Elektrische 1 - OnWheels
Elektrische 1 - OnWheels
Elektrische 1 - OnWheels
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Herzlich Willkommen<br />
Wir freuen uns sehr, dass Sie sich - viele<br />
von Ihnen als “Wiederholungstäter” - für<br />
unsere Tagestour nach Norderney entschieden<br />
haben. Nur so ist es möglich, alte<br />
Technik am Leben zu erhalten. Denn die<br />
Fahrzeuge müssen laufen - und das ist ein<br />
aufwendiges und auch teures Unterfangen.<br />
Die Generalüberholung einer Lokomotive<br />
kostet eine hohe sechsstellige Summe.<br />
Dabei werden sogar sehr viele Reparaturund<br />
Wartungsarbeiten von ehrenamtlichen<br />
Helfern durchgeführt.<br />
Wir erinnern uns mit Ihnen heute an<br />
Betriebseinsätze, wie sie besonders in den<br />
fünfziger und sechziger Jahren alltäglich<br />
Ihr <strong>OnWheels</strong>-Team<br />
waren: Eine elektrische Lokomotive übergibt<br />
ihren Zug am Ende des Fahrdrahts an<br />
eine Dampflokomotive. Für Eisenbahnfans<br />
waren das sehr reizvolle Zeiten, denn alle<br />
Traktionen (Dampf, Diesel, elektrischer<br />
Strom) bestimmten das Bild der Eisenbahn,<br />
wobei absehbar war, dass es den Dampfern<br />
bald an den Kragen gehen würde: Sie wurden<br />
immer mehr zurückgedrängt. Die<br />
Strecke von Rheine nach Emden /<br />
Norddeich war in Westdeutschland ihre<br />
letzte Domäne!<br />
Wir erinnern an klassische Bäderzüge, mit<br />
denen - und das hat sich wohl noch nicht<br />
einmal so sehr geändert - der Stadtmensch<br />
2 Auf große Sommertour nach Norderney
für einen Tag an Sonne und Meer strebte.<br />
Ein herrliches Vergnügen, das nicht durch<br />
Autostaus und Verkehrsnachrichten getrübt<br />
wird. Außerdem muss niemand selbst fahren!<br />
Lehnen Sie sich also bequem zurück<br />
und genießen Sie einfach das Bahnfahren!<br />
In der Mitte des Zuges läuft unser<br />
Gesellschaftswagen mit. Dort ist immer<br />
gute Stimmung, es fließen reichlich<br />
Getränke und etwas zu Essen gibt es auch.<br />
Unsere Freunde von “Westfalendampf”<br />
sorgen hier für das Catering.<br />
Ach ja: Rauchen ist während der Fahrt nur<br />
unserer Dampflok erlaubt. Den Rauchern<br />
unter Ihnen sei empfohlen beim längeren<br />
Lokwechselhalt auf dem Bahnsteig ihrer<br />
Leidenschaft zu frönen. Im Zug besteht<br />
uneingeschränktes Rauchverbot. Wir kommen<br />
damit dem dringenden Wunsch der<br />
Mehrheit unserer Gäste nach.<br />
Unser Sonderschiff erwartet sie gleich an<br />
der Mole. Wir wünschen Ihnen eine schöne<br />
Überfahrt und einen abwechslungsreichen<br />
Aufenthalt auf der Insel.<br />
Ihre Eisenbahnfreunde <strong>OnWheels</strong><br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: ONWHEELS e.V., Schwalbenstück 68, 46286 Dorsten<br />
Redaktion, Satz und Layout: Karsten Westermann<br />
Texte und Fotos: Manfred Diekenbrock, Thomas Egling, Christian Stadler, Sammlung <strong>OnWheels</strong>,<br />
AG Frisia, Wikipedia<br />
Druck: Halterner Druckerei GbR, Annabergstraße 118a, 45721 Haltern am See<br />
Auflage: 750<br />
Auf große Sommertour nach Norderney 3
<strong>Elektrische</strong> 1’ Do 1’-Schnellzugloks<br />
Sind elektrische Lokomotiven langweilig?<br />
Trafos auf Rädern, wie überzeugte<br />
Dampflokfans spöttisch sagen? - auf den<br />
ersten Blick sieht es so aus. Denn elektrische<br />
Lokomotiven sind in der Regel nicht<br />
eindrucksvoll groß, qualmen nicht, haben<br />
keine dröhnenden Verbrennungsmotoren,<br />
höchstens das für Drehstromtechnik typische<br />
Pfeifen, das Fahrgäste elektrischer<br />
Regionalbahnen gut kennen. Und doch: Ist<br />
es nicht faszinierend, wie eine vierachsige<br />
Lokomotive, gerade einmal rund 80 Tonnen<br />
schwer, einen Güterzug von 2000 Tonnen<br />
scheinbar mühelos in Bewegung setzt? Wie<br />
ein ICE auf bis zu 300 km/h beschleunigt<br />
und dabei über den Schienen zu schweben<br />
scheint? Moderne Technik wirkt wie ein<br />
ständiges Understatement. Sie versteckt<br />
sich und wird umso unauffälliger, je komplizierter<br />
und leistungsfähiger sie auch sein<br />
mag. Wer staunt noch über sein<br />
Smartphone?<br />
Vorläufer der heutigen Eisenbahn<br />
E 17 als 117 009-9 in München 1972<br />
Die ersten Konstrukteure elektrischer<br />
Lokomotiven dachten noch nicht so weit.<br />
Sie orientierten sich an den ihnen vertrauten<br />
Dampflokomotiven: Schnellzuglokomotiven<br />
mussten größere Räder haben,<br />
Güterzuglokomotiven kleinere. Motoren<br />
mussten groß sein und das Zentrum der<br />
Lokomotive bilden, die Kraft musste mit<br />
Stangen auf die Räder übertragen werden.<br />
Bayrische Stangenellok E91 um 1970 in Oberhausen-Sterkrade<br />
4 Auf große Sommertour nach Norderney
Und so gab es bei den alten<br />
Elloks auch einiges zu<br />
sehen: Sich drehende Speichenräder,<br />
wirbelnde Treibstangen.<br />
Doch dann kam die<br />
nahe liegende Idee, die<br />
Räder einzeln anzutreiben,<br />
sie mussten aber noch groß<br />
und eindrucksvoll sein. So<br />
entstanden dann die Baureihen<br />
E16 und E17, eckige<br />
Kästen mit großen Treibrädern,<br />
kleinen Laufrädern<br />
und hohem Ölbedarf zum<br />
Schmieren der Lager. Mitte<br />
der 30er Jahre wurden sie weiterentwickelt,<br />
nun waren auch Designer gefordert und<br />
machten einen großen Wurf: Die Baureihen<br />
E18 und E19. Während die E18er in größe-<br />
E 16 als 116 020-9 in München 1972<br />
Nach der Hagener Zeit wieder in Bayern 119 012<br />
rer Stückzahl gebaut wurden, gab es von der<br />
E19 nur vier Maschinen, die allerdings<br />
schon vor dem 2. Weltkrieg mit 180km/h<br />
neue Perspektiven wiesen.<br />
Auf große Sommertour nach Norderney 5
Wissenswertes über die E18<br />
1933 erhielt die AEG den Zuschlag für die<br />
Entwicklung einer elektrischen Lokomotive<br />
für den schweren Schnellzugdienst mit<br />
einer Höchstgeschwindigkeit von über<br />
120 km/h. Sie sollte fahrzeugtechnisch auf<br />
der E17 und elektrisch auf der E04 aufbauen.<br />
Zwei Jahre später wurden zwei<br />
Probelokomotiven ausgeliefert, gefolgt von<br />
einer ersten Serienlieferung. Vorbereitend<br />
für die Entwicklung der noch schnelleren<br />
E19 unternahm die DRG 1935/36<br />
Testfahrten zwischen München und<br />
Stuttgart. Bis Kriegsbeginn wurden 53 Loks<br />
in Dienst gestellt.<br />
Die DB beschaffte in den 1950er Jahren<br />
zwei neue Lokomotiven von Krupp (E18<br />
054 und 055) und verfügte nun über 41<br />
E18er. Eingesetzt wurden sie überwiegend<br />
in Bayern, später aber auch von Stuttgart<br />
aus. 1968 wurden die Loks in Baureihe 118<br />
umgezeichnet. 1984 wurden die letzten<br />
E 18 027 im Planeinsatz<br />
6 Auf große Sommertour nach Norderney
118er beim Bw Würzburg<br />
ausgemustert.<br />
Nach Kriegsende waren in<br />
der DDR noch fünf einsatzfähige<br />
E18 vorhanden, die<br />
als Reparationsleistung an<br />
die Sowjetunion abgegeben<br />
werden mussten. 1952 kehrten<br />
die fünf Lokomotiven<br />
zurück, wurden aber wegen<br />
fehlender Einsatzmöglichkeiten<br />
an die DB verkauft.<br />
Es gab aber noch sechs<br />
durch Kriegseinwirkungen<br />
schadhafte E18, aus denen<br />
zwischen 1958 und 1960<br />
die drei einsatzfähigen E18<br />
19, 31 und 40 wieder aufgebaut wurden.<br />
Von 55 gebauten Exemplaren der Baureihe<br />
E18 sind sechs Lokomotiven erhalten<br />
geblieben. Die Lok E18 03 befindet sich im<br />
DB-Museum Koblenz/Mosel. E18 08 ist im<br />
Bahnpark Augsburg hinterstellt. E18 19<br />
Hagener E19 001 in Münster 1969<br />
steht im ehemaligen Bw Glauchau. Die<br />
E18 24 wird zur Zeit restauriert. E18 31 ist<br />
in Halle P beheimatet. Die Maschine<br />
E18 047 ist im Besitz des DB Verkehrsmuseum<br />
in Nürnberg und wird auch von<br />
dort eingesetzt.<br />
Zwei E18er im Sonderzugeinsatz in den 80er Jahren<br />
Auf große Sommertour nach Norderney 7
So erlebte ich die Reichsbahn 03.10er<br />
im Einsatz<br />
Ich erinnere mich, dass der Winter 1978/79<br />
extrem kalt war. In Ostdeutschland waren<br />
sogar die Braunkohlefelder eingefroren und<br />
Steinkohle aus Westdeutschland, auch von<br />
der Zeche Fürst-Leopold in Dorsten, rollte<br />
fast täglich in Richtung DDR. Ich weilte zu<br />
Besuch bei meinem Freund Peter Thieme in<br />
Lichtenberg, also, wie es damals hieß, in<br />
“Berlin - Hauptstadt der DDR”. Ich selbst<br />
lebte “tief im Westen”, also in Bochum. Ich<br />
erinnere mich an den typischen<br />
Braunkohlegeruch, der über der ganzen<br />
DDR hing, an knatternde Trabbis, bulgarischen<br />
Rotwein und Berliner Bier, das mein<br />
Freund kostenlos bekam, weil er in einer<br />
Brauerei arbeitete. Ein Studium an der<br />
Kunstakademie war ihm damals noch verweigert<br />
worden. Dem begeisterten<br />
Hobbyfotografen, der heute eine eigene<br />
von Manfred Diekenbrock<br />
Galerie in Berlin besitzt, wurde erst kurz<br />
vor dem Mauerfall 1989 ein Studienplatz<br />
gewährt.<br />
An den Tagen rund um Silvester hockten<br />
wir damals mit Freunden aus West und Ost<br />
zusammen, diskutierten über Politik,<br />
Theater und Literatur - und zwischendurch<br />
griff ich mal zu meinem Fotoapparat, zog<br />
den Parka eng zu und verschwand in den<br />
Bahnhof Lichtenberg. Denn dort gab es<br />
etwas zu bestaunen, was die anderen weniger,<br />
mich um so mehr interessierte: Die Einund<br />
Ausfahrt von Schnellzügen von und<br />
nach Stralsund und Rügen mit den großartigen<br />
Schnellzugloks der Baureihe 03.10!<br />
Was für elegante Maschinen, an deren<br />
Umlauf lange Eiszapfen hingen und deren<br />
hohe Räder zwischen den Speichen mit<br />
Schnee gefüllt waren.<br />
03 1090 abfahrbereit nach Stralsund, Dez. 1978 Schnellzug mit 03 bei Berlin, März 1979<br />
8 Auf große Sommertour nach Norderney
03 1090 abfahrbereit in Lichtenberg nach Stralsund, Dezember 1978<br />
Auch in der DDR und in Berlin waren zu<br />
diesem Zeitpunkt Dampflokomotiven vor<br />
Reisezügen nicht häufig zu erleben. Die<br />
Strecke an die Ostsee war zum letzten<br />
Refugium der 03er geworden, die hier<br />
zuverlässig ihren Dienst versahen.<br />
Natürlich habe ich damals auch 03 0010<br />
(heute: 03 1010) gesehen und hätte mir<br />
Lichtenberg mit 03 0058-2 im März 1979<br />
sicher nicht vorstellen können, dass diese<br />
Lokomotive eines Tages vor einem<br />
Sonderzug auf der letzten dampfbetriebenen<br />
Schnellzugstrecke Westdeutschlands,<br />
wo 1975 die Baureihe 01.10 (012) durch<br />
Dieselloks abgelöst wurde, in einem vereinigten<br />
Deutschland zum Einsatz kommen<br />
würde!<br />
Auf große Sommertour nach Norderney 9
Wissenswertes über die 03.10<br />
Zwischen 1939 und 1941 beschaffte die<br />
Deutsche Reichsbahn 60 dreizylindrische<br />
Schnellzugloks der Baureihe 03.10 als<br />
Weiterentwicklung der Baureihe 03, der<br />
leichteren Variante der 01. Angeliefert als<br />
Stromlinienlokomotiven verloren die 03er<br />
nach dem Weltkrieg ihre Verkleidung. Die<br />
für 140 bis 150 km/h ausgelegten<br />
Maschinen verblieben in Ost- und in<br />
Westdeutschland. Eine Stromlinienlok kam<br />
in Polen noch zum Einsatz und steht heute<br />
im Museum.<br />
In Westdeutschland verblieben 26 Loks, die<br />
ab 1953 vorwiegend leichte Fernschnellzüge<br />
zwischen Hamburg und Frankfurt<br />
beförderten. Zwischen 1957 und 1961<br />
erhielten die Maschinen neue Hochleis-<br />
tungskessel und kamen von Hagen aus noch<br />
bis zum Sommer 1966 zum Einsatz.<br />
Bemerkenswertes: In ihrem letzten Sommer<br />
konnte ich die Lokomotiven sogar vor<br />
samstäglichen Saisonzügen beobachten, die<br />
von Düsseldorf über Oberhausen und<br />
Emmerich an die niederländische Nordseeküste<br />
fuhren. 03 1001 stand noch einige Zeit<br />
abgestellt in Hagen, wurde aber leider dann<br />
doch verschrottet.<br />
Von den in der DDR verbliebenen<br />
Maschinen erhielten 1959 im AW<br />
Meiningen 16 einen Reko-Kessel. Bis auf<br />
eine Lokomotive wurden sie dann auch mit<br />
Ölhauptfeuerung ausgestattet, was ihre<br />
Leistungsfähigkeit weiter erhöhte. Erst<br />
1980 konnten sie auf ihrer letzten<br />
Die letzte westdeutsche 03 10 war die erste ihrer Reihe 03 1001<br />
10 Auf große Sommertour nach Norderney
Paradestrecke von Berlin an die Ostsee<br />
durch Dieselloks ersetzt werden. Den letzten<br />
planmäßigen Einsatz leistete übrigens<br />
Plandampf 2002 mit 03 1010 in Koblenz<br />
Ausfahrt 03 1060 aus Hagen 1966<br />
im Mai 1980 unsere Zuglok 03 1010, die<br />
dann in Halle / Saale erhalten blieb.<br />
Auf große Sommertour nach Norderney 11
Damals<br />
Entlang der Strecke von Bochum nach Norddeich-Mole<br />
Kurz vor Bochum-Riemke: Rechts verläuft die Autobahn A43, links künden einzelne Relikte des<br />
Industriezeitalters in einem Erholungsgebiet für Jogger, Radfahrer und Spaziergänger von dem ehemaligen<br />
Hibernia-Chemiewerk, später VEBA.<br />
In den 60er Jahren war Münster Hbf einer der letzten großen Bahnhöfe, in dem fast alle Züge mit<br />
Dampfloks bespannt waren: 01, 01.10, 03., 03.10 und sogar die berühmte Nachkriegsschnellzuglok<br />
10 001 konnten in Münster beobachtet werden.<br />
12 Auf große Sommertour nach Norderney
Das Bw Rheine wurde in den 70er Jahren zum Auslauf-Betriebswerk für die ölgefeuerten<br />
Dampflokomotiven der Reihen 012, 042 und 043. Unser Bild zeigt aber einen seltenen Gast in den<br />
60er Jahren: Eine Franco-Chrosti Lokomotive der Baureihe 50.40, die mit einem zusätzlichen Kessel<br />
zur besseren Nutzung des Dampfes ausgestattet war.<br />
Auf der rechten Seite, gleich gegenüber dem Bahnhof Lingen, sind heute noch die Gebäude des<br />
ehemaligen Ausbesserungswerks Lingen zu sehen. Vor gut 40 Jahren wurde hier noch mächtig an<br />
den Lokomotiven gearbeitet!<br />
Auf große Sommertour nach Norderney 13
Hier scheint sich wenig verändert zu haben. Klar: Die Oberleitung ist in den 80er Jahren hinzugekommen.<br />
Ansonsten fahren die Züge immer noch direkt ans Wasser und bringen die Fahrgäste<br />
gleich zu den Fähren. Unser Bild zeigt einen Eilzug mit 012 066 im Jahre 1973. Und – kaum zu glauben<br />
– diese Lokomotive steht auch am 2. Juni 2012 mit einem Sonderzug der Eisenbahnfreunde<br />
Witten auf der Mole!<br />
Wir drucken immer mit Volldampf<br />
Annabergstraße 118a · 45721 Haltern am See · Tel. 0 23 64.96 57 02 · www.halternerdruckerei.de
Die AG Reederei Norden-Frisia<br />
Die wunderschöne Insel Norderney werden<br />
wir heute mit einer Fähre der AG Norden<br />
Frisia erreichen.<br />
Die AG Reederei Norden-Frisia hat ihren<br />
Sitz auf der ostfriesischen Insel Norderney.<br />
Sie betreibt die Schifffahrt, insbesondere<br />
die Linienschifffahrt zu den Nordseeinseln<br />
Norderney und Juist. Darüber hinaus werden<br />
auch Ausflugsfahrten zu den Nachbarinseln<br />
Borkum, Baltrum und Langeoog<br />
angeboten.<br />
Im Juni 1871 beschlossen 23 Männer aus<br />
Norden und Norderney “den Verkehr nach<br />
den Inseln Norderney und Juist in geordnete<br />
Bahnen” zu bringen und gründeten die<br />
“Dampfschiffsrhederei Norden”. 1872<br />
wurde der erste Dampfer in Dienst gestellt<br />
und erstmals eine befestigte Landungsbrücke<br />
im Norderneyer Hafen errichtet. Aus<br />
anfänglichen Problemen, wie die Unzuverlässigkeit<br />
im Winter, sowie dem daraus<br />
resultierenden Unmut der Norderneyer<br />
Bevölkerung entstand eine Einstiegschance<br />
für Konkurrenten, und so wurde 1893 die<br />
“Norderneyer Dampfschiffsrhederei Einigkeit”<br />
gegründet. Der scharfe Konkurrenzkampf<br />
wurde jedoch später beigelegt und<br />
man arbeitete zusammen. Dieser entbrannte<br />
1906 erneut, als die “Neue Dampfschiffs-<br />
Reederei Frisia” ihren Betrieb aufnahm.<br />
1909, nach Liquidation der Norderneyer<br />
Dampfschiffsrhederei Einigkeit, schlossen<br />
sich die beiden übrig gebliebenen<br />
Reedereien zu einer Betriebsgemeinschaft<br />
zusammen und fusionierten schließlich<br />
1917 zur Aktiengesellschaft Reederei<br />
Norden-Frisia.<br />
Den Ersten Weltkrieg überstand man unversehrt.<br />
1922 wurde die erste Motoren- und<br />
Maschinenwerkstatt erworben und der<br />
Fuhrpark erweitert. Im Zweiten Weltkrieg<br />
wurden die Schiffe von der Marine<br />
beschlagnahmt und gingen teilweise verloren.<br />
Nach Kriegsende übernahmen die<br />
Briten kurzzeitig den Inselverkehr, bis im<br />
Spätsommer 1945 die Reederei wieder<br />
ihren Betrieb aufnehmen konnte.<br />
Bisher wurden nur Personen befördert, bei<br />
vielen Besuchern und Insulanern stieg<br />
jedoch das Interesse daran, wie es die Briten<br />
boten, ihr Auto mit auf die Insel zu nehmen.<br />
Dieser Wunsch wurde mit Hilfe von umgebauten<br />
Frachtern umgesetzt, bis schließlich<br />
1962 die erste kombinierte Personen-<br />
Autofähre in Dienst gestellt wurde. 1969<br />
erschloss die AG Reederei Norden-Frisia<br />
dann auch den Luftraum.<br />
Im Laufe der 1980er Jahre wurde die<br />
gesamte Flotte komplett erneuert bzw.<br />
umgebaut und Mitte der 1990er Jahre abermals<br />
modernisiert. Ein weiterer Schritt<br />
wurde im April 2002 mit der neuen Frisia<br />
IV bewältigt. Das neue Schiff ist erstmals<br />
eine Doppelendfähre; das heißt, das Schiff<br />
braucht in der Mole von Norddeich nicht<br />
mehr zu wenden und kann in beide<br />
Richtungen fahren.<br />
Seit 1998 wickelt Norden-Frisia für die<br />
Gemeinde Norderney die Abführung der<br />
Kurtaxe eines jeden Inselbesuchers, der die<br />
Fährüberfahrt von Norddeich-Mole nach<br />
Norderney in Anspruch nimmt, ab. Damit<br />
ist ein Inselbesuch per Frisia-Fähre – unabhängig<br />
von der Inanspruchnahme von<br />
Kurleistungen – ohne Entrichtung der<br />
Kurabgabe nicht möglich. Dies gilt mittlerweile<br />
auch für die Gemeinde Juist.<br />
Im Jahre 2011 fahren unter der Flagge der<br />
Reederei Norden-Frisia die Frisia I, Frisia<br />
II, Frisia IV - X, Wappen von Norderney.<br />
Auf große Sommertour nach Norderney 15
Von den sieben Ostfriesischen Inseln ist die<br />
Insel Norderney dem Ursprung nach die<br />
jüngste. Die Insel Norderney existiert als<br />
eigenständiges Eiland erst seit der Mitte des<br />
16. Jahrhunderts. Etwa 400 Jahre vor diesem<br />
Datum lag ungefähr in der heutigen<br />
Position Norderneys die Insel Buise. Es<br />
wird vermutet, dass die Zweite<br />
Marcellusflut von 1362 die Insel in zwei<br />
Teile zerbrach, deren östlicher den Namen<br />
Osterende erhielt. Buise selbst wurde<br />
immer kleiner und verschwand nach der<br />
Petriflut von 1651 endgültig in der Nordsee.<br />
Das östliche Ende (Osterende) wurde<br />
immer größer und erstmals in einem<br />
Rechnungsbuch der Gräfin Anna 1550 als<br />
Norder neys Oog (Nordens neues Auge)<br />
erwähnt (das Eyland Norderney, unter<br />
Behrumer Amt gehörig, hat eine Kirche und<br />
18 Häuser). Die Einwohner lebten hauptsächlich<br />
vom Fischfang (Angelschellfisch).<br />
Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
erlangte die Frachtschiffahrt für festländi-<br />
Norderney<br />
sche Handelshäuser (Emder, Norder,<br />
Gronninger) immer größere Bedeutung.<br />
Neben dem Fischfang wurde durch die<br />
Einrichtung eines Seebades der Tourismus<br />
wichtige Einkommensquelle für die<br />
Insulaner. Norderney wurde 1797 das erste<br />
deutsche Nordseeheilbad.<br />
Norderney ist 14 Kilometer lang, an den<br />
breitesten Stellen am Westende und in der<br />
Inselmitte bis zu 2,5 Kilometer breit und ca.<br />
26,3 Quadratkilometer groß und damit die<br />
zehntgrößte deutsche Insel. Die Insel hatte<br />
im Jahre 2011 6200 Einwohner. Seit 1946<br />
besitzt Norderney Stadtrechte; die Stadt<br />
gehört zum Landkreis Aurich.<br />
Auf der Nordseite erstreckt sich ein ca. 14<br />
Kilometer langer Sandstrand, die östliche<br />
Nachbarinsel ist Baltrum, die durch das<br />
Wichter Ee getrennt nur ca. 800 Meter entfernt<br />
ist. Im Westen ist die Insel Juist etwa<br />
drei Kilometer entfernt - getrennt durch das<br />
Hohe Riff, welches bis zu 20 Meter<br />
Wassertiefe aufweist. Im Süden der Insel<br />
16 Auf große Sommertour nach Norderney
erstreckt sich das Wattenmeer. Dieses sowie<br />
die gesamte Osthälfte Norderneys gehören<br />
zum Nationalpark Niedersächsisches<br />
Wattenmeer. Im Nationalpark dürfen<br />
Wanderwege nicht verlassen werden, um<br />
Fauna und Flora nicht zu gefährden und zu<br />
stören.<br />
Wir möchten die Gelegenheit nutzen Ihnen<br />
an dieser Stelle einige Tipps zu geben, wie<br />
sie die Zeit auf der Insel nutzen können.<br />
Nachdem unser Schiff Norderney erreicht<br />
hat, haben Sie die Möglichkeit den Ortskern<br />
per Bus oder zu Fuß (ca. 20 min) zu erreichen.<br />
Sie können aber auch gemütlich auf<br />
der Strandpromenade entlang bummeln und<br />
dabei den Nordseeblick geniessen.<br />
Norderney ist ein kleines Einkaufsparadies.<br />
Hier finden Sie fast alles. Stöbern Sie in<br />
einer der zahlreichen, gemütlichen<br />
Geschenkboutiquen, in einem der Tee- und<br />
Buchläden oder testen Sie die große<br />
Auswahl an Bekleidungsgeschäften. Die<br />
Vielfältigkeit Norderneys zeigt sich auch im<br />
kulinarischen Bereich. Ob Sie ostfriesische<br />
Spezialitäten suchen, lieber die asiatische<br />
Küche bevorzugen oder vielleicht einfach<br />
nur eine gute Currywurst essen möchten,<br />
auf Norderney ist (fast) nichts unmöglich.<br />
Sehr zu empfehlen ist auch ein Besuch des<br />
einzig “linksdrehenden”<br />
Leuchtturms. Seit dem<br />
Jahre 2006 ist er nach<br />
mehrjähriger Sanierungszeit<br />
wieder für die<br />
Öffentlichkeit zugänglich.<br />
Sie erreichen den Leuchtturm<br />
über den Karl-<br />
Rieger-Weg oder mit der<br />
Buslinie 4. Die Öffnungszeiten<br />
sind täglich von 14<br />
- 16 Uhr. Eintritt: Erwachsene<br />
3,- €; Kinder /<br />
Jugendl. 6 - 17 J. 1,- €<br />
Einen ebenso grandiosen Ausblick über<br />
Insel und Wattenmeer bietet die Georgshöhe<br />
- eine hohe Düne am Nordstrand mit<br />
Aussichtsplattform.<br />
Für alle, die eine ruhige Wanderung abseits<br />
des geschäftigen Ortskerns suchen, empfiehlt<br />
sich der Weg zum Bahnhof<br />
“Stelldichein” an der Ecke Karl-Rieger-<br />
Weg/Birkenweg. Die 1917 erbaute Haltestation<br />
war Teil der ehemaligen Marinebahn<br />
der Seefestung Norderney und ist ein<br />
Überrest des ehemaligen Schirrhofgeländes.<br />
Die Marinebahn diente zum Bau und<br />
zur Versorgung der Geschützstellungen in<br />
den Dünen. Auf dem Weg hierhin liegen die<br />
Napoleonsschanze, ältestes Bau- und<br />
Kulturdenkmal der Insel, im Kurpark und<br />
die einzige Windmühle der Ostfriesischen<br />
Inseln. Auf dem Rückweg geniessen Sie<br />
den Ausblick vom Kap, einem historischen<br />
Seezeichen und Wahrzeichen Norderneys.<br />
Das Kap findet sich auch im heutigen<br />
Wappen der Insel wieder.<br />
Müde Wanderfüße haben sich jetzt eine<br />
Pause im Cafe “Marienhöhe” verdient.<br />
Dieses Kaffeehaus befindet sich am<br />
Damenpfad direkt am Weststrand. Sie finden<br />
bestimmt noch viele weitere Möglichkeiten,<br />
Ihre Zeit auf der Insel zu gestalten.<br />
Auf große Sommertour nach Norderney 17
Faszinierende Tierwelt im Wattenmeer<br />
Der 1986 gegründete Nationalpark<br />
Niedersächsisches Wattenmeer erstreckt<br />
sich vom Dollart im Westen bis Cuxhaven<br />
im Osten einschließlich der vorgelagerten<br />
Inseln. Durch die Einrichtung des Nationalparks<br />
wird eine einzigartige Naturlandschaft<br />
geschützt, in der sich eine spezielle<br />
Fauna und Flora angesiedelt hat. Zugvögeln<br />
bietet das Watt Nahrung auf ihrem langen<br />
Weg. Unsere Bilder zeigen einige markante<br />
Tiere der Nordsee. Sehr gut erholt hat sich<br />
der Seehundbestand: Über 8000 Tiere tummeln<br />
sich wieder im Gebiet des Wattenmeers.<br />
Auch die großen Kegelrobben (o.l.)<br />
lassen sich wieder blicken – dafür muss<br />
man aber am besten bis Helgoland fahren.<br />
Dort hat sich auch der auffällige Basstölpel<br />
(o.r.), der steile Felsen für sein Jagd benötigt,<br />
angesiedelt. Austernfischer (u.l.) und<br />
Graugänse sind ebenso wie mehrere<br />
Möwenarten überall an der Küste zu sehen.<br />
Auf Norderney wird gerade jetzt im Juni<br />
von uns Besuchern viel Rücksicht gegenüber<br />
den Tieren erwartet: Denn viele Vögel<br />
sind Bodenbrüter (u.r.: Möwenküken) und<br />
haben ihre Nester in den Salzwiesen und<br />
Dünen angelegt – oft gleich neben den<br />
Wegen der Fußgänger.<br />
20 Auf große Sommertour nach Norderney
Strunk<br />
Berufskraftfahrerschule<br />
Fahrschule aller Klassen<br />
Werner Strunk<br />
Lünsingskuhle 13-15<br />
46282 Dorsten<br />
Tel. 0 23 62 / 2 79 43<br />
www.fahrschule-strunk-dorsten.de<br />
E-Mail: fahrschule-strunk@t-online.de
Mit <strong>OnWheels</strong> zu<br />
"Osnabrück unter Dampf"<br />
<strong>OnWheels</strong> setzte am 4. September 2011 in<br />
Zusammenarbeit mit der NordWestBahn<br />
einen Sonderzug von Dorsten nach<br />
Osnabrück zur Veranstaltung “Osnabrück<br />
unter Dampf” am Sonntag ein.<br />
Auf dem Ausstellungsgelände am Piesberg<br />
wurde viel geboten: Neben zahlreichen<br />
Lokomotiven gab es auch LKW- und Bus-<br />
Oldtimer, die im Rahmen einer Ausstellung<br />
zu besichtigen waren. Ein Souvenir-<br />
Verkauf und eine Modellbahnausstellung<br />
sowie eine<br />
Kinderdampfeisenbahn rundeten<br />
das Programm ab.<br />
Besonders lohnend war ein<br />
Besuch des Industriemuseums<br />
Osnabrück und des Piesberger<br />
Gesellschaftshauses. Mit<br />
einem gläsernen Aufzug fuhr<br />
man 30 Meter tief in einen<br />
historischen Bergwerksstollen.<br />
Dann ging es - 280 Meter unter Tage - weiter<br />
bis zum Magazingebäude, in dem die<br />
Sonderausstellungen des Museums zu verschiedenen<br />
Themen gezeigt wurden.<br />
Ein Rundwanderweg führte zu den verschiedenen<br />
Stationen der Industriekulturlandschaft<br />
am Piesberg, wo man sogar mit<br />
einer dampf- und dieselbetriebenen<br />
Feldbahn durch eine felsige Landschaft fahren<br />
konnte.<br />
22 Auf große Sommertour nach Norderney
Harzfahrt 2012: Mit drei Traktionen<br />
bis auf den Brocken<br />
<strong>OnWheels</strong> berichtet:<br />
Nachdem ein Fahrdienstleiter unseren<br />
Sonderzug für einen Güterzug hielt - was<br />
uns schon zum dritten Mal passiert ist! -<br />
und ihn in Gladbeck-West am Bahnsteig<br />
vorbeileitete, mussten wir in Haltern gleich<br />
mit 30 Minuten Verspätung starten. Doch es<br />
gelang unter Einsatz einiger Telefonate eine<br />
“grüne Welle” zu erreichen, sodass der<br />
Sonderzug Wernigerode pünktlich erreichte.<br />
Begeisterte Fans der Diesellok<br />
V 200 033 aus England, Wales und Irland<br />
ließen sich vor ihrem Star ablichten.<br />
Mit uralten Dampfloks ging es dann in<br />
Richtung Brocken. Doch während 99 5902<br />
(Baujahr 1898!) topfit voranstürmte, musste<br />
die zwanzig Jahre jüngere 99 5906 wegen<br />
einer schadhaften Wasserpumpe schon nach<br />
wenigen Kilometern ausgetauscht werden.<br />
Zu loben ist das professionelle und freundliche<br />
Krisenmanagement der Harzer<br />
Eisenbahner! Mit der kräftigen 99 7245 aus<br />
den 50er Jahren als neue Unterstützung<br />
ging es nun geradezu locker den Berg<br />
hinauf. Auf dem Brocken lagen fast zwei<br />
Meter hohe Schneemassen. Die herrliche<br />
Eispalastatmosphäre wurde sogar durch diffuses<br />
Sonnenlicht verzaubert.<br />
Schlittenfahren, Bratwurst essen, Schierker<br />
Feuerstein (Medizin, weil von einem<br />
Apotheker erfunden!): Für jeden gab es<br />
etwas, um der Kälte zu trotzen.<br />
Noch mal Wasserfassen in Drei Annen<br />
Hohne - und schon ging es in flotter Fahrt<br />
über Goslar und Altenbeken zurück ins<br />
Ruhrgebiet. Ausruhen oder Barwagen?<br />
Diese Frage wurde individuell entschieden,<br />
ehe alle 420 Fahrgäste pünktlich wieder die<br />
Ausgangsbahnhöfe erreichten.<br />
Auf große Sommertour nach Norderney 23
Mit uns kommen<br />
Sie schneller ans Ziel!<br />
Jetzt 2 Wochen<br />
kostenlos testen<br />
oder weiterempfehlen!<br />
Jetzt bestellen unter:<br />
Telefon:<br />
0 18 01 / 10 02 22<br />
(3,9 ct/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 42 ct/Min.)<br />
Internet:<br />
www.DorstenerZeitung.de/onwheels<br />
Gratis<br />
Probe lesen!<br />
Verlag Lensing-Wolff GmbH & Co. KG · Leserservice · Westenhellweg 86-88 · 44137 Dortmund<br />
(Amtsgericht Dortmund, HRA 12780)