NundL 2-2009 - LUGV - Land Brandenburg
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54 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (2) <strong>2009</strong>; 54-55<br />
LOTHAR TÄUSCHER<br />
VOR 50 JAHREN WURDE IN NEUGLOBSOW AM STECHLINSEE DER GRUNDSTEIN FÜR EINE UMFASSENDE<br />
LIMNOLOGISCHE FORSCHUNG IM LAND BRANDENBURG GELEGT. SEITDEM SIND AUS DIESER<br />
FORSCHUNGSEINRICHTUNG ZAHLREICHE NATIONALE UND INTERNATIONALE ERGEBNISSE FÜR DIE<br />
LIMNOLOGIE UND DEN NATUR- UND UMWELTSCHUTZ HERVORGEGANGEN.<br />
50 Jahre limnologische Forschung am Stechlinsee<br />
Schlagwörter:<br />
Limnologie, Forschung, Naturschutz, Umweltschutz, <strong>Brandenburg</strong><br />
Vor nunmehr 50 Jahren, am 12. März 1959,<br />
wurde mit der Einrichtung der Forschungsstelle<br />
für Limnologie der Deutschen Akademie<br />
der Wissenschaften zu Berlin in Neuglobsow<br />
am Stechlinsee der Grundstein für<br />
eine umfassende limnologische Forschung<br />
in <strong>Brandenburg</strong> gelegt. Aus dieser Forschungseinrichtung<br />
sind seitdem zahlreiche<br />
national und international bedeutsame Forschungsergebnisse<br />
für die Limnologie und<br />
den Natur- und Umweltschutz hervorgegangen.<br />
Aus diesem Anlass sollen an dieser<br />
Stelle die Leistungen dieser Einrichtung auf<br />
dem Gebiet der aquatischen Ökologie und<br />
des Natur- und Umweltschutzes kurz vorgestellt<br />
und gewürdigt werden.<br />
Als erster Direktor der Forschungsstelle für<br />
Limnologie war Dozent Dr. Dr. habil. Theodor<br />
Schräder (1904-1975) tätig. Ab 1966<br />
fungierte die Einrichtung unter Leitung von<br />
Dr. habil. S. Jost Casper als Abteilung Limnologie<br />
des Zentralinstitutes für Mikrobiologie<br />
und Experimentelle Therapie (ZIMET),<br />
Jena, der Deutschen Akademie der Wissenschaften<br />
bzw. ab 1973 bis 1991 der Akademie<br />
der Wissenschaften der DDR (SCHÖN-<br />
BORN 2008). Seit 1992 gehört die limnologische<br />
Forschungseinrichtung am Stechlinsee<br />
als Abteilung Limnologie Geschichteter<br />
Seen zum Leibniz-Institut für Gewässerökologie<br />
und Binnenfischerei, welche bis 2008<br />
Prof. Dr. habil. Rainer Koschel leitete.<br />
Den Anstoß für Gründung der Forschungsstelle<br />
am Stechlinsee gab der Bau des ersten<br />
Kernkraftwerkes der ehemaligen DDR (1956<br />
bis 1966 errichtet) mit einem äußeren Kühlwasserkreislauf,<br />
in den der Nehmitzsee und<br />
der Stechlinsee über Kanalverbindungen eingebunden<br />
wurden. Dabei wurde Kühlwasser<br />
aus dem nährstoffreicheren Nehmitzsee entnommen,<br />
bei dem Durchfluss durch das<br />
Kernkraftwerk erwärmt und in den sehr<br />
nährstoffarmen Stechlinsee eingeleitet. Bis<br />
zum Jahr 1990 war es deshalb die vorrangige<br />
Aufgabe der limnologischen Forschung<br />
am Stechlinsee, die ökologischen Auswirkungen<br />
der thermischen und stofflichen<br />
Belastungen auf Seeökosysteme zu untersuchen.<br />
In der ersten Phase der Erfassungen und<br />
Untersuchungen ging es um eine Bestandsaufnahme<br />
aller biologischen Komponenten<br />
von Bakterien über planktische und benthische<br />
Mikro- und Makroalgen, Farn- und<br />
Blütenpflanzen, Urtiere und wirbellose Tiere<br />
bis hin zu Wirbeltieren in und an den Gewässern.<br />
In der zweiten Phase wurden die<br />
Veränderungen in den Lebensgemeinschaften<br />
und in den Energieflüssen bzw. in den<br />
Stoffkreisläufen durch die thermischen und<br />
stofflichen Belastungen analysiert. Bei diesen<br />
Untersuchungen wurde das Studium<br />
der biologischen Prozesse (einschließlich<br />
Primär- und Sekundärproduktion) mit einer<br />
umfangreichen Analyse der physikalischchemischen<br />
Parameter (Lichtverhältnisse,<br />
Wassertemperatur, Nährstoffe, Sauerstoffverhältnisse)<br />
verbunden.<br />
Auch danach wurden die wertvollen Messreihen<br />
fortgesetzt, um Langzeitwirkungen<br />
einer „thermal pollution” zu erfassen. So<br />
zeigte sich, dass die abiotischen und biotischen<br />
Komponenten des Stechlinsees erst<br />
mit einer 5- bis 10-jährigen Verzögerung auf<br />
die Belastungen durch Abwärme und Nährstoffe<br />
reagierten und das ehemalige oligotrophe<br />
Gewässer gegenwärtig nach den<br />
physikalisch-chemischen Parametern und<br />
der Phytoplankton- und Makrophyten-<br />
Besiedlung als schwach mesotroph einzustufen<br />
ist (SPIEß 2004, HILLE et al. 2008,<br />
TÄUSCHER et al. 2008). Der Stechlinsee gehört<br />
somit zu den am besten und über einen langen<br />
Zeitraum untersuchten Seen der Welt.<br />
Von den an den Forschungen beteiligten<br />
langjährigen Mitarbeitern sollen folgende<br />
Biologen und Limnologen in alphabetischer<br />
Reihenfolge genannt werden. Der Großteil<br />
Abb. 1<br />
Historischer Blick auf das Gelände des IGB am Stechlinsee<br />
der Originalzitate ist in der „Stechlinsee-Bibliographie”<br />
von CASPER et al. (2001) enthalten.<br />
Dr. Brigitte Althaus (später vereh. Koch) war<br />
eine der ersten Mitarbeiterinnen und bearbeitete<br />
die Rädertierfauna des Stechlinsees.<br />
Dr. habil. Hans-Dieter Babenzien war als<br />
Mikrobiologe tätig und veröffentlichte zahlreiche<br />
Beiträge zur Gewässermikrobiologie.<br />
Dipl.-Biol. Gisela Busse begann nach der<br />
Gründung der Forschungsstelle mit den Untersuchungen<br />
des Phytoplanktons.<br />
Dr. Peter Casper, der bis 2008 die Abteilung<br />
am Stechlinsee leitete, erforschte die Besonderheiten<br />
der Gewässersedimente und ihren<br />
Einfluss auf die Prozesse im Freiwasser.<br />
Dr. Dietrich Flößner bearbeite als Zoologe<br />
das Mikrocrustaceen und die Vogelwelt des<br />
Stechlinsee-Gebietes.<br />
Dr. Peter Kasprzak arbeitet als Limnologe<br />
mit den Arbeitsgebieten Zooplankton und<br />
Biomanipulation.<br />
Prof. Dr. habil. Rainer Koschel nahm produktionsbiologische<br />
und limnologische Untersuchungen<br />
vor und ist ein anerkannter<br />
Fachmann auf dem Gebiet der Gewässersanierung<br />
und -restaurierung.<br />
Prof. h.c. Dr. habil. Heinz-Dieter Krausch arbeitete<br />
von 1961 bis 1990 als Botaniker und<br />
Pflanzensoziologe in der Forschungsstelle<br />
bzw. Abteilung für Limnologie und leistete<br />
Foto: IGB, W. Scheffler