Ein wenig Geschichte muss sein - Universität Vechta
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Kepler wünschte aus Brahes Beobachtungen mehr über die Bewegung des Mars zu<br />
erfahren. Aber der 25 Jahre ältere Kollege wollte die in ihnen verborgenen Geheimnisse der<br />
Planetenbewegung selbst enthüllen – was ihm allerdings nie gelingen sollte.<br />
Sechs Monate später kehrte Kepler nach Graz zurück, doch dort hatte die Gegenreformation<br />
die Stadt erreicht. Die protestantische Stiftsschule war geschlossen worden, und im Sommer<br />
<strong>muss</strong>te Kepler innerhalb von 45 Tagen Graz verlassen. Im Oktober 1600 traf er, hoch<br />
verschuldet, mit Frau und Tochter wieder in Prag ein. <strong>Ein</strong> Jahr später starb Brahe, ob eines<br />
natürlichen Todes oder durch Mord, wird zurzeit wieder einmal diskutiert. Bald darauf berief<br />
der wissenschaftsbegeisterte, kunstsüchtige, stets ein <strong>wenig</strong> wunderliche Habsburger Rudolf<br />
II. Kepler als Nachfolger zum kaiserlichen Mathematicus und vertraute ihm den Nachlass des<br />
Vorgängers an. Aber die Erben gaben dessen Aufzeichnungen lange Zeit nicht heraus, da<br />
der Kaiser Brahes Gehalt noch nicht vollständig ausbezahlt hatte.<br />
Im Jahre 1609 ist das Werk dann vollendet, in dem Kepler die mühsam aus Brahes<br />
Beobachtungen gewonnenen Erkenntnisse über die Bewegung der Planeten veröffentlicht.<br />
Erstens: Der Mars bewegt sich in einer Ellipse um die Sonne, die nicht im Mittelpunkt,<br />
sondern in einem Brennpunkt der Bahn steht. Dadurch verändert sich <strong>sein</strong> Abstand zur<br />
Sonne ständig.<br />
Zweitens: Er durchläuft die Bahn nicht mit gleich bleibender Geschwindigkeit, sondern mit<br />
größerer, wenn <strong>sein</strong> Abstand zur Sonne kleiner, und mit geringerer, wenn er weiter entfernt<br />
von der Sonne ist. Kepler gibt sogar die mathematische Formel an, nach der<br />
Geschwindigkeit und Entfernung zusammenhängen. Diese Ergebnisse heißen heute die<br />
beiden ersten Keplerschen Gesetze.<br />
Neun Jahre später findet er das dritte, das eine Beziehung zwischen Umlaufdauer und<br />
Durchmesser einer Planetenbahn definiert.<br />
Etwa ein halbes Jahrhundert später gelingt es Isaac Newton in England, aus den drei<br />
Keplerschen Gesetzen die Grundgesetze der Mechanik zu entwickeln. Die Kräfte, die den<br />
Mond an die Erde und die Planeten an die Sonne binden, sind dieselben, die auf der Erde<br />
den Apfel zu Boden fallen lassen. Das ist der Anfang der Astrophysik.<br />
Während Kepler noch mit <strong>sein</strong>en Berechnungen beschäftigt ist, hat sich in Italien <strong>sein</strong> sieben<br />
Jahre älterer Kollege Galileo Galilei auf eigene Weise in den Weltraum begeben – per<br />
Fernrohr.<br />
1564 in Pisa geboren, entstammt Galilei einem adeligen, inzwischen verarmten Geschlecht.<br />
Als er 18 Jahre alt ist, beginnt er ein Medizinstudium an der <strong>Universität</strong> von Pisa. Dieses<br />
blieb ohne Abschluss, wahrscheinlich weil der Student plötzlich <strong>sein</strong> Interesse für die<br />
Mathematik entdeckt hatte, und dazu zählten damals auch die Physik und die Astronomie.<br />
Nach einigen Semestern setzte Galileo Galilei <strong>sein</strong>e Studien in Florenz fort. 25 Jahre alt,<br />
wurde er Professor in Pisa, und drei Jahre später erhielt er den Lehrstuhl für Mathematik in<br />
Padua. Dort bekannte er sich in einem Brief an den damals in Graz lebenden Kepler – Galilei<br />
hatte gerade dessen Buch Mysterium Cosmographicum erhalten – zum ersten Mal zur Lehre<br />
des Kopernikus.<br />
Just im Oktober jenes Jahres 1609 nun, in dem Kepler <strong>sein</strong>e Astronomia Nova vollendet hat,<br />
überreicht Galilei in Florenz dem Großherzog Cosimo aus dem Hause Medici ein eigens für<br />
den Fürsten angefertigtes Fernrohr und richtet es auf den Mond.<br />
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Für den „Workshop Grundschule“ – bearbeitet.<br />
Nach einem Text von Rudolf Kippenhahn: „Wie auf Erden, so am Himmel“,<br />
in: Die Zeit, 5. Februar 2009, und Betrachtungen von Peer Meinert.<br />
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