ZT | Ausgabe 35 — Q4/2015
Der Chief Presentation Officer - Mehr Power mit innovativen Präsentationen
Der Chief Presentation Officer - Mehr Power mit innovativen Präsentationen
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<strong>35</strong><br />
4. Quartal <strong>2015</strong><br />
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BUSINESS • LIFESTYLE • KNOWLEDGE<br />
Begeisterung<br />
Das Doping fürs Gehirn<br />
Das Urwald-System<br />
Was wir vom Urwald über moderne<br />
Unternehmensführung lernen können<br />
Bestseller<br />
So pushen Sie Ihr Buch zum Erfolg<br />
PR und Marketing für Autoren<br />
Hirte oder Supermann?<br />
Warum die Zeit der Rampenlicht-<br />
Führungshelden vorbei ist<br />
Besser Präsentieren<br />
<strong>ZT</strong> im Interview mit dem Chief<br />
Presentation Officer Matthias Garten<br />
Starke Marke, Starke Wirkung<br />
Rein in die Medien und ran an den Auftrag<br />
DER<br />
CHIEF PRESENTATION<br />
OFFICER<br />
MEHR POWER MIT INNOVATIVEN PRÄSENTATIONEN<br />
MATTHIAS GARTEN<br />
EXPERTE FÜR INNOVATIVES PRÄSENTIEREN
Weiterbildung für Unterwegs!<br />
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36 <strong>Ausgabe</strong>n Zukunft-Training<br />
207 Fachartikel<br />
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editorial<br />
Let the show begin<br />
Apple hat es vergangenen Dienstag wieder vorgemacht. Neue iPhones, neue iPads, neues<br />
AppleTV. Die Medien stürzen sich auf die neuen Produkte, Testberichte und Reviews fluten<br />
sämtliche soziale Netzwerke. Es scheint als könne man sich dem Trubel nicht entziehen.<br />
Doch warum hält die Welt nicht für andere Produktvorstellungen, wie von Samsung oder<br />
Microsoft, den Atem an? Das Geheimnis liegt in der Art und Weise wie Apple seine Produkte<br />
vorstellt.<br />
Die Dramaturgie einer Apple-Keynote gleicht der eines Kinofilms, wie die amerikanische<br />
Präsentations-Designerin Nancy Duarte es in ihrem TED-Talk entschlüsselt:<br />
http://www.ted.com/talks/nancy_duarte_the_secret_structure_of_great_talks<br />
Frederic M. Fuchs<br />
Herausgeber<br />
Zukunft-Training<br />
zukunfttraining.de/team<br />
@zukunfttraining<br />
Unsere Titelstory kommt von einem, der wissen muss wie es geht. Der Chief Presenation<br />
Officer Matthias Garten ist Experte für innovatives Präsentieren und erklärt uns in seinem<br />
Beitrag (S.6) worauf es in einer guten Präsentation ankommt.<br />
Um den Zuschauer in den Bann zu ziehen, muss er begeistert werden. Eine Eigenschaft, die<br />
besonders häufig bei Kindern zu beobachten ist, seltener aber bei Erwachsenen. Doch wann<br />
und warum verlieren wir eigentlich diese bemerkenswerte Eigenschaft? Wir haben Prof. Dr.<br />
Gerald Hüther, einen der führenden Experten für diese Thematik, eingeladen, uns in die<br />
Geheimnisse der Begeisterung einzuführen: Das Doping fürs Gehirn (S.14).<br />
Wie in jedem Heft haben wir unsere Titelpersönlichkeit zum Interview gebeten. In dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> verrät uns Matthias Garten einige Details aus seinem Leben und seine Einschätzung,<br />
wohin sich Präsentationen zukünftig entwickeln werden (S42). Erstmalig wurde das<br />
Interview von unserer guten Freundin und Kooperationspartnerin, der PR-Expertin Monika<br />
B. Paitl durchgeführt (communications9). Wir freuen uns sehr mit Dir zusammenzuarbeiten,<br />
liebe Monika.<br />
Freuen Sie sich auf weitere spannende Artikel zu den Themen Führung, Kommunikation und<br />
Marketing von Richard Gappmayer, Elmar Weixlbaumer, Monika B. Paitl, Bettina Stark<br />
und Falk S. Al-Omary. Eine sehr gelungene <strong>Ausgabe</strong> mit Experten, die sowohl inhaltlich als<br />
auch menschlich hervorragend sind.<br />
Herzlichst<br />
Frederic M. Fuchs Berlin, 15. September <strong>2015</strong>
INHALT<br />
18 14<br />
28<br />
06<br />
22<br />
48 36<br />
Fotocredits<br />
Die verwendeten Fotos stammen von<br />
fotolia.de, pixeden.de oder aus dem<br />
privaten Archiv unserer Autoren.<br />
Kontakt<br />
Web<br />
Anzeigen<br />
Redaktion<br />
Mediadaten<br />
www.zukunfttrainining.de<br />
anzeigen@zukunfttraining.de<br />
redaktion@zukunfttraining.de<br />
www.zukunfttraining.de/mediadaten.pdf<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
TAM-Edition Verlag<br />
Trainer-Akademie München<br />
Coverfoto<br />
Matthias Garten<br />
Copyright: Matthias Garten<br />
4 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
<strong>35</strong>. <strong>Ausgabe</strong> <strong>—</strong> 4. Quartal <strong>2015</strong><br />
06<br />
Der Chief Presentation Officer<br />
Mehr Power mit innovativen Präsentationen<br />
von Matthias Garten<br />
14<br />
Begeisterung - Das Doping fürs Gehirn<br />
Was wir von unseren Kindern lernen können<br />
42<br />
36 50<br />
22<br />
28<br />
36<br />
42<br />
50<br />
von Prof. Dr. Gerald Hüther<br />
Das Urwald-System<br />
Was wir vom Urwald über moderne<br />
Unternehmensführung lernen können<br />
von Bettina Stark<br />
Bestseller<br />
So pushen Sie Ihr Buch zum Erfolg -<br />
PR und Marketing für Autoren<br />
Im Gespräch mit Monika Paitl & Elmar Weixlbaumer<br />
Hirte oder Supermann?<br />
Warum die Zeit der Rampenlicht-Führungshelden<br />
vorbei ist<br />
von Richard Gappmayer<br />
Besser Präsentieren<br />
<strong>ZT</strong> im Interview mit dem Chief<br />
Presentation Officer Matthias Garten<br />
Interview<br />
Starke Marke, Starke Wirkung<br />
Rein in die Medien und ran an den Auftrag<br />
von Falk S. Al-Omary<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 5
6 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
DER<br />
CHIEF PRESENTATION<br />
OFFICER<br />
MEHR POWER MIT INNOVATIVEN PRÄSENTATIONEN<br />
Ob gegenüber Kunden oder dem eigenen Team: Um sein Anliegen durchzusetzen, muss<br />
man es zunächst überzeugend präsentieren können. Doch seit dem ersten gähnend<br />
langweiligen Referat des Mitschülers in der Grundschule weiß jeder; Interesse oder gar<br />
Begeisterung beim Präsentieren zu wecken ist eine Kunst für sich. Die gute Nachricht: Man<br />
kann sie lernen. Was es bedeutet, sich innovativ zu präsentieren, wann und wo das Sinn<br />
macht und wie es sich trainieren lässt, erklärt der Präsentations-Experte Matthias Garten.<br />
von Matthias Garten<br />
Wir lesen und hören immer wieder von den<br />
5As – angenehm-anders-als-alle-anderen.<br />
Das lässt sich auf alle Bereiche, die mit einem<br />
Vortrag zu tun haben, anwenden.<br />
Also auf den Inhalt, die Visualisierung, die<br />
Inszenierung und den personalen Auftritt mit Rhetorik, Stimme,<br />
Körpersprache, Outfit, u.v.m. Wenn wir uns von anderen<br />
unterscheiden, erzeugen wir Aufmerksamkeit. Auf diese Weise<br />
bleiben wir besser im Gedächtnis haften und können dadurch<br />
besser bestimmte Ziele, die wir mit der Präsentation<br />
verbinden, erreichen. Damit heben Sie sich etwa im Verkauf<br />
von den Mitbewerbern ab, Sie begeistern Ihre Zuschauer bei<br />
einer Konferenz oder Sie trainieren Ihre Teilnehmer im Seminar<br />
nachhaltiger. So fällt derjenige bei einer Konferenz auf, der<br />
frei redet und im Gegensatz zu den anderen Referenten keine<br />
Leinwandfolien verwendet. Aber es fällt auch derjenige auf,<br />
der im Kontrast zu den anderen eine absolut innovative Leinwanddarstellung<br />
hat. Beides funktioniert.<br />
Innovativ präsentieren ist eine Möglichkeit, um sich von anderen<br />
auf eine noch nie da gewesene Art abzuheben. Innovation<br />
ist sozusagen ein Spezialfall der 5As.<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 7
»Man sollte innovativ präsentieren, wo immer es sich anbietet.«<br />
Nicht immer ist innovatives Präsentieren gut. So ist es zum<br />
Beispiel bei einer Betriebsversammlung, bei der es um Entlassungen<br />
geht, sicherlich keine gute Idee, mit einer neuartigen<br />
Präsentationsidee daher zu kommen. Wahrscheinlich sogar<br />
kontraproduktiv. Hier geht es dann eher darum, Empathie zu<br />
zeigen und dennoch sein Ziel im Auge zu behalten.<br />
Die andere Art zu präsentieren passt immer dann, wenn ich<br />
etwas Neues zeigen will und Menschen dafür begeistern<br />
möchte. Denken Sie zum Beispiel an ein neues Produkt, eine<br />
neue Dienstleistung, eine neue Strategie, einen Imagewandel,<br />
ein Change. Das Neue ist nicht immer im Inhalt zu erkennen,<br />
sondern auch in der Verpackung des Inhalts, also der Visualisierung<br />
und der Inszenierung.<br />
Wie können Sie neu präsentieren?<br />
Hierfür gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Vor einigen Jahren<br />
kam ein Unternehmen in unsere Präsentationsagentur, das<br />
im Bereich der Betriebsgastronomie aktiv war. Gesucht wurde<br />
Unterstützung bei der Präsentation des Leistungsportfolios<br />
vor potentiellen Neukunden. Im ersten Schritt legten wir das<br />
Ziel fest, die Gewinnung neuer Kunden, und beschäftigen uns<br />
im Anschluss ausgiebig mit der Zielgruppe. Zu dieser zählten<br />
Einkäufer, aber auch Entscheider, denen das Wohl der Mitarbeiter<br />
am Herzen lag. Für die weitere Vorgehensweise nutzten<br />
wir die Presentation-Booster-Methode. Dabei geht es darum,<br />
Zielgruppen in verschiedene Typen zu unterteilen und daraus<br />
Rückschlüsse auf Inhalt, Argumentation, Visualisierung,<br />
Inszenierung, etc. zu schließen. Bei unserer<br />
Analyse fanden wir heraus, dass unser Kunde vor<br />
zwei Typen von Menschen präsentieren musste.<br />
Die einen waren sehr stark auf Zahlen, Daten<br />
und Fakten fokussiert. Wir nennen diese<br />
Gruppe die limbisch blauen Typen. Und auf<br />
der anderen Seite fanden sich Kundentypen,<br />
die eine starke soziale und kommunikative<br />
Komponente aufwiesen. Wir nennen diese<br />
Gruppe limbisch grüne Typen.<br />
Typen abholen und dann die Blauen. Für die Grünen wollten<br />
wir das Wohlfühlen darstellen und anschließend die Blauen<br />
mit präzisem Zahlenwerk und sachlicher Logik überzeugen.<br />
Das Unternehmen war sehr innovativ eingestellt, hatte immer<br />
wieder neue Ideen und begeisterte damit ihre Kunden. Es bot<br />
sich also an, innovativ zu präsentieren. Die Innovation beinhaltete<br />
verschiedene Elemente. Wir bauten zum Beispiel an<br />
der Stelle, wo es um die Kaffeebar ging, starke Bilder aus Italien<br />
ein, unterstützen das Ganze mit italienischer Musik und als<br />
Highlight blies ein kleines Gerät Kaffeeduft in den Raum und<br />
dazu wurde frischer Kaffee gereicht. Das Innovative war der<br />
Kaffeeduft, denn im Normalfall duftet ein Kaffee nur sehr kurz.<br />
Allein dieses Detail reichte aus, um die Wohlfühltypen zu begeistern.<br />
Die Firma war mit der Präsentation sehr erfolgreich.<br />
»Innovativ präsentieren ist<br />
eine Möglichkeit, um sich von<br />
anderen auf eine noch nie<br />
da gewesene Art abzuheben.<br />
Innovation ist sozusagen ein<br />
Spezialfall der 5As.«<br />
Wir überlegten uns, die Struktur der Präsentation<br />
in zwei Teile zu splitten. Erst wollten wir die grünen<br />
8 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
Überlegen Sie, wie Sie mit allen Sinnen<br />
präsentieren können!<br />
Ein Beispiel: Sie sind in der Finanzdienstleistung<br />
und wollen Menschen überzeugen.<br />
Neben Ihrer Multimediapräsentation, bauen<br />
Sie doch an einer Stelle im Vortrag zum<br />
Beispiel eine Verkaufshilfe zum Anfassen für<br />
jeden Teilnehmer ein. Das könnte ein Baukasten<br />
ähnlich einem 3D-Puzzle oder einer<br />
Legofigur mit verschiedenen Versicherungsprodukte<br />
sein. Während Ihres Vortrags bauen<br />
Sie dann die gesamte Palette an Produkten<br />
mit dem Zuschauer gemeinsam auf.<br />
In einem anderen Fall kam eine internationale<br />
Unternehmensberatung auf uns zu und<br />
wollte ihre neue Strategie auf innovative Art<br />
vorstellen. Üblicherweise führt das zu Folienschlachten<br />
mit hohem Detaillierungsgrad.<br />
Ziel war es, die Mitarbeiter dafür zu begeistern.<br />
Im ersten Schritt schauten wir uns die<br />
üblichen Präsentationen an, die bei solchen<br />
Anlässen in der Vergangenheit im Unternehmen<br />
gehalten wurden. Aus der Analyse<br />
erkannten wir, dass die Visualisierung in der<br />
Regel mit sehr gut aufgehübschten Folien<br />
gestaltet war. Der Kunde wünscht sich etwas<br />
absolut neuartiges, etwas, das psychologisch<br />
unterbewusst wirken sollte. Zufällig<br />
hatten wir gerade eine Gamedesignerin<br />
eingestellt, die Ideen aus dem Bereich der<br />
Computerspiele in unsere Überlegungen<br />
einbrachte. Mit Hilfe von Elementen aus<br />
Spielen, so genannten Micro-Gadgets, sollte<br />
die Präsentation anders aussehen als alles<br />
andere. Obwohl das spielerische Tun und<br />
das strategische Vorgehen im ersten Moment<br />
nicht zusammenpassten, schafften wir<br />
es dennoch, eine innovative Präsentation zu<br />
gestalten. Unterm Strich war die Präsentation<br />
ein Riesenerfolg, weil so etwas niemand<br />
vorher gewagt hatte.<br />
Matthias Garten<br />
Experte für innovatives Präsentieren<br />
Dipl.-Wirtsch.-Informatiker Matthias Garten ist der<br />
Experte für innovatives Präsentieren im deutschsprachigen<br />
Raum. Er ist Unternehmer, Trainer, Professional<br />
Speaker GSA (SHB), mehrfacher Buchautor (1x Bestseller),<br />
Präsentationscoach, Organisator des weltweit<br />
einzigartigen Presentation-Bootcamps und Herausgeber<br />
eines Trendreports für Präsentationen.<br />
1993 gründete er die Präsentationsagentur smavicon<br />
Best Business Presentations, die bislang über 15.000<br />
Präsentationen für über 150 Branchen unterstützt hat.<br />
Mit Hilfe von smavicon entwickelte er immer wieder<br />
innovative Präsentationslösungen oder war an Entwicklungen<br />
beteiligt. 2009 führte er das Präsentationsprogramm<br />
Prezi in D-A-CH ein.<br />
Matthias Garten wurde als Mitglied im Club 55 (Vereinigung<br />
der europäischen Verkaufs- und Marketingexperten)<br />
aufgenommen und trägt das Gütezeichen der<br />
Erfolgsgemeinschaft Klein. Seit 2009 gehört er zu den<br />
Top100 Trainern, von 2004-2008 war er bei Top100<br />
Speaker gelistet.<br />
Das Who-is-Who der deutschen Wirtschaft, internationale<br />
Konzerne wie Allianz, Merck, Nestlé, Paramount,<br />
und TOP-Referenten wie Martin Limbeck lassen sich<br />
von ihm und seinem Team unterstützen, beraten, coachen<br />
und trainieren, weil sie ideenreicher, innovativer,<br />
effektiver präsentieren wollen und um state-of-theart<br />
im Bereich Präsentationen zu sein.<br />
www.smavicon.de<br />
Die Präsentation wurde zum Flurgespräch im<br />
Unternehmen. Damit blieb die Botschaft des<br />
Referenten auch nachhaltig im Gedächtnis<br />
und die neue Strategie konnte erfolgreich<br />
gestartet werden.
»Nutzen Sie starke visuelle und auditive Eindrücke, um eine Stimmung zu erzeugen.«<br />
Seien Sie kreativ bei Ihren<br />
Überlegungen.<br />
Was passt auf den ersten Blick überhaupt<br />
nicht zusammen und könnte gerade<br />
deshalb reizvoll sein? Was sind Gegenteile?<br />
Etwa: Wenn alle mit farbigen<br />
Folien präsentieren, vielleicht<br />
nutzen Sie dann die<br />
schwarz/weiß-Darstellungen.<br />
Oder: Wenn alle mit<br />
einem großen Bild und<br />
kurzem Text präsentieren,<br />
vielleicht nutzen Sie überhaupt<br />
keine Bilder und<br />
visualisieren nur mit typografischen<br />
Effekten. Wenn alle die typische Folienform,<br />
also das 4zu3-Format nutzen,<br />
vielleicht nutzen Sie dann kreisrunde<br />
Folien.<br />
Bei einem weiteren Kunden ging es<br />
darum, neue Produkte zu launchen<br />
und dazu die Zuschauer in bestimmte<br />
Stimmungen zu bringen, etwa Entspannung,<br />
Aktion, Wohlfühlen oder<br />
auch Begeisterung. Wir nutzten dafür<br />
kleine Stimmungs-Videos, so genannte<br />
Moodos. Dabei handelt es sich um<br />
relativ unscheinbare Videoclips, die<br />
aber unterbewusst die Stimmung der<br />
Zuschauer beeinflussen. Das war für die<br />
»Wir erleben heute zunehmend,<br />
dass Zuschauer und Teilnehmer in<br />
ihr Smartphone schauen und dem<br />
Vortrag nur noch halb folgen.«<br />
Zuhörer ungewohnt und neu und löste<br />
genau die Gefühle aus, die wir erzeugen<br />
wollten.<br />
Überlegen Sie, in welchen Zustand<br />
der Zuschauer gebracht werden soll.<br />
Nutzen Sie starke visuelle und auditive<br />
Eindrücke, um eine Stimmung zu erzeugen.<br />
Ihre Stimme spielt eine wichtige<br />
Rolle dabei, denn Stimme macht Stimmung.<br />
Aber auch die Visualisierung, die<br />
Raumatmosphäre und Ihr Inhalt tragen<br />
dazu bei.<br />
Wir erleben heute zunehmend, dass<br />
Zuschauer und Teilnehmer<br />
in ihr Smartphone<br />
schauen und dem Vortrag<br />
nur noch halb folgen. Für<br />
einen Kunden überlegten<br />
wir daher, wie es möglich<br />
ist, dieses Phänomen zu<br />
nutzen. Wir entwickelten<br />
die so genannten „Augmented<br />
Impact Presentations“. Der Zuschauer<br />
wird aufgefordert, an bestimmten<br />
Stellen im Vortrag sein mobiles Endgerät<br />
auf die Leinwand zu richten und<br />
über eine spezielle Augmented App<br />
Zusatzinfos angezeigt zu bekommen.<br />
So könnte etwa auf der Leinwand eine<br />
weite Landschaft zu sehen sein, und je<br />
nachdem, auf welchen Bereich der Zu-<br />
EVENT-EMPFEHLUNG<br />
Presentation-Bootcamp<br />
Am 26.11.<strong>2015</strong><br />
Preis: 293,93 EUR<br />
Presentation-Bootcamp <strong>—</strong> Der ultra-effektive Präsentationstag<br />
Veranstaltet von smavicon und Matthias Garten<br />
Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Sie Ihr Publikum noch mehr begeistern<br />
möchten, dass Sie mehr Aufträge oder höhere Umsätze aus Ihren Vorträgen<br />
generieren möchten, sicherer auf der Bühne präsentieren wollen, sich<br />
manchmal fragen, wie Sie auf Ihr Publikum wirken?<br />
Am 26. November <strong>2015</strong> haben Sie die Möglichkeit an dem Presentation-<br />
Bootcamp teilzunehmen und wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse<br />
mitzunehmen.<br />
Mehr erfahren auf:<br />
www.presentation-bootcamp.com<br />
10 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
schauer das Smartphone oder Tablet hält,<br />
bekommt er unterschiedliche Informationen.<br />
Alternativ kann man auch ein Menü<br />
anzeigen lassen, so dass Informationen auf<br />
die unterschiedlichen Typen ausgerichtet<br />
werden können. Limbisch blaue interessieren<br />
sich für die Zahlen und bekommen<br />
diese angezeigt. Für die kreativen Gelbtypen<br />
gibt es kleine Videoclips, die die Folie<br />
lebendig werden lassen, für die dominanten<br />
Rottypen gibt es Zusatzfolien mit<br />
einem möglichen Entscheidungsszenario.<br />
Überlegen Sie, wie Sie das Smartphone<br />
oder mobile Endgerät der Teilnehmer<br />
in Ihren Vortrag einbinden können. Beispielsweise<br />
durch ein Quiz, Abfragen, per<br />
Chat oder durch Zusatzinformationen.<br />
Wie lässt sich innovatives Präsentieren<br />
trainieren?<br />
Wir nutzen die Methode des Crowd Based<br />
Presentation Coaching. Eine Gruppe von<br />
Zuschauern und Experten gibt nach einem<br />
Vortrag dem Referenten detaillierte<br />
Rückmeldung. Je größer die Gruppe, desto<br />
bessere Möglichkeiten gibt es, innovative<br />
Elemente zu extrahieren und im nächsten<br />
Vortrag einzubauen. Beim letzten Presentation<br />
Bootcamp trat ein Gold-Teilnehmer<br />
dreimal am Tag auf, dadurch lies sich in<br />
sehr kurzer Zeit ein Riesensprung bei der<br />
persönlichen Performance und beim innovativen<br />
Präsentieren sehen.<br />
Letztlich ist Innovatives Präsentieren sehr<br />
erfolgreich, wenn es an der richtigen Stelle<br />
eingesetzt wird. Der Erfolg hängt davon<br />
ab, ob man im Vorfeld sehr gut analysiert<br />
und dann mit pfiffigen Ideen an eine andere<br />
Art des Vortrags geht. Mut und Spaß<br />
an Neuem gehören ebenfalls dazu.<br />
***<br />
Matthias Garten<br />
»Wir nutzen die<br />
Methode des Crowd<br />
Based Presentation<br />
Coaching. Eine Gruppe<br />
von Zuschauern und<br />
Experten gibt nach einem<br />
Vortrag dem Referenten<br />
detaillierte Rückmeldung.«<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 11
Vom Manager zum<br />
charismatischen Leader<br />
Der Kongress für Manager, Führungskräfte,<br />
Unternehmer, Berater und Personalentwickler<br />
Tickets erhältlich auf:<br />
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07. Mai 2016<br />
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Frankfurt am Main<br />
8 Speaker<br />
Aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />
12 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
Götz W. Werner<br />
Gründer dm-drogeriemarkt<br />
Wolfgang Gutberlet<br />
Ehemaliger tegut<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Prof. Dr. Dr. Jürgen Hennig<br />
Prof. für Persönlichkeitsforschung<br />
Prof. Dr. Wilhelm Schmid<br />
Lebenskunst-Philosoph<br />
Dr. Roman Szeliga<br />
„Der Österreichische<br />
Humorexperte Nr. 1“<br />
Dr. Helmut Fuchs<br />
Begründer der Launologie<br />
Felix Gaudo<br />
Moderator<br />
Überraschungsgast<br />
Übergabe es TAM-Ehrenpreises<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 13
14 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
BEGEISTERUNG<br />
DAS DOPING FÜRS GEHIRN<br />
WAS WIR VON UNSEREN KINDERN LERNEN KÖNNEN<br />
Warum verlieren viele Menschen im Laufe des Lebens die Fähigkeit, die Zeit zu genießen,<br />
die ihnen zur Verfügung steht? Warum bringt auch beruflicher Erfolg langfristig nicht die<br />
Zufriedenheit, die wir zum Glücklichsein brauchen? Die Antwort: Letztlich sind unsere<br />
Gefühle von gehirnchemischen Vorgängen abhängig. Und unser Gehirn braucht für die<br />
Entfaltung von Talenten und Begabungen vor allem eines: Begeisterung.<br />
von Prof. Dr. Gerald Hüther<br />
Erinnern Sie sich noch an das Gefühl, mit dem Sie sich<br />
damals als kleines Kind auf den Weg gemacht haben?<br />
Mit dieser unglaublichen Offenheit, mit dieser<br />
Gestaltungslust und Entdeckerfreude und vor allem:<br />
Mit dieser den ganzen Körper durchströmenden Begeisterung<br />
über sich selbst und über all das, was es damals<br />
alles zu entdecken und zu gestalten gab. Zwanzig bis fünfzig<br />
Mal am Tag erlebt ein Kleinkind diesen Zustand, und jedes Mal<br />
kommt es dabei im Gehirn zur Aktivierung der emotionalen<br />
Zentren im Gehirn. Die dort liegenden Nervenzellen haben<br />
lange Fortsätze, die in alle anderen Bereiche des Gehirns ziehen.<br />
An den Enden dieser Fortsätze wird dann ein Cocktail von<br />
sogenannten neuroplastischen Botenstoffen ausgeschüttet.<br />
Diese bringen nachgeschaltete Nervenzellverbände dazu,<br />
verstärkt Eiweiße herzustellen, die für das Auswachsen neuer<br />
Fortsätze, für die Bildung neuer Kontakte und für die Festigung<br />
und Stabilisierung all jener Verknüpfungen gebraucht werden,<br />
die im Hirn im Zustand der Begeisterung, also zur Lösung eines<br />
Problems, aktiviert worden sind. Deshalb wird man bei all<br />
dem, was man mit Begeisterung macht, auch so schnell immer<br />
besser. Jeder kleine Sturm der Begeisterung führt dazu, dass<br />
im Hirn die Stoffe freigesetzt werden, die für alle Wachstums-<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 15
»Damit man sich für etwas begeistert, muss es bedeutsam für einen selbst sein.«<br />
und Umbauprozesse von neuronalen Netzwerken gebraucht<br />
werden. So einfach ist das: Das Gehirn wird so, wie und wofür<br />
man es mit Begeisterung benutzt.<br />
Die Bedeutsamkeit der Dinge<br />
Jetzt können wir uns fragen, wie es kommt, dass wir uns für<br />
manches begeistern und für anderes nicht. Und weshalb uns<br />
diese anfängliche Begeisterung, mit der wir uns damals als<br />
kleine Entdecker und Gestalter unserer Lebenswelt auf den<br />
Weg gemacht haben, beim Erwachsen- und Älterwerden<br />
zunehmend abhanden gekommen ist. Wie oft erleben Sie<br />
heute noch diesen Sturm der Begeisterung? Einmal pro Tag,<br />
einmal pro Woche? Weshalb wird die Begeisterung als Mittel<br />
für Wachstums- und Reorganisationsprozesse in unserem Hirn<br />
nur noch so selten entfacht? Das Schlüsselwort zur Beantwortung<br />
dieser Frage heißt: Bedeutsamkeit. Damit man sich für<br />
etwas begeistert, muss es bedeutsam für einen selbst sein.<br />
Für ein kleines Kind ist noch fast alles bedeutsam, was es erlebt<br />
und erfährt. Je besser es sich dann später in seiner jeweiligen<br />
Lebenswelt zurechtzufinden gelernt hat, desto unbedeutender<br />
wird dann aber leider alles andere, was es in dieser Welt<br />
sonst noch zu gestalten gäbe. Indem wir älter werden, Erfahrungen<br />
sammeln und unsere Lebenswelt nach unseren Vorstellungen<br />
gestalten, laufen wir also zunehmend Gefahr, in<br />
eingefahrenen Routinen steckenzubleiben, im Hirn bequem<br />
zu werden. Man kennt „seine Pappenheimer“ und weiß „wie<br />
»Wohl dem, der das Glück hat,<br />
immer wieder aus der Bahn<br />
geworfen zu werden.«<br />
der Hase läuft“, man managed seinen Job, man funktioniert -<br />
aber das Leben hat seinen Reiz verloren. Alles wird gleichermaßen<br />
bedeutsam oder unbedeutsam, man hat sein Leben<br />
optimal in den Griff bekommen – und dabei seine Begeisterungsfähigkeit<br />
bis zur Leblosigkeit abgewürgt.<br />
Wohl dem, der das Glück hat, immer wieder aus der Bahn geworfen<br />
zu werden. Dem es gelingt, doch noch einmal etwas<br />
zu finden, was für ihn bedeutsamer ist als alles andere. Dann<br />
kann es sein, dass er sich noch einmal in das Leben verliebt<br />
BUCH-EMPFEHLUNG<br />
Vandenhoeck & Ruprecht<br />
187 Seiten<br />
Erstauflage, € 19,99<br />
ISBN: 978-<strong>35</strong>25404645<br />
Etwas mehr Hirn, bitte <strong>—</strong> Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am<br />
eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten<br />
Prof. Dr. Gerald Hüther<br />
Die Freude am eigenen Denken und die Lust am gemeinsamen Gestalten sind<br />
die großen Themen dieses Buches. Der Biologe Hüther macht deutlich: Jedes<br />
lebende System kann das in ihm angelegte Potential am besten in einem<br />
koevolutiven Prozess mit anderen Lebensformen zur Entfaltung bringen. Oder<br />
einfacher: Gemeinsam kommen wir weiter als allein. Und finden zurück zu dem<br />
Lebendigen, das uns ausmacht: zu neuer Kreativität, zum Mut zu sich selbst und<br />
zu persönlichen Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens.<br />
Bestellen unter:<br />
www.zukunfttraining.de/buecher<br />
16 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
und sich für all das begeistert, was es tagtäglich<br />
in seiner ganzen Buntheit und Schönheit<br />
bietet – wie damals, als er oder sie noch ein<br />
kleines Kind war.<br />
Wie im Kleinen, so im Großen<br />
So, wie es einem einzelnen Menschen und<br />
seinem Hirn mit der Begeisterung geht, geht<br />
es auch einer menschlichen Gemeinschaft,<br />
also einer Familie, einer Schule, einem Unternehmen<br />
oder einer ganzen Gesellschaft.<br />
Auch sie kann gewissermaßen kollektiv die<br />
Begeisterungsfähigkeit verlieren, und damit<br />
die Kreativität, die Lebensfreude, die Entdeckerlust<br />
und die Gestaltungskraft. Dann<br />
dümpelt sie immer glatter in eingefahrenen<br />
Routinen mit festgefügten Verwaltungsstrukturen<br />
dahin, hat alles scheinbar im Griff<br />
und lässt sich sogar von Krisen kaum noch<br />
erschüttern. Sie funktioniert noch, aber sie<br />
lebt nicht mehr. Und den Mitgliedern einer<br />
solchen Gemeinschaft wird es dann immer<br />
wichtiger, dass sie gut funktionieren, als dass<br />
sie lebendig bleiben. So funktionalisiert diese<br />
begeisterungslos gewordene Gesellschaft<br />
erst ihre Erwachsenen und am Ende sogar<br />
noch ihre Kinder. Diese werden dann mit<br />
Wissen versorgt und es werden ihnen Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten beigebracht, anstatt<br />
in ihnen die Begeisterung am eigenen Entdecken<br />
und Gestalten zu lassen.<br />
Prof. Dr. Gerald Hüther<br />
Neurowissenschaftler<br />
Gerald Hüther ist Professor für Neurobiologie an der<br />
Universität Göttingen. Wissenschaftlich befasst er sich<br />
mit dem Einfluss früher Erfahrungen auf die Hirnentwicklung,<br />
mit den Auswirkungen von Angst und<br />
Stress und der Bedeutung emotionaler Reaktionen.<br />
In seiner Arbeit geht es ihm auch um die Verbreitung<br />
und Umsetzung von Erkenntnissen aus der modernen<br />
Hirnforschung. Er versteht sich als Brückenbauer zwischen<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlicher<br />
Lebenspraxis. Ziel ist die Schaffung günstigerer<br />
Voraussetzungen für die Entfaltung menschlicher<br />
Potenziale im Bereich Erziehung und Bildung sowie<br />
in der politischen und wirtschaftlichen Führung.<br />
Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen<br />
und Sachbücher.<br />
www.gerald-huether.de<br />
www.akademiefuerpotentialentfaltung.org<br />
Am Ende wirken alle, wirkt diese ganze Gesellschaft<br />
wie Siegfried, der im Drachenblut<br />
gebadet hat. Aber in diesem festen, schützenden<br />
und undurchdringlichen Panzer, der ihre<br />
Lebendigkeit mit Funktionalität überzogen<br />
hat, gibt es hinten, unter dem Schulterblatt,<br />
direkt über dem Herzen noch diese wunderbare<br />
Stelle. Dort lag das Lindenblatt und dort<br />
sind die Menschen deshalb verwundbar geblieben.<br />
Genau diese Stelle haben die Hirnforscher<br />
nun endlich auch gefunden. Dort<br />
schmerzt es noch, wenn man hineinsticht, indem<br />
man darauf hinweist, dass es kein Leben<br />
geben kann ohne Begeisterung.
»Alles, was<br />
Menschen hilft,<br />
was sie einlädt,<br />
ermutigt und<br />
inspiriert, eine<br />
neue, andere<br />
Erfahrung zu<br />
machen als<br />
bisher, ist gut<br />
fürs Hirn und<br />
auch gut für die<br />
Gemeinschaft.«<br />
Von Autobahnen und Netzwerken<br />
Dann bleibt nur noch der Hinweis<br />
darauf, dass man ja inzwischen leidvoll<br />
genug erfahren habe, wohin es<br />
führen kann, wenn Menschen sich in<br />
kollektiver Begeisterung selbst verlieren.<br />
Aber ist der Umstand, dass sich<br />
Menschen schon öfter mit großer Begeisterung<br />
hoffnungslos verrannt haben,<br />
tatsächlich ein Argument gegen<br />
die Begeisterung? Müssten wir nicht<br />
vielmehr herauszufinden versuchen,<br />
ob es nicht etwas gibt, wofür es sich<br />
lohnen würde, sich selbst und andere<br />
zu begeistern? Gibt es eine gute und<br />
eine schlechte Begeisterung?<br />
Auch hier bietet die moderne Hirnforschung<br />
eine interessante Antwort:<br />
Alles, was Menschen hilft, was sie<br />
einlädt, ermutigt und inspiriert, eine<br />
neue, andere Erfahrung zu machen<br />
als bisher, ist gut fürs Hirn und auch<br />
gut für die Gemeinschaft. Wem es<br />
gelingt, sein Gehirn noch einmal auf<br />
eine andere als die bisher gewohnte<br />
Weise zu benutzen, wer sich noch einmal<br />
mit Begeisterung für etwas öffnet,<br />
was ihm bisher verschlossen war,<br />
der bekommt gewissermaßen auch<br />
ein anderes Gehirn.<br />
Was dann passiert, nennt man Potenzialentfaltung.<br />
Das ist freilich etwas<br />
ganz anderes als das, was die meisten<br />
Menschen gegenwärtig mit zwangsläufig<br />
schwindender Begeisterung<br />
überwiegend noch immer betreiben:<br />
Ressourcennutzung.<br />
Wer als Ressourcennutzer erfolgreich<br />
sein will, muss besser sein als alle anderen,<br />
er muss einzelne Fähigkeiten<br />
auf Kosten all dessen entwickeln, was<br />
aus ihm sonst noch hätte werden können.<br />
Er muss mit anderen konkurrieren,<br />
sich selbst und seine Mitstreiter<br />
zu Höchstleistungen auf bestimmten<br />
Gebieten antreiben und seine Konkurrenten<br />
dabei überflügeln, unterdrücken,<br />
kontrollieren oder beherrschen.<br />
Und er muss das, was er tut, für<br />
extrem bedeutsam halten, sich immer<br />
wieder dafür begeistern.<br />
So wird dann auch die Begeisterung<br />
in seinem Hirn immer wieder über die<br />
Gleichen, ohnehin schon ausgetretenen<br />
Netzwerke ausgegossen. Aus den<br />
vielfältigen Nervenwegen, die es dort<br />
anfangs einmal gab, werden so einige<br />
dicke Straßen und am Ende sogar<br />
breite Autobahnen. Und von denen<br />
kommt der oder die Betreffende dann<br />
freilich nur noch sehr schwer herunter.<br />
Wer dort angekommen ist, der hat<br />
sich den Weg zur Potentialentfaltung<br />
nun leider hirntechnisch verbaut. Weil<br />
ein solcher Mensch nichts anderes<br />
mehr kann, kann er auch nur noch<br />
so weitermachen wie bisher. Und das<br />
tun wir ja meist auch überaus tapfer<br />
bis zum Schluss, aber eben mit ständig<br />
schwindender Begeisterung. Das<br />
gilt für den einzelnen ebenso wie für<br />
ganze Gemeinschaften.<br />
Die frohe Botschaft der Hirnforscher<br />
lautet also: Wer sein Gehirn nicht zu<br />
einer Kümmerversion dessen machen<br />
will, was daraus hätte werden können,<br />
der muss versuchen, sich noch einmal<br />
für all das zu begeistern, für was<br />
er bisher noch nicht auszuprobieren<br />
und zu entdecken Gelegenheit hatte.<br />
Er müsste sich einladen, ermutigen<br />
und inspirieren lassen, die Welt noch<br />
einmal so zu betrachten wie damals,<br />
als er oder sie noch ein Kind war: Mit<br />
all der Entdeckerfreude und Gestaltungslust,<br />
die für das Hirn gebraucht<br />
wird, wenn man nicht nur immer weiter<br />
durchhalten, sondern ständig über<br />
sich hinauswachsen will.<br />
***<br />
Prof. Dr. Gerald Hüther<br />
18 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
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Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 21
22 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
DAS<br />
URWALD-SYSTEM<br />
WAS WIR VOM URWALD ÜBER MODERNE<br />
UNTERNEHMENSFÜHRUNG LERNEN KÖNNEN<br />
Der Urwald ist mit seinem Artenreichtum und seinen hochkomplexen Prozessen das<br />
größte Kommunikationsnetzwerk der Erde. Seit Milliarden von Jahren funktioniert es<br />
als selbstorganisiertes System und reagiert mit genialen Anpassungsmechanismen auf<br />
Veränderungen. Bettina Stark erklärt, wie Führungskräfte von dem auf Langfristigkeit<br />
ausgelegten System lernen und gibt kreative Impulse zur system(at)ischen Entwicklung von<br />
Kommunikations- und Innovationsprozessen.<br />
von Bettina Stark<br />
Der Urwald hat seine eigenen, natürlichen Gesetze.<br />
Innerhalb dieses ursprünglichen Lebensraumes<br />
lautet sein Erfolgsrezept: Beziehungen im<br />
Netzwerk nutzen und aus Krisen neue Strategien<br />
entwickeln. Mammutbäume beherrschen diese<br />
systemischen Erfolgsansätze in beispielhafter Art und Weise.<br />
Ein Netzwerk von Pilzen, Flechten und Moosen lebt und „arbeitet“<br />
in engster Symbiose mit dem Baum. Während Pilze seine<br />
Pflanzenwurzeln mantelartig umschließen und der Baum<br />
so Nährstoffe aus dem Boden aufnimmt, erhält der Pilz als<br />
Gegenleistung Nahrung in Form von durch Photosynthese erzeugte<br />
Kohlenhydrate. Gleichsam sorgen Pilzfäden zwischen<br />
Bäumen für eine enge Vernetzung und Informationsweitergabe.<br />
Ein gelebtes Beziehungsgeflecht ohne Kommunikationsverluste,<br />
dessen Langlebigkeit gesichert ist durch die<br />
konstruktive Partnerschaft mit Flechten. Diese widerstandsfähigsten<br />
Wesen der Erde besiedeln neben der Baumrinde von<br />
Mammuts auch Steine und tragen mit ihrer Flechtensäure zur<br />
Bodenbildung bei.<br />
Symbiotisch bildet der Urwald um den Mammutbaum so eine<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 23
»Mangelndes Vertrauen löst Beziehungs- und Bindungsprobleme aus.«<br />
Lebensweise, die selbst Krisen wie Waldbrände bewältigt.<br />
Durch die massive Hitzeeinwirkung werden Samen in den zu<br />
Boden gefallenen Zapfen freigesetzt, von Sonnenlicht zum<br />
Wachstum angeregt und durch Symbiosepartner im Wurzelaufbau<br />
unterstützt. Diese Evolutionserfahrungen, mit wem er<br />
nachhaltige Beziehungen aufbaut, speichert der Baum in seinem<br />
„Gehirn“ - seinen Wurzeln.<br />
Wie funktioniert ein „Beziehungsgeflecht“?<br />
Auch Menschen greifen auf ihre Wurzeln zurück. Wurzeln sind<br />
unsere Erfahrungen, sie basieren auf vielfältigen Wahrnehmungen<br />
und Erkenntnissen erlebter Situationen. Sie geben<br />
uns Orientierung und sind der Schlüssel zum Erfolg im Beziehungsmanagement.<br />
Im Kontakt zu Kunden, zwischen Führungskräften<br />
und Mitarbeitern, zu Partnern, und der Öffentlichkeit<br />
gilt es, Beziehungen zu analysieren und erfolgreich<br />
auszugestalten.<br />
Beziehungs- und Bindungsprobleme werden durch mangelndes<br />
Vertrauen ausgelöst. Misstrauen, Depressionen, Angstzustände<br />
und Aggressivität können die Folgen sein. Diese beeinträchtigen<br />
Menschen in der erfolgreichen Entfaltung, dem<br />
persönlichen Wachstum jedes Einzelnen und des gesamten<br />
Unternehmens. Diese Verbindung zwischen Denken, Handeln<br />
und Erleben speichern wir in unseren Erfahrungswurzeln, die<br />
neben unserem Beziehungsmanagement auch unser Agieren<br />
in Veränderungsprozessen ausschlaggebend beeinflussen.<br />
In Veränderungsprozessen stehen Verunsicherung, Widerstände,<br />
Ängste, Spekulationen und Glaubwürdigkeitsverlust der<br />
Beteiligten im Vordergrund. Zusätzlich kann es zu mehr Fehlern,<br />
z.B. in Arbeitsabläufen, kommen. Führungskräfte und Unternehmen<br />
stehen vor einem großen Veränderungsdruck. Es<br />
werden Managementkonzepte und –methoden verlangt, die<br />
auf so genannte Realtime-Informationen aufbauen. Wege, die<br />
aus solcher Verunsicherung herausführen, gelingen nur durch<br />
innere Klarheit und Kommunikation.<br />
Der Transfer auf Unternehmens- und Führungssituationen<br />
bringt uns zum Einsatz der Stark‘schen 4 A’s: Anerkennung<br />
für das, was an Emotionen vorhanden ist. Achtsamkeit mit<br />
den eigenen Emotionen und den Gefühlen anderer. Aufmerksamkeit<br />
für vorhandene und empfangende Signale sowie<br />
Authentizität in der Führung.<br />
»Das Potential, uns zu<br />
verändern, weiter zu<br />
entwickeln, bringen wir mit.<br />
Wir müssen nur mutig genug<br />
sein, aus der Komfortzone<br />
heraus zu treten und uns<br />
darauf einlassen. Wir müssen<br />
es nutzen!«<br />
Wie können Führungskräfte in Veränderungsprozessen<br />
erfolgreich agieren?<br />
Pilze und Mammutbäume leben es vor: Diese beiden Netzwerker,<br />
die sich anders als Tiere und Menschen den Veränderungen<br />
ohne Fluchtmöglichkeiten stellen müssen, meistern Veränderungen<br />
erfolgreich durch eine nachhaltige Beziehungsund<br />
Kommunikationskultur.<br />
Veränderungen positiv zu begegnen, bedeutet nicht alleine<br />
die Ursache zu betrachten, sondern auch die damit verbundenen,<br />
sich plötzlich veränderten Prozessabläufe wahrzunehmen<br />
und umgehend zu reagieren. Es gilt, Mitarbeiter<br />
frühzeitig einzubinden und eine transparente, kontinuierliche<br />
Informationsweitergabe sicherzustellen. Die Kommunikation<br />
ist bewusst auf den Umgang mit Widerständlern einstellbar,<br />
um nur wenig bis keinen Nährboden für Unruhe und Unsicherheit<br />
zu bieten. Offene Informationspolitik hilft, Betroffene<br />
zu Partnern zu machen, und zwar indem auf die Bedürfnisse<br />
der involvierten Personen eingegangen wird und sie auf<br />
der für sie relevanten Informationsebene abgeholt werden.<br />
In gruppendynamischen Prozessen liegt der Fokus auf den<br />
24 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
Rahmenbedingungen zur Selbstorganisation<br />
und der glaubhaften Veröffentlichung positiver<br />
Meilensteine und Ergebnisse.<br />
Beziehungsgeflechte als Vorteil für<br />
Innovationsprozesse<br />
Wie können diese Erfahrungswerte einzelner<br />
Mitarbeiter im Unternehmen durch eine kluge<br />
Personalstrategie für Innovationsprozesse<br />
genutzt werden?<br />
„Unternehmen in Deutschland machen bei<br />
ihrem Innovationsmanagement bereits sehr<br />
viel richtig“, resümiert Dr. Steffen Gackstatter<br />
in einer globalen PwC-Studie. „Sie setzen auf<br />
Open Innovation, also die Zusammenarbeit mit<br />
Partnern. Sie haben vielfach schon die nötigen<br />
strukturellen Voraussetzungen für erfolgreiche<br />
Innovation geschaffen, sowie eine klare Innovationsstrategie<br />
definiert.“ Jedoch belegen<br />
praktische Studien auch, dass in Unternehmen<br />
Kompetenzen und Fähigkeiten eigener<br />
Mitarbeiter weitgehend ungenutzt bleiben<br />
und kaum Mitarbeiter anderer Branchen unter<br />
dem Gesichtspunkt des Erfahrungstransfers<br />
eingestellt werden.<br />
Gerade durch die kulturelle Vielfalt in<br />
Deutschland bietet sich eine Fülle an neuen<br />
Formen von „Beziehungsgeflechten“. Auch<br />
hier können wir vom Urwald-System lernen.<br />
Etwa, indem wir bedürfnisgerechte Kommunikation<br />
als Vorteil für das Ergreifen von<br />
Marktchancen verstehen. Der Urwald reagiert<br />
auf alle neuen Gegebenheiten und „ergreift“<br />
die Chancen, erfindungsreich sein Bedürfnis<br />
nach Verbundenheit und Wachstum<br />
für ein situatives Überleben zu entwickeln.<br />
Bettina Stark<br />
Kommunikationsexpertin<br />
Bettina Stark ist selbstständige Unternehmerin und<br />
als Gründerin von starkundauthentisch Expertin für<br />
bedürfnisgerechte Kommunikation. Sie ist als Management-Trainerin,<br />
Coach und Speakerin tätig. Mit<br />
ihrem ganzheitlichen Ansatz schult und coacht sie<br />
seit über 30 Jahren Führungskräfte und Persönlichkeiten<br />
aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern in den<br />
Bereichen Management, Persönlichkeitsentwicklung<br />
und Rhetorik.<br />
Mit Leidenschaft setzt sie ihr Wissen ein, dass in jedem<br />
Menschen alle Ressourcen, Potenziale und Fähigkeiten<br />
vorhanden sind, die es ihm ermöglichen,<br />
seine individuellen Ziele zu erreichen. Klienten und<br />
Seminarteilnehmer profitieren von ihren Erfahrungen<br />
in Bezug auf die Wahrnehmung von Körper-Atmung-<br />
Stimme und ihrem bedürfnisgerechten Kommunikationsansatz.<br />
Stark bietet individuelle Konzeption<br />
und Durchführung von Seminaren, Vorträgen sowie<br />
Coaching für Institutionen, Unternehmen, Banken,<br />
Seminarhäuser und Ausbildungsstätten in Deutschland<br />
und der Schweiz.<br />
www.starkundauthentisch.de<br />
Persönliche Innovationsfreude<br />
Wenn Führungskräfte nachhaltig die Zukunft<br />
für sich selbst, für ihr Unternehmen und für<br />
die nächsten Generationen gestalten, dann<br />
ist es wichtig, sich selbst zu kennen und erkennen,<br />
sich der vielseitigen Erfahrungen<br />
bewusst zu sein und daraus zu wachsen.<br />
Sich seinen Kompetenzen bewusst zu sein
edeutet, die dabei notwendigen Werte, Normen und Regeln selbst zu verinnerlichen.<br />
Da Kompetenzen nicht durch Lernen alleine aufgebaut werden,<br />
ist emotions- und motivationsaktivierendes Erfahrungslernen notwendig.<br />
Wir brauchen Erfahrungs- und Praxisräume, in denen wir uns ermutigt und<br />
inspiriert fühlen, uns auf neue Erfahrungen mit uns selbst oder mit anderen<br />
einzulassen.<br />
Um Ihre persönliche Innovationsfreude zu entdecken, stellen Sie sich<br />
folgende Fragen:<br />
• Bin ich offen für Veränderungsinitiativen?<br />
• Ergreife ich die Chance, den Markt und die Produktentwicklung zu überdenken?<br />
• Habe ich in den letzten 12 Monaten zu Veränderungs- und Entwicklungsprogrammen<br />
beigetragen?<br />
• Analysiere ich den Wandel und bedenke die vielseitigen Auswirkungen?<br />
• Führen meine Veränderungsprojekte zu nachhaltigen Erfolgen?<br />
Innovation bedeutet, die Ressourcen aller beteiligten Partner sinnvoll zu<br />
bündeln. Machen Sie es wie der Mammutbaum: Er reduziert die Zusammenarbeit<br />
auf situative Kooperationen und hält die regelmäßigen Verbindungen<br />
auf das Existenzielle fokussiert. Auf die Arbeit von Führungskräften bezogen<br />
bedeutet dies, einen guten Blick auf Ziele, Inhalte, Zeit von Konferenzen und<br />
Meetings zu werfen. Und durch eine bedürfnisorientierte Gesprächsführung<br />
und Informationspolitik die Steuerung zu übernehmen.<br />
Revolutionäres Kommunikationsnetzwerk<br />
und neues Führungsverhalten<br />
Das faszinierende System Urwald zeigt, dass sich seine Potenziale entfalten,<br />
wenn sich seine Arten auf spezifische Aufgaben konzentrieren, spezialisieren,<br />
diese strukturieren sowie koordinieren. Selbst in Krisensituationen hat<br />
das Urwald-System bewiesen, dass es auf abgestimmte und bewährte Handlungsmuster<br />
zurückgreifen kann.<br />
»Selbst in Krisensituationen<br />
hat das Urwald-<br />
System bewiesen, dass<br />
es auf abgestimmte und<br />
bewährte Handlungsmuster<br />
zurückgreifen<br />
kann.«<br />
Um Potenziale bei Mitarbeitern zu entfalten, ist ein neues Führungsverhalten<br />
gefragt: Zutrauen, loslassen, experimentieren sowie Sinn, Talente und Intelligenz<br />
für die gemeinsame Zukunft nutzen. Mitarbeiter entfalten sich dann,<br />
wenn sie sich identifizieren, Freiräume erleben, Beziehungen eingehen und<br />
leben. Unternehmen sind dynamische Systeme, die sich durch Rückkoppelung<br />
und Vernetzung auszeichnen. Nutzen Sie die Wurzeln der Mitarbeiter,<br />
um ein Umfeld der Souveränität, Vertrauen, der Kreativität und Motivation zu<br />
schaffen.<br />
***<br />
Bettina Stark<br />
26 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
AUSBILDUNG ZUM<br />
TAM-LERNARCHITEKTEN<br />
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Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 27
28 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
BESTSELLER<br />
SO PUSHEN SIE IHR BUCH ZUM ERFOLG -<br />
PR UND MARKETING FÜR AUTOREN<br />
Im Gespräch mit:<br />
Monika B. Paitl - Inhaberin der PR-Agentur communications9<br />
Elmar Weixlbaumer - CEO des Goldegg-Verlages<br />
Das Buch ist geschrieben, der Verlag gefunden, das Thema perfekt in<br />
Szene gesetzt. Doch genau an diesem Punkt, wenn die Belohnung für alle<br />
Anstrengungen im Vorfeld einer Publikation sehnlich erwartet wird, lauert<br />
für viele Autoren eine besonders arbeitsreiche Zeit. Denn mit der reinen<br />
Veröffentlichung ist es nicht getan - im Gegenteil. Erst jetzt fängt der intensivste<br />
Teil an, denn auch die Konkurrenz schläft nicht. Wie Sie diese Phase dennoch<br />
meistern und Ihr Buch erfolgreich zu seinem Publikum bringen, verraten zwei<br />
Profis der Branche.<br />
Eben ist Ihr gemeinsames Buch „Bestseller!<br />
Wie Sie Ihr Buch zum Erfolg<br />
pushen - PR und Buchmarketing für<br />
Autoren“ im Goldegg Verlag erschienen.<br />
Was hat Sie bewogen, hier gemeinsam<br />
zum Keyboard zu greifen?<br />
MP und EW: Als Verleger und als Buch-Expertin mit<br />
dem Fokus auf Buch-PR haben wir festgestellt, dass<br />
es in unseren jeweiligen Domänen im Prinzip immer<br />
um dieselben Themen und Fragen geht, die Autoren beschäftigen.<br />
Die Antworten darauf geben wir ausführlich<br />
und auch sehr direkt in unserem Buch. Viele Autoren – vor<br />
allem Erstautoren – gehen mit ziemlich großen Illusionen an ihr Buch heran.<br />
Illusionen darüber, was ein Verlag genau bietet, was dessen Aufgaben sind<br />
oder dass der Autor nach Abgabe des Manuskripts die Hände in den Schoß<br />
legen und darauf warten kann, dass das Buch von alleine die Bestseller-Listen<br />
erklimmt. Dazu kommt, wir haben gemeinsam bereits zahlreiche Werke<br />
erfolgreich auf dem Buch-Werde-Prozess begleitet und beschreiben die dabei<br />
gemachten Erfahrungen direkt aus der Praxis. Und vor allem: Ein Buch,<br />
das zwei unterschiedliche Blickwinkel bedient, nämlich die Verlags- wie auch<br />
die externe Marketing- und PR-Sicht, gab es in dieser Form bisher nicht auf<br />
dem Markt.<br />
<strong>ZT</strong>: Alle wollen ihn schreiben und jagen ihm atemlos hinterher. Dem Mythos<br />
Bestseller. Wie genau definiert sich denn überhaupt ein Bestseller?<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 29
Fotocredits: Philip Reichwein<br />
Fotocredits: Foto Wilke, Wien<br />
MP und EW: Im eigentlichen Sinne des Wortes bedeutet<br />
es nur, dass sich ein Buch sehr gut verkauft<br />
hat, eben „best selling“ auf dem Markt unterwegs ist.<br />
»Wenn in einer Woche die<br />
Konkurrenz intensiv ist, wird auch<br />
ein Bestsellerplatz schwieriger zu<br />
erreichen sein.«<br />
Genauer betrachtet geht es um Statistiken, die den<br />
Absatz von Büchern innerhalb einer bestimmten Woche<br />
in einem Genre widerspiegeln. Also beispielsweise<br />
der Wochenabsatz von Taschenbüchern, Hardcoverbüchern,<br />
Belletristik oder Sachbüchern. Das kann den<br />
Nebeneffekt haben, dass ein Buch, das vielleicht viele<br />
Hunderttausend Male verkauft wurde, nie auf einer<br />
Bestsellerliste landete, wenn es in keiner einzelnen<br />
Woche unter den Top-Titeln vertreten war. Das Resultat<br />
hängt zum Beispiel davon ab, ob in der betroffenen<br />
Woche viele andere starke Titel erschienen sind. Wenn<br />
in einer Woche die Konkurrenz intensiv ist, wird auch<br />
ein Bestsellerplatz schwieriger zu erreichen sein. Dabei<br />
liegt die Belletristik-Bestseller-Latte wesentlich höher<br />
als jene von Sachbüchern. Als Größenordnung können<br />
wir uns hier rund 10.000 Exemplare für einen Bestsellerplatz<br />
im Sachbuchbereich und rund 50.000 in der<br />
Belletristik vorstellen. Und um dahin zu kommen, gibt<br />
es für Autoren wahrlich viel zu tun!<br />
<strong>ZT</strong>: Benötigen Autoren heute noch einen Verlag für ein<br />
Buch?<br />
MP und EW: Natürlich kann heute jeder auch ohne<br />
Verlag ein Buch drucken lassen und es bei Amazon anbieten.<br />
Was viele Do-it-yourself-Autoren dabei jedoch<br />
vergessen: Zu einem guten Buch gehört neben der<br />
Schreibe auch eine Menge Know-How und Handwerk.<br />
Die passende Titel-Wahl – Autoren sollten niemals die<br />
Macht des richtigen Titels unterschätzen – die Cover-<br />
Entscheidung – mindestens genau so bedeutsam –,<br />
die sonstige grafische Gestaltung, das Lektorat und<br />
Korrektorat. Gar nicht erst zu reden von der Marketing-<br />
Expertise des Verlages und seiner Hauptaufgabe: Das<br />
Buch durch eine gut aufgestellte Vertriebsmannschaft<br />
in den Buch-Einzelhandel zu bringen! Wenn Autoren<br />
über die notwendige Zeit verfügen, um dies alles zu<br />
stemmen, sowie über die notwendigen Ressourcen,<br />
sich diese professionellen Dienstleistungen zu kaufen,<br />
dann – warum nicht? Doch auch dann fehlen dem Selfpublishing-Autor<br />
immer noch die Lieferantenbeziehungen<br />
zum Großhandel, ohne die der Einzelhandel<br />
nicht einkauft. Eigenverlag stellt einen enormen zeit-<br />
30 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
»Eines wissen wir<br />
ganz sicher: Ohne<br />
eine tatkräftige<br />
Mitwirkung der Autoren<br />
ist ein Bestseller-Status mit<br />
Sicherheit unerreichbar.«<br />
lichen wie technischen Aufwand dar, und wir sehen<br />
in der Praxis leider sehr oft an sich gute Buchprojekte,<br />
die durch den Eigenverlag nicht ihr gesamtes Potenzial<br />
entwickeln können, um es einmal diplomatisch auszudrücken.<br />
<strong>ZT</strong>: Wer vermarktet dann eigentlich die Bücher? Autoren<br />
oder Verlage?<br />
EW und MP: Am besten funktioniert eine strategisch<br />
koordinierte und kombinierte Vermarktung zwischen<br />
Autor und Verlag. Ein Verlag hat seinen Schwerpunkt<br />
dabei naturgemäß im Vertrieb an den Buchhandel. Der<br />
nächste Schwerpunkt des Verlags liegt in der Pressearbeit.<br />
Lange Jahre aufgebaute Kontakte zu Journalisten<br />
ermöglichen eine breite Berichterstattung in den<br />
unterschiedlichsten Medien. Das bietet durchaus ein<br />
hohes Maß an Unterstützung. Doch um ein Buch zum<br />
Bestseller zu machen, ist dies noch nicht ausreichend.<br />
Kein Verlag dieser Welt wird das alleine stemmen können.<br />
Es ist eine sehr einfache Gleichung, mit der wir es hier<br />
zu tun haben: Ein Verlag hat während einer Buchsaison<br />
viele Bücher im Repertoire, auf die er aufmerksam<br />
machen muss. Der einzelne Autor hat jeweils nur ein<br />
einziges Buch, auf das er sich vermarktungstechnisch<br />
voll konzentrieren kann. Wer wird also mehr Fokus,<br />
Energie, Zeit und sämtliche Ressourcen auf ein bestimmtes<br />
Werk legen können? Hier bekommen die Autoren<br />
eindeutig den Zuschlag! Autoren haben ja auch<br />
ihr ureigenes Netzwerk, ihre Kontakte in den sozialen<br />
»Eigenverlag stellt einen enormen<br />
zeitlichen wie technischen Aufwand<br />
dar, und wir sehen in der Praxis leider<br />
sehr oft an sich gute Buchprojekte,<br />
die durch den Eigenverlag nicht<br />
ihr gesamtes Potenzial entwickeln<br />
können.«<br />
Medien, das Publikum ihrer Vorträge, die Teilnehmer<br />
ihrer Trainings – das sind wertvolle Zielgruppen, die<br />
nur eine intensive eigene Marketingtätigkeit effizient<br />
erreichen kann. Eines wissen wir ganz sicher: Ohne<br />
eine tatkräftige Mitwirkung der Autoren ist ein Bestseller-Status<br />
mit Sicherheit unerreichbar. Das unterstreichen<br />
auch alle jene erfolgreichen Bestseller-Autoren,<br />
die wir für unser Buch interviewt haben.<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 31
<strong>ZT</strong>: Der Autor als Vermarktungsprofi ist also gefragt?<br />
EW und MP: Ja, genau so ist es. Dieser Tatsache sollten sich<br />
Autoren, die auf einen Bestseller-Erfolg spekulieren, von Anfang<br />
an bewusst sein. Als Autor geben Sie Ihre Verantwortung<br />
nicht mit dem Manuskript ab. Das ist leider noch eine landauf,<br />
landab irrige Meinung vieler Autoren. Nach dem Schreiben ist<br />
es erforderlich, nahtlos vom Autor zum Vermarktungsprofi zu<br />
mutieren. Diese beiden Hüte haben Autoren von nun an ohne<br />
Entrinnen stets mit dabei und stülpen jeweils den im Moment<br />
gefragten aufs Haupt. In den Wochen nach der Abgabe ihres<br />
Manuskriptes sind Autoren für diverse Entscheidungen<br />
gemeinsam mit dem Verlag sicher oft in ihrer Autorenrolle<br />
unterwegs. Aber gleichzeitig sollten sie schon massiv in die<br />
Haut des Vermarktungsprofis schlüpfen. Das mag sich zu Beginn<br />
vielleicht ein wenig schizophren anfühlen, ist aber eine<br />
notwendige Metamorphose für alle Autoren. Und mit der Zeit<br />
wird es ganz natürlich, in beiden Aufgaben Motivation und<br />
Freude zu entwickeln.<br />
Jeder Autor muss automatisch der Marktschreier seines eigenen<br />
Buches sein. Denn er bietet, was viele andere bieten,<br />
ein Produkt, das vielen anderen Produkten stark ähnelt: Alle<br />
offerieren Leseunterhaltung, rund 200–300 Seiten, sind in<br />
deutscher Sprache erschienen und widmen sich einem der<br />
momentan gängigen Themen. Für Autoren bedeutet das: Je<br />
größer und ähnlicher die Konkurrenz, desto bedeutsamer<br />
wird das Promotion-Engagement. Und was schon im Mittelalter<br />
auf den Marktplätzen galt, hat heute nichts an Bedeutung<br />
verloren: Nur wer sich und sein Produkt sichtbar und lautstark<br />
hörbar macht, wird steigende Bekanntheit und langfristig proportional<br />
steigende Absatzzahlen für sich verbuchen können.<br />
<strong>ZT</strong>: Ab wann beginnt idealerweise das Buch-Marketing bzw. die<br />
PR?<br />
MP und EW: Wir sagen gerne: Das Marketing – zumindest<br />
im Kopf – beginnt mit der ersten geschriebenen Zeile. Etwas<br />
weiter eingegrenzt gilt: Die Zeit von der Abgabe bis zum Erscheinen<br />
ist für uns die fast wichtigste Phase im gesamten Vermarktungsprozess<br />
des Buches. Denn ein Buch zum Erfolg zu<br />
pushen ist keine Sache der Intuition oder des Augenblicks. Es<br />
geht vielmehr um eine integrale Gesamtstrategie, die nichts<br />
dem Zufall überlässt. Die wichtigste Grundregel für erfolgreiches<br />
Marketing und wirksame PR lautet: konzentrierte strategische<br />
und zeitliche Planung von Inhalten, Aktivitäten, Medien<br />
und Kanälen. Wilder Aktionismus, frei nach dem Prinzip Gießkanne,<br />
und geboren aus der überbordenden Freude über die<br />
Geburt eines Buches, bringt gar nichts. Die akkurate Planung<br />
des Buch-Marketings hingegen tut es. Dazu gibt es den Marketingplan<br />
mit sehr großem M, auf dessen genaue Inhalte und<br />
Maßnahmen wir im Buch detailliert eingehen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch,<br />
Monika B. Paitl und Elmar Weixlbaumer<br />
BUCH-EMPFEHLUNG<br />
Goldegg Verlag<br />
272 Seiten<br />
Erstauflage, € 19,95<br />
ISBN: 978-3903090002<br />
Bestseller - So pushen Sie Ihr Buch zum Erfolg<br />
PR und Buchmarketing für Autoren<br />
Elmar Weixlbaumer & Monika B. Paitl<br />
In diesem Buch erhalten Autoren aus erster Hand zahlreiche Tipps, Tools<br />
und Insiderinformationen zu Buch-PR und Eigenmarketing. Neben dem<br />
hochqualifizierten Autorenduo, das sein gesammeltes Wissen aus Jahrzehnten<br />
der Verlags- und PR-Erfahrung einfließen lässt, kommen auch ausgewiesene<br />
Bestseller-Autoren wie Hermann Scherer zu Wort. Nutzen Sie die Chance, profi<br />
tieren Sie vom Fachwissen von Profis und denken Sie immer daran: Das beste<br />
Buch wird nicht erfolgreich, wenn Sie nicht selbst aktiv werden. Denn schließlich<br />
heißt es ja auch Best-Seller und nicht Best-Writer!<br />
Bestellen unter:<br />
www.bestseller-das-buch.com<br />
32 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
Über die Autoren<br />
Elmar Weixlbaumer<br />
CEO Goldegg-Verlag<br />
Mag. Elmar Weixlbaumer ist Publizist, Buchautor und<br />
Verleger. Seine Karriere führte ihn über diverse Managementfunktionen<br />
in Großbanken und im Wertpapierhandel<br />
in die Medienwelt, u. a. in die Bertelsmann-Gruppe.<br />
Seit 2003 leitet Weixlbaumer als Geschäftsführer den<br />
Goldegg Verlag in Wien und Berlin. Heute gehören zur<br />
Goldegg Verlagsgruppe auch die Unternehmen Goldegg<br />
Training und Goldegg Consulting. Unter seiner<br />
Leitung erschienen bis heute zahlreiche Bestseller bei<br />
Goldegg.<br />
Weixlbaumer studierte Mathematik und Betriebswirtschaft<br />
in Wien; er leitet Österreichs einzigen Lehrgang<br />
für Verlagswesen und unterrichtet an mehreren Erwachsenbildungsinstituten<br />
und Fachhochschulen.<br />
In seinen Publikationen beschäftigt er sich mit Managementfragen<br />
sowie mit gesellschaftspolitischen<br />
Problemen.<br />
www.goldegg-verlag.at<br />
Monika B. Paitl<br />
PR-Expertin<br />
Monika B. Paitl ist Inhaberin von communications 9,<br />
der Agentur für PR für deutsche und internationale<br />
Autoren, Keynote Speaker, Trainer und Coaches mit<br />
Sitz in Salzburg, Österreich.<br />
Früh startete sie eine internationale Karriere, die sie<br />
nach Paris und nach Detroit, USA führte. Ihr beruflicher<br />
Weg führte vom diplomatischen Dienst an der<br />
OECD über die Automobilindustrie zur Elektronikindustrie,<br />
und sie verfügt über langjährige Erfahrung in<br />
den Bereichen Presse, Events und Weiterbildung.<br />
Paitl widmet sich seit Jahren der PR erfolgreicher<br />
Autoren. Ihre Agentur communications9 betreut<br />
zahlreiche Bestsellerautoren, Keynote Speaker und<br />
Experten. Sie blickt auf unzählige Praxiserlebnisse als<br />
Vermarktungsprofi zurück und gibt ihre Erfahrungen<br />
in dem gemeinsam mit Elmar Weixlbaumer verfassten<br />
Buch „Bestseller! – So pushen Sie Ihr Buch zum Erfolg“<br />
weiter. Sie begleitet ihre Kunden auch auf dem gesamten<br />
Weg des Buch-Entstehungsprozesses und ist<br />
als Ghost- und Teamwriterin tätig.<br />
www.communications9.com
Jetzt Herunterladen
36 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
HIRTE<br />
ODER SUPERMANN?<br />
WARUM DIE ZEIT DER RAMPENLICHT-FÜHRUNGSHELDEN VORBEI IST<br />
Welche Fähigkeiten und Eigenschaften Führungskräfte mitbringen sollten, darüber<br />
existieren unzählige Thesen und Bücher. Aber wer und wie sind sie eigentlich wirklich, die<br />
Führungskräfte von heute? Wie müssen sie sein, um den Anforderungen der neuen Zeit<br />
gerecht zu werden? Was mit Sicherheit nicht mehr gefragt ist, sind laute und allmächtige<br />
Alleinherrscher. Stattdessen setzt der Selbstmanagement-Experte und Führungskräfte-<br />
Coach Richard Gappmayer auf den neuen Führungs-Hirten!<br />
Eines zeigt sich mehr und mehr: All die neuen, vielschichtigen<br />
Herausforderungen lassen sich eindeutig besser im<br />
Team als durch einen strahlenden Einzelkämpfer à la Superman<br />
lösen. Um ein Team verantwortungsvoll, mit Freude erfolgreich<br />
zu leiten, müssen Führungskräfte einen Führungsvon<br />
Richard Gappmayer<br />
Veränderungen prasseln mit zunehmender Geschwindigkeit<br />
auf die Unternehmenswelten ein.<br />
Globalisierung, demografischer Wandel und die<br />
neuen Medien sorgen für immer komplexere<br />
Umstände. Dies stellt vor allem Führungskräfte<br />
vor ganz neue Herausforderungen. Auch und vor allem betreffend<br />
ihre eigene Fortbildung.<br />
Ein Leben lang gehört das regelmäßige Trainieren und „Sich-<br />
Entwickeln“ auf den Stundenplan jeder erfolgreichen Führungskraft.<br />
Aber wie genau sieht dieses Lernen aus? In welche<br />
Richtung bewegt sich die erfolgreiche Führungskraft der neuen<br />
Zeit wirklich? Welche Attribute benötigt sie, welche Werte<br />
zeichnen sie aus?<br />
Abgang der Supermänner<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 37
»Sie müssen Macht und Status, wie sie bisher gelebt wurden, abgeben.«<br />
stil entwickeln, bei dem der Mensch im Vordergrund steht.<br />
Das ist nicht neu und wird landauf wie landab gepredigt.<br />
Wird dies jedoch unternehmensintern auch gelebt und umgesetzt?<br />
Die Erfahrung zeigt: Äußerst selten. Ein klassischer Fall<br />
von: Alle wissen es, keiner tut es. Was wir heute brauchen, ist<br />
ein Führungsstil, der die Menschen individuell in die Unternehmen<br />
einbindet, ein Stil, der gemeinschaftlich orientiert ist.<br />
»Was wir heute brauchen,<br />
ist ein Führungsstil, der die<br />
Menschen individuell in die<br />
Unternehmen einbindet, ein<br />
Stil, der gemeinschaftlich<br />
orientiert ist.«<br />
Lange Zeit galt die Extrovertiertheit als gute Grundvoraussetzung<br />
einer Führungskraft. Heute jedoch steht das Steuern<br />
zwischenmenschlicher Prozesse im Fokus. Der „Mensch“ Mitarbeiter<br />
hat die „Ressource“ Mitarbeiter Gott sei Dank abgelöst.<br />
Führungskräfte, die das noch nicht verinnerlichen, haben<br />
heute weitgehend ausgedient. Leider aber trifft man sie in den<br />
Unternehmen immer noch an. Als willensstarke Tonangeber,<br />
bestimmende Leithammel und übermächtige Alleinherrscher<br />
fegen sie durch die Korridore und verkünden ihre heiligen<br />
Botschaften vom hohen Führungsthron aus. Gnadenlos versuchen<br />
sie, ihre Mitarbeiter widerspruchslos auf den einzig<br />
möglichen, nämlich ihren Kurs, einzuschwören. Schluss damit!<br />
Diese Supermänner der Führung sollten sich rasch ändern<br />
oder in Richtung Ausgang bewegen. Sie haben im heutigen<br />
Führungsalltag einfach keinen Platz mehr.<br />
Insignien der Macht abzugeben, tut weh<br />
Wie rasch kann aus einem stolzen und unabhängigen Herrscher<br />
ein echter Teamplayer werden? Über Nacht wird das<br />
sicher nicht funktionieren. Diese Aufgabe ist ein wahrer Kilimandscharo,<br />
der erst einmal bezwungen werden will. Denn<br />
die Wandlung zum Teamplayer ist ein für diese Führungspersönlichkeiten<br />
meist sehr schmerzhafter Prozess. Sie müssen<br />
Macht und Status, wie sie bisher gelebt wurden, abgeben.<br />
Und das tut einfach weh. Für viele ist dieser Schritt zu drastisch.<br />
Die lähmende Angst vor dem anstehenden Machtverlust<br />
zu hoch. Dass sie im Rahmen dieses Prozesses eine ganz<br />
andere, viel positivere, breitere Macht erhalten würden, das ist<br />
den Rampenlicht-Führungshelden des alten Schlags in diesem<br />
BUCH-EMPFEHLUNG<br />
Goldegg Verlag<br />
200 Seiten<br />
Erstauflage, € 19,95<br />
ISBN: 978-3902991874<br />
Der Kilimandscharo Effekt <strong>—</strong> Steigen Sie auf und Übernehmen Sie die Führung<br />
Richard Gappmayer<br />
Management abseits der üblichen Wege Würden Sie es wagen, den<br />
Kilimandscharo zu besteigen, wenn Sie unter starker Agoraphobie leiden?<br />
Richard Gappmayer hat es getan, und sich so das Tor zu einer neuen Welt<br />
und einem neuen Leben erschlossen. Manchmal müssen wir einen ersten<br />
Schritt in unbekanntes Terrain machen, uns selbst überwinden, um zu uns<br />
selbst zu finden! Aus den Erkenntnissen seines Abenteuers auf dem Berg und<br />
der Essenz seines Erfahrungsschatzes als Top-Führungskraft zog der Autor<br />
spannende Parallelen ins Berufsleben und entwickelte ein eigenes Konzept für<br />
Führungsarbeit<br />
Bestellen unter:<br />
www.zukunfttraining.de/buecher<br />
38 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
Moment noch nicht klar.<br />
Dabei geht es doch nur um eines: Statt mit<br />
allen Mitteln die Macht zu halten, muss diese<br />
Macht freudvoll geteilt werden. Denn nur<br />
wenn wir etwas teilen, kann es sich ausbreiten<br />
und vermehren. Doch um Macht zu teilen,<br />
ist wahre Größe erforderlich. Die Größe,<br />
auch mal in der Kulisse zu bleiben und nicht<br />
ständig von der Bühne aus zu agieren.<br />
Heute gilt mehr denn je: Einflussreich sind<br />
nicht immer diejenigen, die stets laut und<br />
demonstrativ sichtbar vorangehen. Sondern<br />
vielmehr jene, die die feine Kunst beherrschen,<br />
im Hintergrund ihre Fäden zu ziehen.<br />
Strategisch und zielorientiert. Sie sehen alles,<br />
aber sind nicht immer übermäßig sichtbar.<br />
Die Hirten.<br />
Auftritt der Hirten<br />
Einer, der diese Art der Führung perfekt verstand,<br />
war Nelson Mandela. In seiner Biographie<br />
zitiert er den Führer seines Stammes:<br />
„Eine Führungskraft ist wie ein Hirte. Er bleibt<br />
hinter der Herde. Er lässt die Geschicktesten<br />
vorangehen, denen die anderen folgen. Dabei<br />
merken sie gar nicht, dass sie die ganze<br />
Zeit aus dem Hintergrund gelenkt werden.“<br />
Genau diese Art von Hirten brauchen die Unternehmen<br />
der Zukunft dringend. Nämlich<br />
Führungskräfte, die eine Umgebung schaffen,<br />
in der die Mitarbeiter bereit und fähig<br />
sind, selber Führungsaufgaben und Verantwortung<br />
zu übernehmen. Der Hirte hinter<br />
seiner Herde – oder eben die Führungskraft<br />
hinter ihrem Team – betrachtet gelungene<br />
und freudvolle Führung immer als Gemeinschaftsaufgabe,<br />
der sich alle mit Hingabe<br />
widmen. Nun stellt sich die Frage: Was zeichnet<br />
Hirten aus? Wie agieren sie im Führungsalltag?<br />
Richard Gappmayer<br />
Führungskräfte-Coach<br />
Richard Gappmayer ist Autor, Führungskräfte-Coach,<br />
Wirtschaftstrainer, Organisationsberater und Keynote-Speaker.<br />
Er war mehr als 20 Jahre im nationalen<br />
und internationalen Top-Management mit Schwerpunkt<br />
Verkauf, Vertrieb und Marketing tätig. Als hochrangige<br />
Führungskraft führte er zahlreiche Produkte<br />
zur Marktführerschaft. Beim besteigen des Kilimandscharo<br />
beschloss Gappmeyer, sein Leben neu auszurichten.<br />
Er verließ seine hochrangige Managementposition<br />
und machte sich mit einem Zentrum für Persönlichkeits-<br />
und Organisationsentwicklung selbständig.<br />
Heute unterstützt er Top-Führungskräfte und bringt<br />
diesen seine außergewöhnlichen Führungsansätze<br />
nahe. Sein aktuelles Buch „Der Kilimandscharo-Effekt<br />
– Steigen Sie auf und gehen Sie in Führung“ ist im<br />
Sommer <strong>2015</strong> bei Goldegg erschienen.<br />
www.richard-gappmayer.at<br />
Was machen Hirten anders?<br />
Wahre Führungshirten zeichnen sich unter<br />
anderem durch zwei Werte aus: Demut und<br />
Bescheidenheit. Und das hat absolut nichts
»Das Führungsprinzip<br />
à la Hirte hat<br />
einen weiteren<br />
Vorteil: Es<br />
sorgt für absolute<br />
Wendigkeit<br />
im Team.<br />
Mitarbeiter,<br />
die von echten<br />
Könnern<br />
unter den<br />
Hirten geführt<br />
werden, warten<br />
niemals<br />
auf Befehle<br />
von oben. Sie<br />
agieren eigenständig<br />
und<br />
proaktiv auf<br />
die jeweilige<br />
Situation.«<br />
mit Schwäche zu tun. Führungshirten wissen<br />
immer, wann sie die Beobachterrolle verlassen<br />
und in eine machtvollere Position schlüpfen<br />
müssen. Wenn es die Situation erfordert, sind<br />
sie sofort da. Voll und ganz. Mit ihrer gesamten<br />
Kraft. Vor allem aber haben sie die Fähigkeit,<br />
außergewöhnliches Potenzial in „gewöhnlichen“<br />
Menschen zu erkennen und zu fördern.<br />
Abhängig von den individuellen Stärken und<br />
Geschicklichkeiten im Team lassen sie verschiedene<br />
Mitarbeiter zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten in den beruflichen Vordergrund<br />
treten. Sie wissen: jede Situation erfordert<br />
spezielles Wissen und individuelle Fertigkeiten<br />
eines jeweils anderen Experten. Geschickt<br />
verbinden erfahrene Führungshirten diese<br />
Expertisen miteinander und sorgen für ein harmonisches<br />
und erfolgreiches Gesamtergebnis.<br />
Außerdem können sie Entscheidungen im totalen<br />
Gleichgewicht zwischen Idealismus und<br />
Pragmatismus treffen. So eine Hirten-Tätigkeit<br />
ist schwerste Arbeit und kein luftiges Führungsabenteuer.<br />
Toughe Persönlichkeiten sind<br />
gefragt. Als Führungskraft Hirte zu sein, heißt<br />
nicht, auf der faulen Haut zu liegen und die<br />
anderen machen zu lassen. Hirten sind voll gefordert.<br />
Sie entscheiden, wer im Team welchen<br />
Platz erhält, formulieren und vermitteln die<br />
Werte, erkennen und fördern Talente. Nur so<br />
stellen sie das Aufblühen und über sich Hinauswachsen<br />
der Teammitglieder in deren diversen<br />
Rollen sicher.<br />
Bewegliche „Herde“, stetige Erfolge<br />
Das Führungsprinzip à la Hirte hat einen weiteren<br />
Vorteil: Es sorgt für absolute Wendigkeit im<br />
Team. Mitarbeiter, die von echten Könnern unter<br />
den Hirten geführt werden, warten niemals<br />
auf Befehle von oben. Sie agieren eigenständig<br />
und proaktiv auf die jeweilige Situation. Diese<br />
Beweglichkeit kann jedoch nur entstehen,<br />
wenn die Führungskraft die kollektive Führung<br />
zulässt, wünscht und das Terrain entsprechend<br />
vorbereitet. Kollektive Führung bedeutet dabei<br />
nicht, Verantwortung abzugeben oder ganz<br />
abzuschaffen. Ganz im Gegenteil, der Hirte ist<br />
final verantwortlich für das Zusammenbleiben<br />
seiner Herde. Verantwortlich dafür, mit seinem<br />
Team den richtigen Weg zu wählen und auf<br />
diesem zu bleiben. Er wird die Herde auch hin<br />
und wieder leicht anstoßen müssen, wenn sie<br />
vom Weg abkommt oder auf Gefahren zuläuft.<br />
An die Spitze, seitwärts und zurück<br />
Zur Klarstellung: Hirten als Führungskräfte entscheiden<br />
sich ganz bewusst für eine Führung<br />
aus dem Hintergrund. Trotzdem: Für eine gute<br />
Führungskraft im Sinne des Hirtenprinzips ist<br />
es nicht immer möglich, ausschließlich aus<br />
dem Hintergrund zu steuern. Der führungstechnisch<br />
begabte Hirte muss auch einem direkten<br />
Führen an der Spitze gewachsen sein.<br />
Speziell in Krisenzeiten. Dann hat die Führungskraft<br />
wendig und flexibel ihren Platz zu wechseln,<br />
ganz nach vorne zu treten, an die Spitze,<br />
und den Weg von hier aus zu weisen. Richtige<br />
Hirten können auch von der vordersten Front<br />
sehr raffiniert die weiteren Geschicke leiten. Sie<br />
bewegen sich mit Grandezza von hinten an die<br />
Spitze, verweilen ein wenig an der Seite „ihrer“<br />
Herde und ziehen sich dann wieder beobachtend<br />
an die hintere Linie zurück.<br />
Hirten braucht das Land<br />
Es ist eindeutig: Die unternehmerischen Landschaften<br />
brauchen den Hirten-Führungscharakter.<br />
Leider werden Menschen, die sich für<br />
diesen neuen Führungsstil entschieden haben,<br />
oft übersehen. Auch in den Top-Führungskräfteprogrammen<br />
suchen wir auf den Prioritätenlisten<br />
Eigenschaften wie Demut oder die Fähigkeit,<br />
Macht zu teilen noch vergeblich. Heute total<br />
zu vernachlässigende Eigenschaften wie ein<br />
ständiges Ergreifen der Initiative in Meetings<br />
oder mit Wissen Auftrumpfen in Gesprächen<br />
werden fälschlicherweise immer noch als passende<br />
Indizien einer Führungskraft mit Potenzial<br />
gesehen. Diese Situation ruft nach einem<br />
klaren Wechsel von Gedanken und Taten. Deswegen<br />
die direkte Frage an Sie: Wie viele Hirten<br />
gibt es bereits in Ihrem Unternehmen?<br />
***<br />
Richard Gappmayer<br />
40 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 41
BESSER<br />
PRÄSENTIEREN<br />
<strong>ZT</strong> im Interview mit dem Chief<br />
Presentation Officer Matthias Garten<br />
Was sich hinter „Augmented Impact Presentations“ verbirgt, wie wir im<br />
Jahre 2025 präsentieren werden und welche Rolle ein CPO in einem<br />
Unternehmen hat, verrät Präsentationsvisionär Matthias Garten in<br />
diesem Interview.<br />
Monika B. Paitl im Interview mit Matthias Garten<br />
Herr Garten, lassen Sie uns das Interview<br />
mit einer Grundsatzfrage beginnen:<br />
Frei sprechen oder präsentieren<br />
mit PowerPoint?<br />
Ich bin durchaus für beides. Welche Form der Präsentation<br />
Sie schlussendlich verwenden, sollten Sie<br />
immer individuell von einer Reihe von Parametern<br />
abhängig machen. Vom Ziel Ihrer Präsentation, der<br />
Zielgruppe, also Ihrem Publikum und natürlich vom<br />
Thema. Beim klassischen Storytelling und für gewisse<br />
Keynote-Vorträge ist eine direkte Visualisierung meist<br />
nicht erforderlich, sie könnte sogar störend wirken.<br />
Denn ohne Bilder oder sonstige Ablenkungen können<br />
sich die Zuhörer voll auf den Redner und seine<br />
Inhalte einlassen.<br />
Wenn wir aber im Gegensatz dazu Digital Storytelling<br />
nutzen oder Zusammenhänge, Abläufe und Strukturen<br />
verdeutlichen wollen, sparen wir Zeit, wenn wir<br />
ein Bild oder eine Grafik zeigen. Wichtig ist dabei, die<br />
Visualisierung den Fluss des Vortrags nicht unterbrechen,<br />
sondern unterstützen zu lassen! Seth Godin, ein<br />
amerikanischer Marketingexperte, hat diese Art der<br />
Präsentation perfektioniert. Referenten, die gelungene<br />
Visualisierungen zeigen, bleiben erwiesenermaßen<br />
besser im Gedächtnis ihrer Zuhörerschaft. In<br />
meiner Rolle als Trainer und Coach stelle ich immer<br />
wieder fest, dass Vortragende in der Vorbereitung<br />
ihrer Präsentation diese Thematik kaum reflektieren.<br />
Bei jeder Folie stellen sich wirklich exzellente<br />
Vortragende die Frage: „Wird diese Folie überhaupt<br />
gebraucht?“ Wenn Sie so vorgehen, werden Ihre Präsentationen<br />
pointierter, klarer und mitreißender.<br />
Wie viel Prozent PowerPoint verkraftet eine gelungene<br />
Präsentation? Gibt es eine magische Relation?<br />
Eine spannende Frage, der wir in meiner Agentur<br />
schon nachgegangen sind, aber leider keine Pauschalformel<br />
gefunden haben. Als grobe Richtlinie<br />
lässt sich sagen: Ein Keynote-Vortrag im Bereich<br />
der Persönlichkeitsentwicklung, wie Führung oder<br />
Kommunikation, verträgt vielleicht 0 bis 10 Folien<br />
pro Stunde. Ein Vortrag, bei dem es um technische,<br />
naturwissenschaftliche oder andere sehr komplexe<br />
Themen geht, benötigt dafür ca. 30 - 60 Folien in der<br />
gleichen Zeit. Alternativ dazu gibt es die 10-20-30 Formel<br />
von Guy Kawasaki. 10 Folien in 20 Minuten mit<br />
Schriftgröße 30 Punkt.<br />
Was sind die aus Ihrer Sicht 3 wichtigsten<br />
Präsentations-Tipps?<br />
1. Starten Sie mit einer soliden Analyse. Machen Sie<br />
sich klar, was ist Ihr Ziel, wer ist Ihre Zielgruppe, wo<br />
treten Sie auf, was sind die Erwartungen und Einstellungen.<br />
Danach wissen Sie, welche Inhalte der Vortrag<br />
enthalten muss und was Sie weglassen können.<br />
2. Konzipieren Sie Ihren Vortrag flexibel vom Aufbau<br />
her und vor allem behaltenswert. Flexibilität hilft
Dieses Interview wurde geführt von:<br />
Monika B. Paitl<br />
Inhaberin der PR-Agentur communications9<br />
& Kooperationspartnerin von Zukunft-Training<br />
www.communications9.com
»Auch wenn Sie ausgezeichneten<br />
Content haben, vernachlässigen Sie<br />
nie das Design Ihrer Präsentation. Ihr<br />
Publikum mag die neuesten Trends<br />
nicht explizit kennen, hat aber ein<br />
unbewusstes Gespür dafür.«<br />
Ihnen, sich geänderten Vortragsbedingungen<br />
anzupassen. Etwa, wenn ein Veranstalter plötzlich<br />
ankündigt, Sie hätten aus Zeitgründen<br />
statt 45 Minuten nur noch 30 Minuten Zeit.<br />
Behaltenswert bedeutet, die Präsentation in<br />
den Köpfen des Publikums als positiv und erinnerungswürdig<br />
abzuspeichern. Denn dadurch<br />
öffnen sich im Nachgang viele Türen. In meiner<br />
Agentur arbeiten wir gerade in Workshops mit<br />
Kunden sehr intensiv an diesem Punkt.<br />
3. Verdeutlichen Sie sich immer wieder die zentrale<br />
Aussage Ihrer Präsentation. Eine Botschaft<br />
in meinen Vorträgen heißt „Präsentieren ist wie<br />
Busfahren“. Wenn Zuschauer sich das merken,<br />
habe ich meine Kernbotschaft gut vermittelt.<br />
Vortragende, die diese Tipps beherrschen und<br />
intensiv anwenden, werden beim Präsentieren<br />
Quantensprünge machen!<br />
Unterliegen auch Präsentationen aktuellen<br />
Designtrends, die es immer wieder anzupassen<br />
gilt, wie das z. B. bei Mode der Fall ist?<br />
Ja, definitiv. Ich kann heute am Designstil eindeutig<br />
erkennen, aus welchem Jahr eine Präsentation<br />
stammt. Gerade in den letzten Jahren<br />
hat sich das sogenannte Flat-Design stark etabliert.<br />
Es verzichtet auf jegliche Schatten und 3D-<br />
Effekte. Ein weiterer leicht erkennbarer Stil ist<br />
das Digital Storytelling, also vollflächige Bilder<br />
mit 4-7 Wörtern auf der Folie. Beim Design gilt<br />
es, immer wachsam zu sein und zu prüfen, ob<br />
Sie noch im Trend liegen oder die Präsentation<br />
schon als überaltert gelten kann. Deswegen erstelle<br />
ich jedes Jahr meinen „Presentation Trend<br />
Report“. Mitarbeiter und Kunden sehen dann<br />
sehr schnell, was aktuell ist, und auch, was in<br />
den nächsten Jahren designtechnisch auf uns<br />
zukommt.<br />
Auch wenn Sie ausgezeichneten Content haben,<br />
vernachlässigen Sie nie das Design Ihrer<br />
Präsentation. Ihr Publikum mag die neuesten<br />
Trends nicht explizit kennen, hat aber ein unbewusstes<br />
Gespür dafür. Wenn Sie über innovative<br />
Produkte sprechen, müssen diese auch<br />
innovativ dargestellt sein. Design ist Ausdruck<br />
einer bestimmten Haltung und schafft damit<br />
Verbindung zu einer bestimmten Zielgruppe.<br />
In welche Richtung entwickeln sich Präsentationen?<br />
Wie werden wir in 5, in 10 Jahren<br />
präsentieren und öffentlich reden? Wie sieht<br />
die innovative, mitreißende Präsentation des<br />
Jahres 2025 aus?<br />
Lassen Sie mich als Einstieg erläutern, was ich<br />
glaube, das nicht passieren wird. Derzeit beschäftige<br />
ich mich in meiner Freizeit mit autonom<br />
fahrenden Autos! Aber in 10 Jahren wird<br />
es immer noch Referenten geben. Die autonome<br />
Präsentation hat, denke ich, keine Zukunft!<br />
Eine Entwicklung, die ich auf jeden Fall sehe:<br />
Vereinfachung und Reduktion bei steigender<br />
Visualisierungsqualität. Wenn ich Publikum mit<br />
einem Vortrag - sei es online oder live - erreichen<br />
will, muss ich vereinfachen und Inhalte<br />
auf das Wesentliche reduzieren. Dabei aber<br />
trotzdem die Dinge auf den Punkt bringen und<br />
verständlich und gut inszeniert transportieren.<br />
Erfolgreiche Referenten der Zukunft müssen<br />
das beherrschen.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt, den ich sehe, ist Storytelling.<br />
Diese Jahrtausende alte Tradition wird<br />
es auch in 10 Jahren noch geben. Will ich als<br />
Referent Menschen berühren oder zur Veränderung<br />
bewegen, ist das ein funktionierender<br />
Weg. Was sich hier ändern wird, ist die Art der<br />
Inszenierung einer Geschichte. Wir werden viele<br />
Varianten erleben vom „klassischen“ Erzählen
»Wir entwickeln aktuell pro<br />
Jahr mehrere Innovationen im<br />
Präsentationsbereich. Eine der<br />
Neuheiten ist Augmented Impact<br />
Presentations.«<br />
bis hin zum multimedial vernetzten Vortrag, der<br />
alle Sinne berührt.<br />
Ihr Unternehmen smavicon gilt als die führende<br />
innovative Präsentationsagentur und steht<br />
speziell für das Konzept „Augmented Impact<br />
Presentation“. Was können sich die Leser darunter<br />
vorstellen?<br />
Wir entwickeln aktuell pro Jahr mehrere Innovationen<br />
im Präsentationsbereich. Eine der Neuheiten<br />
ist Augmented Impact Presentations.<br />
Verwandt ist diese Präsentationstechnik mit<br />
Augmented Reality – der erweiterteten Realität.<br />
Wir haben die Technik jetzt auf Präsentationen<br />
transferiert und schon sehr interessante Dinge<br />
gestaltet. Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie<br />
sehen auf der Leinwand eine Landschaft mit<br />
grüner Wiese und ein paar Bäumen. Nun fordert<br />
man als Referent die Teilnehmer auf, ihr Smartphone<br />
oder Tablet zu nehmen und eine spezielle<br />
App zu starten. Im ersten Moment sieht das<br />
Ganze aus wie eine Foto-App. Zu sehen ist die<br />
Leinwand mit der Landschaft auf dem Display<br />
des Smartphones. Jetzt kommt der Clou. Zusätzlich<br />
werden Informationen, wie Zahlen, Texte,<br />
Bilder, Videos überlagert. So ist gut vorstellbar,<br />
wie ein Haus auf einer derzeit noch leeren Wiese<br />
aussieht. Bewegt man das Gerät nach links oder<br />
rechts, werden andere Informationen eingeblendet.<br />
Das geht so weit, dass der Zuschauer selbst<br />
auswählen kann, was er sehen will, etwa nur Zahlen,<br />
nur Bilder oder nur Videos.<br />
Sie haben im Vorjahr das „Presentation-Bootcamp“<br />
erfolgreich ins Leben gerufen. Wie sieht<br />
dieses neue, spannende Konzept genau aus,<br />
welchen Praxis-Nutzen bringt es den Teilnehmern?<br />
Und wann findet das nächste Boot Camp<br />
statt?<br />
Das Presentation-Bootcamp besteht aus Vorträgen,<br />
Workshops und Coachings. An einem einzigen<br />
Tag kann ein Gold-Teilnehmer dabei seine<br />
Auftrittsperformance um 100% steigern. Er hält<br />
morgens einen Vortrag, bekommt eine Rückmeldung<br />
vom Publikum sowie von 7 Präsentationsexperten<br />
zu Themen wie Rhetorik, Stimme,<br />
Schauspiel, Körpersprache, Visualisierung, Outfit<br />
usw. Er erhält eine weitere Rückmeldung durch<br />
die SCIL-Diagnose, die Presentation-Booster Methode<br />
und durch iPAD-Tracking. Jeder Zuschauer<br />
bekommt dazu ein iPAD mit einer vorinstallierten<br />
App. So kommen etwa 100 Rückmeldungsimpulse<br />
zusammen. Im anschließenden persönlichen<br />
Coaching werten wir diese aus. So schaffen wir<br />
eine deutliche Verbesserung für den nächsten<br />
Vortrag.<br />
Mittags tritt er wieder auf und bekommt neues<br />
Feedbacks. Am Abend folgt ein dritter Auftritt.<br />
Was im Präsentationstraining 3 bis 5 Tage erfordert,<br />
schaffen wir so an einem Tag. Morgens<br />
schläft das Publikum fast ein, und am Abend bekommt<br />
der Vortragende eine Standing Ovation.<br />
So faszinierend und rasant ist diese Entwicklung!<br />
Für die Zuschauer, die sogenannten Silber-<br />
Teilnehmer, gibt es zusätzlich spannende Workshops<br />
und Vorträge, zu Stimme, Rhetorik, Trends,<br />
Moderation, usw. Als besondere Highlights haben<br />
wir eine Massagestation zum Auflockern der<br />
Muskeln und ein Gewinnspiel für eine Probefahrt<br />
mit Tesla Model S. Sie sehen, volle Action für alle<br />
Beteiligten! Das nächste Bootcamp findet am<br />
26.11. im Raum Frankfurt am Main statt.<br />
Verraten Sie uns Ihren größten Präsentations-<br />
Fauxpas? Was haben Sie daraus gelernt?<br />
Ich wollte vor Jahren in einem Vortrag zeigen,<br />
wie innovativ präsentieren funktioniert und hatte<br />
sehr viel Technik dabei. Unter anderem einen<br />
Ring-Presenter von Genius zur Fernsteuerung<br />
meiner Folien. Der war nagelneu, und ich wollte<br />
ihn unbedingt ausprobieren. Er war jedoch<br />
noch nicht richtig konfiguriert und völlig falsch<br />
eingestellt. Die katastrophale Auswirkung: Bei<br />
der nur geringsten Berührung mit dem Presenter<br />
klickten die Folien weiter und weiter. Während
Mehr über Matthias Garten:<br />
www.smavicon.de<br />
Smavicon Best Business Presentations,<br />
innovative Präsentationsagentur
»Als CPO trage ich<br />
die Verantwortung<br />
für alle Vorträge und<br />
Präsentationen, die von<br />
uns unterstützt werden.«<br />
des Vortrages galoppierten also innerhalb weniger Sekunden meine<br />
sämtlichen Folien durch, wie in einem Film. Das Ganze passierte<br />
dreimal hintereinander, und ich konnte einpacken. Mein persönlicher<br />
Lerngewinn daraus: Niemals neue, noch unbekannte Technik live<br />
ausprobieren. Sich so gut wie möglich vorbereiten und stets achtsam<br />
und wachsam bleiben.<br />
Sie nennen sich „CPO – Chief Presentation Officer“. Was sind die<br />
Aufgaben eines CPO? Tritt dieser Jobtitel auch bereits in Unternehmen<br />
in Erscheinung, oder genießt er noch, ähnlich wie der<br />
Feel-Good-Manager, ein Schattendasein?<br />
Der CPO ist meine Eigenkreation und muss sich als solche erst noch<br />
etablieren. In meinem Unternehmen mit derzeit 13 Mitarbeitern, bin<br />
ich eigentlich der CEO - daher lag der Titel CPO nahe.<br />
Als CPO trage ich die Verantwortung für alle Vorträge und Präsentationen,<br />
die von uns unterstützt werden. Zu meinen Aufgaben gehört<br />
die Unterstützung bei Workshops, bei der Analyse und Konzeption,<br />
bis hin zur Überwachung und Endabnahme. Meine Mitarbeiter konzipieren<br />
die Präsentationen, und ich sorge dafür, dass alle Elemente<br />
zusammenpassen und ein großes, stimmiges Ganzes ergeben. Zu<br />
meinen Aufgaben gehört es auch, mit Beratung, Training und Coaching<br />
den Prozess auf einem hohen Level abzurunden.<br />
Zum Abschluss: Verraten Sie uns die drei wichtigsten Lebenserkenntnisse,<br />
die im Laufe Ihres bisherigen Lebens für Sie wegweisend<br />
waren?<br />
1. Gerade in letzter Zeit ist für mich der Satz „Begriffe prägen unsere<br />
Welt“ wichtig geworden. Je nachdem, welches Wort ich wähle, drücke<br />
ich eine bestimmte innere Haltung aus. Ich ersetze zum Beispiel<br />
immer das Wort Problem durch Herausforderung – und schon hat<br />
sich die Grundhaltung dazu vollkommen geändert!<br />
2. Jeder Nachteil lässt sich in einen zumindest gleichen großen Vorteil<br />
wandeln. Häufig sind mir in meinem Leben Dinge passiert, die auf<br />
den ersten Blick nachteilig erschienen, später aber dann doch positiv<br />
ausgingen.<br />
3. Wissen und Erfahrung führen zu Weisheit. Nur wenn beides gegeben<br />
ist, kann ich wirklich weise werden!<br />
***<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Garten!
50 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
STARKE MARKE<br />
STARKE WIRKUNG<br />
REIN IN DIE MEDIEN UND RAN AN DEN AUFTRAG<br />
In unserer vernetzten Gesellschaft gilt stärker als je zuvor: Wer nicht auffällt in gesättigten<br />
Märkten, nicht von sich reden macht und nicht präsent ist in den Medien, findet nicht<br />
statt. Wer kein Typ ist und damit nicht als echte Persönlichkeit wahrgenommen wird, geht<br />
schlicht unter im Meer vorhandener Angebote, Ideen und Konzepte. Wie können Trainer,<br />
Speaker, Coaches und Selbständige ihre Botschaften wirksam senden und als individuelle<br />
Marke platzieren? Dies beantwortet im ersten von zwei Teilen der Selbstinszenierungs-<br />
Experte Falk S. Al-Omary.<br />
Teil 1 von 2<br />
von Falk S. Al-Omary<br />
Für die meisten Menschen, die in den Berufsumfeldern<br />
Weiterbildung, Training und Beratung tätig<br />
sind, gilt: Sie alle müssen als Person zur unverwechselbaren<br />
Marke werden, um Expertise zu verkörpern,<br />
Kunden anzuziehen und interessant zu sein für Menschen,<br />
Märkte und Medien. Der Weg zur eigenen Markenpersönlichkeit<br />
führt über die konsequente Positionierung.<br />
Erfolg braucht Persönlichkeit<br />
Wer sich klar positioniert, wird wahrgenommen, kann<br />
weitgehend selbst das eigene Renommee bestimmen, bekommt<br />
potentiell mehr Aufträge und in der Konsequenz auch<br />
höhere Honorare. Eine starke und vor allem wahrhaftige Positionierung<br />
kann nur über die konsequente Entwicklung, Umsetzung<br />
und Kultivierung dessen gelingen, was eine Person<br />
auf glaubhafte Weise unverwechselbar und anziehend macht:<br />
das eigene Wesen, das eigene Sein mit allem, was dazugehört.<br />
Eine starke Positionierung basiert auf der eigenen Identität.<br />
Nur wer sich selbst mit dem, was er wirklich ist, darstellt, kann<br />
auch die gewünschten Ergebnisse erzielen: Raus aus der Beliebigkeit,<br />
rein in die Medien, ran an den Auftrag.<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 51
»Positionierung ist mehr als das Polieren der Fassade und der Aufbau eines Images.«<br />
Was macht eine kluge Positionierung aus?<br />
Positionierung ist zum Modewort verkommen. Immer mehr<br />
vermeintliche Experten bieten an, andere bei der eigenen<br />
Positionierung zu unterstützen. Die allermeisten Positionierer<br />
springen dabei aber viel zu kurz, laufen Trends hinterher<br />
und schauen vor allem danach, wie sich jemand von anderen<br />
vermeintlichen Wettbewerbern abgrenzen kann. Klar ist,<br />
wer sich nicht deutlich und konsequent positioniert, darf sich<br />
nicht wundern, wenn Marketingaktionen ins Leere laufen und<br />
Buchungen ausbleiben. Was aber macht eine gute Positionierung<br />
aus, wenn nicht die Abgrenzung von anderen? Und, fast<br />
noch wichtiger, was ist Positionierung nicht? Eine Positionierung<br />
ist nichts, das man sich aufsetzen oder anziehen könnte,<br />
wie einen schlecht sitzenden Anzug. Positionierung ist mehr<br />
als das Polieren der Fassade, der Aufbau eines Images. Sie geschieht<br />
vielmehr von innen heraus, auf Basis einer tiefen Innenschau,<br />
der kritischen Analyse des eigenen Seins, der persönlichen<br />
Stärken und Schwächen, der inneren und äußeren<br />
Antreiber. Eine Positionierung ist eine tiefgreifende Entscheidung,<br />
die nicht nur für andere kurzfristig sichtbar auf der Bühne,<br />
in Kongresssälen oder bei Meetings stattfindet, sondern in<br />
jedem einzelnen Lebensbereich – sowohl beruflich als auch<br />
privat. Nur derjenige, der seine Positionierung an seinen ureigenen<br />
Glaubenssätzen und Werten ausrichtet und dabei mit<br />
sich selbst im Reinen ist, wird seine Position in allen Bereichen<br />
vertreten und behaupten können. Und dies nicht nur auf der<br />
Bühne der großen oder kleinen Öffentlichkeit, sondern auch<br />
auf der weitaus relevanteren Bühne des Lebens und des unternehmerischen<br />
Erfolgs.<br />
Eine Positionierung ist deswegen weitaus mehr als eine schicke<br />
Website, ein nettes Logo oder eine in Textform gegossene<br />
Werbeaussage. Nur, wer mit seiner gesamten Persönlichkeit zu<br />
100 Prozent hinter sich, seiner Mission sowie seiner gefundenen<br />
Positionierung steht, diese lebt und nicht nur sporadisch<br />
zur Schau stellt, wird Menschen anziehen können, die seiner<br />
Botschaft folgen. Das ist die Basis einer starken Personen-<br />
Marke, die präsentiert, was sie ist und mehr bietet als schönen<br />
Schein.<br />
Es geht bei einer Positionierung, die zumeist mit einer Themenfindung<br />
oder einer Beschreibung der eigenen Expertise<br />
einhergeht, eben nicht darum, eine thematisch dünn besetzte<br />
Nische auszumachen und in dieser zu wachsen. Es geht vielmehr<br />
darum, mit der persönlichen, selbst gewählten, zur Identität<br />
und zur eigenen Vita passenden Botschaft Erfolg zu haben<br />
– und zwar unabhängig davon, wer in der gleichen Branche<br />
eventuell dieselben Themen besetzt oder vertritt. Erfolgreich<br />
positionierte Persönlichkeiten beanspruchen den Expertenstatus<br />
auf dem gewählten Gebiet für sich – ganz gleich, um<br />
welches Gebiet es sich handelt und wie viele Wettbewerber in<br />
der gleichen Branche unterwegs sind. Weil sie durch die eigene<br />
Persönlichkeit und die Art, wie sie ihre Botschaft vertreten,<br />
per se einzigartig und unvergleichlich sind. Wer sich derart<br />
positioniert, sich selbst erkennt und aus seiner Mission seine<br />
Themen ableitet, hat sich bereits erfolgreich von anderen abgrenzt.<br />
Eine derart gewonnene Positionierung dient zugleich<br />
als innerer Kompass, als Leitfaden, der zur klaren Grundlage<br />
für jede zu treffende Entscheidung wird: Welche Partner und<br />
Mitarbeiter sind die richtigen für mich? Welche Investition ist<br />
sinnvoll? Welche Vereine und Berufsverbände? Welcher Lebensstil?<br />
Welches soziale oder gesellschaftliche Engagement?<br />
Welche aktuellen Anlässe sind es wert, sich dazu zu äußern?<br />
»Positionierung ist zum<br />
Modewort verkommen. Immer<br />
mehr vermeintliche Experten<br />
bieten an, andere bei der<br />
eigenen Positionierung zu<br />
unterstützen.«<br />
Jede kaufmännische, inhaltliche, strategische und taktische<br />
Entscheidung wird leichter, klarer und vor allem für sich selbst<br />
und andere begründbarer, wenn die Positionierung auf der<br />
Eindeutigkeit der eigenen Identität fußt. Sich zu positionieren<br />
bedeutet, über sein Leben und sein Business zu entscheiden.<br />
Nicht mehr und nicht weniger. Jede andere Art der Positionierung<br />
ist nur Arbeit am Image, ein Nachjagen nach Moden und<br />
Trends – kurzlebig, nicht nachhaltig und letzten Endes nicht<br />
glaubwürdig. Es ist die Frage, ob man andere zum Maßstab<br />
machen möchte, sich deren Erwartungen und Ansprüchen<br />
anpasst und sich letztlich zum Sklaven des Marktes oder der<br />
Branche macht oder ob man seinen Erfolg selbst in die Hand<br />
nehmen möchte.<br />
52 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
Von der Positionierung zur Marke, mit der<br />
Marke zur Wirkung<br />
Wer über eine derartige Positionierung verfügt,<br />
kann auch seine Markenpersönlichkeit<br />
entsprechend aufbauen. Die Selbstinszenierung<br />
– auf allen Kanälen – kann beginnen und<br />
fällt mit dem schon erwähnten inneren Kompass,<br />
den die Positionierung mit sich bringt,<br />
entsprechend leichter. Auch die Medien lieben<br />
Typen, echte Persönlichkeiten, die etwas zu sagen<br />
haben und abweichen vom Mainstream.<br />
Interessant ist eben nicht der, der sagt, was<br />
alle sagen, sondern glaubhaft seine eigene<br />
Meinung vertritt, „sein Ding“ macht und schon<br />
allein damit Charakter und Persönlichkeit beweist.<br />
Das darf, muss vielleicht sogar etwas<br />
provokant sein, anecken und Grenzen austesten.<br />
Das soll nicht bedeuten, dass zwanghaft<br />
jedes gesellschaftliche und mediale Commitment<br />
über Bord geworfen werden soll. Provokation<br />
ist kein Selbstzweck. Aber die Konsequenz<br />
des eigenen Handelns, das Leben und<br />
Präsentieren der eigenen Positionierung in allen<br />
Facetten helfen durchaus, von Medien und<br />
Multiplikatoren beachtet zu werden. Umso<br />
mehr in einer Zeit, in der eine eigene Position<br />
zum Luxus geworden zu sein scheint.<br />
Und das ist viel mehr als die oft zitierte Aufforderung,<br />
man möge doch authentisch sein. Das,<br />
was uns die übliche Management- und Ratgeberliteratur<br />
als Authentizität verschreibt, ist in<br />
Wahrheit meist nicht mehr als Mainstream-<br />
Anpassung mit pseudo-individueller Note. Erfolgreiche<br />
Menschen können es sich in diesem<br />
profanen Sinne nicht leisten, authentisch zu<br />
sein. Sie müssen vielmehr sie selbst sein und<br />
ihr Inneres kultiviert nach außen transportieren<br />
- jenseits dessen, was aktuell gewünscht<br />
und erwartet wird. Diese Konsequenz zeichnet<br />
wahre Marken aus. Marken, die auch medial<br />
stattfinden, die als Interviewpartner gern eingeladen<br />
werden, weil sie für etwas stehen und<br />
fast wie selbstverständlich eine Art Meinungsführerschaft<br />
für sich beanspruchen.<br />
Falk S. Al-Omary<br />
Experte für Selbstinszenierung<br />
Falk S. Al-Omary ist der Experte für Selbstinszenierung,<br />
Medienreichweite und Egoselling. In mehr als<br />
20 Jahren in politischen Ämtern und Mandaten und<br />
mehr als 50 Funktionen in Verbänden und Unternehmen<br />
hat er gelernt, wie strategisches Denken und<br />
Handeln in einem komplexen und meist rauen Umfeld<br />
funktioniert.<br />
Mit diesem Wissen leitet er heute seine eigene Unternehmensgruppe.<br />
Er ist Mentor, Identitätsentwickler<br />
und zupackender Markenbotschafter. Der Autor von<br />
„Bescheidenheit zieht Armut an“ und anderen Werken<br />
rund um die Themen Marketing, PR und Selbstinszenierung<br />
arbeitet für viele prominente Persönlichkeiten,<br />
namhafte Unternehmen und Eventveranstalter.<br />
Er sorgt dafür, dass Experten höhere Honorare mit<br />
ihrem Wissen und Können und maßgeschneiderten<br />
Produkten erzielen, ohne diese rechtfertigen zu müssen.<br />
Dafür spielt er die Klaviatur der Medien, transportiert<br />
Botschaften und Meinungen und sorgt so für<br />
starke Anziehungskräfte des Marktes. Der PR-Profi,<br />
Wirtschaftsjournalist, Autor, Top-100-Unternehmer<br />
und ausgebildete Business-Coach ist zudem gefragter<br />
Keynote-Speaker. Seine Vorträge und Workshops sind<br />
maximal provokant und bieten einen schonungslos<br />
ehrlichen Blick hinter die Kulissen der Erfolgreichen.<br />
www.al-omary.com<br />
***<br />
Falk S. Al-Omary
IMPRESSUM<br />
Zukunft - Training<br />
in Zusammenarbeit mit der Trainer-Akademie München. Als Mitherausgeber treten die<br />
Autoren der namentlich gekennzeichneten redaktionellen Beiträge auf.<br />
Die Redaktion kann trotz sorgfältiger Recherchen und Überprüfung der zugrunde liegenden Quellen keine Gewähr für den Inhalt<br />
übernehmen. Jegliche Haftung für aus der Berichterstattung entstandene Schäden ist ausgeschlossen.<br />
Die bei <strong>ZT</strong> in erscheinung tretenden Autoren zahlen für die Veröffentlichung bei Zukunft-Training und sind somit als eine gesonderte Form<br />
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Lektorat Lilli Iliev Layout und Gestaltung: Frederic M. Fuchs - Zukunft-Training Web: Julius E. Sohn Beirat: Dr. Helmut Fuchs, Dr. Kerstin Gernig<br />
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54 | Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong>
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 55
Vom Manager zum<br />
charismatischen Leader<br />
Der Kongress für Manager, Führungskräfte,<br />
Unternehmer, Berater und Personalentwickler<br />
Götz W. Werner<br />
Gründer dm-drogeriemarkt<br />
Wolfgang Gutberlet<br />
Ehemaliger tegut<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Prof. Dr. Dr. Jürgen Hennig<br />
Prof. für Persönlichkeitsforschung<br />
Prof. Dr. Wilhelm Schmid<br />
Lebenskunst-Philosoph<br />
Dr. Roman Szeliga<br />
„Der Österreichische<br />
Humorexperte Nr. 1“<br />
Dr. Helmut Fuchs<br />
Begründer der Launologie<br />
Felix Gaudo<br />
Moderator<br />
Überraschungsgast<br />
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07. Mai 2016 • Frankfurt am Main<br />
Zukunft-Training • 4. Quartal <strong>2015</strong> | 56