CPF - Pharmtech.uni-erlangen.de - Friedrich-Alexander-Universität ...
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Komprimierungsverhalten von<br />
Produkten aus <strong>de</strong>m<br />
Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form Verfahren (<strong>CPF</strong>)<br />
Den Naturwissenschaftlichen Fakultäten<br />
Der <strong>Friedrich</strong>-Alexan<strong>de</strong>r-<strong>Universität</strong> Erlangen-Nürnberg<br />
zur<br />
Erlangung <strong>de</strong>s Doktorgra<strong>de</strong>s<br />
vorgelegt von<br />
Henning <strong>Friedrich</strong> Ludolf Wegner<br />
aus Berlin
Als Dissertation genehmigt von <strong>de</strong>n Naturwissenschaftlichen Fakultäten<br />
Erlangen-Nürnberg<br />
Tag <strong>de</strong>r mündlichen Prüfung:<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Promotionskommision:<br />
Erstberichterstatter:<br />
Zweitberichterstatter:<br />
Prof. Dr. D.-P. Hä<strong>de</strong>r<br />
Prof. Dr. G. Lee<br />
Prof. Dr. J. B. Mielck
Danksagung a<br />
Danksagung<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit wur<strong>de</strong> von Mai 2003 bis April 2006 unter Leitung von Prof. Dr.<br />
G. Lee am Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie <strong>de</strong>r <strong>Universität</strong> Erlangen-<br />
Nürnberg in Kooperation mit <strong>de</strong>r Raps GmbH & Co KG in Kulmbach angefertigt.<br />
Mein ganz beson<strong>de</strong>rer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Geoffrey Lee für die wissenschaftliche<br />
Betreuung dieser Arbeit, die motivieren<strong>de</strong> Unterstützung, das große Vertrauen, dass er<br />
mir während <strong>de</strong>r gesamten Zeit entgegenbrachte und die Möglichkeit zur freien<br />
Entfaltung in <strong>de</strong>m von ihm gestellten Thema.<br />
An dieser Stelle danke ich Herrn Prof. Dr. Jobst B. Mielck ebenfalls sehr herzlich für die<br />
kurzfristige Übernahme <strong>de</strong>s Zweitgutachtens.<br />
Den Herren Prof. Dr. Wolfgang Kreis und PD Dr. Andreas Pahl danke ich herzlich für<br />
die Übernahme <strong>de</strong>s Amtes als Vorsitzen<strong>de</strong>r bzw. Prüfer <strong>de</strong>s Nebenfaches <strong>de</strong>r mündlichen<br />
Prüfung.<br />
Mein spezieller Dank gilt <strong>de</strong>r Firma Raps GmbH & Co KG und <strong>de</strong>r Adalbert-Raps-<br />
Stiftung in Kulmbach, die diese Arbeit materiell und finanziell unterstützten.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re Frau Dr. Sabine Grüner, Herrn Dr. Weinreich und Malte Päs gilt mein<br />
beson<strong>de</strong>rer Dank für die freundliche, sehr konstruktive und unkomplizierte<br />
Zusammenarbeit. Die schnelle Erfüllung all meiner Wünsche und Nachfragen ersparte<br />
mir unnötige Wartezeiten bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r praktischen Versuche.<br />
Beson<strong>de</strong>rs möchte ich auch Herrn Dr. Henning Gieseler danken, <strong>de</strong>r das Projekt initiierte<br />
und vorantrieb. Er erleichterte mir damit <strong>de</strong>n Start und stand als Ansprechpartner für<br />
Fragen und Diskussionen immer bereit.<br />
Herrn Dr. Gerhard Simon und Herrn Dr. Stefan Seyferth danke ich herzlich für die<br />
prompte Unterstützung bei organisatorischen und elektronischen Problemen.
Danksagung<br />
Ein ganz großes Dankeschön geht an Winfried Bauer und Josef Hubert, ohne <strong>de</strong>ren<br />
handwerkliches Geschick diverse Reparaturen und Installationen nicht möglich gewesen<br />
wären, an Luise Schedl für die Sammlungen an rasterelektronenmikroskopischen Bil<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>r Pulver, an Petra Neubarth und Waltraut Klenk für alle administrativen Tätigkeiten<br />
und an Petra speziell für die Mithilfe beim Erstellen von Praktikumsplänen und <strong>de</strong>r<br />
Klausuren, an Christiane Blaha für die Bestellungen großer Mengen an<br />
Tablettierhilfsstoffen und an Prof. Dr. Eberhardt Nürnberg für interessante Einblicke in<br />
die Erlanger Pharmazie vor unserer Zeit.<br />
Für die beson<strong>de</strong>re Zeit möchte ich mich bei Dr. Alexan<strong>de</strong>r Maurer, Andreas Ziegler,<br />
Jürgen Bögelein, Heiko Schiffter, Peter Lassner, Dr. Stefan Seyferth, Dr. Christian<br />
Rochelle, Dr. Michael Maury und Dr. Christian Führling sehr bedanken. Ich möchte die<br />
Zeit mit Euch nicht missen. Die Praktikumszeiten, die psychologischen Thesen und die<br />
Diskussionen, genauso wie die Kinoaben<strong>de</strong> und die gemeinsam organisierten Aben<strong>de</strong>,<br />
ebenso die zahlreichen Fußball- und Kickerspiele wer<strong>de</strong>n mir in Erinnerung bleiben.<br />
Ich hoffe, wir wer<strong>de</strong>n uns oft wie<strong>de</strong>r sehen und unsere Freundschaften wer<strong>de</strong>n fürs Leben<br />
sein. Je<strong>de</strong>r von Euch ist bei uns immer herzlich willkommen.<br />
Danke auch an meine weiteren Kolleginnen und Kollegen, Joanna Sawiec, Eva Meister,<br />
Silja von Graberg, Eva Schmidt, Anke Czerwinski, Dr. Doris Köpper, Harald Pudritz und<br />
Dr. Marc Fitzner für die gemeinsamen Stun<strong>de</strong>n im Praktikum und manche nette<br />
Unterhaltung.<br />
Zu guter letzt gilt mein größter Dank aber meiner Familie. Für Ihre Unterstützung, ihre<br />
Motivation und das in mich gesetzte Vertrauen bin ich sehr dankbar. Meiner Freundin<br />
Anja danke ich dabei ganz beson<strong>de</strong>rs für ihr Verständnis, ihre Hilfe bei <strong>de</strong>r Korrektur und<br />
für die vielen Aufmunterungen trotz Ihrer Schwangerschaft bzw. trotz all <strong>de</strong>r Arbeit mit<br />
Paula, unserer Tochter. Ganz beson<strong>de</strong>rs möchte ich mich auch bei Paula Johanna<br />
bedanken, die mich trotz Ihres jungen Alters (2Wochen) nicht am Schlafen hin<strong>de</strong>rte.
INHALTSVERZEICHNIS I<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1. Einleitung............................................................................................................... 1<br />
1.1. Vorwort............................................................................................................ 1<br />
1.2. Problemstellung ............................................................................................... 2<br />
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren ................................................... 4<br />
2.1. Überkritische Flui<strong>de</strong> ........................................................................................ 4<br />
2.1.1. Physikalische Eigenschaften überkritischer Flui<strong>de</strong> .............................. 4<br />
2.1.2. Einsatz überkritischer Flui<strong>de</strong> ................................................................ 6<br />
2.1.2.1.Extraktion.........................................................................................6<br />
2.1.2.2.RESS-Verfahren bei löslichen Substanzen..................................... 8<br />
2.1.2.3.GAS/PCA-Verfahren bei unlöslichen Verfahren.............................9<br />
2.1.2.4.PGSS-Verfahren bei löslichen Substanzen................................... 11<br />
2.2. Granulation .................................................................................................... 12<br />
2.2.1. Sprühtrocknung................................................................................... 12<br />
2.2.2. Feuchtgranulation ............................................................................... 13<br />
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technology ............................................... 16<br />
3.1. Allgemeines ................................................................................................... 16<br />
3.2. Verfahrensprinzip .......................................................................................... 16<br />
3.3. Vergleich Verfahren zur Herstellung von Partikeln ...................................... 13<br />
4. Theoretische Grundlagen................................................................................... 25<br />
4.1. Partikel........................................................................................................... 25<br />
4.1.1. Partikelgröße und Partikelform........................................................... 25<br />
4.1.2. Oberfläche und Porosität..................................................................... 26<br />
4.1.3. Schüttdichte, Stampfdichte, wahre Dichte.......................................... 28<br />
4.1.4. Fließfähigkeit ...................................................................................... 30<br />
4.2. Flüssigkeiten .................................................................................................. 31<br />
4.2.1. Eigenschaften von Flüssigkeiten......................................................... 31
II<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
4.2.1.1.Viskosität ...................................................................................... 31<br />
4.2.1.2.Oberflächenspannung ................................................................... 32<br />
4.2.1.3.Benetzbarkeit ................................................................................ 33<br />
4.3. Bindungsmechanismen .................................................................................. 34<br />
4.3.1. Bindungsmechanismen im porösen Partikelkorn................................ 34<br />
4.3.2. Bindungsmechanismen in Agglomeraten ........................................... 36<br />
4.3.2.1.Partikelhaftung mit stofflicher Bindung ....................................... 37<br />
4.3.2.1.1. Festkörperbrücken............................................................. 37<br />
4.3.2.1.2. Nicht frei bewegliche Flüssigkeitsbrücken....................... 37<br />
4.3.2.1.3. Frei bewegliche Flüssigkeitsbrücken................................ 38<br />
4.3.2.2.Partikelhaftung ohne stoffliche Bindung ...................................... 40<br />
4.3.2.2.1. Anziehungskräfte .............................................................. 40<br />
4.3.2.2.2. Formschlüssige Bindung................................................... 41<br />
4.3.3. Bindungsmechanismen bei <strong>de</strong>r Komprimierung ................................ 41<br />
4.3.3.1.Elastisches Verhalten .................................................................... 43<br />
4.3.3.2.Plastisches Fließen ........................................................................ 44<br />
4.3.3.3.Viskoelastisches Verhalten ........................................................... 45<br />
5. Material und Metho<strong>de</strong>n...................................................................................... 46<br />
5.1. Beladungssubstanzen..................................................................................... 46<br />
5.1.1. Rapsöl ................................................................................................. 46<br />
5.1.2. Rosmarinextrakt.................................................................................. 46<br />
5.2. Röntgendiffraktometer................................................................................... 47<br />
5.3. Karl-Fischer-Titration.................................................................................... 48<br />
5.4. Partikelgrößenverteilung................................................................................ 48<br />
5.5. Texture Analyzer ........................................................................................... 49<br />
5.6. Absorption ..................................................................................................... 50<br />
5.7. Screening ....................................................................................................... 51<br />
5.7.1. Wirkstoffgehalt ................................................................................... 51<br />
5.7.2. Schüttdichte/Stampfdichte .................................................................. 51<br />
5.7.3. Böschungswinkel ................................................................................ 52<br />
5.7.4. Raster-Elektronen-Mikroskopie.......................................................... 52
INHALTSVERZEICHNIS III<br />
5.7.5. Beurteilung <strong>de</strong>r Tablettierbarkeit........................................................ 53<br />
5.7.6. Bruchfestigkeit.................................................................................... 53<br />
5.7.7. Zerfall.................................................................................................. 53<br />
5.7.8. Qualitative Einstufung ........................................................................ 54<br />
6. Ergebnisse und Diskussion................................................................................. 55<br />
6.1. Röntgendiffraktometer.............................................................................. 55<br />
6.2. Karl-Fischer-Titration ............................................................................... 58<br />
6.3. Absorption................................................................................................. 59<br />
6.4. Texture Analyzer ...................................................................................... 60<br />
6.5. Partikelgrößenverteilung........................................................................... 64<br />
6.6. Schüttdichte............................................................................................... 67<br />
6.7. Hilfsstoffe ................................................................................................. 70<br />
6.6.1 Lactosen .................................................................................................... 70<br />
6.6.1.1 Pharmatose DCL11................................................................................ 70<br />
6.6.1.2 Pharmatose DCL15................................................................................ 73<br />
6.6.1.3 Pharmatose DCL21................................................................................ 76<br />
6.6.2 Zuckeralkohole ......................................................................................... 79<br />
6.6.2.1 Finlac...................................................................................................... 79<br />
6.6.2.2 Pearlitol .................................................................................................. 82<br />
6.6.2.3 Xylitab.................................................................................................... 85<br />
6.6.3 Mikrokristalline Cellulose ........................................................................ 88<br />
6.6.3.1 Avicel PH 101........................................................................................ 88<br />
6.6.3.2 Avicel PH 102........................................................................................ 91<br />
6.6.3.3 Vivapur 101 ........................................................................................... 94<br />
6.6.3.4 Vivapur 105 ........................................................................................... 97<br />
6.6.4 Compound-Hilfsstoffe .............................................................................. 99<br />
6.6.4.1 Pharmatose DCL40................................................................................ 99<br />
6.6.4.2 StarLac ................................................................................................. 102<br />
6.6.4.3 Cellactose 80........................................................................................ 105<br />
6.6.4.4 Microcelac 100..................................................................................... 108<br />
6.6.4.5 Ludipress.............................................................................................. 111
IV<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
6.6.5 Fällungskieselsäuren ............................................................................... 114<br />
6.6.5.1 Sipernat 50S......................................................................................... 114<br />
6.6.5.2 Sipernat 22 ........................................................................................... 117<br />
6.6.5.3 Sipernat 2200 ....................................................................................... 120<br />
6.6.6 Anorganische Verbindungen .................................................................. 123<br />
6.6.6.1 Emcompress......................................................................................... 123<br />
6.6.6.2 Dicafos ................................................................................................. 126<br />
6.6.6.3 Tricafos ................................................................................................ 129<br />
6.6.6.4 Hombitan Anatas ................................................................................. 132<br />
6.6.7 Stärken .................................................................................................... 135<br />
6.6.7.1 Starch 1500 .......................................................................................... 135<br />
6.6.7.2 Aero-Myl 33......................................................................................... 138<br />
6.6.7.3 Aero-Myl 115....................................................................................... 140<br />
6.6.7.4 C*Stabitex............................................................................................ 143<br />
6.6.8 Malto<strong>de</strong>xtrine.......................................................................................... 145<br />
6.6.8.1 N-Zorbit M........................................................................................... 145<br />
6.6.8.2 C*Pur 7362 .......................................................................................... 148<br />
6.6.8.3 C*Dry MD 01958 ................................................................................ 150<br />
6.6.8.4 C*<strong>de</strong> Light MD 01970......................................................................... 152<br />
6.6.9 Cellulosen ............................................................................................... 154<br />
6.6.9.1 Methocel E15....................................................................................... 154<br />
6.6.9.2 Vitacel WF 101.................................................................................... 157<br />
6.6.9.3 Orangenfaser........................................................................................ 159<br />
6.6.9.4 Tomatenfaser........................................................................................ 161<br />
6.6.9.5 Fibregum.............................................................................................. 163<br />
6.6.9.6 Chitosan ............................................................................................... 165<br />
6.6.9.7 Vitaprot LP60....................................................................................... 168<br />
7. Zusammenfassung............................................................................................. 170<br />
8. Conclusion ......................................................................................................... 173<br />
9. Literaturverzeichnis ......................................................................................... 176<br />
10. Abkürzungsverzeichnis .................................................................................... 192
1. Einleitung 1<br />
1. Einleitung<br />
1.1 Vorwort<br />
Feste Darreichungsformen bestimmen <strong>de</strong>n Arzneimittelmarkt sowie <strong>de</strong>n Markt <strong>de</strong>r<br />
Nahrungsergänzungsmittel [Voigt 2000]. Da feste Formen große Vorteile im<br />
Gegensatz zu flüssigen o<strong>de</strong>r halbfesten Formen bieten, so z.B. eine höhere<br />
Dosiergenauigkeit, eine bessere Compliance, eine einfachere Lagerung und günstigere<br />
Herstellungskosten, wird versucht möglichst einfach und produktschonend<br />
Flüssigkeiten in feste Formen einzubringen [Ritschel 2002]. Bisher wer<strong>de</strong>n dafür<br />
vornehmlich Weich- o<strong>de</strong>r Hartgelatinekapseln eingesetzt. Die Produktion dieser<br />
Darreichungsform ist aber mit Nachteilen behaftet. Da Gelatinekapseln nur unter<br />
klimatisierten Bedingungen hergestellt und weiterverarbeitet wer<strong>de</strong>n können, ist es<br />
recht aufwendig, diese zu erzeugen [Bauer 2002]. Die Kosten zur Herstellung liegen<br />
weit höher als bei <strong>de</strong>r Produktion von Tabletten. Dabei ist auch die wesentlich höhere<br />
Stun<strong>de</strong>nleistung einer Tablettenpresse ein wichtiges Kostenargument für die Tablette.<br />
Weitere technologische und betriebswirtschaftliche Aspekte lassen die Herstellung<br />
von Flüssigkeiten in Tabletten wünschenswert erscheinen.<br />
Da Gelatine aus tierischen Organismen hergestellt wird, gibt es seit einiger<br />
Zeit eine Diskussion über die Sicherheit von tierischen Materialien im Hinblick auf<br />
die Kontamination mit BSE-Erregern, was die Attraktivität <strong>de</strong>r Kapseln weiter<br />
min<strong>de</strong>rt. Für <strong>de</strong>rartige Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken gibt es zwar bisher keine objektiven<br />
Belege, trotz<strong>de</strong>m v<strong>erlangen</strong> gesundheitsbewusste Konsumenten einen positiven Effekt<br />
auf die Gesundheit ohne Risiken für ihr Leben einzugehen.<br />
Für die Tablettenherstellung sind an die entsprechen<strong>de</strong>n Formulierungen<br />
wichtige Anfor<strong>de</strong>rungen zu stellen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um <strong>de</strong>finierte Korngrößen,<br />
enge Korngrößenverteilungen, gute Fließfähigkeit, gute Dosierbarkeit und<br />
Fluidisierbarkeit [Ritschel 2002]. Für die Applikation dieser pulverförmigen Produkte<br />
im Pharma- und im Lebensmittelbereich sind außer<strong>de</strong>m eine hohe Reinheit, ein<br />
standardisierter Wirkstoffgehalt, eine gezielte Wirkstofffreisetzung und eine<br />
möglichst hohe Keimfreiheit gefor<strong>de</strong>rt [Pharmacopoea Europea 5.0 2005].<br />
Um diese Anfor<strong>de</strong>rungen an Tabletten erreichen zu können, muss die<br />
Flüssigkeit in eine feste, pulvrige Form überführt wer<strong>de</strong>n. Dazu eignen sich<br />
verschie<strong>de</strong>ne Verfahren. Flüssigkeiten wer<strong>de</strong>n häufig durch Sprühtrocknung o<strong>de</strong>r<br />
Wirbelschichtagglomeration pulverisiert, wobei aber mit einem thermischen
2<br />
1. Einleitung<br />
Qualitätsverlust zu rechnen ist [Gruener 1999]. Gängige Pulverisierungsmetho<strong>de</strong>n wie<br />
Mahlung o<strong>de</strong>r Kristallisation sind nur für Feststoffe möglich. Allerdings wird damit<br />
nicht immer die gewünschte Qualität erreicht. Deshalb wur<strong>de</strong>n neue Verfahren<br />
entwickelt. Vor allem Hochdruckverfahren wie RESS, GAS und PGSS wer<strong>de</strong>n häufig<br />
zur Pulverisierung eingesetzt [Weidner 1996]. Dabei wer<strong>de</strong>n inerte Gase, wie z.B.<br />
Kohlendioxid, verwen<strong>de</strong>t.<br />
Kohlendioxid wird auch zur Extraktion sowie zur Entwesung von Pflanzen<br />
benutzt [Forg et al. 2002; Perva-Uzunalic et al. 2004 & 2006; Baumann et al. 2004].<br />
Bei bei<strong>de</strong>n Anwendungen wird das Gas unter Druck gesetzt bzw. in seinen<br />
überkritischen Zustand überführt, mit <strong>de</strong>r Droge in Kontakt gebracht und am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Verfahrens wie<strong>de</strong>r abgetrennt. Dabei bleibt kein Rückstand <strong>de</strong>s Gases in <strong>de</strong>r Droge<br />
o<strong>de</strong>r im Extrakt zurück. Die so gewonnenen Extrakte sind meist hochviskose<br />
Produkte, die mit herkömmlichen Verfahren nicht pulverisiert und nur schlecht<br />
verarbeiten wer<strong>de</strong>n können. Mit starker Wärmeeinwirkung und großen Scherkräften<br />
lassen sich diese Auszüge verarbeiten, was aber zu Qualitätseinbußen <strong>de</strong>r Extrakte<br />
führt [Lankes 2002]. Eine homogene Verteilung von Extrakten ist in <strong>de</strong>r<br />
Lebensmittelindustrie zur Herstellung von gleich bleiben<strong>de</strong>n Mischungen aller Art<br />
gewünscht.<br />
Die positiven Eigenschaften <strong>de</strong>s Kohlendioxids wer<strong>de</strong>n sich beim<br />
Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form-Verfahren (<strong>CPF</strong>-Verfahren) zu Nutze gemacht [Lankes et<br />
al. 2003]. Dieses Hochdrucksprühverfahren zur Herstellung von pulverförmigen<br />
Produkten aus flüssigen Substanzen wird zur Verarbeitung von hochviskosen<br />
Extrakten verwen<strong>de</strong>t. Das Verfahren nutzt dazu das gute Löslichkeitsvermögen<br />
verdichteter Gase in flüssigen Substanzen unter Druck. Die Flüssigkeiten wer<strong>de</strong>n in<br />
eine sehr fein verteilte Form überführt und auf pulverförmige Feststoffe aufgebracht.<br />
Das Verfahren ermöglicht die Herstellung pulverförmiger Produkte mit hohen<br />
Wirkstoffgehalten auf sehr produktschonen<strong>de</strong> Art und Weise [Gruener 1999].<br />
1.2 Problemstellung<br />
Ziel <strong>de</strong>r Arbeit ist es, Formulierungen auf Basis <strong>de</strong>s <strong>CPF</strong>-Verfahrens für die<br />
Tablettenproduktion zu entwickeln. Dabei sollen alle wichtigen Einflussfaktoren <strong>de</strong>s<br />
Verfahrens, <strong>de</strong>r Hilfsstoffe sowie <strong>de</strong>r Beladungsflüssigkeiten beleuchtet wer<strong>de</strong>n. Alle<br />
gängigen Hilfsstoffe <strong>de</strong>r Tablettierung wur<strong>de</strong>n zur Beladung ausgewählt. Zusätzlich<br />
wur<strong>de</strong>n auch noch viel versprechen<strong>de</strong> Feststoffe aus <strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie
1. Einleitung 3<br />
getestet, um <strong>de</strong>ren unterschiedliche Eignung zur Herstellung von Komprimaten zu<br />
analysieren.<br />
Für die Herstellung <strong>de</strong>r Tabletten soll nur die Direktverpressung verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. Normalerweise wer<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>r Tablettierung noch Granulate hergestellt, die<br />
eine bessere Fließfähigkeit, besseres plastisches Fließen, keine<br />
Entmischungsten<strong>de</strong>nzen und damit eine bessere Homogenität sowie Verarbeitbarkeit<br />
gewährleisten [Armstrong, Morton 1977]. Allerdings lassen sich diese Vorteile auch<br />
mit beson<strong>de</strong>rs geeigneten Hilfsstoffen für die Direktverpressung weitgehend erreichen<br />
[Jivraj et al. 2000]. Die Granulation hat auch einige Nachteile. So entstehen durch <strong>de</strong>n<br />
zusätzlichen Verfahrensschritt zusätzliche Kosten. Außer<strong>de</strong>m wird zur Herstellung<br />
<strong>de</strong>r Aggregate ein Bin<strong>de</strong>mittel zugeführt, welches meist in Wasser gelöst wird. Diese<br />
Feuchtigkeit muss aus <strong>de</strong>m Pulvergut wie<strong>de</strong>r entfernt wer<strong>de</strong>n, da es sonst zur<br />
Hydrolyse von Wirkstoffen kommen kann. Noch höhere Anfor<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n an<br />
organische Systeme zur Granulation gestellt, da die gesetzlichen Anfor<strong>de</strong>rungen eine<br />
vollkommene Rückgewinnung <strong>de</strong>r organischen Lösungsmittel for<strong>de</strong>rn.<br />
Um <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Beladungsflüssigkeiten untersuchen zu können, wer<strong>de</strong>n<br />
die Trägerstoffe mit zwei lipophilen Flüssigkeiten in zwei unterschiedlichen<br />
Konzentrationen bela<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um Rapsöl und Rosmarinextrakt, die<br />
bei<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Diese Flüssigkeiten sollten nur<br />
als exemplarische Beladungen fungieren. Es soll analysiert wer<strong>de</strong>n, inwieweit die<br />
Flüssigkeiten die Kompressions- und Fließeigenschaften <strong>de</strong>r Hilfsstoffe verän<strong>de</strong>rn.<br />
Damit auch <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>s überkritischen Kohlendoxids geprüft wer<strong>de</strong>n<br />
kann, wer<strong>de</strong>n einige Hilfsstoffe <strong>de</strong>m Verfahren unterzogen ohne diese dabei zu<br />
bela<strong>de</strong>n. Hierbei soll geprüft wer<strong>de</strong>n, ob sich die Partikelmorphologie sowie die<br />
Partikelgrößenverteilung än<strong>de</strong>rt.<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit soll klären, ob es sinnvoll erscheint, <strong>CPF</strong>-Pulver zu<br />
Tablettierung einzusetzen und welche Grenzen dieses Verfahren aufweist.
4<br />
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren<br />
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren<br />
2.1 Überkritische Flui<strong>de</strong><br />
2.1.1 Physikalische Eigenschaften überkritischer Flui<strong>de</strong><br />
Eine Substanz liegt als überkritisches Gas vor, wenn die Temperatur und <strong>de</strong>r Druck<br />
über <strong>de</strong>r kritischen Temperatur (T c ) und <strong>de</strong>m kritischen Druck (p c ) liegen. Der Stoff<br />
besitzt in diesem Zustand physikalische Eigenschaften einer Flüssigkeit (z.B. Dichte)<br />
und eines Gases (z.B. Viskosität). Überkritische Flui<strong>de</strong> zeigen ein gutes<br />
Massetransportverhalten, da <strong>de</strong>r Diffusionskoeffizienten D in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s kritischen<br />
Punktes hun<strong>de</strong>rtfach höher liegt als bei Flüssigkeiten. Aufgrund dieser physikalischen<br />
Eigenschaften sind hochkomprimierte Gase als Extraktionsmittel gut geeignet<br />
[Kroeber, Teipel 2003]. In Tabelle 2.1 ist ein Vergleich <strong>de</strong>r physikalischen<br />
Eigenschaften von Gasen, Flüssigkeiten und überkritischen Flui<strong>de</strong>n zu sehen.<br />
ρ [kg/m³] η [m Pa·s·] D [m²/s]<br />
Gase bei 0,1 MPa, T = 297 K 0,6 – 0,2 0,01 – 0,03 1 – 4 ·10 -5<br />
Überkritische Flui<strong>de</strong> bei T G , p G 200 – 500 0,01 – 0,03 7 · 10 -8<br />
Flüssigkeiten bei T = 297 K 600 – 1600 0,2 – 3,0 0,2 – 2 · 10 -8<br />
Tabelle 2.1: Physikalische Eigenschaften von Gasen, überkritischen Flui<strong>de</strong>n und<br />
Flüssigkeiten<br />
ρ = Dichte, η = dynamische Viskosität, D = Diffusionskoeffizient<br />
In Abbildung 1 ist ein Zustandsdiagramm eines Reinstoffes dargestellt. Oberhalb <strong>de</strong>r<br />
kritischen Temperatur und <strong>de</strong>s kritischen Druckes besteht <strong>de</strong>r einphasige, homogene<br />
Zustandsbereich, <strong>de</strong>n überkritisch genannt wird, siehe Abbildung 2.1.<br />
Der überkritische Zustand beginnt am kritischen Punkt CP, <strong>de</strong>r die<br />
Dampfdruckkurve been<strong>de</strong>t. Längs dieser Kurve stehen bei einer Reinsubstanz die<br />
flüssige und gasförmige Phase miteinan<strong>de</strong>r im Gleichgewicht. Bei einer Temperatur T<br />
< T c und einem Druck p < p c ist die Substanz unter <strong>de</strong>r Dampfdruckkurve gasförmig<br />
und über <strong>de</strong>r Dampfdruckkurve flüssig. Am Tripelpunkt befin<strong>de</strong>n sich die gasförmige,<br />
die flüssige und die feste Phase miteinan<strong>de</strong>r im Gleichgewicht.<br />
Im überkritischen Bereich ist keine Unterscheidung zwischen Flüssigkeit und<br />
Gas mehr möglich, eine Phasengrenze besteht nicht mehr. Da die van-<strong>de</strong>r-Waals<br />
Kräfte aufgrund <strong>de</strong>r zu großen kinetischen Energie <strong>de</strong>r Teilchen nicht mehr<br />
ausreichen die Flüssigkeitsmoleküle zusammenzuhalten, erreicht das Fluid <strong>de</strong>n<br />
überkritischen Zustand.
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren 5<br />
Die Diffusionsgeschwindigkeit unterliegt im überkritischen Bereich einem<br />
großen Einfluss durch <strong>de</strong>n Diffusionskoeffizienten (DT, DP), <strong>de</strong>r quantitativ<br />
unterschiedlich stark ausgebil<strong>de</strong>t ist. Je nach Druck- und Temperaturbereich kann dies<br />
zu großen Schwankungen bei <strong>de</strong>r Diffusionsgeschwindigkeit (bzw.<br />
Extraktionsgeschwindigkeit) führen [List, Schmidt 1984]. Für <strong>de</strong>n<br />
Diffusionskoeffizienten gilt im überkritischen Bereich folgen<strong>de</strong> Gleichung (2.1) in<br />
Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Temperatur bzw. vom Druck:<br />
DT (p ~ p c , T > T c ) » D (p = p c , T = T c )» DP (p > p c , T ~ T c ) Gl. 2.1<br />
In Abbildung 2.1 wird <strong>de</strong>r überkritische Zustand einer reinen Komponente <strong>de</strong>finiert.<br />
Die Diffusionskoeffizienten DP und DT wer<strong>de</strong>n als vektorielle Größen dargestellt. Es<br />
gilt: DT » DP.<br />
Abbildung 2.1: Definition <strong>de</strong>s überkritischen Zustan<strong>de</strong>s einer reinen Komponente<br />
CP = kritischer Punkt, TP = Tripelpunkt, T c = kritische Temperatur, p c = kritischer Druck,<br />
DP, DT = Diffusionskoeffizienten in Abhängigkeit von Druck und Temperatur<br />
[Gericke 2003]
6<br />
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren<br />
2.1.2 Einsatz überkritischer Flui<strong>de</strong><br />
Fast die Hälfe <strong>de</strong>r neu entwickelten Arzneistoffmoleküle <strong>de</strong>r letzten Jahre mit viel<br />
versprechen<strong>de</strong>r pharmakologischer Wirkung stellen sich als schwerlöslich in Wasser<br />
dar. Dies führt infolge einer langsamen Freisetzung zu einer unzureichen<strong>de</strong>n<br />
Bioverfügbarkeit. Verfahren mit überkritischen Flui<strong>de</strong>n sind gut geeignete Prozesse<br />
für die Herstellung kleinster Partikel bis in <strong>de</strong>n Nanometerbereich mit einer engen<br />
Korngrößenverteilung, hier sind das RESS-Verfahren (RESS – Rapid Expansion from<br />
Supercritical Solution), das PCA-Verfahren (Precipitation of a Compressed Fluid<br />
Antisolvent) und das PGSS-Verfahren (Particles from Gas saturated Solutions) zu<br />
nennen. Der Einsatz hochkomprimierter Gase ermöglicht dabei eine schonen<strong>de</strong><br />
Behandlung von Substanzen, die empfindlich gegen mechanische und thermische<br />
Beanspruchung sind, wie sie bei Mahlvorgängen die Regel sind.<br />
Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n überkritische Flui<strong>de</strong> auch als Extraktionsmittel verwen<strong>de</strong>t.<br />
Dabei ist es von Vorteil die Eigenschaften <strong>de</strong>r überkritischen Flui<strong>de</strong> mittels Druck<br />
und Temperatur zu steuern.<br />
2.1.2.1 Extraktion<br />
Bei <strong>de</strong>r Extraktion chemischer Substanzen aus Pflanzen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Rohmaterialien<br />
wird sich die Löslichkeit von Stoffen in verschie<strong>de</strong>nen Lösungsmitteln zu Nutze<br />
gemacht. Dabei kommen normalerweise organische Lösungsmittel zum Einsatz, die<br />
mit Wasser gemischt wer<strong>de</strong>n können. Nach <strong>de</strong>m Extraktionsschritt soll das<br />
Lösungsmittel oft wie<strong>de</strong>r entfernt wer<strong>de</strong>n, ohne Qualitätseinbußen hinnehmen zu<br />
müssen. Außer<strong>de</strong>m sind trockene Pulver lagerstabiler als Lösungen. Um diese<br />
Problematik zu umgehen, können überkritische Gase zur Extraktion eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n, die sich durch die Entspannung <strong>de</strong>r Gase wie<strong>de</strong>r entfernen lassen. Da Gase<br />
nur ein geringes Lösevermögen zeigen, wer<strong>de</strong>n die Gase in ihren überkritischen<br />
Zustand überführt. Damit steigen auch die Dichte und die Dielektrizitätskonstante,<br />
welche das Lösevermögen von Flüssigkeiten und überkritischen Gasen kennzeichnet,<br />
an [List, Schmidt 1984].<br />
Im Gegensatz zur Destillation, mit <strong>de</strong>r eine Trennung nach Dampfdrücken<br />
erreicht wird, wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r CO 2 -Extraktion nach <strong>de</strong>n Wechselwirkungen <strong>de</strong>r<br />
Lösungs- und Stoffmoleküle aufgetrennt. Durch die geeignete Wahl <strong>de</strong>s Druckes und<br />
<strong>de</strong>r Temperatur lassen sich bestimmte Lösungs- und Abschei<strong>de</strong>effekte erzielen. Dabei
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren 7<br />
nimmt im Allgemeinen mit zunehmen<strong>de</strong>m Druck die Löslichkeit von<br />
schwerflüchtigen Substanzen und die Effektivität <strong>de</strong>r Extraktion zu [Perva-Uzunalic<br />
et al. 2003]. Zusätzlich lassen sich auch Schleppgase o<strong>de</strong>r Schleppflüssigkeiten über<br />
einen Modifier, siehe Abbildung 2.2, zur gezielten Extraktion bestimmter Substanzen<br />
beimischen, wie z.B. Ethanol [Baumann et al. 2004]. Durch geeignete<br />
Verfahrenseinstellungen können Stoffgemische in verschie<strong>de</strong>nste Fraktionen<br />
aufgetrennt wer<strong>de</strong>n. Auch thermolabile Stoffe können extrahiert wer<strong>de</strong>n, da die<br />
kritische Temperatur von Kohlendioxid mit 31,04°C sehr mo<strong>de</strong>rat ist. Flüssiges<br />
Kohlendioxid besitzt keine so große Extraktivkraft wie im überkritischen Zustand.<br />
Zu<strong>de</strong>m hat Kohlendioxid <strong>de</strong>n Vorteil, dass es unbrennbar, nicht explosiv,<br />
physiologisch unbe<strong>de</strong>nklich, keimfrei, antibakteriell, rückstandsfrei und relativ billig<br />
ist. An<strong>de</strong>re Gase wie N 2 O, NH 3 o<strong>de</strong>r auch E<strong>de</strong>lgase und Kohlenwasserstoffe können<br />
verarbeitet wer<strong>de</strong>n, wobei die Kosten aber weiter steigen.<br />
Abbildung 2.2: Schematisch Darstellung einer Hochdruck-Extraktionsanlage<br />
(A1 & A2: Abschei<strong>de</strong>r, E: Extraktor, T: Arbeitstank) [Forg et al. 2001]<br />
Im großtechnischen Maßstab ist die überkritische Extraktion bereits zur<br />
Entkoffeinierung von Rohkaffe, zur Gewinnung von Hopfenextrakt und die<br />
Extraktion von Ringelblumen mittels Kohlendioxid als Extraktionsmittel realisiert<br />
[Baumann et al. 2004].
8<br />
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren<br />
Ein Nachteil <strong>de</strong>s Verfahrens liegt in <strong>de</strong>n hohen Investitionskosten einer<br />
druckgesicherten Extraktionsanlage und <strong>de</strong>ren Wartungs- und Instandhaltungskosten.<br />
Dies verhin<strong>de</strong>rt eine breite Anwendung <strong>de</strong>s Verfahrens.<br />
2.1.2.2 RESS-Verfahren bei löslichen Substanzen<br />
Beim RESS-Verfahren han<strong>de</strong>lt es sich (Rapid Expansion from Supercritical Solution)<br />
um ein Verfahren, das die Eigenschaft überkritischer Flui<strong>de</strong> verwen<strong>de</strong>t, Substanzen zu<br />
lösen. Dabei wird das selektive Lösevermögen von überkritischen Flui<strong>de</strong>n für<br />
Feststoffe ausgenutzt. Über eine Düse wird die überkritische Lösung, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Feststoff enthalten ist, in eine Abschei<strong>de</strong>kolonne gesprüht, siehe Abbildung 2.3. Die<br />
Partikelbildung erfolgt durch die schnelle Expansion <strong>de</strong>s Gases. Der Druck und die<br />
Temperatur sinken schnell, dadurch reduziert sich das Lösevermögen <strong>de</strong>s Gases und<br />
es kommt zu einer sehr hohen Übersättigung <strong>de</strong>r Lösung im Sprühturm. Dies führt zur<br />
schnellen Keimbildung und damit zu sehr feinen Partikeln. Durch <strong>de</strong>n spontanen<br />
Phasenübergang kommt es zur Bildung von Nano- o<strong>de</strong>r Mikropartikeln. Die<br />
entstan<strong>de</strong>nen Partikel können einfach vom Gas abgetrennt wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m ein Filter<br />
eingebaut wird. Falls die Löslichkeit <strong>de</strong>s überkritischen Gases nicht ausreicht, kann<br />
durch die Zugabe eines Schleppmittels das Verfahren beschle<strong>uni</strong>gt wer<strong>de</strong>n. Durch <strong>de</strong>n<br />
Einsatz überkritischer Gase als Lösungsmittel wer<strong>de</strong>n Fehler im Kristallgitter durch<br />
Solvate verhin<strong>de</strong>rt. Eine Nachbehandlung <strong>de</strong>s Produktes ist nicht notwendig (z.B.<br />
Trocknung) [Kroeber, Teipel 2003 & 2005]
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren 9<br />
Abbildung 2.3: Schematische Darstellung <strong>de</strong>s RESS-Verfahrens<br />
(W: Wärmeaustauscher, FL: Flüssigkeitsspeicher, P: Pumpe, FI: Massendurchflussmesser, D:<br />
Druckregelung) [Gericke 2003]<br />
Kroeber und Teipel [2005] konnten mittels RESS-Verfahren in Abhängigkeit vom<br />
Druck Cholesterinpartikel mit einer Korngröße zwischen 300 – 800 nm herstellen.<br />
Dabei spielt die Löslichkeit <strong>de</strong>r Substanz im überkritischen Fluid eine große Rolle.<br />
Durch die schnelle Entspannung <strong>de</strong>s überkritischen Gases wird die Löslichkeit <strong>de</strong>r<br />
Substanz schlagartig erniedrigt. Deshalb kommt es beim RESS-Verfahren zu einer<br />
starken Übersättigung, die für eine schnelle Keimbildung notwendig ist.<br />
2.1.2.3 GAS/PCA-Verfahren bei unlöslichen Substanzen<br />
Das GAS-Verfahren (Gas Antisolvent Crystallization) o<strong>de</strong>r auch PCA-Verfahren<br />
(Precipitation of a Compressed Fluid Antisolvent) genannt, arbeitet mit<br />
hochkomprimierten Gasen als Fällungsmittel. Der Feststoff wird zuerst in einer<br />
Flüssigkeit gelöst und über eine Düse in <strong>de</strong>n Sprühbehälter eingebracht. Dabei<br />
entsteht ein Spray aus feinen Tröpfchen. Gleichzeitig wird ein überkritisches Gas,<br />
meist Kohlendioxid, über einen Wärmetauscher und mit einer Pumpe in seinen<br />
überkritischen Zustand überführt. Danach wird das überkritische Gas über eine Düse<br />
in <strong>de</strong>n Sprühbehälter gedrückt, meist geschieht dies im Gegenstromverfahren. Dort<br />
löst sich das Gas in die feinen Flüssigkeitstropfen ein und lässt dadurch die Größe <strong>de</strong>r<br />
Tröpfchen expandieren. Gleichzeitig kommt es zur Verdampfung von Lösungsmittel.
10<br />
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren<br />
Da Feststoffe relativ schlecht in überkritischen Gasen löslich sind, wird das<br />
Löslichkeitsprodukt <strong>de</strong>s Feststoffes in <strong>de</strong>r Lösung unterschritten und es kommt zur<br />
Keimbildung innerhalb <strong>de</strong>s Tropfens. Die gebil<strong>de</strong>ten Partikel wer<strong>de</strong>n mit einem Filter<br />
von <strong>de</strong>m lösungsmittelbela<strong>de</strong>nen Gas abgetrennt und entnommen. Das Lösungsmittel<br />
und das Gas wer<strong>de</strong>n im Separator durch die Entspannung auf Atmosphärendruck<br />
getrennt und können danach <strong>de</strong>m Prozess wie<strong>de</strong>r zugeführt wer<strong>de</strong>n. Das Verfahren ist<br />
schematisch in Abbildung 2.4 dargestellt.<br />
Abbildung 2.4: Schematische Darstellung <strong>de</strong>s PCA-Verfahrens<br />
(W: Wärmeaustauscher, FL: Flüssigkeitsspeicher, P: Pumpe, FI:<br />
Massendurchflussmesser, D: Druckregelung) [Gericke 2003]<br />
Bei <strong>de</strong>r Herstellung von Cholesterinpartikeln mittels PCA-Verfahrens ist es<br />
Kroeber und Teipel [2005] gelungen, Partikel in <strong>de</strong>r Größenordnung von 1 – 20 µm<br />
zu produzieren. Dabei ist die Produktionskapazität um <strong>de</strong>n Faktor 10 – 100 größer als<br />
beim RESS-Verfahren, da sich Feststoffe in organischen Lösungsmitteln erheblich<br />
besser lösen als in überkritischen Flui<strong>de</strong>n.<br />
Auch Weinsäure wur<strong>de</strong> mit diesem Verfahren mikronisiert [Kroeber, Teipel<br />
2003]. In Abhängigkeit <strong>de</strong>s Druckes und <strong>de</strong>r Düsengeometrie wer<strong>de</strong>n Korngrößen<br />
zwischen 700 nm und 6 µm erhalten. Dabei wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Lösungsmittel<br />
(Methanol, Aceton und Ethanol) sowie Kohlendioxid als Antisolvent verwen<strong>de</strong>t.<br />
Weitere Versuche mit Phenanthren und Pigmentpartikeln wur<strong>de</strong>n realisiert.
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren 11<br />
2.1.2.4 PGSS-Verfahren bei löslichen Substanzen<br />
Beim PGSS-Verfahren (Pow<strong>de</strong>r from Gas Saturated Solutions) wer<strong>de</strong>n gashaltige<br />
Schmelzen homogenisiert und pulverisiert. Hierzu wer<strong>de</strong>n die Polymere<br />
aufgeschmolzen und mit <strong>de</strong>m verdichteten Kohlendioxid in einem statischen Mischer<br />
intensiv gemischt. Anschließend wird die gashaltige Schmelze durch eine<br />
Hochdruckdüse in <strong>de</strong>n Sprühturm eingebracht und entspannt. Dadurch entsteht ein<br />
feiner Spray. Der Druck im Sprühturm sinkt auf <strong>de</strong>n Umgebungsdruck <strong>de</strong>r Luft ab.<br />
Dabei wird die Schmelze durch das expandieren<strong>de</strong> Kohlendioxid in feinste Tröpfchen<br />
zerrissen und durch <strong>de</strong>n Joule-Thomson-Effekt unter ihren Erstarrungspunkt<br />
abgekühlt. Dadurch bil<strong>de</strong>t sich feinstes Pulver aus. Mittels unterschiedlicher<br />
Parametereinstellungen können Partikel im Nano- bis Mikrometerbereich hergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n [Weidner et al. 1996]. Durch Variation <strong>de</strong>r Polymergröße können<br />
verschie<strong>de</strong>ne Partikelmorphologien erhalten wer<strong>de</strong>n [Kilzer, Petermann 2005]. Eine<br />
weitere Anwendungsmöglichkeit <strong>de</strong>s PGSS-Verfahrens liegt in <strong>de</strong>r Herstellung von<br />
Mikrokapseln.<br />
Abbildung 2.5: Schematische Darstellung <strong>de</strong>s PGSS-Verfahrens<br />
Pol- Vorratsbehälter, ZP- Zahnradpumpe, KP- Hochdruckdreikolbenpumpe, MPK-<br />
Dreikopfmembranpumpe, DÜ- Druckübersetzer, WÜ- Rohrschlangenwärmeüber-träger, MS-<br />
Mischstrecke, ST- Sprühturm, G- Sauggebläse [Kilzer, Petermann 2005]
12<br />
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren<br />
2.2. Granulation<br />
2.2.1 Sprühtrocknung<br />
Die Sprühtrocknung wird zur Herstellung von festen Stoffen aus einer Lösung, einer<br />
Emulsion o<strong>de</strong>r einer Suspension verwen<strong>de</strong>t. Dazu wird die Flüssigkeit über eine Düse<br />
in einen Sprühturm vernebelt. Meist wird eine Zweistoffdüse o<strong>de</strong>r eine rotieren<strong>de</strong><br />
Zerstäubungsscheibe benutzt. Zur Trocknung wird heißes Gas verwen<strong>de</strong>t, das meist<br />
im Gleichstromverfahren von oben eingesetzt wird. Die fein zerteilten Tröpfchen<br />
wer<strong>de</strong>n durch ihre sehr große Oberfläche fast augenblicklich getrocknet. Das trockene<br />
Gut wird in einem Zyklon vom Trocknungsgas abgeschie<strong>de</strong>n [Zimmermann 1998].<br />
Das Gas muss nochmals mittels eines Filters von Feinpartikeln gereinigt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
erhaltenen Partikel besitzen eine Teilchengröße zwischen 1-250 µm. Die<br />
Partikelgröße wird dabei durch die Tröpfchengröße bestimmt, die wie<strong>de</strong>rum durch die<br />
Viskosität <strong>de</strong>r Lösung, durch <strong>de</strong>n Sprühdruck und durch die Düsengeometrie<br />
beeinflusst wird. Bei großen Tropfen wird zum Trocknen eine ausreichen<strong>de</strong><br />
Trocknungszeit und Trocknungswegbenötigt, damit trockene Partikel entstehen<br />
können. Große Partikel sind <strong>de</strong>shalb nur in großen Anlagen zu produzieren. Durch die<br />
Sprühtrocknung wer<strong>de</strong>n meist kugelförmige Partikel erhalten, die aufgrund <strong>de</strong>r<br />
großen Oberfläche <strong>de</strong>r Tröpfchen und <strong>de</strong>r schnellen Trocknung poröse Partikel sind.<br />
Durch die poröse Struktur lassen sich sprühgetrocknete Produkte schnell wie<strong>de</strong>r<br />
auflösen. Deshalb wird das Verfahren zur Herstellung von Instantpulvern,<br />
Milchpulvern, Pulveraromen und Multivitaminpräparaten verwen<strong>de</strong>t. Damit die<br />
Aromen gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n weitere Hilfsstoffe in <strong>de</strong>r Sprühflüssigkeit, wie<br />
z.B. Malto<strong>de</strong>xtrine, Stärken, Gelatine o<strong>de</strong>r Cellulosen, gelöst o<strong>de</strong>r suspendiert. Diese<br />
Hilfsstoffe trocknen zuerst auf <strong>de</strong>r Oberfläche ab und kapseln dabei die Aromen ein.<br />
Als Lösungsmittel wird meistens Wasser verwen<strong>de</strong>t, aber auch Ethanol o<strong>de</strong>r<br />
Isopropanol sind geeignet.<br />
Die Sprühtrocknung wird auch zur Stabilisierung von Pepti<strong>de</strong>n angewen<strong>de</strong>t<br />
[Maa et al. 1998]. Durch die schnelle und damit schonen<strong>de</strong> Trocknung wird ein gutes<br />
lagerstabiles Pulver erhalten [Masters 2002]. Meist wer<strong>de</strong>n dabei amorphe Systeme<br />
erhalten [Maury 2005].
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren 13<br />
Abbildung 2.6: Schematische Darstellung <strong>de</strong>r Sprühtrocknung [Masters 2002]<br />
2.2.2 Feuchtgranulation<br />
Bei <strong>de</strong>r Granulation wird zwischen <strong>de</strong>r Trocken- und <strong>de</strong>r Feuchtgranulation<br />
unterschie<strong>de</strong>n. Nur bei <strong>de</strong>r Feuchtgranulation ist es möglich, flüssige Aromen zu<br />
verarbeiten. Deshalb wer<strong>de</strong>n nur diese Verfahren besprochen.<br />
Es gibt verschie<strong>de</strong>nste Verfahrensmuster zur Herstellung von<br />
Feuchtgranulaten, die nach ihrer Produktion wie<strong>de</strong>r getrocknet wer<strong>de</strong>n müssen, einen<br />
Überblick gibt Abbildung 2.7. Deshalb wird zunehmend darauf geachtet, dass die<br />
Befeuchtung, das Agglomerieren und das Trocknen in einem Prozess bzw. in einem<br />
Gerät vorgenommen wer<strong>de</strong>n können. Dabei ist zuerst die Wirbelschichtgranulation zu<br />
nennen, aber auch an<strong>de</strong>re Eintopfverfahren, wie z.B. Vertikalmischer, haben sich in<br />
<strong>de</strong>r Produktion etabliert. Bei bei<strong>de</strong>n Verfahren wird das trockene, vorgegebene Pulver<br />
mittels einer Düse mit <strong>de</strong>r Granulationsflüssigkeit besprüht. Die Masse wird<br />
durchmischt und wird im Gerät durch <strong>de</strong>n Eintrag heißer Luft bei <strong>de</strong>r Wirbelschicht,<br />
durch Beheizen <strong>de</strong>s Gerätemantels, durch ein Anlegen von Vakuum o<strong>de</strong>r durch<br />
Mikrowellen bei <strong>de</strong>n Vertikalmischern getrocknet.<br />
Als Flüssigkeiten wer<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r wässrige Lösungen von Bin<strong>de</strong>mitteln,<br />
reine Lösungsmittel (Wasser, Ethanol usw.) o<strong>de</strong>r auch reine, flüssige Wirkstoffe<br />
verwen<strong>de</strong>t. Der Wirkstoff kann ebenfalls als Suspension o<strong>de</strong>r Emulsion in eine
14<br />
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren<br />
Flüssigkeit eingebracht wer<strong>de</strong>n. Dabei darf die Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit nicht zu<br />
hoch sein, damit sie noch geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Vertikalmischer arbeiten meist mit einem Rührer, <strong>de</strong>r das Gut fluidisiert,<br />
und einem Zerhacker, <strong>de</strong>r große Agglomerate zerteilt. Der Pulvereintrag wird über<br />
eine Vakuumpumpe realisiert, damit staubfreies Arbeiten möglich ist. Die Flüssigkeit<br />
kann durch eine Zweistoffdüse fein zerstäubt o<strong>de</strong>r auch durch eine Einstoffdüse<br />
zugegeben wer<strong>de</strong>n. Über einen Auslass wird das fertige Produkt entfernen.<br />
Die entstan<strong>de</strong>nen Granulate besitzen eine hohe Dichte, eine geringe Porosität<br />
und eine hohe Schüttdichte.<br />
Abbildung 2.7: Feuchtagglomerationsverfahren mit <strong>de</strong>n Teilschritten Befeuchten,<br />
Agglomerieren, Trocknen und evtl. Brechen: (a) Fließbett, (b) Mischer, (c) Teller<br />
(Rollagglomeration, (d) Strahl, (e) mittels rotieren<strong>de</strong>r Scheibe o<strong>de</strong>r (f) auf einem Band,<br />
Trocknen und evtl. Brechen; Abkürzungen: A = Agglomerat, G = Gas, L = Flüssigkeit o<strong>de</strong>r<br />
Dampf, P = Pulver [Lankes 2002]<br />
Wirbelschichtgeräte sind in <strong>de</strong>r pharmazeutischen Industrie und in <strong>de</strong>r<br />
Lebensmittelindustrie weit verbreitet. Die gute Steuerung und die reproduzierbaren<br />
Ergebnisse führten zum häufigen Einsatz dieser Metho<strong>de</strong>.<br />
Im Wirbelschichter wer<strong>de</strong>n die festen Bestandteile in <strong>de</strong>n Behälter vorgelegt<br />
und von einem Luftstrom von unten fluidisiert und dabei gemischt. Die
2. Partikelherstellung mittels Lösungsverfahren 15<br />
Granulierflüssigkeit wird fein zerstäubt entwe<strong>de</strong>r von oben auf die Partikel gesprüht,<br />
das so genannte Gegenstromverfahren (top-spray Verfahren), o<strong>de</strong>r von unten in <strong>de</strong>n<br />
Heizluftstrom eingebracht, das so genannte Gleichstromverfahren (bottom-spray<br />
Verfahren). Durch das Wirbelbett kommt es zu einer intensiven Mischung <strong>de</strong>r Partikel<br />
mit <strong>de</strong>r eingesprühten Flüssigkeit.<br />
Zuerst bil<strong>de</strong>t sich eine dünne Schicht <strong>de</strong>r Flüssigkeit auf <strong>de</strong>n Partikeln aus,<br />
dies könnte als Coating bezeichnet wer<strong>de</strong>n. In diesem Stadium kommt es noch nicht<br />
zu einer Agglomeration <strong>de</strong>r Teilchen. Erst wenn mehr Flüssigkeit eingesprüht wird,<br />
füllen sich Hohlräume und Poren und es kommt durch die Flüssigkeitshaftkräfte zur<br />
Agglomeration <strong>de</strong>r Partikel. Die Flüssigkeit wird nun durch <strong>de</strong>n Heißgasstrom<br />
getrocknet und es können Feststoffbindungen durch Bin<strong>de</strong>mittel entstehen. Dieser<br />
Vorgang wird Granulation genannt.<br />
Die vergrößerten Partikel können durch eine Sichtung kontinuierlich entfernt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dadurch entstehen enge Korngrößenverteilungen. Der Abgasstrom wird über<br />
einen Filter und / o<strong>de</strong>r einen Zyklon geleitet, damit die Feinanteile abgetrennt und<br />
eventuell <strong>de</strong>m Prozess wie<strong>de</strong>r zugeführt wer<strong>de</strong>n. Wenn organische Lösungsmittel<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, müssen diese aus umweltrechtlichen und physiologischen<br />
Grün<strong>de</strong>n vollkommen aus <strong>de</strong>r Abluft zurück gewonnen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die erhaltenen Partikel können einen Korndurchmesser zwischen 100 und<br />
1000 µm erreichen und weisen meist eine niedrige Dichte, eine hohe Porosität und<br />
eine geringe Schüttdichte auf. Dadurch sind die Granulate schnell löslich und wer<strong>de</strong>n<br />
daher auch für die Erzeugung von Instantprodukten verwen<strong>de</strong>t. In <strong>de</strong>r<br />
pharmazeutischen Industrie wer<strong>de</strong>n Granulate als Vorstufe zur Tablettierung<br />
eingesetzt, da sie einige gute Eigenschaften besitzen so z.B. gutes Fließverhalten, gute<br />
Kompaktierbarkeit und geringe Staubbildung.<br />
Der Nachteil dieses Prozesses liegt in <strong>de</strong>r enormen Menge von Luft, die für die<br />
Fluidisierung <strong>de</strong>r Partikel und die Trocknung benötigt wird. Bei einer<br />
Produktionsanlage wer<strong>de</strong>n bis zu 4000 m 3 /h eingesetzt [Ritschel et al. 2002]. Diese<br />
Luft muss zusätzlich konditioniert sein. Die Produktqualität kann durch <strong>de</strong>n starken<br />
Einsatz von Heißluft negativ beeinflusst sein. Es kann zu thermischen Reaktionen, zu<br />
Oxidationsreaktionen o<strong>de</strong>r auch einfach zur Verdampfung von leichtflüchtigen<br />
Bestandteilen kommen.
16<br />
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technologie<br />
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technologie<br />
3.1 Allgemeines<br />
Das <strong>CPF</strong>-Verfahren ist ein Hochdrucksprühverfahren, mit <strong>de</strong>m, bisher nicht erreichte<br />
Beladungskonzentrationen, erhalten wer<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um eine neu<br />
entwickelte Technologie, mit <strong>de</strong>r flüssige Substanzen pulverisiert wer<strong>de</strong>n. Das<br />
Verfahren baut auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s PGSS-Verfahrens auf. In Abbildung 3.1 ist das<br />
Verfahren schematisch dargestellt, in Abbildung 3.2 ist <strong>de</strong>r genaue Aufbau gezeichnet<br />
und in Abbildung 3.3 wird die Pilotanlage präsentiert.<br />
liquid<br />
pow<strong>de</strong>ry<br />
carrier<br />
CO 2<br />
suction<br />
static<br />
mixer<br />
cyclone<br />
spray tower<br />
fine pow<strong>de</strong>r fraction<br />
pow<strong>de</strong>r product fraction<br />
Abbildung 3.1: Übersicht <strong>de</strong>s <strong>CPF</strong>-Verfahrens<br />
3.2 Verfahrensprinzip<br />
Das <strong>CPF</strong>-Verfahren ist ein patentierter Prozess, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie zur<br />
Verarbeitung von hochviskosen Extrakten genutzt wird [Weinreich et al. 1999]. Unter<br />
Druck wird in <strong>de</strong>r zu pulverisieren<strong>de</strong>n Flüssigkeit ein hochkompressibles Medium,<br />
meist CO 2 , in einem drucksicheren Gefäß gelöst. Dazu wird ein Autoklav verwen<strong>de</strong>t.
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technologie 17<br />
Der Autoklav wird auf 40-45°C erhitzt, in Ausnahme fällen bis auf 70°C und<br />
anschließend mit einem Druck bis zu 200 bar beaufschlagt. Zur schnelleren<br />
Gleichgewichtseinstellung wird <strong>de</strong>r Autoklav 30 min lang geschüttelt. Bei <strong>de</strong>n sich<br />
einstellen<strong>de</strong>n Bedingungen liegt das CO 2 in überkritischer Form vor. Nach<br />
Einstellung <strong>de</strong>s Gleichgewichtes entsteht eine gesättigte Lösung. Der Sättigungsdruck<br />
liegt durch das Einlösen <strong>de</strong>s Kohlendioxids in die Flüssigkeit unter <strong>de</strong>m anfänglichen<br />
Druck. Es stellt sich ein Druck zwischen 130 - 150 bar ein. Das Gas befin<strong>de</strong>t sich<br />
weiterhin im überkritischen Zustand, da die Parameter sich über <strong>de</strong>r kritischen<br />
Temperatur (T > 31,04°C) und <strong>de</strong>m kritischen Druck (p > 73,83 bar) befin<strong>de</strong>n [List,<br />
Schmidt 1984]. Es entsteht ein Zweiphasensystem im Gleichgewichtszustand. Im<br />
oberen Teil <strong>de</strong>s Autoklaven befin<strong>de</strong>t sich eine Phase aus überkritischem Kohlendioxid<br />
und einem geringen Anteil an gelöstem Extrakt o<strong>de</strong>r Öl. Im unteren Bereich existiert<br />
eine flüssige Phase aus Extrakt und Öl sowie gelöstem CO 2 .<br />
Die Grenzflächenspannung und die Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeiten wer<strong>de</strong>n durch<br />
die gesättigte Lösung herabgesetzt. Diese günstigen Eigenschaften ermöglichen eine<br />
problemlose Verarbeitung hochviskoser Substanzen bei niedrigen Temperaturen.<br />
Außer<strong>de</strong>m ist die Bildung feiner Tröpfchen durch die Verkleinerung <strong>de</strong>r<br />
Grenzflächenspannung begünstigt, weil dies die Entstehung neuer Oberflächen<br />
erleichtert [Gruener et al. 2003].<br />
Nach<strong>de</strong>m sich das Sättigungsgleichgewicht eingestellt hat, wird <strong>de</strong>r Sprühturm<br />
zuerst mit Kohlendioxid über eine zusätzliche Leitung geflutet. Dadurch entsteht eine<br />
inerte Schutzgasatmosphäre. Die gasgesättigte Flüssigkeit wird dann über eine<br />
geeignete Düse in <strong>de</strong>n Sprühturm eingebracht und entspannt. Dabei entweicht das<br />
gelöste Gas schlagartig aus <strong>de</strong>n versprühten Tröpfchen, diese wer<strong>de</strong>n dadurch<br />
zerrissen und es entsteht ein feiner Spray. Durch die Expansion <strong>de</strong>s Gases kommt es<br />
zu einer starken Absenkung <strong>de</strong>r Temperatur (-10°C-0°C). Die Sprühdauer ist von <strong>de</strong>r<br />
zu versprühen<strong>de</strong>n Masse abhängig und beträgt in <strong>de</strong>r Regel 2 – 5 min für 500g. Die<br />
Sprüheinrichtung befin<strong>de</strong>t sich am oberen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sprühturmes und bringt die<br />
Flüssigkeit senkrecht ein. Während <strong>de</strong>r Entspannung <strong>de</strong>s Gases wird in unmittelbarer<br />
Nähe <strong>de</strong>r fluidisierte Hilfsstoff eingebracht. Auch <strong>de</strong>r Trägerstoff wird mit<br />
Kohlendioxid geför<strong>de</strong>rt. Die Verteilung <strong>de</strong>s Trägerstoffes ist durch das Gas sehr fein<br />
und homogen. Da bei<strong>de</strong> Massetransporte gleich gerichtet sind, wird von einem<br />
Gleichstromverfahren gesprochen.
18<br />
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technologie<br />
Durch das frei wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gas und das För<strong>de</strong>rgas <strong>de</strong>s Trägerstoffes kommt es<br />
zu einer turbulenten Strömung und damit zu einer starken Verwirbelung, die eine<br />
intensive Durchmischung von Flüssigkeitstropfen und Trägerstoffteilchen im<br />
Sprühturm gewährleisten. Die Feststoffpartikel wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n feinen Tröpfchen<br />
benetzt. Dabei wird die Flüssigkeit in Form von Poren- und Kapillarflüssigkeit bzw.<br />
als Oberflächen- und Zwickelflüssigkeit aufgenommen. Bei höheren<br />
Beladungskonzentrationen kommt es durch die verstärkten Haftkräfte <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
zur Agglomeration <strong>de</strong>r Trägerstoffteilchen. Die Bindungsmechanismen zwischen<br />
Flüssigkeiten und Feststoffen wer<strong>de</strong>n in Kapitel 4 genauer erklärt. Die <strong>CPF</strong>-Produkte<br />
wer<strong>de</strong>n größtenteils <strong>de</strong>m Sprühturm entwe<strong>de</strong>r kontinuierlich o<strong>de</strong>r chargenweise<br />
entnommen. Dazu wird <strong>de</strong>r Sprühturm vor je<strong>de</strong>r Beladung mit einem Polyethylensack<br />
ausgeklei<strong>de</strong>t. Beson<strong>de</strong>rs feine Partikel wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Gasfluss in <strong>de</strong>n Zyklon<br />
gebracht und dort durch Zentrifugalkräfte abgeschie<strong>de</strong>n. Die restlichen Partikel<br />
wer<strong>de</strong>n in einem nachgeschalteten Filter abgetrennt. Das Gas kann nach <strong>de</strong>r<br />
Reinigung wie<strong>de</strong>r komprimiert und <strong>de</strong>m Verfahren zugeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das <strong>CPF</strong>-Verfahren wird für viele verschie<strong>de</strong>ne Flüssigkeiten verwen<strong>de</strong>t. Es<br />
wur<strong>de</strong>n bereits Naturstoffextrakte, ätherische Öle, Aromen, Speisefette, Speiseöle,<br />
Emulgatoren, Wasser und Vitamine pulverisiert. Als Trägerstoffe können<br />
unterschiedlichste Substanzen eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Mehr als 250 Trägerstoffe wur<strong>de</strong>n<br />
bereits getestet. Meist han<strong>de</strong>lt es sich um Kieselsäuren, Stärken, Cellulosen,<br />
Malto<strong>de</strong>xtrine u.a. Dabei erweisen sich Substanzen mit ausreichen<strong>de</strong>r Fließfähigkeit,<br />
geringer Schüttdichte und kleinen sowie porösen Partikeln als i<strong>de</strong>al zur Beladung mit<br />
<strong>de</strong>m <strong>CPF</strong>-Verfahren. In Abbildung 3.2 ist <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r<br />
Beladungskonzentration und <strong>de</strong>r Schüttdichte für das <strong>CPF</strong>-Verfahren dargestellt.
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technologie 19<br />
100<br />
maximum liquid ratio [vol.%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
tapped <strong>de</strong>nsity [kg/m³]<br />
Abbildung 3.2: Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r maximalen Beladungskapazität und <strong>de</strong>r<br />
Stampfdichte [Gruener et al. 2003]<br />
Mit <strong>de</strong>r <strong>CPF</strong>-Technologie wer<strong>de</strong>n feinkörnige bis grobkörnige Partikel<br />
produziert. Die Partikelgröße liegt zwischen 20 – 500 µm. Durch die Herstellung<br />
einer gesättigten Lösung können im Gegensatz zur Sprühtrocknung auch hochviskose<br />
sowie niedrigviskose Stoffe problemlos verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Dies ist ein erheblicher<br />
Vorteil zu bisherigen Verfahren. Außer<strong>de</strong>m sind die geringe thermische Belastung<br />
sowie die Herstellung <strong>de</strong>r Pulver unter Inertgasbedingungen von Vorteil. Deshalb<br />
können auch sauerstoffempfindliche und thermisch labile Substanzen ohne<br />
wesentlichen Qualitätsverlust verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Die Verluste von leichtflüchtigen<br />
ätherischen Ölen sind im Gegensatz zur Sprühtrocknung stark reduziert. Es wer<strong>de</strong>n<br />
nur verdichtete Gase und keine herkömmlichen Lösungsmittel eingesetzt. Diese Gase<br />
entweichen vollständig aus <strong>de</strong>m Pulvergut und müssen nicht aufwendig entfernt<br />
wer<strong>de</strong>n. Somit entstehen lösungsmittelfreie Produkte. Abschließend ist festzustellen,<br />
dass die Produktbelastung beim <strong>CPF</strong>-Verfahren wesentlich geringer als bei<br />
herkömmlichen Metho<strong>de</strong>n ist. Dies wirkt sich günstig auf die Qualität <strong>de</strong>r erzeugten<br />
Produkte aus.<br />
Der geringe Gasbedarf ist ein weiterer Vorteil <strong>de</strong>s Verfahrens. Für <strong>de</strong>n<br />
Sprühvorgang wird min<strong>de</strong>stens soviel Gas, wie sich bei <strong>de</strong>n eingestellten<br />
Bedingungen in <strong>de</strong>r Flüssigkeit lösen kann, eingesetzt. Meistens wird aber ein<br />
geringer Überschuss <strong>de</strong>s Gases verwen<strong>de</strong>t. Für die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Trägerstoffes ist
20<br />
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technologie<br />
ebenfalls eine gewisse Gasmenge erfor<strong>de</strong>rlich. Im Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren Verfahren ist<br />
<strong>de</strong>r Gesamtverbrauch <strong>de</strong>s Gases gering. Dadurch wird die Umwelt nur mit geringen<br />
Abgasmengen belastet. Hinzu kommt, dass das gereinigte Gas wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Kreislauf<br />
geschleust wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Das Verfahren ist in <strong>de</strong>n technischen Maßstab umgesetzt. Es gibt Produktionsund<br />
Pilotanlagen. Bei kontinuierlicher Fahrweise können Durchsätze von mehreren<br />
100 kg/h erreicht wer<strong>de</strong>n. Für die vorgenommenen Versuche wur<strong>de</strong>n jeweils Proben<br />
von ungefähr 5 kg hergestellt.
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technologie 21<br />
Abbildung 3.3: Aufbau <strong>de</strong>r <strong>CPF</strong> Sprühanlage<br />
Die einzelnen Bauteile sind im Folgen<strong>de</strong>n aufgelistet:
22<br />
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technologie<br />
(1) Vorlagebehälter, Volumen ca. 3 Liter<br />
(2) Heizmatte <strong>de</strong>r Firma Winkler GmbH, Behälter elektrisch beheizbar bis 50°C<br />
(3) AE-Ventil <strong>de</strong>r Firma MAXIMATOR ©<br />
(4) Elektrische Rohrbegleitheizung (beheizbar bis 50°C)<br />
(5) Dreifach-Membrandosierpumpe Typ EKM3 <strong>de</strong>r Firma LEWA<br />
(6) Elektrische Rohrbegleitheizung (beheizbar bis 50°C)<br />
(7) Absperrventil vor statischem Mischer von <strong>de</strong>r Firma MAXIMATOR ©<br />
(8) Statischer Mischer <strong>de</strong>r Firma SULZER CHEMTECH<br />
(9) Elektrische Begleitheizung <strong>de</strong>s statischen Mischers (beheizbar bis 50°C, im<br />
Mischerblock integriert)<br />
(10) Düse (Einbau verschie<strong>de</strong>ner Düsen möglich)<br />
(11) AE-Ventil <strong>de</strong>r Firma MAXIMATOR ©<br />
(12) Betriebs-Druckmessgerät (0 bis 250 bar)<br />
(13) Berstscheibe als Sicherheit gegen Überdruck ab 300 bar<br />
(14) Elektrische Rohrbegleitheizung (beheizbar bis 50°C)<br />
(15) AE-Ventil <strong>de</strong>r Firma MAXIMATOR ©<br />
(16) Membrandosierpumpe Typ ELM <strong>de</strong>r Firma LEWA<br />
(17) Kühlleitung für CO 2<br />
(18) Druckanzeige bis 160 bar<br />
(19) AE-Ventil zur CO 2 –Entspannung<br />
(20) Flexibler Anschluss CO 2 (Druckschlauch 100 bar)<br />
(21) Kühlwasserkreislauf <strong>de</strong>r Firma Bosch<br />
(22) Druckluftanschluss mit Reduzierstation (1 bar)<br />
(23) Sprühturm<br />
(24) Feststoffdosierung<br />
(25) Zyklon für Abluftstrom<br />
(26) Nass-/Trockensauger <strong>de</strong>r Firma Kärcher<br />
(27) Spülanschluss mit Ventil / Extraktleitung<br />
(28) Temperaturfühler Sprühturm<br />
(29) Druckanzeige Autoklav<br />
(30) Autoklav<br />
(31) Mit regelbarer Temperatur<br />
(32) Absperrventil Extraktseite<br />
(33) Anschlussstück für bei<strong>de</strong> Extraktleitungen
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technologie 23<br />
Abbildung 3.4: <strong>CPF</strong>-Pilotanlage<br />
3.3 Vergleich Verfahren zur Herstellung von Partikeln<br />
Abschließend wer<strong>de</strong>n die Verfahren zur Pulverisierung von Feststoffen mittels<br />
überkritischen Flui<strong>de</strong>n und die Verfahren zur Pulverisierung von Flüssigkeiten in<br />
Tabelle 3.1 vergleichsweise dargestellt. Dabei wur<strong>de</strong>n auch wichtige Parameter für<br />
eine großtechnische Produktion berücksichtigt.
24<br />
3. Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form: <strong>CPF</strong>-Technologie<br />
RESS GAS / PCA PGSS Sprühtrocknung Feuchtgranulierung <strong>CPF</strong>-Technologie<br />
• Substanzen mit<br />
Löslichkeit in<br />
überkritischen Gasen<br />
• Substanzen, die sich in<br />
organischen Lösungsmitteln<br />
gut lösen<br />
• Substanzen, in <strong>de</strong>nen sich<br />
überkritische flui<strong>de</strong> lösen<br />
• Flüssigkeiten, die sich mit<br />
pumpen för<strong>de</strong>rn lassen<br />
• Flüssigkeiten, die sich mit<br />
Pumpen för<strong>de</strong>rn lassen<br />
• Hochviskose bis<br />
niedrigviskose<br />
Flüssigkeiten<br />
• Nanopartikel • Mikropartikel • Mikropartikel • Mikropartikel (5-250µm) • Partikel (100-1000µm) • Partikel (20-500µm)<br />
• geringe Durchsätze • mittlere Durchsätze • Durchsätze von 200 kg/h • hohe Durchsätze • hohe Durchsätze • Durchsätze von 200 kg/h<br />
• technische Umsetzung<br />
noch nicht bekannt<br />
• technische Umsetzung noch<br />
nicht bekannt<br />
• technische Umsetzung<br />
realisiert<br />
• technische Umsetzung weit<br />
entwickelt<br />
• technische Umsetzung weit<br />
entwickelt<br />
• technische Umsetzung<br />
realisiert<br />
• Steuerung <strong>de</strong>r Korngröße<br />
einfach (Druck,<br />
Temperatur)<br />
• Verfahren lösemittelfrei<br />
und thermisch schonend<br />
• Abtrennung von<br />
Nanopartikeln aus<br />
Gasstrom schwierig<br />
• Inertgasatmosphäre<br />
möglich<br />
• lösemittelfreie Produkte<br />
• hoher Gasüberschuss, da<br />
geringe Löslichkeit von<br />
Feststoffen in<br />
überkritischen Flui<strong>de</strong>n<br />
• Kontinuierlicher Betrieb<br />
<strong>de</strong>nkbar<br />
• Steuerung <strong>de</strong>r Korngröße<br />
einfach (Druck,<br />
Temperatur), genauer als bei<br />
RESS, sehr enge<br />
Korngrößenverteilung<br />
• Einsatz von organischen<br />
Lösemitteln<br />
• aufwendige Trennung <strong>de</strong>s<br />
Feststoffes vom<br />
Lösungsmittel<br />
• Inertgasatmosphäre möglich<br />
• Steuerung <strong>de</strong>r Korngröße<br />
einfach (Druck,<br />
Temperatur)<br />
• Verfahren lösemittelfrei<br />
und thermisch schonend<br />
• einfache Trennung von<br />
Feststoff und Gas,<br />
Kreislaufführung <strong>de</strong>s<br />
überkritischen Flui<strong>de</strong>s<br />
• Inertgasatmosphäre<br />
möglich<br />
• Korngröße abhängig von<br />
<strong>de</strong>n Düsen, Steuerung <strong>de</strong>r<br />
Korngröße kaum möglich,<br />
relativ breite Streuung<br />
• Lösemittel muss entfernt<br />
wer<strong>de</strong>n, Verunreinigungen<br />
durch Reste an Lösemittel<br />
• große Mengen an Abgas<br />
müssen von Lösemittel und<br />
Staub befreit wer<strong>de</strong>n<br />
• Feinverteiltes Produkt in<br />
Sauerstoffatmosphäre,<br />
Verluste durch Oxidation<br />
• Inertgasatmosphäre<br />
möglich<br />
• eventuell Verunreinigung<br />
durch Lösemittelreste<br />
• Steuerung <strong>de</strong>r Korngröße<br />
abhängig von Granulator u.<br />
Bin<strong>de</strong>mittel gut möglich,<br />
enges Kornspektrum<br />
• Einsatz von Lösemitteln nicht<br />
unbedingt nötig, wenn dann<br />
muss Entfernung erfolgen<br />
• große Mengen Abgas (WS)<br />
müssen von Staub und<br />
Lösemittel befreit wer<strong>de</strong>n<br />
• Feinverteiltes Produkt in<br />
Sauerstoffatmosphäre,<br />
Verluste durch Oxidation<br />
• Inertgasatmosphäre möglich<br />
• Korngröße abhängig von<br />
Verweilzeit im Sprühturm<br />
und vom Trägerstoff<br />
• Als Lösemittel wer<strong>de</strong>n nur<br />
verdichtete Gase eingesetzt,<br />
keine Entfernung nötig<br />
• geringe Mengen Abgas<br />
müssen von Staub befreit<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
• Inertgasatmosphäre, keine<br />
Verluste durch Oxidation<br />
• eventuell Verunreinigung<br />
durch Lösemittelreste<br />
• lösemittelfreie Produkte<br />
• eventuell Verunreinigung<br />
durch Lösemittelreste<br />
• lösemittelfreie Produkte<br />
• geringer Gasbedarf • geringer Gasbedarf • sehr hoher Gasbedarf • hoher Gasbedarf (WS) • geringer Gasbedarf, 0,5-2<br />
kg Gas/kg Feststoff<br />
• Verfahren nur im<br />
Batchbetrieb möglich<br />
Tabelle 3.1: Verfahren zur Pulverisierung<br />
• Kontinuierliches<br />
Verfahren<br />
• Verluste an flüchtigen<br />
Substanzen, thermische<br />
Belastung<br />
• Kontinuierlicher Betrieb<br />
möglich<br />
• eventuell Verlust an<br />
leichtflüchtigen Substanzen<br />
• Kontinuierlicher Betrieb<br />
möglich<br />
• Temperaturen niedrig,<br />
reduzierte Verluste an<br />
leichtflüchtigen Substanzen,<br />
geringe thermische<br />
Belastung<br />
• Kontinuierlicher Betrieb<br />
möglich
4. Theoretische Grundlagen<br />
4.1 Partikel<br />
4. Theoretische Grundlagen 25<br />
Pulver sind disperse Systeme, bestehend aus einer festen dispersen und einer<br />
gasförmigen Phase. Die Einzelpartikel <strong>de</strong>r festen Phase berühren sich dabei<br />
gegenseitig. Darauf sind die rheologischen Eigenschaften <strong>de</strong>r Haufwerke<br />
zurückzuführen. Diese Eigenschaften sind maßgeblich für die Verarbeitung von<br />
Pulvern zu Tabletten und Granulaten. Um eine gleichmäßige Qualität <strong>de</strong>r Produkte<br />
gewährleisten zu können, wird zwischen <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r Partikel, wie z.B. <strong>de</strong>r<br />
Partikelform und Partikelgröße, und <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r Haufwerke, wie z.B. <strong>de</strong>r<br />
Schütt- und Stampfdichte, <strong>de</strong>r Partikelgrößenverteilung, <strong>de</strong>r Fließfähigkeit, <strong>de</strong>r<br />
Benetzbarkeit und <strong>de</strong>r Porosität unterschie<strong>de</strong>n [Rumpf 1975]. Bei<strong>de</strong> Einflüsse sind für<br />
eine Verarbeitung von Haufwerken wichtig, da es bei Schwankungen zu gravieren<strong>de</strong>n<br />
Folgen kommen kann, wie z.B. das Verstopfen von Silos [Schwe<strong>de</strong>s 1996].<br />
4.1.1 Partikelgröße und Partikelform<br />
Die Partikelgröße <strong>de</strong>s monodispersen Einzelpartikels ist lediglich bei exakt<br />
sphärischer Form durch <strong>de</strong>n Durchmesser ein<strong>de</strong>utig beschrieben. Im Normalfall<br />
han<strong>de</strong>lt es sich aber um nicht nichtsphärische und nicht monodisperse Partikel. Die<br />
Partikelgröße wird dann durch eine Durchmesserangabe d charakterisiert. Deshalb<br />
gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Partikelgrößen zu beschreiben. In je<strong>de</strong>m Fall spielt<br />
die Art <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle [Gruhn et<br />
al. 1990]. Es können nur Angaben einer Metho<strong>de</strong> miteinan<strong>de</strong>r verglichen wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Durchmesser <strong>de</strong>r Partikel können auf die Oberfläche, das Volumen, die<br />
Projektionsfläche o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Siebdurchgang bezogen sein.<br />
Um die Partikelgrößenverteilung eines Haufwerkes zu ermitteln, gibt es<br />
unterschiedliche Messverfahren. So können Sedimentationsverfahren, optische<br />
Verfahren und Siebanalysen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n [Löffler, Raasch 1992]. Eine<br />
Möglichkeit, die Partikelgrößenverteilungen darzustellen, ist die Summenhäufigkeit,<br />
siehe Abbildung 4.1, die folgen<strong>de</strong>rmaßen <strong>de</strong>finiert wird:<br />
Q<br />
( x)<br />
r<br />
Menge aller Partikel xi<br />
≤ x<br />
= Gl. 4.1<br />
Menge aller Partikel
26<br />
4. Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 4.1: Summenhäufigkeitskurve<br />
Die Partikelform kann über <strong>de</strong>n Habitus, eine sehr grobe Formenangabe, beschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei wird in isometrische Formen (Würfel, Kugel o<strong>de</strong>r Prisma) und in<br />
anisometrische Formen (na<strong>de</strong>lförmig, plättchenförmig) unterteilt. Dieses System<br />
eignet sich insbeson<strong>de</strong>re für Kristalle. Ansonsten wer<strong>de</strong>n Formfaktoren, wie z.B. <strong>de</strong>r<br />
oberflächenbezogene, <strong>de</strong>r volumenbezogene und <strong>de</strong>r geometrische Formfaktor,<br />
verwen<strong>de</strong>t. Die Partikelform bestimmt die Fließeigenschaften und die<br />
Adsorptionseigenschaften maßgeblich. In Abhängigkeit <strong>de</strong>r Partikelform variiert auch<br />
die Oberfläche <strong>de</strong>r Partikel.<br />
4.1.2 Oberfläche und Porosität<br />
Ein weiteres wichtiges Merkmal von Partikeln und Pulverschüttungen ist die<br />
Oberfläche und die Porosität <strong>de</strong>r Einzelpartikel. Bei<strong>de</strong> Größen sind eng miteinan<strong>de</strong>r<br />
verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig stark.<br />
Abbildung 4.2: Porosität eines festen Körpers [Lankes 2002]<br />
Die Porosität eines Pulvers ist <strong>de</strong>finiert als <strong>de</strong>r Gasanteil am Gesamtvolumen,<br />
Gleichung 4.2. Die Porosität eines Partikels entspricht daher <strong>de</strong>m Anteil an Volumen,<br />
<strong>de</strong>n die Summe aller Sack-, Kanal- und Hohlporen am Gesamtvolumen <strong>de</strong>s Körpers
4. Theoretische Grundlagen 27<br />
besitzt, siehe Abbildung 4.2. In <strong>de</strong>r Praxis ist es aber nicht möglich, <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r<br />
geschlossenen Poren mit zu erfassen.<br />
D s VgP<br />
+ VoP<br />
ε = 1− =<br />
Gl. 4.2<br />
DW<br />
Vges<br />
Liegt ein Haufwerk aus monodispersen, kugelförmigen Teilchen vor, so gibt<br />
es zwei Möglichkeiten <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>alen Anordnung. Bei <strong>de</strong>r hexagonal-dichten Packung<br />
beträgt die Porosität 26% und bei <strong>de</strong>r kubisch einfachen Packung 48%. Jedoch liegt in<br />
realen Pulvermassen eine Verteilung <strong>de</strong>r Partikelgrößen vor und besteht aus kleineren<br />
und größeren Partikeln. So können kleinere Partikel Lücken zwischen <strong>de</strong>n größeren<br />
Partikeln ausfüllen. Damit wer<strong>de</strong>n Porositäten kleiner 26% erreicht. Die Porosität<br />
pharmazeutischer Tabletten liegt in <strong>de</strong>r Regel zwischen 5-15% [DeCrosta et al. 2000].<br />
Durch Pulveraggregate, die Brücken in <strong>de</strong>r Packung bil<strong>de</strong>n, kann es auch zu<br />
Porositäten über 48% kommen.<br />
Wird die Korngrößenverteilung einer Pulvermasse bestimmt, ist die<br />
Berechnung <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche massen- o<strong>de</strong>r volumenbezogen möglich.<br />
Dabei wird nur die äußere Oberfläche <strong>de</strong>s Partikels beachtet. Zur inneren Oberfläche<br />
eines Partikels wird die Oberfläche <strong>de</strong>r Poren gezählt. Die Gesamtoberfläche setzt<br />
sich aus <strong>de</strong>r inneren und äußeren Oberfläche zusammen. Je kleiner die Partikel sind,<br />
<strong>de</strong>sto schwieriger ist es, einen absoluten Wert für die Oberfläche zu <strong>de</strong>finieren, da die<br />
verschie<strong>de</strong>nen Meßmetho<strong>de</strong>n sehr unterschiedliche Ergebnisse liefern.<br />
Abbildung 4.3: REM-Bil<strong>de</strong>r Partikel ohne Poren links, sehr poröses Partikel rechts<br />
Eine erste Einschätzung <strong>de</strong>r Oberfläche und <strong>de</strong>r Porosität wird in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Arbeit mittels rasterelektronenmikroskopischer Aufnahmen vorgenommen, wie in<br />
Abbildung 4.3 zu sehen. Ein weiterer Hinweis auf die Porosität ist die
28<br />
4. Theoretische Grundlagen<br />
Beladungskonzentration <strong>de</strong>r untersuchten <strong>CPF</strong>-Pulver. Da bei <strong>de</strong>n untersuchten <strong>CPF</strong>-<br />
Pulvern die Kapillaren mit Flüssigkeit gefüllt sind, besitzen die Partikel nur eine<br />
geringe Porosität.<br />
Die zwei bekanntesten Bestimmungsverfahren zur Messung <strong>de</strong>r Porosität, sind<br />
das Quecksilberintrusionsverfahren und die Adsorptionsmetho<strong>de</strong>. Bei <strong>de</strong>m<br />
Quecksilberintrusionsverfahren wird Quecksilber mit Druck in die Poren gepresst.<br />
Anhand <strong>de</strong>r Druckdifferenz Δp können über die Young-Laplace-Gleichung die<br />
Radien <strong>de</strong>r gefüllten Poren errechnet wer<strong>de</strong>n, Gleichung 4.3. Dabei bleibt die<br />
Oberflächenspannung γ und <strong>de</strong>r Kontaktwinkel δ konstant.<br />
2 ⋅γ ⋅ cosδ<br />
Δ p =<br />
Gl. 4.3<br />
r<br />
Bei <strong>de</strong>r Gasadsorptionsmetho<strong>de</strong> wird ein inertes Gas in einen Raum mit <strong>de</strong>r Probe<br />
eingebracht. An <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>r Substanz bil<strong>de</strong>t sich zunächst eine<br />
monomolekulare Schicht <strong>de</strong>s Gases in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Gasdruckes aus. Über <strong>de</strong>n<br />
mathematischen Zusammenhang <strong>de</strong>r BET-Gleichung (Brunnauer, Emmet, Teller),<br />
siehe Gleichung 4.4, wird die Oberfläche errechnet. Dabei ist b eine Konstante, p <strong>de</strong>r<br />
Druck, p 0 <strong>de</strong>r Sättigungsdampfdruck <strong>de</strong>s Gases, V das Volumen <strong>de</strong>s adsorbierten<br />
Gases und V m das Volumen <strong>de</strong>s Gases bei monomolekularer Besetzung <strong>de</strong>r<br />
Oberfläche.<br />
V<br />
p<br />
( p0<br />
− p)<br />
1<br />
= +<br />
Vmb<br />
V<br />
( b −1)<br />
m<br />
p<br />
bp0<br />
Gl. 4.4<br />
4.1.3 Schüttdichte, Stampfdichte, wahre Dichte<br />
Die Dichte ρ wird als Quotient aus <strong>de</strong>r Masse m durch das Volumen V <strong>de</strong>finiert.<br />
m<br />
ρ =<br />
Gl. 4.5<br />
V<br />
Bei dispersen Systemen ist zwischen <strong>de</strong>r wahren Dichte, <strong>de</strong>r Schüttdichte und <strong>de</strong>r<br />
Stampfdichte zu unterschei<strong>de</strong>n. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r Schüttdichte um eine<br />
lockere Lagerung <strong>de</strong>r Partikel, wobei bei <strong>de</strong>r Stampfdichte schon eine Verdichtung<br />
stattgefun<strong>de</strong>n hat.
4. Theoretische Grundlagen 29<br />
Schütt- und Stampfdichte wer<strong>de</strong>n zusammenfassend als Bulkdichten<br />
bezeichnet und beschreiben die Dichte eines Haufwerks einschließlich aller<br />
vorhan<strong>de</strong>nen Lufträume. Sie haben eine große Be<strong>de</strong>utung bei <strong>de</strong>r Charakterisierung<br />
technologisch genutzter Pulver und Granulate, so dass <strong>de</strong>ren Bestimmung auch in <strong>de</strong>r<br />
Pharmacopoea Europea (Metho<strong>de</strong> 2.9.15) beschrieben ist.<br />
Abbildung 4.4: Schematische Darstellung <strong>de</strong>r Schütt- und Stampfdichte<br />
Einen weiteren Parameter zur Beurteilung von Pulvereigenschaften stellt <strong>de</strong>r<br />
Hausner-Faktor dar. Der Quotient aus Stampf - und Schüttdichte gibt Aufschluss über<br />
die Verdichtung eines Haufwerks bei mechanischer Beanspruchung, z. B. beim<br />
Befüllen <strong>de</strong>r Matrizen bei <strong>de</strong>r Tablettierung. Der Hausner-Faktor sollte zwischen 1,0<br />
und 1,2 liegen, da bei zu hohen Werten eine Gleichförmigkeit <strong>de</strong>r Masse und <strong>de</strong>s<br />
Gehaltes von einzeldosierten festen Arzneiformen bei einer volumetrischen Dosierung<br />
nicht gewährleistet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die wahre Dichte lässt sich mit einem Gas- o<strong>de</strong>r Flüssigkeitspyknometer<br />
bestimmen. Dabei wirkt sich die verwen<strong>de</strong>te Metho<strong>de</strong> stark auf das Ergebnis aus.<br />
Eine Rolle spielt das verwen<strong>de</strong>te Medium: z.B. Helium o<strong>de</strong>r Luft. Generell besetzen<br />
Die Gas- o<strong>de</strong>r Flüssigkeitsmoleküle besetzen die Oberfläche von Stoffen, die sich so<br />
quantitativ bestimmen lässt. Heliumatome sind jedoch kleiner als Luftmoleküle. So<br />
können diese auch in enge Poren dringen, in die Luftmoleküle unter Umstän<strong>de</strong>n nicht<br />
mehr gelangen können. Eine größere erfasste Oberfläche zeigt einen höheren Wert für<br />
die wahre Dichte. Bei <strong>de</strong>r Dichtemessung wird mit erhöhtem Druck gearbeitet. Hoher<br />
verwen<strong>de</strong>ter Druck vermag das Gas in Poren zu drücken und nimmt dadurch Einfluss<br />
auf das Ergebnis.
30<br />
4.1.4 Fließfähigkeit<br />
4. Theoretische Grundlagen<br />
Schüttgüter lassen sich in kohäsive und nicht kohäsive Güter einteilen. Dabei zeigen<br />
nicht kohäsive Schüttgüter eine relativ große Eigenbeweglichkeit ihrer Partikel.<br />
Kohäsive Haufwerke bewegen sich nur an Gleitebenen entlang. Nach Aufhebung<br />
eines Gleichgewichtszustan<strong>de</strong>s bewegt sich ein Schüttgutteilchen primär durch<br />
Einwirkung <strong>de</strong>r Erdanziehung und zeigt gleichzeitig eine Relativbewegung zu<br />
benachbarten Partikeln. Die Kohäsion ist von <strong>de</strong>r Kornform, -oberfläche und –<br />
größenverteilung sowie <strong>de</strong>r Porosität <strong>de</strong>r Schüttgüter abhängig [Schulze 1996]. Mit<br />
steigen<strong>de</strong>r Korngröße wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Kohäsionskraft geringer, da die<br />
Massenkräfte ab einer Partikelgröße zwischen 100-250 µm größer sind. Die<br />
wichtigsten Einflussgrößen für Kohäsionskräfte sind elektrostatische<br />
Anziehungskräfte, Haftkräfte in Flüssigkeitsbrücken und Van-<strong>de</strong>r-Waals-<br />
Anziehungskräfte [Stieß 1997].<br />
Eine einfache Möglichkeit, die Fließfähigkeit von Schüttgütern zu bestimmen,<br />
ist die Messung <strong>de</strong>s Böschungswinkels. Je flacher ein Schüttkegel ist, <strong>de</strong>r sich beim<br />
Auslaufen <strong>de</strong>s Schüttgutes aus einem Trichter bil<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>sto besser fließt das Pulver.<br />
Eine weitere Metho<strong>de</strong> ist die Messung <strong>de</strong>r Scherfestigkeit nach Jenicke [Jenicke<br />
1987]. Dazu wird eine Probe zuerst mit einer Verfestigungsspannung σ 1 vertikal<br />
belastet. Dabei kommt es zu einer Verdichtung und Verfestigung <strong>de</strong>s Schüttgutes.<br />
Danach wird die Probe einer seitlichen Druckspannung ausgesetzt bis sie zum Fließen<br />
kommt. Diese Druckspannung wird als Druckfestigkeit σ c bezeichnet. Zur<br />
Charakterisierung <strong>de</strong>r Fließfähigkeit eines Schüttgutes wird die Fließfähigkeit ff c , das<br />
Verhältnis von Verfestigungsspannung σ 1 zu Schüttgutfestigkeit σ c , benutzt.<br />
σ 1<br />
ffc = Gl. 4.6<br />
σc<br />
Je größer ff c ist, <strong>de</strong>sto besser fließt ein Schüttgut. Mit dieser Metho<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n<br />
Schüttgüter analysiert, die in Silos gelagert wer<strong>de</strong>n, um ein Ausfließen auch nach<br />
einer Verfestigung zu gewährleisten [Schulze 1998]. Auch in <strong>de</strong>r pharmazeutischen<br />
Industrie ist dieses Verfahren im Einsatz, da Pulvermischungen in Containern gelagert<br />
und dann weiterverarbeiten wer<strong>de</strong>n [Schorr et al 2005]. Dazu wer<strong>de</strong>n heute<br />
vollautomatische Ringschergeräte verwen<strong>de</strong>t [Markefka, Steckel 2005].
4.2 Flüssigkeiten<br />
4. Theoretische Grundlagen 31<br />
4.2.1 Eigenschaften von Flüssigkeiten<br />
4.2.1.1 Viskosität<br />
Flüssigkeiten besitzen eine kinetische Energie, die es Molekülen erlaubt, sich aus <strong>de</strong>m<br />
Kraftfeld eines benachbarten Teilchens zu bewegen, jedoch nicht <strong>de</strong>n<br />
Molekülverband zu verlassen. Dadurch ist <strong>de</strong>r Teilchentransport ohne Wi<strong>de</strong>rstand bei<br />
unendlich langsamer Bewegung ermöglicht. Ansonsten treten zwischenmolekulare<br />
Kräfte auf, die als quantitative Stoffgröße gemessen wer<strong>de</strong>n können, die so genannte<br />
Viskosität.<br />
Die Lehre von <strong>de</strong>n Fließeigenschaften von Stoffen und Stoffsystemen wird als<br />
Rheologie bezeichnet. Dabei spielt die Viskosität bei Flüssigkeiten eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Rolle. Nach Newton ist die Viskosität einer i<strong>de</strong>alviskosen Flüssigkeit, z.B. eines Öls,<br />
durch die in Gleichung 4.7 dargestellte Beziehung gegeben. Flüssigkeiten, die dieser<br />
Gesetzmäßigkeit folgen, wer<strong>de</strong>n als Newtonsche Flüssigkeiten bezeichnet.<br />
dv F<br />
τ = η ⋅ D = η =<br />
Gl. 4.7<br />
dh A<br />
Dabei wird τ als Schubspannung, D als Schergefälle und η als dynamische Viskosität<br />
bezeichnet. Für die Newtonschen Flüssigkeiten gilt, dass das Schergefälle in<br />
Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Schubspannung linear ansteigt.<br />
Neben <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>alviskosen Flüssigkeiten gibt es weitere Stoffsysteme, die<br />
strukturviskoses Verhalten zeigen. Als Strukturviskosität wird ein nicht lineares<br />
Fließverhalten, welches sich im Rheogramm zeigt, bezeichnet. So zeigen kolloi<strong>de</strong><br />
Lösungen und Suspensionen, z.B. Extrakte, pseudoplastisches Verhalten.<br />
Die dynamischen Viskosität η (innere Reibung, Zähigkeit) wird auch auf die<br />
Dichte <strong>de</strong>r Flüssigkeit bezogen. Dabei wird die kinematische Viskosität erhalten, die<br />
<strong>de</strong>n Quotienten aus <strong>de</strong>r dynamischen Viskosität und <strong>de</strong>r Dichte <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
darstellt.<br />
η<br />
ν = Gl. 4.8<br />
ρ
32<br />
4. Theoretische Grundlagen<br />
Für die Messung von Viskositäten können Kugelfallviskosimeter,<br />
Kapillarviskosimeter, o<strong>de</strong>r auch Rotationsviskosimeter verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />
müssen die Untersuchungen bei einer konstanten Temperatur vorgenommen wer<strong>de</strong>n,<br />
da bei Flüssigkeiten die Viskosität η mit steigen<strong>de</strong>r Temperatur stark abnimmt.<br />
4.2.1.2 Oberflächenspannung<br />
Die Grenzflächenspannung γ bzw. Oberflächenspannung σ ist diejenige mechanische<br />
Energie, die erfor<strong>de</strong>rlich ist, um eine Grenzfläche eines gegebenen Systems um eine<br />
Flächeneinheit zu vergrößern. Deshalb ist die Einheit <strong>de</strong>r Oberflächenspannung Kraft<br />
pro Längeneinheit. Als Oberflächenspannung wird <strong>de</strong>r Phasenübergang zwischen<br />
einer gasförmigen und einer festen bzw. flüssigen Komponente bezeichnet. Sie<br />
entsteht durch die intermolekularen Anziehungskräfte <strong>de</strong>r Flüssigkeitsmoleküle<br />
untereinan<strong>de</strong>r. Ein Flüssigkeitsteilchen an <strong>de</strong>r Oberfläche (b), das nur zum Teil von<br />
Teilchen aus <strong>de</strong>m Inneren <strong>de</strong>r Flüssigkeit angezogen wird, verfügt über eine erhöhte<br />
potentielle Energie gegenüber Teilchen im Inneren (a), auf die aus allen Richtungen<br />
gleichstarke zwischenmolekulare Kräfte wirken, siehe Abbildung 4.5. Diese Kräfte<br />
sind an <strong>de</strong>r Oberfläche nicht ausgeglichen.<br />
Abbildung 4.5: Zwischenmolekulare Kräfte [Falbe et al. 1992]<br />
Eine Flüssigkeit ist bestrebt, ihre Oberfläche zu verkleinern und damit die<br />
Oberflächenenergie zu minimieren. Deshalb versuchen Tröpfchen die energetisch<br />
günstigste Form, die Kugelform, anzunehmen. Die Oberflächenenergie wird dabei in<br />
Wärme umgewan<strong>de</strong>lt.<br />
Die Oberflächenspannungen kann mit verschie<strong>de</strong>nsten Metho<strong>de</strong>n gemessen<br />
wer<strong>de</strong>n. Die gebräuchlichsten Verfahren sind Kraftmessverfahren (Drahtbügel-, Ring-<br />
, Wilhelmy-Platte-Metho<strong>de</strong>), Druckmessverfahren (Blasendruck-, Kapillarsteigmetho<strong>de</strong>n),<br />
geometrische Verfahren (hängen<strong>de</strong>r Tropfen, liegen<strong>de</strong>r Tropfen,
4. Theoretische Grundlagen 33<br />
Stalagmometer, Kontaktwinkelmessung) und dynamische Verfahren<br />
(Oberflächenwellen, schwingen<strong>de</strong> Flüssigkeitsstrahlen).<br />
4.1.2.3. Benetzbarkeit<br />
Die Benetzung von Festkörpern ist Voraussetzung für alle Auflösungsprozesse. Sie ist<br />
<strong>de</strong>r erste Schritt beim Lösungsvorgang einer festen Substanz. Dabei spielt die<br />
Oberflächenspannung <strong>de</strong>r zu lösen<strong>de</strong>n Substanz eine wichtige Rolle. Die Bestimmung<br />
<strong>de</strong>r Oberflächenspannung von Feststoffen ist jedoch nur indirekt über die Ermittlung<br />
<strong>de</strong>s Kontaktwinkels möglich. Unter <strong>de</strong>m Kontaktwinkel bzw. Benetzungswinkel ist<br />
<strong>de</strong>rjenige Winkel zu verstehen, <strong>de</strong>n ein Flüssigkeitstropfen mit <strong>de</strong>r Oberfläche eines<br />
festen Stoffes bil<strong>de</strong>t. Der Kontaktwinkel ist ein Maß für die Wechselwirkung<br />
zwischen flüssiger und fester Phase. Mit seiner Hilfe ist eine Aussage über das<br />
Benetzungsverhalten möglich. Je niedriger <strong>de</strong>r Winkel, <strong>de</strong>sto effektiver ist die<br />
Benetzung und <strong>de</strong>sto stärker ist die Wechselwirkung zwischen flüssiger und fester<br />
Phase. Wie die Abbildung 16 zeigt, kann <strong>de</strong>r Kontaktwinkel dabei von 0°<br />
(vollständige Benetzung) bis 180° (keine Benetzung) reichen. In <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r<br />
vollständigen Benetzung wird von Spreitung <strong>de</strong>r Flüssigkeit auf <strong>de</strong>m Festkörper<br />
gesprochen, die Adhäsionskräfte zwischen <strong>de</strong>n Flüssigkeits- und Feststoffmolekülen<br />
sind dann größer als die Kohäsionskräfte zwischen <strong>de</strong>n Flüssigkeitsmolekülen.<br />
Abbildung 4.6: Kontaktwinkel verschie<strong>de</strong>ner Benetzbarkeit<br />
Der Kontaktwinkel θ repräsentiert ein Gleichgewicht zwischen drei<br />
Grenzflächenkräften und wird durch die Young-Gleichung beschrieben:<br />
γsg = γsl<br />
− γ lg cosθ<br />
Gl. 4.9
34<br />
4. Theoretische Grundlagen<br />
Aus <strong>de</strong>r Young-Gleichung (Gl. 4.9) folgt, dass die schwer zugängliche<br />
Oberflächenspannung <strong>de</strong>s Feststoffes γsg und die Grenzflächenspannung γsl durch die<br />
leicht messbaren Größen <strong>de</strong>r Oberflächenspannung γlg und <strong>de</strong>s Kontaktwinkels θ<br />
ersetzt wer<strong>de</strong>n können. Daraus folgt die Definition für die Benetzungsspannung γB:<br />
γB = γsg<br />
− γsl<br />
= γ lgcosθ<br />
Gl. 4.10<br />
Für θ < 90° (cos θ > 0) ist die Benetzungsspannung positiv. Der Festkörper lässt sich<br />
durch die Flüssigkeit benetzen. Im Fall θ > 90° (cos θ < 0) ist die<br />
Benetzungsspannung negativ. Der Festkörper wird nicht o<strong>de</strong>r nur sehr schlecht<br />
benetzt. Für θ = 180° (cos θ = -1) tritt <strong>de</strong>r Fall absoluter Unbenetzbarkeit und für θ =<br />
0° (cos θ = 1) <strong>de</strong>r Fall <strong>de</strong>r vollständigen Benetzung, die Spreitung, ein.<br />
Abbildung 4.7: Dreiphasenkontakt eines Tropfens auf einer Festkörperoberfläche<br />
4.3. Bindungsmechanismen<br />
4.3.1. Bindungsmechanismen im porösen Partikelkorn<br />
Eine Flüssigkeit kann in einem porösen Partikel in unterschiedlichen Formen an <strong>de</strong>r<br />
inneren und äußeren Oberfläche gebun<strong>de</strong>n sein. Dabei wird in chemische Bindungen<br />
(Chemisorption) und in physikalische Bindungen (Physisorption) unterteilt. In<br />
Abbildung 4.8 sind die unterschiedlichen Formen dargestellt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Chemisorption han<strong>de</strong>lt es sich um kovalente Bindungen. Die<br />
Flüssigkeit, z.B. Wasser o<strong>de</strong>r Ethanol, wird chemisch gebun<strong>de</strong>n und als Teil eines<br />
kristallinen Gitters aufgenommen. Deshalb wird diese Bindung auch als<br />
Kristallflüssigkeit bezeichnet. Es bil<strong>de</strong>n sich Solvate bzw. Hydrate aus.
4. Theoretische Grundlagen 35<br />
Abbildung 4.8:Bindungsarten <strong>de</strong>s Wassers<br />
Physikalische Bindungen wer<strong>de</strong>n in weitere Formen unterteilt. Die adsorbierte<br />
Flüssigkeit wird über Adhäsionskräfte an <strong>de</strong>n Oberflächen <strong>de</strong>s Feststoffes gebun<strong>de</strong>n.<br />
Dabei sind die Moleküle, die <strong>de</strong>r Oberfläche am nächsten sind, am stärksten<br />
angelagert. Diese monomolekulare Schicht ist nur schwer von Partikeln zu entfernen.<br />
Weitere Schichten können sich an die Feststoffoberfläche anlagern, jedoch nimmt<br />
dabei die Bindungsenergie ab. Die Quellungsflüssigkeit weist nur relativ schwache<br />
Bindungskräfte auf. Hydrophile organische Polymere, wie z.B. Cellulose, Gelatine<br />
o<strong>de</strong>r Stärke, zeigen diesen Effekt. Die Flüssigkeit wird durch Absorption zwischen<br />
<strong>de</strong>n Polymerketten gebun<strong>de</strong>n und führt zur Aufweitung <strong>de</strong>s Gefüges. Es kommt zur<br />
Quellung, danach zur Gelbildung und letztendlich können kolloidale Lösungen<br />
entstehen. Flüssigkeiten können auch in Kapillaren gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dabei wird in<br />
Makro- und Mikrokapillaren unterschie<strong>de</strong>n. Bei Mikrokapillaren mit einem Radius<br />
0,1µm, frei beweglich. Der Dampfdruck <strong>de</strong>r Flüssigkeit ist<br />
näherungsweise <strong>de</strong>m Sättigungsdampfdruck gleichzusetzen. An <strong>de</strong>r Oberfläche und in<br />
größeren Hohlräumen <strong>de</strong>r Partikel befin<strong>de</strong>t sich die Haftflüssigkeit. Sie ist<br />
ungebun<strong>de</strong>n und somit frei beweglich. Die Partikel wer<strong>de</strong>n mit einem dünnen Film<br />
<strong>de</strong>r Flüssigkeit überzogen. Der Dampfdruck entspricht <strong>de</strong>m Sättigungsdampfdruck <strong>de</strong>r<br />
flüssigen Komponente.<br />
Die Stärke <strong>de</strong>r Bindung zwischen Feststoff und Flüssigkeit nimmt von <strong>de</strong>r<br />
Kristallflüssigkeit zur Haftflüssigkeit ab. Es gibt aber Überschneidungen <strong>de</strong>r Effekte,
36<br />
4. Theoretische Grundlagen<br />
d.h. eine Flüssigkeit kann gleichzeitig adsorbiert und in Mikrokapillaren angelagert<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn die gleiche Bindungsenergie vorliegt.<br />
4.3.2. Bindungsmechanismen in Agglomeraten<br />
Agglomerate sowie Granulate verdanken ihre Festigkeit unterschiedlichen<br />
Bindungsmechanismen. Dabei treten nicht nur Wechselwirkungen zwischen<br />
Feststoffen und Flüssigkeiten auf son<strong>de</strong>rn auch zwischen einzelnen Feststoffpartikeln<br />
[Rumpf 1977]. Die Bindungsmechanismen lassen sich in zwei Gruppen einteilen, in<br />
Haftungen ohne Materialbrücken zwischen <strong>de</strong>n Partikeln wie z.B. van-<strong>de</strong>r-Waals-<br />
Kräfte, elektrostatische Kräfte und formschlüssige Bindungen, und in Haftungen mit<br />
Materialbrücken zwischen <strong>de</strong>n Partikeln, wie z.B. Festkörperbrücken, frei bewegliche<br />
Flüssigkeitsbrücken und nicht frei bewegliche Flüssigkeitsbrücken [Schubert 1977].<br />
Einen Überblick gibt Abbildung 4.9.<br />
Abbildung 4.9: Haftmechanismen zwischen Feststoffteilchen [Rumpf ]
4. Theoretische Grundlagen 37<br />
4.3.2.1. Partikelhaftung mit stofflicher Bindung<br />
4.3.2.1.1. Festkörperbrücken<br />
Bei <strong>de</strong>r Bindung durch Festkörperbrücken wer<strong>de</strong>n die Bin<strong>de</strong>kräfte von festen,<br />
brückenartig ausgebil<strong>de</strong>ten Verbindungen übertragen. Diese entstehen durch die<br />
verschie<strong>de</strong>nen Sintermechanismen, eine chemische Reaktion, das Erhärten eines<br />
Bin<strong>de</strong>mittels o<strong>de</strong>r das Kristallisieren gelöster Stoffe.<br />
Sinterbrücken entstehen durch Molekulardiffusion von Teilchen zu Teilchen.<br />
Die Diffusion ist von <strong>de</strong>r Temperatur und <strong>de</strong>m Druck abhängig. Hohe Temperatur, ab<br />
60% <strong>de</strong>r Schmelztemperatur, und ansteigen<strong>de</strong>r Druck begünstigen die Bildung von<br />
Sinterbrücken. Diese Schweißstellen können durch Reibungsenergie o<strong>de</strong>r auch durch<br />
plastische Verformung (Kapitel 4.3.3.2) entstehen. Chemische Reaktionen, die zur<br />
Ausbildung von Bindungen führen, sind in <strong>de</strong>r pharmazeutischen Industrie nicht<br />
erwünscht, da sie zu unkontrollierten Zustän<strong>de</strong>n führen können. Allerdings wird die<br />
Oxidation von Metallen in an<strong>de</strong>ren Industriezweigen zur Ausbildung von Bindungen<br />
verwen<strong>de</strong>t.<br />
Bei <strong>de</strong>r Feuchtgranulierung kommt die Bindung durch erhärten<strong>de</strong> Bin<strong>de</strong>mittel<br />
und durch auskristallisieren<strong>de</strong> Verbindungen zu Stan<strong>de</strong>. Die Bin<strong>de</strong>mittel sind <strong>de</strong>n<br />
Flüssigkeiten zugesetzt. Sie wer<strong>de</strong>n in das Gut eingebracht und anschließend<br />
getrocknet. Dabei erstarren die Bin<strong>de</strong>mittel und es bil<strong>de</strong>n sich Bindungen mit einer<br />
hohen Festigkeit aus. Die ursprüngliche Form <strong>de</strong>r Partikel bleibt dabei erhalten. Bei<br />
<strong>de</strong>r Auflösung zerfallen die Agglomerate wie<strong>de</strong>r in ihre ursprünglichen Partikel. In<br />
Abbildung 19 sind die verschie<strong>de</strong>nen Bindungsmechanismen dargestellt.<br />
Feststoffbrücken zeichnen sich durch eine hohe Festigkeit aus. Da die<br />
geometrischen Ausmaße <strong>de</strong>r Bindungen nicht feststellbar sind, ist eine Berechnung<br />
<strong>de</strong>r Haftkräfte nicht möglich. Die tatsächlichen Zustän<strong>de</strong> sind jedoch durch<br />
Messungen <strong>de</strong>r Haftkräfte möglich.<br />
4.3.2.1.2. Nicht frei bewegliche Flüssigkeitsbrücken<br />
Adsorptionsschichten o<strong>de</strong>r zähflüssige Bin<strong>de</strong>mittel lassen sich als Übergang von<br />
festen zu flüssigen Brücken auffassen. Diese Bindungen entstehen durch<br />
Adhäsionskräfte an <strong>de</strong>r Grenzfläche fest/flüssig o<strong>de</strong>r durch Kohäsionskräfte im<br />
Bin<strong>de</strong>mittel. Die hochviskosen Bin<strong>de</strong>mittel/Flüssigkeiten sind nicht mehr frei<br />
beweglich, da die notwendige Verformungsenergie größer als die gewonnene
38<br />
4. Theoretische Grundlagen<br />
Oberflächenenergie ist. Es wird we<strong>de</strong>r ein konstanter Kapillardruck noch eine<br />
konkave Oberfläche erzeugt.<br />
Dünne Adsorptionschichten bil<strong>de</strong>n sich durch Aufnahme von Feuchtigkeit aus<br />
<strong>de</strong>r Luft aus. Sie sind bis zu einer Schichtdicke von 30 Å nicht frei beweglich, da sie<br />
von <strong>de</strong>n wirken<strong>de</strong>n Adhäsionskräften gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (Kapitel 4.3.1.). Der<br />
Flüssigkeitsgehalt liegt in diesem Zustand bei unter 0,001%. Diese Schichten können<br />
als gemeinsame Sorptionsschichten <strong>de</strong>r Partikel fungieren und damit eine verstärkte<br />
Kohäsivität zeigen, siehe Abbildung 19.<br />
4.3.2.1.3. Frei bewegliche Flüssigkeitsbrücken<br />
Frei bewegliche Flüssigkeitsbrücken bil<strong>de</strong>n sich, wenn weitere Adsorptionschichten<br />
gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Dabei wer<strong>de</strong>n drei Phasen unterschie<strong>de</strong>n. Zuerst kommt es zur<br />
Bildung von Flüssigkeitsbrücken zwischen <strong>de</strong>n Partikeln (Brückenbereich) danach<br />
wer<strong>de</strong>n die Kapillaren gefüllt (Kapillarbereich). In <strong>de</strong>r letzten Phase entsteht ein<br />
feststoffgefüllter Tropfen, eine Suspension ist entstan<strong>de</strong>n.<br />
Im Brückenbereich wird die freie Flüssigkeit durch Oberflächen- und<br />
Kapillarkräfte gebun<strong>de</strong>n. Die Hohlräume im Haufwerk sind nur bis zu 30 % mit<br />
Flüssigkeit gefüllt. In dieser Phase sind zwei Kräfte für die Anziehungskräfte <strong>de</strong>r<br />
Partikel maßgebend ein Haftkraftanteil (F p ) als Folge <strong>de</strong>s Kapillardrucks (p k ) und ein<br />
Haftkraftanteil (F R ) als Folge <strong>de</strong>r Oberflächenspannung/Grenzflächenspannung (γ lg ).<br />
Zur besseren Anschauung ist in Abbildung 20 <strong>de</strong>r Zustand schematisch dargestellt.<br />
Abbildung 4.10: Flüssigkeitsbrücke zwischen 2 Partikeln<br />
Dieser Zusammenhang ist mathematisch wie folgt zu beschreiben. Der Kapillardruck<br />
(p k ) ist abhängig von <strong>de</strong>r Oberflächenspannung/ Grenzflächenspannung und <strong>de</strong>n
4. Theoretische Grundlagen 39<br />
Krümmungsradien (R 1 , R 2 ) <strong>de</strong>r Oberfläche. Für <strong>de</strong>n speziellen Fall <strong>de</strong>r<br />
Anziehungskräfte zwischen zwei Kugeln lässt er sich über die Laplace’sche Formel<br />
errechnen.<br />
⎛ 1 1 ⎞<br />
pk = γ lg⎜<br />
+ ⎟<br />
Gl. 4.11<br />
⎝ R1<br />
R2<br />
⎠<br />
Somit ergibt sich für <strong>de</strong>n Haftkraftanteil (F p ):<br />
F<br />
p<br />
π 2<br />
⎛<br />
⎞ 2<br />
d 2<br />
⎜ 1 1 ⎟ πd<br />
= p sin β γ lg<br />
sin<br />
2<br />
k<br />
= ⎜ + ⎟ β<br />
Gl. 4.12<br />
⎜<br />
⎟<br />
4<br />
R R<br />
4<br />
⎝<br />
1<br />
2 ⎠<br />
Dabei ist zu beachten, dass dieser Fall nur für konkave Krümmungen und damit für<br />
einen kapillaren Unterdruck gilt.<br />
Für <strong>de</strong>n Haftkraftanteil <strong>de</strong>r Oberflächenspannung (F R ) ergibt sich:<br />
( β δ ) πd<br />
sin β<br />
F R<br />
= γ sin +<br />
Gl. 4.13<br />
lg<br />
Die Gesamthaftkraft ergibt sich aus Gleichung 4.12 und Gleichung 4.13 und ist vom<br />
Abstand <strong>de</strong>r Kugeln, vom Brückenwinkel und <strong>de</strong>m Randwinkel abhängig.<br />
⎛ a ⎞<br />
FH = Fp<br />
+ FR<br />
= γ lg df ⎜ β,<br />
δ , ⎟<br />
Gl. 4.14<br />
⎝ d ⎠<br />
Im Kapillarbereich sind die Hohlräume vollständig mit Flüssigkeit gefüllt. Die<br />
äußeren Partikel sind aber noch nicht von Flüssigkeit umschlossen. Es bil<strong>de</strong>t sich ein<br />
kapillarer Unterdruck aus, wie an <strong>de</strong>r konkaven Flüssigkeitsoberfläche zu sehen ist,<br />
Abbildung 4.11. Der Kapillardruck ist für <strong>de</strong>n Zusammenhalt <strong>de</strong>s Haufwerkes<br />
verantwortlich. Die Kraft ist mit <strong>de</strong>r Laplace’schen Formel zu berechnen, siehe oben.<br />
Abbildung 4.11: Bindungen in Granulaten
40<br />
4. Theoretische Grundlagen<br />
Die letzte Zustandsform ist <strong>de</strong>r feststoffgefüllte Tropfen. In diesem Zustand sind auch<br />
die äußeren Partikel mit Flüssigkeit benetzt. Der Sättigungsgrad im Pulver ist fast 1,<br />
da alle Hohlräume mit Flüssigkeit gefüllt sind. Das Agglomerat wird nur noch durch<br />
die Oberflächenspannung <strong>de</strong>r Flüssigkeit zusammengehalten. Es entsteht eine<br />
konvexe Oberfläche und damit ein geringer Überdruck im Tropfen. Die Haftkräfte im<br />
Inneren <strong>de</strong>s Agglomerates heben sich gegenseitig auf.<br />
4.3.2.2. Partikelhaftung ohne stoffliche Bindung<br />
4.3.2.2.1. Anziehungskräfte<br />
Anziehungskräfte zwischen Feststoffpartikeln sind hauptsächlich Van-<strong>de</strong>r-Waals- und<br />
elektrostatische Kräfte. Diese Kräfte sind typische Nahkräfte und nur bei sehr starker<br />
Annäherung <strong>de</strong>r Haftpartikel wirksam.<br />
Die Van-<strong>de</strong>r-Waals-Kräfte wirken aufgrund von Dipolwechselwirkungen<br />
zwischen <strong>de</strong>n Atomen und Molekülen benachbarter Oberflächen. Sie haben eine<br />
geringe Reichweite von bis zu 100 Å, sind aber zwischen trockenen Partikeln von<br />
großer Be<strong>de</strong>utung. In Gleichung 4.15 ist eine makroskopische Berechnung für zwei<br />
i<strong>de</strong>al glatte und starre Mo<strong>de</strong>llkugeln mit reiner Oberfläche aufgestellt, für an<strong>de</strong>re<br />
Körper gilt diese Formel nicht. Da normalerweise dieser Zustand nicht gegeben ist, ist<br />
die Formel nur als grobe Orientierung und Abschätzung <strong>de</strong>r wirken<strong>de</strong>n Kräfte zu<br />
sehen. Bei <strong>de</strong>r makroskopischen Berechnung nach Lifschitz wer<strong>de</strong>n die Van-<strong>de</strong>r-<br />
Waals-Kräfte aus <strong>de</strong>m imaginären Teil <strong>de</strong>r komplexen frequenzabhängigen<br />
Dielektrizitätskonstante ermittelt.<br />
F<br />
V . d.<br />
W<br />
hϖ d<br />
= ⋅<br />
32π<br />
a<br />
2<br />
Gl. 4.15<br />
Elektrostatische Anziehung fin<strong>de</strong>t zwischen gegenpolig gela<strong>de</strong>nen Oberflächen statt.<br />
Elektrisch leiten<strong>de</strong> Materialien la<strong>de</strong>n sich durch Elektronenübertritt auf, es entsteht<br />
ein Kontaktpotential, während isolieren<strong>de</strong> Materialien durch Reibung und<br />
Zerkleinerung Überschußladungen tragen können. Wegen <strong>de</strong>s unterschiedlichen<br />
Ladungsabflusses ist ihr Haftkraftverhalten jeweils an<strong>de</strong>rs, wie in Gleichung 4.16<br />
(elektrischer Leiter) und 4.17 (elektrischer Isolator) zu sehen ist. Auch diese<br />
Berechnungen sind nur theoretischer Natur für das Mo<strong>de</strong>llsystem Kugel/Kugel mit
4. Theoretische Grundlagen 41<br />
glatten und reinen Oberflächen. Daher sind auch diese Ergebnisse nur zur<br />
Abschätzung geeignet.<br />
F<br />
F<br />
el.<br />
L.<br />
el.<br />
I<br />
π<br />
= ⋅ε<br />
0 ⋅ε<br />
r<br />
⋅U<br />
4<br />
2<br />
ϕ1⋅ϕ<br />
2 d<br />
. = ⋅<br />
ε 0 ⋅ε<br />
⎜<br />
⎛ r<br />
1 +<br />
⎝ 2<br />
2<br />
⋅<br />
a<br />
d<br />
d<br />
a<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
Gl. 4.16<br />
Gl. 4.17<br />
Das Kontaktpotential und damit die Anziehungskraft ist bei elektrischen Leitern<br />
größer, da sich die Ladungen an <strong>de</strong>r Kontaktfläche konzentrieren.<br />
Die starke Abhängigkeit <strong>de</strong>r Anziehungskräfte vom Abstand <strong>de</strong>r Partikel wird<br />
bei Stoffen zur Fließverbesserung genutzt. Es wer<strong>de</strong>n kleine Partikel, wie z.B.<br />
Kieselsäuren mit Partikelgrößen im Nanometer bis Mikrometerbereich eingesetzt, um<br />
die Partikel zu trennen und damit die Anziehungskräfte zu verringern.<br />
4.3.2.2.2. Formschlüssige Bindung<br />
Unter formschlüssigen Bindungen wer<strong>de</strong>n Verhakungen und Verfilzungen von<br />
sperrigen, flockigen und faserartigen Teilchen verstan<strong>de</strong>n, siehe Abbildung 4.9. Diese<br />
Bindungen können durch Druck und Scherkräfte entstehen. Die Festigkeit <strong>de</strong>r<br />
Bindungen ist stark vom Material und <strong>de</strong>r Verarbeitung abhängig.<br />
4.3.3. Bindungsmechanismen bei <strong>de</strong>r Komprimierung<br />
Die Herstellung von Tabletten be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>finitionsgemäß immer eine<br />
Pulververdichtung [Pharmacopoea Europea 5.0 2005). Das Ausgangspulver wird auf<br />
die Tablettenpresse aufgebracht und durch die Stempel zusammengedrückt. Wird die<br />
Stempelkraft wie<strong>de</strong>r vom Tablettiergut genommen, entsteht im I<strong>de</strong>alfall ein<br />
Komprimat, das einen ausreichen<strong>de</strong>n Zusammenhalt hat. An<strong>de</strong>rnfalls müssen die<br />
Rezeptur und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Prozess verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Verformt sich ein Körper unter einer äußeren Kraft in seiner Gesamtheit und<br />
bleibt seine neue Form bei Rücknahme <strong>de</strong>r Kraft erhalten, so liegt eine plastische<br />
Deformation <strong>de</strong>s Körpers vor. Elastisches Verhalten zeigt er, wenn er seine<br />
ursprüngliche Form wie<strong>de</strong>rerlangt. Wird <strong>de</strong>r Körper in seiner Gesamtheit zerstört,<br />
fin<strong>de</strong>t eine Fragmentierung statt. Diese Deformationseigenschaften treten häufig
42<br />
4. Theoretische Grundlagen<br />
nebeneinan<strong>de</strong>r auf, haben aber in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r jeweiligen Substanz einen<br />
unterschiedlichen Anteil an <strong>de</strong>r Gesamt<strong>de</strong>formation.<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>r Kraftausübung kommt es zu einem elastischen Verhalten. Erst<br />
wenn dieses elastische Limit überschritten wird, kann die plastische Deformation o<strong>de</strong>r<br />
die Fragmentierung einsetzen. Da Tablettenformulierungen nicht aus monodispersen<br />
Partikeln eines Stoffes bestehen, kommt es zu einem zeitgleichen, komplexen<br />
Wechselspiel von Umlagerung, elastischer Verformung, Bruch und plastischer<br />
Verformung. Das Verhältnis <strong>de</strong>r Mechanismen kann zusätzlich auch<br />
geschwindigkeitsabhängig sein [Rubinstein 2000]. Dies hängt von <strong>de</strong>n<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s zu verpressen<strong>de</strong>n Stoffes ab. In je<strong>de</strong>m Fall wird die Porosität<br />
beim Verpressen <strong>de</strong>s Pulverbettes erniedrigt, und die Kontaktfläche zwischen <strong>de</strong>n<br />
Partikeln erhöht sich. Dieser Partikelkontakt ist wichtig, <strong>de</strong>nn nur so können die<br />
Partikel untereinan<strong>de</strong>r Bindungen eingehen, die das Pulver zusammenhalten. Der<br />
Zusammenhalt innerhalb <strong>de</strong>r Tablette wird im Wesentlichen durch zwei Mechanismen<br />
bestimmt: Zum einen müssen sich Partikel berühren, um Bindungen eingehen zu<br />
können. Je größer die Kontaktfläche ist, <strong>de</strong>sto größer ist auch die Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Bindungspunkte. Je mehr Bindungspunkte sich ergeben, <strong>de</strong>sto größer ist auch die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass sich dort Bindungen ausbil<strong>de</strong>n. Zum an<strong>de</strong>ren bestimmen die<br />
Art <strong>de</strong>r Bindung und <strong>de</strong>ren Bindungsstärke <strong>de</strong>n Zusammenhalt <strong>de</strong>r Tablette.<br />
Als viskoelastisch wer<strong>de</strong>n Körper bezeichnet, die sowohl plastisch als auch<br />
elastisch verformbar sind. Bei diesen Körpern erfolgt nach <strong>de</strong>r Druckeinwirkung die<br />
Deformation zeitlich verzögert. Eine solche zeitlich verzögerte Deformation zeigt sich<br />
bei konstanter Verdichtung in einer Abnahme <strong>de</strong>s Drucks. Diese Druckabnahme wird<br />
auch als Relaxation bezeichnet. Beson<strong>de</strong>rs starke Relaxation zeigen polymere<br />
Substanzen wie z.B. Stärke [Rees, Rue 1978].<br />
Kristalline Stoffe weisen eine geordnete innere Struktur in Form eines<br />
Kristallgitters auf. Doch diese Strukturen sind nicht ganz einheitlich. So können<br />
Gitterfehlstellen o<strong>de</strong>r Fremdatome auftreten, die eine Schwächung <strong>de</strong>r Struktur<br />
be<strong>de</strong>uten und eine bevorzugte Gleitebene darstellen. Es sind unterschiedliche<br />
Presskräfte nötig, um die ungleichen Bindungsenergien <strong>de</strong>r Gleitebenen zu<br />
überwin<strong>de</strong>n. Amorphe Substanzen hingegen besitzen keinen starren inneren Aufbau.<br />
Sie weisen keine bevorzugten Gleitebenen auf. Deshalb kann hier die Verformung<br />
wesentlich homogener verlaufen.
4. Theoretische Grundlagen 43<br />
Die Porosität <strong>de</strong>r Tablette hat einen erheblichen Einfluss auf<br />
Tabletteneigenschaften wie Festigkeit und Zerfall. Kommerzielle Tabletten besitzen<br />
in <strong>de</strong>r Regel eine Porosität von 5-15% [DeCrosta et al. 2000].<br />
4.3.3.1 Elastisches Verhalten<br />
Ein elastischer Körper zeigt eine reversible Verformung. Dieses Verhalten beschreibt<br />
das Hookesche Gesetz bei homogenen und isotropen Festkörpern.<br />
Δl 1<br />
= ⋅σ<br />
l E<br />
Gl. 4.18<br />
Dabei wird eine Substanz mit einer mechanischen Kraft belastet. Es treten<br />
Materialspannungen auf, die zu einer Verformung führen. Wenn die Substanz wie<strong>de</strong>r<br />
entlastet wird, verän<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Körper seinen Zustand spontan in <strong>de</strong>n Ausgangszustand<br />
zurück, wie z.B. Stahl o<strong>de</strong>r Gummi, Abbildung 4.12.<br />
Abbildung 4.12: Elastisches und Plastisches Verhalten<br />
Das Hookesche Gesetz besitzt je nach Art <strong>de</strong>s Festkörpers einen größeren o<strong>de</strong>r<br />
kleineren Geltungsbereich. Wird die relative Längenän<strong>de</strong>rung zu groß, so tritt eine<br />
überelastische Verformung auf, bei <strong>de</strong>r zunächst die Materialspannung σ<br />
unproportional mit abnehmen<strong>de</strong>r Steilheit z<strong>uni</strong>mmt. Bei stark elastischen Stoffen<br />
kommt es oft zu einem Sprödbruch. Je elastischer und sprö<strong>de</strong>r die Partikel sind, umso<br />
größer ist die Speicherung elastischer Energie und es kommt zu Entlastungsbrüchen.
44<br />
4. Theoretische Grundlagen<br />
Ein Bruchkeim bil<strong>de</strong>t sich, wenn im Kristall Bereiche mit einer größeren Spannung<br />
als die außen anliegen<strong>de</strong> Spannung entstan<strong>de</strong>n sind. Deshalb besitzen Sprödbrüche<br />
keine Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Zeit bzw. von <strong>de</strong>r Kompressionsgeschwindigkeit son<strong>de</strong>rn<br />
nur von <strong>de</strong>r maximalen Presskraft, wie Rees & Rue [1978] bei Calciumphosphat-<br />
Tabletten zeigen konnten.<br />
4.3.3.2 Plastisches Verhalten<br />
Beim plastischen Verhalten von Körpern tritt eine irreversible Verformung ein. Der<br />
Ordnungszustand <strong>de</strong>r meist kristallinen Feststoffe bleibt im Wesentlichen erhalten.<br />
Die Fließbewegung kommt durch dass bevorzugte irreversible Verschieben an<br />
Gleitebenen <strong>de</strong>s Gitters zustan<strong>de</strong>, siehe Abbildung 4.13. Dazu muss eine<br />
Fließgrenze/Materialspannung überschritten wer<strong>de</strong>n. Bei Realkristallen sind<br />
Fehlstellen im Kristallgitter vorhan<strong>de</strong>n. An diesen Fehlstellen beginnen die<br />
Verschiebungen im Kristall. Aus diesem Grun<strong>de</strong> sind Kristalle mit einer höheren<br />
Fehlstellenkonzentration leichter verformbar als I<strong>de</strong>alkristalle. Noch einfacher ist es<br />
amorphe Substanzen plastisch zu verformen, da sie keine Gitterstruktur besitzen, wie<br />
z.B. amorphe Lactose.<br />
Die Verformungsgeschwindigkeit besitzt einen Einfluss auf das<br />
Verformungsverhalten. Deshalb ist es günstig Rundlaufpressen mit einer längeren<br />
Druckhaltezeit für plastische Stoffe zu verwen<strong>de</strong>n, da damit stabilere Komprimate<br />
erhalten wer<strong>de</strong>n können. Bei je<strong>de</strong>r plastischen Verformung geht eine Umwandlung<br />
von mechanischer in thermische Energie einher.
4. Theoretische Grundlagen 45<br />
Abbildung 4.13: Plastisches Fließen [Bauer et al 2002]<br />
4.3.3.3 Viskoelastisches Verhalten<br />
Im Gegensatz zu i<strong>de</strong>alelastischen Körpern formt sich ein viskoelastischer Körper nach<br />
Entspannung nicht spontan in seinen Ausgangszustand zurück. Anstatt <strong>de</strong>ssen tritt<br />
eine zeitliche Verzögerung auf, die Viskoelastizität genannt wird. Dieses Verhalten<br />
kann schematisch mit einer Fe<strong>de</strong>r und einem Stoßdämpfer erklärt wer<strong>de</strong>n z.B. das<br />
Maxwell Mo<strong>de</strong>ll. Dabei steht die Fe<strong>de</strong>r für das elastische Verhalten nach <strong>de</strong>m<br />
Hookeschen Gesetz und <strong>de</strong>r Stoßdämpfer für die zeitabhängige Komponente.<br />
Viskoelastische Substanzen zeigen bei <strong>de</strong>r Komprimierung eine Relaxation.<br />
Dies be<strong>de</strong>utet, dass die Presskraft im Verlauf <strong>de</strong>r Kompressionsphase trotz weiterer<br />
Volumenreduktion sinkt. Dieser Effekt ist mit <strong>de</strong>r verzögerten Verformung von<br />
viskoelastischen Stoffen zu erklären.<br />
Bei <strong>de</strong>r Tablettierung wird beim Ausstoßen <strong>de</strong>r Tablette eine zeitlich<br />
verzögerte Volumenän<strong>de</strong>rung registriert, die auf <strong>de</strong>n viskoelastischen Teil <strong>de</strong>r<br />
Verformung von Substanzen zurückzuführen ist. Vor allem makromolekulare Stoffe<br />
zeigen viskoelastisches Verhalten. Durch die thermische Bewegung <strong>de</strong>s Polymers<br />
kann es seine Form <strong>de</strong>m jeweiligen Spannungszustand anpassen. Viskoelastisches<br />
Verhalten zeigen z.B. Stärke [Rees, Rue 1978].
46<br />
5. Material und Metho<strong>de</strong>n<br />
5. Material und Metho<strong>de</strong>n<br />
5.1 Beladungssubstanzen<br />
5.1.1. Rapsöl<br />
Rapsöl ist ein fettes, hellgelbes und halbtrocknen<strong>de</strong>s Öl, das aus <strong>de</strong>n Samen von<br />
Brassica napus L. o<strong>de</strong>r Brassica rapa L. gewonnen wird und praktisch unlöslich in<br />
Wasser und Ethanol 96% ist. Heute wer<strong>de</strong>n für Lebensmittel und die Pharmazeutika<br />
nur noch erucasäure- und glucosinolatarme Sorten verwen<strong>de</strong>t. Der Anbau erfolgt<br />
vorwiegend in Europa und Ostasien. Der Ölgehalt <strong>de</strong>r Samen beträgt 35 - 45%. Das<br />
Öl wird durch mechanisches Auspressen o<strong>de</strong>r durch Extraktion und anschließen<strong>de</strong>r<br />
Raffination gewonnen. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n früher angebauten Sorten mit hohem<br />
Gehalt an <strong>de</strong>r schwer abbaubaren, sich im Herzmuskel anreichern<strong>de</strong>n und<br />
schädigen<strong>de</strong>n Erucasäure (bis 50% im Fettsäureanteil) wer<strong>de</strong>n heute Sorten kultiviert,<br />
<strong>de</strong>ren Fettsäurefraktion vorwiegend aus Ölsäure (45 - 65%), Linolsäure (18 - 32%)<br />
und aus α Linolensäure (6 - 14%) besteht und die unter 2% Erucasäure enthalten<br />
[Teuscher 1997]. Das Arzneibuch beschränkt <strong>de</strong>n Gehalt an Erucasäure auf 2%, damit<br />
Schä<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Konsumenten ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n [Pharmacopea Europea 5.0,<br />
2005]. Rapsöl wird meist mit einem Antioxidanz versetzt, z.B. Butylhydroxyanisol<br />
(BHA).<br />
Rapsöl ist mit 5% an <strong>de</strong>r Weltfettproduktion beteiligt. Pro Jahr wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r<br />
Welt ungefähr 16,4 Mio. t Raps (1984) und 3,7 Mio. t Rapsöl (1980) gewonnen<br />
[Falbe, Regitz 1992; Hänsel et al. 1992]. Rapsöl wird meist nach <strong>de</strong>r Fetthärtung zur<br />
Magarineherstellung und als Speiseöl eingesetzt. Neuerdings beschäftigen sich auch<br />
die Medien häufig mit Rapsöl zur Verwendung als Dieselölersatz. Früher wur<strong>de</strong>n<br />
Rapsöle auch als Repellentien benutzt, da die enthaltenen Glucosinolate einen<br />
insektenabwehren<strong>de</strong>n Effekt hatten.<br />
Rapsöl ist ein niedrig viskoses Öl (70 mm 2 /sec bei 20°C), welches sich nicht in<br />
Wasser mischen lässt und praktisch kein ätherisches Öl enthält.<br />
5.1.2. Rosmarinextrakt<br />
Rosmarinextrakt und –öl wird aus <strong>de</strong>n frischen o<strong>de</strong>r getrockneten Blättern und<br />
beblätterten Stengeln <strong>de</strong>s Rosmarin, Rosmarinus officinalis L., gewonnen, die 1 – 3%<br />
Rosmarinöl enthalten. Rosmarin ist ein im Mittelmeergebiet beheimateter, bis 2 m<br />
hoher Strauch. Rosmarinöl wird hauptsächlich aus Marokko, Spanien und Tunesien
5. Material und Metho<strong>de</strong>n 47<br />
importiert. Hauptbestandteile sind 1,8-Cineol (20 - 25%), D-(+)-Campher (10 - 25%),<br />
α-Pinen (15 – 25%), Camphen (5 – 10%), Borneol und Bornylacetat (ca. 25%)<br />
[Teuscher 1997].<br />
Rosmarin wird in <strong>de</strong>r Pharmazie als Bestandteil hautreizen<strong>de</strong>r Einreibungen (6<br />
– 10%ig, Kommision E) und als Ba<strong>de</strong>zusatz bei Erschöpfungszustän<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t.<br />
Innerlich kann es für dyspeptische Beschwer<strong>de</strong>n z.B. als Gewürz eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ansonsten wird Rosmarin in Parfüms, Desinfektionsmitteln und Raumsprays<br />
eingesetzt [Falbe, Regitz 1992]. In <strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie wer<strong>de</strong>n Auszüge aus<br />
Rosmarin zum Oxidationsschutz für Fleischwaren verwen<strong>de</strong>t. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Inhaltsstoffe <strong>de</strong>s Ferruginoltyps wie Carnosol, Carnosolsäure, Epirosmanol,<br />
Isorosmanol, Rosmachinon, Rosmadial, und Rosmanol ist die antioxidative Wirkung<br />
so gut wie bei Butyl-4-hydroxytoluol o<strong>de</strong>r Butyl-4-hydrxyanisol. Im Rancimattest<br />
lässt sich die verbesserte Oxidationsstabilität gut zeigen [Hänsel et al. 1994]. Auf <strong>de</strong>m<br />
Markt befin<strong>de</strong>n sich verschie<strong>de</strong>nste Qualitäten zur Einarbeitung in Fleischwaren. Das<br />
Unternehmen Raps GmbH & Co. KG stellt mit seiner Stabiloton Produktpalette<br />
innovative Möglichkeiten zur Einarbeitung bereit.<br />
Im Vergleich zu Thymianauszügen ist die antiseptische Wirkung von<br />
Rosmarinauszügen geringer [Hänsel et al. 1994]. Zekovic et al [2002] zeigten an<br />
Hand verschie<strong>de</strong>ner Thymianextrakte, dass sich diese tablettieren lassen.<br />
Rosmarinextrakt ist hochviskos und lässt sich nicht gießen. Der Geruch ist<br />
sehr intensiv und kennzeichnend für <strong>de</strong>n hohen Anteil an ätherischen Ölen. Der<br />
Extrakt ist nur zum Teil in Wasser löslich.<br />
5.2. Röntgendiffraktometer<br />
Der kristalline o<strong>de</strong>r amorphe Zustand <strong>de</strong>r Pulver wird mit einem<br />
Röntgendiffraktometer Philips Mo<strong>de</strong>l X’pert (MPD TW 1730, Kassel, Germany) mit<br />
einer Kupferano<strong>de</strong> untersucht. Dabei wird eine mit einer Kα-Strahlung mit einer<br />
Wellenlänge von 0,15418 nm bei einer Einstellung von 40 kV / 40 mA bei 25°C<br />
gearbeitet. In die Aluminiumprobenhalter wer<strong>de</strong>n 60 -80 mg <strong>de</strong>r Probe eingefüllt und<br />
in die temperierte Messposition gebracht. Alle Messungen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m Bereich 2<br />
Theta = 0,5° - 40° durchgeführt. Dabei wer<strong>de</strong>n die Substanzen in Schritten von 0,02°<br />
und mit einer Geschwindigkeit von 0,02°/s abgefahren. Die Kristallinitätsän<strong>de</strong>rung<br />
wird im Vergleich <strong>de</strong>r Röngendiffraktogramme zu <strong>de</strong>n Referenzprodukten ermittelt.
48<br />
5. Material und Metho<strong>de</strong>n<br />
Die Kristallinität <strong>de</strong>r Pulver wird als Kristallinitätsin<strong>de</strong>x (CI) angegeben, basierend<br />
auf Gleichung 5.1. Dabei ist A crys die Fläche <strong>de</strong>s kristallinen Anteils (Peak Fläche)<br />
und A am <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>s amorphen Teils (Halo Fläche) [Black, Lovering 1978]:<br />
⎛ ⎞<br />
⎜<br />
Acrys<br />
CI =<br />
⎟ ⋅100%<br />
Gleichung 5.1<br />
( )<br />
⎝ Acrys<br />
+ Aam<br />
⎠<br />
5.3. Karl-Fischer-Titration<br />
Für die Bestimmung wird eine Karl-Fischer-Titrationsanlage verwen<strong>de</strong>t. Es wer<strong>de</strong>n<br />
50 – 150 mg Substanz <strong>de</strong>r Proben in einen Probengeber aus Glas eingewogen. Hierfür<br />
wird eine Analysenwaage Mettler Toledo (AT261 DeltaRange) verwen<strong>de</strong>t. Die<br />
Proben wer<strong>de</strong>n in eine Karl-Fischer-Anlage überführt, die die zu untersuchen<strong>de</strong>n<br />
Substanzen auf 150°C erhitzt und dabei das Wasser verdampft (Abimed Mitsubishi<br />
Water Vaporizer (Mo<strong>de</strong>l VA-06)). Ein Stickstoffstrom (200 ml / min) wird dabei über<br />
die Probe geleitet. Das verdampfte Wasser wird vom Stickstoff aufgenommen und in<br />
das Titrationsgefäß überführt. Die Wassermenge wird vom Abimed Mitsubishi<br />
Moisture Meter (Mo<strong>de</strong>l CA-06 Coulometric) titriert und als Wasser in µg angegeben.<br />
Es wird eine Titrationsgeschwindigkeit von ≤ 0,15 µm Wasser / min verwen<strong>de</strong>t. Der<br />
Probengeber wird nach Aufgabe <strong>de</strong>r Substanz nochmals gewogen, so dass nur die<br />
tatsächlich eingebrachte Masse in die Berechnung eingeht. Der Wassergehalt wird als<br />
Prozentangabe berechnet. Die Bestimmungen wer<strong>de</strong>n dreimal wie<strong>de</strong>rholt.<br />
5.4. Partikelgrößenverteilung<br />
Die Partikelgrößenverteilungen <strong>de</strong>r dispersen Feststoffe wer<strong>de</strong>n mittels Laserbeugung<br />
aufgenommen. Zum Einsatz kommt das Messgerät Helos <strong>de</strong>r Firma Sympatec<br />
(Clausthal-Zellerfeld, Germany) in Verbindung mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Dispergiereinheiten. Bei <strong>de</strong>r Dispergiereinheit Rhodos wer<strong>de</strong>n die zu vermessen<strong>de</strong>n<br />
Partikel über eine Vibrationsrinne in eine luftdurchströmte Düse geför<strong>de</strong>rt, in <strong>de</strong>r sie<br />
vereinzelt und im Luftstrom durch einen Laserstrahl transportiert wer<strong>de</strong>n. Weiterhin<br />
steht ein Fallschacht zur Verfügung, bei <strong>de</strong>m die Partikel ohne mechanische<br />
Beanspruchung durch die Messzone rieseln. Auch eine flüssige Dispergierung zur
5. Material und Metho<strong>de</strong>n 49<br />
Messung von Teilchengrößen in Suspensionen ist möglich. Aus <strong>de</strong>r gemessenen<br />
Beugung <strong>de</strong>s Laserstrahles lässt sich die jeweilige Partikelgröße berechnen. Als<br />
Ergebnis wird die Summen- o<strong>de</strong>r Dichteverteilung in Abhängigkeit vom<br />
Äquivalentdurchmesser beugungsgleicher Kugeln dargestellt.<br />
Das Messprinzip beruht auf einer unterschiedlich starken Beugung eines<br />
Laserstrahls durch Partikel, die in <strong>de</strong>n Strahlengang gebracht wer<strong>de</strong>n. Je kleiner die<br />
Partikel sind, umso stärker wird <strong>de</strong>r Strahl abgelenkt. Das resultieren<strong>de</strong><br />
charakteristische Beugungsmuster wird von einer Sammellinse mit variabeler<br />
Brennweite aufgefangen und zum ringförmig um die Strahlachse angeordneten<br />
Detektor geleitet.<br />
5.5. Texture Analyzer<br />
Die Proben wer<strong>de</strong>n mittels eines TA XT2 Texture Analyzers (Stable Micro Systems)<br />
analysiert, siehe Abbildung 5.1. Am Gerät ist eine Kraftmessdose mit einem<br />
Oberstempel verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r in eine Matrize eintaucht. Die Reinstoffmasse wird<br />
genau auf 0,10 g eingewogen. Bei einer erhöhten Beladungskonzentration wird eine<br />
erhöhte Mehreinwaage vorgenommen, damit immer die gleiche Masse an Reinstoff in<br />
<strong>de</strong>r untersuchten Probe vorhan<strong>de</strong>n ist. Die Proben wer<strong>de</strong>n in die Aussparung <strong>de</strong>r<br />
Matrize eingefüllt. Danach wird die Messung gestartet. Dabei taucht <strong>de</strong>r Oberstempel<br />
mit einer konstanten Geschwindigkeit von 1 mm/s in die Probe ein, bis die maximale<br />
Belastung von 490 N erreicht ist. Dabei wer<strong>de</strong>n die Datenpaare Kraft/Weg bzw.<br />
Kraft/Zeit von einer Kraft-Messdose aufgenommen und mittels eines<br />
Computerprogramms verarbeitet. Die Bestimmungen wer<strong>de</strong>n dreimal wie<strong>de</strong>rholt.
50<br />
5. Material und Metho<strong>de</strong>n<br />
Abbildung 5.1: Texture Analyzer TA XT2<br />
Beim Relaxationstest ist die Vorgehensweise synonym zum Kompressionstest zu<br />
sehen. Es wird lediglich eine bestimmte Zeit bei maximaler Kraft weiter komprimiert.<br />
Die vorgewählte Zeit beträgt 60 Sekun<strong>de</strong>n. Dabei wird durch ein Computerprogramm<br />
gesteuert, dass trotz plastischen Fließens die maximale Kraft weiterhin anliegt. Dazu<br />
wird <strong>de</strong>r Oberstempel immer tiefer in die Probe eingebracht. Die Porositätsän<strong>de</strong>rung<br />
pro Zeit wird geringer, da die Probe sich <strong>de</strong>r maximalen Kompression bei einer<br />
bestimmten Kraft nähert. Die Bestimmungen wer<strong>de</strong>n dreimal wie<strong>de</strong>rholt.<br />
5.6. Absorption<br />
Um festzustellen, ob Hilfsstoffe, wie z.B. Emulgatoren, Trockenbin<strong>de</strong>mittel o<strong>de</strong>r<br />
Adsorptionsmittel, Wasser bei einer bestimmten Luftfeuchtigkeit aufnehmen, wird<br />
eine Sartoriuswaage (LA 120 S, Göttingen, Deutschland) mit einem luftdichten Käfig<br />
versehen und abgedichtet. In <strong>de</strong>n Raum wird ein offenes Gefäß eingebracht, in <strong>de</strong>m<br />
eine gesättigte Kaliumcarbonatlösung enthalten ist. Diese Lösung entzieht <strong>de</strong>r<br />
umgebenen Luft Feuchtigkeit bis eine relative Luftfeuchtigkeit von 43% erreicht ist.<br />
Falls <strong>de</strong>r Luftraum eine geringere Feuchtigkeit als 43% aufweist, wird <strong>de</strong>r Lösung<br />
Wasser entzogen, was die Umgebung befeuchtet. Diese Pufferung funktioniert nur mit<br />
einer gesättigten Lösung, <strong>de</strong>shalb muss darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass immer ein
5. Material und Metho<strong>de</strong>n 51<br />
Bo<strong>de</strong>nsatz vorhan<strong>de</strong>n ist. Danach wird eine Masse von 5 – 6 g Substanz auf<br />
Aluminium schalen eingewogen und <strong>de</strong>r eingestellten Luft bei einer Temperatur von<br />
25°C solange ausgesetzt bis eine Sättigung eintritt o<strong>de</strong>r nach maximal 24 h<br />
abgebrochen wird. Die Masseverän<strong>de</strong>rung wird mittels eines Computers und <strong>de</strong>r<br />
Software Sarto Connect V 3.1.7 registriert und gespeichert.<br />
5.7 Screening<br />
5.7.1. Wirkstoffgehalt<br />
Die Zusammensetzung <strong>de</strong>r erhaltenen Pulver wird gravimetrisch bestimmt. Die Masse<br />
an zudosiertem Trägerstoff m T wird vor je<strong>de</strong>m Sprühversuch ausgewogen. Ebenso<br />
wird das Leergewicht <strong>de</strong>s Polyethylensack m s bestimmt. Nach einem Sprühversuch<br />
wird <strong>de</strong>r Plastiksack zunächst mit <strong>de</strong>m sedimentierten Pulver entnommen und <strong>de</strong>r<br />
Feinanteil aus <strong>de</strong>m Zyklon hinzugefügt. Das Gesamtgewicht m ges wird bestimmt. Die<br />
Masse an gesprühtem Pulver m p errechnet sich dann folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />
m<br />
p<br />
= m − m<br />
Gl. 5.2<br />
ges<br />
s<br />
Aus <strong>de</strong>m bekannten Gewicht <strong>de</strong>s Trägerstoffes kann anschließend die Masse an<br />
Extrakt m E bzw. <strong>de</strong>r Anteil an Extrakt x E (=Wirkstoffgehalt) und Trägerstoff x T<br />
bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
m<br />
E<br />
= m − m<br />
Gl. 5.3<br />
p<br />
T<br />
x<br />
x<br />
E<br />
T<br />
m<br />
m + m<br />
E<br />
= ; Gl. 5.4<br />
E<br />
E<br />
T<br />
m<br />
m + m<br />
T<br />
= Gl. 5.5<br />
T<br />
Alle gravimetrischen Messungen wur<strong>de</strong>n mit elektronischen Wägesystemen<br />
durchgeführt. Die Meßgenauigkeit <strong>de</strong>s Gerätes liegt bei ± 1g [Gruener 1999].<br />
5.7.2. Schüttdichte/Stampfdichte<br />
Zur Ermittlung <strong>de</strong>s Schütt- und Stampfvolumens wird genau 100,0 g Pulver in einen<br />
Messzylin<strong>de</strong>r abgewogen und das dazugehörige Volumen notiert. Danach wird das<br />
Pulver unter Verwendung eines Erweka SVM 10 in einer genormten Art und Weise<br />
10-mal, 500-mal und 1250-mal gestampft [Pharmacopea Europea 5.0 2005
52<br />
5. Material und Metho<strong>de</strong>n<br />
(Metho<strong>de</strong>2.9.15)]. Nach<strong>de</strong>m das Pulver verdichtet ist, wird wie<strong>de</strong>rum das Volumen<br />
aufgenommen. Daraus wird <strong>de</strong>r so genannte Hausner Faktor (HF) gebil<strong>de</strong>t<br />
(Schüttvolumen/Stampfvolumen). HF ist weitgehend abhängig vom Fließverhalten<br />
und ein Maß für die Kompressibilität eines Haufwerkes ohne Anwendung eines<br />
Druckes, wie er sonst beim Eindringen eines Stempels in die Matrize auf die Partikel<br />
ausgeübt wird.<br />
5.7.3. Böschungswinkel<br />
Die Probe wird in ein Rohr mit einem Innendurchmesser von 50 mm gefüllt, welches<br />
auf einen Zylin<strong>de</strong>r mit gleichem Durchmesser gesteckt wird. Nach<strong>de</strong>m das Rohr<br />
ausreichend befüllt ist, wird das überschüssige Gut abgestrichen und dann das Rohr<br />
gera<strong>de</strong> nach oben abgezogen. Die Probe fließt frei herab und hinterlässt einen Kegel,<br />
<strong>de</strong>r mit einem Höhenreißer bestimmt und <strong>de</strong>ssen Winkel nach Gleichung 5.6<br />
errechnet wird.<br />
h<br />
tan α =<br />
Gl. 5.6<br />
r<br />
Es wird jeweils <strong>de</strong>r Mittelwert aus drei Bestimmungen ermittelt.<br />
5.7.4. Raster Elektronen Mikroskop (REM)<br />
Die Elektronenmikroskopbil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n aufgenommen, um die Partikelmorphologie<br />
sowohl vor als auch nach <strong>de</strong>r Beladung ein<strong>de</strong>utig zu charakterisieren. Je<strong>de</strong><br />
Pulverprobe wird auf einer Aluminiumplatte (G 301, Plano, W. Plannet GmbH,<br />
Wetzlar, Germany) mit Hilfe eines doppelseitigen Klebeban<strong>de</strong>s fixiert. Nach<strong>de</strong>m die<br />
Proben unter Vakuum (ungefähr 17 Pa) mit Gold (Hummer JR Technics, München,<br />
Deutschland) für 2 min bedampft wer<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n diese mit einem Resonanz<br />
Elektronen Mikroskop AMRAY 1810 (Amray Inc., Bedford, MA, USA) untersucht.<br />
Dazu wird eine Spannung zwischen 10 und 20 kV verwen<strong>de</strong>t. Wechselwirkungen<br />
zwischen Strahl und Leitschicht erzeugen Sekundärelektronen, die von einem<br />
Detektor aufgefangen wer<strong>de</strong>n. Diese wer<strong>de</strong>n in ein Spannungssignal umgewan<strong>de</strong>lt<br />
und verstärkt, <strong>de</strong>ssen Intensität sich in <strong>de</strong>r Helligkeit <strong>de</strong>r Lichtpunkte auf <strong>de</strong>m<br />
Abbildungsschirm/Detektor wi<strong>de</strong>rspiegelt. Die Proben wer<strong>de</strong>n je nach Bedarf 50- bis<br />
3000- Mal vergrößert.
5. Material und Metho<strong>de</strong>n 53<br />
5.7.5. Beurteilung <strong>de</strong>r Tablettierbarkeit<br />
Die bela<strong>de</strong>nen und unbela<strong>de</strong>nen Testsubstanzen wer<strong>de</strong>n mit einem biplanen<br />
Stempelsatz von 12 mm Durchmesser verpresst. Dazu wird eine Korsch EK I<br />
Exzenterpresse (Berlin, Deutschland) verwen<strong>de</strong>t. Um die Matrize zu befüllen, wird<br />
ein Füllschuh aus <strong>de</strong>m die Substanzen herausfließen müssen, verwen<strong>de</strong>t. Falls<br />
mehrmals befüllt wer<strong>de</strong>n muss o<strong>de</strong>r gar kein Fließen stattfin<strong>de</strong>t, wird dies notiert und<br />
befüllt mechanisch per Hand. Die Fülltiefe wird dabei konstant gehalten. Außer<strong>de</strong>m<br />
wird die relative Presskraft zum Tablettieren gemessen.<br />
Zur Tablettierung <strong>de</strong>r Formulierungen wird eine Korsch EK II Exzenterpresse<br />
(Berlin, Deutschland) mit Instrumentierung verwen<strong>de</strong>t. Für die Auswertungen wer<strong>de</strong>n<br />
die Softwareprogramme PMA3 und EDA verwen<strong>de</strong>t. Als Verstärker kommt ein HBM<br />
MC55 (Hottinger Baldwin Messtechnik, Darmstadt, Deutschland) Verstärker zum<br />
Einsatz und als Kraftaufnehmer fungieren Dehnmessstreifen, die alle 6 Monate<br />
kalibriert wer<strong>de</strong>n.<br />
5.7.6. Bruchfestigkeit<br />
Sechs gepresste Tabletten wer<strong>de</strong>n nacheinan<strong>de</strong>r zwischen zwei Metallbacken gelegt,<br />
die sich selbsttätig aufeinan<strong>de</strong>r zu bewegen und die Tabletten bis zur<br />
Festigkeitsgrenze belasten. Die Apparaturen brechen <strong>de</strong>n Vorgang automatischen ab,<br />
sobald die Festigkeitsgrenze <strong>de</strong>r Tabletten erreicht ist. Für diesen Test wird ein Gerät<br />
<strong>de</strong>r Firma Erweka TBH 28 (Heusenstamm, Deutschland) verwen<strong>de</strong>t. Die<br />
Bruchfestigkeit wird in [kg] o<strong>de</strong>r [N] angegeben [Pharmacopea Europea 5.0, 2005<br />
(Metho<strong>de</strong> 2.9.8)].<br />
5.7.7. Zerfall<br />
Die Zerfallszeit <strong>de</strong>r Tabletten wird gemäß <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> 2.9.1 <strong>de</strong>r Ph.Eur. mit <strong>de</strong>m<br />
Erweka ZT 3 Zerfallstester in <strong>de</strong>mineralisiertem Wasser bei 37 °C durchgeführt,<br />
wobei <strong>de</strong>r Mittelwert von 6 Einzelmessungen in min angegeben wird. Für<br />
nichtüberzogene Tabletten for<strong>de</strong>rt das Arzneibuch eine Zerfallszeit von höchstens 15<br />
Minuten. Die Temperatur <strong>de</strong>s Wassers im Becherglas wird vor je<strong>de</strong>r Messung mit<br />
einem Thermometer überprüft.
54<br />
5. Material und Metho<strong>de</strong>n<br />
5.7.8. Qualitative Einstufung<br />
Nach <strong>de</strong>r Ermittlung aller Daten ergibt sich für je<strong>de</strong>s <strong>CPF</strong>-Pulversystem ein<br />
Gesamturteil. Es ist hauptsächlich vom Fließverhalten, <strong>de</strong>r Beladungskonzentration<br />
und <strong>de</strong>r Bruchfestigkeit bestimmt. Zusätzlich wer<strong>de</strong>n alle Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Pulver<br />
notiert, um bei späteren Entwicklungen darauf eingehen zu können. Dabei geht es<br />
meist um physikalische Eigenschaften, z.B. elektrische Aufladbarkeit, Quellung,<br />
Rück<strong>de</strong>hnung, glasartige Verformung, Haften, Ölverlust auf Papier o<strong>de</strong>r beim<br />
Pressen, aber auch um ästhetische bzw. marketingorientierte Eigenheiten, wie z.B.<br />
Farbe und Schattierungen.
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6. Ergebnisse und Diskussion 55<br />
Zuerst wer<strong>de</strong>n allgemeine Einflüsse <strong>de</strong>s <strong>CPF</strong>-Verfahrens dargestellt und besprochen.<br />
Dazu wer<strong>de</strong>n Hilfsstoffe mit <strong>de</strong>m <strong>CPF</strong>-Verfahren behan<strong>de</strong>lt. Um ausschließlich die<br />
Einflussfaktoren <strong>de</strong>s Verfahrens zu analysieren, wer<strong>de</strong>n die Hilfsstoffe exemplarisch<br />
nur mit überkritischem CO 2 in Kontakt gebracht, ohne sie mit Flüssigkeiten zu<br />
bela<strong>de</strong>n. Im weiteren Verlauf wer<strong>de</strong>n diverse Hilfsstoffe mit <strong>de</strong>n Beispielflüssigkeiten<br />
Rapsöl und Rosmarinextrakt in jeweils 2 Konzentrationen bela<strong>de</strong>n, um diese für die<br />
Tablettierung zu testen.<br />
6.1. Röntgendiffraktometer<br />
Hilfsstoffe wie z.B. Lactose können in verschie<strong>de</strong>nen polymorphen Formen vorliegen.<br />
Da diese Modifikationen einen unterschiedlichen Aufbau <strong>de</strong>r Materialen bedingen,<br />
führen die polymorphen Formen zu einem abweichen<strong>de</strong>n Verpressungsverhalten<br />
[Busignies et al 2004]. Anhand von Lactose sollte analysiert wer<strong>de</strong>n, ob das <strong>CPF</strong>-<br />
Verfahren Auswirkungen auf die unterschiedlichen Modifikationen besitzt. Danach<br />
wur<strong>de</strong> untersucht, ob durch die verwen<strong>de</strong>ten Flüssigkeiten Unterschie<strong>de</strong> im Aufbau<br />
<strong>de</strong>r Materialien resultieren.<br />
DCL11 DCL15 DCL21<br />
3000 counts/s<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2 Theta<br />
Abbildung 6.1: Röntgendiffraktogramm unterschiedlicher Lactosen (Pharmatosen)
56<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
In Abbildung 6.1 sind die unterschiedlichen Beugungsmuster von α-Lactosemonohydrat<br />
und β-Lactose-anhydrat zu erkennen. Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei um zwei<br />
polymorphe Formen. Pharmatose DCL11 und Pharmatose DCL15 bestehen bei<strong>de</strong> aus<br />
α-Lactose-monohydrat [Vromans et al. 1986]. Pharmatose DCL21 besteht aus β-<br />
Lactose-anhydrat. Pharmatose DCL11 besitzt durch die Herstellung einen amorphen<br />
Anteil. Dieser nimmt bei Lagerung <strong>de</strong>r Substanz ab [Thomsen et al 2005; Eilbracht,<br />
2001].<br />
Wie in Abbildung 6.2 exemplarisch zu sehen ist, än<strong>de</strong>rt sich die Modifikation<br />
<strong>de</strong>s Hilfsstoffes, Pharmatose DCL21, durch die Behandlung mittels <strong>CPF</strong>-Verfahren<br />
nicht. Das Beugungsmuster ist <strong>de</strong>ckungsgleich und zeigt damit dieselbe polymorphe<br />
Form an. Wie Gericke [2003] zeigte, ist die Kristallinität von Lactosen bei einer<br />
Behandlung mit überkritischem CO 2 nicht verän<strong>de</strong>rt. Allerdings gibt es geringe<br />
Intensitätsunterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Peaks.<br />
3500<br />
DCL21<br />
DCL21 CO behan<strong>de</strong>lt<br />
2<br />
3000<br />
2500<br />
counts/s<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.2: unbehan<strong>de</strong>lte und behan<strong>de</strong>lte (120bar, 60°C) Pharmatose DCL21
6. Ergebnisse und Diskussion 57<br />
DCL21 rein DCL21 Rapsöl 9,7% DCL21 Rapsöl 19%<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
counts/s<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2 Theta<br />
Abbildung 6.3: Röntgendiffraktogramm von mit Rapsöl bela<strong>de</strong>ner Pharmatose DCL21<br />
Die Beladung von reiner Pharmatose DCL21 mit Rapsöl zeigt ebenfalls keine<br />
Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kristallstruktur an, Abbildung 6.3. Rapsöl besitzt selbst keine innere<br />
Ordnung, ist also amorph. Deshalb wird die Röntgenstrahlung lediglich durch die<br />
Lactose beeinflusst und zeigt das typische Beugungsmuster für β-Lactose-anhydrat.<br />
3500<br />
DCL21 rein DCL21 Rosmarinextrakt 10% DCL21 Rosmarinextrakt 15%<br />
3000<br />
2500<br />
counts/s<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.4: Kristallinität von mit Rosmarinextrakt bela<strong>de</strong>ner Pharmatose DCL21
58<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Da Rosmarinextrakt kristalline Anteile besitzt und <strong>de</strong>shalb nicht voll amorph ist,<br />
zeigen sich zu <strong>de</strong>m typischen Beugungsmuster <strong>de</strong>r Pharmatose DCL21 noch weitere<br />
Peaks, Abbildung 6.4. Bei<strong>de</strong> Röntgendiffraktogramme addieren sich [Rowe 1994].<br />
Auch durch <strong>de</strong>n Rosmarinextrakt entstehen keine Modifikationsän<strong>de</strong>rungen bei<br />
Lactosen.<br />
Die Untersuchung <strong>de</strong>r Kristallinität zeigt keine Än<strong>de</strong>rung durch das <strong>CPF</strong>-<br />
Verfahren. Die ursprünglichen polymorphen Formen bleiben bestehen. Deshalb stellt<br />
die Kristallinität bei <strong>de</strong>r Herstellung von bela<strong>de</strong>nen <strong>CPF</strong>-Pulvern für die Tablettierung<br />
keinen kritischen Parameter dar. We<strong>de</strong>r durch das verwen<strong>de</strong>te überkritische<br />
Kohlendioxid noch durch die Beladungssubstanzen o<strong>de</strong>r unterschiedliche<br />
Beladungskonzentrationen än<strong>de</strong>rt sich die Modifikation <strong>de</strong>r Substanzen.<br />
6.2. Karl-Fischer-Titration<br />
In Abbildung 6.5 ist <strong>de</strong>r Wassergehalt von Pharmatose DCL21 dargestellt, die<br />
unbehan<strong>de</strong>lt mittels <strong>CPF</strong>-Verfahren o<strong>de</strong>r in einem Autoklaven bearbeitet wur<strong>de</strong>n. Alle<br />
drei mittels <strong>CPF</strong>-Verfahren behan<strong>de</strong>lter Proben besitzen einen Wassergehalt, <strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>r Schwankungsbreite <strong>de</strong>r Ursprungssubstanz liegt. Keine <strong>de</strong>r Proben übersteigt <strong>de</strong>n<br />
spezifizierten Wassergehalt von 0,25 %. Dagegen ist <strong>de</strong>r Wassergehalt <strong>de</strong>r Probe, die<br />
in einem Autoklaven erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur ausgesetzt wur<strong>de</strong>,<br />
(Balken 5, DCL21, 180 bar, 60 °C), erhöht. Diese Untersuchung zeigt <strong>de</strong>utlich, dass<br />
bei <strong>de</strong>r Herstellung von <strong>CPF</strong>-Pulvern <strong>de</strong>r Wassergehalt keinen kritischen Parameter<br />
darstellt. Gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Herstellung von beispielsweise Brausetabletten ist es äußerst<br />
wichtig, dass <strong>de</strong>r Wassergehalt <strong>de</strong>r Hilfsstoffe sehr begrenzt ist, damit keine<br />
Instabilitäten auftreten [Jerzembek 1999]. Durch Wasseraufnahme kann es auch zur<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r kristallinen Struktur kommen [Steckel, Bolzen 2005; Shukla, Price<br />
1991]. Außer<strong>de</strong>m verän<strong>de</strong>rt sich auch die Kompaktierbarkeit <strong>de</strong>r Hilfsstoffe, was sich<br />
in einer unterschiedlichen Qualität <strong>de</strong>r resultieren<strong>de</strong>n Tabletten zeigt [Sebhatu et al<br />
1997].
6. Ergebnisse und Diskussion 59<br />
0,7<br />
Autoklav<br />
0,6<br />
Wassergehalt [%]<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
<strong>CPF</strong>-Verfahren<br />
0,1<br />
0<br />
DCL21<br />
rein<br />
DCL21<br />
Ba<strong>de</strong>öl 19%<br />
DCL21<br />
Ba<strong>de</strong>öl 19%<br />
DCL21<br />
120 bar, 60°C<br />
DCL21<br />
180 bar, 60°C<br />
Abbildung 6.5: Wassergehalt von Pharmatose DCL21, verschie<strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>lt<br />
6.3. Absorption<br />
Die Wasserdampfsorption fester Sorbentien hängt von <strong>de</strong>r chemischen<br />
Zusammensetzung und <strong>de</strong>r physikalischen Struktur ab [Gal et al 1967]. Die Substanz<br />
N-Zorbit M, ein Malto<strong>de</strong>xtrin mit beson<strong>de</strong>rs geringer Dichte, absorbiert bei einer<br />
relativen Feuchte von 43% ungefähr 5% Wasser, Abbildung 6.6. Da die Oberfläche<br />
und die Porosität sehr groß sind, kann <strong>de</strong>r Hilfsstoff große Mengen an Flüssigkeit<br />
bin<strong>de</strong>n. Die bela<strong>de</strong>ne Substanz hingegen zeigt kein weiteres Bestreben Feuchtigkeit<br />
aufzunehmen, da die Oberfläche schon mit Rapsöl belegt ist und damit keine<br />
Bindungsstellen mehr vorhan<strong>de</strong>n sind. In Abbildung 6.6 wird <strong>de</strong>utlich gezeigt, dass<br />
schon bei einem Drittel <strong>de</strong>r Maximalbeladung keine Aufnahme von Wasser mehr<br />
stattfin<strong>de</strong>t. Bei einer weiteren Erhöhung <strong>de</strong>r Beladung <strong>de</strong>s Hilfsstoffes tritt keine<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wassersorption ein, da die energiereichsten Schichten, die<br />
monomolekularen Adsorptionsschichten, bereits gesättigt sind und nur noch die<br />
Kapillaren mit Flüssigkeit gefüllt wer<strong>de</strong>n.
60<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
N-Zorbit M N-Zorbit M 21% Rapsöl N-Zorbit M 60% Rapsöl<br />
5600<br />
5550<br />
5500<br />
Masse [g]<br />
5450<br />
5400<br />
5350<br />
5300<br />
5250<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 6.6: Absorption von Wasser bei einer relativen Feuchte von 43%<br />
Es ist <strong>de</strong>nkbar, das <strong>CPF</strong>-Verfahren zur Imprägnierung feuchtigkeitsempfindlicher<br />
Substanzen einzusetzen. Die Stoffe können dafür mit Ölen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Flüssigkeiten<br />
bela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Es ist nicht nötig, die Stoffe bis zur Maximalbeladung zu belasten,<br />
vielmehr ist es ausreichend, nur die energiereichsten Oberflächen mit Flüssigkeit,<br />
einem Öl, zu belegen.<br />
6.4. Texture Analyzer<br />
In Abbildung 6.7 sind die Kraft/Weg-Diagramme unbela<strong>de</strong>ner und bela<strong>de</strong>ner<br />
Pharmatose DCL21 dargestellt. Die reine Pharmatose DCL21, ß-Lactose-anhydrat,<br />
zeigt einen schnellen Kraftanstieg. Zuerst wird das Pulver nur verdichtet, bis keine<br />
weitere Porositätssenkung ohne Kompression möglich ist. Bei ansteigen<strong>de</strong>r Kraft<br />
kommt es zu einer elastischen und plastischen Verformung <strong>de</strong>r Partikel [Ritschel<br />
2002]. Dabei wird die Porosität weiter gesenkt bis die maximale Kraft <strong>de</strong>s Texture<br />
Analyzers erreicht ist. Ein ähnliches Verhalten zeigen die bela<strong>de</strong>nen Pulver.<br />
Allerdings steigt mit <strong>de</strong>r Ölbeladung auch die Verdichtung an und es kommt zu einem<br />
langsameren Anstieg <strong>de</strong>r Kraft, wie <strong>de</strong>utlich in Abbildung 6.7 auch zu sehen ist. Da in<br />
je<strong>de</strong>r Probe die gleiche Masse Reinstoff enthalten ist, kann dieses Verhalten nur durch<br />
die Verbesserung <strong>de</strong>r plastischen Verformbarkeit erklärt wer<strong>de</strong>n [Lerk, Sucker 1988].
6. Ergebnisse und Diskussion 61<br />
Die inner- und extrapartikuläre Reibung scheint durch die Schmiermittelwirkung <strong>de</strong>s<br />
Öles verringert zu sein. Dieser Effekt ist allgemeingültig. Abbildung 6.8 zeigt bei<br />
höherer Beladung mit Rosmarinextrakt ebenfalls eine Verbesserung <strong>de</strong>r plastischen<br />
Verformbarkeit.<br />
600<br />
DCL21 rein DCL21 Rapsöl 10% DCL21 Rapsöl 19%<br />
500<br />
400<br />
Kraft [N]<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Weg [mm]<br />
Abbildung 6.7: Kompressionsverhalten von Pharmatose DCL21<br />
Rosmarinextrakt<br />
Rapsöl<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
Weg [mm]<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />
Beladungskonzentration [%]<br />
Abbildung 6.8: Kompressionsverhalten von bela<strong>de</strong>ner Pharmatose DCL21
62<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
In Abbildung 6.8 ist <strong>de</strong>r nötige Weg bis zur maximalen Kraft in Abhängigkeit <strong>de</strong>r<br />
Beladungskonzentration dargestellt. Dabei ist auffällig, dass sich mit steigen<strong>de</strong>r<br />
Beladungskonzentration <strong>de</strong>r Weg bis zur maximalen Kraft verlängert, wie in<br />
Abbildung 6.7 zu sehen, d.h. die plastische Verformbarkeit <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Substanz ist<br />
positiv beeinflusst. Allerdings ist <strong>de</strong>utlich zu erkennen, dass dieser Effekt quantitativ<br />
von <strong>de</strong>r Beladungssubstanz abhängig ist. Auf Grund <strong>de</strong>r wenigen Daten ist es nicht<br />
möglich, einen mathematischen Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r<br />
Beladungskonzentration und <strong>de</strong>m Anstieg <strong>de</strong>s benötigten Weges aufzustellen.<br />
Natürlich sind das plastische Verhalten und die grundsätzliche Charakteristik<br />
hauptsächlich vom Hilfsstoff abhängig [Al<strong>de</strong>rborn, Glazer 1990]. Die Beladung führt<br />
lediglich zu einer Verän<strong>de</strong>rung dieser grundsätzlichen Charakteristik <strong>de</strong>r Substanz.<br />
Wie in <strong>de</strong>n vorhergehen<strong>de</strong>n Abschnitten erläutert wur<strong>de</strong>, än<strong>de</strong>rt sich bei <strong>de</strong>r<br />
Verarbeitung <strong>de</strong>r Hilfsstoffe die Kristallmodifikation nicht. Die unterschiedliche<br />
Komprimierbarkeit kann also keine Folge von sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n polymorphen<br />
Modifikationen sein. Diese Eigenschaftsän<strong>de</strong>rung kann nur durch unterschiedliche<br />
Beladungen sowie Beladungskonzentrationen entstehen. Unterschiedliche<br />
Kristallmodifikationen zeigen normalerweise unterschiedliche<br />
Verpressungseigenschaften. Da es zu keiner Kristallgitterän<strong>de</strong>rung kommt, ist die<br />
unterschiedliche Komprimierbarkeit von Reinstoff und bela<strong>de</strong>nem Stoff nur mit<br />
kristallexternen Faktoren zu erklären, wie z.B. <strong>de</strong>r Schmiermittelwirkung [Armstrong<br />
et al 1972].<br />
Abbildung 6.9 zeigt das resultieren<strong>de</strong> Kraft/Weg-Diagramm <strong>de</strong>r<br />
Relaxationstests. Wie in Abbildung 6.7 führt auch bei Rosmarinextrakt eine höhere<br />
Beladung zu einer geringeren Steigung <strong>de</strong>s Kraftanstieges. Das dargestellte Plateau<br />
stellt die zeitabhängige Kompression dar. Deshalb wird in Abbildung 6.10 <strong>de</strong>r<br />
zurückgelegte Weg nochmals separat dargestellt.
600<br />
6. Ergebnisse und Diskussion 63<br />
DCL21 rein DCL21 Rosmarinextrakt 10% DCL21 Rosmarinextrakt 15%<br />
500<br />
400<br />
Kraft [N]<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Weg [mm]<br />
Abbildung 6.9: Relaxationstest bela<strong>de</strong>ner Pharmatose DCL21<br />
Die Viskoelastizität von Pharmatose DCL21, d.h. die zeitabhängige Verformbarkeit<br />
<strong>de</strong>s Stoffes, wird we<strong>de</strong>r durch Rosmarinextrakt noch durch Rapsöl substantiell<br />
verän<strong>de</strong>rt. Allerdings ist es nicht auszuschließen, dass an<strong>de</strong>re Öle und Extrakte die<br />
zeitabhängige Kompression verän<strong>de</strong>rn können.<br />
Die Kompressionseigenschaften <strong>de</strong>r <strong>CPF</strong>-Pulvern wer<strong>de</strong>n maßgeblich von <strong>de</strong>r<br />
Beladung und <strong>de</strong>r Beladungskonzentration beeinflusst. Meist erzielt die Beladung<br />
einen Schmiermitteleffekt. Dieses Verhalten kann bei <strong>de</strong>r Tablettierung ausgenutzt<br />
wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m weniger o<strong>de</strong>r gar kein Schmiermittel, wie z.B. Magnesiumstearat,<br />
verwen<strong>de</strong>t wird [Lerk, Sucker 1988]. Auch die Öle bil<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n Stempeln und<br />
Oberflächen <strong>de</strong>r Presse einen dünnen Gleitfilm aus, <strong>de</strong>r die Reibung herabsetzt und<br />
damit die Ausstoßkraft und an<strong>de</strong>re Reibungskräfte minimiert [Jarosz, Parrot 1984].<br />
Allerdings kann es bei einer zu hohen Beladung <strong>de</strong>r Hilfsstoffe und einer großen<br />
Presskraft zur verstärkten Mobilisierung <strong>de</strong>s Öles kommen, was im Ergebnis zu<br />
öligen Tabletten führt.
64<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Rosmarinextrakt<br />
Rapsöl<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,3<br />
Weg [mm/60sec]<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,1<br />
0,0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />
Beladungskonzentration [%]<br />
Abbildung 6.10: Relaxationsweg bela<strong>de</strong>ner Pharmatose DCL21<br />
6.5. Partikelgrößenverteilung<br />
Pharmatosen wur<strong>de</strong>n mittels <strong>CPF</strong>-Verfahren behan<strong>de</strong>lt, ohne eine Beladungssubstanz<br />
einzusetzen. Die Lactosen wur<strong>de</strong>n nur mit überkritischem Kohlendioxid in Kontakt<br />
gebracht, einem Autoklaven zugeführt und dort erhöhtem Druck und erhöhter<br />
Temperatur ausgesetzt. Die so behan<strong>de</strong>lten Substanzen wur<strong>de</strong>n auf ihre<br />
Partikelgrößenverteilungen hin untersucht. In Abbildung 6.11 sind die resultieren<strong>de</strong>n<br />
Summenverteilungskurven aufgezeichnet. Dabei sind Schwankungen <strong>de</strong>r<br />
Partikelgrößen feststellbar, welche aber nicht gravierend sind. Deshalb wur<strong>de</strong>n zur<br />
besseren Veranschaulichung in Abbildung 6.12 die mittleren Partikelgrößen x 50<br />
dargestellt. Dabei ist auffallend, dass sich die Partikelgröße durch das <strong>CPF</strong>-Verfahren<br />
verringert, je stärker <strong>de</strong>r Druck ist, siehe Abbildung 6.12, Balken 2 und 3. Die mittels<br />
Autoklaven behan<strong>de</strong>lten Lactosen zeigen eine abnehmen<strong>de</strong> Partikelgröße bei<br />
steigen<strong>de</strong>m Druck, jedoch sind die Partikelgrößen im Vergleich zum unbehan<strong>de</strong>lten<br />
Reinstoff gestiegen.
6. Ergebnisse und Diskussion 65<br />
100<br />
90<br />
Summenverteilung Q 3 [%]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.11: Summenverteilungskurven behan<strong>de</strong>lter Pharmatose DCL21<br />
rein 25°C, 80bar 60°C, 120bar 25°C, 60bar 40°C, 80bar 60°C, 180 bar<br />
150<br />
125<br />
<strong>CPF</strong>-Verfahren<br />
Autoklav<br />
Mittelwert x 50 -Wert [µm]<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
Pharmatose DCL-11<br />
Abbildung 6.12: Mittelwert x 50 <strong>de</strong>r Partikelgrößen von behan<strong>de</strong>lter Pharmatose DCL21<br />
Pharmatosen wur<strong>de</strong>n mittels <strong>CPF</strong>-Verfahren behan<strong>de</strong>lt, ohne eine Beladungssubstanz<br />
einzusetzen. Die Lactosen wur<strong>de</strong>n nur mit überkritischem Kohlendioxid in Kontakt<br />
gebracht, einem Autoklaven zugeführt und dort erhöhtem Druck und erhöhter<br />
Temperatur ausgesetzt. Die so behan<strong>de</strong>lten Substanzen wur<strong>de</strong>n auf ihre<br />
Partikelgrößenverteilungen hin untersucht. In Abbildung 6.11 sind die resultieren<strong>de</strong>n
66<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Summenverteilungskurven aufgezeichnet. Dabei sind nur geringe Schwankungen <strong>de</strong>r<br />
Partikelgrößen feststellbar. Deshalb wur<strong>de</strong>n zur besseren Veranschaulichung in<br />
Abbildung 6.12 die mittleren Partikelgrößen x 50 dargestellt. Dabei ist auffallend, dass<br />
sich die Partikelgröße durch das <strong>CPF</strong>-Verfahren verringert, je stärker <strong>de</strong>r Druck ist,<br />
siehe Abbildung 6.12, Balken 2 und 3. Die mittels Autoklaven behan<strong>de</strong>lten Lactosen<br />
zeigen eine abnehmen<strong>de</strong> Partikelgröße bei steigen<strong>de</strong>m Druck, jedoch sind die<br />
Partikelgrößen im Vergleich zum unbehan<strong>de</strong>lten Reinstoff gestiegen.<br />
Die verringerte Partikelgröße bei <strong>CPF</strong> behan<strong>de</strong>lten Lactosen lässt sich durch<br />
die auftreten<strong>de</strong>n Scherkräfte an <strong>de</strong>r Düse erklären. Durch diese Düse strömt das Gas,<br />
überkritisches Kohlendioxid, und entspannt sich. Die Substanz wird hinzu dosiert und<br />
kommt mit <strong>de</strong>m Sprühstrahl in Kontakt. Dabei kann es zur Desagglomerierung von<br />
Partikeln kommen [Gericke et al 2003]. Eine Zerkleinerung tritt jedoch nicht auf,<br />
<strong>de</strong>nn in diesem Fall wür<strong>de</strong> sich die Summenverteilung <strong>de</strong>s Hilfsstoffes maßgeblich<br />
verschieben.<br />
Im Autoklaven spielen Scherkräfte keine Rolle. Viel eher ist es <strong>de</strong>nkbar, dass<br />
durch <strong>de</strong>n Druck eine Verdichtung stattfin<strong>de</strong>t und sich dabei kleine Partikel an<br />
größere Partikel bin<strong>de</strong>n. Diese Agglomeration tritt bei höherem Druck verstärkt auf,<br />
aber plastisches Fließen erfolgt nicht, da <strong>de</strong>r Druck zu gering ist.<br />
250<br />
30%<br />
Mittlere Partikelgröße x 50 [µm]<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0%<br />
11%<br />
11%<br />
27%<br />
0<br />
Substanz Rapsöl Rapsöl Rosmarin Rosmarin<br />
Abbildung 6.13: Abhängigkeit <strong>de</strong>r mittleren Partikelgröße von <strong>de</strong>r<br />
Beladungskonzentration bei Avicel PH101
6. Ergebnisse und Diskussion 67<br />
Wie in Abbildung 6.13 zu sehen ist, wird <strong>de</strong>r Effekt auf <strong>de</strong>n Reinstoff durch die<br />
Beladung überkompensiert. Es kommt zur verstärkten Agglomeration [Lankes 2002].<br />
Je höher die Beladung ist, <strong>de</strong>sto größere Agglomerate entstehen. Dieser Effekt ist<br />
quantitativ wie<strong>de</strong>rum abhängig von <strong>de</strong>r Beladungssubstanz. Bei <strong>de</strong>r Beladung mit<br />
Rosmarinextrakt entstehen Agglomerate nur bis zu einer Größe von < 100 µm,<br />
wohingegen bei Rapsöl die Agglomeration erheblich stärker ist und Partikel bis zu<br />
210 µm resultieren. Dabei spielt anscheinend die Viskosität <strong>de</strong>r Beladungssubstanz<br />
eine Rolle.<br />
Im Ergebnis ist festzustellen, dass das <strong>CPF</strong>-Verfahren eine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Partikelgröße <strong>de</strong>r Hilfsstoffe bewirkt. Deshalb muss bei <strong>de</strong>r Herstellung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Chargen immer auf einen gleich bleiben<strong>de</strong>n Druck bei <strong>de</strong>r Beladung <strong>de</strong>r Pulver<br />
geachtet wer<strong>de</strong>n. Der Effekt <strong>de</strong>r Partikelverkleinerung wird durch die Adhäsionskräfte<br />
<strong>de</strong>r Beladungssubstanzen, Öle o<strong>de</strong>r Extrakte, aber stark überkompensiert, so dass es<br />
eher zur verstärkten Agglomeration kommt als zu einer Verkleinerung <strong>de</strong>r Partikel.<br />
Allerdings kann die Reinigung <strong>de</strong>r Partikeloberfläche von kleinen Partikeln zur<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Fließfähigkeit und Adsorptionsfähigkeit führen. Dieser glätten<strong>de</strong><br />
Effekt wird bei <strong>de</strong>r Beladung von Lactose mit Wirkstoffen für die Inhalation genutzt<br />
[Gericke et al. 2002].<br />
6.6. Schüttdichte<br />
Die mittels <strong>CPF</strong>-Verfahren behan<strong>de</strong>lten aber unbela<strong>de</strong>nen Lactosen wur<strong>de</strong>n auch auf<br />
ihre verän<strong>de</strong>rte Schüttdichte hin untersucht, siehe Abbildung 6.14. Dabei gibt es<br />
schon bei <strong>de</strong>n Ausgangssubstanzen starke Unterschie<strong>de</strong>. Diese Unterschie<strong>de</strong><br />
resultieren aus ungleichen Herstellungsmetho<strong>de</strong>n und Kristallmodifikationen <strong>de</strong>r<br />
Hilfsstoffe. Abbildung 6.14 zeigt die lediglich geringfügig verän<strong>de</strong>rten Schüttdichten<br />
<strong>de</strong>r agglomerierten, kristallinen Lactosen (Pharmatose DCL15 und DCL21). Im<br />
Gegensatz dazu wird die sprühgetrocknete Lactose (Pharmatose DCL11), die aus<br />
Kugeln besteht, durch die Scherkräfte verkleinert, wodurch eine dichtere Packung im<br />
Gefäß möglich ist und damit eine stärkere Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Schüttdichte stattfin<strong>de</strong>t.<br />
Auffallend ist zusätzlich, dass die Zerkleinerung mit zunehmen<strong>de</strong>m Druck nicht<br />
steigt. Dies ist durch die mögliche zunehmen<strong>de</strong> Elastizität <strong>de</strong>r Lactose bei steigen<strong>de</strong>r<br />
Temperatur zu erklären.
68<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
700<br />
600<br />
DCL11 DCL15 DCL21<br />
25°C<br />
60°C<br />
Schüttdichte [kg/m 3 ]<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
0 80 120<br />
Druck [bar]<br />
Abbildung 6.14: Schüttdichte unbehan<strong>de</strong>lter und mittels <strong>CPF</strong>-Verfahren behan<strong>de</strong>lter<br />
Pharmatosen (Lactosen)<br />
Abbildung 6.15: Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Schütt- und Stampfdichte mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Beladung bei Sipernat 50S [Lankes 2003]<br />
Für Sipernat 50S zeigt die Abbildung 6.15, dass die Bulkdichte bis zu einer Beladung<br />
von 10 % konstant bleibt, obwohl in <strong>de</strong>r Schüttung Flüssigkeit vorhan<strong>de</strong>n ist [Lankes<br />
2003]. Dies be<strong>de</strong>utet, dass die Porosität mit zunehmen<strong>de</strong>m Flüssigkeitsanteil zunächst<br />
ansteigt. Danach vergrößern sich die Bulkdichten, was damit zu erklären ist, dass die<br />
Porosität <strong>de</strong>r Schüttungen konstant bleibt und die Poren zwischen <strong>de</strong>n Partikeln mit<br />
Flüssigkeit gefüllt wer<strong>de</strong>n. Dieses Ergebnis stimmt mit <strong>de</strong>n Resultaten einer Studie
6. Ergebnisse und Diskussion 69<br />
von Feng und Yu [1998] überein, welche die Packungsstruktur monodisperser Kugeln<br />
vor allem in Bezug auf die Flüssigkeitszugabe untersuchten.<br />
Das Packungsverhalten feuchter Partikel unterschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>mnach von <strong>de</strong>m<br />
trockener Partikel, was anhand von Glaskugeln experimentell nachgewiesen wur<strong>de</strong>.<br />
Bei konstanten Ausgangsbedingungen durchläuft die ursprüngliche Porosität <strong>de</strong>s<br />
trockenen Pulvers bei Zugabe von Flüssigkeit zunächst ein Maximum und bleibt bei<br />
weiterer Zugabe konstant. Feng und Yu [1998] unterschei<strong>de</strong>n zwei Abschnitte: Der<br />
erste Abschnitt <strong>de</strong>r Benetzung zeigt eine zunehmen<strong>de</strong> Porosität mit steigen<strong>de</strong>m<br />
Flüssigkeitsgehalt, weil <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r durch Flüssigkeit hervorgerufenen Kräfte<br />
z<strong>uni</strong>mmt. In <strong>de</strong>m zweiten Abschnitt fin<strong>de</strong>t ein Befüllen <strong>de</strong>r Partikelzwischenräume<br />
statt, so dass die Bulkdichten zunehmen. Generell wur<strong>de</strong> von Gruener [1999]<br />
festgestellt, dass die Schütt- und Stampfdichte bela<strong>de</strong>ner Hilfsstoffe mit <strong>de</strong>r<br />
Beladungskonzentration steigt.
70<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7. Hilfsstoffe<br />
6.7.1. Lactosen<br />
6.7.1.1. Pharmatose DCL11<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 49,1 6,5 [ + ]<br />
Rapsöl 5 60,6 8,0 [ + ]<br />
Rapsöl 16 58,1 1,0 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 6 54,1 2,5 [ + ]<br />
Rosmarinextrakt 18 56,4 0,5 [ o ]<br />
Tabelle 6.1: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Pharmatose DCL11<br />
Pharmatose DCL 11 ist eine sprühgetrocknete Lactose, welche aus Galaktose und<br />
Glucose zusammengesetzt ist. Sie besteht zu 85 % aus α Lactose-Monohydrat, siehe<br />
Abbildung 6.1, und zu 15 % aus amorpher Lactose [Vromans et al. 1986]. Der<br />
amorphe Anteil rekristallisiert bei relativen Feuchten über 60 % in α Lactose-<br />
Monohydrat um. Der kristalline Anteil verhält sich sprödbrüchig und <strong>de</strong>r amorphe<br />
Anteil wird plastisch verformt [Dressler 2002]. Bei Pharmatose DCL11 ist <strong>de</strong>r<br />
amorphe Anteil maßgeblich für die gute Verpressbarkeit verantwortlich und zeigt die<br />
geringste Fragmentierungsneigung <strong>de</strong>r reinen Pharmatosen [Vromans et al. 1987].<br />
Aufgrund seiner guten Verpressungseigenschaften wird die Substanz als Füllmittel<br />
o<strong>de</strong>r als Trockenbin<strong>de</strong>mittel verwen<strong>de</strong>t [Jivraj et al. 2000]. Die<br />
Lösungsgeschwindigkeit ist relativ gering, jedoch ist die Löslichkeit sehr gut. Die<br />
Tabletten zerfallen schnell, da schnell Wasser aufgenommen wird und sich die<br />
Bindungen auflösen [Van Kamp et al. 1986].<br />
counts/s<br />
2000<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.16: Röntgendiffraktogramm Pharmatose DCL11
6. Ergebnisse und Diskussion 71<br />
Durch <strong>de</strong>n hohen Wassergehalt von 5,2 %, ist die Herstellung von Brausetabletten<br />
nicht möglich.<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r resultieren<strong>de</strong>n Komprimate ist gut, siehe Tabelle 6.1.<br />
Eine Beson<strong>de</strong>rheit zeigt sich bei <strong>de</strong>r mit 5 % Rapsöl bela<strong>de</strong>nen Pharmatose DCL11,<br />
hier steigt die Bruchfestigkeit an im Gegensatz zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren untersuchten<br />
Beladungen. Dies kann mit <strong>de</strong>r Schmiermittelwirkung <strong>de</strong>s Rapsöls begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />
Rosmarinextrakt zeigt dieses Verhalten nicht. Ohne Schmiermittel kommt es beim<br />
Ausstoßen <strong>de</strong>r Komprimate zur Reibung zwischen Matrizenwand und Pressling, was<br />
zur Beschädigung führen kann [Bolhuis et al. 1973]. Bei höherer Ölkonzentration ist<br />
diese Schmiermittelwirkung nicht mehr zu verbessern [Jarosz et al. 1984]. Die<br />
Bruchfestigkeit wird durch <strong>de</strong>n sich bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Ölfilm verhin<strong>de</strong>rt und weichere<br />
Tabletten entstehen. Außer<strong>de</strong>m tritt mit zunehmen<strong>de</strong>r Beladung bei Kompression<br />
verstärkt Öl aus, was durch die Überwindung <strong>de</strong>r Haftkräfte zu erklären ist.<br />
Die Schüttdichte beträgt 639 ± 8 kg/m 3 , die Stampfdichte 746 ± 8 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 113,8 ± 0,7 µm bestimmt. Es liegt eine enge<br />
Korngrößenverteilung vor, wie in Abbildung 6.17 zu sehen ist. Die<br />
Beladungskonzentration ist geringer als in <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Zucker und Zuckeralkohole<br />
üblich.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.17: Partikelsummenverteilung Pharmatose DCL11<br />
Die sprühgetrockneten Teilchen sind kugelförmig und auf <strong>de</strong>r Oberfläche uneben. Mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Beladung verschwin<strong>de</strong>n diese Unebenheiten. In <strong>de</strong>n Abbildungen 6.18<br />
ist die Auflagerung von Sprühflüssigkeit gut zu erkennen. Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r
72<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
reinen Pharmatose DCL11 ist sehr gut. Allerdings än<strong>de</strong>rt sich mit <strong>de</strong>r<br />
Partikelmorphologie bei Beladung <strong>de</strong>r Pharmatose DCL11 auch das Fließverhalten.<br />
Durch die aufgelagerte Flüssigkeit ist ein abgleiten <strong>de</strong>r Partikel erschwert. Hieraus<br />
resultiert eine schlechtere Fließfähigkeit. Deshalb ist es nötig die Matrize manuell zu<br />
befüllen, um ein Komprimat herstellen zu können.<br />
Abb. 6.18 a Reinstoff, Vergr.: 550x<br />
Abb. 6.18 b Rapsöl 5%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.18 c Rapsöl 16% , Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.18 d Rosmarin 6%, Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.18 e Rosmarin 18%, Vergr.: 350x<br />
Abbildung 6.18: REM-Bil<strong>de</strong>r Pharmatose DCL11<br />
Fazit:<br />
Pharmatose DCL 11 eignet sich auf Grund <strong>de</strong>r guten Verpressbarkeit als Zusatz in<br />
einer bela<strong>de</strong>nen Formulierung. Die Substanz sollte aber nur minimal bela<strong>de</strong>n sein, da<br />
sonst die guten Eigenschaften <strong>de</strong>r Partikelstruktur verloren gehen und die Flüssigkeit<br />
mobilisiert wird.
6. Ergebnisse und Diskussion 73<br />
6.7.1.2. Pharmatose DCL15<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 48,9 6,5 [ + ]<br />
Rapsöl 7 56,2 1,3 [ + ]<br />
Rapsöl 19 54,5 0,5 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 8 55,7 3,0 [ + ]<br />
Rosmarinextrakt 18 57,0 0,5 [ o ]<br />
Tabelle 6.2: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Pharmatose DCL15<br />
Pharmatose DCL 15 ist ebenfalls α Lactose-Monohydrat, eine Form <strong>de</strong>s<br />
Milchzuckers, die granuliert bzw. durch Wasserdampf agglomeriert wird. Dadurch<br />
entsteht eine poröse Struktur, die fast ein plastisches Verpressungsverhalten aufweist.<br />
Unter <strong>de</strong>n Pharmatosen zeigt Pharmatose DCL15 die größte Fragmentierungsneigung,<br />
was die Substanz als sprödbrüchig kennzeichnet [Dressler 2002]. Dazu passen die<br />
Ergebnisse von Wong et al [1991], <strong>de</strong>r zeigte, dass α Lactose-Monohydrat<br />
mechanisch stabiler als α Lactose-Anhydrat ist. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Bruchfestigkeit<br />
verschiebt sich das viskoelastische Verhalten hin zu elastischem Verhalten [Cuntze<br />
2003]. Auch Pharmatose DCL15 wird als Trockenbin<strong>de</strong>mittel und Füllstoff benutzt<br />
[Bolhius et al. 1973]. Die Bindungsstärke ist gering [Eriksson et al. 1995].<br />
Der Wassergehalt beträgt 4,8 %. Damit ist die Substanz nicht zur Herstellung<br />
von Brausetabletten geeignet. Die Substanz ist gut in Wasser löslich, ist nicht<br />
hygroskopisch und härtet nicht nach. Die Tabletten zerfallen schnell, da schnell<br />
Wasser aufgenommen wird und sich die Bindungen auflösen [Van Kamp et al. 1986].<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
counts/s<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.19: Röntgendiffraktogramm Pharmatose DCL15
74<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Schüttdichte <strong>de</strong>r Substanz ist 544 ± 3 kg/m 3 , die Stampfdichte 674 ± 7 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 132,1 ± 0,7 µm bestimmt, die Verteilung <strong>de</strong>r<br />
Partikel ist daher breiter als bei Pharmatose DCL11. Damit sind die Partikel<br />
geringfügig größer als bei Pharmatose DCL11, was sich auch in <strong>de</strong>r geringfügig<br />
besseren Fließfähigkeit nie<strong>de</strong>rschlägt. Pharmatose DCL 15 verhält sich beim Fließen<br />
ähnlich wie sprühgetrocknete Lactose. Bei geringer Beladung fließen die Muster noch<br />
akzeptabel, aber bei höherer ist es nötig, die Substanz manuell in die Matrize<br />
einzufüllen. Bei höherer Beladung tritt beim Pressen Öl aus und verhin<strong>de</strong>rt die<br />
Bildung <strong>de</strong>r Festkörperbindungen. Anstatt <strong>de</strong>ssen kommt es zur Bildung von<br />
Flüssigkeitsbrücken und dadurch zur Agglomeration <strong>de</strong>r Partikel, wie in Abbildung<br />
6.21 b und d zu sehen ist. Die Beladungskonzentration ist mit <strong>de</strong>r Beladung an<strong>de</strong>rer<br />
Zucker vergleichbar hoch.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.20: Partikelsummenverteilung Pharmatose DCL15<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r reinen Pharmatose DCL15 ist genauso gut wie bei Pharmatose<br />
DCL11. Allerdings verhält sich Pharmatose DCL15 bei Beladung etwas schlechter, da<br />
dann die Bruchfestigkeiten sinken. Nur bei geringer Beladungskonzentration sind<br />
noch akzeptable Presslinge zu erhalten. Rapsöl verhin<strong>de</strong>rt die Bildung von<br />
Kontaktstellen leichter als Rosmarinextrakt, was mit <strong>de</strong>r geringeren Viskosität <strong>de</strong>r<br />
Flüssigkeit zu erklären ist.<br />
Die Partikel sind nicht von so gleichmäßigem Aussehen wie die<br />
sprühgetrockneter Lactose, siehe auch Abbildung 6.18 und 6.21. Es gibt run<strong>de</strong><br />
Partikel sowie eckige, gebrochene Teilchen. Teilweise gibt es kleine poröse Partikel
6. Ergebnisse und Diskussion 75<br />
auf <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>r Teilchen. Die bela<strong>de</strong>nen Proben gruppieren sich zu größeren<br />
Partikeln zusammen. Auf <strong>de</strong>n Oberflächen wer<strong>de</strong>n die Konturen <strong>de</strong>r Partikel geglättet,<br />
die Unebenheiten wer<strong>de</strong>n mit Flüssigkeit gefüllt. In Folge <strong>de</strong>ssen verlieren die<br />
Partikel ihre Eigenschaften.<br />
Abb. 6.21 a Reinstoff, Vergr.: 700x<br />
Abb. 6.21 b Rapsöl 7%, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.21 c Rapsöl 19% , Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.21 d Rosmarin 8%, Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.21 e Rosmarin 18%, Vergr.: 100x<br />
Abbildung 6.21: REM-Bil<strong>de</strong>r Pharmatose DCL15<br />
Fazit:<br />
Pharmatose DCL 15 zeigt eine geringfügig schlechtere Verpressbarkeit als<br />
Pharmatose DCL 11. Als bela<strong>de</strong>nes Bin<strong>de</strong>mittel eignet sich Pharmatose DCL 15 nur<br />
bedingt, besser ist es als Füllmittelzusatz zu gebrauchen. Bei geringen<br />
Beladungskonzentrationen sind akzeptable Komprimate zu erhalten.
76<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.1.3. Pharmatose DCL21<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 56,6 3,0 [ + ]<br />
Rapsöl 10 57,2 1,4 [ + - o ]<br />
Rapsöl 19 59,6 0,5 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 10 54,0 0,95 [ + - o ]<br />
Rosmarinextrakt 15 52,4 0,5 [ + ]<br />
Tabelle 6.3: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Pharmatose DCL21<br />
Pharmatose DCL 21 ist Lactose mit einem hohen Anteil an kristallinem β-Lactose-<br />
Anhydrat (ca. 80 %). Der restliche Teil <strong>de</strong>r Substanz besteht aus α-Lactose-Anhydrat<br />
[Van Kamp et al. 1986]. Pharmatose DCL21 wird durch eine Walzentrocknung<br />
hergestellt. Die Substanz wird als Füllstoff und Bin<strong>de</strong>mittel eingesetzt. Die<br />
Fragmentierungsneigung liegt zwischen Pharmatose DCL11 und DCL15 [Dressler<br />
2002]. Pharmatose DCL21 ist in die Gruppe <strong>de</strong>r sprödbrüchigen Substanzen<br />
einzuordnen. Die Festigkeit <strong>de</strong>r Tabletten sinkt bei Schmiermittelzugabe wenig, da<br />
neue Flächen beim Bruch <strong>de</strong>r Partikel gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n [Van Kamp et al. 1986].<br />
Pharmatose DCL21 ist wenig hygroskopisch, <strong>de</strong>r Wassergehalt beträgt 0,2 %.<br />
Deshalb kann die Substanz auch zur Herstellung von Brausetabletten verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. Wie Shukla et al. [1991] zeigte, nimmt <strong>de</strong>r Stoff bei hoher relativer Feuchte<br />
Wasser auf und wan<strong>de</strong>lt sich in α-Lactose-Monohydrat um. Mit Zunahme <strong>de</strong>s<br />
Wassergehaltes nimmt die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r Tabletten ab. Die Tabletten zerfallen<br />
schnell, da schnell Wasser aufgenommen wird und sich die Bindungen auflösen [Van<br />
Kamp et al. 1986].<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
counts/s<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.22: Röntgendiffraktogramm Pharmatose DCL21
6. Ergebnisse und Diskussion 77<br />
Die Schüttdichte beträgt 652 ± 9 kg/m 3 , die Stampfdichte 852 ± 4 kg/m 3 . Die mittlere<br />
Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 13 ± 0,8 µm bestimmt. Dieser Wert wird als unkorrekt<br />
angenommen, da die REM-Bil<strong>de</strong>r auf größere Partikel schließen lassen und auch die<br />
Herstellerangabe eine mittlere Partikelgröße von 150 ± 25 µm angibt. Wahrscheinlich<br />
wer<strong>de</strong>n die agglomerierten Partikel bei <strong>de</strong>r Dispergierung <strong>de</strong>s Systems zerkleinert<br />
bzw. in die einzelnen Partikel zerlegt. Dies wür<strong>de</strong> auch die breite Verteilung erklären,<br />
die vom Hersteller nicht angegeben wird. Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r Pharmatose DCL21<br />
ist im Vergleich zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren untersuchten Lactosen <strong>de</strong>utlich schlechter. Der<br />
Hilfsstoff kann per Füllschuh in die Matrize überführt wer<strong>de</strong>n. Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r<br />
bela<strong>de</strong>nen Proben zeigt kaum einen Unterschied zum unbela<strong>de</strong>nen Zustand. Die<br />
Verarbeitbarkeit ist bei Beladung jedoch <strong>de</strong>utlich besser, so muss die Matrize nicht<br />
manuell befüllt wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Ölverlust bei <strong>de</strong>r Kompression <strong>de</strong>r Tabletten ist nicht<br />
so stark. Die Beladungskonzentration liegt im Rahmen <strong>de</strong>r Zucker und<br />
Zuckeralkohole.<br />
100<br />
Summenverteilung Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.23: Partikelsummenverteilung Pharmatose DCL21<br />
In <strong>de</strong>n Abbildungen sind verschie<strong>de</strong>n große Brocken <strong>de</strong>r Substanz zu erkennen. Die<br />
Teilchen erscheinen als leicht gebogene Schichten sowie als gebrochene Partikel, an<br />
die sich kleinere Teilchen agglomerieren können, was bei <strong>de</strong>r Einbringung von Öl<br />
o<strong>de</strong>r Extrakt passiert. Im Gegensatz zur sprühgetrockneten Lactose zeigt sich <strong>de</strong>utlich<br />
weniger Flüssigkeit auf <strong>de</strong>r Oberfläche. Die ursprüngliche Partikelmorphologie bleibt
78<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
erhalten. Dadurch könnten die besseren Verpressungseigenschaften bei <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen<br />
Substanz zu erklären sein.<br />
Abb.6.24 a Reinstoff, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.24 b Rapsöl 10%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.24 c Rapsöl 19% , Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.24 d Rosmarin 10%, Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.24 e Rosmarin 15%, Vergr.: 600x<br />
Abbildung 6.24: REM-Bil<strong>de</strong>r Pharmatose DCL21<br />
Fazit:<br />
Pharmatose DCL 21 ist gut geeignet als Bin<strong>de</strong>mittel in einer Formulierung. Dies gilt<br />
auch in bela<strong>de</strong>nem Zustand, aber wie auch bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Lactosen sollte nicht zu<br />
hoch bela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, damit eine geeignete Bruchfestigkeit gewährleistet bleibt. Diese<br />
ist bei Pharmatose DCL 21 lediglich befriedigend.
6. Ergebnisse und Diskussion 79<br />
6.7.2. Zuckeralkohole<br />
6.7.2.1. Finlac<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 52,4 12,7 [ + - o ]<br />
Rapsöl 10 56,2 1,8 [ + ]<br />
Rapsöl 19 55,7 0,5 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 11 54,3 2,0 [ +]<br />
Rosmarinextrakt 20 55,2 0,5 [ o ]<br />
Tabelle 6.4: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Finlac<br />
Finlac ist chemisch betrachtet Lactitol (4-O-ß-D-Galactopyranosyl-D-glucitol), ein<br />
disacharidischer Zuckeralkohol. Wie in Abbildung 6.25 zu sehen ist, han<strong>de</strong>lt es sich<br />
um einen kristallinen Stoff. Lactitol wird auch in Pharmatose DCL 40 im Gemisch<br />
mit Lactose als Trockenbin<strong>de</strong>mittel eingesetzt, da es festere Komprimate als<br />
sprühgetrocknete Lactose bil<strong>de</strong>t, siehe Bruchfestigkeit von Pharmatose DCL11. In <strong>de</strong>r<br />
Gruppe <strong>de</strong>r Zucker und Zuckeralkohole zeigt es die beste Bruchfestigkeit. Armstrong<br />
[1998] bescheinigt Lactitol eine gute Tablettierbarkeit. Im Patent von Khankari et al.<br />
[1998] wird es zur Herstellung von im Mund schnell zerfallen<strong>de</strong>n Tabletten wie<br />
Mannitol eingesetzt, da <strong>de</strong>r Zerfall durch die gute Löslichkeit <strong>de</strong>r Substanz erleichtert<br />
ist. Die Zerfallszeit beträgt 3,5 Minuten und entspricht damit <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s<br />
Ph.Eur.<br />
counts/s<br />
2000<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.25: Röntgendiffraktogramm von Finlac
80<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Der Wassergehalt ist mit 5,2 % ähnlich hoch wie bei Sorbitol, aber Lactitol ist nicht<br />
hygroskopisch wie Sorbitol [Fiedler 1996].<br />
Die Schüttdichte beträgt 570 ± 4 kg/m 3 , die Stampfdichte 729 ± 4 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 266,3 ± 11,2 µm bestimmt. Damit sind die<br />
Partikel im Gegensatz zu <strong>de</strong>n untersuchten Lactosen erheblich größer und zeigen<br />
außer<strong>de</strong>m auch eine breitere Verteilung. Diese führt zur Füllung von Hohlräumen und<br />
zu einer geringen Verschlechterung <strong>de</strong>r Fließfähigkeit, aber auch zu einer<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Verpressbarkeit im Vergleich zu Lactosen [Ritschel et al. 2002].<br />
Die Fließfähigkeit ist bei Finlac besser als bei Xylitab. Das Fließen ist auch bei<br />
Beladung noch akzeptabel. Allerdings ist ein höherer Ölverlust als bei Ludipress zu<br />
beobachten.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.26: Partikelsummenverteilung Finlac<br />
Die Besprühungsrate ist genauso hoch wie bei an<strong>de</strong>ren Zuckern und damit<br />
durchschnittlich.<br />
Die Teilchen erscheinen als eckige Partikel, die viele Bruchkanten aufweisen<br />
und aus kleineren Partikeln zusammengefügt sind, was durch die Herstellung über die<br />
wässrige Granulation zu erklären ist [Armstrong et al. 1998]. Abbildung 6.27 zeigt bei<br />
höherer Beladung größere Agglomerate. Bei höheren Konzentrationen ist die<br />
Fließfähigkeit durch die auf <strong>de</strong>r Oberfläche befindliche Beladungsflüssigkeit<br />
verschlechtert. Bei einer geringeren Konzentration <strong>de</strong>r Flüssigkeit sind keine<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Partikelmorphologie zu erkennen, obwohl auch bei diesen<br />
Konzentrationen eine Verschlechterung <strong>de</strong>r Fließfähigkeit stattfin<strong>de</strong>t.
6. Ergebnisse und Diskussion 81<br />
Abb. 6.27 a Reinstoff, Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.27 b Rapsöl 10%, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.27 c Rapsöl 19% , Vergr.: 150x<br />
Abb. 6.27 d Rosmarin 11%, Vergr.: 750x<br />
Abb. 6.27 e Rosmarin 20%, Vergr.: 750x<br />
Abbildung 6.27: REM-Bil<strong>de</strong>r Finlac<br />
Fazit:<br />
Finlac eignet sich besser als Xylitab zur Tablettierung in bela<strong>de</strong>nem Zustand und kann<br />
als Alternative zu Lactosen eingesetzt wer<strong>de</strong>n, da es bessere<br />
Verpressungseigenschaften und akzeptable Fließeigenschaften aufweist. Als Hilfsstoff<br />
in <strong>de</strong>r Pharmazie ist es nicht häufig anzutreffen, da das Produkt erheblich teurer als<br />
Lactose ist.
82<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.2.2. Pearlitol 200 SD<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 47,7 12,5 [ + ]<br />
Rapsöl 10 54,2 0,55 [ o ]<br />
Rapsöl 24 56,9 k. mech. Fest [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 10 54,2 0,55 [ + ]<br />
Rosmarinextrakt 24 68,9 k. mech. Fest. [ o - - ]<br />
Tabelle 6.5: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Pearlitol 200 SD<br />
Pearlitol 200 SD ist ein sprühgetrocknetes Mannitol, also ein sechswertiger<br />
Zuckeralkohol, <strong>de</strong>r isomer zu Sorbitol ist. Mannit ist nicht hygroskopisch und nimmt<br />
auch bei relativen Feuchten über 80 % nur 0,4 % Wasser auf [Picker 2004]. Der<br />
Wassergehalt von Pearlitol 200 SD ist < 0,10 %. Damit eignet sich <strong>de</strong>r Hilfsstoff auch<br />
zur Brausetablettenherstellung, da er eine gute Wasserlöslichkeit aufweist. Dies zeigt<br />
auch die kurze Zerfallszeit von 4 Minuten, die <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuchs<br />
entspricht. Pearlitol wird als Trockenbin<strong>de</strong>mittel bei <strong>de</strong>r Direkttablettierung für<br />
Lutsch- und Bukkaltabletten verwen<strong>de</strong>t [Khankari et al. 1998]. Die Tabletten aus<br />
Mannit zeichnen sich durch ihre hohe Bruchfestigkeit aus. Die Komprimate sind<br />
härter als Presslinge aus sprühgetrockneter Lactose, wie auch in <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Untersuchungen gezeigt wer<strong>de</strong>n konnte [Juppo et al. 1995]. Die Substanz wird durch<br />
Sprödbruch verformt und verhält sich somit bei <strong>de</strong>r Komprimierung ähnlich wie<br />
Lactitol [Eilbracht et al 2000]. Trotz<strong>de</strong>m zeigt die Substanz eine starke Abhängigkeit<br />
<strong>de</strong>r Zerfallszeit von <strong>de</strong>r angelegten Presskraft [Di Martino et al. 2005].<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
counts/s<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.28: Röntgendiffraktogramm Pearlitol 200 SD
6. Ergebnisse und Diskussion 83<br />
Es können auch Schmelzgranulate mit Wirkstoff zur Tablettierung hergestellt wer<strong>de</strong>n<br />
[Serpelloni et al 1986].<br />
Wie in Abbildung 6.28 zu sehen ist, han<strong>de</strong>lt es sich bei Mannit um ein<br />
kristallines Produkt. Debord et al [1987] beschreibt vier polymorphe Formen, die alle<br />
in Han<strong>de</strong>lsprodukten vorkommen, aber bei <strong>de</strong>r Verpressung keine Umwandlungen<br />
zeigen, auch Burger at al. [2000] hat dazu Untersuchungen vorgenommen.<br />
Die Schüttdichte beträgt 514 ± 1 kg/m 3 , die Stampfdichte 609 ± 10 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 140,8 ± 2,6 µm bestimmt. Dabei fällt in<br />
Abbildung 6.29 auf, dass es einen relativ großen Anteil an kleinen Partikeln gibt, <strong>de</strong>r<br />
die Fließfähigkeit verschlechtern könnte, was aber nicht <strong>de</strong>r Fall ist. Die<br />
Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r Komprimate ist erhöht, da die Zwischenräume mit kleinen<br />
Partikeln gefüllt wer<strong>de</strong>n und damit mehr Kontaktpunkte zur Bindung <strong>de</strong>r Partikel<br />
entstehen. Damit sind die Partikel nur geringfügig größer als die <strong>de</strong>r untersuchten<br />
Lactosen und erheblich kleiner als bei Finlac. Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r Reinsubstanz ist<br />
die beste aller Zucker und Zuckeralkohole. Allerdings än<strong>de</strong>rt sich dieses Verhalten<br />
durch die Beladung und ist dann schlechter als bei Finlac. Die Matrize muss zur<br />
Untersuchung manuell befüllt wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m tritt Öl beim Verpressen aus und die<br />
erhaltenen Komprimate besitzen keine Bruchfestigkeit mehr. Dieses Verhalten ist mit<br />
<strong>de</strong>r Mobilisierung <strong>de</strong>r Flüssigkeiten zu erklären. Es bil<strong>de</strong>t sich ein Flüssigkeitsfilm<br />
zwischen <strong>de</strong>n Partikeln aus, <strong>de</strong>r eine Bindung über Kontaktstellen verhin<strong>de</strong>rt. Die<br />
Beladungsrate liegt im Rahmen <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Zucker und Zuckeralkohole.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.29: Partikelsummenverteilung Pearlitol 200 SD
84<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Die sprühgetrockneten Partikel sind nicht i<strong>de</strong>al rund son<strong>de</strong>rn eher zerfranst und<br />
löchrig. Durch eine Granulation wer<strong>de</strong>n mehrere kleine Partikel verbun<strong>de</strong>n. In<br />
Abbildung 6.30 sind die benetzten Oberflächen <strong>de</strong>utlich zu erkennen, die die Teilchen<br />
rundlicher aussehen lassen. Die Beladung mit Rapsöl zeigt sich dabei als ungünstiger,<br />
da die Morphologie <strong>de</strong>s Partikels stärker verän<strong>de</strong>rt wird als bei <strong>de</strong>r Beladung mit<br />
Rosmarinextrakt.<br />
Abb. 6.30 a Reinstoff, Vergr. 100x<br />
Abb. 6.30 b Rapsöl 10%, Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.30 c Rapsöl 24% , Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.30 d Rosmarin 10%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.30 e Rosmarin 24%, Vergr.: 300x<br />
Abbildung 6.30: REM-Bil<strong>de</strong>r Pearlitol 200 SD<br />
Fazit:<br />
Pearlitol 200 SD eignet sich als Bin<strong>de</strong>mittel in einer Tablettiermischung, aber in<br />
bela<strong>de</strong>nem Zustand gibt es geeignetere Substanzen, wie z.B. Finlac. Diese Substanzen<br />
besitzen bei Beladung eine bessere Bruchfestigkeit. Außer<strong>de</strong>m wird die Flüssigkeit<br />
bei <strong>de</strong>r Komprimierung nicht so intensiv mobilisiert.
6. Ergebnisse und Diskussion 85<br />
6.7.2.3. Xylitab 300<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 54,8 2,0 [ + - o ]<br />
Rapsöl 12 61,3 0,3 [ o ]<br />
Rapsöl 18 54,3 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 9 57,6 0,5 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 18 59,0 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.6: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Xylitab 300<br />
Xylitab 300 besteht aus Xylitol, einem fünfwertigem Polyalkohol. Es han<strong>de</strong>lt sich um<br />
eine kristalline Han<strong>de</strong>lsware wie in Abbildung 6.31 zu sehen ist. Der Wassergehalt ist<br />
mit 0,04 % sehr gering. Allerdings nimmt Xylitol ab einer relativen Feuchtigkeit von<br />
60 % stark Wasser auf, ist also hygroskopisch [Picker 2004]. Xylitab wird als<br />
Trockenbin<strong>de</strong>mittel in Kautabletten eingesetzt [Morris et al. 1996]. Die<br />
Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist die geringste aller untersuchten Zucker und<br />
Zuckeralkohole. Die bela<strong>de</strong>nen Proben erzeugen nur Formlinge, die keine Festigkeit<br />
mehr besitzen. Zur besseren Verpressbarkeit wird Xylitab 300 meist mit Avicel<br />
PH102 o<strong>de</strong>r mit Dextrinen verarbeitet [Laakso et al. 1982; Lizano et al 2005]. Xylitab<br />
zählt zu <strong>de</strong>n sprödbrüchigen Substanzen, wobei sich Zucker sprö<strong>de</strong>r als<br />
Zuckeralkohole verhalten, und wird durch Fragmentierung <strong>de</strong>r Partikel verformt<br />
[Garr, Rubinstein 1990; Picker 2004].<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
counts/s<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.31: Röntgendiffraktogramm Xylitab 300
86<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Löslichkeit und damit <strong>de</strong>r Zerfall ist mit 3 Minuten genauso gut wie bei Finlac<br />
und entspricht <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Ph.Eur. Die Schüttdichte beträgt 582 ± 17 kg/m 3 , die<br />
Stampfdichte 760 ± 11 kg/m 3 . Die mittlere Partikelgröße x 50 wird mit 212,2 ± 6,1 µm<br />
bestimmt. Damit sind die Partikel größer als bei <strong>de</strong>n untersuchten Lactosen und<br />
kleiner als bei Finlac. Die Fließfähigkeit ist jedoch nicht verbessert. Die<br />
Besprühungsrate bewegt sich auf <strong>de</strong>m Niveau aller Zucker und Zuckeralkohole.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.32: Partikelsummenverteilung Xylitab 300<br />
Xylitab zeigt eher wulstige als kugelartige Partikel, welche aus kleineren Partikeln<br />
zusammengesetzt sind, was mit <strong>de</strong>r Granulation bei <strong>de</strong>r Herstellung von Xylitab 300<br />
zu erklären ist. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Beladung wer<strong>de</strong>n Zwischenräume aufgefüllt und es<br />
fin<strong>de</strong>t Agglomeration statt, wie in Abbildung 6.33 zu sehen ist. Schon bei geringer<br />
Beladung kommt es zur Agglomeration. Die Partikeloberflächen sind mit Flüssigkeit<br />
benetzt. Kleine Teilchen haften sich an größere Partikel, wodurch die Morphologie<br />
verän<strong>de</strong>rt wird.<br />
Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist im Vergleich zu <strong>de</strong>n Compound -<br />
Hilfsstoffen und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Zuckern schlechter. Die bela<strong>de</strong>nen Muster müssen<br />
manuell in die Matrize überführt wer<strong>de</strong>n und zeigen damit schlechte<br />
Fließeigenschaften. Hinzu kommt, dass bei <strong>de</strong>n Proben Ölverluste beim Verpressen<br />
zu registrieren sind. Die Haftkräfte <strong>de</strong>r Flüssigkeiten, vor allem Kapillarkräfte,<br />
wer<strong>de</strong>n durch die Presskräfte schnell überwun<strong>de</strong>n.
6. Ergebnisse und Diskussion 87<br />
Abb. 6.33 a Reinstoff, Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.33 b Rapsöl 12%, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.33 c Rapsöl 18% , Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.33 d Rosmarin 9%, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.33 e Rosmarin 18%, Vergr.: 200x<br />
Abbildung 6.33: REM-Bil<strong>de</strong>r Xylitab 300<br />
Fazit:<br />
Xylitab zeigt nur hinsichtlich <strong>de</strong>r besseren Verträglichkeit Vorteile gegenüber<br />
Lactose. We<strong>de</strong>r die Bruchfestigkeit noch die Fließfähigkeit sind günstiger als bei<br />
vergleichbaren Zuckern o<strong>de</strong>r Zuckeralkoholen. Besser als Xylitab ist Lactitol für<br />
spezielle Formulierungen geeignet, in <strong>de</strong>nen auf Lactose verzichten wird.
88<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.3. Mikrokristalline Cellulose<br />
6.7.3.1. Avicel PH 101<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 53,1 15 [ * ]<br />
Rapsöl 11 57,7 13,5 [ + - o ]<br />
Rapsöl 30 57,1 1,0 [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 11 59,5 4,5 [ + ]<br />
Rosmarinextrakt 27 57,1 1,0 [ + - o ]<br />
Tabelle 6.7: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Avicel PH 101<br />
Avicel PH 101 ist ein Vertreter <strong>de</strong>r mikrokristallinen Cellulosen. Cellulosen bestehen<br />
chemisch aus β-glykosidisch 1,4-verknüpften Glucoseeinheiten. Durch eine<br />
physikalische Aufarbeitung wer<strong>de</strong>n amorphe Anteile entfernt und es entsteht ein<br />
teilkristallines Produkt (60-80 %) [Hüttenrauch et al. 1976]. Die Eigenschaften <strong>de</strong>r<br />
Produkte wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Polymerisierungsgrad, die Kristallinität und die<br />
Oberfläche bestimmt [Shlieout et al. 2002]. Avicel PH 101 wird als<br />
Trockenbin<strong>de</strong>mittel und als Granulierhilfsstoff eingesetzt [Beyer 2003; Johansson et<br />
al. 1995]. Die Substanz zeigt plastisches Verformungsverhalten mit einem elastischen<br />
Anteil [Picker 2004]. Wie Cuntze [2003] dokumentierte, nimmt <strong>de</strong>r elastische Anteil<br />
bei steigen<strong>de</strong>r Presskraft ab. Auch bei Verringerung <strong>de</strong>s Wassergehaltes sinkt <strong>de</strong>r<br />
elastische Anteil [Hancock et al. 2000]. Mikrokristalline Cellulosen wer<strong>de</strong>n<br />
zeitabhängig verformt, je länger die Kompressionsphase ist, <strong>de</strong>sto größer ist die<br />
Verformung [Schlack 2001]. Dies kann zu Problemen bei <strong>de</strong>r Tablettierung auf einer<br />
Rundläuferpresse führen. Nach <strong>de</strong>r Kompression folgt eine Dekompressionsphase, die<br />
innerhalb von 7 Tagen eine Abnahme <strong>de</strong>r Festigkeit von 10 % zur Folge hat [Cuntze<br />
2003].<br />
Die Bruchfestigkeit von reinem Avicel PH 101 ist sehr gut. Bei einer<br />
Beladung von 11 % zeigt die Substanz noch ein akzeptables Verhalten. Die<br />
Beladungsflüssigkeit hat einen <strong>de</strong>utlichen Einfluss auf die Bruchfestigkeit. Rapsöl<br />
zeigt trotz <strong>de</strong>utlicher Schmiermittelwirkung geringere Auswirkungen auf die<br />
Bruchfestigkeit als Rosmarinextrakt. Dieses Ergebnis ist überraschend, da plastisch<br />
verformbare Substanzen auf <strong>de</strong>n Zusatz von Schmiermittel mit Abnahme <strong>de</strong>r<br />
Bruchfestigkeit reagieren [Jarosz et al. 1984]. Offenbar gibt es genügend<br />
Kontaktstellen zwischen <strong>de</strong>n Partikeln, die zur Bindung führen.
6. Ergebnisse und Diskussion 89<br />
Avicel PH 101 besitzt einen Wassergehalt von 4,7 %. Die Substanz ist nicht<br />
hygroskopisch, bil<strong>de</strong>t aber eine Wassersorptionsschicht aus und kann bis zu 10 %<br />
Wasser aufnehmen [Picker 2004]. Patel et al. [1988] zeigt, dass schon <strong>de</strong>r normale<br />
Wassergehalt von Avicel PH 101 zur Hydrolyse von ASS Tabletten führen kann. Das<br />
weiße Pulver löst sich nicht in Wasser, besitzt aber einen Dochteffekt und erleichtert<br />
damit <strong>de</strong>n Zerfall <strong>de</strong>r Tablette. Dieser Dochteffekt besteht erst bei Formulierungen<br />
mit an<strong>de</strong>ren Hilfsstoffen [Lerk et al. 1974]. Der komprimierte Reinstoff zeigt einen<br />
langsamen Zerfall.<br />
Die Schüttdichte beträgt 333 ± 2 kg/m 3 , die Stampfdichte 445 ± 10 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 55,6 ± 0,5µm ermittelt. Die Partikelgröße ist im<br />
Vergleich zu <strong>de</strong>n untersuchten Lactosen gering. Die Partikelgrößenverteilung spielt<br />
beim Vergleich <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Han<strong>de</strong>lsprodukte eine wichtige Rolle, da sie für die<br />
elastischen Eigenschaften verschie<strong>de</strong>ner Produkte verantwortlich ist [York et al.<br />
1990]. Die Beladungskonzentration liegt im Vergleich zu <strong>de</strong>n Zuckern und<br />
Zuckeralkoholen um 50 % höher, da die Schüttdichte geringer ist [Gruener 1999].<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.34: Partikelsummenverteilung Avicel PH 101<br />
Die Fließfähigkeit von Avicel PH 101 ist als befriedigend zu charakterisieren. Die<br />
faserige Struktur und die kleinen Partikel verhin<strong>de</strong>rn ein besseres Verhalten [Bolhuis<br />
et al. 1979]. So müssen die bela<strong>de</strong>nen Muster per Hand in die Matrize gefüllt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei hoher Beladung tritt Ölverlust auf, da alle Hohlräume gesättigt sind und eine<br />
Verringerung <strong>de</strong>r Porosität stattfin<strong>de</strong>t.
90<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
In Abbildung 6.35 ist die faserige Struktur <strong>de</strong>utlich zu sehen. Mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Beladung wird die Oberfläche un<strong>de</strong>utlicher. Bei Beladung agglomerieren die Fasern<br />
zu kleinen Ansammlungen. Je höher die Beladung ist, <strong>de</strong>sto größer wer<strong>de</strong>n die<br />
Agglomerate.<br />
Abb. 6.35 a Reinstoff, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.35 b Rapsöl 11%, Vergr.: 1000x<br />
Abb. 6.35 c Rapsöl 30% , Vergr.: 700x<br />
Abb. 6.35 d Rosmarin 11%, Vergr.: 800x<br />
Abb. 6.35 e Rosmarin 27%, Vergr.: 500x<br />
Abbildung 6.35: REM-Bil<strong>de</strong>r Avicel PH101<br />
Fazit:<br />
Avicel PH 101 ist gut geeignet, in einer Formulierung als Bin<strong>de</strong>mittel zu agieren. Es<br />
zeigt exzellentes Verpressungsverhalten. Die Beladungskonzentration sollte nicht zu<br />
hoch gewählt wer<strong>de</strong>n, damit es nicht zu Ölverlusten kommt. Da die Fließfähigkeit zu<br />
gering ist, müssen weitere Hilfsstoffe zugesetzt wer<strong>de</strong>n, wie z.B. Lactose, wobei <strong>de</strong>r<br />
mikrokristalline Teil die Festigkeit bestimmt [Armstrong et al 1984].
6. Ergebnisse und Diskussion 91<br />
6.7.3.2. Avicel PH 102<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 54,4 15 [ + ]<br />
Rapsöl 11 52,7 13,5 [ + ]<br />
Rapsöl 30 63,1 3,5 [ o - - ]<br />
Rosmarinextrakt 10 50,2 2,0 [ + ]<br />
Rosmarinextrakt 39 55,8 0,5 [ o ]<br />
Tabelle 6.8: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Avicel PH 102<br />
Avicel PH 102 ist ebenfalls eine mikrokristalline Cellulose, die physikalisch<br />
aufgearbeitet ist. Die Eigenschaften von Avicel PH 102 sind <strong>de</strong>n Eigenschaften von<br />
Avicel PH 101 sehr ähnlich, die dafür getroffenen Ausführungen gelten daher<br />
gleichermaßen. Avicel PH 102 wird ebenfalls als Bin<strong>de</strong>mittel in <strong>de</strong>r<br />
Direkttablettierung eingesetzt [Bolhuis et al. 1979]. Trotz<strong>de</strong>m gibt es zwischen allen<br />
Produkten Unterschie<strong>de</strong> in ihrer Kristallinität und Partikelgrößenverteilung [Ahlgren<br />
1995]. Podczeck et al. [1993] zeigt aber auch, dass die Unterschie<strong>de</strong> zwischen<br />
mikrokristallinen Cellulosen geringer sind als zu mikrofeinen Cellulosen. Selbst die<br />
Herkunft <strong>de</strong>r Produkte hat Auswirkungen auf die Eigenschaften, obwohl alle Produkte<br />
<strong>de</strong>r gleichen Monographie angehören [Landin et al. 1993]. Natürlich spielt auch die<br />
Herstellung für die Qualität <strong>de</strong>r Produkte eine wichtige Rolle [Landin et al. 1993].<br />
Der Wassergehalt von Avicel PH 102 beträgt 4,8%. Das weiße Pulver löst sich<br />
nicht in Wasser, besitzt aber einen Dochteffekt und ermöglicht damit einen<br />
schnelleren Zerfall bei Formulierungen. Bolhuis et al. [1979] bescheinigt Avicel PH<br />
102 allein einen schlechten Zerfall. In Kombination mit Emcompress ist dieser<br />
<strong>de</strong>utlich verbessert [Lerk et al. 1974].<br />
Die Bruchfestigkeit ist bei Avicel PH 102 als Reinstoff sehr gut. Die<br />
bela<strong>de</strong>nen Proben zeigen ein ähnliches Verhalten wie Proben aus Avicel PH 101. Bei<br />
einer Beladung mit 11 % Rapsöl wur<strong>de</strong> die gleiche Bruchfestigkeit ermittelt, bei einer<br />
30 %-igen Beladung mit Rapsöl sogar eine höhere als bei Avicel PH 101. Im<br />
Gegensatz dazu sind die Werte bei Beladung mit Rosmarinextrakt geringer. Es zeigt<br />
sich wie<strong>de</strong>rum, dass es nicht günstig ist, maximal bzw. sehr hoch zu bela<strong>de</strong>n, da<br />
Komprimate resultieren, die nur noch eine geringere Festigkeit aufweisen. Die<br />
Eigenschaften zeigen eine <strong>de</strong>utliche Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r<br />
Beladungsflüssigkeit.
92<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Schüttdichte beträgt 364 ± 3 kg/m 3 , die Stampfdichte 482 ± 6 kg/m 3 .<br />
Damit sind die Werte etwas höher als bei Avicel PH 101. Die mittlere Partikelgröße<br />
x 50 wur<strong>de</strong> mit 116,2 ± 2,5 µm bestimmt. Die Partikelverteilung ist <strong>de</strong>utlich breiter als<br />
bei Avicel PH 101. Darin zeigt sich <strong>de</strong>r wesentliche Unterschied dieser Produkte. Die<br />
größeren Partikel sollen zu einer besseren Fließfähigkeit <strong>de</strong>s Pulvers führen. Dies ist<br />
anhand <strong>de</strong>s Böschungswinkels nicht zu erkennen. Die Fließfähigkeit ist beim<br />
Reinstoff und bei geringer Beladung akzeptabel, doch bei hoher Beladung muss die<br />
Matrize wie<strong>de</strong>rum per Hand gefüllt wer<strong>de</strong>n. Allerdings bescheinigt Bolhuis et al<br />
[1979] Avicel PH 102 eine bessere Fließfähigkeit als Avicel PH 101. Die<br />
Beladungskonzentration ist mit bis zu 39 % doppelt so hoch wie bei <strong>de</strong>n untersuchten<br />
Zuckern. Dies resultiert aus <strong>de</strong>r erheblich geringeren Schüttdichte, wie Grüner [1999]<br />
ermittelte.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.36: Partikelsummenverteilung Avicel PH 102<br />
Bei <strong>de</strong>r Verpressung zeigt sich ein etwas höherer Ölverlust im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren<br />
untersuchten mikrokristallinen Cellulosen. Wodurch dieser Effekt entsteht, ist nicht<br />
klar.<br />
Die ebenfalls faserige Struktur ist in Abbildung 6.37 zu erkennen. Die Partikel<br />
sind <strong>de</strong>utlich größer als bei Avicel PH 101. Die Morphologie bleibt auch bei hoher<br />
Beladung bestehen, allerdings füllen sich die Hohlräume, wodurch die Partikel etwas<br />
run<strong>de</strong>r wirken. Auch bei Avicel PH 102 agglomerieren die Partikel.
6. Ergebnisse und Diskussion 93<br />
Abb. 6.37 a Reinstoff, Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.37 b Rapsöl 11%, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.37 c Rapsöl 30% , Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.37 d Rosmarin 10%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.37 e Rosmarin 39%, Vergr.: 200x<br />
Abbildung 6.37: REM-Bil<strong>de</strong>r Avicel PH 102<br />
Fazit:<br />
Avicel PH 102 ist ebenso gut zur Tablettierung geeignet wie Avicel PH 101. Bei <strong>de</strong>r<br />
Verpressbarkeit sind lediglich kleine Unterschie<strong>de</strong> zu erkennen. Avicel PH 102 besitzt<br />
größere Fasern im Vergleich zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren untersuchten mikrokristallinen<br />
Cellulosen. Eine verbesserte Fließfähigkeit konnte aber nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.
94<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.3.3. Vivapur 101<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 55,8 15 [ * .]<br />
Rapsöl 11 58,4 13 [ + - o ]<br />
Rapsöl 40 55,8 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 12 52,7 4 [ + - o ]<br />
Rosmarinextrakt 40 52,7 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.9: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Vivapur 101<br />
Vivapur 101 ist eine mikrokristalline Cellulose eines an<strong>de</strong>ren Herstellers, <strong>de</strong>ssen<br />
Herstellungsverfahren sich unterschei<strong>de</strong>n [Landin et al. 1993]. Auch bei Vivapur 101<br />
wer<strong>de</strong>n durch eine physikalische Aufarbeitung amorphe Anteile entfernt und es<br />
entsteht ein teilkristallines Produkt (60-80 %) [Hüttenrauch et al. 1976]. Wie in<br />
Abbildung 6.38 <strong>de</strong>utlich zu sehen ist, besteht Vivapur 101 aus amorphen und<br />
kristallinen Anteilen. Die Eigenschaften <strong>de</strong>r Produkte wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n<br />
Polymerisierungsgrad, die Kristallinität und die Oberfläche bestimmt [Shlieout et al.<br />
2002]. Vivapur 101 wird ebenfalls als Trockenbin<strong>de</strong>mittel in <strong>de</strong>r Tablettierung sowie<br />
zur Rollerkompaktierung eingesetzt [Dressler 2002; Korittky et al. 2004]. Im<br />
Vergleich zu an<strong>de</strong>ren mikrokristallinen Cellulosen zeigt es eine gute plastische<br />
Verformbarkeit. Die Rest- und Ausstoßkraft ist höher als bei an<strong>de</strong>ren Produkten, was<br />
auf einen größeren Anteil <strong>de</strong>r elastischen Verformung hin<strong>de</strong>utet [Dressler 2002].<br />
800<br />
700<br />
600<br />
counts/s<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.38: Röntgendiffraktogramm Vivapur 101
6. Ergebnisse und Diskussion 95<br />
Der Zerfall ist wie bei allen mikrokristallinen Cellulosen in Kombination mit an<strong>de</strong>ren<br />
Hilfsstoffen gut, bei Vivapur 101 allein aber langsam [Bolhuis et al. 1979]. Der<br />
Reinstoff löst sich nicht in Wasser, besitzt aber einen Dochteffekt und erleichtert<br />
damit <strong>de</strong>n Zerfall <strong>de</strong>r Tabletten. Der Wassergehalt beträgt 5,4 %.<br />
Die Schüttdichte wur<strong>de</strong> mit 337 ± 12 kg/m 3 bestimmt, die Stampfdichte mit<br />
472 ± 8 kg/m 3 . Die mittlere Partikelgröße x 50 beträgt 65,0 ± 0,2 µm. Die Partikelgröße<br />
wird bei <strong>de</strong>r Herstellung durch eine Siebung eingestellt. Damit ist Vivapur 101 etwas<br />
größer als Avicel PH 101 und kleiner als Avicel PH 102. Ebenso ist die Schütt- sowie<br />
die Stampfdichte größer als bei Avicel PH 101 und geringer als bei Avicel PH 102.<br />
Die Beladungskonzentration ist ähnlich hoch wie bei <strong>de</strong>n Avicelen, jedoch wur<strong>de</strong><br />
Vivapur 101 noch höher bela<strong>de</strong>n, was immer noch nicht die Maximalbeladung<br />
darstellt.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.39: Partikelsummenverteilung Vivapur 101<br />
Die Fließfähigkeit ist bei Vivapur 101, wie auch bei an<strong>de</strong>ren mikrokristallinen<br />
Cellulosen, aufgrund <strong>de</strong>r Faserstruktur nicht optimal. Die Substanz zeigt ein<br />
schlechteres Fließverhalten als Avicel PH 101 und 102. Bei <strong>de</strong>n bela<strong>de</strong>nen Mustern<br />
muss die Matrize per Hand befüllt wer<strong>de</strong>n. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Beladung steigt <strong>de</strong>r<br />
Ölverlust wie bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren mikrokristallinen Cellulosen an. Die Bruchfestigkeit<br />
ist vergleichbar mit <strong>de</strong>r äußerst guten <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren untersuchten mikrokristallinen<br />
Cellulosen. Die gering bela<strong>de</strong>nen Proben zeigen noch eine sehr gute Bruchfestigkeit.<br />
Bei <strong>de</strong>n hoch bela<strong>de</strong>nen Proben wer<strong>de</strong>n nur noch Komprimate erhalten, die keine<br />
mechanische Festigkeit mehr aufweisen.
96<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Wie alle an<strong>de</strong>ren untersuchten mikrokristallinen Cellulosen besitzt auch Vivapur 101<br />
eine faserige Struktur, wie in Abbildung 6.40 <strong>de</strong>utlich zu erkennen ist. Mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Beladung wird die Struktur un<strong>de</strong>utlicher, bleibt aber weiterhin bestehen.<br />
Bei hoher Besprühungsrate agglomerieren die Fasern zu kleinen Ansammlungen, wie<br />
schon bei Avicel PH 101 festzustellen war.<br />
Abb. 6.40 a Reinstoff, Vergr.: 550x<br />
Abb. 6.40 b Rapsöl 11%, Vergr.: 700x<br />
Abb. 6.40 c Rapsöl 40% , Vergr.: 700x<br />
Abb. 6.40 d Rosmarin 12%, Vergr.: 150<br />
Abb. 6.40 e Rosmarin 40%, Vergr.: 100x<br />
Abbildung 6.40: REM-Bil<strong>de</strong>r Vivapur 101<br />
Fazit:<br />
Vivapur 101 eignet sich wie Avicel PH 101 in einer Formulierung als<br />
Trockenbin<strong>de</strong>mittel, da trotz Beladung noch eine ausreichen<strong>de</strong> Bruchfestigkeit<br />
besteht. Dabei sollte jedoch nicht zu hoch bela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.
6. Ergebnisse und Diskussion 97<br />
6.7.3.4. Vivapur 105<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 48,8 15 [ + ]<br />
Rapsöl 15 58,9 8,5 [ o ]<br />
Rapsöl 34 55,0 1,0 [ o - - ]<br />
Rosmarinextrakt 14 56,4 1,5 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 40 49,2 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.10: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Vivapur 105<br />
Vivapur 105 ist auch eine mikrokristalline Cellulose, die physikalisch aufgearbeitet<br />
und zur Einstellung <strong>de</strong>r Partikelgröße gesiebt wird. Auch Vivapur 105 wird plastisch<br />
verformt. Aufgrund ihrer Partikelgröße wird die Substanz eher als Granulierhilfsstoff<br />
zur Herstellung von Pellets eingesetzt als Trockenbin<strong>de</strong>mittel. Die Bruchfestigkeit<br />
ergibt wie bei <strong>de</strong>n Avicelen vergleichbar sehr gute Werte für Vivapur 105.<br />
Der Wassergehalt beträgt 4,8 %. Das weiße Pulver löst sich nicht in Wasser,<br />
besitzt aber einen Dochteffekt und erleichtert damit <strong>de</strong>n Zerfall einer Tablette.<br />
Die Schüttdichte beträgt 332 ± 4 kg/m 3 , die Stampfdichte 463 ± 19 kg/m 3 und<br />
die mittlere Partikelgröße x 50 23,3 ± 0,1 µm. Damit han<strong>de</strong>lt es sich bei Vivapur 105<br />
um die kleinste untersuchte mikrokristalline Cellulose. Die Schütt- und die<br />
Stampfdichte sind vergleichbar mit <strong>de</strong>n Ergebnissen bei Avicel PH 101. Die<br />
Beladungskonzentration ist vergleichbar mit <strong>de</strong>n Konzentrationen <strong>de</strong>r untersuchten<br />
mikrokristallinen Cellulosen.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 / %<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140<br />
Klassenobergrenze x o / µm<br />
Abbildung 6.41: Partikelsummenverteilung Vivapur 105
98<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Überraschen<strong>de</strong>rweise zeigt die Reinsubstanz eine gute Fließfähigkeit. Die bela<strong>de</strong>nen<br />
Proben von Vivapur 105 fließen durch die Faserstruktur nicht optimal. So muss die<br />
Matrize bei bela<strong>de</strong>nen Mustern per Hand befüllt wer<strong>de</strong>n. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Beladung<br />
steigt auch bei Vivapur 105 <strong>de</strong>r Ölverlust an.<br />
Die <strong>de</strong>utlich faserige Struktur die mit zunehmen<strong>de</strong>r Beladung geglättet wird,<br />
ist in Abbildung 6.41 zu erkennen. Die Fasern agglomerieren bei hoher Beladung zu<br />
kleinen Ansammlungen, wie dies auch bei <strong>de</strong>n Avicelen <strong>de</strong>r Fall ist.<br />
Abb. 6.41 a Reinstoff, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.41 b Rapsöl 15%, Vergr.: 800x<br />
Abb. 6.41 c Rapsöl 34% , Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.41 d Rosmarin 14%, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.41 e Rosmarin 40%, Vergr.: 600x<br />
Abbildung 6.41: REM-Bil<strong>de</strong>r Vivapur 105<br />
Fazit:<br />
Vivapur 105 ist geeignet, in einer Formulierung auch bela<strong>de</strong>n als Bin<strong>de</strong>mittel zu<br />
fungieren. Die Partikelgröße hat keinen negativen Effekt auf die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r<br />
Reinsubstanz. Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Proben ist bei Vivapur 101 besser.
6. Ergebnisse und Diskussion 99<br />
6.7.4. Compound-Hilfsstoffe<br />
6.7.4.1. Pharmatose DCL40<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 54,2 3,5 [ * ]<br />
Rapsöl 8 57,2 5 [ * ]<br />
Rapsöl 19 53,7 0,5 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 7 55,2 1,8 [ * ]<br />
Rosmarinextrakt 20 50,3 0,5 [ o ]<br />
Tabelle 6.11: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Pharmatose DCL40<br />
Pharmatose DCL 40 ist ein Gemisch aus 95 % β-Lactose-Anhydrat und 5 % Lactitol.<br />
Der Zusatz von Lactitol soll die Tablettenfestigkeit bei diesem Trockenbin<strong>de</strong>mittel<br />
erhöhen, siehe hierzu Ausführungen unter Finlac [Gohel et al. 2004]. Das Produkt<br />
wird wie Pharmatose DCL21 durch eine Walzentrocknung hergestellt. Pharmatose<br />
DCL40 zählt ebenfalls zu <strong>de</strong>n sprödbrüchigen Substanzen. Allerdings zeigt es die<br />
beste plastische Verformbarkeit und die höchste Kraftrelaxation aller Pharmatosen<br />
sowie die geringste elastische Rück<strong>de</strong>hnung mit Pharmatose DCL21 [Dressler 2002].<br />
Innerhalb <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Compound-Hilfsstoffe weist Pharmatose DCL40 <strong>de</strong>n<br />
größten Wi<strong>de</strong>rstand gegen Verformung auf. Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r Reinsubstanz ist<br />
geringer als bei Pharmatose DCL11. Im Gegensatz dazu stehen die Ergebnisse von<br />
Dressler [2002], <strong>de</strong>r eine etwas bessere Bruchfestigkeit für Pharmatose DCL40<br />
ermittelte, jedoch untersuchte er Mischungen mit 0,5 % Magnesiumstearatanteil. Wie<br />
auch bei Pharmatose DCL11 ist eine Zunahme <strong>de</strong>r Bruchfestigkeit durch die Zugabe<br />
von 8 % Rapsöl festzustellen. Die Schmiermittelwirkung <strong>de</strong>s Öles lässt die Tablette<br />
leichter aus <strong>de</strong>r Matrize ausstoßen, wodurch eine Beschädigung <strong>de</strong>r Struktur<br />
vermie<strong>de</strong>n wird. Die Beladungskonzentration bewegt sich im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />
untersuchten Zuckern auf einem Niveau.<br />
Das weiße kristalline Pulver löst sich gut in Wasser, weist aber eine <strong>de</strong>utlich<br />
höhere Zerfallszeit als Avicel PH101 auf. Der Wassergehalt von Pharmatose DCL 40<br />
beträgt 0,5 %. Die Substanz nimmt auch bei hohen relativen Feuchten nur wenig<br />
Wasser auf [Bolhius et al. 1996]. Für Acetylsalicylsäure zeigte Nikolic et al. [1995],<br />
dass Tabletten aus Pharmatose DCL40 und Cellactose stabiler sind als Tabletten aus<br />
Avicel PH101.
100<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Wegen Lieferschwierigkeiten konnten die Bestimmung <strong>de</strong>r Schütt- und Stampfdichte<br />
nicht vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Der Hersteller gibt <strong>de</strong>n mittleren Partikeldurchmesser d 50<br />
mit 169 µm ± 25 µm an. Damit sind die Partikel größer als bei allen an<strong>de</strong>ren<br />
untersuchten Pharmatosen. Die Substanz zeigt aus subjektiver Sicht sehr gute<br />
Fließfähigkeit und gute Verarbeitungseigenschaften. Allerdings kann diese<br />
Einschätzung durch <strong>de</strong>n Böschungswinkel nicht bestätigt wer<strong>de</strong>n, da dieser höher als<br />
bei an<strong>de</strong>ren Zuckern ausfällt. Bei einer höheren Beladungskonzentration muss auch<br />
bei Pharmatose DCL40 die Matrize per Hand befüllt wer<strong>de</strong>n. Positiv ist zu bewerten,<br />
dass es nicht zu Ölverlusten kommt, jedoch weisen Tabletten aus hochbela<strong>de</strong>nen<br />
Proben einige sichtbare Punkte auf, was ein Zeichen von Ölverlusten sein könnte.<br />
Die REM-Aufnahmen zeigen eckige Gebil<strong>de</strong> mit Bruchkanten, die eine<br />
unebene Oberfläche mit leicht gewölbten Flächen besitzen. Beim Reinstoff ist eine<br />
kristalline Oberflächenstruktur erkennbar. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Beladung sind diese<br />
Strukturen nicht mehr feststellbar. Die Partikel wirken run<strong>de</strong>r und es kommt zur<br />
Füllung von Hohlräumen auf <strong>de</strong>r Oberfläche. Mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Beladungskonzentration kommt es zur Agglomeration <strong>de</strong>r Teilchen.
6. Ergebnisse und Diskussion 101<br />
Abb. 6.42 a Reinstoff, Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.42 b Rapsöl 8%, Vergr.: 450x<br />
Abb. 6.42 c Rapsöl 19% , Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.42 d Rosmarin 7%, Vergr.: 600x<br />
Abb. 6.42 e Rosmarin 20%, Vergr.: 250x<br />
Abbildung 6.42: REM-Bil<strong>de</strong>r Pharmatose DCL40<br />
Fazit:<br />
Pharmatose DCL 40 eignet sich beson<strong>de</strong>rs gut als Tablettierhilfsstoff, da es gut fließt<br />
und trotz<strong>de</strong>m eine ausreichen<strong>de</strong> Bruchfestigkeit besitzt. Da dieser Stoff im Moment<br />
aber nicht produziert wird, fällt er aus <strong>de</strong>n möglichen Substanzen für eine weitere<br />
Entwicklung heraus.
102<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.4.2. StarLac<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 45,1 15 [ + ]<br />
Rapsöl 10 53,5 1,5 [ o ]<br />
Rapsöl 24 60,0 0,3 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 10 54,2 0,55 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 24 55,4 k. mech. Fest. [ o - - ]<br />
Tabelle 6.12: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften StarLac<br />
StarLac ist ein Sprühagglomerat aus 85 Teilen Lactose - Monohydrat und 15 Teilen<br />
nativer Maisstärke. Die Substanz wird als Bin<strong>de</strong>mittel mit guter Sprengmittelwirkung<br />
durch die vorhan<strong>de</strong>ne Maisstärke eingesetzt [Hauesler 2006]. Auch die<br />
Rollerkompaktierung zeigt gute Ergebnisse mit StarLac [Korittky et al. 2004].<br />
StarLac zeigt bei <strong>de</strong>r Verformung plastisches Verhalten mit einem kleinen Anteil an<br />
Elastizität [Hauschild et al. 2004]. Die Plastizität von StarLac ist <strong>de</strong>n Kombinationen<br />
mit Cellulosen überlegen. Der elastische Anteil ist größer als bei Pharmatose DCL40,<br />
kleiner als bei <strong>de</strong>n Compound-Hilfsstoffen mit Cellulosen und genauso hoch wie bei<br />
Ludipress [Dressler 2002]. Wie in Abbildung 6.43 zu sehen, han<strong>de</strong>lt es sich um α-<br />
Lactose-Monohydrat. Der amorphe Anteil <strong>de</strong>r Substanz stammt von <strong>de</strong>r nativen<br />
Maisstärke. Laut Hauesler [2006] soll das Produkt durch die Sprühtrocknung einen<br />
kleinen Anteil amorpher Lactose besitzen.<br />
2500<br />
2000<br />
counts/s<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.43: Röntgendiffraktogramm StarLac
6. Ergebnisse und Diskussion 103<br />
Der Trocknungsverlust ist 0,8 % bei 80°C über 2h. Der Wassergehalt ist durch das<br />
vorhan<strong>de</strong>ne Hydrat höher, jedoch liegt kein freies Wasser vor. Der Zerfall und die<br />
Freisetzung von Wirkstoffen erfolgt rasch [Hauschild et al. 2004].<br />
Die Analyse ergibt eine Schüttdichte von 594 ± 7 kg/m 3 , die Stampfdichte von<br />
699 ± 6 kg/m 3 . Deshalb kann das Produkt nicht so hoch bela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n wie die<br />
mikrokristallinen Cellulosen. Die mittlere Partikelgröße x 50 beträgt 142,5 ± 1,3 µm.<br />
Die Partikelverteilung ist sehr breit, wie in Abbildung 6.44 zu sehen ist, was die<br />
Fließfähigkeit verbessert. StarLac fließt als Reinstoff exzellent, da die Partikel durch<br />
die Sprühtrocknung sphärisch sind und gut aneinan<strong>de</strong>r abgleiten können. Sobald <strong>de</strong>r<br />
Hilfsstoff besprüht wird, verschlechtert sich die Fließfähigkeit stark. Bei bela<strong>de</strong>nen<br />
Proben muss die Matrize wie<strong>de</strong>rum manuell befüllt wer<strong>de</strong>n. Das Verpressen<br />
hochbela<strong>de</strong>ner Substanz führt zum Ölverlust. Bei einer Beladung mit 10 % Rapsöl<br />
wer<strong>de</strong>n noch Komprimate mit befriedigen<strong>de</strong>r Bruchfestigkeit gewonnen. Eine höhere<br />
Beladung bzw. eine an<strong>de</strong>re Beladungsart, z.B. Rosmarinextrakt, ergibt nur noch<br />
Komprimate mit ungenügen<strong>de</strong>r Festigkeit. Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r Reinsubstanz<br />
hingegen ist ausgesprochen gut [Gohel et al. 2004].<br />
100<br />
90<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.44: Partikelsummenverteilung StarLac<br />
Die Partikel sind nahezu rund, wie in Abbildung 6.45 zu sehen ist. Allerdings sind die<br />
Oberflächen nicht eben, son<strong>de</strong>rn weisen kleine Partikelablagerungen sowie Löcher in<br />
<strong>de</strong>r Oberfläche auf. Auf <strong>de</strong>n Oberflächen <strong>de</strong>r mit Rapsöl bela<strong>de</strong>nen Proben ist<br />
Flüssigkeit zu erkennen. Die Oberfläche wird dadurch geglättet, die einzelnen
104<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Kristalle sind nicht mehr zu erkennen. Dagegen än<strong>de</strong>rt sich die Oberfläche <strong>de</strong>r mit<br />
Rosmarinextrakt bela<strong>de</strong>nen Proben wesentlich weniger. Auf <strong>de</strong>r Oberfläche ist<br />
Rosmarinextrakt zwar zu erkennen, jedoch bleiben die Unebenheiten bestehen. Auch<br />
die Partikelagglomeration ist wesentlich geringer als bei <strong>de</strong>n Rapsöl bela<strong>de</strong>nen<br />
Proben.<br />
Abb. 6.45 a Reinstoff, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.45 b Rapsöl 10%, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.45 c Rapsöl 24% , Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.45 d Rosmarin 10%, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.45 e Rosmarin 24%, Vergr.: 350x<br />
Abbildung 6.45: REM-Bil<strong>de</strong>r StarLac<br />
Fazit:<br />
StarLac ist in bela<strong>de</strong>nem Zustand nur bedingt als Tablettierhilfsstoff geeignet, da es<br />
nicht gut fließt und Ölverluste zulässt. Positiv ist die ausreichen<strong>de</strong> Bruchfestigkeit zu<br />
bewerten. In unbela<strong>de</strong>nem Zustand ist StarLac ein sehr gut einzusetzen<strong>de</strong>r<br />
Compound-Hilfsstoff.
6. Ergebnisse und Diskussion 105<br />
6.7.4.3. Cellactose 80<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 47,9 14 [ + ]<br />
Rapsöl 10 55,7 2,5 [ + ]<br />
Rapsöl 34 55,0 0,5 [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 10 58,5 1,5 [ o - - ]<br />
Rosmarinextrakt 33 59,7 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.13: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Cellactose 80<br />
Cellactose 80 ist ein Sprühagglomerat aus 75 Teilen Lactose-Monohydrat und 25<br />
Teilen Cellulosepulver. Bei<strong>de</strong> Grundsubstanzen wer<strong>de</strong>n als Trockenbin<strong>de</strong>mittel bei<br />
<strong>de</strong>r Direkttablettierung verwen<strong>de</strong>t. Wie in Abbildung 6.46 zu sehen ist, han<strong>de</strong>lt es sich<br />
hauptsächlich um die α-Form. Durch die Sprühtrocknung entsteht auch ein amorpher<br />
Anteil, <strong>de</strong>r die plastische Verformung in Kombination mit Cellulose verbessert<br />
[Ritschel et al. 2002]. Munoz-Ruiz et al. [1993] ermittelt für auf Lactose basieren<strong>de</strong>n<br />
Hilfsstoffe die beste Plastizität für Cellactose. Dressler [2002] wi<strong>de</strong>rspricht <strong>de</strong>m und<br />
zeigt für Ludipress und StarLac ein besseres plastisches Verhalten sowie für<br />
Microcelac und Pharmatose DCL40 ein geringeres als Cellactose 80. Cellactose zeigt<br />
aber die geringste Ausstoßkraft und die höchste elastische Rück<strong>de</strong>hnung [Dressler<br />
2002]. Die Substanz zeigt bessere Eigenschaften bei <strong>de</strong>r Bruchfestigkeit und Stabilität<br />
als eine physikalische Mischung aus Cellulose und sprühgetrockneter Lactose [Khidr<br />
1999]. Belda et al. [1996] ermittelte eine bessere Stabilität von Tabletten mit<br />
Cellactose aber kein besseres Kompressionsverhalten. Auch Nikolic et al. [1995]<br />
analysierte die Stabilität von ASS-Tabletten und bestätigte die gute Stabilität.<br />
2500<br />
2000<br />
counts/s<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.46: Röntgendiffraktogramm Cellactose 80
106<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Durch eine gute Benetzbarkeit erleichtert die Substanz das Überziehen mit<br />
Schutzschichten [Lehtola et al. 1995]. Dieses Verhalten erleichtert auch <strong>de</strong>n Zerfall<br />
<strong>de</strong>r Tabletten. Der Zerfall ist <strong>de</strong>utlich schneller als bei Tablettose, aber <strong>de</strong>utlich<br />
langsamer als bei Avicel PH101. Das weiße Pulver ist teilweise in Wasser löslich, <strong>de</strong>r<br />
Celluloseanteil löst sich nur kolloidal. Der Wassergehalt wur<strong>de</strong> mit 5,36 % bestimmt.<br />
Die Schüttdichte beträgt 241 ± 14 kg/m 3 , die Stampfdichte 507 ± 18 kg/m 3 .<br />
Die mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 157,0 ± 5,4 µm bestimmt, wie bei allen<br />
Compound-Hilfsstoffen zeigt auch Cellactose 80 eine breite Verteilung. Die<br />
Fließfähigkeit ist sehr gut, nur Ludipress zeigt ein noch besseres Verhalten. Die<br />
Fließfähigkeit <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Proben ist geringer als bei Microcelac 100. Deshalb<br />
muss bei hoher Beladung die Matrize von Hand befüllt wer<strong>de</strong>n, was die REM<br />
Aufnahmen schon vermuten lassen, siehe Abbildung 6.49. Die mögliche<br />
Beladungskonzentration ist durch die geringe Schüttdichte hoch.<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist nur geringfügig niedriger als bei<br />
StarLac o<strong>de</strong>r Ludipress. Jedoch zeigt Cellactose 80 bei <strong>de</strong>r Beladung mit 10 % einer<br />
Flüssigkeit eine höhere Festigkeit als StarLac o<strong>de</strong>r Pharmatose DCL40. Bei hoher<br />
Beladung sind nur Komprimate mit sehr geringer Festigkeit zu erhalten. Außer<strong>de</strong>m<br />
fin<strong>de</strong>t beim Verpressen <strong>de</strong>r hohen Konzentrationen Ölverlust statt.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.47: Partikelsummenverteilung Cellactose 80<br />
Die Partikel sind trotz <strong>de</strong>r Sprühtrocknung als Herstellungsprozeß nicht vollkommen<br />
kugelig, wie bei StarLac zu sehen ist, son<strong>de</strong>rn eher <strong>de</strong>formiert. Die Oberflächen sind<br />
teilweise glatt und mit Löchern durchbrochen. Teilweise kann zwischen
6. Ergebnisse und Diskussion 107<br />
Cellulosefasern und Lactosepartikeln unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Beladung kommt es zur Agglomeration und, wie in Abb. 6.48 zu sehen, zu einer<br />
leichten Benetzung <strong>de</strong>r Oberfläche. Dabei ist <strong>de</strong>utlich zu erfassen, dass Rapsöl die<br />
Oberfläche stärker verän<strong>de</strong>rt als Rosmarinextrakt.<br />
Abb. 6.48 a Reinstoff, Vergr.: 150x<br />
Abb. 6.48 b Rapsöl 10%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.48 c Rapsöl 34%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.48 d Rosmarin 10%, Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.48 e Rosmarin 33%, Vergr.: 1490x<br />
Abbildung 6.48: REM-Bil<strong>de</strong>r Cellactose 80<br />
Fazit:<br />
Cellactose 80 ist als Hilfsstoff zur Tablettierung geeignet. In bela<strong>de</strong>nem Zustand kann<br />
es jedoch nur bedingt eingesetzt wer<strong>de</strong>n, da die Substanz Öl abgibt. Hinzu kommt,<br />
dass Cellactose eine relativ geringe Dichte besitzt und sich dies beim Verarbeiten<br />
nachteilig auswirkt.
108<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.4.4. Microcelac 100<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 49,9 15 [ + ]<br />
Rapsöl 10 56,7 4,2 [ + ]<br />
Rapsöl 24 56,8 0,8 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 11 50,8 2,0 [ + ]<br />
Rosmarinextrakt 24 52,4 0,5 [ o ]<br />
Tabelle 6.14: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Microcelac 100<br />
Microcelac 100 ist ein Spühagglomerat aus 75 Teilen α-Lactose-Monohydrat und 25<br />
Teilen mikrokristalliner Cellulose. Bei<strong>de</strong> Substanzen wer<strong>de</strong>n als Bin<strong>de</strong>mittel bei <strong>de</strong>r<br />
Tablettierung eingesetzt. Zusammen versprüht weisen sie synergistische Effekte auf.<br />
Microcelac zeigt ein besseres Bindungsvermögen und eine bessere Fließfähigkeit als<br />
die physikalischen Mischungen <strong>de</strong>r Inhaltsstoffe [Michoel et al. 2002]. Die Substanz<br />
weist auch eine bessere Mischbarkeit sowie eine geringere Entmischungsneigung als<br />
die Mischungen auf. Die Bruchfestigkeit von aus <strong>de</strong>m Reinstoff hergestellten<br />
Tabletten, liegt durch <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r mikrokristallinen Cellulose 20 % höher als bei<br />
Cellactose 80 [Bauer 2002]. Das plastische Verformungsverhalten von Microcelac<br />
100 ordnete Dressler [2002] zwischen Cellactose 80 und Pharmatose DCL40 ein.<br />
Cellactose zeigt eine bessere Plastizität als Microcelac und Pharmatose DCL40 eine<br />
geringere. Die Substanz verhält sich noch in weiteren Punkten wie Cellactose 80, so<br />
ist die relative Kraftrelaxation gleich groß und die elastische Rück<strong>de</strong>hnung ist bei<br />
bei<strong>de</strong>n Hilfsstoffen sehr hoch [Dressler 2002].<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
counts/s<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.49: Röntgendiffraktogramm Microcelac 100
6. Ergebnisse und Diskussion 109<br />
Die Substanz weist nicht nur kristalline Anteile auf, son<strong>de</strong>rn auch einen kleinen<br />
amorphen Anteil, wie in Abbildung 6.49 <strong>de</strong>utlich zu erkennen ist. Der kristalline<br />
Anteil setzt sich aus <strong>de</strong>m Lactose- und Celluloseanteil zusammen, siehe auch Vivapur<br />
101.<br />
Der Wassergehalt von Microcelac 100 beträgt 4,4 %. Der Zerfall <strong>de</strong>r maximal<br />
komprimierten Tabletten entspricht nicht <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuchs. Durch<br />
Verringerung <strong>de</strong>r Bruchfestigkeit o<strong>de</strong>r Zugabe eines Sprengmittels kann die<br />
Zerfallszeit eingestellt wer<strong>de</strong>n [Goto et al. 1999]. Da sich mikrokristalline Cellulose<br />
nicht in Wasser löst, entsteht eine Suspension.<br />
Die Schüttdichte wur<strong>de</strong> mit 507 ± 1 kg/m 3 bestimmt, die Stampfdichte mit 610<br />
± 7 kg/m 3 . Die mittlere Partikelgröße x 50 beträgt 151,7 ± 5,2 µm. Damit ist<br />
Partikelgröße geringfügig kleiner als bei Cellactose 80 und etwas größer als bei<br />
StarLac. Microcelac zeigt als Reinstoff ein sehr gutes Fließverhalten, was im<br />
Vergleich zu StarLac und Cellactose etwas geringer ist. In bela<strong>de</strong>nem Zustand<br />
hingegen verhält es sich entgegengesetzt. Der Füllschuh kann bei allen<br />
Beladungskonzentrationen eingesetzt wer<strong>de</strong>n und es wird trotz<strong>de</strong>m eine homogene<br />
Matrizenfüllung erreicht. Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Proben ist besser als bei<br />
Cellactose und StarLac, was auf <strong>de</strong>n mikrokristallinen Celluloseanteil zurückzuführen<br />
ist. Bei hoher Beladung sind Ölverluste zu beobachten. Die Besprühungsrate ist im<br />
Vergleich zu <strong>de</strong>n untersuchten Compound-Hilfsstoffen durchschnittlich.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.50: Partikelsummenverteilung Microcelac 100
110<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Das Sprühprodukt zeigt ebenfalls kugelartige Partikel, die durch einen faserigen<br />
Anteil durchbrochen wer<strong>de</strong>n und nicht i<strong>de</strong>al rund wie StarLac-Partikel sind. Die<br />
Partikelmorphologie ähnelt stark Cellactose 80. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Beladung ist eine<br />
verstärkte Benetzung <strong>de</strong>r Oberfläche zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Abbildung 6.51 zeigt <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utlich unterschiedlichen Einfluss <strong>de</strong>r Beladungsarten.<br />
Abb. 6.51 a Reinstoff, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.51 b Rapsöl 10%, Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.51 c Rapsöl 24% , Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.51 d Rosmarin 11%, Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.51 e Rosmarin 24%, Vergr.: 1000x<br />
Abbildung 6.51: REM-Bil<strong>de</strong>r Microcelac 100<br />
Fazit:<br />
Microcelac 100 eignet sich als Tablettierhilfsstoff, auch in gering bela<strong>de</strong>nem Zustand<br />
zeigt es noch eine akzeptable Bruchfestigkeit. Deshalb ist Microcelac 100 zur<br />
Beladung mit Flüssigkeiten besser geeignet als StarLac o<strong>de</strong>r Cellactose 80.
6. Ergebnisse und Diskussion 111<br />
6.7.4.5. Ludipress<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 40,3 15 [ + ]<br />
Rapsöl 9 56,6 2,6 [ + ]<br />
Rapsöl 24 59,5 0,5 [ + - o ]<br />
Rosmarinextrakt 9 54,7 3,0 [ +]<br />
Rosmarinextrakt 25 58,9 0,5 [ o ]<br />
Tabelle 6.15: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Ludipress<br />
Ludipress besteht aus 93 Teilen Lactose–Monohydrat, 3,5 Teilen Kollidon 30, einem<br />
Polyvinylpyrrolidon, und 3,5 Teilen Kollidon CL, einem quervernetzten<br />
Polyvinylpyrrolidon. Wie Schmidt et al. [1994] berichten, han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r<br />
Lactose um amorphe und α-Lactose. Lactose sowie Kollidon 30 sind Bin<strong>de</strong>mittel,<br />
Kollidon CL ist ein Sprengmittel, das zum schnelleren Zerfall zugesetzt wird. Auch<br />
Ludipress zeigt synergistische Vorteile im Vergleich zu <strong>de</strong>n physikalischen<br />
Mischungen <strong>de</strong>r Komponenten [Baykara et al. 1991]. Kollidon 30 sowie <strong>de</strong>r Anteil<br />
<strong>de</strong>r amorphen Lactose gewährleisten die sehr gute Plastizität <strong>de</strong>s Produktes, die sogar<br />
besser als bei StarLac o<strong>de</strong>r Cellactose ist [Dressler 2002]. Im Gegensatz dazu fin<strong>de</strong>t<br />
Munoz-Ruiz et al. [1993] die beste Plastizität für Cellactose. Für die Tablettierung ist<br />
die Zugabe eines Schmiermittels nötig, dazu eignet sich beson<strong>de</strong>rs<br />
Natriumstearylfumarat, da es die Zerfalls- und Freisetzungszeit nicht negativ<br />
beeinflusst [Plaizier-Vercammen et al. 1993]. Dagegen zeigt Schmidt et al. [1994]<br />
dass es nur einen kleinen Einfluss von Magnesiumstearat auf <strong>de</strong>n Zerfall und die<br />
Freisetzung bei Ludipress gibt. Die Freisetzung kann durch die Zugabe von<br />
Maisstärke bzw. die Konzentrationsän<strong>de</strong>rung von Ludipress eingestellt wer<strong>de</strong>n<br />
[Szabo-Revesz et al. 1996]. Der Wassergehalt <strong>de</strong>r Substanz beträgt 5,6 %.<br />
Die Bruchfestigkeit von Ludipress ist sehr gut. Bei Beladung <strong>de</strong>r Substanz<br />
nimmt die Festigkeit <strong>de</strong>r Tabletten schnell ab und die Ergebnisse sind schlechter als<br />
bei Microcelac 100. Bei hoher Beladung wer<strong>de</strong>n nur noch Tabletten mit inakzeptabler<br />
Bruchfestigkeit erhalten. Außer<strong>de</strong>m kommt es bei hoher Besprühungsrate zu<br />
Ölverlusten, was anhand Abbildung 6.53 zu vermuten ist. Die gute Bruchfestigkeit ist<br />
mit <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Inhaltsstoffe bei Ludipress zu erklären. Wie Schmidt et al.<br />
[1994] ermittelte, ist die Lactose von Kollidon, welches sich sehr gut plastisch<br />
verformt, umgeben. Durch die Benetzung <strong>de</strong>r Oberfläche ist die Bindung zwischen<br />
<strong>de</strong>n Partikeln erschwert. Da sich keine neuen Flächen zur Bindung bil<strong>de</strong>n, wie bei
112<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
sprödbrüchigen Substanzen, nimmt die Bruchfestigkeit bei Beladung schnell ab<br />
[Jarosz et al. 1984].<br />
Die Schüttdichte beträgt 548 ± 2 kg/m 3 , die Stampfdichte 669 ± 14 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 175,4 ± 4,8 µm bestimmt. Damit sind die<br />
Partikel die größten unter <strong>de</strong>n Compound-Hilfsstoffen. Dies könnte auch eine<br />
Begründung für die exzellente Fließfähigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes sein, die die beste <strong>de</strong>r<br />
Lactose basierten Hilfsstoffe ist. Die Fließfähigkeit von bela<strong>de</strong>nen Ludipressproben<br />
ist ausreichend. Die Matrize kann mit <strong>de</strong>m Füllschuh gefüllt wer<strong>de</strong>n, jedoch muss auf<br />
eine homogene Befüllung geachtet wer<strong>de</strong>n. Die Besprühungsrate ist durchschnittlich<br />
hoch.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.52: Partikelsummenverteilung Ludipress<br />
Die Partikel sind als rundliche, mit vielen Wülsten überzogene Teilchen zu erkennen.<br />
Bei genauer Betrachtung sind poröse Strukturen auf <strong>de</strong>n Lactosekristallen<br />
festzustellen. Diese Strukturen wer<strong>de</strong>n schon bei geringer Beladung abge<strong>de</strong>ckt und<br />
sind nicht mehr sichtbar. Die Partikel benetzen sich bei zunehmen<strong>de</strong>r Beladung leicht<br />
mit Rapsöl, wodurch das wulstige Aussehen verloren geht. Βei <strong>de</strong>r Beladung mit<br />
Rosmarinextrakt wer<strong>de</strong>n zwar auch die porösen Strukturen abge<strong>de</strong>ckt, doch die<br />
wulstige Struktur bleibt bestehen.
6. Ergebnisse und Diskussion 113<br />
Abb. 6.53 a Reinstoff, Vergr.: 350x<br />
Abb. 6.53 b Rapsöl 9%, Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.53 c Rapsöl 24% , Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.53 d Rosmarin 9%, Vergr.: 750x<br />
Abb. 6.53 e Rosmarin 25%, Vergr.:750x<br />
Abbildung 6.53: REM-Bil<strong>de</strong>r Ludipress<br />
Fazit:<br />
Ludipress ist in gering bela<strong>de</strong>nem Zustand ein geeigneter Hilfsstoff zur Tablettierung.<br />
Ludipress ist eine Alternative zu reinen Lactosen (siehe Pharmatosen), bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />
Zerfall nicht immer <strong>de</strong>n Vorgaben entspricht. Als Reinstoff ist es in einer<br />
Formulierung gut einzusetzen.
114<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.5. Fällungskieselsäuren<br />
6.7.5.1. Sipernat 50S<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 50,2 k. mech. Fest. [ * ]<br />
Rapsöl 25 47,1 k. mech. Fest. [ * ]<br />
Rapsöl 70 51,9 k. mech. Fest. [ * ]<br />
Rosmarinextrakt 25 45,1 k. mech. Fest. [ * ]<br />
Rosmarinextrakt 70 47,3 k. mech. Fest. [ * ]<br />
Tabelle 6.16: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Sipernat 50S<br />
Sipernat 50S ist ein Vertreter <strong>de</strong>r chemischen Substanzklasse <strong>de</strong>r hochdispersen<br />
Fällungskieselsäuren. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n häufig in <strong>de</strong>r pharmazeutischen Industrie<br />
verwen<strong>de</strong>ten Aerosilen wird Sipernat 50S durch die Fällung einer Wasserglaslösung,<br />
in die Schwefelsäure eingeleitet wird, hergestellt. Danach wird das entstehen<strong>de</strong><br />
Produkt sprühgetrocknet und gemahlen [Ferch et al 1995]. Sipernat 50S wird wie<br />
Aerosil 200 als Fließregulierungsmittel, als Sprengmittel und vor allem als Trägerstoff<br />
verwen<strong>de</strong>t [Lah<strong>de</strong>npaa et al. 2001].<br />
Die Substanz ist unlöslich in Wasser. Der Wassergehalt beträgt 4,6 % und ist<br />
im Vergleich zu Aerosil 200 mit einem Wassergehalt von ca. 1,5 % <strong>de</strong>utlich höher.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>s Herstellungsverfahrens kommt es zur Bindung von Wasser an <strong>de</strong>n<br />
Partikeloberflächen, die auch durch die Trocknung nicht mehr entfernt wer<strong>de</strong>n<br />
können. Aerosil, das durch eine Pyrolyse hergestellt wird und <strong>de</strong>shalb keine<br />
anhaften<strong>de</strong> Wassermoleküle an <strong>de</strong>r Oberfläche besitzt, ist <strong>de</strong>shalb nicht nur wie<br />
Sipernate zur Physisorption befähigt son<strong>de</strong>rn auch zur Chemisorption [Bauer 2002].<br />
Allerdings ist das Produkt <strong>de</strong>utlich teuerer, weshalb es nicht eingesetzt wird. Sipernat<br />
kann in feuchter Umgebung Wasser aufnehmen und dieses in trockener Umgebung<br />
auch wie<strong>de</strong>r abgeben [Ferch et al. 1995]. Durch die hohe Porosität <strong>de</strong>s Produktes<br />
ermöglicht es <strong>de</strong>n schnelleren Zerfall von Tabletten, da Wasser schneller in das innere<br />
<strong>de</strong>r Komprimate gelangen kann.<br />
Sipernat 50S besitzt keine Bindungskräfte für die Tablettierung. Keine <strong>de</strong>r<br />
untersuchten Proben führte zu einem Pressling. Die Substanz ist äußerst elastisch und<br />
lässt <strong>de</strong>shalb keine Komprimatbildung zu. Nur durch Flüssigkeitsbindungen bzw.<br />
Van-<strong>de</strong>r-Waals Kräfte kann es zu Bindungen kommen. Sipernate sind amorphe<br />
Kieselsäuren, die trotz<strong>de</strong>m nur eine geringe Plastizität aufweisen.
6. Ergebnisse und Diskussion 115<br />
Die Schüttdichte beträgt 103 ± 8 kg/m 3 , die Stampfdichte 123 ± 16 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 5,6 ± 0,3 µm ermittelt. Anhand <strong>de</strong>r<br />
logarithmischen Partikelverteilung zeigt sich <strong>de</strong>r Vermahlungsprozess bei <strong>de</strong>r<br />
Herstellung. Die Partikel sind folglich ungefähr 1000mal größer als Aerosilpartikel,<br />
die eine Größe von ungefähr 15 nm aufweisen. Trotz<strong>de</strong>m agiert Sipernat 50S auch als<br />
Fließregulierungsmittel, in<strong>de</strong>m sich die Partikel auf <strong>de</strong>r Oberfläche von großen<br />
Partikeln anhaften und durch eine Art Kugellagereffekt das Fließen von Pulvern<br />
erleichtern [Ferch et al 1995]. Ein zu großer Anteil von Sipernat 50S in einer<br />
Formulierung setzt die Festigkeit <strong>de</strong>r resultieren<strong>de</strong>n Komprimate herab. Die<br />
Fließfähigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist gut, erzielt aber nicht die kleinsten Böschungswinkel<br />
da sowohl die Masse als auch die Dichte <strong>de</strong>r Partikel sehr gering ist und damit die<br />
Haftkräfte nur befriedigend überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können. Jedoch verbessert sich<br />
dieses Verhalten bei Beladung <strong>de</strong>utlich, da die Dichte <strong>de</strong>r Substanz stark z<strong>uni</strong>mmt.<br />
Bei einer hohen Beladungskonzentration sinkt diese wie<strong>de</strong>r gering ab, da zusätzliche<br />
Hafteffekte auftreten. Die Beladungskonzentration ist aufgrund <strong>de</strong>r geringen<br />
Schüttdichte die höchste unter allen getesteten Substanzen [Gruener 1999].<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.54: Partikelsummenverteilung Sipernat 50 S<br />
Die Partikel von Sipernat 50S sind sehr klein, siehe Abbildung 6.55. Einige größere<br />
Bruchstücke <strong>de</strong>r Primärpartikel sind zu erkennen. Daneben gibt es viele kleine<br />
Partikel, die sich aneinen<strong>de</strong>r lagern. Die bela<strong>de</strong>nen Proben gruppieren sich zu kleinen
116<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Agglomeraten zusammen, die zum Teil rundlich aussehen bzw. teilweise auch glatte<br />
Flächen besitzt. Trotz <strong>de</strong>r höchsten Beladung aller untersuchten Partikel ist keine<br />
Benetzung <strong>de</strong>r Oberflächen zu erkennen. Da die Partikel äußerst porös sind, wird die<br />
Beladungsflüssigkeit im Inneren <strong>de</strong>r Partikel abgelagert.<br />
Abb. 6.55 a Reinstoff, Vergr.: 600x<br />
Abb. 6.55 b Rapsöl 25%, Vergr.: 1000x<br />
Abb. 6.55 c Rapsöl 70% , Vergr.: 1000x<br />
Abb. 6.55 d Rosmarin 25%, Vergr.: 600<br />
Abb. 6.55 e Rosmarin 70%, Vergr.: 1000x<br />
Abbildung 6.55: REM-Bil<strong>de</strong>r Sipernat 50S<br />
Fazit:<br />
Sipernat 50 S ist sehr gut als Trägerstoff geeignet, da es einen sehr hohen Anteil an<br />
Flüssigkeit aufnimmt und trotz<strong>de</strong>m die Fließfähigkeit einer Mischung verbessern<br />
kann. Allerdings ist es wichtig ein geeignetes Bin<strong>de</strong>mittel zu verwen<strong>de</strong>n, damit<br />
Komprimate mit guten Gebrauchseigenschaften entstehen.
6. Ergebnisse und Diskussion 117<br />
6.7.5.2. Sipernat 22<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 48,8 k. mech. Fest. [ * ]<br />
Rapsöl 50 52,8 - (kein Pressling) [ * ]<br />
Rapsöl 65 56,7 - (kein Pressling) [ * ]<br />
Rosmarinextrakt 20 49,0 1,0 [ * ]<br />
Rosmarinextrakt 50 44,0 - (kein Pressling) [ * ]<br />
Tabelle 6.17: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Sipernat 22<br />
Sipernat 22 ist, ebenso wie Sipernat 50 S, ein Vertreter <strong>de</strong>r chemischen<br />
Substanzklasse <strong>de</strong>r hochdispersen Fällungskieselsäuren. Die Substanz wird im<br />
Gegensatz zu Sipernat 50S nach <strong>de</strong>r Sprühtrocknung nicht gemahlen. Sipernat 22<br />
wird ebenso wie Sipernat 50S für die Adsorption von Flüssigkeiten sowie für die<br />
Fließfähigkeitsverbesserung eingesetzt. Durch die poröse Struktur nimmt Sipernat 22<br />
hohe Mengen an Flüssigkeit auf und besitzt auch <strong>de</strong>n Effekt, Wasser in Komprimate<br />
eindringen zulassen und damit <strong>de</strong>n Zerfall zu beschle<strong>uni</strong>gen [Ferch et al. 1995]. Die<br />
Substanz ist auch unlöslich in Wasser. Der Wassergehalt <strong>de</strong>r Substanz beträgt 5,5 %.<br />
Sipernat 22 zeigt bei <strong>de</strong>r Kompression ebenfalls ein sehr elastisches Verhalten,<br />
obwohl es sich um einen amorphen Stoff han<strong>de</strong>lt. Deshalb wer<strong>de</strong>n selten Komprimate<br />
erhalten. Nur die mit 20 % Rosmarinextrakt bela<strong>de</strong>ne Probe weist eine geringe<br />
Festigkeit auf, die mit Flüssigkeitsbrückenbindungen zu erklären ist. Bei höheren<br />
Pressdrücken kann es zum Bruch <strong>de</strong>r porösen Partikel kommen, jedoch treten auch<br />
dann keine Ölverlust auf.<br />
Die Schüttdichte beträgt 218 ± 1 kg/m 3 , die Stampfdichte 269 ± 0 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 ist 68,7 ± 6,7 µm. Die Korngrößenverteilung ist breit. Da<br />
die Schüttdichte höher ist als bei Sipernat 50S, ist die maximale<br />
Beladungskonzentration geringer als bei Sipernat 50S [Gruener 1999]. Jedoch ist<br />
diese immer noch sehr hoch. Außer<strong>de</strong>m besitzt Sipernat 22 nur einen kleinen<br />
Staubanteil im Pulver, so dass es sich erheblich leichter verarbeiten lässt, da die<br />
Staubbelastung <strong>de</strong>r Luft <strong>de</strong>utlich herabgesetzt ist.<br />
Das Fließverhalten ist noch besser als bei Sipernat 50 S, da die Partikel größer<br />
sind und damit auch eine größere Masse besitzen. Die Böschungswinkel zeigen beim<br />
Reinstoff sowie bei <strong>de</strong>n mit Rosmarinextrakten bela<strong>de</strong>nen Proben Werte von kleiner<br />
50°, was im Vergleich zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren untersuchten Testsubstanzen beachtlich ist. Die<br />
untersuchten Proben mit Rapsöl dagegen fließen etwas schlechter, doch auch diese
118<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Proben müssen nicht per Hand in die Matrize eingefüllt wer<strong>de</strong>n. Die Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Fließfähigkeit erfolgt bei Sipernat 22 auch durch einen Abrolleffekt. Allerdings lagern<br />
sich die Partikel aufgrund ihrer Größe nicht mehr komplett um größere Partikel,<br />
son<strong>de</strong>rn es entstehen auch kleine Hohlräume. Beim Fließen bewegen sich die Partikel<br />
zwischen an<strong>de</strong>ren Partikeln. Es kommt zu einer Art Abstandhaltung und zu einem<br />
Kugellagereffekt.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.56: Partikelsummenverteilung Sipernat 22<br />
Die Teilchen sind erheblich größer als bei Sipernat 50 S, siehe Abbildung 6.57.<br />
Sipernat 22 ist durch die Sprühtrocknung sphärisch rund und porös. Die Partikel<br />
haben eine leicht wellige Oberfläche. Bei zunehmen<strong>de</strong>r Beladung mit Rapsöl wird die<br />
Oberfläche mit Flüssigkeit be<strong>de</strong>ckt, wobei zunächst eine unebene Oberfläche<br />
resultiert, bis später die Oberfläche vollkommen geglättet wird. Außer<strong>de</strong>m<br />
agglomerieren kleine Partikel an großen. Bei Beladung mit Rosmarinextrakt ist keine<br />
verstärkte Agglomeration zu erkennen. Auch die Oberflächenab<strong>de</strong>ckung mit<br />
Beladungsflüssigkeit ist bei weitem nicht so <strong>de</strong>utlich wie bei <strong>de</strong>r Beladung mit<br />
Rapsöl.
6. Ergebnisse und Diskussion 119<br />
Abb. 6.57 a Reinstoff, Vergr.: 350x<br />
Abb. 6.57 b Rapsöl 50%, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.57 c Rapsöl 65% , Vergr.: 350x<br />
Abb. 6.57 d Rosmarin 20%, Vergr.: 220x<br />
Abb. 6.57 e Rosmarin 50%, Vergr.: 400x<br />
Abbildung 6.57: REM-Bil<strong>de</strong>r Sipernat 22<br />
Fazit:<br />
Sipernat 22 eignet sich sehr gut als Trägerstoff für die Beladung, da es äußerst viel<br />
Flüssigkeit aufnehmen kann und trotz<strong>de</strong>m die Fließfähigkeit verbessert. Es fließt noch<br />
besser als Sipernat 50 S, kann aber nicht ganz so hoch bela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Auch für<br />
Sipernat 22 ist es wichtig die richtigen Kombinationspartner für eine Formulierung zu<br />
fin<strong>de</strong>n. Sipernat 22 besitzt aufgrund seiner Partikelgröße im Gegensatz zu Sipernat<br />
50S <strong>de</strong>n Vorteil eines kleineren Staubanteils im Pulver.
120<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.5.3. Sipernat 2200<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 31,3 - (kein Pressling) [ * ]<br />
Rapsöl 31 50,4 - (kein Pressling) [ * ]<br />
Rapsöl 50 48,7 - (kein Pressling) [ * ]<br />
Rosmarinextrakt 30 50,9 - (kein Pressling) [ * ]<br />
Rosmarinextrakt 49 48,3 - (kein Pressling) [ * ]<br />
Tabelle 6.18: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Sipernat 2200<br />
Sipernat 2200 ist ein weiterer Vertreter <strong>de</strong>r chemischen Substanzklasse <strong>de</strong>r<br />
hochdispersen Fällungskieselsäuren. Die Substanz wird durch ein spezielles<br />
Herstellungsverfahren produziert, durch das ein mikrogranuläres und amorphes<br />
Produkt entsteht [Grinschgl 2001]. Die Anwendungsgebiete von Sipernat 2200 sind<br />
als Adsorptionsmittel und Fließfähigkeitsverbesserer synonym zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
untersuchten Sipernaten. Bei <strong>de</strong>r Kompression von Sipernat 2200 o<strong>de</strong>r seinen<br />
bela<strong>de</strong>nen Proben wer<strong>de</strong>n keine Komprimate erhalten, da auch diese Substanz keine<br />
Bindungskräfte aufweist und durch das elastische Verformungsverhalten gebil<strong>de</strong>te<br />
Flüssigkeitsbrücken wie<strong>de</strong>r zerstört. Trotz<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>t kein Ölverlust statt.<br />
Der Wassergehalt von Sipernat 2200 beträgt 4,4 %. Es ist unlöslich in Wasser,<br />
nimmt aber schnell Wasser auf und leitet es weiter. Dieser Dochteffekt erleichtert <strong>de</strong>n<br />
Zerfall von Tabletten. Die Substanz ist wie alle Sipernate nur zur Physisorption<br />
befähigt, da durch die Herstellung Wasser gebun<strong>de</strong>n wird, das durch die Trocknung<br />
nicht vollkommen entfernt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Schüttdichte wur<strong>de</strong> mit 228 ± 1 kg/m 3 , die Stampfdichte mit 253 ± 2<br />
kg/m 3 . Die mittlere Partikelgröße x 50 beträgt 265,4 ± 4,7 µm. Damit sind die Partikel<br />
sehr groß im Vergleich zu <strong>de</strong>n untersuchten Zuckern, mikrokristallinen Cellulosen<br />
o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Sipernaten. Auffällig ist, dass das Produkt keine kleinen<br />
Partikel enthält. Damit wird gewährleistet, dass es bei <strong>de</strong>r Verarbeitung von Sipernat<br />
2200 zu keiner Staubbildung kommt [Grinschgl 2001]. Trotz <strong>de</strong>r erhöhten<br />
Schüttdichte ist die Beladungskonzentration noch sehr hoch [Gruener 1999].<br />
Die Fließfähigkeit ist gegenüber Sipernat 22 und Sipernat 50 S nochmals<br />
verbessert wor<strong>de</strong>n. Sipernat 2200 zeigt als Reinstoff von allen getesteten Substanzen<br />
<strong>de</strong>n besten Böschungswinkel und damit die beste Fließfähigkeit. Die<br />
Böschungswinkel <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Muster sind knapp über o<strong>de</strong>r unter 50°. Sipernat
6. Ergebnisse und Diskussion 121<br />
2200 verbessert die Fließfähigkeit von Formulierungen durch Aufnahme von<br />
Feuchtigkeit bzw. Flüssigkeit, einer Abstandshaltung von verschie<strong>de</strong>nen Partikeln,<br />
durch die Partikelform und durch einen Kugellagereffekt. Allerdings kann es durch<br />
die großen Partikel mit relativ geringer Dichte zur Entmischung von Pulvern<br />
kommen. In diesem Fall ist es möglich Sipernat 22 zu verwen<strong>de</strong>n.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.58: Partikelsummenverteilung Sipernat 2200<br />
Die Partikel sind noch <strong>de</strong>utlich größer als bei Sipernat 22. Sie sind nicht mehr i<strong>de</strong>al<br />
rund, aber die Partikelmorphologie ist sehr ähnlich. Die Oberflächen sind leicht<br />
wellig. Der Reinstoff zeigt kleine Öffnungen als Zeichen <strong>de</strong>r Porosität auf <strong>de</strong>r<br />
Oberfläche <strong>de</strong>r Partikel. Bei Beladung belegt sich die Oberfläche mit Flüssigkeit,<br />
doch die leichte Unebenheit bleibt bestehen. Relativ kleine Partikel bin<strong>de</strong>n sich an die<br />
leicht benetzte Oberfläche. Im Gegensatz zu Sipernat 22 ist die Beladung mit Rapsöl<br />
noch nicht so hoch, dass die Oberflächen geglättet wer<strong>de</strong>n.
122<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Abb. 6.59 a Reinstoff, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.59 b Rapsöl 31%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.59 c Rapsöl 50% , Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.59 d Rosmarin 30%, Vergr.: 50x<br />
Abb. 6.59 e Rosmarin 49%, Vergr.:100x<br />
Abbildung 6.59: REM-Bil<strong>de</strong>r Sipernat 2200<br />
Fazit:<br />
Sipernat 2200 ist sehr gut als Trägerstoff geeignet, da es einen hohen Anteil an<br />
Flüssigkeit aufnimmt und trotz<strong>de</strong>m die Fließfähigkeit einer Mischung verbessert.<br />
Allerdings muss wie bei Sipernat 22 ein Kompromiss zwischen <strong>de</strong>r<br />
Beladungskonzentration und <strong>de</strong>r Fließfähigkeit gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.
6. Ergebnisse und Diskussion 123<br />
6.7.6. An<strong>de</strong>re Anorganische Verbindungen<br />
6.7.6.1. Emcompress<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 47,3 3,0 [ + ]<br />
Rapsöl 4 47,3 6,0 [ + - o ]<br />
Rapsöl 12 57,8 1,0 [ o - - ]<br />
Rosmarinextrakt 3 47,3 9,0 [ + - o ]<br />
Rosmarinextrakt 10 55,8 1,0 [ o - - ]<br />
Tabelle 6.19: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Emcompress<br />
Emcompress ist chemisch Calciumhydrogenphosphat-dihydrat, also ein anorganischer<br />
Träger. Es liegt als monoklines Kristallsystem vor. Die Substanz wird als<br />
Trockenbin<strong>de</strong>mittel und Fließregulierungsmittel in <strong>de</strong>r Tablettierung eingesetzt sowie<br />
als Abrasivstoff in Zahnpasten. Meist wird es in Gemischen mit mikrokristalliner<br />
Cellulose o<strong>de</strong>r Stärke verpresst [Sangekar et al. 1972]. Emcompress wird durch<br />
Sprödbruch verformt und zeigt nur einen geringen elastischen Anteil bei <strong>de</strong>r<br />
Kompression [Dressler 2002]. Bei höheren Pressdrücken nimmt die Elastizität zu, da<br />
die Partikel durch die Bruchcharakteristik immer kleiner wer<strong>de</strong>n und weniger Defekte<br />
im Kristallgitter vorhan<strong>de</strong>n sind, an <strong>de</strong>nen weitere Brüche stattfin<strong>de</strong>n können [Picker<br />
2004].<br />
Der Wassergehalt ist mit 19,2 % sehr hoch. Allerdings liegt nur ein geringer<br />
Wasseranteil frei vor, da das Hydratwasser in die Bestimmung mit einfließt.<br />
Emcompress ist kaum in Wasser löslich und zerfällt <strong>de</strong>shalb schlecht. In Kombination<br />
mit einem Sprengmittel ist <strong>de</strong>r Zerfall im Vergleich zu quellen<strong>de</strong>n Hilfsstoffen<br />
<strong>de</strong>utlich besser, da das Sprengmittel <strong>de</strong>n nötigen Druck aufbauen kann, damit die<br />
Tablette in Bruchstücke zerfällt [Caramella et al. 1986]. Dabei nimmt <strong>de</strong>r Zerfall mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Presskraft zu. Emcompress ist nicht hygroskopisch, lagert aber ab einer<br />
relativen Feuchte von 80 % geringfügig Wasser an [Picker 2004].<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes weist einen geringeren Wert auf als die<br />
niedrig bela<strong>de</strong>nen Proben. Die Beladung <strong>de</strong>r Substanz verbessert die Festigkeit <strong>de</strong>r<br />
Tabletten, da <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong> Schmiermitteleffekt zu weniger Reibung an <strong>de</strong>r Matrize<br />
führt. Ohne Schmiermittel kommt es zu starker Reibung und dadurch bedingt zur<br />
Beschädigung <strong>de</strong>r Tablettenmatrix. Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r gering bela<strong>de</strong>nen Proben<br />
ist gut, selbst die höher bela<strong>de</strong>nen Proben zeigen noch eine akzeptable Festigkeit.
124<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Allerdings ist die Beladungsrate im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Stoffen eher gering. Da<br />
Emcompress starke Fragmentierung zeigt, ist es unempfindlich gegen<br />
Schmiermittelzugabe wie Magnesiumstearat, da bei <strong>de</strong>r Kompression neue<br />
Oberflächen entstehen [Jarosz et al. 1984].<br />
Die Schüttdichte wird mit 939 ± 2 kg/m 3 , die Stampfdichte mit 1159 ± 42<br />
kg/m 3 bestimmt. Die mittlere Partikelgröße x 50 beträgt 200,9 ± 3,7 µm. Die Partikel<br />
weisen einen Feinanteil von ungefähr 20 % auf, wodurch die Verteilung recht breit ist,<br />
siehe Abbildung 6.60. Kleine Teilchen füllen Hohlräume aus und führen dabei zu<br />
einer dichteren Packung. Emcompress zeigt die größten Dichten aller getesteten<br />
Substanzen. Die Beladungskapazität ist <strong>de</strong>shalb gering. Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r<br />
Substanz ist sehr gut, da die Partikel eine hohe Masse besitzen und aneinan<strong>de</strong>r<br />
abrollen können. Die Fließfähigkeit bei geringer Beladung ist ebenfalls gut, durch die<br />
run<strong>de</strong> Form können die Partikel noch gut abfließen bzw. in die Matrize fließen. Bei<br />
höherer Beladung agglomerieren die Partikel, die Substanz weist dann schlechtes<br />
Fließverhalten sowie Ölverluste beim Pressen auf.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.60: Partikelsummenverteilung Emcompress<br />
In <strong>de</strong>n Abbildungen 6.61 sind kristallartige Formen <strong>de</strong>s Reinstoffes zu erkennen, die<br />
an vielen Stellen Bruchkanten sowie einzelne Kristalle aufweisen und annähernd<br />
sphärische Teilchen darstellen. Schon bei geringer Beladungskonzentration<br />
agglomerieren die Partikel, da eine Benetzung <strong>de</strong>r Oberfläche stattfin<strong>de</strong>t. Die<br />
einzelnen Kristalle sind dann nicht mehr sichtbar. Bei einer höheren Beladung sind
6. Ergebnisse und Diskussion 125<br />
keinerlei Bruchkanten mehr festzustellen, da diese mit Flüssigkeit umhüllt sind.<br />
Kleine Partikel lagern sich auf <strong>de</strong>n glatten Oberflächen an.<br />
Abb. 6.61 a Reinstoff, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.61 b Rapsöl 4%, Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.61 c Rapsöl 12% , Vergr.: 150x<br />
Abb. 6.61 d Rosmarin 3%, Vergr.: 150x<br />
Abb. 6.61 e Rosmarin 10%, Vergr.: 100x<br />
Abbildung 6.61: REM-Bil<strong>de</strong>r Emcompress<br />
Fazit:<br />
Emcompress ist als Trägerstoff ungeeignet, da es nur wenig Flüssigkeit aufnehmen<br />
kann. Es ist günstiger, Emcompress aufgrund seiner Verformungscharakteristik und<br />
seiner sehr guten Fließfähigkeit in Formulierungen einzubringen, die mit an<strong>de</strong>ren<br />
bela<strong>de</strong>nen Hilfsstoffen kombiniert wer<strong>de</strong>n, damit ein höherer Öl- o<strong>de</strong>r Extraktanteil in<br />
Tabletten eingefügt wer<strong>de</strong>n kann.
126<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.6.2. Dicafos<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 38,6 14,5 [ + ]<br />
Rapsöl 10 68,9 1,2 [ o ]<br />
Rapsöl 14 59,8 0,5 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 9 52,9 0,55 [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 15 64,1 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.20: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Dicafos<br />
Dicafos besteht chemisch aus Calciumhydrogenphosphat-dihydrat d.h. aus <strong>de</strong>rselben<br />
anorganischen Substanz wie Emcompress. Bei<strong>de</strong> Produkte sind kristallin und zeigen<br />
ein monoklines Kristallsystem. Dicafos wird als Bin<strong>de</strong>mittel verwen<strong>de</strong>t und weist ein<br />
sprödbrüchiges Deformationsverhalten auf, was die Substanz ebenso wie Emcompress<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Pressgeschwindigkeit relativ unabhängig macht [Rees et al. 1978]. Die<br />
Primärpartikel sind wenig elastisch und von hoher Härte. Mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Kompression nimmt <strong>de</strong>r elastische Anteil zu, wie unter 6.7.6.1. erläutert [Picker<br />
2004]. Die Substanz wird in Kombination mit mikrokristalliner Cellulose und Stärke<br />
verarbeitet [Sangekar et al. 1972].<br />
Der Zerfall entspricht nicht <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen, da Dicafos in Wasser nicht<br />
löslich ist und keinerlei Sprengdruck besitzt. Deshalb ist die Verwendung eines<br />
Sprengmittels nötig [Caramella et al. 1986]. Jedoch penetriert Wasser die<br />
Komprimate aufgrund <strong>de</strong>r hydrophilen Natur <strong>de</strong>r Substanz schnell [Van Kamp et al.<br />
1986]. Dadurch wer<strong>de</strong>n die Sprengmittel schnell benetzt, diese können quellen und<br />
ein schneller Zerfall ist die Folge. Der Wassergehalt <strong>de</strong>r Substanz beträgt 20,4 %,<br />
dabei sind die Hydrate miterfasst. Die Trocknung über 3h bei 60°C zeigt nur einen<br />
Wasserverlust von 0,05 %. Der Zerfall nimmt mit zunehmen<strong>de</strong>r Presskraft zu. Dicafos<br />
ist wie Emcompress nicht hygroskopisch, lagert aber ab einer relativen Feuchte von<br />
80 % geringfügig Wasser an.<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist sehr gut und im Vergleich zu<br />
Emcompress erheblich besser, da die Ausstoßkraft geringer ist und dadurch die<br />
Tablettenmatrix weniger beschädigt wird. Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Proben<br />
ist mit <strong>de</strong>n Ergebnissen von Emcompress vergleichbar. Die Komprimate aus <strong>de</strong>n<br />
höheren Beladungen zeigen nur eine sehr geringe Festigkeit. Die<br />
Beladungskonzentration ist bei Dicafos etwas höher als bei Emcompress, aber im<br />
Vergleich zu <strong>de</strong>n Zuckern immer noch niedriger.
6. Ergebnisse und Diskussion 127<br />
Da Emcompress starke Fragmentierung zeigt, ist es unempfindlich gegen<br />
Schmiermittelzugabe wie Magnesiumstearat, da bei <strong>de</strong>r Kompression neue<br />
Oberflächen entstehen [Jarosz et al. 1984].<br />
Die Schüttdichte beträgt 773 ± 3 kg/m 3 , die Stampfdichte 949 ± 26 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 165,8 ± 3,3 µm bestimmt, ist also etwas geringer<br />
als bei Emcompress. Die Partikelverteilung ist schmaler als bei Emcompress, siehe<br />
Abbildung 6.62 und 6.60. Der Feinanteil ist bei Dicafos geringer, was sich auch in <strong>de</strong>r<br />
Fließfähigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes nie<strong>de</strong>rschlägt, da feine Partikel das Abrollverhalten von<br />
größeren Partikeln behin<strong>de</strong>rn können. Dicafos fließt als Reinstoff exzellent. Die<br />
besprühten Proben zeigen jedoch ein komplett an<strong>de</strong>res Verhalten, sie fließen sehr<br />
schlecht und müssen per Hand in die Matrize gefüllt wer<strong>de</strong>n. Ferner verlieren die<br />
Substanzen beim Pressen Öl.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.62: Partikelsummenverteilung Dicafos<br />
Die Partikel haben eine an<strong>de</strong>re Morphologie als Emcompress. Sie zeigen eine <strong>de</strong>utlich<br />
kristalline Oberfläche. Die Oberfläche erscheint dadurch rau. Die Partikel sind nicht<br />
rundlich, son<strong>de</strong>rn eher länglicher Natur. Es gibt keine <strong>de</strong>finierten Bruchkanten. Mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Besprühungsrate wird die Oberfläche benetzt. Die mit Rapsöl bela<strong>de</strong>nen<br />
Proben be<strong>de</strong>cken die Oberflächen <strong>de</strong>r Partikel vollkommen. Kristalline Bereiche sind<br />
dazu dann nicht mehr zu erkennen. Es kommt zu Partikelhaftungen über<br />
Flüssigkeitsbrückenbindungen. Die mit Rosmarinextrakt bela<strong>de</strong>nen Proben zeigen<br />
ebenfalls Ablagerungen auf <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>r Partikel, jedoch sind weiterhin die<br />
kristallinen Strukturen zu erkennen.
128<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Abb. 6.63 a Reinstoff, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.63 b Rapsöl 10%, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.63 c Rapsöl 14% , Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.63 d Rosmarin 9%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.63 e Rosmarin 15%, Vergr.: 2000x<br />
Abbildung 6.63: REM-Bil<strong>de</strong>r Dicafos<br />
Fazit:<br />
Dicafos ist ebenso ungeeignet als Trägerstoff wie Emcompress, da es nur eine geringe<br />
Beladungskonzentration zulässt und dabei nur geringe Bruchfestigkeiten erhalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Ebenso wie bei Emcompress ist es günstiger, Dicafos aufgrund seiner<br />
Verformungscharakteristik und seiner sehr guten Fließfähigkeit in Formulierungen<br />
einzubringen, die mit an<strong>de</strong>ren bela<strong>de</strong>nen Hilfsstoffen kombiniert wer<strong>de</strong>n, damit ein<br />
höherer Öl- o<strong>de</strong>r Extraktanteil in Tabletten eingefügt wer<strong>de</strong>n kann. Welches <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsprodukte besser geeignet ist, muss für die jeweilige Formulierung<br />
ermittelt wer<strong>de</strong>n.
6. Ergebnisse und Diskussion 129<br />
6.7.6.3. Tricafos<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 58,0 0,5 [ - ]<br />
Rapsöl 15 56,9 2,7 [ o ]<br />
Rapsöl 35 59,5 0,5 [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 15 57,8 1,2 [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 35 58,5 0,6 [ - ]<br />
Tabelle 6.21: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Tricafos<br />
Tricafos besteht chemisch aus Hydoxylapatit. Tricafos wird in dieser Produktqualität,<br />
als voluminöses Pulver, als Trennmittel zur Fließregulierung, zur Bindung von<br />
Feuchtigkeit o<strong>de</strong>r als Pigment verwen<strong>de</strong>t. Ebenso kommt es als Mineralstoffquelle<br />
zum Einsatz. Qualitäten zur Direkttablettierung besitzen erheblich größere Partikel<br />
und verhalten sich bei <strong>de</strong>r Verpressung ähnlich sprödbrüchig wie Emcompress mit<br />
hohen Rück<strong>de</strong>hnungswerten [Dressler 2002]. Im Gegensatz dazu verhält sich Tricafos<br />
in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Qualität eher plastisch. Bei <strong>de</strong>r Verpressung entstehen glasartige<br />
Komprimate. Die Substanz neigt zum Deckeln.<br />
Der Wassergehalt beträgt 1,2 %. Der Zerfall entspricht nicht <strong>de</strong>n Vorgaben, da<br />
sich die Substanz nicht in Wasser löst. Bei relativen Feuchten über 80 % nimmt die<br />
Substanz mehr als 5 % Wasser auf, ist aber trotz<strong>de</strong>m eher als nicht hygroskopisch zu<br />
bezeichnen.<br />
Die Schüttdichte wur<strong>de</strong> mit 241 ± 14 kg/m 3 , die Stampfdichte mit 383 ± 24<br />
kg/m 3 bestimmt. Die mittlere Partikelgröße x 50 beträgt 3,1 ± 0,2 µm. Die Partikel sind<br />
Mahlprodukte, wie anhand <strong>de</strong>r Partikelverteilung <strong>de</strong>utlich zu sehen ist, siehe<br />
Abbildung 6.64. Die Partikelverteilung ist relativ schmal. Unter <strong>de</strong>n getesteten<br />
Substanzen besitzen damit Tricafos und Hombitan Anatas die kleinsten Partikel. Die<br />
Beladungskonzentration ist im Vergleich zu <strong>de</strong>n Calciumhydrogenphosphat-dihydrat<br />
Produkten <strong>de</strong>utlich höher und liegt auf <strong>de</strong>m Niveau von mikrokristalliner Cellulose.<br />
Dies ist mit <strong>de</strong>r niedrigen Schüttdichte zu erklären [Gruener 1999].<br />
Tricafos zeigt aufgrund <strong>de</strong>r kleinen und leichten Partikel eine schlechte<br />
Fließfähigkeit. In Formulierung hingegen verbessert es durch die Abstandshaltung<br />
und damit <strong>de</strong>r Verringerung <strong>de</strong>r Rollreibung die Fließfähigkeit von Produkten. Die<br />
Substanz muss bei hoher Beladung manuell in die Matrize gefüllt wer<strong>de</strong>n, ansonsten<br />
ist die Benutzung <strong>de</strong>s Füllschuhs möglich. Die Substanz zeigt starkes Haften an
130<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Metallflächen. Die Flüssigkeit <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Muster wird durch die Reibung an<br />
Maschinenteilen freigesetzt, was zu Klebeeffekten führt.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.64: Partikelsummenverteilung Tricafos<br />
Wie in Abbildung 6.65 zu sehen ist, sind die Partikel sehr klein und lagern sich schon<br />
als Reinstoff zu größeren Agglomeraten zusammen. Auf <strong>de</strong>n REM-Abbildungen sind<br />
keine Oberflächenbenetzungen zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Allerdings ist ersichtlich, dass sich<br />
bei höherer Beladung Agglomerate bil<strong>de</strong>n.
6. Ergebnisse und Diskussion 131<br />
Abb. 6.65 a Reinstoff, Vergr.: 1500x<br />
Abb. 6.65 b Rapsöl 15%, Vergr.: 1500x<br />
Abb. 6.65 c Rapsöl 35 % , Vergr.: 3000x<br />
Abb. 6.65 d Rosmarin 15%, Vergr.: 2000x<br />
Abb. 6.65 e Rosmarin 35%, Vergr.: 600x<br />
Abbildung 6.65: REM-Bil<strong>de</strong>r Tricafos<br />
Fazit:<br />
Tricafos ist für normale Tabletten zur Tablettierung nicht geeignet, da es sich nur<br />
schlecht verarbeiten lässt. Als Pigment lässt es sich auch in bela<strong>de</strong>ner Form<br />
verarbeiten, so z.B. für kosmetische Produkte. Allerdings muss bei <strong>de</strong>r Verarbeitung<br />
darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass keine großen Scherkräfte aufgewandt wer<strong>de</strong>n, da<br />
ansonsten die Beladungsflüssigkeit aktiviert wird.
132<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.6.4. Hombitan Anatas<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 57,7 0 [ - ]<br />
Rapsöl 3 55,4 1,0 [ o ]<br />
Rapsöl 10 57,1 1,0 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 5 53,5 1,0 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 9 54,8 1,0 [ o ]<br />
Tabelle 6.22: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Hombitan Anatas<br />
Hombitan Anatas wird chemisch als Titandioxid bezeichnet. Es wird als Farbpigment<br />
in Weißfarben und in Hautschutzcremes eingesetzt [Griebler 1987, Rowe et al. 1983].<br />
Auch in <strong>de</strong>r Kosmetik fin<strong>de</strong>t es Verwendung. Hombitan Anatas ist ein weißes Pulver,<br />
das einen fettigen Eindruck erweckt und an fast allen Oberflächen anhaftet. Die<br />
Substanz wur<strong>de</strong> aus Anatas, eine tetragonale Kristallstruktur mit hoher Härte,<br />
mikronisiert, damit ein amorpheres Produkt entsteht. Die Substanz wird plastisch<br />
verformt, jedoch reicht es nicht aus, um feste Komprimate zu erhalten. Die erhaltenen<br />
Presslinge zeigen eine glasartige Textur. Der Reinstoff allein besitzt kaum<br />
Bindungsvermögen, weshalb das Komprimat keine Festigkeit erhält. Die bela<strong>de</strong>nen<br />
Proben zeigen wie<strong>de</strong>rum geringe Bindungseigenschaften, da sie über<br />
Flüssigkeitsbrückenbindungen eine geringe Festigkeit aufbauen.<br />
Der Wassergehalt liegt bei 0,2 %. Die Substanz ist in Wasser nicht löslich,<br />
obwohl sie hydrophil ist und mit Ölen imprägniert wird [Rupprecht 1976]. Der Zerfall<br />
entspricht durch die glasartigen Komprimate nicht <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuches.<br />
Die Schüttdichte beträgt 499 ± 3 kg/m 3 , die Stampfdichte 686 ± 11 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wird mit 3,2 ± 0,2 µm bestimmt. Dabei wur<strong>de</strong> ein Teil <strong>de</strong>r<br />
Partikel nicht direkt bestimmt, da sie kleiner als 1 µm sind. Der Hersteller gibt <strong>de</strong>n<br />
durchschnittlichen Partikeldurchmesser mit 0,4 µm an. Die einzelnen Partikel sind<br />
sehr klein und unter <strong>de</strong>n untersuchten Substanzen die kleinsten. Die Partikelverteilung<br />
zeigt wie<strong>de</strong>rum an, dass das Produkt einem Mahlprozess unterworfen wur<strong>de</strong>. Die<br />
Beladungskapazität ist relativ gering, da die Schüttdichte trotz <strong>de</strong>r kleinen Partikel<br />
recht groß ist [Gruener 1999].
6. Ergebnisse und Diskussion 133<br />
Starkes Haften beeinflusst die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r Substanz negativ. Deshalb<br />
muss <strong>de</strong>r Reinstoff per Hand in die Matrize gefüllt wer<strong>de</strong>n. Die bela<strong>de</strong>nen Proben<br />
zeigen ein besseres Fließverhalten, <strong>de</strong>shalb kann <strong>de</strong>r Füllschuh wie<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.66: Partikelsummenverteilung Hombitan Anatas<br />
Die Sekundärpartikel sind klein und von run<strong>de</strong>r Gestalt, zeigen aber eine sehr raue<br />
Oberfläche, die kristallähnlich aussieht. Die Primärpartikel sind sehr klein und lagern<br />
sich zu <strong>de</strong>n Sekundärpartikeln zusammen. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Beladung verkleben die<br />
Sekundärpartikel zunehmend, die Rauhigkeit <strong>de</strong>r Oberfläche nimmt ab. Dadurch<br />
wer<strong>de</strong>n die Sekundärpartikel in ihrer Festigkeit stabilisiert und die Fließfähigkeit<br />
nimmt zu. Die Primärpartikel sind nicht mehr <strong>de</strong>utlich zu erkennen. Allerdings sind<br />
die entstehen<strong>de</strong>n Oberflächen wulstig. Bei Partikeln, die mit Rosmarinextrakt bela<strong>de</strong>n<br />
sind, sind die einzelnen Partikel weiterhin zu erkennen.
134<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Abb. 6.67 a Reinstoff, Vergr.: 900x<br />
Abb. 6.67 b Rapsöl 3%, Vergr.: 1000x<br />
Abb. 6.67 c Rapsöl 10% , Vergr.: 800x<br />
Abb. 6.67 d Rosmarin 5%, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.67 e Rosmarin 9%, Vergr.: 1000x<br />
Abbildung 6.67: REM-Bil<strong>de</strong>r Hombitan Anatas<br />
Fazit:<br />
Hombitan Anatas kann für kosmetische Applikationen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Für die<br />
übliche Tablettierung eignet sich die Substanz aufgrund <strong>de</strong>r sehr kleinen Partikel<br />
nicht. Allerdings kann Hombitan Anatas für kosmetische Komprimate, wie z.B.<br />
Lidschatten, eingesetzt wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen leicht abtragbare Pigmente erwünscht sind.<br />
An die jeweilige Maschine wer<strong>de</strong>n hohe För<strong>de</strong>rleistungsanfor<strong>de</strong>rungen gestellt.
6. Ergebnisse und Diskussion 135<br />
6.7.7. Stärken<br />
6.7.7.1. Starch 1500<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 55,5 14,7 [ + ]<br />
Rapsöl 10 59,3 k. mech. Fest. [ o ]<br />
Rapsöl 19 61,8 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 10 58,7 k. mech. Fest. [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 18 60,7 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.23: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Starch 1500<br />
Starch 1500 ist eine pregelatinierte Maisstärke, die durch hohe Kräfte modifiziert<br />
wird. Durch Einwirkung <strong>de</strong>r Kräfte kommt es zur Zerstörung <strong>de</strong>r nativen<br />
Stärkestruktur. Das Produkt besteht aus 5 % freier Amylose, die für <strong>de</strong>n guten Zerfall<br />
verantwortlich ist, 15 % Amylopektin, das für die Bindungen wichtig ist und 80 %<br />
unmodifizierte Stärke [Bolhuis et al 1996]. Die Substanz wird als Bin<strong>de</strong>mittel und als<br />
Sprengmittel angewandt. Starch 1500 besitzt auch einen Gleitmitteleffekt, jedoch<br />
keine Schmierwirkung. Die Substanz ist wie alle Stärken amorph, wie in Abbildung<br />
6.68 zu sehen ist. Das Produkt wird ebenso plastisch verformt wie mikrokristalline<br />
Cellulose, jedoch zeigt es eine <strong>de</strong>utlich größere Rück<strong>de</strong>hnung bzw. Elastizität als<br />
Cellulose [Picker 2004]. Durch die Verformungscharakteristik begrün<strong>de</strong>t ist Starch<br />
1500 sensitiv gegenüber Schmiermittelzusätzen, die die Bindungsfähigkeit und damit<br />
die Friabilität verschlechtern [Lerk et al. 1977].<br />
300<br />
250<br />
200<br />
counts/s<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
°2Theta<br />
Abbildung 6.68: Röntgendiffraktogramm Starch 1500
136<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Der Zerfall entspricht nicht <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuches, da die Substanz<br />
gelartige Bereiche bil<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>n weiteren Zerfall damit behin<strong>de</strong>rt. Die freie Amylose<br />
und ein Teil <strong>de</strong>r unmodifizierten Stärke quellen. Der Wassergehalt von Starch 1500<br />
beträgt 9,0 %. Deshalb ist die Substanz nicht zur Verwendung mit<br />
hydrolyseempfindlichen Wirkstoffen geeignet.<br />
Die Schüttdichte wur<strong>de</strong> mit 617 ± 10 kg/m 3 , die Stampfdichte mit 815 ± 11<br />
kg/m 3 bestimmt. Die mittlere Partikelgröße x 50 beträgt 54,6 ± 1,3 µm. Die Partikel<br />
sind im Vergleich zu Avicel PH 101 ähnlich groß. Starch 1500 zeigt schon als<br />
Reinstoff ein schlechteres Fließverhalten als Avicel PH101. Das Fließverhalten<br />
verschlechtert sich durch die Besprühung weiter und ist auch weiterhin schlechter als<br />
bei Avicel PH101. Die Beladungskonzentration ist etwas geringer als bei <strong>de</strong>n<br />
Avicelen, da die Schüttdichte <strong>de</strong>utlich höher liegt.<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r Reinsubstanz ist sehr gut und im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />
mikrokristallinen Cellulosen nur geringfügig kleiner. Jedoch weisen die Komprimate<br />
aus bela<strong>de</strong>nen Mustern keine Festigkeit auf. Dies hängt mit <strong>de</strong>r starken Abhängigkeit<br />
von Schmiermitteln durch die Verformungscharakteristik zusammen. Außer<strong>de</strong>m<br />
können die mobilisierten Beladungsflüssigkeiten nicht wie bei mikrokristalliner<br />
Cellulose ins Innere <strong>de</strong>r Partikel ausweichen. Bei <strong>de</strong>r Verpressung kommt es auch bei<br />
Starch 1500 zu Ölverlusten.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.69: Partikelsummenverteilung Starch 1500<br />
Die Teilchen von Starch 1500 unterschei<strong>de</strong>n sich erheblich in <strong>de</strong>r Größe. Es gibt<br />
große Partikel mit Bruchkanten und kleinere Partikel mit qua<strong>de</strong>rartigem Aussehen.<br />
Die Flächen erscheinen glatt und nicht porös, jedoch sind vereinzelte Löcher auf <strong>de</strong>r
6. Ergebnisse und Diskussion 137<br />
Oberfläche zu erkennen. Die bela<strong>de</strong>nen Proben zeigen eine verän<strong>de</strong>rte Morphologie.<br />
Kleine Partikel haften größeren an. Dadurch erscheinen die entstehen<strong>de</strong>n<br />
Agglomerate wulstig und ungleichmäßig, da außer<strong>de</strong>m viele Bruchkanten zu<br />
i<strong>de</strong>ntifizieren sind. In Abbildung 6.70 e ist die Flüssigkeit zwischen <strong>de</strong>n Partikeln auf<br />
<strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>utlich zu erkennen. Es bil<strong>de</strong>n sich Flüssigkeitsbrücken aus.<br />
Abb. 6.70 a Reinstoff, Vergr.: 800x<br />
Abb. 6.70 b Rapsöl 10%, Vergr.: 350x<br />
Abb. 6.70 c Rapsöl 19% , Vergr.: 350x<br />
Abb. 6.70 d Rosmarin 10%, Vergr.: 750x<br />
Abb. 6.70 e Rosmarin 18%, Vergr.: 750x<br />
Abbildung 6.70: REM-Bil<strong>de</strong>r Starch 1500<br />
Fazit:<br />
Starch 1500 ist nur in geringem Maße geeignet, in bela<strong>de</strong>nem Zustand Bestandteil<br />
einer Formulierung zu sein, da es nicht hoch bela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann und keine<br />
akzeptable Bruchfestigkeit aufweist. Auch die Fließfähigkeit zeigt nur ein<br />
ungenügen<strong>de</strong>s Verhalten.
138<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.7.2. Aero-Myl 33<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 55,8 5,5 [ o ]<br />
Rapsöl 17 58,4 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rapsöl 50 56,4 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 18 55,7 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 47 58,4 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.24: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Aero-Myl 33<br />
Aero-Myl 33 ist eine physikalisch modifizierte Kartoffelstärke. Die Substanz wird als<br />
Adsorptions- und Trockenbin<strong>de</strong>mittel bei <strong>de</strong>r Tablettierung eingesetzt. Sie wird<br />
außer<strong>de</strong>m auch zur Verbesserung <strong>de</strong>r Rieselfähigkeit von Produkten benutzt. Aero-<br />
Myl 33 ist ein amorphes Produkt. Die Substanz verformt sich plastisch mit einem<br />
hohen elastischen Anteil.<br />
Aero-Myl 33 ist in kaltem Wasser löslich und ergibt niedrig viskose Lösungen.<br />
Die Substanz quillt und eignet sich als Sprengmittel, da Kartoffelstärke die größte<br />
Zerfallswirkung besitzt. Der Zerfall entspricht nicht <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuches.<br />
Die Schüttdichte beträgt 123 ± 2 kg/m 3 , die Stampfdichte 177 ± 8 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 188 ± 25 µm ermittelt. Die Beladung ist aufgrund<br />
<strong>de</strong>r sehr geringen Dichte <strong>de</strong>r Substanz relativ hoch. Die Matrize muss manuell befüllt<br />
wer<strong>de</strong>n, da die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r Muster nur unzureichend ist. Die Bruchfestigkeit ist<br />
nur beim Reinstoff akzeptabel, die bela<strong>de</strong>nen Proben erreichen keine Festigkeit.<br />
Hinzu kommt, dass die Presslinge ölig sind, d.h. es entstehen Ölverluste.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.71: Partikelsummenverteilung Aero-Myl 33
6. Ergebnisse und Diskussion 139<br />
Die Partikel sind faserig und in dünnen Schichten aufgebaut. Wie in Abbildung 6.72<br />
zu erkennen ist, sind sie verdrillt. Die Oberflächen sind glatt, die Bruchkanten <strong>de</strong>r<br />
Partikel unregelmäßig. Bei hoher Beladung ist eine Überlagerung <strong>de</strong>r Struktur zu<br />
erahnen, da die glatten Oberflächen mit dünnen Schichten an Flüssigkeit belegt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Bruchkanten zeigen nicht mehr so <strong>de</strong>utliche Bruchkanten.<br />
Abb. 6.72 a Reinstoff, Vergr.: 100x<br />
Abb. 6.72 b Rapsöl 17%, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.72 c Rapsöl 50% , Vergr.: 100x<br />
Abb. 6.72 d Rosmarin 18%, Vergr.: 250<br />
Abb. 6.72 e Rosmarin 47%, Vergr.: 400x<br />
Abbildung 6.72: REM-Bil<strong>de</strong>r Aero-Myl 33<br />
Fazit:<br />
Aero-Myl 33 ist nicht beson<strong>de</strong>rs gut zur Tablettierung geeignet, da die Fließfähigkeit<br />
nur gering ist und auch die Bruchfestigkeit nicht so hoch wie gewünscht ist. An<strong>de</strong>re<br />
untersuchte Substanzen zeigen <strong>de</strong>utlich bessere Eigenschaften.
140<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.7.3. Aero-Myl 115<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 48,4 15 [ + ]<br />
Rapsöl 11 57,2 0,5 [ o ]<br />
Rapsöl 29 53,7 k. mech. Fest. [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 10 53,8 0,35 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 25 55,6 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.25: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Aero-Myl 115<br />
Aero-Myl 115 ist eine physikalisch modifizierte, kaltwasserlösliche Kartoffelstärke.<br />
Das Pulver zeigt eine an<strong>de</strong>re Erscheinung als Aero-Myl 33. Die Substanz wird<br />
ebenfalls als Adsorptions- und Trockenbin<strong>de</strong>mitteln verwen<strong>de</strong>t.<br />
Der Zerfall <strong>de</strong>s Reinstoffs sowie <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Muster entspricht nicht <strong>de</strong>n<br />
Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuches, da Aero-Myl 115 quillt. Die Substanz löst sich nach<br />
längerer Zeit klar und bil<strong>de</strong>t eine niedrigviskose Lösung. Der Wassergehalt liegt bei<br />
11,3 % und eignet sich <strong>de</strong>shalb auch nicht zur Verarbeitung von<br />
hydrolyseempfindlichen Substanzen.<br />
Die Schüttdichte beträgt 426 ± 11 kg/m 3 und die Stampfdichte 554 ± 12 kg/m 3 .<br />
Die mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 166,9 ± 18,5 μm bestimmt. Die<br />
Partikelverteilung ist sehr breit. Damit sind die Partikel kleiner als bei Aero-Myl 33.<br />
Allerdings ist die Fließfähigkeit <strong>de</strong>utlich besser, was sich mit <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />
Partikelmorphologie erklären lässt. Die Partikel von Aero-Myl 115 sind kompakter<br />
und sphärischer als bei Aero-Myl 33, welches dünne Partikel besitzt, wie in<br />
Abbildung 6.74 zu sehen ist. Die Fließfähigkeit ist bei 10 %-iger Beladung noch<br />
akzeptabel, doch bei höherer Beladung kann <strong>de</strong>r Füllschuh nicht mehr benutzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Haftkräfte wer<strong>de</strong>n so groß, dass sie eine Dosierung mittels Füllschuh<br />
nicht mehr zulassen. Die Beladung ist durch die höhere Schüttdichte geringer als bei<br />
Aero-Myl 33 [Gruener 1999].<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist sehr gut und sogar besser als bei Starch<br />
1500, was extra für die Direkttablettierung entwickelt wur<strong>de</strong>. Auch Aero-Myl 115<br />
zeigt ein plastisches Verformungsverhalten mit elastischen Anteilen. Die niedrig<br />
bela<strong>de</strong>nen Komprimate zeigen noch eine geringe Festigkeit, die aber nicht akzeptabel<br />
ist. Die höheren Beladungskonzentrationen hingegen ergeben keine festen<br />
Komprimate mehr.
6. Ergebnisse und Diskussion 141<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.73: Partikelsummenverteilung Aero-Myl 115<br />
Die Oberflächen sind glatt bis zerfurcht. Die Partikel bestehen teilweise aus<br />
Schichten, die dicht gepackt vorliegen und dadurch kompakte Partikel bil<strong>de</strong>n. Die<br />
Bruchkanten <strong>de</strong>r Partikel zeigen keine glatten Kanten, son<strong>de</strong>rn strukturierte Flächen.<br />
Manche Partikel weisen eine gewölbte durchbrochene Innenseite auf. Es sieht so aus,<br />
als ob erheblich größere Partikel hergestellt wer<strong>de</strong>n, die dann aufgebrochen und<br />
zerkleinert wer<strong>de</strong>n. Damit ist auch die sehr breite Partikelverteilung zu erklären. Die<br />
scharfen Kanten und die markanten Oberflächen wer<strong>de</strong>n durch die Beladung von<br />
Aero-Myl 115 abge<strong>de</strong>ckt. In Abbildung 6.74 e ist die Füllung von Unebenheiten gut<br />
zu erkennen, die Partikelmorphologie jedoch bleibt erhalten. Kleinere Partikel wer<strong>de</strong>n<br />
an größeren gebun<strong>de</strong>n, wodurch es zur Agglomeration kommt.
142<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Abb. 6.74 a Reinstoff, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.74 b Rapsöl 11%, Vergr.: 100x<br />
Abb. 6.74 c Rapsöl 29% , Vergr.: 100x<br />
Abb. 6.74 d Rosmarin 10%, Vergr.: 250<br />
Abb. 6.74 e Rosmarin 25%, Vergr.: 250x<br />
Abbildung 6.74: REM-Bil<strong>de</strong>r Aero-Myl 115<br />
Fazit:<br />
Aero-Myl 115 kann in Tablettenrezepturen nicht nur als Bin<strong>de</strong>mittel, son<strong>de</strong>rn auch als<br />
Trägerstoff eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Bis zu einer Beladungskonzentration von 10 % zeigt es<br />
noch ausreichen<strong>de</strong> Eigenschaften als Trägerstoff. Da die Substanz quillt, kann die<br />
Substanz gleichzeitig auch als Sprengmittel verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. In bela<strong>de</strong>nem Zustand<br />
kann Aero-Myl 115 als Zerfallsmittel nicht fungieren, da die Flüssigkeiten <strong>de</strong>n<br />
Kontakt zwischen Partikel und Wasser behin<strong>de</strong>rn. Die Substanz eignet sich <strong>de</strong>utlich<br />
besser zur Tablettierung als Aero-Myl 33.
6. Ergebnisse und Diskussion 143<br />
6.7.7.4. C*Stabitex<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 55,0 9,2 [ + - o ]<br />
Rapsöl 9 58,1 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rapsöl 20 51,8 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 10 58,3 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 21 55,9 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.26: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften C*Stabitex<br />
C*Stabitex ist eine pregelatinierte Phosphatstärke, die aus Wachsmaisstärke<br />
hergestellt und mit Phosphoroxychlorid synthetisch vernetzt wird. Die Substanz ist<br />
amorph. Sie wird als Verdickungsmittel in <strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie angewandt, es<br />
kann aber auch als Bin<strong>de</strong>mitteln fungieren.<br />
C*Stabitex ist in Wasser bei 20°C weitestgehend unlöslich, trotz<strong>de</strong>m<br />
entspricht <strong>de</strong>r Zerfall <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuches. Der Wassergehalt ist 12,8 %.<br />
Die Schüttdichte beträgt 557 ± 0 kg/m 3 , die Stampfdichte 818,5 ± 18 kg/m 3 .<br />
Die mittlere Partikelgröße wird mit 12,0 ± 0,1 µm bestimmt, was sehr niedrig ist und<br />
die schlechte Fließfähigkeit erklärt. Die Partikelverteilung ist sehr eng. auch durch die<br />
eckige Partikelform fließt <strong>de</strong>r Reinstoff schlechter. Die Fließfähigkeit zeigt bei<br />
C*Stabitex eine Anomalie. Die höhere Beladung weist ein besseres Fließverhalten auf<br />
als die geringere, sogar <strong>de</strong>r Füllschuh kann verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Beladungskapazität ist im Vergleich mit <strong>de</strong>n mikrokristallinen Cellulosen<br />
durchschnittlich.<br />
100<br />
80<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.75: Partikelsummenverteilung C*Stabitex
144<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Nur bei Komprimaten <strong>de</strong>s Reinstoffes ist eine akzeptable Bruchfestigkeit<br />
festzustellen, die geringer als bei Starch 1500 ist. Die Komprimate <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen<br />
Proben zeigen hingegen keinerlei Härte.<br />
Wie in <strong>de</strong>n Abbildungen 6.76 zu erkennen ist, sind die Partikel bei C*Stabitex<br />
sehr kleine rhombische Körper, die sich zu Ansammlungen gruppieren. Die<br />
Benetzung <strong>de</strong>r Partikel ist nur im Bild 6.76 e zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Partikeln zu<br />
sehen.<br />
Abb. 6.76 a Reinstoff, Vergr.: 2000x<br />
Abb. 6.76 b Rapsöl 9%, Vergr.: 800x<br />
Abb. 6.76 c Rapsöl 20% , Vergr.: 800x<br />
Abb. 6.76 d Rosmarin 10%, Vergr.: 1500x<br />
Abb. 6.76 e Rosmarin 21%, Vergr.: 2000x<br />
Abbildung 6.76: REM-Bil<strong>de</strong>r C*Stabitex<br />
Fazit:<br />
C*Stabitex eignet sich im bela<strong>de</strong>nen Zustand nicht zur Tablettierung, da es keine<br />
festen Komprimate bil<strong>de</strong>t und auch als Reinstoff von geeigneteren Substanzen ersetzt<br />
wer<strong>de</strong>n kann.
6. Ergebnisse und Diskussion 145<br />
6.7.8. Malto<strong>de</strong>xtrine<br />
6.7.8.1. N-Zorbit M<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 62,6 1,4 [ - ]<br />
Rapsöl 21 56,4 1,0 [ o ]<br />
Rapsöl 60 52,7 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 20 55,8 k. mech. Fest. [ o - - ]<br />
Rosmarinextrakt 50 51,0 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.27: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften N-Zorbit M<br />
N-Zorbit M ist ein Malto<strong>de</strong>xtrin, das aus Tapiokastärke gewonnen und<br />
sprühgetrocknet wird. Die Substanz wird als Adsorptionsmittel und als<br />
Volumenvergrößerer in Formulierungen eingesetzt [Jerzembek 1999]. Auch als<br />
Bin<strong>de</strong>mittel in <strong>de</strong>r Direkttablettierung wer<strong>de</strong>n Malto<strong>de</strong>xtrine eingesetzt [Bolhuis et al<br />
1996]. Dabei zeigen Malto<strong>de</strong>xtrine ein kombiniertes Verformungsverhalten aus<br />
plastischer Verformung und Sprödbruch, weshalb sie bessere Tabletten als native<br />
Stärken bil<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m besitzen Malto<strong>de</strong>xtrine eine schnelle elastische<br />
Rück<strong>de</strong>hnung wie z.B. Starch 1500 [Picker 2004].<br />
Das weiße Pulver ist gut in kaltem Wasser löslich. Der Zerfall entspricht <strong>de</strong>n<br />
Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuches. Der Wassergehalt ist mit 4,3 % gering. Allerdings<br />
nimmt die Substanz wegen ihrer großen Oberfläche schnell Wasser auf.<br />
Die Schüttdichte beträgt 90 ± 3 kg/m 3 , die Stampfdichte 116 ± 3 kg/m 3 und die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 797,6 ± 90 µm. Damit ist N-Zorbit M unter <strong>de</strong>n<br />
untersuchten Produkten, das Produkt mit <strong>de</strong>r kleinsten Schüttdichte und <strong>de</strong>n größten<br />
Partikeln. Die Partikelverteilung ist sehr breit. Die Beladungskapazität ist aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Schüttdichte sehr hoch, ähnlich wie bei <strong>de</strong>n untersuchten Sipernaten [Gruener<br />
1999].<br />
Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist durch die geringe Masse <strong>de</strong>r Partikel<br />
ungenügend, was anhand <strong>de</strong>s Böschungswinkels in Tabelle 6.27 zu erkennen ist. Sie<br />
bessert sich zwar bei zunehmen<strong>de</strong>r Beladung, jedoch lei<strong>de</strong>t die Verarbeitbarkeit unter<br />
<strong>de</strong>r größeren Beladung sehr stark, da es zu Ölverlusten kommt. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Partikelmorphologie, siehe Abbildung 6.78, ist es gut vorstellbar, dass sich Partikel<br />
verhaken und dadurch die Fließfähigkeit behin<strong>de</strong>rn.
146<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r Substanz ist sehr gering, da die Matrize bei<br />
maximalem Volumen nur eine geringe Masse aufnehmen kann und <strong>de</strong>shalb sehr<br />
leichte und dünne Tabletten resultieren. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Beladung nimmt die<br />
Festigkeit <strong>de</strong>r Komprimate weiter ab, da die hohen Ölkonzentrationen dazu führen,<br />
dass die Partikel nur an wenigen Stellen Kontaktstellen aufbauen können.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 500 1000 1500 2000 2500<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.77: Partikelsummenverteilung N-Zorbit M<br />
Die Partikel <strong>de</strong>s Reinstoffes erscheinen als Hohlkugeln, die zum Teil zerbrochen sind.<br />
Vermutlich durch die große Druckbelastung entstehen bei <strong>de</strong>r Beladung weitere<br />
Bruchstücke <strong>de</strong>r Hohlkugeln, wie in Bild 6.78 b zu sehen ist. Auch bei hoch bela<strong>de</strong>ner<br />
Substanz ist kein Öl o<strong>de</strong>r Extrakt auf <strong>de</strong>r Oberfläche zu erkennen, jedoch zeigen die<br />
Bil<strong>de</strong>r 6.78 c und 6.78 e eine starke Agglomeration. Die kleinen Partikel wer<strong>de</strong>n an<br />
<strong>de</strong>n großen Oberflächen gebun<strong>de</strong>n.
6. Ergebnisse und Diskussion 147<br />
Abb. 6.78 a Reinstoff Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.78 b Rapsöl 21%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.78 c Rapsöl 60% , Vergr.: 700x<br />
Abb. 6.78 d Rosmarin 20%, Vergr.: 350<br />
Abb. 6.78 e Rosmarin 50%, Vergr.: 600x<br />
Abbildung 6.78: REM-Bil<strong>de</strong>r N-Zorbit M<br />
Fazit:<br />
N-Zorbit M besitzt eine sehr hohe Beladungskapazität aber ansonsten nur eine<br />
schlechte Verarbeitbarkeit und eine schlechte Bruchfestigkeit. Deshalb ist es als<br />
Tablettierhilfsstoff in bela<strong>de</strong>nem Zustand ungeeignet. Allerdings eignet sich die<br />
Substanz als Adsorptionsmittel in einer Formulierung mit Ölen, um die freiwer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Ölanteile schnell aufzunehmen.
148<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.8.2. C*Pur 7362<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 50,9 15 [ + ]<br />
Rapsöl 10 62,9 0,3 [ o ]<br />
Rapsöl 25 58,4 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 11 56,8 k. mech. Fest. [ o - - ]<br />
Rosmarinextrakt 25 62,1 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.28: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften C*Pur 7362<br />
C*Pur ist ein Malto<strong>de</strong>xtrin, das durch eine Hydrolyse aus Stärke hergestellt wird. Die<br />
Substanz kann auch als Trockenbin<strong>de</strong>mitteln sowie als Verdicker in <strong>de</strong>r<br />
Lebensmittelindustrie eingesetzt wer<strong>de</strong>n [Papadimitriou et al. 1992].<br />
Der Zerfall entspricht <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuches, ist aber mit 13,5 min<br />
bei maximaler Bruchfestigkeit sehr hoch. Die entstehen<strong>de</strong> Lösung ist niedrig viskos.<br />
Der Wassergehalt beträgt 3,1 %.<br />
Die Schüttdichte beträgt 435 ± 5 kg/m 3 , die Stampfdichte 598 ± 15 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 118 ± 3,6 µm bestimmt. Damit sind die Partikel<br />
<strong>de</strong>utlich größer als bei <strong>de</strong>n mikrokristallinen Cellulosen. Der Reinstoff weist<br />
befriedigen<strong>de</strong>s Fließverhalten auf. Die Fließfähigkeit bei bela<strong>de</strong>nen Proben ist<br />
ungenügend, da die Matrize per Hand befüllt wer<strong>de</strong>n muss. Die Muster haften an<br />
Oberflächen und verlieren beim Pressen Öl. Auch bei geringer Beladung „schwitzen“<br />
die Tabletten. Die Beladungskapazität ist vergleichbar mit <strong>de</strong>r<br />
Beladungskonzentration <strong>de</strong>r mikrokristallinen Cellulosen.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.79: Partikelsummenverteilung C*Pur 7362
6. Ergebnisse und Diskussion 149<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist sehr gut, jedoch wer<strong>de</strong>n bei bela<strong>de</strong>nen Proben<br />
keine zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong>n Festigkeiten erhalten.<br />
C*Pur zeigt Partikel, die faserige Strukturen aufweisen sowie größere Partikel<br />
mit Wölbungen und Brüchen. Eine Benetzung <strong>de</strong>r Oberfläche ist nicht zu erkennen,<br />
jedoch sind die höher bela<strong>de</strong>nen Muster etwas run<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Struktur.<br />
Abb. 6.80 a Reinstoff, Vergr.: 1000x<br />
Abb. 6.80 b Rapsöl 10%, Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.80 c Rapsöl 25% , Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.80 d Rosmarin 10%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.80 e Rosmarin 25%, Vergr.: 250x<br />
Abbildung 6.80: REM-Bil<strong>de</strong>r C*Pur 7362<br />
Fazit:<br />
C*Pur 7362 ist nur als Zusatz für die Tablettierung geeignet, da es in bela<strong>de</strong>nem<br />
Zustand keine Bruchfestigkeit besitzt und Öl verliert. Außer<strong>de</strong>m ist die Fließfähigkeit<br />
nur befriedigend.
150<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.8.2 C*Dry MD 01958<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 52,4 15 [ o ]<br />
Rapsöl 11 58,8 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rapsöl 30 53,4 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 11 59,0 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 30 57,0 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.29: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften C*Dry MD 01958<br />
C*Dry MD 01958 ist ein sprühgetrocknetes Malto<strong>de</strong>xtrin, welches durch<br />
enzymatischen Aufschluss hergestellt wird. C*Dry kann als Trockenbin<strong>de</strong>mitteln bei<br />
<strong>de</strong>r Direkttablettierung eingesetzt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie wird es als<br />
Zusatz in Getränken verwen<strong>de</strong>t.<br />
Der Zerfall <strong>de</strong>r Muster entspricht nicht <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuchs,<br />
obwohl sich <strong>de</strong>r Stoff gut in Wasser löst. Der Wassergehalt beträgt 3,6 %.<br />
Die Schüttdichte beträgt 399 ± 2, kg/m 3 , die Stampfdichte 530 ± 8 kg/m 3 und<br />
die mittlere Partikelgröße x 50 100,9 ± 12 µm. Damit sind die Partikel kleiner als<br />
C*Pur Partikel. Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Substanz ist unbefriedigend. Die<br />
Substanz zeigt schon bei <strong>de</strong>r Verarbeitung starke Ölverluste, sie haftet an Oberflächen<br />
und hinterlässt einen Ölfilm. Die Beladungskapazität liegt im Bereich <strong>de</strong>r<br />
mikrokristallinen Cellulosen.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.81: Partikelsummenverteilung C*Dry MD 01958
6. Ergebnisse und Diskussion 151<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist sehr gut, jedoch zeigen die Komprimate <strong>de</strong>r<br />
bela<strong>de</strong>nen Muster keinerlei Festigkeit. Das vorhan<strong>de</strong>ne Öl verhin<strong>de</strong>rt die Bildung von<br />
Bindungstellen zwischen <strong>de</strong>n Partikeln<br />
Die Partikel haben ein leicht tropfenartiges Aussehen. Auf <strong>de</strong>r Oberfläche sind<br />
kleinere Partikel zu lokalisieren, wie auf Abbildung 6.82 zu sehen ist. Teilweise sind<br />
faserige Strukturen zu erkennen. Bei <strong>de</strong>r Beladung mit 30 % Rapsöl ist <strong>de</strong>utlich eine<br />
oberflächliche Benetzung <strong>de</strong>r Partikel zu erkennen.<br />
Abb. 6.82 a Reinstoff, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.82 b Rapsöl 11%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.82 c Rapsöl 30% , Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.82 d Rosmarin 11%, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.82 e Rosmarin 30%, Vergr.: 250x<br />
Abbildung 6.82: REM-Bil<strong>de</strong>r C*Dry MD 01958<br />
Fazit:<br />
C*Dry MD 01958 ist in bela<strong>de</strong>nem Zustand ungeeignet zur Tablettierung, da es<br />
schlechtes Fließverhalten und starke Ölverlust aufweist. Es kann als<br />
Trockenbin<strong>de</strong>mittel verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, gehört dabei aber nicht zur ersten Wahl.
152<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.8.3. C*<strong>de</strong> Light MD 01970<br />
Beladungsart BeladungBöschungswinkel<br />
Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%] [°]<br />
[kg]<br />
Einstufung<br />
Reinstoff 0 58,3 15,0 [ + - o ]<br />
Rapsöl 10 52,9 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rapsöl 24 60,9 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 10 63,7 0,3 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 26 57,4 k. mech. Fest. [ o - - ]<br />
Tabelle 6.30: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften C*<strong>de</strong> Light MD 01970<br />
C*<strong>de</strong> Light MD 01970 ist ein sprühgetrocknetes Malto<strong>de</strong>xtrin. Die Substanz kann als<br />
Bin<strong>de</strong>mittel eingesetzt wer<strong>de</strong>n [Bolhuis et al 1996]. Dabei zeigen Malto<strong>de</strong>xtrine ein<br />
kombiniertes Verhalten aus plastischer Verformung und Sprödbruch. Es entstehen<br />
festere Tabletten als bei nativen Stärken. Außer<strong>de</strong>m besitzen Malto<strong>de</strong>xtrine eine<br />
schnelle elastische Rück<strong>de</strong>hnung wie z.B. Starch 1500 [Picker 2004].<br />
Die Substanz ist leicht in Wasser löslich. Der Zerfall entspricht nicht <strong>de</strong>r<br />
Arzneibuchvorgabe, da die Lösungsgeschwindigkeit bei hoher Bruchfestigkeit nicht<br />
ausreichend ist. Der Wassergehalt beträgt 3,9 %.<br />
Die Schüttdichte wur<strong>de</strong> mit 332 ± 6 kg/m 3 bestimmt, die Stampfdichte mit 518<br />
± 3 kg/m 3 . Die mittlere Partikelgröße beträgt 57,1 ± 3,0 µm, was im Vergleich zu<br />
C*Dry und C*Pur niedrig ist. Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist noch akzeptabel.<br />
Sobald eine Beladung stattfin<strong>de</strong>t, ist die Fließfähigkeit sehr gering. Es kommt zum<br />
Kleben an Oberflächen, jedoch zeigen die Muster kein Auspressen von Öl. Die<br />
Beladung ist vergleichbar mit <strong>de</strong>n Konzentrationen <strong>de</strong>r untersuchten Malto<strong>de</strong>xtrine.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.83: Partikelsummenverteilung C*<strong>de</strong> Light
6. Ergebnisse und Diskussion 153<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r Reinsubstanz ist sehr gut, jedoch zeigt sich wie bei <strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren Malto<strong>de</strong>xtrinen eine schnelle Verschlechterung durch die<br />
Beladungsflüssigkeiten.<br />
C*<strong>de</strong> Light besteht aus run<strong>de</strong>n Partikeln, die Einstülpungen aufweisen, wie<br />
anhand <strong>de</strong>r REM Bil<strong>de</strong>r zu erkennen ist. Die restlichen Teilchen besitzen glatte<br />
Oberflächen, sind kleiner und schuppenähnlich. Bei Abbildung 6.84 e ist eine leichte<br />
Oberflächenbenetzung festzustellen.<br />
Abb. 6.84 a Reinstoff, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.84 b Rapsöl 10%, Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.84 c Rapsöl 24% , Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.84 d Rosmarin 10%, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.84 e Rosmarin 26%, Vergr.: 400x<br />
Abbildung 6.84: REM-Bil<strong>de</strong>r C*<strong>de</strong> Light<br />
Fazit:<br />
C*<strong>de</strong> Light ist in bela<strong>de</strong>nem Zustand zur Tablettierung ungeeignet, wie auch die<br />
an<strong>de</strong>ren untersuchten Malto<strong>de</strong>xtrine. Als Reinstoff kann die Substanz in eine<br />
Formulierung eingebracht wer<strong>de</strong>n, jedoch gibt es bessere Alternativen.
154<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.9. Cellulosen<br />
6.7.9.1. Methocel E15<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 59,8 10,0 [ o ]<br />
Rapsöl 8 55,0 1,0 [ o ]<br />
Rapsöl 25 64,4 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 9 57,1 1,0 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 20 53,5 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.31: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Methocel E15<br />
Methocel E 15 ist Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC), also eine chemisch<br />
substituierte Cellulose. HPMC wird normalerweise als Umhüllungs- und<br />
Einbettungsmaterial sowie als Bin<strong>de</strong>mittel verwen<strong>de</strong>t. Die Substanz bil<strong>de</strong>t eine<br />
freisetzungsverzögern<strong>de</strong> Matrix [Rak et al 1993]. HPMC wird plastisch verformt und<br />
zeigt eine geringe Rück<strong>de</strong>hnung, ist aber weniger gut verformbar als mikrokristalline<br />
Cellulose [Picker 2004].<br />
Methocel ist in kaltem Wasser gut löslich, bil<strong>de</strong>t eine niedrig viskose<br />
Flüssigkeit und geliert bei 58 – 64 °C. Der Zerfall entspricht nicht <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s<br />
Arzneibuches, da die Substanz quillt und dadurch einen weitergehen<strong>de</strong>n Zerfall<br />
behin<strong>de</strong>rt. Der Wassergehalt beträgt 2,2 %.<br />
Die Schüttdichte beträgt 490 ± 1 kg/m 3 , die Stampfdichte 618 ± 6 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße wird mit x 50 90,3 ± 0,1 µm bestimmt. Die Partikel sind etwas<br />
kleiner als die Partikel bei <strong>de</strong>n untersuchten Malto<strong>de</strong>xtrinen. Der Reinstoff besitzt<br />
eine genügen<strong>de</strong> Fließfähigkeit, so dass <strong>de</strong>r Füllschuh maschinell betrieben wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Allerdings lässt diese Fließfähigkeit bei Beladung nach. So muss ab einer<br />
Besprühungsrate von 9 % die Matrize manuell befüllt wer<strong>de</strong>n. Beim Verpressen tritt<br />
Öl aus <strong>de</strong>m Pulvergut aus. Die Beladungskapazität ist aufgrund <strong>de</strong>r Dichte<br />
vergleichbar mit <strong>de</strong>n mikrokristallinen Cellulosen.<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>r Reinsubstanz ist gut, nimmt aber mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Beladung schnell ab. Durch die Mischung mit hochdisperser Kieselsäure können<br />
mechanisch stabilere Tabletten mit kürzeren Zerfallszeiten erreicht wer<strong>de</strong>n [Nürnberg<br />
et al. 1995]. Die hoch bela<strong>de</strong>nen Muster zeigen keine mechanische Festigkeit <strong>de</strong>r<br />
Komprimate, die geringer bela<strong>de</strong>nen Proben nur eine sehr geringe.
6. Ergebnisse und Diskussion 155<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.85: Partikelsummenverteilung Methocel E15<br />
Die Partikel erscheinen als rundliche, abgeflachte Platten, die leicht aneinan<strong>de</strong>r<br />
haften. Die Oberflächen sind wellig und weisen teilweise faserige Strukturen auf, wie<br />
in Abbildung 6.86 zu sehen ist. Bei einer Besprühungsrate von 20 % o<strong>de</strong>r mehr sind<br />
Ablagerungen auf <strong>de</strong>n Partikeln zu erkennen. Dies ist ein Zeichen für hohe Beladung<br />
und verstärkte Agglomerationsten<strong>de</strong>nzen, die in Abbildung 6.86 c festzustellen sind.<br />
Die Beladungsart hat bei Methocel E 15 keine Auswirkungen auf die Ergebnisse wie<br />
dies bei an<strong>de</strong>ren Substanzen <strong>de</strong>r Fall ist.
156<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Abb. 6.86 a Reinstoff, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.86 b Rapsöl 8%, Vergr.: 350x<br />
Abb. 6.86 c Rapsöl 25% , Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.86 d Rosmarin 9%, Vergr.: 400<br />
Abb. 6.86 e Rosmarin 20%, Vergr.: 400x<br />
Abbildung 6.86: REM-Bil<strong>de</strong>r Methocel E15<br />
Fazit:<br />
Methocel E 15 eignet sich nicht als Trägerstoff zur Tablettierung, da keine<br />
ausreichen<strong>de</strong> mechanische Festigkeit erhalten wird. Ebenfalls zeigt das Fließverhalten<br />
nur ungenügen<strong>de</strong> Eigenschaften. Durch das gute Quellverhalten von Methocel E 15<br />
kann die Freisetzung von bela<strong>de</strong>nen Flüssigkeiten herausgezögert wer<strong>de</strong>n.
6. Ergebnisse und Diskussion 157<br />
6.7.9.2. Vitacel Weizenfaser (WF) 101<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 66,3 15,0 [ o ]<br />
Rapsöl 15 48,7 0,35 [ o - -]<br />
Rapsöl 35 52,4 k. mech. Fest. [o - - ]<br />
Rosmarinextrakt 15 53,3 k. mech. Fest. [ o - -]<br />
Rosmarinextrakt 35 59,5 k. mech. Fest. [ o - - ]<br />
Tabelle 6.32: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Vitacel WF 101<br />
Vitacel WF (Weizenfaser) 101 ist ein Ballaststoff, <strong>de</strong>r aus 76 % Cellulose und aus 26<br />
% Hemicellulose besteht und aus Weizen hergestellt wird. Vitacel WF 101 wird als<br />
Anticaking- bzw. Rieselhilfsmittel verwen<strong>de</strong>t. Der Reinstoff hat gute<br />
Trockenbin<strong>de</strong>mitteleigenschaften [Szabo-Revesz et al. 1992]. Podczeck et al. [1993]<br />
fin<strong>de</strong>t für Pulvercellulosen ein brüchiges Verformungsverhalten.<br />
Der Zerfall entspricht nicht <strong>de</strong>n Vorgaben, da die Substanz we<strong>de</strong>r quillt noch<br />
in Wasser löslich ist. Der Wassergehalt beträgt 4,5 %.<br />
Die Schüttdichte beträgt 302 ± 7 kg/m 3 , die Stampfdichte 470 ± 46 kg/m 3 und<br />
die mittlere Partikelgröße x 50 64,8 ± 1,2 µm. Damit ist die Substanz Vivapur 101 sehr<br />
ähnlich. Die Fließfähigkeit von Vitacel WF 101 ist aufgrund <strong>de</strong>r faserigen Struktur<br />
schlecht. Schon bei geringer Beladung kommt es zu einer hohen<br />
Agglomerationsten<strong>de</strong>nz. Die Beladungskonzentration ist mit Vivapur 101<br />
vergleichbar.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Klassenobergrenze x o [µm]<br />
Abbildung 6.87: Partikelsummenverteilung Vitacel WF 101
158<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Bruchfestigkeit von Vitacel WF 101 zeigt eine sehr gute Festigkeit, die aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Partikelmorphologie auch durch formschlüssige Bindungen entsteht. Die<br />
Festigkeit nimmt bei Beladung schnell ab, siehe Tabelle 6.32.<br />
Wie in <strong>de</strong>n Abbildungen 6.88 zu erkennen ist, zeigt Vitacel WF 101 die<br />
<strong>de</strong>utliche Faserstruktur einer Cellulose. Ein Geflecht <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Fasern<br />
entsteht. Bei hoher Beladung kommt es zu einer leichten Benetzung <strong>de</strong>r Fasern sowie<br />
zur Agglomeration.<br />
Abb. 6.88 a Reinstoff, Vergr.: 1000x<br />
Abb. 6.88 b Rapsöl 15%, Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.88 c Rapsöl 35% , Vergr.: 600x<br />
Abb. 6.88 d Rosmarin 15%, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.88 e Rosmarin 35%, Vergr.: 250x<br />
Abbildung 6.88: REM-Bil<strong>de</strong>r Vitacel WF 101<br />
Fazit:<br />
Vitacel WF 101 eignet sich in bela<strong>de</strong>nem Zustand nicht für die Tablettierung. Den<br />
Komprimaten fehlt eine geeignete Festigkeit und Fließfähigkeit. Als Reinstoff kann<br />
Vitacel WF 101 eingesetzt wer<strong>de</strong>n, ist aber dafür nicht die erste Wahl.
6. Ergebnisse und Diskussion 159<br />
6.7.9.3. Vitacel Orangenfaser (OF) 400-30<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 55,7 1,8 [ o ]<br />
Rapsöl 15 56,5 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rapsöl 29 52,7 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 14 60,4 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 30 57,5 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.33: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Vitacel OF 400-30<br />
Vitacel OF 400-30 ist ein Ballaststoff, <strong>de</strong>r aus Orangenschalen und Fruchtfleisch<br />
gewonnen wird und aus löslichen und unlöslichen Bestandteilen sowie aus Pektin und<br />
Protein besteht. Das Pulver ist gelblich. Die Orangenfaser kann als Rieselhilfsmittel<br />
und Trägerstoff verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Zerfall entspricht <strong>de</strong>n Vorgaben, obwohl sich nur ein Teil <strong>de</strong>r Substanz in<br />
Wasser löst. Aufgrund <strong>de</strong>r geringen Festigkeit <strong>de</strong>r Komprimate kann Wasser schnell<br />
ins Innere eindringen. Der Wassergehalt beträgt 7,1 %.<br />
Die Schüttdichte beträgt 402 ± 34 kg/m 3 , die Stampfdichte 649 ± 61 kg/m 3 und<br />
die mittlere Partikelgröße x 50 17,4 ± 0,3 µm. Der Reinstoff fließt ausreichend, doch<br />
schon bei geringer Beladung ist die Verarbeitbarkeit ungenügend. Durch die<br />
Flüssigkeit entstehen Agglomerate, die ein besseres Fließverhalten, jedoch auch<br />
Ölverluste zeigen. Die Beladung ist vergleichbar mit an<strong>de</strong>ren Cellulosen.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 25 50 75 100 125 150<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.89: Partikelsummenverteilung Vitacel OF 400-30
160<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Bereits die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes zeigt schlechte<br />
Kompressionseigenschaften, dass die bela<strong>de</strong>nen Muster besitzen keine mechanische<br />
Festigkeit.<br />
Die Partikel bestehen aus Schichten, die abgerun<strong>de</strong>t sind und auf <strong>de</strong>r<br />
Oberfläche Unebenheiten und kleinere Partikel besitzen. Diese sind bei hoher<br />
Beladung etwas geglättet, wodurch die Partikel run<strong>de</strong>r bzw. glatter aussehen. Es<br />
kommt zur Agglomeration. Die entstehen<strong>de</strong>n Partikel sehen wulstig aus.<br />
Abb. 6.90 a Reinstoff, Vergr.: 1500x<br />
Abb. 6.90 b Rapsöl 15%, Vergr.: 1000x<br />
Abb. 6.90 c Rapsöl 29% , Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.90 d Rosmarin 14%, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.90 e Rosmarin 30%, Vergr.: 1000x<br />
Abbildung 6.90: REM-Bil<strong>de</strong>r Vitacel OF 400-30<br />
Fazit:<br />
Vitacel OF 400-30 ist ungeeignet zur Tablettierung, da we<strong>de</strong>r die Fließfähigkeit noch<br />
die Bruchfestigkeit ausreichend ist. Auch in einem Gemisch könnte es die Pulversowie<br />
die Tabletteneigenschaften nicht verbessern.
6. Ergebnisse und Diskussion 161<br />
6.7.9.4. Vitacel Tomatenfaser (TF) 200<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 57,6 0,5 [ - ]<br />
Rapsöl 10 63,2 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rapsöl 18 61,9 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 10 62,5 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 26 60,8 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.34: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Vitacel TF 200<br />
Vitacel TF 200 ist ein Ballaststoff, <strong>de</strong>r aus Protein, Lignin, Pektin und weiteren<br />
löslichen und unlöslichen Bestandteilen besteht. Das Pulver, welches aus Tomaten<br />
ohne chemische Behandlung gewonnen wird, hat eine rotgelbe Färbung. Vitacel TF<br />
200 kann als Rieselhilfsmittel verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Zerfall entspricht <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Arzneibuches. Der Wassergehalt<br />
beträgt 2,9 %.<br />
Die Schüttdichte beträgt 426 ± 1 kg/m 3 , die Stampfdichte 529 ± 7 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 306,8 ± 8,4 µm bestimmt und ist damit<br />
ausgesprochen groß. Jedoch ist die Fließfähigkeit trotz<strong>de</strong>m ungenügend. Bei geringer<br />
Beladung ist noch eine normale Verarbeitung von Vitacel TF 200 möglich, doch bei<br />
höherer Beladung gibt die Substanz schnell Öl ab. Dieses Öl legt sich als Ölfilm auf<br />
alle Kontaktflächen. Die Beladung ist für Cellulosen durchschnittlich.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.91: Partikelsummenverteilung Vitacel TF 200
162<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Mit Vitacel TF 200 sind keine mechanisch festen Komprimate zu erhalten.<br />
Offensichtlich kann die Substanz keine Bindungen eingehen, die die Tablettenmatrix<br />
stabilisieren wür<strong>de</strong>.<br />
Die Partikel bestehen aus unförmigen Gebil<strong>de</strong>n, die wie zerkleinert aussehen,<br />
siehe Abbildungen 6.92. Ein Teil hat faserige Strukturen, jedoch weist ein Teil <strong>de</strong>r<br />
Partikel auch glatt gewölbte Oberflächen auf. Bei hoher Beladung füllen sich<br />
Hohlräume mit Flüssigkeit. Die bela<strong>de</strong>nen Partikel neigen zur Agglomeration.<br />
Abb. 6.92 a Reinstoff, Vergr.: 300x<br />
Abb. 6.92 b Rapsöl 10%, Vergr.: 350x<br />
Abb. 6.92 c Rapsöl 18% , Vergr.: 350x<br />
Abb. 6.92 d Rosmarin 10%, Vergr.: 750x<br />
Abb. 6.92 e Rosmarin 26%, Vergr.: 750x<br />
Abbildung 6.92: REM-Bil<strong>de</strong>r Vitacel TF 200<br />
Fazit:<br />
Vitacel TF 200 ist ungeeignet zur Verpressung, da es keinerlei mechanische Festigkeit<br />
bietet und schlecht fließt. Auch die Beladung weist nur eine durchschnittliche<br />
Konzentration auf.
6. Ergebnisse und Diskussion 163<br />
6.7.9.5. Fibregum AS IRX 2950<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 47,0 15,0 [ + - o ]<br />
Rapsöl 15 65,9 0,5 [ o - - ]<br />
Rapsöl 34 63,5 0,4 [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 15 59,1 0,5 [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 33 56,1 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.35: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Fibregum AS IRX 2950<br />
Fibregum ist ein Ballaststoff, <strong>de</strong>r aus Akaziengummi gewonnen wird und einen<br />
Faseranteil von 85 Prozent besitzt. Die Substanz zeigt positive Wirkungen auf die<br />
Darmflora [Wyatt et al. 1986]. Fibregum wird sprühgetrocknet und kann als<br />
Trockenbin<strong>de</strong>mittel fungieren. Der Stoff besitzt eine ausgeprägte plastische<br />
Verformbarkeit. Die resultieren<strong>de</strong>n Presslinge sind glasartig.<br />
Die Fasern sind wasserlöslich. Die entstehen<strong>de</strong> Lösung ist niedrigviskos. Der<br />
Zerfall <strong>de</strong>s Reinstoffes entspricht nicht <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Arzneibuches. Der<br />
Wassergehalt beträgt 5, 2 %.<br />
Die Schüttdichte beträgt 381 ± 3 kg/m 3 , die Stampfdichte 481 ± 8 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 283,7 ± 9,2 µm bestimmt. Die Partikelverteilung<br />
ist breit. Damit sind die Partikel etwas kleiner als bei Vitacel TF 200. Die<br />
Fließfähigkeit ist trotz rundlicher Partikel nicht ausreichend, nur <strong>de</strong>r Reinstoff zeigt<br />
ein gutes Fließverhalten. Bei Beladung kommt es schnell zu Ölverlusten. Die<br />
Beladungskapazität ist leicht überdurchschnittlich.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.93: Partikelsummenverteilung Fibregum AS IRX 2950
164<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist durch die gute plastische Verformbarkeit sehr<br />
gut, jedoch nimmt sie schnell ab. Die Komprimate aus bela<strong>de</strong>nen Proben weisen nur<br />
eine geringe Festigkeit auf.<br />
Die Partikel sind rundlich geformt, wie in Abbildung 6.94 zu sehen ist. Die<br />
Oberflächen wölben sich nach innen und sind glatt. Die Einbuchtungen <strong>de</strong>r Partikel<br />
sind mit kleineren Partikeln übersät, die Unebenheiten wer<strong>de</strong>n mit Öl gefüllt. Dieser<br />
Vorgang beginnt bei geringer Beladung und nimmt mit steigen<strong>de</strong>r Konzentration zu.<br />
Abb. 6.94 a Reinstoff, Vergr.: 600x<br />
Abb. 6.94 b Rapsöl 15%, Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.94 c Rapsöl 34% , Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.94 d Rosmarin 15%, Vergr.: 500x<br />
Abb. 6.94 e Rosmarin 33%, Vergr.: 250x<br />
Abbildung 6.94: REM-Bil<strong>de</strong>r Fibregum AS IRX 2950<br />
Fazit:<br />
Fibergum zeigt als Reinstoff ein gutes Verformungs- sowie Fließverhalten, <strong>de</strong>shalb<br />
kann die Substanz eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Als Trägerstoff eignet sich die Substanz nicht,<br />
da die Verarbeitungs- und Gebrauchseigenschaften ungenügend sind.
6. Ergebnisse und Diskussion 165<br />
6.7.9.6. Chitosan<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 61,6 15,0 [ o ]<br />
Rapsöl 20 65,4 k. mech. Fest. [ o - - ]<br />
Rapsöl 45 58,8 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Rosmarinextrakt 20 60,0 k. mech. Fest. [ o ]<br />
Rosmarinextrakt 46 55,6 k. mech. Fest. [ o ]<br />
Tabelle 6.36: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Chitosan<br />
Chitosan, das <strong>de</strong>acetylierte Chitin, kann als Cellulose<strong>de</strong>rivat angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Chitosan wird als Bin<strong>de</strong>mittel, Zerfallsbeschle<strong>uni</strong>ger und Matrixbildner bei <strong>de</strong>r<br />
Direkttablettierung angewen<strong>de</strong>t [Tian-Ruiz et al. 1989; Upadrashta et al 1992]. Die<br />
Substanz liegt als mikrokristallines Pulver vor und wird plastisch verformt [Zieba et al<br />
1988]. Chitosan besitzt bakteriostatische und fungistatische Eigenschaften [Zikakis<br />
1984].<br />
Der Zerfall <strong>de</strong>s Reinstoffes entspricht nicht <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Arzneibuchs,<br />
soll aber in Formulierungen so effektiv wie Kartoffelstärke sein [Ritthi<strong>de</strong>y et al.<br />
1994]. Der Wassergehalt beträgt 7,6 %.<br />
Die Schüttdichte beträgt 214 ± 0 kg/m 3 , die Stampfdichte 324 ± 17 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wird mit 102,3 ± 0,3 µm bestimmt und ist mit Avicel<br />
PH102 zu vergleichen. Die Partikelverteilung ist breiter als bei Avicel PH102. Die<br />
Fließfähigkeit ist aufgrund <strong>de</strong>r Partikelmorphologie nicht optimal. Auch bei Beladung<br />
verbessert sich das Fließverhalten nicht. Bei einer 20 %-igen Beladung gibt es noch<br />
keinen Ölverlust, jedoch setzt dieser ein, wenn die Beladungskonzentration weiter<br />
z<strong>uni</strong>mmt. Die Beladung ist aufgrund <strong>de</strong>r geringen Schüttdichte höher als bei <strong>de</strong>n<br />
vergleichbaren mikrokristallinen Cellulosen.<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist sehr gut. Die bela<strong>de</strong>nen Muster<br />
hingegen zeigen keine mechanische Festigkeit, siehe Tabelle 6.36.
166<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.95: Partikelsummenverteilung Chitosan<br />
Die Partikel sehen wie kleine gewölbte Schichten aus, die glatte Oberflächen besitzen<br />
und an <strong>de</strong>n Bruchkanten Unebenheiten aufweisen. Zum Teil liegen faserige Bereiche<br />
vor. Die Partikel sind im Vergleich zu <strong>de</strong>n mikrokristallinen Cellulosen unregelmäßig.<br />
Trotz hoher Beladung ist keine Benetzung <strong>de</strong>r Oberfläche zu i<strong>de</strong>ntifizieren, jedoch<br />
tritt eine Agglomeration <strong>de</strong>r Partikel auf.
6. Ergebnisse und Diskussion 167<br />
Abb. 6.96 a Reinstoff, Vergr.: 1000x<br />
Abb. 6.96 b Rapsöl 20%, Vergr.: 600x<br />
Abb. 6.96 c Rapsöl 45% , Vergr.: 400x<br />
Abb. 6.96 d Rosmarin 20%, Vergr.: 250x<br />
Abb. 6.96 e Rosmarin 46%, Vergr.: 200x<br />
Abbildung 6.96: REM-Bil<strong>de</strong>r Chitosan<br />
Fazit:<br />
Chitosan kann als Reinstoff zur Tablettierung eingesetzt wer<strong>de</strong>n, da es gute<br />
Verpressungseigenschaften zeigt. In bela<strong>de</strong>nem Zustand sind die<br />
Verarbeitungseigenschaften als ungenügend zu beurteilen.
168<br />
6. Ergebnisse und Diskussion<br />
6.7.9.7. Lupinenprotein Vitaprot LP60<br />
Beladungsart Beladung Böschungswinkel Bruchfestigkeit Qualitative<br />
[%]<br />
[°]<br />
[kg] Einstufung<br />
Reinstoff 0 48,1 2,7 [ + - o ]<br />
Rapsöl 20 56,4 k. mech. Fest. [ o ]<br />
Rapsöl 38 57,3 k. mech. Fest. [ o - - ]<br />
Rosmarinextrakt 19 58,6 k. mech. Fest. [ o - - ]<br />
Rosmarinextrakt 40 58,2 k. mech. Fest. [ - ]<br />
Tabelle 6.37: Übersicht <strong>de</strong>r Produkteigenschaften Lupinenprotein Vitaprot LP60<br />
Vitaprot wird aus Lupinenmehl gewonnen und besteht aus Ballaststoffen (37%), aus<br />
Proteinen (50%) und aus Fett (5%). Das Pulver ist hellgelb und körnig. Vitaprot<br />
fungiert als Emulgator und Proteinquelle in <strong>de</strong>r Nahrungsmittelindustrie.<br />
Der Zerfall <strong>de</strong>s Reinstoffes entspricht nicht <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
Arzneibuchs, obwohl er gut in Wasser löslich ist und gute Emulsionseigenschaften<br />
besitzt. Der Wassergehalt beträgt 5,7 %.<br />
Die Schüttdichte beträgt 274 ± 9 kg/m 3 , die Stampfdichte 395 ± 24 kg/m 3 . Die<br />
mittlere Partikelgröße x 50 wur<strong>de</strong> mit 298,6 ± 2,4 µm bestimmt. Die Partikel sind<br />
ähnlich groß wie bei Fibregum. Die Fließfähigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist sehr gut.<br />
Allerdings lässt diese Fähigkeit bei Beladung stark nach, so dass bei 20 %-iger<br />
Beladung die gleichmäßige Verarbeitbarkeit nicht mehr gewährleistet ist. Hinzu<br />
kommt ein starker Ölverlust. Die Beladung ist im Vergleich zu Fibregum erhöht.<br />
100<br />
Verteilungssumme Q 3 [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
Klassenobergrenze x [µm]<br />
Abbildung 6.97: Partikelsummenverteilung Vitaprot LP60<br />
Die Bruchfestigkeit <strong>de</strong>s Reinstoffes ist akzeptabel, jedoch nimmt die Festigkeit mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Beladungskonzentration stark ab. Schon bei einer Besprühungsrate von<br />
19 % weisen die Presslinge keine Festigkeit mehr auf.
6. Ergebnisse und Diskussion 169<br />
Die Partikel bil<strong>de</strong>n unebene, geschrumpfte Oberflächen, die eingestülpt sind,<br />
wie in Abbildung 6.98 zu sehen ist. Bei Beladung wer<strong>de</strong>n Zwischenräume mit<br />
Flüssigkeit ausgefüllt.<br />
Abb. 6.98 a Reinstoff, Vergr.: 350x<br />
Abb. 6.98 b Rapsöl 20%, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.98 c Rapsöl 38% , Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.98 d Rosmarin 19%, Vergr.: 200x<br />
Abb. 6.98 e Rosmarin 40%, Vergr.: 200x<br />
Abbildung 6.98: REM Bil<strong>de</strong>r Vitaprot LP60<br />
Fazit:<br />
Vitaprot kann relativ hoch bela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Da die Bruchfestigkeit und das<br />
Fließverhalten <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Substanzen nicht ausreichend sind und zusätzlich<br />
Ölverluste auftreten, ist Vitaprot nur in geringem Maße zur Tablettierung geeignet.<br />
Die Reinsubstanz weist ein besseres Verhalten auf, jedoch ist dieses nur als<br />
ausreichend zu beurteilen.
170<br />
7. Zusammenfassung und Ausblick<br />
7. Zusammenfassung und Ausblick<br />
In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit wur<strong>de</strong> untersucht, ob sich das Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form<br />
(<strong>CPF</strong>) Verfahren zum Bela<strong>de</strong>n von Hilfsstoffen für die Tablettierung eignet. Dazu<br />
wur<strong>de</strong> das Verhalten <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Substanzen in wichtigen Eigenschaften für die<br />
Tablettierung analysiert. Ziel war es, eine möglichst große Flüssigkeitsmenge in<br />
Tablettenformulierungen einzubringen und zu tablettieren, ohne dazu weitere<br />
Prozessschritte, wie z.B. eine Granulation, vorzunehmen. Im Rahmen <strong>de</strong>s<br />
Forschungsvorhabens wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Rezepturen für unterschiedliche<br />
Applikationen von Tabletten entwickelt.<br />
Das <strong>CPF</strong>-Verfahren wird bisher in <strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie für schlecht zu<br />
verarbeiten<strong>de</strong> Extrakte und Öle angewandt. Die Metho<strong>de</strong> erlaubt eine Bearbeitung<br />
von hochviskosen Stoffen, da die Viskosität durch das eingelöste Kohlendioxid stark<br />
herabgesetzt wird. Außer<strong>de</strong>m können oxidationsempfindliche Stoffe verarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n, da eine inerte Schutzgasatmosphäre entsteht. Diese Eigenschaften lassen das<br />
<strong>CPF</strong>-Verfahren für <strong>de</strong>n Einsatz bei Phytopharmaka geeignet erscheinen.<br />
Für die maximale Beladungskonzentration spielen nur die Eigenschaften <strong>de</strong>s<br />
Trägerstoffes eine Rolle. Die Beladungsflüssigkeit zeigt keinen Einfluss auf die<br />
Beladungskonzentration. Es sollte untersucht wer<strong>de</strong>n, ob die Beladungsart einen<br />
Einfluss auf die Tablettierung <strong>de</strong>r <strong>CPF</strong>-Pulver ausübt. Des Weiteren wur<strong>de</strong><br />
untersucht, ob die Kristallinität, <strong>de</strong>r Wassergehalt, die Wasseraufnahmefähigkeit, die<br />
Schütt- und Stampfdichten sowie die Partikelmorphologie <strong>de</strong>r Hilfsstoffe durch das<br />
<strong>CPF</strong>-Verfahren verän<strong>de</strong>rt wird und <strong>de</strong>shalb kritische Parameter darstellen könnten.<br />
Mit diesen Untersuchungen sollten eine batch to batch Variabilität und damit<br />
Schwankungen in <strong>de</strong>r Herstellung <strong>de</strong>r Tabletten ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Exemplarisch wur<strong>de</strong>n zwei Beladungsarten, Rosmarinextrakt und Rapsöl,<br />
ausgewählt und auf herkömmliche Hilfsstoffe zur Tablettierung sowie für die<br />
Lebensmittelindustrie aufgebracht. Die so entstehen<strong>de</strong>n <strong>CPF</strong>-Pulver wur<strong>de</strong>n auf ihre<br />
Fließfähigkeit, ihre Partikelmorphologie, ihre Kompaktierbarkeit und ihre<br />
Bruchfestigkeit hin analysiert, um die am besten für die Formulierungen geeigneten<br />
Kandidaten auszuwählen.<br />
In <strong>de</strong>m Forschungsvorhaben konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass die Behandlung<br />
mittels überkritischen Kohlendioxids keinen Einfluss auf die Kristallinität <strong>de</strong>r<br />
Hilfsstoffe zeigt.
7. Zusammenfassung und Ausblick 171<br />
Auch <strong>de</strong>r Wassergehalt <strong>de</strong>r produzierten <strong>CPF</strong>-Pulver zeigt keinen<br />
signifikanten Anstieg. Der Prozess ist so gut steuerbar, dass es selbst bei <strong>de</strong>r Beladung<br />
für Brausetabletten, die bekanntermaßen sehr feuchtigkeitsempfindlich sind, keine<br />
Probleme mit <strong>de</strong>r Wasserzunahme von Pulvern gibt. Aufgrund <strong>de</strong>r benetzten<br />
Oberflächen ist es möglich die Absorption von Wasser bei hygroskopischen<br />
Substanzen zu stoppen.<br />
Das Verfahren zeigt nur einen geringen Einfluss auf die Schütt- und<br />
Stampfdichten, welcher mit <strong>de</strong>n Druckverhältnissen im Autoklaven beim<br />
Beladungsprozess zu erklären ist. Wie die Untersuchung <strong>de</strong>r Partikelmorphologie<br />
mittels elektronenmikroskopischer Aufnahmen <strong>de</strong>monstriert, kann es aber bei sehr<br />
porösen Substanzen (N-Zorbit M) zur Zerstörung <strong>de</strong>r Primärpartikel kommen. Aus<br />
diesem Grund ist es sinnvoll, <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>s Beladungsdruckes auf die jeweiligen<br />
Substanzen zu analysieren und einen Beladungsdruck für das jeweilige <strong>CPF</strong>-Pulver<br />
festzulegen, damit eine Herstellung von Produkten gleicher Qualität gewährleistet ist.<br />
Bei <strong>de</strong>n üblichen Hilfsstoffen weist <strong>de</strong>r Prozess keine Auswirkungen auf die<br />
Partikelgrößen <strong>de</strong>r Hilfsstoffe auf. Jedoch kann sich die Partikelmorphologie in<br />
Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Beladungskonzentration stark verän<strong>de</strong>rn. Bei porösen<br />
Substanzen, wie z.B. <strong>de</strong>n Sipernaten, kann keine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Morphologie<br />
registriert wer<strong>de</strong>n. Im Gegensatz dazu zeigt sich bei kompakteren Partikeln, wie z.B.<br />
bei Pharmatose DCL11, eine zunehmen<strong>de</strong> Benetzung <strong>de</strong>r Oberfläche, die zur<br />
Zunahme von Agglomerationsten<strong>de</strong>nzen führt und damit die Fließfähigkeit <strong>de</strong>r Pulver<br />
herabsetzt.<br />
Das aufwendige Screening <strong>de</strong>r bela<strong>de</strong>nen Hilfsstoffe zeigt einen <strong>de</strong>utlichen<br />
Einfluss <strong>de</strong>r Beladungsart auf die Substanzen. Bei einer geringen Beladung bewirkt<br />
das viskosere Rapsöl einen guten Schmiermitteleffekt, <strong>de</strong>r bei einigen Hilfsstoffen zu<br />
festeren Tabletten führt. Hingegen zeigt <strong>de</strong>r hochviskose Rosmarinextrakt kaum einen<br />
positiven Effekt auf die untersuchten Substanzen.<br />
Das charakteristische Verpressungsverhalten <strong>de</strong>r Pulver wird durch die<br />
Reinstoffe vorgegeben. Die Beladungsart und -konzentration modifizieren diese nur<br />
noch. Deshalb muss für je<strong>de</strong>s Öl bzw. je<strong>de</strong>n Extrakt eine optimale Formulierung<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Beladungskonzentration kommt es zur<br />
<strong>de</strong>utlichen Abnahme <strong>de</strong>r Fließfähigkeit <strong>de</strong>r Pulver sowie bei Trockenbin<strong>de</strong>mitteln zur<br />
Abnahme <strong>de</strong>r Festigkeit <strong>de</strong>r resultieren<strong>de</strong>n Komprimate.
172<br />
7. Zusammenfassung und Ausblick<br />
Eine Son<strong>de</strong>rstellung unter <strong>de</strong>n bela<strong>de</strong>nen Pulvern stellen die Sipernate dar. Sie bleiben<br />
trotz höchster Beladung (bis zu 70 %) gut fließfähige Pulver. Allerdings zeigen die<br />
Sipernate als Adsorptionsstoffe kaum Bindungskräfte. In Formulierungen müssen<br />
daher immer stark wirksame Trockenbin<strong>de</strong>mittel beigefügt wer<strong>de</strong>n. Ein weiterer<br />
Nachteil dieser Substanzgruppe ist die Unlöslichkeit in Wasser.<br />
Unter <strong>de</strong>n Trockenbin<strong>de</strong>mitteln zeigt sich mikrokristalline Cellulose als<br />
geeignete Substanz für die Beladung mit Flüssigkeiten und <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n<br />
Tablettierung. Allerdings stellt die Fließfähigkeit <strong>de</strong>n limitieren<strong>de</strong>n Faktor dar.<br />
Außer<strong>de</strong>m sind mikrokristalline Cellulosen unlöslich in Wasser.<br />
Für die Herstellung klar löslicher Tabletten eignet sich Ludipress o<strong>de</strong>r<br />
Pharmatose DCL11. Auch für die Herstellung von Brausetabletten ist Pharmatose<br />
DCL11 ein geeigneter Trägerstoff mit ausreichen<strong>de</strong>n Bin<strong>de</strong>mitteleigenschaften.<br />
Allerdings muss mit einer <strong>de</strong>utlich geringeren Beladungskonzentration <strong>de</strong>r Tabletten<br />
gerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Generell erweist es sich nicht als günstig, die Hilfsstoffe maximal zu bela<strong>de</strong>n,<br />
da die Eigenschaften dadurch zu stark verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Günstiger ist es, die Pulver<br />
mit circa 2/3 <strong>de</strong>r maximalen Kapazität zu bela<strong>de</strong>n, damit sie gut verarbeitbar bleiben.<br />
Abschließend bleibt festzustellen, dass das <strong>CPF</strong>-Verfahren eine geeignete Metho<strong>de</strong><br />
ist, um ölige Flüssigkeiten und Extrakte in Tabletten einzubringen. Allerdings bleibt<br />
die maximal zu verarbeiten<strong>de</strong> Flüssigkeitsmenge unter <strong>de</strong>n Möglichkeiten von<br />
Kapselformulierungen.<br />
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit <strong>de</strong>s <strong>CPF</strong>-Verfahrens liegt in <strong>de</strong>r geringen<br />
Beladung <strong>de</strong>r Hilfsstoffe mit flüssigen Ölen, damit ein geeigneter Schmiermitteleffekt<br />
erhalten wird, <strong>de</strong>r durch vorhan<strong>de</strong>ne Schmiermittel nicht zu erreichen ist.<br />
Auch eine Anwendung für niedrig schmelzen<strong>de</strong> Wirkstoffe ist <strong>de</strong>nkbar. Durch<br />
die Einbringung <strong>de</strong>r Wirkstoffe in die porösen Strukturen <strong>de</strong>r Hilfsstoffe zeigen diese<br />
eventuell eine bessere Verpressbarkeit und weniger Probleme durch Haftung an<br />
Presswerkzeugen.
8. Conclusion<br />
8. Conclusion 173<br />
This study <strong>de</strong>als with the compactibility of Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form (<strong>CPF</strong>)<br />
products. The pow<strong>de</strong>rs should be used for tabletting. Analyses were performed to<br />
evaluate advantages and disadvantages of these products. The aim was to insert a high<br />
amount of liquid into tablet formulations for direct compression without another<br />
process step. In the context of the research project different compositions for varied<br />
application were <strong>de</strong>veloped.<br />
Usually the <strong>CPF</strong>-technology is used in the food industry for working with high<br />
viscous extracts and oils, which are poorly to handle. The high viscous liquids can be<br />
processed by the <strong>CPF</strong>-technique, because the viscosity is <strong>de</strong>creased by the dissolving<br />
gas, carbon dioxi<strong>de</strong>. The solution of the gas causes a reduction of the viscosity as well<br />
as of the surface tension. Furthermore products which are susceptible of oxidation can<br />
be accepted by the process, due to the fact an inert gas atmosphere is generated.<br />
That’s why the process is qualified for handling herbal pharmaceuticals.<br />
The maximal loading capacity is only influenced by the properties of the<br />
chemical carrier. The loading liquid does not interact with the loading capacity. It<br />
should be analyzed, if different liquids influences the compactibility of the <strong>CPF</strong>pow<strong>de</strong>rs.<br />
In addition it was researched, if the crystallinity, the water content, the<br />
adsorption of water, the bulk <strong>de</strong>nsity and the particle morphology changes. Critical<br />
parameters should be <strong>de</strong>termined. The research should eliminate a batch to batch<br />
variability and fluctuations in the production of tablets.<br />
Exemplary loadings rosemary extract and rape oil were chosen. The liquids<br />
were brought on to common excipients for compaction and food industry. The<br />
flowabitity, particle morphology, and breaking strength of the produced pow<strong>de</strong>rs were<br />
analyzed to choose the best excipients for formulations.<br />
In the research project was shown that the process with supercritical carbon<br />
dioxi<strong>de</strong> has no influence to the crystallinity of the excipients.<br />
Also the water content of the produced <strong>CPF</strong>-pow<strong>de</strong>rs indicates no significant<br />
rising. Therefore the sparkling tablets which are very sensitive to moisture can be<br />
loa<strong>de</strong>d and handled by the <strong>CPF</strong>-technology without problems of the water content. On<br />
the basis of the moistened surfaces of the particles it is possible to stop the adsorption<br />
of water by hygroscopic substances.<br />
The <strong>CPF</strong>-technology shows only a little influence to the bulk <strong>de</strong>nsities. The<br />
loading pressure in the autoclave is an explanation for that. As shown in the scanning
174<br />
8. Conclusion<br />
electron microscopy pictures very porous particles (N-Zorbit M) can be <strong>de</strong>stroyed by<br />
the method. That’s why it is important to analyze the influence of the loading pressure<br />
to the excipients and to set up the pressure to each <strong>CPF</strong> pow<strong>de</strong>r. So it is possible to<br />
produce the same quality every time.<br />
Normally there are no effects of the method to the particle size of the<br />
substances. But there is an effect to the particle morphology of the excipients by<br />
increasing loading concentration. Porous particle like the Sipernates does not indicate<br />
any changes of the morphology. In the contrast to that consolidated particles, e.g.<br />
Pharmatose DCL11, presents an increasing wetting of the surface which is shown by<br />
rising agglomeration and <strong>de</strong>creasing flowability of the pow<strong>de</strong>r.<br />
The loa<strong>de</strong>d excipients display an effect of different loading liquids to the<br />
compactability. A small amount of loading liquid is brought onto rape oil effected a<br />
good lubricant influence. That’s why some tablets were har<strong>de</strong>r as before. In opposite<br />
to that rosemary extract does not show a positive effect to the analyzed substances.<br />
The characteristic compaction behavior of the <strong>CPF</strong>-pow<strong>de</strong>rs is <strong>de</strong>termined by<br />
the chemical carrier. The loading liquid and the loading concentration modify only the<br />
behavior. For every oil and extract an optimal formulation must be <strong>de</strong>veloped because<br />
there are big differences between the liquid loadings. With increasing loading<br />
concentration the flowability <strong>de</strong>creases and dry bin<strong>de</strong>rs shows <strong>de</strong>creasing breaking<br />
strength of the produced tablets.<br />
The Sipernates represent an exceptional position among the loa<strong>de</strong>d excipients.<br />
They display a good flowability in spite of the highest loading concentration.<br />
However Sipernates do not show any binding forces as adsorption substance. So in<br />
formulations effective dry bin<strong>de</strong>rs are necessary. Another disadvantage is the<br />
insolubility of the carrier.<br />
Microcrystalline cellulose was i<strong>de</strong>ntified as a good dry bin<strong>de</strong>r for loading with<br />
liquids and tabletting. But the flowability is poor. Furthermore micorcrystalline<br />
celluloses are insoluble in water too.<br />
For the production of clear soluble tablets it is possible to use Ludipress or<br />
Pharmatose DCL11. Also Pharmatose DCL11 can be used as a dry bin<strong>de</strong>r for the<br />
production of sparkling tablets. But the maximum loading capacities of the tablets are<br />
lower.<br />
Generally it was analyzed that the properties are superior, if the carrier is not loa<strong>de</strong>d<br />
with the maximum concentration, because the changing of the properties is to strong.
8. Conclusion 175<br />
A better possibility is to load the excipients only with 2/3 of the maximum loading<br />
capacity.<br />
The result of the research project is that it is possible to produce tablets with pow<strong>de</strong>rs<br />
of the <strong>CPF</strong>-Technology. But the liquid concentration is lower than the concentration<br />
in capsules.<br />
An alternative use of the <strong>CPF</strong>-technique is to load small amounts of oils onto<br />
excipients to get a better lubricant effect as it can be achieved by solid lubricants.<br />
Another application is imaginable for low melting substances. If the active<br />
pharmaceutical ingredient is brought into the porous structure of particles the<br />
compaction behavior is improved and there are fewer problems with adhesion at dies.
176<br />
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192<br />
10. Abkürzungsverzeichnis<br />
10. Abkürzungsverzeichnis<br />
a<br />
Adhäsionsabstand<br />
A<br />
Fläche<br />
A crys<br />
A am<br />
α<br />
b<br />
ß<br />
CI<br />
CP<br />
<strong>CPF</strong><br />
γ lg<br />
γ<br />
d<br />
D s<br />
D w<br />
D (dv/dh)<br />
D (DT, DP)<br />
δ<br />
E<br />
ε<br />
ε r<br />
ε 0<br />
ff c<br />
F<br />
GAS<br />
h<br />
ħω<br />
η<br />
θ<br />
ν<br />
Fläche unter <strong>de</strong>r Kurve <strong>de</strong>s kristallinen Anteils<br />
Fläche unter <strong>de</strong>r Kurve <strong>de</strong>s amorphen Anteils<br />
Böschungswinkel<br />
Konstante<br />
Winkel bis zur Benetzung einer Kugel<br />
Kristallinitätsin<strong>de</strong>x<br />
kritischer Punkt<br />
Concentrated Pow<strong>de</strong>r Form Verfahren<br />
Oberflächenspannung<br />
Oberflächenspannung/Grenzflächenspannung<br />
Durchmesser<br />
scheinbare Dichte<br />
wahre Dichte<br />
Schergefälle/Schergeschwindigkeit<br />
Diffusionkoeffizient<br />
Kontaktwinkel<br />
Elastizitätsmodul<br />
Porosität<br />
relative Dielektrizitätskonstante<br />
Influenzkonstante<br />
Fließfähigkeit<br />
Kraft<br />
Gas Antisolvent Crystallization<br />
Höhe<br />
Lifshitz van-<strong>de</strong>r-Waals-Konstante<br />
Viskositätskoeffizient, dynamische Viskosität<br />
Benetzungswinkel<br />
kinematische Viskosität<br />
l, Δl Länge, Längenän<strong>de</strong>rung<br />
m<br />
Masse
p<br />
PCA<br />
PGSS<br />
ρ<br />
Δp<br />
p 0<br />
p c<br />
p k<br />
Q r (x)<br />
r<br />
R 1 , R 2<br />
RESS<br />
σ<br />
σ 1<br />
σ c<br />
T c<br />
τ<br />
U<br />
V<br />
V gP<br />
V ges<br />
V m<br />
V oP<br />
φ 1 , φ 2<br />
10. Abkürzungsverzeichnis 193<br />
Druck<br />
Precipitation of a Compressed Fluid<br />
Antisolvent<br />
Particles from Gas saturated Solutions<br />
Dichte<br />
Druckdifferenz<br />
Sättigungsdampfdruck<br />
kritischer Druck<br />
Kapillardruck<br />
relative Häufigkeit<br />
Radius<br />
Krümmungsradius<br />
Rapid Expansion from Supercritical Solution<br />
Spannung<br />
Verfestigungsspannung<br />
Schüttgutfestigkeit<br />
kritische Temperatur<br />
Schubspannung<br />
Kontaktpotential<br />
Volumen, adsorbiertes Gasvolumen<br />
geschlossene Poren<br />
Gesamtvolumen<br />
Volumen <strong>de</strong>r monomolekularen Be<strong>de</strong>ckung<br />
offene Poren<br />
Flächenladungsdichte