BEG in Dorsten - OnWheels
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Liebe Eisenbahnfreunde,<br />
<strong>BEG</strong> <strong>in</strong> <strong>Dorsten</strong><br />
am Mittag des 14. Dezember 2008 um 13:00 Uhr erreichte die Diesellok 221 135-7 der Bocholter<br />
Eisenbahn Gesellschaft (<strong>BEG</strong>) die städtische <strong>Dorsten</strong>er Hafenbahn, um von dort e<strong>in</strong>en Leerzug<br />
abzuholen. Diese Gelegenheit möchten wir nutzen, um Sie über den legendären Loktyp V 200, die<br />
<strong>BEG</strong> und die <strong>Dorsten</strong>er Hafenbahn zu <strong>in</strong>formieren.<br />
Die <strong>Dorsten</strong>er Hafenbahn:<br />
Erst Mitte der 60er Jahre wurde die Güterbahn der Stadt <strong>Dorsten</strong>, die den Bahnhof der Bundesbahn<br />
mit dem Kanalhafen und dem Gewerbegebiet an der Stadtgrenze zu Marl verb<strong>in</strong>det, errichtet.<br />
Nach erfolgreichem Start flachte der Güterverkehr <strong>in</strong> den Folgejahren immer mehr ab, bis es 2007<br />
nur noch wenige Wagen waren, die gelegentlich e<strong>in</strong>em Stahlunternehmen und der Firma Coca<br />
Cola zugestellt wurden. Die DB kündigte im Rahmen ihres allgeme<strong>in</strong>en Rückzugs von kle<strong>in</strong>eren<br />
Güteranschlussbahnen die Verkehrsleistungen, die sie bisher mit e<strong>in</strong>er V 60 erbracht hatte. Das<br />
Ende der Bahn schien nahe, doch gelang es der Betriebsleitung mit der Bocholter Eisenbahn Gesellschaft<br />
e<strong>in</strong>en neuen Partner zu f<strong>in</strong>den, der die ger<strong>in</strong>gen Güterleistungen, die 2008 anfielen, übernahm.<br />
Seit Januar 2009 zeichnet sich nun e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Wende ab. So brachte die Bocholter<br />
V 200 bereits mehrmals lange Güterzüge mit Schotter <strong>in</strong> das Gewerbegebiet. Erstmalig am<br />
28. Februar 2009 wurde zudem e<strong>in</strong> langer Zug auf dem Gelände der Spedition Thier mit Holz beladen.<br />
260 608-4 der <strong>BEG</strong> übernahm die Rangierarbeiten auf der Hafenbahn, weil der OHE Blue<br />
Tiger zu schwer ist und deshalb im <strong>Dorsten</strong>er Bahnhof auf die Zusammenstellung des Zuges warten<br />
musste, bevor der Abtransport beg<strong>in</strong>nen konnte. Weitere Leistungen dieser Art s<strong>in</strong>d dem Vernehmen<br />
nach bereits fest vere<strong>in</strong>bart.<br />
Hier sehen wir 221 135-7 der <strong>BEG</strong> bei<br />
der Durchfahrt der im Wald gelegenen<br />
Abstellanlage.<br />
Die Güterbahn der Stadt <strong>Dorsten</strong> verläßt das DB-Hauptgleis auf der Ostseite des Bahnhofs e<strong>in</strong>ige<br />
hundert Meter nach der Ausfahrt. Die Strecke verläuft dann entlang des <strong>Dorsten</strong>er Segelflugplatzes<br />
auf e<strong>in</strong>er langgezogenen Gefällestrecke, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e mehrgleisige im Wald gelegene Abstellanlage<br />
mündet. Dort gabelt sich die Strecke. E<strong>in</strong> Abzweig führt zum Kanalhafen. Leider fehlen e<strong>in</strong>ige<br />
hundert Meter Strecke, um den großen Ladekran zu erreichen, der genutzt werden könnte, um<br />
Güter direkt vom Schiff auf die Bahn umzuschlagen. Ob hier nicht e<strong>in</strong>es der zahlreichen Konjunkturprogramme<br />
helfen könnte, die Zukunft der Güterbahn zu sichern? Der zweite Abzweig führt zu<br />
verschiendenen Anliegern, u.a. zu Coca Cola und der Spedition Thier.<br />
1
Auf dem Rückweg hat die imposante<br />
Lok der <strong>BEG</strong> e<strong>in</strong>ige Flachwagen am<br />
Haken.<br />
Da der Rückbau des Bahnhofs <strong>Dorsten</strong> mit dem Verlust der Verlademöglichkeiten für Güter voranschreitet,<br />
ist das neue Holzverladungsprojekt auf der städtischen Güterbahn außerordentlich <strong>in</strong>teressant.<br />
Es zeigt, dass Güterverkehr möglich ist und sogar erheblich ausgebaut werden kann. Man<br />
darf eben nur nicht glauben, dass die uns Bürger gehörende Deutsche Bundesbahn dabei sonderlich<br />
hilfreich se<strong>in</strong> wird. Insofern ist das Engagement der Stadt <strong>Dorsten</strong> und von W<strong>in</strong>Dor für die Güterbahn<br />
e<strong>in</strong> bemerkenswertes Signal für e<strong>in</strong>e zukunftsorientierte Verkehrspolitik.<br />
Die Bocholter Eisenbahngesellschaft:<br />
Die Holzverladung erfolgt mittels e<strong>in</strong>es<br />
Kranes auf die Flachwagen.<br />
Im Herbst 2002 wurde die Bocholter Eisenbahngesellschaft (<strong>BEG</strong>) durch vier Mitglieder des Vere<strong>in</strong>s<br />
zur Erhaltung und Förderung des Schienenverkehrs (VEFS) geründet. Der Unternehmenssitz<br />
war zuerst <strong>in</strong> Köln, später <strong>in</strong> Bocholt.<br />
Seit Anfang 2005 erbr<strong>in</strong>gt die <strong>BEG</strong> den Rangierbetrieb im Bahnhof Emmerich sowie im niederländischen<br />
Arnheim. Dazu setzte die <strong>BEG</strong> die Leihlok V 664 der MWB (Mittelweserbahn) e<strong>in</strong>. Diese<br />
Masch<strong>in</strong>e der Gattung V 60 konnte dann 2006 käuflich erworben werden und war damit die erste<br />
eigene Lok der <strong>BEG</strong>. Anfang 2007 kaufte man dann e<strong>in</strong>e weitere V 60 von der EfW. Beide Loks<br />
wurden mit e<strong>in</strong>er 10-Bar-Leitung ausgerüstet.<br />
2
Mit e<strong>in</strong>em langen Leerwagenzug fuhr<br />
V 200 135 gegen 13:40 Uhr am<br />
<strong>Dorsten</strong>er Flugplatz vorbei und erreichte<br />
später den <strong>Dorsten</strong>er Bahnhof.<br />
Seit Anfang 2006 ist die <strong>BEG</strong> auch im überregionalen Güterverkehr tätig. Zunächst fuhr man zwei<br />
Mal <strong>in</strong> der Woche für die Norddeutsche Aff<strong>in</strong>erie AG vom Werk Lünen so genannte Kupferkathoden<br />
zur Mansfelder Kupfer- und Mess<strong>in</strong>g GmbH nach Hettstedt. Für die Leistung mietete man sich<br />
e<strong>in</strong>e V 100 der MWB. Mitte 2007 konnte man dann endlich e<strong>in</strong>e eigene Ost-V 100 von Alstom kaufen.<br />
Als zusätzliche Leistung übernahm ab Mai 2007 die <strong>BEG</strong> die Bedienung des Emmericher Hafens.<br />
Zeitgleich wurde auch die Bed<strong>in</strong>eung des Bahnhofs <strong>in</strong> Bocholt übernommen. Erwähnenswert ist<br />
auch die Übernahme des Rohholzverkehrs im Auftrag der Salzburger Eisenbahn Transportgesellschaft<br />
(SETG).<br />
Nach strategischen Entscheidungen der ehemaligen Railion Deutschland musste der Standort<br />
e<strong>in</strong>er der beiden V 60 von Emmerich nach Oberhausen-Osterfeld-Süd verlagert werden. E<strong>in</strong>e Bedienung<br />
der Emmericher Kunden erfolgt seitdem von dort aus.<br />
Hier sehen wir 360 608 und 221 135<br />
<strong>in</strong> Oberhausen-Osterfeld. Da der<br />
OHE-Tiger für die <strong>Dorsten</strong>er Güterbahn<br />
zu schwer ist, erfolgte die Beförderung<br />
der mit Holz beladenen Flachwagen<br />
zuletzt mit 260 608-4 der <strong>BEG</strong>.<br />
Durch Anstieg des Frachtvolumens im Kupferverkehr musste e<strong>in</strong>e stärkere Lokomotive e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden, sodass man zum Jahresanfang 2008 die schon erwähnte 221 135 von Barbara-Birgit<br />
Pirch erwarb. Umlackiert wurde die Lok bei den Eisenbahn Werkstätten Krefeld GmbH (EWK).<br />
Die durch die V 200 frei gewordene 202 wird nun zwischen Emmerich und dem Dormagener Bayer-Werk<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. 360 109 übernimmt seit Mitte 2008 Rangierarbeiten im Düsseldorfer Hbf.<br />
Aktuelle Infos und Fahrpläne gibt es auf der Webseite der <strong>BEG</strong> unter www.bocholtereisenbahn.de.<br />
3
Hier durchfährt die Lok den <strong>Dorsten</strong>er<br />
Bahnhof.<br />
Die Wirtschaftswunderlok V 200:<br />
Diese Großdiesellok sollte mit zwei 1.100 PS Motoren und e<strong>in</strong>er Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit von 140<br />
km/h ausgestattet werden, damit e<strong>in</strong> universellen E<strong>in</strong>satz sowohl vor Fernschnell- und Schnellzügen,<br />
als auch vor normalen Personen- und Güterzügen möglich se<strong>in</strong> würde. Die Achslasten sollten<br />
bei vollen Vorräten 20 Tonnen nicht überschreiten und e<strong>in</strong>e Dampferzeugeranlage sollte die Beheizung<br />
von zehn bis zwölf 4-achsigen Reiszugwagen gestatten. Mehrfachsteuerung, Sicherheitsfahrschaltung<br />
und <strong>in</strong>duktive Zugsicherung waren ebenso gefordert, wie Zuverlässigkeit bei der<br />
Nutzung der vollen Motorleistung bei niedrigsten Dauergeschw<strong>in</strong>digkeiten von etwa 25 km/h zur<br />
Beförderung schwerster Güterzüge.<br />
Technisch gesehen wirkt jeder der Motoren über e<strong>in</strong> Voith-Getriebe und Kardanwellen auf e<strong>in</strong>es<br />
der Drehgestelle. Hauptelemente der Tragkonstruktion s<strong>in</strong>d zwei Stahlröhren, die mit Blenden verbunden<br />
s<strong>in</strong>d. Der mittragende, geschweißte Lokaufbau wurde strömungsbegünstigt gestaltet und<br />
im oberen Teil entsprechend dem Fahrzeugbegrenzungsprofil abgeschrägt. Fünf Prototypen erschienen<br />
1953, wobei der erste bei der Verkehrsausstellung <strong>in</strong> München <strong>in</strong> betriebsfähigem Zustand<br />
der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die drei verschiedenen 1.100 PS Motorbauarten mit<br />
Lokgewichten von 70,5 bis 73,5 Tonnen ergaben für die damalige Zeit bemerkenswerte spezifische<br />
Leistungswerte.<br />
4<br />
Hier sehen wir 221 135-7 noch <strong>in</strong> Ihrer<br />
ursprünglichen Lackierung neben e<strong>in</strong>em<br />
"Krokodil" der Baureihe 194 und<br />
e<strong>in</strong>er Köf im ehemaligen Bw Krefeld.
Nachdem man diese Loks mit den Nummern V 200 001-005 e<strong>in</strong>gehend erprobt hatte, vergab die<br />
DB 1955 e<strong>in</strong>e Bestellung über 51 Serienlokomotiven, denen 1958 noch e<strong>in</strong>mal 31 Stück folgen<br />
sollten. Wieder war die Verwendung von drei Motortypen möglich, davon stammten die meisten<br />
von Maybach. Die V 200er erwiesen sich als sehr gelungene Masch<strong>in</strong>en und es gab <strong>in</strong> den ersten<br />
Jahren nur wenige Schwierigkeiten mit den Antrieben.<br />
Um 1960 führten schwere Züge und e<strong>in</strong> erhöhtes Verkehrsaufkommen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit höheren<br />
Laufleistungen zu e<strong>in</strong>er ganzen Reihe von Ausfällen der Lokantriebe. Man beseitigte die Mängel<br />
und konnte 1962 Laufleistungen von 233.000 km pro Lokomotive <strong>in</strong> ihren Umlaufplänen erreichen,<br />
die somit um 30 % über den beim Entwurf geforderten Belastungswerten lagen. Die V 200er zogen<br />
700-Tonnen-Züge <strong>in</strong> der Ebene mit 100 km/h und auf e<strong>in</strong>er 1-prozentiger Steigung immer noch<br />
305 Tonnen mit 80 km/h. 1962 erschienen die ersten Exemplare e<strong>in</strong>er verstärkten Reihe V 200.1<br />
(V 200 101-150) mit zwei 1.350 PS Motoren und e<strong>in</strong>er Anzahl weiterer Verbesserungen, unter anderem<br />
bei der Drehgestellkonstruktion. Ihr Gewicht lag zwischen 78 und 79,5 Tonnen. Bei der Umzeichnung<br />
auf das EDV-System erhielten die V 200.0 die Bezeichnung 220, die V 200.1 die Bezeichnung<br />
221, die Ordnungsnummern blieben unverändert.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Lok der Gattung V 200.1,<br />
nämlich 221 116 mit e<strong>in</strong>em Sonderzug<br />
der Eisenbahnfreunde <strong>OnWheels</strong><br />
Die fortschreitende Elektrifizierung und der Bau neuer Dieselloks der V 160 Familie führten Ende<br />
der 70er Jahre zur Ausmusterung der ersten V 200er, wobei e<strong>in</strong>ige als Bauloks nach Saudi-<br />
Arabien entsandt wurden, der Großteil aber dem Schneidbrenner zum Opfer fiel. Die verbliebenen<br />
Lokomotiven wurden im norddeutschen Raum konzentriert, wobei <strong>in</strong>sbesondere die „Vogelflugl<strong>in</strong>ie“<br />
von Hamburg über Puttgarden nach Dänemark sich als Haupte<strong>in</strong>satzgebiet dieser Masch<strong>in</strong>en<br />
herausstellte. Diese Lokomotivegattung, bezeichnete man im Übrigen auch als „Wirtschaftswunderlok“,<br />
da sie wie kaum e<strong>in</strong>e andere zum S<strong>in</strong>nbild für Aufschwung und Fortschritt <strong>in</strong> Deutschland<br />
wurde, und es mit ihr erstmals möglich war, Dampflokomotiven im großen Stil abzulösen.<br />
In der heutigen Zeit werden e<strong>in</strong>ige ehemalige V 200er aus dem Ausland, <strong>in</strong>sbesondere aus Italien<br />
von deutschen Privatbahnen zurückgekauft, um modernisiert wieder <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden zu können. Man hat erkannt hat, dass diese Masch<strong>in</strong>en noch lange nicht zum „alten Eisen“<br />
gehören.<br />
Auch Barbara-Birgit Pirch, e<strong>in</strong>e private Lokführer<strong>in</strong>, hat ihre Liebe zu dieser Masch<strong>in</strong>e entdeckt. So<br />
erwarb sie am 16. März 1993 e<strong>in</strong>e bereits zur Verschrottung abgestellte Lok der Baureihe V 200,<br />
nämlich die BR 221 135. Diese 1965 bei Kraus-Maffei <strong>in</strong> München gebaute Diesellok der stärkeren<br />
Gattung, wurde sogar im Mai 1965 die Ehre zu Teil, mit e<strong>in</strong>er Schwestermasch<strong>in</strong>e zusammen den<br />
Sonderzug britischen König<strong>in</strong> Elisabeth II während ihres 4-tägigen Staatsbesuchs <strong>in</strong> Deutschland,<br />
bespannen zu dürfen. Nun versieht diese Masch<strong>in</strong>e – wie oben bereits erwähnt – ihre Dienste für<br />
die <strong>BEG</strong>.<br />
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Texte: Daniel Michalsky, Manfred Diekenbrock<br />
Bilder: Manfred Diekenbrock<br />
E<strong>in</strong> Bild der schwächeren Ausführung<br />
der Baureihe V 200.0, nämlich 220<br />
033, die 01 1066 Vorspann vor e<strong>in</strong>em<br />
Sonderzug der Eisenbahnfreunde<br />
<strong>OnWheels</strong> leistet.<br />
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