15.09.2014 Aufrufe

Tiebelkurier Nr. 275

Tiebelkurier Nr. 275

Tiebelkurier Nr. 275

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

TieBelkurier ABSCHIED NEHMEN <strong>Nr</strong>. <strong>275</strong>/Oktober 2013<br />

Foto: Sigrid Harig_pixelio.de<br />

Trauer ist „nachgetragene Liebe“<br />

Wenn wir an Trauer denken, so denken wir in erster Linie an Verlust. Dieser Verlust ist ebenso wie<br />

die Trauer ein Teil unseres Daseins. Freude und Leiden – eines gibt es nicht ohne das andere.<br />

22<br />

Seit 1997 begleitet die Religionslehrerin<br />

und Gemeindepädagogin Anke<br />

Witt Menschen in ihrer Trauer. „Ich<br />

denke, dass ich schon mein ganzes<br />

Leben lang mit dieser Thematik<br />

beschäftigt bin“, resümiert Witt.<br />

Sie selbst hat als Kind ihre Mutter<br />

verloren – hat früh einen Verlust<br />

erlitten und ihren Weg gefunden<br />

damit umzugehen. „In dieser Situation<br />

hat man das Gefühl, dass das<br />

Leben stehenbleibt und dennoch<br />

geht es draußen weiter als ob nichts<br />

geschehen wäre.“ Eben darum ist es<br />

ihr auch ein Bedürfnis Menschen in<br />

ihrer Trauer zu begleiten und ihnen<br />

zu vermitteln, dass sie nicht alleine<br />

sind. „Trauer braucht ihren Platz im<br />

Leben. Ein Verlust kann durch den<br />

Tod eines geliebten Menschen entstehen<br />

ebenso durch Scheidung oder<br />

Trennung. Letztendlich muss die<br />

Trauer aber Platz haben. Wenn man<br />

diesen Prozess zulässt und seine<br />

Gefühle ernst nimmt, dann wird<br />

man gestärkt daraus hervorgehen.<br />

Negiert man Trauer, dann begegnet<br />

sie einem im Laufe des Lebens in<br />

anderer Form – Depression, Krankheit,<br />

… - wieder“, weiß die Trauerbegleiterin.<br />

Tränen sind Teil dieses<br />

Prozesses, auf dem sie schon viele<br />

Menschen begleitet hat und der zu<br />

einem Teil ihrer Identität geworden<br />

ist. „Ich begleite Menschen durch<br />

schwere Zeiten und helfe ihnen wieder<br />

Mut zu schöpfen. Dennoch ist es<br />

der Verdienst jedes Einzelnen, wenn<br />

er gestärkt aus dieser Lebenszeit<br />

hervorgeht. Jeder trägt seine Erfahrungen,<br />

seine Geschichte und seine<br />

Gefühle selbst.“<br />

„Weinen<br />

ist etwas Schönes“<br />

„Tränen streicheln die Wangen und<br />

Tränen sind das Grundwasser der<br />

Seele“, gibt Witt zu bedenken. Als<br />

durchaus erlösend empfinden viele<br />

Trauernde das Weinen. Es ist Ausdruck<br />

der Befreiung und hilft Emotionen<br />

in Fluss zu setzen. „Ich möchte<br />

für die Menschen, die ich begleite<br />

Nachtherberge für die Wegwunden<br />

sein. Mit dem Mut zur Trauer stellt<br />

man sich dem leben und in der Tiefe<br />

der Trauer erhält das Leben neue<br />

Qualität. Unwesentliches wird zur<br />

Seite geschoben und losgelassen.“<br />

Gerade der Prozess des Loslassens<br />

ist für die Trauerbegleiterin eng mit<br />

jenem des Verlusts verbunden.<br />

Loslassen und bewahren<br />

„Loslassen ist ein Lebensthema. Es<br />

ist ein schmerzhafter Vorgang, der<br />

notwendig ist um ins Leben zu kommen,<br />

um für Neues offen zu sein.“<br />

Kraft für ihre Arbeit schöpft die gläubige<br />

Trauerbegleiterin aus der Natur.<br />

Hier findet laufend Veränderung<br />

statt und es ist ein ständiger Prozess<br />

des Kommens und Vergehens im<br />

Gange – ein Geben und ein Nehmen.<br />

Ganz ähnlich wie im menschlichen<br />

Miteinander. „Wenn zwei Menschen<br />

auf einer Kommunikationsebene in<br />

Kontakt treten, dann beginnt auch<br />

hier ein Fluss zu fließen. Man gibt,<br />

man nimmt und letztlich profitiert<br />

man voneinander. Das erlebe ich<br />

auch immer wieder in meinen Gruppen.<br />

Hier finden sich Menschen, die<br />

trauern zusammen und durchleben<br />

gemeinsam eine schwere Zeit. In den<br />

Herzen gibt es aber zwei Kammern<br />

– jene der Traurigkeit und jene der<br />

Freude. Die Grenze verschwimmt oft<br />

und nur wer das eine zulässt kann<br />

auch das andere wirklich und wahrhaftig<br />

erfahren.“<br />

Nächste Trauergruppe:<br />

Mi., 4. Dezember 2013<br />

17 – 19 Uhr, Tschöran<br />

Anke Witt, Tel. 04276/37663<br />

oder 0650/81 47 733<br />

Seit 1997 begleitet Anke Witt<br />

Trauernde durch ihre schwierige<br />

Lebenssituation.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!