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Ein wenig Geschichte muss sein - Universität Vechta

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Cosimo ist begeistert. Auch Galilei selber kann sich nicht satt sehen. Tief beeindruckt<br />

schreibt er, wie sehr der Mond mit <strong>sein</strong>en Bergen doch der Erde ähnele. Nach der bisherigen<br />

Meinung war der Mond eine Kristallkugel, denn er gehörte wie Sonne und Sterne zu einer<br />

höheren Welt. Nun aber, durch das Fernrohr betrachtet, zeigt er Berge, die ihre Schatten in<br />

Täler werfen. Das passt so gar nicht zu den kirchlichen Vorstellungen einer den irdischen<br />

Gesetzen völlig enthobenen himmlischen Sphäre.<br />

Davon erzählt Galilei auch <strong>sein</strong>em Freund, dem römischen Maler Ludovico Cigoli. Dieser<br />

bekommt 1610 den Auftrag für ein Deckenfresko in der Paulinischen Kapelle von Santa<br />

Maria Maggiore in Rom. Cigoli malt die Himmelfahrt Mariens, und er legt der Gottesmutter<br />

eine Mondsichel zu Füßen, die Galileis Krater zeigt. Es ist die erste künstlerische Darstellung<br />

der fernen Landschaft des Mondes! Doch auch andere, wie zum Beispiel der Frankfurter<br />

Adam Elsheimer, malen jetzt den Himmel neu („Die Flucht aus Ägypten“).<br />

Beim Blick durch das Fernrohr entdeckt Galilei, dass um den Jupiter Monde kreisen. Er sieht,<br />

dass das weiße Band der Milchstraße aus zahllosen Sternen besteht, die wir mit dem<br />

unbewaffneten Auge nicht einzeln erkennen können. Er bemerkt, dass der Planet Venus<br />

einmal als Sichel, dann wieder vollständig erscheint, dass es gleich dem Mond »Vollvenus«<br />

und »Neuvenus« gibt. Auch dieser Planet dreht sich also um die Sonne.<br />

Das alles spricht gegen das antike Weltbild – wie schon die Lehre des Kopernikus im<br />

Widerspruch zu den Lehren des Aristoteles stand. Galileis Erkenntnisse aber widerlegen nun<br />

auch den Wortlaut der Heiligen Schrift. Rief nicht Josua den Herrn während einer Schlacht<br />

an, Sonne und Mond stillstehen zu lassen? Beweist das nicht, dass sich die Sonne bewegt?<br />

Und dass die Erde stillsteht?<br />

Nach jahrelangen Au<strong>sein</strong>andersetzungen mit der Kirche wird Galilei 1633 der Prozess<br />

gemacht. Der inzwischen zu Ruhm gelangte Gelehrte <strong>muss</strong> schließlich im Kollegiensaal des<br />

Klosters Santa Maria sopra Minerva – jener Marienkirche in Rom, die einst über dem<br />

gestürzten Tempel der Minerva, der Göttin der Weisheit, errichtet worden ist – der Lehre des<br />

Kopernikus abschwören, will er der Folter oder gar dem Scheiterhaufen entgehen. Als<br />

gebrochener Mann verbringt er den Rest <strong>sein</strong>es Lebens unter Hausarrest in <strong>sein</strong>er Villa in<br />

Arcetri bei Florenz.<br />

Im fünften Jahr <strong>sein</strong>er Gefangenschaft erblindet er, 1642 stirbt er. Da ist <strong>sein</strong> großer<br />

deutscher Kollege Johannes Kepler schon zwölf Jahre tot, gestorben 1630 in Regensburg,<br />

mitten im Wahn des Dreißigjährigen Krieges.<br />

Lernten die Astronomen vor 400 Jahren, dass im Weltall dieselben Gesetze gelten wie auf<br />

der Erde, so beginnen sie heute, aus den Vorgängen im Weltall etwas über die Physik auf<br />

der Erde zu erfahren.<br />

* * *<br />

„Houston, hier ist Basis Tranquillitatis. Der Adler ist gelandet“.<br />

Es war der 20. Juli 1969, Basiszeit 1.17 Uhr. Astronaut Edwin „Buzz“ Armstrong hatte<br />

gerade die Landefähre „Eagle“ sicher im „Meer der Ruhe“ gelandet. Hunderte Millionen<br />

Menschen weltweit verfolgten das Ereignis. Von der „Erfüllung eines Menschheitstraums“<br />

war die Rede, vom „Beginn eines neuen Zeitalters“ – kein Vergleich war zu groß. Dann, über<br />

sechs Stunden später, als sich Armstrong mühsam die Metallleiter zum Mondboden herunter<br />

quälte, gingen die „historischen Worte“ um den Erdball: „That's one small step for man,<br />

one giant leap for mankind“ – „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein<br />

großer Sprung für die Menschheit.“ Auch das Timing war aus Sicht der NASA perfekt: In<br />

________________________________________________________________________<br />

Für den „Workshop Grundschule“ – bearbeitet.<br />

Nach einem Text von Rudolf Kippenhahn: „Wie auf Erden, so am Himmel“,<br />

in: Die Zeit, 5. Februar 2009, und Betrachtungen von Peer Meinert.<br />

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