Dr. Lars Witteck (Mitte), mit den Leitern des ACK Gießen-Wetzlar, Pfarrern Johanna Häfner (3. von links) und Pfarrer Bernd Apel (2. von rechts) sowie mit den Impulsreferenten von der Römisch-Katholischen <strong>Kirche</strong>, Pfarrer Bernhard Falk (rechts) und den Diakonen der Koptisch-Orthodoxen St. Antonius Gemeinde in Waldsolms, Abraham Tawdorous und Nader Attia (links) Christen um den gekreuzigten Jesus. Das sei weder altmodisch noch spießig, sondern verdiene den Respekt von Atheisten und Andersgläubigen und somit der gesamten Gesellschaft. Kritische Fragen gerade von Jugendlichen müsse man allerdings zulassen. An einem solchen Feiertag wie Karfreitag, so Dr. Wittek, würden Themen aufgegriffen, wie Tod, Hass, Leid, Liebe und Trauer, die jeden Menschen irgendwann einmal berühren. So sollen die Feiertage, wie im Grundgesetz und in der hessischen Verfassung festgeschrieben, auch eine Abkehr vom Alltag und gleichzeitig Raum und Zeit zum Innehalten bieten. Im Blick auf gesellschaftliches Engagement beobachtet Dr. Wittek einen gravierenden Mangel. Der „Gefällt mir- Button“ als Solidarisierungsklick in sozialen Netzwerken sei die „Illusion von Engagement“, ohne selbst körperlich Handeln zu müssen. Die Gesellschaft stehe zurück, Individualität, Anonymität und Einzelinteressen werden ohne dauerhaftes Engagement ausgelebt und nicht kritisch hinterfragt. Die ständige Erreichbarkeit im Internet schaffe bei vielen eine Abhängigkeit. Er plädiere daher für Ruhepausen von der permanenten Reizüberflutung, in denen man sein Handeln bedenken könne. Auf die Nachfrage nach mehr Sonntagsöffnung in der Geschäftswelt antwortete Dr. Witteck, dass seine Behörde 80 Prozent dieser Sonntag-Shopping- Wünsche ablehne. Hier würden die „abstrusesten Gründe“ durch die Antragsteller angeführt. Mit Unverständnis reagierte er z.B. auch auf die Öffnung der Geschäfte zum „Neujahrsschopping“ in Gießen wenige Tage nach Weihnachten. Hier sieht sich Dr. Wittek in einem Abwehrkampf der Begehrlichkeiten. Die Gewerkschaften seien im Kampf gegen die Sonntagsöffnung mehr engagiert, als die <strong>Kirche</strong>n, so seine Beobachtung. Der Druck von Seiten der Wirtschaft werde auch gegenüber dem Regierungspräsidium immer stärker. Er erinnerte daran, dass 2014 eine Überarbeitung des Hessischen Feiertagsgesetzes anstehe. Dazu seien auch die <strong>Kirche</strong>n nach ihrer Meinung gefragt. Von Seiten der Zuhörer wurde daran erinnert, dass die <strong>Kirche</strong> den „Bußund Bettag“ aufgegeben habe, ohne dass feststellbare positive Ergebnisse für Deutschland zu verzeichnen gewesen seien. Die Diakone der koptischorthodoxen St. Antonius Gemeinde, Abraham Tawdorous und Nader Attia fragten in ihrem Impulsreferat „Warum sind christliche Feiertage wichtig und was ist ihr Sinn?“ Die <strong>Kirche</strong>n müssen allerdings auch selbst die Identität der Feiertage erhalten, so ihr Ergebnis für die tägliche Arbeit in Gottesdiensten und der Seelsorge. Als Abbild des Lebens und Sterbens Christi sieht auch Pfarrer Bernd Apel die Feiertage im kirchlichen Leben. Und dazu gehört für ihn auch der Wert des Sonntags. Aus römisch-katholischer Sicht beleuchtete Altdekan Pfarrer Bernhard Falk die Feiertage auch im Zusammenhang mit der Verehrung der Heiligen. „Selbst wer kein Christ ist, darf sich an einem Feiertag freuen, frei haben zu dürfen“. resümierte am Ende seiner Rede Dr. Lars Witteck. „Rosinenpickerei“ in unserer Gesellschaft dürfe es hingegen nicht geben. „Es geht nicht, für Feiertage zu sein, aber gegen Tanzverbot und gegen Feiertagsruhe. Wer tanzen kann, kann auch arbeiten.“ Roger Schmidt 6 2/<strong>2013</strong> 7