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Schule hier&dort | ischkola t‘adaj t‘odoj<br />
Es muß ein Anliegen sein - Mihaela Zatreanu über <strong>Roma</strong>ni-Unterricht in Rumänien<br />
Vorbild Rumänien? | Idol Rumenija?<br />
11.000 Schüler in <strong>Roma</strong>ni-Unterricht, 320 ausgebildete <strong>Roma</strong>ni-Lehrer - kann Rumänien als Modell für <strong>Roma</strong>ni-<br />
Unterricht gelten? Ein Gespräch mit Mihaela Zatreanu<br />
<strong>Roma</strong>unterricht und <strong>Roma</strong>niunterricht haben in Rumänien eine<br />
verhältnismäßig lange Geschichte, erzählt Mihaela Zatreanu, Beraterin<br />
des rumänischen Unterrichtsministeriums in <strong>Roma</strong>fragen.<br />
Vertrauen ist der Schlüssel<br />
Mihaela Zatreanu, <strong>Roma</strong>-Expertin des rumänischen<br />
Unterrichtsministerium: „Überall,<br />
wo es <strong>Roma</strong>kinder gibt, sollte es auch in den<br />
Schulen qualitativ hochwertigen Unterricht<br />
zur Kultur, zum Leben der <strong>Roma</strong> geben, der<br />
über die Vermittlung von Folklore hinausgeht.“<br />
Mihaela Zatreanu, romani ekspertin le<br />
rumenitiki Ministerijostar le Sikajipeske:<br />
„Sakothan kaj romane fatschuvtscha del,<br />
sikajipe ando ischkoli priki kultura taj<br />
dschivipe le Romendar te delahi, savo priko<br />
sikajipe la folkloratar ari te dschal.“<br />
Sie begann nach 1990, als die Regierung auf Druck von NGOs<br />
auf pädagogischen Hochschulen eigene Ausbildungsplätze für<br />
<strong>Roma</strong>lehrer schuf. Parallell dazu fand ein erster <strong>Roma</strong>ni-Kurs<br />
statt, um die künftigen Lehrer mit den Grundlagen von Grammatik<br />
und Verschriftlichung zu versorgen. Die erste Praxis<br />
ergab eine zentrale Frage: Wie sollte man die Schüler ohne<br />
Druck dazu bekommen, den <strong>Roma</strong>ni-Unterricht zu besuchen?<br />
Schließlich hatten anfangs die wenigsten Schüler Interesse<br />
daran. „Das wichtigste am Beginn war es, mit den Schulen<br />
und den Eltern übereinzukommen.“ Gespräche, Tauziehen, ja<br />
Kämpfe mit Schulleitungen prägten die erste Phase ebenso wie<br />
langwierige Überzeugungsarbeit bei den Eltern: „Das persönliche<br />
Vertrauen der Eltern in die Lehrer stellte sich schließlich<br />
als Schlüssel heraus. Sie mußten den Lehrer kennen, ihn<br />
schätzen und ihm vertrauen.“ Daß es anfangs kein Geld für<br />
den Unterricht gab, war das geringere Problem. Entscheidend<br />
war, versichert Zatreanu, der Rückhalt bei den Behörden, der<br />
auf langjährige Arbeit von NGOs zustandegekommen war: Nur<br />
wenn er als offizieller Teil des Regelschulunterrichts gelte,<br />
könne <strong>Roma</strong>ni-Unterricht überhaupt durchgeführt werden.<br />
Dazu gehöre, daß die Lehrmittel von befugten Institutionen<br />
und Personen gefertigt werden. Und, vor allem, daß die verantwortlichen<br />
Institutionen das Anliegen zu ihrem eigenen<br />
machen und glaubhaft vertreten.<br />
Lehrer als Symbol<br />
| 12 | dROMa 02 | Juni 2004<br />
Ein Hauptziel bereits der frühen Phase war es, möglichst <strong>Roma</strong><br />
selbst als Lehrer zu gewinnen. Dabei stand das persönliche Engagement<br />
und die persönliche Eignung der Kandidaten im Vordergrund,<br />
pädagogisches Wissen konnten sie sich auch mit der<br />
Zeit erwerben. Denn rasch hatte man die starke Symbolwirkung<br />
von <strong>Roma</strong> als Lehrer erkannt: Nur ein Rom selbst kann als Modell<br />
für lebendige Sprachverwendung dienen, nur ein Rom selbst<br />
kann die Schüler für die Sprache, die Kultur der <strong>Roma</strong> öffnen und<br />
begeistern.