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Neurobiologische Forschungsergebnisse - Netzwerk-projekt.de

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treten jetzt Ersatzi<strong>de</strong>en auf, am nächsten die verbindlichen „Operatoren“ <strong>de</strong>r Gymnasialen<br />

Oberstufe, die nichts an<strong>de</strong>res sind als umschriebene und nach Anspruchsniveau gestufte<br />

kognitive Handlungen. Die Operatoren bleiben nach meinem Eindruck <strong>de</strong>m Lernen<br />

äußerlich. Sie wer<strong>de</strong>n erläutert, aber <strong>de</strong>r Raum im Unterricht, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Verstehen und<br />

Anwen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Operatoren dient, ist ohne didaktische Basis. Er ist nicht in ein Konzept<br />

<strong>de</strong>s fächerübergreifen<strong>de</strong>n wissenschaftspropä<strong>de</strong>utischen Arbeitens eingebun<strong>de</strong>n.<br />

An<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten. Critical Thinking hat in zahlreichen Variationen die<br />

Aufgabe, neben <strong>de</strong>m Wissen das Denken zu lehren, und zwar unabhängig von konkreten<br />

Inhalten. Speziell für die Hochbegabtenarbeit wur<strong>de</strong> etwa das Williams Mo<strong>de</strong>l entworfen<br />

o<strong>de</strong>r die „Taxonomy of Type II Process Skills“ <strong>de</strong>s Neag Center for Gifted Education and<br />

Talent Development <strong>de</strong>r Universität von Connecticut. Außerhalb <strong>de</strong>r Hochbegabtenarbeit<br />

stehen die Entwürfe von Benjamin Bloom, <strong>de</strong>r Gesellschaft für Kritisches Denken, <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Universitäten und Colleges - und in mancher Hinsicht abgegrenzt die Arbeit von<br />

Edward <strong>de</strong> Bono, <strong>de</strong>r seine Vorschläge auch für Kin<strong>de</strong>r zusammengefasst hat.<br />

Die Enrichment-Vorschläge von Joseph Renzulli<br />

Der Begriff Enrichment stammt von Joseph Renzulli, einem amerikanischen Psychologen,<br />

<strong>de</strong>r sich seit Jahrzehnten mit Hochbegabtenforschung befasst. Sein bekanntestes Werk<br />

ist das Schoolwi<strong>de</strong> Enrichment Mo<strong>de</strong>l, in <strong>de</strong>m er schulorganisatorisch und methodisch<br />

zusammenstellt, wie nach seiner Auffassung Enrichment gehandhabt wer<strong>de</strong>n soll. Seine<br />

Vorschläge kombinieren Motivation (Typ I), Aufbau von Fähigkeiten um diese Leistung<br />

erbringen zu können (Typ II) und Herausfor<strong>de</strong>rung von selbständiger Leistung (Typ III).<br />

Typ I - Erfahrungen für die einzelnen Schülerinnen und Schüler in Gebieten, die üblicherweise<br />

nicht im Curriculum enthalten sind. Lebensweltliche Situationen, in <strong>de</strong>nen Kin<strong>de</strong>r<br />

mit Bereichen zusammengebracht wer<strong>de</strong>n, die sie verstehen, untersuchen und bei<br />

<strong>de</strong>nen sie mitmachen können. Häufig wird Projektunterricht so organisiert, dass er ganz<br />

auf dieser erlebnishaften Ebene bleibt. Wichtig ist, dass hier keine formelle Instruktion<br />

stattfin<strong>de</strong>t. Das Ziel ist die Begegnung mit Konkretem und Interessebildung.<br />

Typ II - Übungen, die die Entwicklung <strong>de</strong>r Denkfähigkeit und <strong>de</strong>r Gefühle unterstützen.<br />

Hier stehen die Inhalte nicht im Vor<strong>de</strong>rgrund, son<strong>de</strong>rn sie wer<strong>de</strong>n zu austauschbaren<br />

Anlässen <strong>de</strong>s kognitiven Arbeitens, bei <strong>de</strong>m bestimmte kognitive Handlungen benannt<br />

und eingeübt wer<strong>de</strong>n, so dass sie willentlich, kontrolliert und zielgerichtet eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Type III - Individuelles o<strong>de</strong>r in Kleinstgruppen durchgeführtes Forschen, bei <strong>de</strong>m Schülerinnen<br />

und Schüler methodisch professionell han<strong>de</strong>ln können. Typ III for<strong>de</strong>rt überdurchschnittliche<br />

Fähigkeiten, Aufgabenzuwendung und Kreativität. Forschen<strong>de</strong>s Lernen o<strong>de</strong>r<br />

Facharbeiten gehen in Deutschland in diese Richtung, entbehren aber <strong>de</strong>r in Typ II angelegten<br />

spezifischen Vorbereitung.<br />

Wie Unterricht in Typ II aussieht, wird am besten am Beispiel klar. Hier zwei Seiten aus<br />

einem Buch, das etwa in <strong>de</strong>r siebenten Klasse einzusetzen wäre. Es geht um einen Jungen,<br />

<strong>de</strong>r in die Ferien fährt und einem Nachbarn die Versorgung seiner Hühner überlässt.<br />

Als er zurückkehrt, stellt er überrascht fest, dass seine Hühner in seiner Abwesenheit<br />

mehr Eier gelegt haben als zuvor. Nun stellt er sich die Frage, weshalb das so war. In<br />

<strong>de</strong>m kurzen Ausschnitt wird überlegt, ob die erste Vermutung <strong>de</strong>s Junge, dass die Wasserschalen<br />

größer gewesen sind, etwas mit <strong>de</strong>m überraschen<strong>de</strong>n Befund zu tun haben<br />

könnte.

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