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VERITAS - Das Genussmagazin / Ausgabe - 13-2014

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Geduld, Muskeln, Logistik:<br />

Traubenannahme im Herbst<br />

Durch außergewöhnlich warme Temperaturen startet<br />

das Weinjahr früh, wird aber im Sommer – Regen! –<br />

ausgebremst. Gerade noch rechtzeitig sorgt der warme,<br />

sonnige September für ideale Bedingungen. Nichtsdestotrotz<br />

kommt es zu Engpässen und verschiedene Traubensorten müssen<br />

parallel geerntet werden. Lange Nächte!<br />

Da die Zeit drängt, werden heute Müller-Thurgau und Spätburgunder<br />

angeliefert. Für die Winzer bedeutet das zwei, drei Stunden<br />

Wartezeit, für Martin Bäuerle und Team eine lange Nacht<br />

bis 4 Uhr morgens. Den Kellermeister haut nichts um, er sagt<br />

nur „spannend“ dazu. Hinter ihm ragen die turmhohen Tanks<br />

in die Höhe, vor ihm ist der Anfang der Traktoren-Kette, die sich<br />

von der Esperantostraße über die Konrad-Adenauer-Straße bis<br />

in die Obstanlagen windet. Etwas lässt ihn aufmerken. „Es ist zu<br />

ruhig“, murmelt er in die Geräuschkulisse der Maschinen und<br />

Traktoren hinein und geht zu einem blauen Container. Hier<br />

hockt ein Mann vor mehreren Bildschirmen. Die Schaltzentrale.<br />

<strong>Das</strong> Problem wird online behoben und die Traubenannahme<br />

läuft weiter. Der nächste Traktor rollt heran, auf dem Anhänger<br />

vier mit einem „S“ gekennzeichnete Bütten à 700 Kilo Spätburgunder.<br />

<strong>Das</strong> rote „S“ bedeutet „sortiert“. Keine faule Traube ist<br />

darunter. Der Mann im Kabuff winkt, herfahren, winkt, zurücksetzen,<br />

winkt, passt! Kurz drauf schwebt eine stählerne Gabel<br />

heran, hebt die Bütt und kippt den Inhalt in die Traubenwanne,<br />

in der sich eine stählerne Schnecke windet. Die ruckartigen<br />

Bewegungen des Greifers werden von einem lauten Klacken<br />

begleitet. Jetzt muss der Winzer einen guten Meter vorwärts tuckern<br />

und der Mann im Häuschen bewegt mittels Joystick seine<br />

eiserne Gabel zur nächsten Bütt. Sind alle Behälter geleert,<br />

steigt ein älterer Herr vom Schlepper. Unverkennbar ein Winzer:<br />

Hut, blaue Arbeitshose, Gummistiefel. Der Mann geht zum<br />

Container und holt sich einen Beleg mit Kennnummer, Gewicht<br />

und Öchsle ab. Kurzes Schwätzchen halten – Salli! Hesch Glick<br />

ghet? – aufsitzen und heimfahren. So geht es Schlepper um<br />

Schlepper. Aber was passiert mit den Trauben? Sie kommen<br />

„je nachdem“ (O-Ton Bäuerle) in verschiedene Tanks, wo sie<br />

entweder auf der Maische lagern oder in einer Presse landen<br />

und ausgepresst werden. Zwischen 70 und 70.000 Litern wären<br />

möglich, erklärt Bäuerle die Kapazitäten der Oberkircher<br />

Winzer. <strong>Das</strong> Nadelöhr ist die Maischehauptverteilung, von der<br />

die Kanäle zu den verschiedensten Fässern, Tanks und Pressen<br />

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