NundL 2-2009 - LUGV - Land Brandenburg
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52 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (2) <strong>2009</strong><br />
Abb. 1<br />
Natura-2000-Netzwerk<br />
4 Das Netzwerk Natura 2000<br />
Im Rahmen der dynamischen Weiterentwicklung<br />
der Naturschutzinstrumente ist der<br />
Begriff Natura 2000 zu sehen. Natura 2000<br />
ist der Name des kohärenten ökologischen<br />
Naturschutznetzes der Europäischen Union.<br />
Natura 2000 ist als europäisches Instrument<br />
im Gegensatz zu nationalen oder völkerrechtlichen<br />
Gebietskategorien im Naturschutz<br />
mit dem „scharfen Schwert” des<br />
Europarechts (insbesondere Europäischer<br />
Gerichtshof, Klage- und Beschwerdeverfahren)<br />
ausgestattet. Fachtermini zu Natura<br />
2000 sind:<br />
• SPA (Special Protection Area)<br />
• Europäisches Vogelschutzgebiet<br />
• Besonderes Schutzgebiet<br />
• Gebiete von Gemeinschaftlicher Bedeutung<br />
• Europaschutzgebiet<br />
• IBA (International Bird Area)<br />
• Feuchtgebiete Internationaler Bedeutung<br />
• Managementplan<br />
• Eingriffsreglung und Kompensation<br />
• Kohärenzsichernde Maßnahmen<br />
• Arten und Lebensraumtypen der Anhänge<br />
l, II, IV und V<br />
• Prioritäre Arten<br />
• Erhaltungsziele etc.<br />
Naturschutzbegriffe nur zu den Flächen im<br />
Schnelldurchlauf:<br />
• Großschutzgebiete<br />
• Ramsar-Gebiete<br />
• Geschützter Biotop<br />
• Geopark<br />
• Waldschutzgebiet<br />
• Schutzwald, Bannwald<br />
• Wasserschutzgebiet<br />
• Naturwaldzellen<br />
• Weltnaturerbegebiet<br />
• Gebiete mit <strong>Land</strong>schaftsdiplom des Europa-Rats<br />
• Totalreservat oder Naturentwicklungsgebiet<br />
• Zone 1, 2, 3, 4, Kernzone, Pufferzone<br />
• IUCN-Kategorien z.B. I a und b und die<br />
russischen Zapovedniks<br />
• Die Dachmarke „Nationale Naturlandschaften”<br />
für alle Großschutzgebiete in<br />
Deutschland.<br />
Abb. 2<br />
Begiff Biodiversität<br />
5 Transformation des Naturschutzes<br />
zum Schutz der<br />
Biologischen Vielfalt<br />
Seit einigen Jahren redet die Fachöffentlichkeit<br />
nicht mehr von Naturschutz, sondern<br />
von Biodiversität. In diesem Kontext sind<br />
weitere Begriffe zu nennen und zu vermitteln:<br />
• Biologische Vielfalt<br />
• Biodiversität oder kurz „Biodiv”<br />
• Stopp the loss of biodiversity<br />
• Countdown 2010<br />
• Convention of Biodiversity und die 9.<br />
Vertragsstaatenkonferenz COP 9<br />
• „Access and benefit sharing” also<br />
„gerechter Vorteilsausgleich”<br />
Wie das Umweltbundesamt (UBA) in seiner<br />
jährlichen Umfrage zum Umweltbewusstsein<br />
2006 feststellte, ist die Konvention zur<br />
Biologischen Vielfalt aus Rio 1992 immerhin<br />
15 % der Bundesbürger bekannt. Was die<br />
Konvention tatsächlich beinhaltet, wissen<br />
dann noch 6%!<br />
Dieses Ergebnis zeigt, dass es nicht (oder<br />
noch nicht) erfolgreich ist, mit den genannten<br />
Begriffen die Bevölkerung an die Themen<br />
des Naturschutzes heranzuführen.<br />
Statt von Naturschutz vom „Erhalt der biologischen<br />
Vielfalt” zu reden, geht nicht auf,<br />
wenn der Naturschutz die Öffentlichkeit erreichen<br />
will.<br />
Dies belegt eine im Dezember 2007 von der<br />
EU-Kommission vorgelegte Studie mit dem<br />
Titel „Attitudes of Europeans towards the<br />
issue of Biodiversity” (In: Flash Eurobarometer<br />
219). Es wurden mehr als 25.000 Europäer<br />
und Europäerinnen allen Alters und<br />
vieler Einkommensgruppen befragt.<br />
Das Ergebnis gibt Anlass, über Naturschutzbegrifflichkeiten<br />
und die Art der<br />
Kommunikation kritisch nachzudenken;<br />
Natura 2000 ist nur 3,4 % der Deutschen<br />
bekannt, weitere 5,9 % haben zwar davon<br />
gehört, aber ohne irgendeine Ahnung<br />
davon zu haben, was Natura 2000 sein<br />
könnte. Die Aufgabe sollte sein, die anderen<br />
90,3 % zu erreichen!<br />
In Finnland wissen immerhin 29 %, was<br />
Natura 2000 ist und weitere 50 % haben<br />
zumindest davon gehört. Die „Rote Laterne”<br />
bekommen gleichauf mit 0,9 %„keine<br />
Ahnung” die Briten und Italiener. Es ist kein<br />
systematischer Unterschied zu erkennen<br />
zwischen EU 15 und EU 27 oder zwischen<br />
West und Ost oder Nord und Süd.<br />
Entsprechend der gewichteten Hochrechnung<br />
(s. Abb. 1) für die 27 Mitgliedstaaten<br />
können 6,2 % aller Europäer sagen, was<br />
Natura 2000 ist!<br />
Um den Begriff Biodiversität, der 1986 das<br />
Licht der politischen Bühne erblickt hat<br />
(REAKA-KUDLA et al. 1997), scheint es deutlich<br />
besser bestellt zu sein (s. Abb. 2): 35 %<br />
der Europäer wissen, was er bedeutet und<br />
29,7 % können den Begriff immerhin ableiten,<br />
allerdings wissen 34,6 %, mit Biodiversität<br />
nichts anzufangen. In Deutschland sind<br />
es erstaunliche 70,7 %, die 2007 angeben,<br />
den Begriff zu kennen, das ist deutlich mehr<br />
als doppelt so viel wie noch bei einer Umfrage<br />
von BioFrankfurt im Jahr 2006.<br />
Mit den Österreichern, von denen fast 75 %<br />
den Begriff kennen, stehen die deutschen<br />
Probanden auf dem Siegertreppchen (74,3 %<br />
bekannt und 14,6 % schon gehört!), Slowakei,<br />
Zypern und Tschechien liegen mit<br />
unter 7 % abgeschlagen auf den „Abstiegsrängen”.<br />
Informationen über den Verlust (s. Abb. 3)<br />
von biologischer Vielfalt (mit Doppelnennungen)<br />
ziehen die Deutschen in erster Linie<br />
aus TV-Programmen (67,5 %), Zeitungen<br />
(45,9 %) und dem Internet (34,8%). Die<br />
vom Naturschutz regelmäßig veröffentlichten<br />
und oft kostenfrei verteilten Broschüren<br />
und Faltblätter geben immerhin noch 10,9 %<br />
als Hauptquelle ihrer Informationen an. Veranstaltungen<br />
und Ausstellungen kann man<br />
sich in Deutschland wohl in Zukunft eher<br />
sparen, sie werden nur mit 2,6 % honoriert!<br />
Griechen (5,7 %), Franzosen (6,5 %) und<br />
Luxemburger (7,5 %) sind der Umfrage zufolge<br />
eher für Veranstaltungen und Ausstellungen<br />
zu begeistern.<br />
6 Schlussgedanken<br />
Haben Sie schon mal darüber nachgedacht,<br />
warum so viele Menschen sich über den Klimawandel<br />
Sorgen machen und bereit sind,<br />
viele Mrd. Euro zu investieren?