Das Handwerk in der Region - SchwÃ¤bisches Tagblatt

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2 Das Handwerk in der Region Freitag, 9. März 2012 Aus dem Inhalt Seite 3 Bundessieger aus der Region berichten über ihre Berufswahl und Perspektiven Seite 8 Quenstedt-Gymnasium Mössingen: Erfahrungen außerhalb der Schule Seite 10 Auf Umwegen zum Traumberuf: Eine zukünftige Schreinerin berichtet Seite 26 Gesundes Wohnen Links für Energiesparer Seite 4 Bildungspartnerschaften: Aha-Erlebnisse beim Blick hinter die Kulissen Haser Bau Haigerloch: Dem Fachkräftemangel entgegenwirken Seite 6 Neuhausener Handwerksbetriebe: Krisensichere Jobs vor Ort »Berufe-Checker« im Internet Seite 7 Graf-Eberhard-Schule Kirchentellinsfurt: Zusätzliches Engagement Seite 9 Nicht nur das Land der Dichter und Denker: Bachelor und Meister gleichwertig ab Seite 11 Die große Lehrstellenbörse: Über 630 freie Lehrstellen Seite 15 Lehrstellen-Radar Preisrätsel: iPad zu gewinnen Seite 23 »Mädchen schaffen das« Girls’ Day Akademie Seite 24 Energiesparrezepte für Altbauten Seite 25 Altersgerecht umbauen Seite 27 Forum EnergieSparCheck Seite 28 Steuern sparen mit der Handwerkerrechnung Seite 30 Professionelles Gebäudemanagement Freie Fahrt in der Umweltzone Seite 31 Die Kreishandwerkerschaften im Überblick Impressum auf Seite 7 Bilder: Handwerkskammer Reutlingen
Freitag, 9. März 2012 Das Handwerk in der Region 3 Alles richtig gemacht! Handwerk in Bestform: Drei Bundessieger aus der Region berichten über ihre Berufswahl und ihre Perspektiven Sie haben es beim Leistungswettbewerb des deutschen HandwerksaufsobersteSiegertreppchen geschafft und gehören damit zu Deutschlands besten Junghandwerkern: Christian Mayer aus Münsingen sowie Stefan Schairer und Matthias Kästle aus Albstadt. Trotz unterschiedlicher Berufsfelder haben die drei mindestens eines gemeinsam: Sie üben ihren jeweiligen Beruf mit Begeisterung und Leidenschaft aus. Auch wenn der ursprüngliche Berufswunsch nicht bei allen Dreien zum später gewählten Ausbildungsberuf führte, eine gewisse Zielstrebigkeit ist den erfolgreichen Junghandwerkern nicht abzusprechen. Doch der Reihe nach ... Im Sommer letzten Jahres schloss Christian Mayer seine Ausbildungzum»Verfahrenstechnologen in der Mühlen- und Futterwirtschaft«, so die offizielle Bezeichnung für den Müller-Beruf, als Bester im ganzen süddeutschen Raum ab. Beim Bundeswettbewerb im November wurde er zum »MühlenMaster« gekürt – als bester Nachwuchsmüller Deutschlands des Abschlussjahrgangs 2011. VomFerienjob zurBerufswahl Wie kommt man dazu, einen doch eher ausgefallenen Beruf zu wählen? »Eigentlich wollte ich Industriemechaniker werden«, sagt Christian Mayer. Sein Ferienjob in der Münsinger Getreidemühle Luz brachte ihn auf einen »Mir gefällt der Umgang mit Maschinen und Techniken. Außerdem kann ich zu einem hohen Qualitätsniveau im Hinblick auf unsere Nahrungsmittel beitragen.« Christian Mayer Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft neuen Geschmack. »Die Arbeit hat mir so gut gefallen, dass ich fast jeden Samstag dort gejobbt habe.« Bis ihn der Chef dann gefragt hat, ob er bei ihm eine Ausbildung machen wolle – »dann war’s geschwätzt«. In dem Zehn- Mann-Betrieb lernte er den Beruf von der Pike auf: Mehl absacken und verladen, Maschineneinstellen, Kornqualität prüfen. Die kleine Mühle ist auf dem neuesten Stand der Technik, alles läuft vollautomatisch. Jeden Tag werden in 14 Stunden 50 Tonnen Mehl gemahlen, das Getreide stammt von der Schwäbischen Alb. Praktische Ausbildung vor dem Studium Wie Christian Mayer hatte auch Matthias Kästle vor seiner Ausbildung zum Stuckateur einen anderen Beruf im Sinn: »Zuerst dachte ich an eine Ausbildung zum Gärtner.« Ein Praktikum bei einem Gipser-Betrieb hat ihm dann so viel Spaß gemacht, dass er dabei geblieben ist. Die harte körperliche Arbeit schreckteihnnicht,fürihnwares der ideale Ausbildungsberuf. DavonzeugtauchseinEinsatz.Erist nicht nur Bundessieger geworden, sondern wurde auch ins Nationalteam der Stuckateure berufen. Höhepunkt für die Mitglieder des Nationalteams ist die Teilnahme an den beruflichen Europa- und Weltmeisterschaften. Auch nicht zu verachten: Er darf ein Jahr lang kostenlos ein neues Auto mit Nationalteam- Beschriftung fahren. Bei Ralph Würth in Hechingen, einem Vier-Mann-Betrieb, hat er viel gelernt, lobt Kästle seinen Ausbildungsbetrieb. Dafür musste er jeden Tag den beschwerlichen Weg von Albstadt nach Hechingen in Kauf nehmen. Derlange Anfahrtsweg war es auch, der ihn dazu bewog, nach seiner Ausbildung in die Rupert Linder GmbHinAlbstadtzuwechseln,einen großen Stuckateurfachbetrieb mit 70 Mitarbeitern. Alles andere als »normal« Für Stefan Schairer stand eines fest: »Etwas ›Normales‹ wollte ich nicht werden.« Auf der Homepage derAlbstädterFirmaGühringstieß er auf die Ausbildung zum Schneidwerkzeugmechaniker. Nach der erfolgreichen Ausbildung im Handwerk steht ihnen die Zukunft offen: Christian Mayer, Stefan Schairer, Matthias Kästle (von links). Bild: Handwerkskammer Reutlingen »Vor meinem Studium wollte ich einen praktischen Beruf erlernen und etwas vom Bau mitbekommen.« Matthias Kästle Stuckateur »DenAusbildungsberufkannte ich zwarnicht,aberichhabegleichgewusst: Das ist das Richtige.« Schneidwerkzeugmechaniker stellenMaschinen-undIndustriemesser sowie andere Schneidwerkzeuge in Spezialformen her. Gühring, einer der weltweit führenden Anbieter von Werkzeugen fürdierotierendeZerspanung,hat über 1620 verschiedene Werkzeugsorten im Programm. 5500 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, 200 Azubis befinden sich derzeit inder Ausbildung.StefanSchairerwarderersteLehrling, derzumSchneidwerkzeugmechaniker ausgebildet wurde. »Dabei wurde ich aus allen Bereichen der Firma unterstützt. Auch wenn es noch keinen reinen Schneidwerkzeugmechaniker gab, wurden die Aufgaben ja auch bisher durchgeführt, von daher ist das Know-how und die Erfahrung da.« Als Voraussetzungmussmanunteranderem gutes handwerkliches Geschick und eine ruhige Hand mitbringen. »Wir haben Werkzeuge, da gehen die Toleranzen in den µ-Bereich – bildlich gesagt, dreimal so dünn wie ein Haar«, veranschaulicht er. Nach einer verkürzten Ausbildungszeit von drei statt dreieinhalb Jahren schnitt Stefan Schairer beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks als bester Auszubildender Deutschlands im Bereich Schneidwerkzeugmechaniker ab. Beste Aussichten Um ihre Zukunft müssen sich diedreierfolgreichenNachwuchshandwerker keine Sorgen machen. Die nächste Stufe auf der KarriereleiteristbeiallendieMeisterprüfung.ChristianMayermöchte dann im Anschluss den Techniker draufsatteln. Auf ihn warten beste Aussichten: »In meinem Bereich sind immer Stellen ausgeschrieben. Ohne Mühlen geht es nicht, und hoch qualifizierte Verfahrenstechnologen werden immer gebraucht.« MatthiasKästleplant,nachder Meisterschule sein Architekturstudium aufzunehmen. »Mir hat das Handwerkliche von Anfang an gefallen, daher wollte ich vor dem Studium einen praktischen Beruf erlernen. Als Stuckateur nehme ich viel Know-how über Ausbau und Fassade mit.« Und bei Stefan Schairer? Der Schneidwerkzeugmechaniker wurde von seinem Unternehmen als Lehrgeselle übernommen. Ganz aktuell hat er die Ausbildereignungsprüfung bestanden und soll bei Gührung künftig für die Ausbildung von Schneidwerkzeugmechanikern und Industriemechaniker zuständig sein. »Es macht mir großen Spaß, mein Wissen weiterzugeben«, betont »Es ist spannend, wenn man jeden Tag etwas Neues erfährt.« Stefan Schairer Schneidwerkzeugmechaniker er. Im Herbst beginnt die Meisterschule, er hat ein Stipendium in Aussicht. DieEntscheidung,einenHandwerksberufzuerlernen,habenalledreinichtbereut–imGegenteil. Einig sind sie sich auch, wenn es um eine Empfehlung an Jugendliche geht, die auf der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsberuf sind: »Einfach ein Praktikum machen, dann merkt man schnell, ob es einem liegt«, sagt Christian Mayer, und Matthias Kästle stimmt ihm zu. »Und nicht nur an die Standardberufe denken«, ergänzt Stefan Schairer, »es gibt so viele interessante Ausbildungsberufe auch in den Randgebieten.«
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