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Berliner Hofgärten - Kraut und Rüben im Kiez - Grüne Liga Berlin e.V.

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BERLIN<br />

August / September 2013<br />

7<br />

chitekt hier Büros angemietet hat, sollte<br />

als Referenz gelten. „Die Räume sind<br />

toll, die Miete ist moderat schwärmt der<br />

31-jährige, der 2010 in seiner Diplomarbeit<br />

einen Gegenentwurf zum <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />

Stadtschloss konzipiert hat (schon das<br />

allein macht ihn sympathisch), gegenüber<br />

der taz. Dass Plattenbauten <strong>im</strong>mer<br />

nur mit Arbeiter-<strong>und</strong>-Bauern-Tristesse<br />

assoziiert werden, lässt er nicht gelten.<br />

So gibt es <strong>im</strong> Thälmannpark <strong>im</strong>merhin<br />

ein paar Atelier-Wohnungen, <strong>und</strong> in den<br />

Vierraum-Wohnungen der Punkthochhäuser<br />

ist ein zweites Bad eingebaut.<br />

Apropos Miete, auch wenn die<br />

GEWOBAG kurz nach der Übernahme<br />

der WIP (Wohnen <strong>im</strong> Prenzlauer Berg)<br />

Wohnungsbaugesellschaft mbH die<br />

Nettokaltmieten für die hiesigen Wohnungen<br />

jährlich erhöht <strong>und</strong> inzwischen<br />

an das Mietspiegelniveau angeglichen<br />

hat, sind knapp unter 5 Euro/Quadratmeter<br />

<strong>im</strong> preisfreien Wohnungsbestand<br />

<strong>und</strong> um 6 Euro/Quadratmeter bei<br />

Neuvermietung für die meisten Mieter<br />

<strong>im</strong>mer noch erschwinglich.<br />

Worauf es jetzt ankommt<br />

Während die in den 90er Jahren gepriesene<br />

„behutsame Stadterneuerung“<br />

in den benachbarten Sanierungsgebieten<br />

des Prenzlauer Berges zur großmaßstäblichen<br />

Gentrifizierung geführt<br />

hat, besteht für den Thälmannpark<br />

die Chance, die soziale Mischung zu<br />

erhalten. Als günstig hierfür erweist<br />

sich die vergleichsweise andere Ausgangssituation:<br />

Hier müssen nicht<br />

ruinöse Altbauten saniert werden,<br />

sondern lediglich ein vernachlässigter,<br />

Veranstaltungsort WABE <strong>im</strong> Thälmannpark<br />

aber intakter Wohnungsbestand. Wie<br />

eine behutsame (Teil-)Sanierung der<br />

Wohnsubstanz aussehen kann, erfuhren<br />

bereits die Bewohner der Punkthochhäuser<br />

an der Danziger Straße <strong>und</strong> nahe<br />

der Schw<strong>im</strong>mhalle. Hier investierte<br />

die GEWOBAG 2008 einen siebenstelligen<br />

Betrag zur Erneuerung der<br />

Versorgungsstränge (Strangsanierung).<br />

Ein Unterfangen, das den Betroffenen<br />

zwar einige Nerven abverlangte, das<br />

aber – alles in allem – gut organisiert <strong>und</strong><br />

weitestgehend mieterfre<strong>und</strong>lich ablief.<br />

Nebenbei sprangen für die Bewohner<br />

ein neues (auch boden-)gefliestes Bad<br />

samt Sanitäreinrichtungen <strong>und</strong> Wandheizkörper<br />

sowie ein Fliesenspiegel in<br />

Foto: judith74 - www.fl ickr.com<br />

der Küche heraus. Die Mieterhöhungen<br />

infolge dieser wohnwerterhöhenden<br />

Merkmale fielen moderat aus. Für<br />

kleine, insbesondere Singlehaushalte<br />

konnte am Ende sogar – bei der nächsten<br />

Betriebskostenabrechnung – ein<br />

Nullsummenspiel herauskommen.<br />

Denn durch den Einbau von Kaltwasser-<br />

Uhren <strong>im</strong> Zuge der Sanierung ließ sich<br />

nun, wie schon vorher be<strong>im</strong> Warmwasser,<br />

auch dessen Verbrauch präzise<br />

best<strong>im</strong>men <strong>und</strong> wurde nicht mehr über<br />

die Quadratmetergröße der Wohnung<br />

abgerechnet.<br />

Zum Problem für die Thälmannparkbewohner<br />

könnten indes nicht die<br />

notwendigen Sanierungsarbeiten an<br />

sich, sondern die Aufwertung der Wohnlage<br />

allgemein werden – wenn etwa an<br />

seinen Rändern, wie bereits geschehen,<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong> Masterplangebiet (siehe oben)<br />

weitere hochwertige Wohnungsanlagen<br />

entstehen.<br />

Auch wenn Bezirksverwaltung<br />

<strong>und</strong> Stadtbau GmbH eine breite Mieterbeteiligung<br />

bei der Konzeptplanung<br />

anstreben <strong>und</strong> gemeinsame Workshops<br />

geplant sind (einer hat schon stattgef<strong>und</strong>en):<br />

Eine gewisse Skepsis <strong>und</strong><br />

öffentlicher Druck sind angebracht.<br />

Vielleicht hat ja öffentlicher Druck,<br />

insbesondere seitens der Anwohner-<br />

Initiative, zu einem ersten Umdenken<br />

in der Bezirksverwaltung geführt.<br />

Ende Juli hieß es von dort, „dass die<br />

Stadtplaner des Bezirks derzeit eine<br />

komplette Bebauung des ehemaligen<br />

Rangierbahnhofs an der Greifswalder<br />

Straße ablehnen“ würden. Auf der von<br />

der Bahn veräußerten Brache will ein<br />

Investor Stadtvillen <strong>und</strong> zwei Hochhäuser<br />

bauen. Der Bezirk führt nun<br />

an, dass hinsichtlich dieser Planung<br />

„beachtliche bodenrechtliche Spannungen“<br />

zu erwarten wären, wie es in der<br />

Beantwortung einer Kleinen Anfrage<br />

eines Linkspartei-Abgeordneten heißt.<br />

Aber was bedeuten derzeit <strong>und</strong> eine<br />

komplette Bebauung?<br />

In jedem Fall erscheint die Herstellung<br />

einer breiten Öffentlichkeit zum<br />

Thema <strong>und</strong> öffentlicher Druck selbst<br />

notwendiger denn je!<br />

Jörg Parsiegla<br />

Weitere Informationen:<br />

thaelmannpark.wordpress.com<br />

www.stadtbau.de<br />

Homestory geht anders (eine Glosse)<br />

„‘Heinz, warst du bei der Stasi?‘ grölt Manuela, die ihren vollen Namen nicht<br />

nennen möchte“, Originalton taz. Nein, war er nicht, aber Stasi geht <strong>im</strong>mer.<br />

Hier könnte auch Tagesspiegel stehen, aber dem geht es mehr um die<br />

DDR-Schrankwand, von der sich Rentnerin XY nicht trennen möchte. Also<br />

weiter taz. Die lässt gleich mehrere Thälmannpark-Bewohnerinnen/-innen<br />

erklären, wie furchtbar sie hier alles fänden – nochmal Manuela, die nicht<br />

wollen würde, dass ihre Kinder hier aufwachsen müssten <strong>und</strong> die sich hier<br />

bedroht fühlt: „Wenn‘s dunkel wird, ist man nicht mehr sicher“. Oder Birgit,<br />

die zu wissen meint, woran das liegt: „Zu viel Multikulti hier“. In die gleiche<br />

Kerbe schlagen Emilia, die sich ihrer „Zonenzeiten“ erinnert, <strong>und</strong> Herbert,<br />

der auf die angeblichen Dealer <strong>im</strong> Park sch<strong>im</strong>pft. Und Vorsicht: „Die in den<br />

Park führenden Eingänge sind mit Verbotssalven beschildert – H<strong>und</strong>e an die<br />

Leine, grillen verboten, rauchen auch, Enten nicht füttern <strong>und</strong> Betreten auf<br />

eigene Gefahr.“ Da macht es auch nichts, dass die Mehrheit der bemängelten<br />

Verbotshinweise den Grünanlagenschutz betrifft. Die grün-weißen Schilder<br />

kommen tausendfach in der Stadt vor. Das Rauchverbot ist erlogen, <strong>und</strong> die<br />

Mahnung an die Entenfütterer hat ihren Sinn: Der Teich ist nämlich wegen<br />

gärender Brotreste am Teichgr<strong>und</strong> schon mehrfach gekippt <strong>und</strong> musste<br />

aufwendig saniert werden.<br />

Und was fällt dem Architekten ein, der sich hier mit seinem Büro niedergelassen<br />

hat <strong>und</strong> das auch noch toll fi ndet? Ok, Genosse taz lässt ihn „dozieren“<br />

– über „kommunikative Elemente“, versteht eh‘ keiner. Und so ließe sich die<br />

Reihe der Plattitüden fortsetzen – BIS DER KRAGEN PLATZT: SO GEHT‘S<br />

NICHT! Denn das ist nicht nur schlechter Stil, das ist gar kein Stil!<br />

Also, liebe Schreiberlinge von taz, Tagesspiegel <strong>und</strong> Konsorten: Gebt Euch das<br />

nächste Mal etwas mehr Mühe. Lasst Vorurteile beiseite, schwindelt nicht, <strong>und</strong><br />

begegnet den auskunftsbereiten Personen in Euren Geschichten mit Anstand<br />

<strong>und</strong> – falls nötig – mit Verständnis. Und wenn’s lustig gemeint sein soll, dann<br />

schreibt „Satire“ drüber oder etwas in der Art. Denn Euren versteckten Humor<br />

versteht vielleicht nicht jeder. Und schreibt vielleicht auch, dass die Anwohner für<br />

ihren Teich spenden, wenn der mal wieder Wasser braucht oder neue Fische …<br />

Und gebt endlich zu: Der Thälmannpark mit seinem vielen Grün IST eine Idylle<br />

– keine vermeintliche, keine eingebildete, auch keine verordnete, nein: PURE<br />

IDYLLE!<br />

j.p.<br />

PS 1: Und, übrigens, Thälmann droht nicht mit der Faust, er grüßt! Seine Geste<br />

zeigt den einstigen Kommunistengruß „Rot Front“. Steht auch in Bronzebuchstaben<br />

am Sockel des Denkmals, seitlich allerdings (hätte man vielleicht mal<br />

rings rum gehen müssen).<br />

PS 2: Vielleicht noch eine persönliche Anmerkung, obwohl sich der Verfasser<br />

dieser Zeilen fast sträubt sie hier preiszugeben. Aber es gibt sie eben, diese<br />

Geschichte: „Rot Front“ grüßte seine Mutter bereits <strong>im</strong> zarten Kindesalter (früh übt<br />

sich) keck aus dem Sandkasten heraus. Pech, dass es den strammen braunen<br />

Gutsinspektor des Dorfes traf, denn der drohte ihren Eltern „Erziehungslager“<br />

an. Zur Erinnerung: das waren die Vorläufer der Konzentrationslager ...

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