15.09.2014 Aufrufe

Salter-Harris-Frakturen - Tierklinik Dr. Staudacher

Salter-Harris-Frakturen - Tierklinik Dr. Staudacher

Salter-Harris-Frakturen - Tierklinik Dr. Staudacher

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Salter</strong>-<strong>Harris</strong>-<strong>Frakturen</strong>: Ellenbogen<br />

VET<br />

AA A A CC HH EE NN<br />

<strong>Salter</strong>-<strong>Harris</strong>-<strong>Frakturen</strong>:<br />

Chirurgische Versorgung der intraartikulären <strong>Frakturen</strong> am Ellenbogen<br />

Bei Jungtieren stellen intraartikuläre <strong>Frakturen</strong> ein besonderes Risiko dar, weil die Beteiligung der<br />

Epiphysenfugen zu einer deutlichen Verzögerung im Wachstum und damit zu Inkongruenzen im Gelenk<br />

und Gliedmaßenverkürzungen führen können. Insbesondere bei Miniaturrassen ist der Ellenbogen so<br />

fragil, dass schon der Sturz vom Sofa zur Katastrophe führen kann. Anschließend kommt es auf eine<br />

schnelle Diagnose und eine optimale Reposition und gewebeschonende aber dennoch stabile Fixation<br />

der Fraktur an.<br />

Der Beitrag zeigt die Schwierigkeiten der radiologischen Diagnose und die verschiedenen Varianten der<br />

operativen Versorgung auf.<br />

Die meisten <strong>Frakturen</strong> am distalen Humerus finden<br />

zwischen dem vierten und achten Lebensmonat<br />

statt, weil die Stabilität dieses Bereiches durch die<br />

Wachstumsfuge und das Foramen supratrochleare<br />

reduziert ist. Zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat<br />

verknöchern bei den meisten Hunderassen die<br />

distalen Humerusepiphysenfugen. Danach findet<br />

kein Längenwachstum mehr statt. Zur Orientierung<br />

über die <strong>Frakturen</strong> unter Fugenbeteiligung wurde<br />

das <strong>Salter</strong>-<strong>Harris</strong>-System in der Humanmedizin<br />

entwickelt und auf die Haustiere übertragen. Die<br />

Prognose für die Wiederherstellung der Gelenkfunktion<br />

nimmt von Typ 1 bis Typ 5 ab.<br />

Klassifikation und Vorkommen:<br />

Typ 1 beschreibt die Fraktur über der Epiphysenfuge,<br />

der Knorpellinie maximalen Wachstums. Im<br />

Röntgenbild ist die Breite der Wachstumsfuge<br />

erhöht, die Epiphyse kann disloziert sein. Das<br />

Knorpelgewebe ist meistens nicht signifikant verletzt,<br />

nach Wiederherstellung des Zusammenhanges<br />

verläuft das Wachstum ungestört. Wachstumsverzögerungen<br />

sind selten. Bei der klinischen<br />

Untersuchung besteht oft Krepitation. Es kann aber<br />

auch nur eine Schmerzhaftigkeit vorliegen. Bei<br />

Dislokation können sich die Knochenenden<br />

erheblich voneinander entfernen. Krepitation besteht<br />

dann nicht mehr, jedoch erheblich gesteigerte<br />

Beweglichkeit. Dieser Typ kommt am häufigsten<br />

distal am Femur im Knie und kranial am Femur in<br />

der Femurkopfepiphyse mit anschließender<br />

Femurkopfnekrose vor. Im Knie ist die Prognose bei<br />

stabiler Fixation sehr gut.<br />

Typ 2 liegt bei Fraktur oberhalb der Epiphyse mit<br />

Ablösung von Diaphysenteilen vor. Nach Rekonstruktion<br />

kann es zu einer geringgradigen Gliedmaßenverkürzung<br />

kommen, die durch Anpassung<br />

der Winkel gut ausgeglichen wird. Dieser Typ tritt<br />

am häufigsten auf, insbesondere distal am Femur.<br />

Typ 3 verläuft oberhalb der Epiphyse. Gleichzeitig<br />

ist aber auch die Trochlea verletzt. Dadurch wird die<br />

Wachstumsfuge geschädigt. Die Gelenkfläche ist an<br />

der Fraktur beteiligt. Bei der Rekonstruktion ist auf<br />

die stufenfreie Wiederherstellung der Gelenkfläche<br />

zu achten.<br />

Typ 4-<strong>Frakturen</strong> verlaufen in der Diaphyse und<br />

queren Wachstumsfuge und Gelenkfläche in der<br />

Trochleafraktur wie in dem in Abb. 2 vorgestellten<br />

Fall.<br />

Abb. 1: <strong>Salter</strong>-<strong>Harris</strong>-Klassifikation intraartikulärer<br />

<strong>Frakturen</strong> in die Typen 1-5<br />

Abb. 2: Typ-4-Fraktur bei einem 4 Monate alten Jack<br />

Russell Terrier, Versorgung mit Kirschnerdrähten.<br />

Das Knochenwachstum blieb ungestört.<br />

Tierärztliche Klinik <strong>Dr</strong>. <strong>Staudacher</strong> – Trierer Str. 652-658 – D-52078 Aachen<br />

Tel. 0241/092866-0 Fax 0241-92866-47 eMail info@tgz-aachen.de


<strong>Salter</strong>-<strong>Harris</strong>-<strong>Frakturen</strong>: Ellenbogen<br />

VET<br />

AA A A CC HH EE NN<br />

Distale Humerusfraktur<br />

Röntgen in zwei Ebenen<br />

Neurologische Untersuchung, Herz-Kreislauf-Untersuchung, Narkose<br />

Suprakondyläre<br />

Fraktur<br />

Kondyläre<br />

Fraktur<br />

<strong>Salter</strong> <strong>Harris</strong> I<br />

Glatte<br />

Transversalfraktur<br />

Glatte<br />

Schrägfraktur<br />

Trümmerfraktur<br />

Interkondyläre<br />

Fraktur<br />

Kreuzspickung<br />

Kleiner Hund<br />

Kleine Katze<br />

Großer Hund<br />

Große Katze<br />

Kleiner Hund<br />

Kleine Katze<br />

Großer Hund<br />

Große Katze<br />

Großer Hund<br />

Große Katze<br />

Kleiner Hund<br />

Kleine Katze<br />

Kreuzspickung oder<br />

intramedullärer<br />

Verriegelungsnagel<br />

Knochenplatte<br />

Knochenplatte, ein- oder<br />

beidseitig,<br />

Defektfüllung mit<br />

Knochenspänen<br />

Rush Pins oder<br />

Knochenplatte<br />

Fixateur externe<br />

Gedeckte<br />

Reposition möglich<br />

Kleiner Hund<br />

Kleine Katze<br />

Kreuzspickung,<br />

mehrere<br />

Kirschnerdrähte<br />

Kleiner Hund<br />

Kleine Katze<br />

Perkutane Zugschraube,<br />

Kirschnerdraht<br />

Gedeckte Reposition<br />

nicht möglich<br />

Offene Reposition<br />

Zugschraube,<br />

Kirschnerdraht<br />

Transkondyläre<br />

Zugschraube,<br />

Rush Pin oder<br />

Kreuzspickung<br />

Kleines oder<br />

Mittelgroßes Tier<br />

Glatte T- oder<br />

Y-Fraktur<br />

Transkondyläre<br />

Zugschraube mit<br />

Knochenplatte,<br />

ein- oder<br />

doppelseitig<br />

Splitterfraktur, T-<br />

oder Y-Fraktur<br />

Großes Tier Reposition möglich Reposition nicht<br />

möglich<br />

Interkondyläre<br />

Zugschraube,<br />

Knochenplatte<br />

beidseitig,<br />

Defektfüllung mit<br />

Knochenspänen<br />

Primäre<br />

Arthrodese<br />

Abb. 3: Diagnostisches und therapeutisches Schema der distalen Humerusfrakturen<br />

Folglich sind Epiphyse, Diaphyse<br />

und Metaphyse betroffen. Es besteht<br />

ein hohes Risiko der Gelenkinkongruenz.<br />

Außerdem treten postoperative<br />

Wachstumsstörungen auf. Typ<br />

3- und 4-<strong>Frakturen</strong> sind häufig und<br />

betreffen so gut wie ausschließlich<br />

den Ellenbogen.<br />

Typ 5-<strong>Frakturen</strong> entstehen durch<br />

eine Kompression der Wachstumsfuge.<br />

Zur Zusammenhangstrennung<br />

kommt es dabei zwar nicht, die<br />

Schädigung der Knorpelzone führt<br />

aber stets zum vorzeitigen<br />

Epiphysenfugenschluss und zum<br />

Wachstumsstillstand. Die Diagnose<br />

ist schwierig, da außer unklaren<br />

Schmerzen weder klinische noch<br />

radiologische Zeichen für die Fraktur<br />

vorliegen. Meist ergibt sich das<br />

Vorliegen dieser Fraktur später unter<br />

Berücksichtigung des unauffälligen<br />

Röntgenbildes und der Anamnese.<br />

Das Auftreten ist an Sprung- und<br />

Karpelgelenk (distale Ulna, seltener<br />

distaler Radius) und an der distalen<br />

Tibia am häufigsten zu beobachten.<br />

Die Schädigung der Wachstumsfuge<br />

kann zu erheblichen Wachstumsstörungen<br />

führen. Nach Abschluss des<br />

Wachstums kann es im Vergleich zur<br />

gesunden Gliedmaße Längenunterschiede<br />

von 20 – 25% geben. Oft<br />

wird dies durch die steilere Winkelung<br />

in Ellenbogen-, Knie- oder<br />

Tarsalgelenk ausgeglichen.<br />

Therapie<br />

Wegen der Empfindlichkeit der<br />

Wachstumszonen muss die operative<br />

Versorgung sehr schnell und<br />

überaus schonend erfolgen. Stufen<br />

in der Gelenkfläche sind zu vermeiden.<br />

Typ 1- und 2-<strong>Frakturen</strong> können<br />

in den meisten Fällen durch Pins<br />

versorgt werden. Zur Wiederherstellung<br />

der Gelenkfläche bei Typ 3- und<br />

4-<strong>Frakturen</strong> wird eine Zugschraube<br />

verwendet. Bei sehr kleinen Hunden<br />

würde diese Versorgung jedoch zur<br />

Verletzung der Wachstumsfuge führen,<br />

da sie so gut wie immer im<br />

Bohrkanal liegen würde. Diese Tiere<br />

(in der Regel leichter als 2 kg) sollten<br />

unter genauester Reposition der<br />

Gelenkfläche vorsichtig völlig epioder<br />

diaphysär durch kleine, nicht in<br />

der Linie der Trochleafraktur ge-<br />

kreuzte Kirschnerdrähte versorgt werden.<br />

Die Stabilität wird durch dickere<br />

<strong>Dr</strong>ähte in die Metaphyse hinein sichergestellt.<br />

Hierbei muss die Epiphysenfuge<br />

zweimal durchbohrt werden.<br />

Da die <strong>Dr</strong>ähte die Fraktur aber ohne<br />

jede Kompression stabilisieren, kann<br />

der Knochen während der Heilungsphase<br />

ungestört wachsen.<br />

Während der Nachbehandlung soll<br />

das Gelenk nicht stillgelegt werden.<br />

Der Hund wird in einem kleinen Raum<br />

oder einer Box gehalten und nur an<br />

der Leine nach draußen geführt. Die<br />

frühe Remobilisation ist ein entscheidender<br />

Teil der Therapie.<br />

Die Sensibilität des Bereiches erklärt,<br />

warum eine frühe Diagnose von so<br />

großer Bedeutung ist. Bei Verdacht<br />

auf <strong>Salter</strong>-<strong>Harris</strong>-<strong>Frakturen</strong> sollte eine<br />

Diagnose nur bei Vorliegen optimal<br />

gelagerter, qualitativ guter Röntgenbilder<br />

in zwei Ebenen gestellt werden.<br />

Die Veränderungen sind häufig sehr<br />

dezent. Weil eine Primärversorgung<br />

aber nur kurze Zeit erfolgreich ist,<br />

bekommt der Tierarzt bei dieser<br />

Verletzung keine zweite Chance!<br />

Tierärztliche Klinik <strong>Dr</strong>. <strong>Staudacher</strong> – Trierer Str. 652-658 – D-52078 Aachen<br />

Tel. 0241/092866-0 Fax 0241-92866-47 eMail info@tgz-aachen.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!