Die Befreiung von Mauthausen - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 34 / 01. 07. 2005 34<br />
Wissenschaft und Technik<br />
Fehlendes Rezeptormolekül<br />
verursacht Tumorwachstum<br />
Das Fehlen eines Rezeptormoleküls trägt beim Menschen zum<br />
Wachstum <strong>von</strong> Tumoren des Eierstocks bei<br />
<strong>Die</strong>sen überraschend klaren Zusammenhang<br />
belegte ein Team der Medizinischen<br />
Universität Wien am 15. Juni mit der<br />
Veröffentlichung ihrer Daten im Fachjournal<br />
„Molecular Cancer Research“. Das vom<br />
Wissenschaftsfonds FWF unterstützte Team<br />
Research“ veröffentlichte Arbeit zeigt, daß<br />
ein als DR4 bezeichnetes Rezeptormolekül<br />
auf diesen Zellen fehlt. DR4 ist aber für das<br />
Binden des Signalmoleküls TRAIL, das in<br />
diesen Zellen die Apoptose einleitet, verantwortlich.<br />
in 75 Prozent der Proben, die eine geringe<br />
Anzahl an DR4-Rezeptoren besaßen, feststellen.<br />
Einige Bausteine des Gens waren<br />
durch Anhängen <strong>von</strong> Methyl-Gruppen verändert<br />
worden. <strong>Die</strong>se Methylierung ist zwar<br />
ein durchaus üblicher Weg, um Gene in<br />
Immunhistologische Untersuchungen zeigen die geringe Anzahl <strong>von</strong> DR4-Rezeptormolekülen auf betroffenen Tumorzellen (A),<br />
die nicht mehr zur Apoptose fähig sind, im Vergleich zu nicht betroffenen Tumorzellen (B).<br />
Quelle: Prof. Michael Krainer<br />
fand auch die mögliche genetische Ursache<br />
für das Fehlen des Rezeptormoleküls, das<br />
einen wichtigen Faktor zur Regulierung des<br />
Zellwachstums darstellt.<br />
In gesunden Geweben wachsen und teilen<br />
sich die Zellen – in bösartigen Tumoren<br />
tun sie es genauso. Der Unterschied zwischen<br />
beiden liegt in der Regulierung. <strong>Die</strong>se funktioniert<br />
bei gesunden Geweben gut – und bei<br />
Tumoren eben nicht. Ein wichtiger Mechanismus<br />
dieser Regulierung ist der als Apoptose<br />
bezeichnete regulierte Zelltod. <strong>Die</strong>ser<br />
verursacht das kontrollierte Absterben einzelner<br />
Zellen, wenn es zum Vorteil des gesamten<br />
Organismus ist. Funktioniert dieser<br />
Selbstschutz nicht, dann können sich schädliche<br />
Zellen ungehemmt teilen.<br />
Jetzt konnte ein Team um Prof. Michael<br />
Krainer <strong>von</strong> der Medizinischen Universität<br />
Wien belegen, daß dieser programmierte<br />
Zelltod auch bei Zellen bestimmter Tumore<br />
der Eierstöcke nicht funktioniert. Jedoch<br />
nicht, weil das auslösende Signal fehlt, sondern<br />
weil dieses Signal <strong>von</strong> den Zellen nicht<br />
aufgenommen werden kann. <strong>Die</strong> im amerikanischen<br />
Fachjournal „Molecular Cancer<br />
Prof. Krainer erläutert: „Zunächst war<br />
eigentlich nicht klar, was bei der Signalübertragung<br />
fehlt. Das Signal oder das Rezeptormolekül?<br />
Zur Klärung dieser Frage wurden<br />
<strong>von</strong> uns zehn verschiedene Proben <strong>von</strong> Tumoren<br />
der Eierstöcke untersucht. Dabei<br />
wurde festgestellt, daß bei 40 Prozent der<br />
Proben keine oder nur sehr wenige Rezeptormoleküle<br />
<strong>von</strong> DR4 vorhanden sind.“ In<br />
weiteren Untersuchungen wurde dann gezeigt,<br />
daß gerade diese Zellen besonders<br />
schlecht auf TRAIL reagierten. Damit war<br />
geklärt, daß das Fehlen des Rezeptors und<br />
nicht des Signals maßgeblich zum Tumorwachstum<br />
beitragen kann.<br />
Weitere Experimente klärten auch, wieso<br />
der Rezeptor in so geringer Anzahl vorhanden<br />
war. Dazu Prof. Krainer: „Der Verlust<br />
eines Rezeptormoleküls wie DR4 kann vor<br />
allem zwei Gründe haben. Zum einen kann<br />
das verantwortliche Gen verloren gegangen<br />
oder beschädigt sein. Zum anderen kann es<br />
auch sein, dass dieses Gen so modifiziert<br />
wurde, daß es nicht einsatzbereit ist.“ Genau<br />
letzteres – die Modifikation des Gens –<br />
konnte das Team <strong>von</strong> Prof. Krainer für DR4<br />
Zellen „ruhig zu stellen“, in den betroffenen<br />
Tumorzellen muss diese aber wohl zum falschen<br />
Zeitpunkt erfolgt sein.<br />
Eine wichtige Kontrolle führten Krainer<br />
und seine KollegInnen zum Abschluß ihrer<br />
Arbeiten durch: die Bestätigung der Ergebnisse<br />
durch Tests an 36 verschiedenen Tumorgeweben,<br />
die direkt <strong>von</strong> Patientinnen<br />
stammten. <strong>Die</strong>se Zellen repräsentieren nämlich<br />
im Vergleich zu den für experimentelle<br />
Arbeiten üblicherweise verwendeten Zellkulturen<br />
die tatsächlichen Erkrankungsursachen<br />
wesentlich besser. In 20 Prozent der<br />
untersuchten Gewebe wurde auch hier eine<br />
erhöhte Methylierung des Gens und ein Fehlen<br />
<strong>von</strong> DR4 festgestellt. <strong>Die</strong> vom Wissenschaftsfonds<br />
FWF unterstützte Arbeit ebnet<br />
mit der wichtigen Erkenntnis, dass die Methylierung<br />
des Gens für DR4 zur Entstehung<br />
<strong>von</strong> Tumoren beitragen kann, den Weg für<br />
zukünftige Therapien. <strong>Die</strong>se könnten das gestörte<br />
Signaltransfer-System DR4 – TRAIL<br />
manipulieren, um die Krebszellen dem ursprünglich<br />
programmierten Zelltod zuzuführen.<br />
•<br />
http://www.fwf.ac.at/