Pfarr Brief
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Seite 7 · November 2014<br />
<strong>Pfarr</strong><br />
<strong>Brief</strong><br />
Allerheiligen, Volkstrauertag, Weltkriegsgedenken<br />
Am Fest Allerheiligen gedenkt die Kirche aller Heiligen, insbesondere der Verstorbenen, die nicht offiziell heiliggesprochen<br />
worden sind. Aber als Glaubenszeugen, als unsere Fürsprecher und Vorbilder bei Christus sind und Anteil an seiner Herrlichkeit<br />
haben. Sie gedenkt auch derer, „um deren Heiligkeit niemand weiß als Gott“.<br />
Von Hedwig Klein<br />
Himmel berührt Erde<br />
Wenn Menschen beten<br />
Sich auf Gott einlassen<br />
Lieben<br />
Himmel berührt Erde<br />
Wenn Menschen trösten<br />
Einander tragen und aushalten<br />
Lieben<br />
Festum Omnium Sanctorum<br />
mellanutella.files.wordpress.com/2013/08/img_1550.jpg<br />
Heilige unter uns<br />
Es gibt Menschen<br />
die heiligmäßig leben<br />
anderen Menschen zugewandt<br />
bleiben - mitfühlen.<br />
Es gibt Menschen<br />
die zuhören können<br />
Verständnis zeigen, Trost spenden -<br />
integrieren<br />
Himmel berührt Erde<br />
Wenn Menschen teilen<br />
Frieden halten, sich achten<br />
Lieben<br />
Himmel berührt Erde<br />
Wenn wir sterben<br />
Gott uns liebevoll aufnimmt –<br />
Vollendet<br />
Hass überwinden<br />
Egoismen abbauen<br />
Ideale haben<br />
Lieben leben<br />
Impulse geben<br />
Glauben bekennen und weitertragen<br />
Die Anfänge von Allerheiligen gehen<br />
im Osten bis ins 4. Jahrhundert zurück.<br />
Im griechischen Kalender heißt<br />
der 1. Sonntag nach Pfingsten „Sonntag<br />
der Heiligen“. Im Abendland gab<br />
es seit dem 7. Jahrhundert am 13.<br />
Mai ein Fest aller heiligen Märtyrer<br />
und Märtyrinnen als Gedenktag der<br />
Einweihung des römischen Pantheons.<br />
Das Fest aller Heiligen am 1. November<br />
kam im 8. Jahrhundert aus Irland<br />
und England auf den europäischen<br />
Kontinent und hat sich bald allgemein<br />
durchgesetzt. Es ist das „herbstliche<br />
Osterfest“, an dem die Kirche<br />
das neue Leben in Gott feiert, in das<br />
die Heiligen gelangt sind, das allen<br />
Christen verheißen ist.“ (aus TeDeum<br />
2012)<br />
„Allerheiligen ist das Fest einer Antwort<br />
auf das Fragwürdigste, was es<br />
gibt: auf den Sinn des Menschseins“<br />
(Silja Walter).<br />
Heilige waren Menschen wie Du und<br />
ich. Mit Fehlern, Schwächen, Unzulänglichkeiten.<br />
Dadurch haben sie sich<br />
nicht verwirren oder entmutigen lassen<br />
oder gar aufgegeben, nein, sie<br />
haben sich immer wieder neu in „die<br />
Gnade Gottes“ begeben, sich von IHM<br />
halten lassen.<br />
So wurden sie demütig, liebenswert<br />
und vor allem barmherzig.<br />
Es gibt Menschen<br />
die „ansteckend“ wirken<br />
durch Leidenschaft und Glaubenseifer<br />
überzeugen<br />
Es gibt Menschen<br />
die vermögend sind<br />
aber mit aus Liebe teilen<br />
Es gibt Menschen<br />
die Jesus erreicht<br />
die „reiche Frucht“ bringen<br />
Glaubensboten<br />
Es gibt sie – die Heiligen mitten unter<br />
uns. Sie stehen nicht im Kalender, aber<br />
in den Herzen der Menschen<br />
Volkstrauertag und Weltkriegsgedenken<br />
In diesem Jahr wird in besonderer Weise dem Ausbruch des ersten Weltkrieges vor hundert Jahren und des Ausbruchs des<br />
zweiten Weltkriegs vor fünfundsiebzig Jahren gedacht.<br />
Von Kaplan Michael Marx<br />
Im August, als sich die Kriegserklärungen<br />
jährten, haben sich viele<br />
Staats- und Regierungschefs der beteiligten<br />
Staaten getroffen, um daran<br />
zu erinnern und um zu mahnen für<br />
einen Frieden, der nicht selbstverständlich<br />
ist, wie wir in unserer Zeit<br />
auch immer wieder erfahren. Gott sei<br />
Dank nicht bei uns, aber leider Gottes<br />
doch immer wieder auf der Welt und<br />
wieder in Europa.<br />
Aus dieser menschlichen Tragödie hat<br />
sich schon früh und sehr bald nach<br />
Kriegsende der Wunsch herausgestellt,<br />
der Gefallenen zu gedenken. So<br />
gab es schon in der Weimarer Republik<br />
einen Gedenktag, der allerdings<br />
kein gesetzlicher Feiertag war. Unter<br />
der Herrschaft der Nationalsozialisten<br />
wurde dieser Gedenktag für deren<br />
Propaganda missbraucht und zum<br />
„Heldengedenktag“ erklärt.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg war wieder<br />
das Bedürfnis da, der Toten der<br />
beiden Weltkriege zu gedenken. Da<br />
sowohl die junge Bundesrepublik als<br />
auch die beiden großen christlichen<br />
Kirchen eine neue Tradition begründen<br />
und sich von den Nationalsozialisten<br />
absetzen wollten, wurde der<br />
Volkstrauertag auf den zweiten Sonntag<br />
vor dem ersten Adventssonntag<br />
gelegt. Das Jahresende wurde bewusst<br />
gewählt, da der Monat November<br />
bzw. das Jahresende (auch im<br />
Kirchenjahr) mit dem Themenbereich<br />
Tod und Trauer verbunden ist.<br />
Der Volkstrauertag ist ein gesetzlicher<br />
Feiertag, der zu den stillen Tagen gezählt<br />
wird. Es ist ein Tag, der die ganze<br />
Gesellschaft angeht und in den beiden<br />
großen christlichen Kirchen besonders<br />
bedacht werden sollte.<br />
Vielerorts wird nicht nur der gefallenen<br />
Soldaten und Toten der beiden<br />
Weltkriege gedacht, sondern an aktuelle<br />
Opfer von Gewalt, Terror und<br />
Krieg. Es sind die Schwachen und Hilflosen<br />
unserer Tage, auf die wir als<br />
Christen vom Auftrag des Evangeliums<br />
her in besonderer Weise schauen<br />
müssen. Da auch andere Nationen im<br />
November ähnliche Gedenktage haben,<br />
ist es in diesem Jahr eine besonders<br />
gute Gelegenheit, nicht nur<br />
auf die eigenen Toten zuschauen,<br />
sondern uns in der Verbundenheit mit<br />
den anderen europäischen und<br />
außereuropäischen Nationen zu wissen,<br />
die an beiden Weltkriegen teilgenommen<br />
haben und viele Tote zu<br />
beklagen haben und ihrer zu gedenken.<br />
So kann aus diesem Tag der Trauer<br />
und des stillen Gedenkens ein Tag für<br />
den Frieden und das Ringen und Streben<br />
nach diesem werden.