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Leben und Arbeiten in Indien (PDF) - German Centre Delhi.Gurgaon

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100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN Wirtschaftspolitik / Wirtschaftsstandorte<br />

WIRTSCHAFTSPOLITIK<br />

Welche wesentlichen Schwerpunkte setzt die <strong>in</strong>dische<br />

Zentralregierung derzeit <strong>in</strong> ihrer Wirtschaftspolitik?<br />

E<strong>in</strong>ige Bereiche s<strong>in</strong>d auf der Staatsagenda aufgelistet. Im Vordergr<strong>und</strong><br />

stehen im Fünfjahresplan bis 2012 Infrastruktur<strong>in</strong>vestitionen<br />

von r<strong>und</strong> 550 Milliarden US-Dollar, die <strong>in</strong> den darauffolgenden<br />

zehn Jahren auf 1.700 Milliarden US-Dollar ausgeweitet<br />

werden <strong>und</strong> Missstände <strong>in</strong> der Verkehrs- <strong>und</strong> Energiequalität<br />

beheben sollen. Zudem s<strong>in</strong>d steigende Ausbildungsausgaben<br />

nötig, um zukünftiges Wachstum zu generieren <strong>und</strong> den <strong>in</strong>dustriellen<br />

Rückstand zu dem großen Konkurrenten aus Ch<strong>in</strong>a zu<br />

verkürzen. Ferner setzt <strong>Indien</strong> verstärkt auf e<strong>in</strong>en Technologietransfer<br />

über ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen, die <strong>in</strong> den speziellen<br />

Sonderwirtschaftszonen optimale Bed<strong>in</strong>gungen vorf<strong>in</strong>den.<br />

Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Armutsbekämpfung<br />

<strong>und</strong> die Ernährungssicherheit des bevölkerungsdynamischen<br />

Subkont<strong>in</strong>ents, die der Modernisierung des Agrarsektors e<strong>in</strong>e<br />

Schlüsselrolle zuweisen.<br />

Wie hat <strong>Indien</strong> die Auswirkungen der globalen F<strong>in</strong>anzmarkt<strong>und</strong><br />

Wirtschaftskrise gemeistert?<br />

Die zügige Rückkehr <strong>in</strong> die frühere Wachstumsspur belegt die<br />

imposante Widerstandsfähigkeit <strong>Indien</strong>s gegen globale Krisenviren.<br />

Obgleich die Anfälligkeit gegen externe Schocks (Öl- <strong>und</strong><br />

<strong>Leben</strong>smittelpreise) evident bleibt, bieten die hohen <strong>in</strong>dischen<br />

Währungsreserven als Puffer Schutz vor Kapriolen auf dem <strong>in</strong>ternationalen<br />

F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Handelsparkett. Zahlreiche Erfolgsfaktoren<br />

<strong>in</strong> der B<strong>in</strong>nen- <strong>und</strong> Außenwirtschaft wie auch im F<strong>in</strong>anzsektor<br />

suggerieren zusätzliche Stabilität. E<strong>in</strong>e hohe Wettbewerbs- <strong>und</strong><br />

Innovationsstärke <strong>in</strong> vielen Wachstumsbranchen, e<strong>in</strong> vorteilhaftes<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Lohnkostenniveau sowie die demografische<br />

Entwicklung mit e<strong>in</strong>er rapiden Ausweitung der Mittelschicht vitalisieren<br />

die Abwehrkräfte des <strong>in</strong>dischen B<strong>in</strong>nenmarktes <strong>und</strong> verm<strong>in</strong>dern<br />

so die Anfälligkeit gegen kommende Krisenszenarien.<br />

Wie wirkt sich die aktuelle Entwicklung auf den<br />

Staatshaushalt aus?<br />

Seit Jahren bereiten die Fehlbeträge der öffentlichen Kassen wenig<br />

Freude. In den letzten beiden Rechnungsperioden haben die<br />

Defizite des Zentralstaates mit über sechs Prozent des BIP <strong>und</strong> die<br />

Passivsalden des konsolidierten Staatshaushalts (<strong>in</strong>klusive der<br />

B<strong>und</strong>esstaaten) mit circa neun Prozent des BIP höhere <strong>und</strong> langfristig<br />

untragbare Werte erzielt. Bereits im Budget des laufenden<br />

Fiskaljahres 2010/2011 wurde e<strong>in</strong>e Konsolidierung der Staatsf<strong>in</strong>anzen<br />

e<strong>in</strong>geleitet. E<strong>in</strong> allzu kräftiger Defizitrückgang ist wegen<br />

der enormen Infrastruktur<strong>in</strong>vestitionen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es somit hohen<br />

Ausgabendrucks nicht zu erwarten, obwohl die dynamische Konjunktur<br />

Verbesserungen auf der E<strong>in</strong>nahmeseite verspricht sowie<br />

vergrößerte F<strong>in</strong>anzierungsspielräume eröffnet.<br />

Wie sehen die Wachstumsprognosen für die <strong>in</strong>dische<br />

Volkswirtschaft aus?<br />

Können Elefanten fliegen? Die Gesetze der Schwerkraft stehen<br />

dem zwar entgegen, makroökonomisch belegt der Höhenflug<br />

des <strong>in</strong>dischen Dickhäuters jedenfalls, dass dies gel<strong>in</strong>gen kann.<br />

Selbst der Ballast e<strong>in</strong>er abgestürzten Welthandelskonjunktur<br />

hat den wirtschaftlichen Aufstieg des Elefanten nur leicht gebremst.<br />

Kaum bee<strong>in</strong>trächtig sendet die B<strong>in</strong>nenwirtschaft kräftige<br />

Auftriebsimpulse, die im Land der Kasten im Fiskaljahr 2010/11<br />

durch die gestiegene globale Nachfrage e<strong>in</strong>e nochmals höhere<br />

Schubkraft entfalten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> BIP-Wachstum von circa neun Prozent<br />

ermöglichen dürften. Somit sollte die Heimat der H<strong>in</strong>dus<br />

auch längerfristig ihren Platz <strong>in</strong> der wachstumsstärksten Liga der<br />

Schwellenländer verteidigen. Unterstützt wird diese E<strong>in</strong>schätzung<br />

von den günstigen Prognosen für die Landwirtschaft, die<br />

<strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es reichhaltigen Monsuns e<strong>in</strong>e verbesserte Produktion<br />

erwartet. Gegenw<strong>in</strong>d erhält die dynamische Expansion des Subkont<strong>in</strong>ents<br />

von e<strong>in</strong>er immer noch zu hohen Inflation, die bereits<br />

mehrere Leitz<strong>in</strong>serhöhungen der Zentralbank 2009 <strong>in</strong>duzierte.<br />

WIRTSCHAFTSSTANDORTE UND INVESTITIONSZONEN<br />

Wo werden Prioritäten <strong>in</strong> der regionalen Entwicklung gesetzt?<br />

Die <strong>in</strong>dische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, wirtschaftlich<br />

unterentwickelte Gebiete wie die B<strong>und</strong>esstaaten <strong>in</strong> der Himalaya-Region<br />

<strong>und</strong> im Nordosten des Landes schrittweise an das Niveau<br />

der Wachstumsmotoren im Westen <strong>und</strong> Süden des Landes<br />

heranzuführen. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die regionalen Unterschiede bei<br />

der wirtschaftlichen, sozialen <strong>und</strong> <strong>in</strong>frastrukturellen Entwicklung<br />

gewaltig. Beispielsweise ist das jährliche Pro-Kopf-E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong><br />

Maharashtra mit r<strong>und</strong> 45.000 Indischen Rupien mehr als viermal<br />

so hoch wie <strong>in</strong> Bihar. Der Alphabetisierungsgrad liegt mit knapp<br />

80 Prozent etwa 30 Prozentpunkte über dem des ost<strong>in</strong>dischen<br />

B<strong>und</strong>esstaates. Da <strong>in</strong> den ärmeren Staaten der Anteil der Landbevölkerung<br />

<strong>in</strong> der Regel sehr hoch ist, hat die Zentralregierung e<strong>in</strong><br />

Beschäftigungsgarantieprogramm speziell für diese Regionen<br />

<strong>in</strong>s <strong>Leben</strong> gerufen. Durch die Verbesserung der Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur<br />

sollen Unternehmen zu e<strong>in</strong>er Ansiedlung <strong>in</strong> weniger attraktiven<br />

Standorten bewegt werden. Zudem erhalten Investoren<br />

für den Bau von Krankenhäusern <strong>und</strong> Hotels <strong>in</strong> unterentwickelten<br />

Gebieten Steuererleichterungen.<br />

Was sollten Unternehmen bei der Suche nach e<strong>in</strong>em<br />

passenden Standort beachten?<br />

Der »richtige« Standort trägt entscheidend zum Erfolg e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />

bei. Klären Sie zunächst, <strong>in</strong> welcher Region Unternehmen<br />

Ihrer Branche erfolgreich s<strong>in</strong>d. Da der größte Engpass<br />

die nach wie vor mangelhafte Infrastruktur ist, sollte im Vorfeld<br />

der Ansiedelung geprüft werden, wie gut wichtige Abnehmer<br />

für die Produkte/Dienstleistungen des Unternehmens zu erreichen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ob die regionale Verfügbarkeit von Zulieferungen<br />

sowie die Energieversorgung gewährleistet s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle spielen auch das Angebot an gut ausgebildetem Personal,<br />

die <strong>Leben</strong>shaltungskosten <strong>und</strong> die <strong>Leben</strong>squalität. E<strong>in</strong> weiterer<br />

wichtiger Faktor ist die konkrete Ansiedlungspolitik der verschiedenen<br />

B<strong>und</strong>esstaaten. Das Geschäftsumfeld hat sich <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahren zwar <strong>in</strong>sgesamt stark verbessert, jedoch<br />

spielt die Bürokratie noch immer e<strong>in</strong>e große Rolle. Das macht<br />

sich bemerkbar bei Fragen wie Landerwerb, Erhalt von Genehmigungen,<br />

Abgabe von Steuererklärungen <strong>und</strong> bei der Rechtsdurchsetzung.<br />

12 INDIENCONTACT<br />

4 ⁄ 2010

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