Wahlauswertung-Leipzig
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DIE MILIEUANALYSE DER<br />
<strong>Leipzig</strong>er Wahlergebnisse<br />
<strong>Wahlauswertung</strong>en leben von den persönlichen<br />
und politischen Erfahrungen der Parteimitglieder<br />
und Ergebnissen der Meinungsforschung.<br />
Diese Analyseansätze sind wichtig<br />
und prägen den innerparteilichen Diskurs. Mit<br />
dem hier vorliegenden theoretischen Ansatz<br />
einer Milieuanalyse soll ein Modell die – innerparteiliche<br />
– Diskussion erweitern, das auf<br />
Grundlage von sozio-demographischen Daten<br />
und Wahlergebnissen argumentiert und keine<br />
wenig prüfbaren Ergebnisse der Meinungsforschung<br />
widergibt. Im besten Fall können<br />
die Ergebnisse dieser Milieuanalyse die Debatten<br />
in der LINKEN weiter fundieren, die<br />
strategischen Zielstellungen unserer Partei<br />
konkretisieren, die Diversität der Wähler_innen-Milieus<br />
plausibilisieren und dadurch eine<br />
gezieltere Ansprache dieser Milieus ermöglichen.<br />
Aus einem kurzem Fazit der Milieuanalyse geht<br />
hervor, dass die <strong>Leipzig</strong>er LINKE besonders<br />
von Milieus gewählt wird, die eine mittlere<br />
bis untere soziale Lage aufweisen. Zwischen<br />
diesen Milieugruppen mit einer mittleren und<br />
unteren sozialen Lage differenziert sich eine<br />
Gruppe mit einer modern-neuorientierten<br />
Grundorientierung und eine mit einer traditionell-modernen<br />
Grundorientierung heraus.<br />
Letztere zählt zum sog. „Stammklientel der<br />
LINKEN“, und die Verluste sind mit 20,3%<br />
im Vergleich zur letzten Landtagswahl 2009<br />
dramatisch. Diese Verluste sind politisch<br />
bedingt und nicht sozio-demographisch, da<br />
die Anzahl der Wahlberechtigten in dieser<br />
Milieugruppe seit der letzten Landtagswahl<br />
konstant geblieben ist. Die Verluste in dieser<br />
Milieu-Obergruppe werden zum Teil durch den<br />
Anstieg in der modern-neuorientierten Milieugruppe<br />
(mittlere bis untere soziale Lage) ausgeglichen.<br />
Der Zuspruch für die LINKE steigt<br />
in diesem Milieu, das auch durch demographische<br />
Effekte (z.B. Zuzug) und eine höhere<br />
Wahlbeteiligung stärkeres politisches Gewicht<br />
als bei der letzten Landtagswahl besitzt.<br />
Ein möglich passgenaues Erreichen diverser<br />
Wählerklientel, der Aufschluss von Milieus<br />
und das Ausrichten auf neue Wählerschichten<br />
sind Aufgaben, die erfolgreiche Parteien<br />
lösen müssen. Jede Wahl legt auch Zeugnis<br />
über die beteiligten Parteien ab, ob dieser<br />
Anspruch erfolgreich umgesetzt werden<br />
konnte. Dabei stellt sich zudem die Frage,<br />
wie die Bevölkerung bzw. jeweiligen Ortsteile<br />
differenziert werden können. Diesbezüglich<br />
sind verschiedene Zugänge zur Beantwortung<br />
dieser Fragestellung denkbar, letztlich dürfen<br />
die Modelle die Ressourcen der Partei nicht<br />
übersteigen (wissenschaftliche Studien sind<br />
teuer!) und sollten andererseits im höchst<br />
möglichen Maße die Realität in der Kommune<br />
widerspiegeln.<br />
Die hier vorliegende Milieu-Analyse basiert auf<br />
dem theoretischen Modell der Sinus-Studie<br />
oder „Sinus-Milieus“, das ebenfalls Anwendung<br />
in Studien der Rosa-Luxemburg-Stiftung<br />
(Matuschek/Kleemann et al. 2008) fand. Das<br />
Sinus-Milieu beinhaltet soziodemographische<br />
(Alter, Bildung, Geschlecht, Einkommen usw.),<br />
geographische und verhaltensbezogene sowie<br />
lebensweltliche Eigenschaften bzw. Zuschreibungen<br />
der Differenzierung. Die Differenzierung<br />
der Bevölkerung erfolgt entlang von<br />
zwei Dimensionen: Der sozialen Lage und der<br />
Grundorientierung. Die soziale Lage wird in<br />
Unter-, Mittel- oder Oberschicht unterteilt und<br />
variiert auf Grundlage der vorhandenen ökonomischen<br />
Ressourcen. Die zweite Dimension,<br />
die Grundorientierung, gliedert sich in die Wertorientierungen<br />
„Tradition“, „Modernisierung/<br />
Individualisierung“ und „Neuorientierung“.<br />
Entlang dieser Kategorien werden Gruppen<br />
respektive Milieus gebildet, die sich in ihrer<br />
Lebensweise und den Alltagseinstellungen