Herzog 01-05 - Herzogsägmühle
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<strong>Herzog</strong>sägmühle aktuell 2/2007 3<br />
Umsetzung von Lehrinhalten und Förderung der Eigenverantwortlichkeit der Schülerinnen und Schüler:<br />
Schulbistro eröffnet<br />
Gesundheitlich wertvolle Pausensnacks,<br />
Müsli, Salate und Getränke sowie<br />
einmal in der Woche ein vollwertiges Mittagessen<br />
– all dies steht auf der Speisekarte<br />
des neuen Schulbistros der Albrecht-Schnitter-Berufsschule<br />
in <strong>Herzog</strong>sägmühle.<br />
Das Projekt, durch das die handlungsorientierte<br />
Umsetzung von Lehrplaninhalten<br />
und die Eigenverantwortlichkeit<br />
der beteiligten Jugendlichen gefördert<br />
werden soll, ist von der Schulleitung<br />
und den beteiligten Lehrkräften<br />
nach pädagogischen Gesichtspunkten<br />
geplant und realisiert worden.<br />
Bereits in der Vorbereitungsphase wurde<br />
großer Wert darauf gelegt, dass die<br />
gesamte Einrichtung von verschiedenen<br />
Klassen der Schule selbst hergestellt<br />
wird. Auch die Gestaltung des Raumes<br />
war Teil unterrichtlicher Aufgaben.<br />
Die dafür nötigen Mittel wurden über ein<br />
Darlehen und eine Spende von <strong>Herzog</strong>sägmühle<br />
finanziert. Auch der V-Markt<br />
Schongau und das Milchwerk Miesbach<br />
gehören zu den Sponsoren. Projektleiter<br />
Ambulante Hilfen durch das Clubhaus Oase in Weilheim:<br />
Schritte aus Isolation und Krankheit<br />
Von Anne Richter<br />
Mitten in der Stadt Weilheim in Oberbayern<br />
wächst und gedeiht seit über zehn<br />
Jahren unsere „Oase“, in der sich seelisch<br />
kranke Menschen treffen. Untergebracht<br />
ist das Clubhaus in einer restaurierten<br />
Jugendstilvilla, zu der ein lauschiger<br />
Garten gehört.<br />
Ungefähr 26 Besucher kommen täglich<br />
aus Weilheim und umliegenden Orten. Es<br />
besuchen uns Erwachsene jeden Alters.<br />
Momentan reicht die Altersspanne von 22<br />
bis 80 Jahre.<br />
Im Clubhaus Oase kann jeder Hilfe, Unterstützung<br />
und Gemeinschaft finden,<br />
der psychisch krank ist oder war. Wir arbeiten<br />
nach dem internationalen Clubhaus-Konzept,<br />
welches erstmalig in New<br />
York aus einer Selbsthilfegruppe für psychisch<br />
Kranke entstanden ist. Die Clubhausbewegung<br />
hat weltweite Verbrei-<br />
tung gefunden, so gibt es inzwischen<br />
mehr als 400 Clubhäuser in 28 verschiedenen<br />
Ländern. Die Grundpfeiler dieses<br />
Konzeptes sind Mitarbeit, Mitverantwortung,<br />
Mitgestaltung und Mitbestimmung.<br />
In einem Clubhaus gibt es keine Klienten<br />
oder Besucher, sondern Mitglieder.<br />
Manchmal stellt man uns die Frage: „Welche<br />
Therapien bieten Sie an?“ Meine<br />
Antwort darauf ist: Spezielle Therapien<br />
setzen wir nicht ein. In meinen Augen ist<br />
die beste Therapie, wenn die Mitglieder<br />
Das Bistro mit rund 30 Sitzplätzen wird eigenverantwortlich von Schülerinnen und<br />
Schülern der <strong>Herzog</strong>sägmühler Berufsschule betrieben. Die verschiedenen Angebote<br />
kosten nie mehr als 2.50 Euro. Foto: wh<br />
Anton Baldauf zeigt sich von dem erreichten<br />
Ergebnis sehr zufrieden und ist zuversichtlich,<br />
dass das Bistro eine Bereiche-<br />
Das Clubhaus Oase in Weilheim<br />
ihre Fähigkeiten und Stärken in der Clubhausgemeinschaft<br />
einbringen können<br />
und ihnen so das Gefühl von Gebrauchtwerden<br />
und Wertschätzung entgegengebracht<br />
wird. In meiner zehnjährigen Clubhausarbeit<br />
konnte ich beobachten und<br />
erfahren, dass viele unserer Mitglieder<br />
über diesen Weg an Selbstvertrauen und<br />
Selbstbewusstsein gewinnen konnten.<br />
Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie man<br />
Fotos (3): oase wm<br />
sich bei uns einbringen kann. So sind da<br />
einige unter unseren Mitgliedern die<br />
gerne kochen und die wunderbarsten<br />
Mittagessen zaubern. Christa zum Beispiel<br />
kocht zweimal wöchentlich und sagt,<br />
ihr würde das Kochen in der Oase sehr<br />
helfen, nach ihrer Scheidung und Trennung<br />
von der Familie, aus ihrer Isolation<br />
herauszukommen und wieder eine Aufgabe<br />
und Bestätigung zu haben.<br />
Andere Mitglieder betreiben die Cafeteria,<br />
kochen im Monat ungefähr 100 Liter<br />
rung für das Schulleben an der Albrecht-<br />
Schnitter-Schule ist. sk<br />
Kaffee, den besten, stärksten und noch<br />
dazu den billigsten in ganz Weilheim.<br />
Auch im Büro übernehmen Mitglieder<br />
wichtige Aufgaben, wie die Buchhaltung<br />
der Mitgliederkasse, die Tagesstatistik,<br />
Tipparbeiten und vieles mehr.<br />
In Haus und Garten gibt es natürlich<br />
immer jede Menge zu reparieren und zu<br />
pflegen, dafür setzt sich unsere „Haustechnik-Gruppe“<br />
ein. Vieles kann im Clubhaus<br />
Oase gelernt und erprobt werden,<br />
von praktischen bis hin zu sozialen Fähigkeiten.<br />
So kommt zu uns beispielsweise Markus,<br />
der auf einen medizinischen Reha-Platz<br />
wartet. Er kann hier Voraussetzungen,<br />
die für die Reha nötig sind, wie Pünktlichkeit,<br />
Durchhaltevermögen, Durchsetzungsvermögen<br />
in der Gruppe und<br />
ähnliche Dinge wunderbar üben. Außerdem<br />
stellen wir fest, dass das Selbstbewusstsein<br />
von Markus seit er bei uns ist,<br />
enorm gewachsen ist.<br />
Ein wichtiger Aspekt des Clubhauskonzeptes<br />
ist, dass auch Mitglieder als<br />
Kursleiter fungieren, in Zusammenarbeit<br />
mit einem Mitarbeiter oder allein. So bietet<br />
Elias seit zwei Jahren einen Trommelkurs<br />
an, welcher mit großer Begeisterung<br />
besucht wird. Einen Englischkurs leiten<br />
eine Mitglied und eine Mitarbeiterin gemeinsam.<br />
Sabine, ein Mitglied das nicht mehr so<br />
häufig kommt, weil sie wieder arbeitet,<br />
leitet einmal wöchentlich einen Nordic-<br />
Walking-Kurs. Josef organisiert regelmäßig<br />
Kegelveranstaltungen.<br />
Demnächst wird Hannes einen PC-Kurs<br />
anbieten. Es hat sich sehr bewährt, dass<br />
Mitglieder Kurse organisieren und leiten;<br />
sehr viele profitieren davon, nicht zuletzt<br />
die Kursleiter, die dadurch in ihrem Können<br />
große Bestätigung und Wertschätzung<br />
erfahren.<br />
Das Clubhaus Oase ermöglicht es Menschen<br />
aus der Isolation heraus zu kommen.<br />
Viele schaffen es, durch die hier<br />
erfahrene Gemeinschaft und die Wertschätzung<br />
ihrer Person, wieder Fuß in<br />
der Gesellschaft zu fassen.<br />
Ob bei der gemeinsamen Arbeit oder bei Festen: im Clubhaus Oase fühlen sich Menschen mit seelischer Erkrankung angenommen,<br />
werden unterstüzt und begleitet<br />
Der Integrationsfachdienst Weilheim<br />
Der Integrationsfachdienst Weilheim begleitet Menschen mit schwerer Behinderung<br />
im Arbeitsleben in den Landkreisen Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen und<br />
Landsberg am Lech im Auftrag des Integrationsamtes München und in der Trägerschaft<br />
von <strong>Herzog</strong>sägmühle.<br />
Schwerpunkt dieser Begleitung sind Fragen und Problemstellungen zu den Auswirkungen<br />
von Behinderungen im Arbeitsprozess. Der Integrationsfachdienst unterstützt<br />
auch die Arbeitgeber und berät über Fördermöglichkeiten, um mögliche Einschränkungen<br />
auszugleichen.<br />
Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaften Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen<br />
und Landsberg am Lech vermittelt der Integrationsfachdienst langzeitarbeitslose<br />
Menschen mit schwerer Behinderung an geeignete Arbeitsplätze. dun<br />
Der <strong>Herzog</strong>sägmühler Integrationsfachdienst hat seine Büroräume in Weilheim. Ein<br />
Team aus drei Mitarbeitenden ist fast pausenlos im Einsatz und besucht die Menschen<br />
mit schwerer Behinderung zuhause und an ihren Arbeitsplätzen: v.l. Tobias Maßmann,<br />
Walter Kummer und Dorothea Unbehend. Foto: sk<br />
Unterstützung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer:<br />
Nach langer Krankheit zurück<br />
in den Beruf<br />
Frau S. wandte sich Ende 20<strong>05</strong> an den Integrationsfachdienst Weilheim mit dem Anliegen,<br />
nach langer Krankheitszeit wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Nach<br />
mehreren Operationen war sie körperlich derart eingeschränkt, dass sie eine befristete<br />
Erwerbsminderungsrente bewilligt bekam. Für diese Zeit ruhte ihr Beschäftigungsverhältnis.<br />
Die Rente wurde nach Ablauf trotz der Klage von Frau S. beim Sozialgericht nicht<br />
verlängert.<br />
Frau S. war nicht nur körperlich beeinträchtigt, sie litt auch unter psychischem Druck.<br />
Ihre Ängste wegen mangelnder Perspektiven und drohendem Verlust ihrer wirtschaftlichen<br />
Existenz führten zu einer tiefen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Sie wusste<br />
einfach nicht, wie sie den Weg zurück an ihren früheren Arbeitsplatz finden konnte.<br />
Der Integrationsfachdienst nahm Kontakt mit dem Arbeitgeber auf. Nach schwierigen<br />
Verhandlungen wurde eine Arbeitserprobung in den verschiedenen Bereichen des<br />
Hauses ermöglicht und durchgeführt. Frau S. hatte immer als angelernte Kraft im Pflege-<br />
und Hauswirtschaftsbereich gearbeitet und erklärte sich einverstanden, eine Teilzeitstelle<br />
anzutreten. Im Küchenbereich wurde diese Teilzeitstelle möglich und Frau S.<br />
arbeitet inzwischen hoch motiviert in diesem Arbeitsfeld.<br />
Der Integrationsfachdienst nahm die Verhandlungen mit dem zuständigen Kostenträger<br />
auf und erreichte einen Eingliederungszuschuss für den Arbeitgeber. Mit dieser Förderung<br />
wurde die Einarbeitungszeit von Arbeitgeber und Kollegen gut unterstützt.<br />
Frau S. ist glücklich, eine sinnvolle Aufgabe täglich zu bewältigen. „Niemand hat mir geholfen,<br />
jeder hat mir nur irgendwelche Ratschläge gegeben, aber der Integrationsfachdienst<br />
hat endlich was getan!“ dun<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Herzog</strong>sägmühle aktuell – Informationen aus <strong>Herzog</strong>sägmühle<br />
Herausgeber: <strong>Herzog</strong>sägmühle (Innere Mission München - Diakonie in München<br />
und Oberbayern e.V.)<br />
86971 Peiting-<strong>Herzog</strong>sägmühle, Von-Kahl-Straße 4<br />
Telefon 0 88 61 219-0<br />
Telefax 0 88 61 219-2<strong>01</strong><br />
e-mail: info@herzogsaegmuehle.de<br />
internet: www.herzogsaegmuehle.de<br />
Verantwortlich: Wilfried Knorr<br />
Redaktion: Sabine Keyser<br />
Mitarbeit: Ramona Baur, Miriam Blümel, Harald Dufter, Waltraud M. Filser, Wolfram Göll,<br />
Angelika Heining, Heidrun Hellmuth, Jürgen Kerner, Wilfried Knorr, Oliver Koch, Klaus<br />
Ramsteck, Anne Richter, Arno Schneider, Markus Sinn, Karin Stoll, Richard Rode, Dorothea<br />
Unbehend<br />
Fotos: Petra Allgaier, Astrid Berger, Klaus Bleis, Thomas Buchmann, Harald Dufter, Willi M.<br />
Fichtner, Waltraud M. Filser, Wolfram Göll, Wilfried Hammon, Martin Holleschovsky, Marton<br />
Horvath, Jürgen Kerner, Uwe Leimann, Michael Pausch, Franz Pusch, Markus Sinn, Klaus<br />
Socher, Rainer Thiele,<br />
Satz und Layout: Satz Studio Penzberg<br />
Druck: Mayer & Söhne Druck- und Mediengruppe GmbH<br />
Spendenkonto: HypoVereinsbank Weilheim (BLZ 703 211 94) Konto 4 799 500