»Gesundheit, Pension und Bildung sind die großen Baustellen, an denen gearbeitet werden muss« seit 1. Jänner 2009 bekleidet Kommerzialrätin renate römer die Position der obfrau der allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (aUva). 2011 wurde sie auf weitere fünf Jahre bestellt. In ihrer Funktion konnte römer nicht nur <strong>für</strong> die aUva, sondern <strong>für</strong> das gesamte österreichische Gesundheitswesen viele veränderungen einleiten. Im Periskop-Interview spricht sie über den Change-Prozess und die werte und Ziele der aUva sowie die Bedeutung von Präventionsarbeit <strong>für</strong> die aUva und das Gesundheitssystem. von mag. verena Ulrich P: Sie wurden vor mehr als vier Jahren zur Obfrau der AUVA bestellt. Wie sieht Ihre Bilanz der letzten Jahre aus? Welche Bereiche konnten unter Ihrer Obmannschaft reformiert werden? Römer: 2009 habe ich ein sehr großes, bundesweit aufgestelltes Haus mit 5200 Mitarbeitern, vier Landesstellen, einer Hauptstelle, sieben Unfallspitälern, einer Rehabilitationsklinik und drei Rehabilitationszentren übernommen. Nach der ersten Einarbeitungsphase habe ich relativ bald erkannt, dass das Haus auf medizinischer Ebene ausgezeichnet arbeitet. Zwei Drittel unserer Mitarbeiter arbeiten direkt am Patienten. In der Verwaltung herrschte jedoch das klassische Verwaltungskonstrukt einer lange existierenden Organisation. Zuallererst habe ich eine Veränderung des Außenauftritts und die Professionalisierung der Pressearbeit in Angriff genommen. Mittlerweile haben sich die Wahrnehmung und Akzeptanz dessen, was die AUVA tut, sicherlich verbessert. 2010 wurden Werte und Ziele definiert. Gemeinsam haben wir aus der Mission eine Vision gemacht, und so habe ich 2012 einen kompletten ChangeProzess eingeleitet, der auf fünf Jahre ausgerichtet ist. Nun sind wir schon im zweiten Jahr und es stellen sich erste Erfolge ein. Was ich bisher erreicht habe? Der wichtigste Meilenstein <strong>für</strong> mich ist, dass viele Mitarbeiter engagiert und nach vorne schauend arbeiten. Ich habe inzwischen ein kleines, feines, sehr engagiertes Team um mich, und dazu gehören erfreulicherweise immer mehr. Ich merke, dass der Wunsch der Mitarbeiter nach Veränderung schon immer existiert hat. Deswegen haben wir bereits viele von ihnen motiviert, sich aktiv einzubringen. P: Was sind die definierten Werte und Ziele der AUVA, die dem Change-Prozess zugrunde liegen? Und wie haben Sie diese Ihren Mitarbeitern kommuniziert? Römer: Unser Haus basiert auf vier Dienstleistungen, so genannten Säulen. Die erste Säule ist Prävention, die zweite Unfallheilbehandlung, die dritte Rehabilitation und die vierte Säule ist die „es ist mir wichtig, an die Herzen unserer mitarbeiter heranzukommen und ihr vertrauen zu gewinnen.“ Entschädigung. Die Werte, die all unserem Handeln zugrunde liegen sollen, sind Kundenorientierung, Innovation, Effizienz, Wertschätzung und Nachhaltigkeit. Die Herausforderung ist es, dass der Change nicht nur von den Köpfen der Mitarbeiter wahrgenommen wird. Es ist mir wichtig, an die Herzen unserer Mitarbeiter heranzukommen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Zu Beginn des ChangeProzesses haben wir ihnen zu verstehen gegeben, dass es zu keinen anlassbezogenen Personalreduktionen kommen wird. Erst als die ersten Schritte umgesetzt waren und die Mitarbeiter gesehen haben, dass es tatsächlich so ist, haben sie Vertrauen aufgebaut und uns geglaubt. Unser Führungsteam hat zudem im vorigen Jahr als Auftakt des ChangeProzesses eine „ChangeTour“ durch all unsere Häuser gemacht, um mit den Mitarbeitern direkt zu kommunizieren und ihnen zu erklären, worum es bei dem Veränderungsprozess geht. Heuer werden wir ein Followup machen und die Mitarbeiter darüber informieren, wo wir stehen. Die Kernbotschaft ist, dass wir alle miteinander unterwegs sind. P: Was sehen Sie als die Kernaufgabe der AUVA? Was ist Ihnen in der Kundenbetreuung besonders wichtig? Römer: Das Aufgabengebiet der AUVA ist ein sehr großes. Wir sind der größte bundesweite Sozialversicherungsträger mit 4,7 Millionen Versicherten. Bei uns sind Menschen vom verpflichtenden Kindergartenjahr über Schule, Studium und Erwerbsleben bis zur Pension versichert. Die AUVA erbringt Leistungen <strong>für</strong> ihre Versicherten in den Bereichen Prävention, Unfallheilbehandlung, Rehabilitation und Entschädigung. Prävention sehe ich als vorrangige Kernaufgabe, weil sich damit das Schadensgeschehen ursächlich beeinflussen lässt. Wenn wir uns die demografische Entwicklung ansehen, werden wir immer weniger junge Menschen im Arbeitsprozess versichern. Die Leute werden zwangsläufig länger arbeiten, und die Anzahl der älteren Versicherten wird dadurch steigen. Die demografische Entwicklung ist einerseits in der Prävention ein Thema, andererseits auch in der Unfallheilbehandlung. Es macht einen Unterschied, wie porös oder dicht das Knochengewebe ist, wenn zum Beispiel die Transplantation eines Gelenks vorgenommen werden muss. Um <strong>für</strong> diese Aufgaben gewappnet zu sein, unterstützen wir auch die Grundlagenforschung – beispielsweise die Osteologie – intensiv. 4 periskop
KommerZIaLrÄtIn renate rÖmer obfrau der allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (aUva) periskop 5