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Das Swiss Experiment und die Zukunft der Vorhersage von alpinen ...

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44 Forum für Wissen 2007<br />

Auge gefasst. Die Verbesserung <strong>der</strong><br />

<strong>Vorhersage</strong> entsteht dadurch, dass<br />

über mobile Radargeräte <strong>und</strong> <strong>die</strong> automatischen<br />

Sensorscope-Stationen eine<br />

viel bessere Erfassung <strong>der</strong> Intensität<br />

<strong>und</strong> räumlichen Verteilung des Nie<strong>der</strong>schlags<br />

möglich ist. Zusammen mit den<br />

zusätzlichen Messungen <strong>der</strong> Bodenfeuchte<br />

o<strong>der</strong> eventuell des Zustands<br />

<strong>der</strong> Schneedecke wird damit sowohl<br />

<strong>der</strong> Ausgangszustand des Einzugsgebietes<br />

als auch das Ereignis besser<br />

quantifiziert <strong>und</strong> führt zu verbesserten<br />

Abflussprogosen. Damit eine zeitgerechte<br />

Einrichtung <strong>der</strong> Messsysteme<br />

<strong>und</strong> des <strong>Vorhersage</strong>modelllaufes unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> zu messenden<br />

Daten überhaupt möglich ist, muss<br />

eine automatische Datenerfassung,<br />

-übermittlung <strong>und</strong> -verwertung (Assimilation)<br />

vorbereitet sein. Diese Wertschöpfungskette<br />

ist das Hauptanliegen<br />

des <strong>Swiss</strong>Ex.<br />

4 Schlussfolgerungen <strong>und</strong><br />

Ausblick<br />

Der in <strong>die</strong>sem Artikel beschriebene<br />

Plan für zukünftige <strong>Vorhersage</strong>n <strong>von</strong><br />

Alpinen Naturgefahren ist unvollständig<br />

<strong>und</strong> behandelt nur Teilaspekte. Er<br />

beruht auf zwei Voraussetzungen: a)<br />

dass <strong>die</strong> Entwicklung hin zu besseren<br />

<strong>und</strong> detaillierteren <strong>Vorhersage</strong>n des<br />

Wetters weitergeht <strong>und</strong> sich beschleunigt;<br />

<strong>und</strong> b) dass <strong>die</strong> Forschung rasch<br />

Fortschritte macht im quantitativen<br />

Verständnis <strong>der</strong> Auslösung <strong>von</strong> solchen<br />

Ereignissen. Vor <strong>die</strong>sem Hintergr<strong>und</strong><br />

wird aber klargemacht, dass wir bereits<br />

heute in <strong>der</strong> Lage sind, gewisse Dinge<br />

auszuprobieren <strong>und</strong> dabei zu lernen.<br />

Diese Funktion erfüllt das <strong>Swiss</strong>Ex-<br />

Anwendungsbeispiel: Für <strong>die</strong> Abflussvorhersage<br />

im Oberlauf <strong>von</strong> Alpinen<br />

Einzugsgebieten ist es bereits heute<br />

möglich, neue Messeinrichtungen mit<br />

neuen Modellen zu kombinieren <strong>und</strong><br />

so zu einer besseren <strong>Vorhersage</strong> zu gelangen.<br />

Wie gut das funktioniert <strong>und</strong><br />

wie praxistauglich das sein wird, kann<br />

erst <strong>die</strong> Durchführung eines Pilotexperimentes<br />

zeigen. Dies ist innerhalb <strong>der</strong><br />

nächsten vier Jahre geplant. Gleichzeitig<br />

setzen wir uns dafür ein, dass kleinskalige<br />

meteorologische Modelle für<br />

unsere Anliegen entwickelt werden,<br />

um über <strong>die</strong> Assimilation auch <strong>die</strong> lokale<br />

meteorologische <strong>Vorhersage</strong> zu<br />

verbessern. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wurden<br />

inzwischen eine ganze Reihe <strong>von</strong><br />

Forschungsprojekten gestartet, <strong>die</strong><br />

zum Ziel haben, <strong>die</strong> Auslösung <strong>von</strong><br />

weiteren Naturereignissen wie Murgängen,<br />

geschiebeführenden Wildbach-Hochwasser,<br />

Hangrutschen <strong>und</strong><br />

Lawinen so zu verstehen, dass eine deterministische<br />

<strong>Vorhersage</strong> möglich<br />

wird.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Swiss</strong>Ex besteht nicht nur aus<br />

dem oben diskutierten Anwendungsbeispiel,<br />

son<strong>der</strong>n hat weitere wichtige<br />

Vorhaben: Ein Aspekt ist es, eine neue<br />

Gemeinschaft zwischen Forschern, Anwen<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu<br />

schaffen, <strong>die</strong> <strong>von</strong> wechselseitigem Nutzen<br />

ist. Es geht darum, dass einerseits<br />

je<strong>der</strong> Interessierte <strong>die</strong> Möglichkeit hat,<br />

sich an <strong>der</strong> Messung <strong>und</strong> Beobachtung<br />

<strong>von</strong> Umweltparametern zu beteiligen,<br />

indem er z. B. eine Sensorscope-Station<br />

bei sich im Garten aufstellt. Dafür hat<br />

er Zugriff auf <strong>die</strong> Gesamtheit <strong>der</strong><br />

Messdaten <strong>und</strong> Unterstützung durch<br />

einfache Werkzeuge, <strong>die</strong> ihm bei <strong>der</strong><br />

Datenvisualisierung <strong>und</strong> -analyse helfen.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wird den<br />

Forschern das Leben vereinfacht, indem<br />

das Sammeln <strong>von</strong> Metadaten, <strong>die</strong><br />

Aufbewahrung <strong>und</strong> Pflege <strong>der</strong> gesammelten<br />

Daten <strong>und</strong> schliesslich <strong>die</strong> Verwertung<br />

<strong>der</strong> Daten durch eine Infrastruktur<br />

unterstützt wird.<br />

Dank<br />

Wir danken allen, <strong>die</strong> geholfen haben,<br />

Ideen zum <strong>Swiss</strong> <strong>Experiment</strong> zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> sich im CCES in den<br />

Gr<strong>und</strong>lagenprojekten engagieren. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

wollen wir Domenico Giardini,<br />

Paolo Burlando <strong>und</strong> Nikolaus<br />

Gotsch erwähnen. Simon Löw <strong>und</strong> Sarah<br />

Springman engagieren sich für <strong>die</strong><br />

Naturgefahreneinheit im CCES <strong>und</strong><br />

Vincent Luyet, Andreas Wombacher,<br />

Guillermo Barrenextea <strong>und</strong> Phillip<br />

Schnei<strong>der</strong> haben schon entscheidende<br />

Beiträge zum <strong>Swiss</strong>Ex geleistet. <strong>Das</strong><br />

<strong>Swiss</strong>Ex wird vom Schweizer Nationalfonds<br />

z.B. über das NCCR MICS <strong>und</strong><br />

<strong>von</strong> privaten Partnern wie Microsoft<br />

geför<strong>der</strong>t. Ganz beson<strong>der</strong>s wichtig für<br />

den Fortschritt ist <strong>die</strong> andauernde Unterstützung<br />

durch <strong>die</strong> Schweizer Gebirgskantone,<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong>er <strong>die</strong><br />

Schweiz z. B. über ein weltweit einzigartig<br />

dichtes Stationsnetz (IMIS,<br />

ENET, <strong>Swiss</strong>MetNet) verfügt. Dabei<br />

werden Innovationen beson<strong>der</strong>s vom<br />

Wallis (Charly Wuilloud, Dominique<br />

Bérod) <strong>und</strong> Graubünden (Christian<br />

Wilhelm) geför<strong>der</strong>t.<br />

5 Literatur<br />

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2006: A Middleware for Fast and Flexible<br />

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aber nicht hinreichende Bedingung für<br />

erfolgreiche Interventionen zur Schadensbegrenzung<br />

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Forum für Wissen 2007:<br />

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LEHNING, M.; VÖLKSCH, I.; GUSTAFSSON, D.;<br />

NGUYEN, T.A.; STÄHLI, M.; ZAPPA, M.;<br />

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20: 2111–2128.

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