl Zandl vulgo Lederer,<br />

der auch als Bauer, Herz <strong>und</strong> M<strong>und</strong> voll Lebensweisheit, <strong>in</strong> guter Er<strong>in</strong>nerung blieb.<br />

Beim Veith (Zauchen 36) gab es 1859 den Bierwirt Matthias Heiß. Der Zauchenwirt (Zauchen 1), 1775<br />

war es Mart<strong>in</strong> Ehrenberger, schenkt <strong>in</strong> alter „Taferngerechtsame" aus. Der We<strong>in</strong>‐ <strong>und</strong> Bierwirt Schröfl<br />

(Krungl 1), ab 1850 Johann Fuchs, vermochte die Schäden an se<strong>in</strong>em Haus nach dem Brand im Jahr<br />

1870 nicht mehr gutzumachen. Der Tischler <strong>und</strong> Glaser He<strong>in</strong>rich Geweßler vulgo Renner (Krungl 2)<br />

hat 1892 die Stelle des Krunglerwirtes übernommen. Auf der Höhe der Talstraße angekommen,<br />

wurde gewiss an der Bir(n)baumer‐Tafern (Krungl 6, Grogger), 1841 beim We<strong>in</strong>‐ <strong>und</strong> Bierwirt Tobias<br />

Hauser, E<strong>in</strong>kehr gehalten.<br />

Aber nicht nur für die Fuhrleute, sondern auch für die Rösser <strong>und</strong> die Wagen mit ihrer kostbaren<br />

Fracht sorgten die Wirte an der Straße. Heute noch sehen wir an manchen Wirtshäusern das Dach<br />

mit e<strong>in</strong>er weit <strong>in</strong> die Straße reichenden an Traufseite als Wetterschutz für das Gespann. Der<br />

„Brustbaum" vor dem Haus diente für die Ruhe der Rastenden ‐ für die Pferde draußen beim<br />

Hafersack <strong>und</strong> für die Fuhrleute dr<strong>in</strong>nen beim Krug.<br />

Auch der Hackenschmied <strong>in</strong> Grubegg hat e<strong>in</strong> altes Schankrecht; die Urk<strong>und</strong>e nennt das Jahr 1769.<br />

Franz Schörkmayr, der Wirt <strong>und</strong> Brauer zugleich war, schenkte 1787 auch im Kraglgut (Neuhofen 28)<br />

aus, 1863 war Matthias Oberascher, der 1858 die Amtmann‐Tafern gekauft hatte, auch<br />

Schreiberbäck <strong>und</strong> Bierwirt im Haus Mitterndorf 110, 1888 nennt die Urk<strong>und</strong>e <strong>in</strong> diesem Haus Franz<br />

Lobenstock.<br />

In diesem Verzeichnis der Wirte, von der Jahrh<strong>und</strong>ertwende an bis <strong>in</strong> die Zeit des Ersten Weltkrieges,<br />

s<strong>in</strong>d auch Namen, deren Träger den älteren Bewohnern des H<strong>in</strong>terbergs sicher noch gut bekannt<br />

s<strong>in</strong>d: Franziska K<strong>in</strong>ast (1913 verehelicht mit Ludwig Falkenste<strong>in</strong>er) im Sägewerk Grubegg (Neuhofen<br />

19), 1908 im Sallan‐Gasthaus, das seit 1892 Franz <strong>und</strong> Anna Aschauer führten.<br />

Die letzte Wirt<strong>in</strong> im Sägewerk war Anna Weiß, wegen ihrer orig<strong>in</strong>ellen Art weitum bekannt.<br />

Beim W<strong>in</strong>klschuster (Mitterndorf 12, abgetragen, kle<strong>in</strong>e Gartenanlage zwischen Köstler <strong>und</strong><br />

Alpenhof), später beim Amtmann‐Sepp (Mitterndorf 124, Haltestelle) schenkte Engelbert Mayerl aus,<br />

bevor er 1902 <strong>in</strong> die Weichpold‐Tafern e<strong>in</strong>zog. 1899 begann Maria Pichlmayer als Wirt<strong>in</strong> beim<br />

Samerschneider (Mitterndorf 94), wo es auch beim Viertbauer hieß. Das Verzeichnis nennt 1892<br />

Roman Seebacher beim Langer (Zauchen 24), 1903 Amalia Neuper im Koglerhaus (Mitterndorf 37),<br />

1904 Josef Meischter (Meister) als Sandlweberwirt (<strong>Obersdorf</strong> 36), 1905 Karl Eibl 1913 Josef<br />

Kölbl<strong>in</strong>ger beim Heißenannerl (Mitterndorf 93), 1906 Magdalena Gaßner <strong>in</strong> der Bahnhofsrestauration<br />

1909 Hugo Schlömmer beim Heiß (<strong>Obersdorf</strong> 17), 1910 Kathar<strong>in</strong>a Höller beim Thörlwirt (Thörl 14),<br />

1911 Melanie Juran im Schlosserbierwirtshaus (Mitterndorf 48) <strong>und</strong> Josef Dürmoser <strong>in</strong> der<br />

Restauration an der Haltestelle (Mitterndorf 30), 1912 Josef Streußnig beim Hackenschmied<br />

(Neuhofen 20) <strong>und</strong> 1917 V<strong>in</strong>zenz Bann beim Viertbauer (Mitterndorf 94), wo es später nach ihm beim<br />

Bann hieß.


Faßb<strong>in</strong>der sorgten für das Geb<strong>in</strong>de. In Mitterndorf 106 gab es den Faßb<strong>in</strong>der B<strong>und</strong>schuster, 1759<br />

Balthasar Stadier, um 1785 übte dieses <strong>Handwerk</strong> vielleicht auch Balthasar Adler, der B<strong>in</strong>der am<br />

Gries (Mitterndorf 89) aus, <strong>in</strong> Zauchen 23, beim Faßb<strong>in</strong>der, 1783 Bartlmä Lemmerer (Glimmerer?).<br />

In <strong>Obersdorf</strong>, zu Füßen des Kumitzberges mit se<strong>in</strong>em Marienheiligtum, warteten die meisten<br />

Herbergen. Wallfahrer waren <strong>in</strong> früheren Jahren viele unterwegs, <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren <strong>und</strong> größeren Gruppen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Prozessionen. Sogar der Salzsteig im Toten Gebirge war e<strong>in</strong> Wallfahrerweg. Aber auch<br />

Wanderern nach weltlichen Zielen <strong>und</strong> auch den Fuhrleuten werden diese <strong>und</strong> andere<br />

Herbergsbehausungen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>terberg willkommene Rast bedeutet haben. In Urk<strong>und</strong>en aus den Jahren<br />

1747 bis 1788 s<strong>in</strong>d dreizehn <strong>Obersdorf</strong>er „Herber<strong>in</strong>gsbehausungen" e<strong>in</strong>getragen. Die Herberg zu<br />

Mitterndorf hieß es beim Kramer‐Söfferl (Mitterndorf 53).<br />

Von den Schneidern <strong>und</strong> Schuhmachern <strong>und</strong> ihrem Zeug, dem Tuch, dem Le<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Leder, nennen<br />

die Urk<strong>und</strong>en etliche Namen <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>terberger Dörfern. Tuch wurde <strong>in</strong> das Tal here<strong>in</strong>gebracht, nur<br />

Le<strong>in</strong>enweber gab es hier. In das Webergütl im W<strong>in</strong>kt (Mitterndorf 8) kam die<br />

„Le<strong>in</strong>enwebergerechtigkeit" vom Schuler am Oberen Gries. 1756 war Matthias Seebacher<br />

W<strong>in</strong>kelweber, 1787 Matthias Pretterebner W<strong>in</strong>kelschuster (Mitterndorf 12). Das W<strong>in</strong>kelschusterhaus<br />

wurde 1958 abgetragen. Das Falknerhäusl (Mitterndorf 7) <strong>und</strong> der Kramersattler (Mitterndorf 2) beherbergten<br />

auch e<strong>in</strong>mal die „Schneidergerechtigkeit". Im Schusterhäusl (Mitterndorf 3) werkte 1787<br />

der Reitschuster Joseph Goggl vulgo Reit. Ihm folgte 1852 Matthias Pretterebner, der 1874 das Haus<br />

um 600 Gulden an Johann Paul Khälß von Khälßberg verkaufte. Das Haus wurde später abgetragen,<br />

die Hausnummer erhielt das Haus Lackner an der Haltestelle.<br />

Vom Alter silbergrau s<strong>in</strong>d die Bretterwände des Färberhauses (Mitterndorf 31), dessen e<strong>in</strong>e der<br />

ebenerdigen Stuben <strong>in</strong> den Deckenbalken die Jahreszahl 1648 e<strong>in</strong>geschnitten trägt.<br />

Die Färber trugen damals den <strong>Handwerk</strong>snamen „Schwarzfärber". Diese Bezeichnung hat aber nichts<br />

mit dem dunklen <strong>Handwerk</strong> der „Störer" <strong>und</strong> „Stümper" zu tun, dem die Färber Kaspar H(G)irner,<br />

Vater <strong>und</strong> Sohn, nachg<strong>in</strong>gen, hartnäckig gegen Zunft, Richter <strong>und</strong> Rat. Der alte Färber starb 1715.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Aufzeichnung arbeitete um 1850 <strong>in</strong> diesem Haus der „Schwarzfärber" Georg Gürner.<br />

Im B<strong>und</strong>schustergütl (Mitterndof 29, Dichtl), erste E<strong>in</strong>tragung 1781 für Elisabeth Schlemicher(<strong>in</strong>), war<br />

um 1850 Franz Grogger Fleischhauer. Nach Leo Grogger führten um 1881 Matthias <strong>und</strong> Barbara<br />

Bründler das Haus. Zum Haus Mitterndorf 29 gehörte auch die nach Simon Köberl benannte Kramer‐<br />

Simon‐Behausung. Beim Haus Mitterndorf 50 hieß es e<strong>in</strong>st beim Pechlerschuster (beim<br />

Mautschuster). Behausung <strong>und</strong> „Schuhmachergerechtigkeit" gehörten 1797 Michael Schlemicher.<br />

Stiegenschuster (Mitterndorf 64) war 1787 Michael Kimmeti. Als Melzenschuster (Mitterndorf 66)<br />

arbeitete um 1850 Peter Eibenste<strong>in</strong>er. Längst ist se<strong>in</strong> Haus abgetragen, das Nummernschildchen<br />

übernahm die Bahnstation Mitterndorf‐Haltestelle. Das Schneiderhäusl (Mitterndorf 69) heißt gewiss<br />

nach Meister Lorenz Vogl (1787) auch das Voglhaus <strong>und</strong> seit Anton Vogl (1849) auch beim Schneider‐<br />

Toni. Größer mag das Nadelkissen beim Klarischneider Mitterndorf 72) gewesen se<strong>in</strong>, wo 1782<br />

Balthasar Huber <strong>in</strong> „Schneidergerechtigkeit" lebte.<br />

Griesschuster (Mitterndorf 74) war um 1777 Anton Moser. Im Haus Mitterndorf 123 arbeitete<br />

Schneidermeister Deopito vor se<strong>in</strong>em handwerks‐ <strong>und</strong> familienverwandten Nachfolger, dem<br />

Schuhmachermeister Josef Stocker. Ob <strong>in</strong> diesen Häusern Mitterndorf 39 <strong>und</strong> 127 ebenfalls<br />

Schneider gewerkt haben, lässt sich nur ableiten: die Hausnamen Schneider am Unteren Gries <strong>und</strong>


Schneider im Gries deuten darauf h<strong>in</strong>. In <strong>Obersdorf</strong> 31, im Schustergütl, hatte um 1759 Leopold<br />

Auchter die Meisterschaft. Im Haus <strong>Obersdorf</strong> 38 war um 1788 Johann Au<strong>in</strong>ger Schneidermeister.<br />

In Rödschitz/Reith gab es zwei Weber. An der Ke(n)l (der Quelle), die nur e<strong>in</strong>e lange Regenzeit<br />

lebendig macht, den Ke(n)lweber, 1776 Meister Matthias Schranz, <strong>und</strong> nachbarlich den<br />

Schupferweber, 1754 Meister Matthias Schupfer. Auch <strong>in</strong> den Dörfern r<strong>in</strong>gsum kreuzten die<br />

Weberschiffchen <strong>in</strong> gerechtsamer Arbeit: 1759 beim Le<strong>in</strong>enwebermeister Mart<strong>in</strong> Haag <strong>in</strong> Thörl 5,<br />

beim Langweber (Neuhofen 15) 1773 unter Meister Josef Schranz, 1747 beim Bachweber (Neuhofen<br />

17) unter Meister Matthias Schaidl <strong>und</strong> im Krappengütl (Neuhofen 18). In <strong>Obersdorf</strong> (nach den Hausnamen<br />

vielleicht beim Guggenweber (<strong>Obersdorf</strong> 49) <strong>und</strong> beim Sandlweber (<strong>Obersdorf</strong> 36), der auch<br />

bei den Krämern schon genannt wurde <strong>und</strong> bei dem auch die „Schneidergerechtigkeit" zu Hause war.<br />

In den Jahren 1592 <strong>und</strong> 1598 erhielten sowohl die Ausseer als auch die Mitterndorf er Le<strong>in</strong>enweber<br />

e<strong>in</strong>e „Ordnung". Diese gibt uns E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das streng geregelte <strong>Handwerk</strong>sleben. In ihr lesen wir von<br />

der <strong>Handwerk</strong>slade <strong>und</strong> ihrem Schlüssel <strong>in</strong> zweier Meister Hand, von Zunftansage <strong>und</strong> Gehorsam, die<br />

dem Jungen drei Jahre die redliche Werkstatt, dem khnappen (Gesellen) die Arbeit, den Schutz <strong>und</strong><br />

die Meisterschaft gaben, den Meister <strong>und</strong> die werckleith (K<strong>und</strong>en) bedachten, im Zwist den<br />

„Zechmeister“ riefen <strong>und</strong> schließlich alle im Quatember zu frommen '<strong>und</strong> werklichem Vere<strong>in</strong><br />

zusammenführten.<br />

Im Jahr 1618 erhielten die Schneider von Mitterndorf ihre eigene „Ordnung" Beim Schneider auf der<br />

Zauchen (Zauchen 13) saß um 1759 Meister Anton Sendlhofer. Dieser Familienname blieb 200 Jahre<br />

auf dem Haus. Beim Schneider <strong>in</strong> Krungl (Krungl 15) warum 1765 Matthias Sendlhofer, beim<br />

Schneider <strong>in</strong> <strong>Obersdorf</strong> (<strong>Obersdorf</strong> 60) um 1776 Michael S<strong>in</strong>ger Meister <strong>in</strong> „Schneidergerechtigkeit".<br />

Auch auf diesem Haus blieb der Familienname bis 1938 bestehen. Für den Thörlschuster (Thörl 15)<br />

fehlt die ältere Urk<strong>und</strong>e. Um 1850 war Blasius Schwarz gerechtsamer Meister. Beim Schuster, dem<br />

Kranabether auf der Zauchen (Zauchen 14) werkte 1774 Meister Jakob Eibenste<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Gerechtsamkeit.<br />

Im Jahr 1681 erhielten die Schuhmacher e<strong>in</strong> „Schutzpatent". Ihre Lade wurde 1718 von der Lade auf<br />

der Pürgg abgetrennt.<br />

Im Oberen Gries, am rechten Ufer der Salza, <strong>und</strong> droben auf der Plan pochte es nach Bedarf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

harzduftenden Gehäuse, im Lohstampf, <strong>in</strong> der R<strong>in</strong>denstampfe. Die Lohe brauchten die Gerber, die<br />

Lederer. Um 1775 war es Franz Schweiger, der die Ledererbehausung zu Mitterndorf (Mitterndorf<br />

103, später Gasthaus Reis<strong>in</strong>ger) bewohnte. In „Ledererwerkstattgerechtigkeit" war auch Franz<br />

Stocker im Lederergütl auf der Plan (Thörl 16) tätig. 1896 trat dort Meister Hermann Stocker die<br />

Arbeit an. Beim Lederer (Mitterndorf 122), das um 1880 unter Meister Fellner noch zur<br />

Ledererbehausung (Mitterndorf 103) gehörte, arbeiteten bis 1910 als Eigentümer Mart<strong>in</strong> <strong>und</strong> Ludwig<br />

Grebenz, Vater <strong>und</strong> Sohn. Nach ihnen führte der Gerbermeister V<strong>in</strong>zenz Bann das <strong>Handwerk</strong> bis zum<br />

Jahr 1923 weiter.<br />

Viele Holzbauten gab es, viele Zimmerleute dazu. Begabung <strong>und</strong> Geschick, Holz zu verarbeiten, s<strong>in</strong>d<br />

ja im Tal daheim. Neben der Zimmerhacke der Hobel ‐ die zierliche Kunst des Tischlers g<strong>in</strong>g mit der<br />

klobigen des Zimmermanns gerne Hand <strong>in</strong> Hand. Aber es gab auch die Tischlerwerkstätte selbst, so<br />

um das Jahr 1900 <strong>in</strong> Mitterndorf 126 die Werkstätte des Tischlermeisters Adolf Zenz <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e im<br />

Mauthäusl <strong>in</strong> der Straßen (Mitterndorf 114), die Meister Johann Neubauer e<strong>in</strong>richtete. Dem


Hausnamen nach wird e<strong>in</strong>e Tischlerei auch beim Laimer im Gries betrieben worden se<strong>in</strong>, wo um 1800<br />

Johann Trum genannt wird.<br />

Beim Rechenmacher Burgschweiger vulgo Schermer (Thörl 4) sah es <strong>in</strong> der Werkstätte immer nach<br />

fe<strong>in</strong>en, hellen Spield<strong>in</strong>gen aus. 1903 war Kasimir Burgschweiger dort an der Werkbank. Das<br />

unentbehrliche Reifmesser wollte nur mit besonderer Handhabe geführt se<strong>in</strong>. Da gab es viele<br />

fichtene Stäbe, glasglatt, Birkenholzstücke, von denen jedes zu e<strong>in</strong>em sanft geschwungenen Joch<br />

zugeschnitten wurde <strong>und</strong> <strong>in</strong> strenger Reihe Löcher gefräst bekam für die Zähne, die aus zähem Holz<br />

geschnitzt se<strong>in</strong> mussten. Meistens waren sie aus dem honiggelben Sauerdornholz dem „Boaßlbam"<br />

oder dem Haselnußholz gemacht, aber auch aus Buchenholz für die „Schlichtrechen" <strong>und</strong> für die<br />

„Räumrechen". „Schermer‐Rechen“ waren weit bekannt, auch bei den Bauern <strong>in</strong> der<br />

Talnachbarschaft.<br />

In „Maurergerechtigkeit" bewohnte um 1801 Meister Alois Mayr se<strong>in</strong> Haus, dem das <strong>Handwerk</strong> den<br />

Namen gab (Mitterndorf 67). Phantasie, schon im k<strong>in</strong>dlichen Werk, <strong>und</strong> pfleglicher, bewahrender<br />

S<strong>in</strong>n haben dieses Haus schon früh für D<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Wort aus dem Strom der Vergänglichkeit zum<br />

rettenden Ufer <strong>und</strong> zur Heimstatt gemacht, zur Stätte bes<strong>in</strong>nlicher E<strong>in</strong>kehr, zum Heimatmuseum der<br />

Familie Strick. In Thörl deutet der Hausname Kramaurer, <strong>in</strong> <strong>Obersdorf</strong> zweimal der Hausname<br />

Maurer auf den <strong>Handwerk</strong>er <strong>in</strong> diesen Häusern. In <strong>Obersdorf</strong> 39, wo um 1850 die Krabathenmühl<br />

stand, <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>Obersdorf</strong> 62, dem jedoch die ältere Urk<strong>und</strong>e fehlt.<br />

Noch gab es viele offene Herdfeuer, obwohl sie der Buchstabe der Steirischen Bauordnung aus dem<br />

Jahr 1857 auslöschen sollte. Die Funken verglimmten im gemauerten Koben, der Rauch kühlte dort<br />

ab <strong>und</strong> hielt sich lange <strong>in</strong> beizenden Schwaden an der geschwärzten Decke der „Rauchkuchi", bis er<br />

durch den hölzernen Kam<strong>in</strong> abzog. Mit dem „Gröss<strong>in</strong>g" wurde von Zeit zu Zeit gekehrt. Die<br />

Brandgefahr war groß. Aussee, wo <strong>in</strong> den Achtzigerjahren viel gebaut wurde, lockte neben manchen<br />

anderen Werkleuten auch Julius Janiß, der sich 1881 <strong>in</strong> Mitterndorf als Rauchfangkehrermeister<br />

ansässig gemacht hatte, 1886 wieder zu den vielen heimatlichen Kam<strong>in</strong>en, wo mehr zu verdienen<br />

war, zurück. Der Geselle Johann König, Im Dienst bei e<strong>in</strong>em Ausseer Meister, erhielt 1894 die<br />

Konzession für die drei H<strong>in</strong>terberger Geme<strong>in</strong>den Pichl, Mitterndorf <strong>und</strong> Tauplitz <strong>und</strong> ließ sich <strong>in</strong><br />

Mitterndorf 7 als Rauchfangkehrermeister nieder. Nur zu kurzer Meisterschaft. Die Witwen‐<br />

Konzession war <strong>in</strong> den Jahren 1913 bis 1918 an Franz Maderbacher verpachtet. Der aus dem Krieg<br />

heimgekehrte Florian König (Sohn des Johann König) — heute Rauchfangkehrermeister im Ruhestand<br />

—, der dies alles erzählte, übernahm dann 1918 die Konzession se<strong>in</strong>es Vaters.<br />

Mit den Sparherden, den eisernen Öfen <strong>und</strong> anderen Heizstellen, deren Rauchabzug <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Rauchfang e<strong>in</strong>geschlaucht werden musste, waren auch die gemauerten Kam<strong>in</strong>e notwendig<br />

geworden. Der großen Brandgefahr durch offene Feuer wollte der Mitterndorfer Bürgermeister,<br />

Engelbert Schlömmer d.Ä. vulgo Hagenbauer, mit e<strong>in</strong>er strengen Vorschrift, die bei Strafe ke<strong>in</strong><br />

offenes Herdfeuer mehr erlaubte, besonders energisch begegnen. Es waren aber ke<strong>in</strong>e Leute mit<br />

dem S<strong>in</strong>n, das gute Alte zu bewahren, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nacht darauf se<strong>in</strong>en Obstgarten heimsuchten <strong>und</strong><br />

als Zeichen des Protestes die schönsten <strong>und</strong> ertragreichsten Bäume <strong>in</strong> halber Stammhöhe absägten.<br />

Der mit se<strong>in</strong>en Obstbäumen vertraute Bauer setzte <strong>in</strong> die W<strong>und</strong>en Reiser e<strong>in</strong>. Die Bäume trieben<br />

wieder aus, zeigen aber noch heute die Narben dieser Übeltat.<br />

E<strong>in</strong> anderer alter Text nennt e<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Gegenwart kaum mehr bekanntes <strong>Gewerbe</strong>, jenes des<br />

Sch<strong>in</strong>ders, Wasenmeisters oder Abdeckers. Wie dasz die Gma<strong>in</strong> zu Mitterndorf vor Jahren am


abdöckher ‐ Häuszl auf der Frey ob Plan erbauth Thörl 18, wo es beim Fra<strong>und</strong>l (Freydl ?) heißt, an<br />

e<strong>in</strong>em verwunschenen Wasser weil es ke<strong>in</strong>en Mündungsfrieden f<strong>in</strong>den kann, <strong>und</strong> das nach dem<br />

<strong>Gewerbe</strong>, e<strong>in</strong>st an se<strong>in</strong>em Ufer, der „Sch<strong>in</strong>dergraben" genannt wird. 1709 hatte sich Ferd<strong>in</strong>and<br />

Schroll erbötig gemacht, die durch h<strong>in</strong>lössigkeit der gma<strong>in</strong> fasst <strong>in</strong> völlig abbau gerathen<br />

Abdeckerstatt auf se<strong>in</strong> Unkosten zu erheben. 1772 betrieb Bartholomä Traxler dieses <strong>Gewerbe</strong>.<br />

Zum Pötschenwald h<strong>in</strong>, an den gegenüberliegenden Rand des Tales gedrängt, weil mit Explosionen<br />

drohend, stand seit 1741 auf dem Boden der Herrschaft von Grubegg e<strong>in</strong>e Pulvermühle, der<br />

Pulverstampf genannt. Zur Pulvermacherarbeit konnten meistens nur Leute aus der Fremde<br />

gewonnen werden. Beim Pulverer (Neuhofen 22) lautete dort der Name. Der erste Pulvermacher war<br />

Andrä Schuller, der den Stampfort im Jahr 1742 gekauft hatte. Explosionen gab es — <strong>und</strong> da der<br />

Pulverstampf seit 1741 fünfmal <strong>in</strong> die Luft geflogen war, erhielt der Pulvermacher Balthasar Kubier<br />

1778 die Bewilligung, auf dem alten Ort zu bauen, nur deshalb, weil er vom k. u. k. Artellerie‐<br />

Commando den dr<strong>in</strong>genden Auftrag erhalten hatte, 73,5 Zentner Musketen‐, Geschütz‐ <strong>und</strong><br />

Sprengpulver zu liefern. Auch der Salzberg bezog se<strong>in</strong> Sprengpulver vom Mitterndorfer<br />

Pulvermacher. Waren die Pulverfässer, von denen jedes 200 Liter fasste, gefüllt <strong>und</strong> zum Abtransport<br />

bereitgestellt, so warnte die ausgesteckte Fahne alle Leute vor dieser gefährlichen Fracht. Der<br />

ärarische Pulverstampf wurde später an den Gasthofbesitzer Emmerich Oberascher verpachtet. Noch<br />

zweimal <strong>in</strong> diesem Jahrh<strong>und</strong>ert, 1907 <strong>und</strong> 1910, flog der Pulverstampf <strong>in</strong> die Luft. Es waren<br />

Todesopfer zu beklagen.<br />

Von den idyllischen Plätzchen im alten Dorf wurde auch jenes gern besucht, wo das vom Rauschen<br />

des Baches gedämpfte, e<strong>in</strong>schläfernde Gepoch der Säge <strong>und</strong> das Plätschern lieblicher Kaskaden von<br />

bemoosten, künstlich aufgebauten Felspyramiden vor dem Badehaus (Mitterndorf 100) zum<br />

Verweilen <strong>und</strong> zur Erholung e<strong>in</strong>luden. Das Badehaus mit se<strong>in</strong>en Wannenbädern, duftend von<br />

Fichtennadeln, erwärmte auch das angebaute Schwimmbad. Die letzte Badewärter<strong>in</strong> war Emilie<br />

Pichler, die Frau des Meisters <strong>in</strong> der Melzenmühle.<br />

Das alte Dorf hatte freilich auch den Nachtwächter. Aus dem Planhanslhäusl (Mitterndorf 101) g<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> den Jahren 1910 bis 1916 Gregor Grill, der Drechsler, der die Eisschützen mit recht handlichen<br />

Stöcken versorgte, jeden Abend <strong>in</strong> die dunklen Dorfgassen. Ob Jakob Lackner, der um 1746 dieses<br />

Haus bewohnte, auch dem nächtlichen Dienst nachg<strong>in</strong>g, berichtet die Urk<strong>und</strong>e nicht. Wie aus e<strong>in</strong>em<br />

Spitzwegbild gekommen, waren Gestalt <strong>und</strong> Wesen des stillen Mannes Josef Punz, des Geme<strong>in</strong>dedieners,<br />

der Uniform <strong>und</strong> Säbel trug, jenen alten Säbel <strong>in</strong> der mit Leder überzogenen Scheide<br />

<strong>und</strong> mit dem gerillten Mess<strong>in</strong>ggriff. Wie viele, so diente auch er e<strong>in</strong>em großen Reich getreu <strong>in</strong> der<br />

Unsche<strong>in</strong>barkeit des kle<strong>in</strong>en Dorfes. Zu se<strong>in</strong>en Dienste zählte es, auf dem Weg der Nachtwache zu<br />

Mitternacht <strong>in</strong> den Schenken schwerem Disput <strong>und</strong> Trunk das Ende anzusagen <strong>und</strong> den Bürgern die<br />

Ruhe zu sichern, an Sonntagvormittagen von der Stiege zur Geme<strong>in</strong>destube aus, nach lautem, sich<br />

Gehör verschaffendem Zuruf, den Alten, die nach der Messe auf dem Kirchenstiegenplatz<br />

pfeifenrauchend beisammenstanden, das eben Wichtige k<strong>und</strong>zumachen <strong>und</strong>, nach vielen Schritten<br />

auch bei Tag als Bote des Amtes, an jedem Abend mit der Leiter von Laternenpfahl zu Laternenpfahl<br />

zu gehen <strong>und</strong> die Öllichter im Dorfe anzuzünden.<br />

In ihrem Sche<strong>in</strong> soll der Meister, Kaufleute <strong>und</strong> Wirte gedacht se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> ihrer Arbeit oder im<br />

Soldatenrock des Kaisers noch <strong>in</strong> der Er<strong>in</strong>nerung der älteren Dorfbewohner leben. Viele dieser<br />

Namen aus der Zeit um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende <strong>und</strong> des Ersten Weltkrieges wurden schon aufgezählt.<br />

Dazu reihen sich noch Namen von Angehörigen dieser Berufe. Aus <strong>Obersdorf</strong>, mitgeteilt von


Müllermeister im Ruhestand Engelbert Seebacher, die Wirte Johann Schlömmer <strong>und</strong> dessen Sohn<br />

Leo Schlömmer <strong>in</strong> der Wirtstafern (<strong>Obersdorf</strong> 9), Johann Schlömmer, Hugo Schlömmers Vater, beim<br />

Heiß (<strong>Obersdorf</strong> 17), Josef Meister, der Schneider <strong>und</strong> Sandlweberwirt (<strong>Obersdorf</strong> 36), der Wagner<br />

Alois Adler (<strong>Obersdorf</strong> 45), der Schmied Franz Schiendorfer (<strong>Obersdorf</strong> 44), der Müller Leopold<br />

Seebacher (<strong>Obersdorf</strong> 28), die Sägewerker Rupert Tasch <strong>und</strong> Rupert Brechtler (<strong>Obersdorf</strong> 43), die<br />

Bäcker Engelbert Muß <strong>und</strong> Johann Schlömmer (<strong>Obersdorf</strong> 7) <strong>und</strong> die Kaufleute Johann <strong>und</strong> Matthias<br />

Gaßner (<strong>Obersdorf</strong> 39, Maurer).<br />

Mit dem Straßenwärter Gottfried Renner (<strong>Obersdorf</strong> 47, Samer), der für den schönen Wallfahrerweg<br />

sorgte, sollen zugleich auch der Straßenwärter Georg Schlömmer (Zauchen 30), der auf langer<br />

Strecke den Dienst auf der Durchzugsstraße versah, <strong>und</strong> der Straßenwärter Stefan Strimitzer<br />

(Mitterndorf 34) genannt se<strong>in</strong>, der das romantische, von Wanderern geliebte Sträßle<strong>in</strong> durch den<br />

Pass Ste<strong>in</strong> bis zum Wasserfall betreute.<br />

Aus Krungl s<strong>in</strong>d die Müller Johann Neuper (Krungl 33) <strong>und</strong> Peter Hopfer (Krungl 36) zu nennen, der<br />

Schneider Markus Ruhdorfer (Krungl 23, Klampferer), der Sägewerker Peter Kanzler (Krungl 38) <strong>und</strong><br />

der Maurer Sebastian Berger (Krungl 18), aus Zauchen der Müller <strong>in</strong> der Loitzl‐Mühle, Alois Hirsch<br />

(Zauchen 43), die Schneider Florian L<strong>in</strong>dner <strong>und</strong> Roman Sendlhofer (Zauchen 13), der Schmied<br />

Engelbert Nister (Zauchen 34), der Sägewerker Jakob Ste<strong>in</strong>müller (Zauchen 2), gewandt auch als<br />

Musikant, als Orgelspieler, <strong>und</strong> der Zauchenwirt Franz Salfeldner (Zauchen 1).<br />

In Thörl 12, beim Thörlschmied, stand <strong>in</strong> diesen Jahren der Schmied Johann Mari an der Esse, <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Nabhütte der Wagner Franz Heiß (Thörl 0), der, Altes <strong>und</strong> Seltsames gern bewahrend, <strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />

Haus e<strong>in</strong> Sattelzeug e<strong>in</strong>es Trosses durchziehender Soldaten aus der Franzosenzeit brachte, das noch<br />

heute dort aufbewahrt wird<br />

In Mitterndorf zeigten damals die Schilder die Namen der vier Schuhmacher Pretterebner: Vater <strong>und</strong><br />

Sohn Roman Pretterebner (Mitterndorf 111, Sattler, <strong>und</strong> Mitterndorf 73), Hermann Pretterebner<br />

(Mitterndorf 31, Färber) <strong>und</strong> Josef Pretterebner (Mitterndorf 40, Schuhmacher), nannten den<br />

Schuhmacher Karl Wöber <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Nachfolger Johann Ra<strong>in</strong>er (Mitterndorf 50, Moarhaus), den<br />

Schuhmacher Ludwig Brabsche (Mitterndorf 32) <strong>und</strong> die Schneider Matthias Deopito (Mitterndorf<br />

123, Schneider) <strong>und</strong> Franz Schatz (Mitterndorf 104).<br />

Wie sehr wird sich der Handschuhmacher Franz Kitzberger (Mitterndorf 70, Hauserzamerl), der auch<br />

Lederhosen machte <strong>und</strong> sie mit zierlichen Ornamenten <strong>in</strong> grünem Faden schmückte, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

sonnenarmen Werkstätte jeden Sommer über den blühenden Heckenrosenstrauch vor se<strong>in</strong>em<br />

Fenster gefreut haben! Köstlich roch es nach allerlei Leder <strong>und</strong> — wie <strong>in</strong> allen Werkstätten— glänzte<br />

die Ordnung beim Sattler Johann Weiß (Mitterndorf 116).<br />

Am östlichen Dorfende arbeitete der Tischler Adolf Zenz (Mitterndorf 126), dem westlichen zu der<br />

Tischler Johann Neubauer (Mitterndorf 114, Mauthäusl) <strong>und</strong> der Tischler Johann Juran (Mitterndorf<br />

50, Mautschuster). Im Oberen Gries <strong>und</strong> dr<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Angern gab es noch Sägen, die Bloche davor zu<br />

Bergen gestapelt. Bei vielen <strong>in</strong> guter Er<strong>in</strong>nerung ist der Sägewerker Franz Geweßler, ganz dem Holz<br />

zugetan <strong>und</strong> der Arbeit im kühlen Dämmersche<strong>in</strong> unter dem weiten Bretterdach, die breite<br />

Hutkrempe, die schmalen Schultern von Sägemehl bestäubt.


Beim Neuwirt (Kasperer) kehrte man damals bei Stefan Sallfellner e<strong>in</strong>, zur Post (Lord) bei Johann<br />

Khälß von Khälßberg. Schlosser war Franz W<strong>in</strong>kler (Mitterndorf 112, Kam), Wagner Franz Schachner,<br />

der W<strong>in</strong>kelwagner (Mitterndorf 7, Köstler), Schmied Gottlieb Pölz (Mitterndorf 56, Baldauf).<br />

Kaufleute waren Hans Köstler (Mitterndorf 5), Kajetan Artweger (Mitterndorf 14) <strong>und</strong> Josef<br />

Haslebner (Mitterndorf 2, Uhrmacher). Für Haar <strong>und</strong> Zahn sorgten der Friseur Josef Mitterndorfer<br />

(Mitterndorf 152) <strong>und</strong> der Zahntechniker Franz Lobenstock (Mitterndorf 110), der auch den<br />

Organistendienst versah <strong>und</strong> nach Übergabe des Ateliers an den Sohn Hans die Tage <strong>in</strong> der<br />

E<strong>in</strong>samkeit se<strong>in</strong>es Torfstiches <strong>in</strong> der Laasen zubrachte. Im Erdgeschoß des Moarhauses, im rechten<br />

vorderen Raum war die Werkstätte des Uhrmachers Matthias Kais, e<strong>in</strong>es Meisters, so blank <strong>und</strong> genau<br />

<strong>und</strong> empf<strong>in</strong>dsam wie se<strong>in</strong>e mit dem Herzen des Liebhabers betreuten Uhrwerke. Und nicht<br />

zuletzt, aber zu gutem Ende soll der Photograph Sepp Ka<strong>in</strong> genannt se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem der Künstler<br />

schaffte, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bildern die Erhabenheit <strong>und</strong> die Lieblichkeit der Heimat immer wieder aufs<br />

Neue schauen <strong>und</strong> erleben ließ.

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