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ZT | November 2014

Ausgabe 31 - 11/14

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31. Ausgabe — <strong>November</strong> <strong>2014</strong><br />

www.zukunfttraining.de • 14,95 EUR<br />

Z U K U N F T - T R A I N I N G<br />

DAS MAGAZIN FÜR AUS- UND WEITERBILDUNG<br />

Ist Limbi Ihr Freund?<br />

Die Macht des limbischen Systems -<br />

und wie sie aktiv genutzt werden kann<br />

Psychohygiene - Die vergessene Disziplin<br />

„Dental schlägt Mental“ - bis jetzt!<br />

Das neue Zeit-Alter<br />

Warum es gut ist, dass wir immer älter werden<br />

BEREIT<br />

FÜR DEN GROSSEN AUFTRITT?<br />

SPEECH PAD® – DIE ZUKUNFT DER REDEN-KONZEPTION<br />

PATRICK NINI


Weiterbildung für Unterwegs!<br />

Die iOS App von Zukunft-Training ist jetzt erhätlich.<br />

31 Ausgaben Zukunft-Training<br />

174 Fachartikel<br />

Online & Offline lesen<br />

Jetzt Kostenfrei<br />

herunterladen unter:<br />

www.zukunfttraining.de/app


Das Wort des Herausgebers<br />

»Stick to the plan!«<br />

Das Herz schlägt mächtig gegen den Brustkorb, der Puls steigt, die Hände beginnen zu<br />

schwitzen und das Wahrnehmungsfeld wird durch das Adrenalin massiv reduziert. Der Linke<br />

Fuß zeigt zur Tür, der rechte auf die Bühne. Bereit für den großen Auftritt?<br />

Selbst erfahrene Redner, die seit vielen Jahren die Bühne ihr Zuhause nennen, können sich<br />

diesem Phänomen oftmals nicht entziehen. Lampenfieber, oder »stage fright« wie es die<br />

Amerikaner noch treffender nennen, sorgt dafür, dass wir unsere Pointen überspringen und<br />

den roten Faden verlieren. Jetzt hilft nur noch eines: »Stick to the plan!« Aber was ist der Plan?<br />

Unser Autor Patrick Nini kennt diese Momente ausgespochen gut, denn er ist Vortragsredner<br />

aus Leidenschaft. In unserer Titelstory (S. 6) stellt er sein neu entwickeltes Tool zur<br />

Redenkonzeption vor und begleitet uns von der Idee über die Vorbereitung bis hin zur<br />

bühnenreifen Vorführung.<br />

Und dann, selbst wenn die Rede perfekt vorbereitet wurde, bleibt dieser kleine Funken<br />

Nervosität. Dann gilt Augen zu und durch, den inneren Schweinehund überwinden, oder<br />

»sich mit Limbi anfreunden« wie Tiki Küstenmacher es liebevoll nennt. Limbi heißt seine<br />

neue Kunstfigur zur Einführung in die Thematik des limbischen Systems. Er lädt uns mit seinen<br />

heiteren Illustrationen ein, den richtigen Umgangston mit unserem ganz persönlichen Limbi<br />

zu finden und mehr Gelassenheit fürs Leben zu gewinnen.<br />

Denn ebendiese heitere Gelassenheit ist wichtig, und ihr sollte mit zunehmendem Alter<br />

immer mehr Bedeutung beigemessen werden. Helmut Fuchs (S.18) und Lothar Seiwert<br />

(S.30) haben sich beide diesem sehr wichtigen Thema angenommen. Sie beschreiben,<br />

welchen Herausforderungen wir im Alter begegnen, warum das Älterwerden eine unglaublich<br />

florierende Zeit einläuten kann, welche Rolle »Alte« in unserer Gesellschaft spielen und<br />

warum die tägliche Psychohygiene die beste Vorbereitung auf die späteren Lebensphasen ist.<br />

Freuen Sie sich auf eine tolle Ausgabe mit spannenden Beiträgen.<br />

Viel Spaß beim Lesen.<br />

Herzlichst aus Berlin<br />

Ihr<br />

Frederic M. Fuchs.<br />

Herausgeber


INHALT<br />

06<br />

18<br />

18<br />

36<br />

12<br />

48<br />

Fotocredits<br />

Die verwendeten Fotos stammen von<br />

fotolia.de, pixeden.de oder aus dem<br />

privaten Archiv unserer Autoren.<br />

Kontakt<br />

Web<br />

Anzeigen<br />

Redaktion<br />

Mediadaten<br />

www.zukunfttrainining.de<br />

anzeigen@zukunfttraining.de<br />

redaktion@zukunfttraining.de<br />

www.zukunfttraining.de/mediadaten.pdf<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

TAM-Edition Verlag<br />

Trainer-Akademie München<br />

Coverfoto<br />

Patrick Nini<br />

Copyright: werdewelt<br />

4 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


31. Ausgabe — <strong>November</strong> <strong>2014</strong><br />

06<br />

Bereit für den großen Auftritt?<br />

Speech Pad® – die Zukunft der Reden-Konzeption<br />

30<br />

30<br />

12<br />

18<br />

24<br />

30<br />

von Patrick Nini<br />

Ist Limbi Ihr Freund?<br />

Die Macht des limbischen Systems<br />

von Werner Tiki Küstenmacher<br />

Psychohygiene - Die vergessene Disziplin<br />

„Dentail schlägt Mental“ — Bis jetzt!<br />

von Helmut Fuchs<br />

Im Interview mit Patrick Nini<br />

Patrick Nini über Körpersprache, das Missverständnis um<br />

Dos und Don´ts und sein Erfolgsmodell.<br />

Das neue Zeit-Alter!<br />

Warum es gut ist, dass wir immer älter werden.<br />

von Lothar Seiwert<br />

Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong> | 5


6 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


BEREIT<br />

FÜR DEN GROSSEN AUFTRITT?<br />

SPEECH PAD® – DIE ZUKUNFT DER REDEN-KONZEPTION<br />

Steve Jobs, Martin Luther King, Cicero – sie alle konnten es: mit ihren Reden die Menschen<br />

fesseln. Und zwar so, dass in der Gegenwart noch immer darüber gesprochen wird. Auch<br />

heute gibt es große Redner, doch die Mehrheit der Reden oder Präsentationen ist ein<br />

Entlanghangeln an PowerPoint-Aufzählungen. Ein Konzept? Fehlanzeige. Dabei ist ein bis<br />

ins kleinste Detail ausgeklügelte Konzept das Herz einer jeden Rede, die das Publikum<br />

letztlich vollends ‚mitnimmt‘. Doch wie schafft man das?<br />

von Patrick Nini<br />

Ein enormer Bedarf<br />

Obwohl in den Büros der Unternehmen jeden Tag<br />

zig Präsentationen oder Vorträge gehalten werden,<br />

wird das Thema ‚überzeugend Präsentieren‘<br />

in den Schulen, Universitäten und Ausbildungsstätten viel zu<br />

wenig thematisiert. Das Manko beginnt also schon zu Ausbildungszeiten<br />

und daran ändert sich auch später nichts grundlegend.<br />

Flächendeckend eingebürgert hat sich dabei das Ablesen<br />

von Aufzählungspunkten aus PowerPoint – ein tolles Tool<br />

für Faktensammler. Doch sicherlich keine Lösung für wirklich<br />

eindrucksvolle Präsentationen, die noch lange nachwirken.<br />

Dabei ist es jedem möglich, mit einem durchdachten Konzept<br />

die Zuhörer für ein Projekt zu gewinnen, das Publikum zu<br />

überzeugen, eine neue Blickrichtung für ein Thema zu wählen<br />

oder die Zuhörer zum Umdenken zu bewegen. Mit dem Modell<br />

des Speech Pad® hat man alles für die Praxis in der Hand:<br />

von der Idee bis zum Showdown auf der Bühne.<br />

Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong> | 7


„Was will man mit seiner Rede erreichen?“<br />

Der Weg zur perfekten Rede<br />

Alles fängt im Kleinen an. Und so ist es auch mit dem Ausarbeiten<br />

einer Rede. Manche setzen sich vor ein leeres Blatt Papier<br />

und finden lange keinen Anfang. Andere öffnen ihr Lieblingspräsenationserstellungsprogramm<br />

und beginnen, Charts zu<br />

erstellen, indem sie eine Auflistung nach der anderen formulieren<br />

und sich freuen, wenn die Anzahl der erstellten Folien<br />

immer weiter wächst. Doch einen gut durchdachten Aufbau,<br />

der sich durch etwas Außergewöhnliches abhebt, haben die<br />

wenigsten.<br />

Das Hauptproblem der meisten Menschen, die eine Rede,<br />

einen Vortrag oder eine Präsentation halten, ist, dass sie gar<br />

keine Struktur festgelegt haben. Das Speech Pad® hilft dabei,<br />

dem Redner – wie ein Navigationssystem dem Autofahrer<br />

– eine Botschaft zu formulieren, diese in einem roten Faden<br />

aufzugreifen, seine Zuhörer durch eine Geschichte zu führen<br />

und ihnen am Ende seine Botschaft nachhaltig mit auf den<br />

Weg zu geben. Eben so, dass diese sich noch lange daran erinnern.<br />

Dazu ist das Modell des Speech Pads® in drei Bereiche<br />

unterteilt:<br />

1. Hier wird das Konzept der Rede erstellt, die Botschaft<br />

erarbeitet, der Redezweck definiert, das Publikum analysiert<br />

und wirkungsvolle Argumente formuliert. Emotionen,<br />

Metaphern und eigene Geschichten geben der Rede<br />

‚Leben‘, die mit einer starken Eröffnung aus den Startlöchern<br />

schießt.<br />

2. Das Konzept wird bühnenreif aufpoliert.<br />

3. Die Rede wird vorbereitet: Vergleichbar mit der Vorbereitung<br />

eines Piloten auf jeden seiner Flüge, werden in diesem<br />

Teil alle Gegebenheiten am Vertragsort gecheckt, um<br />

auf Unvorhergesehenes vorbereitet zu sein.<br />

Fasst man das alles zusammen, zeigt das Speech Pad® auf, worauf<br />

es wirklich bei der Erstellung und Vorbereitung einer Rede<br />

ankommt.<br />

Essenziell: die zentrale Botschaft<br />

Es ist erschreckend, wie viele Menschen schon kurz nach einer<br />

Rede oder einem Vortrag gar nicht genau sagen können, was<br />

denn nun die Botschaft war. „If you can’t write your message<br />

in a sentence, you can’t say it in an hour“ lautet der voll ins<br />

Schwarze treffende Satz von Dianna Booher: Wenn man seine<br />

Botschaft also nicht in einen Satz packen kann, wird man<br />

diese auch in einer Stunde nicht erklären können. Diese eine<br />

Botschaft muss sitzen. Sie muss sich in den Köpfen der Zuhörer<br />

verankern. Und zwar so, dass sie noch Tage, Wochen oder gar<br />

Monate und Jahre später abgerufen werden kann. Sie ist das<br />

zentrale Element, auf das alles aufbaut.<br />

Daher ist auf der einen Seite die grundlegende Frage: Was<br />

will man mit seiner Rede erreichen? Die Menschen zu etwas<br />

auffordern, von etwas überzeugen, zu etwas animieren… Welchen<br />

Mehrwert können die Zuhörer aus der Rede ziehen? Auf<br />

der anderen Seite ist es wichtig, seine Botschaft klar zu formulieren.<br />

Wie sich letztendlich eine Rede aufbaut, hängt unweigerlich<br />

davon ab, wen sie bewegen soll.<br />

Wer sitzt da überhaupt?<br />

Eine noch so toll ausgefeilte Rede kann komplett in die Hose<br />

gehen, wenn der Referent nicht weiß, wer sein Publikum ist.<br />

Alter, Beruf und Ausbildung sind dabei genauso wichtig, wie<br />

die Frage, welche Werte die Leute schwerpunktmäßig vertreten.<br />

Knallharte Vertriebler wollen anders angesprochen werden,<br />

als beispielsweise CEOs oder HRler. Wer das im Vorfeld<br />

abklopfen und auf diese Weise so viel wie möglich über die<br />

Werte seines Publikums erfahren kann, hat einen besonderen<br />

Trumpf in der Hand, denn der Redner kann seine Botschaft direkt<br />

in ihren Zielhafen steuern.<br />

Doch sind die Zuhörer nicht immer in eine Kategorie einstufbar,<br />

aber das Speech Pad® fängt auch diese Gegebenheit ab<br />

und bietet eine wertvolle Stütze für die Vorbereitung.<br />

Die hirngerechte Verpackung<br />

Die beste Vorbereitung nutzt nichts, wenn die Inhalte zu kompliziert<br />

verpackt sind. Manche Themen enthalten einen theoretischen<br />

Teil, der unumgänglich ist. Hier besteht immer die<br />

Gefahr, dass sich die Zuhörer langweilen und mit ihren Gedanken<br />

abschweifen. Um das zu vermeiden, müssen die Inhalte<br />

immer hirngerecht verpackt werden. Auch die trockensten<br />

8 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


Zahlen lassen sich mit Vorstellungen visualisieren,<br />

um beim Publikum ein Bild im Kopf zu<br />

erzeugen, das nachhaltig wirken kann.<br />

Zum Beispiel wollten die Zürcher Verkehrsbetriebe<br />

ihren Kunden ein Gefühl für die<br />

jährliche Fahrleistung geben. Eine Zahl im<br />

Millionenbereich sollte sich in den Köpfen<br />

der Menschen verankern. Hier diente der<br />

Mond als Assoziationsobjekt: Die Distanz der<br />

Erde zum Mond multipliziert mit 90 führte<br />

zum Umfang der Fahrleistung. Ein bekanntes,<br />

wenn auch außergewöhnliches Objekt<br />

sorgte hier für eine hirngerechte Verpackung.<br />

Was bedeutet das Speech Pad® für die<br />

Trainingsbranche?<br />

Wer viel mit Menschen arbeitet, beobachtet<br />

immer wieder, dass jeder gerne selbst seine<br />

Dinge herausfiltert, diese diskutiert und<br />

hinterfragt. Niemand will in Seminaren nur<br />

erzählt bekommen, was wie funktioniert. Die<br />

Leute wollen es selbst tun, es in Gruppen diskutieren<br />

und am Ende präsentieren. Sie wollen<br />

ihre eigenen Erfahrungen damit machen.<br />

Das Speech Pad® ermöglicht die individuelle<br />

Gestaltung einer Rede, lässt Freiräume zu<br />

und sorgt dafür, dass nichts Wichtiges vergessen<br />

werden kann. Es ist ein Werkzeug für<br />

die perfekte Rede und ermöglicht eine andere<br />

Art des Trainings.<br />

Patrick Nini<br />

Vortragsredner aus Überzeugung<br />

Der „Vortragsredner aus Überzeugung“ ermutigt Redner<br />

dazu, ein nachhaltiges Redekonzept zu entwickeln<br />

und damit ihr Publikum zu begeistern. In seiner<br />

früheren Praxis als Berater erkannte er, dass niemand<br />

wirklich weiß, wie man eine wirkungsvolle Rede erstellt.<br />

Das und seine Leidenschaft zur Rhetorik hat ihn<br />

dazu angetrieben, ein Modell zu entwickeln, welches<br />

praxisnah dabei unterstützt, überzeugende Reden zu<br />

konzipieren, zu erstellen und bühnenreif zu präsentieren<br />

– von der Idee im Kopf bis zum großen Auftritt.<br />

Patrick Nini hat unzählige Reden bewertet und verbessert,<br />

gibt Workshops an Rhetorik-Europameisterschaften<br />

und schärft selbst seine Kompetenz regelmäßig<br />

an Rede-Meisterschaften, die er wiederum<br />

seinen Kunden weitergibt.<br />

www.patricknini.com<br />

Beim Konzipieren einer mitreißenden Rede<br />

gibt es vieles, was berücksichtigt werden<br />

muss, um eine eindeutige Botschaft zielgerichtet<br />

und mit Nachhaltigkeit nach außen<br />

zu tragen. Mit dem Speech Pad® haben alle,<br />

die mit ihren Worten Dinge bewegen wollen,<br />

ein ausgeklügeltes Tool für die Erstellung<br />

von Präsentationen und Vorträgen in der<br />

Hand – von der Idee bis zum großen Bühnenauftritt<br />

– das alle Punkte berücksichtigt,<br />

um die Rede zu einem einzigartigen Erlebnis<br />

für alle werden zu lassen.<br />

***<br />

Patrick Nini


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12 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


IST LIMBI<br />

IHR FREUND?<br />

Die Macht des limbischen Systems -<br />

und wie sie aktiv genutzt werden kann<br />

Alle unmittelbaren Reaktionen die wir zeigen, ob Ärger, Aufregung oder Freude, werden<br />

vom limbischen System in unserem Gehirn gesteuert. Grade im Arbeitsleben wird uns<br />

jedoch häufig antrainiert, nicht mehr auf dieses natürliche Gemütsorgan zu hören. Ein<br />

großer Fehler, denn ein bewusster Umgang mit den Signalen des eigenen Körpers und der<br />

Seele ist in vielerlei Hinsicht hilfreich - privat und beruflich.<br />

von Werner Tiki Küstenmacher<br />

Wunderbar! Sie lesen diese Zeilen, die ich für<br />

Sie geschrieben habe! Aber warum? War<br />

Ihre Handlung ein Ergebnis ausführlichen<br />

Nachdenkens, ein Resultat fein abgestimmter<br />

logischer Vorgänge in Ihrem wunderbaren<br />

menschlichen Gehirn?<br />

Nein, es war eine vergleichsweise winzige Region in der Mitte<br />

Ihres Schädels, die Ihre Aufmerksamkeit zu dem kleinen Tierchen<br />

auf meiner Schulter geführt hat. Diese Region nennen<br />

Mediziner das limbische System. Ich nenne es der Einfachheit<br />

halber Limbi und zeichne es als weißes Wuscheltierchen. Sie<br />

werden Limbi lieben, denn er ist ein ganz wichtiges Stück von<br />

Ihnen. Ihr Limbi ist so unverwechselbar und einzigartig wie<br />

Sie. Er wurde jahrhundertelang verkannt, bekämpft und verteufelt<br />

als „innerer Schweinehund“. Freuen Sie sich auf seine<br />

Befreiung!<br />

Schnelles Hirn, langsames Hirn<br />

Seit einigen Jahren fällt mir auf, dass eine schon länger bekannte<br />

Erkenntnis über das Gehirn in vielen Publikationen in<br />

Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong> | 13


„Die Methode der Limbiwürgung funktioniert – selten.“<br />

den Vordergrund tritt: der Unterschied<br />

zwischen der Großhirnrinde (das in<br />

dieser Komplexität nur wir Menschen<br />

haben) und dem viel früher entstandenem<br />

emotionalen Steuerungsorgan in<br />

unserem Kopf, dem limbischen System<br />

(das wir mit allen Säugetieren gemeinsam<br />

haben). Wirtschafts-Nobelpreisträger<br />

Daniel Kahneman nannte es schnelles<br />

Denken und langsames Denken<br />

(Thinking fast and slow).<br />

Der schnelle Limbi denkt – im Gegensatz<br />

zu unserer hochkomplexen Großhirnrinde<br />

– überhaupt nicht differenziert.<br />

Limbi ist ein Hedonist, rein auf<br />

Genuss ausgerichtet oder auf Vermeidung<br />

von Schmerzen und Unannehmlichkeiten.<br />

Er kommuniziert mit Ihnen<br />

nicht über Ihren Geist, sondern über<br />

Ihren Körper. Wenn Limbi etwas gefällt,<br />

fühlen Sie sich wohl. Missfällt ihm<br />

etwas, verursacht Ihnen das Schmerz,<br />

Müdigkeit, Unlust usw. Der Neurobiologe<br />

Antonio Damasio verwendet dafür<br />

den Begriff „somatische Marker“.<br />

Das Limbische-System in action<br />

Wie schnell Ihr Limbi reagiert, können<br />

Sie in einem Selbstversuch ausprobieren.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit<br />

einem öffentlichen Verkehrsmittel. Da<br />

hören Sie neben sich die Worte: „Fahrscheinkontrolle!“<br />

In der Regel reagiert<br />

Limbi so:<br />

Und zwar innerhalb von etwa 0,2 Sekunden.<br />

Das ist Limbis typische Reaktionszeit.<br />

Nach dem ersten Schreck<br />

merken Sie, wie Ihr Großhirn langsam<br />

hinterher kommt und die intelligente<br />

Frage stellt: „Vielleicht haben wir ja einen<br />

Fahrschein?“ Da merken Sie, dass<br />

in Ihrem Kopf zwei Geschwindigkeiten<br />

am Werk sind. Die diffusen Ängste, die<br />

Limbi beim Wort „Fahrscheinkontrolle!“<br />

produziert, kommen aus der Tiefe des<br />

Unbewussten, sind völlig irrational und<br />

manchmal schrecklich übertrieben.<br />

Eine andere Art der Interaktion mit Limbi<br />

hat weniger zu tun mit seinen Ängsten,<br />

sondern eher mit seinem Ruhebedürfnis<br />

(manche sagen dazu auch Faulheit).<br />

Sie haben sich eine bestimmte<br />

Arbeit vorgenommen, oder es kommt<br />

eine Verpflichtung auf Sie zu, beispielsweise<br />

die Steuererklärung. Irgendetwas<br />

in Ihnen findet, dass man diese wichtige<br />

Aufgabe sehr gut verschieben und<br />

sich jetzt einer angenehmeren Tätigkeit<br />

zuwenden kann. Das ist Limbi. Wie aber<br />

kommen Sie trotzdem zum Ausfüllen<br />

der Steuerformulare oder zu einer der<br />

vielen anderen Tätigkeiten, denen sich<br />

Limbi erst einmal verweigert? Die populäre<br />

Lösung dafür ist folgende:<br />

Limbi wird gewürgt. Diese Technik wird<br />

unter verschiedensten Namen angeboten:<br />

Den inneren Schweinehund überwinden.<br />

Sich zusammenreißen. Mit<br />

Selbstdisziplin arbeiten. Die Neurowissenschaften<br />

haben das in unzähligen<br />

Versuchen und Studien genauestens<br />

erforscht: Der präfrontale Cortex (PFC),<br />

Sitz der Persönlichkeit und des Willens,<br />

versucht nach Kräften, die Impulse des<br />

limbischen Systems zu beeinflussen.<br />

Die Hirnforschung ist als exakte Naturwissenschaft<br />

zu einem eindeutigen<br />

Ergebnis gekommen: Die Methode der<br />

Limbiwürgung funktioniert – selten. Ihr<br />

Wirkungsgrad ist erschreckend gering:<br />

Nur in vielleicht 5% der Fälle klappt das,<br />

und nur unter optimalen Bedingungen.<br />

Hier ist eine Revolution vonnöten, und<br />

sie hat bereits begonnen: Lernen Sie,<br />

mit Limbi zu kooperieren. Formulieren<br />

Sie Ihre Ziele und Aufgaben so, dass sie<br />

Limbi gefallen!<br />

Limbi redet immer mit<br />

Immer und überall nehmen wir Verbindung<br />

auf. Menschliches Leben besteht<br />

aus zahllosen Gesprächen. Häufig fällt<br />

in solchen Situationen der Satz: „Lassen<br />

Sie uns sachlich bleiben!“ Das geschieht<br />

bei vermeintlich supersachlichen Themen<br />

wie Anlageberatung, Versicherungsverträgen<br />

oder wissenschaftlichen<br />

Debatten. Es passiert aber auch<br />

bei abendlichen klärenden Gesprächen<br />

mit dem Ehepartner oder Vereinbarungen<br />

mit den lieben Kindern („Warum<br />

muss ich schon so früh nach Hause?“).<br />

Aber: Nur sachlich geht gar nicht. Limbi<br />

ist immer dabei.<br />

14 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


Ja es ist sogar schädlich, wenn Sie versuchen,<br />

Limbi auszusperren. Sobald Ihr Limbi merkt,<br />

dass der andere Gesprächspartner seinen<br />

Limbi unterdrückt, wird Ihr eigener Limbi<br />

sauer. Das ist wohl die wunderbare geheime<br />

Solidarität unserer kleinen limbischen Säugetiergehirne.<br />

Rein sachlich? Versuchen Sie es erst gar nicht!<br />

Bringen Sie von Anfang an Ihre Emotionen<br />

mit ein. Sagen Sie, wenn Sie etwas erfreut,<br />

wenn Sie begeistert sind oder stinksauer,<br />

wenn Sie etwas ärgert oder antörnt, wenn<br />

Sie bei einem Thema Bauchschmerzen haben<br />

oder riesengroße Angst. Jedes Gespräch<br />

hat diese beiden Ebenen: Fakten und Feeling,<br />

Zahlen und Zweifel, Exaktheit und Emotionen,<br />

Großhirnrinde und Limbi.<br />

Geschäftsleute, Verkäufer, Vertreter und viele<br />

andere Berufsgruppen geben in Gedanken<br />

Ihren Limbi an der Rezeption ab oder<br />

binden ihn draußen vorm Geschäft an. Bitte<br />

tun Sie das nicht! Emotionen sind das Salz<br />

in der Suppe Ihres Lebens und der Klebstoff<br />

Ihrer Geschäftsbeziehungen. Auch wenn bei<br />

einem Vertrag Limbi offiziell nicht mit unterzeichnet<br />

(als uraltes kleines Säugetier kann<br />

er vermutlich gar nicht schreiben) – dass der<br />

andere und Sie sich überhaupt trauen, nach<br />

einer Zeit des Abwägens und Diskutierens<br />

diesen endgültigen Schritt zu machen, hat<br />

mit Limbi zu tun. Von ihm stammt der Mut<br />

zu dieser Entscheidung, genauso wie das zögernde<br />

Muffensausen aus seiner limbischen<br />

Gehirnregion kam.<br />

Werner Tiki Küstenmacher<br />

Bestsellerautor, Karikaturist, Publizist, Redner<br />

Werner Tiki Küstenmacher, Jahrgang 1953, verheiratet,<br />

drei Kinder, wohnt in Gröbenzell bei München.<br />

Gelernter evangelischer Pfarrer (seit 2006 im Ehrenamt)<br />

und Journalist. Seit seiner Kindheit ununterbrochen<br />

als Karikaturist tätig. Hat bis heute über 100 Bücher<br />

veröffentlicht. Das etwa 70. davon wurde ein<br />

Weltbestseller: „Simplify your life“, erschienen 2001<br />

und in 45 Auslandsausgaben übersetzt. Tiki gehört zu<br />

den 100 meistgebuchten Rednern in Deutschland. Er<br />

ist regelmäßiger Mitarbeiter im Bayerischen Rundfunk<br />

(„Evangelische Morgenfeier“, „Auf ein Wort“), im ZDF<br />

(„Tikimation“ im Magazin „sonntags“) und wurde 2009<br />

in die „Hall of Fame“ der German Speakers Association<br />

aufgenommen. Im Oktober <strong>2014</strong> ist sein jüngstes<br />

Werk erschienen: Limbi – der Weg zum Glück geht<br />

durchs Gehirn.<br />

www.kuestenmacher.com<br />

Damit ist nicht gemeint, „die Gefühle rauszulassen“.<br />

Das war vor einigen Jahrzehnten<br />

eine Parole, die Limbi zum Alleinherrscher<br />

machen wollte. Frei nach dem Motto: Gefühle<br />

sind so herrlich natürlich, der ganze verkopfte<br />

Überbau ist Mist. Ich denke, das eine


ist so falsch wie das andere. „Sachlich bleiben“ und „aus dem Bauch heraus entscheiden“<br />

müssen keine Gegensätze sein. Beides gehört zusammen. Die Zukunft<br />

gehört dem cleveren Miteinander von Limbi und Neocortex, dem Dreamteam<br />

zwischen Ihren Ohren.<br />

Motivieren mit Limbi<br />

Wie motivieren Sie Kollegen, Freunde oder Familienmitglieder zum Mitmachen?<br />

Ein Riesenthema! Wenn Sie jemanden bitten, schlägt Ihnen selten Begeisterung<br />

entgegen. Wenn Sie mit einem anderen Menschen kommunizieren, haben Sie es<br />

zunächst mit seinem Limbi zu tun. Und der lässt sich nicht mit klugen Begründungen<br />

überzeugen, sondern reagiert auf ziemlich archaische Signale: einfache<br />

Schlüsselwörter.<br />

Ein Forscherteam der Universität von San Diego in Kalifornien unter der Leitung<br />

von Christopher Bryan bat über 150 Kinder, mithilfe verschiedener Formulierungen,<br />

ihr Spiel zu unterbrechen und dafür einem Erwachsenen zur Hand zu gehen<br />

– um Ordnung zu machen, Spielzeug wegzuräumen oder einen Behälter zu öffnen.<br />

„Kannst du mir bitte helfen“ war dabei weit weniger erfolgreich als der Satz<br />

„Willst du mein Helfer sein?“ Der vermutete Grund: Das Substantiv ist stärker mit<br />

der Persönlichkeit verknüpft – richtet sich also direkt an Limbi.<br />

Helfer statt Hilfsbedürftiger<br />

Das funktioniert auch bei Erwachsenen. Sagen Sie zu Ihrer besseren Hälfte nicht<br />

„Kannst du mir bitte beim Kochen helfen?“, sondern „Schatz, ich brauche dich als<br />

Koch!“ Oder, je nach genauem Einsatzfeld, als Konditor / Sommelier / Saucenspezialist<br />

/ Pizzabäckerin / Käsekenner / Grillprofi / Handwerker usw. Spüren Sie, wie<br />

sich der angesprochene Limbi dabei innerlich aufrichtet? Vorausgesetzt natürlich,<br />

es handelt sich um eine positive Eigenschaft, auf die Ihr Gegenüber halbwegs<br />

stolz sein kann. „Ich hätte dich gern als Hilfsarbeiter“ dürfte die Chance auf eine<br />

begeisterte Zusage senken.<br />

„Das Substantiv<br />

ist stärker mit der<br />

Persönlichkeit<br />

verknüpft – richtet<br />

sich also direkt an<br />

Limbi.“<br />

Der Trick mit der geschriebenen Eigenschaftsbezeichnung funktioniert in vielen<br />

weiteren Bereichen. Im Berufsleben wäre die limbifreundlichste Einleitung beim<br />

Recruiting ein Satz nach dem Schema „Wir hätten Sie gern in unserem Team als<br />

Statistikerin / Organisationstalent / Chemiker / Kommunikationsexpertin / Libero“<br />

… Wahlkampfteams berichten, dass es wirksam ist, die Menschen zu bitten,<br />

„Wähler zu sein“. Die Aufforderung, bitte „zur Wahl zu gehen“ hat längst nicht so<br />

viel Kraft.<br />

Auch bei der Selbstmotivation hilft die Substantivierung. „Ich spiele Gitarre“<br />

klingt schwächer als „Ich bin Gitarrist“. Bei „Ich singe in einem Chor“ identifiziert<br />

sich Ihr Limbi viel weniger mit dieser schönen Fähigkeit als bei „Ich bin Sängerin“.<br />

Das gilt entsprechend für Selbstbeschreibungen wie „ich bin Trainer / Bergsteiger<br />

/ Marathonläuferin / Golffahrer / Tennisspieler / Kirchenmitglied / Rotarierin usw.<br />

***<br />

Werner Tiki Küstenmacher<br />

16 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


MOBIL • ONLINE • GEDRUCKT<br />

www.zukunfttraining.de<br />

ZUKUNFT-TRAINING<br />

Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong> | 17


18 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


PSYCHOHYGIENE<br />

DIE VERGESSENE DISZIPLIN<br />

“DENTAL SCHLÄGT MENTAL” - BIS JET<strong>ZT</strong>!<br />

Die beste Voraussetzung für ein entspannten Blick auf das Leben, gerade in der zweiten und<br />

dritten Lebensphase, ist ein ausgeglichenes Wesen und psychische Gesundheit. Nur, wer<br />

sich auch in schwierigen Situationen Gelassenheit und den Blick für Verhältnismäßigkeiten<br />

bewahren kann, ist auch anderen eine Stütze, beruflich wie privat. Warum der Begriff<br />

der Psychohygiene darum aktueller denn je ist, und wie man sie pflegen kann, erklärt<br />

Dr. Helmut Fuchs.<br />

Von Dr. Helmut Fuchs<br />

Jeder will es werden, keiner will es sein: alt. Man kennt<br />

diesen bekannten Spruch. Und jeder weiß: Irgendwann<br />

wird man selbst einmal zu den Alten gehören.<br />

Das Thema Alter begeistert natürlich eine Vielzahl von<br />

Menschen, die gerade, wie die Wissenschaftsjournalistin<br />

Gail Sheehy es nannte, in die dritte Erwachsenenphase<br />

kommen - also 70-75 und aufwärts. Man könnte - wie die USamerikanischen<br />

Publizistin Liz Carpenter sagen „Altwerden ist<br />

„in“, die tollsten Leute tun es…“.<br />

Clevere Autoren nutzen die Chance der aktuellen Thematik am<br />

Buchmarkt. Von Lothar Seiwert »Das neue Zeitalter« (S. 30) bis<br />

zum Lebenskunstphilosophen Wilhelm Schmid (“Gelassenheit<br />

- Was wir gewinnen wenn wir älter werden”) wird das Thema<br />

gründlich beleuchtet. Was heißt das aber, alt werden, altern?<br />

Wie verändert man sich seelisch, geistig und körperlich, ohne<br />

dass eine ernstere Krankheit die letzte Erwachsenenphase zusätzlich<br />

erschwert? Eine nicht leicht zu beantwortende Frage,<br />

deren Antwort eigentlich bereits in der Kindheit beginnt: Wir<br />

sind nicht vorbereitet auf eine Situation - und das ist nicht außergewöhnlich<br />

- die immer erst dann diskutiert oder beklagt<br />

wird, wenn hinderliche oder gar belastende Konsequenzen<br />

Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong> | 19


drohen. Warum sich nicht schon einmal zuvor mit den natürlichen<br />

Veränderungen des fortschreitenden Lebens vertraut<br />

machen? Schon im Kindesalter kann mit regelmäßigen Charakterübungen,<br />

wie wir sie in unserem Buch „Die 20 Minuten<br />

Erziehung“ (www.20Minuten-Erziehung.de) praxisnah dargestellt<br />

haben, die Psychohygiene frühzeitig nahe gebracht werden.<br />

Wie altert man “richtig”?<br />

Letztlich kann man sagen: „Man altert, wie man gelebt hat!“<br />

Daneben gibt es aber, wie Gerontologen herausgefunden<br />

haben, eben auch eine Reihe weiterer Faktoren, die diesen<br />

Entwicklungsgang maßgeblich beeinflussen. Dazu gehören<br />

im Guten wie im Schlechten ein fundierter/unzureichender<br />

Bildungs-, Qualifizierungs- und Informationsstand, die konstruktive<br />

oder resignierte Zieleinstellung zum Altern und zum<br />

Alter, der sinnvolle oder kräftezehrende Wechsel gewohnter<br />

Milieuverhältnisse, ertragbare oder ungünstige Arbeits- und<br />

Lebensbedingungen, ein angepasster oder belastender Arbeitseinsatz,<br />

hilfreiche oder fehlende Ausgleichs- und Erholungsmöglichkeiten,<br />

der kontrollierte Konsum von Genussmitteln<br />

und Medikamenten bzw. eine insgesamt „gesunde“<br />

Lebensführung – oder ein selbstzerstörerisches Fehlverhalten<br />

in dieser Hinsicht. (Faust)<br />

Es bleibt die Schlussfolgerung: Es gibt präventiv noch einiges<br />

zu tun. Und am besten rechtzeitig. Jetzt kommt die Psychohygiene<br />

ins Spiel.<br />

Eine kleine Geschichte der Psychohygiene<br />

Psychohygiene ist die Lehre vom Schutz und dem Erlangen<br />

der psychischen Gesundheit. Einer der wichtigsten Wegbereiter<br />

dieser längst vergessenen Disziplin war Prof. Dr. Heinrich<br />

Meng, der 1929 zu den Mitbegründern des Frankfurter Psychoanalytischen<br />

Instituts/Sigmund-Freud-Institut gehörte. Er<br />

folgte nach der Auflösung des Instituts im Jahre 1933 dem Angebot<br />

einer Schweizer Erziehungsinstitution nach Basel, um<br />

dort auf den Gebieten der Pädagogik und Psychohygiene seine<br />

Lehren weiter zu entwickeln. Schon nach vier Jahren erhielt<br />

er einen Lehrauftrag der Universität Basel und den Lehrstuhl<br />

für Psychohygiene. Hier hat Meng in den Nachkriegsjahren ein<br />

Forschungszentrum errichtet, zu dem aus aller Welt Gelehrte<br />

pilgerten. Mit großzügiger Unterstützung Schweizer Verlage<br />

baute er eine wissenschaftliche Bibliothek der Psychohygiene<br />

auf. Gleichzeitig wurden in der Schweiz und in anderen Ländern<br />

Gesellschaften für Psychohygiene gegründet, die sich<br />

„Wer von Ihnen hat sich heute früh die Zähne geputzt?“<br />

…fragte der Chef-Launologe und Begründer der wissenschaftlichen Disziplin LAUNOLOGIE, als Keynote Speaker<br />

neben der Bildungsministerin Frau Dr. Wanka, die anwesenden 500 Teilnehmer beim Bundeskongress CHANCE BERUF<br />

in Berlin. Alle Arme gehen nach oben.<br />

„Wer von Ihnen hat sich heute früh 3-5 Minuten Zeit genommen, um sich mental auf diesen Tag vorzubereiten?“ Fast alle<br />

Arme bleiben unten und einige ratlose Gesichter sind zu erkennen.<br />

„Sehen Sie,“ fährt Dr. Fuchs fort, “dental schlägt mental!”<br />

20 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


den vielfältigen, vorwiegend praktischen<br />

Aufgaben des psychischen Gesundheitsschutzes<br />

widmeten.<br />

Ein zentraler Stützpfeiler einer gelebten Psychohygiene<br />

war für ihn die heitere, gelassene<br />

Lebensführung, wie sie gerade heute die<br />

neue Disziplin der LAUNOLOGIE bereitstellt.<br />

Um es auf einen kurzen Nenner zu bringen:<br />

Die älteste Volksweisheit in dieser Hinsicht<br />

hat Recht: Lachen ist die beste Medizin. Wer<br />

lacht, lebt länger – und vor allem gesünder.<br />

Der geniale medizinische Aphorismenkönig<br />

Prof. Dr. Gerhard Uhlenbruck erzählt dazu<br />

den Mediziner-Witz zum Nutzen der Psychohygiene:<br />

„Wie alt sind Sie? 53 Jahre. Wenn Sie<br />

gesünder gelebt hätten, könnten Sie schon<br />

63 sein!“ Alle sind sich einig: Mentale Gesundheit<br />

ist die wichtige, erstrebenswerte<br />

Leitschiene erfolgreichen Alterns.<br />

Die launologische Revolution<br />

Fast alle modernen Menschen, erklärt uns<br />

die Launologie detailliert, haben eines gemeinsam:<br />

Sie kennen Karius und Baktus, aber<br />

keine einzige Übung zur Psychohygiene. Dabei<br />

wäre es dringend angebracht, sich angesichts<br />

der sprunghaft wachsenden Zahl der<br />

Burnout-Erkrankungen, Depressionen und<br />

anderen damit zusammenhängenden Krankheitsbildern<br />

mit der eigenen Psychohygiene<br />

ernsthaft und handlungsstark zu beschäftigen.<br />

Dr. Helmut Fuchs<br />

Launologe<br />

Dr. Helmut Fuchs ist Psychotherapeut, Wirtschaftspsychologe<br />

und -pädagoge, Cheftrainer und „Spiritus<br />

rector“ der lernphilosophischen Strategie der neuen<br />

„Leichtigkeit des Lernens“ der renommierten TAM<br />

Trainer Akademie München. Er gilt als Wegbereiter<br />

des erlebnisorientierten Lernens im Management<br />

und hat in den 90ern die klinische Motivanalyse von<br />

Prof. Stephen Reiss nach Europa geholt und für die<br />

Personalentwicklung aufbereitet. Mit der Gründung<br />

des WIFAL-Instituts und der Entwicklung der Protowissenschaft<br />

Launologie und den Analysetools MSA,<br />

Intrinsic und Chara 24 hat er zeitgeschichtliche Impulse<br />

für ein neues Denken im Managementtraining<br />

angestoßen. Mit über 50 populären Fachbüchern als<br />

Autor und Co-Autor, zahlreichen Buchbeiträgen, mehr<br />

als 1000 Fachartikeln, Etablierung des Fachmagazins<br />

Zukunft Training und zahlreichen Lehraufträgen an<br />

renommierten Hochschulen hat er zu diesen Themen<br />

neue Sichtweisen und Handlungsszenarien hinzugefügt.<br />

www.helmutfuchs.de<br />

Vor 10 Jahren gründete ich nach Erscheinen<br />

des Buches „Gefühlsterroristen“ (erschienen<br />

gemeinsam mit Dr. Andreas Huber im<br />

dtv-Verlag) und vielen Radiointerviews und<br />

Talkshowauftritten die Protowissenschaft<br />

LAUNOLOGIE und das WIFAL-Institut (Wissenschaftliches<br />

Institut für angewandte Launologie),<br />

zurzeit ansässig in Berlin.<br />

Als wissenschaftlicher Leiter entwickelte<br />

ich gemeinsam mit verschiedenen Hochschulen<br />

und Unternehmen wirksame<br />

Trainingsprogramme und Analysen zur


„Es kommt auf die innere Haltung an.“<br />

Stärkung der emotionalen Belastbarkeit<br />

und einer heiteren und gelassenen<br />

Grundeinstellung. Ein wirksames emotionales<br />

Schutzschild in der Bedrohung<br />

durch die ebenso wachsende Zahl von<br />

Gefühlsterroristen, Fehlerfixierern und<br />

Miesepetern ist das 10-Tages-Trainingsprogramm,<br />

das mittlerweile von den ersten<br />

Probanden erfolgreich angewendet<br />

wurde. Auch die Ratgeberbücher<br />

„Die launologische Revolution“ und „Gut<br />

gelaunt gewinnt“ helfen Menschen, die<br />

alte Disziplin der Psychohygiene wieder<br />

zu aktivieren und die heitere Gelassenheit<br />

als Zielsetzung einer umfassenden<br />

Selbstsorge und Psychohygiene zu starten.<br />

Es kommt auf die innere<br />

Haltung an<br />

Die innere Haltung bestimmt<br />

unser Verhalten<br />

mehr als wir lange Zeit<br />

wahrhaben wollten,<br />

so lautet eine zentrale<br />

Botschaft der Launologie.<br />

Sie entscheidet<br />

mit, ob wir krank oder wieder gesund<br />

werden, ob wir erfolgreich unser Leben<br />

gestalten und letztlich sogar über unser<br />

Aussehen und unsere Attraktivität.<br />

Wer sein Potenzial voll entfalten will,<br />

muss die eigene Begeisterungsfähigkeit<br />

wachhalten. Das Selbsterzeugen<br />

von Begeisterung ist Psycho-Doping<br />

pur, erklärte uns die Neurobiologie.<br />

Neurobiologe Hüther sagt dazu in seinem<br />

Buch „Was wir sind und was wir<br />

sein könnten“: „Das kennen wir alle:<br />

Wenn einem etwas wirklich wichtig ist,<br />

dann strengt man sich auch an, um es<br />

zu erreichen. Wenn es dann tatsächlich<br />

klappt, ist man hellauf begeistert. Und<br />

immer dann, wenn man sich so richtig<br />

für etwas begeistert, wenn es einem unter<br />

die Haut geht und man etwas besonders<br />

gut hinbekommen hat, wird im Mittelhirn<br />

eine Gruppe von Nervenzellen erregt.<br />

Die schütten dann an den Enden ihrer<br />

langen Fortsätze einen Cocktail neuroplastischer<br />

Botenstoffe aus. Zum Leidwesen<br />

aller tapferen Pflichterfüller passiert<br />

das nie im Routinebetrieb des Gehirns,<br />

wenn man all das abarbeitet, was anliegt,<br />

sondern nur in diesem wunderbaren<br />

Zustand der Begeisterung. Die bekanntesten<br />

dieser neuroplastischen Botenstoffe<br />

heißen Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin,<br />

auch Peptide wie Endorphine und<br />

Enkephaline gehören dazu. Sie alle lösen<br />

auf die eine oder andere Weise in nachgeschalteten<br />

Nervenzellen eine rezeptorvermittelte<br />

Signaltransduktionskaskade aus.<br />

All jene neuronalen Netzwerke werden<br />

ausgebaut und verstärkt, die im Hirn aktiviert<br />

worden waren, um genau das zustande<br />

zu bringen, was der betreffenden<br />

Person ganz besonders am Herzen lag.“<br />

Das Gehirn wird so, wie man es mit<br />

Begeisterung benutzt!<br />

Dachte man, nachdem man die kartografierte<br />

Zentrenlehre der Phrenologen<br />

bis Mitte des letzten Jahrhunderts<br />

überwunden glaubte, irrtümlich, das<br />

Gehirn wäre wie ein Computer und<br />

auch so zu benutzen, schloss sich die<br />

Sichtweise der 90er Jahre an, dass das<br />

Gehirn - quasi wie ein Muskel - so wird,<br />

wie man es benutzt.<br />

Falsch!<br />

„Das Gehirn wird nicht so, wie man es<br />

benutzt, sondern so, wie man es mit<br />

Begeisterung benutzt.“<br />

Mittlerweile wissen wir es besser: Das<br />

Gehirn wird nicht so,<br />

wie man es benutzt,<br />

sondern so, wie man<br />

es mit Begeisterung<br />

benutzt. Nur die innere<br />

Haltung, die stark ausgeprägt<br />

ist, also einem<br />

Menschen wichtig ist,<br />

kann ihn auch begeistern.<br />

Es kommt also nicht<br />

auf die Umwelt an, die Personen, Situationen<br />

und Ereignisse, nicht den Chef,<br />

den Kunden, den Ehepartner, sondern<br />

die persönliche subjektive Bewertung<br />

in Form der „inneren Haltung“, also das,<br />

was der betreffende Erwachsene oder<br />

das betreffende Kind in dieser jeweiligen<br />

»Umwelt« stark ausgebildet hat<br />

oder aktuell ausbildet, was er wichtig<br />

findet, wofür er oder sie sich interessiert<br />

und begeistert.<br />

Wollen wir also wissen, wieso Menschen<br />

so werden wie sie sind, oder<br />

werden wollen, müssen wir herausfinden,<br />

welche innere Haltung in der<br />

22 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


Vergangenheit durch Erziehung und<br />

Sozialisationspartner ausgebildet<br />

wurde, welche Haltungen aktuell ihr<br />

Leben bestimmen und welche Haltungen<br />

auf dem Hintergrund der Lebensziele<br />

wichtig werden können.<br />

Denn er wird sich nur für das begeistern,<br />

wofür er eine ausgeprägte Aufmerksamkeit<br />

ausgebildet hat. Dafür<br />

kann er sich dann auch begeistern,<br />

und nur wenn sich ein Mensch für<br />

etwas begeistert, werden die neuronalen<br />

Netzwerke hergestellt und<br />

gestärkt, die der betreffende Mensch<br />

in diesem Zustand der Begeisterung<br />

nutzt.<br />

Innere Gelassenheit als<br />

Glücksrezept<br />

Vielleicht bis zu 100 Mal am Tag können<br />

Kinder, die in einer fördernden<br />

Umwelt aufwachsen, diese Begeisterung<br />

erleben und jeder dieser kleinen<br />

Begeisterungsstürme führt - wie<br />

Hüther es formuliert - dazu, dass im<br />

Hirn die Gießkanne mit dem Dünger<br />

angestellt wird, der für alle Wachstums-<br />

und Umbauprozesse von neuronalen<br />

Netzwerken gebraucht wird.<br />

Was aber ist in der heutigen Welt eine<br />

besonders bedeutsame innere Haltung?<br />

Wofür könnten wir nicht nur<br />

uns und unsere Kinder, sondern auch<br />

andere Menschen begeistern? Was<br />

wird gesellschaftlich wichtig werden?<br />

Der amerikanische Psychologie-Papst<br />

Martin Seligman hat dazu weltweit<br />

geforscht und ist überzeugt, dass wir<br />

diese innere Haltungen, die wir auch<br />

Stärken oder Charakterstärken nennen<br />

können, auf 24 Grundstärken<br />

einengen können - und dies ist der<br />

Weg zur Königsdisziplin „innere Gelassenheit“,<br />

dürfen wir Launologen<br />

ergänzen.<br />

Die Frage, die sich natürlich stellt, ist,<br />

wie man herausfindet, welche inneren<br />

Haltungen in uns wie prominent<br />

ausgebildet sind.<br />

Kann man das herausfinden? Ja, man<br />

kann! Ganz aktuell haben wir gemeinsam<br />

mit Prof. Dr. Dr. Hennig, Neurobiologe<br />

und weltweit anerkannter<br />

Persönlichkeitspsychologe an der Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen nach<br />

mehrjähriger Arbeit mit CHARA 24<br />

mit einer neuartigen bildgestützten<br />

Befragung eine umfassende Stärkenanalyse<br />

vorgestellt, mit deren Hilfe<br />

die persönlichen Entwicklungsfelder<br />

hilfreich markiert werden können.<br />

Jetzt beginnt die tägliche Psychohygiene<br />

- die beste Vorbereitung<br />

auf glückliches Altern<br />

Die analysierten vernachlässigten<br />

Charakterstärken wie zum Beispiel<br />

Dankbarkeit oder Rücksicht können<br />

dann durch tägliches Üben mit entsprechenden<br />

einfach psychohygienischen<br />

Übungen wieder in den Mittelpunkt<br />

gerückt und gezielt ausgebildet<br />

werden. Und das unabhängig vom<br />

Alter oder der Intelligenz. Bereits einfache<br />

morgendliche mentale Rituale<br />

können schon nach kurzer Übungszeit<br />

erstaunliche Erfolge erzielen.<br />

Das wachsende Bewusstsein für die<br />

Bedeutung der psychohygienischen<br />

Selbstsorge verknüpft die auftretende<br />

heitere Gelassenheit als Stressprophylaxe<br />

mit weiteren gesundheitsfördernden<br />

Ergebnissen. Mit regelmäßig<br />

durchgeführten Charakteranalysen<br />

lassen sich dann die erzielten Veränderungen<br />

motivationssteigernd festhalten<br />

und weiter ausbauen. Mehr<br />

dazu unter www.chara24.de<br />

***<br />

Dr. Helmut Fuchs<br />

„Mit regelmäßig<br />

durchgeführten<br />

Charakteranalysen<br />

lassen<br />

sich dann die<br />

erzielten Veränderungen<br />

motivationssteigernd<br />

festhalten und<br />

weiter ausbauen.“<br />

Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong> | 23


IM INTERVIEW MIT<br />

PATRICK NINI<br />

Viele glauben, dass sie ihre Anliegen auch gut<br />

vermitteln können. Warum es lohnt, dies noch<br />

einmal genau zu hinterfragen, erklärt der Experte<br />

Nummmer 1 für Redenkonzepte. Patrick Nini über<br />

Körpersprache, das Missverständnis um Dos und<br />

Don´ts und sein Erfolgsmodell.<br />

Herr Nini, es gibt massenweise<br />

Praxisbücher auf dem Markt,<br />

die sich mit der perfekten<br />

Rede beschäftigen. Was macht<br />

Ihr Modell – das Speech Pad<br />

– so anders verglichen mit dem, was es bereits<br />

gibt?<br />

Zunächst, die perfekte Rede gibt es nicht. Der<br />

Anwender des Speech Pads wird in der Lage<br />

sein, eine sehr gute Rede zu erstellen. Wenn<br />

er das Speech Pad in mehreren Iterationen<br />

durchläuft, sich Feedback einholt, die Elemente<br />

der Rede immer wieder optimiert, wird das<br />

Konzept und somit auch die Rede immer weiter<br />

verbessert.<br />

Die meisten Bücher beschreiben Dos and<br />

Don‘ts einer Rede. Dabei sind die meisten<br />

noch gar nicht so weit. Sie wissen noch nicht<br />

mal, wie man eine Rede erstellt. Das Speech<br />

Pad zeigt genau dieses Manko, nämlich wie<br />

man seine Rede konzipiert und erstellt – und<br />

zwar von A-Z. Ganz genau so, dass keine Dos<br />

and Don‘ts mehr nötig sind.<br />

Was genau meinen Sie damit?<br />

Ich meine damit das Thema Stimme und Körpersprache.<br />

Meine Kunden werden von mir<br />

nie Stimmtipps bekommen, aber ich zeige<br />

ihnen mittels Speech Pad, die Rede so zu erstellen,<br />

dass sie durch die Leidenschaft für ihr<br />

Redethema und der richtigen Gestaltung und<br />

Strukturierung ihrer Rede, das meiste aus sich<br />

herausholen können.<br />

Das gleiche gilt für die Körpersprache. Sie<br />

werden von mir nie Tipps bekommen, welche<br />

Gesten sie machen sollten. Denn geschieht<br />

genau das bewusst, sieht das aus wie das<br />

Unnatürlichste der Welt. Körpersprache geschieht<br />

unbewusst. Jahrelanges Training verbessert<br />

sie. Speech Pad hilft dabei, die eigene<br />

Körpersprache unbewusst korrekt einzusetzen,<br />

und zwar mittels rhetorischer Stilmittel,<br />

der richtigen Struktur und bewussten Bühnenpositionen.


Für wen eignet sich das Speech Pad?<br />

Ich empfehle Speech Pad all jenen, die vor anderen<br />

Personen präsentieren müssen. Ganz egal, ob es sich<br />

dabei um einen 30-Sekunden-Pitch handelt oder um<br />

eine 45 Minuten lange Rede. Speech Pad hilft, den Fokus<br />

auf das Wesentliche zu bekommen und die Rede<br />

gekonnt auf der Bühne zu präsentieren.<br />

Was können speziell Trainer mit diesem Modell<br />

anfangen?<br />

Die Anzahl der Trainer wächst enorm, die Konkurrenz<br />

im Markt wird immer größer. Auch im Training und Seminar<br />

ist es von enormer Wichtigkeit, seine eigene Botschaft<br />

und vor allem den Zweck des Trainings nicht aus<br />

den Augen zu verlieren. Speech Pad hilft den Trainern,<br />

ihre Botschaft auszuarbeiten, ihren Zweck zu definieren<br />

und so das gesamte Seminar zu konzipieren.<br />

Wichtig dabei ist, sich auch jedes Mal neu auf das Publikum<br />

anzupassen und so das Seminar noch wirkungsvoller<br />

zu gestallten.<br />

Wird das Modell Ihrer Meinung nach die Branche<br />

verändern?<br />

Die Leute, die das Speech Pad in die Hand bekommen,<br />

sind neugierig und freuen sich, damit zu arbeiten.<br />

Speech Pad nimmt zum einen die Angst, auf der Bühne<br />

zu versagen, da man ein nachhaltiges Konzept hat<br />

und aufgezeigt wird, worauf es bei der Vorbereitung<br />

ankommt.<br />

Ich gehe davon aus, dass sich die Art, wie bisher Reden<br />

erstellt wurden, verändern und dass auch das Power-<br />

Point-Bashing ein Ende nehmen wird. Denn letztendlich<br />

kann man jedes Tool zur visuellen Unterstützung<br />

verwenden – man muss nur wissen, wie man es korrekt<br />

anwendet.<br />

***<br />

Herzlichen Dank<br />

für das Interview Herr Nini.


Der Kongress für Speaker, Trainer,<br />

Manager und Leader<br />

Jetzt anmelden auf:<br />

www.tam-lernkongress.info<br />

28 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong> | 29


30 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


DAS NEUE<br />

ZEIT-ALTER<br />

WARUM ES GUT IST, DASS WIR<br />

IMMER ÄLTER WERDEN!<br />

Überalterte Gesellschaft? Demographie-Panik? Altersarmut? – Was geschieht mit uns<br />

selbst, wenn wir die erste Werbung für Senioren im Briefkasten finden? Und was mit einer<br />

Gesellschaft, in der fast jeden Tag vor der demographischen Entwicklung gewarnt wird?<br />

Haben wir Grund zur Panik?<br />

von Prof. Dr. Lothar Seiwert<br />

Ist das älter werden grauenhaft oder genial?<br />

Wie wir mit dem Alter umgehen – darin liegt der Schlüssel<br />

für unsere Zukunft. Wollen wir wirklich eine weißhaarige<br />

Gesellschaft von Ziellosen, die ihre Zeit vor dem Fernseher,<br />

in Sprechstundenzimmern und in Pflegeheimen verbringt,<br />

gefüttert und versorgt von Pflegekräften und Servicepersonal?<br />

Das ist sicher keine langlebige und erstrebenswerte<br />

Option.<br />

Es ist deshalb höchste Zeit, über das Älterwerden<br />

nachzudenken - und auch vorzudenken. Es ist gut für jeden<br />

Einzelnen und gut für die Gesellschaft, dass wir immer älter<br />

werden. Die besten Jahre kommen erst – Ruhestand ist ein<br />

Konzept von gestern. Wir sollten aufhören, das Alter nur als<br />

Einschränkung zu sehen, als Kostenfaktor oder gar als Krankheit.<br />

Wenn wir beginnen, die spezifischen Ressourcen des Alters<br />

wie Weisheit, Reife und Souveränität wertschöpfend für<br />

uns persönlich wie für die Gesellschaft einzusetzen, wird es<br />

uns in den nächsten Jahren viel besser gehen, als es die meisten<br />

für möglich halten.<br />

Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong> | 31


Die Kinder tragen die Kosten<br />

Doch wir leben zu bequem und gut versorgt dem demografischen<br />

Supergau entgegen. Wir erheben unsere Ansprüche,<br />

wenn es um die Alterversorgung geht: Wir wollen so früh wie<br />

möglich in den Ruhestand abtreten und anschließend eine<br />

Rente kassieren, von der wir gefälligst auch leben können!<br />

Und die Politik soll dafür sorgen, dass diese Rente sicher bleibt.<br />

Verständlich. Aber wer das bezahlen soll, ist uns egal. Wir wollen,<br />

dass die Kinder der anderen die Kosten unseres Alters tragen,<br />

obwohl wir selbst vielleicht nur ein oder kein Kind haben.<br />

Und überhaupt: Warum ist unser Unterhalt im Alter eigentlich<br />

die Sache unserer Kinder?<br />

Die Alten als Abgehalfterte<br />

Die Wurzel allen Übels, der wahre Grund für unser »sterbenskrankes<br />

System«, liegt tiefer, nämlich in der individuellen Perspektive,<br />

die jeder Einzelne seit Jahren und Jahrzehnten in Bezug<br />

auf das Älterwerden und auf ältere Menschen einnimmt.<br />

Finden wir das Älterwerden scheußlich oder schön? Sind alte<br />

Menschen etwas Ekliges oder etwas Ehrenwertes? Sind die<br />

Alten der »Blinddarm« einer Gesellschaft, ein Wurmfortsatz,<br />

den keiner mehr braucht, der aber bereits entzündet und kurz<br />

vorm Bersten ist? Sind die Alten die Abgehalfterten, die mit<br />

der Rente das Gnadenbrot bekommen?<br />

Oder sind sie ein wichtiger, notwendiger und vor allem wertvoller<br />

Teil unserer Gesellschaft, ohne den es nicht geht und um<br />

dessen Rehabilitation wir uns jetzt endlich kümmern müssen<br />

– und zwar nachhaltig?<br />

Unsere Einstellung macht den Unterschied<br />

Die innere Einstellung ist der Knackpunkt. Unsere Gedanken<br />

erschaffen unsere Realität. Wenn ich mich für schwach und<br />

bewegungsunfähig halte, bin ich schwach und bewegungsunfähig.<br />

Bin ich davon überzeugt: »Da geht noch was!«, dann<br />

mache ich jeden Tag einen kleinen Schritt in eine positive Richtung<br />

und laufe vielleicht in ein paar Wochen locker um den<br />

Block. Oder ich unternehme leichten Fußes einen Spaziergang<br />

im Park, den ich früher nach wenigen Metern atemlos abgebrochen<br />

hätte.<br />

Du bist, was du denkst: fit oder fertig.<br />

Durch eine positive Einstellung zum Älterwerden ergeben sich<br />

neue Chancen, neue Familien- und Partnerschaftskonzepte,<br />

die Aufhebung von Arbeitszeit und Freizeit. Es gilt, einen völlig<br />

neuen, einen vielfältigen, aktiven und wertvollen Lebensabschnitt<br />

für uns zu erobern. Damit wir selbst ein reiches Leben<br />

führen – und damit zugleich die Gesellschaft insgesamt<br />

bereichern.<br />

Frei, zu altern<br />

Ein Mensch, der die Einstellung vertritt, das Alter sei etwas<br />

Schlechtes und Hässliches, beziehungsweise die Jugend sei<br />

BUCH-EMPFEHLUNG<br />

Ariston Verlag<br />

240 Seiten<br />

Taschenbuch, € 19,99<br />

ISBN: 978-3424201062<br />

Das neue Zeit-Alter — Warum es gut ist, dass wir immer älter werden<br />

Prof. Dr. Lothar Seiwert<br />

„Das neue Zeit-Alter“ ist ein flammendes Plädoyer gegen den Alterspessimismus<br />

und präsentiert eine aufregende, radikal neue Sicht auf das Alter und seine<br />

Chance. Eine Ermutigung für alle, die sich von Untergangsszenarien und<br />

Schwarzmalereien nicht bange machen lassen – mit einem Geleitwort von Pater<br />

Anselm Grün.<br />

Bestellen unter:<br />

www.zukunfttraining.de/bucher<br />

32 | Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong>


etwas Gutes und Schönes, der will selbst weder<br />

hässlich noch schlecht sein. So jemand<br />

darf nicht altern. Denn das wäre ja eine Niederlage<br />

gegen die eigene Einstellung. Weil<br />

aber nun genau diese Einstellung zum Alter<br />

bei der Mehrheit der Gesellschaft mit jeder<br />

Menge negativer Eigenschaften verbunden<br />

ist, versucht diese Mehrheit, in einem ersten<br />

Eskalationsschritt das Alter zu bekämpfen.<br />

Erst wenn wir die Alten in der Mitte unserer<br />

Gesellschaft integrieren als produktiven und<br />

aktiven Teil des Ganzen, ergibt sich ein rundes<br />

Bild. Dabei benötigen wir die Alten genauso,<br />

wie sie sind! Schließlich brauchen die<br />

Jungen keine weiteren »Möchtegernjungen«<br />

neben sich.<br />

Wenn die Gesellschaft auf die Ressourcen<br />

der Älteren setzt, anstatt nur ihre Defizite zu<br />

beklagen, reift in diesen ein neues Selbstbewusstsein<br />

heran. Wenn wir integrale statt<br />

lineare Lebensmodelle verfolgen und uns<br />

ein Leben lang weiterentwickeln, steht unser<br />

Tun nicht mehr im Dienst eines kurzfristigen<br />

Erfolgskonzepts, sondern eines höheren<br />

Ziels, einer Vision.<br />

Wenn wir lernen, Lebenserfahrung als ein<br />

hohes Gut, als unser Kapital anzusehen, wird<br />

„gelebtes Leben“ zur exzellenten Qualifikation.<br />

Nicht zuletzt profitieren Wirtschaft und<br />

Arbeitswelt vom produktiven Miteinander<br />

der Generationen und von einer neuen Kultur<br />

des Gebens: Die Älteren übernehmen die<br />

Rolle der Mentoren, die der Gesellschaft geben,<br />

was ihr fehlt: Zeit, Sinn, Weisheit, Ruhe,<br />

Erfahrung.<br />

Prof. Dr. Lothar Seiwert<br />

Europas führender Zeitexperte<br />

Prof. Dr. Lothar Seiwert, der unter anderem den Weltbestseller<br />

„Simplify Your Life“ und „Simplify Your Time“<br />

schrieb und über 5 Mio. Bücher verkauft hat, appelliert<br />

seit über 30 Jahren an die Menschen, sich auf<br />

das Wesentliche zu fokussieren und zeigt, wie man<br />

nachhaltig an einer gesunden Work-Life-Balance arbeitet.<br />

In den USA wurde Europas führender Zeitmanagement-Experte<br />

mit dem höchsten und härtesten<br />

Qualitätssiegel für Vortragsredner, dem CSP (Certified<br />

Speaking Professional), und 2013 vom Speaker-Weltverband<br />

GSF mit dem CSPGlobal ausgezeichnet. Die<br />

German Speakers Association (GSA) ehrte ihn mit der<br />

Aufnahme in die „Hall of Fame“ der besten Vortragsredner.<br />

Zudem erhielt Lothar Seiwert den Life-Achievement-Award<br />

der Weiterbildungsbranche sowie den<br />

Conga-Award in Gold als bester Business-Speaker der<br />

Deutschen Veranstaltungsbranche.<br />

www.Lothar-Seiwert.de<br />

Altwerden bedeutet nicht, dass wir nicht<br />

mehr gebraucht werden und uns ständig<br />

über unsere Altersbeschwerden beklagen.<br />

Unsere Gesellschaft braucht alte Menschen,<br />

damit die Weisheit der Vergangenheit weitergegeben<br />

wird. Alte Menschen sind<br />

Brückenbauer.<br />

***<br />

Prof. Dr. Lothar Seiwert


IMPRESSUM<br />

Zukunft - Training<br />

in Zusammenarbeit mit der Trainer-Akademie München. Als Mitherausgeber treten die<br />

Autoren der namentlich gekennzeichneten redaktionellen Beiträge auf.<br />

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Zukunft-Training • <strong>November</strong> <strong>2014</strong> | 35


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