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Download Heft 07 / Juli 2013 - Tutzinger Nachrichten

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TUTZING REPORT<br />

Privatisierung unseres Trinkwassers – nein danke!<br />

Alt-Bürgermeister Peter Lederer über das Vorhaben einer Trinkwasser-Privatisierung<br />

Brüssel will unsere Stadtwerke privatisieren? Seit Wochen geistert diese Behauptung offen durch Zeitungen, Fernsehen und<br />

das Netz. Es hat sich eine gewaltige Protestbewegung gebildet. Die Zahl der digitalen Unterschriften für das Bürgerbegehren<br />

„Wasser ist ein Menschenrecht“ bricht Rekorde. 1,3 Millionen Menschen wehren sich gegen die Pläne der EU-Kommission, die<br />

öffentlichen Wasserversorgungen zu privatisieren.<br />

Die <strong>Tutzinger</strong> <strong>Nachrichten</strong> haben sich zu diesem Thema mit Altbürgermeister Peter Lederer unterhalten. Lederer war 25 Jahre<br />

in unserer Gemeinde als Geschäftsleitender Beamter für das Wasser zuständig und hat später während seiner Amtszeit als<br />

Bürgermeister die Weichen für den weiteren Ausbau unserer Wasserversorgung gestellt.<br />

Was ist Ihre Meinung zu den Bestrebungen aus Brüssel?<br />

Ich denke, dass man von Brüssel aus versucht, unter dem<br />

Thema „Privatisierung und Liberalisierung“ den Kommunen<br />

ihr Monopol für die Wasserversorgung und die Energieversorgung<br />

zu entziehen. In Deutschland aber sind gerade diese<br />

Aufgaben vom Gesetzgeber gem. Art. 28 des Grundgesetzes<br />

den Kommunen übertragen worden. Gerade die Trinkwasserversorgung<br />

gehört als eine Leistung der Daseinsvorsorge<br />

nach den Art. 11 und 83 der Verfassung des Freistaates Bayern<br />

zu den Pflichtaufgaben der Gemeinden.<br />

Während meiner ganzen Zeit im Rathaus ist den Kommunen<br />

immer wieder nahe gelegt worden, für dieses Selbstverwaltungsrecht<br />

zu kämpfen, insbesondere für die eigenständige<br />

Wasserversorgung. Diese Daseinsvorsorge für die Bürger mit<br />

dem Lebensmittel Wasser muss eine kommunale Aufgabe<br />

sein und bleiben. Hier kommt auch das Subsidiaritätsprinzip<br />

zugunsten der Gemeinden zum Tragen: „Was man selbst<br />

machen kann, soll man in eigener Verantwortung tun und<br />

nicht an höhere Instanzen abgeben müssen“.<br />

Welche Verpflichtungen nimmt damit die Gemeinde auf<br />

sich?<br />

Natürlich übernimmt die Gemeinde damit die Pflicht, die<br />

Wasserversorgung für alle Bürger sicherzustellen. Es muss<br />

gewährleistet werden, dass jeder Haushalt mit reinem und<br />

unbelastetem Trinkwasser versorgt wird. Das Gute ist, dass<br />

die Gemeinde dabei aber nicht die Verpflichtung eingeht,<br />

Gewinne zu erzielen, wie das ein Privater machen müsste.<br />

Die Gemeinde muss nur nach dem Kostendeckungsprinzip<br />

handeln, d.h. das Vorhaben muss sich selbst tragen. Der Wasserpreis<br />

ist kostendeckend festzulegen und nur diesen Preis<br />

hat der Bürger zu bezahlen.<br />

Sind da auch noch andere Aspekte zu berücksichtigen?<br />

Mit der Aufgabenstellung Wasserversorgung sind untrennbar<br />

die Belange des Naturschutzes und des Grundwasser-<br />

Kommunaler Wasserexperte Peter Lederer<br />

Foto: HB<br />

schutzes verbunden. Die Gemeinde hat die Möglichkeit,<br />

Brunnengrundstücke und Wasserschutzgebiete zu erwerben<br />

und zu überplanen und so dafür Sorge zu tragen, dass<br />

z. B. auf den Flächen, unter denen Trinkwasserquellen laufen,<br />

keine Verunreinigungen passieren. Diese Aufgaben der<br />

Daseinsvorsorge, aber auch des Grundwasserschutzes und<br />

des Umweltschutzes können meines Erachtens nur bei der<br />

einzelnen Gemeinde angesiedelt sein, denn nur die jeweilige<br />

Gemeinde kann hier agieren, sie ist ihren Bürgern gegenüber<br />

in der Verantwortung und wird zu Recht von ihren<br />

Bürgern in dieser Hinsicht auch kontrolliert. Sauberes Trinkwasser<br />

ist ein hohes Gut.<br />

Wir haben in Tutzing das große Glück, eine Wasserqualität<br />

bieten zu können, die ihresgleichen sucht. So banal es klingt,<br />

aber für mich ist unser Wasser schon morgens beim Zähneputzen<br />

ein Grund zur Freude. In den 25 Jahren meiner aktiven<br />

Zeit als Geschäftsleiter und Wasserwerksleiter und später<br />

dann als Bürgermeister hat das Thema Wasser für mich<br />

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