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Schwyzer - WWF Schwyz

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B i o d i v e r s i t ä t<br />

Landwirtschaft<br />

und Artenvielfalt<br />

Ohne die Landwirtschaft wäre die Schweiz vorwiegend mit Wald bedeckt. Durch die Schaffung offener Lebensräume<br />

für Acker- und Viehwirtschaft hatte die Artenvielfalt über die Jahrhunderte stetig zugenommen und erreichte um<br />

1850 in der kleinparzellierten Kulturlandschaft Mitteleuropas ihren Höhepunkt.<br />

Die Landwirtschaft wurde seit dem<br />

Zweiten Weltkrieg stark intensiviert,<br />

unzählige Blumenwiesen,<br />

Hecken und Feuchtgebiete gingen dabei<br />

verloren. Grosse Flächen wurden an die<br />

Bedürfnisse der mechanisierten Bewirtschaftung<br />

angepasst. Deshalb dominieren<br />

heute vielerorts ausgeräumte Landschaften<br />

und die Artenvielfalt ist tief.<br />

So konnten um 1900 auf Wiesen und<br />

Weiden auf einer Fläche von 30x30 Zentimeter<br />

mehr Arten gefunden werden als<br />

heute auf einer Fläche von 25x25 Meter.<br />

© ProSpecieRara<br />

Der Kupferhalsziege gilt ein Rettungsprojekt<br />

von ProSpecieRara.<br />

© ProSpecieRara<br />

Die Sortensammlung von ProSpecie-<br />

Rara: 800 Garten- und Ackerpflanzen,<br />

100 Kartoffelsorten und 2000 Kernobstsorten.<br />

Genetische Vielfalt<br />

Im 19. Jahrhundert hatte jede Region<br />

eigene, in lokaler Isolation entstandene<br />

Nutztierbestände und Kultursorten mit<br />

lokaltypischen Merkmalen, die durch klimatisch<br />

unterschiedliche und vielfältige<br />

Regionen entstanden sind. Die traditionellen<br />

Landrassen gerieten in der zweiten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts aufs Abstellgleis.<br />

Sie wurden nicht aktiv bekämpft,<br />

sondern von den aufkommenden Hochertragssorten<br />

und Leistungsrassen verdrängt.<br />

Der Druck hin zu erhöhter Produktivität<br />

führte zur Konzentration auf<br />

einige wenige Hochleistungssorten und<br />

damit steigt die Gefahr von Inzucht, was<br />

letztlich zu einer bedrohlichen Abnahme<br />

der genetischen Vielfalt führt. Auch der<br />

Saatgutmarkt wird nicht von der Globalisierung<br />

verschont. Schon heute kontrollieren<br />

acht Grosskonzerne den Saatgutmarkt<br />

bei den für die Ernährung wichtigen<br />

Kulturen wie Reis oder Mais zu über<br />

80 Prozent! Hightechsorten ersetzen die<br />

für den Kleingebrauch der Privatgärtnerinnen<br />

und Landwirte bestimmten Sorten.<br />

Vor allem bei Ackerkulturen ist ein<br />

Teil unwiderruflich verschwunden. Damit<br />

die Kulturpflanzen und Nutztiere - die<br />

Grundlagen unserer Ernährung - auf diese<br />

Veränderungen reagieren können, ist ein<br />

breiter, genetischer Pool von grossem<br />

Wert. Eine hohe genetische Vielfalt ist<br />

Garant dafür, dass Kulturpflanzen und<br />

Nutztiere sich an verändernde Umweltbedingungen<br />

anpassen können. Er ist die<br />

beste Versicherung für kommende Veränderungen<br />

und Bedrohungen.<br />

Wir müssen damit rechnen, in Zukunft<br />

auf genetische Ressourcen angewiesen zu<br />

sein, deren Nutzen wir heute noch gar<br />

nicht kennen.<br />

Wie wird dem Rückgang Einhalt<br />

geboten?<br />

In der Folge der Konferenz der Vereinten<br />

Nationen über Umwelt und Entwicklung<br />

(3. - 14. Juni 1992 in Rio de Janeiro) wurden<br />

die multifunktionalen Leistungen der<br />

Landwirtschaft zunehmend ein Thema.<br />

Nebst der Ernährung der Bevölkerung bekamen<br />

plötzlich auch andere Leistungen<br />

wie die Erhaltung der biologischen Vielfalt,<br />

die Sicherung der genetischen Basis<br />

der Nahrungsmittelproduktion und die<br />

Pflege, der für die Erholung genutzten<br />

Landschaft einen Wert. Die Landwirtschaft,<br />

welche rund 40% der Schweizer<br />

Fläche bewirtschaftet, spielt deshalb eine<br />

zentrale Rolle, wenn es um die Erhaltung<br />

und nachhaltige Nutzung der Biodiversität<br />

geht. Mit der Reform der Agrarpolitik wurden<br />

die entsprechenden Leitlinien gesetzt<br />

um die Vielfalt zu erhalten: Seit 1999 muss<br />

jeder Betrieb, der in den Genuss von Direktzahlungen<br />

kommen will, einen ökologischen<br />

Leistungsnachweis erbringen. So<br />

konnte der Schwund an naturnahen Flächen<br />

in der Landschaft gestoppt werden<br />

und der Anteil ökologischer Ausgleichsflächen<br />

ist kontinuierlich gestiegen. Ein<br />

wichtiger Partner für den Bund ist ProSpecieRara.<br />

ProSpecieRara ist eine schweizerische,<br />

nicht-Profit-orientierte Stiftung. Sie<br />

wurde 1982 gegründet, um gefährdete<br />

Nutztierrassen und Kulturpflanzen vor<br />

dem Aussterben zu bewahren.<br />

Lorenz Stricker / Sarah Marthaler<br />

<strong><strong>Schwyz</strong>er</strong> panda 1/2011<br />

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