Nr.55 M - Institut für Pflegewissenschaft - Universität Wien
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Die Erfolgsgeschichte<br />
»Europäisches Forum Alpbach«<br />
Das europäische Forum alpbach wurde 1945 unter<br />
der Bezeichnung „Internationale Hochschulwochen“<br />
gegründet. aus den Interessen der Gründer entwickelte<br />
sich ein fruchtbarer Dialog, der im Laufe der<br />
Jahre nicht nur wissenschaft und Politik, sondern<br />
auch den kulturellen Bereich und die wirtschaft mit<br />
einbezog. mittlerweile folgen mehr als 4000 menschen<br />
aus über 60 staaten jährlich der einladung,<br />
am europäischen Forum alpbach teilzunehmen. Das<br />
kommende 69. Forum alpbach findet unter dem titel<br />
„erfahrungen und werte“ von 12. bis 30. august<br />
2013 statt.<br />
Im märz 2012 ist eine neue Ära des Forums alpbach<br />
angebrochen. Die strategische und operative spitze<br />
wurde neu besetzt. Der ehemalige eU-Kommissar<br />
Dipl.-Ing. Dr. Franz Fischler folgt Dr. erhard Busek als<br />
Präsident nach und Philippe narval, msc agiert als<br />
Geschäftsführer des prestigeträchtigen Forums. mit<br />
dem Periskop sprachen die beiden über ihre Pläne<br />
und die Zukunft des Forums alpbach.<br />
DIPL.-InG. Dr. FranZ FIsCHLer<br />
Präsident des europäischen<br />
Forums alpbach<br />
von mag. verena Ulrich<br />
P: Wie wird sich das Forum Alpbach in Zukunft<br />
positionieren? Welche Veränderungen<br />
planen Sie kurz- und mittelfristig?<br />
Fischler: Das Forum Alpbach ist eine Erfolgsgeschichte,<br />
die wir bestmöglich weiterschreiben<br />
möchten. Wir sprechen daher<br />
weniger von geplanten Veränderungen als<br />
von Weiterentwicklungen.<br />
Gemeinsam mit dem neuen Team haben wir<br />
uns die Frage gestellt,<br />
wo wir 2015<br />
„eines unserer Ziele ist es, den Dialog<br />
verstärkt zu fördern und auch kontroverse<br />
standpunkte zu präsentieren.“<br />
stehen wollen. Zu<br />
folgenden Schlüssen<br />
sind wir gekommen:<br />
Das Forum Alpbach<br />
stößt hinsichtlich<br />
der Besucherzahl an<br />
gewisse Kapazitätsgrenzen,<br />
die wir nicht überschreiten können.<br />
Wir möchten daher nicht in eine Steigerung<br />
der Anzahl, sondern in eine Steigerung der<br />
Bandbreite der Besucher investieren. Dem<br />
Gründergedanken der „Internationalen<br />
Hochschulwochen“ soll in jedem Fall Rechnung<br />
getragen werden, und so wollen wir<br />
auch weiterhin die Jugend ansprechen. Die<br />
jungen Besucher bringen Frische, Dynamik<br />
und Spontaneität in das Geschehen.<br />
Narval: Die Jugend ist unser Asset. Daher<br />
wird der Seminarbetrieb in der ersten Woche<br />
beibehalten. Wichtig ist uns, dass die<br />
jungen Leute nicht nur an der Seminarwoche<br />
teilnehmen, sondern auch in die Gesprächsrunden<br />
einbezogen werden. Das werden<br />
wir forcieren, indem wir die<br />
Seminarthemen in den Gesprächsrunden<br />
aufgreifen. Verstärkt sollen junge Führungskräfte<br />
angesprochen werden, die<br />
derzeit noch unterrepräsentiert<br />
sind. Hinsichtlich der Herkunftsländer<br />
der Besucher<br />
möchten wir ebenfalls die<br />
Bandbreite vergrößern. Es soll weder eine<br />
„Verösterreicherung“ noch eine „Veröstlichung“<br />
des Forums stattfinden. Vor allem<br />
Besucher aus Westeuropa wie Deutschland<br />
und Frankreich<br />
möchten wir hinzugewinnen.<br />
Auch inhaltlich soll<br />
der Fokus breiter angesetzt<br />
werden. Im<br />
Kern wird es zwar<br />
weiterhin ein europäisches<br />
Forum<br />
sein, aber es sollen nicht nur innereuropäische<br />
Themen aufgegriffen werden. Wir<br />
müssen uns beispielsweise auch die Frage<br />
stellen, wie sich Europa gegenüber der restlichen<br />
Welt aufstellt.<br />
Fischler: In jedem Fall soll der hohe intellektuelle<br />
Anspruch des Forums beibehalten werden.<br />
Eines unserer Ziele ist es, den Dialog<br />
verstärkt zu fördern und auch kontroverse<br />
Standpunkte zu präsentieren. Es soll keine<br />
Panels geben, auf denen sich die Teilnehmer<br />
darin bestärken, dass sie der gleichen Meinung<br />
sind. Wir wollen davon abweichen,<br />
dass die Sponsoren zu viele Inhalte vorab<br />
festlegen. Das steht im Widerspruch zur<br />
Grundidee von Alpbach. Hier soll quergedacht<br />
werden, und das wollen wir forcieren.<br />
Damit es uns gelingt, greifen wir auf die Anfänge<br />
des Forums Alpbach zurück. Zur<br />
Gründerzeit und in den ersten Jahren des<br />
Forums war der Anteil an jungen Künstlern<br />
und Kulturschaffenden groß. Gerade in diesem<br />
Umfeld finden sich viele Querdenker<br />
und Menschen mit innovativen Ideen. Kunst<br />
und Kultur sollen daher in den kommenden<br />
Jahren wieder eine größere Rolle spielen.<br />
Narval: Wir möchten auch in der Art der<br />
Präsentation moderner werden und auf<br />
neue Medien sowie aktuelle Diskussionsformate<br />
setzen. Damit werden wir eine<br />
neue und attraktivere Berichterstattung<br />
ermöglichen. Es ist uns gelungen, einen<br />
absoluten Medienprofi ins Boot zu holen.<br />
Michael Fleischhacker wird im Rahmen<br />
des Europäischen Forums Alpbach 2013<br />
eine Medienakademie <strong>für</strong> junge Medienleute<br />
organisieren. Diese soll nicht nur aus<br />
Diskussionen und intellektuellen Inputs<br />
bestehen, sondern vor allem als praxisnahes<br />
„Learning by doing“ konzipiert sein.<br />
Neben der bewährten Zeitung „Alpbach<br />
News“ werden die Teilnehmer auch Videos<br />
produzieren und ihre Kompetenzen in der<br />
crossmedialen Berichterstattung ausbauen.<br />
Unterstützend setzen wir unsere Website<br />
komplett neu auf. Die neuen Formate wie<br />
Videoaufzeichnungen sollen online abrufbar<br />
sein, sodass auch Personen, die nicht in<br />
Alpbach vor Ort sind, an den Diskussionen<br />
teilhaben können. Erstmalig wird es auch<br />
eine Fernsehübertragung einer Diskussion<br />
auf ORF III geben.<br />
P: Werden Sie die Gesundheitsgespräche in<br />
der derzeitigen Form weiterführen? Welchen<br />
Stellenwert werden medizinische Themen in<br />
Zukunft haben?<br />
Fischler: Gesundheit und Gesundheitspolitik<br />
ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir<br />
möchten die Gesundheitsgespräche nicht<br />
nur beibehalten, sondern nach Möglichkeit<br />
weiterentwickeln. Der Programmbeirat, der<br />
uns beratend bei der Gestaltung der Gesundheitsgespräche<br />
zu Seite steht, wurde<br />
neu und sehr vielversprechend aufgestellt.<br />
Er setzt sich aus Verantwortungsträgern aus<br />
den verschiedensten Gesundheitsbereichen<br />
zusammen, die ein sehr breitgefächertes<br />
Knowhow einbringen werden.<br />
Die Gesundheitsgespräche sind schon jetzt<br />
sehr ergebnisorientiert, und das ist aus meiner<br />
Sicht eine wesentliche Stärke im Vergleich<br />
zu anderen Gesprächen. Es wird zielorientiert<br />
diskutiert und die politischen<br />
Verantwortungsträger werden am Ende der<br />
Gespräche mit dem Ergebnis konfrontiert.<br />
Eine gewisse Schwäche ist, dass sie sich derzeit<br />
vorwiegend mit österreichischen Themen<br />
beschäftigen. Es wäre mir ein Anliegen,<br />
dass die Gesundheitsgespräche in<br />
Zukunft europäisch orientiert sind. Es gibt<br />
viele Bereiche, in denen das österreichische<br />
Gesundheitswesen von internationalen<br />
BestPracticeBeispielen lernen kann, und<br />
daher halte ich den internationalen Austausch<br />
<strong>für</strong> sehr gewinnbringend.<br />
22 periskop