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Innovatives Einfrierverfahren zur Minimierung der Prozeßzeit von ...

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<strong>Innovatives</strong> <strong>Einfrierverfahren</strong> <strong>zur</strong> <strong>Minimierung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Prozeßzeit</strong> <strong>von</strong> Gefriertrocknungszyklen<br />

Den Naturwissenschaftlichen Fakultäten<br />

<strong>der</strong> Friedrich-Alexan<strong>der</strong>-Universität Erlangen-Nürnberg<br />

<strong>zur</strong> Erlangung des Doktorgrades<br />

vorgelegt <strong>von</strong><br />

Martin Kramer<br />

aus Stuttgart<br />

- 1999 -


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

VIII<br />

Als Dissertation genehmigt <strong>von</strong> den Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultäten <strong>der</strong> Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Tag <strong>der</strong> mündlichen Prüfung: 08.12.99<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Prüfungskommission: Prof. Dr. W. Buggisch<br />

Erstberichterstatter:<br />

Prof. Dr. Geoffrey Lee<br />

Zweitberichterstatter:<br />

Prof. Dr. Achim Göpferich


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

IX<br />

Die vorliegende Arbeit wurde <strong>von</strong> Februar 1997 bis Sommer 1999 am Lehrstuhl für<br />

Pharmazeutische Technologie <strong>der</strong> Universität Erlangen-Nürnberg und in <strong>der</strong> Abteilung<br />

Pharmazeutische Technologie <strong>der</strong> Bayer AG angefertigt. Die universitäre Betreuung erfolgte<br />

durch Herrn Professor Dr. Geoffrey Lee, Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie,<br />

Universität Erlangen-Nürnberg.<br />

Mein beson<strong>der</strong>er Dank gilt:<br />

- Herrn Dr. Bernd Sennhenn für die wissenschaftliche Unterstützung und Betreuung seitens<br />

<strong>der</strong> Industrie, sowie die stete Aufmunterung und die engagierte Erörterung <strong>von</strong><br />

Fragestellungen,<br />

- allen Kollegen <strong>der</strong> Firma Bayer AG, Abt. Pharmazeutische Technologie, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Bernd Kühn, Hans-Jürgen Hamann, Axel Wollenschläger, Fritz Schückler und Jeffry-<br />

Lynn Grunkemeyer, die mir mit Rat und Tat <strong>zur</strong> Seite standen,<br />

- Herrn Dr. Wagner und Herrn Bräntner aus <strong>der</strong> Zentralen Forschung für die Hilfe bei <strong>der</strong><br />

Anfertigung <strong>von</strong> Röntgendiffraktiometrieaufnahmen,<br />

- Herrn D.I. Itter aus <strong>der</strong> Zentralen Forschung für die Hilfe bei <strong>der</strong> Anfertigung<br />

<strong>von</strong> DSC-Untersuchungen,<br />

- allen Mitarbeitern des Lehrstuhls <strong>der</strong> Pharmazeutischen Technologie, die mich bei meiner<br />

Arbeit unterstützten und<br />

- Frau Esther Lieb für die gewissenhafte und geduldige Durchsicht des Manuskriptes.<br />

Schließlich bedanke ich mich ganz beson<strong>der</strong>s bei Herrn Prof. Dr. Geoffrey Lee für sein reges<br />

Interesse, die stete Diskussionsbereitschaft und engagierte Betreuung <strong>der</strong> Arbeit.<br />

Ν<br />

weiter zum InhaltsverzeichnisINHALTSVERZEICHNIS<br />

1. Einleitung 1


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

X<br />

2. Gefriertrocknung 5<br />

2.1 Anwendungsbereiche und Zielsetzungen <strong>der</strong> Lyophilisation 5<br />

2.2 Der Trocknungszyklus 6<br />

2.2.1 Das Einfrieren 6<br />

2.2.2 Die Haupttrocknung 16<br />

2.2.3 Die Nachtrocknung 22<br />

2.3 Kontrolle <strong>der</strong> Prozeßparameter 24<br />

2.3.1 Druck 24<br />

2.3.1.1 Kapazitives Manometer 24<br />

2.3.1.2 Wärmeleitfähigkeitsmanometer 25<br />

2.3.2 Temperatur 26<br />

2.3.2.1 Wi<strong>der</strong>standsthermometer 26<br />

2.3.2.2 Thermoelemente 26<br />

2.3.2.3 Barometric Temperature Measurement 27<br />

2.3.3 Endpunktsdetektion 27<br />

2.3.3.1 Komparative Druckmessung 27<br />

2.3.3.2 Druckanstiegstest 27<br />

2.3.3.3 Windmill Device 28<br />

2.3.3.4 Gasanalysatoren 28<br />

2.3.3.5 Feuchtigkeitssensoren 28<br />

2.3.3.6 Gefriertrocknungswaagen 28<br />

2.4 Aufbau einer industriellen Gefriertrocknungsanlage 29<br />

3. Materialien und Methoden 30


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XI<br />

3.1. Materialien 30<br />

3.1.1 Gerüstbildner, Hilfsstoffe und Reagenzien 30<br />

3.1.2 Behältnisse <strong>zur</strong> Gefriertrocknung 32<br />

3.2 Methoden 33<br />

3.2.1 Einfrieren 33<br />

3.2.2 Gefriertrocknung 35<br />

3.2.3 Wassergehalt nach Karl Fischer 36<br />

3.2.4 Auflichtmikroskopie 37<br />

3.2.5 Weitwinkelröntgendiffraktometrie (WAXS) 37<br />

3.2.6 Differential Scanning Calorimetry (DSC) 37<br />

3.2.7 Bestimmung <strong>der</strong> Auflösegeschwindigkeit 38<br />

4. Ergebnisse und Diskussion - Teil I: 39<br />

Barometrisches Verfahren <strong>zur</strong> Endpunktsdetektion<br />

<strong>von</strong> Gefriertrocknungsläufen<br />

4.1 Beeinflussung <strong>der</strong> Pirani-Röhre durch Wasserdampf 39<br />

4.2 Beeinflussung <strong>der</strong> Pirani-Röhre bei unterschiedlichen 42<br />

Kammerdrucken<br />

5. Ergebnisse und Diskussion - Teil II: 46<br />

Einfluß des <strong>Einfrierverfahren</strong>s auf die Morphologie,


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XII<br />

Restfeuchte und die Trocknungsgeschwindigkeit<br />

5.1 Parameterfestlegung für das vakuum-induzierte Einfrieren 46<br />

und das Thermal Treatment<br />

5.1.1 Druckwertfestlegung für das vakuum-induzierte Einfrieren 46<br />

5.1.2 Thermische Analyse <strong>der</strong> gefrorenen Gerüstbildnerlösungen 48<br />

5.1.3 Einfluß des Thermal Treatments auf die Restfeuchte 56<br />

5.1.4 Einfluß des Thermal Treatments auf die Trocknungszeit 58<br />

5.1.5 Einfluß des Thermal Treatments auf die Porengröße 59<br />

5.1.6 Weitwinkelröntgendiffraktometrie (WAXS) 61<br />

5.2 Diverse <strong>Einfrierverfahren</strong> und <strong>der</strong>en Einfluß auf die 64<br />

Morphologie und Restfeuchte <strong>von</strong> Mannitol-Trägersystemen<br />

5.2.1 Die Morphologie in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong> 64<br />

5.2.2 Die Restfeuchte in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong> 77<br />

5.2.3 Weitere Beobachtungen 79<br />

5.2.3.1 Glasbruch 79<br />

5.2.3.2 Verhalten <strong>der</strong> Lyophilisate bei einer Haupttrocknung mit 81<br />

erhöhter Plattentemperatur<br />

5.3 Ausgewählte <strong>Einfrierverfahren</strong> und <strong>der</strong>en Einfluß auf 84<br />

Morphologie, Restfeuchte und Trocknungsgeschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> verschiedenen Gerüstbildnern<br />

5.3.1 Die Morphologie in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong> 84<br />

5.3.1.1 Auflichtmikroskopie 84<br />

5.3.1.2 Weitwinkelröntgendiffraktometrie (WAXS) 90<br />

5.3.2 Die Restfeuchte in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong> 101<br />

5.3.3 Die Trocknungszeit in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong> 105<br />

5.3.4 Die Auflösegeschwindigkeit in Abhängigkeit vom 106


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XIII<br />

<strong>Einfrierverfahren</strong><br />

5.4 Kombiniertes <strong>Einfrierverfahren</strong> <strong>von</strong> „vakuum- induziertem“ 108<br />

Einfrieren und Thermal Treatment<br />

5.4.1 Untersuchung <strong>der</strong> Morphologie 108<br />

5.4.1.1 Auflichtmikroskopie 108<br />

5.4.1.2 Weitwinkelröntgendiffraktometrie (WAXS) 111<br />

5.4.2 Bestimmung <strong>der</strong> Restfeuchte 113<br />

5.4.3 Bestimmung <strong>der</strong> Trocknungszeit 114<br />

5.4.4 Bestimmung <strong>der</strong> Auflösegeschwindigkeit 115<br />

5.5 Anwendung des kombinierten <strong>Einfrierverfahren</strong>s 116<br />

<strong>von</strong> „vakuum-induziertem“ Einfrieren und Thermal<br />

Treatment auf einen Trocknungszyklus<br />

6. Schlußbetrachtung 119<br />

7. Literatur 124<br />

Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

Die Gefriertrocknung ist ein wichtiges pharmazeutisches Verfahren <strong>zur</strong> Stabilisierung <strong>von</strong><br />

hydrolyseempfindlichen und thermolabilen Zubereitungen, sowie <strong>von</strong> Materialien<br />

biologischen Ursprungs, die unter schonenden Bedingungen getrocknet werden sollen. Die


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XIV<br />

Trocknung aus dem gefrorenen Zustand vereint die Vorteile <strong>von</strong> Einfrieren und<br />

Dehydratation bei niedriger Temperatur und wird in einem Zyklus, bestehend aus drei<br />

aufeinan<strong>der</strong>folgenden Teilschritten, durchgeführt:<br />

- Einfrieren durch Abkühlung auf ein niedriges Temperaturniveau<br />

- Haupttrocknung (Primärtrocknung) durch Sublimation des gefrorenen Wassers bei<br />

niedriger Temperatur und erniedrigtem Druck<br />

- Nachtrocknung (Sekundärtrocknung) <strong>von</strong> „non-frozen” Wasser bei hoher Temperatur und<br />

erniedrigtem Druck<br />

Mit Hilfe dieses Verfahrens können Materialien ohne größere Verän<strong>der</strong>ungen<br />

und Verluste an biologischer Aktivität getrocknet werden. Ein weiterer,<br />

positiver Aspekt dieses Verfahrens ist, daß die getrockneten, „lyophilen”<br />

Produkte aufgrund ihrer porösen Struktur und sehr großen spezifischen<br />

Oberfläche [41,36] sehr schnell rekonstituierbar sind und ihre ursprünglichen<br />

Eigenschaften in Lösung wie<strong>der</strong> annehmen. Deshalb findet die Gefriertrocknung<br />

bevorzugt Anwendung bei therapeutischen Sera, Blutprodukten, biologisch<br />

aktiven Substanzen (Hormonen, Vitaminen, Enzymen, Arzneistoffen,... ),<br />

Aromen und Lebensmittelzubereitungen [53]. Allerdings ist dieses spezielle<br />

Verfahren recht komplex in seinen physikalisch-chemischen Grundlagen und in<br />

<strong>der</strong> praktischen Durchführung äußerst zeit-, energie- und damit kostenintensiv<br />

[33,55]. Die größten Kosten entstehen durch die benötigte Energie für das<br />

Einfrieren, die Sublimation während <strong>der</strong> Haupttrocknung, die Desorption <strong>von</strong><br />

Wasser während <strong>der</strong> Nachtrocknung [10], sowie für die Aufrechterhaltung des<br />

Vakuums und nicht zuletzt durch die Labor- und Betriebskosten [7g]. Die<br />

zuletzt genannten Kosten stehen wie<strong>der</strong>um in direktem Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

<strong>Prozeßzeit</strong>. Ein entscheiden<strong>der</strong> Ansatzpunkt für die Optimierung eines<br />

Gefriertrocknungs-prozesses unter wirtschaftlichen Aspekten liegt also in <strong>der</strong><br />

Verkürzung <strong>der</strong> <strong>Prozeßzeit</strong>, unter Beibehaltung <strong>von</strong> biologischer Aktivität,<br />

Wirksamkeit, Stabilität und <strong>der</strong> optisch-ästhetischen Eigenschaften des<br />

Produktes. Der erste Prozeßschritt innerhalb des Gefriertrocknungszyklus, das


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XV<br />

Einfrieren, legt die Struktur des Lyophilisates und daher auch im wesentlichen<br />

die Produkteigenschaften, wie Porosität, Kristallinität, Restfeuchte, aber auch<br />

die biologische Aktivität <strong>von</strong> wirksamen Bestandteilen [20,69], fest. Diese<br />

Erkenntnis ist letztlich ein wesentlicher Ansatzpunkt für Optimierungen <strong>von</strong><br />

Gefriertrocknungszyklen. Bei <strong>der</strong> Anwendung im pharmazeutischen Bereich tritt<br />

beim Einfrieren <strong>von</strong> wässrigen Lösungen das Phänomen <strong>der</strong> Unterkühlung auf<br />

[6,14,25,43], infolge <strong>der</strong>er die Lösung nicht am tatsächlichen Gefrierpunkt,<br />

son<strong>der</strong>n erst bei wesentlich tieferen Temperaturen einfriert. Dies ist mitunter<br />

auch eine Folge <strong>der</strong> Tatsache, daß pharmazeutische Lösungen <strong>zur</strong> parenteralen<br />

Applikation partikelfrei sein müssen [18] und deshalb so gut wie keine<br />

heterogenen Verunreinigungen aufweisen, die als Kristallisationskeime<br />

fungieren könnten. Erst bei Temperaturen nahe –40°C sind die<br />

Nukleationsraten hinreichend hoch, daß eine Kristallkeimbildung<br />

wahrscheinlich wird [6]. Das Ausmaß <strong>der</strong> Unterkühlung ist zudem abhängig <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Art <strong>der</strong> heterogenen Verunreinigungen, so daß die Temperatur, bis zu <strong>der</strong><br />

sich eine reine wässrige Lösung bei praktischen Anwendungen unterkühlen läßt,<br />

durchaus 15 Kelvin unter dem Gefrierpunkt <strong>der</strong> Lösung liegen kann [7a,14]. Das<br />

anschließende Ausfrieren und Erstarren des unterkühlten Systems verläuft<br />

schnell [13] und ist daher über eine externe Temperatureinprägung vom<br />

Anwen<strong>der</strong> kaum zu kontrollieren. Als Folge <strong>der</strong> hohen<br />

Erstarrungsgeschwindigkeit entstehen gefrorene Produkte, die kleine Eiskristalle<br />

enthalten, zusammen mit einem entwe<strong>der</strong> kristallinen Feststoffanteil, o<strong>der</strong> einem<br />

amorphen Glas [12,14,]. Weiterhin können die gefrorenen Produkte hohe<br />

Anteile an „non-frozen” Wasser, in Form <strong>von</strong> adsorbiertem o<strong>der</strong> in amorphen<br />

Arealen eingeschlossenem Wasser, beinhalten [7a,23,43]. Derartige Produkte<br />

lassen sich nur langsam trocknen, da die Permeabilität des getrockneten<br />

Lyophilisatgerüstes aufgrund <strong>der</strong> kleinen Poren, entstanden aus <strong>der</strong> Sublimation<br />

kleiner Eiskristalle, nicht allzu groß ist und für den bei <strong>der</strong> Trocknung<br />

entweichenden Wasserdampf einen limitierenden Engpaß darstellt [13,49].<br />

Weiterhin können große, amorphe Produktanteile, die größere Mengen an<br />

Wasser enthalten, während <strong>der</strong> Trocknung einen Kollaps <strong>der</strong> Matrix begünstigen


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XVI<br />

[33,44] und hohe Restfeuchtegehalte am Ende <strong>der</strong> Haupttrocknung verursachen<br />

[6]. Die Trocknung eines solchen Systems erfor<strong>der</strong>t dann genau kontrollierte<br />

Bedingungen während <strong>der</strong> Haupttrocknung und eine langwierige Nachtrocknung<br />

[2,49] <strong>zur</strong> Reduktion <strong>der</strong> Restfeuchte.<br />

Das erste Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit war es, durch ein neues, innovatives Verfahren die<br />

auftretende Unterkühlung beim Einfrieren gezielt zu unterbinden und die Eiskristallisation<br />

über die Stellplattentemperatur kontrolliert erfolgen zu lassen. So sollte ein geordnetes<br />

Wachstum <strong>von</strong> großen Eiskristallen und die Erzeugung beson<strong>der</strong>s großporiger<br />

Lyophilisatgerüste ermöglicht werden. Dies wurde durch die bereits bekannte Behandlung des<br />

zu frierenden Gutes mit Ultraschall [27], sowie durch das völlig neue Verfahren des<br />

„vakuum-induzierten“ Einfrierens erreicht. Weiterhin sollten amorphe Anteile des<br />

Lyophilisatgerüstes durch ein sogenanntes Thermal Treatment [7a,18,45,53,58] <strong>zur</strong><br />

Rekristallisation gebracht werden, um Einfluß auf die Porosität und Restfeuchte <strong>der</strong><br />

Lyophilisate zu nehmen. Erforscht werden sollten zunächst die Auswirkungen<br />

unterschiedlicher <strong>Einfrierverfahren</strong> auf die makroskopische und mikroskopische<br />

Morphologie, sowie auf die Restfeuchte <strong>von</strong> mannitolhaltigen Formulierungen. Beson<strong>der</strong>e<br />

Beachtung wurde dabei dem Auftreten <strong>von</strong> Unterkühlung und <strong>der</strong> Abkühlungsgeschwindigkeit<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Verfahren geschenkt, da zu erwarten war, daß sich diese<br />

Punkte auf die Kristallgröße, Porosität und Oberflächenbeschaffenheit <strong>der</strong> Lyophilisate<br />

auswirken würden [6,20,23,31,32,56].<br />

Ein weiteres Ziel <strong>der</strong> Arbeit war es dann, anhand eines Hilfsstoffkatasters ausgewählte<br />

<strong>Einfrierverfahren</strong> und <strong>der</strong>en Einfluß auf Morphologie, Restfeuchte und die Trocknungszeit<br />

<strong>von</strong> Lyophilisaten zu erforschen. Für die Untersuchungen wurden Maltose, Saccharose,<br />

Glycin, Mannitol und eine mannitolhaltige Modellformulierung verwendet. Das Interesse lag<br />

hier bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Trocknungsresultate <strong>von</strong> kristallinen o<strong>der</strong> amorphen Produkten,<br />

die ohne Unterkühlung gefroren wurden bzw. die einem Thermal Treatment unterzogen<br />

wurden.<br />

Als abschließendes Ziel sollte aus den gewonnenen Erkenntnissen ein optimaler<br />

Einfrierzyklus erarbeitet werden, <strong>der</strong> eine sehr schnelle Trocknung bei möglichst hohem<br />

Druck und hoher Temperatur auf niedrige Restfeuchtegehalte, aber ohne Kollaps und<br />

Beschädigung des Produktkuchens, erlaubt. Durch diesen Versuch <strong>der</strong> zeitlichen Optimierung<br />

sollte <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Wirtschaftlichkeit des Verfahrens Rechnung getragen werden.


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XVII<br />

Ein wichtiger Aspekt <strong>der</strong> großtechnischen Herstellung <strong>von</strong> Lyophilisaten ist die<br />

Überwachung <strong>von</strong> Prozeßparametern zum Zwecke <strong>der</strong> Qualitätssicherung und<br />

Prozeßkontrolle [39]. Beson<strong>der</strong>e Bedeutung kommt <strong>der</strong> Endpunktsbestimmung<br />

<strong>von</strong> Gefriertrocknungszyklen zu, weil die Restfeuchte in <strong>der</strong> Regel ein<br />

entscheidendes Qualitätskriterium darstellt. Daher wurde im ersten Teil <strong>der</strong><br />

vorliegenden Arbeit ein barometrisches Verfahren <strong>zur</strong> Endpunktsdetektion<br />

[2,16] <strong>von</strong> Trocknungszyklen näher untersucht, welches mittels<br />

medienabhängiger und medienunabhängiger Druckmessung den<br />

Trocknungsverlauf zu verfolgen erlaubt. In Gefriertrocknungsanlagen findet<br />

sehr häufig die Pirani-Röhre Verwendung, welche über die Wärmeleitfähigkeit<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Kammer befindlichen Gase den Kammerdruck mißt [17,39]. Die<br />

Pirani-Röhre wird meistens auf Stickstoff kalibriert, da dieser als Medium <strong>zur</strong><br />

Kammerdruckregulierung benutzt wird. Dieses Meßprinzip ist allerdings<br />

beeinflußt durch die Zusammensetzung <strong>der</strong> Kammer-atmosphäre, da<br />

Wasserdampf, welcher während <strong>der</strong> Haupttrocknung freigesetzt wird, und<br />

Stickstoff unterschiedliche spezifische Wärmekapazitäten aufweisen. Somit ist<br />

aber das Vorhandensein <strong>von</strong> Wasserdampf in <strong>der</strong> Trocknungskammer<br />

detektierbar durch Verwendung einer zweiten Druckmessung, die den<br />

Referenzdruck unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Atmosphärenkomposition über ein<br />

kapazitives Meßprinzip bestimmt. Es kommt dann während <strong>der</strong> Trocknung zu<br />

einer Meßwertdiskrepanz zwischen den beiden Druck-meßgeräten, welche das<br />

Auftreten <strong>von</strong> Wasserdampf in <strong>der</strong> Trocknungskammer indiziert. Eine erneute<br />

Meßwertübereinstimmung detektiert schließlich das Trocknungsende. Diese<br />

komparative Druckmessung ermöglicht eine Beobachtung des<br />

Trocknungsverlaufs, ohne daß Produktfühler in die Vials eingebracht werden<br />

müssen [2]. Dies ist insbeson<strong>der</strong>e bei einem aseptischen Herstellungsprozeß <strong>von</strong><br />

Vorteil, da keine manuellen Eingriffe in den Prozeß nötig sind. Diese<br />

Meßmethode kann wie in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit <strong>zur</strong> Bestimmung <strong>von</strong><br />

Trocknungszeiten verwendet werden.


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XVIII<br />

Ν <strong>zur</strong>ück zum Inhaltsverzeichnis<br />

Ν weiter zu Kapitel 2: Gefriertrocknung<br />

Kapitel 2<br />

Gefriertrocknung<br />

2.1 Anwendungsbereiche und Zielsetzungen <strong>der</strong> Lyophilisation<br />

Die Gefriertrocknung ist ein Herstellungsverfahren, das in <strong>der</strong> Pharmazie, <strong>der</strong><br />

Lebensmittelproduktion und auch bei an<strong>der</strong>en technischen Anwendungen Einsatz findet.<br />

Großtechnisch gewann die Gefriertrocknung <strong>zur</strong> Zeit des 2. Weltkrieges in den USA an<br />

Bedeutung durch die Stabilisierung <strong>von</strong> Blutplasma und die Herstellung <strong>von</strong> Penicillinen<br />

[2,7a]. Doch auch in <strong>der</strong> Zukunft wird die Gefriertrocknung weiter an Bedeutung<br />

hinzugewinnen, da immer mehr Arzneistoffe <strong>von</strong> biogener Provenienz sind bzw. aus<br />

gentechnologischer o<strong>der</strong> biotechnologischer Herstellung stammen [7h]. Diese Arzneistoffe<br />

sind, was die Stabilität anbetrifft, beson<strong>der</strong>s empfindlich und kostbar, so daß Aufwand und<br />

Kosten <strong>der</strong> Gefriertrocknung in einem guten Verhältnis zum wirtschaftlichen Nutzen stehen<br />

[33]. Aber auch bei herkömmlichen chemischen Arzneistoffen ist die Gefriertrocknung ein<br />

geeignetes Herstellungsverfahren, wenn an<strong>der</strong>e Trocknungs- o<strong>der</strong> Stabilisierungsmethoden


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XIX<br />

nicht anwendbar sind. Da die Gefriertrocknung jedoch sehr aufwendig und teuer ist, muß in<br />

diesem Fall eine eingehende Abwägung <strong>der</strong> entstehenden Kosten gegenüber alternativen<br />

Verfahren getroffen werden.<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Lyophilisaten im pharmazeutischen Bereich kann auf unterschiedliche<br />

Arten erfolgen. Häufig werden Lyophilisate, die als Injektabilia <strong>der</strong> Diagnostika eingesetzt<br />

werden, im Endbehältnis getrocknet, z.B. in Ampullen, Injektions- o<strong>der</strong> Infusionsflaschen,<br />

die vor <strong>der</strong> Applikation mit einem Rekonstitutionsmedium befüllt werden. Ebenso ist eine<br />

Gefriertrocknung in Spritzen o<strong>der</strong> Tablettenblistern möglich [7h]. Bei <strong>der</strong> „bulk“-<br />

Trocknung <strong>von</strong> Wirkstoffen, Hilfsstoffen und wirkstoffhaltigen Zwischenprodukten wird die<br />

Gefriertrocknung auf geeigneten Platten, Tellern o<strong>der</strong> in Schalen durchgeführt und das<br />

getrocknete Lyophilisat weiterverarbeitet. Neben <strong>der</strong> diskontinuierlichen Trocknung in<br />

Behältnissen ist aber auch eine Gefriertrocknung in kontinuierlich arbeitenden<br />

Trocknungstunneln möglich [6,10,12]. Diese ermöglichen einen beson<strong>der</strong>s hohen<br />

Produktdurchsatz. Das zu trocknende Produkt wird auf gekühlten Bän<strong>der</strong>n eingefroren o<strong>der</strong> in<br />

ein Kühlmedium, z.B. LN 2 , eingetropft und im erstarrten Zustand in einen evakuierbaren<br />

Trocknungstunnel überführt, in dem dann die Trocknung erfolgt. Da dieses Verfahren aber<br />

keine Sterilität gewährleisten kann, findet es bevorzugt in <strong>der</strong> Lebensmittelindustrie<br />

Anwendung.<br />

Neben dem Ziel die Stabilität, Wirksamkeit und biologische Aktivität eines Produktes zu<br />

optimieren, spielen wegen des hohen Aufwandes auch pekuniäre Aspekte eine große Rolle.<br />

Hierbei ist die Verkürzung <strong>der</strong> <strong>Prozeßzeit</strong> ein wichtiger Punkt, um dieses kostenintensive<br />

Verfahren etwas wirtschaftlicher zu gestalten [55].<br />

2.2 Der Trocknungszyklus<br />

Der in <strong>der</strong> Gefriertrocknung verwendete Trocknungszyklus besteht aus den drei<br />

Prozeßschritten Einfrieren, Primärtrocknung und Sekundärtrocknung.


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XX<br />

2.2.1 Das Einfrieren<br />

Beim Einfrieren wird die flüssige Lösung in den festen Aggregatzustand überführt, um das<br />

Wasser, das nun größtenteils als Eis vorliegt, bei <strong>der</strong> anschließenden Trocknung durch<br />

Sublimation zu entfernen. Anteile <strong>von</strong> „non-frozen“ Wasser lassen sich nicht sublimieren,<br />

son<strong>der</strong>n müssen in <strong>der</strong> Nachtrocknung durch Verdampfung bei erhöhter Temperatur entfernt<br />

werden [49]. Wasser kann in verschiedenen Kristallgitterstrukturen existieren, wobei die<br />

Phasenübergangstemperaturen <strong>der</strong> einzelnen Polymorphen druckabhängig sind [51]. Die<br />

Modifikation <strong>von</strong> Eis (Abb.1), die beim Einfrieren unter Atmosphärendruck erhalten wird,<br />

weist eine hexagonale Kristallgitterstruktur auf [6,43].


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXI<br />

L<br />

Abb.1: Phasendiagramm des Wassers. Verschiedene Modifikationen <strong>von</strong> Eis<br />

in Abhängigkeit des Druckes: L flüssiges Wasser, Ih hexagonales Eis,<br />

II bis IX diverse an<strong>der</strong>e Kristallformen <strong>von</strong> Eis [6].<br />

Da ein Kristallisationskern (Nukleolus) an seinen Ecken schneller wächst als an seinen<br />

Innenstellen, bilden sich Eissterne <strong>von</strong> charakteristischem Erscheinungsbild, die sich im Zuge<br />

des Wachstums immer mehr verzweigen [6]. Größe und Struktur einer solchen<br />

Eissternstruktur sind, wie in Abb.2 dargestellt, <strong>von</strong> Abkühlgeschwindigkeit und Unterkühlung<br />

abhängig [43].


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXII<br />

Abb.2: Wachstum <strong>von</strong> Eiskristallen in Wasser bei <strong>von</strong> links nach rechts<br />

zunehmen<strong>der</strong> Unterkühlung [6].<br />

Die Kristallisation einer Flüssigkeit ist das Produkt zweier Prozesse, die nacheinan<strong>der</strong><br />

stattfinden [14]. Zuerst tritt eine Nukleation auf, infolge <strong>der</strong>er Kristalle in <strong>der</strong> Flüssigkeit<br />

wachsen. Nukleation und Kristallwachstum gehorchen unterschiedlichen Gesetz-mäßigkeiten.<br />

Wie viele Flüssigkeiten erstarrt eine wäßrige Lösung nicht am tatsächlichen Gefrierpunkt,<br />

son<strong>der</strong>n läßt sich je nach Reinheit deutlich unter den Gefrierpunkt unterkühlen [6,14,25,43].<br />

Die Unterkühlung <strong>von</strong> Lösungen beruht auf dem Ausbleiben <strong>der</strong> Nukleation, die für das<br />

Auftreten <strong>von</strong> Kristallisationskeimen verantwortlich ist. Bei absolut reinem Wasser, das<br />

keinerlei heterogene Verunreinigungen beinhaltet, findet eine homogene Nukleation [2,53]<br />

statt, bei <strong>der</strong> sich Wassermoleküle spontan zusammenlagern. In <strong>der</strong> Praxis ist aber immer mit<br />

<strong>der</strong> Anwesenheit einer heterogenen Verunreinigung zu rechnen, an <strong>der</strong>en Oberfläche eine<br />

heterogene Nukleation [2,53] ausgelöst wird. Das Ausmaß <strong>der</strong> auftretenden Unterkühlung ist<br />

abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Art und Oberflächenbeschaffenheit <strong>der</strong> heterogenen Verunreinigung [14].<br />

Je ähnlicher die Oberflächenbeschaffenheit des Kristallisationskeims einem Eiskristall ist,<br />

desto weniger ausgeprägt ist die Unterkühlung [6]. Bei Lösungen wird das Ausmaß <strong>der</strong><br />

Unterkühlung <strong>von</strong> <strong>der</strong> Art und Menge <strong>der</strong> gelösten Substanzen beeinflußt, so daß Lösungen<br />

unterschiedlich stark unterkühlt werden können [14]. Bei partikelfreien Lösungen, wie sie für<br />

die parenterale Applikation gefor<strong>der</strong>t werden [18], können Unterkühlungen bis zu 10-15<br />

Kelvin unter die eutektische Temperatur beobachtet werden [7a,14]. Die Folge eines<br />

Einfrierens aus dem unterkühlten Zustand heraus sind Einfriervorgänge, die sehr schnell<br />

ablaufen, ohne daß Zeit für ein ausgeprägtes und geordnetes Kristallwachstum <strong>zur</strong> Verfügung


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXIII<br />

steht [7a]. Dieses schnelle und zufallsartig einsetzende Auskristallisieren ist zudem in seiner<br />

Geschwindigkeit durch äußere Temperatureinprägung kaum kontrollierbar, und damit ist auch<br />

die Produktstruktur und die Eiskristallgröße wenig beeinflußbar. Die Größe <strong>der</strong> entstehenden<br />

Eiskristalle und damit die Porengröße des gefriergetrockneten Produktes werden, neben <strong>der</strong><br />

Determinierung durch Unterkühlungseffekte, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Einfriergeschwindigkeit, bedingt durch<br />

die Platten-temperatur, beeinflußt [6,7a]. Abb.3 zeigt die Abnahme des mittleren<br />

Porendurchmessers einer gefriergetrockneten Dextrinlösung mit zunehmen<strong>der</strong>, durch die<br />

Plattentemperatur bedingter, Einfriergeschwindigkeit.<br />

Abb.3: Abhängigkeit <strong>der</strong> mittleren Porendurchmesser gefriergetrockneter<br />

Dextrin-Lösungen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Einfriergeschwindigkeit [7a].<br />

Die Größe <strong>der</strong> gebildeten Eiskristalle ist später in <strong>der</strong> Haupttrocknung <strong>von</strong> großer Bedeutung,<br />

da kleine Eiskristalle kleine Poren bei <strong>der</strong> Trocknung hinterlassen und einen feinporösen<br />

Produktkuchen erzeugen, <strong>der</strong> einen erhöhten Wi<strong>der</strong>stand für den durchströmenden


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXIV<br />

Wasserdampf darstellt und die Sublimation erschwert [30]. Die große spezifische Oberfläche<br />

eines feinporigen Produktkuchens beschleunigt allerdings die Entfernung <strong>von</strong> „non-frozen“<br />

Wasser in <strong>der</strong> anschließenden Nachtrocknung [30].<br />

Beim Einfrieren zeigen Lösungen mit gut kristallisierenden Inhaltsstoffen ein eutektisches<br />

Einfrierverhalten [12,23,43,53]. Zuerst wird Wasser als Eis auskristallisiert, und die<br />

verbleibende, ungesättigte Lösung wird im Zuge des weiteren Auskristallisierens <strong>von</strong> Eis<br />

immer mehr aufkonzentriert. Man spricht hier <strong>von</strong> „Gefrierkonzentration“ [7f,30]. Je kleiner<br />

die Ausgangskonzentration <strong>der</strong> Lösung, desto größer ist <strong>der</strong> Auf-konzentrierungsfaktor.<br />

Durch die stetige Aufkonzentrierung sinkt auch <strong>der</strong> Gefrierpunkt <strong>der</strong> verbleibenden Lösung<br />

[35c]. Nach Erhalt einer maximal gefrierkonzentrierten Lösung (MFCS = maximally freezeconcentrated<br />

solution [16]) kristallisieren Wasser und die gelösten Substanzen nach<br />

Überschreiten <strong>der</strong> Löslichkeitsgrenze an <strong>der</strong> eutektischen Temperatur (T e ) gleichzeitig<br />

nebeneinan<strong>der</strong> aus [2,36]. Die mit dem Einfrieren einhergehende Aufkonzentrierung kann<br />

zum Auftreten unerwünschter Folgeerscheinungen führen. Zum Beispiel reagieren Proteine<br />

beson<strong>der</strong>s empfindlich auf eine Verän<strong>der</strong>ung ihrer Konzentration und auf pH-<br />

Wertverän<strong>der</strong>ungen [28,49]. Letztere entstehen durch die unterschiedliche Löslichkeit <strong>von</strong><br />

Puffersalzen und das zeitlich versetzte Auskristallisieren beim Einfrieren [7e]. So verschiebt<br />

sich etwa <strong>der</strong> pH-Wert eines Phosphatpuffers <strong>von</strong> pH=7.0 beim Einfrieren auf pH=3.5, da das<br />

Dinatriumphosphat eine geringere Löslichkeit hat als das Mononatriumphosphat und zuerst<br />

auskristallisiert [30]. In Abb.4 ist das Einfrieren <strong>von</strong> Kochsalzlösung auf einer −50°C kalten<br />

Stellplatte dargestellt. Zunächst erfolgt eine Unterkühlung um etwa 10°C unter den<br />

Gefrierpunkt (T f ), dann beginnt am Punkt b Wasser als Eis auszukristallisieren. Die frei<br />

werdende Kristallisationsenergie führt zu einem leichten Temperaturanstieg in <strong>der</strong> Probe. Das<br />

System, bestehend aus Eis und konzentrierter Lösung, kühlt sich nun weiter ab, bis eine<br />

gesättigte Kochsalzlösung (~23 %w/w) entstanden ist. Von Punkt c an kristallisieren<br />

Kochsalz und Wasser parallel nebeneinan<strong>der</strong> aus. Die frei werdende Kristallisationsenergie<br />

führt wie<strong>der</strong> zu einem Temperaturplateau, bis die Probe vollständig erstarrt ist und im festen<br />

Aggregatzustand vorliegt. T e liegt in diesem Fall bei −21,2 °C, und <strong>der</strong> Gehalt an „nonfrozen“<br />

Wasser beträgt effektiv 0 %.


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXV<br />

Abb. 4: Temperaturverlauf einer wässrigen Kochsalzlösung beim Einfrieren [2].<br />

Ein an<strong>der</strong>es Verhalten zeigen Stoffe, die <strong>zur</strong> Übersättigung neigen, darunter z.B. diverse<br />

Zucker o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Polyhydroxyverbindungen [45,61]. Sie erstarren als amorphes Glas,<br />

anstatt am eutektischen Punkt auszukristallisieren. Beim Einfrieren und <strong>der</strong> damit<br />

verbundenen Gefrierkonzentration bildet sich aufgrund <strong>der</strong> Übersättigung eine viskose<br />

Lösung, in <strong>der</strong> Diffusionsvorgänge, die für eine Kristallisation <strong>von</strong> Nöten sind, nur sehr<br />

langsam <strong>von</strong> statten gehen [33]. Deshalb kristallisiert dieses System, obwohl es<br />

thermodynamisch instabil ist, nicht aus, son<strong>der</strong>n erstarrt kinetisch als unterkühlte Flüssigkeit<br />

ohne vollständige Phasentrennung <strong>der</strong> Komponenten. Als Folge <strong>der</strong> ausbleibenden<br />

Kristallisation entstehen hohe Gehalte an „non-frozen“ Wasser, das in <strong>der</strong> Glasphase<br />

eingeschlossen ist [6,23,43]. Aus dem selben Grund ist <strong>der</strong> Aufkonzentrierungsfaktor nicht so<br />

groß wie bei auskristallisierenden Stoffen. Ein typischer Vertreter ist Saccharose [9], <strong>der</strong>en<br />

Einfrierverhalten in Abb.5 dargestellt ist.


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXVI<br />

Abb.5: Temperaturverlauf einer wässrigen Saccharoselösung beim Einfrieren<br />

[2].<br />

Die Saccharoselösung friert nach anfänglicher Unterkühlung am Punkt T f ein, wobei die<br />

freiwerdende Kristallisationsenergie des Wassers zum kurzzeitigen Temperaturanstieg führt.<br />

Es bildet sich Eis und eine immer konzentrierter werdende Saccharoselösung. Im Zuge <strong>der</strong><br />

Konzentrierung nimmt die Viskosität <strong>der</strong> Restlösung immer weiter zu, bis sich ein<br />

viskoelastischer „rubber“ bildet. Zuletzt erstarrt dieses „gummi-elastische“ System als festes,<br />

amorphes Glas. Dieser Punkt T g ’ ist die Glasübergangstemperatur <strong>der</strong> MFCS, die einen<br />

Gehalt an „non-frozen“ Wasser <strong>von</strong> w g ’ aufweist [16,44,50]. Ein Temperaturplateau gibt es<br />

aufgrund <strong>der</strong> ausbleibenden Kristallisation nicht. T g ’ und w g ’ hängen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Molekülgröße<br />

und -struktur ab und sind deshalb stoffspezifische Eigenschaften [61], die für die<br />

nachfolgende Gefriertrocknung <strong>von</strong> entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung sind. Erwärmt sich nämlich<br />

das Produkt während <strong>der</strong> Trocknung über T g ’ kommt es zum Glas/Gummi-Übergang und<br />

Erweichen <strong>der</strong> Gerüststruktur, wobei Wasser als Weichmacher für den Gerüstbildner fungiert<br />

[30]. Die Zerstörung <strong>der</strong> Gerüststruktur während <strong>der</strong> Trocknung wird auch als Kollaps am<br />

Kollapspunkt T c bezeichnet [2,14,30,44]. Derartige Systeme sind nur unter exakt<br />

kontrollierten Trocknungsbedingungen zu trocknen, da ein Temperaturanstieg im Produkt<br />

über T c hinaus zum Kollaps führen könnte [49]. Die Bildung eines amorphen Glases kann


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXVII<br />

aber durchaus erwünscht sein, da Proteine und Eiweiße in solchen erstarrten Flüssigkeiten<br />

stabilisiert werden können [33,49,61].<br />

Abb.6: „state“-Diagramm eines Saccharose/Wasser-Systems. Dargestellt ist das<br />

Einfrierverhalten einer Saccharose-Lösung, die beim Einfrieren die<br />

eutektische Temperatur T e unterschreitet und nach Erreichen <strong>von</strong> T g ’<br />

als amorphes Glas erstarrt [28].<br />

Abb.6 zeigt das sog. „state“-Diagramm einer Saccharoselösung, welches die kinetisch<br />

metastabilen Zustände in Abhängigkeit vom Wassergehalt darstellt. Der Verlauf <strong>der</strong><br />

Einfrierkurve <strong>von</strong> Punkt A an führt über den eutektischen Punkt T e in den Bereich einer<br />

übersättigten Lösung, die bei Erreichen <strong>von</strong> T g ’ als Glas erstarrt. Die T g -Kurve in Abb.6 stellt<br />

eine Isoviskositätskurve dar, an <strong>der</strong> die Viskosität <strong>der</strong> Saccharose/Wasser-Lösung den Wert<br />

<strong>von</strong> ca. 10 14 Pa⋅s erreicht.


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXVIII<br />

Ein weiteres Einfrierverhalten mit praktischer Bedeutung ist ein System, das beim Abkühlen<br />

nur unvollständig auskristallisiert [58]. Ein Restanteil <strong>der</strong> MFCS zeigt hierbei am T e kein<br />

eutektisches Verhalten, son<strong>der</strong>n erstarrt am T g ’ als amorphes Glas. Ein typischer Vertreter ist<br />

Mannitol [2,16,62]. Da die metastabilen, amorphen Anteile unerwünscht sind, weil sie bei <strong>der</strong><br />

Trocknung zum Kollaps neigen und für eine hohe Restfeuchte am Ende <strong>der</strong> Haupttrocknung<br />

sorgen, sollten die amorphen Anteile nachträglich <strong>zur</strong> Kristallisation gebracht werden. Hier<br />

kommt das sogenannte „Thermal Treatment“ o<strong>der</strong> „Annealing“ zum Einsatz [12,14,25,53].<br />

Die eingefrorene Lösung - teils kristallisiert, teils amorph erstarrt - wird über T g ’ erwärmt,<br />

allerdings nur so weit, daß sie T e nicht überschreitet. Dabei geht <strong>der</strong> amorphe Anteil des<br />

Systems in den viskoelastischen „rubber“ über, in dem die Beweglichkeit <strong>der</strong> Moleküle<br />

deutlich erhöht wird und Diffusion und Kristallwachstum wie<strong>der</strong> auftreten können. Es kommt<br />

nun bei Erreichen <strong>der</strong> Rekristallisationstemperatur T rc zu einer eruptiven Rekristallisation des<br />

amorphen Anteils des Mannitols [16] und <strong>zur</strong> Bildung <strong>von</strong> Eis aus dem im Glas<br />

eingeschlossenen „non-frozen“ Wasser. Das spätere Trocknungsverhalten und daher auch die<br />

Endfeuchte des Produktes können über dieses Verfahren <strong>der</strong> nachträglichen Kristallisation<br />

verbessert werden.<br />

Die Unterkühlung und die Gefrierkonzentration prägen die Morphologie und das<br />

makroskopische Erscheinungsbild des trockenen Produktes [11,23]. Produkte, die mit<br />

Unterkühlung eingefroren wurden, setzen sich aus kleinen Kristallen zusammen o<strong>der</strong> sind<br />

amorph erstarrt. Die Produktkuchen sind sehr gleichmäßig aus Feststoff und Eis<br />

zusammengesetzt. Dies kann wünschenswert sein, wenn ein extensives Kristallwachstum zu<br />

einer Beschädigung des Produktes führt, wie zum Beispiel beim Einfrieren <strong>von</strong> biologischem<br />

Material aus Zellen (Fleisch o<strong>der</strong> Mikroorganismen). Hier kann eine Unterkühlung bewußt<br />

herbeigeführt werden, etwa durch Einfrieren unter hohem Druck bzw. durch Einfrieren mit<br />

Druckwechsel [51,52], da <strong>der</strong> Gefrierpunkt <strong>von</strong> Wasser druckabhängig ist [1,6]. Durch<br />

Anlegen <strong>von</strong> hohem Druck (z.B. 200MPa) beim Einfrieren kann die Lösung ohne<br />

auszukristallisieren auf ihre endgültige Einfriertemperatur abgekühlt werden. Die<br />

Unterkühlung wird durch schlagartiges Aufheben des Druckes beseitigt und das System<br />

erstarrt spontan.<br />

Wird hingegen die Unterkühlung beim Einfrieren <strong>von</strong> Lösungen vermieden, so werden bei<br />

geringer Abkühlgeschwindigkeit große Eiskristalle erhalten, die Konzentrations-unterschiede<br />

und Entmischung im Produkt bewirken [6]. Durch ein langsames, ausgeprägtes<br />

Eiskristallwachstum entstehen beson<strong>der</strong>s große Eiskristalle, die, wenn ein Temperaturgradient<br />

beim Einfrieren vorgelegen hat, in Richtung des Gradienten ausgerichtet sind. In diesem Fall


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXIX<br />

werden Produkte erhalten, die <strong>von</strong> einer großlumigen Säulen- bzw. Kaminstruktur<br />

durchzogen sind. Allerdings ist bei diesen groß gewachsenen Strukturen die spezifische<br />

Oberfläche verkleinert, so daß das Rekonstitutionsverhalten negativ beeinflußt sein kann [6].<br />

Zum Erscheinungsbild <strong>von</strong> Lyophilisaten kann auch die Ausbildung eines Häutchens an <strong>der</strong><br />

Produktoberfläche gehören [11,29]. Es ist die Folge <strong>der</strong> Gefrierkonzentration, bei <strong>der</strong> die<br />

MFCS eine Grenzfläche <strong>zur</strong> Luft ausbildet und dann erstarrt. Da in diese Grenzfläche keine<br />

großen Eiskristalle eingebettet sind, hat dieses Häutchen eine zusammenhängende Struktur.<br />

Es kann bei <strong>der</strong> Primärtrocknung die Oberfläche des Produktkuchens so abdichten, daß <strong>der</strong><br />

Abtransport des Wasserdampfes behin<strong>der</strong>t wird [21,31]. Ein Häutchen wird gefunden, wenn<br />

Produkte auf vorgekühlten Stellplatten eingefroren werden, da hier die Kristallisation zuerst<br />

am Gefäßboden einsetzt. Bei Erreichen einer hinreichend tiefen Temperatur findet am<br />

Flaschenboden Nukleation statt, und die Kristallisation setzt spontan ein. Die überstehende<br />

Lösung, die weniger bzw. gar nicht unterkühlt ist, friert langsam und gerichtet in einem<br />

Temperaturgradienten <strong>von</strong> unten nach oben ein. Die immer konzentrierter werdende<br />

Restlösung wird bei dieser Art des Einfrierens durch das <strong>von</strong> unten heraufwachsende Eis nach<br />

oben gedrückt und bildet ein ausgeprägtes Häutchen an <strong>der</strong> Oberfläche, welches zuletzt<br />

erstarrt [11]. Die unterkühlungsbedingte Einschränkung des Eiskristallwachstums kommt bei<br />

diesem Verfahren nicht so stark zum Tragen, da hier nur <strong>der</strong> untere Teil <strong>der</strong> Lösung spontan<br />

einfriert. Der Rest <strong>der</strong> überstehenden Lösung kristallisiert aber, ausgehend <strong>von</strong> den Kristallen<br />

am Gefäßboden, relativ langsam aus.<br />

Abb.7 zeigt schematisch die innere Morphologie gefrorenen Produktkuchens mit nach oben<br />

gerichteten Säulenstrukturen und einem aufgelagerten Häutchen. Die vertikale Ausrichtung<br />

<strong>der</strong> Strukturen ist die Folge des beim Einfrieren vorliegenden Temperaturgradienten. Die<br />

säulenartigen Eisstrukturen lassen in <strong>der</strong> Haupttrocknung Kanäle entstehen, die senkrecht<br />

zum Gefäßboden ausgerichtet sind und einen Wärme- und Stofftransport erlauben [10,49].<br />

Einschränkend wirkt aber das Häutchen, das dem Wasserdampfstrom limitierend<br />

entgegensteht. Beim Einfrieren in Kältebä<strong>der</strong>n bei tiefer Temperatur (


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXX<br />

Abb.7: Gefrorener Produktkuchen mit Säulenstruktur und Häutchen [31].<br />

Dies führt zum einen zu sehr hohen Abkühl- und damit Kristallisationsgeschwindigkeiten,<br />

zum an<strong>der</strong>en zu radial ausgerichteten Strukturen des erstarrenden Produktes [6]. Da das<br />

Produkt <strong>von</strong> außen nach innen einfriert und Eis ein größeres Volumen als die flüssige<br />

Restlösung einnimmt, wird die verbleibende Lösung zuerst nach innen und dann in <strong>der</strong> Mitte<br />

nach oben geschoben. So entsteht ein Produktkuchen <strong>von</strong> typischem Erscheinungsbild mit<br />

einer spitzen Erhebung in <strong>der</strong> Mitte [6].<br />

2.2.2 Die Haupttrocknung<br />

Die Aggregatzustände des Wassers sind jeweils direkt ineinan<strong>der</strong> überführbar, wie aus dem<br />

Zustandsdiagramm (Abb.8) hervorgeht. Welcher Aggregatzustand vorliegt ist druck- und<br />

temperaturabhängig. In <strong>der</strong> Haupttrocknung wird das Eis mittels Sublimation direkt vom<br />

festen in den gasförmigen Aggregatzustand überführt. Dies ist möglich, weil Eis einen, wenn<br />

auch geringen, Dampfdruck besitzt [6]. In einem offenen System, dem ständig Wasserdampf


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXXI<br />

entzogen wird, ist daher eine vollständige Überführung des Eises in Wasserdampf möglich<br />

[36]. Dies geschieht in <strong>der</strong> apparativen Gefriertrocknung mit Hilfe eines Kondensators<br />

[25,48], <strong>der</strong> die kälteste Stelle im System darstellt und an dessen Oberfläche <strong>der</strong><br />

Wasserdampf ausfriert. Treibende Kraft für die Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Sublimation ist daher<br />

das Dampfdruckgefälle zwischen dem gefrorenen Produkt und dem wesentlich kälteren<br />

Kondensator.<br />

Abb.8: Zustandsdiagramm des Wassers und einer wässrigen Lösung, sowie<br />

Prozeßschritte bei <strong>der</strong> Gefriertrocknung (nicht maßstäblich) [6].


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXXII<br />

Durch Anlegen <strong>von</strong> Vakuum wird die Sublimation erleichtert, da eine Anwesenheit <strong>von</strong><br />

Gasen den Partialdampfdruck des Eises herabsetzt [41]. Der Gesamtdruck des Systems setzt<br />

sich nämlich additiv aus den Partialdampfdrucken <strong>der</strong> beteiligten Gaskomponenten, hier <strong>von</strong><br />

Eis und Luft, zusammen (Gl.1) [35].<br />

p = p +<br />

Gesamt<br />

Eis<br />

p<br />

Luft<br />

(Gl.1)<br />

Beschleunigt werden kann die Trocknung durch eine Erhöhung <strong>der</strong> Temperatur [41], da <strong>der</strong><br />

Dampfdruck <strong>von</strong> Eis mit <strong>der</strong> Temperatur exponentiell zunimmt. Dies wird durch die<br />

Clausius-Clapeyronsche Gleichung (Gl.2) beschrieben.<br />

p2<br />

∫<br />

p1<br />

dp<br />

p<br />

=<br />

T2<br />

∫<br />

T1<br />

∆H<br />

R ⋅T<br />

2<br />

dT<br />

(Gl.2)<br />

p 1 und p 2 sind die Dampfdrucke, die bei den Temperaturen T 1 und T 2 vorliegen und ∆H ist die<br />

molare Verdampfungswärme. Durch Sublimation wird ständig Energie verbraucht, welche<br />

über die Plattentemperatur nachgeliefert werden muß. Es stellt sich also ein „pseudo steady<br />

state“ [30] ein, wobei die Sublimationsrate <strong>von</strong> <strong>der</strong> zugeführten Wärmemenge abhängig ist<br />

(Gl.3).<br />

dQ<br />

dt<br />

⎛ dm ⎞<br />

= ∆Hs ⋅ ⎜ ⎟<br />

⎝ dt ⎠<br />

(Gl.3)<br />

Die Sublimation <strong>der</strong> Wassermenge dm pro Zeit dt verbraucht die Wärmeenergie dQ, wobei<br />

für ein Gramm Wasser eine Sublimationsenergie, ∆Hs, <strong>von</strong> 2805 J/g benötigt wird [2,6]. Die<br />

Sublimationsrate dm/dt ist weiterhin <strong>von</strong> <strong>der</strong> Differenz zwischen Dampfdruck des Eises p 0<br />

und Kammerdruck p c [30], sowie vom Wi<strong>der</strong>stand für den Abtransport des<br />

Wasserdampfes abhängig (Gl.4).


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXXIII<br />

dm<br />

dt<br />

p<br />

=<br />

( R<br />

( 0<br />

p<br />

−<br />

+<br />

pc<br />

)<br />

R )<br />

s<br />

(Gl.4)<br />

R p ist <strong>der</strong> Transportwi<strong>der</strong>stand des getrockneten Produktes und R s <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand des<br />

Stopfens auf dem Vial. Der Produktwi<strong>der</strong>stand R p ist <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sublimationsfläche und <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Schichtdicke abhängig. Außerdem vergrößert sich <strong>der</strong> Produktwi<strong>der</strong>stand mit steigen<strong>der</strong><br />

Konzentration <strong>der</strong> Lösung und abnehmen<strong>der</strong> Porengröße [2]. Die Übertragung <strong>der</strong><br />

Wärmemenge <strong>von</strong> <strong>der</strong> Platte auf das Produkt pro Zeit, (dQ/dt), ist abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Differenz<br />

zwischen <strong>der</strong> Stellplattentemperatur T s und <strong>der</strong> Produkttemperatur T p , <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Vialbodenfläche A v und dem Wärmeleitfähigkeitskoeffizienten K v [J⋅s -1 ⋅m -2 ⋅K -1 ] (Gl.5) [30].<br />

dQ<br />

dt<br />

=<br />

A<br />

v<br />

⋅ K<br />

v<br />

⋅<br />

( T − T )<br />

s<br />

p<br />

(Gl.5)<br />

Für die Übertragung <strong>der</strong> für die Sublimation benötigten Energie, dQ, auf das Produkt stehen<br />

drei Mechanismen <strong>zur</strong> Verfügung [2,21,36]: Wärmestrahlung, Wärmeleitung durch den<br />

Flaschenboden und Konvektion erwärmter Gasmoleküle <strong>zur</strong> Vialwand. Da die Bodenfläche<br />

eines Vials nach innen gewölbt ist (Abb.9), ist die Auflagefläche sehr klein und damit<br />

<strong>der</strong> Energieübertrag durch Wärmeleitung ebenfalls gering [2]. Wärmestrahlung erwärmt das<br />

Produkt <strong>von</strong> oben und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Seite, wobei <strong>der</strong> radiale Wärmeeintrag vom<br />

Beschickungsmuster <strong>der</strong> Anlage und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Vialgeometrie abhängig ist [2]. Der größte Teil<br />

<strong>der</strong> Energie wird abhängig vom Kammerdruck durch Konvektion übertragen (Abb.9) [19,21].<br />

Aus den Gl.2 und Gl.5 geht hervor, daß die Trocknung um so schneller <strong>von</strong>statten geht, je<br />

höher die Plattentemperatur und <strong>der</strong> Kammerdruck ist. Limitierend für den entweichenden<br />

Wasserdampf sind die Transportwi<strong>der</strong>stände, wobei vor allem die Permeabilität des bereits<br />

getrockneten Produktkuchens die Sublimationsrate beeinflußt [2].


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXXIV<br />

Abb.9: Wärmeübertragung und Wasserdampftransport in <strong>der</strong><br />

Haupttrocknung [7a].<br />

Abb.10 zeigt, daß <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand des getrockneten Produktkuchens etwa 80% des<br />

Gesamtwi<strong>der</strong>standes ausmacht. Während <strong>der</strong> Haupttrocknung kühlt sich das Produkt selbst<br />

auf eine Temperatur, die <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sublimationsrate und dem Kammerdruck abhängt [22]. Wird<br />

dem System mehr Energie zugeführt als durch Sublimation abgeführt werden kann, kommt es<br />

zum Ansteigen <strong>der</strong> Produkttemperatur, wobei auf keinen Fall T e und T c überschritten werden<br />

dürfen. Bei kristallinen Matrizes kommt es bei Überschreiten <strong>der</strong> T e zu Antaueffekten, die <strong>zur</strong><br />

Freisetzung <strong>von</strong> Wasser führen. Folge des Antauens ist <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> porösen Gerüststruktur<br />

[44]. Bei amorphen Systemen kommt es bei Überschreiten <strong>der</strong> T g ’ zu Relaxation und<br />

translatorischer Diffusion [58], zu Rekristallisation und zu viskosem Fließen [44]. Folge ist<br />

auch hier <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Gerüststruktur. T g ’ und T c korrelieren miteinan<strong>der</strong>, wobei T c etwas<br />

höher liegt als T g ’ [49]. Die Folgen eines Kollapses können hohe Feuchtegehalte, „puffing“,<br />

Verlust an biologischer Aktivität, sowie physikalische und chemische Instabilität sein [23,53].


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXXV<br />

Abb.10: Wi<strong>der</strong>stände für den Wasserdampfstrom während <strong>der</strong> Trocknung.<br />

Das Balkendiagramm links stellt die Einzelwi<strong>der</strong>stände im Verhältnis<br />

zum Gesamtwi<strong>der</strong>stand dar [2].<br />

Der bei <strong>der</strong> Trocknung entstehende Wasserdampf verläßt auf unterschiedliche Arten die<br />

Matrix (Abb.11). Existieren Kanäle, so entweicht <strong>der</strong> Wasserdampf direkt durch Sublimation<br />

und hinterläßt seinerseits neue Kanäle [43]. Sind keine Kanäle vorhanden, z.B. bei<br />

amorphen Systemen, diffundieren Wassermoleküle nach <strong>der</strong> Sublimation durch die Matrix<br />

und erreichen schließlich die Poren <strong>der</strong> bereits getrockneten Matrix, aus denen sie entweichen<br />

können [43]. Bei Matrizes mit hohen Diffusionswi<strong>der</strong>ständen, die einen<br />

Wasserdampfrückstau verursachen, kann <strong>der</strong> Wasserdampf die Feststoffbrücken zwischen<br />

den Poren brechen, und es entstehen Risse in <strong>der</strong> Matrix, die dann das Entweichen <strong>von</strong><br />

Wasserdampf wie<strong>der</strong>um erleichtern [43].<br />

Neben dem Kollaps <strong>der</strong> Matrixstruktur können auch weitere makroskopische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

als Folge einer Trocknung mit zu großer Energiezufuhr auftreten. Der Wasserdampfstrom<br />

kann zusammenhängende Produktstrukturen zerreißen, zum Produktverlust aus dem Vial<br />

führen und das Ablösen eines Häutchens <strong>von</strong> <strong>der</strong> Produktoberfläche bedingen [46].<br />

Verursacht werden diese unerwünschten Erscheinungen durch die hohe Geschwindigkeit des<br />

Wasserdampfstromes. Die berechnete Geschwindigkeit des Wasserdampfes bei einem<br />

Kammerdruck <strong>von</strong> 0,1-0,3mbar kann (eine bestimmte Kondensatorkonstruktion<br />

vorausgesetzt) etwa 50-100m/s betragen [6].


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXXVI<br />

Abb.11: Trocknungsmechanismen <strong>der</strong> Gefriertrocknung: A) Sublimation <strong>von</strong> Eis und<br />

Entweichen des Wasserdampfes durch Kanäle B) Wassermoleküle<br />

diffundieren an <strong>der</strong> Trocknungsfront durch die Matrix C) Wasserdampf<br />

entweicht durch Risse in <strong>der</strong> Matrix, die bei <strong>der</strong> Trocknung entstanden<br />

sind D) Verlust <strong>der</strong> Matrixstruktur an <strong>der</strong> Trocknungsfront durch Kollaps<br />

[43].<br />

2.2.3 Die Nachtrocknung<br />

Die Restanteile <strong>von</strong> „non-frozen“ Wasser, die einer Sublimation nicht zugänglich sind,<br />

werden in <strong>der</strong> Nachtrocknung durch Verdampfung bei erniedrigtem Druck und erhöhter<br />

Temperatur entfernt. Hierbei handelt es sich um oberflächlich adsorbiertes Wasser, Kristallbzw.<br />

Hydratwasser o<strong>der</strong> in amorphen Arealen eingeschlossenes Wasser [49]. Der<br />

Trocknungsmechanismus ist im Falle einer kristallinen Matrix die Desorption und<br />

Verdampfung <strong>von</strong> Wasser an <strong>der</strong> Kristalloberfläche. Kristall- und Hydratwasser bleiben<br />

zunächst in <strong>der</strong> Matrix präsent. Bei amorphen Substanzen, die bis zu 40% Wasser<br />

einschließen können, findet eine Diffusion des Wassers aus <strong>der</strong> Glasphase an die Oberfläche<br />

statt [2]. Dieser langsame Prozeß führt dazu, daß die Nachtrocknung oftmals <strong>der</strong> längste<br />

Prozeßschritt in <strong>der</strong> Gefriertrocknung ist und bei amorphen Substanzen sehr viel Zeit in<br />

Anspruch nimmt [2]. Die Nachtrocknung beginnt bereits während <strong>der</strong> Haupttrocknung, und


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXXVII<br />

zwar in den bereits getrockneten Bereichen des Produktes, während darunter noch Eis<br />

sublimiert [30,49]. Nachdem die letzten Eiskristalle sublimiert sind entfällt die Selbstkühlung<br />

des Produktes, und es kommt zum Temperaturanstieg auf Plattentemperaturniveau [25]. Die<br />

Restfeuchte nimmt in dieser Phase stark ab, bis ein „Restfeuchteplateau“ erreicht wird. Die<br />

Höhe dieses Plateaus ist <strong>von</strong> <strong>der</strong> Plattentemperatur abhängig und kann durch eine<br />

Temperaturerhöhung abgesenkt werden [6]. Die anschließende Desorption <strong>von</strong> „non-frozen“<br />

Wasser erfolgt nur noch sehr langsam, wobei eine große spezifische Oberfläche die<br />

Trocknungszeit verkürzt. Einflußgrößen für die Endfeuchte des Produktes sind die<br />

Plattentemperatur und die Trocknungszeit. Der Kammerdruck ist <strong>von</strong> untergeordneter<br />

Bedeutung [55]. Bei amorphen Substanzen ist darauf zu achten, daß auch während <strong>der</strong><br />

Nachtrocknung die T g nicht überschritten wird. Da die T g mit sinkendem Wassergehalt steigt<br />

[50], ist es ratsam, die Temperatur in <strong>der</strong> Sekundärtrocknung langsam und schrittweise zu<br />

erhöhen, wie dies in Abb.12 schematisch dargestellt ist.<br />

Freeze Drying Cycle<br />

Shelf Temperature<br />

Chamber Pressure<br />

60<br />

1000<br />

50<br />

40<br />

100<br />

Temperature (°C)<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

Freezing (1a) Primary Drying (2) Secondary Drying (3)<br />

Thermal Treatment (1b)<br />

10<br />

1<br />

0,1<br />

Chamber Pressure (mbar)<br />

-30<br />

0,01<br />

-40<br />

-50<br />

Time<br />

0,001<br />

Abb.12: Gefriertrocknungszyklus (schematisch): 1a. Einfrieren 1b.Thermal<br />

Treatment, um amorphe Anteile <strong>zur</strong> Kristallisation zu bringen 2.<br />

Haupttrocknung bei reduziertem Druck 3. Nachtrocknung bei<br />

gleichbleibendem Druck und schrittweisem Anheben <strong>der</strong> Stellplattentemperatur<br />

in <strong>der</strong> Sekundärtrocknung.<br />

2.3 Kontrolle <strong>der</strong> Prozeßparameter


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXXVIII<br />

2.3.1 Druck<br />

Bei <strong>der</strong> Gefriertrocknung ist eine exakte Druckmessung unerläßlich, da <strong>der</strong> Kammerdruck den<br />

Energieeintrag und die Sublimationsrate beeinflußt. Häufig finden Wärmeleitfähigkeitsmanometer<br />

und kapazitive Manometer Verwendung. Quecksilbermanometer<br />

sind wegen <strong>der</strong> Kontaminationsgefahr für das Trockengut nicht geeignet. Mechanische<br />

Manometer sind wegen ihres eingeschränkten Meßbereichs ebenfalls ungeeignet [2].<br />

2.3.1.1 Kapazitives Manometer (Baratron MKS):<br />

Das kapazitive Manometer (Abb.13) besteht aus einem flexiblen Metalldiaphragma, das sich<br />

zwischen zwei parallelen Kondensatorplatten befindet. Durch Druckän<strong>der</strong>ung kommt es zu<br />

einer Deformation des Diaphragmas und damit zu einer Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kondensatorkapazität<br />

[2]. Da es sich um ein geschlossenes System ähnlich einer Druckmeßdose handelt, ist die<br />

Messung <strong>von</strong> <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Umgebungs-atmosphäre völlig unabhängig. Der<br />

Meßbereich erstreckt sich je nach Bautyp <strong>von</strong> 0,001 bis 1mbar, bzw. <strong>von</strong> 0,01 bis 10mbar mit<br />

einer Genauigkeit <strong>von</strong> 0,05 bis 3% [17].<br />

Abb.13: Kapazitives Manometer (stark schematisch) [2]<br />

2.3.1.2 Wärmeleitfähigkeitsmanometer (Pirani-Röhre):


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XXXIX<br />

Das Meßprinzip <strong>der</strong> Pirani-Röhre (Abb.14) nutzt die Wärmeleitfähigkeit <strong>von</strong> Gasen aus. Sie<br />

besteht aus einem elektrischen Heizdraht, <strong>der</strong> seine Energie an die umgebende Atmosphäre<br />

abgibt. Der Energieverlust durch Wärmeleitung ist um so größer, je mehr Gasmoleküle<br />

anwesend sind, d.h. je höher <strong>der</strong> Umgebungsdruck ist [39]. Ein Nachteil des Meßprinzips ist<br />

die Abhängigkeit <strong>der</strong> Messung <strong>von</strong> <strong>der</strong> atmosphärischen Zusammensetzung, da sich die<br />

verschiedenen Gase in ihren spezifischen Wärmekapazitäten unterscheiden. Üblicherweise<br />

wird die Pirani-Röhre auf Luft o<strong>der</strong> Stickstoff kalibriert. Dies führt allerdings in <strong>der</strong><br />

Haupttrocknung zu einer Fehlmessung, da hier die Kammeratmosphäre nahezu vollständig<br />

aus Wasserdampf besteht, <strong>der</strong> eine doppelt so große spezifische Wärmekapazität wie<br />

Stickstoff aufweist [65,67]. Daher werden zu hohe Meßwerte anzeigt. Der Meßbereich <strong>der</strong><br />

Pirani-Röhre erstreckt sich <strong>von</strong> etwa 0,01 bis 10mbar bei einer Genauigkeit <strong>von</strong> ca. 2% über<br />

dem ganzen Meßbereich [17].<br />

Abb.14: Wärmeleitfähigkeitsmanometer (Pirani-Röhre); 1 Drahtaufhängung,<br />

2 Draht (d=5-20µm), 3 Anschluß, 4 Gehäuse [6].<br />

Wird <strong>zur</strong> Druckmessung sowohl die Pirani-Röhre, als auch das Kapazitätsmanometer<br />

verwendet, wird die Anwesenheit <strong>von</strong> Wasserdampf durch eine Meßwertdiskrepanz zwischen<br />

beiden Meßgeräten detektiert [2,17,39]. Zu Beginn <strong>der</strong> Haupttrocknung entsteht<br />

Wasserdampf, <strong>der</strong> die Pirani-Röhre in Richtung zu hoher Meßwerte vom<br />

Kapazitätsmanometer ablenkt. Am Trocknungsende kommt es bei den Manometern zu einer


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XL<br />

erneuten Meßwertübereinstimmung. Die sog. komparative Druckmessung ermöglicht es also,<br />

Beginn und Ende <strong>der</strong> Trocknungsphase zu beobachten, ohne Produktfühler in die Vials<br />

einbringen zu müssen.<br />

2.3.2 Temperatur<br />

Zur Messung <strong>der</strong> Produkttemperatur sind Thermoelemente und Wi<strong>der</strong>standsthermometer am<br />

gebräuchlichsten. Da sie allerdings nur stichprobenartig die Temperatur einzelner Vials<br />

bestimmen, ist die Messung nicht unbedingt repräsentativ für die gesamte Charge.<br />

Temperaturfühler können beim Einfrieren Unterkühlungseffekte unterdrücken [14,24] und<br />

lassen keine Aussage über die Gegebenheiten beim Einfrieren in den an<strong>der</strong>en Vials zu.<br />

Während <strong>der</strong> Haupttrocknung sind die gemessenen Temperaturwerte stark <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Positionierung des Temperaturfühlers im Vial abhängig und die Temperaturunterschiede<br />

zwischen den einzelnen Vials einer Charge können 10°C bis 15°C betragen [6]. Im<br />

aseptischen Herstellungsprozeß ist das manuelle Einbringen <strong>von</strong> Temperaturfühlern eine<br />

unerwünschte Kontaminationsquelle, die vermieden werden sollte. Eine alternative,<br />

berührungsfreie Messung erlaubt hingegen die Barometric Temperature Measurement-<br />

Methode (BTM) [6,24,40].<br />

2.3.2.1 Wi<strong>der</strong>standsthermometer (RTDs)<br />

Die Än<strong>der</strong>ung des elektrischen Wi<strong>der</strong>standes <strong>von</strong> Metallen mit <strong>der</strong> Temperatur wird hiermit<br />

genutzt. RTDs bestehen aus einem Platindraht, <strong>der</strong> in einer Keramik eingebettet ist, die<br />

ihrerseits durch eine Glas- o<strong>der</strong> Metallhülle geschützt wird. RTDs sind groß und führen durch<br />

Selbsterwärmung zu einem Energieeintrag in das Produkt [2,24].<br />

2.3.2.2 Thermoelemente<br />

Sie stellen einem Stromkreis dar, <strong>der</strong> aus zwei Drähten unterschiedlichen Metalls besteht, die<br />

an einer Stelle miteinan<strong>der</strong> verbunden sind. Erfährt die Verbindungsstelle <strong>der</strong> Drähte eine<br />

Temperaturän<strong>der</strong>ung, so wird ein elektrisches Potential und ein Stromfluß generiert, <strong>der</strong><br />

proportional <strong>zur</strong> Temperaturän<strong>der</strong>ung ist [2]. Thermoelemente zeigen keine Selbst-


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XLI<br />

erwärmung, sind klein, was eine punktuelle Messung im Produkt erleichtert, und sie sind<br />

kostengünstig.<br />

2.3.2.3 Barometric Temperature Measurement (BTM-Methode)<br />

Die BTM-Methode mißt die Oberflächentemperatur des sublimierenden Eises über einen<br />

Druckanstieg in <strong>der</strong> Trocknungskammer [24,40]. Hierzu wird das Ventil zwischen Kammer<br />

und Kondensator kurzzeitig geschlossen, danach führt <strong>der</strong> aus dem Produkt entweichende<br />

Wasserdampf zu einem Druckanstieg in <strong>der</strong> Trocknungskammer. Unter definierten<br />

Ausgangsbedingungen wird aus dem Druckanstieg die Produkttemperatur berechnet. Die<br />

Resultate <strong>der</strong> BTM-Messung gelten aber immer nur für einen bestimmten Gefriertrockner, ein<br />

bestimmtes Produkt und für identische Prozeßbedingungen [24].<br />

2.3.3 Endpunktsdetektion<br />

2.3.3.1 Komparative Druckmessung<br />

Wie oben beschrieben, kann mit <strong>der</strong> komparativen Druckmessung Beginn und Ende <strong>der</strong><br />

Haupttrocknungsphase detektiert werden.<br />

2.3.3.2 Druckanstiegstest [2,6]<br />

Während <strong>der</strong> Trocknung wird das Zwischenventil für einen definierten Zeitraum geschlossen.<br />

Hat das Produkt noch mehr als die gewünschte Restfeuchte, kommt es zu einem raschen<br />

Druckanstieg in <strong>der</strong> Kammer über einen vorher festgelegten Grenzwert hinaus. Bei einem<br />

nicht bestandenen Druckanstiegstest wird weiter getrocknet und <strong>der</strong> Test solange wie<strong>der</strong>holt,<br />

bis <strong>der</strong> festgelegte Grenzwert unterschritten wird. Voraussetzung für einen aussagekräftigen<br />

Druckanstiegstest ist eine niedrige Leckrate des Trockners. Es besteht weiterhin das Risiko,<br />

daß ein zu langer o<strong>der</strong> zu großer Druckanstieg zu einer Erwärmung und damit zu einer<br />

Beschädigung des Produktes führt.


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XLII<br />

2.3.3.3 Windmill Device [5]<br />

Dies besteht aus 4 kleinen Propellern, die über den Vials auf <strong>der</strong> Stellplatte positioniert und<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Strömung des Wasserdampfes angetrieben werden. Die Propellerdrehung wird um so<br />

schneller, je mehr Wasserdampf sublimiert. Am Trocknungsende, wenn kein Wasserdampf<br />

aus dem Produkt entweicht, kommt die Propellerbewegung zum Stillstand.<br />

2.3.3.4 Gasanalysatoren [2]<br />

Gasanalysatoren bestimmen die Zusammensetzung <strong>der</strong> Kammeratmosphäre durch<br />

Massenspektroskopie und sind so in <strong>der</strong> Lage, die Trocknung über den Wasserdampfgehalt<br />

zu verfolgen.<br />

2.3.3.5 Feuchtigkeitssensoren [2,26]<br />

Feuchtigkeitssensoren verfolgen die Trocknung durch die Detektion <strong>von</strong> Wasserdampf in <strong>der</strong><br />

Trocknungskammer.<br />

2.3.3.6 Gefriertrocknungswaagen<br />

Gefriertrocknungswaagen sind Präzisionswaagen, auf denen ein Vial im Gefriertrockner<br />

gewogen wird. Über die Gewichtsabnahme und Gewichtskonstanz können die<br />

Trocknungsgeschwindigkeit und das Trocknungsende bestimmt werden. Die Bewertung eines<br />

einzigen Vials ist aber nicht unbedingt repräsentativ für die gesamte Charge.<br />

2.4 Aufbau einer industriellen Gefriertrocknungsanlage


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XLIII<br />

Abb.15: Aufbau einer industriellen Gefriertrocknungsanlage [10]:<br />

1 Trocknungskammer, 2 Sichtfenster, 3 Pizza-Tür, 4 Entnahmetür,<br />

5 Hydraulikzylin<strong>der</strong> für Stellplattenbewegung und zum Eindrücken <strong>der</strong><br />

Stopfen, 6 Edelstahlbalg, 7 Mantelkühlung nach <strong>der</strong> Dampfsterilisation,<br />

8 Zwischenventil, 9 Kondensator, 10 Beladewagen,<br />

11 Entnahmewagen, 12 entladene Stellplatten.<br />

Um einen aseptischen Herstellungsprozeß zu gewährleisten, wird das Beladen des<br />

Gefriertrockners im Reinraum <strong>der</strong> Klasse 100 unter „Laminar Air Flow“ durchgeführt<br />

(Abb.15). Die Beladetür ist eine schmale Pizzaklappe, die eine Kontamination <strong>der</strong><br />

dampfsterilisierten Trocknungskammer durch Luftaustausch verhin<strong>der</strong>t. Am Ende <strong>der</strong><br />

Trocknung werden die Stopfen durch Zusammenfahren <strong>der</strong> Stellplatten mittels<br />

Hydraulikzylin<strong>der</strong> eingedrückt. Das Entladen findet in einem zweiten Reinraum <strong>der</strong><br />

Klasse 10.000-100.000 statt, da für das verschlossene Produkt keine Kontaminationsgefahr<br />

mehr besteht. Dadurch ist dann auch ein zügiges Entladen mit Hilfe eines speziellen<br />

Entnahmewagens möglich. Der Kondensator befindet sich in einem an<strong>der</strong>en Stockwerk.<br />

Ν weiter zu Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

Kapitel 3


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XLIV<br />

Materialien und Methoden<br />

3.1 Materialien<br />

3.1.1 Gerüstbildner, Hilfsstoffe und Reagenzien<br />

Folgende Gerüstbildner wurden aufgrund ihrer unterschiedlichen physikalisch-chemischen<br />

Eigenschaften [70] für die Untersuchungen herangezogen:<br />

Mannitol:<br />

(D-Mannitol, Mannazucker) Zuckeralkohol bzw. Hexitol<br />

Verwendung auch als Zuckeraustauschstoff und Laxans<br />

Abb.16 zeigt 3 Modifikationen: α-, β-, δ-Mannitol [64]<br />

Abb.16: Röntgendiffraktogramme <strong>der</strong> alpha-, beta- und delta-Modifikation<br />

<strong>von</strong> Mannitol [64].<br />

Maltose: (Malzzucker) Disaccharid aus 2 Molekülen α-D-Glucose,<br />

bildet beim Einfrieren übersättigte Lösungen ohne zu kristallisieren [1]


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XLV<br />

Saccharose:<br />

(Rohrzucker) Disaccharid aus β-D-Fructose und α-D-Glucose<br />

bildet beim Einfrieren übersättigte Lösungen ohne zu kristallisieren [1]<br />

Glycin:<br />

(Aminoessigsäure) kristalline, süß schmeckende Aminosäure<br />

Abb.17 zeigt 2 Modifikationen: β-, γ-Glycin [37].<br />

Abb.17: Röntgendiffraktogramme <strong>der</strong> beta- und gamma-Modifikation <strong>von</strong><br />

Glycin. Die Modifikationen wurden durch Gefriertrocknung in<br />

Gegenwart unterschiedlicher Kochsalzmengen erhalten [37].<br />

Neben den Lösungen dieser Gerüstbildner wurde auch eine Modellformulierung<br />

verwandt, die folgende Zusammensetzung aufweist:<br />

Mannitol<br />

Citronensäure<br />

Wasser, bidest.<br />

2,00 g<br />

0,37 g<br />

98,20 g


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XLVI<br />

Für die Untersuchungen wurden die in Tab.1 aufgeführten Gerüstbildner und<br />

Hilfsstoffe verwendet und in p.a. Qualität eingesetzt. Alle Lösungen wurden mit<br />

bidestilliertem Wasser aus einer Glasapparatur hergestellt. Die für die<br />

Gefriertrocknung hergestellten Lösungen wurden vor Verwendung unter Druck<br />

über ein 0,2µm-Membranfilter aus regenerierter Cellulose (RC-Filter;<br />

vließverstärkt / Fa. Sartorius) filtriert. Ggf. wurde <strong>der</strong> pH-Wert (pH-Meter<br />

761 / Fa. Knick), die Osmolarität (Osmomat 030 / Fa. gonotec), und die Dichte<br />

(Dichtemessgerät DMA 48 / Fa. Paar) <strong>der</strong> Lösungen kontrolliert.<br />

Stoffe<br />

L-Alanin<br />

Glycin, krist.<br />

D(+)-Maltose-Monohydrat<br />

Mannitol<br />

Natriumchlorid<br />

Saccharose<br />

Citronensäure<br />

Hersteller<br />

Merck<br />

Merck<br />

Riedel-deHaën<br />

Merck<br />

Merck<br />

Pfeifer & Langen<br />

Haarmann & Reimer<br />

Tab. 1 : Eingesetzte Gerüstbildner und Hilfsstoffe.<br />

Zu analytischen Zwecken wurden folgende Reagenzien verwendet:<br />

Für die coulometrische Wasserbestimmung nach Karl Fischer wurden als Anolyt<br />

Hydranal Coulomat A und als Katolyt Hydranal Coulomat C (beide Fa. Merck)<br />

verwandt.<br />

3.1.2 Behältnisse <strong>zur</strong> Gefriertrocknung<br />

Für die Gefriertrocknung wurden die Lösungen jeweils zu 3ml in 10ml-<br />

Röhrenglasvials (Abb.18) <strong>der</strong> Fa. Bün<strong>der</strong> Glas abgefüllt. Die Glasqualität<br />

entsprach dabei den Anfor<strong>der</strong>ungen des Deutschen Arzneibuches für


Kapitel 3: Materialien und Methoden<br />

XLVII<br />

Parenteralia [18], nämlich neutralem Borosilikatglas (Glasart 1). Die Vials<br />

wurden vor Verwendung in einer Spülmaschine (Fa. Gilowy) gespült und<br />

1,5h bei 90°C getrocknet. Nach dem Befüllen wurden graue, silikonisierte<br />

Gefriertrocknungsstopfen (Abb.19) aus Chlorobutylkautschuk (Fa. The West<br />

Company) aufgesetzt, mit denen die Vials in <strong>der</strong> Gefriertrocknungsanlage<br />

verschlossen wurden.<br />

Abb.18: 10R-Injektionsflasche<br />

nach DIN-ISO 8362, Teil 1 [7h].<br />

Abb.19: GT-Injektionsstopfen<br />

(Iglu-Typ) [6].


3.2 Methoden<br />

3.2.1 Einfrieren<br />

Für die Untersuchungen, die den Einfluß des Einfrierens auf die getrockneten<br />

Lyophilisate aufzeigen sollten, wurden 7 verschiedene <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

(Varianten A-G) benutzt:<br />

Variante A:<br />

Die Vials wurden auf den Stellplatten mit einer Abkühlrate <strong>von</strong> 0,1K/min auf −40°C<br />

eingefroren. Die Kristallkeimbildung ist beim langsamen Einfrieren stark verzögert, aber die<br />

langsame Abkühlung sollte nach Einsetzen <strong>der</strong> Kristallisation ungehin<strong>der</strong>tes Volumenwachstum<br />

<strong>von</strong> Eiskristallen zu tendenziell großen Eiskristallen ermöglichen [7e].<br />

Variante B:<br />

Die Vials wurden auf den Stellplatten mit einer Abkühlrate <strong>von</strong> 2K/min auf<br />

−40°C eingefroren. Die gewählte Abkühlgeschwindigkeit sollte sowohl<br />

Unterkühlung ermöglichen, als auch das Wachstum <strong>von</strong> Eiskristallen<br />

beschränken [7e].<br />

Variante C: Thermal Treatment<br />

Die Vials wurden auf den Stellplatten mit einer Abkühlrate <strong>von</strong> 2K/min auf −40°C<br />

eingefroren. Anschließend wurden die erstarrten Produkte mit 2K/min auf eine Temperatur<br />

gebracht, die 0,5°C über dem durch DSC-Untersuchungen ermittelten Schmelzbeginn des<br />

Eises 1 lag. Die Proben wurden 4h bei dieser Temperatur getempert und dann erneut mit<br />

2K/min auf −40°C abgekühlt. „Non-frozen“ Wasser und amorphe Produktanteile, die beim<br />

ersten Abkühlen nicht auskristallisiert waren, sollten so <strong>zur</strong> Kristallisation gebracht werden<br />

[53].<br />

Variante D:<br />

1 Die Temperatur am Beginn des Schmelzpeaks des Eises während <strong>der</strong> Aufheizphase in <strong>der</strong> DSC wurde als<br />

Schmelzbeginn bezeichnet.


Die Vials wurden durch Eintauchen in ein Ethanol/Trockeneisbad schnell (ca.<br />

15K/min) auf −60 °C abgekühlt. Die gefrorenen Proben wurden anschließend in<br />

den Gefriertrockner auf −40°C kalte Stellplatten verbracht. Somit sollten<br />

aufgrund <strong>der</strong> schnellen Abkühlung nur kleine Eiskristalle entstehen [6].<br />

Variante E:<br />

Die Vials wurden auf Stellplatten gestellt, die bereits auf −40°C vorgekühlt<br />

waren. Auf diese Weise sollten die Lösungen am Vialboden schnell<br />

einfrieren, die überstehende Lösung aber sollte in einem Temperaturgradienten<br />

<strong>von</strong> unten nach oben einfrieren und vertikal ausgerichtete Eiskristallstrukturen<br />

bilden [31].<br />

Variante F: Einfrieren mit Ultraschallbehandlung<br />

Die Vials wurden im Gefriertrockner leicht unterkühlt (auf ca. −8°C), schnell <strong>von</strong> den<br />

Stellplatten genommen und <strong>zur</strong> Eiskristallisation in ein auf 0°C temperiertes Ultraschallbad<br />

(Transsonic T 460 / Fa. Faust) getaucht. Die Proben wurden solange mit Ultraschall<br />

behandelt, bis die Nukleation einsetzte [27]. Sofort nach Einsetzen <strong>der</strong> Kristallisation wurden<br />

die Vials in den Gefriertrockner <strong>zur</strong>ückgestellt und mit 0,1K/min auf −40°C abgekühlt. Die<br />

sehr geringe Unterkühlung beim Einfrieren und das langsame Abkühlen sollten ein<br />

ausgeprägtes Eiskristallwachstum <strong>zur</strong> Folge haben [6].<br />

Variante G: vakuum-induziertes Einfrieren<br />

Die Vials wurden auf den Stellplatten bei +10°C vortemperiert. Dann wurde <strong>der</strong><br />

Kammerdruck auf einen Druckwert abgesenkt, <strong>der</strong> visuell zum oberflächlichen<br />

Einfrieren <strong>der</strong> Lösungen führt. Die Evakuierung bewirkt eine Kühlung <strong>der</strong><br />

Flüssigkeitsoberfläche durch Verdampfung und führt letztlich <strong>zur</strong> Bildung einer<br />

ca. 1-3mm dünnen Eisschicht an <strong>der</strong> Oberfläche. Beim Evakuieren, das etwa<br />

5min benötigte, wurde das Zwischenventil geöffnet und <strong>der</strong> Kondensator auf<br />

−65°C vorgekühlt, um den anflutenden Wasserdampf abzuführen. Nach <strong>der</strong><br />

Kristallisationsinduktion wurde die Trocknungskammer sofort wie<strong>der</strong> auf<br />

Atmosphärendruck belüftet und gleichzeitig die Stellplattentemperatur auf eine


Temperatur 3-4°C unter den Schmelzbeginn des Eises 1 gebracht. Die Proben<br />

wurden 1h bei dieser Temperatur gehalten, wobei das Eiskristallwachstum einen<br />

durchscheinenden Eiskuchen erzeugt und <strong>der</strong> elektrische Leitwert auf einen<br />

nahezu konstanten Wert absinkt. Zum Schluß wurden die Vials mit 2K/min auf<br />

−40°C abgekühlt. Auf diese Art und Weise sollte die Unterkühlung und die<br />

ausbleibende Kristallisation beim Abkühlen umgangen werden und durch die<br />

langsame Kristallisation in <strong>der</strong> Nähe des Gefrierpunktes ein extensives<br />

Eiskristallwachstum ermöglicht werden.<br />

Variante G+C: Kombination <strong>von</strong> vakuum-induziertem Einfrieren und Thermal Treatment<br />

Die Lösungen wurden nach Variante G eingefroren, nach Abkühlung auf –40°C<br />

nochmals auf eine Temperatur 0,5°C oberhalb des Schmelzbeginns des Eises 1<br />

erwärmt und dann, wie bei Variante C beschrieben, über 4h getempert. Auf<br />

diese Art und Weise sollte die Unterkühlung unterdrückt, ein extensives<br />

Eiskristallwachstum geför<strong>der</strong>t, sowie amorphe Anteile und „non-frozen“ Wasser<br />

<strong>zur</strong> Kristallisation gebracht werden.<br />

3.2.2 Gefriertrocknung<br />

Die Gefriertrocknungen wurden mit 2 Anlagen durchgeführt. Anlage A (Fa.<br />

Leybold) mit 5 Stellplatten und 1,2 m² Stellfläche und Anlage B (Fa. Kniese)<br />

mit 3 Stellplatten und 0,6 m² Stellfläche.<br />

Bei den Untersuchungen diverser <strong>Einfrierverfahren</strong> anhand <strong>von</strong> mannitolhaltigen<br />

Formulierungen (Kapitel 5.2) wurde die Haupttrocknung bei einem<br />

Kammerdruck <strong>von</strong> 1,6mbar und einer Stellplattentemperatur <strong>von</strong> −10°C über<br />

24h durchgeführt. Die Nachtrocknung erfolgte über 2h bei 1,6mbar und +40°C.<br />

Zur Beobachtung <strong>von</strong> Auffälligkeiten bei erhöhter Energiezufuhr wurde eine<br />

1 Die Temperatur am Beginn des Schmelzpeaks des Eises während <strong>der</strong> Aufheizphase in <strong>der</strong> DSC wurde als<br />

Schmelzbeginn bezeichnet.


Haupttrocknung auch bei +40°C und 1,6mbar über 8h durchgeführt. Die<br />

Nachtrocknung entfiel hierbei. Bei den Untersuchungen <strong>von</strong> geeigneten<br />

Einfrierparametern (Kapitel 5.1), <strong>von</strong> verschiedenen Gerüstbildnern anhand<br />

ausgewählter <strong>Einfrierverfahren</strong> (Kapitel 5.3) und bei <strong>der</strong> Untersuchung des<br />

kombinierten <strong>Einfrierverfahren</strong>s (Kapitel 5.4) erfolgte die Haupttrocknung bei<br />

0,2mbar und −10°C über 20h. Die Nachtrocknung erfolgte über 2h bei 0,2 mbar<br />

und +40°C.<br />

Zur Messung des Kammerdrucks wurden in Anlage A ein<br />

Wärmeleitfähigkeitsmanometer (Thermovac TR 211 KF / Fa. Leybold) und in<br />

Anlage B ein Wärmeleitfähigkeitsmanometer (Thermovac TM 22 / Fa. Leybold)<br />

verwendet. Der Referenzdruck wurde in beiden Anlagen durch ein kapazitives<br />

Manometer (Baratron Type121A / Fa. MKS Instruments) bestimmt. Der<br />

Kammerdruck wurde in beiden Anlagen nach dem<br />

Wärmeleitfähigkeitsmanometer geregelt.<br />

Zur Bestimmung <strong>der</strong> elektrischen Leitfähigkeit <strong>der</strong> Probe während <strong>der</strong><br />

Einfrierphase wurde eine 10R-Leitwertflasche (Fa. Teichmann), wie in Abb.20<br />

dargestellt, mit zwei eingebauten Temperaturfühlern und einem Leitwertfühler<br />

verwendet. Der Meßbereich <strong>der</strong> Leitwert-meßeinheit (Fa. Teichmann) beträgt<br />

1000µS bis 0,01µS.


Abb.20: 10R-Leitwertflasche (Gerätedokumentation Fa. Teichmann)<br />

3.2.3 Wassergehalt nach Karl Fischer<br />

Die Restfeuchte in den Lyophilisaten wurde durch eine coulometrische KF-<br />

Titration (DL 37 KF Coulometer / Fa. Mettler) bestimmt. Für jede<br />

Titration wurden ca. 10-20mg Lyophilisat eingewogen. Die Ermittlung <strong>der</strong><br />

Einwaage erfolgte über eine mit dem Titrator gekoppelte Microwaage<br />

(DeltaRange AT 261/ Fa. Mettler) durch Rückwiegen. Für jede Untersuchung<br />

wurden jeweils 5 Proben vermessen.<br />

3.2.4 Auflichtmikroskopie<br />

Die Morphologie <strong>der</strong> getrockneten Lyophilisate wurde unter einem<br />

Lichtmikroskop (Axioplan / Fa. Zeiss) untersucht. Die Größe <strong>von</strong> Poren und<br />

Kavitäten wurde mit einem geeichten Meßfadenkreuz (MFK II / Fa. KAPPA<br />

messtechnik) bestimmt und mittels eines Videoprinters (Color Video Printer<br />

UP5200-MDV / Fa. Sony) dokumentiert.<br />

3.2.5 Weitwinkelröntgendiffraktometrie (WAXS)<br />

Die Untersuchungen wurden an einem Pulverdiffraktometer (2-Kreis-Goniometer ID 3000,<br />

Strichfokus, Ni-Filter, Cu-Anode, Cu-K α -Strahlung mit λ=0,15418nm; Fa. Seiffert,<br />

Ahrensburg; TTK Heizgenerator 25100, Fa. Paar KG, Graz, Österreich) durchgeführt. Das zu<br />

untersuchende Material wurde ohne Komprimierung in die qua<strong>der</strong>förmige Vertiefung des<br />

Probenaufnehmers gegeben. Die Reflexionsmessung erfolgte bei Raumtemperatur und einer<br />

Anodenspannung <strong>von</strong> 40kV und einer Stromstärke <strong>von</strong> 45mA im Meßbereich <strong>von</strong>


2θ=3°-70° in Einzelschritten <strong>von</strong> 0,1°. Die Meßdauer bei jedem Einzelschritt betrug 10s bei<br />

einer Zählrohrblende <strong>von</strong> 1°, 0,22 mm.<br />

3.2.6 Differential Scanning Calorimetry (DSC)<br />

Zur Untersuchung <strong>der</strong> Lösungen wurde ein DSC 7 Gerät <strong>der</strong> Fa. Perkin-Elmer<br />

(Überlingen) mit CCA 7 Tieftemperaturregelung mit He (Fa. Messer,<br />

Griesheim) und einem TAC7/DX Signalumwandler verwendet. Etwa 25-30 mg<br />

<strong>der</strong> zu untersuchenden Lösung wurden zuvor mittels einer Mikrowaage 4503<br />

(Fa. Sartorius) in tarierte Aluminiumtiegel (50 µl, Fa. Perkin-Elmer)<br />

eingewogen. Die Tiegel wurden anschließend mit einem Deckel (Cover, Fa.<br />

Perkin-Elmer) und einer Universalverschlußpresse (Perkin-Elmer) verschlossen<br />

und in die Meßzelle gebracht. Bei <strong>der</strong> Messung wurden die Proben mit einer<br />

Kühl- bzw. einer Heizrate <strong>von</strong> 5°C/min zuerst auf –100°C eingefroren und<br />

wie<strong>der</strong> erwärmt auf eine Temperatur, die einige Grade unterhalb des<br />

Schmelzpunktes des Eises lag. Anschließend wurde die Probe ein zweites Mal<br />

auf –100°C abgekühlt und dann bis über den Schmelzpunkt hinaus auf 20°C<br />

erwärmt. So sollten reversible Phasenübergänge <strong>von</strong> Phasenübergängen mit<br />

anschließen<strong>der</strong> Rekristallisation unterschieden werden [2,25].<br />

3.2.7 Bestimmung <strong>der</strong> Auflösegeschwindigkeit<br />

Die Vials wurden mit je 10ml bidestilliertem Wasser aufgefüllt und mit dem<br />

Gefrier-trocknungsstopfen verschlossen. Danach wurden die Vials langsam auf<br />

den Kopf und wie<strong>der</strong> <strong>zur</strong>ück gedreht. Die Auflösezeit wurde in 5-<br />

Sekundenschritten ermittelt. Das vollständige Auflösen des Lyophilisates wurde<br />

optisch unter Zuhilfenahme einer Fiberglasoptik (KL1500 / Fa. Schott)<br />

kontrolliert.


Ν weiter zu Kapitel 4: Barometrische Endpunktsdetektion<br />

Kapitel 4<br />

Ergebnisse und Diskussion – Teil I<br />

Barometrisches Verfahren <strong>zur</strong> Endpunktsdetektion <strong>von</strong><br />

Gefriertrocknungsläufen<br />

4.1 Beeinflussung <strong>der</strong> Pirani-Röhre durch Wasserdampf<br />

Um die komparative Druckmessung <strong>zur</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Haupttrocknungsdauer<br />

zu nutzen, muß zuerst die Beeinflußbarkeit <strong>der</strong> Pirani-Röhre durch den<br />

Wasserdampf in <strong>der</strong> Trocknungskammer bestimmt werden. Wasserdampf besitzt<br />

mit c v =1,40kJ/kgK eine fast doppelt so hohe spezifische Wärmekapazität (c v )<br />

wie Stickstoff mit c v =0,74kJ/kgK [65]. Daher wird, wie in Abb.4.1 zu sehen, die<br />

auf Stickstoff kalibrierte Pirani-Röhre während <strong>der</strong> Haupttrocknung durch die<br />

Anwesenheit <strong>von</strong> Wasserdampf zu höheren Meßwerten im Vergleich zum<br />

kapazitiven Manometer abgelenkt. Das kapazitive Manometer gibt niedrigere<br />

Werte an, da es vom Wasserdampf nicht beeinflußt wird [17]. Da <strong>der</strong><br />

Kammerdruck über die Pirani-Röhre geregelt wird, bleiben ihre Meßwerte<br />

während <strong>der</strong> Haupttrocknung in Abb.4.1 konstant. Das Ende <strong>der</strong><br />

Haupttrocknung wird durch einen Anstieg <strong>der</strong> Werte des Kapazitätsmanometers<br />

und eine erneute Übereinstimmung mit den Meßwerten <strong>der</strong> Pirani-Röhre<br />

detektiert. Abb.4.2 zeigt diesen letzten Abschnitt <strong>der</strong> Haupttrocknung nochmals


im Detail. Ebenso ist zu sehen, daß das Ende <strong>der</strong> Sublimationsphase durch das<br />

Ansteigen <strong>der</strong> Produkttemperatur auf Plattentemperaturniveau angezeigt wird.<br />

Erst nachdem die Produkttemperatur die Plattentemperatur erreicht hat und auf<br />

konstantem Niveau bleibt, steigt <strong>der</strong> Druck am Kapazitätsmanometer an. Dieser<br />

Druckanstieg scheint also ein besserer Indikator für das Ende <strong>der</strong><br />

Haupttrocknung zu sein, da er unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Positionierung des<br />

Temperaturfühlers im Produkt das Verschwinden <strong>von</strong> Wasserdampf direkt<br />

anzeigt. Darüber hinaus betrachtet diese Meßmethode die Gesamtheit aller Vials<br />

und ist damit auch unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Positionierung <strong>der</strong> Produktfühler im<br />

Gefriertrockner.<br />

Plattentemperatur (A)<br />

Pirani-Röhre (C)<br />

Produkttemperatur (B)<br />

kapazitives Manometer (D)<br />

20<br />

1,00E+03<br />

Temperatur [°C]<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

(A)<br />

(C)<br />

(D)<br />

1,00E+02<br />

1,00E+01<br />

1,00E+00<br />

1,00E-01<br />

Kammerdruck [mbar]<br />

-40<br />

(B)<br />

1,00E-02<br />

-50<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zeit [min]<br />

1,00E-03<br />

Abb.4.1: Trocknung <strong>von</strong> 1000ml isotoner NaCl-Lösung in 2 planen<br />

Schalen bei 0,1mbar und 0°C Plattentemperatur in Anlage B. Das durch<br />

einen Kreis markierte Ende <strong>der</strong> Haupttrocknung ist in Abb.4.2 nochmals<br />

im Detail dargestellt.


Plattentemperatur (A)<br />

Produkttemperatur (B)<br />

Pirani-Röhre (C)<br />

kapazitives Manometer (D)<br />

10<br />

2,00E-01<br />

0<br />

(A)<br />

Temperatur [°C]<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

(B)<br />

(C)<br />

1,50E-01<br />

1,00E-01<br />

Kammerdruck [mbar]<br />

-40<br />

(D)<br />

-50<br />

5,00E-02<br />

1300 1350 1400 1450 1500 1550<br />

Zeit [min]<br />

Abb.4.2: Detailansicht vom Ende <strong>der</strong> Haupttrocknung aus Abb.4.1.<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Diskrepanz zwischen Pirani-Röhre und dem<br />

Kapazitätsmanometer wurde wie folgt vorgenommen: In einem mittleren<br />

Abschnitt <strong>der</strong> Trocknung wurde über 2h <strong>der</strong> Mittelwert <strong>der</strong> Pirani-Werte und <strong>der</strong><br />

Meßwerte des Kapazitätsmanometers ermittelt. Danach wurde die Differenz<br />

zwischen beiden gemittelten Meßwerten gebildet. Die Pirani-Röhre maß einen<br />

Kammerdruck <strong>von</strong> 0,1mbar, <strong>der</strong> dem vorgegebenen Sollwert entsprach, das<br />

kapazitive Manometer zeigte im Mittel 0,0613mbar an, eine Differenz also <strong>von</strong><br />

−0,038mbar. Dies entspricht einer prozentualen Abweichung <strong>von</strong> −63%.<br />

Um den Einfluß <strong>von</strong> Wasserdampf auch bei Abwesenheit einer Dampfströmung<br />

zu beobachten, wurden nach Beendigung <strong>der</strong> Sublimationsphase die<br />

Vakuumpumpen und die Kondensatorkühlung abgestellt. Das während <strong>der</strong><br />

Trocknung am Kondensator abgeschiedene Eis beginnt nun im Zuge <strong>der</strong><br />

Erwärmung zu sublimieren, und <strong>der</strong> Kammerdruck steigt wie<strong>der</strong> an (Abb.4.3).<br />

Nach etwa 25min ist eine gleichmäßige Erwärmung des Kondensators und auch


ein gleichmäßiger Druckanstieg infolge <strong>der</strong> wachsenden<br />

Wasserdampfkonzentration zu beobachten.<br />

Kondensatortemperatur (A) Pirani-Röhre (B) kapazitives Manometer (C)<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

(A)<br />

1,00E+02<br />

1,00E+01<br />

Temperatur [°C]<br />

-40<br />

-50<br />

-60<br />

(B)<br />

(C)<br />

1,00E+00<br />

Druck [mbar]<br />

-70<br />

-80<br />

1,00E-01<br />

-90<br />

-100<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

Zeit [min]<br />

1,00E-02<br />

Abb.4.3: Druckanstieg nach Abschalten <strong>der</strong> Vakuumpumpen und <strong>der</strong><br />

Kühlung des eisbeladenen Kondensators nach einer Trocknung <strong>von</strong><br />

1000ml isotoner NaCl-Lösung in 2 planen Schalen bei 0,1mbar und 0°C<br />

Plattentemperatur in Anlage B.<br />

Wie in Abb.4.3 zu sehen, sind während dieser Phase die Meßwerte <strong>der</strong> Pirani-<br />

Röhre erwartungsgemäß höher als die des Kapazitätsmanometers. Die<br />

prozentuale Diskrepanz zwischen Pirani-Röhre und dem Kapazitätsmanometer<br />

scheint jedoch im unteren Druckbereich größer zu sein als im oberen. Dies<br />

bedeutet, daß <strong>der</strong> Kammerdruck Einfluß auf die Differenz <strong>von</strong> Pirani-Röhre und<br />

Kapazitätsmanometer nimmt, welcher noch genau ermittelt werden muß.<br />

4.2 Beeinflussung <strong>der</strong> Pirani-Röhre bei unterschiedlichen Kammerdrucken


Als relevanter Druckbereich gilt <strong>der</strong> Bereich <strong>von</strong> 3mbar-0,05mbar, da bei<br />

Drucken größer als 6mbar keine Sublimation mehr möglich ist [7a] und bei<br />

Drucken kleiner 0,01mbar die Genauigkeit <strong>der</strong> Pirani-Röhre nicht mehr<br />

ausreichend ist [17]. Abb.4.4 zeigt die Abweichung <strong>der</strong> Pirani-Röhre vom<br />

Kapazitätsmanometer, welche durch die Gefrier-trocknung <strong>von</strong> jeweils 500ml<br />

0,9%iger Kochsalzlösung in einer planen Schale bei 0°C Plattentemperatur und<br />

Kammerdrucken <strong>von</strong> 0.05mbar, 0.1mbar, 0.25mbar, 0.5mbar, 0.75mbar,<br />

1.0mbar, sowie 3.0mbar ermittelt wurde.<br />

100<br />

Abweichung <strong>der</strong> Pirani-Röhre vom<br />

Kapazitätsmanometer [%]<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Kammerdruck (Pirani-Röhre):<br />

3,00 mbar 1,00 mbar 0,75 mbar<br />

0,50 mbar 0,25 mbar 0,10 mbar<br />

0,05 mbar<br />

0<br />

0,01 0,1 1 10<br />

Kammerdruck Kapazitätsmanometer [mbar]<br />

Abb.4.4: Abweichung <strong>der</strong> Pirani-Röhre vom Kapazitätsmanometer<br />

während <strong>der</strong> Haupttrocknung bei verschiedenen Kammerdrucken. Die<br />

Abweichung stellt einen Mittelwert dar, <strong>der</strong> bei Druckmessungen über eine<br />

Zeitspanne <strong>von</strong> 2h gebildet wurde.<br />

Anschließend wurde daraus die<br />

prozentuale Abweichung errechnet.<br />

Die Abweichungen <strong>der</strong> Pirani-Röhre im unteren Druckbereich sind größer (60-<br />

70%) als im oberen Druckbereich (30-40%) und nehmen mit steigendem Druck<br />

annähernd logarithmisch ab. Allerdings muß man berücksichtigen, daß aus


Gründen <strong>der</strong> Kalibrierung die Meßwerte <strong>der</strong> Pirani-Röhre und des<br />

Kapazitätsmanometers im wasserdampffreien Zustand, also nach Beendigung<br />

<strong>der</strong> Sublimationsphase, nicht exakt übereinstimmen.<br />

Abb.4.5 zeigt neben <strong>der</strong> Meßwertdiskrepanz bei laufen<strong>der</strong> Gefriertrocknung,<br />

d.h. bei Anwesenheit <strong>von</strong> Wasserdampf, auch die Diskrepanz <strong>der</strong> beiden<br />

Meßgeräte in Abwesenheit <strong>von</strong> Wasserdampf. Daher müssen über den ganzen<br />

Druckbereich die Meßwerte <strong>der</strong> Pirani-Röhre mit einem Korrekturfaktor, <strong>der</strong><br />

Kapazitätsmanometer-Werte und Pirani-Meßwerte in Abwesenheit <strong>von</strong><br />

Wasserdampf auf ein gemeinsames Übereinstimmungsniveau bringt,<br />

multipliziert werden. Erst danach können die Werte <strong>der</strong> beiden Meßgeräte<br />

miteinan<strong>der</strong> verglichen werden.<br />

10<br />

10<br />

Kammerdruck Pirani-Röhre [mbar]<br />

1<br />

0,1<br />

Pirani-Röhre (wasserdampfhaltige<br />

Atmosphäre)<br />

Pirani-Röhre (wasserdampffreie<br />

Atmosphäre)<br />

Kapazitives Manometer<br />

1<br />

0,1<br />

Kammerdruck Kapazitätsmanometer [mbar]<br />

0,01<br />

0,01<br />

0,01 0,1 1 10<br />

Kammerdruck [mbar]<br />

Abb.4.5: Meßwerte <strong>der</strong> Pirani-Röhre und des Kapazitätsmanometers mit und ohne<br />

die Anwesenheit <strong>von</strong> Wasserdampf in verschiedenen Druckbereichen.


Diese Korrektur wurde für jeden einzelnen Meßpunkt vorgenommen und ist in Abb.4.6 als<br />

korrigierte, druckabhängige Abweichung <strong>der</strong> Pirani-Röhre dargestellt. Die Geraden für die<br />

Pirani-Röhre bei wasserdampffreier Atmosphäre und für das Kapazitätsmanometer sind nun<br />

deckungsgleich.<br />

10<br />

10<br />

Kammerdruck PIRANI [mbar]<br />

1<br />

0,1<br />

Pirani-Röhre (wasserdampffreie<br />

Atmosphäre)<br />

Pirani-Röhre (wasserdampfhaltige<br />

Atmosphäre)<br />

Kapazitives Manometer<br />

1<br />

0,1<br />

Kammerdruck Kapazitätsmanometer [mbar]<br />

0,01<br />

0,01<br />

0,01 0,1 1 10<br />

Kammerdruck [mbar]<br />

Abb.4.6: Meßwerte <strong>der</strong> Pirani-Röhre und des Kapazitätsmanometers mit und ohne die<br />

Anwesenheit <strong>von</strong> Wasserdampf in verschiedenen Druckbereichen nach erfolgter<br />

Korrektur.<br />

Um die Abhängigkeit <strong>der</strong> Meßwertdiskrepanz vom Kammerdruck zu verdeutlichen, ist in<br />

Abb.4.7 die prozentuale Abweichung <strong>der</strong> Pirani-Röhre vom Kapazitätsmanometer nach <strong>der</strong><br />

Korrektur dargestellt. Die Ablenkung <strong>der</strong> Pirani-Röhre durch Wasserdampf in den<br />

verschiedenen Druckbereichen schwankt nun zwischen ca. 60% im oberen und 75% im<br />

unteren Druckbereich, d.h. je niedriger <strong>der</strong> Kammerdruck, desto größer ist die Abweichung<br />

<strong>der</strong> Pirani-Röhre vom Baratron-Meßgerät. Die Zunahme <strong>der</strong> Meßwertdiskrepanz mit<br />

sinkendem Kammerdruck nimmt einen annähernd logarithmischen Verlauf. Dieses Verhalten<br />

ist auf die unterschiedliche Empfindlichkeit <strong>der</strong> Pirani-Röhre im untersuchten Meßbereich


<strong>zur</strong>ückzuführen [39]. Die Stärke des Signal-Outputs nimmt mit kleiner werdendem Druck zu<br />

und damit auch das Ausmaß <strong>der</strong> Ablenkung durch Wasserdampf. Zudem ist die Abhängigkeit<br />

des Meßsignals <strong>von</strong> <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> Gasteilchen nicht linear, son<strong>der</strong>n kann allenfalls<br />

im Bereich zwischen 0,13 und 0,013mbar als annähernd linear betrachtet werden.<br />

100<br />

90<br />

Abweichung <strong>der</strong> Pirani-Röhre vom<br />

Kapazitätsmanometer [%]<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Kammerdruck (Pirani-Röhre)<br />

1,00 mbar 0,75 mbar<br />

0,50 mbar 0,25 mbar<br />

0,10 mbar 0,05 mbar<br />

0<br />

0,01 0,1 1 10<br />

Kammerdruck Kapazitätsmanometer [mbar]<br />

Abb.4.7: Abweichung <strong>der</strong> korrigierten Pirani-Röhre vom Kapazitätsmanometer bei<br />

verschiedenen Trocknungsdrucken.<br />

Die Zunahme <strong>der</strong> prozentualen Meßwertabweichung mit sinkendem Druck ist<br />

kontinuierlich und betrifft sowohl die Druckmessung während <strong>der</strong><br />

Gefriertrocknung, als auch die Messung einer wasserdampfhaltigen Atmosphäre.<br />

Die Abweichungen im untersuchten Druckbereich sind so groß, daß das<br />

Auftreten <strong>von</strong> Wasserdampf sicher detektiert werden kann. Da im Druckbereich<br />

<strong>von</strong> 3mbar bis 0,05mbar die Haupttrocknung durchgeführt wird, ist eine<br />

qualitative Detektion <strong>von</strong> Wasserdampf möglich und somit auch eine<br />

barometrische Endpunktsbestimmung <strong>der</strong> Haupttrocknung, wie bereits in<br />

Abb.4.1 gezeigt. Damit ist die Sensitivität und Eignung <strong>der</strong> barometrischen


Endpunktsbestimmung quantitativ belegt. In allen folgenden<br />

Gefriertrocknungsversuchen wird die Dauer <strong>der</strong> Haupttrocknung mit dieser<br />

Methode ermittelt. Ν <strong>zur</strong>ück zum Inhaltsverzeichnis Ν weiter<br />

zu Kapitel 5.1<br />

Kapitel 5<br />

Ergebnisse und Diskussion - Teil II<br />

Einfluß des <strong>Einfrierverfahren</strong>s auf die Morphologie, Restfeuchte<br />

und die Trocknungsgeschwindigkeit<br />

5.1 Parameterfestlegung für das vakuum-induzierte Einfrieren<br />

und das Thermal Treatment<br />

5.1.1 Druckwertfestlegung für das vakuum-induzierte Einfrieren<br />

Beim vakuum-induzierten Einfrieren erfolgt das partielle Einfrieren bei einem<br />

Druck, <strong>der</strong> <strong>von</strong> den jeweils verwendeten Substanzen abhängig ist. Abb.5.1 zeigt<br />

die Ergebnisse, die für Mannitol-, Saccharose-, Maltose-, Glycin-, und<br />

Natriumchlorid-Lösungen in verschiedenen Konzentrationen erhalten werden,<br />

wenn man diese auf den Stellplatten bei +10°C vortemperiert und die<br />

Trocknungskammer bis zum visuell wahrnehmbaren Einsetzen <strong>der</strong><br />

Eiskristallisation evakuiert. Die Druckwerte stellen die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Mindestvakuumwerte dar, die in <strong>der</strong> Trocknungskammer erreicht werden<br />

müssen, um eine partielle Eiskristallisation zu induzieren. Da bei diesem<br />

<strong>Einfrierverfahren</strong> durch die Evakuierung bereits Wasserdampf aus dem Produkt


entweicht, wurde die Druckmessung mit dem Kapazitätsmanometer<br />

durchgeführt.<br />

Reines Wasser beginnt bei einem Druck <strong>von</strong> 1mbar durch die<br />

Verdampfungskühlung oberflächlich einzufrieren, und es bildet sich bei<br />

Verwendung eines 10ml-Vials mit 10mm Füllhöhe eine dünne Eisschicht <strong>von</strong><br />

etwa 1-3mm Dicke. Die Lösungen im Konzentrations-bereich <strong>von</strong> 0,1-ca.<br />

0,5mol/l verhalten sich ähnlich und beginnen ebenfalls, mit Ausnahme des<br />

Glycin, im Druckbereich <strong>von</strong> 0,5-1,5mbar partiell einzufrieren. Mit steigen<strong>der</strong><br />

Konzentration ist ein immer niedrigerer Druck nötig, um bei den Lösungen eine<br />

partielle Eiskristallisation zu induzieren. Dies korreliert mit <strong>der</strong><br />

Dampfdruckerniedrigung des Wassers in den Lösungen, welche mit steigen<strong>der</strong><br />

Konzentration immer größer wird.<br />

Mannitol Saccharose Maltose Glycin Natriumchlorid Wasser<br />

Kammerdruck Kapazitätsmanometer [mbar]<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8<br />

Konzentration [mol/l]<br />

Abb.5.1: Erfor<strong>der</strong>liche Vakuumwerte, bei <strong>der</strong>en Erreichen bzw.<br />

Unterschreiten eine<br />

partielle Eiskristallisation visuell wahrnehmbar induziert wird<br />

(n=5).


3,5<br />

Alanin<br />

Glycin<br />

Kammerdruck Kapazitätsmanometer [mbar]<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1<br />

Konzentration [mol/l]<br />

Abb.5.2: Erfor<strong>der</strong>liche Vakuumwerte, bei <strong>der</strong>en Erreichen bzw.<br />

Unterschreiten eine<br />

partielle Eiskristallisation bei Glycin- und Alanin-Lösungen<br />

visuell wahrnehmbar<br />

induziert wird (n=5).<br />

An<strong>der</strong>s verhalten sich Lösungen <strong>von</strong> Glycin (Abb.5.1). Die Lösungen beginnen<br />

im Konzentrationsbereich <strong>von</strong> 0,1-0,7mol/l bereits bei einer Druckabsenkung<br />

auf ca. 2,5mbar mit <strong>der</strong> Eisbildung. Der relativ hohe Druckwert bei dem sich<br />

bereits eine Eiskristallisation induzieren läßt, und die Tendenz auch bei<br />

Konzentrationen >0,7mol/l keine Blasen zu bilden und zu sieden machen das<br />

Glycin zu einer gut geeigneten Substanz für das vakuum-induzierte Einfrieren.<br />

Die Induktion <strong>der</strong> Eiskristallbildung bei höheren Druckwerten ist<br />

charakteristisch für Glycin und tritt z.B. bei Alanin, einer ebenfalls neutralen<br />

Aminosäure, nicht auf (Abb.5.2). Alanin-Lösungen beginnen mit <strong>der</strong><br />

Eiskristallisation, ähnlich wie die in Abb.5.1 dargestellten Lösungen, bei etwa<br />

1,5mbar. Sowohl Alanin-, als auch Glycin-Lösungen lassen bei Konzentrationen<br />

>0,7mol/l ein vakuum-induziertes Einfrieren ohne Blasenbildung und starkes<br />

Sieden zu. Außerdem wird bei diesen Lösungen keine Abhängigkeit des <strong>zur</strong>


Eiskristallisation notwendigen Druckes <strong>von</strong> <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> gelösten<br />

Stoffe beobachtet.<br />

Bei allen weiteren Versuchen mit dem vakuum-induzierten Einfrieren wurde die<br />

Kammer <strong>zur</strong> initialen Eiskristallisation auf einen Druckwert <strong>von</strong> 0,65mbar<br />

evakuiert. Dies stellt sicher, daß 2%ige Lösungen <strong>von</strong> Mannitol (0,11mol/l),<br />

Saccharose (0,06mol/l), Maltose (0,06mol/l) und die Modellformulierung<br />

(0,13mol/l) in <strong>der</strong> gewünschten Weise einfrieren. Für das vakuum-induzierte<br />

Einfrieren <strong>von</strong> 2%iger Glycin-Lösung (0,27mol/l) wurde dagegen ein<br />

Kammerdruck <strong>von</strong> 1,7mbar verwendet.<br />

5.1.2 Thermische Analyse <strong>der</strong> gefrorenen Gerüstbildnerlösungen<br />

Das Thermal Treatment sollte bei einer möglichst hohen Temperatur oberhalb<br />

T g ’ und T rc durchgeführt werden, während die Eiskristallisation beim vakuuminduzierten<br />

Einfrieren 3-4°C unterhalb des Schmelzbeginns des Eises<br />

erfolgen sollte. Daher müssen die entsprechenden Eigenschaften <strong>der</strong> gefrorenen<br />

Gerüstbildnerlösungen vorab ermittelt werden, z.B. welche <strong>von</strong> ihnen überhaupt<br />

mit Hilfe eines Thermal Treatments vom amorphen in den kristallinen Zustand<br />

überführt werden können. Darüber hinaus müssen T g ’, T rc , sowie die<br />

Temperatur des Schmelzbeginns des Eises gemessen werden.<br />

Mannitol: Abb.5.3 zeigt die erste Aufheizung einer auf −100°C abgekühlten,<br />

2%igen Mannitol-Lösung. Bei −36°C ist ein schwacher Glasübergang <strong>der</strong><br />

amorphen MFCS zu erkennen (T g ’), auf den bei −25,5°C ein exothermer<br />

Vorgang folgt. Hierbei handelt es sich um die eruptive Rekristallisation <strong>von</strong><br />

amorphen Mannitol, nachdem T g ’ überschritten wurde [16]. Die hier gemessene<br />

T g ’ und T rc stimmen mit den Literaturwerten (T g ’= −33°C, T rc = −23°C)<br />

gut überein [16].


Abb.5.3: DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 1. Aufheizung <strong>von</strong> 2%iger Mannitol-Lösung.


Abb.5.4: DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 2. Aufheizung <strong>von</strong> 2%iger Mannitol-<br />

Lösung.<br />

Bei <strong>der</strong> zweiten Aufheizung (Abb.5.4) ist <strong>der</strong> vormals beobachtete Glasübergang<br />

<strong>der</strong> MFCS und die Rekristallisation nicht mehr zu erkennen, da das Mannitol<br />

nun vollständig im kristallinen Zustand vorliegt. Weiter ist bei −3,4°C <strong>der</strong><br />

Beginn des Schmelzens <strong>von</strong> Eis erkennbar. Somit ist ein Thermal Treatment <strong>von</strong><br />

Mannitol-Lösungen möglich, indem das gefrorene Produkt für eine noch zu<br />

bestimmende, geeignete Zeitdauer über die T rc <strong>von</strong> −25,5°C erwärmt<br />

wird. Die Anteile <strong>von</strong> amorph erstarrtem Mannitol gehen dabei in den<br />

kristallinen Zustand über. Da bei −3,4°C <strong>der</strong> Schmelzbeginn des Eises liegt,<br />

sollte diese Temperatur bei einem Thermal Treatment nicht überschritten<br />

werden. Wie aus <strong>der</strong> Literatur bereits bekannt, bildet sich knapp oberhalb des<br />

Schmelzbeginns in Produktzwischenräumen Wasser, jedoch schmilzt das<br />

gefrorene Produkt nicht vollständig durch [53]. Daher wird eine Temperatur <strong>von</strong><br />

−3°C als die höchst mögliche Behandlungstemperatur für das Thermal<br />

Treatment <strong>von</strong> Mannitol angenommen.<br />

Modellformulierung: Bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modell-formulierung<br />

wurde ein vergleichbares Ergebnis erzielt, wie bei reiner Mannitol-Lösung. Abb.5.5 zeigt die<br />

erste Aufheizung <strong>der</strong> Modellformulierung mit einer T g ’ bei −36°C und einer anschließenden<br />

Rekristallisation des Mannitols bei einer T rc <strong>von</strong> −25,5°C.


Abb.5.5: DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 1. Aufheizung <strong>der</strong><br />

Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Aufheizung (Abb.5.6) sind keine thermischen Vorgänge mehr zu<br />

beobachten, was wie<strong>der</strong>um auf einen vollständigen Übergang in den kristallinen<br />

Zustand schließen läßt. Der Schmelzbeginn des Eises setzte bei −3,5°C ein.<br />

Die in <strong>der</strong> Formulierung enthaltene Citronensäure führt also zu keinem<br />

meßbaren thermischen Vorgang, da sie nur in geringem Anteil <strong>von</strong> ~0,4%<br />

beigesetzt ist. Es läßt sich daher schließen, daß auch das Mannitol in <strong>der</strong><br />

gefrorenen Modellformulierung durch ein Thermal Treatment bei einer<br />

Temperatur oberhalb <strong>von</strong> T rc = −25,5°C in den kristallinen Zustand überführt<br />

werden kann. Die höchste Temperatur für das Thermal Treatment wird wie bei<br />

<strong>der</strong> reinen Mannitol-Lösung mit −3°C angenommen.


Abb.5.6: DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 2. Aufheizung <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung.<br />

Wird die Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung nicht auf −100°C<br />

abgekühlt, son<strong>der</strong>n, wie bei praktischen Anwendungen in <strong>der</strong><br />

Gefriertrocknung häufig üblich, nur auf −40°C eingefroren und dann mit<br />

5K/min im DSC untersucht, bleibt das Ergebnis unverän<strong>der</strong>t (Abb.5.7): T g ’<br />

liegt bei −36°C und T rc bei −24,5°C.


Abb.5.7: DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 1. Aufheizung <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung nach initialem Einfrieren auf −40°C.<br />

Abb.5.8: DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 1. Aufheizung <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung nach initialem Einfrieren auf −30°C.


Wird das Einfrieren jedoch nur bei −30°C durchgeführt, ist beim 1.<br />

Aufheizen (Abbb.5.8) we<strong>der</strong> ein Glasübergang, noch eine T rc zu erkennen.<br />

In diesem Fall wurde T g ’ = −36°C beim Einfrieren nicht erreicht. Die<br />

Lösung wurde daher nicht vollständig gefrierkonzentriert und es kommt<br />

bei −30°C offenbar nicht <strong>zur</strong> Ausfällung des Mannitols, we<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

amorphen, noch in <strong>der</strong> kristallinen Form. Deshalb wird für diese<br />

Formulierung eine Temperatur <strong>von</strong> −40°C zum ersten Einfrieren vor dem<br />

Thermal Treatment bei <strong>der</strong> Gefriertrocknung festgelegt. Zudem stellt diese<br />

Temperatur sicher, daß unterkühlte Lösungen quasi spontan einfrieren [6].<br />

Saccharose: Abb.5.9 zeigt die erste Aufheizung einer auf −100°C abgekühlten, 10%igen<br />

Saccharose-Lösung mit einer <strong>von</strong> T g ’ <strong>von</strong> −33°C. Dies stimmt mit den Werten,<br />

die in <strong>der</strong> Literatur zu finden sind, überein [14,33]. Es kommt aber nicht, wie im<br />

Falle <strong>von</strong> Mannitol (vgl.Abb.5.3), zu einer nachfolgenden Rekristallisation <strong>der</strong><br />

Saccharose. In Abb.5.9 sind neben <strong>der</strong> T g ’ keine weiteren thermischen Prozesse<br />

zu beobachten, da Saccharose bekanntlich aus übersättigten Lösungen nicht<br />

auskristallisiert [2,9]. Bei <strong>der</strong> zweiten Aufheizung (Abb.5.10) war <strong>der</strong> vorher<br />

beobachtete Glasübergang <strong>der</strong> MFCS ebenfalls zu sehen, was den reversiblen<br />

Charakter auch <strong>von</strong> diesem Glasübergang <strong>der</strong> MFCS wi<strong>der</strong>spiegelt. Der<br />

Schmelzbeginn des Eises beträgt −2,5°C (Abb.5.10), auch für eine 2%ige<br />

Saccharose-Lösung.


Abb.5.9 DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 1. Aufheizung <strong>von</strong> 10%iger Saccharose-<br />

Lösung.<br />

Abb.5.10: DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 2. Aufheizung <strong>von</strong> 10%iger Saccharose-<br />

Lösung.


Maltose: Das bei <strong>der</strong> Saccharose beobachtete thermische Verhalten wird in ähnlicher Weise<br />

bei einer 10%igen Maltose-Lösung (Abb.5.11 und Abb.5.12) wie<strong>der</strong>gefunden. Bei Maltose<br />

liegt die T g ’ bei −31°C. Auch dieser Wert liegt im Bereich <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Literatur angegebenen<br />

Werte [14,33]. Der Schmelzbeginn des Eises einer 2%igen Lösung liegt bei −2,5°C.<br />

Abb.5.11: DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 1. Aufheizung <strong>von</strong> 10%iger Maltose-Lösung.


Abb.5.12: DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 2. Aufheizung <strong>von</strong> 10%iger Maltose-Lösung.<br />

Ein Thermal Treatment gefrorener Lösungen mit dem Ziel amorphe Saccharose<br />

und Maltose in die kristalline Form zu überführen, ist aufgrund des Ausbleibens<br />

einer Rekristallisation nicht möglich. Zudem muß die Produkttemperatur bei<br />

einer Gefriertrocknung unterhalb T g ’ gehalten werden, da mit Überschreiten <strong>von</strong><br />

T g ’ die Gefahr eines Kollapses besteht [49]. Die T c für Saccharose und Maltose<br />

liegt nach Literaturangaben bei etwa −32°C [14], was mit den ermittelten T g ’-<br />

Werten gut übereinstimmt.<br />

Glycin: Bei <strong>der</strong> Untersuchung einer 2%igen Glycin-Lösung, die bei −100°C<br />

eingefroren war, konnte in <strong>der</strong> ersten Aufheizung kein thermischer Vorgang<br />

beobachtet werden. Die zweite Aufheizung (Abb.5.13) lieferte ein<br />

eutektisches Schmelzverhalten mit einem Schmelzbeginn des Eises bei −5,5°C.<br />

Neutrales Glycin gilt als gut kristallisierende Aminosäure und besitzt nach<br />

Literaturangaben eine eutektische Temperatur <strong>von</strong> −3,4°C [37]. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> DSC-Ergebnisse wird kein Einfluß eines Thermal Treatments auf die<br />

Kristallinität erwartet.


Abb.5.13: DSC-Thermogramm <strong>der</strong> 2. Aufheizung einer 2%igen Glycin-<br />

Lösung.<br />

5.1.3 Einfluß des Thermal Treatments auf die Restfeuchte<br />

Als entscheidendes Kriterium für den Erfolg des Thermal Treatments <strong>von</strong><br />

mannitolhaltigen Formulierungen wird neben <strong>der</strong> Rekristallisation des<br />

Mannitols vor allem die Restfeuchte <strong>der</strong> Lyophilisate am Ende <strong>der</strong> Trocknung<br />

angesehen. Abb.5.14 zeigt die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Restfeuchte <strong>der</strong><br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung in Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> Dauer<br />

und <strong>der</strong> Temperatur des Thermal Treatments. Die Temperaturen im Bereich <strong>von</strong><br />

−8°C bis −3°C sind bewußt sehr hoch gewählt und liegen nahe am<br />

Eisschmelzpunkt <strong>der</strong> Formulierung (−3,5°C; siehe Abb.5.6) bzw. darüber.<br />

Die beobachtete Restfeuchteabnahme während des Thermal Treatments erfolgt<br />

erwartungsgemäß mit steigen<strong>der</strong> Behandlungs-temperatur immer rascher. Eine<br />

Temperaturbehandlung bei −8°C über eine Dauer bis zu 2,5h zeigte keinen<br />

Einfluß auf die Restfeuchte <strong>der</strong> Formulierung, die nach <strong>der</strong> Gefriertrocknung bei


ca. 2% lag (Abb.5.14). Vergleichsproben, die ohne Thermal Treatment nach<br />

Variante B eingefroren wurden, weisen ebenfalls eine Restfeuchte <strong>von</strong> etwa 2%<br />

auf. Erst nach einer Behandlungsdauer <strong>von</strong> ≥4h kommt es schließlich zu einer<br />

mo<strong>der</strong>aten Reduzierung <strong>der</strong> Restfeuchte. Ähnlich verhalten sich die Proben nach<br />

einer Behandlung bei −5°C.<br />

2,5<br />

Modellformulierung<br />

2<br />

-8°C<br />

-5°C<br />

-4°C<br />

-3°C<br />

Restfeuchte [%]<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0 240 480 720 960 1200 1440 1680<br />

Dauer des Thermal Treatments [min]<br />

Abb.5.14: Einfluß des Thermal Treatments auf die Restfeuchte <strong>der</strong><br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung (n=5).<br />

Allerdings weisen diese schon nach kürzerer Behandlungsdauer niedrigere Restfeuchtegehalte<br />

auf. Bei −4°C stellt sich deutlich schneller eine Reduktion <strong>der</strong> Restfeuchte ein und<br />

schon nach 4h Thermal Treatment ist die Restfeuchte <strong>der</strong> Formulierung bereits auf unter 1%<br />

gesunken. Am schnellsten verläuft das Thermal Treatment bei −3°C, wobei nach einer<br />

Behandlungsdauer <strong>von</strong> 4h die Restfeuchte auf annähernd 0,5% abgefallen ist und durch eine<br />

längere Behandlung kaum weiter reduziert wird. Im Temperaturbereich <strong>von</strong> −3 bis −4°C ist<br />

die Mobilität <strong>von</strong> nicht-gefrorenen Wassermolekülen in amorphen Arealen ausreichend<br />

erhöht, so daß sich bestehende Eiskristalle durch Anlagerung <strong>von</strong> Wassermolekülen schnell<br />

vergrößern können [25]. Damit ist eine Verringerung des Anteils an „non-frozen“ Wasser


möglich, aber auch eine gleichzeitige Vergrößerung <strong>von</strong> Poren im getrockneten Produkt, die<br />

in Kapitel 5.1.5 beschrieben wird. Bei einer Temperatur <strong>von</strong> −3°C befinden sich die Proben<br />

bereits 0,5°C oberhalb des Schmelzbeginns des Eises, so daß durch Antaueffekte Wasser in<br />

Produktzwischenräumen entsteht [53], das durch Anlagerung an Eiskristalle ebenfalls zu einer<br />

Porenvergrößerung beitragen kann. Da die Dauer des Thermal Treatments aus ökonomischen<br />

Gesichtspunkten möglichst kurz gehalten werden sollte, wird eine Temperaturbehandlung bei<br />

−3°C über 4h als geeignet angesehen.<br />

5.1.4 Einfluß des Thermal Treatments auf die Trocknungszeit<br />

Durch die Dauer und die Temperatur des Thermal Treatments wird nicht nur die<br />

Restfeuchte am Ende <strong>der</strong> Gefriertrocknung beeinflußt, son<strong>der</strong>n es verän<strong>der</strong>t sich<br />

auch die Dauer <strong>der</strong> Sublimationphase (Trocknungszeit). Mit Hilfe <strong>der</strong> in Kapitel<br />

4 beschriebenen komparativen Druckmessung kann nun die Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

Trocknungszeit <strong>von</strong> Temperatur und Dauer des Thermal Treatments bestimmt<br />

werden.<br />

1200<br />

Modellformulierung<br />

Trocknungszeit [min]<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

-8°C<br />

-5°C<br />

-4°C<br />

-3°C<br />

700<br />

600<br />

0 240 480 720 960 1200 1440 1680<br />

Dauer des Thermal Treatments [min]<br />

Abb.5.15: Einfluß des Thermal Treatments auf die Trocknungszeit <strong>der</strong><br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung.


Analog zu den Ergebnissen aus <strong>der</strong> Restfeuchteuntersuchung ergibt sich auch<br />

hier bei <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung eine Verkürzung <strong>der</strong><br />

Trocknungszeit mit steigen<strong>der</strong> Dauer und Temperatur <strong>der</strong> thermischen<br />

Behandlung (Abb.5.15). Bei einer Behandlungstemperatur im Bereich <strong>von</strong> −8°C<br />

bis −5°C ist innerhalb <strong>von</strong> 4h kaum ein Einfluß auf die Trocknungsdauer<br />

feststellbar. Erst nach etwa 12h Behandlungszeit wird eine Verkürzung <strong>der</strong><br />

Trocknungsdauer beobachtet, die durch eine längere Behandlungszeit o<strong>der</strong> eine<br />

höhere Temperatur nicht weiter steigerbar ist. Die Trocknungszeit <strong>von</strong> Proben<br />

ohne Thermal Treatment liegt im Bereich <strong>von</strong> 1000min und die Verkürzung, die<br />

durch das Thermal Treatment nach 12h bei −8°C erreicht wird, entspricht etwa<br />

100min. Durch ein Thermal Treatment bei −3°C ist eine Verkürzung <strong>der</strong><br />

Trocknungszeit um über 100min bereits nach 4h erreicht, so daß auch die<br />

Resultate <strong>der</strong> Trocknungszeitbestimmung ein Thermal Treatment bei −3°C über<br />

4h als geeignetes Proze<strong>der</strong>e nahelegen. Eine mögliche Verringerung des Anteils<br />

an „non-frozen“ Wasser scheint als direkte Ursache für die Verkürzung <strong>der</strong><br />

Trocknungszeit unwahrscheinlich. Es könnte jedoch infolge einer<br />

Eiskristallreifung eine Vergrößerung <strong>der</strong> Poren im getrockneten Produkt<br />

auftreten, die nun näher untersucht wird.<br />

5.1.5 Einfluß des Thermal Treatments auf die Porengröße<br />

Der Einfluß <strong>der</strong> Behandlungstemperatur und <strong>der</strong> Zeitdauer des Thermal<br />

Treatments auf die Struktur und Porengröße <strong>der</strong> getrockneten<br />

Modellformulierung wurde mit Hilfe mikroskopischer Beobachtungen geklärt.


Abb.5.16a: Matrixstruktur durch<br />

Einfrieren mit 2K/min (Variante B).<br />

Abb.5.16c Matrixstruktur durch<br />

Thermal Treatment über 4h bei<br />

−3°C.<br />

Abb.5.16a-c:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen<br />

<strong>der</strong> gefriergetrockneten<br />

Mannitol/ Citronensäure-<br />

Modellformulierung<br />

bei 2,5-facher Vergrößerung.<br />

Abb.5.16b Matrixstruktur durch<br />

Thermal Treatment über 12h bei<br />

−5°C.<br />

Abb.5.16a zeigt die poröse Struktur des Produktkuchens <strong>der</strong><br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung bei 2,5-facher Vergrößerung unter<br />

dem Auflichtmikroskop. Diese Struktur wurde durch Einfrieren mit 2K/min auf<br />

−40°C ohne ein nachfolgendes Thermal Treatment (Variante B) und eine<br />

anschließende Gefriertrocknung erzeugt. Der Produkt-kuchen besteht aus einem<br />

lockeren Nadelfilz <strong>von</strong> Mannitolkristallen, die ein netzwerkartiges Gerüst mit<br />

wabenförmigen Hohlräumen bilden. Diese Netzwerkstruktur ist offenbar aus


einer kohärenten Eisphase entstanden, die vor <strong>der</strong> Primärtrocknung die in<br />

Verbindung stehenden Hohlräume ausgefüllt hat. Der mit einem Meßfadenkreuz<br />

ermittelte Poren- bzw. Hohlraumdurchmesser beträgt etwa 85µm. Abb.5.16b<br />

zeigt im Vergleich dazu die Struktur eines Produktkuchens nach 12h Thermal<br />

Treatment bei −5°C, das eine mäßige Reduzierung <strong>der</strong> Restfeuchte (Abb.5.14)<br />

und eine Verkürzung <strong>der</strong> Trocknungszeit (Abb.5.15) verursacht. Der<br />

Porendurchmesser ist bei diesen Produktkuchen durch die<br />

Temperaturbehandlung auf ca. 115µm angewachsen. Wird das Thermal<br />

Treatment bei −3°C durchgeführt, was sowohl die Restfeuchte (Abb.5.14), als<br />

auch die Trocknungszeit (Abb.5.15) stark reduziert, so wird bereits nach 4h ein<br />

Porendurchmesser <strong>von</strong> ca. 120µm erhalten. Dieser wird durch ein längeres<br />

Thermal Treatment bei dieser Temperatur nicht mehr vergrößert (Abb.5.16c).<br />

Tab.2 faßt zusammen, wie die Porengröße <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung mit steigen<strong>der</strong> Temperatur und Dauer des Thermal<br />

Treatments tendenziell zunimmt. Am schnellsten und ausgeprägtesten verläuft<br />

diese Zunahme bei einer Temperatur <strong>von</strong> −3°C, die auch schon den größten<br />

Einfluß auf Restfeuchte und Trocknungszeit ausgeübt hat.<br />

Thermal −3°C −5°C −8°C<br />

Treatment<br />

0 h 85 µm 85 µm 85 µm<br />

4 h 120 µm 100 µm 100 µm<br />

12 h 120 µm 115 µm 110 µm<br />

Tab.2: Abhängigkeit <strong>der</strong> Porengröße <strong>der</strong> Modellformulierung <strong>von</strong> Dauer<br />

und Temperatur des Thermal Treatments


Über den wachsenden Porendurchmesser läßt sich sowohl die Verringerung <strong>der</strong><br />

Trocknungszeit (Abb.5.15), als auch die Verringerung <strong>der</strong> Restfeuchte<br />

(Abb.5.14) mit steigen<strong>der</strong> Behandlungstemperatur und -dauer erklären. Beim<br />

Thermal Treatment wird bei Überschreiten <strong>der</strong> T g ’ „non-frozen“ Wasser <strong>der</strong><br />

amorphen Gerüstbildnerphase an bereits existierende Eiskristalle angelagert,<br />

welche sich dadurch vergrößern [7a]. Zusätzlich entsteht bei <strong>der</strong> −3°C-<br />

Behandlung, die 0,5°C über dem Schmelzbeginn des Eises liegt, durch<br />

Antaueffekte Wasser in Produktzwischenräumen [53], das ebenfalls an<br />

existierende Eiskristalle angelagert werden kann. In <strong>der</strong> Haupttrocknung<br />

hinterlassen diese vergrößerten Eiskristalle dann Poren („Ice ghosts“[33]), die<br />

wegen ihres größeren Durchmessers eine höhere Trocknungsgeschwindigkeit<br />

bewirken [13,49]. Die beobachtete Abnahme <strong>der</strong> Restfeuchte am Ende <strong>der</strong><br />

Haupttrocknung kommt daher, daß das nachträgliche Wachstum <strong>von</strong><br />

Eiskristallen eine Verringerung des Anteils an „non-frozen“ Wasser <strong>zur</strong> Folge<br />

hat [18].<br />

5.1.6 Weitwinkelröntgendiffraktometrie (WAXS)<br />

Das Röntgendiffraktogramm <strong>der</strong> gefriergetrockneten Mannitol/Citronensäure-<br />

Modell-formulierung (Abb.5.17), die ohne Thermal Treatment mit 2K/min auf<br />

−40°C eingefroren wurde (Variante B), zeigt das Beugungsmuster <strong>von</strong> Mannitol<br />

in <strong>der</strong> metastabilen<br />

α-Modifikation mit orthorhombischem<br />

Kristallgitter und charakteristischen Banden bei 2θ=9.5° und 13.7° [64].


Abb.5.17: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>der</strong> gefriergetrockneten Mannitol/<br />

Citronensäure-Modellformulierung nach Einfrieren mit 2K/min auf<br />

−40°C (Variante B) ohne Thermal Treatment.<br />

Zudem sind schwache Reflexe bei 2θ=9.7° und 36.1° zu erkennen. Vermutlich<br />

handelt es sich hierbei um geringe Anteile <strong>der</strong> δ-Modifikation des Mannitols.<br />

Reflexe <strong>der</strong> Citronen-säure können nicht identifiziert werden, was auf ein<br />

amorphes Vorliegen schließen läßt.<br />

Wird nun ein Thermal Treatment über 1h bei –3°C durchgeführt, so verän<strong>der</strong>t<br />

sich dieses Bandenspektrum. Abb.5.18 zeigt nun, daß charakteristische Banden<br />

des α-Mannitols (z.B. bei 2θ=9.5° und 13.7°) verschwinden und neue Banden<br />

hinzukommen (z.B. bei 2θ=14.6°, 23.3° und 29.5°). Bei diesen neuen Banden<br />

handelt es sich um Reflexe des β-Mannitols, das ebenfalls ein orthorhombisches<br />

Kristallgitter besitzt [64]. Weiter ist zu erkennen, daß die Reflexe des δ-<br />

Mannitols bei 2θ=9.7° und 36.1° deutlich angewachsen sind. Also findet<br />

während <strong>der</strong> Erwärmung des gefrorenen Produktes eine Umwandlung <strong>von</strong><br />

metastabilem α-Mannitol in δ-Mannitol und in das bei Raumtemperatur<br />

thermodynamisch stabile β-Mannitol statt.


Abb.5.18: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>der</strong> gefriergetrockneten Mannitol/<br />

Citronensäure-Modellformulierung nach 1h Thermal Treatment<br />

bei −3°C.<br />

Nach 4h Thermal Treatment bei −3°C sind fast keine Reflexe des α-Mannitols<br />

und des δ-Mannitols mehr erkennbar (Abb.5.19), dafür sind aber die<br />

Reflexintensitäten des β-Mannitols deutlich angestiegen. Folglich läuft<br />

die Umwandlung des Mannitols unter diesen Bedingungen nahezu vollständig<br />

ab, und es liegt nun β-D-Mannitol vor. Das Thermal Treatment bei −3°C über 4h<br />

verän<strong>der</strong>t also sowohl die Restfeuchte, als auch die Kristallform des Mannitols.


Abb.5.19: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>der</strong> gefriergetrockneten Mannitol/<br />

Citronensäure-Modellformulierung nach 4h Thermal Treatment bei −3°C.<br />

Ν weiter zu Kapitel 5.2: Diverse <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

5.2 Diverse <strong>Einfrierverfahren</strong> und <strong>der</strong>en Einfluß auf die Morphologie<br />

und<br />

Restfeuchte <strong>von</strong> Mannitol-Trägersystemen<br />

5.2.1 Die Morphologie in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong>


Um den Einfluß <strong>der</strong> Einfrierbedingungen auf die Morphologie und Restfeuchte<br />

<strong>von</strong> mannitolhaltigen Lyophilisaten zu untersuchen, wurden die mannitolhaltige<br />

Modellformulierung und eine 5%ige Mannitol-Lösung nach den Varianten A, C,<br />

D, E, F und G (siehe Kapitel 3.2.1) eingefroren und gefriergetrocknet. Dabei<br />

erzeugt jedes <strong>Einfrierverfahren</strong> ein charakteristisches Erscheinungsbild <strong>der</strong><br />

Lyophilisate, das für das jeweilige <strong>Einfrierverfahren</strong> typisch ist und das<br />

beson<strong>der</strong>s an <strong>der</strong> Produktoberfläche zutage tritt. Da beim Einfrieren in Vials die<br />

Produktoberfläche in <strong>der</strong> Regel zuletzt erstarrt und diese gleichzeitig die<br />

Grenzfläche <strong>zur</strong> Umgebungsatmosphäre darstellt, scheint die daraus<br />

resultierende Oberflächenmorphologie <strong>der</strong> Lyophilisate beson<strong>der</strong>s geeignet zu<br />

sein, eine Zuordnung zum jeweiligen <strong>Einfrierverfahren</strong> zu treffen. Die<br />

unterschiedlichen Ausprägungen <strong>der</strong> Produktoberfläche <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Formulierung entstehen durch eutektische Kristallisation o<strong>der</strong> durch amorphes<br />

Erstarren und sind damit u.a. die Folge unterschiedlicher Abkühlraten [11,23].<br />

Abb.5.19a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.19b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.19a-b: Lichtmikroskopische Aufnahmen <strong>der</strong> gefriergetrockneten,<br />

mannitol-haltigen Modellformulierung nach Einfrieren durch Variante A<br />

(mit 0,1K/min auf –40°C) bei 2,5-facher Vergrößerung.


Abb.5.19a+b zeigen die Oberfläche und die innere Porenstruktur <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, mannitolhaltigen Modellformulierung, die durch ein<br />

langsames Einfrieren mit 0,1K/min (Variante A) erzeugt wurden. Es handelt sich<br />

um einen lockeren Nadelfilz, vermutlich aus Mannitolkristallen, die sich<br />

netzwerkartig zusammenlagern. Die Citronensäure hat aufgrund ihres niedrigen<br />

Anteiles <strong>von</strong> ca. 0,4% offenbar keinen strukturgebenden Einfluß beim Aufbau<br />

<strong>der</strong> Gerüststruktur. Aufgrund <strong>der</strong> niedrigen Feststoffkonzentration <strong>von</strong> ~2%<br />

entsteht keine Matrix mit geschlossenen Poren, son<strong>der</strong>n nur ein lockeres Gerüst<br />

mit Hohlräumen (Abb.519b), die miteinan<strong>der</strong> in Verbindung stehen. Der<br />

Durchmesser <strong>der</strong> horizontal durchgeschnittenen Hohlräume („Ice ghosts“), die<br />

<strong>von</strong> diesem Netzwerk umschlossen werden, beträgt nach optischer Abmessung<br />

etwa 80µm.<br />

Die Oberfläche <strong>der</strong> gefriergetrockneten Mannitol-Lösung (Abb.5.20a) scheint<br />

im Gegensatz <strong>zur</strong> Modellformulierung sehr homogen zu sein. Die innere<br />

Porenstruktur in Abb.5.20b ist auch etwas kompakter und weist nur einen<br />

Porendurchmesser <strong>von</strong> etwa 40µm auf. Dieser Unterschied deutet auf einen<br />

Einfluß <strong>der</strong> Citronensäure hin, da beide Proben unter den gleichen Bedingungen<br />

gefriergetrocknet wurden. Darüber hinaus ist die Feststoff-konzentration <strong>der</strong><br />

Ausgangslösung mehr als doppelt so hoch wie in <strong>der</strong> Modellformulierung, und<br />

weniger Wasser führt bekanntlich zu kleineren Eiskristallen bzw. „Ice ghosts“<br />

[33].


Abb.5.20a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.20b: Porenstruktur des<br />

Lyophilisatkuchens (horizontale<br />

Schnittebene).<br />

Abb.5.20a-b: Lichtmikroskopische Aufnahmen <strong>der</strong> gefriergetrockneten,<br />

5%igen Mannitol-Lösung nach Einfrieren durch Variante A (mit 0,1 K/min<br />

auf –40°C) bei 2,5-facher Vergrößerung.<br />

Beim Einfrieren <strong>der</strong> Modellformulierung mit anschließendem Thermal<br />

Treatment (Variante C) liegt, wie in Abb.5.21b erkennbar, ein Produktkuchen<br />

mit wabenförmigen Hohlporen vor, <strong>der</strong> im Vergleich zum Einfrieren nach<br />

Variante A (Abb.5.19b) nun einen deutlich größeren Porendurchmesser <strong>von</strong><br />

etwa 120µm aufweist. Diese Vergrößerung <strong>der</strong> „Ice ghosts“ <strong>von</strong> etwa 80µm auf<br />

120µm ist, wie in Kapitel 5.1.5 bereits gezeigt, das Resultat eines Wachstums<br />

<strong>der</strong> Eiskristalle während <strong>der</strong> Temperaturbehandlung bei –3°C. Die Oberfläche<br />

hat ein unebeneres Aussehen (Abb.5.21a) als bei Variante A ohne Thermal<br />

Treatment (Abb.5.19a), und es bildet sich an <strong>der</strong> Oberfläche des Produktkuchens<br />

ein dünnes, elastisches Häutchen aus, das sich relativ leicht vom Produktkuchen<br />

ablösen läßt. Abb.5.21c zeigt dieses Häutchen mit <strong>der</strong> darunterliegenden<br />

Porenstruktur des Produktkuchens.


Abb.5.21a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.21c: Häutchen und darunterliegende<br />

Porenstruktur.<br />

Abb.5.21b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.21a-c:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten,<br />

mannitol-haltigen<br />

Modellformulierung nach<br />

Einfrieren <strong>der</strong> Variante C<br />

(Thermal Treatment) bei 2,5-<br />

facher Vergrößerung.<br />

Offenbar kommt es durch die Rekristallisation <strong>von</strong> „non-frozen“ Wasser<br />

während des Thermal Treatments bei –3°C <strong>zur</strong> Bildung <strong>von</strong> „additional“ Eis<br />

[43], das Feststoffanteile <strong>zur</strong> Produktoberfläche schiebt. Diese bilden dann ein<br />

zusammenhängendes, nahezu porenfreies Häutchen, das mit dem übrigen<br />

Produktkuchen nur wenig verzahnt ist.


Bei <strong>der</strong> Mannitol-Lösung ist die Oberfläche des Produktkuchens nach dem<br />

Thermal Treatment deutlich rauher (Abb.5.22a) als beim Einfrieren nach<br />

Variante A (Abb.5.20a). Darüber hinaus ist eine Vergrößerung <strong>der</strong> Hohlporen<br />

<strong>von</strong> ca. 40µm auf nunmehr 70µm zu verzeichnen (Abb.5.22b). Wie bei <strong>der</strong><br />

Modellformulierung führt das Thermal Treatment auch bei <strong>der</strong> Mannitol-Lösung<br />

zu einem ablösbaren Häutchen an <strong>der</strong> Produktoberfläche (Bild nicht gezeigt).<br />

Abb.5.22a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.22b: Porenstruktur des Lyophilisat-<br />

Abb.5.22a-b:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, 5%igen<br />

Mannitol-Lösung nach<br />

Einfrieren <strong>der</strong> Variante C<br />

(Thermal Treatment) bei 2,5-<br />

facher Vergrößerung.


kuchens (horizontale Schnittebene).<br />

Wird die Modellformulierung im einem Kältebad schnell auf −60°C abgekühlt<br />

(Variante D), so kommt es zu einem gerichteten Erstarren <strong>der</strong> Lösung, bei dem<br />

das Eiskristallwachstum wegen des ausgeprägten Temperaturgradienten <strong>von</strong> den<br />

Vialwänden nach innen <strong>zur</strong> Produktmitte hin voranschreitet. Dadurch wird die<br />

verbleibende, flüssige Phase zuerst nach innen und dann nach oben in die Mitte<br />

des Produktkuchens gedrängt, so daß <strong>der</strong> entstehende Kuchen eine spitze<br />

Erhebung in <strong>der</strong> Mitte aufweist [6]. Ebenfalls aus diesem Grunde weist die in<br />

Abb.5.23a gezeigte Matrix unter <strong>der</strong> porösen Oberfläche eine Strukturierung<br />

auf, welche als Folge dieses speziellen Einfriervorgangs <strong>zur</strong> Produktmitte<br />

ausgerichtet ist. Die inneren Poren des Produktkuchens sind, wie in Abb.5.23b<br />

dargestellt, kaum als solche zu erkennen. Vielmehr handelt es sich um eine<br />

lockere, poröse Matrix, die sich aus kleinen Mannitolkristallen zusammensetzt.<br />

Abb.5.23a: Oberfläche des Lyophilisatkuchens<br />

und darunterliegende Porenstruktur.


Abb.5.23a-b:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, mannitolhaltigen<br />

Modellformulierung<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante D<br />

(Kälte-bad –60°C) bei 2,5-<br />

facher Ver-größerung.<br />

Abb.5.23b: Porenstruktur des<br />

Lyophilisat-kuchens (tangentiale<br />

Schnittebene).<br />

Eine regelmäßige Porengeometrie ist aus Abb.5.23b kaum zu erkennen, deshalb<br />

kann die Weite <strong>der</strong> englumigen Zwischenräume <strong>von</strong> ca. 30µm nur abgeschätzt<br />

werden. Aufgrund <strong>der</strong> hohen Abkühlgeschwindigkeit (~15K/min) ist kein<br />

extensives Eiskristallwachstum möglich, das die Entstehung <strong>von</strong> großen Poren<br />

im getrockneten Lyophilisat ermöglicht [6,7a]. Ebenso läßt die schnelle<br />

Erstarrungsgeschwindigkeit keine Auflagerung bzw. kein Häutchen an <strong>der</strong><br />

Oberfläche des Produktkuchens entstehen [6].<br />

Ein vergleichbares Bild bietet sich beim Mannitol, das ebenfalls eine feinporöse<br />

Oberfläche (Abb.5.24a) ohne Auflagerungen besitzt, sowie einen porösen<br />

Produktkuchen (Abb.5.24b) aus äußerst kleinen Mannitolkristallen und kleinen<br />

Hohlräumen, die aufgrund ihrer Größe und Geometrie nicht mit dem<br />

Lichtmikroskop vermessen werden können. Ein visueller Vergleich mit<br />

Abb.5.23b führt zu einem Schätzwert


Abb.5.24a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.24a-b:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, 5%igen<br />

Mannitol-Lösung nach<br />

Einfrieren <strong>der</strong> Variante D<br />

(Kältebad –60°C) bei 2,5-<br />

facher Vergrößerung.<br />

Abb.5.24b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

(tangentiale Schnittebene).<br />

Beim Einfrieren <strong>der</strong> mannitolhaltigen Modellformulierung auf vorgekühlten<br />

Stellplatten bei –40°C (Variante E) ist eine sehr rauhe Oberfläche mit<br />

erkennbaren Kristallstrukturen zu sehen (Abb.5.25a), sowie eine netzwerkartige<br />

Matrix mit wabenförmigen Hohlräumen (Abb.5.25b). Der Durchmesser <strong>der</strong><br />

Kavitäten beträgt etwa 110µm, d.h. die Poren sind größer als beim langsamen<br />

Einfrieren mit 0,1K/min nach Variante A, bei <strong>der</strong> die Unterkühlung maßgeblich<br />

das Eiskristallwachstum determiniert [7a]. Beim Einfrieren auf vorgekühlten<br />

Stellplatten wird nur <strong>der</strong> unterste Teil <strong>der</strong> Lösung im Vial unterkühlt [31]. Dann<br />

setzt dort nach <strong>der</strong> Nukleation am Vialboden das Eiskristallwachstum ein und


schreitet in einem Temperaturgradienten <strong>von</strong> unten nach oben voran. Somit<br />

wachsen durch die langsamere Abkühlung größere Eiskristalle in <strong>der</strong><br />

verbleibenden Lösung heran.<br />

Abb.5.25a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.25c: Häutchen und darunterliegende<br />

Porenstruktur.<br />

Abb.5.25b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.25a-c:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten,<br />

mannitol-haltigen<br />

Modellformulierung nach<br />

Einfrieren <strong>der</strong> Variante E<br />

(vorge-kühlte Stellplatten) bei<br />

2,5-facher Vergrößerung.<br />

Mit dieser Art des Eiskristallwachstums ist auch die Ausbildung eines dünnen<br />

Häutchens an <strong>der</strong> Produktoberfläche verbunden, welches in Abb.5.25c


zusammen mit <strong>der</strong> darunter-liegenden Porenstruktur zu sehen ist. Im Gegensatz<br />

zum Einfrieren mit Thermal Treatment (Variante C) ist dieses Häutchen gut mit<br />

dem Produktkuchen verbunden und kann nur schwerlich abgelöst werden.<br />

Die Untersuchung <strong>der</strong> Mannitol-Lösung nach dem Einfrieren auf vorgekühlten<br />

Stellplatten (Abb.5.26a+b) ergibt wie bei <strong>der</strong> Modellformulierung eine<br />

Vergrößerung <strong>der</strong> Poren im Vergleich zum langsamen Einfrieren mit 0,1K/min<br />

(Variante A). Der Porendurchmesser liegt bei etwa 60µm, was eine Folge des<br />

oben diskutierten Einfriermechanismus ist. Ebenso bildet sich an <strong>der</strong> Oberfläche<br />

ein dünnes Häutchen, welches in Abb.5.26c zu sehen ist.<br />

Abb.5.26a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.26c: Häutchen und darunterliegende<br />

Porenstruktur.<br />

Abb.5.26a-c:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, 5%igen<br />

Mannitol-Lösung nach<br />

Einfrieren <strong>der</strong> Variante E


Einfrieren <strong>der</strong> Variante E<br />

(vorgekühlte Stell-platten) bei<br />

2,5-facher Ver-größerung.<br />

Abb.5.26b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

(tangentiale Schnittebene).<br />

Das Einfrieren auf vorgekühlten Stellplatten scheint daher bezüglich <strong>der</strong><br />

Porengröße einen Vorteil gegenüber dem langsamen Einfrieren mit 0,1K/min<br />

nach Variante A aufzuweisen. Ausschlaggebend für diesen Effekt ist, daß ein<br />

großer Teil <strong>der</strong> Lösung im oberen Bereich des Vials beim Einfrieren nicht<br />

unterkühlt, und dort, ausgehend <strong>von</strong> Impfkristallen am Vialboden, ein relativ<br />

langsames und damit ein ausgeprägtes Eiskristallwachstum stattfindet.<br />

Beim Einfrieren nach Variante F wird die Unterkühlung durch<br />

Ultraschallkavitation aufgehoben, damit eine Eiskristallisation initiiert und<br />

anschließend wird die Formulierung langsam abgekühlt. Dies soll zu einem<br />

extensiven Eiskristallwachstum führen.<br />

Abb.5.27a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.27c: schematische<br />

Darstellung <strong>der</strong><br />

charakteristischen Kaminporen.


Abb.5.27a-b:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, mannitolhaltigen<br />

Modellformulierung<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante F<br />

(Ultra-schall) bei 2,5-facher<br />

Vergrößerung.<br />

Abb.5.27b: Porenstruktur des<br />

Lyophilisat-kuchens (horizontale<br />

Schnittebene).<br />

Bei <strong>der</strong> Modellformulierung entsteht hierbei eine Oberflächenausprägung wie<br />

sie in Abb.5.27a dargestellt ist. Erkennbar ist eine glatte Oberflächenschicht, die<br />

<strong>von</strong> feinen Spalten mit teilweise über 0,5mm Länge durchzogen ist. Diese<br />

oberflächliche Schicht scheint das Ergebnis einer Gefrierkonzentration zu sein,<br />

bei <strong>der</strong> letztendlich die maximal gefrierkonzentrierte Lösung an <strong>der</strong> Grenzfläche<br />

<strong>zur</strong> Umgebung erstarrt ist. Die großen, spaltartigen Öffnungen in <strong>der</strong> Oberfläche<br />

gehören zu schmalen, kaminartigen Kavitäten, die weit in den Produktkuchen<br />

hineinragen und diesen in vertikaler Richtung durchziehen. Diese Kaminporen<br />

mit meist glatten Wandungen bilden, wie in Abb.5.27c schematisch skizziert,<br />

ein Gerüst, das in großen Teilen zusammenhängend ist. Derartige Strukturen<br />

sind offensichtlich aus großen, zusammenhängenden Eisformationen entstanden,<br />

die während einer sehr langsamen, geordneten Eiskristallisation in vertikaler<br />

Richtung gewachsen sind und nach <strong>der</strong> Trocknung entsprechend großlumige<br />

Kanäle („Ice ghosts“) hinterlassen haben. Neben diesen Kaminstrukturen kommt<br />

im Inneren des Produktkuchens auch eine Porenstruktur in Form eines<br />

grobmaschigen Netzwerks vor, das Hohlräume mit einer Ausdehnung <strong>von</strong> etwa<br />

150µm umschließt (Abb.5.27b).


Ähnliches wird beim Einfrieren <strong>der</strong> 5%igen Mannitol-Lösung nach Variante F<br />

mit anschließen<strong>der</strong> Gefriertrocknung beobachtet. Die Oberfläche <strong>der</strong> Produkte<br />

ist hier glänzend und mit großen, fächerartigen Auflagerungen versehen, die sich<br />

durch die langsame Abkühlungsgeschwindigkeit ausbilden konnten (Abb.5.28a).<br />

Im Inneren des Produktkuchens liegt ein Netzwerk aus flächigen, blattartigen<br />

Mannitolbestandteilen vor, zwischen denen große „Ice ghosts“ eingebettet sind<br />

(Abb.5.28b). Der Durchmesser <strong>der</strong> Hohlräume beträgt etwa 125µm. Neben<br />

dieser Hohlporenstruktur liegen wie bei <strong>der</strong> Modellformulierung überwiegend<br />

kaminartige Kavitäten vor, die den Produktkuchen in vertikaler Richtung<br />

durchziehen. Abb.5.28c zeigt Teile <strong>der</strong> glatten Wandungen dieser Kavitäten,<br />

welche sehr charakteristisch mit kleinen Löchern perforiert sind, über die die<br />

vormals existierenden Eisformationen in Verbindung standen. Bei dieser Art des<br />

Einfrierens sind im Vergleich zum langsamen Einfrieren mit 0,1K/min (Variante<br />

A) die Poren und Kavitäten <strong>der</strong> Modellformulierung, als auch <strong>der</strong> Mannitol-<br />

Lösung, bei gleicher Abkühlgeschwindigkeit stark vergrößert. Dies macht den<br />

determinierenden Einfluß <strong>der</strong> Unterkühlung auf das Eiskristallwachstum<br />

deutlich. Langsames Abkühlen <strong>der</strong> Stellplatten bzw. des Produktes bewirkt kein<br />

langsames und kontrolliertes Eiskristallwachstum, son<strong>der</strong>n führt nach <strong>der</strong><br />

Nukleation <strong>der</strong> unterkühlten Lösung bei tiefer Temperatur lediglich zum<br />

Wachstum relativ kleiner Eiskristalle, die kleine Hohlräume im Produktkuchen<br />

hinterlassen [13]. Nur die Beseitigung <strong>der</strong> Unterkühlung durch Ultraschall und<br />

die Nukleation bei höherer Temperatur lassen ein kontrolliertes<br />

Eiskristallwachstum zu beson<strong>der</strong>s großen Eiskristallen zu.


Abb.5.28a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.28c: perforierte Kavitätenwandungen<br />

des Produktkuchens.<br />

Abb.5.28b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.28a-c:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten,<br />

5%igen Mannitol-Lösung<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong><br />

Variante F (Ultraschall) bei<br />

2,5-facher Vergrößerung .<br />

Eine Vermeidung <strong>der</strong> Unterkühlung beim Einfrieren <strong>der</strong> Lösung und eine<br />

langsame Eiskristallisation wird auch beim vakuum-induzierten Einfrieren<br />

(Variante G) erreicht. Die Morphologie <strong>der</strong> Lyophilisate ist direkt mit den<br />

zuletzt beschriebenen Beobachtungen beim Einfrieren mittels<br />

Ultraschallnukleation vergleichbar. Die Modellformulierung weist eine


Oberfläche auf, die <strong>von</strong> Spalten mit einer Länge bis ca. 0,5mm durchzogen ist<br />

(Abb.5.29a). An die Unterseite <strong>der</strong> Oberflächenschicht schließt sich, wie in<br />

Abb.5.29b dargestellt, ein zum Teil netzwerkartiger Produktkuchen an, <strong>der</strong><br />

Porendurchmesser <strong>von</strong> ca. 150µm aufweist. Hauptsächlich sind die Lyophilisate<br />

aber aus länglichen, kaminartigen Hohlräumen aufgebaut, die den<br />

Produktkuchen in vertikaler Richtung durchziehen (Abb.5.29c).<br />

Abb.5.29a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.29c: Porenstruktur des<br />

Lyophili-satkuchens (horizontale<br />

Schnittebene).<br />

Abb.5.29b: Unterseite <strong>der</strong> Oberflächen-<br />

Abb.5.29a-c:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten,<br />

mannitol-haltigen<br />

Modellformulierung nach<br />

Einfrieren <strong>der</strong> Variante G<br />

(vakuum-induziert) bei 2,5-<br />

facher Vergrößerung.


schicht und Teile <strong>der</strong> Porenstruktur.<br />

Auch die Mannitol-Lösung zeigt beim vakuum-induzierten Einfrieren ein<br />

vergleichbares Erscheinungsbild wie beim Einfrieren mit Ultraschallnukleation<br />

(Variante F). Der Produktkuchen besitzt eine glänzende Oberfläche mit<br />

fächerartigen Strukturen (Abb.5.30a) und ist <strong>von</strong> großen, kaminartigen<br />

Kavitäten in vertikaler Richtung durchzogen (Abb.5.30b). Beson<strong>der</strong>s deutlich ist<br />

<strong>der</strong> blätterteigartige Charakter <strong>der</strong> Porenstruktur in Abb.5.30b erkennbar.<br />

Abb.5.30c zeigt die Oberfläche des Produktkuchens und die darunterliegenden<br />

Kaminporen mit einem Porendurchmesser <strong>von</strong> ca. 125µm.<br />

Abb.5.30a: Oberfläche des<br />

Lyophilisat-kuchens.<br />

Abb.5.30c: Oberfläche und darunterliegende<br />

Porenstruktur.


Abb.5.30b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.30a-b-c:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, 5%igen<br />

Mannitol-Lösung nach<br />

Einfrieren <strong>der</strong> Variante G<br />

(vakuum-induziert) bei 2,5-<br />

facher Vergrößerung.<br />

Die ermittelten Porendurchmesser, die durch die jeweiligen <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

erzeugt werden, sind in Abb.5.31 zusammengefaßt. Die Modellformulierung hat<br />

in allen Fällen die größeren Kavitäten, da sie immer eine geringere<br />

Konzentration an Gerüstbildner aufweist als die Mannitol-Lösung. Recht große<br />

Porendurchmesser und Kavitäten werden erhalten, wenn während des<br />

Einfrierens ein sehr langsames Eiskristallwachstum stattgefunden hat, wie dies<br />

beim Einfrieren mit Ultraschallnukleation (Variante F) und dem vakuuminduzierten<br />

Einfrieren (Variante G) <strong>der</strong> Fall ist. Bei an<strong>der</strong>en <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

verursacht die Unterkühlung während des Einfrierens eine Beschränkung des<br />

Eiskristallwachstums, so daß auch ein nachfolgendes Thermal Treatment nicht<br />

die Eiskristallgröße erzeugen vermag, wie dies bei den Einfriervarianten F und<br />

G erreicht wird. Dennoch ist das Thermal Treatment ein vielversprechendes<br />

Verfahren, da es nicht nur die Porengröße deutlich erhöht, son<strong>der</strong>n gleichzeitig,<br />

wie in Kapitel 5.1.5 beschrieben, die Restfeuchte erniedrigt. Ein leicht positiver<br />

Effekt auf die Porengröße ist auch beim Einfrieren auf vorgekühlten Stellplatten


(Variante E) zu verzeichnen, das durch seinen beson<strong>der</strong>en Einfriermechanismus<br />

größere Porendurchmesser erzeugt als die Einfriervariante A.<br />

160<br />

5%ige Mannitol-Lösung<br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

140<br />

120<br />

Porengröße [µm]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Variante A Variante C Variante D Variante E Variante F Variante G<br />

Abb.5.31: Beeinflussung <strong>der</strong> Porengröße bei <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

und einer 5%igen Mannitol-Lösung durch verschiedene<br />

Einfriervarianten: Variante A: 0,1K/min auf –40°C; Variante C: Thermal<br />

Treatment; Variante D: im Kältebad auf –60°C (Werte für Variante D<br />

geschätzt); Variante E: auf vorgekühlten Stellplatten; Variante F:<br />

Ultraschallbehandlung; Variante G: vakuum-induziertes Einfrieren.<br />

5.2.2 Die Restfeuchte in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

In Abb.5.35 sind die Restfeuchtegehalte <strong>der</strong> Modellformulierung und einer 5%igen<br />

Mannitol-Lösung bei verschiedenen Einfriervarianten dargestellt. Aus ihr ist klar<br />

ersichtlich, daß das Thermal Treatment (Variante C) ein potentes Verfahren ist, um die<br />

Restfeuchte <strong>der</strong> Lyophilisate deutlich zu verringern. Durch die eruptive<br />

Rekristallisation <strong>von</strong> Mannitol während <strong>der</strong> Temperaturbehandlung und das simultane<br />

Wachstum <strong>von</strong> Eiskristallen wird vermutlich <strong>der</strong> am Ende des Einfrierens verbleibende


Anteil an „non-frozen“ Wasser reduziert. Bei <strong>der</strong> Modellformulierung führt dies zu<br />

einer Reduktion <strong>der</strong> Restfeuchtegehalte <strong>von</strong> ca. 4% beim langsamen Einfrieren mit<br />

0,1K/min (Variante A) auf unter 0,5% beim Einfrieren nach Variante C.<br />

Mannitol 5%<br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

6<br />

5<br />

Restfeuchte [%]<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Variante A<br />

Variante C<br />

Variante D<br />

Variante E<br />

Variante F<br />

Variante G<br />

Abb.5.32: Beeinflussung <strong>der</strong> Restfeuchten <strong>von</strong> 5%iger Mannitol-Lösung<br />

und <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung durch<br />

verschiedene Einfrier-varianten (n=5): Variante A: 0,1K/min auf<br />

–40°C; Variante C: Thermal Treatment; Variante D: im Kältebad<br />

auf –60°C; Variante E: auf vorgekühlten Stellplatten; Variante<br />

F: Ultraschallbehandlung; Variante G: vakuum-induziertes<br />

Einfrieren.<br />

Aber auch das schnelle Einfrieren im Kältebad bei −60°C (Variante D) und das<br />

Einfrieren auf vorgekühlten Stellplatten (Variante E) liefern im Vergleich zu<br />

Variante A niedrigere Restfeuchten bei beiden Formulierungen. Es ist dabei<br />

folgen<strong>der</strong> Zusammenhang erkennbar: Je schneller die Abkühlung beim<br />

Einfrieren, desto niedriger ist die Restfeuchte am Ende <strong>der</strong> Haupttrocknung.


Vermutlich ist die Abkühlrate ursächlich für das vollständigere<br />

Auskristallisieren <strong>von</strong> Eis aus den mannitolhaltigen Lösungen und damit für die<br />

niedrigeren Gehalte an „non-frozen“ Wasser verantwortlich [4]. Hohe<br />

Feuchtegehalte, die bei <strong>der</strong> Modellformulierung nach langsamen Einfrieren<br />

(Variante A) bei etwa 4% liegen, werden ebenfalls bei den <strong>Einfrierverfahren</strong> mit<br />

Ultraschallnukleation (Variante F) und beim vakuum-induzierten Einfrieren<br />

(Variante G) erhalten, welche eine Unterkühlung beim Einfrieren vermeiden und<br />

ein ausgeprägtes Eiskristallwachstum ermöglichen. Das langsame, extensive<br />

Eiskristallwachstum führt zu äußerst großen Eiskristallformationen, die den<br />

Wi<strong>der</strong>stand des Produktkuchens für den entweichenden Wasserdampf während<br />

<strong>der</strong> Haupttrocknung (Sublimationsphase) herabsetzen. Die Anteile an „nonfrozen“<br />

Wasser bleiben jedoch bei diesen Verfahren offenbar unverän<strong>der</strong>t. Beim<br />

Einfrieren, sowohl mit, als auch ohne Unterkühlung, tritt keine Beeinflussung<br />

<strong>der</strong> Restfeuchte auf.<br />

Der deutlichste Einfluß auf die Restfeuchte und gleichzeitig auf die Porengröße<br />

wird durch ein Thermal Treatment erzielt, das zudem die Anteile nichtkristallinen<br />

Mannitols reduziert. Aber auch das Einfrieren auf vorgekühlten<br />

Stellplatten (Variante E) liefert leicht reduzierte Restfeuchtegehalte und etwas<br />

erhöhte Porendurchmesser. Dieses Verfahren hat diesbezüglich einen leichten<br />

Vorteil gegenüber Variante A. Für weitere Untersuchungen interessant<br />

erscheinen aufgrund <strong>der</strong> sehr deutlichen Einflüsse auf Restfeuchte und<br />

Porengröße nur das Einfrieren mit nachfolgendem Thermal Treatment (Variante<br />

C) und das vakuum-induzierte Einfrieren (Variante G), das im Vergleich <strong>zur</strong><br />

Ultraschallnukleation (Variante F) mit geringerem Aufwand durchzuführen ist.<br />

5.2.3 Weitere Beobachtungen<br />

5.2.3.1 Glasbruch


Bei den Untersuchungen <strong>der</strong> verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong> an<br />

mannitolhaltigen Trägersystemen konnte nach <strong>der</strong> Gefriertrocknung eine große<br />

Anzahl an zerbrochenen Vials beobachtet werden. Beson<strong>der</strong>s ausgeprägt war<br />

dieses Phänomen bei <strong>der</strong> 5%igen Mannitol-Lösung. Es kam infolge einer<br />

Expansion des Produktkuchens zum visuell erkennbaren Bersten <strong>der</strong> Vialwand.<br />

Dieses Phänomen ist typisch für Mannitol und korreliert mit <strong>der</strong> eruptiven<br />

Rekristallisation <strong>von</strong> amorphen Mannitol bei Erwärmung des gefrorenen<br />

Produktes [3,4]. Im Zuge dieser Rekristallisation findet ein Kristallwachstum<br />

statt bei dem sich Wasser- und Mannitolmoleküle an bereits existierende<br />

Kristalle anlagern. Dabei treten bei <strong>der</strong> Erwärmung räumliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des Produktkuchens auf, die eine horizontale Druckspannung auf die Glaswand<br />

ausüben [3]. Diese Rekristallisation bei Erwärmung findet im Bereich <strong>von</strong> etwa<br />

−25°C statt (s.Abb.5.3). Das Auftreten <strong>von</strong> Glasbruch wurde nach<br />

Literaturangaben ebenfalls in diesem Temperaturbereich beobachtet [3].<br />

Außerdem ist das Auftreten <strong>von</strong> Glasbruch abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> verwendeten<br />

Gefäßart, dem Füllvolumen, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> Lösung, sowie vom<br />

Zusatz an<strong>der</strong>er Excipients [3]. Dies erklärt warum die Modellformulierung mit<br />

ihrer niedrigen Feststoffkonzentration und dem Zusatz an Citronensäure nicht<br />

<strong>von</strong> diesem Phänomen betroffen ist.


60<br />

50<br />

% Glasbruch<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Variante A Variante C Variante D Variante E Variante F Variante G<br />

Abb.5.33: Glasbruch bei gefriergetrockneter, 5%iger Mannitol-<br />

Lösung unter Anwendung verschiedener <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

und anschließen<strong>der</strong> Gefriertrocknung: Variante A: 0,1K/min<br />

auf –40°C; Variante C: Thermal Treatment; Variante D: im<br />

Kältebad auf –60°C; Variante E: auf vorgekühlten<br />

Stellplatten; Variante F: Ultraschallbehandlung; Variante<br />

G: vakuum-induziertes Einfrieren.<br />

Mit Ausnahme <strong>von</strong> Variante C und D sind ca. 25% <strong>der</strong> Vials nach <strong>der</strong><br />

Gefriertrocknung zerbrochen (Abb.5.33). Die Haupttrocknung wurde bei einer<br />

Plattentemperatur <strong>von</strong> −10°C durchgeführt, nachdem das Produkt auf –40°C<br />

eingefroren wurde. Daher hat sich <strong>der</strong> Produktkuchen während <strong>der</strong><br />

Haupttrocknung auf über −25°C erwärmt, und eine Rekristallisation des<br />

Mannitols hat dabei stattgefunden. Bei Variante C und D ist aber <strong>der</strong> Anteil an<br />

Glasbruch auf ca. 50% erhöht (Abb.5.33), was darauf schließen läßt, daß die<br />

Rekristallisation und die damit verbundene Expansion beson<strong>der</strong>s ausgeprägt


verläuft. Dies wird indirekt durch die Beobachtung <strong>der</strong> Restfeuchten (Abb.5.32)<br />

bestätigt. Bei den Verfahren, die zu einer Erniedrigung <strong>der</strong> Anteile <strong>von</strong> „nonfrozen“<br />

Wasser führen, also Thermal Treatment (Variante C) und schnelles<br />

Einfrieren auf −60°C (Variante D), kommt es im Zuge einer vollständigeren<br />

Eiskristallisation zu einem erhöhtem Ausmaß an Glasbruch. Während beim<br />

Thermal Treatment die Erwärmung und Rekristallisation gezielt in <strong>der</strong><br />

Einfrierphase herbeigeführt wird, muß beim schnellen Einfrieren nach Variante<br />

D ein an<strong>der</strong>er Mechanismus zu <strong>der</strong> ausgeprägten Rekristallisation führen. Beim<br />

schnellen Einfrieren <strong>von</strong> Lösungen auf tiefe Temperaturen wird insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Mannitol-Lösungen kein ausgeprägtes Eiskristallwachstum erzielt, da die<br />

Mannitol-Moleküle das Wachstum <strong>von</strong> Nukleoli behin<strong>der</strong>n [4]. Die viskose<br />

MFCS erstarrt teils amorph und teils kristallin, aber in Form <strong>von</strong> nicht perfekt<br />

geordneten Eiskristallen mit Gitterfehlstellen, <strong>von</strong> denen dann die<br />

Rekristallisation bevorzugt ausgeht [4]. Wird bei <strong>der</strong> Haupttrocknung eines<br />

<strong>der</strong>art erstarrten Produktkuchens infolge <strong>der</strong> Erwärmung die<br />

Rekristallisationstemperatur überschritten, so kommt es schließlich zu einer<br />

wesentlich ausgeprägteren Rekristallisation als bei Produkten, die mit einer<br />

geringen Abkühlrate eingefroren wurden, d.h. perfekter kristallisiert wurden [4].<br />

Beim Einfrieren auf vorgekühlten Stellplatten (Variante E) wurde zwar keine<br />

Erhöhung des Glasbruchs beobachtet, dennoch könnte hier die hohe Abkühlrate<br />

in gleicher Weise die Rekristallisation während <strong>der</strong> Haupttrocknung<br />

begünstigten und für die im Vergleich zu Variante A erniedrigten<br />

Restfeuchtegehalte (Abb.5.32) verantwortlich sein.<br />

5.2.3.2 Verhalten <strong>der</strong> Lyophilisate bei einer Haupttrocknung mit erhöhter Plattentemperatur<br />

Das optische Erscheinungsbild <strong>der</strong> Produktkuchen kann durch Kollaps o<strong>der</strong><br />

mechanische Beschädigung durch den Wasserdampfstrom beeinträchtigt sein.<br />

Um diese unerwünschten Ereignisse besser beobachten zu können, wurde die<br />

Haupttrocknung bei einer auf +40°C erhöhten Plattentemperatur durchgeführt.


Der verstärkte Energieeintrag sollte die Sublimationsrate deutlich erhöhen, die<br />

Erwärmung des Produktes während <strong>der</strong> Haupttrocknung verstärken und somit<br />

das Auftreten <strong>der</strong>artiger Phänomene begünstigen. Abhängig vom<br />

<strong>Einfrierverfahren</strong> än<strong>der</strong>te sich, wie in Tab.3 dargestellt, bei <strong>der</strong><br />

Modellformulierung und <strong>der</strong> 5%igen Mannitol-Lösung die Art und die<br />

Häufigkeit <strong>der</strong> beobachteten Auffälligkeiten.<br />

<strong>Einfrierverfahren</strong><br />

Modellformulierung 5%ige Mannitol-Lösung<br />

Variante<br />

A<br />

Oberflächenschicht bei vielen<br />

Proben angehoben und partiell<br />

abgelöst (++)<br />

Oberfläche bei vielen Proben<br />

aufgerissen, Lyophilisate am<br />

Vialboden kollabiert (++)<br />

Variante C (-)<br />

Häutchen bei wenigen Proben<br />

partiell abgelöst (+)<br />

Variante D Oberflächenschicht bei vielen<br />

Proben partiell abgelöst; Produktkuchen<br />

auseinan<strong>der</strong>gerissen (+++)<br />

Variante E (-)<br />

Viele Lyophilisate am Vialboden<br />

kollabiert; Produktkuchen auseinan<strong>der</strong>gerissen<br />

(+++)<br />

wenige Lyophilisate am Vialboden<br />

kollabiert (+)<br />

Variante F (-) (-)<br />

Variante G (-) (-)<br />

Tab.3: Unerwünschte Verän<strong>der</strong>ungen und Beschädigungen des Produktkuchens bei<br />

verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong> und Haupttrocknung mit erhöhter Plattentemperatur:<br />

Variante A: 0,1K/min auf –40°C; Variante C: Thermal Treatment;<br />

Variante D: im Kältebad auf –60°C; Variante E: auf vorgekühlten Stell-platten;<br />

Variante F: Ultraschallbehandlung; Variante G: vakuum-induziertes Einfrieren.


Eine Gewichtung <strong>von</strong> Stärke und Häufigkeit <strong>der</strong> aufgetretenen Beobachtungen<br />

wurde mit (-), d.h. keine, (+) schwach, (++) stark und (+++) sehr stark<br />

vorgenommen.<br />

Durch die erhöhte Sublimationsrate wird <strong>der</strong> Wasserdampfstrom verstärkt,<br />

welcher aber im Falle einer meist zusammenhängenden Oberflächenschicht<br />

einen erhöhten Transport-wi<strong>der</strong>stand zu überwinden hat [11,29]. Im Extremfall<br />

wird dabei die Oberflächenschicht vom Produktkuchen partiell abgelöst o<strong>der</strong><br />

gewaltsam aufgerissen. Diese Erscheinung wird vor allem bei den<br />

Einfriervarianten A, C und D auffällig, wobei das Ausmaß mit wachsen<strong>der</strong><br />

Impedanz im Produktkuchen, d.h. mit kleiner werdendem Porendurchmesser,<br />

größer wird. Beson<strong>der</strong>s betroffen sind daher die Produktkuchen, die sehr schnell<br />

(nach Variante D) eingefroren wurden. Bei diesen Proben wurde nicht nur die<br />

Oberfläche abgelöst, bzw. aufgerissen, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> gesamte<br />

Produktkuchen auseinan<strong>der</strong>gerissen. Hingegen wird diese Beobachtung nicht bei<br />

Variante E gemacht, da sich, wie in Abb.5.25 erkennbar ist, die bessere<br />

Verbindung <strong>von</strong> Häutchen und Produktkuchen offensichtlich positiv auf diese<br />

Art <strong>der</strong> Beschädigung auswirkt. Im Falle <strong>von</strong> Variante F und G ist die<br />

Oberfläche, ebenfalls in Kapitel 5.2.1 gezeigt, mit großen Spalten durchzogen,<br />

die dem durchströmenden Wasserdampf nur geringen Wi<strong>der</strong>stand bietet. Daher<br />

kommt es bei diesen <strong>Einfrierverfahren</strong> zu keiner Beeinträchtigung <strong>der</strong> oberen<br />

Produktschicht.<br />

Kollaps und Antaueffekte treten bevorzugt bei <strong>der</strong> 5%igen Mannitol-Lösung auf, da die<br />

Produktkuchen aufgrund <strong>der</strong> höheren Feststoffkonzentration kompakter sind und kleinere<br />

Poren aufweisen (Abb.5.31). Die Anzahl kollabierter Lyophilisate ist bei Variante D<br />

beson<strong>der</strong>s hoch, da es aufgrund <strong>der</strong> äußerst kleinen Poren und Kavitäten zu einem<br />

Wasserdampfrückstau und damit zu einer Temperaturerhöhung im Produkt während <strong>der</strong><br />

Haupttrocknung kommt [2,43]. In einigen Fällen wurde auch ein Kollaps bei Variante A und<br />

Variante E beobachtet. Häufigkeit und Ausprägung steigern sich mit abnehmendem<br />

Porendurchmesser, weshalb Variante A stärker betroffen ist als Variante E. We<strong>der</strong> Kollaps,<br />

noch irgendwelche an<strong>der</strong>en Auffälligkeiten sind bei den <strong>Einfrierverfahren</strong> mit extensivem


Eiskristallwachstum, nämlich bei Variante F und G, zu entdecken. Hier sind offensichtlich die<br />

Porengröße und das Auftreten <strong>von</strong> kaminartigen Kavitäten ausschlaggebend für das<br />

Ausbleiben <strong>von</strong> Kollaps, Antaueffekten, sowie Beschädigung an <strong>der</strong> Produktoberfläche.<br />

Daraus läßt sich schließen, daß die großlumigen Kavitäten, welche den Produktkuchen wie<br />

Kamine durchziehen, den Wasserdampf entweichen lassen, ohne ihm einen relevanten<br />

Wi<strong>der</strong>stand entgegenzustellen, und somit bei diesen <strong>Einfrierverfahren</strong> eine sehr schnelle<br />

Haupttrocknung bei hohen Temperaturen unter vollem Erhalt des optischen<br />

Erscheinungsbildes möglich ist.<br />

Ν weiter zu Kapitel 5.3: Ausgewählte <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

5.3 Ausgewählte <strong>Einfrierverfahren</strong> und <strong>der</strong>en Einfluß auf Morphologie,<br />

Restfeuchte<br />

und Trocknungsgeschwindigkeit <strong>von</strong> verschiedenen Gerüstbildnern<br />

Wegen des ausgeprägten Einflusses auf die Porengröße <strong>von</strong> mannitolhaltigen<br />

Lyophilisaten wurde das vakuum-induzierte Einfrieren (Variante G) bei<br />

verschiedenen an<strong>der</strong>en, auch amorphen Gerüstbildnern untersucht. Ebenso sollte<br />

das Einfrieren mit Thermal Treatment (Variante C) wegen seines Einflusses auf<br />

die Porengröße und auf die Restfeuchte <strong>von</strong> mannitolhaltigen Formulierungen<br />

auch bei an<strong>der</strong>en Gerüstbildnern angewendet werden. Als Beispiel für einen<br />

Einfriervorgang, bei dem die Eiskristallisation kaum beeinflußbar ist, wurde das<br />

Einfrieren mit 2K/min (Variante B) gewählt, da hier sowohl eine Unterkühlung,<br />

als auch eine relativ hohe Abkühlrate erwartet wird.<br />

5.3.1 Die Morphologie in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

5.3.1.1 Auflichtmikroskopie<br />

Abb.5.32a zeigt die innere Porenstruktur des Lyophilisatkuchens einer 2%igen<br />

Mannitol-Lösung, die mit 2K/min auf –40°C (Variante B) eingefroren wurde.


Erkennbar ist ein Nadelfilz aus Mannitolkristallen mit netzwerkartiger<br />

Hohlporenstruktur und einem Porendurchmesser <strong>von</strong> ca. 90µm. Nach einem<br />

Thermal Treatment (Variante C) sind die „Ice ghosts“, wie in Kapitel 5.1 und<br />

5.2 bereits dargestellt, durch die eruptive Rekristallisation <strong>von</strong> Mannitol und die<br />

Anlagerung <strong>von</strong> „non-frozen“ Wasser an die vorhandenen Eiskristalle auf<br />

120µm vergrößert (Abb.5.32b). Mittels des vakuum-induzierten Einfrierens<br />

(Variante G) entstehen charakteristische, große Kaminporen, die vertikal<br />

ausgerichtet sind (Abb.5.32c). Die Durchmesser des elliptischen<br />

Porenquerschnitts betragen für den kleinsten Durchmesser etwa 140µm und für<br />

den größten über 1mm. Abb.5.32d zeigt die glatten Wandungen dieser<br />

Spaltenstruktur tangential angeschnitten und Abb.5.32e die vertikale<br />

Ausrichtung <strong>der</strong> langgestreckten, kaminartigen Kavitäten, die in die<br />

Produktoberfläche einmünden. Es ist zu erwarten, daß im Gegensatz zu einer<br />

Struktur aus wabenartig angelegten Hohlporen <strong>der</strong>artige, weitlumige Kanäle<br />

während <strong>der</strong> Haupttrocknung (Sublimationsphase) nur einen geringen<br />

Wi<strong>der</strong>stand für den entweichenden Wasserdampf darstellen und somit eine<br />

höhere Sublimationsrate erlauben [13,49].<br />

Abb.5.32a: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante B<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.32b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong><br />

Variante C (horizontale Schnittebene).


Abb.5.32c: Spaltstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante G<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.32a-e:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen einer<br />

gefriergetrockneten, 2%igen<br />

Mannitol-Lösung bei 2,5-<br />

facher<br />

Vergrößerung. Variante B: 2K/min;<br />

Variante C: Thermal Treatment;<br />

Variante G: vakuum-induziert.<br />

Abb.5.32d: Lyophilisatkuchen nach Abb.5.32e: Lyophilisatkuchen nach<br />

Einfrieren <strong>der</strong> Variante G (tangentiale Einfrieren <strong>der</strong> Variante G (tangentiale<br />

Schnittebene).<br />

Schnittebene.)<br />

In Abb.5.33a ist die innere Porenstruktur des Lyophilisatkuchens <strong>der</strong> mannitolhaltigen<br />

Modellformulierung zu sehen, die mit 2K/min auf –40°C (Variante B) eingefroren wurde.<br />

Analog zu den Beobachtungen bei <strong>der</strong> Mannitol-Lösung ist auch hier eine netzwerkartige<br />

Hohlporenstruktur mit einem Porendurchmesser <strong>von</strong> ca. 90µm zu beobachten. Wie bei <strong>der</strong><br />

Mannitol-Lösung führt ein Thermal Treatment (Variante C) durch Rekristallisation <strong>von</strong><br />

Mannitol und „non-frozen“ Wasser zu einer Vergrößerung des Porendurchmessers auf<br />

ca. 120µm (Abb.5.33b). Das vakuum-induzierte Einfrieren (Variante G) erzeugt bei <strong>der</strong><br />

Modellformulierung die für dieses <strong>Einfrierverfahren</strong> charakteristische Spaltenstruktur mit


ausgeprägten, vertikalen Kaminporen, die in Abb.5.33c horizontal angeschnitten zu sehen<br />

sind.<br />

Abb.5.33a: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante B<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.33b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong><br />

Variante C (horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.33a-c:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten,<br />

mannitol-haltigen<br />

Modellformulierung bei<br />

2,5-facher Vergrößerung.<br />

Variante B: 2K/min;<br />

Variante C: Thermal<br />

Treatment;<br />

Variante G: vakuuminduziert.<br />

Abb.5.33c: Spaltstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante G<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Die Saccharose-Lösung bildet nach Einfrieren mit 2K/min (Variante B) und anschließen<strong>der</strong><br />

Gefriertrocknung einen Produktkuchen, <strong>der</strong> ein netzwerkartiges Gespinst aus glänzenden


Saccharosefäden darstellt (Abb.5.34a). Ähnliche Bil<strong>der</strong> wurden bereits <strong>von</strong> Franks<br />

publiziert [33].<br />

Abb.5.34a: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante B<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.34b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong><br />

Variante C (horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.34c: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante G<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.39a-c:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen<br />

<strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, 2%igen<br />

Saccharose-Lösung bei 2,5-<br />

facher<br />

Vergrößerung. Variante B:<br />

2K/min; Variante C: Thermal<br />

Treatment; Variante G: vakuuminduziert.<br />

Diese netzwerkartige Struktur umschließt „Ice ghosts“, die im Durchmesser


etwa 120µm groß sind. Diese Matrix besteht vermutungsweise aus amorpher<br />

Saccharose [9,33]. Nach einem Thermal Treatment (Variante C) ist die Textur<br />

dieses Netzwerkes nahezu unverän<strong>der</strong>t zu erkennen (Abb.5.34b). Die Größe <strong>der</strong><br />

„Ice ghosts“ beträgt ebenfalls 120µm, jedoch sind zusätzlich größere,<br />

langgestreckte Hohlräume vorhanden, die radial im Produktkuchen angeordnet<br />

sind. Möglicherweise sind diese Hohlräume durch Kollaps während <strong>der</strong><br />

Trocknung o<strong>der</strong> durch eine Reifung <strong>von</strong> Eiskristallen während des Thermal<br />

Treatments entstanden. Das vakuum-induzierte Einfrieren erzeugt bei <strong>der</strong><br />

Saccharose-Lösung ebenfalls eine charakteristische Spaltenstruktur, welche den<br />

Produktkuchen mit kaminartigen Poren, wie in Abb.5.34c zu sehen, vertikal<br />

durchzieht. Die Ausbildung dieser Kamine erfolgt also mit kristallinen (z.B.<br />

Mannitol), als auch mit amorphen Gerüstbildnern.<br />

Auch die Maltose liegt nach <strong>der</strong> Gefriertrocknung bekanntlich amorph vor [61].<br />

Die Maltose-Lösung liefert bei allen 3 <strong>Einfrierverfahren</strong> das gleiche<br />

Erscheinungsbild wie die Saccharose.<br />

Abb.5.35a: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante B<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.35b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong><br />

Variante C (horizontale Schnittebene).


Abb.5.35a-c:<br />

Lichtmikroskopische<br />

Aufnahmen<br />

<strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, 2%igen<br />

Maltose-Lösung bei 2,5 -<br />

facher<br />

ßerung. Variante B: 2K/min; Variante C:<br />

Thermal Treatment; Variante G:<br />

vakuum-induziert.<br />

Abb.5.35c: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante G<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Das Einfrieren mit 2K/min (Variante B) erzeugt ein gespinstartiges Netzwerk<br />

mit „Ice ghosts“, die einen Durchmesser <strong>von</strong> etwa 120µm aufweisen<br />

(Abb.5.35a). Ebenso liefert das Thermal Treatment (Variante C) neben einem<br />

nahezu unverän<strong>der</strong>ten Netzwerk glänzen<strong>der</strong> Maltosefäden und „Ice ghosts“ <strong>von</strong><br />

ca. 120µm im Durchmesser langgestreckte Kavitäten, die größere Bereiche des<br />

Produktkuchens in radialer Anordnung durchziehen. Auch hier könnte ein<br />

Kollaps während <strong>der</strong> Trocknung, o<strong>der</strong> eine Eiskristallreifung <strong>der</strong> Grund für das<br />

Auftreten <strong>der</strong>artiger Kavitäten sein. Wie bei <strong>der</strong> Saccharose und den<br />

mannitolhaltigen Formulierungen beobachtet man beim vakuum-induzierten<br />

Einfrieren (Variante G) <strong>der</strong> Maltose-Lösung das Auftreten <strong>von</strong><br />

charakteristischen Kaminporen, die das Produkt vertikal durchziehen. Abb5.35c<br />

zeigt diese Spaltstrukturen horizontal angeschnitten mit einer Längsausdehnung<br />

des Querschnitts <strong>von</strong> mehr als 1mm und einer Breite <strong>von</strong> ca. 140µm.<br />

Das Einfrieren mit 2K/min erzeugt bei <strong>der</strong> 2%igen Glycin-Lösung einen<br />

Produktkuchen mit wabenförmig angeordneten „Ice ghosts“ mit einem<br />

Durchmesser <strong>von</strong> etwa 80µm (Abb.5.36a). Diese Struktur erinnert mehr an die


Morphologie des kristallinen Gerüstbildners Mannitol (Abb.5.32a) und weniger<br />

an die Morphologie <strong>der</strong> amorphen Saccharose (Abb.5.34a). Ein Einfrieren mit<br />

Thermal Treatment (Variante C) führt nach <strong>der</strong> Gefriertrocknung zu einer<br />

Matrix, <strong>der</strong>en „Ice ghosts“ nun auf einem Durchmesser <strong>von</strong> ca. 120µm<br />

vergrößert sind (Abb.5.36b). Allerdings ist bei <strong>der</strong> Erwärmung des gefrorenen<br />

Produktes während <strong>der</strong> thermoanalytischen Untersuchung in Kapitel 5.1.2 kein<br />

Hinweis auf eine Rekristallisation, vergleichbar mit <strong>der</strong> des Mannitols, zu<br />

finden, welche während des Thermal Treatments stattgefunden haben könnte.<br />

Daraus kann geschlossen werden, daß die Vergrößerung <strong>der</strong> Poren nicht die<br />

Folge einer Rekristallisation <strong>von</strong> amorphem Glycin und „non-frozen“ Wasser<br />

ist, son<strong>der</strong>n vermutlich durch eine Eiskristallreifung im Zuge <strong>der</strong> erhöhten<br />

Mobilität <strong>von</strong> Wassermolekülen während <strong>der</strong> Temperaturbehandlung bedingt ist.<br />

Zudem wurde das Thermal Treatment bei einer Temperatur, die 0,5°C über dem<br />

Schmelzbeginn des Eises liegt, durchgeführt, so daß auch Wasser, das bei<br />

Antauprozessen frei wird, durch Anlagerung an bereits existierende Eiskristalle<br />

<strong>zur</strong> Vergrößerung <strong>von</strong> Eiskristallen, und damit <strong>der</strong> „Ice ghosts“, beitragen<br />

könnte. Bei etwa 90% dieser Lyophilisate wurde jedoch kein intakter<br />

Produktkuchen in Form einer zusammenhängenden Matrix erhalten. Die<br />

entsprechenden Produkte bestehen aus zusammenhaltlosen Glycinnadeln, die ein<br />

pulverförmiges Lyophilisat darstellen. Offenbar wurde durch die Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> Eiskristalle beim Thermal Treatment die mechanische Stabilität <strong>der</strong><br />

getrockneten Matrix soweit beeinträchtigt, daß die räumliche Matrixstruktur<br />

während <strong>der</strong> Trocknung kollabiert ist. Eine blätterteigartige Struktur, die<br />

kaminartig den Produktkuchen in vertikaler Richtung durchzieht, wird wie bei<br />

den an<strong>der</strong>en untersuchten Gerüstbildnern durch das vakuum-induzierte<br />

Einfrieren (Variante G) erhalten. Abb.5.36c zeigt diese charakteristische<br />

Struktur horizontal angeschnitten mit einer Längsausdehnung <strong>der</strong><br />

Spaltenquerschnitte <strong>von</strong> über 1mm und einer Breite <strong>von</strong> ca. 120µm.


Abb.5.36a: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante B<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.36b: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong><br />

Variante C (horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.36a-c:<br />

ikroskopische Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, 2%igen Glycin-<br />

Lösung bei 2,5-facher Vergrößerung.<br />

Variante B: 2K/min;<br />

Variante C: Thermal Treatment;<br />

Variante G: vakuum-induziert.<br />

Abb.5.36c: Spaltstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante G<br />

(horizontale Schnittebene).<br />

5.3.1.2 Weitwinkelröntgendiffraktometrie (WAXS)<br />

Im Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>der</strong> gefriergetrockneten<br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung (Abb.5.37), die mit 2K/min auf<br />

−40°C eingefroren wurde (Variante B), ist das Beugungsmuster des metastabilen<br />

α-Mannitols mit „strong lines“ z.B. bei 2θ=9.5° und 13.7° [64] zu sehen. Zudem<br />

sind schwache Reflexe bei 2θ=9.7° und 36.1° zu erkennen, bei denen es sich


um geringe Anteile <strong>der</strong> δ-Modifikation handeln könnte. Charakteristische<br />

Reflexe <strong>der</strong> Citronensäure können nicht identifiziert werden, was auf ein<br />

amorphes Vorliegen schließen läßt. Nach 4h Thermal Treatment bei −3°C sind<br />

fast keine Reflexe des α-Mannitols und des δ-Mannitols mehr erkennbar<br />

(Abb.5.38), dafür sind aber die Reflexintensitäten <strong>von</strong> β-Mannitol (z.B. bei<br />

2θ=14.6° und 23,4°) deutlich angestiegen. Folglich läuft die Umwandlung des<br />

Mannitols unter diesen Bedingungen nahezu vollständig ab und es liegt nun<br />

überwiegend β-Mannitol vor. Alle diese Beobachtungen stimmen gut mit den<br />

Ergebnissen aus Kapitel 5.1.6 überein. In Abb.5.39 ist das Beugungsmuster <strong>der</strong><br />

Modellformulierung nach vakuum-induziertem Einfrieren gezeigt. Hier sind<br />

neben den Reflexen des α-Mannitols auch deutliche Reflexe des δ-Mannitols,<br />

z.B. bei 2θ=9.7°, 36.1° und 40.4°, zu erkennen. Im Unterschied <strong>zur</strong><br />

Einfriervariante B (2K/min) ermöglicht offenbar das vakuum-induzierte<br />

Einfrieren und die langsame Kristallisation bei einer Temperatur, die nahe am<br />

Eischmelzpunkt <strong>der</strong> Lösung liegt, die Entstehung <strong>der</strong> im Vergleich <strong>zur</strong> α-<br />

Modifikation stabileren δ-Modifikation.


Abb.5.37: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

nach Einfrieren mit 2K/min (Variante B) und anschließen<strong>der</strong><br />

Gefriertrocknung.<br />

Abb.5.38: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung<br />

nach Einfrieren mit Thermal Treatment (Variante C)<br />

und<br />

anschließen<strong>der</strong> Gefriertrocknung.


Abb.5.39: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung<br />

nach vakuum-induziertem Einfrieren (Variante G)<br />

und<br />

anschließen<strong>der</strong> Gefriertrocknung.<br />

An<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung ist nach dem<br />

Einfrieren <strong>der</strong> 2%igen Mannitol-Lösung mit 2K/min (Variante B) und<br />

anschließen<strong>der</strong> Gefriertrocknung in Abb.5.40, das Reflexbandenspektrum des<br />

bei Raumtemperatur thermodynamisch stabilen β-Mannitols zu erkennen.<br />

Durch ein Thermal Treatment (Variante C) kommen neue Reflexe zum<br />

Vorschein (z.B. bei 2θ=9.7°, 36.1° und 40.4°), die dem δ-Mannitol zuzuordnen<br />

sind (Abb.5.41). Folglich findet durch die Erwärmung beim Thermal Treatment<br />

eine partielle Umwandlung des stabilen β-Mannitols in das bei Raumtemperatur<br />

weniger stabile δ-Mannitol statt und es liegt nun ein Gemisch aus β- und<br />

δ-Mannitol vor. Das vakuum-induzierte Einfrieren führt bei <strong>der</strong> Mannitol-<br />

Lösung, wie zuvor beim Einfrieren mit 2K/min, ebenfalls <strong>zur</strong> Bildung <strong>von</strong> β-<br />

Mannitol (Abb.5.42). Aufgrund <strong>der</strong> schwachen Reflexe bei 2θ=9.7° und 36.1°<br />

kann zudem auf geringe Anteile an δ-Mannitol geschlossen werden.


Abb.5.40: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Mannitol-Lösung nach<br />

Einfrieren mit 2K/min (Variante B) und Gefriertrocknung.


Abb.5.41: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Mannitol-Lösung<br />

nach<br />

Einfrieren mit Thermal Treatment (Variante C) und Gefriertrocknung.


Abb.5.42: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Mannitol-Lösung<br />

nach<br />

vakuum-induziertem Einfrieren (Variante G) und Gefriertrocknung.<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> Weitwinkelröntgendiffraktogramme <strong>von</strong> 2%iger Mannitol-<br />

Lösung mit denen <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung legt nahe,<br />

daß dem Zusatz <strong>von</strong> Citronensäure beson<strong>der</strong>e Bedeutung zukommt. Die reine<br />

Mannitol-Lösung in Abwesenheit <strong>von</strong> Citronensäure bildet bei <strong>der</strong><br />

Gefriertrocknung bevorzugt die stabile β-Modifikation aus und wird durch ein<br />

Thermal Treatment teilweise in die bei Raumtemperatur weniger stabile δ-<br />

Modifikation überführt. Bei <strong>der</strong> Gefriertrocknung <strong>von</strong> Mannitol-Lösung in<br />

Anwesenheit <strong>der</strong> Citronensäure werden jedoch bevorzugt die instabile α- und δ-<br />

Modifikation gebildet, und ein Thermal Treatment führt <strong>zur</strong> Umwandlung in die<br />

stabile β-Modifikation.<br />

Unabhängig <strong>von</strong> den drei verwendeten <strong>Einfrierverfahren</strong> liegt Saccharose nach<br />

<strong>der</strong> Gefriertrocknung immer in <strong>der</strong> amorphen Form vor. Dieses Ergebnis gründet<br />

in <strong>der</strong> Eigenschaft <strong>von</strong> Saccharose beim Einfrieren übersättigte Lösungen zu<br />

bilden, die dann amorph erstarren [2].


Abb.5.43: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Saccharose-Lösung nach<br />

Einfrieren mit 2K/min (Variante B) und Gefriertrocknung.


Abb.5.44: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Saccharose-Lösung<br />

nach<br />

Einfrieren mit Thermal Treatment (Variante C) und<br />

Gefriertrocknung.<br />

Abb.5.45: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Saccharose-Lösung<br />

nach<br />

vakuum-induziertem Einfrieren (Variante G) und<br />

Gefriertrocknung.<br />

Abb.5.43 zeigt das Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>der</strong> amorphen,<br />

gefriergetrockneten Saccharose nach Einfrieren mit 2K/min (Variante B). Auch<br />

das Thermal Treatment (Variante C) führt, wie in Abb.5.44 gezeigt, zu keiner<br />

Verän<strong>der</strong>ung am Röntgen-diffraktogramm <strong>der</strong> Saccharose, die auch hier amorph<br />

vorliegt. Dieses Verhalten ist erwartungsgemäß, da in <strong>der</strong> DSC-Untersuchung<br />

einer wässrigen Saccharose-Lösung (s.Abb.5.9 und Abb.5.10) ein reversibler<br />

Glasübergang <strong>der</strong> MFCS (T g ’), jedoch keine Rekristallisation <strong>der</strong> Saccharose,


eobachtet wird. Das vakuum-induzierte Einfrieren (Variante G) liefert nach<br />

<strong>der</strong> Gefriertrocknung ebenfalls amorphe Saccharose (Abb.5.45).<br />

Gefriergetrocknete Maltose zeigt das gleiche Erscheinungsbild wie Saccharose<br />

und liegt bei den drei Einfriervarianten B, C und G in <strong>der</strong> amorphen Form vor.<br />

Abb.5.46 zeigt die amorphe gefriergetrocknete Maltose nach Einfrieren mit<br />

2K/min (Variante B), Abb.5.47 nach Thermal Treatment (Variante C) und<br />

Abb.5.48 nach vakuum-induziertem Einfrieren (Variante G). Maltose, wie auch<br />

Saccharose, neigt <strong>zur</strong> Bildung übersättigter Lösungen [61] und zeigt in <strong>der</strong><br />

thermoanalytischen Untersuchung (s.Abb.5.11 und Abb.5.12) ebenfalls einen<br />

reversiblen Glasübergang <strong>der</strong> MFCS (T g ’).<br />

Abb.5.46: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Maltose-Lösung nach<br />

Einfrieren mit 2K/min (Variante B) und Gefriertrocknung.


Abb.5.47: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Maltose-Lösung nach<br />

Einfrieren mit Thermal Treatment (Variante C) und<br />

Gefriertrocknung.


Abb.5.48: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Maltose-Lösung nach<br />

vakuum-induziertem Einfrieren (Variante G) und<br />

Gefriertrocknung.<br />

Das Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> gefriergetrockneter, 2%iger Glycin-<br />

Lösung nach Einfrieren mit 2K/min (Variante B) ist in Abb.5.49 dargestellt und<br />

entspricht dem des kristallinen Glycins in <strong>der</strong> β-Modifikation [37]. Ein Thermal<br />

Treatment (Variante C) liefert im Vergleich zu Variante B ein leicht verän<strong>der</strong>tes<br />

Bandenspektrum (Abb.5.50) mit einem zusätzlichen schwachen Reflex bei<br />

einem Bragg-Winkel <strong>von</strong> 2θ= 29.8°, <strong>der</strong> evtl. <strong>von</strong> γ-Glycin herrührt. Das<br />

Thermal Treatment über 4h bei –5°C führt bei <strong>der</strong> Glycin-Lösung vermutlich <strong>zur</strong><br />

Entstehung eines Gemisches aus überwiegend β-Glycin und aus sehr geringen<br />

Anteilen an γ-Glycin. Das vakuum-induzierte Einfrieren liefert, wie in Abb.5.51<br />

dargestellt, nach <strong>der</strong> Gefriertrocknung β-Glycin.<br />

Es läßt sich also beobachten, daß bei den kristallisierenden Gerüstbildnern<br />

Glycin und Mannitol die Erwärmung während des Thermal Treatments in<br />

geringem Umfang <strong>zur</strong> Bildung einer thermodynamisch weniger stabilen<br />

Modifikation führt. Hingegen führt bei <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung das Thermal Treatment <strong>zur</strong> Umwandlung in die bei<br />

Raumtemperatur stabilste Modifikation des Mannitols. Die nach dem Einfrieren<br />

amorph vorliegenden Gerüstbildner Saccharose und Maltose werden vom<br />

Thermal Treatment nicht verän<strong>der</strong>t.


Abb.5.49: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Glycin-Lösung nach<br />

Einfrieren mit 2K/min (Variante B) und Gefriertrocknung.<br />

Abb.5.50: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Glycin-Lösung nach<br />

Einfrieren mit Thermal Treatment (Variante C) und Gefriertrocknung.


Abb.5.51: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>von</strong> 2%iger Glycin-Lösung nach<br />

vakuum-induziertem Einfrieren (Variante G) und Gefriertrocknung.<br />

5.3.2 Die Restfeuchte in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

Die Untersuchung <strong>der</strong> Restfeuchte ergibt, wie in Abb.5.52 dargestellt, bei <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten<br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

Feuchtegehalte <strong>von</strong> ca. 1,9% nach Einfrieren mit 2K/min (Variante B) und<br />

ca. 1,8% nach dem vakuum-induziertem Einfrieren (Variante G). Eine<br />

dramatische Reduzierung <strong>der</strong> Restfeuchte auf ca. 0,6% wird durch ein<br />

Thermal Treatment (Variante C) bei –3°C über 4h erreicht. Diese Reduktion <strong>der</strong><br />

Restfeuchte, die bereits in Kapitel 5.2.2 beschrieben ist, kann über eine<br />

Rekristallisation <strong>von</strong> „non-frozen“ Wasser, sowie <strong>von</strong> amorphem Mannitol<br />

während <strong>der</strong> Temperaturbehandlung erklärt werden.


Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

2,5<br />

2<br />

Restfeuchte [%]<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Variante B Variante C Variante G<br />

Abb.5.52: Restfeuchte einer 2%igen, gefriergetrockneten<br />

Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung bei verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong>.<br />

Variante B:<br />

2K/min auf –40°C; Variante C: Thermal Treatment; Variante G:<br />

vakuuminduziertes<br />

Einfrieren (n=5).<br />

Das Einfrieren mit 2K/min führt bei einer 2%igen Mannitol-Lösung zu einer<br />

Restfeuchte <strong>von</strong> ca. 0,9% und das vakuum-induzierte Einfrieren zu einer<br />

Restfeuchte <strong>von</strong> ca. 1,4% (Abb.5.53). Die Entfernung <strong>der</strong> Citronensäure<br />

verbessert also die Trocknung des Produktkuchens. Dies stimmt mit <strong>der</strong><br />

röntgengeometrischen Beobachtung bei <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung in Abb.5.37 überein, die auf ein Vorliegen amorpher<br />

Citronensäure schließen läßt. Bei <strong>der</strong> Mannitol-Lösung wird die Restfeuchte<br />

durch ein Thermal Treatment auf ca. 0,4% reduziert, was ebenfalls geringer ist


als bei Anwesenheit <strong>von</strong> Citronensäure. Auch diese Reduktion <strong>der</strong> Restfeuchte<br />

kann über eine Rekristallisation <strong>von</strong> „non-frozen“ Wasser während <strong>der</strong><br />

Temperaturbehandlung erklärt werden.<br />

2,5<br />

Mannitol 2%<br />

2<br />

Restfeuchte [%]<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Variante B Variante C Variante G<br />

Abb.5.53: Restfeuchte einer 2%igen, gefriergetrockneten Mannitol-Lösung<br />

bei<br />

verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong>. Variante B: 2K/min auf –40°C;<br />

Variante C: Thermal Treatment; Variante G: vakuum-induziertes<br />

Einfrieren; (n=5).<br />

Die amorphen Gerüstbildner weisen ein völlig an<strong>der</strong>es Verhalten auf. Abb.5.54<br />

zeigt, daß die Restfeuchte <strong>der</strong> gefriergetrockneten Saccharose-Lösung durch die<br />

verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong> nicht beeinflußt wird. Sowohl bei<br />

Einfriervariante B, Variante C, als auch bei Variante G liegen die ermittelten<br />

Feuchtewerte bei etwa 2%. Gleichermaßen unbeeinflußt durch die<br />

verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong> ist auch die Restfeuchte <strong>der</strong> gefriergetrockneten


Maltose-Lösung (Abb.5.55). Die Restfeuchten liegen bei allen drei<br />

<strong>Einfrierverfahren</strong> bei ca. 1,5-2%.<br />

2,5<br />

Saccharose 2%<br />

2<br />

Restfeuchte [%]<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Variante B Variante C Variante G<br />

Abb.5.54: Restfeuchte einer 2%igen, gefriergetrockneten Saccharose-<br />

Lösung<br />

bei verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong>. Variante B: 2K/min auf –<br />

40°C;<br />

Variante C: Thermal Treatment; Variante G: vakuum-induziertes<br />

Einfrieren (n=5).<br />

2,5<br />

Maltose 2%<br />

2<br />

Restfeuchte [%]<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Variante B Variante C Variante G


Abb.5.55: Restfeuchte einer 2%igen, gefriergetrockneten Maltose-Lösung<br />

bei<br />

verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong>. Variante B: 2K/min auf –40°C;<br />

Variante C: Thermal Treatment; Variante G: vakuum-induziertes<br />

Einfrieren (n=5).<br />

Saccharose und Maltose liegen, wie in Kapitel 5.3.1.2 bereits gezeigt, bei allen<br />

untersuchten Einfriervarianten amorph vor und liefern auch bei den<br />

thermoanalytischen Untersuchungen in Kapitel 5.1.2 keinen Hinweis auf eine<br />

Rekristallisation während Aufheizung <strong>der</strong> gefrorenen Proben. Folglich kann<br />

we<strong>der</strong> das Thermal Treatment, noch das vakuum-induzierte Einfrieren Einfluß<br />

auf die Restfeuchte am Ende <strong>der</strong> Gefriertrocknung nehmen.<br />

Bei den Lyophilisaten <strong>der</strong> Glycin-Lösung liegt die Restfeuchte nach Einfrieren<br />

mit 2K/min (Variante B) bei etwa 1,9% und nach dem vakuum-induzierten<br />

Einfrieren (Variante G) bei etwa 2,2% (Abb.5.56). Das Thermal Treatment<br />

(Variante C) führt zu einer Reduktion <strong>der</strong> Restfeuchte auf ca. 1,2%, jedoch mit<br />

sehr großen Schwankungen bei den untersuchten Proben. Vermutlich ist hier <strong>der</strong><br />

Verlust <strong>der</strong> Gerüststruktur während <strong>der</strong> Haupttrocknung, welcher in Kapitel<br />

5.3.1.1 beschrieben wird, <strong>der</strong> Grund für die Inhomogenität bezüglich<br />

Restfeuchte innerhalb <strong>der</strong> Charge. Eine nachträgliche Kristallisation <strong>von</strong> „nonfrozen“<br />

Wasser während des Thermal Treatments ist nicht zuletzt wegen des<br />

Ergebnisses <strong>der</strong> thermoanalytischen Untersuchung in Kapitel 5.1.2, die keinen<br />

Hinweis auf eine Rekristallisation bei <strong>der</strong> Aufheizung des gefrorenen Produktes<br />

liefert, unwahrscheinlich.


Glycin 2%<br />

2,5<br />

2<br />

Restfeuchte [%]<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Variante B Variante C Variante G<br />

Abb.5.56: Restfeuchte einer 2%igen, gefriergetrockneten Glycin-Lösung<br />

bei<br />

verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong>. Variante B: 2K/min auf –40°C;<br />

Variante C: Thermal Treatment; Variante G: vakuum-induziertes<br />

Einfrieren (n=5).<br />

5.3.3 Die Trocknungszeit in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

Für die Bestimmung des Einflusses <strong>der</strong> 3 ausgewählten <strong>Einfrierverfahren</strong> auf die<br />

Trocknungszeit (Sublimationsdauer) wird die in Kapitel 4 beschriebene<br />

komparative Druckmessung benutzt.


1200<br />

Variante B Variante C Variante G<br />

1000<br />

Trocknungszeit [min]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Modellformulierung Mannitol 2% Saccharose 2% Maltose 2% Glycin 2%<br />

Abb.5.57: Trocknungszeiten diverser Formulierungen bei verschiedenen Einfriervarianten:<br />

Variante B: Einfrieren mit 2K/min; Variante C: Thermal<br />

Treatment; Variante G: vakuum-induziertes Einfrieren<br />

In Abb.5.57 ist eindeutig zu sehen, daß das vakuum-induzierte Einfrieren<br />

(Variante G) bei je<strong>der</strong> Formulierung die kürzeste Trocknungszeit aufweist. Die<br />

jeweils längsten Trocknungszeiten sind beim Einfrieren mit 2K/min (Variante<br />

B) zu beobachten. Trocknungszeiten, die zwischen den Werten dieser beiden<br />

Verfahren liegen, werden durch das Einfrieren mit Thermal Treatment<br />

(Variante C) erreicht. Die Trocknungszeiten nehmen in Abhängigkeit des<br />

<strong>Einfrierverfahren</strong>s <strong>von</strong> Variante B über C nach G jeweils um ca. 100-<br />

200min ab. Dies korreliert mit <strong>der</strong> in 5.3.1 beobachteten Größenverän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

„Ice ghosts“, welche durch das Thermal Treatment im Vergleich zum Einfrieren<br />

mit 2K/min etwas vergrößert erscheinen. Die größten Kavitäten werden durch<br />

das vakuum-induzierte Einfrieren erzeugt und weisen damit die geringste<br />

Impedanz für den in <strong>der</strong> Haupttrocknung entweichenden Wasserdampf auf, was<br />

wie<strong>der</strong>um die Sublimationsdauer verkürzt [13]. Die Trocknungszeit <strong>der</strong> Glycin-


Lösung nach Thermal Treatment wurde mit 782min ermittelt und ist damit fast<br />

ebenso kurz wie die Trocknungszeit nach vakuum-induziertem Einfrieren,<br />

welche mit 776min bestimmt wurde. Neben <strong>der</strong> in Kapitel 5.3.1.1 beobachteten<br />

Vergrößerung <strong>der</strong> „Ice ghosts“ könnte hier auch <strong>der</strong> Strukturkollaps <strong>der</strong> Matrix<br />

während <strong>der</strong> Haupttrocknung zu einem reduzierten Wi<strong>der</strong>stand für den<br />

entweichenden Wasserdampfstrom geführt haben, was sich wie<strong>der</strong>um<br />

verkürzend auf die Sublimationsdauer auswirkt. Von Relevanz ist auch die<br />

Beobachtung, daß die amorphen Gerüstbildner tendenziell kürzere<br />

Trocknungszeiten als die kristallinen Gerüstbildner aufweisen.<br />

5.3.4 Die Auflösegeschwindigkeit in Abhängigkeit vom <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

In Tab.4 ist das Rekonstitutionsverhalten <strong>der</strong> Lyophilisate nach <strong>der</strong> Gefriertrocknung<br />

dargestellt.<br />

Einfrierverfahreformulierung<br />

Modell-<br />

Mannitol 2% Saccharose 2% Maltose 2% Glycin 2%<br />

(Variante B) ++ ++ +++ ++ ++<br />

(Variante C) + + +++ +++ ++<br />

(Variante G) +++ ++ +++ +++ ++<br />

Tab.4: Rekonstitutionsverhalten <strong>der</strong> Lyophilisate: Die Auflösegeschwindigkeit wurde<br />

wie folgt beurteilt: +++ spontan löslich; ++ innerhalb <strong>von</strong> 5sec löslich;<br />

+ innerhalb <strong>von</strong> 10sec löslich. Variante B: Einfrieren mit 2K/min;<br />

Variante C: Thermal Treatment; Variante G: vakuum-induziertes Einfrieren.<br />

Alle Lyophilisate zeigen bei <strong>der</strong> Rekonstitution ein gutes Lösungsverhalten und<br />

sind innerhalb <strong>von</strong> maximal 10sec unter vorsichtigem Umdrehen <strong>der</strong> Vials


löslich. Ein spontanes Lösungsverhalten zeigen Saccharose und Maltose. Dies<br />

ist offenbar darauf <strong>zur</strong>ückzuführen, daß diese beiden Gerüstbildner nach <strong>der</strong><br />

Gefriertrocknung amorph vorliegen. Bekanntermaßen weisen amorphe<br />

Substanzen meist eine höhere Lösungsgeschwindigkeit als kristalline Stoffe auf<br />

[36]. Am langsamsten lösen sich die gefriergetrocknete Modellformulierung und<br />

die Mannitol-Lösung nach Einfrieren mit Thermal Treatment (Variante C) auf,<br />

wobei Auflösezeiten <strong>von</strong> bis zu 10sec benötigt werden. Dies ist u.U. eine Folge<br />

<strong>der</strong> Rekristallisation <strong>von</strong> amorphen Mannitol und <strong>der</strong> in Kapitel 5.3.1.2<br />

beobachteten Modifikationsumwandlung.<br />

Ν weiter zu Kapitel 5.4 und 5.5: Kombiniertes <strong>Einfrierverfahren</strong><br />

5.4 Kombiniertes <strong>Einfrierverfahren</strong> <strong>von</strong> vakuum-induziertem Einfrieren<br />

und Thermal Treatment<br />

Es stellt sich nun die Frage, ob die Entstehung einer weitlumigen<br />

Kaminporenstruktur mittels vakuum-induzierten Einfrieren (Variante G) mit <strong>der</strong><br />

bei mannitolhaltigen Lyophilisaten beobachteten Restfeuchtereduktion durch<br />

Thermal Treatment (Variante C) in einem innovativen Einfrierzyklus<br />

kombiniert werden können. Dies hat vor allem<br />

zum Ziel, die<br />

Gesamttrocknungszeit deutlich zu verkürzen. Das kombinierte Verfahren<br />

(Variante G+C) wird am Beispiel einer 2%igen Mannitol-Lösung und <strong>der</strong><br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung untersucht.<br />

5.4.1 Untersuchung <strong>der</strong> Morphologie<br />

5.4.1.1 Auflichtmikroskopie


Das vakuum-induzierte Einfrieren mit nachfolgendem Thermal Treatment<br />

(Variante G+C) erzeugt bei <strong>der</strong> 2%igen Mannitol-Lösung eine netzwerkartige<br />

Hohlporenstruktur, in Gestalt eines Nadelfilzes mit einem Porendurchmesser<br />

<strong>von</strong> ca. 150µm (Abb.5.58a). Neben <strong>der</strong> Hohlporenstruktur wird hauptsächlich<br />

die für das vakuum-induzierte Einfrieren charakteristische Kaminporenstruktur<br />

beobachtet, die den Produktkuchen in vertikaler Richtung durchzieht<br />

(Abb.5.58b). Die Kavitäten besitzen einen länglichen Querschnitt mit einer<br />

Längsausdehnung <strong>von</strong> bis zu 1mm und weisen das typische Erscheinungsbild<br />

des vakuum-induzierten Einfrierens ohne Thermal Treatment (Variante G) auf,<br />

welches für Mannitol bereits in Abb.5.32c zu sehen ist. In Abb.5.58c ist gezeigt,<br />

wie die kaminartig angelegten Poren den Produktkuchen in vertikaler Richtung<br />

durchziehen. In Abb.5.58d ist die Unterseite <strong>der</strong> Oberflächenschicht des<br />

Produktkuchens dargestellt. Beson<strong>der</strong>s gut erkennbar sind hier die länglichen<br />

Abdrücke, die die großgewachsenen Eiskristalle in <strong>der</strong> Matrix hinterlassen<br />

haben.<br />

Abb.5.58a: Porenstruktur des Lyophilisat- Abb.5.58b: Spaltstruktur des Lyophili-


kuchens nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante<br />

G+C (horizontale Schnittebene).<br />

satkuchens nach Einfrieren <strong>der</strong><br />

Variante G+C (horizontale<br />

Schnittebene).<br />

Abb.5.58c: Spaltstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante<br />

G+C (tangentiale Schnittebene).<br />

Abb.5.58d: Unterseite <strong>der</strong> Oberflächenschicht<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante<br />

G+C.<br />

Abb.5.58a-d:<br />

Lichtmikroskopische Aufnahmen <strong>der</strong> gefriergetrockneten, 2%igen Mannitol-Lösung bei<br />

2,5-facher Vergrößerung. Variante G+C: vakuum-induziertes Einfrieren kombiniert mit<br />

Thermal Treatment.<br />

Abb.5.59a zeigt die innere Porenstruktur <strong>der</strong> gefriergetrockneten<br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung. Wie bei <strong>der</strong> Mannitol-Lösung<br />

erzeugt das vakuum-induzierte Einfrieren mit einem nachfolgendem Thermal<br />

Treatment (Variante G+C) eine poröse, netzwerkartige Matrix mit wabenförmig<br />

angelegten Hohlporen, die einen Durchmesser <strong>von</strong> ca. 150µm aufweisen. Diese<br />

Porengröße entspricht dem in Kapitel 5.2.1 ermittelten Porendurchmesser für<br />

das vakuum-induzierte Einfrieren (Variante G). Zum an<strong>der</strong>en ist wie bei <strong>der</strong><br />

Mannitol-Lösung die für das vakuum-induzierte Einfrieren charakteristische


Kaminporenstruktur mit langgestreckten, vertikalen Spalten erkennbar, die in<br />

Abb.5.59b horizontal angeschnitten zu sehen ist.<br />

Abb.5.59a: Porenstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante<br />

G+C (horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.59b: Spaltstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante<br />

G+C (horizontale Schnittebene).<br />

Abb.5.59c: Spaltstruktur des Lyophilisatkuchens<br />

nach Einfrieren <strong>der</strong> Variante<br />

G+C (tangentiale Schnittebene).<br />

Abb.5.59a-c:<br />

Lichtmikroskopische Aufnahmen <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, mannitolhaltigen<br />

Modellformulierung bei<br />

2,5-facher Vergrößerung.<br />

Variante G+C: vakuum-induziertes<br />

Einfrieren kombiniert mit Thermal<br />

Treatment.<br />

Diese kaminartigen Spalten besitzen einen elliptischen Querschnitt mit einer<br />

maximalen Längsausdehnung <strong>von</strong> bis zu 1mm und durchziehen, wie in<br />

Abb.5.59c dargestellt, weite Bereiche des Produktkuchens in vertikaler<br />

Richtung. Folglich wird die durch das vakuum-induzierte Einfrieren erzeugte


Struktur nicht weiter durch das nachfolgende Thermal Treatment verän<strong>der</strong>t und<br />

es findet auch keine weitere Vergrößerung <strong>der</strong> Poren mehr statt.<br />

5.4.1.2 Weitwinkelröntgendiffraktometrie (WAXS)<br />

Bei <strong>der</strong> gefriergetrockneten Mannitol-Lösung liegt nach vakuum-induziertem<br />

Einfrieren, kombiniert mit einem anschließendem Thermal Treatment (Variante<br />

G+C) das Mannitol teils in <strong>der</strong> β-Modifikation, was an den Reflexen z.B. bei<br />

2θ=14.6° und 29.5° zu erkennen ist, und teils in <strong>der</strong> δ-Modifikation mit<br />

Reflexen z.B. bei 2θ=9.7° und 36.2° vor (Abb.5.60).<br />

Abb.5.60: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>der</strong> gefriergetrockneten, 2%igen<br />

Mannitol-Lösung nach vakuum-induziertem Einfrieren mit anschließendem<br />

Thermal Treatment (Variante G+C).


Ein vergleichbares Bandenspektrum liefert die mannitolhaltige<br />

Modellformulierung nach dem kombinierten <strong>Einfrierverfahren</strong>. Auch in<br />

Abb.5.61 sind deutlich die Reflexbanden des β-Mannitols, z.B. bei<br />

2θ=14.6° und 29.5°, sowie des δ-Mannitols, z.B. bei 2θ=9.7° und 36.2°,<br />

erkennbar. Also liegen auch hier beide Modifikationen nebeneinan<strong>der</strong> vor.<br />

Abb.5.61: Weitwinkelröntgendiffraktogramm <strong>der</strong> gefriergetrockneten Mannitol/<br />

Citronensäure-Modellformulierung nach vakuum-induziertem Ein-frieren mit<br />

anschließendem Thermal Treatment (Variante G+C).<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> Ergebnisse aus Abb.5.60 mit Abb.5.41 ergibt, daß im Falle<br />

einer reinen Mannitol-Formulierung das Thermal Treatment auch nach dem<br />

vakuum-induzierten Einfrieren partiell <strong>zur</strong> Bildung des bei Raumtemperatur<br />

weniger stabilen δ-Mannitols führt und nach <strong>der</strong> Gefriertrocknung ein Gemisch<br />

aus β- und δ-Mannitol vorliegt. Bei <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-<br />

Modellformulierung, die nach vakuum-induziertem Einfrieren überwiegend als<br />

α-Mannitol mit vermutlich geringen Anteilen an δ-Mannitol vorliegt


(s.Abb.5.39) und durch das Thermal Treatment in die bei Raumtemperatur<br />

stabile β-Modifikation umgewandelt wird, ist jedoch zu erkennen, daß<br />

diese Umwandlung unvollständig ist und noch δ-Mannitol neben dem β-<br />

Mannitol vorliegt. Offenbar ist beim kombinierten <strong>Einfrierverfahren</strong> (Variante<br />

G+C) die Zeitdauer <strong>von</strong> 4h für die vollständige Modifikationsumwandlung<br />

während des Thermal Treatments nicht ausreichend.<br />

5.4.2 Bestimmung <strong>der</strong> Restfeuchte<br />

In Abb.5.62 sind die Ergebnisse <strong>der</strong> Restfeuchtebestimmung <strong>der</strong><br />

gefriergetrockneten, 2%igen Mannitol-Lösung und <strong>der</strong> Modellformulierung<br />

aufgeführt.<br />

2,5<br />

Mannitol 2%<br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

2<br />

Restfeuchte [%]<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Variante B Variante C Variante G Variante G + C<br />

Abb.5.62: Restfeuchten <strong>der</strong> 2%igen Mannitol-Lösung und <strong>der</strong> Mannitol/ Citronensäure-<br />

Modellformulierung bei verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong>, (n=5). Variante B:<br />

Einfrieren mit 2K/min; Variante C: Thermal Treatment; Variante G: vakuuminduziertes<br />

Einfrieren; Variante G+C: vakuum-induziertes Einfrieren mit<br />

nachfolgendem Thermal Treatment.


Bei <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung führt das Einfrieren mit<br />

2K/min (Variante B) und das vakuum-induzierte Einfrieren (Variante G), wie<br />

aus Kapitel 5.3.2 bereits bekannt, zu Feuchtegehalten <strong>von</strong> ca. 2%. Ein Thermal<br />

Treatment (Variante C) reduziert offenbar durch die nachträgliche<br />

Rekristallisation <strong>von</strong> „non-frozen“ Wasser und amorphem Mannitol die<br />

Restfeuchte auf ca. 0,6%. Die Kombination <strong>von</strong> vakuum-induziertem Einfrieren<br />

und Thermal Treatment (Variante G+C) führt bei <strong>der</strong> Modellformulierung<br />

ebenfalls zu einer Reduzierung <strong>der</strong> Restfeuchte auf ca. 0,8%. Bei <strong>der</strong> Mannitol-<br />

Lösung wird gleichfalls eine deutliche Reduktion <strong>der</strong> Restfeuchte durch das<br />

Thermal Treatment auf ca. 0,4%, sowie durch das kombinierte Verfahren<br />

(Variante G+C) auf nur 0,2% beobachtet, obgleich bei <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong><br />

Porengröße in Kapitel 5.4.1.1 we<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Mannitol-Lösung, noch bei <strong>der</strong><br />

Modellformulierung eine Vergrößerung <strong>der</strong> Poren beobachtet wird. Folglich<br />

können die beim vakuum-induzierten Einfrieren erhaltenen Anteile an „nonfrozen“<br />

Wasser durch ein anschließendes Thermal Treatment soweit reduziert<br />

werden, daß eine Trocknung auf niedrige Feuchtegehalte möglich ist und evtl.<br />

auf eine Nachtrocknung verzichtet werden könnte. Die Zeitdauer für das<br />

Thermal Treatment <strong>von</strong> 4h ist hierbei ausreichend, um die gewünschte<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Restfeuchte zu gewährleisten.<br />

5.4.3 Bestimmung <strong>der</strong> Trocknungszeit<br />

In Abb.5.63 sind die Trocknungszeiten <strong>der</strong> Mannitol-Lösung und <strong>der</strong> Mannitol/<br />

Citronensäure-Modellformulierung in Abhängigkeit des <strong>Einfrierverfahren</strong>s<br />

dargestellt.


1200<br />

Mannitol 2%<br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

1000<br />

Trocknungszeit [min]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Variante B Variante C Variante G Variante G + C<br />

Abb.5.63: Trocknungszeiten <strong>der</strong> 2%igen Mannitol-Lösung und <strong>der</strong> Mannitol/<br />

Citronensäure-Modellformulierung bei verschiedenen <strong>Einfrierverfahren</strong>. Variante B:<br />

Einfrieren mit 2K/min; Variante C: Thermal Treatment; Variante G: vakuuminduziertes<br />

Einfrieren; Variante G+C: vakuum-induziertes Einfrieren mit<br />

nachfolgendem Thermal Treatment.<br />

Die Sublimationsdauer ist, wie schon in Abb.5.37 gezeigt, beim Einfrieren mit<br />

2K/min (Variante B) am größten und nimmt durch das Thermal Treatment<br />

(Variante C), vor allem aber durch das vakuum-induzierte Einfrieren (Variante<br />

G), deutlich ab. Wird an das vakuum-induzierte Einfrieren noch ein Thermal<br />

Treatment angeschlossen (Variante G+C), so wird die Sublimationsdauer<br />

dadurch nicht mehr weiter verkürzt. Dies korreliert mit <strong>der</strong> Beobachtung <strong>der</strong><br />

Porengrößen in Kapitel 5.4.1.1, die durch die Kombination bei<strong>der</strong><br />

<strong>Einfrierverfahren</strong> im Vergleich zum vakuum-induzierten Einfrieren allein nicht<br />

weiter vergrößert erscheinen. Zwar wird die Trocknungszeit durch das<br />

kombinierte <strong>Einfrierverfahren</strong> nicht weiter verkürzt, dennoch besteht die<br />

Möglichkeit, daß ein <strong>der</strong>art eingefrorener Produktkuchen unter wesentlich<br />

drastischeren Bedingungen in <strong>der</strong> Haupttrocknung ohne Beschädigungen auf


sehr niedrige Restfeuchten getrocknet werden kann. Dies wird exemplarisch im<br />

folgenden Kapitel 5.5 untersucht.<br />

5.4.4 Bestimmung <strong>der</strong> Auflösegeschwindigkeit<br />

In Tab.5 ist das Rekonstitutionsverhalten <strong>der</strong> gefriergetrockneten Mannitol-<br />

Lösung und <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung dargestellt.<br />

<strong>Einfrierverfahren</strong><br />

(Variante B) (Variante C) (Variante G) (Variante C + G)<br />

Modellformulierung<br />

++ + +++ ++<br />

Mannitol 2% ++ + ++ ++<br />

Tab.5: Rekonstitutionsverhalten <strong>der</strong> Lyophilisate: Die Auflösegeschwindigkeit wurde<br />

wie folgt beurteilt: +++ spontan löslich; ++ innerhalb <strong>von</strong> 5sec löslich;<br />

+ innerhalb <strong>von</strong> 10sec löslich. Variante B: Einfrieren mit 2K/min;<br />

Variante C: Thermal Treatment; Variante G: vakuum-induziertes Einfrieren;<br />

Variante G+C: vakuum-induziertes Einfrieren mit nachfolgendem Thermal<br />

Treatment.<br />

Neben den bereits in Tab.4 gezeigten Ergebnissen <strong>zur</strong> Auflösegeschwindigkeit<br />

bei Verwendung ausgewählter <strong>Einfrierverfahren</strong>, wird beim vakuum-induzierten<br />

Einfrieren mit anschließendem Thermal Treatment (Variante G+C) ein<br />

Lyophilisat erhalten, das sich innerhalb <strong>von</strong> 5sec rekonstituieren läßt. Das<br />

Thermal Treatment (Variante C), das eine Verringerung <strong>der</strong><br />

Auflösegeschwindigkeit <strong>zur</strong> Folge hat und Rekonstitutionszeiten bis zu 10sec<br />

verursacht, zeigt aber diesen Effekt bei <strong>der</strong> Kombination <strong>von</strong> vakuum-


induziertem Einfrieren und Thermal Treatment nicht.<br />

5.5 Anwendung des kombinierten <strong>Einfrierverfahren</strong>s <strong>von</strong> vakuum-induziertem<br />

Einfrieren und Thermal Treatment auf einen Trocknungszyklus<br />

Das kombinierte Verfahren <strong>von</strong> vakuum-induziertem Einfrieren mit einem<br />

Thermal Treatment (Variante G+C) führt also eindeutig zu einer Verkürzung <strong>der</strong><br />

Trocknungszeiten und einer Reduzierung <strong>der</strong> Restfeuchte bei mannitolhaltigen<br />

Lyophilisaten. Am Beispiel <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

und einer 2%igen Mannitol-Lösung wird nun eine Gefriertrocknung mit diesem<br />

innovativen <strong>Einfrierverfahren</strong> durchgeführt. Die hierfür gewählten Parameter für<br />

die Haupttrocknung sind extrem: +60°C und 1,6mbar sollten eine möglichst<br />

rasche Sublimation ermöglichen.<br />

Der Trocknungsverlauf ist in Abb.5.64 dargestellt. Am Beginn des<br />

Trocknungszyklus ist die kurzzeitige Evakuierung auf 1mbar mit anschließen<strong>der</strong><br />

Eiskristallisation <strong>der</strong> partiell eingefrorenen Modellformulierung bei einer<br />

Stellplattentemperatur <strong>von</strong> –7,5°C zu erkennen. Am Ende <strong>der</strong> einstündigen<br />

Kristallisationsphase erreicht die Produkttemperatur die Stellplattentemperatur,<br />

und die Eiskristallisation ist abgeschlossen. Danach wird das Produkt zum Start<br />

des Thermal Treatments weiter auf –40°C abgekühlt. Wie aus <strong>der</strong><br />

thermoanalytischen Untersuchung in 5.1.2 bekannt ist, muß vor dem Thermal<br />

Treatment eine Einfriertemperatur erreicht sein, die unterhalb <strong>der</strong> T g ’ <strong>der</strong> MFCS,<br />

d.h. unter –36°C, liegt. Anschließend findet das Thermal Treatment über 4h bei<br />

–3°C statt.


70<br />

1,00E+03<br />

Temperatur [°C]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

(A)<br />

(B)<br />

(C)<br />

(D)<br />

1,00E+02<br />

1,00E+01<br />

1,00E+00<br />

1,00E-01<br />

Kammerdruck [mbar]<br />

-40<br />

-50<br />

1,00E-02<br />

0 100 200 300 400 500 600 700<br />

Zeit [min]<br />

Plattentemperatur (A)<br />

Druck [Pirani-Röhre] (C)<br />

Produkttemperatur unten (B)<br />

Druck [Kapazitätsmanometer] (D)<br />

Abb.5.64: Verlauf einer Gefriertrocknung <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

mit dem innovativen vakuum-induzierten Einfrieren, kombiniert mit<br />

einem Thermal Treatment.<br />

Während <strong>der</strong> Sublimationsphase, die in Abb.5.65 nochmals vergrößert<br />

dargestellt ist, erwärmt sich das Produkt am Vialboden auf eine Temperatur <strong>von</strong><br />

–7°C, die sehr nahe am Schmelzpunkt des Eises (–3,5°C) liegt, bevor die<br />

Sublimationsfront den Vialboden erreicht und dort zu einer kurzzeitigen<br />

Temperaturabsenkung führt. Daraus kann abgelesen werden, daß <strong>der</strong> Druck und<br />

die Temperatur während <strong>der</strong> Haupttrocknung nicht weiter erhöht werden<br />

können, ohne das Produkt durch einen Kollaps, bzw. ein Auftauen zu gefährden<br />

[19]. Wie aus <strong>der</strong> komparativen Druckmessung erkennbar, ist die<br />

Sublimationsphase bereits nach 220min beendet, und die Pirani-Röhre zeigt,


nachdem kein Wasserdampf mehr das Produkt verläßt, wie<strong>der</strong> den gleichen<br />

Druckwert an wie das Kapazitätsmanometer. Die Produktkuchen <strong>der</strong><br />

Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung weisen sehr niedrige<br />

Restfeuchtegehalte <strong>von</strong> ca. 0,2% auf und zeigen keine Auffälligkeiten, wie<br />

Kollaps o<strong>der</strong> mechanische Beschädigung <strong>der</strong> Gerüststruktur. Durch eine <strong>der</strong>art<br />

kurze Haupttrocknung wird eine Gesamtprozeßzeit realisiert, die nur etwa 11,5h<br />

beträgt.<br />

70<br />

60<br />

(A)<br />

1,00E+03<br />

50<br />

40<br />

(B)<br />

1,00E+02<br />

Temperatur [°C]<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

(C)<br />

(D)<br />

1,00E+01<br />

1,00E+00<br />

1,00E-01<br />

Kammerdruck [mbar]<br />

-40<br />

-50<br />

1,00E-02<br />

400 450 500 550 600 650 700<br />

Zeit [min]<br />

Plattentemperatur (A)<br />

Druck [Pirani-Röhre] (C)<br />

Produkttemperatur unten (B)<br />

Druck [Kapazitätsmanometer] (D)<br />

Abb.5.65: Verlauf einer Haupttrocknung <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-<br />

Modell-formulierung nach dem innovativen, vakuuminduzierten<br />

Einfrieren, kombiniert mit einem Thermal<br />

Treatment (Ausschnitt aus Abb.5.64).<br />

Der Trocknungsverlauf einer 2%igen Mannitol-Lösung (ohne Abb.) ist<br />

vergleichbar mit dem <strong>der</strong> Modellformulierung und liefert innerhalb einer


Gesamtprozeßzeit <strong>von</strong> etwa 11,5h Produktkuchen mit einer Restfeuchte <strong>von</strong><br />

ebenfalls ca. 0,2% und ohne Auffälligkeiten wie Kollaps o<strong>der</strong> mechanische<br />

Beschädigung <strong>der</strong> Gerüststruktur.<br />

Die Zykluszeit <strong>von</strong> ca. 11,5h ist für einen Gefriertrocknungsprozeß<br />

ausgesprochen kurz [7a], und somit ist das innovative vakuum-induzierte<br />

Einfrieren kombiniert mit einem Thermal Treatment geeignet, die Trocknung<br />

<strong>der</strong> mannitolhaltigen Formulierungen deutlich wirtschaftlicher zu gestalten.<br />

Ν<br />

weiter zu Kapitel 6: Schlußbetrachtung<br />

Kapitel 6<br />

Schlußbetrachtung<br />

Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit einem innovativen <strong>Einfrierverfahren</strong> <strong>zur</strong> <strong>Minimierung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Prozeßzeit</strong> <strong>von</strong> Gefriertrocknungszyklen. Speziell wird <strong>der</strong> Einfluß des <strong>Einfrierverfahren</strong>s<br />

auf die Morphologie, Restfeuchte und Trocknungszeit <strong>von</strong> Lyophilisaten untersucht, unter<br />

beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des „Thermal Treatment“-Verfahrens [7a,18,45,53,58] und des<br />

neuen „vakuum-induzierten“ Einfrierens.<br />

Nachteile des konventionellen Gefriertrocknungsverfahrens sind die hohen Labor- und<br />

Betriebskosten, die durch die meist langen <strong>Prozeßzeit</strong>en verursacht werden [7g,10,33,55].<br />

Alternative Trocknungsverfahren mit einem meist günstigeren Kostenprofil sind z.B. die<br />

Vakuumtrocknung o<strong>der</strong> die Sprühtrocknung, welche aber nicht universell einsetzbar sind. Ein<br />

an<strong>der</strong>er Gesichtspunkt, <strong>der</strong> sich beim Einfrieren nachteilig auswirken kann, ist das Phänomen<br />

<strong>der</strong> Unterkühlung [6,14,25,43], die eine schnelle Eiskristallisation und Erstarren des<br />

Produktes <strong>zur</strong> Folge hat [13], welches vom Anwen<strong>der</strong> durch äußere Temperatur-einprägung<br />

kaum zu kontrollieren ist. Somit entstehen Produkte, die im gefrorenen Zustand kleine<br />

Eiskristalle enthalten, welche in <strong>der</strong> Primärtrocknung kleine Poren („Ice ghosts“ [33])<br />

hinterlassen. Diese feinporigen Matrizes stellen dann in <strong>der</strong> Haupttrocknung für den<br />

entweichenden Wasserdampfstrom einen limitierenden Wi<strong>der</strong>stand dar [13,49]. Zudem


können die gelösten Feststoffe beim Einfrieren teilweise o<strong>der</strong> vollständig amorph erstarren<br />

und größere Mengen an „non-frozen“ Wasser in <strong>der</strong> Glasphase einschließen [7a,23,43].<br />

Derartig erstarrte Produkte können nur unter streng kontrollierten Bedingungen getrocknet<br />

werden und verursachen lange Trocknungszeiten [2,49]. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei<br />

<strong>der</strong> großtechnischen Herstellung <strong>von</strong> Lyophilisaten ist die Prozeßkontrolle und insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Endpunktsbestimmung <strong>von</strong> Gefriertrocknungszyklen, da die Restfeuchte in <strong>der</strong> Regel ein<br />

entscheidendes Qualitätskriterium darstellt [39].<br />

Bei <strong>der</strong> komparativen Druckmessung wird durch die Detektion <strong>von</strong><br />

Wasserdampf in <strong>der</strong> Kammeratmosphäre <strong>der</strong> Endpunkt <strong>der</strong> Haupttrocknung<br />

bestimmt [2,6]. Diese barometrische Endpunktsdetektion nutzt zum einen eine<br />

Pirani-Röhre, welche den Druck über die Wärmeleitfähigkeit <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Gase in <strong>der</strong> Trocknungskammer bestimmt und zum an<strong>der</strong>en ein<br />

Kapazitätsmanometer, das unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Atmosphärenkomposition den<br />

Druck mißt. In <strong>der</strong> Primärtrocknung gibt es eine Beeinflussung <strong>der</strong> auf<br />

Stickstoff kalibrierten Pirani-Röhre durch Wasserdampf hin zu höheren<br />

Meßwerten. Diese Abweichung <strong>der</strong> Meßwerte, die sowohl bei einer im<br />

Gleichgewicht mit Eis befindlichen, wasserdampfhaltigen Atmosphäre, als auch<br />

während einer laufenden Gefriertrocknung (pseudo steady state) auftritt,<br />

resultiert aus <strong>der</strong> fast doppelt so hohen spezifischen Wärmekapazität (c v ) des<br />

Wasserdampfes gegenüber Stickstoff [67]. Folglich bedeutet dies für<br />

Gefriertrocknungsanlagen, <strong>der</strong>en Kammerdruck nach <strong>der</strong> Pirani-Röhre geregelt<br />

wird, daß mit Beginn <strong>der</strong> Sublimation eine negative Meßwertabweichung des<br />

Kapazitäts-manometers <strong>von</strong> <strong>der</strong> Pirani-Röhre auftritt, und daß während <strong>der</strong><br />

Sublimationsphase ein nicht ganz korrekter Kammerdruck eingestellt wird. Die<br />

beobachteten Meßwertabweichungen sind dabei so groß, daß im untersuchten<br />

Meßbereich das Auftreten <strong>von</strong> Wasserdampf sicher detektiert werden kann. Am<br />

Ende <strong>der</strong> Sublimationsphase, wenn kein Wasserdampf mehr aus dem Produkt<br />

entweicht, zeigt ein Meßwertanstieg beim Kapazitätsmanometer und eine<br />

erneute Meßwertübereinstimmung mit <strong>der</strong> Pirani-Röhre das Ende <strong>der</strong><br />

Haupttrocknung an. Die Sensitivität <strong>der</strong> barometrischen Endpunktsdetektion ist<br />

so groß, daß ein Einsatz sowohl im Labor-, als auch im Produktionsmaßstab


möglich ist und in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit für die Bestimmung <strong>von</strong><br />

Trocknungszeiten genutzt wird. Ein Vorteil <strong>der</strong> komparativen Druckmessung ist,<br />

daß sie berührungsfrei arbeitet und dabei die Gesamtheit aller Vials im<br />

Gefriertrockner betrachtet. Die direkte Detektion des entweichenden<br />

Wasserdampfes scheint somit ein besserer Indikator für das Trocknungsende zu<br />

sein als z.B. die Messung <strong>der</strong> Produkttemperatur mittels Temperaturfühler. Das<br />

manuelle Einbringen <strong>von</strong> Produktfühlern stellt zudem in <strong>der</strong> aseptischen<br />

Produktion ein Kontaminationsrisiko dar und ermöglicht nur eine<br />

stichprobenartige Messung in einzelnen Vials, die zusätzlich durch die<br />

Positionierung <strong>der</strong> Temperaturfühler im Produkt beeinflußt ist [13]. Ein weiteres<br />

Verfahren <strong>zur</strong> Endpunktsdetektion, <strong>der</strong> Druckanstiegstest, überprüft zu<br />

festgelegten Zeitpunkten die Beendigung <strong>der</strong> Trocknung und muß im Falle<br />

eines Nichtbestehens wie<strong>der</strong>holt<br />

werden [2,6]. Dabei kann <strong>der</strong><br />

Druckanstieg im Falle eines unvollständig getrockneten Produktes <strong>zur</strong><br />

Erwärmung und damit möglicherweise zum Kollaps o<strong>der</strong> Auftauen führen<br />

[6]. Die komparative Druckmessung erlaubt hingegen eine kontinuierliche<br />

Beobachtung <strong>der</strong> Sublimationphase, ohne das Produkt zu beeinflussen.<br />

Der wesentliche Teil dieser Arbeit besteht darin, den Einfluß des <strong>Einfrierverfahren</strong>s auf die<br />

Morphologie, Restfeuchte und Trocknungszeit <strong>von</strong> Lyophilisaten zu ermitteln. Die<br />

entscheidenden Einflußfaktoren beim Einfrieren sind die Abkühlrate und das Auftreten <strong>von</strong><br />

Unterkühlung. Wie bereits aus <strong>der</strong> Literatur bekannt, werden mit steigen<strong>der</strong> Abkühlrate<br />

immer kleinere Eiskristalle erhalten, die entsprechend kleine Kavitäten („Ice ghosts“) im<br />

getrockneten Produkt hinterlassen [7a]. Da die Poren in <strong>der</strong> getrockneten Matrix einen<br />

limitierenden Engpaß für den in <strong>der</strong> Haupttrocknung entweichenden Wasserdampf darstellen,<br />

werden mit sinkendem Porendurchmesser erwartungsgemäß immer längere Trocknungszeiten<br />

beobachtet, was ebenfalls aus <strong>der</strong> Literatur bekannt ist [13,49]. Entscheidend für die<br />

Porengröße ist aber nicht allein die Abkühlrate, son<strong>der</strong>n auch das Auftreten <strong>von</strong><br />

Unterkühlung, welche die Geschwindigkeit <strong>der</strong> Eiskristallisation determiniert [6,7a,14]. Die<br />

Unterkühlung führt auch bei einer geringen Abkühlrate nach Einsetzen <strong>der</strong> Nukleation zu<br />

einer schnellen Eiskristallisation, die lediglich das Wachstum tendenziell kleiner Eiskristalle<br />

erlaubt. Wird jedoch die Unterkühlung vermieden, so kann eine langsame, über die<br />

Plattentemperatur kontrollierte Eiskristallisation durchgeführt und so ein extensives


Eiskristallwachstum ermöglicht werden. Eine Nukleation nahe am Gefrierpunkt <strong>der</strong> Lösung<br />

kann durch eine Ultraschallbehandlung o<strong>der</strong> durch das innovative, vakuum-induzierte<br />

Einfrieren, welches Impfkristalle in <strong>der</strong> Lösung erzeugt, initiiert werden. Die so erzeugten<br />

Lyophilisate zeichnen sich durch große Kavitäten und durch eine charakteristische Struktur<br />

kaminartiger Kavitäten mit elliptischem Querschnitt aus, die den Produktkuchen in vertikaler<br />

Richtung durchzieht und teilweise in ihrer Ausprägung an einen Blätterteig erinnert.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> großen Porendurchmesser weisen <strong>der</strong>artige Lyophilisate auch die kürzesten<br />

Trocknungszeiten auf [13]. Außerdem wird beobachtet, daß neben <strong>der</strong> Porengröße auch die<br />

Restfeuchten <strong>der</strong> untersuchten mannitolhaltigen Formulierungen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Abkühlrate<br />

beeinflußt werden. Je größer die Abkühlgeschwindigkeit, desto niedriger ist die beobachtete<br />

Restfeuchte <strong>der</strong> Lyophilisate. Dies hängt offenbar mit einer unvoll-ständigen, nicht perfekten<br />

Kristallisation des Mannitols bei hohen Abkühlraten zusammen, die zu Gitterfehlstellen in<br />

den Mannitolkristallen führt, <strong>von</strong> denen dann bevorzugt eine Rekristallisation des amorphen<br />

Mannitols und <strong>von</strong> „non-frozen“ Wasser während <strong>der</strong> Haupttrocknung ausgeht [3,4]. Analog<br />

<strong>zur</strong> Reduzierung <strong>der</strong> Restfeuchte tritt bei einer 5%igen Mannitol-Lösung auch das Phänomen<br />

des Glasbruches auf, das die Folge einer Expansion des Produktkuchens infolge <strong>der</strong><br />

Rekristallisation ist. Das Ausmaß an Glasbruch wird dabei mit steigen<strong>der</strong> Abkühlrate<br />

mengenmäßig verstärkt beobachtet. Da bei <strong>der</strong> Mannitol/Citronensäure-Modellformulierung<br />

kein Glasbruch auftritt, ist die bei <strong>der</strong> Gefriertrocknung amorph anfallende Citronensäure<br />

offensichtlich ein geeigneter Hilfsstoff, um beschädigte Vials bei <strong>der</strong> Herstellung zu<br />

vermeiden. Sehr ausgeprägt wird das Phänomen des Glasbruches auch dann beobachtet, wenn<br />

durch ein Thermal Treatment gezielt die Rekristallisation im gefrorenen Produkt<br />

herbeigeführt wird. Bei den mannitolhaltigen Formulierungen zeigt das Thermal Treatment<br />

außerdem einen deutlichen Einfluß auf die Restfeuchte und Porengröße <strong>der</strong> Lyophilisate. Bei<br />

Erwärmung <strong>der</strong> gefrorenen Produkte über die T g ’ <strong>der</strong> MFCS <strong>von</strong> −36°C kommt es zu einer<br />

eruptiven Rekristallisation <strong>von</strong> amorphen Anteilen des Mannitols und <strong>von</strong> „non-frozen“<br />

Wasser bei T rc = −25,5°C, was gut mit den Werten aus <strong>der</strong> Literatur übereinstimmt [16]. Mit<br />

<strong>der</strong> Rekristallisation ist offensichtlich nicht nur eine Verringerung <strong>der</strong> Anteile an „nonfrozen“<br />

Wasser verbunden, son<strong>der</strong>n auch die simultane Vergrößerung <strong>der</strong> Eiskristalle,<br />

wodurch die Restfeuchten <strong>der</strong> Lyophilisate verringert und die Porendurchmesser vergrößert<br />

werden. Es zeigt sich, daß die Vergrößerung <strong>der</strong> Poren, die Abnahme <strong>der</strong> Restfeuchte und<br />

damit die Verkürzung <strong>der</strong> Trocknungszeit erwartungsgemäß mit steigen<strong>der</strong><br />

Behandlungstemperatur immer schneller ablaufen. Deshalb ist es naheliegend für das Thermal<br />

Treatment eine möglichst hohe Behandlungstemperatur zu wählen, die im Falle <strong>der</strong><br />

vorliegenden Arbeit 0,5°C über dem Schmelzbeginn des Eises <strong>der</strong> betreffenden Formulierung<br />

liegt. Ein Problem, daß sich jedoch aus einer <strong>der</strong>art hohen Behandlungstemperatur ergeben


kann ist, daß bei Plattentemperaturschwankungen <strong>von</strong> ±2°C für einen Teil <strong>der</strong> Charge die<br />

vorgesehene Behandlungszeit nicht ausreichend ist und ein an<strong>der</strong>er Teil sich soweit erwärmt,<br />

daß das Produkt vollständig durchschmilzt. Folglich besteht die Gefahr <strong>von</strong> Inhomogenitäten<br />

bezüglich <strong>der</strong> Morphologie <strong>der</strong> Produkte. Von Vorteil ist aber, daß aufgrund <strong>der</strong> erhöhten<br />

Kristallinität <strong>der</strong> Produkte und <strong>der</strong> größeren Porendurchmesser eine schnellere Trocknung bei<br />

höheren Temperaturen durchführbar ist. Keinen Einfluß auf die Restfeuchte und Kristallinität<br />

hat das Thermal Treatment auf Gerüstbildner wie Saccharose und Maltose, die aufgrund ihres<br />

schlechten Kristallisationsverhaltens nach <strong>der</strong> Gefriertrocknung immer amorph erhalten<br />

werden [33,61]. Glycin, das als gut kristallisierende Aminosäure gilt [37], wird bei den<br />

untersuchten <strong>Einfrierverfahren</strong> kristallin erhalten, was ein Thermal Treatment überflüssig<br />

macht. Somit ist die beobachtete Porenvergrößerung bei <strong>der</strong> Glycin-, Saccharose- und<br />

Maltose-Formulierung offensichtlich die Folge einer Eiskristallreifung, die während <strong>der</strong><br />

Temperaturbehandlung stattgefunden hat. Das vakuum-induzierte Einfrieren erzeugt sowohl<br />

bei den kristallisierenden Gerüstbildnern wie Mannitol und Glycin, als auch bei den<br />

amorphen Gerüstbildnern wie Saccharose und Maltose, ausgesprochen große Kavitäten und<br />

die für dieses Verfahren charakteristische Kaminporenstruktur. Daher werden auch<br />

entsprechend kurze Trocknungszeiten bei diesem Verfahren gemessen. Einfluß auf die<br />

Restfeuchte <strong>der</strong> Lyophilisate hat die langsame, extensive Eiskristallisation aber we<strong>der</strong> bei den<br />

kristallisierenden, noch bei amorphen Gerüstbildnern. Da bekanntermaßen mit steigendem<br />

Feststoffgehalt <strong>der</strong> Lösung die Porengröße abnimmt, erzielt diese Einfriermethode vor allem<br />

bei verdünnten Lösungen ihren maximalen Erfolg. Beson<strong>der</strong>s geeignet für dieses Verfahren<br />

scheinen, auch wegen <strong>der</strong> problemlosen Eiskristallinduktion, Lösungen mit Konzentrationen<br />


Modellformulierung vorgestellte Gefriertrocknungszyklus realisiert aufgrund <strong>der</strong> extremen<br />

Haupttrocknungsbedingungen eine Gesamtprozeßzeit <strong>von</strong> weniger als 12h, was für<br />

Gefriertrocknungsprozesse ausgesprochen kurz ist. Die klaren Vorteile des vakuuminduzierten<br />

Einfrierens liegen damit<br />

‣ in einer kürzeren Sublimationsdauer und<br />

‣ in <strong>der</strong> Möglichkeit den Energieeintrag stark zu erhöhen, um die Trocknung zu<br />

beschleunigen, ohne daß das Produkt dabei Schaden nimmt.<br />

‣ Kombiniert mit einem Thermal Treatment können mannitolhaltige Lyophilisate<br />

mit niedrigen Restfeuchten erhalten werden, so daß u.U. auf eine Nachtrocknung<br />

verzichtet werden kann.<br />

Beson<strong>der</strong>s geeignet für dieses neue vakuum-induzierte Einfrieren sind Lösungen mit<br />

möglichst niedriger Konzentration und Gerüstbildner, die vorzugsweise kristallin anfallen, um<br />

ohne Rücksicht auf eine T g bzw. T c einen maximalen Energieeintrag bei <strong>der</strong> Haupttrocknung<br />

realisieren zu können. In <strong>der</strong> Pharmazie ist dabei auch die Stabilität des Wirkstoffes zu<br />

berücksichtigen, welche die Anwendbarkeit des Verfahrens limitieren kann. Dies ist z.B. dann<br />

<strong>der</strong> Fall, wenn <strong>der</strong> Wirkstoff beson<strong>der</strong>s thermolabil ist o<strong>der</strong> zum Erhalt <strong>der</strong> biologischen<br />

Aktivität in einem amorphen Gerüstbildner stabilisiert werden muß. Ausblickend läßt sich<br />

feststellen, daß noch weitere Gerüstbildnersysteme auf ihre Eignung für das vakuuminduzierte<br />

Einfrieren überprüft werden müssen und in diesem Zusammenhang auch die<br />

Stabilisierung <strong>von</strong> Wirkstoffen im Vergleich zu konventionell gefriergetrockneten<br />

Lyophilisaten zu untersuchen ist. Da das Thermal Treatment, wie bei den mannitolhaltigen<br />

Formulierungen gezeigt wird, zu Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kristallmodifikation führen kann, sind auch<br />

in diesem Zusammenhang die Auswirkungen auf Lyophilisat-eigenschaften, wie z.B.<br />

Stabilität, ein interessantes Aufgabengebiet, das noch Fragen <strong>zur</strong> Beantwortung bereithält.<br />

Ν zum Literaturverzeichnis<br />

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d) IV. Mo<strong>der</strong>ne Anlagen <strong>zur</strong> Lyophilisation (H. Willemer)<br />

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f) VI. Lyophilisation <strong>von</strong> nie<strong>der</strong>molekularen Substanzen, Peptiden und<br />

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g) VII. Herstellung <strong>von</strong> Lyophilisaten unter Berücksichtigung <strong>von</strong> GMPund<br />

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h) VIII. Primärpackmittel für Lyophilisate (O. Brinkhoff)<br />

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VDI Verlag Düsseldorf 1977<br />

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70 H. P. Fiedler<br />

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2. Auflage, Editio Cantor Aulendorf, 1981<br />

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