BEG in Dorsten - OnWheels
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Marschbahn Bahn<br />
Liebe Eisenbahnfreunde,<br />
was verb<strong>in</strong>den Sie mit dem Begriff "Marschbahn"? Sie wissen es nicht? Es geht hierbei um e<strong>in</strong>e<br />
ganz bekannte Strecke. Urlauber, die gerne Richtung Nordsee fahren, kennen sie sicherlich. Denn<br />
es handelt sich um die Strecke von Hamburg über Itzehoe, Husum, Heide und Niebüll bis nach<br />
Westerland (Sylt).<br />
Lauter abgestellte Loks der Baureihen<br />
215.9 und 218 <strong>in</strong> Niebüll.<br />
Dabei kommt das Wort "Marsch" nicht von "marschieren", sondern ist Begriff für die Landschaft,<br />
die die Strecke durchquert. Als "Marsch" bezeichnet man das holozäne Schwemmland der nordwestdeutschen<br />
Küsten und Flüsse - oder e<strong>in</strong>fach ausgedrückt, e<strong>in</strong>en generell flachen Landstrich<br />
ohne natürliche Erhebungen.<br />
E<strong>in</strong> typischer Personenzug der NOB<br />
fährt <strong>in</strong> Westerland (Sylt) e<strong>in</strong>.<br />
Im Gegensatz dazu steht die "Geest". Dieser Landschaftstyp entstand durch Sandablagerungen<br />
während der Eiszeit und stellt von Natur aus e<strong>in</strong>en Höhenzug dar. E<strong>in</strong>ige Abschnitte der Marschbahn<br />
verlaufen auch durch die "Geest".<br />
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E<strong>in</strong>e G 1206 von Vossloh von e<strong>in</strong>em<br />
privaten EVU br<strong>in</strong>gt nachmittags e<strong>in</strong>en<br />
Güterzug von der Insel Sylt auf<br />
das Festland.<br />
Die 237 km lange Strecke wird im Kursbuch der Deutschen Bahn unter der Nummer 130 (KBS<br />
130) verzeichnet. Richtigerweise beg<strong>in</strong>nt die Marschbahn nicht schon <strong>in</strong> Hamburg, sondern erst <strong>in</strong><br />
Elmshorn - also kurz dah<strong>in</strong>ter. Sie verläuft größtenteils zweigleisig. Bis Itzehoe ist die Strecke e-<br />
lektrifiziert. Dort müssen DB-Züge e<strong>in</strong>e Lokwechsel vornehmen. Zum E<strong>in</strong>satz kommen seit etlichen<br />
Jahren Dieselloks der Baureihe 218 <strong>in</strong> E<strong>in</strong>fach- oder Doppeltraktion. Bei den Intercity-Zügen von<br />
und nach Berl<strong>in</strong> bzw. Dresden nach Frankfurt am Ma<strong>in</strong> werden die Lokomotiven bereits im Hamburger<br />
Hauptbahnhof gewechselt.<br />
Seit Dezember 2005 wird der Personenverkehr<br />
von der NOB durchgeführt,<br />
die dafür neue und neuwertige<br />
Lokomotiven und Waggons e<strong>in</strong>setzt.<br />
Auch der Nahverkehr war jahrelang <strong>in</strong> der Hand der Deutschen Bahn. Die meistens bunten, mit<br />
alten - teilweise modernisierten - Silberl<strong>in</strong>gen bestückten Zügen, waren e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes und abwechslungsreiches<br />
Bild. Zum E<strong>in</strong>satz kamen auch hier die Loks der Baureihe 218 <strong>in</strong> ihren unterschiedlichen<br />
Farbvarianten. Mal zog e<strong>in</strong>e Lok den Zug, mal waren es zwei. Ebenso kamen aber<br />
auch Wendezüge und so genannte Sandwich-Bespannungen mit je e<strong>in</strong>er Lok am Zuganfang und -<br />
ende vor.<br />
2
Auf der Klappbrücke <strong>in</strong> Husum fährt<br />
e<strong>in</strong>e MaK DE 2700 mit e<strong>in</strong>er der neuen<br />
Niederflur-E<strong>in</strong>heiten - diese Loks<br />
entsprechen der Lokplattform der<br />
MaK DE 1024 und wurde ursprünglich<br />
für die Norwegische Staatsbahn gebaut.<br />
Seit Ende 2005 hat sich dieses Bild allerd<strong>in</strong>gs gewandelt. Denn ab diesem Zeitpunkt übernahm die<br />
zur Veolia Verkehrs GmbH gehörende Nord-Ostsee-Bahn (NOB) mit Sitz <strong>in</strong> Kiel den Nahverkehr.<br />
Zum E<strong>in</strong>satz kommen dabei moderne Diesellokomotiven der Baureihen ER 20 (DE 2000) von Siemens<br />
und DE 2700 von MaK sowie neue Niederflurwagen als Wendezüge.<br />
Des Weiteren setzt die NOB auch auf<br />
die Siemens-Flüsterloks DE 2000 -<br />
welche auch als "Herkules" bezeichnet<br />
werden und zunächst für die ÖBB<br />
gebaut wurden.<br />
Zwischen Niebüll und Sylt pendelt der so genannte "SyltShuttle". Hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong>en<br />
Autozug, der Bewohner, Geschäftsleute und Urlauber zur Nordsee<strong>in</strong>sel Sylt und wieder zurückbefördert.<br />
Denn vom Festland aus gibt es ke<strong>in</strong>e Straße nach Sylt. Erst seit 1927 gibt zwischen dem<br />
Festland und der Insel e<strong>in</strong>en Damm, der der Deutschen Bahn gehört. Auf diesem liegen allerd<strong>in</strong>gs<br />
nur Eisenbahnschienen. E<strong>in</strong>e Straße duldet die DB nicht - da sie sich nicht selbst ihr hervorragend<br />
laufendes Geschäft zerstören möchte. Außer per Zug kann man nur noch über Dänemark per<br />
Schiff zur Insel kommen.<br />
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Hier sehen wir e<strong>in</strong>e DE 2000 <strong>in</strong> der<br />
Farbgebung von Siemens-Dispolok.<br />
Betreiber des SyltShuttle ist die DB Autozug GmbH mit Sitz <strong>in</strong> Dortmund. E<strong>in</strong>gesetzt werden auch<br />
hier die betagten Loks der Baureihe 218 <strong>in</strong> Doppeltraktion sowie doppelstöckige Autotransportwagen<br />
- die so gennanten "Westerland-E<strong>in</strong>heiten" - <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Flachwagen für Motorräder,<br />
LKWs und Wohnwagen.<br />
Der IC-Verkehr wird noch von der<br />
Deutschen Bahn abgewickelt.<br />
Zwischen 2003 und 2008 waren auch Loks der Baureihe 215.9 im E<strong>in</strong>satz - teilweise <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
mit e<strong>in</strong>er 218er. Man hält seitens der DB Autozug GmbH schon seit Jahren Ausschau nach<br />
Ersatz für die teuren Doppeltraktionen. Nach etlichen Teste<strong>in</strong>sätzen verschiedener Lokomotiven ist<br />
e<strong>in</strong>e Entscheidung bezüglich e<strong>in</strong>es Kaufs aber noch nicht gefallen.<br />
4
Diese Aufnahme entstand bereits im<br />
Jahre 2002 und zeigt e<strong>in</strong>en IC mit<br />
zwei 218ern kurz vor Westerland - die<br />
Loks tragen noch das orientrote Farbkleid.<br />
Die Marschbahn g<strong>in</strong>g übrigens hervor aus der Glückstadt-Elmshorner Eisenbahngesellschaft, die<br />
1845 e<strong>in</strong>e Bahnl<strong>in</strong>ie von Elmshorn nach Glückstadt eröffnete. Erst im Jahr 1886 wurde dann Richtung<br />
Norden weitergebaut. Bereits im 1887 erreichte man Niebüll. Westerland erreichten die Züge<br />
erst im Jahr 1927, nachdem der H<strong>in</strong>denburgdamm eröffnet wurde.<br />
E<strong>in</strong> Nahverkehrszug kreuzt den neuen<br />
Bahnübergang <strong>in</strong> Keitum (Sylt).<br />
Zuvor mussten Reisende mit dem Schiff von Hoyerschleuse nach Sylt reisen. Dort kamen sie dann<br />
am Hafen von Munkmarsch an, um von dort mit der Sylter Inselbahn <strong>in</strong>s Zentrum, den Norden o-<br />
der den Süden der Insel zu fahren. Nach der Grenzziehung 1920 zwischen Niebüll und Tonder<br />
brach der Verkehr nach Sylt e<strong>in</strong>, da man zweimal die deutsche-dänische Grenze passieren musste.<br />
Daher entschied man sich, die Strecke nach Sylt zu verlängern.<br />
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Häufig wurden zwei Zuggarnituren<br />
"Rücken an Rücken" oder besser gesagt<br />
"Steuerwagen an Steuerwagen"<br />
zusammengekuppelt, um so über den<br />
H<strong>in</strong>denburgdamm und die teilweise<br />
e<strong>in</strong>gleisige Strecke zu fahren.<br />
Heute weist die Strecke e<strong>in</strong>e jährliche Fahrgastanzahl von etwa fünf Millionen auf. Sie ist damit für<br />
die Bahn e<strong>in</strong>e lukrative Strecke. Aber vor allem ist sie e<strong>in</strong>e von wenigen <strong>in</strong> Deutschland existierenden<br />
(zum<strong>in</strong>dest zumeist) nicht-elektrifizierten Haupt-Fernverkehrsstrecken.<br />
E<strong>in</strong> Nahverkehrszug mit 218er-<br />
Sandwich auf dem Weg durchs Wattenmeer.<br />
powered by<br />
Texte: Daniel Michalsky<br />
Bilder: Daniel Michalsky, Manfred Diekenbrock<br />
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