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Vorlesungsfolien Ringwald Physiologie Labordiagnostik Gerinnung ...

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

<strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> des<br />

<strong>Gerinnung</strong>ssystems<br />

WS 13/14<br />

Prof. Dr. J. <strong>Ringwald</strong><br />

Transfusionsmedizinische und Hämostaseologische Abteilung<br />

Das physiologische Gleichgewicht<br />

der <strong>Gerinnung</strong><br />

Gleichgewicht zwischen <strong>Gerinnung</strong>sfaktoren (G) und Inhibitoren (I)<br />

Mangel an Faktoren<br />

Mangel an Inhibitoren<br />

Blutungsgefahr<br />

Thrombosegefahr<br />

Inhalte der Vorlesung<br />

• Kurze Wiederholung der <strong>Physiologie</strong> („Auffrischung aus BIOCHEMIE“)<br />

• Die wichtigsten <strong>Gerinnung</strong>stests im Labor<br />

• Präanalytik oder „was beim Blut abnehmen alles beachten sollte“<br />

• Bedeutung der Anamnese in der <strong>Gerinnung</strong>sdiagnostik<br />

• Einige Fallbeispiele und Fragen…<br />

Seite 1


<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Übersicht – <strong>Physiologie</strong><br />

• Übersicht Ablauf der Blutgerinnung<br />

‣ Hämostase bei Verletzungen<br />

‣ Primäre und Sekundäre Hämostase<br />

‣ Fibrinolyse<br />

• (Neues) zellbasiertes („cell-based“) Modell der<br />

Hämostase oder „Das neue Verständnis der<br />

Hämostase“<br />

Physiologische Funktionen des Hämostasesystems:<br />

Gegenläufige Aufgaben!<br />

• Aufrechterhaltung des geschlossenen Kreislaufes<br />

‣ Abdichtung von Gefäßwanddefekten (LOKALE BEGRENZUNG EMINENT<br />

WICHTIG!!)<br />

‣ Integrität des Kreislaufes<br />

‣ Erhalt der Blutmenge<br />

• Aufrechterhaltung des flüssigen Zustandes des Blutes<br />

‣ Vermeidung einer überschießenden, unphysiologischen lokalen oder<br />

generalisierten intravasalen <strong>Gerinnung</strong><br />

Kompartimente des Blutgerinnungssystems<br />

• Blutgefäße (Endothel - Subendothel)<br />

• Thrombozyten<br />

• <strong>Gerinnung</strong>sfaktoren<br />

(„plasmatisches System - Enzyme“)<br />

• Fibrinolytisches System<br />

Primäre<br />

Hämostase –<br />

Bildung primärer<br />

Thrombozytenpfropf<br />

Sekundäre<br />

Hämostase –<br />

Stabilisierung des<br />

Thrombozytenpfropfes<br />

(Fibrinnetz)<br />

(Auflösung des Fibrinnetzes – Herstellung der Durchgängigkeit)<br />

„Wechselwirkung zwischen Gefäßwand, Plättchen,<br />

plasmatischer <strong>Gerinnung</strong> und fibrinolytischem System!“<br />

6<br />

Seite 2


<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

<strong>Gerinnung</strong> – mit anderen Worten!<br />

• Bausteine (primäre Hämostase –<br />

Thrombozyten)<br />

• Mörtel (sekundäre H. – Plasma)<br />

• Die zu reparierende Mauer (Gefäßwand)<br />

• Anstrich der Mauer (Endothel)<br />

• „Größere Steine (Erys, Leukozyten)“<br />

7<br />

Fundamente der <strong>Gerinnung</strong><br />

Primäre Thrombin Clot Clot<br />

Hämostase Generation Bildung Lyse<br />

XIII<br />

Verletzung<br />

Neural<br />

Tissue Factor<br />

Blutgefäß<br />

Konstriktion<br />

“Primäre Hämostase”<br />

Thrombozyten<br />

Adhäsion Aggregation<br />

“Primäre Hämostase”<br />

Thrombozytenaktivierung<br />

<strong>Gerinnung</strong>skaskade<br />

“Sekundäre Hämostase”<br />

Reduzierter<br />

Blutfluss<br />

Fibrinbildung<br />

Stabiler <strong>Gerinnung</strong>splug<br />

Seite 3


<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Die Thrombozytenfunktion im Detail: 3 x A!<br />

•Thrombozytenadhäsion an subendothelialen Strukturen (Kollagen) über<br />

Glykoproteine auf der Thrombozytenoberfläche:<br />

a) GP Ia/IIa - Kollagen<br />

b) GP Ib/IX – vWF – Kollagen<br />

•Thrombozytenaktivierung<br />

‣Shape change:<br />

Scheibenform (diskoid) zur Kugelform (sphärisch) mit Pseudopodien -<br />

„Thrombozytenflipflop“ – neg. Phospholipide nach außen!<br />

‣Freisetzung von zahlreichen Inhaltsstoffen:<br />

VWF, F. V, ADP, PF4, Thromboxan, Serotonin<br />

• Thrombozytenaggregation<br />

Brückenbildung zwischen den aktivierten Thrombozyten über Fibrinogen an<br />

GP IIb/IIIa-Rezeptoren – Bildung eines primären Thrombozytenpfropfes<br />

(Stabilisierung durch plasmatische oder sekundäre <strong>Gerinnung</strong>!)<br />

Modelle der „plasmatischen“ Blutgerinnung:<br />

• Kaskadenmodell<br />

‣ Exogen (extrinsisch) und Endogen (intrinsisch)<br />

• Cell-based model (in vivo – neu!)<br />

Endogenes (Intrinsisch) System<br />

Fremdoberflächenkontakt<br />

F XII F XIIa<br />

F XI F XIa<br />

F IX F IXa<br />

F VIII<br />

F VIIIa<br />

Ca 2+<br />

PL<br />

F X<br />

Ca 2+<br />

PL<br />

Exogenes (extrinsisch) System<br />

Gewebeverletzung<br />

Gewebsthromboplastin-<br />

(F III)-Freisetzung<br />

F VIIa<br />

F VII<br />

F XIII<br />

Ca 2+<br />

F II F IIa F XIIIa<br />

Prothrombin Thrombin<br />

Ca 2+<br />

F I<br />

Fibrinogen<br />

Fibrinmonomer<br />

Fibrin s -<br />

polymer<br />

(instabil)<br />

Fibrin i -<br />

polymer<br />

stabil<br />

Vereinfachte Darstellung der sekundären Hämostase<br />

VIIa/TF (sog. Extrinsic)<br />

Intrinsic (Verstärker!)<br />

X<br />

Xa<br />

Prothrombin<br />

Thrombin<br />

Inhibitoren<br />

Fibrinogen<br />

Fibrin<br />

Thrombozytenoberfläche<br />

„Hauptstraße“ der <strong>Gerinnung</strong> in vivo!<br />

Seite 4


<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

„Start“reaktion im intrinsischen System<br />

Aktivierung durch Kontakt mit Fremdoberflächen - In vivo nicht relevant!<br />

ABER wg. LABORTEST mit Oberflächenaktivator (aPTT!) wichtig zu wissen!<br />

XIIa + Präkallikrein + HMWK (high molecular weight kininogen)<br />

XI<br />

In vivo bedeutend!<br />

XIa<br />

Thrombin<br />

IX<br />

IXa<br />

X<br />

Xa<br />

Wichtige klinische Botschaft:<br />

Bei Mangel an XII, Präkallikrein u. HMWK keine Blutungsneigung!!<br />

ABER: aPTT-Verlängerung! (Oft Verwirrung in der Praxis!)<br />

Proenzym<br />

(Zymogen)<br />

Name „Enzymart“ Aktivierter Faktor<br />

II Prothrombin Serinprotease IIa (Thrombin)<br />

VII Proconvertin Serinprotease<br />

VIIa (im Komplex<br />

mit TF)<br />

IX<br />

Christmas Faktor,<br />

antihämophiles Globulin B<br />

Serinprotease IXa<br />

X Stuart-Prower-F. Serinprotease Xa<br />

XI<br />

Plasma-Thromboplastin-<br />

Antecent Faktor<br />

Serinprotease<br />

XIa<br />

XII Hageman-Faktor Serinprotease XIIa<br />

Präkallikrein Fletcher-Faktor Serinprotease Kallikrein<br />

XIII Fibrin stabilisierender F. Transglutaminase XIIIa<br />

1972 – Vitamin-K-abhängig – mehr im Praktikum<br />

The Cell-based model of haemostasis<br />

Hoffman et Monroe III, Thromb Haemost 2001<br />

Oder:<br />

Warum blutet ein Bluter?<br />

Schlüssel zur <strong>Gerinnung</strong>:<br />

Zusammenbringen von VIIa/TF-Aktivität sowie der Thrombinbildung mit<br />

der Oberfläche aktivierter Zellen und insbesondere Thrombozyten!<br />

Seite 5


<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Die 3 Phasen des zellulären Hämostasemodells<br />

1. Initiationsphase<br />

Subendotheliale Zelle<br />

Endothel<br />

Plasma<br />

Thrombin<br />

4<br />

Die 3 Phasen des zellulären Hämostasemodells<br />

2. Amplifikationsphase<br />

Prothrombin<br />

VWF<br />

VIII<br />

XI<br />

XIa<br />

5<br />

Die 3 Phasen des zellulären Hämostasemodells<br />

3. Propagationsphase<br />

Prothrombin<br />

„thrombinburst“<br />

Bildung der großen<br />

Enzymkomplexe (Tenase,<br />

Prothrombinase) auf den<br />

Thrombozyten!<br />

Fibrinogen<br />

6<br />

Seite 6


<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Das neue Modell der Hämostase in der Zusammenfassung<br />

Subendotheliale Zelle<br />

Diff. Rolle in<br />

physiologischer<br />

und<br />

pathologischer<br />

<strong>Gerinnung</strong><br />

NovoSeven ®<br />

3<br />

Wir fassen zusammen:<br />

Extrinsisches System = Startersystem!<br />

‣Ort: TF-tragende Zelle! (z.B. Fibroblast)<br />

‣Beginn außerhalb der Blutbahn – daher extrinsisch!<br />

‣Verletzung – Blut kommt mit TF in Kontakt (BEGINN)<br />

Intrinsisches System = Verstärkung!<br />

‣Ort: Thrombozytenoberfläche!<br />

‣Bereitstellung einer ausreichenden Menge an Thrombin<br />

(Thrombinburst) zur Fibrinbildung!<br />

Zusammenspiel beider Systeme wichtig!<br />

Fehlt z. B. ein Faktor des intrinsischen Systems (F.VIII – Hämophilie A) kommt es<br />

nicht zum Thrombinburst und nicht zur ausreichenden Fibrinbildung.<br />

Folge: Sekundäre Blutung!<br />

„DARUM BLUTET EIN BLUTER“<br />

Fibrinvernetzung – Stabilisierung!<br />

XIIIa<br />

Fibrin löslich<br />

Fibrin stabilisiert<br />

Mangel an F.XIII (angeboren oder [meist] erworben):<br />

Fibrin nicht stabil: Nachblutung, Wundheilungsstörung! (z.B. postoperativ)<br />

CAVE: F.XIII von üblichen Suchtests (Globaltests Quick und<br />

aPTT) nicht erfasst!! Kommt später nochmal!<br />

(D.h. Selbst dran denken und Labortest „F-XIII-Aktivität“ veranlassen)<br />

Seite 7


<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Physiologische <strong>Gerinnung</strong>sinhibitoren<br />

• Antithrombin<br />

(polyvalenter Serinproteinasen-Inhibitor)<br />

• Heparin Cofaktor II (HCII)<br />

(hemmt nur Thrombin, Kathepsin, Chymotrypsin – damit engere Substratspezifität als AT)<br />

• Thrombomodulin-Protein-C-S-System<br />

(Inhibition der Cofaktoren VIIIa und Va sowie Proteolyse des PAI-1)<br />

• Tissue Factor Pathway Inhibitor (TFPI)<br />

(Ca 2+ -abhängige Inhibition des Xa und des VIIa/TF-Komplexes)<br />

Wie wirkt Antithrombin?<br />

Hemmung der enzymatischen Aktivität von<br />

Serinproteasen: Darum AT = SERPIN!<br />

(Serinprotaseninhibitor)<br />

• Bes. stark: IIa (Thrombin), Xa<br />

• Etwas weniger: XIIa, XIa, IXa, VIIa, Kallikrein, Plasmin,<br />

Komplementfaktor C1, VIIa-TF-Komplexe<br />

• Inhibition langsam, nach Latenzzeit zunehmend<br />

(Progressivinhibitor)<br />

„Beschleunigung des Prozesses“:<br />

Heparin bindet an AT AT-Konformationsänderung<br />

Heparin wirkt als Katalysator – 700 – 1000fache<br />

Beschleunigung des Prozesses! („rasche Sofortwirkung“)<br />

CAVE:<br />

Heparin kann nur effizient wirken, wenn<br />

ausreichend AT vorhanden ist!<br />

(wichtige klinische Botschaft!)<br />

Protein C – Protein S - System<br />

Protein C:<br />

Protein S?<br />

Benannt nach einer von 4<br />

Proteinfraktionen, die bei der<br />

ionenaustauschchromatographischen<br />

Charakterisierung Vitamin-Kabhängiger<br />

Hämostasefaktoren<br />

erhalten wurden<br />

(willkürlich mit A, B, C und D<br />

bezeichnet)<br />

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Physiologische Funktionen von Protein C<br />

Hauptfunktion:<br />

Inaktivierung von Va und VIIIa<br />

• Durch limitierte Proteolyse<br />

• Dadurch gerinnungshemmende<br />

Wirkung<br />

• Beschleunigung durch Protein S<br />

(Cofaktor - Katalysator)<br />

PAI-1#<br />

Fibrinolyse<br />

Hauptfunktion: Spaltung von Fibrin<br />

Antiplasmin<br />

t-PA*, u-PA*<br />

(neu: Plasmininhibitor)<br />

Plasminogen Plasmin (Schlüsselenzym**)<br />

Fibrin<br />

Fibrinspaltprodukte<br />

(X, Y, D, E oder FDP oder FSP)<br />

Plasminogen: Hohe Affinität zu Fibrin („an richtige Stelle geleitet“)<br />

*t-PA: tissue-Plasminogen-Aktivator; u-PA: urokinase-Plasminogen-Aktivator<br />

**Freies Plasmin: Physiologischerweise nicht im Blut vorhanden - sofort an<br />

Antiplasmin (Plasmininhibitor) gebunden!<br />

#Plasminogen-Aktivator-Inhibitor-1<br />

Wichtigster Aktivator der Fibrinolyse:<br />

t-PA (Tissue-Plasminogen-Aktivator)<br />

Bildung und Speicherung:<br />

Endothelzelle<br />

Organe mit besonders viel t-PA: z.B. Uterus, Ovar, Lymphknoten, Nebenniere, Schilddrüse, Lunge –<br />

CAVE: hier erhöhte Gefahr der Fibrinolyseaktivierung bei OP! Und somit BLUTUNG!<br />

Freisetzungsreize:<br />

• Reize, die zu Änderungen des Gefäßtonus führen (Adrenalin, Histamin, Serotonin etc.)<br />

• Stress, körperliche Anstrengung<br />

• Venöse Stauung, Hypoxie, Ischämie<br />

• Medikamente (DDAVP - Minirin ® )<br />

Aktivierung:<br />

t-PA alleine relativ schwach, aber gebunden an Fibrin stark!<br />

Hohe Affinität zu Fibrin (nicht zu Fibrinogen!)<br />

Komplexbildung:<br />

Fibrin - t-PA - Plasminogen<br />

Lokale Bildung von Plasmin<br />

Fibrinbindung des Plasmins schützt dieses vor spezifischem Plasmininhibitor!<br />

Medikamentöse/Therapeutische Nutzung:<br />

rt-PA (gentechnologisch hergestellt seit 1983)<br />

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

<strong>Labordiagnostik</strong>: Wann überprüfen wir überhaupt?<br />

• Routinescreening vor invasiven Eingriffen<br />

• Symptombezogen (Positive Eigen- oder Familienanamnese)<br />

‣ Blutungszeichen<br />

• Spontan<br />

• Induziert (bes. Bagatelltraumata!)<br />

• [Während und nach Operation und Traumata (z.B. Verlust von <strong>Gerinnung</strong>sfaktoren<br />

und –zellen – „dynamische <strong>Gerinnung</strong>sstörung)]<br />

• [Medikamentenwirkungen]<br />

‣ Antikoagulation (Cumarine, Heparine…)<br />

‣ Thrombozytenfunktion (ASS, Clopidogrel…)<br />

• [Thrombophile Risikofaktoren]<br />

Wichtigster „Labortest“: Die gute Anamnese!<br />

Auch wichtig: „Richtiges“ Blutabnehmen u. Lagern der Proben bis zur Analyse<br />

Präanalytik<br />

Probenentnahme für <strong>Gerinnung</strong>stests<br />

Ein paar Tipps für die Praxis!<br />

• Möglichst nüchtern<br />

(ggf. leichtes Frühstück ohne Fettaufnahme<br />

und ohne Milch vertretbar – sonst Probleme<br />

wg. Lipämie)<br />

• Liegender Patient<br />

(<strong>Gerinnung</strong>saktivierung möglich - Stress,<br />

Aufregung...)<br />

• Ausreichende Kanülenweite<br />

(21-19 gauge)<br />

• Stauung: Max. 1 Minute!<br />

(bei Abnahme mehrerer Röhrchen:<br />

2. Röhrchen für <strong>Gerinnung</strong>stests verwenden)<br />

• Fehlpunktion:<br />

Entnahme möglichst am anderen<br />

Arm (wenn nicht möglich: Punktion distal<br />

von der Erstpunktionsstelle)<br />

Präanalytik<br />

Probenentnahme für <strong>Gerinnung</strong>stests<br />

Ein paar Tipps für die Praxis!<br />

• Blutentnahme aus zentralem Katheter:<br />

‣ ca. 3-fache des Füllvolumens verwerfen (5-10 ml)<br />

Heparin beschickte Katheter: Heparin-empfindliche Tests (aPTT z.B.) nicht aussagekräftig!<br />

• Antikoagulans-Blut-Verhältnis korrekt einhalten<br />

‣ 1 Teil Natriumcitratlösung + 9 Teile Blut (= Mischungsverhältnis 1:10)<br />

‣ Das berühmte „volle Untersuchungsröhrchen ....“<br />

• Weiteres:<br />

‣ Richtiges Röhrchen nehmen (zumeist Citrat als Antikoagulans, aber z.B. Heparin<br />

oder Hirudin für Sonderuntersuchungen auch möglich!)<br />

‣ Nach Entnahme Blut und Antikoagulans sorgfältig mischen (3-5 Mal, keine<br />

Schaumbildung)<br />

‣ Schnell ins Labor – spätestens nach 2(-4) h! (Lagerung bei Raumtemperatur!)<br />

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Rumpel*-Leede**-Test<br />

Orientierende Untersuchung der Kapillarresistenz<br />

Durchführung:<br />

Stauung mit Blutdruckmanschette für fünf (-10/15) Minuten am Oberarm<br />

(Radialis-Puls noch tastbar!)<br />

Danach Inspektion der Haut unterhalb der Manschette!<br />

Bewertung:<br />

Finden sich mehr als fünf Einblutungen pro Quadratzentimeter, deutet dies<br />

auf eine <strong>Gerinnung</strong>sstörung (Vasopathie/Vaskulitis, ggf. auch<br />

Thrombozytopenie/-pathie) hin.<br />

Üben im Praktikum!<br />

*Theodor Rumpel 1909 Deutschland/Hamburg (Chirurg!), **S.C. Leede 1911 USA<br />

In vivo-Blutungszeit<br />

Prinzip (einfach!) PRAKTIKUM!! (Test nach Duke)<br />

Verletzung wird gesetzt – Dauer der Blutung wird gemessen<br />

(„Bei einer stich- o. schnittförmigen Verletzung hängt die Dauer der Blutung von der<br />

Bildungsgeschwindigkeit und Festigkeit des Plättchenthrombus ab“)<br />

Primär abhängig von Zahl und Funktion der Thrombozyten<br />

(Grob informativer in vivo-Globaltest der primären Hämostase)<br />

Klinische Bedeutung:<br />

Einziger invivo-Test zur Erfassung der Plättchenfunktion!<br />

Keine Routine-Untersuchung! (Rasche Orientierung?!)<br />

Methoden zur Blutungszeitbestimmung<br />

DUKE* – PRAKTIKUM!!!<br />

• Hautdesinfektion<br />

• Stichinzision mit steriler Einmallanzette<br />

(Ohrläppchen oder Fingerbeere)<br />

• Blut wird mit Filterpapier aufgenommen<br />

• Zeitmessung: Wundsetzung bis<br />

Blutungsstillstand!<br />

• Normbereich: ca. 1,5 – 5 Minuten<br />

(> 5 Minuten in der Regel pathologisch)<br />

*es gibt Varianten (z.B. IVY mit Surgicutt/RR-Manschette),<br />

z.T. etwas besser standardisiert!<br />

Seite 11


<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Vorteil:<br />

In vivo-Blutungszeit<br />

• Einfach, kein hoher technischer Aufwand<br />

• Fast überall zu machen…<br />

Nachteile:<br />

• Untersucherabhängig<br />

• Nicht gut „standardisiert“<br />

• Grosse Streubreite<br />

• Nicht beliebig oft wiederholbar<br />

• Infektions- und Blutungsgefahr<br />

• Sensitivität relativ niedrig, d.h. leichte Störungen der<br />

Thrombozytenfunktion können übersehen werden<br />

Die In-vitro-Blutungszeit PFA-100/200 ®<br />

(Platelet Function-Analyzer)<br />

Besonderheiten:<br />

1. Vollblutmethode!<br />

2. Point-of-Care-Test (POCT)<br />

Prinzip:<br />

• Simuliert Strömungsbedingungen mit hohen Scherkräften im antikoagulierten Vollblut<br />

• Apertur einer Membran (150µm) – definierter Sog<br />

• Kollagen auf Membran, zudem Epinephrin oder ADP<br />

• Adhäsion oder Aggregation der Thrombozyten an Kollagenmatrix<br />

Verschlusszeit („in-vitro-Blutungszeit):<br />

Testbeginn bis Verschluss der Membranöffnung!<br />

Ticagrelor<br />

Clopidogrel<br />

Aspirin<br />

Clopidogrel<br />

Abciximab<br />

Ticagrelor<br />

Clopidogrel<br />

Tirofiban<br />

Prasugrel<br />

Hintergrund für die Entwicklung einer neuen Methode zur Testung der<br />

Plättchenfunktion<br />

(Studenten aus München!)<br />

• Thrombozytenfunktionsinhibitoren („Plättchenhemmer“) werden bei einer<br />

großen Anzahl von Patienten verabreicht!<br />

• Hauptindikationen: Primär- und bes. Sekundärprophylaxe von cardiovaskulären<br />

Ereignissen! (z.B. Apoplex, Myokardinfarkt)<br />

• ABER: Bei manchen Menschen wirken ASS oder/und Clopidogrel nicht (bis 20-<br />

30%)! (sog. „ASS- oder Clopidogrel-Resistenz“)<br />

• DADURCH: Keine ausreichende Schutzwirkung!<br />

• FOLGE: Re-Infarkt!!<br />

Aspirin<br />

• IDEE: Monitoring der Hemmwirkung sinnvoll!?<br />

• Problem: Etablierte Methoden zur Thrombozytenaggregationstestung<br />

Clopidogrel<br />

sehr<br />

aufwändig und nur in Speziallaboratorien verfügbar – nicht „beim Patienten“ als<br />

sog. „point-of-care-test (POCT)!<br />

Seite 12


<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Thrombozytenfunktionsanalyse mit dem Multiplate ® System –<br />

sog. Impedanzaggregometrie/<br />

Vollblutmethode – keine Zentrifugation notwendig!<br />

Sog. Point-of-care-Test (POCT) – „z. B. von Ärzten vor Ort zu machen!“<br />

Demonstration/Übung im Praktikum!<br />

> Prinzip der Multiplate ® Analyse<br />

Prinzip:<br />

Adhäsion, Spreading und<br />

Aggregation der<br />

Thrombozyten auf den<br />

Oberflächen (!) der<br />

Elektroden bewirken<br />

Widerstandsänderung<br />

zwischen den beiden<br />

Sensordrähten<br />

Die Multiplate ® -Aggregationskurve<br />

Der Test wird über die Fläche unter der Aggregationskurve (AUC)<br />

ausgewertet. Die Ausgabe erfolgt in frei gewählten Units (U).<br />

Aggregation (AU)<br />

Analysezeit:<br />

Ca. 6 Minuten<br />

Die wichtigsten Tests<br />

Name Stimulation mit Test für Wirkung von<br />

ASPI Test Arachidonsäure Cyklooxygenasehemmer (z.B. ASS)<br />

ADP Test ADP ADP-Antagonisten (z.B. Clopidogrel)<br />

TRAP Test TRAP-6<br />

Zeit (min)<br />

GPIIbIIIa-Hemmern (z.B. Tirofiban)<br />

Die 3 wichtigsten Multiplate ® Tests und Wirkungsansatz der Plättchenhemmer<br />

TRAPtest<br />

Aktivierung<br />

Hemmung<br />

TXA 2<br />

TXA 2<br />

TRAP<br />

ADPtest<br />

ADP<br />

PGE1<br />

Clopidogrel, Prasugrel<br />

ASPItest<br />

Arachidonic<br />

Acid<br />

COX-1<br />

GpIIb/IIIa Antagonisten:<br />

Reopro ® (Abciximab)<br />

Aggrastat ® (Tirofiban)<br />

ASS, Aspirin ®<br />

NSAR<br />

Seite 13


<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

> Beispiele:<br />

Keine<br />

Aggregationshemmung<br />

TRAPtest ASPItest ADPtest<br />

113 U 102 U 89 U<br />

17 U<br />

100 mg ASS qd<br />

139 U<br />

134 U<br />

75 mg Clopidogrel qd<br />

(ADP-Antagonist)<br />

98 U 89 U<br />

31 U<br />

100 mg ASS+<br />

75 mg Clopidogrel qd<br />

88 U<br />

8 U<br />

17 U<br />

Tirofiban i.v.<br />

(IIBIIIA-Antagonist)<br />

7 U 3 U 3 U<br />

Weitere „Thrombozytendiagnostik“<br />

• Es gibt weitere Tests zur Adhäsion/Aggreation, weniger verbreitet!<br />

(nur zur Info!!!!)<br />

‣ Impact-R ® (Cone and Plate(let)-Analyser)<br />

‣ Verifynow ® -POCT<br />

‣ Plateletworks ®<br />

• Blutbild (!) – Größe und Form der Thrombozyten<br />

• Durchflusszytometrie<br />

(z.B. Bestimmung der OF-Antigene, Aktivierung)<br />

• ELISA-Technik:<br />

Messung der freigesetzten Inhaltsstoffe<br />

• Elektronenmikroskopie<br />

Prinzip des diagnostischen Vorgehens:<br />

Erst Such- oder Globaltests (mehrere Faktoren erfassend: Quick, aPTT)<br />

dann gezielte Detailanalysen ...<br />

Endogenes System<br />

Fremdoberflächenkontakt<br />

F XII F XIIa<br />

F XI F XIa<br />

F IX F IXa<br />

F VIII<br />

aPTT<br />

F VIIIa<br />

Ca 2+<br />

PL<br />

F X<br />

Ca 2+<br />

PL<br />

Exogenes System<br />

F VIIa<br />

Gewebeverletzung<br />

Gewebsthromboplastin-Freisetzung<br />

(tissue factor)<br />

F VII<br />

F XIII<br />

Ca 2+<br />

F II F IIa F XIIIa<br />

Prothrombin Thrombin<br />

Ca 2+<br />

Quicktest<br />

F I<br />

Fibrinogen<br />

Fibrinmonomer<br />

Fibrin s -<br />

polymer<br />

(instabil)<br />

Fibrin i -<br />

polymer<br />

stabil<br />

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Globaltests Quickwert und aPTT<br />

Erfassung der Einzelfaktoren<br />

Quickwert<br />

X VIII<br />

VII V IX<br />

II XI<br />

I XII<br />

aPTT<br />

(HMWK, PK)<br />

XIII<br />

Quicktest = Extrinsischer/Exogener Global-/Suchtest<br />

(Syn.: Thromboplastinzeit, Prothrombinzeit)<br />

Erstbeschreiber: Armand James Quick (Arzt und Biochemiker, Milwaukee) - 1935<br />

Prinzip:<br />

• STARTER: GEWEBSTHROMBOPLASTIN („Tissue factor“ plus Phospholipide!)<br />

über Komplex VIIa/TF<br />

‣ Plättchenarmes Citratplasma auf 37°C erwärmen<br />

‣ Zugabe von auf 37°C vorgewärmter Calcium-Thromboplastinlösung (CTPL)<br />

‣ Messen der Zeit von Zugabe der CTPL bis Bildung eines sichtbaren Fibringerinnsels<br />

Ergebnis:<br />

• Primär in % - anhand Bezugskurve (Verdünnungsstandards)!<br />

Problem mit Thromboplastin<br />

Die Herkunft des „tissue factors“ ist unterschiedlich:<br />

• Verschiedene Organe (Hirn, Lunge, Plazenta)<br />

• Verschiedene Spezies (Mensch, Kaninchen, Affe, Rind)<br />

• Gentechnologisch<br />

Darum:<br />

Problem der Vergleichbarkeit der %-Werte zwischen Laboratorien!<br />

Problem für Patienten unter Antikoagulation mit Vitamin K-Antagonisten!<br />

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Lösung des Problems:<br />

Angabe des Messergebnisses als INR<br />

(International Normalized Ratio)<br />

WHO – 1983: INR = (PR) ISI<br />

TPZ des Pat.-Plasmas in Sek.<br />

Prothrombin Ratio (PR) = ----------------------------------------------<br />

TPZ des Normalplasmas in Sek.<br />

ISI = International Sensitivity Index<br />

Jedes Thromboplastin hat einen ISI-Wert!<br />

ISI des 1.WHO-Standards = 1,0 (willkürliche Festlegung)<br />

Vergleichbarkeit jedes Thromboplastins damit gegeben!<br />

Buxtehude = München! ODER Mombasa = New York! ODER FÜRTH = ERLANGEN = NÜRNBERG!!!<br />

Sehr wichtig für die Praxis:<br />

Für Patienten unter Therapie mit Vitamin K-Antagonisten<br />

(„Marcumarpatient“) bitte immer Zielbereich als INR angeben!<br />

Prinzip:<br />

aPTT<br />

(Aktivierte partielle Thromboplastinzeit)<br />

• Screeningtest zur Beurteilung der endogenen (intrinsischen) <strong>Gerinnung</strong>saktivierung<br />

aPTT-Reagenz besteht aus 2 Komponenten:<br />

• (Oberflächen)-Aktivator der Kontaktphase (z.B. Kaolin, Ellagsäure) – darum aPTT<br />

–Start „unphysiologisch“ über F.XII, HMWK, Präkallikrein!<br />

• <strong>Gerinnung</strong>saktive Phospholipide (sog. „partielles Thromboplastin“) – kein<br />

Proteinanteil (kein TF!) wie bei Quickreagenz!<br />

Darum „zumindest“ unbedingt für die Praxis<br />

mitnehmen:<br />

• Quicktest:<br />

Klassischer „Marcumartest“*<br />

‣ (Vitamin K-Mangel, Lebersynthesestörung)<br />

• aPTT:<br />

Klassischer „Hämophilietest“ und Überwachung einer<br />

Therapie mit unfraktioniertem Heparin<br />

*Kurze Info (falls dies mal jemand wissen möchte):<br />

Unter Marcumartherapie (VKA) ist der Quicktest (%) vermindert, die aPTT<br />

kann evtl. verlängert sein (je nach Stärke der Therapie)<br />

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Zielgerichtete „erweiterte“ Diagnostik bei<br />

pathologischem Quick und/oder aPTT<br />

• Quick normal, aPTT verlängert – Welche/-r<br />

Faktor/-en zu testen?<br />

• Quick pathologisch, aPTT normal – Welche/-r<br />

Faktor/-en zu testen?<br />

• Quick pathologisch, aPTT verlängert – Welche/-r<br />

Faktor/-en zu testen?<br />

• Quick normal, aPTT normal – trotzdem<br />

klinisch/anamnestisch Blutungsneigung?<br />

Was tun?<br />

Screeningtests<br />

der <strong>Gerinnung</strong> – z.B. vor OP<br />

Minimalprogramm:<br />

• Thromboplastinzeit ("Quickwert")*<br />

• aPTT (aktivierte partielle Thromboplastinzeit)*<br />

• Thrombozytenzahl*<br />

*aber:<br />

- positiver prädiktiver Wert: nur 3%!<br />

- 70% der tatsächlich blutenden Patienten haben normale<br />

Testergebnisse!<br />

Dieses System hat also „Lücken“! – Welche?<br />

Beispiele für diagnostische "Lücken" der genannten Suchtests:<br />

• Von Willebrand-Syndrom (leichte Formen und einige Subtypen)<br />

• Thrombozytopathien (!)<br />

• Faktor XIII-Mangel<br />

• Geringer Faktorenmangel (limitierte Sensitivität der einzelnen Tests,<br />

Subhämophilie, leichter Fibrinogenmangel etc.)<br />

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Koscielny J, et al. Clin Appl Thromb Hemost 2004<br />

Studie zur Überprüfung des Werts einer standardisierten<br />

<strong>Gerinnung</strong>sanamnese an 5.649 Patienten<br />

5.021 Patienten (88,9 %) mit negativer Blutungsanamnese:<br />

Davon 9 (0,2 %) mit pathologischen <strong>Gerinnung</strong>sbefunden<br />

(alle 9 hatten ein Lupus antikoagulans)<br />

628 Patienten (11,1 %) mit auffälliger Blutungsanamnese:<br />

Davon 256 (40,8 %) mit pathologischen<br />

<strong>Gerinnung</strong>sbefunden<br />

Davon<br />

162 (63,3 %): Medikamenteneffekte, meist ASS<br />

74 (28,9 %): Angeborene <strong>Gerinnung</strong>sdefekte<br />

Davon 54 (73,0 % von 74): von-Willebrand-Syndrom<br />

20 (7,8 %): Erworbene <strong>Gerinnung</strong>sdefekte<br />

Davon 13 (65,0 % von 20): Leberzirrhose<br />

Koscielny J, et al. Clin Appl Thromb Hemost 2004<br />

Die in-vitro-<br />

Blutungszeit:<br />

PFA-<br />

100/200 ®<br />

(Platelet<br />

Function-<br />

Analyzer)<br />

Anamnese + gezielter PFA-100/200 ®<br />

am sinnvollsten?<br />

(Positiver prädiktiver Wert von PFA-100/200 ® -EPI für<br />

eingeschränkte Hämostase/Bluttransfusion:<br />

81,8/91,7%)<br />

Einspareffekt: 14,2 Mio. €!?<br />

Thrombelastographie<br />

„eine Methode, die uns quasi alles zeigt“<br />

1. Photokymographische Aufzeichnung des gesamten <strong>Gerinnung</strong>sablaufes<br />

(Hartert 1948) – einzige Methode zur Erfassung aller Phasen<br />

2. Neu Variante zunehmend in Kliniken verbreitet: ROTEM ®<br />

„Auch Vollblutmethode – keine Zentrifugation notwendig“<br />

„Point of care-Methode/Test“ (POCT)<br />

Das Ziel ist die Erfassung von<br />

‣ Fibrinbildungsgeschwindigkeit und<br />

‣ Viskoelastizität und Festigkeit des Blutgerinnsels<br />

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Prinzip der Thrombelastographie (ROTEM ® )<br />

weitere Details und Vorführung im Praktikum<br />

• In antikoagulierten Vollblut!<br />

• Vollautomatisch mit Software! POINT-OF-CARE-GERÄT!<br />

• Mit verschiedenen Substanzen gestartet: Schneller und bessere<br />

Differentialdiagnose!<br />

• Prinzip: Küvette fixiert – Kolben dreht sich! – Mit zunehmender Gerinnselbildung<br />

Rotation eingeschränkt – Wird über Spiegel übertragen!<br />

Wichtig hier:<br />

Fibrinogen, F.XIII, Thrombozyten!<br />

Messvariablen des ROTEM ®<br />

EXTEM © (Extrinsische Aktivierung mit Gewebesthromboplastin) ~ Quicktest!<br />

INTEM © (Intrinsische Aktivierung mit partiellem Thromboplastin) ~ aPTT!<br />

FIBTEM ©<br />

~ Fibrinogenkonzentration!<br />

EXTEM © mit Cytochalasin zur Verhinderung der Anlagerung von Fibrin an Thrombozyten.<br />

Nur Anteil des Fibrinogens an <strong>Gerinnung</strong> gemessen.<br />

APTEM © ~ ?????<br />

EXTEM © mit Antifibrinolytikum Trasylol © . Im Vergleich zum EXTEM © schon nach ca. 5-10 Min.<br />

Aussage zur Hyperfibrinolyse möglich.<br />

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Hyperfibrinolyse<br />

Polytrauma<br />

EXTEM vor Therapie APTEM vor Therapie EXTEM nach Therapie<br />

Diagnostik der <strong>Gerinnung</strong><br />

Primäre Thrombin Clot Clot<br />

Hämostase Generation Bildung Lyse<br />

XIII<br />

Plättchenzahl PT, aPTT, INR ROTEM ® /TEG ® ROTEM ® /TEG ®<br />

Plättchenfunktion ROTEM ® /TEG ® Fibrinogen<br />

Multiplate ®<br />

Endogenes Thrombinpotential Plättchenzahl/funktion<br />

VWF Analyse (PFA-100 ® ) CAT ® TGA ® FXIII Aktivität<br />

Einzelfaktorenanalyse<br />

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<strong>Ringwald</strong> Vorlesung <strong>Physiologie</strong> und <strong>Labordiagnostik</strong> der <strong>Gerinnung</strong> WS 13/14<br />

Interpretation von Laborwerten<br />

Einflussgrößen<br />

Physiologische Einflussgrössen<br />

Methodische Einflussgrössen<br />

• Präanalytische Fehler (siehe vorab)<br />

• In-prozess-Fehler (Labor)<br />

• Fehlinterpretation – darum nachher<br />

noch ein paar weitere Fälle und ein<br />

paar Infos vorab ……<br />

Physiologische Einflussgrößen<br />

Altersabhängigkeit<br />

• Kinder haben meist andere Referenzbereich!<br />

• Fibrinogen-, FV, FVIII, D-Dimere können mit dem Alter ansteigen!<br />

Akutphaseproteine<br />

• Fibrinogen, F. VIII, Plasminogen, Plasminogenaktivator-Inhibitor steigen<br />

bei akuter Entzündung!<br />

Abhängigkeit von Blutgruppen ABO<br />

• Plasmakonzentration des VWF bei Trägern der BG 0 ca. 20% niedriger<br />

Hormoneinfluss<br />

• SS (Östrogene, Gestagene hoch): F. V, Prothrombin, Fibrinogen<br />

ansteigend, Protein S abfallend!<br />

Buchempfehlungen<br />

• Das <strong>Gerinnung</strong>skompendium: Häufige<br />

Befundkonstellationen, Interpretation, klinische Konsequenz<br />

(Herausgeber M. Barthels)<br />

Thieme Verlag (2. Auflage 2011)<br />

• <strong>Gerinnung</strong>skonsil (Pötzsch, Madlener)<br />

Thieme Verlag (1. Auflage 2002)<br />

• Hämostaseologie für die Praxis<br />

(Bruhn, Hach-Wunderle, Schambeck, Scharf) – Schattauer<br />

Verlag (2. Auflage 2007)<br />

• Scripte im Netz auf TM-Website/LEHRE! (Ausführlich und<br />

„Essentials“)<br />

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