24.10.2014 Aufrufe

PUPPEN & Spielzeug Von Musik inspiriert (Vorschau)

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Antik & Auktion • Museumsvorstellung<br />

Guido und Samy Odin geben mittlerweile selber Bücher heraus<br />

mit wunderbaren Fotos, die Fotograf Guido mit Blick für liebe voll<br />

arrangierte Szenen und Details aufnimmt. Hinzu kommen Fachvorträge,<br />

Veranstaltungen, Sonderausstellungen, Events, die das Haus<br />

zu einem sehr lebendigen Museum machen. In diesem wunderbaren<br />

Museumsmärchen heißen die Hauptpersonen Guido und Samy Odin<br />

und zu ihnen gehören etwa 500 exquisite antike Puppen.<br />

Mignonnettes<br />

Erst spät sei ihre Liebe zu kleinen Puppen aufgeflammt,<br />

gestehen die beiden Sammler. Zunächst seien sie als „Puppen<br />

für die Puppen“ in die Sammlung gekommen. Erst Anfang der<br />

2000er- Jahre, als sie eine Sonderausstellung und Publikation<br />

planten, rückten die kleinen „Süßen“, die „Mignonnettes“, verstärkt<br />

in ihren Fokus. Diese kleinen Püppchen wurden zuerst auch als<br />

„Minuscules“ bezeichnet. Entweder komplett aus Biskuitporzellan<br />

oder mit Porzellankopf und Körper aus Composition, begannen sie<br />

ihren Siegeszug im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Es war die<br />

hohe Zeit der französischen Puppenhersteller, in der die Parisiennes<br />

von den Bébés abgelöst wurden. Das erste Patent auf die kleinen<br />

Puppen, die mitsamt ihrer umfangreichen Garderobe oft in Boxen<br />

oder Schatullen aufbewahrt wurden, hielt Fernand Sustrac 1877.<br />

Mit ihnen kamen bunte Zeitschriften auf den Markt, für Damen<br />

und für Mädchen, mit den neuesten Modetrends der Fashionhauptstadt<br />

und entsprechenden Nähanleitungen. Äußerst beliebt in den<br />

bürgerlichen Elternhäusern und bei den „höheren“ Töchtern war<br />

das Magazin „La Poupée modèle“, das sowohl Nähanleitungen für<br />

Puppenmode als auch seit August 1878 kleine, handliche Puppen<br />

anbot. Ab Februar 1880 trugen sie die Bezeichnung „Mignonnette“.<br />

Dies erwies sich als eine sehr erfolgreiche Marketingstrategie, denn<br />

die „Mignonnettes“ kamen außerordentlich gut an. Zu den Nähanleitungen<br />

wurden auch Kartonnagen angeboten, mit der die Mädchen<br />

hübsche Szenen für ihre Puppen aufbauen und gestalten konnte.<br />

Für Puppenstuben<br />

Natürlich passten die Puppen, die zwischen 13 und maximal<br />

20 Zentimeter messen, auch sehr gut in Puppenzimmer und -häuser<br />

mit detailliertem Zubehör. „Sie wurden beliebtes <strong>Spielzeug</strong> für die<br />

Kinder der Generationen zwischen 1870 und 1914“, erklärt Samy<br />

Diese 18 Zentimeter messende Dame von Simon & Halbig in<br />

perfekt eingerichtetem Salon mit der Marke „909 (?) S.2/0 H.“<br />

Die Mignonnettes sind die kleinen Nachfolgerinnen der Parisiennes<br />

als Modepuppen, denn auch sie trugen die neuesten Modetrends<br />

KONTAKT<br />

Musée de la Poupée, Impasse Berthaud<br />

Beaubourg district, 75003 Paris<br />

Internet: www.museedelapoupeeparis.com<br />

Öffnungszeiten<br />

Dienstag bis Samstag: 13 bis 18 Uhr<br />

Eintritt<br />

Erwachene: 8,– Euro<br />

Schüler/Studenten/Rentner: 6,– Euro<br />

Kinder (3 bis 11 Jahre) : 4,– Euro<br />

Samy Odin gründete vor 20 Jahren<br />

gemeinsam mit seinem Vater Guido<br />

das Musée de la Poupée in Paris.<br />

Über 500 antike Puppen befinden<br />

sich in ihrer Sammlung<br />

Odin. „Zuerst waren es französische<br />

Fabrikationen wie zum Beispiel von<br />

Francois Gaultier, Charles Schmitt, Armand Jules Julien und auch<br />

Emile Jumeau, um nur die bekanntesten zu nennen. Doch dann<br />

wurde die Konkurrenz aus Deutschland durch Firmen wie Simon &<br />

Halbig, Kühnlenz, Kestner und Horn zu stark.“ In der Tat eroberten<br />

die deutschen Puppen, die ihren französischen Kolleginnen in<br />

Sachen Qualität in Nichts nachstanden, innerhalb weniger Jahre den<br />

französischen Markt. Besonders die Mignonnettes von Simon &<br />

Halbig waren früher in den Kinderzimmern und heute in Sammlungen<br />

weit verbreitet.<br />

Französische Spielwarengeschäfte bestellten die unbekleideten<br />

Kreationen in Deutschland und kleideten sie bei ihrer Lieferung in<br />

Frankreich in elegante Roben aus Seide und Spitze. Teilweise barfuß<br />

ausgeliefert, konnten die Mädchen die in den Nähanleitungen enthaltenen<br />

Schuhe passend zu den Kleidern ebenfalls selbst anfertigen.<br />

Spätere Mignonnettes erhielten anmodellierte und bemalte Stiefel.<br />

Für die Mädchen eröffnete sich damals ein wahres Universum an<br />

Gestaltungs- und Spielmöglichkeiten – für heutige Sammler sind<br />

sowohl die Mignonnettes als auch ihr reichhaltiges Zubehör ein<br />

breites Feld zum Sammeln. Die Sonderausstellung läuft bis zum 24.<br />

Januar 2015 mit zahlreichen Veranstaltungen rund um die „Minuscules“.<br />

Parallel dazu gibt es die – ebenfalls sehr sehenswerte zweite<br />

Sonderausstellung „Boules à neige“ – „Schneekugeln“. Mehr dazu<br />

gibt es auf www.museedelapoupeeparis.com in französischer und<br />

englischer Sprache.<br />

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74 <strong>PUPPEN</strong><br />

& SPIELZEUG<br />

www.puppen-und-spielzeug.de

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