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jahresbericht - Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit in ...

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JAHRESBERICHT<br />

Überwachung von<br />

Lebensmitteln,<br />

Kosmetischen Mitteln,<br />

Bedarfsgegenständen,<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

<strong>und</strong> Futtermitteln<br />

2006<br />

B A W Ü 2 0 0 6


JAHRESBERICHT<br />

Überwachung<br />

von Lebensmitteln,<br />

Kosmetischen Mitteln,<br />

Bedarfsgegenständen,<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

<strong>und</strong> Futtermitteln 2006


2 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann


Grußwort des M<strong>in</strong>isters Jahresbericht 2006 3<br />

Sehr geehrte Leser<strong>in</strong>nen,<br />

sehr geehrte Leser,<br />

Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelüberwachung s<strong>in</strong>d aktiver Verbraucherschutz.<br />

Daher misst die Landesregierung der amtlichen Lebensmittel<strong>und</strong><br />

der Futtermittelüberwachung e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung zu <strong>und</strong> tritt<br />

dafür e<strong>in</strong>, dass diese auch weiterh<strong>in</strong> ihre Aufgaben als schlagkräftige<br />

<strong>und</strong> effiziente E<strong>in</strong>heit erfüllt.<br />

Die Verbraucher erwarten zu Recht<br />

ges<strong>und</strong>e, qualitativ hochwertige <strong>und</strong><br />

sichere Lebensmittel. Um dies zu<br />

gewährleisten, müssen die Lebensmittelunternehmer<br />

im Rahmen ihrer<br />

Sorgfaltspflicht betriebliche Eigenkontrollen<br />

durchführen. Die amtliche<br />

Überwachung ist die „Kontrolle der<br />

Kontrolle“, sie überwacht die Wirksamkeit<br />

dieser betrieblichen Eigenkontrollen.<br />

Nach diesem Gr<strong>und</strong>satz f<strong>in</strong>det <strong>in</strong><br />

Baden-Württemberg die Kontrolle der<br />

Lebensmittelsicherheit „vom Acker<br />

bis auf den Teller“ auf allen Produktionsstufen<br />

statt. Das Ziel ist der optimale<br />

Schutz der Verbraucher sowohl<br />

vor ges<strong>und</strong>heitlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

als auch vor wirtschaftlicher<br />

Übervorteilung durch Irreführung <strong>und</strong><br />

Täuschung.<br />

Lebensmittel, kosmetische Mittel, Bedarfsgegenstände,<br />

Tabakerzeugnisse,<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser sowie Futtermittel, sie alle<br />

unterliegen den lebensmittel- <strong>und</strong><br />

futtermittelrechtlichen Vorschriften<br />

<strong>und</strong> werden von der amtlichen Überwachung<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg risikoorientiert<br />

kontrolliert. Dieser Jahresbericht<br />

soll über die wichtige <strong>und</strong><br />

vielfältige Arbeit der amtlichen Lebensmittel-<br />

<strong>und</strong> Futtermittelüberwachung<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg <strong>in</strong>formieren.<br />

Der Bericht zeigt, dass trotz<br />

der Negativschlagzeilen der „Lebensmittelskandale“<br />

bei der überwiegenden<br />

Zahl der Überprüfungen erfreulicherweise<br />

ke<strong>in</strong>e oder nur sehr wenige<br />

Beanstandungen festzustellen s<strong>in</strong>d.<br />

Dies kann durchaus auch als Qualitätsmerkmal<br />

für den hohen Standard des<br />

Verbraucherschutzes im Land gesehen<br />

werden.<br />

Im vergangenen Jahr wurden <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

im Rahmen der Lebensmittelüberwachung<br />

wieder mehr<br />

als 90000 Betriebskontrollen durchgeführt<br />

<strong>und</strong> mehr als 60000 Proben an<br />

den Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämtern<br />

(CVUAs) untersucht<br />

<strong>und</strong> begutachtet. Die Proben werden<br />

von den Lebensmittelkontrolleuren<br />

auf allen Stufen der Herstellung <strong>und</strong><br />

des Handels erhoben, aber auch Verbraucherbeschwerden<br />

werden <strong>in</strong> die<br />

Untersuchung e<strong>in</strong>bezogen. Die notwendigen<br />

Maßnahmen zur Beseitigung<br />

von Mängeln werden von den<br />

unteren Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />

veranlasst.<br />

E<strong>in</strong>e sichere Lebensmittelproduktion<br />

ist aber nur möglich, wenn die zur<br />

Lebensmittelgew<strong>in</strong>nung dienenden<br />

Tiere zuvor mit e<strong>in</strong>wandfreien Futtermitteln<br />

ernährt wurden. Dieses sicherzustellen,<br />

ist Aufgabe der amtlichen<br />

Futter mittelüberwachung, die auf allen<br />

Stufen der Herstellung, des Handels<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben erfolgt. Im Jahr 2006 wurden<br />

von den Futtermittelkontrolleuren<br />

an den Regierungspräsidien mehr als<br />

1300 Betriebsprüfungen durchgeführt<br />

sowie über 1300 Proben gezogen <strong>und</strong><br />

an den landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalten<br />

bzw. den CVUAs untersucht.<br />

Ich b<strong>in</strong> stolz darauf, dass die EU-Kommission<br />

im Berichtsjahr nach e<strong>in</strong>er<br />

europaweiten Ausschreibung drei<br />

Laborbereiche der Chemischen <strong>und</strong><br />

Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämter <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

mit der wichtigen<br />

Aufgabe e<strong>in</strong>es europäischen Geme<strong>in</strong>schafts-referenzlabors<br />

betraut hat.<br />

Beim CVUA Freiburg wurden das<br />

Diox<strong>in</strong>-Labor <strong>und</strong> das Labor für Pestizid-Rückstände<br />

<strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

tierischer Herkunft <strong>und</strong> beim CVUA<br />

Stuttgart wurde das Labor für Pestizid-Rückstände<br />

<strong>in</strong> pflanzlichen Lebensmitteln<br />

benannt. Die geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Referenzlaboratorien sollen zur<br />

Erreichung e<strong>in</strong>er hohen Qualität <strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>heitlichkeit der Untersuchungsergebnisse<br />

<strong>in</strong> den Mitgliedstaaten beitragen.<br />

Dies ist e<strong>in</strong> erneuter Beweis<br />

für die Leistungsfähigkeit der badenwürttembergischen<br />

Untersuchungsämter<br />

<strong>und</strong> deren europaweite Anerkennung.<br />

Me<strong>in</strong> Dank gilt an dieser Stelle allen<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

<strong>in</strong> der amtlichen Lebensmittel- <strong>und</strong><br />

Futtermittelüberwachung <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg. Sie alle haben durch<br />

ihr großes Engagement zu dem seit<br />

Jahren hohen Qualitätsniveau beigetragen.<br />

Ich wünsche Ihnen nun e<strong>in</strong>e kurzweilige<br />

Lektüre unseres Jahresberichts<br />

2006.<br />

Peter Hauk MdL<br />

M<strong>in</strong>ister für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen<br />

Raum Baden-Württemberg<br />

Stuttgart, im Juli 2007


4 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann<br />

I Vorspann<br />

3 Grußwort des M<strong>in</strong>isters<br />

4 Inhaltsverzeichnis<br />

6 Zusammenfassung: Highlights u. Sorgenk<strong>in</strong>der<br />

66 Kosmetische Mittel<br />

66 Chemische Untersuchung von kosmetischen<br />

Mitteln<br />

70 Mikroorganismen <strong>in</strong> kosmetischen Mitteln<br />

71 Bedarfsgegenstände<br />

II<br />

Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

71 Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt <strong>und</strong><br />

zur Körperpflege<br />

11 Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

14 Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB<br />

25 Lebensmittelüberwachung – grenzenlos<br />

73 Spielwaren <strong>und</strong> Scherzartikel<br />

74 Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt<br />

77 Bedarfsgegenstände zur Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Pflege<br />

sowie sonstige Haushaltschemikalien<br />

III<br />

Produktgruppen<br />

78 Tabakwaren<br />

27 Themenübersicht<br />

28 Übersicht Untersuchungsergebnisse<br />

30 Lebensmittel<br />

30 Milch <strong>und</strong> Milchprodukte<br />

32 Fleisch, Wild, Geflügel <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />

34 Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere <strong>und</strong><br />

-Erzeugnisse<br />

35 Fette <strong>und</strong> Öle<br />

36 Brühen, Suppen, Saucen <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>kostsalate<br />

37 Getreide, Backwaren <strong>und</strong> Teigwaren<br />

39 Obst, Gemüse <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />

40 Kräuter <strong>und</strong> Gewürze<br />

43 Alkoholfreie Getränke<br />

45 We<strong>in</strong> <strong>und</strong> Erzeugnisse aus We<strong>in</strong><br />

47 Alkoholische Getränke (außer We<strong>in</strong>)<br />

49 Eis <strong>und</strong> Desserts<br />

50 Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche<br />

53 Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse <strong>und</strong><br />

Nusserzeugnisse<br />

54 Fertiggerichte<br />

56 Diätetische Lebensmittel, Säugl<strong>in</strong>gsnahrung<br />

<strong>und</strong> Sportlernahrung<br />

58 Nahrungsergänzungsmittel<br />

60 Funktionelle Lebensmittel (Functional Food)<br />

61 Neuartige Lebensmittel (Novel Food)<br />

63 Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aromastoffe<br />

IV Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

81 Themenübersicht<br />

82 Krankheitserregende Mikroorganismen <strong>und</strong><br />

mikrobiologische Besonderheiten<br />

88 Mykotox<strong>in</strong>e<br />

92 Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Süßwasser-Biotox<strong>in</strong>e<br />

93 Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische<br />

Kontam<strong>in</strong>anten<br />

104 Öko-Monitor<strong>in</strong>g<br />

107 Pharmakologisch wirksame Stoffe<br />

111 Nachweis von Lebensmittelallergenen<br />

114 Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

120 Bestrahlung von Lebensmitteln<br />

122 Radiochemische Untersuchungen<br />

125 Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten:<br />

125 Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />

129 Schwermetalle u. toxische Spurenelemente<br />

131 Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten:<br />

131 Nitrosam<strong>in</strong>e<br />

132 Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />

(PAK)<br />

133 Acrylamid<br />

134 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)<br />

136 Furan <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

138 Stabilisotopen-Analytik


Inhaltsverzeichnis Jahresbericht 2006 5<br />

V Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

139 Tr<strong>in</strong>kwasserüberwachung<br />

140 Perfluorierte Tenside (PFT)<br />

Inhalt :<br />

Wo steht was?<br />

141 Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln<br />

VI<br />

Futtermittel<br />

143 Futtermittelüberwachung<br />

I II III IV V VI<br />

3 11 27 81 139 143<br />

150 Autorenverzeichnis<br />

152 Impressum<br />

Vorspann<br />

Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

Produktgruppen<br />

Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

Futtermittel


6 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann<br />

Zahlen aus der Lebensmittelüberwachung<br />

Ziel der amtlichen Lebensmittelüberwachung ist<br />

es, ges<strong>und</strong>heitliche Gefahren, Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

<strong>und</strong> Verfälschungen zu erkennen <strong>und</strong> zu beseitigen,<br />

<strong>und</strong> hierfür das qualifizierte Personal sowie<br />

die Analysengeräte optimal e<strong>in</strong>zusetzen <strong>und</strong> auszulasten.<br />

Die Steuerung erfolgt über die risikoorientierte<br />

Betriebskontrolle <strong>und</strong> zielorientierte<br />

Probenahme mit wechselnden Untersuchungsschwerpunkten.<br />

Die amtliche Lebensmittelüberwachung <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg hat im Jahr 2006 <strong>in</strong>sgesamt 94987<br />

Kontrollen <strong>in</strong> Betrieben <strong>und</strong> bei Lebensmitteltransporten<br />

durchgeführt. Dabei wurden 57282<br />

von 206320 <strong>in</strong> Baden-Württemberg registrierten<br />

Betrieben (28%) überprüft. Bei 15 556 Betrieben<br />

(27% der kontrollierten Betriebe) wurden <strong>in</strong>sgesamt<br />

23948 Verstöße festgestellt.<br />

37 %<br />

… aller EU-Referenz-<br />

Laboratorien für Pestizide<br />

<strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

ansässig.<br />

93<br />

Im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung<br />

wurden <strong>in</strong>sgesamt 53 208 Proben chemisch,<br />

physikalisch <strong>und</strong> mikrobiologisch untersucht:<br />

48030 Lebensmittel (19 % = 8926 Proben<br />

beanstandet), 2041 kosmetische Mittel (21% =<br />

422 Proben), 2 819 Bedarfsgegenstände (31 %<br />

= 875 Proben), 231 Tabakerzeugnisse (3% = 7<br />

Proben) <strong>und</strong> 85 sonstige Produkte, die wegen der<br />

möglichen Ges<strong>und</strong>heitsgefahr durch Verwechselbarkeit<br />

mit Lebensmitteln überprüft wurden (71 %<br />

= 60 Proben).<br />

90 t<br />

… Futtermittel<br />

wegen gentechnisch<br />

verändertem Reis<br />

unschädlich gemacht.<br />

147<br />

Geeignet, die Ges<strong>und</strong>heit zu schädigen, waren<br />

<strong>in</strong>sgesamt 136 (0,3 %) Proben (Lebensmittel, kosmetische<br />

Mittel <strong>und</strong> Bedarfsgegenstände). Als<br />

ges<strong>und</strong>heitsschädlich wurden Proben <strong>in</strong>sbesondere<br />

wegen pathogener Keime (Salmonellen,<br />

Staphylococcus aureus <strong>und</strong> Bacillus cereus),<br />

überhöhten Gehalten an Histam<strong>in</strong> <strong>und</strong> wegen<br />

scharfkantiger Fremdkörper beurteilt.<br />

Außerdem wurden 11 948 Proben im Rahmen des<br />

Nationalen Rückstandskontrollplanes für Lebensmittel<br />

tierischer Herkunft, bei dem unter anderem<br />

Fleisch, Milch, Eier <strong>und</strong> Honig auf Rückstände<br />

unerwünschter Stoffe untersucht werden, sowie<br />

1351 Proben auf Radioaktivität <strong>und</strong> 10 626 Proben<br />

im Rahmen der Tr<strong>in</strong>kwasserüberwachung<br />

untersucht.<br />

Zahlen aus der Futtermittelüberwachung<br />

48<br />

… Strafverfahren<br />

wegen Badezimmerspray,<br />

der bei den K<strong>und</strong>en<br />

Atemwegsvergiftungen<br />

hervorrief.<br />

77<br />

Im Jahr 2006 wurden 1132 Betriebe, <strong>in</strong> denen<br />

Futtermittel hergestellt, gehandelt, e<strong>in</strong>geführt<br />

oder verfüttert wurden, kontrolliert (davon 674 tierhaltende<br />

Betriebe, <strong>in</strong>sbesondere im Rahmen der


Zusammenfassung Jahresbericht 2006 7<br />

Zusammenfassung:<br />

60<br />

… Sek<strong>und</strong>en<br />

oder 60 M<strong>in</strong>uten?<br />

Wie lange hält sich<br />

essbare Unterwäsche?<br />

Highlights <strong>und</strong><br />

Sorgenk<strong>in</strong>der<br />

des Jahres 2006<br />

71<br />

107 t<br />

… spanische Paprika<br />

wurden vernichtet!<br />

Sie enthielten das<br />

<strong>in</strong> Europa nicht zugelassene<br />

Insektizid<br />

Isophen-methyl.<br />

95<br />

1 …<br />

… Injektionsstelle<br />

<strong>in</strong> der Muskulatur<br />

reichte aus, um dem<br />

Besitzer die zu frühe<br />

Schlachtung des<br />

behandelten Tieres<br />

nachzuweisen.<br />

15


8 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann<br />

Cross-Compliance-Kontrollen). Dabei wurden verschiedene<br />

Betriebe auch mehrfach geprüft. Insgesamt wurden 1319<br />

Betriebsprüfungen <strong>und</strong> 47 Buchprüfungen durchgeführt<br />

sowie 1314 Futtermittelproben gezogen, von denen 247<br />

nicht den Vorschriften entsprachen. Beprobt wurden 450<br />

E<strong>in</strong>zelfuttermittel, 809 Mischfuttermittel, 55 Vormischungen<br />

<strong>und</strong> Zusatzstoffe.<br />

Beispiele aus der Futter- <strong>und</strong> Lebensmittelüberwachung<br />

Rückstände von Tierarzneimitteln <strong>in</strong> Schlachtfleisch<br />

„Der rout<strong>in</strong>emäßigen Fleischuntersuchung entgeht nichts!“<br />

E<strong>in</strong>e Injektionsstelle <strong>in</strong> der Muskulatur e<strong>in</strong>es Schlachttieres<br />

erweckte beim Kontrolleur den Verdacht, dass das Tier vor<br />

nicht allzu langer Zeit e<strong>in</strong>er medikamentösen Behandlung<br />

unterzogen worden ist. In den daraufh<strong>in</strong> zur Untersuchung<br />

e<strong>in</strong>gesandten Proben konnten Rückstände e<strong>in</strong>es Antibiotikums<br />

nachgewiesen werden.<br />

Die nachfolgenden Ermittlungen durch die Lebensmittelüberwachung<br />

bestätigten, dass der Landwirt das Tier aufgr<strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er akuten Erkrankung behandeln ließ <strong>und</strong> nach<br />

eigenen Angaben versehentlich zu früh zur Schlachtung<br />

gegeben hatte. Die durch den Tierarzt <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Anwendungsh<strong>in</strong>weisen<br />

vorgegebenen Wartezeiten wurden nicht<br />

beachtet. Gegen den Landwirt wurde Strafanzeige erstattet.<br />

Der Schlachtkörper musste unschädlich beseitigt werden.<br />

Beim Räuchern entsteht unerwünschtes<br />

3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er Stufenkontrolle bei e<strong>in</strong>em Fleischwarenhersteller<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> umfangreichen Laborversuchen konnte gezeigt<br />

werden, dass beim Räuchern 3-MCPD entsteht: Pfefferknacker<br />

(kle<strong>in</strong>kalibrige geräucherte Rohwurst), die noch<br />

nicht geräuchert waren, enthielten ke<strong>in</strong> 3-MCPD. Dieselben<br />

Pfefferknacker, die mit Kaltrauch von ca. 28 °C geräuchert<br />

wurden, wiesen nach der Räucherung e<strong>in</strong>en 3-MCPD Gehalt<br />

von 133 µg/kg auf. Die zur Herstellung verwendeten<br />

Zutaten <strong>und</strong> Zusatzstoffe enthielten ke<strong>in</strong> 3-MCPD. E<strong>in</strong>e<br />

Probe „Wandabkratzung“ aus der Räucherkammer war mit<br />

e<strong>in</strong>em sehr hohen 3-MCPD Gehalt (2455 µg/kg) belastet.<br />

Die zur Räucherung verwendeten Holzspäne waren frei von<br />

chlororganischen Verb<strong>in</strong>dungen, die evtl. e<strong>in</strong>e Quelle für<br />

das gebildete 3-MCPD darstellen könnten <strong>und</strong> waren auch<br />

frei von 3-MCPD. Die Holzspäne wurden anschließend im<br />

Labor unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen verschwelt. Dabei<br />

zeigte sich, dass der aufgefangene Rauch große Mengen<br />

an 3-MCPD enthielt. Damit war klar: Beim Räuchern entsteht<br />

3-MCPD. Die bisherigen Untersuchungsergebnisse<br />

deuten auch darauf h<strong>in</strong>, dass der Bildungsweg für 3-MCPD<br />

bei der Verschwelung von Holz e<strong>in</strong> anderer ist, als z.B. <strong>in</strong><br />

Sojasoßen <strong>und</strong> Backwaren. Da 3-MCPD sehr gut wasserlöslich<br />

ist, bleibt es nicht an der Oberfläche, sondern es<br />

dr<strong>in</strong>gt schnell auch <strong>in</strong> die <strong>in</strong>neren Schichten des geräucherten<br />

Erzeugnisses e<strong>in</strong>. Durch Entfernen der Wursthaut<br />

lässt sich also leider ke<strong>in</strong>e nennenswerte Reduktion der<br />

Kontam<strong>in</strong>ation mit 3-MCPD erreichen.<br />

Noroviren <strong>in</strong> gekochtem Reis<br />

Nach dem Verzehr von Reisgerichten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>disch-ceylonesischem<br />

Restaurant erkrankten 16 von 21 Schülern an<br />

Gastroenteritis. Die Symptome sowie die e<strong>in</strong>tägige Inkubationszeit<br />

entsprachen denen e<strong>in</strong>er Norovirus-Infektion.<br />

Im gekochten Reis wurden die Molekularbiologen fündig:<br />

Noroviren positiv. Parallel dazu wurden im Regierungspräsidium<br />

Stuttgart (Abteilung 9 Landesges<strong>und</strong>heitsamt) Stuhlproben<br />

von 6 Erkrankten ebenfalls mit positivem Ergebnis<br />

auf Noroviren untersucht. Zur Abklärung der Infektionskette<br />

wurden sowohl die Noroviren-Patientenisolate als auch das<br />

Isolat aus dem gekochten Reis auf klonale Identität (genetische<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung) untersucht. Die Untersuchung<br />

ergab zu 100 % übere<strong>in</strong>stimmende Gensequenzen zwischen<br />

den Virenisolaten der Patienten <strong>und</strong> aus dem Reis:<br />

e<strong>in</strong> kausaler Zusammenhang zwischen dem Konsum der<br />

Reisspeisen im Restaurant <strong>und</strong> den Erkrankungen der 16<br />

Schüler ist damit bewiesen. Der gekochte Reis wurde als<br />

ges<strong>und</strong>heitsschädlich beanstandet.<br />

Dem „Gammelfleisch“ auf der Spur …<br />

Ausgehend vom ersten Fleischskandal <strong>in</strong> Bayern Ende<br />

2005, folgten mit dem Begriff „Gammelfleisch“ 2006 weitere<br />

Schlagzeilen. Zwei Schwerpunktprogramme wurden<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg <strong>in</strong>s Leben gerufen, um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivierte<br />

Kontrolle <strong>in</strong> diesem Bereich zu ermöglichen. Für<br />

diese Aufgabe wurden gesondert Tierärzte <strong>und</strong> im Rahmen<br />

des Kooperationsmodells mit der Polizei ehemalige WKD-<br />

Beamte e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

U.a. tauchten bei den zahlreichen Kontrollen <strong>in</strong> Kühl- <strong>und</strong><br />

Gefrierhäusern immer wieder Fleisch auf, das überlagert<br />

<strong>und</strong> verdorben war. Manche Fleischstücke hatten e<strong>in</strong>en<br />

langen Transportweg h<strong>in</strong>ter sich. Auch vor 2 Jahren aus<br />

Brasilien importiertes R<strong>in</strong>dfleisch war durch zu lange Gefrierlagerung<br />

ranzig geworden. Neben physikalischen <strong>und</strong><br />

chemischen Vorgängen im Fleisch s<strong>in</strong>d die Unterbrechung<br />

der Kühlkette oder die Verwendung von mikrobiell belasteter<br />

Ausgangsware als Ursachen für den Verderb zu nennen.<br />

Tiefgefrieren kann die Haltbarkeit von Fleisch verlängern,<br />

aber nur wenn frische Ausgangsware sachgerecht verpackt<br />

(am besten vakuumiert) tiefgefroren wird.


Zusammenfassung Jahresbericht 2006 9<br />

Verbotenes Pestizid <strong>in</strong> spanischem Gemüsepaprika<br />

entdeckt<br />

Im Rahmen der Rückstandsuntersuchungen bei Gemüsepaprika<br />

hat das CVUA Stuttgart Ende des Jahres 2006<br />

Rückstände des <strong>in</strong> der EU nicht zugelassenen Insektizids<br />

Isofenphos-methyl festgestellt. Auffallend war, dass dieses<br />

Insektizid ausschließlich <strong>in</strong> den spanischen Proben<br />

nachgewiesen wurde. In 12 der knapp 40 Proben wurde<br />

Isofenphos-methyl nachgewiesen. Die Rückstandsgehalte<br />

lagen <strong>in</strong> 8 Proben über der allgeme<strong>in</strong>en Höchstmenge von<br />

0,01 mg/kg.<br />

Der Wirkstoff Isofenphos-methyl wurde <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a hergestellt<br />

<strong>und</strong> ohne Zulassung <strong>und</strong> damit ohne toxikologische<br />

Bewertung illegal nach Spanien e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong> angewendet.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der toxikologischen Relevanz konnten ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Risiken nicht mit der erforderlichen Sicherheit<br />

ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse wurden <strong>in</strong><br />

das Schnellwarnsystem der Europäischen Kommission<br />

e<strong>in</strong>gestellt <strong>und</strong> zeigten Wirkung: Nach dem Bericht der<br />

spanischen Behörden wurden im 1. Quartal 303 Firmen<br />

kontrolliert, 107 203 kg Paprika vernichtet, 24 Betriebe mit<br />

Vermarktungsverbot belegt <strong>und</strong> 11 Strafverfahren e<strong>in</strong>geleitet.<br />

EU-Referenzlaboratorien (CRL) <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg<br />

Zur Weiterentwicklung der Lebensmittelüberwachung <strong>und</strong><br />

Tierseuchendiagnostik wurde 2005 die E<strong>in</strong>richtung von Geme<strong>in</strong>schafts-Referenz<br />

laboratorien (Community Reference<br />

Laboratories, CRLs) von der Europäischen Union u.a. für<br />

verschiedene rückstandsanalytische Arbeitsgebiete ausgeschrieben.<br />

Die EU-Referenz-Laboratorien sollen sowohl<br />

richtungsweisend als auch koord<strong>in</strong>ierend <strong>und</strong> beratend wirken.<br />

Ziel ist e<strong>in</strong>e EU-weite Verbesserung der Qualität von<br />

analytischen Ergebnissen.<br />

Nach Abschluss des strengen Auswahlverfahrens auf nationaler<br />

<strong>und</strong> EU-Ebene wurden Anfang 2006 drei der acht<br />

CRLs im Bereich „Rückstände <strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten“ an das<br />

CVUA Stuttgart <strong>und</strong> das CVUA Freiburg vergeben: Dabei<br />

deckt das CVUA Stuttgart den Bereich „mit E<strong>in</strong>zelbestimmungsverfahren<br />

zu analysierende Pestizidrückstände“ ab,<br />

das CVUA Freiburg ist für den Bereich „Pestizidrückstände<br />

<strong>in</strong> Lebensmitteln tierischer Herkunft <strong>und</strong> Waren mit hohem<br />

Fettanteil“ benannt. Das CVUA Freiburg wurde zudem für<br />

den Bereich „Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> PCB <strong>in</strong> Lebensmitteln <strong>und</strong> Futtermitteln“<br />

benannt. Inzwischen s<strong>in</strong>d die Arbeitsprogramme<br />

mit der Kommission abgestimmt, <strong>und</strong> die Arbeit als CRL<br />

wurde zum 1. Juli 2006 aufgenommen. Die e<strong>in</strong>drucksvolle<br />

Bilanz des ersten halben Jahres: 4 R<strong>in</strong>gversuche, Aufbau e<strong>in</strong>es<br />

Internet-Portals (www.crl-pesticides.eu ), e<strong>in</strong>e „method<br />

validation database“ <strong>und</strong> erste Workshops <strong>in</strong> Freiburg<br />

<strong>und</strong> Fellbach mit Teilnehmern aus allen EU-Ländern.<br />

Zimt gegen Zucker?<br />

Die Ergebnisse von mediz<strong>in</strong>ischen Studien deuten darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass durch den Verzehr von mehreren Gramm Cassia-<br />

Zimtpulver bzw. -Zimtextrakt pro Tag der Blutzuckerspiegel<br />

von Diabetikern günstig bee<strong>in</strong>flusst werden kann. Etliche<br />

Firmen brachten - vor e<strong>in</strong>er Zulassung als Arzneimittel! -<br />

bereits „Zimtkapseln“ zur Senkung des Blutzuckers als<br />

diätetische Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel<br />

für Diabetiker <strong>in</strong> den Verkehr. Mit den Zimtkapseln werden<br />

täglich Gramm-Mengen von Zimt verzehrt, das ist erheblich<br />

mehr, als durch mit Zimt gewürzte Lebensmittel aufgenommen<br />

wird. Um mögliche Gefahren durch e<strong>in</strong>en erhöhten<br />

Cumar<strong>in</strong>gehalt abschätzen zu können, wurden 26 Proben<br />

überprüft. 14 Proben enthielten hohe Cumar<strong>in</strong>gehalte, 2<br />

Proben wurden als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beanstandet, da<br />

der TDI-Wert (Tolerable Daily Intake = tolerierbare tägliche<br />

Aufnahmemenge) über 100 % ausgeschöpft war.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich des Cumar<strong>in</strong>gehaltes unauffällig waren nur die<br />

Proben, die wässrigen Zimtextrakt enthielten.<br />

Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln <strong>in</strong><br />

Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

Chloridazon-desphenyl ist e<strong>in</strong> Metabolit (Abbauprodukt)<br />

des Unkrautvernichtungsmittels Chloridazon, das im Zuckerrübenanbau<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird. Bei 28 von 80 untersuchten<br />

Tr<strong>in</strong>kwässern wurden Gehalte bis zu 3,4 µg/l nachgewiesen.<br />

Die offene Frage, ob Chloridazon-desphenyl als<br />

„relevanter“ Metabolit im S<strong>in</strong>ne der Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung<br />

anzusehen ist <strong>und</strong> damit dem Grenzwert von 0,1<br />

µg/l unterliegt, wird derzeit auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> EU-Ebene<br />

geklärt.<br />

Aus dem im Obstanbau e<strong>in</strong>gesetzten Fungizid Tolylfluanid<br />

kann der Metabolit N,N-Dimethylsulfamid entstehen.<br />

Gehalte deutlich über 0,1 µg/l wurden nachgewiesen. Bei<br />

der Aufbereitung von Wasser mit Ozon kann aus diesem<br />

Metaboliten das krebserregende N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong><br />

entstehen. Das N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong> wird durch die üblicherweise<br />

der Ozonierung nachgeschalteten Filterstufen<br />

teilweise wieder entfernt. Bei N,N-Dimethylsulfamid handelt<br />

es sich um e<strong>in</strong>en bislang unbekannten Pflanzenschutzmittelmetaboliten;<br />

weil sich bei Ozonierung daraus das ges<strong>und</strong>heitsbedenkliche<br />

N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong> bilden kann,<br />

muss der Metabolit als „relevanter Metabolit“ im S<strong>in</strong>ne der<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung angesehen werden.


10 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann<br />

Nicht zugelassener GVO-Reis macht Schlagzeilen<br />

Amerikanische Behörden <strong>in</strong>formierten die EU-Kommission<br />

darüber, dass <strong>in</strong> amerikanischen Reisprodukten Spuren<br />

der nicht zugelassenen gentechnisch veränderten (gv)<br />

Reissorte LL 601 nachgewiesen wurden <strong>und</strong> vermutlich <strong>in</strong><br />

die Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelkette gelangt seien. In 3<br />

der 10 untersuchten Futtermittelproben konnte <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg Reis LL 601 nachgewiesen werden. Die 3<br />

positiven Bef<strong>und</strong>e bezogen sich auf e<strong>in</strong>e Partie Reisfuttermehl<br />

von 50,6 t, die von e<strong>in</strong>er Reismühle als Futtermittel<br />

abgegeben worden war. Die Restbestände von 1,6 t beim<br />

Hersteller wurden gesperrt <strong>und</strong> die Vertriebswege ermittelt.<br />

Über e<strong>in</strong>en Zwischenhändler waren 25,0 t an e<strong>in</strong>en<br />

Handelsbetrieb <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen ausgeliefert worden.<br />

Weitere 24,0 t waren an e<strong>in</strong>en Mischfuttermittelhersteller<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg geliefert worden. Insgesamt<br />

mussten 7,6 t Reisfuttermehl <strong>und</strong> 80,4 t Ergänzungsfuttermittel<br />

für Pferde unschädlich beseitigt werden.<br />

Die parallel aufgenommene Untersuchung von Lebensmitteln<br />

lohnte sich: In <strong>in</strong>sgesamt 31 von 195 Proben wurden<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen durch nicht zugelassenen gv Reis festgestellt.<br />

Die Verunre<strong>in</strong>igungen bewegten sich zwar durchweg<br />

im sehr niedrigen Spurenbereich, aber derzeit s<strong>in</strong>d selbst<br />

solche Spuren von nicht zugelassenem gentechnisch verändertem<br />

Reis verboten.<br />

Atemnot auf Knopfdruck – Vergiftungsfälle durch e<strong>in</strong><br />

Badezimmerspray<br />

Es begann Ende März 2006: <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Angebotsaktion kommen<br />

zwei brandneue Produkte auf den Markt: die Aerosolsprays<br />

„Magic Nano Bad <strong>und</strong> Keramik Versiegeler“. Nach<br />

Angaben der Firma sollen mit den Sprays Unebenheiten auf<br />

Glas <strong>und</strong> Keramik mit kle<strong>in</strong>sten Nanoteilchen verschlossen<br />

<strong>und</strong> die behandelten Flächen so schmutzabweisend werden.<br />

Doch schon am ersten Tag der Markte<strong>in</strong>führung zeigt<br />

sich e<strong>in</strong> anderer Effekt. K<strong>und</strong>en, die das Produkt zu Hause<br />

anwenden, spüren – nach e<strong>in</strong> bis zwei St<strong>und</strong>en – zunächst<br />

Kratzen im Hals, dann stellt sich e<strong>in</strong> unangenehmer Husten<br />

e<strong>in</strong>, schließlich kommt es zu Atemnot. Viele Betroffene<br />

werden im Krankenhaus behandelt, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen werden<br />

Lungenödeme diagnostiziert.<br />

Nachdem Beschwerden bekannt wurden, hat die Firma<br />

e<strong>in</strong>en Rückruf e<strong>in</strong>geleitet <strong>und</strong> die Öffentlichkeit gewarnt.<br />

Dennoch konnte nicht mehr verh<strong>in</strong>dert werden, dass K<strong>und</strong>en<br />

zum Teil schwere Vergiftungen erlitten. Bislang s<strong>in</strong>d 48<br />

Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung e<strong>in</strong>geleitet<br />

worden. Die Staatsanwaltschaft Tüb<strong>in</strong>gen hat die Ermittlungen<br />

aufgenommen.<br />

Orientalischer Modetrend „Shisha“ (Wasserpfeife)<br />

24 Proben Wasserpfeifentabak wurden auf ihre Gehalte an<br />

Feuchthaltemitteln überprüft. Die gesetzliche Höchstmenge<br />

von 5 % <strong>in</strong> der Summe aller Feuchthaltemittel wurde<br />

bei 7 Proben überschritten. Vermehrt gelangen tabakfreie<br />

Produkte zum Rauchen <strong>in</strong> der Wasserpfeife <strong>in</strong> den Handel.<br />

Es handelt sich dabei um Fruchtmischungen mit hohem<br />

Honig- bzw. Melasseanteil. In Deutschland gibt es deutliche<br />

H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e weite Verbreitung, nicht nur unter<br />

den Mitbürgern aus Afrika bzw. Asien. Insbesondere unter<br />

Jugendlichen hat das Rauchen von Wasserpfeifen e<strong>in</strong>en<br />

Kultstatus e<strong>in</strong>genommen.<br />

Bei der Wasserpfeife wird der Tabak nicht direkt verbrannt<br />

wie bei der Zigarette, sondern er wird durch die glühende<br />

Holzkohle erhitzt bzw. verschwelt. Die glühende Holzkohle<br />

trägt somit zur Zusammensetzung des Hauptstromrauches<br />

bei. Die Nikot<strong>in</strong>konzentration im Wasserpfeifentabak<br />

weist erhebliche Unterschiede auf. Die Gehalte schwanken<br />

zwischen 3,4 mg Nikot<strong>in</strong>/g Tabak bis ca. 30 mg Nikot<strong>in</strong>/g<br />

Tabak. Das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung untersucht<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen die Gehalte<br />

an Feuchthaltemitteln <strong>und</strong> Nitrosam<strong>in</strong>en im Tabak. Mit<br />

dem Nachbau e<strong>in</strong>er Wasserpfeife im Labor sollen Untersuchungen<br />

auf die Gehalte von verschiedenen toxikologisch<br />

relevanten Substanzen im Hauptstromrauch erfolgen. Für<br />

diese Untersuchung wurde e<strong>in</strong>e spezielle analytische Abrauchmasch<strong>in</strong>e<br />

entworfen.<br />

Kurioses<br />

Müsliriegel mit Sicherheitsnadel – e<strong>in</strong> besonders<br />

sicheres Lebensmittel?<br />

In e<strong>in</strong>em Müsliriegel aus e<strong>in</strong>er Bäckerei war e<strong>in</strong>e offene<br />

Sicherheitsnadel e<strong>in</strong>gebacken. Die Sicherheitsnadel soll<br />

mit dem speziellen Verschlussmechanismus das gefahrlose<br />

<strong>und</strong> sichere Ane<strong>in</strong>anderheften zweier Textilien ermöglichen.<br />

E<strong>in</strong>e offene Nadel im Lebensmittel birgt allerd<strong>in</strong>gs<br />

e<strong>in</strong> erhebliches Verletzungspotenzial, wenn sie nicht vor<br />

dem Verzehr entdeckt wird. Diese Probe musste daher als<br />

ges<strong>und</strong>heitsschädlich <strong>und</strong> damit als unsicheres Lebensmittel<br />

beurteilt werden.<br />

Unterwäsche: ausgesprochen körpernah!<br />

Um Wäsche der „anderen Art“ handelte es sich bei den<br />

vorgelegten Verdachtsproben „essbare Unterwäsche“.<br />

Hier stellte sich die Frage: Gegenstand für den nicht nur vorübergehenden<br />

Hautkontakt, also Bedarfsgegenstand, oder<br />

Lebensmittel? Rechtlich gesehen gilt „sowohl als auch“. Für<br />

die Beurteilung s<strong>in</strong>d aber vor allem die Kennzeichnungsvorschriften<br />

sowie die zusatzstoffrechtlichen Anforderungen<br />

für Lebensmittel relevant, die von den untersuchten Proben<br />

aber nicht e<strong>in</strong>gehalten wurden.


Jahresbericht 2006 11<br />

Teil II:<br />

Betriebskontrollen<br />

<strong>und</strong> Vollzug<br />

der Lebensmittelüberwachung<br />

Themen:<br />

Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug 12<br />

Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB 14<br />

Lebensmittelüberwachung – grenzenlos 25


12 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug der<br />

Lebensmittelüberwachung<br />

Das Jahr 2006 der Lebensmittelüberwachung war geprägt von zwei wesentlichen Ereignissen, nämlich dem<br />

Inkrafttreten des neuen Lebensmittelrechts der Europäischen Union <strong>und</strong> den Folgen des Gammelfleischskandals.<br />

Seit 1. Januar 2006 gelten europaweit e<strong>in</strong>heitliche Vorgaben, die die Sicherheit der Verbraucher im Lebensmittelbereich<br />

gewährleisten sollen. Das so genannte „EU-Hygienepaket“, das im Wesentlichen aus drei für alle<br />

EU-Mitgliedstaaten verb<strong>in</strong>dliche Verordnungen besteht, kam zur Anwendung. Das Lebensmittel- <strong>und</strong> Bedarfsgegenständegesetz<br />

<strong>und</strong> viele andere lebensmittelrechtlichen Gesetze wurden durch das Lebensmittel-,<br />

Bedarfsgegenstände- <strong>und</strong> Futtermittelgesetzbuch abgelöst. Viele der bisher <strong>in</strong> Deutschland geltenden speziellen<br />

Hygienegesetze <strong>und</strong> -verordnungen haben <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ihre Gültigkeit verloren. Die neuen<br />

Vorschriften <strong>und</strong> Anforderungen gelten jedoch nicht nur für die Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelunternehmer,<br />

sondern auch für die Tätigkeit der amtlichen Überwachungsbehörden. Erschwerend kam für die Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />

jedoch h<strong>in</strong>zu, dass teilweise die für die Umsetzung der Vorschriften notwendigen<br />

Durchführungsvorschriften noch fehlten. Es ergaben sich Rechtslücken, die die Arbeit der Lebensmittelüberwachungsbehörde,<br />

<strong>in</strong>sbesondere den Verwaltungsvollzug, belasteten.<br />

Ausgehend vom ersten Fleischskandal <strong>in</strong> Bayern Ende 2005, folgten mit dem Begriff „Gammelfleisch“ 2006<br />

weitere Schlagzeilen. Zwei Schwerpunktprogramme wurden <strong>in</strong> Baden-Württemberg <strong>in</strong>s Leben gerufen, um<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivierte Kontrolle <strong>in</strong> diesem Bereich zu ermöglichen. Für diese Aufgabe wurden gesondert Tier ärzte<br />

<strong>und</strong> im Rahmen des Kooperationsmodells mit der Polizei ehemalige WKD-Beamte e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Die Lebensmittelüberwachung <strong>in</strong> Baden-Württemberg wird<br />

von <strong>in</strong>sgesamt 44 unteren Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />

durchgeführt. Fachlich koord<strong>in</strong>iert werden diese von<br />

den vier Regierungspräsidien, welche ihrerseits wiederum<br />

dem M<strong>in</strong>isterium für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen Raum unterstehen.<br />

Die Überwachung erfolgt durch die Lebensmittelkontrolleure<br />

<strong>und</strong> Amtstierärzte der Stadt- <strong>und</strong> Landkreise,<br />

die <strong>in</strong> besonderen Fällen durch Sachverständige der<br />

Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>ärunter suchungsämter des Landes<br />

unterstützt werden.<br />

Lebensmittelsicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit des Verbrauchers<br />

s<strong>in</strong>d untrennbar mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> somit für die<br />

Bürger von großer Bedeutung. In e<strong>in</strong>er zunehmend<br />

globalisierten Welt s<strong>in</strong>d die<br />

komplexen Sachverhalte allerd<strong>in</strong>gs<br />

für den E<strong>in</strong>zelnen kaum noch<br />

nachvollziehbar. Umso wichtiger<br />

ist es, dass sich der Verbraucher<br />

auf e<strong>in</strong>en wirkungsvollen<br />

Schutz durch die Behörden verlassen<br />

kann.<br />

Die Überwachung von Lebensmitteln<br />

beg<strong>in</strong>nt bereits bei der<br />

Urproduktion <strong>und</strong> endet schließlich<br />

bei der direkten Abgabe e<strong>in</strong>es Lebensmittels<br />

an den Verbraucher, so auch das<br />

Überwachungskonzept der europäischen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

„From the stable to the table“.<br />

Dementsprechend beg<strong>in</strong>nt die Kontrolle z. B. von fleischliefernden<br />

Tieren bei der Haltung <strong>und</strong> Fütterung im landwirtschaftlichen<br />

Betrieb, über die hygienische Schlachtung,<br />

den Transport des Fleisches <strong>in</strong> geeigneten Fahrzeugen, der<br />

Verarbeitung <strong>und</strong> den Vertrieb im Groß- oder E<strong>in</strong>zelhandel,<br />

bis h<strong>in</strong> zur Abgabe an den Verbraucher. Die Überprüfungen<br />

erstrecken sich auf die gesamte Palette der Lebensmittelbetriebe.<br />

Dazu gehören u. a. Groß- bzw. Wochenmärkte,<br />

Gaststätten, Imbisse<strong>in</strong>richtungen, Lebensmittelstände<br />

auf Straßen- sowie Vere<strong>in</strong>sfesten, Küchen <strong>in</strong> Schulen <strong>und</strong><br />

Heimen. Aber auch Lebensmittel „auf der Straße“ bleiben<br />

nicht außen vor. Gezielt werden Lebensmitteltransporte <strong>in</strong><br />

das rout<strong>in</strong>emäßige Kontrollprogramm e<strong>in</strong>bezogen. Doch<br />

auch wenn sich Verbraucher beschweren – sei es, weil ihnen<br />

verdorbene Ware verkauft wurde, oder weil ihnen nach<br />

Genuss e<strong>in</strong>es Lebensmittels übel geworden ist, werden<br />

die Lebensmittelüberwachungsbehören aktiv <strong>und</strong> gehen<br />

der Sache auf den Gr<strong>und</strong>. Besonders im Zusammenhang<br />

mit Erkrankungsfällen wird, teils mit großem Erfolg, detektivisch<br />

auf Ursachensuche gegangen. So konnte häufig<br />

Schlimmeres verh<strong>in</strong>dert werden, <strong>in</strong>dem verdorbene Lebensmittel<br />

sofort aus dem Verkehr gezogen wurden oder<br />

krankes Personal bis zu se<strong>in</strong>er Genesung „Zwangsurlaub“<br />

genießen konnte. Auch bei Rückrufaktionen von Lebensmitteln,<br />

die beispielsweise Rückstandshöchstmengenüberschreitungen<br />

aufwiesen, werden Verbraucher direkt <strong>und</strong><br />

nachhaltig durch die Arbeit der Lebensmittelüberwachung<br />

geschützt.<br />

Die Lebensmittelüberwachungsbehörden s<strong>in</strong>d jedoch nicht<br />

nur für Überwachungsaufgaben zuständig. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Teil ihrer Arbeit betrifft Zulassungen von Betrieben sowie<br />

Beratungen von Bauvorhaben, die im Zusammenhang mit<br />

Lebensmitteln selbst, oder deren Verarbeitung stehen. So<br />

können <strong>und</strong> sollen baubed<strong>in</strong>gte Mängel bereits bei der Planung<br />

vermieden werden. Teure Nachbesserungen werden<br />

unnötig. Doch auch Schulungen <strong>und</strong> Beratungen führen die<br />

tierärztlichen Sachverständigen <strong>und</strong> die Lebensmittelkontrolleure<br />

der Landratsämter bzw. der Bürgermeisterämter


Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug Jahresbericht 2006 13<br />

der Stadtkreise durch. So kann z. B. durch Ratschlag an die<br />

Eltern bei e<strong>in</strong>em Schulfest vermieden werden, dass die<br />

Grillwürstchen st<strong>und</strong>enlang ungekühlt <strong>in</strong> der Sonne auf<br />

der Bierbank gelagert werden.<br />

Daher konnte schon manches Fest zu e<strong>in</strong>em vollen Erfolg –<br />

auch h<strong>in</strong>sichtlich der Ges<strong>und</strong>heit der Besucher – werden.<br />

Diese beschriebenen Aufgaben s<strong>in</strong>d jedoch nur Teilbereiche<br />

der vielfältigen Arbeitsfelder der Lebensmittelüberwachungsbehörden.<br />

Leider wurde das Vertrauen der Bürger <strong>in</strong> die Lebensmittelüberwachung<br />

durch diverse Missstände, die <strong>in</strong> der Presse<br />

als „Gammelfleischskandale“ diskutiert wurden, <strong>in</strong> den<br />

Jahren 2005 <strong>und</strong> 2006 teils getrübt. Die vermehrt bekannt<br />

gewordenen Verstöße gegen das Lebensmittelrecht wurden<br />

vielfach als Zeichen e<strong>in</strong>er unzureichenden Lebensmittelkontrolle<br />

<strong>in</strong>terpretiert. Zur Ermittlung der Sachlage aber<br />

auch zur Vermeidung weiterer Fälle grober Verstöße gegen<br />

das Lebensmittelrecht <strong>und</strong> die Verbraucherbelange wurden<br />

im Berichtsjahr <strong>in</strong> Baden-Württemberg zwei Schwerpunktprogramme<br />

mit Unterstützung der Landesregierung <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit der Polizei geplant <strong>und</strong> durchgeführt.<br />

Im Rahmen der <strong>in</strong>term<strong>in</strong>isteriellen Konzeption „Kooperationsmodell“<br />

wurden vonseiten der Polizei ehemalige Beamte<br />

des Wirtschaftskontrolldienstes zur Unterstützung der<br />

Lebensmittelüberwachungsbehörden als Kontrolleure zur<br />

Verfügung gestellt. Für das zweite Schwerpunktprogramm<br />

„Fleisch“ wurden zeitlich befristet zusätzliche Tierärzte e<strong>in</strong>gestellt,<br />

die speziell die Überprüfungen der Vertriebswege<br />

von Fleisch <strong>und</strong> von tierischen Nebenprodukten übernahmen.<br />

So wurden zusätzlich zu den regulären Betriebskontrollen<br />

zahlreiche Kontrollen außerhalb des üblichen Überwachungsauftrages<br />

durchgeführt, um neue Erkenntnisse<br />

über Warenströme <strong>und</strong> Gepflogenheiten der Lebensmittel-<br />

/ Fleischwirtschaft zu gew<strong>in</strong>nen. Diese Aktionen führten<br />

zwar zu Mehrbelastungen der <strong>in</strong> der Überwachung tätigen<br />

Personen <strong>und</strong> Dienststellen, hatten aber zur Folge, dass die<br />

Verbraucher im „Ländle“ vor abgelaufenem <strong>und</strong> ungenießbarem<br />

Fleisch maximal geschützt werden konnten.<br />

Das öffentliche Interesse an der Entwicklung der Lebensmittelüberwachung<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg war selbst im<br />

zweiten Jahr nach ihrer Neuorganisation durch die Verwaltungsreform<br />

ungebrochen. Die politische Diskussion dazu<br />

ist auch im Zusammenhang mit den Fleischskandalen noch<br />

nicht verstummt. Die Ziele dieser Umstrukturierungen wurden<br />

<strong>und</strong> werden allerd<strong>in</strong>gs konsequent verfolgt. So konnte<br />

e<strong>in</strong> Teil der abgeordneten Polizisten des ehemaligen Wirtschaftkontrolldienstes<br />

Ende 2006 zurück <strong>in</strong> ihren Dienst<br />

bei der Polizei gehen. Diese Beamten wurden durch neu<br />

ausgebildete Lebensmittelkontrolleure ersetzt. E<strong>in</strong>iges an<br />

Wissen <strong>und</strong> Erfahrung der polizeilichen Lebensmittelkon-<br />

Abb.:<br />

Auf Megaveranstaltungen<br />

werden die<br />

Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />

ganz besonders<br />

gefordert.


14 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

trolleure konnte den neuen Lebensmittelkontrolleuren <strong>in</strong><br />

der zweijährigen Ausbildung mit auf den Weg gegeben<br />

werden. Ergänzt wird dieses Know-how durch e<strong>in</strong>e f<strong>und</strong>ierte<br />

Vorbildung dieser Kontrolleure. Nur wer bereits Meister<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lebensmittelhandwerk ist oder über e<strong>in</strong>e vergleichbare<br />

berufliche Qualifikation verfügt, kann von den<br />

Lebensmittelüberwachungsbehörden angestellt <strong>und</strong> zum<br />

amtlichen Lebensmittelkontrolleur weitergebildet werden.<br />

Diese Fachausbildung teilen sich die Unteren Verwaltungsbehörden<br />

mit der zentralen Ausbildungsstelle des Landes<br />

bei der Akademie der Polizei <strong>in</strong> Freiburg. Etwa 170 verschiedene<br />

Fachleute aus der Landesverwaltung, den Untersuchungsämtern,<br />

aber auch aus Kreisen der Lebensmittelwirtschaft<br />

<strong>und</strong> des Handwerks unterrichten als Dozenten<br />

die angehenden Kontrolleure. Das Ausbildungsprogramm<br />

ist anspruchsvoll <strong>und</strong> sichert e<strong>in</strong> hohes fachliches Können<br />

des Überwachungspersonals. Dieser Umstand ist e<strong>in</strong>e gute<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die zukünftige Gewährleistung des Verbraucherschutzes<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg.<br />

Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB<br />

Zahl der Betriebe<br />

Hersteller<br />

<strong>und</strong><br />

Abpacker<br />

Großhändler<br />

<strong>und</strong><br />

Transporteure<br />

E<strong>in</strong>zelhändler<br />

landwirtschaftliche<br />

Erzeuger<br />

(Urproduktion)<br />

Dienstleistungsbetriebe<br />

handwerkliche<br />

Hersteller<br />

<strong>und</strong> Direktvermarkter<br />

Gesamt<br />

Betriebe 57 135 2 653 3 060 50 047 80 231 13 194 206 320<br />

kontrollierte Betriebe 1 672 1 067 998 18 534 30 279 4 732 57 282<br />

Kontrollbesuche 2 142 9 534 3 715 30 409 41 171 8 016 94 987<br />

Betriebe mit Verstößen 162 359 230 3 566 9 538 1 701 15 556<br />

Tabelle:<br />

Anzahl der<br />

Betriebskontrollen<br />

(gemäß § 2<br />

Nr. 1.1 AVV-DÜb)<br />

Die Kontrollfrequenzen der amtlichen Lebensmittelüberwachung<br />

<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Betrieben leiten sich von der Risikobewertung<br />

ab. Jeder Betrieb wird vom Kontrollpersonal<br />

der zuständigen Verwaltungsbehörden auf der Basis aktueller<br />

Erkenntnisse e<strong>in</strong>er Bewertung der Risiken unterzogen,<br />

die von dem Betrieb für den Verbraucher ausgehen können.<br />

Aus dieser E<strong>in</strong>stufung folgern Kontroll<strong>in</strong>tervalle, die<br />

zwischen arbeitstäglich <strong>und</strong> 36 Monaten variieren können.<br />

Nach derzeitiger E<strong>in</strong>teilung sollten knapp über 40 % der<br />

vorhandenen Betriebe im Jahr <strong>in</strong>spiziert werden, um die<br />

Kontrollvorgaben e<strong>in</strong>zuhalten, die sich an b<strong>und</strong>ese<strong>in</strong>heitlichen<br />

Vorgaben orientieren. An den Betriebskontrollen, die<br />

<strong>in</strong> der Regel von Lebensmittelkontrolleuren durchgeführt<br />

wurden, s<strong>in</strong>d je nach Betriebsart <strong>und</strong> aktueller Situation<br />

die Amtstierärzte der unteren Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />

als Sachverständige beteiligt. Regelmäßig s<strong>in</strong>d<br />

Vertreter (Lebensmittelchemiker <strong>und</strong> Tierärzte) der Chemischen<br />

<strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämter sowie Ärzte der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsämter an den Kontrollen beteiligt. Hier handelt<br />

es sich <strong>in</strong>sbesondere um Kontrollen besonders großer oder<br />

risikoreicher Betriebe wie z. B. Molkereien, Großküchen <strong>in</strong><br />

Krankenhäusern oder Pflegeheimen.<br />

Insgesamt fanden 94987 Kontrollbesuche statt, bei denen<br />

57282 der <strong>in</strong>sgesamt 206320 <strong>in</strong> Baden-Württemberg erfassten<br />

Betriebe e<strong>in</strong>- oder mehrmals überprüft wurden. In<br />

15 556 Betrieben wurden Verstöße festgestellt, die Zahl<br />

der Beanstandungen betrug 23948.<br />

Führen Kontrollen zu Beanstandungen, die nicht sofort<br />

oder freiwillig durch den Betreiber abgestellt werden, sorgen<br />

die verantwortlichen Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />

mit ihren verwaltungsrechtlichen Mitteln <strong>in</strong> Form<br />

von Anordnungen oder anderen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr<br />

– im Berichtsjahr <strong>in</strong> 26476 Fällen – dafür, dass<br />

rechtskonforme Zustände wiederhergestellt werden. Dies<br />

ist oftmals verb<strong>und</strong>en mit der E<strong>in</strong>leitung von Maßnahmen<br />

zur Ahndung der Verstöße. Bei Verdacht des Vorliegens<br />

e<strong>in</strong>er Straftat wird die Sache an die zuständige Staatsanwaltschaft<br />

weitergeleitet, die über das weitere Vorgehen<br />

entscheidet.<br />

In Zahlen ausgedrückt ergaben sich – soweit bei den unteren<br />

Lebensmittelüberwachungsbehörden bekannt – aus<br />

der o. g. Tätigkeiten im Jahr 2006 <strong>in</strong>sgesamt<br />

• 832 Strafverfahren (mit Geldstrafen bis zu 3000,– 1),<br />

• 2420 Ordnungswidrigkeitsverfahren, die zu über<br />

1530 Bußgeldbescheiden (mit Bußgeldern bis zu<br />

2500,– 1) führten, <strong>und</strong><br />

• 5825 Verwarnungen mit oder ohne Verwarngeld.<br />

218 Betriebe mussten aufgr<strong>und</strong> der dort herrschenden unhygienischen<br />

Umstände zum Schutz der Verbraucher sofort<br />

geschlossen werden oder wurden durch den verantwortlichen<br />

Betreiber vorübergehend „wegen Krankheit“ freiwillig<br />

geschlossen.<br />

Die nachfolgenden Fallbeispiele vermitteln e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> die Arbeit der baden-württembergischen Lebensmittel<strong>und</strong><br />

Fleischhygieneüberwachung. Diese Beispiele stellen<br />

allerd<strong>in</strong>gs – zum Teil drastische – E<strong>in</strong>zelfälle dar, die nicht<br />

repräsentativ für die jeweilige Branche s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

Rückschlüsse auf die Lebensmittelunternehmen <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg <strong>in</strong>sgesamt erlauben.


Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 15<br />

Landwirtschaftliche Erzeuger (Urproduktion)<br />

Rückstände von Tierarzneimitteln <strong>in</strong> Schlachtfleisch<br />

„Der rout<strong>in</strong>emäßigen Fleischuntersuchung entgeht nichts!“<br />

E<strong>in</strong>e Injektionsstelle <strong>in</strong> der Muskulatur erweckte beim Kontrolleur<br />

den Verdacht, dass das Tier vor nicht all zu langer<br />

Zeit e<strong>in</strong>er medikamentösen Behandlung unterzogen worden<br />

ist. Die daraufh<strong>in</strong> zur Untersuchung e<strong>in</strong>gesandten Proben<br />

brachten die Sache ans Licht. Es wurde die Anwendung<br />

e<strong>in</strong>es Antibiotikums beim Schlachttier nachgewiesen.<br />

Die nachfolgenden Ermittlungen durch die Lebensmittelüberwachung<br />

bestätigten, dass der Landwirt das Tier aufgr<strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er akuten Erkrankung behandeln ließ <strong>und</strong> nach<br />

eigenen Angaben versehentlich zu früh zur Schlachtung<br />

gegeben hatte. Die durch den Tierarzt <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Anwendungsh<strong>in</strong>weisen<br />

vorgegebenen Wartezeiten wurden nicht<br />

beachtet. Gegen den Landwirt wurde Strafanzeige erstattet.<br />

Der Schlachtkörper musste unschädlich beseitigt werden.<br />

Tabelle: Art der festgestellten Verstöße bei Betriebskontrollen<br />

(gemäß § 2 Nr. 1.1 AVV-DÜb)<br />

Art der Verstöße<br />

(Mehrfachnennungen<br />

möglich)<br />

Hersteller<br />

<strong>und</strong><br />

Abpacker<br />

Großhändler<br />

<strong>und</strong><br />

Transporteure<br />

E<strong>in</strong>zelhändler<br />

landwirtschaftliche<br />

Erzeuger<br />

(Urproduktion)<br />

Dienstleistungsbetriebe<br />

handwerkliche<br />

Hersteller<br />

<strong>und</strong> Direktvermarkter<br />

Gesamt<br />

Hygiene (HACCP, Ausbildung) 19 116 60 729 2 180 590 3 694<br />

Hygiene allgeme<strong>in</strong> 130 264 129 2 800 8 783 1 522 13 628<br />

Zusammensetzung<br />

7 42 47 201 39 43 379<br />

(nicht mikrobiologisch)<br />

Kennzeichnung, Aufmachung 30 95 74 1 094 2 989 476 4 758<br />

Andere 22 54 51 365 855 142 1 489<br />

Verstärkte Milchkammerkontrollen<br />

So manche durch die Milchkammer flitzende Maus wurde<br />

nun auf Nimmerwiedersehen aus der Milchkammer verbannt.<br />

Milcherzeugerbetriebe, die von den Molkereien im<br />

Rahmen der Eigenverantwortung wegen erhöhter Keimoder<br />

Zellzahlen der Liefermilch von der Milchlieferung ausgeschlossen<br />

worden waren, hatte die Lebensmittelüberwachung<br />

genauer unter die Lupe genommen. Die Milchgew<strong>in</strong>nung,<br />

die Lagerung der Milch <strong>in</strong> der Milchkammer <strong>und</strong><br />

die für die Milchproduktion verwendeten Gerätschaften<br />

werden dabei e<strong>in</strong>er gründlichen Inspektion unterzogen.<br />

Gründe für die Grenzwertüberschreitungen<br />

sollen im Rahmen dieser Kontrollen ermittelt<br />

<strong>und</strong> der betreffenden Milcherzeuger<br />

über Möglichkeiten zur Beseitigung der<br />

Probleme <strong>in</strong>formiert <strong>und</strong> angehalten<br />

werden. Dies konnten beispielsweise<br />

bezogen auf die Keimzahl im e<strong>in</strong>en<br />

oder anderen Fall die defekte Kühlung<br />

oder auch hygienisch problematische<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen se<strong>in</strong>, weil W<strong>in</strong>kel <strong>und</strong><br />

Ecken des „Milchgeschirrs“ oder der Rohrleitungen<br />

<strong>und</strong> Lagertanks bei der Re<strong>in</strong>igung<br />

übersehen oder nicht ausreichend behandelt<br />

wurden. Probleme ergaben sich aus mangelhafter<br />

oder fehlender technischer Wartung der Melkanlage, die<br />

zu Entzündungen der Euter bei den Kühen <strong>und</strong> damit zu<br />

erhöhten Zellzahlen <strong>in</strong> der Milch führten. Negative Folgen<br />

hatten auch die Wahl ungeeigneter Re<strong>in</strong>igungsmittel, der<br />

nicht ausreichende Wechsel zwischen basischen <strong>und</strong> sauren<br />

Präparaten <strong>und</strong> die fehlerhafte Dosierung der Re<strong>in</strong>igungs-<br />

<strong>und</strong> Des<strong>in</strong>fektionsmittel. Br<strong>in</strong>gt der Landwirt den<br />

Hygienestatus se<strong>in</strong>er Milcherzeugung nicht rechtzeitig <strong>in</strong><br />

Ordnung brachte ihm diese Kontrolle weitere Verluste <strong>in</strong><br />

Form von 1 % bis 5 % Prämienabzug e<strong>in</strong>. Nur derjenige<br />

Landwirt, der <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Vorschriften<br />

des Umweltschutzes, des Tierschutzes, der Tierges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> des ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutzes<br />

handelt <strong>und</strong> produziert, hat <strong>in</strong> vollem<br />

Umfang Anspruch auf die öffentlichen<br />

Fördermittel.<br />

Abb.:<br />

Unhygienische<br />

Milchkammer


16 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

Hersteller<br />

Milcherzeugnisse <strong>und</strong> Milchbe- <strong>und</strong> -verarbeitungsbetriebe<br />

Wasserstoffperoxid auf H-Milchpackungen verursachte<br />

beim Verbraucher Verätzungen<br />

Wasserstoffperoxid ist e<strong>in</strong> gängiges Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />

<strong>in</strong> der Lebensmittelherstellung. Es wird <strong>in</strong>sbesondere bei<br />

der Packstoffentkeimung e<strong>in</strong>gesetzt. Bei sachgerechter<br />

Anwendung erweist es sich als absolut unproblematisch.<br />

Doch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall trat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Molkerei bei der Abfüllung<br />

von H-Milch e<strong>in</strong> Fehler auf. Es blieben fe<strong>in</strong>e Tröpfchen des<br />

Des<strong>in</strong>fektionsmittels auf der Kunststofföffnung im Ausgießer<br />

der Verpackung zurück. Nach Hautkontakt führte die<br />

Flüssigkeit beim Öffnen der Verpackung zu unangenehmen,<br />

allenfalls leicht juckenden, weißen F<strong>in</strong>gerspitzen. Gr<strong>und</strong><br />

dafür war die ätzende Wirkung des Wasserstoffperoxids.<br />

Die Öffentlichkeit wurde über das Problem bei den betroffenen<br />

Chargen <strong>in</strong>formiert. Bei Versuchen zeigte sich, dass<br />

sich das Des<strong>in</strong>fektionsmittel nach Kontakt mit der Außenluft<br />

beim Stehenlassen der Milchpackungen <strong>in</strong> wenigen<br />

Tagen verflüchtete. Durch e<strong>in</strong>e geänderte Justierung des<br />

Luftstroms, der das Wasserstoffperoxid von dem Verpackungsmaterial<br />

blasen soll, konnte das Problem vollständig<br />

behoben werden.<br />

Wegfall der amtlichen Milcherhitzergenehmigung<br />

Nachdem die obligatorische amtliche Genehmigung<br />

für Milcherhitzungsanlagen<br />

aufgr<strong>und</strong> des EU-Rechtes weggefallen<br />

ist, werden diese Anlagen nur noch im<br />

Rahmen der Zulassung e<strong>in</strong>es Betriebes<br />

<strong>und</strong> auch bei rout<strong>in</strong>emäßigen Kontrollen<br />

vom technischen Sachverständigen des<br />

Regierungspräsidiums geprüft. Das Angebot,<br />

freiwillig e<strong>in</strong>e amtliche Erhitzerabnahme durchführen<br />

zu lassen, wurde bisher von den meisten Betreibern<br />

aufgr<strong>und</strong> der eigenen Verantwortlichkeit <strong>und</strong> auch<br />

zum Nachweis gegenüber K<strong>und</strong>en genutzt. Für die Wärmebehandlung<br />

von Rohmilch kommen daher <strong>in</strong> zugelassenen<br />

Betrieben ausschließlich typgeprüfte <strong>und</strong> amtlich<br />

abgenommene Anlagen zum E<strong>in</strong>satz, die dem Stand der<br />

Technik entsprechen. Obwohl die bisher geltenden <strong>und</strong><br />

bewährten Vorschriften weggefallen s<strong>in</strong>d, hat dies <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

praktisch zu ke<strong>in</strong>er Verschlechterung des<br />

Verbraucherschutzes geführt. Die große Erfahrung, die die<br />

Milchwirtschaft mit dem hoch empf<strong>in</strong>dlichen <strong>und</strong> leicht verderblichen<br />

Lebensmittel Milch hat, sowie die Kenntnis um<br />

die enorme Breitenwirkung e<strong>in</strong>er fehlerhaften Produktionscharge<br />

führen dazu, dass bewährte Hygienestandards der<br />

Produktionsprozesse nicht aufgegeben werden.<br />

Bäckereien <strong>und</strong> Konditoreien<br />

Jahr für Jahr die gleichen Mängel<br />

Bäckereien <strong>und</strong> Konditoreien gehören immer noch zu<br />

den Sorgenk<strong>in</strong>dern der Lebensmittelüberwachung. 90<br />

von 395 überprüften Bäckereien bzw. Konditoreien, mith<strong>in</strong><br />

23 % der Betriebe, gaben Anlass zu behördlichen<br />

Auflagen sowie zu Bußgeld- <strong>und</strong> Strafverfahren. Sowohl<br />

handwerkliche Betriebe (s. u., Kapitel Handwerkliche<br />

Hersteller <strong>und</strong> Direktvermarkter) als auch namhafte,<br />

zertifizierte, europaweit liefernde Großbäckereien nahmen<br />

es mit der Hygiene nicht so genau. Angesichts der<br />

keimabtötenden Wirkung im Backofen wurde die E<strong>in</strong>haltung<br />

von Hygienenormen eher als lästige Sache der<br />

Behörde angesehen. Zwar konnten die Großbetriebe<br />

im Gegensatz zu den handwerklichen Bäckereien meist<br />

e<strong>in</strong> gut ausgearbeitetes Eigenkontrollkonzept vorlegen,<br />

doch beim Kontrollgang durch die Produktionsräume<br />

war von der Umsetzung des Konzeptes nicht viel zu<br />

merken. Starker Schädl<strong>in</strong>gsbefall, desolate, nicht funktionsfähige<br />

Bodenabflüsse <strong>und</strong> verschimmelte Wände<br />

<strong>in</strong> der „Sterilabpackung“ wurden bei Betriebskontrollen<br />

bemerkt. Ungeniert wurden auf verschmutzten Arbeitsflächen<br />

Kuchen <strong>und</strong> Torten hergestellt, Teigl<strong>in</strong>ge auf verschimmelte<br />

Gärtücher <strong>und</strong> Gärbretter aufgesetzt <strong>und</strong><br />

Backwaren mit E<strong>in</strong>schießern (e<strong>in</strong>e Art flacher Riesen-<br />

Holzlöffel) aus dem Ofen geholt, die zuvor ausgerechnet<br />

mit der Lebensmittel-Kontaktseite auf dem schmutzverkrusteten<br />

Fußboden abgestellt waren.<br />

Neben der mangelnden Hygiene lag auch die bauliche<br />

Situation <strong>in</strong> manchen Betrieben schwer im Argen. So<br />

blätterte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb der Gipsmantel e<strong>in</strong>er Rohrisolierung<br />

großflächig <strong>in</strong> darunterstehende Säcke mit<br />

Haselnüssen <strong>und</strong> anderen Backzutaten ab. Dem nicht<br />

genug, gelangte Laub, Schmutz <strong>und</strong> Schädl<strong>in</strong>ge durch<br />

fehlende oder beschädigte Gitter an Kellerfenstern <strong>in</strong><br />

die Lagerräume <strong>und</strong> <strong>in</strong> Löchern, Ritzen <strong>und</strong> Spalten<br />

verbargen sich Schaben <strong>und</strong> andere Schad<strong>in</strong>sekten.<br />

Industrielle Hersteller von Backwaren bzw. Teigwaren<br />

Großbäckereien <strong>und</strong> große Teigwarenhersteller<br />

haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht<br />

Schimmelpilze s<strong>in</strong>d Mikroorganismen des täglichen Lebens.<br />

Ihre Sporen f<strong>in</strong>den sich überall <strong>in</strong> der Außenluft.<br />

Als Schadorganismen, die giftige Stoffwechselprodukte<br />

(Mykotox<strong>in</strong>e) freisetzen können, treten sie vor allem<br />

durch Befall von Lebensmitteln <strong>und</strong> anderen organischen<br />

Materialien <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. E<strong>in</strong> besonders beliebter Nährboden<br />

für Schimmelpilze ist das Getreide. Deshalb s<strong>in</strong>d<br />

Großbäckereien <strong>und</strong> große Teigwarenhersteller europaweit<br />

verpflichtet, im Rahmen der Eigenkontrollen auf Schimmelpilze<br />

untersuchen zu lassen. Bei den Betriebskontrollen<br />

musste jedoch festgestellt werden, dass die überprüften<br />

Großbetriebe ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht hat-


Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 17<br />

Städtische Baubehörde versäumte Anhörung<br />

der Fachbehörde<br />

Das Versäumnis e<strong>in</strong>er städtischen Baubehörde, die<br />

amtliche Lebensmittelüberwachung mit <strong>in</strong> das Bauvorhaben<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen, hatte schlimme Folgen. E<strong>in</strong><br />

Stehcafé war so konzipiert, dass K<strong>und</strong>en ungeh<strong>in</strong>dert<br />

an bzw. h<strong>in</strong>ter die Theke treten konnten. Sie mussten<br />

mangels geeigneter Vorrichtungen ihr Schmutzgeschirr<br />

auf die Ablagefläche der Theke stellen. Auf e<strong>in</strong>er Arbeitsplatte<br />

standen ohne jeglichen Schutz verschiedene<br />

Kuchen zur Auswahl. Die Personaltoilette ohne Fenster<br />

<strong>und</strong> Abzugsmöglichkeit mündete direkt <strong>in</strong> den Bereich,<br />

<strong>in</strong> dem Geschirr gespült <strong>und</strong> auch Teigl<strong>in</strong>ge aufgelegt<br />

wurden. Der frei im Raum stehende Backofen war an<br />

der Rückseite zum Vorbereitungsraum nicht verschalt,<br />

sodass sämtliche Leitungen, Rohre <strong>und</strong> Armaturen bereits<br />

nach kurzer Zeit dicke Staub- <strong>und</strong> Schmutzkrusten<br />

aufwiesen. Bei Sichtung der Planzeichnungen durch die<br />

Fachleute der Lebensmittelüberwachung wären die<br />

Probleme rechtzeitig vor der Bauausführung bekannt<br />

geworden <strong>und</strong> der Bauherr <strong>und</strong> Planverfasser auf die<br />

Mängel h<strong>in</strong>gewiesen worden. Teure Nachbesserungen<br />

wären ihm bzw. dem Betreiber erspart geblieben.<br />

In e<strong>in</strong>er Mühlenbäckerei war das Maß voll!<br />

E<strong>in</strong>e Bäckerei, die zu e<strong>in</strong>er Getreidemühle gehörte,<br />

war zunehmend sowohl baulich als auch im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Hygiene heruntergekommen. Zwar wurde seitens<br />

der verantwortlichen Betriebsleitung Besserung<br />

zugesichert, dr<strong>in</strong>gend notwendige Maßnahmen s<strong>in</strong>d<br />

jedoch angesichts der schlechten F<strong>in</strong>anzlage der Mühlengenossenschaft<br />

immer wieder verschoben worden.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Kontrolle im Sommer flogen Motten aus verschiedenen<br />

Zutatensäcken heraus, klebte am Schrank<br />

des Heizraumes, <strong>in</strong> dem Altbrot für Weckmehl aufbewahrt<br />

wurde, e<strong>in</strong>e tote Kakerlake, waren große Flächen<br />

<strong>in</strong> den Produktions- <strong>und</strong> Lagerräumen verschimmelt.<br />

Zwischen Backofen <strong>und</strong> Gärraum lagen brechend volle<br />

Schabenfallen, mehrere Tiere krabbelten umher. Diese Zustände<br />

waren Anlass genug, den Betrieb sofort so lange<br />

zu schließen, bis e<strong>in</strong>e Generalre<strong>in</strong>igung, die Entsorgung<br />

sämtlicher Lebensmittelvorräte <strong>und</strong> die dr<strong>in</strong>gendsten<br />

Renovierungsarbeiten durchgeführt waren. Angesichts<br />

dieser Umstände hat der e<strong>in</strong>zige Bäcker, der vorher vergeblich<br />

gegen den Schlendrian se<strong>in</strong>er Kollegen <strong>und</strong> der<br />

Verantwortlichen gekämpft hatte, den Betrieb verlassen.<br />

Tiergarten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bäckerei<br />

In e<strong>in</strong>er Bäckerei <strong>in</strong> höchst desolatem Zustand wurden be<strong>in</strong>ahe<br />

unvorstellbare hygienische Missstände angetroffen.<br />

Aus dem Gärraum drang e<strong>in</strong> penetranter fäkalischer stank. E<strong>in</strong>e stark durchgebogene Gipskartondecke droh-<br />

Gete<br />

herabzufallen. Auf den Fußboden tropfte Wasser. E<strong>in</strong>e<br />

Maus flitzte an der Wand entlang <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Kabelkanälen<br />

waren gleich mehrere bei ihren Aktivitäten zu hören. E<strong>in</strong>e<br />

weitere Maus hatte sich schon tot gelaufen. Dem war nicht<br />

genug. Durch gekippte Oberlichter ohne Schutznetz kamen<br />

auch noch vier Spatzen zu Besuch.<br />

In e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>eren Brauerei lagen die Re<strong>in</strong>igung der Betriebsräume<br />

<strong>und</strong> der Gerätschaften sowie die Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung<br />

erheblich im Argen. Dicke Gesp<strong>in</strong>ste, zahlreiche<br />

Mehlmotten, tote Mäuse, Mäusekot bzw. Fraßspuren<br />

von Mäusen sowie dicke Malzstaubkrusten, nicht gewechselte<br />

Filterplatten waren Zeichen nicht mehr duldbarer unhygienischer<br />

Zustände.<br />

Auch <strong>in</strong> der Leerflaschenkontrolle gab es Probleme, die<br />

vornehmlich die kle<strong>in</strong>eren Brauereien betrafen. Sie beschränkten<br />

sich lediglich auf e<strong>in</strong>e visuelle Kontrolle vor e<strong>in</strong>em<br />

Leuchtschirm. Dies stellt aber nicht mehr den Stand<br />

der Technik dar. E<strong>in</strong>e schwierige Situation für die kle<strong>in</strong>eren<br />

Brauere<strong>in</strong>, da e<strong>in</strong>e apparative Anlage für sie meist zu teuer<br />

ist bzw. nicht wirtschaftlich betrieben werden kann.<br />

ten. Als Überprüfungsparameter wurden ausschließlich die<br />

produktionstechnisch relevanten Gr<strong>und</strong>qualitäten wie beispielsweise<br />

der Kleber- <strong>und</strong> Wassergehalt angetroffen. Die<br />

Verantwortung für die Herstellung e<strong>in</strong>es sicheren Lebensmittel<br />

wurden zwar <strong>in</strong> detaillierten Spezifikationen auf die<br />

Mühlen übertragen, doch Unterlagen, die die geforderten<br />

Qualität bestätigt hätten, lagen <strong>in</strong> den Verarbeitungsbetrieben<br />

nicht vor.<br />

Brauereien<br />

„Re<strong>in</strong>heitsgebot“ nicht beachtet<br />

In den meisten überprüften Brauereien wurden wie auch<br />

<strong>in</strong> den Vorjahren ke<strong>in</strong>e gravierenden hygienischen Mängel<br />

vorgef<strong>und</strong>en. Doch auch <strong>in</strong> dieser Branche gibt es Ausreißer:<br />

Hersteller von Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung<br />

Schimmelpilzgift <strong>in</strong> Säugl<strong>in</strong>gskarottensaft<br />

Patul<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> Schimmelpilzgift, das vor allem <strong>in</strong> angefaultem<br />

Kernobst <strong>und</strong> Gemüse gebildet werden kann. Es ist<br />

im Tierversuch krebserregend, weshalb darauf geachtet<br />

werden muss, dass ke<strong>in</strong> Obst <strong>und</strong> Gemüse verarbeitet<br />

wird, das faule Stellen aufweist. Außerdem haben Hersteller<br />

bzw. Verarbeiter solcher Produkte durch betriebliche<br />

Eigenkontrollen e<strong>in</strong>e Kontam<strong>in</strong>ation durch Patul<strong>in</strong> zu überwachen.<br />

In e<strong>in</strong>em Fall wurde dies wohl nicht sehr ernst<br />

genommen. E<strong>in</strong> Hersteller von Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung<br />

brachte Karottensaft für Säugl<strong>in</strong>ge gewerbsmäßig<br />

<strong>in</strong> Verkehr, der die dreifache Menge des zulässigen<br />

Höchstgehaltes an Patul<strong>in</strong> enthielt. Die betroffene Charge<br />

wurde umgehend europaweit zurückgerufen.


18 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

GVO <strong>in</strong> Lebensmitteln – Wie wirksam ist die betriebliche Eigenkontrolle?<br />

Lebensmittelhersteller oder -händler<br />

scheuen sich davor, Produkte als<br />

„gentechnisch verändert“ kennzeichnen<br />

zu müssen <strong>und</strong> verzichten lieber<br />

auf solche Zutaten <strong>und</strong> Erzeugnisse.<br />

Damit dies auch der Wahrheit entspricht,<br />

müssen – je nach Betriebsart<br />

– mehr oder weniger umfangreiche<br />

Vermeidungs- <strong>und</strong> Eigenkontrollmaßnahmen<br />

erfolgen. Wie auch <strong>in</strong><br />

den Vorjahren wurde dies unter die<br />

Lupe genommen. 2006 waren diese<br />

Kontrollen erstmals auch Gegenstand<br />

e<strong>in</strong>es b<strong>und</strong>esweiten Überwachungsprogramms.<br />

Viele Hersteller haben<br />

mittlerweile risikoorientierte Stichprobenpläne<br />

festgelegt, die <strong>in</strong> ihrem<br />

Umfang zumeist als ausreichend bewertet<br />

wurden. Neben den Konzernen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen auch mittelständische<br />

Betriebe dazu übergegangen,<br />

ihre Lieferanten vor Ort zu möglichen<br />

gentechnischen Veränderungen zu<br />

auditieren. Solche Maßnahmen s<strong>in</strong>d<br />

oft wirksamer als manche Analyse bei<br />

stark verarbeiteten Produkten wie <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em nachfolgend aufgeführten Fall<br />

ersichtlich wird.<br />

Viel Papier <strong>und</strong> wenig Inhalt<br />

Lebensmittel, die aus gentechnisch veränderten<br />

Organismen hergestellt werden,<br />

müssen gekennzeichnet werden –<br />

soweit die europaweite Regelung.<br />

Nicht selten lässt sich das im fertigen<br />

Lebensmittel auch mit den empf<strong>in</strong>dlichsten<br />

Analysenmethoden nicht<br />

mehr überprüfen. Wichtige Beispiele<br />

s<strong>in</strong>d Speiseöle, aber auch modifizierte<br />

Stärken <strong>und</strong> Stärkeverzuckerungsprodukte,<br />

wie Glucose oder Maltodextr<strong>in</strong>e.<br />

Letztere werden häufig aus Mais<br />

hergestellt <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d Zutaten <strong>in</strong> der<br />

Rezeptur von vielen <strong>in</strong>dustriell hergestellten<br />

Lebensmitteln vom Gummibärchen<br />

bis h<strong>in</strong> zur Tütensuppe.<br />

Zertifikate mit Untersuchungsergebnissen,<br />

besonders wenn e<strong>in</strong> negativer<br />

Bef<strong>und</strong> für gentechnische Veränderungen<br />

besche<strong>in</strong>igt wird, s<strong>in</strong>d jedoch im<br />

Lebensmittelsektor viel wert. Nach<br />

wie vor fragen nur wenige Betriebe<br />

nach, welche Aussagekraft e<strong>in</strong> negatives<br />

Ergebnis etwa bei der Untersu-<br />

chung von Cornflakes, Maltodextr<strong>in</strong>en<br />

oder gere<strong>in</strong>igten Sojalecith<strong>in</strong>en hat.<br />

Solche Zutaten enthalten kaum oder<br />

ke<strong>in</strong>e Erbsubstanz, <strong>und</strong> dementsprechend<br />

können gentechnische Veränderungen<br />

oft nicht mit e<strong>in</strong>er ausreichenden<br />

Empf<strong>in</strong>dlichkeit nachgewiesen<br />

werden.<br />

Nur die Untersuchung der Rohstoffe<br />

kann hier klären, ob e<strong>in</strong> daraus hergestelltes<br />

Lebensmittel zu kennzeichnen<br />

ist. Die amtliche Überwachung untersucht<br />

daher bevorzugt Rohstoffe wie<br />

Sojabohnen, Maiskörner oder Rapssaat.<br />

Wenn allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> Zugriff<br />

besteht – etwa weil der Lieferant <strong>in</strong><br />

Frankreich ansässig ist – müssen zunächst<br />

Lieferantenbesche<strong>in</strong>igungen<br />

genügen. Ihre Aussagekraft ist jedoch<br />

zu prüfen. Als vertrauenswürdig<br />

angesehen wurden vor allem aktuelle<br />

Besche<strong>in</strong>igungen von unabhängigen<br />

Zertifizierungs- <strong>und</strong> Akkreditierungsstellen,<br />

die das GVO-Eigenkontrollsystem<br />

bei den Lieferanten auditiert <strong>und</strong><br />

anerkannt haben. Außerdem haben e<strong>in</strong>ige<br />

Lieferanten Rückverfolgungssysteme<br />

e<strong>in</strong>gerichtet, welche die Identität<br />

des Rohstoffs bestätigen können.<br />

Bei kle<strong>in</strong>eren Betrieben <strong>und</strong> selten<br />

verwendeten Zutaten wurden e<strong>in</strong>fache<br />

Lieferantenbesche<strong>in</strong>igungen, sofern<br />

sie aktuell waren, häufig als ausreichend<br />

angesehen. Nicht akzeptiert<br />

wurden dagegen veraltete Belege, die<br />

aus 2004 datierten, also dem ersten<br />

Geltungsjahr der europäischen Kennzeichnungsregelung.<br />

Hersteller <strong>und</strong> Importeure von Bedarfsgegenständen<br />

Unliebsame Wanderung<br />

Atemnot auf Knopfdruck:<br />

Bei Kontrollen von Betrieben, die Bedarfsgegenstände<br />

Vergiftungsfälle durch e<strong>in</strong> Bade-<br />

herstellen, stehen zimmerspray<br />

<strong>in</strong> der Regel nicht die hygienischen Es begann Ende März 2006: Erstmals<br />

Belange im Vordergr<strong>und</strong>. Vielmehr kommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Angebotsaktion zwei<br />

s<strong>in</strong>d anhand der Rezepturen <strong>und</strong> der brandneue Produkte auf den Markt:<br />

Produktionsbed<strong>in</strong>gungen spezielle die Aerosolsprays „Magic Nano Bad<br />

Produktrisiken, wie die sensorische <strong>und</strong> WC Versiegeler“ sowie „Magic<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung verpackter Lebensmittel<br />

Nano Glas <strong>und</strong> Keramik Versiegeler“.<br />

oder der Übergang von Stoffen Nach Angaben der Firma sollen mit<br />

von Gegenständen mit Lebensmittelkontakt<br />

den Sprays Unebenheiten auf Glaszu<br />

im Zuge der Eigenkontrollen <strong>und</strong> Keramik mit kle<strong>in</strong>sten Nanoteil-<br />

prüfen. Aber auch dies sollte gelernt<br />

chen verschlossen <strong>und</strong> die behandelreichenden<br />

se<strong>in</strong>. Oftmals wird mangels austen<br />

Flächen so wasser- <strong>und</strong> schmutzchen<br />

chemischen <strong>und</strong> rechtlichen<br />

abweisend werden. Doch schon am<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>wissens auf falsche ersten Tag der Markte<strong>in</strong>führung zeigt<br />

Parameter geprüft. Untersuchungen sich e<strong>in</strong> ungewollter, anderer Effekt.<br />

realer, mit dem jeweiligen Gegenstand<br />

K<strong>und</strong>en, die das Produkt zu Hause an-<br />

oder Verpackungsmaterial <strong>in</strong> wenden, spüren – meist nach e<strong>in</strong> bis<br />

Kontakt kommender Lebensmittel zwei St<strong>und</strong>en – zunächst Kratzen im<br />

wurden gar nicht <strong>in</strong> Auftrag gegeben, Hals, dann stellt sich e<strong>in</strong> unangenehmer<br />

was bei bestimmten Komb<strong>in</strong>ationen,<br />

Husten e<strong>in</strong>, schließlich kommt es<br />

z. B. ölhaltigen Lebensmitteln <strong>in</strong> Gläsern<br />

zu Atemnot. Viele Betroffene werden<br />

mit Twist-off-Deckeln, fatale Fol-<br />

im Krankenhaus behandelt, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel-<br />

gen hatte. Deshalb wurden gezielt <strong>in</strong> fällen werden Lungenödeme diagnostiziert.<br />

Baden-Württemberg ansässige Hersteller<br />

/ Importeure überprüft, die <strong>in</strong> Die Produkte wurden von e<strong>in</strong>er Firma<br />

risikobehafteten Produktionszweigen vertrieben, die ihren Sitz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

tätig s<strong>in</strong>d, die durch Beanstandungen<br />

Geme<strong>in</strong>de auf der Schwäbischen<br />

von Marktproben auffielen oder bei Alb hat. Nach Bekanntwerden der Beschwerden<br />

denen sich Verbraucherbeschwerden<br />

<strong>und</strong> wirkungsvollen Aktivi-<br />

häuften.<br />

täten der Lebensmittelüberwachungs-


Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 19<br />

behörden hat die Firma umgehend<br />

e<strong>in</strong>en umfangreichen Rückruf e<strong>in</strong>geleitet<br />

<strong>und</strong> die Öffentlichkeit gewarnt.<br />

Dennoch konnte nicht mehr verh<strong>in</strong>dert<br />

werden, dass K<strong>und</strong>en zum Teil<br />

schwere Vergiftungen erlitten. Bislang<br />

s<strong>in</strong>d 48 Verfahren wegen fahrlässiger<br />

Körperverletzung e<strong>in</strong>geleitet worden.<br />

Die Staatsanwaltschaft Tüb<strong>in</strong>gen hat<br />

die Ermittlungen aufgenommen. Der<br />

verantwortliche Betriebs<strong>in</strong>haber ist jedoch<br />

zwischenzeitlich im Alter von 53<br />

Jahren verstorben.<br />

Bis heute ist noch völlig unklar, welche<br />

Chemikalie(n) die Vergiftungen ausgelöst<br />

haben – <strong>und</strong> ob die Vergiftungen<br />

tatsächlich auf neuartige Nanotechnologien<br />

zurückzuführen s<strong>in</strong>d oder auf<br />

Chemikalien „im klassischen S<strong>in</strong>ne“.<br />

Inzwischen arbeiten mehrere Labore<br />

sowohl im öffentlichen Auftrag wie<br />

auch im Auftrag der beteiligten Firmen<br />

an e<strong>in</strong>er wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierten<br />

Aufklärung der Vergiftungen.<br />

Großhändler <strong>und</strong> Transporteure<br />

Dem „Gammelfleisch“ auf der Spur …<br />

Besonders die Lebensmittelgroßhändler standen verstärkt im Visier der Lebensmittelkontrollen, da dort wohl<br />

„üble Machenschaften“ zu vermuten waren, wenn man den zahlreichen veröffentlichten Skandalen Glauben<br />

schenken kann.<br />

Passauer Firma hat auch <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

„gewildert“<br />

Der große „Wildfleischskandal“ e<strong>in</strong>er Passauer Firma Ende<br />

2005 erschütterte nicht nur die Verbraucher, sondern<br />

auch die Fleisch<strong>in</strong>dustrie. So kam es, dass das Bayerische<br />

Staatsm<strong>in</strong>isterium Anfang Januar 2006 mitteilte, dass mehrere<br />

Chargen Wildfleisch genussuntauglich seien <strong>und</strong> somit<br />

zurückgerufen werden müssten.<br />

Auch <strong>in</strong> Baden-Württemberg rückten die Lebensmittelkontrolleure<br />

aus, um diese Rückrufaktionen aus Supermärkten,<br />

Metzgereien <strong>und</strong> anderen Vermarktern zu überprüfen. Dabei<br />

waren die Kontrolleure angehalten, Proben von solchen<br />

Produkten bzw. Chargen zu nehmen, die von den Rückrufaktionen<br />

noch nicht betroffen waren. Im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zeigte<br />

sich, dass diese präventive Probenahme durchaus angebracht<br />

war. Es wurden nämlich 20 der 26 Verdachtsproben<br />

beanstandet, was den ursprünglichen Verdacht der Lebensmittelkontrolleure<br />

bestätigte. Die Rückrufaktionen wurden<br />

<strong>in</strong>folge dieser Erkenntnisse erheblich ausgeweitet.<br />

„Gammelfleisch“ oder missverstandene spanische<br />

Spezialitäten?<br />

Dass viele Betriebe im Vergleich auch sauber <strong>und</strong> korrekt<br />

arbeiten, zeigte sich im Oktober 2006, da e<strong>in</strong>em deutschen<br />

Fleischverarbeitungsbetrieb das von e<strong>in</strong>er spanischen Firma<br />

per Lkw gelieferte Schwe<strong>in</strong>efleisch wortwörtlich „ganz<br />

schön gestunken“ hat. Die Annahme von ca. 4 Tonnen st<strong>in</strong>kendem<br />

<strong>und</strong> nicht ausreichend gekühltem Schwe<strong>in</strong>efleisch<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schlichtweg schmutzigen Lkw wurde abgelehnt.<br />

Der deutsche Fleischverarbeitungsbetrieb verhielt sich auch<br />

<strong>in</strong>sofern vorbildlich, als er das zuständige Veter<strong>in</strong>äramt umgehend<br />

von der Beobachtung unterrichtete.<br />

Da zu befürchten war, dass der spanische Fahrer weiterh<strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Ware verkaufen wollte, musste sichergestellt wer-<br />

den, dass dieses offensichtlich verdorbene Fleisch auf ke<strong>in</strong>en<br />

Fall <strong>in</strong> den Handel kommt. Im Laufe der Ermittlungen<br />

stellte sich heraus, dass der Fahrer schon e<strong>in</strong>ige Tage zuvor<br />

se<strong>in</strong>e Tour mit dem mit Fleisch beladenen Lkw aus Spanien<br />

nach Deutschland begonnen hatte. Der Fleischverarbeitungsbetrieb,<br />

der die Annahme verweigert <strong>und</strong> die Behörde<br />

e<strong>in</strong>geschaltet hatte, war bereits die vierte Abladestelle.<br />

Beim Öffnen der Laderaumtür des Lkws kam dem herbeigerufenen<br />

Lebensmittelkontrolleur e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv ekelhafter,<br />

fauliger Geruch aus dem Laderaum<strong>in</strong>neren entgegen.<br />

Es war festzustellen, dass der Lkw bereits ca. e<strong>in</strong>e Tonne<br />

Retourenware geladen hatte. Dem Fahrer war jedoch<br />

wohl nicht klar, dass es sich dabei um Fleisch handelte, das<br />

sich wegen fortgeschrittener „Reifung“ nicht mehr für den<br />

Genuss des Menschen eignete, also verdorben war. So lagerte<br />

er diese Kisten, von denen e<strong>in</strong> stark fauliger Geruch<br />

ausg<strong>in</strong>g, direkt neben der „Frischware“, sofern man diese<br />

überhaupt noch als solche bezeichnen konnte.<br />

Die gesamte Fleischladung wurde als „ekelerregend“ <strong>und</strong><br />

„für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet“ beurteilt<br />

<strong>und</strong> deren Vernichtung angeordnet. Wegen des begründeten<br />

Verdachts des Vorliegens e<strong>in</strong>er Straftat wurde<br />

Strafanzeige erstattet.<br />

Landesweit verstärkte Kontrollen der Warenströme<br />

<strong>und</strong> Entsorgungswege bei Fleisch<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Gammelfleischskandals verschärften Lebensmittelkontrolleure<br />

<strong>und</strong> Tierärzte landesweit die Kontrollen<br />

von Fleischbe- <strong>und</strong> -verarbeitungsbetrieben sowie von Lebensmitteltransporten.<br />

Das Augenmerk der Inspekteure<br />

war vornehmlich auf die verschiedenen Warenströme der<br />

Lebensmittel <strong>und</strong> auf die Entsorgungswege von Abfällen<br />

gelegt. Im Resultat wurden bei etwa e<strong>in</strong>em Fünftel der<br />

kontrollierten Betriebe Mängel unterschiedlicher Schweregrade<br />

vorgef<strong>und</strong>en.


20 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

Beispielsweise wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em registrierten Metzgereibetrieb<br />

wegen Überlagerung <strong>und</strong> Gefrierbrand etwa 23 kg<br />

Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse „freiwillig“ aus dem Verkehr<br />

genommen <strong>und</strong> unschädlich beseitigt. In e<strong>in</strong>em anderen<br />

Betrieb konnte nachgewiesen werden, dass es sich<br />

bei dem als „S-Fleisch für Hackfleisch“ ausgezeichneten<br />

Fleisch <strong>in</strong> Wirklichkeit nicht um Hackfleisch, sondern um<br />

masch<strong>in</strong>ell vom Knochen abgetrenntes Fleisch mit knochenhaltigem<br />

Ausgangsmaterial handelte. Diese<br />

Art von Fleisch ist auch unter dem Namen<br />

Seperatorenfleisch bekannt <strong>und</strong> darf nicht<br />

als Hackfleisch angeboten werden. Bei<br />

der Überprüfung e<strong>in</strong>er Frischfleischabteilung<br />

wurde erkannt, dass<br />

Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse von<br />

e<strong>in</strong>em nicht zugelassenen Betrieb<br />

aus Österreich bezogen worden<br />

war. Schließlich wurde <strong>in</strong> mehreren<br />

Betrieben die Entsorgung von<br />

Abfällen beanstandet. Sie reichte von<br />

der unerlaubten Abfallentsorgung über<br />

e<strong>in</strong>e bayrische Gerberei, die hier R<strong>in</strong>derhäute<br />

aufkaufte, bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em österreichischen<br />

Unternehmen, über das Knochen, Schwarten <strong>und</strong> sogar<br />

Materialien der Risikogruppe 2 entsorgt wurden. In den<br />

genannten Fällen wurde gegen die Verantwortlichen e<strong>in</strong><br />

Verfahren e<strong>in</strong>geleitet sowie die zuständigen Behörden <strong>in</strong><br />

Österreich <strong>in</strong> Kenntnis gesetzt. Die Kontrollaktionen im<br />

Straßenverkehr geme<strong>in</strong>sam mit der Polizei deckten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Fällen Lebensmitteltransporte mit Temperaturabweichungen<br />

auf.<br />

E<strong>in</strong>zelhändler<br />

Unsere kle<strong>in</strong>en „Fre<strong>und</strong>e“<br />

Maus-Eldorado zieht weitere Besucher an<br />

Wenn mehr als 19 Tonnen Ware (überwiegend Lebensmittel<br />

<strong>und</strong> Tierfutter) „freiwillig“ entsorgt werden, müssen<br />

schon gravierende Hygienemängel vorliegen. So<br />

geschehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Supermarkt. Gravierende<br />

Mängel bei der Eigenkontrolle <strong>und</strong> im<br />

Hygienemanagement hatten zu e<strong>in</strong>em<br />

folgenschweren Schädl<strong>in</strong>gsbefall geführt.<br />

Die für die regelmäßige Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung<br />

engagierte Fachfirma<br />

hatte hier ebenso versagt wie<br />

die Marktleitung selbst.<br />

E<strong>in</strong>e Verbraucherbeschwerde aufgr<strong>und</strong><br />

herumlaufender Mäuse <strong>in</strong><br />

der Gemüseabteilung nahmen Amtstierärzt<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Lebensmittelkontrolleur<br />

zum Anlass, dem Betrieb e<strong>in</strong>en Besuch<br />

abzustatten. Der auf den ersten Blick saubere<br />

Supermarkt erwies sich bei näherem H<strong>in</strong>sehen<br />

als re<strong>in</strong>stes Schädl<strong>in</strong>gsparadies. In nahezu allen Bereichen,<br />

<strong>in</strong> denen Lebensmittel oder Tiernahrung gelagert<br />

wurden, hatten Mäuse ihre Spuren h<strong>in</strong>terlassen.<br />

Nachdem die ersten Regale ausgeräumt waren, wurden<br />

nicht nur Mäusenester <strong>und</strong> tote Tiere gef<strong>und</strong>en, sondern<br />

auch zahlreiche angefressene, mit Mäusekot <strong>und</strong><br />

Mäuse-Ur<strong>in</strong> durchtränkte Lebensmittelverpackungen.<br />

Eiskalt erwischt<br />

E<strong>in</strong> Anfangsverdacht führte dazu, dass sich die Lebensmittelüberwachung<br />

auch von eisiger Kälte nicht an ihrer Arbeit<br />

h<strong>in</strong>dern ließ. So wurden während der Betriebskontrolle e<strong>in</strong>es<br />

Tiefkühllagers mehrere Tonnen tiefgekühlte Fisch- <strong>und</strong><br />

Fleischprodukte <strong>in</strong> unterschiedlichen Fertigpackungen vorgef<strong>und</strong>en,<br />

bei denen der Verdacht bestand, dass die Ware<br />

zum Verzehr durch den Menschen nicht mehr geeignet<br />

war. Daraufh<strong>in</strong> wurde der Lagerbestand kurzum komplett<br />

beschlagnahmt <strong>und</strong> diverse Proben entnommen. Durch die<br />

Untersuchungen des zuständigen amtlichen Laboratoriums<br />

konnte der ursprüngliche Verdacht auch prompt bestätigt<br />

werden. Nachdem zum Zeitpunkt der Kontrolle e<strong>in</strong> Teil der<br />

ursprünglichen Ware bereits verkauft <strong>und</strong> ausgeliefert war,<br />

wurden die Produkte durch den Betriebs<strong>in</strong>haber selbst von<br />

se<strong>in</strong>en K<strong>und</strong>en zurückgerufen <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam mit der verdorbenen<br />

Lagerware unter behördlicher Aufsicht entsorgt.<br />

Das Nachspiel für den verantwortlichen Betriebs<strong>in</strong>haber<br />

endete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em strafrechtlichen Ermittlungsverfahren,<br />

welches e<strong>in</strong>geleitet wurde. Zum Jahresende 2006 hat der<br />

eiskalt erwischte Inhaber dann den Betrieb se<strong>in</strong>es Tiefkühllagers<br />

freiwillig e<strong>in</strong>gestellt.<br />

Wechseltransporte von Rapsöl <strong>und</strong> Bio-Diesel <strong>in</strong><br />

Tankfahrzeugen<br />

E<strong>in</strong> Verkehrsunfall e<strong>in</strong>es für den Lebensmitteltransport<br />

gekennzeichneten Tankfahrzeuges brachte die Kugel <strong>in</strong>s<br />

Rollen. Die amtliche Lebensmittelüberwachung hatte<br />

Zweifel an dem angegebenen Transportgut <strong>und</strong> ließ es<br />

beim Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt <strong>in</strong><br />

Stuttgart untersuchen. Das Ergebnis war, dass es sich<br />

bei der Ladung nicht – wie angegeben – um Rapsöl als<br />

Lebensmittel, sondern um raff<strong>in</strong>ierten Bio-Diesel-Kraftstoff<br />

handelte. Weitere Ermittlungen ergaben, dass von<br />

der verantwortlichen Spedition wöchentlich bis zu 10 so<br />

genannte Wechseltransporte durchgeführt wurden. Dabei<br />

wurde regelmäßig raff<strong>in</strong>ierter Bio-Diesel-Kraftstoff <strong>in</strong> Fahrzeugen<br />

für den Lebensmitteltransport befördert <strong>und</strong> als<br />

Folgeladungen wurden verschiedene Lebensmittel geladen.<br />

Hierdurch ersparte sich die Spedition teure Leerfahrten<br />

<strong>und</strong> verschaffte sich e<strong>in</strong>en nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil.<br />

Nach den gültigen lebensmittelrechtlichen<br />

Bestimmungen dürfen Lebensmittel, die als Massengüter<br />

befördert werden, ausschließlich <strong>in</strong> gesondert gekennzeichneten<br />

Lebensmitteltanks transportiert werden. Der<br />

Fall wurde der Staatsanwaltschaft übergeben.


Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 21<br />

Auch Milben, Motten <strong>und</strong> Maden hatten schon von e<strong>in</strong>igen<br />

Lebensmitteln Besitz ergriffen <strong>und</strong> führten zu e<strong>in</strong>er Erweiterung<br />

des Schädl<strong>in</strong>gsrepertoires. Dies führte letztlich dazu,<br />

dass der gesamte Laden ausgeräumt, gere<strong>in</strong>igt <strong>und</strong> neu<br />

bestückt werden musste.<br />

„Es liegt was <strong>in</strong> der Luft“<br />

Dass etwas „<strong>in</strong> der Luft“ lag, bemerkte e<strong>in</strong> Lebensmittelkontrolleur<br />

bei der Rout<strong>in</strong>ekontrolle e<strong>in</strong>es Supermarktes<br />

schnell. Die Ursache für den stechenden Geruch war<br />

schnell ermittelt. Zur selben Zeit wurden nämlich <strong>in</strong> dem<br />

Supermarkt Umbauarbeiten durchgeführt. Dabei kamen<br />

stark riechende Lösungsmittel zum E<strong>in</strong>satz. Die Frage,<br />

ob sich bereits ges<strong>und</strong>heitsschädliche Stoffe auf die Lebensmittel<br />

niedergeschlagen hatten, konnte vor Ort nicht<br />

ausgeschlossen werden. Im Zuge e<strong>in</strong>es vorsorgenden<br />

Verbraucherschutzes wurden unverzüglich entsprechende<br />

Maßnahmen e<strong>in</strong>geleitet. Die Verwendung der kritischen<br />

Lösungsmittel wurde im E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Betrieb<br />

sofort e<strong>in</strong>gestellt <strong>und</strong> die für den Verkauf vorrätig gehaltene<br />

Frischware sicherheitshalber entsorgt. Dass diese präventiven<br />

Maßnahmen genau richtig waren, zeigte sich später<br />

durch die Untersuchung des zuständigen Untersuchungsamtes.<br />

In der vorrätig gehaltenen Frischware konnten Spuren<br />

der Lösungsmittel nachgewiesen werden. Der Verkauf<br />

neuer Frischware konnte erst wieder aufgenommen werden,<br />

nachdem Lüftungsfilter ausgetauscht <strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>e<br />

Messung der Innenraumschadstoffe die Unbedenklichkeit<br />

der Raumluft nachgewiesen worden war.<br />

Käferwandertag<br />

Im Gr<strong>und</strong>e wäre es seitens der Reiskäfer gar nicht nötig<br />

gewesen, „Käferstraßen“ auf den Regalen <strong>und</strong> dem<br />

Fußboden e<strong>in</strong>es großen Supermarktes auszubauen. In der<br />

groß konzipierten Teigwarenabteilung bestand nämlich e<strong>in</strong><br />

sehr reichhaltiges Nahrungsangebot für sie, sodass e<strong>in</strong>er<br />

massenhaften Vermehrung nichts im Wege stand. Die Lebensmittelüberwachung<br />

jedenfalls schritt auch <strong>in</strong> diesem<br />

Fall massiv e<strong>in</strong> <strong>und</strong> ordnete e<strong>in</strong>e fachgerechte Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung<br />

an.<br />

Dienstleistungsbetriebe<br />

Gastronomie<br />

Im We<strong>in</strong> liegt nicht immer die<br />

Wahrheit<br />

In e<strong>in</strong>er Besenwirtschaft wird von<br />

W<strong>in</strong>zern <strong>und</strong> We<strong>in</strong>bauern saisonal<br />

über e<strong>in</strong>en befristeten Zeitraum selbst<br />

erzeugter We<strong>in</strong> direkt ausgeschenkt.<br />

Zumeist s<strong>in</strong>d für die K<strong>und</strong>en kle<strong>in</strong>e,<br />

gemütliche We<strong>in</strong>kellerlokale e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

<strong>in</strong> denen diese mit We<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

allerlei kul<strong>in</strong>arischen Köstlichkeiten der<br />

Region versorgt werden.<br />

Dass im We<strong>in</strong> nicht immer „die<br />

Wahrheit liegt“, musste e<strong>in</strong> Lebensmittelkontrolleur<br />

erkennen, der e<strong>in</strong>e<br />

Probe Tafelwe<strong>in</strong> aus dem offenen<br />

Ausschank e<strong>in</strong>er solchen Besenwirtschaft<br />

entnommen hatte. Bei der Untersuchung<br />

im Labor wurde nicht nur<br />

e<strong>in</strong> zu niedriger Gesamtalkoholgehalt<br />

festgestellt, sondern auch, dass sich <strong>in</strong><br />

diesem We<strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens 10 % Fremdwasser<br />

befand. Durch weiterführende<br />

aufwendige Untersuchungen wurde<br />

der We<strong>in</strong> zudem mit dem im Betrieb<br />

entnommenen Leitungswasser verglichen,<br />

sodass der genaue Fremdwassergehalt,<br />

nämlich 15 %, ermittelt<br />

werden konnte. Die Panscherei<br />

brachte dem Verantwortlichen e<strong>in</strong>en<br />

Strafbefehl über 3000,- 1 e<strong>in</strong>.<br />

Schweißtreibender Thunfischsalat<br />

Von Bauchkrämpfen geschüttelt, von<br />

Durchfall <strong>und</strong> Erbrechen geplagt, ferner<br />

mit Schweißausbrüchen <strong>und</strong> starken<br />

Hautrötungen bis h<strong>in</strong> zu Herzrasen<br />

<strong>und</strong> Kreislaufproblemen gepe<strong>in</strong>igt<br />

wurde e<strong>in</strong>e Gästegruppe nach e<strong>in</strong>em<br />

Restaurantbesuch. Schuld an dieser<br />

Lebensmittelvergiftung war e<strong>in</strong>zig <strong>und</strong><br />

alle<strong>in</strong>e der Verzehr von Thunfischsalat<br />

dieses Lokals.<br />

Die Lebensmittelkontrolleure unterzogen<br />

die Gaststätte natürlich umgehend<br />

e<strong>in</strong>er Betriebskontrolle. Dabei konnten<br />

sie e<strong>in</strong>e umfangreiche Restmenge<br />

Thunfischfleisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen angebrochenen<br />

Dose sicherstellen <strong>und</strong><br />

als Verdachtsprobe <strong>in</strong> das zuständige<br />

Untersuchungsamt übersenden.<br />

Thunfischfleisch, das <strong>in</strong> der Gastronomie<br />

gerne für Salate <strong>und</strong> als Pizza-Belag<br />

verwendet wird, ist dafür bekannt,<br />

dass sich <strong>in</strong> ihm bei zu warmer oder<br />

zu langer Lagerung durch mikrobiellen<br />

Verderb bedenklich hohe Gehalte an<br />

Histam<strong>in</strong> bilden können.<br />

Durch die Sicherstellung der Restmenge<br />

konnte zum<strong>in</strong>dest verh<strong>in</strong>dert<br />

werden, dass sich noch weitere Gäste<br />

e<strong>in</strong>e Histam<strong>in</strong>vergiftung zuziehen.<br />

Gegen die Verantwortlichen der Gaststätte<br />

wurde natürlich e<strong>in</strong>e Strafanzeige<br />

erstattet.<br />

Salmonellose <strong>in</strong> Speiselokal<br />

Ebenfalls lange <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleiben<br />

wird e<strong>in</strong>er Gruppe von mehr als 20<br />

Personen ihr Besuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em als „renommiert“<br />

bekannten Speiselokal mit<br />

gut bürgerlicher Küche. Diese hatten<br />

e<strong>in</strong> vorbestelltes, e<strong>in</strong>heitliches Mittagessen<br />

<strong>und</strong> als Dessert ebenfalls im<br />

Gasthof hergestellte Torten verzehrt.<br />

Fast die Hälfte der Gäste litten kurz<br />

danach an sich ähnelnden Magen-<br />

Darm-Beschwerden. E<strong>in</strong>ige Personen<br />

mussten sogar im Krankenhaus stationär<br />

behandelt werden. Bei 6 erkrankten<br />

Personen konnte durch Untersuchung<br />

von Stuhlproben „Salmonella<br />

enteritidis“ isoliert werden. Jedoch<br />

konnten im Zuge weiterer Ermittlungen<br />

unter den Küchenmitarbeitern<br />

ke<strong>in</strong>e Ausscheider von Salmonellen<br />

gef<strong>und</strong>en werden. Die Betriebskontrolle<br />

durch die zuständige Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />

deckte<br />

aber grobe Mängel bei der Arbeits<strong>und</strong><br />

der Produkthygiene <strong>in</strong> dem Lokal<br />

auf. Fehlende Möglichkeiten, Hände


22 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

<strong>und</strong> Oberflächen nach der Re<strong>in</strong>igung<br />

zu des<strong>in</strong>fizieren sowie Mängel <strong>in</strong> der<br />

Lagerung von Lebensmitteln <strong>und</strong> fertigen<br />

Speisen könnten zum E<strong>in</strong>trag von<br />

Salmonellen <strong>in</strong> die fertigen Speisen<br />

geführt haben. So wurde gegen den<br />

Inhaber des Speiselokales schließlich<br />

e<strong>in</strong> strafrechtliches Ermittlungsverfahren<br />

e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Küchenbetriebe <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

zur Geme<strong>in</strong>schaftsverpflegung<br />

Fehlplanung: mangelhafte Bauausführung<br />

Bei der ersten Kontrolle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neu<br />

gebauten Küche e<strong>in</strong>es kommunalen<br />

Altenheims wurden gleich mehrere<br />

Baumängel festgestellt. Im Trockenlager<br />

mit Süd fenster herrschten subtropische<br />

Temperaturen von annähernd<br />

30 °C, die allenfalls für die Geschirrlagerung<br />

hätten akzeptiert werden können.<br />

H<strong>in</strong>zu kam, dass <strong>in</strong> allen Arbeits<strong>und</strong><br />

Lagerräumen an den Leitungen<br />

<strong>und</strong> Wanddurchführungen die Isolierwolle<br />

offen hervortrat.<br />

Im Zubereitungsraum für die Kaltverpflegung<br />

der Bewohner waren ebenso<br />

wie <strong>in</strong> der Spülküche stets große<br />

Wasserlachen auf dem Fußboden zu<br />

f<strong>in</strong>den. Der Dunstabzug über dem<br />

Heißluftdämpfer hatte wohl eher e<strong>in</strong>e<br />

Alibifunktion, da der Überstand<br />

so ger<strong>in</strong>g war, dass die Dämpfe noch<br />

nicht e<strong>in</strong>mal theoretisch aufgenommen<br />

werden konnten. Doch weder<br />

das ausführende Planungsbüro, noch<br />

der städtische Betreiber konnten von<br />

der Notwendigkeit der Abhilfe der<br />

Baumängel überzeugt werden. E<strong>in</strong>zig<br />

für die Pfützen wurde immerh<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Nass-Sauger angeschafft!<br />

Da sich jedoch die hygienerechtlichen<br />

Erfordernisse teilweise auch mit den<br />

Vorgaben der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

deckten, wurde die Unfallkasse<br />

Baden-Württemberg zu dem<br />

Fall h<strong>in</strong>zugezogen. So konnten die Verantwortlichen<br />

letztlich doch zu Nachbesserungen<br />

„bekehrt“ werden.<br />

Fußball-WM <strong>in</strong> Stuttgart:<br />

„54– 74 – 90 – 2006 – ja so stimmen wir alle e<strong>in</strong> …“<br />

Auch auf Megaveranstaltungen s<strong>in</strong>d gastronomische Dienstleistungsbetriebe<br />

groß im Geschäft. Die Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />

werden dort ganz besonders gefordert. Im Jahr 2006 kam die Landeshauptstadt<br />

Stuttgart <strong>in</strong> den besonderen Genuss, Austragungsort von<br />

<strong>in</strong>sgesamt sechs Spielen der Fußballweltmeisterschaft zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> außergewöhnliches<br />

Ereignis war das Spiel der deutschen Nationalmannschaft<br />

gegen Portugal, das mit dem dritten Platz für die deutsche Elf gekrönt<br />

wurde. Die Spiele selbst sowie die Fanfeste, bei denen alle Spiele auf<br />

Videole<strong>in</strong>wänden gezeigt wurden („public view<strong>in</strong>g“), lockten Millionen<br />

WM-Begeisterte nach Stuttgart. Alle<strong>in</strong> auf den Schlossplatz kamen <strong>in</strong>sgesamt<br />

mehr als 1,5 Millionen Besucher, um die Liveübertragungen mitzuerleben.<br />

Unter dem Motto „zu Gast bei Fre<strong>und</strong>en“ feierten Fußballfans<br />

aus aller Welt vier Wochen lang e<strong>in</strong> unvergleichliches Fest.<br />

Doch obwohl Stuttgart häufiger Austragungsort von Groß ereignissen, wie<br />

z. B. Wasen oder Frühl<strong>in</strong>gsfest, ist, war die Organisation der Lebensmittelsicherheit<br />

im Rahmen der WM e<strong>in</strong>e besondere Herausforderung, zumal<br />

das sommerliche Wetter mit Höchsttemperaturen zu Problemen bei der<br />

Wahrung der Sicherheit der Lebensmittel führte. Nicht immer konnten<br />

die Kühle<strong>in</strong>richtungen gegen die hohen Temperaturen ankämpfen.<br />

Insgesamt wurden an den wichtigsten Fantreffpunkten <strong>und</strong> im Stadion<br />

Küchen <strong>und</strong> Imbissstände vor Inbetriebnahme sowie während der<br />

Betriebszeiten im Rahmen von <strong>in</strong>sgesamt 995 Kontrollen überprüft. Zusätzliche<br />

spezielle Vorgaben für die Lebensmittelunternehmer trugen<br />

dazu bei, dass dieses <strong>in</strong>ternationale Fest auch aus kul<strong>in</strong>arischer Sicht<br />

ke<strong>in</strong> Nachspiel hatte.<br />

Mitglied e<strong>in</strong>er Fußballnationalmannschaft erkrankte nach<br />

Restaurantbesuch<br />

Auch die Lebensmittelkontrolleure <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äre außerhalb der Landeshauptstadt<br />

hatten während der Weltmeisterschaft ordentlich zu tun,<br />

nachdem bekannt wurde, dass e<strong>in</strong> Mitglied e<strong>in</strong>er Fußballnationalmannschaft<br />

nach e<strong>in</strong>em Restaurantbesuch unter sehr starkem Durchfall litt<br />

<strong>und</strong> ärztlich behandelt werden musste. Mithilfe e<strong>in</strong>er Stuhluntersuchung<br />

wurde klar, dass sich der Fußballer e<strong>in</strong>e bakterielle Infektion mit Campylobacter<br />

jejuni e<strong>in</strong>gefangen hatte. Diese gelten neben den Salmonellen<br />

als häufigste Verursacher für Darmentzündungen beim Menschen.<br />

Daraufh<strong>in</strong> wurde natürlich sofort die Küche des entsprechenden Restaurants<br />

durch die amtlichen Kontrolleure <strong>in</strong>spiziert. Rückstellproben von Lebensmitteln,<br />

die <strong>in</strong> dem <strong>in</strong>frage kommenden Zeitraum verzehrt wurden <strong>und</strong><br />

die Träger des Erregers se<strong>in</strong> konnten, wie Rohmilchkäse oder Entenbrust,<br />

wurden noch am selben Tag zur Untersuchung an das zuständige CVUA gebracht.<br />

Die Untersuchung der Lebensmittelproben verlief jedoch negativ,<br />

d. h. die genannten Bakterien wurden nicht gef<strong>und</strong>en. Die wahre Ursache<br />

der Campylobacter-Infektion konnte letztendlich nicht ermittelt werden –<br />

vielleicht hatte dem Nationalspieler auch etwas ganz anderes auf den<br />

Magen geschlagen?!


Betriebskontrollen im Rahmen des LFBG Jahresbericht 2006 23<br />

Handwerkliche Hersteller <strong>und</strong> Direktvermarkter<br />

Bäckereien <strong>und</strong> Konditoreien<br />

Morph<strong>in</strong> <strong>in</strong> Backmohn<br />

Morph<strong>in</strong> wirkt als Opioid <strong>und</strong> wird<br />

aus dem getrockneten Milchsaft der<br />

Schlafmohnpflanze gewonnen. Entsprechend<br />

se<strong>in</strong>er Wirkung wurde<br />

dieser Stoff nach Morpheus, dem<br />

griechischen Gott der Träume, benannt.<br />

Missbräuchlich wird Morph<strong>in</strong><br />

zur Herstellung der Droge Hero<strong>in</strong><br />

verwendet. In der Mediz<strong>in</strong> ist<br />

es als e<strong>in</strong>es der stärksten natürlichen<br />

Schmerzmittel bekannt. Jedoch kann es<br />

auch unerwünschte Nebenwirkungen, wie<br />

beispielsweise Abhängigkeit, Atemdepression <strong>und</strong> Bewusstse<strong>in</strong>sstörungen,<br />

verursachen. E<strong>in</strong>e Überdosierung<br />

führt zu Atemstillstand. Der Backmohn für die Back<strong>in</strong>dustrie<br />

wird h<strong>in</strong>gegen aus den Samen der Schlafmohnpflanze<br />

gewonnen. Die Untersuchungen der Vergangenheit an den<br />

Untersuchungsämtern <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

haben gezeigt, dass verschiedene Backmohnchargen verschieden<br />

hohe Morph<strong>in</strong>gehalte aufwiesen, deren Höhe<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit zu der Gew<strong>in</strong>nung, dem Ernteverfahren,<br />

der Mohnsorte oder der geografischen Herkunft standen.<br />

Die Untersuchungsergebnisse im vergangenen Jahr bestätigten<br />

erneut diese Ergebnisse. In e<strong>in</strong>igen Fällen wurden<br />

sogar Morph<strong>in</strong>gehalte nachgewiesen, die auch unter Berücksichtigung<br />

empf<strong>in</strong>dlicher Personenkreise (Schwangere,<br />

Stillende, Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der) durch e<strong>in</strong>e Risikoanalyse des bayerischen<br />

Landesamtes für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit<br />

(LGL) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e toxikologischen Bewertung des<br />

B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitutes für Risikobewertung (BfR) als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />

beurteilt wurden.<br />

Um gesicherte Erkenntnisse bei der Untersuchung des<br />

Backmohns zu erlangen, müssen beim Importeur vor Ort<br />

repräsentative Proben durch die Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung<br />

gezogen werden. Entsprechen die<br />

Untersuchungsergebnisse nicht den Vorschriften des europäischen<br />

Lebensmittelrechts, muss die betroffene Backmohncharge,<br />

die sich meist aufgr<strong>und</strong> der hohen Umsätze<br />

<strong>und</strong> kurzen Umschlagsfristen nur noch teilweise im Handel<br />

bef<strong>in</strong>det, aus allen belieferten Betrieben zurückgerufen<br />

werden. Dieser Ablauf ist sehr zeit<strong>in</strong>tensiv <strong>und</strong> beschäftigte<br />

beispielsweise im vergangenen Jahr die Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung<br />

e<strong>in</strong>es Landkreises, <strong>in</strong> dessen Zuständigkeitsbereich<br />

e<strong>in</strong> zentraler Direktimporteur verschiedener<br />

Backgr<strong>und</strong>stoffe liegt, als Aufgabenschwerpunkt<br />

über mehrere Monate. Jedoch haben mittlerweile auch<br />

Untersuchungslaboratorien, die <strong>in</strong> der Qualitätskontrolle<br />

des Mohnhandels <strong>und</strong> -Importes tätig s<strong>in</strong>d, die Analytik<br />

zur Überprüfung der Morph<strong>in</strong>gehalte etabliert, sodass nun<br />

belastete Lieferungen schon vor der Verteilung <strong>in</strong> Handwerk<br />

<strong>und</strong> Handel ausgesondert werden <strong>und</strong> Zulieferer, deren<br />

Mohnsamen regelmäßig zu hohe Morph<strong>in</strong>gehalte<br />

aufweisen, ausgelistet werden<br />

können (siehe auch Teil III, Kapitel Hülsenfrüchte,<br />

Ölsamen, Nüsse <strong>und</strong> -Erzeugnisse).<br />

Betriebsschließung e<strong>in</strong>er Bäckerei<br />

– „Wie bei Hempels unterm<br />

Sofa“<br />

Nicht nur große Betriebe, die e<strong>in</strong><br />

umfangreiches Angebot an den verschiedensten<br />

Lebensmitteln aufweisen,<br />

werden von den Mitarbeitern der Lebensmittelüberwachung<br />

kontrolliert. Auch handwerklich<br />

strukturierte Betriebe <strong>und</strong> Direktvermarkter müssen die<br />

Anforderungen des Lebensmittelrechts e<strong>in</strong>halten. Werden<br />

die Lebensmittel nicht entsprechend den Vorschriften<br />

hergestellt <strong>und</strong> behandelt, muss die Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />

handeln. Diese kostspielige <strong>und</strong> unangenehme<br />

Erfahrung musste beispielsweise e<strong>in</strong> Betreiber<br />

e<strong>in</strong>er Bäckerei erfahren. Die bei e<strong>in</strong>em Kontrollgang vorgef<strong>und</strong>enen,<br />

untragbar unhygienischen Verhältnisse <strong>in</strong> der<br />

Backstube <strong>und</strong> den Lagerräumen, der erkennbare Schädl<strong>in</strong>gsbefall,<br />

die Lagerung von Unmengen nicht mehr im Gebrauch<br />

bef<strong>in</strong>dlicher Gerätschaften <strong>und</strong> von nicht<br />

zur Verarbeitung gehörendem Gerümpel<br />

sowie die Verwendung verdorbener<br />

Brezellauge führten zur Untersuchung<br />

von Verdachtsprobenmaterial<br />

<strong>und</strong> zur vorübergehenden<br />

Betriebsschließung.<br />

Die Behebung der baulichen<br />

Mängel erforderte e<strong>in</strong>e förmliche<br />

Ordnungsverfügung mit<br />

mehr als 1400,- 1 für verwaltungsrechtliche<br />

Aufwendungen.<br />

Zusätzlich wurde e<strong>in</strong> Bußgeld von<br />

2000,- 1 festgesetzt.<br />

Metzgereien<br />

Früh am Morgen schlafen die Maden im Fleischsalat<br />

noch<br />

Bereits um 6:45 Uhr hatte sich e<strong>in</strong> Berufspendler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Metzgereifiliale zwei Brötchen sowie e<strong>in</strong>en Becher<br />

Fleischsalat besorgt, welcher von e<strong>in</strong>er Verkäufer<strong>in</strong> abgefüllt<br />

wurde. An se<strong>in</strong>em Arbeitsplatz angekommen, verzehrte<br />

er diesen nahezu vollständig. Hierbei verspürte er e<strong>in</strong><br />

leichtes „Bizzeln“. Vier St<strong>und</strong>en später beabsichtigte er,<br />

den verbliebenen Rest aufzuessen, unterließ dies jedoch<br />

voller Ekel, da er leider erst jetzt den Madenbefall des Salates<br />

bemerkte. Nach se<strong>in</strong>er Beschwerde wurde die Filiale<br />

der Metzgerei von der Lebensmittelüberwachungsbehörde


24 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

Abb.:<br />

Maden im<br />

Fleischsalat<br />

aufgesucht. Zunächst bestritt man, den besagten Fleischsalat<br />

verkauft zu haben, allerd<strong>in</strong>gs konnte e<strong>in</strong>e zweifelsfreie<br />

Herkunftsbestimmung erbracht werden. E<strong>in</strong>e<br />

Vergleichsprobe von dem beanstandeten<br />

Fleischsalat konnte nicht mehr gezogen<br />

werden, da hiervon nichts mehr <strong>in</strong><br />

der Metzgerei vorlag. Zur Sicherheit<br />

wurde der zum Kontrollzeitpunkt<br />

vorliegende Fleischsalat<br />

durch das zuständige Untersuchungsamt<br />

untersucht. Hierbei<br />

wurde zwar ke<strong>in</strong> Madenbefall<br />

festgestellt, jedoch wurde der<br />

Fleischsalat als irreführend beanstandet,<br />

da <strong>in</strong> diesem die Gurkene<strong>in</strong>lage,<br />

die laut den Leitsätzen für<br />

Fe<strong>in</strong>kostsalate des Deutschen Lebensmittelbuchs<br />

hätte enthalten se<strong>in</strong> müssen, fehlte. Gegen<br />

den Verantwortlichen wurde nicht zuletzt wegen des<br />

Inverkehrbr<strong>in</strong>gens e<strong>in</strong>es ekelerregenden Lebensmittels e<strong>in</strong><br />

Ordnungswidrigkeitsverfahren e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Schnittfest muss der Döner se<strong>in</strong> – Verwendung von<br />

nicht zugelassenem Zusatzstoff: Karottenfasern<br />

Immer wieder ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e neue Variation e<strong>in</strong>es Dönerspießes<br />

auf dem Lebensmittelmarkt. Die Rezepte, <strong>in</strong>sbesondere<br />

die Zusammenstellung der verwendeten Gewürzmischungen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> strenges Betriebsgeheimnis. Jedoch<br />

müssen bei jeder Ideenvielfalt auch die Vorschriften des<br />

Lebensmittelrechtes e<strong>in</strong>gehalten werden. So manche Hersteller<br />

s<strong>in</strong>d sich bezüglich der Antwort auf die Frage – wie<br />

muss e<strong>in</strong> Dönerspieß se<strong>in</strong>? – e<strong>in</strong>ig: „Günstig herzustellen,<br />

saftig <strong>und</strong> schnittfest muss er se<strong>in</strong>“. So startete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Landkreis e<strong>in</strong> Hersteller e<strong>in</strong>en neuen Versuch mit wenig<br />

Aufwand mehr Wasser <strong>in</strong> Dönerspießen zu b<strong>in</strong>den. Um<br />

Wasser schnittfest zu machen, arbeitete er Karottenfasern<br />

<strong>in</strong> den Fleischteig e<strong>in</strong>. Jedoch konnte dies vonseiten der Lebensmittelüberwachung<br />

nicht akzeptiert werden, da Karottenfaser<br />

nach dem Lebensmittelrecht bei der gewerblichen<br />

Herstellung von Lebensmitteln e<strong>in</strong>en nicht zugelassenen<br />

Zusatzstoff darstellt. Auch der „hehre“ Versuch, hier e<strong>in</strong>e<br />

ballaststoffreiche Ernährungsform kreiert zu haben, schlug<br />

fehl, da anhand der Untersuchung e<strong>in</strong>er amtlich gezogenen<br />

Probe festgestellt werden konnte, dass der Gehalt an Karottenfasern<br />

nicht im Entferntesten ausreichte, um hier<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle <strong>und</strong> gezielte Ballaststoffzufuhr für den Menschen<br />

zu erkennen. Somit wurden die unter Verwendung<br />

von „Karottenfasern“ hergestellten Puten- <strong>und</strong> Hähnchen-<br />

Fleischspieße als „nicht verkehrsfähig“ beurteilt, d. h. sie<br />

durften nicht gewerbsmäßig als Lebensmittel <strong>in</strong> den Verkehr<br />

gebracht werden. Zusätzlich wurde dem Hersteller die<br />

Verwendung dieses „nicht zugelassenen Zusatzstoffes“<br />

zur gewerbsmäßigen Herstellung von Dönerspießen durch<br />

e<strong>in</strong>e Ordnungsverfügung untersagt.<br />

Verkehrskontrollen<br />

Billig e<strong>in</strong>gekauft – teuer bezahlt<br />

Anlässlich e<strong>in</strong>er rout<strong>in</strong>emäßigen Verkehrskontrolle auf der<br />

Autobahn während des abendlichen Berufsverkehrs wurde<br />

e<strong>in</strong>e herkömmliche Stufenhecklimous<strong>in</strong>e, untere Mittelklasse,<br />

älterer Bauart von der Polizei überprüft. Angesichts der<br />

deutlich wahrnehmbaren überdurchschnittlichen Belastung<br />

der H<strong>in</strong>terachse wurde der Kofferraum näher begutachtet.<br />

Die Polizisten entdeckten 3 übere<strong>in</strong>ander gestapelte Kunststoffsteigen,<br />

gefüllt mit 20 „Säcken“ umhülltem Fleisch.<br />

Das Umhüllungsmaterial war sehr dünn <strong>und</strong> bereits an<br />

se<strong>in</strong>en Verschweißstellen aufgerissen, wodurch das Fleisch<br />

teilweise <strong>in</strong> den deutlich verschmutzten <strong>und</strong> ungekühlten<br />

Kofferraum gerutscht war, der noch weiteres diverses Ladegut<br />

enthielt. Zusätzlich ließ der Zustand des Kofferraumes<br />

befürchten, dass während der Fahrt Abgase <strong>und</strong> verschmutzte<br />

Außenluft <strong>in</strong> diesen Fahrzeugbereich gelangen<br />

könnten. Die h<strong>in</strong>zugezogene Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />

stellte fest, dass es sich grobs<strong>in</strong>nlich <strong>und</strong> angesichts<br />

der mitgeführten Papiere um Geflügelfleischteile<br />

handelte, die vermutlich wenig zuvor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nah gelegenen<br />

Verarbeitungsbetrieb der Region erworben worden waren.<br />

Die Außen- <strong>und</strong> Kerntemperatur des Geflügelfleisches<br />

betrug +10 bis +10,5 °C <strong>und</strong> überschritt somit weit die unbed<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong>zuhaltende Lager- <strong>und</strong> Transporttemperatur. Aufgr<strong>und</strong><br />

der ekelerregenden <strong>und</strong> untragbar unhygienischen<br />

Transportbed<strong>in</strong>gungen wurde das Fleisch beschlagnahmt<br />

<strong>und</strong> am folgenden Tag auf Kosten des Verantwortlichen der<br />

unschädlichen Beseitigung zugeführt.<br />

Die weiterführenden Ermittlungen des Lebensmittelkontrolleurs<br />

ergaben, dass diese Geflügelfleischteile für die<br />

Herstellung von Drehspießen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ca. 150 km entfernten<br />

Döner-Imbiss bestimmt waren. Der Imbissbetreiber<br />

hatte diese Art <strong>und</strong> Weise der Beschaffung des Fleisches<br />

aus Kosten sparenden Gründen se<strong>in</strong>em Verwandten <strong>in</strong> Auftrag<br />

gegeben. Die zuständige Behörde des Bestimmungsortes<br />

wurde verständigt <strong>und</strong> die entsprechende Ahndung<br />

der Verstöße <strong>in</strong> die Wege geleitet.<br />

Angetaute Döner-Kebap-Spieße auf großer Fahrt<br />

Bei e<strong>in</strong>er Verkehrskontrolle fiel e<strong>in</strong> Kühlfahrzeug auf, das 38<br />

tiefgefrorene Döner-Kebap-Spieße mit jeweils e<strong>in</strong>em Gewicht<br />

zwischen 5 <strong>und</strong> 20 kg geladen hatte. Der Laderaum<br />

selbst war derart verschmutzt, dass es offensichtlich war,<br />

dass das Fahrzeug nicht nur zum Transport von Lebensmitteln<br />

verwendet wurde <strong>und</strong> seit längerer Zeit nicht gere<strong>in</strong>igt<br />

worden war. Das im Fahrgastraum angebrachte Kontrollthermometer<br />

des Laderaumes zeigte lediglich –3 °C an. Bei<br />

den Ermittlungen stellte sich heraus, dass das Fahrzeug zu<br />

e<strong>in</strong>er Döner-Produktionsfirma <strong>in</strong> Brandenburg gehörte. Der<br />

ausländische Fahrer, e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Baden-Württemberg ansässiger<br />

Döner-Händler, konnte das Kühlsystem des ihm anvertrauten<br />

Transportfahrzeuges nicht bedienen. Die Überprüfung<br />

des Temperaturprotokolls durch die Lebensmittelkontrol-


Lebensmittelüberwachung – grenzenlos Jahresbericht 2006 25<br />

lung der Spieße angeordnet. Anfangs sollten die „Spieße“<br />

weiterh<strong>in</strong> zum Verkauf angeboten werden. Für diesen Fall<br />

hätte der Verantwortliche zum Schutz des Verbrauchers<br />

nach Maßgabe der Lebensmittel überwachungs behörde<br />

die Unterbrechung der Kühlkette kennzeichnen <strong>und</strong> auf das<br />

nicht mehr gewährleistete Verbrauchsdatum bzw. auf die<br />

Notwendigkeit des sofortigen Verbrauchs h<strong>in</strong>weisen müssen.<br />

Schlussendlich wurde e<strong>in</strong> freiwilliger Verkaufsverzicht<br />

erwirkt, der Fahrer gemaßregelt <strong>und</strong> die für den Herstellerbetrieb<br />

zuständige Behörde verständigt.<br />

Lebensmittelüberwachung – grenzenlos<br />

Lebensmittelsicherheit durch Überwachung von Produkten, die aus aller Herren<br />

Länder <strong>in</strong>s „Ländle“ kommen.<br />

Zusammenarbeit der Lebensmittelüberwachungs- <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>ärämter<br />

mit den Zollbehörden<br />

Nicht nur die Handelsaktivitäten der<br />

Importfirmen beschäftigen die deutschen<br />

Hauptzollämter mit kniffligen<br />

Aufgaben. Auch die verschiedensten<br />

Waren, die von Privatpersonen nach<br />

Deutschland mitge bracht werden,<br />

können, <strong>in</strong>sbesondere wenn diese<br />

aus Drittländern importiert werden,<br />

schier unlösbare Fragen aufwerfen.<br />

E<strong>in</strong>ige Beanstandungsgründe bezogen<br />

sich bei den e<strong>in</strong>geführten Produkten<br />

im Jahr 2006 auf die Nichte<strong>in</strong>haltung<br />

der Kosmetik verordnung,<br />

der Textil kenn zeichnungs verordnung<br />

oder der Lebensmittel kenn zeichnungsverordnung.<br />

Im Zuge der fortschreitenden<br />

Globalisierung wurden im<br />

vergangenen Jahr den Hauptzollbehörden<br />

häufiger Waren vorgelegt, bei<br />

denen man sich nicht klar war, ob diese<br />

überhaupt nach Deutschland bzw.<br />

<strong>in</strong> die EU e<strong>in</strong>geführt werden dürfen.<br />

In den meisten Fällen scheiterte die<br />

Frage der E<strong>in</strong>fuhr bereits an den Produkten<br />

selbst. So war teilweise nicht<br />

e<strong>in</strong>deutig feststellbar, ob es sich um<br />

e<strong>in</strong> Lebensmittel des allgeme<strong>in</strong>en<br />

Verzehrs oder e<strong>in</strong> Nahrungsergänzungsmittel,<br />

diätetisches Lebensmittel<br />

bzw. kosmetisches Mittel handelte,<br />

welche wiederum von Arzneimitteln<br />

abgegrenzt werden müssen. Treten<br />

derartig spezielle Fragen auf, wird<br />

die zuständige Lebensmittelüberwa-<br />

leure ließ erkennen, dass das Kühlaggregat bei der Verladung<br />

der Spieße bis zu Beg<strong>in</strong>n der Kontrolle ausgeschaltet<br />

war. Die Döner-Spieße, <strong>in</strong>sgesamt 285 kg empf<strong>in</strong>dliches<br />

Fleischerzeugnis, wiesen e<strong>in</strong>e Oberflächentemperatur<br />

von –6,3 °C auf. Dies entsprach bei weitem nicht der vorgeschriebenen<br />

Temperatur von –18 °C. Folglich mussten<br />

die Mitarbeiter der Lebens mittel überwachungsbehörde<br />

aufgr<strong>und</strong> der über längere Zeit unterbrochenen Kühlkette<br />

das auf dem Etikett angegebene Verbrauchsdatum <strong>in</strong>frage<br />

stellen. Im weiteren Verlauf wurde vor Ort e<strong>in</strong>e weitere<br />

Auslieferung untersagt <strong>und</strong> die sofortige fachgerechte Küh-<br />

chungsbehörde h<strong>in</strong>zugezogen <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

manchem Fall e<strong>in</strong>e aufwendige Untersuchung<br />

an dem zuständigen CVUA<br />

e<strong>in</strong>geleitet.<br />

„Gammelfleisch“ oder „viande périmée“?<br />

Lebensmittelüberwachung im Grenzbereich<br />

Bei der Rout<strong>in</strong>ekontrolle e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> der Kontrolle <strong>in</strong> Deutschland wegen<br />

Grenznähe zum Elsass bef<strong>in</strong>dlichen, ihres abgelaufen M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatums<br />

amtlich beschlag nahmt. Durch<br />

EU-zugelassenen Betriebes mit großem<br />

Tiefkühllager stellten Veter<strong>in</strong>ärbeamte<br />

e<strong>in</strong>es Landratsamtes fest, che Proben gezogen <strong>und</strong> zur Untersu-<br />

das Landratsamt wurden umfangrei-<br />

dass dort kurz zuvor palettenweise chung an das zuständige Chemische<br />

Fleischwaren <strong>und</strong> andere tiefgefrorene<br />

Lebensmittel mit abgelaufenem bracht. Hierbei stellte sich e<strong>in</strong>erseits<br />

<strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt ge-<br />

M<strong>in</strong>dest halt bar keitsdatum e<strong>in</strong>gelagert heraus, dass zwar e<strong>in</strong> beträchtlicher<br />

worden waren. Als Verfügungsberechtigte<br />

wurde e<strong>in</strong>e französische Firma reits gravierende substanzielle Män-<br />

Teil der überlagerten Lebensmittel be-<br />

ermittelt, welche <strong>in</strong> Deutschland lediglich<br />

durch e<strong>in</strong>e „Postkastenadresse“ e<strong>in</strong>ige der untersuchten Chargen nur<br />

gel auf wiesen, jedoch andererseits<br />

repräsentiert wurde. Diese hatte von mehr oder weniger ger<strong>in</strong>gfügige Mängel<br />

aufzeigten <strong>und</strong> wiederum weite-<br />

Frankreich aus e<strong>in</strong>e ebenfalls französische<br />

Logistikfirma mit der Auslieferung<br />

der Ware beauftragt. Die Lo-<br />

unbeanstandet blieben. Es ergab e<strong>in</strong><br />

re Chargen vergleichbarer Produkte<br />

gistikfirma hatte wiederum freie Lagerkapazitäten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutschen gung der Situation musste zuerst e<strong>in</strong>e<br />

perfektes Durche<strong>in</strong>ander. Zur Bere<strong>in</strong>i-<br />

Fremdbetrieb genutzt, um vorübergehend<br />

e<strong>in</strong>en Teil der auszuliefernden gierung e<strong>in</strong>geholt werden, den Teil der<br />

Erlaubnis von der französischen Re-<br />

Ware e<strong>in</strong>zulagern. Geplant war, diese e<strong>in</strong>wandfreien Ware nach Frankreich<br />

zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt wieder rückführen zu dürfen. Dies wurde mit<br />

zurück nach Frankreich zu verbr<strong>in</strong>gen der Maßgabe e<strong>in</strong>er amtlichen Überwachung<br />

genehmigt. Die nachweis-<br />

<strong>und</strong> dort an Endk<strong>und</strong>en auszuliefern.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wurde die Ware im Rahmen lich verdorbenen Produkte wurden


26 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />

<strong>in</strong> Deutschland unschädlich beseitigt. Die Frage, wie mit<br />

denjenigen Chargen weiterverfahren werden soll, welche<br />

bei der amtlichen Untersuchung mehr oder weniger ger<strong>in</strong>gfügige<br />

Mängel aufzeigten, bei der Untersuchung der Gegenproben<br />

aber unbeanstandet blieben, bef<strong>in</strong>det sich noch<br />

<strong>in</strong> Abklärung. Allerd<strong>in</strong>gs ließ sich schlussendlich die Frage,<br />

ob es sich hier nun um deutsches „Gammelfleisch“ oder<br />

um französisches „viande périmée“ gehandelt hatte, doch<br />

recht e<strong>in</strong>deutig beantworten. Aufrechterhalten<br />

bleibt die Erkenntnis, dass gerade auf<br />

die Überwachung von Tiefkühllagern,<br />

Speditionslagern <strong>und</strong> so genannten<br />

Brokern ohne eigene Betriebsräume<br />

e<strong>in</strong> erhebliches Augenmerk<br />

zu richten ist.<br />

„Ausländische Käsemilben“<br />

An e<strong>in</strong>er Grenzkontrollstelle wurde<br />

e<strong>in</strong>e Sendung mit 105 kg Hartkäse<br />

aus e<strong>in</strong>em Drittland zurückgewiesen,<br />

da bei e<strong>in</strong>er bestimmten Käsesorte<br />

e<strong>in</strong> makroskopisch erkennbarer<br />

Milbenbefall aufgefallen war. Der Exporteur hatte<br />

versucht, durch Abschaben der Käser<strong>in</strong>de den Befall<br />

zu kaschieren. Dennoch waren deutliche Fraßspuren<br />

<strong>und</strong> Milbenlöcher mit bröseligem<br />

Inhalt zu erkennen, die bis <strong>in</strong> den Käseteig<br />

reichten. Der Käse wurde an die<br />

Käserei zurückgeschickt.<br />

Belgische Maus im Sp<strong>in</strong>at<br />

konserviert<br />

E<strong>in</strong>e Verbraucher<strong>in</strong> bereitete aus<br />

tiefgekühltem Sp<strong>in</strong>at aus Belgien<br />

e<strong>in</strong> köstliches Mal. Nachdem sie zwei<br />

Drittel der zubereiteten Speise bereits<br />

verzehrt hatte, fiel ihr im Sp<strong>in</strong>at e<strong>in</strong> dunkler<br />

Fremdkörper auf. Angeekelt reichte sie e<strong>in</strong>e<br />

Verbraucherbeschwerde e<strong>in</strong>. Bei der näherer Betrachtung<br />

stellte sich heraus, dass es sich hier um e<strong>in</strong>e halbe Maus<br />

handelte. Das Gutachten dieses Bef<strong>und</strong>es wurde an die<br />

für die Importfirma zuständige Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />

übersandt.<br />

Reiseproviant – E<strong>in</strong>fuhrverbote im Reiseverkehr<br />

für Lebensmittel aus Drittländern<br />

Den meisten Bürgern ist es durchaus bekannt, dass man<br />

bei Reisen <strong>in</strong> die USA ke<strong>in</strong> Wurstbrot mitbr<strong>in</strong>gen darf oder<br />

dass Australien beispielsweise auch die E<strong>in</strong>fuhr von Äpfeln<br />

als Reiseproviant verbietet. Vielen ist aber nicht klar, dass<br />

auch bei Reisen aus Drittländern <strong>in</strong> die EU strenge E<strong>in</strong>fuhrregelungen<br />

gelten, die vom Zoll überwacht werden. So darf<br />

man aus Drittländern generell ke<strong>in</strong>e Fleisch- oder Wurstwaren<br />

<strong>und</strong> auch ke<strong>in</strong>e Milch oder Erzeugnisse daraus, wie<br />

beispielsweise Käse oder Joghurt, mitbr<strong>in</strong>gen. Gr<strong>und</strong> dafür<br />

ist die Gefahr der E<strong>in</strong>schleppung von Tierseuchen, wie die<br />

Maul- <strong>und</strong> Klauenseuche, Schwe<strong>in</strong>epest oder Vogelgrippe,<br />

da erfahrungsgemäß viele Tierseuchenausbrüche auf<br />

diesen E<strong>in</strong>schleppungsweg zurückzuführen s<strong>in</strong>d. Neben<br />

diesem generellen E<strong>in</strong>fuhrverbot für Fleisch- <strong>und</strong> Milchprodukte<br />

gibt es auch für weitere Lebensmittel tierischer Herkunft<br />

Beschränkungen im Reiseverkehr: Andere von Tieren<br />

stammende Lebensmittel, für die das oben beschriebene<br />

generelle Verbot nicht gilt, wie z. B. Fisch, Eier oder Honig,<br />

dürfen nur bis zu e<strong>in</strong>er Obergrenze von 1 kg im Reiseverkehr<br />

mitgeführt werden. Werden bei Reisenden größere<br />

Mengen durch den Zoll sichergestellt, müssen diese kostenpflichtig<br />

beseitigt werden, es sei denn, die Anforderungen<br />

an e<strong>in</strong>e gewerbliche E<strong>in</strong>fuhr s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gehalten. Hierbei<br />

ist jedoch zu beachten, dass das Herkunftsland <strong>und</strong> der<br />

Herkunftsbetrieb, aus dem die Produkte stammen, für die<br />

E<strong>in</strong>fuhren zugelassen s<strong>in</strong>d, die Warensendung von e<strong>in</strong>em<br />

entsprechenden Zertifikat begleitet ist <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>fuhr nur<br />

über veter<strong>in</strong>ärrechtlich zugelassene Grenzkontrollstellen<br />

erfolgt. Alle<strong>in</strong> dort kann die E<strong>in</strong>fuhrfähigkeit der Waren<br />

von Sachverständigen der Lebensmittelüberwachung geprüft<br />

<strong>und</strong> die Lebensmittel freigegeben werden. Diese<br />

Grenzkontrollstellen s<strong>in</strong>d jedoch nicht automatisch an jedem<br />

Flughafen e<strong>in</strong>gerichtet. Sie bef<strong>in</strong>den sich an<br />

den großen, frequentierten Flughäfen wie<br />

beispielsweise Stuttgart (mit E<strong>in</strong>schränkungen),<br />

Frankfurt <strong>und</strong> München. Im<br />

Zweifelsfall empfiehlt es sich, vorher<br />

beim Zoll oder auch beim zuständigen<br />

Veter<strong>in</strong>äramt nachzufragen,<br />

welche Lebensmittel unter welchen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> <strong>in</strong> welcher Menge<br />

über welchen Flughafen mitgebracht<br />

werden dürfen. Ansonsten ist<br />

die Enttäuschung oft sehr groß, wenn<br />

beispielsweise der teuer e<strong>in</strong>gekaufte <strong>und</strong><br />

im Schweiße des Angesichts im Koffer mitgeschleppte<br />

Käse am Flughafen kostenpflichtig<br />

entsorgt werden muss <strong>und</strong> unter Umständen auch noch e<strong>in</strong><br />

hohes Bußgeld zu begleichen ist. Mancher Angler, der im<br />

vergangenen Jahr Wildlachs aus Alaska über den Flughafen<br />

Friedrichshafen nach Deutschland br<strong>in</strong>gen wollte, hat sich<br />

im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gewünscht, er hätte sich rechtzeitig über die<br />

E<strong>in</strong>fuhrvorschriften erk<strong>und</strong>igt. So hätte er die erforderlichen<br />

Papiere mitgeführt, se<strong>in</strong>en Rückflug <strong>in</strong> Frankfurt beendet,<br />

die Ware der dortigen Grenzkontrollstelle vorgestellt <strong>und</strong><br />

sich zu Hause noch e<strong>in</strong>e längere Zeit an den selbst gefangenen,<br />

delikaten Fischen erfreuen können.


Jahresbericht 2006 27<br />

Teil III :<br />

Produktgruppen<br />

Themen:<br />

Übersicht Untersuchungsergebnisse 28<br />

Lebensmittel 30<br />

Milch, Milchprodukte 30<br />

Fleisch, Wild, Geflügel 32<br />

Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere 34<br />

Fette, Öle 35<br />

Brühen, Suppen, Saucen, Fe<strong>in</strong>kostsalate 36<br />

Getreide, Backwaren, Teigwaren 37<br />

Obst, Gemüse 39<br />

Kräuter, Gewürze 40<br />

Alkoholfreie Getränke (außer We<strong>in</strong>) 43<br />

We<strong>in</strong>, Erzeugnisse aus We<strong>in</strong> 45<br />

Alkoholische Getränke 47<br />

Eis, Desserts 49<br />

Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche 50<br />

Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse 53<br />

Fertiggerichte 54<br />

Diätetische Lebensmittel … 56<br />

Nahrungsergänzungsmittel 58<br />

Funktionelle Lebensmittel 60<br />

Neuartige Lebensmittel 61<br />

Zusatzstoffe, Aromastoffe 63<br />

Kosmetische Mittel 66<br />

Chemische Untersuchung v. kosmet. Mitteln 66<br />

Mikroorganismen <strong>in</strong> kosmetischen Mitteln 70<br />

Bedarfsgegenstände 71<br />

Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt 71<br />

Spielwaren, Scherzartikel 73<br />

Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt 74<br />

Bedarfsgegenstände zur Re<strong>in</strong>igung u. Pflege 77<br />

Tabakwaren 78


28 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppen<br />

Untersuchungsergebnisse: Übersicht <strong>in</strong> Zahlen<br />

Lebensmittel<br />

19 % beanstandet<br />

81 %<br />

nicht<br />

beanstandet<br />

Kosmetische Mittel<br />

21 % beanstandet<br />

79 %<br />

nicht<br />

beanstandet<br />

916<br />

3 339<br />

5 654<br />

2 175<br />

Beanst. Lebensmittel<br />

126<br />

38<br />

Beanst. Lebensmittel<br />

Beanst. Lebensmittel<br />

412<br />

90<br />

1<br />

Der Begriff „Beanstandung“ umfasst jede festgestellte<br />

Abweichung von der Norm, unabhängig von der Art oder<br />

dem Ergebnis der weiteren Verfolgung. Die Feststellungen,<br />

die im Gutachten ihren Niederschlag f<strong>in</strong>den, unterliegen<br />

gegebenenfalls noch der richterlichen Nachprüfung. Insbesondere<br />

s<strong>in</strong>d hier nicht nur Abweichungen <strong>in</strong> stofflicher<br />

H<strong>in</strong>sicht, sondern auch Verstöße gegen Kennzeichnungsvorschriften<br />

<strong>und</strong> Kenntlichmachungsgebote aufgeführt.<br />

Die Art der Beanstandung ist aus den nachfolgenden Tabellen<br />

erkennbar. Die Entnahme von Proben <strong>und</strong> deren<br />

Untersuchung im Rahmen der Lebensmittelüberwachung<br />

erfolgt häufig gezielt. Die Zahl der Beanstandungen ist deshalb<br />

nicht repräsentativ für das Marktangebot <strong>und</strong> erlaubt<br />

nur e<strong>in</strong>geschränkt Rückschlüsse auf die Qualität unserer<br />

Lebensmittel <strong>in</strong>sgesamt.<br />

Durch Zusammentreffen mehrerer Beanstandungsgründe<br />

bei e<strong>in</strong>er Probe kann die Anzahl der Beanstandungsgründe<br />

höher se<strong>in</strong> als die der beanstandeten Proben.<br />

Obwohl Tr<strong>in</strong>kwasser das wichtigste Lebensmittel darstellt<br />

unterliegt Tr<strong>in</strong>kwasser rechtlich der Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung<br />

<strong>und</strong> nicht dem Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelgesetzbuch.<br />

Der große Bereich Tr<strong>in</strong>kwasser wird deshalb separat dargestellt.<br />

Proben im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung<br />

Bedarfsgegenstände<br />

31 % beanstandet<br />

477<br />

Beanst. Kosmetik<br />

Beanst. Kosmetik<br />

510<br />

Beanst. Kosmetik<br />

Lebensmittel 48 030<br />

Kosmetische Mittel 2 041<br />

Bedarfsgegenstände (z. B. Verpackungsmaterial, 2 819<br />

Spielwaren, Gegenstände mit Hautkontakt,<br />

Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Pflegemittel)<br />

Ke<strong>in</strong> Erzeugnis nach LFGB 85<br />

Tabakerzeugnisse 231<br />

Gesamt 53 206<br />

Beschwerde- <strong>und</strong> Erkrankungsproben 2 440<br />

Davon beanstandet 783<br />

69 %<br />

nicht<br />

beanstandet<br />

9<br />

Sonstige Proben<br />

Nationaler Rückstandskontrollplan 11 948<br />

Radioaktivität 1 351<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser 10 626<br />

Grafik:<br />

Anteil der beanstandeten<br />

Proben<br />

an der Gesamtprobenzahl<br />

<strong>und</strong><br />

Verteilung der<br />

Beanstandungsgründe<br />

Beanst. Bedarf<br />

Kennzeichnung, Aufmachung<br />

Beanst. Bedarf<br />

Zusammensetzung, Beschaffenheit<br />

Andere Verunre<strong>in</strong>igungen oder Verderbsursachen<br />

Beanst. Bedarf<br />

Mikrobiologischer Verderb<br />

Verstöße gegen vorbeugenden Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschädliche Eigenschaften


Übersicht Jahresbericht 2006 29<br />

Übersicht: Untersuchungsergebnisse<br />

Ergebnisse der Untersuchungen an Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln, Bedarfsgegenständen <strong>und</strong> Tabakwaren<br />

Produktgruppe<br />

Gesamtzahl<br />

der Proben<br />

Beanstandete<br />

Proben<br />

Zahl %<br />

Beanstandung<br />

aufgr<strong>und</strong><br />

Zusammensetzung /<br />

Beschaffenheit<br />

Beanstandung<br />

aufgr<strong>und</strong><br />

Kennzeichnung /<br />

Aufmachung<br />

Lebensmittel 48 030 8 926 19 5 411 5 654<br />

Milch <strong>und</strong> Milchprodukte 5 592 1 088 19 771 602<br />

Eier <strong>und</strong> Eiprodukte 691 111 16 31 94<br />

Fleisch, Wild, Geflügel <strong>und</strong> -Erzeugnisse 7 686 2 247 29 1 728 1 146<br />

Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere <strong>und</strong> -Erzeugnisse 2 406 425 18 349 162<br />

Fette <strong>und</strong> Öle 1 413 209 15 161 65<br />

Brühen, Suppen, Saucen, Fe<strong>in</strong>kostsalate 1 065 211 20 123 143<br />

Getreide, Backwaren, Teigwaren 4 271 657 15 381 346<br />

Obst, Gemüse <strong>und</strong> -Erzeugnisse 5 091 552 11 349 285<br />

Kräuter <strong>und</strong> Gewürze 1 096 166 15 123 72<br />

Alkoholfreie Getränke (<strong>in</strong>kl. M<strong>in</strong>eral- <strong>und</strong> Tafelwasser) 3 401 528 16 195 437<br />

We<strong>in</strong> 2 553 307 12 72 284<br />

Alkoholische Getränke (außer We<strong>in</strong>) 3 027 596 20 261 584<br />

Eis <strong>und</strong> Desserts 2 150 412 19 262 183<br />

Zuckerwaren, Schokolade, Kakao, Brotaufstriche,<br />

2 305 457 20 119 484<br />

Kaffee, Tee<br />

Hülsenfrüchte, Nüsse <strong>und</strong> Nusserzeugnisse 1 179 199 17 190 28<br />

Fertiggerichte 1 493 322 22 165 213<br />

Diätetische Lebensmittel, Säugl<strong>in</strong>gsnahrung 1 944 227 12 45 254<br />

Nahrungsergänzungsmittel 366 175 48 55 266<br />

Zusatzstoffe 301 37 12 31 6<br />

Kosmetische Mittel 2 041 422 21 91 412<br />

Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Pflegemittel für die Haut 945 201 21 9 233<br />

Haarbehandlungsmittel 388 63 16 10 68<br />

Nagelkosmetik 82 25 30 16 10<br />

Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Pflegemittel für die M<strong>und</strong>hygiene 33 7 21 0 10<br />

Deodorants <strong>und</strong> Parfüms 67 17 25 2 19<br />

Mittel zur Bee<strong>in</strong>flussung des Aussehens<br />

524 107 20 54 70<br />

(Make-up, Sonnenschutz)<br />

Rohstoffe für kosmetische Mittel 2 2 100 0 2<br />

Bedarfsgegenstände 2 819 875 31 486 510<br />

Materialien mit Lebensmittelkontakt 1 005 381 38 215 177<br />

Gegenstände mit Körperkontakt 853 184 22 159 90<br />

Spielwaren <strong>und</strong> Scherzartikel 509 119 23 107 56<br />

Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Pflegemittel 452 191 42 5 187<br />

Ke<strong>in</strong> Erzeugnis nach LFGB 85 60 71 15 51<br />

Tabakwaren 231 7 3 0 0


30 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Lebensmittel<br />

Milch <strong>und</strong> Milchprodukte<br />

Milchprodukte<br />

Metallabrieb im Milcherzeugnis<br />

E<strong>in</strong>e Verbraucherbeschwerde betraf Metallspäne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kefir-Fruchtzubereitung. Die spitz zulaufenden Metallspiralen<br />

aus Chrom-Nickel-Stahl, die vermutlich durch Metallabrieb<br />

<strong>in</strong> das Lebensmittel gelangten, waren geeignet,<br />

beim Verzehr die Ges<strong>und</strong>heit zu schädigen. In den Vergleichsproben<br />

waren dagegen ke<strong>in</strong>e Späne vorzuf<strong>in</strong>den.<br />

Käse<br />

Lose Abgabe von Käse: nachlässige Kennzeichnung!<br />

E<strong>in</strong> echter „Kennzeichnungs-Dauerbrenner“ ist die offene<br />

(= unverpackte) Abgabe von Käse. Die Kennzeichnungselemente,<br />

die auf e<strong>in</strong>em Schild bei der Ware angegeben<br />

werden müssen, s<strong>in</strong>d gesetzlich vorgeschrieben. Nahezu<br />

50 % der untersuchten Proben waren wiederum auffällig.<br />

Fehlende Angaben, wie z. B. das bei der Abgabe von<br />

Frischkäse <strong>und</strong> Frischkäsezubereitungen vorgeschriebene<br />

M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum, führten erneut zu zahlreichen<br />

Beanstandungen. Die vorhandenen Angaben zur Fettgehaltsstufe<br />

waren nach dem Ergebnis der analytischen Untersuchungen<br />

häufig nicht korrekt <strong>und</strong> mussten daher als<br />

zur Täuschung geeignet beurteilt werden.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Auffälligkeit: Bei der Herstellung von Käse<br />

<strong>und</strong> Erzeugnissen aus Käse dürfen verschiedene Zusatzstoffe<br />

verwendet werden. So z. B. der Konservierungsstoff<br />

Sorb<strong>in</strong>säure zur Konservierung von Frischkäse / Frischkäsezubereitungen,<br />

der Konservierungsstoff Natamyc<strong>in</strong> zur<br />

Oberflächenbehandlung von Hartkäse, Schnittkäse <strong>und</strong><br />

halbfestem Schnittkäse oder e<strong>in</strong>ige Farbstoffe bei bestimmten<br />

Käsesorten. Bei der losen Abgabe von Lebensmitteln<br />

an den Verbraucher müssen jedoch Konservierungsstoffe<br />

<strong>und</strong> Farbstoffe durch die Angabe „mit Konservierungsstoff“<br />

<strong>und</strong> „mit Farbstoff“ auf dem Schild an der Ware kenntlich<br />

gemacht werden. Diese Kenntlichmachung der Zusatzstoffe<br />

fehlte <strong>in</strong> zahlreichen Fällen.<br />

Schwerpunkt 2006: Nachweis von milchfremdem<br />

Fett <strong>und</strong> Überprüfung der angegebenen Tierart<br />

Die Bezeichnung „Käse“ ist e<strong>in</strong>em Erzeugnis vorbehalten,<br />

welches durch Zusatz von Lab <strong>und</strong> / oder Säuerungskulturen<br />

aus Milch hergestellt wird. Die auf diese Weise dickgelegte<br />

Masse wird anschließend von der Molke abgetrennt <strong>und</strong><br />

je nach Art des erwünschten Erzeugnisses weiterbehandelt<br />

oder gereift. Die erlaubten Zutaten <strong>und</strong> Zusätze s<strong>in</strong>d<br />

rechtlich genau festgelegt. Die Verwendung von anderen<br />

Stoffen, wie z. B. Pflanzenfett oder Pflanzenöl, ist demzufolge<br />

nicht erlaubt. Als Käsereimilch kann neben Kuhmilch<br />

auch Schaf-, Ziegen- oder Büffelmilch e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Jedoch ist bei Käse, der neben oder anstatt Kuhmilch auch<br />

Milch anderer Tiere enthält, e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf die jeweilige<br />

Tierart verpflichtend vorgeschrieben. Käse, der mit e<strong>in</strong>er<br />

ausschließlichen Bezeichnung wie „Schafskäse“ oder „Ziegenkäse“<br />

<strong>in</strong> den Verkehr gebracht wird, muss ausschließlich<br />

aus Milch der genannten Tierart hergestellt se<strong>in</strong> – die<br />

Mitverwendung von Kuhmilch ist bei diesen Erzeugnissen<br />

unzulässig.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er Schwerpunktaktion 2006 wurden Proben<br />

verstärkt aus dem E<strong>in</strong>zelhandel, aus Gaststätten, Imbissbetrieben<br />

<strong>und</strong> an Marktständen erhoben; daneben s<strong>in</strong>d auch<br />

e<strong>in</strong>ige zur Weiterverarbeitung bestimmte Erzeugnisse zur<br />

Untersuchung vorgelegt worden. Insgesamt 229 Proben<br />

„Käse“ wurden auf den Zusatz von milchfremdem Fett<br />

untersucht, bei 18 Proben (8%) konnte dabei Fremdfett<br />

nachgewiesen werden. Solche Erzeugnisse dürfen nicht als<br />

„Käse“ bezeichnet werden, es handelt sich um so genannte<br />

„Käseimitate“. Bei 220 Proben wurde auch überprüft,<br />

<strong>in</strong>wieweit die angegebene Tierart tatsächlich zutrifft. Dies<br />

war bei 17 Proben (8%) nicht der Fall, die jeweilige Angabe<br />

war bei diesen Produkten zur Täuschung geeignet.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Großteil der vorgelegten Erzeugnisse, <strong>in</strong>sgesamt<br />

184 Proben, handelte es sich um Feta bzw. um andere<br />

Weichkäse <strong>in</strong> Lake. 77 Proben waren Fertigpackungen<br />

oder wurden direkt beim Hersteller erhoben. Von der<br />

restlichen, offen angebotenen Ware stammten 78 Proben<br />

aus Gaststätten <strong>und</strong> Imbissbetrieben <strong>und</strong> 29 Proben aus<br />

dem Handel. Insbesondere bei den Proben aus Gaststätten<br />

<strong>und</strong> Imbissbetrieben kam es zu häufigen Beanstandungen<br />

(45%), so z. B.:<br />

• Zubereitungen aus Milchprote<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Pflanzenfett (so<br />

genannte Käseimitate) wurden irreführend auf den Speisekarten<br />

als „Käse“ geführt,<br />

• Käse aus Kuhmilch wurde häufig <strong>in</strong> irreführender Weise<br />

als „Schafskäse“ bezeichnet,<br />

• <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen traf beides zu: Auf der Speisekarte stand<br />

„Schafskäse“, serviert wurde h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong> Käseimitat,<br />

welches aus 90 % Fremdfett (z. B. Palmöl) bestand <strong>und</strong><br />

dessen verbleibender Milchanteil zudem ausschließlich<br />

aus Kuhmilch stammte,<br />

• zahlreiche Proben waren auch mikrobiologisch <strong>und</strong> sensorisch<br />

auffällig.<br />

Fertigpackungen aus dem E<strong>in</strong>zelhandel waren dagegen nur<br />

selten zu beanstanden. Hier fielen e<strong>in</strong> bulgarisches <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

griechisches, <strong>in</strong> beiden Fällen als „Schafkäse“ angebotenes<br />

Produkt auf, bei denen Kuhmilch <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Mengen<br />

nachweisbar war. Alle direkt vom Hersteller stammenden<br />

Proben waren im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen<br />

unauffällig.


Milch, Milchprodukte Jahresbericht 2006 31<br />

Information: „Feta“ oder „Käse <strong>in</strong> Lake“<br />

Mit der Verordnung (EG) Nr. 1829 / 2002 hat die EU-<br />

Kommission die Bezeichnung „Feta“ als geschützte<br />

Ursprungsbezeichnung zugunsten Griechenlands<br />

aufgenommen. Die E<strong>in</strong>tragung hat zur Folge, dass <strong>in</strong><br />

Griechenland hergestellter Käse nur dann unter der<br />

Bezeichnung „Feta“ vermarktet werden darf, wenn<br />

er den Anforderungen der Spezifikation entspricht.<br />

Nach dieser Spezifikation muss Feta aus Schafmilch<br />

bzw. Schaf- <strong>und</strong> Ziegenmilch hergestellt se<strong>in</strong> (der Ziegenmilchanteil<br />

darf dabei 30 % nicht überschreiten)<br />

<strong>und</strong> aus e<strong>in</strong>em abgegrenzten, geografischen Gebiet<br />

Griechenlands stammen. Griechischer Käse <strong>in</strong> Lake,<br />

der Kuhmilch enthält, darf nicht unter der Bezeichnung<br />

„Feta“ vermarktet werden. Für deutsche aus Kuhmilch<br />

hergestellte Erzeugnisse läuft die 5-jährige Übergangsfrist<br />

für die Vermarktung unter der Bezeichnung „Feta“<br />

zum 15. Oktober 2007 ab.<br />

Wie kann ich als Verbraucher e<strong>in</strong> Imitat erkennen?<br />

Imitate <strong>und</strong> Kuhmilchkäse unterscheiden sich von „echtem“<br />

Feta oft schon im Aussehen (s. Abbildung). Feta<br />

aus Schafsmilch ist <strong>in</strong> der Regel weiß <strong>und</strong> oft etwas<br />

bröckelig. Kuhmilchweichkäse ist dagegen eher cremefarben.<br />

Beide Käse zeigen mehr oder weniger große<br />

Bruchlöcher oder Risse. Die <strong>in</strong> unseren Untersuchungen<br />

auffälligen Imitate s<strong>in</strong>d hellweiß wie Feta, zeigen<br />

aber <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> glattes, gleichmäßiges Schnittbild<br />

<strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Bruchlöcher. In zerkle<strong>in</strong>erter Form ist es allerd<strong>in</strong>gs<br />

sehr schwierig e<strong>in</strong>en Unterschied festzustellen.<br />

Wenn Sie Zweifel haben, fragen Sie den Verkäufer nach<br />

den verwendeten Zutaten.<br />

Ausführlich wird unter www.untersuchungsämterbw.de<br />

(Aktuelle Meldungen – Archiv: 08.02.2007<br />

„Schafskäse – Weder vom Schaf noch e<strong>in</strong> Käse?“)<br />

über das Schwerpunktprogramm berichtet.<br />

Käsehalbimitate<br />

Untersucht wurden weiterh<strong>in</strong> „Käsehalbimitate“. Dabei handelt<br />

es sich meist um Mischungen aus geriebenem Käse,<br />

Pflanzenfett <strong>und</strong> weiteren Zutaten. Die entsprechenden<br />

Produkte lassen sich optisch jedoch nicht von echtem geriebenem<br />

Käse unterscheiden, was <strong>in</strong>sbesondere auch für<br />

den verarbeiteten Zustand gilt. Beim Erhitzen oder Überbacken<br />

zeigen diese Imitate bessere Schmelzeigenschaften<br />

<strong>und</strong> werden daher gerne als Zutat für Backwaren, Pizza <strong>und</strong><br />

andere überbackene Gerichte verwendet. Lebensmittel, die<br />

unter Verwendung solcher Halbimitate hergestellt werden,<br />

vermitteln dem Verbraucher daher den E<strong>in</strong>druck, es handle<br />

sich bei der Auflage um Käse. Um e<strong>in</strong>er Täuschung des<br />

Verbrauchers vorzubeugen, muss die Verwendung solcher<br />

Produkte ausdrücklich angegeben werden – e<strong>in</strong> „Käseimitat“<br />

darf nicht als „Käse“ bezeichnet werden!<br />

Weichkäse aus Kuhmilch (cremefarben, mit Bruchlöchern)<br />

Feta aus Schafsmilch (weiß, mit Bruchlöchern, leicht bröckelig)<br />

Imitat (hellweiß, ohne Bruchlöcher, gleichmäßiges Schnittbild)<br />

„Geriebener Hartkäse“ mit Milchzucker <strong>und</strong><br />

Ballaststoffen<br />

Im Verlaufe des Reifungsprozesses von Käse wird die enthaltene<br />

Laktose (= Milchzucker) im Normalfall durch die<br />

Mikroorganismenkulturen abgebaut. In lange gereiftem Käse<br />

ist Laktose folglich nicht mehr zu erwarten. Natürlicherweise<br />

enthalten Käse auch ke<strong>in</strong>e Ballaststoffe. Zu diesen<br />

zählen Stoffe wie Cellulose, Hemicellulose, usw., die durch<br />

das körpereigene Enzymsystem im Dünndarm nicht zu resorbierbaren<br />

Komponenten abgebaut werden können.<br />

Bei der Untersuchung von geriebenem Hartkäse aus Italien<br />

mussten <strong>in</strong>sgesamt 14 von 64 Proben (22%) beanstandet<br />

werden. 7 Erzeugnisse fielen durch den nicht deklarierten<br />

E<strong>in</strong>satz von Cellulose auf. 5 Proben zeigten deutlich<br />

überhöhte Laktosegehalte, die auf die Verarbeitung von<br />

Milch- oder Molkepulver schließen ließen. Bei fehlender<br />

Deklaration solcher Zusätze handelt es sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

um e<strong>in</strong>e massive Verbrauchertäuschung. Der durch den<br />

Milchzucker bed<strong>in</strong>gte süßliche Geschmack der Produkte<br />

wurde durch die unzulässige Zugabe von Zitronensäure<br />

abgeschwächt.


32 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Butter<br />

Bei e<strong>in</strong>em ansässigen Schmelzkäsehersteller wurde die<br />

zur Herstellung von Schmelzkäse vorgesehene Butter beprobt.<br />

Es bestand der Verdacht, dass die aus Süditalien<br />

importierte Ware aus Fremdfett hergestellt worden war. Bei<br />

den erhobenen Proben wurde e<strong>in</strong> milchfremder Fettanteil<br />

von 18 % festgestellt. Dabei handelte es sich größtenteils<br />

um raff<strong>in</strong>iertes Schwe<strong>in</strong>efett <strong>und</strong> <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geren Mengen<br />

um pflanzliche Fette. In den jeweiligen Endprodukten des<br />

Herstellers (<strong>in</strong> Schmelzkäse <strong>und</strong> Schmelzkäsezubereitungen)<br />

konnte jedoch ke<strong>in</strong> Zusatz von Fremdfett nachgewiesen<br />

werden.<br />

Gemäß der Milch-Bezeichnungsschutz-Verordnung (VO<br />

(EWG) Nr. 1898 / 87) ist die Bezeichnung „Butter“ e<strong>in</strong>em<br />

Erzeugnis vorbehalten, das ausschließlich aus Milch gewonnen<br />

wird. Zur Herstellung dürfen erforderliche Stoffe<br />

zugesetzt werden, sofern diese nicht verwendet werden,<br />

um e<strong>in</strong>zelne Milchbestandteile vollständig oder teilweise zu<br />

ersetzen. Die Verwendung von pflanzlichem Fett ist unzulässig.<br />

Die Bezeichnung „Butter“ darf bei e<strong>in</strong>em Erzeugnis<br />

aus Milch, bei dem e<strong>in</strong> Milchbestandteil (hier: Milchfett)<br />

ersetzt wurde – <strong>und</strong> sei es auch nur teilweise – nicht verwendet<br />

werden. Der Europäische Gerichtshof entschied<br />

mit se<strong>in</strong>em Urteil vom 16.12.1999 (EuGH 6. Kammer,<br />

Rechtssache C-101 / 98) entsprechend.<br />

Fleisch, Wild, Geflügel <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />

Tiefgekühlt <strong>und</strong> doch verdorben!<br />

Im Jahr 2006 sorgten erneut „Gammelfleisch“-Skandale für Schlagzeilen.<br />

Kontrollen <strong>in</strong> Kühl- <strong>und</strong> Gefrierhäusern brachten immer wieder überlagertes <strong>und</strong> verdorbenes<br />

Fleisch zutage.<br />

Im Februar 2006 war hauptsächlich<br />

Wildfleisch betroffen. Fasanenbrustfilet,<br />

Hirschkeule, Hirschkalbrücken,<br />

Hirschgulasch, Rehkeule, Rehbraten,<br />

Rehrücken, Rehschulter, Wildschwe<strong>in</strong>keule,<br />

Frischl<strong>in</strong>gsrücken, Hasenrücken<br />

gespickt, Hasenkeulen – die ganze<br />

Palette beliebter Wildfleischspezialitäten<br />

wurde zur Untersuchung vorgelegt.<br />

Auch zahlreiche Verbraucher<br />

beschwerten sich über verdorbenes<br />

Wildfleisch <strong>und</strong> Fleisch mit abgelaufenem<br />

M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum<br />

(MHD), wobei e<strong>in</strong> Lebensmittel<br />

mit e<strong>in</strong>em abgelaufenen MHD nicht<br />

zwangsläufig verdorben ist.<br />

Das Ergebnis der Untersuchungen<br />

war dann auch wenig erfreulich. Im<br />

Lauf des Jahres wurden im Zusammenhang<br />

mit dem Fleischskandal von<br />

den Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämtern<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

488 Proben untersucht <strong>und</strong><br />

davon 201 (41 %) beanstandet. Die<br />

beanstandeten Proben verströmten<br />

unangenehme Gerüche (sauer, faulig,<br />

alt, ranzig) <strong>und</strong> wiesen graugrüne<br />

Verfärbungen bzw. schmierige Oberflächen<br />

auf. Der Verderb konnte durch<br />

chemische Analysen, z. B. D-Milchsäuregehalt,<br />

Peroxidzahl (Maß für Fettranzigkeit)<br />

<strong>und</strong> mikrobiologische Untersuchung<br />

(erhöhte Keimgehalte) bestätigt<br />

werden. Bei e<strong>in</strong>igen Proben wurden<br />

zudem Salmonellen (S. Typhimurium),<br />

e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf mangelnde Hygiene,<br />

nachgewiesen.<br />

Bei den zahlreichen Kontrollen <strong>in</strong><br />

Kühl- <strong>und</strong> Gefrierhäusern tauchte immer<br />

wieder Fleisch auf, das überlagert<br />

<strong>und</strong> verdorben war. Manche Fleischstücke<br />

hatten e<strong>in</strong>en langen Transportweg<br />

h<strong>in</strong>ter sich. Auch vor 2 Jahren aus<br />

Brasilien importiertes R<strong>in</strong>dfleisch war<br />

durch zu lange Gefrierlagerung ranzig<br />

geworden.<br />

Als Ursache für den Verderb s<strong>in</strong>d physikalische<br />

Vorgänge wie Austrocknung<br />

(Gefrierbrand durch beschädigte Verpackung<br />

bzw. offene Lagerung von<br />

Fleisch) oder chemische Prozesse<br />

(Fettranzigkeit) zu nennen, die durch<br />

die Tiefkühllagerung nur verlangsamt<br />

aber nicht gestoppt werden. Weitere<br />

Faktoren, die zum Verderb führen, ist<br />

die Unterbrechung der Kühlkette oder<br />

die Verwendung von mikrobiell belasteter<br />

Ausgangsware, deren Zustand<br />

durch das Tiefgefrieren nur konserviert<br />

wird. Beim Auftauen kommt es dann<br />

zum verstärken Keimwachstum, der<br />

schließlich zum Verderb führt. Tiefgefrieren<br />

kann die Haltbarkeit von Fleisch<br />

verlängern, aber nur wenn frische<br />

Ausgangsware sachgerecht verpackt<br />

(am besten vakuumiert) tiefgefroren<br />

wird. Wie lange das Fleisch tiefgefroren<br />

gelagert werden kann, orientiert<br />

sich an der Tierart (R<strong>in</strong>dfleisch kann<br />

länger tiefgefroren gelagert werden<br />

als Schwe<strong>in</strong>efleisch), am Fettgehalt<br />

(durch hohen Fettgehalt ist die Lagerfähigkeit<br />

e<strong>in</strong>geschränkt) <strong>und</strong> am Zerkle<strong>in</strong>erungsgrad<br />

(zerkle<strong>in</strong>ertes Fleisch<br />

wie Hackfleisch besitzt e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />

Lagerfähigkeit als Fleisch am Stück).<br />

Fremdwasser <strong>und</strong> andere<br />

Verfälschungen <strong>in</strong> Kochsch<strong>in</strong>ken<br />

Kochsch<strong>in</strong>ken ist e<strong>in</strong> sehr beliebtes,<br />

hochwertiges Fleischerzeugnis, das<br />

aus den wertvollen Teilstücken der<br />

H<strong>in</strong>terkeule bzw. bei Vordersch<strong>in</strong>ken<br />

aus der Vorderkeule hergestellt wird.<br />

Um die Ausbeute <strong>und</strong> somit den Gew<strong>in</strong>n<br />

zu erhöhen, wird von e<strong>in</strong>igen<br />

Herstellern versucht, bei der Herstellung<br />

mehr Wasser als zulässig <strong>in</strong>s<br />

Produkt e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> / oder wertvolles<br />

Muskeleiweiß des Sch<strong>in</strong>kens


Fleisch, Wild, Geflügel Jahresbericht 2006 33<br />

durch andere pflanzliche oder tierische<br />

Eiweiße zu ersetzen.<br />

Bei 51 Proben Kochsch<strong>in</strong>ken wurde<br />

daher auf e<strong>in</strong>e mögliche Verfälschung<br />

überprüft. Ziel e<strong>in</strong>er Verfälschung ist<br />

die Anreicherung von Wasser, damit<br />

sich das Gewicht <strong>und</strong> der Gew<strong>in</strong>n<br />

erhöht. „E<strong>in</strong>fache“ Verfälschungen<br />

s<strong>in</strong>d z. B. über den erhöhten Wasser-<br />

Fleischeiweiß-Quotienten oder die erhöhte<br />

P-Zahl (H<strong>in</strong>weis auf Zugabe von<br />

Diphosphat zum Zweck der Wasserb<strong>in</strong>dung)<br />

gut erkennbar. So wurde bei<br />

e<strong>in</strong>er Probe e<strong>in</strong>e erhöhte P-Zahl von<br />

2,8 festgestellt. Bei Kochpökelwaren<br />

geht man ab e<strong>in</strong>er P-Zahl von 2,2 von<br />

e<strong>in</strong>em Diphosphatzusatz aus. Die Verwendung<br />

von Diphosphaten ist jedoch<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich unter Kenntlichmachung<br />

erlaubt, sofern damit nicht zusätzlich<br />

Wasser <strong>in</strong> den Kochsch<strong>in</strong>ken e<strong>in</strong>gearbeitet<br />

wird. Bei der Herstellung von<br />

Kochsch<strong>in</strong>ken wird üblicherweise e<strong>in</strong>e<br />

wässrige Pökellake <strong>in</strong> den Sch<strong>in</strong>ken<br />

e<strong>in</strong>gespritzt, die als Zutaten neben<br />

dem Wasser auch Nitritpökelsalz,<br />

sowie andere würzende Stoffe <strong>und</strong><br />

Zusatzstoffe enthalten kann. Bei dem<br />

sich anschließenden Koch- <strong>und</strong> ggf.<br />

Räucherprozess verliert das Produkt<br />

wieder Feuchtigkeit (Kochverlust), sodass<br />

das Endprodukt ungefähr dasselbe<br />

Gewicht wie das Ausgangsfleisch<br />

haben sollte. Der Wassergehalt des<br />

fertigen Sch<strong>in</strong>kens ist durch den Gehalt<br />

an Fleischeiweiß im fettfreien Anteil<br />

begrenzt.<br />

Bei 3 Proben wurde der erforderliche<br />

Wert von 19 % nicht erreicht. E<strong>in</strong>e<br />

dieser Proben musste als Imitat beurteilt<br />

werden, denn hier lagen zahlreiche<br />

weitere Abweichungen zu e<strong>in</strong>em<br />

Sch<strong>in</strong>ken vor, unter anderem die Herstellung<br />

aus zerkle<strong>in</strong>ertem Fleisch mit<br />

hohem Brätanteil <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Fleischgehalt<br />

von lediglich 51 %.<br />

Verschiedentlich war über den Zusatz<br />

e<strong>in</strong>zelner Am<strong>in</strong>osäuren zu Fleischerzeugnissen<br />

berichtet worden, um<br />

auch hierdurch wiederum für die Analyse<br />

e<strong>in</strong>en höheren Eiweißanteil vor zutäuschen.<br />

Bei den untersuchten Proben<br />

waren ke<strong>in</strong>e deutlich erhöhten<br />

Gehalte an e<strong>in</strong>zelnen Am<strong>in</strong>osäuren<br />

feststellbar.<br />

Schwieriger ist der Nachweis e<strong>in</strong>er<br />

Verfälschung mit tierischen Prote<strong>in</strong>en<br />

(an Knochen anhaftende Fleischreste,<br />

Schwarten, Schlachtabfälle) <strong>in</strong> Form<br />

von Hydrolysaten, den so genannten<br />

„Hydrolyzed Animal Prote<strong>in</strong>s“ (HAP)<br />

bzw. „Functional Meat Prote<strong>in</strong>s“<br />

(FMP) oder von Blutplasma, da <strong>in</strong> diesen<br />

Fällen die übliche Stickstoffanalytik<br />

ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e Verfälschung<br />

liefert. E<strong>in</strong>e Möglichkeit Hydrolysate<br />

nachzuweisen, besteht <strong>in</strong>direkt über<br />

die Anwesenheit von 3-Monochlorpropandiol<br />

(3-MCPD), e<strong>in</strong>em unerwünschten<br />

Nebenprodukt der Säurehydrolyse,<br />

oder über die mung. In ke<strong>in</strong>em Kochsch<strong>in</strong>ken wurde<br />

Tierartbestim-<br />

3-MCPD gef<strong>und</strong>en, jedoch konnte <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Probe DNA von der Pute nach-<br />

gewiesen werden. Wie sich bei der<br />

e<strong>in</strong>geleiteten Betriebskontrolle jedoch<br />

herausstellte, war der Nachweis von<br />

Puten-DNA auf die enge Lagerung von<br />

Kochsch<strong>in</strong>ken neben Putenfleisch <strong>in</strong><br />

der Verkaufstheke zurückzuführen.<br />

Interessant ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang,<br />

dass bei 3 von<br />

17 Proben rohen panierten Geflügelprodukten,<br />

wie Chicken<br />

Nuggets <strong>und</strong> panierten Hühnerbrüsten,<br />

sehr hohe Gehalte<br />

an 3-MCPD bis 1150 µg / kg<br />

festgestellt wurden. Der Gr<strong>und</strong><br />

für diese Kontam<strong>in</strong>ation könnte<br />

e<strong>in</strong>e unzulässige Verwendung<br />

von Salzsäure-Prote<strong>in</strong>hydrolysaten<br />

se<strong>in</strong>, wodurch e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

E<strong>in</strong>lagerung von Wasser<br />

erreicht wird. Die Untersuchungsergebnisse<br />

wurden der<br />

für den Hersteller zuständigen<br />

Behörde übermittelt.<br />

Die unzulässige Verwendung von<br />

Blutplasma wird durch e<strong>in</strong>en erhöhten<br />

Gehalt an Citronensäure, die zur<br />

Stabilisierung von Blut e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird, angezeigt. Immerh<strong>in</strong> waren 7<br />

Proben Kochsch<strong>in</strong>ken diesbezüglich<br />

auffällig. E<strong>in</strong>e abschließende Beurteilung,<br />

ob es sich um e<strong>in</strong>e Verfälschung<br />

handelt, kann jedoch nur im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Betriebskontrolle beim Hersteller<br />

erfolgen, da Citronensäure auch<br />

legal als Zusatzstoff (Stabilisator) e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden kann. Die zuständigen<br />

Behörden wurden von diesem Untersuchungsergebnis<br />

<strong>in</strong>formiert.


34 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere<br />

<strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />

„Dekorative Kosmetik“ bei Thunfisch <strong>und</strong> Lachs<br />

Durch die unzulässige Behandlung von rohem Thunfisch<br />

<strong>und</strong> Lachs mit Kohlenmonoxid entsteht e<strong>in</strong>e hellrote Farbe,<br />

die e<strong>in</strong>e hohe Lagerstabilität aufweist. So wird der<br />

Verbraucher über Qualität <strong>und</strong> Frische des Erzeugnisses<br />

getäuscht.<br />

Die kräftig rote Farbe des Thunfischfleisches besitzt e<strong>in</strong>e<br />

große ökonomische Bedeutung, da sie dem Verbraucher<br />

Frische signalisiert. Bei Thunfischen <strong>und</strong> anderen dunkelfleischigen<br />

Fischarten s<strong>in</strong>d der Blutfarbstoff Hämoglob<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

der Muskelfarbstoff Myoglob<strong>in</strong> für die natürliche rote Farbe<br />

des Fischfleisches verantwortlich. Kohlenmonoxid zeigt e<strong>in</strong>e<br />

hohe Aff<strong>in</strong>ität zum Eisenatom des Blutfarbstoffs Hämoglob<strong>in</strong><br />

bzw. des Muskelfarbstoffs Myoglob<strong>in</strong>. Ergebnis der<br />

B<strong>in</strong>dung von Kohlenmonoxid an Hämoglob<strong>in</strong> <strong>und</strong> Myoglob<strong>in</strong><br />

ist e<strong>in</strong>e stabile, hellrote Farbe. Rohes Thunfischfleisch<br />

wird daher beispielsweise mit so genanntem gere<strong>in</strong>igtem<br />

Rauch behandelt, <strong>in</strong>dem durch geeignete Verfahrensführung<br />

(Filtration) die Aromabestandteile des Rauches weitgehend<br />

entfernt werden <strong>und</strong> dem Kohlenmonoxid ungeh<strong>in</strong>derter<br />

Zutritt zum Muskelfarbstoff ermöglicht wird. Die<br />

dadurch entstehende hellrote Farbe des Thunfischfleisches<br />

erweist sich auch nach längerer Gefrierlagerung als stabil.<br />

Sie vermittelt dem Verbraucher den E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es frischen<br />

Erzeugnisses, da die Farbveränderung von Rot nach Braun,<br />

die bei unbehandeltem Thunfischfleisch e<strong>in</strong> natürlicher Indikator<br />

für Qualitätsverlust ist, unterbleibt. Kohlenmonoxid<br />

ist daher als Zusatzstoff EU-weit nicht zugelassen. Auch<br />

die Anwendung von Kohlenmonoxid über modifizierte Räucherverfahren<br />

ist damit verboten. Von 19 Proben rohem<br />

Thunfisch- <strong>und</strong> Lachsfleisch aus Großhandel <strong>und</strong> Gastronomie<br />

konnte bei Lachsfleisch ke<strong>in</strong>e Behandlung mit Kohlenmonoxid<br />

nachgewiesen werden. Bei zwei Thunfischproben<br />

aus der Gastronomie wurde e<strong>in</strong>e Behandlung mit Kohlenmonoxid<br />

nachgewiesen. Diese beiden Proben fielen bereits<br />

durch ihre leuchtend rote Fleischfarbe auf.<br />

Nematodenlarven <strong>in</strong> Wildlachs – Renaissance e<strong>in</strong>es<br />

alten Problems<br />

Fast alle im Meer lebenden Speisefischarten können von<br />

Nematoden (R<strong>und</strong>würmern) bzw. ihren Larven befallen<br />

se<strong>in</strong>. Bestimmte Arten können Erkrankungen bei Menschen<br />

verursachen, sofern sie lebend aufgenommen<br />

werden. Nachdem sich Nematodenf<strong>und</strong>e <strong>in</strong> Fischen <strong>und</strong><br />

Fisch erzeugnissen seit geraumer Zeit bei den klassischen<br />

Speisefischen aufgr<strong>und</strong> strenger rechtlicher Vorgaben auf<br />

E<strong>in</strong>zelfälle beschränken, steigen die Nachweise seit e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren drastisch an, seitdem das Produkt „Wildlachs“<br />

verstärkt untersucht wird.<br />

20 Proben Wildlachs wurden auf Nematodenlarven mit<br />

dem so genannten Digestionsverfahren untersucht. Bei<br />

dieser Methode werden die Larven durch Auflösung des<br />

umgebenden Fischfleisches durch e<strong>in</strong>e Verdauungslösung<br />

isoliert. In allen Proben waren Larven vom Anisakistyp (Her<strong>in</strong>gswurm)<br />

nachweisbar. Die Mengen schwankten zwischen<br />

4 <strong>und</strong> über 80 Larven pro kg Fischfilet. Aus der Literatur<br />

s<strong>in</strong>d Befallstärken von bis über 200 Larven / kg bekannt.<br />

Wildlachs wird <strong>in</strong> Deutschland nach unserer Kenntnis ausschließlich<br />

tiefgefroren gehandelt. Durch das Tiefgefrieren<br />

werden die Larven abgetötet, sodass e<strong>in</strong>e Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung<br />

für den Verbraucher nicht besteht. Auch wenn sich<br />

bei Wildfischen das Vorkommen von Parasitenstadien nicht<br />

vollkommen vermeiden lässt, wird e<strong>in</strong> massiver Befall mit<br />

Nematodenlarven als ekelerregend e<strong>in</strong>gestuft. Dementsprechend<br />

wurde e<strong>in</strong> großer Teil der Proben beanstandet.<br />

E<strong>in</strong>e Untersuchung auf Parasiten durch den Lebensmittelunternehmer<br />

ist bei Fischen zwar vorgeschrieben, jedoch<br />

lediglich <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Sichtkontrolle, ggf. nach Durchleuchten<br />

mit e<strong>in</strong>er starken Lichtquelle. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Eigenfarbe<br />

sowie ihrer <strong>und</strong>urchsichtigen Muskulatur lassen sich Wildlachsfilets<br />

jedoch nicht durchleuchten. Außerdem s<strong>in</strong>d die<br />

Anisakis-Larven aufgr<strong>und</strong> ihrer Größe <strong>und</strong> Farbe (ca. 25 mm<br />

lang, weiß, meist spiralig aufgerollt) <strong>in</strong> der Fischmuskulatur<br />

generell nicht leicht zu entdecken. Wesentlich erfreulicher<br />

war die Situation bei mar<strong>in</strong>ierten Her<strong>in</strong>gserzeugnissen (z. B.<br />

Bismarckher<strong>in</strong>g, Rollmops, Sahneher<strong>in</strong>gsfilet): In 18 von<br />

24 Proben waren überhaupt ke<strong>in</strong>e Nematodenlarven nachweisbar,<br />

<strong>in</strong> den restlichen Proben nur vere<strong>in</strong>zelt.


Fische, Krusten-, Schalentiere, … / Fette, Öle Jahresbericht 2006 35<br />

Fette <strong>und</strong> Öle<br />

Jeder B<strong>und</strong>esbürger verbraucht im Durchschnitt jedes Jahr ca. 30 kg Speisefette <strong>und</strong> -öle. Davon ist<br />

etwa e<strong>in</strong> Drittel tierischer Herkunft (hauptsächlich Butter), die anderen zwei Drittel s<strong>in</strong>d pflanzlicher<br />

Herkunft, dabei handelt es sich hauptsächlich um Speiseöle <strong>und</strong> Margar<strong>in</strong>e. Diese 30 kg stellen<br />

übrigens nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Bruchteil der gesamten Fettzufuhr dar, denn der überwiegende<br />

Teil wird als „verstecktes Fett“ mit anderen Lebensmitteln aufgenommen.<br />

Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 1413 Proben untersucht, davon waren 209 (= 15 %)<br />

zu beanstanden, wobei 65 Beanstandungen aufgr<strong>und</strong> der mangelhaften Kennzeichnung<br />

bzw. Aufmachung ausgesprochen wurden.<br />

Frittierfette<br />

Von 245 gebrauchten Frittierfetten<br />

mussten 85 (= 35 %) beanstandet<br />

werden. Die Verwendung von verdorbenem<br />

Frittierfett kann vermieden<br />

werden, wenn beim Frittieren e<strong>in</strong>ige<br />

Gr<strong>und</strong>regeln e<strong>in</strong>gehalten werden. Mit<br />

handlichen elektronischen Messgeräten<br />

können potenziell verdorbene Frittierfette<br />

recht gut erkannt <strong>und</strong> gezielt<br />

als Probe gezogen werden. Für e<strong>in</strong>e<br />

rechtsverb<strong>in</strong>dliche Beurteilung der Frittierfette<br />

ist jedoch auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

qualifizierte Untersuchung im chemischen<br />

Labor absolut unverzichtbar.<br />

In Bäckereien wird zum Frittieren von<br />

Fettgebäck häufig gehärtetes Erdnussfett<br />

mit sehr hohem Gehalt an trans-<br />

Fettsäuren (> 30 %) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Offene Speiseöle <strong>in</strong> der<br />

Gastronomie<br />

Von 63 offenen Speiseölen, die <strong>in</strong> Gaststätten<br />

<strong>und</strong> Kant<strong>in</strong>en auf den Tischen,<br />

an der Theke oder am Salatbüffet zur<br />

Selbstbedienung angeboten wurden,<br />

waren 14 (22%) so stark ranzig, dass<br />

sie nicht mehr zum Verzehr geeignet<br />

waren. Offensichtlich werden diese<br />

Öle, die ja empf<strong>in</strong>dliche Lebensmittel<br />

darstellen, nicht immer mit der erforderlichen<br />

Sorgfalt behandelt.<br />

Olivenöl<br />

Die meisten der <strong>in</strong> Deutschland verkauften<br />

Olivenöle werden als „Natives<br />

Olivenöl extra“ vermarktet. Olivenöle<br />

dieser Kategorie müssen bestimmte<br />

chemische Vorgaben e<strong>in</strong>halten, e<strong>in</strong>e<br />

wahrnehmbare Fruchtigkeit aufweisen<br />

<strong>und</strong> frei von Fehlern se<strong>in</strong>. Im Berichtsjahr<br />

wurden 252 Olivenöle untersucht,<br />

davon waren 65 (26%) zu beanstanden,<br />

etwa die Hälfte davon wegen<br />

fehlerhafter Kennzeichnung.<br />

Viele Olivenöle der Kategorie „Natives<br />

Olivenöl extra“ wiesen sensorisch<br />

wahrnehmbare Fehler auf (stichig,<br />

schlammig, ranzig etc.), obwohl die<br />

chemischen Kennzahlen unauffällig<br />

waren. In e<strong>in</strong>igen kritischen Fällen wurde<br />

der sensorische Bef<strong>und</strong> zusätzlich<br />

durch e<strong>in</strong> unabhängiges Olivenölpanel<br />

an der B<strong>und</strong>esforschungsanstalt für<br />

Ernährung <strong>und</strong> Lebensmittel (BFEL)<br />

bestätigt. Auch die chemischen Kennzahlen<br />

(z. B. Säuregehalt, UV-Absorption,<br />

Peroxidzahl) von Ölen der Kategorie<br />

„Natives Olivenöl extra“ entsprachen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen nicht den<br />

Vorgaben der EU-Verordnung; e<strong>in</strong>ige<br />

Öle dieser Kategorie s<strong>in</strong>d mit großer<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit auch unzulässigerweise<br />

hitzebehandelt worden.<br />

In e<strong>in</strong>em Olivenöl im Tetrapak wurden<br />

311 mg / kg des Photo<strong>in</strong>itiators ITX, e<strong>in</strong>em<br />

Bestandteil der Druckfarbe, nachgewiesen.<br />

E<strong>in</strong> natives Olivenöl extra<br />

aus Griechenland war nicht nur ranzig,<br />

sondern enthielt auch 77 mg / kg an Diisodecylphthalat,<br />

e<strong>in</strong>em Weichmacher<br />

für Kunststoffe, der toxikologisch nicht<br />

unbedenklich ist. Beide Öle wurden<br />

beanstandet.<br />

Obwohl Olivenöl nicht mehr offen,<br />

sondern nur noch vorverpackt <strong>in</strong> Fertigpackungen<br />

verkauft werden darf,<br />

war der offene Verkauf auch im Jahr<br />

2006 immer wieder anzutreffen.<br />

Andere Pflanzenöle<br />

E<strong>in</strong>e ganze Reihe von pflanzlichen<br />

Speiseölen <strong>und</strong> -fetten wurden auf<br />

Sortenre<strong>in</strong>heit, Verderb, Raff<strong>in</strong>ation<br />

<strong>und</strong> thermische Belastung geprüft.<br />

E<strong>in</strong>ige Speiseöle wurden als „kaltgepresst“<br />

oder „nativ“ angepriesen, obwohl<br />

sie e<strong>in</strong>er Raff<strong>in</strong>ation unterzogen<br />

wurden. Zwei Proben Traubenkernöl<br />

waren mit anderen Pflanzenölen verschnitten.<br />

Bei ausländischen Ölen fehlte häufig<br />

die deutsche Kennzeichnung. Auch die<br />

Nährwertangaben waren nicht immer<br />

korrekt.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Hanföl wurden 60 mg / kg<br />

des rauscherzeugenden Wirkstoffes<br />

THC festgestellt, das Zwölffache des<br />

Richtwertes.<br />

2 Proben Sonnenblumenöl aus Russland<br />

wiesen Gehalte an Benzo(a)pyren<br />

über dem Grenzwert von 2 µg / kg<br />

auf.<br />

Emulgierte Bratfette<br />

Im Handel werden zunehmend flüssige<br />

Fettemulsionen zum Braten angeboten.<br />

Die 12 untersuchten Proben<br />

wiesen nur Spuren an trans-Fettsäuren<br />

auf. Allerd<strong>in</strong>gs erwiesen sich 2<br />

Proben bereits deutlich vor Ablauf<br />

des M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatums als<br />

stark ranzig.


36 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Margar<strong>in</strong>e<br />

Der Gehalt an trans-Fettsäuren lag bei<br />

den meisten Proben unter 2 %. Lediglich<br />

bei e<strong>in</strong>igen Margar<strong>in</strong>en für spezielle<br />

gewerbliche Anwendungen (bestimmte<br />

Back- <strong>und</strong> Ziehmargar<strong>in</strong>en)<br />

f<strong>in</strong>den sich deutlich höhere Gehalte an<br />

trans-Fettsäuren, bis zu 30 %.<br />

Tierische Fette<br />

In Griebenschmalz war <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall<br />

e<strong>in</strong>e Streckung mit Pflanzenöl nachweisbar.<br />

E<strong>in</strong> Hühnerfett enthielt gleich 3 verschiedene<br />

Antioxidantien, die nicht<br />

deklariert waren. Die Gehalte lagen<br />

teilweise deutlich über den zulässigen<br />

Höchstmengen.<br />

Butter aus Italien, die für die <strong>in</strong>dustrielle<br />

Weiterverarbeitung vorgesehen<br />

war, war mit ca. 20 % Schwe<strong>in</strong>efett<br />

gestreckt.<br />

Brühen, Suppen, Saucen <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>kostsalate<br />

Abb.:<br />

Nägel im<br />

Tomatensaft<br />

Brühen, Suppen <strong>und</strong> Saucen<br />

Bei e<strong>in</strong>er Verbraucherbeschwerde Tomatensaft zur Herstellung<br />

von Tomatensuppe wurden beim Verzehr der<br />

Suppe 3 Nägel festgestellt. Nachforschungen<br />

im Herstellerbetrieb ergaben, dass Metalldetektoren<br />

zur Endkontrolle e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, die bei der Herstellung der<br />

abgegebenen Charge funktionsfähig<br />

waren. Dies konnte anhand der<br />

angegebenen Losnummer rückverfolgt<br />

werden. Vermutlich gelangten<br />

die Nägel bei der Zubereitung <strong>in</strong> die<br />

Suppe (siehe Foto).<br />

Nach dem Kauf verschiedener Trockensuppen<br />

<strong>und</strong> Trockensaucen hatte e<strong>in</strong> Verbraucher<br />

bemerkt, dass jede Packung mit<br />

e<strong>in</strong>em Etikett überklebt war. Das Zutatenverzeichnis<br />

<strong>und</strong> die nährstoffbezogenen Angaben auf dem Orig<strong>in</strong>aletikett<br />

<strong>und</strong> dem nachträglich überklebten Etikett waren<br />

nicht identisch. Die Produkte waren mit der werbenden<br />

Auslobung „ohne Glutamat“ versehen. Jedoch waren sie<br />

unter Verwendung von Hefeextrakt bzw. Würze hergestellt,<br />

die natürlicherweise Glutamat / Glutam<strong>in</strong>säure enthalten.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der nachgewiesenen Glutam<strong>in</strong>säure ist deren<br />

Herkunft zu überprüfen. E<strong>in</strong>e Aussage über e<strong>in</strong>en mittelbaren<br />

oder unmittelbaren Zusatz der Glutam<strong>in</strong>säure lässt sich<br />

nur anhand der Rezeptur klären. Im Falle e<strong>in</strong>es mittelbaren<br />

E<strong>in</strong>trages der Glutam<strong>in</strong>säure über Hefeextrakt oder Würze,<br />

ist die Werbung „ohne zugesetzte Geschmacksverstärker“<br />

möglich. Andernfalls ist die Werbeangabe „ohne Glutamat“<br />

als irreführend zu beurteilen.<br />

Weitere Beanstandungen bezogen sich auf überlagerte Proben,<br />

die bereits sensorische, physikalische <strong>und</strong> chemische<br />

Abweichungen aufwiesen. Die Kennzeichnung asiatischer<br />

Suppen <strong>und</strong> Saucen wurde wie <strong>in</strong> vergangenen Jahren<br />

häufig beanstandet.<br />

Fe<strong>in</strong>kostsalate<br />

E<strong>in</strong> Verbraucher kaufte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Landmetzgerei auf dem<br />

Weg zu se<strong>in</strong>er Arbeitsstelle e<strong>in</strong>en „Fleischsalat“<br />

<strong>und</strong> aß unmittelbar davon. Als er die Packung<br />

nach wenigen St<strong>und</strong>en wieder<br />

öffnete, stellte er hier<strong>in</strong> zahlreiche<br />

lebende Maden fest. Da die Größe<br />

ca. 6 bis 8 mm betrug, konnten<br />

sie sich nicht <strong>in</strong>nerhalb dieser<br />

kurzen Zeit entwickelt haben,<br />

sondern waren schon beim Kauf<br />

vorhanden. Darüber h<strong>in</strong>aus war<br />

der Salat auch h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er<br />

weiteren Zusammensetzung ke<strong>in</strong><br />

Fleischsalat: Die Majonäse war verwässert<br />

<strong>und</strong> Gurken fehlten.<br />

Mar<strong>in</strong>ierte Oliven <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fertigpackung ohne<br />

Konservierungsstoffe wurden bis zum Ablauf des M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatums<br />

(MHD) unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen<br />

gelagert (knapp drei Wochen). Nach Ablauf dieser<br />

Lagerfrist war die Ware mit trüben schleimigen Belägen<br />

behaftet <strong>und</strong> sehr unansehnlich. Es konnten <strong>in</strong> großer Zahl<br />

die Verderbniserreger Pseudomonas aerug<strong>in</strong>osa <strong>und</strong> Pseudomonas<br />

putida nachgewiesen werden. Die M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsfrist<br />

war offensichtlich zu lange kalkuliert worden.<br />

Fleischsalat aus eigener Herstellung e<strong>in</strong>er Metzgerei wurde<br />

mit der Angabe „DLG-prämierte Wurstwaren“ auf der Fertigpackung<br />

beworben. Abgesehen von den sensorischen,<br />

mikrobiologischen <strong>und</strong> qualitativen Eigenschaften, die beanstandet<br />

werden mussten, ergaben sich auch Zweifel an<br />

der Zulässigkeit der Werbung mit e<strong>in</strong>er Prämierung durch<br />

die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Die<br />

DLG hat <strong>in</strong> ihren Prüfbestimmungen klare Vorgaben für<br />

die Werbung mit erzielten Preisen getroffen. Dies betrifft<br />

zum e<strong>in</strong>en die ausschließliche Werbung mit den von der<br />

DLG vergebenen Mustern oder Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> anderer-


Brühen, Suppen, Saucen … / Getreide, Back-, Teigwaren Jahresbericht 2006 37<br />

Getreide, Backwaren <strong>und</strong> Teigwaren<br />

Getreide <strong>und</strong><br />

Getreideprodukte<br />

In e<strong>in</strong>em Müsliriegel aus e<strong>in</strong>er Bäckerei war e<strong>in</strong>e offene<br />

Sicherheitsnadel e<strong>in</strong>gebacken.<br />

seits die enge Verb<strong>in</strong>dung des Prämierungszeichens,<br />

den Prämierungs- oder textlichen H<strong>in</strong>weisen mit der<br />

Nennung des prämierten Erzeugnisses <strong>und</strong> dem Jahr<br />

der Prämierung. Der H<strong>in</strong>weis darf vom Verleihungstag<br />

auf die Dauer von 24 Monaten verwendet werden.<br />

Durch E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die öffentlich zugängliche Liste der<br />

Preisträger konnte festgestellt werden, dass die Voraussetzungen<br />

für die Werbung mit e<strong>in</strong>er Auszeichnung<br />

nicht vorlagen. Die Metzgerei hatte seit 1998 an ke<strong>in</strong>er<br />

DLG-Prüfung mehr teilgenommen <strong>und</strong> hatte nur <strong>in</strong> der<br />

Sparte Sch<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> Wurst e<strong>in</strong>e Prämierung erhalten,<br />

jedoch noch nie <strong>in</strong> der Sparte Fe<strong>in</strong>kost. Die Werbung<br />

war daher irreführend.<br />

Verschiedene verzehrsfertige Salate <strong>in</strong> Fertigpackungen<br />

wie beispielsweise Schnittsalate oder Nudelsalate wurden<br />

e<strong>in</strong>em Lagerversuch bis zum angegebenen M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum<br />

unterzogen. Die sensorischen<br />

als auch die mikrobiologischen Untersuchungen zeigten<br />

erhebliche Abweichungen auf, die zum e<strong>in</strong>en auf e<strong>in</strong> zu<br />

lange bemessenes M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum <strong>und</strong> zum<br />

anderen auf unzureichende hygienische Bed<strong>in</strong>gungen<br />

im Herstellerbetrieb zurückzuführen waren. Bei handwerklichen<br />

Betrieben s<strong>in</strong>d diese Mängel häufig auf e<strong>in</strong>e<br />

zu warme oder zu lange Lagerung bzw. auf die Verwendung<br />

ungeeigneter Ausgangsware, beispielsweise<br />

Wurstresten <strong>und</strong> Anfangs- / Endstücken von Würsten<br />

mit mangelnder Frische, zurückzuführen.<br />

Offene Fe<strong>in</strong>kostsalate, besonders von Marktständen<br />

wurden wiederholt ohne Kenntlichmachung von Zusatzstoffen,<br />

hier besonders Konservierungsstoffen, <strong>in</strong> den<br />

Verkehr gebracht.<br />

Die Probe musste als ges<strong>und</strong>heitsschädlich <strong>und</strong> damit als<br />

unsicheres Lebensmittel beurteilt werden. In vielen Fällen<br />

handelte es sich bei den beanstandeten Proben um Verbraucherbeschwerden,<br />

wovon e<strong>in</strong> Großteil berechtigt war.<br />

E<strong>in</strong>ige weitere Beschwerdeproben mussten als ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />

beanstandet werden, da sie Fremdkörper<br />

enthielten, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Beschaffenheit (scharfkantig,<br />

spitz, hart) Verletzungen hervorrufen können. Auch der Befall<br />

mit Schädl<strong>in</strong>gen führte vielfach zu Beanstandungen. Bei<br />

Mehlproben aus Mühlen stimmten die Typenangaben nicht<br />

mit den ermittelten M<strong>in</strong>eralstoffgehalten übere<strong>in</strong>.<br />

Brot, Kle<strong>in</strong>gebäck, Fe<strong>in</strong>e Backwaren<br />

Auch bei den beanstandeten Backwaren handelte es sich<br />

vielfach um Verbraucherbeschwerden, von denen mehrere<br />

als ges<strong>und</strong>heitsschädlich zu beurteilen waren. Sie enthielten<br />

so gefährliche D<strong>in</strong>ge wie spitze Metallspl<strong>in</strong>te oder<br />

Metallklammern, Glassplitter oder auch Ste<strong>in</strong>e. Zahlreiche<br />

andere „Fremdkörper“ wie Kunststoffstreifen, Mäusekot,<br />

Vogelfedern, Wespen <strong>und</strong> andere Insekten, lebende Mottenlarven,<br />

Sand <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e Glasperlen führten zu Beanstandungen<br />

wegen ekelerregender Beschaffenheit. Auch<br />

Schimmelbefall führte zu zahlreichen Beanstandungen. Die<br />

bei Beschwerdeproben festgestellten Mängel s<strong>in</strong>d vielfach<br />

auf unhygienische Zustände bei der Herstellung der Backwaren<br />

oder auf unsachgemäßen Umgang bei Transport <strong>und</strong><br />

Lagerung zurückzuführen.<br />

„Mistelbrot“ wurde unter Mitverwendung von Mistelkraut<br />

hergestellt. Mistelkraut gilt als Arzneimittel; der Zusatz von<br />

Arzneimitteln zu Lebensmitteln ist nicht zulässig.<br />

Wie <strong>in</strong> den Jahren zuvor wurde Laugengebäck auf erhöhte<br />

Alum<strong>in</strong>iumgehalte untersucht. Werden unbeschichtete<br />

oder schadhafte teflonbeschichtete Alum<strong>in</strong>iumbleche<br />

zusammen mit den Laugengebäckrohl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Lauge getaucht<br />

oder werden darauf <strong>in</strong> Lauge getauchte Gebäckrohl<strong>in</strong>ge<br />

ausgebacken, so kommt es zu e<strong>in</strong>em Übergang von<br />

Alum<strong>in</strong>ium auf das Lebensmittel. Üblicherweise enthalten<br />

Abb.:<br />

Offene Sicherheitsnadel<br />

aus<br />

e<strong>in</strong>em Müsli-<br />

Riegel aus e<strong>in</strong>er<br />

Bäckerei


38 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Backwaren Alum<strong>in</strong>ium nur <strong>in</strong> Spuren. Liegt der Alum<strong>in</strong>iumgehalt<br />

<strong>in</strong> der Kruste deutlich über dem <strong>in</strong> der Krume,<br />

so ist von e<strong>in</strong>em nennenswerten Alum<strong>in</strong>iumübergang auf<br />

die Backware auszugehen. Diese vermeidbaren Alum<strong>in</strong>iumübergänge<br />

führten zu Beanstandungen.<br />

(Weitere Ergebnisse zu Alum<strong>in</strong>ium <strong>in</strong> Lebensmitteln siehe<br />

Kapitel III, Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aromastoffe).<br />

Cumar<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> kritisch bewerteter Aromastoff <strong>in</strong><br />

Lebensmitteln<br />

Cumar<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> natürlicher Aromastoff, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

von Pflanzen natürlich vorkommt, z. B. <strong>in</strong> Waldmeister, <strong>in</strong><br />

Zimt <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Tonka-Bohne. Hohe Cumar<strong>in</strong>-Konzentrationen<br />

kann Cassia-Zimt oder ch<strong>in</strong>esischer Zimt aufweisen,<br />

während der teurere <strong>und</strong> seltenere Ceylon-Zimt Cumar<strong>in</strong><br />

nur <strong>in</strong> Spuren enthält. Aufgr<strong>und</strong> früherer toxikologischer<br />

Daten lässt die Aromenverordnung für Lebensmittel e<strong>in</strong>en<br />

Cumar<strong>in</strong>e<strong>in</strong>trag aus Pflanzenteilen von maximal zwei<br />

Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel zu. Die diesem<br />

Grenzwert zugr<strong>und</strong>e liegende toxikologische Bewertung<br />

von Cumar<strong>in</strong> wurde <strong>in</strong>zwischen weitgehend revidiert.<br />

Bei e<strong>in</strong>er toxikologischen Neubewertung<br />

geht das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung<br />

(BfR) heute davon aus, dass<br />

bei normalen Verzehrsgewohnheiten<br />

e<strong>in</strong>es erwachsenen Menschen die<br />

aus toxikologischer Sicht akzeptable<br />

tägliche Aufnahmemenge an Cumar<strong>in</strong><br />

nicht überschritten wird, es jedoch<br />

bei übermäßiger Aufnahme von<br />

Cumar<strong>in</strong> bei besonders empf<strong>in</strong>dlichen<br />

Personen zu reversiblen Leberschäden<br />

kommen kann. Als tolerierbare tägliche<br />

Aufnahmemenge (TDI-Wert – tolerabel daily<br />

<strong>in</strong>take) werden maximal 0,1 mg Cumar<strong>in</strong> je Kilogramm<br />

Körpergewicht (KG) angesehen. Für die lebensmittelrechtliche<br />

Bewertung der untersuchten Proben wurde<br />

e<strong>in</strong> für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der durchschnittliches Körpergewicht von<br />

15 kg zugr<strong>und</strong>e gelegt <strong>und</strong> die durchschnittliche tägliche<br />

Verzehrsmenge des untersuchten Lebensmittels abgeschätzt.<br />

Bei Zimtsternen wurde von täglich 4 Stück (entsprechend<br />

22,4 g) <strong>und</strong> bei Frühstückscerealien <strong>und</strong> Müsli<br />

von e<strong>in</strong>em durchschnittlichen täglichen Verzehr von 75 g<br />

ausgegangen.<br />

Im Berichtsjahr wurden 114 zimthaltige Proben aus den<br />

Bereichen Getreideerzeugnisse <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>e Backwaren auf<br />

ihren Cumar<strong>in</strong>gehalt untersucht (s. Tabelle).<br />

Weitere Ergebnisse zu Cumar<strong>in</strong> <strong>in</strong> Lebensmitteln siehe<br />

Kapitel III, Nahrungsergänzungsmittel.<br />

Teigwaren<br />

Schön bunt aber eklig<br />

Gekochte Spaghetti aus dem Kühlraum e<strong>in</strong>es Gasthauses<br />

waren über <strong>und</strong> über mit grau-, grün-, rot- <strong>und</strong> gelbfarbenen<br />

Schimmelkolonien überzogen <strong>und</strong> rochen entsprechend<br />

ekelerregend.<br />

Neben zahlreichen Beanstandungen gegarter Teigwaren<br />

aus Gaststätten wegen mikrobiologischer<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>und</strong> ekelerregender<br />

Beschaffenheit waren fehlende oder<br />

fehlerhafte Kennzeichnung von Eierteigwaren<br />

die Hauptbeanstandungsgründe.<br />

In 3 Nudelproben<br />

aus Ch<strong>in</strong>a <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Teigware<br />

aus e<strong>in</strong>er Bäckerei konnten die<br />

künstlichen Farbstoffe Tartraz<strong>in</strong>,<br />

Ch<strong>in</strong>ol<strong>in</strong>gelb <strong>und</strong> / oder Gelborange<br />

nachgewiesen werden.<br />

Diese Farbstoffe s<strong>in</strong>d für Teigwaren<br />

nicht zugelassen, da sie e<strong>in</strong>en höheren<br />

Eigehalt vortäuschen können.<br />

Abb.: Gekochte Spaghetti aus dem Kühlraum e<strong>in</strong>es<br />

Gasthauses<br />

Tabelle:<br />

Cumar<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Lebensmitteln<br />

Probenart A B C<br />

Gesamtzahl Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />

Frühstückscerealien 14 3 21 5 36 6 43<br />

Müsli 2 0 – 0 – 2 100<br />

Fe<strong>in</strong>e Backwaren (o. Zimtsterne) 6 0 – 2 33 4 67<br />

Zimtsterne 92 2 2 81 88 9 10<br />

Gesamt 114 5 4 88 77 21 18<br />

A: als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beurteilte Proben (TDI > 0,1 mg / kg KG)<br />

B: Proben mit Gehalten über dem Grenzwert der Aromenverordnung (> 2 mg / kg), aber TDI < 0,1, mg / kg KG<br />

(Gutachten ohne Beanstandung aber H<strong>in</strong>weis an Hersteller mit Aufforderung, Maßnahmen zu ergreifen, den Cumar<strong>in</strong>gehalt<br />

unter den Wert der Aromenverordnung zu senken)<br />

C: Proben ohne Beanstandung (Gehalt < 2 mg / kg oder unter der Bestimmungsgrenze)


Obst, Gemüse Jahresbericht 2006 39<br />

Obst, Gemüse <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />

Tigerlilie – nicht nur beliebte<br />

Gartenpflanze?<br />

Die Tigerlilie, die <strong>in</strong> Europa wegen ihrer auffälligen Blüten<br />

als Gartenpflanze sehr beliebt ist, wird <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a <strong>und</strong> Japan<br />

als Heilpflanze sowie zur Würzung von Speisen verwendet.<br />

Die Prüfung, ob „Tigerlilien“ als neuartige Lebensmittel<br />

im S<strong>in</strong>ne der Novel-Food-Verordnung e<strong>in</strong>zustufen s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e Genehmigung für das Inverkehrbr<strong>in</strong>gen<br />

erforderlich ist, ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Unabhängig<br />

davon wurde die e<strong>in</strong>gehende Probe „getrocknete<br />

Blütenknospen der Tigerlilie für die Würzung ch<strong>in</strong>esischer<br />

Gerichte“ als nicht verkehrsfähig beurteilt, da sie unzulässigerweise<br />

den Konservierungsstoff Schwefeldioxid enthielt.<br />

Der Gehalt von be<strong>in</strong>ahe 7000 mg / kg überschritt selbst<br />

die für andere „Würzmittel“ erlaubten Höchstmengen an<br />

Schwefeldioxid (z. B. Dijon-Senf: 500 mg / kg, Meerrettichpulpe:<br />

800 mg / kg) um e<strong>in</strong> Vielfaches.<br />

Wirklich „echte“ schwarze Trüffel<br />

Frische Trüffel gehören zu den teuersten Lebensmitteln<br />

überhaupt. Beim Kauf von frischen Trüffeln ist daher besondere<br />

Vorsicht geboten. Als wertvollste Trüffelart gilt die<br />

Perigordtrüffel (Tuber melanosporum Vittad<strong>in</strong>i), für die e<strong>in</strong><br />

Kilogrammpreis von über 1000 Euro üblich ist. Nicht selten<br />

werden jedoch weniger wertvolle Trüffelarten unter dieser<br />

Bezeichnung verkauft. Wer weiß schon, dass es neben<br />

dieser „echten“ schwarzen Trüffel noch ca. zehn weitere<br />

genießbare Arten schwarzer Trüffeln gibt, die allerd<strong>in</strong>gs zu<br />

e<strong>in</strong>em deutlich niedrigeren Preis gehandelt werden.<br />

Auch die deutschen Leitsätze für Pilze, <strong>in</strong> denen die allgeme<strong>in</strong>e<br />

Verkehrsauffassung <strong>in</strong> Deutschland zum Ausdruck<br />

kommt, s<strong>in</strong>d hier nicht besonders hilfreich. So dürfen<br />

nach den Leitsätzen z. B. preiswerte ch<strong>in</strong>esische Trüffel als<br />

schwarze Trüffel <strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden.<br />

E<strong>in</strong>e leidvolle Erfahrung musste auch e<strong>in</strong> Verbraucher machen,<br />

der sich über den auffälligen, des<strong>in</strong>fektionsmittelartigen<br />

Geruch der von ihm erworbenen schwarzen Trüffel<br />

w<strong>und</strong>erte. Makroskopische <strong>und</strong> mikroskopische Untersuchungen<br />

ergaben, dass es sich dabei um Tuber mesentericum<br />

Vittad<strong>in</strong>i handelte, die auch als Teertrüffel bezeichnet<br />

wird. Bei der Vergleichsprobe handelte es sich ebenfalls<br />

nicht um Perigordtrüffel, sondern vermutlich um Tuber aestivum<br />

Vittad<strong>in</strong>i. Beide Trüffelarten dürfen nach den Leitsätzen<br />

als Sommertrüffel <strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden.<br />

Um Unklarheiten <strong>und</strong> böse Überraschungen beim Kauf<br />

von frischen Trüffeln zu vermeiden, sollte deshalb stets<br />

nach dem exakten botanischen Namen der Trüffel gefragt<br />

werden.<br />

Offene Konserven im Gastronomiebereich<br />

Z<strong>in</strong>nkontam<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> Artischocken-<br />

Konservendosen<br />

Im Rahmen der mikrobiologischen Untersuchung<br />

wurden schwerpunktmäßig offene Gemüseerzeugnisse<br />

aus der Gastronomie beprobt.<br />

Gemüseerzeugnisse aus Konserven verderben<br />

nach dem Öffnen der Konservendose leicht. Werden<br />

diese Erzeugnisse z. B. aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er mangelhaften<br />

Betriebs- oder Produktionshygiene kontam<strong>in</strong>iert, f<strong>in</strong>den<br />

die Bakterien aufgr<strong>und</strong> der weichen Konsistenz<br />

sowie der fehlenden Produktflora gute Vermehrungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

vor. Um e<strong>in</strong>en mikrobiell bed<strong>in</strong>gten Verderb zu<br />

verzögern <strong>und</strong> um im E<strong>in</strong>zelfall die Vermehrung von heitserregern oder die Bildung von bakteriellen Toxi-<br />

nen zu unterb<strong>in</strong>den, sollten derartige Erzeugnisse <strong>in</strong><br />

den Lebensmittelunternehmen nach dem Öffnen<br />

der Konservendose <strong>in</strong> geeignete, verschließbare<br />

Behältnisse umgefüllt <strong>und</strong> konsequent bei e<strong>in</strong>er<br />

Aufbewahrungstemperatur von maximal + 7 °C<br />

Krank-<br />

nicht über e<strong>in</strong>e angemessene Zeit h<strong>in</strong>aus aufbewahrt<br />

werden.<br />

Im Berichtsjahr wurden mehrere Gemüseerzeugnisse<br />

(Konservenware) wie beispiels-<br />

weise Artischocken, Paprikasticks, Schältomaten <strong>und</strong><br />

Oliven im Rahmen von Betriebskontrollen <strong>in</strong> Gaststätten<br />

als Verdachtsproben erhoben. Die Erzeugnisse waren ausnahmslos<br />

verdorben <strong>und</strong> wiesen dementsprechend hohen<br />

Keimzahlen auf bzw. sie waren verschimmelt. Als mögliche<br />

Ursache konnte <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e unsachgemäße Aufbewahrung<br />

(ungekühlt bzw. <strong>in</strong> korrodierten Weißblechdosen)<br />

sowie e<strong>in</strong>e Überlagerung festgestellt werden.<br />

Überdies kam es <strong>in</strong> den bereits geöffneten Konservendosen<br />

– begünstigt durch das fruchtsaure Füllgut sowie<br />

den Zutritt von Luftsauerstoff – zu elektrochemischen Reaktionen<br />

zwischen dem Dosen<strong>in</strong>halt <strong>und</strong> der z<strong>in</strong>nhaltigen<br />

Dosenlegierung <strong>und</strong> damit zu erhöhten Z<strong>in</strong>n-Gehalten im<br />

Lebensmittel. Um e<strong>in</strong>e verstärkte Z<strong>in</strong>nkorrosion wirkungsvoll<br />

zu verh<strong>in</strong>dern, ist der Inhalt von Obstkonserven unmittelbar<br />

nach dem Öffnen der Dosen <strong>in</strong> korrosionsbeständige<br />

<strong>und</strong> verschließbare Behältnisse wie z. B. Plastikdosen<br />

umzufüllen.<br />

Artischockenherzen <strong>in</strong> orig<strong>in</strong>alverschlossenen Dosen<br />

wiesen e<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>ngehalt von fast 400 Milligramm<br />

pro Kilogramm auf. Der zulässige Höchstwert<br />

war um etwa das Doppelte überschritten. Die<br />

Dosen wiesen im Inneren deutliche Materialablösungen<br />

<strong>und</strong> beg<strong>in</strong>nende Lochfraßkorrosion auf bei e<strong>in</strong>em angegebenen<br />

M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum von Ende 2010.


40 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Ethylendiam<strong>in</strong>tetraessigsäure (EDTA)<br />

<strong>in</strong> Kirschpaprika<br />

Der Mitbewerber e<strong>in</strong>es Importeurs von Gemüseerzeugnissen<br />

gab den H<strong>in</strong>weis, wonach der Importeur <strong>in</strong> großem<br />

Umfang Kirschpaprika, die den <strong>in</strong> der EU für derartige Erzeugnisse<br />

nicht zugelassenen Zusatzstoff EDTA enthalten,<br />

nach Deutschland e<strong>in</strong>führen würde. Aus diesem Anlass<br />

wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Verarbeitungsbetrieb, der entsprechende<br />

Ware erhalten hatte, gezielt Proben erhoben. Der Verdacht<br />

konnte durch die Untersuchung der Proben bestätigt werden.<br />

Bei EDTA handelt es sich um e<strong>in</strong>e Substanz, die als<br />

Komplexbildner bei verschiedensten technischen Prozessen<br />

zum E<strong>in</strong>satz kommt. Sie ist <strong>in</strong> der EU als Lebensmittelzusatzstoff<br />

mit stabilisierender Wirkung auf Farbe <strong>und</strong><br />

Geschmack jedoch nur <strong>in</strong> Konserven von Hülsenfrüchten,<br />

Pilzen, Artischocken, Krebs- <strong>und</strong> Weichtieren sowie Fischen<br />

<strong>und</strong> emulgierten Soßen, bestimmten Streichfetten <strong>und</strong> gefrorenen<br />

Krebstieren zugelassen, jedoch nicht für Früchte<br />

der Gattung Capsicum.<br />

Kräuter <strong>und</strong> Gewürze<br />

Ist beim Genuss weniger oft mehr?<br />

Alles Kümmel?<br />

Als Gewürze werden neben Kümmel (Echter Kümmel, bot. Carum carvi)<br />

auch Kreuzkümmel (Römischer Kümmel, Cum<strong>in</strong>, bot. Cum<strong>in</strong>um cym<strong>in</strong>um)<br />

<strong>und</strong> Schwarzkümmel (bot. Nigella sativa) verwendet.<br />

Abb. oben:<br />

Kümmel,<br />

Kreuzkümmel,<br />

Schwarzkümmel<br />

(v. l. n. r.)<br />

Diese Namen f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Leitsätzen<br />

für Gewürze des Deutschen<br />

Lebensmittelbuches <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d damit<br />

die „nach allgeme<strong>in</strong>er Verkehrsauffassung<br />

übliche Bezeichnung“. Die drei Arten<br />

unterscheiden sich im Aussehen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere im Aroma ganz wesentlich,<br />

dennoch werden sie immer<br />

wieder falsch bezeichnet. 4 von 33<br />

Proben (12 %) mussten aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> beanstandet werden.<br />

Nach den Leitsätzen für Gewürze ist<br />

deren Gehalt an ätherischem Öl <strong>in</strong> der<br />

Regel wertbestimmend. Dies trifft<br />

auch bei Kümmel <strong>und</strong> Kreuzkümmel<br />

zu. M<strong>in</strong>destgehalte an ätherischem Öl<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Leitsätzen jedoch nicht aufgeführt.<br />

Zur Feststellung der Verkehrsauffassung<br />

können aber die Normen<br />

der International Standard Organisation<br />

(ISO) <strong>und</strong> die M<strong>in</strong>destanforderung<br />

der European Spice Association (ESA)<br />

herangezogen werden. Diese Dokumente<br />

enthalten M<strong>in</strong>destgehalte an<br />

ätherischem Öl für die wichtigsten<br />

Gewürze.<br />

7 von 30 Proben (23%) enthielten zu Diese Abweichungen waren als Wertm<strong>in</strong>derung<br />

zu beurteilen. Die Gewür-<br />

wenig ätherisches Öl, 2 Proben enthielten<br />

gleichzeitig zu viel säureunlösliche<br />

Asche („Sand“), 1 Probe Kümmel auf die Wertm<strong>in</strong>derung h<strong>in</strong>gewiesen<br />

ze s<strong>in</strong>d dennoch verkehrsfähig, wenn<br />

enthielt ca. 10 % Unkrautsamen. wird.<br />

Echter <strong>und</strong> falscher Safran<br />

Der Safran (bot. Crocus sativus) ist e<strong>in</strong>e Krokusart, die im Herbst<br />

blüht. Die Hauptanbaugebiete s<strong>in</strong>d Iran, Griechenland, Spanien <strong>und</strong><br />

Indien. Die blauen Safranblüten enthalten 3 ca. 10 cm lange Griffel.<br />

Als Gewürz werden die getrockneten ca. 3 cm langen roten Narbenäste,<br />

die sich am Ende der Griffel bef<strong>in</strong>den, verwendet. Die Ernte ist<br />

Handarbeit. Für 1 kg Safran werden ca. 600000 dieser Narbenfäden<br />

benötigt. Dies macht Safran mit e<strong>in</strong>em Kilopreis von ca. 2000,– 3<br />

zum teuersten Gewürz.<br />

Von den 18 Proben waren 16 bei Beide Proben wurden als irreführend<br />

der mikroskopischen Untersuchung<br />

<strong>und</strong> der Prüfung auf mit Hohe Dosen von Safran (ab 5 g) kön-<br />

bezeichnet beurteilt.<br />

Farbstoffen gefärbte andere Pflanzenteile<br />

unauffällig. Bei 2 Proben ren. Die tödliche Dosis für den Mennen<br />

bei Schwangeren zum Abort füh-<br />

handelte es sich allerd<strong>in</strong>gs um äußerst<br />

plumpe Fälschungen. Hier wurden <strong>in</strong> der Literatur beschrieben.<br />

schen liegt bei 5 – 20 g. Todesfälle<br />

wurden Blüten der Färberdistel Bei Verwendung der als Gewürz üblichen<br />

Dosen besteht nach bisherigen<br />

(Saflor, bot. Carthamus t<strong>in</strong>ctorius),<br />

die auch als „Falscher Safran“ bezeichnet<br />

werden, als Safran ange-<br />

oder chronische Toxizität.<br />

Erkenntnissen allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e akute<br />

boten.


Kräuter, Gewürze Jahresbericht 2006 41<br />

Zimt – Gift im Backrezept?<br />

Nach den Leitsätzen für Gewürze ist Zimt die getrocknete R<strong>in</strong>de von<br />

Holzzimtarten aus der Familie der Lorbeergewächse. Ceylon-Zimt oder<br />

Canehl ist die Innenr<strong>in</strong>de von C<strong>in</strong>namomum ceylanicum. Cassia ist die<br />

Innenr<strong>in</strong>de von C. aromaticum oder C. loureirii. Zimt gemahlen wird<br />

überwiegend aus Cassia hergestellt.<br />

Abb.:<br />

Cassia (l.),<br />

Ceylon-Zimt (r.)<br />

Zimt wurde bereits 2700 v. Chr. im<br />

Kräuterbuch des ch<strong>in</strong>esischen Kaisers<br />

Shen Nung erwähnt <strong>und</strong> erfreut sich<br />

seitdem großer Beliebtheit. In den<br />

letzten Jahren ist der Zimt allerd<strong>in</strong>gs<br />

immer wieder <strong>in</strong>s Gerede gekommen.<br />

In Stangenform s<strong>in</strong>d Ceylon-Zimt <strong>und</strong><br />

Cassia leicht zu unterscheiden. Beim<br />

Ceylon-Zimt werden Stücke der sehr<br />

dünn geschälten Innenr<strong>in</strong>de <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ander<br />

gesteckt. Beim Cassia-Zimt werden<br />

dickere Stücke der nur oberflächlich<br />

geschälten R<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>gerollt. Auch<br />

im Aroma <strong>und</strong> Geschmack unterscheiden<br />

sich beide Zimtarten erheblich.<br />

Vor allem beim Ceylon-Zimt wird z. T.<br />

bei der Herstellung Schwefeldioxid<br />

verwendet, um e<strong>in</strong>e schöne gleichmäßig<br />

helle Färbung zu erzielen <strong>und</strong><br />

um Insekten <strong>und</strong> Mikroorganismen<br />

abzutöten. Nach der ZZulV ist die Verwendung<br />

von Schwefeldioxid für Zimt<br />

jedoch nicht zugelassen.<br />

In 4 von 9 untersuchten Proben Ceylon-Zimt<br />

(44 %) wurden Gehalte an<br />

Schwefeldioxid von 40 bis 60 mg / kg<br />

festgestellt. Auch wenn – wie vom<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

(BMELV) mitgeteilt – die EU Bestrebungen<br />

des Codex Alimentarius unterstützt,<br />

Schwefeldioxid für Zimt zuzulassen,<br />

mussten diese Zimtproben<br />

wegen der Verwendung e<strong>in</strong>es nicht<br />

zugelassenen Zusatzstoffes beanstandet<br />

werden. Zudem war der Zusatzstoff<br />

Schwefeldioxid nicht, wie vorgeschrieben,<br />

kenntlich gemacht. Auch<br />

e<strong>in</strong>e von 23 Proben Cassia-Zimt (4%)<br />

enthielt 47 mg / kg Schwefeldioxid.<br />

In 13 von 30 Zimtproben (43%) wurde<br />

Styrol mit Gehalten von 0,4 bis 5,6<br />

mg / kg nachgewiesen. 2 Proben (7%)<br />

mit e<strong>in</strong>em Gehalt von 32 mg / kg Styrol<br />

fielen zudem durch e<strong>in</strong>en ausgeprägten<br />

Geruch nach „Lösungsmittel“<br />

oder genauer nach Styrol auf. Diese<br />

beiden Proben mussten als wertgem<strong>in</strong>dert<br />

beurteilt werden. Styrol kann<br />

sich bei zu feuchter Lagerung aus dem<br />

natürlich im Zimt enthaltenen Zimtaldehyd<br />

durch Abbauvorgänge bilden.<br />

Im Herbst 2006 geriet der Zimt <strong>in</strong> die<br />

Pressemeldungen. Ursache war das<br />

Cumar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> natürlicher Inhaltsstoff<br />

des Cassia-Zimts. Für das Gewürz<br />

Zimt selbst gibt es ke<strong>in</strong>en Höchstwert<br />

an Cumar<strong>in</strong>. Für die meisten mit<br />

Zimt hergestellten Lebensmittel gilt<br />

jedoch nach der Aromenverordnung<br />

e<strong>in</strong> Höchstwert von 2 mg / kg. Re<strong>in</strong>es<br />

Cumar<strong>in</strong> darf zur Aromatisierung von<br />

Lebensmitteln nicht verwendet werden.<br />

Abb.:<br />

Narbenschenkel mit Griffelrest;<br />

Safrangewürz;<br />

Saflorblüten (v. o. n. u.)<br />

Dieser Höchstwert stammt allerd<strong>in</strong>gs<br />

aus den 80er-Jahren, als man mutagene<br />

<strong>und</strong> kanzerogene Wirkungen<br />

von Cumar<strong>in</strong> vermutete. Nach neueren<br />

Forschungsergebnissen ist die<br />

wesentliche ges<strong>und</strong>heitsschädliche<br />

Wirkung des Cumar<strong>in</strong>s se<strong>in</strong>e Lebertoxizität,<br />

die e<strong>in</strong>e reversible Leberentzündung<br />

zur Folge haben kann.<br />

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />

(EFSA) kam im Jahr<br />

2004, ebenso wie das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut<br />

für Risikobewertung (BfR) im Jahr<br />

2006 zu e<strong>in</strong>er unbedenklichen täglichen<br />

Aufnahmemenge (TDI-Wert) von<br />

0,1 mg / kg Körpergewicht. Beide Abschätzungen<br />

enthalten e<strong>in</strong>en Sicherheitsfaktor<br />

von 100, sodass auch beim<br />

Überschreiten dieser Aufnahmemenge<br />

<strong>in</strong> der Regel nicht von e<strong>in</strong>er akuten<br />

oder chronischen Ges<strong>und</strong>heitsschädigung<br />

auszugehen ist.<br />

Cassia-Zimt ist die bedeutendste Aufnahmequelle<br />

für Cumar<strong>in</strong> aus der Nahrung.<br />

Im Lehrbuch heißt es aber auch<br />

hier: Bei Verwendung der als Gewürz<br />

üblichen Dosen besteht nach bisherigen<br />

Erkenntnissen ke<strong>in</strong>e akute oder<br />

chronische Toxizität. E<strong>in</strong>e der 10 als<br />

Canehl oder Ceylon-Zimt bezeichnete<br />

Proben (10 %) musste als irreführend<br />

gekennzeichnet beurteilt werden, da<br />

es sich um Cassia-Zimt handelte.<br />

(Weitere Ergebnisse zu Cumar<strong>in</strong> <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

siehe Kapitel III, Getreide,<br />

Backwaren, Teigwaren <strong>und</strong> Nahrungsergänzungsmittel).


42 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Muskat: Von Blüten <strong>und</strong> Nüssen<br />

Der Muskatbaum (bot. Myristica fragrans) bildet e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>samige, pfirsich-ähnliche<br />

Frucht. Der Samen dieser Frucht wird als Muskatnuss<br />

bezeichnet. Der Samen wird e<strong>in</strong>gehüllt von e<strong>in</strong>em roten, zerschlitzten<br />

Samenmantel (Arillus), der Macis oder Muskatblüte.<br />

Abb.:<br />

Muskatnuss (l.),<br />

Macis (r.)<br />

Von den 14 Proben Muskatnuss <strong>und</strong><br />

Macis mussten 2 Muskatnussproben<br />

mit e<strong>in</strong>em zu niedrigen Gehalt an ätherischem<br />

Öl als wertgem<strong>in</strong>dert beurteilt<br />

werden.<br />

Nach den Leitsätzen für Gewürze<br />

gibt der Gehalt an säureunlöslicher<br />

Asche („Sand“) H<strong>in</strong>weise darauf, ob<br />

das Gewürz durch m<strong>in</strong>eralische Bestandteile<br />

wie Erde <strong>und</strong> Sand, über<br />

das technisch unvermeidbare Maß h<strong>in</strong>aus<br />

verunre<strong>in</strong>igt oder verfälscht ist.<br />

Für Muskatnuss gilt e<strong>in</strong> Höchstgehalt<br />

von 0,5 g / 100 g.<br />

Nach der Zusatzstoffzulassungsverordnung<br />

(ZZulV) dürfen Siliciumdioxid<br />

<strong>und</strong> Silicate („Sand“) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Menge<br />

von 1 g / 100 g „Trockenlebensmitteln<br />

<strong>in</strong> Pulverform“ <strong>und</strong> damit auch gemahlenen<br />

Gewürzen zugesetzt werden.<br />

Damit ist e<strong>in</strong>e „Verfälschung“<br />

durch Verwendung von Siliciumdioxid<br />

<strong>und</strong> Silicaten legal. Von den 6 Proben<br />

gemahlener Muskatnuss enthielten<br />

2 Proben weniger als 0,01 g / 100 g<br />

„Sand“. 4 Proben enthielten zwischen<br />

0,2 <strong>und</strong> 2,1 g / 100 g „Sand“, bei diesen<br />

war im Zutatenverzeichnis der Zusatzstoff<br />

Siliciumdioxid angegeben. Die<br />

Probe mit 2,1 g / 100 g lag über der<br />

„summarischen Höchstmenge“ von<br />

1,5 g / 100 g. Es wäre u. E. s<strong>in</strong>nvoll,<br />

Gewürze <strong>in</strong> die Liste der Lebensmittel<br />

im Anhang 4, Teil A der ZZulV, bei denen<br />

diese Zusatzstoffe nicht verwendet<br />

werden dürfen, aufzunehmen.<br />

Muskat enthält im ätherischen Öl die<br />

Phenylpropanderivate Myristic<strong>in</strong>, Safrol<br />

<strong>und</strong> Elemyc<strong>in</strong>. Diese s<strong>in</strong>d für die<br />

toxische Wirkung von Muskat verantwortlich.<br />

Für e<strong>in</strong>e Vergiftung s<strong>in</strong>d etwa<br />

5 g Muskat (entspricht e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Muskatnuss) ausreichend. Todesfälle<br />

wurden z. B. <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Verwendung<br />

von Muskat als Rauschdroge beobachtet.<br />

Bei Verwendung der als Gewürz<br />

üblichen Dosen von Muskatnuss <strong>und</strong><br />

Macis besteht nach bisherigen Erkenntnissen<br />

aber ke<strong>in</strong>e akute oder<br />

chronische Toxizität.<br />

Sahnemeerrettich – zu wenig Sahne, zu viel Schwefel<br />

Meerrettich kommt frisch <strong>und</strong> als Dauerware<br />

(Glas, Tube) <strong>in</strong> den Verkehr. Ta-<br />

mg / kg Schwefeldioxid, aber bezogen<br />

zeugnis zwar unter dem Wert von 800<br />

felmeerrettich enthält ca. 60 – 70 % auf die verwendete Meerrettichpulpe,<br />

Meerrettich, Sahnemeerrettich oft nur ergaben sich Werte von bis zu 4000<br />

15 % Meerrettich sowie m<strong>in</strong>d. 2 % aus mg / kg. 8 von 10 Sahnemeerrettichen<br />

der Sahne stammendes Milchfett. Der (80%) wurden daher beanstandet.<br />

Sahneanteil muss auf dem Etikett angegeben<br />

se<strong>in</strong>. Dabei ist Sahne nicht<br />

Der Auffassung der Deutschen Fe<strong>in</strong>kost<strong>in</strong>dustrie,<br />

dass die <strong>in</strong> der ZZulV<br />

gleich Sahne. Steht im Zutatenverzeichnis<br />

Sahne, muss die Sahne nur<br />

genannte Höchstmenge für Meerrettichpulpe<br />

so zu <strong>in</strong>terpretieren sei,<br />

10 % Milchfett enthalten. Nur wenn<br />

dass unter Meerrettichpulpe auch das<br />

Schlagsahne draufsteht, muss der<br />

fertige Meerrettichenderzeugnis geme<strong>in</strong>t<br />

sei, kann nicht gefolgt werden.<br />

Milchfettgehalt der Sahne 30 % betragen.<br />

Bei 2 von 10 Sahnemeerrettichen<br />

Welche technologische Notwendigkeit<br />

(20 %) lag der analytisch über den Buttersäuregehalt<br />

ermittelte Sahneanteil<br />

sollte gegeben se<strong>in</strong>, auch die Sahne<br />

zu schwefeln? Die Schwefelung von<br />

deutlich (bis zu 30 %) unter dem deklarierten<br />

Wert.<br />

Sahne oder Schlagsahne ist <strong>in</strong> der<br />

ZZulV nicht zugelassen.<br />

Zur Herstellung von Meerrettichdauerwaren<br />

wird vorzerkle<strong>in</strong>erter Meerrettich<br />

(Meerrettichpulpe) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Farbstoffe <strong>in</strong> Chilli <strong>und</strong> Paprika –<br />

Fortsetzung folgt<br />

Meerrettich verfärbt sich beim Zerkle<strong>in</strong>ern<br />

bei Luftzutritt rasch bräunlich-grau.<br />

Um dies zu unterb<strong>in</strong>den, ist Proben Paprika, Chilli, Kurkuma, Curry,<br />

Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 118<br />

die Verwendung von Schwefeldioxid sowie Würzmittel <strong>und</strong> Würzsoßen, die<br />

<strong>und</strong> Sulfiten bis zu e<strong>in</strong>er Höchstmenge<br />

von 800 mg / kg <strong>in</strong> der Meerrettichten,<br />

untersucht. Aufgr<strong>und</strong> gezielter<br />

Chili oder Paprika als Zutaten enthielpulpe<br />

zugelassen. Die 3 untersuchten Probenahme konnten immer noch <strong>in</strong><br />

Proben Tafelmeerrettich waren mit Gehalten<br />

um 220 mg / kg im Enderzeug-<br />

im Bereich von 2 bis 19 mg / kg aufge-<br />

6 Proben (5,1 %) verbotene Farbstoffe<br />

nis, dies entspricht e<strong>in</strong>em Gehalt von f<strong>und</strong>en werden. Dies s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>gfügig<br />

ca. 150 mg / kg <strong>in</strong> der verwendeten mehr Proben als im Vorjahr (4,4 %).<br />

Meerrettichpulpe, unauffällig. Anders Bei den nachgewiesenen Farbstoffen<br />

beim Sahnemeerrettich. Alle 10 untersuchten<br />

Produkte lagen im Ender- Pararot <strong>und</strong> Rhodam<strong>in</strong><br />

handelte es sich um Sudan I, Sudan IV,<br />

B.


Alkoholfreie Getränke Jahresbericht 2006 43<br />

Alkoholfreie Getränke<br />

Fruchtsäfte, Fruchtnektare <strong>und</strong> alkoholfreie Erfrischungsgetränke<br />

Patul<strong>in</strong>, Benzol <strong>und</strong> trans-1,3-Pentadien –<br />

unerwünschte Inhaltsstoffe <strong>und</strong> ihre Ursachen<br />

Benzol wird als krebserregender <strong>und</strong> keimzellschädigender<br />

Stoff beurteilt. In der Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung<br />

ist e<strong>in</strong> Grenzwert für Benzol von 1 µg / l festgelegt, der<br />

von der WHO empfohlene Richtwert für Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

beträgt 10 µg / l.<br />

Berichten zufolge wurden <strong>in</strong> Großbritannien Benzolgehalte<br />

von 11 <strong>und</strong> 28 µg / l <strong>in</strong> Erfrischungsgetränken festgestellt. E<strong>in</strong>e<br />

mögliche Bildung von Benzol aus dem Konservierungsstoff<br />

Benzoesäure bei Anwesenheit von Ascorb<strong>in</strong>säure sowie<br />

Kupfer- oder Eisen-Ionen wird <strong>in</strong> Erwägung gezogen.<br />

Zu dieser Fragestellung wurden vom CVUA Karlsruhe 108<br />

Erfrischungsgetränke auf ihren Benzolgehalt untersucht.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Nachweisgrenze von 0,12 µg / l war bei 52 % der<br />

Proben e<strong>in</strong> Benzolgehalt im Bereich der Nachweisgrenze<br />

feststellbar, der höchste Gehalt lag bei 2,8 µg / l. Die ermittelten<br />

Benzolgehalte <strong>in</strong> Erfrischungsgetränken s<strong>in</strong>d nach<br />

derzeitigem Kenntnistand als sehr ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>zustufen <strong>und</strong><br />

ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Anbetracht der Gesamtbenzolbelastung der<br />

Verbraucher aus ges<strong>und</strong>heitlicher Sicht nicht relevant.<br />

In mehreren Erfrischungsgetränken wurden weißliche,<br />

watteartige Verunre<strong>in</strong>igungen sowie e<strong>in</strong> stechend-süßlicher,<br />

an Kunststoff er<strong>in</strong>nernder Geruch festgestellt. Bei<br />

der chemischen Untersuchung war als Hauptkomponente<br />

trans-1,3-Pentadien nachweisbar. Zwischen beiden Beobachtungen<br />

besteht e<strong>in</strong> Zusammenhang: So bestanden die<br />

weißlichen Verunre<strong>in</strong>igungen aus Schimmelpilzen der Gattung<br />

Penicillium, die den <strong>in</strong> den Getränken vorhandenen<br />

Konservierungsstoff Sorb<strong>in</strong>säure zu trans-1,3-Pentadien<br />

abzubauen vermögen.<br />

Zu Patul<strong>in</strong> siehe Teil IV, Kapitel Mykotox<strong>in</strong>e.<br />

Ananassäfte aus Konzentrat – fehlende Aromastoffe<br />

Unvollständige Verkehrsbezeichnung<br />

Nach der Fruchtsaftverordnung muss zwischen den Verkehrsbezeichnungen<br />

„Fruchtsaft“ <strong>und</strong> „Fruchtsaft aus<br />

Fruchtsaftkonzentrat“ streng unterschieden werden. Unzulässig<br />

ist daher die Praxis e<strong>in</strong>iger Hersteller, e<strong>in</strong>e für aus<br />

Konzentraten hergestellte Fruchtsäfte korrekte Verkehrsbezeichnung<br />

wie „Orangensaft aus Orangensaftkonzentrat“<br />

nur an e<strong>in</strong>er Stelle des Etiketts anzugeben <strong>und</strong> an anderen,<br />

hervorgehobenen Etikettenpositionen die besser kl<strong>in</strong>gende<br />

Bezeichnung „Orangensaft“ zu verwenden.<br />

Getränke aus Schankanlagen<br />

Zur Überprüfung der Betriebshygiene wurden auch <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr offen an den Verbraucher abgegebene<br />

alkoholfreie Getränke aus Gaststätten,<br />

Kant<strong>in</strong>en <strong>und</strong> ähnlichen Betrieben<br />

untersucht. Teilweise war das<br />

Vorkommen hoher Gehalte an<br />

coliformen Keimen, Milchsäurebakterien<br />

<strong>und</strong> Hefen zu beanstanden.<br />

Dieses Keimspektrum<br />

weist auf Mängel <strong>in</strong> der<br />

Personal- bzw. Betriebshygiene<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e damit verb<strong>und</strong>ene sek<strong>und</strong>äre<br />

Kontam<strong>in</strong>ation der Getränke,<br />

z. B. durch unzureichende<br />

Re<strong>in</strong>igung der Getränkeschankanlagen,<br />

h<strong>in</strong>. In e<strong>in</strong>igen dieser Proben ergab<br />

die chemische Untersuchung zusätzlich erhöhte<br />

Gehalte an Milchsäure <strong>und</strong> Ethanol. E<strong>in</strong> weiterer Beanstandungsgr<strong>und</strong><br />

war die fehlende Kenntlichmachung der <strong>in</strong><br />

den Erfrischungsgetränken enthaltenen Zusatzstoffe, wie<br />

Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Süßungsmittel, Koffe<strong>in</strong><br />

oder Ch<strong>in</strong><strong>in</strong>.<br />

Ananassäfte fielen bei der sensorischen Prüfung durch<br />

e<strong>in</strong> nur schwach ausgeprägtes Ananasaroma auf. Die chemisch-analytische<br />

Untersuchung zeigte, dass <strong>in</strong> den Proben<br />

die typischen flüchtigen Aromastoffkomponenten fehlten<br />

<strong>und</strong> somit bei der Rückverdünnung der Säfte aus Konzentrat<br />

die fehlenden Aromen wohl nicht wieder zugesetzt<br />

worden waren. Dies entspricht nicht den <strong>in</strong> der Fruchtsaftverordnung<br />

festgelegten Herstellungsanforderungen<br />

an e<strong>in</strong>en Fruchtsaft aus Konzentrat, wonach dem Saft die<br />

bei der Konzentrierung verloren gegangenen Aromastoffe<br />

wieder h<strong>in</strong>zuzufügen s<strong>in</strong>d.


44 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

M<strong>in</strong>eralwasser, Quellwasser, Tafelwasser<br />

Abb.:<br />

Sensorische<br />

Untersuchung von<br />

M<strong>in</strong>eralwässern<br />

Weniger Schwermetalle durch neue Grenzwerte<br />

Nicht alle natürlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>eralwasser vorkommenden<br />

Bestandteile s<strong>in</strong>d toxikologisch unbedenklich. Um ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Gefahren durch diese Bestandteile beim Genuss<br />

natürlicher M<strong>in</strong>eralwässer auszuschließen, werden ihre Gehalte<br />

über Grenzwerte begrenzt. Zum 1. Januar 2006 wurden<br />

e<strong>in</strong>ige dieser Grenzwerte aus Vorsorgegründen weiter<br />

abgesenkt. Niedrigere Konzentrationen müssen<br />

seitdem für Antimon, Arsen <strong>und</strong> Cadmium<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden. E<strong>in</strong> besonderes<br />

Augenmerk gilt hierbei dem Arsen, da<br />

es <strong>in</strong> vielen unbehandelten M<strong>in</strong>eral-<br />

Rohwässern <strong>in</strong> Gehalten deutlich<br />

über dem Grenzwert vorkommt.<br />

Neu <strong>in</strong> Kraft getreten ist e<strong>in</strong> Grenzwert<br />

für Mangan, nach Eisen das<br />

zweithäufigste Schwermetall der<br />

Erdkruste <strong>und</strong> daher auch <strong>in</strong> vielen<br />

Rohwässern enthalten. Natürliche<br />

M<strong>in</strong>eralwässer, <strong>in</strong> denen die Konzentrationen<br />

dieser Schwermetalle zu hoch<br />

s<strong>in</strong>d, werden <strong>in</strong> den Brunnenbetrieben zum<br />

Schutz der öffentlichen Ges<strong>und</strong>heit e<strong>in</strong>er Behandlung<br />

zum Ausfällen dieser Stoffe unterzogen, dies zum<br />

Teil mit erheblichem Aufwand. Die Untersuchungen im<br />

Jahr 2006 ergaben, dass <strong>in</strong> allen untersuchten natürlichen<br />

M<strong>in</strong>eralwässern bei der Abfüllung die neuen Grenzwerte<br />

e<strong>in</strong>gehalten wurden.<br />

Zum 12.12.2006 trat für abgefüllte Wässer, die mit der besonderen<br />

Angabe „geeignet zur Zubereitung von Säugl<strong>in</strong>gsnahrung“<br />

werben, e<strong>in</strong> Grenzwert für das Schwermetall<br />

Uran von 2 µg / l <strong>in</strong> Kraft. Begründet ist dieser niedrige<br />

Wert mit dem nierentoxischen Potenzial von Uran. Die<br />

Strahlenbelastung ist bei diesem Gehalt vernachlässigbar<br />

ger<strong>in</strong>g. Bei der überwiegenden Zahl der untersuchten Proben<br />

wurde der Grenzwert bereits vor se<strong>in</strong>em Inkrafttreten<br />

e<strong>in</strong>gehalten. Außerhalb der speziellen Kennzeichnung „für<br />

Säugl<strong>in</strong>ge“ gibt es für den Urangehalt ke<strong>in</strong>en Grenzwert.<br />

Jede fünfte Probe enthielt mehr als 2 µg / l, der höchste<br />

Gehalt lag bei 35 µg / l Uran bei M<strong>in</strong>eralwasser ohne den<br />

speziellen H<strong>in</strong>weis „für Säugl<strong>in</strong>gsnahrung“.<br />

Weniger M<strong>in</strong>eralien: Trend zum leichten M<strong>in</strong>eralwasser<br />

Nur etwa die Hälfte der im Berichtsjahr untersuchten natürlichen<br />

M<strong>in</strong>eralwässer wiesen e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>eralstoffgehalt über<br />

1000 mg / l auf. Dieser M<strong>in</strong>dest-Gehalt war lange Jahre<br />

für deutsche Wässer e<strong>in</strong>e Voraussetzung für die amtliche<br />

Anerkennung als natürliches M<strong>in</strong>eralwasser.<br />

Fast 30 % betrug im Untersuchungsjahr der Anteil an M<strong>in</strong>eralwässern,<br />

die weniger als 500 mg / l M<strong>in</strong>eralstoffe aufwiesen<br />

<strong>und</strong> daher mit e<strong>in</strong>em niedrigen M<strong>in</strong>eralstoffgehalt<br />

werben könnten. Jedes zehnte untersuchte Wasser wies<br />

sogar e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>eralstoffgehalt unter 100 mg / l auf. Der<br />

niedrigste Gehalt lag bei 13 mg / l M<strong>in</strong>eralien. Der Verzehr<br />

von nur leicht m<strong>in</strong>eralisierten Wässern wird zurzeit <strong>in</strong> der<br />

Öffentlichkeit als besonders empfehlenswert beworben.<br />

Rechtliche Vorgaben für e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>destm<strong>in</strong>eralstoffgehalt<br />

gibt es derzeit nicht, die ges<strong>und</strong>heitliche Bewertung e<strong>in</strong>es<br />

dauerhaften Verzehrs niedrigst m<strong>in</strong>eralisierter Wässer steht<br />

noch aus.<br />

Zu viel Geruch: Abweichungen bis zur<br />

öffentlichen Warnung<br />

Im Berichtsjahr beschwerten sich zahlreiche Verbraucher<br />

über bestimmte französische Quellwässer. Immer wieder<br />

trat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Flaschen e<strong>in</strong> penetranter Geruch nach<br />

Diesel oder Masch<strong>in</strong>enöl oder e<strong>in</strong> deutlich schweißiger<br />

Geruch auf. Es handelte sich um Kunststoff-Flaschen, die<br />

alle am selben Quellort abgefüllt worden waren. E<strong>in</strong>zelne<br />

Verbraucher klagten nach dem Genuss des Wassers über<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Probleme wie Schw<strong>in</strong>del, Unwohlse<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Magenbeschwerden. Die Auffälligkeiten, die sich oft<br />

erst e<strong>in</strong>ige Zeit nach dem Öffnen der Flaschen bemerkbar<br />

machten, traten nur bei Verbrauchern auf. Vergleichsproben<br />

derselben Chargen waren ebenso wie Rückstellproben<br />

des Herstellers unauffällig. Auch nach längerer Lagerung<br />

der im Labor geöffneten Flaschen traten ke<strong>in</strong>e Auffälligkeiten<br />

auf. Die Ursache konnte trotz <strong>in</strong>tensiver Bemühungen<br />

nicht ermittelt werden, da die sensorischen Abweichungen<br />

chemisch-analytisch nicht zu fassen waren. Vom Hersteller<br />

erfolgte e<strong>in</strong> Rückruf der betroffenen Chargen. Die Öffentlichkeit<br />

wurde durch Pressemitteilungen <strong>in</strong>formiert.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Serie mit Beschwerdeproben begann gegen<br />

Ende des Jahres. M<strong>in</strong>eralwasser <strong>in</strong> PET -Flaschen vorwiegend<br />

e<strong>in</strong>es Herstellers wies e<strong>in</strong>en dumpfen, muffigen Geruch<br />

<strong>und</strong> Geschmack auf. Auch hier waren aus verschiedenen<br />

Chargen immer nur e<strong>in</strong>zelne Flaschen betroffen. Im<br />

Unterschied zu der ersten Beschwerdewelle traten auch<br />

<strong>in</strong> Flaschen, die orig<strong>in</strong>alverschlossen im Labor e<strong>in</strong>trafen,<br />

Abweichungen auf. Als mögliche Verursacher kamen zwei<br />

Verb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> Betracht: 4-Allylanisol <strong>und</strong> 2,4,6-Trichloranisol.<br />

Letztere verursacht auch den unerwünschten „Korkgeschmack“<br />

im We<strong>in</strong>. Auf welchem Weg die Kontam<strong>in</strong>ation<br />

<strong>in</strong> das M<strong>in</strong>eralwasser gelangte, konnte noch nicht abschließend<br />

geklärt werden. Möglicherweise führte der Weg über<br />

die Verschlüsse der Flaschen. E<strong>in</strong>zelne Großbehälter aus<br />

Karton, <strong>in</strong> denen die Verschlüsse verpackt waren, wurden<br />

auf mit Holzschutzmittel behandelten Paletten gelagert.<br />

Hierdurch könnte e<strong>in</strong> Teil der Verschlüsse geruchlich bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

worden se<strong>in</strong>. Dies würde auch erklären, dass immer<br />

nur wenige Flaschen e<strong>in</strong>er Charge betroffen waren.


We<strong>in</strong>, Erzeugnisse aus We<strong>in</strong> Jahresbericht 2006 45<br />

We<strong>in</strong> <strong>und</strong> Erzeugnisse aus We<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>geschenkter We<strong>in</strong> – nicht<br />

immer re<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong> W<strong>in</strong>zer hatte e<strong>in</strong>e Teilmenge e<strong>in</strong>es<br />

angereicherten Qualitätswe<strong>in</strong>es<br />

mit Wasser versetzt <strong>und</strong> als Besenwe<strong>in</strong><br />

ausgeschenkt. E<strong>in</strong> Anfangsverdacht<br />

hatte sich bei der Kontrolle der<br />

We<strong>in</strong>buchführung durch den zuständigen<br />

We<strong>in</strong>kontrolleur ergeben. Es<br />

konnte nachgewiesen werden, dass<br />

der Wässerungsgrad bei etwa 10 %<br />

lag. In e<strong>in</strong>igen Fällen fielen We<strong>in</strong>e,<br />

e<strong>in</strong>schließlich Perlwe<strong>in</strong> <strong>und</strong> offener<br />

Besenwe<strong>in</strong>, negativ durch Schimmelnote,<br />

Essigstich, Böckser oder Geruch<br />

nach freiem Schwefeldioxid auf. E<strong>in</strong>ige<br />

Tafelwe<strong>in</strong>e waren überangereichert<br />

<strong>und</strong> damit nicht verkehrsfähig. Die<br />

Anreicherung erfolgt zulässigerweise<br />

zum Zwecke der Alkoholerhöhung,<br />

z. B. mittels Zugabe von Saccharose<br />

zu Traubenmost, allerd<strong>in</strong>gs ist dies nur<br />

bis zu e<strong>in</strong>er genau geregelten Höchstmenge<br />

zulässig.<br />

Berechtigter Beschwerdegr<strong>und</strong> über<br />

e<strong>in</strong>en Württemberger Troll<strong>in</strong>ger war<br />

e<strong>in</strong> beißender <strong>und</strong> stechender Geruch.<br />

Chemisch konnte e<strong>in</strong> deutlich<br />

erhöhter Gehalt an Schwefeldioxid<br />

festgestellt werden, sodass die Probe<br />

als von nicht ges<strong>und</strong>er Beschaffenheit<br />

beanstandet werden musste. Weitere<br />

Recherchen der We<strong>in</strong>kontrolle im<br />

Betrieb ergaben, dass die Ursache<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em technischen Mangel des<br />

Tauchbadsterilisators für die Leerflaschen<br />

lag. Da noch e<strong>in</strong>e weitere Flasche<br />

aus e<strong>in</strong>er anderen Abfüllcharge<br />

als Verbraucherbeschwerde vorgelegt<br />

wurde, erfolgte e<strong>in</strong>e öffentlichen Information<br />

des Herstellerbetriebes über<br />

diesen Abfüllfehler.<br />

Weitere begründete Beschwerden<br />

aus anderen Betrieben betrafen Trübungen<br />

<strong>in</strong>folge von Nachgärung oder<br />

deutlich erhöhte Gehalte an Essigsäure<br />

<strong>und</strong> Ethylacetat (Lösungsmittelgeruch).<br />

Durch Importverbote auf russischer<br />

Seite mussten sich osteuropäische<br />

Länder alternative Absatzmärkte erschließen.<br />

Deswegen gelangten 2006<br />

verstärkt We<strong>in</strong>e aus ehemaligen Sowjetrepubliken<br />

wie Moldawien <strong>und</strong> Georgien<br />

auf den europäischen Markt.<br />

E<strong>in</strong> Überwachungsschwerpunkt wurde<br />

deshalb auf diese Erzeugnisse gelegt.<br />

Die meisten Beanstandungen<br />

entfielen auf georgische We<strong>in</strong>e: Von<br />

18 Proben waren 17 zu beanstanden.<br />

Jede der beanstandeten Proben wies<br />

vielfältige Kennzeichnungsmängel auf.<br />

Bei 10 georgischen We<strong>in</strong>en wurden<br />

außerdem stoffliche Beanstandungen<br />

ausgesprochen: In 7 Proben wurde<br />

durch Stabilisotopenuntersuchungen<br />

der Zusatz we<strong>in</strong>fremden Zuckers<br />

nachgewiesen, 2 Proben waren nicht<br />

identisch mit dem zur E<strong>in</strong>fuhr vorgelegten<br />

Analysenzertifikat.<br />

Im Vergleich dazu wurde bei 12 moldawischen<br />

We<strong>in</strong>en lediglich zweimal<br />

(17 %) aus stofflichen Gründen beanstandet:<br />

2 Proben waren überangereichert,<br />

e<strong>in</strong>e dieser Proben war außerdem<br />

– unter Umständen im Zuge<br />

der Anreicherung – mit Fremdwasser<br />

versetzt worden. Immerh<strong>in</strong> 7 moldawische<br />

We<strong>in</strong>e fielen jedoch durch<br />

fehlerhafte Kennzeichnung auf. Bei<br />

e<strong>in</strong>em bulgarischen Weißwe<strong>in</strong> wurde<br />

e<strong>in</strong> Zusatz sowohl von Fremdwasser<br />

als auch von traubenfremdem Zucker<br />

zur Süßung festgestellt.<br />

Bei e<strong>in</strong>igen, größtenteils deutschen<br />

Perlwe<strong>in</strong>en waren erneut Überdrücke<br />

jenseits des maximal zulässigen<br />

Überdrucks von 2,5 bar festzustellen.<br />

Offensichtlich weisen die Kontroll- <strong>und</strong><br />

Steuerungsmaßnahmen beim Füllvorgang<br />

<strong>in</strong> den Lohnverperlbetrieben immer<br />

noch Lücken auf.<br />

Im We<strong>in</strong> liegt Wahrheit – der<br />

Schw<strong>in</strong>del liegt im Etikett<br />

Die Flaschenausstattung ist e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Entscheidungskriterium beim<br />

Kauf von We<strong>in</strong>. So s<strong>in</strong>d Flaschen etwa<br />

mit großformatigen Abbildungen<br />

des Heidelberger Schlosses vor allem<br />

auch für ausländische Besucher dieser<br />

Touristenattraktion e<strong>in</strong>e beliebte<br />

Urlaubser<strong>in</strong>nerung. Die Abbildungen<br />

von alten Stichen des Heidelberger<br />

Schlosses s<strong>in</strong>d aber nicht immer e<strong>in</strong><br />

Indiz für Heidelberger We<strong>in</strong>. Manche<br />

untersuchten Flaschen enthielten verbotenerweise<br />

überhaupt ke<strong>in</strong>en We<strong>in</strong><br />

aus der Region, z. T. sogar von ganz<br />

anderen Anbaugebieten, etwa aus<br />

der Pfalz.<br />

Irreführung macht auch nicht vor<br />

Grenzen Halt: Spanier mit russischem<br />

Akzent<br />

Bewohner der ehemaligen Sowjetunion<br />

bevorzugen oft liebliche bis süße<br />

We<strong>in</strong>e, wie sie sie auch von ihrer<br />

Heimat her kennen. We<strong>in</strong>e aus den<br />

dortigen Anbaugebieten des Schwarzmeergebietes,<br />

Georgiens <strong>und</strong> Moldawiens<br />

s<strong>in</strong>d meist mit hoher Restsüße<br />

im Handel. Schaumwe<strong>in</strong>e <strong>und</strong> We<strong>in</strong>e<br />

dieser Art werden russischen Kun-


46 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Abb.:<br />

Glühwe<strong>in</strong> zur<br />

Weihnachtszeit:<br />

manchmal e<strong>in</strong>e<br />

geruchliche Disharmonie<br />

den zum Verkauf <strong>in</strong> speziellen Läden<br />

angeboten. Die Etikettierungen s<strong>in</strong>d<br />

vordergründig <strong>in</strong> kyrillischer Schrift<br />

gehalten, um e<strong>in</strong>e Herkunft aus der<br />

ehemaligen russischen Heimat zu<br />

belegen oder aber auch nur vorzutäuschen.<br />

Bei e<strong>in</strong>em als „Stal<strong>in</strong>s We<strong>in</strong>“<br />

aufgemachten Erzeugnis handelte es<br />

sich irreführenderweise um e<strong>in</strong>en billigen<br />

spanischen Tafelwe<strong>in</strong>, wie sich<br />

nach genauerem Studium des Kle<strong>in</strong>gedruckten<br />

auf dem Rückenetikett<br />

herausstellte.<br />

Mehr Sche<strong>in</strong> als Se<strong>in</strong>:<br />

Kreativität bei der Verwendung<br />

der amtlichen Prüfungsnummer<br />

Deutscher Qualitätswe<strong>in</strong> darf nur<br />

nach Erteilung e<strong>in</strong>er amtlichen Prüfungsnummer<br />

(A.P.Nr.) <strong>in</strong> den Verkehr<br />

gebracht werden. Die Vermarktung<br />

war aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen erfolgt, obwohl<br />

erst gar ke<strong>in</strong>e A.P.Nr. beantragt<br />

worden war oder aber der angestellte<br />

We<strong>in</strong> bei der sensorischen Prüfung<br />

von der Prüfbehörde abgelehnt worden<br />

war <strong>und</strong> deswegen ke<strong>in</strong>e A.P.Nr.<br />

erteilt werden konnte. Die z. T. frei erf<strong>und</strong>ene<br />

A.P.Nr. <strong>und</strong> die unzutreffende<br />

Angabe „Qualitätswe<strong>in</strong>“ wurden<br />

als irreführend beurteilt. In e<strong>in</strong>em<br />

besonders dreisten Fall hatte e<strong>in</strong> Betrieb<br />

se<strong>in</strong> gesamtes Sortiment von 31<br />

We<strong>in</strong>en mit frei erf<strong>und</strong>enen amtlichen<br />

Prüfungsnummern <strong>in</strong> den Verkehr gebracht.<br />

Weiterh<strong>in</strong> mussten 3 We<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>es<br />

Betriebes beanstandet werden,<br />

die zwar mit der beantragten amtlichen<br />

Prüfungsnummer ausgestattet<br />

waren, diese aber aufgr<strong>und</strong> von sensorischen<br />

Mängeln bei der Qualitätswe<strong>in</strong>prüfung<br />

gar nicht erhalten hatten.<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren besonders schwerwiegenden<br />

Fall hatte der verantwortliche<br />

Kellermeister e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>zergenossenschaft<br />

über e<strong>in</strong> Jahr h<strong>in</strong>weg<br />

nur knapp 25 % der erzeugten We<strong>in</strong>e<br />

zur amtlichen Qualitätswe<strong>in</strong>prüfung<br />

angestellt. Die restliche Menge von<br />

ca. 1,4 Millionen Litern wurde mit<br />

frei erf<strong>und</strong>enen Prüfungsnummern<br />

versehen <strong>und</strong> verbotswidrig als Qualitätswe<strong>in</strong><br />

bzw. als Qualitätswe<strong>in</strong> mit<br />

Prädikat <strong>in</strong> den Verkehr gebracht. Bis<br />

auf die Liste über die Abfüllungen der<br />

We<strong>in</strong>e fehlten darüber h<strong>in</strong>aus die vorgeschriebenen<br />

Aufzeichnungen <strong>in</strong> der<br />

We<strong>in</strong>buchführung.<br />

Weihnachtsstimmung überdeckt<br />

manchen We<strong>in</strong>fehler<br />

In vorweihnachtlicher Stimmung<br />

auf dicht gedrängten<br />

Weihnachtsmärkten bemerkt<br />

manch e<strong>in</strong>er nicht, welches<br />

Getränk er sich für teures Geld<br />

als stimmungsaufhellenden<br />

„Glühwe<strong>in</strong>“ hat ausschenken<br />

lassen. Bei Glühwe<strong>in</strong> handelt<br />

es sich um e<strong>in</strong> aromatisiertes<br />

we<strong>in</strong>haltiges Getränk aus We<strong>in</strong><br />

unter Verwendung von Gewürzen,<br />

hauptsächlich Zimt <strong>und</strong><br />

Gewürznelke. Andere beigegebene<br />

aromatisierende Lebensmittel<br />

wie Orange oder Zitrone<br />

s<strong>in</strong>d üblich. Durch die Aromatisierung<br />

wird der ursprüngliche<br />

We<strong>in</strong>charakter weitgehend zurückgedrängt<br />

<strong>und</strong> die Gewürze<br />

überwiegen das Geschmacksbild.<br />

E<strong>in</strong> Glühwe<strong>in</strong> fiel durch e<strong>in</strong>en<br />

deutlichen Essigstich auf.<br />

Analytisch wurde <strong>in</strong> dem We<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> deutlich erhöhter Gehalt an<br />

flüchtiger Säure (u. a. Essigsäure)<br />

ermittelt. Der zur Herstellung<br />

des Glühwe<strong>in</strong>es verwendete<br />

Ausgangswe<strong>in</strong> war somit<br />

nicht mehr von handelsüblicher<br />

Beschaffenheit, d. h. er hätte<br />

als We<strong>in</strong> nicht mehr verkauft<br />

werden dürfen, sondern vernichtet<br />

werden müssen bzw.<br />

zu Essig weiterverarbeitet werden<br />

können. Um dies zu umgehen,<br />

wurde der We<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Pfälzer Kellerei <strong>in</strong>s Badische als<br />

Glühwe<strong>in</strong> „entsorgt“.<br />

Glühwe<strong>in</strong> – Entwarnung bezüglich<br />

Cumar<strong>in</strong><br />

Cumar<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> natürlicher, aromatisierender<br />

Lebensmittel<strong>in</strong>haltsstoff <strong>in</strong><br />

Zimt. Im Gegensatz zu Ceylon-Zimt<br />

s<strong>in</strong>d im „Cassia-Zimt“ teilweise sehr<br />

hohe Konzentrationen zu f<strong>in</strong>den. Bei<br />

der toxikologischen Bewertung geht<br />

das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung<br />

(BfR) heute davon aus, dass Cumar<strong>in</strong><br />

bei besonders empf<strong>in</strong>dlichen<br />

Personen schon <strong>in</strong> relativ kle<strong>in</strong>en Mengen<br />

reversible Leberschäden verursachen<br />

kann. Als tolerierbare tägliche<br />

Aufnahmemenge (TDI-Wert – tolerabel<br />

daily <strong>in</strong>take) werden maximal 0,1<br />

mg Cumar<strong>in</strong> je Kilogramm Körpergewicht<br />

angesehen.<br />

Die Aromenverordnung lässt für Lebensmittel<br />

e<strong>in</strong>en Cumar<strong>in</strong>e<strong>in</strong>trag aus<br />

Pflanzenteilen von maximal 2 Milligramm<br />

pro Kilogramm Lebensmittel<br />

zu. Bei Verwendung von Cassia-Zimt<br />

kann also auch Glühwe<strong>in</strong> Cumar<strong>in</strong><br />

enthalten. Aufgr<strong>und</strong> der Untersuchungsergebnisse<br />

kann Entwarnung<br />

für Glühwe<strong>in</strong> gegeben werden. 53<br />

Proben Glühwe<strong>in</strong> wurden untersucht.<br />

Bei den Untersuchungen wurden unter<br />

Berücksichtigung des TDI-Wertes<br />

ke<strong>in</strong>e erhöhten Werte festgestellt.<br />

Bei den untersuchten 5 Proben K<strong>in</strong>derpunsch<br />

waren die festgestellten<br />

Gehalte ebenso unauffällig.<br />

Aus der Arbeit der We<strong>in</strong>kontrolle<br />

Wie <strong>in</strong> den Vorjahren richtete die We<strong>in</strong>kontrolle<br />

auch im Jahr 2006 e<strong>in</strong> Augenmerk<br />

auf die Verwendung negativ<br />

beschiedener Erzeugnisse sowie auf<br />

die Wiederholungsprüfungen vormals<br />

abgelehnter We<strong>in</strong>e (vgl. oben).<br />

Infolge der zunehmenden Nachfrage<br />

seitens der We<strong>in</strong>wirtschaft nach<br />

Buchführungsverfahren mittels elektronischer<br />

Datenverarbeitung wurden<br />

im Jahr 2006 zwei neue Systeme zur<br />

We<strong>in</strong>buchführung mittels Computer<br />

erstmals zum E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Württemberg<br />

angemeldet. Nach entsprechender<br />

Eignungsprüfung durch die We<strong>in</strong>kontrolle<br />

<strong>und</strong> der Beseitigung der festgestellten<br />

formellen <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlichen<br />

Fehler der Systeme konnte <strong>in</strong> beiden


Alkoholische Getränke Jahresbericht 2006 47<br />

Fällen e<strong>in</strong>er Zulassung der Systeme<br />

als offizielle We<strong>in</strong>buchführung zugestimmt<br />

werden. In der Herbstkampagne<br />

2006 wurde seitens der württembergischen<br />

We<strong>in</strong>wirtschaft erstmals<br />

rektifiziertes Traubenmostkonzentrat<br />

zum Zwecke der Erhöhung des natürlichen<br />

Alkoholgehaltes e<strong>in</strong>gesetzt. Die<br />

Überprüfung der hierfür notwendigen<br />

Dokumentationen <strong>und</strong> die Kontrollen<br />

während der Anwendung des Verfahrens<br />

führten jedoch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall zu<br />

e<strong>in</strong>er Beanstandung.<br />

In e<strong>in</strong>igen Fällen musste die We<strong>in</strong>kontrolle<br />

mangelnde Wahrnehmung der<br />

Buchführungspflichten beanstanden.<br />

Bei e<strong>in</strong>igen Partien We<strong>in</strong>, für die wegen<br />

unzulässigerweise angewendeter<br />

oenologischer Verfahren behördlich<br />

die Vernichtung angeordnet worden<br />

war, hatte die We<strong>in</strong>kontrolle den Vollzug<br />

dieser Anordnungen zu überwachen.<br />

Zu überwachen war auch die<br />

E<strong>in</strong>haltung der Versuchsbed<strong>in</strong>gungen<br />

bei der Fortsetzung der amtlich<br />

genehmigten Versuche zur – mittlerweile<br />

zulässigen – Aromatisierung<br />

von We<strong>in</strong> mittels Eichenholzspänen.<br />

Schließlich hatten die We<strong>in</strong>kontrolleure<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes zur<br />

Untersuchung von mittels des Transvasierverfahrens<br />

hergestelltem Sekt auf<br />

Fremdkohlensäure zahlreiche Proben<br />

zu entnehmen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den jeweiligen<br />

Sektkellereien umfangreiche für die<br />

Auswertung des Projektes bedeutsame<br />

Daten zu erheben.<br />

E<strong>in</strong>e defekte Vorfiltration während der<br />

Abfüllung führte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall dazu,<br />

dass das Erzeugnis nachträglich biologisch<br />

belastet wurde. Neben der<br />

Beanstandung des Erzeugnisses wurde<br />

nachdrücklich auf die Überprüfung<br />

der betrieblichen Kontrollstandards<br />

h<strong>in</strong>gewirkt.<br />

Alkoholische Getränke (außer We<strong>in</strong>)<br />

Produkt Probenzahl Untersuchungs parameter Grenz- / Richtwert Grenzwertüberschreitungen<br />

Anteil<br />

<strong>in</strong> %<br />

Ethylcarbamat <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>obstbränden<br />

Das Internationale Krebsforschungszentrum IARC („International<br />

Es bildet sich unter anderem aus Blausäure,<br />

die beim Brennvorgang <strong>in</strong> das<br />

Agency for Research on Cancer“) hat vor kurzem e<strong>in</strong>e Neubewertung<br />

von Ethylcarbamat vorgenommen. Ethylcarbamat wurde dabei<br />

Destillat übergehen kann <strong>und</strong> zuvor<br />

als krebserregende Substanz bestätigt <strong>und</strong> sogar <strong>in</strong> die Gruppe 2A aus natürlichen Vorläufersubstanzen<br />

(„wahrsche<strong>in</strong>lich krebserregend für den Menschen“) hochgestuft. freigesetzt wird, die besonders <strong>in</strong><br />

Diese Bewertung unterstreicht die Wichtigkeit der Vermeidung von Obstste<strong>in</strong>en vorkommen.<br />

Ethylcarbamat <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>obstbränden.<br />

Daher wurde schon im Jahr 1986 e<strong>in</strong><br />

Richtwert von 0,4 mg / l Ethylcarbamat<br />

Ethylcarbamat wurde bereits 1974 von der IARC als „möglicherweise<br />

krebserzeugend für den Menschen“ (Gruppe ses Wertes um mehr als das Doppelte (0,8 mg / l) wird der<br />

<strong>in</strong> tr<strong>in</strong>kfertigem Brand festgelegt. Bei Überschreitung die-<br />

2B) e<strong>in</strong>gestuft. In nachfolgenden Untersuchungen wurde Obstbrand von der Lebensmittelüberwachung als nicht<br />

Ethylcarbamat <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Konzentrationen <strong>in</strong> allen Arten sicheres Lebensmittel beurteilt. Die betroffene Charge<br />

von fermentierten Lebensmitteln nachgewiesen, bedenkliche<br />

Gehalte im Milligramm pro Liter-Bereich wurden jedoch Umbrennen wieder freigegeben werden. Zurzeit müssen<br />

wird dann aus dem Verkehr gezogen <strong>und</strong> kann evtl. nach<br />

nur <strong>in</strong> Spirituosen gef<strong>und</strong>en. Insbesondere <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>obstdestillaten<br />

kommt Ethylcarbamat bei mangelhafter Her-<br />

Ethylcarbamatgehaltes beanstandet werden.<br />

immer noch 24 % aller untersuchten Proben wegen ihres<br />

stellungsweise vor.<br />

Ste<strong>in</strong>obstbrände 294 Ethylcarbamat 0,8 mg / l (Maßnahmewert) 72 24<br />

Obstbrände 592 Methanol 1 000 – 1 350 g / hl re<strong>in</strong>er Alkohol,<br />

3 0,5<br />

je nach Produkt<br />

Angabe des Alkoholgehaltes ± 0,3 Vol.- % 92 16<br />

erhöhte Anteile an Gärungsnebenprodukten<br />

(Vorlauf, Nachlauf unsauber<br />

27 5<br />

abgetrennt, Maische verdorben)<br />

Liköre 237 Angabe des Alkoholgehaltes ± 0,3 Vol.- % 18 8<br />

Emulsionsliköre 63 Allergenkennzeichnung Milch, (Kennzeichnung muss vorhanden 7 11<br />

Sahne<br />

se<strong>in</strong>)<br />

Alkoholische<br />

Getränke<br />

14 Cumar<strong>in</strong> 10 mg / kg 0 0<br />

Tabelle:<br />

Untersuchungsschwerpunkte<br />

bei<br />

Spirituosen


48 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Mittlerweile liegen umfangreiche Erkenntnisse über den<br />

Wirkungsmechanismus von Ethylcarbamat vor. In zahlreichen<br />

Tierversuchen wurde die krebserregende Wirkung<br />

bestätigt, <strong>und</strong> es konnte gezeigt werden, dass die Wirkungsweise<br />

von Ethylcarbamat <strong>in</strong> Versuchstieren <strong>und</strong><br />

im Menschen identisch ist. E<strong>in</strong> besonderes Problem ist<br />

die gleichzeitige Aufnahme von Ethylcarbamat <strong>und</strong> Alkohol,<br />

da durch Ethanol die krebserregende Wirkung von<br />

Ethylcarbamat verstärkt werden kann. Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />

Erkenntnisse wurde Ethylcarbamat von der IARC jetzt <strong>in</strong><br />

Gruppe 2A e<strong>in</strong>gestuft, die vergeben wird, wenn ke<strong>in</strong>e direkten<br />

Daten über die Wirkung im Menschen vorliegen,<br />

jedoch im Tierversuch e<strong>in</strong> ausreichender Nachweis<br />

für die Karz<strong>in</strong>ogenität erfolgt ist, <strong>und</strong><br />

starke Belege über die Übertragbarkeit<br />

der Wirkmechanismen auf den Menschen<br />

vorliegen (Näheres unter:<br />

http://monographs.iarc.fr/ENG/<br />

Meet<strong>in</strong>gs/vol96-summary.pdf).<br />

Die baden-württembergischen Untersuchungsergebnisse<br />

über Ethylcarbamat<br />

wurden im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

2006 gestarteten Datensammlung<br />

an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />

(EFSA) zur toxikologischen<br />

Bewertung übermittelt.<br />

Insbesondere auch die möglichen Wechselwirkungen<br />

mit Alkohol verlangen weiterh<strong>in</strong> alle Anstrengungen,<br />

um Ethylcarbamat <strong>in</strong> Spirituosen zu vermeiden. Die<br />

Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämter Baden-<br />

Württemberg hatten anhand e<strong>in</strong>er umfangreichen Untersuchung<br />

e<strong>in</strong>fache <strong>und</strong> wirkungsvolle Tipps zur Vermeidung<br />

von Ethylcarbamat <strong>in</strong> der Brennerei aufgezeigt <strong>und</strong> veröffentlicht<br />

(siehe Jahresbericht 2005).<br />

Die Ethylcarbamatgehalte werden vor allem durch die<br />

Brennanlage <strong>und</strong> die Herstellung bee<strong>in</strong>flusst. Es hat sich<br />

gezeigt, dass Anlagen mit automatischer Spülvorrichtung<br />

besser abschneiden als Anlagen, die manuell gere<strong>in</strong>igt<br />

werden. Außerdem reduziert e<strong>in</strong> Kupferkatalysator die<br />

Ethylcarbamatgehalte. Diese E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d vor allem<br />

<strong>in</strong> neueren Anlagen zu f<strong>in</strong>den. Bei Problemen mit hohen<br />

Ethylcarbamatgehalten lohnt die Nachrüstung mit e<strong>in</strong>em<br />

Katalysator <strong>und</strong> / oder e<strong>in</strong>er Spülvorrichtung.<br />

Bei der Herstellung von Ste<strong>in</strong>obstbränden sollte man auch<br />

den Nachlauf nicht aus den Augen verlieren. Ethylcarbamat<br />

ist schwerflüchtig <strong>und</strong> reichert sich im Nachlauf an.<br />

Nachlauf ist also Ethylcarbamat-Konzentrat! Wer zu spät<br />

anfängt, auf den Nachlauf umzuschalten, macht sich unnötig<br />

Probleme. Bewährt hat sich die Nachlaufabtrennung<br />

spätestens bei e<strong>in</strong>em Alkoholgehalt von 50 % vol. Nachläufe<br />

von früheren Brennvorgängen sollte man nicht zugeben,<br />

weil man so die Ethylcarbamatkonzentration <strong>in</strong> der Maische<br />

erhöht. Besser ist es, die Nachläufe zu sammeln, geme<strong>in</strong>sam<br />

umzubrennen <strong>und</strong> dabei sehr großzügig abzutrennen.<br />

Es ist unbestritten, dass Ethylcarbamatvorstufen aus den<br />

Ste<strong>in</strong>en der Früchte kommen. Schonendes E<strong>in</strong>maischen<br />

<strong>und</strong> kurze Maischestandzeiten haben sich deswegen bewährt.<br />

Was nicht <strong>in</strong> der Maische landet, muss h<strong>in</strong>terher<br />

auch nicht entfernt werden.<br />

Panscherei <strong>und</strong> Betrug beim Ausschank<br />

alkoholischer Getränke<br />

Anlässlich von Gaststättendurchsuchungen aufgr<strong>und</strong><br />

Betrugsverdachts werden den Chemischen <strong>und</strong><br />

Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämtern Baden-Württemberg<br />

Proben zur Untersuchung übergeben.<br />

Als Beispiele für gefälschte Produkte seien<br />

weißer Rum e<strong>in</strong>er hochwertigen Marke<br />

wegen Verdachts auf „Panscherei“<br />

<strong>und</strong> Verdünnung oder mit e<strong>in</strong>er Discount-Marke<br />

gestreckter hochwertiger<br />

Wodka genannt. Auch Bier wurde<br />

<strong>in</strong> betrügerischer Absicht unter<br />

der Bezeichnung Export angeboten,<br />

obwohl es den nach badenwürttembergischer<br />

Verkehrsauffassung<br />

vorgeschriebenen Stammwürzegehalt<br />

von 12 % nicht erreichte<br />

<strong>und</strong> auf dem Faß e<strong>in</strong>e andere Biersorte<br />

angegeben war.<br />

Mit dem zur Verfügung stehenden Analysenspektrum<br />

kann dem Markenbetrug jedoch e<strong>in</strong>fach auf die<br />

Schliche gekommen werden. Bereits e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches physikalisches<br />

Messverfahren, e<strong>in</strong>e Leitfähigkeitsmessung,<br />

erlaubt <strong>in</strong> vielen Fällen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Unterscheidung zwischen<br />

echter Marke <strong>und</strong> gefälschtem Produkt. Die Unterscheidungsmöglichkeit<br />

beruht darauf, dass Spirituosen aus<br />

hochprozentigen Destillaten hergestellt <strong>und</strong> mit Wasser<br />

auf Tr<strong>in</strong>kstärke verdünnt werden. Je nach Ionengehalt des<br />

verwendeten Wassers <strong>und</strong> markenspezifischen Zusätzen<br />

s<strong>in</strong>d charakteristische Unterschiede <strong>in</strong> der Leitfähigkeit festzustellen.<br />

Sehr vorteilhaft ist die Leitfähigkeitsmessung<br />

<strong>in</strong>sbesondere bei extraktfreien Spirituosen wie Wodka<br />

<strong>und</strong> weißem Rum anzuwenden. E<strong>in</strong>e Absicherung der<br />

Bef<strong>und</strong>e kann durch die Bestimmung von Anionen mittels<br />

Ionenchromatografie erfolgen. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit<br />

ist, durch das gaschromatografisch bestimmte Profil der<br />

Gärungsbegleitstoffe e<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung mit der Markenware<br />

zu prüfen.<br />

Bei e<strong>in</strong>em positiven Nachweis e<strong>in</strong>es solchen Markenbetrugs<br />

wurden die Aufmachung <strong>und</strong> Kennzeichnung der Probe<br />

sowie die Angabe der Marke oder der Verkehrsbezeichnung<br />

<strong>in</strong> der Getränkekarte als irreführend beurteilt.


Eis, Desserts Jahresbericht 2006 49<br />

Hygienemängel im offenen Ausschank<br />

von Bier<br />

Im Gaststättenbereich s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> Mängel bei der<br />

Hygiene zu verzeichnen, <strong>in</strong>sbesondere werden die<br />

Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Des<strong>in</strong>fektions<strong>in</strong>tervalle von Schankanlagen<br />

<strong>in</strong> vielen Fällen von den Gewerbetreibenden<br />

zu lange bemessen, so z. B. 12-Wochen-Intervalle.<br />

Nach der EU-Hygieneverordnung (VO (EG) Nr. 852 / 2004) haben<br />

Lebensmittelunternehmer Gegenstände <strong>und</strong> Ausrüstungen,<br />

mit denen Lebensmittel <strong>in</strong> Berührung kommen, gründlich<br />

zu re<strong>in</strong>igen <strong>und</strong> erforderlichenfalls zu des<strong>in</strong>fizieren. Die<br />

Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Des<strong>in</strong>fektion muss so häufig erfolgen,<br />

dass ke<strong>in</strong> Kontam<strong>in</strong>ationsrisiko besteht.<br />

Die Neufassung der DIN-Normen für Getränkeschankanlagen<br />

sieht bei Schankanlagen<br />

für Bier Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong><br />

Des<strong>in</strong>fektions<strong>in</strong>tervalle von max. 7<br />

Tagen vor. Falls notwendig (ger<strong>in</strong>ger<br />

Ausstoß, längere Schankpausen,<br />

höhere Lagertemperaturen,<br />

schlechte Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen,<br />

Art des Re<strong>in</strong>igungsverfahrens)<br />

s<strong>in</strong>d sogar kürzere Re<strong>in</strong>igungs<strong>in</strong>tervalle<br />

zu wählen. In den DIN-Normen<br />

s<strong>in</strong>d auch zur Bestimmung des Re<strong>in</strong>igungsbedarfs<br />

e<strong>in</strong>er Schankanlage mikrobiologische<br />

Kriterien genannt, deren Überschreitung<br />

im Getränk signalisiert, dass e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung angebracht<br />

oder dass der Re<strong>in</strong>igungszustand der Anlage als schlecht<br />

zu bezeichnen ist.<br />

Abweichend von dem <strong>in</strong> der Norm genannten pauschalen<br />

Kriterium „Gesamtkeimzahl“ wird <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

<strong>in</strong> Bier wegen deren Bedeutung die Gesamtzahl der grampositiven<br />

<strong>und</strong> -negativen bierverderbenden Bakterien sowie<br />

die Zahl der coliformen Keime, Escherichia coli mit<br />

e<strong>in</strong>geschlossen, ermittelt.<br />

Betrachtet man die Gesamtzahl von 233 untersuchten offenen<br />

Bierproben, ergibt sich e<strong>in</strong>e Beanstandungsquote<br />

von 19 %. Mängel <strong>in</strong> der Betriebshygiene, v. a. im Schankanlagenbereich,<br />

führen dazu, dass offene Bierproben gegenüber<br />

<strong>in</strong> Flaschen abgefüllten Bieren besonders häufig<br />

beanstandet werden müssen. Dabei waren <strong>in</strong> 2 Proben aus<br />

derselben Brauereigaststätte E.-coli-Keime nachweisbar,<br />

was als grober Hygieneverstoß anzusehen ist.<br />

Insgesamt lässt sich zu offenen Getränken aus Schankanlagen<br />

feststellen, dass kurze Re<strong>in</strong>igungs<strong>in</strong>tervalle ke<strong>in</strong>esfalls<br />

zwangsläufig mit niedrigen Keimzahlen verb<strong>und</strong>en waren:<br />

Auf die sachgerechte Re<strong>in</strong>igung kommt es an!<br />

Eis <strong>und</strong> Desserts<br />

Eis<br />

Bei den <strong>in</strong>sgesamt 1907 untersuchten Eisproben überwiegend<br />

aus handwerklicher Herstellung lag die Beanstandungsquote<br />

bei 21 %. R<strong>und</strong> 11 % der Proben waren aus<br />

mikrobiologischen Gründen auffällig, überwiegend wegen<br />

hoher Gehalte an Enterobacteriaceen bzw. coliformen Keimen.<br />

Erhöhte Gehalte an coliformen Keimen / Enterobacteriaceen<br />

sprechen dafür, dass zur Herstellung des Speiseeises<br />

kontam<strong>in</strong>ierte Rohstoffe verwendet wurden <strong>und</strong> die<br />

Eismasse während des Herstellungsvorgangs nicht<br />

<strong>in</strong> ausreichendem Maße e<strong>in</strong>em keimreduzierenden<br />

Verfahren, z. B. durch Erhitzung<br />

vor dem Ausfrieren, unterworfen wurde.<br />

E<strong>in</strong>e Kontam<strong>in</strong>ation kann jedoch<br />

auch durch e<strong>in</strong>e Sek<strong>und</strong>ärkontam<strong>in</strong>ation<br />

des bereits ausgefrorenen<br />

Speiseeises zustande kommen.<br />

In ke<strong>in</strong>er der untersuchten Speiseeisproben<br />

waren Krankheitserreger<br />

nachweisbar.<br />

Dafür musste e<strong>in</strong>e Speiseeisprobe<br />

aus e<strong>in</strong>em Eiscafé als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />

beurteilt werden. Der im Eis<br />

gef<strong>und</strong>ene Glassplitter konnte als Teil e<strong>in</strong>es<br />

am betreffenden Tag im Eiscafé zerbrochenen<br />

Kelchglases identifiziert werden.<br />

Kennzeichnungsmängel bei lose verkauftem Speiseeis s<strong>in</strong>d<br />

nach wie vor e<strong>in</strong> Problem. Bei zahlreichen Proben fehlte<br />

die Kenntlichmachung der zugesetzten Farbstoffe. Auch auf<br />

die Verwendung von kakaohaltiger Fettglasur wurde nicht<br />

entsprechend h<strong>in</strong>gewiesen. Zur Herstellung von Milcheis<br />

wurde weniger als die vorgeschriebene Menge an Vollmilch<br />

(70 %) verwendet. Der überwiegende Anteil der untersuchten<br />

Vanilleeise wurde nicht mit Vanille (Vanilleschote oder<br />

natürliches Aroma), sondern ausschließlich oder überwiegend<br />

mit Vanill<strong>in</strong> aromatisiert. Solche Erzeugnisse dürfen<br />

nicht als „Vanilleeis“ bezeichnet werden. Um die Irreführung<br />

auf die Spitze zu treiben, werden solche Eise vielfach<br />

mit gemahlenen, aber extrahierten Vanilleschoten versetzt,<br />

denen das wertgebende Aroma entzogen worden war, um<br />

so den E<strong>in</strong>druck natürlicher Vanille noch zu verstärken.


50 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Zuckerwaren, Schokolade <strong>und</strong> Brotaufstriche<br />

Honig<br />

Beanstandungsquote aufgr<strong>und</strong> neuer Kennzeichnungsvorschriften<br />

weiter gestiegen<br />

Von 483 untersuchten Honigproben wurden im Berichtsjahr<br />

173 beanstandet (36 %). Die Auswirkungen der im<br />

Jahr 2004 <strong>in</strong> Kraft getretenen Honigverordnung waren<br />

auch im Berichtsjahr im H<strong>in</strong>blick auf die geänderten Kennzeichnungsvorschriften<br />

verstärkt festzustellen. 94 % der<br />

beanstandeten Proben (im Vorjahr lag die Quote bei 90 %)<br />

wiesen fehlende oder fehlerhafte Kennzeichnungselemente<br />

auf. So waren ke<strong>in</strong>e Angaben über das M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum<br />

vorhanden bzw. nicht <strong>in</strong> der vom Gesetzgeber<br />

vorgegebenen Art <strong>und</strong> Weise. Ebenso verhielt es sich bei<br />

der nun vorgeschriebenen Angabe über den Ursprung des<br />

Honigs. Teilweise fehlte auf der<br />

Fertigpackung auch die Angabe<br />

der Nennfüllmenge oder die Losangabe.<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Jahr mussten<br />

wieder Wabenhonige aus Drittländern<br />

beanstandet werden, da<br />

Waben verwendet wurden, die<br />

nicht brutfreie Zellen aufwiesen.<br />

Aus diesen Wabenzellen konnten<br />

zahlreiche Puppenhüllen isoliert<br />

werden. Weitere Honige wiesen<br />

Hydroxymethylfurfuralgehalte<br />

(HMF) bis zu 208 mg / kg auf. Die<br />

Honigverordnung erlaubt e<strong>in</strong>en<br />

HMF-Gehalt von höchstens 40<br />

mg / kg für Honige mit nicht tropischem<br />

Ursprung. E<strong>in</strong>e Überschreitung<br />

des Höchstgehaltes deutet<br />

auf e<strong>in</strong>e zu lange Lagerung oder<br />

auf e<strong>in</strong>e Wärmeschädigung des<br />

Honigs h<strong>in</strong>. 2 Honigerzeugnissen<br />

wurde Propolis, das Kittharz der<br />

Bienen, zugesetzt. Propolis wird <strong>in</strong><br />

Deutschland gr<strong>und</strong>sätzlich als Arzneimittel<br />

e<strong>in</strong>gestuft, e<strong>in</strong> Zusatz zu<br />

Lebensmitteln ist nicht zulässig.<br />

In 2 Honigen aus Drittländern wurden<br />

Rückstände von Sulfonamiden<br />

nachgewiesen. Sulfonamide<br />

werden als Tierarzneimittel e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong> der EU für die<br />

Anwendung an Bienen nicht zugelassen.<br />

Süßwaren<br />

Brause-Lolly verursacht blutige<br />

Zungen<br />

Nachdem e<strong>in</strong>e Mutter bei ihren K<strong>in</strong>dern<br />

beim Lutschen von Brause-Lollys<br />

blutige Zungen festgestellt hatte, übergab<br />

sie die Lutscher der zuständigen<br />

Lebensmittelüberwachungsbehörde.<br />

Bei der Untersuchung von Beschwerde<br />

<strong>und</strong> Vergleich wurden sehr niedrige<br />

pH-Werte <strong>und</strong> hohe We<strong>in</strong>säuregehalte<br />

festgestellt. Gleichzeitig war e<strong>in</strong> Aufschäumen,<br />

wie es bei Brauseerzeugnissen<br />

üblich ist, kaum zu beobachten.<br />

Die hohe Säurekonzentration <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Konzentration<br />

an pufferndem Natriumhydrogencarbonat<br />

<strong>und</strong> die Reizung durch<br />

das Lecken an der rauen Oberfläche<br />

der Lutscher waren die Ursachen für<br />

die Verletzungen im M<strong>und</strong>bereich.<br />

Die Brause-Lollys wurden als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />

beurteilt. Gr<strong>und</strong><br />

für die hohe We<strong>in</strong>säurekonzentration<br />

war e<strong>in</strong> Dosierfehler bei der Herstellung<br />

der Lollys. Die We<strong>in</strong>säure<br />

wurde versehentlich doppelt dosiert.<br />

Der betroffene Hersteller veranlasste<br />

umgehend e<strong>in</strong>en öffentlichen Rückruf<br />

der betroffenen Ware. Im Herstellerbetrieb<br />

wurden entsprechende Sicherungsmaßnahmen<br />

ergriffen, um e<strong>in</strong>e<br />

Fehldosierung von Zutaten <strong>in</strong> Zukunft<br />

ausschließen zu können.<br />

Alum<strong>in</strong>ium <strong>in</strong> Süßwaren –<br />

e<strong>in</strong> vernachlässigtes Thema?<br />

Bei e<strong>in</strong>er toxikologischen Neubewertung<br />

des geme<strong>in</strong>samen Expertenkomitees<br />

von FAO <strong>und</strong> WHO (JECFA) im<br />

Sommer 2006 wurde die „vorläufige<br />

wöchentlich-tolerierbare Aufnahmemenge“<br />

(PTWI-Wert) für Alum<strong>in</strong>ium<br />

von bislang 7 auf 1 mg / kg Körpergewicht<br />

herabgesetzt. Zwar konnte e<strong>in</strong>e<br />

Beziehung zwischen der Alum<strong>in</strong>iumaufnahme<br />

<strong>und</strong> der Alzheimer-Erkrankung<br />

bisher nicht bestätigt werden, es<br />

liegen aber H<strong>in</strong>weise vor, dass hohe<br />

Alum<strong>in</strong>iumaufnahmen zu Störungen<br />

bei der Fortpflanzung <strong>und</strong> der Entwicklung<br />

des Nervensystems führen<br />

können. Aufgr<strong>und</strong> der Herabsetzung<br />

des PTWI wird seitens des Komitees<br />

befürchtet, dass es <strong>in</strong>sbesondere bei<br />

K<strong>in</strong>dern zu e<strong>in</strong>er deutlichen Überschreitung<br />

der tolerierbaren Alum<strong>in</strong>iumaufnahme<br />

vor allem durch Lebensmittelzusatzstoffe<br />

kommen könnte.<br />

Alum<strong>in</strong>ium ist das dritthäufigste Element<br />

der Erdkruste <strong>und</strong> natürlicher<br />

Bestandteil vieler Lebensmittel.<br />

Grenzwerte für den Alum<strong>in</strong>iumgehalt<br />

<strong>in</strong> Lebensmitteln gibt es nicht. Höhere<br />

Alum<strong>in</strong>iumgehalte <strong>in</strong> Süßwaren<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel nicht natürlichen<br />

Ursprungs sondern stammen aus<br />

den verwendeten alum<strong>in</strong>iumhaltigen


Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche Jahresbericht 2006 51<br />

Konfitüren, Gelees, Fruchtaufstriche<br />

Nach wie vor viele Beanstandungen bei<br />

Direktvermarktern<br />

Zusatzstoffen (z. B.: Trennmittel, Füllmittel<br />

<strong>in</strong> Kaugummis; Überzugsmittel,<br />

Alum<strong>in</strong>iumfarblacke).<br />

Im Jahr 2006 wurde <strong>in</strong> 32 Proben aus<br />

dem Süßwarenbereich der Alum<strong>in</strong>iumgehalt<br />

bestimmt. Die höchsten<br />

Gehalte wiesen gefärbte <strong>und</strong> dragierte<br />

Erzeugnisse auf: dragiertes Lakritz<br />

zwischen 30 <strong>und</strong> 120 mg / kg, dragierte,<br />

gefärbte Kaubonbons bis zu 190<br />

mg / kg <strong>und</strong> Schokol<strong>in</strong>sen sogar bis<br />

zu 320 mg / kg. Daneben wurden<br />

aber auch vergleichbare Produkte mit<br />

deutlich niedrigeren Gehalten festgestellt.<br />

Legt man den PTWI von 1 mg / kg Körpergewicht<br />

zugr<strong>und</strong>e, so ist für e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d bei e<strong>in</strong>em Körpergewicht von<br />

20 kg e<strong>in</strong>e wöchentliche Aufnahmemenge<br />

von 20 mg tolerierbar. Diese<br />

Aufnahmemenge würde beispielsweise<br />

durch den täglichen Konsum von<br />

knapp 20 g Schokol<strong>in</strong>sen (mit durchschnittlich<br />

150 mg / kg Alum<strong>in</strong>ium) bereits<br />

erreicht. Die von der JECFA befürchtete<br />

Überschreitung des PTWI<br />

<strong>in</strong>sbesondere bei K<strong>in</strong>dern sche<strong>in</strong>t je<br />

nach Verzehrsgewohnheiten damit<br />

nicht unrealistisch. Auch wenn derzeit<br />

für e<strong>in</strong>en kausalen Zusammenhang<br />

zwischen Alum<strong>in</strong>iumaufnahme <strong>und</strong><br />

neurodegenerativen Erkrankungen<br />

ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen Belege existieren,<br />

Im Jahr 2006 wurden 250 Proben untersucht, davon waren<br />

66 (26%) zu beanstanden. Hauptsächlich betroffen waren<br />

wie <strong>in</strong> den vergangenen Jahren Erzeugnisse aus der Direktvermarktung,<br />

die wegen Kennzeichnungsmängeln<br />

(59 Proben), <strong>in</strong>sbesondere wegen fehlender Kenntlichmachung<br />

des verwendeten Konservierungsstoffes Sorb<strong>in</strong>säure<br />

(23 Proben), auffielen. Den Direktvermarktern ist<br />

vielfach der Unterschied zwischen Konfitüre, Gelee, Marmelade<br />

<strong>und</strong> Fruchtaufstrich nicht klar. Oftmals wird der<br />

handelsübliche Gelierzucker 2:1 zur Herstellung verwendet,<br />

der Sorb<strong>in</strong>säure als Konservierungsmittel enthält. Da der<br />

Gesamtzuckergehalt bei so hergestellten<br />

Erzeugnissen weniger<br />

als 60 g / 100 g beträgt, dürfen sie<br />

nicht als Konfitüren oder Gelees<br />

ersche<strong>in</strong>t es schon alle<strong>in</strong> aus heitlichen Vorsorgegründen ratsam,<br />

ges<strong>und</strong>bezeichnet<br />

werden. Es handelt<br />

sich vielmehr um Fruchtaufstriche.<br />

Diese dürfen im Gegensatz<br />

die Verwendung alum<strong>in</strong>iumhaltiger<br />

Zusatzstoffe auf technologisch unvermeidbare<br />

Mengen zu beschränken<br />

zu Konfitüren <strong>und</strong> Gelees zwar mit<br />

Sorb<strong>in</strong>säure konserviert werden,<br />

<strong>und</strong> die Zulassung alum<strong>in</strong>iumhaltiger<br />

der Zusatz muss jedoch durch korrekte<br />

Angabe im Zutatenverzeich-<br />

Zusatzstoffe neu zu bewerten.<br />

(Weitere Ergebnisse zu Alum<strong>in</strong>ium <strong>in</strong><br />

nis kenntlich gemacht werden.<br />

Lebensmitteln siehe Kapitel III, Zusatzstoffe,<br />

Aromen).<br />

Bei Zwei- <strong>und</strong> Mehrfrucht-Konfitüren<br />

oder -Gelees aus <strong>in</strong>dustrieller<br />

Bei e<strong>in</strong>er orig<strong>in</strong>alverschlossenen Probe<br />

Halva, e<strong>in</strong>er Süßwarenspezialität bei denen die enthaltenen Früchte<br />

<strong>und</strong> handwerklicher Herstellung,<br />

aus dem vorderasiatischen Raum, namentlich <strong>in</strong> der Verkehrsbezeichnung<br />

angegeben oder selektiv<br />

wurde e<strong>in</strong> ekelerregender Befall mit<br />

Maden <strong>und</strong> Gesp<strong>in</strong>sten festgestellt. durch Bilder hervorgehoben wurden,<br />

fehlte die mengenmäßige An-<br />

E<strong>in</strong>e weitere Probe war muffig <strong>und</strong><br />

überlagert. 5 Halvaproben wurden gabe (Quid-Angabe) der e<strong>in</strong>zelnen<br />

beanstandet, weil sie mit dem sapon<strong>in</strong>haltigen<br />

Aufschlagmittel „Seifen-<br />

wird teilweise die Auffassung ver-<br />

Früchte. Vonseiten der Wirtschaft<br />

krautextrakt“ hergestellt wurden, treten, dass die Angabe des laut<br />

welches <strong>in</strong> Deutschland nicht zugelassen<br />

ist. Die Sachverständigen <strong>in</strong> benen Gesamtfruchtgehaltes auch<br />

Konfitürenverordnung vorgeschrie-<br />

Baden-Württemberg beurteilen Seifenkrautextrakt<br />

e<strong>in</strong>heitlich als nicht zuge-<br />

Nach Ansicht der Lebensmittel-<br />

<strong>in</strong> diesen Fällen ausreichend sei.<br />

lassenen Zusatzstoff.<br />

überwachung ist es für die Wahl<br />

des Verbrauchers jedoch durchaus<br />

ausschlaggebend, ob der Gesamtfruchtgehalt<br />

beispielsweise e<strong>in</strong>er<br />

Erdbeer-Mango-Konfitüre zu 90 %<br />

oder zu 50 % aus Erdbeeren besteht.<br />

Mehrere Erzeugnisse wurden<br />

diesbezüglich beanstandet.


52 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Schokolade<br />

Nussallergiker: Vorsicht bei Schokolade!<br />

Nach geltendem Recht s<strong>in</strong>d allergene Zutaten, die <strong>in</strong> Anlage<br />

3 der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung aufgelistet<br />

s<strong>in</strong>d, ohne Ausnahme im Zutatenverzeichnis anzugeben.<br />

Diese Verpflichtung gilt selbst für kle<strong>in</strong>ste Mengen, die z. B.<br />

über Trägerstoffe von Aromen <strong>und</strong> Zusatzstoffen absichtlich<br />

<strong>in</strong> das Lebensmittel gelangen. Kontam<strong>in</strong>ationen, d. h.<br />

unbeabsichtigt <strong>in</strong> Lebensmittel gelangte Allergene müssen<br />

dagegen nicht gekennzeichnet werden. Schwerpunktmäßige<br />

Untersuchungen von Schokoladenerzeugnissen<br />

<strong>in</strong>sbesondere auf die Allergene Erdnuss <strong>und</strong> Haselnuss<br />

zeigten, dass Kontam<strong>in</strong>ationen mit Haselnuss zum Teil erheblich<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

In 153 auf Erdnuss untersuchten Schokoladenerzeugnissen<br />

war <strong>in</strong> 11 Proben (7 %) Erdnuss nachweisbar.<br />

Die Gehalte lagen zwischen 6 <strong>und</strong> 960<br />

mg / kg. Die Kennzeichnung von zwei der<br />

positiv getesteten Proben enthielt ke<strong>in</strong>en<br />

Spurenh<strong>in</strong>weis auf Erdnuss. Bei Betriebskontrollen<br />

wurde festgestellt, das Schokoladenhersteller<br />

im Überwachungsgebiet<br />

große Anstrengungen zur Vermeidung<br />

von Kontam<strong>in</strong>ationen mit dem<br />

Allergen Erdnuss unternehmen. Teilweise<br />

wird Erdnuss aus dem Produktionsbetrieb<br />

komplett „verbannt“. So<br />

konnte auch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em der untersuchten<br />

Schokoladenerzeugnissen<br />

aus Herstellerbetrieben <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg Erdnuss nachgewiesen<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong> ganz anderes Bild ergibt sich bei Haselnuss. Hier<br />

waren von 140 auf Haselnuss untersuchten laut Zutatenverzeichnis<br />

eigentlich haselnussfreien Proben 81 (58%)<br />

positiv. Davon trugen alle e<strong>in</strong>en Warnh<strong>in</strong>weis auf Spuren<br />

an Nüssen. Bei 37 Proben (26%) lag der Haselnussanteil<br />

unter 100 mg / kg. In 14 Proben wurden Gehalte zwischen<br />

1000 – 10 000 mg / kg gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bei 4 Proben lagen die<br />

Gehalte sogar über 10 g / kg (höchster Wert 23 g / kg). Solche<br />

Gehalte können ke<strong>in</strong>esfalls mehr nur als „Spur“ angesehen<br />

werden. Offensichtlich s<strong>in</strong>d Haselnusskontam<strong>in</strong>ationen,<br />

schon alle<strong>in</strong> aufgr<strong>und</strong> der häufigen Verwendung <strong>in</strong> Schokoladenerzeugnissen<br />

wesentlich schwieriger auszuschließen<br />

als Erdnusskontam<strong>in</strong>ationen. Auch wird das Risiko für den<br />

Verbraucher durch versteckte Haselnussallergene von den<br />

Herstellerfirmen <strong>in</strong> der Regel wesentlich niedriger e<strong>in</strong>gestuft<br />

<strong>und</strong> deshalb auch weniger konsequent verfolgt als<br />

bei Erdnüssen.<br />

In Ermangelung von Grenzwerten wurden formale Beanstandungen<br />

bei Kontam<strong>in</strong>ationen mit allergenen Bestandteilen<br />

nicht ausgesprochen. Bei Kontam<strong>in</strong>ationen über 100<br />

mg / kg (0,01 %) wurde der Hersteller zu e<strong>in</strong>er Optimierung<br />

se<strong>in</strong>es Allergenmanagementkonzeptes aufgefordert.<br />

Für Verbraucher, Hersteller <strong>und</strong> Überwachung wäre e<strong>in</strong>e<br />

Festlegung von Grenzwerten für allergene Bestandteile<br />

wünschenswert, unabhängig davon, ob sie als Zutat oder<br />

durch Kontam<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> das Lebensmittel gelangen. Dadurch<br />

wäre e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Beurteilung von allergenen<br />

Bestandteilen möglich, ohne die Frage der technologischen<br />

Machbarkeit oder der Zumutbarkeit von M<strong>in</strong>imierungskonzepten<br />

mühsam <strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelfall abklären zu müssen.


Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse, Nusserzeugnisse Jahresbericht 2006 53<br />

Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse <strong>und</strong> Nusserzeugnisse<br />

Morph<strong>in</strong> <strong>in</strong> Speisemohn<br />

Süße <strong>und</strong> Bittere Aprikosenkerne<br />

Überhöhte Morph<strong>in</strong>gehalte <strong>in</strong> Speisemohn<br />

hatten zu ernsthaften ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Problemen geführt. E<strong>in</strong><br />

Baby, das zur Beruhigung von se<strong>in</strong>er<br />

Mutter Mohnmilch verabreicht bekommen<br />

hatte, musste ebenso wie e<strong>in</strong>e<br />

Frau, die mit Mohn bestreute Knödel<br />

gegessen hatte, mediz<strong>in</strong>isch betreut<br />

werden.<br />

Morph<strong>in</strong> ist nur <strong>in</strong> den mohnsaftführenden<br />

Teilen der Mohnpflanze enthalten.<br />

Die Mohnsamen selbst enthalten<br />

natürlicherweise ke<strong>in</strong> Morph<strong>in</strong>. Bei der<br />

Ernte <strong>und</strong> Gew<strong>in</strong>nung der Mohnsaat<br />

muss darauf geachtet werden, dass<br />

möglichst ke<strong>in</strong> Mohnsaft auf die Samen<br />

gelangt <strong>und</strong> die Kontam<strong>in</strong>ation<br />

der Samen mit staubigem Abrieb der<br />

vegetativen Pflanzteile so weit wie<br />

möglich reduziert wird. Dies kann<br />

durch e<strong>in</strong>e selektive Ernte von nur<br />

reifen Mohnkapseln <strong>und</strong> die sorgfältige<br />

Re<strong>in</strong>igung der Mohnsamen vor der<br />

Abpackung erreicht werden. E<strong>in</strong>e weitere<br />

Vorsichtmaßnahme ist der Anbau<br />

von morph<strong>in</strong>armen Mohnsorten.<br />

Dem Richtwert des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts<br />

für Risikobewertung (BfR) von 4 µg<br />

Morph<strong>in</strong> je Gramm Mohnsamen genügte<br />

Anfang 2006 ke<strong>in</strong>e der untersuchten<br />

Mohnproben. Die <strong>in</strong>tensive<br />

Beprobung <strong>und</strong> regelmäßige Beanstandung<br />

von Mohnsamen aus dem<br />

E<strong>in</strong>zelhandel wie auch aus handwerklichen<br />

Betrieben führte dazu, dass<br />

die Importeure <strong>und</strong> Hersteller von<br />

Speisemohn die erforderliche deut-<br />

lich erhöhte Sorgfaltspflicht walten<br />

ließen. Insbesondere Ware aus der<br />

Türkei war Ende des Jahres kaum<br />

noch zu beanstanden: Die E<strong>in</strong>haltung<br />

e<strong>in</strong>er guten landwirtschaftlichen Herstellungspraxis<br />

bis h<strong>in</strong> zur manuellen<br />

Ernte, komb<strong>in</strong>iert mit e<strong>in</strong>er sorgfältigen<br />

Aufbereitung der Rohware <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er effektiven Exportuntersuchung<br />

<strong>in</strong> der Türkei, machten sich sehr positiv<br />

bemerkbar.<br />

Untersuchungen des CVUA Stuttgart<br />

belegen, dass der Verbraucher im Rahmen<br />

der küchentechnischen Bearbeitung<br />

auch selbst e<strong>in</strong>en erheblichen<br />

Anteil zur Reduzierung der Morph<strong>in</strong>belastung<br />

beitragen kann, <strong>in</strong>dem die<br />

Mohnsamen vor der Verarbeitung mit<br />

heißem Wasser überbrüht werden.<br />

So reduziert sich der Morph<strong>in</strong>gehalt<br />

auf weniger als 10 %; zugleich verbessert<br />

sich die sensorische Qualität des<br />

Mohns erheblich.<br />

Untersuchungen der CVUAs Karlsruhe<br />

<strong>und</strong> Stuttgart deuten aber auch darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass die Morph<strong>in</strong>reduzierung<br />

beim Backprozess deutlich ger<strong>in</strong>ger<br />

(im Bereich von 55 bis 80 %) ausfällt<br />

als <strong>in</strong> der Literatur beschrieben (bis zu<br />

90 %). Wer bei der Herstellung se<strong>in</strong>es<br />

Mohnkuchens ganz sicher gehen<br />

will, der sollte anstelle von frischen<br />

Mohnsamen e<strong>in</strong>e handelsübliche<br />

Mohnbackmischung verarbeiten. Alle<br />

untersuchten Mohnbackmischungen<br />

wiesen deutlich weniger als 4 µg<br />

Morph<strong>in</strong> / g auf.<br />

In den Jahren 1970 bis 1985 kam es<br />

immer wieder zu Blausäure-Vergiftungen<br />

durch bittere Mandeln, die als<br />

Aromakomponente, vor allem <strong>in</strong> der<br />

Weihnachtsbäckerei, dienten. Dieses<br />

Problem wiederholt sich, da seit<br />

den letzten Jahren verstärkt Aprikosenkerne<br />

auf dem Markt angeboten<br />

werden.<br />

Blausäure kommt <strong>in</strong> Form von Glykosiden<br />

(z. B. Amygdal<strong>in</strong> der bitteren<br />

Aprikosenkerne) natürlich <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

vor. Die Glykoside an sich s<strong>in</strong>d<br />

relativ wenig toxisch, solange ke<strong>in</strong>e<br />

Blausäure freigesetzt wird. Bei der<br />

Zerstörung der Zellstruktur, z. B. beim<br />

Kauen der Samen, f<strong>in</strong>det durch e<strong>in</strong>e<br />

enzymatische Hydrolyse die Aufspaltung<br />

<strong>in</strong> Blausäure, Benzaldehyd <strong>und</strong><br />

Glukose statt. Blausäure ist sowohl <strong>in</strong><br />

flüssiger als auch <strong>in</strong> gasförmiger Form<br />

außerordentlich giftig. Sie blockiert<br />

das Eisen des Hämoglob<strong>in</strong>s der roten<br />

Blutkörperchen <strong>und</strong> stört dadurch die<br />

Sauerstoffaufnahme bei der Atmung.<br />

Die Zelle kann den Sauerstoff nicht<br />

mehr verwerten. Größere Blausäuremengen<br />

können unter Atemnot,<br />

Pupillenerweiterung <strong>und</strong> Krämpfen <strong>in</strong><br />

wenigen Sek<strong>und</strong>en zum Tod führen<br />

(<strong>in</strong>nere Erstickung).<br />

Deshalb muss – wie bei Mandeln –<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Unterscheidung zwischen<br />

„süßen“ <strong>und</strong> „bitteren“ Aprikosenkernen<br />

getroffen werden!<br />

Alle 8 Proben süße Aprikosenkerne,<br />

die im Berichtszeitraum untersucht<br />

Grafik:<br />

Morph<strong>in</strong>gehalt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mohnprobe<br />

<strong>in</strong> % nach<br />

unterschiedlichen<br />

Waschvorgängen<br />

ganz<br />

gemahlen<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Morph<strong>in</strong>_Mohn 2006<br />

Probe kalt sauer kochend kalt sauer kochend kochend fließend fließend<br />

30 s 30 s 30 s 30 m<strong>in</strong> 30 m<strong>in</strong> 30 m<strong>in</strong> 2 m<strong>in</strong> 60 °C 100 °C<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent


54 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

wurden, wiesen e<strong>in</strong>en freisetzbaren<br />

Blausäuregehalt von 20 – 30 mg / kg<br />

auf <strong>und</strong> liegen damit im gleichen Bereich<br />

wie Mandeln. Sie s<strong>in</strong>d damit une<strong>in</strong>geschränkt<br />

genusstauglich <strong>und</strong> völlig<br />

ungefährlich. Aprikosenkerne s<strong>in</strong>d<br />

kle<strong>in</strong>er als Mandeln, schmecken leicht<br />

holziger <strong>und</strong> etwas fruchtiger nach<br />

Aprikose <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Alternative zu<br />

Mandeln. Sie stammen vor allem aus<br />

kontrolliert biologischem Landbau mit<br />

Herkunft Türkei <strong>und</strong> werden <strong>in</strong> Reformhäusern<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Bioläden vertrieben.<br />

Dagegen enthielten 4 Proben bittere<br />

Aprikosenkerne erhebliche Gehalte<br />

an freisetzbarer Blausäure zwischen<br />

1800 <strong>und</strong> 2300 mg / kg.<br />

Durch diesen hohen Gehalt an freisetzbarer<br />

Blausäure ist davon auszugehen,<br />

dass bei Verzehr bereits<br />

ger<strong>in</strong>ger Mengen dieses Lebensmittels<br />

e<strong>in</strong>e Blausäure-Zufuhr erfolgt, die<br />

deutlich über den nach E<strong>in</strong>schätzung<br />

relevanter <strong>in</strong>ternationaler Organisationen<br />

als unbedenklich anzusehenden<br />

täglichen Aufnahmemengen liegen.<br />

Bei Verzehr von ca. 15 bis 20 Gramm –<br />

dies entspricht ca. 40 Kernen mit e<strong>in</strong>em<br />

Durchschnittsgewicht von ca. 0,4<br />

g pro Kern – kann die ger<strong>in</strong>gste tödliche<br />

Dosis für e<strong>in</strong>e Person mit 60 kg<br />

Körpergewicht erreicht werden.<br />

Bei K<strong>in</strong>dern (16 kg, ca. 4 Jahre) würde<br />

dies e<strong>in</strong>er Aufnahme von ca. 4 g oder<br />

10 Kernen entsprechen.<br />

Die nach E<strong>in</strong>schätzung der WHO duldbare<br />

tägliche Aufnahmemenge für<br />

e<strong>in</strong>en Erwachsenen ist bereits nach<br />

Aufnahme e<strong>in</strong>es Kernes überschritten.<br />

E<strong>in</strong>e besondere Gefahr besteht<br />

für K<strong>in</strong>der, wenn bittere Aprikosenkerne<br />

ohne Vorsichtsmaßnahmen im<br />

Haushalt vorrätig gehalten werden.<br />

Bei e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d würde der Verzehr e<strong>in</strong>es<br />

Kernes den Wert der duldbaren<br />

Aufnahmemenge um mehr als das<br />

Doppelte überschreiten.<br />

Solche Produkte könnten jedoch dann<br />

<strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden, wenn<br />

sie auf der Packung deutlich sichtbar<br />

mit Warnh<strong>in</strong>weisen versehen werden,<br />

die den Verbraucher über die Vermeidung<br />

bestimmter, die Ges<strong>und</strong>heit bee<strong>in</strong>trächtigender<br />

Wirkungen <strong>in</strong>formieren.<br />

Weiterh<strong>in</strong> muss e<strong>in</strong>e Empfehlung<br />

Fertiggerichte<br />

Besondere Ernährungsform<br />

Veganismus – mögliche Folgen<br />

E<strong>in</strong>e Veganer<strong>in</strong> (Veganer lehnen aus<br />

ethischen Gründen den Verzehr von<br />

tierischen Lebensmitteln ab) gab an,<br />

dass sie nach dem Verzehr e<strong>in</strong>er Broccoli-Nuss-Ecke<br />

mit Kartoffelstückchen<br />

(potato wedges) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studentenkneipe<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

erlitten habe. Sie vermutete,<br />

dass diese Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

auf das Vorhandense<strong>in</strong> von Lactose<br />

(Milchzucker) im Essen zurückzuführen<br />

wären. Die Bedienung hätte ihr jedes<br />

täglichen Maximal-Verzehrs erfolgen,<br />

jeweils angepasst an den im Produkt<br />

enthaltenen Blausäuregehalt.<br />

Die zur Untersuchung vorgelegten<br />

bitteren Aprikosenkerne waren nicht<br />

mit solchen Warnh<strong>in</strong>weisen bzw. nur<br />

<strong>in</strong> seltenen Fällen mit Verzehrsempfehlungen<br />

versehen.<br />

Der Verzehr von „bitteren“ Aprikosenkernen<br />

wird – zuallererst im Internet –<br />

als paramediz<strong>in</strong>ische Maßnahme für<br />

die Prävention oder als Heilmittel <strong>in</strong><br />

der alternativen Krebstherapie propagiert.<br />

Die Empfehlungen zielen auf<br />

nicht wissenschaftlich anerkannte,<br />

therapeutische Wirkungen ab <strong>und</strong> lassen<br />

die für Lebensmittel anzuwendenden<br />

Sicherheitsaspekte <strong>in</strong> gefährlicher<br />

Weise außer Acht.<br />

Tofu aus dem E<strong>in</strong>zelhandel mit<br />

ausreichender Haltbarkeitsreserve<br />

Zahlreiche Tofuproben aus dem E<strong>in</strong>zelhandel<br />

waren h<strong>in</strong>sichtlich ihrer<br />

mikrobiologischen Qualität <strong>und</strong> ihrer<br />

sensorischen Eigenschaften nicht zu<br />

beanstanden, sie wiesen e<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Haltbarkeitsreserve auf.<br />

doch ausdrücklich versichert, dass<br />

die Erzeugnisse für Veganer geeignet<br />

seien. In der Speisekarte war<br />

die Broccoli-Nuss-Ecke unter der<br />

Rubrik Vollwert aufgeführt. Auf der<br />

Orig<strong>in</strong>alverpackung befand sich die<br />

Angabe „geeignet zur ovo-vegetarischen<br />

Ernährung“. Beide Lebensmittel<br />

enthielten nachweislich vom<br />

Hersteller aus ke<strong>in</strong>e Bestandteile<br />

tierischen Ursprungs bzw. Lactose.<br />

Für Personen mit extremen Ernährungsformen<br />

wäre es jedoch<br />

ratsam, entweder noch genauere<br />

Informationen über die im Restaurant<br />

zubereiteten Lebensmittel<br />

e<strong>in</strong>zuholen oder Restaurants, die<br />

nicht vegane Lebensmittel anbieten,<br />

zu meiden.


Fertiggerichte Jahresbericht 2006 55<br />

Zusatzstoffe<br />

Asiatische Trockenfertiggerichte, so<br />

genannte Instant-Nudeln mit z. B.<br />

Huhngeschmack, wurden verstärkt<br />

auf e<strong>in</strong>en Gehalt an Antioxidationsmitteln<br />

<strong>in</strong> den frittierten Nudeln sowie<br />

im der Packung beigefügten Fett<br />

untersucht. Nach der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung<br />

s<strong>in</strong>d die Antioxidationsmittel<br />

Butylhydroxyanisol<br />

(BHA) <strong>und</strong> Butylhydroxytoluol (BHT)<br />

zugelassen. Antioxidationsmittel verlängern<br />

die Haltbarkeit von Lebensmitteln,<br />

<strong>in</strong>dem sie diese vor schädlichen<br />

Auswirkungen der Oxidation, wie<br />

Ranzigwerden von Fett <strong>und</strong> Farbveränderungen<br />

schützen <strong>und</strong> damit die<br />

Lebensmittel vor wertm<strong>in</strong>dernden Veränderungen<br />

<strong>in</strong> Aussehen, Geruch <strong>und</strong><br />

Geschmack schützen. Häufig fehlte<br />

die vorgeschriebene Kennzeichnung<br />

bzw. Kenntlichmachung der nachgewiesenen<br />

Antioxidationsmittel.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er Schwerpunktaktion<br />

wurde der Gehalt an Glutamat <strong>in</strong><br />

Lebensmitteln aus Ch<strong>in</strong>arestaurants<br />

untersucht. Diese hatten wiederholt<br />

hohe Gehalte dieses geschmacksverstärkernden<br />

Stoffes, wobei e<strong>in</strong>e<br />

Kenntlichmachung auf der Speisekarte<br />

„mit Geschmacksverstärker“ häufig<br />

fehlte. Bei e<strong>in</strong>er Probe war die <strong>in</strong> der<br />

Zusatzstoff-Zulassungsverordnung angegebene<br />

Höchstmenge von 10 g / kg<br />

um mehr als die Hälfte überschritten.<br />

Derartige Lebensmittel s<strong>in</strong>d nicht verkehrsfähig<br />

<strong>und</strong> dürfen nicht an Verbraucher<br />

abgegeben werden.<br />

Bei Proben aus Handwerks- <strong>und</strong> Gastronomiebetrieben<br />

wie beispielsweise<br />

belegte Brötchen aus Bäckereien<br />

oder Metzgereien, Menüs <strong>und</strong> Menübestandteile<br />

aus Gaststätten, Kant<strong>in</strong>en<br />

oder Imbissbuden, fehlte häufig<br />

die Kenntlichmachung von Zusatzstoffen<br />

(Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe,<br />

Farbstoffe).<br />

Weitere Kennzeichnungsmängel wurden<br />

bei Pizzen mit „Sch<strong>in</strong>ken“ <strong>und</strong> bei<br />

belegten Brötchen „mit Kochsch<strong>in</strong>ken“<br />

festgestellt, da „Formfleischsch<strong>in</strong>ken“<br />

ohne ausreichende Kenntlichmachung<br />

verwendet wurde. Bei<br />

e<strong>in</strong>em Formfleischsch<strong>in</strong>kenerzeugnis<br />

handelt es sich nach allgeme<strong>in</strong>er Verkehrsauffassung<br />

<strong>und</strong> Herstellerüb-<br />

lichkeit um e<strong>in</strong> Erzeugnis, das aus<br />

Fleischstücken zu e<strong>in</strong>er größeren<br />

E<strong>in</strong>heit zusammengefügt wird, wobei<br />

der Gewebeverband der Fleischstücke<br />

im Wesentlichen erhalten bleibt. Die<br />

Bezeichnung „Sch<strong>in</strong>ken“ ist aufgr<strong>und</strong><br />

der fehlenden weiteren Angaben zur<br />

Kenntlichmachung der abweichenden<br />

Zusammensetzung zur Irreführung geeignet.<br />

Die Kenntlichmachung muss <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit der Verkehrsbezeichnung<br />

erfolgen.<br />

3 Brötchen mit Schnitzel wurden beanstandet,<br />

da der Panadeanteil des<br />

Schnitzels zu hoch war <strong>und</strong> somit nicht<br />

der Verkehrsauffassung der Leitsätze<br />

für Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse<br />

entsprach.<br />

Gefüllte Teigtaschen (Börek) mit Sp<strong>in</strong>at<br />

oder Schafskäse waren wiederholt<br />

ohne Kühlung gelagert <strong>und</strong> im Inneren<br />

mäßig bis stark verschimmelt.<br />

Die meisten Beanstandungen betrafen<br />

wie <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

Mängel <strong>in</strong> der Kennzeichnung, vor allem<br />

bei importierten asiatischen oder<br />

osteuropäischen Produkten.<br />

Verbraucherbeschwerdeproben: Von Fremdkörpern <strong>in</strong> Sternen bis h<strong>in</strong> zu kriechenden Käfern<br />

• E<strong>in</strong>e Probe „Käse-Sterne“ wurde mit Verdacht auf Mäusekot abgegeben. Es handelte sich jedoch um fleischartige<br />

dunkelwe<strong>in</strong>rote Fasern. Die ursprüngliche Bezeichnung des Produktes lautete: Cheese <strong>und</strong> Bacon Stars.<br />

• Bei e<strong>in</strong>em Käsebrötchen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Brot derselben Bäckerei waren auf der Unterseite Insektenbestandteile<br />

identifizierbar.<br />

• E<strong>in</strong>e italienische Hackfleischsoße im Glas enthielt e<strong>in</strong>en etwa 2 cm großen „gummiartigen“ Bestandteil, der<br />

als Blutgefäßwand identifiziert werden konnte. Dies lässt auf e<strong>in</strong>e schlechte Rohstoffauswahl schließen.<br />

• In e<strong>in</strong>er Lasagneprobe war e<strong>in</strong> Milchzahn enthalten (siehe Foto).<br />

• E<strong>in</strong>e Beschwerdeprobe Gemüsefrikadellen war aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es schwarzen, sehr harten, scharfkantigen <strong>und</strong><br />

kunststoffartigen Fremdkörpers als ges<strong>und</strong>heitsschädlich zu beurteilen (siehe Foto).<br />

• Dürüm (gerollter Döner) aus e<strong>in</strong>em Schnellimbiss wies e<strong>in</strong>en muffigen Geruch <strong>und</strong> Schimmelbefall am Teig auf.<br />

• E<strong>in</strong>e Pizza aus e<strong>in</strong>em Schnellimbiss wurde vom Verbraucher wegen e<strong>in</strong>es „hervorkriechenden Käfers“ als<br />

Beschwerde abgegeben. Es handelte sich dabei jedoch um Pflanzenfasern.


56 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Diätetische Lebensmittel, Säugl<strong>in</strong>gsnahrung <strong>und</strong> Sportler<br />

Diätetische Lebensmittel<br />

Vorbeugung oder / <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e günstige Bee<strong>in</strong>flussung bestehender ernährungsbed<strong>in</strong>gter<br />

Erkrankungen durch e<strong>in</strong>e diätetische Behandlung ist vielfach möglich. Ob jedoch e<strong>in</strong>zelne<br />

Stoffe bzw. Stoffgemische wie „Zimt“ bei Diabetes oder Kollagen-Hydrolysate bei<br />

degenerativen Gelenkerkrankungen wie Arthrose hilfreich s<strong>in</strong>d, ist mehr als fraglich …<br />

„Zimt gegen Zucker“<br />

Für Diabetiker angebotene Zimtkapseln mit H<strong>in</strong>weisen auf<br />

e<strong>in</strong>e „blutzuckerregulierende“ Wirkung wurden nicht mehr<br />

als Lebensmittel sondern als Arzneimittel e<strong>in</strong>gestuft. Der<br />

<strong>in</strong> den Kapseln enthaltene Zimt wurde auch auf Cumar<strong>in</strong><br />

untersucht, e<strong>in</strong> Erzeugnis wurde wegen des überhöhten<br />

Cumar<strong>in</strong>gehalts als „ges<strong>und</strong>heitsschädlich“ beurteilt<br />

(Weitere Ergebnisse zu Cumar<strong>in</strong> siehe Kapitel Getreide,<br />

Backwaren,Teigwaren <strong>und</strong> Kapitel Nahrungsergänzungsmittel).<br />

Diabetiker-Lebensmittel offen im Angebot?<br />

Diätetische Lebensmittel e<strong>in</strong>schließlich Diabetiker-Lebensmittel<br />

dürfen nur <strong>in</strong> Fertigpackungen <strong>in</strong> den Verkehr gebracht.<br />

Der S<strong>in</strong>n dieser Regelung besteht dar<strong>in</strong>, dass die<br />

Verwechslungsgefahr mit „normalen“ Lebensmitteln möglichst<br />

ger<strong>in</strong>g gehalten wird <strong>und</strong> dass Diabetiker die für sie<br />

wichtigen Informationen (z. B. Gehalt an Zucker, verwertbaren<br />

Kohlenhydraten, Brote<strong>in</strong>heiten) der Kennzeichnung<br />

entnehmen können. Ausnahmen von der Fertigpackungspflicht<br />

bestehen für Diabetiker-Lebensmittel nur, wenn sie<br />

an Ort <strong>und</strong> Stelle verzehrt werden (z. B. Eis <strong>in</strong> der Waffel,<br />

Diabetiker-Kuchen im Café) sowie für Diabetiker-Backwaren.<br />

Besonders um die Weihnachts- <strong>und</strong> Osterzeit werden<br />

andere Diabetiker-Lebensmittel wie Pral<strong>in</strong>en, Schokoladenwaren,<br />

Dauergebäck <strong>in</strong> der offenen Angebotsform angetroffen<br />

– dies ist jedoch aus den beschriebenen Gründen<br />

nicht zulässig.<br />

Bilanzierte Diäten bei degenerativen Gelenkerkrankungen<br />

wie Arthrose<br />

Gemäß der Def<strong>in</strong>ition <strong>in</strong> der Diätverordnung dienen Lebensmittel<br />

für besondere mediz<strong>in</strong>ische Zwecke (Bilanzierte<br />

Diäten) der Deckung e<strong>in</strong>es mediz<strong>in</strong>isch bed<strong>in</strong>gten spezifischen<br />

Nährstoffbedarfs. Es erfolgt jedoch ke<strong>in</strong>e Therapie<br />

mit e<strong>in</strong>em gegen die Krankheitsursache gerichteten Heilmittel.<br />

Dennoch werden immer wieder Erzeugnisse <strong>in</strong> den<br />

Verkehr gebracht, die dem Verbraucher laut Kennzeichnung<br />

e<strong>in</strong>e Heilwirkung suggerieren.<br />

Degenerative Gelenkerkrankungen bzw. -verschleiß wie<br />

Arthrose stellen e<strong>in</strong>e häufige ges<strong>und</strong>heitliche Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

der Bevölkerung dar. Neben e<strong>in</strong>er Vielzahl von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

zur Vorbeugung lagen 2006 auch<br />

ergänzende bilanzierte Diäten mit Anwendungsgebieten<br />

wie „zur diätetischen Behandlung von Arthritis <strong>und</strong> Arthrose“<br />

oder: „bei beanspruchten bzw. abgenutzten Gelenken<br />

<strong>und</strong> Knorpeln“ zur Beurteilung vor.<br />

Die Wirksamkeit derartiger Produkte soll laut Herstellerangaben<br />

auf der Zufuhr von Kollagen-Hydrolysat,<br />

Glucosam<strong>in</strong>(sulfat) oder Chondroit<strong>in</strong>(sulfat) sowie von<br />

Methylsulfonylmethan beruhen.<br />

Ob bei Arthrosebeschwerden der Gelenke e<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>isch<br />

bed<strong>in</strong>gter Nährstoffbedarf im S<strong>in</strong>ne der Diätverordnung<br />

vorliegt, muss als sehr fraglich beurteilt werden. Von e<strong>in</strong>er<br />

wissenschaftlich h<strong>in</strong>reichend gesicherten positiven Wirkung<br />

kann derzeit nicht ausgegangen werden. Die Funktionalität<br />

von Knochen <strong>und</strong> Gelenken ist an e<strong>in</strong>e adäquate Nährstoffzufuhr<br />

geb<strong>und</strong>en. Für die „Ernährung“ der Knochen <strong>und</strong><br />

Gelenke ist wie für den gesamten übrigen menschlichen<br />

Organismus e<strong>in</strong>e ausreichende Zufuhr von Wasser, Eiweiß,<br />

Kohlenhydraten, Fetten, essenziellen Fettsäuren, M<strong>in</strong>eralstoffen,<br />

Spurenelementen <strong>und</strong> Vitam<strong>in</strong>en erforderlich.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus besteht ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Verkehrsauffassung,<br />

dass Glucosam<strong>in</strong>, Chondroit<strong>in</strong> oder Methylsulfonylmethan<br />

überwiegend wegen ihres Nähr-, Geruchs- oder<br />

Geschmackswertes oder als Genussmittel verwendet<br />

werden. Diese Stoffe werden auch üblicherweise weder<br />

selbst als Lebensmittel verzehrt noch als charakteristische<br />

Zutaten e<strong>in</strong>es Lebensmittels verwendet. In isolierter oder<br />

angereicherter Form handelt es sich um zulassungspflichtige<br />

Zusatzstoffe. E<strong>in</strong>e lebensmittelrechtliche Zulassung für<br />

bilanzierte Diäten besteht jedoch derzeit nicht. Daher s<strong>in</strong>d<br />

derartig zusammengesetzte Lebensmittel für besondere<br />

mediz<strong>in</strong>ische Zwecke (Bilanzierte Diäten) nicht verkehrsfähig.


Diätetische Lebensmittel, Säugl<strong>in</strong>gs-, Sportlernahrung Jahresbericht 2006 57<br />

nahrung<br />

Sojaeiweiß ernährt wurden. Die festgestellten Gehalte an<br />

Isoflavonen von <strong>in</strong> Deutschland angebotener Säugl<strong>in</strong>gsnahrung<br />

lagen zwischen 10 <strong>und</strong> 18 mg je 100 g entsprechend<br />

e<strong>in</strong>er täglichen Aufnahmemenge von 10 – 18 mg. Die derzeit<br />

auf dem Markt bef<strong>in</strong>dlichen Produkte stellen bilanzierte<br />

Diäten dar <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d diesbezüglich als sicher anzusehen.<br />

Das bedeutet gleichzeitig auch, dass sie nur mit begründeter<br />

Indikation (z. B. seltene angeborene Laktose<strong>in</strong>toleranz,<br />

Galaktosämie) <strong>und</strong> „unter ärztlicher Aufsicht“ verwendet<br />

werden sollen.<br />

Sportlernahrung<br />

Diätetische Lebensmittel für Säugl<strong>in</strong>ge<br />

<strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />

Da diese Erzeugnisse für e<strong>in</strong>e besonders empf<strong>in</strong>dliche Verbrauchergruppe<br />

bestimmt s<strong>in</strong>d, werden sie regelmäßig auf<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von Inhaltstoffen <strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten untersucht.<br />

Beanstandungen der Zusammensetzung waren erfreulicherweise<br />

selten, gelegentlich waren kle<strong>in</strong>ere Mängel<br />

v. a. bei der Nährwert-Kennzeichnung feststellbar.<br />

Eisengehalte <strong>in</strong> fleischhaltiger Beikost<br />

Fleisch ist nach der E<strong>in</strong>führung von Beikost e<strong>in</strong>e der wichtigsten<br />

Kostkomponenten für die Eisenversorgung von<br />

Säugl<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern. Entsprechend der rechtlichen<br />

Vorgaben der Diät-Verordnung müssen derartige Erzeugnisse<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Fleischanteil von 8 % (ca. 15 g pro<br />

190-g-Mahlzeit) enthalten, e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>dest-Eisengehalt ist dagegen<br />

nicht vorgeschrieben. Die festgestellten Eisengehalte<br />

<strong>in</strong> diesen Produkten betrugen 0,2 – 1,2 mg / Mahlzeit, die<br />

von der Deutschen, Schweizerischen <strong>und</strong> Österreichischen<br />

Gesellschaften für Ernährung (DACH) empfohlene Tageszufuhr<br />

für Säugl<strong>in</strong>ge im Alter von 4 – 12 Monaten beträgt<br />

8 mg. Die untersuchten Mahlzeiten lieferten demnach nur<br />

2,5 – 15 % des Tagesbedarfs an Eisen. Die Festlegung e<strong>in</strong>es<br />

M<strong>in</strong>dest-Eisengehaltes für derartige Erzeugnisse ist daher<br />

wünschenswert.<br />

Die Werbung für „Sportlergetränke“ ist breit gefächert –<br />

sie reicht von moderaten Werbeaussagen mit „sportivem<br />

Touch“ (z. B. Sport-Schorle, Alles was Du beim Sport<br />

brauchst) bis h<strong>in</strong> zu Getränken, die für Leistungssportler<br />

extra ausgewiesen s<strong>in</strong>d (z. B. Isotonischer Marathon-Dr<strong>in</strong>k).<br />

Die Unterschiede <strong>in</strong> der Zusammensetzung s<strong>in</strong>d vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>g: die Zuckergehalte liegen zwischen 40 <strong>und</strong><br />

90 g pro Liter <strong>und</strong> die meisten s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er ganzen Reihe<br />

von B-Vitam<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>ige noch zusätzlich mit Calcium,<br />

Magnesium <strong>und</strong> Kalium angereichert. Dagegen wird der<br />

wichtige M<strong>in</strong>eralstoff Natrium – wegen der Schweißverluste<br />

– nur bei e<strong>in</strong>igen Erzeugnissen berücksichtigt. Die<br />

meisten Sportlergetränke s<strong>in</strong>d isoton bis leicht hypoton,<br />

d. h. sie werden rasch resorbiert, weil das Getränk <strong>in</strong> etwa<br />

die gleiche „gelöste Menge an Teilchen“ besitzt wie das<br />

Blutplasma. Für die meisten Anwendungen im Freizeitsport-Bereich<br />

können alternativ M<strong>in</strong>eralwasser oder verdünnte<br />

Fruchtsaftschorlen als rascher Flüssigkeitsersatz<br />

verwendet werden. Lediglich im Leistungssportbereich<br />

z. B. bei extremen Langzeit-Ausdauersportarten oder beim<br />

„Gewichtmachen durch Flüssigkeitsentzug“ bei bestimmten<br />

Kampfsportarten kann e<strong>in</strong> speziell konzipiertes Getränk<br />

für den dann zw<strong>in</strong>gend erforderlichen raschen Flüssigkeitsersatz<br />

sorgen.<br />

Isoflavongehalte <strong>in</strong> Säugl<strong>in</strong>gsnahrung auf Sojabasis<br />

Sojaprote<strong>in</strong>e enthalten Isoflavone, sek<strong>und</strong>äre Pflanzen<strong>in</strong>haltsstoffe<br />

mit östrogener Wirksamkeit – wenn auch <strong>in</strong> weit<br />

ger<strong>in</strong>gerem Maße als die menschlichen Sexualhormone.<br />

In der wissenschaftlichen Literatur f<strong>in</strong>den sich H<strong>in</strong>weise<br />

auf mögliche unerwünschte E<strong>in</strong>flüsse auf den Hormonstatus<br />

bei Säugl<strong>in</strong>gen, die mit Formulanahrung auf Basis von


58 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Von 366 Proben waren 175 zu beanstanden (48%). Wie schon seit vielen Das BVL nimmt die Anzeigen nur<br />

Jahren betrafen die meisten Beanstandungen irreführende Angaben entgegen, führt aber selbst ke<strong>in</strong>erlei<br />

(etwa 30 % aller Proben) <strong>und</strong> Kennzeichnungsmängel (etwa 30 % aller Überprüfungen durch. Es <strong>in</strong>formiert lediglich<br />

die für den Hersteller / Vertrei-<br />

Proben). Verhältnismäßig oft wurde auch festgestellt, dass nicht zugelassene<br />

Zusatzstoffe wie z. B. stark angereicherte sek<strong>und</strong>äre Pflanzenstoffe ber zuständigen B<strong>und</strong>esländer über<br />

verwendet wurden (11 % der Proben).<br />

den Inhalt der Anzeigen, damit von<br />

Bei immerh<strong>in</strong> 4 % der untersuchten, als „Nahrungsergänzungsmittel“ dort aus gegebenenfalls e<strong>in</strong>e Überprüfung<br />

der Produkte vorgenommen<br />

bezeichneten Proben handelte es sich aufgr<strong>und</strong> der Zusammensetzung<br />

oder Aufmachung nicht um Lebensmittel, sondern um Arzneimittel. werden kann.<br />

Der Inhalt der Anzeigen spricht dafür,<br />

Internethandel – e<strong>in</strong> rechtsfreier Raum? dass vielen Firmen die lebensmittelrechtlichen Vorschriften<br />

nicht ausreichend bekannt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ihnen nicht klar<br />

Fast alle Nahrungsergänzungsmittel s<strong>in</strong>d heute auch über<br />

ist, wann e<strong>in</strong> Produkt als Arzneimittel <strong>und</strong> wann als Lebensmittel<br />

anzusehen ist. Etliche angezeigte „Nahrungs-<br />

den Internethandel beziehbar. Hierbei ist mitunter das Erzeugnis<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er orig<strong>in</strong>alen Verpackung lebensmittelrechtlich<br />

nicht zu beanstanden, während die Bewerbung<br />

ergänzungsmittel“ waren nämlich wegen den<br />

ausgelobten Wirkungen als Arzneimittel<br />

auf den zugehörigen Internetseiten – teilweise<br />

nach Bezeichnung, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen sogar<br />

wegen der Zusammensetzung<br />

grob – irreführend ist.<br />

Folgt man den Aussagen der Werbung –<br />

als Arzneimittel nach Funktion<br />

besonders im Internet – bietet die Produktgruppe<br />

der Nahrungsergänzungs-<br />

e<strong>in</strong>zustufen.<br />

Obwohl den Firmen bekannt<br />

mittel für jeden Verbraucherwunsch<br />

ist, dass ihre Anzeigen an die<br />

das passende „Mittelchen“. Ob gegen<br />

Lebensmittelüberwachung<br />

Alterung, Fettpölsterchen, Gelenkbeschwerden<br />

oder Herz<strong>in</strong>farkt – mithilfe<br />

weitergeleitet werden, waren<br />

ihnen überraschend oft unzulässige<br />

Werbeaussagen oder un-<br />

dieser Präparate soll den unliebsamen<br />

Begleitersche<strong>in</strong>ungen des Lebens angeblich<br />

beizukommen se<strong>in</strong>.<br />

serer Auffassung nach unzulässige<br />

Zutaten zu entnehmen. Z. B. werden<br />

Die Anpreisungen sollten unbed<strong>in</strong>gt kritisch<br />

isolierte oder stark angereicherte sek<strong>und</strong>äre<br />

Pflanzenstoffe oder aus tierischem Mate-<br />

betrachtet werden. Je verlockender sie kl<strong>in</strong>gen,<br />

umso mehr Vorsicht ist geboten. In vielen Fällen werden<br />

rial gewonnene Stoffe wie Glucosam<strong>in</strong>e, Chondroit<strong>in</strong> oder<br />

Ges<strong>und</strong>heitsgefahren verschwiegen, oft ist auch nur das<br />

Methylsulfonylmethan verwendet, die u. E. bei Nahrungsergänzungsmitteln<br />

nicht zulässig s<strong>in</strong>d. Bei diesen Stoffen<br />

Geld weg – ohne die versprochenen Wirkungen. Auf die Kulanz<br />

unbekannter Internetanbieter sollte man besser nicht<br />

handelt es sich nicht um Nährstoffe oder charakteristische<br />

hoffen. Selbst berechtigte Reklamationen laufen häufig<br />

Lebensmittelzutaten. Sie müssten daher erst lebensmittelrechtlich<br />

zugelassen werden, weil sie den Zusatzstoffen<br />

<strong>in</strong>s Leere, weil die im Internet angegebene Adresse nicht<br />

(mehr?) existiert oder die Ansprüche <strong>in</strong> fernen Ländern<br />

gleichgestellt s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d derzeit zur Frage der<br />

durchgesetzt werden müssten.<br />

Gleichstellung bestimmter Stoffe mit Lebensmittelzusatzstoffen<br />

noch e<strong>in</strong>ige Gerichtsverfahren anhängig, weil vom<br />

Erfahrungen mit dem Anzeigeverfahren<br />

BVL gegen anderslautende höchstrichterliche Urteile Revision<br />

e<strong>in</strong>gelegt wurde. Es bleibt also abzuwarten, wie die<br />

für Nahrungsergänzungsmittel<br />

Mit der Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung (NEMV) nächste Instanz entscheidet.<br />

vom Mai 2004 wurde für Nahrungsergänzungsmittel e<strong>in</strong> Von der Flut angezeigter Produkte aus Baden-Württemberg<br />

Anzeigeverfahren e<strong>in</strong>geführt. Spätestens beim ersten Inverkehrbr<strong>in</strong>gen<br />

müssen sie nun beim B<strong>und</strong>esamt für Ver-<br />

überprüft werden. Schon die Probenahme gestaltete sich<br />

konnte aus Kapazitätsgründen erst e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Prozentsatz<br />

braucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit (BVL) unter Vorlage<br />

e<strong>in</strong>es Etikettenmusters angezeigt werden. Obwohl benen Adressen die Produkte nicht immer verfügbar oder<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen recht schwierig. So waren bei den angege-<br />

die Übergangsregelungen noch bis November 2005 liefen, selbst bei mehrfachem Versuchen war niemand erreichbar.<br />

wurden schon damals e<strong>in</strong>ige Produkte beim BVL angezeigt. E<strong>in</strong>ige Nahrungsergänzungsmittel waren auch schon relativ<br />

Im Jahr 2006 kam es dann zu e<strong>in</strong>er Anzeigenflut, die bisher bald nach ihrer Anzeige nicht mehr im Handel.<br />

noch nicht abgeebbt ist.


Nahrungsergänzungsmittel Jahresbericht 2006 59<br />

Lachsöl – wirklich vom Lachs?<br />

Wie bereits im Vorjahr wurden als „Lachsöl“ bezeichnete<br />

Proben auf die Identität des enthaltenen Fischöls geprüft.<br />

Nur 2 von 13 Proben wiesen das charakteristische Fettsäuremuster<br />

von Lachsen auf.<br />

Verschiedene Rohstoffzertifikate belegen, dass es sich<br />

bei den im Zutatenverzeichnis deklarierten „Lachsölen“<br />

oder „Lachsölkonzentraten“ um Öl von Fischen aus der<br />

Ordnung Salmoni formes („Lachsfische“) oder um Öl des<br />

Capel<strong>in</strong> (Mallotus villosus) handelt. Die Standardisierung<br />

auf den gewünschten Omega-3-Fettsäuregehalt erfolgt<br />

durch Kaltfiltration <strong>und</strong> durch Zusatz von Fischölen der<br />

Gattung Oncorrhynchus.<br />

Welcher Fisch ist aus Sicht des Verbrauchers nun e<strong>in</strong><br />

„Lachs“? Alle Recherchen zu dem Begriff – ob er traditionell,<br />

umgangssprachlich, küchentechnisch, wissenschaftlich<br />

oder handelsrechtlich verstanden wird, ergaben, dass<br />

im allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch ausschließlich Fische der<br />

Art Salmo salar <strong>und</strong> aus der Gattung Oncorrhynchus als<br />

„Lachs“ bezeichnet werden. Die Ausdehnung dieses Begriffes<br />

auf die taxonomisch weit entfernte gesamte Ordnung<br />

der „Lachsfische“ Salmoni formes ist nicht berechtigt.<br />

Algen – R<strong>und</strong>umversorgung mit<br />

Nährstoffen?<br />

Von 15 Proben, deren Angaben näher überprüft wurden,<br />

waren nur 2 nicht zu beanstanden. Die Nährwertgehalte<br />

waren häufig zu hoch angegeben. Zudem wurde verschwiegen,<br />

dass bei E<strong>in</strong>haltung der Verzehrsempfehlung<br />

(i. d. R. 3 – 12 Tabletten) der Tagesbedarf an den meisten genannten<br />

Nährstoffen nur zu e<strong>in</strong>em unbedeutenden Anteil<br />

gedeckt wird. Insbesondere bei Internetangeboten werden<br />

<strong>in</strong> irreführender Weise durch „frisierte“ Maße<strong>in</strong>heiten hohe<br />

Zahlenwerte dargestellt <strong>und</strong> so dem Verbraucher hohe<br />

Gehalte suggeriert.<br />

Diese Algen enthalten die meisten der beworbenen Nährstoffen<br />

nicht <strong>in</strong> so hohen Mengen, dass schon e<strong>in</strong> Verzehr<br />

von wenigen Gramm pro Tag zur Nahrungsergänzung ausreicht.<br />

In vergleichbaren Mengen wie Gemüse verzehrt,<br />

könnten sie aber durchaus e<strong>in</strong> hochwertiger Ernährungsbeitrag<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Cumar<strong>in</strong>gehalt von Zimtkapseln<br />

Die Ergebnisse von Humanstudien deuten darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

durch den Verzehr von mehreren Gramm Cassia-Zimtpulver<br />

bzw. -Zimtextrakt pro Tag der Blutzuckerspiegel von<br />

Diabetikern günstig bee<strong>in</strong>flusst werden kann, allerd<strong>in</strong>gs<br />

s<strong>in</strong>d weitere Studien zur Absicherung erforderlich. Dennoch<br />

br<strong>in</strong>gen etliche Firmen nun „Zimtkapseln“ zur Senkung<br />

des Blutzuckers als „Nahrungsergänzungsmittel“ für Diabetiker<br />

<strong>in</strong> den Verkehr. Mit dieser Zweckbestimmung s<strong>in</strong>d<br />

Zimtkapseln jedoch nach e<strong>in</strong>helliger Auffassung des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut<br />

für Risikobewertung (BfR) <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts<br />

für Arzneimittel <strong>und</strong> Mediz<strong>in</strong>produkte (BfArM) ke<strong>in</strong>e<br />

Lebensmittel mehr, sondern Arzneimittel. Sie dürfen dann<br />

nicht als „Nahrungsergänzungsmittel“ oder „diätetische<br />

Lebensmittel“ vertrieben werden.<br />

Mit den „Zimtkapseln“ werden täglich Gramm-Mengen<br />

von Zimt (oder die entsprechende Menge Zimtextrakt) verzehrt,<br />

das ist erheblich mehr, als durch mit Zimt gewürzte<br />

Lebensmittel aufgenommen wird. Es ist ferner bekannt,<br />

dass Cassia-Zimt im Gegensatz zum Ceylon-Zimt sehr hohe<br />

Gehalte an Cumar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em toxikologisch problematischen<br />

Inhaltsstoff, aufweist. Um die Cumar<strong>in</strong>-Belastung der Verbraucher<br />

durch die „Zimtkapseln“ festzustellen, wurde ihr<br />

Cumar<strong>in</strong>gehalt überprüft. Erwartungsgemäß enthielten viele<br />

Kapseln Cassia-Zimtpulver, daher waren die gef<strong>und</strong>enen<br />

Cumar<strong>in</strong>mengen bezogen auf die Tagesverzehrsmengen<br />

entsprechend hoch. Die Proben, die wässrigen Zimtextrakt<br />

enthielten, wiesen dagegen nur ger<strong>in</strong>ge Cumar<strong>in</strong>gehalte<br />

auf.<br />

Da bei Zimtpräparaten mit e<strong>in</strong>em Verzehr über e<strong>in</strong>en längeren<br />

Zeitraum gerechnet werden muss, wurden die beiden<br />

Proben, bei denen der TDI zu über 100 % ausgeschöpft<br />

war, als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beurteilt. Die zwei cumar<strong>in</strong>freien<br />

Proben enthielten wahrsche<strong>in</strong>lich Ceylon-Zimt; bei<br />

Ceylon-Zimt ist die blutzuckersenkende Wirkung allerd<strong>in</strong>gs<br />

sehr fraglich.<br />

(Weitere Ergebnisse zu Cumar<strong>in</strong> siehe auch Kapitel III, Getreide,<br />

Backwaren, Teigwaren)<br />

Tabelle: Belastung des Verbrauchers mit Cumar<strong>in</strong> beim<br />

Verzehr von Zimtkapseln<br />

* TDI = Tolerable Daily Intake, tolerierbarer täglicher Aufnahmewert (0,1 mg / kg bezogen auf Körpergewicht 60 kg)<br />

Zimtkapseln<br />

Anzahl<br />

Proben<br />

Cumar<strong>in</strong>gehalt pro Tagesverzehrsmenge<br />

<strong>in</strong> mg<br />

Ausschöpfung des TDI *<br />

<strong>in</strong> %<br />

Gesamt 26<br />

mit Zimtpulver 12 0,5 – 4,5 8 – 75<br />

mit Zimtextrakt 10 0,1 – 0,5 1 – 8<br />

mit Zimtextrakt 2 – –<br />

mit Zimtpulver 1 8,1 140<br />

mit Zimtpulver 1 6,4 106


60 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Funktionelle Lebensmittel<br />

(Functional Food)<br />

Funktionelle Lebensmittel sollen neben ihrem Zweck zu Ernährung<br />

oder Genuss zusätzlich e<strong>in</strong>e präventiv ges<strong>und</strong>heitsfördernde Wirkung<br />

aufweisen, die auf den Erzeugnissen entsprechend beworben wird.<br />

Probiotische Lebensmittel<br />

Probiotische Lebensmittel werden<br />

meist <strong>in</strong> Form von Milcherzeugnissen<br />

angeboten <strong>und</strong> enthalten spezifische<br />

Mikroorganismen, die e<strong>in</strong>en günstigen<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Darmflora haben<br />

sollen. E<strong>in</strong> solcher probiotischer Efekt<br />

ist nur dann zu erwarten, wenn die<br />

Erzeugnisse regelmäßig – möglichst<br />

täglich – verzehrt werden. E<strong>in</strong> solcher<br />

H<strong>in</strong>weis auf den „regelmäßigen Verzehr“<br />

f<strong>in</strong>det sich mittlerweile auf fast<br />

allen Produkten.<br />

Auffällig ist, dass die Werbeaussagen<br />

von Jahr zu Jahr moderater werden<br />

z. B. „kann bei regelmäßigem Verzehr<br />

die natürlichen Abwehrkräfte unterstützen“<br />

bis dah<strong>in</strong>, dass gar ke<strong>in</strong>e<br />

Werbeaussagen mehr gemacht werden<br />

<strong>und</strong> nur noch auf e<strong>in</strong>en „probiotischen“<br />

Mikroorganismus h<strong>in</strong>gewiesen<br />

wird. Gelegentlich werden<br />

auch die verwendeten probiotischen<br />

Stämme gar nicht mehr genannt. Offensichtlich<br />

s<strong>in</strong>d die „Probiotika“ beim<br />

Verbraucher mittlerweile so gut etabliert,<br />

dass die Hersteller die Wirkungen<br />

gar nicht mehr ausloben müssen – die<br />

Produkte werden trotzdem gekauft!<br />

Taur<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> Stoff zur<br />

Steigerung der mentalen<br />

Leistungsfähigkeit ?<br />

Taur<strong>in</strong> wird <strong>in</strong> verschiedenen Lebensmitteln<br />

z. B. Getränken, Süßwaren<br />

meist <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Coffe<strong>in</strong>,<br />

Glucuronolacton <strong>und</strong> Inositol verwendet.<br />

Es soll die Konzentrations- <strong>und</strong><br />

Reaktionsfähigkeit oder die sportliche<br />

Leistungsfähigkeit steigern. Taur<strong>in</strong> =<br />

Am<strong>in</strong>oethylsulfansäure wird u. a. e<strong>in</strong>e<br />

Funktion bei der Entwicklung des<br />

Nervensystems zugeschrieben <strong>und</strong> es<br />

wird <strong>in</strong> der wissenschaftlichen Literatur<br />

diskutiert, ob Taur<strong>in</strong> an der Reizleitung<br />

als Neurotransmitter beteiligt<br />

ist. Gut kontrollierte Studien bezüglich<br />

der Wirkungen auf die sportliche Leistung<br />

oder das Konzentrationsvermögen<br />

s<strong>in</strong>d bislang allerd<strong>in</strong>gs nicht bekannt.<br />

Möglicherweise ist Taur<strong>in</strong> für<br />

Frühgeborene <strong>und</strong> Säugl<strong>in</strong>ge essenziell.<br />

Taur<strong>in</strong> darf Lebensmitteln als geschmacksbee<strong>in</strong>flussender<br />

Zusatzstoff<br />

bis zu e<strong>in</strong>er Menge von 300 mg / kg<br />

zugesetzt werden. Die Verwendung<br />

von Taur<strong>in</strong> für „ernährungsphysiologische<br />

Zwecke“ ist <strong>in</strong> Deutschland<br />

ausschließlich für diätetische Lebensmittel<br />

erlaubt, nicht dagegen für Lebensmittel<br />

des Allgeme<strong>in</strong>verzehrs. Für<br />

den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Erfrischungsgetränken<br />

(z. B. Energy-Dr<strong>in</strong>ks) existieren e<strong>in</strong>ige<br />

Allgeme<strong>in</strong>verfügungen <strong>und</strong> Ausnahmegenehmigungen.<br />

Die üblichen E<strong>in</strong>satzkonzentrationen<br />

<strong>in</strong> diesen Getränken<br />

liegen zwischen 70 <strong>und</strong> 4000 mg<br />

pro Liter. Werbeaussagen, die sich auf<br />

den Inhaltsstoff Taur<strong>in</strong> beziehen <strong>und</strong><br />

beim Erwachsenen „mehr Fitness,<br />

Leistungssteigerung etc.“ <strong>in</strong> Aussicht<br />

stellen, werden als „wissenschaftlich<br />

nicht h<strong>in</strong>reichend gesichert“ <strong>und</strong> daher<br />

irreführend beurteilt.<br />

ACE-Getränke mit <strong>und</strong><br />

ohne Ballaststoffe<br />

Unter ACE-Getränken werden Erfrischungsgetränke<br />

auf Basis von Mehrfruchtsäften<br />

verstanden, die mit den<br />

Vitam<strong>in</strong>en A (<strong>in</strong> Form des Provitam<strong>in</strong>s<br />

β-Carot<strong>in</strong>), C <strong>und</strong> E angereichert werden.<br />

Dieser Mix aus den antioxidativ<br />

wirkenden Vitam<strong>in</strong>en ist ebenfalls zur<br />

Unterstützung der Abwehrkräfte gedacht.<br />

Auch bei dieser Produktgruppe<br />

ist festzustellen, dass sie fast ke<strong>in</strong>e<br />

Werbeaussagen mehr aufweist. Die<br />

Vitam<strong>in</strong>gehalte waren <strong>in</strong> den meisten<br />

Fällen korrekt deklariert, die β-Carot<strong>in</strong>-Gehalte<br />

der untersuchten Proben<br />

lagen zwischen 0,4 <strong>und</strong> 2,7 mg pro<br />

100 ml <strong>und</strong> lagen durchschnittlich bei<br />

1,3 mg pro 100 ml. Die Gehalte s<strong>in</strong>d<br />

gegenüber den Vorjahren unverändert.<br />

ACE-Getränke können somit e<strong>in</strong>en bedeutsamen<br />

Anteil an der Gesamt-Aufnahme<br />

an β-Carot<strong>in</strong> liefern, bei Verzehr<br />

von 500 ml pro Tag bis zu 12 mg.<br />

Bei mit Ballaststoffen angereicherten<br />

Getränken s<strong>in</strong>d gelegentlich die Nährwertangaben<br />

e<strong>in</strong> Problem: Die Menge<br />

an Ballaststoffen, die <strong>in</strong> der üblichen<br />

Verzehrsportion oder der empfohlenen<br />

Tagesverzehrsmenge des Getränks<br />

enthalten ist, sollte e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />

Beitrag (m<strong>in</strong>destens 3 g) zur<br />

empfohlenen Gesamt-Ballaststoffzufuhr<br />

(30 g) leisten. Die Kennzeichnung<br />

<strong>und</strong> Werbung sollte so erfolgen, dass<br />

der Verbraucher den Beitrag e<strong>in</strong>deutig<br />

erkennen kann. Auch nach der<br />

seit Januar 2007 <strong>in</strong> Kraft getretenen<br />

„EG-Verordnung über nährwert- <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitsbezogene Angaben über<br />

Lebensmittel“ ist künftig vorgesehen,<br />

dass Lebensmittel als e<strong>in</strong>e „Ballaststoffquelle“<br />

beworben werden dürfen,<br />

wenn sie m<strong>in</strong>destens 3 g Ballaststoffe<br />

je 100 g oder m<strong>in</strong>destens 1,5 g<br />

Ballaststoffe je 100 kcal enthalten,<br />

vorausgesetzt, das Lebensmittel entspricht<br />

auch den übrigen Anforderungen<br />

der Verordnung z. B. h<strong>in</strong>sichtlich<br />

des Nährwertprofils.


Funktionelle Lebensmittel / Neuartige Lebensmittel Jahresbericht 2006 61<br />

Neuartige Lebensmittel<br />

(Novel Food)<br />

Zulassungen <strong>und</strong> Notifizierungen im Jahr 2006<br />

Im Berichtszeitraum wurden von der EU sechs Zulassungsanträge für<br />

neuartige Lebensmittel im S<strong>in</strong>ne der Verordnung der EU Nr. 258 / 97<br />

von 1997 genehmigt: Roggenbrot mit Zusatz von Phytoster<strong>in</strong>en, Diacylglyceridöl<br />

pflanzlichen Ursprungs zur Verwendung <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Lebensmitteln, Lycop<strong>in</strong> aus Blakeslea trispora zur Verwendung<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Lebensmitteln, Rapsöl <strong>und</strong> Maiskeimöl jeweils mit<br />

hohem Anteil an unverseifbaren Bestandteilen zur Verwendung <strong>in</strong><br />

Nahrungsergänzungsmitteln.<br />

Notifizierungen betrafen 34-mal mit Phytoster<strong>in</strong>en angereicherte verschiedene<br />

Lebensmitteln, 8 Nonisäfte, e<strong>in</strong> Arganöl <strong>und</strong> e<strong>in</strong>mal Astaxanth<strong>in</strong><br />

aus Haematococcus pluvialis (Blutregenalge aus der Klasse<br />

der Grünalgen) <strong>in</strong> Nahrungsergänzungsmitteln.<br />

Neuartige Lebensmittel als Zutaten<br />

<strong>in</strong> Teemischungen<br />

In e<strong>in</strong>igen Teeproben mit zum Teil fantasievollen Bezeichnungen<br />

wurden Zutaten festgestellt, die bisher noch nicht<br />

<strong>in</strong> nennenswertem Umfang zum menschlichen Verzehr<br />

dienten <strong>und</strong> daher als zulassungspflichtige neuartige Lebensmittel<br />

zu beurteilen waren. Zu diesen neuartigen Zutaten<br />

zählten z. B. Königskerzenblüten oder Wollblumenblüten,<br />

(Verbascum densiflorum Bertol.), Birkenblätter (Betula<br />

pubescens Ehrh.), Z<strong>in</strong>nkraut (Equisetum arvense L., syn.<br />

Schachtelhalm, Ackerschachtelhalm), Schlüsselblumenblüten<br />

<strong>und</strong> -wurzel (Primula offic<strong>in</strong>alis (L.) Hill. <strong>und</strong> Primula<br />

veris (L.) Hill) oder Eibischblätter <strong>und</strong> -wurzel (Althaea offic<strong>in</strong>alis<br />

L.).<br />

Stevia<br />

Der Pflanze Stevia rebaudiana Bertoni (Süßkraut, Süßblatt,<br />

Honigkraut) wurde die Zulassung als Neuartiges Lebensmittel<br />

im Jahr 2000 von der EU verweigert. Trotzdem gibt<br />

es immer wieder Versuche, steviahaltige Produkte zu vermarkten.<br />

So wurden im Jahr 2006 Tabletten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er für Süßstoffprodukte<br />

typischen Form <strong>und</strong> Größe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ebenso typischen<br />

Kunststoffdose mit Dosierspender <strong>in</strong> den Verkehr<br />

gebracht. In der Kennzeichnung wurde darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />

dass nach den EU-Bestimmungen Stevia als Lebensmittel<br />

nicht zugelassen sei. Nach mündlichen Angaben bei der<br />

Probenahme sollte das Produkt e<strong>in</strong> Mittel zum Zähneputzen<br />

<strong>und</strong> zur Herstellung von Haut- <strong>und</strong> Dentalkosmetik<br />

se<strong>in</strong>. Da die Tabletten jedoch süß schmeckten <strong>und</strong> sich mit<br />

Flüssigkeit wie Speichel sprudelnd auflösten <strong>und</strong> zudem<br />

ke<strong>in</strong>en Putzkörper enthielten, war e<strong>in</strong>e Eignung als kosme-<br />

tisches Mittel zur Zahnpflege nach objektiven Maßstäben<br />

nicht gegeben. Ebenso konstruiert erschien der E<strong>in</strong>satz<br />

dieser Tabletten zur Herstellung von Hautkosmetik. Aufgr<strong>und</strong><br />

der süßstofftypischen Darreichungsform war davon<br />

auszugehen, dass das Produkt auch zu diesem Zweck verwendet<br />

werden sollte.<br />

Neuartige Lebensmittel als Zutaten<br />

<strong>in</strong> Nahrungsergänzungsmitteln<br />

2 Nahrungsergänzungsmittel enthielten Cl<strong>in</strong>optilolith-<br />

Zeolith. Cl<strong>in</strong>optilolith ist e<strong>in</strong> natürlich vorkommendes Silikat,<br />

das der Zufuhr von M<strong>in</strong>eralstoffen dienen soll. Für Cl<strong>in</strong>optilolith<br />

liegt der EU-Kommission e<strong>in</strong> Antrag aus dem Vere<strong>in</strong>igten<br />

Königreich auf Inverkehrbr<strong>in</strong>gen als Nahrungsergänzungsmittel<br />

vor, über ihn wurde noch nicht entschieden.<br />

Die für die Erstprüfung zuständigen britischen Behörden<br />

vertreten derzeit jedoch die Auffassung, dass die Sicherheit<br />

des Verzehrs von „Cl<strong>in</strong>optilolith“ nicht ausreichend belegt<br />

wurde <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong>e Zulassung als neuartiges Lebensmittel<br />

noch nicht erfolgen kann.<br />

Interessanterweise sollen andere, gleichartige Produkte dazu<br />

dienen, Schwermetalle im Körper zu b<strong>in</strong>den (dies stellt<br />

ohneh<strong>in</strong> eher e<strong>in</strong>en arzneilichen als e<strong>in</strong>en Ernährungszweck<br />

dar). Sie s<strong>in</strong>d ebenfalls nicht legal auf dem Markt.


62 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Der Hauptbestandteil „Kulturextrakt von Natto“ e<strong>in</strong>es<br />

Nahrungsergänzungsmittels wurde ebenfalls als nicht zugelassene<br />

neuartige Lebensmittelzutat e<strong>in</strong>gestuft. Natto<br />

selbst ist e<strong>in</strong> japanisches Lebensmittel aus fermentierten<br />

Sojabohnen, welches <strong>in</strong> der EU bereits e<strong>in</strong>e Verbrauchsgeschichte<br />

vor 1997 hat <strong>und</strong> daher auch nicht neuartig ist.<br />

Dagegen handelt es sich bei dem untersuchten Produkt<br />

„Natto-Extrakt“ um e<strong>in</strong> gere<strong>in</strong>igtes Kulturfiltrat von Bacillus<br />

subtilis natto. Aus den von der Firma e<strong>in</strong>gereichten<br />

Unterlagen war zu entnehmen, dass dieser Extrakt durch<br />

das dar<strong>in</strong> aufkonzentrierte Prote<strong>in</strong> Nattok<strong>in</strong>ase u. a. e<strong>in</strong>e<br />

M<strong>in</strong>derung des Thromboserisikos sowie Verbesserungen<br />

bei Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit <strong>und</strong> Schw<strong>in</strong>delgefühl<br />

bewirken soll. Diese Zweckbestimmung ist eher die e<strong>in</strong>es<br />

Arzneimittels <strong>und</strong> nicht die e<strong>in</strong>es Lebensmittels.<br />

Je e<strong>in</strong>e Probe „100 % Fulv<strong>in</strong>säure“ <strong>und</strong> „100 % Hum<strong>in</strong>säure-Konzentrat“<br />

waren als Nahrungsergänzungsmittel<br />

aufgemacht. Bei beiden Stoffen handelt es sich um hochmolekulare<br />

chemische Verb<strong>in</strong>dungen, die beim Abbau von<br />

biologischem Material gebildet werden. Laut Hersteller<br />

s<strong>in</strong>d die „Fulv<strong>in</strong>säure- <strong>und</strong> Hum<strong>in</strong>säure-Komplexe das fehlende<br />

Glied <strong>in</strong> der Nahrungskette, fördert der w<strong>und</strong>ervolle<br />

Zellnährstoffkomplex die Zellges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> wirkt Alterungsprozessen<br />

entgegen, transportiert er lebenswichtige<br />

Nährstoffe <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralien direkt <strong>in</strong> jede Zelle des Körpers.“<br />

Sie wurden als nicht zugelassene neuartige Lebensmittel<br />

beurteilt, sofern der Verantwortliche ke<strong>in</strong>en Nachweis erbr<strong>in</strong>gen<br />

kann, dass sie vor Mai 1997 <strong>in</strong> nennenswertem<br />

Umfang <strong>in</strong> der EU für den menschlichen Verzehr verwendet<br />

wurden.<br />

Noni-Saft – ke<strong>in</strong> „W<strong>und</strong>er der Natur“<br />

Insgesamt wurden 6 Proben untersucht <strong>und</strong> wegen irreführender<br />

Bewerbung beanstandet. Wie auch <strong>in</strong> den Vorjahren<br />

wird Nonisaft mit Heilversprechen <strong>in</strong> den Verkehr gebracht,<br />

die e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lage entbehren.<br />

E<strong>in</strong> Hersteller <strong>in</strong> Baden-Wuerttemberg stellt Nonisaftgetränke<br />

<strong>in</strong> mehreren „Geschmacksrichtungen“ her. Zugesetzt<br />

werden je nach Produkt Vitam<strong>in</strong>e, Ballaststoffe, M<strong>in</strong>eralstoffe,<br />

enzymhaltige <strong>und</strong> koffe<strong>in</strong>haltige Pflanzenextrakte,<br />

Taur<strong>in</strong> <strong>und</strong> / oder Glutam<strong>in</strong>säure. 5 dieser Getränke wurden<br />

analysiert <strong>und</strong> unter E<strong>in</strong>beziehung der Kennzeichnung,<br />

Rezeptur <strong>und</strong> Herstellungsprotokoll samt umfangreichem<br />

Werbematerial bewertet. Abgesehen von falschen Vitam<strong>in</strong><strong>und</strong><br />

M<strong>in</strong>eralstoffangaben, Verwechslung der Maße<strong>in</strong>heiten<br />

„µg“ <strong>und</strong> „mg“, unvollständigem Zutatenverzeichnis, nicht<br />

korrekten Nährwertangaben etc. waren Teile der Kennzeichnung<br />

auch noch schlecht lesbar. Rezepturen <strong>und</strong> Produktionsdaten<br />

waren mit der Probenzusammensetzung nicht<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen. Schließlich war auch noch die irreführende<br />

Werbung zu beanstanden.


Zusatzstoffe, Aromastoffe Jahresbericht 2006 63<br />

Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aromastoffe<br />

Zusatzstoffe<br />

Zusatzstoffe dürfen Lebensmitteln nur zugesetzt werden, wenn sie dafür ausdrücklich<br />

zugelassen s<strong>in</strong>d. Die Zulassung be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e toxikologische Bewertung.<br />

Alum<strong>in</strong>ium – s<strong>in</strong>d Zusatzstoffe die Quelle für erhöhte Gehalte <strong>in</strong> Lebensmitteln?<br />

Das Jo<strong>in</strong>t FAO/WHO Expert Committee on Food Additives<br />

(JECFA) legte im Juni 2006 die tolerierbare wöchentliche<br />

Aufnahmemenge für Alum<strong>in</strong>ium neu auf<br />

1 mg pro Kilogramm Körpergewicht fest. Die Betrachtung<br />

der JECFA gilt jedoch nicht nur für Zusatzstoffe,<br />

sondern die gesamte Nahrung. Warum?<br />

In e<strong>in</strong>em Übersichtsartikel nennt der B<strong>und</strong>esverband der<br />

Lebensmittelchemiker im öffentlichen Dienst (www.lebensmittel.org/lmmit297/alu.htm<br />

) mögliche Quellen für die<br />

Alum<strong>in</strong>iumzufuhr durch Lebensmittel: Neben natürlich bed<strong>in</strong>gten<br />

Gehalten wie <strong>in</strong> Tee, s<strong>in</strong>d auch Kontam<strong>in</strong>ationen<br />

durch alum<strong>in</strong>iumhaltige Gegenstände mit Lebensmittelkontakt<br />

(Gärtanks, Backbleche) aber auch Zusatzstoffe möglich.<br />

Als Beispiel hierfür werden alum<strong>in</strong>iumphosphathaltige<br />

Backpulver genannt. Weitere mögliche Alum<strong>in</strong>iumquellen,<br />

die der Artikel nicht erwähnt, s<strong>in</strong>d Arzneimittel gegen den<br />

übersäuerten Magen (Antacida), Zahncremes mit blutstillender<br />

Wirkung <strong>und</strong> haushaltsübliche alum<strong>in</strong>iumhaltige Küchengeräte<br />

wie Kochtöpfe, Metallbecher <strong>und</strong> -schüsseln<br />

oder Bestecke.<br />

Von den zugelassenen Zusatzstoffen kommen als<br />

Alum<strong>in</strong>iumquellen <strong>in</strong>frage:<br />

• Alum<strong>in</strong>iumsulfate (E 520-523): Diese s<strong>in</strong>d zugelassen<br />

gegen Verfärben vom technologischen Gr<strong>und</strong>stoff Eiklar,<br />

wobei dessen Anteil an der täglichen Nahrung ger<strong>in</strong>g ist<br />

<strong>und</strong> damit die Aufnahme entsprechend ger<strong>in</strong>g. Ferner<br />

s<strong>in</strong>d diese Zusatzstoffe auch für kandierte Früchte zugelassen,<br />

die jedoch ebenfalls nur e<strong>in</strong>en verschw<strong>in</strong>dend<br />

ger<strong>in</strong>gen Anteil an der täglichen Nahrung ausmachen.<br />

• Saures Alum<strong>in</strong>iumphosphat (E 541) wird <strong>in</strong> Backpulvern<br />

v. a. im englischen Raum e<strong>in</strong>gesetzt. Hierbei handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong>e lösliche Verb<strong>in</strong>dung, die bis zu 1 mg Al / kg<br />

Backware liefern kann. Hier gibt es genügend Alternativen,<br />

der E<strong>in</strong>satz derartiger Backpulver ist vermeidbar.<br />

• Alum<strong>in</strong>iumsilikate (E 554-559) s<strong>in</strong>d als Trennmittel <strong>und</strong><br />

Trägerstoffe zugelassen, jedoch im menschlichen Organismus<br />

nahezu unlöslich.<br />

• Alum<strong>in</strong>ium als silberglänzender Farbstoff E 173 ist ebenfalls<br />

unlöslich.<br />

Was bedeutet dies konkret für den<br />

Verbraucher?<br />

Die <strong>in</strong> den Medien angeführten Gehalte <strong>in</strong> Süßwaren<br />

im Bereich von 10 – 50 mg Alum<strong>in</strong>ium / kg Produkt<br />

würden bei täglichem Verzehr dieser Produkte<br />

bei dem empf<strong>in</strong>dlichsten Verbraucherkreis K<strong>in</strong>der<br />

e<strong>in</strong>e Verzehrsmenge von 40 – 200 g bei vierjährigen<br />

K<strong>in</strong>dern bedeuten – e<strong>in</strong>e nicht unbed<strong>in</strong>gt realistische<br />

tägliche Verzehrsmenge. Gefährdeter könnten<br />

Säugl<strong>in</strong>ge se<strong>in</strong>, denen bei Milcheiweißallergie<br />

Milchersatzpräparate auf Sojabasis mit Calciumzusatz<br />

die nahezu alle<strong>in</strong>ige Nahrung ausmachen. Erste<br />

Ergebnisse würden bei bestimmungsgemäßer<br />

Anwendung e<strong>in</strong>e Ausschöpfung der tolerierbaren<br />

Aufnahmemenge von über 50 % bedeuten. Unklar<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs, welcher Anteil der <strong>in</strong> den Lebensmitteln<br />

bestimmten Alum<strong>in</strong>iumgehalte tatsächlich vom<br />

Körper aufgenommen wird. Sowohl die JECFA als<br />

auch das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung (BfR)<br />

haben sich hierzu noch nicht konkret geäußert. Angesichts<br />

der Diskussion <strong>in</strong> der Öffentlichkeit s<strong>in</strong>d<br />

jedoch diese Daten dr<strong>in</strong>gend erforderlich, um die<br />

tatsächliche Gefährdung bestimmter Verbrauchergruppen<br />

abschätzen zu können.<br />

• Alum<strong>in</strong>iumlacke von Farbstoffen können durch die Mitfällung<br />

von Alum<strong>in</strong>iumoxihydraten mit den Farbstoffen<br />

lösliches Alum<strong>in</strong>ium enthalten. Bei den üblichen E<strong>in</strong>satzmengen<br />

von Farbstoffen <strong>und</strong> Verzehrsmengen damit<br />

gefärbter Produkte dürfte die Zufuhr an löslichem<br />

Alum<strong>in</strong>ium aber eher ger<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>.<br />

• Alum<strong>in</strong>ium als Begleiter von Calciumsalzen (die zur Calciumanreicherung<br />

von Lebensmitteln e<strong>in</strong>gesetzt werden)<br />

kann je nach Alum<strong>in</strong>iumgehalt der Calciumsalze <strong>und</strong> deren<br />

E<strong>in</strong>satzmenge <strong>und</strong> Verbraucherkreis e<strong>in</strong>en Beitrag zur<br />

Alum<strong>in</strong>iumversorgung liefern.


64 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Aromastoffe<br />

Mehr Sche<strong>in</strong> als Se<strong>in</strong>?<br />

Aromastoffe gew<strong>in</strong>nen immer mehr Bedeutung bei der Herstellung von<br />

Lebensmitteln. Ihr E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustriell hergestellten Produkten dient<br />

dazu, ger<strong>in</strong>ge Mengen <strong>und</strong> hohe Preise von Orig<strong>in</strong>al-Rohstoffen auf dem<br />

Weltmarkt auszugleichen bzw. dem produzierten Lebensmittel mehr Akzeptanz<br />

zu verleihen. Je nach Aroma<strong>in</strong>tensität des e<strong>in</strong>gesetzten Stoffes<br />

benötigt man oft nur kle<strong>in</strong>ste Mengen, um e<strong>in</strong>em Produkt die entscheidende<br />

Note zu verleihen.<br />

Was wird überwacht?<br />

Die amtliche Überwachung von Aromastoffen<br />

konzentriert sich auf folgende<br />

Bereiche:<br />

Im Berichtsjahr 2006 wurden 15 Aromamischungen,<br />

die nicht zur Abgabe<br />

an den Verbraucher, sondern als Zutaten<br />

zur gewerblichen Lebensmittelherstellung<br />

vorgesehen waren, untersucht.<br />

Es handelte sich um Aromen zur<br />

Erzielung von Geschmacksrichtungen<br />

wie Gurke, Granatapfel, Honig, Kaki,<br />

Pfirsich, Citrus, Apfel, Orange u. a. Dabei<br />

wurden Zusammensetzung <strong>und</strong><br />

Kennzeichnung überprüft. Ke<strong>in</strong>e Probe<br />

gab Anlass zur Beanstandung.<br />

Aromastoffe müssen drei Bed<strong>in</strong>gungen<br />

erfüllen, damit sie für die Wahrnehmung<br />

von Lebensmitteln von<br />

Bedeutung s<strong>in</strong>d: Sie müssen flüchtig<br />

se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> ausreichender Menge im<br />

Lebensmittel enthalten se<strong>in</strong> <strong>und</strong> das<br />

geruchssensitive Organ des Menschen<br />

– die Riechschleimhaut <strong>in</strong> der<br />

Nase – muss darauf ansprechen. Dies<br />

trifft für zahlreiche Stoffe <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

zu, die aber bezüglich ihrer Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> der im Lebensmittel<br />

vorhandenen Konzentrationen höchst<br />

unterschiedlich se<strong>in</strong> können.<br />

Lebensmittelrechtlich gesehen handelt<br />

es sich bei Aromastoffen um<br />

Stoffe, die Lebensmitteln zur Erzielung<br />

e<strong>in</strong>es besonderen Geruchs oder<br />

Geschmacks zugesetzt werden. E<strong>in</strong>zelstoffe<br />

werden unterteilt <strong>in</strong> natürliche,<br />

naturidentische <strong>und</strong> künstliche<br />

Aromastoffe. Als weitere Kategorien<br />

werden <strong>in</strong> der Aromenverordnung<br />

Aromaextrakte, Reaktionsaromen <strong>und</strong><br />

Raucharomen genannt.<br />

Natürliche Aromastoffe s<strong>in</strong>d solche<br />

Stoffe, die <strong>in</strong> der Natur vorkommen<br />

<strong>und</strong> nicht über chemische Verfahren<br />

synthetisiert wurden.<br />

Als naturidentisch bezeichnet man solche<br />

Aromastoffe, die e<strong>in</strong> Vorbild <strong>in</strong> der<br />

Natur mit der gleichen Molekülstruktur<br />

haben, jedoch mittels chemischer Synthese<br />

hergestellt wurden.<br />

Künstliche Aromastoffe s<strong>in</strong>d mittels<br />

chemischer Synthese hergestellt <strong>und</strong><br />

kommen nicht <strong>in</strong> der Natur vor.<br />

• Konzentrierte Aromastoff-Mischungen,<br />

die bei der Herstellung von<br />

Lebensmitteln e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Hier müssen gesetzliche Bestimmungen<br />

bezüglich Kennzeichnung<br />

oder Zusammensetzung e<strong>in</strong>gehalten<br />

werden, die <strong>in</strong> der Aromenverordnung<br />

niedergelegt s<strong>in</strong>d.<br />

• Aromatisierende Lebensmittel mit<br />

toxischen Bestandteilen. Zu diesen<br />

gehören Verb<strong>in</strong>dungen wie<br />

Safrol (z. B. <strong>in</strong> Safran), Thujon (z. B.<br />

Abs<strong>in</strong>th) oder Cumar<strong>in</strong> (z. B. <strong>in</strong> Zimtsternen),<br />

die <strong>in</strong> Gewürzen oder<br />

Kräuterextrakten enthalten s<strong>in</strong>d.<br />

Die maximalen Gehalte dieser toxischen<br />

Inhaltsstoffe im Lebensmittel<br />

s<strong>in</strong>d durch Grenzwerte <strong>in</strong><br />

der Aromenverordnung festgelegt.<br />

Für nähere Informationen über die<br />

hierzu im Berichtsjahr durchgeführten<br />

Untersuchungen wird auf<br />

die entsprechenden Kapitel dieses<br />

Jahresberichtes verwiesen (Kräuter<br />

<strong>und</strong> Gewürze, Backwaren, Spirituosen).<br />

• Die unzulässige „Veredelung“ von<br />

Lebensmitteln mit Aromastoffen.<br />

Dies ist beispielsweise dann der<br />

Fall, wenn Obstprodukte, die laut<br />

Kennzeichnung oder aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Rechtsvorschrift nur verarbeitetes<br />

Obst enthalten dürften, naturidentische<br />

Aromastoffe enthalten.<br />

• Die Aufklärung von Fehlaromen, die<br />

den betroffenen Lebensmitteln negative<br />

Aromaeigenschaften verleihen<br />

(so genannten off-flavour).<br />

8 Milcherzeugnisse mit Fruchtanteil<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Aprikosennektar wurden mittels<br />

enantioselektiver Gaschromatografie<br />

daraufh<strong>in</strong> überprüft, ob sie naturidentische<br />

Aromastoffe enthalten. Dieses<br />

Verfahren beruht auf der Tatsache,<br />

dass manche Aromastoffe, die „natürlich“,<br />

also von der Pflanze produziert<br />

werden, e<strong>in</strong> anderes Verhältnis der<br />

Spiegelbildisomeren (Enantiomeren)<br />

aufweisen, als die entsprechenden<br />

naturidentischen „synthetischen“<br />

Aromastoffe. Bei ke<strong>in</strong>er der Proben<br />

fiel e<strong>in</strong> abweichendes Enantiomerenverhältnis<br />

auf <strong>und</strong> die Proben waren<br />

dementsprechend nicht auffällig.<br />

E<strong>in</strong>e spezielle Studie zur Aufklärung<br />

des Fehlaromas „Kunststoffgeschmack“<br />

ergab, dass diese Fehlnote<br />

aus dem als Gleitmittel e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Erucamid entsteht. Diese Verb<strong>in</strong>dung,<br />

e<strong>in</strong> Derivat der ungesättigten Fettsäure<br />

Erucasäure, neigt zum oxidativen<br />

Abbau <strong>und</strong> es entstehen dabei die für<br />

das Fehlaroma verantwortlichen Verb<strong>in</strong>dungen<br />

1-Octen-3-on, (E)-2-Nonenal,<br />

Octanal <strong>und</strong> γ-Nonalacton.


Zusatzstoffe, Aromastoffe Jahresbericht 2006 65<br />

E<strong>in</strong>e schwere Geburt – die neue EU-Aromenverordnung<br />

Voraussichtlich noch im Laufe des<br />

Jahres 2007 werden die die Aromen<br />

betreffenden Rechtsvorschriften<br />

gr<strong>und</strong>legende Änderungen erfahren.<br />

E<strong>in</strong>e neue – <strong>in</strong> allen Mitgliedsstaaten<br />

direkt verb<strong>in</strong>dliche – EU-Aromenverordnung<br />

soll die europäische Aromen-<br />

Richtl<strong>in</strong>ie 88 / 388 sowie die deutsche<br />

Aromenverordnung ablösen. Eckpunkte<br />

dieser neuen Rechtsvorschrift, die<br />

<strong>in</strong>zwischen schon im dritten Entwurf<br />

vorliegt, s<strong>in</strong>d u. a.:<br />

gemäß<br />

AromenVO<br />

(bisher)<br />

gemäß Entwurf<br />

der EU-AromenVO<br />

(zukünftig)<br />

• Die Festschreibung e<strong>in</strong>er Positivliste<br />

analog dem Zusatzstoffrecht,<br />

d. h. zukünftig dürfen Lebensmitteln<br />

nur noch die Aromastoffe zugesetzt<br />

werden, die <strong>in</strong> dieser Liste<br />

ausdrücklich genannt s<strong>in</strong>d.<br />

• Die „Abschaffung“ der Aromastoffkategorien<br />

„künstlich“ <strong>und</strong> „naturidentisch“.<br />

• E<strong>in</strong>e stärkere Risikoorientierung bei<br />

der Festlegung von Grenzwerten für<br />

toxische Verb<strong>in</strong>dungen aus Lebensmitteln<br />

mit Aromaeigenschaften,<br />

d. h. es werden im entsprechenden<br />

Anhang nur noch Lebensmittel<br />

berücksichtigt, die substanziell<br />

zur Belastung mit entsprechenden<br />

toxischen Stoffen beitragen; Grenzwerte<br />

für „sonstige Lebensmittel“<br />

werden nicht mehr festgelegt.<br />

• Die Neuregelung der Kennzeichnung<br />

natürlicher Aromen.<br />

Insbesondere die beabsichtigte Neuregelung<br />

der Kennzeichnung von natürlichen<br />

Aromen ist vonseiten des<br />

Verbraucherschutzes als sehr unbefriedigend<br />

anzusehen:<br />

Momentan gilt gemäß der Aromenverordnung,<br />

dass nur solche Aromen<br />

als „natürlich“ bezeichnet werden dürfen,<br />

die ausschließlich oder „fast ausschließlich“<br />

aus der namensgebenden<br />

Quelle gewonnen worden s<strong>in</strong>d. In der<br />

Praxis bewirkte die Formulierung „fast<br />

ausschließlich“, dass dem Hersteller<br />

die Möglichkeit zugestanden wird, e<strong>in</strong><br />

Aroma durch Zusatz von natürlichen<br />

Aromastoffen aus anderen Quellen<br />

abzur<strong>und</strong>en, aber nicht zu verstärken.<br />

natürliches Aroma<br />

aus der Erdbeere<br />

(m<strong>in</strong>d. 90 Gew.-%)<br />

sonstiges beliebiges<br />

natürliches Aroma<br />

zur Abr<strong>und</strong>ung, d. h.<br />

darf Erdbeeraroma<br />

nicht verstärken<br />

(max. 10 Gew.-%)<br />

Beispielsweise kann e<strong>in</strong> „natürliches<br />

Erdbeeraroma“ zur Abr<strong>und</strong>ung ger<strong>in</strong>ge<br />

Anteile natürliches Citrusaroma<br />

enthalten, trotzdem darf es aber als<br />

natürlich bezeichnet werden.<br />

Demgegenüber sieht der neue Entwurf<br />

vor, dass zukünftig auch solche<br />

Aromen als natürlich bezeichnet werden<br />

dürfen, die neben den authentischen,<br />

also aus der namensgebenden<br />

Frucht stammenden Bestandteilen,<br />

zusätzlich 10 Gew.-% aus anderen<br />

Quellen enthalten können. Hierdurch<br />

wird nur der Gewichtsanteil reglementiert,<br />

ohne die <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

entscheidende Eigenschaft Aromawirksamkeit<br />

zu berücksichtigen.<br />

Um bei dem Beispiel zu bleiben,<br />

würde dies bedeuten, dass e<strong>in</strong> „natürliches<br />

Erdbeeraroma“ gemäß der<br />

geplanten Vorschrift auch e<strong>in</strong> Produkt<br />

aus 90 Gew.-% e<strong>in</strong>es alkoholischen<br />

Extraktes aus Erdbeeren (z. B. 10 g<br />

Erbeeren auf 100 ml Alkohol) <strong>und</strong> 10<br />

Gew.-% e<strong>in</strong>er Mischung aus natürlichen<br />

Aromastoffen aus beliebiger<br />

(auch biosynthetischer) Quelle (z. B.<br />

Furaneol, Z-(3)-Hexenal, Zimtsäuremethylester,<br />

γ-Decalacton, Vanill<strong>in</strong>)<br />

se<strong>in</strong> könnte.<br />

Falls die geplante Vorschrift wie vorgesehen<br />

<strong>in</strong> Kraft tritt, wird die konsequente<br />

Ausschöpfung dieser Regelung<br />

bei der Herstellung von aromatisierten<br />

Lebensmitteln zu e<strong>in</strong>er<br />

Verbrauchertäuschung führen, gegen<br />

die vonseiten der Überwachung ke<strong>in</strong>e<br />

rechtliche Handhabe besteht.<br />

natürliches Aroma<br />

aus der Erdbeere<br />

(m<strong>in</strong>d. 90 Gew.-%)<br />

sonstiges beliebiges<br />

natürliches Aroma,<br />

d. h. darf Erdbeeraroma<br />

verstärken<br />

(max. 10 Gew.-%)<br />

Abb.:<br />

Zusammensetzung<br />

e<strong>in</strong>es<br />

„natürlichen Erdbeeraromas“


66 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Kosmetische Mittel<br />

Kosmetische Mittel<br />

Im Berichtsjahr wurden 2041 kosmetische Mittel untersucht.<br />

Hiervon wurden 422 Proben (= 21 %) beanstandet.<br />

Chemische Untersuchung von kosmetischen Mitteln<br />

Wichtig für den ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutz: Verbesserung des<br />

UV-A-Schutzes von Sonnenschutzmitteln<br />

E<strong>in</strong> modernes Sonnenschutzmittel benötigt sowohl wirksamen UV-Aals<br />

auch UV-B-Schutz. Der UV-B-Schutz wird durch den Lichtschutzfaktor<br />

charakterisiert. Beim UV-A-Schutz gab es bisher ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Norm.<br />

Dies wird sich mit den Leitl<strong>in</strong>ien der Europäischen Kommission von<br />

2006 ändern. Die Überprüfung des Marktes zeigte, dass noch nicht alle<br />

Produkte der UV-A-Qualität diesen Empfehlungen entsprechen.<br />

Noch vor 20 Jahren galt die UV-A-Strahlung<br />

(320 – 400 nm) als relativ harmlo-<br />

veröffentlicht. Danach sollen Sonnen-<br />

diesbezügliche Herstellerangaben“<br />

ser Spektrenanteil des Sonnenlichts, schutzmittel e<strong>in</strong>e ausreichende Wirkung<br />

gegen UV-B- <strong>und</strong> UV-A Strahlung<br />

der für ges<strong>und</strong>e Hautbräunung sorgt.<br />

Die UV-B-Strahlung (280 – 320 nm), die haben. Der Lichtschutzfaktor soll m<strong>in</strong>destens<br />

6 betragen, d. h. Produkte mit<br />

den Sonnenbrand auslöst, stand alle<strong>in</strong><br />

für die Risiken der Hautkrebserkran-<br />

niedrigeren Lichtschutzfaktoren (LSF<br />

kungen <strong>und</strong> der Hautalterung. In-<br />

2 oder 4) würde es dann nicht mehr<br />

zwischen ist jedem aufgeklärten<br />

Verbraucher bekannt, dass<br />

vor, dass der UV-A-Schutz m<strong>in</strong>destens<br />

geben. Die Empfehlungen geben auch<br />

auch UV-A-Strahlung Haut-<br />

1<br />

⁄ 3<br />

des UV-B-Schutzes betragen soll.<br />

schäden mit verursacht. Es ist<br />

Der Gr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d Ergebnisse wissen-<br />

wichtig, dass sich die Hersteller schaftlicher Studien, die zeigen, dass<br />

von Sonnenschutzmitteln auf diese bestimmte biologische Hautschäden<br />

Situation e<strong>in</strong>stellen <strong>und</strong> Produkte mit verh<strong>in</strong>dert oder verr<strong>in</strong>gert werden<br />

ausreichendem UV-A-Schutz auf den können, wenn der nach dem „persistent<br />

pigment darken<strong>in</strong>g test“ gemes-<br />

Markt br<strong>in</strong>gen.<br />

sene UV-A-Schutzfaktor m<strong>in</strong>destens<br />

Der Gesetzgeber schrieb bisher ke<strong>in</strong>e 1<br />

⁄<br />

Normen oder Empfehlungen zur Bestimmung<br />

<strong>und</strong> Kennzeichnung des<br />

3<br />

des UV-B-Schutzfaktors beträgt.<br />

Dies heißt, e<strong>in</strong> Sonnenschutzmittel<br />

mit dem LSF 15 muss demnach e<strong>in</strong>en<br />

UV-A-Schutzes vor. Dies führte aber zu<br />

UV-A-Schutzfaktor von m<strong>in</strong>destens 5<br />

der unbefriedigenden Situation e<strong>in</strong>er<br />

aufweisen.<br />

une<strong>in</strong>heitlichen <strong>und</strong> unverständlichen<br />

Kennzeichnung. Während der Schutz Im Berichtszeitraum wurden Sonnenschutzmittel<br />

aus Drogeriemärk-<br />

vor UV-B-Strahlen weltweit e<strong>in</strong>heitlich<br />

durch den Lichtschutzfaktor (LSF; englisch:<br />

sun protect<strong>in</strong>g factor SPF) cha-<br />

Parfümerien mittels <strong>in</strong>-vitro-Messung<br />

ten, Apotheken, Reformhäusern <strong>und</strong><br />

rakterisiert wird, f<strong>in</strong>det der Verbraucher<br />

zum UV-A-Schutz unterschiedli-<br />

des ausgelobten UV-A-Schutzes über-<br />

der diffusen Transmission auf die Güte<br />

che H<strong>in</strong>weise wie z. B. „UV-A-Schutz prüft. Die Methode lehnt sich an das<br />

nach australischem Standard“. Mit dieser<br />

Norm wird die UV-A-Qualität aber <strong>in</strong>sgesamt 254 untersuchten Sonnen-<br />

Prüfverfahren DIN 67502 an. Von den<br />

nur unzureichend charakterisiert. schutzmitteln wiesen ca. 10 % e<strong>in</strong>en<br />

Um e<strong>in</strong>heitliche Kennzeichnungsnormen<br />

zu schaffen <strong>und</strong> die Qualität des Hersteller der bemängelten Produk-<br />

unzureichenden UV-A-Schutz auf. Die<br />

UV-A-Schutzes zu erhöhen, hat die Europäische<br />

Kommission im September Qualität des UV-A-Schutzes zu verte<br />

wurden darauf h<strong>in</strong>gewiesen, die<br />

2006 Empfehlungen „über die Wirksamkeit<br />

von Sonnenschutzmitteln<br />

bessern.<br />

<strong>und</strong><br />

Der Verbraucher soll künftig an e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>fachen Logo erkennen, dass e<strong>in</strong><br />

Sonnenschutzmittel die M<strong>in</strong>destwirksamkeit<br />

an UV-A-Schutz e<strong>in</strong>hält.<br />

Die EU-Empfehlungen regeln auch<br />

Anwendungsh<strong>in</strong>weise. So sollten<br />

Angaben unterbleiben, die geeignet<br />

s<strong>in</strong>d, Verbraucher zu exzessivem Sonnenbaden<br />

anzuregen. Insbesondere<br />

sollten ke<strong>in</strong>e Angaben gemacht werden,<br />

die e<strong>in</strong>en vollständigen Schutz<br />

der Produkte vor UV-Strahlen vermuten<br />

lassen wie z. B.: „Sunblock“,<br />

„Sun blocker“, „vollständiger Schutz“,<br />

„Schutz für den ganzen Tag“ o. Ä.<br />

Im Rahmen der Produktbeschreibungen<br />

sollte gr<strong>und</strong>sätzlich auf die Gefahren<br />

e<strong>in</strong>er übermäßigen Sonnenexposition<br />

h<strong>in</strong>gewiesen werden. Die<br />

Empfehlung sieht vor, nachfolgende<br />

Anwendungs- bzw. Warnh<strong>in</strong>weise <strong>in</strong><br />

dieser oder ähnlicher Form auf allen<br />

Sonnenschutzmittelpackungen anzugeben:<br />

• Intensive Mittagssonne vermeiden.<br />

• Vor dem Sonnen auftragen.<br />

• Mehrfach auftragen, um den Lichtschutz<br />

aufrechtzuerhalten, <strong>in</strong>sbesondere<br />

nach dem Aufenthalt im<br />

Wasser.<br />

• Sonnenschutzmittel großzügig auftragen.<br />

Ger<strong>in</strong>ge Auftragsmengen<br />

reduzieren die Schutzleistung.<br />

• Babys <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der vor direkter<br />

Sonnene<strong>in</strong>strahlung schützen.<br />

• Für Babys <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der schützende<br />

Kleidung sowie Sonnenschutzmittel<br />

mit hohem Lichtschutzfaktor<br />

(LSF größer als 25) verwenden.<br />

• Auch Sonnenschutzmittel mit hohen<br />

Lichtschutzfaktoren bieten ke<strong>in</strong>en<br />

vollständigen Schutz vor UV-Strahlen.


Chemische Untersuchung von kosmetischen Mitteln Jahresbericht 2006 67<br />

Im Berichtsjahr wurde an e<strong>in</strong>er großen<br />

Serie Sonnenschutzmitteln überprüft,<br />

<strong>in</strong>wieweit die Hersteller entsprechende<br />

Anwendungsh<strong>in</strong>weise auf den Produkten<br />

anbr<strong>in</strong>gen. Es zeigte sich, dass<br />

<strong>in</strong> den meisten Fällen – entsprechend<br />

den bisherigen Empfehlungen – H<strong>in</strong>weise<br />

zur richtigen Anwendung vorhanden<br />

waren. Sie entsprachen damit<br />

jedoch <strong>in</strong> der Regel noch nicht<br />

vollständig den Empfehlungen der<br />

Kommission.<br />

Antioxidative Kapazität von<br />

Sonnenschutzmitteln – e<strong>in</strong> neues<br />

Qualitätskriterium?<br />

Sonnenschutzmittel schützen nicht<br />

nur durch ihre Lichtfiltersubstanzen<br />

vor schädlichen UV-Strahlen,<br />

sondern auch durch Inhaltsstoffe,<br />

die hochreaktive freie Radikale<br />

elim<strong>in</strong>ieren. Zur Charakterisierung<br />

dieser antioxidativen Kapazität der<br />

Produkte wurden erste Arbeiten<br />

mit e<strong>in</strong>em neuen Messverfahren,<br />

der Photochemolum<strong>in</strong>eszenz,<br />

durchgeführt.<br />

Als Ursache für Hautschäden durch<br />

UV-Strahlen kommen neben der direkten<br />

E<strong>in</strong>wirkung der hochenergetischen<br />

Strahlung auf die Hautzellen<br />

auch <strong>in</strong> der Haut gebildete freie Radikale<br />

mit ungepaarten Elektronen <strong>in</strong>frage.<br />

Diese hochreaktiven Moleküle<br />

s<strong>in</strong>d leicht oxidierbar <strong>und</strong> können<br />

durch Reaktion mit Hautbestandteilen<br />

Zellschäden verursachen. Die Haut<br />

selbst schützt sich vor dauerhaften<br />

Schäden durch „dark-repair-Mechanismen“<br />

<strong>in</strong> der Nacht; hier werden<br />

DNA-Schäden repariert. Außerdem<br />

verdickt sich im Sommer bei UV-E<strong>in</strong>strahlung<br />

die äußere Hornschicht, die<br />

so genannte Lichtschwiele, um das<br />

E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von UV-Strahlen <strong>in</strong> lebendes<br />

Gewebe zu erschweren. Weitere<br />

natürliche Schutzmechanismen stellen<br />

die Melan<strong>in</strong>farbstoffe (Sonnenbräune)<br />

<strong>und</strong> zelleigene Radikalfänger<br />

wie Tocopherol, Ascorb<strong>in</strong>säure <strong>und</strong><br />

Superoxiddismutase dar. Äußeren<br />

Schutz vor UV-Strahlen bieten Sonnenschutzmittel<br />

mit ihren UV-Filtern<br />

<strong>und</strong> zugesetzten Antioxidantien wie<br />

z. B. Tocopherol oder Tocopherolacetat.<br />

E<strong>in</strong> umstrittener UV-Filter: 4-Methylbenzylidene Camphor<br />

Das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung (BfR) teilte <strong>in</strong> der Stellungnahme<br />

vom 22.08.2005 mit, dass bei der zugelassenen<br />

Filtersubstanz 4-Methylbenzy lidene Camphor (4-MBC) der im<br />

Tierversuch aufgekommene Verdacht auf e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>flussung von<br />

Schilddrüsenhormonen bislang nicht widerlegt werden konnte<br />

(www.bfr.b<strong>und</strong>.de/cm/206/<strong>in</strong>formationen_tipps_<strong>und</strong>_empfehlungen_zu_sonnenschutzmitteln.pdf<br />

).<br />

Bereits im Jahre 2003 hatte das BfR <strong>in</strong> der Stellungnahme (www.bfr.<br />

b<strong>und</strong>.de/cm/206/uv_filter_<strong>in</strong>_sonnenschutzmitteln.pdf ) darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />

dass die Verwendung von 4-MBC dann als nicht ausreichend<br />

sicher beurteilt werden kann, wenn es sowohl <strong>in</strong> Hautpflegeprodukten,<br />

wie z. B. Sonnenschutzmittel, als auch zusätzlich <strong>in</strong> Lippenpflegeprodukten<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird.<br />

Äußerung des BfR: „Für 4-MBC liegt auch e<strong>in</strong>e Bewertung des wissenschaftlichen<br />

Beirates für Kosmetika <strong>und</strong> Non-Food-Produkte bei der EG-<br />

Kommission (SCCNFP – SCCNFP/0779/04, Op<strong>in</strong>ion concern<strong>in</strong>g 4-Methylbenzylidene<br />

Camphor. Colipa No. S60. 2004) vor. Das Gremium kam<br />

zu der Auffassung, dass für diese Substanz aus den vorliegenden Daten<br />

ke<strong>in</strong>e Dosis ohne unerwünschten Effekt (No Observed Adverse Effect<br />

Level, NOAEL) im Tierversuch abgeleitet werden kann. Vielmehr zeigte<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie mit Ratten noch <strong>in</strong> der niedrigsten Dosisgruppe (25<br />

mg pro kg Körpergewicht) e<strong>in</strong> Anstieg des schilddrüsenstimulierenden<br />

Hormons TSH. Im H<strong>in</strong>blick auf mögliche Schilddrüseneffekte forderte das<br />

SCCNFP weitere Informationen, <strong>in</strong>sbesondere zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>deutigen<br />

NOAEL sowie zur Hautpenetration.“<br />

Das BfR empfiehlt deshalb, die UV-Filtersubstanz vom Markt<br />

zu nehmen, wenn ke<strong>in</strong>e Menge ohne ges<strong>und</strong>heitsschädliche<br />

Wirkung (No Observed Adverse Effect Level, NOAEL) bestimmt<br />

werden kann.<br />

In e<strong>in</strong>er aktuellen Bewertung vom 10.10.2006 hat das SCCP (ehemals<br />

SCCNFP) die oben dargestellte Auffassung erneut bestätigt (SCCP, Op<strong>in</strong>ion<br />

on 4-Methylbenzylidene Camphor, SCCP/1042/06).<br />

E<strong>in</strong>ige Hersteller verwenden <strong>in</strong> ihren Produkten den UV-Filter 4-Methylbenzylidene<br />

Camphor, da er nach Kosmetikverordnung noch bis zu<br />

4 % e<strong>in</strong>gesetzt werden darf. Dem Firmen wurde aber empfohlen, diese<br />

Substanz aus Gründen des vorbeugenden Ges<strong>und</strong>heitsschutzes <strong>in</strong> kosmetischen<br />

Mitteln nicht mehr zu verwenden.<br />

Tocopherolacetat besitzt selbst ke<strong>in</strong>e Ascorbylpalmitat, Alpha-glucosylrut<strong>in</strong>,<br />

Radikalfängereigenschaften, sondern Polyphenole (z. B. Traubenkernextrakt)<br />

muss erst <strong>in</strong> der Haut enzymatisch <strong>in</strong> oder Coenzym Q10.<br />

das wirksame freie Tocopherol umgewandelt<br />

werden.<br />

Sonnenschutzmitteln zu bestimmen,<br />

Um die antioxidative Kapazität (AOC) <strong>in</strong><br />

Es wird allerd<strong>in</strong>gs gerne als synthetische<br />

Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Sonnenschutz-<br />

e<strong>in</strong>e Methode getestet, die bisher bei<br />

wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er Diplomarbeit<br />

mitteln e<strong>in</strong>gesetzt, vermutlich da es anderen analytischen Fragestellungen<br />

stabiler als Tocopherol ist. Seltener zum E<strong>in</strong>satz kam (Lebensmittel-, Pharma-<br />

<strong>und</strong> kl<strong>in</strong>ische Analytik): die Photo-<br />

werden e<strong>in</strong>gesetzt: Tocopherylglucosid,<br />

Ascorb<strong>in</strong>säure, Ascorbylphosphat, chemolum<strong>in</strong>eszenz-Messung (PCL).


68 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Kosmetische Mittel<br />

Die PCL-Bestimmung wurde mit dem<br />

Gerät Photochem ® von Analytik<br />

Jena durchgeführt. Die aufgearbeitete<br />

Probe wird dabei mit<br />

fotosensiblem Lum<strong>in</strong>olreagenz<br />

versetzt, welches unter<br />

Licht- <strong>und</strong> Sauerstoffe<strong>in</strong>fluss<br />

zu Superoxid-Anionradikalen<br />

reagiert. Diese Radikale werden<br />

durch die Antioxidantien der Probe je<br />

nach Konzentration elim<strong>in</strong>iert. Dadurch<br />

wird die Lum<strong>in</strong>eszenz der ursprünglichen<br />

Lum<strong>in</strong>olkonzentration verr<strong>in</strong>gert.<br />

Dieser Messwert ergibt e<strong>in</strong>e direkte<br />

Korrelation zur antioxidativen Kapazität<br />

der Probe. Als Bezugs-Standard wurde<br />

Tocopherol verwendet.<br />

Insgesamt wurden 99 unterschiedliche<br />

Produkte des deutschen Marktes<br />

untersucht. Dabei wurde ke<strong>in</strong>e Korrelation<br />

der AOC-Werte zum Lichtschutzfaktor<br />

festgestellt. Mithilfe e<strong>in</strong>er<br />

im Labormaßstab hergestellten<br />

Öl-<strong>in</strong>-Wasser-Basiscreme mit unterschiedlichen<br />

Gehalten an Tocopherol<br />

<strong>und</strong> UV-Filterkomb<strong>in</strong>ationen konnte<br />

gezeigt werden, dass UV-Filter <strong>und</strong><br />

Tocopherol synergistisch wirken können.<br />

Durch geschickte Komb<strong>in</strong>ation,<br />

auch mit dem Breitbandfilter Titandioxid,<br />

können sehr gute antioxidative<br />

Kapazitäten erreicht werden.<br />

Bei Produkten mit synthetischem Tocopherolacetat<br />

ist e<strong>in</strong>e Aussage zur<br />

antioxidativen Kapazität mittels PCL<br />

nicht möglich, da die Verb<strong>in</strong>dung zuerst<br />

gespalten werden muss. Laut<br />

Literatur kann aus Tocopherolacetat<br />

<strong>in</strong> der Haut bei günstiger Matrix<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em entsprechenden Hauttyp<br />

durch Esterasen maximal 20 % Tocopherol<br />

entstehen. Die Diplomarbeit<br />

beschränkte sich auf die Wirkung von<br />

Tocopherol. In welchem Maße andere<br />

Antioxidantien zur Verbesserung der<br />

antioxidativen Kapazität der Produkte<br />

beitragen, muss <strong>in</strong> weiteren Untersuchungen<br />

abgeklärt werden. Erst dann<br />

wird sich zeigen, ob dieses Verfahren<br />

geeignet se<strong>in</strong> könnte, die antioxidative<br />

Kapazität von Sonnenschutzmitteln<br />

als weiteres Qualitätskriterium neben<br />

dem Lichtschutzfaktor <strong>und</strong> dem UV-A-<br />

Faktor e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Spuren von Benzol <strong>in</strong> Nagellackentfernern<br />

Benzol kann als Verunre<strong>in</strong>igung,<br />

z. B. über Rohstoffe, <strong>in</strong> Nagellackentferner<br />

gelangen. Wegen der<br />

krebserregenden Eigenschaft dieser<br />

Substanz muss der Gehalt so<br />

weit wie möglich gesenkt werden.<br />

Im Berichtsjahr wurden 10 Nagellackentferner<br />

untersucht, die vorwiegend<br />

die organischen Lösungsmittel Ethylacetat<br />

<strong>und</strong> Alkohol sowie Aceton<br />

enthielten. In 4 der 10 Proben wurde<br />

Benzol als Verunre<strong>in</strong>igung nachgewiesen.<br />

Die Gehalte betrugen 0,8 bis<br />

0,07 mg / l.<br />

Benzol zählt zu den als kanzerogen<br />

<strong>und</strong> reproduktionstoxisch e<strong>in</strong>gestuften<br />

Chemikalien <strong>und</strong> darf <strong>in</strong> Kosmetika<br />

nicht enthalten se<strong>in</strong>. Lediglich die Anwesenheit<br />

von Spuren wird geduldet,<br />

wenn sie unter guten Herstellungspraktiken<br />

technisch unvermeidlich s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> bei normaler oder vernünftigerweise<br />

vorhersehbarer Verwendung<br />

die menschliche Ges<strong>und</strong>heit nicht<br />

schädigen. Um e<strong>in</strong>en vorbeugenden<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutz<br />

zu gewährleisten, muss dabei das<br />

ALARA-Pr<strong>in</strong>zip (as low as reasonably<br />

achievable) für kanzerogene Verb<strong>in</strong>dungen<br />

berücksichtigt werden. Die <strong>in</strong><br />

den Proben festgestellten Gehalte an<br />

Benzol s<strong>in</strong>d u.E. nicht ges<strong>und</strong>heitlich<br />

bedenklich, aber technisch vermeidbar.<br />

Es kann davon ausgegangen werden,<br />

dass Benzol über belastete Rohstoffe<br />

(z. B. Lösungsmittel) <strong>in</strong> das Produkt gelangte.<br />

Anhand von Rohstoffspezifikationen<br />

mit vorgegebenen Re<strong>in</strong>heiten<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere durch E<strong>in</strong>gangskontrollen<br />

bei den angelieferten Rohstoffen<br />

s<strong>in</strong>d Hersteller dazu verpflichtet,<br />

Maßnahmen zu ergreifen, die Verunre<strong>in</strong>igung<br />

zu m<strong>in</strong>imieren. Von e<strong>in</strong>em<br />

betroffenen Hersteller kamen hierzu<br />

bereits positive Rückmeldungen, dass<br />

diesem Problem nachgegangen wird.<br />

Im S<strong>in</strong>ne des Verbraucherschutzes<br />

wäre es wünschenswert, dass technische<br />

Richtwerte, die bislang fehlen,<br />

festgelegt werden.<br />

Weichmacher Dibutylphthalat<br />

<strong>in</strong> Nagellack<br />

Mit Änderung der Kosmetik-Verordnung<br />

vom 20.12.2004 wurde<br />

Dibutylphthalat aus toxikologischen<br />

Gründen für kosmetische<br />

Mittel verboten (Anlage 1 unter<br />

lfd. Nr. 675 Kosmetik-Verordnung).<br />

Dibutylphthalat ist nach Chemikalienrecht<br />

als fruchtschädigend <strong>und</strong><br />

reproduktionstoxisch e<strong>in</strong>gestuft.<br />

Dieser Stoff wurde früher häufig<br />

als Weichmacher <strong>in</strong> Nagellack<br />

verwendet.<br />

Dibutylphthalathaltige Nagellacke,<br />

die vor dem 23.12.2004 hergestellt<br />

wurden, durften noch bis zum 24.<br />

März 2005 erstmals <strong>in</strong> den Verkehr<br />

gebracht <strong>und</strong> danach noch bis zum<br />

24. Juni 2005 an den Endverbraucher<br />

abgegeben werden. Da im vergangenen<br />

Jahr bereits festgestellt wurde,<br />

dass auch nach Ablauf der Übergangsfrist<br />

immer noch Nagellacke mit<br />

Dibutylphthalat im Handel angeboten<br />

wurden, wurden <strong>in</strong> diesem Jahr die<br />

Untersuchungen auf Dibutylphthalat<br />

<strong>in</strong> Nagellack verstärkt fortgesetzt. Die<br />

Untersuchungen ergaben, dass dieser<br />

Stoff immer noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Produkten<br />

im Prozentbereich enthalten ist.<br />

Insgesamt 12 Nagellacke wurden<br />

nach Ablauf der Übergangsfrist als<br />

nicht mehr verkehrsfähig beurteilt.<br />

Bei e<strong>in</strong>igen dieser Produkte war klar,<br />

dass es sich um „Altprodukte“ handelte,<br />

da Dibutylphthalat im Verzeichnis<br />

der Bestandteile deklariert war.<br />

Die Überprüfungen der zuständigen<br />

Behörden ergaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen,<br />

dass die Hersteller die Rezepturen<br />

entsprechend geändert hatten, die<br />

E<strong>in</strong>zelhändler jedoch nicht darüber <strong>in</strong>formiert<br />

wurden, dass die alten Produkte<br />

nicht mehr an die Verbraucher<br />

abgegeben werden durften.


Chemische Untersuchung von kosmetischen Mitteln Jahresbericht 2006 69<br />

Methyldibromoglutaronitril – e<strong>in</strong><br />

nur e<strong>in</strong>geschränkt verwendbarer<br />

Konservierungsstoff<br />

Methyldibromoglutaronitril darf<br />

derzeit nur <strong>in</strong> r<strong>in</strong>se-off-Produkten<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Aber auch dafür<br />

steht e<strong>in</strong> Verbot bevor.<br />

Seit 2004 darf der Konservierungsstoff<br />

Methyldibromoglutaronitril wegen<br />

steigender allergischer Reaktionen <strong>in</strong><br />

der Bevölkerung nur noch <strong>in</strong> r<strong>in</strong>se-off-<br />

Produkten (Produkte, die nach der Anwendung<br />

abgespült werden wie z. B.<br />

Seifen, Shampoos) bis maximal 0,1 %<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden, während der E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>in</strong> leave-on-Produkten (Produkte,<br />

die auf der Haut bleiben wie z. B.<br />

Cremes, Maskara) verboten ist. Die<br />

Übergangsvorschriften für das Inverkehrbr<strong>in</strong>gen<br />

von Altware endeten am<br />

23. September 2005. In 3 leave-on-<br />

Produkten (Selbstbräunungscreme,<br />

Hautcreme, Haart<strong>in</strong>ktur) wurde<br />

nach Ablauf der Übergangsfrist<br />

noch Methyldibromoglutaronitril<br />

festgestellt. In anderen ten Proben war dieser Stoff<br />

nicht nachweisbar, obwohl<br />

er <strong>in</strong> der Liste der Bestandteile<br />

noch deklariert wurde.<br />

Vermutlich wurden die Rezepturen<br />

bereits geändert, die Liste<br />

der Inhaltsstoffe jedoch noch nicht.<br />

untersuch-<br />

Inzwischen wurde die Verwendung<br />

dieses Konservierungsstoffes mit<br />

der Richtl<strong>in</strong>ie 2007 / 17 / EG der Kommission<br />

vom 22. März 2007 auch <strong>in</strong><br />

r<strong>in</strong>se-off-Produkten verboten. In e<strong>in</strong>er<br />

Stellungnahme des wissenschaftlichen<br />

Kosmetikausschusses (SCCP)<br />

wurde festgestellt, dass Methyldibromoglutaronitril<br />

nicht <strong>in</strong> kosmetischen<br />

Mitteln enthalten se<strong>in</strong> sollte, weil weder<br />

für auf der Haut verbleibende noch<br />

für abzuspülende Mittel unbedenkliche<br />

Konzentrationen ermittelt werden<br />

konnten.<br />

Verbraucherschutz fordert neue Wege – Karlsruher Kosmetiktag<br />

„Abgrenzung kosmetische Mittel/Arzneimittel“ am 6. Dezember 2006<br />

im CVUA Karlsruhe<br />

Kosmetische Mittel mit angepriesenen hochwirksamen bioaktiven<br />

Wirkstoffen zum Erhalt e<strong>in</strong>es guten Hautzustands oder zur Pflege von<br />

Hautveränderungen ohne Krankheitswert haben <strong>in</strong> Europa schon längst<br />

den Markt erobert. Bei zunehmend mehr Produkten fällt die Beurteilung<br />

schwer, ob es sich noch um e<strong>in</strong> kosmetisches Mittel oder schon um e<strong>in</strong><br />

Arzneimittel handelt (so genannte Borderl<strong>in</strong>e-Produkte).<br />

Während Arzneimittel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aufwändigen<br />

Verfahren behördlich zugelassen<br />

werden müssen, liegen die<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Unbedenklichkeit<br />

<strong>und</strong> die angepriesene Wirkung von<br />

Kosmetika alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Verantwortung<br />

des Herstellers. Deshalb ist die<br />

amtliche Überwachung hier besonders<br />

gefordert, den Verbraucher vor<br />

Produkten mit auf Krankheiten bzw.<br />

Heilung bezogenen Werbeaussagen<br />

(Präsentationsarzneimittel) oder vor<br />

Produkten mit signifikant pharmakologischer<br />

Wirkung auf den menschlichen<br />

Körper (Funktionsarzneimittel)<br />

zu schützen. Der im Dezember 2006<br />

durchgeführte Karlsruher Kosmetiktag<br />

„Abgrenzung kosmetische Mittel / Arzneimittel“<br />

diente 90 Sachverständigen<br />

aus Chemischen Untersuchungsämtern<br />

Deutschlands <strong>und</strong> Österreichs,<br />

aus Behörden des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der<br />

Länder, von Kosmetikverbänden sowie<br />

freiberuflichen Kosmetikchemikern<br />

<strong>und</strong> Sicherheitsbewertern als<br />

Informationsquelle <strong>und</strong> Diskussionsforum,<br />

um den aktuellen Stand der Beurteilungsmöglichkeiten<br />

von „Borderli-<br />

wird. Deshalb ist die Beurteilung von<br />

Borderl<strong>in</strong>e-Produkten e<strong>in</strong>e aufwändige<br />

<strong>und</strong> oft umstrittene E<strong>in</strong>zelfallentscheidung,<br />

zumal auch Gerichte<br />

entsprechende Produkte nicht immer<br />

e<strong>in</strong>heitlich beurteilen. Insofern muss<br />

nach geeigneten Abgrenzungskriterien<br />

gesucht werden. Angesprochen<br />

wurde, ob die Kriterien „therapeutischer<br />

Zweck“ oder „Auswirkungen<br />

auf die Ges<strong>und</strong>heit“ besser geeignet<br />

wären. E<strong>in</strong>zelstoffregelungen im Rahmen<br />

der EU-Kosmetik-Richtl<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d<br />

ke<strong>in</strong>e Lösung des Problems. Häufig<br />

dauert es zu lange, bis diese Regelungen<br />

zustande kommen, sodass diese<br />

Stoffe dann möglicherweise ke<strong>in</strong>e<br />

Marktbedeutung mehr haben.<br />

E<strong>in</strong>igkeit bestand dar<strong>in</strong>, dass die Sicherheitsbewertung<br />

das geeignete<br />

Instrumentarium zur Gewährleistung<br />

der Verbrauchersicherheit unabhängig<br />

von e<strong>in</strong>er Abgrenzung von Kosmetika<br />

zu Funktionsarzneimitteln darstellen<br />

könnte, falls konkretere Anforderungen<br />

an die Sicherheitsbewertungen<br />

gestellt <strong>und</strong> diese auch konsequent<br />

überwacht würden. Um diese Auf-<br />

ne-Produkten“ unter Berücksichtigung<br />

gabe bewältigen zu können, ist es<br />

der naturwissenschaftlichen Fakten, für die amtlichen Untersuchungse<strong>in</strong>richtungen<br />

erforderlich, die<br />

der rechtlichen Maßgaben <strong>und</strong> der<br />

marktwirtschaftlichen Gegebenheiten<br />

zu erhalten.<br />

national <strong>und</strong> EU-weit zu stärken, die<br />

adm<strong>in</strong>istrative Zusammenarbeit<br />

Die Podiumsdiskussion im Anschluss beteiligten Fachdiszipl<strong>in</strong>en zusammenzuführen<br />

<strong>und</strong> auch die Kommunikation<br />

an die Vorträge machte deutlich, dass<br />

das Abgrenzungskriterium „signifikante<br />

pharmakologische Wirkung“ wertern zu verbessern. Der Karlsru-<br />

mit den Herstellern <strong>und</strong> Sicherheitsbe-<br />

bei der E<strong>in</strong>stufung Kosmetisches her Kosmetiktag war hierzu e<strong>in</strong> erster<br />

Mittel / Arzneimittel (nach Funktion) Schritt <strong>in</strong> diese Richtung.<br />

für alle beteiligten Fachdiszipl<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Weitere Informationen s. unter www.<br />

Problem darstellt. Der Gr<strong>und</strong> liegt dar<strong>in</strong>,<br />

dass dieser Begriff nicht e<strong>in</strong>deutig<br />

cvua-karlsruhe.de<br />

wissenschaftlich def<strong>in</strong>iert ist, sondern<br />

aus verschiedenen Positionen heraus<br />

immer wieder anders verstanden


70 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Kosmetische Mittel / Bedarfsgegenstände<br />

Mikroorganismen <strong>in</strong> kosmetischen Mitteln<br />

Der mikrobiologische Standard kosmetischer Mittel ist sehr hoch.<br />

Dennoch fallen immer wieder Produkte auf, bei denen e<strong>in</strong>e mangelhafte<br />

Betriebshygiene zur Verkeimung führte.<br />

Für kosmetische Mittel fehlen verb<strong>in</strong>dliche<br />

Grenzwerte für zu tolerierende<br />

Keimgehalte. In den geltenden Gesetzen<br />

(Kosmetik-Verordnung <strong>und</strong> LFGB)<br />

s<strong>in</strong>d lediglich allgeme<strong>in</strong>e Vorschriften<br />

zum Schutz der Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> zur<br />

Herstellung kosmetischer Mittel enthalten.<br />

Zur Beurteilung konkreter<br />

Werte wird deshalb e<strong>in</strong>e Empfehlung<br />

des wissenschaftlichen Beirates für<br />

Kosmetika <strong>und</strong> Non-Food-Produkte<br />

bei der EG-Kommission (SC-<br />

CNFP – <strong>in</strong>zwischen SCCP)<br />

herangezogen. Danach gilt<br />

e<strong>in</strong> kosmetisches Mittel als<br />

sicher, wenn folgende Anforderungen<br />

erfüllt s<strong>in</strong>d:<br />

Kosmetika für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> dukte, die im Bereich der Augen oder<br />

Pro-<br />

der Schleimhäute verwendet werden,<br />

dürfen nicht mehr als 100 koloniebildende<br />

E<strong>in</strong>heiten (KBE) pro g oder ml<br />

enthalten. Alle anderen Produkte nicht<br />

mehr als 1000. Alle Produkte müssen<br />

frei se<strong>in</strong> von Krankheitserregern wie<br />

Staphylococcus aureus, Pseudomonas<br />

aerug<strong>in</strong>osa <strong>und</strong> Candida albicans;<br />

auch Verunre<strong>in</strong>igungen durch andere<br />

Pseudomonas- oder Enterobacteriacae-Species<br />

dürfen nicht vorkommen.<br />

Im Jahr 2006 wurde bei 398 Proben<br />

die aerobe Gesamtkeimzahl bestimmt.<br />

Lediglich bei 13 Proben wurden erhöhte<br />

Gesamtkeimzahlgehalte gef<strong>und</strong>en,<br />

wobei 7 dieser 13 Proben Hennaprodukte<br />

zur Haarfärbung waren. Da es<br />

sich bei Henna um e<strong>in</strong> pflanzliches<br />

Naturprodukt handelt, ist e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Gesamtkeimzahl bei diesen Produkten<br />

zu erwarten <strong>und</strong> ist per se nicht<br />

besorgniserregend.<br />

Entscheidend ist, ob es sich um humanpathogene<br />

bzw. potenziell humanpathogene<br />

Keime handelt. In e<strong>in</strong>em<br />

Fall konnte zwar e<strong>in</strong> potenziell<br />

humanpathogener Keim (Klebsiella<br />

pneumoniae) nachgewiesen werden,<br />

der häufig aus Kosmetika isoliert werden<br />

kann, jedoch nicht zwangsläufig<br />

als Krankheitserreger e<strong>in</strong>zustufen ist.<br />

Ges<strong>und</strong>e Haut stellt normalerweise<br />

e<strong>in</strong>e für viele Keime nahezu unüberw<strong>in</strong>dliche<br />

Schranke dar. Um e<strong>in</strong>e<br />

Eignung zur Ges<strong>und</strong>heitsschädigung<br />

bei Hennaprodukten auszuschließen,<br />

wurde e<strong>in</strong> Warnh<strong>in</strong>weis gefordert, der<br />

darauf h<strong>in</strong>weist, dass die Produkte nur<br />

auf unverletzter Kopfhaut angewandt<br />

werden dürfen. Bei den<br />

verbleibenden 6 Produkten,<br />

die ebenfalls e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Gesamtkeimzahl aufwiesen,<br />

handelte es sich um<br />

Produkte, bei denen die<br />

mangelnde Betriebshygiene<br />

beim Hersteller zu der Verkeimung<br />

führte. Bei e<strong>in</strong>er Hautcreme,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>-Mann-Betrieb hergestellt<br />

wurde, waren Klebsiella pneumoniae<br />

<strong>und</strong> Enterobacter cloacae<br />

nachweisbar. Die durchgeführte Betriebskontrolle<br />

führte zur E<strong>in</strong>stellung<br />

der Produktion, da die Räumlichkeiten<br />

nicht geeignet waren, kosmetische<br />

Mittel mit der erforderlichen mikrobiologischen<br />

Re<strong>in</strong>heit herzustellen.<br />

Die Verwendung von Konservierungsstoffen<br />

verh<strong>in</strong>dert nicht pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong>e<br />

Verkeimung. Die strikte E<strong>in</strong>haltung der<br />

Produktionshygiene <strong>und</strong> die unbed<strong>in</strong>gt<br />

erforderliche mikrobiologische Endproduktkontrolle<br />

s<strong>in</strong>d unverzichtbar. Die<br />

Produktkonservierung kann ebenso<br />

durch falsche Dosierung oder Auswahl<br />

der Konservierungsmittel sowie<br />

durch das Auftreten resistenter Keime<br />

versagen.<br />

Festgestellt wurde, dass kosmetische<br />

Mittel, die ohne Zusatz von zugelassenen<br />

Konservierungsstoffen hergestellt<br />

wurden, nicht häufiger keimbelastet<br />

waren als konservierte Produkte. E<strong>in</strong><br />

Gr<strong>und</strong> für diese Beobachtung ist, dass<br />

„nicht konservierte“ Produkte zwar<br />

ke<strong>in</strong>en der nach der Kosmetik-Verordnung<br />

zugelassenen Konservierungsstoffe<br />

enthalten, dafür jedoch häufig<br />

andere Stoffe, die rechtlich nicht als<br />

Konservierungsstoffe gelten, aber<br />

dennoch e<strong>in</strong>e antimikrobielle Wirkung<br />

als erwünschte Nebenwirkung<br />

aufweisen.


Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt Jahresbericht 2006 71<br />

Bedarfsgegenstände<br />

Phthalate als Weichmacher weiterh<strong>in</strong><br />

verbreitet<br />

Auch im H<strong>in</strong>blick auf die Erweiterung des Phthalatverbotes<br />

<strong>in</strong> Spielzeug ab Januar 2007 wurde die Weichmacherproblematik<br />

<strong>in</strong> Bedarfsgegenständen weiter unter die Lupe<br />

genommen. Dazu wurden 130 verschiedene Proben, wie<br />

Spielzeugfiguren, Puppen, Schwimmhilfen, Masken, Taucherbrillen<br />

usw., alle hergestellt aus Weich-PVC, h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Art <strong>und</strong> des Gehalts an Weichmachern untersucht.<br />

Trotz der toxikologischen Relevanz der Substanzen Di-2-<br />

ethylhexylphthalat (DEHP), Dibutylphthalat (DBP) <strong>und</strong> Benzylphthalat<br />

(BBP) wurden diese auch im Jahr 2006 <strong>in</strong> fast<br />

40 % der o. a. Proben festgestellt.<br />

Im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Jahr 2005 waren<br />

für 2006 darüber h<strong>in</strong>aus zwei Trends erkennbar:<br />

Während für Gegenstände mit längerem Hautkontakt, z. B.<br />

Masken, Badeschuhe, die o. a. besonders kritischen Phthalate<br />

DEHP, DBP <strong>und</strong> BBP häufig durch Diisononylphthalat<br />

(DINP) ersetzt werden, s<strong>in</strong>d Spielzeug <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>derartikel<br />

zunehmend phthalatfrei: hier werden die Phthalatweichmacher,<br />

z. B. durch Citrate <strong>und</strong> Carbonsäureester ersetzt.<br />

Kurioses<br />

Aromatische Damensöckchen<br />

E<strong>in</strong> Marktstandbetreiber war<br />

sehr erf<strong>in</strong>derisch: Die Gewürzmischung,<br />

verpackt <strong>in</strong> Damen-<br />

Fe<strong>in</strong>söckchen, verlieh se<strong>in</strong>em<br />

selbst zubereiteten Glühwe<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e sehr aromatische Note.<br />

Unterwäsche: ausgesprochen<br />

körpernah!<br />

Um Wäsche der „anderen Art“ handelte<br />

es sich bei den vorgelegten Verdachtsproben<br />

„essbare Unterwäsche“. Hier<br />

stellte sich die Frage: Gegenstand<br />

für den nicht nur vorübergehenden<br />

Hautkontakt, also Bedarfsgegenstand,<br />

oder Lebensmittel?<br />

Rechtlich gesehen gilt<br />

„sowohl als auch“. Für die Beurteilung<br />

s<strong>in</strong>d aber vor allem<br />

die Kennzeichnungsvorschriften<br />

sowie die zusatzstoffrechtlichen<br />

Anforderungen für Lebensmittel<br />

relevant, die von den untersuchten<br />

Proben aber nicht e<strong>in</strong>gehalten wurden.<br />

Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt<br />

<strong>und</strong> zur Körperpflege<br />

Bunte Textilien – nicht alle s<strong>in</strong>d frei von krebserzeugenden<br />

Azofarbstoffen <strong>und</strong> sensibilisierenden<br />

Dispersionsfarbstoffen<br />

Seit September 2003 besteht e<strong>in</strong> EU-weites Verwendungsverbot<br />

für Azofarbstoffe. Gelangen Azofarbstoffe auf die<br />

Haut oder <strong>in</strong> den Organismus, so können unter Umständen,<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit von den zur Farbstoffherstellung<br />

verwendeten Ausgangsstoffen, krebserzeugende Am<strong>in</strong>e<br />

freigesetzt werden.<br />

Im Jahr 2006 wurden 373 gefärbte Textil- <strong>und</strong> Lederproben<br />

untersucht. Die Beanstandungsquote war erfreulicherweise<br />

niedrig: Nur <strong>in</strong> 10 Proben (Karnevalkostüme,<br />

Ledergürtel, Ledergeldbörse, Schildmütze, Handtuch) war<br />

die Verwendung von verbotenen Azofarbstoffen über die<br />

Bestimmung der abspaltbaren <strong>und</strong> reglementierten Am<strong>in</strong>e<br />

nachweisbar.<br />

Außerdem waren <strong>in</strong> 31 von 261 untersuchten Proben sensibilisierende<br />

Dispersionsfarbstoffe enthalten. Am häufigsten<br />

festgestellt wurden Disperse Orange 37 / 76 (23 Proben)<br />

<strong>und</strong> Disperse Red 1 (5 Proben).<br />

Mehr als 50 Dispersionsfarbstoffe werden<br />

zum Färben von Polyester, Acetatfasern<br />

<strong>und</strong> Nylon e<strong>in</strong>gesetzt. E<strong>in</strong>zelne Farbstoffe<br />

aus dieser Gruppe s<strong>in</strong>d als<br />

potenziell gefährlich e<strong>in</strong>gestuft. Ihnen<br />

werden hautsensibilisierende<br />

Eigenschaften zugeschrieben. Personen,<br />

die gegenüber bestimmten<br />

Stoffen bereits sensibilisiert s<strong>in</strong>d,<br />

reagieren dann auf ger<strong>in</strong>gste Mengen<br />

mit allergischen Hautreaktionen.<br />

Je nach Färbetechnik s<strong>in</strong>d sensibilisierende<br />

Farbstoffe unter Umständen nicht farbecht<br />

fixiert <strong>und</strong> können durch Schweiß herausgelöst<br />

werden. Wegen dieser Unsicherheit<br />

sollten hautsensibilisierende Farbstoffe<br />

zum Färben körpernah getragener<br />

Kleidung aus Gründen des vorbeugenden<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutzes<br />

nicht verwendet werden.<br />

Die Expertenarbeitsgruppe<br />

„Textilien“ des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für<br />

Risikobewertung (BfR) empfiehlt<br />

für 8 derartige Farbstoffe, diese zur<br />

Färbung von körpernah getragenen<br />

Bekleidungsgegenständen nicht mehr<br />

e<strong>in</strong>zusetzen.


72 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Bedarfsgegenstände<br />

Saisonware – immer noch e<strong>in</strong> Problem?<br />

Kurzfristig verfügbare Saisonware (Fastnacht, Halloween,<br />

Weihnachten) fällt nach wie vor durch qualtitativ m<strong>in</strong>derwertige<br />

Produkte auf: So wurden von 47 untersuchten Kostümen<br />

für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Erwachsene, Handschuhe, Strümpfe,<br />

Strumpfhosen, Kopfbedeckungen, Hüte <strong>und</strong> Masken <strong>in</strong>sgesamt<br />

19 Erzeugnisse (40%) beanstandet:<br />

• Azofarbstoffe <strong>in</strong> 2 Proben,<br />

• sensibilisierende Dispersionsfarbstoffe <strong>in</strong> 15 Proben,<br />

• Kennzeichnungsmängel bei 4 Proben.<br />

Die Beanstandungsquote ist damit mit der des Jahres 2005<br />

(42 %) vergleichbar.<br />

Preis„werte“ Ledergürtel – alle „Echt Leder“?<br />

Lederwaren aus dem Discountersortiment genügen häufig<br />

nicht der Anforderung an die Bezeichnung „Leder“. Bei<br />

schwerpunktmäßiger Untersuchung solcher Produkte wurden<br />

im Jahr 2006 20 Proben untersucht, wovon 5 Ledergürtel<br />

sowie e<strong>in</strong> Uhrarmband (30%) nicht den Kennzeichnungsvorgaben<br />

entsprachen. Es handelte sich durchweg<br />

um Erzeugnisse, die auf der Gürtel<strong>in</strong>nenseite (Hautseite)<br />

mit der Auslobung „Echt Leder“ bzw. dem Lederhaut-Symbol<br />

versehen waren. Die millimeterdünne Schicht mit besagter<br />

Prägung war zwar tatsächlich aus Leder, aber das<br />

war dann auch schon alles. Die weitere Zusammensetzung:<br />

Die Oberseite bestand aus e<strong>in</strong>er sehr dünnen Kunststofffolie<br />

<strong>und</strong> der Kern aus gepresstem <strong>und</strong> mit Klebemitteln<br />

filzartig verb<strong>und</strong>enem Fasermaterial. Selbst wenn es sich<br />

bei Letzterem um Lederfasermaterial, mit B<strong>in</strong>demittel gepresst,<br />

handeln würde, genügte dies nicht der Bezeichnungsanforderung.<br />

Denn als Leder, Echt Leder oder mit<br />

e<strong>in</strong>em Ausdruck, der nach der Verkehrsauffassung auf Leder<br />

h<strong>in</strong>weist, darf beim Angebot oder Verkauf nur e<strong>in</strong> Material<br />

bezeichnet werden, das aus der ungespaltenen oder<br />

gespaltenen tierischen Haut bzw. dem Fell durch Gerben<br />

unter Erhaltung der gewachsenen Fasern <strong>in</strong> ihrer natürlichen<br />

Verflechtung hergestellt ist (zusammenfassender<br />

Bericht: www.cvua-freiburg.de ).<br />

Der „chemische Zustand“ von Leder hat sich weiter verbessert:<br />

Insbesondere lag der Gehalt an Pentachlorphenol,<br />

das u. U. zur Lager- <strong>und</strong> Transportkonservierung von Leder<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird, <strong>in</strong> allen untersuchten Proben (72) unter<br />

dem Grenzwert von 5 mg / kg (Chemikalienrecht).<br />

Auch Chrom-(VI)-Verb<strong>in</strong>dungen waren nur noch <strong>in</strong> wenigen<br />

Proben zu f<strong>in</strong>den: Nur 3 Proben (e<strong>in</strong>e Geldbörse, e<strong>in</strong> Ledergürtel<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Brustbeutel) wiesen erhöhte Chrom(VI)-Gehalte<br />

zwischen 4,5 <strong>und</strong> 34 mg / kg auf <strong>und</strong> wurden mit dem<br />

H<strong>in</strong>weis auf die Expertenäußerung des BfR beanstandet,<br />

wonach e<strong>in</strong> Höchstwert von 3 mg / kg emfpfohlen wird.<br />

„Lass jucken Kumpel!“ oder „Ist Körperertüchtigung<br />

ges<strong>und</strong>?“<br />

Allergische Reaktionen werden immer wieder <strong>und</strong> immer<br />

häufiger bei Personen beobachtet, die mit Latexmaterialien<br />

<strong>in</strong> Kontakt kommen. Neben den spezifischen Verarbeitungshilfsstoffen<br />

s<strong>in</strong>d es hauptsächlich die natürlichen<br />

Latex-Bestandteile (= Prote<strong>in</strong>e), die zu Hautausschlag, Ödemen,<br />

Konjunktivitis, Asthma aber auch zu anaphylaktischem<br />

Schock führen können. Die Exposition erfolgt oral, dermal<br />

aber auch aerogen (z. B. bei gepuderten Handschuhen).<br />

Um der Gefahr von Allergien vorzubeugen, muss daher bei<br />

Erzeugnissen auf Basis von Natur- <strong>und</strong> Synthesekautschuk<br />

<strong>in</strong>sbesondere mit M<strong>und</strong>schleimhautkontakt sowie nicht nur<br />

vorübergehendem Körperkontakt (z. B. Bekleidung, Erotik-Accessoires,<br />

Gymnastikbänder) der Gehalt an löslichen<br />

Prote<strong>in</strong>en m<strong>in</strong>imiert werden. Als e<strong>in</strong> Schwerpunkt wurde <strong>in</strong><br />

2006 Erotikwäsche aus Latex unter die Lupe genommen.<br />

Von <strong>in</strong>sgesamt 30 untersuchten Proben wiesen 11 Erzeugnisse<br />

stark erhöhte Prote<strong>in</strong>gehalte auf (260 bis 820 µg / g<br />

Latexmaterial). Diese Quote ist noch eher positiv zu sehen,<br />

denn Latexerzeugnisse zur Körperertüchtigung (z. B. elastische<br />

Gymnastikbänder), bei denen es zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiven<br />

Körperkontakt mit dem Gummimaterial kommt, weisen<br />

e<strong>in</strong>e deutlich schlechtere Bilanz auf: Von 16 Erzeugnissen<br />

waren 13 stark mit extrahierbaren Prote<strong>in</strong>en belastet. Der<br />

Gehalt lag hier zwischen 320 <strong>und</strong> 900 µg / g Latexmaterial.<br />

Die Proben wurden beanstandet <strong>und</strong> die Hersteller aufgefordert,<br />

alle Anstrengungen zur M<strong>in</strong>imierung des Gehaltes<br />

an löslichen Prote<strong>in</strong>en zu unternehmen.<br />

Nickel- <strong>und</strong> Bleilässigkeit – schöne Accessoires mit<br />

Folgen?<br />

Mit dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Nickelallergien wurden auch<br />

wieder zahlreiche Gegenstände für den nicht nur vorübergehenden<br />

Hautkontakt, <strong>in</strong>sbesondere Modeschmuck für<br />

K<strong>in</strong>der, Gürtelschnallen sowie Haarspangen, überprüft.<br />

Nachdem im Jahr 2005 zwei Armbanduhren auffielen,<br />

war es im Berichtsjahr nur e<strong>in</strong>e Gürtelschnalle, bei der die<br />

Nickelabgabe mit 3,3 µg / cm² / Woche (sehr deutlich) über<br />

dem <strong>in</strong> der Bedarfsgegenständeverordnung genannten<br />

Höchstwert von 0,5 µg / cm² / Woche lag. Bei allen anderen<br />

42 Proben konnten erfreulicherweise ke<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Nickellässigkeit festgestellt werden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ergaben sich aus e<strong>in</strong>em glücklicherweise kle<strong>in</strong>en<br />

Teil der Modeschmuck-Proben andere bedenkliche Bef<strong>und</strong>e.<br />

Bei verschluckbaren Schmuck-Gegenständen wurde<br />

zusätzlich der Bleigehalt bestimmt. Bei sehr hohen Bleigehalten<br />

wurden die Schmuckstücke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Magensäuresimulanz<br />

auf ihre Bleiabgabe untersucht. 2 Proben, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derr<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> herzförmiger Kettenanhänger, hätten bei<br />

K<strong>in</strong>dern nach Verschlucken zu e<strong>in</strong>er Bleivergiftung führen<br />

können. Sie wurden daher beanstandet.


Spielwaren <strong>und</strong> Scherzartikel Jahresbericht 2006 73<br />

Spielwaren <strong>und</strong> Scherzartikel<br />

Chemiecocktail der besonderen Art<br />

E<strong>in</strong> Spielzeugset, bestehend aus e<strong>in</strong>em Rucksack mit e<strong>in</strong>er<br />

Stoffpuppe, enthielt gleich mehrere verbotene Azofarbstoffe.<br />

Während im Rucksack das aromatische Am<strong>in</strong><br />

3,3’-Dimethoxybenzid<strong>in</strong> nachweisbar war, wurden <strong>in</strong> den<br />

braunen Wollhaaren der Puppe der verbotene Azofarbstoff<br />

Disperse Yellow 23 <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Spaltprodukt 4-Am<strong>in</strong>oazobenzol<br />

nachgewiesen.<br />

Holzspielzeug: e<strong>in</strong> Naturprodukt mit besonderem<br />

Reiz?<br />

Neueste wissenschaftliche Untersuchungen belegen jetzt<br />

e<strong>in</strong>deutig, dass Formaldehyd ges<strong>und</strong>heitsschädlich ist, die<br />

Schleimhäute reizt <strong>und</strong> Krebs im Nasenraum auslösen<br />

kann, wenn es e<strong>in</strong>geatmet wird. Da<br />

Formaldehyd <strong>in</strong> vielen Klebstoffen e<strong>in</strong>gesetzt<br />

<strong>und</strong> als B<strong>in</strong>demittel bei der<br />

Herstellung von Holzwerkstoffen<br />

verwendet wird, standen <strong>in</strong>sbesondere<br />

Spielzeugpuzzle auch 2006<br />

wieder auf dem Prüfstand.<br />

Ziel dieser Aktion war u. a. aber<br />

auch, Bestrebungen entgegenzutreten,<br />

wonach die Begrenzung der<br />

Formaldehydabgabe für Spielzeug<br />

nach den Ausführungen e<strong>in</strong>es EN-Entwurfes<br />

deutlich angehoben werden soll.<br />

Demnach dürfte dann die Formaldehydabgabe,<br />

die während e<strong>in</strong>er Testzeit von nur 3 St<strong>und</strong>en<br />

ermittelt wird, bis zu 80 mg / kg Holzwerkstoff betragen.<br />

Aktuell werden dagegen die Richtwerte von 110 mg / kg<br />

(Kontaktdauer: 24 St<strong>und</strong>en = 8 x längere Testzeit) sowie<br />

30 mg / kg (Kontaktdauer: 5 St<strong>und</strong>en) als Indiz dafür gewertet,<br />

dass die <strong>in</strong> der Chemikalienverbotsverordnung für<br />

Holzwerkstoffe festgelegter Raumluftwert von 0,1 ppm<br />

Formaldehyd möglicherweise überschritten ist.<br />

Insgesamt wurden 85 Spielzeugproben aus Holzwerkstoffen<br />

auf die Formaldehydabgabe getestet. Bei 66 Proben<br />

lagen die Abgabewerte nach 24-stündiger Testzeit deutlich<br />

unter 110 mg / kg Holz. Die für diese Proben korrespondierenden<br />

Abgabewerte nach 3-stündiger Testzeit lagen<br />

im Mittel – wie erwartet – deutlich unter 10 mg / kg Holzwerkstoff.<br />

Die restlichen 19 Proben wiesen dagegen hohe bis sehr<br />

hohe Formaldehydabgaben auf <strong>und</strong> lagen deutlich über<br />

dem o. a. Richtwert von 110 mg / kg (Testzeit: 24 St<strong>und</strong>en).<br />

Würde dagegen der Grenzwert von 80 mg / kg (Testzeit: 3<br />

St<strong>und</strong>en) e<strong>in</strong>geführt werden, wären lediglich nur 2 Proben<br />

zu beanstanden gewesen. Die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es derartigen<br />

(unrealistischen) Richtwertes wäre unter dem Gesichtspunkt<br />

des vorbeugenden Verbraucherschutzes <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere<br />

des Ges<strong>und</strong>heitsschutzes von K<strong>in</strong>dern als großer<br />

Rückschritt zu werten.<br />

Nitrosam<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Gummi – e<strong>in</strong>e Bedrohung für<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der?<br />

Wie die Untersuchungen <strong>in</strong> 2006 gezeigt haben, ist dies<br />

zum<strong>in</strong>dest für die „Kle<strong>in</strong>sten“ nicht der Fall: Denn ke<strong>in</strong>e der<br />

49 untersuchten Flaschen- <strong>und</strong> Beruhigungssauger waren<br />

diesbezüglich auffällig.<br />

Dagegen werden bei Luftballonen zwar immer noch auffällige<br />

Werte erhalten, doch ist gegenüber dem Vorjahr e<strong>in</strong>e<br />

weitere Qualitätssteigerung zu verzeichnen. Denn <strong>in</strong>zwischen<br />

halten schon 10 von 19 Luftballonproben (= 52 %; <strong>in</strong><br />

2005: 33 %) den vom BfR empfohlenen Abgaberichtwert<br />

für Nitrosam<strong>in</strong>e von 10 µg / kg Gummimaterial e<strong>in</strong>. Bei weiteren<br />

6 Proben lag die Nitrosam<strong>in</strong>abgabe zwischen 10 <strong>und</strong><br />

max. 50 µg / kg (= 31 %, <strong>in</strong> 2005: 37 %). Auch für die<br />

Abgabe von<br />

nitrosierbaren Stoffen (= Vor-<br />

stufe der Nitrosam<strong>in</strong>e) ist e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Verbesserung zu beobachten: Hier lagen<br />

die Abgabewerte <strong>in</strong>zwischen für<br />

16 von 19 Proben (= 84 %; <strong>in</strong> 2005:<br />

50 %) deutlich unter dem vom BfR<br />

vorgeschlagenen Richtwert von<br />

2 000<br />

µg / kg.<br />

Leider ist der Gesetzgeber noch<br />

immer nicht aktiv geworden, sodass<br />

auch die für 2006 erwartete<br />

EU-weite Reglementierung von Nitrosam<strong>in</strong>en<br />

<strong>und</strong> nitrosierbaren Stoffen<br />

<strong>in</strong> Spielzeug nicht erfolgt ist. Da es sich bei<br />

den Nitrosam<strong>in</strong>en um genotoxische Kanzerogene<br />

handelt <strong>und</strong> für alle Expositionspfade das EU-weit e<strong>in</strong>geführte<br />

M<strong>in</strong>imierungspr<strong>in</strong>zip ALARA (as low as reasonable<br />

achievable) gilt, wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Lebensmittelchemischen<br />

Institut der Universität Hohenheim<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Abschlussarbeit nach<br />

„Strategien zur Verr<strong>in</strong>gerung von N-Nitrosam<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Bedarfsgegenständen<br />

aus Gummi“ gesucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en:<br />

demnach kann durch den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>facher Behandlungsmethoden<br />

(z. B. Waschen, Bestrahlen, Vakuumbehandlung)<br />

die Nitrosam<strong>in</strong>abgabe auch im Fertigerzeugnis deutlich verr<strong>in</strong>gert<br />

werden.


74 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Bedarfsgegenstände<br />

Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt<br />

Übergang von Weichmachern <strong>in</strong> Lebensmittel – Twist-off-Deckel weiterh<strong>in</strong><br />

problematisch!<br />

Kennzeichnungsmängel bei<br />

Gegenständen für den Lebensmittelkontakt<br />

Dichtungsmaterialien von Schraubdeckeln<br />

bestehen derzeit ausschließlich<br />

aus weichgemachtem PVC. Bei<br />

fetthaltigen Lebensmitteln wie <strong>in</strong> Öl<br />

e<strong>in</strong>gelegtem Gemüse, Käse- oder<br />

Fischkonserven, <strong>und</strong> bei fetthaltigen<br />

Brotaufstrichen wie Pesto besteht die<br />

Gefahr, dass die Weichmacher nach<br />

Lebensmittel migriert. Trauriger „Spitzenreiter“<br />

war e<strong>in</strong>e Probe Thunfisch <strong>in</strong><br />

Öl mit 1370 mg / kg DEHP. Diese Probe<br />

überschritt das aus toxikologischer<br />

Sicht zulässige Sicherheitsniveau um<br />

den Faktor 456 <strong>und</strong> musste daher als<br />

ges<strong>und</strong>heitsschädlich beanstandet<br />

werden.<br />

– ke<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit<br />

Bei Materialien <strong>und</strong> Gegenständen für<br />

den Lebensmittelkontakt ist es rechtlich<br />

vorgeschrieben, den Namen <strong>und</strong><br />

auch die Anschrift des Produktverantwortlichen<br />

(Hersteller, Importeur oder<br />

Verkäufer) anzugeben. Falls erforderlich<br />

s<strong>in</strong>d außerdem besondere H<strong>in</strong>weise<br />

für e<strong>in</strong>e sachgerechte Anwendung<br />

<strong>und</strong> nach herausgelöst werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Tatsache, dass viele<br />

Nachdem im Vorjahr derartige Produkte<br />

stark erhöhte Weichmacher-<br />

Obwohl diese Anforderungen nicht ge-<br />

zu nennen.<br />

Deckelhersteller nicht <strong>in</strong> der Lage<br />

s<strong>in</strong>d, rasch rechtskonforme Deckel<br />

übergänge aufwiesen, hat das CVUA<br />

rade neu s<strong>in</strong>d, ist die Kennzeichnung<br />

zu produzierten, die den zulässigen<br />

Stuttgart e<strong>in</strong> b<strong>und</strong>esweites Überwachungsprogramm<br />

(BÜP) zu dieser Pro-<br />

Im Jahr 2006 war dies bei 19 % (177<br />

immer noch häufig zu beanstanden.<br />

Gesamtmigrationsgrenzwert von 60<br />

mg / kg e<strong>in</strong>halten, plant die EU e<strong>in</strong>e<br />

blematik <strong>in</strong>itiiert <strong>und</strong> im Jahr 2006 133<br />

von 934) der Proben der Fall.<br />

Übergangsverordnung zu erlassen,<br />

Proben untersucht. Die <strong>in</strong> 2005 entwickelte<br />

Screen<strong>in</strong>g-Methode für die<br />

cher Produkte sowie vor allem für<br />

Für e<strong>in</strong>e sichere Anwendung man-<br />

bei der für bestimmte Weichmacher<br />

(u. a. ESBO) für e<strong>in</strong>en Zeitraum von ca.<br />

<strong>in</strong> den Dichtungsmaterialien enthaltenen<br />

Weichmacher musste fortlaufend<br />

oder Beanstandungsfall ist die Anga-<br />

die Nachverfolgung im Reklamations-<br />

1 Jahr e<strong>in</strong> Summengrenzwert von 300<br />

mg / kg zulässig se<strong>in</strong> wird. Gleichzeitig<br />

angepasst werden, da die Deckelproduzenten<br />

ständig neue Rezepturen<br />

ne lästige Formalität. Beispielsweise<br />

be des Herstellers eben nicht nur ei-<br />

sollen die toxikologisch bedenklichen<br />

Phthalate für den Kontakt mit fetthaltigen<br />

(nicht jedoch für wässrige oder<br />

(leider viele erfolglos) entwickelten,<br />

fielen im Berichtsjahr 2 Backformen<br />

um der Migrationsproblematik Herr<br />

aus Keramik durch e<strong>in</strong>e stark erhöhte<br />

alkoholhaltige) Lebensmittel verboten<br />

zu werden.<br />

Bleilässigkeit auf. Die höchstzulässige<br />

werden.<br />

Abgabe von 1,5 mg / l Blei wurde um<br />

Der bislang hauptsächlich verwendete<br />

Wie die Untersuchungsergebnisse das 9- bis 12fache überschritten. Die<br />

Weichmacher „epoxidiertes Sojabohnenöl“<br />

(ESBO) wurde zunehmen er-<br />

aus 2006 (s. Tabelle) zeigen, wiesen Angabe des Produktverantwortlichen<br />

54 % aller untersuchten Proben Migrationswerte<br />

über dem Grenzwert schwer zu belangen war, bzw. wei-<br />

fehlte, sodass dieser auch nur sehr<br />

setzt durch:<br />

• Polyadipate<br />

• Hydriertes <strong>und</strong> acetyliertes Riz<strong>in</strong>usöl<br />

(Markenname Gr<strong>in</strong>dsted-Soft-N-<br />

Safe ® )<br />

• 1-2-Cyclohexandicarbonsäure-diisononylester<br />

(DINCH) meist <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit Di-(2-Ethylhexyl)-Adipat<br />

(DEHA)<br />

von 60 mg / kg auf. Besonders auffällig<br />

waren „Fische <strong>in</strong> Öl“: Hier waren<br />

bei 86 % der Proben Grenzwertüberschreitungen<br />

festzustellen. Aber auch<br />

nach E<strong>in</strong>führung des neuen, um e<strong>in</strong><br />

Vielfaches angehobenen Grenzwertes<br />

von 300 mg / kg, wäre dieser immer<br />

noch bei 11 % der untersuchten Proben<br />

tere derartige Produkte nur schwer<br />

oder gar nicht von den Behörden vom<br />

Markt genommen werden konnten.<br />

Die Backform mit der höchsten Bleilässigkeit<br />

wurde kurioserweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Schuhgeschäft verkauft – nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt die beste Adresse für derartige<br />

Haushaltswaren.<br />

Leider waren immer noch <strong>in</strong> 22 Deckeln<br />

nicht e<strong>in</strong>gehalten!<br />

(= 16 %!) die ges<strong>und</strong>heitlich bedenklichen<br />

Phthalate DEHP, DINP <strong>und</strong><br />

DIDP enthalten <strong>und</strong> <strong>in</strong> die jeweiligen Tabelle: Migrationswerte über dem Grenzwert<br />

Weichmachermigration<br />

mg / kg<br />

Alle Proben<br />

%<br />

Gemüse <strong>in</strong> Öl<br />

%<br />

Fische <strong>in</strong> Öl<br />

%<br />

Käse <strong>in</strong> Öl<br />

%<br />

Pesto<br />

%<br />

0 – 60 46 48 14 75 51<br />

61 – 120 22 18 29 25 24<br />

121 – 180 10 14 19 – 3<br />

181 – 240 5 8 10 – –<br />

241 – 300 6 3 – – 16<br />

> 300 11 9 28 – 6


Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt Jahresbericht 2006 75<br />

Qualitätsunterschiede bei<br />

Küchenhelfern aus Silikon<br />

Der Trend zu Küchenutensilien aus<br />

Silikon hält nach wie vor an. Neben<br />

Backformen <strong>und</strong> -unterlagen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen<br />

auch P<strong>in</strong>sel, Schneebesen,<br />

Teigschaber <strong>und</strong> Handschuhe, mit<br />

denen man Frischgebackenes direkt<br />

aus dem Ofen holen kann, auf dem<br />

Markt. Wie im Berichtsjahr festgestellt<br />

wurde, gibt es bei den Silikongegenständen<br />

aber große Qualitätsunterschiede,<br />

denn teilweise wurde<br />

offensichtlich aus Kostengründen bei<br />

der Herstellung der Gegenstände auf<br />

e<strong>in</strong> „Tempern“ der Produkte verzichtet<br />

oder es wurde bei zu niedriger Temperatur<br />

durchgeführt.<br />

Die korrekte Durchführung dieses Erhitzungsprozesses<br />

ist aber zur Entfernung<br />

von Resten der Ausgangsstoffe<br />

<strong>und</strong> von flüchtigen Reaktionsprodukten<br />

zw<strong>in</strong>gend erforderlich, andernfalls<br />

würden diese Stoffe bei der Verwendung<br />

der Gegenstände <strong>in</strong> die Lebensmittel<br />

übergehen.<br />

Bei 23 Proben verschiedenster Art<br />

wurde überprüft, ob der Richtwert des<br />

B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Risikobewertung<br />

(BfR) von 0,5 für flüchtige organische<br />

Bestandteile e<strong>in</strong>gehalten ist. Bei 9 Proben<br />

wurde dieser Wert überschritten,<br />

teilweise um etwa den Faktor 2.<br />

Druckfarbenbestandteile <strong>in</strong><br />

Lebensmitteln – e<strong>in</strong> Ende <strong>in</strong> Sicht?<br />

Auch im Jahr 2006 wurden verschiedene<br />

Lebensmittel <strong>und</strong> deren Verpackungsmaterialien<br />

(v. a. Getränke <strong>in</strong><br />

Kartonverb<strong>und</strong>en, Joghurt <strong>in</strong> Kunststoffbechern<br />

<strong>und</strong> Wurst <strong>in</strong> bedruckten<br />

Hüllen) auf den Druckfarbenbestandteil<br />

Isopropylthioxanthon (ITX) untersucht.<br />

ITX beschleunigt das Trocknen<br />

von Druckfarben <strong>und</strong> kann durch Abklatsch<br />

bzw. Migration <strong>in</strong> das Lebensmittel<br />

gelangen.<br />

Bei 16 (23 %) von <strong>in</strong>sgesamt 71 untersuchten<br />

Lebensmittelproben konnte<br />

ITX <strong>in</strong> der Verpackung nachgewiesen<br />

werden. Während bei Kartonverb<strong>und</strong>en<br />

die Zahl ITX-haltiger Verpackungsproben<br />

auf dem Markt aufgr<strong>und</strong> der<br />

Umstellung auf e<strong>in</strong> anderes Druckverfahren<br />

abgenommen hat, enthielt der<br />

überwiegende Teil der Kunststoffbecher<br />

weiterh<strong>in</strong> ITX. In den Kunststoffbechern<br />

konnte zudem noch e<strong>in</strong> weiterer<br />

Druckfarbenbestandteil, Diethylthioxanthon<br />

(DTX), nachgewiesen<br />

werden. Die ITX- bzw. DTX-Gehalte<br />

im Lebensmittel, hier Joghurt, lagen<br />

unter 0,05 mg / kg. DTX ist wie ITX toxikologisch<br />

nicht vollständig bewertet.<br />

Bei Gehalten unter 0,05 mg / kg Lebensmittel<br />

ist von ke<strong>in</strong>em erbgutveränderndem<br />

Potenzial auszugehen.<br />

Kochbesteck aus Kunststoff:<br />

muss man „schwarz“ sehen?<br />

In den vergangenen Jahren wurden<br />

derartige Produkte immer wieder<br />

beanstandet, weil das Kunststoffmaterial<br />

für den Gebrauch bei den üblichen<br />

Brat- <strong>und</strong> Backtemperaturen von<br />

> 200 °C nicht geeignet war. Inzwischen<br />

werden deutlich hitzestabilere<br />

Werkstoffe für die Herstellung derartiger<br />

Küchenutensilien e<strong>in</strong>gesetzt. In<br />

2006 standen daher weniger gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Eignungstests im Fokus als<br />

vielmehr Untersuchungen zum möglichen<br />

Übergang ges<strong>und</strong>heitlich relevanter<br />

Stoffe auf das Lebensmittel.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen<br />

stimmen optimistisch. U. a. lagen<br />

die Werte bei allen 8 Proben, die auf<br />

e<strong>in</strong>en Übergang von Caprolactam (=<br />

Ausgangsstoff bei der Herstellung<br />

von Polyamid) untersucht wurden, mit<br />

0,2 bis max. 5,5 mg / kg deutlich unter<br />

dem für diese Substanz festgelegten<br />

Migrationsgrenzwert von 15 mg / kg<br />

Lebensmittel.<br />

Die Untersuchung von Koch- <strong>und</strong> Bratbesteck<br />

war <strong>in</strong> 2006 außerdem Teil<br />

e<strong>in</strong>es BÜP-Projektes. Insbesondere<br />

sollte hier der mögliche Übergang<br />

von primären aromatischen Am<strong>in</strong>en<br />

(PAA) aus dem Kunststoffmaterial <strong>in</strong><br />

das Lebensmittel getestet werden.<br />

Der Gesetzgeber schreibt vor, dass<br />

PAAs, die als krebserzeugende Substanzen<br />

e<strong>in</strong>gestuft s<strong>in</strong>d, im Lebensmittel<br />

nicht nachweisbar se<strong>in</strong> dürfen.<br />

Die Nachweisgrenze ist mit 20 µg / kg<br />

Lebensmittel def<strong>in</strong>iert. Auch hier ist<br />

die Ergebnisbilanz der Untersuchungsaktion<br />

erfreulich positiv, denn von <strong>in</strong>sgesamt<br />

48 untersuchten Proben (z. B.<br />

Bratenwender, Suppenschöpfer, Gemüselöffel<br />

für den Wok) war nur bei<br />

<strong>in</strong>sgesamt 4 Erzeugnissen tatsächlich<br />

e<strong>in</strong> Übergang dieser Substanzen nachweisbar.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs lagen die Werte für<br />

diese Produkte mit 110 bis 1000 µg<br />

PAA / kg Lebensmittel außerordentlich<br />

hoch <strong>und</strong> machten sich teilweise sogar<br />

schon durch e<strong>in</strong>en unangenehmen<br />

<strong>und</strong> stechenden Geruch bemerkbar.<br />

Die Proben wurden beanstandet.


76 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Bedarfsgegenstände<br />

Antibakteriell ausgerüstete<br />

Pfannen, kritisch bewertet<br />

In Laufe des Jahres 2006 wurde das<br />

CVUA Stuttgart auf Pfannen mit antibakteriell<br />

ausgerüsteter Keramik<strong>in</strong>nenfläche<br />

aufmerksam. Der Hersteller<br />

lobt diese Neuheit auch auf se<strong>in</strong>er Internetseite<br />

als se<strong>in</strong>en Beitrag für mehr<br />

Hygiene <strong>in</strong> der Küche aus: „Edelmetall-Ionen<br />

wirken permanent an der<br />

Innenfläche der Pfannen aktiv gegen<br />

Bakterien, Wachstum <strong>und</strong> Verbreitung<br />

von Bakterien wird gehemmt, gezielte<br />

Prophylaxe beim Zubereiten, Servieren<br />

<strong>und</strong> Aufbewahren von Speisen.“<br />

Vonseiten der Lebensmittelüberwachung<br />

wird e<strong>in</strong>e antibakterielle Ausrüstung<br />

von Lebensmittelkontaktmaterialien<br />

sehr kritisch gesehen. Der<br />

Verwender könnte zu mangelhafter<br />

Hygiene verleitet werden. Außerdem<br />

s<strong>in</strong>d Wirkung <strong>und</strong> Nutzen letztlich<br />

durch die Verbraucher nicht nachprüfbar,<br />

<strong>in</strong>sbesondere im häuslichen<br />

Bereich. H<strong>in</strong>zu kommt, dass im speziellen<br />

Fall der Pfannen e<strong>in</strong>e antibakterielle<br />

Ausrüstung der Innenfläche<br />

ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n macht, da die Hitze beim<br />

Braten oder Kochen e<strong>in</strong>e stärkere<br />

<strong>und</strong> vor allem weiter <strong>in</strong>s Innere des<br />

Lebensmittels reichende keimtötende<br />

Wirkung hat.<br />

Derzeit bieten die rechtlichen Vorschriften<br />

ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, die antibakterielle<br />

Ausrüstung von Pfannen oder<br />

anderem Kochgeschirr zu verbieten,<br />

solange konservierende Stoffe nur an<br />

der Oberfläche der Materialien wirken<br />

<strong>und</strong> nicht <strong>in</strong> das Lebensmittel übergehen.<br />

Jedoch darf die Aufmachung der<br />

Produkte <strong>und</strong> die Werbung dazu beim<br />

Verbraucher ke<strong>in</strong>e falschen Erwartungen<br />

wecken oder ihn auf e<strong>in</strong>e andere<br />

Art <strong>und</strong> Weise irreführen.<br />

Guten Appetit?<br />

Wenn Lebensmittel nach<br />

Kunststoff schmecken<br />

Nickelfrei kochen!<br />

Auch 2006 wurden wieder zahlreiche<br />

sensorische Prüfungen von Gegenständen<br />

mit Lebensmittelkontakt<br />

Nickel, das als Bestandteil verschiedenster<br />

Legierungen <strong>in</strong> zahlreichen<br />

durchgeführt. Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt hierbei,<br />

dass Lebensmittel durch diese<br />

metallischen Küchengeräten <strong>und</strong><br />

-utensilien vorkommt, ist e<strong>in</strong>es der<br />

Materialien geruchlich <strong>und</strong> geschmacklich<br />

nicht bee<strong>in</strong>flusst werden dürfen.<br />

häufigsten Kontaktallergene. Über die<br />

Nahrung aufgenommen verursacht es<br />

Leider wird diese Anforderung, wie<br />

weniger Beschwerden als bei Hautkontakt,<br />

allerd<strong>in</strong>gs kann es bei oraler<br />

die nachfolgende Tabelle zeigt, nicht<br />

immer erfüllt:<br />

Aufnahme zu Aufflammreaktionen bei<br />

bestehenden Allergien kommen. Aus Um die stofflichen Ursachen der organoleptischen<br />

Veränderung von Le-<br />

diesem Gr<strong>und</strong> wurde <strong>in</strong> den “Guidel<strong>in</strong>es<br />

on metals and alloys used as food bensmitteln, z. B. durch Polyethylenfolienbeutel,<br />

aufzuklären <strong>und</strong> aus den Er-<br />

contact materials“ des Council of Europe<br />

für den Übergang von Nickel <strong>in</strong> gebnissen ggf. Handlungsoptionen für<br />

Lebensmittel e<strong>in</strong> maximal zulässiger Hersteller ableiten zu können, wurde<br />

Wert von 0,1 mg Nickel pro kg bzw. l 2006 e<strong>in</strong>e Diplomarbeit <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit dem Lebensmittelchemi-<br />

Lebensmittel festgelegt (0,05 mg / l für<br />

Wasserkocher). Zudem wird empfohlen,<br />

ke<strong>in</strong>e vernickelten bzw. nickelbeheim<br />

durchgeführt: Hier wurde anhand<br />

schen Institut der Universität Hohenschichteten<br />

Lebensmittelbedarfsgegenstände<br />

zu verwenden.<br />

tersucht, welche Stoffe maßgeblich<br />

e<strong>in</strong>es konkreten Produktbeispiels un-<br />

Von <strong>in</strong>sgesamt 38 untersuchten Lebensmittelbedarfsgegenständen<br />

beitragen <strong>und</strong> wo die Quellen dieser<br />

zu den sensorischen Veränderungen<br />

konnte bei 3 Proben (Kaffeemasch<strong>in</strong>en,<br />

Pfeffermühle) – selbst bei wiese<br />

zeigen, dass die zum Off-Flavour<br />

Stoffe zu suchen s<strong>in</strong>d. Die Ergebnisderholtem<br />

Kontakt – e<strong>in</strong> Übergang auf führenden Aromastoffe z. T. bereits im<br />

das Lebensmittel größer 0,1 mg / kg Ausgangsmaterial zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, der<br />

nachgewiesen werden. Diese Proben größte Anteil jedoch bei der Folienherstellung<br />

selbst entsteht.<br />

wurden beanstandet.<br />

Tabelle: Sensorische Prüfungen von Gegenständen mit Lebensmittelkontakt<br />

* ( ) Ergebnisse aus 2005<br />

Probenart Proben Auffällige Proben<br />

Anzahl Anzahl %<br />

Schnabelbecher für K<strong>in</strong>der 14 6 43<br />

Tr<strong>in</strong>krucksäcke 7 (16) * 2 (9) * 29 (56) *<br />

Tr<strong>in</strong>kflaschen 12 – –<br />

Softkühltaschen 4 2 50<br />

Mikrowellengeschirr 19 6 32<br />

Gefrierdosen 14 2 14<br />

Gefrierbeutel 4 4 100


Bedarfsgegenstände zur Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Pflege Jahresbericht 2006 77<br />

Bedarfsgegenstände zur Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Pflege<br />

sowie sonstige Haushaltschemikalien<br />

Bedarfsgegenstände, die gefährliche Produkte im S<strong>in</strong>ne des Chemikalienrechtes<br />

s<strong>in</strong>d, müssen entsprechend ihrer chemischen Zusammensetzung<br />

sicher verpackt se<strong>in</strong>. Die Angaben auf den Verpackungen müssen<br />

Verbraucher über die Gefahren, die bei der Aufbewahrung oder Anwendung<br />

bestehen, <strong>in</strong>formieren. Warnh<strong>in</strong>weise <strong>und</strong> Gefahrensymbole<br />

müssen so angebracht se<strong>in</strong>, dass sie deutlich sichtbar s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> nicht <strong>in</strong><br />

Werbetexten <strong>und</strong> Anwendungsh<strong>in</strong>weisen, die teilweise mehrsprachig<br />

auf den Etiketten vorhanden s<strong>in</strong>d, „untergehen“.<br />

Die Beanstandungsquote bei den untersuchten<br />

Wasch- <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>igungslich?<br />

Duftöle – natürlich <strong>und</strong> ungefährmitteln<br />

war mit 42 % (190 von 450<br />

Bei vielen natürlichen Ölen besteht<br />

Proben) sehr hoch. Sie ist <strong>in</strong> erster<br />

aufgr<strong>und</strong> des Anteils an Kohlenwasserstoffen<br />

<strong>und</strong> der physikalischen Ei-<br />

L<strong>in</strong>ie auf Kennzeichnungsmängel zurückzuführen.<br />

Nicht alle Hersteller hatten<br />

die Kennzeichnung ihrer Produkte<br />

genschaften (niedrige Viskosität <strong>und</strong><br />

niedrige Oberflächenspannung) e<strong>in</strong><br />

fristgerecht an die erweiterten Kennzeichnungsvorschriften<br />

der Detergen-<br />

Aspirationsrisiko.<br />

Öle, die die Stoffe Limonen oder Citral<br />

zien-Verordnung der EU angepasst.<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Menge > 1 % enthalten, werden<br />

als reizend e<strong>in</strong>gestuft <strong>und</strong> müssen<br />

mit dem Warnh<strong>in</strong>weis „Sensibi-<br />

Kunststoffre<strong>in</strong>iger mit Vanillearoma<br />

– <strong>und</strong> das ohne Gefahrenkennzeichnunlisierung<br />

durch Hautkontakt möglich“<br />

gekennzeichnet werden. Ab Gehalten<br />

Auf dem Etikett e<strong>in</strong>es für jedermann von 20 % ist die Angabe „Reizt die<br />

erhältlichen Kunststoffre<strong>in</strong>igers waren Haut“ vorgeschrieben. Öle, die wegen<br />

des Aspirationsrisikos mit dem<br />

ke<strong>in</strong>e Gefahren- oder Warnh<strong>in</strong>weise<br />

vorhanden. Die Flüssigkeit roch angenehm<br />

nach Vanille. Aufgr<strong>und</strong> der chelich“<br />

gekennzeichnet s<strong>in</strong>d, benötigen<br />

Gefahrensymbol „ges<strong>und</strong>heitsschädmischen<br />

Zusammensetzung <strong>und</strong> der nicht zusätzlich das Gefahrensymbol<br />

physikalischen Eigenschaften (niedrige „reizend“.<br />

Viskosität <strong>und</strong> niedrige Oberflächenspannung)<br />

musste die Probe wegen<br />

Von 22 Proben ätherischer Öle wiesen<br />

16 Proben, von denen 15 gefährliche<br />

des daraus resultierenden Aspirationsrisikos<br />

aber als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />

Flüssigkeiten waren, Kennzeichnungsmängel<br />

auf. Im Vergleich zu den Vorjahren<br />

war häufiger bei der Kennzeich-<br />

mit dem Warnh<strong>in</strong>weis „Ges<strong>und</strong>heitsschädlich:<br />

Kann beim Verschlucken<br />

nung das Aspirationsrisiko berücksichtigt<br />

worden. Es fehlten jedoch bei 9<br />

Lungenschäden verursachen“ e<strong>in</strong>gestuft<br />

werden <strong>und</strong> hätte dementsprechend<br />

mit Sicherheitsh<strong>in</strong>weisen ver-<br />

Proben die Kennzeichnungselemente,<br />

die wegen der hautreizenden, sensibilisierenden<br />

<strong>und</strong> umweltgefährdensehen<br />

werden müssen. Der Behälter<br />

der Probe war außerdem nicht mit<br />

den Eigenschaften von Limonen erforderlich<br />

s<strong>in</strong>d. Bei 2 Proben fehlten<br />

e<strong>in</strong>em k<strong>in</strong>dergesicherten Verschluss<br />

ausgestattet <strong>und</strong> es fehlte das ertastbare<br />

Warnzeichen für Sehbeh<strong>in</strong>derte.<br />

Gefahrensymbole, Warnh<strong>in</strong>weise <strong>und</strong><br />

Sicherheitsratschläge fast vollständig.<br />

Für Anwender des Produktes ist an<br />

Weitere Kennzeichnungsmängel waren<br />

fehlende oder unvollständige An-<br />

der Aufmachung <strong>und</strong> durch das Fehlen<br />

e<strong>in</strong>er Gefahrenkennzeichnung<br />

gabe des Herstellers, zu kle<strong>in</strong>e Schriftgröße<br />

oder verwischte Aufdrucke.<br />

nicht erkennbar, dass die Flüssigkeit<br />

e<strong>in</strong>e Gefahr bei der Anwendung oder<br />

für Personen im Haushalt darstellen<br />

kann wie beispielsweise für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />

oder verwirrte Menschen. Die Probe<br />

war deshalb nicht verkehrsfähig.<br />

Was bedeutet Nano?<br />

Enthalten „Nano-Produkte“ auch<br />

wirklich „Nanopartikel“?<br />

Unter Nanopartikeln werden üblicherweise<br />

Partikel mit e<strong>in</strong>em Durchmesser<br />

kle<strong>in</strong>er 100 nm angesehen. Haushaltsprodukte<br />

mit Nanopartikeln werden<br />

zunehmend auf dem Markt angeboten<br />

<strong>und</strong> auch massiv beworben.<br />

Im Frühjahr sorgten „Nano-Sprays“<br />

e<strong>in</strong>es baden-württembergischen Herstellers<br />

für Aufregung. Bereits wenige<br />

Tage nach der Markte<strong>in</strong>führung hatten<br />

sich ca. 100 Personen mit Atemwegsbeschwerden<br />

bei den Gift<strong>in</strong>formationszentren<br />

gemeldet.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der teilweise schwerwiegenden<br />

Erkrankungsfälle wurden die<br />

Sprays wegen der offensichtlichen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsgefahren als nicht verkehrsfähig<br />

beurteilt <strong>und</strong> öffentlich zurückgerufen.<br />

In den Sprays wurden die Lösungsmittel<br />

Ethanol <strong>und</strong> Dimethylether<br />

identifiziert, dies s<strong>in</strong>d gebräuchliche<br />

Lösungsmittel, die z. B. auch <strong>in</strong> Haarsprays<br />

verwendet werden. Nachweis-<br />

oder Bestimmungsverfahren<br />

für Nanopartikel stehen derzeit nicht<br />

zur Verfügung. Die durchgeführten<br />

sonstigen Untersuchungen <strong>und</strong> die<br />

Angaben im Sicherheitsdatenblatt<br />

führten aber nicht zu Erkenntnissen,<br />

die Rückschlüsse auf die Ursachen für<br />

die aufgetretenen Atemwegserkrankungen<br />

erlaubt hätten.<br />

Die Versiegelung der Gegenstände<br />

sollte laut Herstellerangaben durch<br />

Besprühen von Flächen mit anschließendem<br />

E<strong>in</strong>polieren erfolgen. Die<br />

Sprays sollten auch für sehr große<br />

Flächen wie z. B. Badenwannen oder<br />

Fliesenwände verwendet werden. Bei<br />

der Anwendung der Sprays entstehen<br />

fe<strong>in</strong>e Sprühnebel (Aerosole), die sehr<br />

lange <strong>in</strong> der Luft bleiben. In kle<strong>in</strong>en<br />

Bädern oder Toiletten mit schlechter<br />

Belüftung ist es unausweichlich, dass<br />

diese Aerosole auch e<strong>in</strong>geatmet werden.


78 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Tabakwaren<br />

Das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung (BfR) wurde<br />

mit der Abklärung beauftragt, ob Nanopartikel die Ursache<br />

für die Ges<strong>und</strong>heitsbeschwerden waren oder ob<br />

die Erkrankungen durch andere, bereits <strong>in</strong> traditionellen<br />

Imprägniersprays bekannt gewordene Gefahrstoffe hervorgerufen<br />

wurden.<br />

Zwischenzeitlich hatte der Hersteller aber mitgeteilt,<br />

dass <strong>in</strong> den Sprays gar ke<strong>in</strong>e Nanopartikel enthalten seien.<br />

Mit der Bezeichnung sollte lediglich zum Ausdruck<br />

gebracht werden, dass durch Anwendung des Sprays<br />

sehr dünne Beschichtungen im Nanometerbereich zu<br />

erzielen s<strong>in</strong>d. Nanopartikel konnten somit nicht die Ursache<br />

für die Erkrankungen gewesen se<strong>in</strong>. Inwieweit<br />

andere Bestandteile des Produktes die Symptome verursacht<br />

haben, konnte letztendlich nicht geklärt werden.<br />

Fest steht nur, dass e<strong>in</strong>e gleichartige Flüssigkeit<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Pumpsprays schon mehrere Jahre ohne<br />

Meldung von Bee<strong>in</strong>trächtigungen im Verkehr war. Daher<br />

bleibt nur die Hypothese, dass das E<strong>in</strong>atmen der fe<strong>in</strong>st<br />

verteilten Flüssigkeit im Aerosol für die Beschwerden<br />

verantwortlich war. Welche toxikologischen Mechanismen<br />

zugr<strong>und</strong>e liegen, sollen weitere Studien des BfR<br />

klären.<br />

Tabakwaren<br />

In Deutschland wurden im Jahr 2006 Tabakwaren im Wert von 23 Milliarden<br />

Euro versteuert. Das waren r<strong>und</strong> 859 Millionen Euro weniger als im<br />

Vorjahr (– 3,6 %). Die Zahl der produzierten Zigaretten hat sich um 2,5 %<br />

verr<strong>in</strong>gert. Pro Tag werden <strong>in</strong> Deutschland ca. 263 Millionen Zigaretten<br />

konsumiert. Damit kommen auf jeden potenziellen Verbraucher 4 Zigaretten<br />

pro Tag <strong>und</strong> jeden sechsten Tag e<strong>in</strong>e Zigarre. Deutlich verr<strong>in</strong>gert<br />

hat sich die abgesetzte Menge beim Fe<strong>in</strong>schnitt (– 31 %). Dies ist vor<br />

allem auf die steuerliche Anhebung von Fe<strong>in</strong>schnitt auf den Steuersatz<br />

von Zigaretten zurückzuführen.<br />

Das Tabaklabor des Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamtes Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

wurde auch im Jahr 2006 vom MLR Baden-Württemberg als<br />

Prüflaboratorium gemäß der Tabakprodukt-Verordnung zugelassen <strong>und</strong><br />

der Europäischen Union gemeldet.<br />

Zigaretten<br />

Nach e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung zwischen dem M<strong>in</strong>isterium für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen<br />

Raum Baden-Württemberg <strong>und</strong> dem M<strong>in</strong>isterium für Umwelt <strong>und</strong> Forsten<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz werden die <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz im Rahmen der amtlichen<br />

Überwachung zu untersuchenden Zigarettenproben am Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt<br />

Sigmar<strong>in</strong>gen auf die Rauch<strong>in</strong>haltsstoffe Nikot<strong>in</strong>, Kondensat<br />

<strong>und</strong> Kohlenmonoxid überprüft. Im Berichtsjahr waren dies 30 Proben.<br />

Beanstandungen aufgr<strong>und</strong> der stofflichen Zusammensetzung bzw. aufgr<strong>und</strong><br />

von Höchstwertüberschreitungen waren nicht gegeben.<br />

Fazit: Nicht alle Produkte, die mit der Bezeichnung<br />

„Nano“ beworben werden, enthalten tatsächlich Nanopartikel.<br />

Zusatzstoffe <strong>in</strong> Zigaretten<br />

Im Auftrag des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums<br />

für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz (BMELV) wurde im<br />

Jahr 2005 e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe „Tabakwaren“<br />

unter der Leitung e<strong>in</strong>es Mitarbeiters<br />

des Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamtes<br />

Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

gegründet. In drei Sitzungen hat die<br />

Arbeitsgruppe verschiedene Vorschläge<br />

für e<strong>in</strong>e Prüfstrategie zur toxikologischen<br />

Bewertung von Zusatzstoffen<br />

<strong>in</strong> Tabakerzeugnissen diskutiert. Ziel<br />

der Arbeitsgruppe ist es, dem BMELV<br />

Prüfstrategien als Entscheidungshilfe<br />

für die Bewertung von Zusatzstoffen<br />

vorzulegen.<br />

Derzeit werden für den deutschen Zigarettenmarkt<br />

bis zu 600 Zusatzstoffe<br />

verwendet, die gesetzlich geregelt<br />

<strong>und</strong> erlaubt s<strong>in</strong>d. Für die Herstellung<br />

e<strong>in</strong>er bestimmten Marke wird jedoch<br />

nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil davon e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Seit 2001 s<strong>in</strong>d die Hersteller von Tabakerzeugnissen<br />

zur Offenlegung<br />

sämtlicher verwendeter Zusatzstoffe<br />

verpflichtet. Dies be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e vollständige<br />

Auflistung der verwendeten<br />

Zusatzstoffe mit Informationen über<br />

e<strong>in</strong>gesetzte Mengen, die Funktion<br />

im Produkt <strong>und</strong> toxikologische Daten.<br />

Diese Listen werden seit 2002 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

aggregierten Zusammenstellung<br />

auf den Internetseiten des BMELV<br />

(www.verbraucherm<strong>in</strong>isterium.de)<br />

veröffentlicht.<br />

Die Zuständigkeit für die qualitative<br />

<strong>und</strong> quantitative Überprüfung der<br />

von den Herstellern <strong>und</strong> E<strong>in</strong>führern<br />

übermittelten Daten liegt bei den jeweiligen<br />

B<strong>und</strong>esländern. Das Chemische<br />

<strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt<br />

Sigmar<strong>in</strong>gen wurde vom M<strong>in</strong>isterium<br />

für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen Raum<br />

Baden-Württemberg beauftragt, die<br />

Überprüfung durchzuführen. Dabei<br />

werden Untersuchungen auf folgende<br />

Zusatzstoffe <strong>und</strong> Parameter durchgeführt:<br />

Glucose, Fructose <strong>und</strong> Saccharose,<br />

Glycerol, Propylenglycol <strong>und</strong> Sorbitol,<br />

Benzoesäure <strong>und</strong> Sorb<strong>in</strong>säure,<br />

Wassergehalt, p-Hydroxybenzoesäure-(PHB-)Methylester,<br />

PHB-Ethylester<br />

<strong>und</strong> PHB-Propylester, Kakaoanteil


Tabakwaren Jahresbericht 2006 79<br />

sowie Nikot<strong>in</strong>, Kondensat <strong>und</strong> Kohlenmonoxyd<br />

im Zigarettenrauch. Zur<br />

Bestimmung weiterer Zusatzstoffe<br />

wird derzeit e<strong>in</strong> haus<strong>in</strong>tern erprobtes<br />

Verfahren <strong>in</strong> den Rout<strong>in</strong>ebetrieb e<strong>in</strong>geführt,<br />

mit dem folgende Substanzen<br />

bestimmt werden können: Propylenglykol,<br />

Pyrid<strong>in</strong>, Benzaldehyd, 2-Ethyl-1-<br />

hexanol, Benzylalkohol, Acetophenon,<br />

Menthol, Phenylpropanol, Indol, Zimtsäuremethylester,<br />

Vanill<strong>in</strong>, Ethylvanill<strong>in</strong>,<br />

o-Phenylphenol, 6-Methylcumar<strong>in</strong>.<br />

Die Angaben der Hersteller zur Toxikologie<br />

der Zusatzstoffe werden mittels<br />

Literaturrecherchen überprüft.<br />

Zusatzstoffe haben <strong>in</strong> der Zigarette<br />

verschiedene Funktionen:<br />

Die so genannten „Cas<strong>in</strong>g-Substanzen“<br />

s<strong>in</strong>d Stoffe, die dem Tabak am<br />

Anfang des Produktionsprozesses zugefügt<br />

werden, wie Extrakte aus Aprikosen,<br />

Äpfeln, Kakaoschalen, Karobe-<br />

Bohnen, Lakritz, Feigen, Ahorn, Ros<strong>in</strong>en<br />

<strong>und</strong> Sherry, aber auch Zucker <strong>und</strong><br />

Feuchthaltemittel wie Propylenlykol,<br />

Glyzer<strong>in</strong> <strong>und</strong> Sorbitol. Cas<strong>in</strong>g-Substanzen<br />

sollen den Geschmack <strong>und</strong> die<br />

sensorische Qualität des Rauches der<br />

Blendmischung verbessern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />

bestimmten Geschmack verstärken<br />

<strong>und</strong> entwickeln. Außerdem trägt das<br />

Cas<strong>in</strong>g zu e<strong>in</strong>em verbesserten M<strong>und</strong>gefühl<br />

<strong>und</strong> Rauchcharakteristik bei. In<br />

der Regel werden bei American-Blend-<br />

Mischungen ca. 1 % – 5 % des Tabakgewichtes<br />

als Cas<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Top-Flavors s<strong>in</strong>d u. a. wichtig für das<br />

Markenprofil. Sie werden dem Tabak<br />

erst nach dem Trocknen <strong>und</strong> Schneiden<br />

<strong>in</strong> Gehalten von ca. 0,1 % zugefügt. Typische<br />

Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d Menthol,<br />

Anisol, Vanill<strong>in</strong> <strong>und</strong> verschiedene ätherische<br />

Öle. Es handelt sich dabei um<br />

leicht flüchtige aromatische Substanzen.<br />

Viele Aromastoffe gehen nahezu<br />

unverändert <strong>in</strong> den Rauch über. Von<br />

291 untersuchten E<strong>in</strong>zelzusatzstoffen<br />

gehen 184 Substanzen, also zwei Drittel,<br />

zu über 95 % unverändert <strong>in</strong> den<br />

Rauch über.<br />

Neben diesen Tabakzusatzstoffen<br />

spielen auch Zusatzstoffe bei der Her-<br />

stellung der Zigarettenfilter <strong>und</strong> des<br />

Papiers e<strong>in</strong>e Rolle. Dies s<strong>in</strong>d z. B. die<br />

Farbstoffe für den Markenstempel, die<br />

Nahtleime oder Substanzen, die e<strong>in</strong><br />

gleichmäßiges Verbrennen der Zigarette<br />

gewährleisten.<br />

Viele der verwendeten Substanzen<br />

s<strong>in</strong>d natürliche Stoffe oder daraus<br />

hergestellte Auszüge. Die meisten<br />

dieser Zusatzstoffe s<strong>in</strong>d „generally<br />

recognised as safe“ (GRAS) für den<br />

Zusatz <strong>in</strong> Lebensmitteln <strong>und</strong> / oder <strong>in</strong><br />

der FEMA-Liste (Flavour and Extract<br />

Manufactures Association) aufgelistet.<br />

Hervorzuheben ist dabei, dass<br />

als Tabakzusatzstoffe auch Substanzen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden (z. B. Zucker), die<br />

bereits als tabakeigene Inhaltsstoffe<br />

im Ausgangsprodukt enthalten s<strong>in</strong>d.<br />

Das Rauchen e<strong>in</strong>er Zigarette ist e<strong>in</strong><br />

komplexer Vorgang, bei dem verschiedene<br />

Prozesse wie Verbrennung, Pyrolyse,<br />

Destillation <strong>und</strong> thermaler Zerfall<br />

bei unterschiedlichen Temperatur- <strong>und</strong><br />

Sauerstoffverhältnissen parallel ablaufen.<br />

Wie bei jeder Verbrennung von


80 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Tabakwaren<br />

organischem Material entsteht auch<br />

bei der Verbrennung von Tabak – unabhängig<br />

von allen Zusatzstoffen – e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl an toxischen <strong>und</strong> kanzerogenen<br />

Substanzen.<br />

Insgesamt konnten bisher über 4800<br />

verschiedene Substanzen im Zigarettenrauch<br />

identifiziert werden, darunter<br />

s<strong>in</strong>d 69 als e<strong>in</strong>deutig kanzerogen e<strong>in</strong>gestuft.<br />

In den USA wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

von Wissenschaftlern <strong>und</strong><br />

regulierenden Behörden e<strong>in</strong>e Liste mit<br />

den wichtigsten toxischen Verb<strong>in</strong>dungen<br />

im Zigarettenrauch zusammengestellt,<br />

die als relevant für rauchbed<strong>in</strong>gte<br />

Erkrankungen gelten. Diese so<br />

genannte Hoffmann-Liste umfasst 44<br />

Substanzen. Die Hoffmann-Analysen<br />

werden neben anderen gemessenen<br />

Substanzen auch benutzt, um den E<strong>in</strong>fluss<br />

von Zusatzstoffen auf die Rauchzusammensetzung<br />

zu bewerten.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Neubewertung der zugelassenen<br />

Zusatzstoffe sollten die Veränderungen<br />

<strong>in</strong> der Rauchzusammensetzung,<br />

z. B. durch die Bestimmung<br />

verschiedener Hoffmann-Substanzen<br />

<strong>und</strong> die Veränderungen <strong>in</strong> der Toxizität,<br />

bei der Gesamtbewertung mit berücksichtigt<br />

werden. Da bei Verbrennungsprozessen<br />

immer toxische oder kanzerogene<br />

Substanzen entstehen, wäre<br />

e<strong>in</strong>e Prüfung von e<strong>in</strong>zelnen Zusatzstoffen,<br />

isoliert von der Matrix Tabak,<br />

nicht s<strong>in</strong>nvoll. Wichtig für den Verbraucher<br />

ist der Gehalt an toxischen Substanzen<br />

im Hauptstromrauch, also die<br />

Situation nach der Pyrolyse von Tabak<br />

mit der Gesamtheit aller verwendeten<br />

Zusatzstoffe.<br />

Durch die Verwendung von Zusatzstoffen<br />

sollen ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Gefahren<br />

für den Raucher entstehen. Deshalb<br />

müssen vergleichende Untersuchungen<br />

der Rauchbestandteile e<strong>in</strong>er Ta-<br />

bakmischung ohne Zusatzstoffe <strong>und</strong><br />

der Tabakmischung mit allen Zusatzstoffen<br />

auf bestimmte toxische Substanzen<br />

durchgeführt werden. Durch<br />

e<strong>in</strong>e toxikologische Bewertung der<br />

Gehaltsverschiebungen kann e<strong>in</strong>e<br />

Gesamtbewertung erfolgen. Bei Auffälligkeiten<br />

s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Zusätze<br />

zu überprüfen. Die Verwendung von<br />

Zusatzstoffen, die <strong>in</strong> der Liste der<br />

krebserregenden Stoffe aufgeführt<br />

s<strong>in</strong>d, sollte bei der Herstellung von<br />

Tabakerzeugnissen gr<strong>und</strong>sätzlich verboten<br />

werden.<br />

Das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

hat e<strong>in</strong>en Forschungsauftrag zu<br />

dieser Problemstellung an das Chemische<br />

<strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt<br />

Sigmar<strong>in</strong>gen vergeben. Es soll der<br />

E<strong>in</strong>fluss ausgewählter Zusatzstoffe<br />

auf die toxikologisch relevanten Rauch<strong>in</strong>haltsstoffe<br />

überprüft werden.<br />

Wasserpfeifentabak<br />

Neue Produkte<br />

Im Berichtsjahr wurden 24 Proben Wasserpfeifentabak auf ihre Gehalte an<br />

Feuchthaltemitteln überprüft. Die gesetzliche Höchstmenge von 5 % <strong>in</strong> der<br />

Summe aller Feuchthaltemittel wurde bei 7 Proben überschritten. Es ist zu beobachten,<br />

dass vermehrt tabakfreie Produkte zum Rauchen <strong>in</strong> der Wasserpfeife<br />

<strong>in</strong> den Handel gelangen. Es handelt sich dabei um Fruchtmischungen mit hohem<br />

Honig- bzw. Melasseanteil. R<strong>und</strong> 100 Millionen Menschen <strong>in</strong> Afrika, Asien <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>igen mediterranen Ländern dürften täglich Wasserpfeifentabak rauchen. In<br />

Deutschland gibt es deutliche H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e weite Verbreitung, nicht nur<br />

unter den Mitbürgern aus Afrika bzw. Asien. Insbesondere unter Jugendlichen<br />

hat das Rauchen von Wasserpfeifentabak e<strong>in</strong>en Kultstatus e<strong>in</strong>genommen.<br />

Die Industrie hat auf das Rauchverbot<br />

<strong>in</strong> öffentlichen Räumen reagiert <strong>und</strong><br />

bietet verstärkt rauchlose, nikot<strong>in</strong>haltige<br />

Produkte wie z. B. nikot<strong>in</strong>haltiges<br />

Bier <strong>und</strong> zigarettenartige Inhalationsgeräte<br />

an. Dadurch dürften zukünftig<br />

vermehrt Fragestellungen zur rechtlichen<br />

Zuordnung solcher Erzeugnisse<br />

auftreten.<br />

Beim Rauchen e<strong>in</strong>er Wasserpfeife wird der Tabak <strong>in</strong> den oben liegenden Tabakkopf<br />

gepackt <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er durchlöcherten Metallfolie abgedeckt. Auf diese Metallfolie<br />

wird glühende Holzkohle gelegt. Der Tabakkopf sitzt auf der Rauchsäule.<br />

Über e<strong>in</strong>en Schlauch wird der Rauch durch den tiefer liegenden Wasserbehälter<br />

gesogen <strong>und</strong> gelangt so <strong>in</strong> den M<strong>und</strong> des Rauchers. Bei der Wasserpfeife wird<br />

der Tabak also nicht direkt verbrannt wie bei der Zigarette, sondern er wird durch<br />

die glühende Holzkohle erhitzt bzw. verschwelt. Die glühende Holzkohle trägt<br />

somit zur Zusammensetzung des Hauptstromrauches bei. Die Nikot<strong>in</strong>konzentration<br />

im Wasserpfeifentabak weist erhebliche Unterschiede auf. Die Gehalte<br />

schwanken zwischen 3,4 mg Nikot<strong>in</strong> / g Tabak bis ca. 30 mg Nikot<strong>in</strong> / g Tabak.<br />

Das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung untersucht <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

dem Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt Sigmar<strong>in</strong>gen die Gehalte an<br />

Feuchthaltemitteln <strong>und</strong> Nitrosam<strong>in</strong>en im Tabak. Mit dem Nachbau e<strong>in</strong>er Wasserpfeife<br />

im Labor sollen Untersuchungen auf die Gehalte von verschiedenen<br />

toxikologisch relevanten Substanzen im Hauptstromrauch erfolgen. Für diese<br />

Untersuchung wurde e<strong>in</strong>e spezielle analytische Abrauchmasch<strong>in</strong>e entworfen.


Jahresbericht 2006 81<br />

Teil IV :<br />

Spezielle<br />

Untersuchungsbereiche<br />

Themen:<br />

Krankheitserregende Mikroorganismen<br />

<strong>und</strong> mikrobiologische Besonderheiten 82<br />

Mykotox<strong>in</strong>e 88<br />

Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Süßwasser-Biotox<strong>in</strong>e 92<br />

Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische<br />

Kontam<strong>in</strong>anten 93<br />

Öko-Monitor<strong>in</strong>g 104<br />

Pharmakologisch wirksame Stoffe 107<br />

Lebensmittelallergene 111<br />

Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln 114<br />

Bestrahlung von Lebensmitteln 120<br />

Radiochemische Untersuchungen 122<br />

Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte<br />

Kontam<strong>in</strong>anten 125<br />

Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB 125<br />

Schwermetalle u. toxische Spurenelemente 129<br />

Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten 131<br />

Nitrosam<strong>in</strong>e 131<br />

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />

(PAK) 132<br />

Acrylamid 133<br />

3-MCPD 134<br />

Furan <strong>in</strong> Lebensmitteln 136<br />

Stabilisotopen-Analytik 138


82 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Krankheitserregende Mikroorganismen <strong>und</strong><br />

mikrobiologische Besonderheiten<br />

Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong> den Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämtern <strong>in</strong> Baden-Württemberg 18 990<br />

Proben mikrobiologisch untersucht. Die mikrobiologischen Untersuchungen haben den qualitativen <strong>und</strong><br />

quantitativen Nachweis von verderbniserregenden Keimen, von Indikatorkeimen für mangelnde Hygiene<br />

<strong>und</strong> von Keimen, die direkt oder <strong>in</strong>direkt e<strong>in</strong>e Lebensmittel-Infektion oder -Intoxikation auslösen können, zum<br />

Ziel. Aufgr<strong>und</strong> der Untersuchungen wurden 9,3 % der Planproben <strong>und</strong> 30,9 % aller Anlassproben beanstandet.<br />

1583 Proben (8,3 %) waren aufgr<strong>und</strong> des grobs<strong>in</strong>nlichen <strong>und</strong> mikrobiologischen Untersuchungsbef<strong>und</strong>es<br />

„nicht mehr zum menschlichen Verzehr geeignet“ oder „im Genusswert gem<strong>in</strong>dert“. 59 Proben (0,3 %) waren<br />

geeignet, beim Verzehr durch den Menschen aufgr<strong>und</strong> ihrer mikrobiologischen Beschaffenheit ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Schäden hervorzurufen.<br />

Listeria monocytogenes<br />

Histam<strong>in</strong><br />

verotox<strong>in</strong>bildende E. coli<br />

Potenziell ges<strong>und</strong>heitsschädliche<br />

Lebensmittel <strong>und</strong> lebensmittelbed<strong>in</strong>gte<br />

Erkrankungsfälle<br />

Salmonellen<br />

Staphylococcus aureus<br />

Grafik:<br />

Anzahl der als<br />

ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />

beurteilten<br />

Proben<br />

Im Zusammenhang mit lebensmittelbed<strong>in</strong>gten Erkrankungen wurden im<br />

Jahr 2006 <strong>in</strong>sgesamt 461 Erkrankungsfälle (Erkrankung von 1 bis zu über<br />

100 Personen) mit 1546 Lebensmittelproben bearbeitet.<br />

Insgesamt wurden 59 Lebensmittelproben (Erkrankungsproben <strong>und</strong><br />

andere Anlassproben sowie Planproben) als ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />

beurteilt, weil Erreger von Lebensmittel-Infektionen<br />

(Listeria monocytogenes, Salmonellen, Noro-Viren),<br />

Lebensmittel-Intoxikationserreger (Verotox<strong>in</strong>-bildende<br />

E. coli, Staphylococcus aureus, Bacillus cereus) oder 8<br />

mikrobiell verursachte toxische Eiweißabbauprodukte<br />

(Histam<strong>in</strong>) nachgewiesen wurden (siehe Grafik).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus gab es Lebensmittel, die aufgr<strong>und</strong><br />

anderer, nicht unmittelbar mikrobiologischer Ursachen<br />

(z. B. scharfkantige, spitze Fremdkörper etc.) als<br />

ges<strong>und</strong>heitsgefährdend beurteilt werden mussten. Siehe<br />

hierzu Kapitel III, Produktgruppen.<br />

12<br />

5<br />

Bacillus cereus<br />

Noro-Viren<br />

12<br />

19<br />

2 1<br />

Krankheitserreger 2006


Krankheitserregende Mikroorganismen … Jahresbericht 2006 83<br />

Salmonellen-Untersuchung:<br />

deutlich weniger Erkrankungen als<br />

im Vorjahr<br />

E<strong>in</strong>e Lebensmittelvergiftung durch Salmonellen führt<br />

<strong>in</strong> der Regel 12 bis 36 St<strong>und</strong>en nach dem Verzehr<br />

des Lebensmittels zu Symptomen wie Kopfschmerz,<br />

Unwohlse<strong>in</strong>, Erbrechen, Leibschmerzen, Fieber bis<br />

ca. 38 °C <strong>und</strong> Durchfälle. Die Schwere der Erkrankung<br />

ist bei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> alten Menschen am ausgeprägtesten.<br />

Von 9000 Untersuchungen auf Salmonellen verliefen 115<br />

(= 1,3 %) positiv. Naturgemäß erfolgten aus Geflügelfleisch<br />

die häufigsten Salmonellen-Nachweise (33 Fälle = 9,6 %<br />

aller Geflügelfleischproben). Die am häufigsten nachgewiesenen<br />

Salmonellenserovare waren S. Typhimurium (39<br />

Fälle) <strong>und</strong> S. Hadar (14 Fälle). Gegenüber dem Vorjahr gab<br />

es deutlich weniger durch Salmonellen bed<strong>in</strong>gte Erkrankungsfälle.<br />

Während im Jahr 2005 noch 39 Lebensmittel<br />

wegen Salmonellen als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beurteilt wurden,<br />

waren dies im Jahr 2006 nur noch 8. Wir vermuten,<br />

dass diese Entwicklung auf den Rückgang der Verbreitung<br />

von Salmonella Enteritidis im Schlachtgeflügel <strong>und</strong> <strong>in</strong> Eiern<br />

zurückzuführen ist. 40 Salmonella-Enteritidis-Nachweisen<br />

im Jahr 2005 stehen nur 11 Nachweise des virulenten Serotyps<br />

im Jahr 2006 gegenüber. Ob sich hier bereits die<br />

Salmonellen-Tilgungsmaßnahmen nach der Hühner-Salmonellen-Verordnung<br />

auswirken, wird die weitere Entwicklung<br />

zeigen.<br />

Salmonellen <strong>in</strong> Bandnudeln<br />

In e<strong>in</strong>er von e<strong>in</strong>em Wochenmarkt stammenden, planmäßig<br />

entnommenen Probe Bandnudeln e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Teigwarenherstellers<br />

wurden Salmonellen nachgewiesen.<br />

Rohe trockene Teigwaren s<strong>in</strong>d zwar nicht per se zum Rohverzehr<br />

bestimmt, zu den normalen Bed<strong>in</strong>gungen ihrer Verwendung<br />

gehört jedoch bei bestimmten Verbrauchergruppen<br />

(z. B. gerade auch bei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern) das Lutschen <strong>und</strong><br />

Kauen <strong>in</strong> rohem Zustand. Nach vernünftigem Ermessen<br />

kann nicht erwartet werden, dass trockene Teigwaren vom<br />

Verbraucher immer nur nach vorheriger Durcherhitzung verzehrt<br />

werden. Die Probe wurde deshalb als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />

beurteilt.<br />

Listerien-Untersuchungen<br />

Bei Listeria monocytogenes handelt es sich um<br />

grampositive Stäbchenbakterien, die <strong>in</strong> der Umwelt<br />

weit verbreitet s<strong>in</strong>d. Sie f<strong>in</strong>den sich vor allem <strong>in</strong> tierischen<br />

Ausscheidungen (Mist), Abwasser <strong>und</strong> dem<br />

Erdboden. Werden Listerien <strong>in</strong> Lebensmittelbetrieben<br />

nachgewiesen, ist dies <strong>in</strong> der Regel als H<strong>in</strong>weis auf<br />

e<strong>in</strong>e mangelnde Betriebshygiene zu werten.<br />

Listeria monocytogenes ist pathogen für zahlreiche Tierarten.<br />

Beim Menschen gibt es ke<strong>in</strong> spezifisches Krankheitsbild.<br />

Bei immunkompetenten Patienten verläuft die<br />

Infektion meist stumm oder mit leichter, grippeähnlicher<br />

Symptomatik. Dagegen können die Erreger bei Patienten<br />

mit Abwehrschwäche schwere Infektionen (v. a. Sepsis,<br />

Men<strong>in</strong>goenzephalitis) verursachen. Die Listeriose während<br />

der Schwangerschaft kann zum Abort oder konnataler Listeriose<br />

führen.<br />

Bei empf<strong>in</strong>dlichen Personengruppen kann<br />

Listeria monocytogenes bereits ab<br />

Keimgehalten von 100 – 1000 KbE / g<br />

Erkrankungen auslösen. Daher<br />

wurde für diesen Keim <strong>in</strong> der<br />

EU-Verordnung Nr. 2073 / 2005<br />

über mikrobiologische Kriterien<br />

e<strong>in</strong> strenger Grenzwert festgesetzt,<br />

der von den Lebensmittelunternehmern<br />

e<strong>in</strong>zuhalten ist.<br />

In verzehrsfertigen Lebensmitteln<br />

darf der Grenzwert von 100 KbE L.<br />

monocytogenes / g Lebensmittel bis<br />

zum Ende der M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsfrist<br />

nicht überschritten werden.<br />

Von 8039 durchgeführten Untersuchungen auf Listerien<br />

verliefen 248 mit positivem Ergebnis. Durch weitere Differenzierungen<br />

konnte hierbei <strong>in</strong> 94 Fällen (= 1,2 %) Listeria<br />

monocytogenes nachgewiesen werden. Am häufigsten<br />

wurde Listeria monocytogenes bei Fischerzeugnissen<br />

nachgewiesen (42 Nachweise). Wegen der Überschreitung<br />

des o. g. Grenzwertes wurden 19 verzehrsfertige Lebensmittel<br />

als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beurteilt. Dabei handelte<br />

es sich überwiegend um vakuumverpackte Räucherfischwaren<br />

<strong>und</strong> Weichkäsesorten.<br />

Abb:<br />

Salmonellen<br />

im Labor<br />

Lebensmittel<br />

Listeria monocytogenes positiv (Anzahl Proben)<br />

Fisch <strong>und</strong> Fischerzeugnisse, v. a. vakuumverpackter Räucherfisch 42<br />

Geflügelfleisch, roh 10<br />

Frischfleisch (ohne Geflügel) 11<br />

Erhitzte Fleischerzeugnisse, z. B. Brühwurstaufschnitt, verpackt 5<br />

Fe<strong>in</strong>kostsalate 5<br />

Hackfleisch, Hackfleischerzeugnisse, roh 4<br />

Stabilisierte Fleischerzeugnisse, z. B. Zwiebelmettwurst, Teewurst 4<br />

Milch, Milcherzeugnisse, v. a. Weichkäse 4<br />

Sonstige 9<br />

Tabelle:<br />

Am häufigsten<br />

mit Listeria monocytogenes<br />

kontam<strong>in</strong>ierte<br />

Lebensmittel<br />

2006


84 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Abb:<br />

Listerien<br />

im Labor<br />

So e<strong>in</strong> Käse!<br />

Der o. g. Grenzwert für Listeria monocytogenes wurde von<br />

2 untersuchten Sauermilchkäsen (Ma<strong>in</strong>zer Käse, Olmützer<br />

Quargel) nicht e<strong>in</strong>gehalten. Sie wiesen Gehalte von 15 000<br />

bzw. 13 000 KbE / g auf. Als besonders kritisch s<strong>in</strong>d diese<br />

Bef<strong>und</strong>e zu beurteilen, weil die kontam<strong>in</strong>ierten Produkte<br />

häufig gerne von älteren Verbrauchern konsumiert<br />

werden, deren Immunabwehr<br />

aufgr<strong>und</strong> von Gr<strong>und</strong>erkrankungen<br />

geschwächt se<strong>in</strong> kann. Die Proben<br />

des Sauermilchkäses waren im<br />

Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er Rückrufaktion<br />

e<strong>in</strong>er Käserei erhoben<br />

worden. Der Hersteller hatte<br />

bei se<strong>in</strong>en Eigenkontrolluntersuchungen<br />

festgestellt, dass<br />

mehrere Chargen des Sauermilchkäses<br />

im erheblichen Umfang<br />

mit L. monocytogenes belastet<br />

waren. Daher hatte die Käserei kurz<br />

vor Weihnachten die Verbraucher mit e<strong>in</strong>er<br />

öffentlichen Warnung über die Medien vor dem Verzehr<br />

bestimmter Käsesorten (u. a. Harzer, Ma<strong>in</strong>zer, Olmützer<br />

Quargel) gewarnt. Im zeitlichen Zusammenhang mit dieser<br />

Rückrufaktion verzeichneten die Ges<strong>und</strong>heitsbehörden e<strong>in</strong>en<br />

auffälligen Anstieg der Listeriose-Erkrankungen beim<br />

Menschen. Nach Aussage des Landesges<strong>und</strong>heitsamtes<br />

konnten bereits <strong>in</strong> 6 Erkrankungsfällen e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit dem Verzehr von mit L. monocytogenes kontam<strong>in</strong>ierten<br />

Käse nachgewiesen werden.<br />

Unbekömmliche gebratene Ente<br />

Ca. 5 St<strong>und</strong>en nach dem Verzehr von gebratener Ente an<br />

e<strong>in</strong>em Ch<strong>in</strong>a-Imbissstand klagte e<strong>in</strong> junger Mann über<br />

Übelkeit, Durchfall <strong>und</strong> Erbrechen. E<strong>in</strong>e am folgenden Tag<br />

im Imbissbetrieb von der zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />

entnommene Verdachtsprobe wurde<br />

mikrobiologisch untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass<br />

die gebratene Ente hochgradig mikrobiell kontam<strong>in</strong>iert war<br />

(Gesamtkeimgehalt 140 Millionen Keime / g). Da gebratene<br />

Ente <strong>in</strong>folge des vorausgegangenen Bratvorgangs praktisch<br />

keimfrei ist, muss die Ente im vorliegenden Fall unsachgemäß<br />

(zu lange <strong>und</strong> / oder unzureichend gekühlt) gelagert<br />

worden se<strong>in</strong>. Dies begünstigte auch die Vermehrung des<br />

Keimes Listeria monocytogenes, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konzentration<br />

von ca. 17 000 Keimen je Gramm nachgewiesen werden<br />

konnte. Auch wenn <strong>in</strong> diesem Fall Listeria monocytogenes<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich nicht die Ursache für die beschriebenen<br />

Krankheitsersche<strong>in</strong>ungen war, wurde die gebratene<br />

Ente aufgr<strong>und</strong> des hohen Gehaltes an Listeria monocytogenes<br />

als geeignet beurteilt, die menschliche Ges<strong>und</strong>heit<br />

zu schädigen.<br />

Listeria monocytogenes <strong>in</strong> Räucherlachs<br />

Wie bereits <strong>in</strong> den vergangenen Jahren beobachtet, ist<br />

Räucherlachs e<strong>in</strong> potenzieller Träger von Listeria-monocytogenes-Keimen.<br />

Um ihre Vermehrung <strong>und</strong> das Erreichen<br />

e<strong>in</strong>er ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden Konzentration vor Erreichen<br />

des auf Fertigpackungen angegebenen Verbrauchsdatums<br />

zu verh<strong>in</strong>dern, ist es unbed<strong>in</strong>gt notwendig, dass<br />

der Räucherlachs ununterbrochen nicht über der auf der<br />

Packung angegebenen Maximaltemperatur (<strong>in</strong> der Regel<br />

+ 4 °C) gelagert wird.<br />

Im vorliegenden Fall war vakuumverpackter Räucherlachs <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandelsgeschäft bei e<strong>in</strong>er Temperatur<br />

von + 10,5 °C gelagert worden. Die Untersuchung<br />

der im Rahmen e<strong>in</strong>er Betriebsbegehung e<strong>in</strong>e Woche vor<br />

Ablauf des auf der Packung angegebenen Verbrauchsdatums<br />

entnommenen Verdachtsprobe ergab den Nachweis<br />

von 3500 Listeria-monocytogenes-Keimen je Gramm. Der<br />

Räucherlachs wurde deshalb als ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />

beurteilt, <strong>und</strong> die unschädliche Beseitigung der noch vorhandenen<br />

Restware wurde veranlasst.<br />

Bacillus-cereus-Untersuchungen<br />

Bacillus cereus ist e<strong>in</strong> Umweltkeim, aber auch<br />

e<strong>in</strong> potenzieller Lebensmittelvergifter <strong>und</strong><br />

Enter o tox<strong>in</strong>bildner, dessen unterschiedliche<br />

Tox<strong>in</strong>e entweder Durchfall (Diarrhoe-Tox<strong>in</strong>)<br />

oder Übelkeit <strong>und</strong> gelegentlich Erbrechen<br />

(emetisches Tox<strong>in</strong>) hervorrufen.<br />

Zur Auslösung e<strong>in</strong>er Lebensmittelvergiftung durch<br />

Bacillus cereus werden <strong>in</strong> der Literatur M<strong>in</strong>destkeimgehalte<br />

zwischen 10 5 <strong>und</strong> 10 6 / g Lebensmittel<br />

genannt. Von der Deutschen Gesellschaft für Hygiene<br />

<strong>und</strong> Mikrobiologie (DGHM) wird als Bacilluscereus-Warnwert<br />

für die meisten Lebensmittel e<strong>in</strong>e<br />

Menge von 10 4 Keimen / g angegeben.<br />

Auch Cereus-Bazillen mögen gekochte Nudeln<br />

Etwa 6 St<strong>und</strong>en nach dem Verzehr von gekochten<br />

Nudeln mit Hackfleischsoße auf e<strong>in</strong>er privaten Feier<br />

erkrankten 5 Personen an Kopfschmerzen, Erbrechen,<br />

Durchfall <strong>und</strong> Bauchkrämpfen. Reste des Essens<br />

gelangten daraufh<strong>in</strong> zur Untersuchung. Während<br />

die Hackfleischsoße mikrobiologisch unauffällig<br />

war, wurden <strong>in</strong> den gekochten Nudeln hohe Gehalte<br />

an Bacillus cereus nachgewiesen. Mit sehr großer<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit dürfte dies auch der Gr<strong>und</strong> für<br />

die beschriebenen Erkrankungen gewesen se<strong>in</strong>.<br />

Bacillus cereus f<strong>in</strong>det besonders gute Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen<br />

auf feuchten, stärkehaltigen Lebensmitteln.<br />

Deshalb sollten gekochte Nudeln, gekochter<br />

Reis o. Ä. stets ausreichend gekühlt <strong>und</strong> nie über<br />

mehrere Tage vorrätig gehalten werden.


Krankheitserregende Mikroorganismen … Jahresbericht 2006 85<br />

Staphylococcus-aureus-Untersuchungen<br />

Staphylococcus aureus ist e<strong>in</strong> potenzieller Lebensmittelvergifter. Voraussetzung<br />

für e<strong>in</strong>e Erkrankung ist jedoch, dass der Keim <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

bestimmte Giftstoffe, so genannte Enterotox<strong>in</strong>e, bildet. Nicht alle Stämme<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, diese Giftstoffe zu bilden.<br />

Staphylococcus aureus kommt bei sehr vielen Menschen im Nasen-Rachen-<br />

Raum, auf der Haut, <strong>in</strong> den Haaren, aber auch <strong>in</strong> eiternden W<strong>und</strong>en vor. Werden<br />

Lebensmittel <strong>in</strong>folge von mangelhafter Personalhygiene mit Staphylococcus<br />

aureus kontam<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> danach unsachgemäß (zu lange <strong>und</strong> ohne ausreichende<br />

Kühlung) gelagert, können sich die Staphylokokken massenhaft vermehren <strong>und</strong><br />

Enterotox<strong>in</strong> bilden. Das von Staphylokokken gebildete Tox<strong>in</strong> ist hitzestabil. Es<br />

wird durch das Erhitzen des Lebensmittels <strong>in</strong> der Regel nicht <strong>in</strong>aktiviert.<br />

Ges<strong>und</strong>heitsrisiko durch beschädigte Konservendosen<br />

Bereits e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e nach dem Genuss fall handelte. Bei der beanstandeten<br />

von Hausmacher Schwartenmagen Konservendose war der Dosenfalz<br />

aus e<strong>in</strong>er Konservendose stellten beschädigt <strong>und</strong> Dosen<strong>in</strong>halt war ausgetreten.<br />

Offenbar konnten durch die<br />

sich bei e<strong>in</strong>em Mann Übelkeit, Magenschmerzen,<br />

Erbrechen <strong>und</strong> schließlich<br />

starke Durchfälle e<strong>in</strong>. Neben Keime <strong>in</strong> die Konserve e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen,<br />

beschädigte Stelle Staphylokokkenanderen<br />

„Verdachtsproben“ wurde sich dort vermehren <strong>und</strong> Tox<strong>in</strong> bilden.<br />

auch die Dose mit dem verbliebenen Andere Dosen aus der gleichen Herstellungscharge<br />

waren unbeschädigt.<br />

Schwartenmagen zur Untersuchung<br />

e<strong>in</strong>geschickt. Die mikrobiologische Die mikrobiologische <strong>und</strong> toxikologische<br />

Untersuchung dieser Vergleichs-<br />

Untersuchung ergab den Nachweis<br />

von Staphylococcus aureus <strong>in</strong> großer proben ergab ke<strong>in</strong>e Auffälligkeiten.<br />

Menge (750 000 KbE / g). Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

konnte aus dem Schwartenmagen<br />

mittels fluoreszenzimmunologischer<br />

Untersuchung (VIDAS) das Staphylokokken-Enterotox<strong>in</strong><br />

isoliert <strong>und</strong> nachgewiesen<br />

werden. E<strong>in</strong> ursächlicher<br />

Zusammenhang zwischen dem Verzehr<br />

des Schwartenmagens <strong>und</strong> der<br />

Erkrankung war somit gegeben. Der<br />

Schwartenmagen wurde als „ges<strong>und</strong>heitsschädlich“<br />

beanstandet.<br />

Weitere Nachforschungen ergaben,<br />

dass es sich hierbei um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zel-<br />

Krank durch Hähnchen vom<br />

Imbissstand<br />

Etwa 1 St<strong>und</strong>e nach dem Verzehr von<br />

gegartem Hähnchenfleisch an e<strong>in</strong>em<br />

Imbissstand erkrankte e<strong>in</strong>e Person mit<br />

den Symptomen Durchfall <strong>und</strong> Erbrechen.<br />

Gebratenes Hähnchenfleisch,<br />

das daraufh<strong>in</strong> <strong>in</strong> dem Imbissbetrieb als<br />

Verdachtsprobe entnommen wurde,<br />

wurde im CVUA Stuttgart auf mögliche<br />

mikrobielle Lebensmittelvergifter<br />

sowie auf deren Tox<strong>in</strong>e untersucht. Die<br />

Untersuchung ergab zwar den Nachweis<br />

von relativ wenigen Staphylococcus-aureus-Keimen,<br />

jedoch verlief der<br />

Nachweis des Staphylokokken-Enterotox<strong>in</strong>s<br />

positiv. Dieser Bef<strong>und</strong> deutet<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass es bereits vor dem<br />

Garen des Hähnchenfleisches zu e<strong>in</strong>er<br />

Staphylokokken-Vermehrung <strong>und</strong><br />

Tox<strong>in</strong>bildung gekommen war. Ursächlich<br />

hierfür dürfte e<strong>in</strong>e unsachgemäße<br />

Lagerung (zu lange <strong>und</strong> / oder zu warm)<br />

gewesen se<strong>in</strong>. Durch den anschließenden<br />

Garprozess waren die Staphylokokken-Keime<br />

größtenteils abgetötet<br />

worden, während das hitzestabile Enterotox<strong>in</strong><br />

durch den Garprozess nicht<br />

<strong>in</strong>aktiviert wurde. E<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

zwischen dem Verzehr des gegarten<br />

Hähnchenfleisches <strong>und</strong> der beschriebenen<br />

Erkrankung war deshalb mit<br />

großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit gegeben.<br />

Die Probe wurde als ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />

beanstandet.<br />

Clostridium-perfr<strong>in</strong>gens-Untersuchungen<br />

Clostridium perfr<strong>in</strong>gens ist e<strong>in</strong> ubiquitär vorkommender Sporenbildner <strong>und</strong> <strong>in</strong> Lebensmitteln ab e<strong>in</strong>er<br />

Konzentration von 10 6 KbE / g e<strong>in</strong> potenzieller Lebensmittelvergifter.<br />

Die meisten Tiere scheiden Clostridium<br />

perfr<strong>in</strong>gens mit dem Stuhl<br />

aus, sodass e<strong>in</strong>e Kontam<strong>in</strong>ation<br />

von rohem Fleisch nicht ungewöhnlich<br />

ist. Kontam<strong>in</strong>ationsquellen für<br />

Clostridium perfr<strong>in</strong>gens s<strong>in</strong>d Fäkalienspuren,<br />

Staub, Erdboden <strong>und</strong><br />

Abwasser. Während des Stehenlassens<br />

von hauptsächlich fertigen<br />

Zubereitungen auf Fleischgr<strong>und</strong>lage<br />

bei Zimmertemperatur bzw. ungenügender<br />

Kühlung können sich die<br />

Erreger <strong>in</strong> den zubereiteten Speisen<br />

<strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit auf Konzentrationen<br />

von über 10 6 Keime / g<br />

Lebensmittel vermehren. E<strong>in</strong>e Vermehrung<br />

f<strong>in</strong>det nur unter anaeroben<br />

Verhältnissen statt.<br />

Die Sporen s<strong>in</strong>d teilweise hitzeresistent.<br />

Durch erneutes Aufwärmen<br />

wird die stark erhöhte Keim- / Sporenzahl<br />

nicht unbed<strong>in</strong>gt ausreichend<br />

verr<strong>in</strong>gert. Im Berichtszeitraum<br />

konnte allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> Erkrankungsfall<br />

auf Clostridium perfr<strong>in</strong>gens zurückgeführt<br />

werden.


86 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Campylobacter-Untersuchungen<br />

Thermophile Campylobacter-Keime (C. jejuni <strong>und</strong> C. coli) s<strong>in</strong>d nach ser Teil gelangte zur mikrobiologischen<br />

Angaben des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitutes für Risikobewertung (BfR) neben Salmonellen<br />

die häufigsten bakteriellen Verursacher von lebensmittelbed<strong>in</strong>g-<br />

Campylobacter jejuni nachgewiesen.<br />

Untersuchung. Hier<strong>in</strong> wurde ebenfalls<br />

ten Darm<strong>in</strong>fektionen <strong>in</strong> Deutschland. Trotzdem gel<strong>in</strong>gt es nur selten, den Unter Berücksichtigung der langen<br />

Zusammenhang zwischen dem Verzehr e<strong>in</strong>es bestimmten Lebensmittels Inkubationszeit bei Campylobacter-Infektionen<br />

kann nicht ausgeschlossen<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Campylobacter-Erkrankung nachzuweisen. Dies liegt daran,<br />

dass Campylobacter-Infektionen mit e<strong>in</strong>er meist mehrere Tage dauernden<br />

Inkubationszeit e<strong>in</strong>hergehen. Wenn erste Erkrankungssymptome bern nachgewiesenen Campylobacter-<br />

werden, dass die <strong>in</strong> den Hähnchenleauftreten,<br />

wird e<strong>in</strong> vor mehreren Tagen verzehrtes Lebensmittel <strong>in</strong> der Keime für die Erkrankungen ursächlich<br />

waren. Dies kann aber nur der Fall<br />

Regel nicht mehr als Ursache der Erkrankung angenommen bzw. es<br />

steht für e<strong>in</strong>e Untersuchung nicht mehr zur Verfügung.<br />

gewesen se<strong>in</strong>, wenn die Hähnchenlebern<br />

entgegen dem bestimmungsgemäßen<br />

Gebrauch vor dem Verzehr nicht ausreichend durch-<br />

E<strong>in</strong>e Campylobacter-Infektion geht <strong>in</strong> der Regel mit den<br />

Symptomen Durchfall, Erbrechen <strong>und</strong> Fieber e<strong>in</strong>her. Rout<strong>in</strong>emäßig<br />

werden daher alle Proben, die im Zusammenhang Umgang mit den rohen Lebern im Küchenbereich zu e<strong>in</strong>er<br />

erhitzt worden s<strong>in</strong>d oder wenn es durch unsachgemäßen<br />

mit fieberassoziierten Erkrankungen e<strong>in</strong>geschickt wurden, Kontam<strong>in</strong>ation anderer Lebensmittel (z. B. des Salates)<br />

auf Campylobacter untersucht. E<strong>in</strong>en weiteren<br />

Untersuchungsschwerpunkt bildet<br />

<strong>und</strong> / oder Bedarfsgegenstände gekommen ist.<br />

die Untersuchung von rohem Geflügelfleisch,<br />

da dieses sehr häufig Yers<strong>in</strong>ia-enterocoliticamit<br />

Campylobacter-Erregern belastet<br />

ist. Untersuchungen auf<br />

Untersuchungen<br />

Nach oraler Infektion mit Y. enterocolitica kommt es<br />

thermophile Campylobacternach<br />

e<strong>in</strong>er Inkubationszeit von vier bis sieben Tagen<br />

Keime wurden an 1165 Lebensmitteln<br />

durchgeführt, 83 Proben<br />

zu akuten Magen-Darm-Störungen, deren Dauer<br />

zwischen wenigen Tagen bis Wochen variieren kann.<br />

davon waren positiv (= 7,1 %).<br />

Kl<strong>in</strong>isch treten Durchfall, kolikartiger Bauchschmerz,<br />

Die meisten positiven Bef<strong>und</strong>e<br />

Fieber, Übelkeit, blutiger Stuhl sowie Entzündungen<br />

betrafen den Nachweis von C. jejuni<br />

im Halsbereich auf.<br />

(55-mal) <strong>und</strong> C. coli (27-mal), <strong>in</strong> der<br />

Yers<strong>in</strong>ien kommen im Darm von Tieren vor. Als Infektionsquelle<br />

für die humane Yers<strong>in</strong>iose spielt ro-<br />

Regel <strong>in</strong> rohem Geflügelfleisch. Zweimal<br />

wurden Campylobacter-Keime <strong>in</strong> Rohmilch<br />

nachgewiesen, e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Miesmuscheln (C. lari).<br />

hes oder nicht vollständig durcherhitztes Schwe<strong>in</strong>efleisch<br />

(Hackfleisch <strong>und</strong> Rohwürste) die größte<br />

Die positiven Bef<strong>und</strong>e blieben lebensmittelrechtlich weitgehend<br />

ohne Folgen: Bei e<strong>in</strong>er bestimmungsgemäßen<br />

Rolle. Als Ursache für die Kontam<strong>in</strong>ation des Fleisches<br />

gelten e<strong>in</strong>zelne, hygienisch problematische<br />

Behandlung durch ausreichende Durcherhitzung vor dem<br />

Verfahrensschritte beim Schlachtprozess <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />

Verzehr des Geflügelfleisches werden Campylobacter-Keime<br />

mit Sicherheit abgetötet. Gleiches galt für die beiden<br />

Verarbeitung.<br />

Da nicht alle Y.-enterocolitica-Stämme für den Menschen<br />

pathogen s<strong>in</strong>d, muss der Yers<strong>in</strong>ien-Nachweis<br />

Nachweise <strong>in</strong> Rohmilch. Rohmilch darf nicht unerhitzt zum<br />

Verzehr gelangen. Deshalb schreibt die Milch-Verordnung<br />

immer <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Pathogenitätsnachweis<br />

(mittels PCR <strong>und</strong> / oder biochemisch) erfolgen.<br />

vor, dass bei der Rohmilch-Abgabe ab Hof der K<strong>und</strong>e, ggf.<br />

auch durch e<strong>in</strong> entsprechendes Schild an der Abgabestelle,<br />

Nur wenn pathogene Yers<strong>in</strong>ia enterocolitica nachgewiesen<br />

werden, kann e<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heitsrisiko ver-<br />

darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden muss, dass die Milch vor dem<br />

Verzehr abzukochen ist.<br />

mutet werden.<br />

Im Berichtszeitraum wurden 192 Untersuchungen,<br />

Krank durch nicht durcherhitzte Hähnchenlebern?<br />

überwiegend bei rohem Schwe<strong>in</strong>efleisch, auf Yers<strong>in</strong>ia<br />

enterocolitica durchgeführt. Pathogene Yers<strong>in</strong>ia<br />

E<strong>in</strong> Ehepaar erkrankte gleichzeitig an Magenschmerzen,<br />

Übelkeit, Fieber <strong>und</strong> Brechdurchfall. Beide Personen mussten<br />

sich für 4 Tage <strong>in</strong> stationäre Behandlung im Krankensen.<br />

enterocolitica wurden <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall nachgewiehaus<br />

begeben. Dort wurde <strong>in</strong> den Stuhlproben Campylobacter<br />

jejuni nachgewiesen. Die Eheleute hatten 2 Tage vor<br />

dem Ausbruch der ersten Krankheitssymptome gegarte<br />

Hühnerleber mit Sahnesoße <strong>und</strong> grünem Salat gegessen.<br />

Von den rohen Lebern war e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>gefroren worden. Die-


Krankheitserregende Mikroorganismen … Jahresbericht 2006 87<br />

VTEC / EHEC-Untersuchungen<br />

EHEC-Infektionen können durch bestimmte Escherichia-coli-Bakterien<br />

(gramnegative Stäbchen) verursacht werden, welche die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Eigenschaft der Bildung bestimmter Tox<strong>in</strong>e besitzen. Sie werden<br />

unter dem Begriff Shigatox<strong>in</strong>- bzw. Verotox<strong>in</strong>-bildende E. coli (STEC<br />

bzw. VTEC) zusammengefasst. Als EHEC werden diejenigen STEC / VTEC<br />

bezeichnet, die fähig s<strong>in</strong>d, beim Menschen Krankheitsersche<strong>in</strong>ungen<br />

auszulösen <strong>und</strong> damit ›Pathovare‹ für den Menschen s<strong>in</strong>d.<br />

Wiederkäuer, vor allem R<strong>in</strong>der, Schafe<br />

<strong>und</strong> Ziegen, aber auch Wildwiederkäuer<br />

(v. a. Rehe <strong>und</strong> Hirsche) werden<br />

als Hauptreservoir für EHEC angesehen.<br />

Der relativ aufwändige Nachweis von<br />

VTEC erfolgt über e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

aus molekularbiologischen <strong>und</strong> klassisch<br />

Viele EHEC-Infektionen verlaufen kl<strong>in</strong>isch <strong>in</strong>apparent <strong>und</strong><br />

mikrobiologischen Verfahren.<br />

bleiben daher oft unerkannt. Etwa e<strong>in</strong> Drittel der manifesten<br />

Im Berichtsjahr wurden 901 Lebensmittel auf VTEC unter-<br />

Erkrankungen tritt als leichter Durchfall <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. sucht. Dabei wurden VTEC 41-mal <strong>in</strong> Lebensmitteln nachge-<br />

Die Erkrankung beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> der Regel mit wässrigen Durchfällen,<br />

wiesen. In 12 Fällen wurden die betroffenen Lebensmittel<br />

die im Verlauf der Erkrankung zunehmend wässrig-<br />

als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beurteilt. Es handelte sich dabei<br />

blutig ersche<strong>in</strong>en <strong>und</strong> e<strong>in</strong> der Ruhr ähnliches Bild aufweisen<br />

8-mal um rohes Hackfleisch (vom R<strong>in</strong>d bzw. gemischt) <strong>und</strong><br />

können. Begleitsymptome s<strong>in</strong>d Übelkeit, Erbrechen 4-mal um rohe Zwiebelmettwurst.<br />

<strong>und</strong> zunehmende Abdom<strong>in</strong>alschmerzen, selten Fieber. Rohes Hackfleisch, das mit VTEC belastet ist, ist geeignet,<br />

In wenigen Fällen entwickelt sich als schwere<br />

die menschliche Ges<strong>und</strong>heit zu schädigen, da<br />

Verlaufsform e<strong>in</strong>e hämorrhagische Kolitis<br />

der Rohgenuss möglich ist (z. B. als Tatar<br />

mit Leibschmerzen, blutigem Stuhl <strong>und</strong><br />

oder Hackepeter). Der Rohverzehr liegt,<br />

häufig mit Fieber. Säugl<strong>in</strong>ge, Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der,<br />

auch unter Würdigung e<strong>in</strong>es evtl. auf<br />

alte Menschen <strong>und</strong> abwehr-<br />

der Verpackung angebrachten Erhit-<br />

geschwächte Personen erkranken<br />

zungsh<strong>in</strong>weises, im Rahmen des<br />

erfahrungsgemäß häufiger schwer.<br />

vorhersehbaren Gebrauchs.<br />

E<strong>in</strong>e gefürchtete Komplikation ist<br />

Rohe Zwiebelmettwurst ist immer<br />

hierbei das hämolytisch urämische<br />

für den Rohverzehr bestimmt. Der<br />

Syndrom (HUS), das zu Nierenversagen<br />

Nachweis von VTEC macht Zwietauglich.<br />

mit Todesfolge führen kann.<br />

belmettwurst immer genussun-<br />

Norovirus-Untersuchungen<br />

Noroviren s<strong>in</strong>d hoch<strong>in</strong>fektiöse Erreger von Magen-Darm-Erkrankungen.<br />

Das Virus wird mit dem M<strong>und</strong> aufgenommen <strong>und</strong> führt nach e<strong>in</strong>er<br />

Inkubationszeit von 1 bis 2 Tagen zu den typischen Symptomen e<strong>in</strong>er<br />

Norovirus-Erkrankung: Massives <strong>und</strong> unkontrollierbares Erbrechen <strong>und</strong><br />

begleitend dazu sehr starker Durchfall.<br />

Die Norovirus-Übertragung erfolgt sammenleben (z. B. Altenheime oder<br />

meist von Person zu Person, kann Krankenhäuser).<br />

aber auch durch kontam<strong>in</strong>ierte Lebensmittel<br />

erfolgen. Erkrankungen<br />

Noroviren <strong>in</strong> gekochtem Reis<br />

treten ganzjährig auf, häufen sich aber Nach dem Verzehr von Reisgerichten<br />

oft <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonaten. Im Patienten-Stuhl<br />

sowie <strong>in</strong> Erbrochenem s<strong>in</strong>d staurant erkrankten 16 von 21 Schü-<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>disch-ceylonesischem Re-<br />

sehr hohe Viruszahlen vorhanden, wobei<br />

zum Auslösen der Krankheit nur 10 sowie die e<strong>in</strong>tägige Inkubationszeit<br />

lern an Gastroenteritis. Die Symptome<br />

bis 100 Viruspartikel benötigt werden. entsprachen denen e<strong>in</strong>er Norovirus-Infektion.<br />

Deshalb wurden die zur Unter-<br />

Diese hohe Infektiosität <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit der Übertragbarkeit von Person zu suchung e<strong>in</strong>geschickten Lebensmittelproben<br />

neben der mikrobiologischen<br />

Person erklärt auch, warum Norovirus-<br />

Infektionen meist zu Gruppenerkrankungen<br />

führen, oft <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen, tersuchung auf Noroviren unterzogen.<br />

auch e<strong>in</strong>er molekularbiologischen Un-<br />

wo Menschen auf engem Raum zu- In der Probe „gekochter Reis“ wurden<br />

Noroviren nachgewiesen. Parallel dazu<br />

wurden im Regierungspräsidium<br />

Stuttgart (Abteilung 9 Landesges<strong>und</strong>heitsamt)<br />

Stuhlproben von 6 Erkrankten<br />

ebenfalls mit positivem Ergebnis<br />

auf Noroviren untersucht.<br />

Zur Abklärung der Infektionskette<br />

wurden sowohl die Noroviren-Patientenisolate<br />

als auch das Isolat aus dem<br />

gekochten Reis auf klonale Identität<br />

untersucht. Die Gensequenzierung<br />

ergab zu 100 % übere<strong>in</strong>stimmende<br />

Sequenzen zwischen den Virenisolaten<br />

der Patienten <strong>und</strong> aus dem Reis.<br />

Deshalb musste davon ausgegangen<br />

werden, dass e<strong>in</strong> kausaler Zusammenhang<br />

zwischen dem Konsum der<br />

Reisspeisen im Restaurant <strong>und</strong> den<br />

Erkrankungen der 16 Schüler bestand.<br />

Der gekochte Reis wurde als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />

beanstandet.


88 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Mykotox<strong>in</strong>e<br />

Mykotox<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Stoffwechselprodukte der verschiedensten Spezies von Schimmelpilzen,<br />

die Lebensmittel je nach äußeren Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den unterschiedlichsten<br />

Stadien befallen. Ihre negativen Auswirkungen auf den Menschen<br />

reichen von Haut- <strong>und</strong> Zellschädigungen über Verursachung von Nierenschäden,<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung des Immunsystems bis zur Entstehung von Krebs <strong>und</strong><br />

Mutationen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d die zulässigen Gehalte der meisten für<br />

Lebensmittel relevanten Tox<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Lebensmittel-Gruppen entweder<br />

national oder auf europäischer Ebene festgelegt worden. Aufgabe der<br />

amtlichen Lebensmittelüberwachung ist <strong>in</strong>sbesondere die Untersuchung der<br />

Warengruppen, die vorrangig von Schimmelpilzen befallen se<strong>in</strong> können <strong>und</strong> damit<br />

möglicherweise e<strong>in</strong>en oder mehrere der unerwünschten Giftstoffe enthalten.<br />

Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt etwa 2500 Lebensmittelproben r<strong>und</strong> 4200 Tox<strong>in</strong>bestimmungen<br />

durchgeführt. Ausgewählte Ergebnisse werden nachfolgend<br />

zusammengefasst.<br />

Aflatox<strong>in</strong>e B 1<br />

, B 2<br />

, G 1<br />

<strong>und</strong> G 2<br />

Aflatox<strong>in</strong>e gehören zu den giftigsten der bisher<br />

bekannten Substanzen. Sie s<strong>in</strong>d Lagertox<strong>in</strong>e, deren<br />

Bildung wesentlich von den Bed<strong>in</strong>gungen während der<br />

Lagerung <strong>und</strong> des Transportes der Lebensmittel abhängt.<br />

Die Pilzarten Aspergillus flavus <strong>und</strong> Aspergillus parasiticus<br />

benötigen feucht-warme Bed<strong>in</strong>gungen, die <strong>in</strong> den Hauptanbauzonen<br />

der betroffenen Lebensmittel vorherrschen. Länder wie der<br />

Iran, die Türkei, Aserbeidschan, Brasilien <strong>und</strong> Ch<strong>in</strong>a stellen mit ihren oft<br />

unzulänglichen Trocknungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> der daraus resultierenden<br />

Aflatox<strong>in</strong>belastung verschiedener Lebensmittel Problemzonen dar. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> gelten für solche Länder strenge E<strong>in</strong>fuhrkontrollen.<br />

Mehr als die Hälfte der 895 im Berichtszeitraum<br />

untersuchten Proben<br />

wies Gehalte an Aflatox<strong>in</strong>en auf; über<br />

den zulässigen Höchstgehalten von 2<br />

µg / kg Aflatox<strong>in</strong> B 1<br />

bzw. 4 µg / kg für die<br />

Summe aus den Aflatox<strong>in</strong>en B 1<br />

,B 2<br />

,G 1<br />

<strong>und</strong> G 2<br />

(für Gewürze gelten 5 bzw. 10<br />

µg / kg) lagen die Bef<strong>und</strong>e bei 5 % der<br />

untersuchten Erzeugnisse.<br />

Nüsse <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

Während Walnüsse h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

Mykotox<strong>in</strong>belastung ke<strong>in</strong> Problem<br />

darstellen, müssen Erdnüsse, Haselnüsse,<br />

Mandeln <strong>und</strong> Pistazien<br />

regelmäßig <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiv überwacht<br />

werden. Dabei s<strong>in</strong>d es überwiegend<br />

Verarbeitungsprodukte, die auffällige<br />

oder gar über den Höchstgehalten liegende<br />

Werte aufweisen. Ausnahmen<br />

s<strong>in</strong>d ganze Erdnüsse, bei denen 67 %<br />

belastet <strong>und</strong> 44 % zu beanstanden<br />

waren, sowie Pistazien mit 90 % belasteten<br />

Proben <strong>und</strong> 20 % Überschreitungen<br />

der Höchstgehalte (jeweils bei<br />

der Summe der Aflatox<strong>in</strong>e). Geröstete<br />

<strong>und</strong> gesalzene Pistazien fielen erneut<br />

mit 15 % Beanstandungen auf. Bei<br />

Paranüssen, die <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

durch häufige <strong>und</strong> hohe Kontam<strong>in</strong>ationen<br />

aufgefallen waren, hat sich die<br />

Situation entscheidend verändert.<br />

Angesichts des hohen Risikos, mit<br />

Schimmel befallene ganze Nüsse <strong>in</strong><br />

den Verkehr zu br<strong>in</strong>gen, geht der Trend<br />

e<strong>in</strong>deutig zur geschälten Ware; das<br />

Angebot auf dem Markt ist <strong>in</strong>sgesamt<br />

erheblich zurückgegangen. Nur <strong>in</strong> 8 %<br />

der untersuchten Paranüsse waren Aflatox<strong>in</strong>e<br />

nachweisbar, im Vorjahr waren<br />

dagegen 80 % belastet.<br />

Erstmals ergab sich e<strong>in</strong>e Überschreitung<br />

für das Aflatox<strong>in</strong> B 1<br />

bei Maronen;<br />

diese Spur wird durch verstärkte Untersuchungen<br />

im Jahr 2007 weiter<br />

verfolgt.<br />

Auch bittere <strong>und</strong> süße Aprikosenkerne,<br />

die im Rahmen e<strong>in</strong>es Untersuchungsprogramms<br />

auf Cyanid<br />

entnommen worden s<strong>in</strong>d, wiesen<br />

teilweise beträchtliche Gehalte an Aflatox<strong>in</strong>en<br />

auf.<br />

Bei Erzeugnissen aus Nüssen steigt<br />

der Prozentsatz der Proben mit Aflatox<strong>in</strong>belastung<br />

mit zunehmendem Zerkle<strong>in</strong>erungsgrad<br />

an. Dieses Ergebnis<br />

lässt den Schluss zu, dass für diese<br />

Produkte m<strong>in</strong>derwertige Ware zum<br />

E<strong>in</strong>satz kommt, die der Verbraucher<br />

praktisch nicht erkennen kann. Mehr<br />

als 70 % der gemahlenen Haselnüsse<br />

<strong>und</strong> Mandeln waren mit Aflatox<strong>in</strong>en<br />

belastet, bei 4 bzw. 14 % waren die<br />

Höchstgehalte überschritten. Nusspasten<br />

für die Schokoladen<strong>in</strong>dustrie<br />

<strong>und</strong> die Speiseeisherstellung waren<br />

bis zu 100 % aflatox<strong>in</strong>haltig; jedoch<br />

musste nur e<strong>in</strong>e Pistaziengr<strong>und</strong>masse<br />

beanstandet werden.<br />

Bei Marzipan, Nougatrohmasse <strong>und</strong><br />

Pral<strong>in</strong>en waren nur wenige Proben aflatox<strong>in</strong>frei,<br />

die Gehalte lagen alle unter<br />

der Höchstmenge. Aufgr<strong>und</strong> der ger<strong>in</strong>gen<br />

Probenzahl für diese Produkte<br />

s<strong>in</strong>d allgeme<strong>in</strong> gültige Aussagen allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht möglich.


Mykotox<strong>in</strong>e Jahresbericht 2006 89<br />

Trockenobst<br />

Aus dieser Erzeugnisgruppe s<strong>in</strong>d nur<br />

Feigen als problematisch anzusehen.<br />

65 % aller Proben ergaben positive Bef<strong>und</strong>e<br />

für e<strong>in</strong> oder mehrere Aflatox<strong>in</strong>e,<br />

<strong>in</strong> 12 Fällen (19 %) war der festgelegte<br />

Höchstgehalt entweder beim Aflatox<strong>in</strong><br />

B 1<br />

oder bei der Summe der Aflatox<strong>in</strong>e<br />

überschritten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall sogar um<br />

mehr als das 50fache (B 1<br />

) bzw. das<br />

30fache (Summe).<br />

Gewürze<br />

Sowohl Frucht-, R<strong>in</strong>den, Samen- als<br />

auch Wurzelgewürze s<strong>in</strong>d sehr häufig<br />

mit Aflatox<strong>in</strong>en belastet. Besonders<br />

häufig traten die Tox<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Paprika<br />

<strong>und</strong> Chili (78 <strong>und</strong> 50 %), Zimt (89%)<br />

<strong>und</strong> Muskatnuss (71 %) auf. Die<br />

Höchstmenge war nur bei e<strong>in</strong>er Probe<br />

Muskatnuss überschritten. Sämtliche<br />

Gewürzmischungen enthielten<br />

Aflatox<strong>in</strong>e, allerd<strong>in</strong>gs unterhalb der<br />

Höchstgehalte. Die Problematik der<br />

Mehrfachbelastung, z. B. mit Ochratox<strong>in</strong><br />

A, relativiert jedoch auch ger<strong>in</strong>ge<br />

Gehalte.<br />

Ochratox<strong>in</strong> A<br />

Dieses Tox<strong>in</strong> wird von Penicillien <strong>und</strong> Aspergillen unter unzureichenden, zu feuchten<br />

Lagerbed<strong>in</strong>gungen auch <strong>in</strong> gemäßigten Klimazonen gebildet. Wegen se<strong>in</strong>er<br />

nierentoxischen, erbgutverändernden, Fehlbildung erzeugenden <strong>und</strong> das Immunsystem<br />

nachteilig bee<strong>in</strong>flussenden Wirkung ist der zulässige Gehalt für<br />

e<strong>in</strong>ige Lebensmittelgruppen EU-weit bzw. national festgelegt worden. Leider<br />

fehlen noch Regelungen für mehrere sehr häufig betroffene Erzeugnisse wie<br />

Gewürze, Lakritz, Kakao <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse.<br />

Knapp die Hälfte der 737 untersuchten Lebensmittel enthielt Ochratox<strong>in</strong> A,<br />

<strong>in</strong> 5 Fällen lag e<strong>in</strong>e Überschreitung der Höchstgehalte vor.<br />

Getreide <strong>und</strong> Getreideerzeugnisse<br />

Weizenmehl der verschiedensten Ausmahlungsgrade,<br />

Hartweizengrieß für<br />

die Herstellung von Teigwaren, Mahlerzeugnisse<br />

aus Buchweizen <strong>und</strong> D<strong>in</strong>kel,<br />

Vollkornbrot <strong>und</strong> Vollkornzwieback<br />

sowie Teigwaren enthielten sehr häufig<br />

Ochratox<strong>in</strong> A, wenn auch zumeist<br />

deutlich unter den Höchstgehalten.<br />

Fruchtsäfte, We<strong>in</strong> <strong>und</strong> we<strong>in</strong>haltige<br />

Getränke<br />

Bei roten Traubensäften (80%), We<strong>in</strong>en<br />

<strong>und</strong> Traubenmosten (durchschnittlich<br />

55 %) <strong>und</strong> vor allem Glühwe<strong>in</strong><br />

(100 %) enthält e<strong>in</strong> beträchtlicher Teil<br />

das ges<strong>und</strong>heitlich bedenkliche Tox<strong>in</strong>,<br />

allerd<strong>in</strong>gs deutlich unter den jeweiligen<br />

Höchstgehalten.<br />

Trockenobst<br />

Spitzenreiter mit 8 % Beanstandungen<br />

(4 Proben) bei 42 % positiven<br />

Bef<strong>und</strong>en waren getrocknete Feigen.<br />

Die für Deutschland geltende Höchstmenge<br />

von 8 µg / kg wurde teilweise<br />

erheblich überschritten; der höchste<br />

festgestellte Gehalt lag bei 155 µg / kg.<br />

EU-weit ist noch ke<strong>in</strong> Höchstgehalt für<br />

getrocknete Feigen festgelegt. Die<br />

teilweise hohen Ochratox<strong>in</strong>-A-Gehalte<br />

<strong>in</strong> Feigen s<strong>in</strong>d auf ungünstige Witterungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

während der<br />

Ernte <strong>und</strong> vor allem auf die Bildung<br />

von Schimmelnestern während der<br />

Lagerung zurückzuführen.<br />

Nahezu alle Proben getrocknete We<strong>in</strong>trauben<br />

(Kor<strong>in</strong>then, Sultan<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Ros<strong>in</strong>en)<br />

enthielten Ochratox<strong>in</strong> A; Überschreitungen<br />

des EU-weit geltenden<br />

Höchstgehaltes waren jedoch nicht zu<br />

verzeichnen.<br />

Lakritz, Kakao <strong>und</strong> daraus<br />

hergestellte Erzeugnisse<br />

Nahezu alle untersuchten Proben wiesen<br />

Ochratox<strong>in</strong>-A-Gehalte auf, bei e<strong>in</strong>em<br />

Lakritzerzeugnis lag der Wert bei<br />

168 µg / kg. Dies ist <strong>in</strong>sofern bedenklich,<br />

da derartige Produkte auch von<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> größeren Mengen verzehrt<br />

werden.<br />

Gewürze<br />

Wenn auch Gewürze mengenmäßig<br />

e<strong>in</strong>en eher ger<strong>in</strong>gen Anteil an der Ernährung<br />

haben, ist der Ochratox<strong>in</strong>-A-<br />

E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die Nahrungskette nicht zu<br />

vernachlässigen, da mit 75 % e<strong>in</strong> sehr<br />

hoher Prozentsatz an Gewürzen <strong>und</strong><br />

Gewürzmischungen belastet ist.


90 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Patul<strong>in</strong><br />

Dieses Tox<strong>in</strong> entsteht beim Wachstum von Schimmelpilzen der Gattungen<br />

Penicillium, Aspergillus <strong>und</strong> Byssochlamys vor allem auf Kernobst telproben auf Patul<strong>in</strong> untersucht.<br />

Insgesamt wurden 311 Lebensmit-<br />

<strong>und</strong> Gemüse. Der Verzehr patul<strong>in</strong>haltiger Produkte kann Übelkeit <strong>und</strong> Überschreitungen ergaben sich bei 5<br />

Magenschleimhautentzündung verursachen. Da Patul<strong>in</strong> im Gegensatz Apfelsäften mit e<strong>in</strong>em Maximalwert<br />

zu anderen Mykotox<strong>in</strong>en z. B. durch längeres Kochen oder im Laufe der von 294 µg / kg sowie bei 2 Karottensäften<br />

für Säugl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />

Gärung abgebaut wird <strong>und</strong> chronische Schädigungen nicht zweifelsfrei<br />

belegt s<strong>in</strong>d, spielt die Toxizität e<strong>in</strong>e eher ger<strong>in</strong>ge Rolle.<br />

mit e<strong>in</strong>em Maximalwert von 34 µg / kg.<br />

Relativ häufig war Patul<strong>in</strong> auch <strong>in</strong> Tomatenmark<br />

<strong>und</strong> anderen Tomatenerzeugnissen enthalten.<br />

Im Rahmen des vorbeugenden Verbraucherschutzes wurden<br />

jedoch EU-weit Höchstgehalte für Fruchtsäfte <strong>und</strong> alkoholische<br />

Getränke aus Äpfeln (50 µg / kg), feste Apfelerzeug-<br />

oder weniger verschimmelter Ausgangsmaterialien. Da die<br />

Ursache für die positiven Bef<strong>und</strong>e ist die Verarbeitung mehr<br />

nisse (25 µg / kg) <strong>und</strong> apfelhaltige Nahrung für Säugl<strong>in</strong>ge o. g. Pilze nicht nur oberflächlich auf den Früchten wachsen,<br />

<strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der (10 µg / kg) festgelegt.<br />

gelangt trotz Sichtkontrolle auch mit äußerlich e<strong>in</strong>wandfreien<br />

Früchten braun verfärbtes <strong>und</strong> damit möglicherweise<br />

patul<strong>in</strong>haltiges Fruchtfleisch zur Verarbeitung.<br />

Fusarientox<strong>in</strong>e<br />

Diese Tox<strong>in</strong>gruppe, zu der u. a. die Fumonis<strong>in</strong>e, die Trichothecene <strong>und</strong> Zearalenon gehören, entstehen<br />

als Stoffwechselprodukte unterschiedlicher Fusarienarten überwiegend auf dem Feld. Zum Wachstum<br />

benötigen diese Schimmelpilze relativ hohe Wassergehalte, sodass mit der Tox<strong>in</strong>bildung bevorzugt <strong>in</strong><br />

kühlen <strong>und</strong> feuchten Klimazonen, z. B. <strong>in</strong> Nord- <strong>und</strong> Mitteleuropa zu rechnen ist.<br />

Fumonis<strong>in</strong>e<br />

Fumonis<strong>in</strong>e stehen im Verdacht, beim Menschen Krebs<br />

auszulösen <strong>und</strong> Neuralrohrdefekte sowie Fehler <strong>in</strong> der<br />

Gehirnentwicklung von Babys zu verursachen. Insgesamt<br />

wurden 281 Lebensmittelproben untersucht. Positive Bef<strong>und</strong>e<br />

traten vor allem bei Mais- <strong>und</strong> Maiserzeugnissen<br />

auf, die meisten Produktgruppen waren zu 100 % fumonis<strong>in</strong>haltig.<br />

Bei 6 % der Proben lag der Gehalt teilweise<br />

erheblich über den national geltenden Höchstmengen für<br />

die Summe der Fumonis<strong>in</strong>e B 1<br />

<strong>und</strong> B 2<br />

von 500 µg / kg bei<br />

Mais <strong>und</strong> Maiserzeugnissen zum direkten Verzehr bzw.<br />

100 µg / kg bei Cornflakes.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ungewöhnlich hoher Fumonis<strong>in</strong>gehalte <strong>in</strong> Spezialbroten<br />

für Zöliakiekranke wurden die Rohstoffe entsprechend<br />

überprüft. Die dabei entnommenen Maismehle<br />

lieferten mit bis zu 12 500 µg / kg die höchsten Fumonis<strong>in</strong>gehalte<br />

aller im Laufe des Jahres untersuchten Proben.<br />

Ursache für die Verarbeitung derart hoch belasteter<br />

Rohstoffe war die fehlende Qualitätskontrolle beim importierenden<br />

Mühlenbetrieb <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Spezialbrotbäckerei.<br />

Teilweise erhebliche Höchstmengenüberschreitungen<br />

lagen auch bei e<strong>in</strong>em Maisgrieß, bei 14 % aller untersuchten<br />

Cornflakes ohne Zusätze, bei Teigwaren auf der<br />

Basis von Maisgrieß <strong>und</strong> bei Maisgebäck vor. Tacos <strong>und</strong><br />

Rollos aus Maismehl lieferten Werte knapp unterhalb der<br />

Höchstmenge.<br />

Ab Oktober 2007 werden EU-weit geltende Höchstgehalte<br />

für Mais <strong>und</strong> Maiserzeugnisse <strong>in</strong> Kraft treten. Sie<br />

liegen größtenteils erheblich über den bisher geltenden<br />

nationalen Höchstmengen, sodass die Beanstandungsquote<br />

bei gleichbleibender Belastung der Lebensmittel<br />

zukünftig zurückgehen wird.<br />

Trichothecene<br />

Trichothecene werden unterteilt <strong>in</strong> Substanzen des Typs<br />

A <strong>und</strong> des Typs B. Zur ersten Gruppe gehören u. a. die<br />

Tox<strong>in</strong>e T -, HT -2 <strong>und</strong> T2-Tetraol, die hauptsächlich <strong>in</strong> Getreide,<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Hafer <strong>und</strong> Haferprodukten, z. B.<br />

auch Müsli auftreten. Da ausreichendes Datenmaterial<br />

über die Belastungssituation bisher nicht vorliegt, wurden<br />

<strong>in</strong>nerhalb der EU noch ke<strong>in</strong>e Höchstgehalte festgelegt.<br />

Angesichts der bekannten negativen E<strong>in</strong>flüsse wie Hemmung<br />

der Prote<strong>in</strong>synthese <strong>und</strong> Schädigung der Zellen<br />

vor allem bei Organen mit hoher Zellteilungsrate – wie<br />

Leber <strong>und</strong> Magen-Darm-Trakt – ist dies jedoch unbed<strong>in</strong>gt<br />

erforderlich.<br />

Insgesamt wurden 231 Proben untersucht. 78 % der<br />

unverarbeiteten Haferkörner enthielten T -2, HT -2 <strong>und</strong><br />

T2-Tetraol mit Maximalwerten von 435, 1260 <strong>und</strong> 465<br />

µg / kg. Müsli <strong>und</strong> Haferflocken enthielten nur vere<strong>in</strong>zelt<br />

Trichothecene des Typs A; bei 80 % der untersuchten<br />

Braugerste waren HT -2 <strong>und</strong> T2-Tetraol nachweisbar.


Mykotox<strong>in</strong>e Jahresbericht 2006 91<br />

Alternariatox<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong> Trichothecen des Typs B ist das seit langem bekannte<br />

<strong>und</strong> durch nationale Höchstmengen geregelte<br />

Tox<strong>in</strong> Deoxynivalenol (DON), das <strong>in</strong> allen Getreidearten<br />

sehr weit verbreitet ist. 54 % aller 570 untersuchten<br />

Proben enthielten dieses Tox<strong>in</strong>, Überschreitungen der<br />

Höchstmengen bzw. Höchstgehalte waren bei unverarbeitetem<br />

Weizen, Mais <strong>und</strong> Maismehl zu verzeichnen (6<br />

Proben = 1 %). Getreideerzeugnisse für Säugl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong><br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der waren <strong>in</strong>sgesamt nur sehr ger<strong>in</strong>g belastet.<br />

Mit E<strong>in</strong>führung der großzügigen EU-Höchstgehalte zum<br />

01.07.2006 ist auch bei DON die Zahl der Beanstandungen<br />

rückläufig.<br />

Zearalenon<br />

Zearalenon kann möglicherweise auch beim Menschen<br />

Krebs verursachen, belegt ist se<strong>in</strong>e ausgeprägte<br />

östrogene Wirkung. Die nationale Höchstmenge für<br />

sämtliche Getreideerzeugnisse lag bei 50 µg / kg, die<br />

EU sieht ab 01.07.2006 bzw. 01.07.2007 nach Produkten<br />

gestaffelte Höchstgehalte vor. Überschreitungen<br />

ergaben sich lediglich bei e<strong>in</strong>er Probe Maismehl <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>em Maiskeimöl, andere Getreide- <strong>und</strong> Getreideprodukte<br />

wiesen allenfalls ger<strong>in</strong>ge Gehalte an Zearalenon<br />

auf, wobei überwiegend Mais <strong>und</strong> Maiserzeugnisse<br />

betroffen waren. Messbare Werte lagen nur bei 26 %<br />

aller 594 untersuchten Produkte vor.<br />

Die Gattung Alternaria (Schwärzepilze <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Deuteromycetes) besteht aus mehr als 40 Arten, die<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichem Maße Tox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre<br />

Metaboliten bilden. Den Alternaria-Tox<strong>in</strong>en werden<br />

sowohl akute als auch chronische toxische Wirkungen<br />

zugeschrieben. In e<strong>in</strong>er toxikologischen Bewertung<br />

kommt das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung (BfR)<br />

im Jahr 2003 zum Schluss, dass die Datenlage bezüglich<br />

der Belastung mit Alternaria-Tox<strong>in</strong>en derzeit<br />

nicht ausreicht, um e<strong>in</strong>e Risikoabschätzung für den<br />

Verbraucher vorzunehmen. Das BfR hält daher unter<br />

anderem weitere Untersuchungen zur Exposition für<br />

erforderlich. E<strong>in</strong>e Höchstmengenregelung existiert<br />

derzeit nicht.<br />

Screen<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Bestätigungsverfahren stehen für die Untersuchung<br />

auf ausgewählte Parameter (<strong>in</strong>sbesondere Alternariol,<br />

Alternariol-Monomethylether, Altenuen, Tenuazonsäure<br />

<strong>und</strong> Tentox<strong>in</strong>) zur Verfügung. Von 157 untersuchten<br />

Proben enthielten 75 (48 %) e<strong>in</strong>es, zumeist jedoch mehrere<br />

Alternariatox<strong>in</strong>e. Am häufigsten bzw. am höchsten belastet<br />

waren kaltgepresste Sonnenblumenöle (bis zu 390 µg / kg<br />

Tenuazonsäure), Distel- <strong>und</strong> Sesamöl (bis zu 270 µg / kg<br />

Tenuazonsäure), Sonnenblumenkerne (bis zu 1000 µg / kg<br />

Tenuazonsäure <strong>und</strong> 880 µg / kg Tentox<strong>in</strong>), Sesamsaat (bis<br />

zu 430 µg / kg Tenuazonsäure), Roggen (bis zu 110 µg / kg<br />

Tenuazonsäure) <strong>und</strong> Tomatenmark (bis zu 360 µg / kg Tenuazonsäure),<br />

wobei Tenuazonsäure <strong>in</strong> 67 Proben, Tentox<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

32 Proben, Alternariol-Monomethylether <strong>in</strong> 32 Proben <strong>und</strong><br />

Alternariol <strong>in</strong> 25 Proben vorlag.


92 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Süßwasser-Biotox<strong>in</strong>e<br />

(Algentox<strong>in</strong>e)<br />

Mar<strong>in</strong>e Biotox<strong>in</strong>e<br />

PSP-Tox<strong>in</strong>e<br />

(Paralytic Shellfish Poison<strong>in</strong>g,<br />

Saxitox<strong>in</strong>e)<br />

In der VO (EG) Nr. 853 / 2004 wurde e<strong>in</strong><br />

Grenzwert für PSP-Tox<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Muscheln<br />

von <strong>in</strong>sgesamt 800 Mikrogramm pro<br />

kg Muschelfleisch (Gesamttoxizität)<br />

festgelegt.<br />

In 43 von 204 Proben Muscheln <strong>und</strong><br />

Muschelprodukten (= 21 %) wurden<br />

PSP-Tox<strong>in</strong>e nachgewiesen. Nur <strong>in</strong> 8<br />

Proben wurden relativ hohe Gehalte<br />

von über 140 µg STXeq / kg festgestellt.<br />

Ke<strong>in</strong>e der Proben lag über dem<br />

o. a. Grenzwert.<br />

ASP-Tox<strong>in</strong>e<br />

(Amnesic Shellfish Poison<strong>in</strong>g,<br />

Domo<strong>in</strong>säure)<br />

Insgesamt wurden 191 Proben Muscheln<br />

<strong>und</strong> Muschelprodukte, Algen<br />

<strong>und</strong> Nahrungsergänzungsmittel<br />

untersucht. Nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe Jakobsmuscheln<br />

wurde Domo<strong>in</strong>säure<br />

nachgewiesen. Der Gehalt lag mit<br />

1,75 mg / kg noch weit unterhalb des<br />

Grenzwertes von 20 mg Domo<strong>in</strong>säure<br />

(ASP) je kg Muschelfleisch.<br />

DSP-Tox<strong>in</strong>e<br />

(Diarrhetic Shellfish Poison<strong>in</strong>g,<br />

Okadasäure)<br />

Die VO (EG) 853 / 2004 enthält e<strong>in</strong>en<br />

Grenzwert für Okadasäure, D<strong>in</strong>ophysistox<strong>in</strong>e<br />

<strong>und</strong> Pectenotox<strong>in</strong>e von <strong>in</strong>sgesamt<br />

160 Mikrogramm pro kg Muskelfleisch.<br />

In 74 von <strong>in</strong>sgesamt 205 untersuchten<br />

Muschelproben (= 36 %) wurden klassische<br />

DSP-Tox<strong>in</strong>e nachgewiesen. Bei<br />

Miesmuscheln, die frisch oder <strong>in</strong> gefrorenem<br />

Zustand zur Untersuchung<br />

gelangten, war ungefähr jede zweite<br />

Probe (29 von 55 Proben) mit DSP-<br />

Tox<strong>in</strong>en belastet, größtenteils mit Herkunft<br />

Europa.<br />

AZP-Tox<strong>in</strong>e<br />

(Azaspiracid Shellfish Poison<strong>in</strong>g,<br />

Azaspirsäuren)<br />

In der VO (EG) Nr. 853 / 2004 ist für<br />

Azaspirsäuren e<strong>in</strong> Grenzwert von<br />

160 µg / kg Muschelfleisch festgelegt.<br />

In ke<strong>in</strong>er der 207 Proben Muscheln<br />

waren Azaspirsäuren nachweisbar.<br />

Cyclische Im<strong>in</strong>-Tox<strong>in</strong>gruppe<br />

Spirolide (SPX-Tox<strong>in</strong>e) <strong>und</strong><br />

Gymnodim<strong>in</strong><br />

Gymnodim<strong>in</strong> konnte fast ausschließlich<br />

<strong>in</strong> Grünschalenmuscheln <strong>und</strong> deren<br />

Produkten nachgewiesen werden.<br />

Fast drei Viertel der zur Untersuchung<br />

gelangten 19 Proben enthielten die<br />

Substanz, wenn auch <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />

Mengen im Bereich unter 10 µg / kg.<br />

Auffällig waren die relativ hohen Gehalte<br />

von 90 µg / kg <strong>und</strong> 104 µg / kg <strong>in</strong><br />

2 dieser Muschelproben.<br />

Bei der Herstellung von Muschelpulver<br />

aus Grünschalenmuscheln als<br />

Rohstoff für Nahrungsergänzungsmittel<br />

wird Gymnodim<strong>in</strong> durch Gefriertrocknung<br />

aufkonzentriert. In solchen<br />

Proben lassen sich Gehalte von 20 bis<br />

80 µg / kg Gymnodim<strong>in</strong> nachweisen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurden <strong>in</strong> Teppichbzw.<br />

Venus-, Mies-, Grünschalenmuscheln<br />

<strong>und</strong> Austern nur ger<strong>in</strong>ge<br />

Gehalte an des-methyl-C-Spirolid<br />

(vere<strong>in</strong>zelt knapp über 10 µg / kg) nachgewiesen.<br />

Süßwasser-Biotox<strong>in</strong>e<br />

Microcyst<strong>in</strong>e<br />

Zur Beurteilung von Microcyst<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kwasser wurden bisher ke<strong>in</strong>e<br />

Grenzwerte erlassen, es wird der<br />

von der WHO vorgesehene Richtwert<br />

von 1 µg Microcyst<strong>in</strong> LR je Liter Wasser<br />

angesetzt. Die wenigen Oberflächengewässer,<br />

aus denen <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg Tr<strong>in</strong>kwasser gewonnen<br />

wird, wurden im Berichtsjahr auf Microcyst<strong>in</strong>e<br />

untersucht. In ke<strong>in</strong>er der<br />

Proben konnten Microcyst<strong>in</strong>e nachgewiesen<br />

werden.<br />

Auch für Badegewässer wurden <strong>in</strong><br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>in</strong> der EU bisher<br />

ke<strong>in</strong>e Grenzwerte verabschiedet. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

werden 1000 µg pro Liter als<br />

Richtwert für die Summe der Microcyst<strong>in</strong>e<br />

LR, RR <strong>und</strong> YR angesehen. In<br />

allen 10 untersuchten Wasserproben<br />

aus Badeseen waren ke<strong>in</strong>e Microcyst<strong>in</strong>e<br />

nachweisbar. H<strong>in</strong>gegen waren die<br />

aus 2 Seenproben isolierten Algen mit<br />

über 1000 µg / kg hoch mit Microcyst<strong>in</strong>en<br />

belastet.<br />

Bestimmte Blaualgen f<strong>in</strong>den als Nahrungsergänzungsmittel<br />

Verwendung.<br />

Da e<strong>in</strong>ige Cyanobakterien aus<br />

natürlichen Süßwasserseen geerntet<br />

<strong>und</strong> zu Nahrungsergänzungsmitteln<br />

verarbeitet werden, wurden 19 Nahrungsergänzungsmittel<br />

überprüft. In<br />

e<strong>in</strong>em Produkt aus Chlorella-Algen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> 15 Produkten aus Spirul<strong>in</strong>a-Algen<br />

konnten ke<strong>in</strong>e Microcyst<strong>in</strong>e nachgewiesen<br />

werden. Dagegen waren<br />

alle drei AFA-Algen-Produkte mit Microcyst<strong>in</strong>en<br />

belastet. Die Gehalte lagen<br />

im Bereich zwischen 50 <strong>und</strong> 80 µg / kg.<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lich waren die Erzeugnisse<br />

mit Microcystis-Algen verunre<strong>in</strong>igt.<br />

Abb.:<br />

Taschenkrebs (o.);<br />

Spirul<strong>in</strong>a (li.)


Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 93<br />

Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten<br />

Zwei von vier EU-Referenzlaboratorien (CRL) für Pestizidrückstandsanalytik<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Baden-Württemberg angesiedelt!<br />

Mit Wirkung vom 1. Juli<br />

2006 wurden das CVUA<br />

Stuttgart <strong>und</strong> das CVUA<br />

Freiburg durch die EU-Kommission<br />

als CRLs für die Analytik<br />

von Pestizidrückständen benannt. Dabei<br />

deckt das CVUA Stuttgart den Bereich „mit E<strong>in</strong>zelbestimmungsverfahren<br />

zu analysierende Pestizidrückstände“<br />

ab, e<strong>in</strong> Arbeitsgebiet, das analytisch außerordentlich fordernd<br />

ist, da es sich hierbei <strong>in</strong> der Regel um Stoffe handelt,<br />

die aufgr<strong>und</strong> ihrer chemischen Eigenschaften nicht <strong>in</strong> bestehende<br />

Multimethoden <strong>in</strong>tegriert werden können. Das<br />

CVUA Freiburg ist für den Bereich „Pestizidrückstände <strong>in</strong><br />

Lebensmitteln tierischer Herkunft <strong>und</strong> Waren mit hohem<br />

Fettanteil“ benannt. Hier geht es unter anderem darum,<br />

bestehende Multimethoden zu erweitern <strong>und</strong> neue Verfahren<br />

für bisher unzureichend untersuchte Stoffgruppen<br />

zu entwickeln. Für beide Aufgabengebiete ist neben e<strong>in</strong>er<br />

sehr guten apparativen Ausstattung vor allem analytisches<br />

Können <strong>und</strong> Geschick erforderlich.<br />

Zur angestrebten Weiterentwicklung <strong>und</strong> Harmonisierung<br />

der Lebensmittelüberwachung <strong>und</strong> Tierseuchendiagnostik<br />

wurde im Jahr 2005 die E<strong>in</strong>richtung von Geme<strong>in</strong>schafts-<br />

Referenz laboratorien (Community Reference Laboratories,<br />

CRLs) von der Europäischen Union u. a. für das Gebiet der<br />

Pestizidrückstandsanalytik ausgeschrieben. Dabei sollen<br />

die EU-Referenz-Laboratorien sowohl e<strong>in</strong>e richtungsweisende<br />

als auch e<strong>in</strong>e koord<strong>in</strong>ierende <strong>und</strong> beratende Funktion<br />

erfüllen.<br />

Die Referenzlabore sollen analytische Qualitäts-Richtl<strong>in</strong>ien<br />

erstellen, die dann von allen anderen Laboratorien <strong>in</strong>nerhalb<br />

der EU übernommen <strong>und</strong> umgesetzt werden sollen. Ziel<br />

ist e<strong>in</strong>e EU-weite Verbesserung der Qualität von analytischen<br />

Ergebnissen. In den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen<br />

sollen möglichst zügig Netzwerke von CRLs <strong>und</strong><br />

NRLs (nationale Referenz-Laboratorien) aufgebaut werden,<br />

die jeweils von den entsprechenden CRLs koord<strong>in</strong>iert werden.<br />

Unter Berücksichtigung der analytischen Defizite <strong>und</strong><br />

Gegebenheiten <strong>in</strong> den Mitgliedsstaaten, sollen die CRLs<br />

Forschungsarbeit zur Entwicklung neuer analytischer Methoden<br />

durchführen. Durch Workshops sollen die Experten<br />

der nationalen Referenzlabore aus den Mitgliedstaaten,<br />

<strong>und</strong> bei Bedarf auch aus Drittländern, zur Anwendung neuer<br />

Analysenmethoden geschult werden.<br />

Mit der Vergabe dieser anspruchsvollen Aufgabe an die<br />

CVUAs Stuttgart <strong>und</strong> Freiburg hat die Auswahlkommission<br />

die bisherigen Leistungen beider Untersuchungsämter im<br />

analytischen <strong>und</strong> <strong>in</strong>novativen Bereich gewürdigt.<br />

Im Mai 2006 wurden Rahmenarbeitsprogramme über 5<br />

Jahre mit der Kommission abgestimmt, Arbeitsprogramme<br />

für 2006 aufgestellt <strong>und</strong> die Arbeit als CRL wurde bereits<br />

zum 1. Juli 2006 aufgenommen.<br />

E<strong>in</strong> Methodenvalidierungs-R<strong>in</strong>gversuch für Phenoxyalkancarbonsäure-Herbizide,<br />

e<strong>in</strong> R<strong>in</strong>gversuch für e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>zelbestimmungsverfahren<br />

wie für Chlormequat <strong>und</strong> Organoz<strong>in</strong>n-Verb<strong>in</strong>dungen<br />

(<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem CRL<br />

<strong>in</strong> Almeria), e<strong>in</strong> R<strong>in</strong>gversuch für Organochlor- <strong>und</strong> Organophosporverb<strong>in</strong>dungen<br />

sowie Pyrethroide <strong>in</strong> Öl, e<strong>in</strong> Internet-Portal<br />

(www.crl-pesticides.eu ), e<strong>in</strong>e „method<br />

validation database“ <strong>und</strong> erste Workshops <strong>in</strong> Freiburg <strong>und</strong><br />

Fellbach, um nur e<strong>in</strong>iges aufzuführen, waren zusätzlich zu<br />

den Rout<strong>in</strong>etätigkeiten im Rahmen der Lebensmittelüberwachung<br />

zu bewältigen.<br />

Dabei war die Organisation <strong>und</strong> Durchführung der Internationalen<br />

Workshops mit Teilnehmern aus allen EU-Ländern<br />

e<strong>in</strong>e besondere <strong>und</strong> neue Herausforderung, die nur durch<br />

den unermüdlichen E<strong>in</strong>satz der gesamten Teams bewältigt<br />

werden konnte.


94 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Lebensmittel pflanzlicher Herkunft<br />

Durch umfangreiche Methodenentwicklung, verb<strong>und</strong>en mit dem E<strong>in</strong>satz neuer Analysentechniken, konnte das<br />

untersuchte Wirkstoffspektrum nochmals stark erweitert werden. So können nun pflanzliche Proben rout<strong>in</strong>emäßig<br />

auf potenzielle Rückstände von über 500 Pflanzenschutzmittelwirkstoffen <strong>und</strong> Metaboliten mit sensitiven<br />

<strong>und</strong> selektiven Verfahren untersucht werden. Durch die Erweiterung des Untersuchungsspektrums erhöhte<br />

sich auch die Anzahl der verschiedenen, <strong>in</strong> pflanzlichen Lebensmitteln nachgewiesenen Wirkstoffe nochmals<br />

deutlich. So wurden <strong>in</strong>sgesamt 170 verschiedene Wirkstoffe <strong>in</strong> Obstproben <strong>und</strong> 199 verschiedene Wirkstoffe<br />

<strong>in</strong> Gemüseproben nachgewiesen. Dies verdeutlicht die große Bedeutung die der ständigen Weiterentwicklung<br />

<strong>und</strong> Aktualisierung des der Untersuchung zugr<strong>und</strong>e liegenden Stoffespektrums für die erfolgreiche Rückstandsüberwachung<br />

von Lebensmitteln zukommt. Die e<strong>in</strong>zelnen Höchstmengenüberschreitungen, die Häufigkeit<br />

der nachgewiesenen Stoffe <strong>und</strong> andere Informationen s<strong>in</strong>d über das Internet abrufbar (www.cvua-stuttgart.de<br />

). Allgeme<strong>in</strong>e Daten zu Analytik, Rückstandsbef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Anwendungsempfehlungen s<strong>in</strong>d über<br />

e<strong>in</strong>e Internet-Datenbank des CVUA Stuttgart verfügbar (www.pesticides-onl<strong>in</strong>e.com ).<br />

Von den 2 536 Proben pflanzlicher<br />

Lebensmittel, die auf Rückstände<br />

an Pflanzenschutzmitteln untersucht<br />

wurden, stammten 2032 Proben aus<br />

konventionellem <strong>und</strong> 504 Proben aus<br />

ökologischem Anbau. Der Anteil an<br />

Proben aus konventionellem Anbau<br />

mit Höchstmengenüberschreitungen<br />

beträgt 9,5 % (193 Proben von 2032<br />

Proben). Die Ergebnisse der Rück-<br />

standsuntersuchungen bei Lebensmitteln<br />

aus ökologischem Anbau s<strong>in</strong>d<br />

im Kapitel Öko-Monitor<strong>in</strong>g sowie im<br />

Bericht zum Öko-Monitor<strong>in</strong>g 2006<br />

dargestellt. Siehe auch www.untersuchungsaemter-bw.de<br />

.<br />

Paprika – weniger Höchstmengenüberschreitungen, Rückstände<br />

verbotener Pestizide <strong>in</strong> spanischem Paprika<br />

Der Anteil an Paprikaproben mit<br />

Höchstmengenüberschreitungen<br />

verr<strong>in</strong>gerte sich im Vergleich zu den<br />

vorhergehenden Jahren. Die Be anstandungsquote<br />

nahm von 25 %<br />

(2005) auf 14 % (2006) deutlich ab.<br />

Dies ist u. a. auf die im Rahmen der<br />

EU-Harmonisierung erfolgte Anhebung<br />

von Rückstands höchstmengen<br />

für e<strong>in</strong>zelne Wirkstoffe sowie die<br />

Beantragung <strong>und</strong> Erteilung von Allgeme<strong>in</strong>verfügungen<br />

zurückzuführen.<br />

Nach wie vor weisen jedoch Paprika<br />

aus der Türkei mit 23 % sowie Spanien<br />

mit 15 % vergleichsweise hohe<br />

Quoten an Proben mit Höchstmengenüberschreitungen<br />

auf. Die mittlere Anzahl<br />

nachgewiesener Wirkstoffe pro<br />

Paprikaprobe hat im Jahr 2006 jedoch<br />

ebenso wie die Anzahl an Proben mit<br />

Mehrfachrückständen im Vergleich zu<br />

2005 deutlich zugenommen. Bei den<br />

Untersuchungen des Vorjahres wies<br />

jede Paprikaprobe im Mittel 5,4 Wirkstoffe<br />

auf, im Jahr 2006 wurden jedoch<br />

im Mittel 7 Wirkstoffe pro Probe<br />

nachgewiesen (max. 21 Wirkstoffe).<br />

Gemüsepaprika zählen somit weiterh<strong>in</strong><br />

zu den höher mit Pflanzenschutzmitteln<br />

belasteten Gemüsearten.<br />

Tabelle:<br />

Pflanzenschutzmittelrückstände<br />

<strong>in</strong> Proben pflanzlicher<br />

Lebensmittel<br />

differenziert nach<br />

Herkunft<br />

Pflanzliche<br />

Obst, konventionell erzeugt<br />

Gemüse, konventionell erzeugt<br />

Lebensmittel<br />

Inland Ausland Inland Ausland<br />

Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />

Proben gesamt 380 43 481 54 285 33 544 63<br />

davon mit Rückständen 364 96 455 95 224 79 482 89<br />

Proben über HM 27 7 39 8 20 7 86 16<br />

Tabelle:<br />

Rückstände <strong>in</strong><br />

Gemüsepaprika<br />

differenziert nach<br />

Herkunftsland<br />

Herkunftsland<br />

Anzahl<br />

Proben<br />

Proben mit<br />

Rückständen<br />

Proben mit<br />

Rückständen<br />

Proben mit<br />

Mehrfach rückständen<br />

> HM<br />

Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />

HM = Höchstmenge<br />

* Datenbasis für<br />

prozentuale Auswertung<br />

zu ger<strong>in</strong>g<br />

Griechenland 3 3 ** 0 3 **<br />

Israel 18 14 78 1 6 9 50<br />

Marokko 4 4 ** 0 4 **<br />

Niederlande 13 12 92 1 8 9 69<br />

Ohne Angabe 1 1 ** 0 1 **<br />

Spanien 101 100 99 15 15 99 98<br />

Türkei 30 25 83 7 23 21 70<br />

Gesamt 170 159 94 24 14 146 86


Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 95<br />

Das CVUA Stuttgart deckt verbotenes Pestizid <strong>in</strong><br />

spanischem Gemüsepaprika auf<br />

Im Rahmen von Rückstands unter suchungen bei Gemüse paprika hat toxikologische Bewertung der Rückstandsgehalte<br />

nicht möglich. Da der Wirkstoff<br />

das CVUA Stuttgart Ende des Jahres 2006 Rückstände des <strong>in</strong> der EU<br />

nicht zugelassenen Insektizids Isofenphos-methyl festgestellt. Auffallend<br />

war, dass dieses Insektizid ausschließlich <strong>in</strong> Proben aus Spanirotoxischen<br />

Phosphorsäureester gehört<br />

Isofenphos-methyl zur Gruppe der neuen<br />

nachgewiesen wurde. In 12 der ca. 40 Proben, die auf Isofenphosmethyl<br />

untersucht wurden, konnte dieser Wirkstoff nachgewiesen Isofenphos aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es sehr niedrigen<br />

<strong>und</strong> der chemisch sehr ähnliche Wirkstoff<br />

werden. Die Rück stands gehalte lagen <strong>in</strong> 8 Proben über der allgeme<strong>in</strong>en<br />

Höchstmenge von 0,01 mg / kg.<br />

1986) e<strong>in</strong>e vergleichsweise hohe Toxizität<br />

ADI von 0,001 mg / kg KG (BfR 1992, WHO<br />

aufweist, war von e<strong>in</strong>er entsprechenden<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formation:<br />

toxi kologischen Relevanz des Wirkstoffs Isofenphos-methyl<br />

Isofenphos-methyl enthaltende Pflanzenschutzmittel s<strong>in</strong>d auszugehen. Die Ergebnisse wurden <strong>in</strong> das Schnellwarnsystem<br />

der Europäischen Kommission gemäß Artikel 50<br />

weder <strong>in</strong> Spanien noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen EU-Mitglieds staat<br />

zugelassen. Dieser Wirkstoff ist daher weder <strong>in</strong> Anhang 1 der VO (EG) 178 / 2002 e<strong>in</strong>gestellt (RASFF News 06-347<br />

der EU-Richtl<strong>in</strong>ie 91 / 414 auf ge nommen, noch zur Prüfung vom 21.12.2006).<br />

e<strong>in</strong>er möglichen Aufnahme vorgesehen. Er wurde ohne<br />

Zulassung <strong>und</strong> damit ohne toxikologische Bewertung illegal<br />

aus Ch<strong>in</strong>a nach Spanien e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong> angewendet. Da<br />

auch dem B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung (BfR) ke<strong>in</strong>e<br />

Angaben zur Toxizität des Wirkstoffs vorlagen, war e<strong>in</strong>e<br />

Chronologie der Ereignisse<br />

November 2006<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>er Methode zur Bestimmung von Isofenphos-methyl<br />

bei spanischem Gemüsepaprika, erste<br />

Rückstandsbef<strong>und</strong>e<br />

20.12.2006<br />

Pressemitteilung – Verbraucherm<strong>in</strong>isterium Baden-<br />

Württemberg warnt vor dem Verzehr von spanischem<br />

Paprika.<br />

Erste Internetveröffentlichung des CVUA Stuttgart mit<br />

Angaben zur Analytik <strong>und</strong> Untersuchungs ergebnissen.<br />

60 % der spanischen Proben enthielten Rückstände des<br />

Insektizids Isofenphos-methyl.<br />

22.12.2006<br />

Nach retrospektiver Auswertung früherer Untersuchungen<br />

traten Isofenphos-methyl-Rückstände bei spanischem<br />

Paprika erstmals im Januar 2006 auf.<br />

27.12.2006<br />

Deutschland meldet Proben mit Isofenphos-methyl-Bef<strong>und</strong>en<br />

an das EU-Schnellwarnsystem (RASFF).<br />

28.12.2006<br />

Es folgen weitere Meldungen an das EU-Schnellwarnsystem<br />

aus England, F<strong>in</strong>nland, Holland, Spanien.<br />

28.12.2006<br />

Die Rückverfolgung der Informationen über die Warenströme<br />

hat ergeben, dass die Paprikas der ersten<br />

Schnellwarnung aus Deutschland von 37 verschiedenen<br />

Erzeugern stammten.<br />

29.12.2006 – 03.01.2007<br />

Inspektion der betroffenen Erzeugerbetriebe <strong>in</strong> Spa-<br />

nien, Beschlagnahmung vorhandener Ware, Untersuchung<br />

auf Isofenphos-methyl-Rückstände, Sperrung<br />

von Betrieben, Vernichtung der Ware.<br />

06.02.2007<br />

2. Pressemeldung des M<strong>in</strong>isteriums für Ernährung<br />

<strong>und</strong> Ländlichen Raum MLR: „Die Warnung vor Paprika<br />

aus Spanien bleibt bestehen“. Verbraucherm<strong>in</strong>isterium<br />

Baden-Württemberg fordert wirksamere Kontrollen <strong>in</strong><br />

Spanien <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensivere Eigenkontrolle des Handels <strong>in</strong><br />

Deutschland / Aktuelle Untersuchung zeigen Rückgang<br />

von Rückständen <strong>in</strong> spanischem Paprika / Ergebnisse<br />

noch nicht zufrieden stellend. 32 % der spanischen Proben<br />

mit Isofenphos-methyl-Rückständen.<br />

1. Quartal 2007<br />

Bericht der spanischen Behörden im RASFF-System:<br />

In Almeria werden <strong>in</strong>sgesamt 303 Firmen kontrolliert,<br />

123 Proben Paprika untersucht, 11 Strafverfahren e<strong>in</strong>geleitet,<br />

24 Betriebe erhalten e<strong>in</strong> Vermarktungsverbot,<br />

107 203 kg Paprika werden vernichtet.


96 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Salatarten – viele Höchstmengenüberschreitungen<br />

bei Rucola <strong>und</strong> Kopfsalaten<br />

Aufgr<strong>und</strong> häufiger Rückstandsbef<strong>und</strong>e bei Salaten wurden<br />

Salate auch im Jahr 2006 verstärkt untersucht. Bei 89 % der<br />

253 untersuchten Salatproben wurden Rückstände festgestellt,<br />

dabei lagen die Rückstandsgehalte <strong>in</strong> 13 % der<br />

Proben über der gesetzlich festgelegten Höchstmenge.<br />

Auch bei Salaten ist der Nachweis mehrerer Wirkstoffe je<br />

Probe die Regel, im Durchschnitt konnten 4 Wirkstoffe pro<br />

Probe nachgewiesen werden.<br />

Mit sehr hohen Beanstandungsquoten fallen wie schon <strong>in</strong><br />

den vergangenen Jahren wieder Kopfsalat mit 29 % (14 von<br />

48 Proben) <strong>und</strong> Rucola mit 63 % (5 von 8 Proben) auf. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> werden im Jahr 2007 verstärkt Rückstandsuntersuchungen<br />

bei Rucola durchgeführt. Eisbergsalat wies<br />

die ger<strong>in</strong>gste Beanstandungsquote bei den Salatarten auf,<br />

lediglich bei e<strong>in</strong>er von 38 Proben (3%) war die gesetzlich<br />

festgelegte Höchstmenge überschritten.<br />

Beerenobst<br />

In der Obstvermarktung zeichnet sich der Trend ab, die Angebotssaison<br />

für Beerenobst deutlich auszudehnen <strong>und</strong><br />

Beeren obst nahezu ganzjährig anzubieten. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

Angebotsumfangs <strong>und</strong> der Beliebtheit beim Verbraucher<br />

sowie der Anfälligkeit dieser Kulturen für Krankheiten <strong>und</strong><br />

Schaderreger <strong>und</strong> <strong>in</strong>folgedessen erforderlicher Pflanzenschutzmaßnahmen<br />

wurden auch dieses Jahr <strong>in</strong> größerem<br />

Umfang Rückstandsuntersuchungen bei Beerenobst durchgeführt.<br />

Insgesamt wurden 348 Proben Beerenobst (Erdbeeren,<br />

Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren<br />

<strong>und</strong> Heidelbeeren; Tafeltrauben hier ausgenommen)<br />

aus konventionellem Anbau untersucht. Erhöhte Beanstandungsquoten<br />

werden, wenn auch auf niedrigerem<br />

Niveau, nach wie vor bei Strauchbeerenobst festgestellt.<br />

Zusammenfassend s<strong>in</strong>d die Ergebnisse <strong>in</strong> nachfolgender<br />

Tabelle dargestellt.<br />

Frische Kräuter – hohe Beanstandungsquote<br />

bei Petersilie<br />

Aufgr<strong>und</strong> der hohen Anzahl an Proben mit Mehrfachrückständen<br />

<strong>und</strong> der hohen Beanstandungsquote<br />

bei Küchenkräutern im Jahr 2005 wurden auch im<br />

Berichtsjahr Küchenkräuter verstärkt untersucht.<br />

Rückstandsbef<strong>und</strong>e meist mehrerer Wirkstoffe s<strong>in</strong>d<br />

bei Küchenkräutern die Regel. In 28 von 83 Proben<br />

(34%) lagen die nachgewiesenen Rückstandsgehalte<br />

über den gesetzlich festgelegten Höchstmengen.<br />

Dabei handelte es sich <strong>in</strong> 22 Fällen um<br />

Petersilienblätter-Proben, dies entspricht 47 % der<br />

untersuchten Petersilienblätter. Diese Untersuchungsergebnisse<br />

verdeutlichen, dass auch nahezu<br />

alle Küchenkräuter aus konventionellem Anbau<br />

Rückstände an Pflanzenschutzmitteln aufweisen,<br />

wobei <strong>in</strong>sbesondere Petersilienblätter durch vergleichsweise<br />

hohe Beanstandungsquoten auffallen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der relativ ger<strong>in</strong>gen Verzehrsmengen wurden<br />

trotz höherer Rückstandsgehalte <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall<br />

ges<strong>und</strong>heitsgefährdende Rückstandsmengen bei<br />

Küchenkräutern festgestellt. Ausführlicher Bericht<br />

im Internet unter www.cvua-stuttgart.de .<br />

* Summe. Diese be<strong>in</strong>haltet sowohl Stoffe, die generell <strong>in</strong> Deutschland zur Anwendung nicht zugelassen s<strong>in</strong>d, als auch Stoffe,<br />

die zwar <strong>in</strong> Deutschland, nicht aber zur Anwendung <strong>in</strong> dieser Kultur zugelassen s<strong>in</strong>d.<br />

Tabelle:<br />

Rückstände <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>heimischem <strong>und</strong><br />

ausländischem<br />

Beerenobst aus<br />

konventionellem<br />

Anbau<br />

HM = Höchstmenge<br />

Beerenobst Anzahl<br />

Proben<br />

Proben mit<br />

Rückständen<br />

Proben mit<br />

Rückständen<br />

> HM<br />

Proben mit<br />

Mehrfach rückständen<br />

Proben mit<br />

nicht zugelassenen<br />

Stoffen *<br />

Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />

Brombeere 6 6 100 0 4 67 0<br />

Erdbeere 171 171 100 9 5 162 95 1 1<br />

Heidelbeere 7 6 86 0 5 71 0<br />

Himbeere 31 27 87 2 6 23 74 4 13<br />

Johannisbeere 97 92 95 17 18 87 90 18 19<br />

Stachelbeere 36 36 100 3 8 35 97 7 19<br />

Gesamt 348 338 97 31 9 316 91 30 9


Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 97<br />

Strauchbeerenobst deutscher Herkunft – ger<strong>in</strong>gere Beanstandungsquote im Vergleich zum Vorjahr,<br />

nach wie vor erhöhte Beanstandungsquoten bei Johannisbeeren<br />

In 16 Proben (17 %) der untersuchten<br />

94 Proben Johannisbeeren deutscher<br />

Herkunft wurden Höchstmengenüberschreitungen<br />

festgestellt, weiterh<strong>in</strong><br />

Bei Himbeeren deutscher Herkunft<br />

wurden <strong>in</strong> 2 (9%) der 22 untersuchten<br />

Proben Überschreitungen von<br />

Rückstandshöchstmengen festgestellt.<br />

mengenüberschreitungen, als auch<br />

Bef<strong>und</strong>e von nicht zugelassenen<br />

Pflanzenschutzmitteln immer noch<br />

auffallend häufig vorkommen.<br />

In Proben von 2 Erzeugern<br />

wurden <strong>in</strong> 17 Proben (18 %) Rückstände<br />

nicht zugelassener Pflanzen-<br />

wurde der <strong>in</strong> Deutschland nicht zuge-<br />

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die<br />

Beanstandungsquote jedoch verr<strong>in</strong>gert,<br />

was u. a. auf verstärkte Inforschutzmittel<br />

nachgewiesen. Dabei lassene Wirkstoff Bifenthr<strong>in</strong> nachgewiesen.<br />

In 2 weiteren Proben wurden<br />

handelte es sich <strong>in</strong> 4 Fällen um <strong>in</strong><br />

mationsangebote für e<strong>in</strong>heimische<br />

Deutschland generell nicht zugelassene<br />

Wirkstoffe, <strong>in</strong> 13 Fällen wurden gewiesen, die für e<strong>in</strong>e Anwendung<br />

Pflanzenschutzmittelrückstände nach-<br />

Obstanbauer <strong>und</strong> Änderungen <strong>in</strong> der<br />

Zulassungssituation zurückzuführen<br />

Pflanzenschutzmittel nachgewiesen, bei anderen Kulturen – jedoch nicht<br />

ist. Aufgr<strong>und</strong> der vergleichsweise<br />

die für e<strong>in</strong>e Anwendung bei anderen bei Himbeeren – zugelassen s<strong>in</strong>d.<br />

hohen Beanstandungsquote <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei Johannisbeeren werden<br />

Kulturen – jedoch nicht bei Johannisbeeren<br />

– zugelassen s<strong>in</strong>d (Verstöße Heidelbeeren <strong>und</strong> Brombeeren<br />

Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>heimischen kultivierten<br />

die Untersuchungen jedoch auch im<br />

gegen die Indikationszulassung). werden üblicherweise Pestizidrückstände<br />

festgestellt, die ermittelten<br />

Jahr 2007 auf hohem Niveau fortgesetzt.<br />

Durch Veröffentlichungen <strong>und</strong><br />

Bei Stachelbeeren wurden <strong>in</strong> 3 (9%)<br />

Rückstandsgehalte sowie das festgestellte<br />

Wirkstoffspektrum waren<br />

der 35 untersuchten Proben deutscher<br />

Herkunft Überschreitungen<br />

schutzdienstes werden die Erzeuger<br />

Schulungen des amtlichen Pflanzen-<br />

jedoch erfreulicherweise unauffällig.<br />

von Rückstandshöchstmengen festgestellt.<br />

<strong>und</strong> Vermarkter auf die Problemstellung<br />

In 6 Fällen wurden Pflanzen-<br />

schutzmittel nachgewiesen, die für<br />

e<strong>in</strong>e Anwendung bei anderen Kulturen<br />

– jedoch nicht bei Stachelbeeren –<br />

Zusammenfassend ist festzustellen,<br />

dass <strong>in</strong> den Beerenobstkulturen Johannisbeeren,<br />

Stachelbeeren <strong>und</strong><br />

Himbeeren weiterh<strong>in</strong> sowohl Höchstwiesen<br />

sowie ihre Sorgfaltspflicht h<strong>in</strong>geschutzmittel<br />

<strong>und</strong> durch <strong>in</strong>tensive Beratung<br />

wird Hilfestellung zur Verbesserung<br />

der Rückstandssituation gegeben.<br />

zugelassen s<strong>in</strong>d.<br />

Obstkultur Jahr Proben<br />

Anzahl<br />

Proben mit<br />

Rückständen<br />

> HM<br />

Proben mit<br />

nicht zugelassenen<br />

Stoffen *<br />

Anzahl % Anzahl %<br />

Johannisbeeren<br />

2005 53 9 17 20 38<br />

2006 94 16 17 17 18<br />

Stachelbeeren<br />

2005 14 3 21 4 29<br />

2006 35 3 9 6 17<br />

Himbeeren<br />

2005 19 4 21 4 21<br />

2006 22 2 9 4 18<br />

Tabelle:<br />

Rückstände <strong>in</strong><br />

Johannisbeeren,<br />

Stachelbeeren<br />

<strong>und</strong> Himbeeren<br />

aus e<strong>in</strong>heimischer<br />

Erzeugung<br />

2005 – 2006<br />

HM = Höchstmenge<br />

* Summe. Diese<br />

be<strong>in</strong>haltet sowohl<br />

Stoffe, die generell<br />

<strong>in</strong> Deutschland zur<br />

Anwendung nicht<br />

zugelassen s<strong>in</strong>d,<br />

als auch Stoffe, die<br />

zwar <strong>in</strong> Deutschland,<br />

nicht aber<br />

zur Anwendung <strong>in</strong><br />

dieser Kultur zugelassen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Erdbeeren – ger<strong>in</strong>ge Quote an Höchstmengenüberschreitungen<br />

In diesem Jahr wurden 171 Proben, davon 85 Proben aus<br />

Deutschland, auf Pestizidrückstände untersucht. In allen<br />

untersuchten Erdbeeren aus konventionellem Anbau<br />

wurden Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen –<br />

hierbei waren <strong>in</strong> 95 % der Proben Rückstände mehrerer<br />

Wirkstoffe festzustellen. Bei 2 Proben deutscher <strong>und</strong> 7<br />

Proben ausländischer Erdbeeren wurden Höchstmengenüberschreitungen<br />

festgestellt.<br />

Der positive Trend e<strong>in</strong>es vergleichsweise niedrigen Niveaus<br />

an Höchstmengenüberschreitungen hat sich aber<br />

erfreulicherweise bestätigt: 2004 waren es noch <strong>in</strong>sgesamt<br />

13 % Höchstmengenüberschreitungen im Vergleich zu 4 %<br />

(2005) <strong>und</strong> 5 % (2006).<br />

Tafeltrauben – ger<strong>in</strong>gere Höchstmengenüberschreitungsquote<br />

Tafeltrauben gehören nach wie vor zu den Obstarten, die<br />

vergleichsweise viele Rückstandsbef<strong>und</strong>e aufweisen. Erfreulicherweise<br />

waren <strong>in</strong> 2006 jedoch deutlich weniger<br />

Proben von Tafeltrauben aufgr<strong>und</strong> von Höchstmengenüberschreitungen<br />

zu beanstanden als die Jahre zuvor. Im<br />

Jahr 2006 wurden 147 Proben Tafeltrauben auf Rückstände<br />

an Pflanzenschutzmitteln untersucht. 141 (96%) Proben<br />

wiesen Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf, wobei<br />

bei 14 Proben (10 %) die Rückstandsgehalte über der gesetzlich<br />

festgelegten Höchstmenge lagen. Im Jahr 2005 betrug<br />

die Beanstandungsquote aufgr<strong>und</strong> von Höchstmengenüberschreitungen<br />

dagegen noch 17 %. Insgesamt wurden<br />

<strong>in</strong> den untersuchten Tafeltrauben 82 verschiedene Pestizide


98 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

nachgewiesen – die durchschnittliche Anzahl lag bei 6,4 verschiedenen<br />

Wirkstoffen je Probe wobei bis zu 21 Pestizide<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe festgestellt wurden (ausführlicher Bericht im<br />

Internet unter www.cvua-stuttgart.de ).<br />

Bezogen auf die jeweiligen Anbauländer bestehen nach<br />

wie vor deutliche Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich der Rückstandssituation.<br />

Erfreulicherweise waren bei den untersuchten<br />

e<strong>in</strong>heimischen Tafeltrauben weder Höchstmengenüberschreitungen<br />

noch Rückstände nicht zugelassener Stoffe<br />

feststellbar.<br />

Sultan<strong>in</strong>en – auffallend viele Rückstandsbef<strong>und</strong>e<br />

je Probe<br />

4 von 16 auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersuchten<br />

Proben Sultan<strong>in</strong>en wiesen Höchstmengenüberschreitungen<br />

der Wirkstoffe Flufenoxuron bzw. Lufenuron<br />

auf. Auffallend bei den untersuchten Proben war jedoch die<br />

hohe Anzahl an nachgewiesenen Wirkstoffen: Durchschnittlich<br />

waren 9 Wirkstoffe pro Probe nachweisbar, im Maximum<br />

jedoch bis zu 33 Wirkstoffe pro Probe. Ursächlich für<br />

diese hohe Anzahl an Wirkstoffen dürfte die Vermischung<br />

unterschiedlich behandelter Traubenpartien se<strong>in</strong>.<br />

Kernobst – ke<strong>in</strong>e Höchstmengenüberschreitungen<br />

festgestellt<br />

Die Untersuchung von 68 Proben<br />

Äpfeln <strong>und</strong> 42 Proben Birnen aus<br />

konven tioneller Erzeugung – davon<br />

<strong>in</strong>sgesamt 69 Proben aus<br />

Deutschland – ergab <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />

Fall Beanstandungen wegen<br />

Höchstmengenüberschreitungen.<br />

Nachweisbare Rückstände<br />

meist mehrerer Wirkstoffe<br />

s<strong>in</strong>d auch bei Kernobst die Regel,<br />

wobei jedoch ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />

Unterschiede zwischen<br />

e<strong>in</strong>heimischer <strong>und</strong> importierter Ware<br />

festzustellen s<strong>in</strong>d. Rückstände von für<br />

den Kernobstanbau nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln<br />

wurden lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Birnenprobe<br />

nachgewiesen (Dichlofluanid). Erfreulicherweise<br />

waren im Jahr 2006 ke<strong>in</strong>e auffälligen Rückstandsbef<strong>und</strong>e<br />

der Wachstumsregulatoren Chlormequat<br />

<strong>und</strong> Mepiquat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>heimischen Birnen mehr feststellbar.<br />

Ste<strong>in</strong>obst – Höchstmengenüberschreitungen<br />

<strong>und</strong> Rückstände nicht zugelassener Wirkstoffe bei<br />

Pflaumen<br />

Insgesamt wurden 133 Proben Ste<strong>in</strong>obst aus konventionellem<br />

Anbau auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln<br />

untersucht. Bei Süßkirschen (6%), Nektar<strong>in</strong>en (7%), Aprikosen<br />

(7 %) wurden Überschreitungen von Höchstmengen<br />

festgestellt, bei Mirabellen <strong>und</strong> Nektar<strong>in</strong>en erfreulicherweise<br />

nicht. Auffällig waren Pflaumen: <strong>in</strong> 4 (10 %)<br />

von 39 untersuchten Proben wurden Höchstmengenüberschreitungen<br />

festgestellt, 3 dieser Proben stammten aus<br />

Deutschland. Bei 3 Proben e<strong>in</strong>heimischer Erzeuger wurden<br />

darüber h<strong>in</strong>aus Rückstände von nicht zur Anwendung bei<br />

Pflaumen zugelassener Wirkstoffe (Indikationszulassung)<br />

nachgewiesen.<br />

Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>g<br />

Im Jahr 2006 wurden im Rahmen<br />

des Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>gs am<br />

CVUA Stuttgart <strong>in</strong>sgesamt 206<br />

Lebensmittelproben auf e<strong>in</strong> Spektrum<br />

von ca. 400 verschiedenen<br />

Pestizidwirkstoffen untersucht.<br />

183 dieser Proben stammten aus<br />

konventionellem <strong>und</strong> 23 Proben aus<br />

ökologischem Anbau. In 85 % der<br />

konventionell erzeugten Proben konnten<br />

Rückstände an Pflanzenschutzmitteln<br />

nachgewiesen werden, 15 der 183 Proben<br />

(8 %) wiesen Rückstandsgehalte auf, die über den<br />

gesetzlich festgelegten Höchstmengen lagen.<br />

Das Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>g wird seit 4 Jahren <strong>in</strong> zwei sich<br />

ergänzenden Untersuchungsprogrammen durchgeführt:<br />

Untersuchung von Lebensmitteln des aus dem Ernährungsverhalten<br />

der Bevölkerung entwickelten Warenkorbes, um<br />

die Rückstandssituation unter repräsentativen Beprobungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

verfolgen zu können (Warenkorb-Monitor<strong>in</strong>g),<br />

<strong>und</strong> Untersuchungen zu speziellen aktuellen Fragestellungen<br />

<strong>in</strong> Form von Projekten (Projekt-Monitor<strong>in</strong>g). Im Warenkorb-Monitor<strong>in</strong>g<br />

wurden <strong>in</strong> diesem Jahr 70 Proben (Auberg<strong>in</strong>e<br />

(20), Eichblattsalat (18), Tafelwe<strong>in</strong>traube (23), Tee (9)),<br />

im Projekt-Monitor<strong>in</strong>g 136 Proben (Paprika (33) <strong>und</strong> anderes<br />

Gemüse (103)) untersucht. Die b<strong>und</strong>esweiten Ergebnisse<br />

des Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>gs werden im geme<strong>in</strong>samen<br />

Bericht des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder (www.bvl.b<strong>und</strong>.de )<br />

veröffentlicht werden.<br />

Das CVUA Stuttgart bearbeitete auch <strong>in</strong> diesem Jahr wieder<br />

federführend das Projekt „Herbizidrückstände <strong>in</strong> bestimmten<br />

Gemüsearten“. Ziel diese Projektes war es, die gezielte<br />

Untersuchung verschiedener Gemüsekulturen auf Rückstände<br />

anwendungsrelevanter Herbizide verschiedener<br />

Stoffklassen des Jahres 2005 fortzuführen <strong>und</strong> auf andere<br />

Gemüsesorten auszudehnen, um weitere Rückstandsdaten<br />

zu der mengenmäßig am meisten ausgebrachten<br />

Pestizidgruppe der Herbizide zu erhalten.


Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 99<br />

Lebensmittel tierischer Herkunft<br />

Gesamtergebnisse<br />

Insgesamt wurden 894 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln <strong>und</strong><br />

persistente organische Kontam<strong>in</strong>anten untersucht. Davon wurden 541 Proben im Handel sowie 287 Proben bei<br />

Erzeugern im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes entnommen. 66 Fischproben stammten aus<br />

dem Rhe<strong>in</strong> im Regierungsbezirk Freiburg.<br />

Da es e<strong>in</strong> Hauptanliegen der Lebensmittelüberwachung ist,<br />

das Vorkommen von unerwünschten Stoffen <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

<strong>und</strong> damit eventuelle Gefährdungspotenziale frühzeitig<br />

zu erkennen <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus auf längere Sicht zeitliche<br />

Trends <strong>in</strong> der Kontam<strong>in</strong>ation aufzuzeigen, wird die Überwachung<br />

immer mehr nach Monitor<strong>in</strong>g-Gesichtspunkten<br />

ausgerichtet. Das bedeutet systematisches Messen <strong>und</strong><br />

Beobachten der Rückstandssituation. Die Rückstandsgehalte<br />

an Altlasten nehmen <strong>in</strong> Lebensmitteln tierischer Herkunft<br />

kont<strong>in</strong>uierlich ab, was sich daran zeigt, dass der Anteil<br />

der Proben mit nachgewiesenen Rückständen von 96 %<br />

über 86 % <strong>in</strong> den Vorjahren auf jetzt 74 % zurückgegangen<br />

ist. Höchstmengenüberschreitungen s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen<br />

zu beobachten. In diesem Jahr wurde bei ke<strong>in</strong>em<br />

Lebensmittel e<strong>in</strong>e Beanstandung wegen Höchstmengenüberschreitung<br />

ausgesprochen, jedoch wurden bei 23 %<br />

der Rhe<strong>in</strong>fische (Aale) Höchstmengenüberschreitungen an<br />

HCB <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall überhöhte PCB-Gehalte festgestellt.<br />

E<strong>in</strong> Bericht zu den Ergebnissen der Rhe<strong>in</strong>fische wird an<br />

anderer Stelle publiziert.<br />

Bedeutung <strong>und</strong> Untersuchungsumfang<br />

Persistente chlor- <strong>und</strong> bromorganische Verb<strong>in</strong>dungen reichern<br />

sich über die Nahrungskette im Fettgewebe von<br />

Tieren an. Lebensmittel tierischer Herkunft stellen daher<br />

die Hauptquelle für die Aufnahme dieser Stoffe durch den<br />

Verbraucher dar. Das Untersuchungsspektrum umfasste<br />

die Stoffgruppen der chlor- <strong>und</strong> bromorganischen Kontam<strong>in</strong>anten,<br />

Pestizide sowie Nitromoschusverb<strong>in</strong>dungen.<br />

Als besonders relevant <strong>und</strong> repräsentativ für die Belastung<br />

mit Altpestizidrückständen <strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten s<strong>in</strong>d<br />

die Stoffe Hexachlorbenzol (HCB), L<strong>in</strong>dan (gamma-HCH),<br />

Gesamt-DDT, PCB 153 (Indikatorkongener), Dieldr<strong>in</strong>, Gesamt-Endosulfan,<br />

Moschusxylol sowie die Summe der<br />

polybromierten Diphenylether (PBDE, Summe aus BDE<br />

28, 47, 99, 100, 153 <strong>und</strong> 154) anzusehen. Bei den Fischen<br />

s<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong>ige spezielle Kontam<strong>in</strong>anten wie Nonachlor,<br />

Chlordan, Tribromanisol, Trichlosan-methyl <strong>und</strong> Toxaphen<br />

(Summe der Parlar Kongeneren 26, 50, 62) von Bedeutung.<br />

Im Folgenden wird daher hauptsächlich auf diese<br />

Stoffgruppen e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Irische Butter<br />

Verunre<strong>in</strong>igung mit Kontam<strong>in</strong>anten auf sehr niedrigem<br />

Niveau<br />

Im Rahmen des Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>gprogrammes wurden<br />

22 Proben Butter mit Herkunft Irland untersucht. Dabei<br />

fanden sich nur sehr ger<strong>in</strong>ge Gehalte an Organochlorpestiziden,<br />

während Industriekontam<strong>in</strong>anten wie PCB oder<br />

PBDE gar nicht nachgewiesen wurden.<br />

Irland ist e<strong>in</strong> Agrarland, dass nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang<br />

E<strong>in</strong>flüssen durch <strong>in</strong>dustrielle Verschmutzung ausgesetzt<br />

ist. Nichtsdestotrotz wurden Rückstände der sehr langlebigen<br />

Organochlorpestizide wie z. B. Hexachlorbenzol,<br />

DDT, Dieldr<strong>in</strong> <strong>und</strong> Endosulfan sehr wohl nachgewiesen,<br />

allerd<strong>in</strong>gs auf sehr niedrigem Niveau. Der höchste festgestellte<br />

Wert betrug 2,15 µg / kg Fett für Hexachlorbenzol<br />

(siehe Tabelle).<br />

Käse<br />

Die Schadstoffbelastung von Käse ist ebenfalls ger<strong>in</strong>g. Griechischer<br />

Schafskäse fällt jedoch aus dem Rahmen.<br />

71 Proben Käse mit mittleren Fettgehalten kamen zur Untersuchung.<br />

Kuhmilchkäse aus Deutschland <strong>und</strong> der Schweiz<br />

stellte dabei die größte Gruppe, aber auch 19 Schafs- <strong>und</strong><br />

Ziegenkäse aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich<br />

<strong>und</strong> Griechenland waren vertreten. Insgesamt zeigten sich<br />

auch hier nur niedrige Belastungen mit Rückständen an<br />

Pestiziden oder mit Kontam<strong>in</strong>anten. Der höchste Gesamtmittelwert<br />

aller Proben wurde für DDT mit 0,05 mg / kg Fett<br />

ermittelt. Auffällig waren allerd<strong>in</strong>gs Schafskäseproben aus<br />

Griechenland, die im Mittel weitaus höhere Gehalte aufwiesen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere an DDT, L<strong>in</strong>dan <strong>und</strong> Endosulfan. Bei<br />

e<strong>in</strong>er Probe wurde sogar e<strong>in</strong>e nom<strong>in</strong>elle Überschreitung<br />

der Höchstmenge für L<strong>in</strong>dan festgestellt, die jedoch wegen<br />

Rückstände HCB gamma-HCH Summe DDT PCB 153 Dieldr<strong>in</strong> Endosulfan Moschus-<br />

Xylol<br />

Summe<br />

PBDE<br />

Gehalte <strong>in</strong> µg / kg Fett<br />

m<strong>in</strong>. nn nn nn nn nn nn nn nn<br />

max. 2,15 nn 1,34 nn 1,15 1,20 nn nn<br />

Mittelwert 1,63 nn 0,72 nn 0,31 0,05 nn nn<br />

Median 1,78 nn 0,89 nn 0,25 nn nn nn<br />

Tabelle:<br />

Rückstände <strong>in</strong><br />

irischer Butter


100 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

des zu berücksichtigenden analytischen Streubereiches<br />

noch nicht zu e<strong>in</strong>er Beanstandung führte.<br />

Schafs- <strong>und</strong> Ziegenkäseproben aus Deutschland, Frankreich<br />

<strong>und</strong> den Niederlanden waren <strong>in</strong> ihrer Schadstoffbelastung<br />

mit den Kuhmilchkäsen vergleichbar, sodass die Vermutung<br />

nahe liegt, dass die deutlich höhere Belastung der<br />

griechischen Schafskäseproben ihre Ursache <strong>in</strong> regionalen<br />

E<strong>in</strong>flüssen des Herkunftslandes hat.<br />

Kuh (D, CH)<br />

Schaf, Ziege (D, F, NL)<br />

Schaf (GR)<br />

Grafik: Organische Kontam<strong>in</strong>anten <strong>in</strong> Käse nach Tierart /<br />

Herkunft<br />

Mittelwert (mg / kg Fett)<br />

0,025<br />

0,020<br />

0,015<br />

0,010<br />

0,025<br />

0,020<br />

0,015<br />

0,010<br />

0,005<br />

0,005<br />

0,000<br />

HCB<br />

gamma-<br />

HCH<br />

Summe<br />

DDT<br />

PCB<br />

153<br />

Dieldr<strong>in</strong> Endosulfan Moschus-<br />

Xylol<br />

Summe<br />

PBDE<br />

0,000<br />

Eier<br />

Org. Kont. Käse 2006<br />

Eier aus Käfighaltung weisen die ger<strong>in</strong>gste Schadstoffbelastung auf.<br />

Bio<br />

Freiland<br />

Bodenhaltung<br />

Käfighaltung<br />

123 Hühnereiproben wurden auf das relevante Rückstands<strong>und</strong><br />

Schadstoffspektrum untersucht. Insgesamt zeigte<br />

sich – von wenigen E<strong>in</strong>zelfällen abgesehen – e<strong>in</strong>e erfreulich<br />

niedrige Belastung der Eier mit Schadstoffen. Bei ke<strong>in</strong>em<br />

der untersuchten Stoffe lag der Medianwert über alle Proben<br />

höher als 0,002 mg / kg Fett. Der höchste gemessene<br />

Wert betrug 0,15 mg / kg Fett für DDT <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Eiprobe aus<br />

ökologischer Produktion. Dieser Wert lag aber noch unter<br />

der zulässigen Höchstmenge von 0,5 mg / kg Fett.<br />

Dank der jetzt vorgeschriebenen Herkunftskennzeichnung<br />

(„Ei-Stempel“) war bei nahezu allen Proben bekannt, aus<br />

welcher Haltungsform sie stammten (ökologische Produktion,<br />

Freilandhaltung, Bodenhaltung oder Käfighaltung),<br />

sodass e<strong>in</strong>e Auswertung der Schadstoffbelastung <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von der Haltungsform vorgenommen werden<br />

konnte. Dabei zeigte sich, dass die mit Abstand höchsten<br />

Gehalte (Mittelwerte für DDT <strong>und</strong> PCB 153) bei Eiern aus<br />

Freilandhaltung auftraten, während Eier aus Käfighaltung<br />

bei allen relevanten Schadstoffen im Mittel die ger<strong>in</strong>gsten<br />

Werte aufwiesen. Dies erklärt sich dadurch, dass Legehennen<br />

<strong>in</strong> Käfighaltung von Umwelte<strong>in</strong>flüssen weitgehend<br />

abgeschlossen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> mit kontrollierbarem Futter<br />

versorgt werden, während <strong>in</strong> biologischer Haltung sowie<br />

<strong>in</strong> Freiland- <strong>und</strong> Bodenhaltung e<strong>in</strong> schwer kontrollierbarer<br />

E<strong>in</strong>fluss von den Auslaufflächen ausgeht, die die Tiere mehr<br />

oder weniger <strong>in</strong>tensiv nutzen. Da Hühner durch Scharren<br />

<strong>und</strong> Picken relativ viele Bodenpartikel aufnehmen, kann es<br />

bei entsprechender umweltbed<strong>in</strong>gter Schadstoffbelastung<br />

zu e<strong>in</strong>er Anreicherung der fettlöslichen Kontam<strong>in</strong>anten im<br />

Tierkörper <strong>und</strong> dann zu e<strong>in</strong>er erhöhten Belastung der Eier<br />

kommen.<br />

Grafik: Organische Kontam<strong>in</strong>anten <strong>in</strong> Eiern nach Haltungsform<br />

Mittelwert (mg / kg Fett)<br />

0,012<br />

0,010<br />

0,008<br />

0,006<br />

0,004<br />

0,002<br />

0,012<br />

0,010<br />

0,008<br />

0,006<br />

0,004<br />

0,002<br />

0,000<br />

HCB<br />

gamma-<br />

HCH<br />

Summe<br />

DDT<br />

PCB<br />

153<br />

Org. Kont. Eier 2006<br />

Dieldr<strong>in</strong> Endosulfan Moschus-<br />

Xylol<br />

Summe<br />

PBDE<br />

0,000


Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 101<br />

Fische <strong>und</strong> Fischerzeugnisse<br />

Ke<strong>in</strong> Fischprodukt bietet mehr organische Schadstoffe als Dorschleber.<br />

Im Rahmen des b<strong>und</strong>esweiten Warenkorb-Lebensmittel-<br />

Monitor<strong>in</strong>gs wurden 15 geräucherte Aalproben, 16 Schwertfisch-<br />

<strong>und</strong> 18 Dorschleber-Proben untersucht. Außerdem<br />

kamen im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes<br />

(NRKP), e<strong>in</strong>es speziellen Öko-Monitor<strong>in</strong>gprogrammes<br />

des Landes Baden-Württemberg <strong>und</strong> der üblichen Lebensmittelüberwachung<br />

24 Forellen- aus heimischer Fischzucht<br />

<strong>und</strong> 11 teilweise geräucherte Lachsproben zur Untersuchung<br />

auf Pestiziden sowie chlor- <strong>und</strong> bromhaltigen Kontam<strong>in</strong>anten.<br />

Die Belastung der unterschiedlichen Fischarten<br />

wird durch e<strong>in</strong>e Auswahl an relevanten Stoffen im Vergleich<br />

dargestellt. Danach zeigt sich bei allen Fischarten als Hauptkomponente<br />

das Gesamt-DDT mit den höchsten mittleren<br />

Gehalten bei Aalen <strong>und</strong> Schwertfisch von je 0,12 mg / kg<br />

Fett. Da die Fettgehalte von Schwertfisch unter 10 % (Mittelwert:<br />

2,6 %), von Aalen jedoch im Mittel bei 32 % lagen,<br />

nimmt der Verbraucher bei Verzehr e<strong>in</strong>es fettreichen<br />

Fisches absolut deutlich mehr Schadstoffmenge auf als mit<br />

e<strong>in</strong>em fettarmen Fisch. So ist die Aufnahmemenge von<br />

DDT <strong>und</strong> PCB beim Aal am höchsten, gefolgt von Toxaphen<br />

(Parlar), Dieldr<strong>in</strong> <strong>und</strong> HCB bei Aal sowie DDT, Tribromanisol<br />

<strong>und</strong> Toxaphen (Parlar) bei Lachs.<br />

Die Belastung der Aale wird nur noch von den Dorschleberproben<br />

übertroffen. Hier f<strong>in</strong>den sich z. B. 6 fach höhere<br />

Werte für DDT <strong>und</strong> 3fach höhere für PCB. Was den<br />

Verzehr betrifft, nimmt der Verbraucher sogar bei gleicher<br />

Verzehrsmenge 9-mal mehr DDT <strong>und</strong> 5-mal mehr PCB mit<br />

Dorschleber auf als mit Aal. Dorschleber im eigenen Öl ist<br />

als Konserve im Handel erhältlich, wobei Öl <strong>und</strong> Leber <strong>in</strong><br />

gleicher Höhe kontam<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> besonderer Bef<strong>und</strong> von Heptachloro-1‘-methyl-1,2‘-<br />

Bipyrrole (Q1) ergab sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe Schwertfisch aus<br />

dem Indischen Ozean. Diese Verb<strong>in</strong>dung gehört zu e<strong>in</strong>er<br />

Vielzahl von halogenierten Naturstoffen, die Forschergruppen<br />

<strong>in</strong>zwischen weltweit nicht nur <strong>in</strong> Fischen, sondern auch<br />

<strong>in</strong> Meeressäugern nachweisen. Die halogenierten Stoffe<br />

natürlichen Ursprungs reichern sich wohl ebenso wie die<br />

<strong>in</strong>dustriell erzeugten POPs (persistent organic pollutents)<br />

<strong>in</strong> der Nahrungskette an. Sie kommen vorrangig im Meer<br />

vor <strong>und</strong> werden dort von niederen Organismen wie Algen,<br />

Schwämmen <strong>und</strong> Würmern produziert.<br />

Aal<br />

Forelle<br />

Lachs<br />

Grafik: Unterschiedliche Fischarten – Beitrag zur Belastung des Verbrauchers<br />

Schwertfisch<br />

0,045<br />

0,040<br />

0,035<br />

0,030<br />

0,025<br />

0,020<br />

0,015<br />

0,010<br />

0,005<br />

0,000<br />

HCB Nonachlor DDT PCB Dieldr<strong>in</strong> Chlordan Tribrom- PBDE Trichlosan- Parlar<br />

153 anisol methyl<br />

0,045<br />

0,040<br />

0,035<br />

0,030<br />

0,025<br />

0,020<br />

0,015<br />

0,010<br />

0,005<br />

0,000<br />

Mittelwert (mg / kg Frischgewicht)<br />

0,14<br />

0,12<br />

0,10<br />

0,08<br />

0,06<br />

Org.Kont.Fischart 2006<br />

Grafik: Vergleich der Belastung von Fischen mit organischen Kontam<strong>in</strong>anten<br />

0,14<br />

0,12<br />

0,10<br />

0,08<br />

0,06<br />

Mittelwert (mg / kg Fett)<br />

0,04<br />

0,04<br />

0,02<br />

0,02<br />

0,00<br />

HCB Nonachlor DDT PCB Dieldr<strong>in</strong> Chlordan Tribrom- PBDE Trichlosan- Parlar<br />

153 anisol methyl<br />

0,00<br />

Org.Kont.Fische 2006


102 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Mittelwert (mg / kg Frischgewicht)<br />

0,40<br />

0,35<br />

0,30<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

0,40<br />

0,35<br />

0,30<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

HCB Nonachlor DDT PCB Dieldr<strong>in</strong> Chlordan Tribrom- PBDE Trichlosan- Parlar<br />

153 anisol methyl<br />

Org.Kont._Aal 2006<br />

Grafik: Aal <strong>und</strong> Dorschleber im Vergleich – Beitrag zur Belastung des Verbrauchers<br />

Aal Dorschleber<br />

Fleisch<br />

Schwe<strong>in</strong>eleber <strong>und</strong> Straußenfleisch heben sich von anderen Fleischarten ab.<br />

Im b<strong>und</strong>esweiten Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>g wurden 21 Proben<br />

R<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> 16 Proben Schwe<strong>in</strong>eleber untersucht, die<br />

mit 129 Proben R<strong>in</strong>d- <strong>und</strong> 88 Proben Schwe<strong>in</strong>efleisch – teilweise<br />

im NRKP beprobt – verglichen wurden.<br />

E<strong>in</strong>e Auswahl von relevanten <strong>und</strong> repräsentativen Pestiziden<br />

<strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten zeigt die höchste Belastung bei<br />

R<strong>in</strong>derleber, während R<strong>in</strong>dfleisch deutlich ger<strong>in</strong>ger kontam<strong>in</strong>iert<br />

ist. Auffällig ist e<strong>in</strong> erhöhter mittlerer beta-HCH-<br />

Gehalt von 0,018 mg / kg Fett, während die übliche H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung<br />

für Fleisch bei etwa 0,001 mg / kg Fett liegt.<br />

Für PCB 153 ergibt sich sogar e<strong>in</strong> mittlerer Gehalt von 0,025<br />

mg / kg Fett. Im Gegensatz zur R<strong>in</strong>derleber ist Schwe<strong>in</strong>eleber<br />

ebenso wie Schwe<strong>in</strong>efleisch fast rückstandsfrei.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurden noch e<strong>in</strong>ige andere Fleischarten bezüglich<br />

persistenter Stoffe mite<strong>in</strong>ander verglichen. Während<br />

Geflügel nur noch im Spurenbereich Rückstände aufweist,<br />

ist Straußenfleisch deutlich höher belastet. Hier zeigte sich<br />

vor allem e<strong>in</strong> erhöhter mittlerer Gesamt-DDT -Gehalt von<br />

0,12 mg / kg Fett. Auch bei den anderen Pestiziden / Kontam<strong>in</strong>anten<br />

nimmt Straußenfleisch die Spitzenposition e<strong>in</strong>.<br />

Bei Lamm- <strong>und</strong> Ziegenfleisch liegen bis auf den Gesamt-<br />

DDT -Gehalt bei Ziege (0,019 mg / kg Fett) alle mittleren<br />

Rückstandsgehalte unter 0,01 mg / kg Fett <strong>und</strong> weisen<br />

damit die ubiquitäre H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung für Fleisch auf.<br />

Aus der Gruppe der Pyrethroide <strong>und</strong> Phosphorsäureester<br />

wurden lediglich <strong>in</strong> zwei Proben positive Bef<strong>und</strong>e unter<br />

der Höchstmenge festgestellt (Permethr<strong>in</strong>, Fenvalerat <strong>und</strong><br />

Fenitrothion).<br />

Grafik: Fleisch <strong>und</strong> Leber von R<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Schwe<strong>in</strong> im Vergleich<br />

R<strong>in</strong>dfleisch<br />

Schwe<strong>in</strong>efleisch<br />

R<strong>in</strong>derleber Schwe<strong>in</strong>eleber<br />

Mittelwert (mg / kg Fett)<br />

0,025<br />

0,020<br />

0,015<br />

0,010<br />

0,025<br />

0,020<br />

0,015<br />

0,010<br />

0,005<br />

0,005<br />

0,000<br />

HCB beta- L<strong>in</strong>dan DDT PCB Dieldr<strong>in</strong> Endo- Moschus- PBDE<br />

HCH 153 sulfan keton<br />

Org. Kont. Schwe<strong>in</strong> 2006<br />

0,000


Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 103<br />

0,12<br />

0,10<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

0,00<br />

HCB beta- L<strong>in</strong>dan DDT PCB Dieldr<strong>in</strong> Endo- Moschus- PBDE<br />

HCH 153 sulfan keton<br />

Org. Kont. Fleisch 2006<br />

Grafik: Verschiedene Fleischarten im Vergleich<br />

Geflügel Lamm<br />

0,12<br />

0,10<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

0,00<br />

Mittelwert (mg / kg Fett)<br />

Straußenfleisch<br />

Ziegenfleisch<br />

Honig<br />

Honig kann e<strong>in</strong> gutes „Rückstandszeugnis“ ausgestellt werden<br />

21 Proben Honig wurden im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans<br />

auf Organochlor- <strong>und</strong> Organophosphor-<br />

Verb<strong>in</strong>dungen, Pyrethroide <strong>und</strong> weitere akarizid wirksame<br />

Stoffe untersucht. Außer e<strong>in</strong>er Spur von Brompropylat <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Probe war ansonsten Coumaphos als e<strong>in</strong>ziger Stoff<br />

<strong>in</strong> 76 % der Proben enthalten, wobei der Median- <strong>und</strong> Mittelwert<br />

jeweils lediglich 0,001 mg / kg betrug. Coumaphos<br />

ist e<strong>in</strong> Akarizid, das im Bienenstock zur Bekämpfung der<br />

Varroa-Milbe e<strong>in</strong>gesetzt wird. E<strong>in</strong>e Höchstmenge ist für diesen<br />

Stoff nicht festgelegt. Nach diesen Ergebnissen lässt<br />

sich somit dem Lebensmittel Honig e<strong>in</strong> gutes Zeugnis <strong>in</strong><br />

Bezug auf Verunre<strong>in</strong>igungen mit Pestizidrückständen <strong>und</strong><br />

Kontam<strong>in</strong>anten ausstellen.


104 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Öko-Monitor<strong>in</strong>g – Rückstandsuntersuchungen bei<br />

Lebensmitteln aus ökologischer Produktion<br />

Baden-Württemberg führt im Zusammenhang mit der vom M<strong>in</strong>isterrat des Landes beschlossenen Gesamtkonzeption<br />

zur Förderung des ökologischen Landbaus zusätzlich e<strong>in</strong> spezielles Untersuchungsprogramm<br />

für Lebensmittel aus ökologischem Landbau durch. Da dieses Öko-Monitor<strong>in</strong>g im Rahmen der amtlichen<br />

Lebensmittel überwachung erfolgt, werden Lebensmittel aus ökologischem Anbau systematischer <strong>und</strong><br />

häufiger als <strong>in</strong> der Vergangenheit auf Rück stände <strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten untersucht. Ziel des Öko-Monitor<strong>in</strong>gs<br />

ist es, <strong>in</strong> dem stark ex pandierendem Marktsegment Verbrauchertäuschun gen besser zu erkennen <strong>und</strong> somit<br />

das Verbrau chervertrauen <strong>in</strong> die Qualität ökologisch erzeug ter Lebensmittel zu stärken.<br />

Die ausführliche <strong>und</strong> tabellarische Darstellung der Untersuchungsergebnisse des Öko-Monitor<strong>in</strong>gs 2006<br />

werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gesonderten Bericht im Internet veröffentlicht (www.cvua-stuttgart.de ).<br />

Pflanzliche Lebensmittel<br />

BIO !<br />

Weitgehende Rückstandsfreiheit<br />

bei pflanzlichen Lebensmitteln<br />

aus ökologischem Anbau<br />

Wie <strong>in</strong> den Vorjahren weist ökologisches<br />

Obst <strong>und</strong> Gemüse signifikant<br />

ger<strong>in</strong>gere Rückstandsgehalte als konventionell<br />

erzeugte Ware auf. Bei der<br />

überwiegenden Anzahl der Proben<br />

aus ökologischem Anbau waren ke<strong>in</strong>e<br />

Pestizidrückstände nachweisbar.<br />

Sofern Rückstände festgestellt wurden,<br />

handelte es sich meist nur um<br />

Rückstände e<strong>in</strong>zelner Wirkstoffe im<br />

Spurenbereich (< 0,01 mg / kg) <strong>und</strong><br />

damit deutlich unterhalb der Konzentration,<br />

die üblicherweise nach<br />

Anwendung entsprechender Wirkstoffe<br />

im Erntegut festgestellt<br />

werden kann. Da sich die Rückstandssituation<br />

bei Bio-Paprika<br />

<strong>und</strong> -Tafeltrauben im Jahr 2006<br />

deutlich verbessert hat, hat die<br />

Beanstandungsquote bei frischen<br />

Erzeugnissen im Vergleich zum Vorjahr<br />

erfreulicherweise wieder abgenommen:<br />

4,9 % 2006, 8,4 % 2005,<br />

nur 3,6 % 2004 <strong>und</strong> 4,5 % 2003. Da<br />

jedoch gerade bei e<strong>in</strong>em knappen<br />

Angebot <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er stark steigenden<br />

Nachfrage Verfälschungen besonders<br />

lukrativ s<strong>in</strong>d, soll der Markt auch im<br />

Jahr 2007 aufmerksam beobachtet<br />

werden.<br />

Untersuchungsergebnisse bei<br />

pflanzlichen Lebensmitteln<br />

Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 504<br />

Proben pflanzlicher Lebensmittel aus<br />

ökologischem Anbau auf Rückstände<br />

an Pflanzenschutzmitteln untersucht.<br />

Die vollständigen Ergebnisse s<strong>in</strong>d im<br />

Bericht über das Öko-Moni tor<strong>in</strong>g 2005<br />

im Internet unter www.cvua-stuttgart.de<br />

abrufbar. Nachfolgend e<strong>in</strong>e<br />

Auswahl der Ergebnisse:<br />

Blattgemüse aus ökologischem<br />

Anbau<br />

Von 57 untersuchten Blattgemüse-<br />

Proben wiesen lediglich 2 Proben<br />

Rückstände über 0,01 mg / kg auf.<br />

Fruchtgemüse aus ökologischem<br />

Anbau<br />

Insgesamt wurden 64 Proben, v. a. Paprika<br />

<strong>und</strong> Tomaten, auf Pflanzenschutzmittelrückstände<br />

untersucht. Lediglich<br />

3 % der Proben enthielten Pestizidrückstände<br />

über 0,01 mg / kg (ohne<br />

die für die ökologische Landwirtschaft<br />

zugelassenen natürlichen Stoffe). In 3<br />

Fällen wurde die Öko-Kontrollstelle auf<br />

erhöhte Gehalte h<strong>in</strong>gewiesen. Damit<br />

hat sich die Situation bei Fruchtgemüse<br />

im Vergleich zum Vorjahr deutlich<br />

verbessert: 2005 wurde bei 5 Proben<br />

(10 %) die Bezeichnung „aus ökologischem<br />

Anbau“ als irreführend beurteilt,<br />

e<strong>in</strong>e Probe wies e<strong>in</strong>en Rückstandsgehalt<br />

über der gesetzlich festgelegten<br />

Höchstmenge auf.<br />

Wurzelgemüse aus ökologischem<br />

Anbau<br />

Insgesamt wurden 38 Proben Öko-<br />

Wurzelgemüse untersucht, wobei<br />

e<strong>in</strong> deutlicher Schwerpunkt bei Karotten<br />

lag (34 Proben). Die 4 Proben<br />

Rote Bete wiesen ke<strong>in</strong>e Rückstände<br />

auf. Wie bereits 2005 wurden auch im<br />

Jahr 2006 viele Herbizide miterfasst<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> vergleichsweise vielen Proben<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Konzentrationen nachgewiesen.<br />

Während deutsche Karotten<br />

überwiegend rückstandsfrei waren<br />

(lediglich 1 Probe enthielt Spuren an 2<br />

Pestiziden), enthielten 9 der 10 Proben<br />

italienischer Bio-Karotten Rückstände.<br />

Nahezu alle Karottenproben enthielten<br />

e<strong>in</strong> oder sogar mehrere Herbizide.<br />

Ferner wurden auch Rückstände an<br />

Fungiziden <strong>und</strong> Insektiziden nachgewiesen.<br />

Insgesamt wurden 5 der 34<br />

Karottenproben (15 %!) als irreführend<br />

gekennzeichnet beanstandet. Diese<br />

hohe Beanstandungsquote deutet<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass bei Öko-Karotten die<br />

Nachfrage größer ist als das Angebot<br />

<strong>und</strong> deshalb möglicherweise auch<br />

konventionelle Ware als Öko-Ware vermarktet<br />

wird. Bereits <strong>in</strong> den Vorjahren<br />

waren italienische Bio-Karotten wegen<br />

der vergleichsweise hohen Pestizidgehalte<br />

aufgefallen. Aufgr<strong>und</strong> der Auffälligkeiten<br />

werden die Untersuchungen<br />

im Jahr 2007 fortgeführt.


Öko-Monitor<strong>in</strong>g Jahresbericht 2006 105<br />

Kartoffeln aus ökologischem<br />

Anbau<br />

Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 23<br />

Proben Kartoffeln aus ökologischem<br />

Anbau auf Pflanzenschutzmittelrückstände<br />

untersucht. 11 Proben<br />

wiesen Rückstände auf, wobei die<br />

Rückstandsgehalte von 7 Proben<br />

(30 %) über 0,01 mg / kg lagen. Die<br />

Bezeichnung „aus ökologischem Anbau“<br />

wurde bei e<strong>in</strong>er Probe, aufgr<strong>und</strong><br />

überhöhter Propamocarb-Rückstände,<br />

als irreführend beurteilt. 6 Proben<br />

Früh-Kartoffeln aus Israel <strong>und</strong> Ägypten<br />

wiesen Rückstände des nach Öko-VO<br />

nicht zugelassenen Keimhemmungsmittels<br />

Chlorpropham auf, die Gehalte<br />

lagen bei 4 Proben über 0,01 mg / kg.<br />

Die Untersuchungen bei Öko-Kartoffeln<br />

werden aufgr<strong>und</strong> dieser Rückstandsbef<strong>und</strong>e<br />

im Jahr 2007 <strong>in</strong>tensiviert<br />

werden.<br />

Zuchtpilze aus ökologischem<br />

Anbau<br />

Die Beanstandungsquote war 2005<br />

bei Zuchtpilzen mit 23 % sehr hoch,<br />

deshalb wurden die Untersuchungen<br />

zu Pilzen im Jahr 2006 fortgeführt. Insgesamt<br />

wurden 23 Proben Zuchtpilze<br />

aus ökologischem Anbau auf Pestizidrückstände<br />

untersucht. 4 Proben Austernseitl<strong>in</strong>ge<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Probe andere<br />

Pilze wiesen Rückstände an Chlormequat<br />

über 0,01 mg / kg auf. Dieser<br />

Wirkstoff wird als Halmverkürzer im<br />

konventionellen Getreideanbau e<strong>in</strong>gesetzt<br />

<strong>und</strong> gelangt vermutlich über das<br />

Substrat, auf dem die Pilze gezüchtet<br />

werden, <strong>in</strong> das Lebensmittel. Nach Anhang<br />

I Nr. 5 der Öko-V muss im Bio-<br />

Landbau jedoch auch das Sub strat<br />

(Stroh) von Bio-Getreide stammen.<br />

Die Anwendung von Halmverkürzern<br />

ist hier nicht zulässig. Bemerkenswert<br />

ist, dass Zuchtchampignons im<br />

Unterschied zum Vorjahr <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />

Fall beanstandet werden mussten.<br />

Die Proben enthielten lediglich ger<strong>in</strong>ge<br />

Spuren an Chlormequat, nur e<strong>in</strong>e<br />

Probe enthielt das Herbizid Clopyralid<br />

(0,01 mg / kg).<br />

Damit haben die 2005 ergriffenen<br />

Maßnahmen zu e<strong>in</strong>er drastischen<br />

Verbesserung der Rückstandssituation<br />

bei Zuchtchampignons aus ökologischem<br />

Anbau geführt.<br />

Beerenobst aus ökologischem<br />

Anbau<br />

Insgesamt wurden 59 Proben Beerenobst<br />

aus ökologischem Anbau<br />

auf Pestizid rückstände untersucht.<br />

2 Proben Tafeltrauben<br />

wiesen Rückstände über<br />

0,01 mg / kg auf, bei diesen<br />

Proben erfolgte e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis<br />

ÖKO !<br />

Pflanzliche Öle aus ökologischem<br />

Anbau<br />

Insgesamt wurden 16 Proben pflanzliche<br />

Öle aus ökologischem Anbau auf<br />

Pestizid rückstände untersucht. Bei<br />

pflanzlichen Ölen muss bei der Beurteilung<br />

noch e<strong>in</strong> Verarbeitungsfaktor<br />

berücksichtigt werden, da sich lipophile<br />

Pflanzenschutzmittel im Fettanteil<br />

der Ölsaaten anreichern. Bei<br />

5 Proben waren Rückstände<br />

> 0,01 mg / kg nachweisbar,<br />

es wurde jedoch ke<strong>in</strong>e Probe<br />

beanstandet (Verarbeitungsfaktor).<br />

Am häufigsten waren<br />

auf die erhöhten Gehalte. Die Zahl Rückstände an Pirimiphos-methyl,<br />

der Proben mit Mehrfachrückständen Chlorpyrifos, Endosulfan <strong>und</strong> Procymidon<br />

nachweisbar. Bei Pirimiphos-<br />

ist bei Tafeltrauben vergleichsweise<br />

hoch <strong>und</strong> könnte auf die zum Teil recht methyl handelt es sich um e<strong>in</strong>en<br />

kle<strong>in</strong>e Parzellierung im We<strong>in</strong>bau <strong>und</strong> Stoff, der häufig bei der Lagerhaltung<br />

damit stärker zum Tragen kommende von Getreide <strong>und</strong> Ölsaaten e<strong>in</strong>gesetzt<br />

Abdriftproblematik h<strong>in</strong>deuten. wird. Es dürfte sich demnach um Kontam<strong>in</strong>ationen<br />

<strong>in</strong> den Lagerhallen oder<br />

Zitrusfrüchte aus ökologischem Mühlen handeln. Hier müssen die<br />

Anbau<br />

Betreiber noch größere Sorgfalt aufwenden,<br />

um e<strong>in</strong>e Kontam<strong>in</strong>ation zu<br />

Insgesamt wurden 58 Proben Zitrusfrüchte<br />

aus ökologischem Anbau auf<br />

vermeiden.<br />

In Olivenölen waren 2005 teilweise<br />

Pestizid rückstände <strong>und</strong> Rückstände<br />

noch Rückstände an Fenthion nachweisbar.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Entscheidung<br />

von Oberflächenbehandlungsmitteln<br />

untersucht. Während 2004 noch<br />

2004 / 141 / EG der Europäischen Kommission<br />

(vom 12.02.2004) bzgl. der<br />

e<strong>in</strong>e relativ große Anzahl von Bio-<br />

Zitrusfrüchten ger<strong>in</strong>ge Gehalte an<br />

Nichtaufnahme von Fenthion <strong>in</strong> Anhang<br />

1 der EU-Richtl<strong>in</strong>ie 91 / 414 ist<br />

Oberflächen konservierungs stoffen<br />

aufwiesen (Kontam<strong>in</strong>ation der Ökodie<br />

Anwendung von Fenthion enthaltenden<br />

Pflanzenschutzmitteln europa-<br />

Ware <strong>in</strong> der Packstelle) sche<strong>in</strong>t dieses<br />

Problem 2006 weitgehend gelöst<br />

zu se<strong>in</strong>: Nur 4 Proben enthielten<br />

weit auch bei konventionell erzeugten<br />

Lebensmitteln nicht mehr zugelassen.<br />

Rückstände an Orthophenylphenol,<br />

Zulassungen der Mitgliedsstaaten<br />

Imazalil <strong>und</strong> Thiabendazol. Auffällig<br />

waren jedoch Zitronen meist aus<br />

mussten gemäß der Entscheidung<br />

2004 / 141 / EG bis zum 11.08.2004<br />

Italien oder Spanien, bei denen zum<br />

widerrufen werden. Bei den Untersuchungen<br />

2006 konnte nur noch <strong>in</strong><br />

Teil erhebliche Gehalte an Akariziden<br />

(Fenbutat<strong>in</strong>-oxid, Dicofol, Tetradifon)<br />

e<strong>in</strong>er Probe Olivenöl aus Griechenland<br />

festgestellt wurden. 7 der 38 Proben<br />

Fenthion nachgewiesen werden.<br />

Zitronen (18 %!) wurden als irreführend<br />

bezeichnet beurteilt, bei 3 weiteren<br />

Zitronenproben wurde auf erhöhte<br />

Gehalte an Imazalil <strong>und</strong> Azoxystrob<strong>in</strong><br />

h<strong>in</strong>gewiesen.


106 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Getreide <strong>und</strong> Erzeugnisse aus<br />

Getreide sowie Teigwaren aus<br />

ökologischem Anbau<br />

Insgesamt wurden 42 Proben Getreide,<br />

Getreidemehle, Brot, Gebäck <strong>und</strong><br />

Teigwaren aus ökologischem Anbau<br />

auf Rückstände an Pestiziden untersucht.<br />

Während bei Getreide <strong>und</strong> Getreidemehlen<br />

ke<strong>in</strong>e Rückstände an<br />

Pflanzen- <strong>und</strong> Vorratsschutzmitteln<br />

> 0,01 mg / kg nachweisbar waren,<br />

wurden bei Backwaren e<strong>in</strong>ige<br />

Proben Knäckebrot, Kräcker<br />

<strong>und</strong> Zwieback aufgr<strong>und</strong><br />

überhöhter Rückstände als<br />

irreführend bezeichnet beur-<br />

teilt. Bei den Knäcke brotproben<br />

ergab die Ursachenforschung durch<br />

die Öko-Kontrollstellen, dass die Rückstände<br />

durch Kontam<strong>in</strong>ation bei der<br />

Herstellung des Brotes zustande kamen.<br />

Der Hersteller produzierte auf<br />

der gleichen Anlage sowohl konventionelles<br />

als auch ökologischen Knäckebrot<br />

ohne ausreichende Re<strong>in</strong>igungsschritte<br />

bei der Umstellung der<br />

Produktion. Der Erfolg der zwischenzeitlich<br />

getroffenen Maßnahmen soll<br />

2007 überprüft werden.<br />

BIO !<br />

Tierische Lebensmittel<br />

Die Schadstoffgehalte liegen bei<br />

tierischen Lebensmitteln aus<br />

ökologischer <strong>und</strong> konventioneller<br />

Produktion <strong>in</strong>sgesamt sehr niedrig<br />

Persistente chlor- <strong>und</strong> bromorganische<br />

Verb<strong>in</strong>dungen reichern sich über die<br />

Nahrungskette im Fettgewebe von<br />

Tieren an. Lebensmittel tierischer Herkunft<br />

stellen daher die Hauptquelle für<br />

die Aufnahme dieser Stoffe durch<br />

den Verbraucher dar. Da es ke<strong>in</strong>e<br />

Stoffe s<strong>in</strong>d, die zur Produktion<br />

von Lebensmitteln e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, sondern durch<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen der Luft, des<br />

Wassers oder des Bodens oder<br />

durch Tierfuttermittel e<strong>in</strong>geschleppt<br />

werden, s<strong>in</strong>d ökologisch erzeugte<br />

Lebensmittel <strong>in</strong> der Regel im selben<br />

Ausmaß betroffen wie konventionelle<br />

Produkte.<br />

Es können bei ökologisch erzeugten<br />

Produkten im E<strong>in</strong>zelfall aber auch Gehalte<br />

an e<strong>in</strong>er Umweltkontam<strong>in</strong>ante<br />

auftreten, die höher s<strong>in</strong>d als die derzeitige<br />

durchschnittliche H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung<br />

für die Schadstoff / Lebensmittel-Komb<strong>in</strong>ation.<br />

Für solche Fälle<br />

stellt sich die Frage, ob es vonseiten<br />

des Verbrauchers e<strong>in</strong>e berechtigte Erwartung<br />

geben kann, dass ökologisch<br />

erzeugte Lebensmittel ke<strong>in</strong>e höheren<br />

Gehalte an e<strong>in</strong>er Umweltkontam<strong>in</strong>ante<br />

aufweisen als e<strong>in</strong> entsprechendes<br />

Produkt aus e<strong>in</strong>em konventionellen<br />

Betrieb.<br />

Nach derzeitiger Rechtslage regelt die<br />

Verordnung über den ökologischen<br />

Landbau bezüglich der Kennzeichnung<br />

als Spezialrecht abschließend,<br />

was berechtigte Verbrauchererwartung<br />

für die ökologisch erzeugten Lebensmittel<br />

ist. Danach ist der Gehalt<br />

an e<strong>in</strong>er Umweltkontam<strong>in</strong>ante nicht<br />

als Kriterium der berechtigten Verbrauchererwartung<br />

anzusehen.<br />

Gesamtergebnisse<br />

Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 102<br />

Lebensmittel tierischer Herkunft aus<br />

ökologischer Produktion auf Kontam<strong>in</strong>anten<br />

<strong>und</strong> Pestizide untersucht.<br />

Schwerpunktmäßig kamen Eier,<br />

Fleisch / Fleischerzeugnisse / Wurstwaren<br />

sowie Fische / Fischerzeugnisse<br />

/ Krustentiere zur Untersuchung,<br />

wobei die Warenkorbuntersuchung<br />

aus früheren Jahren fortgesetzt wurde.<br />

Die Belastung dieser Lebensmittel<br />

mit chlor- <strong>und</strong> bromorganischen<br />

Kontam<strong>in</strong>anten <strong>und</strong> Pestiziden sowie<br />

Nitromoschusverb<strong>in</strong>dungen hat sich<br />

<strong>in</strong> den letzten 20 Jahren generell deutlich<br />

reduziert, wobei DDT <strong>und</strong> PCB<br />

sowie teilweise HCB noch die höchsten<br />

Konzentrationen aufweisen. Die<br />

durchschnittliche H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung<br />

liegt für die persistenten Kontam<strong>in</strong>anten<br />

<strong>und</strong> Pestizide bei den Warengruppen<br />

Fleisch <strong>und</strong> Eier derzeit<br />

unter 0,010 mg / kg Fett. Bei Fischen<br />

aus Aquakulturen ist die H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung<br />

für e<strong>in</strong>ige Stoffe – <strong>in</strong>sbesondere<br />

PCB, DDT <strong>und</strong> teilweise PBDE –<br />

deutlich höher.


Pharmakologisch wirksame Stoffe Jahresbericht 2006 107<br />

Pharmakologisch wirksame Stoffe<br />

Pharmakologisch wirksame Stoffe f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der landwirtschaftlichen Nutztierproduktion als Bestandteile von<br />

Tierarzneimittelpräparaten Verwendung <strong>und</strong> dienen damit der Krankheitsvorbeugung <strong>und</strong> -bekämpfung.<br />

Tierarzneimittelrückstände i. S. von Art. 1 (1) Verordnung (EWG) Nr. 2377 / 90 s<strong>in</strong>d alle Stoffe mit pharmakologischer<br />

Wirkung – seien es wirksame Bestandteile, Arzneiträger oder Abbauprodukte – e<strong>in</strong>schließlich ihrer<br />

Stoffwechselprodukte, die <strong>in</strong> Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs vorhanden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> aus der Anwendung<br />

des betreffenden Tierarzneimittels resultieren.<br />

Bei ordnungsgemäßer Anwendung von Tierarzneimitteln<br />

verbleiben <strong>in</strong> den von behandelten Tieren gewonnenen<br />

Lebensmitteln nur Rückstandsmengen, die als toxikologisch<br />

unbedenklich gelten. Der unsachgemäße Umgang<br />

mit Arzneimitteln, wie beispielsweise die Nichte<strong>in</strong>haltung<br />

der erforderlichen Wartezeit nach der Behandlung oder gar<br />

die rechtswidrige Applikation verbotener Wirkstoffe, kann<br />

<strong>in</strong>des zu Rückständen führen, die e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>heitliches Risiko<br />

für den Verbraucher darstellen. Die missbräuchliche<br />

Anwendung von Antibiotika birgt ferner die Gefahr der<br />

unbeabsichtigten selektiven Heranzüchtung resistenter<br />

Krankheitserreger. Antibiotikaresistente pathogene Keime<br />

können sich <strong>in</strong> Tierbeständen verbreiten oder auch auf den<br />

Menschen übergehen. Schwer oder nicht mehr heilbare<br />

Infektionskrankheiten können die Folge se<strong>in</strong>.<br />

Tiere, die der Lebensmittelgew<strong>in</strong>nung dienen, dürfen EUweit<br />

nur mit Arzneistoffen behandelt werden, die <strong>in</strong> den<br />

Anhängen I bis III der VO (EWG) Nr. 2377 / 90 aufgeführt<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Die Anhänge I <strong>und</strong> III enthalten Verzeichnisse von pharmakologisch<br />

wirksamen Stoffen, für die Höchstmengen<br />

für Rückstände festgesetzt s<strong>in</strong>d (Maximum Residue Limit,<br />

MRL). Das Verzeichnis nach Anhang II führt Stoffe auf, die<br />

nach aktuellem Kenntnisstand als toxikologisch unbedenklich<br />

gelten. Rückstände dieser Stoffe s<strong>in</strong>d nicht relevant <strong>und</strong><br />

es s<strong>in</strong>d daher ke<strong>in</strong>e Höchstmengen<br />

festzusetzen.<br />

Die Anwendung von<br />

Stoffen des Anhangs IV<br />

ist bei lebensmittelliefernden<br />

Tieren EU-weit verboten.<br />

Untersuchungen auf Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe<br />

Die Überwachung von Rückständen pharmakologisch<br />

wirksamer Stoffe <strong>in</strong> Tieren <strong>und</strong> Lebensmitteln tierischer<br />

Herkunft erfolgt auf allen Stufen der Produktions- <strong>und</strong> Handelskette.<br />

In den CVUAs werden untersucht:<br />

• Proben, die im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes<br />

(NRKP) entnommen wurden,<br />

• Planproben nach dem Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände-<br />

<strong>und</strong> Futtermittelgesetzbuch (Lebensmittel- <strong>und</strong><br />

Futtermittelgesetzbuch – LFGB),<br />

• auffällige Proben aus der Schlachttier- <strong>und</strong> Fleischuntersuchung.<br />

Der NRKP ist e<strong>in</strong> jährlich für jeden EU-Mitgliedsstaat erstellter<br />

Plan für die Entnahme <strong>und</strong> Untersuchung von Proben<br />

zur Überprüfung der Rückstandssituation <strong>in</strong> Erzeuger- <strong>und</strong><br />

Schlachtbetrieben. Dar<strong>in</strong> wird jeweils e<strong>in</strong> bestimmtes Spektrum<br />

an Stoffen vorgegeben, auf das die entnommenen<br />

Proben m<strong>in</strong>destens zu untersuchen s<strong>in</strong>d (Pflichtstoffe).<br />

Neben diesen Pflichtstoffen können bei e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten<br />

Probenanzahl die Stoffe, auf welche die entnommenen<br />

Proben zu untersuchen s<strong>in</strong>d, frei gewählt werden. Diese<br />

Wahlstoffe werden nach aktuellen Erfordernissen <strong>und</strong> Erkenntnissen<br />

aus der Tierarzneimittelüberwachung (Risikoanalysen)<br />

festgelegt.<br />

Ferner regelt der NRKP Bed<strong>in</strong>gungen für die Probenahme<br />

<strong>und</strong> def<strong>in</strong>iert Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der<br />

Untersuchungsverfahren.<br />

Die Durchführung des NRKP erfolgt mit dem Ziel:<br />

• vorschriftswidrige Behandlungen nachzuweisen,<br />

• die E<strong>in</strong>haltung von Höchstmengen zu überprüfen, <strong>und</strong><br />

• Ursachen von Rückstandsbelastungen aufzuklären.<br />

Nach nationalem <strong>und</strong> EU-Hygienerecht muss vor jeder<br />

Schlachtung e<strong>in</strong>e Schlachttier- <strong>und</strong> anschließend e<strong>in</strong>e<br />

Fleisch untersuchung durchgeführt werden. Weisen lebende<br />

Tiere physiologische bzw. physische oder psychische<br />

Veränderungen auf, die auf e<strong>in</strong>e Behandlung mit pharmakologisch<br />

wirksamen Stoffen h<strong>in</strong>deuten, oder wird z. B. e<strong>in</strong>e<br />

Injektionsstelle im Muskelfleisch entdeckt, so wird der<br />

Tierkörper beschlagnahmt <strong>und</strong> geeignetes Probenmaterial<br />

zur Analyse e<strong>in</strong>gesandt. Pathologisch verändertes Gewebe,<br />

das e<strong>in</strong>e Infektion vermuten lässt, wird durch e<strong>in</strong>e bakteriologische<br />

Fleischuntersuchung auf Krankheitserreger<br />

geprüft. Zusätzlich werden solche Proben mit dem Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Hemmstofftest (AHT) untersucht. Der Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Hemmstofftest stellt e<strong>in</strong> biologisches Untersuchungsverfahren<br />

zur Prüfung auf Anwesenheit von Antibiotika dar.


108 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Fällt der AHT positiv aus, wird ebenfalls Probenmaterial<br />

zur weitergehenden Analyse e<strong>in</strong>gesandt.<br />

Von den Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämtern<br />

Karlsruhe <strong>und</strong> Freiburg wurden im Rahmen des NRKP<br />

2006 <strong>in</strong>sgesamt 18 809 Untersuchungen mit Proben von<br />

11 340 verschiedenen Tieren durchgeführt. 13 708 dieser<br />

Untersuchungen (entspricht 6854 Tieren) sollten mit dem<br />

Allgeme<strong>in</strong>en Hemmstofftest durchgeführt werden. Für die<br />

übrigen 5101 Untersuchungen (<strong>in</strong> 4486 Proben) wurden<br />

überwiegend physikalkalisch chemische Verfahren verwendet.<br />

Nur bei drei Untersuchungen mit dem Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Hemmstofftest an Probenmaterialien von 2 Tieren sowie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe „Ei“ wurden Rückstände festgestellt, die<br />

den gesetzlichen Anforderungen nicht entsprachen. Dies<br />

entspricht e<strong>in</strong>er Quote von lediglich 0,03 % aller untersuchten<br />

Proben. Die positive Eiprobe enthielt Rückstände des<br />

Coccidiostaticums Lasalocid.<br />

Im Rahmen der allgeme<strong>in</strong>en Lebensmittelüberwachung<br />

wurden 1087 Untersuchungen <strong>in</strong> 807 Planproben nach LFGB<br />

durchgeführt. Bei 21 Proben (2,6 %) wurden Rückstän-<br />

Sonderprogramm Schlachtpferde<br />

Pferde werden meist als Reittiere gehalten. Pferdefleisch<br />

<strong>und</strong> Fleischerzeugnisse aus Pferdefleisch werden<br />

z. T. aber auch von e<strong>in</strong>em Anteil der Bevölkerung gegessen.<br />

Für die als Reittiere gehaltenen Pferde stehen<br />

zur Behandlung e<strong>in</strong>ige pharmakologisch wirksame Stoffe<br />

zur Verfügung, die bei lebensmittelliefernden Tieren<br />

nicht e<strong>in</strong>gesetzt werden dürfen. Deshalb müssen für<br />

Pferde, die der Lebensmittelgew<strong>in</strong>nung dienen sollen,<br />

Pferdepässe vorhanden se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> die beispielsweise auch<br />

die verabreichten Tierarzneimittel e<strong>in</strong>getragen werden<br />

sollen. Bei e<strong>in</strong>er EU-Inspektion war zufällig aufgefallen,<br />

dass beim Schlachten von Pferden entweder nur kurz<br />

vor Schlachtung, nur oberflächlich ausgestellte oder<br />

zum Teil auch ke<strong>in</strong>e Pferdepässe vorhanden waren.<br />

Da bei Pferden meist nur ger<strong>in</strong>ge Probenzahlen auf<br />

Rückstände von Tierarzneimittel untersucht werden,<br />

wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sonderprogramm alle während e<strong>in</strong>es<br />

Zeitraumes von 4 Wochen zur Schlachtung gebrachten<br />

Pferde überprüft. 62 dieser Pferde wurden <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang auf Rückstände folgender pharmakologisch<br />

wirksamer Stoffe getestet: Wachstumsförderer<br />

(ß-Agonisten), Entzündungshemmer (Nichtsteroidale<br />

Antiphlogistika e<strong>in</strong>schließlich Phenylbutazon sowie teilweise<br />

auch auf Corticosteroide [z. B. Cortison]) <strong>und</strong> Antibiotika<br />

(Übersichtsanalyse, Hemmstofftests). In ke<strong>in</strong>er<br />

dieser 62 Proben waren Rückstände nachweisbar.<br />

Phenylbutazon <strong>in</strong> Pferdewurst<br />

In e<strong>in</strong>er Probe Pferdewurst wurden Rückstände von<br />

Phenylbutazon <strong>und</strong> Oxyphenbutazon festgestellt.<br />

Phenylbutazon wird als Arzneistoff aus der Gruppe der<br />

nichtsteroidalen Antiphlogistika verwendet. Phenylbutazon<br />

war das erste nichtsteroidalen Antirheumatikum,<br />

das <strong>in</strong> Deutschland zugelassen wurde. Der Wirkstoff<br />

wird <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Großtierpraxen häufig e<strong>in</strong>gesetzt. Bei<br />

Pferden wird Phenylbutazon sehr häufig therapeutisch<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, im Pferdesport auch zu Dop<strong>in</strong>gzwecken.<br />

Die Metabolisierung von Phenylbutazon erfolgt <strong>in</strong> der<br />

Leber. Dabei wird Oxyphenbutazon als ebenfalls wirksamer<br />

Metabolit gebildet. In der Europäischen Union<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs die Verwendung von Phenylbutazon bei<br />

lebensmittelliefernden Tieren nicht zugelassen. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wurde die Probe beanstandet.


Pharmakologisch wirksame Stoffe Jahresbericht 2006 109<br />

de von pharmakologisch wirksamen<br />

Stoffen festgestellt, 9 dieser Proben<br />

(1,1 %) enthielten Rückstände, die<br />

den gesetzlichen Anforderungen nicht<br />

entsprachen.<br />

Die Rückstände der 9 nicht gesetzeskonformen<br />

Proben gehörten zu folgenden<br />

Stoffgruppen (Anzahl der Proben<br />

jeweils <strong>in</strong> Klammern): Sulfonamide (2),<br />

Coccidiostatica (3), Nitrofuranmetabolite<br />

(2), Triphenylmethanfarbstoffe (1),<br />

Phenylbutazon (1). Darüber h<strong>in</strong>aus waren<br />

<strong>in</strong> 12 Proben Rückstände von Tetracycl<strong>in</strong>en<br />

jeweils unterhalb entsprechender<br />

Höchstmengen vorhanden.<br />

Ke<strong>in</strong> Dop<strong>in</strong>g beim Schwe<strong>in</strong><br />

Bei der Untersuchung auf Rückstände<br />

von Anabolika wurden im<br />

Ur<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Schwe<strong>in</strong>s Rückstände<br />

an Nandrolon (17beta-Hydroxyestra-4-en-3-on;<br />

19-Nortestosteron-<br />

17ß) <strong>in</strong> Höhe von 25 µg / kg auffällig.<br />

Nandrolon ist e<strong>in</strong> sehr effektives<br />

Anabolikum, welches die<br />

Muskelbildung stark fördert <strong>und</strong><br />

deshalb illegal als Leistungsförderer<br />

bei Masttieren <strong>und</strong> bei Sportlern<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden kann. Sowohl<br />

bei Kontrollen <strong>in</strong> der Tiermast<br />

als auch bei Dop<strong>in</strong>gkontrollen im<br />

Sport hatte es <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

e<strong>in</strong>ige positive Bef<strong>und</strong>e gegeben.<br />

Als Grenzwert für Nandrolon<br />

s<strong>in</strong>d 2 µg / l Ur<strong>in</strong> festgelegt.<br />

Zweifel an e<strong>in</strong>er illegalen Behandlung<br />

mit Nandrolon waren angebracht,<br />

da es sich bei der untersuchten<br />

Probe um den Ur<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es<br />

sogenannten „B<strong>in</strong>nenebers“<br />

(Spitzeber) handelte. B<strong>in</strong>neneber<br />

s<strong>in</strong>d männlich Schwe<strong>in</strong>e, bei denen<br />

die Hoden <strong>in</strong> der Bauchhöhle<br />

entwickelt s<strong>in</strong>d. Dies kommt <strong>in</strong> der<br />

Natur immer wieder vor <strong>und</strong> ist folgendermaßen<br />

erklärbar:<br />

Die Keimdrüsen (Hoden <strong>und</strong> Ovarien)<br />

entstehen <strong>in</strong> der Embryonalphase<br />

aus der Urniere. Während<br />

Streptomyc<strong>in</strong> als Wirkstoff gegen bakteriellen Feuerbrand<br />

Das Antibiotikum Streptomyc<strong>in</strong> ist als Die Anwendung streptomyc<strong>in</strong>haltiger<br />

Wirkstoff <strong>in</strong> 3 Pflanzenbehandlungsmitteln<br />

(PSM) enthalten, deren E<strong>in</strong>satz chungen begleitet. Während der Obst-<br />

PSM wird durch amtliche Untersu-<br />

2006 zur Bekämpfung der bakteriellen blüte wurden daher <strong>in</strong> 66 verschiedenen<br />

Obstanlagen Blüten als Proben<br />

Feuerbrandkrankheit im Erwerbsobstbau<br />

über Ausnahmegenehmigungen erhoben. E<strong>in</strong> Viertel der Proben (16)<br />

möglich war.<br />

wurde aus Anlagen erhoben, <strong>in</strong> denen<br />

e<strong>in</strong>e Behandlung aufgr<strong>und</strong> der<br />

Streptomyc<strong>in</strong>haltige PSM können von<br />

Obstbauern nur nach Erhalt e<strong>in</strong>es Berechtigungssche<strong>in</strong>s<br />

erworben <strong>und</strong> möglich gewesen wäre. In 10 dieser<br />

Erteilung von Berechtigungssche<strong>in</strong>en<br />

dürfen auch dann nur nach vorheriger Proben wurden <strong>in</strong> den Blüten Rückstände<br />

von Streptomyc<strong>in</strong> im Bereich<br />

Ankündigung angewendet werden.<br />

Hierdurch sollen Kontam<strong>in</strong>ationen zwischen 400 µg / kg <strong>und</strong> 5000 µg / kg<br />

von Bienen mit Streptomyc<strong>in</strong> <strong>und</strong> damit<br />

des von diesen Bienen erzeugten der Proben stammte dagegen aus<br />

festgestellt. Die Mehrzahl von 75 %<br />

Honigs verh<strong>in</strong>dert werden.<br />

Obstanlagen, deren Besitzer ke<strong>in</strong>e<br />

Berechtigungssche<strong>in</strong>e zum Erwerb<br />

von streptomyc<strong>in</strong>haltigen PSM beantragt<br />

hatten <strong>und</strong> die deshalb diese<br />

PSM nicht anwenden durften. In e<strong>in</strong>er<br />

die Ovarien im Bauchraum verbleiben,<br />

wandern die Hoden durch den <strong>in</strong> den Blüten 4800 µg / kg Strep-<br />

Probe aus diesen Obstanlagen wur-<br />

den Leistenkanal nach außen <strong>in</strong> tomyc<strong>in</strong> festgestellt. Bei der anschließend<br />

durchgeführten Befragung gab<br />

den Hodensack. Ist der Leistenkanal<br />

verengt, verbleiben die beiden<br />

oder nur e<strong>in</strong>er der Hoden im streptomyc<strong>in</strong>haltiger PSM aus dem<br />

der Landwirt zu, dass er Restmengen<br />

Bauchraum <strong>und</strong> man spricht von Jahr 2005 angewendet habe.<br />

Kryptorchismus.<br />

35 Honige aus der Erstschleuderung,<br />

Durch die höhere Temperatur im die aus Gebieten mit Feuerbrandbekämpfung<br />

stammten, wurden eben-<br />

Bauchraum kann die Hormonproduktion<br />

verstärkt se<strong>in</strong>, während falls auf Rückstände von Streptomyc<strong>in</strong><br />

untersucht. Davon waren nur <strong>in</strong> 2<br />

die Produktion der Spermien <strong>in</strong><br />

der Regel gestört ist.<br />

Proben ger<strong>in</strong>ge Rückstandsmengen<br />

von Streptomyc<strong>in</strong> enthalten. E<strong>in</strong>e Honigprobe<br />

enthielt 10 µg / kg Streptomy-<br />

Zur Klärung des Sachverhaltes<br />

wurden bei 11 B<strong>in</strong>nenebern aus<br />

c<strong>in</strong>, die zweite 18 µg / kg. Obwohl der<br />

verschiedenen Mastbetrieben<br />

zulässige Grenzwert für Streptomyc<strong>in</strong><br />

die Gehalte von Testosteron <strong>und</strong><br />

(20 µg / kg) bei beiden Proben nicht<br />

Nandrolon im Ur<strong>in</strong> sowie von Androstenon<br />

(Ebergeruchssteroid)<br />

erreicht wurden, wurde die gesamte<br />

Charge der zweiten Honigprobe freiwillig<br />

nicht <strong>in</strong> Verkehr gebracht.<br />

im Fleisch bestimmt. Die Untersuchungsdaten<br />

zeigen auf, dass vor<br />

allem bei den älteren B<strong>in</strong>nenebern<br />

erhöhte Gehalte von Testosteron<br />

<strong>und</strong> Nandrolon im Ur<strong>in</strong> sowie von<br />

Androstenon im Fleisch vorkommen<br />

können. Die Höchstgehalte<br />

im Ur<strong>in</strong> lagen bei 340 µg / l Nandrolon<br />

<strong>und</strong> 100 µg / l Testosteron. Der<br />

Höchstgehalt von Androstenon<br />

im Fleisch betrug 3 800 µg / kg.<br />

Die Probe wurde daher nicht beanstandet.


110 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Antibiotika <strong>in</strong> Honig<br />

Antibiotika s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Europäischen<br />

Union zur Anwendung bei Bienen<br />

nicht zugelassen. Demzufolge dürfen<br />

<strong>in</strong> Honig ke<strong>in</strong>e Rückstände von Antibiotika<br />

vorhanden se<strong>in</strong>. Lediglich für<br />

das zur Gruppe der Am<strong>in</strong>oglycoside<br />

gehörende Antibiotikum Streptomyc<strong>in</strong><br />

ist <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Höchstmenge<br />

von 20 µg / kg festgelegt. In Baden-<br />

Württemberg wurden 69 Stichproben<br />

aus der Lebensmittelüberwachung<br />

auf Rückstände zahlreicher Antibiotika<br />

untersucht. In 2 dieser Honige<br />

waren Rückstände von Sulfonamiden<br />

enthalten. E<strong>in</strong> Wabenhonig enthielt<br />

weit mehr als 1000 µg / kg Sulfadimid<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> Blütenhonig enthielt sowohl<br />

15 µg / kg Sulfathiazol als auch<br />

21 µg / kg Sulfadimid<strong>in</strong>. Sulfonamide<br />

s<strong>in</strong>d Chemotherapeutika, welche aufgr<strong>und</strong><br />

der Hemmung des E<strong>in</strong>baus von<br />

para-Am<strong>in</strong>obenzoesäure <strong>in</strong> Folsäure<br />

bakteriostat wirken. In der Literatur<br />

f<strong>in</strong>den sich unter anderem H<strong>in</strong>weise<br />

darauf, dass Sulfonamide zur Bekämpfung<br />

der Amerikanischen Faulbrut bei<br />

Bienen e<strong>in</strong>gesetzt werden können<br />

(Lit. z. B.: Journal of Chromatography<br />

463 (1989) 229–233). Diese beiden<br />

Honige wurden beanstandet.<br />

Nicarbaz<strong>in</strong> <strong>in</strong> Wachteleiern<br />

In 3 verschiedenen Proben von Wachteleiern<br />

wurden Rückstände des Coccidiostaticums<br />

Nicarbaz<strong>in</strong> festgestellt.<br />

Die Verwendung von Nicarbaz<strong>in</strong> als<br />

Futtermittelzusatzstoff für Mastgeflügel<br />

ist bereits seit Mai 2002 nicht<br />

mehr erlaubt. Der Zusatzstoff E 772<br />

(Maxiban G 160) enthält zwar neben<br />

Nicarbaz<strong>in</strong> auch Naras<strong>in</strong> zu gleichen<br />

Teilen, ist aber nur zur Anwendung bei<br />

Masthühnern zugelassen <strong>und</strong> nicht<br />

bei Wachteln, die zur Eiergew<strong>in</strong>nung<br />

gehalten werden. Beide Proben wurden<br />

daher beanstandet.<br />

Rückstände von Malachitgrün <strong>in</strong><br />

Forellen<br />

Malachitgrün gehört chemisch zur<br />

Gruppe der Triphenylmethanfarbstoffe<br />

<strong>und</strong> f<strong>in</strong>det vorwiegend Verwendung<br />

als synthetischer Farbstoff (z. B. <strong>in</strong> der<br />

Lackherstellung). Malachitgrün stellt<br />

aber auch e<strong>in</strong> hochwirksames Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />

dar <strong>und</strong> vermag darüber<br />

h<strong>in</strong>aus äußerst effektiv verschiedene<br />

Parasiten (Pilze, Bakterien, E<strong>in</strong>zeller)<br />

zu bekämpfen, die Fische <strong>und</strong> Fischeier<br />

befallen. Daher wird es oft <strong>in</strong> der<br />

Zierfischmediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>in</strong>sbesondere<br />

gegen die Weißpünktchenkrankheit.<br />

Malachitgrün steht jedoch im<br />

Verdacht krebserregend <strong>und</strong> erbgutschädigend<br />

zu se<strong>in</strong>. Zur Vermeidung<br />

e<strong>in</strong>er möglichen ges<strong>und</strong>heitlichen Gefährdung<br />

des Verbrauchers ist konsequenterweise<br />

e<strong>in</strong>e Anwendung von<br />

Malachitgrün als Tierarzneimittel bei<br />

lebensmittelliefernden Tieren EU-weit<br />

nicht erlaubt.<br />

In e<strong>in</strong>er Forellenprobe von <strong>in</strong>sgesamt<br />

56 untersuchten Proben von Fischen<br />

(See-, Süßwasserfische <strong>und</strong> Forellenkaviar)<br />

auf Triphenylmethanfarbstoffe<br />

wurden Rückstände von Leukomalachitgrün,<br />

das Haupt-Stoffwechselabbauprodukt<br />

von Malachitgrün, nachgewiesen.<br />

Der ermittelte Gehalt lag<br />

bei 3,3 µg / kg.<br />

Nitrofuranmetaboliten <strong>in</strong> Shrimps<br />

Nitrofurane zählen zu den Anhang-IV-<br />

Stoffen der VO (EWG) Nr. 2377 / 90<br />

d. h. die Anwendung von Nitrofuranen<br />

ist aufgr<strong>und</strong> genotoxischer sowie<br />

karz<strong>in</strong>ogener Wirkungen EU-weit<br />

verboten. Nitrofurane s<strong>in</strong>d bakteriostatisch<br />

wirkende Chemotherapeutika,<br />

deren Wirkungsspektrum sowohl<br />

grampositive als auch gramnegative<br />

Bakterien umfasst. Alle Nitrofurane<br />

werden im Organismus sehr schnell<br />

metabolisiert. Nitrofurane werden<br />

daher <strong>in</strong> unveränderter Form nicht<br />

mehr vorgef<strong>und</strong>en. Deshalb wird der<br />

Nachweis e<strong>in</strong>er Anwendung von Nitrofuranen<br />

über die Untersuchung von<br />

bestimmten Zielanalyten geführt. Bei<br />

diesen Zielanalyten handelt es sich um<br />

spezifische, an Prote<strong>in</strong>e geb<strong>und</strong>ene<br />

Metaboliten der Nitrofurane. Die Metaboliten<br />

werden durch saure Hydrolyse<br />

abgespalten <strong>und</strong> gleichzeitig mit<br />

o-Nitrobenzaldehyd derivatisiert. Der<br />

Nachweis <strong>und</strong> die Bestimmung der<br />

Nitrofuranmetaboliten erfolgt mithilfe<br />

der HPLC-MS / MS. Insgesamt<br />

wurden 33 Proben Shrimps aus der<br />

Lebensmittelüberwachung auf Rückstände<br />

von prote<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>enen Nitrofuranmetaboliten<br />

untersucht. In 2 Proben<br />

Shrimps (6 %) konnte der Stoff<br />

Semicarbazid (SEM) e<strong>in</strong>deutig nachgewiesen<br />

werden. Bei SEM handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong>en Metaboliten des Nitrofurans<br />

Furazolidon. Beide Proben wurden<br />

deshalb beanstandet.


Lebensmittelallergene Jahresbericht 2006 111<br />

Nachweis von Lebensmittelallergenen<br />

Immerh<strong>in</strong> jede vierte untersuchte Probe verpackter Lebensmittel wies Spuren der Lebensmittel allergene<br />

Haselnuss, Mandel sowie Senf auf, jede fünfte enthielt Ei- oder Milchbestandteile <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Mengen –<br />

ohne e<strong>in</strong>e entsprechende Allergenkennzeichnung. Aber auch gut e<strong>in</strong> Jahr nach E<strong>in</strong>führung der Kennzeichnungs<br />

regelungen verpflichtet e<strong>in</strong> Nachweis von Allergenen nicht zwangsläufig zur Kennzeichnung.<br />

Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Verunre<strong>in</strong>igungen s<strong>in</strong>d häufig Ursache für Allergen-Spuren <strong>in</strong> Lebensmitteln <strong>und</strong><br />

müssen nach wie vor nicht obligatorisch deklariert werden.<br />

Pflanzliche Lebensmittel<br />

Erdnuss<br />

Sojabohne<br />

Baumnüsse (Haselnuss, Walnuss, Mandel etc.)<br />

Weizen<br />

Sesam<br />

Senf<br />

Sellerie<br />

Lup<strong>in</strong>e<br />

Tierische Lebensmittel<br />

Kuhmilch<br />

Hühnerei<br />

Fisch<br />

Schalentiere<br />

Weichtiere<br />

Tabelle:<br />

Bedeutendste allergene Lebensmittel<br />

Regelungen für Kreuzkontam<strong>in</strong>ationen noch nicht <strong>in</strong> Sicht<br />

E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag allergener Bestandteile <strong>in</strong> Lebensmitteln kann<br />

viele Ursachen haben wie verunre<strong>in</strong>igte Rohstoffe, Gerätschaften<br />

oder Stäube. Werden <strong>in</strong> denselben Betrieben<br />

(oder gar Produktionsl<strong>in</strong>ien) allergenfreie <strong>und</strong> allergenhaltige<br />

Produkte verarbeitet, können Verunre<strong>in</strong>igungen durch<br />

Allergene <strong>in</strong> den laut Rezeptur „allergenfreien“ Lebensmitteln<br />

oft nicht ganz ausgeschlossen werden. Durch solche<br />

Kreuzkontam<strong>in</strong>ation verursachte Allergenanteile s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong><br />

nicht kennzeichnungspflichtig <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Verpflichtung,<br />

diese zu reduzieren, ist im geltenden Lebensmittelrecht<br />

derzeit noch nicht vorgesehen.<br />

Empf<strong>in</strong>dliche Allergiker sollten auch ger<strong>in</strong>ge Allergen-Spuren<br />

beim Kauf erkennen, selbst wenn diese nur über e<strong>in</strong>e<br />

Kreuzkontam<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> das Produkt gelangt s<strong>in</strong>d.<br />

Wenn allerd<strong>in</strong>gs nahezu sämtliche <strong>in</strong>frage kommenden<br />

Allergene <strong>in</strong> der Kennzeichnung genannt werden (s. Abbildung),<br />

drängt sich die Frage auf, ob diese freiwilligen<br />

H<strong>in</strong>weise wirklich immer notwendig s<strong>in</strong>d.<br />

Den betroffenen Personen bleibt ke<strong>in</strong>e Wahl, als diese Produkte<br />

ganz zu meiden. In e<strong>in</strong>igen Fällen wäre es aufgr<strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er Risikobewertung im Rahmen des Allergen-Managements<br />

möglicherweise vertretbar, auf die Kennzeichnung<br />

des e<strong>in</strong> oder anderen Allergens zu verzichten.<br />

* Vieths et al. Allergo J. 2006 15, 114 – 122<br />

** ungefähre Nachweisgrenzen<br />

Im Rahmen der Überprüfung der e<strong>in</strong>heimischen Hersteller<br />

wurde daher auch die „kann … enthalten“- oder Spuren-<br />

Kennzeichnung h<strong>in</strong>terfragt <strong>und</strong> gebeten, praktikable Vermeidungsmöglichkeiten<br />

zu prüfen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Grenzwerte, welche Allergen-E<strong>in</strong>träge durch<br />

Kreuzkontam<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>schließen, hier mittelfristig die<br />

beste Lösung. Auch Allergologenverbände haben 2006 für<br />

solche Grenzwerte plädiert (s. u.).<br />

Um solche Grenzwerte auch überwachen zu können, müssen<br />

quantitative Analysenverfahren verfügbar se<strong>in</strong>. Dies<br />

ist nach wie vor nur e<strong>in</strong>geschränkt der Fall. Zwar konnten<br />

2006 weitere Fortschritte, etwa beim Nachweis allergener<br />

Lebensmittelbestandteile durch molekularbiologische<br />

Verfahren auf Basis der real-time-PCR erzielt werden. E<strong>in</strong>e<br />

Quantifizierung ist derzeit allerd<strong>in</strong>gs nur mittels immunologischer<br />

(zumeist ELISA-) Verfahren möglich – <strong>und</strong> auch hier<br />

gibt es noch Handlungsbedarf bei der Standardisierung <strong>und</strong><br />

der Herstellung von Referenzmaterialien.<br />

Vorschlag Allergologenverbände *<br />

mg / kg<br />

analytische Möglichkeiten **<br />

mg / kg<br />

allergenes Lebensmittel (z. B. Haselnuss) 10 – 100 2 – 50<br />

allergenes Prote<strong>in</strong> (z. B. Haselnussprote<strong>in</strong>) 1 – 10 0,5 – 5<br />

Tabelle:<br />

Grenzwertvorschläge<br />

<strong>und</strong><br />

analytische<br />

Möglichkeiten


112 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

An den CVUAs wurden 2006 <strong>in</strong>sgesamt 783 Untersuchungen<br />

bei Proben ohne Allergendeklaration durchgeführt. In<br />

116 Fällen (= 15 %) wurden dabei nicht deklarierte Allergene<br />

festgestellt. Bei positiven Bef<strong>und</strong>en musste zunächst im<br />

Herstellungsbetrieb geklärt werden, ob e<strong>in</strong>e (nicht kennzeichnungspflichtige)<br />

Kreuzkontam<strong>in</strong>ation oder e<strong>in</strong>e nicht<br />

gekennzeichnete Zutat die Ursache war.<br />

Weitere 348 Untersuchungen, vor allem auf Erdnuss, Haselnuss<br />

<strong>und</strong> Mandel, wurden durchgeführt bei Produkten<br />

mit „kann … enthalten“- Deklaration dieser Allergene. In<br />

40 % dieser Proben waren Allergene auch nachweisbar; zum<strong>in</strong>dest<br />

bei den e<strong>in</strong>heimischen Herstellern wurde diese Art<br />

der Kennzeichnung auf den Prüfstand genommen (s.u.).<br />

Untersucht wurden alle verpackten Lebensmittel, Schwerpunkte<br />

waren Backwaren, Nudeln, Schokolade, Wurstwaren<br />

<strong>und</strong> Fertiggerichte.<br />

Die Ergebnisse bei den am häufigsten untersuchten Allergenen<br />

(verpackte Ware ohne H<strong>in</strong>weise auf die jeweiligen<br />

Allergene) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Grafik dargestellt.<br />

Der Anteil positiver Proben lag bei diesen Allergenen zwischen<br />

3 <strong>und</strong> 25 % <strong>und</strong> hat sich gegenüber 2005 – also<br />

vor dem Inkrafttreten der Kennzeichnungspflicht – jeweils<br />

kaum verändert.<br />

Erfreulicherweise wurde <strong>in</strong> nur wenigen Proben (z. B. Schokolade,<br />

s. u.) nicht deklarierte Erdnuss nachgewiesen. Bei<br />

Erdnussallergikern können schwerwiegende Symptome<br />

auch nach Aufnahme ger<strong>in</strong>ger Mengen auftreten.<br />

Grafik:<br />

Allergenuntersuchungen 2006 – verpackte Ware<br />

ohne H<strong>in</strong>weis<br />

positive Proben negative Proben<br />

Wurstwaren – Senf <strong>und</strong> andere Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

Insgesamt 82 verpackte Wurstprodukte aus <strong>in</strong>dustrieller<br />

<strong>und</strong> handwerklicher Herstellung wurden im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

b<strong>und</strong>esweiten Überwachungsprogramms auf Allergene<br />

überprüft. In knapp jeder fünften untersuchten Wurstprobe<br />

waren nicht deklarierte Verunre<strong>in</strong>igungen durch Senf nachweisbar,<br />

jede zehnte enthielt Milchprote<strong>in</strong> ohne entsprechende<br />

H<strong>in</strong>weise, hier bis zu 350 Milligramm des Milchprote<strong>in</strong>s<br />

Case<strong>in</strong>. Weitere nachgewiesene Allergene waren<br />

Sellerie <strong>und</strong> Gluten, obwohl die betroffenen Produkte sogar<br />

als „glutenfrei“ beworben waren.<br />

In e<strong>in</strong>igen Fällen zeigten die Ermittlungen vor Ort, dass<br />

der Senf- <strong>und</strong> der Sellerie-E<strong>in</strong>trag über die Gewürze erfolgte<br />

<strong>und</strong> nicht als kennzeichnungsfreie Kontam<strong>in</strong>ation<br />

zu bewerten ist.<br />

Nussallergiker: Vorsicht bei Schokolade!<br />

Spuren von Haselnüssen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen Schokoladen enthalten,<br />

obwohl die Rezeptur dies eigentlich nicht vorsieht.<br />

So waren von 140 auf Haselnuss untersuchten Proben 81<br />

(= 58 %) positiv. Da Haselnüsse vor allem über „cross contacts“<br />

bei der Herstellung <strong>in</strong> Schokoladen gelangen können,<br />

weisen sehr viele Hersteller <strong>in</strong> der Kennzeichnung auf<br />

mögliche Spuren h<strong>in</strong> (siehe auch Kapitel II, Betriebskontrollen).<br />

So enthielten fast alle positiv getesteten Erzeugnisse<br />

e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf Spuren an Nüssen. Allerd<strong>in</strong>gs wurden<br />

<strong>in</strong> 14 Proben Anteile zum Teil deutlich über 100 Milligramm<br />

pro Kilogramm, <strong>in</strong> 4 Proben gar über 10 Gramm (bis zu 23<br />

Gramm) pro Kilogramm festgestellt. Solche Anteile können<br />

ke<strong>in</strong>eswegs mehr als „Spur“ angesehen werden.<br />

Deutlich besser ist die Situation bei der für Allergiker besonders<br />

kritischen Erdnuss; <strong>in</strong>sgesamt nur zwei von 59<br />

Schokoladen-Proben ohne H<strong>in</strong>weis auf Erdnuss waren positiv.<br />

Erdnuss-Spuren waren auch bei Spurendeklaration <strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>er der <strong>in</strong> Baden-Württemberg hergestellten Schokoladenprodukte<br />

nachweisbar.<br />

Probenzahl<br />

250<br />

200<br />

250<br />

200<br />

150<br />

150<br />

100<br />

100<br />

50<br />

50<br />

0<br />

0<br />

Erdnuss<br />

Haselnuss<br />

Mandel<br />

Sellerie<br />

Senf<br />

Glutenhaltiges<br />

Getreide<br />

Milch, Case<strong>in</strong>,<br />

ß-Lactoglobul<strong>in</strong><br />

Ei<br />

Soja<br />

Allergene_verpackt 2006


Lebensmittelallergene Jahresbericht 2006 113<br />

Untersuchungen bei „glutenfreien“ Produkten<br />

Etwa jede tausendste Person leidet <strong>in</strong> Deutschland an Zöliakie (synonym:<br />

Untersuchungsergebnisse 2006<br />

Sprue), e<strong>in</strong>er chronischen Erkrankung des Dünndarms. Verursacht<br />

Mit 35 % gegenüber 21 % im Vorjahr<br />

wird Zöliakie durch bestimmte Getreideprote<strong>in</strong>e, dem Gluten. Problematische<br />

glutenhaltige Getreidearten s<strong>in</strong>d vor allem Weizen <strong>und</strong> D<strong>in</strong>kel,<br />

hat der Anteil der auf Gluten positiv<br />

getesteten Proben deutlich zugenommen.<br />

Insgesamt 17 von 81 „gluten-<br />

Roggen <strong>und</strong> Gerste.<br />

Zöliakiepatienten müssen sich lebenslang von glutenfreien<br />

frei“ gekennzeichneten Proben enthielten Glutenanteile<br />

Lebensmitteln ernähren. Hersteller von Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> über 20 Milligramm pro Kilogramm (maximal 192 mg / kg<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung sowie e<strong>in</strong>e Reihe von Backwaren- <strong>und</strong> <strong>in</strong> Teigwaren).<br />

Teigwarenherstellern bieten daher eigens „glutenfreie“ Allerd<strong>in</strong>gs wurden schwerpunktmäßig Produkte von Betrieben<br />

Produkte an, bei deren Herstellung e<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung<br />

untersucht, die auch <strong>in</strong> den Vorjahren bereits Auffäl-<br />

durch Gluten bzw. glutenhaltigen Getreidearten unbed<strong>in</strong>gt ligkeiten zeigten. So werden teilweise neben glutenfreien<br />

vermieden werden soll. Die Produkte s<strong>in</strong>d durch das durchgestrichene<br />

auch glutenhaltige Erzeugnisse (z. B. auch D<strong>in</strong>kel) auf den-<br />

Ährensymbol erkennbar.<br />

selben Produktionsl<strong>in</strong>ien verarbeitet.<br />

E<strong>in</strong> besonders betroffener Betrieb wurden aufgefordert,<br />

< 20 mg / kg (Grenzwert)<br />

se<strong>in</strong>e Eigenkontroll- <strong>und</strong> Trennungsmaßnahmen zu verbessern.<br />

> 20 mg / kg<br />

Stark erhöhte, bei Zöliakiepatienten ges<strong>und</strong>heitsgefährdende<br />

> 2 000 mg / kg (0 %)<br />

Anteile von Gluten über 2000 Milligramm pro Kilogramm<br />

wurden im Gegensatz zu 2005 jedoch nicht festgestellt.<br />

Grafik: Untersuchungs ergebnisse<br />

21 %<br />

14 %<br />

35 % positiv<br />

65 % negativ<br />

Gluten 2006<br />

Codex Alimentarius – Standard für „glutenfreie“ Produkte noch nicht verabschiedet<br />

Zöliakiepatienten reagieren unterschiedlich stark auf<br />

Gluten. Teilweise können – ähnlich wie bei Lebensmittelallergenen<br />

– bereits sehr niedrige Glutenmengen<br />

Symptome auslösen.<br />

Seit geraumer Zeit wird durch den Codex Alimentarius<br />

e<strong>in</strong> weltweiter Standard ausgearbeitet, im Jahr 2006<br />

wurden die Grenzwert-Vorschläge noch e<strong>in</strong>mal leicht<br />

verändert (s. u.).<br />

Erfahrungsgemäß wird laut Deutscher Gesellschaft für<br />

Zöliakie e<strong>in</strong>e Gesamtmenge von 10 mg pro Tag als tolerabel<br />

angesehen.<br />

Lebensmittel<br />

aktueller Vorschlag Codex Alimentarius Grenzwert<br />

(<strong>in</strong> mg Gluten im verzehrsfertigen Lebensmittel)<br />

aus natürlicherweise glutenfreien Zutaten (z. B. Mais, Reis) 20<br />

hergestellt aus ursprünglich glutenhaltigen Rohstoffen (z. B. Weizenstärke) 200<br />

Tabelle:<br />

Neue Grenzwert-<br />

Vorschläge für den<br />

Codex Alimentarius


114 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

Weiterh<strong>in</strong> nur <strong>in</strong> Form von Verunre<strong>in</strong>igungen gelangen gentechnische Veränderungen hier zu Lande <strong>in</strong><br />

Lebensmittel. Gentechnisch veränderte (gv) Produkte mit entsprechender Kennzeichnung s<strong>in</strong>d dagegen so<br />

gut wie nicht anzutreffen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs haben 2006 die F<strong>und</strong>e von nicht zugelassenem gv Reis die Diskussion um die Gentechnik <strong>in</strong><br />

Lebensmitteln wieder entfacht. Auch die Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Pflanzen (GVP) <strong>in</strong><br />

der EU s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>s Stocken geraten. Ende 2006 standen 30 Zulassungen bei Mais, Raps, Soja <strong>und</strong> Baumwolle<br />

<strong>in</strong>zwischen 36 offenen Zulassungsanträgen gegenüber.<br />

Wenn auch die Gentechnik bei Lebensmitteln derzeit noch<br />

e<strong>in</strong>en Bogen um Europa macht, ist sie weltweit weiter auf<br />

dem Vormarsch. GVP wurden 2006 <strong>in</strong> den USA auf knapp<br />

90 % der Soja- sowie 60 % der Maisanbauflächen geerntet.<br />

Aber auch <strong>in</strong> Brasilien, dem weltweit wichtigsten Anbauland<br />

für konventionelle Soja, hat besonders <strong>in</strong> den südlichen<br />

Regionen der Anbau von gv Soja stark zugenommen.<br />

GVP können über Importe aus Anbauländern oder durch<br />

verunre<strong>in</strong>igtes Saatgut auch <strong>in</strong> hier vermarktete Lebensmittel<br />

gelangen.<br />

Aktuelle Informationen über Zulassungsanträge, den derzeitigen<br />

Stand des Anbaus von GVP <strong>und</strong> des E<strong>in</strong>satzes<br />

der Gentechnik im Lebensmittelbereich s<strong>in</strong>d unter www.<br />

transgen.de zugänglich.<br />

Grenzwerte, Auslöseschwellenwerte <strong>und</strong> Nulltoleranz<br />

Seit 2004 beträgt der Grenzwert für<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen durch GVP 0,9 %.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gilt dieser nur für GVP, welche<br />

das europäische Zulassungsverfahren<br />

durchlaufen haben. Wird dieser<br />

Wert überschritten, müssen die Produkte<br />

gekennzeichnet werden.<br />

Derzeit werden <strong>in</strong> praktisch allen positiven<br />

Lebensmittelproben Anteile<br />

unter 0,9 % festgestellt. Handelt es<br />

sich um zugelassene GVP, können<br />

diese von der Kennzeichnungspflicht<br />

befreit werden. Dazu muss aber der<br />

Nachweis vorliegen, dass die festgestellten<br />

gentechnischen Veränderungen<br />

„zufällig“ oder „technisch nicht zu<br />

vermeiden“ s<strong>in</strong>d. Entsprechende Ermittlungen<br />

vor Ort müssen hier noch<br />

zur Klärung beitragen. Hierbei wird <strong>in</strong>sbesondere<br />

überprüft, ob die Eigenkontrollmaßnahmen<br />

zur Vermeidung von<br />

gentechnischer Veränderungen angemessen<br />

<strong>und</strong> ausreichend waren.<br />

Nur Anteile zugelassener GVP unter<br />

0,1 % können <strong>in</strong> der Regel von der<br />

Kennzeichnungspflicht befreit werden.<br />

Dieser Wert wird von der Lebensmittelüberwachung,<br />

aber auch<br />

bei Eigenkontrollen der Hersteller oft<br />

als Auslöse-Schwellenwert für weitere<br />

Ermittlungen bzw. Ursachenforschung<br />

herangezogen. Handelt es sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

um nicht zugelassene GVP, s<strong>in</strong>d<br />

selbst ger<strong>in</strong>ge Verunre<strong>in</strong>igungen nicht<br />

zulässig. Auch mit Kennzeichnung<br />

dürfen diese Produkte nicht auf den<br />

Markt (s. Tabelle).<br />

Abb.:<br />

Nicht zugelassener Reis –<br />

auch ger<strong>in</strong>ge Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

(z. B. e<strong>in</strong>zelne Körner)<br />

s<strong>in</strong>d nicht erlaubt.<br />

Tabelle:<br />

GVP-Anteile <strong>in</strong><br />

Lebens- <strong>und</strong><br />

Futtermitteln<br />

sowie rechtliche<br />

Vorgaben<br />

Status<br />

zugelassen<br />

GVP-Anteil im Erzeugnis<br />

(bezogen auf die jeweilige Zutat)<br />

> 0,9 %<br />

> 0,1 % – 0,9 %<br />

Beispiele<br />

Ro<strong>und</strong>up Ready Soja (GTS 40-3-2),<br />

Bt-Mais (Bt11, MON 810)<br />

Maßnahme<br />

Kennzeichnung<br />

Kennzeichnung,<br />

sofern nicht zufällig oder<br />

technisch unvermeidbar<br />

nicht zugelassen<br />

jegliche Verunre<strong>in</strong>igung<br />

durch GVP<br />

LL601-Reis,<br />

Bt-Reis,<br />

gv Papaya<br />

Verkehrsverbot


Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln Jahresbericht 2006 115<br />

Untersuchungsergebnisse 2006<br />

Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 653 Lebensmittelproben auf Bestandteile<br />

aus GVP untersucht. Insgesamt wurden <strong>in</strong> 108 Fällen (= 17 %) positive<br />

Bef<strong>und</strong>e erhalten. Schwerpunkte der Untersuchungen waren Reis,<br />

Soja, Mais <strong>und</strong> Raps. Daneben wurden auch stichprobenartig Papayas,<br />

Tomaten-, Zuckerrüben- <strong>und</strong> Kartoffelerzeugnisse auf GVP überprüft.<br />

Reis<br />

Verdachtsmomente, dass sich nicht<br />

zugelassener, gv Reis auch auf dem<br />

deutschen Markt bef<strong>in</strong>det, wurden<br />

Ende August publik. US-Langkornreis<br />

sowie ch<strong>in</strong>esische Reisprodukte sollten<br />

betroffen se<strong>in</strong>. Reis wird bereits<br />

seit 2005 stichprobenweise auf gentechnisch<br />

veränderte Anteile untersucht,<br />

allerd<strong>in</strong>gs mit Schwerpunkt auf<br />

Reis asiatischer Herkunft. Bisher gab<br />

es nur dort Anhaltspunkte für e<strong>in</strong>en<br />

verstärkten, möglicherweise illegalen<br />

Anbau von gv Reis.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der aktuellen Entwicklung<br />

wurden ab September <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg die Untersuchungen<br />

bei Langkornreis mit US-amerikanischer<br />

Herkunft sowie bei Reisnudeln<br />

aus Ch<strong>in</strong>a wesentlich verstärkt. Zum<br />

Jahresende waren knapp 200 Proben<br />

untersucht, <strong>und</strong> der Verdacht hat sich<br />

bei e<strong>in</strong>igen Erzeugnissen bestätigt<br />

(s. Grafik).<br />

In <strong>in</strong>sgesamt 31 von 195 Proben wurden<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen durch nicht zugelassenen<br />

gv Reis festgestellt.<br />

Die Verunre<strong>in</strong>igungen bewegten sich<br />

zwar durchweg im sehr niedrigen Spurenbereich,<br />

aber derzeit s<strong>in</strong>d selbst<br />

solche Spuren an nicht zugelassenem<br />

gentechnisch verändertem Reis verboten<br />

(s.u.).<br />

US-Langkornreis<br />

E<strong>in</strong>er der größten amerikanischen<br />

Reishersteller hatte bei Qualitätskontrollen<br />

Anfang 2006 Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

durch nicht zugelassenen, gentechnisch<br />

veränderten, herbizidresistenten<br />

„LibertyL<strong>in</strong>k“-Reis (LL601) festgestellt.<br />

Im August <strong>in</strong>formierte die für die<br />

Entwicklung der Sorte LL601 verantwortliche<br />

Firma Bayer Crop Science<br />

die Öffentlichkeit über mögliche Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

<strong>in</strong> US-Langkornreis.<br />

Als Reaktion auf diese Mitteilung<br />

aus den USA hatte die EU-Kommission<br />

im August e<strong>in</strong>e Dr<strong>in</strong>glichkeitsentscheidung<br />

verabschiedet, wonach<br />

bestimmter Langkornreis aus den<br />

USA nur noch mit e<strong>in</strong>em Zertifikat <strong>in</strong><br />

die EU e<strong>in</strong>geführt werden darf, welches<br />

besche<strong>in</strong>igt, dass ke<strong>in</strong> LL601-<br />

Reis enthalten ist.<br />

Als festgestellt wurde, dass weiterh<strong>in</strong><br />

verunre<strong>in</strong>igte Reis-Partien hierher gelangten,<br />

wurden im November 2006<br />

die Maßnahmen nochmals verschärft<br />

<strong>und</strong> bei allen Langkornreissendungen<br />

aus den USA e<strong>in</strong>e genau beschriebene<br />

amtliche Untersuchung an der<br />

E<strong>in</strong>gangszollstelle vorgeschrieben.<br />

Nur wenn danach LL601-Reis nicht<br />

nachweisbar ist, darf der Reis <strong>in</strong> die<br />

EU gelangen.<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

USA Ch<strong>in</strong>a Sonstige / Gesamt<br />

o. A.<br />

Gen Reis 2006<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Prozent<br />

Probenzahl<br />

davon positiv<br />

Grafik:<br />

Untersuchung von Reisproben<br />

auf gentechnische Veränderungen<br />

(nach Herkunftsländern)


116 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Verunre<strong>in</strong>igtes Saatgut als wahrsche<strong>in</strong>liche Ursache für LL601-Fall<br />

Noch fehlen genaue Informationen, doch sehr wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

wurde US-Langkornreis über das Saatgut mit<br />

nicht zugelassenem LL601-Reis verunre<strong>in</strong>igt. Zwischen<br />

1999 <strong>und</strong> 2001 wurden am Reisforschungs<strong>in</strong>stitut der<br />

Universität Louisiana mehrere herbizidresistente Reis-<br />

Sorten, so auch LL601, im Auftrag der Firma Aventis<br />

Crop Science im Freiland getestet. Nach Übernahme<br />

durch Bayer Crop Science wurden die Tests mit LL601<br />

nicht weiter verfolgt. Dennoch muss es zu e<strong>in</strong>er Verunre<strong>in</strong>igung<br />

des dort hergestellten, konventionellen Basis-<br />

Saatguts gekommen se<strong>in</strong>, möglicherweise aufgr<strong>und</strong><br />

von Durchwuchs aus Reiskörnern,<br />

die nicht vollständig von dem ehemaligen<br />

Freisetzungsareal entfernt<br />

worden s<strong>in</strong>d. Bei der Vermehrung<br />

von Saatgut aus verunre<strong>in</strong>igtem<br />

Basis-Saatgut kann es zu e<strong>in</strong>er<br />

großflächigen Ausbreitung von<br />

LL601-Reis gekommen se<strong>in</strong>. Mittlerweile<br />

ist LL601-Reis <strong>in</strong> den USA<br />

nachträglich zugelassen worden,<br />

allerd<strong>in</strong>gs wurde bisher ke<strong>in</strong> Zulassungsantrag<br />

<strong>in</strong> der EU gestellt.<br />

In <strong>in</strong>sgesamt 28 Proben, darunter 24 Proben mit deklarierter<br />

US-Herkunft, wurde LL601 Reis <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />

Anteilen unter 0,05 % nachgewiesen. Der hohe Anteil<br />

positiver Proben von 51 % bei US-Reis erklärt sich auch<br />

durch die gezielte Auswahl verdächtiger Produkte; teilweise<br />

wurden verschiedene Chargen desselben Erzeugnisses<br />

beprobt. Dennoch zeigte sich, dass viele<br />

Reislieferungen aus den USA solche ger<strong>in</strong>gen Kontam<strong>in</strong>ationen<br />

durch LL601 Reis aufwiesen. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

Verkehrsverbotes für nicht zugelassenen gentechnisch<br />

veränderten Reis mussten große Warenmengen vom<br />

Markt zurückgerufen werden. En-<br />

de des Jahres wurden ke<strong>in</strong>e Reisimporte<br />

aus den USA mehr festgestellt.<br />

Dennoch werden Langkornreisproben,<br />

vor allem von Großverteilern<br />

<strong>und</strong> großen Verarbeitungsbetrieben,<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg auch<br />

2007 stichprobenartig weiter untersucht.<br />

Ch<strong>in</strong>esische Reisnudeln<br />

In Ch<strong>in</strong>a wird bereits seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

<strong>in</strong>tensiv an der Entwicklung von<br />

gentechnisch veränderten Reis-L<strong>in</strong>ien<br />

gearbeitet, die durch e<strong>in</strong> zusätzliches<br />

Prote<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>em Bakterium (Bacillus<br />

thur<strong>in</strong>giensis-Tox<strong>in</strong>) resistent gegen<br />

Schad<strong>in</strong>sekten gemacht wurden.<br />

Dieser Bt-Reis wurde <strong>in</strong> größerem<br />

Umfang <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a im Freiland getestet,<br />

aber noch nicht für Lebensmittelzwecke<br />

zugelassen.<br />

Untersuchungen zeigten, dass speziell<br />

Reisnudeln aus Ch<strong>in</strong>a Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

durch Bt-Reis aufweisen<br />

können. In Baden-Württemberg wurden<br />

im September Asia-Läden <strong>in</strong>tensiv<br />

auf entsprechende Produkte h<strong>in</strong><br />

überprüft.<br />

Insgesamt wurden bei 3 von 25 Proben<br />

verschiedener Reisnudel-Erzeugnisse<br />

Spuren an nicht zugelassenem<br />

Bt-Reis festgestellt. Die beiden betroffenen<br />

Erzeugnisse wurden relativ<br />

selten <strong>in</strong> Asia-Märkten angetroffen, es<br />

handelt sich also eher um „Exoten“.


Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln Jahresbericht 2006 117<br />

Sojaprodukte<br />

Gentechnische Veränderungen s<strong>in</strong>d bei Sojaprodukten<br />

weiterh<strong>in</strong> am häufigsten nachweisbar. Auch 2006<br />

war e<strong>in</strong> Drittel der untersuchten Proben (61 von 181<br />

Proben = 34 %) positiv. Somit blieb der Anteil positiver<br />

Proben im Vergleich mit den Vorjahren konstant<br />

(s. Grafik). Allerd<strong>in</strong>gs wurden erstmals ke<strong>in</strong>e Überschreitungen<br />

des Kennzeichnungsgrenzwertes von<br />

0,9 % mehr festgestellt.<br />

Abb.:<br />

Beispiel für e<strong>in</strong><br />

korrekt etikettiertes<br />

Sojaöl aus<br />

gentechnisch<br />

veränderter Soja<br />

Kennzeichnungsgrenzwert von 0,9 % erstmals<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Probe überschritten<br />

Die Hersteller von Lebensmitteln s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv<br />

bemüht, kennzeichnungspflichtige Produkte zu vermeiden.<br />

Bei ke<strong>in</strong>em der untersuchten Sojaprodukte war der Kennzeichnungsgrenzwert<br />

von 0,9 % überschritten. Lebensmittel,<br />

die mehr als 0,9 % an gv Soja enthalten, waren auch<br />

bisher allenfalls <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren russischen, asiatischen oder<br />

türkischen Spezialitätengeschäften anzutreffen.<br />

E<strong>in</strong> solches, korrekt gekennzeichnetes Öl aus gv Soja wurde<br />

beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Asia-Shop gef<strong>und</strong>en.<br />

Sojalecith<strong>in</strong>e: kaum Auffällig keiten<br />

Ger<strong>in</strong>g war auch der Verunre<strong>in</strong>igungsgrad bei Sojalecith<strong>in</strong>en.<br />

Diese werden <strong>in</strong> großen Mengen, z. B. bei der Herstellung<br />

von Schokolade benötigt. Trotz der weltweiten Verknappung<br />

standen den Herstellern offensichtlich noch genügend Lecith<strong>in</strong>e<br />

aus konventioneller Soja – zumeist brasilianischer<br />

Herkunft – zur Verfügung. In 5 von 20 Proben wurden Spuren<br />

gentechnisch veränderte Bestandteile nachgewiesen,<br />

die teilweise nicht exakt quantifiziert werden konnten. Anhand<br />

e<strong>in</strong>er Überprüfung der Lieferdokumente, <strong>in</strong> der Regel<br />

zurückverfolgend bis zum Rohstoff (Sojabohnen), konnte<br />

jedoch von den betroffenen Lebensmittelherstellern dargelegt<br />

werden, dass es sich um technisch unvermeidbare<br />

<strong>und</strong> daher nicht kennzeichnungspflichtige Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

handelte.<br />

Anteile positiver Proben<br />

Anteile an Proben über 1 % bzw. 0,9 % GVP *<br />

Ke<strong>in</strong>e Kennzeichnung unter 0,9 %?<br />

Auch der Anteil von Proben, die zwischen 0,1 % <strong>und</strong><br />

0,9 % an gv Soja (Ro<strong>und</strong>up Ready Soja) aufwiesen,<br />

hat gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Bei 13<br />

Proben (entsprechend 7 % der Sojaerzeugnisse; Vorjahr:<br />

11 %) waren Ermittlungen vor Ort erforderlich,<br />

ob die festgestellten Anteile tatsächlich zufällig <strong>und</strong><br />

technisch unvermeidbar waren. Besonders häufig<br />

war hier Sportlernahrung auf Basis von Sojaeiweiß<br />

betroffen.<br />

Maisprodukte<br />

Seit 2003 rückläufig ist der Anteil der positiven Maisproben<br />

(s. Grafik). Nunmehr lediglich 10 von 136 (= 7 %) der<br />

Maisproben enthielten gv Mais. Nachgewiesen wurden<br />

Spuren der zugelassenen Mais-Events NK603, MON810,<br />

T25, Bt11 <strong>und</strong> Bt176. Lebensmittelhersteller greifen bei<br />

Mais-Rohstoffen zumeist auf deutsche, französische <strong>und</strong><br />

italienische Ware zurück. Da <strong>in</strong> diesen Ländern derzeit ke<strong>in</strong><br />

kommerzieller Anbau von gv Mais stattf<strong>in</strong>det, besteht hier<br />

auch nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Verunre<strong>in</strong>igungsrisiko. Positive Bef<strong>und</strong>e<br />

waren bis auf e<strong>in</strong>e Ausnahme (s. Ernteproben) nur<br />

im Spurenbereich unter 0,1 % feststellbar <strong>und</strong> lassen sich<br />

am ehesten durch ger<strong>in</strong>gfügig kontam<strong>in</strong>iertes Saatgut erklären.<br />

Grafik:<br />

Anteile positiver Proben bei Soja- <strong>und</strong> Maiserzeugnissen<br />

von 2000 bis 2006<br />

* bisheriger <strong>und</strong> jetziger Kennzeichnungsgrenzwert (seit 04 / 2004)<br />

35<br />

30<br />

Soja<br />

Mais<br />

35<br />

30<br />

Prozent<br />

25<br />

25<br />

20<br />

20<br />

15<br />

15<br />

10<br />

10<br />

5<br />

5<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Gen Entwicklung 2006<br />

0


118 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Tabelle:<br />

Untersuchung von<br />

Lebensmitteln mit<br />

Soja <strong>und</strong> Mais<br />

auf Bestandteile<br />

von gentechnisch<br />

veränderten<br />

Organismen<br />

Produktgruppe<br />

(Auswahl)<br />

Zahl der<br />

untersuchten<br />

Proben<br />

Zahl der<br />

negativen *<br />

Proben<br />

Zahl der<br />

positiven<br />

Proben<br />

Proben<br />

> 0,9 %<br />

Proben<br />

> 0,1 – 0,9 %<br />

Proben<br />

0,1 %<br />

<strong>und</strong> weniger<br />

Gesamt Soja-Erzeugnisse, 181 120 61 0 13 48<br />

Erzeugnisse mit Zutat Soja<br />

Sojaschrot, -flocken, -mehl 33 19 14 0 0 14<br />

Sojaprote<strong>in</strong>, -isolat 11 4 7 0 2 5<br />

Tofu, -erzeugnisse,<br />

41 27 14 0 2 12<br />

Wurstwaren auf Tofubasis<br />

Sportlernahrung, Eiweißkonzentrate<br />

13 3 10 0 5<br />

5<br />

auf Sojabasis<br />

(max. 0,38 %)<br />

Lecith<strong>in</strong> 20 15 (3) 5 0 (3) 2<br />

Gesamt Maiserzeugnisse 136 126 10 0 1 9<br />

Maiskörner (auch Ernte 2006), 33 28 5 0 1<br />

4<br />

Popcorn-Mais<br />

(0,36 % Bt176)<br />

Maisgrieß, Maismehl 33 30 3 0 0 3<br />

Maischips, Tortillachips 28 34 1 0 0 1<br />

* Die Nachweisgrenze betrug <strong>in</strong> der Regel 0,05 % Anteil gentechnisch veränderter Soja bzw. Mais (bestimmt als Anteil<br />

gentechnisch veränderter DNA, bezogen auf die jeweilige Spezies-DNA). Überschritt die Sensitivität bzw. Bestimmungs -<br />

grenze der Methode <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe diesen Wert deutlich oder lagen diese gar über dem Grenzwert von 0,9 %, wurde e<strong>in</strong>e<br />

Dokumentenprüfung erforderlich (Probenzahl <strong>in</strong> Klammern).<br />

Öko-Monitor<strong>in</strong>g Soja <strong>und</strong> Mais<br />

ÖKO ?<br />

Immer weniger Bio-Lebensmittel aus Soja <strong>und</strong> Mais s<strong>in</strong>d<br />

durch gentechnische Veränderungen verunre<strong>in</strong>igt (s. Grafik).<br />

2006 waren 42 % der konventionellen Sojaprodukte, aber<br />

nur 13 % der Bio-Produkte durch gv Soja betroffen. Konventionelle<br />

„non-GMO“- Ware wird sehr häufig <strong>in</strong> Brasilien<br />

geordert, auf den langen Transport- <strong>und</strong> Verarbeitungswegen<br />

kann zumeist zwar e<strong>in</strong> niedriger Verunre<strong>in</strong>igungsgrad<br />

gewährleistet werden, e<strong>in</strong>e völlige Abwesenheit von gv<br />

Soja ist aber schwer erreichbar. Anders im Öko-Bereich, wo<br />

aufgr<strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gerer Bedarfsmengen noch häufig auf e<strong>in</strong>heimische<br />

Ernte (z. B. D, A) zurückgegriffen werden kann.<br />

Bei Mais s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen ökologischer <strong>und</strong><br />

konventioneller Ware eher ger<strong>in</strong>g (6% bzw. 8 % positive<br />

Proben), da hier jeweils Ware aus Herkunftsländern oh-<br />

ne nennenswerten Anbau von gv Mais e<strong>in</strong>gesetzt wird.<br />

Die Lebensmittelüberwachung <strong>in</strong> Deutschland toleriert<br />

bei Öko-Produkten <strong>in</strong> der Regel Verunre<strong>in</strong>igungen durch<br />

GVP bis zu 0,1 %. Wie auch <strong>in</strong> den 3 vergangenen Jahren<br />

wurden bei ke<strong>in</strong>er Probe GVP-Anteile über 0,1 % festgestellt,<br />

sodass die Behörden <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall weiter gehende<br />

Ermittlungen e<strong>in</strong>leiten mussten, ob ggf. e<strong>in</strong> Verstoß gegen<br />

die Öko-Verordnung vor lag.<br />

Grafiken:<br />

Anteile (<strong>in</strong> %) positiver Proben bei Soja- <strong>und</strong> Maiserzeugnissen<br />

von 2000 bis 2006; Vergleich Bio – Konventionell<br />

Bio<br />

konventionell<br />

Prozent<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Soja<br />

Mais<br />

2003 2004 2005 2006 2003 2004 2005 2006<br />

Gen Anteile 2006


Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln Jahresbericht 2006 119<br />

Raps<br />

Gentechnisch veränderter Raps wird besonders <strong>in</strong> Nordamerika<br />

(v. a. Kanada) <strong>in</strong> großem Umfang angebaut, während<br />

e<strong>in</strong>e Zulassung zum Anbau <strong>in</strong> der EU noch nicht abzusehen<br />

ist. Dennoch wurde weiterh<strong>in</strong> vorsorglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Monitor<strong>in</strong>g-Programm Rapssaat sowie kaltgepresste Rapsöle<br />

von baden-württembergischen Ölmühlen auf gentechnische<br />

Veränderungen untersucht. In e<strong>in</strong>er von <strong>in</strong>sgesamt<br />

59 Proben wurden Spuren (unter 0,05 %) von gentechnisch<br />

verändertem Raps GT 73 nachgewiesen. Derartig ger<strong>in</strong>ge<br />

Anteile dieser zur Verarbeitung zugelassenen Rapssorte<br />

wurden als zufällig <strong>und</strong> technisch unvermeidbar angesehen.<br />

Auch 2006 wurde die Untersuchung e<strong>in</strong>heimischer Rapssowie<br />

Blütenhonige auf gentechnisch veränderten Raps<br />

fortgesetzt. In ke<strong>in</strong>em der 37 untersuchten Honige aus<br />

Baden-Württemberg war gv Raps nachweisbar. Dagegen<br />

enthielten die Pollen kanadischer Rapshonige <strong>in</strong> allen 5<br />

Proben Erbsubstanz aus gv Raps (Event GT 73 sowie MSx-<br />

RFx-Events), jeweils <strong>in</strong> Anteilen über 10 %. Dies dürfte allerd<strong>in</strong>gs<br />

angesichts e<strong>in</strong>es Flächenanteils von 80 % bei gv<br />

Sorten <strong>in</strong> Kanada kaum zu vermeiden se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Kennzeichnung<br />

solcher Honige ist weiterh<strong>in</strong> nicht erforderlich. In e<strong>in</strong>er<br />

gutachterlichen Stellungnahme hat der maßgebende<br />

Europäische Lebensmittelausschuss dargelegt, dass nur<br />

Pollenanteile im Honig über 0,9 % zu kennzeichnen s<strong>in</strong>d.<br />

Honige enthalten allerd<strong>in</strong>gs zumeist nicht mehr als 0,1 %<br />

Pollen, sodass dieser Wert auch bei hohen relativen Anteilen<br />

von gv Pollen (d. h. bezogen auf den Pollenanteil des<br />

Honigs) nicht überschritten wird.<br />

Probenzahl<br />

Untersuchungen bei Ernteproben<br />

Bei den landwirtschaftlichen Erfassungsstellen der Mais<strong>und</strong><br />

Rapsernte, also weitgehend am Ursprung der Lebensmittel-<br />

oder Futtermittelkette, können Kontrollen besonders<br />

wirksam <strong>und</strong> effektiv angesetzt werden. Geme<strong>in</strong>sam mit<br />

der Futtermittelüberwachung Baden-Württembergs wird<br />

daher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em jährlichen Stichprobenprogramm die badenwürttembergische<br />

Soja-, Mais- <strong>und</strong> Rapsernte auf eventuelle<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen durch GVP-Bestandteile untersucht.<br />

Während <strong>in</strong> den untersuchten 8 Soja- sowie 27<br />

Rapsproben jeweils ke<strong>in</strong>e gentechnische<br />

Veränderungen nachweisbar waren,<br />

wurden <strong>in</strong> 4 von 34 Maisproben positive<br />

Bef<strong>und</strong>e erhalten, 3 davon<br />

mit gv Anteilen unter 0,1 %.<br />

E<strong>in</strong>e Maisprobe von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelanlieferung<br />

e<strong>in</strong>es Landwirts<br />

enthielt 0,36 % der zugelassenen<br />

gv Maissorte Bt176. Umfangreiche<br />

Nachuntersuchungen<br />

an der Erfassungsstelle ergaben<br />

jedoch ke<strong>in</strong>e weiteren Auffälligkeiten,<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen an gv Mais Bt176<br />

waren bei diesen weiteren Proben nicht feststellbar.<br />

Die Ursache für die Verunre<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Ernteprobe konnte nicht geklärt werden, vermutlich war<br />

diese auf kontam<strong>in</strong>iertes Saatgut zurückzuführen.<br />

Sonstige pflanzliche Lebensmittel<br />

Auch weitere gv Nutzpflanzen werden bereits kommerziell<br />

angebaut. Der Anbau der meisten Pflanzen hat allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur untergeordnete oder regionale Bedeutung.<br />

Stichprobenartig wurden <strong>in</strong>sgesamt 40 Proben von Kartoffelchips,<br />

Tomatenkonserven, Zuckerrüben, Papayas <strong>und</strong><br />

gelben Zucch<strong>in</strong>i untersucht. Bei ke<strong>in</strong>er der untersuchten<br />

Proben ergaben sich im Screen<strong>in</strong>g Anhaltspunkte auf gentechnische<br />

Veränderungen.<br />

davon positiv<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Soja Mais Raps<br />

Gen Ernteproben 2006<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5 Grafik:<br />

0 Ernteproben 2006


120 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Bestrahlung von Lebensmitteln<br />

Seit Juni 2006 dürfen außer bestrahlten getrockneten Kräutern / Gewürzen<br />

auch bestrahlte Froschschenkel <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> den Verkehr gebracht<br />

werden.<br />

Grafiken:<br />

ESR-Spektrum<br />

von bestrahlten<br />

(oben) <strong>und</strong> unbestrahlten<br />

(unten)<br />

Froschschenkeln<br />

Im Juni 2006 hat das B<strong>und</strong>esamt für<br />

Verbraucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit<br />

(BVL) dem Antrag e<strong>in</strong>er<br />

niederländischen Firma auf Erlass<br />

e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>verfügung stattgegeben<br />

(www.bvl.b<strong>und</strong>.de > Presse-<br />

<strong>und</strong> H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formationen ><br />

11.08.2006).<br />

Nach den Vorgaben des § 54 Lebensmittel-<br />

<strong>und</strong> Futtermittelgesetz (LFGB)<br />

dürfen rechtmäßig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em EU-Mitgliedsstaat<br />

im Verkehr bef<strong>in</strong>dliche<br />

oder auch hergestellte Lebensmittel<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nach Deutschland verbracht<br />

werden. Voraussetzung ist jedoch,<br />

dass die betroffenen Erzeugnisse<br />

ges<strong>und</strong>heitlich unbedenklich<br />

s<strong>in</strong>d. Die Bestrahlung von tiefgefrorenen<br />

Froschschenkeln, die u. a. mit<br />

Salmonellen behaftet se<strong>in</strong> können,<br />

ist <strong>in</strong> den Niederlanden, aber auch <strong>in</strong><br />

Belgien <strong>und</strong> Frankreich zulässig. Nach<br />

dem jetzigen Stand der Forschung<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise für ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Risiken durch die Behandlung.<br />

Das BVL gab daher für die E<strong>in</strong>fuhr<br />

der bestrahlten, tiefgefrorenen<br />

Froschschenkel „grünes Licht“. Jetzt<br />

dürfen die deutschen Gastronomen<br />

ihren K<strong>und</strong>en auch bestrahlte Froschschenkel<br />

anbieten. Voraussetzung ist<br />

allerd<strong>in</strong>gs, dass sich die Information<br />

über die Strahlenbehandlung <strong>in</strong> der<br />

Speisekarte bef<strong>in</strong>det.<br />

Überprüfung von Froschschenkeln<br />

Froschschenkel werden im badenwürttembergischen<br />

Zentrallabor für<br />

den Bestrahlungsnachweis, dem<br />

CVUA Karlsruhe, schon seit vielen<br />

Jahren auf Bestrahlung untersucht.<br />

Die Produkte stammten zumeist aus<br />

dem asiatischen Raum (Indonesien,<br />

Vietnam) <strong>und</strong> wurden über Frankreich<br />

oder Belgien nach Deutschland<br />

verbracht. In dem grenznahen Gebiet<br />

zu Frankreich s<strong>in</strong>d es oft die Gastronomen<br />

selber, die für ihre Fe<strong>in</strong>schmeckerk<strong>und</strong>en<br />

im Badischen die Schenkel<br />

im Elsass erstehen.<br />

Betrachtet man die zurückliegenden<br />

7 Jahre, so konnte bei 7 von <strong>in</strong>sgesamt<br />

14 untersuchten Proben e<strong>in</strong>e Bestrahlung<br />

nachgewiesen werden. Für<br />

den Nachweis der Behandlung wird<br />

im CVUA Karlsruhe üblicherweise das<br />

Verfahren der Elektronensp<strong>in</strong>resonanz<br />

(ESR) angewendet. Hierbei werden<br />

die bei der Bestrahlung <strong>in</strong> den Knochen<br />

entstehenden bestrahlungsspezifischen<br />

Radikale nachgewiesen.


Bestrahlung von Lebensmitteln Jahresbericht 2006 121<br />

Ergebnisse der Untersuchungen<br />

Im Jahr 2006 wurden 542 Lebensmittel<br />

auf Bestrahlung untersucht; bei<br />

3 % der Produkte (17 Proben) konnte<br />

e<strong>in</strong>e Behandlung mit ionisierenden<br />

Strahlen nachgewiesen werden.<br />

Im Berichtsjahr konnte bei ke<strong>in</strong>er der<br />

18 untersuchten Proben getrocknete<br />

Fische, die größtenteils aus Asien<br />

stammten, e<strong>in</strong>e Bestrahlung nachgewiesen<br />

werden. 2004 waren noch 4<br />

von 11 <strong>und</strong> 2003 4 von 14 der getesteten<br />

Erzeugnisse mit ionisierenden<br />

Strahlen behandelt.<br />

H<strong>in</strong>gegen setzt sich der Trend der vergangenen<br />

Jahre bei der Prüfung von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln weiter<br />

fort. Bei 7 von 27 Produkten wurde<br />

das CVUA Karlsruhe fündig. Es handelte<br />

sich um Erzeugnisse, die unter<br />

Verwendung von Guarana- oder auch<br />

Gemüsepulver sowie Süßwasseralgen<br />

(Chlorella oder Spirul<strong>in</strong>a) hergestellt<br />

wurden.<br />

Weitere 4 positive Bef<strong>und</strong>e ergaben sich<br />

bei türkischen Trockensuppen e<strong>in</strong>es Herstellers<br />

(wie bereits 2005).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus konnte bei 2 Arzneimitteln,<br />

die laut Deklaration unter Verwendung<br />

von Sennesblättern- <strong>und</strong> -früchten<br />

<strong>und</strong> Chrysanthemen bzw. Maca-Wurzelpulver<br />

hergestellt wurden, e<strong>in</strong>e Behandlung<br />

mit ionisierenden Strahlen nachgewiesen<br />

werden. Die Bestrahlung von mikrobiologisch<br />

anfälligen Arzneimitteln zur<br />

Keimreduktion ist <strong>in</strong> Deutschland erlaubt,<br />

bedarf jedoch e<strong>in</strong>er speziellen Zulassung<br />

durch die zuständige B<strong>und</strong>esbehörde.<br />

Tabelle: Auf Bestrahlung untersuchte Lebensmittel<br />

Lebensmittelgruppe<br />

Summe der untersuchten<br />

Lebensmittelproben<br />

davon bestrahlt<br />

bzw. teilbestrahlt<br />

Kräuterkäse / Kräuterbutter 23 0<br />

Wurstwaren 5 0<br />

Fisch, Fischerzeugnisse 19 0<br />

Krustentiere, Schalentiere, Muscheln <strong>und</strong> andere Wassertiere<br />

sowie deren Erzeugnisse<br />

30 2<br />

Suppen <strong>und</strong> Soßen 26 5<br />

Hülsenfrüchte, Ölsamen, Schalenobst 17 0<br />

Frisches Gemüse, Salat 8 0<br />

Getrocknetes Gemüse, Gemüseerzeugnisse 23 1<br />

Frische Pilze 1 0<br />

Pilze, getrocknet 23 0<br />

Frisches Obst 13 0<br />

Trockenobst oder Obsterzeugnisse 4 0<br />

Tees bzw. teeähnliche Erzeugnisse 83 0<br />

Fertiggerichte, zubereitete Speisen 14 0<br />

Nahrungsergänzungsmittel 27 7<br />

Gewürze, Kräuter, e<strong>in</strong>schließlich Zubereitungen <strong>und</strong> Gewürzsalz 226 2<br />

Gesamt 542 17 (3,1 %)


122 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Radiochemische Untersuchungen<br />

Als Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e kam es<br />

1986 auch <strong>in</strong> Deutschland zu teilweise erheblichen Kontam<strong>in</strong>ationen mit<br />

künstlichen Radionukliden. Besonders betroffen vom radioaktiven Niederschlag<br />

(Fallout) waren <strong>in</strong> Baden-Württemberg der Raum Oberschwaben<br />

sowie <strong>in</strong> Bayern Gebiete südlich der Donau.<br />

Um bei möglichen Ereignissen dieser Art <strong>in</strong> der Zukunft besser reagieren<br />

zu können (z. B. frühzeitiges E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen der Ernte, Abdecken von<br />

Freilandkulturen, Empfehlungen an die Öffentlichkeit), beschloss der<br />

B<strong>und</strong>estag 1986 die E<strong>in</strong>richtung des b<strong>und</strong>esweiten Radioaktivitätsmessnetzes<br />

IMIS (= Integriertes Mess- <strong>und</strong> InformationsSystem zur Überwachung<br />

der Umweltradioaktivität).<br />

Die CVUAs Freiburg <strong>und</strong> Stuttgart<br />

s<strong>in</strong>d als Landesmessstellen für Baden-Württemberg<br />

<strong>in</strong> dieses System<br />

e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> untersuchen für<br />

das B<strong>und</strong>esmessprogramm jährlich<br />

mehr als 800 Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelproben.<br />

Die aktuellen Messergebnisse<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Form von Karten<br />

<strong>und</strong> Diagrammen über das Internet<br />

beim B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz<br />

abrufbar (www.bfs.de ). Dort f<strong>in</strong>den<br />

sich auch umfangreiche Erläuterungen<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls entsprechende<br />

Empfehlungen an die Bevölkerung.<br />

IMIS wertet die Daten im Normalbetrieb<br />

täglich, im Ereignisfall alle 2<br />

St<strong>und</strong>en aus.<br />

Tabelle:<br />

Untersuchungen auf<br />

radioaktives Cäsium<br />

<strong>in</strong> Lebensmitteln,<br />

Futtermitteln <strong>und</strong><br />

Böden<br />

FM = Frischmasse<br />

TM = Trockenmasse<br />

Bezeichnung Probenzahl Cs-137 + Cs-134 (Bq / kg FM)<br />

Gesamt davon Proben über Proben über m<strong>in</strong>. max.<br />

600 Bq / kg Nachweisgrenze<br />

EU-Ausland Drittländer<br />

Milch, -Erzeugnisse, Käse 73 15 22 0,014 0,46<br />

Gewürze, getr. Kräuter 3 3 2 0,85 0,99<br />

Fleisch (ohne Wild) 62 2 1 17 0,1 19,8<br />

Wild (überw. Wildschwe<strong>in</strong>) 587 95 469 0,1 5 385<br />

Süßwasserfische 11 1 6 < 0,01 9,1<br />

Getreide, -Erzeugnisse,<br />

66 2 3 0,101 0,147<br />

Kartoffeln<br />

Gemüse, -Erzeugnisse 79 1 5 0,03 0,277<br />

Pilze, -Erzeugnisse 14 7 4 10 3,97 385<br />

Obst, -Erzeugnisse 90 3 8 0,027 27,1<br />

Hülsenfrüchte, Ölsamen,<br />

3 2 1 9,8<br />

Nüsse<br />

Honig, Brotaufstriche 6 3 0,21 3,1<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung 14 4 0,025 0,03<br />

Gesamtkost-Tagesrationen 65 20 0,018 0,34<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser, Rohwasser, 25 < 0,01<br />

M<strong>in</strong>eralwasser<br />

Sonstige Lebensmittel 7 5 5 0,18 136<br />

Lebensmittel gesamt 1105<br />

Cs-137 + Cs-134 (Bq / kg TM)<br />

Futtermittel 64 2 0,13 7,95<br />

Böden 15 14 0,95 121<br />

Futtermittel gesamt: 79<br />

Gesamtprobenzahl 1184


Radiochemische Untersuchungen Jahresbericht 2006 123<br />

Wildfleisch, Wildpilze<br />

Die Kontam<strong>in</strong>ation von heimischem Wildfleisch,<br />

<strong>in</strong>sbesondere Wildschwe<strong>in</strong>fleisch, ist immer noch<br />

deutlich messbar. In Baden-Württemberg wurden<br />

Gehalte für Gesamtcäsium von nicht nachweisbar<br />

(< 0,1 Bq / kg) bis 5385 Bq / kg bei e<strong>in</strong>er Wildschwe<strong>in</strong>-<br />

Probe aus dem Kreis Waldshut festgestellt.<br />

Wild mit e<strong>in</strong>em Gesamtcäsium-Gehalt von mehr als<br />

600 Bq / kg ist nach EU-Recht als nicht sicheres Lebensmittel<br />

zu bewerten <strong>und</strong> darf nicht <strong>in</strong> den Handel kommen.<br />

Gründe für die große Spannbreite der gef<strong>und</strong>enen Cäsium-<br />

Gehalte s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en die regional verschiedenen Kontam<strong>in</strong>ationen<br />

durch den Tschernobyl-Fallout sowie das jeweils<br />

bestehende Nahrungsangebot. Besonders Nahrungsbestandteile<br />

aus dem Boden (z. B. Hirschtrüffel) können zu<br />

hohen Cäsium-Gehalten im Wildschwe<strong>in</strong>fleisch führen.<br />

Probenzahlen <strong>und</strong> Ergebnisse<br />

Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong> Baden-Württemberg 1184 Lebensmittel-,<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser-, Futtermittel- <strong>und</strong> Bodenproben auf<br />

ihren Radioaktivitätsgehalt untersucht. Davon erfolgten<br />

neben den etwa 800 Messungen für das B<strong>und</strong>esmessprogramm<br />

(s. li.) fast 400 weitere Probenmessungen im<br />

Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung.<br />

Den größten Teil der Untersuchungen machten die gammaspektrometrischen<br />

Analysen auf radioaktives Cäsium aus<br />

(Cs-137, Cs-134). Wie die Tabelle zeigt, ist die Kontam<strong>in</strong>ation<br />

mit radioaktivem Cäsium bei den meisten Lebensmitteln<br />

nur noch sehr ger<strong>in</strong>g. Gehalte über dem Grenzwert s<strong>in</strong>d<br />

teilweise jedoch noch bei Wild festzustellen.<br />

Grenzwerte<br />

Nach der Verordnung (EWG) Nr. 737 / 90 dürfen Lebensmittel<br />

aus bestimmten Nicht-EU-Ländern nur<br />

dann importiert werden, wenn der Grenzwert für<br />

Cäsium-134+137 nicht überschritten ist. Dieser beträgt<br />

370 Bq pro kg bei Milchprodukten <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung<br />

bzw. 600 Bq pro kg bei allen übrigen Lebensmitteln.<br />

In Deutschland werden Lebensmittel,<br />

welche die genannten Grenzwerte überschreiten,<br />

von der Überwachung als nicht sicher im S<strong>in</strong>ne Verordnung<br />

(EG) 178 <strong>und</strong> damit als nicht verkehrsfähig<br />

beanstandet.<br />

Die Landesregierung Baden-Württembergs hat deshalb im<br />

Jahr 2005 e<strong>in</strong> umfangreiches Überwachungsprogramm<br />

<strong>in</strong>stalliert. Danach müssen <strong>in</strong> den als belastet erkannten<br />

Gebieten alle Wildschwe<strong>in</strong>e vor ihrer Vermarktung<br />

auf Radioaktivität untersucht werden, <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> eigener<br />

Verantwortung der Jäger. Zusätzliche „Erk<strong>und</strong>ungsmessungen“<br />

durch die staatlichen Labors (CVUA Stuttgart<br />

<strong>und</strong> Freiburg) sollen sicherstellen, dass mögliche<br />

weitere Belastungsgebiete erkannt werden. Weiterh<strong>in</strong><br />

werden Proben aus Gaststätten <strong>und</strong> Metzgereien untersucht.<br />

Die aktuellen Messergebnisse werden <strong>in</strong> Form<br />

von Karten <strong>und</strong> Tabellen im Internet veröffentlicht unter<br />

www.cvua-freiburg.de bzw. unter www.untersuchungsämter-bw.de<br />

.<br />

Manche Wildpilzarten, <strong>in</strong>sbesondere bestimmte Röhrl<strong>in</strong>ge,<br />

s<strong>in</strong>d bekannt für ihre Fähigkeit, Cäsium anzureichern. Die<br />

Untersuchungsämter bekommen jedoch Probenmaterial<br />

fast nur durch Pilzsammler.<br />

Aus Artenschutzgründen dürfen heimische Wildpilze <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

nicht gehandelt werden <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d deshalb<br />

für die Lebensmittelüberwachung kaum zugänglich. Im<br />

Jahr 2006 war die Zahl der privaten Pilze<strong>in</strong>sendungen nur<br />

ger<strong>in</strong>g. Höchstmengenüberschreitungen wurden weder bei<br />

heimischen noch bei importierten Pilzen festgestellt.


124 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Strontium-90<br />

Bei 75 Lebensmittel-, Futtermittel- <strong>und</strong><br />

Bodenproben wurde außerdem der<br />

Strontium-90-Gehalt bestimmt (Sr-90).<br />

Ger<strong>in</strong>ge Mengen dieses Spaltproduktes,<br />

das hauptsächlich <strong>in</strong> den 50er- <strong>und</strong><br />

60er-Jahren durch oberirdische Kernwaffentests<br />

<strong>in</strong> die Atmosphäre gelangte,<br />

lassen sich noch heute <strong>in</strong> den<br />

meisten Lebensmitteln nachweisen.<br />

Sr-90 verhält sich chemisch ähnlich wie<br />

Calcium <strong>und</strong> wird deshalb vom Körper<br />

besonders während der Wachstumsphase<br />

fest <strong>in</strong> die Knochensubstanz<br />

e<strong>in</strong>gebaut, wo es mit e<strong>in</strong>er Halbwertzeit<br />

von 30 Jahren se<strong>in</strong>e schädigende<br />

Wirkung entfalten kann. Durch<br />

den Kraftwerksunfall von Tschernobyl<br />

wurde Deutschland nur unwesentlich<br />

mit Sr-90 <strong>und</strong> anderen schwerflüchtigen<br />

Radionukliden (Plutonium, Uran)<br />

kontam<strong>in</strong>iert.<br />

Sr-90 ist als re<strong>in</strong>er Beta-Strahler nicht<br />

mit der Gammaspektrometrie erfassbar,<br />

sondern muss, wie auch die meisten<br />

Alpha-Strahler, vor der Messung<br />

relativ aufwändig aus der Probe isoliert<br />

werden. Die Untersuchungsergebnisse<br />

zeigen, dass die nahrungsbed<strong>in</strong>gte<br />

Dosisbelastung durch Sr-90 nur noch<br />

sehr ger<strong>in</strong>g ist. Die gesamte Jahresaufnahme<br />

an Sr-90 über die Nahrung<br />

lag für e<strong>in</strong>e erwachsene Person im<br />

Jahr 2003 bei r<strong>und</strong> 32 Becquerel (Bq).<br />

Im Jahre 1963 betrug die durchschnittliche<br />

Sr-90-Jahresaufnahme noch 412<br />

Bq pro Person.<br />

Gesamte Strahlenbelastung<br />

durch die Nahrung<br />

An der durchschnittlichen Strahlenbelastung<br />

der Bevölkerung hat die Nahrung<br />

nur e<strong>in</strong>en Anteil von ca. 10 %.<br />

Dabei leisten nicht die künstlichen<br />

Radionuklide wie z. B. das Cäsium-<br />

137, sondern die natürlichen Radionuklide<br />

wie Blei-210, Radium-228, Radium-226<br />

<strong>und</strong> Kalium-40 den größten<br />

Beitrag zur nahrungsbed<strong>in</strong>gten Strahlendosis.<br />

Die Untersuchung von 10 Gesamtnahrungsproben<br />

auf Radium ergab aber<br />

ke<strong>in</strong>e Belastung: Der Höchstwert betrug<br />

0,08 Bq / kg. 5 Tr<strong>in</strong>kwasserproben<br />

wurden auf U 234 / 238-Pu 239 untersucht.<br />

Gef<strong>und</strong>en wurden maximal<br />

0,038 Bq / kg.<br />

Dabei zeigt sich, wie schon <strong>in</strong> den Jahren<br />

zuvor, dass der Reaktorunfall von<br />

Tschernobyl bei Lebensmitteln, die bei<br />

uns <strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden,<br />

ke<strong>in</strong>e signifikante Erhöhung der Kontam<strong>in</strong>ation<br />

mit Strontium-90 <strong>und</strong> anderen<br />

schwerflüchtigen Nukliden zur<br />

Folge hatte.<br />

Proben aus dem Bereich<br />

der Landwirtschaft<br />

Futtermittel<br />

Im Gegensatz zu Lebensmitteln werden<br />

die Aktivitätsgehalte von landwirtschaftlichen<br />

Proben auf Trockenmasse<br />

bezogen, sodass die Werte zunächst<br />

höher ersche<strong>in</strong>en. Rechnet man bei<br />

pflanzlichen Materialien mit e<strong>in</strong>em<br />

Trockensubstanzgehalt von ca. 10, so<br />

s<strong>in</strong>d die gemessenen Aktivitäten mit<br />

denen der Nahrungsmittel vergleichbar.<br />

Die Cs-137-Konzentrationen von<br />

Grasproben betrugen durchschnittlich<br />

1,7 Bq / kg TM mit e<strong>in</strong>em Maximum<br />

von 4,4 Bq / kg. Die Sr-90-Werte lagen<br />

zwischen 0,9 <strong>und</strong> 1,7 Bq / kg TM. Die<br />

Radiocäsiumgehalte aller anderen<br />

Futtermittel (Kartoffeln, Grünmais,<br />

Getreide) lagen meist unterhalb der<br />

Nachweisgrenze von 0,5 Bq / kg TM.<br />

Lediglich e<strong>in</strong>e Heuprobe hatte e<strong>in</strong>en<br />

Gehalt von 8 Bq / kg TM.<br />

Böden<br />

Die Radiocäsiumkontam<strong>in</strong>ation der<br />

Böden zeigt das Aktivitätsmuster,<br />

wie es seit dem Tschernobyl-Unfall<br />

bekannt ist. Die Gehalte nehmen nur<br />

sehr langsam ab, sodass die Aktivitäten<br />

auf dem Niveau der Vorjahre liegen.<br />

Der gemessene Maximalwert<br />

betrug 121 Bq / kg.<br />

Tabelle:<br />

Untersuchungen<br />

auf Strontium-90<br />

Bezeichnung Probenzahl Sr-90 (Bq / kg)<br />

m<strong>in</strong>.<br />

max.<br />

Milch, -Erzeugnisse, Käse 11 0,032 0,06<br />

Süßwasserfisch 2 0,01 0,01<br />

Getreide, -Erzeugnisse, Kartoffeln 13 0,07 0,26<br />

Gemüse, -Erzeugnisse 7 0,05 0,19<br />

Obst, Obstprodukte 8 0,009 0,18<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dnahrung 4 0,003 0,017<br />

Gesamtkost-Tagesrationen 12 0,05 0,06<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser, Rohwasser, M<strong>in</strong>eralwasser 6 < 0,003 0,005<br />

Gesamt 63<br />

Futtermittel (TM) 6 0,47 3,95<br />

Böden (TM) 6 0,42 2,97<br />

Gesamt 12


Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 125<br />

Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten<br />

Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />

Was s<strong>in</strong>d Diox<strong>in</strong>e?<br />

Unter dem Begriff „Diox<strong>in</strong>e“ werden 210 chemische Verb<strong>in</strong>dungen mit e<strong>in</strong>er ähnlichen Struktur zusammengefasst:<br />

75 polychlorierte Dibenzo-p-diox<strong>in</strong>e (PCDD) <strong>und</strong> 135 polychlorierte Dibenzofurane (PCDF). Diox<strong>in</strong>e gehören<br />

zu den giftigsten chlororganischen Verb<strong>in</strong>dungen. Durch ihre gute Fettlöslichkeit <strong>und</strong> ihre Langlebigkeit<br />

reichern sie sich <strong>in</strong> der Nahrungskette an. Nach heutiger Kenntnis nimmt der Mensch diese Substanzen fast<br />

ausschließlich über die Nahrung auf. Mit Diox<strong>in</strong>en belastete Lebensmittel können daher für die Verbraucher<br />

e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>heitliches Risiko darstellen. Bestimmte polychlorierte Biphenyle (PCB) weisen diox<strong>in</strong>ähnliche<br />

Eigenschaften auf <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d daher ebenfalls <strong>in</strong> den Blickpunkt des Interesses gerückt. Den diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB<br />

werden wie den Diox<strong>in</strong>en Toxizitätsäquivalente (TEQ) zugeordnet, die diese PCB-Kongenere gemäß ihrer Toxizität<br />

im Vergleich zum 2,3,7,8-TCDD e<strong>in</strong>stufen. E<strong>in</strong> Expertengremium unter der Leitung der WHO (Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation)<br />

hat für 4 non-ortho <strong>und</strong> 8 mono-ortho PCB Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF) festgesetzt.<br />

Ab November 2006 gelten Höchstgehalte nicht nur für Diox<strong>in</strong>e, sondern auch für den Gesamt-TEQ-Gehalt (als<br />

Summe der Toxizitätsäquivalente von Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB). Zusätzlich zu den bestehenden Auslösewerten<br />

für Diox<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d separate Auslösewerte für diox<strong>in</strong>ähnliche PCB <strong>in</strong> Kraft getreten.<br />

Diox<strong>in</strong>labor des CVUA Freiburg als EU-Referenzlabor (CRL)<br />

Zur angestrebten Weiterentwicklung <strong>und</strong> Harmonisierung der Lebensmittelüberwachung<br />

<strong>und</strong> Tierseuchendiagnostik wurde im Jahr 2005<br />

die E<strong>in</strong>richtung von Geme<strong>in</strong>schafts-Referenzlaboratorien (Community<br />

Reference Laboratories, CRLs) von der Europäischen Union u. a. für verschiedene<br />

rückstandsanalytische Arbeitsgebiete ausgeschrieben. Dabei<br />

sollen die EU-Referenz-Laboratorien sowohl e<strong>in</strong>e richtungsweisende als<br />

auch e<strong>in</strong>e koord<strong>in</strong>ierende <strong>und</strong> beratende Funktion erfüllen. Die Referenzlabore<br />

sollen analytische Qualitäts-Richtl<strong>in</strong>ien erstellen, die dann von<br />

allen anderen Laboratorien <strong>in</strong>nerhalb der EU übernommen <strong>und</strong> umgesetzt<br />

werden sollen. Ziel ist e<strong>in</strong>e EU-weite Verbesserung der Qualität von<br />

analytischen Ergebnissen. In den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen<br />

sollen möglichst zügig Netzwerke von CRLs <strong>und</strong> NRLs (nationale Referenz-Laboratorien)<br />

aufgebaut werden, die jeweils von den entsprechenden<br />

CRLs koord<strong>in</strong>iert werden. Unter Berücksichtigung der analytischen<br />

Defizite <strong>und</strong> Gegebenheiten <strong>in</strong> den Mitgliedsstaaten sollen die CRLs<br />

unter anderem Forschungsarbeit zur Entwicklung neuer analytischer<br />

Methoden durchführen. Durch Workshops sollen die Experten der nationalen<br />

Referenzlabore aus den Mitgliedstaaten <strong>und</strong> bei Bedarf auch aus<br />

Drittländern zur Anwendung neuer Analysenmethoden geschult werden.<br />

Nach Abschluss e<strong>in</strong>es strengen Auswahlverfahrens<br />

auf nationaler <strong>und</strong> hohem Fettanteil“. Hier wurden un-<br />

tierischen Ursprungs <strong>und</strong> Waren mit<br />

EU-Ebene g<strong>in</strong>gen Anfang 2006 von ter anderem die Leistungen auch <strong>in</strong><br />

den 8 vergebenen CRLs im Bereich anderem <strong>in</strong>ternationalen Rahmen gewürdigt,<br />

weil sich das CVUA Freiburg<br />

„Rückstände <strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten“<br />

drei Benennungen an E<strong>in</strong>richtungen bereits als Referenzlabor für die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />

(WHO) zur<br />

der amtlichen Lebensmittelüberwachung<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg: Das Durchführung e<strong>in</strong>er weltweiten Studie<br />

CVUA Freiburg wurde als Geme<strong>in</strong>schaftsreferenzlabor<br />

für zwei Arbeits-<br />

Belastung mit Diox<strong>in</strong>en, PCB <strong>und</strong> an-<br />

mit Humanmilch zur Feststellung der<br />

gebiete ausgewählt, nämlich für den deren chlororganischen Kontam<strong>in</strong>anten<br />

qualifiziert hat. In Baden-Württem-<br />

Bereich „Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> PCB <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

<strong>und</strong> Futtermitteln“ <strong>und</strong> für den berg wurde ferner das Pestizid-Labor<br />

Bereich „Pestizide <strong>in</strong> Lebensmitteln des CVUA Stuttgart als CRL für Pesti-<br />

zide mit E<strong>in</strong>zelnachweisverfahren bestimmt.<br />

Die Tätigkeiten wurden zum<br />

1. Juli 2006 übertragen.<br />

Wesentliche Tätigkeiten des Diox<strong>in</strong>-<br />

CRLs <strong>in</strong> 2006 umfassen die wissenschaftliche<br />

Unterstützung der Kommission<br />

bei folgenden Fragestellungen:<br />

• Klärung der Notwendigkeit, Doppelbestimmungen<br />

zur Absicherung von<br />

Untersuchungsergebnissen durchzuführen,<br />

wenn zulässige Höchstmengen<br />

überschritten werden.<br />

• Harmonisierung der Extraktionsverfahren<br />

bei M<strong>in</strong>eralfuttermitteln.<br />

• Beg<strong>in</strong>n der Kooperation mit CEN zur<br />

Entwicklung analytischer Methoden<br />

zur Bestimmung von Diox<strong>in</strong>en, diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB <strong>und</strong> Marker-PCB<br />

<strong>in</strong> Lebensmitteln <strong>und</strong> Futtermitteln.<br />

Die physikalisch-chemischen Untersuchungsmöglichkeiten<br />

zur Bestimmung<br />

von Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB<br />

des CVUA Freiburg wurden erheblich<br />

ausgebaut. Zusätzlich wurden die Untersuchungsmöglichkeiten<br />

auch für biologische<br />

Screen<strong>in</strong>gtests (Bioassays)<br />

geschaffen. Hierdurch wird die Leistungsfähigkeit<br />

des Diox<strong>in</strong>labors erheblich<br />

gestärkt.


126 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Untersuchungen von Lebensmitteln<br />

<strong>und</strong> Futtermitteln<br />

Im Jahr 2006 wurden 614 Proben auf<br />

Diox<strong>in</strong>e untersucht, hiervon 488 Lebensmittel,<br />

115 Futtermittel <strong>und</strong> 11<br />

Humanproben. Bei den Futtermitteln<br />

wurden 113 Proben im Auftrag der<br />

amtlichen Futtermittelüberwachung<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg <strong>und</strong> 2 Proben<br />

<strong>in</strong> Amtshilfe als Bestätigungsanalyse<br />

für e<strong>in</strong> anderes Untersuchungsamt<br />

untersucht. Die Ergebnisse der Futtermitteluntersuchungen<br />

werden separat<br />

<strong>in</strong> Teil V (Futtermittel) dargestellt.<br />

Die Humanproben wurden für die <strong>in</strong>ternationale<br />

WHO-Studie zu Gehalten<br />

von Diox<strong>in</strong>en, PCBs <strong>und</strong> anderen persistenten<br />

Organochlorkontam<strong>in</strong>anten<br />

<strong>in</strong> Humanmilch <strong>in</strong> Zuständigkeit als<br />

WHO-Referenzlabor analysiert.<br />

Bei allen Lebensmitteln wurden zusätzlich<br />

zu den Diox<strong>in</strong>en auch die diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB bestimmt. Bei den<br />

Futtermitteln wurde bei 25 Proben<br />

zusätzlich auch der Gehalt an diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB ermittelt.<br />

Die weitaus meisten der 488 Lebensmittelproben<br />

zeigten die auch <strong>in</strong> früheren<br />

Jahren für die jeweiligen Matrices<br />

festgestellten Diox<strong>in</strong>gehalte. Auch die<br />

Gehalte an diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB lagen<br />

überwiegend im Bereich der bereits<br />

vorliegenden Daten aus den vorangegangenen<br />

Jahren. Besondere Programme<br />

waren die Untersuchung von<br />

K<strong>in</strong>dernahrungsmitteln, die Untersuchungen<br />

im Rahmen des Filder-Programmes<br />

<strong>und</strong> die Untersuchung von<br />

Dorschlebern.<br />

K<strong>in</strong>dernahrungsmittel<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es Monitor<strong>in</strong>g-Projektes<br />

wurden 20 Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrungsmittel<br />

auf Diox<strong>in</strong>e<br />

<strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB untersucht.<br />

Für Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dernahrungsmittel,<br />

wie auch ganz allgeme<strong>in</strong> für<br />

Fertiggerichte, gibt es zurzeit ke<strong>in</strong>e<br />

Höchstgehalte. Auch für Gemüse <strong>und</strong><br />

Getreide als Hauptbestandteile der<br />

überwiegenden Anzahl der Proben<br />

s<strong>in</strong>d bis jetzt nur Auslösewerte festgelegt.<br />

Sie können jedoch <strong>in</strong> diesem<br />

Fall als Orientierungspunkt dienen. E<strong>in</strong><br />

Vergleich mit den Auslösewerten für<br />

Obst, Gemüse <strong>und</strong> Getreide von 400<br />

pg WHO-PCDD / F-TEQ / kg Frischgewicht<br />

<strong>und</strong> 200 pg WHO-PCB-TEQ / kg<br />

Frischgewicht zeigt, dass die Gehalte<br />

an Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB<br />

<strong>in</strong> den untersuchten Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong><br />

K<strong>in</strong>dernahrungsmitteln erfreulich ger<strong>in</strong>g<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Milch <strong>und</strong> Milchprodukte<br />

Insgesamt 147 Proben von Milch <strong>und</strong><br />

Milchprodukten wurden auf Diox<strong>in</strong>gehalte<br />

untersucht. Alle Proben liegen<br />

unterhalb der zulässigen Höchstmenge<br />

von 3 pg WHO-PCDD / F-TEQ / g Fett<br />

<strong>und</strong> dem Auslösewert von 2 pg WHO-<br />

PCDD / F-TEQ / g Fett. Ergänzend wurden<br />

auch die Gehalte der diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB <strong>und</strong> der Summe aus den<br />

Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> den diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB<br />

bestimmt. Der Beitrag der diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB zu den Gesamt-TEQ ist bei<br />

Milch <strong>und</strong> Milchprodukten etwa doppelt<br />

so hoch wie der Beitrag „nur“ der<br />

Diox<strong>in</strong>e. Seit 4. November 2006 gilt<br />

neben dem Diox<strong>in</strong>höchstgehalt auch<br />

e<strong>in</strong> Gesamthöchstgehalt für die Summe<br />

aus Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB von 6 pg WHO-PCDD / F-PCB-<br />

TEQ / g Fett. E<strong>in</strong>e separate Höchstmenge<br />

nur für die diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB wurde nicht festgelegt, sondern<br />

nur e<strong>in</strong> Auslösewert von 2 pg WHO-<br />

PCB-TEQ / g Fett. Die nachfolgende<br />

Tabelle stellt die Untersuchungsergebnisse<br />

des Gesamt-Diox<strong>in</strong>-Gehaltes<br />

(<strong>in</strong> pg WHO-PCDD / F-PCB-TEQ / g<br />

Fett) dar.<br />

Produkt Probenzahl Niedrigster Wert Median Mittelwert Höchster<br />

Wert<br />

Milch 61 0,68 1,06 1,16 2,20<br />

Butter 38 0,52 0,90 0,90 1,26<br />

Joghurt, Sahne 20 0,70 1,09 1,06 1,38<br />

Käse 28 0,47 0,89 1,00 2,86<br />

Tabelle: Übersicht über Ergebnisse der Untersuchungen auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB <strong>in</strong> Milch <strong>und</strong> Milchprodukten<br />

(Angaben <strong>in</strong> pg WHO-PCDD / F-PCB-TEQ / g Fett)<br />

WHO-PCDD / F-PCB-TEQ WHO-PCB-TEQ WHO-PCDD / F-TEQ<br />

Anzahl 20 20 20<br />

M<strong>in</strong>imum 4,50 2,02 0,88<br />

Median 11,7 8,47 3,28<br />

Mittelwert 15,2 10,0 5,17<br />

95 % - Perzentil 29,9 29,7 20,2<br />

Maximum 39,8 19,7 20,2<br />

Tabelle: Übersicht über Ergebnisse der Untersuchungen von Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrungsmitteln auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

diox<strong>in</strong>ähnliche PCB (Angaben <strong>in</strong> pg / kg Frischgewicht)


Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 127<br />

Dorschleber<br />

Dorschleberöl<br />

WHO-PCDD / F- WHO-PCB- WHO-PCDD / F- WHO-PCDD / F- WHO-PCB- WHO-PCDD / F-<br />

PCB-TEQ<br />

TEQ<br />

TEQ<br />

PCB-TEQ<br />

TEQ<br />

TEQ<br />

Anzahl 25 25 25 25 25 25<br />

M<strong>in</strong>imum 6,90 5,22 1,15 19,3 15,7 3,06<br />

Median 33,0 26,2 7,27 96,8 75,9 20,4<br />

Mittelwert 35,6 27,4 8,16 99,4 77,3 22,1<br />

95 % - Perzentil 67,6 51,1 16,7 175,1 132,1 40,7<br />

Maximum 76,5 63,9 17,3 194,0 158,0 43,5<br />

Dorschleber<br />

Tabelle:<br />

Übersicht über<br />

Ergebnisse der<br />

Untersuchung<br />

auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />

von Dorschleber<br />

(Angaben <strong>in</strong> pg / g<br />

Frischgewicht) <strong>und</strong><br />

Dorschleberöl<br />

(Angaben <strong>in</strong> pg / g<br />

Fett)<br />

Insgesamt 25 Dorschleberkonservenproben<br />

wurden auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

diox<strong>in</strong>ähnliche PCB untersucht. Zur<br />

Untersuchung wurde die Dorschleber<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sieb vom Fett getrennt.<br />

Aus lebensmittelrechtlichen Gründen<br />

wurden dann jeweils die abgetropfte<br />

Leber <strong>und</strong> das Abtropföl separat untersucht.<br />

E<strong>in</strong>e Übersicht über die Gehalte<br />

an Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB sowie der Summe gibt die obige<br />

Tabelle sowohl für die Leber als auch<br />

für das abgetropfte Öl wieder.<br />

Die Werte für Fischleber s<strong>in</strong>d unter<br />

Berücksichtigung von speziellen Regelungen<br />

für komb<strong>in</strong>ierte Nomenklaturcodes<br />

(KN-Codes) mit dem Höchstgehalt<br />

von 4,0 pg WHO-PCDD / F-TEQ / g<br />

Frischgewicht für Muskelfleisch von<br />

Fischen <strong>und</strong> Fischereierzeugnissen zu<br />

vergleichen. Ab November 2006 wurde<br />

zusätzlich e<strong>in</strong> Höchstgehalt für die<br />

Summe aus Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB von 8,0 pg WHO-PCDD / F-<br />

PCB-TEQ / g festgelegt.<br />

Das abtropfende Öl, <strong>in</strong> dem das Produkt<br />

e<strong>in</strong>gelegt ist oder das beim Herstellungsprozess<br />

(z. B. durch Erhitzen<br />

der sehr fetthaltigen Fischleber) ausgetreten<br />

ist, ist zwar nicht das primär<br />

vorgesehene Verzehrserzeugnis, kann<br />

allerd<strong>in</strong>gs nach vernünftigem Ermessen<br />

bei Verzehr der Dorschleber nicht<br />

vollständig entfernt werden. Somit<br />

kann es als Lebensmittel angesehen<br />

werden, für das die Höchstgehalte<br />

für Öle von Meerestieren (Fischöl,<br />

Fischleberöl <strong>und</strong> andere Öle von<br />

Meerestieren für den menschlichen<br />

Verzehr) gelten, nämlich 2,0 pg / WHO-<br />

PCDD / F-TEQ / g Fett bei Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

zusätzlich ab November 2006 10 pg<br />

WHO-PCDD / F-PCB-TEQ / g Fett für<br />

die Summe aus Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB. Diese festgesetzten<br />

Höchstmengen werden sowohl bei<br />

Ges<strong>und</strong>heitliche Bewertung<br />

Um e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>heitliche Bewertung<br />

vornehmen zu können, wurde<br />

bei allen 25 Proben die Aufnahme<br />

an Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB durch Verzehr von 100 g<br />

Dorschleber (Abtropfgewicht) für<br />

e<strong>in</strong>e 60 kg schwere Person berechnet.<br />

Die <strong>in</strong>ternational harmonisierten<br />

duldbaren Aufnahmen<br />

für Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />

liegen bei 70 pg WHO-TEQ / kg<br />

Körpergewicht <strong>und</strong> Monat (Jo<strong>in</strong>t<br />

FAO / WHO Expert Committee on<br />

Food Additives; JECFA) bzw 14 pg<br />

WHO-TEQ / kg Körpergewicht <strong>und</strong><br />

Woche (EU Scientific Committee<br />

on Food; SCF). Diese Werte gelten<br />

für die Summe der beiden Schadstoffgruppen<br />

<strong>und</strong> entsprechen umgerechnet<br />

auf die duldbare tägliche<br />

Aufnahme e<strong>in</strong>em Wert von<br />

etwa 2 pg WHO-TEQ / kg KGW.<br />

Die durchschnittliche tägliche Aufnahme<br />

der deutschen Bevölke-<br />

Bezug auf das Produkt als auch auf<br />

das abtropfende Öl von fast allen Produkten<br />

überschritten, teilweise <strong>in</strong> erheblichem<br />

Umfang.<br />

rung liegt etwa bei 1 – 2 pg WHO-<br />

TEQ / kg Körpergewicht <strong>und</strong> Tag.<br />

Durch den Verzehr von 100 g<br />

Dorschleber würde bei den untersuchten<br />

25 Proben im Mittel für<br />

e<strong>in</strong>en 60 kg schweren Menschen<br />

e<strong>in</strong>e Aufnahme zwischen etwa 12<br />

<strong>und</strong> 126 pg WHO-PCDD / F-PCB-<br />

TEQ / kg KGW resultieren. Das bedeutet,<br />

dass bei der Dorschleber<br />

mit der ger<strong>in</strong>gsten Belastung die<br />

duldbare tägliche Aufnahme etwa<br />

um das 6 fache überschritten wird,<br />

während bei der höchstbelasteten<br />

Probe diese duldbare tägliche Aufnahme<br />

etwa um Faktor 60 überschritten<br />

wird. Im Mittel wird die<br />

duldbare Aufnahme durch Verzehr<br />

von 100 g Dorschleber etwa um<br />

das 30fache überschritten <strong>und</strong> damit<br />

durch den e<strong>in</strong>maligen Verzehr<br />

dieser Menge an Dorschleber bereits<br />

die duldbare monatliche Dosis<br />

<strong>in</strong> etwa ausgeschöpft.


128 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Filderprogramm<br />

Die Filderebene nahe Stuttgart ist mit<br />

ihren besonders fruchtbaren Lössböden<br />

sehr gut für die landwirtschaftliche<br />

Erzeugung geeignet, was e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tensive landwirtschaftliche Nutzung<br />

zur Folge hat. Angebaut wird neben<br />

dem bekannten Filderkraut auch vermehrt<br />

Gemüse (hauptsächlich Salat)<br />

zur Versorgung der Region. Aufgr<strong>und</strong><br />

der Nähe zum Flughafen Stuttgart <strong>und</strong><br />

zur Autobahn A 8 bzw. zur B<strong>und</strong>esstraße<br />

B 27 wird für das Gebiet der Fildern<br />

immer wieder die Frage nach e<strong>in</strong>er besonderen<br />

Belastungssituation gestellt.<br />

Ist die Belastung durch Schadstoffe<br />

von Auto- <strong>und</strong> Flugverkehr bei Gemüse<br />

von den Fildern möglicherweise<br />

höher als die übliche H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung<br />

bei Gemüse aus anderen<br />

Regionen? Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

wurde e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>gprogramm zur<br />

Feststellung der Belastung von Filderkraut<br />

mit verschiedenen Kontam<strong>in</strong>anten,<br />

unter anderem mit Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

PCB, durchgeführt.<br />

Insgesamt wurden 6 Pflanzenproben<br />

aus dem Anbaugebiet „Fildern“ zur<br />

Untersuchung auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche<br />

PCB angeliefert: 3 Salatproben<br />

(mit großflächigen Blättern, an<br />

denen luftgetragene Emissionen adsorbiert<br />

werden können), <strong>und</strong> 3 Krautproben.<br />

Bei den Krautpflanzen wurden<br />

<strong>in</strong>nere <strong>und</strong> äußere Blätter getrennt<br />

untersucht, um festzustellen, ob<br />

nach Abtrennen der äußeren Blätter<br />

die Diox<strong>in</strong>gehalte abgesenkt werden.<br />

Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der folgenden<br />

Tabelle zusammengestellt.<br />

Derzeit gibt es für pflanzliche Lebensmittel<br />

weder gültige Höchstgehalte für<br />

Diox<strong>in</strong>e noch für diox<strong>in</strong>ähnliche PCB.<br />

Dagegen wurden durch Kommissionsempfehlung<br />

Auslösewerte für Dioxi-<br />

ne von 0,4 ng WHO-PCDD / F-TEQ / kg<br />

Erzeugnis <strong>und</strong> für diox<strong>in</strong>ähnliche<br />

PCB von 0,2 ng WHO-PCB-TEQ / kg<br />

Erzeugnis festgesetzt. E<strong>in</strong> Vergleich<br />

dieser Auslösewerte mit den im<br />

Rahmen des Filderkraut-Projektes<br />

erhaltenen Werten (Maxima: 0,009<br />

ng WHO-PCDD / F-TEQ / kg Erzeugnis<br />

bzw. 0,021 ng WHO-PCB-TEQ / kg Erzeugnis)<br />

zeigt, dass die Auslösewerte<br />

um mehr als das Zehnfache über den<br />

erhaltenen Maximalgehalten liegen.<br />

Somit s<strong>in</strong>d die vorliegenden pflanzlichen<br />

Lebensmittel bezüglich der Gehalte<br />

an Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB aus lebensmittelrechtlicher Sicht<br />

nicht zu beanstanden <strong>und</strong> geben ke<strong>in</strong>e<br />

H<strong>in</strong>weise auf möglicherweise erhöhte<br />

Gehalte an Diox<strong>in</strong>en oder diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB.<br />

E<strong>in</strong> Vergleich der Diox<strong>in</strong>gehalte der<br />

Filderkrautproben mit den <strong>in</strong> den Jahren<br />

1993 bis 2001 untersuchten Gehalten<br />

<strong>in</strong> bodennahen Blattgemüse<br />

außer Grünkohl (wie Mangold, Kopfsalat,<br />

Lauch, Lollo Rosso, Eissalat,<br />

Eichblattsalat, Endiviensalat, Zuckerhut,<br />

Weisskraut, Wirs<strong>in</strong>g, Eisbergsalat)<br />

aus unbelasteten Gebieten<br />

(Mittelwert von 53<br />

Proben: 0,008 ng WHO-<br />

PCDD / F-TEQ / kg Erzeugnis;<br />

Maximum:<br />

0,047 ng WHO-<br />

Tabelle:<br />

Übersicht über Ergebnisse der Untersuchung<br />

von pflanzlichen Lebensmitteln<br />

aus der Filderebene auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />

(Angaben <strong>in</strong> ng / kg Frischgewicht)<br />

PCDD / F-TEQ / kg Erzeugnis) zeigt,<br />

dass die Diox<strong>in</strong>gehalte der untersuchten<br />

Pflanzen im unteren Bereich der<br />

üblichen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung liegen.<br />

Für die diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB liegen<br />

bis jetzt noch ke<strong>in</strong>e repräsentativen<br />

Daten für bodennahes Blattgemüse<br />

vor. E<strong>in</strong> Vergleich der Gehalte der Filderproben<br />

an diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB mit<br />

denen von bodennahem Blattgemüse<br />

aus dem Jahr 2005 (Mittelwert von 14<br />

Proben: 0,004 ng WHO-PCB-TEQ / kg<br />

Erzeugnis; Maximum: 0,007 ng WHO-<br />

PCB-TEQ / kg Erzeugnis) zeigt, dass<br />

diese <strong>in</strong> den Filderproben ebenfalls <strong>in</strong><br />

derselben Größenordnung liegen.<br />

Die separate Untersuchung der äußeren<br />

Blätter bei 3 Proben zeigte die auch<br />

aus anderen Studien bekannte Tendenz<br />

von leicht höheren Gehalten an<br />

Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB <strong>in</strong><br />

den äußeren Hüllblättern im<br />

Vergleich zu den <strong>in</strong>neren<br />

Blättern.<br />

WHO-PCDD / F-PCB-TEQ WHO-PCB-TEQ WHO-PCDD / F-TEQ<br />

Anzahl 9 9 9<br />

M<strong>in</strong>imum 0,007 0,005 0,001<br />

Median 0,012 0,006 0,003<br />

Mittelwert 0,014 0,011 0,003<br />

95 % - Perzentil 0,025 0,021 0,007<br />

Maximum 0,026 0,021 0,009


Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 129<br />

Schwermetalle <strong>und</strong> toxische Spurenelemente<br />

Die M<strong>in</strong>imierung der <strong>in</strong> Lebensmitteln <strong>in</strong> Spuren enthaltenen Schwermetalle<br />

Blei, Cadmium <strong>und</strong> Quecksilber spielt seit langem e<strong>in</strong>e wichtige r<strong>in</strong>en Lebensmitteln zeichnen sich<br />

Neben diesen höher belasteten ma-<br />

Rolle für den ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutz. Für diese Elemente bestimmte pflanzliche Lebensmittel<br />

existieren demzufolge europaweit verb<strong>in</strong>dliche Höchstgehalte für verschiedene<br />

Lebensmittel, die zusammen mit Höchstgehalten anderer tung mit Schwermetallen aus. So<br />

ebenfalls durch e<strong>in</strong>e erhöhte Belas-<br />

Kontam<strong>in</strong>anten <strong>in</strong> der Verordnung (EG) Nr. 466 / 2001 (<strong>in</strong>zwischen VO ist bekannt, dass die Kakaopflanze<br />

(EG) Nr. 1881 / 2006) festgelegt s<strong>in</strong>d.<br />

auf cadmiumhaltigen Böden dieses<br />

Neben diesen <strong>und</strong> anderen mehr oder weniger ges<strong>und</strong>heitsschädlichen toxische Schwermetall aufnehmen<br />

Schwermetallen gibt es aber auch viele Elemente, deren Aufnahme kann. Je nach Anbaugebiet des Kakaos<br />

resultieren daraus natürlicher-<br />

für den Erhalt der menschlichen Ges<strong>und</strong>heit notwendig ist. Bestimmte<br />

Elemente können aber auch zur Charakterisierung von Lebensmitteln weise sehr unterschiedliche Gehalte<br />

(z. B. We<strong>in</strong>e, Säfte, Separatorenfleisch) herangezogen werden.<br />

<strong>in</strong> den Kakaosamen <strong>und</strong> den daraus<br />

hergestellten Produkten. Aus diesem<br />

Im Berichtsjahr wurden <strong>in</strong> 5171 Proben <strong>in</strong>sgesamt 36148 Elementbestimmungen<br />

durchgeführt. Das Spektrum umfasste dabei 31 verschie-<br />

Anlass wurde im Berichtsjahr, wie im<br />

Jahr zuvor, Schokolade auf Cadmium<br />

dene Elemente, die mit modernsten Analysentechniken (z. B. ICP-MS)<br />

untersucht. Bei der Analyse von 50<br />

bestimmt wurden.<br />

Proben wurden überwiegend Gehalte<br />

unter 0,25 mg / kg festgestellt. 5 Proben Edelbitterscho-<br />

Die Belastung von Lebensmitteln<br />

mit den toxischen<br />

Schwermetal-<br />

0,49 mg / kg), die sich durch deren hohen Kakaoanteil <strong>und</strong><br />

kolade zeigten dagegen erhöhte Gehalte (Maximalgehalt<br />

len Blei, Cadmium das Anbaugebiet des zur Herstellung verwendeten Kakaos<br />

<strong>und</strong> Quecksilber erklären ließen. Neben den Schokoladen wurden auch 8<br />

kann <strong>in</strong>sgesamt als Proben Kakao analysiert. Diese Proben wiesen durchweg<br />

ger<strong>in</strong>g angesehen werden.<br />

E<strong>in</strong>zelne Lebensmit-<br />

die hier beschriebene Problematik seit langem bekannt<br />

Cadmiumgehalte unterhalb von 0,25 mg / kg auf. Obwohl<br />

tel bzw. Lebensmittelgruppen ist, konnten sich die Mitgliedsstaaten der EU bislang nicht<br />

bilden hier jedoch die Ausnahme, auf e<strong>in</strong>en Höchstgehalt für Cadmium <strong>in</strong> Schokolade oder<br />

sodass sich bei diesen Lebensmittel Kakao e<strong>in</strong>igen.<br />

immer wieder Auffälligkeiten ergeben, die<br />

Weitere pflanzliche Lebensmittel, die Cadmium akkumulieren,<br />

s<strong>in</strong>d bekanntermaßen Ölsaaten wie Le<strong>in</strong>samen, Mohn<br />

es zumeist aus Gründen der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge<br />

zu m<strong>in</strong>imieren gilt.<br />

<strong>und</strong> Sonnenblumenkerne. Für diese Lebensmittel existieren<br />

bislang ebenfalls ke<strong>in</strong>e Höchstgehalte. Auch P<strong>in</strong>ienker-<br />

Bereits seit e<strong>in</strong>igen Jahren ist die Problematik „Schwermetalle<br />

<strong>in</strong> Seefisch“ bekannt. Die Schwermetalle Quecksilber ne können, je nach Herkunft, erhöhte Cadmiumgehalte<br />

<strong>und</strong> Cadmium reichern sich <strong>in</strong> der mar<strong>in</strong>en Nahrungskette aufweisen. Bei eigenen Untersuchungen wurden Gehalte<br />

an, was zu beträchtlichen Schwermetallbelastungen führen<br />

kann. Im EU-Schnellwarnsystem (Rapid Alert System ermittelt. Nach Def<strong>in</strong>ition der EU werden P<strong>in</strong>ienkerne den<br />

zwischen 0,02 <strong>und</strong> 0,4 mg / kg (Mittelwert: 0,22 mg / kg)<br />

For Food And Feed – RASFF) liegen Warnungen über hohe<br />

Quecksilber- <strong>und</strong> Cadmiumgehalte <strong>in</strong> Raubfischen, wie für Obst von 0,05 mg / kg unterliegen. Dies hatte zur Folge,<br />

Nüssen zugerechnet, die als „Früchte“ dem Höchstgehalt<br />

Schwertfisch, Hai oder T<strong>in</strong>tenfisch, mit deutlichem Abstand dass P<strong>in</strong>ienkerne vielfach als nicht verkehrsfähig e<strong>in</strong>gestuft<br />

an der Spitze der Meldungen über Schwermetalle <strong>in</strong> Lebensmitteln.<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2003 gehalteverordnung (VO (EG) 1881 / 2006), die im Dezem-<br />

wurden. In der Neufassung der Kontam<strong>in</strong>anten-Höchst-<br />

bestätigten, dass entsprechende Ware auch nach Baden- ber 2006 veröffentlicht wurde, wurden P<strong>in</strong>ienkerne beim<br />

Württemberg geliefert wurde.<br />

Höchstgehalt für Früchte explizit ausgenommen. Da die<br />

Verzehrsmenge von P<strong>in</strong>ienkernen deutlich unter der Verzehrsmenge<br />

anderer Früchte liegt, ist diese Verfahrens-<br />

Diese Untersuchungen wurden fortgeführt <strong>und</strong> zeigten<br />

2006 aber lediglich 5 Quecksilber-Höchstgehaltüberschreitungen<br />

bei Schwertfisch <strong>und</strong> Degenfisch. Hierbei lag der<br />

weise bis zur Festsetzung e<strong>in</strong>es eigenen Höchstgehalts<br />

für Cadmium <strong>in</strong> P<strong>in</strong>ien durchaus vertretbar.<br />

Maximalgehalt bei 2,3 mg / kg, bei e<strong>in</strong>em Höchstgehalt von<br />

1,0 mg / kg. Weitere Höchstgehaltüberschreitungen ergaben<br />

sich <strong>in</strong> 2 Fällen bei der Untersuchung von Miesmuscheln<br />

aus dem Pazifik. Hier lagen die Cadmiumgehalte<br />

bei 1,34 bzw. 2,08 mg / kg (Höchstgehalt:1,0 mg / kg).


130 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Neben den durch Höchstgehalte <strong>in</strong> Lebensmitteln begrenzten<br />

Schwermetallen Blei, Cadmium <strong>und</strong> Quecksilber,<br />

geraten immer wieder Elemente <strong>in</strong>s Blickfeld, die<br />

nicht gesetzlich geregelt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> daher e<strong>in</strong>er eigenen<br />

Bewertung bedürfen. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür stellen Bef<strong>und</strong>e<br />

über Antimon <strong>in</strong> Bier dar. Der Antimongehalt <strong>in</strong> Bier liegt<br />

normalerweise unter 1 µg / Liter. Im Januar 2006 wurden<br />

Untersuchungen der Landesuntersuchungsanstalt für das<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>ärwesen Sachsen (LUA) aus dem<br />

Jahr 2005 bekannt, wonach <strong>in</strong> Bieren von 2 sächsischen<br />

Brauereien auffällige Gehalte zwischen 5 <strong>und</strong> 15 µg / Liter<br />

ermittelt wurden, der höchste Wert lag bei 23 µg / Liter. Die<br />

Durchführung von Stufenkontrollen zeigte, dass die hohen<br />

Antimongehalte wahrsche<strong>in</strong>lich auf die verwendeten<br />

Kieselgur-Filtermaterialien zurückzuführen<br />

waren.<br />

E<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>heitliche Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

ist bei Antimon-Gehalten <strong>in</strong><br />

dieser Größenordnung auch bei<br />

regelmäßigem Bierkonsum nicht<br />

zu befürchten. Dennoch handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong>e technologisch bed<strong>in</strong>gte<br />

Kontam<strong>in</strong>ation, die durch Verwendung<br />

anderer Filtermaterialien<br />

zu vermeiden wäre. Nach Art. 2 Abs.<br />

2 der Verordnung (EWG) Nr. 315 / 93 des<br />

Rates vom 08.02.1993 zur Festlegung von<br />

geme<strong>in</strong>schaftlichen Verfahren zur Kontrolle von<br />

Kontam<strong>in</strong>anten <strong>in</strong> Lebensmitteln s<strong>in</strong>d Kontam<strong>in</strong>anten auf<br />

so niedrige Werte zu begrenzen, wie sie durch gute Praxis<br />

auf allen Stufen s<strong>in</strong>nvoll erreicht werden können. Das<br />

LUA Sachsen schlägt deshalb e<strong>in</strong>en „E<strong>in</strong>greifwert“ für Antimon<br />

von 10 µg / Liter Bier – dies entspricht dem doppelten<br />

Grenzwert der Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung – vor.<br />

Ende des Jahres 2005 wurde bekannt, dass Russland<br />

Importe von Produkten e<strong>in</strong>iger norwegischer Fischzuchtbetriebe<br />

verboten hatte, weil angeblich <strong>in</strong> Zuchtlachs<br />

erhebliche Überschreitungen der <strong>in</strong> Russland geltenden<br />

Höchstmengen für Blei <strong>und</strong> Cadmium festgestellt worden<br />

waren. Da Zuchtlachs aus Norwegen auch <strong>in</strong> Deutschland<br />

e<strong>in</strong>e erhebliche Marktbedeutung hat, wurden 2006 entsprechende<br />

Untersuchungen durchgeführt. Die Gehalte an<br />

Blei, Quecksilber <strong>und</strong> Cadmium bewegten sich <strong>in</strong> allen 26<br />

Lachsproben (davon 11 aus Norwegen) weit unterhalb der<br />

<strong>in</strong> der EU geltenden Höchstmengen, die Gehalte an Blei<br />

<strong>und</strong> Cadmium lagen mit e<strong>in</strong>er Ausnahme sogar unterhalb<br />

der analytischen Nachweisgrenze. H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des Importverbotes<br />

war offenbar e<strong>in</strong> zwischen Russland<br />

<strong>und</strong> Norwegen bestehender Fischereikonflikt,<br />

der mittlerweile zum<strong>in</strong>dest vorläufig<br />

beigelegt wurde.<br />

Zu Alum<strong>in</strong>ium <strong>in</strong> Süßwaren siehe<br />

Teil III, Kapitel Zuckerwaren, Schokolade,<br />

Brotaufstriche.<br />

In diesem Zusammenhang wurden 244 Bierproben auf ihren<br />

Antimongehalt untersucht. Im überwiegenden Teil der<br />

Proben war Antimon nicht nachweisbar. 15 Proben lagen<br />

über 5 µg / Liter, lediglich bei 6 Proben wurde e<strong>in</strong> Antimongehalt<br />

von über 10 µg / Liter <strong>und</strong> damit über dem o. g. E<strong>in</strong>greifwert<br />

von 10 µg / Liter festgestellt. Weiterh<strong>in</strong> wurden 35<br />

Filterhilfsmittelproben untersucht, von denen sich 5 Proben<br />

als auffällig erwiesen. Da e<strong>in</strong>e endgültige ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Bewertung der Antimongehalte <strong>in</strong> Bier durch das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut<br />

für Risikobewertung noch aussteht, wurden die<br />

untersuchten Bierproben nicht beanstandet.<br />

Dass bei der Beurteilung von Kontam<strong>in</strong>anten <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

nicht immer der ges<strong>und</strong>heitliche Verbraucherschutz im<br />

Vordergr<strong>und</strong> steht, zeigt folgendes Beispiel.


Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 131<br />

Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten<br />

Nitrosam<strong>in</strong>e<br />

Insgesamt 203 Proben Lebensmittel,<br />

kosmetische Mittel <strong>und</strong> Bedarfsgegenstände<br />

wurden auf krebserregende<br />

Nitrosam<strong>in</strong>e geprüft.<br />

Nitrosam<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Lebensmitteln –<br />

noch e<strong>in</strong> Problem?<br />

In Gegenwart von Nitrit <strong>und</strong> Nitrat können<br />

<strong>in</strong> eiweißreichen Lebensmitteln<br />

Nitrosam<strong>in</strong>e gebildet werden. Neben<br />

der exogenen Nitrosam<strong>in</strong>bildung im<br />

Lebensmittel können Nitrosam<strong>in</strong>e<br />

auch erst im menschlichen Körper<br />

(endogen) gebildet werden, wenn<br />

die notwendigen Reaktionspartner<br />

vorliegen.<br />

Untersucht wurden Biere, Röstmalze<br />

für die Bierbereitung, geräucherte<br />

Fleisch- <strong>und</strong> Fischerzeugnisse sowie<br />

Vollmilchpulver, Grünkern <strong>und</strong> Käse.<br />

„Technische Richtwerte“ existieren nur<br />

für N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong> (NDMA) <strong>in</strong><br />

Bier (0,5 µg / kg) <strong>und</strong> Malz (2,5 µg / kg).<br />

Bei allen 21 Bier- <strong>und</strong> Malzproben lagen<br />

die Gehalte an NDMA unterhalb<br />

der technischen Richtwerte bzw. unterhalb<br />

der Nachweisgrenze. Auch <strong>in</strong><br />

den restlichen 32 Lebensmittelproben<br />

konnten ke<strong>in</strong>e auffälligen Nitrosam<strong>in</strong>gehalte<br />

festgestellt werden.<br />

Während Bier <strong>und</strong> gepökelte Lebensmittel<br />

durch verbesserte Herstellungsverfahren<br />

nur noch selten mit Nitrosam<strong>in</strong>en<br />

belastet s<strong>in</strong>d, liegen seit Ende<br />

2006 erste Kenntnisse über erhöhte<br />

Gehalte an NDMA <strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kwasser vor.<br />

Näheres hierzu siehe Teil V, Tr<strong>in</strong>kwasser.<br />

Der Kauf von Wimperntusche<br />

kann <strong>in</strong>s Auge gehen.<br />

Nach der EU-Kosmetik-Richtl<strong>in</strong>ie darf<br />

N-Nitrosodiethanolam<strong>in</strong> (NDELA)<br />

<strong>in</strong> kosmetischen Mitteln lediglich <strong>in</strong><br />

Spuren enthalten se<strong>in</strong>, sofern es nach<br />

guter Herstellungspraxis technisch unvermeidbar<br />

ist <strong>und</strong> bei normaler oder<br />

vernünftigerweise vorhersehbarer Verwendung<br />

die menschliche Ges<strong>und</strong>heit<br />

nicht schädigt. NDELA weist krebserzeugende,<br />

genotoxische Eigenschaften<br />

auf <strong>und</strong> gelangt als Verunre<strong>in</strong>igung<br />

am<strong>in</strong>haltiger Inhaltsstoffe, wie z. B.<br />

Triethanolam<strong>in</strong>, <strong>in</strong> das Produkt oder<br />

kann aus diesen gebildet werden. Als<br />

kritisch zu bewerten s<strong>in</strong>d Produkte,<br />

die auf der Haut verbleiben <strong>und</strong> bei<br />

denen NDELA bis zu 30 % resorbiert<br />

werden kann.<br />

46 kosmetische Mittel, <strong>in</strong>sbesondere<br />

Wimperntusche, Eyel<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Handwaschpasten,<br />

wurden auf NDELA<br />

geprüft. Gehalte über dem technisch<br />

vermeidbaren Wert von 0,01 mg / kg<br />

konnten bei 26 % der Proben, überwiegend<br />

Wimperntusche, festgestellt<br />

werden.<br />

Die NDELA-Gehalte <strong>in</strong> Wimperntusche<br />

lagen zwischen 14 <strong>und</strong> 370 µg / kg.<br />

E<strong>in</strong>e Eignung zur Ges<strong>und</strong>heitsschädigung<br />

wurde jedoch aufgr<strong>und</strong> der ger<strong>in</strong>gen<br />

Exposition mit Wimperntusche<br />

nicht gesehen.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Probe Haargel wurde e<strong>in</strong> Gehalt<br />

an NDELA von 10 mg / kg (1000-<br />

fach über dem Richtwert) nachgewiesen.<br />

Verbotenerweise wurde hier<br />

Triethanolam<strong>in</strong> zusammen mit dem<br />

Konservierungsstoff Bronidox e<strong>in</strong>gesetzt<br />

– e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation, die zur Entstehung<br />

von NDELA maßgeblich beiträgt.<br />

Das Haargel wurde als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />

beanstandet. Nähere<br />

Informationen zur Risikobeurteilung<br />

von mit NDELA belasteten kosmetischen<br />

Mitteln f<strong>in</strong>den Sie im Jahresbericht<br />

2006 des CVUA Karlsruhe unter<br />

dem Kapitel Kosmetische Mittel.<br />

Nitrosam<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Bedarfsgegenständen<br />

Bezüglich der Untersuchungen von<br />

Bedarfsgegenständen aus Gummi auf<br />

Nitrosam<strong>in</strong>e <strong>und</strong> nitrosierbare Stoffe<br />

wird auf Teil III, Bedarfsgegenstände<br />

verwiesen.


132 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)<br />

Rückstandssituation <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

Abb.:<br />

Geräucherte<br />

Fische<br />

Bei den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) – e<strong>in</strong>er Im Berichtszeitraum wurden 481 Lebensmittel<br />

auf ihre Gehalte an PAK<br />

Stoffgruppe aus ca. 250 verschiedenen Verb<strong>in</strong>dungen – handelt es sich<br />

um Umwelt-Prozesskontam<strong>in</strong>anten. E<strong>in</strong>ige dieser Verb<strong>in</strong>dungen weisen untersucht. In 222 Proben (46 %) war<br />

unterschiedlich starke karz<strong>in</strong>ogene (krebserregende) Eigenschaften auf. Benzo(a)pyren nachweisbar.<br />

Benzo(a)pyren ist der bekannteste Vertreter dieser Stoffgruppe. PAK werden<br />

u. a. gebildet bei der unvollständigen Verbrennung von organischem Geräucherte Fleischerzeugnisse<br />

Material, aber auch beim Grillen, Räuchern von Lebensmitteln sowie<br />

In geräucherten Fleischerzeugnissen<br />

beim Rauchen von Tabakerzeugnissen (z. B. Zigaretten). Fast die Hälfte<br />

(Sch<strong>in</strong>ken, Bauchspeck, Rohwürste)<br />

der durchschnittlichen PAK-Belastung bei Menschen wird durch kontam<strong>in</strong>ierte<br />

Nahrungsmittel verursacht.<br />

spielt der Gehalt an PAK seit Jahren<br />

nur noch e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />

Die Kontam<strong>in</strong>ation von pflanzlichen Lebensmitteln,<br />

wie z. B. Getreide <strong>und</strong> Gemüse, Benzo(a)pyren enthalten.<br />

In 30 untersuchten Proben waren ke<strong>in</strong>e Rückstände an<br />

mit PAK entsteht durch Ablagerungen<br />

von PAK-haltigem Staub aus der Grenzwert für Benzo(a)pyren <strong>in</strong> geräucherten Fleischer-<br />

Insofern ist es nicht nachvollziehbar, dass im Jahre 2005<br />

der Luft. E<strong>in</strong>e überhöhte Belastung<br />

von geräucherten Lebenszeugnissen<br />

von 1 µg / kg auf 5 µg / kg hochgesetzt wurde.<br />

mitteln, wie z. B. Rauchfleisch Geräucherte Fische / Fischerzeugnisse<br />

<strong>und</strong> geräucherte Fische, kann<br />

Die Problematik der PAK-Rückstände <strong>in</strong> Fischkonserven<br />

durch unsachgemäße Räucherverfahren<br />

verursacht werden.<br />

mit Speiseöl, <strong>in</strong>sbesondere geräucherte Sprotten <strong>in</strong> Öl<br />

aus dem Baltikum, besteht nach wie vor. Die zu beanstandenden<br />

Gehalte an Benzo(a)pyren wurden dabei meist im<br />

Auch Trocknungsverfahren über<br />

offenem Feuer (z. B. Trocknung von<br />

Ölaufguss <strong>und</strong> nicht <strong>in</strong> den geräucherten Fischen festgestellt.<br />

In ca. 30 % der Proben waren Benzo(a)pyren-Rück-<br />

Trester vor der Gew<strong>in</strong>nung von Traubenkernölen)<br />

führen zu überhöhten PAK-Gehalten<br />

<strong>in</strong> Lebensmitteln.<br />

stände enthalten, die weit über den Grenzwerten von 2<br />

µg / kg für Speiseöl lagen.<br />

Der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU hat<br />

Bei der Herstellung von Fischkonserven mit geräuchertem<br />

Fisch gehen die PAK vom e<strong>in</strong>gelegten Fisch <strong>in</strong> das<br />

im Jahre 2005 folgende 15 PAK-Substanzen aufgelistet,<br />

die als karz<strong>in</strong>ogen e<strong>in</strong>gestuft werden: Benzo(a)anthracen,<br />

Aufgussöl über (Carry-over). Da das e<strong>in</strong>gelegte Lebensmittel<br />

entsprechend der Kontam<strong>in</strong>anten-Höchstgehalt-VO<br />

Chrysen, Benzo(b)fluoranthen, Benzo(k)fluoranthen,<br />

Benzo(a)pyren, Dibenz(a,h)anthracen, Benzo(ghi)perylen,<br />

(EG) 1881 / 2006 deutlich höhere Benzo(a)pyren-Gehalte<br />

Indeno(1,2,3cd)pyren, Benzo(j)fluoranthen, Cyclopenta(cd)pyren,<br />

Dibenzo(a,e)pyren, Dibenzo(a,h)pyren,<br />

aufweisen darf (5,0 µg / kg) als das Aufgussöl (2,0 µg / kg),<br />

kann es dazu kommen, dass im fertigen Erzeugnis der<br />

Dibenzo(a,i)pyren, Dibenzo(a,l)pyren <strong>und</strong> 5-Methyl-chrysen.<br />

Benzo(a)pyren-Gehalt im Ölanteil deutlich über den Grenzwert<br />

für Fette <strong>und</strong> Öle ansteigt, obwohl das zur Herstellung<br />

Die Untersuchungsergebnisse von stärker belasteten e<strong>in</strong>gesetzte Öl ursprünglich e<strong>in</strong>en Benzo(a)pyren-Gehalt<br />

Lebensmitteln, wie z. B. geräucherten Fischkonserven<br />

<strong>in</strong> Öl, zeigen, dass neben Benzo(a)pyren ledigren<br />

die Gehalte im Ölanteil jedoch so hoch, dass von der<br />

unter 2,0 µg / kg aufgewiesen hat. In e<strong>in</strong>zelnen Proben walich<br />

Benzo(a)anthracen, Chrysen, Benzo(b)fluoranthen, Verwendung verunre<strong>in</strong>igter Pflanzenöle auszugehen ist.<br />

Benzo(k)fluoranthen <strong>und</strong> Benzo(ghi)perylen zur Rückstandsbelastung<br />

beitragen. Rückstände der anderen von der EU Fisch- <strong>und</strong> der Ölanteil getrennt untersucht <strong>und</strong> bewertet<br />

In der Praxis der Lebensmittelüberwachung müssen der<br />

als karz<strong>in</strong>ogen bewerteten PAK spielen praktisch ke<strong>in</strong>e (z. B. werden. Mangels e<strong>in</strong>es Grenzwertes für das Gesamterzeugnis<br />

(e<strong>in</strong>gelegter Fisch <strong>in</strong> Öl) ist diese analytisch auf-<br />

Dibenzopyrene) bzw. e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />

wändige Vorgehensweise derzeit noch erforderlich.<br />

Die Kontam<strong>in</strong>anten-Höchstgehalt-VO (EG) 466 / 2001 wurde<br />

mittlerweile durch die VO (EG) 1881 / 2006 ersetzt. Dort Untersuchungen von <strong>in</strong> Öl e<strong>in</strong>gelegten Fischkonserven im<br />

f<strong>in</strong>den sich Höchstmengen ausschließlich für die Leitsubstanz<br />

Benzo(a)pyren <strong>in</strong> verschiedenen Lebensmitteln (BÜP) sollen weitere Erkenntnisse h<strong>in</strong>sichtlich der Belas-<br />

Rahmen des B<strong>und</strong>esweiten Überwachungsplanes 2007<br />

wie z. B. Öle, Fette: 2 µg / kg; Nahrung für Säugl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> tung dieser Produkte br<strong>in</strong>gen.<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der: 1 µg / kg; geräuchertes Fleisch <strong>und</strong> geräucherte<br />

Fleischerzeugnisse sowie Muskelfleisch von geräuchertem<br />

Fisch <strong>und</strong> geräucherten Fischerzeugnissen: 5 µg / kg.


Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 133<br />

Sonstige Proben<br />

Von 88 untersuchten Proben Pflanzenölen überschritten 3<br />

Proben die Höchstmenge für Benzo(a)pyren von 2 µg / kg.<br />

Der höchste Gehalt wurde mit 5,9 µg / kg bei e<strong>in</strong>em Sonnenblumenöl<br />

aus Russland festgestellt.<br />

Kakaobutter wies nur ger<strong>in</strong>ge Gehalte an Benzo(a)pyren<br />

bis ca. 2 µg / kg auf, <strong>in</strong> geräuchertem Käse, getrockneten<br />

Früchten <strong>und</strong> Nüssen waren praktisch ke<strong>in</strong>e Rückstände<br />

enthalten.<br />

Die starke Belastung von Schwarztee <strong>und</strong> Matetee ist<br />

bekannt. 6 von 16 Proben wiesen Benzo(a)pyren-Gehalte<br />

zwischen 10 <strong>und</strong> 100 µg / kg auf. Da die aus den belasteten<br />

Tees hergestellten Aufgüsse bekanntlich nur ger<strong>in</strong>ge bis<br />

ke<strong>in</strong>e Rückstände aufweisen, besteht für den Verbraucher<br />

jedoch ke<strong>in</strong>e Gefahr.<br />

Abb.:<br />

Benzo(a)pyren ist die Leitsubstanz für krebserregende PAK<br />

Acrylamid<br />

Am 24. April 2002 g<strong>in</strong>gen Meldungen durch die Medien, dass schwedische<br />

Forscher <strong>in</strong> erhitzten stärkehaltigen Lebensmitteln hohe Konzent-<br />

Kartoffelerzeugnisse (61 Proben)<br />

Die Acrylamidgehalte <strong>in</strong> Pommes frites<br />

liegen meist deutlich unter dem<br />

rationen an Acrylamid entdeckt haben. Acrylamid ist e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung,<br />

die bis dah<strong>in</strong> nur als Ausgangsstoff für Kunststoffe (Polyacrylamid) <strong>in</strong><br />

Signalwert. Die Empfehlungen, die<br />

Ersche<strong>in</strong>ung getreten ist. Es ist bis heute nicht geklärt, ob die Acrylamidgehalte<br />

<strong>in</strong> den Lebensmitteln beim Menschen Krebs auslösen können.<br />

Frittiertemperatur abzusenken (maximal<br />

175 °C) <strong>und</strong> zu starke Bräunung zu<br />

vermeiden („Vergolden statt Verkohlen“) werden allerd<strong>in</strong>gs<br />

Im Berichtsjahr wurden an den CVUA Stuttgart <strong>und</strong> Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

<strong>in</strong>sgesamt 137 Lebensmittelproben aus Herstel-<br />

nicht immer beachtet, wie 2 Proben mit Gehalten von 777<br />

bzw. 531 µg / kg zeigen. Von den 46 Proben Kartoffelchips<br />

lerbetrieben, aus dem Handel <strong>und</strong> aus der Gastronomie<br />

u. Ä. wiesen 3 Proben, davon 2 Proben „Bio-Chips“ Acrylamidgehalte<br />

über dem Signalwert auf, der höchste Gehalt<br />

auf Acrylamid untersucht. Die Untersuchungsergebnisse<br />

fließen direkt <strong>in</strong> die Berechnung der so genannten Signalwerte<br />

mit e<strong>in</strong>.<br />

betrug 1600 µg / kg.<br />

Wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lebensmittelprobe e<strong>in</strong>e Überschreitung des<br />

Backwaren (41 Proben)<br />

Signalwertes festgestellt, so hat dies zwar noch ke<strong>in</strong>e unmittelbare<br />

rechtliche Konsequenz (Verkehrsverbot, Bußgeld),<br />

der Hersteller dieses Lebensmittels ist aber verpflich-<br />

niedrige Acrylamidgehalte auf. Im Inneren der Brotkrume<br />

Brot, Brötchen <strong>und</strong> Brezeln weisen im Allgeme<strong>in</strong>en nur<br />

tet, Maßnahmen zur Ursachenforschung <strong>und</strong> zur M<strong>in</strong>imierung<br />

der Acrylamidbelastung se<strong>in</strong>er Produkte e<strong>in</strong>zuleiten. ofentemperaturen e<strong>in</strong>e Temperatur von 100 °C kaum über-<br />

wird wegen des Wassergehaltes auch bei hohen Backschritten,<br />

deshalb wird Acrylamid fast ausschließlich <strong>in</strong> der<br />

Ende des Jahres 2006 galten folgende Signalwerte: Kruste gebildet.<br />

Lebensmittel<br />

µg / kg<br />

Kartoffelchips 1000<br />

Pommes frites (verzehrsfähig) 530<br />

Knäckebrot 590<br />

Fe<strong>in</strong>e Backwaren aus Mürbeteig 300<br />

K<strong>in</strong>derkekse 245<br />

Diabetikerbackwaren 545<br />

Lebkuchen 1000<br />

Kaffeepulver 370<br />

Kaffeeextrakt, Kaffeeersatz 1000<br />

Alle anderen Lebensmittel 1000<br />

Bei Zwieback, Butterkeksen, Kräckern <strong>und</strong> Weihnachtsgebäck<br />

lagen die Acrylamidgehalte deutlich unter dem Signalwert.<br />

Für Kekse für Babys <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der gilt e<strong>in</strong> sehr niedriger<br />

Signalwert von 245 µg / kg. In 2 von 7 untersuchten Proben<br />

war dieser Signalwert ger<strong>in</strong>gfügig überschritten.<br />

Backwaren für Diabetiker enthalten häufig Fructose (Fruchtzucker)<br />

als Zuckeraustauschstoff. Fructose fördert zusammen<br />

mit der Am<strong>in</strong>osäure Asparag<strong>in</strong> <strong>in</strong> besonderem Maße<br />

die Bildung von Acrylamid. Die Acrylamidgehalte liegen<br />

deshalb häufig höher als bei vergleichbaren konventionellen


134 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Erzeugnissen. Dies gilt<br />

vor allem dann, wenn neben<br />

Fructose auch noch<br />

das Backtriebmittel<br />

Ammoniumhydrogencarbonat<br />

verwendet<br />

wird. Die Hersteller<br />

haben offensichtlich das<br />

Problem erkannt <strong>und</strong> die<br />

Herstellungsverfahren opti<br />

miert. Im Gegensatz zu<br />

den Vorjahren lagen alle<br />

untersuchten Proben deutlich<br />

unter dem Signalwert.<br />

E<strong>in</strong> Problem stellen Lebkuchen<br />

<strong>und</strong> verwandte Erzeugnisse dar:<br />

Lebkuchen enthalten sehr viel reduzierende Zucker<br />

(Honig, Invertzuckersirup). In der Regel wird aus<br />

Geschmacksgründen das Backtriebmittel Ammoniumhydrogencarbonat<br />

(Hirschhornsalz, ABC-Trieb) verwendet.<br />

Wegen des niedrigen Wassergehaltes werden hohe<br />

Backtemperaturen nicht nur an der Oberfläche, sondern<br />

auch im Inneren der Lebkuchen erreicht. Auf der Internet-Homepage<br />

der CVUAs s<strong>in</strong>d die „Empfehlungen zur<br />

Vermeidung hoher Gehalte an Acrylamid beim Backen<br />

von Lebkuchen“ für die Öffentlichkeit zugänglich (www.<br />

cvuas.de ). Bei Beachtung dieser Empfehlungen ist<br />

es auch für die Hausfrau <strong>und</strong> den handwerklichen Bäckerbetrieb<br />

möglich, Lebkuchen mit relativ niedrigen<br />

Acrylamidgehalten zu backen. Wie im Vorjahr wiesen<br />

Lebkuchen aus <strong>in</strong>dustrieller Produktion tendenziell niedrigere<br />

Acrylamidgehalte auf, als handwerklich hergestellte<br />

Lebkuchen. Lediglich e<strong>in</strong>e Überschreitung des<br />

Signalwertes wurde mit 1755 µg / kg bei e<strong>in</strong>em Lebkuchen<br />

aus handwerklicher Fertigung festgestellt.<br />

Kaffee <strong>und</strong> Kaffeesurrogate (32 Proben)<br />

Während bei Kaffeepulver <strong>und</strong> bei Kaffeeextrakt die Signalwerte<br />

nicht überschritten wurden, waren bei Kaffeesurrogaten<br />

häufiger Acrylamidgehalte über dem Signalwert<br />

zu f<strong>in</strong>den. Die höchsten Gehalte wiesen dabei<br />

Produkte auf, die mit gerösteter Zichorie hergestellt<br />

werden. Die Hersteller haben das Problem erkannt<br />

<strong>und</strong> erhebliche Anstrengungen unternommen, um die<br />

Acrylamidgehalte zu senken. Wie die Untersuchungen<br />

zeigen, s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>gfügige Überschreitungen des Signalwertes<br />

trotzdem nicht ganz zu vermeiden.<br />

Sonstige Proben<br />

3-MCPD<br />

3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) entsteht bei der<br />

Herstellung <strong>und</strong> Zubereitung von verschiedenen<br />

Lebensmitteln. Es wirkt <strong>in</strong> hohen Dosen bei Ratten<br />

krebserregend, schädigt jedoch nicht die Erbsubsubstanz<br />

(DNS). Daher wurde vom wissenschaftlichen<br />

Lebensmittelausschuss der Europäischen<br />

Kommission e<strong>in</strong>e tolerierbare tägliche Aufnahmemenge<br />

(TDI) von 2 µg 3-MCPD pro kg Körpergewicht<br />

festgelegt. E<strong>in</strong>e gesetzliche Höchstmenge<br />

von 20 µg / kg Lebensmittel existiert bislang aber<br />

lediglich für Sojasoße <strong>und</strong> hydrolysiertes Pflanzenprote<strong>in</strong>.<br />

Fleischerzeugnisse<br />

3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) <strong>in</strong> geräucherten<br />

Fleischwaren<br />

3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) ist e<strong>in</strong> unerwünschter<br />

Stoff, der bei der Verarbeitung von Lebensmitteln<br />

aus natürlichen Inhaltsstoffen entstehen kann. Dies ist<br />

zum Beispiel bei der Herstellung von Sojasoße oder<br />

hydrolysiertem Pflanzenprote<strong>in</strong> (HVP) der Fall. Bei der<br />

Hydrolyse von Pflanzeneiweiß, die mit Salzsäure durchgeführt<br />

wird, reagieren im pflanzlichen Ausgangsmaterial<br />

enthaltene Lipidreste mit Chloridionen zu 3-MCPD.<br />

Durch technologische Maßnahmen konnte der Gehalt<br />

von 3-MCPD <strong>in</strong> Sojasoßen <strong>und</strong> hydrolysiertem Pflanzenprote<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> letzter Zeit entscheidend gesenkt werden.<br />

Getrocknete Apfelchips (3 Proben) erwiesen sich als<br />

frei von Acrylamid.


Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 135<br />

Gefährdungspotenzial beim Verzehr von Lebensmitteln, die mit 3-MCPD belastet s<strong>in</strong>d:<br />

3-MCPD wirkt im Tierversuch <strong>in</strong> hohen Dosen kanzerogen<br />

(krebserzeugend), daneben wurde <strong>in</strong> vitro (im Reagenzglas)<br />

Genotoxizität (Erbgutschädigung) festgestellt. Diese konnte<br />

<strong>in</strong> neueren Studien jedoch <strong>in</strong> vivo (im lebenden Organismus)<br />

nicht bestätigt werden. Basierend auf der früheren<br />

E<strong>in</strong>schätzung des Wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses<br />

der Europäischen Kommission (SCF), nach der<br />

3-MCPD-Rückstände <strong>in</strong> Lebensmitteln nicht nachweisbar<br />

se<strong>in</strong> sollen, wurde <strong>in</strong> der EU e<strong>in</strong> Höchstgehalt von 20 µg / kg<br />

für Sojasoße <strong>und</strong> hydrolysiertes Pflanzenprote<strong>in</strong> (HVP) festgelegt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> neuerer Forschungsergebnisse wird vom<br />

SCF <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e tolerierbare tägliche Aufnahme = Tolerable<br />

Daily Intake (TDI) an 3-MCPD von maximal 2 µg pro<br />

kg Körpergewicht empfohlen. Bei e<strong>in</strong>er 60 kg schweren<br />

Person beträgt der TDI folglich 120 µg. Dies entspräche<br />

dem täglichen Verzehr von etwa e<strong>in</strong>em Kilogramm e<strong>in</strong>er<br />

relativ stark kontam<strong>in</strong>ierten geräucherten Wurst. Dabei ist<br />

jedoch zu bedenken, dass zusätzliches 3-MCPD gleichzeitig<br />

auch noch über andere Lebensmittel (Brot mit dunkler Kruste,<br />

stark getoastetes Brot etc.) aufgenommen wird.<br />

Abb. l<strong>in</strong>ks:<br />

Buchenholz pellets zur Räucherung<br />

Da 3-MCPD auch <strong>in</strong> Lebensmitteln tierischer Herkunft nachgewiesen<br />

worden ist, wurde diese Produktgruppe im Berichtsjahr<br />

genauer unter die Lupe genommen. Im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Stufenkontrolle bei e<strong>in</strong>em Fleischwarenhersteller <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> umfangreichen Laborversuchen konnte gezeigt werden,<br />

dass beim Räuchern 3-MCPD entsteht: Pfefferknacker<br />

(kle<strong>in</strong>kalibrige geräucherte Rohwurst), die noch nicht geräuchert<br />

waren, enthielten ke<strong>in</strong> 3-MCPD.<br />

Dieselben Pfefferknacker, die mit Kaltrauch von ca. 28 °C<br />

geräuchert wurden, wiesen nach der Räucherung e<strong>in</strong>en<br />

3-MCPD Gehalt von 133 µg / kg auf. Die zur Herstellung<br />

verwendeten Zutaten <strong>und</strong> Zusatzstoffe enthielten ke<strong>in</strong><br />

3-MCPD. E<strong>in</strong>e Probe „Wandabkratzung“ aus der Räucherkammer<br />

war mit e<strong>in</strong>em sehr hohen 3-MCPD Gehalt<br />

(2455 µg / kg) belastet. Die zur Räucherung verwendeten<br />

Holzspäne waren frei von chlororganischen Verb<strong>in</strong>dungen,<br />

die evtl. e<strong>in</strong>e Quelle für das gebildete 3-MCPD darstellen<br />

könnten <strong>und</strong> waren auch frei von 3-MCPD. Die Holzspäne<br />

wurden anschließend im Labor unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen<br />

verschwelt, dabei zeigte sich, dass der aufgefangene<br />

Rauch große Mengen an 3-MCPD enthielt. Damit<br />

war klar: Beim Räuchern entsteht 3-MCPD. Die bisherigen<br />

Untersuchungsergebnisse deuten auch darauf h<strong>in</strong>, dass der<br />

Bildungsweg für 3-MCPD bei der Verschwelung von Holz<br />

e<strong>in</strong> anderer ist als z. B. <strong>in</strong> Sojasoßen <strong>und</strong> Backwaren. Da<br />

3-MCPD sehr gut wasserlöslich ist, bleibt es nicht an der<br />

Oberfläche, sondern es dr<strong>in</strong>gt schnell auch <strong>in</strong> die <strong>in</strong>neren<br />

Schichten des geräucherten Erzeugnisses e<strong>in</strong>.<br />

Durch Entfernen der Haut lässt sich also bei Wurst leider<br />

ke<strong>in</strong>e nennenswerte Reduktion der Kontam<strong>in</strong>ation mit 3-<br />

MCPD erreichen. In anderen geräucherten Lebensmitteln<br />

(z. B. Räucherfisch) war 3-MCPD ebenfalls nachweisbar,<br />

wobei bei geräucherten Sprotten der höchste Gehalt mit<br />

126 µg / kg gef<strong>und</strong>en wurde. Im Gegensatz hierzu konnte<br />

bei ungeräucherten Erzeugnissen (z. B. Kochsch<strong>in</strong>ken,<br />

n=15) 3-MCPD nicht nachgewiesen werden. Weitere Untersuchungen<br />

zeigen, dass beim Verschwelen handelsüblicher<br />

Grillkohle ke<strong>in</strong> 3-MCPD entsteht.<br />

Erst nachdem der Grillkohle Speiseöl zugesetzt wurde, entstand<br />

beim Verschwelen <strong>in</strong> hoher Konzentration 3-MCPD.<br />

Dies führt, wie bei der Problematik der Entstehung von<br />

PAKs (polyzyklische aromatischen Kohlenwasserstoffe), zur<br />

Empfehlung, Mar<strong>in</strong>aden bzw. fetthaltigen Fleischsaft nicht<br />

auf die Grillkohle tropfen zu lassen. Durch Verwendung<br />

e<strong>in</strong>er Grillschale aus Alum<strong>in</strong>ium lässt sich beispielsweise<br />

beim Grillen mit Grillkohle die Entstehung von 3-MCPD<br />

vermeiden.<br />

Sojasoßen<br />

Im Berichtsjahr wurden am CVUA Karlsruhe <strong>in</strong>sgesamt 18<br />

Proben Sojasoße untersucht. Dabei waren lediglich ger<strong>in</strong>ge<br />

Spuren an 3-MCPD, weit unter der Höchstmenge, nachweisbar.<br />

Im Gegensatz zu früheren Jahren hat sich damit<br />

die Rückstandssituation gr<strong>und</strong>legend verbessert.


136 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Furan <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

Furan wurde von der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) nach umfangreichen toxikologischen<br />

Überprüfungen als für den Menschen mögliches Karz<strong>in</strong>ogen (Klasse 2B) e<strong>in</strong>gestuft. Zahlreiche Untersuchungen<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg belegen, dass Furan <strong>in</strong> verschiedenen Lebensmitteln vorkommt.<br />

Die höchsten Gehalte kommen <strong>in</strong> geröstetem Kaffee vor, aber auch <strong>in</strong> anderen Lebensmitteln wurde<br />

Furan <strong>in</strong> nennenswerten Konzentrationen nachgewiesen.<br />

In Lebensmitteln kann Furan beim Erhitzen von Kohlenhydraten,<br />

mehrfach ungesättigten Fettsäuren oder Ascorb<strong>in</strong>säure<br />

entstehen. Besonders hoch s<strong>in</strong>d die Gehalte,<br />

wenn Lebensmittel geröstet – z. B. Kaffeebohnen – oder<br />

<strong>in</strong> „geschlossenen Systemen“ wie etwa bei Babygläschen<br />

erhitzt werden.<br />

Über Ergebnisse zu Furangehalten <strong>in</strong> Kaffee, Kaffeegetränken,<br />

Soßen <strong>und</strong> Fertiggerichten wurde <strong>in</strong> vergangenen Jahren<br />

berichtet. Demzufolge wiesen geröstete Kaffeebohnen<br />

durchschnittlich 4660 µg / kg, Kaffeeaufgüsse zwischen 18<br />

<strong>und</strong> 88 µg / l Furan auf (Kuballa T. et.al. Deutsche Lebensmittelr<strong>und</strong>schau<br />

(2005), 6, 229 – 235).<br />

In Soßenerzeugnissen wurden im Mittel 12,8 µg / kg <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> Fertiggerichten zwischen 3 <strong>und</strong> 74 µg / kg Furan ermittelt.<br />

2006 wurde der Schwerpunkt auf Methodenweiterentwicklung,<br />

Babynahrung, Spirituosen <strong>und</strong> Fertiggerichte<br />

gelegt.<br />

Mikrodestillation<br />

Grafik:<br />

Schematischer<br />

Aufbau des<br />

MicroDistiller ® ,<br />

Eppendorf,<br />

Hamburg<br />

Bei der Mikrodestillation handelt es sich um e<strong>in</strong>e Wasserdampfdestillation<br />

im Mikromaßstab (Schema s. Abb.1), bei<br />

dem Furan aus der Probe heraus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Lösungsmittelvorlage<br />

destilliert wird. Aus dem Lösungsmittelextrakt kann<br />

dann der Furangehalt bestimmt werden.<br />

Mit der automatisierten Methode steht damit e<strong>in</strong> Verfahren<br />

zur Verfügung, mit dem sehr viel schneller <strong>und</strong> effizienter<br />

Furan <strong>in</strong> Lebensmitteln bestimmt werden kann. Simultan<br />

können 6 Proben aufgearbeitet werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus kann mit dieser Methode Furan auch <strong>in</strong><br />

Lebensmitteln bestimmt werden, bei denen die bisher angewandte<br />

Dampfraum-Methode kaum anwendbar war wie<br />

etwa bei Kakao <strong>und</strong> Kakaoprodukten.<br />

Erste Untersuchungen im Rahmen der Methodenentwicklung<br />

zeigten <strong>in</strong> 8 untersuchten Kakaopulvern e<strong>in</strong>en<br />

Furanmittelwert von 8,6 µg / kg wobei der Maximalwert<br />

bei 22,3 µg / kg, der M<strong>in</strong>imalwert bei 4,6 µg / kg <strong>und</strong> der<br />

Medianwert bei 6,5 µg / kg lag. E<strong>in</strong> kakaohaltiges Getränkepulver<br />

mit Zucker lag unterhalb der Nachweisgrenze. E<strong>in</strong><br />

Vergleich beider Methoden <strong>in</strong> anderen Matrices zeigt vergleichbare<br />

Ergebnisse (Kuballa T. et.al. Lebensmittelchemie<br />

(2006), 60(2), 44).<br />

Was bedeuten die Ergebnisse für den Verbraucher?<br />

Nach den bisherigen Untersuchungen der Chemischen <strong>und</strong><br />

Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämter <strong>in</strong> Baden-Württemberg ist<br />

nach derzeitigem Kenntnisstand nicht von e<strong>in</strong>er akuten Ges<strong>und</strong>heitsgefahr<br />

auszugehen. Im S<strong>in</strong>ne des vorbeugenden<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutzes ist aber e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung<br />

der Gehalte <strong>in</strong> allen Lebensmitteln – vor allem <strong>in</strong><br />

Babynahrung – s<strong>in</strong>nvoll.


Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 137<br />

Babynahrung<br />

2006 wurden wiederum 89 Erzeugnisse aus dieser Produktgruppe<br />

auf Furan untersucht, da die Auswirkungen 80<br />

90<br />

aufgr<strong>und</strong> des ger<strong>in</strong>gen Körpergewichtes am größten se<strong>in</strong> 70<br />

können. Ähnlich wie bei den bisherigen Untersuchungen 60<br />

zeigen Baby-Gläschen mit e<strong>in</strong>em Gemüseanteil die höchs-5ten<br />

Furangehalte von maximal 85 µg / kg. Bei Verzehr e<strong>in</strong>es<br />

40<br />

solchen Gläschens mit 200 g Inhalt nimmt e<strong>in</strong> Baby etwa 17<br />

30<br />

µg Furan auf. Legt man die Mittelwerte von 31,6 µg / kg für<br />

20<br />

re<strong>in</strong>e Gemüsegläschen oder 30,4 µg / kg für fleischhaltige<br />

Gemüsegläschen zugr<strong>und</strong>e, nimmt e<strong>in</strong> Baby mit e<strong>in</strong>em<br />

10<br />

200-g-Gläschen etwa 6 µg auf. In Anbetracht des ger<strong>in</strong>gen 0<br />

Körpergewichtes kann e<strong>in</strong>e tägliche zulässige Aufnahmemenge<br />

sehr schnell erreicht werden. Brei-, Beikost- <strong>und</strong><br />

Obstgläschen zeigen im Mittel mit 6,8 µg / kg <strong>und</strong> 2,9 µg / kg<br />

vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Furangehalte.<br />

Spirituosen<br />

30<br />

Insgesamt wurden 19 Spirituosen auf Furan untersucht. Bei<br />

25<br />

4 untersuchten Proben Rum lagen 2 Proben unterhalb der<br />

Nachweisgrenze von 2 µg / l, während die anderen beiden 20<br />

Proben Gehalte von 5 <strong>und</strong> 26 µg / l zeigten. Die 5 untersuchten<br />

Proben Whisky wiesen im Mittel 6,0 µg / l <strong>und</strong> die<br />

15<br />

10 untersuchten Proben Tequila 6,7 µg / l Furan auf. Spirituosen<br />

stellen für den Durchschnittsverbraucher damit ke<strong>in</strong>e<br />

10<br />

nennenswerte Furanbelastung dar.<br />

5<br />

Brei / Beikost<br />

(n = 23)<br />

Gemüse<br />

(n = 23)<br />

Gemüse u.<br />

Fleisch<br />

Obst<br />

(n = 8)<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Furan_Babynahrung 2006<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

[µg / kg]<br />

[µg / kg]<br />

Suppen, Fertiggerichte, Reaktionsaromen<br />

0<br />

Die Furan-Gehalte von 41 untersuchten Fertiggerichten<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Grafik, nach ihren Hauptzutaten unterteilt, dargestellt.<br />

In e<strong>in</strong>em Pastagericht wurde mit 75 µg / kg Furan<br />

der höchste Gehalt bestimmt. Mit Ausnahme e<strong>in</strong>er Probe<br />

Gulasch lagen die Gehalte bei allen weiteren Erzeugnissen 180<br />

unter 50 µg / kg.<br />

160<br />

In e<strong>in</strong>er asiatischen Flüssigsuppe lag der Furangehalt bei<br />

140<br />

105 µg / kg. Bei flüssigen Tomatensuppen g<strong>in</strong>g die Gehaltsspanne<br />

von 10 bis 57 µg / kg. In Instant-Trockensuppen wur-<br />

120<br />

100<br />

den generell weniger als 10 µg / kg Furan bestimmt.<br />

Reaktionsaromen, das s<strong>in</strong>d Aromen, gebildet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ge-8steuerten<br />

Erhitzungsprozess unter Mitverwendung von 60<br />

Eiweiß / Am<strong>in</strong>osäuren <strong>und</strong> Zucker, wiesen etwas höhere 40<br />

Furangehalte auf. Bei e<strong>in</strong>er bestimmungsgemäßen Verwendung<br />

im verzehrsfertigen Erzeugnis (Verdünnung von 0<br />

20<br />

ca. 1 : 500) s<strong>in</strong>d die analysierten Gehalte nicht relevant.<br />

Maximum n = Anzahl untersuchter Proben<br />

Median<br />

Mittelwert<br />

M<strong>in</strong>imum<br />

Rum (n = 4) Whisky (n = 5) Tequila (n = 10)<br />

Rum<br />

(n = 4)<br />

Suppen<br />

(n = 8)<br />

(n 8)<br />

Furan_Spirit 2006<br />

Fleisch-haltige<br />

(n = 7)<br />

(n 7)<br />

Whisky<br />

(n = 5)<br />

Gemüse-haltige<br />

(n (n = 19)<br />

Stärke-haltige<br />

(n = 15)<br />

Tequila<br />

(n = 10)<br />

Reaktionsaromen<br />

Reaktionsaromen<br />

(n = 6)<br />

Furan_Suppen 2006<br />

Grafiken:<br />

Furan <strong>in</strong> verzehrsfertiger Babynahrung; <strong>in</strong> Spirituosen;<br />

<strong>in</strong> Suppen, Fertiggerichten <strong>und</strong> Reaktionsaromen (von oben)<br />

0<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

[µg / kg]


138 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />

Stabilisotopen-Analytik<br />

Deutschland importiert heute Lebensmittel aus mehr als 80 Ländern der Aufbau von Kohlenhydraten <strong>in</strong> Pflanzen<br />

aus dem CO 2<br />

Erde. Verbraucher<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Verbraucher schauen beim Lebensmittelkauf<br />

immer häufiger auf die geografischen Herkunftsangaben <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d wird den Inhaltsstoffen von Pflanzen<br />

der Luft). Hierdurch<br />

durchaus bereit, für Waren aus bestimmten Regionen <strong>und</strong> speziell aus <strong>und</strong> Tieren e<strong>in</strong> Isotopenmuster aufgeprägt,<br />

durch welches e<strong>in</strong>e Zuordnung<br />

heimischer Erzeugung e<strong>in</strong>en höheren Preis zu bezahlen. Sie vertrauen<br />

dabei auf die Korrektheit der Herkunftsangaben auf dem Etikett bzw. zu den Erzeugungsregionen bzw. Herstellungsverfahren<br />

möglich ist.<br />

erwarten deren amtliche Kontrolle. Ähnliches gilt für die Angaben zur<br />

ökologischen Erzeugungsweise oder zur Naturbelassenheit von Zutaten Am CVUA Freiburg werden zentral für<br />

(z. B. „mit echter Bourbon-Vanille“).<br />

Baden-Württemberg Herkunfts- <strong>und</strong><br />

Identitätsüberprüfungen von Lebensmitteln<br />

mithilfe der Stabilisotopen-Methode durchgeführt.<br />

Mit den üblichen analytischen Verfahren waren solche Angaben<br />

bisher im Überwachungslabor kaum überprüfbar. Das Labor hat im Jahr 2006 <strong>in</strong>sgesamt 285 Proben untersucht,<br />

davon 155 Handelsproben <strong>und</strong> 130 Proben mit ver-<br />

Die Stabilisotopen-Methode jedoch bietet hiefür e<strong>in</strong>e viel<br />

versprechende Möglichkeit. Sie nutzt den Umstand, dass lässlicher Herkunftsangabe (Referenzproben). Der Schwerpunkt<br />

der Untersuchungen lag auf denjenigen Produkten,<br />

die Hauptelemente der Biomasse, nämlich Wasserstoff,<br />

Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff <strong>und</strong> Schwefel (H, C, N, die auch <strong>in</strong> Baden-Württemberg erzeugt werden sowie bei<br />

O, S) sowie Spurenelemente wie Strontium (Sr), <strong>in</strong> der Natur<br />

nicht als konstante, sondern als variierende Gemische proben erfasst, die von Bienenvölkern genau bekannter<br />

Importwe<strong>in</strong>. Weiterh<strong>in</strong> wurden ca. 50 Honige als Referenz-<br />

stabiler Isotope vorkommen. Diese sehr ger<strong>in</strong>gen, aber gut Standorte <strong>in</strong> Baden-Württemberg stammen. Dadurch steht<br />

messbaren Verschiebungen der Isotopenverhältnisse haben<br />

ihren Gr<strong>und</strong> <strong>in</strong> physikalischen Vorgängen (z. B. Verdunsbraucher<br />

sehr geschätzte Lebensmittel e<strong>in</strong>e Isotopenda-<br />

außer für Spargel <strong>und</strong> Äpfel auch bald für dieses vom Verten<br />

von Wasser) <strong>und</strong> <strong>in</strong> (bio-)chemischen Reaktionen (z. B. tenbank zur Verfügung.<br />

Auffälligkeiten <strong>und</strong> Beanstandungen<br />

Auch im Jahr 2006 führten Stabilisotopen-Messungen wieder zu Beanstandungen bzw. waren Anlass zu weiteren<br />

Nachforschungen der Überwachungsbehörden:<br />

• Drittlandswe<strong>in</strong>e besonders aus Südosteuropa fielen durch<br />

untypische Werte für Sauerstoff <strong>und</strong> Kohlenstoff (δ18O bzw.<br />

δ13C) auf. Anhand dieser Ergebnisse konnten Wässerungen<br />

bzw. Verwendung von we<strong>in</strong>fremdem Zucker (Rohrzucker) nachgewiesen<br />

werden. Die We<strong>in</strong>e wurden nach weiteren Messung<br />

von Speziallabors als gefälscht beanstandet.<br />

• Spargel von Marktständen stammte entgegen den Angaben<br />

nachweislich nicht aus der angegebenen Erzeugungsregion.<br />

Gerade zu Beg<strong>in</strong>n der Saison wird immer wieder versucht, die<br />

günstigere Auslandsware als heimischen Spargel mit entsprechend<br />

höherem Gew<strong>in</strong>n zu verkaufen.<br />

• Bio-Milch(-erzeugnisse) wiesen erhöhte δ13C –Werte auf, aus<br />

denen Maisanteile im Futter der Milchkühe von bis zu 28 %<br />

errechnet werden konnten. Ob hier wirklich entsprechend der<br />

Öko-Verordnung immer auch Öko-Mais verfüttert worden war,<br />

kann mit der Stabilisotopen-Methode nicht ohne weiteres festgestellt<br />

werden. Aber Zweifel s<strong>in</strong>d bei der gegenwärtig großen<br />

Nachfrage nach Bio-Milchprodukten angebracht: Öko-Mais ist<br />

eher knapp. Die Marktentwicklung soll deshalb durch weitere<br />

Untersuchungen verfolgt werden. Für die Beurteilung von Bio-<br />

Milch(-erzeugnissen) werden neben Daten zur Erzeugungsstatistik<br />

auch Auskünfte der Öko-Kontrollstellen erforderlich se<strong>in</strong>.<br />

• Apfel-Direktsäfte waren entweder nicht aus Äpfeln der Bodensee-Region<br />

gepresst oder aus Konzentrat rückverdünnt worden.<br />

Weiterh<strong>in</strong> wurden Äpfel von e<strong>in</strong>em „fliegenden Händler“ als<br />

Bio-Äpfel vom Bodensee angepriesen – e<strong>in</strong> Verkaufstrick, wie<br />

sich beim Vergleich der gemessenen Isotopenwerte mit den<br />

Datenbankwerten herausstellte. Für diese Datenbank werden<br />

jährlich ca. 50 Apfel-Referenzproben mit genau bekanntem Erzeugungsort<br />

<strong>und</strong> Erntezeitpunkt gemessen.<br />

Tabelle:<br />

Untersuchungen<br />

an Handelsproben<br />

mithilfe der IRMS<br />

Warengruppe Probenzahl davon auffällig / beanstandet<br />

Spargel 23 5<br />

Apfel-Direktsaft 35 3<br />

Äpfel 10 1<br />

Bio-Milch, -Produkte 15 2<br />

Importwe<strong>in</strong> 57 6<br />

Andere 15 0<br />

Gesamt 155 17


Jahresbericht 2006 139<br />

Teil V :<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

Themen:<br />

Perfluorierte Tenside (PFT) 140<br />

Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln 141


140 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

Perfluorierte Tenside (PFT)<br />

Perfluorierte organische Verb<strong>in</strong>dungen mit Tensideigenschaften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

jüngster Zeit verstärkt <strong>in</strong> die öffentliche Diskussion geraten, nachdem <strong>in</strong><br />

den Flüssen Möhne <strong>und</strong> Ruhr <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen sowie <strong>in</strong> weiteren<br />

Zuflüssen der Ruhr im Rahmen e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Untersuchung<br />

z. T. hohe Gehalte dieser Verb<strong>in</strong>dungen nachgewiesen wurden. Das aus<br />

der Möhne gewonnene Tr<strong>in</strong>kwasser wies PFT -Gehalte bis über 0,5 µg / l<br />

auf.<br />

Die Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung enthält<br />

derzeit ke<strong>in</strong>e Grenzwerte für diese<br />

Stoffgruppe. Da e<strong>in</strong> sek<strong>und</strong>är genotoxisches<br />

Wirkungspotenzial von PFT<br />

nicht sicher auszuschließen ist, wurde<br />

von der Tr<strong>in</strong>kwasserkommission des<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Ges<strong>und</strong>heit<br />

(BMG) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stellungnahme als<br />

Zielwert e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Orientierungswert<br />

(GOW) <strong>in</strong> Höhe von<br />

0,1 µg / l für PFT genannt.<br />

Im Berichtszeitraum wurden <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg <strong>in</strong>sgesamt 104 Tr<strong>in</strong>kwasserproben<br />

auf diese Stoffgruppe (<strong>in</strong>sgesamt<br />

9 Parameter) untersucht.<br />

11 Proben wiesen Gehalte über der<br />

Bestimmungsgrenze von 0,005 µg / l<br />

auf, wobei bisher nur <strong>in</strong> Roh- <strong>und</strong><br />

Tr<strong>in</strong>kwasserproben e<strong>in</strong>er Wasserversorgung,<br />

die teilweise Rhe<strong>in</strong>uferfiltrat<br />

nutzt, Werte über dem GOW (bis ca.<br />

0,3 µg / l) ermittelt wurden. Durch Umstellung<br />

auf andere Wasservorkommen<br />

konnten die PFT -Gehalte dieser<br />

Wasserversorgung im abgegebenen<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser rasch deutlich gesenkt<br />

werden.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass PFT <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

ke<strong>in</strong>e großflächige<br />

Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Tr<strong>in</strong>kwasserkontam<strong>in</strong>ation<br />

darstellen. Allenfalls punktuelle Belastungen<br />

s<strong>in</strong>d bekannt, die anders als <strong>in</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen nicht durch e<strong>in</strong>e<br />

illegale Bodenkontam<strong>in</strong>ation, sondern<br />

vermutlich durch zeitweise vorhandene<br />

PFT -Gehalte im Rhe<strong>in</strong> verursacht<br />

wurden.<br />

Was s<strong>in</strong>d PFT?<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Stabilität <strong>und</strong> ihrer ausgeprägten Oberflächenaktivität<br />

f<strong>in</strong>det man PFT <strong>in</strong> den unterschiedlichsten Produkten. So s<strong>in</strong>d sie<br />

weltweit <strong>in</strong> nahezu allen Lebensbereichen anzutreffen (z. B. <strong>in</strong> Körperpflegemitteln,<br />

Farben, Beschichtungsstoffen <strong>und</strong> Imprägnierungsmitteln für<br />

Leder, Textilien <strong>und</strong> Lebensmittelverpackungen). Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d sie<br />

als Flammschutzmittel im E<strong>in</strong>satz (z. B. <strong>in</strong> Feuerlöschschäumen).<br />

Bekannteste Vertreter dieser Stoffgruppe s<strong>in</strong>d die beiden Stoffe Perfluoroctylsulfonat<br />

(PFOS) <strong>und</strong> Perfluoroctanoat (PFOA), die als Leitsubstanzen<br />

für PFT bezeichnet werden. Für sie liegen bereits e<strong>in</strong>ige, allerd<strong>in</strong>gs noch<br />

unvollständige Angaben zu ihrer toxikologischen Bewertung vor.<br />

PFT werden <strong>in</strong> der Umwelt kaum oder nicht abgebaut, s<strong>in</strong>d stark bioakkumulierbar<br />

<strong>und</strong> toxikologisch relevant. So wird beispielsweise Perfluoroctylsulfonat<br />

<strong>in</strong> menschlichen Blutproben bis im µg / l-Bereich gef<strong>und</strong>en.<br />

Die Ausscheidung aus dem menschlichen Körper erfolgt recht langsam,<br />

die Halbwertszeit beträgt mehrere Jahre.<br />

Im Rahmen der Abfallentsorgung auf Deponien besteht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

immer die Gefahr der Versickerung <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>trags der Stoffe<br />

<strong>in</strong> das Gr<strong>und</strong>wasser. Weiterh<strong>in</strong> können Oberflächenwässer direkt durch<br />

Abschwemmung aus Deponiebereichen oder <strong>in</strong>direkt über den Weg gewerblicher<br />

<strong>und</strong> kommunaler Abwässer durch PFT kontam<strong>in</strong>iert werden.<br />

Die hohen Gehalte <strong>in</strong> der Möhne resultierten aus Abschwemmungen von<br />

landwirtschaftlichen Nutzflächen, wobei die Bodenkontam<strong>in</strong>ation vermutlich<br />

über e<strong>in</strong> PFT -belastetes „Bioabfallgemisch“ verursacht wurde.<br />

PFT s<strong>in</strong>d wasserlösliche Verb<strong>in</strong>dungen, die im Gr<strong>und</strong>wasser mobil s<strong>in</strong>d.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die Stoffe bei der Wasseraufbereitung nur mit großem<br />

Aufwand zu entfernen.


Perfluorierte Tenside / Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln Jahresbericht 2006 141<br />

Metaboliten von<br />

Pflanzenschutzmitteln<br />

Nachdem Grenzwertüberschreitungen des herbiziden Wirkstoffs Atraz<strong>in</strong><br />

beziehungsweise dessen Metabolit (Abbauprodukt) Desethylatraz<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

den vergangenen Jahren zwar langsam, jedoch stetig abnahmen, führten<br />

aktuelle H<strong>in</strong>weise auf erhöhte Gehalte bisher rout<strong>in</strong>emäßig nicht<br />

untersuchter Abbauprodukte der Wirkstoffe Chloridazon <strong>und</strong> Tolylfluanid<br />

zu kurzfristig Ende des Berichtsjahres aufgenommenen Untersuchungsprogrammen.<br />

Chloridazon-desphenyl<br />

Chloridazon-desphenyl ist e<strong>in</strong> Metabolit<br />

des Unkrautvernichtungsmittels wird er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ungewöhnlichen Häu-<br />

zunächst 80 Tr<strong>in</strong>kwasserproben ergab,<br />

Chloridazon, das v. a. im Zuckerrübenanbau,<br />

daneben auch bei Futtermalwert<br />

3,4 µg / l) <strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kwasser nachfigkeit<br />

<strong>in</strong> Gehalten über 0,1 µg / l (Maxirüben,<br />

Rote Bete <strong>und</strong> Mangold e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird. Wie die Messung von besteht bei den ermittelten<br />

gewiesen. E<strong>in</strong>e Ges<strong>und</strong>heitsgefahr<br />

Gehalten<br />

nach den vorliegenden E<strong>in</strong>stufungen<br />

durch das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung<br />

bei weitem nicht.<br />

Der Grenzwert der Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung<br />

von 0,1 µg / l gilt sowohl für<br />

die eigentlichen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe,<br />

als auch für die daraus entstehenden<br />

„relevanten Metaboliten“.<br />

Die offene Frage, ob Chloridazon-desphenyl<br />

als „relevanter“ Metabolit im<br />

S<strong>in</strong>ne der Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung anzusehen<br />

ist <strong>und</strong> damit dem Grenzwert<br />

von 0,1 µg / l unterliegt, wird derzeit<br />

auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> EU-Ebene geklärt.<br />

Durch die zulässige Aufbereitung von<br />

Wasser mittels Ozon werden Chloridazon-desphenylgehalte<br />

deutlich verm<strong>in</strong>dert.<br />

Grafik:<br />

Chloridazon-desphenyl <strong>in</strong> Wasser<br />

* Grenzwert der Tr<strong>in</strong>kwasser-VO für<br />

Pflanzenschutzmittelwirkstoffe <strong>und</strong><br />

„relevante Metaboliten“<br />

< 0,05 µg / l<br />

0,05 – 0,1 µg / l *<br />

> 0,1 µg / l<br />

43 9 28<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser 2006


142 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

N,N-Dimethylsulfamid <strong>und</strong> N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong><br />

In e<strong>in</strong>em R<strong>und</strong>schreiben der Deutschen<br />

Vere<strong>in</strong>igung des Gas- <strong>und</strong> Wasserfaches<br />

(DVGW) Ende 2006 wurde<br />

über e<strong>in</strong> Forschungsvorhaben berichtet,<br />

bei welchem festgestellt wurde,<br />

dass aus dem im Wesentlichen im<br />

Obstanbau e<strong>in</strong>gesetzten fungiziden<br />

Pflanzenschutzmittelwirkstoff Tolylfluanid<br />

e<strong>in</strong> auch im Rahmen des Zulassungsverfahrens<br />

für diesen Wirkstoff<br />

nicht erkannter Metabolit, N,N-Dimethylsulfamid,<br />

entstehen kann.<br />

Erste baden-württembergische Ergebnisse<br />

von Tr<strong>in</strong>kwasserproben aus<br />

Obstanbaugebieten bestätigen, dass<br />

dieser Parameter teilweise <strong>in</strong> Gehalten<br />

deutlich über 0,1 µg / l nachweisbar<br />

ist. Die Untersuchungen werden 2007<br />

fortgeführt <strong>und</strong> ausgeweitet.<br />

Besondere Bedeutung kommt diesem<br />

<strong>in</strong> den nachgewiesenen Gehalten<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich nicht ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden<br />

Metaboliten dadurch zu,<br />

dass bei der zulässigen Aufbereitung<br />

von Wasser mit Ozon das krebserregende<br />

N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong> entstehen<br />

kann. Das N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong><br />

wird durch die üblicherweise der Ozonierung<br />

nachgeschalteten Filterstufen<br />

teilweise wieder entfernt. Umfangreiche<br />

Untersuchungen auf diesen Stoff<br />

<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kwasser erfolgen 2007.<br />

Er unterliegt daher dem Grenzwert<br />

von 0,1 µg / l. Bei Überschreitung des<br />

Grenzwertes muss die Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung<br />

e<strong>in</strong>gestellt werden. Falls<br />

dies nicht möglich ist, kann das zuständige<br />

Ges<strong>und</strong>heitsamt e<strong>in</strong>e Abweichung<br />

vom Grenzwert zulassen.<br />

Diese Abweichung muss zeitlich befristet<br />

werden auf den Zeitraum, der<br />

zur Behebung des Problems erforderlich<br />

ist. Die betroffene Bevölkerung<br />

wird vom Wasserversorgungsunternehmen<br />

oder vom Ges<strong>und</strong>heitsamt<br />

über die zugelassene Abweichung<br />

vom Grenzwert <strong>in</strong>formiert.<br />

Da es sich bei N,N-Dimethylsulfamid<br />

um e<strong>in</strong>en bislang unbekannten Pflanzenschutzmittelmetaboliten<br />

handelt,<br />

der toxikologisch noch nicht umfassend<br />

untersucht <strong>und</strong> bewertet wurde,<br />

<strong>und</strong> weil sich bei Ozonierung daraus<br />

das ges<strong>und</strong>heitsbedenkliche N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong><br />

bilden kann, muss der<br />

Metabolit als „relevanter Metabolit“<br />

im S<strong>in</strong>ne der Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung<br />

angesehen werden.


Jahresbericht 2006 143<br />

Teil VI :<br />

Futtermittel


144 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Futtermittel<br />

Futtermittelüberwachung<br />

Übersicht<br />

Die Erzeugung hochwertiger <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>er<br />

Lebensmittel ist e<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe der<br />

Landwirtschaft. Nur sichere Futtermittel<br />

garantieren, dass <strong>in</strong> Fleisch, Milch <strong>und</strong> Eiern<br />

ke<strong>in</strong>e unerwünschten oder verbotenen Stoffe<br />

enthalten s<strong>in</strong>d, die die Ges<strong>und</strong>heit des Menschen<br />

gefährden können. Futtermittel dürfen<br />

auch nicht die Ges<strong>und</strong>heit der Tiere schädigen.<br />

Die ernährungsphysiologische Qualität e<strong>in</strong>er<br />

Futterration ergibt sich aus den e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Komponenten, den Gehalten an Inhaltsstoffen, der<br />

mikrobiologischen Qualität sowie der tierartgerechten<br />

Struktur.<br />

Inhalt <strong>und</strong> Umfang der amtlichen Kontrollen werden unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus den Vorjahren angepasst<br />

<strong>und</strong> im Nationalen Kontrollprogramm Futtermittelsicherheit (NKP) durch den B<strong>und</strong> <strong>in</strong> Abstimmung mit den für die<br />

amtliche Kontrolle zuständigen Ländern festgeschrieben. Die Zahl der Untersuchungen auf unerwünschte <strong>und</strong> verbotene<br />

Stoffe wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren deutlich erhöht. Die Verordnung (EG) Nr. 882 / 2004 über amtliche Kontrollen<br />

verlangt regelmäßige Kontrollen auf Risikobasis <strong>und</strong> mit angemessener Häufigkeit bei Herstellern, im Handel <strong>und</strong> auf<br />

landwirtschaftlichen Betrieben.<br />

Die Verordnung (EG) Nr. 183 / 2005 (Futtermittelhygiene-<br />

Verordnung), die seit 1. Januar 2006 gilt, stellt an den Landwirt,<br />

der auf se<strong>in</strong>em Betrieb Futtermittel herstellt <strong>und</strong> Tiere<br />

füttert, umfangreiche Anforderungen <strong>in</strong> Bezug auf Hygiene<br />

<strong>und</strong> Buchführung. Weiter gehende Anforderungen werden<br />

an alle sonstigen Futtermittelhersteller gestellt. Sie<br />

betreffen die E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Ausrüstungen der Betriebe,<br />

Umfang <strong>und</strong> Qualität des Personals, die Herstellung der<br />

Produkte, die Qualitätskontrolle e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er Prüfung<br />

der Produktionsabläufe auf kritische Kontrollpunkte<br />

(HACCP), die Lagerung <strong>und</strong> Beförderung der Produkte, die<br />

Dokumentation aller Maßnahmen auch zur Sicherstellung<br />

der Rückverfolgbarkeit sowie die Reaktion auf Beanstandungen<br />

<strong>und</strong> bei Produktrückruf. Die Verordnung (EG) Nr.<br />

178 / 2002 verlangt seit 1. Januar 2005 die Sicherstellung<br />

der Rückverfolgbarkeit der zugekauften <strong>und</strong> abgegebenen<br />

Futtermittel, weshalb entsprechende Aufzeichnungen über<br />

die zugekauften <strong>und</strong> abgegebenen Futtermittel vorliegen<br />

müssen. Aus dieser Gewichtung der Verantwortung des<br />

Betriebs<strong>in</strong>habers ergeben sich für die amtliche Kontrolle<br />

zukünftig neue Schwerpunkte. Ziel ist es, den Betrieb h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der genannten Kriterien zu bewerten <strong>und</strong> daraus<br />

folgernd Beprobungen von Futtermitteln auf den notwendigen<br />

Umfang zu beschränken. Damit wird den Betriebsprüfungen<br />

<strong>und</strong> den Buchprüfungen zukünftig e<strong>in</strong>e deutlich<br />

höhere Bedeutung zukommen.<br />

Wer wird kontrolliert?<br />

Nach der Verordnung (EG) Nr. 183 / 2005 müssen sich alle<br />

Betriebe, die Futtermittel herstellen, lagern, transportieren<br />

oder behandeln, registrieren lassen. Betriebe, die mit<br />

„kritischen“ Zusatzstoffen umgehen, müssen bei der zuständigen<br />

Behörde e<strong>in</strong>e Zulassung beantragen, die erst<br />

nach e<strong>in</strong>er Vor-Ort-Kontrolle erteilt werden kann. Folgende<br />

Betriebe werden durch die amtliche Kontrolle erfasst:<br />

• E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Mischfuttermittelhersteller, Hersteller von<br />

Zusatzstoffen oder Vormischungen, Betriebe, die Lebensmittel<br />

herstellen <strong>und</strong> Reststoffe als Futtermittel<br />

abgeben,<br />

• Vertriebsunternehmen (Handelsfirmen, Genossenschaften,<br />

Importeure), Transportunternehmen, Lagerstätten,<br />

• tierhaltende Betriebe, fahrbare Mahl- <strong>und</strong> Mischanlagen.


Futtermittelüberwachung Jahresbericht 2006 145<br />

Risikoorientierte Auswahl der<br />

Betriebe <strong>und</strong> der Proben<br />

Durch das seit 2002 <strong>in</strong> Abstimmung<br />

zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern erstellte<br />

„Nationale Kontrollprogramm Futtermittelsicherheit“<br />

(NKP) werden aufgeteilt<br />

auf die Länder entsprechend<br />

der Bedeutung der dortigen Futtermittelproduktion<br />

<strong>und</strong> der Struktur der<br />

landwirtschaftlichen Betriebe die Zahl<br />

<strong>und</strong> die Art der Untersuchungen festgelegt<br />

<strong>und</strong> Vorgaben zu Betriebskontrollen<br />

gemacht.<br />

Was wird untersucht?<br />

• E<strong>in</strong>zelfuttermittel wie Getreide, Extraktionsschrote,<br />

Nebenprodukte der Lebensmittelherstellung, Produkte<br />

aus Trocknungse<strong>in</strong>richtungen oder M<strong>in</strong>eralstoffe,<br />

• Zusatzstoffe wie Spurenelemente, Vitam<strong>in</strong>e, Leistungsförderer<br />

oder Kokzidiostatika,<br />

• Vormischungen von Zusatzstoffen zur Herstellung von<br />

Mischfuttermitteln <strong>und</strong><br />

• Mischfuttermittel, zusammengesetzt aus verschiedenen<br />

E<strong>in</strong>zelfuttermitteln, meist Zusatzstoffe enthaltend.<br />

Schwerpunkte des von der Europäischen Kommission<br />

empfohlenen Kontrollprogramms waren Untersuchungen<br />

auf Pilzgifte (Mykotox<strong>in</strong>e), auf mögliche unzulässige<br />

Verwendungen von Antibiotika <strong>und</strong> Kokzidiostatika, auf<br />

E<strong>in</strong>haltung des Verbots der Verfütterung von Stoffen tierischen<br />

Ursprungs sowie auf E<strong>in</strong>haltung der Höchstwerte<br />

verschiedener Spurenelemente (<strong>in</strong>sbesondere Kupfer <strong>und</strong><br />

Z<strong>in</strong>k) <strong>in</strong> Mischfuttermitteln. Aus den Ergebnissen der Vor-<br />

Ort-Kontrolle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb (Betriebsprüfung), der dort<br />

evtl. durchgeführten Prüfungen der Unterlagen <strong>und</strong> Dokumentation<br />

(Buchprüfung) sowie aus den Ergebnissen der<br />

Untersuchungen der im Rahmen der Kontrolle gezogenen<br />

Proben (Probenahme <strong>und</strong> Untersuchung) ergibt sich die<br />

Bewertung e<strong>in</strong>es Betriebes.<br />

Baden-Württemberg setzt die Vorgaben<br />

des NKP durch folgendes Kontrollkonzept<br />

um: E<strong>in</strong> Teil der auf die Gruppe<br />

der „Futtermittelhersteller“ entfallenden<br />

Proben wird durch e<strong>in</strong>e EDV-gestützte Zufallsauswahl<br />

ermittelt. Größere Betriebe sollen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal jährlich<br />

e<strong>in</strong>er Kontrolle unterzogen werden. Dabei s<strong>in</strong>d Art <strong>und</strong><br />

Menge der hergestellten oder gehandelten Futtermittel zu<br />

berücksichtigen. Die Auswahl der zu kontrollierenden landwirtschaftlichen<br />

Betriebe erfolgte 2006 EDV-gestützt aus<br />

der Gesamtheit aller Betriebe, die e<strong>in</strong>en „Geme<strong>in</strong>samen<br />

Antrag“ auf Direktzahlungen gestellt haben. Damit wird<br />

den Anforderungen der VO (EG) Nr. 1782 / 2003 zum ersten<br />

Mal für den Bereich der Futtermittelsicherheit Rechnung<br />

getragen <strong>und</strong> die Cross-Compliance-Anforderung erfüllt.<br />

Sonstige Betriebe, z. B. solche, die Fischmehl enthaltende<br />

Futtermittel herstellen oder <strong>in</strong> Gemischtbetrieben verfüttern,<br />

oder fahrbare Mahl- <strong>und</strong> Mischanlagen werden von<br />

den Regierungspräsidien nach eigenen Erkenntnissen risikoorientiert<br />

ausgewählt <strong>und</strong> kontrolliert.<br />

Buch- <strong>und</strong> Betriebsprüfungen erfolgen nach dem NKP <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von der Art des Betriebes <strong>und</strong> der Art <strong>und</strong><br />

Menge der e<strong>in</strong>gesetzten bzw. hergestellten Futtermittel,<br />

Vormischungen oder Zusatzstoffe. Betriebs- <strong>und</strong> Buchprüfungen<br />

s<strong>in</strong>d wesentliche Bestandteile von Rückverfolgungsmaßnahmen,<br />

die sich aus eigenen Erkenntnissen,<br />

aus Mitteilungen anderer B<strong>und</strong>esländer oder aus Erkenntnissen<br />

anderer europäischer Mitgliedstaaten ergeben können.<br />

Das europäische Schnellwarnsystem (RASFF) dient<br />

dabei der schnellen <strong>und</strong> umfassenden Information <strong>und</strong><br />

Reaktion <strong>in</strong>nerhalb der EU.


146 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Futtermittel<br />

Tabelle:<br />

Anzahl der<br />

registrierten <strong>und</strong><br />

zugelassenen<br />

Futtermittelbetriebe<br />

Betriebsart registriert davon zugelassen Kontrollen 2006<br />

Hersteller E<strong>in</strong>zelfuttermittel 252 147<br />

Hersteller Mischfuttermittel 76 14 196<br />

Hersteller Zusatzstoffe <strong>und</strong> Vormischungen 15 8 11<br />

Fahrbare Mahl- <strong>und</strong> Mischanlagen 51 13<br />

Handelsbetriebe, Importeure 1065 6 297<br />

Lagerbetriebe, Spediteure 116 14<br />

Registrierung aller Futtermittelunternehmen <strong>und</strong><br />

Betriebskontrollen<br />

Nach der Futtermittelhygiene-Verordnung müssen sich alle<br />

Futtermittelunternehmen bei der zuständigen Behörde<br />

registrieren lassen. Darüber h<strong>in</strong>aus ist für Betriebe, die<br />

bestimmte Zusatzstoffe, Vormischungen oder E<strong>in</strong>zelfuttermittel<br />

herstellen, verwenden oder <strong>in</strong> Verkehr br<strong>in</strong>gen<br />

e<strong>in</strong>e Zulassung erforderlich. E<strong>in</strong>e Zulassung kann nur erteilt<br />

werden, wenn e<strong>in</strong>e Überprüfung im Betrieb ergeben hat,<br />

dass der Betrieb <strong>in</strong>sbesondere die Anforderungen nach Anhang<br />

II der Futtermittelhygiene-Verordnung erfüllt. Mit der<br />

Registrierung <strong>und</strong> Zulassung soll die lückenlose Rückverfolgbarkeit<br />

der Futtermittel gewährleistet <strong>und</strong> die amtliche<br />

Kontrolle aller Betriebe ermöglicht werden. Futtermittelunternehmer<br />

<strong>und</strong> Landwirte dürfen Futtermittel nur noch von<br />

registrierten oder zugelassenen Betrieben beziehen. Inzwischen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Baden-Württemberg 1575 Betriebe registriert<br />

(ohne landw. Betriebe). Die Liste dieser Betriebe kann unter<br />

www.rp.baden-wuerttemberg.de e<strong>in</strong>gesehen werden.<br />

Die Veröffentlichung e<strong>in</strong>es b<strong>und</strong>esweiten Verzeichnisses<br />

aller registrierten Betriebe ist für dieses Jahr geplant. Die<br />

Kommission wird e<strong>in</strong>e Liste der zugelassenen Betriebe<br />

veröffentlichen.<br />

Mehr Futtermittelsicherheit durch Futtermittelhygiene<br />

Der Landwirt muss die Gefahren kennen, die sich aus se<strong>in</strong>en<br />

Tätigkeiten für die Sicherheit der Futtermittel ergeben<br />

können. Hierunter fällt <strong>in</strong>sbesondere der Umgang mit gebeiztem<br />

Saatgut, mit Pflanzenschutzmitteln <strong>und</strong> Arzneimitteln.<br />

Die Verpflichtung zur Durchführung entsprechender<br />

vorsorgender Maßnahmen <strong>und</strong> zu deren Dokumentation<br />

s<strong>in</strong>d wesentliche Merkmale der Futtermittelhygiene-Verordnung.<br />

Auf e<strong>in</strong>e getrennte Lagerung <strong>und</strong> Handhabung von<br />

Futtermitteln <strong>und</strong> gefährlichen Stoffen, zu denen z. B. Altöl,<br />

Re<strong>in</strong>igungsmittel <strong>und</strong> Abfälle zählen, ist zu achten. Bei der<br />

Handhabung von Arzneimitteln oder von Futtermitteln, die<br />

Arzneimittel enthalten, ist die Gefahr der Verschleppung der<br />

Arzneimittelwirkstoffe <strong>in</strong> andere Futtermittel zu vermeiden.<br />

E<strong>in</strong>e weitere wichtige Anforderung der Futtermittelhygiene-<br />

Verordnung ist die Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit<br />

aller Futtermittel. Zu- <strong>und</strong> Verkäufe von Futtermitteln müssen<br />

über Rechnungen oder Liefersche<strong>in</strong>e ebenso nachvollziehbar<br />

se<strong>in</strong>, wie die Verwendung von Pflanzenschutz- <strong>und</strong><br />

Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfungsmitteln sowie von gentechnisch<br />

verändertem Saatgut.<br />

Im Kontrolljahr 2006 wurden 674 landwirtschaftliche Betriebe<br />

auf E<strong>in</strong>haltung der Anforderungen der Futtermittelhygiene-Verordnung<br />

überprüft, dies entspricht 1,7 % aller registrierten<br />

landwirtschaftlichen Betriebe. Bei 20 Kontrollen<br />

wurde e<strong>in</strong>e Beanstandung ausgesprochen, hiervon bestand<br />

<strong>in</strong> 17 Fällen die Gefahr der Kontam<strong>in</strong>ation der Futtermittel<br />

mit gefährlichen Stoffen, wodurch die Futtermittelsicherheit<br />

nicht mehr gewährleistet war. In mehreren Fällen wurde<br />

die unzureichende Trennung von Dieseltanks <strong>und</strong> Futterlagerstätten<br />

beanstandet. In e<strong>in</strong>em Fall sollte gebeiztes<br />

Saatgut, e<strong>in</strong> nach dem Futtermittelrecht verbotener Stoff,<br />

verfüttert werden. Zur Prüfung auf mögliche Verschleppungen<br />

wurden 1543 Untersuchungen auf zugelassene <strong>und</strong><br />

verbotene Wirkstoffe e<strong>in</strong>schließlich nicht zugelassener antimikrobiell<br />

wirksamer Substanzen durchgeführt. In 3 Fällen<br />

wurde e<strong>in</strong>e Verschleppung festgestellt <strong>und</strong> beanstandet. Je<br />

nach Schwere des Falls wurden Belehrungen oder Verwarnungen<br />

ausgesprochen oder Bußgeldverfahren e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Außerdem führen Beanstandungen zu e<strong>in</strong>er Kürzung der<br />

Direktzahlungen.<br />

Prüfung der Zusammensetzung von Mischfuttermitteln<br />

mittels Mikroskopie<br />

Mischfuttermittel für Nutztiere müssen mit allen Futtermittel-Ausgangserzeugnissen<br />

unter ihrem spezifischen Namen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> absteigender Reihenfolge ihrer Gewichtsanteile<br />

mit Angabe ihres prozentualen Anteils (unter Zubilligung<br />

e<strong>in</strong>er Toleranz von 15 % rel.) gekennzeichnet werden. Gegenüber<br />

der früheren Regelung, die lediglich e<strong>in</strong>e Angabe<br />

<strong>in</strong> absteigender Reihenfolge vorsah <strong>und</strong> die Angabe von<br />

Kategorien (zum Beispiel: „Erzeugnisse <strong>und</strong> Nebenerzeugnisse<br />

von Ölsaaten“) zuließ, soll dadurch die Information<br />

für den Landwirt verbessert <strong>und</strong> die Rückverfolgbarkeit<br />

erleichtert werden. Wichtige Komponenten für die Herstellung<br />

von Futtermitteln s<strong>in</strong>d Körner von Getreide, Legum<strong>in</strong>osen,<br />

Ölsaaten <strong>und</strong> Produkte aus Wurzeln <strong>und</strong> Knollen,<br />

die als Schrote, Mehle oder Flocken vorliegen können. Von<br />

Bedeutung s<strong>in</strong>d auch Verarbeitungsprodukte aus der Lebensmittelgew<strong>in</strong>nung,<br />

Grünmehle von Gras oder Luzerne<br />

<strong>und</strong> auch Fischmehl (bei Schwe<strong>in</strong>efutter).<br />

Die Kontrolle der E<strong>in</strong>haltung dieser Kennzeichnungsvorschriften<br />

erfolgt mittels Mikroskopie. Für die Überprüfung<br />

der Zusammensetzung müssen die Mischfuttermittel wieder<br />

<strong>in</strong> ihre E<strong>in</strong>zelkomponenten zerlegt, die Komponenten<br />

identifiziert <strong>und</strong> mengenmäßig geschätzt werden.


Futtermittelüberwachung Jahresbericht 2006 147<br />

Hierzu wird durch Sieben die zu untersuchende Probe<br />

nach Partikelgrößen fraktioniert. Grobe Partikel über 0,5<br />

mm werden unter der Stereolupe betrachtet <strong>und</strong> die Bruchstücke<br />

anhand von spezifischen äußeren Merkmalen, wie<br />

Farbe, Partikelform, Bruchkanten, Glanz / Schimmer, Konsistenz,<br />

Quellungsverhalten <strong>in</strong> Wasser etc. ihren Ausgangserzeugnissen<br />

zugeordnet. Von fe<strong>in</strong>en Partikeln unter 0,5 mm<br />

werden Streupräparate hergestellt <strong>und</strong> mit dem Mikroskop<br />

untersucht. Durch Anfärben oder mithilfe verschiedener<br />

Beleuchtungsverfahren können spezifische Strukturmerkmale<br />

im Gewebe hervorgehoben werden. Diagnostisch<br />

wichtige pflanzliche Merkmale s<strong>in</strong>d Stärkekörner, Haare,<br />

Zellwandverdickungen, Spiralgefäße <strong>und</strong> <strong>in</strong>s Gewebe e<strong>in</strong>gelagerte<br />

Kristalle.<br />

125 Proben von Mischfuttermitteln wurden auf ihre Zusammensetzung<br />

untersucht, <strong>in</strong> 11 Proben wurden Abweichungen<br />

festgestellt. 6-mal fehlte e<strong>in</strong>e deklarierte Komponente,<br />

4-mal war e<strong>in</strong>e zusätzliche, zwar als Futtermittel zugelassene,<br />

aber nicht deklarierte Komponente im Futtermittel<br />

enthalten <strong>und</strong> 8-mal wurde e<strong>in</strong>e Komponente <strong>in</strong> stark von<br />

der Deklaration abweichender Menge oder e<strong>in</strong>e von der<br />

Deklaration abweichende Reihenfolge der Komponenten<br />

festgestellt. Teilweise kamen mehrere Abweichungen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> <strong>und</strong> derselben Probe vor.<br />

Untersuchungen auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO)<br />

E<strong>in</strong> wesentliches Ziel bei der Untersuchung<br />

von Futtermitteln auf gentechnisch<br />

veränderte Organismen<br />

(GVO) ist die Überwachung der ordnungsgemäßen<br />

Kennzeichnung. Im<br />

Berichtszeitraum wurden 109 Futtermittel,<br />

davon 54 Mischfuttermittel, auf<br />

GVO untersucht. Der Schwerpunkt lag<br />

bei der Untersuchung von E<strong>in</strong>zelfuttermitteln<br />

aus Soja <strong>und</strong> Mais sowie<br />

von Mischfuttermitteln, die solche<br />

Komponenten enthalten; rapshaltige<br />

Produkte spielten e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />

Rolle. Insgesamt 8 Proben (davon<br />

3 mit e<strong>in</strong>em Nachweis von Reis LL<br />

601, ansonsten Nachweis von gv Soja)<br />

entsprachen nicht den rechtlichen<br />

Vorgaben <strong>und</strong> führten zu Maßnahmen<br />

durch die Behörde.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der weltweiten Zunahme<br />

der Anbauflächen für gentechnisch<br />

veränderte Pflanzen stellt sich die Frage,<br />

ob heimische Produkte frei s<strong>in</strong>d<br />

von GVO. Geme<strong>in</strong>sam mit der Lebensmittelkontrolle<br />

wurden 69 Proben von<br />

Mais, Raps <strong>und</strong> Soja aus heimischer<br />

Ernte untersucht. Damit wurden erstmalig<br />

im Jahr 2006 auch Sojaernten<br />

aus dem Oberrhe<strong>in</strong>graben, die alle aus<br />

dem ökologischen Anbau stammten,<br />

<strong>in</strong> die Ernteuntersuchungen mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

In den untersuchten 8 Sojasowie<br />

<strong>in</strong> den 27 Rapsproben konnten<br />

ke<strong>in</strong>e gentechnisch veränderten<br />

Bestandteile nachgewiesen werden.<br />

4 von 34 untersuchten Maisproben<br />

ergaben positive Bef<strong>und</strong>e; bei 3 Proben<br />

lagen die festgestellten Anteile allerd<strong>in</strong>gs<br />

unter 0,1 %. E<strong>in</strong>e Probe von<br />

e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelanlieferung e<strong>in</strong>es Landwirts<br />

enthielt 0,36 % der zugelassenen<br />

Maissorte Bt 176. Umfangreiche<br />

Nachforschungen brachten ke<strong>in</strong>e Klärung<br />

für diesen Bef<strong>und</strong>. Es bleibt die<br />

Vermutung, dass bereits das aufgebrauchte<br />

Saatgut kontam<strong>in</strong>iert war.<br />

Nachweis von Reis LL 601 mit weit<br />

reichenden Auswirkungen<br />

Im August 2006 wurde die EU-Kommission<br />

von den amerikanischen Behörden<br />

darüber <strong>in</strong>formiert, dass <strong>in</strong><br />

amerikanischen Reisprodukten Spuren<br />

der nicht zugelassenen gentechnisch<br />

veränderten Reissorte LL 601<br />

nachgewiesen wurden <strong>und</strong> vermutlich<br />

<strong>in</strong> die Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelkette<br />

gelangt seien. Reis <strong>und</strong><br />

Reisprodukte spielen als Bestandteile<br />

von Futtermitteln e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />

Rolle. Im Rahmen der amtlichen Futtermittelkontrolle<br />

wurden Hersteller,<br />

die Reis oder Reisprodukte <strong>in</strong> Futtermitteln<br />

verarbeiten, überprüft. In 3 der<br />

10 untersuchten Proben konnte Reis<br />

LL 601 nachgewiesen werden. Die 3<br />

positiven Bef<strong>und</strong>e bezogen sich auf<br />

e<strong>in</strong>e Partie Reisfuttermehl von 50,6 t,<br />

die von e<strong>in</strong>er Reismühle als Futtermittel<br />

abgegeben worden war. Die Restbestände<br />

von 1,6 t beim Hersteller<br />

wurden gesperrt <strong>und</strong> die Vertriebswege<br />

ermittelt. Über e<strong>in</strong>en Zwischenhändler<br />

waren 25,0 t an e<strong>in</strong>en Handelsbetrieb<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

ausgeliefert worden. Weitere 24,0 t<br />

waren an e<strong>in</strong>en Mischfuttermittelhersteller<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg geliefert<br />

worden. Dort lagen noch 6,0 t Reisfuttermehl<br />

vor, die restlichen 18,0 t<br />

waren <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Anteilen <strong>in</strong> 1500 t<br />

Ergänzungsfuttermittel für Pferde e<strong>in</strong>gemischt<br />

worden. Über e<strong>in</strong>en Warenrückruf<br />

konnten hiervon noch 80,4 t<br />

von den belieferten K<strong>und</strong>en zurückgeholt<br />

werden. Insgesamt mussten<br />

aufgr<strong>und</strong> der Bef<strong>und</strong>e 7,6 t Reisfuttermehl<br />

<strong>und</strong> 80,4 t Ergänzungsfuttermittel<br />

für Pferde unschädlich beseitigt<br />

werden.


148 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Futtermittel<br />

Statuserhebung zu Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB <strong>in</strong> Futtermitteln<br />

Etwa 90 % der Diox<strong>in</strong>aufnahme durch den Menschen erfolgt<br />

über Lebensmittel tierischer Herkunft. Der E<strong>in</strong>trag<br />

der Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen Polychlorierten Biphenyle<br />

(PCB) erfolgt zum Großteil über die Futtermittel, weshalb<br />

der regelmäßigen Kontrolle von Futtermitteln e<strong>in</strong>e besondere<br />

Bedeutung zukommt. Die Richtl<strong>in</strong>ie 2006 / 13 / EG vom<br />

3. Februar 2006 enthält neben Höchstwerten für Diox<strong>in</strong>e<br />

auch solche für die Summe aus Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

PCB sowie Auslösewerte, bei deren Überschreitung<br />

Nachforschungen zur Ursache notwendig werden. Diese<br />

Werte wurden <strong>in</strong> das nationale Futtermittelrecht übernommen<br />

<strong>und</strong> gelten seit November 2006.<br />

Im Kontrolljahr 2006 wurden 113 Futtermittel zur Untersuchung<br />

auf Diox<strong>in</strong>e beprobt. Neben 61 E<strong>in</strong>zelfuttermitteln,<br />

davon 23 aus verschiedenen Getreidearten <strong>und</strong> 21<br />

aus Ölsaaten, wurden 44 Proben von Mischfuttermitteln,<br />

davon 23 Ergänzungsfuttermittel <strong>und</strong> 11 Alle<strong>in</strong>futtermittel,<br />

untersucht. Dazu kommen Proben von 4 Vormischungen<br />

<strong>und</strong> 2 Zusatzstoffen. Von den 113 Proben wurden 25 zusätzlich<br />

auf diox<strong>in</strong>ähnliche PCB <strong>und</strong> Indikator-PCB untersucht.<br />

Die Untersuchungen erfolgten am CVUA Freiburg.<br />

Der Mittelwert über alle Diox<strong>in</strong>bef<strong>und</strong>e beträgt 0,045 ng<br />

WHO-TEQ-PCDD / F / kg Produkt (88%TM). Damit liegen<br />

die Ergebnisse im Mittel deutlich unter dem für Mischfuttermittel<br />

für Nutztiere zulässigen Höchstgehalt von 0,75<br />

ng / kg. In e<strong>in</strong>em Halbfertigprodukt zur Herstellung von<br />

Heimtierfutter mit e<strong>in</strong>em erhöhten Diox<strong>in</strong>gehalt war der<br />

für Mischfuttermittel für Heimtiere geltende Auslösewert<br />

<strong>und</strong> damit auch der Höchstwert nicht überschritten. Für<br />

Futtermittel für Heimtiere gelten höhere Höchst- <strong>und</strong> Auslösewerte,<br />

da e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die Nahrungskette nicht gegeben<br />

ist. Damit führte ke<strong>in</strong>es der 113 Untersuchungsergebnisse<br />

zu e<strong>in</strong>er Beanstandung oder zu weiteren Ursachenermittlungen.<br />

Die Gehalte an diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB (cPCB), für die bisher<br />

ke<strong>in</strong>e Höchstgehalte festgelegt wurden, lagen <strong>in</strong> den<br />

25 Futtermittelproben im Mittel bei 0,028 ng WHO cP-<br />

CB-TEQ / kg Produkt (88%TM) <strong>und</strong> damit weit unter den<br />

Auslösewerten von 0,35 ng / kg für Futtermittel-Ausgangserzeugnisse<br />

pflanzlichen Ursprungs bzw. von 0,5 ng / kg für<br />

Mischfuttermittel. Mit e<strong>in</strong>em mittleren Gehalt von 0,045<br />

ng WHO-TEQ-PCDD / F + cPCB, dem Summenwert der<br />

Toxizitätsäquivalente beider Stoffgruppen, wurden auch die<br />

Höchstgehalte von 1,25 ng / kg für Futtermittel-Ausgangserzeugnisse<br />

pflanzlichen Ursprungs bzw. von 1,5 ng / kg<br />

für Mischfuttermittel für Nutztiere erfreulicherweise weit<br />

unterschritten.<br />

Tabelle: Übersicht Ergebnisse Diox<strong>in</strong>e (Spalte 3 mit PCB)<br />

TM = Trockenmasse<br />

2006 WHO-TEQ PCDD / F (Diox<strong>in</strong>e)<br />

ng / kg (88 % TM)<br />

Gesamt-WHO-TEQ PCDD / F + PCB<br />

ng / kg (88 % TM)<br />

Anzahl 113 25<br />

M<strong>in</strong>imum 0,002 0,009<br />

Maximum 1,303 0,235<br />

Median 0,009 0,022<br />

Mittelwert 0,045 0,045<br />

90 %-Percentil 0,114 0,131<br />

Höchstwert Mischfuttermittel 0,75 1,5<br />

Höchstwert Mischfuttermittel Heimtiere 2,25 7,0


Futtermittelüberwachung Jahresbericht 2006 149<br />

Metallteile <strong>in</strong> Katzenfutter<br />

E<strong>in</strong>e Verbraucherbeschwerde aus Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen über<br />

Metallteile <strong>in</strong> 2 Schalen Katzenfutter führte zu e<strong>in</strong>em Heimtierfuttermittelhersteller<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg. Bei den Metallteilen<br />

handelte es sich um e<strong>in</strong>e abgebrochene Schraube sowie die<br />

dazugehörende Unterlegscheibe. Wie die Ursachenermittlung<br />

ergab, waren die Schraube <strong>und</strong> die Unterlegscheibe während<br />

der laufenden Herstellung an e<strong>in</strong>em Teil der Produktionsanlage<br />

abgebrochen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Futterbrei gefallen. Der Vorfall führte<br />

zu e<strong>in</strong>er Verbesserung des Qualitätssicherungssystems des<br />

Herstellers durch Aufnahme e<strong>in</strong>es Masch<strong>in</strong>encontroll<strong>in</strong>gs.<br />

Schrauben <strong>und</strong> andere nicht feste Teile werden dabei erfasst<br />

<strong>und</strong> auf Sitz sowie Unversehrtheit überprüft.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Tabelle gibt e<strong>in</strong>e Übersicht über die Zahl der durchgeführten<br />

Untersuchungen, wobei je Probe <strong>in</strong> der Regel<br />

mehrere Untersuchungen durchgeführt werden.<br />

Stoffgruppe / Art der Untersuchung Untersuchungen Beanstandungen<br />

Anzahl Anzahl %<br />

Inhaltsstoffe (ohne Wasser) 2 072 88 4,3<br />

Zusatzstoffe (Gehalte <strong>in</strong> Mischfuttermitteln) 745 96 12,9<br />

Unerwünschte Stoffe 2 220 13 0,6<br />

Unzulässige Anwendung / verbotene Stoffe 1 895 7 0,4<br />

davon „tierische Bestandteile“ 798 5 0,6<br />

Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfungsmittel 1 457 0 0<br />

Mikrobiologische Qualität (z. B. Verderb) 332 56 16,9<br />

Salmonellenuntersuchung 63 1 1,6<br />

Formale Kennzeichnungsvorschriften 463 72 15,6<br />

Im Jahr 2006 wurden 1132 Betriebe, <strong>in</strong> denen Futtermittel<br />

hergestellt, gehandelt, e<strong>in</strong>geführt oder verfüttert wurden,<br />

kontrolliert (davon 674 tierhaltende Betriebe, <strong>in</strong>sbesondere<br />

im Rahmen der Cross-Compliance-Kontrollen). Dabei wurden<br />

verschiedene Betriebe auch mehrfach geprüft. Insgesamt<br />

wurden 1319 Betriebsprüfungen <strong>und</strong> 47 Buchprüfungen<br />

durchgeführt sowie 1314 Futtermittelproben gezogen,<br />

von denen 247 nicht den Vorschriften entsprachen. Beprobt<br />

wurden 450 E<strong>in</strong>zelfuttermittel, 809 Mischfuttermittel, 55<br />

Vormischungen <strong>und</strong> Zusatzstoffe.<br />

Aus den Beanstandungen ergaben sich folgende Maßnahmen:<br />

• In 153 leichten Fällen wurden die Betroffenen durch H<strong>in</strong>weise<br />

belehrt.<br />

• In 12 Fällen wurden Verwarnungen ausgesprochen.<br />

• In 11 Fällen wurde e<strong>in</strong>e weitere Behandlung des Futtermittels,<br />

dessen anderweitige Verwendung (nicht zur<br />

Verfütterung) oder die unschädliche Beseitigung angeordnet.<br />

• In 71 Fällen wurde e<strong>in</strong> Bußgeldverfahren e<strong>in</strong>geleitet, davon<br />

wurden 36 Fälle abgeschlossen <strong>und</strong> Bußgelder <strong>in</strong><br />

Höhe von 11 315.- 1 vere<strong>in</strong>nahmt.<br />

• In ke<strong>in</strong>em Fall erfolgte e<strong>in</strong>e Abgabe an die Staatsanwaltschaft.<br />

• Insgesamt wurden Gebühren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Größenordnung<br />

von 6414.- 1 erhoben.<br />

Die Kontrollen 2006 ergaben ke<strong>in</strong>e auffälligen Bef<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise auf besondere oder bisher unbekannte<br />

Kontam<strong>in</strong>ationswege.


150 Lebensmittelüberwachung BW Autorenverzeichnis<br />

Verzeichnis der Autor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Autoren dieses Jahresberichts<br />

Thema<br />

Zusammenfassung<br />

Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug der Lebensmittelüberwachung<br />

Milch <strong>und</strong> Milchprodukte<br />

Fleisch, Wild, Geflügel <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />

Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />

Fette <strong>und</strong> Öle<br />

Brühen, Suppen, Saucen <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>kostsalate<br />

Getreide, Backwaren, Teigwaren<br />

Obst, Gemüse <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />

Kräuter <strong>und</strong> Gewürze<br />

Alkoholfreie Getränke<br />

We<strong>in</strong>, Erzeugnisse aus We<strong>in</strong><br />

Alkoholische Getränke (außer We<strong>in</strong>)<br />

Eis <strong>und</strong> Desserts<br />

Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche<br />

Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse <strong>und</strong> Nusserzeugnisse<br />

Fertiggerichte<br />

Diätetische Lebensmittel, Säugl<strong>in</strong>gsnahrung, Sportlernahrung<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Funktionelle Lebensmittel (Functional Food)<br />

Neuartige Lebensmittel (Novel Food)<br />

Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aromastoffe<br />

Kosmetische Mittel<br />

Bedarfsgegenstände<br />

Bedarfsgegenstände zur Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Pflege sowie<br />

sonstige Haushaltschemikalien<br />

Tabakwaren<br />

Krankheitserregende Mikroorganismen <strong>und</strong> mikrobiologische<br />

Besonderheiten<br />

Mykotox<strong>in</strong>e<br />

Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Süßwasser-Biotox<strong>in</strong>e<br />

Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten<br />

Ökomonitor<strong>in</strong>g<br />

Pharmakologisch wirksame Stoffe<br />

Nachweis von Lebensmittelallergenen<br />

Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

Bestrahlung von Lebensmitteln<br />

Radiochemische Untersuchungen<br />

Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />

Schwermetalle <strong>und</strong> toxische Spurenelemente<br />

Nitrosam<strong>in</strong>e<br />

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)<br />

Acrylamid<br />

3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)<br />

Furan <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

Stabilisotopen-Analytik<br />

Autor<strong>in</strong> / Autor<br />

Frau Roth, CVUA Stuttgart<br />

Frau Dr. Pfleghar, LRA Ravensburg<br />

Frau Wiater, LHS Stuttgart<br />

Frau Gutmacher, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

Frau Helble, CVUA Freiburg<br />

Herr Dr. Kuntzer, CVUA Stuttgart<br />

Herr Dr. Kuntzer, CVUA Stuttgart<br />

Herr Dr. Weißhaar, CVUA Stuttgart<br />

Herr Gr<strong>und</strong>höfer, CVUA Freiburg<br />

Frau Dr. Kaufmann-Horlacher, CVUA Stuttgart<br />

Herr Dr. Reusch, CVUA Karlsruhe<br />

Herr Dr. Ruge, CVUA Karlsruhe<br />

Frau Wahl <strong>und</strong> Frau Dr. Fischer-Hüsken, CVUA Freiburg<br />

Herr Rothenbücher, CVUA Stuttgart<br />

Herr Dr. Lachenmeier, CVUA Karlsruhe<br />

Frau Dr. Kaufmann-Horlacher, CVUA Stuttgart<br />

Frau Blum-Rieck, CVUA Stuttgart<br />

Herr Dr. Reusch, CVUA Karlsruhe<br />

Herr Gr<strong>und</strong>höfer, CVUA Freiburg<br />

Frau Dr. Schweizer, CVUA Freiburg<br />

Frau Maixner, CVUA Karlsruhe<br />

Frau Bauer-Aymanns, CVUA Karlsruhe<br />

Frau Dr. Schweizer, CVUA Freiburg<br />

Frau Maixner, CVUA Karlsruhe<br />

Herr Dr. Schneider, CVUA Karlsruhe<br />

Herr Dr. Hahn, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

Frau Kratz, CVUA Karlsruhe<br />

Frau Dr. Ste<strong>in</strong>er, CVUA Stuttgart<br />

Frau Eckste<strong>in</strong>, CVUA Stuttgart<br />

Herr J. Hahn, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

Herr Dr. Friedrich, CVUA Stuttgart<br />

Frau Gutmacher, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

Herr Dr. Thielert, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

Herr Dr. Schüle, CVUA Stuttgart<br />

Frau Dr. Kypke, CVUA Freiburg<br />

Frau Scherbaum, CVUA Stuttgart<br />

Herr Lippold, CVUA Freiburg<br />

Herr Waibl<strong>in</strong>ger, CVUA Freiburg<br />

Herr Waibl<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> Herr Dr. Pietsch, CVUA Freiburg<br />

Frau Straub, CVUA Karlsruhe<br />

Herr Dr. Kaut, CVUA Stuttgart<br />

Herr Dr. Malisch, CVUA Freiburg<br />

Herr Reiser, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

Frau Fügel, CVUA Stuttgart<br />

Herr Kle<strong>in</strong>, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

Herr Dr. Weißhaar, CVUA Stuttgart<br />

Herr Dr. Weißhaar, CVUA Stuttgart<br />

Herr Dr. Mart<strong>in</strong>, CVUA Freiburg<br />

Herr Dr. Kuballa, CVUA Karlsruhe<br />

Herr Dr. Metschies, CVUA Freiburg


Autorenverzeichnis Jahresbericht 2006 151<br />

Thema<br />

Tr<strong>in</strong>kwasserüberwachung<br />

Futtermittelüberwachung<br />

Autor<strong>in</strong> / Autor<br />

Herr Brezger, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />

Frau Assfalg, RP Stuttgart<br />

Frau von der Heydt, RP Freiburg<br />

Herr Kraus, RP Tüb<strong>in</strong>gen<br />

Frau Stegili <strong>und</strong> Frau Kehr, RP Karlsruhe<br />

Herr Bliß, SES am RP Tüb<strong>in</strong>gen<br />

Frau Dr. Modi, LA Chemie der Universität Hohenheim<br />

Frau Dr. Roth, LTZ Augustenberg<br />

Herr Wambold, CVUA Freiburg<br />

Herr Dr. Zittlau, CVUA Karlsruhe<br />

Herr Dr. Eckste<strong>in</strong>, MLR<br />

Abkürzungen:<br />

CVUA = Chemisches <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt<br />

LHS = Landeshauptstadt<br />

LA Chemie = Landesanstalt für Landwirtschaftliche Chemie Hohenheim<br />

LRA = Landratsamt<br />

LTZ = Landwirtschaftliches Technologiezentrum<br />

MLR = M<strong>in</strong>isterium für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen Raum<br />

RP = Regierungspräsidium<br />

SES = Stabsstelle Ernährungssicherheit


152 Lebensmittelüberwachung BW Impressum<br />

Herausgeber:<br />

M<strong>in</strong>isterium für Ernährung <strong>und</strong><br />

Ländlichen Raum Baden-Württemberg<br />

Postfach 10 34 44<br />

70029 Stuttgart<br />

Für eventuelle Rückfragen:<br />

Telefon: 0711. 126 - 0<br />

Telefax: 0711. 126 - 2255<br />

Gestaltung:<br />

Kai Twelbeck, Stuttgart, www.sojusdesign.de

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