Willkommen in Genf! - UITP
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diese Batterien im gesamten Fuhrpark<br />
<strong>in</strong>stallieren, der übrigens bereits vorausgerüstet<br />
ist. Dies würde es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
ersten Schritt erlauben, den Stromverbrauch<br />
entsprechend zu reduzieren und<br />
wie bei den neuen O-Bussen auf e<strong>in</strong>en<br />
Hilfsantrieb zählen zu können. Langfristig<br />
könnte man sich auch vorstellen, das<br />
Straßenbahnnetz im Stadtkern wie den<br />
Bus im TOSA-Projekt ohne Oberleitung<br />
zu betreiben und dieselben Vorteile zu<br />
ernten: e<strong>in</strong>e größere Zuverlässigkeit<br />
und e<strong>in</strong>e ästhetische Sanierung der historischen<br />
Stadtteile (wie beispielsweise<br />
<strong>in</strong> Bordeaux).<br />
Um diese ehrgeizigen Ziele <strong>in</strong> Bezug auf<br />
die Dienstleistungsqualität verfolgen zu<br />
können, müssen die tpg ihre Produktivität<br />
ständig verbessern. Tatsächlich<br />
folgt auf e<strong>in</strong>e relativ günstige Periode<br />
für ÖPNV-Investitionen <strong>in</strong> <strong>Genf</strong>, die es<br />
erlaubt hat, das Angebot seit dem Ende<br />
der 1990er-Jahre bis heute zu verdoppeln,<br />
e<strong>in</strong>e schwierigere Periode, <strong>in</strong> der<br />
der Staat mit der Notwendigkeit konfrontiert<br />
ist, se<strong>in</strong>e Defizite zu bewältigen<br />
und se<strong>in</strong>e Schulden zu reduzieren.<br />
Außerdem können die tpg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em relativ<br />
angespannten politischen und wirtschaftlichen<br />
Kontext nicht auf e<strong>in</strong>e regelmäßige<br />
Tarifanpassung zählen, um die<br />
verfügbaren Ressourcen zu erhöhen. Sie<br />
werden also mit weniger oder zum<strong>in</strong>dest<br />
nicht mehr Mitteln immer mehr machen<br />
müssen! Ende 2011 haben die tpg <strong>in</strong>sbesondere<br />
im H<strong>in</strong>blick auf den Umgang mit<br />
diesen Herausforderungen e<strong>in</strong>en bedeutenden<br />
Wandel vollzogen.<br />
Vorrang für den ÖPNV!<br />
Die Ende 2011 e<strong>in</strong>geleiteten Veränderungen<br />
waren beachtlich: Insgesamt<br />
wurde das Angebot zu 70 % umgestaltet.<br />
Die größte Neuheit war der Umstieg<br />
von e<strong>in</strong>em achsenförmigen auf e<strong>in</strong>en<br />
l<strong>in</strong>ienförmigen Straßenbahnbetrieb.<br />
Die ersten Wochen nach der Änderung<br />
waren ziemlich chaotisch: grauenvolle<br />
Wetterbed<strong>in</strong>gungen, chronische Verkehrsüberlastung<br />
und ungewöhnlich<br />
viele Unfälle und Pannen. Unter diesen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen mussten wir zugeben,<br />
dass wir unzureichende Vorbereitungen<br />
getroffen hatten und so führten wir im<br />
Task-Force-Modus geme<strong>in</strong>sam mit den<br />
zuständigen Behörden notfallsartig die<br />
nötigen Verbesserungen durch. Der Betrieb<br />
des Verkehrsnetzes stabilisierte<br />
sich und der Zufriedenheitsgrad unserer<br />
Kunden erreichte nach e<strong>in</strong>em spektakulären<br />
Rückgang wieder e<strong>in</strong> annehmbares<br />
Niveau. Dennoch haben verschiedene<br />
unabhängige Studien über das tpg-Netz<br />
im Jahr 2012 zwei Hauptprobleme aufgezeigt.<br />
Das erste betrifft die Qualität<br />
der Umsteigemöglichkeiten. Tatsächlich<br />
wirkt sich die Notwendigkeit, die Straßenbahnl<strong>in</strong>ien<br />
unabhängig vone<strong>in</strong>ander<br />
zu betreiben, um e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>facheren und<br />
zuverlässigeren Betrieb sowie zukünftige<br />
Entwicklungen zu ermöglichen, direkt<br />
auf 10 % bis 20 % der Kunden dieser L<strong>in</strong>ien<br />
aus: Sie s<strong>in</strong>d dazu gezwungen, umzusteigen.<br />
Das Umsteigen ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
e<strong>in</strong> großer Bremsfaktor für die ÖPNV-<br />
Nutzung, wenn es ke<strong>in</strong>e Knotenpunkte<br />
gibt, an denen das Umsteigen dank Investitionen<br />
<strong>in</strong> Komfort, Sicherheit und<br />
Beschilderung erleichtert wird. Das ist<br />
heute bei Weitem nicht der Fall und wir<br />
müssen noch mit unseren Partnern – <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie dem Staat und der Stadt <strong>Genf</strong><br />
– arbeiten, um die nötigen Änderungen<br />
umzusetzen. Das zweite Problem betrifft<br />
die Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeit unseres<br />
Netzes im Stadtzentrum, das bei<br />
16 km/h stagniert, d.h. e<strong>in</strong>em Niveau,<br />
das den ÖPNV gegenüber se<strong>in</strong>en Konkurrenten<br />
– dem Auto, dem Motorrad,<br />
dem Fahrrad und sogar dem Zu-Fuß-<br />
Gehen – wenig attraktiv macht. Mehrere<br />
Initiativen zielen heute darauf ab, dem<br />
ÖPNV wie <strong>in</strong> anderen Teilen der Schweiz<br />
oder <strong>in</strong> anderen europäischen Ländern<br />
verstärkten, wenn nicht absoluten, Vorrang<br />
e<strong>in</strong>zuräumen. Sonderfahrstreifen<br />
für Busse, eigene Trassen für die Straßenbahnen<br />
und gut sichtbare Vorrangsignale<br />
an den Kreuzungen s<strong>in</strong>d die<br />
Schlüssel für e<strong>in</strong>e höhere Effizienz der<br />
tpg. Es ist auch die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit,<br />
die enormen Investitionen, die bisher<br />
geleistet wurden, und jene nicht m<strong>in</strong>der<br />
bedeutenden, die <strong>in</strong> den kommenden<br />
Jahren genehmigt werden müssen, voll<br />
rentabel zu machen.<br />
Übersetzt aus dem Französischen<br />
Roland Bonzon, Generaldirektor, Transports publics genevois (tpg), <strong>Genf</strong>, Schweiz<br />
Kontakt: bonzon.r@tpg.ch Kopie an editor@uitp.org<br />
18 PTI 1/2013