Tektonische Verschiebungen - In Medium Flow

und Zeitlichkeit ist plötzlich ein anderes: kein vollkommen
verwechseltes, doch ein gewandeltes. Was hat sich dann also
verschoben?
In tektonischen Verschiebungen ändert sich der
Zusammenhalt und Bezug, die Gliederung eines
imaginativen Kontinuums in sich. Die verschiedenen
Kontinua unseres Lebens, in Politik oder Kunst, Musik oder
Gestaltung, im Arbeitsleben oder den Vergnügungen, im
Privaten der Sexualität wie im Öffentlichen der Wissenschaft
und Forschung spüren wir solche Verschiebungen als
Überraschungen unvermuteter Neuheit im Allzubekannten.
Hatten wir kaum noch vermutet in diesem Kontinuum
Neues, Anderes erleben und entdecken zu können, so zeigt
eine tektonische Verschiebung, dass doch etwas vollkommen
Anderes wohl möglich ist. Andere Menschen handeln
beispielhaft anders – auf medialen Bühnen zunächst; weitere
Menschen fühlen sich davon angeregt, angesteckt und
übernehmen dies, vielleicht zuerst probeweise, spielerisch,
auch ironisch oder gar sarkastisch, karnevalistisch. In
mimetischen Rückkopplungen, endlos sich wiederspiegelnd
und im Widerhall verändernd werden neue
Handlungsgewohnheiten aufgenommen und angenommen,
weitergegeben, weiter verändert. Sie werden Teil unseres
Lebens, undenkbar, einmal ohne sie gelebt zu haben.
Sie ereignen sich auch erdbeben-, erdrutschartig, doch
das nur in seltenen Sondersituationen. Revolutionen. Kriege,
Aufstände nennen wir ihre Ursachen dann und ob wir die
Veränderungen in jedem Fall wirklich herbeigesehnt haben,
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