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ZT | Oktober 2014

Ausgabe 30 - 10/14

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30. Ausgabe — <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

www.zukunfttraining.de • 14,95 EUR<br />

Z U K U N F T - T R A I N I N G<br />

DAS MAGAZIN FÜR AUS- UND WEITERBILDUNG<br />

MIT<br />

PROFILING<br />

ZUM VOLLEN POTENTIAL<br />

CONTRA MACHTMENSCH | PRO MACHTENTFALTUNG<br />

SUZANNE GRIEGER-LANGER


Weiterbildung für Unterwegs!<br />

Die iOS App von Zukunft-Training ist jetzt erhätlich.<br />

30 Ausgaben Zukunft-Training<br />

150+ Fachartikel<br />

Offline lesen<br />

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Das Wort des Herausgebers<br />

Wir lieben lernen<br />

Liebe <strong>ZT</strong>-Leser,<br />

lebenslanges Lernen ist für uns nicht bloß ein Modebegriff. Zukunft-<br />

Training informiert bereits seit über 4 Jahren über aktuelle Trends der<br />

Weiterbildungsbranche und gibt mit Berichten zu Must-See Events und<br />

Interviews Einblicke in die Welt der Top-Speaker, Trainer und Coaches. Dabei<br />

arbeiten wir mit Menschen zusammen, die dem Begriff »Weiterbildung« nicht<br />

bloß folgen, sondern ihn in Zeiten beschleunigten Wandels selbst definieren<br />

und gestalten.<br />

Rund 30 Milliarden Euro werden jährlich von deutschen Unternehmen<br />

in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter gesteckt. Doch wer den Markt<br />

und sein vielfältiges Angebot nicht kennt, verschleudert schnell sein<br />

Weiterbildungsbudget.<br />

Wir helfen dabei Klarheit zu schaffen, Trainer und Speaker vorzustellen<br />

und ihren Ideen Gehör zu geben. Für Unternehmen bedeutet das; mehr<br />

Transparenz, mehr Sicherheit, und besser trainierte Mitarbeiter.<br />

Diese 30. Ausgabe kennzeichnet einen Meilenstein, den wir als Ansporn<br />

betrachten unsere Expertise und Marktpräsenz in zwei maßgeblichen Punkten<br />

auszubauen:<br />

1. Die <strong>Oktober</strong>-Ausgabe kann erstmalig als Print-Heft über unsere<br />

Website bezogen werden.<br />

2. Die iOS App steht im App Store zum Download bereit.<br />

Acht hervorragende <strong>ZT</strong>-Autoren geben auch in diesem Heft wieder ihr Wissen<br />

und Ihre Erfahrung zum Besten. Wenn Sie sich für ein bestimmtes Thema<br />

oder einen Autor weiterführend interessieren, schreiben Sie uns eine Mail an:<br />

redaktion@zukunfttraining.de. und wir stellen Ihnen eine Verbindung her.<br />

Viel Spaß beim lesen.<br />

Herzlichst<br />

Ihr<br />

Frederic M. Fuchs.<br />

Herausgeber


INHALT<br />

06<br />

18<br />

24<br />

36<br />

42<br />

48<br />

Fotocredits<br />

Die verwendeten Fotos stammen von<br />

fotolia.de, pixeden.de oder aus dem<br />

privaten Archiv unserer Autoren.<br />

Kontakt<br />

Web<br />

Redaktion<br />

Anzeigen<br />

www.zukunfttrainining.de<br />

redaktion@zukunfttraining.de<br />

anzeigen@zukunfttraining.de<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

TAM-Edition Verlag<br />

Trainer-Akademie München<br />

Coverfoto<br />

Suzanne Grieger-Langer<br />

Copyright: Suzanne Grieger-Langer<br />

4 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


30. Ausgabe — <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

06<br />

Mit Profiling zum vollen Potential<br />

contra Machtmensch | pro Machtentfaltung<br />

von Suzanne Grieger-Langer<br />

14<br />

18<br />

Die Profilerin<br />

Suzanne Grieger-Langer im Interview über die<br />

Geheimnisse des Recruitment, unentdecktes<br />

Potenzial und mentale Sicherheitsarchitekturen.<br />

Erfolgsfaktor Verhaltensflexibilität<br />

Das entscheidende Element für zukunftsfähigkeit und Stärke<br />

30<br />

54<br />

24<br />

30<br />

36<br />

42<br />

48<br />

54<br />

von Frank Dunker<br />

Brand Development<br />

Worauf es beim Aufbau einer Marke ankommt<br />

von Giso Weyand<br />

Voice Sells!<br />

Die Macht der Stimme im Recruiting<br />

von Arno Fischbacher<br />

Die Kunst zu Führen<br />

Peak-Performance Leadership<br />

von Peter Dau<br />

Gute Ideen sind kein Zufall<br />

Warum wir kreative, neue Ideen fördern müssen!<br />

von Christoph Burkhardt<br />

Die Innovationsmacher<br />

Neues Denken für HR und Trainer<br />

von Christian Buchholz<br />

Human Capital — Teil 2/2<br />

Die wahren Herausforderungen moderner Unternehmen<br />

von Dr. Helmut Fuchs<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 5


6 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


MIT<br />

PROFILING<br />

ZUM VOLLEN POTENTIAL<br />

CONTRA MACHTMENSCH | PRO MACHTENTFALTUNG<br />

Professionalität + Profil = Erfolg! Diese Formel klingt schlicht, ist aber oft schwierig zu<br />

verwirklichen. Wer echten Erfolg auch nachhaltig sichern will, muss seine Fähigkeiten aus<br />

der Bequemlichkeit des Alltags befreien. Seine Überzeugungen selbstbewusst nach außen<br />

zu tragen kann mitunter Widerstände hervorrufen und unbequem sein, denn längst kann<br />

ihr Verhalten analysiert und entsprechend manipuliert werden. Wer jedoch erfolgreich<br />

gegen die drei großen F der Verlierer in sich kämpft, der wird auf lange Zeit höchstens für<br />

die anderen unbequem. Denn: Charakter ist kein Handicap.<br />

Suzanne Grieger-Langer<br />

Der Mensch ist Schlüssel und Schwachstelle zugleich,<br />

wenn es um persönlichen und unternehmerischen<br />

Erfolg geht. Vor allem jedoch ist<br />

er dann Schlüssel und Schwachstelle, wenn es<br />

um die Bekämpfung von Betrug, Wirtschaftsspionage,<br />

Organisierter Kriminalität und Terrorismus geht. Ob<br />

Gewinn oder Gefahr – Erfolg steht und fällt mit der Persönlichkeit<br />

der Manager. Dummerweise grassieren unter der Masse<br />

der Manager die drei F der Verlierer: Faulheit, Feigheit, Fixation.<br />

Faulheit<br />

Viele wehren sich gegen diesen Vorwurf, denn wer regelmäßig<br />

12 bis 16 Stunden arbeitet ist doch nicht faul, oder? Tja, im<br />

Management geht es nicht darum, stumpf viel zu tun, sondern<br />

das Richtige zu tun. Und immer dann, wenn Mensch – und damit<br />

auch Manager – überfordert ist, neigt er dazu, sich schafsgleich<br />

im klein-klein zu verkriechen, statt das ‘big picture‘ anzugehen.<br />

Da wird dann über Serviettenfarben diskutiert, statt<br />

sich mit dem Rückzug der Sponsoren zu beschäftigen.<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 7


Statt das zu tun was man kennt, gilt es, sich tatkräftig dem zu stellen,<br />

was anliegt. Ich frage also erneut: An welchen Ecken Ihrer Karriere<br />

oder Unternehmung… sind Sie faul? Es lohnt sich hier fleißiger<br />

zu werden, denn diese (meist blinden) Flecken sind typischerweise<br />

die, die den Durchbruch bringen. Und damit kommen wir zur:<br />

Feigheit<br />

Feigheit ist ebenso wie die Faulheit besonders bei tatkräftigen<br />

Menschen nicht flächendeckend ausgeprägt. Im Gegenteil, sie lebt<br />

ein ausgeprägtes Inseldasein. Vorsicht: Wenn ich als Profiler Ihre<br />

Feigheiten erkennen kann, dann weiß ich um Ihre Ängste und Eitelkeiten.<br />

Und als nächstes baue ich mir eine Fernbedienung für Ihre<br />

Psyche. Subtil und charmant drücke ich die Knöpfe und Sie werden<br />

nicht tun was Sie wollen, sondern was ich will, und sie glauben sogar,<br />

dass Sie das selbst so wollten. Und das glauben Sie solange, bis<br />

ich die Fernbedienung aus der Hand lege und Sie endlich wieder zu<br />

sich kommen. Das kann nach einem Meeting sein oder nach einer<br />

Menge an Jahren. Schaumschläger, Betrüger und Wirtschaftsspione,<br />

aber auch Verhandlungsexperten sind sehr an Ihren Feigheiten<br />

interessiert. Glauben Sie mir, Sie können sich diese nicht leisten.<br />

Grundsätzlich gilt: Wer führt, darf keine Angst haben!<br />

Und noch etwas ist Gift für die Führung:<br />

Fixation<br />

Never touch a running system? Never change a winning team? –<br />

Are you crazy?! Diese Religion der Tradition gehört in die Zeit des<br />

Industriezeitalters, als Größe noch Gewinn sicherte. Heute im 21.<br />

Jahrhundert geht es darum, ständig den Status Quo herauszufordern.<br />

Heute regieren Flexibilität und Innovation. Es ist das Zeitalter<br />

der Bewegung, der Kommunikation und der Veränderung. Kein<br />

Stein wird auf dem anderen bleiben. Wer sich sperrt, wird mitgerissen.<br />

Wer voller Leidenschaft in die Welle eintaucht, schwimmt<br />

gestärkt auf der anderen Seite wieder heraus.<br />

„Heute im 21.<br />

Jahrhundert geht<br />

es darum, ständig<br />

den Status Quo<br />

herauszufordern. Heute<br />

regieren Flexibilität und<br />

Innovation.“<br />

Die ‘Schlafmützigkeit‘ der drei F von Otto-Normal-Manager treibt<br />

nicht nur Mitarbeiter in den sicheren Abstieg, sondern verspielt<br />

auch massiv Gewinn. Der beste Schutz und der größte Erfolgsgarant<br />

gegen Betrug und Übervorteilung ist eine starke Persönlichkeit.<br />

Also ist klar:<br />

Persönlichkeit. Macht. Sinn.<br />

Und doch schreckt es mich immer wieder zu sehen, wie sehr Menschen<br />

– und damit auch Manager – weit unter ihrem Potenzial<br />

agieren. Zum einen wird es verhindert durch Menschen im Umfeld,<br />

zum anderen wird es schlicht nicht abgerufen, ob man nun sein<br />

8 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Potenzial verkennt oder ihm nicht vertraut,<br />

sei dahingestellt. Wenn Sie aber, in welchem<br />

Bereich auch immer, Erfolg haben wollen,<br />

dann müssen Sie Ihr Potenzial voll einsetzen.<br />

Wenn Sie vor allem nicht bereit sind, sich<br />

dem Irrsinn anderer Menschen zu beugen<br />

und in das Forderungsförmchen des Umfelds<br />

zu biegen, dann wird es höchste Zeit,<br />

Ihr volles Potenzial abzurufen.<br />

Das Wunderbare daran? Es tut gar nicht weh.<br />

Im Gegenteil, es tut verdammt gut, sich endlich<br />

zu entfalten. Ihre Achillesferse und weitere<br />

Schwachstellen erhalten einen Rundumschutz<br />

und Ihre Stärken können endlich<br />

den Raum einnehmen, der ihnen zusteht.<br />

Es kehrt innere Ruhe ein, die sich aus der<br />

Souveränität Ihrer Individualität speist – ein<br />

tolles Gefühl. Besser noch, ein Erfolgsgarant.<br />

Wie das geht? – Wussten Sie, dass man heute<br />

keine Psychotests mehr macht? Sicher<br />

zumindest nicht mehr im Recruitment, der<br />

Verhandlungsvorbereitung oder der Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Was wir heute tun,<br />

ist Ihren psychogenetischen Code berechnen,<br />

Ihre Charakter-DNA. Erschreckend, aber<br />

wahr. Aus einem Bruchteil an Informationen<br />

können wir berechnen, wie Sie mit Geld umgehen,<br />

wie sich Ihre Loyalitäten verhalten,<br />

wozu Sie fähig sind und wozu nicht. Wie in<br />

der Forensik aus einem einzigen Haar eine<br />

vollständige DNA erstellt werden kann, so<br />

kann im Profiling aus minimalen Ausgangsdaten<br />

ein vollständiges Charakterprofil erstellt<br />

werden. Weit besser als Sie es im ‘Tatort‘<br />

sehen, können wir Ihnen sagen wie Sie gestrickt<br />

sind, was davon bereits an Potenzial<br />

im Einsatz ist und mit welchen kleinen Tricks<br />

das brachliegende Potenzial abgerufen werden<br />

kann.<br />

Sie müssen sich also nicht groß anstrengen<br />

etwas aufzubauen, es geht schlicht darum,<br />

die Handbremse zu lösen. Die allerdings liegt<br />

im Kopf: „Was ist der widerstandsfähigste Parasit?<br />

Ein Bakterium? Ein Virus? Ein Gedanke!<br />

– Resistent, hoch ansteckend! Wenn ein<br />

Gedanke einen Verstand erstmal infiziert hat,<br />

Suzanne Grieger-Langer<br />

Profilerin<br />

Suzanne Grieger-Langer ist die Frontfrau der Grieger-<br />

Langer Gruppe und seit 21 Jahren erfolgreiche Unternehmerin.<br />

Die Erkennung von persönlichen Potenzialen,<br />

wie auch die Erkennung von Betrug, sind ihr<br />

tägliches Geschäft. Ihre Spezialgebiete sind<br />

• Die defizitorientierte Erkennung von Betrugsverhalten<br />

(von Schaumschlägertum über Manipulation<br />

bis zu Organisierter Kriminalität)<br />

• Die ressourcenorientierte Erkennung von Führungspotenzial<br />

(Poser von Performern unterscheiden)<br />

• Die Entwicklung von Personen zu Persönlichkeiten<br />

• Von Blockadenlösung über Potenzialentwicklung<br />

bis hin zur Survivability – Überlebensfähigkeit im<br />

Hoch-Risiko- Bereich. Die von ihr entwickelte Formula<br />

Infiltration® gilt als Meilenstein der Betrugserkennung.<br />

Die Lehrbeauftragte der bekanntesten Wirtschaftshochschulen<br />

Europas (WU Wien, U. Bern...) entwickelte<br />

für die Frankfurt School of Finance and Management<br />

den Studiengang ‘Certified Profiler‘. Mit ihrem<br />

internationalen Team von Profilern ist sie in der Lage,<br />

Charakterprofile auf dem Niveau des psychogenetischen<br />

Codes zu erstellen. Mit dieser Kompetenzbreite<br />

und -tiefe ist sie Europas unangefochtene Profilingexpertin!<br />

Die Spezialistin für die Stärkung von Persönlichkeiten<br />

instruiert seit über zwanzig Jahren Agenten wie auch<br />

Entscheider der Wirtschaft und Wissenschaft. In ihren<br />

Büchern warnt sie vor Manipulationsmechanismen<br />

(Die Tricks der Trickser) und plädiert für einen verantwortungsvollen<br />

Umgang mit Macht (Die 7 Säulen der<br />

Macht).<br />

www.grieger-langer.com


„Ein Produkt kann inszeniert werden,<br />

ein Mensch muss bei sich bleiben, um zu überzeugen.“<br />

ist es fast unmöglich, ihn zu entfernen. Ein Gedanke, der voll<br />

ausgeformt, voll verstanden ist, der bleibt haften.“ (Leonardo<br />

DiCaprio als Dom Cobb in Inception, 2006)<br />

Noch einmal: Es geht nicht darum, schwer an sich selbst zu ackern,<br />

sondern die Bremse zu lösen. Fertig! Und wenn Sie sich<br />

vergegenwärtigen, dass Potenzial minus Störung = Leistung<br />

ist, dann bekommen Sie eine Ahnung von der möglichen<br />

Leichtigkeit und der möglichen Leistung, die Ihr Charakter in<br />

sich trägt.<br />

Nun ja, es gibt da tatsächlich einen Haken. Das hatten Sie sich<br />

schon gedacht. Ich will ehrlich sein und Sie auf die Risiken hinweisen:<br />

Sie werden unbequem! Jemand, der in sich ruht, weiß,<br />

was er sich wert ist und was er mit seiner Energie anfangen<br />

will, ist natürlich für Pfeifen extrem stressig.<br />

Kurzer Ausflug: Was ist eine Pfeife? Das sind die geistlosen Gesellen,<br />

die anstreben die Gesellschaft zu beherrschen. Sie erkennen<br />

Sie an ihrem engen Denkradius, in Kombination mit<br />

Großmannssucht und Unfähigkeit. Sie kennen doch die, die<br />

von Beruf Sohn oder Tochter sind, sich kurz vor Kanzler sehen,<br />

aber keine PS auf die Straße bringen? Das sind Pfeifen.<br />

Sie werden also unbequemer für einen Großteil der bürgerlichen<br />

Mitte, denn wer wahrlich echt ist, der ist sehr klar in seinem<br />

Tun und Vorbild für andere. Das sehen die Traditionalisten<br />

nicht gern. Aber: Ihr Tribe wird es Ihnen danken, denn endlich<br />

ist da ein Typ!<br />

Also, nehmen Sie Ihre Kompetenzen in die Hand und verdichten<br />

Sie Ihre Eigenschaften. Nachhaltiger Erfolg braucht den<br />

ganzen Menschen! Ein Produkt kann inszeniert werden, ein<br />

Mensch muss bei sich bleiben, um zu überzeugen. Und ein<br />

Mensch wird nur dann zur Marke, wenn er sich Glaubwürdigkeit<br />

bewahrt und das inszenierte Image im Einklang mit dem<br />

Charakter steht. Ihr Charakter ist also kein Handicap, sondern<br />

Fundament Ihres Erfolges – jenseits vom Mittelmaß.<br />

***<br />

Suzanne Grieger-Langer<br />

BUCH-EMPFEHLUNG<br />

Junfermann Verlag<br />

(August 2013)<br />

288 Seiten, Gebunden,<br />

€ 29,90<br />

ISBN: 978-3-87387-984-3<br />

Die 7 Säulen der Macht<br />

Kommunikation, Standfestigkeit, Ethik, Selbstkontrolle, Wissen, Leidenschaft, Liebe<br />

Suzanne Grieger-Langer<br />

Ob professionell oder privat - alle wollen Macht, auch wenn nur wenige es<br />

offen zugeben. So mancher befindet sich in einer machtvollen Position. Doch<br />

kann jeder auch mit der Macht umgehen, die ihm in die Hände gelegt wurde?<br />

Zu oft haben wir erlebt, daß jemand seine Macht ausnutzt.<br />

Welche persönlichen Qualitäten braucht man, um Macht verantwortungsvoll<br />

und positiv einsetzen zu können? Wie kann man sich selbst und seine<br />

Mitmenschen besser einschätzen? Wie erreicht man als Führungskraft<br />

mehr Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Eigenmotivation bei seinen<br />

Mitarbeitern?<br />

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10 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


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Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 11


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DIE<br />

PROFILERIN<br />

Suzanne Grieger-Langer im Interview über die<br />

Geheimnisse des Recruitment, unentdecktes<br />

Potenzial und mentale Sicherheitsarchitekturen.<br />

Bei Profilern denkt man an die<br />

vielen Fernsehserien. Sind Sie<br />

auch bei der Polizei beschäftigt?<br />

Nein, meine Kollegen von der Polizei<br />

sind criminal profiler, sie rücken dann aus,<br />

wenn etwas bereits geschehen ist. Ihre Aufgabe<br />

ist es, nach der Tat den Täter zu finden. Ich<br />

bin character und comportment profiler und<br />

meine Aufgabe ist es, die Tat zu verhindern.<br />

Meine Spezialgebiete sind die defizitorientierte<br />

Erkennung von Betrugsverhalten (comportment<br />

profiling) und die ressourcenorientierte<br />

Erkennung von Führungspotential (character<br />

profiling). Ich werde mit einem Team von<br />

Profilern für die Bereiche Recruitment, Detection<br />

und Prevention eingesetzt.<br />

Wie funktioniert Profiling,<br />

was machen Sie da genau?<br />

Normalerweise sehen Sie mich nicht, schon<br />

gar nicht, wenn ich Sie im Visier habe. Profiling<br />

– richtig gemacht – ist schnell, lautlos und<br />

unsichtbar.<br />

Profiling ist aber definitiv keine One-Man-<br />

Show, sondern das Ergebnis einer professionellen<br />

Zusammenarbeit vieler Disziplinen.<br />

Sie können davon ausgehen, dass etwa neun<br />

Experten an einem Profil arbeiten, hier geht<br />

es nicht nur um Qualität, sondern auch um<br />

Verantwortung. Aufgrund unserer Profile wird<br />

über Zugriff und Karrieren entschieden, da<br />

muss alles passen.<br />

Und wie läuft das ab?<br />

Zuerst einmal rufen wir beim Auftraggeber<br />

die Basisdaten ab, dann legen die Researcher<br />

los und saugen alles zur Zielperson aus dem<br />

Netz, was in offenen Systemen zu finden ist.<br />

Aus diesem Datenpool bedienen sich die Analysten<br />

und untersuchen, werten aus… Daraus<br />

entsteht quasi ein Phantombild des Charakters.<br />

Ich bin es dann, die dieses Phantombild<br />

zum Leben erweckt und dem Auftraggeber<br />

erklärt, wie sich derjenige unter welchen Voraussetzungen<br />

verhalten wird. Diese Informationen<br />

sind für das Recruitment wie für die<br />

Detektion wichtige Entscheidungskriterien.


Was habe ich von einem Profiling?<br />

Neben einem ungeahnt tiefen Einblick in sich selbst, einen gewaltigen Vorsprung.<br />

Wenn wir ein Profil für jemanden erstellen, der es für sich selbst wünscht,<br />

dann geht es weiter. Dann schließen wir im Coaching die Brücke zwischen dem<br />

was ist und dem was soll. Das heißt, wir „entschwächen“ die Schwächen, stärken<br />

die Stärken und für viele bauen wir auch mentale Sicherheitsarchitekturen.<br />

Was sind mentale Sicherheitsarchitekturen?<br />

Das sind unsichtbare Schutzschilder gegen Manipulation. Mentale Sicherheitsarchitekturen<br />

können Sie sich wie die Absicherung eines Hauses vorstellen –<br />

nur eben für Ihre Psyche. Da gibt es Bewegungsmelder und Alarmsysteme, die<br />

auf das Eindringen von Manipulationen reagieren, es gibt Sicherheitsglas, aus<br />

dem Sie herausschauen können, durch das aber niemand eindringen kann, den<br />

Sie nicht hineinlassen.<br />

Mentale Sicherheitsarchitekturen sind ein Spezialgebiet der Survivability, das ist<br />

das Überleben im Hoch-Risiko-Bereich, ein Bereich der Nachrichtendienstpsychologie<br />

und wichtiger Bestandteil der Ausbildung von Agenten. Für Manager<br />

in der Wirtschaft sind diese Kenntnisse besonders in Verhandlungen oder in der<br />

Vorstandsarbeit unersetzlich. Ich bin also Ihre Agentin für die Erhellung Ihrer<br />

blinden Flecken, wie für die Erweckung Ihres unendlichen Potenzials.<br />

Wer ist bei Ihnen an der richtigen Adresse?<br />

Wenn Sie sich von Machtmenschen befreien wollen, dann sind Sie bei mir richtig.<br />

Wenn Sie Ihr Potenzial entdecken und nutzen wollen, dann sind Sie bei mir<br />

richtig. Wenn Sie leben und arbeiten wollen, wie Sie es lieben, dann sind Sie bei<br />

mir richtig.<br />

Und auch, wenn sie wirklich nach vorne kommen wollen. Wer nur mal so gucken<br />

will, ist mit mir überfordert. Business ist Krieg und bei mir geht es um echten<br />

Erfolg, also zur Sache.<br />

***<br />

Herzlichen Dank für das Interview.


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18 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

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mit Dr. Helmut Fuchs<br />

Sie werden lachen,<br />

wir meinen es ernst!<br />

15.10.<strong>2014</strong> / 19.30 Uhr<br />

An der Urania 17, 10787 Berlin<br />

Tickets vor Ort, am Tel. oder Online<br />

www.urania.de/programm/<strong>2014</strong>/w734<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 19


20 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


ERFOLGSFAKTOR<br />

VERHALTENSFLEXIBILITÄT<br />

DAS ENTSCHEIDENDE ELEMENT FÜR ZUKUNFTSFÄHIGKEIT UND STÄRKE<br />

Wenn Trainings- oder Verkaufserfolge scheitern, muss das nicht an mangelnder Qualität oder<br />

wenig professionellen Fähigkeiten liegen. Eine Schlüsselkompetenz wird vor dem Hintergrund<br />

einer globalisierten Welt immer unerlässlicher, um erfolgreich in verschiedenen Kontexten<br />

und mit unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen zu arbeiten: Verhaltensflexibilität bzw.<br />

empathische Intelligenz. Im zwischenmenschlichen Verhalten sind sie zentrale Grundpfeiler<br />

für Führungskräfte, werden aber zu oft unterschätzt.<br />

von Frank Dunker<br />

Eines steht fest: Nur wenn ein Verkäufer wirklich für<br />

sein Angebot brennt, kann es auch bei seinen Kunden<br />

zünden. Dieser Satz wird oft gehört, oft geschrieben,<br />

oft gepredigt und doch zu selten verstanden.<br />

Denn der Knackpunkt ist: Viele Führungskräfte<br />

wissen nicht, was genau in ihren Mitarbeitern glüht und zum<br />

Feuer entfacht werden möchte, weil zu wenige Informationen<br />

darüber vorliegen.<br />

Die Persönlichkeitsstruktur eines jeden Menschen ist unterschiedlich,<br />

jeder hat andere Werte und Normen. Dazu gehören<br />

auch Lebensmotive die ihn antreiben, wie Machtansprüche,<br />

Teamorientierung, Anerkennung, Ordnung und Status. All das<br />

sind Kriterien der sogenannten Reiss-Profile. Über ein Dutzend<br />

dieser Motive werden hier zu einem Gesamtbild zusammengefasst.<br />

Wie genau das Persönlichkeitsprofil jedes einzelnen<br />

Teammitgliedes gestrickt ist, wie sensibel er auf die einzelnen<br />

Motive gepolt ist, ist jedoch oft nicht bekannt.<br />

Die Folge sind zwei Grundfehler vieler Führungskräfte.<br />

Nummer eins: Sie behandeln ihre Mitarbeiter meist gleich.<br />

Nummer zwei: Sie behandeln meistens alle Mitarbeiter, wie<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 21


sie selbst gerne behandelt werden möchten. Beides birgt große<br />

Gefahren für eine wirkungsvolle Kommunikation, da die<br />

gesamte Ansprache nicht empfängerorientiert durchdacht<br />

ist. Zu einer guten zwischenmenschlichen Beziehung gehört<br />

die Fähigkeit, seine eigenen Normen beiseite zu stellen und<br />

die des Gegenübers anzunehmen. Daraus folgt die wichtige<br />

Erkenntnis: Behandle die Menschen nicht so, wie du behandelt<br />

werden möchtest, sondern so, wie sie behandelt werden<br />

wollen.<br />

So setzen leider viele ihr eigenes Wertekonstrukt gleich mit<br />

dem der Person am anderen Ende des Tisches oder des Telefons,<br />

sie halten es für eine allgemein gültige Norm. Das bedeutet<br />

sie gehen davon<br />

aus, dass der Umgang,<br />

der ihnen persönlich<br />

gefällt, auch für andere<br />

gut sein muss - ein<br />

Trugschluss. Jeder<br />

Mensch reagiert auf<br />

gewisse Dinge sensibler<br />

als andere. Diese<br />

Anpassung der eigenen<br />

Rhetorik hat nichts<br />

damit zu tun, dass sich<br />

ein jeder umstellen muss und mit einer bildlichen Maske kommunizieren<br />

sollte. Die eigene Authentizität und das eigene<br />

Wertemodell dürfen und sollen sichtbar werden. Es sollte nur<br />

nicht das Gespräch bestimmen, denn Wertschätzung im Gespräch<br />

entsteht nur, wenn ich mich auf mein Gegenüber und<br />

seine Sichtweise einlasse.<br />

Die Fähigkeit, das Wertekonstrukt des Gegenübers zu verstehen,<br />

zu akzeptieren und die eigene Rhetorik daran anzupassen,<br />

nennen wir Verhaltensflexibilität. Und genau diese Verhaltensflexibilität<br />

ist die Königsdisziplin der Zukunft: In welchem<br />

Maße schaffe ich es, in die Welt des Kunden oder Mitarbeiters<br />

einzutauchen, um mit größtmöglicher Empathie zu verstehen,<br />

was ihm wichtig ist? Ein Grundfaktor ist selbstverständlich ein<br />

außerordentliches Maß an emotionaler Intelligenz. Die spannende<br />

Frage ist an dieser Stelle: Ist das angeboren oder kann<br />

ein Vertriebsleiter seinem Team diese Fähigkeit vermitteln?<br />

Die Antwort lautet: Emotionale Intelligenz und Verhaltensflexibilität<br />

sind zu einem großen Teil lernbar.<br />

„Empathische Menschen erkennen, ob<br />

noch etwas fehlt oder ob schlicht und<br />

ergreifend noch Bedenkzeit benötigt<br />

wird. Hier entscheidet die Sensibilität.“<br />

Ein wichtiger Grundpfeiler ist, dass der Vertriebsleiter Verhaltensflexibilität<br />

im gegenseitigen Umgang vorlebt und dauerhaft<br />

für dieses Thema sensibilisiert. Damit avanciert er zum<br />

Leuchtturm für alle Teammitglieder. Was vorgelebt wird, überträgt<br />

sich. Und die Menschen fangen von sich aus an, sich auf<br />

ihren Gesprächspartner<br />

mehr einzulassen<br />

und ihn zu behandeln,<br />

wie er es möchte. In der<br />

täglichen Kundenkommunikation<br />

zeigt sich<br />

das in allen Passagen<br />

des Verkaufsprozesses.<br />

Das fängt bereits bei<br />

der Terminvereinbarung<br />

am Telefon an.<br />

Angenommen, in einem Kundengespräch wurden alle Informationen<br />

aufgenommen, die Rahmenbedingungen zu einem<br />

Geschäft sind gestrickt. Jetzt geht es in den Abschluss und der<br />

Kunde zögert. Wenn er sich so verhält, kann es sein, dass noch<br />

ein Punkt offen ist der noch nicht bedacht ist, es kann aber<br />

auch eine Banalität sein: Er hat einen erhöhten Bedarf, seine<br />

Entscheidung noch mal zu strukturieren. Solche Menschen<br />

gibt es. Diese jetzt zum Abschluss zu drücken kann fatal sein,<br />

denn dadurch kann ein Kunde verprellt werden. Empathische<br />

Menschen erkennen, ob noch etwas fehlt oder ob schlicht und<br />

ergreifend noch Bedenkzeit benötigt wird. Hier entscheidet<br />

die Sensibilität.<br />

22 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Jeder, der im Verkauf arbeitet, kennt es: Es<br />

gibt die einen Kunden, die ein Gesamtpaket<br />

brauchen und die anderen, die einen Kostenvoranschlag<br />

mit detaillierten Einzelpositionen<br />

fordern. Auch hier stellt sich die Frage:<br />

Wie sehr bin ich als Verkäufer bereit, mich auf<br />

den Menschen einzulassen, der detailliertere<br />

Aufstellungen möchte? Biete ich ihm diese<br />

Möglichkeit nicht, kann es sein dass er sich<br />

einen anderen Partner sucht, der ihn in seinen<br />

Bedürfnissen versteht.<br />

Trifft ein Verkäufer, der von sich aus eine<br />

enthusiastische Persönlichkeit ist und entsprechend<br />

jeden Kunden proaktiv anspricht,<br />

kann er davon begeistert sein. Handelt es<br />

sich jedoch um einen restriktiven Kunden,<br />

der für ein Vertrauensverhältnis längere Kennenlernphasen<br />

benötigt, kann sich dieser<br />

überrumpelt fühlen. Hier ist es entscheidend,<br />

Signale der Körpersprache zu deuten und direkt<br />

in die verbale und non-verbale Kommunikation<br />

einfließen zu lassen.<br />

In unserer Definition ist Verkauf und Führung<br />

der achtsame, aufmerksame und professionelle<br />

Umgang mit anderen Menschen. Doch<br />

was bedeutet das im Detail? Achtsamkeit<br />

entsteht, wenn ich mein Gegenüber mit seinen<br />

individuellen Charaktermerkmalen akzeptiere,<br />

seine Umgangsformen anerkenne<br />

und seine Ziele respektiere. Aufmerksamkeit<br />

generiert sich durch die Fähigkeit, korrekt<br />

hinzuhören und zuzuhören. Dadurch schaffe<br />

ich es, im Dialog immer hundertprozentig<br />

beim Kunden zu sein. Professionalität stellt<br />

sich ein, wenn Techniken und Methoden<br />

zum Einsatz kommen, die genau diesen persönlichen<br />

Umgang in eine Form bringen, von<br />

der immer beide Parteien profitieren. Zusammenfassend<br />

ist festzustellen, dass derjenige<br />

erfolgreicher kommuniziert, der reaktiver<br />

handelt und sich selbst zum Wohle des Anderen<br />

zurücknehmen kann.<br />

Frank Dunker<br />

Führungskräfte- und Verkaufstrainer<br />

Frank Dunker ist Speaker und Trainer für Verkauf<br />

und Führung und etablierte die von ihm erfundene<br />

Pola-Methode. Pola steht für Persönlich orientierte<br />

LeistungsAnreize, es sind Bilder, die wie Zündkerzen<br />

wirken und die erlernten Techniken über den visuellen<br />

Reiz immer und immer wieder abrufbar machen.<br />

Damit erreicht er langfristigen Trainingserfolg.<br />

Schon zu den Zeiten, als Dunker Verkäufer und anschließend<br />

Vertriebsleiter war, sammelte er die nötigen<br />

Erfahrungen und Kenntnisse um zu wissen, wie<br />

wichtig es ist, sich auf andere Menschen einlassen<br />

zu wollen und zu können. Sein Credo: Jede Person<br />

gleicht in ihrer Persönlichkeitsstruktur einem Mosaikbild,<br />

in dem jeder Stein für ein Charaktermerkmal<br />

steht, unterschiedlich groß ist und eine andere Form<br />

und Farbe hat.<br />

www.frank-dunker.de<br />

***<br />

Frank Dunker


24 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


JET<strong>ZT</strong> AUCH GEDRUCKT.<br />

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www.zukunfttraining.de<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 25


26 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


BRAND<br />

DEVELOPMENT<br />

WORAUF ES BEIM AUFBAU EINER MARKE ANKOMMT<br />

Die Forderung ist seit Jahren kaum zu überhören: Trainer, macht Euch zur Marke!<br />

Differenziert Euch vom Wettbewerber! Doch in der Praxis ist das leichter gesagt als getan.<br />

Denn wirklich neue Positionierungen gibt es kaum, und so muss der selbstständige<br />

Trainer ebenso wie das Trainingsinstitut tief in die Schatzkiste der Markenführung greifen.<br />

Was eine gute Marke ausmacht, das verrät Deutschlands Berater-Berater Nummer 1,<br />

Giso Weyand, in diesem Beitrag.<br />

von Giso Weyand<br />

Wer kennt es nicht, das klassische Stück<br />

„Die Moldau“ von Smetana? Diese wunderbaren,<br />

wogenden, sanften, friedlichen<br />

Klänge?<br />

Eine Marke funktioniert wie das Leitmotiv einer großen Sinfonie.<br />

Wenn die Melodie zum ersten Mal auftaucht, weckt sie<br />

unsere Aufmerksamkeit. Sie gefällt uns, berührt uns vielleicht<br />

auch. Doch erst wenn sich das Motiv im Laufe des Stücks wiederholt<br />

und immer wieder dasselbe Gefühl in uns auslöst, wird<br />

die Sinfonie zum unvergesslichen Erlebnis. Am Ende bleibt das<br />

Leitmotiv in unserem Bewusstsein haften. Es ist das Bleibende,<br />

das aber für das ganze Werk steht und dieses für uns kostbar<br />

und unverwechselbar macht.<br />

Ziel der Markenbildung ist es, ein solches Leitmotiv in den<br />

Köpfen der Menschen zu verankern. Im Kern geht es um zwei<br />

Fragen, die für den Geschäftserfolg entscheidend sind:<br />

• Bin ich im Kopf des potenziellen Kunden?<br />

• Wie hat der potenzielle Kunde mich im Kopf, mit<br />

welcher Botschaft verbindet er mich?<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 27


„Wie hat der potenzielle Kunde mich im Kopf?“<br />

Die mentale Verankerung der Markenbotschaft<br />

ist nicht nur bei möglichen<br />

Kunden nützlich, sondern auch bei<br />

Medien und anderen Multiplikatoren.<br />

Wenn ein Redakteur der FAZ oder der<br />

Süddeutschen Zeitung einen Experten<br />

für Einkauf, IT-Sicherheit oder Krisenmanagement<br />

interviewen möchte, wer<br />

fällt ihm dann ein? Oder denken Sie an<br />

Rechtsanwälte, Banken, Steuerberater<br />

und Verbände: Sie alle empfehlen Trainer<br />

und Berater. Auch hier ist es nützlich,<br />

wenn Ihr Name im richtigen Augenblick<br />

präsent ist – Sie auf der mentalen<br />

Shortlist stehen.<br />

Wie kommen Sie<br />

nun auf die mentale<br />

Shortlist? Auf<br />

eine einfache Formel<br />

gebracht: Es<br />

kommt auf den<br />

richtigen ersten<br />

Eindruck an – und<br />

auf die ständige<br />

Wiederholung der Markenbotschaft.<br />

Der Markeneindruck:<br />

33 entscheidende Sekunden<br />

Es gibt eine magische Zahlenfolge, hinter<br />

der sich ein Großteil des Markenerfolgs<br />

verbirgt: drei-dreißig. Binnen drei<br />

Sekunden bilden wir uns einen ersten<br />

Eindruck. Interessiert uns die Sache,<br />

wenden wir weitere 30 Sekunden auf,<br />

um unsere Meinung zu festigen. Die ersten<br />

drei Sekunden sprechen dabei das<br />

Gefühl an – der erste Eindruck entsteht<br />

sozusagen spontan. Die folgenden 30<br />

Sekunden spielen sich vor allem im<br />

Kopf ab: Der Interessent befasst sich<br />

inhaltlich mit dem Angebot, um festzustellen,<br />

ob der erste Eindruck trügt.<br />

Deshalb ist er an näheren Informationen<br />

interessiert; er liest einen Text, hört<br />

zu oder sieht sich ein kurzes Video an.<br />

Die Bedeutung der ersten drei Sekunden<br />

ist wissenschaftlich belegt. Für<br />

unser Bewusstsein, so erläutert der<br />

Gehirnforscher Ernst Pöppel, ist die Gegenwart<br />

ein Fenster, das sich für zwei<br />

bis drei Sekunden öffnet. Anders als<br />

in der Physik ist die Gegenwart kein<br />

bloßer wandernder Punkt, sondern<br />

ein kurzer Zeitraum. Forschungsergebnisse<br />

lassen den Schluss zu, dass<br />

die Gegenwart für den Menschen in<br />

„Drei-dreißig – diese Zahlenfolge bestimmt,<br />

ob und wie sich eine Markenbotschaft im<br />

Kopf eines Interessenten festsetzt.“<br />

Drei-Sekunden-Einheiten gegliedert ist.<br />

»Eine Gegenwartsinsel folgt der nächsten«,<br />

formuliert Pöppel. Was drei Sekunden<br />

überschreitet, können wir nicht<br />

mehr als Einheit begreifen.<br />

Das Drei-Sekunden-Gesetz lässt sich<br />

immer wieder beobachten: Zwischen<br />

zwei Tönen dürfen höchstens zwei bis<br />

drei Sekunden verstreichen, damit wir<br />

sie noch zusammenhängend als Melodie<br />

erkennen. Ob wir einen Artikel<br />

lesen, entscheidet sich in den wenigen<br />

Augenblicken, in denen wir eine<br />

Schlagzeile lesen. Ganz ähnlich bei der<br />

Werbung: Stehen wir bei einer Werbeunterbrechung<br />

sofort auf, um unser<br />

Bier zu holen, oder warten wir noch<br />

einen Moment? Das hängt davon ab,<br />

was in den ersten drei Sekunden der<br />

Werbung passiert. Oder beim CD-Kauf:<br />

auch hier entscheiden die ersten Sekunden<br />

oft, wie wir das Album finden<br />

– ob wir vielleicht noch kurz hineinhören.<br />

Oder wenn die Post kommt: Welche<br />

Werbeumschläge öffnen wir, welche<br />

lassen wir dagegen liegen? Oder im E-<br />

Mail-Posteingang: Welche Nachrichten<br />

klicken wir als Erstes an? Alle diese Entscheidungen<br />

fällen wir aus dem Bauch<br />

heraus in den ersten Sekunden.<br />

Nichts anders geschieht im Falle einer<br />

Markenbotschaft. Drei-dreißig – diese<br />

Zahlenfolge<br />

bestimmt, ob<br />

und wie sich eine<br />

Markenbotschaft<br />

im Kopf eines Interessenten<br />

festsetzt.<br />

Spricht die<br />

Botschaft binnen<br />

drei Sekunden an<br />

und prägt sie sich in den folgenden 30<br />

Sekunden fest genug ein, bleibt sie im<br />

Gedächtnis hängen. Damit ist schon<br />

viel erreicht: Es ist gelungen, einen Platz<br />

im Bewusstsein des Interessenten zu<br />

erobern.<br />

Was denkt und fühlt Ihr Leser in den<br />

ersten dreißig Sekunden, wenn er Ihre<br />

Webseite betrachtet, Ihren Artikel liest,<br />

Ihr Mailing bekommt? Nun kommt es<br />

darauf an, diesen Platz zu festigen und<br />

zu verteidigen. Damit sind wir beim<br />

zweiten Teil der Erfolgsformel: Nach<br />

einem erfolgreich vermittelten ersten<br />

Eindruck gilt es, die Markenbotschaft<br />

ständig zu wiederholen. Nur so kann sie<br />

sich im Bewusstsein des Interessenten<br />

wirklich festsetzen.<br />

28 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Die Markenbildung:<br />

Wiederholung schafft mentale Präsenz<br />

Was ist zu tun, damit die Markenbotschaft<br />

einen Interessenten über lange Zeit hinweg<br />

immer wieder neu erreicht? Hier können<br />

Sie das gesamte Repertoire des Marketings<br />

ausschöpfen: Internetseite, Broschüren, Präsentationen,<br />

Fachartikel, Vorträge, die Gestaltung<br />

der Angebote, die Ansage auf dem<br />

Anrufbeantworter – praktisch alles, was das<br />

Unternehmen tut und nach außen sichtbar<br />

wird, beeinflusst die Marke. Die Markenbotschaft<br />

lässt sich in praktisch jede Begegnung<br />

und jeden Kontakt mit Interessenten,<br />

Kunden, Medien und Multiplikatoren hinein<br />

legen.<br />

Entscheidend ist Konsistenz in der Kommunikation.<br />

Eine Marke entwickelt sich nur,<br />

wenn das Unternehmen auf allen Kanälen im<br />

Gleichklang kommuniziert. Jede Maßnahme<br />

muss daher »auf die Marke einzahlen«. Das<br />

gelingt nur, wenn sich alle Konzepte und<br />

Aktivitäten – von der Strategie des Unternehmens<br />

über Werbung und PR bis hin zum<br />

Auftreten der Trainer – konsequent an der<br />

Markenbotschaft ausrichten. Inkonsistent<br />

wäre hingegen, wenn Ihr Unternehmen als<br />

Spezialist für Risikomanagement im Krankenhaus<br />

einen Auftrag aus der Versicherungswirtschaft<br />

übernimmt. Solche Widersprüche<br />

irritieren – sie sind die Todsünde der<br />

Markenbildung.<br />

Giso Weyand<br />

Der Berater-Berater<br />

Giso Weyand begleitet mit seinem Team Berater, Trainer<br />

und Redner bei deren Strategie, Marketing, PR<br />

und Vertrieb. Mit 11 Büchern, 100 Publikationen, 850<br />

begleiteten Beratern und 5.500 Workshop-Teilnehmern<br />

ist er Deutschlands Berater-Berater. Die Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung schreibt: „Beratung ist sein<br />

Leben“.<br />

Sein aktuelles Buch: Das Berater-Buch für Consultants,<br />

Trainer und Coachs (Campus Verlag)<br />

www.teamgisoweyand.de<br />

www.weyand-schreibt.com<br />

In drei Sekunden ein Gefühl vermitteln, dass<br />

Sie unterscheidet, es in 30 Sekunden verfestigen<br />

und über Jahre auf allen Kanälen diese<br />

unterschwellige Botschaft senden – das<br />

macht eine gute Markenführung für Trainer<br />

aus. Sicherlich ein mühsamer Weg. Aber einer,<br />

der belohnt wird: Wer in den Köpfen der<br />

Zielgruppe ist, erhält konstante Nachfrage.<br />

Er wird als Experte wertgeschätzt, spart sich<br />

Honorardiskussionen und kann sich Aufträge<br />

aussuchen. Welch ein attraktives Ziel!<br />

***<br />

Giso Weyand


Der Kunde ist König und bestimmt<br />

die Regeln? Klingt nach dem klassischen<br />

Kunde vs Verkäufer Spiel – und eher nach „fight“<br />

statt nach Spaß. Schon eine kleine Spielveränderung<br />

lässt beide Seiten am Ende Gewinner sein. Neugierig?<br />

» DER SPIELVERÄNDERER «<br />

Vielleicht wissen Sie schon gar nicht mehr, wie lange<br />

Sie so verkaufen, wie Sie verkaufen. Routine ist der<br />

Killer für jedes Verkaufsgespräch und verschenkt<br />

ungeahnte Möglichkeiten für beide Seiten. Für den<br />

Kunden, weil er nicht die optimale Lösung für sein<br />

Problem bekommt und für den Verkäufer, weil er nicht<br />

das Optimum herausholen kann. Machen Sie jeden<br />

zum Gewinner, verändern Sie das Spiel!<br />

Wie wär’s, wenn Ihr Kunde zu Ihnen sagt:<br />

„Interessanter Gedanke – so eine Frage hat mir<br />

noch nie jemand gestellt“? Ein wunderbarer<br />

Ausgangspunkt für eine lange Geschäftsbeziehung.<br />

Ich zeige Ihnen, wie das geht.<br />

»markus euler« | einfach. besser. verkaufen. | Tel. 06071 497538 | info@markus-euler.de<br />

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32 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


VOICE SELLS!<br />

Die Macht der Stimme im Recruiting<br />

Was haben ein Bewerbungsgespräch und ein Drama gemeinsam? Beide sind<br />

Inszenierungen auf hohem Niveau. Beide brauchen dazu einen Handlungsrahmen, eine<br />

Prise Dramaturgie und gute Nerven von allen Beteiligten. Vor allem aber benötigen beide<br />

ein sehr gut durchdachtes Drehbuch, das am Ende zum erfolgreichen Abschluss führt.<br />

Denn ein Bewerbungsprozess ist letztlich nichts anderes als eine Verkaufsverhandlung,<br />

bei dem zwei Parteien versuchen, sich exzellent zu verkaufen. In diesem Prozess gibt es<br />

einen starken Verbündeten: Unsere Stimme. Wie wichtig es ist, ein Recruiting-Drehbuch zu<br />

entwickeln und die „Verkaufs“-Akte auch stimmlich gestützt gewinnbringend aufzubauen,<br />

zeigt der Stimmcoach für die Wirtschaft Arno Fischbacher.<br />

von Arno Fischbacher<br />

Stefan Burger sitzt in einem Konferenzraum. Er wartet<br />

auf den Beginn seines Bewerbungsgesprächs.<br />

Er sieht es gedanklich allerdings eher als ein Sondierungsgespräch.<br />

Stefan verfügt über ausgezeichnete<br />

akademische Abschlüsse, berufliche<br />

Auslandserfahrung und ist in seinem Tätigkeitsbereich sehr<br />

gefragt. Heute ist er zu diesem Termin erschienen, um festzustellen,<br />

ob das Unternehmen zu ihm passt. Die Tür öffnet<br />

sich. Herbert Schmidbauer, Recruiter, betritt den Raum. Er<br />

begrüßt Stefan und beginnt einen Monolog über das Unternehmen,<br />

über die offiziell bekannten Daten und Fakten, die<br />

Ziele und die Mission des Hauses. Er spricht leise, aber sehr<br />

schnell. Seine Stimme ist monoton. Sie transportiert keinerlei<br />

Emotion oder Begeisterung darüber, selbst ein Teil dieser Organisation<br />

zu sein. Er spult den Text ab und geht dann dazu<br />

über, Stefan über seinen bisherigen Karriereweg zu befragen.<br />

Er stellt die üblichen Standardfragen, sein Sprechrhythmus<br />

ändert sich nicht, seine Stimme lässt kein Interesse an den<br />

Antworten und der Person ihm gegenüber erkennen. Am<br />

Ende des Interviews sagt Schmidbauer eher halbherzig und<br />

zögernd, wieder sehr leise: „Haben Sie noch Fragen?“ - „Danke,<br />

nein“, antwortet Stefan, steht auf und verabschiedet sich.<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 33


„Kreieren Sie Ihre eigene Corporate Voice.“<br />

Er weiß, hier will er nicht arbeiten. Die<br />

Stimme des Unternehmens – und<br />

nichts weniger war Recruiter Schmidbauer<br />

in diesem Moment – konnte ihm<br />

eine Zusammenarbeit nicht schmackhaft<br />

machen. Die Stimme des Unternehmens<br />

hat ihre Macht an diesem Tag<br />

nicht genutzt und sich nicht verkauft.<br />

Die Macht der Stimme nutzen<br />

Stimme hat Macht. Stimme wirkt. Sie<br />

lässt erkennen, wer wir sind, und legt<br />

schonungslos offen, was wir denken<br />

und empfinden. Stimme<br />

schafft Verbindungen – oder<br />

sie trennt. Sobald wir den<br />

Mund öffnen, in welcher Situation<br />

auch immer, wirken<br />

wir durch den individuellen<br />

Klang unserer Stimme.<br />

Je nachdem, welche Töne<br />

wir von uns geben, wirken<br />

wir sehr überzeugend oder<br />

weniger gut. Unsere Stimme<br />

sorgt unbewusst für Sympathie<br />

und Überzeugungskraft. Besonders<br />

Recruiting-Verantwortliche sollten aus<br />

genau diesen Gründen die Macht ihrer<br />

eigenen Stimme bewusst kultivieren<br />

und einsetzen.<br />

High Potentials wachsen<br />

nicht auf Bäumen<br />

In früheren Jahren hatten Unternehmen<br />

die Wahl unter vielen ausgezeichneten<br />

Bewerbern. Heute bewegt sich<br />

das Pendel in eine andere Richtung.<br />

Durch den demografischen Wandel<br />

haben die High Potentials der neuen<br />

Zeit meist die Oberhand. Die Wahl,<br />

in welchem Unternehmen sie ihre<br />

außergewöhnliche Leistung erbringen<br />

wollen, liegt vollständig in ihrem Ermessen.<br />

Dabei spielt nicht nur die Höhe<br />

des Gehalts eine entscheidende Rolle,<br />

sondern viele andere, auch weiche Faktoren,<br />

die dieser neuen Generation von<br />

Mitarbeitern bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes<br />

wichtig sind. Unternehmen sind<br />

gut beraten, ihre High Potential-Kandidaten<br />

mit allen ihnen zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln zu überzeugen. Die<br />

Stimme als finales Überzeugungselement<br />

spielt in diesem Prozess eine entscheidende<br />

Rolle.<br />

„Stimme schafft Verbindungen –<br />

oder sie trennt.“<br />

Verkaufen Sie Ihr<br />

Unternehmen durch Ihre Stimme<br />

Nach einem Drehbuch zu handeln,<br />

scheint einigen für den Recruitingprozess<br />

vielleicht überflüssig zu sein. Aber<br />

im Sinne der bereits erwähnten Dramaturgie<br />

ist es ein maßgebliches Requisit.<br />

Recruiter Schmidbauer hatte definitiv<br />

kein sorgfältig vorbereitetes Drehbuch,<br />

und ein junges, vielversprechendes<br />

Talent ging dem Unternehmen damit<br />

verloren. Interesse und Spannung<br />

bauen sich nur langsam auf. Inhaltlich<br />

wie stimmlich durch ein Bewerbungsgespräch<br />

zu leiern, verhindert diesen<br />

Spannungsaufbau. Wer sein Unternehmen<br />

den Kandidaten „verkaufen“ will,<br />

muss Regisseur und gleichzeitig kluger<br />

und kalkulierender Akteur im Gespräch<br />

sein. Mit einer geschickten Kombination<br />

dieser drei Elemente überwinden<br />

Sie die Distanz vom Erstgespräch bis<br />

zum erfolgreichen Abschluss:<br />

1. Klare, zielgerichtete Körpersprache<br />

2. Sichere, überzeugende Stimme<br />

3. Evaluierung: Nehmen Sie die Signale<br />

Ihres Gegenübers wahr und<br />

binden Sie diese in den Kontext<br />

Ihrer Gedanken und nächsten Aussagen<br />

ein.<br />

Betrachten Sie dabei Ihre<br />

Stimme als kostbarstes Instrument,<br />

das Sie durch<br />

mehr Bewusstsein gezielter<br />

einsetzen – und durch kluges<br />

Üben im Alltag rasch<br />

verfeinern können. Dieser<br />

Prozess muss nicht aufwändig<br />

sein. Die Arbeit mit kleinen,<br />

dauerhaften und sehr effektiven<br />

Tools bringt sofortige Resultate.<br />

Starten Sie stark<br />

Jede Kommunikation besteht aus bestimmten<br />

Phasen. Das Element, mit<br />

dem Sie diesen Kommunikationsprozess<br />

am besten und emotionalsten<br />

steuern können, ist und bleibt der<br />

geheime Verführer Stimme. Mit Ihrer<br />

Stimme – dramaturgisch richtig eingesetzt<br />

– gelingt es Ihnen, Interesse zu<br />

wecken, Begeisterung zu transportieren,<br />

Einwänden adäquat zu begegnen<br />

und jede Kommunikation nach Ihrem<br />

vorher genau konzipierten Drehbuch<br />

ablaufen zu lassen.<br />

34 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


In Ihrem Drehbuch kommt dem Moment des<br />

Auftritts, also dem Beginn eines Gesprächs,<br />

die höchste Bedeutung zu. Starten Sie stark!<br />

Kreieren Sie einen mitreißenden Auftakt, der<br />

Ihnen die Aufmerksamkeit Ihres Gegenübers<br />

sichert. Gerade in einem Bewerbungsgespräch<br />

ist so ein „emotionalen Türöffner“, den<br />

Sie unter anderem auch mit Ihrer Stimme<br />

unterstreichen, für den ersten Vertrauensaufbau<br />

zu Ihrem Gegenüber wichtig. Wie ein<br />

Redner auf der Bühne in der ersten Sekunde<br />

vom Publikum angenommen oder abgelehnt<br />

wird, beurteilen auch unsere Gesprächspartner<br />

sehr rasch ob es sich lohnt, sich dem<br />

folgenden kommunikativen Austausch voll<br />

und ganz „hinzugeben“. Ebenso sollte der<br />

Schlussakkord am Ende des Gesprächs mit<br />

seiner Überzeugungskraft bei Ihrem Gegenüber<br />

eine finale Verbindlichkeit erzeugen.<br />

Ihre High Potential-Kandidaten müssen nach<br />

dem Erstgespräch so überzeugt sein, dass sie<br />

auf jeden Fall für eine zweite Gesprächsrunde<br />

zur Verfügung stehen. Lassen Sie also den<br />

geheimen Verführer Stimme immer bewusst<br />

mitspielen! Im Grunde geht es stets um<br />

dasselbe: Den gelungenen Einstieg, der die<br />

Tonalität des gesamten Gesprächs festlegt<br />

und um den starken Ausstieg, der eine Verbindlichkeit,<br />

ein Abkommen, erzeugt. Dazwischen<br />

haben Sie die Aufgabe, den Kommunikationsablauf<br />

entsprechend zu „beeinflussen“<br />

und zu steuern, damit die gewünschte<br />

finale Verbindlichkeit auch sicher zustande<br />

kommt.<br />

Der Wert der „Corporate Voice“<br />

Unternehmen investieren hohe Summen<br />

in ihr Corporate Design und ihren gesamten<br />

Außenauftritt. Die akustische Corporate<br />

Identity als Teil des Markenbewusstseins wird<br />

meist vernachlässigt. Dabei kann die Stimme<br />

Unternehmenswerte steigern! Sind sich Unternehmen<br />

des Ausmaßes der Bedeutung<br />

der Stimme bewusst? Das Stimmpotenzial<br />

und die stimmliche Überzeugungskraft der<br />

Mitarbeiter sind maßgeblich an der positiven<br />

wirtschaftlichen Entwicklung einer<br />

Organisation beteiligt. Produktivität,<br />

Arno Fischbacher<br />

Stimmcoach<br />

Arno Fischbacher ist Wirtschafts-Stimmcoach, Top-<br />

Redner und Autor der Bücher „Geheimer Verführer<br />

Stimme“ und „Voice Sells!“. Er ist Experte für die<br />

unbewusste Macht der Stimme in Kundenservice,<br />

Führung und Vertrieb und bereitet Führungskräfte<br />

und Mitarbeiter von Top-Unternehmen in<br />

Deutschland und Österreich auf Gespräche,<br />

Präsentationen und Medienauftritte vor. Als Gründer<br />

und Vorstand von www.stimme.at, dem europäischen<br />

Netzwerk der Stimmexperten, trägt Arno Fischbacher<br />

heute wesentlich zum gesellschaftlichen Bewusstsein<br />

für die Stimme als Wirtschaftsfaktor bei. Dabei greift<br />

er auf langjährige Erfahrungen als Schauspieler,<br />

Moderator und Theaterdirektor zurück und verbindet<br />

diese mit aktuellen Erkenntnissen aus der Psychologie<br />

und Hirnforschung.<br />

Arno Fischbacher ist Past-Präsident des Österreich-<br />

Chapter der German Speakers Association (GSA)<br />

und Lektor an zwei Universitäten. Er besticht durch<br />

mitreißendes Auftreten und eine Fülle an praktischen,<br />

sofort anwendbaren Tipps.<br />

www.arno-fischbacher.com


„Erfolgreiche Unternehmen fügen heute ihrer<br />

Corporate Identity den Aspekt Stimme hinzu.“<br />

Ergebnisse und dadurch, direkt gesagt, sehr viel Geld gehen<br />

verloren, weil jemand im alles entscheidenden Moment mit<br />

stimmlicher Performance nicht überzeugt, dadurch einen Auftrag<br />

nicht hereinholt oder während eines Recruitinggesprächs<br />

nicht überzeugt. Das zeigte das eingangs erwähnte Beispiel<br />

markant auf. Dies wissend, ist es wohl für alle Unternehmen<br />

an der Zeit, sich intensiver mit der Stimme auseinanderzusetzen<br />

und diese zu Ihrem größten Verbündeten auf dem Weg zu<br />

noch mehr Erfolg zu machen.<br />

Kaum ein Training zeigt schnelleren Erfolg als das Arbeiten mit<br />

der Stimme. Eine trainierte Stimme ist zudem ein Marketinginstrument,<br />

das Unternehmen gratis rund um die Uhr zur Verfügung<br />

steht - wenn Führungskräfte dies rechtzeitig erkennen<br />

und den Faktor Stimme fix in die Trainings Ihrer Mitarbeiter<br />

integrieren. Voice sells! Erst durch die Sprache der Mitarbeiter<br />

erhält die Unternehmenskultur ihre ganz bestimmte, nur Ihr<br />

Unternehmen ausmachende Klangfarbe und schwingt durch<br />

alle Etagen, von der Telefonzentrale bis zum CEO. Sie steigert<br />

die Motivation und gibt der Leistung einen Klang der Freude.<br />

Erfolgreiche Unternehmen fügen heute ihrer Corporate Identity<br />

den Aspekt Stimme hinzu. Sie kreieren ihre eigene „Corporate<br />

Voice“.<br />

Lassen Sie nicht zu, dass Bewerber vom Kaliber eines Stefan<br />

Burger Ihr Unternehmen verlassen, bevor Sie zeigen können<br />

wie großartig Sie als Arbeitgeber sind. Überzeugen Sie vom<br />

ersten Moment an! Auch und mit Ihrer Unternehmensstimme.<br />

Erzeugen Sie durch Ihre ganz eigene, unverwechselbare<br />

Unternehmensstimme, Ihre „Corporate Voice“, den Sog, der<br />

Junior und Senior Talente automatisch in Richtung Ihres Unternehmens<br />

schwemmt. Sorgen Sie dafür, dass jede einzelne<br />

Stimme, die in Ihrer Organisation ertönt, die Menschen mitreißt<br />

und sie einlädt, zu verweilen. Um mit Ihnen gemeinsam<br />

Großes zu erreichen.<br />

***<br />

Arno Fischbacher<br />

Voice Sells! — Die Macht der Stimme im Business<br />

Arno Fischbacher<br />

BUCH-EMPFEHLUNG<br />

GABAL (<br />

September <strong>2014</strong><br />

168 Seiten<br />

Taschenbuch, € 24,90<br />

ISBN: 978-3869365923<br />

Voice sells – Ihre Stimme verkauft! Das gilt im wörtlichen Sinne in jedem<br />

Verkaufsgespräch und für jeden Verkäufer. Das gilt im übertragenen Sinne<br />

für jedermann, denn wir alle „verkaufen“ tagtäglich unsere Ideen, Argumente<br />

und uns als Person. Stimme ist ein Schlüsselreiz in der Kommunikation. Sie<br />

entscheidet über Sympathie und Überzeugungskraft. Undenkbar. Wenn die<br />

Stimme nicht stimmt, verpuffen die Worte ohne Wirkung. Arno Fischbacher ist<br />

spezialisiert darauf, Menschen in der Wirtschaft die Kraft ihrer Stimme erfahren<br />

zu lassen. Sein Ansatz ist effizient und ganzheitlich zugleich. Er setzt auf<br />

einfache, sofort umsetzbare Kurzübungen und Tools, um die eigene Stimme in<br />

jeder Phase von Gesprächen, Verhandlungen und Präsentationen zur Wirkung<br />

zu bringen. Zahlreiche Beispiele aus dem Unternehmensalltag machen das<br />

Gesagte erleb- und umsetzbar.<br />

Bestellen unter:<br />

http://bit.ly/voicesells<br />

36 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


AUSBILDUNG<br />

ZUM ZERTIFIZIERTEN<br />

CHARAMASTER<br />

für Trainer, Berater, Coaches, Erzieher,<br />

Personalentwickler, Führungskräfte und Therapeuten<br />

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www.chara24.de<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 37


38 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


DIE KUNST ZU<br />

FÜHREN<br />

PEAK-PERFORMANCE-LEADERSHIP<br />

Ist Führen angeboren? Die Zeiten von erfolgshungrigen, harten Führungskräften, die mit<br />

Ellbogen die Spitze verteidigen, sind - glücklicherweise - langsam vorbei. Unternehmen<br />

widmen sich zunehmend Werten wie Zugehörigkeitsgefühl und Zufriedenheit der Mitarbeiter.<br />

Gerade im Zuge dieser Entwicklung ist es jedoch besonders wichtig, die Relevanz guter<br />

Führung nicht zu unterschätzen, sondern intelligent zu fördern und sich damit langfristig am<br />

Markt zu bewähren.<br />

von Peter Dau<br />

„<br />

Führen kann man nicht lernen - zur Führungskraft ist<br />

man geboren oder wird scheitern!“<br />

Mächtig steht dieser Satz zunächst unwidersprochen<br />

im Raum. Leicht zurückgelehnt meint der Urheber<br />

dieser Aussage im Rahmen einer Podiumsdiskussion offensichtlich<br />

sich selbst. Kein Zweifel sichtbar, Selbstsicherheit<br />

und Souveränität ausstrahlend: scheinbar ganz das Bild eines<br />

erfolgreichen Managers.<br />

Möglicherweise hatte diese, in den Führungsetagen lange<br />

vorhandene Meinung von der „angeborenen“ Führungsfähigkeit<br />

zur Folge, dass es gar keine systematische Führungskräfteentwicklung<br />

in den Unternehmen gab. Die Ansicht, dass sich<br />

die „richtige“ Person ohnehin durchsetzen würde, erscheint<br />

zunächst nicht verwunderlich, wenn wir uns erinnern, dass<br />

vom Zeitalter der Industrialisierung bis hinein in die späte<br />

Nachkriegszeit das Wirtschaftsleben in der Öffentlichkeit von<br />

charismatischen Persönlichkeiten geprägt wurde.<br />

Bereits 1934 meinte Josef Schumpeter als einer der führenden<br />

Wirtschaftstheoretiker: „Die Männer, die die moderne<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 39


„Ausbildungszeit ist Arbeitszeit!“<br />

Industrie geschaffen haben, waren „ganze Kerle“ und keine<br />

Jammergestalten, die sich fortwährend ängstlich fragten, ob<br />

jede Anstrengung auch einen ausreichenden Genussüberschuss<br />

verspreche.“ - Schumpeter, J. „Theorie der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung“<br />

Das Ende der Eitelkeit?<br />

Nun hat sich diese Fokussierung auf die „ganzen Kerle“, also<br />

auf bestimmte Personen und deren Eigenschaften, bereits<br />

seit längerer Zeit ad absurdum geführt. Täglich entnehmen<br />

wir den Schlagzeilen, was geschieht, wenn unkontrolliert<br />

Karriereleitern aus Motivationsbereichen wie Eitelkeit, Anerkennung,<br />

Machtbedürfnis<br />

usw. erklommen werden.<br />

Diese ehemals vielleicht<br />

erwünschten und - wenn<br />

auch sehr zweifelhaft - gesellschaftlich<br />

durchaus anerkannten<br />

Verhaltensweisen<br />

haben ausgedient. Zugegeben,<br />

es wird noch eine Zeit<br />

brauchen, bis sich eine angemessene<br />

Führungsethik<br />

nachhaltig durchsetzt; zu verführend erscheint das Nachahmen,<br />

zu leicht lassen wir uns von dem tatsächlichen Können<br />

blenden und manipulieren.<br />

Eine Frage der Haltung<br />

Zuversichtlich macht uns, dass durch neuen Medien und Informationsmöglichkeiten<br />

ein großes Maß an Klarheit geschaffen<br />

wird. Zukünftig werden weder Blender und Nebelwerfer, noch<br />

egozentrische Charismatiker, die statt zu führen nur verführen,<br />

eine Chance haben, unerkannt und unwidersprochen zu bleiben.<br />

Mit großem Optimismus betrachten wir zudem, dass sich erkennbar<br />

eine andere Führungsvision etabliert: das Führung<br />

nicht nur eine Frage der bloßen Techniken und Methoden ist,<br />

sondern eine Frage der Haltung und des Verhaltens.<br />

Wettbewerbsvorteil durch Führung<br />

„Niemand würde in ein Flugzeug<br />

steigen, wenn die Piloten eine<br />

den Managern vergleichbare<br />

mangelhafte Ausbildung hätten“<br />

Unstrittig ist, dass gute Führung ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil<br />

ist. Wenn allerdings seit Jahren die Gallup-Studien<br />

aufzeigen, dass nur ein erschreckend geringer Teil der<br />

Mitarbeiter in deutschen Unternehmen eine hohe emotionale<br />

Bindung an ihr Unternehmen hat, wissen wir, dass im Bereich<br />

der Mitarbeiterführung großer Aufholbedarf besteht.<br />

Fredmund Malik bringt es in seiner Schrift „Führen, Leisten,<br />

Leben“ auf den Punkt: „In keinem anderem Beruf liegt die Ausbildung<br />

so im Argen wie im Management. Niemand würde in<br />

ein Flugzeug steigen, wenn die Piloten eine den Managern<br />

vergleichbare mangelhafte Ausbildung hätten.“<br />

Kein Raum dem Zufall!<br />

Die auch heute noch teilweise<br />

übliche Praxis, Führungskräfte<br />

in erster Linie<br />

nach ihrem Fachwissen auszuwählen,<br />

zu bewerten und<br />

zu befördern und dabei die<br />

Fähigkeit im Umgang mit<br />

Menschen zu vernachlässigen,<br />

führt ins Abseits.<br />

Wenn wir den unmittelbaren Zusammenhang von Führung<br />

und Erfolg bestätigen, sind wir gefordert zu handeln. Geben<br />

wir dem Zufall in einem der wichtigsten Unternehmensbereiche<br />

keinen Raum! Verlassen wir uns nicht mehr nur auf „Talent,<br />

Erfahrung und Intuition“, sondern geben den Führungskräften<br />

neben den Werkzeugen auch Orientierung und eine den Anforderungen<br />

entsprechend professionelle Aus- und Weiterbildung.<br />

Wenn wir dazu konstatieren, dass Führung auch eine Frage der<br />

Unternehmenskultur ist, müssen wir die Entwicklungsstrukturen<br />

Top-Down gestalten. Ausgerichtet an den Zielen und<br />

Bedürfnissen des Unternehmens - und keineswegs am Ego<br />

einzelner Personen - brauchen wir transparente Kompetenzund<br />

Entwicklungsmodelle, die für jede Hierarchie-Ebene<br />

40 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


verbindlich festgelegt werden und wesentlicher<br />

Bestandteil der Führungsarbeit werden.<br />

Dabei dürfen wir bei der Zielsetzung keinesfalls<br />

zaghaft sein: In Anbetracht der Wichtigkeit<br />

und Auswirkungen kann es keine andere<br />

Ausrichtung als „Peak-Performance“, also<br />

100%ige Spitzenleistung geben. Keine Worthülsen,<br />

sondern klare und konkrete Ansprüche<br />

mit konsequenter Durchführung.<br />

Und die Erkenntnis: Ausbildungszeit ist Arbeitszeit!<br />

Erscheint es nicht grotesk, dass in einem<br />

Großteil der Unternehmen die Ausbildungszeit<br />

der Führungskräfte immer noch als Luxus<br />

betrachtet und an den Rand des Terminkalenders<br />

gedrängt wird? Laufen wir nicht vielmehr<br />

Gefahr, dass unzureichend ausgebildete<br />

Führungskräfte in der somit vermeintlich<br />

gewonnenen Zeit weniger effektiv sind und<br />

schlimmstenfalls ihre Mitarbeiter frustrieren<br />

und Unternehmen gefährden?<br />

Peter Dau<br />

Leadership-Experte<br />

Peter Dau ist seit den frühen 1990ern Unternehmensberater,<br />

Management-Trainer und Executive Coach.<br />

Selbst über viele Jahre in der Führung großer Unternehmen<br />

tätig, steht die Entwicklung und Begleitung<br />

von Führungskräften heute im Fokus.<br />

Näheres und Kontakt unter:<br />

www.5c-leadership.com<br />

Schauen wir einmal den Leistungssport an:<br />

wie ist das Verhältnis von Training zu Wettkampf?<br />

Kein professioneller Sportler würde<br />

es wagen, untrainiert ins Match zu gehen,<br />

wenn er ambitionierte Ziele hat.<br />

Wir müssen uns fragen, ich welcher Liga wir<br />

spielen wollen. Ob wir den Führungsfähigkeiten<br />

eine ähnliche Wertigkeit geben wollen<br />

wie den fachlichen Kompetenzen, für die<br />

wir eine oft jahrelange Ausbildung absolviert<br />

haben.<br />

Vorbilder gehen voran<br />

Nun wissen wir, dass diese Erkenntnis in den<br />

Personalabteilungen weitestgehend vorhanden<br />

ist und zu Teilen gelebt wird: Durch<br />

optimale Auswahl und Entwicklung unserer<br />

Führungskräfte sichern wir den Bestand, das<br />

Wachstum und die Zukunft unserer Unternehmen.<br />

5C-Leadership ®


Jedoch sehen wir auch, dass oftmals der Prophet im eigenen<br />

Haus nur begrenzt Gehör findet und sich gerade diejenigen, die<br />

heute an den Schaltstellen der Unternehmen sitzen und damit<br />

maßgeblich an den Entscheidungen hinsichtlich Entwicklungskultur<br />

und Budgetierung beteiligt sind, gern von eigenem Mittun<br />

fernhalten. Dabei ist eines sicher: Je intensiver sich die höheren<br />

Hierarchiestufen an der gemeinsamen Entwicklung beteiligen,<br />

desto größer wird die Akzeptanz im gesamten Organ. Und leider<br />

auch umgekehrt. Unternehmenskultur lebt vom Tun - nicht von<br />

bloßer Proklamation.<br />

Wer Wachstum nicht nur als Zunahme von Wissen, sondern auch<br />

als Erweiterung von Verhaltensmöglichkeiten betrachtet, wird<br />

den Mut und die Bereitschaft brauchen, aus den sicheren Bereichen<br />

der Komfortzone herauszutreten. Der Preis ist, das Risiko<br />

einzugehen, sich auf zunächst Unbekanntes einzulassen, der<br />

Lohn ist Wachstum, Entwicklung, Entscheidungsmöglichkeiten.<br />

Führungskräfte, die ihre Unternehmen in das vermeintlich unsichere<br />

Terrain der Zukunft führen wollen, müssen lernen, mit diesen<br />

Risiken der Unsicherheit angemessen umzugehen. Und neue<br />

Sicherheiten schaffen.<br />

Abschließend: Von einigen individuellen Ausnahmen abgesehen,<br />

können wir „Führung“ lernen und uns entwickeln. Die erste<br />

Person, die es zu führen gilt, sind wir selbst. „Führen wollen“ ist<br />

die Voraussetzung. Das große Ziel ist Peak Performance Leadership:<br />

„Die Kunst zu Führen“. Elegant, hingebungsvoll und unangestrengt<br />

erfolgreich.<br />

„Wer Wachstum nicht<br />

nur als Zunahme von<br />

Wissen, sondern auch<br />

als Erweiterung von<br />

Verhaltensmöglichkeiten<br />

betrachtet, wird den<br />

Mut und die Bereitschaft<br />

brauchen, aus den<br />

sicheren Bereichen<br />

der Komfortzone<br />

herauszutreten.“<br />

Besondere Formate<br />

Dafür darf sich die Führungskräfte-Ausbildung nicht allein in<br />

theoretischem Wissenstransfer erschöpfen. Sie muss die Wahrnehmung<br />

und Achtsamkeit für unterschiedliche menschliche<br />

Bedürfnisse und Verhaltensmöglichkeiten schärfen und benötigt<br />

Formate, die über wiederkehrendes, konsequent an der Praxis<br />

orientiertes Trainieren stattfinden.<br />

Formate, die ein lerngerechtes und motivationsförderndes Trainingsumfeld<br />

bieten, in denen die Teilnehmer permanent mit den<br />

kognitiven und emotionalen Anforderungen an Führungskräfte<br />

konfrontiert werden. Von allen Beteiligten (Unternehmen, Teilnehmer,<br />

Ausbilder) wird dabei ein höchstes Maß an Bereitschaft,<br />

Engagement, Kreativität und Konsequenz verlangt.<br />

***<br />

Peter Dau<br />

42 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 43


44 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


GUTE IDEEN<br />

SIND KEIN ZUFALL<br />

WARUM WIR KREATIVE, NEUE IDEEN<br />

FÖRDERN MÜSSEN<br />

Märkte sind heute einem beschleunigten Wandel unterworfen, der Unternehmen und<br />

Führungskräfte vor komplexe Aufgaben stellt. Das bringt auch die Herausforderung mit<br />

sich, gute Ideen schnell zu erkennen und umzusetzen, auch wenn sie unkonventionell und<br />

kühn erscheinen. Nur kreative Lösungen bringen den entscheidenden Vorteil gegenüber<br />

der Konkurrenz, daher ist es Zeit für ein neues Mindset!<br />

von Christoph Burkhardt<br />

„<br />

Mal sehen, wie lange die damit durchkommen”,<br />

sagte ein Freund zu mir als wir von der einstweiligen<br />

Verfügung gegen die Transport-<br />

App Uber aus Kalifornien hörten. Privatleute<br />

können durch die App sowohl selbst als Taxifahrer<br />

Passagiere mit einem Privatwagen durch die Gegend<br />

kutschieren als auch Uber-Fahrer zu sich rufen. Taxi Deutschland<br />

rief wie viele andere Verbände weltweit zu Protesten auf.<br />

In Deutschland wurde Uber, das momentan mehr wert ist als<br />

Audi und BMW zusammen, aus Sicherheitsgründen verboten.<br />

Die Fälle häufen sich, in denen ein Markt vollkommen unerwartet<br />

aufgemischt wird durch ein Unternehmen am anderen<br />

Ende der Welt, das durch radikale Innovationen für eine<br />

ernsthafte Bedrohung sorgt. Während die Taxiverbände in ihrer<br />

Verzweiflung “das können die doch nicht machen” denken<br />

und zu rechtlichen Mitteln greifen, denken sich die Mitarbeiter<br />

bei Uber das gleiche und kündigen an, die einstweilige Verfügung<br />

zu ignorieren. Das haben sie bisher immer so gemacht.<br />

Es ist ohne Zweifel nur eine Frage der Zeit, bis der vollkommen<br />

überregulierte Taxi-Markt entweder zusammenbricht<br />

oder radikal umstrukturiert wird. Letzteres würde ein schnelles<br />

Handeln der Gesetzgeber verlangen, was aus Erfahrung<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 45


„In einer „VUKA“-Welt tut es sonst jemand anderes.“<br />

eher unwahrscheinlich ist.<br />

Die Zeiten sind vorbei, in denen Unternehmen<br />

Innovationen vorantreiben<br />

konnten, ohne dabei auf globale Trends<br />

und komplexe Märkte zu schauen. Der<br />

Schlüssel zu Durchbruchsinnovationen<br />

liegt in ihrer Geschwindigkeit. In<br />

Deutschland sind viele Unternehmen<br />

zu langsam, sie verpassen Gelegenheiten<br />

oder scheitern an der Umsetzung<br />

guter Ideen. Um dem entgegenzuwirken,<br />

müssen Unternehmen ein neues<br />

Mindset entwickeln.<br />

Innovatives Denken in komplexen<br />

Märkten beginnt mit dem Verständnis,<br />

dass Entwicklungen nicht linear verlaufen<br />

und dass wir durch Logik allein<br />

nicht für erfolgreiche<br />

Innovationen sorgen<br />

können. Neues zu entwickeln<br />

ist aus vielen<br />

Gründen eine komplexe<br />

Aufgabe. Ideen sind<br />

abhängig von den Ideen<br />

anderer, gute Ideen<br />

sind schwer zu erkennen und ihr Erfolg<br />

oft erst im Nachhinein beurteilbar. Gute<br />

Ideen sind aber kein Zufall. Sie zu entwickeln<br />

erfordert das Verständnis komplexer<br />

Zusammenhänge und eine große<br />

Toleranz für zeitweiliges Chaos. Weil<br />

chaotische Umstände jedoch schwer zu<br />

managen sind und zudem kaum Vorhersagen<br />

erlauben, stehen Unternehmen<br />

vor einer großen Herausforderung.<br />

Diese Herausforderung lässt sich durch<br />

vier Dimensionen beschreiben: Volatilität,<br />

die Geschwindigkeit und Dynamik,<br />

mit der Veränderungen einhergehen.<br />

Unsicherheit, das Ausbleiben von<br />

Vorhersagbarkeit und damit Überraschungen<br />

wie zum Beispiel Uber für<br />

Taxiverbände. Komplexität, vermittelt<br />

durch die große Anzahl interagierender<br />

Faktoren und damit das Chaos,<br />

das ein Unternehmen umgibt. Und<br />

Ambiguität, den Mangel an Ursache-<br />

Wirkungs-Zusammenhängen, Doppeldeutigkeiten<br />

und viele weitere Unbekannte.<br />

Dieses “VUKA”-Modell stammt<br />

ursprünglich vom Militär und hilft uns<br />

einzuordnen, womit wir es eigentlich<br />

zu tun haben, wenn wir versuchen, ein<br />

globales Mindset bei Führungskräften<br />

zu entwickeln.<br />

Was können wir tun? Stellen Sie sich<br />

vor, Sie stehen vor einer verschlossenen<br />

Tür. Sie haben einen Schlüsselbund<br />

bei sich mit vielen unterschiedlichen<br />

„Neues zu entwickeln ist aus vielen<br />

Gründen eine komplexe Aufgabe.“<br />

Schlüsseln und Sie probieren einen<br />

nach dem anderen, bis einer schließlich<br />

die Tür öffnet. Sie treten in einen kleinen<br />

Raum mit drei Türen. Sie wählen<br />

eine aus und beginnen erneut mit Ihren<br />

Schlüsseln die Tür zu öffnen. Im nächsten<br />

Raum erwarten Sie wieder drei Türen<br />

und so gehen Sie von einem Raum<br />

zum nächsten. So wie Sie gedanklich<br />

vorgehen, verlaufen auch Fortschritt<br />

und Innovation. Jeder Raum beschreibt<br />

einen Zustand, von dem aus wir einige<br />

mögliche zukünftige Entwicklungen<br />

sehen. Der Schlüsselbund beschreibt<br />

eine Sammlung von Skills, Kompetenzen<br />

und Eigenschaften, die Sie einsetzen<br />

um fortzuschreiten. Die Türen sind<br />

die Herausforderungen, denen sich<br />

Unternehmen durch neue Ideen stellen,<br />

um konkurrenzfähig zu bleiben. Viele<br />

Unternehmen arbeiten mit Feuereifer<br />

daran neue Schlüssel zu entwickeln,<br />

Mitarbeiter mit Kompetenzen auszustatten,<br />

die sie brauchen um neue Ideen<br />

zu entwickeln, komplexe Projekte zu<br />

managen und global zu koordinieren.<br />

Aber nur wenige Unternehmen arbeiten<br />

daran, Mitarbeitende durch möglichst<br />

viele Türen zu schicken. Natürlich<br />

stellen Kompetenzen den ultimativen<br />

Schlüssel dar, um überhaupt voranzukommen.<br />

Aber Fortschritt braucht Menschen,<br />

die mit Mut durch Türen gehen<br />

um unbekannte Räume zu erschließen.<br />

Und genau dazu braucht es ein neues<br />

Mindset.<br />

Versuchen wir das einmal<br />

auf den Bereich<br />

Learning & Development<br />

zu übertragen:<br />

Angenommen, unser<br />

Unternehmen bietet<br />

Seminare an. Seminare<br />

bestehen aus einem Experten, der zu<br />

einem bestimmten Thema einer Kleingruppe<br />

Wissen vermittelt. Wir wollen<br />

diesen Zustand entwickeln und stehen<br />

vor drei Türen. Eine Tür besteht aus<br />

der Idee, Raum und Zeit des Seminars<br />

aufzulösen und flexiblen Austausch<br />

zwischen Teilnehmern und Experten<br />

zu ermöglichen, wann immer er gebraucht<br />

wird. Die zweite Tür eliminiert<br />

den Experten und lässt die Gruppe unter<br />

sich Lösungen entwickeln. Die dritte<br />

Tür schließlich ändert die Funktion des<br />

Seminars: Nicht Wissen soll vermittelt,<br />

sondern informeller Austausch gefördert<br />

werden. Das sind Ihre Türen. Durch<br />

welche wollen Sie gehen? Viele meiner<br />

46 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Klienten zögern an dieser Stelle und listen auf,<br />

was gegen die einzelnen Türen spricht. Das ist<br />

ganz natürlich, nur leider wenig hilfreich. Lassen<br />

Sie uns gedanklich durch die zweite Tür<br />

gehen und den Experten eliminieren. Sie sind<br />

jetzt in einem Raum mit einer Kleingruppe,<br />

die versucht, Lösungen zu entwickeln. Welche<br />

Türen sehen Sie als nächstes? Wohin bringen<br />

Sie diese Gruppe jetzt? Eine Tür macht aus der<br />

Kleingruppe eine Konferenz, die zweite ersetzt<br />

das direkte Lösen von Problemen durch<br />

ein simuliertes Spiel, das die Gruppe über<br />

zwei Tage lang spielt, um Lösungen zu generieren.<br />

Eine dritte Tür schließlich kombiniert<br />

die Arbeit der Kleingruppe mit der Aufgabe,<br />

Lösungen in einem Buch zusammenzutragen,<br />

das am Ende veröffentlicht wird. Welche Tür<br />

nehmen Sie jetzt? Beim Fortschritt durch die<br />

Räume kommen Sie vielleicht wie meine Klienten<br />

auch bei verrückten Seminarkonzepten<br />

an, die während eines Fluges nach San Francisco<br />

stattfinden oder ein Überlebenstraining<br />

in sozialen Brennpunkten Berlins beinhalten.<br />

Anstatt zu überlegen, warum Ideen nicht<br />

funktionieren werden, entwickeln wir eine<br />

Welt, in der sie funktionieren.<br />

“Eine wirklich gute Idee erkennt man daran,<br />

dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen<br />

erschien.” Das sagte Albert Einstein<br />

und liefert uns damit den Kern des Mindsets,<br />

das uns durch die Türen gehen lässt. Ob<br />

etwas machbar oder sinnvoll ist, bleibt zweitrangig,<br />

wenn es um Fortschritt geht. Wären<br />

Taxiverbände nicht im ersten Raum stehengeblieben,<br />

weil sie es für wenig sinnvoll hielten<br />

weiterzugehen, hätte möglicherweise Taxi<br />

Deutschland die App entwickeln können, die<br />

Uber heute so bedrohlich macht. Ein globales<br />

Mindset in Organisationen bedeutet, früh mit<br />

den richtigen Schlüsseln durch Türen zu gehen,<br />

obwohl man nicht muss. In einer „VUKA“-<br />

Welt tut es sonst jemand anderes.<br />

Christoph Burkhardt<br />

Innovationsberater & Kognitionspsychologe<br />

Christoph Burkhardt ist Innovationsberater und Kognitionspsychologe.<br />

In Workshops und Vorträgen<br />

begleitet er Unternehmen weltweit bei der Entwicklung<br />

und Umsetzung von Ideen. Zu seinen Klienten<br />

zählen neben Unternehmen wie Siemens oder Lufthansa<br />

und Spitzenuniversitäten in ganz Europa auch<br />

Mittelständler und zahlreiche Startups. In seinem<br />

Buch “Durchbruch: gute Ideen sind kein Zufall” deckt<br />

Christoph Burkhardt auf, mit welchem Mindset Innovatoren<br />

komplexe Probleme lösen. Der begeisterte<br />

Innovationsforscher lebt in München und San Francisco,<br />

betreut Projekte in der ganzen Welt und wurde<br />

für seine Vorträge zur Evolution von Ideen <strong>2014</strong> von<br />

der German Speakers Association mit dem begehrten<br />

Newcomer Award ausgezeichnet.<br />

www.christoph-burkhardt.com<br />

***<br />

Christoph Burkhardt


Der Kongress für Speaker, Trainer,<br />

Manager und Leader<br />

Jetzt anmelden auf:<br />

www.tam-lernkongress.info<br />

48 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 49


50 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


DIE INNOVATIONS-<br />

MACHER<br />

NEUES DENKEN FÜR HR UND TRAINER<br />

Gutes Personalmanagement ist das A und O eines jeden Unternehmens, gerade vor dem<br />

Hintergrund eines steigenden Innovations- und Flexibilitätsdrucks auf den Märkten.<br />

Dennoch werden hier die treibenden Faktoren wie Entwicklung von Kreativität und<br />

Ideen oft vernachlässigt und entsprechende Methoden nicht umgesetzt. Ein Fehler,<br />

denn nur wer kreatives Denken und Selbstverantwortung des Teams fördert, investiert<br />

auch in die Zukunft.<br />

von Christian Buchholz<br />

Der technologische Fortschritt hat die Märkte in<br />

vielen Branchen stark verändert. In kurzer Zeit<br />

können kleine agile Start-Ups auch große Konzerne<br />

mit radikalen Innovationen in Bedrängnis<br />

bringen. Diese Situation hat die Wahrnehmung<br />

der Dringlichkeit von innovationsfördernden Maßnahmen in<br />

vielen Unternehmen stark erhöht.<br />

Deutlich ist auch geworden, dass es nicht mehr ausreicht, nur<br />

die Abteilung F&E (Forschung & Entwicklung) oder das Marketing<br />

mit kreativen Köpfen auszustatten, denn der Erfolg von<br />

innovativen Unternehmen wie Facebook oder Google basiert<br />

auch darauf, dass nahezu jeder Mitarbeiter mit eigenen Ideen<br />

zum Erfolg beitragen kann. Es ist daher nicht verwunderlich,<br />

dass die Entwicklung einer leistungsfähigen Innovationskultur<br />

immer häufiger ganz oben auf der To- Do-Liste des Top-<br />

Managements von Unternehmen steht.<br />

Notwendiger Rollenwechsel für Personaler<br />

In vielen Unternehmen ist die HR (Human Resources-Abteilung/<br />

dt. Personalmanagement) zum reinen Dienstleister<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 51


„Innovationstätigkeit lässt sich nicht befehlen.“<br />

geworden und wird von der Unternehmensführung<br />

kaum noch als Impulsgeber<br />

oder strategischer Partner<br />

wahrgenommen. Auch die Personalentwicklung<br />

ist immer häufiger von Seminarkatalogen<br />

und Standardtrainings<br />

geprägt, die von den Fachabteilungen<br />

abgerufen und nur noch selten mit<br />

den strategischen Zielen des Unternehmens<br />

verknüpft werden.<br />

Wenn allerdings die Entwicklung einer<br />

nachhaltigen Innovationskultur auf der<br />

Agenda steht, reichen<br />

einzelne Kreativitätstrainings<br />

nicht<br />

aus. Vielmehr geht es<br />

um die Bearbeitung<br />

von Themen, wie der<br />

Stärkung der Selbstverantwortung<br />

der<br />

Mitarbeiter, die Gestaltung<br />

von Freiräumen<br />

im Arbeitsprozess,<br />

die Entwicklung einer Fehlerkultur<br />

und eine wertschätzende Haltung zu<br />

kreativem Denken und Veränderungen.<br />

Hier kann die HR durch ihre Kompetenzen<br />

in der Entwicklung von Menschen<br />

und Organisationen wieder zu einem<br />

wichtigen strategischen Partner der<br />

Geschäftsführung werden. Voraussetzung<br />

ist allerdings eine grundlegende<br />

Kenntnis der Funktionsweise und Entwicklung<br />

einer nachhaltigen Innovationskultur.<br />

Wie entsteht Innovation?<br />

Innovationstätigkeit wird im Wesentlichen<br />

von 3 Faktoren beeinflusst:<br />

Können (Besitze ich die nötigen<br />

Fähigkeiten?)<br />

Neben den technischen Voraussetzungen<br />

für die Entwicklung von<br />

Innovationen (z.B. die Nutzung neuer<br />

Technologien) sind häufig nur<br />

wenig methodische Kompetenzen<br />

bei den Mitarbeitern vorhanden. In<br />

„Auch wenn die Idee bereits vorhanden<br />

ist, braucht das Unternehmen<br />

engagierte Mitarbeiter, die eine Idee<br />

vorantreiben wollen.“<br />

meinen Innovationsworkshops frage<br />

ich beispielsweise häufig nach<br />

den Kreativitätstechniken, die die<br />

Teilnehmenden bereits kennen.<br />

Meistens sind dies nicht mehr als<br />

zwei oder drei, die erstgenannten<br />

sind nahezu immer Brainstorming,<br />

Mind Map und vielleicht noch Walt<br />

Disney. Danach kommt in der Regel<br />

nicht mehr viel, obwohl es über<br />

200 bekannte Methoden gibt. Die<br />

darauf folgende Frage nach den tatsächlich<br />

in der Praxis eingesetzten<br />

Methoden liefert häufig ein betretenes<br />

Schweigen. Hier zeigt sich ein<br />

hohes Kompetenzdefizit, das dazu<br />

führt, dass im Alltag keine strukturierte<br />

Ideenfindung stattfindet.<br />

Gezielte Trainingsmaßnahmen können<br />

hier das Know-How deutlich<br />

erhöhen.<br />

Wollen (Habe ich die Bereitschaft?)<br />

Innovationstätigkeit lässt sich nicht<br />

befehlen. Ideen entstehen nur,<br />

wenn die Mitarbeiter selber bereit<br />

sind, auf Ideensuche zu gehen.<br />

Auch wenn die Idee<br />

bereits vorhanden ist,<br />

braucht das Unternehmen<br />

engagierte<br />

Mitarbeiter, die eine<br />

Idee vorantreiben<br />

wollen. Die Einstellung<br />

von Führungskräften<br />

zum Innovationsprozess<br />

ist dabei<br />

ein wichtiger Schlüssel<br />

für die Umsetzung. Eine gelebte<br />

Innovationskultur motiviert zu eigenverantwortlicher<br />

Ideenfindung<br />

und sorgt für eine hohe Bereitschaft<br />

zur Realisierung von Innovationsprojekten.<br />

Dürfen (Gibt das Unternehmen<br />

mir die Möglichkeiten?)<br />

Ein entscheidender Faktor für die<br />

Verhinderung von Innovation sind<br />

häufig Innovationsbarrieren im Unternehmen.<br />

52 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Diese können organisatorischer Natur<br />

sein (z.B. wenig Austausch zwischen Abteilungen,<br />

keine Freiräume für Mitarbeiter<br />

zum „Andersdenken“) oder sie finden<br />

sich in personeller Form durch Innovationsblockierer.<br />

Oftmals haben selbst<br />

Führungskräfte kein Interesse, Kreativität<br />

zuzulassen, da dies definierte Prozesse<br />

in der Abteilung stören könnte bzw. zusätzlich<br />

Arbeit verursacht. Ideen werden<br />

ohne genauere Prüfung abgelehnt, Freiräume<br />

nicht gewährt. Nicht selten finden<br />

sich nach meiner Erfahrung auch in der<br />

HR mehr Blockierer von Innovationen als<br />

Möglichmacher.<br />

Think Different - selber anders denken<br />

Für eine Positionierung von Personalern als<br />

Innovationstreiber reicht es nicht aus, nur in<br />

einer beratenden Funktion die Prozesse zu<br />

gestalten. Glaubwürdigkeit entsteht nur dann,<br />

wenn auch die HR Querdenker-Fähigkeiten<br />

beweist und die Mitarbeiter Innovations-<br />

Know-How besitzen. Erstaunen löst dabei oft<br />

die Erkenntnis aus, dass es bei den gefragten<br />

Kompetenzen weniger um technisches<br />

Wissen oder Projektmanagement-Prozesse<br />

geht, sondern vielmehr um die Entwicklung<br />

einer Geisteshaltung, die Abläufe hinterfragt,<br />

nach potenziellen Innovationschancen sucht<br />

oder dafür sorgt, dass Ideenfindung im<br />

Unternehmen systematisiert wird.<br />

Schlüsselfaktor für gute Ideen ist auch eine<br />

hohe Diversität der eingesetzten Teams. Unterschiedliche<br />

Fachkompetenzen und kulturelle<br />

Unterschiede bringen neue Sichtweisen<br />

und vereinfachen das Durchbrechen vorhandener<br />

Denkmuster. Hier kann die HR eine<br />

wichtige Steuerungsfunktion bei der Zusammenstellung<br />

der Teams werden, um gezielt<br />

kreative Denkprozesse zu ermöglichen.<br />

Christian Buchholz<br />

Experte für Führung und Innovation<br />

Christian Buchholz ist der Experte für die Themen<br />

»Führung und Innovation«. Seit mehr als 15 Jahren<br />

arbeitet er international als Managementtrainer,<br />

Speaker und Unternehmensberater. Als Geschäftsführer<br />

der educando GmbH (www.educando.de)<br />

unterstützt er mit seinem Team die Kunden bei der<br />

Entwicklung einer leistungsfähigen Innovations- und<br />

Unternehmenskultur. Er lebt in Düsseldorf und hat<br />

bereits in 21 unterschiedlichen Ländern gearbeitet.<br />

Buchholz wurde zweifach mit dem Internationalen<br />

Deutschen Trainingspreis ausgezeichnet, zuletzt im<br />

Jahr 2013 für die Konzeption und Umsetzung einer<br />

Ausbildung zum Innovation Coach. Er ist Preisträger<br />

des LIFO(r) at-it’s-best-Award <strong>2014</strong>, Professional<br />

Speaker bei der German Speakers Association (GSA)<br />

und lieferte <strong>2014</strong> einen Beitrag für die Top Speakers<br />

Edition der GSA („Die besten Ideen für erfolgreiche<br />

Führung“).<br />

Auf seinem Blog veröffentlicht Christian Buchholz<br />

regelmäßig Ideen zum Querdenken und Impulse für<br />

den Umgang mit Veränderungen.<br />

www.christianbuchholz.com<br />

Erfolgreiche Ideenfindung braucht<br />

Struktur<br />

Eine häufige Fehleinschätzung ist, dass<br />

Kreativität nur in einem chaotischen und


unstrukturierten Arbeitsumfeld passiert. Vielmehr ist das<br />

Gegenteil der Fall. Überlasse ich Ideenfindung dem Zufall,<br />

kommt halt auch nur zufällig etwas Umsetzbares dabei heraus.<br />

Eine strukturierte, regelmäßige Ideensuche mit Methoden<br />

wie Innovationdigging (entwickelt von meinem Kollegen<br />

Benno van Aerssen) bietet hingegen einen optimalen Weg,<br />

um regelmäßig einen Strom von guten Ideen in die Innovationspipeline<br />

eines Unternehmens zu spülen. Die gemeinsame<br />

Arbeit an Herausforderungen bündelt die Kreativkräfte des<br />

Unternehmens und sorgt für eine starke Motivation, den Innovationsprozess<br />

voranzutreiben.<br />

Trainer benötigen Innovationskompetenz<br />

Auch Trainer werden sich zukünftig in unterschiedlichen Arbeitsbereichen<br />

wiederfinden. Auf der einen Seite werden bei<br />

den Unternehmen immer mehr Trainingsinhalte wie Führung,<br />

Kommunikation oder Teamentwicklung standardisiert, häufig<br />

verbunden mit einer Austauschbarkeit der ausführenden Trainer.<br />

Andererseits werden viele Trainer die Möglichkeit nutzen,<br />

sich in eine Beraterfunktion zu entwickeln und z.B. die Entwicklung<br />

der Innovationskultur im Unternehmen begleiten.<br />

Bereits heute erleben wir in unserer Ausbildung zum Innovation<br />

Coach (www.innovationcoach.de), dass viele Teilnehmer<br />

bereits Trainer oder Coach sind und zukünftig verstärkt<br />

Innovations-Know-How in ihre Arbeit integrieren wollen. Viele<br />

Kreativitätstechniken zur Ideenfindung und -bewertung lassen<br />

sich natürlich auch gut in klassischen Workshop-Situationen<br />

einsetzen.<br />

Blick in die Zukunft - Das innovative Unternehmen<br />

„Die gemeinsame Arbeit<br />

an Herausforderungen<br />

bündelt die Kreativkräfte<br />

des Unternehmens<br />

und sorgt für eine<br />

starke Motivation, den<br />

Innovationsprozess<br />

voranzutreiben.“<br />

Wagen wir einen Blick voraus, so ist davon auszugehen, dass<br />

Unternehmen in Zukunft in einem stetigen Veränderungsprozess<br />

stehen werden, mit deutlichen Auswirkungen auf Arbeit<br />

und Arbeitsplatzgestaltung. Flexible Prozesse, steigende<br />

Selbstverantwortung und kreatives Denken sind wichtige Erfolgsfaktoren<br />

und können sowohl von der internen HR-Abteilung<br />

als auch von externen Trainern vorangetrieben werden.<br />

Voraussetzung ist allerdings die Entwicklung neuer Methodenkompetenz<br />

und die Fähigkeit zum Querdenken. Bisher<br />

werden Personaler nicht als Innovationstreiber wahrgenommen.<br />

Es ist Zeit, das zu ändern.<br />

***<br />

Christian Buchholz<br />

54 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


HUMOR IM BUSINESS<br />

Mit einem Lachen zum Erfolg!<br />

www.roman-szeliga.com


56 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


HUMAN<br />

CAPITAL<br />

DIE WAHREN HERAUSFORDERUNGEN<br />

MODERNER UNTERNEHMEN<br />

TEIL 2 von 2<br />

Employer Branding - Demografischer Wandel - Generation Y – Lernarchitekt.<br />

Was sich alles ändert, warum wir neue Trainings- und Personalentwicklungsansätze<br />

brauchen und wie wir darauf reagieren können.<br />

von Dr. Helmut Fuchs<br />

„<br />

Der klassische strebsame Aufstieg in der Firmenhierarchie<br />

ist nicht mehr cool. Nicht nur Berufseinsteiger,<br />

auch immer mehr gestandene Manager<br />

verzichten lieber auf beruflichen Glanz als<br />

auf ihr Privatleben“, schreibt Spiegel Online und<br />

beruft sich auf eine Studie des Managermagazins zu alternativen<br />

Karrierewegen. (Karrierespiegel 20.7.12)<br />

Karriere muss vermutlich in deutschen Unternehmen neu definiert<br />

werden; hier wachsen die Zweifel am klassischen hierarchischen<br />

Erfolgsmodell - Aufstieg um jeden Preis. Eine solche<br />

Karriere erscheint vielen zu starr. Zu hoher Druck, zu starke Belastung<br />

und wenig Zeit für Work-Life-Balance oder die Familie<br />

und Freunde.<br />

Immer mehr Mitarbeiter suchen nach alternativen Karrierewegen<br />

wie der Expertenlaufbahn oder Arbeitszeitreduzierung.<br />

„Gerade unter Jüngeren, die an ihren Eltern sehen, wie<br />

anstrengend Karriere sein kann, ist der klassische Weg einfach<br />

nicht mehr cool“, sagt der Wirtschaftspsychologe Prof.<br />

Dr. Heinrich Wottawa von der Universität Bochum. Nach einer<br />

Umfrage des deutschen Führungskräfteverbands (ULA 2012)<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 57


„Genration Y ist im Berufsalltag angekommen.“<br />

sehen 80 Prozent der befragten Fach- und Führungskräfte<br />

den Wunsch nach echter Work-Life-Balance bei den aktuellen<br />

Berufseinsteigern als „stark ausgeprägt“. Fast zwei Drittel zeigen<br />

die Bereitschaft, berufliche Ziele über private Belange zu<br />

stellen, nur als „schwach ausgeprägt“. Die Genration Y ist im<br />

Berufsalltag angekommen.<br />

Ich will alles - und zwar jetzt gleich.<br />

Familienzeit und rechtzeitig Feierabend. Berufliche Ausrichtung<br />

plus Freude plus Sinn plus Vertrauen plus Geborgenheit.<br />

Diesen Anspruch verfolgen sie nach Hurrelmann auch kompromisslos.<br />

(Spiegel Online 11.März 2013)<br />

Mit dem Begriff Generation Y - aus der Soziologie kommend<br />

- wird eine Gruppe von etwa zwischen 1985 und 1990 geborenen<br />

Menschen eingegrenzt, die als Nachfolgegeneration der<br />

Baby-Boomer und der Generation X gelten.<br />

Diese neue, technologisch meist gut ausgebildete Generation<br />

startet oft mit Bachelor-<br />

oder Masterabschluss<br />

in die Berufskarriere. Ihre<br />

Haltungen und Ansichten<br />

sind ebenso wie ihre Art zu<br />

Arbeiten schlichtweg „anders“.<br />

So arbeiten sie meist<br />

lieber in virtuellen Teams als<br />

in klassischen Hierarchien.<br />

Arbeitsfreude, sinnerfülltes<br />

Wirken, Identifikation mit<br />

dem Unternehmen und den Zielen des Unternehmens werden<br />

wichtiger und treten an die Stelle von Geld, Status und Prestige.<br />

Der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann nennt die<br />

Generation, die Deutschland verändert, die dritte Generation<br />

nach 1945. Für ihn waren da die Skeptiker der Nachkriegsjahre,<br />

ernste, von Trauma und Entbehrung gezeichnete Trümmermenschen.<br />

Nachdem sie mit Fleiß, Disziplin und Arbeitswut<br />

den Aufbau bewältigt hatten, kam die von Florian Ilies so treffend<br />

beschriebene Generation Golf auf die gut ausgestattete<br />

Bühne. Ihre Vertreter sind kämpferisch und konsumorientiert,<br />

repräsentabel und busy. Jetzt also die Generation Y. Diese hat<br />

laut Hurrelmann erfahren: Alles ist möglich, alles ist ständig im<br />

Fluss, nichts bleibt, wie es einmal war. Die Y-Vertreter sind mit<br />

unzähligen Optionen groß geworden, im Alltag und im Internet.<br />

Von Anfang an mussten sie »biografisches Selbstmanagement«<br />

betreiben, wie Hurrelmann es nennt, und sich stärker<br />

um sich selbst kümmern. Ihr Problem sind nicht die Grenzen,<br />

sondern es ist die Grenzenlosigkeit. Ihr Anspruch ist hoch:<br />

„Die Devise ‚Karriere oder<br />

Job über alles‘ gilt bei Vielen<br />

anscheinend schon längst nicht<br />

mehr.“<br />

Die Abkehr von traditionellen Karrieremustern macht aber<br />

nicht bei der Jugend halt. Zwei Drittel der befragten Manager<br />

und Experten gaben in der ULA-Studie an, ihr Wille, sich<br />

mehr Zeit für Familie und Privatleben zu nehmen, sei in den<br />

vergangenen fünf Jahren deutlich gewachsen. Der Wunsch<br />

nach einem hierarchischen<br />

Aufstieg ist dagegen bei 59<br />

Prozent deutlich schwächer<br />

geworden.<br />

Die Devise „Karriere oder<br />

Job über alles“ gilt bei Vielen<br />

anscheinend schon längst<br />

nicht mehr: Nur knapp ein<br />

Drittel glaubt, dass höheres<br />

Gehalt und ein Plus an Verantwortung<br />

ausgleichen können, dass man mehr Zeit auf der<br />

Arbeit verbringt und seine Familie weniger sieht.<br />

„Führungskräfte von heute suchen den Erfolg, kennen aber<br />

auch den Preis: hoher Leistungsdruck und wenig Zeit fürs<br />

Privatleben“, zitiert das Managermagazin den ULA-Hauptgeschäftsführer<br />

Ludger Ramme. „Der Verzicht auf einen weiteren<br />

Karrieresprung und die Konzentration auf gute fachliche<br />

Arbeit sind ein naheliegender Weg, die Belastung wenigstens<br />

konstant zu halten.“ So gibt ein Viertel der Befragten an, schon<br />

einmal eine Führungsposition abgelehnt zu haben, die mit<br />

mehr Führungsverantwortung verbunden war.<br />

Hier wird deutlich, was im Doppelpack mit dem Fachkräftemangel<br />

auf die Unternehmen zukommt und warum ein gutes<br />

Employer Branding nicht nur schmuckes Beiwerk ist, sondern<br />

zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Zukunftsorientierung<br />

unabdingbar sein wird. Große Unternehmen stellen<br />

sich dieser Herausforderung bereits erfolgreich.<br />

58 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Erfolgreiche Arbeitgeberpositionierung<br />

am Beispiel der Techniker Krankenkasse<br />

Der Überraschungseffekt war durchaus gewünscht<br />

und erhofft. Als die Techniker Krankenkasse<br />

- TK-Mitte 2008 begann, sich mit<br />

dem Thema Employer Branding intensiver zu<br />

beschäftigen, sahen die Auftritte im Personalmarketing<br />

zum größten Teil austauschbar<br />

aus.<br />

Zahlreiche fröhliche Menschen in mehr oder<br />

weniger realistischen Arbeitssituation waren<br />

zentraler Bestandteil der Kommunikationsauftritte.<br />

Es war daher ein Anspruch und<br />

das Ziel, sich mit einem etwas anderen bzw.<br />

differenzierenden Auftritt vom Markt abzuheben,<br />

um der Gleichartigkeit zu entfliehen<br />

und Aufmerksamkeit zu erzeugen.<br />

Dies geschah immer unter einer Voraussetzung:<br />

Dass die Arbeitgebermarke der TK authentisch<br />

und ehrlich widerspiegelt, was es<br />

bedeutet und wie es ist, bei der TK zu arbeiten<br />

und welche Haltung jemand mitbringen<br />

muss, der dort arbeitet.<br />

Dr. Helmut Fuchs<br />

Cheftrainer der Trainer-Akademie München<br />

Dr. Helmut Fuchs, Cheftrainer und Programmentwickler<br />

der TAM-Trainer Akademie München, entwickelte die<br />

Ausbildung zum TAM-Businesstrainer und zum TAM-<br />

Lernarchitekten und ermutigt, inspiriert und lädt mit<br />

seinem „psychologischen Kabarett“ Unternehmen,<br />

Organisationen und Individuen ein, den längst<br />

überfälligen Paradigmenwechsel im Verständnis von<br />

Lernen und Veränderung einzuleiten.<br />

www.trainer-akademie.de<br />

www.helmutfuchs.de<br />

Bei der TK hat man sehr gute Erfahrung mit<br />

einer frühzeitigen Einbindung der Kommunikations-<br />

und Marketingabteilung gemacht.<br />

Es hat sich nicht um ein „geheimes Personalprojekt<br />

im Hinterzimmer“ gehandelt,<br />

sondern um ein Gemeinschaftsprojekt, dass<br />

durch unternehmensweite Transparenz und<br />

Mitarbeitereinbindung gekennzeichnet war.<br />

Damit Employer Branding zu einer zentralen<br />

Themenplattform in der strategischen Markenführung<br />

werden kann, muss es raus aus<br />

der Nische und hin zu einem Dreiklang aus<br />

HR, Marketing und Kommunikation. Auch<br />

der Gedanke der Einbeziehung des Vertriebs<br />

zur Ausweitung der Touchpoints zur Kommunikation<br />

war der TK wichtig.<br />

Insgesamt sollte eine intensive Abstimmung<br />

erfolgen, um eine von den Mitarbeitern getragene<br />

und unternehmensweit akzeptierte<br />

Strategie entwickeln zu können.


„Die Strategie stellt die Eckpfeiler und<br />

Rahmenbedingungen für die Kreation da.“<br />

Die Innen-Analyse des Employer Brandings<br />

hat die TK deshalb auf eine breite<br />

Basis gestellt:<br />

• Interviews mit Führungskräften<br />

aus Personal und Recht<br />

• Gruppendiskussionen mit Führungskräften<br />

aus der ersten<br />

Berichtsebene und regionalen<br />

Dienststellenleitern<br />

• Gruppendiskussionen mit Professionals<br />

• Gruppendiskussionen mit Young<br />

Professionals<br />

• Gruppendiskussionen mit Auszubildenden<br />

verschiedener Ausbildungsberufe<br />

und Jahrgänge<br />

• Gruppendiskussionen mit externen<br />

Fokusgruppen (Schüler, Studenten<br />

und Professionals)<br />

Insgesamt haben etwa 70 Kollegen der<br />

TK in Einzelgesprächen und Gruppendiskussionen<br />

Interviews geführt, um<br />

eine identitätsbasierte Entwicklung der<br />

Arbeitgebermarke sicherzustellen, getreu<br />

dem Motto: „Employer Branding<br />

wächst von innen.“<br />

Die wichtigsten Lerneffekte in der Entwicklung<br />

eines Kreativkonzeptes beschreibt<br />

Nils Becker, Projektleiter Employer<br />

Branding der TK, wie folgt:<br />

„Eine gute und belastbare Strategie im<br />

Vorfeld der Entwicklung ist eine der<br />

Grundvoraussetzungen für ein gutes<br />

Kreativkonzept. Die Strategie stellt die<br />

Eckpfeiler und Rahmenbedingungen<br />

für die Kreation da. Bei der Visualisierung<br />

der Strategie im Rahmen des<br />

Kreativkonzeptes sollten alle Ideen am<br />

Anfang berücksichtigt und auch zugelassen<br />

werden. Hierbei sollten die<br />

Ideen medienneutral entwickelt werden<br />

und interdisziplinäres Denken im<br />

Mittelpunkt stehen. Die Entwicklung<br />

des Kreativkonzeptes ist einer der anspruchsvollsten<br />

Projektschritte, da hier<br />

das Ergebnis erstmalig sichtbar und<br />

fassbar wird.“<br />

Auf dem Absolventenkongress 2009<br />

in Köln hat die TK eine sehr einfache<br />

und pragmatische Mini-Markforschung<br />

durchgeführt und zahlreiche Gespräche<br />

mit den Besuchern zur Arbeitgeberpositionierung<br />

geführt. Die Reaktionen<br />

der Kongressbesucher waren interessant,<br />

inspirierend, aussagekräftig<br />

und durchweg positiv, so Nils Becker.<br />

Die „smiley people“ hat keiner vermisst,<br />

gerade die ungewöhnliche Darstellung<br />

der Botschaften der TK-Arbeitgeberpositionierung<br />

mit den „Wortmenschen“<br />

wurde sehr positiv und einladend bewertet<br />

und machte neugierig - siehe<br />

Abbildung.<br />

Beispiel für vernachlässigtes Employer<br />

Branding und die Konsequenzen<br />

Das Beratungsunternehmen Rochus<br />

Mummert befragte 100 Geschäftsführer,<br />

Verwaltungsleiter und Direktoren<br />

deutscher Krankenhäuser und stellte<br />

fest, dass zwischen dem Anspruch, sich<br />

dem demografischen Wandel mit allen<br />

Facetten zu stellen und der Alltagswirklichkeit<br />

große Lücken klaffen. So sehen<br />

sich lediglich 33% der Klinikchefs dafür<br />

gut vorbereitet. Nur eine knappe Mehrheit<br />

gibt der eigenen Wirkstätte die<br />

Schulnote 3, also „befriedigend“, und<br />

jeder Zehnte eine 4, also „ausreichend“.<br />

Deutlich besser bewerteten sie Punkte<br />

wie Qualitätsmanagement und Wirtschaftlichkeit.<br />

Betont wurde, das Thema demografischer<br />

Wandel sei ihnen „wichtig“ oder<br />

sogar „sehr wichtig.“<br />

Fazit der Studie: Krankenhäuser sind für<br />

die Zukunft schlecht vorbereitet. Es fehlen<br />

die Konzepte. Ein Grund dafür ist sicher<br />

Zeitnot, die in deutschen Krankenhäusern<br />

eklatant zunimmt. Aufgrund<br />

der zu erwartenden Arbeitsatmosphäre<br />

– 70 Stunden-Woche, stark hierarchische<br />

Arbeits-und Führungsstrukturen,<br />

schlechte Bezahlung - wollen immer<br />

weniger Ärzte in deutschen Krankenhäusern<br />

arbeiten und ziehen es vor,<br />

sich in die Schweiz oder nach England<br />

zu orientieren.<br />

Das trifft die Krankenhäuser hart, man<br />

scheint den demografischen Wandel<br />

tatsächlich verschlafen zu haben.<br />

Es ist daher dringend geboten, gegenzusteuern<br />

und auf Personalentwicklung<br />

und Arbeitgebermarketing zu<br />

setzen. Um Leistungsträger zu halten<br />

und, noch wichtiger, zunächst zu bekommen,<br />

müssen die Verantwortlichen<br />

in Personalentwicklung und -bindung<br />

investieren. Hier wird deutlich, dass<br />

auch im Gesundheitswesen das Employer<br />

Branding, also die Entwicklung<br />

einer Arbeitgebermarke mit klar abgegrenztem<br />

Profil, immer wichtiger wird.<br />

Eine Antwort auf die Frage, warum die<br />

60 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Generation Y nach dem Studium ausgerechnet an diesem Krankenhaus<br />

arbeiten sollte, bedarf einer deutlichen Antwort.<br />

Statt weitere, teilweise unnütze, abenteuerliche Investitionskosten in<br />

immer neuere und immer teurere Technologien zu platzieren, muss in<br />

die Weiterbildung und das Personalmanagement - flankiert durch Employer<br />

Branding - investiert werden. Ob’s klappt - wir Patienten wollen<br />

es hoffen.<br />

Perspektiven für Employer Branding<br />

Es ist Bewegung im Markt. Großunternehmen der Pharmazie wie z.B. Orthomol,<br />

der Automobilindustrie - verstärkt bei der BMW-Group, Mercedes-Benz,<br />

Audi und VW und der Lufthansa und nicht wenigen anderen<br />

Dax-Unternehmen zeigen, wo es hingehen kann. Ein fast vakuumähnlicher<br />

Zustand zeigt sich mir im öffentlichen Dienst, im Gesundheitswesen<br />

und vor allem im Mittelstand.<br />

Hier sind wohl dringend nicht nur Aufklärungsarbeit und Informationsveranstaltungen<br />

notwendig, hier muss kurzfristig gehandelt werden<br />

und hier sind auch die Verbände, wie z.B. der BVMW, oder der Führungskräfteverband<br />

aufgerufen, schnellstens Konzepte zu entwickeln, um die<br />

klassische Weiterbildungsarbeit zu unterstützen und entsprechende<br />

Programme zu initiieren.<br />

Auch die politischen und berufspolitischen Anstöße müssen vorangetrieben<br />

werden. Der Schulterschluss von Marketing und HR, oder HRM<br />

beim Employer Branding, passt für mich hervorragend in die Vorstellung<br />

von lernenden Organisationen und ich freue mich, dass wir seitens<br />

der TAM- Trainer Akademie München schon frühzeitig mit unserer<br />

Führungskräfteausbildung und dem Konzept „Vom Managementtrainer<br />

zum Lernarchitekten“ adäquat reagiert haben. Gerade im Weiterbildungsmarkt<br />

laufen viele Fäden zusammen und es wird spannend werden,<br />

zu beobachten und mitzugestalten, wo der Zug hinfährt.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Begrifflichkeiten „Demografischer Wandel“, „Generation Y“ und „Employer<br />

Branding“ markieren eine spannende Entwicklung für Unternehmen<br />

und im Speziellen - was mich freut - für das Personalmanagement<br />

und die gesamte Weiterbildungsbranche, die sich auch durch neue Konzepte,<br />

Tools und Perspektiven der Herausforderung stellen muss und<br />

wird. Vielleicht gelingt es, in der Verzahnung der Hochschulen mit der<br />

Praxis einige der durchaus vorhandenen Lösungen zu implementieren.<br />

Wir sind dabei - wie steht´s mit Ihnen?<br />

***<br />

Dr. Helmut Fuchs<br />

„Statt weitere,<br />

teilweise unnütze,<br />

abenteuerliche<br />

Investitionskosten<br />

in immer neuere<br />

und immer teurere<br />

Technologien zu<br />

platzieren, muss in die<br />

Weiterbildung und das<br />

Personalmanagement<br />

- flankiert durch<br />

Employer Branding -<br />

investiert werden.“<br />

Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 61


IMPRESSUM<br />

Zukunft - Training<br />

TAM-Edition Verlag in Zusammenarbeit mit der Trainer-Akademie München. Als Mitherausgeber treten die<br />

Autoren der namentlich gekennzeichneten redaktionellen Beiträge auf.<br />

Die Redaktion kann trotz sorgfältiger Recherchen und Überprüfung der zugrunde liegenden Quellen keine Gewähr für den Inhalt<br />

übernehmen. Jegliche Haftung für aus der Berichterstattung entstandene Schäden ist ausgeschlossen.<br />

Torstraße 37, 10119 Berlin, Telefon +49 151 511 84312, redaktion@zukunfttraining.de,<br />

anzeigen@zukunfttraining.de, Herausgeber: Frederic M. Fuchs Chefredaktion: Dr. Helmut Fuchs<br />

Lektorat Lilli Iliev Layout und Gestaltung: p5 media, Leicht+Luftig, Zukunft-Training<br />

62 http://zukunfttraining.de/agbs<br />

| Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


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Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 63


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