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Regenbogenfamilien - wenn Eltern lesbisch, schwul, bi- oder ...

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Thomas Hofsäss<br />

Interesse hin, die Öffentlichkeit engagiert über die eigene besondere Situation<br />

zu informieren.<br />

Erziehung in gemeinsamer Verantwortung<br />

Zur Erziehungsrolle wird gesagt, dass sich der überwiegende Teil der<br />

befragten <strong>Eltern</strong> versteht als „mit gleichgeschlechtlichem Partner/in erziehend“<br />

(37 Nennungen), weniger als „unterstützend erziehend“ (9 Nennungen);<br />

alleinerziehend sind acht der befragten <strong>Eltern</strong>.<br />

Das heißt:<br />

Erziehungsarbeit ist Teil der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft.<br />

In Bezug auf eine Hierarchisierung von Erziehungsverantwortlichkeit zeigt<br />

sich, dass – unabhängig von der rechtlichen Stellung zum Kind – bei Paargemeinschaften<br />

die Erziehungsarbeit als gemeinsame Arbeit und somit<br />

auch als Teil der Partnerschaft gesehen und mitverantwortet wird. Das<br />

Familienleben ist somit substantieller Bestandteil der Partnerschaft. Dies<br />

korrespondiert mit einer gleichberechtigten Aufgabenteilung im Alltag,<br />

und zwar auch in den Konstellationen, die nicht über ein gemeinsames<br />

Pflegekindverhältnis auch rechtlich so definiert sind.<br />

Soziales Umfeld und Diskriminierungsrisiko<br />

Auf die Frage „Wer ist in Ihrem sozialen Umfeld bzw. dem der Kinder über<br />

Ihre gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung bzw. Ihre Transsexualität<br />

informiert?“ gaben 35 <strong>Eltern</strong> an, dass alle aus dem sozialen Umfeld informiert<br />

sind; bei 22 Befragten sind Einige informiert, und zwar zumeist<br />

Freundinnen/Freunde und Verwandte, an nächster Stelle werden Nachbarn<br />

und Arbeitskolleginnen und -kollegen genannt, erst danach: Kindertagesstätte,<br />

Schule, Sportverein u.s.w. Dabei haben 36 Frauen und alle<br />

9 Männer mit dem „Outen“ im sozialen Umfeld überwiegend gute Erfahrungen<br />

gemacht, vierzehn Frauen geben teils gute, teils schlechte Erfahrungen<br />

an.<br />

Zur Diskriminierung der Kinder im Alltag äußern sich 47 der befragten<br />

<strong>Eltern</strong>. Von den erfolgten 47 Nennungen werden bei 32 Nennungen<br />

(68,1%) keine einschlägigen Diskriminierungen vermutet, bei 15 Nennungen<br />

(31,9%) schon. Dabei beziehen sich 21,1% auf Kinder von Lesben<br />

und 66,7% auf Kinder von Schwulen. In elf Antworten werden Probleme<br />

durch Erzieher/innen und Lehrer/innen benannt, die zur Diskriminierung<br />

beitragen.<br />

Als Beispiele von Diskriminierungshandlungen werden genannt:<br />

„Nachdem die Grundschullehrerin erklärt hatte, wie tolerant sie sei, fielen<br />

die Worte: „wir haben auch <strong>Eltern</strong> mit anderen Krankheiten, wir haben<br />

auch Alkoholikerfamilien.“<br />

„Ich vermute, dass die Klassenlehrerin aufgrund dieses Wissens das Kind<br />

anders behandelt.“<br />

„Abgelehnt vom Kindergarten, weil wir als <strong>les<strong>bi</strong>sch</strong>e Mütter auftauchten.“<br />

„Als ich wegen einer Krankheit nicht zum <strong>Eltern</strong>sprechtag konnte, wurde<br />

meiner Freundin trotz Vorlage einer Vollmacht nur widerwillig und unvollständig<br />

Auskunft über die schulischen Leistungen unseres Kindes<br />

erteilt“.<br />

„Kind schämt sich in der Schule seines Vaters, es wird getuschelt und beleidigt“.<br />

„Durch Vorurteile von <strong>Eltern</strong> anderer Kinder in der Schule“. 5<br />

Das heißt:<br />

Es ist für <strong>les<strong>bi</strong>sch</strong>e und <strong>schwul</strong>e <strong>Eltern</strong> eine Herausforderung, im sozialen<br />

Umfeld der Kinder „offen“ zu sein.<br />

Das Familienleben kennzeichnet sich, im Unterschied zu einer kinderlosen<br />

Partnerschaft, durch eine Vielzahl familienbedingter sozialer Kontakte<br />

zu Institutionen wie Schule, Kindertagesstätte, Gesundheitsdienste. Auch<br />

außerinstitutionelle Kind-Kind-Kontakte, Kontakt zu Anverwandten,<br />

Nachbarn u.s.w.. sorgen für ein soziales Netz, das zuerst in keinem Kontext<br />

zur gleichgeschlechtlichen Orientierung der <strong>Eltern</strong> steht. Die gegenseitige<br />

Wahrnehmung der Erwachsenen im sozialen Umfeld des Kindes<br />

führt jedoch in aller Regel dazu, dass ein Verhaltensprofil hinsichtlich der<br />

eigenen Rolle der gleichgeschlechtlichen <strong>Eltern</strong>schaft erarbeitet werden<br />

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