jahresbericht - Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit in ...
jahresbericht - Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit in ...
jahresbericht - Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit in ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
JAHRESBERICHT<br />
Überwachung von<br />
Lebensmitteln,<br />
Kosmetischen Mitteln,<br />
Bedarfsgegenständen,<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
<strong>und</strong> Futtermitteln<br />
2006<br />
B A W Ü 2 0 0 6
JAHRESBERICHT<br />
Überwachung<br />
von Lebensmitteln,<br />
Kosmetischen Mitteln,<br />
Bedarfsgegenständen,<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
<strong>und</strong> Futtermitteln 2006
2 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann
Grußwort des M<strong>in</strong>isters Jahresbericht 2006 3<br />
Sehr geehrte Leser<strong>in</strong>nen,<br />
sehr geehrte Leser,<br />
Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelüberwachung s<strong>in</strong>d aktiver Verbraucherschutz.<br />
Daher misst die Landesregierung der amtlichen Lebensmittel<strong>und</strong><br />
der Futtermittelüberwachung e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung zu <strong>und</strong> tritt<br />
dafür e<strong>in</strong>, dass diese auch weiterh<strong>in</strong> ihre Aufgaben als schlagkräftige<br />
<strong>und</strong> effiziente E<strong>in</strong>heit erfüllt.<br />
Die Verbraucher erwarten zu Recht<br />
ges<strong>und</strong>e, qualitativ hochwertige <strong>und</strong><br />
sichere Lebensmittel. Um dies zu<br />
gewährleisten, müssen die Lebensmittelunternehmer<br />
im Rahmen ihrer<br />
Sorgfaltspflicht betriebliche Eigenkontrollen<br />
durchführen. Die amtliche<br />
Überwachung ist die „Kontrolle der<br />
Kontrolle“, sie überwacht die Wirksamkeit<br />
dieser betrieblichen Eigenkontrollen.<br />
Nach diesem Gr<strong>und</strong>satz f<strong>in</strong>det <strong>in</strong><br />
Baden-Württemberg die Kontrolle der<br />
Lebensmittelsicherheit „vom Acker<br />
bis auf den Teller“ auf allen Produktionsstufen<br />
statt. Das Ziel ist der optimale<br />
Schutz der Verbraucher sowohl<br />
vor ges<strong>und</strong>heitlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
als auch vor wirtschaftlicher<br />
Übervorteilung durch Irreführung <strong>und</strong><br />
Täuschung.<br />
Lebensmittel, kosmetische Mittel, Bedarfsgegenstände,<br />
Tabakerzeugnisse,<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser sowie Futtermittel, sie alle<br />
unterliegen den lebensmittel- <strong>und</strong><br />
futtermittelrechtlichen Vorschriften<br />
<strong>und</strong> werden von der amtlichen Überwachung<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg risikoorientiert<br />
kontrolliert. Dieser Jahresbericht<br />
soll über die wichtige <strong>und</strong><br />
vielfältige Arbeit der amtlichen Lebensmittel-<br />
<strong>und</strong> Futtermittelüberwachung<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg <strong>in</strong>formieren.<br />
Der Bericht zeigt, dass trotz<br />
der Negativschlagzeilen der „Lebensmittelskandale“<br />
bei der überwiegenden<br />
Zahl der Überprüfungen erfreulicherweise<br />
ke<strong>in</strong>e oder nur sehr wenige<br />
Beanstandungen festzustellen s<strong>in</strong>d.<br />
Dies kann durchaus auch als Qualitätsmerkmal<br />
für den hohen Standard des<br />
Verbraucherschutzes im Land gesehen<br />
werden.<br />
Im vergangenen Jahr wurden <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
im Rahmen der Lebensmittelüberwachung<br />
wieder mehr<br />
als 90000 Betriebskontrollen durchgeführt<br />
<strong>und</strong> mehr als 60000 Proben an<br />
den Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämtern<br />
(CVUAs) untersucht<br />
<strong>und</strong> begutachtet. Die Proben werden<br />
von den Lebensmittelkontrolleuren<br />
auf allen Stufen der Herstellung <strong>und</strong><br />
des Handels erhoben, aber auch Verbraucherbeschwerden<br />
werden <strong>in</strong> die<br />
Untersuchung e<strong>in</strong>bezogen. Die notwendigen<br />
Maßnahmen zur Beseitigung<br />
von Mängeln werden von den<br />
unteren Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
veranlasst.<br />
E<strong>in</strong>e sichere Lebensmittelproduktion<br />
ist aber nur möglich, wenn die zur<br />
Lebensmittelgew<strong>in</strong>nung dienenden<br />
Tiere zuvor mit e<strong>in</strong>wandfreien Futtermitteln<br />
ernährt wurden. Dieses sicherzustellen,<br />
ist Aufgabe der amtlichen<br />
Futter mittelüberwachung, die auf allen<br />
Stufen der Herstellung, des Handels<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> den landwirtschaftlichen<br />
Betrieben erfolgt. Im Jahr 2006 wurden<br />
von den Futtermittelkontrolleuren<br />
an den Regierungspräsidien mehr als<br />
1300 Betriebsprüfungen durchgeführt<br />
sowie über 1300 Proben gezogen <strong>und</strong><br />
an den landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalten<br />
bzw. den CVUAs untersucht.<br />
Ich b<strong>in</strong> stolz darauf, dass die EU-Kommission<br />
im Berichtsjahr nach e<strong>in</strong>er<br />
europaweiten Ausschreibung drei<br />
Laborbereiche der Chemischen <strong>und</strong><br />
Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämter <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
mit der wichtigen<br />
Aufgabe e<strong>in</strong>es europäischen Geme<strong>in</strong>schafts-referenzlabors<br />
betraut hat.<br />
Beim CVUA Freiburg wurden das<br />
Diox<strong>in</strong>-Labor <strong>und</strong> das Labor für Pestizid-Rückstände<br />
<strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
tierischer Herkunft <strong>und</strong> beim CVUA<br />
Stuttgart wurde das Labor für Pestizid-Rückstände<br />
<strong>in</strong> pflanzlichen Lebensmitteln<br />
benannt. Die geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Referenzlaboratorien sollen zur<br />
Erreichung e<strong>in</strong>er hohen Qualität <strong>und</strong><br />
E<strong>in</strong>heitlichkeit der Untersuchungsergebnisse<br />
<strong>in</strong> den Mitgliedstaaten beitragen.<br />
Dies ist e<strong>in</strong> erneuter Beweis<br />
für die Leistungsfähigkeit der badenwürttembergischen<br />
Untersuchungsämter<br />
<strong>und</strong> deren europaweite Anerkennung.<br />
Me<strong>in</strong> Dank gilt an dieser Stelle allen<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
<strong>in</strong> der amtlichen Lebensmittel- <strong>und</strong><br />
Futtermittelüberwachung <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg. Sie alle haben durch<br />
ihr großes Engagement zu dem seit<br />
Jahren hohen Qualitätsniveau beigetragen.<br />
Ich wünsche Ihnen nun e<strong>in</strong>e kurzweilige<br />
Lektüre unseres Jahresberichts<br />
2006.<br />
Peter Hauk MdL<br />
M<strong>in</strong>ister für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen<br />
Raum Baden-Württemberg<br />
Stuttgart, im Juli 2007
4 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann<br />
I Vorspann<br />
3 Grußwort des M<strong>in</strong>isters<br />
4 Inhaltsverzeichnis<br />
6 Zusammenfassung: Highlights u. Sorgenk<strong>in</strong>der<br />
66 Kosmetische Mittel<br />
66 Chemische Untersuchung von kosmetischen<br />
Mitteln<br />
70 Mikroorganismen <strong>in</strong> kosmetischen Mitteln<br />
71 Bedarfsgegenstände<br />
II<br />
Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
71 Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt <strong>und</strong><br />
zur Körperpflege<br />
11 Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
14 Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB<br />
25 Lebensmittelüberwachung – grenzenlos<br />
73 Spielwaren <strong>und</strong> Scherzartikel<br />
74 Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt<br />
77 Bedarfsgegenstände zur Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Pflege<br />
sowie sonstige Haushaltschemikalien<br />
III<br />
Produktgruppen<br />
78 Tabakwaren<br />
27 Themenübersicht<br />
28 Übersicht Untersuchungsergebnisse<br />
30 Lebensmittel<br />
30 Milch <strong>und</strong> Milchprodukte<br />
32 Fleisch, Wild, Geflügel <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />
34 Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere <strong>und</strong><br />
-Erzeugnisse<br />
35 Fette <strong>und</strong> Öle<br />
36 Brühen, Suppen, Saucen <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>kostsalate<br />
37 Getreide, Backwaren <strong>und</strong> Teigwaren<br />
39 Obst, Gemüse <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />
40 Kräuter <strong>und</strong> Gewürze<br />
43 Alkoholfreie Getränke<br />
45 We<strong>in</strong> <strong>und</strong> Erzeugnisse aus We<strong>in</strong><br />
47 Alkoholische Getränke (außer We<strong>in</strong>)<br />
49 Eis <strong>und</strong> Desserts<br />
50 Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche<br />
53 Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse <strong>und</strong><br />
Nusserzeugnisse<br />
54 Fertiggerichte<br />
56 Diätetische Lebensmittel, Säugl<strong>in</strong>gsnahrung<br />
<strong>und</strong> Sportlernahrung<br />
58 Nahrungsergänzungsmittel<br />
60 Funktionelle Lebensmittel (Functional Food)<br />
61 Neuartige Lebensmittel (Novel Food)<br />
63 Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aromastoffe<br />
IV Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
81 Themenübersicht<br />
82 Krankheitserregende Mikroorganismen <strong>und</strong><br />
mikrobiologische Besonderheiten<br />
88 Mykotox<strong>in</strong>e<br />
92 Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Süßwasser-Biotox<strong>in</strong>e<br />
93 Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische<br />
Kontam<strong>in</strong>anten<br />
104 Öko-Monitor<strong>in</strong>g<br />
107 Pharmakologisch wirksame Stoffe<br />
111 Nachweis von Lebensmittelallergenen<br />
114 Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
120 Bestrahlung von Lebensmitteln<br />
122 Radiochemische Untersuchungen<br />
125 Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten:<br />
125 Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />
129 Schwermetalle u. toxische Spurenelemente<br />
131 Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten:<br />
131 Nitrosam<strong>in</strong>e<br />
132 Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />
(PAK)<br />
133 Acrylamid<br />
134 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)<br />
136 Furan <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
138 Stabilisotopen-Analytik
Inhaltsverzeichnis Jahresbericht 2006 5<br />
V Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
139 Tr<strong>in</strong>kwasserüberwachung<br />
140 Perfluorierte Tenside (PFT)<br />
Inhalt :<br />
Wo steht was?<br />
141 Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln<br />
VI<br />
Futtermittel<br />
143 Futtermittelüberwachung<br />
I II III IV V VI<br />
3 11 27 81 139 143<br />
150 Autorenverzeichnis<br />
152 Impressum<br />
Vorspann<br />
Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
Produktgruppen<br />
Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
Futtermittel
6 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann<br />
Zahlen aus der Lebensmittelüberwachung<br />
Ziel der amtlichen Lebensmittelüberwachung ist<br />
es, ges<strong>und</strong>heitliche Gefahren, Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
<strong>und</strong> Verfälschungen zu erkennen <strong>und</strong> zu beseitigen,<br />
<strong>und</strong> hierfür das qualifizierte Personal sowie<br />
die Analysengeräte optimal e<strong>in</strong>zusetzen <strong>und</strong> auszulasten.<br />
Die Steuerung erfolgt über die risikoorientierte<br />
Betriebskontrolle <strong>und</strong> zielorientierte<br />
Probenahme mit wechselnden Untersuchungsschwerpunkten.<br />
Die amtliche Lebensmittelüberwachung <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg hat im Jahr 2006 <strong>in</strong>sgesamt 94987<br />
Kontrollen <strong>in</strong> Betrieben <strong>und</strong> bei Lebensmitteltransporten<br />
durchgeführt. Dabei wurden 57282<br />
von 206320 <strong>in</strong> Baden-Württemberg registrierten<br />
Betrieben (28%) überprüft. Bei 15 556 Betrieben<br />
(27% der kontrollierten Betriebe) wurden <strong>in</strong>sgesamt<br />
23948 Verstöße festgestellt.<br />
37 %<br />
… aller EU-Referenz-<br />
Laboratorien für Pestizide<br />
<strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
ansässig.<br />
93<br />
Im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung<br />
wurden <strong>in</strong>sgesamt 53 208 Proben chemisch,<br />
physikalisch <strong>und</strong> mikrobiologisch untersucht:<br />
48030 Lebensmittel (19 % = 8926 Proben<br />
beanstandet), 2041 kosmetische Mittel (21% =<br />
422 Proben), 2 819 Bedarfsgegenstände (31 %<br />
= 875 Proben), 231 Tabakerzeugnisse (3% = 7<br />
Proben) <strong>und</strong> 85 sonstige Produkte, die wegen der<br />
möglichen Ges<strong>und</strong>heitsgefahr durch Verwechselbarkeit<br />
mit Lebensmitteln überprüft wurden (71 %<br />
= 60 Proben).<br />
90 t<br />
… Futtermittel<br />
wegen gentechnisch<br />
verändertem Reis<br />
unschädlich gemacht.<br />
147<br />
Geeignet, die Ges<strong>und</strong>heit zu schädigen, waren<br />
<strong>in</strong>sgesamt 136 (0,3 %) Proben (Lebensmittel, kosmetische<br />
Mittel <strong>und</strong> Bedarfsgegenstände). Als<br />
ges<strong>und</strong>heitsschädlich wurden Proben <strong>in</strong>sbesondere<br />
wegen pathogener Keime (Salmonellen,<br />
Staphylococcus aureus <strong>und</strong> Bacillus cereus),<br />
überhöhten Gehalten an Histam<strong>in</strong> <strong>und</strong> wegen<br />
scharfkantiger Fremdkörper beurteilt.<br />
Außerdem wurden 11 948 Proben im Rahmen des<br />
Nationalen Rückstandskontrollplanes für Lebensmittel<br />
tierischer Herkunft, bei dem unter anderem<br />
Fleisch, Milch, Eier <strong>und</strong> Honig auf Rückstände<br />
unerwünschter Stoffe untersucht werden, sowie<br />
1351 Proben auf Radioaktivität <strong>und</strong> 10 626 Proben<br />
im Rahmen der Tr<strong>in</strong>kwasserüberwachung<br />
untersucht.<br />
Zahlen aus der Futtermittelüberwachung<br />
48<br />
… Strafverfahren<br />
wegen Badezimmerspray,<br />
der bei den K<strong>und</strong>en<br />
Atemwegsvergiftungen<br />
hervorrief.<br />
77<br />
Im Jahr 2006 wurden 1132 Betriebe, <strong>in</strong> denen<br />
Futtermittel hergestellt, gehandelt, e<strong>in</strong>geführt<br />
oder verfüttert wurden, kontrolliert (davon 674 tierhaltende<br />
Betriebe, <strong>in</strong>sbesondere im Rahmen der
Zusammenfassung Jahresbericht 2006 7<br />
Zusammenfassung:<br />
60<br />
… Sek<strong>und</strong>en<br />
oder 60 M<strong>in</strong>uten?<br />
Wie lange hält sich<br />
essbare Unterwäsche?<br />
Highlights <strong>und</strong><br />
Sorgenk<strong>in</strong>der<br />
des Jahres 2006<br />
71<br />
107 t<br />
… spanische Paprika<br />
wurden vernichtet!<br />
Sie enthielten das<br />
<strong>in</strong> Europa nicht zugelassene<br />
Insektizid<br />
Isophen-methyl.<br />
95<br />
1 …<br />
… Injektionsstelle<br />
<strong>in</strong> der Muskulatur<br />
reichte aus, um dem<br />
Besitzer die zu frühe<br />
Schlachtung des<br />
behandelten Tieres<br />
nachzuweisen.<br />
15
8 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann<br />
Cross-Compliance-Kontrollen). Dabei wurden verschiedene<br />
Betriebe auch mehrfach geprüft. Insgesamt wurden 1319<br />
Betriebsprüfungen <strong>und</strong> 47 Buchprüfungen durchgeführt<br />
sowie 1314 Futtermittelproben gezogen, von denen 247<br />
nicht den Vorschriften entsprachen. Beprobt wurden 450<br />
E<strong>in</strong>zelfuttermittel, 809 Mischfuttermittel, 55 Vormischungen<br />
<strong>und</strong> Zusatzstoffe.<br />
Beispiele aus der Futter- <strong>und</strong> Lebensmittelüberwachung<br />
Rückstände von Tierarzneimitteln <strong>in</strong> Schlachtfleisch<br />
„Der rout<strong>in</strong>emäßigen Fleischuntersuchung entgeht nichts!“<br />
E<strong>in</strong>e Injektionsstelle <strong>in</strong> der Muskulatur e<strong>in</strong>es Schlachttieres<br />
erweckte beim Kontrolleur den Verdacht, dass das Tier vor<br />
nicht allzu langer Zeit e<strong>in</strong>er medikamentösen Behandlung<br />
unterzogen worden ist. In den daraufh<strong>in</strong> zur Untersuchung<br />
e<strong>in</strong>gesandten Proben konnten Rückstände e<strong>in</strong>es Antibiotikums<br />
nachgewiesen werden.<br />
Die nachfolgenden Ermittlungen durch die Lebensmittelüberwachung<br />
bestätigten, dass der Landwirt das Tier aufgr<strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>er akuten Erkrankung behandeln ließ <strong>und</strong> nach<br />
eigenen Angaben versehentlich zu früh zur Schlachtung<br />
gegeben hatte. Die durch den Tierarzt <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Anwendungsh<strong>in</strong>weisen<br />
vorgegebenen Wartezeiten wurden nicht<br />
beachtet. Gegen den Landwirt wurde Strafanzeige erstattet.<br />
Der Schlachtkörper musste unschädlich beseitigt werden.<br />
Beim Räuchern entsteht unerwünschtes<br />
3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>er Stufenkontrolle bei e<strong>in</strong>em Fleischwarenhersteller<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> umfangreichen Laborversuchen konnte gezeigt<br />
werden, dass beim Räuchern 3-MCPD entsteht: Pfefferknacker<br />
(kle<strong>in</strong>kalibrige geräucherte Rohwurst), die noch<br />
nicht geräuchert waren, enthielten ke<strong>in</strong> 3-MCPD. Dieselben<br />
Pfefferknacker, die mit Kaltrauch von ca. 28 °C geräuchert<br />
wurden, wiesen nach der Räucherung e<strong>in</strong>en 3-MCPD Gehalt<br />
von 133 µg/kg auf. Die zur Herstellung verwendeten<br />
Zutaten <strong>und</strong> Zusatzstoffe enthielten ke<strong>in</strong> 3-MCPD. E<strong>in</strong>e<br />
Probe „Wandabkratzung“ aus der Räucherkammer war mit<br />
e<strong>in</strong>em sehr hohen 3-MCPD Gehalt (2455 µg/kg) belastet.<br />
Die zur Räucherung verwendeten Holzspäne waren frei von<br />
chlororganischen Verb<strong>in</strong>dungen, die evtl. e<strong>in</strong>e Quelle für<br />
das gebildete 3-MCPD darstellen könnten <strong>und</strong> waren auch<br />
frei von 3-MCPD. Die Holzspäne wurden anschließend im<br />
Labor unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen verschwelt. Dabei<br />
zeigte sich, dass der aufgefangene Rauch große Mengen<br />
an 3-MCPD enthielt. Damit war klar: Beim Räuchern entsteht<br />
3-MCPD. Die bisherigen Untersuchungsergebnisse<br />
deuten auch darauf h<strong>in</strong>, dass der Bildungsweg für 3-MCPD<br />
bei der Verschwelung von Holz e<strong>in</strong> anderer ist, als z.B. <strong>in</strong><br />
Sojasoßen <strong>und</strong> Backwaren. Da 3-MCPD sehr gut wasserlöslich<br />
ist, bleibt es nicht an der Oberfläche, sondern es<br />
dr<strong>in</strong>gt schnell auch <strong>in</strong> die <strong>in</strong>neren Schichten des geräucherten<br />
Erzeugnisses e<strong>in</strong>. Durch Entfernen der Wursthaut<br />
lässt sich also leider ke<strong>in</strong>e nennenswerte Reduktion der<br />
Kontam<strong>in</strong>ation mit 3-MCPD erreichen.<br />
Noroviren <strong>in</strong> gekochtem Reis<br />
Nach dem Verzehr von Reisgerichten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>disch-ceylonesischem<br />
Restaurant erkrankten 16 von 21 Schülern an<br />
Gastroenteritis. Die Symptome sowie die e<strong>in</strong>tägige Inkubationszeit<br />
entsprachen denen e<strong>in</strong>er Norovirus-Infektion.<br />
Im gekochten Reis wurden die Molekularbiologen fündig:<br />
Noroviren positiv. Parallel dazu wurden im Regierungspräsidium<br />
Stuttgart (Abteilung 9 Landesges<strong>und</strong>heitsamt) Stuhlproben<br />
von 6 Erkrankten ebenfalls mit positivem Ergebnis<br />
auf Noroviren untersucht. Zur Abklärung der Infektionskette<br />
wurden sowohl die Noroviren-Patientenisolate als auch das<br />
Isolat aus dem gekochten Reis auf klonale Identität (genetische<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung) untersucht. Die Untersuchung<br />
ergab zu 100 % übere<strong>in</strong>stimmende Gensequenzen zwischen<br />
den Virenisolaten der Patienten <strong>und</strong> aus dem Reis:<br />
e<strong>in</strong> kausaler Zusammenhang zwischen dem Konsum der<br />
Reisspeisen im Restaurant <strong>und</strong> den Erkrankungen der 16<br />
Schüler ist damit bewiesen. Der gekochte Reis wurde als<br />
ges<strong>und</strong>heitsschädlich beanstandet.<br />
Dem „Gammelfleisch“ auf der Spur …<br />
Ausgehend vom ersten Fleischskandal <strong>in</strong> Bayern Ende<br />
2005, folgten mit dem Begriff „Gammelfleisch“ 2006 weitere<br />
Schlagzeilen. Zwei Schwerpunktprogramme wurden<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg <strong>in</strong>s Leben gerufen, um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivierte<br />
Kontrolle <strong>in</strong> diesem Bereich zu ermöglichen. Für<br />
diese Aufgabe wurden gesondert Tierärzte <strong>und</strong> im Rahmen<br />
des Kooperationsmodells mit der Polizei ehemalige WKD-<br />
Beamte e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
U.a. tauchten bei den zahlreichen Kontrollen <strong>in</strong> Kühl- <strong>und</strong><br />
Gefrierhäusern immer wieder Fleisch auf, das überlagert<br />
<strong>und</strong> verdorben war. Manche Fleischstücke hatten e<strong>in</strong>en<br />
langen Transportweg h<strong>in</strong>ter sich. Auch vor 2 Jahren aus<br />
Brasilien importiertes R<strong>in</strong>dfleisch war durch zu lange Gefrierlagerung<br />
ranzig geworden. Neben physikalischen <strong>und</strong><br />
chemischen Vorgängen im Fleisch s<strong>in</strong>d die Unterbrechung<br />
der Kühlkette oder die Verwendung von mikrobiell belasteter<br />
Ausgangsware als Ursachen für den Verderb zu nennen.<br />
Tiefgefrieren kann die Haltbarkeit von Fleisch verlängern,<br />
aber nur wenn frische Ausgangsware sachgerecht verpackt<br />
(am besten vakuumiert) tiefgefroren wird.
Zusammenfassung Jahresbericht 2006 9<br />
Verbotenes Pestizid <strong>in</strong> spanischem Gemüsepaprika<br />
entdeckt<br />
Im Rahmen der Rückstandsuntersuchungen bei Gemüsepaprika<br />
hat das CVUA Stuttgart Ende des Jahres 2006<br />
Rückstände des <strong>in</strong> der EU nicht zugelassenen Insektizids<br />
Isofenphos-methyl festgestellt. Auffallend war, dass dieses<br />
Insektizid ausschließlich <strong>in</strong> den spanischen Proben<br />
nachgewiesen wurde. In 12 der knapp 40 Proben wurde<br />
Isofenphos-methyl nachgewiesen. Die Rückstandsgehalte<br />
lagen <strong>in</strong> 8 Proben über der allgeme<strong>in</strong>en Höchstmenge von<br />
0,01 mg/kg.<br />
Der Wirkstoff Isofenphos-methyl wurde <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a hergestellt<br />
<strong>und</strong> ohne Zulassung <strong>und</strong> damit ohne toxikologische<br />
Bewertung illegal nach Spanien e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong> angewendet.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der toxikologischen Relevanz konnten ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Risiken nicht mit der erforderlichen Sicherheit<br />
ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse wurden <strong>in</strong><br />
das Schnellwarnsystem der Europäischen Kommission<br />
e<strong>in</strong>gestellt <strong>und</strong> zeigten Wirkung: Nach dem Bericht der<br />
spanischen Behörden wurden im 1. Quartal 303 Firmen<br />
kontrolliert, 107 203 kg Paprika vernichtet, 24 Betriebe mit<br />
Vermarktungsverbot belegt <strong>und</strong> 11 Strafverfahren e<strong>in</strong>geleitet.<br />
EU-Referenzlaboratorien (CRL) <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg<br />
Zur Weiterentwicklung der Lebensmittelüberwachung <strong>und</strong><br />
Tierseuchendiagnostik wurde 2005 die E<strong>in</strong>richtung von Geme<strong>in</strong>schafts-Referenz<br />
laboratorien (Community Reference<br />
Laboratories, CRLs) von der Europäischen Union u.a. für<br />
verschiedene rückstandsanalytische Arbeitsgebiete ausgeschrieben.<br />
Die EU-Referenz-Laboratorien sollen sowohl<br />
richtungsweisend als auch koord<strong>in</strong>ierend <strong>und</strong> beratend wirken.<br />
Ziel ist e<strong>in</strong>e EU-weite Verbesserung der Qualität von<br />
analytischen Ergebnissen.<br />
Nach Abschluss des strengen Auswahlverfahrens auf nationaler<br />
<strong>und</strong> EU-Ebene wurden Anfang 2006 drei der acht<br />
CRLs im Bereich „Rückstände <strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten“ an das<br />
CVUA Stuttgart <strong>und</strong> das CVUA Freiburg vergeben: Dabei<br />
deckt das CVUA Stuttgart den Bereich „mit E<strong>in</strong>zelbestimmungsverfahren<br />
zu analysierende Pestizidrückstände“ ab,<br />
das CVUA Freiburg ist für den Bereich „Pestizidrückstände<br />
<strong>in</strong> Lebensmitteln tierischer Herkunft <strong>und</strong> Waren mit hohem<br />
Fettanteil“ benannt. Das CVUA Freiburg wurde zudem für<br />
den Bereich „Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> PCB <strong>in</strong> Lebensmitteln <strong>und</strong> Futtermitteln“<br />
benannt. Inzwischen s<strong>in</strong>d die Arbeitsprogramme<br />
mit der Kommission abgestimmt, <strong>und</strong> die Arbeit als CRL<br />
wurde zum 1. Juli 2006 aufgenommen. Die e<strong>in</strong>drucksvolle<br />
Bilanz des ersten halben Jahres: 4 R<strong>in</strong>gversuche, Aufbau e<strong>in</strong>es<br />
Internet-Portals (www.crl-pesticides.eu ), e<strong>in</strong>e „method<br />
validation database“ <strong>und</strong> erste Workshops <strong>in</strong> Freiburg<br />
<strong>und</strong> Fellbach mit Teilnehmern aus allen EU-Ländern.<br />
Zimt gegen Zucker?<br />
Die Ergebnisse von mediz<strong>in</strong>ischen Studien deuten darauf<br />
h<strong>in</strong>, dass durch den Verzehr von mehreren Gramm Cassia-<br />
Zimtpulver bzw. -Zimtextrakt pro Tag der Blutzuckerspiegel<br />
von Diabetikern günstig bee<strong>in</strong>flusst werden kann. Etliche<br />
Firmen brachten - vor e<strong>in</strong>er Zulassung als Arzneimittel! -<br />
bereits „Zimtkapseln“ zur Senkung des Blutzuckers als<br />
diätetische Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel<br />
für Diabetiker <strong>in</strong> den Verkehr. Mit den Zimtkapseln werden<br />
täglich Gramm-Mengen von Zimt verzehrt, das ist erheblich<br />
mehr, als durch mit Zimt gewürzte Lebensmittel aufgenommen<br />
wird. Um mögliche Gefahren durch e<strong>in</strong>en erhöhten<br />
Cumar<strong>in</strong>gehalt abschätzen zu können, wurden 26 Proben<br />
überprüft. 14 Proben enthielten hohe Cumar<strong>in</strong>gehalte, 2<br />
Proben wurden als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beanstandet, da<br />
der TDI-Wert (Tolerable Daily Intake = tolerierbare tägliche<br />
Aufnahmemenge) über 100 % ausgeschöpft war.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich des Cumar<strong>in</strong>gehaltes unauffällig waren nur die<br />
Proben, die wässrigen Zimtextrakt enthielten.<br />
Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln <strong>in</strong><br />
Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
Chloridazon-desphenyl ist e<strong>in</strong> Metabolit (Abbauprodukt)<br />
des Unkrautvernichtungsmittels Chloridazon, das im Zuckerrübenanbau<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wird. Bei 28 von 80 untersuchten<br />
Tr<strong>in</strong>kwässern wurden Gehalte bis zu 3,4 µg/l nachgewiesen.<br />
Die offene Frage, ob Chloridazon-desphenyl als<br />
„relevanter“ Metabolit im S<strong>in</strong>ne der Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung<br />
anzusehen ist <strong>und</strong> damit dem Grenzwert von 0,1<br />
µg/l unterliegt, wird derzeit auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> EU-Ebene<br />
geklärt.<br />
Aus dem im Obstanbau e<strong>in</strong>gesetzten Fungizid Tolylfluanid<br />
kann der Metabolit N,N-Dimethylsulfamid entstehen.<br />
Gehalte deutlich über 0,1 µg/l wurden nachgewiesen. Bei<br />
der Aufbereitung von Wasser mit Ozon kann aus diesem<br />
Metaboliten das krebserregende N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong><br />
entstehen. Das N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong> wird durch die üblicherweise<br />
der Ozonierung nachgeschalteten Filterstufen<br />
teilweise wieder entfernt. Bei N,N-Dimethylsulfamid handelt<br />
es sich um e<strong>in</strong>en bislang unbekannten Pflanzenschutzmittelmetaboliten;<br />
weil sich bei Ozonierung daraus das ges<strong>und</strong>heitsbedenkliche<br />
N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong> bilden kann,<br />
muss der Metabolit als „relevanter Metabolit“ im S<strong>in</strong>ne der<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung angesehen werden.
10 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann<br />
Nicht zugelassener GVO-Reis macht Schlagzeilen<br />
Amerikanische Behörden <strong>in</strong>formierten die EU-Kommission<br />
darüber, dass <strong>in</strong> amerikanischen Reisprodukten Spuren<br />
der nicht zugelassenen gentechnisch veränderten (gv)<br />
Reissorte LL 601 nachgewiesen wurden <strong>und</strong> vermutlich <strong>in</strong><br />
die Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelkette gelangt seien. In 3<br />
der 10 untersuchten Futtermittelproben konnte <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg Reis LL 601 nachgewiesen werden. Die 3<br />
positiven Bef<strong>und</strong>e bezogen sich auf e<strong>in</strong>e Partie Reisfuttermehl<br />
von 50,6 t, die von e<strong>in</strong>er Reismühle als Futtermittel<br />
abgegeben worden war. Die Restbestände von 1,6 t beim<br />
Hersteller wurden gesperrt <strong>und</strong> die Vertriebswege ermittelt.<br />
Über e<strong>in</strong>en Zwischenhändler waren 25,0 t an e<strong>in</strong>en<br />
Handelsbetrieb <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen ausgeliefert worden.<br />
Weitere 24,0 t waren an e<strong>in</strong>en Mischfuttermittelhersteller<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg geliefert worden. Insgesamt<br />
mussten 7,6 t Reisfuttermehl <strong>und</strong> 80,4 t Ergänzungsfuttermittel<br />
für Pferde unschädlich beseitigt werden.<br />
Die parallel aufgenommene Untersuchung von Lebensmitteln<br />
lohnte sich: In <strong>in</strong>sgesamt 31 von 195 Proben wurden<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen durch nicht zugelassenen gv Reis festgestellt.<br />
Die Verunre<strong>in</strong>igungen bewegten sich zwar durchweg<br />
im sehr niedrigen Spurenbereich, aber derzeit s<strong>in</strong>d selbst<br />
solche Spuren von nicht zugelassenem gentechnisch verändertem<br />
Reis verboten.<br />
Atemnot auf Knopfdruck – Vergiftungsfälle durch e<strong>in</strong><br />
Badezimmerspray<br />
Es begann Ende März 2006: <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Angebotsaktion kommen<br />
zwei brandneue Produkte auf den Markt: die Aerosolsprays<br />
„Magic Nano Bad <strong>und</strong> Keramik Versiegeler“. Nach<br />
Angaben der Firma sollen mit den Sprays Unebenheiten auf<br />
Glas <strong>und</strong> Keramik mit kle<strong>in</strong>sten Nanoteilchen verschlossen<br />
<strong>und</strong> die behandelten Flächen so schmutzabweisend werden.<br />
Doch schon am ersten Tag der Markte<strong>in</strong>führung zeigt<br />
sich e<strong>in</strong> anderer Effekt. K<strong>und</strong>en, die das Produkt zu Hause<br />
anwenden, spüren – nach e<strong>in</strong> bis zwei St<strong>und</strong>en – zunächst<br />
Kratzen im Hals, dann stellt sich e<strong>in</strong> unangenehmer Husten<br />
e<strong>in</strong>, schließlich kommt es zu Atemnot. Viele Betroffene<br />
werden im Krankenhaus behandelt, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen werden<br />
Lungenödeme diagnostiziert.<br />
Nachdem Beschwerden bekannt wurden, hat die Firma<br />
e<strong>in</strong>en Rückruf e<strong>in</strong>geleitet <strong>und</strong> die Öffentlichkeit gewarnt.<br />
Dennoch konnte nicht mehr verh<strong>in</strong>dert werden, dass K<strong>und</strong>en<br />
zum Teil schwere Vergiftungen erlitten. Bislang s<strong>in</strong>d 48<br />
Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung e<strong>in</strong>geleitet<br />
worden. Die Staatsanwaltschaft Tüb<strong>in</strong>gen hat die Ermittlungen<br />
aufgenommen.<br />
Orientalischer Modetrend „Shisha“ (Wasserpfeife)<br />
24 Proben Wasserpfeifentabak wurden auf ihre Gehalte an<br />
Feuchthaltemitteln überprüft. Die gesetzliche Höchstmenge<br />
von 5 % <strong>in</strong> der Summe aller Feuchthaltemittel wurde<br />
bei 7 Proben überschritten. Vermehrt gelangen tabakfreie<br />
Produkte zum Rauchen <strong>in</strong> der Wasserpfeife <strong>in</strong> den Handel.<br />
Es handelt sich dabei um Fruchtmischungen mit hohem<br />
Honig- bzw. Melasseanteil. In Deutschland gibt es deutliche<br />
H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e weite Verbreitung, nicht nur unter<br />
den Mitbürgern aus Afrika bzw. Asien. Insbesondere unter<br />
Jugendlichen hat das Rauchen von Wasserpfeifen e<strong>in</strong>en<br />
Kultstatus e<strong>in</strong>genommen.<br />
Bei der Wasserpfeife wird der Tabak nicht direkt verbrannt<br />
wie bei der Zigarette, sondern er wird durch die glühende<br />
Holzkohle erhitzt bzw. verschwelt. Die glühende Holzkohle<br />
trägt somit zur Zusammensetzung des Hauptstromrauches<br />
bei. Die Nikot<strong>in</strong>konzentration im Wasserpfeifentabak<br />
weist erhebliche Unterschiede auf. Die Gehalte schwanken<br />
zwischen 3,4 mg Nikot<strong>in</strong>/g Tabak bis ca. 30 mg Nikot<strong>in</strong>/g<br />
Tabak. Das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung untersucht<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen die Gehalte<br />
an Feuchthaltemitteln <strong>und</strong> Nitrosam<strong>in</strong>en im Tabak. Mit<br />
dem Nachbau e<strong>in</strong>er Wasserpfeife im Labor sollen Untersuchungen<br />
auf die Gehalte von verschiedenen toxikologisch<br />
relevanten Substanzen im Hauptstromrauch erfolgen. Für<br />
diese Untersuchung wurde e<strong>in</strong>e spezielle analytische Abrauchmasch<strong>in</strong>e<br />
entworfen.<br />
Kurioses<br />
Müsliriegel mit Sicherheitsnadel – e<strong>in</strong> besonders<br />
sicheres Lebensmittel?<br />
In e<strong>in</strong>em Müsliriegel aus e<strong>in</strong>er Bäckerei war e<strong>in</strong>e offene<br />
Sicherheitsnadel e<strong>in</strong>gebacken. Die Sicherheitsnadel soll<br />
mit dem speziellen Verschlussmechanismus das gefahrlose<br />
<strong>und</strong> sichere Ane<strong>in</strong>anderheften zweier Textilien ermöglichen.<br />
E<strong>in</strong>e offene Nadel im Lebensmittel birgt allerd<strong>in</strong>gs<br />
e<strong>in</strong> erhebliches Verletzungspotenzial, wenn sie nicht vor<br />
dem Verzehr entdeckt wird. Diese Probe musste daher als<br />
ges<strong>und</strong>heitsschädlich <strong>und</strong> damit als unsicheres Lebensmittel<br />
beurteilt werden.<br />
Unterwäsche: ausgesprochen körpernah!<br />
Um Wäsche der „anderen Art“ handelte es sich bei den<br />
vorgelegten Verdachtsproben „essbare Unterwäsche“.<br />
Hier stellte sich die Frage: Gegenstand für den nicht nur vorübergehenden<br />
Hautkontakt, also Bedarfsgegenstand, oder<br />
Lebensmittel? Rechtlich gesehen gilt „sowohl als auch“. Für<br />
die Beurteilung s<strong>in</strong>d aber vor allem die Kennzeichnungsvorschriften<br />
sowie die zusatzstoffrechtlichen Anforderungen<br />
für Lebensmittel relevant, die von den untersuchten Proben<br />
aber nicht e<strong>in</strong>gehalten wurden.
Jahresbericht 2006 11<br />
Teil II:<br />
Betriebskontrollen<br />
<strong>und</strong> Vollzug<br />
der Lebensmittelüberwachung<br />
Themen:<br />
Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug 12<br />
Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB 14<br />
Lebensmittelüberwachung – grenzenlos 25
12 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug der<br />
Lebensmittelüberwachung<br />
Das Jahr 2006 der Lebensmittelüberwachung war geprägt von zwei wesentlichen Ereignissen, nämlich dem<br />
Inkrafttreten des neuen Lebensmittelrechts der Europäischen Union <strong>und</strong> den Folgen des Gammelfleischskandals.<br />
Seit 1. Januar 2006 gelten europaweit e<strong>in</strong>heitliche Vorgaben, die die Sicherheit der Verbraucher im Lebensmittelbereich<br />
gewährleisten sollen. Das so genannte „EU-Hygienepaket“, das im Wesentlichen aus drei für alle<br />
EU-Mitgliedstaaten verb<strong>in</strong>dliche Verordnungen besteht, kam zur Anwendung. Das Lebensmittel- <strong>und</strong> Bedarfsgegenständegesetz<br />
<strong>und</strong> viele andere lebensmittelrechtlichen Gesetze wurden durch das Lebensmittel-,<br />
Bedarfsgegenstände- <strong>und</strong> Futtermittelgesetzbuch abgelöst. Viele der bisher <strong>in</strong> Deutschland geltenden speziellen<br />
Hygienegesetze <strong>und</strong> -verordnungen haben <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ihre Gültigkeit verloren. Die neuen<br />
Vorschriften <strong>und</strong> Anforderungen gelten jedoch nicht nur für die Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelunternehmer,<br />
sondern auch für die Tätigkeit der amtlichen Überwachungsbehörden. Erschwerend kam für die Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
jedoch h<strong>in</strong>zu, dass teilweise die für die Umsetzung der Vorschriften notwendigen<br />
Durchführungsvorschriften noch fehlten. Es ergaben sich Rechtslücken, die die Arbeit der Lebensmittelüberwachungsbehörde,<br />
<strong>in</strong>sbesondere den Verwaltungsvollzug, belasteten.<br />
Ausgehend vom ersten Fleischskandal <strong>in</strong> Bayern Ende 2005, folgten mit dem Begriff „Gammelfleisch“ 2006<br />
weitere Schlagzeilen. Zwei Schwerpunktprogramme wurden <strong>in</strong> Baden-Württemberg <strong>in</strong>s Leben gerufen, um<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivierte Kontrolle <strong>in</strong> diesem Bereich zu ermöglichen. Für diese Aufgabe wurden gesondert Tier ärzte<br />
<strong>und</strong> im Rahmen des Kooperationsmodells mit der Polizei ehemalige WKD-Beamte e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Die Lebensmittelüberwachung <strong>in</strong> Baden-Württemberg wird<br />
von <strong>in</strong>sgesamt 44 unteren Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
durchgeführt. Fachlich koord<strong>in</strong>iert werden diese von<br />
den vier Regierungspräsidien, welche ihrerseits wiederum<br />
dem M<strong>in</strong>isterium für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen Raum unterstehen.<br />
Die Überwachung erfolgt durch die Lebensmittelkontrolleure<br />
<strong>und</strong> Amtstierärzte der Stadt- <strong>und</strong> Landkreise,<br />
die <strong>in</strong> besonderen Fällen durch Sachverständige der<br />
Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>ärunter suchungsämter des Landes<br />
unterstützt werden.<br />
Lebensmittelsicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit des Verbrauchers<br />
s<strong>in</strong>d untrennbar mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> somit für die<br />
Bürger von großer Bedeutung. In e<strong>in</strong>er zunehmend<br />
globalisierten Welt s<strong>in</strong>d die<br />
komplexen Sachverhalte allerd<strong>in</strong>gs<br />
für den E<strong>in</strong>zelnen kaum noch<br />
nachvollziehbar. Umso wichtiger<br />
ist es, dass sich der Verbraucher<br />
auf e<strong>in</strong>en wirkungsvollen<br />
Schutz durch die Behörden verlassen<br />
kann.<br />
Die Überwachung von Lebensmitteln<br />
beg<strong>in</strong>nt bereits bei der<br />
Urproduktion <strong>und</strong> endet schließlich<br />
bei der direkten Abgabe e<strong>in</strong>es Lebensmittels<br />
an den Verbraucher, so auch das<br />
Überwachungskonzept der europäischen Geme<strong>in</strong>schaft<br />
„From the stable to the table“.<br />
Dementsprechend beg<strong>in</strong>nt die Kontrolle z. B. von fleischliefernden<br />
Tieren bei der Haltung <strong>und</strong> Fütterung im landwirtschaftlichen<br />
Betrieb, über die hygienische Schlachtung,<br />
den Transport des Fleisches <strong>in</strong> geeigneten Fahrzeugen, der<br />
Verarbeitung <strong>und</strong> den Vertrieb im Groß- oder E<strong>in</strong>zelhandel,<br />
bis h<strong>in</strong> zur Abgabe an den Verbraucher. Die Überprüfungen<br />
erstrecken sich auf die gesamte Palette der Lebensmittelbetriebe.<br />
Dazu gehören u. a. Groß- bzw. Wochenmärkte,<br />
Gaststätten, Imbisse<strong>in</strong>richtungen, Lebensmittelstände<br />
auf Straßen- sowie Vere<strong>in</strong>sfesten, Küchen <strong>in</strong> Schulen <strong>und</strong><br />
Heimen. Aber auch Lebensmittel „auf der Straße“ bleiben<br />
nicht außen vor. Gezielt werden Lebensmitteltransporte <strong>in</strong><br />
das rout<strong>in</strong>emäßige Kontrollprogramm e<strong>in</strong>bezogen. Doch<br />
auch wenn sich Verbraucher beschweren – sei es, weil ihnen<br />
verdorbene Ware verkauft wurde, oder weil ihnen nach<br />
Genuss e<strong>in</strong>es Lebensmittels übel geworden ist, werden<br />
die Lebensmittelüberwachungsbehören aktiv <strong>und</strong> gehen<br />
der Sache auf den Gr<strong>und</strong>. Besonders im Zusammenhang<br />
mit Erkrankungsfällen wird, teils mit großem Erfolg, detektivisch<br />
auf Ursachensuche gegangen. So konnte häufig<br />
Schlimmeres verh<strong>in</strong>dert werden, <strong>in</strong>dem verdorbene Lebensmittel<br />
sofort aus dem Verkehr gezogen wurden oder<br />
krankes Personal bis zu se<strong>in</strong>er Genesung „Zwangsurlaub“<br />
genießen konnte. Auch bei Rückrufaktionen von Lebensmitteln,<br />
die beispielsweise Rückstandshöchstmengenüberschreitungen<br />
aufwiesen, werden Verbraucher direkt <strong>und</strong><br />
nachhaltig durch die Arbeit der Lebensmittelüberwachung<br />
geschützt.<br />
Die Lebensmittelüberwachungsbehörden s<strong>in</strong>d jedoch nicht<br />
nur für Überwachungsaufgaben zuständig. E<strong>in</strong> weiterer<br />
Teil ihrer Arbeit betrifft Zulassungen von Betrieben sowie<br />
Beratungen von Bauvorhaben, die im Zusammenhang mit<br />
Lebensmitteln selbst, oder deren Verarbeitung stehen. So<br />
können <strong>und</strong> sollen baubed<strong>in</strong>gte Mängel bereits bei der Planung<br />
vermieden werden. Teure Nachbesserungen werden<br />
unnötig. Doch auch Schulungen <strong>und</strong> Beratungen führen die<br />
tierärztlichen Sachverständigen <strong>und</strong> die Lebensmittelkontrolleure<br />
der Landratsämter bzw. der Bürgermeisterämter
Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug Jahresbericht 2006 13<br />
der Stadtkreise durch. So kann z. B. durch Ratschlag an die<br />
Eltern bei e<strong>in</strong>em Schulfest vermieden werden, dass die<br />
Grillwürstchen st<strong>und</strong>enlang ungekühlt <strong>in</strong> der Sonne auf<br />
der Bierbank gelagert werden.<br />
Daher konnte schon manches Fest zu e<strong>in</strong>em vollen Erfolg –<br />
auch h<strong>in</strong>sichtlich der Ges<strong>und</strong>heit der Besucher – werden.<br />
Diese beschriebenen Aufgaben s<strong>in</strong>d jedoch nur Teilbereiche<br />
der vielfältigen Arbeitsfelder der Lebensmittelüberwachungsbehörden.<br />
Leider wurde das Vertrauen der Bürger <strong>in</strong> die Lebensmittelüberwachung<br />
durch diverse Missstände, die <strong>in</strong> der Presse<br />
als „Gammelfleischskandale“ diskutiert wurden, <strong>in</strong> den<br />
Jahren 2005 <strong>und</strong> 2006 teils getrübt. Die vermehrt bekannt<br />
gewordenen Verstöße gegen das Lebensmittelrecht wurden<br />
vielfach als Zeichen e<strong>in</strong>er unzureichenden Lebensmittelkontrolle<br />
<strong>in</strong>terpretiert. Zur Ermittlung der Sachlage aber<br />
auch zur Vermeidung weiterer Fälle grober Verstöße gegen<br />
das Lebensmittelrecht <strong>und</strong> die Verbraucherbelange wurden<br />
im Berichtsjahr <strong>in</strong> Baden-Württemberg zwei Schwerpunktprogramme<br />
mit Unterstützung der Landesregierung <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit der Polizei geplant <strong>und</strong> durchgeführt.<br />
Im Rahmen der <strong>in</strong>term<strong>in</strong>isteriellen Konzeption „Kooperationsmodell“<br />
wurden vonseiten der Polizei ehemalige Beamte<br />
des Wirtschaftskontrolldienstes zur Unterstützung der<br />
Lebensmittelüberwachungsbehörden als Kontrolleure zur<br />
Verfügung gestellt. Für das zweite Schwerpunktprogramm<br />
„Fleisch“ wurden zeitlich befristet zusätzliche Tierärzte e<strong>in</strong>gestellt,<br />
die speziell die Überprüfungen der Vertriebswege<br />
von Fleisch <strong>und</strong> von tierischen Nebenprodukten übernahmen.<br />
So wurden zusätzlich zu den regulären Betriebskontrollen<br />
zahlreiche Kontrollen außerhalb des üblichen Überwachungsauftrages<br />
durchgeführt, um neue Erkenntnisse<br />
über Warenströme <strong>und</strong> Gepflogenheiten der Lebensmittel-<br />
/ Fleischwirtschaft zu gew<strong>in</strong>nen. Diese Aktionen führten<br />
zwar zu Mehrbelastungen der <strong>in</strong> der Überwachung tätigen<br />
Personen <strong>und</strong> Dienststellen, hatten aber zur Folge, dass die<br />
Verbraucher im „Ländle“ vor abgelaufenem <strong>und</strong> ungenießbarem<br />
Fleisch maximal geschützt werden konnten.<br />
Das öffentliche Interesse an der Entwicklung der Lebensmittelüberwachung<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg war selbst im<br />
zweiten Jahr nach ihrer Neuorganisation durch die Verwaltungsreform<br />
ungebrochen. Die politische Diskussion dazu<br />
ist auch im Zusammenhang mit den Fleischskandalen noch<br />
nicht verstummt. Die Ziele dieser Umstrukturierungen wurden<br />
<strong>und</strong> werden allerd<strong>in</strong>gs konsequent verfolgt. So konnte<br />
e<strong>in</strong> Teil der abgeordneten Polizisten des ehemaligen Wirtschaftkontrolldienstes<br />
Ende 2006 zurück <strong>in</strong> ihren Dienst<br />
bei der Polizei gehen. Diese Beamten wurden durch neu<br />
ausgebildete Lebensmittelkontrolleure ersetzt. E<strong>in</strong>iges an<br />
Wissen <strong>und</strong> Erfahrung der polizeilichen Lebensmittelkon-<br />
Abb.:<br />
Auf Megaveranstaltungen<br />
werden die<br />
Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
ganz besonders<br />
gefordert.
14 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
trolleure konnte den neuen Lebensmittelkontrolleuren <strong>in</strong><br />
der zweijährigen Ausbildung mit auf den Weg gegeben<br />
werden. Ergänzt wird dieses Know-how durch e<strong>in</strong>e f<strong>und</strong>ierte<br />
Vorbildung dieser Kontrolleure. Nur wer bereits Meister<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lebensmittelhandwerk ist oder über e<strong>in</strong>e vergleichbare<br />
berufliche Qualifikation verfügt, kann von den<br />
Lebensmittelüberwachungsbehörden angestellt <strong>und</strong> zum<br />
amtlichen Lebensmittelkontrolleur weitergebildet werden.<br />
Diese Fachausbildung teilen sich die Unteren Verwaltungsbehörden<br />
mit der zentralen Ausbildungsstelle des Landes<br />
bei der Akademie der Polizei <strong>in</strong> Freiburg. Etwa 170 verschiedene<br />
Fachleute aus der Landesverwaltung, den Untersuchungsämtern,<br />
aber auch aus Kreisen der Lebensmittelwirtschaft<br />
<strong>und</strong> des Handwerks unterrichten als Dozenten<br />
die angehenden Kontrolleure. Das Ausbildungsprogramm<br />
ist anspruchsvoll <strong>und</strong> sichert e<strong>in</strong> hohes fachliches Können<br />
des Überwachungspersonals. Dieser Umstand ist e<strong>in</strong>e gute<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die zukünftige Gewährleistung des Verbraucherschutzes<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg.<br />
Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB<br />
Zahl der Betriebe<br />
Hersteller<br />
<strong>und</strong><br />
Abpacker<br />
Großhändler<br />
<strong>und</strong><br />
Transporteure<br />
E<strong>in</strong>zelhändler<br />
landwirtschaftliche<br />
Erzeuger<br />
(Urproduktion)<br />
Dienstleistungsbetriebe<br />
handwerkliche<br />
Hersteller<br />
<strong>und</strong> Direktvermarkter<br />
Gesamt<br />
Betriebe 57 135 2 653 3 060 50 047 80 231 13 194 206 320<br />
kontrollierte Betriebe 1 672 1 067 998 18 534 30 279 4 732 57 282<br />
Kontrollbesuche 2 142 9 534 3 715 30 409 41 171 8 016 94 987<br />
Betriebe mit Verstößen 162 359 230 3 566 9 538 1 701 15 556<br />
Tabelle:<br />
Anzahl der<br />
Betriebskontrollen<br />
(gemäß § 2<br />
Nr. 1.1 AVV-DÜb)<br />
Die Kontrollfrequenzen der amtlichen Lebensmittelüberwachung<br />
<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Betrieben leiten sich von der Risikobewertung<br />
ab. Jeder Betrieb wird vom Kontrollpersonal<br />
der zuständigen Verwaltungsbehörden auf der Basis aktueller<br />
Erkenntnisse e<strong>in</strong>er Bewertung der Risiken unterzogen,<br />
die von dem Betrieb für den Verbraucher ausgehen können.<br />
Aus dieser E<strong>in</strong>stufung folgern Kontroll<strong>in</strong>tervalle, die<br />
zwischen arbeitstäglich <strong>und</strong> 36 Monaten variieren können.<br />
Nach derzeitiger E<strong>in</strong>teilung sollten knapp über 40 % der<br />
vorhandenen Betriebe im Jahr <strong>in</strong>spiziert werden, um die<br />
Kontrollvorgaben e<strong>in</strong>zuhalten, die sich an b<strong>und</strong>ese<strong>in</strong>heitlichen<br />
Vorgaben orientieren. An den Betriebskontrollen, die<br />
<strong>in</strong> der Regel von Lebensmittelkontrolleuren durchgeführt<br />
wurden, s<strong>in</strong>d je nach Betriebsart <strong>und</strong> aktueller Situation<br />
die Amtstierärzte der unteren Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
als Sachverständige beteiligt. Regelmäßig s<strong>in</strong>d<br />
Vertreter (Lebensmittelchemiker <strong>und</strong> Tierärzte) der Chemischen<br />
<strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämter sowie Ärzte der<br />
Ges<strong>und</strong>heitsämter an den Kontrollen beteiligt. Hier handelt<br />
es sich <strong>in</strong>sbesondere um Kontrollen besonders großer oder<br />
risikoreicher Betriebe wie z. B. Molkereien, Großküchen <strong>in</strong><br />
Krankenhäusern oder Pflegeheimen.<br />
Insgesamt fanden 94987 Kontrollbesuche statt, bei denen<br />
57282 der <strong>in</strong>sgesamt 206320 <strong>in</strong> Baden-Württemberg erfassten<br />
Betriebe e<strong>in</strong>- oder mehrmals überprüft wurden. In<br />
15 556 Betrieben wurden Verstöße festgestellt, die Zahl<br />
der Beanstandungen betrug 23948.<br />
Führen Kontrollen zu Beanstandungen, die nicht sofort<br />
oder freiwillig durch den Betreiber abgestellt werden, sorgen<br />
die verantwortlichen Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
mit ihren verwaltungsrechtlichen Mitteln <strong>in</strong> Form<br />
von Anordnungen oder anderen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr<br />
– im Berichtsjahr <strong>in</strong> 26476 Fällen – dafür, dass<br />
rechtskonforme Zustände wiederhergestellt werden. Dies<br />
ist oftmals verb<strong>und</strong>en mit der E<strong>in</strong>leitung von Maßnahmen<br />
zur Ahndung der Verstöße. Bei Verdacht des Vorliegens<br />
e<strong>in</strong>er Straftat wird die Sache an die zuständige Staatsanwaltschaft<br />
weitergeleitet, die über das weitere Vorgehen<br />
entscheidet.<br />
In Zahlen ausgedrückt ergaben sich – soweit bei den unteren<br />
Lebensmittelüberwachungsbehörden bekannt – aus<br />
der o. g. Tätigkeiten im Jahr 2006 <strong>in</strong>sgesamt<br />
• 832 Strafverfahren (mit Geldstrafen bis zu 3000,– 1),<br />
• 2420 Ordnungswidrigkeitsverfahren, die zu über<br />
1530 Bußgeldbescheiden (mit Bußgeldern bis zu<br />
2500,– 1) führten, <strong>und</strong><br />
• 5825 Verwarnungen mit oder ohne Verwarngeld.<br />
218 Betriebe mussten aufgr<strong>und</strong> der dort herrschenden unhygienischen<br />
Umstände zum Schutz der Verbraucher sofort<br />
geschlossen werden oder wurden durch den verantwortlichen<br />
Betreiber vorübergehend „wegen Krankheit“ freiwillig<br />
geschlossen.<br />
Die nachfolgenden Fallbeispiele vermitteln e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />
<strong>in</strong> die Arbeit der baden-württembergischen Lebensmittel<strong>und</strong><br />
Fleischhygieneüberwachung. Diese Beispiele stellen<br />
allerd<strong>in</strong>gs – zum Teil drastische – E<strong>in</strong>zelfälle dar, die nicht<br />
repräsentativ für die jeweilige Branche s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e<br />
Rückschlüsse auf die Lebensmittelunternehmen <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg <strong>in</strong>sgesamt erlauben.
Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 15<br />
Landwirtschaftliche Erzeuger (Urproduktion)<br />
Rückstände von Tierarzneimitteln <strong>in</strong> Schlachtfleisch<br />
„Der rout<strong>in</strong>emäßigen Fleischuntersuchung entgeht nichts!“<br />
E<strong>in</strong>e Injektionsstelle <strong>in</strong> der Muskulatur erweckte beim Kontrolleur<br />
den Verdacht, dass das Tier vor nicht all zu langer<br />
Zeit e<strong>in</strong>er medikamentösen Behandlung unterzogen worden<br />
ist. Die daraufh<strong>in</strong> zur Untersuchung e<strong>in</strong>gesandten Proben<br />
brachten die Sache ans Licht. Es wurde die Anwendung<br />
e<strong>in</strong>es Antibiotikums beim Schlachttier nachgewiesen.<br />
Die nachfolgenden Ermittlungen durch die Lebensmittelüberwachung<br />
bestätigten, dass der Landwirt das Tier aufgr<strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>er akuten Erkrankung behandeln ließ <strong>und</strong> nach<br />
eigenen Angaben versehentlich zu früh zur Schlachtung<br />
gegeben hatte. Die durch den Tierarzt <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Anwendungsh<strong>in</strong>weisen<br />
vorgegebenen Wartezeiten wurden nicht<br />
beachtet. Gegen den Landwirt wurde Strafanzeige erstattet.<br />
Der Schlachtkörper musste unschädlich beseitigt werden.<br />
Tabelle: Art der festgestellten Verstöße bei Betriebskontrollen<br />
(gemäß § 2 Nr. 1.1 AVV-DÜb)<br />
Art der Verstöße<br />
(Mehrfachnennungen<br />
möglich)<br />
Hersteller<br />
<strong>und</strong><br />
Abpacker<br />
Großhändler<br />
<strong>und</strong><br />
Transporteure<br />
E<strong>in</strong>zelhändler<br />
landwirtschaftliche<br />
Erzeuger<br />
(Urproduktion)<br />
Dienstleistungsbetriebe<br />
handwerkliche<br />
Hersteller<br />
<strong>und</strong> Direktvermarkter<br />
Gesamt<br />
Hygiene (HACCP, Ausbildung) 19 116 60 729 2 180 590 3 694<br />
Hygiene allgeme<strong>in</strong> 130 264 129 2 800 8 783 1 522 13 628<br />
Zusammensetzung<br />
7 42 47 201 39 43 379<br />
(nicht mikrobiologisch)<br />
Kennzeichnung, Aufmachung 30 95 74 1 094 2 989 476 4 758<br />
Andere 22 54 51 365 855 142 1 489<br />
Verstärkte Milchkammerkontrollen<br />
So manche durch die Milchkammer flitzende Maus wurde<br />
nun auf Nimmerwiedersehen aus der Milchkammer verbannt.<br />
Milcherzeugerbetriebe, die von den Molkereien im<br />
Rahmen der Eigenverantwortung wegen erhöhter Keimoder<br />
Zellzahlen der Liefermilch von der Milchlieferung ausgeschlossen<br />
worden waren, hatte die Lebensmittelüberwachung<br />
genauer unter die Lupe genommen. Die Milchgew<strong>in</strong>nung,<br />
die Lagerung der Milch <strong>in</strong> der Milchkammer <strong>und</strong><br />
die für die Milchproduktion verwendeten Gerätschaften<br />
werden dabei e<strong>in</strong>er gründlichen Inspektion unterzogen.<br />
Gründe für die Grenzwertüberschreitungen<br />
sollen im Rahmen dieser Kontrollen ermittelt<br />
<strong>und</strong> der betreffenden Milcherzeuger<br />
über Möglichkeiten zur Beseitigung der<br />
Probleme <strong>in</strong>formiert <strong>und</strong> angehalten<br />
werden. Dies konnten beispielsweise<br />
bezogen auf die Keimzahl im e<strong>in</strong>en<br />
oder anderen Fall die defekte Kühlung<br />
oder auch hygienisch problematische<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen se<strong>in</strong>, weil W<strong>in</strong>kel <strong>und</strong><br />
Ecken des „Milchgeschirrs“ oder der Rohrleitungen<br />
<strong>und</strong> Lagertanks bei der Re<strong>in</strong>igung<br />
übersehen oder nicht ausreichend behandelt<br />
wurden. Probleme ergaben sich aus mangelhafter<br />
oder fehlender technischer Wartung der Melkanlage, die<br />
zu Entzündungen der Euter bei den Kühen <strong>und</strong> damit zu<br />
erhöhten Zellzahlen <strong>in</strong> der Milch führten. Negative Folgen<br />
hatten auch die Wahl ungeeigneter Re<strong>in</strong>igungsmittel, der<br />
nicht ausreichende Wechsel zwischen basischen <strong>und</strong> sauren<br />
Präparaten <strong>und</strong> die fehlerhafte Dosierung der Re<strong>in</strong>igungs-<br />
<strong>und</strong> Des<strong>in</strong>fektionsmittel. Br<strong>in</strong>gt der Landwirt den<br />
Hygienestatus se<strong>in</strong>er Milcherzeugung nicht rechtzeitig <strong>in</strong><br />
Ordnung brachte ihm diese Kontrolle weitere Verluste <strong>in</strong><br />
Form von 1 % bis 5 % Prämienabzug e<strong>in</strong>. Nur derjenige<br />
Landwirt, der <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Vorschriften<br />
des Umweltschutzes, des Tierschutzes, der Tierges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> des ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutzes<br />
handelt <strong>und</strong> produziert, hat <strong>in</strong> vollem<br />
Umfang Anspruch auf die öffentlichen<br />
Fördermittel.<br />
Abb.:<br />
Unhygienische<br />
Milchkammer
16 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
Hersteller<br />
Milcherzeugnisse <strong>und</strong> Milchbe- <strong>und</strong> -verarbeitungsbetriebe<br />
Wasserstoffperoxid auf H-Milchpackungen verursachte<br />
beim Verbraucher Verätzungen<br />
Wasserstoffperoxid ist e<strong>in</strong> gängiges Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
<strong>in</strong> der Lebensmittelherstellung. Es wird <strong>in</strong>sbesondere bei<br />
der Packstoffentkeimung e<strong>in</strong>gesetzt. Bei sachgerechter<br />
Anwendung erweist es sich als absolut unproblematisch.<br />
Doch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall trat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Molkerei bei der Abfüllung<br />
von H-Milch e<strong>in</strong> Fehler auf. Es blieben fe<strong>in</strong>e Tröpfchen des<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittels auf der Kunststofföffnung im Ausgießer<br />
der Verpackung zurück. Nach Hautkontakt führte die<br />
Flüssigkeit beim Öffnen der Verpackung zu unangenehmen,<br />
allenfalls leicht juckenden, weißen F<strong>in</strong>gerspitzen. Gr<strong>und</strong><br />
dafür war die ätzende Wirkung des Wasserstoffperoxids.<br />
Die Öffentlichkeit wurde über das Problem bei den betroffenen<br />
Chargen <strong>in</strong>formiert. Bei Versuchen zeigte sich, dass<br />
sich das Des<strong>in</strong>fektionsmittel nach Kontakt mit der Außenluft<br />
beim Stehenlassen der Milchpackungen <strong>in</strong> wenigen<br />
Tagen verflüchtete. Durch e<strong>in</strong>e geänderte Justierung des<br />
Luftstroms, der das Wasserstoffperoxid von dem Verpackungsmaterial<br />
blasen soll, konnte das Problem vollständig<br />
behoben werden.<br />
Wegfall der amtlichen Milcherhitzergenehmigung<br />
Nachdem die obligatorische amtliche Genehmigung<br />
für Milcherhitzungsanlagen<br />
aufgr<strong>und</strong> des EU-Rechtes weggefallen<br />
ist, werden diese Anlagen nur noch im<br />
Rahmen der Zulassung e<strong>in</strong>es Betriebes<br />
<strong>und</strong> auch bei rout<strong>in</strong>emäßigen Kontrollen<br />
vom technischen Sachverständigen des<br />
Regierungspräsidiums geprüft. Das Angebot,<br />
freiwillig e<strong>in</strong>e amtliche Erhitzerabnahme durchführen<br />
zu lassen, wurde bisher von den meisten Betreibern<br />
aufgr<strong>und</strong> der eigenen Verantwortlichkeit <strong>und</strong> auch<br />
zum Nachweis gegenüber K<strong>und</strong>en genutzt. Für die Wärmebehandlung<br />
von Rohmilch kommen daher <strong>in</strong> zugelassenen<br />
Betrieben ausschließlich typgeprüfte <strong>und</strong> amtlich<br />
abgenommene Anlagen zum E<strong>in</strong>satz, die dem Stand der<br />
Technik entsprechen. Obwohl die bisher geltenden <strong>und</strong><br />
bewährten Vorschriften weggefallen s<strong>in</strong>d, hat dies <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
praktisch zu ke<strong>in</strong>er Verschlechterung des<br />
Verbraucherschutzes geführt. Die große Erfahrung, die die<br />
Milchwirtschaft mit dem hoch empf<strong>in</strong>dlichen <strong>und</strong> leicht verderblichen<br />
Lebensmittel Milch hat, sowie die Kenntnis um<br />
die enorme Breitenwirkung e<strong>in</strong>er fehlerhaften Produktionscharge<br />
führen dazu, dass bewährte Hygienestandards der<br />
Produktionsprozesse nicht aufgegeben werden.<br />
Bäckereien <strong>und</strong> Konditoreien<br />
Jahr für Jahr die gleichen Mängel<br />
Bäckereien <strong>und</strong> Konditoreien gehören immer noch zu<br />
den Sorgenk<strong>in</strong>dern der Lebensmittelüberwachung. 90<br />
von 395 überprüften Bäckereien bzw. Konditoreien, mith<strong>in</strong><br />
23 % der Betriebe, gaben Anlass zu behördlichen<br />
Auflagen sowie zu Bußgeld- <strong>und</strong> Strafverfahren. Sowohl<br />
handwerkliche Betriebe (s. u., Kapitel Handwerkliche<br />
Hersteller <strong>und</strong> Direktvermarkter) als auch namhafte,<br />
zertifizierte, europaweit liefernde Großbäckereien nahmen<br />
es mit der Hygiene nicht so genau. Angesichts der<br />
keimabtötenden Wirkung im Backofen wurde die E<strong>in</strong>haltung<br />
von Hygienenormen eher als lästige Sache der<br />
Behörde angesehen. Zwar konnten die Großbetriebe<br />
im Gegensatz zu den handwerklichen Bäckereien meist<br />
e<strong>in</strong> gut ausgearbeitetes Eigenkontrollkonzept vorlegen,<br />
doch beim Kontrollgang durch die Produktionsräume<br />
war von der Umsetzung des Konzeptes nicht viel zu<br />
merken. Starker Schädl<strong>in</strong>gsbefall, desolate, nicht funktionsfähige<br />
Bodenabflüsse <strong>und</strong> verschimmelte Wände<br />
<strong>in</strong> der „Sterilabpackung“ wurden bei Betriebskontrollen<br />
bemerkt. Ungeniert wurden auf verschmutzten Arbeitsflächen<br />
Kuchen <strong>und</strong> Torten hergestellt, Teigl<strong>in</strong>ge auf verschimmelte<br />
Gärtücher <strong>und</strong> Gärbretter aufgesetzt <strong>und</strong><br />
Backwaren mit E<strong>in</strong>schießern (e<strong>in</strong>e Art flacher Riesen-<br />
Holzlöffel) aus dem Ofen geholt, die zuvor ausgerechnet<br />
mit der Lebensmittel-Kontaktseite auf dem schmutzverkrusteten<br />
Fußboden abgestellt waren.<br />
Neben der mangelnden Hygiene lag auch die bauliche<br />
Situation <strong>in</strong> manchen Betrieben schwer im Argen. So<br />
blätterte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb der Gipsmantel e<strong>in</strong>er Rohrisolierung<br />
großflächig <strong>in</strong> darunterstehende Säcke mit<br />
Haselnüssen <strong>und</strong> anderen Backzutaten ab. Dem nicht<br />
genug, gelangte Laub, Schmutz <strong>und</strong> Schädl<strong>in</strong>ge durch<br />
fehlende oder beschädigte Gitter an Kellerfenstern <strong>in</strong><br />
die Lagerräume <strong>und</strong> <strong>in</strong> Löchern, Ritzen <strong>und</strong> Spalten<br />
verbargen sich Schaben <strong>und</strong> andere Schad<strong>in</strong>sekten.<br />
Industrielle Hersteller von Backwaren bzw. Teigwaren<br />
Großbäckereien <strong>und</strong> große Teigwarenhersteller<br />
haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht<br />
Schimmelpilze s<strong>in</strong>d Mikroorganismen des täglichen Lebens.<br />
Ihre Sporen f<strong>in</strong>den sich überall <strong>in</strong> der Außenluft.<br />
Als Schadorganismen, die giftige Stoffwechselprodukte<br />
(Mykotox<strong>in</strong>e) freisetzen können, treten sie vor allem<br />
durch Befall von Lebensmitteln <strong>und</strong> anderen organischen<br />
Materialien <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. E<strong>in</strong> besonders beliebter Nährboden<br />
für Schimmelpilze ist das Getreide. Deshalb s<strong>in</strong>d<br />
Großbäckereien <strong>und</strong> große Teigwarenhersteller europaweit<br />
verpflichtet, im Rahmen der Eigenkontrollen auf Schimmelpilze<br />
untersuchen zu lassen. Bei den Betriebskontrollen<br />
musste jedoch festgestellt werden, dass die überprüften<br />
Großbetriebe ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht hat-
Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 17<br />
Städtische Baubehörde versäumte Anhörung<br />
der Fachbehörde<br />
Das Versäumnis e<strong>in</strong>er städtischen Baubehörde, die<br />
amtliche Lebensmittelüberwachung mit <strong>in</strong> das Bauvorhaben<br />
e<strong>in</strong>zubeziehen, hatte schlimme Folgen. E<strong>in</strong><br />
Stehcafé war so konzipiert, dass K<strong>und</strong>en ungeh<strong>in</strong>dert<br />
an bzw. h<strong>in</strong>ter die Theke treten konnten. Sie mussten<br />
mangels geeigneter Vorrichtungen ihr Schmutzgeschirr<br />
auf die Ablagefläche der Theke stellen. Auf e<strong>in</strong>er Arbeitsplatte<br />
standen ohne jeglichen Schutz verschiedene<br />
Kuchen zur Auswahl. Die Personaltoilette ohne Fenster<br />
<strong>und</strong> Abzugsmöglichkeit mündete direkt <strong>in</strong> den Bereich,<br />
<strong>in</strong> dem Geschirr gespült <strong>und</strong> auch Teigl<strong>in</strong>ge aufgelegt<br />
wurden. Der frei im Raum stehende Backofen war an<br />
der Rückseite zum Vorbereitungsraum nicht verschalt,<br />
sodass sämtliche Leitungen, Rohre <strong>und</strong> Armaturen bereits<br />
nach kurzer Zeit dicke Staub- <strong>und</strong> Schmutzkrusten<br />
aufwiesen. Bei Sichtung der Planzeichnungen durch die<br />
Fachleute der Lebensmittelüberwachung wären die<br />
Probleme rechtzeitig vor der Bauausführung bekannt<br />
geworden <strong>und</strong> der Bauherr <strong>und</strong> Planverfasser auf die<br />
Mängel h<strong>in</strong>gewiesen worden. Teure Nachbesserungen<br />
wären ihm bzw. dem Betreiber erspart geblieben.<br />
In e<strong>in</strong>er Mühlenbäckerei war das Maß voll!<br />
E<strong>in</strong>e Bäckerei, die zu e<strong>in</strong>er Getreidemühle gehörte,<br />
war zunehmend sowohl baulich als auch im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die Hygiene heruntergekommen. Zwar wurde seitens<br />
der verantwortlichen Betriebsleitung Besserung<br />
zugesichert, dr<strong>in</strong>gend notwendige Maßnahmen s<strong>in</strong>d<br />
jedoch angesichts der schlechten F<strong>in</strong>anzlage der Mühlengenossenschaft<br />
immer wieder verschoben worden.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Kontrolle im Sommer flogen Motten aus verschiedenen<br />
Zutatensäcken heraus, klebte am Schrank<br />
des Heizraumes, <strong>in</strong> dem Altbrot für Weckmehl aufbewahrt<br />
wurde, e<strong>in</strong>e tote Kakerlake, waren große Flächen<br />
<strong>in</strong> den Produktions- <strong>und</strong> Lagerräumen verschimmelt.<br />
Zwischen Backofen <strong>und</strong> Gärraum lagen brechend volle<br />
Schabenfallen, mehrere Tiere krabbelten umher. Diese Zustände<br />
waren Anlass genug, den Betrieb sofort so lange<br />
zu schließen, bis e<strong>in</strong>e Generalre<strong>in</strong>igung, die Entsorgung<br />
sämtlicher Lebensmittelvorräte <strong>und</strong> die dr<strong>in</strong>gendsten<br />
Renovierungsarbeiten durchgeführt waren. Angesichts<br />
dieser Umstände hat der e<strong>in</strong>zige Bäcker, der vorher vergeblich<br />
gegen den Schlendrian se<strong>in</strong>er Kollegen <strong>und</strong> der<br />
Verantwortlichen gekämpft hatte, den Betrieb verlassen.<br />
Tiergarten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bäckerei<br />
In e<strong>in</strong>er Bäckerei <strong>in</strong> höchst desolatem Zustand wurden be<strong>in</strong>ahe<br />
unvorstellbare hygienische Missstände angetroffen.<br />
Aus dem Gärraum drang e<strong>in</strong> penetranter fäkalischer stank. E<strong>in</strong>e stark durchgebogene Gipskartondecke droh-<br />
Gete<br />
herabzufallen. Auf den Fußboden tropfte Wasser. E<strong>in</strong>e<br />
Maus flitzte an der Wand entlang <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Kabelkanälen<br />
waren gleich mehrere bei ihren Aktivitäten zu hören. E<strong>in</strong>e<br />
weitere Maus hatte sich schon tot gelaufen. Dem war nicht<br />
genug. Durch gekippte Oberlichter ohne Schutznetz kamen<br />
auch noch vier Spatzen zu Besuch.<br />
In e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>eren Brauerei lagen die Re<strong>in</strong>igung der Betriebsräume<br />
<strong>und</strong> der Gerätschaften sowie die Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung<br />
erheblich im Argen. Dicke Gesp<strong>in</strong>ste, zahlreiche<br />
Mehlmotten, tote Mäuse, Mäusekot bzw. Fraßspuren<br />
von Mäusen sowie dicke Malzstaubkrusten, nicht gewechselte<br />
Filterplatten waren Zeichen nicht mehr duldbarer unhygienischer<br />
Zustände.<br />
Auch <strong>in</strong> der Leerflaschenkontrolle gab es Probleme, die<br />
vornehmlich die kle<strong>in</strong>eren Brauereien betrafen. Sie beschränkten<br />
sich lediglich auf e<strong>in</strong>e visuelle Kontrolle vor e<strong>in</strong>em<br />
Leuchtschirm. Dies stellt aber nicht mehr den Stand<br />
der Technik dar. E<strong>in</strong>e schwierige Situation für die kle<strong>in</strong>eren<br />
Brauere<strong>in</strong>, da e<strong>in</strong>e apparative Anlage für sie meist zu teuer<br />
ist bzw. nicht wirtschaftlich betrieben werden kann.<br />
ten. Als Überprüfungsparameter wurden ausschließlich die<br />
produktionstechnisch relevanten Gr<strong>und</strong>qualitäten wie beispielsweise<br />
der Kleber- <strong>und</strong> Wassergehalt angetroffen. Die<br />
Verantwortung für die Herstellung e<strong>in</strong>es sicheren Lebensmittel<br />
wurden zwar <strong>in</strong> detaillierten Spezifikationen auf die<br />
Mühlen übertragen, doch Unterlagen, die die geforderten<br />
Qualität bestätigt hätten, lagen <strong>in</strong> den Verarbeitungsbetrieben<br />
nicht vor.<br />
Brauereien<br />
„Re<strong>in</strong>heitsgebot“ nicht beachtet<br />
In den meisten überprüften Brauereien wurden wie auch<br />
<strong>in</strong> den Vorjahren ke<strong>in</strong>e gravierenden hygienischen Mängel<br />
vorgef<strong>und</strong>en. Doch auch <strong>in</strong> dieser Branche gibt es Ausreißer:<br />
Hersteller von Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung<br />
Schimmelpilzgift <strong>in</strong> Säugl<strong>in</strong>gskarottensaft<br />
Patul<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> Schimmelpilzgift, das vor allem <strong>in</strong> angefaultem<br />
Kernobst <strong>und</strong> Gemüse gebildet werden kann. Es ist<br />
im Tierversuch krebserregend, weshalb darauf geachtet<br />
werden muss, dass ke<strong>in</strong> Obst <strong>und</strong> Gemüse verarbeitet<br />
wird, das faule Stellen aufweist. Außerdem haben Hersteller<br />
bzw. Verarbeiter solcher Produkte durch betriebliche<br />
Eigenkontrollen e<strong>in</strong>e Kontam<strong>in</strong>ation durch Patul<strong>in</strong> zu überwachen.<br />
In e<strong>in</strong>em Fall wurde dies wohl nicht sehr ernst<br />
genommen. E<strong>in</strong> Hersteller von Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung<br />
brachte Karottensaft für Säugl<strong>in</strong>ge gewerbsmäßig<br />
<strong>in</strong> Verkehr, der die dreifache Menge des zulässigen<br />
Höchstgehaltes an Patul<strong>in</strong> enthielt. Die betroffene Charge<br />
wurde umgehend europaweit zurückgerufen.
18 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
GVO <strong>in</strong> Lebensmitteln – Wie wirksam ist die betriebliche Eigenkontrolle?<br />
Lebensmittelhersteller oder -händler<br />
scheuen sich davor, Produkte als<br />
„gentechnisch verändert“ kennzeichnen<br />
zu müssen <strong>und</strong> verzichten lieber<br />
auf solche Zutaten <strong>und</strong> Erzeugnisse.<br />
Damit dies auch der Wahrheit entspricht,<br />
müssen – je nach Betriebsart<br />
– mehr oder weniger umfangreiche<br />
Vermeidungs- <strong>und</strong> Eigenkontrollmaßnahmen<br />
erfolgen. Wie auch <strong>in</strong><br />
den Vorjahren wurde dies unter die<br />
Lupe genommen. 2006 waren diese<br />
Kontrollen erstmals auch Gegenstand<br />
e<strong>in</strong>es b<strong>und</strong>esweiten Überwachungsprogramms.<br />
Viele Hersteller haben<br />
mittlerweile risikoorientierte Stichprobenpläne<br />
festgelegt, die <strong>in</strong> ihrem<br />
Umfang zumeist als ausreichend bewertet<br />
wurden. Neben den Konzernen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen auch mittelständische<br />
Betriebe dazu übergegangen,<br />
ihre Lieferanten vor Ort zu möglichen<br />
gentechnischen Veränderungen zu<br />
auditieren. Solche Maßnahmen s<strong>in</strong>d<br />
oft wirksamer als manche Analyse bei<br />
stark verarbeiteten Produkten wie <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em nachfolgend aufgeführten Fall<br />
ersichtlich wird.<br />
Viel Papier <strong>und</strong> wenig Inhalt<br />
Lebensmittel, die aus gentechnisch veränderten<br />
Organismen hergestellt werden,<br />
müssen gekennzeichnet werden –<br />
soweit die europaweite Regelung.<br />
Nicht selten lässt sich das im fertigen<br />
Lebensmittel auch mit den empf<strong>in</strong>dlichsten<br />
Analysenmethoden nicht<br />
mehr überprüfen. Wichtige Beispiele<br />
s<strong>in</strong>d Speiseöle, aber auch modifizierte<br />
Stärken <strong>und</strong> Stärkeverzuckerungsprodukte,<br />
wie Glucose oder Maltodextr<strong>in</strong>e.<br />
Letztere werden häufig aus Mais<br />
hergestellt <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d Zutaten <strong>in</strong> der<br />
Rezeptur von vielen <strong>in</strong>dustriell hergestellten<br />
Lebensmitteln vom Gummibärchen<br />
bis h<strong>in</strong> zur Tütensuppe.<br />
Zertifikate mit Untersuchungsergebnissen,<br />
besonders wenn e<strong>in</strong> negativer<br />
Bef<strong>und</strong> für gentechnische Veränderungen<br />
besche<strong>in</strong>igt wird, s<strong>in</strong>d jedoch im<br />
Lebensmittelsektor viel wert. Nach<br />
wie vor fragen nur wenige Betriebe<br />
nach, welche Aussagekraft e<strong>in</strong> negatives<br />
Ergebnis etwa bei der Untersu-<br />
chung von Cornflakes, Maltodextr<strong>in</strong>en<br />
oder gere<strong>in</strong>igten Sojalecith<strong>in</strong>en hat.<br />
Solche Zutaten enthalten kaum oder<br />
ke<strong>in</strong>e Erbsubstanz, <strong>und</strong> dementsprechend<br />
können gentechnische Veränderungen<br />
oft nicht mit e<strong>in</strong>er ausreichenden<br />
Empf<strong>in</strong>dlichkeit nachgewiesen<br />
werden.<br />
Nur die Untersuchung der Rohstoffe<br />
kann hier klären, ob e<strong>in</strong> daraus hergestelltes<br />
Lebensmittel zu kennzeichnen<br />
ist. Die amtliche Überwachung untersucht<br />
daher bevorzugt Rohstoffe wie<br />
Sojabohnen, Maiskörner oder Rapssaat.<br />
Wenn allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> Zugriff<br />
besteht – etwa weil der Lieferant <strong>in</strong><br />
Frankreich ansässig ist – müssen zunächst<br />
Lieferantenbesche<strong>in</strong>igungen<br />
genügen. Ihre Aussagekraft ist jedoch<br />
zu prüfen. Als vertrauenswürdig<br />
angesehen wurden vor allem aktuelle<br />
Besche<strong>in</strong>igungen von unabhängigen<br />
Zertifizierungs- <strong>und</strong> Akkreditierungsstellen,<br />
die das GVO-Eigenkontrollsystem<br />
bei den Lieferanten auditiert <strong>und</strong><br />
anerkannt haben. Außerdem haben e<strong>in</strong>ige<br />
Lieferanten Rückverfolgungssysteme<br />
e<strong>in</strong>gerichtet, welche die Identität<br />
des Rohstoffs bestätigen können.<br />
Bei kle<strong>in</strong>eren Betrieben <strong>und</strong> selten<br />
verwendeten Zutaten wurden e<strong>in</strong>fache<br />
Lieferantenbesche<strong>in</strong>igungen, sofern<br />
sie aktuell waren, häufig als ausreichend<br />
angesehen. Nicht akzeptiert<br />
wurden dagegen veraltete Belege, die<br />
aus 2004 datierten, also dem ersten<br />
Geltungsjahr der europäischen Kennzeichnungsregelung.<br />
Hersteller <strong>und</strong> Importeure von Bedarfsgegenständen<br />
Unliebsame Wanderung<br />
Atemnot auf Knopfdruck:<br />
Bei Kontrollen von Betrieben, die Bedarfsgegenstände<br />
Vergiftungsfälle durch e<strong>in</strong> Bade-<br />
herstellen, stehen zimmerspray<br />
<strong>in</strong> der Regel nicht die hygienischen Es begann Ende März 2006: Erstmals<br />
Belange im Vordergr<strong>und</strong>. Vielmehr kommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Angebotsaktion zwei<br />
s<strong>in</strong>d anhand der Rezepturen <strong>und</strong> der brandneue Produkte auf den Markt:<br />
Produktionsbed<strong>in</strong>gungen spezielle die Aerosolsprays „Magic Nano Bad<br />
Produktrisiken, wie die sensorische <strong>und</strong> WC Versiegeler“ sowie „Magic<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigung verpackter Lebensmittel<br />
Nano Glas <strong>und</strong> Keramik Versiegeler“.<br />
oder der Übergang von Stoffen Nach Angaben der Firma sollen mit<br />
von Gegenständen mit Lebensmittelkontakt<br />
den Sprays Unebenheiten auf Glaszu<br />
im Zuge der Eigenkontrollen <strong>und</strong> Keramik mit kle<strong>in</strong>sten Nanoteil-<br />
prüfen. Aber auch dies sollte gelernt<br />
chen verschlossen <strong>und</strong> die behandelreichenden<br />
se<strong>in</strong>. Oftmals wird mangels austen<br />
Flächen so wasser- <strong>und</strong> schmutzchen<br />
chemischen <strong>und</strong> rechtlichen<br />
abweisend werden. Doch schon am<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>wissens auf falsche ersten Tag der Markte<strong>in</strong>führung zeigt<br />
Parameter geprüft. Untersuchungen sich e<strong>in</strong> ungewollter, anderer Effekt.<br />
realer, mit dem jeweiligen Gegenstand<br />
K<strong>und</strong>en, die das Produkt zu Hause an-<br />
oder Verpackungsmaterial <strong>in</strong> wenden, spüren – meist nach e<strong>in</strong> bis<br />
Kontakt kommender Lebensmittel zwei St<strong>und</strong>en – zunächst Kratzen im<br />
wurden gar nicht <strong>in</strong> Auftrag gegeben, Hals, dann stellt sich e<strong>in</strong> unangenehmer<br />
was bei bestimmten Komb<strong>in</strong>ationen,<br />
Husten e<strong>in</strong>, schließlich kommt es<br />
z. B. ölhaltigen Lebensmitteln <strong>in</strong> Gläsern<br />
zu Atemnot. Viele Betroffene werden<br />
mit Twist-off-Deckeln, fatale Fol-<br />
im Krankenhaus behandelt, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel-<br />
gen hatte. Deshalb wurden gezielt <strong>in</strong> fällen werden Lungenödeme diagnostiziert.<br />
Baden-Württemberg ansässige Hersteller<br />
/ Importeure überprüft, die <strong>in</strong> Die Produkte wurden von e<strong>in</strong>er Firma<br />
risikobehafteten Produktionszweigen vertrieben, die ihren Sitz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
tätig s<strong>in</strong>d, die durch Beanstandungen<br />
Geme<strong>in</strong>de auf der Schwäbischen<br />
von Marktproben auffielen oder bei Alb hat. Nach Bekanntwerden der Beschwerden<br />
denen sich Verbraucherbeschwerden<br />
<strong>und</strong> wirkungsvollen Aktivi-<br />
häuften.<br />
täten der Lebensmittelüberwachungs-
Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 19<br />
behörden hat die Firma umgehend<br />
e<strong>in</strong>en umfangreichen Rückruf e<strong>in</strong>geleitet<br />
<strong>und</strong> die Öffentlichkeit gewarnt.<br />
Dennoch konnte nicht mehr verh<strong>in</strong>dert<br />
werden, dass K<strong>und</strong>en zum Teil<br />
schwere Vergiftungen erlitten. Bislang<br />
s<strong>in</strong>d 48 Verfahren wegen fahrlässiger<br />
Körperverletzung e<strong>in</strong>geleitet worden.<br />
Die Staatsanwaltschaft Tüb<strong>in</strong>gen hat<br />
die Ermittlungen aufgenommen. Der<br />
verantwortliche Betriebs<strong>in</strong>haber ist jedoch<br />
zwischenzeitlich im Alter von 53<br />
Jahren verstorben.<br />
Bis heute ist noch völlig unklar, welche<br />
Chemikalie(n) die Vergiftungen ausgelöst<br />
haben – <strong>und</strong> ob die Vergiftungen<br />
tatsächlich auf neuartige Nanotechnologien<br />
zurückzuführen s<strong>in</strong>d oder auf<br />
Chemikalien „im klassischen S<strong>in</strong>ne“.<br />
Inzwischen arbeiten mehrere Labore<br />
sowohl im öffentlichen Auftrag wie<br />
auch im Auftrag der beteiligten Firmen<br />
an e<strong>in</strong>er wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierten<br />
Aufklärung der Vergiftungen.<br />
Großhändler <strong>und</strong> Transporteure<br />
Dem „Gammelfleisch“ auf der Spur …<br />
Besonders die Lebensmittelgroßhändler standen verstärkt im Visier der Lebensmittelkontrollen, da dort wohl<br />
„üble Machenschaften“ zu vermuten waren, wenn man den zahlreichen veröffentlichten Skandalen Glauben<br />
schenken kann.<br />
Passauer Firma hat auch <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
„gewildert“<br />
Der große „Wildfleischskandal“ e<strong>in</strong>er Passauer Firma Ende<br />
2005 erschütterte nicht nur die Verbraucher, sondern<br />
auch die Fleisch<strong>in</strong>dustrie. So kam es, dass das Bayerische<br />
Staatsm<strong>in</strong>isterium Anfang Januar 2006 mitteilte, dass mehrere<br />
Chargen Wildfleisch genussuntauglich seien <strong>und</strong> somit<br />
zurückgerufen werden müssten.<br />
Auch <strong>in</strong> Baden-Württemberg rückten die Lebensmittelkontrolleure<br />
aus, um diese Rückrufaktionen aus Supermärkten,<br />
Metzgereien <strong>und</strong> anderen Vermarktern zu überprüfen. Dabei<br />
waren die Kontrolleure angehalten, Proben von solchen<br />
Produkten bzw. Chargen zu nehmen, die von den Rückrufaktionen<br />
noch nicht betroffen waren. Im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zeigte<br />
sich, dass diese präventive Probenahme durchaus angebracht<br />
war. Es wurden nämlich 20 der 26 Verdachtsproben<br />
beanstandet, was den ursprünglichen Verdacht der Lebensmittelkontrolleure<br />
bestätigte. Die Rückrufaktionen wurden<br />
<strong>in</strong>folge dieser Erkenntnisse erheblich ausgeweitet.<br />
„Gammelfleisch“ oder missverstandene spanische<br />
Spezialitäten?<br />
Dass viele Betriebe im Vergleich auch sauber <strong>und</strong> korrekt<br />
arbeiten, zeigte sich im Oktober 2006, da e<strong>in</strong>em deutschen<br />
Fleischverarbeitungsbetrieb das von e<strong>in</strong>er spanischen Firma<br />
per Lkw gelieferte Schwe<strong>in</strong>efleisch wortwörtlich „ganz<br />
schön gestunken“ hat. Die Annahme von ca. 4 Tonnen st<strong>in</strong>kendem<br />
<strong>und</strong> nicht ausreichend gekühltem Schwe<strong>in</strong>efleisch<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schlichtweg schmutzigen Lkw wurde abgelehnt.<br />
Der deutsche Fleischverarbeitungsbetrieb verhielt sich auch<br />
<strong>in</strong>sofern vorbildlich, als er das zuständige Veter<strong>in</strong>äramt umgehend<br />
von der Beobachtung unterrichtete.<br />
Da zu befürchten war, dass der spanische Fahrer weiterh<strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>e Ware verkaufen wollte, musste sichergestellt wer-<br />
den, dass dieses offensichtlich verdorbene Fleisch auf ke<strong>in</strong>en<br />
Fall <strong>in</strong> den Handel kommt. Im Laufe der Ermittlungen<br />
stellte sich heraus, dass der Fahrer schon e<strong>in</strong>ige Tage zuvor<br />
se<strong>in</strong>e Tour mit dem mit Fleisch beladenen Lkw aus Spanien<br />
nach Deutschland begonnen hatte. Der Fleischverarbeitungsbetrieb,<br />
der die Annahme verweigert <strong>und</strong> die Behörde<br />
e<strong>in</strong>geschaltet hatte, war bereits die vierte Abladestelle.<br />
Beim Öffnen der Laderaumtür des Lkws kam dem herbeigerufenen<br />
Lebensmittelkontrolleur e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv ekelhafter,<br />
fauliger Geruch aus dem Laderaum<strong>in</strong>neren entgegen.<br />
Es war festzustellen, dass der Lkw bereits ca. e<strong>in</strong>e Tonne<br />
Retourenware geladen hatte. Dem Fahrer war jedoch<br />
wohl nicht klar, dass es sich dabei um Fleisch handelte, das<br />
sich wegen fortgeschrittener „Reifung“ nicht mehr für den<br />
Genuss des Menschen eignete, also verdorben war. So lagerte<br />
er diese Kisten, von denen e<strong>in</strong> stark fauliger Geruch<br />
ausg<strong>in</strong>g, direkt neben der „Frischware“, sofern man diese<br />
überhaupt noch als solche bezeichnen konnte.<br />
Die gesamte Fleischladung wurde als „ekelerregend“ <strong>und</strong><br />
„für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet“ beurteilt<br />
<strong>und</strong> deren Vernichtung angeordnet. Wegen des begründeten<br />
Verdachts des Vorliegens e<strong>in</strong>er Straftat wurde<br />
Strafanzeige erstattet.<br />
Landesweit verstärkte Kontrollen der Warenströme<br />
<strong>und</strong> Entsorgungswege bei Fleisch<br />
Aufgr<strong>und</strong> des Gammelfleischskandals verschärften Lebensmittelkontrolleure<br />
<strong>und</strong> Tierärzte landesweit die Kontrollen<br />
von Fleischbe- <strong>und</strong> -verarbeitungsbetrieben sowie von Lebensmitteltransporten.<br />
Das Augenmerk der Inspekteure<br />
war vornehmlich auf die verschiedenen Warenströme der<br />
Lebensmittel <strong>und</strong> auf die Entsorgungswege von Abfällen<br />
gelegt. Im Resultat wurden bei etwa e<strong>in</strong>em Fünftel der<br />
kontrollierten Betriebe Mängel unterschiedlicher Schweregrade<br />
vorgef<strong>und</strong>en.
20 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
Beispielsweise wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em registrierten Metzgereibetrieb<br />
wegen Überlagerung <strong>und</strong> Gefrierbrand etwa 23 kg<br />
Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse „freiwillig“ aus dem Verkehr<br />
genommen <strong>und</strong> unschädlich beseitigt. In e<strong>in</strong>em anderen<br />
Betrieb konnte nachgewiesen werden, dass es sich<br />
bei dem als „S-Fleisch für Hackfleisch“ ausgezeichneten<br />
Fleisch <strong>in</strong> Wirklichkeit nicht um Hackfleisch, sondern um<br />
masch<strong>in</strong>ell vom Knochen abgetrenntes Fleisch mit knochenhaltigem<br />
Ausgangsmaterial handelte. Diese<br />
Art von Fleisch ist auch unter dem Namen<br />
Seperatorenfleisch bekannt <strong>und</strong> darf nicht<br />
als Hackfleisch angeboten werden. Bei<br />
der Überprüfung e<strong>in</strong>er Frischfleischabteilung<br />
wurde erkannt, dass<br />
Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse von<br />
e<strong>in</strong>em nicht zugelassenen Betrieb<br />
aus Österreich bezogen worden<br />
war. Schließlich wurde <strong>in</strong> mehreren<br />
Betrieben die Entsorgung von<br />
Abfällen beanstandet. Sie reichte von<br />
der unerlaubten Abfallentsorgung über<br />
e<strong>in</strong>e bayrische Gerberei, die hier R<strong>in</strong>derhäute<br />
aufkaufte, bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em österreichischen<br />
Unternehmen, über das Knochen, Schwarten <strong>und</strong> sogar<br />
Materialien der Risikogruppe 2 entsorgt wurden. In den<br />
genannten Fällen wurde gegen die Verantwortlichen e<strong>in</strong><br />
Verfahren e<strong>in</strong>geleitet sowie die zuständigen Behörden <strong>in</strong><br />
Österreich <strong>in</strong> Kenntnis gesetzt. Die Kontrollaktionen im<br />
Straßenverkehr geme<strong>in</strong>sam mit der Polizei deckten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
Fällen Lebensmitteltransporte mit Temperaturabweichungen<br />
auf.<br />
E<strong>in</strong>zelhändler<br />
Unsere kle<strong>in</strong>en „Fre<strong>und</strong>e“<br />
Maus-Eldorado zieht weitere Besucher an<br />
Wenn mehr als 19 Tonnen Ware (überwiegend Lebensmittel<br />
<strong>und</strong> Tierfutter) „freiwillig“ entsorgt werden, müssen<br />
schon gravierende Hygienemängel vorliegen. So<br />
geschehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Supermarkt. Gravierende<br />
Mängel bei der Eigenkontrolle <strong>und</strong> im<br />
Hygienemanagement hatten zu e<strong>in</strong>em<br />
folgenschweren Schädl<strong>in</strong>gsbefall geführt.<br />
Die für die regelmäßige Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung<br />
engagierte Fachfirma<br />
hatte hier ebenso versagt wie<br />
die Marktleitung selbst.<br />
E<strong>in</strong>e Verbraucherbeschwerde aufgr<strong>und</strong><br />
herumlaufender Mäuse <strong>in</strong><br />
der Gemüseabteilung nahmen Amtstierärzt<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> Lebensmittelkontrolleur<br />
zum Anlass, dem Betrieb e<strong>in</strong>en Besuch<br />
abzustatten. Der auf den ersten Blick saubere<br />
Supermarkt erwies sich bei näherem H<strong>in</strong>sehen<br />
als re<strong>in</strong>stes Schädl<strong>in</strong>gsparadies. In nahezu allen Bereichen,<br />
<strong>in</strong> denen Lebensmittel oder Tiernahrung gelagert<br />
wurden, hatten Mäuse ihre Spuren h<strong>in</strong>terlassen.<br />
Nachdem die ersten Regale ausgeräumt waren, wurden<br />
nicht nur Mäusenester <strong>und</strong> tote Tiere gef<strong>und</strong>en, sondern<br />
auch zahlreiche angefressene, mit Mäusekot <strong>und</strong><br />
Mäuse-Ur<strong>in</strong> durchtränkte Lebensmittelverpackungen.<br />
Eiskalt erwischt<br />
E<strong>in</strong> Anfangsverdacht führte dazu, dass sich die Lebensmittelüberwachung<br />
auch von eisiger Kälte nicht an ihrer Arbeit<br />
h<strong>in</strong>dern ließ. So wurden während der Betriebskontrolle e<strong>in</strong>es<br />
Tiefkühllagers mehrere Tonnen tiefgekühlte Fisch- <strong>und</strong><br />
Fleischprodukte <strong>in</strong> unterschiedlichen Fertigpackungen vorgef<strong>und</strong>en,<br />
bei denen der Verdacht bestand, dass die Ware<br />
zum Verzehr durch den Menschen nicht mehr geeignet<br />
war. Daraufh<strong>in</strong> wurde der Lagerbestand kurzum komplett<br />
beschlagnahmt <strong>und</strong> diverse Proben entnommen. Durch die<br />
Untersuchungen des zuständigen amtlichen Laboratoriums<br />
konnte der ursprüngliche Verdacht auch prompt bestätigt<br />
werden. Nachdem zum Zeitpunkt der Kontrolle e<strong>in</strong> Teil der<br />
ursprünglichen Ware bereits verkauft <strong>und</strong> ausgeliefert war,<br />
wurden die Produkte durch den Betriebs<strong>in</strong>haber selbst von<br />
se<strong>in</strong>en K<strong>und</strong>en zurückgerufen <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam mit der verdorbenen<br />
Lagerware unter behördlicher Aufsicht entsorgt.<br />
Das Nachspiel für den verantwortlichen Betriebs<strong>in</strong>haber<br />
endete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em strafrechtlichen Ermittlungsverfahren,<br />
welches e<strong>in</strong>geleitet wurde. Zum Jahresende 2006 hat der<br />
eiskalt erwischte Inhaber dann den Betrieb se<strong>in</strong>es Tiefkühllagers<br />
freiwillig e<strong>in</strong>gestellt.<br />
Wechseltransporte von Rapsöl <strong>und</strong> Bio-Diesel <strong>in</strong><br />
Tankfahrzeugen<br />
E<strong>in</strong> Verkehrsunfall e<strong>in</strong>es für den Lebensmitteltransport<br />
gekennzeichneten Tankfahrzeuges brachte die Kugel <strong>in</strong>s<br />
Rollen. Die amtliche Lebensmittelüberwachung hatte<br />
Zweifel an dem angegebenen Transportgut <strong>und</strong> ließ es<br />
beim Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt <strong>in</strong><br />
Stuttgart untersuchen. Das Ergebnis war, dass es sich<br />
bei der Ladung nicht – wie angegeben – um Rapsöl als<br />
Lebensmittel, sondern um raff<strong>in</strong>ierten Bio-Diesel-Kraftstoff<br />
handelte. Weitere Ermittlungen ergaben, dass von<br />
der verantwortlichen Spedition wöchentlich bis zu 10 so<br />
genannte Wechseltransporte durchgeführt wurden. Dabei<br />
wurde regelmäßig raff<strong>in</strong>ierter Bio-Diesel-Kraftstoff <strong>in</strong> Fahrzeugen<br />
für den Lebensmitteltransport befördert <strong>und</strong> als<br />
Folgeladungen wurden verschiedene Lebensmittel geladen.<br />
Hierdurch ersparte sich die Spedition teure Leerfahrten<br />
<strong>und</strong> verschaffte sich e<strong>in</strong>en nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil.<br />
Nach den gültigen lebensmittelrechtlichen<br />
Bestimmungen dürfen Lebensmittel, die als Massengüter<br />
befördert werden, ausschließlich <strong>in</strong> gesondert gekennzeichneten<br />
Lebensmitteltanks transportiert werden. Der<br />
Fall wurde der Staatsanwaltschaft übergeben.
Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 21<br />
Auch Milben, Motten <strong>und</strong> Maden hatten schon von e<strong>in</strong>igen<br />
Lebensmitteln Besitz ergriffen <strong>und</strong> führten zu e<strong>in</strong>er Erweiterung<br />
des Schädl<strong>in</strong>gsrepertoires. Dies führte letztlich dazu,<br />
dass der gesamte Laden ausgeräumt, gere<strong>in</strong>igt <strong>und</strong> neu<br />
bestückt werden musste.<br />
„Es liegt was <strong>in</strong> der Luft“<br />
Dass etwas „<strong>in</strong> der Luft“ lag, bemerkte e<strong>in</strong> Lebensmittelkontrolleur<br />
bei der Rout<strong>in</strong>ekontrolle e<strong>in</strong>es Supermarktes<br />
schnell. Die Ursache für den stechenden Geruch war<br />
schnell ermittelt. Zur selben Zeit wurden nämlich <strong>in</strong> dem<br />
Supermarkt Umbauarbeiten durchgeführt. Dabei kamen<br />
stark riechende Lösungsmittel zum E<strong>in</strong>satz. Die Frage,<br />
ob sich bereits ges<strong>und</strong>heitsschädliche Stoffe auf die Lebensmittel<br />
niedergeschlagen hatten, konnte vor Ort nicht<br />
ausgeschlossen werden. Im Zuge e<strong>in</strong>es vorsorgenden<br />
Verbraucherschutzes wurden unverzüglich entsprechende<br />
Maßnahmen e<strong>in</strong>geleitet. Die Verwendung der kritischen<br />
Lösungsmittel wurde im E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Betrieb<br />
sofort e<strong>in</strong>gestellt <strong>und</strong> die für den Verkauf vorrätig gehaltene<br />
Frischware sicherheitshalber entsorgt. Dass diese präventiven<br />
Maßnahmen genau richtig waren, zeigte sich später<br />
durch die Untersuchung des zuständigen Untersuchungsamtes.<br />
In der vorrätig gehaltenen Frischware konnten Spuren<br />
der Lösungsmittel nachgewiesen werden. Der Verkauf<br />
neuer Frischware konnte erst wieder aufgenommen werden,<br />
nachdem Lüftungsfilter ausgetauscht <strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>e<br />
Messung der Innenraumschadstoffe die Unbedenklichkeit<br />
der Raumluft nachgewiesen worden war.<br />
Käferwandertag<br />
Im Gr<strong>und</strong>e wäre es seitens der Reiskäfer gar nicht nötig<br />
gewesen, „Käferstraßen“ auf den Regalen <strong>und</strong> dem<br />
Fußboden e<strong>in</strong>es großen Supermarktes auszubauen. In der<br />
groß konzipierten Teigwarenabteilung bestand nämlich e<strong>in</strong><br />
sehr reichhaltiges Nahrungsangebot für sie, sodass e<strong>in</strong>er<br />
massenhaften Vermehrung nichts im Wege stand. Die Lebensmittelüberwachung<br />
jedenfalls schritt auch <strong>in</strong> diesem<br />
Fall massiv e<strong>in</strong> <strong>und</strong> ordnete e<strong>in</strong>e fachgerechte Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung<br />
an.<br />
Dienstleistungsbetriebe<br />
Gastronomie<br />
Im We<strong>in</strong> liegt nicht immer die<br />
Wahrheit<br />
In e<strong>in</strong>er Besenwirtschaft wird von<br />
W<strong>in</strong>zern <strong>und</strong> We<strong>in</strong>bauern saisonal<br />
über e<strong>in</strong>en befristeten Zeitraum selbst<br />
erzeugter We<strong>in</strong> direkt ausgeschenkt.<br />
Zumeist s<strong>in</strong>d für die K<strong>und</strong>en kle<strong>in</strong>e,<br />
gemütliche We<strong>in</strong>kellerlokale e<strong>in</strong>gerichtet,<br />
<strong>in</strong> denen diese mit We<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
allerlei kul<strong>in</strong>arischen Köstlichkeiten der<br />
Region versorgt werden.<br />
Dass im We<strong>in</strong> nicht immer „die<br />
Wahrheit liegt“, musste e<strong>in</strong> Lebensmittelkontrolleur<br />
erkennen, der e<strong>in</strong>e<br />
Probe Tafelwe<strong>in</strong> aus dem offenen<br />
Ausschank e<strong>in</strong>er solchen Besenwirtschaft<br />
entnommen hatte. Bei der Untersuchung<br />
im Labor wurde nicht nur<br />
e<strong>in</strong> zu niedriger Gesamtalkoholgehalt<br />
festgestellt, sondern auch, dass sich <strong>in</strong><br />
diesem We<strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens 10 % Fremdwasser<br />
befand. Durch weiterführende<br />
aufwendige Untersuchungen wurde<br />
der We<strong>in</strong> zudem mit dem im Betrieb<br />
entnommenen Leitungswasser verglichen,<br />
sodass der genaue Fremdwassergehalt,<br />
nämlich 15 %, ermittelt<br />
werden konnte. Die Panscherei<br />
brachte dem Verantwortlichen e<strong>in</strong>en<br />
Strafbefehl über 3000,- 1 e<strong>in</strong>.<br />
Schweißtreibender Thunfischsalat<br />
Von Bauchkrämpfen geschüttelt, von<br />
Durchfall <strong>und</strong> Erbrechen geplagt, ferner<br />
mit Schweißausbrüchen <strong>und</strong> starken<br />
Hautrötungen bis h<strong>in</strong> zu Herzrasen<br />
<strong>und</strong> Kreislaufproblemen gepe<strong>in</strong>igt<br />
wurde e<strong>in</strong>e Gästegruppe nach e<strong>in</strong>em<br />
Restaurantbesuch. Schuld an dieser<br />
Lebensmittelvergiftung war e<strong>in</strong>zig <strong>und</strong><br />
alle<strong>in</strong>e der Verzehr von Thunfischsalat<br />
dieses Lokals.<br />
Die Lebensmittelkontrolleure unterzogen<br />
die Gaststätte natürlich umgehend<br />
e<strong>in</strong>er Betriebskontrolle. Dabei konnten<br />
sie e<strong>in</strong>e umfangreiche Restmenge<br />
Thunfischfleisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen angebrochenen<br />
Dose sicherstellen <strong>und</strong><br />
als Verdachtsprobe <strong>in</strong> das zuständige<br />
Untersuchungsamt übersenden.<br />
Thunfischfleisch, das <strong>in</strong> der Gastronomie<br />
gerne für Salate <strong>und</strong> als Pizza-Belag<br />
verwendet wird, ist dafür bekannt,<br />
dass sich <strong>in</strong> ihm bei zu warmer oder<br />
zu langer Lagerung durch mikrobiellen<br />
Verderb bedenklich hohe Gehalte an<br />
Histam<strong>in</strong> bilden können.<br />
Durch die Sicherstellung der Restmenge<br />
konnte zum<strong>in</strong>dest verh<strong>in</strong>dert<br />
werden, dass sich noch weitere Gäste<br />
e<strong>in</strong>e Histam<strong>in</strong>vergiftung zuziehen.<br />
Gegen die Verantwortlichen der Gaststätte<br />
wurde natürlich e<strong>in</strong>e Strafanzeige<br />
erstattet.<br />
Salmonellose <strong>in</strong> Speiselokal<br />
Ebenfalls lange <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleiben<br />
wird e<strong>in</strong>er Gruppe von mehr als 20<br />
Personen ihr Besuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em als „renommiert“<br />
bekannten Speiselokal mit<br />
gut bürgerlicher Küche. Diese hatten<br />
e<strong>in</strong> vorbestelltes, e<strong>in</strong>heitliches Mittagessen<br />
<strong>und</strong> als Dessert ebenfalls im<br />
Gasthof hergestellte Torten verzehrt.<br />
Fast die Hälfte der Gäste litten kurz<br />
danach an sich ähnelnden Magen-<br />
Darm-Beschwerden. E<strong>in</strong>ige Personen<br />
mussten sogar im Krankenhaus stationär<br />
behandelt werden. Bei 6 erkrankten<br />
Personen konnte durch Untersuchung<br />
von Stuhlproben „Salmonella<br />
enteritidis“ isoliert werden. Jedoch<br />
konnten im Zuge weiterer Ermittlungen<br />
unter den Küchenmitarbeitern<br />
ke<strong>in</strong>e Ausscheider von Salmonellen<br />
gef<strong>und</strong>en werden. Die Betriebskontrolle<br />
durch die zuständige Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />
deckte<br />
aber grobe Mängel bei der Arbeits<strong>und</strong><br />
der Produkthygiene <strong>in</strong> dem Lokal<br />
auf. Fehlende Möglichkeiten, Hände
22 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
<strong>und</strong> Oberflächen nach der Re<strong>in</strong>igung<br />
zu des<strong>in</strong>fizieren sowie Mängel <strong>in</strong> der<br />
Lagerung von Lebensmitteln <strong>und</strong> fertigen<br />
Speisen könnten zum E<strong>in</strong>trag von<br />
Salmonellen <strong>in</strong> die fertigen Speisen<br />
geführt haben. So wurde gegen den<br />
Inhaber des Speiselokales schließlich<br />
e<strong>in</strong> strafrechtliches Ermittlungsverfahren<br />
e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Küchenbetriebe <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />
zur Geme<strong>in</strong>schaftsverpflegung<br />
Fehlplanung: mangelhafte Bauausführung<br />
Bei der ersten Kontrolle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neu<br />
gebauten Küche e<strong>in</strong>es kommunalen<br />
Altenheims wurden gleich mehrere<br />
Baumängel festgestellt. Im Trockenlager<br />
mit Süd fenster herrschten subtropische<br />
Temperaturen von annähernd<br />
30 °C, die allenfalls für die Geschirrlagerung<br />
hätten akzeptiert werden können.<br />
H<strong>in</strong>zu kam, dass <strong>in</strong> allen Arbeits<strong>und</strong><br />
Lagerräumen an den Leitungen<br />
<strong>und</strong> Wanddurchführungen die Isolierwolle<br />
offen hervortrat.<br />
Im Zubereitungsraum für die Kaltverpflegung<br />
der Bewohner waren ebenso<br />
wie <strong>in</strong> der Spülküche stets große<br />
Wasserlachen auf dem Fußboden zu<br />
f<strong>in</strong>den. Der Dunstabzug über dem<br />
Heißluftdämpfer hatte wohl eher e<strong>in</strong>e<br />
Alibifunktion, da der Überstand<br />
so ger<strong>in</strong>g war, dass die Dämpfe noch<br />
nicht e<strong>in</strong>mal theoretisch aufgenommen<br />
werden konnten. Doch weder<br />
das ausführende Planungsbüro, noch<br />
der städtische Betreiber konnten von<br />
der Notwendigkeit der Abhilfe der<br />
Baumängel überzeugt werden. E<strong>in</strong>zig<br />
für die Pfützen wurde immerh<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> Nass-Sauger angeschafft!<br />
Da sich jedoch die hygienerechtlichen<br />
Erfordernisse teilweise auch mit den<br />
Vorgaben der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
deckten, wurde die Unfallkasse<br />
Baden-Württemberg zu dem<br />
Fall h<strong>in</strong>zugezogen. So konnten die Verantwortlichen<br />
letztlich doch zu Nachbesserungen<br />
„bekehrt“ werden.<br />
Fußball-WM <strong>in</strong> Stuttgart:<br />
„54– 74 – 90 – 2006 – ja so stimmen wir alle e<strong>in</strong> …“<br />
Auch auf Megaveranstaltungen s<strong>in</strong>d gastronomische Dienstleistungsbetriebe<br />
groß im Geschäft. Die Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
werden dort ganz besonders gefordert. Im Jahr 2006 kam die Landeshauptstadt<br />
Stuttgart <strong>in</strong> den besonderen Genuss, Austragungsort von<br />
<strong>in</strong>sgesamt sechs Spielen der Fußballweltmeisterschaft zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> außergewöhnliches<br />
Ereignis war das Spiel der deutschen Nationalmannschaft<br />
gegen Portugal, das mit dem dritten Platz für die deutsche Elf gekrönt<br />
wurde. Die Spiele selbst sowie die Fanfeste, bei denen alle Spiele auf<br />
Videole<strong>in</strong>wänden gezeigt wurden („public view<strong>in</strong>g“), lockten Millionen<br />
WM-Begeisterte nach Stuttgart. Alle<strong>in</strong> auf den Schlossplatz kamen <strong>in</strong>sgesamt<br />
mehr als 1,5 Millionen Besucher, um die Liveübertragungen mitzuerleben.<br />
Unter dem Motto „zu Gast bei Fre<strong>und</strong>en“ feierten Fußballfans<br />
aus aller Welt vier Wochen lang e<strong>in</strong> unvergleichliches Fest.<br />
Doch obwohl Stuttgart häufiger Austragungsort von Groß ereignissen, wie<br />
z. B. Wasen oder Frühl<strong>in</strong>gsfest, ist, war die Organisation der Lebensmittelsicherheit<br />
im Rahmen der WM e<strong>in</strong>e besondere Herausforderung, zumal<br />
das sommerliche Wetter mit Höchsttemperaturen zu Problemen bei der<br />
Wahrung der Sicherheit der Lebensmittel führte. Nicht immer konnten<br />
die Kühle<strong>in</strong>richtungen gegen die hohen Temperaturen ankämpfen.<br />
Insgesamt wurden an den wichtigsten Fantreffpunkten <strong>und</strong> im Stadion<br />
Küchen <strong>und</strong> Imbissstände vor Inbetriebnahme sowie während der<br />
Betriebszeiten im Rahmen von <strong>in</strong>sgesamt 995 Kontrollen überprüft. Zusätzliche<br />
spezielle Vorgaben für die Lebensmittelunternehmer trugen<br />
dazu bei, dass dieses <strong>in</strong>ternationale Fest auch aus kul<strong>in</strong>arischer Sicht<br />
ke<strong>in</strong> Nachspiel hatte.<br />
Mitglied e<strong>in</strong>er Fußballnationalmannschaft erkrankte nach<br />
Restaurantbesuch<br />
Auch die Lebensmittelkontrolleure <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äre außerhalb der Landeshauptstadt<br />
hatten während der Weltmeisterschaft ordentlich zu tun,<br />
nachdem bekannt wurde, dass e<strong>in</strong> Mitglied e<strong>in</strong>er Fußballnationalmannschaft<br />
nach e<strong>in</strong>em Restaurantbesuch unter sehr starkem Durchfall litt<br />
<strong>und</strong> ärztlich behandelt werden musste. Mithilfe e<strong>in</strong>er Stuhluntersuchung<br />
wurde klar, dass sich der Fußballer e<strong>in</strong>e bakterielle Infektion mit Campylobacter<br />
jejuni e<strong>in</strong>gefangen hatte. Diese gelten neben den Salmonellen<br />
als häufigste Verursacher für Darmentzündungen beim Menschen.<br />
Daraufh<strong>in</strong> wurde natürlich sofort die Küche des entsprechenden Restaurants<br />
durch die amtlichen Kontrolleure <strong>in</strong>spiziert. Rückstellproben von Lebensmitteln,<br />
die <strong>in</strong> dem <strong>in</strong>frage kommenden Zeitraum verzehrt wurden <strong>und</strong><br />
die Träger des Erregers se<strong>in</strong> konnten, wie Rohmilchkäse oder Entenbrust,<br />
wurden noch am selben Tag zur Untersuchung an das zuständige CVUA gebracht.<br />
Die Untersuchung der Lebensmittelproben verlief jedoch negativ,<br />
d. h. die genannten Bakterien wurden nicht gef<strong>und</strong>en. Die wahre Ursache<br />
der Campylobacter-Infektion konnte letztendlich nicht ermittelt werden –<br />
vielleicht hatte dem Nationalspieler auch etwas ganz anderes auf den<br />
Magen geschlagen?!
Betriebskontrollen im Rahmen des LFBG Jahresbericht 2006 23<br />
Handwerkliche Hersteller <strong>und</strong> Direktvermarkter<br />
Bäckereien <strong>und</strong> Konditoreien<br />
Morph<strong>in</strong> <strong>in</strong> Backmohn<br />
Morph<strong>in</strong> wirkt als Opioid <strong>und</strong> wird<br />
aus dem getrockneten Milchsaft der<br />
Schlafmohnpflanze gewonnen. Entsprechend<br />
se<strong>in</strong>er Wirkung wurde<br />
dieser Stoff nach Morpheus, dem<br />
griechischen Gott der Träume, benannt.<br />
Missbräuchlich wird Morph<strong>in</strong><br />
zur Herstellung der Droge Hero<strong>in</strong><br />
verwendet. In der Mediz<strong>in</strong> ist<br />
es als e<strong>in</strong>es der stärksten natürlichen<br />
Schmerzmittel bekannt. Jedoch kann es<br />
auch unerwünschte Nebenwirkungen, wie<br />
beispielsweise Abhängigkeit, Atemdepression <strong>und</strong> Bewusstse<strong>in</strong>sstörungen,<br />
verursachen. E<strong>in</strong>e Überdosierung<br />
führt zu Atemstillstand. Der Backmohn für die Back<strong>in</strong>dustrie<br />
wird h<strong>in</strong>gegen aus den Samen der Schlafmohnpflanze<br />
gewonnen. Die Untersuchungen der Vergangenheit an den<br />
Untersuchungsämtern <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
haben gezeigt, dass verschiedene Backmohnchargen verschieden<br />
hohe Morph<strong>in</strong>gehalte aufwiesen, deren Höhe<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit zu der Gew<strong>in</strong>nung, dem Ernteverfahren,<br />
der Mohnsorte oder der geografischen Herkunft standen.<br />
Die Untersuchungsergebnisse im vergangenen Jahr bestätigten<br />
erneut diese Ergebnisse. In e<strong>in</strong>igen Fällen wurden<br />
sogar Morph<strong>in</strong>gehalte nachgewiesen, die auch unter Berücksichtigung<br />
empf<strong>in</strong>dlicher Personenkreise (Schwangere,<br />
Stillende, Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der) durch e<strong>in</strong>e Risikoanalyse des bayerischen<br />
Landesamtes für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit<br />
(LGL) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e toxikologischen Bewertung des<br />
B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitutes für Risikobewertung (BfR) als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />
beurteilt wurden.<br />
Um gesicherte Erkenntnisse bei der Untersuchung des<br />
Backmohns zu erlangen, müssen beim Importeur vor Ort<br />
repräsentative Proben durch die Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung<br />
gezogen werden. Entsprechen die<br />
Untersuchungsergebnisse nicht den Vorschriften des europäischen<br />
Lebensmittelrechts, muss die betroffene Backmohncharge,<br />
die sich meist aufgr<strong>und</strong> der hohen Umsätze<br />
<strong>und</strong> kurzen Umschlagsfristen nur noch teilweise im Handel<br />
bef<strong>in</strong>det, aus allen belieferten Betrieben zurückgerufen<br />
werden. Dieser Ablauf ist sehr zeit<strong>in</strong>tensiv <strong>und</strong> beschäftigte<br />
beispielsweise im vergangenen Jahr die Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung<br />
e<strong>in</strong>es Landkreises, <strong>in</strong> dessen Zuständigkeitsbereich<br />
e<strong>in</strong> zentraler Direktimporteur verschiedener<br />
Backgr<strong>und</strong>stoffe liegt, als Aufgabenschwerpunkt<br />
über mehrere Monate. Jedoch haben mittlerweile auch<br />
Untersuchungslaboratorien, die <strong>in</strong> der Qualitätskontrolle<br />
des Mohnhandels <strong>und</strong> -Importes tätig s<strong>in</strong>d, die Analytik<br />
zur Überprüfung der Morph<strong>in</strong>gehalte etabliert, sodass nun<br />
belastete Lieferungen schon vor der Verteilung <strong>in</strong> Handwerk<br />
<strong>und</strong> Handel ausgesondert werden <strong>und</strong> Zulieferer, deren<br />
Mohnsamen regelmäßig zu hohe Morph<strong>in</strong>gehalte<br />
aufweisen, ausgelistet werden<br />
können (siehe auch Teil III, Kapitel Hülsenfrüchte,<br />
Ölsamen, Nüsse <strong>und</strong> -Erzeugnisse).<br />
Betriebsschließung e<strong>in</strong>er Bäckerei<br />
– „Wie bei Hempels unterm<br />
Sofa“<br />
Nicht nur große Betriebe, die e<strong>in</strong><br />
umfangreiches Angebot an den verschiedensten<br />
Lebensmitteln aufweisen,<br />
werden von den Mitarbeitern der Lebensmittelüberwachung<br />
kontrolliert. Auch handwerklich<br />
strukturierte Betriebe <strong>und</strong> Direktvermarkter müssen die<br />
Anforderungen des Lebensmittelrechts e<strong>in</strong>halten. Werden<br />
die Lebensmittel nicht entsprechend den Vorschriften<br />
hergestellt <strong>und</strong> behandelt, muss die Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />
handeln. Diese kostspielige <strong>und</strong> unangenehme<br />
Erfahrung musste beispielsweise e<strong>in</strong> Betreiber<br />
e<strong>in</strong>er Bäckerei erfahren. Die bei e<strong>in</strong>em Kontrollgang vorgef<strong>und</strong>enen,<br />
untragbar unhygienischen Verhältnisse <strong>in</strong> der<br />
Backstube <strong>und</strong> den Lagerräumen, der erkennbare Schädl<strong>in</strong>gsbefall,<br />
die Lagerung von Unmengen nicht mehr im Gebrauch<br />
bef<strong>in</strong>dlicher Gerätschaften <strong>und</strong> von nicht<br />
zur Verarbeitung gehörendem Gerümpel<br />
sowie die Verwendung verdorbener<br />
Brezellauge führten zur Untersuchung<br />
von Verdachtsprobenmaterial<br />
<strong>und</strong> zur vorübergehenden<br />
Betriebsschließung.<br />
Die Behebung der baulichen<br />
Mängel erforderte e<strong>in</strong>e förmliche<br />
Ordnungsverfügung mit<br />
mehr als 1400,- 1 für verwaltungsrechtliche<br />
Aufwendungen.<br />
Zusätzlich wurde e<strong>in</strong> Bußgeld von<br />
2000,- 1 festgesetzt.<br />
Metzgereien<br />
Früh am Morgen schlafen die Maden im Fleischsalat<br />
noch<br />
Bereits um 6:45 Uhr hatte sich e<strong>in</strong> Berufspendler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Metzgereifiliale zwei Brötchen sowie e<strong>in</strong>en Becher<br />
Fleischsalat besorgt, welcher von e<strong>in</strong>er Verkäufer<strong>in</strong> abgefüllt<br />
wurde. An se<strong>in</strong>em Arbeitsplatz angekommen, verzehrte<br />
er diesen nahezu vollständig. Hierbei verspürte er e<strong>in</strong><br />
leichtes „Bizzeln“. Vier St<strong>und</strong>en später beabsichtigte er,<br />
den verbliebenen Rest aufzuessen, unterließ dies jedoch<br />
voller Ekel, da er leider erst jetzt den Madenbefall des Salates<br />
bemerkte. Nach se<strong>in</strong>er Beschwerde wurde die Filiale<br />
der Metzgerei von der Lebensmittelüberwachungsbehörde
24 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
Abb.:<br />
Maden im<br />
Fleischsalat<br />
aufgesucht. Zunächst bestritt man, den besagten Fleischsalat<br />
verkauft zu haben, allerd<strong>in</strong>gs konnte e<strong>in</strong>e zweifelsfreie<br />
Herkunftsbestimmung erbracht werden. E<strong>in</strong>e<br />
Vergleichsprobe von dem beanstandeten<br />
Fleischsalat konnte nicht mehr gezogen<br />
werden, da hiervon nichts mehr <strong>in</strong><br />
der Metzgerei vorlag. Zur Sicherheit<br />
wurde der zum Kontrollzeitpunkt<br />
vorliegende Fleischsalat<br />
durch das zuständige Untersuchungsamt<br />
untersucht. Hierbei<br />
wurde zwar ke<strong>in</strong> Madenbefall<br />
festgestellt, jedoch wurde der<br />
Fleischsalat als irreführend beanstandet,<br />
da <strong>in</strong> diesem die Gurkene<strong>in</strong>lage,<br />
die laut den Leitsätzen für<br />
Fe<strong>in</strong>kostsalate des Deutschen Lebensmittelbuchs<br />
hätte enthalten se<strong>in</strong> müssen, fehlte. Gegen<br />
den Verantwortlichen wurde nicht zuletzt wegen des<br />
Inverkehrbr<strong>in</strong>gens e<strong>in</strong>es ekelerregenden Lebensmittels e<strong>in</strong><br />
Ordnungswidrigkeitsverfahren e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Schnittfest muss der Döner se<strong>in</strong> – Verwendung von<br />
nicht zugelassenem Zusatzstoff: Karottenfasern<br />
Immer wieder ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e neue Variation e<strong>in</strong>es Dönerspießes<br />
auf dem Lebensmittelmarkt. Die Rezepte, <strong>in</strong>sbesondere<br />
die Zusammenstellung der verwendeten Gewürzmischungen<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> strenges Betriebsgeheimnis. Jedoch<br />
müssen bei jeder Ideenvielfalt auch die Vorschriften des<br />
Lebensmittelrechtes e<strong>in</strong>gehalten werden. So manche Hersteller<br />
s<strong>in</strong>d sich bezüglich der Antwort auf die Frage – wie<br />
muss e<strong>in</strong> Dönerspieß se<strong>in</strong>? – e<strong>in</strong>ig: „Günstig herzustellen,<br />
saftig <strong>und</strong> schnittfest muss er se<strong>in</strong>“. So startete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Landkreis e<strong>in</strong> Hersteller e<strong>in</strong>en neuen Versuch mit wenig<br />
Aufwand mehr Wasser <strong>in</strong> Dönerspießen zu b<strong>in</strong>den. Um<br />
Wasser schnittfest zu machen, arbeitete er Karottenfasern<br />
<strong>in</strong> den Fleischteig e<strong>in</strong>. Jedoch konnte dies vonseiten der Lebensmittelüberwachung<br />
nicht akzeptiert werden, da Karottenfaser<br />
nach dem Lebensmittelrecht bei der gewerblichen<br />
Herstellung von Lebensmitteln e<strong>in</strong>en nicht zugelassenen<br />
Zusatzstoff darstellt. Auch der „hehre“ Versuch, hier e<strong>in</strong>e<br />
ballaststoffreiche Ernährungsform kreiert zu haben, schlug<br />
fehl, da anhand der Untersuchung e<strong>in</strong>er amtlich gezogenen<br />
Probe festgestellt werden konnte, dass der Gehalt an Karottenfasern<br />
nicht im Entferntesten ausreichte, um hier<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle <strong>und</strong> gezielte Ballaststoffzufuhr für den Menschen<br />
zu erkennen. Somit wurden die unter Verwendung<br />
von „Karottenfasern“ hergestellten Puten- <strong>und</strong> Hähnchen-<br />
Fleischspieße als „nicht verkehrsfähig“ beurteilt, d. h. sie<br />
durften nicht gewerbsmäßig als Lebensmittel <strong>in</strong> den Verkehr<br />
gebracht werden. Zusätzlich wurde dem Hersteller die<br />
Verwendung dieses „nicht zugelassenen Zusatzstoffes“<br />
zur gewerbsmäßigen Herstellung von Dönerspießen durch<br />
e<strong>in</strong>e Ordnungsverfügung untersagt.<br />
Verkehrskontrollen<br />
Billig e<strong>in</strong>gekauft – teuer bezahlt<br />
Anlässlich e<strong>in</strong>er rout<strong>in</strong>emäßigen Verkehrskontrolle auf der<br />
Autobahn während des abendlichen Berufsverkehrs wurde<br />
e<strong>in</strong>e herkömmliche Stufenhecklimous<strong>in</strong>e, untere Mittelklasse,<br />
älterer Bauart von der Polizei überprüft. Angesichts der<br />
deutlich wahrnehmbaren überdurchschnittlichen Belastung<br />
der H<strong>in</strong>terachse wurde der Kofferraum näher begutachtet.<br />
Die Polizisten entdeckten 3 übere<strong>in</strong>ander gestapelte Kunststoffsteigen,<br />
gefüllt mit 20 „Säcken“ umhülltem Fleisch.<br />
Das Umhüllungsmaterial war sehr dünn <strong>und</strong> bereits an<br />
se<strong>in</strong>en Verschweißstellen aufgerissen, wodurch das Fleisch<br />
teilweise <strong>in</strong> den deutlich verschmutzten <strong>und</strong> ungekühlten<br />
Kofferraum gerutscht war, der noch weiteres diverses Ladegut<br />
enthielt. Zusätzlich ließ der Zustand des Kofferraumes<br />
befürchten, dass während der Fahrt Abgase <strong>und</strong> verschmutzte<br />
Außenluft <strong>in</strong> diesen Fahrzeugbereich gelangen<br />
könnten. Die h<strong>in</strong>zugezogene Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />
stellte fest, dass es sich grobs<strong>in</strong>nlich <strong>und</strong> angesichts<br />
der mitgeführten Papiere um Geflügelfleischteile<br />
handelte, die vermutlich wenig zuvor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nah gelegenen<br />
Verarbeitungsbetrieb der Region erworben worden waren.<br />
Die Außen- <strong>und</strong> Kerntemperatur des Geflügelfleisches<br />
betrug +10 bis +10,5 °C <strong>und</strong> überschritt somit weit die unbed<strong>in</strong>gt<br />
e<strong>in</strong>zuhaltende Lager- <strong>und</strong> Transporttemperatur. Aufgr<strong>und</strong><br />
der ekelerregenden <strong>und</strong> untragbar unhygienischen<br />
Transportbed<strong>in</strong>gungen wurde das Fleisch beschlagnahmt<br />
<strong>und</strong> am folgenden Tag auf Kosten des Verantwortlichen der<br />
unschädlichen Beseitigung zugeführt.<br />
Die weiterführenden Ermittlungen des Lebensmittelkontrolleurs<br />
ergaben, dass diese Geflügelfleischteile für die<br />
Herstellung von Drehspießen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ca. 150 km entfernten<br />
Döner-Imbiss bestimmt waren. Der Imbissbetreiber<br />
hatte diese Art <strong>und</strong> Weise der Beschaffung des Fleisches<br />
aus Kosten sparenden Gründen se<strong>in</strong>em Verwandten <strong>in</strong> Auftrag<br />
gegeben. Die zuständige Behörde des Bestimmungsortes<br />
wurde verständigt <strong>und</strong> die entsprechende Ahndung<br />
der Verstöße <strong>in</strong> die Wege geleitet.<br />
Angetaute Döner-Kebap-Spieße auf großer Fahrt<br />
Bei e<strong>in</strong>er Verkehrskontrolle fiel e<strong>in</strong> Kühlfahrzeug auf, das 38<br />
tiefgefrorene Döner-Kebap-Spieße mit jeweils e<strong>in</strong>em Gewicht<br />
zwischen 5 <strong>und</strong> 20 kg geladen hatte. Der Laderaum<br />
selbst war derart verschmutzt, dass es offensichtlich war,<br />
dass das Fahrzeug nicht nur zum Transport von Lebensmitteln<br />
verwendet wurde <strong>und</strong> seit längerer Zeit nicht gere<strong>in</strong>igt<br />
worden war. Das im Fahrgastraum angebrachte Kontrollthermometer<br />
des Laderaumes zeigte lediglich –3 °C an. Bei<br />
den Ermittlungen stellte sich heraus, dass das Fahrzeug zu<br />
e<strong>in</strong>er Döner-Produktionsfirma <strong>in</strong> Brandenburg gehörte. Der<br />
ausländische Fahrer, e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Baden-Württemberg ansässiger<br />
Döner-Händler, konnte das Kühlsystem des ihm anvertrauten<br />
Transportfahrzeuges nicht bedienen. Die Überprüfung<br />
des Temperaturprotokolls durch die Lebensmittelkontrol-
Lebensmittelüberwachung – grenzenlos Jahresbericht 2006 25<br />
lung der Spieße angeordnet. Anfangs sollten die „Spieße“<br />
weiterh<strong>in</strong> zum Verkauf angeboten werden. Für diesen Fall<br />
hätte der Verantwortliche zum Schutz des Verbrauchers<br />
nach Maßgabe der Lebensmittel überwachungs behörde<br />
die Unterbrechung der Kühlkette kennzeichnen <strong>und</strong> auf das<br />
nicht mehr gewährleistete Verbrauchsdatum bzw. auf die<br />
Notwendigkeit des sofortigen Verbrauchs h<strong>in</strong>weisen müssen.<br />
Schlussendlich wurde e<strong>in</strong> freiwilliger Verkaufsverzicht<br />
erwirkt, der Fahrer gemaßregelt <strong>und</strong> die für den Herstellerbetrieb<br />
zuständige Behörde verständigt.<br />
Lebensmittelüberwachung – grenzenlos<br />
Lebensmittelsicherheit durch Überwachung von Produkten, die aus aller Herren<br />
Länder <strong>in</strong>s „Ländle“ kommen.<br />
Zusammenarbeit der Lebensmittelüberwachungs- <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>ärämter<br />
mit den Zollbehörden<br />
Nicht nur die Handelsaktivitäten der<br />
Importfirmen beschäftigen die deutschen<br />
Hauptzollämter mit kniffligen<br />
Aufgaben. Auch die verschiedensten<br />
Waren, die von Privatpersonen nach<br />
Deutschland mitge bracht werden,<br />
können, <strong>in</strong>sbesondere wenn diese<br />
aus Drittländern importiert werden,<br />
schier unlösbare Fragen aufwerfen.<br />
E<strong>in</strong>ige Beanstandungsgründe bezogen<br />
sich bei den e<strong>in</strong>geführten Produkten<br />
im Jahr 2006 auf die Nichte<strong>in</strong>haltung<br />
der Kosmetik verordnung,<br />
der Textil kenn zeichnungs verordnung<br />
oder der Lebensmittel kenn zeichnungsverordnung.<br />
Im Zuge der fortschreitenden<br />
Globalisierung wurden im<br />
vergangenen Jahr den Hauptzollbehörden<br />
häufiger Waren vorgelegt, bei<br />
denen man sich nicht klar war, ob diese<br />
überhaupt nach Deutschland bzw.<br />
<strong>in</strong> die EU e<strong>in</strong>geführt werden dürfen.<br />
In den meisten Fällen scheiterte die<br />
Frage der E<strong>in</strong>fuhr bereits an den Produkten<br />
selbst. So war teilweise nicht<br />
e<strong>in</strong>deutig feststellbar, ob es sich um<br />
e<strong>in</strong> Lebensmittel des allgeme<strong>in</strong>en<br />
Verzehrs oder e<strong>in</strong> Nahrungsergänzungsmittel,<br />
diätetisches Lebensmittel<br />
bzw. kosmetisches Mittel handelte,<br />
welche wiederum von Arzneimitteln<br />
abgegrenzt werden müssen. Treten<br />
derartig spezielle Fragen auf, wird<br />
die zuständige Lebensmittelüberwa-<br />
leure ließ erkennen, dass das Kühlaggregat bei der Verladung<br />
der Spieße bis zu Beg<strong>in</strong>n der Kontrolle ausgeschaltet<br />
war. Die Döner-Spieße, <strong>in</strong>sgesamt 285 kg empf<strong>in</strong>dliches<br />
Fleischerzeugnis, wiesen e<strong>in</strong>e Oberflächentemperatur<br />
von –6,3 °C auf. Dies entsprach bei weitem nicht der vorgeschriebenen<br />
Temperatur von –18 °C. Folglich mussten<br />
die Mitarbeiter der Lebens mittel überwachungsbehörde<br />
aufgr<strong>und</strong> der über längere Zeit unterbrochenen Kühlkette<br />
das auf dem Etikett angegebene Verbrauchsdatum <strong>in</strong>frage<br />
stellen. Im weiteren Verlauf wurde vor Ort e<strong>in</strong>e weitere<br />
Auslieferung untersagt <strong>und</strong> die sofortige fachgerechte Küh-<br />
chungsbehörde h<strong>in</strong>zugezogen <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
manchem Fall e<strong>in</strong>e aufwendige Untersuchung<br />
an dem zuständigen CVUA<br />
e<strong>in</strong>geleitet.<br />
„Gammelfleisch“ oder „viande périmée“?<br />
Lebensmittelüberwachung im Grenzbereich<br />
Bei der Rout<strong>in</strong>ekontrolle e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> der Kontrolle <strong>in</strong> Deutschland wegen<br />
Grenznähe zum Elsass bef<strong>in</strong>dlichen, ihres abgelaufen M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatums<br />
amtlich beschlag nahmt. Durch<br />
EU-zugelassenen Betriebes mit großem<br />
Tiefkühllager stellten Veter<strong>in</strong>ärbeamte<br />
e<strong>in</strong>es Landratsamtes fest, che Proben gezogen <strong>und</strong> zur Untersu-<br />
das Landratsamt wurden umfangrei-<br />
dass dort kurz zuvor palettenweise chung an das zuständige Chemische<br />
Fleischwaren <strong>und</strong> andere tiefgefrorene<br />
Lebensmittel mit abgelaufenem bracht. Hierbei stellte sich e<strong>in</strong>erseits<br />
<strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt ge-<br />
M<strong>in</strong>dest halt bar keitsdatum e<strong>in</strong>gelagert heraus, dass zwar e<strong>in</strong> beträchtlicher<br />
worden waren. Als Verfügungsberechtigte<br />
wurde e<strong>in</strong>e französische Firma reits gravierende substanzielle Män-<br />
Teil der überlagerten Lebensmittel be-<br />
ermittelt, welche <strong>in</strong> Deutschland lediglich<br />
durch e<strong>in</strong>e „Postkastenadresse“ e<strong>in</strong>ige der untersuchten Chargen nur<br />
gel auf wiesen, jedoch andererseits<br />
repräsentiert wurde. Diese hatte von mehr oder weniger ger<strong>in</strong>gfügige Mängel<br />
aufzeigten <strong>und</strong> wiederum weite-<br />
Frankreich aus e<strong>in</strong>e ebenfalls französische<br />
Logistikfirma mit der Auslieferung<br />
der Ware beauftragt. Die Lo-<br />
unbeanstandet blieben. Es ergab e<strong>in</strong><br />
re Chargen vergleichbarer Produkte<br />
gistikfirma hatte wiederum freie Lagerkapazitäten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutschen gung der Situation musste zuerst e<strong>in</strong>e<br />
perfektes Durche<strong>in</strong>ander. Zur Bere<strong>in</strong>i-<br />
Fremdbetrieb genutzt, um vorübergehend<br />
e<strong>in</strong>en Teil der auszuliefernden gierung e<strong>in</strong>geholt werden, den Teil der<br />
Erlaubnis von der französischen Re-<br />
Ware e<strong>in</strong>zulagern. Geplant war, diese e<strong>in</strong>wandfreien Ware nach Frankreich<br />
zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt wieder rückführen zu dürfen. Dies wurde mit<br />
zurück nach Frankreich zu verbr<strong>in</strong>gen der Maßgabe e<strong>in</strong>er amtlichen Überwachung<br />
genehmigt. Die nachweis-<br />
<strong>und</strong> dort an Endk<strong>und</strong>en auszuliefern.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs wurde die Ware im Rahmen lich verdorbenen Produkte wurden
26 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug<br />
<strong>in</strong> Deutschland unschädlich beseitigt. Die Frage, wie mit<br />
denjenigen Chargen weiterverfahren werden soll, welche<br />
bei der amtlichen Untersuchung mehr oder weniger ger<strong>in</strong>gfügige<br />
Mängel aufzeigten, bei der Untersuchung der Gegenproben<br />
aber unbeanstandet blieben, bef<strong>in</strong>det sich noch<br />
<strong>in</strong> Abklärung. Allerd<strong>in</strong>gs ließ sich schlussendlich die Frage,<br />
ob es sich hier nun um deutsches „Gammelfleisch“ oder<br />
um französisches „viande périmée“ gehandelt hatte, doch<br />
recht e<strong>in</strong>deutig beantworten. Aufrechterhalten<br />
bleibt die Erkenntnis, dass gerade auf<br />
die Überwachung von Tiefkühllagern,<br />
Speditionslagern <strong>und</strong> so genannten<br />
Brokern ohne eigene Betriebsräume<br />
e<strong>in</strong> erhebliches Augenmerk<br />
zu richten ist.<br />
„Ausländische Käsemilben“<br />
An e<strong>in</strong>er Grenzkontrollstelle wurde<br />
e<strong>in</strong>e Sendung mit 105 kg Hartkäse<br />
aus e<strong>in</strong>em Drittland zurückgewiesen,<br />
da bei e<strong>in</strong>er bestimmten Käsesorte<br />
e<strong>in</strong> makroskopisch erkennbarer<br />
Milbenbefall aufgefallen war. Der Exporteur hatte<br />
versucht, durch Abschaben der Käser<strong>in</strong>de den Befall<br />
zu kaschieren. Dennoch waren deutliche Fraßspuren<br />
<strong>und</strong> Milbenlöcher mit bröseligem<br />
Inhalt zu erkennen, die bis <strong>in</strong> den Käseteig<br />
reichten. Der Käse wurde an die<br />
Käserei zurückgeschickt.<br />
Belgische Maus im Sp<strong>in</strong>at<br />
konserviert<br />
E<strong>in</strong>e Verbraucher<strong>in</strong> bereitete aus<br />
tiefgekühltem Sp<strong>in</strong>at aus Belgien<br />
e<strong>in</strong> köstliches Mal. Nachdem sie zwei<br />
Drittel der zubereiteten Speise bereits<br />
verzehrt hatte, fiel ihr im Sp<strong>in</strong>at e<strong>in</strong> dunkler<br />
Fremdkörper auf. Angeekelt reichte sie e<strong>in</strong>e<br />
Verbraucherbeschwerde e<strong>in</strong>. Bei der näherer Betrachtung<br />
stellte sich heraus, dass es sich hier um e<strong>in</strong>e halbe Maus<br />
handelte. Das Gutachten dieses Bef<strong>und</strong>es wurde an die<br />
für die Importfirma zuständige Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />
übersandt.<br />
Reiseproviant – E<strong>in</strong>fuhrverbote im Reiseverkehr<br />
für Lebensmittel aus Drittländern<br />
Den meisten Bürgern ist es durchaus bekannt, dass man<br />
bei Reisen <strong>in</strong> die USA ke<strong>in</strong> Wurstbrot mitbr<strong>in</strong>gen darf oder<br />
dass Australien beispielsweise auch die E<strong>in</strong>fuhr von Äpfeln<br />
als Reiseproviant verbietet. Vielen ist aber nicht klar, dass<br />
auch bei Reisen aus Drittländern <strong>in</strong> die EU strenge E<strong>in</strong>fuhrregelungen<br />
gelten, die vom Zoll überwacht werden. So darf<br />
man aus Drittländern generell ke<strong>in</strong>e Fleisch- oder Wurstwaren<br />
<strong>und</strong> auch ke<strong>in</strong>e Milch oder Erzeugnisse daraus, wie<br />
beispielsweise Käse oder Joghurt, mitbr<strong>in</strong>gen. Gr<strong>und</strong> dafür<br />
ist die Gefahr der E<strong>in</strong>schleppung von Tierseuchen, wie die<br />
Maul- <strong>und</strong> Klauenseuche, Schwe<strong>in</strong>epest oder Vogelgrippe,<br />
da erfahrungsgemäß viele Tierseuchenausbrüche auf<br />
diesen E<strong>in</strong>schleppungsweg zurückzuführen s<strong>in</strong>d. Neben<br />
diesem generellen E<strong>in</strong>fuhrverbot für Fleisch- <strong>und</strong> Milchprodukte<br />
gibt es auch für weitere Lebensmittel tierischer Herkunft<br />
Beschränkungen im Reiseverkehr: Andere von Tieren<br />
stammende Lebensmittel, für die das oben beschriebene<br />
generelle Verbot nicht gilt, wie z. B. Fisch, Eier oder Honig,<br />
dürfen nur bis zu e<strong>in</strong>er Obergrenze von 1 kg im Reiseverkehr<br />
mitgeführt werden. Werden bei Reisenden größere<br />
Mengen durch den Zoll sichergestellt, müssen diese kostenpflichtig<br />
beseitigt werden, es sei denn, die Anforderungen<br />
an e<strong>in</strong>e gewerbliche E<strong>in</strong>fuhr s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gehalten. Hierbei<br />
ist jedoch zu beachten, dass das Herkunftsland <strong>und</strong> der<br />
Herkunftsbetrieb, aus dem die Produkte stammen, für die<br />
E<strong>in</strong>fuhren zugelassen s<strong>in</strong>d, die Warensendung von e<strong>in</strong>em<br />
entsprechenden Zertifikat begleitet ist <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>fuhr nur<br />
über veter<strong>in</strong>ärrechtlich zugelassene Grenzkontrollstellen<br />
erfolgt. Alle<strong>in</strong> dort kann die E<strong>in</strong>fuhrfähigkeit der Waren<br />
von Sachverständigen der Lebensmittelüberwachung geprüft<br />
<strong>und</strong> die Lebensmittel freigegeben werden. Diese<br />
Grenzkontrollstellen s<strong>in</strong>d jedoch nicht automatisch an jedem<br />
Flughafen e<strong>in</strong>gerichtet. Sie bef<strong>in</strong>den sich an<br />
den großen, frequentierten Flughäfen wie<br />
beispielsweise Stuttgart (mit E<strong>in</strong>schränkungen),<br />
Frankfurt <strong>und</strong> München. Im<br />
Zweifelsfall empfiehlt es sich, vorher<br />
beim Zoll oder auch beim zuständigen<br />
Veter<strong>in</strong>äramt nachzufragen,<br />
welche Lebensmittel unter welchen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> <strong>in</strong> welcher Menge<br />
über welchen Flughafen mitgebracht<br />
werden dürfen. Ansonsten ist<br />
die Enttäuschung oft sehr groß, wenn<br />
beispielsweise der teuer e<strong>in</strong>gekaufte <strong>und</strong><br />
im Schweiße des Angesichts im Koffer mitgeschleppte<br />
Käse am Flughafen kostenpflichtig<br />
entsorgt werden muss <strong>und</strong> unter Umständen auch noch e<strong>in</strong><br />
hohes Bußgeld zu begleichen ist. Mancher Angler, der im<br />
vergangenen Jahr Wildlachs aus Alaska über den Flughafen<br />
Friedrichshafen nach Deutschland br<strong>in</strong>gen wollte, hat sich<br />
im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gewünscht, er hätte sich rechtzeitig über die<br />
E<strong>in</strong>fuhrvorschriften erk<strong>und</strong>igt. So hätte er die erforderlichen<br />
Papiere mitgeführt, se<strong>in</strong>en Rückflug <strong>in</strong> Frankfurt beendet,<br />
die Ware der dortigen Grenzkontrollstelle vorgestellt <strong>und</strong><br />
sich zu Hause noch e<strong>in</strong>e längere Zeit an den selbst gefangenen,<br />
delikaten Fischen erfreuen können.
Jahresbericht 2006 27<br />
Teil III :<br />
Produktgruppen<br />
Themen:<br />
Übersicht Untersuchungsergebnisse 28<br />
Lebensmittel 30<br />
Milch, Milchprodukte 30<br />
Fleisch, Wild, Geflügel 32<br />
Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere 34<br />
Fette, Öle 35<br />
Brühen, Suppen, Saucen, Fe<strong>in</strong>kostsalate 36<br />
Getreide, Backwaren, Teigwaren 37<br />
Obst, Gemüse 39<br />
Kräuter, Gewürze 40<br />
Alkoholfreie Getränke (außer We<strong>in</strong>) 43<br />
We<strong>in</strong>, Erzeugnisse aus We<strong>in</strong> 45<br />
Alkoholische Getränke 47<br />
Eis, Desserts 49<br />
Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche 50<br />
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse 53<br />
Fertiggerichte 54<br />
Diätetische Lebensmittel … 56<br />
Nahrungsergänzungsmittel 58<br />
Funktionelle Lebensmittel 60<br />
Neuartige Lebensmittel 61<br />
Zusatzstoffe, Aromastoffe 63<br />
Kosmetische Mittel 66<br />
Chemische Untersuchung v. kosmet. Mitteln 66<br />
Mikroorganismen <strong>in</strong> kosmetischen Mitteln 70<br />
Bedarfsgegenstände 71<br />
Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt 71<br />
Spielwaren, Scherzartikel 73<br />
Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt 74<br />
Bedarfsgegenstände zur Re<strong>in</strong>igung u. Pflege 77<br />
Tabakwaren 78
28 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppen<br />
Untersuchungsergebnisse: Übersicht <strong>in</strong> Zahlen<br />
Lebensmittel<br />
19 % beanstandet<br />
81 %<br />
nicht<br />
beanstandet<br />
Kosmetische Mittel<br />
21 % beanstandet<br />
79 %<br />
nicht<br />
beanstandet<br />
916<br />
3 339<br />
5 654<br />
2 175<br />
Beanst. Lebensmittel<br />
126<br />
38<br />
Beanst. Lebensmittel<br />
Beanst. Lebensmittel<br />
412<br />
90<br />
1<br />
Der Begriff „Beanstandung“ umfasst jede festgestellte<br />
Abweichung von der Norm, unabhängig von der Art oder<br />
dem Ergebnis der weiteren Verfolgung. Die Feststellungen,<br />
die im Gutachten ihren Niederschlag f<strong>in</strong>den, unterliegen<br />
gegebenenfalls noch der richterlichen Nachprüfung. Insbesondere<br />
s<strong>in</strong>d hier nicht nur Abweichungen <strong>in</strong> stofflicher<br />
H<strong>in</strong>sicht, sondern auch Verstöße gegen Kennzeichnungsvorschriften<br />
<strong>und</strong> Kenntlichmachungsgebote aufgeführt.<br />
Die Art der Beanstandung ist aus den nachfolgenden Tabellen<br />
erkennbar. Die Entnahme von Proben <strong>und</strong> deren<br />
Untersuchung im Rahmen der Lebensmittelüberwachung<br />
erfolgt häufig gezielt. Die Zahl der Beanstandungen ist deshalb<br />
nicht repräsentativ für das Marktangebot <strong>und</strong> erlaubt<br />
nur e<strong>in</strong>geschränkt Rückschlüsse auf die Qualität unserer<br />
Lebensmittel <strong>in</strong>sgesamt.<br />
Durch Zusammentreffen mehrerer Beanstandungsgründe<br />
bei e<strong>in</strong>er Probe kann die Anzahl der Beanstandungsgründe<br />
höher se<strong>in</strong> als die der beanstandeten Proben.<br />
Obwohl Tr<strong>in</strong>kwasser das wichtigste Lebensmittel darstellt<br />
unterliegt Tr<strong>in</strong>kwasser rechtlich der Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung<br />
<strong>und</strong> nicht dem Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelgesetzbuch.<br />
Der große Bereich Tr<strong>in</strong>kwasser wird deshalb separat dargestellt.<br />
Proben im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung<br />
Bedarfsgegenstände<br />
31 % beanstandet<br />
477<br />
Beanst. Kosmetik<br />
Beanst. Kosmetik<br />
510<br />
Beanst. Kosmetik<br />
Lebensmittel 48 030<br />
Kosmetische Mittel 2 041<br />
Bedarfsgegenstände (z. B. Verpackungsmaterial, 2 819<br />
Spielwaren, Gegenstände mit Hautkontakt,<br />
Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Pflegemittel)<br />
Ke<strong>in</strong> Erzeugnis nach LFGB 85<br />
Tabakerzeugnisse 231<br />
Gesamt 53 206<br />
Beschwerde- <strong>und</strong> Erkrankungsproben 2 440<br />
Davon beanstandet 783<br />
69 %<br />
nicht<br />
beanstandet<br />
9<br />
Sonstige Proben<br />
Nationaler Rückstandskontrollplan 11 948<br />
Radioaktivität 1 351<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser 10 626<br />
Grafik:<br />
Anteil der beanstandeten<br />
Proben<br />
an der Gesamtprobenzahl<br />
<strong>und</strong><br />
Verteilung der<br />
Beanstandungsgründe<br />
Beanst. Bedarf<br />
Kennzeichnung, Aufmachung<br />
Beanst. Bedarf<br />
Zusammensetzung, Beschaffenheit<br />
Andere Verunre<strong>in</strong>igungen oder Verderbsursachen<br />
Beanst. Bedarf<br />
Mikrobiologischer Verderb<br />
Verstöße gegen vorbeugenden Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschädliche Eigenschaften
Übersicht Jahresbericht 2006 29<br />
Übersicht: Untersuchungsergebnisse<br />
Ergebnisse der Untersuchungen an Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln, Bedarfsgegenständen <strong>und</strong> Tabakwaren<br />
Produktgruppe<br />
Gesamtzahl<br />
der Proben<br />
Beanstandete<br />
Proben<br />
Zahl %<br />
Beanstandung<br />
aufgr<strong>und</strong><br />
Zusammensetzung /<br />
Beschaffenheit<br />
Beanstandung<br />
aufgr<strong>und</strong><br />
Kennzeichnung /<br />
Aufmachung<br />
Lebensmittel 48 030 8 926 19 5 411 5 654<br />
Milch <strong>und</strong> Milchprodukte 5 592 1 088 19 771 602<br />
Eier <strong>und</strong> Eiprodukte 691 111 16 31 94<br />
Fleisch, Wild, Geflügel <strong>und</strong> -Erzeugnisse 7 686 2 247 29 1 728 1 146<br />
Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere <strong>und</strong> -Erzeugnisse 2 406 425 18 349 162<br />
Fette <strong>und</strong> Öle 1 413 209 15 161 65<br />
Brühen, Suppen, Saucen, Fe<strong>in</strong>kostsalate 1 065 211 20 123 143<br />
Getreide, Backwaren, Teigwaren 4 271 657 15 381 346<br />
Obst, Gemüse <strong>und</strong> -Erzeugnisse 5 091 552 11 349 285<br />
Kräuter <strong>und</strong> Gewürze 1 096 166 15 123 72<br />
Alkoholfreie Getränke (<strong>in</strong>kl. M<strong>in</strong>eral- <strong>und</strong> Tafelwasser) 3 401 528 16 195 437<br />
We<strong>in</strong> 2 553 307 12 72 284<br />
Alkoholische Getränke (außer We<strong>in</strong>) 3 027 596 20 261 584<br />
Eis <strong>und</strong> Desserts 2 150 412 19 262 183<br />
Zuckerwaren, Schokolade, Kakao, Brotaufstriche,<br />
2 305 457 20 119 484<br />
Kaffee, Tee<br />
Hülsenfrüchte, Nüsse <strong>und</strong> Nusserzeugnisse 1 179 199 17 190 28<br />
Fertiggerichte 1 493 322 22 165 213<br />
Diätetische Lebensmittel, Säugl<strong>in</strong>gsnahrung 1 944 227 12 45 254<br />
Nahrungsergänzungsmittel 366 175 48 55 266<br />
Zusatzstoffe 301 37 12 31 6<br />
Kosmetische Mittel 2 041 422 21 91 412<br />
Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Pflegemittel für die Haut 945 201 21 9 233<br />
Haarbehandlungsmittel 388 63 16 10 68<br />
Nagelkosmetik 82 25 30 16 10<br />
Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Pflegemittel für die M<strong>und</strong>hygiene 33 7 21 0 10<br />
Deodorants <strong>und</strong> Parfüms 67 17 25 2 19<br />
Mittel zur Bee<strong>in</strong>flussung des Aussehens<br />
524 107 20 54 70<br />
(Make-up, Sonnenschutz)<br />
Rohstoffe für kosmetische Mittel 2 2 100 0 2<br />
Bedarfsgegenstände 2 819 875 31 486 510<br />
Materialien mit Lebensmittelkontakt 1 005 381 38 215 177<br />
Gegenstände mit Körperkontakt 853 184 22 159 90<br />
Spielwaren <strong>und</strong> Scherzartikel 509 119 23 107 56<br />
Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Pflegemittel 452 191 42 5 187<br />
Ke<strong>in</strong> Erzeugnis nach LFGB 85 60 71 15 51<br />
Tabakwaren 231 7 3 0 0
30 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Lebensmittel<br />
Milch <strong>und</strong> Milchprodukte<br />
Milchprodukte<br />
Metallabrieb im Milcherzeugnis<br />
E<strong>in</strong>e Verbraucherbeschwerde betraf Metallspäne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Kefir-Fruchtzubereitung. Die spitz zulaufenden Metallspiralen<br />
aus Chrom-Nickel-Stahl, die vermutlich durch Metallabrieb<br />
<strong>in</strong> das Lebensmittel gelangten, waren geeignet,<br />
beim Verzehr die Ges<strong>und</strong>heit zu schädigen. In den Vergleichsproben<br />
waren dagegen ke<strong>in</strong>e Späne vorzuf<strong>in</strong>den.<br />
Käse<br />
Lose Abgabe von Käse: nachlässige Kennzeichnung!<br />
E<strong>in</strong> echter „Kennzeichnungs-Dauerbrenner“ ist die offene<br />
(= unverpackte) Abgabe von Käse. Die Kennzeichnungselemente,<br />
die auf e<strong>in</strong>em Schild bei der Ware angegeben<br />
werden müssen, s<strong>in</strong>d gesetzlich vorgeschrieben. Nahezu<br />
50 % der untersuchten Proben waren wiederum auffällig.<br />
Fehlende Angaben, wie z. B. das bei der Abgabe von<br />
Frischkäse <strong>und</strong> Frischkäsezubereitungen vorgeschriebene<br />
M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum, führten erneut zu zahlreichen<br />
Beanstandungen. Die vorhandenen Angaben zur Fettgehaltsstufe<br />
waren nach dem Ergebnis der analytischen Untersuchungen<br />
häufig nicht korrekt <strong>und</strong> mussten daher als<br />
zur Täuschung geeignet beurteilt werden.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Auffälligkeit: Bei der Herstellung von Käse<br />
<strong>und</strong> Erzeugnissen aus Käse dürfen verschiedene Zusatzstoffe<br />
verwendet werden. So z. B. der Konservierungsstoff<br />
Sorb<strong>in</strong>säure zur Konservierung von Frischkäse / Frischkäsezubereitungen,<br />
der Konservierungsstoff Natamyc<strong>in</strong> zur<br />
Oberflächenbehandlung von Hartkäse, Schnittkäse <strong>und</strong><br />
halbfestem Schnittkäse oder e<strong>in</strong>ige Farbstoffe bei bestimmten<br />
Käsesorten. Bei der losen Abgabe von Lebensmitteln<br />
an den Verbraucher müssen jedoch Konservierungsstoffe<br />
<strong>und</strong> Farbstoffe durch die Angabe „mit Konservierungsstoff“<br />
<strong>und</strong> „mit Farbstoff“ auf dem Schild an der Ware kenntlich<br />
gemacht werden. Diese Kenntlichmachung der Zusatzstoffe<br />
fehlte <strong>in</strong> zahlreichen Fällen.<br />
Schwerpunkt 2006: Nachweis von milchfremdem<br />
Fett <strong>und</strong> Überprüfung der angegebenen Tierart<br />
Die Bezeichnung „Käse“ ist e<strong>in</strong>em Erzeugnis vorbehalten,<br />
welches durch Zusatz von Lab <strong>und</strong> / oder Säuerungskulturen<br />
aus Milch hergestellt wird. Die auf diese Weise dickgelegte<br />
Masse wird anschließend von der Molke abgetrennt <strong>und</strong><br />
je nach Art des erwünschten Erzeugnisses weiterbehandelt<br />
oder gereift. Die erlaubten Zutaten <strong>und</strong> Zusätze s<strong>in</strong>d<br />
rechtlich genau festgelegt. Die Verwendung von anderen<br />
Stoffen, wie z. B. Pflanzenfett oder Pflanzenöl, ist demzufolge<br />
nicht erlaubt. Als Käsereimilch kann neben Kuhmilch<br />
auch Schaf-, Ziegen- oder Büffelmilch e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Jedoch ist bei Käse, der neben oder anstatt Kuhmilch auch<br />
Milch anderer Tiere enthält, e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf die jeweilige<br />
Tierart verpflichtend vorgeschrieben. Käse, der mit e<strong>in</strong>er<br />
ausschließlichen Bezeichnung wie „Schafskäse“ oder „Ziegenkäse“<br />
<strong>in</strong> den Verkehr gebracht wird, muss ausschließlich<br />
aus Milch der genannten Tierart hergestellt se<strong>in</strong> – die<br />
Mitverwendung von Kuhmilch ist bei diesen Erzeugnissen<br />
unzulässig.<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>er Schwerpunktaktion 2006 wurden Proben<br />
verstärkt aus dem E<strong>in</strong>zelhandel, aus Gaststätten, Imbissbetrieben<br />
<strong>und</strong> an Marktständen erhoben; daneben s<strong>in</strong>d auch<br />
e<strong>in</strong>ige zur Weiterverarbeitung bestimmte Erzeugnisse zur<br />
Untersuchung vorgelegt worden. Insgesamt 229 Proben<br />
„Käse“ wurden auf den Zusatz von milchfremdem Fett<br />
untersucht, bei 18 Proben (8%) konnte dabei Fremdfett<br />
nachgewiesen werden. Solche Erzeugnisse dürfen nicht als<br />
„Käse“ bezeichnet werden, es handelt sich um so genannte<br />
„Käseimitate“. Bei 220 Proben wurde auch überprüft,<br />
<strong>in</strong>wieweit die angegebene Tierart tatsächlich zutrifft. Dies<br />
war bei 17 Proben (8%) nicht der Fall, die jeweilige Angabe<br />
war bei diesen Produkten zur Täuschung geeignet.<br />
Bei e<strong>in</strong>em Großteil der vorgelegten Erzeugnisse, <strong>in</strong>sgesamt<br />
184 Proben, handelte es sich um Feta bzw. um andere<br />
Weichkäse <strong>in</strong> Lake. 77 Proben waren Fertigpackungen<br />
oder wurden direkt beim Hersteller erhoben. Von der<br />
restlichen, offen angebotenen Ware stammten 78 Proben<br />
aus Gaststätten <strong>und</strong> Imbissbetrieben <strong>und</strong> 29 Proben aus<br />
dem Handel. Insbesondere bei den Proben aus Gaststätten<br />
<strong>und</strong> Imbissbetrieben kam es zu häufigen Beanstandungen<br />
(45%), so z. B.:<br />
• Zubereitungen aus Milchprote<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Pflanzenfett (so<br />
genannte Käseimitate) wurden irreführend auf den Speisekarten<br />
als „Käse“ geführt,<br />
• Käse aus Kuhmilch wurde häufig <strong>in</strong> irreführender Weise<br />
als „Schafskäse“ bezeichnet,<br />
• <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen traf beides zu: Auf der Speisekarte stand<br />
„Schafskäse“, serviert wurde h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong> Käseimitat,<br />
welches aus 90 % Fremdfett (z. B. Palmöl) bestand <strong>und</strong><br />
dessen verbleibender Milchanteil zudem ausschließlich<br />
aus Kuhmilch stammte,<br />
• zahlreiche Proben waren auch mikrobiologisch <strong>und</strong> sensorisch<br />
auffällig.<br />
Fertigpackungen aus dem E<strong>in</strong>zelhandel waren dagegen nur<br />
selten zu beanstanden. Hier fielen e<strong>in</strong> bulgarisches <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />
griechisches, <strong>in</strong> beiden Fällen als „Schafkäse“ angebotenes<br />
Produkt auf, bei denen Kuhmilch <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Mengen<br />
nachweisbar war. Alle direkt vom Hersteller stammenden<br />
Proben waren im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen<br />
unauffällig.
Milch, Milchprodukte Jahresbericht 2006 31<br />
Information: „Feta“ oder „Käse <strong>in</strong> Lake“<br />
Mit der Verordnung (EG) Nr. 1829 / 2002 hat die EU-<br />
Kommission die Bezeichnung „Feta“ als geschützte<br />
Ursprungsbezeichnung zugunsten Griechenlands<br />
aufgenommen. Die E<strong>in</strong>tragung hat zur Folge, dass <strong>in</strong><br />
Griechenland hergestellter Käse nur dann unter der<br />
Bezeichnung „Feta“ vermarktet werden darf, wenn<br />
er den Anforderungen der Spezifikation entspricht.<br />
Nach dieser Spezifikation muss Feta aus Schafmilch<br />
bzw. Schaf- <strong>und</strong> Ziegenmilch hergestellt se<strong>in</strong> (der Ziegenmilchanteil<br />
darf dabei 30 % nicht überschreiten)<br />
<strong>und</strong> aus e<strong>in</strong>em abgegrenzten, geografischen Gebiet<br />
Griechenlands stammen. Griechischer Käse <strong>in</strong> Lake,<br />
der Kuhmilch enthält, darf nicht unter der Bezeichnung<br />
„Feta“ vermarktet werden. Für deutsche aus Kuhmilch<br />
hergestellte Erzeugnisse läuft die 5-jährige Übergangsfrist<br />
für die Vermarktung unter der Bezeichnung „Feta“<br />
zum 15. Oktober 2007 ab.<br />
Wie kann ich als Verbraucher e<strong>in</strong> Imitat erkennen?<br />
Imitate <strong>und</strong> Kuhmilchkäse unterscheiden sich von „echtem“<br />
Feta oft schon im Aussehen (s. Abbildung). Feta<br />
aus Schafsmilch ist <strong>in</strong> der Regel weiß <strong>und</strong> oft etwas<br />
bröckelig. Kuhmilchweichkäse ist dagegen eher cremefarben.<br />
Beide Käse zeigen mehr oder weniger große<br />
Bruchlöcher oder Risse. Die <strong>in</strong> unseren Untersuchungen<br />
auffälligen Imitate s<strong>in</strong>d hellweiß wie Feta, zeigen<br />
aber <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> glattes, gleichmäßiges Schnittbild<br />
<strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Bruchlöcher. In zerkle<strong>in</strong>erter Form ist es allerd<strong>in</strong>gs<br />
sehr schwierig e<strong>in</strong>en Unterschied festzustellen.<br />
Wenn Sie Zweifel haben, fragen Sie den Verkäufer nach<br />
den verwendeten Zutaten.<br />
Ausführlich wird unter www.untersuchungsämterbw.de<br />
(Aktuelle Meldungen – Archiv: 08.02.2007<br />
„Schafskäse – Weder vom Schaf noch e<strong>in</strong> Käse?“)<br />
über das Schwerpunktprogramm berichtet.<br />
Käsehalbimitate<br />
Untersucht wurden weiterh<strong>in</strong> „Käsehalbimitate“. Dabei handelt<br />
es sich meist um Mischungen aus geriebenem Käse,<br />
Pflanzenfett <strong>und</strong> weiteren Zutaten. Die entsprechenden<br />
Produkte lassen sich optisch jedoch nicht von echtem geriebenem<br />
Käse unterscheiden, was <strong>in</strong>sbesondere auch für<br />
den verarbeiteten Zustand gilt. Beim Erhitzen oder Überbacken<br />
zeigen diese Imitate bessere Schmelzeigenschaften<br />
<strong>und</strong> werden daher gerne als Zutat für Backwaren, Pizza <strong>und</strong><br />
andere überbackene Gerichte verwendet. Lebensmittel, die<br />
unter Verwendung solcher Halbimitate hergestellt werden,<br />
vermitteln dem Verbraucher daher den E<strong>in</strong>druck, es handle<br />
sich bei der Auflage um Käse. Um e<strong>in</strong>er Täuschung des<br />
Verbrauchers vorzubeugen, muss die Verwendung solcher<br />
Produkte ausdrücklich angegeben werden – e<strong>in</strong> „Käseimitat“<br />
darf nicht als „Käse“ bezeichnet werden!<br />
Weichkäse aus Kuhmilch (cremefarben, mit Bruchlöchern)<br />
Feta aus Schafsmilch (weiß, mit Bruchlöchern, leicht bröckelig)<br />
Imitat (hellweiß, ohne Bruchlöcher, gleichmäßiges Schnittbild)<br />
„Geriebener Hartkäse“ mit Milchzucker <strong>und</strong><br />
Ballaststoffen<br />
Im Verlaufe des Reifungsprozesses von Käse wird die enthaltene<br />
Laktose (= Milchzucker) im Normalfall durch die<br />
Mikroorganismenkulturen abgebaut. In lange gereiftem Käse<br />
ist Laktose folglich nicht mehr zu erwarten. Natürlicherweise<br />
enthalten Käse auch ke<strong>in</strong>e Ballaststoffe. Zu diesen<br />
zählen Stoffe wie Cellulose, Hemicellulose, usw., die durch<br />
das körpereigene Enzymsystem im Dünndarm nicht zu resorbierbaren<br />
Komponenten abgebaut werden können.<br />
Bei der Untersuchung von geriebenem Hartkäse aus Italien<br />
mussten <strong>in</strong>sgesamt 14 von 64 Proben (22%) beanstandet<br />
werden. 7 Erzeugnisse fielen durch den nicht deklarierten<br />
E<strong>in</strong>satz von Cellulose auf. 5 Proben zeigten deutlich<br />
überhöhte Laktosegehalte, die auf die Verarbeitung von<br />
Milch- oder Molkepulver schließen ließen. Bei fehlender<br />
Deklaration solcher Zusätze handelt es sich allerd<strong>in</strong>gs<br />
um e<strong>in</strong>e massive Verbrauchertäuschung. Der durch den<br />
Milchzucker bed<strong>in</strong>gte süßliche Geschmack der Produkte<br />
wurde durch die unzulässige Zugabe von Zitronensäure<br />
abgeschwächt.
32 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Butter<br />
Bei e<strong>in</strong>em ansässigen Schmelzkäsehersteller wurde die<br />
zur Herstellung von Schmelzkäse vorgesehene Butter beprobt.<br />
Es bestand der Verdacht, dass die aus Süditalien<br />
importierte Ware aus Fremdfett hergestellt worden war. Bei<br />
den erhobenen Proben wurde e<strong>in</strong> milchfremder Fettanteil<br />
von 18 % festgestellt. Dabei handelte es sich größtenteils<br />
um raff<strong>in</strong>iertes Schwe<strong>in</strong>efett <strong>und</strong> <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geren Mengen<br />
um pflanzliche Fette. In den jeweiligen Endprodukten des<br />
Herstellers (<strong>in</strong> Schmelzkäse <strong>und</strong> Schmelzkäsezubereitungen)<br />
konnte jedoch ke<strong>in</strong> Zusatz von Fremdfett nachgewiesen<br />
werden.<br />
Gemäß der Milch-Bezeichnungsschutz-Verordnung (VO<br />
(EWG) Nr. 1898 / 87) ist die Bezeichnung „Butter“ e<strong>in</strong>em<br />
Erzeugnis vorbehalten, das ausschließlich aus Milch gewonnen<br />
wird. Zur Herstellung dürfen erforderliche Stoffe<br />
zugesetzt werden, sofern diese nicht verwendet werden,<br />
um e<strong>in</strong>zelne Milchbestandteile vollständig oder teilweise zu<br />
ersetzen. Die Verwendung von pflanzlichem Fett ist unzulässig.<br />
Die Bezeichnung „Butter“ darf bei e<strong>in</strong>em Erzeugnis<br />
aus Milch, bei dem e<strong>in</strong> Milchbestandteil (hier: Milchfett)<br />
ersetzt wurde – <strong>und</strong> sei es auch nur teilweise – nicht verwendet<br />
werden. Der Europäische Gerichtshof entschied<br />
mit se<strong>in</strong>em Urteil vom 16.12.1999 (EuGH 6. Kammer,<br />
Rechtssache C-101 / 98) entsprechend.<br />
Fleisch, Wild, Geflügel <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />
Tiefgekühlt <strong>und</strong> doch verdorben!<br />
Im Jahr 2006 sorgten erneut „Gammelfleisch“-Skandale für Schlagzeilen.<br />
Kontrollen <strong>in</strong> Kühl- <strong>und</strong> Gefrierhäusern brachten immer wieder überlagertes <strong>und</strong> verdorbenes<br />
Fleisch zutage.<br />
Im Februar 2006 war hauptsächlich<br />
Wildfleisch betroffen. Fasanenbrustfilet,<br />
Hirschkeule, Hirschkalbrücken,<br />
Hirschgulasch, Rehkeule, Rehbraten,<br />
Rehrücken, Rehschulter, Wildschwe<strong>in</strong>keule,<br />
Frischl<strong>in</strong>gsrücken, Hasenrücken<br />
gespickt, Hasenkeulen – die ganze<br />
Palette beliebter Wildfleischspezialitäten<br />
wurde zur Untersuchung vorgelegt.<br />
Auch zahlreiche Verbraucher<br />
beschwerten sich über verdorbenes<br />
Wildfleisch <strong>und</strong> Fleisch mit abgelaufenem<br />
M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum<br />
(MHD), wobei e<strong>in</strong> Lebensmittel<br />
mit e<strong>in</strong>em abgelaufenen MHD nicht<br />
zwangsläufig verdorben ist.<br />
Das Ergebnis der Untersuchungen<br />
war dann auch wenig erfreulich. Im<br />
Lauf des Jahres wurden im Zusammenhang<br />
mit dem Fleischskandal von<br />
den Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämtern<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
488 Proben untersucht <strong>und</strong><br />
davon 201 (41 %) beanstandet. Die<br />
beanstandeten Proben verströmten<br />
unangenehme Gerüche (sauer, faulig,<br />
alt, ranzig) <strong>und</strong> wiesen graugrüne<br />
Verfärbungen bzw. schmierige Oberflächen<br />
auf. Der Verderb konnte durch<br />
chemische Analysen, z. B. D-Milchsäuregehalt,<br />
Peroxidzahl (Maß für Fettranzigkeit)<br />
<strong>und</strong> mikrobiologische Untersuchung<br />
(erhöhte Keimgehalte) bestätigt<br />
werden. Bei e<strong>in</strong>igen Proben wurden<br />
zudem Salmonellen (S. Typhimurium),<br />
e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf mangelnde Hygiene,<br />
nachgewiesen.<br />
Bei den zahlreichen Kontrollen <strong>in</strong><br />
Kühl- <strong>und</strong> Gefrierhäusern tauchte immer<br />
wieder Fleisch auf, das überlagert<br />
<strong>und</strong> verdorben war. Manche Fleischstücke<br />
hatten e<strong>in</strong>en langen Transportweg<br />
h<strong>in</strong>ter sich. Auch vor 2 Jahren aus<br />
Brasilien importiertes R<strong>in</strong>dfleisch war<br />
durch zu lange Gefrierlagerung ranzig<br />
geworden.<br />
Als Ursache für den Verderb s<strong>in</strong>d physikalische<br />
Vorgänge wie Austrocknung<br />
(Gefrierbrand durch beschädigte Verpackung<br />
bzw. offene Lagerung von<br />
Fleisch) oder chemische Prozesse<br />
(Fettranzigkeit) zu nennen, die durch<br />
die Tiefkühllagerung nur verlangsamt<br />
aber nicht gestoppt werden. Weitere<br />
Faktoren, die zum Verderb führen, ist<br />
die Unterbrechung der Kühlkette oder<br />
die Verwendung von mikrobiell belasteter<br />
Ausgangsware, deren Zustand<br />
durch das Tiefgefrieren nur konserviert<br />
wird. Beim Auftauen kommt es dann<br />
zum verstärken Keimwachstum, der<br />
schließlich zum Verderb führt. Tiefgefrieren<br />
kann die Haltbarkeit von Fleisch<br />
verlängern, aber nur wenn frische<br />
Ausgangsware sachgerecht verpackt<br />
(am besten vakuumiert) tiefgefroren<br />
wird. Wie lange das Fleisch tiefgefroren<br />
gelagert werden kann, orientiert<br />
sich an der Tierart (R<strong>in</strong>dfleisch kann<br />
länger tiefgefroren gelagert werden<br />
als Schwe<strong>in</strong>efleisch), am Fettgehalt<br />
(durch hohen Fettgehalt ist die Lagerfähigkeit<br />
e<strong>in</strong>geschränkt) <strong>und</strong> am Zerkle<strong>in</strong>erungsgrad<br />
(zerkle<strong>in</strong>ertes Fleisch<br />
wie Hackfleisch besitzt e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />
Lagerfähigkeit als Fleisch am Stück).<br />
Fremdwasser <strong>und</strong> andere<br />
Verfälschungen <strong>in</strong> Kochsch<strong>in</strong>ken<br />
Kochsch<strong>in</strong>ken ist e<strong>in</strong> sehr beliebtes,<br />
hochwertiges Fleischerzeugnis, das<br />
aus den wertvollen Teilstücken der<br />
H<strong>in</strong>terkeule bzw. bei Vordersch<strong>in</strong>ken<br />
aus der Vorderkeule hergestellt wird.<br />
Um die Ausbeute <strong>und</strong> somit den Gew<strong>in</strong>n<br />
zu erhöhen, wird von e<strong>in</strong>igen<br />
Herstellern versucht, bei der Herstellung<br />
mehr Wasser als zulässig <strong>in</strong>s<br />
Produkt e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> / oder wertvolles<br />
Muskeleiweiß des Sch<strong>in</strong>kens
Fleisch, Wild, Geflügel Jahresbericht 2006 33<br />
durch andere pflanzliche oder tierische<br />
Eiweiße zu ersetzen.<br />
Bei 51 Proben Kochsch<strong>in</strong>ken wurde<br />
daher auf e<strong>in</strong>e mögliche Verfälschung<br />
überprüft. Ziel e<strong>in</strong>er Verfälschung ist<br />
die Anreicherung von Wasser, damit<br />
sich das Gewicht <strong>und</strong> der Gew<strong>in</strong>n<br />
erhöht. „E<strong>in</strong>fache“ Verfälschungen<br />
s<strong>in</strong>d z. B. über den erhöhten Wasser-<br />
Fleischeiweiß-Quotienten oder die erhöhte<br />
P-Zahl (H<strong>in</strong>weis auf Zugabe von<br />
Diphosphat zum Zweck der Wasserb<strong>in</strong>dung)<br />
gut erkennbar. So wurde bei<br />
e<strong>in</strong>er Probe e<strong>in</strong>e erhöhte P-Zahl von<br />
2,8 festgestellt. Bei Kochpökelwaren<br />
geht man ab e<strong>in</strong>er P-Zahl von 2,2 von<br />
e<strong>in</strong>em Diphosphatzusatz aus. Die Verwendung<br />
von Diphosphaten ist jedoch<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich unter Kenntlichmachung<br />
erlaubt, sofern damit nicht zusätzlich<br />
Wasser <strong>in</strong> den Kochsch<strong>in</strong>ken e<strong>in</strong>gearbeitet<br />
wird. Bei der Herstellung von<br />
Kochsch<strong>in</strong>ken wird üblicherweise e<strong>in</strong>e<br />
wässrige Pökellake <strong>in</strong> den Sch<strong>in</strong>ken<br />
e<strong>in</strong>gespritzt, die als Zutaten neben<br />
dem Wasser auch Nitritpökelsalz,<br />
sowie andere würzende Stoffe <strong>und</strong><br />
Zusatzstoffe enthalten kann. Bei dem<br />
sich anschließenden Koch- <strong>und</strong> ggf.<br />
Räucherprozess verliert das Produkt<br />
wieder Feuchtigkeit (Kochverlust), sodass<br />
das Endprodukt ungefähr dasselbe<br />
Gewicht wie das Ausgangsfleisch<br />
haben sollte. Der Wassergehalt des<br />
fertigen Sch<strong>in</strong>kens ist durch den Gehalt<br />
an Fleischeiweiß im fettfreien Anteil<br />
begrenzt.<br />
Bei 3 Proben wurde der erforderliche<br />
Wert von 19 % nicht erreicht. E<strong>in</strong>e<br />
dieser Proben musste als Imitat beurteilt<br />
werden, denn hier lagen zahlreiche<br />
weitere Abweichungen zu e<strong>in</strong>em<br />
Sch<strong>in</strong>ken vor, unter anderem die Herstellung<br />
aus zerkle<strong>in</strong>ertem Fleisch mit<br />
hohem Brätanteil <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Fleischgehalt<br />
von lediglich 51 %.<br />
Verschiedentlich war über den Zusatz<br />
e<strong>in</strong>zelner Am<strong>in</strong>osäuren zu Fleischerzeugnissen<br />
berichtet worden, um<br />
auch hierdurch wiederum für die Analyse<br />
e<strong>in</strong>en höheren Eiweißanteil vor zutäuschen.<br />
Bei den untersuchten Proben<br />
waren ke<strong>in</strong>e deutlich erhöhten<br />
Gehalte an e<strong>in</strong>zelnen Am<strong>in</strong>osäuren<br />
feststellbar.<br />
Schwieriger ist der Nachweis e<strong>in</strong>er<br />
Verfälschung mit tierischen Prote<strong>in</strong>en<br />
(an Knochen anhaftende Fleischreste,<br />
Schwarten, Schlachtabfälle) <strong>in</strong> Form<br />
von Hydrolysaten, den so genannten<br />
„Hydrolyzed Animal Prote<strong>in</strong>s“ (HAP)<br />
bzw. „Functional Meat Prote<strong>in</strong>s“<br />
(FMP) oder von Blutplasma, da <strong>in</strong> diesen<br />
Fällen die übliche Stickstoffanalytik<br />
ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e Verfälschung<br />
liefert. E<strong>in</strong>e Möglichkeit Hydrolysate<br />
nachzuweisen, besteht <strong>in</strong>direkt über<br />
die Anwesenheit von 3-Monochlorpropandiol<br />
(3-MCPD), e<strong>in</strong>em unerwünschten<br />
Nebenprodukt der Säurehydrolyse,<br />
oder über die mung. In ke<strong>in</strong>em Kochsch<strong>in</strong>ken wurde<br />
Tierartbestim-<br />
3-MCPD gef<strong>und</strong>en, jedoch konnte <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Probe DNA von der Pute nach-<br />
gewiesen werden. Wie sich bei der<br />
e<strong>in</strong>geleiteten Betriebskontrolle jedoch<br />
herausstellte, war der Nachweis von<br />
Puten-DNA auf die enge Lagerung von<br />
Kochsch<strong>in</strong>ken neben Putenfleisch <strong>in</strong><br />
der Verkaufstheke zurückzuführen.<br />
Interessant ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang,<br />
dass bei 3 von<br />
17 Proben rohen panierten Geflügelprodukten,<br />
wie Chicken<br />
Nuggets <strong>und</strong> panierten Hühnerbrüsten,<br />
sehr hohe Gehalte<br />
an 3-MCPD bis 1150 µg / kg<br />
festgestellt wurden. Der Gr<strong>und</strong><br />
für diese Kontam<strong>in</strong>ation könnte<br />
e<strong>in</strong>e unzulässige Verwendung<br />
von Salzsäure-Prote<strong>in</strong>hydrolysaten<br />
se<strong>in</strong>, wodurch e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
E<strong>in</strong>lagerung von Wasser<br />
erreicht wird. Die Untersuchungsergebnisse<br />
wurden der<br />
für den Hersteller zuständigen<br />
Behörde übermittelt.<br />
Die unzulässige Verwendung von<br />
Blutplasma wird durch e<strong>in</strong>en erhöhten<br />
Gehalt an Citronensäure, die zur<br />
Stabilisierung von Blut e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wird, angezeigt. Immerh<strong>in</strong> waren 7<br />
Proben Kochsch<strong>in</strong>ken diesbezüglich<br />
auffällig. E<strong>in</strong>e abschließende Beurteilung,<br />
ob es sich um e<strong>in</strong>e Verfälschung<br />
handelt, kann jedoch nur im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>er Betriebskontrolle beim Hersteller<br />
erfolgen, da Citronensäure auch<br />
legal als Zusatzstoff (Stabilisator) e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden kann. Die zuständigen<br />
Behörden wurden von diesem Untersuchungsergebnis<br />
<strong>in</strong>formiert.
34 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere<br />
<strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />
„Dekorative Kosmetik“ bei Thunfisch <strong>und</strong> Lachs<br />
Durch die unzulässige Behandlung von rohem Thunfisch<br />
<strong>und</strong> Lachs mit Kohlenmonoxid entsteht e<strong>in</strong>e hellrote Farbe,<br />
die e<strong>in</strong>e hohe Lagerstabilität aufweist. So wird der<br />
Verbraucher über Qualität <strong>und</strong> Frische des Erzeugnisses<br />
getäuscht.<br />
Die kräftig rote Farbe des Thunfischfleisches besitzt e<strong>in</strong>e<br />
große ökonomische Bedeutung, da sie dem Verbraucher<br />
Frische signalisiert. Bei Thunfischen <strong>und</strong> anderen dunkelfleischigen<br />
Fischarten s<strong>in</strong>d der Blutfarbstoff Hämoglob<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
der Muskelfarbstoff Myoglob<strong>in</strong> für die natürliche rote Farbe<br />
des Fischfleisches verantwortlich. Kohlenmonoxid zeigt e<strong>in</strong>e<br />
hohe Aff<strong>in</strong>ität zum Eisenatom des Blutfarbstoffs Hämoglob<strong>in</strong><br />
bzw. des Muskelfarbstoffs Myoglob<strong>in</strong>. Ergebnis der<br />
B<strong>in</strong>dung von Kohlenmonoxid an Hämoglob<strong>in</strong> <strong>und</strong> Myoglob<strong>in</strong><br />
ist e<strong>in</strong>e stabile, hellrote Farbe. Rohes Thunfischfleisch<br />
wird daher beispielsweise mit so genanntem gere<strong>in</strong>igtem<br />
Rauch behandelt, <strong>in</strong>dem durch geeignete Verfahrensführung<br />
(Filtration) die Aromabestandteile des Rauches weitgehend<br />
entfernt werden <strong>und</strong> dem Kohlenmonoxid ungeh<strong>in</strong>derter<br />
Zutritt zum Muskelfarbstoff ermöglicht wird. Die<br />
dadurch entstehende hellrote Farbe des Thunfischfleisches<br />
erweist sich auch nach längerer Gefrierlagerung als stabil.<br />
Sie vermittelt dem Verbraucher den E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es frischen<br />
Erzeugnisses, da die Farbveränderung von Rot nach Braun,<br />
die bei unbehandeltem Thunfischfleisch e<strong>in</strong> natürlicher Indikator<br />
für Qualitätsverlust ist, unterbleibt. Kohlenmonoxid<br />
ist daher als Zusatzstoff EU-weit nicht zugelassen. Auch<br />
die Anwendung von Kohlenmonoxid über modifizierte Räucherverfahren<br />
ist damit verboten. Von 19 Proben rohem<br />
Thunfisch- <strong>und</strong> Lachsfleisch aus Großhandel <strong>und</strong> Gastronomie<br />
konnte bei Lachsfleisch ke<strong>in</strong>e Behandlung mit Kohlenmonoxid<br />
nachgewiesen werden. Bei zwei Thunfischproben<br />
aus der Gastronomie wurde e<strong>in</strong>e Behandlung mit Kohlenmonoxid<br />
nachgewiesen. Diese beiden Proben fielen bereits<br />
durch ihre leuchtend rote Fleischfarbe auf.<br />
Nematodenlarven <strong>in</strong> Wildlachs – Renaissance e<strong>in</strong>es<br />
alten Problems<br />
Fast alle im Meer lebenden Speisefischarten können von<br />
Nematoden (R<strong>und</strong>würmern) bzw. ihren Larven befallen<br />
se<strong>in</strong>. Bestimmte Arten können Erkrankungen bei Menschen<br />
verursachen, sofern sie lebend aufgenommen<br />
werden. Nachdem sich Nematodenf<strong>und</strong>e <strong>in</strong> Fischen <strong>und</strong><br />
Fisch erzeugnissen seit geraumer Zeit bei den klassischen<br />
Speisefischen aufgr<strong>und</strong> strenger rechtlicher Vorgaben auf<br />
E<strong>in</strong>zelfälle beschränken, steigen die Nachweise seit e<strong>in</strong>igen<br />
Jahren drastisch an, seitdem das Produkt „Wildlachs“<br />
verstärkt untersucht wird.<br />
20 Proben Wildlachs wurden auf Nematodenlarven mit<br />
dem so genannten Digestionsverfahren untersucht. Bei<br />
dieser Methode werden die Larven durch Auflösung des<br />
umgebenden Fischfleisches durch e<strong>in</strong>e Verdauungslösung<br />
isoliert. In allen Proben waren Larven vom Anisakistyp (Her<strong>in</strong>gswurm)<br />
nachweisbar. Die Mengen schwankten zwischen<br />
4 <strong>und</strong> über 80 Larven pro kg Fischfilet. Aus der Literatur<br />
s<strong>in</strong>d Befallstärken von bis über 200 Larven / kg bekannt.<br />
Wildlachs wird <strong>in</strong> Deutschland nach unserer Kenntnis ausschließlich<br />
tiefgefroren gehandelt. Durch das Tiefgefrieren<br />
werden die Larven abgetötet, sodass e<strong>in</strong>e Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung<br />
für den Verbraucher nicht besteht. Auch wenn sich<br />
bei Wildfischen das Vorkommen von Parasitenstadien nicht<br />
vollkommen vermeiden lässt, wird e<strong>in</strong> massiver Befall mit<br />
Nematodenlarven als ekelerregend e<strong>in</strong>gestuft. Dementsprechend<br />
wurde e<strong>in</strong> großer Teil der Proben beanstandet.<br />
E<strong>in</strong>e Untersuchung auf Parasiten durch den Lebensmittelunternehmer<br />
ist bei Fischen zwar vorgeschrieben, jedoch<br />
lediglich <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Sichtkontrolle, ggf. nach Durchleuchten<br />
mit e<strong>in</strong>er starken Lichtquelle. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Eigenfarbe<br />
sowie ihrer <strong>und</strong>urchsichtigen Muskulatur lassen sich Wildlachsfilets<br />
jedoch nicht durchleuchten. Außerdem s<strong>in</strong>d die<br />
Anisakis-Larven aufgr<strong>und</strong> ihrer Größe <strong>und</strong> Farbe (ca. 25 mm<br />
lang, weiß, meist spiralig aufgerollt) <strong>in</strong> der Fischmuskulatur<br />
generell nicht leicht zu entdecken. Wesentlich erfreulicher<br />
war die Situation bei mar<strong>in</strong>ierten Her<strong>in</strong>gserzeugnissen (z. B.<br />
Bismarckher<strong>in</strong>g, Rollmops, Sahneher<strong>in</strong>gsfilet): In 18 von<br />
24 Proben waren überhaupt ke<strong>in</strong>e Nematodenlarven nachweisbar,<br />
<strong>in</strong> den restlichen Proben nur vere<strong>in</strong>zelt.
Fische, Krusten-, Schalentiere, … / Fette, Öle Jahresbericht 2006 35<br />
Fette <strong>und</strong> Öle<br />
Jeder B<strong>und</strong>esbürger verbraucht im Durchschnitt jedes Jahr ca. 30 kg Speisefette <strong>und</strong> -öle. Davon ist<br />
etwa e<strong>in</strong> Drittel tierischer Herkunft (hauptsächlich Butter), die anderen zwei Drittel s<strong>in</strong>d pflanzlicher<br />
Herkunft, dabei handelt es sich hauptsächlich um Speiseöle <strong>und</strong> Margar<strong>in</strong>e. Diese 30 kg stellen<br />
übrigens nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Bruchteil der gesamten Fettzufuhr dar, denn der überwiegende<br />
Teil wird als „verstecktes Fett“ mit anderen Lebensmitteln aufgenommen.<br />
Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 1413 Proben untersucht, davon waren 209 (= 15 %)<br />
zu beanstanden, wobei 65 Beanstandungen aufgr<strong>und</strong> der mangelhaften Kennzeichnung<br />
bzw. Aufmachung ausgesprochen wurden.<br />
Frittierfette<br />
Von 245 gebrauchten Frittierfetten<br />
mussten 85 (= 35 %) beanstandet<br />
werden. Die Verwendung von verdorbenem<br />
Frittierfett kann vermieden<br />
werden, wenn beim Frittieren e<strong>in</strong>ige<br />
Gr<strong>und</strong>regeln e<strong>in</strong>gehalten werden. Mit<br />
handlichen elektronischen Messgeräten<br />
können potenziell verdorbene Frittierfette<br />
recht gut erkannt <strong>und</strong> gezielt<br />
als Probe gezogen werden. Für e<strong>in</strong>e<br />
rechtsverb<strong>in</strong>dliche Beurteilung der Frittierfette<br />
ist jedoch auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
qualifizierte Untersuchung im chemischen<br />
Labor absolut unverzichtbar.<br />
In Bäckereien wird zum Frittieren von<br />
Fettgebäck häufig gehärtetes Erdnussfett<br />
mit sehr hohem Gehalt an trans-<br />
Fettsäuren (> 30 %) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Offene Speiseöle <strong>in</strong> der<br />
Gastronomie<br />
Von 63 offenen Speiseölen, die <strong>in</strong> Gaststätten<br />
<strong>und</strong> Kant<strong>in</strong>en auf den Tischen,<br />
an der Theke oder am Salatbüffet zur<br />
Selbstbedienung angeboten wurden,<br />
waren 14 (22%) so stark ranzig, dass<br />
sie nicht mehr zum Verzehr geeignet<br />
waren. Offensichtlich werden diese<br />
Öle, die ja empf<strong>in</strong>dliche Lebensmittel<br />
darstellen, nicht immer mit der erforderlichen<br />
Sorgfalt behandelt.<br />
Olivenöl<br />
Die meisten der <strong>in</strong> Deutschland verkauften<br />
Olivenöle werden als „Natives<br />
Olivenöl extra“ vermarktet. Olivenöle<br />
dieser Kategorie müssen bestimmte<br />
chemische Vorgaben e<strong>in</strong>halten, e<strong>in</strong>e<br />
wahrnehmbare Fruchtigkeit aufweisen<br />
<strong>und</strong> frei von Fehlern se<strong>in</strong>. Im Berichtsjahr<br />
wurden 252 Olivenöle untersucht,<br />
davon waren 65 (26%) zu beanstanden,<br />
etwa die Hälfte davon wegen<br />
fehlerhafter Kennzeichnung.<br />
Viele Olivenöle der Kategorie „Natives<br />
Olivenöl extra“ wiesen sensorisch<br />
wahrnehmbare Fehler auf (stichig,<br />
schlammig, ranzig etc.), obwohl die<br />
chemischen Kennzahlen unauffällig<br />
waren. In e<strong>in</strong>igen kritischen Fällen wurde<br />
der sensorische Bef<strong>und</strong> zusätzlich<br />
durch e<strong>in</strong> unabhängiges Olivenölpanel<br />
an der B<strong>und</strong>esforschungsanstalt für<br />
Ernährung <strong>und</strong> Lebensmittel (BFEL)<br />
bestätigt. Auch die chemischen Kennzahlen<br />
(z. B. Säuregehalt, UV-Absorption,<br />
Peroxidzahl) von Ölen der Kategorie<br />
„Natives Olivenöl extra“ entsprachen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen nicht den<br />
Vorgaben der EU-Verordnung; e<strong>in</strong>ige<br />
Öle dieser Kategorie s<strong>in</strong>d mit großer<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit auch unzulässigerweise<br />
hitzebehandelt worden.<br />
In e<strong>in</strong>em Olivenöl im Tetrapak wurden<br />
311 mg / kg des Photo<strong>in</strong>itiators ITX, e<strong>in</strong>em<br />
Bestandteil der Druckfarbe, nachgewiesen.<br />
E<strong>in</strong> natives Olivenöl extra<br />
aus Griechenland war nicht nur ranzig,<br />
sondern enthielt auch 77 mg / kg an Diisodecylphthalat,<br />
e<strong>in</strong>em Weichmacher<br />
für Kunststoffe, der toxikologisch nicht<br />
unbedenklich ist. Beide Öle wurden<br />
beanstandet.<br />
Obwohl Olivenöl nicht mehr offen,<br />
sondern nur noch vorverpackt <strong>in</strong> Fertigpackungen<br />
verkauft werden darf,<br />
war der offene Verkauf auch im Jahr<br />
2006 immer wieder anzutreffen.<br />
Andere Pflanzenöle<br />
E<strong>in</strong>e ganze Reihe von pflanzlichen<br />
Speiseölen <strong>und</strong> -fetten wurden auf<br />
Sortenre<strong>in</strong>heit, Verderb, Raff<strong>in</strong>ation<br />
<strong>und</strong> thermische Belastung geprüft.<br />
E<strong>in</strong>ige Speiseöle wurden als „kaltgepresst“<br />
oder „nativ“ angepriesen, obwohl<br />
sie e<strong>in</strong>er Raff<strong>in</strong>ation unterzogen<br />
wurden. Zwei Proben Traubenkernöl<br />
waren mit anderen Pflanzenölen verschnitten.<br />
Bei ausländischen Ölen fehlte häufig<br />
die deutsche Kennzeichnung. Auch die<br />
Nährwertangaben waren nicht immer<br />
korrekt.<br />
Bei e<strong>in</strong>em Hanföl wurden 60 mg / kg<br />
des rauscherzeugenden Wirkstoffes<br />
THC festgestellt, das Zwölffache des<br />
Richtwertes.<br />
2 Proben Sonnenblumenöl aus Russland<br />
wiesen Gehalte an Benzo(a)pyren<br />
über dem Grenzwert von 2 µg / kg<br />
auf.<br />
Emulgierte Bratfette<br />
Im Handel werden zunehmend flüssige<br />
Fettemulsionen zum Braten angeboten.<br />
Die 12 untersuchten Proben<br />
wiesen nur Spuren an trans-Fettsäuren<br />
auf. Allerd<strong>in</strong>gs erwiesen sich 2<br />
Proben bereits deutlich vor Ablauf<br />
des M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatums als<br />
stark ranzig.
36 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Margar<strong>in</strong>e<br />
Der Gehalt an trans-Fettsäuren lag bei<br />
den meisten Proben unter 2 %. Lediglich<br />
bei e<strong>in</strong>igen Margar<strong>in</strong>en für spezielle<br />
gewerbliche Anwendungen (bestimmte<br />
Back- <strong>und</strong> Ziehmargar<strong>in</strong>en)<br />
f<strong>in</strong>den sich deutlich höhere Gehalte an<br />
trans-Fettsäuren, bis zu 30 %.<br />
Tierische Fette<br />
In Griebenschmalz war <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall<br />
e<strong>in</strong>e Streckung mit Pflanzenöl nachweisbar.<br />
E<strong>in</strong> Hühnerfett enthielt gleich 3 verschiedene<br />
Antioxidantien, die nicht<br />
deklariert waren. Die Gehalte lagen<br />
teilweise deutlich über den zulässigen<br />
Höchstmengen.<br />
Butter aus Italien, die für die <strong>in</strong>dustrielle<br />
Weiterverarbeitung vorgesehen<br />
war, war mit ca. 20 % Schwe<strong>in</strong>efett<br />
gestreckt.<br />
Brühen, Suppen, Saucen <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>kostsalate<br />
Abb.:<br />
Nägel im<br />
Tomatensaft<br />
Brühen, Suppen <strong>und</strong> Saucen<br />
Bei e<strong>in</strong>er Verbraucherbeschwerde Tomatensaft zur Herstellung<br />
von Tomatensuppe wurden beim Verzehr der<br />
Suppe 3 Nägel festgestellt. Nachforschungen<br />
im Herstellerbetrieb ergaben, dass Metalldetektoren<br />
zur Endkontrolle e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden, die bei der Herstellung der<br />
abgegebenen Charge funktionsfähig<br />
waren. Dies konnte anhand der<br />
angegebenen Losnummer rückverfolgt<br />
werden. Vermutlich gelangten<br />
die Nägel bei der Zubereitung <strong>in</strong> die<br />
Suppe (siehe Foto).<br />
Nach dem Kauf verschiedener Trockensuppen<br />
<strong>und</strong> Trockensaucen hatte e<strong>in</strong> Verbraucher<br />
bemerkt, dass jede Packung mit<br />
e<strong>in</strong>em Etikett überklebt war. Das Zutatenverzeichnis<br />
<strong>und</strong> die nährstoffbezogenen Angaben auf dem Orig<strong>in</strong>aletikett<br />
<strong>und</strong> dem nachträglich überklebten Etikett waren<br />
nicht identisch. Die Produkte waren mit der werbenden<br />
Auslobung „ohne Glutamat“ versehen. Jedoch waren sie<br />
unter Verwendung von Hefeextrakt bzw. Würze hergestellt,<br />
die natürlicherweise Glutamat / Glutam<strong>in</strong>säure enthalten.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der nachgewiesenen Glutam<strong>in</strong>säure ist deren<br />
Herkunft zu überprüfen. E<strong>in</strong>e Aussage über e<strong>in</strong>en mittelbaren<br />
oder unmittelbaren Zusatz der Glutam<strong>in</strong>säure lässt sich<br />
nur anhand der Rezeptur klären. Im Falle e<strong>in</strong>es mittelbaren<br />
E<strong>in</strong>trages der Glutam<strong>in</strong>säure über Hefeextrakt oder Würze,<br />
ist die Werbung „ohne zugesetzte Geschmacksverstärker“<br />
möglich. Andernfalls ist die Werbeangabe „ohne Glutamat“<br />
als irreführend zu beurteilen.<br />
Weitere Beanstandungen bezogen sich auf überlagerte Proben,<br />
die bereits sensorische, physikalische <strong>und</strong> chemische<br />
Abweichungen aufwiesen. Die Kennzeichnung asiatischer<br />
Suppen <strong>und</strong> Saucen wurde wie <strong>in</strong> vergangenen Jahren<br />
häufig beanstandet.<br />
Fe<strong>in</strong>kostsalate<br />
E<strong>in</strong> Verbraucher kaufte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Landmetzgerei auf dem<br />
Weg zu se<strong>in</strong>er Arbeitsstelle e<strong>in</strong>en „Fleischsalat“<br />
<strong>und</strong> aß unmittelbar davon. Als er die Packung<br />
nach wenigen St<strong>und</strong>en wieder<br />
öffnete, stellte er hier<strong>in</strong> zahlreiche<br />
lebende Maden fest. Da die Größe<br />
ca. 6 bis 8 mm betrug, konnten<br />
sie sich nicht <strong>in</strong>nerhalb dieser<br />
kurzen Zeit entwickelt haben,<br />
sondern waren schon beim Kauf<br />
vorhanden. Darüber h<strong>in</strong>aus war<br />
der Salat auch h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er<br />
weiteren Zusammensetzung ke<strong>in</strong><br />
Fleischsalat: Die Majonäse war verwässert<br />
<strong>und</strong> Gurken fehlten.<br />
Mar<strong>in</strong>ierte Oliven <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fertigpackung ohne<br />
Konservierungsstoffe wurden bis zum Ablauf des M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatums<br />
(MHD) unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen<br />
gelagert (knapp drei Wochen). Nach Ablauf dieser<br />
Lagerfrist war die Ware mit trüben schleimigen Belägen<br />
behaftet <strong>und</strong> sehr unansehnlich. Es konnten <strong>in</strong> großer Zahl<br />
die Verderbniserreger Pseudomonas aerug<strong>in</strong>osa <strong>und</strong> Pseudomonas<br />
putida nachgewiesen werden. Die M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsfrist<br />
war offensichtlich zu lange kalkuliert worden.<br />
Fleischsalat aus eigener Herstellung e<strong>in</strong>er Metzgerei wurde<br />
mit der Angabe „DLG-prämierte Wurstwaren“ auf der Fertigpackung<br />
beworben. Abgesehen von den sensorischen,<br />
mikrobiologischen <strong>und</strong> qualitativen Eigenschaften, die beanstandet<br />
werden mussten, ergaben sich auch Zweifel an<br />
der Zulässigkeit der Werbung mit e<strong>in</strong>er Prämierung durch<br />
die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Die<br />
DLG hat <strong>in</strong> ihren Prüfbestimmungen klare Vorgaben für<br />
die Werbung mit erzielten Preisen getroffen. Dies betrifft<br />
zum e<strong>in</strong>en die ausschließliche Werbung mit den von der<br />
DLG vergebenen Mustern oder Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> anderer-
Brühen, Suppen, Saucen … / Getreide, Back-, Teigwaren Jahresbericht 2006 37<br />
Getreide, Backwaren <strong>und</strong> Teigwaren<br />
Getreide <strong>und</strong><br />
Getreideprodukte<br />
In e<strong>in</strong>em Müsliriegel aus e<strong>in</strong>er Bäckerei war e<strong>in</strong>e offene<br />
Sicherheitsnadel e<strong>in</strong>gebacken.<br />
seits die enge Verb<strong>in</strong>dung des Prämierungszeichens,<br />
den Prämierungs- oder textlichen H<strong>in</strong>weisen mit der<br />
Nennung des prämierten Erzeugnisses <strong>und</strong> dem Jahr<br />
der Prämierung. Der H<strong>in</strong>weis darf vom Verleihungstag<br />
auf die Dauer von 24 Monaten verwendet werden.<br />
Durch E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die öffentlich zugängliche Liste der<br />
Preisträger konnte festgestellt werden, dass die Voraussetzungen<br />
für die Werbung mit e<strong>in</strong>er Auszeichnung<br />
nicht vorlagen. Die Metzgerei hatte seit 1998 an ke<strong>in</strong>er<br />
DLG-Prüfung mehr teilgenommen <strong>und</strong> hatte nur <strong>in</strong> der<br />
Sparte Sch<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> Wurst e<strong>in</strong>e Prämierung erhalten,<br />
jedoch noch nie <strong>in</strong> der Sparte Fe<strong>in</strong>kost. Die Werbung<br />
war daher irreführend.<br />
Verschiedene verzehrsfertige Salate <strong>in</strong> Fertigpackungen<br />
wie beispielsweise Schnittsalate oder Nudelsalate wurden<br />
e<strong>in</strong>em Lagerversuch bis zum angegebenen M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum<br />
unterzogen. Die sensorischen<br />
als auch die mikrobiologischen Untersuchungen zeigten<br />
erhebliche Abweichungen auf, die zum e<strong>in</strong>en auf e<strong>in</strong> zu<br />
lange bemessenes M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum <strong>und</strong> zum<br />
anderen auf unzureichende hygienische Bed<strong>in</strong>gungen<br />
im Herstellerbetrieb zurückzuführen waren. Bei handwerklichen<br />
Betrieben s<strong>in</strong>d diese Mängel häufig auf e<strong>in</strong>e<br />
zu warme oder zu lange Lagerung bzw. auf die Verwendung<br />
ungeeigneter Ausgangsware, beispielsweise<br />
Wurstresten <strong>und</strong> Anfangs- / Endstücken von Würsten<br />
mit mangelnder Frische, zurückzuführen.<br />
Offene Fe<strong>in</strong>kostsalate, besonders von Marktständen<br />
wurden wiederholt ohne Kenntlichmachung von Zusatzstoffen,<br />
hier besonders Konservierungsstoffen, <strong>in</strong> den<br />
Verkehr gebracht.<br />
Die Probe musste als ges<strong>und</strong>heitsschädlich <strong>und</strong> damit als<br />
unsicheres Lebensmittel beurteilt werden. In vielen Fällen<br />
handelte es sich bei den beanstandeten Proben um Verbraucherbeschwerden,<br />
wovon e<strong>in</strong> Großteil berechtigt war.<br />
E<strong>in</strong>ige weitere Beschwerdeproben mussten als ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />
beanstandet werden, da sie Fremdkörper<br />
enthielten, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Beschaffenheit (scharfkantig,<br />
spitz, hart) Verletzungen hervorrufen können. Auch der Befall<br />
mit Schädl<strong>in</strong>gen führte vielfach zu Beanstandungen. Bei<br />
Mehlproben aus Mühlen stimmten die Typenangaben nicht<br />
mit den ermittelten M<strong>in</strong>eralstoffgehalten übere<strong>in</strong>.<br />
Brot, Kle<strong>in</strong>gebäck, Fe<strong>in</strong>e Backwaren<br />
Auch bei den beanstandeten Backwaren handelte es sich<br />
vielfach um Verbraucherbeschwerden, von denen mehrere<br />
als ges<strong>und</strong>heitsschädlich zu beurteilen waren. Sie enthielten<br />
so gefährliche D<strong>in</strong>ge wie spitze Metallspl<strong>in</strong>te oder<br />
Metallklammern, Glassplitter oder auch Ste<strong>in</strong>e. Zahlreiche<br />
andere „Fremdkörper“ wie Kunststoffstreifen, Mäusekot,<br />
Vogelfedern, Wespen <strong>und</strong> andere Insekten, lebende Mottenlarven,<br />
Sand <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e Glasperlen führten zu Beanstandungen<br />
wegen ekelerregender Beschaffenheit. Auch<br />
Schimmelbefall führte zu zahlreichen Beanstandungen. Die<br />
bei Beschwerdeproben festgestellten Mängel s<strong>in</strong>d vielfach<br />
auf unhygienische Zustände bei der Herstellung der Backwaren<br />
oder auf unsachgemäßen Umgang bei Transport <strong>und</strong><br />
Lagerung zurückzuführen.<br />
„Mistelbrot“ wurde unter Mitverwendung von Mistelkraut<br />
hergestellt. Mistelkraut gilt als Arzneimittel; der Zusatz von<br />
Arzneimitteln zu Lebensmitteln ist nicht zulässig.<br />
Wie <strong>in</strong> den Jahren zuvor wurde Laugengebäck auf erhöhte<br />
Alum<strong>in</strong>iumgehalte untersucht. Werden unbeschichtete<br />
oder schadhafte teflonbeschichtete Alum<strong>in</strong>iumbleche<br />
zusammen mit den Laugengebäckrohl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Lauge getaucht<br />
oder werden darauf <strong>in</strong> Lauge getauchte Gebäckrohl<strong>in</strong>ge<br />
ausgebacken, so kommt es zu e<strong>in</strong>em Übergang von<br />
Alum<strong>in</strong>ium auf das Lebensmittel. Üblicherweise enthalten<br />
Abb.:<br />
Offene Sicherheitsnadel<br />
aus<br />
e<strong>in</strong>em Müsli-<br />
Riegel aus e<strong>in</strong>er<br />
Bäckerei
38 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Backwaren Alum<strong>in</strong>ium nur <strong>in</strong> Spuren. Liegt der Alum<strong>in</strong>iumgehalt<br />
<strong>in</strong> der Kruste deutlich über dem <strong>in</strong> der Krume,<br />
so ist von e<strong>in</strong>em nennenswerten Alum<strong>in</strong>iumübergang auf<br />
die Backware auszugehen. Diese vermeidbaren Alum<strong>in</strong>iumübergänge<br />
führten zu Beanstandungen.<br />
(Weitere Ergebnisse zu Alum<strong>in</strong>ium <strong>in</strong> Lebensmitteln siehe<br />
Kapitel III, Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aromastoffe).<br />
Cumar<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> kritisch bewerteter Aromastoff <strong>in</strong><br />
Lebensmitteln<br />
Cumar<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> natürlicher Aromastoff, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />
von Pflanzen natürlich vorkommt, z. B. <strong>in</strong> Waldmeister, <strong>in</strong><br />
Zimt <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Tonka-Bohne. Hohe Cumar<strong>in</strong>-Konzentrationen<br />
kann Cassia-Zimt oder ch<strong>in</strong>esischer Zimt aufweisen,<br />
während der teurere <strong>und</strong> seltenere Ceylon-Zimt Cumar<strong>in</strong><br />
nur <strong>in</strong> Spuren enthält. Aufgr<strong>und</strong> früherer toxikologischer<br />
Daten lässt die Aromenverordnung für Lebensmittel e<strong>in</strong>en<br />
Cumar<strong>in</strong>e<strong>in</strong>trag aus Pflanzenteilen von maximal zwei<br />
Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel zu. Die diesem<br />
Grenzwert zugr<strong>und</strong>e liegende toxikologische Bewertung<br />
von Cumar<strong>in</strong> wurde <strong>in</strong>zwischen weitgehend revidiert.<br />
Bei e<strong>in</strong>er toxikologischen Neubewertung<br />
geht das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung<br />
(BfR) heute davon aus, dass<br />
bei normalen Verzehrsgewohnheiten<br />
e<strong>in</strong>es erwachsenen Menschen die<br />
aus toxikologischer Sicht akzeptable<br />
tägliche Aufnahmemenge an Cumar<strong>in</strong><br />
nicht überschritten wird, es jedoch<br />
bei übermäßiger Aufnahme von<br />
Cumar<strong>in</strong> bei besonders empf<strong>in</strong>dlichen<br />
Personen zu reversiblen Leberschäden<br />
kommen kann. Als tolerierbare tägliche<br />
Aufnahmemenge (TDI-Wert – tolerabel daily<br />
<strong>in</strong>take) werden maximal 0,1 mg Cumar<strong>in</strong> je Kilogramm<br />
Körpergewicht (KG) angesehen. Für die lebensmittelrechtliche<br />
Bewertung der untersuchten Proben wurde<br />
e<strong>in</strong> für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der durchschnittliches Körpergewicht von<br />
15 kg zugr<strong>und</strong>e gelegt <strong>und</strong> die durchschnittliche tägliche<br />
Verzehrsmenge des untersuchten Lebensmittels abgeschätzt.<br />
Bei Zimtsternen wurde von täglich 4 Stück (entsprechend<br />
22,4 g) <strong>und</strong> bei Frühstückscerealien <strong>und</strong> Müsli<br />
von e<strong>in</strong>em durchschnittlichen täglichen Verzehr von 75 g<br />
ausgegangen.<br />
Im Berichtsjahr wurden 114 zimthaltige Proben aus den<br />
Bereichen Getreideerzeugnisse <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>e Backwaren auf<br />
ihren Cumar<strong>in</strong>gehalt untersucht (s. Tabelle).<br />
Weitere Ergebnisse zu Cumar<strong>in</strong> <strong>in</strong> Lebensmitteln siehe<br />
Kapitel III, Nahrungsergänzungsmittel.<br />
Teigwaren<br />
Schön bunt aber eklig<br />
Gekochte Spaghetti aus dem Kühlraum e<strong>in</strong>es Gasthauses<br />
waren über <strong>und</strong> über mit grau-, grün-, rot- <strong>und</strong> gelbfarbenen<br />
Schimmelkolonien überzogen <strong>und</strong> rochen entsprechend<br />
ekelerregend.<br />
Neben zahlreichen Beanstandungen gegarter Teigwaren<br />
aus Gaststätten wegen mikrobiologischer<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>und</strong> ekelerregender<br />
Beschaffenheit waren fehlende oder<br />
fehlerhafte Kennzeichnung von Eierteigwaren<br />
die Hauptbeanstandungsgründe.<br />
In 3 Nudelproben<br />
aus Ch<strong>in</strong>a <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Teigware<br />
aus e<strong>in</strong>er Bäckerei konnten die<br />
künstlichen Farbstoffe Tartraz<strong>in</strong>,<br />
Ch<strong>in</strong>ol<strong>in</strong>gelb <strong>und</strong> / oder Gelborange<br />
nachgewiesen werden.<br />
Diese Farbstoffe s<strong>in</strong>d für Teigwaren<br />
nicht zugelassen, da sie e<strong>in</strong>en höheren<br />
Eigehalt vortäuschen können.<br />
Abb.: Gekochte Spaghetti aus dem Kühlraum e<strong>in</strong>es<br />
Gasthauses<br />
Tabelle:<br />
Cumar<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Lebensmitteln<br />
Probenart A B C<br />
Gesamtzahl Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />
Frühstückscerealien 14 3 21 5 36 6 43<br />
Müsli 2 0 – 0 – 2 100<br />
Fe<strong>in</strong>e Backwaren (o. Zimtsterne) 6 0 – 2 33 4 67<br />
Zimtsterne 92 2 2 81 88 9 10<br />
Gesamt 114 5 4 88 77 21 18<br />
A: als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beurteilte Proben (TDI > 0,1 mg / kg KG)<br />
B: Proben mit Gehalten über dem Grenzwert der Aromenverordnung (> 2 mg / kg), aber TDI < 0,1, mg / kg KG<br />
(Gutachten ohne Beanstandung aber H<strong>in</strong>weis an Hersteller mit Aufforderung, Maßnahmen zu ergreifen, den Cumar<strong>in</strong>gehalt<br />
unter den Wert der Aromenverordnung zu senken)<br />
C: Proben ohne Beanstandung (Gehalt < 2 mg / kg oder unter der Bestimmungsgrenze)
Obst, Gemüse Jahresbericht 2006 39<br />
Obst, Gemüse <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />
Tigerlilie – nicht nur beliebte<br />
Gartenpflanze?<br />
Die Tigerlilie, die <strong>in</strong> Europa wegen ihrer auffälligen Blüten<br />
als Gartenpflanze sehr beliebt ist, wird <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a <strong>und</strong> Japan<br />
als Heilpflanze sowie zur Würzung von Speisen verwendet.<br />
Die Prüfung, ob „Tigerlilien“ als neuartige Lebensmittel<br />
im S<strong>in</strong>ne der Novel-Food-Verordnung e<strong>in</strong>zustufen s<strong>in</strong>d<br />
<strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e Genehmigung für das Inverkehrbr<strong>in</strong>gen<br />
erforderlich ist, ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Unabhängig<br />
davon wurde die e<strong>in</strong>gehende Probe „getrocknete<br />
Blütenknospen der Tigerlilie für die Würzung ch<strong>in</strong>esischer<br />
Gerichte“ als nicht verkehrsfähig beurteilt, da sie unzulässigerweise<br />
den Konservierungsstoff Schwefeldioxid enthielt.<br />
Der Gehalt von be<strong>in</strong>ahe 7000 mg / kg überschritt selbst<br />
die für andere „Würzmittel“ erlaubten Höchstmengen an<br />
Schwefeldioxid (z. B. Dijon-Senf: 500 mg / kg, Meerrettichpulpe:<br />
800 mg / kg) um e<strong>in</strong> Vielfaches.<br />
Wirklich „echte“ schwarze Trüffel<br />
Frische Trüffel gehören zu den teuersten Lebensmitteln<br />
überhaupt. Beim Kauf von frischen Trüffeln ist daher besondere<br />
Vorsicht geboten. Als wertvollste Trüffelart gilt die<br />
Perigordtrüffel (Tuber melanosporum Vittad<strong>in</strong>i), für die e<strong>in</strong><br />
Kilogrammpreis von über 1000 Euro üblich ist. Nicht selten<br />
werden jedoch weniger wertvolle Trüffelarten unter dieser<br />
Bezeichnung verkauft. Wer weiß schon, dass es neben<br />
dieser „echten“ schwarzen Trüffel noch ca. zehn weitere<br />
genießbare Arten schwarzer Trüffeln gibt, die allerd<strong>in</strong>gs zu<br />
e<strong>in</strong>em deutlich niedrigeren Preis gehandelt werden.<br />
Auch die deutschen Leitsätze für Pilze, <strong>in</strong> denen die allgeme<strong>in</strong>e<br />
Verkehrsauffassung <strong>in</strong> Deutschland zum Ausdruck<br />
kommt, s<strong>in</strong>d hier nicht besonders hilfreich. So dürfen<br />
nach den Leitsätzen z. B. preiswerte ch<strong>in</strong>esische Trüffel als<br />
schwarze Trüffel <strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden.<br />
E<strong>in</strong>e leidvolle Erfahrung musste auch e<strong>in</strong> Verbraucher machen,<br />
der sich über den auffälligen, des<strong>in</strong>fektionsmittelartigen<br />
Geruch der von ihm erworbenen schwarzen Trüffel<br />
w<strong>und</strong>erte. Makroskopische <strong>und</strong> mikroskopische Untersuchungen<br />
ergaben, dass es sich dabei um Tuber mesentericum<br />
Vittad<strong>in</strong>i handelte, die auch als Teertrüffel bezeichnet<br />
wird. Bei der Vergleichsprobe handelte es sich ebenfalls<br />
nicht um Perigordtrüffel, sondern vermutlich um Tuber aestivum<br />
Vittad<strong>in</strong>i. Beide Trüffelarten dürfen nach den Leitsätzen<br />
als Sommertrüffel <strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden.<br />
Um Unklarheiten <strong>und</strong> böse Überraschungen beim Kauf<br />
von frischen Trüffeln zu vermeiden, sollte deshalb stets<br />
nach dem exakten botanischen Namen der Trüffel gefragt<br />
werden.<br />
Offene Konserven im Gastronomiebereich<br />
Z<strong>in</strong>nkontam<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> Artischocken-<br />
Konservendosen<br />
Im Rahmen der mikrobiologischen Untersuchung<br />
wurden schwerpunktmäßig offene Gemüseerzeugnisse<br />
aus der Gastronomie beprobt.<br />
Gemüseerzeugnisse aus Konserven verderben<br />
nach dem Öffnen der Konservendose leicht. Werden<br />
diese Erzeugnisse z. B. aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er mangelhaften<br />
Betriebs- oder Produktionshygiene kontam<strong>in</strong>iert, f<strong>in</strong>den<br />
die Bakterien aufgr<strong>und</strong> der weichen Konsistenz<br />
sowie der fehlenden Produktflora gute Vermehrungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
vor. Um e<strong>in</strong>en mikrobiell bed<strong>in</strong>gten Verderb zu<br />
verzögern <strong>und</strong> um im E<strong>in</strong>zelfall die Vermehrung von heitserregern oder die Bildung von bakteriellen Toxi-<br />
nen zu unterb<strong>in</strong>den, sollten derartige Erzeugnisse <strong>in</strong><br />
den Lebensmittelunternehmen nach dem Öffnen<br />
der Konservendose <strong>in</strong> geeignete, verschließbare<br />
Behältnisse umgefüllt <strong>und</strong> konsequent bei e<strong>in</strong>er<br />
Aufbewahrungstemperatur von maximal + 7 °C<br />
Krank-<br />
nicht über e<strong>in</strong>e angemessene Zeit h<strong>in</strong>aus aufbewahrt<br />
werden.<br />
Im Berichtsjahr wurden mehrere Gemüseerzeugnisse<br />
(Konservenware) wie beispiels-<br />
weise Artischocken, Paprikasticks, Schältomaten <strong>und</strong><br />
Oliven im Rahmen von Betriebskontrollen <strong>in</strong> Gaststätten<br />
als Verdachtsproben erhoben. Die Erzeugnisse waren ausnahmslos<br />
verdorben <strong>und</strong> wiesen dementsprechend hohen<br />
Keimzahlen auf bzw. sie waren verschimmelt. Als mögliche<br />
Ursache konnte <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e unsachgemäße Aufbewahrung<br />
(ungekühlt bzw. <strong>in</strong> korrodierten Weißblechdosen)<br />
sowie e<strong>in</strong>e Überlagerung festgestellt werden.<br />
Überdies kam es <strong>in</strong> den bereits geöffneten Konservendosen<br />
– begünstigt durch das fruchtsaure Füllgut sowie<br />
den Zutritt von Luftsauerstoff – zu elektrochemischen Reaktionen<br />
zwischen dem Dosen<strong>in</strong>halt <strong>und</strong> der z<strong>in</strong>nhaltigen<br />
Dosenlegierung <strong>und</strong> damit zu erhöhten Z<strong>in</strong>n-Gehalten im<br />
Lebensmittel. Um e<strong>in</strong>e verstärkte Z<strong>in</strong>nkorrosion wirkungsvoll<br />
zu verh<strong>in</strong>dern, ist der Inhalt von Obstkonserven unmittelbar<br />
nach dem Öffnen der Dosen <strong>in</strong> korrosionsbeständige<br />
<strong>und</strong> verschließbare Behältnisse wie z. B. Plastikdosen<br />
umzufüllen.<br />
Artischockenherzen <strong>in</strong> orig<strong>in</strong>alverschlossenen Dosen<br />
wiesen e<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>ngehalt von fast 400 Milligramm<br />
pro Kilogramm auf. Der zulässige Höchstwert<br />
war um etwa das Doppelte überschritten. Die<br />
Dosen wiesen im Inneren deutliche Materialablösungen<br />
<strong>und</strong> beg<strong>in</strong>nende Lochfraßkorrosion auf bei e<strong>in</strong>em angegebenen<br />
M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum von Ende 2010.
40 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Ethylendiam<strong>in</strong>tetraessigsäure (EDTA)<br />
<strong>in</strong> Kirschpaprika<br />
Der Mitbewerber e<strong>in</strong>es Importeurs von Gemüseerzeugnissen<br />
gab den H<strong>in</strong>weis, wonach der Importeur <strong>in</strong> großem<br />
Umfang Kirschpaprika, die den <strong>in</strong> der EU für derartige Erzeugnisse<br />
nicht zugelassenen Zusatzstoff EDTA enthalten,<br />
nach Deutschland e<strong>in</strong>führen würde. Aus diesem Anlass<br />
wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Verarbeitungsbetrieb, der entsprechende<br />
Ware erhalten hatte, gezielt Proben erhoben. Der Verdacht<br />
konnte durch die Untersuchung der Proben bestätigt werden.<br />
Bei EDTA handelt es sich um e<strong>in</strong>e Substanz, die als<br />
Komplexbildner bei verschiedensten technischen Prozessen<br />
zum E<strong>in</strong>satz kommt. Sie ist <strong>in</strong> der EU als Lebensmittelzusatzstoff<br />
mit stabilisierender Wirkung auf Farbe <strong>und</strong><br />
Geschmack jedoch nur <strong>in</strong> Konserven von Hülsenfrüchten,<br />
Pilzen, Artischocken, Krebs- <strong>und</strong> Weichtieren sowie Fischen<br />
<strong>und</strong> emulgierten Soßen, bestimmten Streichfetten <strong>und</strong> gefrorenen<br />
Krebstieren zugelassen, jedoch nicht für Früchte<br />
der Gattung Capsicum.<br />
Kräuter <strong>und</strong> Gewürze<br />
Ist beim Genuss weniger oft mehr?<br />
Alles Kümmel?<br />
Als Gewürze werden neben Kümmel (Echter Kümmel, bot. Carum carvi)<br />
auch Kreuzkümmel (Römischer Kümmel, Cum<strong>in</strong>, bot. Cum<strong>in</strong>um cym<strong>in</strong>um)<br />
<strong>und</strong> Schwarzkümmel (bot. Nigella sativa) verwendet.<br />
Abb. oben:<br />
Kümmel,<br />
Kreuzkümmel,<br />
Schwarzkümmel<br />
(v. l. n. r.)<br />
Diese Namen f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Leitsätzen<br />
für Gewürze des Deutschen<br />
Lebensmittelbuches <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d damit<br />
die „nach allgeme<strong>in</strong>er Verkehrsauffassung<br />
übliche Bezeichnung“. Die drei Arten<br />
unterscheiden sich im Aussehen<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere im Aroma ganz wesentlich,<br />
dennoch werden sie immer<br />
wieder falsch bezeichnet. 4 von 33<br />
Proben (12 %) mussten aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> beanstandet werden.<br />
Nach den Leitsätzen für Gewürze ist<br />
deren Gehalt an ätherischem Öl <strong>in</strong> der<br />
Regel wertbestimmend. Dies trifft<br />
auch bei Kümmel <strong>und</strong> Kreuzkümmel<br />
zu. M<strong>in</strong>destgehalte an ätherischem Öl<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Leitsätzen jedoch nicht aufgeführt.<br />
Zur Feststellung der Verkehrsauffassung<br />
können aber die Normen<br />
der International Standard Organisation<br />
(ISO) <strong>und</strong> die M<strong>in</strong>destanforderung<br />
der European Spice Association (ESA)<br />
herangezogen werden. Diese Dokumente<br />
enthalten M<strong>in</strong>destgehalte an<br />
ätherischem Öl für die wichtigsten<br />
Gewürze.<br />
7 von 30 Proben (23%) enthielten zu Diese Abweichungen waren als Wertm<strong>in</strong>derung<br />
zu beurteilen. Die Gewür-<br />
wenig ätherisches Öl, 2 Proben enthielten<br />
gleichzeitig zu viel säureunlösliche<br />
Asche („Sand“), 1 Probe Kümmel auf die Wertm<strong>in</strong>derung h<strong>in</strong>gewiesen<br />
ze s<strong>in</strong>d dennoch verkehrsfähig, wenn<br />
enthielt ca. 10 % Unkrautsamen. wird.<br />
Echter <strong>und</strong> falscher Safran<br />
Der Safran (bot. Crocus sativus) ist e<strong>in</strong>e Krokusart, die im Herbst<br />
blüht. Die Hauptanbaugebiete s<strong>in</strong>d Iran, Griechenland, Spanien <strong>und</strong><br />
Indien. Die blauen Safranblüten enthalten 3 ca. 10 cm lange Griffel.<br />
Als Gewürz werden die getrockneten ca. 3 cm langen roten Narbenäste,<br />
die sich am Ende der Griffel bef<strong>in</strong>den, verwendet. Die Ernte ist<br />
Handarbeit. Für 1 kg Safran werden ca. 600000 dieser Narbenfäden<br />
benötigt. Dies macht Safran mit e<strong>in</strong>em Kilopreis von ca. 2000,– 3<br />
zum teuersten Gewürz.<br />
Von den 18 Proben waren 16 bei Beide Proben wurden als irreführend<br />
der mikroskopischen Untersuchung<br />
<strong>und</strong> der Prüfung auf mit Hohe Dosen von Safran (ab 5 g) kön-<br />
bezeichnet beurteilt.<br />
Farbstoffen gefärbte andere Pflanzenteile<br />
unauffällig. Bei 2 Proben ren. Die tödliche Dosis für den Mennen<br />
bei Schwangeren zum Abort füh-<br />
handelte es sich allerd<strong>in</strong>gs um äußerst<br />
plumpe Fälschungen. Hier wurden <strong>in</strong> der Literatur beschrieben.<br />
schen liegt bei 5 – 20 g. Todesfälle<br />
wurden Blüten der Färberdistel Bei Verwendung der als Gewürz üblichen<br />
Dosen besteht nach bisherigen<br />
(Saflor, bot. Carthamus t<strong>in</strong>ctorius),<br />
die auch als „Falscher Safran“ bezeichnet<br />
werden, als Safran ange-<br />
oder chronische Toxizität.<br />
Erkenntnissen allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e akute<br />
boten.
Kräuter, Gewürze Jahresbericht 2006 41<br />
Zimt – Gift im Backrezept?<br />
Nach den Leitsätzen für Gewürze ist Zimt die getrocknete R<strong>in</strong>de von<br />
Holzzimtarten aus der Familie der Lorbeergewächse. Ceylon-Zimt oder<br />
Canehl ist die Innenr<strong>in</strong>de von C<strong>in</strong>namomum ceylanicum. Cassia ist die<br />
Innenr<strong>in</strong>de von C. aromaticum oder C. loureirii. Zimt gemahlen wird<br />
überwiegend aus Cassia hergestellt.<br />
Abb.:<br />
Cassia (l.),<br />
Ceylon-Zimt (r.)<br />
Zimt wurde bereits 2700 v. Chr. im<br />
Kräuterbuch des ch<strong>in</strong>esischen Kaisers<br />
Shen Nung erwähnt <strong>und</strong> erfreut sich<br />
seitdem großer Beliebtheit. In den<br />
letzten Jahren ist der Zimt allerd<strong>in</strong>gs<br />
immer wieder <strong>in</strong>s Gerede gekommen.<br />
In Stangenform s<strong>in</strong>d Ceylon-Zimt <strong>und</strong><br />
Cassia leicht zu unterscheiden. Beim<br />
Ceylon-Zimt werden Stücke der sehr<br />
dünn geschälten Innenr<strong>in</strong>de <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ander<br />
gesteckt. Beim Cassia-Zimt werden<br />
dickere Stücke der nur oberflächlich<br />
geschälten R<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>gerollt. Auch<br />
im Aroma <strong>und</strong> Geschmack unterscheiden<br />
sich beide Zimtarten erheblich.<br />
Vor allem beim Ceylon-Zimt wird z. T.<br />
bei der Herstellung Schwefeldioxid<br />
verwendet, um e<strong>in</strong>e schöne gleichmäßig<br />
helle Färbung zu erzielen <strong>und</strong><br />
um Insekten <strong>und</strong> Mikroorganismen<br />
abzutöten. Nach der ZZulV ist die Verwendung<br />
von Schwefeldioxid für Zimt<br />
jedoch nicht zugelassen.<br />
In 4 von 9 untersuchten Proben Ceylon-Zimt<br />
(44 %) wurden Gehalte an<br />
Schwefeldioxid von 40 bis 60 mg / kg<br />
festgestellt. Auch wenn – wie vom<br />
B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />
(BMELV) mitgeteilt – die EU Bestrebungen<br />
des Codex Alimentarius unterstützt,<br />
Schwefeldioxid für Zimt zuzulassen,<br />
mussten diese Zimtproben<br />
wegen der Verwendung e<strong>in</strong>es nicht<br />
zugelassenen Zusatzstoffes beanstandet<br />
werden. Zudem war der Zusatzstoff<br />
Schwefeldioxid nicht, wie vorgeschrieben,<br />
kenntlich gemacht. Auch<br />
e<strong>in</strong>e von 23 Proben Cassia-Zimt (4%)<br />
enthielt 47 mg / kg Schwefeldioxid.<br />
In 13 von 30 Zimtproben (43%) wurde<br />
Styrol mit Gehalten von 0,4 bis 5,6<br />
mg / kg nachgewiesen. 2 Proben (7%)<br />
mit e<strong>in</strong>em Gehalt von 32 mg / kg Styrol<br />
fielen zudem durch e<strong>in</strong>en ausgeprägten<br />
Geruch nach „Lösungsmittel“<br />
oder genauer nach Styrol auf. Diese<br />
beiden Proben mussten als wertgem<strong>in</strong>dert<br />
beurteilt werden. Styrol kann<br />
sich bei zu feuchter Lagerung aus dem<br />
natürlich im Zimt enthaltenen Zimtaldehyd<br />
durch Abbauvorgänge bilden.<br />
Im Herbst 2006 geriet der Zimt <strong>in</strong> die<br />
Pressemeldungen. Ursache war das<br />
Cumar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> natürlicher Inhaltsstoff<br />
des Cassia-Zimts. Für das Gewürz<br />
Zimt selbst gibt es ke<strong>in</strong>en Höchstwert<br />
an Cumar<strong>in</strong>. Für die meisten mit<br />
Zimt hergestellten Lebensmittel gilt<br />
jedoch nach der Aromenverordnung<br />
e<strong>in</strong> Höchstwert von 2 mg / kg. Re<strong>in</strong>es<br />
Cumar<strong>in</strong> darf zur Aromatisierung von<br />
Lebensmitteln nicht verwendet werden.<br />
Abb.:<br />
Narbenschenkel mit Griffelrest;<br />
Safrangewürz;<br />
Saflorblüten (v. o. n. u.)<br />
Dieser Höchstwert stammt allerd<strong>in</strong>gs<br />
aus den 80er-Jahren, als man mutagene<br />
<strong>und</strong> kanzerogene Wirkungen<br />
von Cumar<strong>in</strong> vermutete. Nach neueren<br />
Forschungsergebnissen ist die<br />
wesentliche ges<strong>und</strong>heitsschädliche<br />
Wirkung des Cumar<strong>in</strong>s se<strong>in</strong>e Lebertoxizität,<br />
die e<strong>in</strong>e reversible Leberentzündung<br />
zur Folge haben kann.<br />
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
(EFSA) kam im Jahr<br />
2004, ebenso wie das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut<br />
für Risikobewertung (BfR) im Jahr<br />
2006 zu e<strong>in</strong>er unbedenklichen täglichen<br />
Aufnahmemenge (TDI-Wert) von<br />
0,1 mg / kg Körpergewicht. Beide Abschätzungen<br />
enthalten e<strong>in</strong>en Sicherheitsfaktor<br />
von 100, sodass auch beim<br />
Überschreiten dieser Aufnahmemenge<br />
<strong>in</strong> der Regel nicht von e<strong>in</strong>er akuten<br />
oder chronischen Ges<strong>und</strong>heitsschädigung<br />
auszugehen ist.<br />
Cassia-Zimt ist die bedeutendste Aufnahmequelle<br />
für Cumar<strong>in</strong> aus der Nahrung.<br />
Im Lehrbuch heißt es aber auch<br />
hier: Bei Verwendung der als Gewürz<br />
üblichen Dosen besteht nach bisherigen<br />
Erkenntnissen ke<strong>in</strong>e akute oder<br />
chronische Toxizität. E<strong>in</strong>e der 10 als<br />
Canehl oder Ceylon-Zimt bezeichnete<br />
Proben (10 %) musste als irreführend<br />
gekennzeichnet beurteilt werden, da<br />
es sich um Cassia-Zimt handelte.<br />
(Weitere Ergebnisse zu Cumar<strong>in</strong> <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
siehe Kapitel III, Getreide,<br />
Backwaren, Teigwaren <strong>und</strong> Nahrungsergänzungsmittel).
42 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Muskat: Von Blüten <strong>und</strong> Nüssen<br />
Der Muskatbaum (bot. Myristica fragrans) bildet e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>samige, pfirsich-ähnliche<br />
Frucht. Der Samen dieser Frucht wird als Muskatnuss<br />
bezeichnet. Der Samen wird e<strong>in</strong>gehüllt von e<strong>in</strong>em roten, zerschlitzten<br />
Samenmantel (Arillus), der Macis oder Muskatblüte.<br />
Abb.:<br />
Muskatnuss (l.),<br />
Macis (r.)<br />
Von den 14 Proben Muskatnuss <strong>und</strong><br />
Macis mussten 2 Muskatnussproben<br />
mit e<strong>in</strong>em zu niedrigen Gehalt an ätherischem<br />
Öl als wertgem<strong>in</strong>dert beurteilt<br />
werden.<br />
Nach den Leitsätzen für Gewürze<br />
gibt der Gehalt an säureunlöslicher<br />
Asche („Sand“) H<strong>in</strong>weise darauf, ob<br />
das Gewürz durch m<strong>in</strong>eralische Bestandteile<br />
wie Erde <strong>und</strong> Sand, über<br />
das technisch unvermeidbare Maß h<strong>in</strong>aus<br />
verunre<strong>in</strong>igt oder verfälscht ist.<br />
Für Muskatnuss gilt e<strong>in</strong> Höchstgehalt<br />
von 0,5 g / 100 g.<br />
Nach der Zusatzstoffzulassungsverordnung<br />
(ZZulV) dürfen Siliciumdioxid<br />
<strong>und</strong> Silicate („Sand“) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Menge<br />
von 1 g / 100 g „Trockenlebensmitteln<br />
<strong>in</strong> Pulverform“ <strong>und</strong> damit auch gemahlenen<br />
Gewürzen zugesetzt werden.<br />
Damit ist e<strong>in</strong>e „Verfälschung“<br />
durch Verwendung von Siliciumdioxid<br />
<strong>und</strong> Silicaten legal. Von den 6 Proben<br />
gemahlener Muskatnuss enthielten<br />
2 Proben weniger als 0,01 g / 100 g<br />
„Sand“. 4 Proben enthielten zwischen<br />
0,2 <strong>und</strong> 2,1 g / 100 g „Sand“, bei diesen<br />
war im Zutatenverzeichnis der Zusatzstoff<br />
Siliciumdioxid angegeben. Die<br />
Probe mit 2,1 g / 100 g lag über der<br />
„summarischen Höchstmenge“ von<br />
1,5 g / 100 g. Es wäre u. E. s<strong>in</strong>nvoll,<br />
Gewürze <strong>in</strong> die Liste der Lebensmittel<br />
im Anhang 4, Teil A der ZZulV, bei denen<br />
diese Zusatzstoffe nicht verwendet<br />
werden dürfen, aufzunehmen.<br />
Muskat enthält im ätherischen Öl die<br />
Phenylpropanderivate Myristic<strong>in</strong>, Safrol<br />
<strong>und</strong> Elemyc<strong>in</strong>. Diese s<strong>in</strong>d für die<br />
toxische Wirkung von Muskat verantwortlich.<br />
Für e<strong>in</strong>e Vergiftung s<strong>in</strong>d etwa<br />
5 g Muskat (entspricht e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Muskatnuss) ausreichend. Todesfälle<br />
wurden z. B. <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Verwendung<br />
von Muskat als Rauschdroge beobachtet.<br />
Bei Verwendung der als Gewürz<br />
üblichen Dosen von Muskatnuss <strong>und</strong><br />
Macis besteht nach bisherigen Erkenntnissen<br />
aber ke<strong>in</strong>e akute oder<br />
chronische Toxizität.<br />
Sahnemeerrettich – zu wenig Sahne, zu viel Schwefel<br />
Meerrettich kommt frisch <strong>und</strong> als Dauerware<br />
(Glas, Tube) <strong>in</strong> den Verkehr. Ta-<br />
mg / kg Schwefeldioxid, aber bezogen<br />
zeugnis zwar unter dem Wert von 800<br />
felmeerrettich enthält ca. 60 – 70 % auf die verwendete Meerrettichpulpe,<br />
Meerrettich, Sahnemeerrettich oft nur ergaben sich Werte von bis zu 4000<br />
15 % Meerrettich sowie m<strong>in</strong>d. 2 % aus mg / kg. 8 von 10 Sahnemeerrettichen<br />
der Sahne stammendes Milchfett. Der (80%) wurden daher beanstandet.<br />
Sahneanteil muss auf dem Etikett angegeben<br />
se<strong>in</strong>. Dabei ist Sahne nicht<br />
Der Auffassung der Deutschen Fe<strong>in</strong>kost<strong>in</strong>dustrie,<br />
dass die <strong>in</strong> der ZZulV<br />
gleich Sahne. Steht im Zutatenverzeichnis<br />
Sahne, muss die Sahne nur<br />
genannte Höchstmenge für Meerrettichpulpe<br />
so zu <strong>in</strong>terpretieren sei,<br />
10 % Milchfett enthalten. Nur wenn<br />
dass unter Meerrettichpulpe auch das<br />
Schlagsahne draufsteht, muss der<br />
fertige Meerrettichenderzeugnis geme<strong>in</strong>t<br />
sei, kann nicht gefolgt werden.<br />
Milchfettgehalt der Sahne 30 % betragen.<br />
Bei 2 von 10 Sahnemeerrettichen<br />
Welche technologische Notwendigkeit<br />
(20 %) lag der analytisch über den Buttersäuregehalt<br />
ermittelte Sahneanteil<br />
sollte gegeben se<strong>in</strong>, auch die Sahne<br />
zu schwefeln? Die Schwefelung von<br />
deutlich (bis zu 30 %) unter dem deklarierten<br />
Wert.<br />
Sahne oder Schlagsahne ist <strong>in</strong> der<br />
ZZulV nicht zugelassen.<br />
Zur Herstellung von Meerrettichdauerwaren<br />
wird vorzerkle<strong>in</strong>erter Meerrettich<br />
(Meerrettichpulpe) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Farbstoffe <strong>in</strong> Chilli <strong>und</strong> Paprika –<br />
Fortsetzung folgt<br />
Meerrettich verfärbt sich beim Zerkle<strong>in</strong>ern<br />
bei Luftzutritt rasch bräunlich-grau.<br />
Um dies zu unterb<strong>in</strong>den, ist Proben Paprika, Chilli, Kurkuma, Curry,<br />
Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 118<br />
die Verwendung von Schwefeldioxid sowie Würzmittel <strong>und</strong> Würzsoßen, die<br />
<strong>und</strong> Sulfiten bis zu e<strong>in</strong>er Höchstmenge<br />
von 800 mg / kg <strong>in</strong> der Meerrettichten,<br />
untersucht. Aufgr<strong>und</strong> gezielter<br />
Chili oder Paprika als Zutaten enthielpulpe<br />
zugelassen. Die 3 untersuchten Probenahme konnten immer noch <strong>in</strong><br />
Proben Tafelmeerrettich waren mit Gehalten<br />
um 220 mg / kg im Enderzeug-<br />
im Bereich von 2 bis 19 mg / kg aufge-<br />
6 Proben (5,1 %) verbotene Farbstoffe<br />
nis, dies entspricht e<strong>in</strong>em Gehalt von f<strong>und</strong>en werden. Dies s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>gfügig<br />
ca. 150 mg / kg <strong>in</strong> der verwendeten mehr Proben als im Vorjahr (4,4 %).<br />
Meerrettichpulpe, unauffällig. Anders Bei den nachgewiesenen Farbstoffen<br />
beim Sahnemeerrettich. Alle 10 untersuchten<br />
Produkte lagen im Ender- Pararot <strong>und</strong> Rhodam<strong>in</strong><br />
handelte es sich um Sudan I, Sudan IV,<br />
B.
Alkoholfreie Getränke Jahresbericht 2006 43<br />
Alkoholfreie Getränke<br />
Fruchtsäfte, Fruchtnektare <strong>und</strong> alkoholfreie Erfrischungsgetränke<br />
Patul<strong>in</strong>, Benzol <strong>und</strong> trans-1,3-Pentadien –<br />
unerwünschte Inhaltsstoffe <strong>und</strong> ihre Ursachen<br />
Benzol wird als krebserregender <strong>und</strong> keimzellschädigender<br />
Stoff beurteilt. In der Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung<br />
ist e<strong>in</strong> Grenzwert für Benzol von 1 µg / l festgelegt, der<br />
von der WHO empfohlene Richtwert für Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
beträgt 10 µg / l.<br />
Berichten zufolge wurden <strong>in</strong> Großbritannien Benzolgehalte<br />
von 11 <strong>und</strong> 28 µg / l <strong>in</strong> Erfrischungsgetränken festgestellt. E<strong>in</strong>e<br />
mögliche Bildung von Benzol aus dem Konservierungsstoff<br />
Benzoesäure bei Anwesenheit von Ascorb<strong>in</strong>säure sowie<br />
Kupfer- oder Eisen-Ionen wird <strong>in</strong> Erwägung gezogen.<br />
Zu dieser Fragestellung wurden vom CVUA Karlsruhe 108<br />
Erfrischungsgetränke auf ihren Benzolgehalt untersucht.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Nachweisgrenze von 0,12 µg / l war bei 52 % der<br />
Proben e<strong>in</strong> Benzolgehalt im Bereich der Nachweisgrenze<br />
feststellbar, der höchste Gehalt lag bei 2,8 µg / l. Die ermittelten<br />
Benzolgehalte <strong>in</strong> Erfrischungsgetränken s<strong>in</strong>d nach<br />
derzeitigem Kenntnistand als sehr ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>zustufen <strong>und</strong><br />
ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Anbetracht der Gesamtbenzolbelastung der<br />
Verbraucher aus ges<strong>und</strong>heitlicher Sicht nicht relevant.<br />
In mehreren Erfrischungsgetränken wurden weißliche,<br />
watteartige Verunre<strong>in</strong>igungen sowie e<strong>in</strong> stechend-süßlicher,<br />
an Kunststoff er<strong>in</strong>nernder Geruch festgestellt. Bei<br />
der chemischen Untersuchung war als Hauptkomponente<br />
trans-1,3-Pentadien nachweisbar. Zwischen beiden Beobachtungen<br />
besteht e<strong>in</strong> Zusammenhang: So bestanden die<br />
weißlichen Verunre<strong>in</strong>igungen aus Schimmelpilzen der Gattung<br />
Penicillium, die den <strong>in</strong> den Getränken vorhandenen<br />
Konservierungsstoff Sorb<strong>in</strong>säure zu trans-1,3-Pentadien<br />
abzubauen vermögen.<br />
Zu Patul<strong>in</strong> siehe Teil IV, Kapitel Mykotox<strong>in</strong>e.<br />
Ananassäfte aus Konzentrat – fehlende Aromastoffe<br />
Unvollständige Verkehrsbezeichnung<br />
Nach der Fruchtsaftverordnung muss zwischen den Verkehrsbezeichnungen<br />
„Fruchtsaft“ <strong>und</strong> „Fruchtsaft aus<br />
Fruchtsaftkonzentrat“ streng unterschieden werden. Unzulässig<br />
ist daher die Praxis e<strong>in</strong>iger Hersteller, e<strong>in</strong>e für aus<br />
Konzentraten hergestellte Fruchtsäfte korrekte Verkehrsbezeichnung<br />
wie „Orangensaft aus Orangensaftkonzentrat“<br />
nur an e<strong>in</strong>er Stelle des Etiketts anzugeben <strong>und</strong> an anderen,<br />
hervorgehobenen Etikettenpositionen die besser kl<strong>in</strong>gende<br />
Bezeichnung „Orangensaft“ zu verwenden.<br />
Getränke aus Schankanlagen<br />
Zur Überprüfung der Betriebshygiene wurden auch <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr offen an den Verbraucher abgegebene<br />
alkoholfreie Getränke aus Gaststätten,<br />
Kant<strong>in</strong>en <strong>und</strong> ähnlichen Betrieben<br />
untersucht. Teilweise war das<br />
Vorkommen hoher Gehalte an<br />
coliformen Keimen, Milchsäurebakterien<br />
<strong>und</strong> Hefen zu beanstanden.<br />
Dieses Keimspektrum<br />
weist auf Mängel <strong>in</strong> der<br />
Personal- bzw. Betriebshygiene<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e damit verb<strong>und</strong>ene sek<strong>und</strong>äre<br />
Kontam<strong>in</strong>ation der Getränke,<br />
z. B. durch unzureichende<br />
Re<strong>in</strong>igung der Getränkeschankanlagen,<br />
h<strong>in</strong>. In e<strong>in</strong>igen dieser Proben ergab<br />
die chemische Untersuchung zusätzlich erhöhte<br />
Gehalte an Milchsäure <strong>und</strong> Ethanol. E<strong>in</strong> weiterer Beanstandungsgr<strong>und</strong><br />
war die fehlende Kenntlichmachung der <strong>in</strong><br />
den Erfrischungsgetränken enthaltenen Zusatzstoffe, wie<br />
Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Süßungsmittel, Koffe<strong>in</strong><br />
oder Ch<strong>in</strong><strong>in</strong>.<br />
Ananassäfte fielen bei der sensorischen Prüfung durch<br />
e<strong>in</strong> nur schwach ausgeprägtes Ananasaroma auf. Die chemisch-analytische<br />
Untersuchung zeigte, dass <strong>in</strong> den Proben<br />
die typischen flüchtigen Aromastoffkomponenten fehlten<br />
<strong>und</strong> somit bei der Rückverdünnung der Säfte aus Konzentrat<br />
die fehlenden Aromen wohl nicht wieder zugesetzt<br />
worden waren. Dies entspricht nicht den <strong>in</strong> der Fruchtsaftverordnung<br />
festgelegten Herstellungsanforderungen<br />
an e<strong>in</strong>en Fruchtsaft aus Konzentrat, wonach dem Saft die<br />
bei der Konzentrierung verloren gegangenen Aromastoffe<br />
wieder h<strong>in</strong>zuzufügen s<strong>in</strong>d.
44 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
M<strong>in</strong>eralwasser, Quellwasser, Tafelwasser<br />
Abb.:<br />
Sensorische<br />
Untersuchung von<br />
M<strong>in</strong>eralwässern<br />
Weniger Schwermetalle durch neue Grenzwerte<br />
Nicht alle natürlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>eralwasser vorkommenden<br />
Bestandteile s<strong>in</strong>d toxikologisch unbedenklich. Um ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Gefahren durch diese Bestandteile beim Genuss<br />
natürlicher M<strong>in</strong>eralwässer auszuschließen, werden ihre Gehalte<br />
über Grenzwerte begrenzt. Zum 1. Januar 2006 wurden<br />
e<strong>in</strong>ige dieser Grenzwerte aus Vorsorgegründen weiter<br />
abgesenkt. Niedrigere Konzentrationen müssen<br />
seitdem für Antimon, Arsen <strong>und</strong> Cadmium<br />
e<strong>in</strong>gehalten werden. E<strong>in</strong> besonderes<br />
Augenmerk gilt hierbei dem Arsen, da<br />
es <strong>in</strong> vielen unbehandelten M<strong>in</strong>eral-<br />
Rohwässern <strong>in</strong> Gehalten deutlich<br />
über dem Grenzwert vorkommt.<br />
Neu <strong>in</strong> Kraft getreten ist e<strong>in</strong> Grenzwert<br />
für Mangan, nach Eisen das<br />
zweithäufigste Schwermetall der<br />
Erdkruste <strong>und</strong> daher auch <strong>in</strong> vielen<br />
Rohwässern enthalten. Natürliche<br />
M<strong>in</strong>eralwässer, <strong>in</strong> denen die Konzentrationen<br />
dieser Schwermetalle zu hoch<br />
s<strong>in</strong>d, werden <strong>in</strong> den Brunnenbetrieben zum<br />
Schutz der öffentlichen Ges<strong>und</strong>heit e<strong>in</strong>er Behandlung<br />
zum Ausfällen dieser Stoffe unterzogen, dies zum<br />
Teil mit erheblichem Aufwand. Die Untersuchungen im<br />
Jahr 2006 ergaben, dass <strong>in</strong> allen untersuchten natürlichen<br />
M<strong>in</strong>eralwässern bei der Abfüllung die neuen Grenzwerte<br />
e<strong>in</strong>gehalten wurden.<br />
Zum 12.12.2006 trat für abgefüllte Wässer, die mit der besonderen<br />
Angabe „geeignet zur Zubereitung von Säugl<strong>in</strong>gsnahrung“<br />
werben, e<strong>in</strong> Grenzwert für das Schwermetall<br />
Uran von 2 µg / l <strong>in</strong> Kraft. Begründet ist dieser niedrige<br />
Wert mit dem nierentoxischen Potenzial von Uran. Die<br />
Strahlenbelastung ist bei diesem Gehalt vernachlässigbar<br />
ger<strong>in</strong>g. Bei der überwiegenden Zahl der untersuchten Proben<br />
wurde der Grenzwert bereits vor se<strong>in</strong>em Inkrafttreten<br />
e<strong>in</strong>gehalten. Außerhalb der speziellen Kennzeichnung „für<br />
Säugl<strong>in</strong>ge“ gibt es für den Urangehalt ke<strong>in</strong>en Grenzwert.<br />
Jede fünfte Probe enthielt mehr als 2 µg / l, der höchste<br />
Gehalt lag bei 35 µg / l Uran bei M<strong>in</strong>eralwasser ohne den<br />
speziellen H<strong>in</strong>weis „für Säugl<strong>in</strong>gsnahrung“.<br />
Weniger M<strong>in</strong>eralien: Trend zum leichten M<strong>in</strong>eralwasser<br />
Nur etwa die Hälfte der im Berichtsjahr untersuchten natürlichen<br />
M<strong>in</strong>eralwässer wiesen e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>eralstoffgehalt über<br />
1000 mg / l auf. Dieser M<strong>in</strong>dest-Gehalt war lange Jahre<br />
für deutsche Wässer e<strong>in</strong>e Voraussetzung für die amtliche<br />
Anerkennung als natürliches M<strong>in</strong>eralwasser.<br />
Fast 30 % betrug im Untersuchungsjahr der Anteil an M<strong>in</strong>eralwässern,<br />
die weniger als 500 mg / l M<strong>in</strong>eralstoffe aufwiesen<br />
<strong>und</strong> daher mit e<strong>in</strong>em niedrigen M<strong>in</strong>eralstoffgehalt<br />
werben könnten. Jedes zehnte untersuchte Wasser wies<br />
sogar e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>eralstoffgehalt unter 100 mg / l auf. Der<br />
niedrigste Gehalt lag bei 13 mg / l M<strong>in</strong>eralien. Der Verzehr<br />
von nur leicht m<strong>in</strong>eralisierten Wässern wird zurzeit <strong>in</strong> der<br />
Öffentlichkeit als besonders empfehlenswert beworben.<br />
Rechtliche Vorgaben für e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>destm<strong>in</strong>eralstoffgehalt<br />
gibt es derzeit nicht, die ges<strong>und</strong>heitliche Bewertung e<strong>in</strong>es<br />
dauerhaften Verzehrs niedrigst m<strong>in</strong>eralisierter Wässer steht<br />
noch aus.<br />
Zu viel Geruch: Abweichungen bis zur<br />
öffentlichen Warnung<br />
Im Berichtsjahr beschwerten sich zahlreiche Verbraucher<br />
über bestimmte französische Quellwässer. Immer wieder<br />
trat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Flaschen e<strong>in</strong> penetranter Geruch nach<br />
Diesel oder Masch<strong>in</strong>enöl oder e<strong>in</strong> deutlich schweißiger<br />
Geruch auf. Es handelte sich um Kunststoff-Flaschen, die<br />
alle am selben Quellort abgefüllt worden waren. E<strong>in</strong>zelne<br />
Verbraucher klagten nach dem Genuss des Wassers über<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Probleme wie Schw<strong>in</strong>del, Unwohlse<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> Magenbeschwerden. Die Auffälligkeiten, die sich oft<br />
erst e<strong>in</strong>ige Zeit nach dem Öffnen der Flaschen bemerkbar<br />
machten, traten nur bei Verbrauchern auf. Vergleichsproben<br />
derselben Chargen waren ebenso wie Rückstellproben<br />
des Herstellers unauffällig. Auch nach längerer Lagerung<br />
der im Labor geöffneten Flaschen traten ke<strong>in</strong>e Auffälligkeiten<br />
auf. Die Ursache konnte trotz <strong>in</strong>tensiver Bemühungen<br />
nicht ermittelt werden, da die sensorischen Abweichungen<br />
chemisch-analytisch nicht zu fassen waren. Vom Hersteller<br />
erfolgte e<strong>in</strong> Rückruf der betroffenen Chargen. Die Öffentlichkeit<br />
wurde durch Pressemitteilungen <strong>in</strong>formiert.<br />
E<strong>in</strong>e zweite Serie mit Beschwerdeproben begann gegen<br />
Ende des Jahres. M<strong>in</strong>eralwasser <strong>in</strong> PET -Flaschen vorwiegend<br />
e<strong>in</strong>es Herstellers wies e<strong>in</strong>en dumpfen, muffigen Geruch<br />
<strong>und</strong> Geschmack auf. Auch hier waren aus verschiedenen<br />
Chargen immer nur e<strong>in</strong>zelne Flaschen betroffen. Im<br />
Unterschied zu der ersten Beschwerdewelle traten auch<br />
<strong>in</strong> Flaschen, die orig<strong>in</strong>alverschlossen im Labor e<strong>in</strong>trafen,<br />
Abweichungen auf. Als mögliche Verursacher kamen zwei<br />
Verb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> Betracht: 4-Allylanisol <strong>und</strong> 2,4,6-Trichloranisol.<br />
Letztere verursacht auch den unerwünschten „Korkgeschmack“<br />
im We<strong>in</strong>. Auf welchem Weg die Kontam<strong>in</strong>ation<br />
<strong>in</strong> das M<strong>in</strong>eralwasser gelangte, konnte noch nicht abschließend<br />
geklärt werden. Möglicherweise führte der Weg über<br />
die Verschlüsse der Flaschen. E<strong>in</strong>zelne Großbehälter aus<br />
Karton, <strong>in</strong> denen die Verschlüsse verpackt waren, wurden<br />
auf mit Holzschutzmittel behandelten Paletten gelagert.<br />
Hierdurch könnte e<strong>in</strong> Teil der Verschlüsse geruchlich bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
worden se<strong>in</strong>. Dies würde auch erklären, dass immer<br />
nur wenige Flaschen e<strong>in</strong>er Charge betroffen waren.
We<strong>in</strong>, Erzeugnisse aus We<strong>in</strong> Jahresbericht 2006 45<br />
We<strong>in</strong> <strong>und</strong> Erzeugnisse aus We<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>geschenkter We<strong>in</strong> – nicht<br />
immer re<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong> W<strong>in</strong>zer hatte e<strong>in</strong>e Teilmenge e<strong>in</strong>es<br />
angereicherten Qualitätswe<strong>in</strong>es<br />
mit Wasser versetzt <strong>und</strong> als Besenwe<strong>in</strong><br />
ausgeschenkt. E<strong>in</strong> Anfangsverdacht<br />
hatte sich bei der Kontrolle der<br />
We<strong>in</strong>buchführung durch den zuständigen<br />
We<strong>in</strong>kontrolleur ergeben. Es<br />
konnte nachgewiesen werden, dass<br />
der Wässerungsgrad bei etwa 10 %<br />
lag. In e<strong>in</strong>igen Fällen fielen We<strong>in</strong>e,<br />
e<strong>in</strong>schließlich Perlwe<strong>in</strong> <strong>und</strong> offener<br />
Besenwe<strong>in</strong>, negativ durch Schimmelnote,<br />
Essigstich, Böckser oder Geruch<br />
nach freiem Schwefeldioxid auf. E<strong>in</strong>ige<br />
Tafelwe<strong>in</strong>e waren überangereichert<br />
<strong>und</strong> damit nicht verkehrsfähig. Die<br />
Anreicherung erfolgt zulässigerweise<br />
zum Zwecke der Alkoholerhöhung,<br />
z. B. mittels Zugabe von Saccharose<br />
zu Traubenmost, allerd<strong>in</strong>gs ist dies nur<br />
bis zu e<strong>in</strong>er genau geregelten Höchstmenge<br />
zulässig.<br />
Berechtigter Beschwerdegr<strong>und</strong> über<br />
e<strong>in</strong>en Württemberger Troll<strong>in</strong>ger war<br />
e<strong>in</strong> beißender <strong>und</strong> stechender Geruch.<br />
Chemisch konnte e<strong>in</strong> deutlich<br />
erhöhter Gehalt an Schwefeldioxid<br />
festgestellt werden, sodass die Probe<br />
als von nicht ges<strong>und</strong>er Beschaffenheit<br />
beanstandet werden musste. Weitere<br />
Recherchen der We<strong>in</strong>kontrolle im<br />
Betrieb ergaben, dass die Ursache<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em technischen Mangel des<br />
Tauchbadsterilisators für die Leerflaschen<br />
lag. Da noch e<strong>in</strong>e weitere Flasche<br />
aus e<strong>in</strong>er anderen Abfüllcharge<br />
als Verbraucherbeschwerde vorgelegt<br />
wurde, erfolgte e<strong>in</strong>e öffentlichen Information<br />
des Herstellerbetriebes über<br />
diesen Abfüllfehler.<br />
Weitere begründete Beschwerden<br />
aus anderen Betrieben betrafen Trübungen<br />
<strong>in</strong>folge von Nachgärung oder<br />
deutlich erhöhte Gehalte an Essigsäure<br />
<strong>und</strong> Ethylacetat (Lösungsmittelgeruch).<br />
Durch Importverbote auf russischer<br />
Seite mussten sich osteuropäische<br />
Länder alternative Absatzmärkte erschließen.<br />
Deswegen gelangten 2006<br />
verstärkt We<strong>in</strong>e aus ehemaligen Sowjetrepubliken<br />
wie Moldawien <strong>und</strong> Georgien<br />
auf den europäischen Markt.<br />
E<strong>in</strong> Überwachungsschwerpunkt wurde<br />
deshalb auf diese Erzeugnisse gelegt.<br />
Die meisten Beanstandungen<br />
entfielen auf georgische We<strong>in</strong>e: Von<br />
18 Proben waren 17 zu beanstanden.<br />
Jede der beanstandeten Proben wies<br />
vielfältige Kennzeichnungsmängel auf.<br />
Bei 10 georgischen We<strong>in</strong>en wurden<br />
außerdem stoffliche Beanstandungen<br />
ausgesprochen: In 7 Proben wurde<br />
durch Stabilisotopenuntersuchungen<br />
der Zusatz we<strong>in</strong>fremden Zuckers<br />
nachgewiesen, 2 Proben waren nicht<br />
identisch mit dem zur E<strong>in</strong>fuhr vorgelegten<br />
Analysenzertifikat.<br />
Im Vergleich dazu wurde bei 12 moldawischen<br />
We<strong>in</strong>en lediglich zweimal<br />
(17 %) aus stofflichen Gründen beanstandet:<br />
2 Proben waren überangereichert,<br />
e<strong>in</strong>e dieser Proben war außerdem<br />
– unter Umständen im Zuge<br />
der Anreicherung – mit Fremdwasser<br />
versetzt worden. Immerh<strong>in</strong> 7 moldawische<br />
We<strong>in</strong>e fielen jedoch durch<br />
fehlerhafte Kennzeichnung auf. Bei<br />
e<strong>in</strong>em bulgarischen Weißwe<strong>in</strong> wurde<br />
e<strong>in</strong> Zusatz sowohl von Fremdwasser<br />
als auch von traubenfremdem Zucker<br />
zur Süßung festgestellt.<br />
Bei e<strong>in</strong>igen, größtenteils deutschen<br />
Perlwe<strong>in</strong>en waren erneut Überdrücke<br />
jenseits des maximal zulässigen<br />
Überdrucks von 2,5 bar festzustellen.<br />
Offensichtlich weisen die Kontroll- <strong>und</strong><br />
Steuerungsmaßnahmen beim Füllvorgang<br />
<strong>in</strong> den Lohnverperlbetrieben immer<br />
noch Lücken auf.<br />
Im We<strong>in</strong> liegt Wahrheit – der<br />
Schw<strong>in</strong>del liegt im Etikett<br />
Die Flaschenausstattung ist e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Entscheidungskriterium beim<br />
Kauf von We<strong>in</strong>. So s<strong>in</strong>d Flaschen etwa<br />
mit großformatigen Abbildungen<br />
des Heidelberger Schlosses vor allem<br />
auch für ausländische Besucher dieser<br />
Touristenattraktion e<strong>in</strong>e beliebte<br />
Urlaubser<strong>in</strong>nerung. Die Abbildungen<br />
von alten Stichen des Heidelberger<br />
Schlosses s<strong>in</strong>d aber nicht immer e<strong>in</strong><br />
Indiz für Heidelberger We<strong>in</strong>. Manche<br />
untersuchten Flaschen enthielten verbotenerweise<br />
überhaupt ke<strong>in</strong>en We<strong>in</strong><br />
aus der Region, z. T. sogar von ganz<br />
anderen Anbaugebieten, etwa aus<br />
der Pfalz.<br />
Irreführung macht auch nicht vor<br />
Grenzen Halt: Spanier mit russischem<br />
Akzent<br />
Bewohner der ehemaligen Sowjetunion<br />
bevorzugen oft liebliche bis süße<br />
We<strong>in</strong>e, wie sie sie auch von ihrer<br />
Heimat her kennen. We<strong>in</strong>e aus den<br />
dortigen Anbaugebieten des Schwarzmeergebietes,<br />
Georgiens <strong>und</strong> Moldawiens<br />
s<strong>in</strong>d meist mit hoher Restsüße<br />
im Handel. Schaumwe<strong>in</strong>e <strong>und</strong> We<strong>in</strong>e<br />
dieser Art werden russischen Kun-
46 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Abb.:<br />
Glühwe<strong>in</strong> zur<br />
Weihnachtszeit:<br />
manchmal e<strong>in</strong>e<br />
geruchliche Disharmonie<br />
den zum Verkauf <strong>in</strong> speziellen Läden<br />
angeboten. Die Etikettierungen s<strong>in</strong>d<br />
vordergründig <strong>in</strong> kyrillischer Schrift<br />
gehalten, um e<strong>in</strong>e Herkunft aus der<br />
ehemaligen russischen Heimat zu<br />
belegen oder aber auch nur vorzutäuschen.<br />
Bei e<strong>in</strong>em als „Stal<strong>in</strong>s We<strong>in</strong>“<br />
aufgemachten Erzeugnis handelte es<br />
sich irreführenderweise um e<strong>in</strong>en billigen<br />
spanischen Tafelwe<strong>in</strong>, wie sich<br />
nach genauerem Studium des Kle<strong>in</strong>gedruckten<br />
auf dem Rückenetikett<br />
herausstellte.<br />
Mehr Sche<strong>in</strong> als Se<strong>in</strong>:<br />
Kreativität bei der Verwendung<br />
der amtlichen Prüfungsnummer<br />
Deutscher Qualitätswe<strong>in</strong> darf nur<br />
nach Erteilung e<strong>in</strong>er amtlichen Prüfungsnummer<br />
(A.P.Nr.) <strong>in</strong> den Verkehr<br />
gebracht werden. Die Vermarktung<br />
war aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen erfolgt, obwohl<br />
erst gar ke<strong>in</strong>e A.P.Nr. beantragt<br />
worden war oder aber der angestellte<br />
We<strong>in</strong> bei der sensorischen Prüfung<br />
von der Prüfbehörde abgelehnt worden<br />
war <strong>und</strong> deswegen ke<strong>in</strong>e A.P.Nr.<br />
erteilt werden konnte. Die z. T. frei erf<strong>und</strong>ene<br />
A.P.Nr. <strong>und</strong> die unzutreffende<br />
Angabe „Qualitätswe<strong>in</strong>“ wurden<br />
als irreführend beurteilt. In e<strong>in</strong>em<br />
besonders dreisten Fall hatte e<strong>in</strong> Betrieb<br />
se<strong>in</strong> gesamtes Sortiment von 31<br />
We<strong>in</strong>en mit frei erf<strong>und</strong>enen amtlichen<br />
Prüfungsnummern <strong>in</strong> den Verkehr gebracht.<br />
Weiterh<strong>in</strong> mussten 3 We<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>es<br />
Betriebes beanstandet werden,<br />
die zwar mit der beantragten amtlichen<br />
Prüfungsnummer ausgestattet<br />
waren, diese aber aufgr<strong>und</strong> von sensorischen<br />
Mängeln bei der Qualitätswe<strong>in</strong>prüfung<br />
gar nicht erhalten hatten.<br />
In e<strong>in</strong>em weiteren besonders schwerwiegenden<br />
Fall hatte der verantwortliche<br />
Kellermeister e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>zergenossenschaft<br />
über e<strong>in</strong> Jahr h<strong>in</strong>weg<br />
nur knapp 25 % der erzeugten We<strong>in</strong>e<br />
zur amtlichen Qualitätswe<strong>in</strong>prüfung<br />
angestellt. Die restliche Menge von<br />
ca. 1,4 Millionen Litern wurde mit<br />
frei erf<strong>und</strong>enen Prüfungsnummern<br />
versehen <strong>und</strong> verbotswidrig als Qualitätswe<strong>in</strong><br />
bzw. als Qualitätswe<strong>in</strong> mit<br />
Prädikat <strong>in</strong> den Verkehr gebracht. Bis<br />
auf die Liste über die Abfüllungen der<br />
We<strong>in</strong>e fehlten darüber h<strong>in</strong>aus die vorgeschriebenen<br />
Aufzeichnungen <strong>in</strong> der<br />
We<strong>in</strong>buchführung.<br />
Weihnachtsstimmung überdeckt<br />
manchen We<strong>in</strong>fehler<br />
In vorweihnachtlicher Stimmung<br />
auf dicht gedrängten<br />
Weihnachtsmärkten bemerkt<br />
manch e<strong>in</strong>er nicht, welches<br />
Getränk er sich für teures Geld<br />
als stimmungsaufhellenden<br />
„Glühwe<strong>in</strong>“ hat ausschenken<br />
lassen. Bei Glühwe<strong>in</strong> handelt<br />
es sich um e<strong>in</strong> aromatisiertes<br />
we<strong>in</strong>haltiges Getränk aus We<strong>in</strong><br />
unter Verwendung von Gewürzen,<br />
hauptsächlich Zimt <strong>und</strong><br />
Gewürznelke. Andere beigegebene<br />
aromatisierende Lebensmittel<br />
wie Orange oder Zitrone<br />
s<strong>in</strong>d üblich. Durch die Aromatisierung<br />
wird der ursprüngliche<br />
We<strong>in</strong>charakter weitgehend zurückgedrängt<br />
<strong>und</strong> die Gewürze<br />
überwiegen das Geschmacksbild.<br />
E<strong>in</strong> Glühwe<strong>in</strong> fiel durch e<strong>in</strong>en<br />
deutlichen Essigstich auf.<br />
Analytisch wurde <strong>in</strong> dem We<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> deutlich erhöhter Gehalt an<br />
flüchtiger Säure (u. a. Essigsäure)<br />
ermittelt. Der zur Herstellung<br />
des Glühwe<strong>in</strong>es verwendete<br />
Ausgangswe<strong>in</strong> war somit<br />
nicht mehr von handelsüblicher<br />
Beschaffenheit, d. h. er hätte<br />
als We<strong>in</strong> nicht mehr verkauft<br />
werden dürfen, sondern vernichtet<br />
werden müssen bzw.<br />
zu Essig weiterverarbeitet werden<br />
können. Um dies zu umgehen,<br />
wurde der We<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Pfälzer Kellerei <strong>in</strong>s Badische als<br />
Glühwe<strong>in</strong> „entsorgt“.<br />
Glühwe<strong>in</strong> – Entwarnung bezüglich<br />
Cumar<strong>in</strong><br />
Cumar<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> natürlicher, aromatisierender<br />
Lebensmittel<strong>in</strong>haltsstoff <strong>in</strong><br />
Zimt. Im Gegensatz zu Ceylon-Zimt<br />
s<strong>in</strong>d im „Cassia-Zimt“ teilweise sehr<br />
hohe Konzentrationen zu f<strong>in</strong>den. Bei<br />
der toxikologischen Bewertung geht<br />
das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung<br />
(BfR) heute davon aus, dass Cumar<strong>in</strong><br />
bei besonders empf<strong>in</strong>dlichen<br />
Personen schon <strong>in</strong> relativ kle<strong>in</strong>en Mengen<br />
reversible Leberschäden verursachen<br />
kann. Als tolerierbare tägliche<br />
Aufnahmemenge (TDI-Wert – tolerabel<br />
daily <strong>in</strong>take) werden maximal 0,1<br />
mg Cumar<strong>in</strong> je Kilogramm Körpergewicht<br />
angesehen.<br />
Die Aromenverordnung lässt für Lebensmittel<br />
e<strong>in</strong>en Cumar<strong>in</strong>e<strong>in</strong>trag aus<br />
Pflanzenteilen von maximal 2 Milligramm<br />
pro Kilogramm Lebensmittel<br />
zu. Bei Verwendung von Cassia-Zimt<br />
kann also auch Glühwe<strong>in</strong> Cumar<strong>in</strong><br />
enthalten. Aufgr<strong>und</strong> der Untersuchungsergebnisse<br />
kann Entwarnung<br />
für Glühwe<strong>in</strong> gegeben werden. 53<br />
Proben Glühwe<strong>in</strong> wurden untersucht.<br />
Bei den Untersuchungen wurden unter<br />
Berücksichtigung des TDI-Wertes<br />
ke<strong>in</strong>e erhöhten Werte festgestellt.<br />
Bei den untersuchten 5 Proben K<strong>in</strong>derpunsch<br />
waren die festgestellten<br />
Gehalte ebenso unauffällig.<br />
Aus der Arbeit der We<strong>in</strong>kontrolle<br />
Wie <strong>in</strong> den Vorjahren richtete die We<strong>in</strong>kontrolle<br />
auch im Jahr 2006 e<strong>in</strong> Augenmerk<br />
auf die Verwendung negativ<br />
beschiedener Erzeugnisse sowie auf<br />
die Wiederholungsprüfungen vormals<br />
abgelehnter We<strong>in</strong>e (vgl. oben).<br />
Infolge der zunehmenden Nachfrage<br />
seitens der We<strong>in</strong>wirtschaft nach<br />
Buchführungsverfahren mittels elektronischer<br />
Datenverarbeitung wurden<br />
im Jahr 2006 zwei neue Systeme zur<br />
We<strong>in</strong>buchführung mittels Computer<br />
erstmals zum E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Württemberg<br />
angemeldet. Nach entsprechender<br />
Eignungsprüfung durch die We<strong>in</strong>kontrolle<br />
<strong>und</strong> der Beseitigung der festgestellten<br />
formellen <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlichen<br />
Fehler der Systeme konnte <strong>in</strong> beiden
Alkoholische Getränke Jahresbericht 2006 47<br />
Fällen e<strong>in</strong>er Zulassung der Systeme<br />
als offizielle We<strong>in</strong>buchführung zugestimmt<br />
werden. In der Herbstkampagne<br />
2006 wurde seitens der württembergischen<br />
We<strong>in</strong>wirtschaft erstmals<br />
rektifiziertes Traubenmostkonzentrat<br />
zum Zwecke der Erhöhung des natürlichen<br />
Alkoholgehaltes e<strong>in</strong>gesetzt. Die<br />
Überprüfung der hierfür notwendigen<br />
Dokumentationen <strong>und</strong> die Kontrollen<br />
während der Anwendung des Verfahrens<br />
führten jedoch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall zu<br />
e<strong>in</strong>er Beanstandung.<br />
In e<strong>in</strong>igen Fällen musste die We<strong>in</strong>kontrolle<br />
mangelnde Wahrnehmung der<br />
Buchführungspflichten beanstanden.<br />
Bei e<strong>in</strong>igen Partien We<strong>in</strong>, für die wegen<br />
unzulässigerweise angewendeter<br />
oenologischer Verfahren behördlich<br />
die Vernichtung angeordnet worden<br />
war, hatte die We<strong>in</strong>kontrolle den Vollzug<br />
dieser Anordnungen zu überwachen.<br />
Zu überwachen war auch die<br />
E<strong>in</strong>haltung der Versuchsbed<strong>in</strong>gungen<br />
bei der Fortsetzung der amtlich<br />
genehmigten Versuche zur – mittlerweile<br />
zulässigen – Aromatisierung<br />
von We<strong>in</strong> mittels Eichenholzspänen.<br />
Schließlich hatten die We<strong>in</strong>kontrolleure<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes zur<br />
Untersuchung von mittels des Transvasierverfahrens<br />
hergestelltem Sekt auf<br />
Fremdkohlensäure zahlreiche Proben<br />
zu entnehmen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den jeweiligen<br />
Sektkellereien umfangreiche für die<br />
Auswertung des Projektes bedeutsame<br />
Daten zu erheben.<br />
E<strong>in</strong>e defekte Vorfiltration während der<br />
Abfüllung führte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall dazu,<br />
dass das Erzeugnis nachträglich biologisch<br />
belastet wurde. Neben der<br />
Beanstandung des Erzeugnisses wurde<br />
nachdrücklich auf die Überprüfung<br />
der betrieblichen Kontrollstandards<br />
h<strong>in</strong>gewirkt.<br />
Alkoholische Getränke (außer We<strong>in</strong>)<br />
Produkt Probenzahl Untersuchungs parameter Grenz- / Richtwert Grenzwertüberschreitungen<br />
Anteil<br />
<strong>in</strong> %<br />
Ethylcarbamat <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>obstbränden<br />
Das Internationale Krebsforschungszentrum IARC („International<br />
Es bildet sich unter anderem aus Blausäure,<br />
die beim Brennvorgang <strong>in</strong> das<br />
Agency for Research on Cancer“) hat vor kurzem e<strong>in</strong>e Neubewertung<br />
von Ethylcarbamat vorgenommen. Ethylcarbamat wurde dabei<br />
Destillat übergehen kann <strong>und</strong> zuvor<br />
als krebserregende Substanz bestätigt <strong>und</strong> sogar <strong>in</strong> die Gruppe 2A aus natürlichen Vorläufersubstanzen<br />
(„wahrsche<strong>in</strong>lich krebserregend für den Menschen“) hochgestuft. freigesetzt wird, die besonders <strong>in</strong><br />
Diese Bewertung unterstreicht die Wichtigkeit der Vermeidung von Obstste<strong>in</strong>en vorkommen.<br />
Ethylcarbamat <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>obstbränden.<br />
Daher wurde schon im Jahr 1986 e<strong>in</strong><br />
Richtwert von 0,4 mg / l Ethylcarbamat<br />
Ethylcarbamat wurde bereits 1974 von der IARC als „möglicherweise<br />
krebserzeugend für den Menschen“ (Gruppe ses Wertes um mehr als das Doppelte (0,8 mg / l) wird der<br />
<strong>in</strong> tr<strong>in</strong>kfertigem Brand festgelegt. Bei Überschreitung die-<br />
2B) e<strong>in</strong>gestuft. In nachfolgenden Untersuchungen wurde Obstbrand von der Lebensmittelüberwachung als nicht<br />
Ethylcarbamat <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Konzentrationen <strong>in</strong> allen Arten sicheres Lebensmittel beurteilt. Die betroffene Charge<br />
von fermentierten Lebensmitteln nachgewiesen, bedenkliche<br />
Gehalte im Milligramm pro Liter-Bereich wurden jedoch Umbrennen wieder freigegeben werden. Zurzeit müssen<br />
wird dann aus dem Verkehr gezogen <strong>und</strong> kann evtl. nach<br />
nur <strong>in</strong> Spirituosen gef<strong>und</strong>en. Insbesondere <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>obstdestillaten<br />
kommt Ethylcarbamat bei mangelhafter Her-<br />
Ethylcarbamatgehaltes beanstandet werden.<br />
immer noch 24 % aller untersuchten Proben wegen ihres<br />
stellungsweise vor.<br />
Ste<strong>in</strong>obstbrände 294 Ethylcarbamat 0,8 mg / l (Maßnahmewert) 72 24<br />
Obstbrände 592 Methanol 1 000 – 1 350 g / hl re<strong>in</strong>er Alkohol,<br />
3 0,5<br />
je nach Produkt<br />
Angabe des Alkoholgehaltes ± 0,3 Vol.- % 92 16<br />
erhöhte Anteile an Gärungsnebenprodukten<br />
(Vorlauf, Nachlauf unsauber<br />
27 5<br />
abgetrennt, Maische verdorben)<br />
Liköre 237 Angabe des Alkoholgehaltes ± 0,3 Vol.- % 18 8<br />
Emulsionsliköre 63 Allergenkennzeichnung Milch, (Kennzeichnung muss vorhanden 7 11<br />
Sahne<br />
se<strong>in</strong>)<br />
Alkoholische<br />
Getränke<br />
14 Cumar<strong>in</strong> 10 mg / kg 0 0<br />
Tabelle:<br />
Untersuchungsschwerpunkte<br />
bei<br />
Spirituosen
48 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Mittlerweile liegen umfangreiche Erkenntnisse über den<br />
Wirkungsmechanismus von Ethylcarbamat vor. In zahlreichen<br />
Tierversuchen wurde die krebserregende Wirkung<br />
bestätigt, <strong>und</strong> es konnte gezeigt werden, dass die Wirkungsweise<br />
von Ethylcarbamat <strong>in</strong> Versuchstieren <strong>und</strong><br />
im Menschen identisch ist. E<strong>in</strong> besonderes Problem ist<br />
die gleichzeitige Aufnahme von Ethylcarbamat <strong>und</strong> Alkohol,<br />
da durch Ethanol die krebserregende Wirkung von<br />
Ethylcarbamat verstärkt werden kann. Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />
Erkenntnisse wurde Ethylcarbamat von der IARC jetzt <strong>in</strong><br />
Gruppe 2A e<strong>in</strong>gestuft, die vergeben wird, wenn ke<strong>in</strong>e direkten<br />
Daten über die Wirkung im Menschen vorliegen,<br />
jedoch im Tierversuch e<strong>in</strong> ausreichender Nachweis<br />
für die Karz<strong>in</strong>ogenität erfolgt ist, <strong>und</strong><br />
starke Belege über die Übertragbarkeit<br />
der Wirkmechanismen auf den Menschen<br />
vorliegen (Näheres unter:<br />
http://monographs.iarc.fr/ENG/<br />
Meet<strong>in</strong>gs/vol96-summary.pdf).<br />
Die baden-württembergischen Untersuchungsergebnisse<br />
über Ethylcarbamat<br />
wurden im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
2006 gestarteten Datensammlung<br />
an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
(EFSA) zur toxikologischen<br />
Bewertung übermittelt.<br />
Insbesondere auch die möglichen Wechselwirkungen<br />
mit Alkohol verlangen weiterh<strong>in</strong> alle Anstrengungen,<br />
um Ethylcarbamat <strong>in</strong> Spirituosen zu vermeiden. Die<br />
Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämter Baden-<br />
Württemberg hatten anhand e<strong>in</strong>er umfangreichen Untersuchung<br />
e<strong>in</strong>fache <strong>und</strong> wirkungsvolle Tipps zur Vermeidung<br />
von Ethylcarbamat <strong>in</strong> der Brennerei aufgezeigt <strong>und</strong> veröffentlicht<br />
(siehe Jahresbericht 2005).<br />
Die Ethylcarbamatgehalte werden vor allem durch die<br />
Brennanlage <strong>und</strong> die Herstellung bee<strong>in</strong>flusst. Es hat sich<br />
gezeigt, dass Anlagen mit automatischer Spülvorrichtung<br />
besser abschneiden als Anlagen, die manuell gere<strong>in</strong>igt<br />
werden. Außerdem reduziert e<strong>in</strong> Kupferkatalysator die<br />
Ethylcarbamatgehalte. Diese E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d vor allem<br />
<strong>in</strong> neueren Anlagen zu f<strong>in</strong>den. Bei Problemen mit hohen<br />
Ethylcarbamatgehalten lohnt die Nachrüstung mit e<strong>in</strong>em<br />
Katalysator <strong>und</strong> / oder e<strong>in</strong>er Spülvorrichtung.<br />
Bei der Herstellung von Ste<strong>in</strong>obstbränden sollte man auch<br />
den Nachlauf nicht aus den Augen verlieren. Ethylcarbamat<br />
ist schwerflüchtig <strong>und</strong> reichert sich im Nachlauf an.<br />
Nachlauf ist also Ethylcarbamat-Konzentrat! Wer zu spät<br />
anfängt, auf den Nachlauf umzuschalten, macht sich unnötig<br />
Probleme. Bewährt hat sich die Nachlaufabtrennung<br />
spätestens bei e<strong>in</strong>em Alkoholgehalt von 50 % vol. Nachläufe<br />
von früheren Brennvorgängen sollte man nicht zugeben,<br />
weil man so die Ethylcarbamatkonzentration <strong>in</strong> der Maische<br />
erhöht. Besser ist es, die Nachläufe zu sammeln, geme<strong>in</strong>sam<br />
umzubrennen <strong>und</strong> dabei sehr großzügig abzutrennen.<br />
Es ist unbestritten, dass Ethylcarbamatvorstufen aus den<br />
Ste<strong>in</strong>en der Früchte kommen. Schonendes E<strong>in</strong>maischen<br />
<strong>und</strong> kurze Maischestandzeiten haben sich deswegen bewährt.<br />
Was nicht <strong>in</strong> der Maische landet, muss h<strong>in</strong>terher<br />
auch nicht entfernt werden.<br />
Panscherei <strong>und</strong> Betrug beim Ausschank<br />
alkoholischer Getränke<br />
Anlässlich von Gaststättendurchsuchungen aufgr<strong>und</strong><br />
Betrugsverdachts werden den Chemischen <strong>und</strong><br />
Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämtern Baden-Württemberg<br />
Proben zur Untersuchung übergeben.<br />
Als Beispiele für gefälschte Produkte seien<br />
weißer Rum e<strong>in</strong>er hochwertigen Marke<br />
wegen Verdachts auf „Panscherei“<br />
<strong>und</strong> Verdünnung oder mit e<strong>in</strong>er Discount-Marke<br />
gestreckter hochwertiger<br />
Wodka genannt. Auch Bier wurde<br />
<strong>in</strong> betrügerischer Absicht unter<br />
der Bezeichnung Export angeboten,<br />
obwohl es den nach badenwürttembergischer<br />
Verkehrsauffassung<br />
vorgeschriebenen Stammwürzegehalt<br />
von 12 % nicht erreichte<br />
<strong>und</strong> auf dem Faß e<strong>in</strong>e andere Biersorte<br />
angegeben war.<br />
Mit dem zur Verfügung stehenden Analysenspektrum<br />
kann dem Markenbetrug jedoch e<strong>in</strong>fach auf die<br />
Schliche gekommen werden. Bereits e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches physikalisches<br />
Messverfahren, e<strong>in</strong>e Leitfähigkeitsmessung,<br />
erlaubt <strong>in</strong> vielen Fällen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Unterscheidung zwischen<br />
echter Marke <strong>und</strong> gefälschtem Produkt. Die Unterscheidungsmöglichkeit<br />
beruht darauf, dass Spirituosen aus<br />
hochprozentigen Destillaten hergestellt <strong>und</strong> mit Wasser<br />
auf Tr<strong>in</strong>kstärke verdünnt werden. Je nach Ionengehalt des<br />
verwendeten Wassers <strong>und</strong> markenspezifischen Zusätzen<br />
s<strong>in</strong>d charakteristische Unterschiede <strong>in</strong> der Leitfähigkeit festzustellen.<br />
Sehr vorteilhaft ist die Leitfähigkeitsmessung<br />
<strong>in</strong>sbesondere bei extraktfreien Spirituosen wie Wodka<br />
<strong>und</strong> weißem Rum anzuwenden. E<strong>in</strong>e Absicherung der<br />
Bef<strong>und</strong>e kann durch die Bestimmung von Anionen mittels<br />
Ionenchromatografie erfolgen. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit<br />
ist, durch das gaschromatografisch bestimmte Profil der<br />
Gärungsbegleitstoffe e<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung mit der Markenware<br />
zu prüfen.<br />
Bei e<strong>in</strong>em positiven Nachweis e<strong>in</strong>es solchen Markenbetrugs<br />
wurden die Aufmachung <strong>und</strong> Kennzeichnung der Probe<br />
sowie die Angabe der Marke oder der Verkehrsbezeichnung<br />
<strong>in</strong> der Getränkekarte als irreführend beurteilt.
Eis, Desserts Jahresbericht 2006 49<br />
Hygienemängel im offenen Ausschank<br />
von Bier<br />
Im Gaststättenbereich s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> Mängel bei der<br />
Hygiene zu verzeichnen, <strong>in</strong>sbesondere werden die<br />
Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Des<strong>in</strong>fektions<strong>in</strong>tervalle von Schankanlagen<br />
<strong>in</strong> vielen Fällen von den Gewerbetreibenden<br />
zu lange bemessen, so z. B. 12-Wochen-Intervalle.<br />
Nach der EU-Hygieneverordnung (VO (EG) Nr. 852 / 2004) haben<br />
Lebensmittelunternehmer Gegenstände <strong>und</strong> Ausrüstungen,<br />
mit denen Lebensmittel <strong>in</strong> Berührung kommen, gründlich<br />
zu re<strong>in</strong>igen <strong>und</strong> erforderlichenfalls zu des<strong>in</strong>fizieren. Die<br />
Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Des<strong>in</strong>fektion muss so häufig erfolgen,<br />
dass ke<strong>in</strong> Kontam<strong>in</strong>ationsrisiko besteht.<br />
Die Neufassung der DIN-Normen für Getränkeschankanlagen<br />
sieht bei Schankanlagen<br />
für Bier Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong><br />
Des<strong>in</strong>fektions<strong>in</strong>tervalle von max. 7<br />
Tagen vor. Falls notwendig (ger<strong>in</strong>ger<br />
Ausstoß, längere Schankpausen,<br />
höhere Lagertemperaturen,<br />
schlechte Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen,<br />
Art des Re<strong>in</strong>igungsverfahrens)<br />
s<strong>in</strong>d sogar kürzere Re<strong>in</strong>igungs<strong>in</strong>tervalle<br />
zu wählen. In den DIN-Normen<br />
s<strong>in</strong>d auch zur Bestimmung des Re<strong>in</strong>igungsbedarfs<br />
e<strong>in</strong>er Schankanlage mikrobiologische<br />
Kriterien genannt, deren Überschreitung<br />
im Getränk signalisiert, dass e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung angebracht<br />
oder dass der Re<strong>in</strong>igungszustand der Anlage als schlecht<br />
zu bezeichnen ist.<br />
Abweichend von dem <strong>in</strong> der Norm genannten pauschalen<br />
Kriterium „Gesamtkeimzahl“ wird <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
<strong>in</strong> Bier wegen deren Bedeutung die Gesamtzahl der grampositiven<br />
<strong>und</strong> -negativen bierverderbenden Bakterien sowie<br />
die Zahl der coliformen Keime, Escherichia coli mit<br />
e<strong>in</strong>geschlossen, ermittelt.<br />
Betrachtet man die Gesamtzahl von 233 untersuchten offenen<br />
Bierproben, ergibt sich e<strong>in</strong>e Beanstandungsquote<br />
von 19 %. Mängel <strong>in</strong> der Betriebshygiene, v. a. im Schankanlagenbereich,<br />
führen dazu, dass offene Bierproben gegenüber<br />
<strong>in</strong> Flaschen abgefüllten Bieren besonders häufig<br />
beanstandet werden müssen. Dabei waren <strong>in</strong> 2 Proben aus<br />
derselben Brauereigaststätte E.-coli-Keime nachweisbar,<br />
was als grober Hygieneverstoß anzusehen ist.<br />
Insgesamt lässt sich zu offenen Getränken aus Schankanlagen<br />
feststellen, dass kurze Re<strong>in</strong>igungs<strong>in</strong>tervalle ke<strong>in</strong>esfalls<br />
zwangsläufig mit niedrigen Keimzahlen verb<strong>und</strong>en waren:<br />
Auf die sachgerechte Re<strong>in</strong>igung kommt es an!<br />
Eis <strong>und</strong> Desserts<br />
Eis<br />
Bei den <strong>in</strong>sgesamt 1907 untersuchten Eisproben überwiegend<br />
aus handwerklicher Herstellung lag die Beanstandungsquote<br />
bei 21 %. R<strong>und</strong> 11 % der Proben waren aus<br />
mikrobiologischen Gründen auffällig, überwiegend wegen<br />
hoher Gehalte an Enterobacteriaceen bzw. coliformen Keimen.<br />
Erhöhte Gehalte an coliformen Keimen / Enterobacteriaceen<br />
sprechen dafür, dass zur Herstellung des Speiseeises<br />
kontam<strong>in</strong>ierte Rohstoffe verwendet wurden <strong>und</strong> die<br />
Eismasse während des Herstellungsvorgangs nicht<br />
<strong>in</strong> ausreichendem Maße e<strong>in</strong>em keimreduzierenden<br />
Verfahren, z. B. durch Erhitzung<br />
vor dem Ausfrieren, unterworfen wurde.<br />
E<strong>in</strong>e Kontam<strong>in</strong>ation kann jedoch<br />
auch durch e<strong>in</strong>e Sek<strong>und</strong>ärkontam<strong>in</strong>ation<br />
des bereits ausgefrorenen<br />
Speiseeises zustande kommen.<br />
In ke<strong>in</strong>er der untersuchten Speiseeisproben<br />
waren Krankheitserreger<br />
nachweisbar.<br />
Dafür musste e<strong>in</strong>e Speiseeisprobe<br />
aus e<strong>in</strong>em Eiscafé als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />
beurteilt werden. Der im Eis<br />
gef<strong>und</strong>ene Glassplitter konnte als Teil e<strong>in</strong>es<br />
am betreffenden Tag im Eiscafé zerbrochenen<br />
Kelchglases identifiziert werden.<br />
Kennzeichnungsmängel bei lose verkauftem Speiseeis s<strong>in</strong>d<br />
nach wie vor e<strong>in</strong> Problem. Bei zahlreichen Proben fehlte<br />
die Kenntlichmachung der zugesetzten Farbstoffe. Auch auf<br />
die Verwendung von kakaohaltiger Fettglasur wurde nicht<br />
entsprechend h<strong>in</strong>gewiesen. Zur Herstellung von Milcheis<br />
wurde weniger als die vorgeschriebene Menge an Vollmilch<br />
(70 %) verwendet. Der überwiegende Anteil der untersuchten<br />
Vanilleeise wurde nicht mit Vanille (Vanilleschote oder<br />
natürliches Aroma), sondern ausschließlich oder überwiegend<br />
mit Vanill<strong>in</strong> aromatisiert. Solche Erzeugnisse dürfen<br />
nicht als „Vanilleeis“ bezeichnet werden. Um die Irreführung<br />
auf die Spitze zu treiben, werden solche Eise vielfach<br />
mit gemahlenen, aber extrahierten Vanilleschoten versetzt,<br />
denen das wertgebende Aroma entzogen worden war, um<br />
so den E<strong>in</strong>druck natürlicher Vanille noch zu verstärken.
50 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Zuckerwaren, Schokolade <strong>und</strong> Brotaufstriche<br />
Honig<br />
Beanstandungsquote aufgr<strong>und</strong> neuer Kennzeichnungsvorschriften<br />
weiter gestiegen<br />
Von 483 untersuchten Honigproben wurden im Berichtsjahr<br />
173 beanstandet (36 %). Die Auswirkungen der im<br />
Jahr 2004 <strong>in</strong> Kraft getretenen Honigverordnung waren<br />
auch im Berichtsjahr im H<strong>in</strong>blick auf die geänderten Kennzeichnungsvorschriften<br />
verstärkt festzustellen. 94 % der<br />
beanstandeten Proben (im Vorjahr lag die Quote bei 90 %)<br />
wiesen fehlende oder fehlerhafte Kennzeichnungselemente<br />
auf. So waren ke<strong>in</strong>e Angaben über das M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatum<br />
vorhanden bzw. nicht <strong>in</strong> der vom Gesetzgeber<br />
vorgegebenen Art <strong>und</strong> Weise. Ebenso verhielt es sich bei<br />
der nun vorgeschriebenen Angabe über den Ursprung des<br />
Honigs. Teilweise fehlte auf der<br />
Fertigpackung auch die Angabe<br />
der Nennfüllmenge oder die Losangabe.<br />
Auch <strong>in</strong> diesem Jahr mussten<br />
wieder Wabenhonige aus Drittländern<br />
beanstandet werden, da<br />
Waben verwendet wurden, die<br />
nicht brutfreie Zellen aufwiesen.<br />
Aus diesen Wabenzellen konnten<br />
zahlreiche Puppenhüllen isoliert<br />
werden. Weitere Honige wiesen<br />
Hydroxymethylfurfuralgehalte<br />
(HMF) bis zu 208 mg / kg auf. Die<br />
Honigverordnung erlaubt e<strong>in</strong>en<br />
HMF-Gehalt von höchstens 40<br />
mg / kg für Honige mit nicht tropischem<br />
Ursprung. E<strong>in</strong>e Überschreitung<br />
des Höchstgehaltes deutet<br />
auf e<strong>in</strong>e zu lange Lagerung oder<br />
auf e<strong>in</strong>e Wärmeschädigung des<br />
Honigs h<strong>in</strong>. 2 Honigerzeugnissen<br />
wurde Propolis, das Kittharz der<br />
Bienen, zugesetzt. Propolis wird <strong>in</strong><br />
Deutschland gr<strong>und</strong>sätzlich als Arzneimittel<br />
e<strong>in</strong>gestuft, e<strong>in</strong> Zusatz zu<br />
Lebensmitteln ist nicht zulässig.<br />
In 2 Honigen aus Drittländern wurden<br />
Rückstände von Sulfonamiden<br />
nachgewiesen. Sulfonamide<br />
werden als Tierarzneimittel e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong> der EU für die<br />
Anwendung an Bienen nicht zugelassen.<br />
Süßwaren<br />
Brause-Lolly verursacht blutige<br />
Zungen<br />
Nachdem e<strong>in</strong>e Mutter bei ihren K<strong>in</strong>dern<br />
beim Lutschen von Brause-Lollys<br />
blutige Zungen festgestellt hatte, übergab<br />
sie die Lutscher der zuständigen<br />
Lebensmittelüberwachungsbehörde.<br />
Bei der Untersuchung von Beschwerde<br />
<strong>und</strong> Vergleich wurden sehr niedrige<br />
pH-Werte <strong>und</strong> hohe We<strong>in</strong>säuregehalte<br />
festgestellt. Gleichzeitig war e<strong>in</strong> Aufschäumen,<br />
wie es bei Brauseerzeugnissen<br />
üblich ist, kaum zu beobachten.<br />
Die hohe Säurekonzentration <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Konzentration<br />
an pufferndem Natriumhydrogencarbonat<br />
<strong>und</strong> die Reizung durch<br />
das Lecken an der rauen Oberfläche<br />
der Lutscher waren die Ursachen für<br />
die Verletzungen im M<strong>und</strong>bereich.<br />
Die Brause-Lollys wurden als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />
beurteilt. Gr<strong>und</strong><br />
für die hohe We<strong>in</strong>säurekonzentration<br />
war e<strong>in</strong> Dosierfehler bei der Herstellung<br />
der Lollys. Die We<strong>in</strong>säure<br />
wurde versehentlich doppelt dosiert.<br />
Der betroffene Hersteller veranlasste<br />
umgehend e<strong>in</strong>en öffentlichen Rückruf<br />
der betroffenen Ware. Im Herstellerbetrieb<br />
wurden entsprechende Sicherungsmaßnahmen<br />
ergriffen, um e<strong>in</strong>e<br />
Fehldosierung von Zutaten <strong>in</strong> Zukunft<br />
ausschließen zu können.<br />
Alum<strong>in</strong>ium <strong>in</strong> Süßwaren –<br />
e<strong>in</strong> vernachlässigtes Thema?<br />
Bei e<strong>in</strong>er toxikologischen Neubewertung<br />
des geme<strong>in</strong>samen Expertenkomitees<br />
von FAO <strong>und</strong> WHO (JECFA) im<br />
Sommer 2006 wurde die „vorläufige<br />
wöchentlich-tolerierbare Aufnahmemenge“<br />
(PTWI-Wert) für Alum<strong>in</strong>ium<br />
von bislang 7 auf 1 mg / kg Körpergewicht<br />
herabgesetzt. Zwar konnte e<strong>in</strong>e<br />
Beziehung zwischen der Alum<strong>in</strong>iumaufnahme<br />
<strong>und</strong> der Alzheimer-Erkrankung<br />
bisher nicht bestätigt werden, es<br />
liegen aber H<strong>in</strong>weise vor, dass hohe<br />
Alum<strong>in</strong>iumaufnahmen zu Störungen<br />
bei der Fortpflanzung <strong>und</strong> der Entwicklung<br />
des Nervensystems führen<br />
können. Aufgr<strong>und</strong> der Herabsetzung<br />
des PTWI wird seitens des Komitees<br />
befürchtet, dass es <strong>in</strong>sbesondere bei<br />
K<strong>in</strong>dern zu e<strong>in</strong>er deutlichen Überschreitung<br />
der tolerierbaren Alum<strong>in</strong>iumaufnahme<br />
vor allem durch Lebensmittelzusatzstoffe<br />
kommen könnte.<br />
Alum<strong>in</strong>ium ist das dritthäufigste Element<br />
der Erdkruste <strong>und</strong> natürlicher<br />
Bestandteil vieler Lebensmittel.<br />
Grenzwerte für den Alum<strong>in</strong>iumgehalt<br />
<strong>in</strong> Lebensmitteln gibt es nicht. Höhere<br />
Alum<strong>in</strong>iumgehalte <strong>in</strong> Süßwaren<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel nicht natürlichen<br />
Ursprungs sondern stammen aus<br />
den verwendeten alum<strong>in</strong>iumhaltigen
Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche Jahresbericht 2006 51<br />
Konfitüren, Gelees, Fruchtaufstriche<br />
Nach wie vor viele Beanstandungen bei<br />
Direktvermarktern<br />
Zusatzstoffen (z. B.: Trennmittel, Füllmittel<br />
<strong>in</strong> Kaugummis; Überzugsmittel,<br />
Alum<strong>in</strong>iumfarblacke).<br />
Im Jahr 2006 wurde <strong>in</strong> 32 Proben aus<br />
dem Süßwarenbereich der Alum<strong>in</strong>iumgehalt<br />
bestimmt. Die höchsten<br />
Gehalte wiesen gefärbte <strong>und</strong> dragierte<br />
Erzeugnisse auf: dragiertes Lakritz<br />
zwischen 30 <strong>und</strong> 120 mg / kg, dragierte,<br />
gefärbte Kaubonbons bis zu 190<br />
mg / kg <strong>und</strong> Schokol<strong>in</strong>sen sogar bis<br />
zu 320 mg / kg. Daneben wurden<br />
aber auch vergleichbare Produkte mit<br />
deutlich niedrigeren Gehalten festgestellt.<br />
Legt man den PTWI von 1 mg / kg Körpergewicht<br />
zugr<strong>und</strong>e, so ist für e<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>d bei e<strong>in</strong>em Körpergewicht von<br />
20 kg e<strong>in</strong>e wöchentliche Aufnahmemenge<br />
von 20 mg tolerierbar. Diese<br />
Aufnahmemenge würde beispielsweise<br />
durch den täglichen Konsum von<br />
knapp 20 g Schokol<strong>in</strong>sen (mit durchschnittlich<br />
150 mg / kg Alum<strong>in</strong>ium) bereits<br />
erreicht. Die von der JECFA befürchtete<br />
Überschreitung des PTWI<br />
<strong>in</strong>sbesondere bei K<strong>in</strong>dern sche<strong>in</strong>t je<br />
nach Verzehrsgewohnheiten damit<br />
nicht unrealistisch. Auch wenn derzeit<br />
für e<strong>in</strong>en kausalen Zusammenhang<br />
zwischen Alum<strong>in</strong>iumaufnahme <strong>und</strong><br />
neurodegenerativen Erkrankungen<br />
ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen Belege existieren,<br />
Im Jahr 2006 wurden 250 Proben untersucht, davon waren<br />
66 (26%) zu beanstanden. Hauptsächlich betroffen waren<br />
wie <strong>in</strong> den vergangenen Jahren Erzeugnisse aus der Direktvermarktung,<br />
die wegen Kennzeichnungsmängeln<br />
(59 Proben), <strong>in</strong>sbesondere wegen fehlender Kenntlichmachung<br />
des verwendeten Konservierungsstoffes Sorb<strong>in</strong>säure<br />
(23 Proben), auffielen. Den Direktvermarktern ist<br />
vielfach der Unterschied zwischen Konfitüre, Gelee, Marmelade<br />
<strong>und</strong> Fruchtaufstrich nicht klar. Oftmals wird der<br />
handelsübliche Gelierzucker 2:1 zur Herstellung verwendet,<br />
der Sorb<strong>in</strong>säure als Konservierungsmittel enthält. Da der<br />
Gesamtzuckergehalt bei so hergestellten<br />
Erzeugnissen weniger<br />
als 60 g / 100 g beträgt, dürfen sie<br />
nicht als Konfitüren oder Gelees<br />
ersche<strong>in</strong>t es schon alle<strong>in</strong> aus heitlichen Vorsorgegründen ratsam,<br />
ges<strong>und</strong>bezeichnet<br />
werden. Es handelt<br />
sich vielmehr um Fruchtaufstriche.<br />
Diese dürfen im Gegensatz<br />
die Verwendung alum<strong>in</strong>iumhaltiger<br />
Zusatzstoffe auf technologisch unvermeidbare<br />
Mengen zu beschränken<br />
zu Konfitüren <strong>und</strong> Gelees zwar mit<br />
Sorb<strong>in</strong>säure konserviert werden,<br />
<strong>und</strong> die Zulassung alum<strong>in</strong>iumhaltiger<br />
der Zusatz muss jedoch durch korrekte<br />
Angabe im Zutatenverzeich-<br />
Zusatzstoffe neu zu bewerten.<br />
(Weitere Ergebnisse zu Alum<strong>in</strong>ium <strong>in</strong><br />
nis kenntlich gemacht werden.<br />
Lebensmitteln siehe Kapitel III, Zusatzstoffe,<br />
Aromen).<br />
Bei Zwei- <strong>und</strong> Mehrfrucht-Konfitüren<br />
oder -Gelees aus <strong>in</strong>dustrieller<br />
Bei e<strong>in</strong>er orig<strong>in</strong>alverschlossenen Probe<br />
Halva, e<strong>in</strong>er Süßwarenspezialität bei denen die enthaltenen Früchte<br />
<strong>und</strong> handwerklicher Herstellung,<br />
aus dem vorderasiatischen Raum, namentlich <strong>in</strong> der Verkehrsbezeichnung<br />
angegeben oder selektiv<br />
wurde e<strong>in</strong> ekelerregender Befall mit<br />
Maden <strong>und</strong> Gesp<strong>in</strong>sten festgestellt. durch Bilder hervorgehoben wurden,<br />
fehlte die mengenmäßige An-<br />
E<strong>in</strong>e weitere Probe war muffig <strong>und</strong><br />
überlagert. 5 Halvaproben wurden gabe (Quid-Angabe) der e<strong>in</strong>zelnen<br />
beanstandet, weil sie mit dem sapon<strong>in</strong>haltigen<br />
Aufschlagmittel „Seifen-<br />
wird teilweise die Auffassung ver-<br />
Früchte. Vonseiten der Wirtschaft<br />
krautextrakt“ hergestellt wurden, treten, dass die Angabe des laut<br />
welches <strong>in</strong> Deutschland nicht zugelassen<br />
ist. Die Sachverständigen <strong>in</strong> benen Gesamtfruchtgehaltes auch<br />
Konfitürenverordnung vorgeschrie-<br />
Baden-Württemberg beurteilen Seifenkrautextrakt<br />
e<strong>in</strong>heitlich als nicht zuge-<br />
Nach Ansicht der Lebensmittel-<br />
<strong>in</strong> diesen Fällen ausreichend sei.<br />
lassenen Zusatzstoff.<br />
überwachung ist es für die Wahl<br />
des Verbrauchers jedoch durchaus<br />
ausschlaggebend, ob der Gesamtfruchtgehalt<br />
beispielsweise e<strong>in</strong>er<br />
Erdbeer-Mango-Konfitüre zu 90 %<br />
oder zu 50 % aus Erdbeeren besteht.<br />
Mehrere Erzeugnisse wurden<br />
diesbezüglich beanstandet.
52 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Schokolade<br />
Nussallergiker: Vorsicht bei Schokolade!<br />
Nach geltendem Recht s<strong>in</strong>d allergene Zutaten, die <strong>in</strong> Anlage<br />
3 der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung aufgelistet<br />
s<strong>in</strong>d, ohne Ausnahme im Zutatenverzeichnis anzugeben.<br />
Diese Verpflichtung gilt selbst für kle<strong>in</strong>ste Mengen, die z. B.<br />
über Trägerstoffe von Aromen <strong>und</strong> Zusatzstoffen absichtlich<br />
<strong>in</strong> das Lebensmittel gelangen. Kontam<strong>in</strong>ationen, d. h.<br />
unbeabsichtigt <strong>in</strong> Lebensmittel gelangte Allergene müssen<br />
dagegen nicht gekennzeichnet werden. Schwerpunktmäßige<br />
Untersuchungen von Schokoladenerzeugnissen<br />
<strong>in</strong>sbesondere auf die Allergene Erdnuss <strong>und</strong> Haselnuss<br />
zeigten, dass Kontam<strong>in</strong>ationen mit Haselnuss zum Teil erheblich<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
In 153 auf Erdnuss untersuchten Schokoladenerzeugnissen<br />
war <strong>in</strong> 11 Proben (7 %) Erdnuss nachweisbar.<br />
Die Gehalte lagen zwischen 6 <strong>und</strong> 960<br />
mg / kg. Die Kennzeichnung von zwei der<br />
positiv getesteten Proben enthielt ke<strong>in</strong>en<br />
Spurenh<strong>in</strong>weis auf Erdnuss. Bei Betriebskontrollen<br />
wurde festgestellt, das Schokoladenhersteller<br />
im Überwachungsgebiet<br />
große Anstrengungen zur Vermeidung<br />
von Kontam<strong>in</strong>ationen mit dem<br />
Allergen Erdnuss unternehmen. Teilweise<br />
wird Erdnuss aus dem Produktionsbetrieb<br />
komplett „verbannt“. So<br />
konnte auch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em der untersuchten<br />
Schokoladenerzeugnissen<br />
aus Herstellerbetrieben <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg Erdnuss nachgewiesen<br />
werden.<br />
E<strong>in</strong> ganz anderes Bild ergibt sich bei Haselnuss. Hier<br />
waren von 140 auf Haselnuss untersuchten laut Zutatenverzeichnis<br />
eigentlich haselnussfreien Proben 81 (58%)<br />
positiv. Davon trugen alle e<strong>in</strong>en Warnh<strong>in</strong>weis auf Spuren<br />
an Nüssen. Bei 37 Proben (26%) lag der Haselnussanteil<br />
unter 100 mg / kg. In 14 Proben wurden Gehalte zwischen<br />
1000 – 10 000 mg / kg gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bei 4 Proben lagen die<br />
Gehalte sogar über 10 g / kg (höchster Wert 23 g / kg). Solche<br />
Gehalte können ke<strong>in</strong>esfalls mehr nur als „Spur“ angesehen<br />
werden. Offensichtlich s<strong>in</strong>d Haselnusskontam<strong>in</strong>ationen,<br />
schon alle<strong>in</strong> aufgr<strong>und</strong> der häufigen Verwendung <strong>in</strong> Schokoladenerzeugnissen<br />
wesentlich schwieriger auszuschließen<br />
als Erdnusskontam<strong>in</strong>ationen. Auch wird das Risiko für den<br />
Verbraucher durch versteckte Haselnussallergene von den<br />
Herstellerfirmen <strong>in</strong> der Regel wesentlich niedriger e<strong>in</strong>gestuft<br />
<strong>und</strong> deshalb auch weniger konsequent verfolgt als<br />
bei Erdnüssen.<br />
In Ermangelung von Grenzwerten wurden formale Beanstandungen<br />
bei Kontam<strong>in</strong>ationen mit allergenen Bestandteilen<br />
nicht ausgesprochen. Bei Kontam<strong>in</strong>ationen über 100<br />
mg / kg (0,01 %) wurde der Hersteller zu e<strong>in</strong>er Optimierung<br />
se<strong>in</strong>es Allergenmanagementkonzeptes aufgefordert.<br />
Für Verbraucher, Hersteller <strong>und</strong> Überwachung wäre e<strong>in</strong>e<br />
Festlegung von Grenzwerten für allergene Bestandteile<br />
wünschenswert, unabhängig davon, ob sie als Zutat oder<br />
durch Kontam<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> das Lebensmittel gelangen. Dadurch<br />
wäre e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Beurteilung von allergenen<br />
Bestandteilen möglich, ohne die Frage der technologischen<br />
Machbarkeit oder der Zumutbarkeit von M<strong>in</strong>imierungskonzepten<br />
mühsam <strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelfall abklären zu müssen.
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse, Nusserzeugnisse Jahresbericht 2006 53<br />
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse <strong>und</strong> Nusserzeugnisse<br />
Morph<strong>in</strong> <strong>in</strong> Speisemohn<br />
Süße <strong>und</strong> Bittere Aprikosenkerne<br />
Überhöhte Morph<strong>in</strong>gehalte <strong>in</strong> Speisemohn<br />
hatten zu ernsthaften ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Problemen geführt. E<strong>in</strong><br />
Baby, das zur Beruhigung von se<strong>in</strong>er<br />
Mutter Mohnmilch verabreicht bekommen<br />
hatte, musste ebenso wie e<strong>in</strong>e<br />
Frau, die mit Mohn bestreute Knödel<br />
gegessen hatte, mediz<strong>in</strong>isch betreut<br />
werden.<br />
Morph<strong>in</strong> ist nur <strong>in</strong> den mohnsaftführenden<br />
Teilen der Mohnpflanze enthalten.<br />
Die Mohnsamen selbst enthalten<br />
natürlicherweise ke<strong>in</strong> Morph<strong>in</strong>. Bei der<br />
Ernte <strong>und</strong> Gew<strong>in</strong>nung der Mohnsaat<br />
muss darauf geachtet werden, dass<br />
möglichst ke<strong>in</strong> Mohnsaft auf die Samen<br />
gelangt <strong>und</strong> die Kontam<strong>in</strong>ation<br />
der Samen mit staubigem Abrieb der<br />
vegetativen Pflanzteile so weit wie<br />
möglich reduziert wird. Dies kann<br />
durch e<strong>in</strong>e selektive Ernte von nur<br />
reifen Mohnkapseln <strong>und</strong> die sorgfältige<br />
Re<strong>in</strong>igung der Mohnsamen vor der<br />
Abpackung erreicht werden. E<strong>in</strong>e weitere<br />
Vorsichtmaßnahme ist der Anbau<br />
von morph<strong>in</strong>armen Mohnsorten.<br />
Dem Richtwert des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts<br />
für Risikobewertung (BfR) von 4 µg<br />
Morph<strong>in</strong> je Gramm Mohnsamen genügte<br />
Anfang 2006 ke<strong>in</strong>e der untersuchten<br />
Mohnproben. Die <strong>in</strong>tensive<br />
Beprobung <strong>und</strong> regelmäßige Beanstandung<br />
von Mohnsamen aus dem<br />
E<strong>in</strong>zelhandel wie auch aus handwerklichen<br />
Betrieben führte dazu, dass<br />
die Importeure <strong>und</strong> Hersteller von<br />
Speisemohn die erforderliche deut-<br />
lich erhöhte Sorgfaltspflicht walten<br />
ließen. Insbesondere Ware aus der<br />
Türkei war Ende des Jahres kaum<br />
noch zu beanstanden: Die E<strong>in</strong>haltung<br />
e<strong>in</strong>er guten landwirtschaftlichen Herstellungspraxis<br />
bis h<strong>in</strong> zur manuellen<br />
Ernte, komb<strong>in</strong>iert mit e<strong>in</strong>er sorgfältigen<br />
Aufbereitung der Rohware <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>er effektiven Exportuntersuchung<br />
<strong>in</strong> der Türkei, machten sich sehr positiv<br />
bemerkbar.<br />
Untersuchungen des CVUA Stuttgart<br />
belegen, dass der Verbraucher im Rahmen<br />
der küchentechnischen Bearbeitung<br />
auch selbst e<strong>in</strong>en erheblichen<br />
Anteil zur Reduzierung der Morph<strong>in</strong>belastung<br />
beitragen kann, <strong>in</strong>dem die<br />
Mohnsamen vor der Verarbeitung mit<br />
heißem Wasser überbrüht werden.<br />
So reduziert sich der Morph<strong>in</strong>gehalt<br />
auf weniger als 10 %; zugleich verbessert<br />
sich die sensorische Qualität des<br />
Mohns erheblich.<br />
Untersuchungen der CVUAs Karlsruhe<br />
<strong>und</strong> Stuttgart deuten aber auch darauf<br />
h<strong>in</strong>, dass die Morph<strong>in</strong>reduzierung<br />
beim Backprozess deutlich ger<strong>in</strong>ger<br />
(im Bereich von 55 bis 80 %) ausfällt<br />
als <strong>in</strong> der Literatur beschrieben (bis zu<br />
90 %). Wer bei der Herstellung se<strong>in</strong>es<br />
Mohnkuchens ganz sicher gehen<br />
will, der sollte anstelle von frischen<br />
Mohnsamen e<strong>in</strong>e handelsübliche<br />
Mohnbackmischung verarbeiten. Alle<br />
untersuchten Mohnbackmischungen<br />
wiesen deutlich weniger als 4 µg<br />
Morph<strong>in</strong> / g auf.<br />
In den Jahren 1970 bis 1985 kam es<br />
immer wieder zu Blausäure-Vergiftungen<br />
durch bittere Mandeln, die als<br />
Aromakomponente, vor allem <strong>in</strong> der<br />
Weihnachtsbäckerei, dienten. Dieses<br />
Problem wiederholt sich, da seit<br />
den letzten Jahren verstärkt Aprikosenkerne<br />
auf dem Markt angeboten<br />
werden.<br />
Blausäure kommt <strong>in</strong> Form von Glykosiden<br />
(z. B. Amygdal<strong>in</strong> der bitteren<br />
Aprikosenkerne) natürlich <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
vor. Die Glykoside an sich s<strong>in</strong>d<br />
relativ wenig toxisch, solange ke<strong>in</strong>e<br />
Blausäure freigesetzt wird. Bei der<br />
Zerstörung der Zellstruktur, z. B. beim<br />
Kauen der Samen, f<strong>in</strong>det durch e<strong>in</strong>e<br />
enzymatische Hydrolyse die Aufspaltung<br />
<strong>in</strong> Blausäure, Benzaldehyd <strong>und</strong><br />
Glukose statt. Blausäure ist sowohl <strong>in</strong><br />
flüssiger als auch <strong>in</strong> gasförmiger Form<br />
außerordentlich giftig. Sie blockiert<br />
das Eisen des Hämoglob<strong>in</strong>s der roten<br />
Blutkörperchen <strong>und</strong> stört dadurch die<br />
Sauerstoffaufnahme bei der Atmung.<br />
Die Zelle kann den Sauerstoff nicht<br />
mehr verwerten. Größere Blausäuremengen<br />
können unter Atemnot,<br />
Pupillenerweiterung <strong>und</strong> Krämpfen <strong>in</strong><br />
wenigen Sek<strong>und</strong>en zum Tod führen<br />
(<strong>in</strong>nere Erstickung).<br />
Deshalb muss – wie bei Mandeln –<br />
e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Unterscheidung zwischen<br />
„süßen“ <strong>und</strong> „bitteren“ Aprikosenkernen<br />
getroffen werden!<br />
Alle 8 Proben süße Aprikosenkerne,<br />
die im Berichtszeitraum untersucht<br />
Grafik:<br />
Morph<strong>in</strong>gehalt<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mohnprobe<br />
<strong>in</strong> % nach<br />
unterschiedlichen<br />
Waschvorgängen<br />
ganz<br />
gemahlen<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Morph<strong>in</strong>_Mohn 2006<br />
Probe kalt sauer kochend kalt sauer kochend kochend fließend fließend<br />
30 s 30 s 30 s 30 m<strong>in</strong> 30 m<strong>in</strong> 30 m<strong>in</strong> 2 m<strong>in</strong> 60 °C 100 °C<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent
54 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
wurden, wiesen e<strong>in</strong>en freisetzbaren<br />
Blausäuregehalt von 20 – 30 mg / kg<br />
auf <strong>und</strong> liegen damit im gleichen Bereich<br />
wie Mandeln. Sie s<strong>in</strong>d damit une<strong>in</strong>geschränkt<br />
genusstauglich <strong>und</strong> völlig<br />
ungefährlich. Aprikosenkerne s<strong>in</strong>d<br />
kle<strong>in</strong>er als Mandeln, schmecken leicht<br />
holziger <strong>und</strong> etwas fruchtiger nach<br />
Aprikose <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Alternative zu<br />
Mandeln. Sie stammen vor allem aus<br />
kontrolliert biologischem Landbau mit<br />
Herkunft Türkei <strong>und</strong> werden <strong>in</strong> Reformhäusern<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> Bioläden vertrieben.<br />
Dagegen enthielten 4 Proben bittere<br />
Aprikosenkerne erhebliche Gehalte<br />
an freisetzbarer Blausäure zwischen<br />
1800 <strong>und</strong> 2300 mg / kg.<br />
Durch diesen hohen Gehalt an freisetzbarer<br />
Blausäure ist davon auszugehen,<br />
dass bei Verzehr bereits<br />
ger<strong>in</strong>ger Mengen dieses Lebensmittels<br />
e<strong>in</strong>e Blausäure-Zufuhr erfolgt, die<br />
deutlich über den nach E<strong>in</strong>schätzung<br />
relevanter <strong>in</strong>ternationaler Organisationen<br />
als unbedenklich anzusehenden<br />
täglichen Aufnahmemengen liegen.<br />
Bei Verzehr von ca. 15 bis 20 Gramm –<br />
dies entspricht ca. 40 Kernen mit e<strong>in</strong>em<br />
Durchschnittsgewicht von ca. 0,4<br />
g pro Kern – kann die ger<strong>in</strong>gste tödliche<br />
Dosis für e<strong>in</strong>e Person mit 60 kg<br />
Körpergewicht erreicht werden.<br />
Bei K<strong>in</strong>dern (16 kg, ca. 4 Jahre) würde<br />
dies e<strong>in</strong>er Aufnahme von ca. 4 g oder<br />
10 Kernen entsprechen.<br />
Die nach E<strong>in</strong>schätzung der WHO duldbare<br />
tägliche Aufnahmemenge für<br />
e<strong>in</strong>en Erwachsenen ist bereits nach<br />
Aufnahme e<strong>in</strong>es Kernes überschritten.<br />
E<strong>in</strong>e besondere Gefahr besteht<br />
für K<strong>in</strong>der, wenn bittere Aprikosenkerne<br />
ohne Vorsichtsmaßnahmen im<br />
Haushalt vorrätig gehalten werden.<br />
Bei e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d würde der Verzehr e<strong>in</strong>es<br />
Kernes den Wert der duldbaren<br />
Aufnahmemenge um mehr als das<br />
Doppelte überschreiten.<br />
Solche Produkte könnten jedoch dann<br />
<strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden, wenn<br />
sie auf der Packung deutlich sichtbar<br />
mit Warnh<strong>in</strong>weisen versehen werden,<br />
die den Verbraucher über die Vermeidung<br />
bestimmter, die Ges<strong>und</strong>heit bee<strong>in</strong>trächtigender<br />
Wirkungen <strong>in</strong>formieren.<br />
Weiterh<strong>in</strong> muss e<strong>in</strong>e Empfehlung<br />
Fertiggerichte<br />
Besondere Ernährungsform<br />
Veganismus – mögliche Folgen<br />
E<strong>in</strong>e Veganer<strong>in</strong> (Veganer lehnen aus<br />
ethischen Gründen den Verzehr von<br />
tierischen Lebensmitteln ab) gab an,<br />
dass sie nach dem Verzehr e<strong>in</strong>er Broccoli-Nuss-Ecke<br />
mit Kartoffelstückchen<br />
(potato wedges) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studentenkneipe<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
erlitten habe. Sie vermutete,<br />
dass diese Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
auf das Vorhandense<strong>in</strong> von Lactose<br />
(Milchzucker) im Essen zurückzuführen<br />
wären. Die Bedienung hätte ihr jedes<br />
täglichen Maximal-Verzehrs erfolgen,<br />
jeweils angepasst an den im Produkt<br />
enthaltenen Blausäuregehalt.<br />
Die zur Untersuchung vorgelegten<br />
bitteren Aprikosenkerne waren nicht<br />
mit solchen Warnh<strong>in</strong>weisen bzw. nur<br />
<strong>in</strong> seltenen Fällen mit Verzehrsempfehlungen<br />
versehen.<br />
Der Verzehr von „bitteren“ Aprikosenkernen<br />
wird – zuallererst im Internet –<br />
als paramediz<strong>in</strong>ische Maßnahme für<br />
die Prävention oder als Heilmittel <strong>in</strong><br />
der alternativen Krebstherapie propagiert.<br />
Die Empfehlungen zielen auf<br />
nicht wissenschaftlich anerkannte,<br />
therapeutische Wirkungen ab <strong>und</strong> lassen<br />
die für Lebensmittel anzuwendenden<br />
Sicherheitsaspekte <strong>in</strong> gefährlicher<br />
Weise außer Acht.<br />
Tofu aus dem E<strong>in</strong>zelhandel mit<br />
ausreichender Haltbarkeitsreserve<br />
Zahlreiche Tofuproben aus dem E<strong>in</strong>zelhandel<br />
waren h<strong>in</strong>sichtlich ihrer<br />
mikrobiologischen Qualität <strong>und</strong> ihrer<br />
sensorischen Eigenschaften nicht zu<br />
beanstanden, sie wiesen e<strong>in</strong>e ausreichende<br />
Haltbarkeitsreserve auf.<br />
doch ausdrücklich versichert, dass<br />
die Erzeugnisse für Veganer geeignet<br />
seien. In der Speisekarte war<br />
die Broccoli-Nuss-Ecke unter der<br />
Rubrik Vollwert aufgeführt. Auf der<br />
Orig<strong>in</strong>alverpackung befand sich die<br />
Angabe „geeignet zur ovo-vegetarischen<br />
Ernährung“. Beide Lebensmittel<br />
enthielten nachweislich vom<br />
Hersteller aus ke<strong>in</strong>e Bestandteile<br />
tierischen Ursprungs bzw. Lactose.<br />
Für Personen mit extremen Ernährungsformen<br />
wäre es jedoch<br />
ratsam, entweder noch genauere<br />
Informationen über die im Restaurant<br />
zubereiteten Lebensmittel<br />
e<strong>in</strong>zuholen oder Restaurants, die<br />
nicht vegane Lebensmittel anbieten,<br />
zu meiden.
Fertiggerichte Jahresbericht 2006 55<br />
Zusatzstoffe<br />
Asiatische Trockenfertiggerichte, so<br />
genannte Instant-Nudeln mit z. B.<br />
Huhngeschmack, wurden verstärkt<br />
auf e<strong>in</strong>en Gehalt an Antioxidationsmitteln<br />
<strong>in</strong> den frittierten Nudeln sowie<br />
im der Packung beigefügten Fett<br />
untersucht. Nach der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung<br />
s<strong>in</strong>d die Antioxidationsmittel<br />
Butylhydroxyanisol<br />
(BHA) <strong>und</strong> Butylhydroxytoluol (BHT)<br />
zugelassen. Antioxidationsmittel verlängern<br />
die Haltbarkeit von Lebensmitteln,<br />
<strong>in</strong>dem sie diese vor schädlichen<br />
Auswirkungen der Oxidation, wie<br />
Ranzigwerden von Fett <strong>und</strong> Farbveränderungen<br />
schützen <strong>und</strong> damit die<br />
Lebensmittel vor wertm<strong>in</strong>dernden Veränderungen<br />
<strong>in</strong> Aussehen, Geruch <strong>und</strong><br />
Geschmack schützen. Häufig fehlte<br />
die vorgeschriebene Kennzeichnung<br />
bzw. Kenntlichmachung der nachgewiesenen<br />
Antioxidationsmittel.<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>er Schwerpunktaktion<br />
wurde der Gehalt an Glutamat <strong>in</strong><br />
Lebensmitteln aus Ch<strong>in</strong>arestaurants<br />
untersucht. Diese hatten wiederholt<br />
hohe Gehalte dieses geschmacksverstärkernden<br />
Stoffes, wobei e<strong>in</strong>e<br />
Kenntlichmachung auf der Speisekarte<br />
„mit Geschmacksverstärker“ häufig<br />
fehlte. Bei e<strong>in</strong>er Probe war die <strong>in</strong> der<br />
Zusatzstoff-Zulassungsverordnung angegebene<br />
Höchstmenge von 10 g / kg<br />
um mehr als die Hälfte überschritten.<br />
Derartige Lebensmittel s<strong>in</strong>d nicht verkehrsfähig<br />
<strong>und</strong> dürfen nicht an Verbraucher<br />
abgegeben werden.<br />
Bei Proben aus Handwerks- <strong>und</strong> Gastronomiebetrieben<br />
wie beispielsweise<br />
belegte Brötchen aus Bäckereien<br />
oder Metzgereien, Menüs <strong>und</strong> Menübestandteile<br />
aus Gaststätten, Kant<strong>in</strong>en<br />
oder Imbissbuden, fehlte häufig<br />
die Kenntlichmachung von Zusatzstoffen<br />
(Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe,<br />
Farbstoffe).<br />
Weitere Kennzeichnungsmängel wurden<br />
bei Pizzen mit „Sch<strong>in</strong>ken“ <strong>und</strong> bei<br />
belegten Brötchen „mit Kochsch<strong>in</strong>ken“<br />
festgestellt, da „Formfleischsch<strong>in</strong>ken“<br />
ohne ausreichende Kenntlichmachung<br />
verwendet wurde. Bei<br />
e<strong>in</strong>em Formfleischsch<strong>in</strong>kenerzeugnis<br />
handelt es sich nach allgeme<strong>in</strong>er Verkehrsauffassung<br />
<strong>und</strong> Herstellerüb-<br />
lichkeit um e<strong>in</strong> Erzeugnis, das aus<br />
Fleischstücken zu e<strong>in</strong>er größeren<br />
E<strong>in</strong>heit zusammengefügt wird, wobei<br />
der Gewebeverband der Fleischstücke<br />
im Wesentlichen erhalten bleibt. Die<br />
Bezeichnung „Sch<strong>in</strong>ken“ ist aufgr<strong>und</strong><br />
der fehlenden weiteren Angaben zur<br />
Kenntlichmachung der abweichenden<br />
Zusammensetzung zur Irreführung geeignet.<br />
Die Kenntlichmachung muss <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung mit der Verkehrsbezeichnung<br />
erfolgen.<br />
3 Brötchen mit Schnitzel wurden beanstandet,<br />
da der Panadeanteil des<br />
Schnitzels zu hoch war <strong>und</strong> somit nicht<br />
der Verkehrsauffassung der Leitsätze<br />
für Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse<br />
entsprach.<br />
Gefüllte Teigtaschen (Börek) mit Sp<strong>in</strong>at<br />
oder Schafskäse waren wiederholt<br />
ohne Kühlung gelagert <strong>und</strong> im Inneren<br />
mäßig bis stark verschimmelt.<br />
Die meisten Beanstandungen betrafen<br />
wie <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />
Mängel <strong>in</strong> der Kennzeichnung, vor allem<br />
bei importierten asiatischen oder<br />
osteuropäischen Produkten.<br />
Verbraucherbeschwerdeproben: Von Fremdkörpern <strong>in</strong> Sternen bis h<strong>in</strong> zu kriechenden Käfern<br />
• E<strong>in</strong>e Probe „Käse-Sterne“ wurde mit Verdacht auf Mäusekot abgegeben. Es handelte sich jedoch um fleischartige<br />
dunkelwe<strong>in</strong>rote Fasern. Die ursprüngliche Bezeichnung des Produktes lautete: Cheese <strong>und</strong> Bacon Stars.<br />
• Bei e<strong>in</strong>em Käsebrötchen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Brot derselben Bäckerei waren auf der Unterseite Insektenbestandteile<br />
identifizierbar.<br />
• E<strong>in</strong>e italienische Hackfleischsoße im Glas enthielt e<strong>in</strong>en etwa 2 cm großen „gummiartigen“ Bestandteil, der<br />
als Blutgefäßwand identifiziert werden konnte. Dies lässt auf e<strong>in</strong>e schlechte Rohstoffauswahl schließen.<br />
• In e<strong>in</strong>er Lasagneprobe war e<strong>in</strong> Milchzahn enthalten (siehe Foto).<br />
• E<strong>in</strong>e Beschwerdeprobe Gemüsefrikadellen war aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es schwarzen, sehr harten, scharfkantigen <strong>und</strong><br />
kunststoffartigen Fremdkörpers als ges<strong>und</strong>heitsschädlich zu beurteilen (siehe Foto).<br />
• Dürüm (gerollter Döner) aus e<strong>in</strong>em Schnellimbiss wies e<strong>in</strong>en muffigen Geruch <strong>und</strong> Schimmelbefall am Teig auf.<br />
• E<strong>in</strong>e Pizza aus e<strong>in</strong>em Schnellimbiss wurde vom Verbraucher wegen e<strong>in</strong>es „hervorkriechenden Käfers“ als<br />
Beschwerde abgegeben. Es handelte sich dabei jedoch um Pflanzenfasern.
56 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Diätetische Lebensmittel, Säugl<strong>in</strong>gsnahrung <strong>und</strong> Sportler<br />
Diätetische Lebensmittel<br />
Vorbeugung oder / <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e günstige Bee<strong>in</strong>flussung bestehender ernährungsbed<strong>in</strong>gter<br />
Erkrankungen durch e<strong>in</strong>e diätetische Behandlung ist vielfach möglich. Ob jedoch e<strong>in</strong>zelne<br />
Stoffe bzw. Stoffgemische wie „Zimt“ bei Diabetes oder Kollagen-Hydrolysate bei<br />
degenerativen Gelenkerkrankungen wie Arthrose hilfreich s<strong>in</strong>d, ist mehr als fraglich …<br />
„Zimt gegen Zucker“<br />
Für Diabetiker angebotene Zimtkapseln mit H<strong>in</strong>weisen auf<br />
e<strong>in</strong>e „blutzuckerregulierende“ Wirkung wurden nicht mehr<br />
als Lebensmittel sondern als Arzneimittel e<strong>in</strong>gestuft. Der<br />
<strong>in</strong> den Kapseln enthaltene Zimt wurde auch auf Cumar<strong>in</strong><br />
untersucht, e<strong>in</strong> Erzeugnis wurde wegen des überhöhten<br />
Cumar<strong>in</strong>gehalts als „ges<strong>und</strong>heitsschädlich“ beurteilt<br />
(Weitere Ergebnisse zu Cumar<strong>in</strong> siehe Kapitel Getreide,<br />
Backwaren,Teigwaren <strong>und</strong> Kapitel Nahrungsergänzungsmittel).<br />
Diabetiker-Lebensmittel offen im Angebot?<br />
Diätetische Lebensmittel e<strong>in</strong>schließlich Diabetiker-Lebensmittel<br />
dürfen nur <strong>in</strong> Fertigpackungen <strong>in</strong> den Verkehr gebracht.<br />
Der S<strong>in</strong>n dieser Regelung besteht dar<strong>in</strong>, dass die<br />
Verwechslungsgefahr mit „normalen“ Lebensmitteln möglichst<br />
ger<strong>in</strong>g gehalten wird <strong>und</strong> dass Diabetiker die für sie<br />
wichtigen Informationen (z. B. Gehalt an Zucker, verwertbaren<br />
Kohlenhydraten, Brote<strong>in</strong>heiten) der Kennzeichnung<br />
entnehmen können. Ausnahmen von der Fertigpackungspflicht<br />
bestehen für Diabetiker-Lebensmittel nur, wenn sie<br />
an Ort <strong>und</strong> Stelle verzehrt werden (z. B. Eis <strong>in</strong> der Waffel,<br />
Diabetiker-Kuchen im Café) sowie für Diabetiker-Backwaren.<br />
Besonders um die Weihnachts- <strong>und</strong> Osterzeit werden<br />
andere Diabetiker-Lebensmittel wie Pral<strong>in</strong>en, Schokoladenwaren,<br />
Dauergebäck <strong>in</strong> der offenen Angebotsform angetroffen<br />
– dies ist jedoch aus den beschriebenen Gründen<br />
nicht zulässig.<br />
Bilanzierte Diäten bei degenerativen Gelenkerkrankungen<br />
wie Arthrose<br />
Gemäß der Def<strong>in</strong>ition <strong>in</strong> der Diätverordnung dienen Lebensmittel<br />
für besondere mediz<strong>in</strong>ische Zwecke (Bilanzierte<br />
Diäten) der Deckung e<strong>in</strong>es mediz<strong>in</strong>isch bed<strong>in</strong>gten spezifischen<br />
Nährstoffbedarfs. Es erfolgt jedoch ke<strong>in</strong>e Therapie<br />
mit e<strong>in</strong>em gegen die Krankheitsursache gerichteten Heilmittel.<br />
Dennoch werden immer wieder Erzeugnisse <strong>in</strong> den<br />
Verkehr gebracht, die dem Verbraucher laut Kennzeichnung<br />
e<strong>in</strong>e Heilwirkung suggerieren.<br />
Degenerative Gelenkerkrankungen bzw. -verschleiß wie<br />
Arthrose stellen e<strong>in</strong>e häufige ges<strong>und</strong>heitliche Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
der Bevölkerung dar. Neben e<strong>in</strong>er Vielzahl von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
zur Vorbeugung lagen 2006 auch<br />
ergänzende bilanzierte Diäten mit Anwendungsgebieten<br />
wie „zur diätetischen Behandlung von Arthritis <strong>und</strong> Arthrose“<br />
oder: „bei beanspruchten bzw. abgenutzten Gelenken<br />
<strong>und</strong> Knorpeln“ zur Beurteilung vor.<br />
Die Wirksamkeit derartiger Produkte soll laut Herstellerangaben<br />
auf der Zufuhr von Kollagen-Hydrolysat,<br />
Glucosam<strong>in</strong>(sulfat) oder Chondroit<strong>in</strong>(sulfat) sowie von<br />
Methylsulfonylmethan beruhen.<br />
Ob bei Arthrosebeschwerden der Gelenke e<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>isch<br />
bed<strong>in</strong>gter Nährstoffbedarf im S<strong>in</strong>ne der Diätverordnung<br />
vorliegt, muss als sehr fraglich beurteilt werden. Von e<strong>in</strong>er<br />
wissenschaftlich h<strong>in</strong>reichend gesicherten positiven Wirkung<br />
kann derzeit nicht ausgegangen werden. Die Funktionalität<br />
von Knochen <strong>und</strong> Gelenken ist an e<strong>in</strong>e adäquate Nährstoffzufuhr<br />
geb<strong>und</strong>en. Für die „Ernährung“ der Knochen <strong>und</strong><br />
Gelenke ist wie für den gesamten übrigen menschlichen<br />
Organismus e<strong>in</strong>e ausreichende Zufuhr von Wasser, Eiweiß,<br />
Kohlenhydraten, Fetten, essenziellen Fettsäuren, M<strong>in</strong>eralstoffen,<br />
Spurenelementen <strong>und</strong> Vitam<strong>in</strong>en erforderlich.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus besteht ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Verkehrsauffassung,<br />
dass Glucosam<strong>in</strong>, Chondroit<strong>in</strong> oder Methylsulfonylmethan<br />
überwiegend wegen ihres Nähr-, Geruchs- oder<br />
Geschmackswertes oder als Genussmittel verwendet<br />
werden. Diese Stoffe werden auch üblicherweise weder<br />
selbst als Lebensmittel verzehrt noch als charakteristische<br />
Zutaten e<strong>in</strong>es Lebensmittels verwendet. In isolierter oder<br />
angereicherter Form handelt es sich um zulassungspflichtige<br />
Zusatzstoffe. E<strong>in</strong>e lebensmittelrechtliche Zulassung für<br />
bilanzierte Diäten besteht jedoch derzeit nicht. Daher s<strong>in</strong>d<br />
derartig zusammengesetzte Lebensmittel für besondere<br />
mediz<strong>in</strong>ische Zwecke (Bilanzierte Diäten) nicht verkehrsfähig.
Diätetische Lebensmittel, Säugl<strong>in</strong>gs-, Sportlernahrung Jahresbericht 2006 57<br />
nahrung<br />
Sojaeiweiß ernährt wurden. Die festgestellten Gehalte an<br />
Isoflavonen von <strong>in</strong> Deutschland angebotener Säugl<strong>in</strong>gsnahrung<br />
lagen zwischen 10 <strong>und</strong> 18 mg je 100 g entsprechend<br />
e<strong>in</strong>er täglichen Aufnahmemenge von 10 – 18 mg. Die derzeit<br />
auf dem Markt bef<strong>in</strong>dlichen Produkte stellen bilanzierte<br />
Diäten dar <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d diesbezüglich als sicher anzusehen.<br />
Das bedeutet gleichzeitig auch, dass sie nur mit begründeter<br />
Indikation (z. B. seltene angeborene Laktose<strong>in</strong>toleranz,<br />
Galaktosämie) <strong>und</strong> „unter ärztlicher Aufsicht“ verwendet<br />
werden sollen.<br />
Sportlernahrung<br />
Diätetische Lebensmittel für Säugl<strong>in</strong>ge<br />
<strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />
Da diese Erzeugnisse für e<strong>in</strong>e besonders empf<strong>in</strong>dliche Verbrauchergruppe<br />
bestimmt s<strong>in</strong>d, werden sie regelmäßig auf<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl von Inhaltstoffen <strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten untersucht.<br />
Beanstandungen der Zusammensetzung waren erfreulicherweise<br />
selten, gelegentlich waren kle<strong>in</strong>ere Mängel<br />
v. a. bei der Nährwert-Kennzeichnung feststellbar.<br />
Eisengehalte <strong>in</strong> fleischhaltiger Beikost<br />
Fleisch ist nach der E<strong>in</strong>führung von Beikost e<strong>in</strong>e der wichtigsten<br />
Kostkomponenten für die Eisenversorgung von<br />
Säugl<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern. Entsprechend der rechtlichen<br />
Vorgaben der Diät-Verordnung müssen derartige Erzeugnisse<br />
m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Fleischanteil von 8 % (ca. 15 g pro<br />
190-g-Mahlzeit) enthalten, e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>dest-Eisengehalt ist dagegen<br />
nicht vorgeschrieben. Die festgestellten Eisengehalte<br />
<strong>in</strong> diesen Produkten betrugen 0,2 – 1,2 mg / Mahlzeit, die<br />
von der Deutschen, Schweizerischen <strong>und</strong> Österreichischen<br />
Gesellschaften für Ernährung (DACH) empfohlene Tageszufuhr<br />
für Säugl<strong>in</strong>ge im Alter von 4 – 12 Monaten beträgt<br />
8 mg. Die untersuchten Mahlzeiten lieferten demnach nur<br />
2,5 – 15 % des Tagesbedarfs an Eisen. Die Festlegung e<strong>in</strong>es<br />
M<strong>in</strong>dest-Eisengehaltes für derartige Erzeugnisse ist daher<br />
wünschenswert.<br />
Die Werbung für „Sportlergetränke“ ist breit gefächert –<br />
sie reicht von moderaten Werbeaussagen mit „sportivem<br />
Touch“ (z. B. Sport-Schorle, Alles was Du beim Sport<br />
brauchst) bis h<strong>in</strong> zu Getränken, die für Leistungssportler<br />
extra ausgewiesen s<strong>in</strong>d (z. B. Isotonischer Marathon-Dr<strong>in</strong>k).<br />
Die Unterschiede <strong>in</strong> der Zusammensetzung s<strong>in</strong>d vergleichsweise<br />
ger<strong>in</strong>g: die Zuckergehalte liegen zwischen 40 <strong>und</strong><br />
90 g pro Liter <strong>und</strong> die meisten s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er ganzen Reihe<br />
von B-Vitam<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>ige noch zusätzlich mit Calcium,<br />
Magnesium <strong>und</strong> Kalium angereichert. Dagegen wird der<br />
wichtige M<strong>in</strong>eralstoff Natrium – wegen der Schweißverluste<br />
– nur bei e<strong>in</strong>igen Erzeugnissen berücksichtigt. Die<br />
meisten Sportlergetränke s<strong>in</strong>d isoton bis leicht hypoton,<br />
d. h. sie werden rasch resorbiert, weil das Getränk <strong>in</strong> etwa<br />
die gleiche „gelöste Menge an Teilchen“ besitzt wie das<br />
Blutplasma. Für die meisten Anwendungen im Freizeitsport-Bereich<br />
können alternativ M<strong>in</strong>eralwasser oder verdünnte<br />
Fruchtsaftschorlen als rascher Flüssigkeitsersatz<br />
verwendet werden. Lediglich im Leistungssportbereich<br />
z. B. bei extremen Langzeit-Ausdauersportarten oder beim<br />
„Gewichtmachen durch Flüssigkeitsentzug“ bei bestimmten<br />
Kampfsportarten kann e<strong>in</strong> speziell konzipiertes Getränk<br />
für den dann zw<strong>in</strong>gend erforderlichen raschen Flüssigkeitsersatz<br />
sorgen.<br />
Isoflavongehalte <strong>in</strong> Säugl<strong>in</strong>gsnahrung auf Sojabasis<br />
Sojaprote<strong>in</strong>e enthalten Isoflavone, sek<strong>und</strong>äre Pflanzen<strong>in</strong>haltsstoffe<br />
mit östrogener Wirksamkeit – wenn auch <strong>in</strong> weit<br />
ger<strong>in</strong>gerem Maße als die menschlichen Sexualhormone.<br />
In der wissenschaftlichen Literatur f<strong>in</strong>den sich H<strong>in</strong>weise<br />
auf mögliche unerwünschte E<strong>in</strong>flüsse auf den Hormonstatus<br />
bei Säugl<strong>in</strong>gen, die mit Formulanahrung auf Basis von
58 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Von 366 Proben waren 175 zu beanstanden (48%). Wie schon seit vielen Das BVL nimmt die Anzeigen nur<br />
Jahren betrafen die meisten Beanstandungen irreführende Angaben entgegen, führt aber selbst ke<strong>in</strong>erlei<br />
(etwa 30 % aller Proben) <strong>und</strong> Kennzeichnungsmängel (etwa 30 % aller Überprüfungen durch. Es <strong>in</strong>formiert lediglich<br />
die für den Hersteller / Vertrei-<br />
Proben). Verhältnismäßig oft wurde auch festgestellt, dass nicht zugelassene<br />
Zusatzstoffe wie z. B. stark angereicherte sek<strong>und</strong>äre Pflanzenstoffe ber zuständigen B<strong>und</strong>esländer über<br />
verwendet wurden (11 % der Proben).<br />
den Inhalt der Anzeigen, damit von<br />
Bei immerh<strong>in</strong> 4 % der untersuchten, als „Nahrungsergänzungsmittel“ dort aus gegebenenfalls e<strong>in</strong>e Überprüfung<br />
der Produkte vorgenommen<br />
bezeichneten Proben handelte es sich aufgr<strong>und</strong> der Zusammensetzung<br />
oder Aufmachung nicht um Lebensmittel, sondern um Arzneimittel. werden kann.<br />
Der Inhalt der Anzeigen spricht dafür,<br />
Internethandel – e<strong>in</strong> rechtsfreier Raum? dass vielen Firmen die lebensmittelrechtlichen Vorschriften<br />
nicht ausreichend bekannt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ihnen nicht klar<br />
Fast alle Nahrungsergänzungsmittel s<strong>in</strong>d heute auch über<br />
ist, wann e<strong>in</strong> Produkt als Arzneimittel <strong>und</strong> wann als Lebensmittel<br />
anzusehen ist. Etliche angezeigte „Nahrungs-<br />
den Internethandel beziehbar. Hierbei ist mitunter das Erzeugnis<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er orig<strong>in</strong>alen Verpackung lebensmittelrechtlich<br />
nicht zu beanstanden, während die Bewerbung<br />
ergänzungsmittel“ waren nämlich wegen den<br />
ausgelobten Wirkungen als Arzneimittel<br />
auf den zugehörigen Internetseiten – teilweise<br />
nach Bezeichnung, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen sogar<br />
wegen der Zusammensetzung<br />
grob – irreführend ist.<br />
Folgt man den Aussagen der Werbung –<br />
als Arzneimittel nach Funktion<br />
besonders im Internet – bietet die Produktgruppe<br />
der Nahrungsergänzungs-<br />
e<strong>in</strong>zustufen.<br />
Obwohl den Firmen bekannt<br />
mittel für jeden Verbraucherwunsch<br />
ist, dass ihre Anzeigen an die<br />
das passende „Mittelchen“. Ob gegen<br />
Lebensmittelüberwachung<br />
Alterung, Fettpölsterchen, Gelenkbeschwerden<br />
oder Herz<strong>in</strong>farkt – mithilfe<br />
weitergeleitet werden, waren<br />
ihnen überraschend oft unzulässige<br />
Werbeaussagen oder un-<br />
dieser Präparate soll den unliebsamen<br />
Begleitersche<strong>in</strong>ungen des Lebens angeblich<br />
beizukommen se<strong>in</strong>.<br />
serer Auffassung nach unzulässige<br />
Zutaten zu entnehmen. Z. B. werden<br />
Die Anpreisungen sollten unbed<strong>in</strong>gt kritisch<br />
isolierte oder stark angereicherte sek<strong>und</strong>äre<br />
Pflanzenstoffe oder aus tierischem Mate-<br />
betrachtet werden. Je verlockender sie kl<strong>in</strong>gen,<br />
umso mehr Vorsicht ist geboten. In vielen Fällen werden<br />
rial gewonnene Stoffe wie Glucosam<strong>in</strong>e, Chondroit<strong>in</strong> oder<br />
Ges<strong>und</strong>heitsgefahren verschwiegen, oft ist auch nur das<br />
Methylsulfonylmethan verwendet, die u. E. bei Nahrungsergänzungsmitteln<br />
nicht zulässig s<strong>in</strong>d. Bei diesen Stoffen<br />
Geld weg – ohne die versprochenen Wirkungen. Auf die Kulanz<br />
unbekannter Internetanbieter sollte man besser nicht<br />
handelt es sich nicht um Nährstoffe oder charakteristische<br />
hoffen. Selbst berechtigte Reklamationen laufen häufig<br />
Lebensmittelzutaten. Sie müssten daher erst lebensmittelrechtlich<br />
zugelassen werden, weil sie den Zusatzstoffen<br />
<strong>in</strong>s Leere, weil die im Internet angegebene Adresse nicht<br />
(mehr?) existiert oder die Ansprüche <strong>in</strong> fernen Ländern<br />
gleichgestellt s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d derzeit zur Frage der<br />
durchgesetzt werden müssten.<br />
Gleichstellung bestimmter Stoffe mit Lebensmittelzusatzstoffen<br />
noch e<strong>in</strong>ige Gerichtsverfahren anhängig, weil vom<br />
Erfahrungen mit dem Anzeigeverfahren<br />
BVL gegen anderslautende höchstrichterliche Urteile Revision<br />
e<strong>in</strong>gelegt wurde. Es bleibt also abzuwarten, wie die<br />
für Nahrungsergänzungsmittel<br />
Mit der Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung (NEMV) nächste Instanz entscheidet.<br />
vom Mai 2004 wurde für Nahrungsergänzungsmittel e<strong>in</strong> Von der Flut angezeigter Produkte aus Baden-Württemberg<br />
Anzeigeverfahren e<strong>in</strong>geführt. Spätestens beim ersten Inverkehrbr<strong>in</strong>gen<br />
müssen sie nun beim B<strong>und</strong>esamt für Ver-<br />
überprüft werden. Schon die Probenahme gestaltete sich<br />
konnte aus Kapazitätsgründen erst e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Prozentsatz<br />
braucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit (BVL) unter Vorlage<br />
e<strong>in</strong>es Etikettenmusters angezeigt werden. Obwohl benen Adressen die Produkte nicht immer verfügbar oder<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen recht schwierig. So waren bei den angege-<br />
die Übergangsregelungen noch bis November 2005 liefen, selbst bei mehrfachem Versuchen war niemand erreichbar.<br />
wurden schon damals e<strong>in</strong>ige Produkte beim BVL angezeigt. E<strong>in</strong>ige Nahrungsergänzungsmittel waren auch schon relativ<br />
Im Jahr 2006 kam es dann zu e<strong>in</strong>er Anzeigenflut, die bisher bald nach ihrer Anzeige nicht mehr im Handel.<br />
noch nicht abgeebbt ist.
Nahrungsergänzungsmittel Jahresbericht 2006 59<br />
Lachsöl – wirklich vom Lachs?<br />
Wie bereits im Vorjahr wurden als „Lachsöl“ bezeichnete<br />
Proben auf die Identität des enthaltenen Fischöls geprüft.<br />
Nur 2 von 13 Proben wiesen das charakteristische Fettsäuremuster<br />
von Lachsen auf.<br />
Verschiedene Rohstoffzertifikate belegen, dass es sich<br />
bei den im Zutatenverzeichnis deklarierten „Lachsölen“<br />
oder „Lachsölkonzentraten“ um Öl von Fischen aus der<br />
Ordnung Salmoni formes („Lachsfische“) oder um Öl des<br />
Capel<strong>in</strong> (Mallotus villosus) handelt. Die Standardisierung<br />
auf den gewünschten Omega-3-Fettsäuregehalt erfolgt<br />
durch Kaltfiltration <strong>und</strong> durch Zusatz von Fischölen der<br />
Gattung Oncorrhynchus.<br />
Welcher Fisch ist aus Sicht des Verbrauchers nun e<strong>in</strong><br />
„Lachs“? Alle Recherchen zu dem Begriff – ob er traditionell,<br />
umgangssprachlich, küchentechnisch, wissenschaftlich<br />
oder handelsrechtlich verstanden wird, ergaben, dass<br />
im allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch ausschließlich Fische der<br />
Art Salmo salar <strong>und</strong> aus der Gattung Oncorrhynchus als<br />
„Lachs“ bezeichnet werden. Die Ausdehnung dieses Begriffes<br />
auf die taxonomisch weit entfernte gesamte Ordnung<br />
der „Lachsfische“ Salmoni formes ist nicht berechtigt.<br />
Algen – R<strong>und</strong>umversorgung mit<br />
Nährstoffen?<br />
Von 15 Proben, deren Angaben näher überprüft wurden,<br />
waren nur 2 nicht zu beanstanden. Die Nährwertgehalte<br />
waren häufig zu hoch angegeben. Zudem wurde verschwiegen,<br />
dass bei E<strong>in</strong>haltung der Verzehrsempfehlung<br />
(i. d. R. 3 – 12 Tabletten) der Tagesbedarf an den meisten genannten<br />
Nährstoffen nur zu e<strong>in</strong>em unbedeutenden Anteil<br />
gedeckt wird. Insbesondere bei Internetangeboten werden<br />
<strong>in</strong> irreführender Weise durch „frisierte“ Maße<strong>in</strong>heiten hohe<br />
Zahlenwerte dargestellt <strong>und</strong> so dem Verbraucher hohe<br />
Gehalte suggeriert.<br />
Diese Algen enthalten die meisten der beworbenen Nährstoffen<br />
nicht <strong>in</strong> so hohen Mengen, dass schon e<strong>in</strong> Verzehr<br />
von wenigen Gramm pro Tag zur Nahrungsergänzung ausreicht.<br />
In vergleichbaren Mengen wie Gemüse verzehrt,<br />
könnten sie aber durchaus e<strong>in</strong> hochwertiger Ernährungsbeitrag<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Cumar<strong>in</strong>gehalt von Zimtkapseln<br />
Die Ergebnisse von Humanstudien deuten darauf h<strong>in</strong>, dass<br />
durch den Verzehr von mehreren Gramm Cassia-Zimtpulver<br />
bzw. -Zimtextrakt pro Tag der Blutzuckerspiegel von<br />
Diabetikern günstig bee<strong>in</strong>flusst werden kann, allerd<strong>in</strong>gs<br />
s<strong>in</strong>d weitere Studien zur Absicherung erforderlich. Dennoch<br />
br<strong>in</strong>gen etliche Firmen nun „Zimtkapseln“ zur Senkung<br />
des Blutzuckers als „Nahrungsergänzungsmittel“ für Diabetiker<br />
<strong>in</strong> den Verkehr. Mit dieser Zweckbestimmung s<strong>in</strong>d<br />
Zimtkapseln jedoch nach e<strong>in</strong>helliger Auffassung des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut<br />
für Risikobewertung (BfR) <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts<br />
für Arzneimittel <strong>und</strong> Mediz<strong>in</strong>produkte (BfArM) ke<strong>in</strong>e<br />
Lebensmittel mehr, sondern Arzneimittel. Sie dürfen dann<br />
nicht als „Nahrungsergänzungsmittel“ oder „diätetische<br />
Lebensmittel“ vertrieben werden.<br />
Mit den „Zimtkapseln“ werden täglich Gramm-Mengen<br />
von Zimt (oder die entsprechende Menge Zimtextrakt) verzehrt,<br />
das ist erheblich mehr, als durch mit Zimt gewürzte<br />
Lebensmittel aufgenommen wird. Es ist ferner bekannt,<br />
dass Cassia-Zimt im Gegensatz zum Ceylon-Zimt sehr hohe<br />
Gehalte an Cumar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em toxikologisch problematischen<br />
Inhaltsstoff, aufweist. Um die Cumar<strong>in</strong>-Belastung der Verbraucher<br />
durch die „Zimtkapseln“ festzustellen, wurde ihr<br />
Cumar<strong>in</strong>gehalt überprüft. Erwartungsgemäß enthielten viele<br />
Kapseln Cassia-Zimtpulver, daher waren die gef<strong>und</strong>enen<br />
Cumar<strong>in</strong>mengen bezogen auf die Tagesverzehrsmengen<br />
entsprechend hoch. Die Proben, die wässrigen Zimtextrakt<br />
enthielten, wiesen dagegen nur ger<strong>in</strong>ge Cumar<strong>in</strong>gehalte<br />
auf.<br />
Da bei Zimtpräparaten mit e<strong>in</strong>em Verzehr über e<strong>in</strong>en längeren<br />
Zeitraum gerechnet werden muss, wurden die beiden<br />
Proben, bei denen der TDI zu über 100 % ausgeschöpft<br />
war, als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beurteilt. Die zwei cumar<strong>in</strong>freien<br />
Proben enthielten wahrsche<strong>in</strong>lich Ceylon-Zimt; bei<br />
Ceylon-Zimt ist die blutzuckersenkende Wirkung allerd<strong>in</strong>gs<br />
sehr fraglich.<br />
(Weitere Ergebnisse zu Cumar<strong>in</strong> siehe auch Kapitel III, Getreide,<br />
Backwaren, Teigwaren)<br />
Tabelle: Belastung des Verbrauchers mit Cumar<strong>in</strong> beim<br />
Verzehr von Zimtkapseln<br />
* TDI = Tolerable Daily Intake, tolerierbarer täglicher Aufnahmewert (0,1 mg / kg bezogen auf Körpergewicht 60 kg)<br />
Zimtkapseln<br />
Anzahl<br />
Proben<br />
Cumar<strong>in</strong>gehalt pro Tagesverzehrsmenge<br />
<strong>in</strong> mg<br />
Ausschöpfung des TDI *<br />
<strong>in</strong> %<br />
Gesamt 26<br />
mit Zimtpulver 12 0,5 – 4,5 8 – 75<br />
mit Zimtextrakt 10 0,1 – 0,5 1 – 8<br />
mit Zimtextrakt 2 – –<br />
mit Zimtpulver 1 8,1 140<br />
mit Zimtpulver 1 6,4 106
60 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Funktionelle Lebensmittel<br />
(Functional Food)<br />
Funktionelle Lebensmittel sollen neben ihrem Zweck zu Ernährung<br />
oder Genuss zusätzlich e<strong>in</strong>e präventiv ges<strong>und</strong>heitsfördernde Wirkung<br />
aufweisen, die auf den Erzeugnissen entsprechend beworben wird.<br />
Probiotische Lebensmittel<br />
Probiotische Lebensmittel werden<br />
meist <strong>in</strong> Form von Milcherzeugnissen<br />
angeboten <strong>und</strong> enthalten spezifische<br />
Mikroorganismen, die e<strong>in</strong>en günstigen<br />
E<strong>in</strong>fluss auf die Darmflora haben<br />
sollen. E<strong>in</strong> solcher probiotischer Efekt<br />
ist nur dann zu erwarten, wenn die<br />
Erzeugnisse regelmäßig – möglichst<br />
täglich – verzehrt werden. E<strong>in</strong> solcher<br />
H<strong>in</strong>weis auf den „regelmäßigen Verzehr“<br />
f<strong>in</strong>det sich mittlerweile auf fast<br />
allen Produkten.<br />
Auffällig ist, dass die Werbeaussagen<br />
von Jahr zu Jahr moderater werden<br />
z. B. „kann bei regelmäßigem Verzehr<br />
die natürlichen Abwehrkräfte unterstützen“<br />
bis dah<strong>in</strong>, dass gar ke<strong>in</strong>e<br />
Werbeaussagen mehr gemacht werden<br />
<strong>und</strong> nur noch auf e<strong>in</strong>en „probiotischen“<br />
Mikroorganismus h<strong>in</strong>gewiesen<br />
wird. Gelegentlich werden<br />
auch die verwendeten probiotischen<br />
Stämme gar nicht mehr genannt. Offensichtlich<br />
s<strong>in</strong>d die „Probiotika“ beim<br />
Verbraucher mittlerweile so gut etabliert,<br />
dass die Hersteller die Wirkungen<br />
gar nicht mehr ausloben müssen – die<br />
Produkte werden trotzdem gekauft!<br />
Taur<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> Stoff zur<br />
Steigerung der mentalen<br />
Leistungsfähigkeit ?<br />
Taur<strong>in</strong> wird <strong>in</strong> verschiedenen Lebensmitteln<br />
z. B. Getränken, Süßwaren<br />
meist <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Coffe<strong>in</strong>,<br />
Glucuronolacton <strong>und</strong> Inositol verwendet.<br />
Es soll die Konzentrations- <strong>und</strong><br />
Reaktionsfähigkeit oder die sportliche<br />
Leistungsfähigkeit steigern. Taur<strong>in</strong> =<br />
Am<strong>in</strong>oethylsulfansäure wird u. a. e<strong>in</strong>e<br />
Funktion bei der Entwicklung des<br />
Nervensystems zugeschrieben <strong>und</strong> es<br />
wird <strong>in</strong> der wissenschaftlichen Literatur<br />
diskutiert, ob Taur<strong>in</strong> an der Reizleitung<br />
als Neurotransmitter beteiligt<br />
ist. Gut kontrollierte Studien bezüglich<br />
der Wirkungen auf die sportliche Leistung<br />
oder das Konzentrationsvermögen<br />
s<strong>in</strong>d bislang allerd<strong>in</strong>gs nicht bekannt.<br />
Möglicherweise ist Taur<strong>in</strong> für<br />
Frühgeborene <strong>und</strong> Säugl<strong>in</strong>ge essenziell.<br />
Taur<strong>in</strong> darf Lebensmitteln als geschmacksbee<strong>in</strong>flussender<br />
Zusatzstoff<br />
bis zu e<strong>in</strong>er Menge von 300 mg / kg<br />
zugesetzt werden. Die Verwendung<br />
von Taur<strong>in</strong> für „ernährungsphysiologische<br />
Zwecke“ ist <strong>in</strong> Deutschland<br />
ausschließlich für diätetische Lebensmittel<br />
erlaubt, nicht dagegen für Lebensmittel<br />
des Allgeme<strong>in</strong>verzehrs. Für<br />
den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Erfrischungsgetränken<br />
(z. B. Energy-Dr<strong>in</strong>ks) existieren e<strong>in</strong>ige<br />
Allgeme<strong>in</strong>verfügungen <strong>und</strong> Ausnahmegenehmigungen.<br />
Die üblichen E<strong>in</strong>satzkonzentrationen<br />
<strong>in</strong> diesen Getränken<br />
liegen zwischen 70 <strong>und</strong> 4000 mg<br />
pro Liter. Werbeaussagen, die sich auf<br />
den Inhaltsstoff Taur<strong>in</strong> beziehen <strong>und</strong><br />
beim Erwachsenen „mehr Fitness,<br />
Leistungssteigerung etc.“ <strong>in</strong> Aussicht<br />
stellen, werden als „wissenschaftlich<br />
nicht h<strong>in</strong>reichend gesichert“ <strong>und</strong> daher<br />
irreführend beurteilt.<br />
ACE-Getränke mit <strong>und</strong><br />
ohne Ballaststoffe<br />
Unter ACE-Getränken werden Erfrischungsgetränke<br />
auf Basis von Mehrfruchtsäften<br />
verstanden, die mit den<br />
Vitam<strong>in</strong>en A (<strong>in</strong> Form des Provitam<strong>in</strong>s<br />
β-Carot<strong>in</strong>), C <strong>und</strong> E angereichert werden.<br />
Dieser Mix aus den antioxidativ<br />
wirkenden Vitam<strong>in</strong>en ist ebenfalls zur<br />
Unterstützung der Abwehrkräfte gedacht.<br />
Auch bei dieser Produktgruppe<br />
ist festzustellen, dass sie fast ke<strong>in</strong>e<br />
Werbeaussagen mehr aufweist. Die<br />
Vitam<strong>in</strong>gehalte waren <strong>in</strong> den meisten<br />
Fällen korrekt deklariert, die β-Carot<strong>in</strong>-Gehalte<br />
der untersuchten Proben<br />
lagen zwischen 0,4 <strong>und</strong> 2,7 mg pro<br />
100 ml <strong>und</strong> lagen durchschnittlich bei<br />
1,3 mg pro 100 ml. Die Gehalte s<strong>in</strong>d<br />
gegenüber den Vorjahren unverändert.<br />
ACE-Getränke können somit e<strong>in</strong>en bedeutsamen<br />
Anteil an der Gesamt-Aufnahme<br />
an β-Carot<strong>in</strong> liefern, bei Verzehr<br />
von 500 ml pro Tag bis zu 12 mg.<br />
Bei mit Ballaststoffen angereicherten<br />
Getränken s<strong>in</strong>d gelegentlich die Nährwertangaben<br />
e<strong>in</strong> Problem: Die Menge<br />
an Ballaststoffen, die <strong>in</strong> der üblichen<br />
Verzehrsportion oder der empfohlenen<br />
Tagesverzehrsmenge des Getränks<br />
enthalten ist, sollte e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />
Beitrag (m<strong>in</strong>destens 3 g) zur<br />
empfohlenen Gesamt-Ballaststoffzufuhr<br />
(30 g) leisten. Die Kennzeichnung<br />
<strong>und</strong> Werbung sollte so erfolgen, dass<br />
der Verbraucher den Beitrag e<strong>in</strong>deutig<br />
erkennen kann. Auch nach der<br />
seit Januar 2007 <strong>in</strong> Kraft getretenen<br />
„EG-Verordnung über nährwert- <strong>und</strong><br />
ges<strong>und</strong>heitsbezogene Angaben über<br />
Lebensmittel“ ist künftig vorgesehen,<br />
dass Lebensmittel als e<strong>in</strong>e „Ballaststoffquelle“<br />
beworben werden dürfen,<br />
wenn sie m<strong>in</strong>destens 3 g Ballaststoffe<br />
je 100 g oder m<strong>in</strong>destens 1,5 g<br />
Ballaststoffe je 100 kcal enthalten,<br />
vorausgesetzt, das Lebensmittel entspricht<br />
auch den übrigen Anforderungen<br />
der Verordnung z. B. h<strong>in</strong>sichtlich<br />
des Nährwertprofils.
Funktionelle Lebensmittel / Neuartige Lebensmittel Jahresbericht 2006 61<br />
Neuartige Lebensmittel<br />
(Novel Food)<br />
Zulassungen <strong>und</strong> Notifizierungen im Jahr 2006<br />
Im Berichtszeitraum wurden von der EU sechs Zulassungsanträge für<br />
neuartige Lebensmittel im S<strong>in</strong>ne der Verordnung der EU Nr. 258 / 97<br />
von 1997 genehmigt: Roggenbrot mit Zusatz von Phytoster<strong>in</strong>en, Diacylglyceridöl<br />
pflanzlichen Ursprungs zur Verwendung <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Lebensmitteln, Lycop<strong>in</strong> aus Blakeslea trispora zur Verwendung<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Lebensmitteln, Rapsöl <strong>und</strong> Maiskeimöl jeweils mit<br />
hohem Anteil an unverseifbaren Bestandteilen zur Verwendung <strong>in</strong><br />
Nahrungsergänzungsmitteln.<br />
Notifizierungen betrafen 34-mal mit Phytoster<strong>in</strong>en angereicherte verschiedene<br />
Lebensmitteln, 8 Nonisäfte, e<strong>in</strong> Arganöl <strong>und</strong> e<strong>in</strong>mal Astaxanth<strong>in</strong><br />
aus Haematococcus pluvialis (Blutregenalge aus der Klasse<br />
der Grünalgen) <strong>in</strong> Nahrungsergänzungsmitteln.<br />
Neuartige Lebensmittel als Zutaten<br />
<strong>in</strong> Teemischungen<br />
In e<strong>in</strong>igen Teeproben mit zum Teil fantasievollen Bezeichnungen<br />
wurden Zutaten festgestellt, die bisher noch nicht<br />
<strong>in</strong> nennenswertem Umfang zum menschlichen Verzehr<br />
dienten <strong>und</strong> daher als zulassungspflichtige neuartige Lebensmittel<br />
zu beurteilen waren. Zu diesen neuartigen Zutaten<br />
zählten z. B. Königskerzenblüten oder Wollblumenblüten,<br />
(Verbascum densiflorum Bertol.), Birkenblätter (Betula<br />
pubescens Ehrh.), Z<strong>in</strong>nkraut (Equisetum arvense L., syn.<br />
Schachtelhalm, Ackerschachtelhalm), Schlüsselblumenblüten<br />
<strong>und</strong> -wurzel (Primula offic<strong>in</strong>alis (L.) Hill. <strong>und</strong> Primula<br />
veris (L.) Hill) oder Eibischblätter <strong>und</strong> -wurzel (Althaea offic<strong>in</strong>alis<br />
L.).<br />
Stevia<br />
Der Pflanze Stevia rebaudiana Bertoni (Süßkraut, Süßblatt,<br />
Honigkraut) wurde die Zulassung als Neuartiges Lebensmittel<br />
im Jahr 2000 von der EU verweigert. Trotzdem gibt<br />
es immer wieder Versuche, steviahaltige Produkte zu vermarkten.<br />
So wurden im Jahr 2006 Tabletten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er für Süßstoffprodukte<br />
typischen Form <strong>und</strong> Größe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ebenso typischen<br />
Kunststoffdose mit Dosierspender <strong>in</strong> den Verkehr<br />
gebracht. In der Kennzeichnung wurde darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />
dass nach den EU-Bestimmungen Stevia als Lebensmittel<br />
nicht zugelassen sei. Nach mündlichen Angaben bei der<br />
Probenahme sollte das Produkt e<strong>in</strong> Mittel zum Zähneputzen<br />
<strong>und</strong> zur Herstellung von Haut- <strong>und</strong> Dentalkosmetik<br />
se<strong>in</strong>. Da die Tabletten jedoch süß schmeckten <strong>und</strong> sich mit<br />
Flüssigkeit wie Speichel sprudelnd auflösten <strong>und</strong> zudem<br />
ke<strong>in</strong>en Putzkörper enthielten, war e<strong>in</strong>e Eignung als kosme-<br />
tisches Mittel zur Zahnpflege nach objektiven Maßstäben<br />
nicht gegeben. Ebenso konstruiert erschien der E<strong>in</strong>satz<br />
dieser Tabletten zur Herstellung von Hautkosmetik. Aufgr<strong>und</strong><br />
der süßstofftypischen Darreichungsform war davon<br />
auszugehen, dass das Produkt auch zu diesem Zweck verwendet<br />
werden sollte.<br />
Neuartige Lebensmittel als Zutaten<br />
<strong>in</strong> Nahrungsergänzungsmitteln<br />
2 Nahrungsergänzungsmittel enthielten Cl<strong>in</strong>optilolith-<br />
Zeolith. Cl<strong>in</strong>optilolith ist e<strong>in</strong> natürlich vorkommendes Silikat,<br />
das der Zufuhr von M<strong>in</strong>eralstoffen dienen soll. Für Cl<strong>in</strong>optilolith<br />
liegt der EU-Kommission e<strong>in</strong> Antrag aus dem Vere<strong>in</strong>igten<br />
Königreich auf Inverkehrbr<strong>in</strong>gen als Nahrungsergänzungsmittel<br />
vor, über ihn wurde noch nicht entschieden.<br />
Die für die Erstprüfung zuständigen britischen Behörden<br />
vertreten derzeit jedoch die Auffassung, dass die Sicherheit<br />
des Verzehrs von „Cl<strong>in</strong>optilolith“ nicht ausreichend belegt<br />
wurde <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong>e Zulassung als neuartiges Lebensmittel<br />
noch nicht erfolgen kann.<br />
Interessanterweise sollen andere, gleichartige Produkte dazu<br />
dienen, Schwermetalle im Körper zu b<strong>in</strong>den (dies stellt<br />
ohneh<strong>in</strong> eher e<strong>in</strong>en arzneilichen als e<strong>in</strong>en Ernährungszweck<br />
dar). Sie s<strong>in</strong>d ebenfalls nicht legal auf dem Markt.
62 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Der Hauptbestandteil „Kulturextrakt von Natto“ e<strong>in</strong>es<br />
Nahrungsergänzungsmittels wurde ebenfalls als nicht zugelassene<br />
neuartige Lebensmittelzutat e<strong>in</strong>gestuft. Natto<br />
selbst ist e<strong>in</strong> japanisches Lebensmittel aus fermentierten<br />
Sojabohnen, welches <strong>in</strong> der EU bereits e<strong>in</strong>e Verbrauchsgeschichte<br />
vor 1997 hat <strong>und</strong> daher auch nicht neuartig ist.<br />
Dagegen handelt es sich bei dem untersuchten Produkt<br />
„Natto-Extrakt“ um e<strong>in</strong> gere<strong>in</strong>igtes Kulturfiltrat von Bacillus<br />
subtilis natto. Aus den von der Firma e<strong>in</strong>gereichten<br />
Unterlagen war zu entnehmen, dass dieser Extrakt durch<br />
das dar<strong>in</strong> aufkonzentrierte Prote<strong>in</strong> Nattok<strong>in</strong>ase u. a. e<strong>in</strong>e<br />
M<strong>in</strong>derung des Thromboserisikos sowie Verbesserungen<br />
bei Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit <strong>und</strong> Schw<strong>in</strong>delgefühl<br />
bewirken soll. Diese Zweckbestimmung ist eher die e<strong>in</strong>es<br />
Arzneimittels <strong>und</strong> nicht die e<strong>in</strong>es Lebensmittels.<br />
Je e<strong>in</strong>e Probe „100 % Fulv<strong>in</strong>säure“ <strong>und</strong> „100 % Hum<strong>in</strong>säure-Konzentrat“<br />
waren als Nahrungsergänzungsmittel<br />
aufgemacht. Bei beiden Stoffen handelt es sich um hochmolekulare<br />
chemische Verb<strong>in</strong>dungen, die beim Abbau von<br />
biologischem Material gebildet werden. Laut Hersteller<br />
s<strong>in</strong>d die „Fulv<strong>in</strong>säure- <strong>und</strong> Hum<strong>in</strong>säure-Komplexe das fehlende<br />
Glied <strong>in</strong> der Nahrungskette, fördert der w<strong>und</strong>ervolle<br />
Zellnährstoffkomplex die Zellges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> wirkt Alterungsprozessen<br />
entgegen, transportiert er lebenswichtige<br />
Nährstoffe <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralien direkt <strong>in</strong> jede Zelle des Körpers.“<br />
Sie wurden als nicht zugelassene neuartige Lebensmittel<br />
beurteilt, sofern der Verantwortliche ke<strong>in</strong>en Nachweis erbr<strong>in</strong>gen<br />
kann, dass sie vor Mai 1997 <strong>in</strong> nennenswertem<br />
Umfang <strong>in</strong> der EU für den menschlichen Verzehr verwendet<br />
wurden.<br />
Noni-Saft – ke<strong>in</strong> „W<strong>und</strong>er der Natur“<br />
Insgesamt wurden 6 Proben untersucht <strong>und</strong> wegen irreführender<br />
Bewerbung beanstandet. Wie auch <strong>in</strong> den Vorjahren<br />
wird Nonisaft mit Heilversprechen <strong>in</strong> den Verkehr gebracht,<br />
die e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lage entbehren.<br />
E<strong>in</strong> Hersteller <strong>in</strong> Baden-Wuerttemberg stellt Nonisaftgetränke<br />
<strong>in</strong> mehreren „Geschmacksrichtungen“ her. Zugesetzt<br />
werden je nach Produkt Vitam<strong>in</strong>e, Ballaststoffe, M<strong>in</strong>eralstoffe,<br />
enzymhaltige <strong>und</strong> koffe<strong>in</strong>haltige Pflanzenextrakte,<br />
Taur<strong>in</strong> <strong>und</strong> / oder Glutam<strong>in</strong>säure. 5 dieser Getränke wurden<br />
analysiert <strong>und</strong> unter E<strong>in</strong>beziehung der Kennzeichnung,<br />
Rezeptur <strong>und</strong> Herstellungsprotokoll samt umfangreichem<br />
Werbematerial bewertet. Abgesehen von falschen Vitam<strong>in</strong><strong>und</strong><br />
M<strong>in</strong>eralstoffangaben, Verwechslung der Maße<strong>in</strong>heiten<br />
„µg“ <strong>und</strong> „mg“, unvollständigem Zutatenverzeichnis, nicht<br />
korrekten Nährwertangaben etc. waren Teile der Kennzeichnung<br />
auch noch schlecht lesbar. Rezepturen <strong>und</strong> Produktionsdaten<br />
waren mit der Probenzusammensetzung nicht<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen. Schließlich war auch noch die irreführende<br />
Werbung zu beanstanden.
Zusatzstoffe, Aromastoffe Jahresbericht 2006 63<br />
Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aromastoffe<br />
Zusatzstoffe<br />
Zusatzstoffe dürfen Lebensmitteln nur zugesetzt werden, wenn sie dafür ausdrücklich<br />
zugelassen s<strong>in</strong>d. Die Zulassung be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e toxikologische Bewertung.<br />
Alum<strong>in</strong>ium – s<strong>in</strong>d Zusatzstoffe die Quelle für erhöhte Gehalte <strong>in</strong> Lebensmitteln?<br />
Das Jo<strong>in</strong>t FAO/WHO Expert Committee on Food Additives<br />
(JECFA) legte im Juni 2006 die tolerierbare wöchentliche<br />
Aufnahmemenge für Alum<strong>in</strong>ium neu auf<br />
1 mg pro Kilogramm Körpergewicht fest. Die Betrachtung<br />
der JECFA gilt jedoch nicht nur für Zusatzstoffe,<br />
sondern die gesamte Nahrung. Warum?<br />
In e<strong>in</strong>em Übersichtsartikel nennt der B<strong>und</strong>esverband der<br />
Lebensmittelchemiker im öffentlichen Dienst (www.lebensmittel.org/lmmit297/alu.htm<br />
) mögliche Quellen für die<br />
Alum<strong>in</strong>iumzufuhr durch Lebensmittel: Neben natürlich bed<strong>in</strong>gten<br />
Gehalten wie <strong>in</strong> Tee, s<strong>in</strong>d auch Kontam<strong>in</strong>ationen<br />
durch alum<strong>in</strong>iumhaltige Gegenstände mit Lebensmittelkontakt<br />
(Gärtanks, Backbleche) aber auch Zusatzstoffe möglich.<br />
Als Beispiel hierfür werden alum<strong>in</strong>iumphosphathaltige<br />
Backpulver genannt. Weitere mögliche Alum<strong>in</strong>iumquellen,<br />
die der Artikel nicht erwähnt, s<strong>in</strong>d Arzneimittel gegen den<br />
übersäuerten Magen (Antacida), Zahncremes mit blutstillender<br />
Wirkung <strong>und</strong> haushaltsübliche alum<strong>in</strong>iumhaltige Küchengeräte<br />
wie Kochtöpfe, Metallbecher <strong>und</strong> -schüsseln<br />
oder Bestecke.<br />
Von den zugelassenen Zusatzstoffen kommen als<br />
Alum<strong>in</strong>iumquellen <strong>in</strong>frage:<br />
• Alum<strong>in</strong>iumsulfate (E 520-523): Diese s<strong>in</strong>d zugelassen<br />
gegen Verfärben vom technologischen Gr<strong>und</strong>stoff Eiklar,<br />
wobei dessen Anteil an der täglichen Nahrung ger<strong>in</strong>g ist<br />
<strong>und</strong> damit die Aufnahme entsprechend ger<strong>in</strong>g. Ferner<br />
s<strong>in</strong>d diese Zusatzstoffe auch für kandierte Früchte zugelassen,<br />
die jedoch ebenfalls nur e<strong>in</strong>en verschw<strong>in</strong>dend<br />
ger<strong>in</strong>gen Anteil an der täglichen Nahrung ausmachen.<br />
• Saures Alum<strong>in</strong>iumphosphat (E 541) wird <strong>in</strong> Backpulvern<br />
v. a. im englischen Raum e<strong>in</strong>gesetzt. Hierbei handelt es<br />
sich um e<strong>in</strong>e lösliche Verb<strong>in</strong>dung, die bis zu 1 mg Al / kg<br />
Backware liefern kann. Hier gibt es genügend Alternativen,<br />
der E<strong>in</strong>satz derartiger Backpulver ist vermeidbar.<br />
• Alum<strong>in</strong>iumsilikate (E 554-559) s<strong>in</strong>d als Trennmittel <strong>und</strong><br />
Trägerstoffe zugelassen, jedoch im menschlichen Organismus<br />
nahezu unlöslich.<br />
• Alum<strong>in</strong>ium als silberglänzender Farbstoff E 173 ist ebenfalls<br />
unlöslich.<br />
Was bedeutet dies konkret für den<br />
Verbraucher?<br />
Die <strong>in</strong> den Medien angeführten Gehalte <strong>in</strong> Süßwaren<br />
im Bereich von 10 – 50 mg Alum<strong>in</strong>ium / kg Produkt<br />
würden bei täglichem Verzehr dieser Produkte<br />
bei dem empf<strong>in</strong>dlichsten Verbraucherkreis K<strong>in</strong>der<br />
e<strong>in</strong>e Verzehrsmenge von 40 – 200 g bei vierjährigen<br />
K<strong>in</strong>dern bedeuten – e<strong>in</strong>e nicht unbed<strong>in</strong>gt realistische<br />
tägliche Verzehrsmenge. Gefährdeter könnten<br />
Säugl<strong>in</strong>ge se<strong>in</strong>, denen bei Milcheiweißallergie<br />
Milchersatzpräparate auf Sojabasis mit Calciumzusatz<br />
die nahezu alle<strong>in</strong>ige Nahrung ausmachen. Erste<br />
Ergebnisse würden bei bestimmungsgemäßer<br />
Anwendung e<strong>in</strong>e Ausschöpfung der tolerierbaren<br />
Aufnahmemenge von über 50 % bedeuten. Unklar<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs, welcher Anteil der <strong>in</strong> den Lebensmitteln<br />
bestimmten Alum<strong>in</strong>iumgehalte tatsächlich vom<br />
Körper aufgenommen wird. Sowohl die JECFA als<br />
auch das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung (BfR)<br />
haben sich hierzu noch nicht konkret geäußert. Angesichts<br />
der Diskussion <strong>in</strong> der Öffentlichkeit s<strong>in</strong>d<br />
jedoch diese Daten dr<strong>in</strong>gend erforderlich, um die<br />
tatsächliche Gefährdung bestimmter Verbrauchergruppen<br />
abschätzen zu können.<br />
• Alum<strong>in</strong>iumlacke von Farbstoffen können durch die Mitfällung<br />
von Alum<strong>in</strong>iumoxihydraten mit den Farbstoffen<br />
lösliches Alum<strong>in</strong>ium enthalten. Bei den üblichen E<strong>in</strong>satzmengen<br />
von Farbstoffen <strong>und</strong> Verzehrsmengen damit<br />
gefärbter Produkte dürfte die Zufuhr an löslichem<br />
Alum<strong>in</strong>ium aber eher ger<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>.<br />
• Alum<strong>in</strong>ium als Begleiter von Calciumsalzen (die zur Calciumanreicherung<br />
von Lebensmitteln e<strong>in</strong>gesetzt werden)<br />
kann je nach Alum<strong>in</strong>iumgehalt der Calciumsalze <strong>und</strong> deren<br />
E<strong>in</strong>satzmenge <strong>und</strong> Verbraucherkreis e<strong>in</strong>en Beitrag zur<br />
Alum<strong>in</strong>iumversorgung liefern.
64 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel<br />
Aromastoffe<br />
Mehr Sche<strong>in</strong> als Se<strong>in</strong>?<br />
Aromastoffe gew<strong>in</strong>nen immer mehr Bedeutung bei der Herstellung von<br />
Lebensmitteln. Ihr E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustriell hergestellten Produkten dient<br />
dazu, ger<strong>in</strong>ge Mengen <strong>und</strong> hohe Preise von Orig<strong>in</strong>al-Rohstoffen auf dem<br />
Weltmarkt auszugleichen bzw. dem produzierten Lebensmittel mehr Akzeptanz<br />
zu verleihen. Je nach Aroma<strong>in</strong>tensität des e<strong>in</strong>gesetzten Stoffes<br />
benötigt man oft nur kle<strong>in</strong>ste Mengen, um e<strong>in</strong>em Produkt die entscheidende<br />
Note zu verleihen.<br />
Was wird überwacht?<br />
Die amtliche Überwachung von Aromastoffen<br />
konzentriert sich auf folgende<br />
Bereiche:<br />
Im Berichtsjahr 2006 wurden 15 Aromamischungen,<br />
die nicht zur Abgabe<br />
an den Verbraucher, sondern als Zutaten<br />
zur gewerblichen Lebensmittelherstellung<br />
vorgesehen waren, untersucht.<br />
Es handelte sich um Aromen zur<br />
Erzielung von Geschmacksrichtungen<br />
wie Gurke, Granatapfel, Honig, Kaki,<br />
Pfirsich, Citrus, Apfel, Orange u. a. Dabei<br />
wurden Zusammensetzung <strong>und</strong><br />
Kennzeichnung überprüft. Ke<strong>in</strong>e Probe<br />
gab Anlass zur Beanstandung.<br />
Aromastoffe müssen drei Bed<strong>in</strong>gungen<br />
erfüllen, damit sie für die Wahrnehmung<br />
von Lebensmitteln von<br />
Bedeutung s<strong>in</strong>d: Sie müssen flüchtig<br />
se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> ausreichender Menge im<br />
Lebensmittel enthalten se<strong>in</strong> <strong>und</strong> das<br />
geruchssensitive Organ des Menschen<br />
– die Riechschleimhaut <strong>in</strong> der<br />
Nase – muss darauf ansprechen. Dies<br />
trifft für zahlreiche Stoffe <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
zu, die aber bezüglich ihrer Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> der im Lebensmittel<br />
vorhandenen Konzentrationen höchst<br />
unterschiedlich se<strong>in</strong> können.<br />
Lebensmittelrechtlich gesehen handelt<br />
es sich bei Aromastoffen um<br />
Stoffe, die Lebensmitteln zur Erzielung<br />
e<strong>in</strong>es besonderen Geruchs oder<br />
Geschmacks zugesetzt werden. E<strong>in</strong>zelstoffe<br />
werden unterteilt <strong>in</strong> natürliche,<br />
naturidentische <strong>und</strong> künstliche<br />
Aromastoffe. Als weitere Kategorien<br />
werden <strong>in</strong> der Aromenverordnung<br />
Aromaextrakte, Reaktionsaromen <strong>und</strong><br />
Raucharomen genannt.<br />
Natürliche Aromastoffe s<strong>in</strong>d solche<br />
Stoffe, die <strong>in</strong> der Natur vorkommen<br />
<strong>und</strong> nicht über chemische Verfahren<br />
synthetisiert wurden.<br />
Als naturidentisch bezeichnet man solche<br />
Aromastoffe, die e<strong>in</strong> Vorbild <strong>in</strong> der<br />
Natur mit der gleichen Molekülstruktur<br />
haben, jedoch mittels chemischer Synthese<br />
hergestellt wurden.<br />
Künstliche Aromastoffe s<strong>in</strong>d mittels<br />
chemischer Synthese hergestellt <strong>und</strong><br />
kommen nicht <strong>in</strong> der Natur vor.<br />
• Konzentrierte Aromastoff-Mischungen,<br />
die bei der Herstellung von<br />
Lebensmitteln e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Hier müssen gesetzliche Bestimmungen<br />
bezüglich Kennzeichnung<br />
oder Zusammensetzung e<strong>in</strong>gehalten<br />
werden, die <strong>in</strong> der Aromenverordnung<br />
niedergelegt s<strong>in</strong>d.<br />
• Aromatisierende Lebensmittel mit<br />
toxischen Bestandteilen. Zu diesen<br />
gehören Verb<strong>in</strong>dungen wie<br />
Safrol (z. B. <strong>in</strong> Safran), Thujon (z. B.<br />
Abs<strong>in</strong>th) oder Cumar<strong>in</strong> (z. B. <strong>in</strong> Zimtsternen),<br />
die <strong>in</strong> Gewürzen oder<br />
Kräuterextrakten enthalten s<strong>in</strong>d.<br />
Die maximalen Gehalte dieser toxischen<br />
Inhaltsstoffe im Lebensmittel<br />
s<strong>in</strong>d durch Grenzwerte <strong>in</strong><br />
der Aromenverordnung festgelegt.<br />
Für nähere Informationen über die<br />
hierzu im Berichtsjahr durchgeführten<br />
Untersuchungen wird auf<br />
die entsprechenden Kapitel dieses<br />
Jahresberichtes verwiesen (Kräuter<br />
<strong>und</strong> Gewürze, Backwaren, Spirituosen).<br />
• Die unzulässige „Veredelung“ von<br />
Lebensmitteln mit Aromastoffen.<br />
Dies ist beispielsweise dann der<br />
Fall, wenn Obstprodukte, die laut<br />
Kennzeichnung oder aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Rechtsvorschrift nur verarbeitetes<br />
Obst enthalten dürften, naturidentische<br />
Aromastoffe enthalten.<br />
• Die Aufklärung von Fehlaromen, die<br />
den betroffenen Lebensmitteln negative<br />
Aromaeigenschaften verleihen<br />
(so genannten off-flavour).<br />
8 Milcherzeugnisse mit Fruchtanteil<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Aprikosennektar wurden mittels<br />
enantioselektiver Gaschromatografie<br />
daraufh<strong>in</strong> überprüft, ob sie naturidentische<br />
Aromastoffe enthalten. Dieses<br />
Verfahren beruht auf der Tatsache,<br />
dass manche Aromastoffe, die „natürlich“,<br />
also von der Pflanze produziert<br />
werden, e<strong>in</strong> anderes Verhältnis der<br />
Spiegelbildisomeren (Enantiomeren)<br />
aufweisen, als die entsprechenden<br />
naturidentischen „synthetischen“<br />
Aromastoffe. Bei ke<strong>in</strong>er der Proben<br />
fiel e<strong>in</strong> abweichendes Enantiomerenverhältnis<br />
auf <strong>und</strong> die Proben waren<br />
dementsprechend nicht auffällig.<br />
E<strong>in</strong>e spezielle Studie zur Aufklärung<br />
des Fehlaromas „Kunststoffgeschmack“<br />
ergab, dass diese Fehlnote<br />
aus dem als Gleitmittel e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Erucamid entsteht. Diese Verb<strong>in</strong>dung,<br />
e<strong>in</strong> Derivat der ungesättigten Fettsäure<br />
Erucasäure, neigt zum oxidativen<br />
Abbau <strong>und</strong> es entstehen dabei die für<br />
das Fehlaroma verantwortlichen Verb<strong>in</strong>dungen<br />
1-Octen-3-on, (E)-2-Nonenal,<br />
Octanal <strong>und</strong> γ-Nonalacton.
Zusatzstoffe, Aromastoffe Jahresbericht 2006 65<br />
E<strong>in</strong>e schwere Geburt – die neue EU-Aromenverordnung<br />
Voraussichtlich noch im Laufe des<br />
Jahres 2007 werden die die Aromen<br />
betreffenden Rechtsvorschriften<br />
gr<strong>und</strong>legende Änderungen erfahren.<br />
E<strong>in</strong>e neue – <strong>in</strong> allen Mitgliedsstaaten<br />
direkt verb<strong>in</strong>dliche – EU-Aromenverordnung<br />
soll die europäische Aromen-<br />
Richtl<strong>in</strong>ie 88 / 388 sowie die deutsche<br />
Aromenverordnung ablösen. Eckpunkte<br />
dieser neuen Rechtsvorschrift, die<br />
<strong>in</strong>zwischen schon im dritten Entwurf<br />
vorliegt, s<strong>in</strong>d u. a.:<br />
gemäß<br />
AromenVO<br />
(bisher)<br />
gemäß Entwurf<br />
der EU-AromenVO<br />
(zukünftig)<br />
• Die Festschreibung e<strong>in</strong>er Positivliste<br />
analog dem Zusatzstoffrecht,<br />
d. h. zukünftig dürfen Lebensmitteln<br />
nur noch die Aromastoffe zugesetzt<br />
werden, die <strong>in</strong> dieser Liste<br />
ausdrücklich genannt s<strong>in</strong>d.<br />
• Die „Abschaffung“ der Aromastoffkategorien<br />
„künstlich“ <strong>und</strong> „naturidentisch“.<br />
• E<strong>in</strong>e stärkere Risikoorientierung bei<br />
der Festlegung von Grenzwerten für<br />
toxische Verb<strong>in</strong>dungen aus Lebensmitteln<br />
mit Aromaeigenschaften,<br />
d. h. es werden im entsprechenden<br />
Anhang nur noch Lebensmittel<br />
berücksichtigt, die substanziell<br />
zur Belastung mit entsprechenden<br />
toxischen Stoffen beitragen; Grenzwerte<br />
für „sonstige Lebensmittel“<br />
werden nicht mehr festgelegt.<br />
• Die Neuregelung der Kennzeichnung<br />
natürlicher Aromen.<br />
Insbesondere die beabsichtigte Neuregelung<br />
der Kennzeichnung von natürlichen<br />
Aromen ist vonseiten des<br />
Verbraucherschutzes als sehr unbefriedigend<br />
anzusehen:<br />
Momentan gilt gemäß der Aromenverordnung,<br />
dass nur solche Aromen<br />
als „natürlich“ bezeichnet werden dürfen,<br />
die ausschließlich oder „fast ausschließlich“<br />
aus der namensgebenden<br />
Quelle gewonnen worden s<strong>in</strong>d. In der<br />
Praxis bewirkte die Formulierung „fast<br />
ausschließlich“, dass dem Hersteller<br />
die Möglichkeit zugestanden wird, e<strong>in</strong><br />
Aroma durch Zusatz von natürlichen<br />
Aromastoffen aus anderen Quellen<br />
abzur<strong>und</strong>en, aber nicht zu verstärken.<br />
natürliches Aroma<br />
aus der Erdbeere<br />
(m<strong>in</strong>d. 90 Gew.-%)<br />
sonstiges beliebiges<br />
natürliches Aroma<br />
zur Abr<strong>und</strong>ung, d. h.<br />
darf Erdbeeraroma<br />
nicht verstärken<br />
(max. 10 Gew.-%)<br />
Beispielsweise kann e<strong>in</strong> „natürliches<br />
Erdbeeraroma“ zur Abr<strong>und</strong>ung ger<strong>in</strong>ge<br />
Anteile natürliches Citrusaroma<br />
enthalten, trotzdem darf es aber als<br />
natürlich bezeichnet werden.<br />
Demgegenüber sieht der neue Entwurf<br />
vor, dass zukünftig auch solche<br />
Aromen als natürlich bezeichnet werden<br />
dürfen, die neben den authentischen,<br />
also aus der namensgebenden<br />
Frucht stammenden Bestandteilen,<br />
zusätzlich 10 Gew.-% aus anderen<br />
Quellen enthalten können. Hierdurch<br />
wird nur der Gewichtsanteil reglementiert,<br />
ohne die <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
entscheidende Eigenschaft Aromawirksamkeit<br />
zu berücksichtigen.<br />
Um bei dem Beispiel zu bleiben,<br />
würde dies bedeuten, dass e<strong>in</strong> „natürliches<br />
Erdbeeraroma“ gemäß der<br />
geplanten Vorschrift auch e<strong>in</strong> Produkt<br />
aus 90 Gew.-% e<strong>in</strong>es alkoholischen<br />
Extraktes aus Erdbeeren (z. B. 10 g<br />
Erbeeren auf 100 ml Alkohol) <strong>und</strong> 10<br />
Gew.-% e<strong>in</strong>er Mischung aus natürlichen<br />
Aromastoffen aus beliebiger<br />
(auch biosynthetischer) Quelle (z. B.<br />
Furaneol, Z-(3)-Hexenal, Zimtsäuremethylester,<br />
γ-Decalacton, Vanill<strong>in</strong>)<br />
se<strong>in</strong> könnte.<br />
Falls die geplante Vorschrift wie vorgesehen<br />
<strong>in</strong> Kraft tritt, wird die konsequente<br />
Ausschöpfung dieser Regelung<br />
bei der Herstellung von aromatisierten<br />
Lebensmitteln zu e<strong>in</strong>er<br />
Verbrauchertäuschung führen, gegen<br />
die vonseiten der Überwachung ke<strong>in</strong>e<br />
rechtliche Handhabe besteht.<br />
natürliches Aroma<br />
aus der Erdbeere<br />
(m<strong>in</strong>d. 90 Gew.-%)<br />
sonstiges beliebiges<br />
natürliches Aroma,<br />
d. h. darf Erdbeeraroma<br />
verstärken<br />
(max. 10 Gew.-%)<br />
Abb.:<br />
Zusammensetzung<br />
e<strong>in</strong>es<br />
„natürlichen Erdbeeraromas“
66 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Kosmetische Mittel<br />
Kosmetische Mittel<br />
Im Berichtsjahr wurden 2041 kosmetische Mittel untersucht.<br />
Hiervon wurden 422 Proben (= 21 %) beanstandet.<br />
Chemische Untersuchung von kosmetischen Mitteln<br />
Wichtig für den ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutz: Verbesserung des<br />
UV-A-Schutzes von Sonnenschutzmitteln<br />
E<strong>in</strong> modernes Sonnenschutzmittel benötigt sowohl wirksamen UV-Aals<br />
auch UV-B-Schutz. Der UV-B-Schutz wird durch den Lichtschutzfaktor<br />
charakterisiert. Beim UV-A-Schutz gab es bisher ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Norm.<br />
Dies wird sich mit den Leitl<strong>in</strong>ien der Europäischen Kommission von<br />
2006 ändern. Die Überprüfung des Marktes zeigte, dass noch nicht alle<br />
Produkte der UV-A-Qualität diesen Empfehlungen entsprechen.<br />
Noch vor 20 Jahren galt die UV-A-Strahlung<br />
(320 – 400 nm) als relativ harmlo-<br />
veröffentlicht. Danach sollen Sonnen-<br />
diesbezügliche Herstellerangaben“<br />
ser Spektrenanteil des Sonnenlichts, schutzmittel e<strong>in</strong>e ausreichende Wirkung<br />
gegen UV-B- <strong>und</strong> UV-A Strahlung<br />
der für ges<strong>und</strong>e Hautbräunung sorgt.<br />
Die UV-B-Strahlung (280 – 320 nm), die haben. Der Lichtschutzfaktor soll m<strong>in</strong>destens<br />
6 betragen, d. h. Produkte mit<br />
den Sonnenbrand auslöst, stand alle<strong>in</strong><br />
für die Risiken der Hautkrebserkran-<br />
niedrigeren Lichtschutzfaktoren (LSF<br />
kungen <strong>und</strong> der Hautalterung. In-<br />
2 oder 4) würde es dann nicht mehr<br />
zwischen ist jedem aufgeklärten<br />
Verbraucher bekannt, dass<br />
vor, dass der UV-A-Schutz m<strong>in</strong>destens<br />
geben. Die Empfehlungen geben auch<br />
auch UV-A-Strahlung Haut-<br />
1<br />
⁄ 3<br />
des UV-B-Schutzes betragen soll.<br />
schäden mit verursacht. Es ist<br />
Der Gr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d Ergebnisse wissen-<br />
wichtig, dass sich die Hersteller schaftlicher Studien, die zeigen, dass<br />
von Sonnenschutzmitteln auf diese bestimmte biologische Hautschäden<br />
Situation e<strong>in</strong>stellen <strong>und</strong> Produkte mit verh<strong>in</strong>dert oder verr<strong>in</strong>gert werden<br />
ausreichendem UV-A-Schutz auf den können, wenn der nach dem „persistent<br />
pigment darken<strong>in</strong>g test“ gemes-<br />
Markt br<strong>in</strong>gen.<br />
sene UV-A-Schutzfaktor m<strong>in</strong>destens<br />
Der Gesetzgeber schrieb bisher ke<strong>in</strong>e 1<br />
⁄<br />
Normen oder Empfehlungen zur Bestimmung<br />
<strong>und</strong> Kennzeichnung des<br />
3<br />
des UV-B-Schutzfaktors beträgt.<br />
Dies heißt, e<strong>in</strong> Sonnenschutzmittel<br />
mit dem LSF 15 muss demnach e<strong>in</strong>en<br />
UV-A-Schutzes vor. Dies führte aber zu<br />
UV-A-Schutzfaktor von m<strong>in</strong>destens 5<br />
der unbefriedigenden Situation e<strong>in</strong>er<br />
aufweisen.<br />
une<strong>in</strong>heitlichen <strong>und</strong> unverständlichen<br />
Kennzeichnung. Während der Schutz Im Berichtszeitraum wurden Sonnenschutzmittel<br />
aus Drogeriemärk-<br />
vor UV-B-Strahlen weltweit e<strong>in</strong>heitlich<br />
durch den Lichtschutzfaktor (LSF; englisch:<br />
sun protect<strong>in</strong>g factor SPF) cha-<br />
Parfümerien mittels <strong>in</strong>-vitro-Messung<br />
ten, Apotheken, Reformhäusern <strong>und</strong><br />
rakterisiert wird, f<strong>in</strong>det der Verbraucher<br />
zum UV-A-Schutz unterschiedli-<br />
des ausgelobten UV-A-Schutzes über-<br />
der diffusen Transmission auf die Güte<br />
che H<strong>in</strong>weise wie z. B. „UV-A-Schutz prüft. Die Methode lehnt sich an das<br />
nach australischem Standard“. Mit dieser<br />
Norm wird die UV-A-Qualität aber <strong>in</strong>sgesamt 254 untersuchten Sonnen-<br />
Prüfverfahren DIN 67502 an. Von den<br />
nur unzureichend charakterisiert. schutzmitteln wiesen ca. 10 % e<strong>in</strong>en<br />
Um e<strong>in</strong>heitliche Kennzeichnungsnormen<br />
zu schaffen <strong>und</strong> die Qualität des Hersteller der bemängelten Produk-<br />
unzureichenden UV-A-Schutz auf. Die<br />
UV-A-Schutzes zu erhöhen, hat die Europäische<br />
Kommission im September Qualität des UV-A-Schutzes zu verte<br />
wurden darauf h<strong>in</strong>gewiesen, die<br />
2006 Empfehlungen „über die Wirksamkeit<br />
von Sonnenschutzmitteln<br />
bessern.<br />
<strong>und</strong><br />
Der Verbraucher soll künftig an e<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>fachen Logo erkennen, dass e<strong>in</strong><br />
Sonnenschutzmittel die M<strong>in</strong>destwirksamkeit<br />
an UV-A-Schutz e<strong>in</strong>hält.<br />
Die EU-Empfehlungen regeln auch<br />
Anwendungsh<strong>in</strong>weise. So sollten<br />
Angaben unterbleiben, die geeignet<br />
s<strong>in</strong>d, Verbraucher zu exzessivem Sonnenbaden<br />
anzuregen. Insbesondere<br />
sollten ke<strong>in</strong>e Angaben gemacht werden,<br />
die e<strong>in</strong>en vollständigen Schutz<br />
der Produkte vor UV-Strahlen vermuten<br />
lassen wie z. B.: „Sunblock“,<br />
„Sun blocker“, „vollständiger Schutz“,<br />
„Schutz für den ganzen Tag“ o. Ä.<br />
Im Rahmen der Produktbeschreibungen<br />
sollte gr<strong>und</strong>sätzlich auf die Gefahren<br />
e<strong>in</strong>er übermäßigen Sonnenexposition<br />
h<strong>in</strong>gewiesen werden. Die<br />
Empfehlung sieht vor, nachfolgende<br />
Anwendungs- bzw. Warnh<strong>in</strong>weise <strong>in</strong><br />
dieser oder ähnlicher Form auf allen<br />
Sonnenschutzmittelpackungen anzugeben:<br />
• Intensive Mittagssonne vermeiden.<br />
• Vor dem Sonnen auftragen.<br />
• Mehrfach auftragen, um den Lichtschutz<br />
aufrechtzuerhalten, <strong>in</strong>sbesondere<br />
nach dem Aufenthalt im<br />
Wasser.<br />
• Sonnenschutzmittel großzügig auftragen.<br />
Ger<strong>in</strong>ge Auftragsmengen<br />
reduzieren die Schutzleistung.<br />
• Babys <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der vor direkter<br />
Sonnene<strong>in</strong>strahlung schützen.<br />
• Für Babys <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der schützende<br />
Kleidung sowie Sonnenschutzmittel<br />
mit hohem Lichtschutzfaktor<br />
(LSF größer als 25) verwenden.<br />
• Auch Sonnenschutzmittel mit hohen<br />
Lichtschutzfaktoren bieten ke<strong>in</strong>en<br />
vollständigen Schutz vor UV-Strahlen.
Chemische Untersuchung von kosmetischen Mitteln Jahresbericht 2006 67<br />
Im Berichtsjahr wurde an e<strong>in</strong>er großen<br />
Serie Sonnenschutzmitteln überprüft,<br />
<strong>in</strong>wieweit die Hersteller entsprechende<br />
Anwendungsh<strong>in</strong>weise auf den Produkten<br />
anbr<strong>in</strong>gen. Es zeigte sich, dass<br />
<strong>in</strong> den meisten Fällen – entsprechend<br />
den bisherigen Empfehlungen – H<strong>in</strong>weise<br />
zur richtigen Anwendung vorhanden<br />
waren. Sie entsprachen damit<br />
jedoch <strong>in</strong> der Regel noch nicht<br />
vollständig den Empfehlungen der<br />
Kommission.<br />
Antioxidative Kapazität von<br />
Sonnenschutzmitteln – e<strong>in</strong> neues<br />
Qualitätskriterium?<br />
Sonnenschutzmittel schützen nicht<br />
nur durch ihre Lichtfiltersubstanzen<br />
vor schädlichen UV-Strahlen,<br />
sondern auch durch Inhaltsstoffe,<br />
die hochreaktive freie Radikale<br />
elim<strong>in</strong>ieren. Zur Charakterisierung<br />
dieser antioxidativen Kapazität der<br />
Produkte wurden erste Arbeiten<br />
mit e<strong>in</strong>em neuen Messverfahren,<br />
der Photochemolum<strong>in</strong>eszenz,<br />
durchgeführt.<br />
Als Ursache für Hautschäden durch<br />
UV-Strahlen kommen neben der direkten<br />
E<strong>in</strong>wirkung der hochenergetischen<br />
Strahlung auf die Hautzellen<br />
auch <strong>in</strong> der Haut gebildete freie Radikale<br />
mit ungepaarten Elektronen <strong>in</strong>frage.<br />
Diese hochreaktiven Moleküle<br />
s<strong>in</strong>d leicht oxidierbar <strong>und</strong> können<br />
durch Reaktion mit Hautbestandteilen<br />
Zellschäden verursachen. Die Haut<br />
selbst schützt sich vor dauerhaften<br />
Schäden durch „dark-repair-Mechanismen“<br />
<strong>in</strong> der Nacht; hier werden<br />
DNA-Schäden repariert. Außerdem<br />
verdickt sich im Sommer bei UV-E<strong>in</strong>strahlung<br />
die äußere Hornschicht, die<br />
so genannte Lichtschwiele, um das<br />
E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von UV-Strahlen <strong>in</strong> lebendes<br />
Gewebe zu erschweren. Weitere<br />
natürliche Schutzmechanismen stellen<br />
die Melan<strong>in</strong>farbstoffe (Sonnenbräune)<br />
<strong>und</strong> zelleigene Radikalfänger<br />
wie Tocopherol, Ascorb<strong>in</strong>säure <strong>und</strong><br />
Superoxiddismutase dar. Äußeren<br />
Schutz vor UV-Strahlen bieten Sonnenschutzmittel<br />
mit ihren UV-Filtern<br />
<strong>und</strong> zugesetzten Antioxidantien wie<br />
z. B. Tocopherol oder Tocopherolacetat.<br />
E<strong>in</strong> umstrittener UV-Filter: 4-Methylbenzylidene Camphor<br />
Das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung (BfR) teilte <strong>in</strong> der Stellungnahme<br />
vom 22.08.2005 mit, dass bei der zugelassenen<br />
Filtersubstanz 4-Methylbenzy lidene Camphor (4-MBC) der im<br />
Tierversuch aufgekommene Verdacht auf e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>flussung von<br />
Schilddrüsenhormonen bislang nicht widerlegt werden konnte<br />
(www.bfr.b<strong>und</strong>.de/cm/206/<strong>in</strong>formationen_tipps_<strong>und</strong>_empfehlungen_zu_sonnenschutzmitteln.pdf<br />
).<br />
Bereits im Jahre 2003 hatte das BfR <strong>in</strong> der Stellungnahme (www.bfr.<br />
b<strong>und</strong>.de/cm/206/uv_filter_<strong>in</strong>_sonnenschutzmitteln.pdf ) darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />
dass die Verwendung von 4-MBC dann als nicht ausreichend<br />
sicher beurteilt werden kann, wenn es sowohl <strong>in</strong> Hautpflegeprodukten,<br />
wie z. B. Sonnenschutzmittel, als auch zusätzlich <strong>in</strong> Lippenpflegeprodukten<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wird.<br />
Äußerung des BfR: „Für 4-MBC liegt auch e<strong>in</strong>e Bewertung des wissenschaftlichen<br />
Beirates für Kosmetika <strong>und</strong> Non-Food-Produkte bei der EG-<br />
Kommission (SCCNFP – SCCNFP/0779/04, Op<strong>in</strong>ion concern<strong>in</strong>g 4-Methylbenzylidene<br />
Camphor. Colipa No. S60. 2004) vor. Das Gremium kam<br />
zu der Auffassung, dass für diese Substanz aus den vorliegenden Daten<br />
ke<strong>in</strong>e Dosis ohne unerwünschten Effekt (No Observed Adverse Effect<br />
Level, NOAEL) im Tierversuch abgeleitet werden kann. Vielmehr zeigte<br />
sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie mit Ratten noch <strong>in</strong> der niedrigsten Dosisgruppe (25<br />
mg pro kg Körpergewicht) e<strong>in</strong> Anstieg des schilddrüsenstimulierenden<br />
Hormons TSH. Im H<strong>in</strong>blick auf mögliche Schilddrüseneffekte forderte das<br />
SCCNFP weitere Informationen, <strong>in</strong>sbesondere zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>deutigen<br />
NOAEL sowie zur Hautpenetration.“<br />
Das BfR empfiehlt deshalb, die UV-Filtersubstanz vom Markt<br />
zu nehmen, wenn ke<strong>in</strong>e Menge ohne ges<strong>und</strong>heitsschädliche<br />
Wirkung (No Observed Adverse Effect Level, NOAEL) bestimmt<br />
werden kann.<br />
In e<strong>in</strong>er aktuellen Bewertung vom 10.10.2006 hat das SCCP (ehemals<br />
SCCNFP) die oben dargestellte Auffassung erneut bestätigt (SCCP, Op<strong>in</strong>ion<br />
on 4-Methylbenzylidene Camphor, SCCP/1042/06).<br />
E<strong>in</strong>ige Hersteller verwenden <strong>in</strong> ihren Produkten den UV-Filter 4-Methylbenzylidene<br />
Camphor, da er nach Kosmetikverordnung noch bis zu<br />
4 % e<strong>in</strong>gesetzt werden darf. Dem Firmen wurde aber empfohlen, diese<br />
Substanz aus Gründen des vorbeugenden Ges<strong>und</strong>heitsschutzes <strong>in</strong> kosmetischen<br />
Mitteln nicht mehr zu verwenden.<br />
Tocopherolacetat besitzt selbst ke<strong>in</strong>e Ascorbylpalmitat, Alpha-glucosylrut<strong>in</strong>,<br />
Radikalfängereigenschaften, sondern Polyphenole (z. B. Traubenkernextrakt)<br />
muss erst <strong>in</strong> der Haut enzymatisch <strong>in</strong> oder Coenzym Q10.<br />
das wirksame freie Tocopherol umgewandelt<br />
werden.<br />
Sonnenschutzmitteln zu bestimmen,<br />
Um die antioxidative Kapazität (AOC) <strong>in</strong><br />
Es wird allerd<strong>in</strong>gs gerne als synthetische<br />
Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Sonnenschutz-<br />
e<strong>in</strong>e Methode getestet, die bisher bei<br />
wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er Diplomarbeit<br />
mitteln e<strong>in</strong>gesetzt, vermutlich da es anderen analytischen Fragestellungen<br />
stabiler als Tocopherol ist. Seltener zum E<strong>in</strong>satz kam (Lebensmittel-, Pharma-<br />
<strong>und</strong> kl<strong>in</strong>ische Analytik): die Photo-<br />
werden e<strong>in</strong>gesetzt: Tocopherylglucosid,<br />
Ascorb<strong>in</strong>säure, Ascorbylphosphat, chemolum<strong>in</strong>eszenz-Messung (PCL).
68 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Kosmetische Mittel<br />
Die PCL-Bestimmung wurde mit dem<br />
Gerät Photochem ® von Analytik<br />
Jena durchgeführt. Die aufgearbeitete<br />
Probe wird dabei mit<br />
fotosensiblem Lum<strong>in</strong>olreagenz<br />
versetzt, welches unter<br />
Licht- <strong>und</strong> Sauerstoffe<strong>in</strong>fluss<br />
zu Superoxid-Anionradikalen<br />
reagiert. Diese Radikale werden<br />
durch die Antioxidantien der Probe je<br />
nach Konzentration elim<strong>in</strong>iert. Dadurch<br />
wird die Lum<strong>in</strong>eszenz der ursprünglichen<br />
Lum<strong>in</strong>olkonzentration verr<strong>in</strong>gert.<br />
Dieser Messwert ergibt e<strong>in</strong>e direkte<br />
Korrelation zur antioxidativen Kapazität<br />
der Probe. Als Bezugs-Standard wurde<br />
Tocopherol verwendet.<br />
Insgesamt wurden 99 unterschiedliche<br />
Produkte des deutschen Marktes<br />
untersucht. Dabei wurde ke<strong>in</strong>e Korrelation<br />
der AOC-Werte zum Lichtschutzfaktor<br />
festgestellt. Mithilfe e<strong>in</strong>er<br />
im Labormaßstab hergestellten<br />
Öl-<strong>in</strong>-Wasser-Basiscreme mit unterschiedlichen<br />
Gehalten an Tocopherol<br />
<strong>und</strong> UV-Filterkomb<strong>in</strong>ationen konnte<br />
gezeigt werden, dass UV-Filter <strong>und</strong><br />
Tocopherol synergistisch wirken können.<br />
Durch geschickte Komb<strong>in</strong>ation,<br />
auch mit dem Breitbandfilter Titandioxid,<br />
können sehr gute antioxidative<br />
Kapazitäten erreicht werden.<br />
Bei Produkten mit synthetischem Tocopherolacetat<br />
ist e<strong>in</strong>e Aussage zur<br />
antioxidativen Kapazität mittels PCL<br />
nicht möglich, da die Verb<strong>in</strong>dung zuerst<br />
gespalten werden muss. Laut<br />
Literatur kann aus Tocopherolacetat<br />
<strong>in</strong> der Haut bei günstiger Matrix<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em entsprechenden Hauttyp<br />
durch Esterasen maximal 20 % Tocopherol<br />
entstehen. Die Diplomarbeit<br />
beschränkte sich auf die Wirkung von<br />
Tocopherol. In welchem Maße andere<br />
Antioxidantien zur Verbesserung der<br />
antioxidativen Kapazität der Produkte<br />
beitragen, muss <strong>in</strong> weiteren Untersuchungen<br />
abgeklärt werden. Erst dann<br />
wird sich zeigen, ob dieses Verfahren<br />
geeignet se<strong>in</strong> könnte, die antioxidative<br />
Kapazität von Sonnenschutzmitteln<br />
als weiteres Qualitätskriterium neben<br />
dem Lichtschutzfaktor <strong>und</strong> dem UV-A-<br />
Faktor e<strong>in</strong>zuführen.<br />
Spuren von Benzol <strong>in</strong> Nagellackentfernern<br />
Benzol kann als Verunre<strong>in</strong>igung,<br />
z. B. über Rohstoffe, <strong>in</strong> Nagellackentferner<br />
gelangen. Wegen der<br />
krebserregenden Eigenschaft dieser<br />
Substanz muss der Gehalt so<br />
weit wie möglich gesenkt werden.<br />
Im Berichtsjahr wurden 10 Nagellackentferner<br />
untersucht, die vorwiegend<br />
die organischen Lösungsmittel Ethylacetat<br />
<strong>und</strong> Alkohol sowie Aceton<br />
enthielten. In 4 der 10 Proben wurde<br />
Benzol als Verunre<strong>in</strong>igung nachgewiesen.<br />
Die Gehalte betrugen 0,8 bis<br />
0,07 mg / l.<br />
Benzol zählt zu den als kanzerogen<br />
<strong>und</strong> reproduktionstoxisch e<strong>in</strong>gestuften<br />
Chemikalien <strong>und</strong> darf <strong>in</strong> Kosmetika<br />
nicht enthalten se<strong>in</strong>. Lediglich die Anwesenheit<br />
von Spuren wird geduldet,<br />
wenn sie unter guten Herstellungspraktiken<br />
technisch unvermeidlich s<strong>in</strong>d<br />
<strong>und</strong> bei normaler oder vernünftigerweise<br />
vorhersehbarer Verwendung<br />
die menschliche Ges<strong>und</strong>heit nicht<br />
schädigen. Um e<strong>in</strong>en vorbeugenden<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutz<br />
zu gewährleisten, muss dabei das<br />
ALARA-Pr<strong>in</strong>zip (as low as reasonably<br />
achievable) für kanzerogene Verb<strong>in</strong>dungen<br />
berücksichtigt werden. Die <strong>in</strong><br />
den Proben festgestellten Gehalte an<br />
Benzol s<strong>in</strong>d u.E. nicht ges<strong>und</strong>heitlich<br />
bedenklich, aber technisch vermeidbar.<br />
Es kann davon ausgegangen werden,<br />
dass Benzol über belastete Rohstoffe<br />
(z. B. Lösungsmittel) <strong>in</strong> das Produkt gelangte.<br />
Anhand von Rohstoffspezifikationen<br />
mit vorgegebenen Re<strong>in</strong>heiten<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere durch E<strong>in</strong>gangskontrollen<br />
bei den angelieferten Rohstoffen<br />
s<strong>in</strong>d Hersteller dazu verpflichtet,<br />
Maßnahmen zu ergreifen, die Verunre<strong>in</strong>igung<br />
zu m<strong>in</strong>imieren. Von e<strong>in</strong>em<br />
betroffenen Hersteller kamen hierzu<br />
bereits positive Rückmeldungen, dass<br />
diesem Problem nachgegangen wird.<br />
Im S<strong>in</strong>ne des Verbraucherschutzes<br />
wäre es wünschenswert, dass technische<br />
Richtwerte, die bislang fehlen,<br />
festgelegt werden.<br />
Weichmacher Dibutylphthalat<br />
<strong>in</strong> Nagellack<br />
Mit Änderung der Kosmetik-Verordnung<br />
vom 20.12.2004 wurde<br />
Dibutylphthalat aus toxikologischen<br />
Gründen für kosmetische<br />
Mittel verboten (Anlage 1 unter<br />
lfd. Nr. 675 Kosmetik-Verordnung).<br />
Dibutylphthalat ist nach Chemikalienrecht<br />
als fruchtschädigend <strong>und</strong><br />
reproduktionstoxisch e<strong>in</strong>gestuft.<br />
Dieser Stoff wurde früher häufig<br />
als Weichmacher <strong>in</strong> Nagellack<br />
verwendet.<br />
Dibutylphthalathaltige Nagellacke,<br />
die vor dem 23.12.2004 hergestellt<br />
wurden, durften noch bis zum 24.<br />
März 2005 erstmals <strong>in</strong> den Verkehr<br />
gebracht <strong>und</strong> danach noch bis zum<br />
24. Juni 2005 an den Endverbraucher<br />
abgegeben werden. Da im vergangenen<br />
Jahr bereits festgestellt wurde,<br />
dass auch nach Ablauf der Übergangsfrist<br />
immer noch Nagellacke mit<br />
Dibutylphthalat im Handel angeboten<br />
wurden, wurden <strong>in</strong> diesem Jahr die<br />
Untersuchungen auf Dibutylphthalat<br />
<strong>in</strong> Nagellack verstärkt fortgesetzt. Die<br />
Untersuchungen ergaben, dass dieser<br />
Stoff immer noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Produkten<br />
im Prozentbereich enthalten ist.<br />
Insgesamt 12 Nagellacke wurden<br />
nach Ablauf der Übergangsfrist als<br />
nicht mehr verkehrsfähig beurteilt.<br />
Bei e<strong>in</strong>igen dieser Produkte war klar,<br />
dass es sich um „Altprodukte“ handelte,<br />
da Dibutylphthalat im Verzeichnis<br />
der Bestandteile deklariert war.<br />
Die Überprüfungen der zuständigen<br />
Behörden ergaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen,<br />
dass die Hersteller die Rezepturen<br />
entsprechend geändert hatten, die<br />
E<strong>in</strong>zelhändler jedoch nicht darüber <strong>in</strong>formiert<br />
wurden, dass die alten Produkte<br />
nicht mehr an die Verbraucher<br />
abgegeben werden durften.
Chemische Untersuchung von kosmetischen Mitteln Jahresbericht 2006 69<br />
Methyldibromoglutaronitril – e<strong>in</strong><br />
nur e<strong>in</strong>geschränkt verwendbarer<br />
Konservierungsstoff<br />
Methyldibromoglutaronitril darf<br />
derzeit nur <strong>in</strong> r<strong>in</strong>se-off-Produkten<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Aber auch dafür<br />
steht e<strong>in</strong> Verbot bevor.<br />
Seit 2004 darf der Konservierungsstoff<br />
Methyldibromoglutaronitril wegen<br />
steigender allergischer Reaktionen <strong>in</strong><br />
der Bevölkerung nur noch <strong>in</strong> r<strong>in</strong>se-off-<br />
Produkten (Produkte, die nach der Anwendung<br />
abgespült werden wie z. B.<br />
Seifen, Shampoos) bis maximal 0,1 %<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden, während der E<strong>in</strong>satz<br />
<strong>in</strong> leave-on-Produkten (Produkte,<br />
die auf der Haut bleiben wie z. B.<br />
Cremes, Maskara) verboten ist. Die<br />
Übergangsvorschriften für das Inverkehrbr<strong>in</strong>gen<br />
von Altware endeten am<br />
23. September 2005. In 3 leave-on-<br />
Produkten (Selbstbräunungscreme,<br />
Hautcreme, Haart<strong>in</strong>ktur) wurde<br />
nach Ablauf der Übergangsfrist<br />
noch Methyldibromoglutaronitril<br />
festgestellt. In anderen ten Proben war dieser Stoff<br />
nicht nachweisbar, obwohl<br />
er <strong>in</strong> der Liste der Bestandteile<br />
noch deklariert wurde.<br />
Vermutlich wurden die Rezepturen<br />
bereits geändert, die Liste<br />
der Inhaltsstoffe jedoch noch nicht.<br />
untersuch-<br />
Inzwischen wurde die Verwendung<br />
dieses Konservierungsstoffes mit<br />
der Richtl<strong>in</strong>ie 2007 / 17 / EG der Kommission<br />
vom 22. März 2007 auch <strong>in</strong><br />
r<strong>in</strong>se-off-Produkten verboten. In e<strong>in</strong>er<br />
Stellungnahme des wissenschaftlichen<br />
Kosmetikausschusses (SCCP)<br />
wurde festgestellt, dass Methyldibromoglutaronitril<br />
nicht <strong>in</strong> kosmetischen<br />
Mitteln enthalten se<strong>in</strong> sollte, weil weder<br />
für auf der Haut verbleibende noch<br />
für abzuspülende Mittel unbedenkliche<br />
Konzentrationen ermittelt werden<br />
konnten.<br />
Verbraucherschutz fordert neue Wege – Karlsruher Kosmetiktag<br />
„Abgrenzung kosmetische Mittel/Arzneimittel“ am 6. Dezember 2006<br />
im CVUA Karlsruhe<br />
Kosmetische Mittel mit angepriesenen hochwirksamen bioaktiven<br />
Wirkstoffen zum Erhalt e<strong>in</strong>es guten Hautzustands oder zur Pflege von<br />
Hautveränderungen ohne Krankheitswert haben <strong>in</strong> Europa schon längst<br />
den Markt erobert. Bei zunehmend mehr Produkten fällt die Beurteilung<br />
schwer, ob es sich noch um e<strong>in</strong> kosmetisches Mittel oder schon um e<strong>in</strong><br />
Arzneimittel handelt (so genannte Borderl<strong>in</strong>e-Produkte).<br />
Während Arzneimittel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aufwändigen<br />
Verfahren behördlich zugelassen<br />
werden müssen, liegen die<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Unbedenklichkeit<br />
<strong>und</strong> die angepriesene Wirkung von<br />
Kosmetika alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Verantwortung<br />
des Herstellers. Deshalb ist die<br />
amtliche Überwachung hier besonders<br />
gefordert, den Verbraucher vor<br />
Produkten mit auf Krankheiten bzw.<br />
Heilung bezogenen Werbeaussagen<br />
(Präsentationsarzneimittel) oder vor<br />
Produkten mit signifikant pharmakologischer<br />
Wirkung auf den menschlichen<br />
Körper (Funktionsarzneimittel)<br />
zu schützen. Der im Dezember 2006<br />
durchgeführte Karlsruher Kosmetiktag<br />
„Abgrenzung kosmetische Mittel / Arzneimittel“<br />
diente 90 Sachverständigen<br />
aus Chemischen Untersuchungsämtern<br />
Deutschlands <strong>und</strong> Österreichs,<br />
aus Behörden des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der<br />
Länder, von Kosmetikverbänden sowie<br />
freiberuflichen Kosmetikchemikern<br />
<strong>und</strong> Sicherheitsbewertern als<br />
Informationsquelle <strong>und</strong> Diskussionsforum,<br />
um den aktuellen Stand der Beurteilungsmöglichkeiten<br />
von „Borderli-<br />
wird. Deshalb ist die Beurteilung von<br />
Borderl<strong>in</strong>e-Produkten e<strong>in</strong>e aufwändige<br />
<strong>und</strong> oft umstrittene E<strong>in</strong>zelfallentscheidung,<br />
zumal auch Gerichte<br />
entsprechende Produkte nicht immer<br />
e<strong>in</strong>heitlich beurteilen. Insofern muss<br />
nach geeigneten Abgrenzungskriterien<br />
gesucht werden. Angesprochen<br />
wurde, ob die Kriterien „therapeutischer<br />
Zweck“ oder „Auswirkungen<br />
auf die Ges<strong>und</strong>heit“ besser geeignet<br />
wären. E<strong>in</strong>zelstoffregelungen im Rahmen<br />
der EU-Kosmetik-Richtl<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d<br />
ke<strong>in</strong>e Lösung des Problems. Häufig<br />
dauert es zu lange, bis diese Regelungen<br />
zustande kommen, sodass diese<br />
Stoffe dann möglicherweise ke<strong>in</strong>e<br />
Marktbedeutung mehr haben.<br />
E<strong>in</strong>igkeit bestand dar<strong>in</strong>, dass die Sicherheitsbewertung<br />
das geeignete<br />
Instrumentarium zur Gewährleistung<br />
der Verbrauchersicherheit unabhängig<br />
von e<strong>in</strong>er Abgrenzung von Kosmetika<br />
zu Funktionsarzneimitteln darstellen<br />
könnte, falls konkretere Anforderungen<br />
an die Sicherheitsbewertungen<br />
gestellt <strong>und</strong> diese auch konsequent<br />
überwacht würden. Um diese Auf-<br />
ne-Produkten“ unter Berücksichtigung<br />
gabe bewältigen zu können, ist es<br />
der naturwissenschaftlichen Fakten, für die amtlichen Untersuchungse<strong>in</strong>richtungen<br />
erforderlich, die<br />
der rechtlichen Maßgaben <strong>und</strong> der<br />
marktwirtschaftlichen Gegebenheiten<br />
zu erhalten.<br />
national <strong>und</strong> EU-weit zu stärken, die<br />
adm<strong>in</strong>istrative Zusammenarbeit<br />
Die Podiumsdiskussion im Anschluss beteiligten Fachdiszipl<strong>in</strong>en zusammenzuführen<br />
<strong>und</strong> auch die Kommunikation<br />
an die Vorträge machte deutlich, dass<br />
das Abgrenzungskriterium „signifikante<br />
pharmakologische Wirkung“ wertern zu verbessern. Der Karlsru-<br />
mit den Herstellern <strong>und</strong> Sicherheitsbe-<br />
bei der E<strong>in</strong>stufung Kosmetisches her Kosmetiktag war hierzu e<strong>in</strong> erster<br />
Mittel / Arzneimittel (nach Funktion) Schritt <strong>in</strong> diese Richtung.<br />
für alle beteiligten Fachdiszipl<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Weitere Informationen s. unter www.<br />
Problem darstellt. Der Gr<strong>und</strong> liegt dar<strong>in</strong>,<br />
dass dieser Begriff nicht e<strong>in</strong>deutig<br />
cvua-karlsruhe.de<br />
wissenschaftlich def<strong>in</strong>iert ist, sondern<br />
aus verschiedenen Positionen heraus<br />
immer wieder anders verstanden
70 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Kosmetische Mittel / Bedarfsgegenstände<br />
Mikroorganismen <strong>in</strong> kosmetischen Mitteln<br />
Der mikrobiologische Standard kosmetischer Mittel ist sehr hoch.<br />
Dennoch fallen immer wieder Produkte auf, bei denen e<strong>in</strong>e mangelhafte<br />
Betriebshygiene zur Verkeimung führte.<br />
Für kosmetische Mittel fehlen verb<strong>in</strong>dliche<br />
Grenzwerte für zu tolerierende<br />
Keimgehalte. In den geltenden Gesetzen<br />
(Kosmetik-Verordnung <strong>und</strong> LFGB)<br />
s<strong>in</strong>d lediglich allgeme<strong>in</strong>e Vorschriften<br />
zum Schutz der Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> zur<br />
Herstellung kosmetischer Mittel enthalten.<br />
Zur Beurteilung konkreter<br />
Werte wird deshalb e<strong>in</strong>e Empfehlung<br />
des wissenschaftlichen Beirates für<br />
Kosmetika <strong>und</strong> Non-Food-Produkte<br />
bei der EG-Kommission (SC-<br />
CNFP – <strong>in</strong>zwischen SCCP)<br />
herangezogen. Danach gilt<br />
e<strong>in</strong> kosmetisches Mittel als<br />
sicher, wenn folgende Anforderungen<br />
erfüllt s<strong>in</strong>d:<br />
Kosmetika für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> dukte, die im Bereich der Augen oder<br />
Pro-<br />
der Schleimhäute verwendet werden,<br />
dürfen nicht mehr als 100 koloniebildende<br />
E<strong>in</strong>heiten (KBE) pro g oder ml<br />
enthalten. Alle anderen Produkte nicht<br />
mehr als 1000. Alle Produkte müssen<br />
frei se<strong>in</strong> von Krankheitserregern wie<br />
Staphylococcus aureus, Pseudomonas<br />
aerug<strong>in</strong>osa <strong>und</strong> Candida albicans;<br />
auch Verunre<strong>in</strong>igungen durch andere<br />
Pseudomonas- oder Enterobacteriacae-Species<br />
dürfen nicht vorkommen.<br />
Im Jahr 2006 wurde bei 398 Proben<br />
die aerobe Gesamtkeimzahl bestimmt.<br />
Lediglich bei 13 Proben wurden erhöhte<br />
Gesamtkeimzahlgehalte gef<strong>und</strong>en,<br />
wobei 7 dieser 13 Proben Hennaprodukte<br />
zur Haarfärbung waren. Da es<br />
sich bei Henna um e<strong>in</strong> pflanzliches<br />
Naturprodukt handelt, ist e<strong>in</strong>e erhöhte<br />
Gesamtkeimzahl bei diesen Produkten<br />
zu erwarten <strong>und</strong> ist per se nicht<br />
besorgniserregend.<br />
Entscheidend ist, ob es sich um humanpathogene<br />
bzw. potenziell humanpathogene<br />
Keime handelt. In e<strong>in</strong>em<br />
Fall konnte zwar e<strong>in</strong> potenziell<br />
humanpathogener Keim (Klebsiella<br />
pneumoniae) nachgewiesen werden,<br />
der häufig aus Kosmetika isoliert werden<br />
kann, jedoch nicht zwangsläufig<br />
als Krankheitserreger e<strong>in</strong>zustufen ist.<br />
Ges<strong>und</strong>e Haut stellt normalerweise<br />
e<strong>in</strong>e für viele Keime nahezu unüberw<strong>in</strong>dliche<br />
Schranke dar. Um e<strong>in</strong>e<br />
Eignung zur Ges<strong>und</strong>heitsschädigung<br />
bei Hennaprodukten auszuschließen,<br />
wurde e<strong>in</strong> Warnh<strong>in</strong>weis gefordert, der<br />
darauf h<strong>in</strong>weist, dass die Produkte nur<br />
auf unverletzter Kopfhaut angewandt<br />
werden dürfen. Bei den<br />
verbleibenden 6 Produkten,<br />
die ebenfalls e<strong>in</strong>e erhöhte<br />
Gesamtkeimzahl aufwiesen,<br />
handelte es sich um<br />
Produkte, bei denen die<br />
mangelnde Betriebshygiene<br />
beim Hersteller zu der Verkeimung<br />
führte. Bei e<strong>in</strong>er Hautcreme,<br />
die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>-Mann-Betrieb hergestellt<br />
wurde, waren Klebsiella pneumoniae<br />
<strong>und</strong> Enterobacter cloacae<br />
nachweisbar. Die durchgeführte Betriebskontrolle<br />
führte zur E<strong>in</strong>stellung<br />
der Produktion, da die Räumlichkeiten<br />
nicht geeignet waren, kosmetische<br />
Mittel mit der erforderlichen mikrobiologischen<br />
Re<strong>in</strong>heit herzustellen.<br />
Die Verwendung von Konservierungsstoffen<br />
verh<strong>in</strong>dert nicht pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong>e<br />
Verkeimung. Die strikte E<strong>in</strong>haltung der<br />
Produktionshygiene <strong>und</strong> die unbed<strong>in</strong>gt<br />
erforderliche mikrobiologische Endproduktkontrolle<br />
s<strong>in</strong>d unverzichtbar. Die<br />
Produktkonservierung kann ebenso<br />
durch falsche Dosierung oder Auswahl<br />
der Konservierungsmittel sowie<br />
durch das Auftreten resistenter Keime<br />
versagen.<br />
Festgestellt wurde, dass kosmetische<br />
Mittel, die ohne Zusatz von zugelassenen<br />
Konservierungsstoffen hergestellt<br />
wurden, nicht häufiger keimbelastet<br />
waren als konservierte Produkte. E<strong>in</strong><br />
Gr<strong>und</strong> für diese Beobachtung ist, dass<br />
„nicht konservierte“ Produkte zwar<br />
ke<strong>in</strong>en der nach der Kosmetik-Verordnung<br />
zugelassenen Konservierungsstoffe<br />
enthalten, dafür jedoch häufig<br />
andere Stoffe, die rechtlich nicht als<br />
Konservierungsstoffe gelten, aber<br />
dennoch e<strong>in</strong>e antimikrobielle Wirkung<br />
als erwünschte Nebenwirkung<br />
aufweisen.
Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt Jahresbericht 2006 71<br />
Bedarfsgegenstände<br />
Phthalate als Weichmacher weiterh<strong>in</strong><br />
verbreitet<br />
Auch im H<strong>in</strong>blick auf die Erweiterung des Phthalatverbotes<br />
<strong>in</strong> Spielzeug ab Januar 2007 wurde die Weichmacherproblematik<br />
<strong>in</strong> Bedarfsgegenständen weiter unter die Lupe<br />
genommen. Dazu wurden 130 verschiedene Proben, wie<br />
Spielzeugfiguren, Puppen, Schwimmhilfen, Masken, Taucherbrillen<br />
usw., alle hergestellt aus Weich-PVC, h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Art <strong>und</strong> des Gehalts an Weichmachern untersucht.<br />
Trotz der toxikologischen Relevanz der Substanzen Di-2-<br />
ethylhexylphthalat (DEHP), Dibutylphthalat (DBP) <strong>und</strong> Benzylphthalat<br />
(BBP) wurden diese auch im Jahr 2006 <strong>in</strong> fast<br />
40 % der o. a. Proben festgestellt.<br />
Im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Jahr 2005 waren<br />
für 2006 darüber h<strong>in</strong>aus zwei Trends erkennbar:<br />
Während für Gegenstände mit längerem Hautkontakt, z. B.<br />
Masken, Badeschuhe, die o. a. besonders kritischen Phthalate<br />
DEHP, DBP <strong>und</strong> BBP häufig durch Diisononylphthalat<br />
(DINP) ersetzt werden, s<strong>in</strong>d Spielzeug <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>derartikel<br />
zunehmend phthalatfrei: hier werden die Phthalatweichmacher,<br />
z. B. durch Citrate <strong>und</strong> Carbonsäureester ersetzt.<br />
Kurioses<br />
Aromatische Damensöckchen<br />
E<strong>in</strong> Marktstandbetreiber war<br />
sehr erf<strong>in</strong>derisch: Die Gewürzmischung,<br />
verpackt <strong>in</strong> Damen-<br />
Fe<strong>in</strong>söckchen, verlieh se<strong>in</strong>em<br />
selbst zubereiteten Glühwe<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e sehr aromatische Note.<br />
Unterwäsche: ausgesprochen<br />
körpernah!<br />
Um Wäsche der „anderen Art“ handelte<br />
es sich bei den vorgelegten Verdachtsproben<br />
„essbare Unterwäsche“. Hier<br />
stellte sich die Frage: Gegenstand<br />
für den nicht nur vorübergehenden<br />
Hautkontakt, also Bedarfsgegenstand,<br />
oder Lebensmittel?<br />
Rechtlich gesehen gilt<br />
„sowohl als auch“. Für die Beurteilung<br />
s<strong>in</strong>d aber vor allem<br />
die Kennzeichnungsvorschriften<br />
sowie die zusatzstoffrechtlichen<br />
Anforderungen für Lebensmittel<br />
relevant, die von den untersuchten<br />
Proben aber nicht e<strong>in</strong>gehalten wurden.<br />
Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt<br />
<strong>und</strong> zur Körperpflege<br />
Bunte Textilien – nicht alle s<strong>in</strong>d frei von krebserzeugenden<br />
Azofarbstoffen <strong>und</strong> sensibilisierenden<br />
Dispersionsfarbstoffen<br />
Seit September 2003 besteht e<strong>in</strong> EU-weites Verwendungsverbot<br />
für Azofarbstoffe. Gelangen Azofarbstoffe auf die<br />
Haut oder <strong>in</strong> den Organismus, so können unter Umständen,<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit von den zur Farbstoffherstellung<br />
verwendeten Ausgangsstoffen, krebserzeugende Am<strong>in</strong>e<br />
freigesetzt werden.<br />
Im Jahr 2006 wurden 373 gefärbte Textil- <strong>und</strong> Lederproben<br />
untersucht. Die Beanstandungsquote war erfreulicherweise<br />
niedrig: Nur <strong>in</strong> 10 Proben (Karnevalkostüme,<br />
Ledergürtel, Ledergeldbörse, Schildmütze, Handtuch) war<br />
die Verwendung von verbotenen Azofarbstoffen über die<br />
Bestimmung der abspaltbaren <strong>und</strong> reglementierten Am<strong>in</strong>e<br />
nachweisbar.<br />
Außerdem waren <strong>in</strong> 31 von 261 untersuchten Proben sensibilisierende<br />
Dispersionsfarbstoffe enthalten. Am häufigsten<br />
festgestellt wurden Disperse Orange 37 / 76 (23 Proben)<br />
<strong>und</strong> Disperse Red 1 (5 Proben).<br />
Mehr als 50 Dispersionsfarbstoffe werden<br />
zum Färben von Polyester, Acetatfasern<br />
<strong>und</strong> Nylon e<strong>in</strong>gesetzt. E<strong>in</strong>zelne Farbstoffe<br />
aus dieser Gruppe s<strong>in</strong>d als<br />
potenziell gefährlich e<strong>in</strong>gestuft. Ihnen<br />
werden hautsensibilisierende<br />
Eigenschaften zugeschrieben. Personen,<br />
die gegenüber bestimmten<br />
Stoffen bereits sensibilisiert s<strong>in</strong>d,<br />
reagieren dann auf ger<strong>in</strong>gste Mengen<br />
mit allergischen Hautreaktionen.<br />
Je nach Färbetechnik s<strong>in</strong>d sensibilisierende<br />
Farbstoffe unter Umständen nicht farbecht<br />
fixiert <strong>und</strong> können durch Schweiß herausgelöst<br />
werden. Wegen dieser Unsicherheit<br />
sollten hautsensibilisierende Farbstoffe<br />
zum Färben körpernah getragener<br />
Kleidung aus Gründen des vorbeugenden<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutzes<br />
nicht verwendet werden.<br />
Die Expertenarbeitsgruppe<br />
„Textilien“ des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für<br />
Risikobewertung (BfR) empfiehlt<br />
für 8 derartige Farbstoffe, diese zur<br />
Färbung von körpernah getragenen<br />
Bekleidungsgegenständen nicht mehr<br />
e<strong>in</strong>zusetzen.
72 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Bedarfsgegenstände<br />
Saisonware – immer noch e<strong>in</strong> Problem?<br />
Kurzfristig verfügbare Saisonware (Fastnacht, Halloween,<br />
Weihnachten) fällt nach wie vor durch qualtitativ m<strong>in</strong>derwertige<br />
Produkte auf: So wurden von 47 untersuchten Kostümen<br />
für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Erwachsene, Handschuhe, Strümpfe,<br />
Strumpfhosen, Kopfbedeckungen, Hüte <strong>und</strong> Masken <strong>in</strong>sgesamt<br />
19 Erzeugnisse (40%) beanstandet:<br />
• Azofarbstoffe <strong>in</strong> 2 Proben,<br />
• sensibilisierende Dispersionsfarbstoffe <strong>in</strong> 15 Proben,<br />
• Kennzeichnungsmängel bei 4 Proben.<br />
Die Beanstandungsquote ist damit mit der des Jahres 2005<br />
(42 %) vergleichbar.<br />
Preis„werte“ Ledergürtel – alle „Echt Leder“?<br />
Lederwaren aus dem Discountersortiment genügen häufig<br />
nicht der Anforderung an die Bezeichnung „Leder“. Bei<br />
schwerpunktmäßiger Untersuchung solcher Produkte wurden<br />
im Jahr 2006 20 Proben untersucht, wovon 5 Ledergürtel<br />
sowie e<strong>in</strong> Uhrarmband (30%) nicht den Kennzeichnungsvorgaben<br />
entsprachen. Es handelte sich durchweg<br />
um Erzeugnisse, die auf der Gürtel<strong>in</strong>nenseite (Hautseite)<br />
mit der Auslobung „Echt Leder“ bzw. dem Lederhaut-Symbol<br />
versehen waren. Die millimeterdünne Schicht mit besagter<br />
Prägung war zwar tatsächlich aus Leder, aber das<br />
war dann auch schon alles. Die weitere Zusammensetzung:<br />
Die Oberseite bestand aus e<strong>in</strong>er sehr dünnen Kunststofffolie<br />
<strong>und</strong> der Kern aus gepresstem <strong>und</strong> mit Klebemitteln<br />
filzartig verb<strong>und</strong>enem Fasermaterial. Selbst wenn es sich<br />
bei Letzterem um Lederfasermaterial, mit B<strong>in</strong>demittel gepresst,<br />
handeln würde, genügte dies nicht der Bezeichnungsanforderung.<br />
Denn als Leder, Echt Leder oder mit<br />
e<strong>in</strong>em Ausdruck, der nach der Verkehrsauffassung auf Leder<br />
h<strong>in</strong>weist, darf beim Angebot oder Verkauf nur e<strong>in</strong> Material<br />
bezeichnet werden, das aus der ungespaltenen oder<br />
gespaltenen tierischen Haut bzw. dem Fell durch Gerben<br />
unter Erhaltung der gewachsenen Fasern <strong>in</strong> ihrer natürlichen<br />
Verflechtung hergestellt ist (zusammenfassender<br />
Bericht: www.cvua-freiburg.de ).<br />
Der „chemische Zustand“ von Leder hat sich weiter verbessert:<br />
Insbesondere lag der Gehalt an Pentachlorphenol,<br />
das u. U. zur Lager- <strong>und</strong> Transportkonservierung von Leder<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wird, <strong>in</strong> allen untersuchten Proben (72) unter<br />
dem Grenzwert von 5 mg / kg (Chemikalienrecht).<br />
Auch Chrom-(VI)-Verb<strong>in</strong>dungen waren nur noch <strong>in</strong> wenigen<br />
Proben zu f<strong>in</strong>den: Nur 3 Proben (e<strong>in</strong>e Geldbörse, e<strong>in</strong> Ledergürtel<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Brustbeutel) wiesen erhöhte Chrom(VI)-Gehalte<br />
zwischen 4,5 <strong>und</strong> 34 mg / kg auf <strong>und</strong> wurden mit dem<br />
H<strong>in</strong>weis auf die Expertenäußerung des BfR beanstandet,<br />
wonach e<strong>in</strong> Höchstwert von 3 mg / kg emfpfohlen wird.<br />
„Lass jucken Kumpel!“ oder „Ist Körperertüchtigung<br />
ges<strong>und</strong>?“<br />
Allergische Reaktionen werden immer wieder <strong>und</strong> immer<br />
häufiger bei Personen beobachtet, die mit Latexmaterialien<br />
<strong>in</strong> Kontakt kommen. Neben den spezifischen Verarbeitungshilfsstoffen<br />
s<strong>in</strong>d es hauptsächlich die natürlichen<br />
Latex-Bestandteile (= Prote<strong>in</strong>e), die zu Hautausschlag, Ödemen,<br />
Konjunktivitis, Asthma aber auch zu anaphylaktischem<br />
Schock führen können. Die Exposition erfolgt oral, dermal<br />
aber auch aerogen (z. B. bei gepuderten Handschuhen).<br />
Um der Gefahr von Allergien vorzubeugen, muss daher bei<br />
Erzeugnissen auf Basis von Natur- <strong>und</strong> Synthesekautschuk<br />
<strong>in</strong>sbesondere mit M<strong>und</strong>schleimhautkontakt sowie nicht nur<br />
vorübergehendem Körperkontakt (z. B. Bekleidung, Erotik-Accessoires,<br />
Gymnastikbänder) der Gehalt an löslichen<br />
Prote<strong>in</strong>en m<strong>in</strong>imiert werden. Als e<strong>in</strong> Schwerpunkt wurde <strong>in</strong><br />
2006 Erotikwäsche aus Latex unter die Lupe genommen.<br />
Von <strong>in</strong>sgesamt 30 untersuchten Proben wiesen 11 Erzeugnisse<br />
stark erhöhte Prote<strong>in</strong>gehalte auf (260 bis 820 µg / g<br />
Latexmaterial). Diese Quote ist noch eher positiv zu sehen,<br />
denn Latexerzeugnisse zur Körperertüchtigung (z. B. elastische<br />
Gymnastikbänder), bei denen es zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiven<br />
Körperkontakt mit dem Gummimaterial kommt, weisen<br />
e<strong>in</strong>e deutlich schlechtere Bilanz auf: Von 16 Erzeugnissen<br />
waren 13 stark mit extrahierbaren Prote<strong>in</strong>en belastet. Der<br />
Gehalt lag hier zwischen 320 <strong>und</strong> 900 µg / g Latexmaterial.<br />
Die Proben wurden beanstandet <strong>und</strong> die Hersteller aufgefordert,<br />
alle Anstrengungen zur M<strong>in</strong>imierung des Gehaltes<br />
an löslichen Prote<strong>in</strong>en zu unternehmen.<br />
Nickel- <strong>und</strong> Bleilässigkeit – schöne Accessoires mit<br />
Folgen?<br />
Mit dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Nickelallergien wurden auch<br />
wieder zahlreiche Gegenstände für den nicht nur vorübergehenden<br />
Hautkontakt, <strong>in</strong>sbesondere Modeschmuck für<br />
K<strong>in</strong>der, Gürtelschnallen sowie Haarspangen, überprüft.<br />
Nachdem im Jahr 2005 zwei Armbanduhren auffielen,<br />
war es im Berichtsjahr nur e<strong>in</strong>e Gürtelschnalle, bei der die<br />
Nickelabgabe mit 3,3 µg / cm² / Woche (sehr deutlich) über<br />
dem <strong>in</strong> der Bedarfsgegenständeverordnung genannten<br />
Höchstwert von 0,5 µg / cm² / Woche lag. Bei allen anderen<br />
42 Proben konnten erfreulicherweise ke<strong>in</strong>e erhöhte<br />
Nickellässigkeit festgestellt werden.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ergaben sich aus e<strong>in</strong>em glücklicherweise kle<strong>in</strong>en<br />
Teil der Modeschmuck-Proben andere bedenkliche Bef<strong>und</strong>e.<br />
Bei verschluckbaren Schmuck-Gegenständen wurde<br />
zusätzlich der Bleigehalt bestimmt. Bei sehr hohen Bleigehalten<br />
wurden die Schmuckstücke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Magensäuresimulanz<br />
auf ihre Bleiabgabe untersucht. 2 Proben, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derr<strong>in</strong>g<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong> herzförmiger Kettenanhänger, hätten bei<br />
K<strong>in</strong>dern nach Verschlucken zu e<strong>in</strong>er Bleivergiftung führen<br />
können. Sie wurden daher beanstandet.
Spielwaren <strong>und</strong> Scherzartikel Jahresbericht 2006 73<br />
Spielwaren <strong>und</strong> Scherzartikel<br />
Chemiecocktail der besonderen Art<br />
E<strong>in</strong> Spielzeugset, bestehend aus e<strong>in</strong>em Rucksack mit e<strong>in</strong>er<br />
Stoffpuppe, enthielt gleich mehrere verbotene Azofarbstoffe.<br />
Während im Rucksack das aromatische Am<strong>in</strong><br />
3,3’-Dimethoxybenzid<strong>in</strong> nachweisbar war, wurden <strong>in</strong> den<br />
braunen Wollhaaren der Puppe der verbotene Azofarbstoff<br />
Disperse Yellow 23 <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Spaltprodukt 4-Am<strong>in</strong>oazobenzol<br />
nachgewiesen.<br />
Holzspielzeug: e<strong>in</strong> Naturprodukt mit besonderem<br />
Reiz?<br />
Neueste wissenschaftliche Untersuchungen belegen jetzt<br />
e<strong>in</strong>deutig, dass Formaldehyd ges<strong>und</strong>heitsschädlich ist, die<br />
Schleimhäute reizt <strong>und</strong> Krebs im Nasenraum auslösen<br />
kann, wenn es e<strong>in</strong>geatmet wird. Da<br />
Formaldehyd <strong>in</strong> vielen Klebstoffen e<strong>in</strong>gesetzt<br />
<strong>und</strong> als B<strong>in</strong>demittel bei der<br />
Herstellung von Holzwerkstoffen<br />
verwendet wird, standen <strong>in</strong>sbesondere<br />
Spielzeugpuzzle auch 2006<br />
wieder auf dem Prüfstand.<br />
Ziel dieser Aktion war u. a. aber<br />
auch, Bestrebungen entgegenzutreten,<br />
wonach die Begrenzung der<br />
Formaldehydabgabe für Spielzeug<br />
nach den Ausführungen e<strong>in</strong>es EN-Entwurfes<br />
deutlich angehoben werden soll.<br />
Demnach dürfte dann die Formaldehydabgabe,<br />
die während e<strong>in</strong>er Testzeit von nur 3 St<strong>und</strong>en<br />
ermittelt wird, bis zu 80 mg / kg Holzwerkstoff betragen.<br />
Aktuell werden dagegen die Richtwerte von 110 mg / kg<br />
(Kontaktdauer: 24 St<strong>und</strong>en = 8 x längere Testzeit) sowie<br />
30 mg / kg (Kontaktdauer: 5 St<strong>und</strong>en) als Indiz dafür gewertet,<br />
dass die <strong>in</strong> der Chemikalienverbotsverordnung für<br />
Holzwerkstoffe festgelegter Raumluftwert von 0,1 ppm<br />
Formaldehyd möglicherweise überschritten ist.<br />
Insgesamt wurden 85 Spielzeugproben aus Holzwerkstoffen<br />
auf die Formaldehydabgabe getestet. Bei 66 Proben<br />
lagen die Abgabewerte nach 24-stündiger Testzeit deutlich<br />
unter 110 mg / kg Holz. Die für diese Proben korrespondierenden<br />
Abgabewerte nach 3-stündiger Testzeit lagen<br />
im Mittel – wie erwartet – deutlich unter 10 mg / kg Holzwerkstoff.<br />
Die restlichen 19 Proben wiesen dagegen hohe bis sehr<br />
hohe Formaldehydabgaben auf <strong>und</strong> lagen deutlich über<br />
dem o. a. Richtwert von 110 mg / kg (Testzeit: 24 St<strong>und</strong>en).<br />
Würde dagegen der Grenzwert von 80 mg / kg (Testzeit: 3<br />
St<strong>und</strong>en) e<strong>in</strong>geführt werden, wären lediglich nur 2 Proben<br />
zu beanstanden gewesen. Die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es derartigen<br />
(unrealistischen) Richtwertes wäre unter dem Gesichtspunkt<br />
des vorbeugenden Verbraucherschutzes <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere<br />
des Ges<strong>und</strong>heitsschutzes von K<strong>in</strong>dern als großer<br />
Rückschritt zu werten.<br />
Nitrosam<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Gummi – e<strong>in</strong>e Bedrohung für<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der?<br />
Wie die Untersuchungen <strong>in</strong> 2006 gezeigt haben, ist dies<br />
zum<strong>in</strong>dest für die „Kle<strong>in</strong>sten“ nicht der Fall: Denn ke<strong>in</strong>e der<br />
49 untersuchten Flaschen- <strong>und</strong> Beruhigungssauger waren<br />
diesbezüglich auffällig.<br />
Dagegen werden bei Luftballonen zwar immer noch auffällige<br />
Werte erhalten, doch ist gegenüber dem Vorjahr e<strong>in</strong>e<br />
weitere Qualitätssteigerung zu verzeichnen. Denn <strong>in</strong>zwischen<br />
halten schon 10 von 19 Luftballonproben (= 52 %; <strong>in</strong><br />
2005: 33 %) den vom BfR empfohlenen Abgaberichtwert<br />
für Nitrosam<strong>in</strong>e von 10 µg / kg Gummimaterial e<strong>in</strong>. Bei weiteren<br />
6 Proben lag die Nitrosam<strong>in</strong>abgabe zwischen 10 <strong>und</strong><br />
max. 50 µg / kg (= 31 %, <strong>in</strong> 2005: 37 %). Auch für die<br />
Abgabe von<br />
nitrosierbaren Stoffen (= Vor-<br />
stufe der Nitrosam<strong>in</strong>e) ist e<strong>in</strong>e deutliche<br />
Verbesserung zu beobachten: Hier lagen<br />
die Abgabewerte <strong>in</strong>zwischen für<br />
16 von 19 Proben (= 84 %; <strong>in</strong> 2005:<br />
50 %) deutlich unter dem vom BfR<br />
vorgeschlagenen Richtwert von<br />
2 000<br />
µg / kg.<br />
Leider ist der Gesetzgeber noch<br />
immer nicht aktiv geworden, sodass<br />
auch die für 2006 erwartete<br />
EU-weite Reglementierung von Nitrosam<strong>in</strong>en<br />
<strong>und</strong> nitrosierbaren Stoffen<br />
<strong>in</strong> Spielzeug nicht erfolgt ist. Da es sich bei<br />
den Nitrosam<strong>in</strong>en um genotoxische Kanzerogene<br />
handelt <strong>und</strong> für alle Expositionspfade das EU-weit e<strong>in</strong>geführte<br />
M<strong>in</strong>imierungspr<strong>in</strong>zip ALARA (as low as reasonable<br />
achievable) gilt, wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Lebensmittelchemischen<br />
Institut der Universität Hohenheim<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Abschlussarbeit nach<br />
„Strategien zur Verr<strong>in</strong>gerung von N-Nitrosam<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Bedarfsgegenständen<br />
aus Gummi“ gesucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en:<br />
demnach kann durch den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>facher Behandlungsmethoden<br />
(z. B. Waschen, Bestrahlen, Vakuumbehandlung)<br />
die Nitrosam<strong>in</strong>abgabe auch im Fertigerzeugnis deutlich verr<strong>in</strong>gert<br />
werden.
74 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Bedarfsgegenstände<br />
Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt<br />
Übergang von Weichmachern <strong>in</strong> Lebensmittel – Twist-off-Deckel weiterh<strong>in</strong><br />
problematisch!<br />
Kennzeichnungsmängel bei<br />
Gegenständen für den Lebensmittelkontakt<br />
Dichtungsmaterialien von Schraubdeckeln<br />
bestehen derzeit ausschließlich<br />
aus weichgemachtem PVC. Bei<br />
fetthaltigen Lebensmitteln wie <strong>in</strong> Öl<br />
e<strong>in</strong>gelegtem Gemüse, Käse- oder<br />
Fischkonserven, <strong>und</strong> bei fetthaltigen<br />
Brotaufstrichen wie Pesto besteht die<br />
Gefahr, dass die Weichmacher nach<br />
Lebensmittel migriert. Trauriger „Spitzenreiter“<br />
war e<strong>in</strong>e Probe Thunfisch <strong>in</strong><br />
Öl mit 1370 mg / kg DEHP. Diese Probe<br />
überschritt das aus toxikologischer<br />
Sicht zulässige Sicherheitsniveau um<br />
den Faktor 456 <strong>und</strong> musste daher als<br />
ges<strong>und</strong>heitsschädlich beanstandet<br />
werden.<br />
– ke<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit<br />
Bei Materialien <strong>und</strong> Gegenständen für<br />
den Lebensmittelkontakt ist es rechtlich<br />
vorgeschrieben, den Namen <strong>und</strong><br />
auch die Anschrift des Produktverantwortlichen<br />
(Hersteller, Importeur oder<br />
Verkäufer) anzugeben. Falls erforderlich<br />
s<strong>in</strong>d außerdem besondere H<strong>in</strong>weise<br />
für e<strong>in</strong>e sachgerechte Anwendung<br />
<strong>und</strong> nach herausgelöst werden.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Tatsache, dass viele<br />
Nachdem im Vorjahr derartige Produkte<br />
stark erhöhte Weichmacher-<br />
Obwohl diese Anforderungen nicht ge-<br />
zu nennen.<br />
Deckelhersteller nicht <strong>in</strong> der Lage<br />
s<strong>in</strong>d, rasch rechtskonforme Deckel<br />
übergänge aufwiesen, hat das CVUA<br />
rade neu s<strong>in</strong>d, ist die Kennzeichnung<br />
zu produzierten, die den zulässigen<br />
Stuttgart e<strong>in</strong> b<strong>und</strong>esweites Überwachungsprogramm<br />
(BÜP) zu dieser Pro-<br />
Im Jahr 2006 war dies bei 19 % (177<br />
immer noch häufig zu beanstanden.<br />
Gesamtmigrationsgrenzwert von 60<br />
mg / kg e<strong>in</strong>halten, plant die EU e<strong>in</strong>e<br />
blematik <strong>in</strong>itiiert <strong>und</strong> im Jahr 2006 133<br />
von 934) der Proben der Fall.<br />
Übergangsverordnung zu erlassen,<br />
Proben untersucht. Die <strong>in</strong> 2005 entwickelte<br />
Screen<strong>in</strong>g-Methode für die<br />
cher Produkte sowie vor allem für<br />
Für e<strong>in</strong>e sichere Anwendung man-<br />
bei der für bestimmte Weichmacher<br />
(u. a. ESBO) für e<strong>in</strong>en Zeitraum von ca.<br />
<strong>in</strong> den Dichtungsmaterialien enthaltenen<br />
Weichmacher musste fortlaufend<br />
oder Beanstandungsfall ist die Anga-<br />
die Nachverfolgung im Reklamations-<br />
1 Jahr e<strong>in</strong> Summengrenzwert von 300<br />
mg / kg zulässig se<strong>in</strong> wird. Gleichzeitig<br />
angepasst werden, da die Deckelproduzenten<br />
ständig neue Rezepturen<br />
ne lästige Formalität. Beispielsweise<br />
be des Herstellers eben nicht nur ei-<br />
sollen die toxikologisch bedenklichen<br />
Phthalate für den Kontakt mit fetthaltigen<br />
(nicht jedoch für wässrige oder<br />
(leider viele erfolglos) entwickelten,<br />
fielen im Berichtsjahr 2 Backformen<br />
um der Migrationsproblematik Herr<br />
aus Keramik durch e<strong>in</strong>e stark erhöhte<br />
alkoholhaltige) Lebensmittel verboten<br />
zu werden.<br />
Bleilässigkeit auf. Die höchstzulässige<br />
werden.<br />
Abgabe von 1,5 mg / l Blei wurde um<br />
Der bislang hauptsächlich verwendete<br />
Wie die Untersuchungsergebnisse das 9- bis 12fache überschritten. Die<br />
Weichmacher „epoxidiertes Sojabohnenöl“<br />
(ESBO) wurde zunehmen er-<br />
aus 2006 (s. Tabelle) zeigen, wiesen Angabe des Produktverantwortlichen<br />
54 % aller untersuchten Proben Migrationswerte<br />
über dem Grenzwert schwer zu belangen war, bzw. wei-<br />
fehlte, sodass dieser auch nur sehr<br />
setzt durch:<br />
• Polyadipate<br />
• Hydriertes <strong>und</strong> acetyliertes Riz<strong>in</strong>usöl<br />
(Markenname Gr<strong>in</strong>dsted-Soft-N-<br />
Safe ® )<br />
• 1-2-Cyclohexandicarbonsäure-diisononylester<br />
(DINCH) meist <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
mit Di-(2-Ethylhexyl)-Adipat<br />
(DEHA)<br />
von 60 mg / kg auf. Besonders auffällig<br />
waren „Fische <strong>in</strong> Öl“: Hier waren<br />
bei 86 % der Proben Grenzwertüberschreitungen<br />
festzustellen. Aber auch<br />
nach E<strong>in</strong>führung des neuen, um e<strong>in</strong><br />
Vielfaches angehobenen Grenzwertes<br />
von 300 mg / kg, wäre dieser immer<br />
noch bei 11 % der untersuchten Proben<br />
tere derartige Produkte nur schwer<br />
oder gar nicht von den Behörden vom<br />
Markt genommen werden konnten.<br />
Die Backform mit der höchsten Bleilässigkeit<br />
wurde kurioserweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Schuhgeschäft verkauft – nicht<br />
unbed<strong>in</strong>gt die beste Adresse für derartige<br />
Haushaltswaren.<br />
Leider waren immer noch <strong>in</strong> 22 Deckeln<br />
nicht e<strong>in</strong>gehalten!<br />
(= 16 %!) die ges<strong>und</strong>heitlich bedenklichen<br />
Phthalate DEHP, DINP <strong>und</strong><br />
DIDP enthalten <strong>und</strong> <strong>in</strong> die jeweiligen Tabelle: Migrationswerte über dem Grenzwert<br />
Weichmachermigration<br />
mg / kg<br />
Alle Proben<br />
%<br />
Gemüse <strong>in</strong> Öl<br />
%<br />
Fische <strong>in</strong> Öl<br />
%<br />
Käse <strong>in</strong> Öl<br />
%<br />
Pesto<br />
%<br />
0 – 60 46 48 14 75 51<br />
61 – 120 22 18 29 25 24<br />
121 – 180 10 14 19 – 3<br />
181 – 240 5 8 10 – –<br />
241 – 300 6 3 – – 16<br />
> 300 11 9 28 – 6
Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt Jahresbericht 2006 75<br />
Qualitätsunterschiede bei<br />
Küchenhelfern aus Silikon<br />
Der Trend zu Küchenutensilien aus<br />
Silikon hält nach wie vor an. Neben<br />
Backformen <strong>und</strong> -unterlagen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen<br />
auch P<strong>in</strong>sel, Schneebesen,<br />
Teigschaber <strong>und</strong> Handschuhe, mit<br />
denen man Frischgebackenes direkt<br />
aus dem Ofen holen kann, auf dem<br />
Markt. Wie im Berichtsjahr festgestellt<br />
wurde, gibt es bei den Silikongegenständen<br />
aber große Qualitätsunterschiede,<br />
denn teilweise wurde<br />
offensichtlich aus Kostengründen bei<br />
der Herstellung der Gegenstände auf<br />
e<strong>in</strong> „Tempern“ der Produkte verzichtet<br />
oder es wurde bei zu niedriger Temperatur<br />
durchgeführt.<br />
Die korrekte Durchführung dieses Erhitzungsprozesses<br />
ist aber zur Entfernung<br />
von Resten der Ausgangsstoffe<br />
<strong>und</strong> von flüchtigen Reaktionsprodukten<br />
zw<strong>in</strong>gend erforderlich, andernfalls<br />
würden diese Stoffe bei der Verwendung<br />
der Gegenstände <strong>in</strong> die Lebensmittel<br />
übergehen.<br />
Bei 23 Proben verschiedenster Art<br />
wurde überprüft, ob der Richtwert des<br />
B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Risikobewertung<br />
(BfR) von 0,5 für flüchtige organische<br />
Bestandteile e<strong>in</strong>gehalten ist. Bei 9 Proben<br />
wurde dieser Wert überschritten,<br />
teilweise um etwa den Faktor 2.<br />
Druckfarbenbestandteile <strong>in</strong><br />
Lebensmitteln – e<strong>in</strong> Ende <strong>in</strong> Sicht?<br />
Auch im Jahr 2006 wurden verschiedene<br />
Lebensmittel <strong>und</strong> deren Verpackungsmaterialien<br />
(v. a. Getränke <strong>in</strong><br />
Kartonverb<strong>und</strong>en, Joghurt <strong>in</strong> Kunststoffbechern<br />
<strong>und</strong> Wurst <strong>in</strong> bedruckten<br />
Hüllen) auf den Druckfarbenbestandteil<br />
Isopropylthioxanthon (ITX) untersucht.<br />
ITX beschleunigt das Trocknen<br />
von Druckfarben <strong>und</strong> kann durch Abklatsch<br />
bzw. Migration <strong>in</strong> das Lebensmittel<br />
gelangen.<br />
Bei 16 (23 %) von <strong>in</strong>sgesamt 71 untersuchten<br />
Lebensmittelproben konnte<br />
ITX <strong>in</strong> der Verpackung nachgewiesen<br />
werden. Während bei Kartonverb<strong>und</strong>en<br />
die Zahl ITX-haltiger Verpackungsproben<br />
auf dem Markt aufgr<strong>und</strong> der<br />
Umstellung auf e<strong>in</strong> anderes Druckverfahren<br />
abgenommen hat, enthielt der<br />
überwiegende Teil der Kunststoffbecher<br />
weiterh<strong>in</strong> ITX. In den Kunststoffbechern<br />
konnte zudem noch e<strong>in</strong> weiterer<br />
Druckfarbenbestandteil, Diethylthioxanthon<br />
(DTX), nachgewiesen<br />
werden. Die ITX- bzw. DTX-Gehalte<br />
im Lebensmittel, hier Joghurt, lagen<br />
unter 0,05 mg / kg. DTX ist wie ITX toxikologisch<br />
nicht vollständig bewertet.<br />
Bei Gehalten unter 0,05 mg / kg Lebensmittel<br />
ist von ke<strong>in</strong>em erbgutveränderndem<br />
Potenzial auszugehen.<br />
Kochbesteck aus Kunststoff:<br />
muss man „schwarz“ sehen?<br />
In den vergangenen Jahren wurden<br />
derartige Produkte immer wieder<br />
beanstandet, weil das Kunststoffmaterial<br />
für den Gebrauch bei den üblichen<br />
Brat- <strong>und</strong> Backtemperaturen von<br />
> 200 °C nicht geeignet war. Inzwischen<br />
werden deutlich hitzestabilere<br />
Werkstoffe für die Herstellung derartiger<br />
Küchenutensilien e<strong>in</strong>gesetzt. In<br />
2006 standen daher weniger gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Eignungstests im Fokus als<br />
vielmehr Untersuchungen zum möglichen<br />
Übergang ges<strong>und</strong>heitlich relevanter<br />
Stoffe auf das Lebensmittel.<br />
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen<br />
stimmen optimistisch. U. a. lagen<br />
die Werte bei allen 8 Proben, die auf<br />
e<strong>in</strong>en Übergang von Caprolactam (=<br />
Ausgangsstoff bei der Herstellung<br />
von Polyamid) untersucht wurden, mit<br />
0,2 bis max. 5,5 mg / kg deutlich unter<br />
dem für diese Substanz festgelegten<br />
Migrationsgrenzwert von 15 mg / kg<br />
Lebensmittel.<br />
Die Untersuchung von Koch- <strong>und</strong> Bratbesteck<br />
war <strong>in</strong> 2006 außerdem Teil<br />
e<strong>in</strong>es BÜP-Projektes. Insbesondere<br />
sollte hier der mögliche Übergang<br />
von primären aromatischen Am<strong>in</strong>en<br />
(PAA) aus dem Kunststoffmaterial <strong>in</strong><br />
das Lebensmittel getestet werden.<br />
Der Gesetzgeber schreibt vor, dass<br />
PAAs, die als krebserzeugende Substanzen<br />
e<strong>in</strong>gestuft s<strong>in</strong>d, im Lebensmittel<br />
nicht nachweisbar se<strong>in</strong> dürfen.<br />
Die Nachweisgrenze ist mit 20 µg / kg<br />
Lebensmittel def<strong>in</strong>iert. Auch hier ist<br />
die Ergebnisbilanz der Untersuchungsaktion<br />
erfreulich positiv, denn von <strong>in</strong>sgesamt<br />
48 untersuchten Proben (z. B.<br />
Bratenwender, Suppenschöpfer, Gemüselöffel<br />
für den Wok) war nur bei<br />
<strong>in</strong>sgesamt 4 Erzeugnissen tatsächlich<br />
e<strong>in</strong> Übergang dieser Substanzen nachweisbar.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs lagen die Werte für<br />
diese Produkte mit 110 bis 1000 µg<br />
PAA / kg Lebensmittel außerordentlich<br />
hoch <strong>und</strong> machten sich teilweise sogar<br />
schon durch e<strong>in</strong>en unangenehmen<br />
<strong>und</strong> stechenden Geruch bemerkbar.<br />
Die Proben wurden beanstandet.
76 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Bedarfsgegenstände<br />
Antibakteriell ausgerüstete<br />
Pfannen, kritisch bewertet<br />
In Laufe des Jahres 2006 wurde das<br />
CVUA Stuttgart auf Pfannen mit antibakteriell<br />
ausgerüsteter Keramik<strong>in</strong>nenfläche<br />
aufmerksam. Der Hersteller<br />
lobt diese Neuheit auch auf se<strong>in</strong>er Internetseite<br />
als se<strong>in</strong>en Beitrag für mehr<br />
Hygiene <strong>in</strong> der Küche aus: „Edelmetall-Ionen<br />
wirken permanent an der<br />
Innenfläche der Pfannen aktiv gegen<br />
Bakterien, Wachstum <strong>und</strong> Verbreitung<br />
von Bakterien wird gehemmt, gezielte<br />
Prophylaxe beim Zubereiten, Servieren<br />
<strong>und</strong> Aufbewahren von Speisen.“<br />
Vonseiten der Lebensmittelüberwachung<br />
wird e<strong>in</strong>e antibakterielle Ausrüstung<br />
von Lebensmittelkontaktmaterialien<br />
sehr kritisch gesehen. Der<br />
Verwender könnte zu mangelhafter<br />
Hygiene verleitet werden. Außerdem<br />
s<strong>in</strong>d Wirkung <strong>und</strong> Nutzen letztlich<br />
durch die Verbraucher nicht nachprüfbar,<br />
<strong>in</strong>sbesondere im häuslichen<br />
Bereich. H<strong>in</strong>zu kommt, dass im speziellen<br />
Fall der Pfannen e<strong>in</strong>e antibakterielle<br />
Ausrüstung der Innenfläche<br />
ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n macht, da die Hitze beim<br />
Braten oder Kochen e<strong>in</strong>e stärkere<br />
<strong>und</strong> vor allem weiter <strong>in</strong>s Innere des<br />
Lebensmittels reichende keimtötende<br />
Wirkung hat.<br />
Derzeit bieten die rechtlichen Vorschriften<br />
ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, die antibakterielle<br />
Ausrüstung von Pfannen oder<br />
anderem Kochgeschirr zu verbieten,<br />
solange konservierende Stoffe nur an<br />
der Oberfläche der Materialien wirken<br />
<strong>und</strong> nicht <strong>in</strong> das Lebensmittel übergehen.<br />
Jedoch darf die Aufmachung der<br />
Produkte <strong>und</strong> die Werbung dazu beim<br />
Verbraucher ke<strong>in</strong>e falschen Erwartungen<br />
wecken oder ihn auf e<strong>in</strong>e andere<br />
Art <strong>und</strong> Weise irreführen.<br />
Guten Appetit?<br />
Wenn Lebensmittel nach<br />
Kunststoff schmecken<br />
Nickelfrei kochen!<br />
Auch 2006 wurden wieder zahlreiche<br />
sensorische Prüfungen von Gegenständen<br />
mit Lebensmittelkontakt<br />
Nickel, das als Bestandteil verschiedenster<br />
Legierungen <strong>in</strong> zahlreichen<br />
durchgeführt. Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt hierbei,<br />
dass Lebensmittel durch diese<br />
metallischen Küchengeräten <strong>und</strong><br />
-utensilien vorkommt, ist e<strong>in</strong>es der<br />
Materialien geruchlich <strong>und</strong> geschmacklich<br />
nicht bee<strong>in</strong>flusst werden dürfen.<br />
häufigsten Kontaktallergene. Über die<br />
Nahrung aufgenommen verursacht es<br />
Leider wird diese Anforderung, wie<br />
weniger Beschwerden als bei Hautkontakt,<br />
allerd<strong>in</strong>gs kann es bei oraler<br />
die nachfolgende Tabelle zeigt, nicht<br />
immer erfüllt:<br />
Aufnahme zu Aufflammreaktionen bei<br />
bestehenden Allergien kommen. Aus Um die stofflichen Ursachen der organoleptischen<br />
Veränderung von Le-<br />
diesem Gr<strong>und</strong> wurde <strong>in</strong> den “Guidel<strong>in</strong>es<br />
on metals and alloys used as food bensmitteln, z. B. durch Polyethylenfolienbeutel,<br />
aufzuklären <strong>und</strong> aus den Er-<br />
contact materials“ des Council of Europe<br />
für den Übergang von Nickel <strong>in</strong> gebnissen ggf. Handlungsoptionen für<br />
Lebensmittel e<strong>in</strong> maximal zulässiger Hersteller ableiten zu können, wurde<br />
Wert von 0,1 mg Nickel pro kg bzw. l 2006 e<strong>in</strong>e Diplomarbeit <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit dem Lebensmittelchemi-<br />
Lebensmittel festgelegt (0,05 mg / l für<br />
Wasserkocher). Zudem wird empfohlen,<br />
ke<strong>in</strong>e vernickelten bzw. nickelbeheim<br />
durchgeführt: Hier wurde anhand<br />
schen Institut der Universität Hohenschichteten<br />
Lebensmittelbedarfsgegenstände<br />
zu verwenden.<br />
tersucht, welche Stoffe maßgeblich<br />
e<strong>in</strong>es konkreten Produktbeispiels un-<br />
Von <strong>in</strong>sgesamt 38 untersuchten Lebensmittelbedarfsgegenständen<br />
beitragen <strong>und</strong> wo die Quellen dieser<br />
zu den sensorischen Veränderungen<br />
konnte bei 3 Proben (Kaffeemasch<strong>in</strong>en,<br />
Pfeffermühle) – selbst bei wiese<br />
zeigen, dass die zum Off-Flavour<br />
Stoffe zu suchen s<strong>in</strong>d. Die Ergebnisderholtem<br />
Kontakt – e<strong>in</strong> Übergang auf führenden Aromastoffe z. T. bereits im<br />
das Lebensmittel größer 0,1 mg / kg Ausgangsmaterial zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, der<br />
nachgewiesen werden. Diese Proben größte Anteil jedoch bei der Folienherstellung<br />
selbst entsteht.<br />
wurden beanstandet.<br />
Tabelle: Sensorische Prüfungen von Gegenständen mit Lebensmittelkontakt<br />
* ( ) Ergebnisse aus 2005<br />
Probenart Proben Auffällige Proben<br />
Anzahl Anzahl %<br />
Schnabelbecher für K<strong>in</strong>der 14 6 43<br />
Tr<strong>in</strong>krucksäcke 7 (16) * 2 (9) * 29 (56) *<br />
Tr<strong>in</strong>kflaschen 12 – –<br />
Softkühltaschen 4 2 50<br />
Mikrowellengeschirr 19 6 32<br />
Gefrierdosen 14 2 14<br />
Gefrierbeutel 4 4 100
Bedarfsgegenstände zur Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Pflege Jahresbericht 2006 77<br />
Bedarfsgegenstände zur Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Pflege<br />
sowie sonstige Haushaltschemikalien<br />
Bedarfsgegenstände, die gefährliche Produkte im S<strong>in</strong>ne des Chemikalienrechtes<br />
s<strong>in</strong>d, müssen entsprechend ihrer chemischen Zusammensetzung<br />
sicher verpackt se<strong>in</strong>. Die Angaben auf den Verpackungen müssen<br />
Verbraucher über die Gefahren, die bei der Aufbewahrung oder Anwendung<br />
bestehen, <strong>in</strong>formieren. Warnh<strong>in</strong>weise <strong>und</strong> Gefahrensymbole<br />
müssen so angebracht se<strong>in</strong>, dass sie deutlich sichtbar s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> nicht <strong>in</strong><br />
Werbetexten <strong>und</strong> Anwendungsh<strong>in</strong>weisen, die teilweise mehrsprachig<br />
auf den Etiketten vorhanden s<strong>in</strong>d, „untergehen“.<br />
Die Beanstandungsquote bei den untersuchten<br />
Wasch- <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>igungslich?<br />
Duftöle – natürlich <strong>und</strong> ungefährmitteln<br />
war mit 42 % (190 von 450<br />
Bei vielen natürlichen Ölen besteht<br />
Proben) sehr hoch. Sie ist <strong>in</strong> erster<br />
aufgr<strong>und</strong> des Anteils an Kohlenwasserstoffen<br />
<strong>und</strong> der physikalischen Ei-<br />
L<strong>in</strong>ie auf Kennzeichnungsmängel zurückzuführen.<br />
Nicht alle Hersteller hatten<br />
die Kennzeichnung ihrer Produkte<br />
genschaften (niedrige Viskosität <strong>und</strong><br />
niedrige Oberflächenspannung) e<strong>in</strong><br />
fristgerecht an die erweiterten Kennzeichnungsvorschriften<br />
der Detergen-<br />
Aspirationsrisiko.<br />
Öle, die die Stoffe Limonen oder Citral<br />
zien-Verordnung der EU angepasst.<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Menge > 1 % enthalten, werden<br />
als reizend e<strong>in</strong>gestuft <strong>und</strong> müssen<br />
mit dem Warnh<strong>in</strong>weis „Sensibi-<br />
Kunststoffre<strong>in</strong>iger mit Vanillearoma<br />
– <strong>und</strong> das ohne Gefahrenkennzeichnunlisierung<br />
durch Hautkontakt möglich“<br />
gekennzeichnet werden. Ab Gehalten<br />
Auf dem Etikett e<strong>in</strong>es für jedermann von 20 % ist die Angabe „Reizt die<br />
erhältlichen Kunststoffre<strong>in</strong>igers waren Haut“ vorgeschrieben. Öle, die wegen<br />
des Aspirationsrisikos mit dem<br />
ke<strong>in</strong>e Gefahren- oder Warnh<strong>in</strong>weise<br />
vorhanden. Die Flüssigkeit roch angenehm<br />
nach Vanille. Aufgr<strong>und</strong> der chelich“<br />
gekennzeichnet s<strong>in</strong>d, benötigen<br />
Gefahrensymbol „ges<strong>und</strong>heitsschädmischen<br />
Zusammensetzung <strong>und</strong> der nicht zusätzlich das Gefahrensymbol<br />
physikalischen Eigenschaften (niedrige „reizend“.<br />
Viskosität <strong>und</strong> niedrige Oberflächenspannung)<br />
musste die Probe wegen<br />
Von 22 Proben ätherischer Öle wiesen<br />
16 Proben, von denen 15 gefährliche<br />
des daraus resultierenden Aspirationsrisikos<br />
aber als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />
Flüssigkeiten waren, Kennzeichnungsmängel<br />
auf. Im Vergleich zu den Vorjahren<br />
war häufiger bei der Kennzeich-<br />
mit dem Warnh<strong>in</strong>weis „Ges<strong>und</strong>heitsschädlich:<br />
Kann beim Verschlucken<br />
nung das Aspirationsrisiko berücksichtigt<br />
worden. Es fehlten jedoch bei 9<br />
Lungenschäden verursachen“ e<strong>in</strong>gestuft<br />
werden <strong>und</strong> hätte dementsprechend<br />
mit Sicherheitsh<strong>in</strong>weisen ver-<br />
Proben die Kennzeichnungselemente,<br />
die wegen der hautreizenden, sensibilisierenden<br />
<strong>und</strong> umweltgefährdensehen<br />
werden müssen. Der Behälter<br />
der Probe war außerdem nicht mit<br />
den Eigenschaften von Limonen erforderlich<br />
s<strong>in</strong>d. Bei 2 Proben fehlten<br />
e<strong>in</strong>em k<strong>in</strong>dergesicherten Verschluss<br />
ausgestattet <strong>und</strong> es fehlte das ertastbare<br />
Warnzeichen für Sehbeh<strong>in</strong>derte.<br />
Gefahrensymbole, Warnh<strong>in</strong>weise <strong>und</strong><br />
Sicherheitsratschläge fast vollständig.<br />
Für Anwender des Produktes ist an<br />
Weitere Kennzeichnungsmängel waren<br />
fehlende oder unvollständige An-<br />
der Aufmachung <strong>und</strong> durch das Fehlen<br />
e<strong>in</strong>er Gefahrenkennzeichnung<br />
gabe des Herstellers, zu kle<strong>in</strong>e Schriftgröße<br />
oder verwischte Aufdrucke.<br />
nicht erkennbar, dass die Flüssigkeit<br />
e<strong>in</strong>e Gefahr bei der Anwendung oder<br />
für Personen im Haushalt darstellen<br />
kann wie beispielsweise für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />
oder verwirrte Menschen. Die Probe<br />
war deshalb nicht verkehrsfähig.<br />
Was bedeutet Nano?<br />
Enthalten „Nano-Produkte“ auch<br />
wirklich „Nanopartikel“?<br />
Unter Nanopartikeln werden üblicherweise<br />
Partikel mit e<strong>in</strong>em Durchmesser<br />
kle<strong>in</strong>er 100 nm angesehen. Haushaltsprodukte<br />
mit Nanopartikeln werden<br />
zunehmend auf dem Markt angeboten<br />
<strong>und</strong> auch massiv beworben.<br />
Im Frühjahr sorgten „Nano-Sprays“<br />
e<strong>in</strong>es baden-württembergischen Herstellers<br />
für Aufregung. Bereits wenige<br />
Tage nach der Markte<strong>in</strong>führung hatten<br />
sich ca. 100 Personen mit Atemwegsbeschwerden<br />
bei den Gift<strong>in</strong>formationszentren<br />
gemeldet.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der teilweise schwerwiegenden<br />
Erkrankungsfälle wurden die<br />
Sprays wegen der offensichtlichen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsgefahren als nicht verkehrsfähig<br />
beurteilt <strong>und</strong> öffentlich zurückgerufen.<br />
In den Sprays wurden die Lösungsmittel<br />
Ethanol <strong>und</strong> Dimethylether<br />
identifiziert, dies s<strong>in</strong>d gebräuchliche<br />
Lösungsmittel, die z. B. auch <strong>in</strong> Haarsprays<br />
verwendet werden. Nachweis-<br />
oder Bestimmungsverfahren<br />
für Nanopartikel stehen derzeit nicht<br />
zur Verfügung. Die durchgeführten<br />
sonstigen Untersuchungen <strong>und</strong> die<br />
Angaben im Sicherheitsdatenblatt<br />
führten aber nicht zu Erkenntnissen,<br />
die Rückschlüsse auf die Ursachen für<br />
die aufgetretenen Atemwegserkrankungen<br />
erlaubt hätten.<br />
Die Versiegelung der Gegenstände<br />
sollte laut Herstellerangaben durch<br />
Besprühen von Flächen mit anschließendem<br />
E<strong>in</strong>polieren erfolgen. Die<br />
Sprays sollten auch für sehr große<br />
Flächen wie z. B. Badenwannen oder<br />
Fliesenwände verwendet werden. Bei<br />
der Anwendung der Sprays entstehen<br />
fe<strong>in</strong>e Sprühnebel (Aerosole), die sehr<br />
lange <strong>in</strong> der Luft bleiben. In kle<strong>in</strong>en<br />
Bädern oder Toiletten mit schlechter<br />
Belüftung ist es unausweichlich, dass<br />
diese Aerosole auch e<strong>in</strong>geatmet werden.
78 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Tabakwaren<br />
Das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung (BfR) wurde<br />
mit der Abklärung beauftragt, ob Nanopartikel die Ursache<br />
für die Ges<strong>und</strong>heitsbeschwerden waren oder ob<br />
die Erkrankungen durch andere, bereits <strong>in</strong> traditionellen<br />
Imprägniersprays bekannt gewordene Gefahrstoffe hervorgerufen<br />
wurden.<br />
Zwischenzeitlich hatte der Hersteller aber mitgeteilt,<br />
dass <strong>in</strong> den Sprays gar ke<strong>in</strong>e Nanopartikel enthalten seien.<br />
Mit der Bezeichnung sollte lediglich zum Ausdruck<br />
gebracht werden, dass durch Anwendung des Sprays<br />
sehr dünne Beschichtungen im Nanometerbereich zu<br />
erzielen s<strong>in</strong>d. Nanopartikel konnten somit nicht die Ursache<br />
für die Erkrankungen gewesen se<strong>in</strong>. Inwieweit<br />
andere Bestandteile des Produktes die Symptome verursacht<br />
haben, konnte letztendlich nicht geklärt werden.<br />
Fest steht nur, dass e<strong>in</strong>e gleichartige Flüssigkeit<br />
<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Pumpsprays schon mehrere Jahre ohne<br />
Meldung von Bee<strong>in</strong>trächtigungen im Verkehr war. Daher<br />
bleibt nur die Hypothese, dass das E<strong>in</strong>atmen der fe<strong>in</strong>st<br />
verteilten Flüssigkeit im Aerosol für die Beschwerden<br />
verantwortlich war. Welche toxikologischen Mechanismen<br />
zugr<strong>und</strong>e liegen, sollen weitere Studien des BfR<br />
klären.<br />
Tabakwaren<br />
In Deutschland wurden im Jahr 2006 Tabakwaren im Wert von 23 Milliarden<br />
Euro versteuert. Das waren r<strong>und</strong> 859 Millionen Euro weniger als im<br />
Vorjahr (– 3,6 %). Die Zahl der produzierten Zigaretten hat sich um 2,5 %<br />
verr<strong>in</strong>gert. Pro Tag werden <strong>in</strong> Deutschland ca. 263 Millionen Zigaretten<br />
konsumiert. Damit kommen auf jeden potenziellen Verbraucher 4 Zigaretten<br />
pro Tag <strong>und</strong> jeden sechsten Tag e<strong>in</strong>e Zigarre. Deutlich verr<strong>in</strong>gert<br />
hat sich die abgesetzte Menge beim Fe<strong>in</strong>schnitt (– 31 %). Dies ist vor<br />
allem auf die steuerliche Anhebung von Fe<strong>in</strong>schnitt auf den Steuersatz<br />
von Zigaretten zurückzuführen.<br />
Das Tabaklabor des Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamtes Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
wurde auch im Jahr 2006 vom MLR Baden-Württemberg als<br />
Prüflaboratorium gemäß der Tabakprodukt-Verordnung zugelassen <strong>und</strong><br />
der Europäischen Union gemeldet.<br />
Zigaretten<br />
Nach e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung zwischen dem M<strong>in</strong>isterium für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen<br />
Raum Baden-Württemberg <strong>und</strong> dem M<strong>in</strong>isterium für Umwelt <strong>und</strong> Forsten<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz werden die <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz im Rahmen der amtlichen<br />
Überwachung zu untersuchenden Zigarettenproben am Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt<br />
Sigmar<strong>in</strong>gen auf die Rauch<strong>in</strong>haltsstoffe Nikot<strong>in</strong>, Kondensat<br />
<strong>und</strong> Kohlenmonoxid überprüft. Im Berichtsjahr waren dies 30 Proben.<br />
Beanstandungen aufgr<strong>und</strong> der stofflichen Zusammensetzung bzw. aufgr<strong>und</strong><br />
von Höchstwertüberschreitungen waren nicht gegeben.<br />
Fazit: Nicht alle Produkte, die mit der Bezeichnung<br />
„Nano“ beworben werden, enthalten tatsächlich Nanopartikel.<br />
Zusatzstoffe <strong>in</strong> Zigaretten<br />
Im Auftrag des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz (BMELV) wurde im<br />
Jahr 2005 e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe „Tabakwaren“<br />
unter der Leitung e<strong>in</strong>es Mitarbeiters<br />
des Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamtes<br />
Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
gegründet. In drei Sitzungen hat die<br />
Arbeitsgruppe verschiedene Vorschläge<br />
für e<strong>in</strong>e Prüfstrategie zur toxikologischen<br />
Bewertung von Zusatzstoffen<br />
<strong>in</strong> Tabakerzeugnissen diskutiert. Ziel<br />
der Arbeitsgruppe ist es, dem BMELV<br />
Prüfstrategien als Entscheidungshilfe<br />
für die Bewertung von Zusatzstoffen<br />
vorzulegen.<br />
Derzeit werden für den deutschen Zigarettenmarkt<br />
bis zu 600 Zusatzstoffe<br />
verwendet, die gesetzlich geregelt<br />
<strong>und</strong> erlaubt s<strong>in</strong>d. Für die Herstellung<br />
e<strong>in</strong>er bestimmten Marke wird jedoch<br />
nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil davon e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Seit 2001 s<strong>in</strong>d die Hersteller von Tabakerzeugnissen<br />
zur Offenlegung<br />
sämtlicher verwendeter Zusatzstoffe<br />
verpflichtet. Dies be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e vollständige<br />
Auflistung der verwendeten<br />
Zusatzstoffe mit Informationen über<br />
e<strong>in</strong>gesetzte Mengen, die Funktion<br />
im Produkt <strong>und</strong> toxikologische Daten.<br />
Diese Listen werden seit 2002 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
aggregierten Zusammenstellung<br />
auf den Internetseiten des BMELV<br />
(www.verbraucherm<strong>in</strong>isterium.de)<br />
veröffentlicht.<br />
Die Zuständigkeit für die qualitative<br />
<strong>und</strong> quantitative Überprüfung der<br />
von den Herstellern <strong>und</strong> E<strong>in</strong>führern<br />
übermittelten Daten liegt bei den jeweiligen<br />
B<strong>und</strong>esländern. Das Chemische<br />
<strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt<br />
Sigmar<strong>in</strong>gen wurde vom M<strong>in</strong>isterium<br />
für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen Raum<br />
Baden-Württemberg beauftragt, die<br />
Überprüfung durchzuführen. Dabei<br />
werden Untersuchungen auf folgende<br />
Zusatzstoffe <strong>und</strong> Parameter durchgeführt:<br />
Glucose, Fructose <strong>und</strong> Saccharose,<br />
Glycerol, Propylenglycol <strong>und</strong> Sorbitol,<br />
Benzoesäure <strong>und</strong> Sorb<strong>in</strong>säure,<br />
Wassergehalt, p-Hydroxybenzoesäure-(PHB-)Methylester,<br />
PHB-Ethylester<br />
<strong>und</strong> PHB-Propylester, Kakaoanteil
Tabakwaren Jahresbericht 2006 79<br />
sowie Nikot<strong>in</strong>, Kondensat <strong>und</strong> Kohlenmonoxyd<br />
im Zigarettenrauch. Zur<br />
Bestimmung weiterer Zusatzstoffe<br />
wird derzeit e<strong>in</strong> haus<strong>in</strong>tern erprobtes<br />
Verfahren <strong>in</strong> den Rout<strong>in</strong>ebetrieb e<strong>in</strong>geführt,<br />
mit dem folgende Substanzen<br />
bestimmt werden können: Propylenglykol,<br />
Pyrid<strong>in</strong>, Benzaldehyd, 2-Ethyl-1-<br />
hexanol, Benzylalkohol, Acetophenon,<br />
Menthol, Phenylpropanol, Indol, Zimtsäuremethylester,<br />
Vanill<strong>in</strong>, Ethylvanill<strong>in</strong>,<br />
o-Phenylphenol, 6-Methylcumar<strong>in</strong>.<br />
Die Angaben der Hersteller zur Toxikologie<br />
der Zusatzstoffe werden mittels<br />
Literaturrecherchen überprüft.<br />
Zusatzstoffe haben <strong>in</strong> der Zigarette<br />
verschiedene Funktionen:<br />
Die so genannten „Cas<strong>in</strong>g-Substanzen“<br />
s<strong>in</strong>d Stoffe, die dem Tabak am<br />
Anfang des Produktionsprozesses zugefügt<br />
werden, wie Extrakte aus Aprikosen,<br />
Äpfeln, Kakaoschalen, Karobe-<br />
Bohnen, Lakritz, Feigen, Ahorn, Ros<strong>in</strong>en<br />
<strong>und</strong> Sherry, aber auch Zucker <strong>und</strong><br />
Feuchthaltemittel wie Propylenlykol,<br />
Glyzer<strong>in</strong> <strong>und</strong> Sorbitol. Cas<strong>in</strong>g-Substanzen<br />
sollen den Geschmack <strong>und</strong> die<br />
sensorische Qualität des Rauches der<br />
Blendmischung verbessern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />
bestimmten Geschmack verstärken<br />
<strong>und</strong> entwickeln. Außerdem trägt das<br />
Cas<strong>in</strong>g zu e<strong>in</strong>em verbesserten M<strong>und</strong>gefühl<br />
<strong>und</strong> Rauchcharakteristik bei. In<br />
der Regel werden bei American-Blend-<br />
Mischungen ca. 1 % – 5 % des Tabakgewichtes<br />
als Cas<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Top-Flavors s<strong>in</strong>d u. a. wichtig für das<br />
Markenprofil. Sie werden dem Tabak<br />
erst nach dem Trocknen <strong>und</strong> Schneiden<br />
<strong>in</strong> Gehalten von ca. 0,1 % zugefügt. Typische<br />
Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d Menthol,<br />
Anisol, Vanill<strong>in</strong> <strong>und</strong> verschiedene ätherische<br />
Öle. Es handelt sich dabei um<br />
leicht flüchtige aromatische Substanzen.<br />
Viele Aromastoffe gehen nahezu<br />
unverändert <strong>in</strong> den Rauch über. Von<br />
291 untersuchten E<strong>in</strong>zelzusatzstoffen<br />
gehen 184 Substanzen, also zwei Drittel,<br />
zu über 95 % unverändert <strong>in</strong> den<br />
Rauch über.<br />
Neben diesen Tabakzusatzstoffen<br />
spielen auch Zusatzstoffe bei der Her-<br />
stellung der Zigarettenfilter <strong>und</strong> des<br />
Papiers e<strong>in</strong>e Rolle. Dies s<strong>in</strong>d z. B. die<br />
Farbstoffe für den Markenstempel, die<br />
Nahtleime oder Substanzen, die e<strong>in</strong><br />
gleichmäßiges Verbrennen der Zigarette<br />
gewährleisten.<br />
Viele der verwendeten Substanzen<br />
s<strong>in</strong>d natürliche Stoffe oder daraus<br />
hergestellte Auszüge. Die meisten<br />
dieser Zusatzstoffe s<strong>in</strong>d „generally<br />
recognised as safe“ (GRAS) für den<br />
Zusatz <strong>in</strong> Lebensmitteln <strong>und</strong> / oder <strong>in</strong><br />
der FEMA-Liste (Flavour and Extract<br />
Manufactures Association) aufgelistet.<br />
Hervorzuheben ist dabei, dass<br />
als Tabakzusatzstoffe auch Substanzen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden (z. B. Zucker), die<br />
bereits als tabakeigene Inhaltsstoffe<br />
im Ausgangsprodukt enthalten s<strong>in</strong>d.<br />
Das Rauchen e<strong>in</strong>er Zigarette ist e<strong>in</strong><br />
komplexer Vorgang, bei dem verschiedene<br />
Prozesse wie Verbrennung, Pyrolyse,<br />
Destillation <strong>und</strong> thermaler Zerfall<br />
bei unterschiedlichen Temperatur- <strong>und</strong><br />
Sauerstoffverhältnissen parallel ablaufen.<br />
Wie bei jeder Verbrennung von
80 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Tabakwaren<br />
organischem Material entsteht auch<br />
bei der Verbrennung von Tabak – unabhängig<br />
von allen Zusatzstoffen – e<strong>in</strong>e<br />
Vielzahl an toxischen <strong>und</strong> kanzerogenen<br />
Substanzen.<br />
Insgesamt konnten bisher über 4800<br />
verschiedene Substanzen im Zigarettenrauch<br />
identifiziert werden, darunter<br />
s<strong>in</strong>d 69 als e<strong>in</strong>deutig kanzerogen e<strong>in</strong>gestuft.<br />
In den USA wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
von Wissenschaftlern <strong>und</strong><br />
regulierenden Behörden e<strong>in</strong>e Liste mit<br />
den wichtigsten toxischen Verb<strong>in</strong>dungen<br />
im Zigarettenrauch zusammengestellt,<br />
die als relevant für rauchbed<strong>in</strong>gte<br />
Erkrankungen gelten. Diese so<br />
genannte Hoffmann-Liste umfasst 44<br />
Substanzen. Die Hoffmann-Analysen<br />
werden neben anderen gemessenen<br />
Substanzen auch benutzt, um den E<strong>in</strong>fluss<br />
von Zusatzstoffen auf die Rauchzusammensetzung<br />
zu bewerten.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Neubewertung der zugelassenen<br />
Zusatzstoffe sollten die Veränderungen<br />
<strong>in</strong> der Rauchzusammensetzung,<br />
z. B. durch die Bestimmung<br />
verschiedener Hoffmann-Substanzen<br />
<strong>und</strong> die Veränderungen <strong>in</strong> der Toxizität,<br />
bei der Gesamtbewertung mit berücksichtigt<br />
werden. Da bei Verbrennungsprozessen<br />
immer toxische oder kanzerogene<br />
Substanzen entstehen, wäre<br />
e<strong>in</strong>e Prüfung von e<strong>in</strong>zelnen Zusatzstoffen,<br />
isoliert von der Matrix Tabak,<br />
nicht s<strong>in</strong>nvoll. Wichtig für den Verbraucher<br />
ist der Gehalt an toxischen Substanzen<br />
im Hauptstromrauch, also die<br />
Situation nach der Pyrolyse von Tabak<br />
mit der Gesamtheit aller verwendeten<br />
Zusatzstoffe.<br />
Durch die Verwendung von Zusatzstoffen<br />
sollen ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Gefahren<br />
für den Raucher entstehen. Deshalb<br />
müssen vergleichende Untersuchungen<br />
der Rauchbestandteile e<strong>in</strong>er Ta-<br />
bakmischung ohne Zusatzstoffe <strong>und</strong><br />
der Tabakmischung mit allen Zusatzstoffen<br />
auf bestimmte toxische Substanzen<br />
durchgeführt werden. Durch<br />
e<strong>in</strong>e toxikologische Bewertung der<br />
Gehaltsverschiebungen kann e<strong>in</strong>e<br />
Gesamtbewertung erfolgen. Bei Auffälligkeiten<br />
s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Zusätze<br />
zu überprüfen. Die Verwendung von<br />
Zusatzstoffen, die <strong>in</strong> der Liste der<br />
krebserregenden Stoffe aufgeführt<br />
s<strong>in</strong>d, sollte bei der Herstellung von<br />
Tabakerzeugnissen gr<strong>und</strong>sätzlich verboten<br />
werden.<br />
Das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />
hat e<strong>in</strong>en Forschungsauftrag zu<br />
dieser Problemstellung an das Chemische<br />
<strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt<br />
Sigmar<strong>in</strong>gen vergeben. Es soll der<br />
E<strong>in</strong>fluss ausgewählter Zusatzstoffe<br />
auf die toxikologisch relevanten Rauch<strong>in</strong>haltsstoffe<br />
überprüft werden.<br />
Wasserpfeifentabak<br />
Neue Produkte<br />
Im Berichtsjahr wurden 24 Proben Wasserpfeifentabak auf ihre Gehalte an<br />
Feuchthaltemitteln überprüft. Die gesetzliche Höchstmenge von 5 % <strong>in</strong> der<br />
Summe aller Feuchthaltemittel wurde bei 7 Proben überschritten. Es ist zu beobachten,<br />
dass vermehrt tabakfreie Produkte zum Rauchen <strong>in</strong> der Wasserpfeife<br />
<strong>in</strong> den Handel gelangen. Es handelt sich dabei um Fruchtmischungen mit hohem<br />
Honig- bzw. Melasseanteil. R<strong>und</strong> 100 Millionen Menschen <strong>in</strong> Afrika, Asien <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>igen mediterranen Ländern dürften täglich Wasserpfeifentabak rauchen. In<br />
Deutschland gibt es deutliche H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e weite Verbreitung, nicht nur<br />
unter den Mitbürgern aus Afrika bzw. Asien. Insbesondere unter Jugendlichen<br />
hat das Rauchen von Wasserpfeifentabak e<strong>in</strong>en Kultstatus e<strong>in</strong>genommen.<br />
Die Industrie hat auf das Rauchverbot<br />
<strong>in</strong> öffentlichen Räumen reagiert <strong>und</strong><br />
bietet verstärkt rauchlose, nikot<strong>in</strong>haltige<br />
Produkte wie z. B. nikot<strong>in</strong>haltiges<br />
Bier <strong>und</strong> zigarettenartige Inhalationsgeräte<br />
an. Dadurch dürften zukünftig<br />
vermehrt Fragestellungen zur rechtlichen<br />
Zuordnung solcher Erzeugnisse<br />
auftreten.<br />
Beim Rauchen e<strong>in</strong>er Wasserpfeife wird der Tabak <strong>in</strong> den oben liegenden Tabakkopf<br />
gepackt <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er durchlöcherten Metallfolie abgedeckt. Auf diese Metallfolie<br />
wird glühende Holzkohle gelegt. Der Tabakkopf sitzt auf der Rauchsäule.<br />
Über e<strong>in</strong>en Schlauch wird der Rauch durch den tiefer liegenden Wasserbehälter<br />
gesogen <strong>und</strong> gelangt so <strong>in</strong> den M<strong>und</strong> des Rauchers. Bei der Wasserpfeife wird<br />
der Tabak also nicht direkt verbrannt wie bei der Zigarette, sondern er wird durch<br />
die glühende Holzkohle erhitzt bzw. verschwelt. Die glühende Holzkohle trägt<br />
somit zur Zusammensetzung des Hauptstromrauches bei. Die Nikot<strong>in</strong>konzentration<br />
im Wasserpfeifentabak weist erhebliche Unterschiede auf. Die Gehalte<br />
schwanken zwischen 3,4 mg Nikot<strong>in</strong> / g Tabak bis ca. 30 mg Nikot<strong>in</strong> / g Tabak.<br />
Das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung untersucht <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />
dem Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt Sigmar<strong>in</strong>gen die Gehalte an<br />
Feuchthaltemitteln <strong>und</strong> Nitrosam<strong>in</strong>en im Tabak. Mit dem Nachbau e<strong>in</strong>er Wasserpfeife<br />
im Labor sollen Untersuchungen auf die Gehalte von verschiedenen<br />
toxikologisch relevanten Substanzen im Hauptstromrauch erfolgen. Für diese<br />
Untersuchung wurde e<strong>in</strong>e spezielle analytische Abrauchmasch<strong>in</strong>e entworfen.
Jahresbericht 2006 81<br />
Teil IV :<br />
Spezielle<br />
Untersuchungsbereiche<br />
Themen:<br />
Krankheitserregende Mikroorganismen<br />
<strong>und</strong> mikrobiologische Besonderheiten 82<br />
Mykotox<strong>in</strong>e 88<br />
Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Süßwasser-Biotox<strong>in</strong>e 92<br />
Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische<br />
Kontam<strong>in</strong>anten 93<br />
Öko-Monitor<strong>in</strong>g 104<br />
Pharmakologisch wirksame Stoffe 107<br />
Lebensmittelallergene 111<br />
Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln 114<br />
Bestrahlung von Lebensmitteln 120<br />
Radiochemische Untersuchungen 122<br />
Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte<br />
Kontam<strong>in</strong>anten 125<br />
Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB 125<br />
Schwermetalle u. toxische Spurenelemente 129<br />
Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten 131<br />
Nitrosam<strong>in</strong>e 131<br />
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />
(PAK) 132<br />
Acrylamid 133<br />
3-MCPD 134<br />
Furan <strong>in</strong> Lebensmitteln 136<br />
Stabilisotopen-Analytik 138
82 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Krankheitserregende Mikroorganismen <strong>und</strong><br />
mikrobiologische Besonderheiten<br />
Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong> den Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämtern <strong>in</strong> Baden-Württemberg 18 990<br />
Proben mikrobiologisch untersucht. Die mikrobiologischen Untersuchungen haben den qualitativen <strong>und</strong><br />
quantitativen Nachweis von verderbniserregenden Keimen, von Indikatorkeimen für mangelnde Hygiene<br />
<strong>und</strong> von Keimen, die direkt oder <strong>in</strong>direkt e<strong>in</strong>e Lebensmittel-Infektion oder -Intoxikation auslösen können, zum<br />
Ziel. Aufgr<strong>und</strong> der Untersuchungen wurden 9,3 % der Planproben <strong>und</strong> 30,9 % aller Anlassproben beanstandet.<br />
1583 Proben (8,3 %) waren aufgr<strong>und</strong> des grobs<strong>in</strong>nlichen <strong>und</strong> mikrobiologischen Untersuchungsbef<strong>und</strong>es<br />
„nicht mehr zum menschlichen Verzehr geeignet“ oder „im Genusswert gem<strong>in</strong>dert“. 59 Proben (0,3 %) waren<br />
geeignet, beim Verzehr durch den Menschen aufgr<strong>und</strong> ihrer mikrobiologischen Beschaffenheit ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Schäden hervorzurufen.<br />
Listeria monocytogenes<br />
Histam<strong>in</strong><br />
verotox<strong>in</strong>bildende E. coli<br />
Potenziell ges<strong>und</strong>heitsschädliche<br />
Lebensmittel <strong>und</strong> lebensmittelbed<strong>in</strong>gte<br />
Erkrankungsfälle<br />
Salmonellen<br />
Staphylococcus aureus<br />
Grafik:<br />
Anzahl der als<br />
ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />
beurteilten<br />
Proben<br />
Im Zusammenhang mit lebensmittelbed<strong>in</strong>gten Erkrankungen wurden im<br />
Jahr 2006 <strong>in</strong>sgesamt 461 Erkrankungsfälle (Erkrankung von 1 bis zu über<br />
100 Personen) mit 1546 Lebensmittelproben bearbeitet.<br />
Insgesamt wurden 59 Lebensmittelproben (Erkrankungsproben <strong>und</strong><br />
andere Anlassproben sowie Planproben) als ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />
beurteilt, weil Erreger von Lebensmittel-Infektionen<br />
(Listeria monocytogenes, Salmonellen, Noro-Viren),<br />
Lebensmittel-Intoxikationserreger (Verotox<strong>in</strong>-bildende<br />
E. coli, Staphylococcus aureus, Bacillus cereus) oder 8<br />
mikrobiell verursachte toxische Eiweißabbauprodukte<br />
(Histam<strong>in</strong>) nachgewiesen wurden (siehe Grafik).<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus gab es Lebensmittel, die aufgr<strong>und</strong><br />
anderer, nicht unmittelbar mikrobiologischer Ursachen<br />
(z. B. scharfkantige, spitze Fremdkörper etc.) als<br />
ges<strong>und</strong>heitsgefährdend beurteilt werden mussten. Siehe<br />
hierzu Kapitel III, Produktgruppen.<br />
12<br />
5<br />
Bacillus cereus<br />
Noro-Viren<br />
12<br />
19<br />
2 1<br />
Krankheitserreger 2006
Krankheitserregende Mikroorganismen … Jahresbericht 2006 83<br />
Salmonellen-Untersuchung:<br />
deutlich weniger Erkrankungen als<br />
im Vorjahr<br />
E<strong>in</strong>e Lebensmittelvergiftung durch Salmonellen führt<br />
<strong>in</strong> der Regel 12 bis 36 St<strong>und</strong>en nach dem Verzehr<br />
des Lebensmittels zu Symptomen wie Kopfschmerz,<br />
Unwohlse<strong>in</strong>, Erbrechen, Leibschmerzen, Fieber bis<br />
ca. 38 °C <strong>und</strong> Durchfälle. Die Schwere der Erkrankung<br />
ist bei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> alten Menschen am ausgeprägtesten.<br />
Von 9000 Untersuchungen auf Salmonellen verliefen 115<br />
(= 1,3 %) positiv. Naturgemäß erfolgten aus Geflügelfleisch<br />
die häufigsten Salmonellen-Nachweise (33 Fälle = 9,6 %<br />
aller Geflügelfleischproben). Die am häufigsten nachgewiesenen<br />
Salmonellenserovare waren S. Typhimurium (39<br />
Fälle) <strong>und</strong> S. Hadar (14 Fälle). Gegenüber dem Vorjahr gab<br />
es deutlich weniger durch Salmonellen bed<strong>in</strong>gte Erkrankungsfälle.<br />
Während im Jahr 2005 noch 39 Lebensmittel<br />
wegen Salmonellen als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beurteilt wurden,<br />
waren dies im Jahr 2006 nur noch 8. Wir vermuten,<br />
dass diese Entwicklung auf den Rückgang der Verbreitung<br />
von Salmonella Enteritidis im Schlachtgeflügel <strong>und</strong> <strong>in</strong> Eiern<br />
zurückzuführen ist. 40 Salmonella-Enteritidis-Nachweisen<br />
im Jahr 2005 stehen nur 11 Nachweise des virulenten Serotyps<br />
im Jahr 2006 gegenüber. Ob sich hier bereits die<br />
Salmonellen-Tilgungsmaßnahmen nach der Hühner-Salmonellen-Verordnung<br />
auswirken, wird die weitere Entwicklung<br />
zeigen.<br />
Salmonellen <strong>in</strong> Bandnudeln<br />
In e<strong>in</strong>er von e<strong>in</strong>em Wochenmarkt stammenden, planmäßig<br />
entnommenen Probe Bandnudeln e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Teigwarenherstellers<br />
wurden Salmonellen nachgewiesen.<br />
Rohe trockene Teigwaren s<strong>in</strong>d zwar nicht per se zum Rohverzehr<br />
bestimmt, zu den normalen Bed<strong>in</strong>gungen ihrer Verwendung<br />
gehört jedoch bei bestimmten Verbrauchergruppen<br />
(z. B. gerade auch bei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern) das Lutschen <strong>und</strong><br />
Kauen <strong>in</strong> rohem Zustand. Nach vernünftigem Ermessen<br />
kann nicht erwartet werden, dass trockene Teigwaren vom<br />
Verbraucher immer nur nach vorheriger Durcherhitzung verzehrt<br />
werden. Die Probe wurde deshalb als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />
beurteilt.<br />
Listerien-Untersuchungen<br />
Bei Listeria monocytogenes handelt es sich um<br />
grampositive Stäbchenbakterien, die <strong>in</strong> der Umwelt<br />
weit verbreitet s<strong>in</strong>d. Sie f<strong>in</strong>den sich vor allem <strong>in</strong> tierischen<br />
Ausscheidungen (Mist), Abwasser <strong>und</strong> dem<br />
Erdboden. Werden Listerien <strong>in</strong> Lebensmittelbetrieben<br />
nachgewiesen, ist dies <strong>in</strong> der Regel als H<strong>in</strong>weis auf<br />
e<strong>in</strong>e mangelnde Betriebshygiene zu werten.<br />
Listeria monocytogenes ist pathogen für zahlreiche Tierarten.<br />
Beim Menschen gibt es ke<strong>in</strong> spezifisches Krankheitsbild.<br />
Bei immunkompetenten Patienten verläuft die<br />
Infektion meist stumm oder mit leichter, grippeähnlicher<br />
Symptomatik. Dagegen können die Erreger bei Patienten<br />
mit Abwehrschwäche schwere Infektionen (v. a. Sepsis,<br />
Men<strong>in</strong>goenzephalitis) verursachen. Die Listeriose während<br />
der Schwangerschaft kann zum Abort oder konnataler Listeriose<br />
führen.<br />
Bei empf<strong>in</strong>dlichen Personengruppen kann<br />
Listeria monocytogenes bereits ab<br />
Keimgehalten von 100 – 1000 KbE / g<br />
Erkrankungen auslösen. Daher<br />
wurde für diesen Keim <strong>in</strong> der<br />
EU-Verordnung Nr. 2073 / 2005<br />
über mikrobiologische Kriterien<br />
e<strong>in</strong> strenger Grenzwert festgesetzt,<br />
der von den Lebensmittelunternehmern<br />
e<strong>in</strong>zuhalten ist.<br />
In verzehrsfertigen Lebensmitteln<br />
darf der Grenzwert von 100 KbE L.<br />
monocytogenes / g Lebensmittel bis<br />
zum Ende der M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsfrist<br />
nicht überschritten werden.<br />
Von 8039 durchgeführten Untersuchungen auf Listerien<br />
verliefen 248 mit positivem Ergebnis. Durch weitere Differenzierungen<br />
konnte hierbei <strong>in</strong> 94 Fällen (= 1,2 %) Listeria<br />
monocytogenes nachgewiesen werden. Am häufigsten<br />
wurde Listeria monocytogenes bei Fischerzeugnissen<br />
nachgewiesen (42 Nachweise). Wegen der Überschreitung<br />
des o. g. Grenzwertes wurden 19 verzehrsfertige Lebensmittel<br />
als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beurteilt. Dabei handelte<br />
es sich überwiegend um vakuumverpackte Räucherfischwaren<br />
<strong>und</strong> Weichkäsesorten.<br />
Abb:<br />
Salmonellen<br />
im Labor<br />
Lebensmittel<br />
Listeria monocytogenes positiv (Anzahl Proben)<br />
Fisch <strong>und</strong> Fischerzeugnisse, v. a. vakuumverpackter Räucherfisch 42<br />
Geflügelfleisch, roh 10<br />
Frischfleisch (ohne Geflügel) 11<br />
Erhitzte Fleischerzeugnisse, z. B. Brühwurstaufschnitt, verpackt 5<br />
Fe<strong>in</strong>kostsalate 5<br />
Hackfleisch, Hackfleischerzeugnisse, roh 4<br />
Stabilisierte Fleischerzeugnisse, z. B. Zwiebelmettwurst, Teewurst 4<br />
Milch, Milcherzeugnisse, v. a. Weichkäse 4<br />
Sonstige 9<br />
Tabelle:<br />
Am häufigsten<br />
mit Listeria monocytogenes<br />
kontam<strong>in</strong>ierte<br />
Lebensmittel<br />
2006
84 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Abb:<br />
Listerien<br />
im Labor<br />
So e<strong>in</strong> Käse!<br />
Der o. g. Grenzwert für Listeria monocytogenes wurde von<br />
2 untersuchten Sauermilchkäsen (Ma<strong>in</strong>zer Käse, Olmützer<br />
Quargel) nicht e<strong>in</strong>gehalten. Sie wiesen Gehalte von 15 000<br />
bzw. 13 000 KbE / g auf. Als besonders kritisch s<strong>in</strong>d diese<br />
Bef<strong>und</strong>e zu beurteilen, weil die kontam<strong>in</strong>ierten Produkte<br />
häufig gerne von älteren Verbrauchern konsumiert<br />
werden, deren Immunabwehr<br />
aufgr<strong>und</strong> von Gr<strong>und</strong>erkrankungen<br />
geschwächt se<strong>in</strong> kann. Die Proben<br />
des Sauermilchkäses waren im<br />
Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er Rückrufaktion<br />
e<strong>in</strong>er Käserei erhoben<br />
worden. Der Hersteller hatte<br />
bei se<strong>in</strong>en Eigenkontrolluntersuchungen<br />
festgestellt, dass<br />
mehrere Chargen des Sauermilchkäses<br />
im erheblichen Umfang<br />
mit L. monocytogenes belastet<br />
waren. Daher hatte die Käserei kurz<br />
vor Weihnachten die Verbraucher mit e<strong>in</strong>er<br />
öffentlichen Warnung über die Medien vor dem Verzehr<br />
bestimmter Käsesorten (u. a. Harzer, Ma<strong>in</strong>zer, Olmützer<br />
Quargel) gewarnt. Im zeitlichen Zusammenhang mit dieser<br />
Rückrufaktion verzeichneten die Ges<strong>und</strong>heitsbehörden e<strong>in</strong>en<br />
auffälligen Anstieg der Listeriose-Erkrankungen beim<br />
Menschen. Nach Aussage des Landesges<strong>und</strong>heitsamtes<br />
konnten bereits <strong>in</strong> 6 Erkrankungsfällen e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />
mit dem Verzehr von mit L. monocytogenes kontam<strong>in</strong>ierten<br />
Käse nachgewiesen werden.<br />
Unbekömmliche gebratene Ente<br />
Ca. 5 St<strong>und</strong>en nach dem Verzehr von gebratener Ente an<br />
e<strong>in</strong>em Ch<strong>in</strong>a-Imbissstand klagte e<strong>in</strong> junger Mann über<br />
Übelkeit, Durchfall <strong>und</strong> Erbrechen. E<strong>in</strong>e am folgenden Tag<br />
im Imbissbetrieb von der zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />
entnommene Verdachtsprobe wurde<br />
mikrobiologisch untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass<br />
die gebratene Ente hochgradig mikrobiell kontam<strong>in</strong>iert war<br />
(Gesamtkeimgehalt 140 Millionen Keime / g). Da gebratene<br />
Ente <strong>in</strong>folge des vorausgegangenen Bratvorgangs praktisch<br />
keimfrei ist, muss die Ente im vorliegenden Fall unsachgemäß<br />
(zu lange <strong>und</strong> / oder unzureichend gekühlt) gelagert<br />
worden se<strong>in</strong>. Dies begünstigte auch die Vermehrung des<br />
Keimes Listeria monocytogenes, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konzentration<br />
von ca. 17 000 Keimen je Gramm nachgewiesen werden<br />
konnte. Auch wenn <strong>in</strong> diesem Fall Listeria monocytogenes<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich nicht die Ursache für die beschriebenen<br />
Krankheitsersche<strong>in</strong>ungen war, wurde die gebratene<br />
Ente aufgr<strong>und</strong> des hohen Gehaltes an Listeria monocytogenes<br />
als geeignet beurteilt, die menschliche Ges<strong>und</strong>heit<br />
zu schädigen.<br />
Listeria monocytogenes <strong>in</strong> Räucherlachs<br />
Wie bereits <strong>in</strong> den vergangenen Jahren beobachtet, ist<br />
Räucherlachs e<strong>in</strong> potenzieller Träger von Listeria-monocytogenes-Keimen.<br />
Um ihre Vermehrung <strong>und</strong> das Erreichen<br />
e<strong>in</strong>er ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden Konzentration vor Erreichen<br />
des auf Fertigpackungen angegebenen Verbrauchsdatums<br />
zu verh<strong>in</strong>dern, ist es unbed<strong>in</strong>gt notwendig, dass<br />
der Räucherlachs ununterbrochen nicht über der auf der<br />
Packung angegebenen Maximaltemperatur (<strong>in</strong> der Regel<br />
+ 4 °C) gelagert wird.<br />
Im vorliegenden Fall war vakuumverpackter Räucherlachs <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandelsgeschäft bei e<strong>in</strong>er Temperatur<br />
von + 10,5 °C gelagert worden. Die Untersuchung<br />
der im Rahmen e<strong>in</strong>er Betriebsbegehung e<strong>in</strong>e Woche vor<br />
Ablauf des auf der Packung angegebenen Verbrauchsdatums<br />
entnommenen Verdachtsprobe ergab den Nachweis<br />
von 3500 Listeria-monocytogenes-Keimen je Gramm. Der<br />
Räucherlachs wurde deshalb als ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />
beurteilt, <strong>und</strong> die unschädliche Beseitigung der noch vorhandenen<br />
Restware wurde veranlasst.<br />
Bacillus-cereus-Untersuchungen<br />
Bacillus cereus ist e<strong>in</strong> Umweltkeim, aber auch<br />
e<strong>in</strong> potenzieller Lebensmittelvergifter <strong>und</strong><br />
Enter o tox<strong>in</strong>bildner, dessen unterschiedliche<br />
Tox<strong>in</strong>e entweder Durchfall (Diarrhoe-Tox<strong>in</strong>)<br />
oder Übelkeit <strong>und</strong> gelegentlich Erbrechen<br />
(emetisches Tox<strong>in</strong>) hervorrufen.<br />
Zur Auslösung e<strong>in</strong>er Lebensmittelvergiftung durch<br />
Bacillus cereus werden <strong>in</strong> der Literatur M<strong>in</strong>destkeimgehalte<br />
zwischen 10 5 <strong>und</strong> 10 6 / g Lebensmittel<br />
genannt. Von der Deutschen Gesellschaft für Hygiene<br />
<strong>und</strong> Mikrobiologie (DGHM) wird als Bacilluscereus-Warnwert<br />
für die meisten Lebensmittel e<strong>in</strong>e<br />
Menge von 10 4 Keimen / g angegeben.<br />
Auch Cereus-Bazillen mögen gekochte Nudeln<br />
Etwa 6 St<strong>und</strong>en nach dem Verzehr von gekochten<br />
Nudeln mit Hackfleischsoße auf e<strong>in</strong>er privaten Feier<br />
erkrankten 5 Personen an Kopfschmerzen, Erbrechen,<br />
Durchfall <strong>und</strong> Bauchkrämpfen. Reste des Essens<br />
gelangten daraufh<strong>in</strong> zur Untersuchung. Während<br />
die Hackfleischsoße mikrobiologisch unauffällig<br />
war, wurden <strong>in</strong> den gekochten Nudeln hohe Gehalte<br />
an Bacillus cereus nachgewiesen. Mit sehr großer<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit dürfte dies auch der Gr<strong>und</strong> für<br />
die beschriebenen Erkrankungen gewesen se<strong>in</strong>.<br />
Bacillus cereus f<strong>in</strong>det besonders gute Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen<br />
auf feuchten, stärkehaltigen Lebensmitteln.<br />
Deshalb sollten gekochte Nudeln, gekochter<br />
Reis o. Ä. stets ausreichend gekühlt <strong>und</strong> nie über<br />
mehrere Tage vorrätig gehalten werden.
Krankheitserregende Mikroorganismen … Jahresbericht 2006 85<br />
Staphylococcus-aureus-Untersuchungen<br />
Staphylococcus aureus ist e<strong>in</strong> potenzieller Lebensmittelvergifter. Voraussetzung<br />
für e<strong>in</strong>e Erkrankung ist jedoch, dass der Keim <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
bestimmte Giftstoffe, so genannte Enterotox<strong>in</strong>e, bildet. Nicht alle Stämme<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, diese Giftstoffe zu bilden.<br />
Staphylococcus aureus kommt bei sehr vielen Menschen im Nasen-Rachen-<br />
Raum, auf der Haut, <strong>in</strong> den Haaren, aber auch <strong>in</strong> eiternden W<strong>und</strong>en vor. Werden<br />
Lebensmittel <strong>in</strong>folge von mangelhafter Personalhygiene mit Staphylococcus<br />
aureus kontam<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> danach unsachgemäß (zu lange <strong>und</strong> ohne ausreichende<br />
Kühlung) gelagert, können sich die Staphylokokken massenhaft vermehren <strong>und</strong><br />
Enterotox<strong>in</strong> bilden. Das von Staphylokokken gebildete Tox<strong>in</strong> ist hitzestabil. Es<br />
wird durch das Erhitzen des Lebensmittels <strong>in</strong> der Regel nicht <strong>in</strong>aktiviert.<br />
Ges<strong>und</strong>heitsrisiko durch beschädigte Konservendosen<br />
Bereits e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e nach dem Genuss fall handelte. Bei der beanstandeten<br />
von Hausmacher Schwartenmagen Konservendose war der Dosenfalz<br />
aus e<strong>in</strong>er Konservendose stellten beschädigt <strong>und</strong> Dosen<strong>in</strong>halt war ausgetreten.<br />
Offenbar konnten durch die<br />
sich bei e<strong>in</strong>em Mann Übelkeit, Magenschmerzen,<br />
Erbrechen <strong>und</strong> schließlich<br />
starke Durchfälle e<strong>in</strong>. Neben Keime <strong>in</strong> die Konserve e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen,<br />
beschädigte Stelle Staphylokokkenanderen<br />
„Verdachtsproben“ wurde sich dort vermehren <strong>und</strong> Tox<strong>in</strong> bilden.<br />
auch die Dose mit dem verbliebenen Andere Dosen aus der gleichen Herstellungscharge<br />
waren unbeschädigt.<br />
Schwartenmagen zur Untersuchung<br />
e<strong>in</strong>geschickt. Die mikrobiologische Die mikrobiologische <strong>und</strong> toxikologische<br />
Untersuchung dieser Vergleichs-<br />
Untersuchung ergab den Nachweis<br />
von Staphylococcus aureus <strong>in</strong> großer proben ergab ke<strong>in</strong>e Auffälligkeiten.<br />
Menge (750 000 KbE / g). Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
konnte aus dem Schwartenmagen<br />
mittels fluoreszenzimmunologischer<br />
Untersuchung (VIDAS) das Staphylokokken-Enterotox<strong>in</strong><br />
isoliert <strong>und</strong> nachgewiesen<br />
werden. E<strong>in</strong> ursächlicher<br />
Zusammenhang zwischen dem Verzehr<br />
des Schwartenmagens <strong>und</strong> der<br />
Erkrankung war somit gegeben. Der<br />
Schwartenmagen wurde als „ges<strong>und</strong>heitsschädlich“<br />
beanstandet.<br />
Weitere Nachforschungen ergaben,<br />
dass es sich hierbei um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zel-<br />
Krank durch Hähnchen vom<br />
Imbissstand<br />
Etwa 1 St<strong>und</strong>e nach dem Verzehr von<br />
gegartem Hähnchenfleisch an e<strong>in</strong>em<br />
Imbissstand erkrankte e<strong>in</strong>e Person mit<br />
den Symptomen Durchfall <strong>und</strong> Erbrechen.<br />
Gebratenes Hähnchenfleisch,<br />
das daraufh<strong>in</strong> <strong>in</strong> dem Imbissbetrieb als<br />
Verdachtsprobe entnommen wurde,<br />
wurde im CVUA Stuttgart auf mögliche<br />
mikrobielle Lebensmittelvergifter<br />
sowie auf deren Tox<strong>in</strong>e untersucht. Die<br />
Untersuchung ergab zwar den Nachweis<br />
von relativ wenigen Staphylococcus-aureus-Keimen,<br />
jedoch verlief der<br />
Nachweis des Staphylokokken-Enterotox<strong>in</strong>s<br />
positiv. Dieser Bef<strong>und</strong> deutet<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass es bereits vor dem<br />
Garen des Hähnchenfleisches zu e<strong>in</strong>er<br />
Staphylokokken-Vermehrung <strong>und</strong><br />
Tox<strong>in</strong>bildung gekommen war. Ursächlich<br />
hierfür dürfte e<strong>in</strong>e unsachgemäße<br />
Lagerung (zu lange <strong>und</strong> / oder zu warm)<br />
gewesen se<strong>in</strong>. Durch den anschließenden<br />
Garprozess waren die Staphylokokken-Keime<br />
größtenteils abgetötet<br />
worden, während das hitzestabile Enterotox<strong>in</strong><br />
durch den Garprozess nicht<br />
<strong>in</strong>aktiviert wurde. E<strong>in</strong> Zusammenhang<br />
zwischen dem Verzehr des gegarten<br />
Hähnchenfleisches <strong>und</strong> der beschriebenen<br />
Erkrankung war deshalb mit<br />
großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit gegeben.<br />
Die Probe wurde als ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />
beanstandet.<br />
Clostridium-perfr<strong>in</strong>gens-Untersuchungen<br />
Clostridium perfr<strong>in</strong>gens ist e<strong>in</strong> ubiquitär vorkommender Sporenbildner <strong>und</strong> <strong>in</strong> Lebensmitteln ab e<strong>in</strong>er<br />
Konzentration von 10 6 KbE / g e<strong>in</strong> potenzieller Lebensmittelvergifter.<br />
Die meisten Tiere scheiden Clostridium<br />
perfr<strong>in</strong>gens mit dem Stuhl<br />
aus, sodass e<strong>in</strong>e Kontam<strong>in</strong>ation<br />
von rohem Fleisch nicht ungewöhnlich<br />
ist. Kontam<strong>in</strong>ationsquellen für<br />
Clostridium perfr<strong>in</strong>gens s<strong>in</strong>d Fäkalienspuren,<br />
Staub, Erdboden <strong>und</strong><br />
Abwasser. Während des Stehenlassens<br />
von hauptsächlich fertigen<br />
Zubereitungen auf Fleischgr<strong>und</strong>lage<br />
bei Zimmertemperatur bzw. ungenügender<br />
Kühlung können sich die<br />
Erreger <strong>in</strong> den zubereiteten Speisen<br />
<strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit auf Konzentrationen<br />
von über 10 6 Keime / g<br />
Lebensmittel vermehren. E<strong>in</strong>e Vermehrung<br />
f<strong>in</strong>det nur unter anaeroben<br />
Verhältnissen statt.<br />
Die Sporen s<strong>in</strong>d teilweise hitzeresistent.<br />
Durch erneutes Aufwärmen<br />
wird die stark erhöhte Keim- / Sporenzahl<br />
nicht unbed<strong>in</strong>gt ausreichend<br />
verr<strong>in</strong>gert. Im Berichtszeitraum<br />
konnte allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> Erkrankungsfall<br />
auf Clostridium perfr<strong>in</strong>gens zurückgeführt<br />
werden.
86 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Campylobacter-Untersuchungen<br />
Thermophile Campylobacter-Keime (C. jejuni <strong>und</strong> C. coli) s<strong>in</strong>d nach ser Teil gelangte zur mikrobiologischen<br />
Angaben des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitutes für Risikobewertung (BfR) neben Salmonellen<br />
die häufigsten bakteriellen Verursacher von lebensmittelbed<strong>in</strong>g-<br />
Campylobacter jejuni nachgewiesen.<br />
Untersuchung. Hier<strong>in</strong> wurde ebenfalls<br />
ten Darm<strong>in</strong>fektionen <strong>in</strong> Deutschland. Trotzdem gel<strong>in</strong>gt es nur selten, den Unter Berücksichtigung der langen<br />
Zusammenhang zwischen dem Verzehr e<strong>in</strong>es bestimmten Lebensmittels Inkubationszeit bei Campylobacter-Infektionen<br />
kann nicht ausgeschlossen<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Campylobacter-Erkrankung nachzuweisen. Dies liegt daran,<br />
dass Campylobacter-Infektionen mit e<strong>in</strong>er meist mehrere Tage dauernden<br />
Inkubationszeit e<strong>in</strong>hergehen. Wenn erste Erkrankungssymptome bern nachgewiesenen Campylobacter-<br />
werden, dass die <strong>in</strong> den Hähnchenleauftreten,<br />
wird e<strong>in</strong> vor mehreren Tagen verzehrtes Lebensmittel <strong>in</strong> der Keime für die Erkrankungen ursächlich<br />
waren. Dies kann aber nur der Fall<br />
Regel nicht mehr als Ursache der Erkrankung angenommen bzw. es<br />
steht für e<strong>in</strong>e Untersuchung nicht mehr zur Verfügung.<br />
gewesen se<strong>in</strong>, wenn die Hähnchenlebern<br />
entgegen dem bestimmungsgemäßen<br />
Gebrauch vor dem Verzehr nicht ausreichend durch-<br />
E<strong>in</strong>e Campylobacter-Infektion geht <strong>in</strong> der Regel mit den<br />
Symptomen Durchfall, Erbrechen <strong>und</strong> Fieber e<strong>in</strong>her. Rout<strong>in</strong>emäßig<br />
werden daher alle Proben, die im Zusammenhang Umgang mit den rohen Lebern im Küchenbereich zu e<strong>in</strong>er<br />
erhitzt worden s<strong>in</strong>d oder wenn es durch unsachgemäßen<br />
mit fieberassoziierten Erkrankungen e<strong>in</strong>geschickt wurden, Kontam<strong>in</strong>ation anderer Lebensmittel (z. B. des Salates)<br />
auf Campylobacter untersucht. E<strong>in</strong>en weiteren<br />
Untersuchungsschwerpunkt bildet<br />
<strong>und</strong> / oder Bedarfsgegenstände gekommen ist.<br />
die Untersuchung von rohem Geflügelfleisch,<br />
da dieses sehr häufig Yers<strong>in</strong>ia-enterocoliticamit<br />
Campylobacter-Erregern belastet<br />
ist. Untersuchungen auf<br />
Untersuchungen<br />
Nach oraler Infektion mit Y. enterocolitica kommt es<br />
thermophile Campylobacternach<br />
e<strong>in</strong>er Inkubationszeit von vier bis sieben Tagen<br />
Keime wurden an 1165 Lebensmitteln<br />
durchgeführt, 83 Proben<br />
zu akuten Magen-Darm-Störungen, deren Dauer<br />
zwischen wenigen Tagen bis Wochen variieren kann.<br />
davon waren positiv (= 7,1 %).<br />
Kl<strong>in</strong>isch treten Durchfall, kolikartiger Bauchschmerz,<br />
Die meisten positiven Bef<strong>und</strong>e<br />
Fieber, Übelkeit, blutiger Stuhl sowie Entzündungen<br />
betrafen den Nachweis von C. jejuni<br />
im Halsbereich auf.<br />
(55-mal) <strong>und</strong> C. coli (27-mal), <strong>in</strong> der<br />
Yers<strong>in</strong>ien kommen im Darm von Tieren vor. Als Infektionsquelle<br />
für die humane Yers<strong>in</strong>iose spielt ro-<br />
Regel <strong>in</strong> rohem Geflügelfleisch. Zweimal<br />
wurden Campylobacter-Keime <strong>in</strong> Rohmilch<br />
nachgewiesen, e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Miesmuscheln (C. lari).<br />
hes oder nicht vollständig durcherhitztes Schwe<strong>in</strong>efleisch<br />
(Hackfleisch <strong>und</strong> Rohwürste) die größte<br />
Die positiven Bef<strong>und</strong>e blieben lebensmittelrechtlich weitgehend<br />
ohne Folgen: Bei e<strong>in</strong>er bestimmungsgemäßen<br />
Rolle. Als Ursache für die Kontam<strong>in</strong>ation des Fleisches<br />
gelten e<strong>in</strong>zelne, hygienisch problematische<br />
Behandlung durch ausreichende Durcherhitzung vor dem<br />
Verfahrensschritte beim Schlachtprozess <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />
Verzehr des Geflügelfleisches werden Campylobacter-Keime<br />
mit Sicherheit abgetötet. Gleiches galt für die beiden<br />
Verarbeitung.<br />
Da nicht alle Y.-enterocolitica-Stämme für den Menschen<br />
pathogen s<strong>in</strong>d, muss der Yers<strong>in</strong>ien-Nachweis<br />
Nachweise <strong>in</strong> Rohmilch. Rohmilch darf nicht unerhitzt zum<br />
Verzehr gelangen. Deshalb schreibt die Milch-Verordnung<br />
immer <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Pathogenitätsnachweis<br />
(mittels PCR <strong>und</strong> / oder biochemisch) erfolgen.<br />
vor, dass bei der Rohmilch-Abgabe ab Hof der K<strong>und</strong>e, ggf.<br />
auch durch e<strong>in</strong> entsprechendes Schild an der Abgabestelle,<br />
Nur wenn pathogene Yers<strong>in</strong>ia enterocolitica nachgewiesen<br />
werden, kann e<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heitsrisiko ver-<br />
darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden muss, dass die Milch vor dem<br />
Verzehr abzukochen ist.<br />
mutet werden.<br />
Im Berichtszeitraum wurden 192 Untersuchungen,<br />
Krank durch nicht durcherhitzte Hähnchenlebern?<br />
überwiegend bei rohem Schwe<strong>in</strong>efleisch, auf Yers<strong>in</strong>ia<br />
enterocolitica durchgeführt. Pathogene Yers<strong>in</strong>ia<br />
E<strong>in</strong> Ehepaar erkrankte gleichzeitig an Magenschmerzen,<br />
Übelkeit, Fieber <strong>und</strong> Brechdurchfall. Beide Personen mussten<br />
sich für 4 Tage <strong>in</strong> stationäre Behandlung im Krankensen.<br />
enterocolitica wurden <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall nachgewiehaus<br />
begeben. Dort wurde <strong>in</strong> den Stuhlproben Campylobacter<br />
jejuni nachgewiesen. Die Eheleute hatten 2 Tage vor<br />
dem Ausbruch der ersten Krankheitssymptome gegarte<br />
Hühnerleber mit Sahnesoße <strong>und</strong> grünem Salat gegessen.<br />
Von den rohen Lebern war e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>gefroren worden. Die-
Krankheitserregende Mikroorganismen … Jahresbericht 2006 87<br />
VTEC / EHEC-Untersuchungen<br />
EHEC-Infektionen können durch bestimmte Escherichia-coli-Bakterien<br />
(gramnegative Stäbchen) verursacht werden, welche die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Eigenschaft der Bildung bestimmter Tox<strong>in</strong>e besitzen. Sie werden<br />
unter dem Begriff Shigatox<strong>in</strong>- bzw. Verotox<strong>in</strong>-bildende E. coli (STEC<br />
bzw. VTEC) zusammengefasst. Als EHEC werden diejenigen STEC / VTEC<br />
bezeichnet, die fähig s<strong>in</strong>d, beim Menschen Krankheitsersche<strong>in</strong>ungen<br />
auszulösen <strong>und</strong> damit ›Pathovare‹ für den Menschen s<strong>in</strong>d.<br />
Wiederkäuer, vor allem R<strong>in</strong>der, Schafe<br />
<strong>und</strong> Ziegen, aber auch Wildwiederkäuer<br />
(v. a. Rehe <strong>und</strong> Hirsche) werden<br />
als Hauptreservoir für EHEC angesehen.<br />
Der relativ aufwändige Nachweis von<br />
VTEC erfolgt über e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />
aus molekularbiologischen <strong>und</strong> klassisch<br />
Viele EHEC-Infektionen verlaufen kl<strong>in</strong>isch <strong>in</strong>apparent <strong>und</strong><br />
mikrobiologischen Verfahren.<br />
bleiben daher oft unerkannt. Etwa e<strong>in</strong> Drittel der manifesten<br />
Im Berichtsjahr wurden 901 Lebensmittel auf VTEC unter-<br />
Erkrankungen tritt als leichter Durchfall <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. sucht. Dabei wurden VTEC 41-mal <strong>in</strong> Lebensmitteln nachge-<br />
Die Erkrankung beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> der Regel mit wässrigen Durchfällen,<br />
wiesen. In 12 Fällen wurden die betroffenen Lebensmittel<br />
die im Verlauf der Erkrankung zunehmend wässrig-<br />
als ges<strong>und</strong>heitsschädlich beurteilt. Es handelte sich dabei<br />
blutig ersche<strong>in</strong>en <strong>und</strong> e<strong>in</strong> der Ruhr ähnliches Bild aufweisen<br />
8-mal um rohes Hackfleisch (vom R<strong>in</strong>d bzw. gemischt) <strong>und</strong><br />
können. Begleitsymptome s<strong>in</strong>d Übelkeit, Erbrechen 4-mal um rohe Zwiebelmettwurst.<br />
<strong>und</strong> zunehmende Abdom<strong>in</strong>alschmerzen, selten Fieber. Rohes Hackfleisch, das mit VTEC belastet ist, ist geeignet,<br />
In wenigen Fällen entwickelt sich als schwere<br />
die menschliche Ges<strong>und</strong>heit zu schädigen, da<br />
Verlaufsform e<strong>in</strong>e hämorrhagische Kolitis<br />
der Rohgenuss möglich ist (z. B. als Tatar<br />
mit Leibschmerzen, blutigem Stuhl <strong>und</strong><br />
oder Hackepeter). Der Rohverzehr liegt,<br />
häufig mit Fieber. Säugl<strong>in</strong>ge, Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der,<br />
auch unter Würdigung e<strong>in</strong>es evtl. auf<br />
alte Menschen <strong>und</strong> abwehr-<br />
der Verpackung angebrachten Erhit-<br />
geschwächte Personen erkranken<br />
zungsh<strong>in</strong>weises, im Rahmen des<br />
erfahrungsgemäß häufiger schwer.<br />
vorhersehbaren Gebrauchs.<br />
E<strong>in</strong>e gefürchtete Komplikation ist<br />
Rohe Zwiebelmettwurst ist immer<br />
hierbei das hämolytisch urämische<br />
für den Rohverzehr bestimmt. Der<br />
Syndrom (HUS), das zu Nierenversagen<br />
Nachweis von VTEC macht Zwietauglich.<br />
mit Todesfolge führen kann.<br />
belmettwurst immer genussun-<br />
Norovirus-Untersuchungen<br />
Noroviren s<strong>in</strong>d hoch<strong>in</strong>fektiöse Erreger von Magen-Darm-Erkrankungen.<br />
Das Virus wird mit dem M<strong>und</strong> aufgenommen <strong>und</strong> führt nach e<strong>in</strong>er<br />
Inkubationszeit von 1 bis 2 Tagen zu den typischen Symptomen e<strong>in</strong>er<br />
Norovirus-Erkrankung: Massives <strong>und</strong> unkontrollierbares Erbrechen <strong>und</strong><br />
begleitend dazu sehr starker Durchfall.<br />
Die Norovirus-Übertragung erfolgt sammenleben (z. B. Altenheime oder<br />
meist von Person zu Person, kann Krankenhäuser).<br />
aber auch durch kontam<strong>in</strong>ierte Lebensmittel<br />
erfolgen. Erkrankungen<br />
Noroviren <strong>in</strong> gekochtem Reis<br />
treten ganzjährig auf, häufen sich aber Nach dem Verzehr von Reisgerichten<br />
oft <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonaten. Im Patienten-Stuhl<br />
sowie <strong>in</strong> Erbrochenem s<strong>in</strong>d staurant erkrankten 16 von 21 Schü-<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>disch-ceylonesischem Re-<br />
sehr hohe Viruszahlen vorhanden, wobei<br />
zum Auslösen der Krankheit nur 10 sowie die e<strong>in</strong>tägige Inkubationszeit<br />
lern an Gastroenteritis. Die Symptome<br />
bis 100 Viruspartikel benötigt werden. entsprachen denen e<strong>in</strong>er Norovirus-Infektion.<br />
Deshalb wurden die zur Unter-<br />
Diese hohe Infektiosität <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit der Übertragbarkeit von Person zu suchung e<strong>in</strong>geschickten Lebensmittelproben<br />
neben der mikrobiologischen<br />
Person erklärt auch, warum Norovirus-<br />
Infektionen meist zu Gruppenerkrankungen<br />
führen, oft <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen, tersuchung auf Noroviren unterzogen.<br />
auch e<strong>in</strong>er molekularbiologischen Un-<br />
wo Menschen auf engem Raum zu- In der Probe „gekochter Reis“ wurden<br />
Noroviren nachgewiesen. Parallel dazu<br />
wurden im Regierungspräsidium<br />
Stuttgart (Abteilung 9 Landesges<strong>und</strong>heitsamt)<br />
Stuhlproben von 6 Erkrankten<br />
ebenfalls mit positivem Ergebnis<br />
auf Noroviren untersucht.<br />
Zur Abklärung der Infektionskette<br />
wurden sowohl die Noroviren-Patientenisolate<br />
als auch das Isolat aus dem<br />
gekochten Reis auf klonale Identität<br />
untersucht. Die Gensequenzierung<br />
ergab zu 100 % übere<strong>in</strong>stimmende<br />
Sequenzen zwischen den Virenisolaten<br />
der Patienten <strong>und</strong> aus dem Reis.<br />
Deshalb musste davon ausgegangen<br />
werden, dass e<strong>in</strong> kausaler Zusammenhang<br />
zwischen dem Konsum der<br />
Reisspeisen im Restaurant <strong>und</strong> den<br />
Erkrankungen der 16 Schüler bestand.<br />
Der gekochte Reis wurde als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />
beanstandet.
88 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Mykotox<strong>in</strong>e<br />
Mykotox<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Stoffwechselprodukte der verschiedensten Spezies von Schimmelpilzen,<br />
die Lebensmittel je nach äußeren Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den unterschiedlichsten<br />
Stadien befallen. Ihre negativen Auswirkungen auf den Menschen<br />
reichen von Haut- <strong>und</strong> Zellschädigungen über Verursachung von Nierenschäden,<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigung des Immunsystems bis zur Entstehung von Krebs <strong>und</strong><br />
Mutationen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d die zulässigen Gehalte der meisten für<br />
Lebensmittel relevanten Tox<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Lebensmittel-Gruppen entweder<br />
national oder auf europäischer Ebene festgelegt worden. Aufgabe der<br />
amtlichen Lebensmittelüberwachung ist <strong>in</strong>sbesondere die Untersuchung der<br />
Warengruppen, die vorrangig von Schimmelpilzen befallen se<strong>in</strong> können <strong>und</strong> damit<br />
möglicherweise e<strong>in</strong>en oder mehrere der unerwünschten Giftstoffe enthalten.<br />
Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt etwa 2500 Lebensmittelproben r<strong>und</strong> 4200 Tox<strong>in</strong>bestimmungen<br />
durchgeführt. Ausgewählte Ergebnisse werden nachfolgend<br />
zusammengefasst.<br />
Aflatox<strong>in</strong>e B 1<br />
, B 2<br />
, G 1<br />
<strong>und</strong> G 2<br />
Aflatox<strong>in</strong>e gehören zu den giftigsten der bisher<br />
bekannten Substanzen. Sie s<strong>in</strong>d Lagertox<strong>in</strong>e, deren<br />
Bildung wesentlich von den Bed<strong>in</strong>gungen während der<br />
Lagerung <strong>und</strong> des Transportes der Lebensmittel abhängt.<br />
Die Pilzarten Aspergillus flavus <strong>und</strong> Aspergillus parasiticus<br />
benötigen feucht-warme Bed<strong>in</strong>gungen, die <strong>in</strong> den Hauptanbauzonen<br />
der betroffenen Lebensmittel vorherrschen. Länder wie der<br />
Iran, die Türkei, Aserbeidschan, Brasilien <strong>und</strong> Ch<strong>in</strong>a stellen mit ihren oft<br />
unzulänglichen Trocknungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> der daraus resultierenden<br />
Aflatox<strong>in</strong>belastung verschiedener Lebensmittel Problemzonen dar. Aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong> gelten für solche Länder strenge E<strong>in</strong>fuhrkontrollen.<br />
Mehr als die Hälfte der 895 im Berichtszeitraum<br />
untersuchten Proben<br />
wies Gehalte an Aflatox<strong>in</strong>en auf; über<br />
den zulässigen Höchstgehalten von 2<br />
µg / kg Aflatox<strong>in</strong> B 1<br />
bzw. 4 µg / kg für die<br />
Summe aus den Aflatox<strong>in</strong>en B 1<br />
,B 2<br />
,G 1<br />
<strong>und</strong> G 2<br />
(für Gewürze gelten 5 bzw. 10<br />
µg / kg) lagen die Bef<strong>und</strong>e bei 5 % der<br />
untersuchten Erzeugnisse.<br />
Nüsse <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />
Während Walnüsse h<strong>in</strong>sichtlich der<br />
Mykotox<strong>in</strong>belastung ke<strong>in</strong> Problem<br />
darstellen, müssen Erdnüsse, Haselnüsse,<br />
Mandeln <strong>und</strong> Pistazien<br />
regelmäßig <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiv überwacht<br />
werden. Dabei s<strong>in</strong>d es überwiegend<br />
Verarbeitungsprodukte, die auffällige<br />
oder gar über den Höchstgehalten liegende<br />
Werte aufweisen. Ausnahmen<br />
s<strong>in</strong>d ganze Erdnüsse, bei denen 67 %<br />
belastet <strong>und</strong> 44 % zu beanstanden<br />
waren, sowie Pistazien mit 90 % belasteten<br />
Proben <strong>und</strong> 20 % Überschreitungen<br />
der Höchstgehalte (jeweils bei<br />
der Summe der Aflatox<strong>in</strong>e). Geröstete<br />
<strong>und</strong> gesalzene Pistazien fielen erneut<br />
mit 15 % Beanstandungen auf. Bei<br />
Paranüssen, die <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />
durch häufige <strong>und</strong> hohe Kontam<strong>in</strong>ationen<br />
aufgefallen waren, hat sich die<br />
Situation entscheidend verändert.<br />
Angesichts des hohen Risikos, mit<br />
Schimmel befallene ganze Nüsse <strong>in</strong><br />
den Verkehr zu br<strong>in</strong>gen, geht der Trend<br />
e<strong>in</strong>deutig zur geschälten Ware; das<br />
Angebot auf dem Markt ist <strong>in</strong>sgesamt<br />
erheblich zurückgegangen. Nur <strong>in</strong> 8 %<br />
der untersuchten Paranüsse waren Aflatox<strong>in</strong>e<br />
nachweisbar, im Vorjahr waren<br />
dagegen 80 % belastet.<br />
Erstmals ergab sich e<strong>in</strong>e Überschreitung<br />
für das Aflatox<strong>in</strong> B 1<br />
bei Maronen;<br />
diese Spur wird durch verstärkte Untersuchungen<br />
im Jahr 2007 weiter<br />
verfolgt.<br />
Auch bittere <strong>und</strong> süße Aprikosenkerne,<br />
die im Rahmen e<strong>in</strong>es Untersuchungsprogramms<br />
auf Cyanid<br />
entnommen worden s<strong>in</strong>d, wiesen<br />
teilweise beträchtliche Gehalte an Aflatox<strong>in</strong>en<br />
auf.<br />
Bei Erzeugnissen aus Nüssen steigt<br />
der Prozentsatz der Proben mit Aflatox<strong>in</strong>belastung<br />
mit zunehmendem Zerkle<strong>in</strong>erungsgrad<br />
an. Dieses Ergebnis<br />
lässt den Schluss zu, dass für diese<br />
Produkte m<strong>in</strong>derwertige Ware zum<br />
E<strong>in</strong>satz kommt, die der Verbraucher<br />
praktisch nicht erkennen kann. Mehr<br />
als 70 % der gemahlenen Haselnüsse<br />
<strong>und</strong> Mandeln waren mit Aflatox<strong>in</strong>en<br />
belastet, bei 4 bzw. 14 % waren die<br />
Höchstgehalte überschritten. Nusspasten<br />
für die Schokoladen<strong>in</strong>dustrie<br />
<strong>und</strong> die Speiseeisherstellung waren<br />
bis zu 100 % aflatox<strong>in</strong>haltig; jedoch<br />
musste nur e<strong>in</strong>e Pistaziengr<strong>und</strong>masse<br />
beanstandet werden.<br />
Bei Marzipan, Nougatrohmasse <strong>und</strong><br />
Pral<strong>in</strong>en waren nur wenige Proben aflatox<strong>in</strong>frei,<br />
die Gehalte lagen alle unter<br />
der Höchstmenge. Aufgr<strong>und</strong> der ger<strong>in</strong>gen<br />
Probenzahl für diese Produkte<br />
s<strong>in</strong>d allgeme<strong>in</strong> gültige Aussagen allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht möglich.
Mykotox<strong>in</strong>e Jahresbericht 2006 89<br />
Trockenobst<br />
Aus dieser Erzeugnisgruppe s<strong>in</strong>d nur<br />
Feigen als problematisch anzusehen.<br />
65 % aller Proben ergaben positive Bef<strong>und</strong>e<br />
für e<strong>in</strong> oder mehrere Aflatox<strong>in</strong>e,<br />
<strong>in</strong> 12 Fällen (19 %) war der festgelegte<br />
Höchstgehalt entweder beim Aflatox<strong>in</strong><br />
B 1<br />
oder bei der Summe der Aflatox<strong>in</strong>e<br />
überschritten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall sogar um<br />
mehr als das 50fache (B 1<br />
) bzw. das<br />
30fache (Summe).<br />
Gewürze<br />
Sowohl Frucht-, R<strong>in</strong>den, Samen- als<br />
auch Wurzelgewürze s<strong>in</strong>d sehr häufig<br />
mit Aflatox<strong>in</strong>en belastet. Besonders<br />
häufig traten die Tox<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Paprika<br />
<strong>und</strong> Chili (78 <strong>und</strong> 50 %), Zimt (89%)<br />
<strong>und</strong> Muskatnuss (71 %) auf. Die<br />
Höchstmenge war nur bei e<strong>in</strong>er Probe<br />
Muskatnuss überschritten. Sämtliche<br />
Gewürzmischungen enthielten<br />
Aflatox<strong>in</strong>e, allerd<strong>in</strong>gs unterhalb der<br />
Höchstgehalte. Die Problematik der<br />
Mehrfachbelastung, z. B. mit Ochratox<strong>in</strong><br />
A, relativiert jedoch auch ger<strong>in</strong>ge<br />
Gehalte.<br />
Ochratox<strong>in</strong> A<br />
Dieses Tox<strong>in</strong> wird von Penicillien <strong>und</strong> Aspergillen unter unzureichenden, zu feuchten<br />
Lagerbed<strong>in</strong>gungen auch <strong>in</strong> gemäßigten Klimazonen gebildet. Wegen se<strong>in</strong>er<br />
nierentoxischen, erbgutverändernden, Fehlbildung erzeugenden <strong>und</strong> das Immunsystem<br />
nachteilig bee<strong>in</strong>flussenden Wirkung ist der zulässige Gehalt für<br />
e<strong>in</strong>ige Lebensmittelgruppen EU-weit bzw. national festgelegt worden. Leider<br />
fehlen noch Regelungen für mehrere sehr häufig betroffene Erzeugnisse wie<br />
Gewürze, Lakritz, Kakao <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse.<br />
Knapp die Hälfte der 737 untersuchten Lebensmittel enthielt Ochratox<strong>in</strong> A,<br />
<strong>in</strong> 5 Fällen lag e<strong>in</strong>e Überschreitung der Höchstgehalte vor.<br />
Getreide <strong>und</strong> Getreideerzeugnisse<br />
Weizenmehl der verschiedensten Ausmahlungsgrade,<br />
Hartweizengrieß für<br />
die Herstellung von Teigwaren, Mahlerzeugnisse<br />
aus Buchweizen <strong>und</strong> D<strong>in</strong>kel,<br />
Vollkornbrot <strong>und</strong> Vollkornzwieback<br />
sowie Teigwaren enthielten sehr häufig<br />
Ochratox<strong>in</strong> A, wenn auch zumeist<br />
deutlich unter den Höchstgehalten.<br />
Fruchtsäfte, We<strong>in</strong> <strong>und</strong> we<strong>in</strong>haltige<br />
Getränke<br />
Bei roten Traubensäften (80%), We<strong>in</strong>en<br />
<strong>und</strong> Traubenmosten (durchschnittlich<br />
55 %) <strong>und</strong> vor allem Glühwe<strong>in</strong><br />
(100 %) enthält e<strong>in</strong> beträchtlicher Teil<br />
das ges<strong>und</strong>heitlich bedenkliche Tox<strong>in</strong>,<br />
allerd<strong>in</strong>gs deutlich unter den jeweiligen<br />
Höchstgehalten.<br />
Trockenobst<br />
Spitzenreiter mit 8 % Beanstandungen<br />
(4 Proben) bei 42 % positiven<br />
Bef<strong>und</strong>en waren getrocknete Feigen.<br />
Die für Deutschland geltende Höchstmenge<br />
von 8 µg / kg wurde teilweise<br />
erheblich überschritten; der höchste<br />
festgestellte Gehalt lag bei 155 µg / kg.<br />
EU-weit ist noch ke<strong>in</strong> Höchstgehalt für<br />
getrocknete Feigen festgelegt. Die<br />
teilweise hohen Ochratox<strong>in</strong>-A-Gehalte<br />
<strong>in</strong> Feigen s<strong>in</strong>d auf ungünstige Witterungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
während der<br />
Ernte <strong>und</strong> vor allem auf die Bildung<br />
von Schimmelnestern während der<br />
Lagerung zurückzuführen.<br />
Nahezu alle Proben getrocknete We<strong>in</strong>trauben<br />
(Kor<strong>in</strong>then, Sultan<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Ros<strong>in</strong>en)<br />
enthielten Ochratox<strong>in</strong> A; Überschreitungen<br />
des EU-weit geltenden<br />
Höchstgehaltes waren jedoch nicht zu<br />
verzeichnen.<br />
Lakritz, Kakao <strong>und</strong> daraus<br />
hergestellte Erzeugnisse<br />
Nahezu alle untersuchten Proben wiesen<br />
Ochratox<strong>in</strong>-A-Gehalte auf, bei e<strong>in</strong>em<br />
Lakritzerzeugnis lag der Wert bei<br />
168 µg / kg. Dies ist <strong>in</strong>sofern bedenklich,<br />
da derartige Produkte auch von<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> größeren Mengen verzehrt<br />
werden.<br />
Gewürze<br />
Wenn auch Gewürze mengenmäßig<br />
e<strong>in</strong>en eher ger<strong>in</strong>gen Anteil an der Ernährung<br />
haben, ist der Ochratox<strong>in</strong>-A-<br />
E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die Nahrungskette nicht zu<br />
vernachlässigen, da mit 75 % e<strong>in</strong> sehr<br />
hoher Prozentsatz an Gewürzen <strong>und</strong><br />
Gewürzmischungen belastet ist.
90 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Patul<strong>in</strong><br />
Dieses Tox<strong>in</strong> entsteht beim Wachstum von Schimmelpilzen der Gattungen<br />
Penicillium, Aspergillus <strong>und</strong> Byssochlamys vor allem auf Kernobst telproben auf Patul<strong>in</strong> untersucht.<br />
Insgesamt wurden 311 Lebensmit-<br />
<strong>und</strong> Gemüse. Der Verzehr patul<strong>in</strong>haltiger Produkte kann Übelkeit <strong>und</strong> Überschreitungen ergaben sich bei 5<br />
Magenschleimhautentzündung verursachen. Da Patul<strong>in</strong> im Gegensatz Apfelsäften mit e<strong>in</strong>em Maximalwert<br />
zu anderen Mykotox<strong>in</strong>en z. B. durch längeres Kochen oder im Laufe der von 294 µg / kg sowie bei 2 Karottensäften<br />
für Säugl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />
Gärung abgebaut wird <strong>und</strong> chronische Schädigungen nicht zweifelsfrei<br />
belegt s<strong>in</strong>d, spielt die Toxizität e<strong>in</strong>e eher ger<strong>in</strong>ge Rolle.<br />
mit e<strong>in</strong>em Maximalwert von 34 µg / kg.<br />
Relativ häufig war Patul<strong>in</strong> auch <strong>in</strong> Tomatenmark<br />
<strong>und</strong> anderen Tomatenerzeugnissen enthalten.<br />
Im Rahmen des vorbeugenden Verbraucherschutzes wurden<br />
jedoch EU-weit Höchstgehalte für Fruchtsäfte <strong>und</strong> alkoholische<br />
Getränke aus Äpfeln (50 µg / kg), feste Apfelerzeug-<br />
oder weniger verschimmelter Ausgangsmaterialien. Da die<br />
Ursache für die positiven Bef<strong>und</strong>e ist die Verarbeitung mehr<br />
nisse (25 µg / kg) <strong>und</strong> apfelhaltige Nahrung für Säugl<strong>in</strong>ge o. g. Pilze nicht nur oberflächlich auf den Früchten wachsen,<br />
<strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der (10 µg / kg) festgelegt.<br />
gelangt trotz Sichtkontrolle auch mit äußerlich e<strong>in</strong>wandfreien<br />
Früchten braun verfärbtes <strong>und</strong> damit möglicherweise<br />
patul<strong>in</strong>haltiges Fruchtfleisch zur Verarbeitung.<br />
Fusarientox<strong>in</strong>e<br />
Diese Tox<strong>in</strong>gruppe, zu der u. a. die Fumonis<strong>in</strong>e, die Trichothecene <strong>und</strong> Zearalenon gehören, entstehen<br />
als Stoffwechselprodukte unterschiedlicher Fusarienarten überwiegend auf dem Feld. Zum Wachstum<br />
benötigen diese Schimmelpilze relativ hohe Wassergehalte, sodass mit der Tox<strong>in</strong>bildung bevorzugt <strong>in</strong><br />
kühlen <strong>und</strong> feuchten Klimazonen, z. B. <strong>in</strong> Nord- <strong>und</strong> Mitteleuropa zu rechnen ist.<br />
Fumonis<strong>in</strong>e<br />
Fumonis<strong>in</strong>e stehen im Verdacht, beim Menschen Krebs<br />
auszulösen <strong>und</strong> Neuralrohrdefekte sowie Fehler <strong>in</strong> der<br />
Gehirnentwicklung von Babys zu verursachen. Insgesamt<br />
wurden 281 Lebensmittelproben untersucht. Positive Bef<strong>und</strong>e<br />
traten vor allem bei Mais- <strong>und</strong> Maiserzeugnissen<br />
auf, die meisten Produktgruppen waren zu 100 % fumonis<strong>in</strong>haltig.<br />
Bei 6 % der Proben lag der Gehalt teilweise<br />
erheblich über den national geltenden Höchstmengen für<br />
die Summe der Fumonis<strong>in</strong>e B 1<br />
<strong>und</strong> B 2<br />
von 500 µg / kg bei<br />
Mais <strong>und</strong> Maiserzeugnissen zum direkten Verzehr bzw.<br />
100 µg / kg bei Cornflakes.<br />
Aufgr<strong>und</strong> ungewöhnlich hoher Fumonis<strong>in</strong>gehalte <strong>in</strong> Spezialbroten<br />
für Zöliakiekranke wurden die Rohstoffe entsprechend<br />
überprüft. Die dabei entnommenen Maismehle<br />
lieferten mit bis zu 12 500 µg / kg die höchsten Fumonis<strong>in</strong>gehalte<br />
aller im Laufe des Jahres untersuchten Proben.<br />
Ursache für die Verarbeitung derart hoch belasteter<br />
Rohstoffe war die fehlende Qualitätskontrolle beim importierenden<br />
Mühlenbetrieb <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Spezialbrotbäckerei.<br />
Teilweise erhebliche Höchstmengenüberschreitungen<br />
lagen auch bei e<strong>in</strong>em Maisgrieß, bei 14 % aller untersuchten<br />
Cornflakes ohne Zusätze, bei Teigwaren auf der<br />
Basis von Maisgrieß <strong>und</strong> bei Maisgebäck vor. Tacos <strong>und</strong><br />
Rollos aus Maismehl lieferten Werte knapp unterhalb der<br />
Höchstmenge.<br />
Ab Oktober 2007 werden EU-weit geltende Höchstgehalte<br />
für Mais <strong>und</strong> Maiserzeugnisse <strong>in</strong> Kraft treten. Sie<br />
liegen größtenteils erheblich über den bisher geltenden<br />
nationalen Höchstmengen, sodass die Beanstandungsquote<br />
bei gleichbleibender Belastung der Lebensmittel<br />
zukünftig zurückgehen wird.<br />
Trichothecene<br />
Trichothecene werden unterteilt <strong>in</strong> Substanzen des Typs<br />
A <strong>und</strong> des Typs B. Zur ersten Gruppe gehören u. a. die<br />
Tox<strong>in</strong>e T -, HT -2 <strong>und</strong> T2-Tetraol, die hauptsächlich <strong>in</strong> Getreide,<br />
<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Hafer <strong>und</strong> Haferprodukten, z. B.<br />
auch Müsli auftreten. Da ausreichendes Datenmaterial<br />
über die Belastungssituation bisher nicht vorliegt, wurden<br />
<strong>in</strong>nerhalb der EU noch ke<strong>in</strong>e Höchstgehalte festgelegt.<br />
Angesichts der bekannten negativen E<strong>in</strong>flüsse wie Hemmung<br />
der Prote<strong>in</strong>synthese <strong>und</strong> Schädigung der Zellen<br />
vor allem bei Organen mit hoher Zellteilungsrate – wie<br />
Leber <strong>und</strong> Magen-Darm-Trakt – ist dies jedoch unbed<strong>in</strong>gt<br />
erforderlich.<br />
Insgesamt wurden 231 Proben untersucht. 78 % der<br />
unverarbeiteten Haferkörner enthielten T -2, HT -2 <strong>und</strong><br />
T2-Tetraol mit Maximalwerten von 435, 1260 <strong>und</strong> 465<br />
µg / kg. Müsli <strong>und</strong> Haferflocken enthielten nur vere<strong>in</strong>zelt<br />
Trichothecene des Typs A; bei 80 % der untersuchten<br />
Braugerste waren HT -2 <strong>und</strong> T2-Tetraol nachweisbar.
Mykotox<strong>in</strong>e Jahresbericht 2006 91<br />
Alternariatox<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong> Trichothecen des Typs B ist das seit langem bekannte<br />
<strong>und</strong> durch nationale Höchstmengen geregelte<br />
Tox<strong>in</strong> Deoxynivalenol (DON), das <strong>in</strong> allen Getreidearten<br />
sehr weit verbreitet ist. 54 % aller 570 untersuchten<br />
Proben enthielten dieses Tox<strong>in</strong>, Überschreitungen der<br />
Höchstmengen bzw. Höchstgehalte waren bei unverarbeitetem<br />
Weizen, Mais <strong>und</strong> Maismehl zu verzeichnen (6<br />
Proben = 1 %). Getreideerzeugnisse für Säugl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong><br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der waren <strong>in</strong>sgesamt nur sehr ger<strong>in</strong>g belastet.<br />
Mit E<strong>in</strong>führung der großzügigen EU-Höchstgehalte zum<br />
01.07.2006 ist auch bei DON die Zahl der Beanstandungen<br />
rückläufig.<br />
Zearalenon<br />
Zearalenon kann möglicherweise auch beim Menschen<br />
Krebs verursachen, belegt ist se<strong>in</strong>e ausgeprägte<br />
östrogene Wirkung. Die nationale Höchstmenge für<br />
sämtliche Getreideerzeugnisse lag bei 50 µg / kg, die<br />
EU sieht ab 01.07.2006 bzw. 01.07.2007 nach Produkten<br />
gestaffelte Höchstgehalte vor. Überschreitungen<br />
ergaben sich lediglich bei e<strong>in</strong>er Probe Maismehl <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>em Maiskeimöl, andere Getreide- <strong>und</strong> Getreideprodukte<br />
wiesen allenfalls ger<strong>in</strong>ge Gehalte an Zearalenon<br />
auf, wobei überwiegend Mais <strong>und</strong> Maiserzeugnisse<br />
betroffen waren. Messbare Werte lagen nur bei 26 %<br />
aller 594 untersuchten Produkte vor.<br />
Die Gattung Alternaria (Schwärzepilze <strong>in</strong>nerhalb der<br />
Deuteromycetes) besteht aus mehr als 40 Arten, die<br />
<strong>in</strong> unterschiedlichem Maße Tox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre<br />
Metaboliten bilden. Den Alternaria-Tox<strong>in</strong>en werden<br />
sowohl akute als auch chronische toxische Wirkungen<br />
zugeschrieben. In e<strong>in</strong>er toxikologischen Bewertung<br />
kommt das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung (BfR)<br />
im Jahr 2003 zum Schluss, dass die Datenlage bezüglich<br />
der Belastung mit Alternaria-Tox<strong>in</strong>en derzeit<br />
nicht ausreicht, um e<strong>in</strong>e Risikoabschätzung für den<br />
Verbraucher vorzunehmen. Das BfR hält daher unter<br />
anderem weitere Untersuchungen zur Exposition für<br />
erforderlich. E<strong>in</strong>e Höchstmengenregelung existiert<br />
derzeit nicht.<br />
Screen<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Bestätigungsverfahren stehen für die Untersuchung<br />
auf ausgewählte Parameter (<strong>in</strong>sbesondere Alternariol,<br />
Alternariol-Monomethylether, Altenuen, Tenuazonsäure<br />
<strong>und</strong> Tentox<strong>in</strong>) zur Verfügung. Von 157 untersuchten<br />
Proben enthielten 75 (48 %) e<strong>in</strong>es, zumeist jedoch mehrere<br />
Alternariatox<strong>in</strong>e. Am häufigsten bzw. am höchsten belastet<br />
waren kaltgepresste Sonnenblumenöle (bis zu 390 µg / kg<br />
Tenuazonsäure), Distel- <strong>und</strong> Sesamöl (bis zu 270 µg / kg<br />
Tenuazonsäure), Sonnenblumenkerne (bis zu 1000 µg / kg<br />
Tenuazonsäure <strong>und</strong> 880 µg / kg Tentox<strong>in</strong>), Sesamsaat (bis<br />
zu 430 µg / kg Tenuazonsäure), Roggen (bis zu 110 µg / kg<br />
Tenuazonsäure) <strong>und</strong> Tomatenmark (bis zu 360 µg / kg Tenuazonsäure),<br />
wobei Tenuazonsäure <strong>in</strong> 67 Proben, Tentox<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
32 Proben, Alternariol-Monomethylether <strong>in</strong> 32 Proben <strong>und</strong><br />
Alternariol <strong>in</strong> 25 Proben vorlag.
92 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Süßwasser-Biotox<strong>in</strong>e<br />
(Algentox<strong>in</strong>e)<br />
Mar<strong>in</strong>e Biotox<strong>in</strong>e<br />
PSP-Tox<strong>in</strong>e<br />
(Paralytic Shellfish Poison<strong>in</strong>g,<br />
Saxitox<strong>in</strong>e)<br />
In der VO (EG) Nr. 853 / 2004 wurde e<strong>in</strong><br />
Grenzwert für PSP-Tox<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Muscheln<br />
von <strong>in</strong>sgesamt 800 Mikrogramm pro<br />
kg Muschelfleisch (Gesamttoxizität)<br />
festgelegt.<br />
In 43 von 204 Proben Muscheln <strong>und</strong><br />
Muschelprodukten (= 21 %) wurden<br />
PSP-Tox<strong>in</strong>e nachgewiesen. Nur <strong>in</strong> 8<br />
Proben wurden relativ hohe Gehalte<br />
von über 140 µg STXeq / kg festgestellt.<br />
Ke<strong>in</strong>e der Proben lag über dem<br />
o. a. Grenzwert.<br />
ASP-Tox<strong>in</strong>e<br />
(Amnesic Shellfish Poison<strong>in</strong>g,<br />
Domo<strong>in</strong>säure)<br />
Insgesamt wurden 191 Proben Muscheln<br />
<strong>und</strong> Muschelprodukte, Algen<br />
<strong>und</strong> Nahrungsergänzungsmittel<br />
untersucht. Nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe Jakobsmuscheln<br />
wurde Domo<strong>in</strong>säure<br />
nachgewiesen. Der Gehalt lag mit<br />
1,75 mg / kg noch weit unterhalb des<br />
Grenzwertes von 20 mg Domo<strong>in</strong>säure<br />
(ASP) je kg Muschelfleisch.<br />
DSP-Tox<strong>in</strong>e<br />
(Diarrhetic Shellfish Poison<strong>in</strong>g,<br />
Okadasäure)<br />
Die VO (EG) 853 / 2004 enthält e<strong>in</strong>en<br />
Grenzwert für Okadasäure, D<strong>in</strong>ophysistox<strong>in</strong>e<br />
<strong>und</strong> Pectenotox<strong>in</strong>e von <strong>in</strong>sgesamt<br />
160 Mikrogramm pro kg Muskelfleisch.<br />
In 74 von <strong>in</strong>sgesamt 205 untersuchten<br />
Muschelproben (= 36 %) wurden klassische<br />
DSP-Tox<strong>in</strong>e nachgewiesen. Bei<br />
Miesmuscheln, die frisch oder <strong>in</strong> gefrorenem<br />
Zustand zur Untersuchung<br />
gelangten, war ungefähr jede zweite<br />
Probe (29 von 55 Proben) mit DSP-<br />
Tox<strong>in</strong>en belastet, größtenteils mit Herkunft<br />
Europa.<br />
AZP-Tox<strong>in</strong>e<br />
(Azaspiracid Shellfish Poison<strong>in</strong>g,<br />
Azaspirsäuren)<br />
In der VO (EG) Nr. 853 / 2004 ist für<br />
Azaspirsäuren e<strong>in</strong> Grenzwert von<br />
160 µg / kg Muschelfleisch festgelegt.<br />
In ke<strong>in</strong>er der 207 Proben Muscheln<br />
waren Azaspirsäuren nachweisbar.<br />
Cyclische Im<strong>in</strong>-Tox<strong>in</strong>gruppe<br />
Spirolide (SPX-Tox<strong>in</strong>e) <strong>und</strong><br />
Gymnodim<strong>in</strong><br />
Gymnodim<strong>in</strong> konnte fast ausschließlich<br />
<strong>in</strong> Grünschalenmuscheln <strong>und</strong> deren<br />
Produkten nachgewiesen werden.<br />
Fast drei Viertel der zur Untersuchung<br />
gelangten 19 Proben enthielten die<br />
Substanz, wenn auch <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />
Mengen im Bereich unter 10 µg / kg.<br />
Auffällig waren die relativ hohen Gehalte<br />
von 90 µg / kg <strong>und</strong> 104 µg / kg <strong>in</strong><br />
2 dieser Muschelproben.<br />
Bei der Herstellung von Muschelpulver<br />
aus Grünschalenmuscheln als<br />
Rohstoff für Nahrungsergänzungsmittel<br />
wird Gymnodim<strong>in</strong> durch Gefriertrocknung<br />
aufkonzentriert. In solchen<br />
Proben lassen sich Gehalte von 20 bis<br />
80 µg / kg Gymnodim<strong>in</strong> nachweisen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wurden <strong>in</strong> Teppichbzw.<br />
Venus-, Mies-, Grünschalenmuscheln<br />
<strong>und</strong> Austern nur ger<strong>in</strong>ge<br />
Gehalte an des-methyl-C-Spirolid<br />
(vere<strong>in</strong>zelt knapp über 10 µg / kg) nachgewiesen.<br />
Süßwasser-Biotox<strong>in</strong>e<br />
Microcyst<strong>in</strong>e<br />
Zur Beurteilung von Microcyst<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kwasser wurden bisher ke<strong>in</strong>e<br />
Grenzwerte erlassen, es wird der<br />
von der WHO vorgesehene Richtwert<br />
von 1 µg Microcyst<strong>in</strong> LR je Liter Wasser<br />
angesetzt. Die wenigen Oberflächengewässer,<br />
aus denen <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg Tr<strong>in</strong>kwasser gewonnen<br />
wird, wurden im Berichtsjahr auf Microcyst<strong>in</strong>e<br />
untersucht. In ke<strong>in</strong>er der<br />
Proben konnten Microcyst<strong>in</strong>e nachgewiesen<br />
werden.<br />
Auch für Badegewässer wurden <strong>in</strong><br />
Deutschland <strong>und</strong> <strong>in</strong> der EU bisher<br />
ke<strong>in</strong>e Grenzwerte verabschiedet. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
werden 1000 µg pro Liter als<br />
Richtwert für die Summe der Microcyst<strong>in</strong>e<br />
LR, RR <strong>und</strong> YR angesehen. In<br />
allen 10 untersuchten Wasserproben<br />
aus Badeseen waren ke<strong>in</strong>e Microcyst<strong>in</strong>e<br />
nachweisbar. H<strong>in</strong>gegen waren die<br />
aus 2 Seenproben isolierten Algen mit<br />
über 1000 µg / kg hoch mit Microcyst<strong>in</strong>en<br />
belastet.<br />
Bestimmte Blaualgen f<strong>in</strong>den als Nahrungsergänzungsmittel<br />
Verwendung.<br />
Da e<strong>in</strong>ige Cyanobakterien aus<br />
natürlichen Süßwasserseen geerntet<br />
<strong>und</strong> zu Nahrungsergänzungsmitteln<br />
verarbeitet werden, wurden 19 Nahrungsergänzungsmittel<br />
überprüft. In<br />
e<strong>in</strong>em Produkt aus Chlorella-Algen<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> 15 Produkten aus Spirul<strong>in</strong>a-Algen<br />
konnten ke<strong>in</strong>e Microcyst<strong>in</strong>e nachgewiesen<br />
werden. Dagegen waren<br />
alle drei AFA-Algen-Produkte mit Microcyst<strong>in</strong>en<br />
belastet. Die Gehalte lagen<br />
im Bereich zwischen 50 <strong>und</strong> 80 µg / kg.<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lich waren die Erzeugnisse<br />
mit Microcystis-Algen verunre<strong>in</strong>igt.<br />
Abb.:<br />
Taschenkrebs (o.);<br />
Spirul<strong>in</strong>a (li.)
Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 93<br />
Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten<br />
Zwei von vier EU-Referenzlaboratorien (CRL) für Pestizidrückstandsanalytik<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Baden-Württemberg angesiedelt!<br />
Mit Wirkung vom 1. Juli<br />
2006 wurden das CVUA<br />
Stuttgart <strong>und</strong> das CVUA<br />
Freiburg durch die EU-Kommission<br />
als CRLs für die Analytik<br />
von Pestizidrückständen benannt. Dabei<br />
deckt das CVUA Stuttgart den Bereich „mit E<strong>in</strong>zelbestimmungsverfahren<br />
zu analysierende Pestizidrückstände“<br />
ab, e<strong>in</strong> Arbeitsgebiet, das analytisch außerordentlich fordernd<br />
ist, da es sich hierbei <strong>in</strong> der Regel um Stoffe handelt,<br />
die aufgr<strong>und</strong> ihrer chemischen Eigenschaften nicht <strong>in</strong> bestehende<br />
Multimethoden <strong>in</strong>tegriert werden können. Das<br />
CVUA Freiburg ist für den Bereich „Pestizidrückstände <strong>in</strong><br />
Lebensmitteln tierischer Herkunft <strong>und</strong> Waren mit hohem<br />
Fettanteil“ benannt. Hier geht es unter anderem darum,<br />
bestehende Multimethoden zu erweitern <strong>und</strong> neue Verfahren<br />
für bisher unzureichend untersuchte Stoffgruppen<br />
zu entwickeln. Für beide Aufgabengebiete ist neben e<strong>in</strong>er<br />
sehr guten apparativen Ausstattung vor allem analytisches<br />
Können <strong>und</strong> Geschick erforderlich.<br />
Zur angestrebten Weiterentwicklung <strong>und</strong> Harmonisierung<br />
der Lebensmittelüberwachung <strong>und</strong> Tierseuchendiagnostik<br />
wurde im Jahr 2005 die E<strong>in</strong>richtung von Geme<strong>in</strong>schafts-<br />
Referenz laboratorien (Community Reference Laboratories,<br />
CRLs) von der Europäischen Union u. a. für das Gebiet der<br />
Pestizidrückstandsanalytik ausgeschrieben. Dabei sollen<br />
die EU-Referenz-Laboratorien sowohl e<strong>in</strong>e richtungsweisende<br />
als auch e<strong>in</strong>e koord<strong>in</strong>ierende <strong>und</strong> beratende Funktion<br />
erfüllen.<br />
Die Referenzlabore sollen analytische Qualitäts-Richtl<strong>in</strong>ien<br />
erstellen, die dann von allen anderen Laboratorien <strong>in</strong>nerhalb<br />
der EU übernommen <strong>und</strong> umgesetzt werden sollen. Ziel<br />
ist e<strong>in</strong>e EU-weite Verbesserung der Qualität von analytischen<br />
Ergebnissen. In den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen<br />
sollen möglichst zügig Netzwerke von CRLs <strong>und</strong><br />
NRLs (nationale Referenz-Laboratorien) aufgebaut werden,<br />
die jeweils von den entsprechenden CRLs koord<strong>in</strong>iert werden.<br />
Unter Berücksichtigung der analytischen Defizite <strong>und</strong><br />
Gegebenheiten <strong>in</strong> den Mitgliedsstaaten, sollen die CRLs<br />
Forschungsarbeit zur Entwicklung neuer analytischer Methoden<br />
durchführen. Durch Workshops sollen die Experten<br />
der nationalen Referenzlabore aus den Mitgliedstaaten,<br />
<strong>und</strong> bei Bedarf auch aus Drittländern, zur Anwendung neuer<br />
Analysenmethoden geschult werden.<br />
Mit der Vergabe dieser anspruchsvollen Aufgabe an die<br />
CVUAs Stuttgart <strong>und</strong> Freiburg hat die Auswahlkommission<br />
die bisherigen Leistungen beider Untersuchungsämter im<br />
analytischen <strong>und</strong> <strong>in</strong>novativen Bereich gewürdigt.<br />
Im Mai 2006 wurden Rahmenarbeitsprogramme über 5<br />
Jahre mit der Kommission abgestimmt, Arbeitsprogramme<br />
für 2006 aufgestellt <strong>und</strong> die Arbeit als CRL wurde bereits<br />
zum 1. Juli 2006 aufgenommen.<br />
E<strong>in</strong> Methodenvalidierungs-R<strong>in</strong>gversuch für Phenoxyalkancarbonsäure-Herbizide,<br />
e<strong>in</strong> R<strong>in</strong>gversuch für e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>zelbestimmungsverfahren<br />
wie für Chlormequat <strong>und</strong> Organoz<strong>in</strong>n-Verb<strong>in</strong>dungen<br />
(<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem CRL<br />
<strong>in</strong> Almeria), e<strong>in</strong> R<strong>in</strong>gversuch für Organochlor- <strong>und</strong> Organophosporverb<strong>in</strong>dungen<br />
sowie Pyrethroide <strong>in</strong> Öl, e<strong>in</strong> Internet-Portal<br />
(www.crl-pesticides.eu ), e<strong>in</strong>e „method<br />
validation database“ <strong>und</strong> erste Workshops <strong>in</strong> Freiburg <strong>und</strong><br />
Fellbach, um nur e<strong>in</strong>iges aufzuführen, waren zusätzlich zu<br />
den Rout<strong>in</strong>etätigkeiten im Rahmen der Lebensmittelüberwachung<br />
zu bewältigen.<br />
Dabei war die Organisation <strong>und</strong> Durchführung der Internationalen<br />
Workshops mit Teilnehmern aus allen EU-Ländern<br />
e<strong>in</strong>e besondere <strong>und</strong> neue Herausforderung, die nur durch<br />
den unermüdlichen E<strong>in</strong>satz der gesamten Teams bewältigt<br />
werden konnte.
94 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Lebensmittel pflanzlicher Herkunft<br />
Durch umfangreiche Methodenentwicklung, verb<strong>und</strong>en mit dem E<strong>in</strong>satz neuer Analysentechniken, konnte das<br />
untersuchte Wirkstoffspektrum nochmals stark erweitert werden. So können nun pflanzliche Proben rout<strong>in</strong>emäßig<br />
auf potenzielle Rückstände von über 500 Pflanzenschutzmittelwirkstoffen <strong>und</strong> Metaboliten mit sensitiven<br />
<strong>und</strong> selektiven Verfahren untersucht werden. Durch die Erweiterung des Untersuchungsspektrums erhöhte<br />
sich auch die Anzahl der verschiedenen, <strong>in</strong> pflanzlichen Lebensmitteln nachgewiesenen Wirkstoffe nochmals<br />
deutlich. So wurden <strong>in</strong>sgesamt 170 verschiedene Wirkstoffe <strong>in</strong> Obstproben <strong>und</strong> 199 verschiedene Wirkstoffe<br />
<strong>in</strong> Gemüseproben nachgewiesen. Dies verdeutlicht die große Bedeutung die der ständigen Weiterentwicklung<br />
<strong>und</strong> Aktualisierung des der Untersuchung zugr<strong>und</strong>e liegenden Stoffespektrums für die erfolgreiche Rückstandsüberwachung<br />
von Lebensmitteln zukommt. Die e<strong>in</strong>zelnen Höchstmengenüberschreitungen, die Häufigkeit<br />
der nachgewiesenen Stoffe <strong>und</strong> andere Informationen s<strong>in</strong>d über das Internet abrufbar (www.cvua-stuttgart.de<br />
). Allgeme<strong>in</strong>e Daten zu Analytik, Rückstandsbef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Anwendungsempfehlungen s<strong>in</strong>d über<br />
e<strong>in</strong>e Internet-Datenbank des CVUA Stuttgart verfügbar (www.pesticides-onl<strong>in</strong>e.com ).<br />
Von den 2 536 Proben pflanzlicher<br />
Lebensmittel, die auf Rückstände<br />
an Pflanzenschutzmitteln untersucht<br />
wurden, stammten 2032 Proben aus<br />
konventionellem <strong>und</strong> 504 Proben aus<br />
ökologischem Anbau. Der Anteil an<br />
Proben aus konventionellem Anbau<br />
mit Höchstmengenüberschreitungen<br />
beträgt 9,5 % (193 Proben von 2032<br />
Proben). Die Ergebnisse der Rück-<br />
standsuntersuchungen bei Lebensmitteln<br />
aus ökologischem Anbau s<strong>in</strong>d<br />
im Kapitel Öko-Monitor<strong>in</strong>g sowie im<br />
Bericht zum Öko-Monitor<strong>in</strong>g 2006<br />
dargestellt. Siehe auch www.untersuchungsaemter-bw.de<br />
.<br />
Paprika – weniger Höchstmengenüberschreitungen, Rückstände<br />
verbotener Pestizide <strong>in</strong> spanischem Paprika<br />
Der Anteil an Paprikaproben mit<br />
Höchstmengenüberschreitungen<br />
verr<strong>in</strong>gerte sich im Vergleich zu den<br />
vorhergehenden Jahren. Die Be anstandungsquote<br />
nahm von 25 %<br />
(2005) auf 14 % (2006) deutlich ab.<br />
Dies ist u. a. auf die im Rahmen der<br />
EU-Harmonisierung erfolgte Anhebung<br />
von Rückstands höchstmengen<br />
für e<strong>in</strong>zelne Wirkstoffe sowie die<br />
Beantragung <strong>und</strong> Erteilung von Allgeme<strong>in</strong>verfügungen<br />
zurückzuführen.<br />
Nach wie vor weisen jedoch Paprika<br />
aus der Türkei mit 23 % sowie Spanien<br />
mit 15 % vergleichsweise hohe<br />
Quoten an Proben mit Höchstmengenüberschreitungen<br />
auf. Die mittlere Anzahl<br />
nachgewiesener Wirkstoffe pro<br />
Paprikaprobe hat im Jahr 2006 jedoch<br />
ebenso wie die Anzahl an Proben mit<br />
Mehrfachrückständen im Vergleich zu<br />
2005 deutlich zugenommen. Bei den<br />
Untersuchungen des Vorjahres wies<br />
jede Paprikaprobe im Mittel 5,4 Wirkstoffe<br />
auf, im Jahr 2006 wurden jedoch<br />
im Mittel 7 Wirkstoffe pro Probe<br />
nachgewiesen (max. 21 Wirkstoffe).<br />
Gemüsepaprika zählen somit weiterh<strong>in</strong><br />
zu den höher mit Pflanzenschutzmitteln<br />
belasteten Gemüsearten.<br />
Tabelle:<br />
Pflanzenschutzmittelrückstände<br />
<strong>in</strong> Proben pflanzlicher<br />
Lebensmittel<br />
differenziert nach<br />
Herkunft<br />
Pflanzliche<br />
Obst, konventionell erzeugt<br />
Gemüse, konventionell erzeugt<br />
Lebensmittel<br />
Inland Ausland Inland Ausland<br />
Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />
Proben gesamt 380 43 481 54 285 33 544 63<br />
davon mit Rückständen 364 96 455 95 224 79 482 89<br />
Proben über HM 27 7 39 8 20 7 86 16<br />
Tabelle:<br />
Rückstände <strong>in</strong><br />
Gemüsepaprika<br />
differenziert nach<br />
Herkunftsland<br />
Herkunftsland<br />
Anzahl<br />
Proben<br />
Proben mit<br />
Rückständen<br />
Proben mit<br />
Rückständen<br />
Proben mit<br />
Mehrfach rückständen<br />
> HM<br />
Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />
HM = Höchstmenge<br />
* Datenbasis für<br />
prozentuale Auswertung<br />
zu ger<strong>in</strong>g<br />
Griechenland 3 3 ** 0 3 **<br />
Israel 18 14 78 1 6 9 50<br />
Marokko 4 4 ** 0 4 **<br />
Niederlande 13 12 92 1 8 9 69<br />
Ohne Angabe 1 1 ** 0 1 **<br />
Spanien 101 100 99 15 15 99 98<br />
Türkei 30 25 83 7 23 21 70<br />
Gesamt 170 159 94 24 14 146 86
Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 95<br />
Das CVUA Stuttgart deckt verbotenes Pestizid <strong>in</strong><br />
spanischem Gemüsepaprika auf<br />
Im Rahmen von Rückstands unter suchungen bei Gemüse paprika hat toxikologische Bewertung der Rückstandsgehalte<br />
nicht möglich. Da der Wirkstoff<br />
das CVUA Stuttgart Ende des Jahres 2006 Rückstände des <strong>in</strong> der EU<br />
nicht zugelassenen Insektizids Isofenphos-methyl festgestellt. Auffallend<br />
war, dass dieses Insektizid ausschließlich <strong>in</strong> Proben aus Spanirotoxischen<br />
Phosphorsäureester gehört<br />
Isofenphos-methyl zur Gruppe der neuen<br />
nachgewiesen wurde. In 12 der ca. 40 Proben, die auf Isofenphosmethyl<br />
untersucht wurden, konnte dieser Wirkstoff nachgewiesen Isofenphos aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es sehr niedrigen<br />
<strong>und</strong> der chemisch sehr ähnliche Wirkstoff<br />
werden. Die Rück stands gehalte lagen <strong>in</strong> 8 Proben über der allgeme<strong>in</strong>en<br />
Höchstmenge von 0,01 mg / kg.<br />
1986) e<strong>in</strong>e vergleichsweise hohe Toxizität<br />
ADI von 0,001 mg / kg KG (BfR 1992, WHO<br />
aufweist, war von e<strong>in</strong>er entsprechenden<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formation:<br />
toxi kologischen Relevanz des Wirkstoffs Isofenphos-methyl<br />
Isofenphos-methyl enthaltende Pflanzenschutzmittel s<strong>in</strong>d auszugehen. Die Ergebnisse wurden <strong>in</strong> das Schnellwarnsystem<br />
der Europäischen Kommission gemäß Artikel 50<br />
weder <strong>in</strong> Spanien noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen EU-Mitglieds staat<br />
zugelassen. Dieser Wirkstoff ist daher weder <strong>in</strong> Anhang 1 der VO (EG) 178 / 2002 e<strong>in</strong>gestellt (RASFF News 06-347<br />
der EU-Richtl<strong>in</strong>ie 91 / 414 auf ge nommen, noch zur Prüfung vom 21.12.2006).<br />
e<strong>in</strong>er möglichen Aufnahme vorgesehen. Er wurde ohne<br />
Zulassung <strong>und</strong> damit ohne toxikologische Bewertung illegal<br />
aus Ch<strong>in</strong>a nach Spanien e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong> angewendet. Da<br />
auch dem B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung (BfR) ke<strong>in</strong>e<br />
Angaben zur Toxizität des Wirkstoffs vorlagen, war e<strong>in</strong>e<br />
Chronologie der Ereignisse<br />
November 2006<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er Methode zur Bestimmung von Isofenphos-methyl<br />
bei spanischem Gemüsepaprika, erste<br />
Rückstandsbef<strong>und</strong>e<br />
20.12.2006<br />
Pressemitteilung – Verbraucherm<strong>in</strong>isterium Baden-<br />
Württemberg warnt vor dem Verzehr von spanischem<br />
Paprika.<br />
Erste Internetveröffentlichung des CVUA Stuttgart mit<br />
Angaben zur Analytik <strong>und</strong> Untersuchungs ergebnissen.<br />
60 % der spanischen Proben enthielten Rückstände des<br />
Insektizids Isofenphos-methyl.<br />
22.12.2006<br />
Nach retrospektiver Auswertung früherer Untersuchungen<br />
traten Isofenphos-methyl-Rückstände bei spanischem<br />
Paprika erstmals im Januar 2006 auf.<br />
27.12.2006<br />
Deutschland meldet Proben mit Isofenphos-methyl-Bef<strong>und</strong>en<br />
an das EU-Schnellwarnsystem (RASFF).<br />
28.12.2006<br />
Es folgen weitere Meldungen an das EU-Schnellwarnsystem<br />
aus England, F<strong>in</strong>nland, Holland, Spanien.<br />
28.12.2006<br />
Die Rückverfolgung der Informationen über die Warenströme<br />
hat ergeben, dass die Paprikas der ersten<br />
Schnellwarnung aus Deutschland von 37 verschiedenen<br />
Erzeugern stammten.<br />
29.12.2006 – 03.01.2007<br />
Inspektion der betroffenen Erzeugerbetriebe <strong>in</strong> Spa-<br />
nien, Beschlagnahmung vorhandener Ware, Untersuchung<br />
auf Isofenphos-methyl-Rückstände, Sperrung<br />
von Betrieben, Vernichtung der Ware.<br />
06.02.2007<br />
2. Pressemeldung des M<strong>in</strong>isteriums für Ernährung<br />
<strong>und</strong> Ländlichen Raum MLR: „Die Warnung vor Paprika<br />
aus Spanien bleibt bestehen“. Verbraucherm<strong>in</strong>isterium<br />
Baden-Württemberg fordert wirksamere Kontrollen <strong>in</strong><br />
Spanien <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensivere Eigenkontrolle des Handels <strong>in</strong><br />
Deutschland / Aktuelle Untersuchung zeigen Rückgang<br />
von Rückständen <strong>in</strong> spanischem Paprika / Ergebnisse<br />
noch nicht zufrieden stellend. 32 % der spanischen Proben<br />
mit Isofenphos-methyl-Rückständen.<br />
1. Quartal 2007<br />
Bericht der spanischen Behörden im RASFF-System:<br />
In Almeria werden <strong>in</strong>sgesamt 303 Firmen kontrolliert,<br />
123 Proben Paprika untersucht, 11 Strafverfahren e<strong>in</strong>geleitet,<br />
24 Betriebe erhalten e<strong>in</strong> Vermarktungsverbot,<br />
107 203 kg Paprika werden vernichtet.
96 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Salatarten – viele Höchstmengenüberschreitungen<br />
bei Rucola <strong>und</strong> Kopfsalaten<br />
Aufgr<strong>und</strong> häufiger Rückstandsbef<strong>und</strong>e bei Salaten wurden<br />
Salate auch im Jahr 2006 verstärkt untersucht. Bei 89 % der<br />
253 untersuchten Salatproben wurden Rückstände festgestellt,<br />
dabei lagen die Rückstandsgehalte <strong>in</strong> 13 % der<br />
Proben über der gesetzlich festgelegten Höchstmenge.<br />
Auch bei Salaten ist der Nachweis mehrerer Wirkstoffe je<br />
Probe die Regel, im Durchschnitt konnten 4 Wirkstoffe pro<br />
Probe nachgewiesen werden.<br />
Mit sehr hohen Beanstandungsquoten fallen wie schon <strong>in</strong><br />
den vergangenen Jahren wieder Kopfsalat mit 29 % (14 von<br />
48 Proben) <strong>und</strong> Rucola mit 63 % (5 von 8 Proben) auf. Aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong> werden im Jahr 2007 verstärkt Rückstandsuntersuchungen<br />
bei Rucola durchgeführt. Eisbergsalat wies<br />
die ger<strong>in</strong>gste Beanstandungsquote bei den Salatarten auf,<br />
lediglich bei e<strong>in</strong>er von 38 Proben (3%) war die gesetzlich<br />
festgelegte Höchstmenge überschritten.<br />
Beerenobst<br />
In der Obstvermarktung zeichnet sich der Trend ab, die Angebotssaison<br />
für Beerenobst deutlich auszudehnen <strong>und</strong><br />
Beeren obst nahezu ganzjährig anzubieten. Aufgr<strong>und</strong> des<br />
Angebotsumfangs <strong>und</strong> der Beliebtheit beim Verbraucher<br />
sowie der Anfälligkeit dieser Kulturen für Krankheiten <strong>und</strong><br />
Schaderreger <strong>und</strong> <strong>in</strong>folgedessen erforderlicher Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
wurden auch dieses Jahr <strong>in</strong> größerem<br />
Umfang Rückstandsuntersuchungen bei Beerenobst durchgeführt.<br />
Insgesamt wurden 348 Proben Beerenobst (Erdbeeren,<br />
Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren<br />
<strong>und</strong> Heidelbeeren; Tafeltrauben hier ausgenommen)<br />
aus konventionellem Anbau untersucht. Erhöhte Beanstandungsquoten<br />
werden, wenn auch auf niedrigerem<br />
Niveau, nach wie vor bei Strauchbeerenobst festgestellt.<br />
Zusammenfassend s<strong>in</strong>d die Ergebnisse <strong>in</strong> nachfolgender<br />
Tabelle dargestellt.<br />
Frische Kräuter – hohe Beanstandungsquote<br />
bei Petersilie<br />
Aufgr<strong>und</strong> der hohen Anzahl an Proben mit Mehrfachrückständen<br />
<strong>und</strong> der hohen Beanstandungsquote<br />
bei Küchenkräutern im Jahr 2005 wurden auch im<br />
Berichtsjahr Küchenkräuter verstärkt untersucht.<br />
Rückstandsbef<strong>und</strong>e meist mehrerer Wirkstoffe s<strong>in</strong>d<br />
bei Küchenkräutern die Regel. In 28 von 83 Proben<br />
(34%) lagen die nachgewiesenen Rückstandsgehalte<br />
über den gesetzlich festgelegten Höchstmengen.<br />
Dabei handelte es sich <strong>in</strong> 22 Fällen um<br />
Petersilienblätter-Proben, dies entspricht 47 % der<br />
untersuchten Petersilienblätter. Diese Untersuchungsergebnisse<br />
verdeutlichen, dass auch nahezu<br />
alle Küchenkräuter aus konventionellem Anbau<br />
Rückstände an Pflanzenschutzmitteln aufweisen,<br />
wobei <strong>in</strong>sbesondere Petersilienblätter durch vergleichsweise<br />
hohe Beanstandungsquoten auffallen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der relativ ger<strong>in</strong>gen Verzehrsmengen wurden<br />
trotz höherer Rückstandsgehalte <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall<br />
ges<strong>und</strong>heitsgefährdende Rückstandsmengen bei<br />
Küchenkräutern festgestellt. Ausführlicher Bericht<br />
im Internet unter www.cvua-stuttgart.de .<br />
* Summe. Diese be<strong>in</strong>haltet sowohl Stoffe, die generell <strong>in</strong> Deutschland zur Anwendung nicht zugelassen s<strong>in</strong>d, als auch Stoffe,<br />
die zwar <strong>in</strong> Deutschland, nicht aber zur Anwendung <strong>in</strong> dieser Kultur zugelassen s<strong>in</strong>d.<br />
Tabelle:<br />
Rückstände <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>heimischem <strong>und</strong><br />
ausländischem<br />
Beerenobst aus<br />
konventionellem<br />
Anbau<br />
HM = Höchstmenge<br />
Beerenobst Anzahl<br />
Proben<br />
Proben mit<br />
Rückständen<br />
Proben mit<br />
Rückständen<br />
> HM<br />
Proben mit<br />
Mehrfach rückständen<br />
Proben mit<br />
nicht zugelassenen<br />
Stoffen *<br />
Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />
Brombeere 6 6 100 0 4 67 0<br />
Erdbeere 171 171 100 9 5 162 95 1 1<br />
Heidelbeere 7 6 86 0 5 71 0<br />
Himbeere 31 27 87 2 6 23 74 4 13<br />
Johannisbeere 97 92 95 17 18 87 90 18 19<br />
Stachelbeere 36 36 100 3 8 35 97 7 19<br />
Gesamt 348 338 97 31 9 316 91 30 9
Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 97<br />
Strauchbeerenobst deutscher Herkunft – ger<strong>in</strong>gere Beanstandungsquote im Vergleich zum Vorjahr,<br />
nach wie vor erhöhte Beanstandungsquoten bei Johannisbeeren<br />
In 16 Proben (17 %) der untersuchten<br />
94 Proben Johannisbeeren deutscher<br />
Herkunft wurden Höchstmengenüberschreitungen<br />
festgestellt, weiterh<strong>in</strong><br />
Bei Himbeeren deutscher Herkunft<br />
wurden <strong>in</strong> 2 (9%) der 22 untersuchten<br />
Proben Überschreitungen von<br />
Rückstandshöchstmengen festgestellt.<br />
mengenüberschreitungen, als auch<br />
Bef<strong>und</strong>e von nicht zugelassenen<br />
Pflanzenschutzmitteln immer noch<br />
auffallend häufig vorkommen.<br />
In Proben von 2 Erzeugern<br />
wurden <strong>in</strong> 17 Proben (18 %) Rückstände<br />
nicht zugelassener Pflanzen-<br />
wurde der <strong>in</strong> Deutschland nicht zuge-<br />
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die<br />
Beanstandungsquote jedoch verr<strong>in</strong>gert,<br />
was u. a. auf verstärkte Inforschutzmittel<br />
nachgewiesen. Dabei lassene Wirkstoff Bifenthr<strong>in</strong> nachgewiesen.<br />
In 2 weiteren Proben wurden<br />
handelte es sich <strong>in</strong> 4 Fällen um <strong>in</strong><br />
mationsangebote für e<strong>in</strong>heimische<br />
Deutschland generell nicht zugelassene<br />
Wirkstoffe, <strong>in</strong> 13 Fällen wurden gewiesen, die für e<strong>in</strong>e Anwendung<br />
Pflanzenschutzmittelrückstände nach-<br />
Obstanbauer <strong>und</strong> Änderungen <strong>in</strong> der<br />
Zulassungssituation zurückzuführen<br />
Pflanzenschutzmittel nachgewiesen, bei anderen Kulturen – jedoch nicht<br />
ist. Aufgr<strong>und</strong> der vergleichsweise<br />
die für e<strong>in</strong>e Anwendung bei anderen bei Himbeeren – zugelassen s<strong>in</strong>d.<br />
hohen Beanstandungsquote <strong>in</strong>sbesondere<br />
bei Johannisbeeren werden<br />
Kulturen – jedoch nicht bei Johannisbeeren<br />
– zugelassen s<strong>in</strong>d (Verstöße Heidelbeeren <strong>und</strong> Brombeeren<br />
Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>heimischen kultivierten<br />
die Untersuchungen jedoch auch im<br />
gegen die Indikationszulassung). werden üblicherweise Pestizidrückstände<br />
festgestellt, die ermittelten<br />
Jahr 2007 auf hohem Niveau fortgesetzt.<br />
Durch Veröffentlichungen <strong>und</strong><br />
Bei Stachelbeeren wurden <strong>in</strong> 3 (9%)<br />
Rückstandsgehalte sowie das festgestellte<br />
Wirkstoffspektrum waren<br />
der 35 untersuchten Proben deutscher<br />
Herkunft Überschreitungen<br />
schutzdienstes werden die Erzeuger<br />
Schulungen des amtlichen Pflanzen-<br />
jedoch erfreulicherweise unauffällig.<br />
von Rückstandshöchstmengen festgestellt.<br />
<strong>und</strong> Vermarkter auf die Problemstellung<br />
In 6 Fällen wurden Pflanzen-<br />
schutzmittel nachgewiesen, die für<br />
e<strong>in</strong>e Anwendung bei anderen Kulturen<br />
– jedoch nicht bei Stachelbeeren –<br />
Zusammenfassend ist festzustellen,<br />
dass <strong>in</strong> den Beerenobstkulturen Johannisbeeren,<br />
Stachelbeeren <strong>und</strong><br />
Himbeeren weiterh<strong>in</strong> sowohl Höchstwiesen<br />
sowie ihre Sorgfaltspflicht h<strong>in</strong>geschutzmittel<br />
<strong>und</strong> durch <strong>in</strong>tensive Beratung<br />
wird Hilfestellung zur Verbesserung<br />
der Rückstandssituation gegeben.<br />
zugelassen s<strong>in</strong>d.<br />
Obstkultur Jahr Proben<br />
Anzahl<br />
Proben mit<br />
Rückständen<br />
> HM<br />
Proben mit<br />
nicht zugelassenen<br />
Stoffen *<br />
Anzahl % Anzahl %<br />
Johannisbeeren<br />
2005 53 9 17 20 38<br />
2006 94 16 17 17 18<br />
Stachelbeeren<br />
2005 14 3 21 4 29<br />
2006 35 3 9 6 17<br />
Himbeeren<br />
2005 19 4 21 4 21<br />
2006 22 2 9 4 18<br />
Tabelle:<br />
Rückstände <strong>in</strong><br />
Johannisbeeren,<br />
Stachelbeeren<br />
<strong>und</strong> Himbeeren<br />
aus e<strong>in</strong>heimischer<br />
Erzeugung<br />
2005 – 2006<br />
HM = Höchstmenge<br />
* Summe. Diese<br />
be<strong>in</strong>haltet sowohl<br />
Stoffe, die generell<br />
<strong>in</strong> Deutschland zur<br />
Anwendung nicht<br />
zugelassen s<strong>in</strong>d,<br />
als auch Stoffe, die<br />
zwar <strong>in</strong> Deutschland,<br />
nicht aber<br />
zur Anwendung <strong>in</strong><br />
dieser Kultur zugelassen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Erdbeeren – ger<strong>in</strong>ge Quote an Höchstmengenüberschreitungen<br />
In diesem Jahr wurden 171 Proben, davon 85 Proben aus<br />
Deutschland, auf Pestizidrückstände untersucht. In allen<br />
untersuchten Erdbeeren aus konventionellem Anbau<br />
wurden Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen –<br />
hierbei waren <strong>in</strong> 95 % der Proben Rückstände mehrerer<br />
Wirkstoffe festzustellen. Bei 2 Proben deutscher <strong>und</strong> 7<br />
Proben ausländischer Erdbeeren wurden Höchstmengenüberschreitungen<br />
festgestellt.<br />
Der positive Trend e<strong>in</strong>es vergleichsweise niedrigen Niveaus<br />
an Höchstmengenüberschreitungen hat sich aber<br />
erfreulicherweise bestätigt: 2004 waren es noch <strong>in</strong>sgesamt<br />
13 % Höchstmengenüberschreitungen im Vergleich zu 4 %<br />
(2005) <strong>und</strong> 5 % (2006).<br />
Tafeltrauben – ger<strong>in</strong>gere Höchstmengenüberschreitungsquote<br />
Tafeltrauben gehören nach wie vor zu den Obstarten, die<br />
vergleichsweise viele Rückstandsbef<strong>und</strong>e aufweisen. Erfreulicherweise<br />
waren <strong>in</strong> 2006 jedoch deutlich weniger<br />
Proben von Tafeltrauben aufgr<strong>und</strong> von Höchstmengenüberschreitungen<br />
zu beanstanden als die Jahre zuvor. Im<br />
Jahr 2006 wurden 147 Proben Tafeltrauben auf Rückstände<br />
an Pflanzenschutzmitteln untersucht. 141 (96%) Proben<br />
wiesen Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf, wobei<br />
bei 14 Proben (10 %) die Rückstandsgehalte über der gesetzlich<br />
festgelegten Höchstmenge lagen. Im Jahr 2005 betrug<br />
die Beanstandungsquote aufgr<strong>und</strong> von Höchstmengenüberschreitungen<br />
dagegen noch 17 %. Insgesamt wurden<br />
<strong>in</strong> den untersuchten Tafeltrauben 82 verschiedene Pestizide
98 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
nachgewiesen – die durchschnittliche Anzahl lag bei 6,4 verschiedenen<br />
Wirkstoffen je Probe wobei bis zu 21 Pestizide<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe festgestellt wurden (ausführlicher Bericht im<br />
Internet unter www.cvua-stuttgart.de ).<br />
Bezogen auf die jeweiligen Anbauländer bestehen nach<br />
wie vor deutliche Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich der Rückstandssituation.<br />
Erfreulicherweise waren bei den untersuchten<br />
e<strong>in</strong>heimischen Tafeltrauben weder Höchstmengenüberschreitungen<br />
noch Rückstände nicht zugelassener Stoffe<br />
feststellbar.<br />
Sultan<strong>in</strong>en – auffallend viele Rückstandsbef<strong>und</strong>e<br />
je Probe<br />
4 von 16 auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersuchten<br />
Proben Sultan<strong>in</strong>en wiesen Höchstmengenüberschreitungen<br />
der Wirkstoffe Flufenoxuron bzw. Lufenuron<br />
auf. Auffallend bei den untersuchten Proben war jedoch die<br />
hohe Anzahl an nachgewiesenen Wirkstoffen: Durchschnittlich<br />
waren 9 Wirkstoffe pro Probe nachweisbar, im Maximum<br />
jedoch bis zu 33 Wirkstoffe pro Probe. Ursächlich für<br />
diese hohe Anzahl an Wirkstoffen dürfte die Vermischung<br />
unterschiedlich behandelter Traubenpartien se<strong>in</strong>.<br />
Kernobst – ke<strong>in</strong>e Höchstmengenüberschreitungen<br />
festgestellt<br />
Die Untersuchung von 68 Proben<br />
Äpfeln <strong>und</strong> 42 Proben Birnen aus<br />
konven tioneller Erzeugung – davon<br />
<strong>in</strong>sgesamt 69 Proben aus<br />
Deutschland – ergab <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />
Fall Beanstandungen wegen<br />
Höchstmengenüberschreitungen.<br />
Nachweisbare Rückstände<br />
meist mehrerer Wirkstoffe<br />
s<strong>in</strong>d auch bei Kernobst die Regel,<br />
wobei jedoch ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />
Unterschiede zwischen<br />
e<strong>in</strong>heimischer <strong>und</strong> importierter Ware<br />
festzustellen s<strong>in</strong>d. Rückstände von für<br />
den Kernobstanbau nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln<br />
wurden lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Birnenprobe<br />
nachgewiesen (Dichlofluanid). Erfreulicherweise<br />
waren im Jahr 2006 ke<strong>in</strong>e auffälligen Rückstandsbef<strong>und</strong>e<br />
der Wachstumsregulatoren Chlormequat<br />
<strong>und</strong> Mepiquat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>heimischen Birnen mehr feststellbar.<br />
Ste<strong>in</strong>obst – Höchstmengenüberschreitungen<br />
<strong>und</strong> Rückstände nicht zugelassener Wirkstoffe bei<br />
Pflaumen<br />
Insgesamt wurden 133 Proben Ste<strong>in</strong>obst aus konventionellem<br />
Anbau auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln<br />
untersucht. Bei Süßkirschen (6%), Nektar<strong>in</strong>en (7%), Aprikosen<br />
(7 %) wurden Überschreitungen von Höchstmengen<br />
festgestellt, bei Mirabellen <strong>und</strong> Nektar<strong>in</strong>en erfreulicherweise<br />
nicht. Auffällig waren Pflaumen: <strong>in</strong> 4 (10 %)<br />
von 39 untersuchten Proben wurden Höchstmengenüberschreitungen<br />
festgestellt, 3 dieser Proben stammten aus<br />
Deutschland. Bei 3 Proben e<strong>in</strong>heimischer Erzeuger wurden<br />
darüber h<strong>in</strong>aus Rückstände von nicht zur Anwendung bei<br />
Pflaumen zugelassener Wirkstoffe (Indikationszulassung)<br />
nachgewiesen.<br />
Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>g<br />
Im Jahr 2006 wurden im Rahmen<br />
des Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>gs am<br />
CVUA Stuttgart <strong>in</strong>sgesamt 206<br />
Lebensmittelproben auf e<strong>in</strong> Spektrum<br />
von ca. 400 verschiedenen<br />
Pestizidwirkstoffen untersucht.<br />
183 dieser Proben stammten aus<br />
konventionellem <strong>und</strong> 23 Proben aus<br />
ökologischem Anbau. In 85 % der<br />
konventionell erzeugten Proben konnten<br />
Rückstände an Pflanzenschutzmitteln<br />
nachgewiesen werden, 15 der 183 Proben<br />
(8 %) wiesen Rückstandsgehalte auf, die über den<br />
gesetzlich festgelegten Höchstmengen lagen.<br />
Das Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>g wird seit 4 Jahren <strong>in</strong> zwei sich<br />
ergänzenden Untersuchungsprogrammen durchgeführt:<br />
Untersuchung von Lebensmitteln des aus dem Ernährungsverhalten<br />
der Bevölkerung entwickelten Warenkorbes, um<br />
die Rückstandssituation unter repräsentativen Beprobungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
verfolgen zu können (Warenkorb-Monitor<strong>in</strong>g),<br />
<strong>und</strong> Untersuchungen zu speziellen aktuellen Fragestellungen<br />
<strong>in</strong> Form von Projekten (Projekt-Monitor<strong>in</strong>g). Im Warenkorb-Monitor<strong>in</strong>g<br />
wurden <strong>in</strong> diesem Jahr 70 Proben (Auberg<strong>in</strong>e<br />
(20), Eichblattsalat (18), Tafelwe<strong>in</strong>traube (23), Tee (9)),<br />
im Projekt-Monitor<strong>in</strong>g 136 Proben (Paprika (33) <strong>und</strong> anderes<br />
Gemüse (103)) untersucht. Die b<strong>und</strong>esweiten Ergebnisse<br />
des Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>gs werden im geme<strong>in</strong>samen<br />
Bericht des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder (www.bvl.b<strong>und</strong>.de )<br />
veröffentlicht werden.<br />
Das CVUA Stuttgart bearbeitete auch <strong>in</strong> diesem Jahr wieder<br />
federführend das Projekt „Herbizidrückstände <strong>in</strong> bestimmten<br />
Gemüsearten“. Ziel diese Projektes war es, die gezielte<br />
Untersuchung verschiedener Gemüsekulturen auf Rückstände<br />
anwendungsrelevanter Herbizide verschiedener<br />
Stoffklassen des Jahres 2005 fortzuführen <strong>und</strong> auf andere<br />
Gemüsesorten auszudehnen, um weitere Rückstandsdaten<br />
zu der mengenmäßig am meisten ausgebrachten<br />
Pestizidgruppe der Herbizide zu erhalten.
Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 99<br />
Lebensmittel tierischer Herkunft<br />
Gesamtergebnisse<br />
Insgesamt wurden 894 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln <strong>und</strong><br />
persistente organische Kontam<strong>in</strong>anten untersucht. Davon wurden 541 Proben im Handel sowie 287 Proben bei<br />
Erzeugern im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes entnommen. 66 Fischproben stammten aus<br />
dem Rhe<strong>in</strong> im Regierungsbezirk Freiburg.<br />
Da es e<strong>in</strong> Hauptanliegen der Lebensmittelüberwachung ist,<br />
das Vorkommen von unerwünschten Stoffen <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
<strong>und</strong> damit eventuelle Gefährdungspotenziale frühzeitig<br />
zu erkennen <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus auf längere Sicht zeitliche<br />
Trends <strong>in</strong> der Kontam<strong>in</strong>ation aufzuzeigen, wird die Überwachung<br />
immer mehr nach Monitor<strong>in</strong>g-Gesichtspunkten<br />
ausgerichtet. Das bedeutet systematisches Messen <strong>und</strong><br />
Beobachten der Rückstandssituation. Die Rückstandsgehalte<br />
an Altlasten nehmen <strong>in</strong> Lebensmitteln tierischer Herkunft<br />
kont<strong>in</strong>uierlich ab, was sich daran zeigt, dass der Anteil<br />
der Proben mit nachgewiesenen Rückständen von 96 %<br />
über 86 % <strong>in</strong> den Vorjahren auf jetzt 74 % zurückgegangen<br />
ist. Höchstmengenüberschreitungen s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen<br />
zu beobachten. In diesem Jahr wurde bei ke<strong>in</strong>em<br />
Lebensmittel e<strong>in</strong>e Beanstandung wegen Höchstmengenüberschreitung<br />
ausgesprochen, jedoch wurden bei 23 %<br />
der Rhe<strong>in</strong>fische (Aale) Höchstmengenüberschreitungen an<br />
HCB <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall überhöhte PCB-Gehalte festgestellt.<br />
E<strong>in</strong> Bericht zu den Ergebnissen der Rhe<strong>in</strong>fische wird an<br />
anderer Stelle publiziert.<br />
Bedeutung <strong>und</strong> Untersuchungsumfang<br />
Persistente chlor- <strong>und</strong> bromorganische Verb<strong>in</strong>dungen reichern<br />
sich über die Nahrungskette im Fettgewebe von<br />
Tieren an. Lebensmittel tierischer Herkunft stellen daher<br />
die Hauptquelle für die Aufnahme dieser Stoffe durch den<br />
Verbraucher dar. Das Untersuchungsspektrum umfasste<br />
die Stoffgruppen der chlor- <strong>und</strong> bromorganischen Kontam<strong>in</strong>anten,<br />
Pestizide sowie Nitromoschusverb<strong>in</strong>dungen.<br />
Als besonders relevant <strong>und</strong> repräsentativ für die Belastung<br />
mit Altpestizidrückständen <strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten s<strong>in</strong>d<br />
die Stoffe Hexachlorbenzol (HCB), L<strong>in</strong>dan (gamma-HCH),<br />
Gesamt-DDT, PCB 153 (Indikatorkongener), Dieldr<strong>in</strong>, Gesamt-Endosulfan,<br />
Moschusxylol sowie die Summe der<br />
polybromierten Diphenylether (PBDE, Summe aus BDE<br />
28, 47, 99, 100, 153 <strong>und</strong> 154) anzusehen. Bei den Fischen<br />
s<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong>ige spezielle Kontam<strong>in</strong>anten wie Nonachlor,<br />
Chlordan, Tribromanisol, Trichlosan-methyl <strong>und</strong> Toxaphen<br />
(Summe der Parlar Kongeneren 26, 50, 62) von Bedeutung.<br />
Im Folgenden wird daher hauptsächlich auf diese<br />
Stoffgruppen e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Irische Butter<br />
Verunre<strong>in</strong>igung mit Kontam<strong>in</strong>anten auf sehr niedrigem<br />
Niveau<br />
Im Rahmen des Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>gprogrammes wurden<br />
22 Proben Butter mit Herkunft Irland untersucht. Dabei<br />
fanden sich nur sehr ger<strong>in</strong>ge Gehalte an Organochlorpestiziden,<br />
während Industriekontam<strong>in</strong>anten wie PCB oder<br />
PBDE gar nicht nachgewiesen wurden.<br />
Irland ist e<strong>in</strong> Agrarland, dass nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang<br />
E<strong>in</strong>flüssen durch <strong>in</strong>dustrielle Verschmutzung ausgesetzt<br />
ist. Nichtsdestotrotz wurden Rückstände der sehr langlebigen<br />
Organochlorpestizide wie z. B. Hexachlorbenzol,<br />
DDT, Dieldr<strong>in</strong> <strong>und</strong> Endosulfan sehr wohl nachgewiesen,<br />
allerd<strong>in</strong>gs auf sehr niedrigem Niveau. Der höchste festgestellte<br />
Wert betrug 2,15 µg / kg Fett für Hexachlorbenzol<br />
(siehe Tabelle).<br />
Käse<br />
Die Schadstoffbelastung von Käse ist ebenfalls ger<strong>in</strong>g. Griechischer<br />
Schafskäse fällt jedoch aus dem Rahmen.<br />
71 Proben Käse mit mittleren Fettgehalten kamen zur Untersuchung.<br />
Kuhmilchkäse aus Deutschland <strong>und</strong> der Schweiz<br />
stellte dabei die größte Gruppe, aber auch 19 Schafs- <strong>und</strong><br />
Ziegenkäse aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich<br />
<strong>und</strong> Griechenland waren vertreten. Insgesamt zeigten sich<br />
auch hier nur niedrige Belastungen mit Rückständen an<br />
Pestiziden oder mit Kontam<strong>in</strong>anten. Der höchste Gesamtmittelwert<br />
aller Proben wurde für DDT mit 0,05 mg / kg Fett<br />
ermittelt. Auffällig waren allerd<strong>in</strong>gs Schafskäseproben aus<br />
Griechenland, die im Mittel weitaus höhere Gehalte aufwiesen,<br />
<strong>in</strong>sbesondere an DDT, L<strong>in</strong>dan <strong>und</strong> Endosulfan. Bei<br />
e<strong>in</strong>er Probe wurde sogar e<strong>in</strong>e nom<strong>in</strong>elle Überschreitung<br />
der Höchstmenge für L<strong>in</strong>dan festgestellt, die jedoch wegen<br />
Rückstände HCB gamma-HCH Summe DDT PCB 153 Dieldr<strong>in</strong> Endosulfan Moschus-<br />
Xylol<br />
Summe<br />
PBDE<br />
Gehalte <strong>in</strong> µg / kg Fett<br />
m<strong>in</strong>. nn nn nn nn nn nn nn nn<br />
max. 2,15 nn 1,34 nn 1,15 1,20 nn nn<br />
Mittelwert 1,63 nn 0,72 nn 0,31 0,05 nn nn<br />
Median 1,78 nn 0,89 nn 0,25 nn nn nn<br />
Tabelle:<br />
Rückstände <strong>in</strong><br />
irischer Butter
100 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
des zu berücksichtigenden analytischen Streubereiches<br />
noch nicht zu e<strong>in</strong>er Beanstandung führte.<br />
Schafs- <strong>und</strong> Ziegenkäseproben aus Deutschland, Frankreich<br />
<strong>und</strong> den Niederlanden waren <strong>in</strong> ihrer Schadstoffbelastung<br />
mit den Kuhmilchkäsen vergleichbar, sodass die Vermutung<br />
nahe liegt, dass die deutlich höhere Belastung der<br />
griechischen Schafskäseproben ihre Ursache <strong>in</strong> regionalen<br />
E<strong>in</strong>flüssen des Herkunftslandes hat.<br />
Kuh (D, CH)<br />
Schaf, Ziege (D, F, NL)<br />
Schaf (GR)<br />
Grafik: Organische Kontam<strong>in</strong>anten <strong>in</strong> Käse nach Tierart /<br />
Herkunft<br />
Mittelwert (mg / kg Fett)<br />
0,025<br />
0,020<br />
0,015<br />
0,010<br />
0,025<br />
0,020<br />
0,015<br />
0,010<br />
0,005<br />
0,005<br />
0,000<br />
HCB<br />
gamma-<br />
HCH<br />
Summe<br />
DDT<br />
PCB<br />
153<br />
Dieldr<strong>in</strong> Endosulfan Moschus-<br />
Xylol<br />
Summe<br />
PBDE<br />
0,000<br />
Eier<br />
Org. Kont. Käse 2006<br />
Eier aus Käfighaltung weisen die ger<strong>in</strong>gste Schadstoffbelastung auf.<br />
Bio<br />
Freiland<br />
Bodenhaltung<br />
Käfighaltung<br />
123 Hühnereiproben wurden auf das relevante Rückstands<strong>und</strong><br />
Schadstoffspektrum untersucht. Insgesamt zeigte<br />
sich – von wenigen E<strong>in</strong>zelfällen abgesehen – e<strong>in</strong>e erfreulich<br />
niedrige Belastung der Eier mit Schadstoffen. Bei ke<strong>in</strong>em<br />
der untersuchten Stoffe lag der Medianwert über alle Proben<br />
höher als 0,002 mg / kg Fett. Der höchste gemessene<br />
Wert betrug 0,15 mg / kg Fett für DDT <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Eiprobe aus<br />
ökologischer Produktion. Dieser Wert lag aber noch unter<br />
der zulässigen Höchstmenge von 0,5 mg / kg Fett.<br />
Dank der jetzt vorgeschriebenen Herkunftskennzeichnung<br />
(„Ei-Stempel“) war bei nahezu allen Proben bekannt, aus<br />
welcher Haltungsform sie stammten (ökologische Produktion,<br />
Freilandhaltung, Bodenhaltung oder Käfighaltung),<br />
sodass e<strong>in</strong>e Auswertung der Schadstoffbelastung <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
von der Haltungsform vorgenommen werden<br />
konnte. Dabei zeigte sich, dass die mit Abstand höchsten<br />
Gehalte (Mittelwerte für DDT <strong>und</strong> PCB 153) bei Eiern aus<br />
Freilandhaltung auftraten, während Eier aus Käfighaltung<br />
bei allen relevanten Schadstoffen im Mittel die ger<strong>in</strong>gsten<br />
Werte aufwiesen. Dies erklärt sich dadurch, dass Legehennen<br />
<strong>in</strong> Käfighaltung von Umwelte<strong>in</strong>flüssen weitgehend<br />
abgeschlossen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> mit kontrollierbarem Futter<br />
versorgt werden, während <strong>in</strong> biologischer Haltung sowie<br />
<strong>in</strong> Freiland- <strong>und</strong> Bodenhaltung e<strong>in</strong> schwer kontrollierbarer<br />
E<strong>in</strong>fluss von den Auslaufflächen ausgeht, die die Tiere mehr<br />
oder weniger <strong>in</strong>tensiv nutzen. Da Hühner durch Scharren<br />
<strong>und</strong> Picken relativ viele Bodenpartikel aufnehmen, kann es<br />
bei entsprechender umweltbed<strong>in</strong>gter Schadstoffbelastung<br />
zu e<strong>in</strong>er Anreicherung der fettlöslichen Kontam<strong>in</strong>anten im<br />
Tierkörper <strong>und</strong> dann zu e<strong>in</strong>er erhöhten Belastung der Eier<br />
kommen.<br />
Grafik: Organische Kontam<strong>in</strong>anten <strong>in</strong> Eiern nach Haltungsform<br />
Mittelwert (mg / kg Fett)<br />
0,012<br />
0,010<br />
0,008<br />
0,006<br />
0,004<br />
0,002<br />
0,012<br />
0,010<br />
0,008<br />
0,006<br />
0,004<br />
0,002<br />
0,000<br />
HCB<br />
gamma-<br />
HCH<br />
Summe<br />
DDT<br />
PCB<br />
153<br />
Org. Kont. Eier 2006<br />
Dieldr<strong>in</strong> Endosulfan Moschus-<br />
Xylol<br />
Summe<br />
PBDE<br />
0,000
Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 101<br />
Fische <strong>und</strong> Fischerzeugnisse<br />
Ke<strong>in</strong> Fischprodukt bietet mehr organische Schadstoffe als Dorschleber.<br />
Im Rahmen des b<strong>und</strong>esweiten Warenkorb-Lebensmittel-<br />
Monitor<strong>in</strong>gs wurden 15 geräucherte Aalproben, 16 Schwertfisch-<br />
<strong>und</strong> 18 Dorschleber-Proben untersucht. Außerdem<br />
kamen im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes<br />
(NRKP), e<strong>in</strong>es speziellen Öko-Monitor<strong>in</strong>gprogrammes<br />
des Landes Baden-Württemberg <strong>und</strong> der üblichen Lebensmittelüberwachung<br />
24 Forellen- aus heimischer Fischzucht<br />
<strong>und</strong> 11 teilweise geräucherte Lachsproben zur Untersuchung<br />
auf Pestiziden sowie chlor- <strong>und</strong> bromhaltigen Kontam<strong>in</strong>anten.<br />
Die Belastung der unterschiedlichen Fischarten<br />
wird durch e<strong>in</strong>e Auswahl an relevanten Stoffen im Vergleich<br />
dargestellt. Danach zeigt sich bei allen Fischarten als Hauptkomponente<br />
das Gesamt-DDT mit den höchsten mittleren<br />
Gehalten bei Aalen <strong>und</strong> Schwertfisch von je 0,12 mg / kg<br />
Fett. Da die Fettgehalte von Schwertfisch unter 10 % (Mittelwert:<br />
2,6 %), von Aalen jedoch im Mittel bei 32 % lagen,<br />
nimmt der Verbraucher bei Verzehr e<strong>in</strong>es fettreichen<br />
Fisches absolut deutlich mehr Schadstoffmenge auf als mit<br />
e<strong>in</strong>em fettarmen Fisch. So ist die Aufnahmemenge von<br />
DDT <strong>und</strong> PCB beim Aal am höchsten, gefolgt von Toxaphen<br />
(Parlar), Dieldr<strong>in</strong> <strong>und</strong> HCB bei Aal sowie DDT, Tribromanisol<br />
<strong>und</strong> Toxaphen (Parlar) bei Lachs.<br />
Die Belastung der Aale wird nur noch von den Dorschleberproben<br />
übertroffen. Hier f<strong>in</strong>den sich z. B. 6 fach höhere<br />
Werte für DDT <strong>und</strong> 3fach höhere für PCB. Was den<br />
Verzehr betrifft, nimmt der Verbraucher sogar bei gleicher<br />
Verzehrsmenge 9-mal mehr DDT <strong>und</strong> 5-mal mehr PCB mit<br />
Dorschleber auf als mit Aal. Dorschleber im eigenen Öl ist<br />
als Konserve im Handel erhältlich, wobei Öl <strong>und</strong> Leber <strong>in</strong><br />
gleicher Höhe kontam<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong> besonderer Bef<strong>und</strong> von Heptachloro-1‘-methyl-1,2‘-<br />
Bipyrrole (Q1) ergab sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe Schwertfisch aus<br />
dem Indischen Ozean. Diese Verb<strong>in</strong>dung gehört zu e<strong>in</strong>er<br />
Vielzahl von halogenierten Naturstoffen, die Forschergruppen<br />
<strong>in</strong>zwischen weltweit nicht nur <strong>in</strong> Fischen, sondern auch<br />
<strong>in</strong> Meeressäugern nachweisen. Die halogenierten Stoffe<br />
natürlichen Ursprungs reichern sich wohl ebenso wie die<br />
<strong>in</strong>dustriell erzeugten POPs (persistent organic pollutents)<br />
<strong>in</strong> der Nahrungskette an. Sie kommen vorrangig im Meer<br />
vor <strong>und</strong> werden dort von niederen Organismen wie Algen,<br />
Schwämmen <strong>und</strong> Würmern produziert.<br />
Aal<br />
Forelle<br />
Lachs<br />
Grafik: Unterschiedliche Fischarten – Beitrag zur Belastung des Verbrauchers<br />
Schwertfisch<br />
0,045<br />
0,040<br />
0,035<br />
0,030<br />
0,025<br />
0,020<br />
0,015<br />
0,010<br />
0,005<br />
0,000<br />
HCB Nonachlor DDT PCB Dieldr<strong>in</strong> Chlordan Tribrom- PBDE Trichlosan- Parlar<br />
153 anisol methyl<br />
0,045<br />
0,040<br />
0,035<br />
0,030<br />
0,025<br />
0,020<br />
0,015<br />
0,010<br />
0,005<br />
0,000<br />
Mittelwert (mg / kg Frischgewicht)<br />
0,14<br />
0,12<br />
0,10<br />
0,08<br />
0,06<br />
Org.Kont.Fischart 2006<br />
Grafik: Vergleich der Belastung von Fischen mit organischen Kontam<strong>in</strong>anten<br />
0,14<br />
0,12<br />
0,10<br />
0,08<br />
0,06<br />
Mittelwert (mg / kg Fett)<br />
0,04<br />
0,04<br />
0,02<br />
0,02<br />
0,00<br />
HCB Nonachlor DDT PCB Dieldr<strong>in</strong> Chlordan Tribrom- PBDE Trichlosan- Parlar<br />
153 anisol methyl<br />
0,00<br />
Org.Kont.Fische 2006
102 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Mittelwert (mg / kg Frischgewicht)<br />
0,40<br />
0,35<br />
0,30<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
0,00<br />
0,40<br />
0,35<br />
0,30<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
0,00<br />
HCB Nonachlor DDT PCB Dieldr<strong>in</strong> Chlordan Tribrom- PBDE Trichlosan- Parlar<br />
153 anisol methyl<br />
Org.Kont._Aal 2006<br />
Grafik: Aal <strong>und</strong> Dorschleber im Vergleich – Beitrag zur Belastung des Verbrauchers<br />
Aal Dorschleber<br />
Fleisch<br />
Schwe<strong>in</strong>eleber <strong>und</strong> Straußenfleisch heben sich von anderen Fleischarten ab.<br />
Im b<strong>und</strong>esweiten Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>g wurden 21 Proben<br />
R<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> 16 Proben Schwe<strong>in</strong>eleber untersucht, die<br />
mit 129 Proben R<strong>in</strong>d- <strong>und</strong> 88 Proben Schwe<strong>in</strong>efleisch – teilweise<br />
im NRKP beprobt – verglichen wurden.<br />
E<strong>in</strong>e Auswahl von relevanten <strong>und</strong> repräsentativen Pestiziden<br />
<strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten zeigt die höchste Belastung bei<br />
R<strong>in</strong>derleber, während R<strong>in</strong>dfleisch deutlich ger<strong>in</strong>ger kontam<strong>in</strong>iert<br />
ist. Auffällig ist e<strong>in</strong> erhöhter mittlerer beta-HCH-<br />
Gehalt von 0,018 mg / kg Fett, während die übliche H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung<br />
für Fleisch bei etwa 0,001 mg / kg Fett liegt.<br />
Für PCB 153 ergibt sich sogar e<strong>in</strong> mittlerer Gehalt von 0,025<br />
mg / kg Fett. Im Gegensatz zur R<strong>in</strong>derleber ist Schwe<strong>in</strong>eleber<br />
ebenso wie Schwe<strong>in</strong>efleisch fast rückstandsfrei.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wurden noch e<strong>in</strong>ige andere Fleischarten bezüglich<br />
persistenter Stoffe mite<strong>in</strong>ander verglichen. Während<br />
Geflügel nur noch im Spurenbereich Rückstände aufweist,<br />
ist Straußenfleisch deutlich höher belastet. Hier zeigte sich<br />
vor allem e<strong>in</strong> erhöhter mittlerer Gesamt-DDT -Gehalt von<br />
0,12 mg / kg Fett. Auch bei den anderen Pestiziden / Kontam<strong>in</strong>anten<br />
nimmt Straußenfleisch die Spitzenposition e<strong>in</strong>.<br />
Bei Lamm- <strong>und</strong> Ziegenfleisch liegen bis auf den Gesamt-<br />
DDT -Gehalt bei Ziege (0,019 mg / kg Fett) alle mittleren<br />
Rückstandsgehalte unter 0,01 mg / kg Fett <strong>und</strong> weisen<br />
damit die ubiquitäre H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung für Fleisch auf.<br />
Aus der Gruppe der Pyrethroide <strong>und</strong> Phosphorsäureester<br />
wurden lediglich <strong>in</strong> zwei Proben positive Bef<strong>und</strong>e unter<br />
der Höchstmenge festgestellt (Permethr<strong>in</strong>, Fenvalerat <strong>und</strong><br />
Fenitrothion).<br />
Grafik: Fleisch <strong>und</strong> Leber von R<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Schwe<strong>in</strong> im Vergleich<br />
R<strong>in</strong>dfleisch<br />
Schwe<strong>in</strong>efleisch<br />
R<strong>in</strong>derleber Schwe<strong>in</strong>eleber<br />
Mittelwert (mg / kg Fett)<br />
0,025<br />
0,020<br />
0,015<br />
0,010<br />
0,025<br />
0,020<br />
0,015<br />
0,010<br />
0,005<br />
0,005<br />
0,000<br />
HCB beta- L<strong>in</strong>dan DDT PCB Dieldr<strong>in</strong> Endo- Moschus- PBDE<br />
HCH 153 sulfan keton<br />
Org. Kont. Schwe<strong>in</strong> 2006<br />
0,000
Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 103<br />
0,12<br />
0,10<br />
0,08<br />
0,06<br />
0,04<br />
0,02<br />
0,00<br />
HCB beta- L<strong>in</strong>dan DDT PCB Dieldr<strong>in</strong> Endo- Moschus- PBDE<br />
HCH 153 sulfan keton<br />
Org. Kont. Fleisch 2006<br />
Grafik: Verschiedene Fleischarten im Vergleich<br />
Geflügel Lamm<br />
0,12<br />
0,10<br />
0,08<br />
0,06<br />
0,04<br />
0,02<br />
0,00<br />
Mittelwert (mg / kg Fett)<br />
Straußenfleisch<br />
Ziegenfleisch<br />
Honig<br />
Honig kann e<strong>in</strong> gutes „Rückstandszeugnis“ ausgestellt werden<br />
21 Proben Honig wurden im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans<br />
auf Organochlor- <strong>und</strong> Organophosphor-<br />
Verb<strong>in</strong>dungen, Pyrethroide <strong>und</strong> weitere akarizid wirksame<br />
Stoffe untersucht. Außer e<strong>in</strong>er Spur von Brompropylat <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Probe war ansonsten Coumaphos als e<strong>in</strong>ziger Stoff<br />
<strong>in</strong> 76 % der Proben enthalten, wobei der Median- <strong>und</strong> Mittelwert<br />
jeweils lediglich 0,001 mg / kg betrug. Coumaphos<br />
ist e<strong>in</strong> Akarizid, das im Bienenstock zur Bekämpfung der<br />
Varroa-Milbe e<strong>in</strong>gesetzt wird. E<strong>in</strong>e Höchstmenge ist für diesen<br />
Stoff nicht festgelegt. Nach diesen Ergebnissen lässt<br />
sich somit dem Lebensmittel Honig e<strong>in</strong> gutes Zeugnis <strong>in</strong><br />
Bezug auf Verunre<strong>in</strong>igungen mit Pestizidrückständen <strong>und</strong><br />
Kontam<strong>in</strong>anten ausstellen.
104 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Öko-Monitor<strong>in</strong>g – Rückstandsuntersuchungen bei<br />
Lebensmitteln aus ökologischer Produktion<br />
Baden-Württemberg führt im Zusammenhang mit der vom M<strong>in</strong>isterrat des Landes beschlossenen Gesamtkonzeption<br />
zur Förderung des ökologischen Landbaus zusätzlich e<strong>in</strong> spezielles Untersuchungsprogramm<br />
für Lebensmittel aus ökologischem Landbau durch. Da dieses Öko-Monitor<strong>in</strong>g im Rahmen der amtlichen<br />
Lebensmittel überwachung erfolgt, werden Lebensmittel aus ökologischem Anbau systematischer <strong>und</strong><br />
häufiger als <strong>in</strong> der Vergangenheit auf Rück stände <strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten untersucht. Ziel des Öko-Monitor<strong>in</strong>gs<br />
ist es, <strong>in</strong> dem stark ex pandierendem Marktsegment Verbrauchertäuschun gen besser zu erkennen <strong>und</strong> somit<br />
das Verbrau chervertrauen <strong>in</strong> die Qualität ökologisch erzeug ter Lebensmittel zu stärken.<br />
Die ausführliche <strong>und</strong> tabellarische Darstellung der Untersuchungsergebnisse des Öko-Monitor<strong>in</strong>gs 2006<br />
werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gesonderten Bericht im Internet veröffentlicht (www.cvua-stuttgart.de ).<br />
Pflanzliche Lebensmittel<br />
BIO !<br />
Weitgehende Rückstandsfreiheit<br />
bei pflanzlichen Lebensmitteln<br />
aus ökologischem Anbau<br />
Wie <strong>in</strong> den Vorjahren weist ökologisches<br />
Obst <strong>und</strong> Gemüse signifikant<br />
ger<strong>in</strong>gere Rückstandsgehalte als konventionell<br />
erzeugte Ware auf. Bei der<br />
überwiegenden Anzahl der Proben<br />
aus ökologischem Anbau waren ke<strong>in</strong>e<br />
Pestizidrückstände nachweisbar.<br />
Sofern Rückstände festgestellt wurden,<br />
handelte es sich meist nur um<br />
Rückstände e<strong>in</strong>zelner Wirkstoffe im<br />
Spurenbereich (< 0,01 mg / kg) <strong>und</strong><br />
damit deutlich unterhalb der Konzentration,<br />
die üblicherweise nach<br />
Anwendung entsprechender Wirkstoffe<br />
im Erntegut festgestellt<br />
werden kann. Da sich die Rückstandssituation<br />
bei Bio-Paprika<br />
<strong>und</strong> -Tafeltrauben im Jahr 2006<br />
deutlich verbessert hat, hat die<br />
Beanstandungsquote bei frischen<br />
Erzeugnissen im Vergleich zum Vorjahr<br />
erfreulicherweise wieder abgenommen:<br />
4,9 % 2006, 8,4 % 2005,<br />
nur 3,6 % 2004 <strong>und</strong> 4,5 % 2003. Da<br />
jedoch gerade bei e<strong>in</strong>em knappen<br />
Angebot <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er stark steigenden<br />
Nachfrage Verfälschungen besonders<br />
lukrativ s<strong>in</strong>d, soll der Markt auch im<br />
Jahr 2007 aufmerksam beobachtet<br />
werden.<br />
Untersuchungsergebnisse bei<br />
pflanzlichen Lebensmitteln<br />
Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 504<br />
Proben pflanzlicher Lebensmittel aus<br />
ökologischem Anbau auf Rückstände<br />
an Pflanzenschutzmitteln untersucht.<br />
Die vollständigen Ergebnisse s<strong>in</strong>d im<br />
Bericht über das Öko-Moni tor<strong>in</strong>g 2005<br />
im Internet unter www.cvua-stuttgart.de<br />
abrufbar. Nachfolgend e<strong>in</strong>e<br />
Auswahl der Ergebnisse:<br />
Blattgemüse aus ökologischem<br />
Anbau<br />
Von 57 untersuchten Blattgemüse-<br />
Proben wiesen lediglich 2 Proben<br />
Rückstände über 0,01 mg / kg auf.<br />
Fruchtgemüse aus ökologischem<br />
Anbau<br />
Insgesamt wurden 64 Proben, v. a. Paprika<br />
<strong>und</strong> Tomaten, auf Pflanzenschutzmittelrückstände<br />
untersucht. Lediglich<br />
3 % der Proben enthielten Pestizidrückstände<br />
über 0,01 mg / kg (ohne<br />
die für die ökologische Landwirtschaft<br />
zugelassenen natürlichen Stoffe). In 3<br />
Fällen wurde die Öko-Kontrollstelle auf<br />
erhöhte Gehalte h<strong>in</strong>gewiesen. Damit<br />
hat sich die Situation bei Fruchtgemüse<br />
im Vergleich zum Vorjahr deutlich<br />
verbessert: 2005 wurde bei 5 Proben<br />
(10 %) die Bezeichnung „aus ökologischem<br />
Anbau“ als irreführend beurteilt,<br />
e<strong>in</strong>e Probe wies e<strong>in</strong>en Rückstandsgehalt<br />
über der gesetzlich festgelegten<br />
Höchstmenge auf.<br />
Wurzelgemüse aus ökologischem<br />
Anbau<br />
Insgesamt wurden 38 Proben Öko-<br />
Wurzelgemüse untersucht, wobei<br />
e<strong>in</strong> deutlicher Schwerpunkt bei Karotten<br />
lag (34 Proben). Die 4 Proben<br />
Rote Bete wiesen ke<strong>in</strong>e Rückstände<br />
auf. Wie bereits 2005 wurden auch im<br />
Jahr 2006 viele Herbizide miterfasst<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> vergleichsweise vielen Proben<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Konzentrationen nachgewiesen.<br />
Während deutsche Karotten<br />
überwiegend rückstandsfrei waren<br />
(lediglich 1 Probe enthielt Spuren an 2<br />
Pestiziden), enthielten 9 der 10 Proben<br />
italienischer Bio-Karotten Rückstände.<br />
Nahezu alle Karottenproben enthielten<br />
e<strong>in</strong> oder sogar mehrere Herbizide.<br />
Ferner wurden auch Rückstände an<br />
Fungiziden <strong>und</strong> Insektiziden nachgewiesen.<br />
Insgesamt wurden 5 der 34<br />
Karottenproben (15 %!) als irreführend<br />
gekennzeichnet beanstandet. Diese<br />
hohe Beanstandungsquote deutet<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass bei Öko-Karotten die<br />
Nachfrage größer ist als das Angebot<br />
<strong>und</strong> deshalb möglicherweise auch<br />
konventionelle Ware als Öko-Ware vermarktet<br />
wird. Bereits <strong>in</strong> den Vorjahren<br />
waren italienische Bio-Karotten wegen<br />
der vergleichsweise hohen Pestizidgehalte<br />
aufgefallen. Aufgr<strong>und</strong> der Auffälligkeiten<br />
werden die Untersuchungen<br />
im Jahr 2007 fortgeführt.
Öko-Monitor<strong>in</strong>g Jahresbericht 2006 105<br />
Kartoffeln aus ökologischem<br />
Anbau<br />
Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 23<br />
Proben Kartoffeln aus ökologischem<br />
Anbau auf Pflanzenschutzmittelrückstände<br />
untersucht. 11 Proben<br />
wiesen Rückstände auf, wobei die<br />
Rückstandsgehalte von 7 Proben<br />
(30 %) über 0,01 mg / kg lagen. Die<br />
Bezeichnung „aus ökologischem Anbau“<br />
wurde bei e<strong>in</strong>er Probe, aufgr<strong>und</strong><br />
überhöhter Propamocarb-Rückstände,<br />
als irreführend beurteilt. 6 Proben<br />
Früh-Kartoffeln aus Israel <strong>und</strong> Ägypten<br />
wiesen Rückstände des nach Öko-VO<br />
nicht zugelassenen Keimhemmungsmittels<br />
Chlorpropham auf, die Gehalte<br />
lagen bei 4 Proben über 0,01 mg / kg.<br />
Die Untersuchungen bei Öko-Kartoffeln<br />
werden aufgr<strong>und</strong> dieser Rückstandsbef<strong>und</strong>e<br />
im Jahr 2007 <strong>in</strong>tensiviert<br />
werden.<br />
Zuchtpilze aus ökologischem<br />
Anbau<br />
Die Beanstandungsquote war 2005<br />
bei Zuchtpilzen mit 23 % sehr hoch,<br />
deshalb wurden die Untersuchungen<br />
zu Pilzen im Jahr 2006 fortgeführt. Insgesamt<br />
wurden 23 Proben Zuchtpilze<br />
aus ökologischem Anbau auf Pestizidrückstände<br />
untersucht. 4 Proben Austernseitl<strong>in</strong>ge<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Probe andere<br />
Pilze wiesen Rückstände an Chlormequat<br />
über 0,01 mg / kg auf. Dieser<br />
Wirkstoff wird als Halmverkürzer im<br />
konventionellen Getreideanbau e<strong>in</strong>gesetzt<br />
<strong>und</strong> gelangt vermutlich über das<br />
Substrat, auf dem die Pilze gezüchtet<br />
werden, <strong>in</strong> das Lebensmittel. Nach Anhang<br />
I Nr. 5 der Öko-V muss im Bio-<br />
Landbau jedoch auch das Sub strat<br />
(Stroh) von Bio-Getreide stammen.<br />
Die Anwendung von Halmverkürzern<br />
ist hier nicht zulässig. Bemerkenswert<br />
ist, dass Zuchtchampignons im<br />
Unterschied zum Vorjahr <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />
Fall beanstandet werden mussten.<br />
Die Proben enthielten lediglich ger<strong>in</strong>ge<br />
Spuren an Chlormequat, nur e<strong>in</strong>e<br />
Probe enthielt das Herbizid Clopyralid<br />
(0,01 mg / kg).<br />
Damit haben die 2005 ergriffenen<br />
Maßnahmen zu e<strong>in</strong>er drastischen<br />
Verbesserung der Rückstandssituation<br />
bei Zuchtchampignons aus ökologischem<br />
Anbau geführt.<br />
Beerenobst aus ökologischem<br />
Anbau<br />
Insgesamt wurden 59 Proben Beerenobst<br />
aus ökologischem Anbau<br />
auf Pestizid rückstände untersucht.<br />
2 Proben Tafeltrauben<br />
wiesen Rückstände über<br />
0,01 mg / kg auf, bei diesen<br />
Proben erfolgte e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis<br />
ÖKO !<br />
Pflanzliche Öle aus ökologischem<br />
Anbau<br />
Insgesamt wurden 16 Proben pflanzliche<br />
Öle aus ökologischem Anbau auf<br />
Pestizid rückstände untersucht. Bei<br />
pflanzlichen Ölen muss bei der Beurteilung<br />
noch e<strong>in</strong> Verarbeitungsfaktor<br />
berücksichtigt werden, da sich lipophile<br />
Pflanzenschutzmittel im Fettanteil<br />
der Ölsaaten anreichern. Bei<br />
5 Proben waren Rückstände<br />
> 0,01 mg / kg nachweisbar,<br />
es wurde jedoch ke<strong>in</strong>e Probe<br />
beanstandet (Verarbeitungsfaktor).<br />
Am häufigsten waren<br />
auf die erhöhten Gehalte. Die Zahl Rückstände an Pirimiphos-methyl,<br />
der Proben mit Mehrfachrückständen Chlorpyrifos, Endosulfan <strong>und</strong> Procymidon<br />
nachweisbar. Bei Pirimiphos-<br />
ist bei Tafeltrauben vergleichsweise<br />
hoch <strong>und</strong> könnte auf die zum Teil recht methyl handelt es sich um e<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>e Parzellierung im We<strong>in</strong>bau <strong>und</strong> Stoff, der häufig bei der Lagerhaltung<br />
damit stärker zum Tragen kommende von Getreide <strong>und</strong> Ölsaaten e<strong>in</strong>gesetzt<br />
Abdriftproblematik h<strong>in</strong>deuten. wird. Es dürfte sich demnach um Kontam<strong>in</strong>ationen<br />
<strong>in</strong> den Lagerhallen oder<br />
Zitrusfrüchte aus ökologischem Mühlen handeln. Hier müssen die<br />
Anbau<br />
Betreiber noch größere Sorgfalt aufwenden,<br />
um e<strong>in</strong>e Kontam<strong>in</strong>ation zu<br />
Insgesamt wurden 58 Proben Zitrusfrüchte<br />
aus ökologischem Anbau auf<br />
vermeiden.<br />
In Olivenölen waren 2005 teilweise<br />
Pestizid rückstände <strong>und</strong> Rückstände<br />
noch Rückstände an Fenthion nachweisbar.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Entscheidung<br />
von Oberflächenbehandlungsmitteln<br />
untersucht. Während 2004 noch<br />
2004 / 141 / EG der Europäischen Kommission<br />
(vom 12.02.2004) bzgl. der<br />
e<strong>in</strong>e relativ große Anzahl von Bio-<br />
Zitrusfrüchten ger<strong>in</strong>ge Gehalte an<br />
Nichtaufnahme von Fenthion <strong>in</strong> Anhang<br />
1 der EU-Richtl<strong>in</strong>ie 91 / 414 ist<br />
Oberflächen konservierungs stoffen<br />
aufwiesen (Kontam<strong>in</strong>ation der Ökodie<br />
Anwendung von Fenthion enthaltenden<br />
Pflanzenschutzmitteln europa-<br />
Ware <strong>in</strong> der Packstelle) sche<strong>in</strong>t dieses<br />
Problem 2006 weitgehend gelöst<br />
zu se<strong>in</strong>: Nur 4 Proben enthielten<br />
weit auch bei konventionell erzeugten<br />
Lebensmitteln nicht mehr zugelassen.<br />
Rückstände an Orthophenylphenol,<br />
Zulassungen der Mitgliedsstaaten<br />
Imazalil <strong>und</strong> Thiabendazol. Auffällig<br />
waren jedoch Zitronen meist aus<br />
mussten gemäß der Entscheidung<br />
2004 / 141 / EG bis zum 11.08.2004<br />
Italien oder Spanien, bei denen zum<br />
widerrufen werden. Bei den Untersuchungen<br />
2006 konnte nur noch <strong>in</strong><br />
Teil erhebliche Gehalte an Akariziden<br />
(Fenbutat<strong>in</strong>-oxid, Dicofol, Tetradifon)<br />
e<strong>in</strong>er Probe Olivenöl aus Griechenland<br />
festgestellt wurden. 7 der 38 Proben<br />
Fenthion nachgewiesen werden.<br />
Zitronen (18 %!) wurden als irreführend<br />
bezeichnet beurteilt, bei 3 weiteren<br />
Zitronenproben wurde auf erhöhte<br />
Gehalte an Imazalil <strong>und</strong> Azoxystrob<strong>in</strong><br />
h<strong>in</strong>gewiesen.
106 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Getreide <strong>und</strong> Erzeugnisse aus<br />
Getreide sowie Teigwaren aus<br />
ökologischem Anbau<br />
Insgesamt wurden 42 Proben Getreide,<br />
Getreidemehle, Brot, Gebäck <strong>und</strong><br />
Teigwaren aus ökologischem Anbau<br />
auf Rückstände an Pestiziden untersucht.<br />
Während bei Getreide <strong>und</strong> Getreidemehlen<br />
ke<strong>in</strong>e Rückstände an<br />
Pflanzen- <strong>und</strong> Vorratsschutzmitteln<br />
> 0,01 mg / kg nachweisbar waren,<br />
wurden bei Backwaren e<strong>in</strong>ige<br />
Proben Knäckebrot, Kräcker<br />
<strong>und</strong> Zwieback aufgr<strong>und</strong><br />
überhöhter Rückstände als<br />
irreführend bezeichnet beur-<br />
teilt. Bei den Knäcke brotproben<br />
ergab die Ursachenforschung durch<br />
die Öko-Kontrollstellen, dass die Rückstände<br />
durch Kontam<strong>in</strong>ation bei der<br />
Herstellung des Brotes zustande kamen.<br />
Der Hersteller produzierte auf<br />
der gleichen Anlage sowohl konventionelles<br />
als auch ökologischen Knäckebrot<br />
ohne ausreichende Re<strong>in</strong>igungsschritte<br />
bei der Umstellung der<br />
Produktion. Der Erfolg der zwischenzeitlich<br />
getroffenen Maßnahmen soll<br />
2007 überprüft werden.<br />
BIO !<br />
Tierische Lebensmittel<br />
Die Schadstoffgehalte liegen bei<br />
tierischen Lebensmitteln aus<br />
ökologischer <strong>und</strong> konventioneller<br />
Produktion <strong>in</strong>sgesamt sehr niedrig<br />
Persistente chlor- <strong>und</strong> bromorganische<br />
Verb<strong>in</strong>dungen reichern sich über die<br />
Nahrungskette im Fettgewebe von<br />
Tieren an. Lebensmittel tierischer Herkunft<br />
stellen daher die Hauptquelle für<br />
die Aufnahme dieser Stoffe durch<br />
den Verbraucher dar. Da es ke<strong>in</strong>e<br />
Stoffe s<strong>in</strong>d, die zur Produktion<br />
von Lebensmitteln e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden, sondern durch<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen der Luft, des<br />
Wassers oder des Bodens oder<br />
durch Tierfuttermittel e<strong>in</strong>geschleppt<br />
werden, s<strong>in</strong>d ökologisch erzeugte<br />
Lebensmittel <strong>in</strong> der Regel im selben<br />
Ausmaß betroffen wie konventionelle<br />
Produkte.<br />
Es können bei ökologisch erzeugten<br />
Produkten im E<strong>in</strong>zelfall aber auch Gehalte<br />
an e<strong>in</strong>er Umweltkontam<strong>in</strong>ante<br />
auftreten, die höher s<strong>in</strong>d als die derzeitige<br />
durchschnittliche H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung<br />
für die Schadstoff / Lebensmittel-Komb<strong>in</strong>ation.<br />
Für solche Fälle<br />
stellt sich die Frage, ob es vonseiten<br />
des Verbrauchers e<strong>in</strong>e berechtigte Erwartung<br />
geben kann, dass ökologisch<br />
erzeugte Lebensmittel ke<strong>in</strong>e höheren<br />
Gehalte an e<strong>in</strong>er Umweltkontam<strong>in</strong>ante<br />
aufweisen als e<strong>in</strong> entsprechendes<br />
Produkt aus e<strong>in</strong>em konventionellen<br />
Betrieb.<br />
Nach derzeitiger Rechtslage regelt die<br />
Verordnung über den ökologischen<br />
Landbau bezüglich der Kennzeichnung<br />
als Spezialrecht abschließend,<br />
was berechtigte Verbrauchererwartung<br />
für die ökologisch erzeugten Lebensmittel<br />
ist. Danach ist der Gehalt<br />
an e<strong>in</strong>er Umweltkontam<strong>in</strong>ante nicht<br />
als Kriterium der berechtigten Verbrauchererwartung<br />
anzusehen.<br />
Gesamtergebnisse<br />
Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 102<br />
Lebensmittel tierischer Herkunft aus<br />
ökologischer Produktion auf Kontam<strong>in</strong>anten<br />
<strong>und</strong> Pestizide untersucht.<br />
Schwerpunktmäßig kamen Eier,<br />
Fleisch / Fleischerzeugnisse / Wurstwaren<br />
sowie Fische / Fischerzeugnisse<br />
/ Krustentiere zur Untersuchung,<br />
wobei die Warenkorbuntersuchung<br />
aus früheren Jahren fortgesetzt wurde.<br />
Die Belastung dieser Lebensmittel<br />
mit chlor- <strong>und</strong> bromorganischen<br />
Kontam<strong>in</strong>anten <strong>und</strong> Pestiziden sowie<br />
Nitromoschusverb<strong>in</strong>dungen hat sich<br />
<strong>in</strong> den letzten 20 Jahren generell deutlich<br />
reduziert, wobei DDT <strong>und</strong> PCB<br />
sowie teilweise HCB noch die höchsten<br />
Konzentrationen aufweisen. Die<br />
durchschnittliche H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung<br />
liegt für die persistenten Kontam<strong>in</strong>anten<br />
<strong>und</strong> Pestizide bei den Warengruppen<br />
Fleisch <strong>und</strong> Eier derzeit<br />
unter 0,010 mg / kg Fett. Bei Fischen<br />
aus Aquakulturen ist die H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung<br />
für e<strong>in</strong>ige Stoffe – <strong>in</strong>sbesondere<br />
PCB, DDT <strong>und</strong> teilweise PBDE –<br />
deutlich höher.
Pharmakologisch wirksame Stoffe Jahresbericht 2006 107<br />
Pharmakologisch wirksame Stoffe<br />
Pharmakologisch wirksame Stoffe f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der landwirtschaftlichen Nutztierproduktion als Bestandteile von<br />
Tierarzneimittelpräparaten Verwendung <strong>und</strong> dienen damit der Krankheitsvorbeugung <strong>und</strong> -bekämpfung.<br />
Tierarzneimittelrückstände i. S. von Art. 1 (1) Verordnung (EWG) Nr. 2377 / 90 s<strong>in</strong>d alle Stoffe mit pharmakologischer<br />
Wirkung – seien es wirksame Bestandteile, Arzneiträger oder Abbauprodukte – e<strong>in</strong>schließlich ihrer<br />
Stoffwechselprodukte, die <strong>in</strong> Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs vorhanden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> aus der Anwendung<br />
des betreffenden Tierarzneimittels resultieren.<br />
Bei ordnungsgemäßer Anwendung von Tierarzneimitteln<br />
verbleiben <strong>in</strong> den von behandelten Tieren gewonnenen<br />
Lebensmitteln nur Rückstandsmengen, die als toxikologisch<br />
unbedenklich gelten. Der unsachgemäße Umgang<br />
mit Arzneimitteln, wie beispielsweise die Nichte<strong>in</strong>haltung<br />
der erforderlichen Wartezeit nach der Behandlung oder gar<br />
die rechtswidrige Applikation verbotener Wirkstoffe, kann<br />
<strong>in</strong>des zu Rückständen führen, die e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>heitliches Risiko<br />
für den Verbraucher darstellen. Die missbräuchliche<br />
Anwendung von Antibiotika birgt ferner die Gefahr der<br />
unbeabsichtigten selektiven Heranzüchtung resistenter<br />
Krankheitserreger. Antibiotikaresistente pathogene Keime<br />
können sich <strong>in</strong> Tierbeständen verbreiten oder auch auf den<br />
Menschen übergehen. Schwer oder nicht mehr heilbare<br />
Infektionskrankheiten können die Folge se<strong>in</strong>.<br />
Tiere, die der Lebensmittelgew<strong>in</strong>nung dienen, dürfen EUweit<br />
nur mit Arzneistoffen behandelt werden, die <strong>in</strong> den<br />
Anhängen I bis III der VO (EWG) Nr. 2377 / 90 aufgeführt<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Die Anhänge I <strong>und</strong> III enthalten Verzeichnisse von pharmakologisch<br />
wirksamen Stoffen, für die Höchstmengen<br />
für Rückstände festgesetzt s<strong>in</strong>d (Maximum Residue Limit,<br />
MRL). Das Verzeichnis nach Anhang II führt Stoffe auf, die<br />
nach aktuellem Kenntnisstand als toxikologisch unbedenklich<br />
gelten. Rückstände dieser Stoffe s<strong>in</strong>d nicht relevant <strong>und</strong><br />
es s<strong>in</strong>d daher ke<strong>in</strong>e Höchstmengen<br />
festzusetzen.<br />
Die Anwendung von<br />
Stoffen des Anhangs IV<br />
ist bei lebensmittelliefernden<br />
Tieren EU-weit verboten.<br />
Untersuchungen auf Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe<br />
Die Überwachung von Rückständen pharmakologisch<br />
wirksamer Stoffe <strong>in</strong> Tieren <strong>und</strong> Lebensmitteln tierischer<br />
Herkunft erfolgt auf allen Stufen der Produktions- <strong>und</strong> Handelskette.<br />
In den CVUAs werden untersucht:<br />
• Proben, die im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes<br />
(NRKP) entnommen wurden,<br />
• Planproben nach dem Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände-<br />
<strong>und</strong> Futtermittelgesetzbuch (Lebensmittel- <strong>und</strong><br />
Futtermittelgesetzbuch – LFGB),<br />
• auffällige Proben aus der Schlachttier- <strong>und</strong> Fleischuntersuchung.<br />
Der NRKP ist e<strong>in</strong> jährlich für jeden EU-Mitgliedsstaat erstellter<br />
Plan für die Entnahme <strong>und</strong> Untersuchung von Proben<br />
zur Überprüfung der Rückstandssituation <strong>in</strong> Erzeuger- <strong>und</strong><br />
Schlachtbetrieben. Dar<strong>in</strong> wird jeweils e<strong>in</strong> bestimmtes Spektrum<br />
an Stoffen vorgegeben, auf das die entnommenen<br />
Proben m<strong>in</strong>destens zu untersuchen s<strong>in</strong>d (Pflichtstoffe).<br />
Neben diesen Pflichtstoffen können bei e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten<br />
Probenanzahl die Stoffe, auf welche die entnommenen<br />
Proben zu untersuchen s<strong>in</strong>d, frei gewählt werden. Diese<br />
Wahlstoffe werden nach aktuellen Erfordernissen <strong>und</strong> Erkenntnissen<br />
aus der Tierarzneimittelüberwachung (Risikoanalysen)<br />
festgelegt.<br />
Ferner regelt der NRKP Bed<strong>in</strong>gungen für die Probenahme<br />
<strong>und</strong> def<strong>in</strong>iert Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der<br />
Untersuchungsverfahren.<br />
Die Durchführung des NRKP erfolgt mit dem Ziel:<br />
• vorschriftswidrige Behandlungen nachzuweisen,<br />
• die E<strong>in</strong>haltung von Höchstmengen zu überprüfen, <strong>und</strong><br />
• Ursachen von Rückstandsbelastungen aufzuklären.<br />
Nach nationalem <strong>und</strong> EU-Hygienerecht muss vor jeder<br />
Schlachtung e<strong>in</strong>e Schlachttier- <strong>und</strong> anschließend e<strong>in</strong>e<br />
Fleisch untersuchung durchgeführt werden. Weisen lebende<br />
Tiere physiologische bzw. physische oder psychische<br />
Veränderungen auf, die auf e<strong>in</strong>e Behandlung mit pharmakologisch<br />
wirksamen Stoffen h<strong>in</strong>deuten, oder wird z. B. e<strong>in</strong>e<br />
Injektionsstelle im Muskelfleisch entdeckt, so wird der<br />
Tierkörper beschlagnahmt <strong>und</strong> geeignetes Probenmaterial<br />
zur Analyse e<strong>in</strong>gesandt. Pathologisch verändertes Gewebe,<br />
das e<strong>in</strong>e Infektion vermuten lässt, wird durch e<strong>in</strong>e bakteriologische<br />
Fleischuntersuchung auf Krankheitserreger<br />
geprüft. Zusätzlich werden solche Proben mit dem Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Hemmstofftest (AHT) untersucht. Der Allgeme<strong>in</strong>e<br />
Hemmstofftest stellt e<strong>in</strong> biologisches Untersuchungsverfahren<br />
zur Prüfung auf Anwesenheit von Antibiotika dar.
108 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Fällt der AHT positiv aus, wird ebenfalls Probenmaterial<br />
zur weitergehenden Analyse e<strong>in</strong>gesandt.<br />
Von den Chemischen <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämtern<br />
Karlsruhe <strong>und</strong> Freiburg wurden im Rahmen des NRKP<br />
2006 <strong>in</strong>sgesamt 18 809 Untersuchungen mit Proben von<br />
11 340 verschiedenen Tieren durchgeführt. 13 708 dieser<br />
Untersuchungen (entspricht 6854 Tieren) sollten mit dem<br />
Allgeme<strong>in</strong>en Hemmstofftest durchgeführt werden. Für die<br />
übrigen 5101 Untersuchungen (<strong>in</strong> 4486 Proben) wurden<br />
überwiegend physikalkalisch chemische Verfahren verwendet.<br />
Nur bei drei Untersuchungen mit dem Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Hemmstofftest an Probenmaterialien von 2 Tieren sowie<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe „Ei“ wurden Rückstände festgestellt, die<br />
den gesetzlichen Anforderungen nicht entsprachen. Dies<br />
entspricht e<strong>in</strong>er Quote von lediglich 0,03 % aller untersuchten<br />
Proben. Die positive Eiprobe enthielt Rückstände des<br />
Coccidiostaticums Lasalocid.<br />
Im Rahmen der allgeme<strong>in</strong>en Lebensmittelüberwachung<br />
wurden 1087 Untersuchungen <strong>in</strong> 807 Planproben nach LFGB<br />
durchgeführt. Bei 21 Proben (2,6 %) wurden Rückstän-<br />
Sonderprogramm Schlachtpferde<br />
Pferde werden meist als Reittiere gehalten. Pferdefleisch<br />
<strong>und</strong> Fleischerzeugnisse aus Pferdefleisch werden<br />
z. T. aber auch von e<strong>in</strong>em Anteil der Bevölkerung gegessen.<br />
Für die als Reittiere gehaltenen Pferde stehen<br />
zur Behandlung e<strong>in</strong>ige pharmakologisch wirksame Stoffe<br />
zur Verfügung, die bei lebensmittelliefernden Tieren<br />
nicht e<strong>in</strong>gesetzt werden dürfen. Deshalb müssen für<br />
Pferde, die der Lebensmittelgew<strong>in</strong>nung dienen sollen,<br />
Pferdepässe vorhanden se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> die beispielsweise auch<br />
die verabreichten Tierarzneimittel e<strong>in</strong>getragen werden<br />
sollen. Bei e<strong>in</strong>er EU-Inspektion war zufällig aufgefallen,<br />
dass beim Schlachten von Pferden entweder nur kurz<br />
vor Schlachtung, nur oberflächlich ausgestellte oder<br />
zum Teil auch ke<strong>in</strong>e Pferdepässe vorhanden waren.<br />
Da bei Pferden meist nur ger<strong>in</strong>ge Probenzahlen auf<br />
Rückstände von Tierarzneimittel untersucht werden,<br />
wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sonderprogramm alle während e<strong>in</strong>es<br />
Zeitraumes von 4 Wochen zur Schlachtung gebrachten<br />
Pferde überprüft. 62 dieser Pferde wurden <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang auf Rückstände folgender pharmakologisch<br />
wirksamer Stoffe getestet: Wachstumsförderer<br />
(ß-Agonisten), Entzündungshemmer (Nichtsteroidale<br />
Antiphlogistika e<strong>in</strong>schließlich Phenylbutazon sowie teilweise<br />
auch auf Corticosteroide [z. B. Cortison]) <strong>und</strong> Antibiotika<br />
(Übersichtsanalyse, Hemmstofftests). In ke<strong>in</strong>er<br />
dieser 62 Proben waren Rückstände nachweisbar.<br />
Phenylbutazon <strong>in</strong> Pferdewurst<br />
In e<strong>in</strong>er Probe Pferdewurst wurden Rückstände von<br />
Phenylbutazon <strong>und</strong> Oxyphenbutazon festgestellt.<br />
Phenylbutazon wird als Arzneistoff aus der Gruppe der<br />
nichtsteroidalen Antiphlogistika verwendet. Phenylbutazon<br />
war das erste nichtsteroidalen Antirheumatikum,<br />
das <strong>in</strong> Deutschland zugelassen wurde. Der Wirkstoff<br />
wird <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Großtierpraxen häufig e<strong>in</strong>gesetzt. Bei<br />
Pferden wird Phenylbutazon sehr häufig therapeutisch<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, im Pferdesport auch zu Dop<strong>in</strong>gzwecken.<br />
Die Metabolisierung von Phenylbutazon erfolgt <strong>in</strong> der<br />
Leber. Dabei wird Oxyphenbutazon als ebenfalls wirksamer<br />
Metabolit gebildet. In der Europäischen Union<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs die Verwendung von Phenylbutazon bei<br />
lebensmittelliefernden Tieren nicht zugelassen. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> wurde die Probe beanstandet.
Pharmakologisch wirksame Stoffe Jahresbericht 2006 109<br />
de von pharmakologisch wirksamen<br />
Stoffen festgestellt, 9 dieser Proben<br />
(1,1 %) enthielten Rückstände, die<br />
den gesetzlichen Anforderungen nicht<br />
entsprachen.<br />
Die Rückstände der 9 nicht gesetzeskonformen<br />
Proben gehörten zu folgenden<br />
Stoffgruppen (Anzahl der Proben<br />
jeweils <strong>in</strong> Klammern): Sulfonamide (2),<br />
Coccidiostatica (3), Nitrofuranmetabolite<br />
(2), Triphenylmethanfarbstoffe (1),<br />
Phenylbutazon (1). Darüber h<strong>in</strong>aus waren<br />
<strong>in</strong> 12 Proben Rückstände von Tetracycl<strong>in</strong>en<br />
jeweils unterhalb entsprechender<br />
Höchstmengen vorhanden.<br />
Ke<strong>in</strong> Dop<strong>in</strong>g beim Schwe<strong>in</strong><br />
Bei der Untersuchung auf Rückstände<br />
von Anabolika wurden im<br />
Ur<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Schwe<strong>in</strong>s Rückstände<br />
an Nandrolon (17beta-Hydroxyestra-4-en-3-on;<br />
19-Nortestosteron-<br />
17ß) <strong>in</strong> Höhe von 25 µg / kg auffällig.<br />
Nandrolon ist e<strong>in</strong> sehr effektives<br />
Anabolikum, welches die<br />
Muskelbildung stark fördert <strong>und</strong><br />
deshalb illegal als Leistungsförderer<br />
bei Masttieren <strong>und</strong> bei Sportlern<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden kann. Sowohl<br />
bei Kontrollen <strong>in</strong> der Tiermast<br />
als auch bei Dop<strong>in</strong>gkontrollen im<br />
Sport hatte es <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />
e<strong>in</strong>ige positive Bef<strong>und</strong>e gegeben.<br />
Als Grenzwert für Nandrolon<br />
s<strong>in</strong>d 2 µg / l Ur<strong>in</strong> festgelegt.<br />
Zweifel an e<strong>in</strong>er illegalen Behandlung<br />
mit Nandrolon waren angebracht,<br />
da es sich bei der untersuchten<br />
Probe um den Ur<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es<br />
sogenannten „B<strong>in</strong>nenebers“<br />
(Spitzeber) handelte. B<strong>in</strong>neneber<br />
s<strong>in</strong>d männlich Schwe<strong>in</strong>e, bei denen<br />
die Hoden <strong>in</strong> der Bauchhöhle<br />
entwickelt s<strong>in</strong>d. Dies kommt <strong>in</strong> der<br />
Natur immer wieder vor <strong>und</strong> ist folgendermaßen<br />
erklärbar:<br />
Die Keimdrüsen (Hoden <strong>und</strong> Ovarien)<br />
entstehen <strong>in</strong> der Embryonalphase<br />
aus der Urniere. Während<br />
Streptomyc<strong>in</strong> als Wirkstoff gegen bakteriellen Feuerbrand<br />
Das Antibiotikum Streptomyc<strong>in</strong> ist als Die Anwendung streptomyc<strong>in</strong>haltiger<br />
Wirkstoff <strong>in</strong> 3 Pflanzenbehandlungsmitteln<br />
(PSM) enthalten, deren E<strong>in</strong>satz chungen begleitet. Während der Obst-<br />
PSM wird durch amtliche Untersu-<br />
2006 zur Bekämpfung der bakteriellen blüte wurden daher <strong>in</strong> 66 verschiedenen<br />
Obstanlagen Blüten als Proben<br />
Feuerbrandkrankheit im Erwerbsobstbau<br />
über Ausnahmegenehmigungen erhoben. E<strong>in</strong> Viertel der Proben (16)<br />
möglich war.<br />
wurde aus Anlagen erhoben, <strong>in</strong> denen<br />
e<strong>in</strong>e Behandlung aufgr<strong>und</strong> der<br />
Streptomyc<strong>in</strong>haltige PSM können von<br />
Obstbauern nur nach Erhalt e<strong>in</strong>es Berechtigungssche<strong>in</strong>s<br />
erworben <strong>und</strong> möglich gewesen wäre. In 10 dieser<br />
Erteilung von Berechtigungssche<strong>in</strong>en<br />
dürfen auch dann nur nach vorheriger Proben wurden <strong>in</strong> den Blüten Rückstände<br />
von Streptomyc<strong>in</strong> im Bereich<br />
Ankündigung angewendet werden.<br />
Hierdurch sollen Kontam<strong>in</strong>ationen zwischen 400 µg / kg <strong>und</strong> 5000 µg / kg<br />
von Bienen mit Streptomyc<strong>in</strong> <strong>und</strong> damit<br />
des von diesen Bienen erzeugten der Proben stammte dagegen aus<br />
festgestellt. Die Mehrzahl von 75 %<br />
Honigs verh<strong>in</strong>dert werden.<br />
Obstanlagen, deren Besitzer ke<strong>in</strong>e<br />
Berechtigungssche<strong>in</strong>e zum Erwerb<br />
von streptomyc<strong>in</strong>haltigen PSM beantragt<br />
hatten <strong>und</strong> die deshalb diese<br />
PSM nicht anwenden durften. In e<strong>in</strong>er<br />
die Ovarien im Bauchraum verbleiben,<br />
wandern die Hoden durch den <strong>in</strong> den Blüten 4800 µg / kg Strep-<br />
Probe aus diesen Obstanlagen wur-<br />
den Leistenkanal nach außen <strong>in</strong> tomyc<strong>in</strong> festgestellt. Bei der anschließend<br />
durchgeführten Befragung gab<br />
den Hodensack. Ist der Leistenkanal<br />
verengt, verbleiben die beiden<br />
oder nur e<strong>in</strong>er der Hoden im streptomyc<strong>in</strong>haltiger PSM aus dem<br />
der Landwirt zu, dass er Restmengen<br />
Bauchraum <strong>und</strong> man spricht von Jahr 2005 angewendet habe.<br />
Kryptorchismus.<br />
35 Honige aus der Erstschleuderung,<br />
Durch die höhere Temperatur im die aus Gebieten mit Feuerbrandbekämpfung<br />
stammten, wurden eben-<br />
Bauchraum kann die Hormonproduktion<br />
verstärkt se<strong>in</strong>, während falls auf Rückstände von Streptomyc<strong>in</strong><br />
untersucht. Davon waren nur <strong>in</strong> 2<br />
die Produktion der Spermien <strong>in</strong><br />
der Regel gestört ist.<br />
Proben ger<strong>in</strong>ge Rückstandsmengen<br />
von Streptomyc<strong>in</strong> enthalten. E<strong>in</strong>e Honigprobe<br />
enthielt 10 µg / kg Streptomy-<br />
Zur Klärung des Sachverhaltes<br />
wurden bei 11 B<strong>in</strong>nenebern aus<br />
c<strong>in</strong>, die zweite 18 µg / kg. Obwohl der<br />
verschiedenen Mastbetrieben<br />
zulässige Grenzwert für Streptomyc<strong>in</strong><br />
die Gehalte von Testosteron <strong>und</strong><br />
(20 µg / kg) bei beiden Proben nicht<br />
Nandrolon im Ur<strong>in</strong> sowie von Androstenon<br />
(Ebergeruchssteroid)<br />
erreicht wurden, wurde die gesamte<br />
Charge der zweiten Honigprobe freiwillig<br />
nicht <strong>in</strong> Verkehr gebracht.<br />
im Fleisch bestimmt. Die Untersuchungsdaten<br />
zeigen auf, dass vor<br />
allem bei den älteren B<strong>in</strong>nenebern<br />
erhöhte Gehalte von Testosteron<br />
<strong>und</strong> Nandrolon im Ur<strong>in</strong> sowie von<br />
Androstenon im Fleisch vorkommen<br />
können. Die Höchstgehalte<br />
im Ur<strong>in</strong> lagen bei 340 µg / l Nandrolon<br />
<strong>und</strong> 100 µg / l Testosteron. Der<br />
Höchstgehalt von Androstenon<br />
im Fleisch betrug 3 800 µg / kg.<br />
Die Probe wurde daher nicht beanstandet.
110 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Antibiotika <strong>in</strong> Honig<br />
Antibiotika s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Europäischen<br />
Union zur Anwendung bei Bienen<br />
nicht zugelassen. Demzufolge dürfen<br />
<strong>in</strong> Honig ke<strong>in</strong>e Rückstände von Antibiotika<br />
vorhanden se<strong>in</strong>. Lediglich für<br />
das zur Gruppe der Am<strong>in</strong>oglycoside<br />
gehörende Antibiotikum Streptomyc<strong>in</strong><br />
ist <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Höchstmenge<br />
von 20 µg / kg festgelegt. In Baden-<br />
Württemberg wurden 69 Stichproben<br />
aus der Lebensmittelüberwachung<br />
auf Rückstände zahlreicher Antibiotika<br />
untersucht. In 2 dieser Honige<br />
waren Rückstände von Sulfonamiden<br />
enthalten. E<strong>in</strong> Wabenhonig enthielt<br />
weit mehr als 1000 µg / kg Sulfadimid<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong> Blütenhonig enthielt sowohl<br />
15 µg / kg Sulfathiazol als auch<br />
21 µg / kg Sulfadimid<strong>in</strong>. Sulfonamide<br />
s<strong>in</strong>d Chemotherapeutika, welche aufgr<strong>und</strong><br />
der Hemmung des E<strong>in</strong>baus von<br />
para-Am<strong>in</strong>obenzoesäure <strong>in</strong> Folsäure<br />
bakteriostat wirken. In der Literatur<br />
f<strong>in</strong>den sich unter anderem H<strong>in</strong>weise<br />
darauf, dass Sulfonamide zur Bekämpfung<br />
der Amerikanischen Faulbrut bei<br />
Bienen e<strong>in</strong>gesetzt werden können<br />
(Lit. z. B.: Journal of Chromatography<br />
463 (1989) 229–233). Diese beiden<br />
Honige wurden beanstandet.<br />
Nicarbaz<strong>in</strong> <strong>in</strong> Wachteleiern<br />
In 3 verschiedenen Proben von Wachteleiern<br />
wurden Rückstände des Coccidiostaticums<br />
Nicarbaz<strong>in</strong> festgestellt.<br />
Die Verwendung von Nicarbaz<strong>in</strong> als<br />
Futtermittelzusatzstoff für Mastgeflügel<br />
ist bereits seit Mai 2002 nicht<br />
mehr erlaubt. Der Zusatzstoff E 772<br />
(Maxiban G 160) enthält zwar neben<br />
Nicarbaz<strong>in</strong> auch Naras<strong>in</strong> zu gleichen<br />
Teilen, ist aber nur zur Anwendung bei<br />
Masthühnern zugelassen <strong>und</strong> nicht<br />
bei Wachteln, die zur Eiergew<strong>in</strong>nung<br />
gehalten werden. Beide Proben wurden<br />
daher beanstandet.<br />
Rückstände von Malachitgrün <strong>in</strong><br />
Forellen<br />
Malachitgrün gehört chemisch zur<br />
Gruppe der Triphenylmethanfarbstoffe<br />
<strong>und</strong> f<strong>in</strong>det vorwiegend Verwendung<br />
als synthetischer Farbstoff (z. B. <strong>in</strong> der<br />
Lackherstellung). Malachitgrün stellt<br />
aber auch e<strong>in</strong> hochwirksames Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
dar <strong>und</strong> vermag darüber<br />
h<strong>in</strong>aus äußerst effektiv verschiedene<br />
Parasiten (Pilze, Bakterien, E<strong>in</strong>zeller)<br />
zu bekämpfen, die Fische <strong>und</strong> Fischeier<br />
befallen. Daher wird es oft <strong>in</strong> der<br />
Zierfischmediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>in</strong>sbesondere<br />
gegen die Weißpünktchenkrankheit.<br />
Malachitgrün steht jedoch im<br />
Verdacht krebserregend <strong>und</strong> erbgutschädigend<br />
zu se<strong>in</strong>. Zur Vermeidung<br />
e<strong>in</strong>er möglichen ges<strong>und</strong>heitlichen Gefährdung<br />
des Verbrauchers ist konsequenterweise<br />
e<strong>in</strong>e Anwendung von<br />
Malachitgrün als Tierarzneimittel bei<br />
lebensmittelliefernden Tieren EU-weit<br />
nicht erlaubt.<br />
In e<strong>in</strong>er Forellenprobe von <strong>in</strong>sgesamt<br />
56 untersuchten Proben von Fischen<br />
(See-, Süßwasserfische <strong>und</strong> Forellenkaviar)<br />
auf Triphenylmethanfarbstoffe<br />
wurden Rückstände von Leukomalachitgrün,<br />
das Haupt-Stoffwechselabbauprodukt<br />
von Malachitgrün, nachgewiesen.<br />
Der ermittelte Gehalt lag<br />
bei 3,3 µg / kg.<br />
Nitrofuranmetaboliten <strong>in</strong> Shrimps<br />
Nitrofurane zählen zu den Anhang-IV-<br />
Stoffen der VO (EWG) Nr. 2377 / 90<br />
d. h. die Anwendung von Nitrofuranen<br />
ist aufgr<strong>und</strong> genotoxischer sowie<br />
karz<strong>in</strong>ogener Wirkungen EU-weit<br />
verboten. Nitrofurane s<strong>in</strong>d bakteriostatisch<br />
wirkende Chemotherapeutika,<br />
deren Wirkungsspektrum sowohl<br />
grampositive als auch gramnegative<br />
Bakterien umfasst. Alle Nitrofurane<br />
werden im Organismus sehr schnell<br />
metabolisiert. Nitrofurane werden<br />
daher <strong>in</strong> unveränderter Form nicht<br />
mehr vorgef<strong>und</strong>en. Deshalb wird der<br />
Nachweis e<strong>in</strong>er Anwendung von Nitrofuranen<br />
über die Untersuchung von<br />
bestimmten Zielanalyten geführt. Bei<br />
diesen Zielanalyten handelt es sich um<br />
spezifische, an Prote<strong>in</strong>e geb<strong>und</strong>ene<br />
Metaboliten der Nitrofurane. Die Metaboliten<br />
werden durch saure Hydrolyse<br />
abgespalten <strong>und</strong> gleichzeitig mit<br />
o-Nitrobenzaldehyd derivatisiert. Der<br />
Nachweis <strong>und</strong> die Bestimmung der<br />
Nitrofuranmetaboliten erfolgt mithilfe<br />
der HPLC-MS / MS. Insgesamt<br />
wurden 33 Proben Shrimps aus der<br />
Lebensmittelüberwachung auf Rückstände<br />
von prote<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>enen Nitrofuranmetaboliten<br />
untersucht. In 2 Proben<br />
Shrimps (6 %) konnte der Stoff<br />
Semicarbazid (SEM) e<strong>in</strong>deutig nachgewiesen<br />
werden. Bei SEM handelt es<br />
sich um e<strong>in</strong>en Metaboliten des Nitrofurans<br />
Furazolidon. Beide Proben wurden<br />
deshalb beanstandet.
Lebensmittelallergene Jahresbericht 2006 111<br />
Nachweis von Lebensmittelallergenen<br />
Immerh<strong>in</strong> jede vierte untersuchte Probe verpackter Lebensmittel wies Spuren der Lebensmittel allergene<br />
Haselnuss, Mandel sowie Senf auf, jede fünfte enthielt Ei- oder Milchbestandteile <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Mengen –<br />
ohne e<strong>in</strong>e entsprechende Allergenkennzeichnung. Aber auch gut e<strong>in</strong> Jahr nach E<strong>in</strong>führung der Kennzeichnungs<br />
regelungen verpflichtet e<strong>in</strong> Nachweis von Allergenen nicht zwangsläufig zur Kennzeichnung.<br />
Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Verunre<strong>in</strong>igungen s<strong>in</strong>d häufig Ursache für Allergen-Spuren <strong>in</strong> Lebensmitteln <strong>und</strong><br />
müssen nach wie vor nicht obligatorisch deklariert werden.<br />
Pflanzliche Lebensmittel<br />
Erdnuss<br />
Sojabohne<br />
Baumnüsse (Haselnuss, Walnuss, Mandel etc.)<br />
Weizen<br />
Sesam<br />
Senf<br />
Sellerie<br />
Lup<strong>in</strong>e<br />
Tierische Lebensmittel<br />
Kuhmilch<br />
Hühnerei<br />
Fisch<br />
Schalentiere<br />
Weichtiere<br />
Tabelle:<br />
Bedeutendste allergene Lebensmittel<br />
Regelungen für Kreuzkontam<strong>in</strong>ationen noch nicht <strong>in</strong> Sicht<br />
E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag allergener Bestandteile <strong>in</strong> Lebensmitteln kann<br />
viele Ursachen haben wie verunre<strong>in</strong>igte Rohstoffe, Gerätschaften<br />
oder Stäube. Werden <strong>in</strong> denselben Betrieben<br />
(oder gar Produktionsl<strong>in</strong>ien) allergenfreie <strong>und</strong> allergenhaltige<br />
Produkte verarbeitet, können Verunre<strong>in</strong>igungen durch<br />
Allergene <strong>in</strong> den laut Rezeptur „allergenfreien“ Lebensmitteln<br />
oft nicht ganz ausgeschlossen werden. Durch solche<br />
Kreuzkontam<strong>in</strong>ation verursachte Allergenanteile s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong><br />
nicht kennzeichnungspflichtig <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Verpflichtung,<br />
diese zu reduzieren, ist im geltenden Lebensmittelrecht<br />
derzeit noch nicht vorgesehen.<br />
Empf<strong>in</strong>dliche Allergiker sollten auch ger<strong>in</strong>ge Allergen-Spuren<br />
beim Kauf erkennen, selbst wenn diese nur über e<strong>in</strong>e<br />
Kreuzkontam<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> das Produkt gelangt s<strong>in</strong>d.<br />
Wenn allerd<strong>in</strong>gs nahezu sämtliche <strong>in</strong>frage kommenden<br />
Allergene <strong>in</strong> der Kennzeichnung genannt werden (s. Abbildung),<br />
drängt sich die Frage auf, ob diese freiwilligen<br />
H<strong>in</strong>weise wirklich immer notwendig s<strong>in</strong>d.<br />
Den betroffenen Personen bleibt ke<strong>in</strong>e Wahl, als diese Produkte<br />
ganz zu meiden. In e<strong>in</strong>igen Fällen wäre es aufgr<strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>er Risikobewertung im Rahmen des Allergen-Managements<br />
möglicherweise vertretbar, auf die Kennzeichnung<br />
des e<strong>in</strong> oder anderen Allergens zu verzichten.<br />
* Vieths et al. Allergo J. 2006 15, 114 – 122<br />
** ungefähre Nachweisgrenzen<br />
Im Rahmen der Überprüfung der e<strong>in</strong>heimischen Hersteller<br />
wurde daher auch die „kann … enthalten“- oder Spuren-<br />
Kennzeichnung h<strong>in</strong>terfragt <strong>und</strong> gebeten, praktikable Vermeidungsmöglichkeiten<br />
zu prüfen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Grenzwerte, welche Allergen-E<strong>in</strong>träge durch<br />
Kreuzkontam<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>schließen, hier mittelfristig die<br />
beste Lösung. Auch Allergologenverbände haben 2006 für<br />
solche Grenzwerte plädiert (s. u.).<br />
Um solche Grenzwerte auch überwachen zu können, müssen<br />
quantitative Analysenverfahren verfügbar se<strong>in</strong>. Dies<br />
ist nach wie vor nur e<strong>in</strong>geschränkt der Fall. Zwar konnten<br />
2006 weitere Fortschritte, etwa beim Nachweis allergener<br />
Lebensmittelbestandteile durch molekularbiologische<br />
Verfahren auf Basis der real-time-PCR erzielt werden. E<strong>in</strong>e<br />
Quantifizierung ist derzeit allerd<strong>in</strong>gs nur mittels immunologischer<br />
(zumeist ELISA-) Verfahren möglich – <strong>und</strong> auch hier<br />
gibt es noch Handlungsbedarf bei der Standardisierung <strong>und</strong><br />
der Herstellung von Referenzmaterialien.<br />
Vorschlag Allergologenverbände *<br />
mg / kg<br />
analytische Möglichkeiten **<br />
mg / kg<br />
allergenes Lebensmittel (z. B. Haselnuss) 10 – 100 2 – 50<br />
allergenes Prote<strong>in</strong> (z. B. Haselnussprote<strong>in</strong>) 1 – 10 0,5 – 5<br />
Tabelle:<br />
Grenzwertvorschläge<br />
<strong>und</strong><br />
analytische<br />
Möglichkeiten
112 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
An den CVUAs wurden 2006 <strong>in</strong>sgesamt 783 Untersuchungen<br />
bei Proben ohne Allergendeklaration durchgeführt. In<br />
116 Fällen (= 15 %) wurden dabei nicht deklarierte Allergene<br />
festgestellt. Bei positiven Bef<strong>und</strong>en musste zunächst im<br />
Herstellungsbetrieb geklärt werden, ob e<strong>in</strong>e (nicht kennzeichnungspflichtige)<br />
Kreuzkontam<strong>in</strong>ation oder e<strong>in</strong>e nicht<br />
gekennzeichnete Zutat die Ursache war.<br />
Weitere 348 Untersuchungen, vor allem auf Erdnuss, Haselnuss<br />
<strong>und</strong> Mandel, wurden durchgeführt bei Produkten<br />
mit „kann … enthalten“- Deklaration dieser Allergene. In<br />
40 % dieser Proben waren Allergene auch nachweisbar; zum<strong>in</strong>dest<br />
bei den e<strong>in</strong>heimischen Herstellern wurde diese Art<br />
der Kennzeichnung auf den Prüfstand genommen (s.u.).<br />
Untersucht wurden alle verpackten Lebensmittel, Schwerpunkte<br />
waren Backwaren, Nudeln, Schokolade, Wurstwaren<br />
<strong>und</strong> Fertiggerichte.<br />
Die Ergebnisse bei den am häufigsten untersuchten Allergenen<br />
(verpackte Ware ohne H<strong>in</strong>weise auf die jeweiligen<br />
Allergene) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Grafik dargestellt.<br />
Der Anteil positiver Proben lag bei diesen Allergenen zwischen<br />
3 <strong>und</strong> 25 % <strong>und</strong> hat sich gegenüber 2005 – also<br />
vor dem Inkrafttreten der Kennzeichnungspflicht – jeweils<br />
kaum verändert.<br />
Erfreulicherweise wurde <strong>in</strong> nur wenigen Proben (z. B. Schokolade,<br />
s. u.) nicht deklarierte Erdnuss nachgewiesen. Bei<br />
Erdnussallergikern können schwerwiegende Symptome<br />
auch nach Aufnahme ger<strong>in</strong>ger Mengen auftreten.<br />
Grafik:<br />
Allergenuntersuchungen 2006 – verpackte Ware<br />
ohne H<strong>in</strong>weis<br />
positive Proben negative Proben<br />
Wurstwaren – Senf <strong>und</strong> andere Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
Insgesamt 82 verpackte Wurstprodukte aus <strong>in</strong>dustrieller<br />
<strong>und</strong> handwerklicher Herstellung wurden im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />
b<strong>und</strong>esweiten Überwachungsprogramms auf Allergene<br />
überprüft. In knapp jeder fünften untersuchten Wurstprobe<br />
waren nicht deklarierte Verunre<strong>in</strong>igungen durch Senf nachweisbar,<br />
jede zehnte enthielt Milchprote<strong>in</strong> ohne entsprechende<br />
H<strong>in</strong>weise, hier bis zu 350 Milligramm des Milchprote<strong>in</strong>s<br />
Case<strong>in</strong>. Weitere nachgewiesene Allergene waren<br />
Sellerie <strong>und</strong> Gluten, obwohl die betroffenen Produkte sogar<br />
als „glutenfrei“ beworben waren.<br />
In e<strong>in</strong>igen Fällen zeigten die Ermittlungen vor Ort, dass<br />
der Senf- <strong>und</strong> der Sellerie-E<strong>in</strong>trag über die Gewürze erfolgte<br />
<strong>und</strong> nicht als kennzeichnungsfreie Kontam<strong>in</strong>ation<br />
zu bewerten ist.<br />
Nussallergiker: Vorsicht bei Schokolade!<br />
Spuren von Haselnüssen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen Schokoladen enthalten,<br />
obwohl die Rezeptur dies eigentlich nicht vorsieht.<br />
So waren von 140 auf Haselnuss untersuchten Proben 81<br />
(= 58 %) positiv. Da Haselnüsse vor allem über „cross contacts“<br />
bei der Herstellung <strong>in</strong> Schokoladen gelangen können,<br />
weisen sehr viele Hersteller <strong>in</strong> der Kennzeichnung auf<br />
mögliche Spuren h<strong>in</strong> (siehe auch Kapitel II, Betriebskontrollen).<br />
So enthielten fast alle positiv getesteten Erzeugnisse<br />
e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf Spuren an Nüssen. Allerd<strong>in</strong>gs wurden<br />
<strong>in</strong> 14 Proben Anteile zum Teil deutlich über 100 Milligramm<br />
pro Kilogramm, <strong>in</strong> 4 Proben gar über 10 Gramm (bis zu 23<br />
Gramm) pro Kilogramm festgestellt. Solche Anteile können<br />
ke<strong>in</strong>eswegs mehr als „Spur“ angesehen werden.<br />
Deutlich besser ist die Situation bei der für Allergiker besonders<br />
kritischen Erdnuss; <strong>in</strong>sgesamt nur zwei von 59<br />
Schokoladen-Proben ohne H<strong>in</strong>weis auf Erdnuss waren positiv.<br />
Erdnuss-Spuren waren auch bei Spurendeklaration <strong>in</strong><br />
ke<strong>in</strong>er der <strong>in</strong> Baden-Württemberg hergestellten Schokoladenprodukte<br />
nachweisbar.<br />
Probenzahl<br />
250<br />
200<br />
250<br />
200<br />
150<br />
150<br />
100<br />
100<br />
50<br />
50<br />
0<br />
0<br />
Erdnuss<br />
Haselnuss<br />
Mandel<br />
Sellerie<br />
Senf<br />
Glutenhaltiges<br />
Getreide<br />
Milch, Case<strong>in</strong>,<br />
ß-Lactoglobul<strong>in</strong><br />
Ei<br />
Soja<br />
Allergene_verpackt 2006
Lebensmittelallergene Jahresbericht 2006 113<br />
Untersuchungen bei „glutenfreien“ Produkten<br />
Etwa jede tausendste Person leidet <strong>in</strong> Deutschland an Zöliakie (synonym:<br />
Untersuchungsergebnisse 2006<br />
Sprue), e<strong>in</strong>er chronischen Erkrankung des Dünndarms. Verursacht<br />
Mit 35 % gegenüber 21 % im Vorjahr<br />
wird Zöliakie durch bestimmte Getreideprote<strong>in</strong>e, dem Gluten. Problematische<br />
glutenhaltige Getreidearten s<strong>in</strong>d vor allem Weizen <strong>und</strong> D<strong>in</strong>kel,<br />
hat der Anteil der auf Gluten positiv<br />
getesteten Proben deutlich zugenommen.<br />
Insgesamt 17 von 81 „gluten-<br />
Roggen <strong>und</strong> Gerste.<br />
Zöliakiepatienten müssen sich lebenslang von glutenfreien<br />
frei“ gekennzeichneten Proben enthielten Glutenanteile<br />
Lebensmitteln ernähren. Hersteller von Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> über 20 Milligramm pro Kilogramm (maximal 192 mg / kg<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung sowie e<strong>in</strong>e Reihe von Backwaren- <strong>und</strong> <strong>in</strong> Teigwaren).<br />
Teigwarenherstellern bieten daher eigens „glutenfreie“ Allerd<strong>in</strong>gs wurden schwerpunktmäßig Produkte von Betrieben<br />
Produkte an, bei deren Herstellung e<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung<br />
untersucht, die auch <strong>in</strong> den Vorjahren bereits Auffäl-<br />
durch Gluten bzw. glutenhaltigen Getreidearten unbed<strong>in</strong>gt ligkeiten zeigten. So werden teilweise neben glutenfreien<br />
vermieden werden soll. Die Produkte s<strong>in</strong>d durch das durchgestrichene<br />
auch glutenhaltige Erzeugnisse (z. B. auch D<strong>in</strong>kel) auf den-<br />
Ährensymbol erkennbar.<br />
selben Produktionsl<strong>in</strong>ien verarbeitet.<br />
E<strong>in</strong> besonders betroffener Betrieb wurden aufgefordert,<br />
< 20 mg / kg (Grenzwert)<br />
se<strong>in</strong>e Eigenkontroll- <strong>und</strong> Trennungsmaßnahmen zu verbessern.<br />
> 20 mg / kg<br />
Stark erhöhte, bei Zöliakiepatienten ges<strong>und</strong>heitsgefährdende<br />
> 2 000 mg / kg (0 %)<br />
Anteile von Gluten über 2000 Milligramm pro Kilogramm<br />
wurden im Gegensatz zu 2005 jedoch nicht festgestellt.<br />
Grafik: Untersuchungs ergebnisse<br />
21 %<br />
14 %<br />
35 % positiv<br />
65 % negativ<br />
Gluten 2006<br />
Codex Alimentarius – Standard für „glutenfreie“ Produkte noch nicht verabschiedet<br />
Zöliakiepatienten reagieren unterschiedlich stark auf<br />
Gluten. Teilweise können – ähnlich wie bei Lebensmittelallergenen<br />
– bereits sehr niedrige Glutenmengen<br />
Symptome auslösen.<br />
Seit geraumer Zeit wird durch den Codex Alimentarius<br />
e<strong>in</strong> weltweiter Standard ausgearbeitet, im Jahr 2006<br />
wurden die Grenzwert-Vorschläge noch e<strong>in</strong>mal leicht<br />
verändert (s. u.).<br />
Erfahrungsgemäß wird laut Deutscher Gesellschaft für<br />
Zöliakie e<strong>in</strong>e Gesamtmenge von 10 mg pro Tag als tolerabel<br />
angesehen.<br />
Lebensmittel<br />
aktueller Vorschlag Codex Alimentarius Grenzwert<br />
(<strong>in</strong> mg Gluten im verzehrsfertigen Lebensmittel)<br />
aus natürlicherweise glutenfreien Zutaten (z. B. Mais, Reis) 20<br />
hergestellt aus ursprünglich glutenhaltigen Rohstoffen (z. B. Weizenstärke) 200<br />
Tabelle:<br />
Neue Grenzwert-<br />
Vorschläge für den<br />
Codex Alimentarius
114 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
Weiterh<strong>in</strong> nur <strong>in</strong> Form von Verunre<strong>in</strong>igungen gelangen gentechnische Veränderungen hier zu Lande <strong>in</strong><br />
Lebensmittel. Gentechnisch veränderte (gv) Produkte mit entsprechender Kennzeichnung s<strong>in</strong>d dagegen so<br />
gut wie nicht anzutreffen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs haben 2006 die F<strong>und</strong>e von nicht zugelassenem gv Reis die Diskussion um die Gentechnik <strong>in</strong><br />
Lebensmitteln wieder entfacht. Auch die Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Pflanzen (GVP) <strong>in</strong><br />
der EU s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>s Stocken geraten. Ende 2006 standen 30 Zulassungen bei Mais, Raps, Soja <strong>und</strong> Baumwolle<br />
<strong>in</strong>zwischen 36 offenen Zulassungsanträgen gegenüber.<br />
Wenn auch die Gentechnik bei Lebensmitteln derzeit noch<br />
e<strong>in</strong>en Bogen um Europa macht, ist sie weltweit weiter auf<br />
dem Vormarsch. GVP wurden 2006 <strong>in</strong> den USA auf knapp<br />
90 % der Soja- sowie 60 % der Maisanbauflächen geerntet.<br />
Aber auch <strong>in</strong> Brasilien, dem weltweit wichtigsten Anbauland<br />
für konventionelle Soja, hat besonders <strong>in</strong> den südlichen<br />
Regionen der Anbau von gv Soja stark zugenommen.<br />
GVP können über Importe aus Anbauländern oder durch<br />
verunre<strong>in</strong>igtes Saatgut auch <strong>in</strong> hier vermarktete Lebensmittel<br />
gelangen.<br />
Aktuelle Informationen über Zulassungsanträge, den derzeitigen<br />
Stand des Anbaus von GVP <strong>und</strong> des E<strong>in</strong>satzes<br />
der Gentechnik im Lebensmittelbereich s<strong>in</strong>d unter www.<br />
transgen.de zugänglich.<br />
Grenzwerte, Auslöseschwellenwerte <strong>und</strong> Nulltoleranz<br />
Seit 2004 beträgt der Grenzwert für<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen durch GVP 0,9 %.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs gilt dieser nur für GVP, welche<br />
das europäische Zulassungsverfahren<br />
durchlaufen haben. Wird dieser<br />
Wert überschritten, müssen die Produkte<br />
gekennzeichnet werden.<br />
Derzeit werden <strong>in</strong> praktisch allen positiven<br />
Lebensmittelproben Anteile<br />
unter 0,9 % festgestellt. Handelt es<br />
sich um zugelassene GVP, können<br />
diese von der Kennzeichnungspflicht<br />
befreit werden. Dazu muss aber der<br />
Nachweis vorliegen, dass die festgestellten<br />
gentechnischen Veränderungen<br />
„zufällig“ oder „technisch nicht zu<br />
vermeiden“ s<strong>in</strong>d. Entsprechende Ermittlungen<br />
vor Ort müssen hier noch<br />
zur Klärung beitragen. Hierbei wird <strong>in</strong>sbesondere<br />
überprüft, ob die Eigenkontrollmaßnahmen<br />
zur Vermeidung von<br />
gentechnischer Veränderungen angemessen<br />
<strong>und</strong> ausreichend waren.<br />
Nur Anteile zugelassener GVP unter<br />
0,1 % können <strong>in</strong> der Regel von der<br />
Kennzeichnungspflicht befreit werden.<br />
Dieser Wert wird von der Lebensmittelüberwachung,<br />
aber auch<br />
bei Eigenkontrollen der Hersteller oft<br />
als Auslöse-Schwellenwert für weitere<br />
Ermittlungen bzw. Ursachenforschung<br />
herangezogen. Handelt es sich allerd<strong>in</strong>gs<br />
um nicht zugelassene GVP, s<strong>in</strong>d<br />
selbst ger<strong>in</strong>ge Verunre<strong>in</strong>igungen nicht<br />
zulässig. Auch mit Kennzeichnung<br />
dürfen diese Produkte nicht auf den<br />
Markt (s. Tabelle).<br />
Abb.:<br />
Nicht zugelassener Reis –<br />
auch ger<strong>in</strong>ge Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
(z. B. e<strong>in</strong>zelne Körner)<br />
s<strong>in</strong>d nicht erlaubt.<br />
Tabelle:<br />
GVP-Anteile <strong>in</strong><br />
Lebens- <strong>und</strong><br />
Futtermitteln<br />
sowie rechtliche<br />
Vorgaben<br />
Status<br />
zugelassen<br />
GVP-Anteil im Erzeugnis<br />
(bezogen auf die jeweilige Zutat)<br />
> 0,9 %<br />
> 0,1 % – 0,9 %<br />
Beispiele<br />
Ro<strong>und</strong>up Ready Soja (GTS 40-3-2),<br />
Bt-Mais (Bt11, MON 810)<br />
Maßnahme<br />
Kennzeichnung<br />
Kennzeichnung,<br />
sofern nicht zufällig oder<br />
technisch unvermeidbar<br />
nicht zugelassen<br />
jegliche Verunre<strong>in</strong>igung<br />
durch GVP<br />
LL601-Reis,<br />
Bt-Reis,<br />
gv Papaya<br />
Verkehrsverbot
Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln Jahresbericht 2006 115<br />
Untersuchungsergebnisse 2006<br />
Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 653 Lebensmittelproben auf Bestandteile<br />
aus GVP untersucht. Insgesamt wurden <strong>in</strong> 108 Fällen (= 17 %) positive<br />
Bef<strong>und</strong>e erhalten. Schwerpunkte der Untersuchungen waren Reis,<br />
Soja, Mais <strong>und</strong> Raps. Daneben wurden auch stichprobenartig Papayas,<br />
Tomaten-, Zuckerrüben- <strong>und</strong> Kartoffelerzeugnisse auf GVP überprüft.<br />
Reis<br />
Verdachtsmomente, dass sich nicht<br />
zugelassener, gv Reis auch auf dem<br />
deutschen Markt bef<strong>in</strong>det, wurden<br />
Ende August publik. US-Langkornreis<br />
sowie ch<strong>in</strong>esische Reisprodukte sollten<br />
betroffen se<strong>in</strong>. Reis wird bereits<br />
seit 2005 stichprobenweise auf gentechnisch<br />
veränderte Anteile untersucht,<br />
allerd<strong>in</strong>gs mit Schwerpunkt auf<br />
Reis asiatischer Herkunft. Bisher gab<br />
es nur dort Anhaltspunkte für e<strong>in</strong>en<br />
verstärkten, möglicherweise illegalen<br />
Anbau von gv Reis.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der aktuellen Entwicklung<br />
wurden ab September <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg die Untersuchungen<br />
bei Langkornreis mit US-amerikanischer<br />
Herkunft sowie bei Reisnudeln<br />
aus Ch<strong>in</strong>a wesentlich verstärkt. Zum<br />
Jahresende waren knapp 200 Proben<br />
untersucht, <strong>und</strong> der Verdacht hat sich<br />
bei e<strong>in</strong>igen Erzeugnissen bestätigt<br />
(s. Grafik).<br />
In <strong>in</strong>sgesamt 31 von 195 Proben wurden<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen durch nicht zugelassenen<br />
gv Reis festgestellt.<br />
Die Verunre<strong>in</strong>igungen bewegten sich<br />
zwar durchweg im sehr niedrigen Spurenbereich,<br />
aber derzeit s<strong>in</strong>d selbst<br />
solche Spuren an nicht zugelassenem<br />
gentechnisch verändertem Reis verboten<br />
(s.u.).<br />
US-Langkornreis<br />
E<strong>in</strong>er der größten amerikanischen<br />
Reishersteller hatte bei Qualitätskontrollen<br />
Anfang 2006 Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
durch nicht zugelassenen, gentechnisch<br />
veränderten, herbizidresistenten<br />
„LibertyL<strong>in</strong>k“-Reis (LL601) festgestellt.<br />
Im August <strong>in</strong>formierte die für die<br />
Entwicklung der Sorte LL601 verantwortliche<br />
Firma Bayer Crop Science<br />
die Öffentlichkeit über mögliche Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
<strong>in</strong> US-Langkornreis.<br />
Als Reaktion auf diese Mitteilung<br />
aus den USA hatte die EU-Kommission<br />
im August e<strong>in</strong>e Dr<strong>in</strong>glichkeitsentscheidung<br />
verabschiedet, wonach<br />
bestimmter Langkornreis aus den<br />
USA nur noch mit e<strong>in</strong>em Zertifikat <strong>in</strong><br />
die EU e<strong>in</strong>geführt werden darf, welches<br />
besche<strong>in</strong>igt, dass ke<strong>in</strong> LL601-<br />
Reis enthalten ist.<br />
Als festgestellt wurde, dass weiterh<strong>in</strong><br />
verunre<strong>in</strong>igte Reis-Partien hierher gelangten,<br />
wurden im November 2006<br />
die Maßnahmen nochmals verschärft<br />
<strong>und</strong> bei allen Langkornreissendungen<br />
aus den USA e<strong>in</strong>e genau beschriebene<br />
amtliche Untersuchung an der<br />
E<strong>in</strong>gangszollstelle vorgeschrieben.<br />
Nur wenn danach LL601-Reis nicht<br />
nachweisbar ist, darf der Reis <strong>in</strong> die<br />
EU gelangen.<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
USA Ch<strong>in</strong>a Sonstige / Gesamt<br />
o. A.<br />
Gen Reis 2006<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Prozent<br />
Probenzahl<br />
davon positiv<br />
Grafik:<br />
Untersuchung von Reisproben<br />
auf gentechnische Veränderungen<br />
(nach Herkunftsländern)
116 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Verunre<strong>in</strong>igtes Saatgut als wahrsche<strong>in</strong>liche Ursache für LL601-Fall<br />
Noch fehlen genaue Informationen, doch sehr wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
wurde US-Langkornreis über das Saatgut mit<br />
nicht zugelassenem LL601-Reis verunre<strong>in</strong>igt. Zwischen<br />
1999 <strong>und</strong> 2001 wurden am Reisforschungs<strong>in</strong>stitut der<br />
Universität Louisiana mehrere herbizidresistente Reis-<br />
Sorten, so auch LL601, im Auftrag der Firma Aventis<br />
Crop Science im Freiland getestet. Nach Übernahme<br />
durch Bayer Crop Science wurden die Tests mit LL601<br />
nicht weiter verfolgt. Dennoch muss es zu e<strong>in</strong>er Verunre<strong>in</strong>igung<br />
des dort hergestellten, konventionellen Basis-<br />
Saatguts gekommen se<strong>in</strong>, möglicherweise aufgr<strong>und</strong><br />
von Durchwuchs aus Reiskörnern,<br />
die nicht vollständig von dem ehemaligen<br />
Freisetzungsareal entfernt<br />
worden s<strong>in</strong>d. Bei der Vermehrung<br />
von Saatgut aus verunre<strong>in</strong>igtem<br />
Basis-Saatgut kann es zu e<strong>in</strong>er<br />
großflächigen Ausbreitung von<br />
LL601-Reis gekommen se<strong>in</strong>. Mittlerweile<br />
ist LL601-Reis <strong>in</strong> den USA<br />
nachträglich zugelassen worden,<br />
allerd<strong>in</strong>gs wurde bisher ke<strong>in</strong> Zulassungsantrag<br />
<strong>in</strong> der EU gestellt.<br />
In <strong>in</strong>sgesamt 28 Proben, darunter 24 Proben mit deklarierter<br />
US-Herkunft, wurde LL601 Reis <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />
Anteilen unter 0,05 % nachgewiesen. Der hohe Anteil<br />
positiver Proben von 51 % bei US-Reis erklärt sich auch<br />
durch die gezielte Auswahl verdächtiger Produkte; teilweise<br />
wurden verschiedene Chargen desselben Erzeugnisses<br />
beprobt. Dennoch zeigte sich, dass viele<br />
Reislieferungen aus den USA solche ger<strong>in</strong>gen Kontam<strong>in</strong>ationen<br />
durch LL601 Reis aufwiesen. Aufgr<strong>und</strong> des<br />
Verkehrsverbotes für nicht zugelassenen gentechnisch<br />
veränderten Reis mussten große Warenmengen vom<br />
Markt zurückgerufen werden. En-<br />
de des Jahres wurden ke<strong>in</strong>e Reisimporte<br />
aus den USA mehr festgestellt.<br />
Dennoch werden Langkornreisproben,<br />
vor allem von Großverteilern<br />
<strong>und</strong> großen Verarbeitungsbetrieben,<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg auch<br />
2007 stichprobenartig weiter untersucht.<br />
Ch<strong>in</strong>esische Reisnudeln<br />
In Ch<strong>in</strong>a wird bereits seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />
<strong>in</strong>tensiv an der Entwicklung von<br />
gentechnisch veränderten Reis-L<strong>in</strong>ien<br />
gearbeitet, die durch e<strong>in</strong> zusätzliches<br />
Prote<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>em Bakterium (Bacillus<br />
thur<strong>in</strong>giensis-Tox<strong>in</strong>) resistent gegen<br />
Schad<strong>in</strong>sekten gemacht wurden.<br />
Dieser Bt-Reis wurde <strong>in</strong> größerem<br />
Umfang <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a im Freiland getestet,<br />
aber noch nicht für Lebensmittelzwecke<br />
zugelassen.<br />
Untersuchungen zeigten, dass speziell<br />
Reisnudeln aus Ch<strong>in</strong>a Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
durch Bt-Reis aufweisen<br />
können. In Baden-Württemberg wurden<br />
im September Asia-Läden <strong>in</strong>tensiv<br />
auf entsprechende Produkte h<strong>in</strong><br />
überprüft.<br />
Insgesamt wurden bei 3 von 25 Proben<br />
verschiedener Reisnudel-Erzeugnisse<br />
Spuren an nicht zugelassenem<br />
Bt-Reis festgestellt. Die beiden betroffenen<br />
Erzeugnisse wurden relativ<br />
selten <strong>in</strong> Asia-Märkten angetroffen, es<br />
handelt sich also eher um „Exoten“.
Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln Jahresbericht 2006 117<br />
Sojaprodukte<br />
Gentechnische Veränderungen s<strong>in</strong>d bei Sojaprodukten<br />
weiterh<strong>in</strong> am häufigsten nachweisbar. Auch 2006<br />
war e<strong>in</strong> Drittel der untersuchten Proben (61 von 181<br />
Proben = 34 %) positiv. Somit blieb der Anteil positiver<br />
Proben im Vergleich mit den Vorjahren konstant<br />
(s. Grafik). Allerd<strong>in</strong>gs wurden erstmals ke<strong>in</strong>e Überschreitungen<br />
des Kennzeichnungsgrenzwertes von<br />
0,9 % mehr festgestellt.<br />
Abb.:<br />
Beispiel für e<strong>in</strong><br />
korrekt etikettiertes<br />
Sojaöl aus<br />
gentechnisch<br />
veränderter Soja<br />
Kennzeichnungsgrenzwert von 0,9 % erstmals<br />
<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Probe überschritten<br />
Die Hersteller von Lebensmitteln s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv<br />
bemüht, kennzeichnungspflichtige Produkte zu vermeiden.<br />
Bei ke<strong>in</strong>em der untersuchten Sojaprodukte war der Kennzeichnungsgrenzwert<br />
von 0,9 % überschritten. Lebensmittel,<br />
die mehr als 0,9 % an gv Soja enthalten, waren auch<br />
bisher allenfalls <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren russischen, asiatischen oder<br />
türkischen Spezialitätengeschäften anzutreffen.<br />
E<strong>in</strong> solches, korrekt gekennzeichnetes Öl aus gv Soja wurde<br />
beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Asia-Shop gef<strong>und</strong>en.<br />
Sojalecith<strong>in</strong>e: kaum Auffällig keiten<br />
Ger<strong>in</strong>g war auch der Verunre<strong>in</strong>igungsgrad bei Sojalecith<strong>in</strong>en.<br />
Diese werden <strong>in</strong> großen Mengen, z. B. bei der Herstellung<br />
von Schokolade benötigt. Trotz der weltweiten Verknappung<br />
standen den Herstellern offensichtlich noch genügend Lecith<strong>in</strong>e<br />
aus konventioneller Soja – zumeist brasilianischer<br />
Herkunft – zur Verfügung. In 5 von 20 Proben wurden Spuren<br />
gentechnisch veränderte Bestandteile nachgewiesen,<br />
die teilweise nicht exakt quantifiziert werden konnten. Anhand<br />
e<strong>in</strong>er Überprüfung der Lieferdokumente, <strong>in</strong> der Regel<br />
zurückverfolgend bis zum Rohstoff (Sojabohnen), konnte<br />
jedoch von den betroffenen Lebensmittelherstellern dargelegt<br />
werden, dass es sich um technisch unvermeidbare<br />
<strong>und</strong> daher nicht kennzeichnungspflichtige Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
handelte.<br />
Anteile positiver Proben<br />
Anteile an Proben über 1 % bzw. 0,9 % GVP *<br />
Ke<strong>in</strong>e Kennzeichnung unter 0,9 %?<br />
Auch der Anteil von Proben, die zwischen 0,1 % <strong>und</strong><br />
0,9 % an gv Soja (Ro<strong>und</strong>up Ready Soja) aufwiesen,<br />
hat gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Bei 13<br />
Proben (entsprechend 7 % der Sojaerzeugnisse; Vorjahr:<br />
11 %) waren Ermittlungen vor Ort erforderlich,<br />
ob die festgestellten Anteile tatsächlich zufällig <strong>und</strong><br />
technisch unvermeidbar waren. Besonders häufig<br />
war hier Sportlernahrung auf Basis von Sojaeiweiß<br />
betroffen.<br />
Maisprodukte<br />
Seit 2003 rückläufig ist der Anteil der positiven Maisproben<br />
(s. Grafik). Nunmehr lediglich 10 von 136 (= 7 %) der<br />
Maisproben enthielten gv Mais. Nachgewiesen wurden<br />
Spuren der zugelassenen Mais-Events NK603, MON810,<br />
T25, Bt11 <strong>und</strong> Bt176. Lebensmittelhersteller greifen bei<br />
Mais-Rohstoffen zumeist auf deutsche, französische <strong>und</strong><br />
italienische Ware zurück. Da <strong>in</strong> diesen Ländern derzeit ke<strong>in</strong><br />
kommerzieller Anbau von gv Mais stattf<strong>in</strong>det, besteht hier<br />
auch nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Verunre<strong>in</strong>igungsrisiko. Positive Bef<strong>und</strong>e<br />
waren bis auf e<strong>in</strong>e Ausnahme (s. Ernteproben) nur<br />
im Spurenbereich unter 0,1 % feststellbar <strong>und</strong> lassen sich<br />
am ehesten durch ger<strong>in</strong>gfügig kontam<strong>in</strong>iertes Saatgut erklären.<br />
Grafik:<br />
Anteile positiver Proben bei Soja- <strong>und</strong> Maiserzeugnissen<br />
von 2000 bis 2006<br />
* bisheriger <strong>und</strong> jetziger Kennzeichnungsgrenzwert (seit 04 / 2004)<br />
35<br />
30<br />
Soja<br />
Mais<br />
35<br />
30<br />
Prozent<br />
25<br />
25<br />
20<br />
20<br />
15<br />
15<br />
10<br />
10<br />
5<br />
5<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />
Gen Entwicklung 2006<br />
0
118 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Tabelle:<br />
Untersuchung von<br />
Lebensmitteln mit<br />
Soja <strong>und</strong> Mais<br />
auf Bestandteile<br />
von gentechnisch<br />
veränderten<br />
Organismen<br />
Produktgruppe<br />
(Auswahl)<br />
Zahl der<br />
untersuchten<br />
Proben<br />
Zahl der<br />
negativen *<br />
Proben<br />
Zahl der<br />
positiven<br />
Proben<br />
Proben<br />
> 0,9 %<br />
Proben<br />
> 0,1 – 0,9 %<br />
Proben<br />
0,1 %<br />
<strong>und</strong> weniger<br />
Gesamt Soja-Erzeugnisse, 181 120 61 0 13 48<br />
Erzeugnisse mit Zutat Soja<br />
Sojaschrot, -flocken, -mehl 33 19 14 0 0 14<br />
Sojaprote<strong>in</strong>, -isolat 11 4 7 0 2 5<br />
Tofu, -erzeugnisse,<br />
41 27 14 0 2 12<br />
Wurstwaren auf Tofubasis<br />
Sportlernahrung, Eiweißkonzentrate<br />
13 3 10 0 5<br />
5<br />
auf Sojabasis<br />
(max. 0,38 %)<br />
Lecith<strong>in</strong> 20 15 (3) 5 0 (3) 2<br />
Gesamt Maiserzeugnisse 136 126 10 0 1 9<br />
Maiskörner (auch Ernte 2006), 33 28 5 0 1<br />
4<br />
Popcorn-Mais<br />
(0,36 % Bt176)<br />
Maisgrieß, Maismehl 33 30 3 0 0 3<br />
Maischips, Tortillachips 28 34 1 0 0 1<br />
* Die Nachweisgrenze betrug <strong>in</strong> der Regel 0,05 % Anteil gentechnisch veränderter Soja bzw. Mais (bestimmt als Anteil<br />
gentechnisch veränderter DNA, bezogen auf die jeweilige Spezies-DNA). Überschritt die Sensitivität bzw. Bestimmungs -<br />
grenze der Methode <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe diesen Wert deutlich oder lagen diese gar über dem Grenzwert von 0,9 %, wurde e<strong>in</strong>e<br />
Dokumentenprüfung erforderlich (Probenzahl <strong>in</strong> Klammern).<br />
Öko-Monitor<strong>in</strong>g Soja <strong>und</strong> Mais<br />
ÖKO ?<br />
Immer weniger Bio-Lebensmittel aus Soja <strong>und</strong> Mais s<strong>in</strong>d<br />
durch gentechnische Veränderungen verunre<strong>in</strong>igt (s. Grafik).<br />
2006 waren 42 % der konventionellen Sojaprodukte, aber<br />
nur 13 % der Bio-Produkte durch gv Soja betroffen. Konventionelle<br />
„non-GMO“- Ware wird sehr häufig <strong>in</strong> Brasilien<br />
geordert, auf den langen Transport- <strong>und</strong> Verarbeitungswegen<br />
kann zumeist zwar e<strong>in</strong> niedriger Verunre<strong>in</strong>igungsgrad<br />
gewährleistet werden, e<strong>in</strong>e völlige Abwesenheit von gv<br />
Soja ist aber schwer erreichbar. Anders im Öko-Bereich, wo<br />
aufgr<strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gerer Bedarfsmengen noch häufig auf e<strong>in</strong>heimische<br />
Ernte (z. B. D, A) zurückgegriffen werden kann.<br />
Bei Mais s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen ökologischer <strong>und</strong><br />
konventioneller Ware eher ger<strong>in</strong>g (6% bzw. 8 % positive<br />
Proben), da hier jeweils Ware aus Herkunftsländern oh-<br />
ne nennenswerten Anbau von gv Mais e<strong>in</strong>gesetzt wird.<br />
Die Lebensmittelüberwachung <strong>in</strong> Deutschland toleriert<br />
bei Öko-Produkten <strong>in</strong> der Regel Verunre<strong>in</strong>igungen durch<br />
GVP bis zu 0,1 %. Wie auch <strong>in</strong> den 3 vergangenen Jahren<br />
wurden bei ke<strong>in</strong>er Probe GVP-Anteile über 0,1 % festgestellt,<br />
sodass die Behörden <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall weiter gehende<br />
Ermittlungen e<strong>in</strong>leiten mussten, ob ggf. e<strong>in</strong> Verstoß gegen<br />
die Öko-Verordnung vor lag.<br />
Grafiken:<br />
Anteile (<strong>in</strong> %) positiver Proben bei Soja- <strong>und</strong> Maiserzeugnissen<br />
von 2000 bis 2006; Vergleich Bio – Konventionell<br />
Bio<br />
konventionell<br />
Prozent<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Soja<br />
Mais<br />
2003 2004 2005 2006 2003 2004 2005 2006<br />
Gen Anteile 2006
Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln Jahresbericht 2006 119<br />
Raps<br />
Gentechnisch veränderter Raps wird besonders <strong>in</strong> Nordamerika<br />
(v. a. Kanada) <strong>in</strong> großem Umfang angebaut, während<br />
e<strong>in</strong>e Zulassung zum Anbau <strong>in</strong> der EU noch nicht abzusehen<br />
ist. Dennoch wurde weiterh<strong>in</strong> vorsorglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Monitor<strong>in</strong>g-Programm Rapssaat sowie kaltgepresste Rapsöle<br />
von baden-württembergischen Ölmühlen auf gentechnische<br />
Veränderungen untersucht. In e<strong>in</strong>er von <strong>in</strong>sgesamt<br />
59 Proben wurden Spuren (unter 0,05 %) von gentechnisch<br />
verändertem Raps GT 73 nachgewiesen. Derartig ger<strong>in</strong>ge<br />
Anteile dieser zur Verarbeitung zugelassenen Rapssorte<br />
wurden als zufällig <strong>und</strong> technisch unvermeidbar angesehen.<br />
Auch 2006 wurde die Untersuchung e<strong>in</strong>heimischer Rapssowie<br />
Blütenhonige auf gentechnisch veränderten Raps<br />
fortgesetzt. In ke<strong>in</strong>em der 37 untersuchten Honige aus<br />
Baden-Württemberg war gv Raps nachweisbar. Dagegen<br />
enthielten die Pollen kanadischer Rapshonige <strong>in</strong> allen 5<br />
Proben Erbsubstanz aus gv Raps (Event GT 73 sowie MSx-<br />
RFx-Events), jeweils <strong>in</strong> Anteilen über 10 %. Dies dürfte allerd<strong>in</strong>gs<br />
angesichts e<strong>in</strong>es Flächenanteils von 80 % bei gv<br />
Sorten <strong>in</strong> Kanada kaum zu vermeiden se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Kennzeichnung<br />
solcher Honige ist weiterh<strong>in</strong> nicht erforderlich. In e<strong>in</strong>er<br />
gutachterlichen Stellungnahme hat der maßgebende<br />
Europäische Lebensmittelausschuss dargelegt, dass nur<br />
Pollenanteile im Honig über 0,9 % zu kennzeichnen s<strong>in</strong>d.<br />
Honige enthalten allerd<strong>in</strong>gs zumeist nicht mehr als 0,1 %<br />
Pollen, sodass dieser Wert auch bei hohen relativen Anteilen<br />
von gv Pollen (d. h. bezogen auf den Pollenanteil des<br />
Honigs) nicht überschritten wird.<br />
Probenzahl<br />
Untersuchungen bei Ernteproben<br />
Bei den landwirtschaftlichen Erfassungsstellen der Mais<strong>und</strong><br />
Rapsernte, also weitgehend am Ursprung der Lebensmittel-<br />
oder Futtermittelkette, können Kontrollen besonders<br />
wirksam <strong>und</strong> effektiv angesetzt werden. Geme<strong>in</strong>sam mit<br />
der Futtermittelüberwachung Baden-Württembergs wird<br />
daher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em jährlichen Stichprobenprogramm die badenwürttembergische<br />
Soja-, Mais- <strong>und</strong> Rapsernte auf eventuelle<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen durch GVP-Bestandteile untersucht.<br />
Während <strong>in</strong> den untersuchten 8 Soja- sowie 27<br />
Rapsproben jeweils ke<strong>in</strong>e gentechnische<br />
Veränderungen nachweisbar waren,<br />
wurden <strong>in</strong> 4 von 34 Maisproben positive<br />
Bef<strong>und</strong>e erhalten, 3 davon<br />
mit gv Anteilen unter 0,1 %.<br />
E<strong>in</strong>e Maisprobe von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelanlieferung<br />
e<strong>in</strong>es Landwirts<br />
enthielt 0,36 % der zugelassenen<br />
gv Maissorte Bt176. Umfangreiche<br />
Nachuntersuchungen<br />
an der Erfassungsstelle ergaben<br />
jedoch ke<strong>in</strong>e weiteren Auffälligkeiten,<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen an gv Mais Bt176<br />
waren bei diesen weiteren Proben nicht feststellbar.<br />
Die Ursache für die Verunre<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Ernteprobe konnte nicht geklärt werden, vermutlich war<br />
diese auf kontam<strong>in</strong>iertes Saatgut zurückzuführen.<br />
Sonstige pflanzliche Lebensmittel<br />
Auch weitere gv Nutzpflanzen werden bereits kommerziell<br />
angebaut. Der Anbau der meisten Pflanzen hat allerd<strong>in</strong>gs<br />
nur untergeordnete oder regionale Bedeutung.<br />
Stichprobenartig wurden <strong>in</strong>sgesamt 40 Proben von Kartoffelchips,<br />
Tomatenkonserven, Zuckerrüben, Papayas <strong>und</strong><br />
gelben Zucch<strong>in</strong>i untersucht. Bei ke<strong>in</strong>er der untersuchten<br />
Proben ergaben sich im Screen<strong>in</strong>g Anhaltspunkte auf gentechnische<br />
Veränderungen.<br />
davon positiv<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Soja Mais Raps<br />
Gen Ernteproben 2006<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5 Grafik:<br />
0 Ernteproben 2006
120 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Bestrahlung von Lebensmitteln<br />
Seit Juni 2006 dürfen außer bestrahlten getrockneten Kräutern / Gewürzen<br />
auch bestrahlte Froschschenkel <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> den Verkehr gebracht<br />
werden.<br />
Grafiken:<br />
ESR-Spektrum<br />
von bestrahlten<br />
(oben) <strong>und</strong> unbestrahlten<br />
(unten)<br />
Froschschenkeln<br />
Im Juni 2006 hat das B<strong>und</strong>esamt für<br />
Verbraucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit<br />
(BVL) dem Antrag e<strong>in</strong>er<br />
niederländischen Firma auf Erlass<br />
e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>verfügung stattgegeben<br />
(www.bvl.b<strong>und</strong>.de > Presse-<br />
<strong>und</strong> H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formationen ><br />
11.08.2006).<br />
Nach den Vorgaben des § 54 Lebensmittel-<br />
<strong>und</strong> Futtermittelgesetz (LFGB)<br />
dürfen rechtmäßig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em EU-Mitgliedsstaat<br />
im Verkehr bef<strong>in</strong>dliche<br />
oder auch hergestellte Lebensmittel<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich nach Deutschland verbracht<br />
werden. Voraussetzung ist jedoch,<br />
dass die betroffenen Erzeugnisse<br />
ges<strong>und</strong>heitlich unbedenklich<br />
s<strong>in</strong>d. Die Bestrahlung von tiefgefrorenen<br />
Froschschenkeln, die u. a. mit<br />
Salmonellen behaftet se<strong>in</strong> können,<br />
ist <strong>in</strong> den Niederlanden, aber auch <strong>in</strong><br />
Belgien <strong>und</strong> Frankreich zulässig. Nach<br />
dem jetzigen Stand der Forschung<br />
gibt es ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise für ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Risiken durch die Behandlung.<br />
Das BVL gab daher für die E<strong>in</strong>fuhr<br />
der bestrahlten, tiefgefrorenen<br />
Froschschenkel „grünes Licht“. Jetzt<br />
dürfen die deutschen Gastronomen<br />
ihren K<strong>und</strong>en auch bestrahlte Froschschenkel<br />
anbieten. Voraussetzung ist<br />
allerd<strong>in</strong>gs, dass sich die Information<br />
über die Strahlenbehandlung <strong>in</strong> der<br />
Speisekarte bef<strong>in</strong>det.<br />
Überprüfung von Froschschenkeln<br />
Froschschenkel werden im badenwürttembergischen<br />
Zentrallabor für<br />
den Bestrahlungsnachweis, dem<br />
CVUA Karlsruhe, schon seit vielen<br />
Jahren auf Bestrahlung untersucht.<br />
Die Produkte stammten zumeist aus<br />
dem asiatischen Raum (Indonesien,<br />
Vietnam) <strong>und</strong> wurden über Frankreich<br />
oder Belgien nach Deutschland<br />
verbracht. In dem grenznahen Gebiet<br />
zu Frankreich s<strong>in</strong>d es oft die Gastronomen<br />
selber, die für ihre Fe<strong>in</strong>schmeckerk<strong>und</strong>en<br />
im Badischen die Schenkel<br />
im Elsass erstehen.<br />
Betrachtet man die zurückliegenden<br />
7 Jahre, so konnte bei 7 von <strong>in</strong>sgesamt<br />
14 untersuchten Proben e<strong>in</strong>e Bestrahlung<br />
nachgewiesen werden. Für<br />
den Nachweis der Behandlung wird<br />
im CVUA Karlsruhe üblicherweise das<br />
Verfahren der Elektronensp<strong>in</strong>resonanz<br />
(ESR) angewendet. Hierbei werden<br />
die bei der Bestrahlung <strong>in</strong> den Knochen<br />
entstehenden bestrahlungsspezifischen<br />
Radikale nachgewiesen.
Bestrahlung von Lebensmitteln Jahresbericht 2006 121<br />
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Im Jahr 2006 wurden 542 Lebensmittel<br />
auf Bestrahlung untersucht; bei<br />
3 % der Produkte (17 Proben) konnte<br />
e<strong>in</strong>e Behandlung mit ionisierenden<br />
Strahlen nachgewiesen werden.<br />
Im Berichtsjahr konnte bei ke<strong>in</strong>er der<br />
18 untersuchten Proben getrocknete<br />
Fische, die größtenteils aus Asien<br />
stammten, e<strong>in</strong>e Bestrahlung nachgewiesen<br />
werden. 2004 waren noch 4<br />
von 11 <strong>und</strong> 2003 4 von 14 der getesteten<br />
Erzeugnisse mit ionisierenden<br />
Strahlen behandelt.<br />
H<strong>in</strong>gegen setzt sich der Trend der vergangenen<br />
Jahre bei der Prüfung von<br />
Nahrungsergänzungsmitteln weiter<br />
fort. Bei 7 von 27 Produkten wurde<br />
das CVUA Karlsruhe fündig. Es handelte<br />
sich um Erzeugnisse, die unter<br />
Verwendung von Guarana- oder auch<br />
Gemüsepulver sowie Süßwasseralgen<br />
(Chlorella oder Spirul<strong>in</strong>a) hergestellt<br />
wurden.<br />
Weitere 4 positive Bef<strong>und</strong>e ergaben sich<br />
bei türkischen Trockensuppen e<strong>in</strong>es Herstellers<br />
(wie bereits 2005).<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus konnte bei 2 Arzneimitteln,<br />
die laut Deklaration unter Verwendung<br />
von Sennesblättern- <strong>und</strong> -früchten<br />
<strong>und</strong> Chrysanthemen bzw. Maca-Wurzelpulver<br />
hergestellt wurden, e<strong>in</strong>e Behandlung<br />
mit ionisierenden Strahlen nachgewiesen<br />
werden. Die Bestrahlung von mikrobiologisch<br />
anfälligen Arzneimitteln zur<br />
Keimreduktion ist <strong>in</strong> Deutschland erlaubt,<br />
bedarf jedoch e<strong>in</strong>er speziellen Zulassung<br />
durch die zuständige B<strong>und</strong>esbehörde.<br />
Tabelle: Auf Bestrahlung untersuchte Lebensmittel<br />
Lebensmittelgruppe<br />
Summe der untersuchten<br />
Lebensmittelproben<br />
davon bestrahlt<br />
bzw. teilbestrahlt<br />
Kräuterkäse / Kräuterbutter 23 0<br />
Wurstwaren 5 0<br />
Fisch, Fischerzeugnisse 19 0<br />
Krustentiere, Schalentiere, Muscheln <strong>und</strong> andere Wassertiere<br />
sowie deren Erzeugnisse<br />
30 2<br />
Suppen <strong>und</strong> Soßen 26 5<br />
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Schalenobst 17 0<br />
Frisches Gemüse, Salat 8 0<br />
Getrocknetes Gemüse, Gemüseerzeugnisse 23 1<br />
Frische Pilze 1 0<br />
Pilze, getrocknet 23 0<br />
Frisches Obst 13 0<br />
Trockenobst oder Obsterzeugnisse 4 0<br />
Tees bzw. teeähnliche Erzeugnisse 83 0<br />
Fertiggerichte, zubereitete Speisen 14 0<br />
Nahrungsergänzungsmittel 27 7<br />
Gewürze, Kräuter, e<strong>in</strong>schließlich Zubereitungen <strong>und</strong> Gewürzsalz 226 2<br />
Gesamt 542 17 (3,1 %)
122 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Radiochemische Untersuchungen<br />
Als Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e kam es<br />
1986 auch <strong>in</strong> Deutschland zu teilweise erheblichen Kontam<strong>in</strong>ationen mit<br />
künstlichen Radionukliden. Besonders betroffen vom radioaktiven Niederschlag<br />
(Fallout) waren <strong>in</strong> Baden-Württemberg der Raum Oberschwaben<br />
sowie <strong>in</strong> Bayern Gebiete südlich der Donau.<br />
Um bei möglichen Ereignissen dieser Art <strong>in</strong> der Zukunft besser reagieren<br />
zu können (z. B. frühzeitiges E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen der Ernte, Abdecken von<br />
Freilandkulturen, Empfehlungen an die Öffentlichkeit), beschloss der<br />
B<strong>und</strong>estag 1986 die E<strong>in</strong>richtung des b<strong>und</strong>esweiten Radioaktivitätsmessnetzes<br />
IMIS (= Integriertes Mess- <strong>und</strong> InformationsSystem zur Überwachung<br />
der Umweltradioaktivität).<br />
Die CVUAs Freiburg <strong>und</strong> Stuttgart<br />
s<strong>in</strong>d als Landesmessstellen für Baden-Württemberg<br />
<strong>in</strong> dieses System<br />
e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> untersuchen für<br />
das B<strong>und</strong>esmessprogramm jährlich<br />
mehr als 800 Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelproben.<br />
Die aktuellen Messergebnisse<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Form von Karten<br />
<strong>und</strong> Diagrammen über das Internet<br />
beim B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz<br />
abrufbar (www.bfs.de ). Dort f<strong>in</strong>den<br />
sich auch umfangreiche Erläuterungen<br />
<strong>und</strong> gegebenenfalls entsprechende<br />
Empfehlungen an die Bevölkerung.<br />
IMIS wertet die Daten im Normalbetrieb<br />
täglich, im Ereignisfall alle 2<br />
St<strong>und</strong>en aus.<br />
Tabelle:<br />
Untersuchungen auf<br />
radioaktives Cäsium<br />
<strong>in</strong> Lebensmitteln,<br />
Futtermitteln <strong>und</strong><br />
Böden<br />
FM = Frischmasse<br />
TM = Trockenmasse<br />
Bezeichnung Probenzahl Cs-137 + Cs-134 (Bq / kg FM)<br />
Gesamt davon Proben über Proben über m<strong>in</strong>. max.<br />
600 Bq / kg Nachweisgrenze<br />
EU-Ausland Drittländer<br />
Milch, -Erzeugnisse, Käse 73 15 22 0,014 0,46<br />
Gewürze, getr. Kräuter 3 3 2 0,85 0,99<br />
Fleisch (ohne Wild) 62 2 1 17 0,1 19,8<br />
Wild (überw. Wildschwe<strong>in</strong>) 587 95 469 0,1 5 385<br />
Süßwasserfische 11 1 6 < 0,01 9,1<br />
Getreide, -Erzeugnisse,<br />
66 2 3 0,101 0,147<br />
Kartoffeln<br />
Gemüse, -Erzeugnisse 79 1 5 0,03 0,277<br />
Pilze, -Erzeugnisse 14 7 4 10 3,97 385<br />
Obst, -Erzeugnisse 90 3 8 0,027 27,1<br />
Hülsenfrüchte, Ölsamen,<br />
3 2 1 9,8<br />
Nüsse<br />
Honig, Brotaufstriche 6 3 0,21 3,1<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung 14 4 0,025 0,03<br />
Gesamtkost-Tagesrationen 65 20 0,018 0,34<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser, Rohwasser, 25 < 0,01<br />
M<strong>in</strong>eralwasser<br />
Sonstige Lebensmittel 7 5 5 0,18 136<br />
Lebensmittel gesamt 1105<br />
Cs-137 + Cs-134 (Bq / kg TM)<br />
Futtermittel 64 2 0,13 7,95<br />
Böden 15 14 0,95 121<br />
Futtermittel gesamt: 79<br />
Gesamtprobenzahl 1184
Radiochemische Untersuchungen Jahresbericht 2006 123<br />
Wildfleisch, Wildpilze<br />
Die Kontam<strong>in</strong>ation von heimischem Wildfleisch,<br />
<strong>in</strong>sbesondere Wildschwe<strong>in</strong>fleisch, ist immer noch<br />
deutlich messbar. In Baden-Württemberg wurden<br />
Gehalte für Gesamtcäsium von nicht nachweisbar<br />
(< 0,1 Bq / kg) bis 5385 Bq / kg bei e<strong>in</strong>er Wildschwe<strong>in</strong>-<br />
Probe aus dem Kreis Waldshut festgestellt.<br />
Wild mit e<strong>in</strong>em Gesamtcäsium-Gehalt von mehr als<br />
600 Bq / kg ist nach EU-Recht als nicht sicheres Lebensmittel<br />
zu bewerten <strong>und</strong> darf nicht <strong>in</strong> den Handel kommen.<br />
Gründe für die große Spannbreite der gef<strong>und</strong>enen Cäsium-<br />
Gehalte s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en die regional verschiedenen Kontam<strong>in</strong>ationen<br />
durch den Tschernobyl-Fallout sowie das jeweils<br />
bestehende Nahrungsangebot. Besonders Nahrungsbestandteile<br />
aus dem Boden (z. B. Hirschtrüffel) können zu<br />
hohen Cäsium-Gehalten im Wildschwe<strong>in</strong>fleisch führen.<br />
Probenzahlen <strong>und</strong> Ergebnisse<br />
Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong> Baden-Württemberg 1184 Lebensmittel-,<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser-, Futtermittel- <strong>und</strong> Bodenproben auf<br />
ihren Radioaktivitätsgehalt untersucht. Davon erfolgten<br />
neben den etwa 800 Messungen für das B<strong>und</strong>esmessprogramm<br />
(s. li.) fast 400 weitere Probenmessungen im<br />
Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung.<br />
Den größten Teil der Untersuchungen machten die gammaspektrometrischen<br />
Analysen auf radioaktives Cäsium aus<br />
(Cs-137, Cs-134). Wie die Tabelle zeigt, ist die Kontam<strong>in</strong>ation<br />
mit radioaktivem Cäsium bei den meisten Lebensmitteln<br />
nur noch sehr ger<strong>in</strong>g. Gehalte über dem Grenzwert s<strong>in</strong>d<br />
teilweise jedoch noch bei Wild festzustellen.<br />
Grenzwerte<br />
Nach der Verordnung (EWG) Nr. 737 / 90 dürfen Lebensmittel<br />
aus bestimmten Nicht-EU-Ländern nur<br />
dann importiert werden, wenn der Grenzwert für<br />
Cäsium-134+137 nicht überschritten ist. Dieser beträgt<br />
370 Bq pro kg bei Milchprodukten <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung<br />
bzw. 600 Bq pro kg bei allen übrigen Lebensmitteln.<br />
In Deutschland werden Lebensmittel,<br />
welche die genannten Grenzwerte überschreiten,<br />
von der Überwachung als nicht sicher im S<strong>in</strong>ne Verordnung<br />
(EG) 178 <strong>und</strong> damit als nicht verkehrsfähig<br />
beanstandet.<br />
Die Landesregierung Baden-Württembergs hat deshalb im<br />
Jahr 2005 e<strong>in</strong> umfangreiches Überwachungsprogramm<br />
<strong>in</strong>stalliert. Danach müssen <strong>in</strong> den als belastet erkannten<br />
Gebieten alle Wildschwe<strong>in</strong>e vor ihrer Vermarktung<br />
auf Radioaktivität untersucht werden, <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> eigener<br />
Verantwortung der Jäger. Zusätzliche „Erk<strong>und</strong>ungsmessungen“<br />
durch die staatlichen Labors (CVUA Stuttgart<br />
<strong>und</strong> Freiburg) sollen sicherstellen, dass mögliche<br />
weitere Belastungsgebiete erkannt werden. Weiterh<strong>in</strong><br />
werden Proben aus Gaststätten <strong>und</strong> Metzgereien untersucht.<br />
Die aktuellen Messergebnisse werden <strong>in</strong> Form<br />
von Karten <strong>und</strong> Tabellen im Internet veröffentlicht unter<br />
www.cvua-freiburg.de bzw. unter www.untersuchungsämter-bw.de<br />
.<br />
Manche Wildpilzarten, <strong>in</strong>sbesondere bestimmte Röhrl<strong>in</strong>ge,<br />
s<strong>in</strong>d bekannt für ihre Fähigkeit, Cäsium anzureichern. Die<br />
Untersuchungsämter bekommen jedoch Probenmaterial<br />
fast nur durch Pilzsammler.<br />
Aus Artenschutzgründen dürfen heimische Wildpilze <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
nicht gehandelt werden <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d deshalb<br />
für die Lebensmittelüberwachung kaum zugänglich. Im<br />
Jahr 2006 war die Zahl der privaten Pilze<strong>in</strong>sendungen nur<br />
ger<strong>in</strong>g. Höchstmengenüberschreitungen wurden weder bei<br />
heimischen noch bei importierten Pilzen festgestellt.
124 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Strontium-90<br />
Bei 75 Lebensmittel-, Futtermittel- <strong>und</strong><br />
Bodenproben wurde außerdem der<br />
Strontium-90-Gehalt bestimmt (Sr-90).<br />
Ger<strong>in</strong>ge Mengen dieses Spaltproduktes,<br />
das hauptsächlich <strong>in</strong> den 50er- <strong>und</strong><br />
60er-Jahren durch oberirdische Kernwaffentests<br />
<strong>in</strong> die Atmosphäre gelangte,<br />
lassen sich noch heute <strong>in</strong> den<br />
meisten Lebensmitteln nachweisen.<br />
Sr-90 verhält sich chemisch ähnlich wie<br />
Calcium <strong>und</strong> wird deshalb vom Körper<br />
besonders während der Wachstumsphase<br />
fest <strong>in</strong> die Knochensubstanz<br />
e<strong>in</strong>gebaut, wo es mit e<strong>in</strong>er Halbwertzeit<br />
von 30 Jahren se<strong>in</strong>e schädigende<br />
Wirkung entfalten kann. Durch<br />
den Kraftwerksunfall von Tschernobyl<br />
wurde Deutschland nur unwesentlich<br />
mit Sr-90 <strong>und</strong> anderen schwerflüchtigen<br />
Radionukliden (Plutonium, Uran)<br />
kontam<strong>in</strong>iert.<br />
Sr-90 ist als re<strong>in</strong>er Beta-Strahler nicht<br />
mit der Gammaspektrometrie erfassbar,<br />
sondern muss, wie auch die meisten<br />
Alpha-Strahler, vor der Messung<br />
relativ aufwändig aus der Probe isoliert<br />
werden. Die Untersuchungsergebnisse<br />
zeigen, dass die nahrungsbed<strong>in</strong>gte<br />
Dosisbelastung durch Sr-90 nur noch<br />
sehr ger<strong>in</strong>g ist. Die gesamte Jahresaufnahme<br />
an Sr-90 über die Nahrung<br />
lag für e<strong>in</strong>e erwachsene Person im<br />
Jahr 2003 bei r<strong>und</strong> 32 Becquerel (Bq).<br />
Im Jahre 1963 betrug die durchschnittliche<br />
Sr-90-Jahresaufnahme noch 412<br />
Bq pro Person.<br />
Gesamte Strahlenbelastung<br />
durch die Nahrung<br />
An der durchschnittlichen Strahlenbelastung<br />
der Bevölkerung hat die Nahrung<br />
nur e<strong>in</strong>en Anteil von ca. 10 %.<br />
Dabei leisten nicht die künstlichen<br />
Radionuklide wie z. B. das Cäsium-<br />
137, sondern die natürlichen Radionuklide<br />
wie Blei-210, Radium-228, Radium-226<br />
<strong>und</strong> Kalium-40 den größten<br />
Beitrag zur nahrungsbed<strong>in</strong>gten Strahlendosis.<br />
Die Untersuchung von 10 Gesamtnahrungsproben<br />
auf Radium ergab aber<br />
ke<strong>in</strong>e Belastung: Der Höchstwert betrug<br />
0,08 Bq / kg. 5 Tr<strong>in</strong>kwasserproben<br />
wurden auf U 234 / 238-Pu 239 untersucht.<br />
Gef<strong>und</strong>en wurden maximal<br />
0,038 Bq / kg.<br />
Dabei zeigt sich, wie schon <strong>in</strong> den Jahren<br />
zuvor, dass der Reaktorunfall von<br />
Tschernobyl bei Lebensmitteln, die bei<br />
uns <strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden,<br />
ke<strong>in</strong>e signifikante Erhöhung der Kontam<strong>in</strong>ation<br />
mit Strontium-90 <strong>und</strong> anderen<br />
schwerflüchtigen Nukliden zur<br />
Folge hatte.<br />
Proben aus dem Bereich<br />
der Landwirtschaft<br />
Futtermittel<br />
Im Gegensatz zu Lebensmitteln werden<br />
die Aktivitätsgehalte von landwirtschaftlichen<br />
Proben auf Trockenmasse<br />
bezogen, sodass die Werte zunächst<br />
höher ersche<strong>in</strong>en. Rechnet man bei<br />
pflanzlichen Materialien mit e<strong>in</strong>em<br />
Trockensubstanzgehalt von ca. 10, so<br />
s<strong>in</strong>d die gemessenen Aktivitäten mit<br />
denen der Nahrungsmittel vergleichbar.<br />
Die Cs-137-Konzentrationen von<br />
Grasproben betrugen durchschnittlich<br />
1,7 Bq / kg TM mit e<strong>in</strong>em Maximum<br />
von 4,4 Bq / kg. Die Sr-90-Werte lagen<br />
zwischen 0,9 <strong>und</strong> 1,7 Bq / kg TM. Die<br />
Radiocäsiumgehalte aller anderen<br />
Futtermittel (Kartoffeln, Grünmais,<br />
Getreide) lagen meist unterhalb der<br />
Nachweisgrenze von 0,5 Bq / kg TM.<br />
Lediglich e<strong>in</strong>e Heuprobe hatte e<strong>in</strong>en<br />
Gehalt von 8 Bq / kg TM.<br />
Böden<br />
Die Radiocäsiumkontam<strong>in</strong>ation der<br />
Böden zeigt das Aktivitätsmuster,<br />
wie es seit dem Tschernobyl-Unfall<br />
bekannt ist. Die Gehalte nehmen nur<br />
sehr langsam ab, sodass die Aktivitäten<br />
auf dem Niveau der Vorjahre liegen.<br />
Der gemessene Maximalwert<br />
betrug 121 Bq / kg.<br />
Tabelle:<br />
Untersuchungen<br />
auf Strontium-90<br />
Bezeichnung Probenzahl Sr-90 (Bq / kg)<br />
m<strong>in</strong>.<br />
max.<br />
Milch, -Erzeugnisse, Käse 11 0,032 0,06<br />
Süßwasserfisch 2 0,01 0,01<br />
Getreide, -Erzeugnisse, Kartoffeln 13 0,07 0,26<br />
Gemüse, -Erzeugnisse 7 0,05 0,19<br />
Obst, Obstprodukte 8 0,009 0,18<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dnahrung 4 0,003 0,017<br />
Gesamtkost-Tagesrationen 12 0,05 0,06<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser, Rohwasser, M<strong>in</strong>eralwasser 6 < 0,003 0,005<br />
Gesamt 63<br />
Futtermittel (TM) 6 0,47 3,95<br />
Böden (TM) 6 0,42 2,97<br />
Gesamt 12
Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 125<br />
Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten<br />
Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />
Was s<strong>in</strong>d Diox<strong>in</strong>e?<br />
Unter dem Begriff „Diox<strong>in</strong>e“ werden 210 chemische Verb<strong>in</strong>dungen mit e<strong>in</strong>er ähnlichen Struktur zusammengefasst:<br />
75 polychlorierte Dibenzo-p-diox<strong>in</strong>e (PCDD) <strong>und</strong> 135 polychlorierte Dibenzofurane (PCDF). Diox<strong>in</strong>e gehören<br />
zu den giftigsten chlororganischen Verb<strong>in</strong>dungen. Durch ihre gute Fettlöslichkeit <strong>und</strong> ihre Langlebigkeit<br />
reichern sie sich <strong>in</strong> der Nahrungskette an. Nach heutiger Kenntnis nimmt der Mensch diese Substanzen fast<br />
ausschließlich über die Nahrung auf. Mit Diox<strong>in</strong>en belastete Lebensmittel können daher für die Verbraucher<br />
e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>heitliches Risiko darstellen. Bestimmte polychlorierte Biphenyle (PCB) weisen diox<strong>in</strong>ähnliche<br />
Eigenschaften auf <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d daher ebenfalls <strong>in</strong> den Blickpunkt des Interesses gerückt. Den diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB<br />
werden wie den Diox<strong>in</strong>en Toxizitätsäquivalente (TEQ) zugeordnet, die diese PCB-Kongenere gemäß ihrer Toxizität<br />
im Vergleich zum 2,3,7,8-TCDD e<strong>in</strong>stufen. E<strong>in</strong> Expertengremium unter der Leitung der WHO (Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation)<br />
hat für 4 non-ortho <strong>und</strong> 8 mono-ortho PCB Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF) festgesetzt.<br />
Ab November 2006 gelten Höchstgehalte nicht nur für Diox<strong>in</strong>e, sondern auch für den Gesamt-TEQ-Gehalt (als<br />
Summe der Toxizitätsäquivalente von Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB). Zusätzlich zu den bestehenden Auslösewerten<br />
für Diox<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d separate Auslösewerte für diox<strong>in</strong>ähnliche PCB <strong>in</strong> Kraft getreten.<br />
Diox<strong>in</strong>labor des CVUA Freiburg als EU-Referenzlabor (CRL)<br />
Zur angestrebten Weiterentwicklung <strong>und</strong> Harmonisierung der Lebensmittelüberwachung<br />
<strong>und</strong> Tierseuchendiagnostik wurde im Jahr 2005<br />
die E<strong>in</strong>richtung von Geme<strong>in</strong>schafts-Referenzlaboratorien (Community<br />
Reference Laboratories, CRLs) von der Europäischen Union u. a. für verschiedene<br />
rückstandsanalytische Arbeitsgebiete ausgeschrieben. Dabei<br />
sollen die EU-Referenz-Laboratorien sowohl e<strong>in</strong>e richtungsweisende als<br />
auch e<strong>in</strong>e koord<strong>in</strong>ierende <strong>und</strong> beratende Funktion erfüllen. Die Referenzlabore<br />
sollen analytische Qualitäts-Richtl<strong>in</strong>ien erstellen, die dann von<br />
allen anderen Laboratorien <strong>in</strong>nerhalb der EU übernommen <strong>und</strong> umgesetzt<br />
werden sollen. Ziel ist e<strong>in</strong>e EU-weite Verbesserung der Qualität von<br />
analytischen Ergebnissen. In den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen<br />
sollen möglichst zügig Netzwerke von CRLs <strong>und</strong> NRLs (nationale Referenz-Laboratorien)<br />
aufgebaut werden, die jeweils von den entsprechenden<br />
CRLs koord<strong>in</strong>iert werden. Unter Berücksichtigung der analytischen<br />
Defizite <strong>und</strong> Gegebenheiten <strong>in</strong> den Mitgliedsstaaten sollen die CRLs<br />
unter anderem Forschungsarbeit zur Entwicklung neuer analytischer<br />
Methoden durchführen. Durch Workshops sollen die Experten der nationalen<br />
Referenzlabore aus den Mitgliedstaaten <strong>und</strong> bei Bedarf auch aus<br />
Drittländern zur Anwendung neuer Analysenmethoden geschult werden.<br />
Nach Abschluss e<strong>in</strong>es strengen Auswahlverfahrens<br />
auf nationaler <strong>und</strong> hohem Fettanteil“. Hier wurden un-<br />
tierischen Ursprungs <strong>und</strong> Waren mit<br />
EU-Ebene g<strong>in</strong>gen Anfang 2006 von ter anderem die Leistungen auch <strong>in</strong><br />
den 8 vergebenen CRLs im Bereich anderem <strong>in</strong>ternationalen Rahmen gewürdigt,<br />
weil sich das CVUA Freiburg<br />
„Rückstände <strong>und</strong> Kontam<strong>in</strong>anten“<br />
drei Benennungen an E<strong>in</strong>richtungen bereits als Referenzlabor für die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
(WHO) zur<br />
der amtlichen Lebensmittelüberwachung<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg: Das Durchführung e<strong>in</strong>er weltweiten Studie<br />
CVUA Freiburg wurde als Geme<strong>in</strong>schaftsreferenzlabor<br />
für zwei Arbeits-<br />
Belastung mit Diox<strong>in</strong>en, PCB <strong>und</strong> an-<br />
mit Humanmilch zur Feststellung der<br />
gebiete ausgewählt, nämlich für den deren chlororganischen Kontam<strong>in</strong>anten<br />
qualifiziert hat. In Baden-Württem-<br />
Bereich „Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> PCB <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
<strong>und</strong> Futtermitteln“ <strong>und</strong> für den berg wurde ferner das Pestizid-Labor<br />
Bereich „Pestizide <strong>in</strong> Lebensmitteln des CVUA Stuttgart als CRL für Pesti-<br />
zide mit E<strong>in</strong>zelnachweisverfahren bestimmt.<br />
Die Tätigkeiten wurden zum<br />
1. Juli 2006 übertragen.<br />
Wesentliche Tätigkeiten des Diox<strong>in</strong>-<br />
CRLs <strong>in</strong> 2006 umfassen die wissenschaftliche<br />
Unterstützung der Kommission<br />
bei folgenden Fragestellungen:<br />
• Klärung der Notwendigkeit, Doppelbestimmungen<br />
zur Absicherung von<br />
Untersuchungsergebnissen durchzuführen,<br />
wenn zulässige Höchstmengen<br />
überschritten werden.<br />
• Harmonisierung der Extraktionsverfahren<br />
bei M<strong>in</strong>eralfuttermitteln.<br />
• Beg<strong>in</strong>n der Kooperation mit CEN zur<br />
Entwicklung analytischer Methoden<br />
zur Bestimmung von Diox<strong>in</strong>en, diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB <strong>und</strong> Marker-PCB<br />
<strong>in</strong> Lebensmitteln <strong>und</strong> Futtermitteln.<br />
Die physikalisch-chemischen Untersuchungsmöglichkeiten<br />
zur Bestimmung<br />
von Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB<br />
des CVUA Freiburg wurden erheblich<br />
ausgebaut. Zusätzlich wurden die Untersuchungsmöglichkeiten<br />
auch für biologische<br />
Screen<strong>in</strong>gtests (Bioassays)<br />
geschaffen. Hierdurch wird die Leistungsfähigkeit<br />
des Diox<strong>in</strong>labors erheblich<br />
gestärkt.
126 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Untersuchungen von Lebensmitteln<br />
<strong>und</strong> Futtermitteln<br />
Im Jahr 2006 wurden 614 Proben auf<br />
Diox<strong>in</strong>e untersucht, hiervon 488 Lebensmittel,<br />
115 Futtermittel <strong>und</strong> 11<br />
Humanproben. Bei den Futtermitteln<br />
wurden 113 Proben im Auftrag der<br />
amtlichen Futtermittelüberwachung<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg <strong>und</strong> 2 Proben<br />
<strong>in</strong> Amtshilfe als Bestätigungsanalyse<br />
für e<strong>in</strong> anderes Untersuchungsamt<br />
untersucht. Die Ergebnisse der Futtermitteluntersuchungen<br />
werden separat<br />
<strong>in</strong> Teil V (Futtermittel) dargestellt.<br />
Die Humanproben wurden für die <strong>in</strong>ternationale<br />
WHO-Studie zu Gehalten<br />
von Diox<strong>in</strong>en, PCBs <strong>und</strong> anderen persistenten<br />
Organochlorkontam<strong>in</strong>anten<br />
<strong>in</strong> Humanmilch <strong>in</strong> Zuständigkeit als<br />
WHO-Referenzlabor analysiert.<br />
Bei allen Lebensmitteln wurden zusätzlich<br />
zu den Diox<strong>in</strong>en auch die diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB bestimmt. Bei den<br />
Futtermitteln wurde bei 25 Proben<br />
zusätzlich auch der Gehalt an diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB ermittelt.<br />
Die weitaus meisten der 488 Lebensmittelproben<br />
zeigten die auch <strong>in</strong> früheren<br />
Jahren für die jeweiligen Matrices<br />
festgestellten Diox<strong>in</strong>gehalte. Auch die<br />
Gehalte an diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB lagen<br />
überwiegend im Bereich der bereits<br />
vorliegenden Daten aus den vorangegangenen<br />
Jahren. Besondere Programme<br />
waren die Untersuchung von<br />
K<strong>in</strong>dernahrungsmitteln, die Untersuchungen<br />
im Rahmen des Filder-Programmes<br />
<strong>und</strong> die Untersuchung von<br />
Dorschlebern.<br />
K<strong>in</strong>dernahrungsmittel<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es Monitor<strong>in</strong>g-Projektes<br />
wurden 20 Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrungsmittel<br />
auf Diox<strong>in</strong>e<br />
<strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB untersucht.<br />
Für Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dernahrungsmittel,<br />
wie auch ganz allgeme<strong>in</strong> für<br />
Fertiggerichte, gibt es zurzeit ke<strong>in</strong>e<br />
Höchstgehalte. Auch für Gemüse <strong>und</strong><br />
Getreide als Hauptbestandteile der<br />
überwiegenden Anzahl der Proben<br />
s<strong>in</strong>d bis jetzt nur Auslösewerte festgelegt.<br />
Sie können jedoch <strong>in</strong> diesem<br />
Fall als Orientierungspunkt dienen. E<strong>in</strong><br />
Vergleich mit den Auslösewerten für<br />
Obst, Gemüse <strong>und</strong> Getreide von 400<br />
pg WHO-PCDD / F-TEQ / kg Frischgewicht<br />
<strong>und</strong> 200 pg WHO-PCB-TEQ / kg<br />
Frischgewicht zeigt, dass die Gehalte<br />
an Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB<br />
<strong>in</strong> den untersuchten Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong><br />
K<strong>in</strong>dernahrungsmitteln erfreulich ger<strong>in</strong>g<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Milch <strong>und</strong> Milchprodukte<br />
Insgesamt 147 Proben von Milch <strong>und</strong><br />
Milchprodukten wurden auf Diox<strong>in</strong>gehalte<br />
untersucht. Alle Proben liegen<br />
unterhalb der zulässigen Höchstmenge<br />
von 3 pg WHO-PCDD / F-TEQ / g Fett<br />
<strong>und</strong> dem Auslösewert von 2 pg WHO-<br />
PCDD / F-TEQ / g Fett. Ergänzend wurden<br />
auch die Gehalte der diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB <strong>und</strong> der Summe aus den<br />
Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> den diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB<br />
bestimmt. Der Beitrag der diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB zu den Gesamt-TEQ ist bei<br />
Milch <strong>und</strong> Milchprodukten etwa doppelt<br />
so hoch wie der Beitrag „nur“ der<br />
Diox<strong>in</strong>e. Seit 4. November 2006 gilt<br />
neben dem Diox<strong>in</strong>höchstgehalt auch<br />
e<strong>in</strong> Gesamthöchstgehalt für die Summe<br />
aus Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB von 6 pg WHO-PCDD / F-PCB-<br />
TEQ / g Fett. E<strong>in</strong>e separate Höchstmenge<br />
nur für die diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB wurde nicht festgelegt, sondern<br />
nur e<strong>in</strong> Auslösewert von 2 pg WHO-<br />
PCB-TEQ / g Fett. Die nachfolgende<br />
Tabelle stellt die Untersuchungsergebnisse<br />
des Gesamt-Diox<strong>in</strong>-Gehaltes<br />
(<strong>in</strong> pg WHO-PCDD / F-PCB-TEQ / g<br />
Fett) dar.<br />
Produkt Probenzahl Niedrigster Wert Median Mittelwert Höchster<br />
Wert<br />
Milch 61 0,68 1,06 1,16 2,20<br />
Butter 38 0,52 0,90 0,90 1,26<br />
Joghurt, Sahne 20 0,70 1,09 1,06 1,38<br />
Käse 28 0,47 0,89 1,00 2,86<br />
Tabelle: Übersicht über Ergebnisse der Untersuchungen auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB <strong>in</strong> Milch <strong>und</strong> Milchprodukten<br />
(Angaben <strong>in</strong> pg WHO-PCDD / F-PCB-TEQ / g Fett)<br />
WHO-PCDD / F-PCB-TEQ WHO-PCB-TEQ WHO-PCDD / F-TEQ<br />
Anzahl 20 20 20<br />
M<strong>in</strong>imum 4,50 2,02 0,88<br />
Median 11,7 8,47 3,28<br />
Mittelwert 15,2 10,0 5,17<br />
95 % - Perzentil 29,9 29,7 20,2<br />
Maximum 39,8 19,7 20,2<br />
Tabelle: Übersicht über Ergebnisse der Untersuchungen von Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrungsmitteln auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />
diox<strong>in</strong>ähnliche PCB (Angaben <strong>in</strong> pg / kg Frischgewicht)
Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 127<br />
Dorschleber<br />
Dorschleberöl<br />
WHO-PCDD / F- WHO-PCB- WHO-PCDD / F- WHO-PCDD / F- WHO-PCB- WHO-PCDD / F-<br />
PCB-TEQ<br />
TEQ<br />
TEQ<br />
PCB-TEQ<br />
TEQ<br />
TEQ<br />
Anzahl 25 25 25 25 25 25<br />
M<strong>in</strong>imum 6,90 5,22 1,15 19,3 15,7 3,06<br />
Median 33,0 26,2 7,27 96,8 75,9 20,4<br />
Mittelwert 35,6 27,4 8,16 99,4 77,3 22,1<br />
95 % - Perzentil 67,6 51,1 16,7 175,1 132,1 40,7<br />
Maximum 76,5 63,9 17,3 194,0 158,0 43,5<br />
Dorschleber<br />
Tabelle:<br />
Übersicht über<br />
Ergebnisse der<br />
Untersuchung<br />
auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />
diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />
von Dorschleber<br />
(Angaben <strong>in</strong> pg / g<br />
Frischgewicht) <strong>und</strong><br />
Dorschleberöl<br />
(Angaben <strong>in</strong> pg / g<br />
Fett)<br />
Insgesamt 25 Dorschleberkonservenproben<br />
wurden auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />
diox<strong>in</strong>ähnliche PCB untersucht. Zur<br />
Untersuchung wurde die Dorschleber<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sieb vom Fett getrennt.<br />
Aus lebensmittelrechtlichen Gründen<br />
wurden dann jeweils die abgetropfte<br />
Leber <strong>und</strong> das Abtropföl separat untersucht.<br />
E<strong>in</strong>e Übersicht über die Gehalte<br />
an Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB sowie der Summe gibt die obige<br />
Tabelle sowohl für die Leber als auch<br />
für das abgetropfte Öl wieder.<br />
Die Werte für Fischleber s<strong>in</strong>d unter<br />
Berücksichtigung von speziellen Regelungen<br />
für komb<strong>in</strong>ierte Nomenklaturcodes<br />
(KN-Codes) mit dem Höchstgehalt<br />
von 4,0 pg WHO-PCDD / F-TEQ / g<br />
Frischgewicht für Muskelfleisch von<br />
Fischen <strong>und</strong> Fischereierzeugnissen zu<br />
vergleichen. Ab November 2006 wurde<br />
zusätzlich e<strong>in</strong> Höchstgehalt für die<br />
Summe aus Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB von 8,0 pg WHO-PCDD / F-<br />
PCB-TEQ / g festgelegt.<br />
Das abtropfende Öl, <strong>in</strong> dem das Produkt<br />
e<strong>in</strong>gelegt ist oder das beim Herstellungsprozess<br />
(z. B. durch Erhitzen<br />
der sehr fetthaltigen Fischleber) ausgetreten<br />
ist, ist zwar nicht das primär<br />
vorgesehene Verzehrserzeugnis, kann<br />
allerd<strong>in</strong>gs nach vernünftigem Ermessen<br />
bei Verzehr der Dorschleber nicht<br />
vollständig entfernt werden. Somit<br />
kann es als Lebensmittel angesehen<br />
werden, für das die Höchstgehalte<br />
für Öle von Meerestieren (Fischöl,<br />
Fischleberöl <strong>und</strong> andere Öle von<br />
Meerestieren für den menschlichen<br />
Verzehr) gelten, nämlich 2,0 pg / WHO-<br />
PCDD / F-TEQ / g Fett bei Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />
zusätzlich ab November 2006 10 pg<br />
WHO-PCDD / F-PCB-TEQ / g Fett für<br />
die Summe aus Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB. Diese festgesetzten<br />
Höchstmengen werden sowohl bei<br />
Ges<strong>und</strong>heitliche Bewertung<br />
Um e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>heitliche Bewertung<br />
vornehmen zu können, wurde<br />
bei allen 25 Proben die Aufnahme<br />
an Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB durch Verzehr von 100 g<br />
Dorschleber (Abtropfgewicht) für<br />
e<strong>in</strong>e 60 kg schwere Person berechnet.<br />
Die <strong>in</strong>ternational harmonisierten<br />
duldbaren Aufnahmen<br />
für Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />
liegen bei 70 pg WHO-TEQ / kg<br />
Körpergewicht <strong>und</strong> Monat (Jo<strong>in</strong>t<br />
FAO / WHO Expert Committee on<br />
Food Additives; JECFA) bzw 14 pg<br />
WHO-TEQ / kg Körpergewicht <strong>und</strong><br />
Woche (EU Scientific Committee<br />
on Food; SCF). Diese Werte gelten<br />
für die Summe der beiden Schadstoffgruppen<br />
<strong>und</strong> entsprechen umgerechnet<br />
auf die duldbare tägliche<br />
Aufnahme e<strong>in</strong>em Wert von<br />
etwa 2 pg WHO-TEQ / kg KGW.<br />
Die durchschnittliche tägliche Aufnahme<br />
der deutschen Bevölke-<br />
Bezug auf das Produkt als auch auf<br />
das abtropfende Öl von fast allen Produkten<br />
überschritten, teilweise <strong>in</strong> erheblichem<br />
Umfang.<br />
rung liegt etwa bei 1 – 2 pg WHO-<br />
TEQ / kg Körpergewicht <strong>und</strong> Tag.<br />
Durch den Verzehr von 100 g<br />
Dorschleber würde bei den untersuchten<br />
25 Proben im Mittel für<br />
e<strong>in</strong>en 60 kg schweren Menschen<br />
e<strong>in</strong>e Aufnahme zwischen etwa 12<br />
<strong>und</strong> 126 pg WHO-PCDD / F-PCB-<br />
TEQ / kg KGW resultieren. Das bedeutet,<br />
dass bei der Dorschleber<br />
mit der ger<strong>in</strong>gsten Belastung die<br />
duldbare tägliche Aufnahme etwa<br />
um das 6 fache überschritten wird,<br />
während bei der höchstbelasteten<br />
Probe diese duldbare tägliche Aufnahme<br />
etwa um Faktor 60 überschritten<br />
wird. Im Mittel wird die<br />
duldbare Aufnahme durch Verzehr<br />
von 100 g Dorschleber etwa um<br />
das 30fache überschritten <strong>und</strong> damit<br />
durch den e<strong>in</strong>maligen Verzehr<br />
dieser Menge an Dorschleber bereits<br />
die duldbare monatliche Dosis<br />
<strong>in</strong> etwa ausgeschöpft.
128 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Filderprogramm<br />
Die Filderebene nahe Stuttgart ist mit<br />
ihren besonders fruchtbaren Lössböden<br />
sehr gut für die landwirtschaftliche<br />
Erzeugung geeignet, was e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>tensive landwirtschaftliche Nutzung<br />
zur Folge hat. Angebaut wird neben<br />
dem bekannten Filderkraut auch vermehrt<br />
Gemüse (hauptsächlich Salat)<br />
zur Versorgung der Region. Aufgr<strong>und</strong><br />
der Nähe zum Flughafen Stuttgart <strong>und</strong><br />
zur Autobahn A 8 bzw. zur B<strong>und</strong>esstraße<br />
B 27 wird für das Gebiet der Fildern<br />
immer wieder die Frage nach e<strong>in</strong>er besonderen<br />
Belastungssituation gestellt.<br />
Ist die Belastung durch Schadstoffe<br />
von Auto- <strong>und</strong> Flugverkehr bei Gemüse<br />
von den Fildern möglicherweise<br />
höher als die übliche H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung<br />
bei Gemüse aus anderen<br />
Regionen? Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
wurde e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>gprogramm zur<br />
Feststellung der Belastung von Filderkraut<br />
mit verschiedenen Kontam<strong>in</strong>anten,<br />
unter anderem mit Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />
PCB, durchgeführt.<br />
Insgesamt wurden 6 Pflanzenproben<br />
aus dem Anbaugebiet „Fildern“ zur<br />
Untersuchung auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche<br />
PCB angeliefert: 3 Salatproben<br />
(mit großflächigen Blättern, an<br />
denen luftgetragene Emissionen adsorbiert<br />
werden können), <strong>und</strong> 3 Krautproben.<br />
Bei den Krautpflanzen wurden<br />
<strong>in</strong>nere <strong>und</strong> äußere Blätter getrennt<br />
untersucht, um festzustellen, ob<br />
nach Abtrennen der äußeren Blätter<br />
die Diox<strong>in</strong>gehalte abgesenkt werden.<br />
Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der folgenden<br />
Tabelle zusammengestellt.<br />
Derzeit gibt es für pflanzliche Lebensmittel<br />
weder gültige Höchstgehalte für<br />
Diox<strong>in</strong>e noch für diox<strong>in</strong>ähnliche PCB.<br />
Dagegen wurden durch Kommissionsempfehlung<br />
Auslösewerte für Dioxi-<br />
ne von 0,4 ng WHO-PCDD / F-TEQ / kg<br />
Erzeugnis <strong>und</strong> für diox<strong>in</strong>ähnliche<br />
PCB von 0,2 ng WHO-PCB-TEQ / kg<br />
Erzeugnis festgesetzt. E<strong>in</strong> Vergleich<br />
dieser Auslösewerte mit den im<br />
Rahmen des Filderkraut-Projektes<br />
erhaltenen Werten (Maxima: 0,009<br />
ng WHO-PCDD / F-TEQ / kg Erzeugnis<br />
bzw. 0,021 ng WHO-PCB-TEQ / kg Erzeugnis)<br />
zeigt, dass die Auslösewerte<br />
um mehr als das Zehnfache über den<br />
erhaltenen Maximalgehalten liegen.<br />
Somit s<strong>in</strong>d die vorliegenden pflanzlichen<br />
Lebensmittel bezüglich der Gehalte<br />
an Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB aus lebensmittelrechtlicher Sicht<br />
nicht zu beanstanden <strong>und</strong> geben ke<strong>in</strong>e<br />
H<strong>in</strong>weise auf möglicherweise erhöhte<br />
Gehalte an Diox<strong>in</strong>en oder diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB.<br />
E<strong>in</strong> Vergleich der Diox<strong>in</strong>gehalte der<br />
Filderkrautproben mit den <strong>in</strong> den Jahren<br />
1993 bis 2001 untersuchten Gehalten<br />
<strong>in</strong> bodennahen Blattgemüse<br />
außer Grünkohl (wie Mangold, Kopfsalat,<br />
Lauch, Lollo Rosso, Eissalat,<br />
Eichblattsalat, Endiviensalat, Zuckerhut,<br />
Weisskraut, Wirs<strong>in</strong>g, Eisbergsalat)<br />
aus unbelasteten Gebieten<br />
(Mittelwert von 53<br />
Proben: 0,008 ng WHO-<br />
PCDD / F-TEQ / kg Erzeugnis;<br />
Maximum:<br />
0,047 ng WHO-<br />
Tabelle:<br />
Übersicht über Ergebnisse der Untersuchung<br />
von pflanzlichen Lebensmitteln<br />
aus der Filderebene auf Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />
diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />
(Angaben <strong>in</strong> ng / kg Frischgewicht)<br />
PCDD / F-TEQ / kg Erzeugnis) zeigt,<br />
dass die Diox<strong>in</strong>gehalte der untersuchten<br />
Pflanzen im unteren Bereich der<br />
üblichen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>belastung liegen.<br />
Für die diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB liegen<br />
bis jetzt noch ke<strong>in</strong>e repräsentativen<br />
Daten für bodennahes Blattgemüse<br />
vor. E<strong>in</strong> Vergleich der Gehalte der Filderproben<br />
an diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB mit<br />
denen von bodennahem Blattgemüse<br />
aus dem Jahr 2005 (Mittelwert von 14<br />
Proben: 0,004 ng WHO-PCB-TEQ / kg<br />
Erzeugnis; Maximum: 0,007 ng WHO-<br />
PCB-TEQ / kg Erzeugnis) zeigt, dass<br />
diese <strong>in</strong> den Filderproben ebenfalls <strong>in</strong><br />
derselben Größenordnung liegen.<br />
Die separate Untersuchung der äußeren<br />
Blätter bei 3 Proben zeigte die auch<br />
aus anderen Studien bekannte Tendenz<br />
von leicht höheren Gehalten an<br />
Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB <strong>in</strong><br />
den äußeren Hüllblättern im<br />
Vergleich zu den <strong>in</strong>neren<br />
Blättern.<br />
WHO-PCDD / F-PCB-TEQ WHO-PCB-TEQ WHO-PCDD / F-TEQ<br />
Anzahl 9 9 9<br />
M<strong>in</strong>imum 0,007 0,005 0,001<br />
Median 0,012 0,006 0,003<br />
Mittelwert 0,014 0,011 0,003<br />
95 % - Perzentil 0,025 0,021 0,007<br />
Maximum 0,026 0,021 0,009
Industrie- <strong>und</strong> umweltbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 129<br />
Schwermetalle <strong>und</strong> toxische Spurenelemente<br />
Die M<strong>in</strong>imierung der <strong>in</strong> Lebensmitteln <strong>in</strong> Spuren enthaltenen Schwermetalle<br />
Blei, Cadmium <strong>und</strong> Quecksilber spielt seit langem e<strong>in</strong>e wichtige r<strong>in</strong>en Lebensmitteln zeichnen sich<br />
Neben diesen höher belasteten ma-<br />
Rolle für den ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutz. Für diese Elemente bestimmte pflanzliche Lebensmittel<br />
existieren demzufolge europaweit verb<strong>in</strong>dliche Höchstgehalte für verschiedene<br />
Lebensmittel, die zusammen mit Höchstgehalten anderer tung mit Schwermetallen aus. So<br />
ebenfalls durch e<strong>in</strong>e erhöhte Belas-<br />
Kontam<strong>in</strong>anten <strong>in</strong> der Verordnung (EG) Nr. 466 / 2001 (<strong>in</strong>zwischen VO ist bekannt, dass die Kakaopflanze<br />
(EG) Nr. 1881 / 2006) festgelegt s<strong>in</strong>d.<br />
auf cadmiumhaltigen Böden dieses<br />
Neben diesen <strong>und</strong> anderen mehr oder weniger ges<strong>und</strong>heitsschädlichen toxische Schwermetall aufnehmen<br />
Schwermetallen gibt es aber auch viele Elemente, deren Aufnahme kann. Je nach Anbaugebiet des Kakaos<br />
resultieren daraus natürlicher-<br />
für den Erhalt der menschlichen Ges<strong>und</strong>heit notwendig ist. Bestimmte<br />
Elemente können aber auch zur Charakterisierung von Lebensmitteln weise sehr unterschiedliche Gehalte<br />
(z. B. We<strong>in</strong>e, Säfte, Separatorenfleisch) herangezogen werden.<br />
<strong>in</strong> den Kakaosamen <strong>und</strong> den daraus<br />
hergestellten Produkten. Aus diesem<br />
Im Berichtsjahr wurden <strong>in</strong> 5171 Proben <strong>in</strong>sgesamt 36148 Elementbestimmungen<br />
durchgeführt. Das Spektrum umfasste dabei 31 verschie-<br />
Anlass wurde im Berichtsjahr, wie im<br />
Jahr zuvor, Schokolade auf Cadmium<br />
dene Elemente, die mit modernsten Analysentechniken (z. B. ICP-MS)<br />
untersucht. Bei der Analyse von 50<br />
bestimmt wurden.<br />
Proben wurden überwiegend Gehalte<br />
unter 0,25 mg / kg festgestellt. 5 Proben Edelbitterscho-<br />
Die Belastung von Lebensmitteln<br />
mit den toxischen<br />
Schwermetal-<br />
0,49 mg / kg), die sich durch deren hohen Kakaoanteil <strong>und</strong><br />
kolade zeigten dagegen erhöhte Gehalte (Maximalgehalt<br />
len Blei, Cadmium das Anbaugebiet des zur Herstellung verwendeten Kakaos<br />
<strong>und</strong> Quecksilber erklären ließen. Neben den Schokoladen wurden auch 8<br />
kann <strong>in</strong>sgesamt als Proben Kakao analysiert. Diese Proben wiesen durchweg<br />
ger<strong>in</strong>g angesehen werden.<br />
E<strong>in</strong>zelne Lebensmit-<br />
die hier beschriebene Problematik seit langem bekannt<br />
Cadmiumgehalte unterhalb von 0,25 mg / kg auf. Obwohl<br />
tel bzw. Lebensmittelgruppen ist, konnten sich die Mitgliedsstaaten der EU bislang nicht<br />
bilden hier jedoch die Ausnahme, auf e<strong>in</strong>en Höchstgehalt für Cadmium <strong>in</strong> Schokolade oder<br />
sodass sich bei diesen Lebensmittel Kakao e<strong>in</strong>igen.<br />
immer wieder Auffälligkeiten ergeben, die<br />
Weitere pflanzliche Lebensmittel, die Cadmium akkumulieren,<br />
s<strong>in</strong>d bekanntermaßen Ölsaaten wie Le<strong>in</strong>samen, Mohn<br />
es zumeist aus Gründen der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge<br />
zu m<strong>in</strong>imieren gilt.<br />
<strong>und</strong> Sonnenblumenkerne. Für diese Lebensmittel existieren<br />
bislang ebenfalls ke<strong>in</strong>e Höchstgehalte. Auch P<strong>in</strong>ienker-<br />
Bereits seit e<strong>in</strong>igen Jahren ist die Problematik „Schwermetalle<br />
<strong>in</strong> Seefisch“ bekannt. Die Schwermetalle Quecksilber ne können, je nach Herkunft, erhöhte Cadmiumgehalte<br />
<strong>und</strong> Cadmium reichern sich <strong>in</strong> der mar<strong>in</strong>en Nahrungskette aufweisen. Bei eigenen Untersuchungen wurden Gehalte<br />
an, was zu beträchtlichen Schwermetallbelastungen führen<br />
kann. Im EU-Schnellwarnsystem (Rapid Alert System ermittelt. Nach Def<strong>in</strong>ition der EU werden P<strong>in</strong>ienkerne den<br />
zwischen 0,02 <strong>und</strong> 0,4 mg / kg (Mittelwert: 0,22 mg / kg)<br />
For Food And Feed – RASFF) liegen Warnungen über hohe<br />
Quecksilber- <strong>und</strong> Cadmiumgehalte <strong>in</strong> Raubfischen, wie für Obst von 0,05 mg / kg unterliegen. Dies hatte zur Folge,<br />
Nüssen zugerechnet, die als „Früchte“ dem Höchstgehalt<br />
Schwertfisch, Hai oder T<strong>in</strong>tenfisch, mit deutlichem Abstand dass P<strong>in</strong>ienkerne vielfach als nicht verkehrsfähig e<strong>in</strong>gestuft<br />
an der Spitze der Meldungen über Schwermetalle <strong>in</strong> Lebensmitteln.<br />
Untersuchungen <strong>in</strong> den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2003 gehalteverordnung (VO (EG) 1881 / 2006), die im Dezem-<br />
wurden. In der Neufassung der Kontam<strong>in</strong>anten-Höchst-<br />
bestätigten, dass entsprechende Ware auch nach Baden- ber 2006 veröffentlicht wurde, wurden P<strong>in</strong>ienkerne beim<br />
Württemberg geliefert wurde.<br />
Höchstgehalt für Früchte explizit ausgenommen. Da die<br />
Verzehrsmenge von P<strong>in</strong>ienkernen deutlich unter der Verzehrsmenge<br />
anderer Früchte liegt, ist diese Verfahrens-<br />
Diese Untersuchungen wurden fortgeführt <strong>und</strong> zeigten<br />
2006 aber lediglich 5 Quecksilber-Höchstgehaltüberschreitungen<br />
bei Schwertfisch <strong>und</strong> Degenfisch. Hierbei lag der<br />
weise bis zur Festsetzung e<strong>in</strong>es eigenen Höchstgehalts<br />
für Cadmium <strong>in</strong> P<strong>in</strong>ien durchaus vertretbar.<br />
Maximalgehalt bei 2,3 mg / kg, bei e<strong>in</strong>em Höchstgehalt von<br />
1,0 mg / kg. Weitere Höchstgehaltüberschreitungen ergaben<br />
sich <strong>in</strong> 2 Fällen bei der Untersuchung von Miesmuscheln<br />
aus dem Pazifik. Hier lagen die Cadmiumgehalte<br />
bei 1,34 bzw. 2,08 mg / kg (Höchstgehalt:1,0 mg / kg).
130 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Neben den durch Höchstgehalte <strong>in</strong> Lebensmitteln begrenzten<br />
Schwermetallen Blei, Cadmium <strong>und</strong> Quecksilber,<br />
geraten immer wieder Elemente <strong>in</strong>s Blickfeld, die<br />
nicht gesetzlich geregelt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> daher e<strong>in</strong>er eigenen<br />
Bewertung bedürfen. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür stellen Bef<strong>und</strong>e<br />
über Antimon <strong>in</strong> Bier dar. Der Antimongehalt <strong>in</strong> Bier liegt<br />
normalerweise unter 1 µg / Liter. Im Januar 2006 wurden<br />
Untersuchungen der Landesuntersuchungsanstalt für das<br />
Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>ärwesen Sachsen (LUA) aus dem<br />
Jahr 2005 bekannt, wonach <strong>in</strong> Bieren von 2 sächsischen<br />
Brauereien auffällige Gehalte zwischen 5 <strong>und</strong> 15 µg / Liter<br />
ermittelt wurden, der höchste Wert lag bei 23 µg / Liter. Die<br />
Durchführung von Stufenkontrollen zeigte, dass die hohen<br />
Antimongehalte wahrsche<strong>in</strong>lich auf die verwendeten<br />
Kieselgur-Filtermaterialien zurückzuführen<br />
waren.<br />
E<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>heitliche Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
ist bei Antimon-Gehalten <strong>in</strong><br />
dieser Größenordnung auch bei<br />
regelmäßigem Bierkonsum nicht<br />
zu befürchten. Dennoch handelt es<br />
sich um e<strong>in</strong>e technologisch bed<strong>in</strong>gte<br />
Kontam<strong>in</strong>ation, die durch Verwendung<br />
anderer Filtermaterialien<br />
zu vermeiden wäre. Nach Art. 2 Abs.<br />
2 der Verordnung (EWG) Nr. 315 / 93 des<br />
Rates vom 08.02.1993 zur Festlegung von<br />
geme<strong>in</strong>schaftlichen Verfahren zur Kontrolle von<br />
Kontam<strong>in</strong>anten <strong>in</strong> Lebensmitteln s<strong>in</strong>d Kontam<strong>in</strong>anten auf<br />
so niedrige Werte zu begrenzen, wie sie durch gute Praxis<br />
auf allen Stufen s<strong>in</strong>nvoll erreicht werden können. Das<br />
LUA Sachsen schlägt deshalb e<strong>in</strong>en „E<strong>in</strong>greifwert“ für Antimon<br />
von 10 µg / Liter Bier – dies entspricht dem doppelten<br />
Grenzwert der Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung – vor.<br />
Ende des Jahres 2005 wurde bekannt, dass Russland<br />
Importe von Produkten e<strong>in</strong>iger norwegischer Fischzuchtbetriebe<br />
verboten hatte, weil angeblich <strong>in</strong> Zuchtlachs<br />
erhebliche Überschreitungen der <strong>in</strong> Russland geltenden<br />
Höchstmengen für Blei <strong>und</strong> Cadmium festgestellt worden<br />
waren. Da Zuchtlachs aus Norwegen auch <strong>in</strong> Deutschland<br />
e<strong>in</strong>e erhebliche Marktbedeutung hat, wurden 2006 entsprechende<br />
Untersuchungen durchgeführt. Die Gehalte an<br />
Blei, Quecksilber <strong>und</strong> Cadmium bewegten sich <strong>in</strong> allen 26<br />
Lachsproben (davon 11 aus Norwegen) weit unterhalb der<br />
<strong>in</strong> der EU geltenden Höchstmengen, die Gehalte an Blei<br />
<strong>und</strong> Cadmium lagen mit e<strong>in</strong>er Ausnahme sogar unterhalb<br />
der analytischen Nachweisgrenze. H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des Importverbotes<br />
war offenbar e<strong>in</strong> zwischen Russland<br />
<strong>und</strong> Norwegen bestehender Fischereikonflikt,<br />
der mittlerweile zum<strong>in</strong>dest vorläufig<br />
beigelegt wurde.<br />
Zu Alum<strong>in</strong>ium <strong>in</strong> Süßwaren siehe<br />
Teil III, Kapitel Zuckerwaren, Schokolade,<br />
Brotaufstriche.<br />
In diesem Zusammenhang wurden 244 Bierproben auf ihren<br />
Antimongehalt untersucht. Im überwiegenden Teil der<br />
Proben war Antimon nicht nachweisbar. 15 Proben lagen<br />
über 5 µg / Liter, lediglich bei 6 Proben wurde e<strong>in</strong> Antimongehalt<br />
von über 10 µg / Liter <strong>und</strong> damit über dem o. g. E<strong>in</strong>greifwert<br />
von 10 µg / Liter festgestellt. Weiterh<strong>in</strong> wurden 35<br />
Filterhilfsmittelproben untersucht, von denen sich 5 Proben<br />
als auffällig erwiesen. Da e<strong>in</strong>e endgültige ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Bewertung der Antimongehalte <strong>in</strong> Bier durch das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut<br />
für Risikobewertung noch aussteht, wurden die<br />
untersuchten Bierproben nicht beanstandet.<br />
Dass bei der Beurteilung von Kontam<strong>in</strong>anten <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
nicht immer der ges<strong>und</strong>heitliche Verbraucherschutz im<br />
Vordergr<strong>und</strong> steht, zeigt folgendes Beispiel.
Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 131<br />
Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten<br />
Nitrosam<strong>in</strong>e<br />
Insgesamt 203 Proben Lebensmittel,<br />
kosmetische Mittel <strong>und</strong> Bedarfsgegenstände<br />
wurden auf krebserregende<br />
Nitrosam<strong>in</strong>e geprüft.<br />
Nitrosam<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Lebensmitteln –<br />
noch e<strong>in</strong> Problem?<br />
In Gegenwart von Nitrit <strong>und</strong> Nitrat können<br />
<strong>in</strong> eiweißreichen Lebensmitteln<br />
Nitrosam<strong>in</strong>e gebildet werden. Neben<br />
der exogenen Nitrosam<strong>in</strong>bildung im<br />
Lebensmittel können Nitrosam<strong>in</strong>e<br />
auch erst im menschlichen Körper<br />
(endogen) gebildet werden, wenn<br />
die notwendigen Reaktionspartner<br />
vorliegen.<br />
Untersucht wurden Biere, Röstmalze<br />
für die Bierbereitung, geräucherte<br />
Fleisch- <strong>und</strong> Fischerzeugnisse sowie<br />
Vollmilchpulver, Grünkern <strong>und</strong> Käse.<br />
„Technische Richtwerte“ existieren nur<br />
für N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong> (NDMA) <strong>in</strong><br />
Bier (0,5 µg / kg) <strong>und</strong> Malz (2,5 µg / kg).<br />
Bei allen 21 Bier- <strong>und</strong> Malzproben lagen<br />
die Gehalte an NDMA unterhalb<br />
der technischen Richtwerte bzw. unterhalb<br />
der Nachweisgrenze. Auch <strong>in</strong><br />
den restlichen 32 Lebensmittelproben<br />
konnten ke<strong>in</strong>e auffälligen Nitrosam<strong>in</strong>gehalte<br />
festgestellt werden.<br />
Während Bier <strong>und</strong> gepökelte Lebensmittel<br />
durch verbesserte Herstellungsverfahren<br />
nur noch selten mit Nitrosam<strong>in</strong>en<br />
belastet s<strong>in</strong>d, liegen seit Ende<br />
2006 erste Kenntnisse über erhöhte<br />
Gehalte an NDMA <strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kwasser vor.<br />
Näheres hierzu siehe Teil V, Tr<strong>in</strong>kwasser.<br />
Der Kauf von Wimperntusche<br />
kann <strong>in</strong>s Auge gehen.<br />
Nach der EU-Kosmetik-Richtl<strong>in</strong>ie darf<br />
N-Nitrosodiethanolam<strong>in</strong> (NDELA)<br />
<strong>in</strong> kosmetischen Mitteln lediglich <strong>in</strong><br />
Spuren enthalten se<strong>in</strong>, sofern es nach<br />
guter Herstellungspraxis technisch unvermeidbar<br />
ist <strong>und</strong> bei normaler oder<br />
vernünftigerweise vorhersehbarer Verwendung<br />
die menschliche Ges<strong>und</strong>heit<br />
nicht schädigt. NDELA weist krebserzeugende,<br />
genotoxische Eigenschaften<br />
auf <strong>und</strong> gelangt als Verunre<strong>in</strong>igung<br />
am<strong>in</strong>haltiger Inhaltsstoffe, wie z. B.<br />
Triethanolam<strong>in</strong>, <strong>in</strong> das Produkt oder<br />
kann aus diesen gebildet werden. Als<br />
kritisch zu bewerten s<strong>in</strong>d Produkte,<br />
die auf der Haut verbleiben <strong>und</strong> bei<br />
denen NDELA bis zu 30 % resorbiert<br />
werden kann.<br />
46 kosmetische Mittel, <strong>in</strong>sbesondere<br />
Wimperntusche, Eyel<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Handwaschpasten,<br />
wurden auf NDELA<br />
geprüft. Gehalte über dem technisch<br />
vermeidbaren Wert von 0,01 mg / kg<br />
konnten bei 26 % der Proben, überwiegend<br />
Wimperntusche, festgestellt<br />
werden.<br />
Die NDELA-Gehalte <strong>in</strong> Wimperntusche<br />
lagen zwischen 14 <strong>und</strong> 370 µg / kg.<br />
E<strong>in</strong>e Eignung zur Ges<strong>und</strong>heitsschädigung<br />
wurde jedoch aufgr<strong>und</strong> der ger<strong>in</strong>gen<br />
Exposition mit Wimperntusche<br />
nicht gesehen.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Probe Haargel wurde e<strong>in</strong> Gehalt<br />
an NDELA von 10 mg / kg (1000-<br />
fach über dem Richtwert) nachgewiesen.<br />
Verbotenerweise wurde hier<br />
Triethanolam<strong>in</strong> zusammen mit dem<br />
Konservierungsstoff Bronidox e<strong>in</strong>gesetzt<br />
– e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation, die zur Entstehung<br />
von NDELA maßgeblich beiträgt.<br />
Das Haargel wurde als ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />
beanstandet. Nähere<br />
Informationen zur Risikobeurteilung<br />
von mit NDELA belasteten kosmetischen<br />
Mitteln f<strong>in</strong>den Sie im Jahresbericht<br />
2006 des CVUA Karlsruhe unter<br />
dem Kapitel Kosmetische Mittel.<br />
Nitrosam<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Bedarfsgegenständen<br />
Bezüglich der Untersuchungen von<br />
Bedarfsgegenständen aus Gummi auf<br />
Nitrosam<strong>in</strong>e <strong>und</strong> nitrosierbare Stoffe<br />
wird auf Teil III, Bedarfsgegenstände<br />
verwiesen.
132 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)<br />
Rückstandssituation <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
Abb.:<br />
Geräucherte<br />
Fische<br />
Bei den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) – e<strong>in</strong>er Im Berichtszeitraum wurden 481 Lebensmittel<br />
auf ihre Gehalte an PAK<br />
Stoffgruppe aus ca. 250 verschiedenen Verb<strong>in</strong>dungen – handelt es sich<br />
um Umwelt-Prozesskontam<strong>in</strong>anten. E<strong>in</strong>ige dieser Verb<strong>in</strong>dungen weisen untersucht. In 222 Proben (46 %) war<br />
unterschiedlich starke karz<strong>in</strong>ogene (krebserregende) Eigenschaften auf. Benzo(a)pyren nachweisbar.<br />
Benzo(a)pyren ist der bekannteste Vertreter dieser Stoffgruppe. PAK werden<br />
u. a. gebildet bei der unvollständigen Verbrennung von organischem Geräucherte Fleischerzeugnisse<br />
Material, aber auch beim Grillen, Räuchern von Lebensmitteln sowie<br />
In geräucherten Fleischerzeugnissen<br />
beim Rauchen von Tabakerzeugnissen (z. B. Zigaretten). Fast die Hälfte<br />
(Sch<strong>in</strong>ken, Bauchspeck, Rohwürste)<br />
der durchschnittlichen PAK-Belastung bei Menschen wird durch kontam<strong>in</strong>ierte<br />
Nahrungsmittel verursacht.<br />
spielt der Gehalt an PAK seit Jahren<br />
nur noch e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />
Die Kontam<strong>in</strong>ation von pflanzlichen Lebensmitteln,<br />
wie z. B. Getreide <strong>und</strong> Gemüse, Benzo(a)pyren enthalten.<br />
In 30 untersuchten Proben waren ke<strong>in</strong>e Rückstände an<br />
mit PAK entsteht durch Ablagerungen<br />
von PAK-haltigem Staub aus der Grenzwert für Benzo(a)pyren <strong>in</strong> geräucherten Fleischer-<br />
Insofern ist es nicht nachvollziehbar, dass im Jahre 2005<br />
der Luft. E<strong>in</strong>e überhöhte Belastung<br />
von geräucherten Lebenszeugnissen<br />
von 1 µg / kg auf 5 µg / kg hochgesetzt wurde.<br />
mitteln, wie z. B. Rauchfleisch Geräucherte Fische / Fischerzeugnisse<br />
<strong>und</strong> geräucherte Fische, kann<br />
Die Problematik der PAK-Rückstände <strong>in</strong> Fischkonserven<br />
durch unsachgemäße Räucherverfahren<br />
verursacht werden.<br />
mit Speiseöl, <strong>in</strong>sbesondere geräucherte Sprotten <strong>in</strong> Öl<br />
aus dem Baltikum, besteht nach wie vor. Die zu beanstandenden<br />
Gehalte an Benzo(a)pyren wurden dabei meist im<br />
Auch Trocknungsverfahren über<br />
offenem Feuer (z. B. Trocknung von<br />
Ölaufguss <strong>und</strong> nicht <strong>in</strong> den geräucherten Fischen festgestellt.<br />
In ca. 30 % der Proben waren Benzo(a)pyren-Rück-<br />
Trester vor der Gew<strong>in</strong>nung von Traubenkernölen)<br />
führen zu überhöhten PAK-Gehalten<br />
<strong>in</strong> Lebensmitteln.<br />
stände enthalten, die weit über den Grenzwerten von 2<br />
µg / kg für Speiseöl lagen.<br />
Der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU hat<br />
Bei der Herstellung von Fischkonserven mit geräuchertem<br />
Fisch gehen die PAK vom e<strong>in</strong>gelegten Fisch <strong>in</strong> das<br />
im Jahre 2005 folgende 15 PAK-Substanzen aufgelistet,<br />
die als karz<strong>in</strong>ogen e<strong>in</strong>gestuft werden: Benzo(a)anthracen,<br />
Aufgussöl über (Carry-over). Da das e<strong>in</strong>gelegte Lebensmittel<br />
entsprechend der Kontam<strong>in</strong>anten-Höchstgehalt-VO<br />
Chrysen, Benzo(b)fluoranthen, Benzo(k)fluoranthen,<br />
Benzo(a)pyren, Dibenz(a,h)anthracen, Benzo(ghi)perylen,<br />
(EG) 1881 / 2006 deutlich höhere Benzo(a)pyren-Gehalte<br />
Indeno(1,2,3cd)pyren, Benzo(j)fluoranthen, Cyclopenta(cd)pyren,<br />
Dibenzo(a,e)pyren, Dibenzo(a,h)pyren,<br />
aufweisen darf (5,0 µg / kg) als das Aufgussöl (2,0 µg / kg),<br />
kann es dazu kommen, dass im fertigen Erzeugnis der<br />
Dibenzo(a,i)pyren, Dibenzo(a,l)pyren <strong>und</strong> 5-Methyl-chrysen.<br />
Benzo(a)pyren-Gehalt im Ölanteil deutlich über den Grenzwert<br />
für Fette <strong>und</strong> Öle ansteigt, obwohl das zur Herstellung<br />
Die Untersuchungsergebnisse von stärker belasteten e<strong>in</strong>gesetzte Öl ursprünglich e<strong>in</strong>en Benzo(a)pyren-Gehalt<br />
Lebensmitteln, wie z. B. geräucherten Fischkonserven<br />
<strong>in</strong> Öl, zeigen, dass neben Benzo(a)pyren ledigren<br />
die Gehalte im Ölanteil jedoch so hoch, dass von der<br />
unter 2,0 µg / kg aufgewiesen hat. In e<strong>in</strong>zelnen Proben walich<br />
Benzo(a)anthracen, Chrysen, Benzo(b)fluoranthen, Verwendung verunre<strong>in</strong>igter Pflanzenöle auszugehen ist.<br />
Benzo(k)fluoranthen <strong>und</strong> Benzo(ghi)perylen zur Rückstandsbelastung<br />
beitragen. Rückstände der anderen von der EU Fisch- <strong>und</strong> der Ölanteil getrennt untersucht <strong>und</strong> bewertet<br />
In der Praxis der Lebensmittelüberwachung müssen der<br />
als karz<strong>in</strong>ogen bewerteten PAK spielen praktisch ke<strong>in</strong>e (z. B. werden. Mangels e<strong>in</strong>es Grenzwertes für das Gesamterzeugnis<br />
(e<strong>in</strong>gelegter Fisch <strong>in</strong> Öl) ist diese analytisch auf-<br />
Dibenzopyrene) bzw. e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />
wändige Vorgehensweise derzeit noch erforderlich.<br />
Die Kontam<strong>in</strong>anten-Höchstgehalt-VO (EG) 466 / 2001 wurde<br />
mittlerweile durch die VO (EG) 1881 / 2006 ersetzt. Dort Untersuchungen von <strong>in</strong> Öl e<strong>in</strong>gelegten Fischkonserven im<br />
f<strong>in</strong>den sich Höchstmengen ausschließlich für die Leitsubstanz<br />
Benzo(a)pyren <strong>in</strong> verschiedenen Lebensmitteln (BÜP) sollen weitere Erkenntnisse h<strong>in</strong>sichtlich der Belas-<br />
Rahmen des B<strong>und</strong>esweiten Überwachungsplanes 2007<br />
wie z. B. Öle, Fette: 2 µg / kg; Nahrung für Säugl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> tung dieser Produkte br<strong>in</strong>gen.<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der: 1 µg / kg; geräuchertes Fleisch <strong>und</strong> geräucherte<br />
Fleischerzeugnisse sowie Muskelfleisch von geräuchertem<br />
Fisch <strong>und</strong> geräucherten Fischerzeugnissen: 5 µg / kg.
Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 133<br />
Sonstige Proben<br />
Von 88 untersuchten Proben Pflanzenölen überschritten 3<br />
Proben die Höchstmenge für Benzo(a)pyren von 2 µg / kg.<br />
Der höchste Gehalt wurde mit 5,9 µg / kg bei e<strong>in</strong>em Sonnenblumenöl<br />
aus Russland festgestellt.<br />
Kakaobutter wies nur ger<strong>in</strong>ge Gehalte an Benzo(a)pyren<br />
bis ca. 2 µg / kg auf, <strong>in</strong> geräuchertem Käse, getrockneten<br />
Früchten <strong>und</strong> Nüssen waren praktisch ke<strong>in</strong>e Rückstände<br />
enthalten.<br />
Die starke Belastung von Schwarztee <strong>und</strong> Matetee ist<br />
bekannt. 6 von 16 Proben wiesen Benzo(a)pyren-Gehalte<br />
zwischen 10 <strong>und</strong> 100 µg / kg auf. Da die aus den belasteten<br />
Tees hergestellten Aufgüsse bekanntlich nur ger<strong>in</strong>ge bis<br />
ke<strong>in</strong>e Rückstände aufweisen, besteht für den Verbraucher<br />
jedoch ke<strong>in</strong>e Gefahr.<br />
Abb.:<br />
Benzo(a)pyren ist die Leitsubstanz für krebserregende PAK<br />
Acrylamid<br />
Am 24. April 2002 g<strong>in</strong>gen Meldungen durch die Medien, dass schwedische<br />
Forscher <strong>in</strong> erhitzten stärkehaltigen Lebensmitteln hohe Konzent-<br />
Kartoffelerzeugnisse (61 Proben)<br />
Die Acrylamidgehalte <strong>in</strong> Pommes frites<br />
liegen meist deutlich unter dem<br />
rationen an Acrylamid entdeckt haben. Acrylamid ist e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung,<br />
die bis dah<strong>in</strong> nur als Ausgangsstoff für Kunststoffe (Polyacrylamid) <strong>in</strong><br />
Signalwert. Die Empfehlungen, die<br />
Ersche<strong>in</strong>ung getreten ist. Es ist bis heute nicht geklärt, ob die Acrylamidgehalte<br />
<strong>in</strong> den Lebensmitteln beim Menschen Krebs auslösen können.<br />
Frittiertemperatur abzusenken (maximal<br />
175 °C) <strong>und</strong> zu starke Bräunung zu<br />
vermeiden („Vergolden statt Verkohlen“) werden allerd<strong>in</strong>gs<br />
Im Berichtsjahr wurden an den CVUA Stuttgart <strong>und</strong> Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
<strong>in</strong>sgesamt 137 Lebensmittelproben aus Herstel-<br />
nicht immer beachtet, wie 2 Proben mit Gehalten von 777<br />
bzw. 531 µg / kg zeigen. Von den 46 Proben Kartoffelchips<br />
lerbetrieben, aus dem Handel <strong>und</strong> aus der Gastronomie<br />
u. Ä. wiesen 3 Proben, davon 2 Proben „Bio-Chips“ Acrylamidgehalte<br />
über dem Signalwert auf, der höchste Gehalt<br />
auf Acrylamid untersucht. Die Untersuchungsergebnisse<br />
fließen direkt <strong>in</strong> die Berechnung der so genannten Signalwerte<br />
mit e<strong>in</strong>.<br />
betrug 1600 µg / kg.<br />
Wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lebensmittelprobe e<strong>in</strong>e Überschreitung des<br />
Backwaren (41 Proben)<br />
Signalwertes festgestellt, so hat dies zwar noch ke<strong>in</strong>e unmittelbare<br />
rechtliche Konsequenz (Verkehrsverbot, Bußgeld),<br />
der Hersteller dieses Lebensmittels ist aber verpflich-<br />
niedrige Acrylamidgehalte auf. Im Inneren der Brotkrume<br />
Brot, Brötchen <strong>und</strong> Brezeln weisen im Allgeme<strong>in</strong>en nur<br />
tet, Maßnahmen zur Ursachenforschung <strong>und</strong> zur M<strong>in</strong>imierung<br />
der Acrylamidbelastung se<strong>in</strong>er Produkte e<strong>in</strong>zuleiten. ofentemperaturen e<strong>in</strong>e Temperatur von 100 °C kaum über-<br />
wird wegen des Wassergehaltes auch bei hohen Backschritten,<br />
deshalb wird Acrylamid fast ausschließlich <strong>in</strong> der<br />
Ende des Jahres 2006 galten folgende Signalwerte: Kruste gebildet.<br />
Lebensmittel<br />
µg / kg<br />
Kartoffelchips 1000<br />
Pommes frites (verzehrsfähig) 530<br />
Knäckebrot 590<br />
Fe<strong>in</strong>e Backwaren aus Mürbeteig 300<br />
K<strong>in</strong>derkekse 245<br />
Diabetikerbackwaren 545<br />
Lebkuchen 1000<br />
Kaffeepulver 370<br />
Kaffeeextrakt, Kaffeeersatz 1000<br />
Alle anderen Lebensmittel 1000<br />
Bei Zwieback, Butterkeksen, Kräckern <strong>und</strong> Weihnachtsgebäck<br />
lagen die Acrylamidgehalte deutlich unter dem Signalwert.<br />
Für Kekse für Babys <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der gilt e<strong>in</strong> sehr niedriger<br />
Signalwert von 245 µg / kg. In 2 von 7 untersuchten Proben<br />
war dieser Signalwert ger<strong>in</strong>gfügig überschritten.<br />
Backwaren für Diabetiker enthalten häufig Fructose (Fruchtzucker)<br />
als Zuckeraustauschstoff. Fructose fördert zusammen<br />
mit der Am<strong>in</strong>osäure Asparag<strong>in</strong> <strong>in</strong> besonderem Maße<br />
die Bildung von Acrylamid. Die Acrylamidgehalte liegen<br />
deshalb häufig höher als bei vergleichbaren konventionellen
134 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Erzeugnissen. Dies gilt<br />
vor allem dann, wenn neben<br />
Fructose auch noch<br />
das Backtriebmittel<br />
Ammoniumhydrogencarbonat<br />
verwendet<br />
wird. Die Hersteller<br />
haben offensichtlich das<br />
Problem erkannt <strong>und</strong> die<br />
Herstellungsverfahren opti<br />
miert. Im Gegensatz zu<br />
den Vorjahren lagen alle<br />
untersuchten Proben deutlich<br />
unter dem Signalwert.<br />
E<strong>in</strong> Problem stellen Lebkuchen<br />
<strong>und</strong> verwandte Erzeugnisse dar:<br />
Lebkuchen enthalten sehr viel reduzierende Zucker<br />
(Honig, Invertzuckersirup). In der Regel wird aus<br />
Geschmacksgründen das Backtriebmittel Ammoniumhydrogencarbonat<br />
(Hirschhornsalz, ABC-Trieb) verwendet.<br />
Wegen des niedrigen Wassergehaltes werden hohe<br />
Backtemperaturen nicht nur an der Oberfläche, sondern<br />
auch im Inneren der Lebkuchen erreicht. Auf der Internet-Homepage<br />
der CVUAs s<strong>in</strong>d die „Empfehlungen zur<br />
Vermeidung hoher Gehalte an Acrylamid beim Backen<br />
von Lebkuchen“ für die Öffentlichkeit zugänglich (www.<br />
cvuas.de ). Bei Beachtung dieser Empfehlungen ist<br />
es auch für die Hausfrau <strong>und</strong> den handwerklichen Bäckerbetrieb<br />
möglich, Lebkuchen mit relativ niedrigen<br />
Acrylamidgehalten zu backen. Wie im Vorjahr wiesen<br />
Lebkuchen aus <strong>in</strong>dustrieller Produktion tendenziell niedrigere<br />
Acrylamidgehalte auf, als handwerklich hergestellte<br />
Lebkuchen. Lediglich e<strong>in</strong>e Überschreitung des<br />
Signalwertes wurde mit 1755 µg / kg bei e<strong>in</strong>em Lebkuchen<br />
aus handwerklicher Fertigung festgestellt.<br />
Kaffee <strong>und</strong> Kaffeesurrogate (32 Proben)<br />
Während bei Kaffeepulver <strong>und</strong> bei Kaffeeextrakt die Signalwerte<br />
nicht überschritten wurden, waren bei Kaffeesurrogaten<br />
häufiger Acrylamidgehalte über dem Signalwert<br />
zu f<strong>in</strong>den. Die höchsten Gehalte wiesen dabei<br />
Produkte auf, die mit gerösteter Zichorie hergestellt<br />
werden. Die Hersteller haben das Problem erkannt<br />
<strong>und</strong> erhebliche Anstrengungen unternommen, um die<br />
Acrylamidgehalte zu senken. Wie die Untersuchungen<br />
zeigen, s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>gfügige Überschreitungen des Signalwertes<br />
trotzdem nicht ganz zu vermeiden.<br />
Sonstige Proben<br />
3-MCPD<br />
3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) entsteht bei der<br />
Herstellung <strong>und</strong> Zubereitung von verschiedenen<br />
Lebensmitteln. Es wirkt <strong>in</strong> hohen Dosen bei Ratten<br />
krebserregend, schädigt jedoch nicht die Erbsubsubstanz<br />
(DNS). Daher wurde vom wissenschaftlichen<br />
Lebensmittelausschuss der Europäischen<br />
Kommission e<strong>in</strong>e tolerierbare tägliche Aufnahmemenge<br />
(TDI) von 2 µg 3-MCPD pro kg Körpergewicht<br />
festgelegt. E<strong>in</strong>e gesetzliche Höchstmenge<br />
von 20 µg / kg Lebensmittel existiert bislang aber<br />
lediglich für Sojasoße <strong>und</strong> hydrolysiertes Pflanzenprote<strong>in</strong>.<br />
Fleischerzeugnisse<br />
3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) <strong>in</strong> geräucherten<br />
Fleischwaren<br />
3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) ist e<strong>in</strong> unerwünschter<br />
Stoff, der bei der Verarbeitung von Lebensmitteln<br />
aus natürlichen Inhaltsstoffen entstehen kann. Dies ist<br />
zum Beispiel bei der Herstellung von Sojasoße oder<br />
hydrolysiertem Pflanzenprote<strong>in</strong> (HVP) der Fall. Bei der<br />
Hydrolyse von Pflanzeneiweiß, die mit Salzsäure durchgeführt<br />
wird, reagieren im pflanzlichen Ausgangsmaterial<br />
enthaltene Lipidreste mit Chloridionen zu 3-MCPD.<br />
Durch technologische Maßnahmen konnte der Gehalt<br />
von 3-MCPD <strong>in</strong> Sojasoßen <strong>und</strong> hydrolysiertem Pflanzenprote<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> letzter Zeit entscheidend gesenkt werden.<br />
Getrocknete Apfelchips (3 Proben) erwiesen sich als<br />
frei von Acrylamid.
Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 135<br />
Gefährdungspotenzial beim Verzehr von Lebensmitteln, die mit 3-MCPD belastet s<strong>in</strong>d:<br />
3-MCPD wirkt im Tierversuch <strong>in</strong> hohen Dosen kanzerogen<br />
(krebserzeugend), daneben wurde <strong>in</strong> vitro (im Reagenzglas)<br />
Genotoxizität (Erbgutschädigung) festgestellt. Diese konnte<br />
<strong>in</strong> neueren Studien jedoch <strong>in</strong> vivo (im lebenden Organismus)<br />
nicht bestätigt werden. Basierend auf der früheren<br />
E<strong>in</strong>schätzung des Wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses<br />
der Europäischen Kommission (SCF), nach der<br />
3-MCPD-Rückstände <strong>in</strong> Lebensmitteln nicht nachweisbar<br />
se<strong>in</strong> sollen, wurde <strong>in</strong> der EU e<strong>in</strong> Höchstgehalt von 20 µg / kg<br />
für Sojasoße <strong>und</strong> hydrolysiertes Pflanzenprote<strong>in</strong> (HVP) festgelegt.<br />
Aufgr<strong>und</strong> neuerer Forschungsergebnisse wird vom<br />
SCF <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e tolerierbare tägliche Aufnahme = Tolerable<br />
Daily Intake (TDI) an 3-MCPD von maximal 2 µg pro<br />
kg Körpergewicht empfohlen. Bei e<strong>in</strong>er 60 kg schweren<br />
Person beträgt der TDI folglich 120 µg. Dies entspräche<br />
dem täglichen Verzehr von etwa e<strong>in</strong>em Kilogramm e<strong>in</strong>er<br />
relativ stark kontam<strong>in</strong>ierten geräucherten Wurst. Dabei ist<br />
jedoch zu bedenken, dass zusätzliches 3-MCPD gleichzeitig<br />
auch noch über andere Lebensmittel (Brot mit dunkler Kruste,<br />
stark getoastetes Brot etc.) aufgenommen wird.<br />
Abb. l<strong>in</strong>ks:<br />
Buchenholz pellets zur Räucherung<br />
Da 3-MCPD auch <strong>in</strong> Lebensmitteln tierischer Herkunft nachgewiesen<br />
worden ist, wurde diese Produktgruppe im Berichtsjahr<br />
genauer unter die Lupe genommen. Im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>er Stufenkontrolle bei e<strong>in</strong>em Fleischwarenhersteller <strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> umfangreichen Laborversuchen konnte gezeigt werden,<br />
dass beim Räuchern 3-MCPD entsteht: Pfefferknacker<br />
(kle<strong>in</strong>kalibrige geräucherte Rohwurst), die noch nicht geräuchert<br />
waren, enthielten ke<strong>in</strong> 3-MCPD.<br />
Dieselben Pfefferknacker, die mit Kaltrauch von ca. 28 °C<br />
geräuchert wurden, wiesen nach der Räucherung e<strong>in</strong>en<br />
3-MCPD Gehalt von 133 µg / kg auf. Die zur Herstellung<br />
verwendeten Zutaten <strong>und</strong> Zusatzstoffe enthielten ke<strong>in</strong><br />
3-MCPD. E<strong>in</strong>e Probe „Wandabkratzung“ aus der Räucherkammer<br />
war mit e<strong>in</strong>em sehr hohen 3-MCPD Gehalt<br />
(2455 µg / kg) belastet. Die zur Räucherung verwendeten<br />
Holzspäne waren frei von chlororganischen Verb<strong>in</strong>dungen,<br />
die evtl. e<strong>in</strong>e Quelle für das gebildete 3-MCPD darstellen<br />
könnten <strong>und</strong> waren auch frei von 3-MCPD. Die Holzspäne<br />
wurden anschließend im Labor unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen<br />
verschwelt, dabei zeigte sich, dass der aufgefangene<br />
Rauch große Mengen an 3-MCPD enthielt. Damit<br />
war klar: Beim Räuchern entsteht 3-MCPD. Die bisherigen<br />
Untersuchungsergebnisse deuten auch darauf h<strong>in</strong>, dass der<br />
Bildungsweg für 3-MCPD bei der Verschwelung von Holz<br />
e<strong>in</strong> anderer ist als z. B. <strong>in</strong> Sojasoßen <strong>und</strong> Backwaren. Da<br />
3-MCPD sehr gut wasserlöslich ist, bleibt es nicht an der<br />
Oberfläche, sondern es dr<strong>in</strong>gt schnell auch <strong>in</strong> die <strong>in</strong>neren<br />
Schichten des geräucherten Erzeugnisses e<strong>in</strong>.<br />
Durch Entfernen der Haut lässt sich also bei Wurst leider<br />
ke<strong>in</strong>e nennenswerte Reduktion der Kontam<strong>in</strong>ation mit 3-<br />
MCPD erreichen. In anderen geräucherten Lebensmitteln<br />
(z. B. Räucherfisch) war 3-MCPD ebenfalls nachweisbar,<br />
wobei bei geräucherten Sprotten der höchste Gehalt mit<br />
126 µg / kg gef<strong>und</strong>en wurde. Im Gegensatz hierzu konnte<br />
bei ungeräucherten Erzeugnissen (z. B. Kochsch<strong>in</strong>ken,<br />
n=15) 3-MCPD nicht nachgewiesen werden. Weitere Untersuchungen<br />
zeigen, dass beim Verschwelen handelsüblicher<br />
Grillkohle ke<strong>in</strong> 3-MCPD entsteht.<br />
Erst nachdem der Grillkohle Speiseöl zugesetzt wurde, entstand<br />
beim Verschwelen <strong>in</strong> hoher Konzentration 3-MCPD.<br />
Dies führt, wie bei der Problematik der Entstehung von<br />
PAKs (polyzyklische aromatischen Kohlenwasserstoffe), zur<br />
Empfehlung, Mar<strong>in</strong>aden bzw. fetthaltigen Fleischsaft nicht<br />
auf die Grillkohle tropfen zu lassen. Durch Verwendung<br />
e<strong>in</strong>er Grillschale aus Alum<strong>in</strong>ium lässt sich beispielsweise<br />
beim Grillen mit Grillkohle die Entstehung von 3-MCPD<br />
vermeiden.<br />
Sojasoßen<br />
Im Berichtsjahr wurden am CVUA Karlsruhe <strong>in</strong>sgesamt 18<br />
Proben Sojasoße untersucht. Dabei waren lediglich ger<strong>in</strong>ge<br />
Spuren an 3-MCPD, weit unter der Höchstmenge, nachweisbar.<br />
Im Gegensatz zu früheren Jahren hat sich damit<br />
die Rückstandssituation gr<strong>und</strong>legend verbessert.
136 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Furan <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
Furan wurde von der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) nach umfangreichen toxikologischen<br />
Überprüfungen als für den Menschen mögliches Karz<strong>in</strong>ogen (Klasse 2B) e<strong>in</strong>gestuft. Zahlreiche Untersuchungen<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg belegen, dass Furan <strong>in</strong> verschiedenen Lebensmitteln vorkommt.<br />
Die höchsten Gehalte kommen <strong>in</strong> geröstetem Kaffee vor, aber auch <strong>in</strong> anderen Lebensmitteln wurde<br />
Furan <strong>in</strong> nennenswerten Konzentrationen nachgewiesen.<br />
In Lebensmitteln kann Furan beim Erhitzen von Kohlenhydraten,<br />
mehrfach ungesättigten Fettsäuren oder Ascorb<strong>in</strong>säure<br />
entstehen. Besonders hoch s<strong>in</strong>d die Gehalte,<br />
wenn Lebensmittel geröstet – z. B. Kaffeebohnen – oder<br />
<strong>in</strong> „geschlossenen Systemen“ wie etwa bei Babygläschen<br />
erhitzt werden.<br />
Über Ergebnisse zu Furangehalten <strong>in</strong> Kaffee, Kaffeegetränken,<br />
Soßen <strong>und</strong> Fertiggerichten wurde <strong>in</strong> vergangenen Jahren<br />
berichtet. Demzufolge wiesen geröstete Kaffeebohnen<br />
durchschnittlich 4660 µg / kg, Kaffeeaufgüsse zwischen 18<br />
<strong>und</strong> 88 µg / l Furan auf (Kuballa T. et.al. Deutsche Lebensmittelr<strong>und</strong>schau<br />
(2005), 6, 229 – 235).<br />
In Soßenerzeugnissen wurden im Mittel 12,8 µg / kg <strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> Fertiggerichten zwischen 3 <strong>und</strong> 74 µg / kg Furan ermittelt.<br />
2006 wurde der Schwerpunkt auf Methodenweiterentwicklung,<br />
Babynahrung, Spirituosen <strong>und</strong> Fertiggerichte<br />
gelegt.<br />
Mikrodestillation<br />
Grafik:<br />
Schematischer<br />
Aufbau des<br />
MicroDistiller ® ,<br />
Eppendorf,<br />
Hamburg<br />
Bei der Mikrodestillation handelt es sich um e<strong>in</strong>e Wasserdampfdestillation<br />
im Mikromaßstab (Schema s. Abb.1), bei<br />
dem Furan aus der Probe heraus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Lösungsmittelvorlage<br />
destilliert wird. Aus dem Lösungsmittelextrakt kann<br />
dann der Furangehalt bestimmt werden.<br />
Mit der automatisierten Methode steht damit e<strong>in</strong> Verfahren<br />
zur Verfügung, mit dem sehr viel schneller <strong>und</strong> effizienter<br />
Furan <strong>in</strong> Lebensmitteln bestimmt werden kann. Simultan<br />
können 6 Proben aufgearbeitet werden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus kann mit dieser Methode Furan auch <strong>in</strong><br />
Lebensmitteln bestimmt werden, bei denen die bisher angewandte<br />
Dampfraum-Methode kaum anwendbar war wie<br />
etwa bei Kakao <strong>und</strong> Kakaoprodukten.<br />
Erste Untersuchungen im Rahmen der Methodenentwicklung<br />
zeigten <strong>in</strong> 8 untersuchten Kakaopulvern e<strong>in</strong>en<br />
Furanmittelwert von 8,6 µg / kg wobei der Maximalwert<br />
bei 22,3 µg / kg, der M<strong>in</strong>imalwert bei 4,6 µg / kg <strong>und</strong> der<br />
Medianwert bei 6,5 µg / kg lag. E<strong>in</strong> kakaohaltiges Getränkepulver<br />
mit Zucker lag unterhalb der Nachweisgrenze. E<strong>in</strong><br />
Vergleich beider Methoden <strong>in</strong> anderen Matrices zeigt vergleichbare<br />
Ergebnisse (Kuballa T. et.al. Lebensmittelchemie<br />
(2006), 60(2), 44).<br />
Was bedeuten die Ergebnisse für den Verbraucher?<br />
Nach den bisherigen Untersuchungen der Chemischen <strong>und</strong><br />
Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsämter <strong>in</strong> Baden-Württemberg ist<br />
nach derzeitigem Kenntnisstand nicht von e<strong>in</strong>er akuten Ges<strong>und</strong>heitsgefahr<br />
auszugehen. Im S<strong>in</strong>ne des vorbeugenden<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutzes ist aber e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung<br />
der Gehalte <strong>in</strong> allen Lebensmitteln – vor allem <strong>in</strong><br />
Babynahrung – s<strong>in</strong>nvoll.
Herstellungsbed<strong>in</strong>gte Kontam<strong>in</strong>anten Jahresbericht 2006 137<br />
Babynahrung<br />
2006 wurden wiederum 89 Erzeugnisse aus dieser Produktgruppe<br />
auf Furan untersucht, da die Auswirkungen 80<br />
90<br />
aufgr<strong>und</strong> des ger<strong>in</strong>gen Körpergewichtes am größten se<strong>in</strong> 70<br />
können. Ähnlich wie bei den bisherigen Untersuchungen 60<br />
zeigen Baby-Gläschen mit e<strong>in</strong>em Gemüseanteil die höchs-5ten<br />
Furangehalte von maximal 85 µg / kg. Bei Verzehr e<strong>in</strong>es<br />
40<br />
solchen Gläschens mit 200 g Inhalt nimmt e<strong>in</strong> Baby etwa 17<br />
30<br />
µg Furan auf. Legt man die Mittelwerte von 31,6 µg / kg für<br />
20<br />
re<strong>in</strong>e Gemüsegläschen oder 30,4 µg / kg für fleischhaltige<br />
Gemüsegläschen zugr<strong>und</strong>e, nimmt e<strong>in</strong> Baby mit e<strong>in</strong>em<br />
10<br />
200-g-Gläschen etwa 6 µg auf. In Anbetracht des ger<strong>in</strong>gen 0<br />
Körpergewichtes kann e<strong>in</strong>e tägliche zulässige Aufnahmemenge<br />
sehr schnell erreicht werden. Brei-, Beikost- <strong>und</strong><br />
Obstgläschen zeigen im Mittel mit 6,8 µg / kg <strong>und</strong> 2,9 µg / kg<br />
vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Furangehalte.<br />
Spirituosen<br />
30<br />
Insgesamt wurden 19 Spirituosen auf Furan untersucht. Bei<br />
25<br />
4 untersuchten Proben Rum lagen 2 Proben unterhalb der<br />
Nachweisgrenze von 2 µg / l, während die anderen beiden 20<br />
Proben Gehalte von 5 <strong>und</strong> 26 µg / l zeigten. Die 5 untersuchten<br />
Proben Whisky wiesen im Mittel 6,0 µg / l <strong>und</strong> die<br />
15<br />
10 untersuchten Proben Tequila 6,7 µg / l Furan auf. Spirituosen<br />
stellen für den Durchschnittsverbraucher damit ke<strong>in</strong>e<br />
10<br />
nennenswerte Furanbelastung dar.<br />
5<br />
Brei / Beikost<br />
(n = 23)<br />
Gemüse<br />
(n = 23)<br />
Gemüse u.<br />
Fleisch<br />
Obst<br />
(n = 8)<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Furan_Babynahrung 2006<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
[µg / kg]<br />
[µg / kg]<br />
Suppen, Fertiggerichte, Reaktionsaromen<br />
0<br />
Die Furan-Gehalte von 41 untersuchten Fertiggerichten<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Grafik, nach ihren Hauptzutaten unterteilt, dargestellt.<br />
In e<strong>in</strong>em Pastagericht wurde mit 75 µg / kg Furan<br />
der höchste Gehalt bestimmt. Mit Ausnahme e<strong>in</strong>er Probe<br />
Gulasch lagen die Gehalte bei allen weiteren Erzeugnissen 180<br />
unter 50 µg / kg.<br />
160<br />
In e<strong>in</strong>er asiatischen Flüssigsuppe lag der Furangehalt bei<br />
140<br />
105 µg / kg. Bei flüssigen Tomatensuppen g<strong>in</strong>g die Gehaltsspanne<br />
von 10 bis 57 µg / kg. In Instant-Trockensuppen wur-<br />
120<br />
100<br />
den generell weniger als 10 µg / kg Furan bestimmt.<br />
Reaktionsaromen, das s<strong>in</strong>d Aromen, gebildet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ge-8steuerten<br />
Erhitzungsprozess unter Mitverwendung von 60<br />
Eiweiß / Am<strong>in</strong>osäuren <strong>und</strong> Zucker, wiesen etwas höhere 40<br />
Furangehalte auf. Bei e<strong>in</strong>er bestimmungsgemäßen Verwendung<br />
im verzehrsfertigen Erzeugnis (Verdünnung von 0<br />
20<br />
ca. 1 : 500) s<strong>in</strong>d die analysierten Gehalte nicht relevant.<br />
Maximum n = Anzahl untersuchter Proben<br />
Median<br />
Mittelwert<br />
M<strong>in</strong>imum<br />
Rum (n = 4) Whisky (n = 5) Tequila (n = 10)<br />
Rum<br />
(n = 4)<br />
Suppen<br />
(n = 8)<br />
(n 8)<br />
Furan_Spirit 2006<br />
Fleisch-haltige<br />
(n = 7)<br />
(n 7)<br />
Whisky<br />
(n = 5)<br />
Gemüse-haltige<br />
(n (n = 19)<br />
Stärke-haltige<br />
(n = 15)<br />
Tequila<br />
(n = 10)<br />
Reaktionsaromen<br />
Reaktionsaromen<br />
(n = 6)<br />
Furan_Suppen 2006<br />
Grafiken:<br />
Furan <strong>in</strong> verzehrsfertiger Babynahrung; <strong>in</strong> Spirituosen;<br />
<strong>in</strong> Suppen, Fertiggerichten <strong>und</strong> Reaktionsaromen (von oben)<br />
0<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
[µg / kg]
138 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche<br />
Stabilisotopen-Analytik<br />
Deutschland importiert heute Lebensmittel aus mehr als 80 Ländern der Aufbau von Kohlenhydraten <strong>in</strong> Pflanzen<br />
aus dem CO 2<br />
Erde. Verbraucher<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Verbraucher schauen beim Lebensmittelkauf<br />
immer häufiger auf die geografischen Herkunftsangaben <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d wird den Inhaltsstoffen von Pflanzen<br />
der Luft). Hierdurch<br />
durchaus bereit, für Waren aus bestimmten Regionen <strong>und</strong> speziell aus <strong>und</strong> Tieren e<strong>in</strong> Isotopenmuster aufgeprägt,<br />
durch welches e<strong>in</strong>e Zuordnung<br />
heimischer Erzeugung e<strong>in</strong>en höheren Preis zu bezahlen. Sie vertrauen<br />
dabei auf die Korrektheit der Herkunftsangaben auf dem Etikett bzw. zu den Erzeugungsregionen bzw. Herstellungsverfahren<br />
möglich ist.<br />
erwarten deren amtliche Kontrolle. Ähnliches gilt für die Angaben zur<br />
ökologischen Erzeugungsweise oder zur Naturbelassenheit von Zutaten Am CVUA Freiburg werden zentral für<br />
(z. B. „mit echter Bourbon-Vanille“).<br />
Baden-Württemberg Herkunfts- <strong>und</strong><br />
Identitätsüberprüfungen von Lebensmitteln<br />
mithilfe der Stabilisotopen-Methode durchgeführt.<br />
Mit den üblichen analytischen Verfahren waren solche Angaben<br />
bisher im Überwachungslabor kaum überprüfbar. Das Labor hat im Jahr 2006 <strong>in</strong>sgesamt 285 Proben untersucht,<br />
davon 155 Handelsproben <strong>und</strong> 130 Proben mit ver-<br />
Die Stabilisotopen-Methode jedoch bietet hiefür e<strong>in</strong>e viel<br />
versprechende Möglichkeit. Sie nutzt den Umstand, dass lässlicher Herkunftsangabe (Referenzproben). Der Schwerpunkt<br />
der Untersuchungen lag auf denjenigen Produkten,<br />
die Hauptelemente der Biomasse, nämlich Wasserstoff,<br />
Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff <strong>und</strong> Schwefel (H, C, N, die auch <strong>in</strong> Baden-Württemberg erzeugt werden sowie bei<br />
O, S) sowie Spurenelemente wie Strontium (Sr), <strong>in</strong> der Natur<br />
nicht als konstante, sondern als variierende Gemische proben erfasst, die von Bienenvölkern genau bekannter<br />
Importwe<strong>in</strong>. Weiterh<strong>in</strong> wurden ca. 50 Honige als Referenz-<br />
stabiler Isotope vorkommen. Diese sehr ger<strong>in</strong>gen, aber gut Standorte <strong>in</strong> Baden-Württemberg stammen. Dadurch steht<br />
messbaren Verschiebungen der Isotopenverhältnisse haben<br />
ihren Gr<strong>und</strong> <strong>in</strong> physikalischen Vorgängen (z. B. Verdunsbraucher<br />
sehr geschätzte Lebensmittel e<strong>in</strong>e Isotopenda-<br />
außer für Spargel <strong>und</strong> Äpfel auch bald für dieses vom Verten<br />
von Wasser) <strong>und</strong> <strong>in</strong> (bio-)chemischen Reaktionen (z. B. tenbank zur Verfügung.<br />
Auffälligkeiten <strong>und</strong> Beanstandungen<br />
Auch im Jahr 2006 führten Stabilisotopen-Messungen wieder zu Beanstandungen bzw. waren Anlass zu weiteren<br />
Nachforschungen der Überwachungsbehörden:<br />
• Drittlandswe<strong>in</strong>e besonders aus Südosteuropa fielen durch<br />
untypische Werte für Sauerstoff <strong>und</strong> Kohlenstoff (δ18O bzw.<br />
δ13C) auf. Anhand dieser Ergebnisse konnten Wässerungen<br />
bzw. Verwendung von we<strong>in</strong>fremdem Zucker (Rohrzucker) nachgewiesen<br />
werden. Die We<strong>in</strong>e wurden nach weiteren Messung<br />
von Speziallabors als gefälscht beanstandet.<br />
• Spargel von Marktständen stammte entgegen den Angaben<br />
nachweislich nicht aus der angegebenen Erzeugungsregion.<br />
Gerade zu Beg<strong>in</strong>n der Saison wird immer wieder versucht, die<br />
günstigere Auslandsware als heimischen Spargel mit entsprechend<br />
höherem Gew<strong>in</strong>n zu verkaufen.<br />
• Bio-Milch(-erzeugnisse) wiesen erhöhte δ13C –Werte auf, aus<br />
denen Maisanteile im Futter der Milchkühe von bis zu 28 %<br />
errechnet werden konnten. Ob hier wirklich entsprechend der<br />
Öko-Verordnung immer auch Öko-Mais verfüttert worden war,<br />
kann mit der Stabilisotopen-Methode nicht ohne weiteres festgestellt<br />
werden. Aber Zweifel s<strong>in</strong>d bei der gegenwärtig großen<br />
Nachfrage nach Bio-Milchprodukten angebracht: Öko-Mais ist<br />
eher knapp. Die Marktentwicklung soll deshalb durch weitere<br />
Untersuchungen verfolgt werden. Für die Beurteilung von Bio-<br />
Milch(-erzeugnissen) werden neben Daten zur Erzeugungsstatistik<br />
auch Auskünfte der Öko-Kontrollstellen erforderlich se<strong>in</strong>.<br />
• Apfel-Direktsäfte waren entweder nicht aus Äpfeln der Bodensee-Region<br />
gepresst oder aus Konzentrat rückverdünnt worden.<br />
Weiterh<strong>in</strong> wurden Äpfel von e<strong>in</strong>em „fliegenden Händler“ als<br />
Bio-Äpfel vom Bodensee angepriesen – e<strong>in</strong> Verkaufstrick, wie<br />
sich beim Vergleich der gemessenen Isotopenwerte mit den<br />
Datenbankwerten herausstellte. Für diese Datenbank werden<br />
jährlich ca. 50 Apfel-Referenzproben mit genau bekanntem Erzeugungsort<br />
<strong>und</strong> Erntezeitpunkt gemessen.<br />
Tabelle:<br />
Untersuchungen<br />
an Handelsproben<br />
mithilfe der IRMS<br />
Warengruppe Probenzahl davon auffällig / beanstandet<br />
Spargel 23 5<br />
Apfel-Direktsaft 35 3<br />
Äpfel 10 1<br />
Bio-Milch, -Produkte 15 2<br />
Importwe<strong>in</strong> 57 6<br />
Andere 15 0<br />
Gesamt 155 17
Jahresbericht 2006 139<br />
Teil V :<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
Themen:<br />
Perfluorierte Tenside (PFT) 140<br />
Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln 141
140 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
Perfluorierte Tenside (PFT)<br />
Perfluorierte organische Verb<strong>in</strong>dungen mit Tensideigenschaften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
jüngster Zeit verstärkt <strong>in</strong> die öffentliche Diskussion geraten, nachdem <strong>in</strong><br />
den Flüssen Möhne <strong>und</strong> Ruhr <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen sowie <strong>in</strong> weiteren<br />
Zuflüssen der Ruhr im Rahmen e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Untersuchung<br />
z. T. hohe Gehalte dieser Verb<strong>in</strong>dungen nachgewiesen wurden. Das aus<br />
der Möhne gewonnene Tr<strong>in</strong>kwasser wies PFT -Gehalte bis über 0,5 µg / l<br />
auf.<br />
Die Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung enthält<br />
derzeit ke<strong>in</strong>e Grenzwerte für diese<br />
Stoffgruppe. Da e<strong>in</strong> sek<strong>und</strong>är genotoxisches<br />
Wirkungspotenzial von PFT<br />
nicht sicher auszuschließen ist, wurde<br />
von der Tr<strong>in</strong>kwasserkommission des<br />
B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Ges<strong>und</strong>heit<br />
(BMG) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stellungnahme als<br />
Zielwert e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Orientierungswert<br />
(GOW) <strong>in</strong> Höhe von<br />
0,1 µg / l für PFT genannt.<br />
Im Berichtszeitraum wurden <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg <strong>in</strong>sgesamt 104 Tr<strong>in</strong>kwasserproben<br />
auf diese Stoffgruppe (<strong>in</strong>sgesamt<br />
9 Parameter) untersucht.<br />
11 Proben wiesen Gehalte über der<br />
Bestimmungsgrenze von 0,005 µg / l<br />
auf, wobei bisher nur <strong>in</strong> Roh- <strong>und</strong><br />
Tr<strong>in</strong>kwasserproben e<strong>in</strong>er Wasserversorgung,<br />
die teilweise Rhe<strong>in</strong>uferfiltrat<br />
nutzt, Werte über dem GOW (bis ca.<br />
0,3 µg / l) ermittelt wurden. Durch Umstellung<br />
auf andere Wasservorkommen<br />
konnten die PFT -Gehalte dieser<br />
Wasserversorgung im abgegebenen<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser rasch deutlich gesenkt<br />
werden.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass PFT <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
ke<strong>in</strong>e großflächige<br />
Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Tr<strong>in</strong>kwasserkontam<strong>in</strong>ation<br />
darstellen. Allenfalls punktuelle Belastungen<br />
s<strong>in</strong>d bekannt, die anders als <strong>in</strong><br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen nicht durch e<strong>in</strong>e<br />
illegale Bodenkontam<strong>in</strong>ation, sondern<br />
vermutlich durch zeitweise vorhandene<br />
PFT -Gehalte im Rhe<strong>in</strong> verursacht<br />
wurden.<br />
Was s<strong>in</strong>d PFT?<br />
Aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Stabilität <strong>und</strong> ihrer ausgeprägten Oberflächenaktivität<br />
f<strong>in</strong>det man PFT <strong>in</strong> den unterschiedlichsten Produkten. So s<strong>in</strong>d sie<br />
weltweit <strong>in</strong> nahezu allen Lebensbereichen anzutreffen (z. B. <strong>in</strong> Körperpflegemitteln,<br />
Farben, Beschichtungsstoffen <strong>und</strong> Imprägnierungsmitteln für<br />
Leder, Textilien <strong>und</strong> Lebensmittelverpackungen). Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d sie<br />
als Flammschutzmittel im E<strong>in</strong>satz (z. B. <strong>in</strong> Feuerlöschschäumen).<br />
Bekannteste Vertreter dieser Stoffgruppe s<strong>in</strong>d die beiden Stoffe Perfluoroctylsulfonat<br />
(PFOS) <strong>und</strong> Perfluoroctanoat (PFOA), die als Leitsubstanzen<br />
für PFT bezeichnet werden. Für sie liegen bereits e<strong>in</strong>ige, allerd<strong>in</strong>gs noch<br />
unvollständige Angaben zu ihrer toxikologischen Bewertung vor.<br />
PFT werden <strong>in</strong> der Umwelt kaum oder nicht abgebaut, s<strong>in</strong>d stark bioakkumulierbar<br />
<strong>und</strong> toxikologisch relevant. So wird beispielsweise Perfluoroctylsulfonat<br />
<strong>in</strong> menschlichen Blutproben bis im µg / l-Bereich gef<strong>und</strong>en.<br />
Die Ausscheidung aus dem menschlichen Körper erfolgt recht langsam,<br />
die Halbwertszeit beträgt mehrere Jahre.<br />
Im Rahmen der Abfallentsorgung auf Deponien besteht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
immer die Gefahr der Versickerung <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>trags der Stoffe<br />
<strong>in</strong> das Gr<strong>und</strong>wasser. Weiterh<strong>in</strong> können Oberflächenwässer direkt durch<br />
Abschwemmung aus Deponiebereichen oder <strong>in</strong>direkt über den Weg gewerblicher<br />
<strong>und</strong> kommunaler Abwässer durch PFT kontam<strong>in</strong>iert werden.<br />
Die hohen Gehalte <strong>in</strong> der Möhne resultierten aus Abschwemmungen von<br />
landwirtschaftlichen Nutzflächen, wobei die Bodenkontam<strong>in</strong>ation vermutlich<br />
über e<strong>in</strong> PFT -belastetes „Bioabfallgemisch“ verursacht wurde.<br />
PFT s<strong>in</strong>d wasserlösliche Verb<strong>in</strong>dungen, die im Gr<strong>und</strong>wasser mobil s<strong>in</strong>d.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die Stoffe bei der Wasseraufbereitung nur mit großem<br />
Aufwand zu entfernen.
Perfluorierte Tenside / Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln Jahresbericht 2006 141<br />
Metaboliten von<br />
Pflanzenschutzmitteln<br />
Nachdem Grenzwertüberschreitungen des herbiziden Wirkstoffs Atraz<strong>in</strong><br />
beziehungsweise dessen Metabolit (Abbauprodukt) Desethylatraz<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
den vergangenen Jahren zwar langsam, jedoch stetig abnahmen, führten<br />
aktuelle H<strong>in</strong>weise auf erhöhte Gehalte bisher rout<strong>in</strong>emäßig nicht<br />
untersuchter Abbauprodukte der Wirkstoffe Chloridazon <strong>und</strong> Tolylfluanid<br />
zu kurzfristig Ende des Berichtsjahres aufgenommenen Untersuchungsprogrammen.<br />
Chloridazon-desphenyl<br />
Chloridazon-desphenyl ist e<strong>in</strong> Metabolit<br />
des Unkrautvernichtungsmittels wird er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ungewöhnlichen Häu-<br />
zunächst 80 Tr<strong>in</strong>kwasserproben ergab,<br />
Chloridazon, das v. a. im Zuckerrübenanbau,<br />
daneben auch bei Futtermalwert<br />
3,4 µg / l) <strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kwasser nachfigkeit<br />
<strong>in</strong> Gehalten über 0,1 µg / l (Maxirüben,<br />
Rote Bete <strong>und</strong> Mangold e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wird. Wie die Messung von besteht bei den ermittelten<br />
gewiesen. E<strong>in</strong>e Ges<strong>und</strong>heitsgefahr<br />
Gehalten<br />
nach den vorliegenden E<strong>in</strong>stufungen<br />
durch das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung<br />
bei weitem nicht.<br />
Der Grenzwert der Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung<br />
von 0,1 µg / l gilt sowohl für<br />
die eigentlichen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe,<br />
als auch für die daraus entstehenden<br />
„relevanten Metaboliten“.<br />
Die offene Frage, ob Chloridazon-desphenyl<br />
als „relevanter“ Metabolit im<br />
S<strong>in</strong>ne der Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung anzusehen<br />
ist <strong>und</strong> damit dem Grenzwert<br />
von 0,1 µg / l unterliegt, wird derzeit<br />
auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> EU-Ebene geklärt.<br />
Durch die zulässige Aufbereitung von<br />
Wasser mittels Ozon werden Chloridazon-desphenylgehalte<br />
deutlich verm<strong>in</strong>dert.<br />
Grafik:<br />
Chloridazon-desphenyl <strong>in</strong> Wasser<br />
* Grenzwert der Tr<strong>in</strong>kwasser-VO für<br />
Pflanzenschutzmittelwirkstoffe <strong>und</strong><br />
„relevante Metaboliten“<br />
< 0,05 µg / l<br />
0,05 – 0,1 µg / l *<br />
> 0,1 µg / l<br />
43 9 28<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser 2006
142 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
N,N-Dimethylsulfamid <strong>und</strong> N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong><br />
In e<strong>in</strong>em R<strong>und</strong>schreiben der Deutschen<br />
Vere<strong>in</strong>igung des Gas- <strong>und</strong> Wasserfaches<br />
(DVGW) Ende 2006 wurde<br />
über e<strong>in</strong> Forschungsvorhaben berichtet,<br />
bei welchem festgestellt wurde,<br />
dass aus dem im Wesentlichen im<br />
Obstanbau e<strong>in</strong>gesetzten fungiziden<br />
Pflanzenschutzmittelwirkstoff Tolylfluanid<br />
e<strong>in</strong> auch im Rahmen des Zulassungsverfahrens<br />
für diesen Wirkstoff<br />
nicht erkannter Metabolit, N,N-Dimethylsulfamid,<br />
entstehen kann.<br />
Erste baden-württembergische Ergebnisse<br />
von Tr<strong>in</strong>kwasserproben aus<br />
Obstanbaugebieten bestätigen, dass<br />
dieser Parameter teilweise <strong>in</strong> Gehalten<br />
deutlich über 0,1 µg / l nachweisbar<br />
ist. Die Untersuchungen werden 2007<br />
fortgeführt <strong>und</strong> ausgeweitet.<br />
Besondere Bedeutung kommt diesem<br />
<strong>in</strong> den nachgewiesenen Gehalten<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich nicht ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden<br />
Metaboliten dadurch zu,<br />
dass bei der zulässigen Aufbereitung<br />
von Wasser mit Ozon das krebserregende<br />
N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong> entstehen<br />
kann. Das N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong><br />
wird durch die üblicherweise der Ozonierung<br />
nachgeschalteten Filterstufen<br />
teilweise wieder entfernt. Umfangreiche<br />
Untersuchungen auf diesen Stoff<br />
<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kwasser erfolgen 2007.<br />
Er unterliegt daher dem Grenzwert<br />
von 0,1 µg / l. Bei Überschreitung des<br />
Grenzwertes muss die Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung<br />
e<strong>in</strong>gestellt werden. Falls<br />
dies nicht möglich ist, kann das zuständige<br />
Ges<strong>und</strong>heitsamt e<strong>in</strong>e Abweichung<br />
vom Grenzwert zulassen.<br />
Diese Abweichung muss zeitlich befristet<br />
werden auf den Zeitraum, der<br />
zur Behebung des Problems erforderlich<br />
ist. Die betroffene Bevölkerung<br />
wird vom Wasserversorgungsunternehmen<br />
oder vom Ges<strong>und</strong>heitsamt<br />
über die zugelassene Abweichung<br />
vom Grenzwert <strong>in</strong>formiert.<br />
Da es sich bei N,N-Dimethylsulfamid<br />
um e<strong>in</strong>en bislang unbekannten Pflanzenschutzmittelmetaboliten<br />
handelt,<br />
der toxikologisch noch nicht umfassend<br />
untersucht <strong>und</strong> bewertet wurde,<br />
<strong>und</strong> weil sich bei Ozonierung daraus<br />
das ges<strong>und</strong>heitsbedenkliche N-Nitrosodimethylam<strong>in</strong><br />
bilden kann, muss der<br />
Metabolit als „relevanter Metabolit“<br />
im S<strong>in</strong>ne der Tr<strong>in</strong>kwasser-Verordnung<br />
angesehen werden.
Jahresbericht 2006 143<br />
Teil VI :<br />
Futtermittel
144 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Futtermittel<br />
Futtermittelüberwachung<br />
Übersicht<br />
Die Erzeugung hochwertiger <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>er<br />
Lebensmittel ist e<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe der<br />
Landwirtschaft. Nur sichere Futtermittel<br />
garantieren, dass <strong>in</strong> Fleisch, Milch <strong>und</strong> Eiern<br />
ke<strong>in</strong>e unerwünschten oder verbotenen Stoffe<br />
enthalten s<strong>in</strong>d, die die Ges<strong>und</strong>heit des Menschen<br />
gefährden können. Futtermittel dürfen<br />
auch nicht die Ges<strong>und</strong>heit der Tiere schädigen.<br />
Die ernährungsphysiologische Qualität e<strong>in</strong>er<br />
Futterration ergibt sich aus den e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Komponenten, den Gehalten an Inhaltsstoffen, der<br />
mikrobiologischen Qualität sowie der tierartgerechten<br />
Struktur.<br />
Inhalt <strong>und</strong> Umfang der amtlichen Kontrollen werden unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus den Vorjahren angepasst<br />
<strong>und</strong> im Nationalen Kontrollprogramm Futtermittelsicherheit (NKP) durch den B<strong>und</strong> <strong>in</strong> Abstimmung mit den für die<br />
amtliche Kontrolle zuständigen Ländern festgeschrieben. Die Zahl der Untersuchungen auf unerwünschte <strong>und</strong> verbotene<br />
Stoffe wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren deutlich erhöht. Die Verordnung (EG) Nr. 882 / 2004 über amtliche Kontrollen<br />
verlangt regelmäßige Kontrollen auf Risikobasis <strong>und</strong> mit angemessener Häufigkeit bei Herstellern, im Handel <strong>und</strong> auf<br />
landwirtschaftlichen Betrieben.<br />
Die Verordnung (EG) Nr. 183 / 2005 (Futtermittelhygiene-<br />
Verordnung), die seit 1. Januar 2006 gilt, stellt an den Landwirt,<br />
der auf se<strong>in</strong>em Betrieb Futtermittel herstellt <strong>und</strong> Tiere<br />
füttert, umfangreiche Anforderungen <strong>in</strong> Bezug auf Hygiene<br />
<strong>und</strong> Buchführung. Weiter gehende Anforderungen werden<br />
an alle sonstigen Futtermittelhersteller gestellt. Sie<br />
betreffen die E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Ausrüstungen der Betriebe,<br />
Umfang <strong>und</strong> Qualität des Personals, die Herstellung der<br />
Produkte, die Qualitätskontrolle e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er Prüfung<br />
der Produktionsabläufe auf kritische Kontrollpunkte<br />
(HACCP), die Lagerung <strong>und</strong> Beförderung der Produkte, die<br />
Dokumentation aller Maßnahmen auch zur Sicherstellung<br />
der Rückverfolgbarkeit sowie die Reaktion auf Beanstandungen<br />
<strong>und</strong> bei Produktrückruf. Die Verordnung (EG) Nr.<br />
178 / 2002 verlangt seit 1. Januar 2005 die Sicherstellung<br />
der Rückverfolgbarkeit der zugekauften <strong>und</strong> abgegebenen<br />
Futtermittel, weshalb entsprechende Aufzeichnungen über<br />
die zugekauften <strong>und</strong> abgegebenen Futtermittel vorliegen<br />
müssen. Aus dieser Gewichtung der Verantwortung des<br />
Betriebs<strong>in</strong>habers ergeben sich für die amtliche Kontrolle<br />
zukünftig neue Schwerpunkte. Ziel ist es, den Betrieb h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der genannten Kriterien zu bewerten <strong>und</strong> daraus<br />
folgernd Beprobungen von Futtermitteln auf den notwendigen<br />
Umfang zu beschränken. Damit wird den Betriebsprüfungen<br />
<strong>und</strong> den Buchprüfungen zukünftig e<strong>in</strong>e deutlich<br />
höhere Bedeutung zukommen.<br />
Wer wird kontrolliert?<br />
Nach der Verordnung (EG) Nr. 183 / 2005 müssen sich alle<br />
Betriebe, die Futtermittel herstellen, lagern, transportieren<br />
oder behandeln, registrieren lassen. Betriebe, die mit<br />
„kritischen“ Zusatzstoffen umgehen, müssen bei der zuständigen<br />
Behörde e<strong>in</strong>e Zulassung beantragen, die erst<br />
nach e<strong>in</strong>er Vor-Ort-Kontrolle erteilt werden kann. Folgende<br />
Betriebe werden durch die amtliche Kontrolle erfasst:<br />
• E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Mischfuttermittelhersteller, Hersteller von<br />
Zusatzstoffen oder Vormischungen, Betriebe, die Lebensmittel<br />
herstellen <strong>und</strong> Reststoffe als Futtermittel<br />
abgeben,<br />
• Vertriebsunternehmen (Handelsfirmen, Genossenschaften,<br />
Importeure), Transportunternehmen, Lagerstätten,<br />
• tierhaltende Betriebe, fahrbare Mahl- <strong>und</strong> Mischanlagen.
Futtermittelüberwachung Jahresbericht 2006 145<br />
Risikoorientierte Auswahl der<br />
Betriebe <strong>und</strong> der Proben<br />
Durch das seit 2002 <strong>in</strong> Abstimmung<br />
zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern erstellte<br />
„Nationale Kontrollprogramm Futtermittelsicherheit“<br />
(NKP) werden aufgeteilt<br />
auf die Länder entsprechend<br />
der Bedeutung der dortigen Futtermittelproduktion<br />
<strong>und</strong> der Struktur der<br />
landwirtschaftlichen Betriebe die Zahl<br />
<strong>und</strong> die Art der Untersuchungen festgelegt<br />
<strong>und</strong> Vorgaben zu Betriebskontrollen<br />
gemacht.<br />
Was wird untersucht?<br />
• E<strong>in</strong>zelfuttermittel wie Getreide, Extraktionsschrote,<br />
Nebenprodukte der Lebensmittelherstellung, Produkte<br />
aus Trocknungse<strong>in</strong>richtungen oder M<strong>in</strong>eralstoffe,<br />
• Zusatzstoffe wie Spurenelemente, Vitam<strong>in</strong>e, Leistungsförderer<br />
oder Kokzidiostatika,<br />
• Vormischungen von Zusatzstoffen zur Herstellung von<br />
Mischfuttermitteln <strong>und</strong><br />
• Mischfuttermittel, zusammengesetzt aus verschiedenen<br />
E<strong>in</strong>zelfuttermitteln, meist Zusatzstoffe enthaltend.<br />
Schwerpunkte des von der Europäischen Kommission<br />
empfohlenen Kontrollprogramms waren Untersuchungen<br />
auf Pilzgifte (Mykotox<strong>in</strong>e), auf mögliche unzulässige<br />
Verwendungen von Antibiotika <strong>und</strong> Kokzidiostatika, auf<br />
E<strong>in</strong>haltung des Verbots der Verfütterung von Stoffen tierischen<br />
Ursprungs sowie auf E<strong>in</strong>haltung der Höchstwerte<br />
verschiedener Spurenelemente (<strong>in</strong>sbesondere Kupfer <strong>und</strong><br />
Z<strong>in</strong>k) <strong>in</strong> Mischfuttermitteln. Aus den Ergebnissen der Vor-<br />
Ort-Kontrolle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb (Betriebsprüfung), der dort<br />
evtl. durchgeführten Prüfungen der Unterlagen <strong>und</strong> Dokumentation<br />
(Buchprüfung) sowie aus den Ergebnissen der<br />
Untersuchungen der im Rahmen der Kontrolle gezogenen<br />
Proben (Probenahme <strong>und</strong> Untersuchung) ergibt sich die<br />
Bewertung e<strong>in</strong>es Betriebes.<br />
Baden-Württemberg setzt die Vorgaben<br />
des NKP durch folgendes Kontrollkonzept<br />
um: E<strong>in</strong> Teil der auf die Gruppe<br />
der „Futtermittelhersteller“ entfallenden<br />
Proben wird durch e<strong>in</strong>e EDV-gestützte Zufallsauswahl<br />
ermittelt. Größere Betriebe sollen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal jährlich<br />
e<strong>in</strong>er Kontrolle unterzogen werden. Dabei s<strong>in</strong>d Art <strong>und</strong><br />
Menge der hergestellten oder gehandelten Futtermittel zu<br />
berücksichtigen. Die Auswahl der zu kontrollierenden landwirtschaftlichen<br />
Betriebe erfolgte 2006 EDV-gestützt aus<br />
der Gesamtheit aller Betriebe, die e<strong>in</strong>en „Geme<strong>in</strong>samen<br />
Antrag“ auf Direktzahlungen gestellt haben. Damit wird<br />
den Anforderungen der VO (EG) Nr. 1782 / 2003 zum ersten<br />
Mal für den Bereich der Futtermittelsicherheit Rechnung<br />
getragen <strong>und</strong> die Cross-Compliance-Anforderung erfüllt.<br />
Sonstige Betriebe, z. B. solche, die Fischmehl enthaltende<br />
Futtermittel herstellen oder <strong>in</strong> Gemischtbetrieben verfüttern,<br />
oder fahrbare Mahl- <strong>und</strong> Mischanlagen werden von<br />
den Regierungspräsidien nach eigenen Erkenntnissen risikoorientiert<br />
ausgewählt <strong>und</strong> kontrolliert.<br />
Buch- <strong>und</strong> Betriebsprüfungen erfolgen nach dem NKP <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit von der Art des Betriebes <strong>und</strong> der Art <strong>und</strong><br />
Menge der e<strong>in</strong>gesetzten bzw. hergestellten Futtermittel,<br />
Vormischungen oder Zusatzstoffe. Betriebs- <strong>und</strong> Buchprüfungen<br />
s<strong>in</strong>d wesentliche Bestandteile von Rückverfolgungsmaßnahmen,<br />
die sich aus eigenen Erkenntnissen,<br />
aus Mitteilungen anderer B<strong>und</strong>esländer oder aus Erkenntnissen<br />
anderer europäischer Mitgliedstaaten ergeben können.<br />
Das europäische Schnellwarnsystem (RASFF) dient<br />
dabei der schnellen <strong>und</strong> umfassenden Information <strong>und</strong><br />
Reaktion <strong>in</strong>nerhalb der EU.
146 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Futtermittel<br />
Tabelle:<br />
Anzahl der<br />
registrierten <strong>und</strong><br />
zugelassenen<br />
Futtermittelbetriebe<br />
Betriebsart registriert davon zugelassen Kontrollen 2006<br />
Hersteller E<strong>in</strong>zelfuttermittel 252 147<br />
Hersteller Mischfuttermittel 76 14 196<br />
Hersteller Zusatzstoffe <strong>und</strong> Vormischungen 15 8 11<br />
Fahrbare Mahl- <strong>und</strong> Mischanlagen 51 13<br />
Handelsbetriebe, Importeure 1065 6 297<br />
Lagerbetriebe, Spediteure 116 14<br />
Registrierung aller Futtermittelunternehmen <strong>und</strong><br />
Betriebskontrollen<br />
Nach der Futtermittelhygiene-Verordnung müssen sich alle<br />
Futtermittelunternehmen bei der zuständigen Behörde<br />
registrieren lassen. Darüber h<strong>in</strong>aus ist für Betriebe, die<br />
bestimmte Zusatzstoffe, Vormischungen oder E<strong>in</strong>zelfuttermittel<br />
herstellen, verwenden oder <strong>in</strong> Verkehr br<strong>in</strong>gen<br />
e<strong>in</strong>e Zulassung erforderlich. E<strong>in</strong>e Zulassung kann nur erteilt<br />
werden, wenn e<strong>in</strong>e Überprüfung im Betrieb ergeben hat,<br />
dass der Betrieb <strong>in</strong>sbesondere die Anforderungen nach Anhang<br />
II der Futtermittelhygiene-Verordnung erfüllt. Mit der<br />
Registrierung <strong>und</strong> Zulassung soll die lückenlose Rückverfolgbarkeit<br />
der Futtermittel gewährleistet <strong>und</strong> die amtliche<br />
Kontrolle aller Betriebe ermöglicht werden. Futtermittelunternehmer<br />
<strong>und</strong> Landwirte dürfen Futtermittel nur noch von<br />
registrierten oder zugelassenen Betrieben beziehen. Inzwischen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Baden-Württemberg 1575 Betriebe registriert<br />
(ohne landw. Betriebe). Die Liste dieser Betriebe kann unter<br />
www.rp.baden-wuerttemberg.de e<strong>in</strong>gesehen werden.<br />
Die Veröffentlichung e<strong>in</strong>es b<strong>und</strong>esweiten Verzeichnisses<br />
aller registrierten Betriebe ist für dieses Jahr geplant. Die<br />
Kommission wird e<strong>in</strong>e Liste der zugelassenen Betriebe<br />
veröffentlichen.<br />
Mehr Futtermittelsicherheit durch Futtermittelhygiene<br />
Der Landwirt muss die Gefahren kennen, die sich aus se<strong>in</strong>en<br />
Tätigkeiten für die Sicherheit der Futtermittel ergeben<br />
können. Hierunter fällt <strong>in</strong>sbesondere der Umgang mit gebeiztem<br />
Saatgut, mit Pflanzenschutzmitteln <strong>und</strong> Arzneimitteln.<br />
Die Verpflichtung zur Durchführung entsprechender<br />
vorsorgender Maßnahmen <strong>und</strong> zu deren Dokumentation<br />
s<strong>in</strong>d wesentliche Merkmale der Futtermittelhygiene-Verordnung.<br />
Auf e<strong>in</strong>e getrennte Lagerung <strong>und</strong> Handhabung von<br />
Futtermitteln <strong>und</strong> gefährlichen Stoffen, zu denen z. B. Altöl,<br />
Re<strong>in</strong>igungsmittel <strong>und</strong> Abfälle zählen, ist zu achten. Bei der<br />
Handhabung von Arzneimitteln oder von Futtermitteln, die<br />
Arzneimittel enthalten, ist die Gefahr der Verschleppung der<br />
Arzneimittelwirkstoffe <strong>in</strong> andere Futtermittel zu vermeiden.<br />
E<strong>in</strong>e weitere wichtige Anforderung der Futtermittelhygiene-<br />
Verordnung ist die Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit<br />
aller Futtermittel. Zu- <strong>und</strong> Verkäufe von Futtermitteln müssen<br />
über Rechnungen oder Liefersche<strong>in</strong>e ebenso nachvollziehbar<br />
se<strong>in</strong>, wie die Verwendung von Pflanzenschutz- <strong>und</strong><br />
Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfungsmitteln sowie von gentechnisch<br />
verändertem Saatgut.<br />
Im Kontrolljahr 2006 wurden 674 landwirtschaftliche Betriebe<br />
auf E<strong>in</strong>haltung der Anforderungen der Futtermittelhygiene-Verordnung<br />
überprüft, dies entspricht 1,7 % aller registrierten<br />
landwirtschaftlichen Betriebe. Bei 20 Kontrollen<br />
wurde e<strong>in</strong>e Beanstandung ausgesprochen, hiervon bestand<br />
<strong>in</strong> 17 Fällen die Gefahr der Kontam<strong>in</strong>ation der Futtermittel<br />
mit gefährlichen Stoffen, wodurch die Futtermittelsicherheit<br />
nicht mehr gewährleistet war. In mehreren Fällen wurde<br />
die unzureichende Trennung von Dieseltanks <strong>und</strong> Futterlagerstätten<br />
beanstandet. In e<strong>in</strong>em Fall sollte gebeiztes<br />
Saatgut, e<strong>in</strong> nach dem Futtermittelrecht verbotener Stoff,<br />
verfüttert werden. Zur Prüfung auf mögliche Verschleppungen<br />
wurden 1543 Untersuchungen auf zugelassene <strong>und</strong><br />
verbotene Wirkstoffe e<strong>in</strong>schließlich nicht zugelassener antimikrobiell<br />
wirksamer Substanzen durchgeführt. In 3 Fällen<br />
wurde e<strong>in</strong>e Verschleppung festgestellt <strong>und</strong> beanstandet. Je<br />
nach Schwere des Falls wurden Belehrungen oder Verwarnungen<br />
ausgesprochen oder Bußgeldverfahren e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Außerdem führen Beanstandungen zu e<strong>in</strong>er Kürzung der<br />
Direktzahlungen.<br />
Prüfung der Zusammensetzung von Mischfuttermitteln<br />
mittels Mikroskopie<br />
Mischfuttermittel für Nutztiere müssen mit allen Futtermittel-Ausgangserzeugnissen<br />
unter ihrem spezifischen Namen<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> absteigender Reihenfolge ihrer Gewichtsanteile<br />
mit Angabe ihres prozentualen Anteils (unter Zubilligung<br />
e<strong>in</strong>er Toleranz von 15 % rel.) gekennzeichnet werden. Gegenüber<br />
der früheren Regelung, die lediglich e<strong>in</strong>e Angabe<br />
<strong>in</strong> absteigender Reihenfolge vorsah <strong>und</strong> die Angabe von<br />
Kategorien (zum Beispiel: „Erzeugnisse <strong>und</strong> Nebenerzeugnisse<br />
von Ölsaaten“) zuließ, soll dadurch die Information<br />
für den Landwirt verbessert <strong>und</strong> die Rückverfolgbarkeit<br />
erleichtert werden. Wichtige Komponenten für die Herstellung<br />
von Futtermitteln s<strong>in</strong>d Körner von Getreide, Legum<strong>in</strong>osen,<br />
Ölsaaten <strong>und</strong> Produkte aus Wurzeln <strong>und</strong> Knollen,<br />
die als Schrote, Mehle oder Flocken vorliegen können. Von<br />
Bedeutung s<strong>in</strong>d auch Verarbeitungsprodukte aus der Lebensmittelgew<strong>in</strong>nung,<br />
Grünmehle von Gras oder Luzerne<br />
<strong>und</strong> auch Fischmehl (bei Schwe<strong>in</strong>efutter).<br />
Die Kontrolle der E<strong>in</strong>haltung dieser Kennzeichnungsvorschriften<br />
erfolgt mittels Mikroskopie. Für die Überprüfung<br />
der Zusammensetzung müssen die Mischfuttermittel wieder<br />
<strong>in</strong> ihre E<strong>in</strong>zelkomponenten zerlegt, die Komponenten<br />
identifiziert <strong>und</strong> mengenmäßig geschätzt werden.
Futtermittelüberwachung Jahresbericht 2006 147<br />
Hierzu wird durch Sieben die zu untersuchende Probe<br />
nach Partikelgrößen fraktioniert. Grobe Partikel über 0,5<br />
mm werden unter der Stereolupe betrachtet <strong>und</strong> die Bruchstücke<br />
anhand von spezifischen äußeren Merkmalen, wie<br />
Farbe, Partikelform, Bruchkanten, Glanz / Schimmer, Konsistenz,<br />
Quellungsverhalten <strong>in</strong> Wasser etc. ihren Ausgangserzeugnissen<br />
zugeordnet. Von fe<strong>in</strong>en Partikeln unter 0,5 mm<br />
werden Streupräparate hergestellt <strong>und</strong> mit dem Mikroskop<br />
untersucht. Durch Anfärben oder mithilfe verschiedener<br />
Beleuchtungsverfahren können spezifische Strukturmerkmale<br />
im Gewebe hervorgehoben werden. Diagnostisch<br />
wichtige pflanzliche Merkmale s<strong>in</strong>d Stärkekörner, Haare,<br />
Zellwandverdickungen, Spiralgefäße <strong>und</strong> <strong>in</strong>s Gewebe e<strong>in</strong>gelagerte<br />
Kristalle.<br />
125 Proben von Mischfuttermitteln wurden auf ihre Zusammensetzung<br />
untersucht, <strong>in</strong> 11 Proben wurden Abweichungen<br />
festgestellt. 6-mal fehlte e<strong>in</strong>e deklarierte Komponente,<br />
4-mal war e<strong>in</strong>e zusätzliche, zwar als Futtermittel zugelassene,<br />
aber nicht deklarierte Komponente im Futtermittel<br />
enthalten <strong>und</strong> 8-mal wurde e<strong>in</strong>e Komponente <strong>in</strong> stark von<br />
der Deklaration abweichender Menge oder e<strong>in</strong>e von der<br />
Deklaration abweichende Reihenfolge der Komponenten<br />
festgestellt. Teilweise kamen mehrere Abweichungen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> <strong>und</strong> derselben Probe vor.<br />
Untersuchungen auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO)<br />
E<strong>in</strong> wesentliches Ziel bei der Untersuchung<br />
von Futtermitteln auf gentechnisch<br />
veränderte Organismen<br />
(GVO) ist die Überwachung der ordnungsgemäßen<br />
Kennzeichnung. Im<br />
Berichtszeitraum wurden 109 Futtermittel,<br />
davon 54 Mischfuttermittel, auf<br />
GVO untersucht. Der Schwerpunkt lag<br />
bei der Untersuchung von E<strong>in</strong>zelfuttermitteln<br />
aus Soja <strong>und</strong> Mais sowie<br />
von Mischfuttermitteln, die solche<br />
Komponenten enthalten; rapshaltige<br />
Produkte spielten e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />
Rolle. Insgesamt 8 Proben (davon<br />
3 mit e<strong>in</strong>em Nachweis von Reis LL<br />
601, ansonsten Nachweis von gv Soja)<br />
entsprachen nicht den rechtlichen<br />
Vorgaben <strong>und</strong> führten zu Maßnahmen<br />
durch die Behörde.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der weltweiten Zunahme<br />
der Anbauflächen für gentechnisch<br />
veränderte Pflanzen stellt sich die Frage,<br />
ob heimische Produkte frei s<strong>in</strong>d<br />
von GVO. Geme<strong>in</strong>sam mit der Lebensmittelkontrolle<br />
wurden 69 Proben von<br />
Mais, Raps <strong>und</strong> Soja aus heimischer<br />
Ernte untersucht. Damit wurden erstmalig<br />
im Jahr 2006 auch Sojaernten<br />
aus dem Oberrhe<strong>in</strong>graben, die alle aus<br />
dem ökologischen Anbau stammten,<br />
<strong>in</strong> die Ernteuntersuchungen mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />
In den untersuchten 8 Sojasowie<br />
<strong>in</strong> den 27 Rapsproben konnten<br />
ke<strong>in</strong>e gentechnisch veränderten<br />
Bestandteile nachgewiesen werden.<br />
4 von 34 untersuchten Maisproben<br />
ergaben positive Bef<strong>und</strong>e; bei 3 Proben<br />
lagen die festgestellten Anteile allerd<strong>in</strong>gs<br />
unter 0,1 %. E<strong>in</strong>e Probe von<br />
e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelanlieferung e<strong>in</strong>es Landwirts<br />
enthielt 0,36 % der zugelassenen<br />
Maissorte Bt 176. Umfangreiche<br />
Nachforschungen brachten ke<strong>in</strong>e Klärung<br />
für diesen Bef<strong>und</strong>. Es bleibt die<br />
Vermutung, dass bereits das aufgebrauchte<br />
Saatgut kontam<strong>in</strong>iert war.<br />
Nachweis von Reis LL 601 mit weit<br />
reichenden Auswirkungen<br />
Im August 2006 wurde die EU-Kommission<br />
von den amerikanischen Behörden<br />
darüber <strong>in</strong>formiert, dass <strong>in</strong><br />
amerikanischen Reisprodukten Spuren<br />
der nicht zugelassenen gentechnisch<br />
veränderten Reissorte LL 601<br />
nachgewiesen wurden <strong>und</strong> vermutlich<br />
<strong>in</strong> die Lebensmittel- <strong>und</strong> Futtermittelkette<br />
gelangt seien. Reis <strong>und</strong><br />
Reisprodukte spielen als Bestandteile<br />
von Futtermitteln e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />
Rolle. Im Rahmen der amtlichen Futtermittelkontrolle<br />
wurden Hersteller,<br />
die Reis oder Reisprodukte <strong>in</strong> Futtermitteln<br />
verarbeiten, überprüft. In 3 der<br />
10 untersuchten Proben konnte Reis<br />
LL 601 nachgewiesen werden. Die 3<br />
positiven Bef<strong>und</strong>e bezogen sich auf<br />
e<strong>in</strong>e Partie Reisfuttermehl von 50,6 t,<br />
die von e<strong>in</strong>er Reismühle als Futtermittel<br />
abgegeben worden war. Die Restbestände<br />
von 1,6 t beim Hersteller<br />
wurden gesperrt <strong>und</strong> die Vertriebswege<br />
ermittelt. Über e<strong>in</strong>en Zwischenhändler<br />
waren 25,0 t an e<strong>in</strong>en Handelsbetrieb<br />
<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
ausgeliefert worden. Weitere 24,0 t<br />
waren an e<strong>in</strong>en Mischfuttermittelhersteller<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg geliefert<br />
worden. Dort lagen noch 6,0 t Reisfuttermehl<br />
vor, die restlichen 18,0 t<br />
waren <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Anteilen <strong>in</strong> 1500 t<br />
Ergänzungsfuttermittel für Pferde e<strong>in</strong>gemischt<br />
worden. Über e<strong>in</strong>en Warenrückruf<br />
konnten hiervon noch 80,4 t<br />
von den belieferten K<strong>und</strong>en zurückgeholt<br />
werden. Insgesamt mussten<br />
aufgr<strong>und</strong> der Bef<strong>und</strong>e 7,6 t Reisfuttermehl<br />
<strong>und</strong> 80,4 t Ergänzungsfuttermittel<br />
für Pferde unschädlich beseitigt<br />
werden.
148 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Futtermittel<br />
Statuserhebung zu Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />
diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB <strong>in</strong> Futtermitteln<br />
Etwa 90 % der Diox<strong>in</strong>aufnahme durch den Menschen erfolgt<br />
über Lebensmittel tierischer Herkunft. Der E<strong>in</strong>trag<br />
der Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen Polychlorierten Biphenyle<br />
(PCB) erfolgt zum Großteil über die Futtermittel, weshalb<br />
der regelmäßigen Kontrolle von Futtermitteln e<strong>in</strong>e besondere<br />
Bedeutung zukommt. Die Richtl<strong>in</strong>ie 2006 / 13 / EG vom<br />
3. Februar 2006 enthält neben Höchstwerten für Diox<strong>in</strong>e<br />
auch solche für die Summe aus Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />
PCB sowie Auslösewerte, bei deren Überschreitung<br />
Nachforschungen zur Ursache notwendig werden. Diese<br />
Werte wurden <strong>in</strong> das nationale Futtermittelrecht übernommen<br />
<strong>und</strong> gelten seit November 2006.<br />
Im Kontrolljahr 2006 wurden 113 Futtermittel zur Untersuchung<br />
auf Diox<strong>in</strong>e beprobt. Neben 61 E<strong>in</strong>zelfuttermitteln,<br />
davon 23 aus verschiedenen Getreidearten <strong>und</strong> 21<br />
aus Ölsaaten, wurden 44 Proben von Mischfuttermitteln,<br />
davon 23 Ergänzungsfuttermittel <strong>und</strong> 11 Alle<strong>in</strong>futtermittel,<br />
untersucht. Dazu kommen Proben von 4 Vormischungen<br />
<strong>und</strong> 2 Zusatzstoffen. Von den 113 Proben wurden 25 zusätzlich<br />
auf diox<strong>in</strong>ähnliche PCB <strong>und</strong> Indikator-PCB untersucht.<br />
Die Untersuchungen erfolgten am CVUA Freiburg.<br />
Der Mittelwert über alle Diox<strong>in</strong>bef<strong>und</strong>e beträgt 0,045 ng<br />
WHO-TEQ-PCDD / F / kg Produkt (88%TM). Damit liegen<br />
die Ergebnisse im Mittel deutlich unter dem für Mischfuttermittel<br />
für Nutztiere zulässigen Höchstgehalt von 0,75<br />
ng / kg. In e<strong>in</strong>em Halbfertigprodukt zur Herstellung von<br />
Heimtierfutter mit e<strong>in</strong>em erhöhten Diox<strong>in</strong>gehalt war der<br />
für Mischfuttermittel für Heimtiere geltende Auslösewert<br />
<strong>und</strong> damit auch der Höchstwert nicht überschritten. Für<br />
Futtermittel für Heimtiere gelten höhere Höchst- <strong>und</strong> Auslösewerte,<br />
da e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die Nahrungskette nicht gegeben<br />
ist. Damit führte ke<strong>in</strong>es der 113 Untersuchungsergebnisse<br />
zu e<strong>in</strong>er Beanstandung oder zu weiteren Ursachenermittlungen.<br />
Die Gehalte an diox<strong>in</strong>ähnlichen PCB (cPCB), für die bisher<br />
ke<strong>in</strong>e Höchstgehalte festgelegt wurden, lagen <strong>in</strong> den<br />
25 Futtermittelproben im Mittel bei 0,028 ng WHO cP-<br />
CB-TEQ / kg Produkt (88%TM) <strong>und</strong> damit weit unter den<br />
Auslösewerten von 0,35 ng / kg für Futtermittel-Ausgangserzeugnisse<br />
pflanzlichen Ursprungs bzw. von 0,5 ng / kg für<br />
Mischfuttermittel. Mit e<strong>in</strong>em mittleren Gehalt von 0,045<br />
ng WHO-TEQ-PCDD / F + cPCB, dem Summenwert der<br />
Toxizitätsäquivalente beider Stoffgruppen, wurden auch die<br />
Höchstgehalte von 1,25 ng / kg für Futtermittel-Ausgangserzeugnisse<br />
pflanzlichen Ursprungs bzw. von 1,5 ng / kg<br />
für Mischfuttermittel für Nutztiere erfreulicherweise weit<br />
unterschritten.<br />
Tabelle: Übersicht Ergebnisse Diox<strong>in</strong>e (Spalte 3 mit PCB)<br />
TM = Trockenmasse<br />
2006 WHO-TEQ PCDD / F (Diox<strong>in</strong>e)<br />
ng / kg (88 % TM)<br />
Gesamt-WHO-TEQ PCDD / F + PCB<br />
ng / kg (88 % TM)<br />
Anzahl 113 25<br />
M<strong>in</strong>imum 0,002 0,009<br />
Maximum 1,303 0,235<br />
Median 0,009 0,022<br />
Mittelwert 0,045 0,045<br />
90 %-Percentil 0,114 0,131<br />
Höchstwert Mischfuttermittel 0,75 1,5<br />
Höchstwert Mischfuttermittel Heimtiere 2,25 7,0
Futtermittelüberwachung Jahresbericht 2006 149<br />
Metallteile <strong>in</strong> Katzenfutter<br />
E<strong>in</strong>e Verbraucherbeschwerde aus Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen über<br />
Metallteile <strong>in</strong> 2 Schalen Katzenfutter führte zu e<strong>in</strong>em Heimtierfuttermittelhersteller<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg. Bei den Metallteilen<br />
handelte es sich um e<strong>in</strong>e abgebrochene Schraube sowie die<br />
dazugehörende Unterlegscheibe. Wie die Ursachenermittlung<br />
ergab, waren die Schraube <strong>und</strong> die Unterlegscheibe während<br />
der laufenden Herstellung an e<strong>in</strong>em Teil der Produktionsanlage<br />
abgebrochen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Futterbrei gefallen. Der Vorfall führte<br />
zu e<strong>in</strong>er Verbesserung des Qualitätssicherungssystems des<br />
Herstellers durch Aufnahme e<strong>in</strong>es Masch<strong>in</strong>encontroll<strong>in</strong>gs.<br />
Schrauben <strong>und</strong> andere nicht feste Teile werden dabei erfasst<br />
<strong>und</strong> auf Sitz sowie Unversehrtheit überprüft.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Tabelle gibt e<strong>in</strong>e Übersicht über die Zahl der durchgeführten<br />
Untersuchungen, wobei je Probe <strong>in</strong> der Regel<br />
mehrere Untersuchungen durchgeführt werden.<br />
Stoffgruppe / Art der Untersuchung Untersuchungen Beanstandungen<br />
Anzahl Anzahl %<br />
Inhaltsstoffe (ohne Wasser) 2 072 88 4,3<br />
Zusatzstoffe (Gehalte <strong>in</strong> Mischfuttermitteln) 745 96 12,9<br />
Unerwünschte Stoffe 2 220 13 0,6<br />
Unzulässige Anwendung / verbotene Stoffe 1 895 7 0,4<br />
davon „tierische Bestandteile“ 798 5 0,6<br />
Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfungsmittel 1 457 0 0<br />
Mikrobiologische Qualität (z. B. Verderb) 332 56 16,9<br />
Salmonellenuntersuchung 63 1 1,6<br />
Formale Kennzeichnungsvorschriften 463 72 15,6<br />
Im Jahr 2006 wurden 1132 Betriebe, <strong>in</strong> denen Futtermittel<br />
hergestellt, gehandelt, e<strong>in</strong>geführt oder verfüttert wurden,<br />
kontrolliert (davon 674 tierhaltende Betriebe, <strong>in</strong>sbesondere<br />
im Rahmen der Cross-Compliance-Kontrollen). Dabei wurden<br />
verschiedene Betriebe auch mehrfach geprüft. Insgesamt<br />
wurden 1319 Betriebsprüfungen <strong>und</strong> 47 Buchprüfungen<br />
durchgeführt sowie 1314 Futtermittelproben gezogen,<br />
von denen 247 nicht den Vorschriften entsprachen. Beprobt<br />
wurden 450 E<strong>in</strong>zelfuttermittel, 809 Mischfuttermittel, 55<br />
Vormischungen <strong>und</strong> Zusatzstoffe.<br />
Aus den Beanstandungen ergaben sich folgende Maßnahmen:<br />
• In 153 leichten Fällen wurden die Betroffenen durch H<strong>in</strong>weise<br />
belehrt.<br />
• In 12 Fällen wurden Verwarnungen ausgesprochen.<br />
• In 11 Fällen wurde e<strong>in</strong>e weitere Behandlung des Futtermittels,<br />
dessen anderweitige Verwendung (nicht zur<br />
Verfütterung) oder die unschädliche Beseitigung angeordnet.<br />
• In 71 Fällen wurde e<strong>in</strong> Bußgeldverfahren e<strong>in</strong>geleitet, davon<br />
wurden 36 Fälle abgeschlossen <strong>und</strong> Bußgelder <strong>in</strong><br />
Höhe von 11 315.- 1 vere<strong>in</strong>nahmt.<br />
• In ke<strong>in</strong>em Fall erfolgte e<strong>in</strong>e Abgabe an die Staatsanwaltschaft.<br />
• Insgesamt wurden Gebühren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Größenordnung<br />
von 6414.- 1 erhoben.<br />
Die Kontrollen 2006 ergaben ke<strong>in</strong>e auffälligen Bef<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise auf besondere oder bisher unbekannte<br />
Kontam<strong>in</strong>ationswege.
150 Lebensmittelüberwachung BW Autorenverzeichnis<br />
Verzeichnis der Autor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Autoren dieses Jahresberichts<br />
Thema<br />
Zusammenfassung<br />
Betriebskontrollen <strong>und</strong> Vollzug der Lebensmittelüberwachung<br />
Milch <strong>und</strong> Milchprodukte<br />
Fleisch, Wild, Geflügel <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />
Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />
Fette <strong>und</strong> Öle<br />
Brühen, Suppen, Saucen <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>kostsalate<br />
Getreide, Backwaren, Teigwaren<br />
Obst, Gemüse <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />
Kräuter <strong>und</strong> Gewürze<br />
Alkoholfreie Getränke<br />
We<strong>in</strong>, Erzeugnisse aus We<strong>in</strong><br />
Alkoholische Getränke (außer We<strong>in</strong>)<br />
Eis <strong>und</strong> Desserts<br />
Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche<br />
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse <strong>und</strong> Nusserzeugnisse<br />
Fertiggerichte<br />
Diätetische Lebensmittel, Säugl<strong>in</strong>gsnahrung, Sportlernahrung<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Funktionelle Lebensmittel (Functional Food)<br />
Neuartige Lebensmittel (Novel Food)<br />
Zusatzstoffe <strong>und</strong> Aromastoffe<br />
Kosmetische Mittel<br />
Bedarfsgegenstände<br />
Bedarfsgegenstände zur Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Pflege sowie<br />
sonstige Haushaltschemikalien<br />
Tabakwaren<br />
Krankheitserregende Mikroorganismen <strong>und</strong> mikrobiologische<br />
Besonderheiten<br />
Mykotox<strong>in</strong>e<br />
Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Süßwasser-Biotox<strong>in</strong>e<br />
Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Organische Kontam<strong>in</strong>anten<br />
Ökomonitor<strong>in</strong>g<br />
Pharmakologisch wirksame Stoffe<br />
Nachweis von Lebensmittelallergenen<br />
Gentechnik <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
Bestrahlung von Lebensmitteln<br />
Radiochemische Untersuchungen<br />
Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche PCB<br />
Schwermetalle <strong>und</strong> toxische Spurenelemente<br />
Nitrosam<strong>in</strong>e<br />
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)<br />
Acrylamid<br />
3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)<br />
Furan <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />
Stabilisotopen-Analytik<br />
Autor<strong>in</strong> / Autor<br />
Frau Roth, CVUA Stuttgart<br />
Frau Dr. Pfleghar, LRA Ravensburg<br />
Frau Wiater, LHS Stuttgart<br />
Frau Gutmacher, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
Frau Helble, CVUA Freiburg<br />
Herr Dr. Kuntzer, CVUA Stuttgart<br />
Herr Dr. Kuntzer, CVUA Stuttgart<br />
Herr Dr. Weißhaar, CVUA Stuttgart<br />
Herr Gr<strong>und</strong>höfer, CVUA Freiburg<br />
Frau Dr. Kaufmann-Horlacher, CVUA Stuttgart<br />
Herr Dr. Reusch, CVUA Karlsruhe<br />
Herr Dr. Ruge, CVUA Karlsruhe<br />
Frau Wahl <strong>und</strong> Frau Dr. Fischer-Hüsken, CVUA Freiburg<br />
Herr Rothenbücher, CVUA Stuttgart<br />
Herr Dr. Lachenmeier, CVUA Karlsruhe<br />
Frau Dr. Kaufmann-Horlacher, CVUA Stuttgart<br />
Frau Blum-Rieck, CVUA Stuttgart<br />
Herr Dr. Reusch, CVUA Karlsruhe<br />
Herr Gr<strong>und</strong>höfer, CVUA Freiburg<br />
Frau Dr. Schweizer, CVUA Freiburg<br />
Frau Maixner, CVUA Karlsruhe<br />
Frau Bauer-Aymanns, CVUA Karlsruhe<br />
Frau Dr. Schweizer, CVUA Freiburg<br />
Frau Maixner, CVUA Karlsruhe<br />
Herr Dr. Schneider, CVUA Karlsruhe<br />
Herr Dr. Hahn, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
Frau Kratz, CVUA Karlsruhe<br />
Frau Dr. Ste<strong>in</strong>er, CVUA Stuttgart<br />
Frau Eckste<strong>in</strong>, CVUA Stuttgart<br />
Herr J. Hahn, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
Herr Dr. Friedrich, CVUA Stuttgart<br />
Frau Gutmacher, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
Herr Dr. Thielert, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
Herr Dr. Schüle, CVUA Stuttgart<br />
Frau Dr. Kypke, CVUA Freiburg<br />
Frau Scherbaum, CVUA Stuttgart<br />
Herr Lippold, CVUA Freiburg<br />
Herr Waibl<strong>in</strong>ger, CVUA Freiburg<br />
Herr Waibl<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> Herr Dr. Pietsch, CVUA Freiburg<br />
Frau Straub, CVUA Karlsruhe<br />
Herr Dr. Kaut, CVUA Stuttgart<br />
Herr Dr. Malisch, CVUA Freiburg<br />
Herr Reiser, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
Frau Fügel, CVUA Stuttgart<br />
Herr Kle<strong>in</strong>, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
Herr Dr. Weißhaar, CVUA Stuttgart<br />
Herr Dr. Weißhaar, CVUA Stuttgart<br />
Herr Dr. Mart<strong>in</strong>, CVUA Freiburg<br />
Herr Dr. Kuballa, CVUA Karlsruhe<br />
Herr Dr. Metschies, CVUA Freiburg
Autorenverzeichnis Jahresbericht 2006 151<br />
Thema<br />
Tr<strong>in</strong>kwasserüberwachung<br />
Futtermittelüberwachung<br />
Autor<strong>in</strong> / Autor<br />
Herr Brezger, CVUA Sigmar<strong>in</strong>gen<br />
Frau Assfalg, RP Stuttgart<br />
Frau von der Heydt, RP Freiburg<br />
Herr Kraus, RP Tüb<strong>in</strong>gen<br />
Frau Stegili <strong>und</strong> Frau Kehr, RP Karlsruhe<br />
Herr Bliß, SES am RP Tüb<strong>in</strong>gen<br />
Frau Dr. Modi, LA Chemie der Universität Hohenheim<br />
Frau Dr. Roth, LTZ Augustenberg<br />
Herr Wambold, CVUA Freiburg<br />
Herr Dr. Zittlau, CVUA Karlsruhe<br />
Herr Dr. Eckste<strong>in</strong>, MLR<br />
Abkürzungen:<br />
CVUA = Chemisches <strong>und</strong> Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt<br />
LHS = Landeshauptstadt<br />
LA Chemie = Landesanstalt für Landwirtschaftliche Chemie Hohenheim<br />
LRA = Landratsamt<br />
LTZ = Landwirtschaftliches Technologiezentrum<br />
MLR = M<strong>in</strong>isterium für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen Raum<br />
RP = Regierungspräsidium<br />
SES = Stabsstelle Ernährungssicherheit
152 Lebensmittelüberwachung BW Impressum<br />
Herausgeber:<br />
M<strong>in</strong>isterium für Ernährung <strong>und</strong><br />
Ländlichen Raum Baden-Württemberg<br />
Postfach 10 34 44<br />
70029 Stuttgart<br />
Für eventuelle Rückfragen:<br />
Telefon: 0711. 126 - 0<br />
Telefax: 0711. 126 - 2255<br />
Gestaltung:<br />
Kai Twelbeck, Stuttgart, www.sojusdesign.de