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OLAF SCHOLZ Abschied von der Verteilungsgerechtigkeit 13 Thesen

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Historisch gesehen war die Sozialdemokratie viele Jahrzehnte lang das<br />

genaue Gegenteil einer statisch auf Bewahrung ausgerichteten Partei.<br />

Sie war zuallererst eine Emanzipationsbewegung in Zeiten<br />

fundamentaler sozialer Umbrüche und Verwerfungen im Zuge <strong>von</strong><br />

Industrialisierung und Urbanisierung. Wird Gerechtigkeit zeitgemäß<br />

thematisiert, kann sich die SPD auf diese Weise nicht nur ein<br />

gesellschaftspolitisches Offensivprojekt zurückerobern; sie kann<br />

damit auch symbolisch, kulturell und emotional den Anschluss an für<br />

sie selbst grundlegende, aber in den jüngsten Jahrzehnten eher in den<br />

Hintergrund getretene Phasen ihrer eigenen Geschichte<br />

zurückgewinnen.<br />

Viertens: Mehr Lebenschancen und mehr Teilhabe für mehr<br />

Menschen<br />

Die größten Herausfor<strong>der</strong>ungen des europäischen Sozialstaates sind<br />

neue Segregationstendenzen und neue Exklusion. Nicht erst seit den<br />

bedrückenden Ergebnissen <strong>der</strong> PISA-Studie wissen wir, dass die<br />

allgemeine soziale Aufwärtsdynamik in Deutschland zum Stillstand<br />

gekommen ist. Die SPD hat viele Jahrzehnte lang mit dem Anspruch<br />

gehandelt, bessere Chancen und ein besseres Leben für immer mehr<br />

Menschen in einer gerechteren Welt zu erkämpfen. Gerade<br />

Sozialdemokraten können sich deshalb auch heute nicht damit<br />

abfinden, dass individuelle Lebenschancen vorausbestimmt sind durch<br />

die soziale, regionale o<strong>der</strong> ethnische Herkunft. Die beiden<br />

Politikfel<strong>der</strong>, auf denen angesichts dieser Umstände zukünftig darüber<br />

entschieden wird, ob unsere Gesellschaft imstande ist, möglichst allen<br />

Menschen Teilhabechancen zu geben, heißen Bildung und Arbeit. Auf<br />

diesen Gebieten vor allem erweist sich <strong>der</strong> Gerechtigkeitsgrad unseres<br />

Gemeinwesens, auf diesen Gebieten müssen Sozialdemokraten heute<br />

ihrem emanzipatorischen Anspruch und Erbe gerecht werden.<br />

Fünftens: Der präventive und investive Sozialstaat<br />

Kern einer zukunftsorientierten sozialdemokratischen<br />

Gerechtigkeitspolitik muss eine präventive Sozialpolitik sein, welche<br />

die Befähigung und Ermächtigung <strong>der</strong> Menschen zu einem<br />

selbstbestimmten, eigenverantwortlichen Leben in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

stellt. Entscheidend ist hier die Einsicht, dass die Zukunft dem aktiven<br />

und aktivierenden Sozialstaat gehört, <strong>der</strong> gezielt in Menschen<br />

investiert, damit diese in Zeiten dynamischen Wandels als<br />

selbstbewusste Bürger ihr Leben gestalten können und nicht in den<br />

Klammergriff <strong>von</strong> Verhältnissen geraten, über die sie keine Kontrolle<br />

haben. Die Zukunft des europäischen Sozialmodells hängt weit<br />

weniger da<strong>von</strong> ab, ob weiterhin beispielsweise eine ganz bestimmte<br />

Rentenhöhe eingehalten werden kann, als da<strong>von</strong>, ob es gelingt,

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