03.11.2012 Aufrufe

Die kristalline Siliziumsolarzelle - KOPS - Universität Konstanz

Die kristalline Siliziumsolarzelle - KOPS - Universität Konstanz

Die kristalline Siliziumsolarzelle - KOPS - Universität Konstanz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong>kristalline</strong> <strong>Siliziumsolarzelle</strong><br />

Untersuchung der Einzelprozesse<br />

und Entwicklung von Alternativen<br />

Alexander Hauser<br />

Dissertation<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong><br />

I


Titelbild:<br />

Dreidimensionale Darstellung der Oberfläche eines sauer texturierten<br />

Siliziumwafers. Mit einer entsprechenden Brille mit rotem und blauem Glas<br />

wird der räumliche Eindruck der Struktur erkennbar.<br />

II


<strong>Die</strong> <strong>kristalline</strong> <strong>Siliziumsolarzelle</strong><br />

Untersuchung der Einzelprozesse<br />

und Entwicklung von Alternativen<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

des Doktors der Naturwissenschaften<br />

(Dr. rer. nat.)<br />

an der <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong><br />

Fachbereich Physik<br />

vorgelegt von<br />

Alexander Hauser<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 17.02.2006<br />

Referenten: Prof. Dr. E. Bucher<br />

Prof. Dr. P. Wyder<br />

<strong>Konstanz</strong>, Dezember 2005<br />

III


Inhaltsverzeichnis<br />

Einführung..................................................................................................................................1<br />

1 Gesamtprozess und Kostenmodelle...................................................................................5<br />

1.1 Verknüpfung Gesamtprozess und Wattpeak Kosten..................................................5<br />

1.2 Kostenmodelle und Zukunftsperspektiven.................................................................9<br />

2 Sägeschadenätzen und Texturierung................................................................................12<br />

2.1 Alkalisches Ätzen.....................................................................................................12<br />

2.2 Vorteile einer Texturierung......................................................................................13<br />

2.3 Alkalische Texturierung von mono<strong>kristalline</strong>m Silizium........................................16<br />

2.4 Saure Texturierung von multi<strong>kristalline</strong>m Silizium.................................................20<br />

2.4.1 Reflexionsverringerung....................................................................................27<br />

2.4.2 Solarzellenergebnisse.......................................................................................28<br />

2.4.3 Wirkungsgradsteigerung im Modul.................................................................32<br />

2.4.4 Implementierung auf In-line Anlage................................................................38<br />

3 Emitterdiffusion...............................................................................................................43<br />

3.1 Anforderungen an einen Emitter für Solarzellen.....................................................43<br />

3.2 Methoden zur Emitterbildung..................................................................................45<br />

3.2.1 Ioneninplantation..............................................................................................45<br />

3.2.2 Epitaxie.............................................................................................................46<br />

3.2.3 Phosphoroxychlorid (POCl3) Diffusion...........................................................46<br />

3.2.4 Diffusion aus flüssigen oder festen Dotierquellen...........................................47<br />

3.3 Vergleich von industriellen Emittern.......................................................................48<br />

4 Kantenisolation.................................................................................................................53<br />

4.1 Methoden zur Verhinderung eines Kurzschlusses...................................................53<br />

4.2 Plasmaätzen..............................................................................................................53<br />

4.3 Laser.........................................................................................................................54<br />

4.4 Sägen........................................................................................................................56<br />

4.5 Schmirgeln...............................................................................................................57<br />

4.6 Vergleich der Isolationstechniken............................................................................57<br />

4.7 Optimierung der Kantenisolation mittels Laser.......................................................63<br />

4.8 Nasschemisches Verfahren zur Kantenisolation......................................................68<br />

5 Wasserstoff in Silizium....................................................................................................71<br />

5.1 Eigenschaften und Diffusion von Wasserstoff in Silizium......................................71<br />

5.2 Volumenpassivierung...............................................................................................72<br />

5.3 Lebensdauermessungen zur Untersuchung von H in Si...........................................74<br />

IV


5.3.1 Theorie.............................................................................................................74<br />

5.3.2 Drei-Schichten-Modell zur Wasserstoffpassivierung......................................75<br />

5.4 Ortsaufgelöster Effekt der Wasserstoffpassivierung................................................83<br />

6 Siliziumnitrid....................................................................................................................85<br />

6.1 Methoden zur Siliziumnitridabscheidung................................................................85<br />

6.1.1 Photochemische Gasphasenabscheidung.........................................................86<br />

6.1.2 Thermokatalytische Gasphasenabscheidung....................................................86<br />

6.1.3 Thermisch aktivierte Niederdruckabscheidung................................................86<br />

6.1.4 Ionenzerstäubung (Sputtering).........................................................................87<br />

6.1.5 Expanding Thermal Plasma (ETP) Siliziumnitrid...........................................87<br />

6.2 PECVD Siliziumnitrid..............................................................................................88<br />

6.2.1 Direktplasma Siliziumnitrid.............................................................................89<br />

6.2.2 Remoteplasma Siliziumnitrid...........................................................................90<br />

6.3 Vergleich Direkt und Remote PECVD SiN.............................................................90<br />

6.4 Blistering..................................................................................................................94<br />

6.4.1 Hintergrund......................................................................................................94<br />

6.4.2 Experimente.....................................................................................................97<br />

6.4.3 Ergebnisse........................................................................................................98<br />

7 Metallisierung in Gräben................................................................................................103<br />

7.1 Motivation..............................................................................................................103<br />

7.2 Gräben mittels Laser..............................................................................................104<br />

7.3 Drucken in Gräben.................................................................................................106<br />

7.4 Solarzellen mit Siebruck in Gräben.......................................................................108<br />

Zusammenfassung..................................................................................................................111<br />

Verzeichnis von Abkürzungen...............................................................................................114<br />

Publikationen und Patente......................................................................................................115<br />

Literaturverzeichnis................................................................................................................117<br />

Danksagung............................................................................................................................123<br />

V


Einführung<br />

Alternative Energieformen gewinnen in der heutigen Zeit aufgrund<br />

unterschiedlicher Argumente immer mehr an Gewicht. So spielt der<br />

Klimawandel durch Treibhausgase eine große Rolle, genauso wie die<br />

Verknappung von fossilen Brennstoffen oder das Gefahrenpotential der<br />

Kernenergie. Unter den alternativen Energien gibt es einige aussichtsreiche<br />

Vertreter und die Zukunft wird zeigen, welche sich in 10 bis 20 Jahren<br />

durchgesetzt haben. Es wird aber auf jeden Fall ein Energiemix bleiben, da<br />

sich unterschiedliche Energieformen ergänzen müssen. Einer dieser<br />

Vertreter wird mit Sicherheit die Solarenergie sein, da diese Energiequelle<br />

quasi unbegrenzt zur Verfügung steht. Sehr wahrscheinlich wird dazu auch<br />

die Photovoltaik, also die direkte Umwandlung von Lichtenergie in<br />

elektrische Energie, gehören.<br />

<strong>Die</strong> Photovoltaik hat gegenüber anderen Energiequellen einige deutliche Vorteile. Es gibt<br />

bei einer Photovoltaik Anlage keine beweglichen Teile, also keinen Verschleiß und nur<br />

minimalen Wartungsaufwand. Es handelt sich um eine vollständig emissionsfreie<br />

Energiequelle. Es fallen weder irgendwelche Abfallstoffe oder Abgase an, noch entsteht eine<br />

Lärmbelästigung in der Umgebung. Im Gegensatz zur Kernenergie geht keine Gefahr für<br />

Mensch und Umwelt aus und es gibt keine ungelöste Entsorgungsproblematik.<br />

Trotz dieser Vorteile ist der Anteil der Photovoltaik an der gesamten Stromerzeugung in<br />

Deutschland noch deutlich unter einem Prozent. Das liegt vor allem an einem gravierenden<br />

Nachteil: <strong>Die</strong> Investitionskosten sind immer noch deutlich höher als bei anderen<br />

Energieformen. Daraus resultieren auch, trotz der langen Laufzeit einer Anlage, hohe<br />

Gestehungskosten für die Energie. So spricht das Umweltinstitut München e.V von ca. 0,7 €<br />

pro Kilowattstunde. Eine einfache Rechnung aus eigener Erfahrung zeigt, dass auch deutlich<br />

niedrigere Kosten realistisch sind. Meine eigene Photovoltaikanlage mit 5,1 kWp Leistung<br />

lieferte in den ersten beiden Jahren durchschnittlich 5175 kWh pro Jahr. Über eine Laufzeit<br />

von 25 Jahren gerechnet ergeben sich 25367 kWh pro installiertem kWp. <strong>Die</strong> Nettokosten der<br />

Anlage betrugen 5862 € pro kWp, damit ergeben sich Gestehungskosten von 0,23 € pro kWh.<br />

In dieser Rechnung sind keine Reparaturen, keine Degradation der Module (wobei diese auf<br />

maximal 20% vom Hersteller garantiert ist) und auch keine Kapitalverzinsung eingerechnet.<br />

Es spricht allerdings auch nichts dagegen, dass die Anlage deutlich länger als 25 Jahre Strom<br />

liefert und für große PV Kraftwerke sind die Investitionskosten pro kWp viel niedriger.<br />

Aufgrund der guten Förderprogramme vor allem in Deutschland und Japan ist die<br />

Photovoltaik Industrie trotz der bisher hohen Kosten sehr stark gewachsen. <strong>Die</strong> Produktion<br />

von Solarzellen betrug im Jahr 2004 weltweit 1256 MWp. <strong>Die</strong>s entspricht gegenüber dem<br />

Vorjahr einem Wachstum von 67%. <strong>Die</strong> Wachstumsentwicklung sowie der Anteil der<br />

einzelnen Technologien ist in Abbildung 0.1 dargestellt. Der Anteil der <strong>kristalline</strong>n<br />

1


Wafertechnologie beträgt über 94%. Davon beanspruchen schon die konventionell gesägten<br />

Wafer über 90% des Gesamtmarktes. <strong>Die</strong> Anteile von amorphem Silizium und anderen<br />

Dünnschicht Technologien gehen zurück oder bleiben im besten Falle konstant. Das zeigt,<br />

dass zumindest für die nächsten Jahre die Wafertechnologie noch marktbeherrschend sein<br />

wird und deshalb ein genauerer Blick auf das Verbesserungspotential dieser Technologie<br />

lohnend erscheint.<br />

2<br />

100%<br />

80%<br />

42,1 48,2 50,2 51,6 57,2 54,7<br />

60%<br />

40%<br />

20% 40,8 37,4 34,6 36,4 32,2 36,2<br />

0%<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Folien Si<br />

CIS<br />

Amorph Si<br />

CdTe<br />

Poly<br />

Mono<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

202<br />

Weltweite Solarzellproduktion in MW<br />

287<br />

401<br />

560<br />

750<br />

1256<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abbildung 0.1: Entwicklung der einzelnen Ausgangsmaterialien an der gesamten<br />

Solarzellenproduktion (links), sowie Gesamtproduktion weltweit (rechts). Der<br />

Anteil von <strong>kristalline</strong>m Silizium beträgt über 94%. Der Anteil an poly<strong>kristalline</strong>m<br />

Silizium überwiegt [Photon; 2005].<br />

In dieser Arbeit stehen die Kosten zwar nicht im Mittelpunkt, spielen aber zumindest immer<br />

eine entscheidende Rolle, wenn es um die Bewertung von Ergebnissen geht. Inhalt der Arbeit<br />

ist die Darstellung des Status Quo bei einem industriellen Solarzellenprozess, sowie<br />

Entwicklung und Charakterisierung von neuartigen Alternativen. Daher dürfen die Kosten<br />

einer Technologie nicht aus den Augen verloren werden, denn über die Kosten entscheidet<br />

sich später, inwieweit neue Erkenntnisse oder Technologien auch großtechnisch umgesetzt<br />

werden.<br />

Im ersten Kapitel wird daher näher auf Kostenbetrachtungen eingegangen und ein kurzer<br />

Überblick über den gesamten Fertigungsprozeß vom Sand bis zum fertigen Modul gegeben.<br />

Es wird gezeigt, wie die Kosten der Einzelprozesschritte miteinander verknüpft sind, und es<br />

werden Abschätzungen für die zukünftige Kostenentwicklung dargestellt. <strong>Die</strong> danach<br />

folgenden Kapitel der Arbeit sind entsprechend dem chronologischen Ablauf eines typischen<br />

industriellen Solarzellenprozesses aufgebaut.<br />

<strong>Die</strong> beim Sägen der Wafer an der Oberfläche entstandenen Kristalldefekte und<br />

Verunreinigungen müssen zu Beginn des Prozesses entfernt werden. Im Idealfall wird dabei<br />

gleichzeitig die Oberfläche texturiert. In Kapitel 2 werden Ätzparameter sowohl für<br />

mono<strong>kristalline</strong> als auch für multi<strong>kristalline</strong> Wafer entwickelt. Für multi<strong>kristalline</strong> Wafer ist<br />

seit längerem die Möglichkeit der sauren Texturierung bekannt, diese wurde aber aufgrund<br />

technologischer Probleme bei der Prozessführung nicht industriell angewendet. Im Rahmen<br />

dieser Arbeit ist es gelungen, solche Prozessparameter zu entwickeln, mit denen der Prozess<br />

stabil läuft und die Wirkungsgradgewinne höher als bisher ausfallen.


Einführung<br />

Nach dem Entfernen des Sägeschadens folgt die Erzeugung des Emitters. <strong>Die</strong><br />

verschiedenen Technologien dafür werden in Kapitel 3 dargestellt. <strong>Die</strong> zwei gebräuchlichsten<br />

in der Photovoltaik, die Gasphasendiffusion mit POCl3 und die Aufbringung des Dotierstoffes<br />

mit anschließendem Hochtemperaturschritt, werden in Bezug auf ihr Potential zu höheren<br />

Wirkungsgraden miteinander verglichen.<br />

<strong>Die</strong> leitende Emitterschicht zwischen Vorder- und Rückseite des Wafers muss im Laufe<br />

des Solarzellenprozesses getrennt werden. Bis vor kurzem war dazu die gängigste Methode in<br />

der Industrie das Plasmaätzen der gestapelten Wafer. Wegen diverser Nachteile dieser<br />

Methode wurden verschiedenste andere Technologien entwickelt. In Kapitel 4 werden die<br />

Möglichkeiten der Kantenisolation dargestellt und bewertet. Experimentell wird deren<br />

Einfluss auf die fertigen Solarzellen untersucht. Ein neuartiges, nasschemisches Verfahren<br />

wird vorgestellt, das zusammen mit einem Anlagenhersteller entwickelt wurde. <strong>Die</strong>ses bietet<br />

gegenüber den bisherigen Verfahren einige Vorteile.<br />

Defekte in Silizium können die Ladungsträgerlebensdauer und damit den potentiellen<br />

Wirkungsgrad der Solarzellen deutlich reduzieren. Mit Wasserstoff können viele dieser<br />

Defekte passiviert, also elektrisch deaktiviert werden. Kapitel 5 widmet sich sowohl der<br />

Theorie von Wasserstoff in Silizium als auch den Methoden zur Wasserstoffpassivierung. Zur<br />

Detektion von Wasserstoff in Silizium wird ein neuartiges Verfahren vorgestellt. Durch<br />

Messungen der Minoritätsladungsträgerlebensdauer steht ein einfaches und schnelles neues<br />

Werkzeug für die Untersuchung von Wasserstoff zur Verfügung.<br />

Mit Siliziumnitridschichten kann nicht nur die Reflexion des Wafers reduziert werden,<br />

sie passivieren auch die Oberfläche des Wafers. <strong>Die</strong> Schichten selbst können zusätzlich große<br />

Mengen Wasserstoff enthalten, der bei höheren Temperaturen in den Wafer eindiffundieren<br />

und Defekte passivieren kann. In Kapitel 6 werden die Technologien für die Abscheidung von<br />

Siliziumnitrid vorgestellt und es werden die beiden Techniken, die am weitesten verbreitet<br />

sind, in Bezug auf deren Potential für Oberflächen und Volumenpassivierung miteinander<br />

verglichen. Unter bestimmten Bedingungen können während eines Hochtemperaturschrittes<br />

Teile der Schichten abplatzen. <strong>Die</strong>ser Effekt wird „blistering“ genannt; der eingebaute<br />

Wasserstoff spielt dabei eine entscheidende Rolle. Durch die Vorbehandlung der Wafer mit<br />

einem Ammoniak Plasma vor der eigentlichen Abscheidung kann dieser Effekt vermieden<br />

oder zumindest reduziert werden. Ob dieser zusätzliche Plasmaschritt die Oberfläche des<br />

Wafers schädigt, wird mit Hilfe von Lebensdauermessungen und Solarzellenergebnissen<br />

untersucht.<br />

In Kapitel 7 wird schließlich die Metallisierung der Wafer mittels Drucktechniken<br />

behandelt. Da die herkömmlich Variante, der Siebdruck auf ebene Wafer, einige Nachteile<br />

mit sich bringt, wird im Rahmen dieser Arbeit eine neuartige Kombination von zwei sehr<br />

bewährten Technologien vorgestellt: <strong>Die</strong> Einbringung von Gräben mittels Laser und die<br />

Metallisierung dieser Gräben mittels verschiedener Drucktechnologien.<br />

3


1 Gesamtprozess und Kostenmodelle<br />

Da diese Arbeit vorwiegend von Solarzellen und Solarzellenprozessen<br />

handelt, die ähnlich auch in der industriellen Fertigung bereits benutzt<br />

werden oder zumindest einsetzbar sind, sollen gleich zu Beginn einige<br />

allgemeine Bemerkungen zur Anwendbarkeit von Prozessen und deren<br />

ökonomische Betrachtung für die Massenfertigung gemacht werden. Das ist<br />

zwar wissenschaftlich nicht so interessant wie die Entdeckung oder<br />

Erklärung von physikalischen Phänomenen in einer Solarzelle, kann aber<br />

darüber entscheiden, ob neue wissenschaftliche Erkenntnisse überhaupt<br />

anwendbar und für eine industrielle Fertigung sinnvoll sind. Und letztlich<br />

entscheidet die industrielle Anwendung, ob Neuentwicklungen eingesetzt<br />

werden können, um die Energie der Sonne noch effizienter, aber vor allem<br />

in noch größerem Maßstab als bisher zu nutzen.<br />

1.1 Verknüpfung Gesamtprozess und Wattpeak Kosten<br />

Wie für jedes kommerzielle Produkt sind auch für Solarzellen die Kosten eines der<br />

wichtigsten Kriterien, die über Erfolg oder Misserfolg eines bestimmten Konzeptes<br />

entscheiden. Da es bei Solarzellen um die elektrische Leistung geht, werden üblicherweise die<br />

Gestehungskosten pro Watt-Peak angegeben. Dabei teilen sich die Kosten, die bei der<br />

Installation von einem Komplettsystem anfallen, auf folgende Teilaspekte des<br />

Gesamtproduktes auf: 1. Wafer, 2. Zellprozessierung, 3. Modulkosten, 4. Wechselrichter,<br />

Kabel, etc. und 5. Installation. Im Rahmen dieser Arbeit wird fast ausschließlich das Gebiet<br />

der Zellprozessierung behandelt. Trotzdem dürfen die Kosten, die bei der Zellprozessierung<br />

anfallen, nicht getrennt von den anderen Anteilen betrachtet werden. Zumindest die<br />

Waferkosten als auch die Fertigung zum Modul hängen direkt mit den Kosten der<br />

Solarzellenprozessierung zusammen. Auch die Installationskosten müssen in gewissem Maße<br />

in eine Kostenbetrachtung einbezogen werden. <strong>Die</strong>se sind nämlich teilweise flächenbezogen,<br />

und je höher der Wirkungsgrad der Solarzellen, desto kleiner ist der Flächenbedarf.<br />

Eigentlich müsste am Beginn der Wertschöpfungskette angefangen werden, wenn eine<br />

umfassende Kostenbetrachtung aufgestellt werden soll. <strong>Die</strong>s kann im Umfang dieser Arbeit<br />

nicht geschehen, zumindest sollen aber die wichtigsten Schritte bis zum<br />

Kristallisationsprozess ganz kurz angerissen werden:<br />

Vom Quarzsand ausgehend, der mit Kohlenstoff bei 1800°C zu Silizium reduziert wird,<br />

erhält man metallurgisches Silizium, das einen Reinheitsgrad von ca. 98% hat. <strong>Die</strong>ses wird<br />

anschließend nach dem so genannten Siemens-Verfahren weiter gereinigt. Dabei wird das<br />

gemahlene, metallurgische Silizium mit gasförmigem Chlorwasserstoff zersetzt, wodurch<br />

hochreines Trichlorsilan (SiHCl3) entsteht. <strong>Die</strong>se bei Zimmertemperatur flüssige Substanz<br />

5


6<br />

Kapitel 1<br />

wird später zusammen mit Wasserstoff in einen Reaktor geleitet, in dem sich ein geheizter<br />

Siliziumstab befindet. An dieser heißen Siliziumoberfläche wird Trichlorsilan wieder zu<br />

Silizium reduziert, welches sich an diesem Stab abscheidet. Wenn dieser wiederum eine<br />

gewisse Größe erreicht hat, wird der Prozess abgebrochen und der Stab anschließend in<br />

Stücke zerkleinert. <strong>Die</strong>se Bruchstücke bilden dann das Ausgangsmaterial (engl. feedstock) für<br />

den eigentlichen Kristallisationsprozess. <strong>Die</strong> Qualität der hier genannten Prozesse hat<br />

entscheidenden Einfluss auf die Reinheit des Siliziums und somit auch auf die spätere<br />

Qualität der Wafer. Kostenbetrachtungen bis zu diesem Punkt sollen aber außen vor bleiben.<br />

<strong>Die</strong>se Prozesse sind zu weit weg vom Thema der vorliegenden Arbeit, und es ist sehr<br />

schwierig, belastbare Zahlen aus diesem Bereich zu bekommen.<br />

Inzwischen gibt es auch Ansätze, diesen sehr aufwändigen Prozess, der für die<br />

Halbleiterindustrie entwickelt wurde, deutlich zu vereinfachen. Bisher kam der Großteil des<br />

in der Photovoltaik eingesetzten Siliziums aus der Halbleiterindustrie, für die andere<br />

Vorraussetzungen an die Reinheit des Siliziums gelten. Für Solarzellen genügt theoretisch<br />

auch Silizium minderer Qualität, so dass in diesem Bereich erhebliche Kosten eingespart<br />

werden können. Ein Ansatz, der schon relativ weit fortgeschritten ist und auch schon zu viel<br />

versprechenden Solarzellenwirkungsgraden geführt hat, ist in [Friestad, Zahedi et al.; 2004]<br />

beschrieben.<br />

<strong>Die</strong> gereinigten Siliziumbruchstücke werden in einem Tiegel aufgeschmolzen. Ab hier<br />

gibt es dann zwei sehr unterschiedliche Verfahren, das Silizium für Anwendungen in der<br />

Photovoltaik erneut zu kristallisieren.<br />

Zum einen das langwierige Czochralski (CZ) Verfahren, bei dem ein Impfkristall<br />

langsam unter Rotation aus der Schmelze gezogen wird. Dabei bildet sich ein<br />

mono<strong>kristalline</strong>r, runder Siliziumzylinder. Bei dem noch aufwändigeren Float Zone (FZ)<br />

Verfahren, auch Zonenziehverfahren genannt, wird ein schon gefertigter Siliziumzylinder<br />

durch eine Induktionsspule gezogen. Dabei wird das Silizium lokal aufgeschmolzen. Weil<br />

viele Fremdatome in festem Silizium eine niedrigere Löslichkeit haben als in flüssigem,<br />

werden sie quasi vor der Erstarrungsfront hergeschoben. Durch dieses Verfahren lässt sich<br />

hochreines Silizium herstellen, das im Gegensatz zu CZ Silizium geringere<br />

Sauerstoffkonzentrationen aufweist. <strong>Die</strong>se beiden Verfahren sind in folgender Abbildung<br />

schematisch dargestellt.


Gesamtprozess und Kostenmodelle<br />

Abbildung 1.1: Schematische Darstellung der beiden Verfahren zur Herstellung<br />

von mono<strong>kristalline</strong>m Silizium. Links das FZ Verfahren, rechts das CZ Verfahren<br />

[Bergmann, Schaefer; 1992].<br />

Bei den beiden genannten Verfahren werden runde Siliziumzylinder gewonnen. Aus<br />

diesen werden anschließend runde, pseudo-quadratische oder voll quadratische Wafer gesägt.<br />

Allein diese Auswahl an möglichen Waferformen eröffnet schon eine Vielfalt an<br />

unterschiedlichen Kostenmodellen. So wird bei Verwendung der runden Wafer am wenigsten<br />

Silizium verschwendet, diese Form führt aber bei einigen Schritten im Solarzellenprozess zu<br />

vermehrten Schwierigkeiten. Spätestens bei der Fertigung der Module, bei denen stark<br />

flächenorientierte Kosten anfallen, ist die geringe Packungsdichte von runden Solarzellen von<br />

Nachteil. Für vollquadratische Wafer müssen aber fast 37% vom wertvollen<br />

Ausgangsmaterial wieder abgesägt werden. In den allermeisten Fällen werden Kompromisse<br />

zwischen diesen Extremlösungen eingegangen und pseudo-quadratische Wafer gesägt. Dabei<br />

werden bei vorgegebener Kantenlänge unterschiedliche Durchmesser der Wafer realisiert.<br />

Beim anderen Verfahren wird die Siliziumschmelze in einem quaderförmigen Tiegel<br />

langsam wieder abgekühlt. Als Ergebnis erhält man hier einen multi<strong>kristalline</strong>n Block, auch<br />

Ingot genannt. <strong>Die</strong>ser wird dann in quadratische Säulen zersägt, welche wiederum mit einer<br />

Drahtsäge zu Wafern geschnitten werden. Hier hat man also die Wahl, wie viele Säulen aus<br />

einem Ingot gesägt werden, das heißt welche Größe später die Wafer haben. In dieser<br />

Beziehung ging der Trend in den letzten Jahren eindeutig zu größeren Wafern. Nachdem vor<br />

einigen Jahren 100x100 mm² und 125x125 mm² Wafer noch Standard waren, werden diese<br />

Formate heute kaum noch produziert. Fast alle Hersteller sind zu Wafern mit 150 mm<br />

beziehungsweise 156 mm Kantenlänge übergegangen. In naher Zukunft ist zu erwarten, dass<br />

einige Hersteller Zellen im Format 200x200 mm² beziehungsweise 210x210 mm²<br />

produzieren. Letzteres bedeutet einen Flächenzuwachs um 340% zum ursprünglichen Format.<br />

7


8<br />

Kapitel 1<br />

Kleinserien in diesen Größen wurden inzwischen schon gefertigt, und der Markt muss zeigen,<br />

wie schnell dieses Format in Großproduktion gehen kann. Da bei vielen Prozessschritten die<br />

Zeit und teilweise auch die Kosten wenig von der Fläche abhängen, kann durch Vergrößerung<br />

der Wafer die Kapazität und auch der Watt-Peak Preis einer Produktionslinie verbessert<br />

werden. Andererseits führen solche großen Wafer auch zu Problemen bei bestimmten<br />

Prozessen oder beim Handling. Außerdem ist es nahe liegend, dass solche Wafer insgesamt<br />

inhomogener in der Materialqualität sind, was sich nachteilig auf den Wirkungsgrad der<br />

Solarzellen auswirkt. Auch der hohe Strom, den solch eine Zelle liefert (bis zu 15 Ampere),<br />

kann zu gewissen Problemen führen. So ist also auch die Frage nach der optimalen Größe von<br />

quadratischen Wafern, zumindest was die Kosten angeht, nicht ohne weiteres zu beantworten.<br />

Nachdem nun das Verfahren der Waferherstellung und die resultierende Form und Größe<br />

der Wafer diskutiert wurde, soll nun noch auf das Wafering selbst, also das Sägen der Wafer<br />

aus dem Block beziehungsweise der Säule, eingegangen werden. Sowohl die mono<strong>kristalline</strong>n<br />

als auch die multi<strong>kristalline</strong>n Säulen werden mit einer Drahtsäge in Wafer geschnitten. Bei<br />

vorgegebener Höhe der Säule entscheidet die Waferdicke über die Anzahl der theoretisch<br />

erreichbaren Wafer pro Säule. Theoretisch deshalb, weil die Bruchrate beim Wafering und<br />

auch bei der anschließenden weiteren Prozessierung von der Dicke abhängt. <strong>Die</strong> Dicke ist<br />

aber nicht umgekehrt proportional zur möglichen Waferanzahl. Durch den Drahtdurchmesser<br />

und die Größe der Partikel in der „slurry“ (so wird die Mischung genannt, die die abrasiven<br />

Teilchen enthält, die für den eigentlichen Sägeprozess verantwortlich sind) wird bestimmt,<br />

wie viel Silizium beim Sägen verloren geht. So können zum Beispiel aus einer<br />

durchschnittlichen Säule 760 Wafer mit einer Dicke von 315 µm gesägt werden. Bei einer<br />

Dicke von 250 µm erhöht sich die Anzahl auf 864, und bei nur 150 µm Dicke sind es 1140<br />

Wafer pro Säule. <strong>Die</strong> Halbierung der Waferdicke bedeutet also nicht die Verdoppelung der<br />

Waferanzahl. Wafer mit einer Dicke von 150 µm können zwar industriell schon gesägt<br />

werden, die Bruchverluste beim Sägen, wie auch bei der Weiterprozessierung sind aber<br />

zurzeit noch zu hoch, als dass damit die Kosten insgesamt gesenkt werden könnten. In einigen<br />

Jahren werden solche Wafer aber sicherlich Standard sein.<br />

Der Großteil der heute gefertigten Zellen ist im Prinzip gleich aufgebaut: Frontseitiger<br />

Emitter, Basiskontakte auf der Rückseite und siebgedruckte Metallisierung. Daher ist auch die<br />

Einbettung in ein Modul im Prinzip immer gleich: Um eine sinnvolle Ausgangsspannung des<br />

Moduls zu erreichen, müssen die Zellen, die nur ungefähr 0,5 Volt liefern, elektrisch in Reihe<br />

geschaltet werden. Das heißt, die Frontseite einer Zelle muss mit der Rückseite der<br />

benachbarten Zelle verbunden werden. Sobald sich aber der Aufbau der Solarzellen ändert,<br />

wie zum Beispiel für Rückkontaktzellen, bei denen sich sowohl Basis- als auch<br />

Emitterkontakt auf der Rückseite befinden, ändert sich die Verschaltung der einzelnen Zellen<br />

im Modul, und daher können sich auch die Fertigungskosten für das Modul signifikant<br />

ändern. Aus diesem Grund können die Kosten von Einzelprozessen nie getrennt von den<br />

Gesamtkosten betrachtet werden. <strong>Die</strong>s erschwert genaue Kostenmodelle, zum Beispiel für<br />

neuartige Zelltypen.


Gesamtprozess und Kostenmodelle<br />

1.2 Kostenmodelle und Zukunftsperspektiven<br />

Für die Gestehungskette vom Ausgangsmaterial bis zum Wafer wurden die einzelnen<br />

Prozesse und der Zusammenhang zu den Gesamtkosten im Groben aufgezeigt. Eine genauere<br />

Betrachtung würde den Umfang dieser Arbeit sprengen, es sollte aber auch nur deutlich<br />

aufgezeigt werden, dass Kostenmodelle im allgemeinen sehr umfangreich sind, und die<br />

Bewertung von Einzelprozessen oder Einsparpotenzialen durch Veränderung der Prozesskette<br />

ein sehr komplexes Thema darstellen.<br />

Nichtsdestotrotz werden solche Kostenmodelle natürlich gemacht und sind durchaus auch<br />

sinnvoll. In [Rohatgi; 2003] wird zum Beispiel gezeigt, dass sich die Gestehungskosten für<br />

Module von 1,98 $/W wie folgt aufteilen: 1,04 $/Wp für den Wafer, 0,34 $/Wp für die<br />

Zellfertigung und 0,60 $/Wp für die Modulfertigung. <strong>Die</strong> Voraussetzung für diese Berechnung<br />

sind: 325 µm Waferdicke, 25 $/kg Siliziumausgangsmaterial, 25 MW Produktionskapazität<br />

und 13,5% Zellwirkungsgrad. Das heißt, dass die Kosten für die Zellprozessierung nur ca.<br />

17% der Modulkosten ausmachen, was auf den ersten Blick sehr gering erscheint. Bei<br />

vorgegebenem Wafermaterial und fixen Fertigungskosten für das Modul entscheidet der<br />

Solarzellenprozess aber maßgeblich über die Ausgangsleistung des Moduls und daher über<br />

die Kosten pro Watt. Es kann also durchaus Sinn machen, eine Veränderung im benutzten<br />

Prozessablauf einzuführen, die nur 1% relative Wirkungsgradsteigerung bringt, aber 5%<br />

Mehrkosten mit sich bringt.<br />

In einer U.S. Studie [Energetics; 2001] wird die zukünftige Entwicklung der PV<br />

Produktion abgeschätzt. Dabei wird für die nächsten 20 bis 30 Jahre eine jährliche Steigerung<br />

von 25% vorhergesagt, was im Jahr 2020 zu einer Gesamtproduktionskapazität von ungefähr<br />

17 GW pro Jahr und einer kumulierten Leistung von 88 GW führen würde. Dabei müssten die<br />

heutigen Systemkosten von 6-8 $/W auf 1,5 $/W fallen. <strong>Die</strong>s würde für die Module einem<br />

Herstellungspreis von unter 1 $/W entsprechen. Damit wären die Kosten denen von<br />

herkömmlichen Energiequellen vergleichbar. <strong>Die</strong> hier benutzte Steigerungsrate von 25%<br />

wurde zumindest in den letzten Jahren sogar deutlich übertroffen, was zeigt, dass diese<br />

Prognosen für die Zukunft tatsächlich plausibel sind.<br />

Aus so genannten Lernkurven lässt sich die Entwicklung der Kosten in Abhängigkeit von<br />

der insgesamt hergestellten Menge des Produktes ablesen. In Abbildung 1.2 ist dies für<br />

Solarmodule gezeigt. <strong>Die</strong> historische Entwicklung belegt, dass sich bei einer Verdoppelung<br />

der Zahl der hergestellten Module der Preis um 20% verringert. Bei einer konservativen<br />

Einschätzung von 15 beziehungsweise 18% Preisreduzierung für die Zukunft, wird spätestens<br />

im Jahr 2020 eine Niveau erreicht, bei dem die Photovoltaik zu anderen Energieformen<br />

konkurrenzfähig sein wird.<br />

9


10<br />

Kapitel 1<br />

Abbildung 1.2: Historische (kleine Grafik) und vorhergesagte (große Grafik)<br />

Lernkurve für die Preisentwicklung von Solarmodulen. Selbst bei pessimistischen<br />

Annahmen werden spätestens im Jahr 2020 zu anderen Energiequellen<br />

konkurrenzfähige Preise erreicht [EPIA; 2004].<br />

Der Vergleich mit „Lernkurven“ anderer Energietechnologien wie zum Beispiel Windenergie<br />

oder Gasturbinen hat aber gezeigt, dass die erzielbaren Kostenreduktionen bei einer<br />

jeweiligen Verdoppelung der Gesamtproduktion geringer werden, sobald der Gesamtumsatz<br />

eine bestimmte Größe erreicht hatte. <strong>Die</strong> „Lernkurve“ verläuft danach flacher, und die<br />

gewünschten geringeren Produktionskosten werden erst später erreicht [Green; 2003]. Daher<br />

werden in gezeigtem Beispiel eher konservative Annahmen bezüglich der Kostenreduktion<br />

voraus gesetzt.


2 Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

12<br />

„Ätzlösungssysteme für Silizium gehören zu denen, die am eingehendsten<br />

untersucht wurden. <strong>Die</strong> Entwicklung von Verfahren für Politur, zum<br />

Ausdünnen von Substraten und zur Sichtbarmachung von Strukturdefekten<br />

scheint abgeschlossen. Lediglich über strukturierende Ätzverfahren mit<br />

Hilfe anisotrop oder selektiv wirkender Ätzlösungssysteme erscheinen in<br />

letzter Zeit noch Veröffentlichungen.“(aus Halbleiterätzverfahren [Löwe,<br />

Keppel et al.; 1990] Trotz dieser erstaunlichen Aussage aus dem Jahr 1990<br />

wurde zumindest für die Photovoltaik noch viel auf diesem Gebiet erforscht<br />

und auch ein Großteil des folgenden Kapitels wird sich mit isotroper Ätzung<br />

beschäftigen.<br />

2.1 Alkalisches Ätzen<br />

Nach dem Gießen der multi<strong>kristalline</strong>n Siliziumblöcke beziehungsweise dem Ziehen der<br />

mono<strong>kristalline</strong>n Ingots werden diese zuerst in Säulen der gewünschten Größe gesägt.<br />

Anschließend werden aus diesen Säulen mit Drahtsägen Wafer gewünschter Dicke gesägt.<br />

<strong>Die</strong>ser Vorgang wird auch Wafering genannt. Bei diesem Prozess entsteht durch die<br />

mechanische Beanspruchung auf der Oberfläche der Wafer der so genannte Sägeschaden.<br />

<strong>Die</strong>ser muss vor dem eigentlichen Solarzellenprozess entfernt werden, da diese geschädigte<br />

Schicht eine sehr große Anhäufung an mechanisch induzierten Kristalldefekten enthält.<br />

<strong>Die</strong> gängigste Methode zur Entfernung des Sägeschadens ist das Ätzen in alkalischen<br />

Lösungen, vorzugsweise wässrige Lösungen von Natriumhydroxid beziehungsweise<br />

Kaliumhydroxid. Dazu werden ca. 20 prozentige Lösungen bei ungefähr 80°C benutzt. <strong>Die</strong><br />

Ätzgeschwindigkeit ist bei diesen Lösungen abhängig von der Kristallorientierung, das heißt<br />

bei mc-Si werden unterschiedliche Körner unterschiedlich schnell geätzt. In einem einfachen<br />

Experiment wurde die Ätzgeschwindigkeit auf einem multi<strong>kristalline</strong>n Wafer untersucht.<br />

Dazu wurde ein Wafer mit einem üblichen Dickenmessgerät an fünf verschiedenen Stellen<br />

vermessen. Nach diskreten Ätzzeiten wurde an denselben Stellen wieder die Dicke gemessen.<br />

Aufgrund der Anordnung bei der Messung ist ein systematischer Fehler vorgegeben, es soll<br />

aber auch nur beispielhaft aufgezeigt werden, dass es sehr unterschiedliche<br />

Ätzgeschwindigkeiten gibt und es somit zu einer Stufenbildung auf dem Wafer kommen<br />

kann.<br />

Bei dieser Messmethode wird der Wafer auf eine plane Auflage gelegt und nur die obere<br />

Fläche kann punktgenau mit einem Stempel vermessen werden. <strong>Die</strong> Ungenauigkeit dieser<br />

Methode kommt deutlich in der Tatsache zum Ausdruck, dass die Ätzgeschwindigkeit auf<br />

einigen Körnern nach 2 Minuten einen Einbruch zeigt, auf anderen Körnern jedoch nicht.<br />

Hierbei handelt es sich um ein Messartefakt. Nichtsdestotrotz lässt sich mit diesem


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Experiment sehr einfach zumindest qualitativ zeigen, wie es zu der Stufenbildung kommt.<br />

<strong>Die</strong>se Stufen können bei späteren Prozessen, vor allem beim Siebdruck, zu Problemen führen.<br />

Desweiteren ist gut zu erkennen, dass die Ätzgeschwindigkeit am Anfang sehr hoch ist und<br />

sich dann langsam einem konstanten Wert annähert. <strong>Die</strong>s ist auf den Sägeschaden<br />

zurückzuführen. <strong>Die</strong> geschädigte Oberfläche kann am Anfang schneller abgetragen werden.<br />

Später nähert man sich der Ätzgeschwindigkeit für defektloses Silizium an.<br />

Ätzgeschwindigkeit [µm/min]<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

Messpunkt 1<br />

Messpunkt 2<br />

Messpunkt 3<br />

Messpunkt 4<br />

Messpunkt 5<br />

Mittelwert<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Ätzzeit [min]<br />

Abbildung 2.1: Ätzgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Ätzdauer an fünf<br />

verschiedenen Punkten eines multi<strong>kristalline</strong>n Wafers.<br />

Als Alternative zur normalen alkalischen Ätzung kann auch die alkalische Texturätze benutzt<br />

werden, die im folgenden Kapitel näher erklärt wird. Da diese Methode aber nur auf<br />

bestimmten Kristallorientierungen wirksam ist, kann auch nur ein bestimmter Flächenanteil<br />

eines multi<strong>kristalline</strong>n Wafers damit texturiert werden.<br />

2.2 Vorteile einer Texturierung<br />

Simulationen und ausführliche Charakterisierungen von Solarzellen zeigen, dass einer der<br />

größten Verlustmechanismen der heutigen Zellen die optischen Verluste an der Oberfläche<br />

darstellen. Zu diesen Verlusten gehört die Abschattung der Zelle, das heißt der prozentuale<br />

Anteil der Oberfläche, den die Metallisierung auf der Oberseite einnimmt und die Reflexion<br />

des Lichts an der Oberfläche. Um letzteres geht es im folgenden Kapitel.<br />

<strong>Die</strong> Reflexion des Lichts beim Übergang von einem Medium in das andere wird durch<br />

das Brechungsgesetz von Snellius beschrieben,<br />

sinα<br />

=<br />

sin β v<br />

v 1 =<br />

2<br />

n<br />

n<br />

2<br />

1<br />

Gl. 2-1<br />

13


14<br />

Kapitel 2<br />

wobei α und β der Eintritts- beziehungsweise Austrittswinkel des Lichtes vom Medium 1 ins<br />

Medium 2 sind, ν1 und ν1 die jeweiligen Lichtgeschwindigkeiten in den beiden Medien und n1<br />

und n2 die jeweiligen Brechungsindizes.<br />

Beim Übergang vom optisch dichteren Medium (hier Silizium) in ein optisch dünneres<br />

Medium (hier Luft oder Glas beziehungsweise EVA; Ethylen Vinyl Acetat) werden<br />

Lichtstrahlen vom Einfallslot weg gebrochen. Bei einem bestimmten Einfallswinkel αT<br />

beträgt der Brechungswinkel 90°. Wenn der Einfallswinkel noch größer als αT ist, so wird der<br />

Lichtstrahl nicht mehr gebrochen, sondern vollständig ins Silizium zurückgeworfen. Man<br />

spricht dann von Totalreflexion. Der Grenzwinkel αT der Totalreflexion ergibt sich aus dem<br />

Brechungsgesetz:<br />

sin<br />

n<br />

2<br />

T<br />

n1<br />

= α Gl. 2-2<br />

Für Silizium ist der Brechungsindex n über einen weiten Wellenlängenbereich ungefähr 3,5<br />

(siehe Abbildung 2.2), woraus sich ein Winkel für die Totalreflexion von 16,5° gegenüber<br />

Luft (n ≈ 1) und von 25,3° gegenüber Glas (n ≈ 1,5) ergibt. <strong>Die</strong>s kann bei entsprechenden<br />

Solarzellentypen große Vorteile bringen, da schon leicht schräg eingekoppeltes Licht an der<br />

Rückseite des Wafers reflektiert wird (siehe Abbildung 2.3, 2. von links).<br />

Optische Indizes<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

250 350 450 550 650 750 850 950 10501150125013501450<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 2.2: Brechungsindex und Absorptionskoeffizient von Silizium<br />

aufgetragen gegen die Wellenlänge.<br />

Bei der Entfernung des Sägeschadens mit einer alkalischen Lösung entstehen Flächen auf<br />

dem Wafer, deren Neigungswinkel im Durchschnitt 10 bis 20° betragen. Wenn man den Fall<br />

einer Solarzelle „unter Luft“ betrachtet, führt dies zu keiner Verminderung der Reflexion, da<br />

das reflektierte Licht nicht mehr auf den Wafer trifft. Bei regelmäßigen Strukturen mit einem<br />

Neigungswinkel zwischen 30° und 45° besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass das<br />

Licht noch mal auf den Wafer trifft, und erst bei Winkeln über 45° ist die zweite Möglichkeit<br />

der Einkopplung gewährleitstet [Hylton, Burgers et al.; 2004]. Siehe Abbildung 2.3 rechts.<br />

n<br />

k


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Bei schräger Einkopplung des Lichts ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass dieses auf der<br />

Rückseite des Wafers reflektiert wird, anstatt ungenutzt wieder auszutreten. <strong>Die</strong>ser Effekt<br />

wird auch als „Light Trapping“ bezeichnet.<br />

Abbildung 2.3: Beispielhafte Darstellung unterschiedlicher Waferoberflächen mit<br />

möglichen Strahlengängen des einfallenden Lichts.<br />

In Abbildung 2.3 sind die gängigsten Ergebnisse einer nasschemischen Texturierung<br />

schematisch dargestellt. Links ist ein Wafer mit glatten, planparallelen Oberflächen<br />

dargestellt. Als nächstes ein alkalisch geätzter Wafer mit erhöhter<br />

Reflexionswahrscheinlichkeit auf der Rückseite. <strong>Die</strong> zwei rechten Zeichnungen zeigen Wafer<br />

mit einer „echten“ Texturierung, die zu einer Verringerung der Reflexion an der Oberfläche<br />

führt. Als zweites von rechts ist eine sauer texturierte Oberfläche dargestellt, die rundliche<br />

Strukturen zeigt. Ganz rechts ein Wafer mit einer alkalischen Texturierung, bei der zufällig<br />

angeordnete Pyramiden (random pyramids) entstehen. Für beide Strukturen hat ein großer<br />

Anteil des reflektierten Lichtes nach der ersten Reflexion noch weitere Chancen der<br />

Einkopplung, und das Licht wird vorwiegend unter einem flachen Winkel eingekoppelt, was<br />

die optische Weglänge innerhalb des Wafers vergrößert.<br />

<strong>Die</strong> Texturierung der Oberfläche eines Wafers bringt für die Solarzelle im Wesentlichen<br />

vier Hauptvorteile.<br />

1. <strong>Die</strong> Texturierung reduziert die Reflexion des Lichts an der Oberfläche, weil Licht, das<br />

an einer schrägen Fläche reflektiert wird, eventuell noch ein- oder mehrmals die<br />

Möglichkeit hat, in den Wafer eingekoppelt zu werden.<br />

2. Schräg eingekoppeltes Licht, das die Rückseite des Wafers erreicht, hat eine größere<br />

Wahrscheinlichkeit, wieder in den Wafer zurück reflektiert zu werden.<br />

3. Bei schräger Einkopplung des Lichts werden die Ladungsträger näher an der<br />

Oberfläche generiert. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die<br />

Ladungsträger den Emitter erreichen und somit zum nutzbaren Strom der Solarzellen<br />

beitragen.<br />

4. Durch die schräge Einkopplung wird die optische Weglänge des Lichtes größer, so<br />

dass langwelliges Licht mit einem kleinen Absorptionskoeffizienten, mit größerer<br />

Wahrscheinlichkeit absorbiert wird.<br />

15


16<br />

Kapitel 2<br />

2.3 Alkalische Texturierung von mono<strong>kristalline</strong>m Silizium<br />

Für mono<strong>kristalline</strong> Siliziumwafer mit (100) Orientierung wird schon seit längerer Zeit eine<br />

chemische Texturierungsmethode verwendet. <strong>Die</strong>se selektive Form der Ätzung kommt<br />

sowohl in der Halbleiterindustrie zur Ätzung von bestimmten Strukturen als auch in der<br />

Photovoltaik zur Texturierung der Oberfläche zum Einsatz. Hierzu wird Isopropylalkohol<br />

(IPA) zu einer alkalischen Ätzlösung hinzu gegeben. Der Alkohol bewirkt eine Art<br />

Maskierung, so dass die eigentliche Ätzung an statistisch verteilten Stellen beginnt und sich<br />

durch die unterschiedlichen Ätzgeschwindigkeiten in die verschiedenen Raumrichtungen eine<br />

Pyramidenstruktur entwickelt.<br />

Für das erstgenannte Rezept aus Tabelle 2-1 sind die Ätzgeschwindigkeiten in die<br />

verschiedenen Kristallrichtungen wie folgt angegeben:<br />

(100) : (110) : (111) = 100 : 16 : 1 [Sze; 1985].<br />

Durch die Geometrie der Gitterebenen des Siliziumskristalls zueinander wird der Winkel<br />

der Pyramiden bestimmt. <strong>Die</strong> {111} Flächen sind um 54,7° zur (100) Ebene geneigt. Zu<br />

dieser Art der Texturierung finden sich viele Veröffentlichungen zum Beispiel [Vazsonyi,<br />

Klerk et al.; 1999], [Sparber, Schultz et al.; 2003] oder [Singh, Kumar et al.; 2001]. Konkrete<br />

Parametersätze zur Texturierung werden aber selten angegeben.<br />

Eine Auswahl an konkreten Rezepten zur anisotropen Ätzung ist in Tabelle 2-1<br />

aufgeführt. Dabei werden die Anteile teilweise in Gewichtsprozent (wt%) und teilweise in<br />

Volumenprozent (vol%) gemacht. Für die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten<br />

Untersuchungen wird der IPA Anteil immer in vol%, der NaOH Anteil immer in wt%<br />

angegeben.<br />

Tabelle 2-1: Auswahl an Ätzrezepten zur alkalischen Texturierung. <strong>Die</strong> Ätzzeit für<br />

as cut Wafer beträgt bei diesen Rezepten bis zu 40 Minuten.<br />

H2O<br />

[%]<br />

IPA<br />

[%]<br />

NaOH/KOH<br />

[%]<br />

T<br />

[°C]<br />

Referenz<br />

63,3 wt% 13,3 wt% 23,3 wt% 80 [Sze; 1985]<br />

90 vol% 10 vol% 2 wt% 80 [Hylton, Kinderman et al.; 1996]<br />

93-94 vol% 6-7 vol% 1 wt% 80-85<br />

95 vol% 5 vol% 3 wt% 80<br />

[Sparber, Schultz et al.; 2003]<br />

In den oben genannten Veröffentlichungen werden zum Teil schon vorgeätzte Wafer benutzt,<br />

zum Teil betragen die benötigten Ätzzeiten bis zu 40 Minuten. Im Rahmen dieser Arbeit<br />

wurden stabile Prozessparameter gesucht, die bei möglichst kurzer Prozesszeit ein<br />

reproduzierbares Ergebnis der Textur liefern. Dazu wurden verschiedene Versuchsreihen mit<br />

as cut CZ Wafern durchgeführt, bei denen die relevanten Parameter Temperatur, Zeit,<br />

prozentuale Anteile von Wasser, IPA und NaOH sowie die Anordnung der Wafer in der


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Ätzlösung untersucht wurden. In Abbildung 2.4 sind zwei extreme Beispiele von besonders<br />

schlechtem beziehungsweise sehr guten Ätzergebnis zu sehen. Bei der Beurteilung des<br />

Ätzergebnisses ist zusätzlich zu solchen mikroskopischen Unterschieden auch die<br />

Homogenität der Ätzung über den Wafer von entscheidender Bedeutung, da teilweise sehr<br />

unterschiedliche Strukturen auf ein und demselben Wafer erzeugt werden.<br />

Abbildung 2.4: Elektronenmikroskopische Aufnahmen von zwei alkalisch<br />

texturierten CZ Wafern. Links nach einer Ätzzeit von mehreren Stunden, rechts bei<br />

optimaler Ätzzeit.<br />

Ein wichtiges Kriterium für die praktische Anwendung eines Ätzrezeptes in einem<br />

industriellen Umfeld ist die Ätzgeschwindigkeit, da sie direkten Einfluss auf den Durchsatz<br />

einer entsprechenden Anlage hat. Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn die Ätztemperatur<br />

80°C nicht deutlich überschreitet, da sonst die Auswahl der Materialien für die Chemiebecken<br />

eingeschränkt wird und allgemein höhere Anforderungen an die mechanische Auslegung der<br />

Anlage nötig werden. In den im Folgenden gezeigten Untersuchungen wurden<br />

Ätztemperaturen bis maximal 85°C benutzt, wobei die meisten Experimente bei 80°C<br />

durchgeführt wurden. Niedrigere Temperaturen als 75°C wurden nicht getestet, da bei zu<br />

tiefen Temperaturen die Ätzzeit zu lange wird. Pro Ätzversuch wurden mindestens fünf Wafer<br />

in einem Carrier geätzt, da auch die Anzahl der Wafer, beziehungsweise ob ein Wafer ein<br />

Gegenüber hat oder nicht, Einfluss auf das Ätzergebnis hat.<br />

Es wurde versucht die Ätzgeschwindigkeit möglichst hoch zu wählen, bei gleichzeitig<br />

guter Texturierung der Oberfläche. Dazu muss ein Kompromiss eingegangen werden. <strong>Die</strong><br />

Ätzgeschwindigkeit wächst mit steigender NaOH Konzentration (siehe Abbildung 2.6)<br />

beziehungsweise kleiner werdender IPA Konzentration (siehe Abbildung 2.5). Ein hohes<br />

Verhältnis von NaOH zu IPA Konzentration verschlechtert im Allgemeinen aber die Qualität<br />

der Textur. Daher wurde zuerst ein großes Parameterfeld auf die Ätzgeschwindigkeit hin<br />

untersucht. <strong>Die</strong>se ist über die Wiegung der Wafer vor und nach der Ätzung relativ einfach und<br />

genau zu überprüfen, im Gegensatz zu der Qualität der Textur. <strong>Die</strong>se wird mit<br />

17


18<br />

Kapitel 2<br />

Reflexionsmessungen möglichst an mehreren Stellen des Wafers, und mit Licht- und<br />

elektronenmikroskopischen Untersuchungen beurteilt, wobei letztere nur schwer zu<br />

quantifizieren sind.<br />

Der Ätzabtrag war im Allgemeinen 10-15 µm und durfte 10 µm nicht unterschreiten, um<br />

die vollständige Entfernung des Sägeschadens zu gewährleisten. Ätzparameter, die zu<br />

Ätzzeiten im Bereich von 20 Minuten geführt haben, wurden daraufhin genauer auf die<br />

Qualität der Textur hin untersucht. In den folgenden Abbildungen sind die Ergebnisse<br />

verschiedener Versuchsreihen zu sehen, bei denen schon anhand der Ätzzeit eine Vorauswahl<br />

an entsprechenden Rezepten getroffen wurde.<br />

Ätzrate [µm/min]<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

NaOH = 5%, T = 80°C, t = 9 min<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

IPA [%)<br />

Ätzrate [µm/min]<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Molverhältnis NaOH:IPA<br />

Abbildung 2.5: Ätzrate verschiedener Texturlösungen aufgetragen gegen die IPA<br />

Konzentration (links) und das Verhältnis von NaOH zu IPA (rechts). Deutlich ist<br />

die hemmende Wirkung von IPA auf die Reaktionsgeschwindigkeit zu erkennen.<br />

In Abbildung 2.5 links ist die Änderung der Ätzrate bei Variation der IPA Konzentration<br />

gezeigt. Schon die Zugabe von 2% IPA reduziert die mittlere Ätzgeschwindigkeit von<br />

2,2 µm/min auf 1,1 µm/min. Bei weiterer Zugabe fällt die Änderung deutlich geringer aus.<br />

Bei diesem Versuch wurde die Ätzzeit mit 9 Minuten konstant gelassen. In Abbildung 2.5<br />

rechts wird die Abhängigkeit der Ätzrate von dem Verhältnis zwischen NaOH und IPA für<br />

eine größere Auswahl an Ätzparametern dargestellt. <strong>Die</strong> Ätztemperatur variiert zwischen 75<br />

und 85°C, die Ätzzeit zwischen 9 und 60 min. Es ist gut zu erkennen, wie die Ätzrate bei<br />

wachsendem Verhältnis von NaOH zu IPA zunimmt.<br />

Anstatt die IPA Konzentration zu variieren, wurde in weiteren Untersuchungen die<br />

NaOH Konzentration als Parameter, bei sonst festgehaltenen Ätzbedingungen, geändert. In<br />

Abbildung 2.6 links ist dies für zwei verschiedene IPA Konzentrationen gezeigt. Deutlich ist<br />

die Steigerung der Ätzgeschwindigkeit bei Zunahme der NaOH Konzentration zu erkennen.<br />

<strong>Die</strong> Ätzzeit geht auch in die Ätzgeschwindigkeit mit ein (siehe Abbildung 2.6), da zum einen<br />

die stark geschädigte oberflächennahe Schicht relativ schnell geätzt wird und zum anderen die<br />

Bedeckung mit Pyramiden im Lauf der Ätzung zunimmt. Daher ist ein deutlicher Rückgang<br />

der Ätzgeschwindigkeit mit zunehmender Ätzzeit zu verzeichnen.


Ätzrate [µm/min]<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

t = 15 min, IPA = 4,5%<br />

t = 20 min, IPA = 6,25%<br />

T = 80°C<br />

0,4<br />

0 5 10 15 20<br />

NaOH [wt%]<br />

Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Ätzrate [µm/min]<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

NaOH = 5%<br />

NaOH = 2,5%<br />

IPA = 4%, T = 80°C<br />

10 20 30 40<br />

Zeit [min]<br />

Abbildung 2.6: Ätzrate verschiedener Texturlösungen aufgetragen gegen die<br />

NaOH Konzentration (links) und die Zeit (rechts).<br />

Nachdem die Auswahl der möglichen Ätzparameter durch die Vorgabe von<br />

Ätzgeschwindigkeit und Temperatur eingeschränkt wurde, musste nun die Qualität der Textur<br />

an sich bewertet werden. <strong>Die</strong> Qualität hängt letztendlich von der Dichte der Pyramiden, deren<br />

Größenverteilung und der Bedeckung über die Waferoberfläche ab. <strong>Die</strong>s kann am besten mit<br />

einem Elektronenmikroskop beurteilt werden, was aber sehr aufwändig ist, wenn die<br />

Homogenität über die ganze Waferfläche bewertet werden soll. Deshalb wurde zur<br />

Beurteilung der Qualität einer Textur auch der optische Eindruck miteinbezogen.<br />

Im Laufe der Untersuchungen wurden dabei verschiedene Effekte festgestellt. Häufig<br />

kam es zum Beispiel zu einer relativ homogenen Ätzung über den Wafer und nur von einigen<br />

Punkten gingen linienförmige Störungen aus. <strong>Die</strong>se verliefen von den Punkten aus gesehen<br />

schweifförmig nach oben. Aufgrund der Form wurden diese Strukturen „Kometen“ genannt.<br />

Sie entstehen offensichtlich durch die aufsteigenden Gasbläschen. Des Weiteren konnte<br />

häufiger festgestellt werden, dass sich eine „Vorbehandlung“ der Waferoberfläche auf das<br />

Ergebnis der Textur auswirkt. So waren zum Beispiel Fingerabdrücke auf den texturierten<br />

Wafern zu erkennen, obwohl die Wafer nur mit Handschuhen angefasst wurden. Auch ein<br />

Reiben oder Verschieben der Wafer gegeneinander hatte teilweise einen ähnlichen Effekt. Da<br />

es sich dabei um keine Kontaminierung der Oberfläche handeln kann, muss allein die<br />

mechanische Belastung der obersten Schicht dafür verantwortlich sein. <strong>Die</strong>s ist auch durchaus<br />

plausibel, da ja genau die oberste Schicht am stärksten durch das Wafering geschädigt und so<br />

für mechanische Belastungen am empfindlichsten ist. Erstaunlicherweise waren solche<br />

Bereiche, die den Wafer nach der Ätzung inhomogen erscheinen ließen, durchaus sehr gut<br />

texturiert, nur unterschied sich die Geometrie der Pyramiden von der auf der restlichen<br />

Waferoberfläche. Bei bestimmten Ätzbedingungen, die ansonsten nur zu mäßigen<br />

Ergebnissen führten, war die Textur an eben solchen Stellen immer noch sehr gut. Es könnte<br />

also Sinn machen, diesen Effekt gezielt auszunutzen, wenn ansonsten keine gute Textur<br />

erreicht werden kann. Ziel dieser Untersuchung war aber ohne solche „Tricks“ auszukommen.<br />

<strong>Die</strong> Ätzparameter, die in kurzer Zeit zu guten Texturergebnissen geführt haben, wurden<br />

auf ihre Reproduzierbarkeit hin überprüft. Es ist bekannt, dass dieser Texturierungsprozess<br />

durch viele äußere Parameter beeinflusst wird. Dabei sind die Zusammenhänge meistens<br />

19


20<br />

Kapitel 2<br />

kaum bekannt. Daher ist die Reproduzierbarkeit von solchen Ätzexperimenten ein wichtiges<br />

Kriterium um deren Anwendbarkeit im industriellen Umfeld zu beurteilen. Dabei haben sich<br />

zwei Parametersätze als sehr stabil und reproduzierbar erwiesen. <strong>Die</strong>se sind in folgender<br />

Tabelle dargestellt.<br />

Tabelle 2-2: 2 Parametersätze zur alkalischen Texturierung von mono<strong>kristalline</strong>n<br />

„as cut“ Siliziumwafern.<br />

Parametersatz NaOH-Konz. IPA-Konz. Zeit<br />

1 10% 6,25% 20 min<br />

2 5% 4% 25 min<br />

2.4 Saure Texturierung von multi<strong>kristalline</strong>m Silizium<br />

Als viel versprechende Alternative zur Ätzung von multi<strong>kristalline</strong>n Wafern in<br />

alkalischen Lösungen wurde die isotrope saure Texturierung entwickelt. Sie ist im Gegensatz<br />

zur alkalischen Ätzung unabhängig von der Kristallorientierung (daher isotrop), das heißt sie<br />

ätzt in alle Raumrichtungen gleich schnell. Bei der alkalischen Ätzung hängt die<br />

Ätzgeschwindigkeit stark von der Orientierung der einzelnen Körner ab, das heißt um zu<br />

garantieren, dass bei allen Körnern eine bestimmte Mindestschichtdicke abgeätzt wird,<br />

werden viele Körner mehr als unbedingt notwendig geätzt. <strong>Die</strong>s ist daher relevant, da man<br />

den Sägeschaden durch das Wafering, der ca. 5 µm tief gehen kann, entfernen will und man<br />

daher bei vielen Bereichen deutlich mehr als 5 µm abätzen muss. <strong>Die</strong>s führt zu der so<br />

genannten Stufenbildung zwischen einzelnen Körnern. <strong>Die</strong>se Stufen können beim<br />

Siebdruckprozess ein Problem darstellen, da teilweise über sehr große Niveauunterschiede<br />

hinweg gedruckt wird und es dadurch zu Einschnürungen des Fingerquerschnitts oder im<br />

Extremfall zu Fingerunterbrechungen kommen kann. Damit verknüpft ist der Vorteil, dass<br />

man insgesamt weniger abätzen muss, was speziell bei dünnen Wafern wichtig wird, weil<br />

man natürlich möglichst wenig von der Waferdicke verlieren möchte. Bei vorgegebener<br />

Enddicke der Solarzelle kann also ein dünnerer Wafer benutzt werden. Da die Waferkosten<br />

bis zu 60% an den Gestehungskosten der Solarzelle ausmachen können, kann mit einer<br />

deutlichen Einsparung durch die Benutzung dünnerer Wafer gerechnet werden. Bei<br />

Waferkosten von ca. 3 € (125x125 mm², 330 µm Dicke), und einer Reduzierung des Abtrags<br />

um 15 µm, ergibt sich ein theoretisches Einsparpotenzial von 0,137 € pro Solarzelle was im<br />

Bereich von 3 bis 4% der Gesamtkosten liegt.<br />

Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass die saure Texturierung ein sich<br />

selbst stoppender Prozess ist, das heißt, nachdem der Sägeschaden entfernt ist stoppt die<br />

Reaktion nahezu und nur in Bereichen mit hoher Versetzungsdichte läuft sie mit reduzierter<br />

Ätzgeschwindigkeit weiter. Für einen stabilen, gut reproduzierbaren Prozess ist dieser Effekt<br />

sehr wichtig, da er die großtechnische Anwendung deutlich erleichtert.


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Der entscheidende Vorteil der sauren Texturierung liegt aber in der Möglichkeit, bei<br />

entsprechenden Ätzbedingungen eine texturierte Oberfläche zu erzeugen, die die Reflexion<br />

des Lichts und damit die optischen Verluste der Solarzelle deutlich verringert.<br />

Durch die vergrößerte Oberfläche des Wafers vergrößert sich natürlich auch die effektive<br />

Kontaktfläche der Metallisierung bei fest gehaltener Fingerbreite. <strong>Die</strong>s führt zu einer<br />

Verringerung des Absolutwertes des Kontaktwiderstandes zwischen Metallisierung und<br />

Silizium, wenn der spezifische Kontaktwiderstand konstant bleibt. Vor allem beim derzeitigen<br />

Trend zu höherohmigen Emittern bringt dies einen nicht zu vernachlässigenden Vorteil mit<br />

sich, da solche Emitter sonst nur noch unter Einbußen im Füllfaktor zu kontaktieren wären.<br />

Für bestimmte Einsatzgebiete wird aus ästhetischen Gründen ein homogenes Aussehen<br />

der Solarmodule gefordert. Vor allem bei der Integration in Fassaden oder für besondere<br />

architektonische Zwecke wird dies von Kunden und Architekten gewünscht. Normale<br />

multi<strong>kristalline</strong> Zellen reflektieren das Licht auf den verschiedenen Körnern ganz<br />

unterschiedlich, was zu einem inhomogenen Eindruck der Module führt. <strong>Die</strong>ser Effekt wird<br />

durch die saure Texturierung auf Zellebene größtenteils unterdrückt und nach der<br />

Einkapselung unter Glas ist die Inhomogenität multi<strong>kristalline</strong>r Zellen überhaupt nicht mehr<br />

zu erkennen. <strong>Die</strong> Module in Abbildung 2.7 wurden im Rahmen dieser Arbeit aus<br />

benachbarten multi<strong>kristalline</strong>n Solarzellen gefertigt und zeigen eindrücklich die Änderung im<br />

Erscheinungsbild durch die saure Texturierung. Auf die zusätzlichen Verbesserungen der<br />

elektrischen Eigenschaften wird weiter hinten in diesem Kapitel eingegangen.<br />

Abbildung 2.7: Zwei Module gefertigt aus Solarzellen benachbarter Wafer (vgl.<br />

Abbildung 2.16). <strong>Die</strong> Zellen des linken Moduls wurden sauer texturiert, die des<br />

rechten Moduls alkalisch geätzt. <strong>Die</strong> Leistungssteigerung beträgt 4,8% relativ bei<br />

ansonsten gleicher Prozessierung.<br />

Bei der sauren Texturierung wird zur Ätzung eine wässrige Lösung aus Flusssäure und<br />

Salpetersäure benutzt. <strong>Die</strong> Ätzung von Silizium mit Flusssäure, Salpetersäure und weiteren<br />

21


22<br />

Kapitel 2<br />

unterschiedlichen Zusätzen ist aus der Halbleiterfertigung schon lange bekannt. In<br />

[Bogenschütz; 1967] sind zum Beispiel 24 Ätzlösungen für Silizium für die<br />

unterschiedlichsten Anwendungen beschrieben, die fast alle HF und HNO3 enthalten.<br />

Für die Reaktion von Silizium mit Salpeter-/Flusssäure-Gemischen findet man<br />

verschiedene stöchiometrische Gleichungen:<br />

(1) Si + 2 HNO3 + 6 HF → H2SiF6 + 2 HNO2 + 2 H2O<br />

(2) 3 Si + 4 HNO3 + 18 HF → 3 H2SiF6 + 4 NO + 8 H2O aus [Bogenschütz; 1967]<br />

(3) 3 Si + 2 HNO3 + 18 HF → 3 H2SiF6 + 2 NO + 4 H2O + 3 H2<br />

(4) 5 Si + 6 HNO3 + 30 HF → 5 H2SiF6 + 2 NO2 + 4 NO + 10 H2O + 3 H2<br />

(5) Si + HNO3 + 6 HF → H2SiF6 + HNO2 + H2O + H2 aus [Sze; 1985]<br />

In den verschiedenen Gleichungen wird die Salpetersäure unterschiedlich weit reduziert. Ein<br />

näherer Blick auf die Reaktion zeigt, folgendes:<br />

<strong>Die</strong> Reaktion setzt sich aus einer Redoxreaktion, der Oxidation des Siliziums durch<br />

Salpetersäure und der gleichzeitigen Reduktion der Salpetersäure, z.B. nach<br />

(6) Si + 4 HNO3 → SiO2 + 4 NO2 + 2 H2O<br />

und der anschließenden Umsetzung des Siliziumdioxids mit Flusssäure zusammen:<br />

(7a) SiO2 + 4 HF → SiF4 + 2 H2O<br />

(7b) SiF4 + 2 HF → H2SiF6<br />

Gleichung (6) liefert aber nur eine unvollständige Beschreibung der Redoxreaktion. Zwar<br />

wird der Redoxprozess auf diese Weise starten,<br />

(6a) Si + 4 HNO3 → SiO2 + 4 NO2 + 2 H2O<br />

doch werden weitere Reaktionsschritte folgen. Reaktion (6a) verläuft recht langsam. Das<br />

entstehende Stickstoffdioxid reagiert in Gegenwart von Wasser unter Disproportionierung:<br />

(6b) 2 NO2 + H2O → HNO2 + HNO3<br />

Auch Salpetrige Säure reagiert dann mit Silizium, und zwar wesentlich schneller als<br />

Salpetersäure:<br />

(6c) Si + 4 HNO2 → SiO2 + 4 NO + 2 H2O


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Das entstehende Stickstoffmonoxid wiederum reagiert mit Salpetersäure zu Salpetriger Säure:<br />

(6d) 4 HNO3 + 2 NO + H2O → 3 HNO2<br />

Auf Reaktion (6d) folgt dann wieder Reaktion (6c) usw. Zum Motor der Oxidation wird damit<br />

die Salpetrige Säure. Da diese aus den Stickoxiden gebildet wird (Reaktionen 6b und 6d), ist<br />

die Konzentration der im Bad gelösten Stickoxide von wesentlicher Bedeutung. Insbesondere<br />

darin liegt vermutlich ein wichtiger Vorteil einer niedrigen Badtemperatur wie sie für diese<br />

Entwicklung benutzt wurde. Je niedriger die Temperatur des Bades ist, desto weniger<br />

Stickoxide gehen dem Bad durch Ausgasung verloren.<br />

Durch die prozentuale Zusammensetzung von Flusssäure, Salpetersäure und Wasser<br />

sowie der Ätztemperatur werden zum einen die Ätzgeschwindigkeit (siehe Abbildung 2.8)<br />

und zum anderen die Art der Ätzung bestimmt. Je nach Bedingungen kann die Oberfläche<br />

sehr glatt werden (Politurätze) oder mehr oder weniger rau. Das Ziel bei dieser Texturierung<br />

ist es, eine Oberfläche zu erreichen, die möglichst wenig Licht reflektiert, aber gleichzeitig<br />

die Oberfläche des Wafers nicht zu sehr vergrößert, da sich dies negativ auf die elektrischen<br />

Eigenschaften der Solarzellen auswirkt.<br />

Abbildung 2.8: Ätzdreieck des Ätzsystems HF–HNO3–CH3COOH (durchgezogene<br />

Linien) beziehungsweise HF-HNO3-H2O (gestrichelt). <strong>Die</strong> Konturenlinien geben<br />

die Ätzgeschwindigkeit von Silizium in µm/min an. Aus [Robbins, Schwartz;<br />

1960].<br />

Am Anfang der Entwicklung dieser Texturierungsmethode wurden, so wie auch in anderen<br />

Forschungslabors, noch mehrere Zusatzstoffe, vorwiegend organische Chemikalien<br />

zugegeben. So wurde bei Shell eine Texturlösung entwickelt, die Schwefelsäure, Flusssäure<br />

und Salpetersäure im Verhältnis 6:3:1 enthält und bei Zimmertemperatur verwendet wird<br />

23


24<br />

Kapitel 2<br />

[Sontag, Hahn et al.; 2003]. Am IMEC (Interuniverstiy MicroElectronics Center) in Belgien<br />

wurde ein Prozess mit Flusssäure, Salpetersäure und Wasser gefunden, der aber nur unter<br />

Zugabe von zwei Additiven effektiv funktioniert [Einhaus, Vazsony et al.; 1997], [Vazsonyi,<br />

Klerk et al.; 1999] und [Wolf, Choulat et al.; 2000]. Auch ECN (Energy research Centre of<br />

the Netherlands) berichtet von einem industriell eingesetzten Prozess, der aber auch<br />

mindestens ein organisches Additiv benötigt [Weeber, Burgers et al.; 2004]. Im Rahmen<br />

dieser Arbeit ist es gelungen, auch ohne die Benutzung von Additiven stabile und<br />

reproduzierbare Ätzbedingungen zu finden. Das stellt einen großen Vorteil dar, der im<br />

Folgenden erläutert wird.<br />

Schon Anfang der 90er Jahre wurde die saure Texturierung für die Photovoltaik getestet<br />

und auch die erreichten Reflexionen schienen ermutigend. So erreichten Kaiser et. al im<br />

Spektralbereich zwischen 500 und 1050 nm eine Reflexion unter 14%, verglichen mit einem<br />

normal geätzten mc-Si Wafer der in diesem Bereich über 28% liegt [Kaiser, Kaiser et al.;<br />

1991]. <strong>Die</strong> Methode birgt aber auch einige Schwierigkeiten aufgrund der Zusammensetzung<br />

des Ätzmittels und der Natur des Ätzvorgangs. So ergibt sich bei Zugabe von organischen<br />

Mitteln ein erhöhter Aufwand bei der Entsorgung der verbrauchten Lösung. Wie schon<br />

erwähnt, konnte bei der hier vorgestellten Entwicklung auf die Zugabe von organischen<br />

Chemikalien verzichtet werden, was die spätere Entsorgung deutlich vereinfacht. Des<br />

Weiteren lässt sich bei weniger Komponenten auch die prozentuale Zusammensetzung der<br />

Ätzlösung einfacher konstant halten, wenn während der Ätzung Ingredienzien verbraucht<br />

werden. Der weitere Vorteil der entwickelten Methode ist die Ätzung bei Temperaturen<br />

unterhalb der Raumtemperatur. <strong>Die</strong>s erfordert zwar eine aktive Kühlung der Ätzlösung, die<br />

aber bei der Ätzung vieler Wafer ohnehin notwendig ist, da die Reaktion stark exotherm ist.<br />

Bei diesen niedrigeren Temperaturen verläuft die Ätzung jedoch weniger heftig und auch die<br />

Freisetzung der giftigen Stickoxide wird reduziert. Wie weiter oben erläutert hat das einen<br />

positiven Einfluss auf die Reaktionskinetik der Ätzung. Vor allem beim Herausziehen der<br />

Wafer aus der Ätzlösung dampfen weniger Stickoxide ab. Das ist wiederum relativ wichtig<br />

für die Auslegung der Absaugung und Entsorgung der entstehenden Gase bei einer industriell<br />

eingesetzten Anlage. <strong>Die</strong> hier benötigten Abgaswäscher müssen für die maximal anfallenden<br />

Mengen dimensioniert sein.<br />

Aus diesem Ansatz heraus bietet sich auch die Konzeption einer In-line Anlage an. Durch<br />

das In-line Konzept wird sichergestellt, dass die Prozesse kontinuierlich ablaufen. Werden die<br />

Wafer immer in derselben Geschwindigkeit also mit derselben Anzahl von Wafern pro<br />

Zeiteinheit zugegeben, dann finden auch alle Prozesse über die Zeit gesehen unter denselben<br />

Bedingungen statt. Es gibt keine „Reaktionsspitzen“. <strong>Die</strong> as-cut Wafer werden am Anfang<br />

relativ schnell geätzt. Daraus folgt, dass bei einem Batchprozess am Beginn der Ätzung viele<br />

Stickoxide pro Zeiteinheit entstehen und in kurzer Zeit viel Wärme abgeführt werden muss.<br />

<strong>Die</strong>s kann die Auslegung der Kühleinheit und der Gasentsorgung deutlich erschweren. Für<br />

eine In-line Anlage können diese Aufgaben deutlich einfacher gelöst werden. Aus diesem<br />

Grund wurde der Prozess nach den anfänglichen Optimierungen auf eine solche In-line<br />

Anlage übertragen. <strong>Die</strong> gezeigten Ergebnisse aus Kapitel 2.4.1 und 2.4.2 wurden allerdings<br />

noch im Becherglas realisiert.


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

In Abbildung 2.9 sind elektronenmikroskopische Aufnahmen von sauer texturierten<br />

Oberflächen bei zwei unterschiedlichen Vergrößerungsfaktoren zu sehen. In der linken<br />

Abbildung ist eine Korngrenze zu erkennen die vertikal durchs Bild verläuft. Außerdem sind<br />

einige kreisförmige kleine Löcher im µm Bereich zu sehen. Wie weiter oben erwähnt, werden<br />

geschädigte Bereiche wie Korngrenzen und Versetzungen schnell geätzt, wodurch diese<br />

Bereiche teilweise heraus gearbeitet werden. Das ist einerseits wünschenswert, da ja gerade<br />

die geschädigten Bereiche die elektrische Qualität des Siliziums negativ beeinflussen, aber<br />

andererseits kann es auch zu Problemen führen, wenn zu tief geätzte Strukturen entstehen, die<br />

die Stabilität des Wafers beeinträchtigen. Deshalb gilt es bei dieser Art der Texturierung<br />

immer einen Kompromiss zu finden, zwischen der Reflexion des Wafers und der Tiefe der<br />

erzeugten Strukturen.<br />

Abbildung 2.9: Elektronenmikroskopische Aufnahmen sauer texturierter Wafer.<br />

Auf der linken Abbildung ist eine von unten nach oben verlaufende Korngrenze zu<br />

sehen. Rechts ist zu erkennen, dass zusätzlich zu den länglichen Strukturen, die bis<br />

zu 10 µm lang sind, noch kleinere Strukturen im µm und sub µm Bereich erzeugt<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> Aufnahme des Texturergebnisses mit dem Elektronenmikroskop stellt ein wichtiges,<br />

wenn auch aufwändiges, Werkzeug zur Qualitätskontrolle dar. Nur damit ist die benötigte<br />

Auflösung aber auch Tiefenschärfe zu erreichen. Gerade die gleichzeitige Sichtbarmachung<br />

von unterschiedlichen Niveauebenen ist bei einer Texturierung natürlich sehr wichtig. Bei<br />

Betrachtung der Wafer aus unterschiedlichen Winkeln kann ein räumlicher Eindruck der<br />

Geometrie der Oberfläche, sowie der Tiefe der Strukturen gewonnen werden. Mit einer<br />

speziellen Software konnten dreidimensionale Bilder der Oberflächen erzeugt werden. Aus<br />

zwei Aufnahmen, die aus unterschiedlichen Winkeln aufgenommen wurden, kann die<br />

Sofware die ortsaufgelöste Topographie der Oberfläche berechnen. Daraus ergeben sich<br />

vielfältige Auswertungsmöglichkeiten. In Abbildung 2.12 ist ein Ausschnitt eines texturierten<br />

Wafers zu sehen, für den dann entlang der Diagonalen im grünen Rechteck (purpurne Linie)<br />

ein Höhenschnitt berechnet wurde. Bei dieser Aufnahme betragen die größten<br />

Höhenunterschiede ca. 4 µm, im Allgemeinen wurden 4 bis 5 µm gemessen. <strong>Die</strong>s ist<br />

verglichen zu den bis zu 10 µm hohen Stufen, die bei der alkalischen Ätzung entstehen<br />

können, kein Problem bei der Kontaktierung mittels Siebdruck.<br />

25


26<br />

Kapitel 2<br />

Abbildung 2.10: Dreidimensionale Darstellung eines sauer texturierten mc Wafers.<br />

Mit einer entsprechenden Brille (rot-blau) entsteht ein dreidimensionaler,<br />

räumlicher Eindruck der Strukturen.<br />

Abbildung 2.11: Links Topografie der Oberfläche des Wafers aus Abbildung 2.12<br />

mit Höhenlinien und Farbskalierung. Rechts ist die berechnete dreidimensionale<br />

Oberfläche als Schrägbild dargestellt.<br />

Es können aber nicht nur Linienscans sondern auch komplette „Höhenkarten“ mit<br />

Farbskalierung beziehungsweise Bilder mit dreidimensionalem Eindruck erzeugt werden.<br />

Beispiele hierfür sind in Abbildung 2.11 zu sehen. Auch hier ist gut zu erkennen, dass die<br />

Tiefe der Textur im Bereich 4 bis 5 µm liegt. Des Weiteren kann mit der Software auch ein<br />

Bild berechnet werden, in dem die Tiefeninformation mit den Farben rot und blau kodiert<br />

wird. Mit einer entsprechenden Brille kann der Betrachter einen dreidimensionalen Eindruck<br />

der Textur erhalten (vgl. Abbildung 2.10).


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Abbildung 2.12: Elekronenmikroskopische Aufnahme eines sauer texturierten<br />

Wafers (links). Rechts ein Linienscan der Oberfläche entlang der diagonalen Linie.<br />

2.4.1 Reflexionsverringerung<br />

<strong>Die</strong> physikalische Größe, die bei der Texturierung von Oberflächen am einfachsten<br />

quantifiziert und optimiert werden kann, ist die Reflexion der Wafer. Direkt nach den<br />

Ätzversuchen kann die wellenlängenabhängige Reflexion mit einem Spektrometer gemessen<br />

werden. In der folgenden Abbildung 2.13 wird gezeigt, dass durch eine saure Texturierung<br />

eine Reduktion der Reflexion um ca. 10% absolut erreicht werden kann. Da aber sowohl<br />

flache als auch texturierte Solarzellen normalerweise eine Antireflexschicht erhalten, wird<br />

zusätzlich zu den Messungen auf den geätzten Wafern auch eine Messung nach der<br />

Siliziumnitridbeschichtung durchgeführt. Nach der Beschichtung beträgt die<br />

Reflexionsverringerung noch 3%.<br />

Bei der Optimierung der Ätzbedingungen wurde festgestellt, dass zusätzlich zu der<br />

eigentlichen Textur, deren Strukturen im Bereich von µm liegen, im Allgemeinen noch eine<br />

poröse Siliziumschicht entsteht, die eine Dicke von 20-50 nm hat. Wie in Abbildung 2.14 zu<br />

sehen ist, können mit diesen porösen Schichten mittlere Reflexionen von unter 10% erreicht<br />

werden, was für Siliziumwafer einen sehr guten Wert darstellt. <strong>Die</strong>se porösen Schichten<br />

werden daher auch als Antireflexschichten benutzt [Menna, Francia et al.; 1995], allerdings<br />

nicht in der industriellen Anwendung. Bei diesen Experimenten hat sich auch gezeigt, dass<br />

Solarzellen, die ohne Entfernung dieser Schicht prozessiert werden, deutliche Verluste im<br />

Kurzschlussstrom zeigen (vgl. Tabelle 2-3). <strong>Die</strong>s deutet auf Lichtabsorption in diesen<br />

Schichten hin. Aus diesem Grund wurde in nachfolgenden Experimenten diese poröse Schicht<br />

in schwach konzentrierter Natronlauge bei Zimmertemperatur entfernt. Dabei beträgt die<br />

Ätzzeit wenige Sekunden.<br />

27


28<br />

Reflektion [%]<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Kapitel 2<br />

50 NaOH - 36.0%<br />

Saure Text. - 25,4%<br />

45<br />

NaOH mit SiN - 9,8%<br />

40<br />

x<br />

Saure Text. mit SiN - 6.8%<br />

x<br />

35<br />

0<br />

400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 2.13: Vergleich der Reflexion von NaOH Ätzung und saurer<br />

Texturierung vor und nach Siliziumnitrid-Beschichtung.<br />

Reflektion [%]<br />

50 Alkalische Ätzung (36.0 %)<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Saure Texturierung:<br />

Standard (23.4 %)<br />

Standard + por-Si (9.4 %)<br />

400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 2.14: Vergleich von Reflexionskurven nach NaOH Ätzung und nach<br />

saurer Texturierung mit und ohne Entfernung des porösen Siliziums.<br />

2.4.2 Solarzellenergebnisse<br />

Nach anfänglichen Experimenten, die aufzeigten, dass die Reflexion allein betrachtet nur<br />

unzureichend die Qualität einer Textur wiedergibt (siehe Tabelle 2-3), wurden nahezu alle<br />

weiteren Optimierungen vorwiegend anhand von Solarzellenergebnissen bewertet. <strong>Die</strong> ideale<br />

Textur sorgt nämlich nicht nur für eine reduzierte Reflexion, sie muss möglichst auch einige<br />

weitere Kriterien erfüllen:<br />

• <strong>Die</strong> Oberflächenvergrößerung sollte möglichst gering sein, da mit der Oberfläche die<br />

Emitterfläche beziehungsweise der Emittersättigungsstrom zunimmt und somit die<br />

offene Klemmenspannung und der Füllfaktor abnehmen.


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

• <strong>Die</strong> „Spitzen“ der Textur sollten nicht zu fragil sein, da ein Abbrechen nach der<br />

Diffusion zu Kurzschlüssen führen kann.<br />

• <strong>Die</strong> Niveauunterschiede sollten nicht zu groß sein, da dies beim Siebdruck zu<br />

Kontaktierungsproblemen führen kann.<br />

• Versetzungen und Korngrenzen dürfen nicht zu tief geätzt werden, da tiefe Löcher und<br />

Gräben zu Problemen bei Diffusion und Siebdruck führen können. Außerdem wird<br />

dadurch die Stabilität der Wafer beeinträchtigt.<br />

<strong>Die</strong>se Kriterien sind, zumindest wenn man über die gesamte Waferfläche eine Aussage<br />

treffen möchte, recht schwierig zu quantifizieren, deshalb spiegeln die Ergebnisse von fertig<br />

prozessierten Solarzellen am besten die Qualität einer Textur wider. In folgender Tabelle 2-3<br />

sind beispielhaft die Ergebnisse einer anfänglichen Optimierung zu sehen. Es ist zu beachten,<br />

dass die gezeigten Ätzzeiten im Folgenden durch andere Optimierungen deutlich verkürzt<br />

wurden. Es soll aber zum einen gezeigt werden, dass trotz deutlicher Stromsteigerung durch<br />

die Textur, die NaOH geätzten Referenzen den besten Wirkungsgrad zeigen, da Füllfaktor<br />

und offene Klemmenspannung bei den sauer texturierten Zellen deutlich reduziert sind. Zum<br />

anderen wurde bei diesem Experiment deutlich, dass die poröse Schicht, die durch das Ätzen<br />

entsteht, anschließend weggeätzt werden muss, obwohl sie die Reflexion der Wafer reduziert<br />

(vgl. Abbildung 2.14).<br />

Tabelle 2-3:Solarzellenergebnisse aus der Anfangsphase der Optimierung. Variiert<br />

wurde die Ätzzeit. Bei der letzten Gruppe wurde die poröse Siliziumschicht nicht<br />

weggeätzt. <strong>Die</strong>se Gruppe zeigt starke Einbußen in allen Parametern, sogar im<br />

Kurzschlussstrom, obwohl diese Wafer die niedrigste Reflexion zeigten.<br />

FF Isc Voc Eff<br />

% mA/cm 2 mV %<br />

NaOH Mittelwert 79.4 30.8 617.0 15.08<br />

5 min<br />

8 min<br />

10 min<br />

por-Si<br />

Mittelwert 77.7 31.5 606.1 14.85<br />

Vergleich zu NaOH -1.7 0.7 -11.2 -0.27<br />

Beste Zelle 78.21 31.6 606.8 14.99<br />

Mittelwert 78.2 31.5 607.8 14.95<br />

Vergleich zu NaOH -1.2 0.6 -9.5 -0.16<br />

Beste Zelle 78.3 31.7 608.8 15.12<br />

Mittelwert 77.0 31.7 608.0 14.83<br />

Vergleich zu NaOH -2.4 0.8 -9.3 -0.28<br />

Beste Zelle 78.4 31.8 609.6 15.20<br />

Mittelwert 75.3 26.1 589.5 11.59<br />

Vergleich zu NaOH -4.1 -4.7 -27.5 -3.49<br />

Beste Zelle 75.8 26.5 590.0 11.9<br />

Neben der Textur müssen auch teilweise andere Teile des Solarzellenprozesses auf diese<br />

texturierten Wafer angepasst beziehungsweise optimiert werden. In Vergleichsexperimenten<br />

durchlaufen sie denselben Prozess wie die alkalisch geätzten Wafer. Bei genauer Betrachtung<br />

zeigen sich aber doch einige Unterschiede:<br />

29


30<br />

Kapitel 2<br />

• <strong>Die</strong> Reinigungssequenz vor der Diffusion sowie die nasschemische Entfernung des<br />

Phosphorglases nach der Diffusion müssen teilweise leicht angepasst werden, da die<br />

texturierte Oberfläche anders benetzt wird als ein flacher Wafer.<br />

• Es musste gezeigt werden, dass bei der POCl3 Diffusion die größere Oberfläche und<br />

die Textur an sich nicht zu anderen Schichtwiderständen oder größeren<br />

Inhomogenitäten als bei flachen Wafern führt. Es zeigte sich, dass im Allgemeinen<br />

dasselbe Diffusionsrezept wie für flache Wafer benutzt werden kann.<br />

• Beim Plasmaätzen zur Kantenisolation musste sichergestellt werden, dass die Ätzzeit<br />

angepasst ist, da auch hier aufgrund der größeren Oberfläche des Stapels das<br />

Ätzverhalten unterschiedlich sein könnte. Auch hier konnte festgestellt werden, dass<br />

im Normalfall die Ätzzeit für flache Wafer auch für texturierte Wafer ausreichend ist.<br />

• <strong>Die</strong> Abscheidung der Antireflexschicht mit PECVD dauert aufgrund der größeren<br />

Oberfläche der texturierten Wafer deutlich länger. <strong>Die</strong>ser Wert hängt aber wiederum<br />

von der Geometrie der Textur ab, so dass nach einer Änderung derselben die ideale<br />

Abscheidezeit eventuell neu bestimmt werden muss. Es zeigt sich, dass man die<br />

Abscheidezeit im Vergleich zu flachen Wafern um 15 bis 25% verlängern muss,<br />

wobei zumindest bei den endgültigen Ätzparametern das Optimum bei ungefähr 20%<br />

liegt.<br />

• Beim Siebdruck stellte sich heraus, dass bei texturierten Wafern ein besseres aspect<br />

ratio erreicht werden kann, das heißt bei gleichem Pastenauftrag werden die Finger<br />

schmaler und höher. <strong>Die</strong>s liegt daran, dass die Siebdruckpaste auf den texturierten<br />

Oberflächen nicht so leicht verläuft. Damit hat man die Möglichkeit bei texturierten<br />

Wafern andere Siebe zu benutzen. Im Allgemeinen erreicht man aber auch mit<br />

denselben Sieben, die für flache Wafer benutzt werden, sehr gute Druckergebnisse.<br />

Bei den Druckparametern wurden solche Einstellungen gefunden, die sowohl für<br />

texturierte als auch für flache Wafer zu guten Ergebnissen führen.<br />

• Ein wichtiger Punkt, der besonders beim Siebdruck, aber im Prinzip bei fast allen<br />

Prozessen eine wichtige Rolle spielt, ist das Handling. Bei der sauren Texturierung<br />

entstehen teilweise Strukturen, die ein sehr hohes aspect ratio haben also sehr schmal<br />

und hoch sind. Solche Spitzen sind natürlich nicht so stabil wie eine ebene Oberfläche.<br />

Silizium ist mit einer Mineralhärte von 6,5 ein sehr harter Rohstoff, so dass beim<br />

Umgang mit Carriern aus Kunststoff oder bei einer Automatisierung, die weiche<br />

Materialien benutzt, kein großes Risiko besteht. Werden die texturierten Wafer aber<br />

auf harten Oberflächen wie Stahl oder Quarzglas hin und her bewegt, besteht eine<br />

gewisse Gefahr, dass Spitzen abbrechen. Auch das Verschieben der Wafer<br />

gegeneinander, wie es beim Stapeln oder Entstapeln leicht vorkommen kann, führt<br />

leicht zum Abbrechen der Spitzen. Das ist der Grund dafür, dass sich das Plasmaätzen<br />

als kritischster Punkt herauskristallisiert hat. Werden die Wafer aber nur aufeinander<br />

gestapelt und nicht gegeneinander verschoben, dann zeigen sich auch bei diesem<br />

Prozessschritt kaum Probleme. Wenn die Spitzen vor der Diffusion abbrechen, ist das<br />

weniger kritisch und stellt nur eine minimale Beeinträchtigung der<br />

Reflexionseigenschaften dar. Tritt dies aber nach der Diffusion auf, so besteht die


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Gefahr, dass die komplette Emitterschicht hier abbricht und die p-dotierte Basis offen<br />

liegt. Wenn später die Frontseitenmetallisierung genau auf diese Stellen gedruckt<br />

wird, entsteht ein Kurzschluss der Solarzelle. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig<br />

auf ein sorgfältiges, schonendes Handling zu achten, insbesondere beim<br />

Siebdruckprozess, da hier die entstehenden p-leitenden Bereiche und die<br />

Metallisierung am wahrscheinlichsten zusammenfallen.<br />

• Als letzter Prozessschritt muss auch das Feuern der Kontakte optimiert werden. <strong>Die</strong><br />

Kontaktfläche zwischen n-dotiertem Silizium und Siebdruckpaste ist von anderer<br />

Natur als auf flachen Wafern. Des Weiteren kann es durch die Textur zu<br />

mikroskopischen Inhomogenitäten in der Schichtdicke des Emitters kommen, die mit<br />

der Vier-Spitzen-Methode nicht messbar sind. Daher kann das Risiko des<br />

Durchfeuerns durch den Emitter erhöht sein. Zuletzt sind die<br />

Absorptionseigenschaften der texturierten Wafer in den mit Lampen geheizten<br />

Feueröfen verändert. Es hat sich gezeigt, dass texturierte Wafer im Allgemeinen mit<br />

höheren Gürtelgeschwindigkeiten gefeuert werden müssen, da die Strahlungsenergie<br />

besser eingekoppelt wird.<br />

Nachdem der Solarzellenprozess, wie beschrieben, an die texturierten Wafer angepasst war,<br />

konnte der Texturprozess weiter optimiert werden. Unter anderem wurden dabei die<br />

Zusammensetzung der Lösung, die Ätzzeit und -temperatur weiter angepasst. <strong>Die</strong> Ätzzeit hat<br />

einen großen Einfluss auf die Solarzellenparameter. Wenn der Sägeschaden nicht komplett<br />

abgeätzt wird, bleibt eine geschädigte Schicht auf der Oberfläche, was zu einer Erniedrigung<br />

der offenen Klemmenspannung Voc und der Kurzschlussstromdichte Jsc führt. Wenn die<br />

Ätzzeit zu lang ist, werden die Strukturen der Textur zu groß, was wiederum zu einer<br />

erhöhten Reflexion und einer unnötigen Vergrößerung der Oberfläche führt. Auch dies<br />

reduziert Voc und Jsc. Wie in Abbildung 2.15 zu erkennen, gibt es sowohl für Voc als auch für<br />

Jsc ein Optimum, das im Bereich 4 bis 5 µm Ätztiefe liegt.<br />

<strong>Die</strong> offene Klemmenspannung bleibt aber auch nach der Optimierung immer etwas<br />

niedriger als bei den alkalisch geätzten Referenzen. Der Unterschied konnte aber auf ca. 2 mV<br />

reduziert werden. <strong>Die</strong>ser Unterschied resultiert aus der größeren Oberfläche der texturierten<br />

Wafer, was eine Erhöhung in J02 durch die Vergrößerung der Raumladungszone mit sich<br />

bringt.<br />

31


I sc [mA/cm 2 ]<br />

32<br />

33.0<br />

32.8<br />

32.6<br />

32.4<br />

32.2<br />

32.0<br />

2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Ätzabtrag [µm]<br />

η [%]<br />

15,6<br />

15,5<br />

15,4<br />

15,3<br />

15,2<br />

15,1<br />

15,0<br />

14,9<br />

14,8<br />

Kapitel 2<br />

V oc [mV]<br />

611<br />

610<br />

609<br />

608<br />

607<br />

2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Ätzabtrag [µm]<br />

2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Ätzabtrag [µm]<br />

Abbildung 2.15: Solarzellenparameter in Abhängigkeit vom Ätzabtrag bei der<br />

sauren Texturierung. Es zeigt sich ein Optimum bei 4 bis 5 µm.<br />

2.4.3 Wirkungsgradsteigerung im Modul<br />

Nachdem auf Zellniveau deutliche Steigerungen im Wirkungsgrad gegenüber alkalisch<br />

geätzten Wafern erreicht waren, sollte der Gewinn im Modul, das heißt nach Einkapselung<br />

der Zellen untersucht werden. Dazu wurden 100 benachbarte multi<strong>kristalline</strong> Wafer im<br />

Format 12,5x12,5 cm² in zwei exakt vergleichbare Gruppen aufgeteilt. Bei einer Gruppe<br />

wurde der Sägeschaden mit NaOH entfernt, bei der anderen wurde die saure Texturlösung<br />

benutzt. Anschließend wurden die Gruppen gemeinsam weiter prozessiert. Es wurde eine<br />

55 Ω/sq POCl3 Diffusion durchgeführt. Nach dem Plasmaätzen wurden die Wafer mit<br />

PECVD Siliziumnitrid beschichtet. Beim Siebdruck wurden auf die Vorderseite<br />

Silberkontakte, auf die Rückseite Aluminium und Aluminium-Silberpads gedruckt. <strong>Die</strong><br />

Kontakte wurden im Gürtelofen eingefeuert. Zuletzt wurden die fertigen Solarzellen<br />

gemeinsam vermessen. <strong>Die</strong> Helldaten sind in Abbildung 2.16 dargestellt.<br />

Als erstes fällt auf, dass sich für die Kurzschlussstromdichte Jsc und die offene<br />

Klemmenspannung Voc die Werte in beiden Gruppen kontinuierlich mit der Nummer der<br />

Solarzellen ändern. <strong>Die</strong>s kommt daher, dass Wafer vom Boden eines Blockes benutzt wurden,<br />

wo sich die Lebensdauer der Minoritätsladungsträger aber auch sonstige Eigenschaften wie


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Kornstruktur, Grunddotierung und Kontamination mit Fremdatomen von Wafer zu Wafer<br />

sehr schnell ändern können.<br />

In den Abbildungen ist sehr deutlich der hohe Gewinn im Kurzschlussstrom unabhängig<br />

von der Waferposition zu erkennen. Für den Füllfaktor zeigt sich ein weniger einheitliches<br />

Bild, was aber nicht überrascht, da dieser von sehr vielen Einflussgrößen abhängt.<br />

Tendenziell ist aber auch hier eine Steigerung für die texturierten Wafer zu beobachten. <strong>Die</strong><br />

offene Klemmenspannung zeigt wiederum einen sehr einheitlichen Trend, wobei hier die<br />

texturierten Wafer ein wenig niedrigere Werte erreichen.<br />

34<br />

33<br />

32<br />

31<br />

Jsc (mA/cm 2 )<br />

NaOH<br />

Isotextur<br />

30<br />

0 10 20 30 40 50<br />

78<br />

77<br />

76<br />

75<br />

FF (%)<br />

NaOH<br />

Isotextur<br />

74<br />

0 10 20 30 40 50<br />

16<br />

15,5<br />

15<br />

14,5<br />

Eff (%)<br />

NaOH<br />

Isotextur<br />

14<br />

0 10 20 30 40 50<br />

619<br />

617<br />

615<br />

613<br />

611<br />

609<br />

Voc (mV)<br />

607<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Abbildung 2.16: Vergleich der IV-Kenndaten von NaOH geätzten und sauer<br />

texturierten benachbarten Wafern. Deutlich sind die Steigerungen in Jsc und Eff zu<br />

erkennen. Aus diesen Zellen wurden zwei Module gefertigt, die in Abbildung 2.7<br />

zu sehen sind.<br />

Von den beiden Gruppen wurden die jeweils besten 36 Solarzellen ausgesucht um aus<br />

diesen Module fertigen zu lassen. In Tabelle 2-4 werden die Mittel- und Bestwerte sowie die<br />

Standardabweichung dieser beiden Gruppen miteinander verglichen. Der Füllfaktor konnte<br />

bei den texturierten Zellen leicht um 0,3 Prozentpunkte verbessert werden. Gleichzeitig wurde<br />

die Standardabweichung kleiner, das heißt die Gruppe ist homogener. Eine geringere<br />

Standardabweichung für die texturierten Zellen kann auch bei der offenen Klemmenspannung<br />

und im Wirkungsgrad festgestellt werden. Wenn dieser Effekt auch nicht sehr groß ist, darf<br />

seine Auswirkung nicht vernachlässigt werden. In der industriellen Produktion ist es wichtig,<br />

NaOH<br />

Isotextur<br />

33


34<br />

Kapitel 2<br />

eine möglichst kleine Verteilung der Parameter zu erreichen, um die Anzahl der<br />

verschiedenen Klassen möglichst gering zu halten. Je besser die Zellen einer Klasse<br />

zueinander passen, desto höher fällt die Leistung der fertigen Module aus.<br />

Der größere Vorteil rührt aber von den deutlichen Steigerungen im Kurschlussstrom und<br />

im Wirkungsgrad her. Ein Unterschied von 2 mA/cm², was einem relativen Gewinn von über<br />

6% entspricht, stellt einen sehr großen Fortschritt dar. Zusammen mit der Steigerung im<br />

Füllfaktor addiert sich die Verbesserung im Wirkungsgrad damit auf fast 7% relativ oder 1%<br />

absolut. Bei einer industriellen Fertigungskapazität von 30 Megawatt, wie sie heute üblich ist,<br />

würde das einer Erhöhung des Umsatzes um ca. 3,8 Millionen Euro entsprechen. <strong>Die</strong>s nur zur<br />

Verdeutlichung der Auswirkung eines, auf den ersten Blick, kleinen Effektes.<br />

NaOH<br />

Isotextur<br />

Tabelle 2-4: Tabellarisch zusammengefasste IV-Daten der jeweils 36 besten Zellen<br />

aus Abbildung 2.16. Vor allem die durchschnittliche Stromsteigerung um<br />

2 mA/cm² führt zu der sehr hohen Anhebung des Wirkungsgrades um 1% absolut<br />

beziehungsweise 6,8% relativ.<br />

FF Jsc Voc Eta<br />

% mA/cm² mV %<br />

Mittelwert 76.3 31.2 615.9 14.64<br />

Standardabw. 0.39 0.26 2.18 0.19<br />

Beste Zelle 76.8 31.49 617.8 14.94<br />

Mittelwert 76.6 33.2 614.1 15.63<br />

Standardabw. 0.30 0.28 1.44 0.15<br />

Beste Zelle 77.2 33.5 615.9 15.95<br />

absolut 0.3 2.0 -1.8 0.99<br />

Veränderung prozentual 0.4% 6.4% -0.3% 6.8%<br />

Um dieses sehr gute Ergebnis zu untermauern, wurde jeweils eine Zelle pro Gruppe<br />

ausgesucht, um sie am Fraunhofer ISE im Kalibrierlabor messen zu lassen. <strong>Die</strong> Zertifikate der<br />

Messung der beiden benachbarten Zellen sind in Abbildung 2.17 gezeigt. Der Wirkungsgrad<br />

der Referenzzelle wurde am ISE mit 14,7% Wirkungsgrad gemessen, die texturierte Zelle<br />

hatte 15,6%. <strong>Die</strong>ser Gewinn im Wirkungsgrad ist in Übereinstimmung mit den an der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong> gemessenen Werten.


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Abbildung 2.17: Zertifikate der beiden am ISE CalLab gemessenen Solarzellen.<br />

Links die mit 14,7% gemessene Referenzzelle, rechts die mit 15,6% gemessene<br />

benachbarte sauer texturierte Zelle.<br />

Bei einer kalibrierten Messung wird zusätzlich zu der herkömmlichen Messung der I-V<br />

Kennlinie die spektrale Empfindlichkeit der Testzellen bestimmt und mit der Kalibrierzelle<br />

verglichen. Aus Unterschieden in den Empfindlichkeiten bei verschiedenen Wellenlängen<br />

kann eine Kalibrierung des Kurzschlussstromes der Testzellen durchgeführt werden. In<br />

Abbildung 2.18 sind die Ergebnisse dieser Messungen an den Testzellen gezeigt. Es ist<br />

deutlich die Steigerung der externen Quanteneffizienz sowohl im kurzwelligen als auch im<br />

langwelligen Wellenlängenbereich zu erkennen.<br />

35


36<br />

EQE<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Kapitel 2<br />

Isotextur<br />

NaOH<br />

400 600 800 1000 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 2.18: Externe Quanteneffizienz der beiden zertifizierten Solarzellen.<br />

<strong>Die</strong> isotexturierte Zelle zeigt deutliche Steigerungen im kurz- wie auch im<br />

langwelligen Bereich.<br />

Aus den jeweils 36 besten Zellen pro Gruppe wurden dann bei der Firma BP Solar in<br />

Frederick, USA, Module gefertigt. <strong>Die</strong>se sind in Abbildung 2.7 dargestellt. Beim Einkapseln<br />

in ein Modul treten zwei gegensätzliche Effekte auf. Einerseits wird Licht mit Wellenlängen<br />

kleiner als ca. 320 nm fast vollständig im Glas absorbiert (siehe Abbildung 2.19). In diesem<br />

Bereich haben die gezeigten Solarzellen noch eine nicht zu vernachlässigende externe<br />

Quanteneffizienz. Daraus folgt, dass der Strom der Zellen vermindert wird. Andererseits kann<br />

Licht, das an der Oberfläche der Solarzelle reflektiert wird, an der Grenzfläche zwischen Glas<br />

und Luft wieder zurückreflektiert werden. <strong>Die</strong> Strukturen auf dem Wafer müssen nur um<br />

20,9° zur Waferoberfläche gekippt sein, um eine vollständige Reflexion am Glas zu erreichen<br />

[Hylton, Burgers et al.; 2004]. <strong>Die</strong>ser Effekt erhöht die Lichtausbeute und damit den<br />

generierten Strom der Solarzellen. Im Allgemeinen überwiegt der zweite Effekt, so dass<br />

insgesamt ein Stromgewinn beim Einkapseln zu verbuchen ist.


Transmission (%)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400<br />

Wellenlänge (nm)<br />

Abbildung 2.19: Typische Transmissionskurve eines Modulglases. Licht mit<br />

Wellenlängen kleiner als ca. 320 nm wird fast vollständig absorbiert.<br />

Da bei den texturierten Zellen weniger Licht an der Oberfläche reflektiert wird, kann auch nur<br />

ein kleinerer Anteil an der Grenzfläche Glas–Luft „recycelt“ werden. Daraus folgt, dass der<br />

zweite Effekt für die texturierten Zellen kleiner ausfällt als für die flachen Zellen. Zusätzlich<br />

wird der Gewinn der texturierten Zellen im kurzwelligen Bereich durch die Absorption des<br />

Glases teilweise zunichte gemacht. <strong>Die</strong>s führt dazu, dass der Stromgewinn durch die<br />

Texturierung beim Einkapseln kleiner wird.<br />

Wie in Tabelle 2-5 gezeigt, bleiben von 6,4% Stromgewinn auf Zellniveau noch 4,2%<br />

Steigerung im Modul übrig. Im Wirkungsgrad der Module ist noch ein Gewinn von 4,8% zu<br />

verzeichnen. Aus der Messung der Module kann durch einfache Rechnung wieder auf die<br />

durchschnittlichen Parameter der Einzelsolarzellen rückgeschlossen werden. Dabei zeigt sich,<br />

dass der Kurzschlussstrom für die flachen Zellen tatsächlich von 31,2 auf 31,9 mA/cm² steigt.<br />

Für die texturierten Zellen bleibt der Wert konstant bei 33,2 mA/cm²<br />

Tabelle 2-5: I-V Messdaten der beiden Module (36 Zellen), die aus oben<br />

beschriebenen Solarzellen gefertigt wurden. <strong>Die</strong> Leistungssteigerung durch die<br />

saure Texturierung beträgt ungefähr 5%.<br />

Modul-<br />

FF ISC VOC P<br />

ergebnisse % A V W<br />

NaOH 74.5 4.98 22.2 82.5<br />

Isotextur 75.0 5.19 22.4 86.5<br />

Auf Zelle<br />

FF JSC VOC Eta<br />

berechnet % mA/cm² mV %<br />

NaOH 74.5 31.9 616.7 14.7<br />

Isotextur 75.0 33.2 622.2 15.4<br />

Rel. Gewinn 0.6% 4.2% 0.9% 4.8%<br />

37


38<br />

Kapitel 2<br />

2.4.4 Implementierung auf In-line Anlage<br />

Für die bisher gezeigten Ergebnisse wurde die Texturierung noch im Becherglas<br />

durchgeführt. Auch hier wurden teilweise größere Stückzahlen prozessiert. Bei einem<br />

Standzeittest wurden 500 Wafer im Format 12,5x12,5 cm² mit einem Ansatz des Texturbades<br />

geätzt, ohne Chemie zu zudosieren. Dabei hat sich die Qualität der Textur nicht verändert, nur<br />

die Ätzgeschwindigkeit sank im Laufe der Zeit ab. Bei einer industriellen Anwendung werden<br />

aus Kostengründen möglichst viele Wafer mit einer bestimmten Menge an Chemie geätzt. Es<br />

gilt also heraus zu finden, wie viel von welcher Ingredienz der Lösung pro Wafer verbraucht<br />

wird, um entsprechend nachdosieren zu können.<br />

Wie weiter oben beschrieben, bietet der In-line Ansatz für die Texturierung einige<br />

Vorteile. Daher wurde der Prozess auf eine halbindustrielle Anlage der Firma RENA<br />

Sondermaschinen GmbH, übertragen und alle weiteren Optimierungen wurden auf dieser<br />

Anlage durchgeführt. In Abbildung 2.20 ist diese Laboranlage gezeigt, die am Lehrstuhl<br />

Bucher zur Verfügung steht. Mit dieser Anlage kann ein Durchsatz von bis zu 600 Wafern pro<br />

Stunde erreicht werden. Wafer mit einer Kantenlänge bis zu 25 cm können darin prozessiert<br />

werden.<br />

Abbildung 2.20: Laboranlage mit zwei Spuren zur sauren Texturierung<br />

(Markenname: InTex). <strong>Die</strong> Wafer werden auf Rollen durch die verschiedenen<br />

Becken transportiert. Auf der linken Spur können Wafer mit bis zu 250 mm<br />

Kantenlänge prozessiert werden (im Bild ist ein Wafer mit 200 mm gezeigt).<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Ätzbedingungen im Vergleich zum Becherglas (z. B.<br />

Waferposition, Fluss der Chemikalien, Temperaturverteilung), mussten die Ätzparameter auf<br />

diese Anlage angepasst werden. Gleichzeitig wurde versucht, die Ätzzeit zu verkürzen, da


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

diese bei einer In-line Anlage umgekehrt proportional in den Durchsatz der Anlage eingeht.<br />

Am Ende dieser Entwicklung wurde eine Ätzzeit kleiner als 2 Minuten realisiert, was einem<br />

Durchsatz auf einer industriellen Anlage mit 5 Spuren von über 1800 Wafern (156x156 mm²)<br />

pro Stunde entspricht.<br />

Mit den neuen Ätzparametern wurden dann drei Standzeittests durchgeführt. Für diese<br />

Tests wurden 7000, 10000 und 4000 Wafer (Format ≥ 150x150 mm²) verwendet. <strong>Die</strong> Ätzung<br />

wurde kontinuierlich durchgeführt, um eine industrielle Anwendung möglichst gut zu<br />

simulieren. Der längste dieser Tests dauerte 65 Stunden ohne Unterbrechung.<br />

Im ersten Test wurde die Stabilität der Ätzbedingung bezüglich der Reflexion der Wafer<br />

untersucht. Dazu wurden regelmäßig Wafer entnommen bei denen über eine Wiegung der<br />

Ätzabtrag bestimmt wurde. <strong>Die</strong> Reflexion wurde mit einem Spektrometer vermessen und im<br />

Wellenlängenbereich von 400 bis 1100 nm gemittelt. In Abbildung 2.21 ist zu erkennen, dass<br />

der Mittelwert der Reflexion nur moderat ansteigt. <strong>Die</strong> kurzfristigen Auf- und Abbewegungen<br />

entstehen durch die manuelle Nachdosierung.<br />

Bei der manuellen Nachdosierung muss der Ätzbetrieb unterbrochen werden. Es muss ein<br />

Teil der Lösung abgelassen werden und anschließend müssen Salpetersäure und Flusssäure<br />

nacheinander nachdosiert werden. Zuletzt muss darauf geachtet werden, dass die Temperatur<br />

der Ätzlösung wieder im richtigen Bereich liegt. Zusammengenommen dauert diese Prozedur<br />

15 bis 20 Minuten. Daher wird diese Nachdosierung in größeren Zeitabschnitten<br />

durchgeführt. Zwischen den Nachdosierungen ändert sich die Zusammensetzung der Lösung<br />

kontinuierlich, nach den einzelnen Nachdosierungen ist ein sprunghafter Unterschied zu<br />

erkennen.<br />

In diesem ersten Langzeittest zerbrachen insgesamt 10 Wafer. <strong>Die</strong>s entspricht einer<br />

mechanischen Ausbeute von 99,86%, was für eine Anlage mit manuellem Handling sehr gut<br />

ist. <strong>Die</strong>ses Ergebnis ist für die Anwendbarkeit dieser Kombination aus Anlage und Prozess<br />

sehr wichtig.<br />

Im zweiten Langzeitexperiment sollte die Standzeit der Lösung sowie die Kosten der<br />

verbrauchten Chemikalien pro Wafer untersucht werden. Zu diesem Zweck wurden 10000<br />

Wafer im Format 156x156 mm² geätzt. <strong>Die</strong> Nachdosierung wurde wiederum manuell<br />

durchgeführt und die Ätzrate wurde durch die Menge der nachdosierten Chemikalien konstant<br />

gehalten. Es ist dabei gelungen, die Ätzrate über einen Zeitraum von 60 Stunden bei<br />

3 µm/min zu halten. <strong>Die</strong> Berechnung der Kosten ergab, dass für einen Wafer Chemikalien im<br />

Wert von 4,5 €cent benötigt wurden, das sind 1,2 €cent pro Watt bei der fertigen Solarzelle.<br />

39


40<br />

Reflexion [%]<br />

Ätzabtrag [µm]<br />

30<br />

28<br />

26<br />

24<br />

22<br />

Kapitel 2<br />

20<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000<br />

7,0<br />

6,5<br />

6,0<br />

5,5<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

Wafer Nr.<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000<br />

Wafer Nr.<br />

Abbildung 2.21: Reflexion und Ätzabtrag währen des ersten Langzeittests. Der<br />

zick-zack-Verlauf der Werte ist auf die manuelle Nachdosierung der Chemikalien<br />

zurückzuführen.<br />

Im dritten Langzeittest wurde versucht, die Zusammensetzung der Lösung möglichst konstant<br />

zu halten und die Ätzrate durch die Änderung der Temperatur zu regeln. Bei diesem<br />

Experiment wurden 4000 Wafer im Format 156x156 mm² innerhalb von 26 Stunden ohne<br />

Unterbrechung geätzt. <strong>Die</strong> Überwachung der Zusammensetzung der Ätzlösung war durch<br />

Anschluss eines Online Analysegerätes möglich. <strong>Die</strong>ses entnahm automatisch alle<br />

12 Minuten einige Milliliter der Lösung und bestimmte durch Titration den Gehalt an HF und<br />

HNO3. So konnte durch entsprechende Nachdosierung die Konzentration der Chemikalien<br />

über die gesamte Zeitspanne relativ gut kontrolliert werden. Es muss aber hier ergänzt<br />

werden, dass eine hundertprozentige Konstanthaltung der Konzentrationsverhältnisse recht<br />

schwierig, und vor allem sehr uneffektiv bezüglich des Chemikalienverbrauchs ist. <strong>Die</strong>s soll<br />

im Folgenden kurz erläutert werden.<br />

<strong>Die</strong> Gesamtmenge an Ätzlösung in der Anlage beträgt ungefähr 100 Liter. HF und HNO3<br />

liegen dabei in relativ hohen Konzentrationen vor. Fällt nun die Konzentration von HF<br />

aufgrund der chemischen Reaktion um einen Prozentpunkt, muss eine relativ große Menge<br />

HF nachdosiert werden, da diese Chemikalie üblicherweise nur in bis zu 50%iger<br />

Konzentration erhältlich ist. <strong>Die</strong> Hälfte des nachdosierten Volumens besteht also aus Wasser.


Sägeschadenätzen und Texturierung<br />

Um diese Menge nachdosieren zu können, muss vorher dieselbe Menge der Ätzlösung<br />

abgelassen werden. <strong>Die</strong>ser abgelassene Anteil ist aber nahezu identisch mit der Ätzlösung<br />

nach der Nachdosierung, bis auf den einen Prozentpunkt HF. Es gilt also einen Kompromiss<br />

zu finden zwischen der Konstanthaltung der Ätzkomposition und der Menge an verbrauchten<br />

Chemikalien. Aus diesem Grund wurde in diesem Experiment die Ätzgeschwindigkeit mit der<br />

Temperatur geregelt und nicht mit der Konzentration der Chemikalien.<br />

In Abbildung 2.22 sind die Ergebnisse dieses Experimentes gezeigt. <strong>Die</strong> rot gezeichneten<br />

Punkte für die Ätzrate gehören zu der rechten Skala. Alle anderen Größen sind in beliebigen<br />

Einheiten dargestellt. Es ist gut zu erkennen, dass die Ätzrate zwar über die Dauer des<br />

Versuches leicht abnimmt, die Änderung aber sehr langsam geschieht. Durch die Erhöhung<br />

der Temperatur des Ätzbades konnte der leichte Abfall der Chemikalienkonzentration<br />

ausgeglichen werden. Das Verhältnis von HF Konzentration zu HNO3 Konzentration<br />

schwankt im Rhythmus der Nachdosierung, die HNO3 Konzentration selbst nimmt<br />

kontinuierlich über die Dauer des Experiments ab.<br />

[beliebige Einheiten]<br />

1,4<br />

1,3<br />

1,2<br />

1,1<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0 12 24<br />

Ätzzeit [h]<br />

c (HF) / c (HNO3) c (HNO3) Temperatur<br />

Ätzrate Nachdosierung<br />

Abbildung 2.22: Messungen vom 3. Langzeitexperiment. <strong>Die</strong> Ätzrate liegt relativ<br />

konstant über 3 µm/min, die anderen Größen sind in beliebigen Einheiten<br />

angegeben.<br />

Insgesamt wurden über 30000 Wafer in dieser halbindustriellen Anlage texturiert. Der<br />

Großteil dieser Wafer wurde anschließend bei Industriepartnern zu fertigen Solarzellen<br />

prozessiert. Nachdem die einzelnen Hersteller mit Unterstützung der Mitarbeiter des<br />

Lehrstuhls Bucher die Lernkurve mehr oder weniger schnell hinter sich gebracht hatten,<br />

kamen bis auf wenige Ausnahmen alle Hersteller zu sehr erfolgsversprechenden Resultaten.<br />

Dabei galt es, die Erfahrung die am Lehrstuhl Bucher bezüglich Handling,<br />

Siliziumnitridbeschichtung und Feuerung der Kontakte gemacht wurde, in den Unternehmen<br />

umzusetzen.<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Ätzrate in µm/min<br />

41


42<br />

Kapitel 2<br />

In Abbildung 2.23 sind die Ergebnisse eines Vergleichstests gezeigt. <strong>Die</strong> Wafer<br />

(150x150 mm²) wurden am Lehrstuhl Bucher geätzt und anschließend bei einem<br />

Solarzellenhersteller fertig prozessiert. In diesem Fall betrug die Steigerung im<br />

Kurzschlussstrom gegenüber den alkalisch geätzten Referenzen 6% relativ. In der offenen<br />

Klemmenspannung muss von einem kleinen Verlust ausgegangen werden, und im Füllfaktor<br />

können Verluste bei unsachgemäßem Handling auftreten. Daher bleibt in der industriellen<br />

Fertigung ein Gewinn von 3 bis 5% im Wirkungsgrad der Zellen übrig. Bei den gezeigten<br />

Verbrauchskosten lässt sich somit eine sehr schnelle Amortisationszeit von ein bis zwei<br />

Jahren bei der Umstellung vom herkömmlichen alkalischen Ätzschritt auf diesen Prozess<br />

errechnen.<br />

I sc [A]<br />

7,8<br />

7,7<br />

7,6<br />

7,5<br />

7,4<br />

7,3<br />

7,2<br />

7,1<br />

7,0<br />

Isotextur<br />

NaOH<br />

Abbildung 2.23: Stromsteigerung durch die saure Texturierung. <strong>Die</strong> Wafer wurden<br />

bis auf die Ätzung komplett in der Industrie prozessiert. <strong>Die</strong> Steigerung beträgt 6%<br />

relativ.<br />

Das hier dargestellte Texturierungsverfahren wurde im Mai 2003 zum Patent angemeldet. Mit<br />

der Firma RENA Sondermaschinen GmbH hat die <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong> einen Lizenzvertrag<br />

abgeschlossen. Mit jeder verkauften InTex-Anlage erhält die <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong> eine<br />

Lizenzgebühr. Es wurden für mehr als 20 Solarzellenhersteller Bemusterungen durchgeführt,<br />

deren Gesamtproduktion 2004 bei 860 Megawatt lag. Das sind 68% der weltweiten<br />

Produktion an Solarzellen. Bis Mitte 2005 werden insgesamt sieben Anlagen mit<br />

entsprechenden Lizenzen für diesen Texturprozess in der industriellen Produktion sein.


3 Emitterdiffusion<br />

<strong>Die</strong> Aufgabe des Emitters bei einer Solarzelle ist die Trennung der durch<br />

Licht erzeugten Elektron-Loch-Paare. Er wirkt quasi als<br />

Ladungsträgerpumpe der Solarzelle. Man könnte ihn daher auch als das<br />

„Herz der Solarzelle“ bezeichnen. Gleichzeitig sollte ein guter Emitter noch<br />

diversen anderen Anforderungen gerecht werden. <strong>Die</strong>se Anforderungen<br />

sowie Vergleiche von unterschiedlich erzeugten Emitterschichten werden<br />

Teil des folgenden Kapitels sein.<br />

3.1 Anforderungen an einen Emitter für Solarzellen<br />

<strong>Die</strong> eingesammelten Elektronen müssen über den Emitter in die Metallisierung der Solarzelle<br />

abgeleitet werden, der Emitter sollte also eine gute Leitfähigkeit und somit eine hohe<br />

Dotierung besitzen. Andererseits sollte er die Ladungsträgerlebensdauer möglichst wenig<br />

reduzieren. Somit darf die Dotierung nicht zu hoch sein, da sonst erhöhte<br />

Augerrekombination der Ladungsträger auftritt. Ist die Dotierung so hoch, dass quasi alle<br />

nahe der Oberfläche erzeugten Elektronen-Loch-Paare rekombinieren, bevor sie getrennt<br />

werden, und somit nicht zum Strom der Zelle beitragen können, spricht man auch von „dead<br />

layer“. Im Idealfall sollte die Zelle auch für extrem kurzwelliges Licht, das nahe der<br />

Oberfläche absorbiert wird, empfindlich sein, das heißt die interne Quanteneffizienz (IQE) der<br />

Zelle sollte bis herab zu Wellenlängen um 350 nm nahe bei 1 liegen. Vorraussetzung dafür ist<br />

aber ein sehr schwach dotierter Emitter. <strong>Die</strong>s steht im Gegensatz zur ersten Anforderung und<br />

außerdem lässt sich ein so schwach dotierter Emitter, zumindest mit Siebdrucktechnologie,<br />

nur schlecht kontaktieren. Es gilt also einen Kompromiss zu finden zwischen diesen beiden<br />

Eigenschaften, der zu möglichst hohen Wirkungsgraden der Solarzelle führt.<br />

Eine Lösung dieses Problems stellt ein so genannter selektiver Emitter dar. <strong>Die</strong>ser ist im<br />

Bereich unter der Metallisierung sehr stark dotiert, daher gut leitend und gut kontaktierbar,<br />

und in den Bereichen dazwischen nur schwach dotiert, das heißt auch für kurzwelliges Licht<br />

empfindlich. Es gibt sehr unterschiedliche Ansätze solche selektiven Emitter zu realisieren,<br />

viele davon basieren aber auf zwei nacheinander folgenden Diffusionsprozessen. <strong>Die</strong>s ist für<br />

hocheffizienz Solarzellen realisierbar, für Industriesolarzellen aber meist zu aufwändig und zu<br />

teuer. Kommerziell wird dieser zweistufige Prozess nur von der Firma BP Solar bei den<br />

Buried Contact Solarzellen eingesetzt [Wenham, Green; 1987].<br />

<strong>Die</strong> Emitterdiffusion ist der Schritt im beschriebenen Solarzellenprozess, der die höchsten<br />

Anforderungen an die Reinheit stellt. Sowohl Kontamination des Diffusionsofens, als auch<br />

mangelnde Reinigung der Siliziumwafer können bei den hohen Prozesstemperaturen dazu<br />

führen, dass etwaige Verunreinigungen tief in das Silizium eindiffundieren und dadurch die<br />

Minoritätsladungsträgerlebensdauer im Silizium verringern. Dabei hängt das Ausmaß dieser<br />

43


44<br />

Kapitel 3<br />

Verringerung von vielen Parametern ab. Welches Element in welcher Konzentration auftritt<br />

hat dabei den größten Einfluss. In Abbildung 3.1 sind die Ionisierungsenergien von diversen<br />

Atomen in Silizium angegeben. Energieniveaus in der Mitte der Bandlücke stellen sehr<br />

effektive Rekombinationszentren dar, das heißt bei diesen Stoffen können sehr geringe<br />

Konzentrationen genügen, um die Lebensdauer der Ladungsträger sehr stark zu<br />

beeinträchtigen. So kann zum Beispiel Eisen drei verschiedene Energieniveaus einnehmen,<br />

von denen zwei nahe der Bandmitte liegen. Eisen kommt in vielen industriellen Anlagen vor,<br />

die für die Fertigung der Wafer beziehungsweise fertigen Solarzellen benötigt werden. Daher<br />

stellt es einen der Hauptkandidaten für potentielle „lifetime killer“ dar.<br />

Abbildung 3.1: Gemessene Ionisierungsenergien in eV für verschiedene<br />

Fremdatome in Silizium [Sze; 1981].<br />

Wie kritisch selbst geringe Konzentrationen von Eisen in Silizium sein können, ist in<br />

Abbildung 3.2 zu erkennen. Der Wirkungsgrad kann schon bei Konzentrationen von einigen<br />

10 15 /cm³ auf die Hälfte des ursprünglichen Wertes sinken. Einige Metalle wie zum Beispiel<br />

Molybdän, Titan oder Vanadium können bei noch kleineren Konzentrationen den<br />

Wirkungsgrad der Solarzelle degradieren lassen. <strong>Die</strong>se Metalle können zwar Bestandteil von<br />

Stahl sein, sie kommen aber im Allgemeinen in deutlich niedrigeren Konzentrationen als<br />

Eisen vor.


Emitterdiffusion<br />

Abbildung 3.2: Änderung des normalisierten Wirkungsgrades von<br />

<strong>Siliziumsolarzelle</strong>n in Abhängigkeit von der Metallkonzentration. Abgesehen von<br />

den seltenen Metallen hat Eisen den negativsten Effekt für die Solarzelle [Davis,<br />

Rohatgi et al.; 1978].<br />

3.2 Methoden zur Emitterbildung<br />

In der Photovoltaik werden fast ausschließlich mit Bor p-dotierte Wafer als Ausgangsmaterial<br />

verwendet. Der Emitter muss also in diesem Fall n-leitend sein. Zur Emitterbildung wird<br />

daher ein Element benötigt, das nach der Einbindung ins Siliziumgitter ein zusätzliches<br />

Elektron zur Verfügung stellt. Dafür bieten sich zum Beispiel Arsen und Phosphor an, die im<br />

Periodensystem in der Gruppe rechts von Silizium stehen. <strong>Die</strong> Diffusionsgeschwindigkeit von<br />

Phosphor in Silizium ist um ein Vielfaches höher als die von Arsen [Sze; 1985]. Das<br />

ermöglicht kürzere Prozesszeiten für die Diffusion. Des Weiteren hat sich Phosphor als<br />

Dotand in der Mikroelektronik schon seit Jahrzehnten bewährt, so dass die Photovoltaik hier<br />

auf ein profundes Wissen zurückgreifen kann.<br />

Um nun mittels Phosphor eine n-leitende Schicht in einem p-dotierten Wafer zu<br />

erzeugen, sind mehrere Verfahren möglich. Nur ein Teil davon kann aber sinnvoll für die<br />

Photovoltaik eingesetzt werden, da hier zum Teil ganz andere Randbedingungen gelten als in<br />

der Halbleiterindustrie. Eine ausführlichere Übersicht findet sich zum Beispiel in [Biro;<br />

2003].<br />

3.2.1 Ioneninplantation<br />

<strong>Die</strong> Dotieratome werden hier aus einer Ionenquelle heraus beschleunigt und mit elektrischen<br />

Feldern auf die Proben fokusiert. Dabei können durch Variation der Ionenenergie und des<br />

Profils des nachfolgenden Temperschrittes sehr spezielle Emitterprofile erzeugt werden. Auch<br />

selektive Emitter sind hierbei sehr einfach durch Masken realisierbar.<br />

45


3.2.2 Epitaxie<br />

46<br />

Kapitel 3<br />

Silizium kann epitaktisch auf das Substrat aufgewachsen werden. Dabei kann durch gezielte<br />

Zugabe des Dotierstoffes ein gewünschtes Dotierprofil erreicht werden. <strong>Die</strong> Epitaxie kann<br />

hierbei aus der Gasphase (CVD; Chemical Vapour Deposition) als auch aus der Flüssigphase<br />

(LPE; Liquid Phase Epitaxie) erfolgen. Mit letzterer Methode wurden zum Beispiel Emitter<br />

mit Arsen als auch mit Antimon als Dotierstoff realisiert [Peter; 1997]. Mit der Abscheidung<br />

aus der Gasphase wird in der Photovoltaik auch großtechnisch gearbeitet, allerdings nur bei<br />

wenigen Firmen. Dabei ist die Firma Sanyo mit der HIT (Heterojunction with Intrinsic Thinlayer)<br />

Zelle bisher am erfolgreichsten [Sakata, Nakai et al.; 2000]. Mit 20,7% Wirkungsgrad<br />

erreichte Sanyo den damaligen Weltrekord auf 100 cm² Solarzellen. Auch an der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Konstanz</strong> wurden schon mittels CVD erzeugte Emitter hergestellt. Dabei handelte es sich um<br />

SIPOS (Semi-Insulating POlycrystalline Silicon) Emitter [Bender; 1994] und [Henschel;<br />

1997], die in einem LPCVD Reaktor abgeschieden wurden.<br />

3.2.3 Phosphoroxychlorid (POCl3) Diffusion<br />

In der Photovoltaik werden fast ausschließlich Diffusionstechniken zur Emitterbildung<br />

benutzt. Dabei wird eine Dotierquelle auf die Waferoberfläche aufgebracht oder<br />

aufgewachsen und aus dieser diffundiert dann der Dotand in den Wafer ein. Zur Diffusion<br />

von Phosphor in Silizium gibt es verschiedene Modelle, die versuchen den tatsächlichen<br />

Konzentrationsverlauf mit physikalischen Gesetzen zu beschreiben. Bisher gelingt dies aber<br />

nur eingeschränkt [Hu, Fahey et al.; 1983].<br />

Bei der POCl3 Diffusion werden die Wafer in großen Horden (200-400 Stück) in<br />

Quarzboote beladen. <strong>Die</strong>se Boote werden dann im Allgemeinen automatisch in das<br />

Prozessrohr eingefahren, das auch aus Quarz besteht. Gerade das Einfahren in das heiße Rohr<br />

stellt einen kritischen Prozess dar. Hier werden je nach Einfahrgeschwindigkeit sehr steile<br />

Temperaturrampen erreicht, was wiederum zu starken mechanischen Belastungen des Wafers<br />

führen kann. So wurde gezeigt, dass die Versetzungsdichte sich beim Be- und Entladevorgang<br />

von 1,2*10 5 /cm² auf bis zu 1*10 7 /cm² vergrößern kann [Franke; 2003]. POCl3, das bei<br />

Zimmertemperatur als Flüssigkeit vorliegt, wird in einem temperierten Behälter mit einem<br />

Trägergas, im allgemeinen Stickstoff, durchspült. Dabei wird eine genau definierte Menge an<br />

POCl3 ins Prozessrohr transportiert. Unter Beimischung von Sauerstoff findet dann folgende<br />

Reaktion statt:<br />

4POCl3 + 3O2 → 2P2O5 + 6Cl2<br />

Gl. 4-1<br />

Das dabei gebildete Phosphorpentoxid wird wiederum an der Waferoberfläche reduziert zu<br />

Phosphorsilikatglas.<br />

2P2O5 + 5 Si → 2SiO2 + 4P Gl. 4-2<br />

Der im Phosphorsilikatglas enthaltene Phosphor diffundiert dann aus dieser Schicht in den<br />

Wafer ein. Je nach Temperaturprofil und Dicke des Phosphorsilikatglases beziehungsweise<br />

Konzentration von Phosphor in demselben, können unterschiedliche Konzentrationsprofile im<br />

Wafer und damit unterschiedliche Schichtwiderstände erreicht werden. <strong>Die</strong> Freiheitsgrade für<br />

industriell einssetzbare Emitter sind dabei aber im Vergleich zu den weiter oben


Emitterdiffusion<br />

beschriebenen Techniken stark eingeschränkt. In Abbildung 3.3 sind zwei typische<br />

Dotierprofile gezeigt, die bei der POCl3 Diffusion entstehen. <strong>Die</strong>se wurden mit der Stripping<br />

Hall Methode gemessen. Typisch sind die oberflächennahen Bereiche, die mit einigen 10 20<br />

Atomen/cm³ nahe der Löslichkeit von Phosphor in Silizium bei den jeweiligen Temperaturen<br />

dotiert sind. Bei SIMS (secondary ion mass spectroscopy) Messungen wird nicht wie bei<br />

Stripping Hall nur der aktivierte Phosphor gemessen, sondern auch der elektrisch Inaktive.<br />

Bei diesen Messungen werden im Allgemeinen höhere Oberflächenkonzentrationen<br />

gemessen, die oberhalb der Löslichkeitsgrenze liegen können. Aufgrund dieser hohen<br />

Konzentrationen von „Störstellen“ im Gitter stellen diese Bereiche im allgemeinen Gebiete<br />

mit sehr niedriger Minoritätsladungsträgerlebensdauer dar. <strong>Die</strong>se kann bis auf Werte von<br />

4 Picosekunden reduziert sein [Brammer, Zastrow et al.; 2001].<br />

Während der Eindiffusion von Phosphor aus hochkonzentrierten, oberflächennahen<br />

Quellen finden zwei unterschiedliche Diffusionsmechanismen statt. <strong>Die</strong>s führt zu dem<br />

charakteristischen „kink and tail“ Profil. Dabei zeigt sich ein Bereich mit hohen P-<br />

Konzentrationen und langsamer Diffusionsgeschwindigkeit und ein Bereich mit niedrigeren<br />

Konzentrationen und höherer Diffusionsgeschwindigkeit.<br />

log N [/cm 3 ]<br />

1E+21<br />

1E+20<br />

1E+19<br />

1E+18<br />

1E+17<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

Tiefe [µm]<br />

45 Ohm/sq 10 Ohm/sq<br />

Abbildung 3.3: Dotierprofile von zwei POCl3 Emittern. <strong>Die</strong> Profile wurden mit der<br />

Stripping Hall Methode gemessen.<br />

3.2.4 Diffusion aus flüssigen oder festen Dotierquellen<br />

Phosphor kann in verschiedener Form und Zusammensetzung auf Silizium aufgebracht<br />

werden. Eine Möglichkeit ist die Nutzung von Orthophosphorsäure H3PO4. <strong>Die</strong>se kann zum<br />

Beispiel aufgeschleudert werden. Dabei wird eine bestimmte Menge auf der Wafermitte<br />

aufgebracht. Durch schnelle Rotation des Wafers wird eine gleichmäßige Verteilung über den<br />

Wafer gewährleistet. <strong>Die</strong>s funktioniert zumindest bei flachen Wafern sehr gut, bei texturierten<br />

besteht die Gefahr, dass die Schichtdicke des Films über den Wafer variiert. <strong>Die</strong> Dicke der<br />

Schicht bestimmt die Gesamtkonzentration an Phosphor und somit darüber, ob aus der<br />

anfangs unendlichen Quelle irgendwann eine endliche Quelle wird. <strong>Die</strong>s wirkt sich wiederum<br />

direkt auf das Emitterprofil sowie den Schichtwiderstand aus.<br />

47


48<br />

Kapitel 3<br />

<strong>Die</strong> Orthophosphorsäure kann auch vernebelt werden. <strong>Die</strong> mikroskopisch kleinen<br />

Tröpfchen aus diesem Nebel können sich dann gleichmäßig auf dem Wafer niederschlagen.<br />

Es kann auch durch unterschiedliche Temperaturniveaus dafür gesorgt werden, dass diese<br />

Tröpfchen auf der Waferoberfläche kondensieren. Bei diesem Verfahren sollten texturierte<br />

Oberflächen weniger problematisch sein.<br />

Des weitern kann der Dotierstoff auch aufgesprüht, mechanisch mit Walzen oder<br />

ähnlichem aufgebracht, oder in Form einer Paste auf den Wafer aufgedruckt werden. Das<br />

Sprühen und Drucken sind zumindest im Labormaßstab gängige Methoden, sie können aber<br />

auch industriell gut eingesetzt werden.<br />

Nach dem Aufbringen der Dotierquelle auf den Wafer wird dieser einem Temperschritt<br />

unterzogen. <strong>Die</strong>ser Schritt kann im Batchverfahren in einem herkömmlichen Quarzrohr mit<br />

einer Heizkassette durchgeführt werden, meistens wird dabei aber ein Durchlaufofen<br />

verwendet. Das Transportsystem eines Durchlaufofens besteht im Allgemeinen aus einer<br />

umlaufenden Kette. Es kommen aber auch andere Verfahren in Frage, wobei sich aber noch<br />

keines großtechnisch durchgesetzt hat. Eine Übersicht der Verfahren, sowie die Entwicklung<br />

des so genannten Hubschnurtransportes ist in [Biro; 2003] beschrieben.<br />

Unabhängig vom Transportsystem werden die Wafer aber im Allgemeinen optisch<br />

geheizt. Das Temperaturprofil im Ofen bestimmt zusammen mit der Dotierquelle das spätere<br />

Emitterprofil. <strong>Die</strong> hier erzeugten Profile können sich deutlich von typischen POCl3 Profilen<br />

unterscheiden, wie zum Beispiel in [Kränzl, Kopecek et al.; 2004] gezeigt wird. Im folgenden<br />

Kapitel soll nun untersucht werden, inwiefern die unterschiedlichen Emitter sich auf die<br />

Solarzellenparameter auswirken.<br />

3.3 Vergleich von industriellen Emittern<br />

Um einen aussagekräftigen Vergleich der verschiedenen Emitter machen zu können, wurde<br />

eine Säule von 200 multi<strong>kristalline</strong>n Wafern im Format 125x125 mm² gleichmäßig in vier<br />

Gruppen aufgeteilt. Zwei Gruppen wurden bei einem Industriepartner geätzt und gereinigt.<br />

Anschließend wurden zwei verschieden dotierte Emitter diffundiert. Eine Gruppe erhielt einen<br />

48 Ω/sq Emitter, die andere einen 52 Ω/sq Emitter. <strong>Die</strong>s wurde durch Aufbringung einer<br />

Dotierquelle und Temperung in einem Durchlauf-Gürtelofen realisiert (diese Gruppen werden<br />

in folgenden Grafiken als „Spin“ bezeichnet). Ziel war hier allerdings ein 45 beziehungsweise<br />

55 Ω/sq Emitter, wie er parallel dazu im Rahmen dieser Arbeit mittels POCl3 Diffusion<br />

realisiert wurde (mit „POCl“ bezeichnet). Wie sich herausstellte war auch die Ätzung des<br />

Sägeschadens unterschiedlich. Beim Industriepartner wurde eine so genannte Texturätze mit<br />

Zumischung von Isopropylalkohol benutzt, beim Rest der Wafer eine normale alkalische<br />

Ätzung. <strong>Die</strong> Texturätzung erzeugt nur auf einem Teil der Körner des multi<strong>kristalline</strong>n<br />

Materials texturierte Strukturen, trotzdem macht sich das insgesamt durch eine leicht<br />

verminderte Reflexion der Wafer bemerkbar (vgl. Kapitel 3).<br />

<strong>Die</strong> restliche Prozessierung wurde dann für alle Wafer am Lehrstuhl Bucher<br />

durchgeführt. Nach der Entfernung des Phosphorglases wurden die Wafer plasmageätzt.<br />

Anschließend wurde PECVD Siliziumnitrid abgeschieden. Aufgrund der leicht


Emitterdiffusion<br />

unterschiedlichen Oberfläche und eventuell auch aufgrund des unterschiedlichen Dotierprofils<br />

musste für die „Spin“ Wafer die Abscheidezeit um 2 Minuten verlängert werden. Auf die<br />

Vorderseite wurde eine Silberpaste, auf die Rückseite ganzflächig eine Aluminiumpaste<br />

aufgedruckt. Da die Kontaktierung von verschiedenen Emitterschichtwiderständen und<br />

Emitterprofilen im Allgemeinen unterschiedliche Feuerparameter erfordert, wurden zuerst auf<br />

einigen Wafern jeder Gruppe verschiedene Feuerparameter getestet. Anschließend wurden die<br />

restlichen Wafer mit den Parametern gefeuert, die bei allen Gruppen zu akzeptablen<br />

Füllfaktoren geführt hatten.<br />

Aus den Messungen der spektralen Empfindlichkeit ergab sich, dass die „Spin“ Zellen<br />

eine gewichtete Reflexion von 11,5% zeigen, im Vergleich zu 13% bei den normal geätzten<br />

Zellen. Daraus lässt sich eine Differenz von ca. 0,7 mA/cm² in der Kurzschlussstromdichte<br />

ableiten. Bei nachfolgenden Grafiken sind daher für Kurzschlussstrom und Wirkungsgrad<br />

auch die, um die niedrigere Reflexion korrigierten Werte, eingezeichnet.<br />

Wenn man diese Korrektur mitbetrachtet, ergibt sich ein sehr konsistentes Bild der<br />

Ergebnisse. Für die offene Klemmenspannung zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg mit<br />

schwächer werdender Dotierung des Emitters. <strong>Die</strong>s liegt an der Erniedrigung des<br />

Emittersättigungsstromes. Für die „Spin“ Zellen scheint dieser Wert allerdings schlechter zu<br />

sein als für vergleichbare POCl3 Emitter, da nur ein sehr geringer Anstieg in Voc zu erkennen<br />

ist beim Übergang von 45 Ω/sq (POCl) auf 48 Ω/sq (Spin), aber ein großer Anstieg zwischen<br />

52 Ω/sq (Spin) und 56 Ω/sq (POCl).<br />

Beim Kurzschlussstrom zeigt sich dagegen, dass der Gewinn bei den Spin Emittern<br />

überproportional hoch ist. So ist beim Übergang von 45 auf 48 Ω/sq ein sehr hoher Anstieg<br />

um 1 mA/cm² zu verzeichnen (korrigierte Werte) und zwischen 48 und 52 Ω/sq kaum noch<br />

eine Steigerung erkennbar. Das Profil dieser Spin Emitter scheint also eine höhere<br />

Stromdichte zu zulassen.<br />

Das Füllfaktorniveau ist aufgrund der nur unzureichenden Optimierung der<br />

Feuerparameter auf einem relativ niedrigen Niveau. Sehr gut ist aber zu erkennen, dass die<br />

Kontaktierung der höherohmigen Emitter mit Füllfaktorverlusten verbunden ist. Bei einer<br />

umfangreicheren Optimierung sollte es aber für diese Schichtwiderstände noch möglich sein,<br />

den Verlust im Füllfaktor bei höheren Schichtwiderständen zu begrenzen. Damit würde auch<br />

der Wirkungsgrad kontinuierlich mit höher werdendem Schichtwiderstand steigen.<br />

49


50<br />

V oc [mV]<br />

Füllfaktor [%]<br />

615<br />

610<br />

605<br />

76<br />

75<br />

74<br />

73<br />

Kapitel 3<br />

POCl 45 ±1 Ω/sq Spin 48 ±4 Ω/sq<br />

POCl 56 ±2 Ω/sq Spin 52 ±3 Ω/sq<br />

J sc [mA/cm 2 ]<br />

η [%]<br />

Abbildung 3.4: Hellparameter der Gruppen mit unterschiedlich dotierten Emittern.<br />

Gezeigt sind Mittelwerte und Standardabweichung von jeweils ca. 50 Zellen. Bei<br />

den „Spin“ Zellen sind auch die, um die niedrigere Reflexion, korrigierten Werte<br />

eingezeichnet (offene Symbole).<br />

<strong>Die</strong> Darstellung der Dunkelkennlinien (siehe Abbildung 3.5) zeigt, dass die Kennlinien der<br />

POCl Zellen relativ gut mit dem 2 Diodenmodell zu beschreiben sind, die der Spin Zellen<br />

aber im Bereich, der durch den Dunkelstrom der zweiten Diode dominiert ist, eine<br />

Abweichung davon aufweisen. <strong>Die</strong>se Erhöhung in J02 ist maßgeblich für die Einbußen im<br />

Füllfaktor der Spin Zellen. Daher macht ein Vergleich der Rekombinationsströme J01 und J02<br />

wenig Sinn. In der Abbildung ist aber dennoch deutlich zu erkennen, dass mit zunehmendem<br />

Emitterschichtwiderstand die Dunkelströme tendenziell abnehmen. Außerdem sind die<br />

Unterschiede in den Dunkelkennlinien zwischen Spin Emitter (schwarze und blaue Kurve)<br />

und POCl Emitter (grüne und rote Kurve) gut zu erkennen.<br />

34<br />

33<br />

32<br />

31<br />

15,5<br />

15,0<br />

14,5<br />

14,0<br />

13,5


J [A/cm 2 ]<br />

10 -2<br />

10 -3<br />

10 -4<br />

10 -5<br />

Emitterdiffusion<br />

POCl 45 Ω/sq<br />

Spin 48 Ω/sq<br />

Spin 52 Ω/sq<br />

POCl 56 Ω/sq<br />

10<br />

0,0 0,2 0,4 0,6<br />

-6<br />

U [V]<br />

Abbildung 3.5: Dunkelkennlinien benachbarter Zellen mit verschiedenen Emittern.<br />

<strong>Die</strong> Abweichung der Spin Zellen von den POCl Zellen ist deutlich zu erkennen.<br />

Bei direkt benachbarten Zellen wurde die spektrale Empfindlichkeit gemessen. Gezeigt ist in<br />

Abbildung 3.6 die interne Quantenausbeute (IQE). <strong>Die</strong>s macht in diesem Falle Sinn, da durch<br />

die unterschiedliche Ätzung auch die Reflexion leicht unterschiedlich ausfällt. <strong>Die</strong>s wird bei<br />

der internen Quantenausbeute mitberücksichtigt. Es ist hier sehr deutlich die Steigerung der<br />

IQE im kurzwelligen Bereich mit höher werdendem Schichtwiderstand zu erkennen.<br />

IQE<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

POCl 56 Ω/sq<br />

Spin 52 Ω/sq<br />

Spin 48 Ω/sq<br />

POCl 45 Ω/sq<br />

400 600 800 1000 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 3.6: Vergleich der spektralen Empfindlichkeit benachbarter Zellen mit<br />

unterschiedlichen Emittern. Im kurzwelligen Bereich zeigt sich der Gewinn bei<br />

höher werdendem Schichtwiderstand.<br />

Bei jeweils einer Solarzelle mit Spin Emitter (45 Ω/sq) und POCl Emitter (48 Ω/sq) wurde die<br />

Metallisierung und das Siliziumnitrid abgeätzt. Anschließend wurde mit der ECV-Methode<br />

(electrochemical capacitance-voltage) das Dotierprofil gemessen. Dabei wird die Oberfläche<br />

des Wafers in Kontakt mit einem Elektrolyten gebracht. Durch Anlegen einer<br />

51


52<br />

Kapitel 3<br />

Wechselspannung kann die Kapazität des Systems und damit die Ladungsträgerkonzentration<br />

gemessen werden. Dann wird durch Anlegen einer höheren Spannung eine definierte Menge<br />

Silizium abgeätzt bevor die nächste Messung durchgeführt wird. So wird sukzessive Schicht<br />

für Schicht abgeätzt und jeweils die Ladungsträgerkonzentration bestimmt.<br />

In Abbildung 3.7 sind die Ladungsträgerprofile der beiden untersuchten Emitter gezeigt.<br />

Der Verlauf beider Profile ist sehr ähnlich, nur im Detail zeigen sich leichte Unterschiede. So<br />

fällt der Spin Emitter nahe der Oberfläche und im Volumen unter die Konzentrationen des<br />

POCl Emitters ab. Daraus resultiert der niedrigere Schichtwiderstand des Spin Emitters. Da<br />

die maximale Ladungsträgerkonzentration für beide Emitter ähnlich ist, sollte auch die<br />

höchste Temperatur während des Diffusionsprozesses für beide Emitter ähnlich gewesen sein.<br />

Der schnellere Abfall deutet dann auf eine kürzere Prozesszeit des Spin Emitters hin, was<br />

auch typisch für diese Art der Emitterdiffusion ist.<br />

Ladungsträger /cm³<br />

10 20<br />

10 19<br />

POCl 45 Ω/sq<br />

Spin 48 Ω/sq<br />

10<br />

0,0 0,2 0,4<br />

18<br />

Tiefe [µm]<br />

Abbildung 3.7: Konzentrationsprofile von zwei untersuchten Emittern, die mit<br />

ECV gemessen wurden.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Methoden der Emitterbildung in dieser<br />

Untersuchung zu vergleichbaren Ergebnissen geführt haben. Tendenziell zeigen sich Vorteile<br />

in der offenen Klemmenspannung und im Füllfaktor für die Solarzellen mit POCl Emitter,<br />

wohingegen der Kurzschlussstrom bei den Zellen mit Spin Emitter höher ausfällt. <strong>Die</strong>s führt<br />

dazu, dass sich die erzielten Wirkungsgrade der Solarzellen nur marginal unterscheiden, wenn<br />

man die unterschiedlichen Schichtwiderstände berücksichtigt.


4 Kantenisolation<br />

Bei der Bildung des Emitters, der in der Photovoltaik vorwiegend aus der<br />

Gasphase diffundiert wird, entsteht an allen Außenflächen des Wafers eine<br />

leitende Schicht. Auch bei der Nutzung von aufgebrachten Dotierquellen auf<br />

die Wafer ist meist nicht zu verhindern, dass ein Teil des Dotierstoffes um<br />

die Waferkante herum gelangt und somit eine leitende Verbindung zwischen<br />

Vorder- und Rückseite entsteht. <strong>Die</strong>s kann zum einen schon bei der<br />

Aufbringung der Dotierquelle geschehen oder beim darauf folgenden<br />

Hochtemperaturschritt. <strong>Die</strong>sen Kurzschluss zu verhindern oder<br />

nachträglich wieder zu entfernen ist Thema dieses Kapitels.<br />

4.1 Methoden zur Verhinderung eines Kurzschlusses<br />

Bei dem in dieser Arbeit benutzten Solarzellenprozess wird auf der Rückseite des Wafers die<br />

während der Gasphasendiffusion entstandene n-leitende Schicht durch Aufbringen und<br />

Einlegieren von Aluminium überkompensiert. Durch geeignete Prozessführung ist es unter<br />

bestimmten Vorraussetzungen möglich, einen sperrenden p-n-Übergang zu erreichen [Faika,<br />

Kühn et al.; 2000; Faika, Fath; 2002]. <strong>Die</strong>s würde die Kantenisolation überflüssig machen.<br />

<strong>Die</strong> großtechnische Umsetzung scheitert bisher aber noch an der Reproduzierbarkeit der<br />

Ergebnisse.<br />

Eine weitere Methode, die schon in der industriellen Fertigung eingesetzt wird, ist das<br />

Aufbringen von Diffusionsbarrieren vor der Emitterdiffusion. Dadurch liegt zwischen<br />

Emitterschicht und später überkompensierter Rückseite eine undotierte Schicht, die den<br />

Kurzschluss der Zelle verhindert. <strong>Die</strong>se Methode ist auch für aufwändigere Zellkonzepte von<br />

Vorteil, bei denen nicht nur am Rand sondern auch linienförmig auf der Oberfläche der Zelle<br />

offene p-n-Übergänge liegen. <strong>Die</strong>se verursachen nämlich erhöhte Rekombinationsströme und<br />

verringern somit Füllfaktor und offene Klemmenspannung der Solarzellen [Kress, Fath et al.;<br />

1998].<br />

Im Folgenden werden die gebräuchlichsten Technologien aufgezeigt, die einen bereits<br />

bestehenden Kurzschluss wieder entfernen.<br />

4.2 Plasmaätzen<br />

<strong>Die</strong> in der Industrie gebräuchlichste Methode ist das Plasmaätzen. Dazu werden Stapel aus<br />

mehreren hundert Wafern gebildet, die dann in einer Klemmvorrichtung leicht zusammen<br />

gepresst werden. <strong>Die</strong>ser wird anschließend in eine Plasmakammer gestellt, in der die<br />

reaktiven Gase meist durch Mikrowellenplasma angeregt werden. <strong>Die</strong> am häufigsten<br />

53


54<br />

Kapitel 4<br />

verwendeten Gase sind Tetrafluormethan (CF4) und Hexafluorethan (C2F6), die jeweils<br />

zusammen mit Sauerstoff benutzt werden. <strong>Die</strong> so gebildeten reaktiven Gase ätzen dann an<br />

allen frei liegenden Oberflächen zuerst das Phosphorglas und anschließend das Silizium. Da<br />

bei den gestapelten Wafer nur die Außenkante den Gasen ausgesetzt ist, wird genau hier die<br />

Emitterschicht entfernt, und so der Kurzschluss unterbrochen. Da Siliziumwafer aber nicht<br />

ideal planparallel sind, bleiben beim Stapeln immer kleinste Zwischenräume zwischen den<br />

Wafern. In diesen Zwischenräumen läuft die Ätzreaktion ebenso ab. <strong>Die</strong>s wirkt sich negativ<br />

aus, da der vorderseitige Emitter hier teilweise entfernt wird. Allerdings ist die Ätzrate in<br />

solchen Zwischenräumen deutlich verringert, da der Austausch der Ätzgase erschwert und die<br />

Abreaktion der Radikale beschleunigt ist.<br />

Der Vorteil dieser Methode ist die lange Erfahrung auf diesem Gebiet und die niedrigen<br />

Kosten des Prozesses. Da mit einfachen Anlagen bis zu fünfhundert Wafer innerhalb von 20<br />

bis 40 Minuten auf einmal behandelt werden können, sind die Kosten pro Wafer relativ<br />

gering. Es gibt aber auch entscheidende Nachteile:<br />

4.3 Laser<br />

• Das Stapeln der Wafer ist ein sehr unerwünschter Vorgang, weil er vor allem in<br />

neueren Prozesslinien den Charakter der kontinuierlichen Produktion unterbricht;<br />

Stichwort „In-line Produktion“. Für das Stapeln und Abstapeln ist außerdem ein<br />

zusätzliches Handlingsystem beziehungsweise entsprechend Personal notwendig.<br />

• Das Stapeln und Entstapeln stellt eine sehr starke mechanische Belastung für die<br />

Wafer dar und erhöht dadurch die Bruchrate der Wafer. <strong>Die</strong>se können direkt beim<br />

Handling oder beim Zusammenpressen brechen, oder schlimmer noch, es können<br />

Mikrorisse entstehen, die erst bei späterer thermischer Belastung den Wafer zum<br />

Brechen bringen und so zu Waferbruch in anderen Anlagen führen.<br />

• Dasselbe gilt für das Zusammenpressen der Wafer. Hier gilt es einen Kompromiss<br />

zu finden zwischen der Erhöhung der Bruchrate und der Verringerung des<br />

Spaltabstands zwischen den Wafern.<br />

• Bei den Prozessgasen CF4 und C2F6 handelt es sich um Treibhausgase, das heißt<br />

sie verstärken die Aufheizung der Atmosphäre, wenn sie nicht entsprechend<br />

nachbehandelt werden. <strong>Die</strong> Nachbehandlung geschieht normalerweise in<br />

speziellen Abgasreinigern, die wiederum Kosten verursachen.<br />

<strong>Die</strong> Kantenisolation mit dem Laser stellt im Prinzip eine der elegantesten Methoden dar,<br />

einen Kurzschluss über den Rand hinweg zu unterbrechen. <strong>Die</strong>s soll die folgende Liste von<br />

Vorteilen dieser Methode untermauern:<br />

• Mit entsprechen Spiegeln können Laserstrahlen sehr schnell und flexibel über<br />

beliebige Formen bewegt werden.<br />

• Nach einer relativ einfachen Umrisserkennung des Wafers kann der Laserstrahl<br />

exakt am Rand entlang geführt werden, auch wenn Waferform und Größe leicht<br />

variieren.


Kantenisolation<br />

• <strong>Die</strong>s geht einher mit einer sehr einfachen Umstellung zwischen verschiedenen<br />

Waferformaten, die auch nicht quadratische Formen mit einschließen.<br />

• Das Lasern stellt einen chemielosen, trockenen Prozess dar. Daher gibt es keine<br />

Lagerung und Entsorgung von Chemikalien, sowie ein reduziertes<br />

Arbeitsplatzrisiko.<br />

• Das Lasern geschieht berührungsfrei, was eine geringe Bruchrate erwarten lässt.<br />

• <strong>Die</strong> Methode ist In-line kompatibel, was vor allem für neuere Produktionslinien<br />

von Vorteil ist, da diese immer häufiger In-line Produktionsschritte besitzen. Eine<br />

Integration in die Drucklinie bietet sich hierbei an.<br />

<strong>Die</strong> Untersuchungen für diese Arbeit wurden ausschließlich mit einem Nd:YAG Laser<br />

durchgeführt, da dieser sehr verbreitet und auch relativ kostengünstig ist. Daher bietet er sich<br />

vorzugsweise auch für einen industriellen Einsatz an. Es bleibt die Option, anstatt mit der<br />

normalen Wellenlänge von 1064 nm, mit einem frequenzverdoppelten System, also mit<br />

532 nm beziehungsweise mit einem frequenzverdreifachten System zu arbeiten. Letztere<br />

bieten sich aufgrund der deutlich reduzierten mittleren Eindringtiefe an, da man ja nur<br />

oberflächennahe Schichten abtragen und auch die thermische Belastung für den Wafer<br />

möglichst gering halten möchte. Daher ist eine möglichst hohe Energiedichte nahe der<br />

Oberfläche wünschenswert. <strong>Die</strong> Systeme mit Frequenzverdoppelung beziehungsweise<br />

Verdreifachung haben aber eine geringere Ausgangsleistung als herkömmliche Systeme, was<br />

wiederum der genannten Forderung nach hoher Energiedichte entgegensteht.<br />

Für die im Folgenden gezeigten Experimente stand am Lehrstuhl Bucher nur ein<br />

Nd:YAG Laser mit 1064 nm Wellenlänge zur Verfügung. <strong>Die</strong>ser verfügt über ein fest<br />

stehendes optisches Linsensystem. <strong>Die</strong> Solarzelle selbst wurde auf einem x-y Tisch bewegt.<br />

Dadurch sind die Verfahrgeschwindigkeiten limitiert. Auch die erreichbare Energiedichte ist<br />

nicht im Bereich der Laser, die industriell eingesetzt werden könnten. Aufnahmen von<br />

Gräben, die mit diesem Laser erzeugt wurden, sind in Abbildung 4.1 gezeigt. <strong>Die</strong> Breite des<br />

Grabens ist hier im Bereich 200 µm, die Tiefe ungefähr 15-20 µm. Gut zu erkennen sind die<br />

aneinander gereihten Krater der einzelnen Laserpulse, die sich in diesem Fall um ca. 50%<br />

überdecken.<br />

55


4.4 Sägen<br />

56<br />

Kapitel 4<br />

Abbildung 4.1: Elektronenmikroskopische Aufnahmen eines Wafers, der mit<br />

einem Laser kantenisoliert wurde. Auf dem linken Bild ist eine Seitenansicht des<br />

Wafers zu sehen, auf dem Rechten der Lasergraben von oben. Deutlich sind die<br />

kreisförmigen Strukturen der einzelnen Laserimpulse zu erkennen.<br />

Eine Möglichkeit der Kantenisolation, die vor allem im Labormaßstab häufig benutzt wird, ist<br />

das Sägen der Kanten. Dabei wird mit einer Wafersäge ein Graben entlang der Waferkante<br />

gesägt. <strong>Die</strong>s kann auf der Vorder- als auch auf der Rückseite geschehen. Beides hat, wie im<br />

Folgenden noch erläutert wird, Vor- und Nachteile. <strong>Die</strong> Gräben können auch so tief<br />

ausgeführt werden, dass sich die Kante danach problemlos abbrechen lässt.<br />

Der Wafer wird bei dieser Methode durch ein Vakuum auf einem Metalltisch fixiert,<br />

welcher dann unter einem fest stehenden, schnell rotierenden Sägeblatt bewegt wird. Durch<br />

die Vorschubgeschwindigkeit wird die Bearbeitungszeit pro Wafer bestimmt. In dieser Arbeit<br />

wurde mit maximal 20 mm/s gesägt, was bei einem 125x125 mm² Wafer allein schon einer<br />

reinen Sägezeit von 25 s entspricht. Werden die Zeiten für das Verfahren und Drehen des<br />

Tisches hinzu gerechnet, ergeben sich 35 bis 40 s, wobei Handling und Justierung des Wafers<br />

noch nicht eingerechnet sind. <strong>Die</strong>s zeigt schon den schwerwiegendsten Nachteil dieser<br />

Methode auf; die Geschwindigkeit. Selbst bei intensiver Optimierung ist nicht zu erwarten,<br />

dass Taktzeiten inklusive Handling und Justage von unter 15 bis 20 s möglich sind.<br />

Ein weiterer Nachteil ist die mechanische Belastung der Wafer. <strong>Die</strong>ser Prozess stellt in<br />

dieser Beziehung ein hohes Risiko dar. Schneider et. al haben gezeigt, dass dieser Schritt die<br />

Bruchfestigkeit der Wafer um 20% reduzieren kann [Schneider, Bühler et al.; 2002]. <strong>Die</strong>ser<br />

Wert wird jedoch umso schlechter, je schneller die Verfahrgeschwindigkeit des Tisches ist<br />

und umso dünner die Wafer sind. Beides spricht wiederum gegen einen großtechnischen<br />

Einsatz dieser Methode.<br />

Da beim Sägen durch den Abstand zwischen Sägeblatt und Tisch die Schnitttiefe<br />

vorgegeben wird, kann es bei variabler Waferdicke zu Problemen führen, wenn sehr geringe<br />

Schnitttiefen gewünscht sind. Da bei normalem multi<strong>kristalline</strong>m Material die Spezifikation


Kantenisolation<br />

der Dicke meist mit ± 40 µm angegeben wird, ist es nicht möglich, zuverlässig Schnitte in<br />

dieser Größenordung zu erzeugen. Bei entsprechend langsamer Verfahrgeschwindigkeit spielt<br />

die Schnitttiefe aber keine allzu große Rolle, weshalb meist bis auf eine Höhe von 80 –<br />

100 µm über dem Tisch gesägt wird. Bei dieser Schnitttiefe sind die Ränder noch stabil genug<br />

um nicht von alleine abzubrechen, können aber trotzdem relativ einfach und reproduzierbar<br />

manuell gebrochen werden.<br />

Erfahrungsgemäß sind die erreichten Parallelwiderstände beim Ab- oder Einsägen sehr<br />

gut, das heißt im Bereich von einigen tausend Ωcm², da durch die Methode bedingt der<br />

leitende Bereich am Rand der Zelle komplett entfernt wird.<br />

4.5 Schmirgeln<br />

Eine weitere Methode der Isolation stellt das Schmirgeln der Kanten dar. Dabei wird die<br />

Kante der Wafer mit einem mehr oder weniger feinen Schmirgelpapier abgeschmirgelt. <strong>Die</strong>s<br />

kann einzeln oder im Stapel geschehen. Wenn ein kompletter Stapel geschmirgelt wird<br />

besteht allerdings die Gefahr, dass einzelne Wafer, deren Kante nicht bündig mit den<br />

restlichen Wafern abschließen, nicht oder nur ungenügend abgeschmirgelt werden. Durch die<br />

Variation der Wafergröße, bei der die Waferhersteller eine Abweichung von ± 0,5 oder sogar<br />

± 1 mm spezifizieren, kann es zumindest notwendig werden, einen Waferstapel für jede der<br />

vier Kanten erneut auszurichten. Außerdem stellt diese Methode wieder eine sehr starke<br />

mechanische Belastung der Wafer dar. Aus diesen Gründen wurde nach Kenntnis des Autors<br />

bisher nur eine industrielle Anlage für diese Form der Kantenisolation entwickelt, welche<br />

aber nicht mehr oder nur noch gelegentlich im Einsatz ist.<br />

4.6 Vergleich der Isolationstechniken<br />

<strong>Die</strong> oben beschriebenen Techniken zur Kantenisolation, wurden in einer ausführlichen<br />

Untersuchung miteinander verglichen. <strong>Die</strong> genaue Durchführung der einzelnen Methoden<br />

wird hier noch einmal kurz erläutert.<br />

Ein Batch von 100 benachbarten multi<strong>kristalline</strong>n Baysix Wafern (10x10 cm²) wurde<br />

einem Standard Siebdruckprozess unterzogen. Nach dem Ätzen in heißer NaOH zur<br />

Entfernung des Sägeschadens folgte eine Reinigung in HCl und HF. <strong>Die</strong> anschließende POCl3<br />

Diffusion führte zu einem Schichtwiderstand von 40 Ω/sq. Nach der Entfernung des<br />

Phosphorglases wurden die Wafer mit PECVD-Siliziumnitrid beschichtet. Für den<br />

Frontseitensiebdruck wurde Silberpaste, für die Rückseite ganzflächiges Aluminium<br />

verwendet.<br />

Eine Hälfte der Wafer, bei denen die Schnitte auf der Rückseite gemacht wurden, wurde<br />

vor dem Drucken, die andere Hälfte nach dem Drucken und Feuern gesägt, um zu<br />

untersuchen, ob die Feuerung der Kontakte einen Einfluss hat. Da die Solarzellen nach dem<br />

Drucken und Feuern üblicherweise leicht verbogen sind, und deshalb das Handling und die<br />

Positionierung auf einem Vakuumtisch schwieriger sind, wäre es vorteilhaft diesen Schritt vor<br />

dem Drucken durchzuführen.<br />

57


58<br />

Kapitel 4<br />

Anschließend wurden bei den Solarzellen Hell- und Dunkelkennlinien sowie Isc-Voc<br />

Kennlinien aufgenommen. <strong>Die</strong> Isc-Voc Kennlinien aller Zellen wurden mit dem 2-<br />

Diodenmodell angefittet, wobei der Serienwiderstand als Null angenommen wurde. <strong>Die</strong><br />

daraus gewonnenen Werte für Rp liegen zwar etwas zu niedrig, sind aber untereinander gut<br />

vergleichbar. Zusätzlich wurde J02 ausgewertet, um eine mögliche Schädigung der<br />

Raumladungszone nachzuweisen. Eine typische Zelle jeder Gruppe wurde zum einen<br />

ganzflächig mit LBIC (light beam induced current) vermessen, zum anderen wurde<br />

entsprechend der Kristallorientierung immer dieselbe Kante auf einem Bereich von 50x3 mm²<br />

mit einer Auflösung von 25 µm LBIC gemessen. Zum Schluss wurden diese Zellen mit der<br />

Lock-in Thermografietechnik untersucht. Mit dieser Messmethode ist es möglich, bei<br />

Anlegen einer Spannung geringste Wärmeunterschiede zu detektieren und so Kurzschlüsse<br />

sichtbar zu machen [Breitenstein, Langenkamp et al.; 2001]. <strong>Die</strong>se Messungen wurden am<br />

Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik in Halle, in der Gruppe von Dr. Breitenstein<br />

durchgeführt.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse der unterschiedlich kantenisolierten Solarzellen sind in Abbildung 4.2<br />

dargestellt. Im unteren Teil sind die Mittelwerte und Standardabweichungen von<br />

Wirkungsgrad und Füllfaktor gezeigt, im oberen Teil die Mittelwerte von Parallelwiderstand<br />

und Sättigungsstromdichte J02. Durch diese sehr komprimierte Anordnung können alle<br />

relevanten Parameter schnell miteinander verglichen und gegenseitige Einflüsse besser<br />

erkannt werden.<br />

<strong>Die</strong> erreichten Wirkungsgrade um 14% sind nicht allzu hoch, es wurde allerdings auch<br />

ein Ausgangsmaterial verwendet, dessen Ladungsträgerlebensdauer mit weniger als 2 µs<br />

gemessen wurde (as cut, keine Oberflächenpassivierung). <strong>Die</strong>s spielt für die Aussagekraft der<br />

Ergebnisse keine Rolle, da bei besserem Material nur das Niveau des Wirkungsgrades höher<br />

läge, die generellen Unterschiede aber prinzipiell unverändert blieben. Viel wichtiger war die<br />

Erzielung guter Füllfaktoren, da dies die wichtigste Größe für die Beurteilung der Qualität der<br />

Kantenisolation darstellt.<br />

<strong>Die</strong> offene Klemmenspannung wird nur leicht durch die Isolationstechnik beeinflusst und<br />

zwar durch Änderungen in J02. Der maximale Unterschied mit 610 mV für die gelaserten und<br />

612 mV für die gesägten Solarzellen spielt eine eher untergeordnete Rolle. <strong>Die</strong> erreichten<br />

Kurzschlussstromdichten lagen bei ungefähr 30,5 mA/cm², mit ca. 1% höheren Werten für<br />

das Einsägen von hinten durch eine erhöhte Einsammelwahrscheinlichkeit am Rand (vgl.<br />

Abbildung 4.4) und mit etwas kleineren Werten nach dem Lasern oder Plasmaätzen.


R Sh [Ω cm²]<br />

Eta [%]<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

14.4<br />

14.2<br />

14.0<br />

13.8<br />

Saw front<br />

Saw front<br />

Sandpaper<br />

Sandpaper<br />

Kantenisolation<br />

Beltsander<br />

Beltsander<br />

Plasma<br />

Plasma<br />

Saw back<br />

Saw back<br />

Laser front<br />

Laser front<br />

Laser back<br />

Laser back<br />

Abbildung 4.2: Eta, FF, Rp und J02 unterschiedlich kantenisolierter Solarzellen.<br />

Dargestellt sind Mittelwerte und Standardabweichung von jeweils 10 Zellen pro<br />

Gruppe.<br />

<strong>Die</strong> Mittelwerte im Wirkungsgrad korrelieren sehr gut mit den Füllfaktoren der einzelnen<br />

Gruppen (siehe untere Grafik). <strong>Die</strong>s zeigt, dass offene Klemmensspannung und<br />

Kurzschlussstrom eine eher untergeordnete Rolle bei diesem Vergleich spielen. Im Fall der<br />

plasmageätzten Zellen wurde die Siliziumnitrid Abscheidung nicht wie normal nach, sondern<br />

vor dem Ätzschritt gemacht. Daher wurde beim Ätzen die Siliziumnitrid Schicht auf einem<br />

Bereich bis zu 2 mm vom Rand teilweise abgeätzt, was zu erhöhter Reflexion und daher zu<br />

einem geringeren Kurzschlussstrom führt. <strong>Die</strong>s erklärt die Diskrepanz zwischen einem<br />

durchschnittlichen Füllfaktor und einem schlechten Wirkungsgrad für diese Gruppe.<br />

Im Fall der auf der Rückseite isolierten Zellen, ist der Wirkungsgrad besser, als man es<br />

durch den Füllfaktor vermuten dürfte. Bei diesen Techniken wird der frontseitige Emitter<br />

überhaupt nicht beeinträchtigt, und man erhält eine erhöhte Einsammelwahrscheinlichkeit der<br />

Ladungsträger, da der Emitter um den Rand der Zelle herum geht. <strong>Die</strong>s ist sehr gut in der<br />

LBIC-Messung in Abbildung 4.4 zu erkennen. Lasern und Sägen auf der Rückseite der Wafer<br />

führen allerdings zu relativ schlechten Parallelwiderständen im Bereich < 1000 Ωcm². <strong>Die</strong>ses<br />

Resultat wird in [Hahn, Hauser et al.; 2001] bestätigt. In früheren Experimenten wurden mit<br />

dem Einsägen in die Rückseite der Wafer teilweise gute Ergebnisse erreicht, diese waren aber<br />

meist nicht reproduzierbar. Es bleibt also der Schluss, dass kleine Variationen im Prozess<br />

oder im Material das Ergebnis dieser Methode beeinflussen. Eine mögliche Erklärung hierfür<br />

wird im folgenden Kapitel präsentiert. In diesem Fall sind die schlechten Parallelwiderstände<br />

8<br />

6<br />

4<br />

78<br />

76<br />

74<br />

J 02 [E-8 mA/cm²]<br />

FF [%]<br />

59


60<br />

Kapitel 4<br />

in Übereinstimmung mit den LBIC und Thermografiemessungen. Das Einsägen in die<br />

Rückseite ist aufgrund des etwas besseren Parallelwiderstandes, aber vorwiegend aufgrund<br />

des besseren Sättigungsstromes J02 besser als das Lasern auf der Rückseite. Gleiches gilt für<br />

das Einsägen beziehungsweise Lasern auf der Vorderseite, nur auf einem deutlich höheren<br />

Niveau. Auch hier wird ein besserer Parallelwiderstand durch das Sägen erreicht. Der<br />

entscheidende Unterschied liegt aber im Sättigungsstrom J02, der beim Lasern mehr als<br />

doppelt so hoch ist als beim Sägen. Das Lasern scheint also die Raumladungszone deutlich zu<br />

schädigen.<br />

Im Folgenden (bis Abbildung 4.5) sind die Ergebnisse der LBIC und Thermografiemessungen<br />

gezeigt. In Abbildung 4.3 ist gut zu erkennen, dass die Anzahl beziehungsweise<br />

Dichte der durch Lock-in Thermografie detektierten Kurzschlüsse gut übereinstimmt mit den<br />

gemessenen Parallelwiderständen. Um dies möglichst deutlich zu zeigen, sind die Messungen<br />

nach kleiner werdendem Parallelwiderstand hin sortiert. Das Einsägen auf der Vorderseite<br />

führte zu dem besten Parallelwiderstand von 10000 Ωcm², und dementsprechend zeigt auch<br />

die Thermografiemessung keinen Kurzschluss am Rand der Zelle. Auf der Zellfläche sind<br />

einzelne helle Flecken zu sehen. <strong>Die</strong>se beeichträchtigen den Parallelwiderstand aber<br />

offensichtlich nur unwesentlich. Von der ersten bis zur letzten gezeigten Messung nimmt die<br />

Anzahl beziehungsweise Dichte der detektierten Kurzschlüsse am Rand kontinuierlich zu.<br />

Das korreliert genau mit den kleiner werdenden Parallelwiderständen, die von 10000 Ωcm²<br />

bis auf 900 Ωcm² abfallen.<br />

<strong>Die</strong> Messung der auf der Vorderseite gelaserten Solarzelle zeigt linienartige Kurzschlüsse<br />

auf beiden horizontalen Kanten. Das Ausmaß dieser Kurzschlüsse nimmt von den Ecken zur<br />

Mitte der jeweiligen Kante kontinuierlich zu. <strong>Die</strong>s lässt sich auf eine Defokussierung des<br />

Laserstrahls zurückführen. Wie schon erwähnt, haben diese Zellen ganzflächig Aluminium<br />

auf der Rückseite, was beim Feuern der Kontakte dazu führt, dass sich die Zelle beim<br />

Abkühlen mehr oder weniger „verbiegt“. <strong>Die</strong>se Verbiegung entsteht aufgrund der<br />

unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten von Aluminium und Silizium [Schneider,<br />

Gerhards et al.; 2002]. Das Ausmaß dieser Verbiegung kann bis zu einige Millimeter<br />

betragen. Normal, oder besser gesagt tolerierbar, sind 1 bis 1,5 Millimeter. <strong>Die</strong>se Verbiegung<br />

führte nun dazu, dass die Zellen nur mit der rechten und linken Kante auf dem Lasertisch<br />

auflagen und sich der mittlere Bereich nach oben wölbte. <strong>Die</strong>ser kleine Höhenunterschied hat<br />

in diesem Fall schon ausgereicht, eine Defokussierung des Lasers zu verursachen. Hieraus<br />

resultierte wiederum, dass die Energiedichte des Lasers an diesen Stellen deutlich reduziert<br />

war. Daher wurde das Silizium weniger verdampft und mehr aufgeschmolzen, so dass sich<br />

eine dotierte, leitende Schicht im Graben ausbilden konnte.<br />

Im Gegensatz dazu sind die Kürzschlüsse bei den anderen Zellen punkt- oder<br />

fleckenförmig und auf den ersten Blick zufällig verteilt. Bei genauerer Betrachtung fällt aber<br />

auf, dass viele der Kurzschlüsse ortstreu auftauchen, das heißt an derselben Stelle auf<br />

unterschiedlichen Wafern. Da es sich um benachbarte Wafer handelt, deutet dies darauf hin,<br />

dass es schon beim unbehandelten Wafer Stellen gibt, die später im Prozess einen<br />

Kurzschluss verursachen können. Je nach benutzter Methode der Kantenisolation tritt dieser<br />

Kurzschluss dann mehr oder weniger ausgeprägt in Erscheinung.


Kantenisolation<br />

Sägen vorne Schleifpaper Plasmaätzen Lasern vorne<br />

10000 Ωcm² 7200 Ωcm² 6300 Ωcm² 5100 Ωcm²<br />

Bandschleifer Sägen hinten vor Druck Lasern hinten Sägen hinten nach Druck<br />

3100 Ωcm² 1000 Ωcm² 930 Ωcm² 900 Ωcm²<br />

Abbildung 4.3: Übersicht von Thermografien (jeweils oben) und LBIC-Messungen<br />

von acht benachbarten Solarzellen, die unterschiedlich kantenisoliert wurden. <strong>Die</strong><br />

entsprechende Technik ist zusammen mit dem gemessenen Parallelwiderstand<br />

unter den jeweiligen Messungen aufgeführt. <strong>Die</strong> Korrelation zwischen<br />

zunehmendem Parallelwiderstand und der Häufung heller Flächen (Kurzschlüsse)<br />

in den Thermografien ist deutlich erkennbar.<br />

In Abbildung 4.4 und Abbildung 4.5 sind LBIC-Messungen mit 25 µm Auflösung gezeigt, bei<br />

denen gut zu erkennen ist, dass bei der Kantenisolation von hinten das LBIC Signal am Rand<br />

61


62<br />

Kapitel 4<br />

erhöht ist. Der Bereich direkt am Rand zeigt einen höheren Strom (roter Bereich) als der Rest<br />

des Ausschnitts. <strong>Die</strong>s belegt die erhöhte Einsammelwahrscheinlichkeit für die Ladungsträger<br />

durch den um die Kante laufenden Emitter. An den sehr guten Bereich anschließend liegt ein<br />

sehr schlechter Bereich. <strong>Die</strong>ser wird durch das Einsägen beziehungsweise Einlasern von<br />

hinten verursacht, was zu einer deutlichen Schädigung des Kristalls führt und im Fall des<br />

Einsägens auch zu einer deutlich reduzierten Dicke. In beiden Abbildungen sind auch<br />

eindeutig Kurzschlüsse am Rand auszumachen. Vor allem der direkte Vergleich mit einer<br />

Thermografiemessung in Abbildung 4.5 zeigt, dass zumindest sehr gravierende Kurzschlüsse,<br />

in diesem Falle ganz links und ganz rechts im gezeigten Ausschnitt, auch mit einer LBIC-<br />

Messung detektiert werden können.<br />

Abbildung 4.4: Hochaufgelöste (25 µm) LBIC-Messung der Zelle die vor dem<br />

Drucken hinten gesägt wurde (vgl. Abbildung 4.3). Genau in der Ecke der Zelle<br />

deutet das geringe LBIC-Signal auf einen Kurzschluss hin.<br />

Abbildung 4.5: Hochaufgelöste (25 µm) LBIC- (oben) und Thermografiemessung<br />

(unten) der Zelle aus Abbildung 4.3, die hinten gelasert wurde. Es ist eine gute<br />

Übereinstimmung der starken Kurzschlüsse in der Ecke und im rechten Bildbereich<br />

zu erkennen.<br />

Min I [µA] Max<br />

SC<br />

Abbildung 4.6: Farbskalierung für die LBIC-Messungen aus Abbildung 4.3 bis 4.5.<br />

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass das Sägen auf der Vorderseite und das<br />

Schmirgeln zu den besten Parallelwiderständen und damit auch zu den besten Füllfaktoren<br />

führen. Beide Techniken sind aber industriell nicht einsetzbar. Das Lasern auf der Vorderseite<br />

führt auch zu akzeptablen Parallelwiderständen, durch eine Schädigung der Raumladungszone<br />

ist der Füllfaktor hier allerdings reduziert. Außerdem ist, wie auch beim Sägen auf der<br />

Vorderseite, ein Verlust an aktiver Zellfläche zu beklagen. Beim Sägen und Lasern auf der<br />

Rückseite konnten keine akzeptablen Parallelwiderstände erreicht werden. Als positiver<br />

Effekt bei diesen beiden Techniken ist allerdings eine Erhöhung des Kurzschlussstromes<br />

durch den umlaufenden Emitter zu verzeichnen. Das herkömmliche Plasmaätzen führt bei den<br />

einzelnen Parametern insgesamt zu durchschnittlichen Werten, ist aber von den industriell<br />

einsetzbaren Techniken hier noch die beste Alternative. <strong>Die</strong> Isolation mittels Laser kann


Kantenisolation<br />

durch bessere Laser noch weiter optimiert werden. Inzwischen sind auch einige Laser in der<br />

industriellen Produktion im Einsatz, was zeigt, dass hier die Entwicklung nicht stehen<br />

geblieben ist. Eine viel versprechende neuartige Methode wird im Rahmen dieser Arbeit in<br />

Kapitel 4.8 vorgestellt. <strong>Die</strong>se stand allerdings zum Zeitpunkt der oben gezeigten<br />

Untersuchungen noch nicht zur Verfügung.<br />

4.7 Optimierung der Kantenisolation mittels Laser<br />

Abgesehen von oben gezeigter Untersuchung, die komplett am Lehrstuhl Bucher<br />

durchgeführt wurde, fanden diverse Untersuchungen in Zusammenarbeit mit Laserherstellern<br />

statt. Der verfügbare Laser am Lehrstuhl entspricht in einigen Punkten, wie schon erwähnt,<br />

nicht dem Prototypen eines Lasers, der in einer Produktionslinie eingesetzt werden könnte. Er<br />

hat eine fixe Optik, bei der der Strahl nicht bewegt werden kann, stattdessen wird der Wafer<br />

auf einem x-y-Tisch darunter hin und her bewegt. Außerdem wird er ausschließlich bei<br />

1064 nm betrieben, was wie weiter oben ausgeführt nicht optimal für diese Anwendung sein<br />

dürfte. <strong>Die</strong> industriell eingesetzten Laser haben außerdem teilweise deutlich höhere<br />

Leistungen und vor allem höhere Leistungsdichten.<br />

Aus diesen Gründen wurden einige Testreihen durchgeführt, bei denen die Solarzellen<br />

am Lehrstuhl vorprozessiert und dann vor Ort bei den Laserherstellern kantenisoliert wurden.<br />

Da die Prozessierung von Solarzellen im Labor doch recht aufwändig ist, und erst mit der<br />

fertigen Solarzelle eine Aussage über die Qualität der Kantenisolation gemacht werden kann,<br />

wurde eine Teststruktur entwickelt, mit der direkt nach dem Laserschnitt, mit einer einfachen<br />

Messung, eine Aussage über das Ergebnis der Kantenisolation möglich war. <strong>Die</strong>s ist von<br />

großem Nutzen um vollständig ungeeignete Laserparameter schon von vorne weg<br />

auszuschließen.<br />

<strong>Die</strong> Herstellung der Messstruktur entspricht im Prinzip weitgehend dem normalen<br />

Solarzellenprozess. Nach einer Ätzung des Sägeschadens, gefolgt von einer Reinigung in HCl<br />

und HF, werden die Wafer diffundiert (rote Schicht in Abbildung 4.7). Um die optischen<br />

Verhältnisse bei der Solarzelle zu simulieren, wird auch auf diesen Wafern eine Siliziumnitrid<br />

Schicht (blau) abgeschieden. Nach dem Absägen der Ränder wird die Vorderseite mit parallel<br />

laufenden Siebdruckfingern bedruckt. Dazu wird eine Standard Silberpaste verwendet. <strong>Die</strong>se<br />

wird anschließend getrocknet und eingefeuert. <strong>Die</strong> einzelnen Finger sind somit über den<br />

Emitter leitend miteinander verbunden.<br />

Auf einem 10x10 cm² Wafer können so bis zu 45 Finger realisiert werden. Um einen<br />

möglichen Parametersatz des Lasers zu testen, wurden üblicherweise fünf Schnitte zwischen<br />

sechs benachbarten Fingern eingebracht, und anschließend der Widerstand zwischen den<br />

benachbarten Fingern mit einem einfachen Multimeter gemessen. Aus den fünf Werten wurde<br />

ein Mittelwert gebildet. Anhand dieses Wertes kann sofort entschieden werden, ob es sich um<br />

sinnvolle Parameter handelt beziehungsweise in welche Richtung man bei der Variation eines<br />

Parameters gehen muss.<br />

In Abbildung 4.7 sind schematisch zwei Lasergräben eingezeichnet. Beim Rechten soll<br />

durch die Fortsetzung der (roten) Emitterschicht am Grabenboden angedeutet werden, wie<br />

63


64<br />

Kapitel 4<br />

trotz der Trennung, durch den im Vergleich zur Emitterdicke tiefen Graben, eine leitende<br />

Schicht im Graben zurück bleiben kann. Wenn das Silizium nur teilweise verdampft und<br />

teilweise aufgeschmolzen wird, oder wenn die verdampften Anteile nicht abgesaugt werden,<br />

ist es möglich, dass sich eine Phosphor dotierte, leitende Schicht im Graben ausbildet.<br />

Abbildung 4.7: Schematische Darstellung einer Teststruktur für die<br />

Kantenisolierung mittels Laser. Beispielhaft sind zwei Laserschnitte eingezeichnet.<br />

<strong>Die</strong> gemessenen Widerstände zwischen zwei benachbarten, durch einen Laserschnitt<br />

getrennten Fingern hängen natürlich von vielen Faktoren ab. Um die Messung schnell und<br />

einfach zu halten, wird keine Vier-Spitzen-Messung durchgeführt, so dass die<br />

Übergangswiderstände zwischen Finger und Messspitzen mit eingehen. <strong>Die</strong> Leitfähigkeit der<br />

Finger, und vor allem der Kontaktwiderstand zwischen Finger und Emitter hängen von der<br />

Druckqualität, dem Emitter selbst und den Feuerbedingungen ab. Zu diesen im Allgemeinen<br />

unbekannten Größen addiert sich nun noch der zu untersuchende Widerstand durch den<br />

gelaserten Graben. In Abbildung 4.8 wird gezeigt, dass trotz dieser vielen Störfaktoren ein<br />

Zusammenhang zwischen gemessenem Widerstand an der Teststruktur und dem<br />

Parallelwiderstand an der fertigen Solarzelle besteht. <strong>Die</strong> Schnitte wurden auf der Vorderseite<br />

der Zellen eingebracht.<br />

R p [Ohm cm²]<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000<br />

R Teststruktur [Ohm]<br />

Abbildung 4.8: Zusammenhang zwischen gemessenem Widerstand an<br />

Teststrukturen und dem Parallelwiderstand von mit denselben Parametern<br />

gelaserten Solarzellen.<br />

Mit Hilfe der Teststrukturen kann der Parameterraum der verwendeten Laser nach geeigneten<br />

Parameterkombinationen durchsucht werden, bevor dann Versuche auf vorprozessierten<br />

Solarzellen gemacht werden. <strong>Die</strong> Parameter, die im Normalfall variiert werden, sind die


Kantenisolation<br />

Scangeschwindigkeit über den Wafer, die Pulsfrequenz der Anregung und die<br />

Anregungsleistung. In obiger Untersuchung wurde die Pumpleistung des Lasers zwischen 39<br />

und 40 A, die Pulsfrequenz zwischen 5 und 12,5 kHz und die Scangeschwindigkeit zwischen<br />

100 und 350 mm/s variiert. <strong>Die</strong> Kombination von Scangeschwindigkeit und Pulsfreqeunz<br />

bestimmt, wieweit sich die erzeugten kreisförmigen „Laserkrater“ überschneiden. <strong>Die</strong><br />

Kombination von Pulsfreqeunz und Anregungsleistung bestimmt die Energie pro Laserpuls.<br />

<strong>Die</strong>se Energie zusammen mit dem Durchmesser des Laserstrahls auf dem Wafer ergibt die<br />

Leistungsdichte. In Abbildung 4.9 ist beispielhaft eine Optimierung für die<br />

Anregungsfrequenz des Lasers gezeigt. Es handelte sich dabei um einen Nd:YAG Laser der<br />

bei 39 A in der Grundmode TE0,0 betrieben wurde. <strong>Die</strong> Scangeschwindigkeit war in diesem<br />

Fall 160 mm/s.<br />

R [Ω]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

4 6 8 10 12 14 16<br />

Anregungsfrequenz [kHz]<br />

Abbildung 4.9: Beispielhafte Darstellung einer Optimierung der Laserparameter<br />

für die Kantenisolation. Der gemessene Widerstand auf den Teststrukturen ist<br />

aufgetragen gegen die Anregungsfrequenz des Lasers.<br />

Wie schon in Kapitel 4.6 wurden auch mit den industriellen Lasern Schnitte auf der Vorder-<br />

als auch auf der Rückseite der Zellen eingebracht. <strong>Die</strong>se Versuche wurden bei zwei<br />

verschiedenen Laserherstellern sowie beim Fraunhofer Institut für Werkstoffe und<br />

Strahltechnik (IWS) in Dresden durchgeführt. Als Referenzen wurden dabei entweder<br />

plasmageätzte Zellen oder Zellen mit abgesägter Kante benutzt. In Tabelle 4-1 sind die<br />

Ergebnisse eines dieser Tests aufgezeigt. Dazu wurden multi<strong>kristalline</strong> Solarzellen mit<br />

35 Ω/sq Emitter und Siliziumnitrid-Durchfeuerprozess gefertigt. Bei den Referenzen wurden<br />

die Kanten 1 mm vom Rand entfernt abgesägt. <strong>Die</strong> hierbei erreichten Parallelwiderstände sind<br />

mit ca. 10000 Ωcm² erwartungsgemäß sehr gut. Durch die reduzierte Zellfläche geht ein Teil<br />

des möglichen Kurzschlussstromes Isc verloren, Jsc sollte aber unverändert bleiben. Wie schon<br />

im vorigen Kapitel gezeigt, ist beim Lasern auf der Rückseite ein Stromgewinn möglich, da<br />

die aktive Zellfläche um die Kante des Wafers und Teile der Rückseite vergrößert ist. Im<br />

Gegensatz dazu, geht beim Lasern auf der Vorderseite aktive Zellfläche verloren. In diesem<br />

Beispiel bis zu 3%. <strong>Die</strong>s kann zwar noch um einiges optimiert werden, ein gewisser Verlust<br />

wird aber immer bleiben, da es bei industriellen Taktzeiten von wenigen Sekunden nicht<br />

möglich sein wird, den Laserschnitt genau auf der Waferkante durchzuführen.<br />

65


66<br />

Kapitel 4<br />

Bei den von hinten gelaserten Solarzellen sind die erreichten Parallelwiderstände<br />

ungenügend, so dass starke Einbußen im Füllfaktor und in der offenen Klemmenspannung die<br />

Folge sind. Bei den von vorne gelaserten Wafern sind die Parallelwiderstände in einem<br />

Bereich, der keine signifikanten Verluste im Wirkungsgrad der Solarzellen mehr verursacht.<br />

Allerdings sind die erreichten Füllfaktoren teilweise immer noch deutlich schlechter als bei<br />

den Referenzen. <strong>Die</strong>s wird durch die Erhöhung des zweiten Diodenstromes verursacht. Nur<br />

bei den Solarzellen aus der letzten Zeile der Tabelle ist der Verlust im Füllfaktor so gering,<br />

dass durch leicht höheres Jsc und Voc der gleiche Wirkungsgrad als auf den Referenzen<br />

erreicht wird. Allerdings ist hier der Verlust an aktiver Zellfläche inakzeptabel hoch.<br />

Tabelle 4-1: Ergebnisse von unterschiedlich gelaserten Solarzellen im Vergleich zu<br />

abgesägten Referenzen.<br />

J sc<br />

# A FF<br />

η<br />

[cm²] [%]<br />

[mA/cm²]<br />

mV<br />

[%]<br />

[Ω cm²]<br />

Mittel Stabw. Mittel Stabw. Mittel Stabw. Mittel Stabw. Mittel Stabw.<br />

Abgesägt 10 98 75,4 0,2 30,3 0,3 604,5 2,1 13,8 0,2 9240 3592<br />

Hinten gelasert IWS 15 101 69,1 3,9 30,7 0,2 602,7 2,9 12,8 0,8 530 235<br />

Hinten gelasert IWS 2 17 101 70,6 1,3 30,4 0,1 601,3 1,0 12,9 0,3 553 115<br />

Vorne gelasert IWS 18 99,4 73,2 0,6 30,1 0,2 603,9 1,3 13,3 0,2 4032 3111<br />

Vorne gelasert Industrie 1 18 98,6 73,7 0,7 30,0 0,1 602,5 0,5 13,3 0,1 8586 2601<br />

Vorne gelasert Industrie 2 10 98 74,8 0,3 30,4 0,1 606,9 0,3 13,8 0,1 7644 3019<br />

In einer Untersuchung des Fraunhofer ISE zusammen mit Industriepartnern scheint es<br />

allerdings gelungen zu sein, auch beim Lasern auf der Rückseite der Zellen zu akzeptablen<br />

Zellergebnissen zu kommen [Emanuel, Schneiderlöchner et al.; 2001]. <strong>Die</strong>se Experimente<br />

wurden aber auf Solarzellen aus der Industrie durchgeführt, die auf einem relativ niedrigen<br />

Wirkungsgradniveau von ca. 13% lagen und die kein Aluminium Back Surface Field hatten,<br />

sondern nur eine gridförmige Metallisierung mit Silber auf der Rückseite.<br />

Gleichzeitig wurde von Mitgliedern der <strong>Universität</strong> Kiel gezeigt, dass sich bei Solarzellen<br />

aus der Industrie 80% der Kurzschlüsse am Rand befinden und 20% im Volumen der Zellen<br />

[Al-Rifai, Carstensen et al.; 2001]. Wenn das der Fall ist, kann bei einer Trennung des<br />

leitenden Emitters auf der Rückseite immer noch eine leitende Verbindung dieser<br />

Kurzschlüsse am Rand der Zelle mit dem vorderseitigen Emitter bestehen. <strong>Die</strong>s würde also<br />

die Aktivität oder den Einfluss dieser Kurzschlüsse am Rand nicht verringern. Erst bei einer<br />

Trennung auf der Vorderseite beziehungsweise dem Abätzen des gesamten Randes der Zelle,<br />

wie es beim Plasmaätzen geschieht, würde dieses Problem beseitigt werden. <strong>Die</strong>se Aussage<br />

deckt sich mit den Ergebnissen aus Kapitel 4.6, wo selbst beim Einsägen der Gräben auf der<br />

Rückseite der Parallelwiderstand und der Füllfaktor deutlich schlechter als bei den Referenzen<br />

sind.<br />

Vom Prozessablauf her gesehen ist die Kantenisolation mit dem Laser als letzter<br />

Prozessschritt eher ungünstig. Das Material, das beim Lasern verdampft wird, soll zwar<br />

abgesaugt werden, trotzdem ist es wahrscheinlich, dass Teile davon sich irgendwo auf der<br />

Solarzelle niederschlagen. Es kommt durchaus auch häufig vor, dass sich direkt neben dem<br />

Graben Teile des Auswurfs ablagern. Daher kann es vorkommen, dass trotz Absaugung und<br />

eventueller Nachreinigung mit Druckluft Teile der Solarzelle abgeschattet sind. Für die<br />

Langzeitstabilität im Modul kann es auch von entscheidendem Nachteil sein, wenn lose oder<br />

V oc<br />

R p


Kantenisolation<br />

nur leicht gebundene Teilchen auf der Oberfläche liegen. Solche könnten mit einem nassen<br />

oder nasschemischen Reinigungsschritt entfernt werden, dieser würde aber die Vorteile des<br />

Lasers durch erhöhtes Handling und Kosten wieder zunichte machen.<br />

Daher wäre es vorteilhaft, wenn der Laserschritt schon früher im Prozessblauf<br />

durchgeführt werden kann. Dabei bietet sich an, dies direkt nach der Diffusion durchzuführen.<br />

Dann wäre kein zusätzlicher nasschemischer Prozess nötig und die Wafer müssten nicht<br />

zusätzlich umgehordet und getrocknet werden. Um dies zu untersuchen, wurde eine Testreihe<br />

mit acht Parametersätzen durchgeführt. Dazu wurde mit 150 multi<strong>kristalline</strong>n Wafern<br />

(125x125 mm²) ein Standard Solarzellenprozess durchgeführt. Nach der Nummerierung der<br />

Wafer wurden diese gemischt und in die einzelnen Gruppen aufgeteilt. Nach der<br />

Emitterdiffusion wurden die Wafer verschickt und bei einem Laserhersteller behandelt. Bei<br />

den Wafern ab Nr. 100 wurde vor dem Verschicken das Phosphorglas entfernt. Zur<br />

Kantenisolation wurde wieder ein Nd:YAG Laser benutzt. <strong>Die</strong> dazu verwendeten<br />

Parametersätze führen bei fertigen Solarzellen zu akzeptablen Ergebnissen.<br />

Aus jeder der 8 Gruppen wurden einige Zellen nach der Laserbehandlung 5 Minuten in<br />

einem Ultraschallbad gereinigt, andere wurden mechanisch mit einer Bürste gesäubert, um<br />

eventuelle Rückstände des Auswurfs zu entfernen, der Rest der Gruppe blieb ohne zusätzliche<br />

Reinigung. Das Abbürsten der Wafer hatte keinen Einfluss auf den Füllfaktor der gefertigten<br />

Solarzellen. Der Einfluss der Ultraschallreinigung blieb im Rahmen der Fehlertoleranzen,<br />

welche innerhalb der Gruppen schon relativ hoch war. Es ist daher schwierig, eine definitive<br />

Aussage bezüglich des Einflusses der unterschiedlichen Reinigungsschritte zu machen.<br />

Allerdings lässt sich feststellen, dass keine der Kombinationen von Laserparameter und<br />

Reinigungssequenz bei diesem Experiment zu akzeptablen Ergebnissen geführt hat (vgl.<br />

Abbildung 4.10). Bei keiner der Gruppen konnte ein mittlerer Füllfaktor von über 70%<br />

erreicht werden.<br />

Auffällig war allerdings, dass das Entfernen des Phosphorglases vor dem Lasern einen<br />

eindeutig positiven Effekt hat. In allen Gruppen waren diese Wafer besser als der Rest,<br />

unabhängig von der Art der anschließenden Reinigung. Das lässt den Schluss zu, dass der<br />

weiter oben beschriebene Effekt der Bildung einer dotierten leitenden Schicht im<br />

Lasergraben, durch das Vorhandensein des Phosphorglases, noch verstärkt wird. Aber auch<br />

diese besseren Ergebnisse sind noch immer auf einem inakzeptablen Niveau. Da teilweise<br />

dieselben Laserparameter als auf fertigen Zellen benutzt wurden, müssen die nachfolgenden<br />

Prozessschritte einen negativen Effekt auf die Kantenisolation haben. Denkbar ist dabei, dass<br />

sich durch die Ladungsinduktion der Siliziumnitrid Schicht leitende Schichten bilden, oder<br />

dass das Problem beim Drucken und Feuern entsteht. Bei der Standard Prozesssequenz wird<br />

das Plasmaätzen auch direkt nach der Emitterdiffusion durchgeführt. Das heißt prinzipiell<br />

könnten dieselben Probleme auch hier auftreten. Der Unterschied besteht darin, dass bei<br />

gelaserten Gräben nur ein ca. 30-100 µm breiter Bereich „überbrückt“ werden muss. Beim<br />

Plasmaätzen wird im Gegensatz dazu der gesamte Emitter an der Waferkante und durch die<br />

Unterätzung zwischen den Wafern auch auf der Vorder- und Rückseite noch bis zu 1 mm des<br />

Emitters weggeätzt. <strong>Die</strong> leitende Schicht, die sich während der folgenden Prozessschritte<br />

bilden müsste, wäre also um ein Vielfaches breiter als die Lasergräben.<br />

67


68<br />

FF [%]<br />

70<br />

68<br />

66<br />

64<br />

62<br />

60<br />

58<br />

56<br />

54<br />

Kapitel 4<br />

Füllfaktor; ab Nr. 100 ohne PSG gelasert<br />

52<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

Wafer Nr.<br />

Abbildung 4.10: Füllfaktoren in Abhängigkeit der Laserparameter bei der<br />

Kantenisolation. Der Laserschritt wurde in diesem Fall nach der Emitterdiffusion<br />

durchgeführt.<br />

4.8 Nasschemisches Verfahren zur Kantenisolation<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde zusammen mit Kollegen vom Lehrstuhl Bucher und dem<br />

Projektpartner RENA Sondermaschinen GmbH eine nasschemische Methode zur<br />

Kantenisolation entwickelt. Bei dieser Methode wird durch eine geeignete Anordnung der<br />

Wafer nur die Rückseite nasschemisch abgeätzt. Dabei wird der rückseitige Emitter<br />

vollständig entfernt und so der mögliche Kurzschluss zwischen Vorder- und Rückseite<br />

verhindert. Dazu wird eine saure Ätzlösung benutzt. Durchgeführt wird dieser Schritt in<br />

derselben Anlage, die auch für die saure Texturierung benutzt wird (siehe Abbildung 2.20).<br />

Sie muss für diese Aufgabenstellung aber leicht umgebaut werden. Da es sich hierbei um<br />

einen In-line Prozess handelt und hier die Kantenisolation (side isolation) durchgeführt wird,<br />

wurde der Name „InSide“ für diesen Prozess beziehungsweise für diese Anlage kreiert<br />

[Delahaye, Löhmann et al.; 2004].<br />

<strong>Die</strong>ser Ätzschritt kann sehr einfach mit dem sowieso erforderlichen Entfernen des<br />

Phosphorglases in einer Anlage integriert werden. <strong>Die</strong> Wafer werden nur einmal auf die<br />

Eingaberollen aufgelegt und dann automatisch durch die verschiedenen Chemiebecken<br />

transportiert. Am anderen Ende kommen sie ohne Phosphorglas und ohne Emitter auf der<br />

Rückseite wieder heraus. Auf diese Weise werden Handlingschritte und damit entsprechende<br />

Maschinen eingespart. Dadurch kann auch die Bruchrate in einer Produktionslinie erheblich<br />

gesenkt werden.<br />

Nach anfänglichen Optimierungen, die mit kleineren Stückzahlen komplett am Lehrstuhl<br />

Bucher durchgeführt wurden, wurde bald damit begonnen, die Methode mit großen<br />

Stückzahlen direkt in der Industrie zu testen. Dazu wurden die Wafer bei den Firmen bis zur<br />

Par1<br />

Par2<br />

Par3<br />

Par4<br />

Par5<br />

Par6<br />

Par7<br />

Par8


Kantenisolation<br />

Emitterdiffusion vorprozessiert. Anschließend wurden die Wafer am Lehrstuhl kantenisoliert<br />

und die weitere Prozessierung wurde wiederum beim Industrieunternehmen durchgeführt. <strong>Die</strong><br />

Ergebnisse eines dieser Tests sind in Tabelle 4.2 gezeigt. Hierbei wurden 1600<br />

multi<strong>kristalline</strong> Wafer im Format 125x125 mm² gleichmäßig in zwei Gruppen aufgeteilt. <strong>Die</strong><br />

beiden Gruppen wurden bis auf die Kantenisolierung zusammen prozessiert. Bei der<br />

Referenzgruppe wurde mit einem Plasmaätzer die Kantenisolation durchgeführt, bei der<br />

anderen Gruppe wurde die Rückseite abgeätzt. <strong>Die</strong> Solarzellen wurden am Ende direkt<br />

nacheinander auf demselben Messsytem gemessen, so dass die Ergebnisse gut miteinander<br />

vergleichbar sind.<br />

Als erstes fällt die Verbesserung im Parallelwiderstand auf. <strong>Die</strong>s zeigt, dass die Trennung<br />

der Emitterschicht sogar besser als beim Plasmaätzen funktioniert. Hier ist aber nicht nur der<br />

Mittelwert entscheidend, sondern auch die Verteilung der Werte. Solarzellen mit zu geringem<br />

Parallelwiderstand müssen aussortiert werden, auch wenn der Wirkungsgrad noch akzeptabel<br />

ist. <strong>Die</strong>se Zellen können später im Modul zu Problemen führen. Es hat sich gezeigt, dass hier<br />

kein Unterschied zu den plasmageätzten Zellen zu erkennen ist. Durch den höheren<br />

Parallelwiderstand lässt sich auch der kleine Gewinn in der offenen Klemmenspannung von<br />

1 mV erklären.<br />

Der Kurzschlussstrom ist leicht verbessert, da bei diesem Verfahren die Vorderseite<br />

überhaupt nicht beeinträchtigt wird. Beim Plasmaätzen kriecht das Plasma ein wenig<br />

zwischen die gestapelten Wafer, so dass auch der Emitter auf der Vorderseite abgeätzt werden<br />

kann.<br />

Tabelle 4.2: Vergleichsuntersuchung zwischen Kantenisolation mittels<br />

Plasmaätzen und nasschemischer Entfernung der Rückseite (InSide). Sowohl für<br />

den Parallelwiderstand als auch für Jsc und Voc ist ein Vorteil des nasschemischen<br />

Verfahrens zu erkennen, was sich in einem höheren Wirkungsgrad auswirkt.<br />

800 St. RP FF ETA Jsc Voc<br />

Je Gruppe [Ωcm²] [%] [%] [A] mV<br />

Plasma 7332 77,43 14,78 30,97 616,9<br />

InSide 12636 77,24 14,81 31,09 617,9<br />

Durch die gezeigten Verbesserungen ergibt sich eine, wenn auch sehr kleine, Steigerung im<br />

Wirkungsgrad durch diese neue Methode. In anderen, hier nicht gezeigten Untersuchungen<br />

[Melnyk, Wefringhaus et al.; 2005] fiel diese Steigerung teilweise sogar noch höher aus.<br />

Doch selbst ohne diese Steigerung ist diese Methode dem Plasmaätzen, aus oben genannten<br />

Gründen, vorzuziehen.<br />

<strong>Die</strong>se sehr erfolgreichen Ergebnisse haben dazu geführt, dass die Kommerzialisierung<br />

dieser Methode sehr schnell vonstatten ging. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser<br />

Arbeit werden vier dieser Anlagen in der industriellen Fertigung sein.<br />

69


5 Wasserstoff in Silizium<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung von Wasserstoff in Silizium ist ein sehr weites, aber auch<br />

sehr wichtiges Forschungsgebiet für die Halbleiterelektronik. Als kleinstes<br />

Molekül beziehungsweise Atom im Periodensystem spielt Wasserstoff bei<br />

sehr vielen Prozessen eine wichtige Rolle, da er gewollt oder ungewollt fast<br />

überall in gewissen Konzentrationen vorkommt. Für diese Arbeit ist<br />

vorwiegend seine passivierende Eigenschaft von Bedeutung. Wasserstoff<br />

kann sowohl flache Donatoren als auch Akzeptoren in Silizium passivieren.<br />

Auch tiefe Störstellen können mit Wasserstoff deaktiviert werden. Daher<br />

spielt Wasserstoff sowohl in der Halbleiterelektronik als auch in der<br />

Photovoltaik eine sehr wichtige Rolle. Darüber hinaus kann auch die<br />

passivierende Wirkung von Grenzschichten wie zum Beispiel Si-SiO2 oder<br />

Si-SiN verbessert werden. Man spricht daher von einem so genannten „allpurpose<br />

passivant“.<br />

5.1 Eigenschaften und Diffusion von Wasserstoff in Silizium<br />

Wasserstoff kann in Silizium in verschiedenen Ladungszuständen vorkommen: In p-Typ<br />

Silizium als H + und in n-Typ als H 0 beziehungsweise H - . Außerdem kann er verschiedene<br />

Zustände annehmen. Er kann als Molekül, atomar oder in gebundenem Zustand in Silizium<br />

auftreten. Silizium selber kommt in der Photovoltaik auch in sehr unterschiedlichen<br />

Qualitäten vor. Das beginnt bei unterschiedlichen Grunddotierungen des Siliziums. Bei<br />

fertigen Solarzellen liegen verschieden dotierte Schichten innerhalb eines Bauteils vor. Des<br />

Weiteren kann das Ausgangsmaterial mono- oder multikristallin sein. Silizium kann auch sehr<br />

unterschiedliche Konzentrationen an Fremdatomen, wie zum Beispiel Sauerstoff oder<br />

Kohlenstoff haben. Bei multi<strong>kristalline</strong>m Material gibt es sehr viele verschiedene Methoden<br />

dieses herzustellen und entsprechend viele Materialien mit teilweise sehr unterschiedlichen<br />

Eigenschaften. Multi<strong>kristalline</strong> Wafer, die auf dieselbe Art und Weise hergestellt wurden,<br />

können sich wiederum sehr stark unterscheiden, wenn sie aus unterschiedlichen Bereichen<br />

eines Blockes stammen.<br />

<strong>Die</strong>se Aufzählung soll klar machen, dass es nicht viel Sinn macht, in der Photovoltaik<br />

von „den“ Eigenschaften von Wasserstoff in Silizium zu sprechen und auch nicht zum<br />

Beispiel von „der“ Diffusionsgeschwindigkeit. Zu jeder genannten Messgröße muss im<br />

Prinzip genau definiert werden, wie und an was für Material die entsprechende Messung<br />

durchgeführt wurde. So findet man gerade für die Diffusionskonstante sehr unterschiedliche<br />

Werte in der Literatur, die sich zum Teil um mehrere Größenordungen unterscheiden (siehe<br />

Abbildung 5.1).<br />

71


72<br />

Wasserstoff in Silizium<br />

Eine der ersten Untersuchungen zu diesem Thema wurde von Van Wieringen und<br />

Warmholtz [Van Wieringen, Warmoltz; 1956] durchgeführt. <strong>Die</strong> Autoren kamen dabei zu<br />

folgender Diffusionskonstante für Wasserstoff in Silizium:<br />

−3<br />

⎛ 0,<br />

48eV<br />

⎞ cm<br />

D = 9, 4 × 10 exp⎜−<br />

⎟<br />

⎝ kT ⎠ s<br />

2<br />

(5-1)<br />

<strong>Die</strong>se Diffusionskonstante stellt quasi den Maximalwert für die Diffusionskonstante von<br />

Wasserstoff in Silizium dar und ist in Abbildung 5.1 durch die durchgezogene Linie<br />

gekennzeichnet. Durch teilweise sehr verschiedene Effekte können sich gemessene<br />

Diffusionskonstanten deutlich von diesem Wert unterscheiden (siehe Abbildung 5.1).<br />

Abbildung 5.1: Diffusionskonstante von Wasserstoff in Silizium. Aus [Stavola,<br />

Jiang et al.; 2003]. <strong>Die</strong> unterschiedlichen Symbole repräsentieren Ergebnisse von<br />

verschiedenen Autoren. <strong>Die</strong> Ergebnisse dieser Arbeit sind rot gekennzeichnet.<br />

5.2 Volumenpassivierung<br />

Wasserstoff liegt in der Gasphase als zweiatomiges Molekül H2 vor. In diesem Phasenzustand<br />

kann er aber gar nicht oder zumindest nur unzureichend in Silizium eindiffundieren. Um<br />

daher Wasserstoff in Siliziumwafer einzubringen, muss dieser vorher dissoziiert werden. Da<br />

die Diffusion in Silizium stark temperaturabhängig ist, bieten sich Verfahren an, die mit einer<br />

Heizung der Proben kompatibel sind. Dazu gehören unter anderem:


Kapitel 5<br />

Das Tempern in Formiergas FGA (forming gas annealing)<br />

Bei Temperaturen um 400°C werden die Proben in einem Gasgemisch aus Wasserstoff und<br />

Stickstoff getempert. <strong>Die</strong>ses Verfahren wird häufig zur Verbesserung der Kontaktbildung<br />

zwischen Metallisierung und Emitter verwendet. Sopori et. al. stellten die These auf, dass der<br />

molekulare Wasserstoff an Schädigungen der Oberfläche dissoziiert und danach das Volumen<br />

passivieren kann [Sopori, Symko et al.; 1997]. <strong>Die</strong>se Möglichkeit der Volumenpassivierung<br />

ist aber wissenschaftlich umstritten. In zitierter Untersuchung werden diese<br />

Oberflächenschäden durch Polieren mit Aluminium-Pulver erzeugt. <strong>Die</strong> festgestellte<br />

Dissoziation kann daher auch an Rückständen von Aluminium erreicht worden sein. In<br />

eigenen Untersuchungen konnte diese dissoziierende Eigenschaft von Aluminium bestätigt<br />

werden. Ohne Aluminium blieb das Tempern in Formiergas aber ohne Wirkung [Hauser;<br />

1999].<br />

<strong>Die</strong> Wasserstoffionen-Implantation<br />

Üblicherweise werden dabei die Wasserstoffionen in einer Kauffman-Quelle mit einer<br />

Beschleunigungsspannung im kV-Bereich in oberflächennahe Schichten implantiert und<br />

können von dort bei entsprechender Temperatur weiter eindiffundieren. <strong>Die</strong>se Methode ist<br />

aber zum einen relativ aufwändig, hat einen kleinen Durchsatz und erzeugt starke<br />

Oberflächenschäden [Bilyalov, Saido et al.; 1990] [Muller, Courcelle et al.; 1985]. In<br />

[Lüdemann, Bilyalov et al.; 1997] wird gezeigt, dass mit der RPHP (remote plasma hydrogen<br />

passivation) Methode, welche im Prinzip äquivalent ist zu der im folgenden genauer<br />

beschriebenen und in dieser Arbeit benutzten MIRHP (microwave induced remote hydrogen<br />

plasma) Methode [Spiegel; 1998], eine deutlich effektivere Verbesserung der<br />

Solarzellenparameter erreicht werden kann.<br />

<strong>Die</strong> microwave induced remote hydrogen plasma (MIRHP) Methode<br />

Bei dieser Methode wird der Wasserstoff, der in reiner Form oder auch mit Stickstoff, Helium<br />

oder Argon gemischt vorliegen kann, in einem Quarzrohr durch eine Kavität geführt, in die<br />

Mikrowellenstrahlung eingekoppelt wird. <strong>Die</strong> Reinheit der verwendeten Gase liegt<br />

normalerweise bei 6N. <strong>Die</strong> Mikrowellenstrahlung wird in einem 2,45 GHz<br />

Mikrowellengenerator extern erzeugt und durch ein Hohlleiterkabel zur Kavität geführt.<br />

Wenn das Gas durch die Kavität strömt, wird hier eine sehr hohe Energiedichte eingekoppelt,<br />

so dass der Wasserstoff dissoziiert und ionisiert wird. Man spricht daher von einer Plasma-<br />

Wasserstoffpassivierung. Das ionisierte Gasgemisch strömt weiter durch das Quarzrohr in das<br />

eigentliche Prozessrohr hinein. Durch die örtliche Trennung zwischen der Erzeugung des<br />

Plasmas und dem Probenort spricht man von „Remoteplasma“. Dadurch wird vermieden, dass<br />

hochreaktive Ionen oder Strahlung aus der Plasmaquelle die Oberfläche der Proben<br />

schädigen. Das Prozessrohr ist von einer Heizspule umgeben, mit der die Proben auf bis zu<br />

800°C geheizt werden können. <strong>Die</strong> typischen Temperaturen für die Wasserstoffpassivierung<br />

liegen aber im Bereich 275-450°C. Für die meisten Materialien liegt das Optimum zwischen<br />

350 und 400°C. Am Ausgang des Quarzreaktors ist eine Drehschieberpumpe angeschlossen,<br />

mit der ein Prozessdruck im Bereich von einigen Millibar eingestellt wird. Bei diesem Druck<br />

ist die mittlere Weglänge des dissoziierten Wasserstoffs ausreichend lang. In Abbildung 5.2<br />

ist schematisch der Aufbau der Anlage gezeigt.<br />

73


74<br />

Wasserstoff in Silizium<br />

Abbildung 5.2: Schematische Zeichnung der benutzten MIRHP-Anlage<br />

(microwave induced remote hydrogen plasma) [Spiegel; 1995] zur<br />

Wasserstoffpassivierung.<br />

Wasserstoff aus PECVD Siliziumnitrid<br />

<strong>Die</strong> heutzutage am weitesten verbreitete Methode, Wasserstoff in Silizium einzubringen, ist<br />

die Ausdiffusion aus wasserstoffreichen Siliziumnitridschichten, die mit der PECVD (plasma<br />

enhanced chemical vapour deposition) Abscheidetechnik aufgebracht werden. <strong>Die</strong>ser<br />

Technologie ist ein eigenes Kapitel (6.2) gewidmet, deshalb wird hier auf eine genauere<br />

Erläuterung verzichtet.<br />

5.3 Lebensdauermessungen zur Untersuchung von H in Si<br />

5.3.1 Theorie<br />

Für die Untersuchung der Diffusion von Wasserstoff in Silizium wurden schon diverse<br />

Methoden vorgestellt. In [Pearton, Corbett et al.; 1991; Pearton, Corbett et al.; 1992] werden<br />

SIMS (secondary ion mass spectroscopy), FTIR (Fourier transformed infrared spectroscopy)<br />

und Effusions-Experimente beschrieben. In [Dekkers, Wolf et al.; 2003] wird Siliziumnitrid<br />

mit deuterierten Gasen abgeschieden und anschließend mit SIMS und ERD (elastiv recoil<br />

detection) analysiert. <strong>Die</strong>se Methoden sind aber entweder relativ teuer und aufwändig, oder<br />

die Genauigkeit lässt zu wünschen übrig. Da Wasserstoff, wie schon erwähnt, die elektrischen<br />

Eigenschaften verbessert, kann durch die Messung der Lebensdauer der<br />

Minoritätsladungsträger auf die Menge und die Verteilung von Wasserstoff in den<br />

untersuchten Schichten zurück geschlossen werden.<br />

Bei der Messung der Minoritätsladungsträgerlebensdauer wird normalerweise nur eine<br />

effektive Lebensdauer τeff bestimmt, die mit der Volumenlebensdauer τb und der<br />

Oberflächenlebensdauer τs durch die folgende Gleichung verknüpft ist:<br />

1<br />

τ<br />

eff<br />

1 1<br />

= +<br />

τ τ<br />

b<br />

s<br />

(5-2)


Kapitel 5<br />

Für gut passivierte Oberflächen mit einer hohen Oberflächenlebensdauer<br />

beziehungsweise einer geringen Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit S kann obige<br />

Gleichung durch<br />

1<br />

τ<br />

eff<br />

1 2S<br />

= +<br />

τ d<br />

angenähert werden [Sproul; 1994]. Dabei ist d die Dicke des Wafers.<br />

b<br />

( 5-3)<br />

<strong>Die</strong> Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit kann durch die Bestimmung von τeff vor<br />

und nach einer Dickenänderung, zum Beispiel durch einen Ätzschritt, bestimmt werden.<br />

Wenn die Ungenauigkeiten der Meßmethode berücksichtigt werden, können die<br />

Volumenlebensdauer und die Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit mit entsprechenden<br />

Fehlern bestimmt werden [Irace, Sirleto et al.; 1999].<br />

Einfacher und genauer erscheint hier die Idee, einen Schrägschliff von einem FZ Wafer<br />

anzufertigen. Nach Entfernung des Polierschadens kann dann die effektive Lebensdauer an<br />

beliebig vielen Bereichen unterschiedlicher Waferdicke gemessen werden. <strong>Die</strong>s wird auch im<br />

folgenden Experiment gezeigt werden.<br />

5.3.2 Drei-Schichten-Modell zur Wasserstoffpassivierung<br />

Für diese Untersuchungen wurde ein einfaches Drei-Schichten-Modell verwendet. Dabei<br />

besteht der Wafer aus einer unpassivierten, mittleren Schicht und zwei äquivalenten,<br />

vollständig passivierten Schichten (siehe Abbildung 5.3). <strong>Die</strong>se äußeren Schichten haben<br />

dieselbe Ladungsträgerlebensdauer, da bei der gewählten Art der Wasserstoffpassivierung<br />

dieser von beiden Seiten gleichmäßig eindiffundieren kann. <strong>Die</strong> Lebensdauer des<br />

unpassivierten Wafers beträgt demnach τ2, die der äußeren vollständig passivierten Schichten<br />

τ1.<br />

d1, τ1<br />

d2, τ2<br />

d1, τ1<br />

Abbildung 5.3: Schematische Darstellung eines Wafers der Dicke d=2d1+d2,<br />

dessen äußere Schichten vollständig passiviert sind und dessen innere Schicht noch<br />

die ursprüngliche Ladungsträgerlebensdauer τ2 aufweist. <strong>Die</strong> diagonale Linie soll<br />

darstellen, wie später ein Schrägschliff der Probe angefertigt wurde.<br />

Ausgehend von diesem Drei-Schichten-Modell werden drei Methoden vorgeschlagen, um die<br />

Dicken dieser Schichten zu bestimmen:<br />

1. Analytischer Ansatz<br />

Für die Berechnung wird folgende Gleichung benutzt:<br />

75


76<br />

Wasserstoff in Silizium<br />

1 d1<br />

1 d 2 1 d1<br />

1<br />

= * + * + *<br />

τ d τ d τ d τ<br />

Durch Vereinfachung und Ersetzen von d2 erhält man:<br />

eff<br />

1<br />

1 2d1<br />

1 d − 2d1<br />

1<br />

= * + *<br />

τ d τ d τ<br />

eff<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

(5-4)<br />

( 5-5)<br />

Dabei wird die effektive Ladungsträgerlebensdauer durch die Lebensdauern der einzelnen<br />

Schichten ausgedrückt, wobei diese mit ihren jeweiligen Dicken gewichtet werden. Da später<br />

die Eindringtiefe des Wasserstoffs benötigt wird, muss die Gleichung nach d1 aufgelöst<br />

werden. Aus der Messung des unpassivierten Wafers erhält man τ2, und aus der Messung des<br />

vollständig passivierten Wafers τ1. Bei dem teilweise passivierten Wafer wird τeff bestimmt<br />

und damit kann die Eindringtiefe bei diesem Wafer berechnet werden.<br />

2. Numerischer Ansatz<br />

1 ⎛<br />

⎞<br />

⎜<br />

τ 1 * τ 2 * d<br />

2d = *<br />

⎟<br />

⎜<br />

−τ<br />

* d<br />

1<br />

1<br />

τ −<br />

⎟<br />

2 τ 1 ⎝ τ eff ⎠<br />

(5-6)<br />

<strong>Die</strong> experimentell bestimmten Ladungsträgerlebensdauern werden benutzt, um mit PC1D<br />

[Rover, Basore et al.; 1985] die Änderung der Leitfähigkeit σ durch den Wafer zu simulieren.<br />

Als Eingabe dienen dabei die Schichtdicken d1und d2 mit den dazu gehörigen Lebensdauern<br />

τ1 und τ2, die aus dem analytischen Ansatz gewonnen wurden. PC1D ist ein<br />

Simulationsprogramm, das Mithilfe von finiten Elementen die gekoppelten nichtlinearen<br />

Gleichungen für den quasi eindimensionalen Transport von Elektronen und Löchern in<br />

<strong>kristalline</strong>n Halbelitern berechnet; mit Schwerpunkt auf photovoltaische Anwendungen. Für<br />

diese Simulation wurde ein kurzer Lichtpuls definiert, der von einer Seite in den Wafer<br />

eindringt und Ladungsträger generiert. Aus der Änderung der Leitfähigkeit kann die<br />

Ladungsträgerlebensdauer τeff des gesamten Wafers bestimmt werden. <strong>Die</strong>ser simulierte Wert<br />

kann dann mit dem tatsächlich gemessenen verglichen werden. Für die Simulation wird<br />

folgende Gleichung benutzt.<br />

3. Bestimmung durch Schrägschliff<br />

d lnσ<br />

( t)<br />

1<br />

~ −<br />

(5-7)<br />

dt τ<br />

Bei einem mit Wasserstoff passivierten Wafer wird ein Schrägschliff angefertigt, das heißt<br />

eine Oberfläche wird unter einem kleinen Winkel poliert (siehe Abbildung 5.3). Anschließend<br />

wird der Polierschaden entfernt und der Wafer gereinigt. Nach einer entsprechenden<br />

Oberflächenpassivierung kann nun die Ladungsträgerlebensdauer gemessen werden. Durch<br />

den Schrägschliff gibt es Bereiche, in denen noch alle drei Schichten vorhanden sind, aber<br />

auch Bereiche in denen nur die obere, passivierte Schicht oder aber zusätzlich die mittlere,<br />

unpassivierte Schicht gemessen werden. Da bei dieser Meßmethode die Dicke des Wafers in<br />

den verschiedenen Bereichen unterschiedlich ist, und dadurch der Einfluss der Oberfläche, in<br />

die effektive Ladungsträgerlebensdauer gemäß Gleichung 5-1 eingeht, sollte die<br />

Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit möglichst genau bekannt sein. Dazu kann man<br />

eff


Kapitel 5<br />

zum Beispiel bei einem FZ Siliziumwafer, dessen Volumenlebensdauer sehr hoch ist, den<br />

gleichen Schrägschliff anzufertigen, wie bei dem zu messenden Wafer und diese Oberfläche<br />

in gleicher Weise wie bei den zu messenden Wafern passivieren. Mit Lebensdauermessungen<br />

kann dann relativ genau die Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit bestimmt werden.<br />

Für diese Untersuchungen wurde EMC (electromagnetic casting) Silizium verwendet, da<br />

es aufgrund seines niedrigen interstitiellen Sauerstoffgehalts [Elgamel, Nijs et al.; 1998] von<br />

ca. 10 16 cm -3 hohe Diffusionsgeschwindigkeiten von Wasserstoff erwarten lässt. Außerdem<br />

hat es mit 10 6 -10 8 cm - ² hohe Defektdichten und damit einhergehend niedrige<br />

Ladungsträgerlebensdauern. Somit sind zum einen kurze Prozesszeiten möglich, und zum<br />

anderen ist die Änderung der Ladungsträgerlebensdauer relativ hoch. Dass interstitieller<br />

Sauerstoff die Wasserstoffdiffusion behindert, wird zum Beispiel in [Spiegel; 1998], [Hahn;<br />

1999] oder [Elgamel, Poortmans et al.; 1996] gezeigt. Dass Sauerstoffkomplexe die Diffusion<br />

von Wasserstoff behindern, wurde erst kürzlich bewiesen [Hahn, Sontag et al.; 2004], [Hahn,<br />

Schönecker et al.; 2005].<br />

Benachbarte EMC Wafer der Dicke 330 µm wurden in 5x5 cm² beziehungsweise<br />

2x2 cm² große Teilstücke zersägt. <strong>Die</strong> kleineren Teilstücke wurden später für die<br />

Schrägschliffe benutzt. Bei den 5x5 cm² großen Teilstücken wurden nach der Ätzung des<br />

Sägeschadens Lebensdauermessungen durchgeführt, um zu untersuchen, ob die benachbarten<br />

Wafer auch tatsächlich ähnliche Lebensdauern aufweisen. Anschließend wurden jeweils ein<br />

großes und ein kleines Teilstück gemeinsam in der MIRHP-Anlage passiviert. Jeweils ein<br />

Wafer blieb als Referenz unbehandelt (0 min MIRHP). Um die Volumenlebensdauer besser<br />

bestimmen zu können, wurden die Oberflächen der Wafer vor der Messung mit Iod-Ethanol<br />

passiviert. <strong>Die</strong> Lebensdauermessungen selbst wurden mit der MWPCD (microwave detected<br />

photoconductance decay) Methode durchgeführt. Dabei werden durch einen Laserpuls (in<br />

diesem Fall mit 904 nm Wellenlänge) Ladungsträger angeregt. Ein Messkopf, der gleichzeitig<br />

Mikrowellen abstrahlt und die Reflexion selbiger misst, wird über die Probe gescannt. <strong>Die</strong><br />

Reflexion der Mikrowellenstrahlung ist abhängig von der Ladungsträgerkonzentration im<br />

Wafer. <strong>Die</strong> Abklingkurve der Reflexionsintensität wird aufgenommen und aus deren Verlauf<br />

kann die effektive Lebensdauer der Ladungsträger berechnet werden. <strong>Die</strong> folgenden<br />

Messungen wurden unter Niederinjektionsbedingungen und einer Sonne Biaslicht<br />

durchgeführt. <strong>Die</strong> Prozessabfolge ist in folgender Tabelle noch einmal zusammengefasst.<br />

77


78<br />

Wasserstoff in Silizium<br />

Tabelle 5-1: Prozesssequenz des im Text beschriebenen Experimentes .<br />

5x5 cm² Proben 2x2 cm² Proben<br />

Sägeschadenätzung mit NaOH + HCl + HF<br />

MWPCD-τ ohne<br />

Reinigung in H2O2/H2SO4<br />

Oberflächenpassivierung<br />

MIRHP für 0, 5, 10, 15, 30, 120 min. bei 400°C<br />

MWPCD-τ Schrägschliff (1°)<br />

1 min. NaOH<br />

+ H2O2/H2SO4<br />

MWPCD-τ<br />

Reinigung in H2O2/H2SO4<br />

MWPCD-τ<br />

Der MIRHP-Prozess wurde bei einer Temperatur von 400°C und einem Druck von 0,4 mbar<br />

durchgeführt. Nach der Beladung der Proben wird der Reaktor abgepumpt. Nachdem ein<br />

bestimmter Druck erreicht ist, werden die Gase eingeleitet und das Plasma gezündet. Es<br />

dauert ungefähr eine Minute bis der Gasfluß, der Druck und die eingekoppelte Plasmaleistung<br />

einen stabilen Zustand erreichen. Daher wurden keine Prozesszeiten kürzer als 5 Minuten<br />

gewählt. Anschließend wurden die 5x5 cm² Wafer gereinigt und die Oberfläche mit Iod-<br />

Ethanol passiviert, bevor die Lebensdauermessungen durchgeführt wurden.<br />

Nach der Passivierung wurde bei den kleinen Teilstücken ein Schrägschliff angefertigt.<br />

Der Winkel betrug dabei ca. 1°. Anschließend wurden die Proben für eine Minute in NaOH<br />

geätzt, um den Polierschaden zu entfernen. Nach einer Reinigung in H2O2/H2SO4 wurde auch<br />

hier die Oberfläche mit Iod-Ethanol passiviert und anschließend die<br />

Ladungsträgerlebensdauer gemessen. Bei einigen der Proben wurde danach wieder eine<br />

Reinigung durchgeführt und nach einer erneuten Oberflächenpassivierung nochmals die<br />

Lebensdauer gemessen. Dadurch wurde die Reproduzierbarkeit der Lebensdauermessung<br />

kontrolliert. <strong>Die</strong> Schwankungen zwischen den sukzessiven Messungen, jeweils nach einer<br />

Reinigung und neuer Passivierung, lagen dabei im Bereich von 10%.<br />

Bei diesen Untersuchungen bezüglich der Reproduzierbarkeit der Messungen wurde ein<br />

interessanter Effekt festgestellt: Wurden die Wafer mehrmals gemessen, ohne dazwischen<br />

liegende Reinigung und Passivierung, wurde die effektive Ladungsträgerlebensdauer höher.<br />

Da dies kaum auf eine Veränderung der Volumenlebensdauer zurückgeführt werden kann,<br />

muss es sich dabei um eine Verbesserung der Oberflächenpassivierung handeln. Während den<br />

ersten fünf bis zehn Messungen wurden die Messwerte sukzessiv besser, bis ein<br />

Sättigungswert erreicht wurde. <strong>Die</strong>se Güte der Oberflächenpassivierung hing aber nicht<br />

einfach von der Zeit ab. Wenn zwischen einzelnen Messungen eine bestimmte Zeit<br />

abgewartet wurde, war die Verbesserung nicht vergleichbar mit Proben, die kontinuierlich<br />

gemessen wurden. Es muss sich dabei also um einen Effekt durch die Messung selbst<br />

handeln. Dabei ist am wahrscheinlichsten, dass sich die Passivierung mit Iod-Ethanol, durch<br />

die Beleuchtung während der Messung ändert. <strong>Die</strong> Steigerung von der ersten bis zur letzten<br />

Messung lag dabei sehr reproduzierbar im Bereich von 10%. Der Effekt wurde daher nicht


Kapitel 5<br />

weiter verfolgt, da die Änderungen durch die Wasserstoffpassivierung deutlich höher<br />

ausfielen.<br />

In der folgenden Abbildung 5.4 ist gut zu erkennen, wie die Ladungsträgerlebensdauer<br />

durch die Wasserstoffpassivierung drastisch verbessert wird. Beim linken, unbehandelten<br />

Wafer wurde eine mittlere Lebensdauer von 3,9 µs gemessen, beim rechten Wafer, der 30 min<br />

passiviert wurde, steigerte sich dieser Wert auf 9,6 µs. Dabei verschob sich das Maximum in<br />

der Lebensdauerverteilung von 2 auf 6 µs. Beim passivierten Wafer zeigt über ein Drittel der<br />

Waferfläche eine Lebensdauer von mehr als 15 µs. Im linken Teil dieser Abbildung sind auch<br />

die Bereiche eingezeichnet, die im Folgenden jeweils noch getrennt vom Gesamtwafer<br />

ausgewertet werden. Dabei wurden jeweils ein Bereich mit besonders hoher und ein Bereich<br />

mit relativ niedriger Ausgangslebensdauer ausgesucht. Auf diese Art und Weise sollte<br />

untersucht werden, ob es prinzipielle Unterschiede zwischen Bereichen gibt, bei denen sich<br />

die elektrische Qualität deutlich unterscheidet.<br />

Abbildung 5.4: Lebensdauermessungen vor und nach MIRHP mit derselben<br />

Skalierung (0 bis 15 µs). Der linke Wafer ist unbehandelt, der rechte, benachbarte<br />

Wafer wurde 30 min MIRHP behandelt. <strong>Die</strong> eingezeichneten Bereiche entsprechen<br />

dem guten und dem schlechten Bereich in den folgenden Auswertungen.<br />

Bereits nach 5 bis 10 Minuten Wasserstoffpassivierung wurde für dieses Material nahezu der<br />

Sättigungswert für die Ladungsträgerlebensdauer erreicht. Das bestätigt die potentiell hohe<br />

Diffusionsgeschwindigkeit von Wasserstoff in diesem Material. Es wäre in diesem Fall aber<br />

vorteilhafter gewesen, wenn die vollständige Passivierung nicht ganz so schnell vonstatten<br />

gegangen wäre. Dann wären die Unterschiede zwischen den Messungen nach 5, 10 und 15<br />

Minuten besser zu unterscheiden gewesen.<br />

<strong>Die</strong> Messwerte nach 15 Minuten MIRHP Prozesszeit (siehe Abbildung 5.5) lassen sich<br />

physikalisch nicht erklären. Zum einen liegen die Unterschiede zwischen den Messwerten<br />

79


80<br />

Wasserstoff in Silizium<br />

nach 10, 15 und 30 Minuten im Bereich der Messgenauigkeit. Zum anderen gab es speziell<br />

bei diesem Prozess auch einige Probleme während der Passivierung. So konnte hier erst nach<br />

einigen Minuten der korrekte Prozessdruck erreicht werden, da die Vakuumpumpe nicht<br />

einwandfrei funktionierte.<br />

Ansonsten erscheinen die gemessenen Werte sehr konsistent. Sowohl für den ganzen<br />

Wafer, als auch für den guten und den schlechten Bereich ist die anfängliche, sehr schnelle<br />

Passivierung am Anstieg der Ladungsträgerlebensdauer gut zu erkennen. <strong>Die</strong>se ändert sich<br />

auch bei längeren Prozesszeiten nur noch wenig. Gute und schlechte Bereiche scheinen sich<br />

hier identisch zu verhalten. Für den schlechten Bereich ist zwischen 5 und 10 Minuten<br />

Prozesszeit noch eine deutliche Steigerung in der Lebensdauer zu erkennen. Daraus könnte<br />

auf eine geringere Diffusionsgeschwindigkeit in diesem Bereich geschlossen werden. Das<br />

wäre zwar konsistent mit der Annahme, dass sich in diesem Bereich auch mehr Versetzungen<br />

und Störstellen befinden, die die Lebensdauer reduzieren und den Wasserstoff binden. Der<br />

gemessene Unterschied liegt aber im Bereich der Messungenauigkeit.<br />

Ladungsträgerlebensdauer τ eff [µs]<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

ganzer Wafer<br />

gute Bereiche<br />

schlechte Bereiche<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

MIRHP Prozesszeit [min]<br />

Abbildung 5.5: Veränderung der mittleren Ladungsträgerlebensdauer mit der<br />

MIRHP-Prozesszeit (T=400°C). Schon nach 5-10 min ist der Sättigungsbereich für<br />

dieses Material fast erreicht. <strong>Die</strong>s gilt sowohl für gute als auch für schlechte<br />

Bereiche des Wafers.<br />

Für die Überprüfung der Eindringtiefe gemäß den vorgeschlagenen Methoden wurden die<br />

Messwerte nach unterschiedlichen MIRHP-Prozesszeiten benutzt. Dabei entspricht die<br />

Lebensdauer ohne Passivierung τ1 dem Wert nach 0 Minuten und die Lebensdauer bei<br />

vollständiger Passivierung τ2 dem Messwert nach 120 Minuten, da davon ausgegangen wird,<br />

dass eine längere Passivierung hier kaum eine weitere Verbesserung in der Lebensdauer mehr<br />

gebracht hätte. Zusammen mit der gemessenen Ladungsträgerlebensdauer τeff kann dann die<br />

Eindringtiefe des Wasserstoffs nach Gleichung 5-6 berechnet werden. Schon nach 5 Minuten<br />

Wasserstoffpassivierung bleibt nur eine dünne Schicht in der Mitte unpassiviert. <strong>Die</strong><br />

Eindringtiefe beträgt hierbei 140 µm, das heißt 330 µm - 2*140 µm = 50 µm, bleiben<br />

unpassiviert. Das ist konsistent mit der Tatsache, dass schon nach dieser kurzen Zeit die


Kapitel 5<br />

gemessenen Lebensdauerwerte viel näher am Sättigungswert liegen, als am Ausgangswert des<br />

Wafers.<br />

Nach 30 Minuten beträgt die Dicke der passivierten äußeren Schichten 150 µm, das<br />

bedeutet nur 30 µm bleiben unpassiviert. <strong>Die</strong> Werte für die guten und schlechten Bereiche des<br />

Wafers sind vergleichbar, es gibt also keine signifikanten Unterschiede in der<br />

Diffusionsgeschwindigkeit für dieses Material. <strong>Die</strong> Ergebnisse dieser Berechnungen wurden<br />

für die PC1D Simulation benutzt. Dabei resultiert eine sehr gute Übereinstimmung zwischen<br />

dem gemessenen und dem simulierten τeff. <strong>Die</strong> Ergebnisse für 30 Minuten MIRHP Prozesszeit<br />

sind in folgender Tabelle dargestellt.<br />

Tabelle 5-2: Mittlere Ladungsträgerlebensdauer der Wafer ohne Schrägschliff. <strong>Die</strong><br />

Eindringtiefe ist mit Gleichung 5-6 aus dem Drei-Schichten Modell berechnet. <strong>Die</strong><br />

Werte stimmen sehr gut mit den PC1D Simulationen überein.<br />

Ganzer<br />

Wafer<br />

Schlechter<br />

Bereich<br />

Guter<br />

Bereich<br />

Unpassiviert τ2 3.9 µs 2.5 µs 5.5 µs<br />

Passiviert τ1 10.4 µs 6.4 µs 14.2 µs<br />

30 min. MIRHP:<br />

Berechnete Eindringtiefe d1 151 µm 152 µm 154 µm<br />

Gemessenes τeff 9.1 µs 5.7 µs 12.7 µs<br />

PC1D τeff 9.0 µs 5.7 µs 12.7 µs<br />

Nimmt man diesen gewonnenen Wert für die Eindringtiefe und berechnet nach folgender<br />

Formel die effektive Diffusionskonstante:<br />

d Deff<br />

t × = (5-7)<br />

wobei d die Eindringtiefe, Deff die effektive Diffusionskonstante und t die Zeit ist, dann erhält<br />

man D(400°C) = 1,3*10 -7 cm²/s. Berechnet man D allerdings mit der Eindringtiefe nach<br />

5 Minuten Prozesszeit, dann erhält man D(400°C) = 6,5*10 -7 cm²/s, was um den Faktor 5 höher<br />

ist. Vergleicht man diese unterschiedlichen Ergebnisse mit den Werten in Abbildung 5.1,<br />

dann zeigt sich, dass die Diffusionskonstanten allgemein sehr stark variieren. Wie fast alle<br />

anderen Werte liegen auch diese deutlich unter der nach Gleichung 5-1 vorhergesagten<br />

Geraden. <strong>Die</strong>s würde die Vermutung bestätigen, die auch andere Autoren, zum Beispiel<br />

[Hahn, Sontag et al.; 2004] beschreiben: Es handelt sich bei der „Bewegung“ von Wasserstoff<br />

in defektreichem Silizium nicht um einen typischen Diffusionsprozess. Es ist vielmehr eine<br />

Kombination aus herkömmlicher Diffusion und „trap“ limitierter Diffusion.<br />

Bei den Teilexperimenten mit den 2x2 cm² Proben war die Auswertung nicht ganz so<br />

eindeutig. In Abbildung 5.6 sind zwei Messungen der Ladungsträgerlebensdauer gezeigt. Der<br />

linke Teil zeigt einen FZ Wafer, der rechte Teil einen EMC Wafer nach 10 Minuten MIRHP.<br />

Beim FZ Wafer ist gut zu erkennen, dass die effektive Ladungsträgerlebensdauer bei geringer<br />

81


82<br />

Wasserstoff in Silizium<br />

werdender Waferdicke reduziert wird, da der Einfluss der Oberflächenpassivierung größer<br />

wird. Schon allein daraus wird klar, dass die Oberflächenpassivierung in diesem Fall nicht<br />

optimal war. Wenn man die oben geschilderte Methode anwendet und an Stellen<br />

unterschiedlicher Dicke die Ergebnisse in Gleichung 5-3 einsetzt, bekommt man für die<br />

Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit Werte von ungefähr 200 cm/s. Das ist für eine<br />

Iod-Ethanol Passivierung nicht sonderlich gut, was darauf schließen lässt, dass der<br />

Polierschaden nach dem Schrägschliff nicht vollständig entfernt wurde. Auch könnte für den<br />

letzten Polierschritt noch ein feineres Schmirgelpapier oder eine Politurpaste verwendet<br />

werden, um den Schaden zu reduzieren.<br />

60<br />

225<br />

240<br />

85<br />

110<br />

240<br />

240<br />

130<br />

230<br />

350<br />

200<br />

FZ 2 10 d<br />

Abbildung 5.6: Lebensdauermessungen des FZ Wafers (Skalierung von 0 bis<br />

150 µs; Mittelwert 89 µs) und des EMC Wafers Nr. 10 d (Skalierung von 0 bis<br />

8 µs; Mittelwert 3,5 µs). Bei beiden Wafern ist der obere Bereich mit dem<br />

Schrägschliff abpoliert. <strong>Die</strong> Kante zwischen poliertem und unpoliertem Bereich<br />

sowie die Restdicke des Wafers an verschiedenen Stellen sind eingezeichnet.<br />

Wafer 10 d wurde 10 min MIRHP behandelt.<br />

Für die EMC Wafer, die MIRHP behandelt wurden, ist die Interpretation der Ergebnisse<br />

ebenfalls nicht eindeutig. Im Beispiel des Wafers aus Abbildung 5.6 rechts scheinen die<br />

dünneren Bereiche des Wafers sogar besser zu sein als die Bereiche, die nicht abpoliert<br />

wurden. Für diese Wafer mit geringer Ladungsträgerlebensdauer ist zwar der Einfluss der<br />

Oberfläche geringer als für FZ Wafer mit sehr hoher Volumenlebensdauer, trotzdem sollte<br />

eine Verschlechterung bei den dünneren Bereichen zu erkennen sein. Außerdem war Ziel des<br />

Experiments den Übergang von passivierten zu unpassivierten Bereichen im Schrägschliff zu<br />

detektieren. <strong>Die</strong>s war bei diesen Messungen definitiv nicht möglich. Zum einen wurde wie bei<br />

den FZ Wafern der Polierschaden voraussichtlich nicht vollständig entfernt, zum anderen ist<br />

250<br />

330<br />

350


Kapitel 5<br />

die innere Schicht, die unpassiviert bleibt, zu dünn, um sie bei diesen Versuchsbedingungen<br />

eindeutig zu detektieren. Als Ergebnis bleibt hier also nur die Bestimmung der Güte der<br />

Oberflächenpassivierung.<br />

5.4 Ortsaufgelöster Effekt der Wasserstoffpassivierung<br />

Im vorigen Kapitel ging es um die Eindringtiefe des Wasserstoffs in EMC Silizium. Dabei<br />

wurde nur ganz grob zwischen Bereichen mit guter und schlechter Ladungsträgerlebensdauer<br />

unterschieden. Man kann daher nicht im eigentlichen Sinn von einer ortsaufgelösten<br />

Untersuchungsmethode sprechen. Außerdem war in selbigem Experiment quasi kein<br />

Unterschied für diese beiden Bereiche feststellbar. In der folgenden Untersuchung geht es im<br />

Gegensatz dazu darum, den Einfluss des Wasserstoffs mit möglichst guter Ortsauflösung zu<br />

detektieren. <strong>Die</strong>se Untersuchungen wurden zusammen mit Markus Rinio vom Institut für<br />

Experimentalphysik der TU Bergakademie Freiberg durchgeführt.<br />

Bei diesen Untersuchungen stehen die Effekte von Korngrenzen und Versetzungen im<br />

Vordergrund. Unterschiedliche Arten von Defekten in Silizium reagieren verschieden auf<br />

Wasserstoffpassivierung. Deshalb können sich manche Bereiche einer Solarzelle sehr viel<br />

deutlicher durch eine Wasserstoffpassivierung verbessern lassen als andere; im Extremfall<br />

können manche Bereiche auch schlechter werden. Um diese Effekte ortsaufgelöst zu<br />

untersuchen, wurde bei einer fertigen Solarzelle aus blockgegossenem multi<strong>kristalline</strong>m<br />

Silizium die interne Quanteneffizienz gemessen. Dazu wurde eine LBIC-Messung bei 838 nm<br />

mit einer örtlichen Auflösung von 12,5 µm durchgeführt und die interne Quanteneffizienz<br />

IQE daraus berechnet. Anschließend wurde die Zelle 30 Minuten lang bei 300°C in der<br />

MIRHP Anlage atomarem Wasserstoff ausgesetzt. Danach wurde bei der Zelle noch einmal<br />

die interne Quantenausbeute gemessen und die beiden Messungen elektronisch überlagert.<br />

Dabei wurde das Verhältnis von der IQE nach MIRHP zu der IQE vor MIRHP gebildet.<br />

In Abbildung 5.7 ist zu erkennen, dass es Bereiche gibt, die sehr unterschiedlich auf<br />

Wasserstoffpassivierung reagieren. <strong>Die</strong> Änderung durch die Wasserstoffpassivierung ist<br />

durch Grauwerte skaliert. Bereiche, die sich sehr stark verbessert haben, sind hell dargestellt,<br />

umgekehrt sind Bereiche, die sich verschlechtert haben entsprechend dunkel. <strong>Die</strong> IQE von<br />

versetzungsreichen Bereichen in der Nähe von Korngrenzen und Versetzungsclustern<br />

verbesserten sich in diesem Experiment um bis zu 20%. Auffallend ist ein Abschnitt einer<br />

Korngrenze (in der Abbildung durch eine Ellipse markiert), der sich durch die<br />

Wasserstoffpassivierung verschlechtert hat. <strong>Die</strong>ser Teil der Korngrenze beziehungsweise<br />

seine Dekoration mit Störstellen, muss sich also prinzipiell von den restlichen Korngrenzen in<br />

diesem Messausschnitt unterscheiden.<br />

83


84<br />

Wasserstoff in Silizium<br />

Abbildung 5.7: Verhältnis IQEnach/IQEvor gemessen bei einer Wellenlänge von<br />

838 nm. <strong>Die</strong> Wasserstoffpassivierung wurde bei einer Temperatur von 300°C<br />

durchgeführt. An den Korngrenzen sind deutliche Verbesserungen zu erkennen,<br />

nahe den Metallkontakten gibt es teilweise verschlechterte Bereiche [Rinio, Hauser<br />

et al.; 2003].<br />

Der Bereich innerhalb der Körner hat sich nur marginal um 1 bis 2% verbessert. <strong>Die</strong>s liegt nur<br />

unwesentlich über der Reproduzierbarkeit des LBIC-Messsystems. Das verwendete<br />

multi<strong>kristalline</strong> Material ist für seine hohe Qualität bekannt, deshalb waren hier auch keine<br />

dramatischen Verbesserungen zu erwarten. Interessant ist auch, dass es einige Bereiche gibt,<br />

die sich deutlich verschlechtert haben. Da diese fast ausschließlich in der Nähe der Finger<br />

liegen, liegt der Schluss nahe, dass es sich hierbei um metallische Verunreinigungen aus den<br />

Fingern handelt, die bei dieser relativ niedrigen Temperatur schon ins Silizium eindiffundiert<br />

sind.


6 Siliziumnitrid<br />

Nachdem lange Zeit Titandioxid standardmäßig bei den meisten Firmen als<br />

Antireflexschicht für Solarzellen verwendet wurde, hat inzwischen<br />

Siliziumnitrid diese Rolle übernommen. <strong>Die</strong>s hat mehrere Gründe. Mit<br />

Siliziumnitrid kann eine bessere Oberflächenpassivierung erreicht werden,<br />

und eine mittels PECVD Technik abgeschiedene Siliziumnitridschicht<br />

enthält sehr große Mengen an Wasserstoff. <strong>Die</strong>ser kann sowohl bei der<br />

Abscheidung als auch bei folgenden Hochtemperaturschritten ins Silizium<br />

eindiffundieren und so eine Volumenpassivierung des Wafers gewährleisten.<br />

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für Siliziumnitrid stellen<br />

Diffusionsbarrieren dar. Titandioxid kann zwar auch als Diffusionsbarriere<br />

benutzt werden, wird dabei aber sehr stark geschädigt [Ueranantasun,<br />

Richards et al.; 2003].<br />

6.1 Methoden zur Siliziumnitridabscheidung<br />

Das Aufbringen der Antireflexschicht auf die Solarzellen stellt einen sehr wichtigen Teil des<br />

Solarzellenprozesses dar. <strong>Die</strong>se Schicht sollte im Idealfall drei Eigenschaften kombinieren:<br />

Der Brechungsindex sollte für das optische System Silizium-Antireflexschicht-EVA (Ethylen-<br />

Vinyl-Acetat)-Glas angepasst werden können. <strong>Die</strong> Oberfläche des Wafers, die einen Ort stark<br />

erhöhter Rekombination für die Minoritätsladungsträger darstellt, sollte passiviert werden und<br />

bei defektreichem Material sollten auch die Defekte im Volumen des Wafers passiviert<br />

werden. Im industriellen Maßstab muss die Methode natürlich auch kostengünstig umsetzbar<br />

sein. Siliziumnitrid hat sich als geeigneter Kandidat für alle diese Anforderungen<br />

herausgestellt. <strong>Die</strong> bisherigen Materialien hatten zumindest jeweils einen großen Nachteil.<br />

Siliziumdioxid enthält keinen Wasserstoff für die Volumenpassivierung und hat für das<br />

beschriebene optische System einen zu niedrigen Brechungsindex. Titandioxid enthält<br />

ebenfalls keinen Wasserstoff und kann die Oberfläche nur unzureichend passivieren. In<br />

[Aberle; 2001] wird ein kurzer Abriss über Geschichte, Methoden und Technologien zu<br />

Siliziumnitrid gegeben, in [Aberle; 1998] wird die komplette Thematik ausführlich<br />

abgehandelt.<br />

Für das Aufbringen einer Siliziumnitridschicht auf einen Wafer gibt es sehr<br />

unterschiedliche Methoden. <strong>Die</strong> verschiedenen Möglichkeiten werden im Folgenden kurz<br />

aufgezeigt. Auf die in der Photovoltaik am häufigsten benutzten Technologien wird dann im<br />

Anschluss daran genauer eingegangen.<br />

85


86<br />

Siliziumnitrid<br />

6.1.1 Photochemische Gasphasenabscheidung<br />

Bei der photochemischen Gasphasenabscheidung (UVCVD; ultra violet chemical vapour<br />

deposition) wird Silan (SiH4) oder Disilan (Si2H6) in Argon verdünnt, und zusammen mit<br />

Ammoniak, bei geringem Druck über den Wafer geleitet. Vor der Probenkammer werden die<br />

Gase an Quecksilber vorbei geführt, das bei diesem Druck teilweise in die Gasphase übergeht.<br />

<strong>Die</strong> Quecksilberatome werden dann in der Probenkammer mit UV-Licht (253,7 nm) angeregt.<br />

<strong>Die</strong> Hg-Atome übertragen ihre Energie durch Stöße an Silan/Disilan und Ammoniak.<br />

Dadurch werden freie Radikale gebildet, die sich dann auf der Oberfläche des Wafers<br />

abscheiden. In [Fourmond, Dennler et al.; 1999] werden Ergebnisse gezeigt, bei denen diese<br />

Technik für Solarzellen verwendet wurde. <strong>Die</strong>se waren aber schlechter als die mit anderen<br />

Beschichtungsmethoden.<br />

6.1.2 Thermokatalytische Gasphasenabscheidung<br />

Bei der thermokatalytischen Gasphasenabscheidung (CAT-CVD oder hot-wire CVD) liegt<br />

das geheizte Substrat unter einer Anordnung von Heizdrähten. <strong>Die</strong>se bestehen im<br />

Allgemeinen aus Wolfram und werden auf Temperaturen von ca. 2000°C geheizt. <strong>Die</strong><br />

Methode wird schon seit längerem zur Abscheidung von amorphem Silizium benutzt. <strong>Die</strong><br />

Abscheidung von Siliziumnitrid für die Photovoltaik ist relativ neu [Moschner, Schmidt et al.;<br />

2002]. Dabei werden wieder Silan und Ammoniak als Gase für die Abscheidung verwendet.<br />

Hier wurden sehr viel versprechende Werte für die Oberflächenpassivierung erreicht,<br />

allerdings erst ab einem Brechungsindex von mehr als 2,6. <strong>Die</strong>se hochbrechenden Schichten<br />

haben einen hohen Anteil an amorphem Silizium, das einen großen Anteil des kurzwelligen<br />

Lichtes absorbiert. Daher sind diese Schichten zumindest für die Vorderseite von Solarzellen<br />

eher noch ungeeignet.<br />

6.1.3 Thermisch aktivierte Niederdruckabscheidung<br />

Wie der Name schon sagt werden bei der thermisch aktivierten Niederdruckabscheidung<br />

(LPCVD; low pressure chemical vapour deposition) die Gase für die Abscheidung thermisch<br />

aktiviert. Für die Gase Dichlorsilan (SiH2Cl2) und Ammoniak werden typischerweise<br />

Temperaturen im Bereich 750°C benutzt. Als Alternative zu Silan kann auch bis-tertiar-<br />

Butylaminisilan (BTBAS) verwendet werden. Damit kann die Abscheidetemperatur auf ca.<br />

550°C gesenkt werden. Der Druck während der Abscheidung liegt im Bereich 0,01-3 mbar.<br />

Daraus resultiert, dass in der Abscheidekammer eine laminare Gasströmung herrscht. Da<br />

diese Art der Abscheidung nicht gerichtet erfolgt, können auch unebene, texturierte Flächen<br />

sehr homogen beschichtet werden. Der Nachteil der Methode besteht in dem geringen<br />

Wasserstoffgehalt der abgeschiedenen Schichten. Zumindest für multi<strong>kristalline</strong>s Material<br />

werden mit anderen Technologien deutlich bessere Ergebnisse erzielt. Eine Möglichkeit,<br />

diesen Nachteil zu verringern, liegt in der Implementierung eines Remote-<br />

Wasserstoffplasmas, das vor der eigentlichen Abscheidung zur Volumenpassivierung des<br />

Wafers eingesetzt wird. Dadurch lassen sich zwar die Ergebnisse für mc-Si verbessern,<br />

reichen aber immer noch nicht an die von PECVD Siliziumnitrid heran [Pernau, Hahn et al.;<br />

2001].


6.1.4 Ionenzerstäubung (Sputtering)<br />

Kapitel 6<br />

Werden energiereiche Ionen auf einen Festkörper hin beschleunigt, können Atome aus diesem<br />

herausgeschlagen werden. <strong>Die</strong> herausgeschlagenen Atome können sich dann an einem<br />

gegenüberliegenden Substrat wieder abscheiden. Auf diese Weise lassen sich definierte<br />

Schichten erzeugen. Im Falle der Photovoltaik besteht das „Target“, auf das die Ionen<br />

beschleunigt werden, aus Silizium. Durch Zugabe von Stickstoff oder Ammoniak scheidet<br />

sich dann Siliziumnitrid auf dem Wafer ab. Durch Zugabe von Wasserstoff kann dessen<br />

Gehalt in der abgeschiedenen Schicht beeinflusst werden.<br />

Nachdem diese Technologie schon seit langem in anderen Bereichen eingesetzt wird,<br />

zum Beispiel zur Beschichtung von Gläsern, gibt es seit kurzem auch viel versprechende<br />

Ergebnisse in der Photovoltaik. So berichten [Wolke, Jäckle et al.; 2004] von einem In-line<br />

System das die Möglichkeit bietet, entweder mit einem zweifach Magnetron oder mit einer<br />

RF (Radio Frequenz) Quelle zu Sputtern. Mit diesem System wurden multi<strong>kristalline</strong><br />

Solarzellen gefertigt, deren Wirkungsgrad vergleichbar zu konventionell mit PECVD SiN<br />

beschichteten Zellen ist. In [Boreland, Thwaites; 2004] wird von einer neuartigen Methode<br />

berichtet, bei der die ionisierten Teilchen abseits der eigentlichen Abscheidekammer erzeugt<br />

werden. Durch entsprechende Magnete wird der Ionenstrahl dann auf das Target gelenkt. <strong>Die</strong>s<br />

soll einige Vorteile gegenüber anderen Techniken bringen und in naher Zukunft auch zur<br />

Abscheidung von Siliziumnitrid für Solarzellen eingesetzt werden.<br />

6.1.5 Expanding Thermal Plasma (ETP) Siliziumnitrid<br />

Bei dieser Methode, die von der Firma OTB, Niederlande, entwickelt und auch<br />

kommerzialisiert wurde, wird Argon bei einem Druck von ca. 500 bar durch einen dünnen<br />

Kanal in die Vakuumkammer injiziert. Dabei kommt es zu einer Überschall Expansion des<br />

Gases. Durch Anlegung eines kurzen Hochspannungspulses an die Kathode (siehe Abbildung<br />

6.1 links) kann das Argon Plasma gezündet werden. <strong>Die</strong>ses brennt dann im Injektionskanal<br />

und im Expansionsbereich (lila gekennzeichnet in der Skizze). Durch Zugaben von Silan und<br />

Ammoniak kann wiederum sehr schnell eine Siliziumnitrid-Schicht auf das Substrat<br />

aufgewachsen werden [Bosch, Stals et al.; 2004]. Zu dieser Technologie wurden bisher keine<br />

Solarzellenergebnisse veröffentlicht. Es befinden sich aber schon Anlagen im industriellen<br />

Einsatz.<br />

87


88<br />

Siliziumnitrid<br />

Abbildung 6.1: Links: Schematische Darstellung der ETP Quelle. Rechts: zwei<br />

ETP Plasmen (Argon). Durch den Injektionsring wird SiH4 zugegeben. Aus<br />

[Bosch, Stals et al.; 2004].<br />

6.2 PECVD Siliziumnitrid<br />

PECVD (plasma enhanced chemical vapour deposition) Siliziumnitrid wird heutzutage fast<br />

ausnahmslos bei allen Herstellern als Antireflexschicht für Standard Siebdrucksolarzellen<br />

verwendet. Siliziumnitrid hat damit das lange verwendete Titaniumdioxid, das vorher der<br />

Standard bei den meisten Herstellern war, abgelöst. Obwohl Titaniumdioxid sehr gute<br />

optische Eigenschaften hat und die verwendete Technik relativ einfach und kostengünstig ist,<br />

hat es gegenüber PECVD Siliziumnitrid einige Nachteile, die sich relativ stark auf den<br />

Wirkungsgrad der Solarzelle auswirken. So kann Siliziumnitrid deutlich besser die<br />

Oberfläche der Solarzellen passivieren. Und speziell bei PECVD Siliziumnitrid wird eine<br />

große Menge Wasserstoff in die Schicht mit eingebaut, der später beim Feuern der<br />

Metallkontakte in den Wafer eindiffundiert, womit eine Volumenpassivierung erreicht wird.<br />

<strong>Die</strong>s ist vor allem auf multi<strong>kristalline</strong>m Material von Vorteil, da hier die<br />

Ladungsträgerlebensdauer deutlich verbessert werden kann. So wurde zum Beispiel bei der<br />

Firma BP Solar eine Steigerung des Modul-Wirkungsgrades von 13,9%, bei Verwendung von<br />

Titandioxid, auf 15,6% bei Verwendung von Siliziumnitrid erreicht [Kumar, Koval et al.;<br />

2002].<br />

Zur Abscheidung werden im Allgemeinen Silan und Ammoniak verwendet. Durch<br />

Änderung des Gasverhältnisses lassen sich die Eigenschaften des Siliziumnitrides, wie zum<br />

Beispiel Brechungsindex, Absorption und Wasserstoffgehalt, beeinflussen. Eine Darstellung<br />

der optischen Parameter in Abhängigkeit von den Gasverhältnissen findet sich in [Nagel,<br />

Aberle et al.; 1998]. Es können auch mehrlagige Antireflexschichten einfach hergestellt<br />

werden, in dem während einer Abscheidung das Gasverhältnis geändert wird. In [Wright,<br />

Marstein et al.; 2005] werden ausführliche Simulationen aufgezeigt, die zu einer optimalen<br />

Doppelantireflexschicht führen sollen. Allerdings wird dabei die Absorption in den<br />

hochbrechenden Schichten, die zwangsläufig auftritt, nicht betrachtet. In [Kumar, Pandian et


Kapitel 6<br />

al.; 2005] und [Hauser, Bourcheix et al.; 2005] werden experimentelle Ergebnisse gezeigt, bei<br />

denen auf größeren Stückzahlen Wirkungsgradgewinne im Modul von 1,9% beziehungsweise<br />

0,5% relativ erreicht werden.<br />

6.2.1 Direktplasma Siliziumnitrid<br />

<strong>Die</strong> in der Photovoltaik am häufigsten verwendete PECVD Abscheidetechnik arbeitet mit<br />

einem Direktplasma. Das heißt das Plasma brennt direkt am Probenort und kann diese<br />

theoretisch durch energiereiche Ionen schädigen. In Kapitel 6.4 wird gezeigt, dass dies für ein<br />

Ammoniakplasma, welches häufig vor der eigentlichen Abscheidung zur Reinigung der<br />

Oberfläche benutzt wird, nicht zutrifft. Der Vergleich mit der Remoteplasma Abscheidung,<br />

die weniger Potenzial zur Oberflächenschädigung mit sich bringt, wird später in Kapitel 6.3<br />

dargestellt.<br />

Bei der Direktplasma Technik werden im Allgemeinen Parallelplatten-Reaktoren<br />

eingesetzt. Dabei kann es sich um ein mehr oder weniger großes Plattenpaar handeln oder um<br />

eine Anordnung von mehreren Plattenpaaren. Im ersteren Fall spricht man von<br />

Einzelplattenreaktoren. <strong>Die</strong>se sind für den Laboreinsatz sehr verbreitet, da sie sehr flexibel<br />

einsetzbar sind und ein sehr großes Parameterfeld bearbeitet werden kann. Für den<br />

industriellen Einsatz ist der Durchsatz solcher Anlagen allerdings zu gering. Zu diesem<br />

Zweck werden mehre parallele Platten kombiniert.<br />

Für die hier präsentierten Untersuchungen wurde eine industriell eingesetzte Anlage vom<br />

Typ E 2000 HT der Firma centrotherm, Blaubeuren, verwendet. Das Plasma wird für die<br />

Abscheidung durch einen Radiofrequenzgenerator mit 40 kHz erzeugt und brennt dann<br />

zwischen den Platten des Bootes. In Abbildung 6.2 links ist gut zu erkennen, wie die erste,<br />

dritte, usw. Platte von links mit dem unteren Kontaktbereich verbunden ist, die zweite, vierte,<br />

usw. Platte mit dem oberen Kontakt. Im rechten Bild ist der Innenraum des Prozessrohres<br />

während der Abscheidung gezeigt. <strong>Die</strong> violette Färbung kommt durch das brennende Plasma<br />

zustande.<br />

89


90<br />

Siliziumnitrid<br />

Abbildung 6.2: Links: PECVD Graphitboot vor geöffnetem Prozessrohr. Rechts:<br />

Innenraum des Prozessrohres während einer Abscheidung.<br />

6.2.2 Remoteplasma Siliziumnitrid<br />

Bei dieser Technologie wird das Plasma abseits vom Probenort angeregt, und die reaktiven<br />

Gase werden dann durch die Gasströmung zum Probenort gelenkt. <strong>Die</strong> zurzeit am häufigsten<br />

eingesetzte Technik arbeitet mit einer linienförmigen Mikrowellenquelle, die quer zur<br />

Transportrichtung der Wafer eingebaut ist. Es handelt sich hierbei um eine In-line Anlage. Es<br />

ist aber nur ein quasi kontinuierlicher Prozess, da die Wafer in die verschiedenen Kammern<br />

der Anlage erst nach Evakuierung eingefahren werden können. Während der Abscheidung<br />

sehen aber hintereinander liegende Wafer, jeweils genau dieselben Abscheidebedingungen. In<br />

Transportrichtung ist die Abscheidung daher sehr homogen. Über die Breite der Quelle kann<br />

durch entsprechende Optimierung die Homogenität gewährleistet werden. Nähere<br />

Beschreibungen der Anlage und Prozesse finden sich in [Soppe, Duijvelaar et al.; 2000;<br />

Weeber, Soppe; 2001].<br />

6.3 Vergleich Direkt und Remote PECVD SiN<br />

Aufgrund der verschiedenen Abscheidetechniken kann es zu Unterschieden bezüglich der<br />

optischen Eigenschaften, der Oberflächenpassivierung und der Volumenpassivierung<br />

kommen. <strong>Die</strong>se sind nicht unabhängig voneinander, müssen also in Kombination optimiert<br />

werden. Auf verschiedenen Materialien können sich die einzelnen Effekte auch<br />

unterschiedlich auswirken.<br />

Aus diesem Grund wurden für diese Untersuchung sowohl multi<strong>kristalline</strong> als auch<br />

mono<strong>kristalline</strong> Siliziumwafer verwendet. <strong>Die</strong> Volumenpassivierung kann am besten mit<br />

multi<strong>kristalline</strong>m Material bewertet werden. Unterschiedliche multi<strong>kristalline</strong> Materialien<br />

reagieren aber teilweise sehr unterschiedlich auf Wasserstoffpassivierung. Aus diesem Grund<br />

wurden unterschiedliche multi<strong>kristalline</strong> Materialien verwendet: Erstens Material von zwei<br />

verschiedenen Herstellern, und zweitens bei einem der beiden Hersteller, Material aus drei


Kapitel 6<br />

verschiedenen Höhen der Säule (Unten, Mitte und Oben). Bei mono<strong>kristalline</strong>n Wafern spielt<br />

die Volumenpassivierung eine untergeordnete Rolle, daher kann auf diesem Material die Güte<br />

der Oberflächenpassivierung besser beurteilt werden. Hier wurde wiederum Material von<br />

zwei verschiedenen Herstellern benutzt. <strong>Die</strong> späteren Ergebnisse lagen aber so dicht<br />

beieinander, dass die Ergebnisse der beiden Materialien nicht getrennt dargestellt werden. Es<br />

wurden 125 mm pseudoquadratische CZ Wafer und 125 mm mc Wafer verwendet. <strong>Die</strong><br />

folgende Tabelle zeigt noch einmal zusammengefasst die Auswahl der Wafer.<br />

1. Tabelle 6-1: Übersicht der Anzahl der Wafer in den einzelnen Gruppen.<br />

mc 1 mc 2 CZ 1 CZ 2<br />

Unten Mitte Oben<br />

Direkt 18 9 9 9 10 9<br />

Remote 18 9 9 9 10 9<br />

Summe 36 18 18 18 20 18<br />

<strong>Die</strong> Wafer wurden zu vergleichbaren Gruppen sortiert und durchliefen anschließend einen<br />

Standard Solarzellenprozess, der wie folgt aussah:<br />

1. Sägenschadenätzung in NaOH beziehungsweise alkalische Texturierung bei den<br />

CZ Wafern<br />

2. Reinigung in HCl und HF<br />

3. POCl3 Diffusion (45 Ω/sq)<br />

4. Plasmaätzen zur Kantenisolation<br />

5. HF Dip zum Entfernen des Phosphorglases<br />

6. Direkt/Remote PECVD SiN Abscheidung (n=2,05; d=75 nm)<br />

7. Siebdruck und Co-Feuern der Kontakte<br />

8. Charakterisierung<br />

<strong>Die</strong> Direktplasma Abscheidungen wurden in einer, wie oben beschrieben, industriell<br />

eingesetzten Anlage der Firma centrotherm durchgeführt. <strong>Die</strong> Remoteplasma Abscheidungen<br />

wurden in einem Prototyp der Firma Roth & Rau durchgeführt, der bei ECN (Energy research<br />

Centre of the Netherlands), Petten, Niederlande, steht. Zum Zeitpunkt der Abscheidungen war<br />

die Homogenität der abgeschiedenen Schichten laut Aussage von ECN noch nicht vollständig<br />

optimiert. Teilweise waren Dickenvariationen von bis zu 10% auf einem Wafer<br />

beziehungsweise zwischen den Wafern einer Abscheidung feststellbar. <strong>Die</strong>se<br />

Dickenunterschiede erzeugen einen inhomogenen Farbeindruck der Wafer. In Abbildung 6.3<br />

sind Reflexionsmessungen einiger Wafer gezeigt. Drei der Messkurven stammen von einem<br />

Wafer, der neben dem erwünschten blauen Farbeindruck auch gold und violett erscheinende<br />

Bereiche zeigt. Durch die reduzierte Dicke in diesen Bereichen verschiebt sich das<br />

91


92<br />

Siliziumnitrid<br />

Reflexionsminimum zu kürzeren Wellenlängen hin. Dadurch ergibt sich ein<br />

Wellenlängenbereich, in dem die Reflexion im Vergleich zur optimalen Dicke erhöht ist, aber<br />

auch ein Bereich in dem sie reduziert ist. In der Kurzschlussstromdichte der Solarzellen<br />

machte sich diese nicht optimale Antireflexschicht durch einen Verlust bemerkbar, der aber<br />

bei der am stärksten betroffenen Zelle maximal 0,5 mA/cm² ausmachte. <strong>Die</strong> alkalisch<br />

texturierten, mono<strong>kristalline</strong>n Proben zeigen aufgrund ihrer besseren optischen Eigenschaften<br />

eine sehr viel niedrigere Reflexion im Vergleich zu den multi<strong>kristalline</strong>n Wafern. Zum Teil<br />

rührt der Effekt aber auch von den schmaleren Fingern her, die hier nur ca. 120 µm breit sind,<br />

im Vergleich zu 150 µm auf den anderen Proben.<br />

Reflexion [%]<br />

60 R = Remote Plasma SiN, R09: inhomogene Dickenverteilung<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

D = Direkt Plasma SiN<br />

R09, gold<br />

R09, lila<br />

R10, blau<br />

D9, blau<br />

D10, blau<br />

R Cz<br />

400 600 800<br />

Wellenlänge [nm]<br />

1000 1200<br />

Abbildung 6.3: Reflexionskurven von vier mc und einer CZ Solarzelle. Auf Zelle<br />

R09 sind deutliche Unterschiede in der Reflexion zu erkennen. Zwischen blauen<br />

Wafern mit Remote- beziehungsweise Direktplasma Siliziumnitrid ist kein<br />

Unterschied zu erkennen. <strong>Die</strong> Reflexion des alkalisch texturierten CZ Wafers liegt<br />

deutlich unter der von den mc Wafern.<br />

Um die Ergebnisse der unterschiedlichen Materialien übersichtlich darzustellen, werden die<br />

Solarzellenparameter in einzelnen Graphiken gezeigt. So werden die Einflüsse der<br />

Abscheidung auf die verschiedenen Materialien deutlicher.<br />

Für gutes Material mit einer hohen offenen Klemmenspannung Voc bringt die<br />

Direktplasma Abscheidung die besseren Ergebnisse (siehe Abbildung 6.4, Voc von mc2 mitte<br />

und oben, sowie CZ). Der Unterschied liegt zwar nur in der Größenordnung der<br />

Standardabweichung, die für alle Ergebnisse eingezeichnet ist, dies aber konsistent für alle<br />

genannten Gruppen. Der Einfluss der Oberflächenpassivierung wird größer mit zunehmender<br />

Materialqualität. Man könnte also folgern, dass die Volumenpassivierung für beide<br />

Abscheidetechniken gleich ist, die Direktplasma Abscheidung aber eine bessere<br />

Oberflächenpassivierung gewährleistet. <strong>Die</strong>se Aussage kann aber nicht verallgemeinert<br />

werden, da die Güte einer Oberflächenpassivierung von verschiedensten Faktoren abhängt. In


Kapitel 6<br />

anderen Publikationen wird sogar ein Vorteil für die Remoteplasma Technik festgestellt<br />

[Lenkeit, Lauinger et al.; 1998].<br />

Für den Kurzschlussstrom ist keine eindeutige Tendenz zu erkennen. Außerdem liegen<br />

die Unterschiede im Bereich von 0,1 mA/cm², was für alle Gruppen im Rahmen der<br />

Standardabweichung ist.<br />

Für alle Materialien und beide Abscheidetechniken liegen die Füllfaktoren im Bereich<br />

von 76%. <strong>Die</strong> Unterschiede zwischen den Gruppen sind nicht signifikant. Auch die<br />

resultierenden Wirkungsgrade der Zellen unterscheiden sich aufgrund der sehr kleinen<br />

Unterschiede in Voc und Jsc kaum. Nur für die mono<strong>kristalline</strong>n CZ Wafer ist ein Vorteil für<br />

die Direktplasma Technik feststellbar. Hier wurde ein Mittelwert von 16,86% erreicht,<br />

wohingegen die Zellen mit Remoteplasma Siliziumnitrid nur 16,62% zeigen. Ein möglicher<br />

Grund für die geringeren Füllfaktoren bei den Zellen mit Remoteplasma SiN könnte die<br />

Inhomogenität in der Schichtdicke sein. <strong>Die</strong>se Inhomogenität kann zu unterschiedlichen<br />

Bedingungen für das Durchfeuern der Siebdruckpaste führen. Damit einhergehend kann auch<br />

die offene Klemmenspannung beeinträchtigt werden.<br />

J sc [mA/cm²]<br />

FF [%]<br />

37<br />

36<br />

35<br />

34<br />

33<br />

32<br />

31<br />

78<br />

77<br />

76<br />

75<br />

mc1<br />

je 9<br />

mc1<br />

je 9<br />

unten<br />

unten<br />

Direktplasma SiN<br />

Remoteplasma SiN<br />

mc2<br />

je 18<br />

mitte<br />

oben<br />

Direktplasma SiN<br />

Remoteplasma SiN<br />

mc2<br />

je 18<br />

mitte<br />

oben<br />

CZ<br />

je 19<br />

CZ<br />

je 19<br />

V oc [mV]<br />

η [%]<br />

625<br />

620<br />

615<br />

610<br />

17<br />

16<br />

15<br />

mc1<br />

je 9<br />

mc1<br />

je 9<br />

unten<br />

unten<br />

Direktplasma SiN<br />

Remoteplasma SiN<br />

mc2<br />

je 18<br />

mitte<br />

oben<br />

Direktplasma SiN<br />

Remoteplasma SiN<br />

mc2<br />

je 18<br />

Abbildung 6.4: Zusammenstellung der Zellparameter des SiN Vergleichs. Gezeigt<br />

sind die Mittelwerte sowie die Standardabweichungen der einzelnen Gruppen. Für<br />

alle Parameter liegen die Ergebnisse sehr dicht beieinander. Teilweise ist ein<br />

kleiner Vorteil für die Zellen mit Direktplasma SiN zu erkennen.<br />

Bei benachbarten Wafern, die mittels Direkt- beziehungsweise Remoteplasma Siliziumnitrid<br />

beschichtet sind, wurden spektral aufgelöste LBIC-Messungen durchgeführt. Aus den<br />

mitte<br />

oben<br />

CZ<br />

je 19<br />

CZ<br />

je 19<br />

93


94<br />

Siliziumnitrid<br />

Messwerten bei 833, 910 und 980 nm wurde mit einem Basore-Fit die effektive<br />

Diffusionslänge der Minoritätsladungsträger berechnet. <strong>Die</strong>se stellt die Güte der<br />

Volumenpassivierung bei vergleichbaren Wafern dar. In Abbildung 6.5 sind zwei Messungen<br />

dargestellt, bei denen ein deutlicher Unterschied zwischen den Beschichtungstechniken<br />

auszumachen ist. Für den linken Wafer, der mit Direktplasma beschichtet wurde, sind im<br />

Durchschnitt höhere (hellere) Werte erkennbar. In der Regel waren die Unterschiede aber in<br />

Übereinstimmung mit den I-V Messungen sehr klein.<br />

Direktplasma 150 µm 350 µm Remoteplasma<br />

Abbildung 6.5: Darstellung der effektiven Diffusionslänge zweier benachbarter<br />

Wafer. Leff wurde aus LBIC-Daten bei 833, 910 und 980 nm berechnet.<br />

6.4 Blistering<br />

Wie weiter oben gezeigt, hat PECVD Siliziumnitrid diverse Vorteile gegenüber anderen<br />

Antireflexschichten. Dennoch können aber auch Probleme bei der Nutzung dieser Schichten<br />

auftreten. Ein mögliches Problem ist das Abplatzen der Schichten bei Temperschritten. <strong>Die</strong>ses<br />

Problem beruht auf der sehr großen Menge an Wasserstoff, der in die Schichten eingebaut ist<br />

(bis 25 at.%) [Lanford, Rand; 1978]. <strong>Die</strong>ser negative Effekt wird „Blistering“ genannt. Der<br />

englische Begriff bedeutet übersetzt etwa Blasenbildung oder abplatzen, was den Effekt<br />

relativ gut beschreibt.<br />

6.4.1 Hintergrund<br />

<strong>Die</strong>ser Effekt ist schon relativ lange aus der Halbleitertechnik bekannt und wird dort teilweise<br />

bewusst eingesetzt. Seit 1986 ist bekannt, dass die Bestrahlung von Metallen mit Wasserstoff<br />

oder Helium zu diesem Phänomen führen kann [Guseva, Martyenko; 1986]. Seit 1995 wird<br />

der Effekt in der Silizium-Technologie in Zusammenhang mit dem so genannten „smart cut<br />

process“ eingesetzt [Bruel, Aspar et al.; 1995]. Ein Übersichtsartikel dieser Thematik ist in<br />

[Kästner; 1999] zu finden. Bei dieser Technologie wird Wasserstoff in einen Siliziumwafer


Kapitel 6<br />

implantiert und bildet dort eine diskrete Schicht. Dann wird dieser Wafer zum Beispiel an<br />

einen oxidierten Wafer gebondet. Während eines Temperschrittes platzt die gesamte Schicht<br />

oberhalb des implantierten Wasserstoffs ab und ist nun mit dem oxidierten Wafer verbunden.<br />

Man erhält somit eine dünne Siliziumschicht, die durch eine Oxidschicht vom Rest des<br />

Wafers getrennt ist. Der resultierende Wafer wird „silicon on insulator“ (SOI) genannt und<br />

stellt für sehr viele Prozesse in der Halbleitertechnik das Ausgangsmaterial dar.<br />

<strong>Die</strong> Ursache für das Blistering liegt in den folgenden Effekten beziehungsweise deren<br />

Kombination begründet:<br />

i. Umordnung des Siliziumgitters<br />

ii. Spannungen durch die Implantation<br />

iii. H-Si Komplex-Bildung<br />

iv. Ausbildung von Mikrorissen<br />

v. H2 Gasdruck, der sich in den Mikrorissen bildet<br />

<strong>Die</strong>s kann zum Abplatzen von ganzen Materialschichten führen. <strong>Die</strong> Abhängigkeit des<br />

Blistering von der Kristallorientierung des Siliziums wurde in [Zheng, Lau et al.; 2000]<br />

untersucht. Dabei wurde gezeigt, dass die Aktivierungsenergie für das Blistering bei hohen<br />

Temperaturen (500 – 600°C für wenige Minuten) 0,7 eV und bei niedrigen Temperaturen<br />

(300 – 400°C für einige Stunden) 1,7 eV beträgt. Das heißt, bei Temperaturen um 800°C, wie<br />

sie typischerweise bei der Feuerung von Siebdruckkontakten benutzt werden, kann schon<br />

innerhalb weniger Sekunden derselbe Effekt auftreten.<br />

Auf dem Gebiet der <strong>Siliziumsolarzelle</strong>n tritt der Effekt hauptsächlich in Verbindung mit<br />

PECVD-Siliziumnitrid auf. Bisher gibt es aber keine ausführliche Untersuchung. Es gibt<br />

Veröffentlichungen, die das Phänomen erwähnen, aber nicht speziell erforschen. In [Soppe,<br />

Weeber et al.; 1998] wird zum Beispiel gezeigt, dass Blistering unter bestimmten Umständen<br />

beim Feuern der Kontakte auftreten kann und voraussichtlich in Zusammenhang mit einer<br />

schlecht gereinigten Waferoberfläche steht. An Verunreinigungen kann der Wasserstoff<br />

eventuell besser agglomerieren und dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit einer plötzlichen<br />

Ausdehnung bei schneller Erhitzung. Eine gute Reinigung vor der Abscheidung sollte daher<br />

das Problem minimieren.<br />

Zunächst soll das Erscheinungsbild der Wafer nach Blistering gezeigt werden. Für Wafer<br />

deren Siliziumnitridschicht vor der Feuerung eine homogen dunkelblaue Färbung zeigt,<br />

erscheinen kleine hell glänzende Punkte nach der Feuerung (siehe Abbildung 6.6 links).<br />

Aufnahmen mit dem Elektronenmikroskop zeigen, dass diese Punkte einen Durchmesser<br />

zwischen 2 und 20 µm haben und durch Abplatzen der Siliziumnitrid-Schicht entstehen. Je<br />

höher die Dichte dieser Punkte auf dem Wafer ist, desto mehr entsteht dieser silberne,<br />

glänzende Eindruck.<br />

95


96<br />

Siliziumnitrid<br />

100 µm<br />

Abbildung 6.6: Aufnahmen eines Wafers, der sehr deutlich den Effekt des<br />

Blistering zeigt. Links mit dem optischen Mikroskop, rechts mit dem<br />

Elektronenmikroskop aufgenommen.<br />

In Abbildung 6.7 ist deutlich zu erkennen, dass die Oberfläche des Wafers viele<br />

kraterähnliche Strukturen mit scharfen Kanten zeigt. An diesen Stellen ist nicht nur das<br />

Siliziumnitrid abgeplatzt, sondern es wurden auch ganze Teile aus dem Silizium heraus<br />

gerissen.<br />

Abbildung 6.7: Elektronenmikroskopische Aufnahmen eines Wafers mit Blistering.<br />

Zur besseren Sichtbarmachung der Krater (Beispiele sind eingekreist) wurde der<br />

Wafer um 70° gekippt. Der markierte Bereich ist rechts vergrößert dargestellt.<br />

<strong>Die</strong> Konsequenz dieses Effektes für die Solarzelle ist verständlicherweise sehr negativ. Im<br />

günstigsten Fall fehlt nur ein Teil der Siliziumnitridschicht und die dünnere Restschicht bleibt<br />

übrig, was zu erhöhten Reflexionsverlusten führen würde. Fehlt die Nitridschicht auf<br />

bestimmten Gebieten vollständig, ist hier die Oberflächenpassivierung verloren und auch die<br />

Volumenpassivierung ist höchstwahrscheinlich beeinträchtigt, da diese ja gerade während der<br />

Feuerung stattfindet, und der Wasserstoff aus dem Siliziumnitrid eingetrieben werden soll. Im<br />

schlimmsten Fall, der laut Literatur und laut obigen Aufnahmen recht häufig vorkommen<br />

kann, geht auch ein Teil der obersten Siliziumschicht verloren. Im Fall von Solarzellen heißt<br />

das, dass danach ein Teil der Emitterschicht fehlt. <strong>Die</strong>se Effekte zusammen genommen


Kapitel 6<br />

können den Wirkungsgrad der Solarzellen deutlich reduzieren. Daher ergibt sich die<br />

Notwendigkeit, erfolgfolgreiche Lösungsansätze zur Vermeidung des Blistering zu finden.<br />

Wie schon erwähnt, kann durch eine gute nasschemische Reinigung vor der Abscheidung<br />

das Risiko von Blistering deutlich reduziert werden. Zusätzlich kann durch geeignete<br />

Temperaturprofile während der Feuerung der Kontakte die plötzliche Nukleation des<br />

Wasserstoffs und dessen explosionsartige Ausdehnung minimiert werden. Dabei ist man<br />

allerdings durch die Vorgaben der benutzten Siebdruckpasten bezüglich Feuerbedingungen<br />

eingeschränkt. Eine weitere Methode, den Effekt zu minimieren, ist die Anregung eines<br />

Ammoniak- oder Wasserstoffplasmas vor der eigentlichen Abscheidung. <strong>Die</strong>ses Vorplasma<br />

hat eine reinigende oder reduzierende Wirkung. So wird zum Beispiel auch natürliches<br />

Siliziumoxid, das sich schon bei Raumtemperatur bildet, zurück geätzt. Dadurch erzeugt man<br />

eine sehr reine, definierte Siliziumoberfläche, auf der dann anschließend das Siliziumnitrid<br />

aufwachsen kann.<br />

Außerdem wird bei dieser Plasmaanregung auch atomarer Wasserstoff frei, der dann<br />

schon vor der eigentlichen Siliziumnitrid Abscheidung in das Silizium eindiffundieren kann.<br />

<strong>Die</strong>ses wäre durch eine Reduzierung der Diodenströme I01 und I02 zu erkennen<br />

beziehungsweise durch Verbesserungen in der offenen Klemmenspannung und im Füllfaktor.<br />

6.4.2 Experimente<br />

Ziel dieser Untersuchung war zu zeigen, dass bei geeigneten Parametern die Ammoniak-<br />

Anregung das Blistering verhindert, zum anderen aber auch kein anderer negativer Effekt für<br />

die Solarzellen eintritt. Da es sich wie erwähnt um einen Plasmaätzprozess handelt, wäre es<br />

durchaus denkbar, dass dadurch Oberflächen geschädigt werden könnten. Um dies zu<br />

widerlegen, wurde eine Ammoniak-Anregung vor der eigentlichen Abscheidung<br />

durchgeführt. <strong>Die</strong> Experimente wurden in einer industriellen PECVD-SiN Rohranlage der<br />

Firma centrotherm durchgeführt. <strong>Die</strong> Gesamtprozesszeit, die den Durchsatz der Anlage<br />

bestimmt, wurde dadurch nur moderat verlängert.<br />

Der Startpunkt für die Experimente war die Untersuchung dieses möglichen<br />

Oberflächenschadens auf die Solarzellenergebnisse. Dazu wurden drei unterschiedliche<br />

Wafermaterialien im Format 100x100 mm² benutzt. Zum einen CZ Silizium von Deutsche<br />

Solar, sowie zwei multi<strong>kristalline</strong> Materialien von unterschiedlichen Herstellern (im<br />

Folgenden nur mc-Si 1 und mc-Si 2 benannt). Für die CZ Wafer sollte die mögliche<br />

Volumenpassivierung der Ammoniak-Anregung keine Rolle spielen, und somit kann der<br />

Einfluss auf die Oberfläche getrennt betrachtet werden. Da der Einfluss der<br />

Volumenpassivierung auf das Gesamtergebnis bei multi<strong>kristalline</strong>m Material von den<br />

Materialeigenschaften abhängt, wurden zwei unterschiedliche Materialien benutzt. Außerdem<br />

wurden zwei verschiedene Arten von Emittern diffundiert, da die Vermutung nahe liegt, dass<br />

sich dieser Ätzschritt auf verschiedenen Emittern unterschiedlich stark ausgeprägt auswirken<br />

kann. Ein Teil wurde mit einem 35 Ω/sq POCl3 Emitter diffundiert, der andere durch<br />

einseitige Aufbringung und Eintreibung einer Dotierquelle (40 Ω/sq). Für jede dieser Gruppen<br />

wurden jeweils drei Siliziumnitridabscheidungen gemacht. Eine Abscheidung ohne<br />

97


98<br />

Siliziumnitrid<br />

Ammoniak-Anregung, eine mit Anregung bei halber Plasmaleistung (1250 Watt) und eine mit<br />

voller Plasmaleistung (2500 Watt).<br />

Zusätzlich zur Prozessierung von Solarzellen wurden noch weitere Untersuchungen<br />

durchgeführt, um mögliche Einflüsse der Plasmaanregung nachzuweisen. Für beide<br />

Emittertypen wurden Schichtwiderstandsmessungen gemacht. Zum einen direkt nach der<br />

Emitterdiffusion, zum anderen nach den drei unterschiedlichen Abscheidungen und<br />

nachträglicher Entfernung der Siliziumnitridschicht.<br />

Für Lebensdauermessungen wurden unterschiedliche Gruppen vorbereitet, um den<br />

möglichen Oberflächenschaden zu detektieren. <strong>Die</strong> Messungen wurden auf 100x100 mm² CZ<br />

Wafern der Firma Bayer AG mit einer Bor-Grunddotierung von 0,5-1,7 Ωcm durchgeführt.<br />

Ein Teil wurde mit 35 Ω/sq POCl3 Emitter gemessen, beim Rest wurde der Emitter vor der<br />

Abscheidung abgeätzt, um den Einfluss der Rekombination im Emitter von der<br />

Rekombination im Volumen unterscheiden zu können. Jeweils auf der Vorderseite der Wafer<br />

wurde eine der drei Abscheidungen aufgebracht, auf der Rückseite immer eine<br />

Standardabscheidung ohne extra Anregung. Vor und nach der Abscheidung wurde die<br />

Ladungsträgerlebensdauer sowohl mit der örtlich aufgelösten MWPCD als auch mit der<br />

QSSPC Methode [Sinton, Cuevas; 1996] gemessen. Auf einem Teil der Proben wurde das<br />

Siliziumnitrid wieder abgeätzt und anschließend erneut eine MWPCD Messung mit Iod-<br />

Ethanol Passivierung durchgeführt. <strong>Die</strong> QSSPC Messungen wurden bei zwei verschiedenen<br />

Anregungsniveaus ausgeführt. Zur besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse wurden die<br />

Messergebnisse innerhalb der Messreihen auf den gemeinsamen Mittelwert normiert. <strong>Die</strong><br />

gezeigten Werte entsprechen Mittelwerten aus zwei beziehungsweise vier Messungen.<br />

6.4.3 Ergebnisse<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung der Schichtwiderstände vor und nach der Abscheidung ergab keine<br />

signifikante Änderung des Emitters. Falls also tatsächlich Teile des Emitters geätzt werden<br />

sollten, bleibt der Effekt kleiner als die Messgenauigkeit für den Schichtwiderstand und hat<br />

somit keinen signifikanten Einfluss auf die Solarzellen.<br />

Bei den gemessenen IV-Daten der prozessierten Solarzellen wurden vorwiegend die<br />

offene Klemmenspannung und der Füllfaktor betrachtet. <strong>Die</strong> offene Klemmenspannung sollte<br />

bei einer Schädigung der Oberfläche deutlich reduziert werden. In Abbildung 6.8 sind jeweils<br />

die Mittelwerte aus vier Zellen sowie die Standardabweichung als Fehlerbalken abgebildet.<br />

Für die CZ Wafer ist durch die Ammoniak Anregung sogar eine Verbesserung festzustellen,<br />

die allerdings gerade noch im Bereich der Standardabweichung liegt. Für die beiden<br />

multi<strong>kristalline</strong>n Materialien mit POCl3 Emitter liegen die Ergebnisse relativ genau auf<br />

demselben Niveau. Für die Wafer mit einseitigem 40 Ω/sq Emitter sind leichte Einbußen in<br />

Voc feststellbar, diese liegen auch wieder im Bereich der Standardabweichung.


V oc [mV]<br />

FF [%]<br />

625<br />

620<br />

615<br />

610<br />

605<br />

77<br />

76<br />

75<br />

74<br />

73<br />

72<br />

71<br />

70<br />

CZ<br />

35 Ohm/sq<br />

CZ<br />

35 Ohm/sq<br />

mc-Si 1<br />

35 Ohm/sq<br />

mc-Si 1<br />

35 Ohm/sq<br />

Kapitel 6<br />

mc-Si 2<br />

35 Ohm/sq<br />

mc-Si 2<br />

35 Ohm/sq<br />

keine Anregung<br />

1250 Watt<br />

2500 Watt<br />

mc-Si 2<br />

40 Ohm/sq<br />

keine Anregung<br />

1250 Watt<br />

2500 Watt<br />

mc-Si 2<br />

40 Ohm/sq<br />

Abbildung 6.8: Mittelwert und Standardabweichung von Voc (oben) und FF (unten)<br />

von jeweils vier Solarzellen. <strong>Die</strong> Solarzellen wurden prozessiert ohne Ammoniak-<br />

Anregung, mit Anregung bei halber und bei voller Plasmaleistung vor der<br />

eigentlichen Siliziumnitrid Abscheidung.<br />

Beim Füllfaktor zeigt sich ein ähnliches Bild. Bei den CZ Wafern scheint es eine leichte<br />

Verbesserung zu geben, die aber wieder im Bereich der Standardabweichung liegt. Für die<br />

beiden multi<strong>kristalline</strong>n Materialien mit POCl3 Emitter gehen die gemessenen Unterschiede in<br />

der Fehlerstatistik unter, für die Wafer mit einseitigem 40 Ω/sq Emitter sind wieder leichte<br />

Einbußen zu erkennen. Vor allem für die Wafer, die mit 2500 Watt Leistung behandelt<br />

wurden, liegt der Unterschied signifikant außerhalb der Fehlerbalken. Es ist hierbei aber zu<br />

berücksichtigen, dass Änderungen im Füllfaktor der Solarzellen von sehr unterschiedlichen<br />

Ursachen her stammen können und daher auch prozessbedingt schon eine gewisse<br />

Unsicherheit beziehungsweise Streuung normal ist. Es ist also hier schwieriger, von einem<br />

echten Effekt zu reden, als bei Änderungen in der offenen Klemmenspannung.<br />

<strong>Die</strong> durchgeführten Messungen der Minoritätsladungsträgerlebensdauer führen zu einem<br />

ähnlichen Ergebnis. Um die unterschiedlichen Messmethoden und Effekte auf den<br />

99


100<br />

Siliziumnitrid<br />

verschiedenen Materialien besser vergleichen zu können, wurden die Mittelwerte der zwei<br />

beziehungsweise vier Wafer pro Gruppe auf Eins normiert.<br />

Wie in Abbildung 6.9 zu erkennen ist, sind die Änderungen in der gemessenen<br />

Lebensdauer durch die Ammoniak-Anregung für die Wafer ohne Emitter uneinheitlich. Für<br />

die Beleuchtung mit 70 Sonnen sind zwar deutliche Unterschiede zu erkennen, für die<br />

Beleuchtung mit einer Sonne liegen alle drei Werte aber nahezu auf demselben Niveau. Es<br />

scheint auch nicht plausibel zu sein, dass bei halber Anregungsleistung die Lebensdauer steigt<br />

und bei voller Leistung wieder auf das ursprüngliche Niveau abfällt. Es ist eher davon<br />

auszugehen, dass die gemessenen Unterschiede im Bereich der Messgenauigkeit liegen.<br />

Für die Wafer, bei denen der Emitter vor der Abscheidung wieder abgeätzt wurde, ist<br />

schon eher ein eindeutiger Trend erkennbar. <strong>Die</strong> gemessene Lebensdauer wird mit<br />

zunehmender Anregungsleistung höher. Zusätzlich wird dieses Ergebnis hier noch durch die<br />

MWPCD-Messungen bestätigt. <strong>Die</strong>s lässt den Schluss zu, dass mit zunehmender<br />

Plasmaleistung der Ammoniak-Anregung die Oberflächenpassivierung der Siliziumnitrid-<br />

Schicht besser wird.<br />

Auf den Wafern mit dem 35 Ω/sq Emitter würde sich eine leichte Änderung in den<br />

Passivierungseigenschaften des Siliziumnitrids nicht auswirken, da durch die sehr hohe<br />

Oberflächenkonzentration des Phosphors der Einfluss einer guten Passivierung zu<br />

vernachlässigen ist. Bei diesen hohen Konzentrationen spricht man von der Ausbildung einer<br />

„dead layer“, die quasi nicht zur Stromgeneration beiträgt.<br />

Normierte effektive Lebensdauer<br />

1.4<br />

1.2<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

keine<br />

Anregung<br />

Mit Emitter<br />

1250<br />

Watt<br />

QSSPC, 1 Sonne<br />

QSSPC, 70 Sonnen<br />

MWPCD<br />

2500<br />

Watt<br />

keine<br />

Anregung<br />

Abgeätzter Emitter<br />

1250<br />

Watt<br />

2500<br />

Watt<br />

Abbildung 6.9: Normierte Ladungsträgerlebensdauer gemessen nach<br />

Siliziumnitridabscheidung ohne vorausgehende Ammoniak-Anregung und mit<br />

Ammoniak-Anregung bei zwei verschiedenen Plasmaleistungen. Gezeigt sind<br />

Mittelwerte von jeweils zwei Wafern.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse für die Wafer ohne Emitter deuten darauf hin, dass bei höherohmigen<br />

Emittern, wie er für high efficiency Zellen oder Zellen mit selektivem Emitter verwendet


Kapitel 6<br />

wird, diese Ammoniak-Plasmaanregung einen deutlichen Vorteil bringen kann. <strong>Die</strong>ses<br />

Ergebnis wird gestützt durch Ergebnisse anderer Gruppen wie z.B. [Tanaka, Tsuge et al.;<br />

1999]. Hier wird gezeigt, dass bei einem natürlich gewachsenen Oxid bei Behandlung mit<br />

Ammoniak bei erhöhten Temperaturen die Si-O zu Si-N Bindungen umgewandelt werden.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Resultate der Solarzellen und die<br />

Lebensdauermessungen auf Wafern mit Emitter den Schluss zulassen, dass eine Ammoniak-<br />

Plasmaanregung vor der PECVD-Siliziumnitridabscheidung keinen Oberflächenschaden<br />

hinterlässt und definitiv keinen Verlust in der offenen Klemmenspannung oder im Füllfaktor<br />

verursacht. Im Gegenteil, Lebensdauermessungen auf Wafern mit abgeätztem Emitter führen<br />

zu der Vermutung, dass durch die reinigende Wirkung der Ammoniak-Anregung die<br />

Oberflächenpassivierung der Siliziumnitrid Schicht verbessert werden kann. <strong>Die</strong>s kann bei<br />

höherohmigen Emittern zu Verbesserungen in Voc führen. Und schlussendlich lässt sich<br />

sagen, dass diese Reinigung der Oberfläche den Blistering-Effekt vermeiden oder zumindest<br />

deutlich reduzieren kann.<br />

101


7 Metallisierung in Gräben<br />

<strong>Die</strong> Hauptverlustmechanismen der heutzutage produzierten Solarzellen sind<br />

Rekombination im Volumen, Emitter und an den Oberflächen, Reflexion an<br />

der Oberfläche, Abschattung durch die Metallisierung und<br />

Serienwiderstände. <strong>Die</strong> beiden zuletzt genannten Effekte können mit der<br />

Standard-Metallisierung mittels Siebdruck nur unzureichend minimiert<br />

werden. Neuartige Metallisierungstechniken versprechen hier mehr<br />

Potential. <strong>Die</strong> Metallisierung in Gräben mittels Drucktechnik könnte eine<br />

davon sein. <strong>Die</strong>se soll im Folgenden dargestellt werden.<br />

7.1 Motivation<br />

Nahezu alle heute hergestellten <strong>Siliziumsolarzelle</strong>n werden mittels Siebdrucktechnik<br />

metallisiert. Dabei wird die Siebdruckpaste, die Metallpartikel, Glasfritte und Lösungsmittel<br />

enthält, mit Rakeln durch entsprechende Siebe gedruckt. Eine andere Möglichkeit der<br />

Metallisierung, die allerdings nur die Firma BP Solar kommerziell benutzt, ist die Methode<br />

der vergrabenen Kontakte (buried contact), die von Wenham und Green 1987 patentiert wurde<br />

[Wenham, Green; 1987]. Hierzu wird eine isolierende Schicht, meistens Siliziumnitrid, auf<br />

den Wafer aufgebracht. Später werden mit einem Laser oder einer Säge Gräben eingebracht.<br />

Bei der darauf folgenden stromlosen Plattierung scheidet sich das Metall nur auf den<br />

geöffneten Flächen, also innerhalb der Gräben auf dem Silizium ab. Auf diese Art und Weise<br />

können sehr schmale Finger (30-50 µm) erzeugt werden, die trotzdem noch eine ausreichende<br />

Leitfähigkeit aufweisen. Genau diese stromlose Platierung ist aber ein Prozess, der einer<br />

langen Optimierung bedarf und aufgrund der benutzten Chemikalien auch Probleme bei der<br />

Arbeitssicherheit und Entsorgung mit sich bringt. Bisher werden auch nur mono<strong>kristalline</strong><br />

Wafer mit dieser Technologie industriell prozessiert. Als Ergebnis einer Kooperation<br />

zwischen BP Solar und <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong> gibt es aber viel versprechende Ergebnisse auch<br />

für multi<strong>kristalline</strong> Wafer [McCann, Melnyk et al.; 2004].<br />

Ein anderer Ansatz, die Abschattung durch die Metallisierung zu reduzieren, besteht<br />

darin, die Kontakte der Vorderseite vollständig oder teilweise auf die Rückseite zu verlegen.<br />

Aber nur wenige Firmen haben seit kurzem damit begonnen, solche Konzepte in eine<br />

Produktion zu überführen, zum Beispiel SunPower, Sunnyvale, USA [Mulligan, Rose et al.;<br />

2004], da diese Techniken teilweise einige zusätzliche Prozessschritte erfordern, und so der<br />

Fertigungsaufwand sowie auch das technologische Risiko erhöht sind.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde versucht, zwei gut beherrschbare Technologien, die<br />

einzeln schon in der Massenproduktion benutzt werden, zu kombinieren: <strong>Die</strong><br />

Siebdrucktechnik und die Ausbildung von Gräben mittels eines Lasers. Siebdruck in Gräben<br />

wurde zwar schon von anderen Instituten verfolgt [Butturi, Stefancich et al.; 2002], bisher<br />

103


104<br />

Kapitel 7<br />

mangelte es aber an guten Ergebnissen für fertige Solarzellen, außerdem wurden die Gräben<br />

meistens mit einer Säge eingebracht, was industriell kaum anwendbar ist.<br />

Wenn Siebdruckpaste auf ebenen Flächen benutzt wird, muss sie gleichzeitig mehreren<br />

Anforderungen gerecht werden. Wird ein Parameter optimiert, geht das häufig auf Kosten<br />

eines anderen. Während des Druckvorganges sollte die Paste eine niedrige Viskosität haben,<br />

damit sie gut durch die Öffnungen des Drucksiebes druckbar ist. Nach dem Druckvorgang<br />

sollte sie wiederum hochviskos sein, damit die gedruckten Finger möglichst wenig<br />

auseinander laufen. Das ist notwendig, um das Verhältnis von Fingerhöhe zu Fingerbreite<br />

(aspect ratio) möglichst hoch zu halten. Des Weiteren muss die Paste eine gute spezifische<br />

Leitfähigkeit aufweisen, damit der elektrische Widerstand in den Fingern, trotz des geringen<br />

Querschnittes möglichst gering bleibt. Zuletzt muss die Paste noch einen guten<br />

Kontaktwiderstand zwischen Emitter und Metallisierung gewährleisten. Gerade der letzte<br />

Punkt hat einen sehr großen Einfluss auf den späteren Füllfaktor der Solarzellen. <strong>Die</strong>se<br />

unterschiedlichen Anforderungen sind nur begrenzt miteinander kompatibel. Wird die<br />

Siebdruckpaste allerdings in Gräben gedruckt, die ein auseinanderlaufen der Paste verhindern<br />

und einen großen Querschnitt der Finger gewährleisten, lassen sich diese Anforderungen an<br />

die Paste teilweise entkoppeln.<br />

Als Alternative zum Siebdruck können auch andere Techniken wie Schablonendruck<br />

oder Spritzendruck benutzt werden. In dieser Untersuchung wird sowohl Siebdruck als auch<br />

Schablonendruck getestet. Schablonendruck auf Wafern ohne Gräben wurde zwar schon in<br />

Untersuchungen von anderen Instituten für Solarzellen untersucht, zum Beispiel [Hoornstra,<br />

Moor et al.; 2000], aber gerade in Verbindung mit Gräben bringt diese Technologie<br />

entscheidende Vorteile.<br />

7.2 Gräben mittels Laser<br />

Für die ersten Untersuchungen wurden die Gräben mit einer Säge in den Wafer eingebracht.<br />

Dabei kann durch entsprechende Wahl des Sägeblattes die Breite und Form der Gräben relativ<br />

frei gewählt werden. Der Sägeprozess ist, was diese Parameter angeht, auch sehr<br />

reproduzierbar. Nur die Tiefe der Gräben hängt von den Dickenschwankungen der Wafer ab,<br />

da das Sägeblatt einen festen Abstand zum Sägetisch einhält. Bei typischen<br />

Waferspezifikationen kann es so zu Tiefenunterschieden im Bereich 40 bis 60 µm kommen.<br />

<strong>Die</strong>ser Wert ist für einen reproduzierbaren Prozess bei weitem zu hoch. Außerdem geht das<br />

Sägen der Wafer mit einem umständlichen Waferhandling und einer erhöhten Bruchrate<br />

einher, was einer Massenfertigung entgegensteht. Aus diesem Grund wurde früh damit<br />

begonnen, die Gräben mit einem Nd:Yag Laser einzubringen.<br />

<strong>Die</strong> Gräben sollen ein hohes Verhältnis von Tiefe zu Breite aufweisen, um die<br />

Abschattung klein zu halten, bei gleichzeitig großem Querschnitt der Gräben. <strong>Die</strong> Gräben<br />

dürfen aber auch nicht zu schmal sein, da diese Technologie nicht selbst justierend ist. Des<br />

Weiteren muss gewährleistet sein, dass die in den Graben gedruckte Paste auch den Boden<br />

des Grabens erreicht, da sonst die Kontaktfläche zwischen Emitter und Metallisierung<br />

reduziert ist. Es muss also ein Kompromiss gefunden werden zwischen den verschiedenen


Metallisierung in Gräben<br />

Anforderungen. Simulationen haben gezeigt, dass eine Fingerbreite von 70-80 µm bei einer<br />

Tiefe von 15-20 µm ausreichend ist für eine gute Leitfähigkeit der Finger, und erste<br />

Experimente haben gezeigt, dass solche Strukturen mit einem Kamera unterstützten<br />

Justiersystem noch gut bedruckt werden können.<br />

Neben der Breite und Tiefe der Gräben hat auch die Form der Gräben einen Einfluss auf<br />

den Querschnitt der Finger. Außerdem kann die Form auch die Benetzung der Innenwand des<br />

Grabens mit Paste beeinflussen. Beim Trocknen der Paste schrumpft deren Volumen, was<br />

dazu führen kann, dass die Benetzung des Grabens abreißt.<br />

Verschiedene Kombinationen aus Breite, Tiefe und Form der Gräben wurden mit dem<br />

Laser realisiert. Bei Erfolg versprechenden Ergebnissen wurde getestet, ob in die Strukturen<br />

gedruckt werden kann. Nach dem Trocknen wurden Querschnitte angefertigt, und unter dem<br />

Mikroskop wurde die Füllung des Grabens sowie die Bedeckung der Grabenwände mit Paste<br />

beurteilt. <strong>Die</strong> Befürchtung, dass nahezu rechteckige Gräben schlecht gefüllt werden<br />

beziehungsweise die Kontaktfläche zum Graben beim Trocknen abreißt, hat sich bei diesen<br />

Untersuchungen nicht bestätigt. Daher wurden für die weiteren Experimente nahezu<br />

rechteckige Gräben bevorzugt, da mit diesen der maximale Querschnitt realisiert werden<br />

kann. Einige Bilder der gefüllten Gräben sind in Abbildung 7.1 gezeigt.<br />

Abbildung 7.1: Querschnitte (oben) und Draufsichten (unten) von gelaserten<br />

Gräben nach Drucken und Trocknen. Für die weiteren Experimente wurden Gräben<br />

entsprechend der Abbildung oben rechts benutzt.<br />

In den Querschnitten ist die gute Füllung der Gräben sowie der durchgängige Kontakt der<br />

Paste zur Grabenwand gut zu erkennen. In den Draufsichten sieht man, dass die Paste aber<br />

105


106<br />

Kapitel 7<br />

teilweise auch neben dem Graben zu finden ist. <strong>Die</strong>s kommt daher, dass für diese<br />

Experimente zuerst nur Standardsiebe mit einer Sieböffnung von 100 beziehungsweise<br />

minimal 80 µm zur Verfügung standen. Nach einer Anpassung der Siebdruckpaste könnten<br />

ohne Probleme auch Siebe mit schmalerer Fingeröffnung benutzt werden.<br />

Bei einer Breite der Gräben von 70 µm und einer Tiefe von 20 µm ist der<br />

Fingerquerschnitt selbst nach dem Trocknen der Paste noch deutlich höher als bei einem<br />

normal siebgedruckten Finger. Bei einer Breite von 70 µm pro Finger, verglichen mit ca.<br />

140 µm bei einem normalen Finger, kann die gesamte Abschattung der Zelle von ca. 7,5% auf<br />

5% reduziert werden. Bei einer texturierten Zelle mit hoher Kurzschlussstromdichte kann dies<br />

einem Gewinn von bis zu 1 mA/cm² entsprechen.<br />

7.3 Drucken in Gräben<br />

Im Vergleich zu dem typischen buried contact Prozess ist das Drucken in Gräben nicht selbst<br />

justierend. Daher werden präzise Drucksysteme benötigt, mit denen eine genaue Justierung<br />

möglich ist. Für diese Untersuchungen wurde ein halbautomatischer Siebdrucker der Firma<br />

EKRA verwendet, der über ein kameragestütztes Positioniersystem verfügt. <strong>Die</strong>ses<br />

Positioniersystem ist prinzipiell in der Lage, kontrastreiche Strukturen, wie zum Beispiel den<br />

Rand der Zelle oder auch Gräben, zu erkennen und den Wafer vor dem Druckvorgang<br />

entsprechend auszurichten.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verziehung des Siebes während des Druckvorganges<br />

und die Änderung der Siebspannung im Laufe der Lebensdauer des Siebes. Während des<br />

Druckvorganges wird das Sieb durch das Druckrakel aus seiner ursprünglichen horizontalen<br />

Lage nach unten gedrückt, was leichte Verzerrungen des Druckbildes mit sich führen kann.<br />

Durch einige tausend Drucke, was der Lebensdauer eines typischen Siebes entspricht,<br />

reduziert sich die Spannung des Siebes. <strong>Die</strong>s führt wiederum dazu, dass die gerade erwähnte<br />

Verzerrung sich im Laufe der Zeit ändern kann. Außerdem wird im Laufe der Lebensdauer<br />

eines Siebes gerade aufgrund der nachlassenden Siebspannung der Absprung, das heißt der<br />

Abstand zwischen Druckgut und Sieb in der Ursprungslage, manuell erhöht. <strong>Die</strong>s kann zu<br />

einer zusätzlichen Verzerrung des Druckbildes führen. Aber genauso wie die Paste kann auch<br />

das Sieb für diese spezielle Anwendung optimiert werden. So gibt es inzwischen so genannte<br />

Trapezsiebe, bei denen sich der innere Bereich, durch den gedruckt wird, relativ wenig<br />

verzieht. Das heißt, die Druckvorlage wird ohne Verzerrung auf dem Wafer abgebildet.<br />

<strong>Die</strong>ser innere Bereich ist, mit einem elastischen Teil, mit dem Rahmen des Siebes verbunden.<br />

Während des Druckvorganges wird nur der elastische Teil gestreckt und der innere Teil<br />

nahezu planparallel auf das Druckgut gedrückt.<br />

Eine weitere Verbesserung kann mit Druckschablonen erreicht werden. Schablonen sind<br />

stärker verspannt als Siebe. Daher kann der Absprung kleiner gewählt werden, was die<br />

Verzerrung minimiert. Während der Lebensdauer einer Schablone lässt die Spannung auch<br />

weniger nach, das heißt die notwendige Erhöhung des Absprungs mit laufender Benutzung ist<br />

kleiner als bei Sieben. Ein wesentlich wichtigerer Vorteil ist aber die Erhöhung der offenen<br />

Fläche, verglichen mit einem entsprechenden Sieb. Als offene Siebfläche wird der


Metallisierung in Gräben<br />

prozentuale Anteil aller Maschenöffnungen an der gesamten Siebfläche bezeichnet. Sie hängt<br />

ab von der Anzahl der Drähte pro Inch (meshzahl), dem Durchmesser der Drähte und der Art<br />

der Webung. Je größer die offene Siebfläche, umso größer ist der Pastendurchlass. Für ein<br />

Standardsieb beträgt sie ungefähr 40 - 50%. <strong>Die</strong>s limitiert die Menge an Paste, die durch eine<br />

bestimmte Sieböffnung gedruckt werden kann. Für Schablonen sind offene Flächen von über<br />

85% realisierbar. Bei geringerer Fingerbreite kann so mehr Paste durch eine Fingeröffnung<br />

gedruckt werden und gleichzeitig das Risiko der Verstopfung einer Öffnung reduziert werden.<br />

Für diese Untersuchungen wurde eine doppellagige Schablone mit einer Fingerbreite von<br />

75 µm gewählt (siehe Abbildung 7.2). Mit angepassten Pasten sollten aber auch deutlich<br />

kleinere Fingerbreiten realisierbar sein.<br />

Abbildung 7.2: Lichtmikroskopische Aufnahmen der verwendeten Schablone.<br />

Links Ansicht des Busbars und eines Fingers von unten mit Bemaßung. Rechts<br />

Querschnitt mit Grundstruktur unten und Deckschicht oben.<br />

Um den Vorteil des höheren Pastenauftrages zu quantifizieren, wurden 170 benachbarte mc<br />

Wafer (125x125 mm²) bedruckt. Es wurde eine unveränderte Standardsilberpaste benutzt. Da<br />

in dieser Untersuchung ein Feinliniendruck erreicht werden sollte, wurde ein Sieb mit einer<br />

Fingeröffnung von 50 µm benutzt, was für normalen Siebdruck zu wenig ist. Für alle Drucke<br />

wurde dasselbe Sieb beziehungsweise als Alternative dazu die oben beschriebene Schablone<br />

benutzt. Um den Pastenauftrag zu bestimmen, wurden die Wafer vor dem Druck und nach<br />

dem Trocknen der Paste gewogen. <strong>Die</strong> Ergebnisse sind in Abbildung 7.3 dargestellt.<br />

Für das Lasern der Gräben wurden zwei verschiedene Laserparameter benutzt. Ein<br />

Parametersatz führte zu Gräben mit höherem Querschnitt, was zu einer Erhöhung des<br />

Pastenauftrages führt (siehe Wafer 130 bis 170). Unabhängig von den Parametern führen aber<br />

alle Drucke in Gräben zu einer Erhöhung des Pastenauftrages gegenüber dem normalen<br />

Druck. Der mittlere Auftrag aller Siebdrucke in Gräben beträgt 82 mg, was gegenüber 71 mg<br />

für den normalen Druck eine deutliche Steigerung darstellt. Für die Versuche mit der<br />

Schablone ist aber eine noch wesentlich höhere Steigerung zu erkennen. Hier beträgt der<br />

Mittelwert 121 mg, was einer Erhöhung um 70% entspricht.<br />

107


108<br />

Ag Paste [g]<br />

0,13<br />

0,12<br />

0,11<br />

0,10<br />

0,09<br />

0,08<br />

0,07<br />

0,06<br />

Kapitel 7<br />

Siebdruck in Gräben<br />

Schablonendruck in Gräben<br />

Normaler Siebdruck<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />

Wafer Nr.<br />

Abbildung 7.3: Pastenauftrag auf 125 mm Wafern für verschiedene<br />

Druckmethoden. Für alle Siebdruckergebnisse wurde dasselbe Sieb mit einer<br />

Fingeröffnung von 50 µm benutzt. .<br />

7.4 Solarzellen mit Siebruck in Gräben<br />

Nachdem anhand der Druckexperimente das Potential dieser neuen Technik aufgezeigt wurde,<br />

sollte nun anhand von Solarzellen dargestellt werden, inwiefern sich dieses Potential auch in<br />

der Praxis realisieren lässt. Dafür wurden 25 benachbarte mc Wafer im Format 125x125 mm²<br />

mit einer Dicke von 330 µm benutzt. <strong>Die</strong>se wurden gleichmäßig in fünf Gruppen aufgeteilt<br />

und in NaOH vorgeätzt. Dann wurden bei vier Gruppen die Gräben eingelasert. Beim Lasern<br />

der Gräben wird durch den Laser ein Schaden im Silizium erzeugt, der anschließend wieder<br />

entfernt werden muss. Das Ausmaß dieses Schadens ist stark von dem benutzten Laser und<br />

den entsprechenden Laserparametern abhängig. Daher sollte durch unterschiedlich lange<br />

Ätzzeiten das Optimum für die benutzten Bedingungen gefunden werden. <strong>Die</strong> einzelnen<br />

Gruppen wurden 2, 5, 8 und 11 Minuten in 80°C warmer NaOH geätzt. Hier beträgt die<br />

Ätzrate für reines Silizium ungefähr 2 µm pro Minute. Für Silizium mit geschädigter<br />

Kristallstruktur kann sie, wie in Abbildung 2.1 gezeigt, auch deutlich höher sein. Danach<br />

wurden wieder alle Gruppen identisch behandelt: Nach einer Reinigung wurde eine POCl3<br />

Diffusion durchgeführt, die zu einem Schichtwiderstand von 45 Ω/sq führte. Zur<br />

Kantenisolation wurden die Wafer plasmageätzt. Vor der PECVD Siliziumnitrid-<br />

Abscheidung wurde das Phosphorglas entfernt. Zuletzt wurden alle Wafer mit demselben Sieb<br />

bedruckt und anschließend gefeuert. Hierzu wurde ein Sieb mit einer Fingeröffnung von<br />

80 µm benutzt. <strong>Die</strong> Ergebnisse der Hellmessungen der Zellen sind in Abbildung 7.4 gezeigt.<br />

Aufgetragen sind die Mittelwerte sowie die Standardabweichungen der einzelnen Parameter.<br />

Aus Abbildung 7.4 geht eindeutig hervor, dass für diese Kombination aus Laser und<br />

Laserparametern 2 Minuten Ätzzeit deutlich zu wenig ist. Hier ist noch ein Verlust von fast<br />

50 mV in der offenen Klemmenspannung und ca. 10% absolut im Füllfaktor, gegenüber den<br />

Referenzen zu verzeichnen. Nach 5 Minuten Ätzzeit liegen die Werte schon im Bereich der


Metallisierung in Gräben<br />

Referenzen, und nach 8 Minuten ist die offene Klemmenspannung auf demselben Niveau als<br />

bei den Referenzen, und der Füllfaktor sogar um 1,5 Prozentpunkte besser. <strong>Die</strong>ses Niveau<br />

wird auch nach 11 Minuten Ätzzeit gehalten. Hier ist aber schon ein leichter Verlust im<br />

Kurzschlussstrom aufgrund der Verbreiterung der Gräben durch das Ätzen zu erkennen.<br />

Daraus ergibt sich das Optimum für den Wirkungsgrad nach 8 Minuten. <strong>Die</strong>se Zellen zeigen<br />

im Mittel 15,3% Wirkungsgrad im Vergleich zu 14,8% bei den Referenzen.<br />

J sc [mA/cm²]<br />

32,5<br />

32,0<br />

31,5<br />

78<br />

76<br />

74<br />

72<br />

70<br />

68<br />

66<br />

64<br />

62<br />

keine<br />

60<br />

31,0<br />

Gräben<br />

58<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Ätzzeit der Gräben [min]<br />

FF [%]<br />

Eta [%]<br />

15,4<br />

15,2<br />

15,0<br />

14,8<br />

14,6<br />

620<br />

610<br />

600<br />

590<br />

580<br />

12 keine<br />

570<br />

11<br />

Gräben<br />

560<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Ätzzeit der Gräben [min]<br />

Abbildung 7.4: Abhängigkeit des Solarzellenparameter von der Ätzzeit der<br />

gelaserten Gräben. Es ist ein deutliches Optimum bei 8 min erkennbar.<br />

Um die Ursache für die sehr deutliche Verbesserung im Füllfaktor zu untersuchen, wurden die<br />

Hell- und Dunkelkennlinien, sowie Jsc-Voc Kennlinien mit dem 2-Diodenmodell angefittet.<br />

Aus den daraus erhaltenen Parametern J01, J02, Rp sowie Rs waren nur für den<br />

Serienwiderstand Rs signifikante Unterschiede zwischen den Referenzen und der besten<br />

Gruppe mit Gräben feststellbar. Der Serienwiderstand reduzierte sich von 0,83 auf 0,60 Ωcm².<br />

In Tabelle 7.1 sind die Solarzellenparameter der beiden verglichenen Gruppen noch einmal<br />

zusammengefasst.<br />

Tabelle 7.1: Hellparameter von benachbarten mc Wafern (125x125 mm²) mit<br />

normalem Siebdruck beziehungsweise Siebdruck in Gräben.<br />

FF [%]<br />

Jsc<br />

[mA/cm²] Voc [mV] Eta [%] Rs [Ωcm²]<br />

Referenzen 75,2 31,8 619,2 14,8 0,83<br />

Gräben 76,7 32,2 619,6 15,3 0,60<br />

Differenz 1,5 0,4 0,4 0,5 -0,23<br />

Bei jeweils drei Wafern dieser beiden Gruppen wurde der Serienwiderstand der Finger<br />

gemessen. Dazu sollten nicht einzelne Finger vermessen werden, sondern ein möglichst guter<br />

Mittelwert über alle Finger erfasst werden. Hierzu wurden die Busbars der Solarzellen<br />

verlötet, um den Serienwiderstand in diesen zu minimieren. Anschließend wurde jeweils der<br />

Widerstand zwischen den beiden Busbars einer Zelle mit der 4-Spitzen Methode gemessen.<br />

V oc [mV]<br />

109


110<br />

Kapitel 7<br />

<strong>Die</strong>ser Wert entspricht dem Widerstand über alle 47 Finger einer Zelle. Daher kann dann der<br />

durchschnittliche Linienwiderstand eines Fingers berechnet werden. In Tabelle 7.2 ist zu<br />

erkennen, dass für die Solarzellen mit Gräben der spezifische Linienwiderstand deutlich<br />

kleiner ist als für die herkömmlichen Zellen.<br />

Tabelle 7.2: Spezifischer Linienwiderstand der Finger auf den Referenzen<br />

beziehungsweise der Zellen mit Gräben.<br />

Linienwiderstand Referenzen Zellen mit Gräben<br />

ρ [mΩ/cm] 485 313<br />

Für zukünftige Solarzellentypen, die selektive Emitter benötigen, können durch diese<br />

Technologie zusätzliche Vorteile entstehen. Es sind, bei entsprechender Prozessführung,<br />

selektive Emitter mit nur einer Diffusion realisierbar. Nichtsdestotrotz gibt es aber auch<br />

einige neue Herausforderungen zu lösen, bevor diese Technik industriell eingesetzt werden<br />

kann. Das Einbringen der Gräben mit Lasern ist dabei noch eines der kleinsten Probleme, da<br />

dies schon im industriellen Maßstab durchgeführt wird. Schwieriger wird es sein, sicher zu<br />

stellen, dass in einer Produktionsumgebung das Drucken in die Gräben reproduzierbar<br />

funktioniert. Mit entsprechenden Druckern mit optischer Bilderkennung, wie sie heute schon<br />

im Einsatz sind, sollte dieses Problem aber lösbar sein. Damit wäre der Weg frei mit<br />

überschaubarem technologischen Risiko und einer nur leichten Anpassung des Standard-<br />

Solarzellenprozesses den Wirkungsgrad signifikant zu steigern.


Zusammenfassung<br />

Ziel dieser Arbeit war es, für einen herkömmlichen Solarzellenprozess für Siliziumwafer<br />

die Technologien der Einzelprozessschritte aufzuzeigen, Alternativen dazu zu entwickeln und<br />

diese zu charakterisieren. Dazu wurde zuerst der Status quo der Solarzellenfertigung<br />

aufgenommen. Im Jahr 2004 basierten 94% aller hergestellten Solarzellen auf der<br />

Siliziumwafertechnologie. Der Großteil davon wird mit Siliziumnitrid als Antireflexschicht<br />

beschichtet und mittels Siebdruck metallisiert. Auf den ersten Blick scheinen also nahezu alle<br />

weltweit hergestellten Solarzellen gleich gefertigt zu sein. Für viele Prozessschritte gibt es<br />

aber mehrere technologische Möglichkeiten.<br />

Da es in dieser Arbeit um industrierelevante Prozesse geht und in der Industrie die<br />

Kosten eine wesentliche Rolle spielen, wurde ein typischer Prozess, von der Herstellung des<br />

Rohsiliziums bis zum fertigen Solarmodul, aufgezeigt und die dabei entstehenden Kosten<br />

diskutiert. <strong>Die</strong> Schätzungen der Gestehungskosten für eine Kilowattstunde Solarstrom<br />

variieren zwischen 0,23 und 0,70 €/kWh. Lernkurven zeigen, dass spätestens im Jahr 2020 die<br />

Photovoltaik konkurrenzfähig zu anderen Energiequellen sein wird. Werden die heutigen<br />

Wachstumsraten von über 60% auch nur annähernd beibehalten, so wird dies noch deutlich<br />

früher erreicht sein.<br />

Der erste Schritt im Solarzellenprozess ist die Entfernung des Sägeschadens, der beim<br />

Sägen der Wafer aus einer Säule entsteht. Für mono<strong>kristalline</strong> Wafer wurden zwei alkalische<br />

Ätzrezepte entwickelt, die industriell anwendbar sind und gleichzeitig zu einer Texturierung<br />

der Oberfläche führen. <strong>Die</strong>s reduziert die Reflexion des Lichtes an der Oberfläche und erhöht<br />

die Einsammelwahrscheinlichkeit für generierte Ladungsträger.<br />

Für multi<strong>kristalline</strong>s Material funktioniert diese alkalische Texturierung aufgrund der<br />

unterschiedlichen Kristallorientierungen nur unzureichend. Für dieses Material wurde<br />

zusammen mit Kollegen eine Ätzlösung entwickelt, die im Vergleich zu bisher bestehenden<br />

Rezepten nur aus Wasser, Flusssäure und Salpetersäure besteht. <strong>Die</strong>s vereinfacht die<br />

Prozessführung und die Nachdosierung. Im Vergleich zu herkömmlich alkalisch geätzten<br />

Wafern konnte eine Wirkungsgradsteigerung von 14,6%, auf 15,6% im Mittel erreicht<br />

werden. <strong>Die</strong>s ist, nach Kenntnis des Autors, die höchste Steigerung, die durch eine saure<br />

Texturierung erreicht wurde. Eingekapselt in ein herkömmliches Modul bestehend aus 36<br />

Zellen war ein Gewinn in der Ausgangsleistung um 4,8% zu verzeichnen. <strong>Die</strong>se<br />

Steigerungsraten sind sonst nur durch Einführung von aufwändigen, neuen Zellkonzepten zu<br />

realisieren.<br />

Nach dem Sägeschadenätzen folgt im Allgemeinen die Emitterdiffusion. <strong>Die</strong> zwei am<br />

weitesten verbreiteten Methoden wurden im Rahmen dieser Arbeit auf großen Stückzahlen<br />

miteinander verglichen; die Gasphasendiffusion mit POCl3 als Dotierquelle und die<br />

Aufbringung eines Dotierstoffes mit anschließendem Hochtemperaturschritt. Dabei wurden je<br />

zwei verschiedene Schichtwiderstände realisiert. <strong>Die</strong> Charakterisierung der fertigen<br />

111


112<br />

Zusammenfassung<br />

Solarzellen zeigte Unterschiede zwischen den Gruppen in einzelnen Parametern auf, im<br />

Wirkungsgrad der Zellen führten beide Methoden aber zu denselben Ergebnissen.<br />

Nach der Emitterdiffusion erhält man im Allgemeinen eine leitende Verbindung<br />

zwischen Vorder- und Rückseite der Solarzelle. <strong>Die</strong>se muss durch entsprechende Mittel<br />

unterbrochen werden. Im Rahmen dieser Arbeit wurden die bestehenden Methoden<br />

miteinander verglichen und eine neuartige Methode entwickelt. Bei der Einbringung von<br />

Gräben auf der Rückseite der Zelle zeigte sich, dass nur ein niedriger Parallelwiderstand<br />

erreicht werden konnte. <strong>Die</strong>s wurde darauf zurückgeführt, dass Schäden direkt an der<br />

Waferkante, die durch Prozesse und Handling verursacht werden, zu lokalen Kurzschlüssen<br />

zwischen Basis und Emitter führen können, die bei der Isolation auf der Rückseite immer<br />

noch leitend mit dem vorderseitigen Emitter verbunden sind. Wird die Emittertrennung mit<br />

dem Laser ausgeführt, so kann nur mit kurzen Pulsen hoher Energiedichte eine ausreichende<br />

Trennung erreicht werden. Dabei wird aber die Raumladungszone der Solarzellen geschädigt,<br />

was zu einer Erhöhung des zweiten Diodenstromes führt. <strong>Die</strong> neu entwickelte Methode<br />

besteht im nasschemischen Entfernen des Emitters auf der Rückseite. <strong>Die</strong>s führt zu<br />

signifikanten Steigerungen im Wirkungsgrad, bei gleichzeitiger Vereinfachung des<br />

Gesamtprozesses.<br />

Ein Großteil des in der Photovoltaik eingesetzten Siliziums, hat im Ursprungszustand<br />

noch eine hohe Konzentration an intrinsischen Rekombinationszentren. <strong>Die</strong>se können<br />

teilweise aus dem Material gegettert oder mit Wasserstoff passiviert, das heißt elektrisch<br />

deaktiviert werden. Aus diesem Grund spielt Wasserstoff in Silizium für die Photovoltaik eine<br />

sehr wichtige Rolle. Viele der bisherigen Nachweismethoden sind sehr aufwändig oder<br />

ungenau. In dieser Arbeit wird ein Drei-Schichten-Modell vorgestellt, das mit Hilfe von<br />

Lebensdauermessungen der Minoritätsladungsträger, die Diffusion des Wasserstoffes in den<br />

Wafer detektiert. Bei diesem Drei-Schichten-Modell wird von zwei vollständig passivierten<br />

äußeren Schichten und einer vollständig unpassivierten inneren Schicht des Wafers<br />

ausgegangen. Durch Lebensdauermessungen des unpassivierten und des teilweise passivierten<br />

Wafers können so Aussagen über die Eindringtiefe des Wasserstoffs gemacht werden. <strong>Die</strong><br />

Überprüfung dieser Aussagen geschah hier durch Simulationen mit PC1D.<br />

Siliziumnitrid, vorzugsweise mittels PECVD (plasma enhaced chemical vapour<br />

deposition) Technik abgeschieden, ist die am weitesten verbreitete Methode zur<br />

Wasserstoffpassivierung, da selbiger in großen Mengen in den Schichten enthalten ist. <strong>Die</strong><br />

Siliziumnitridschicht dient weiterhin als Oberflächenpassivierung und Antireflexschicht. <strong>Die</strong><br />

beiden gebräuchlichsten, die Direktplasma- und Remoteplasmaabscheidung wurden in dieser<br />

Arbeit miteinander verglichen. Dazu wurden sowohl mono- als auch multi<strong>kristalline</strong> Wafer<br />

benutzt, um Oberflächenpassivierung und Volumenpassivierung getrennt betrachten zu<br />

können. Bei den multi<strong>kristalline</strong>n Wafern wurde Material von verschiedenen Herstellern und<br />

unterschiedlicher Position aus dem Ingot benutzt, da die Wasserstoffpassivierung von<br />

diversen Eigenschaften des Siliziums, wie zum Beispiel Sauerstoffgehalt oder<br />

Versetzungsclusterdichte, abhängt. <strong>Die</strong> gefertigten Solarzellen zeigten in einzelnen<br />

Parametern leichte Unterschiede, das Wirkungsgradniveau war aber nahezu gleich für beide<br />

Technologien.


Zusammenfassung<br />

Im letzten Kapitel wurde die Metallisierung der Solarzellen behandelt. Speziell wurde<br />

dabei auf eine neuartige Methode eingegangen, bei der zwei bewährte Verfahren in der<br />

Photovoltaik erstmals miteinander verknüpft werden: Das Lasern von Gräben und die<br />

Drucktechnik. Es konnte gezeigt werden, dass mit dieser Kombination die Abschattung der<br />

Zelle verringert werden kann, bei gleichzeitiger Vergrößerung des Querschnitts der Finger<br />

und der Kontaktfläche zum Emitter. <strong>Die</strong>s führt zu einem geringerem Serienwiderstand und<br />

reduziertem Kontaktwiderstand. In ersten Experimenten konnte so der Wirkungsgrad, im<br />

Vergleich zu konventionell bedruckten Solarzellen, um 0,5% absolut gesteigert werden.<br />

Zwei der neu entwickelten Alternativen zu den herkömmlichen Prozessschritten haben<br />

sich als sehr erfolgreich herausgestellt: <strong>Die</strong> saure Texturierung und die nasschemische<br />

Entfernung des rückseitigen Emitters. Für beide Prozesse wurden zusammen mit einem<br />

Industriepartner Produktionsanlagen entwickelt, die inzwischen weltweit im Einsatz sind. <strong>Die</strong><br />

saure Texturierung wurde zum Patent angemeldet und bis Mitte 2005 waren sieben Anlagen<br />

inklusive Prozesslizenz in der industriellen Fertigung.<br />

113


Verzeichnis von Abkürzungen<br />

114<br />

BSF Back surface field<br />

BTBAS bis-tertiar-Butylaminosilan<br />

CAT-CVD Thermo catalytic chemical vapour deposition<br />

CVD Chemical vapour deposition<br />

CZ Czochralski<br />

DCS Dichlorsilan<br />

ECN Energy Research Centre of the Netherlands<br />

ECV Electrochemical capacitance-voltage<br />

EM Elektronenmikroskop<br />

EMC Electromagnetic casting<br />

ERD Elastic recoil detection<br />

ETP Expanding thermal plasma<br />

EVA Ethylen Vinyl Acetat<br />

EVA Ethylen-Vinyl-Acetat<br />

FGA Forming gas annealing<br />

FTIR Fourier Transformierte Infrarot Spektroskopie<br />

FZ Float zone<br />

HIT Hetero junction with intrinsic thin layer<br />

IMEC Interuniversity MicroElectronics Center<br />

IPA Isopropylalkohol<br />

IQE Interne Quanten Effizienz<br />

ISE Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme<br />

LBIC Light-beam iduced current<br />

LPCVD Low pressure chemical vapour deposition<br />

LPE Liquid phase epitaxy<br />

mc multicrystalline<br />

MIRHP Microwave induced remote Hydrogen plasma passivation<br />

MWPCD Microwave detected photo conductance decay<br />

PC1D Simulationsprogramm für Ladungsträger in Halbleitern<br />

PCD Photoconductance decay<br />

QSSPC Quasi steady state photo conductance<br />

RF Radio Frequenz<br />

SIMS Sekundär Ionen Massen Spektroskopie<br />

SiN Siliziumnitrid<br />

UVCVD Ultra violet chemical vapour deposition<br />

wt% Weight percent


Publikationen und Patente<br />

[1] R. Lüdemann, A. Hauser, and R. Schindler, "Hydrogen Passivation of Low- and High-<br />

Quality mc-Silicon for High-Efficiency Solar Cells", Proc. 2 nd WCPVSEC, Vienna,<br />

Austria, 1998.<br />

[2] A. Hauser, "Einfluss der Wasserstoff-Passivierung auf Silizium-Solarzellen",<br />

Diplomarbeit <strong>Universität</strong> Tübingen + Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme<br />

Freiburg, 1999, pp. 88.<br />

[3] A. Hauser, M. Spiegel, P. Fath, and E. Bucher, "Investigations on Hydrogen in Silicon<br />

by Means of Lifetime Measurements", Proc. 28 th IEEE PVSC, Anchorage, Alaska,<br />

2000.<br />

[4] G. Hahn, P. Geiger, and A. Hauser, "Silicon Ribbons - State of the Art and Resutls<br />

from the UKN Research", 11th Workshop on Crystalline Silicon Solar Cell Materials<br />

and Processes, Colorado, USA, 2001.<br />

[5] G. Hahn, A. Hauser, and A. M. Gabor, "14 % Efficient Large Area Screen Printed<br />

String Ribbon Solar Cells", Proc. 17 th EC-PVSEC, Munich, Germany, 2001.<br />

[6] A. Hauser, G. Hahn, M. Spiegel, H. Feist, O. Breitenstein, J. P. Rakotoniaina, P. Fath,<br />

and E. Bucher, "Comparison of Different Techniques for Edge Isolation", Proc. 17 th<br />

EC-PVSEC, Munich, Germany, 2001.<br />

[7] A. Hauser, M. Spiegel, P. Fath, and E. Bucher, "Influence of an Ammonia Activation<br />

Prior to the PECVD SiN Deposition on the Solar Cell Performance", Proc. 12 th<br />

PVSEC, Jeju, Korea, 2001.<br />

[8] G. Hahn, A. Hauser, A. M. Gabor, and M. C. Cretella, "15% Efficient Large Area<br />

Screen Printed String Ribbon Solar Cells", Proc. 29 th IEEE PVSC, New Orleans,<br />

USA, 2002.<br />

[9] A. Hauser, A. W. Weeber, W. J. Soppe, P. Fath, and E. Bucher, "Comparison of<br />

Remote and Direct Plasma Silicon Nitride", Proc. 29 th IEEE PVSC, New Orleans,<br />

USA, 2002.<br />

[10] A. Hauser, M. Spiegel, P. Fath, and E. Bucher, "Influence of an Ammonia Activation<br />

Prior to the PECVD SiN Deposition on the Solar Cell Performance", Solar Energy<br />

Materials and Solar Cells, vol. 75, pp. 357-362, 2003.<br />

[11] A. Hauser, I. Melnyk, P. Fath, S. Narajanan, S. Roberts, and T. M. Bruton, "A<br />

Simplified Process for Isotropic Texturing of mc-Si", Proc. 3 rd WCPEC, Osaka, Japan,<br />

2003.<br />

[12] M. Rinio, A. Hauser, and H. J. Möller, "Topography Correlation - an Example of<br />

Visualising the Effect of Remote Plasma Hydrogen Passivation", Proc. 3 rd WCPEC,<br />

Osaka, Japan, 2003.<br />

115


[13] A. Kränzl, A. Schneider, I. Melnyk, A. Hauser, E. Rüland, and P. Fath, "Different<br />

Aspects of Back-surface Field (BSF) Formation for Thin Multi-crystalline Silicon<br />

Wafers", Proc. PVSEC-14, Bangkok, Thailand, 2004.<br />

[14] A. Hauser, A. Herguth, and P. Fath, "Thick Film Buried Contact Solar Cells as a<br />

Future Trend for Industrial Crystalline Silicon Solar Cells", Proc. 19 th EC-PVSEC,<br />

Paris, France, 2004.<br />

[15] A. Hauser, I. Melnyk, E. Wefringhaus, F. Delahaye, G. Vilsmeier, and P. Fath, "Acidic<br />

Texturisation of mc-Si Using a High Throughput In-line Prototype System with no<br />

Organic Chemistry", Proc. 19 th EC-PVSEC, Paris, France, 2004.<br />

[16] M. McCann, I. Melnyk, E. Wefringhaus, A. Hauser, P. Fath, S. Roberts, T. Bruton,<br />

and D. Jordan, "High Efficiency Buried Contact Solar Cells on Multicrystalline<br />

Silicon: An Industrial Reality", Proc. 19 th EC-PVSEC, Paris, France, 2004.<br />

[17] I. Melnyk, E. Wefringhaus, M. McCann, A. Helfricht, A. Hauser, and P. Fath,<br />

"Na2CO3 as an Alternative to NaOH/IPA for Texturisation of Monocrystalline<br />

Silicon", Proc. 19 th EC-PVSEC, Paris, France, 2004.<br />

[18] F. Delahaye, M. Löhmann, M. Bauer, G.Vilsmeier, I. Melnyk, A. Hauser, C.<br />

Gerhards, M. Krause, S. Lust, H. Nußbaumer, and W. Joos, "Edge Isolation: an<br />

Innovative Inline Wet Processing - Ready For Industrial Production", Proc. 19 th EC-<br />

PVSEC, Paris, France, 2004.<br />

[19] A. Kränzl, A. Schneider, I. Melnyk, A. Hauser, E. Rüland, P. Fath, "Different Aspects<br />

of Back-surface Field (BSF) Formation for Thin Multi-crystalline Silicon Wafers",<br />

Asian Journal of Energy & Environment, vol. 5, pp. 275-283, 2004.<br />

[20] J. Arumughan, T. Pernau, A. Hauser, and I. Melnyk, "Simplified Edge Isolation of<br />

Buried Contact Solar Cells", Solar Energy Materials and Solar Cells, vol. 87, pp. 705-<br />

714, 2005.<br />

[21] A. Hauser, C. Bourcheix, F. Madon, D. Schmidt, B. Raabe, N. L. Quang, G. Goaer,<br />

and H. N. Wanka, "Double Layer SiN Antireflection Coating Leading to Higher<br />

Module Output Power", Proc. 20 th EC-PVSEC, Barcelona, Spain, 2005.<br />

Patentanmeldung<br />

DE 103 20 212 A1; Anmeldetag: 07.05.2003; PCT/DE2004/000835<br />

A. Hauser, I. Melnyk, P. Fath:<br />

“Verfahren zum Texturieren von Oberflächen von Silizium Scheiben“<br />

Erfindungsmeldung<br />

E. Wefringhaus, I. Melnyk, A. Hauser, M. McCann, A. Helfricht, P. Fath, S. Roberts, D.<br />

Jordan, T. Bruton, 07.12.2004:<br />

„Verfahren zur industriellen Fertigung multi- und mono<strong>kristalline</strong>r, hoch-effizienter buriedcontact<br />

Solarzellen“<br />

116


Literaturverzeichnis<br />

Aberle, A. G. (1998). Advanced Surface Passivation and Analysis of Crystalline Silicon Solar<br />

Cells. Department of Physics. Hannover, <strong>Universität</strong> Hannover: 334.<br />

Aberle, A. G. (2001). "Overview on SiN surface passivation of crystalline silicon solar cells."<br />

Solar Energy Materials and Solar Cells 65: 239-248.<br />

Al-Rifai, M. H., J. Carstensen, et al. (2001). A New Passivation Method for Edge Shunts of<br />

Silicon Solar Cells. 17th EC-PVSEC,2001, Munich, Germany.<br />

Bender, H. (1994). SIPOS Emitter und mechanische Oberflächentexturierung für Silizium<br />

Solarzellen. Fakultät für Physik. <strong>Konstanz</strong>, <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong>: 109.<br />

Bergmann undSchaefer (1992). Lehrbuch der Experimentalphysik; Festkörper. Berlin, Walter<br />

de Gruyter.<br />

Bilyalov, R. R., M. S. Saido, et al. (1990). Appl. Sol. Energy 26: 40.<br />

Biro, D. (2003). Durchlaufdiffusion für die Photovoltaik. Fakultät für Angewandte<br />

Wissenschaften, Albert-Ludwigs <strong>Universität</strong> Freiburg im Breisgau: 161.<br />

Bogenschütz, A. F. (1967). Ätzpraxis für Halbleiter. München, Carl Hanser Verlag.<br />

Boreland, M. undM. Thwaites (2004). HITUS: A Remote Plasma Method for Silane-free<br />

Sputter Deposition of Silicon Nitride. 19th EU PVSEC,2004, Paris, France: 3791-<br />

3793.<br />

Bosch, R. C. M., W. T. M. Stals, et al. (2004). High-Throughput PECVD Production Tool for<br />

In-line Silicon Nitride Deposition on Silicon Solar Cells.<br />

Bosch, R. C. M., W. T. M. Stals, et al. (2004). High-Throughput PECVD Production Tool for<br />

In-Line Silicon-Nitride Deposition on Silicon Solar Cells. 19th EU PVSEC,2004,<br />

Paris, France.<br />

Brammer, T., U. Zastrow, et al. (2001). Analysis of Phosphorus Doped Emitter Profiles of<br />

Multicrystalline Si Solar Cells. 17th EC-PVSEC,2001, Munich, Germany: 1842-1845.<br />

Breitenstein, O., M. Langenkamp, et al. (2001). The Imaging of Shunts in Solar Cells by<br />

Infared Lock-in Thermography. 17th EC-PVSEC,2001, Munich, Germany.<br />

Bruel, M., B. Aspar, et al. (1995). "Smart cut": a Promising new SOI Material Technology.<br />

IEEE International SOI Conference Proceedings,1995, New York, USA.<br />

Butturi, M. A., M. Stefancich, et al. (2002). Contact Shadowing Losses Reduction by Fine<br />

Line Screen Printing. 29th IEEE PVSC,2002, New Orleans, USA: 407-409.<br />

Davis, J. R., A. Rohatgi, et al. (1978). Characterization of the Effects of Metallic Impurities<br />

on Silicon Solar Cell Performance. 13th IEEE PVSC,1978, Washington, D.C.: 490-<br />

495.<br />

Dekkers, H. F. W., S. D. Wolf, et al. (2003). Investigation on mc-Si Bulk Passivation Using<br />

Deuterated Silicon-Nitride. 3rd WCPEC,2003, Osaka, Japan.<br />

117


Delahaye, F., M. Löhmann, et al. (2004). Edge Isolation: an Innovative Inline Wet Processing<br />

- Ready For Industrial Production. 19th EU PVSEC,2004, Paris, France: 416-418.<br />

Einhaus, R., E. Vazsony, et al. (1997). Isotropic Texturing of Multicrystalline Silicon Wafers<br />

with Acid Texturing Solutions. 26th IEEE PVSC,1997, Anaheim: 167-170.<br />

Elgamel, H. E., J. Poortmans, et al. (1996). An Experimental Study on Stability and<br />

Characeristics of Hydrogen in Different Multicrystalline Silicon Material. 11th<br />

PVSEC,1996, Miyazaki, Japan.<br />

Elgamel, H. E. A., J. Nijs, et al. (1998). "Hydrogen in Polycrystalline Silicon Solar Cell<br />

Material: Its Role and Characteristics." Solar Energy Materials and Solar Cells 53: 277<br />

- 284.<br />

Emanuel, G., E. Schneiderlöchner, et al. (2001). HighThroughput Laser Isolation of<br />

Crystalline Silicon Solar Cells. 17th EC-PVSEC,2001, Munich, Germany.<br />

Energetics, I., Ed (2001). Solar Electric Power: The U.S. Photovoltaic Industry Roadmap,<br />

National Center for Photovoltaics, United States Photovoltaics Industry.<br />

EPIA (2004). Towards an Effective European Industrial Policy for Photovoltaics. Warschau,<br />

Polen, European Photovoltaic Industry Association.<br />

Faika, K. undP. Fath (2002). Formation of a Rectifying p+n+ Junction Using P-Paste During<br />

Al/P-Codiffusion. PV in Europe,2002, Rome, Italy.<br />

Faika, K., R. Kühn, et al. (2000). Novel Techniques to Prevent Edge Isolation of Silicon Solar<br />

Cells by Avoiding Leakage Currents Between the Emitter and the Aluminium Rear<br />

Contact. 16th EC-PVSEC,2000, Glasgow, United Kingdom: 1137-41.<br />

Fourmond, E., G. Dennler, et al. (1999). UVCVD Silicon Nitride Passivation and ARC<br />

Layers of Multicrystalline Solar Cells. 11th PVSEC,1999, Sapporo, Japan.<br />

Franke, D. (2003). Rise of Dislocation Density in Crystalline Silicon Wafers During<br />

Diffusion Processing. 3rd WCPEC,2003, Osaka, Japan: 1344-1347.<br />

Friestad, K., C. Zahedi, et al. (2004). Solar Grade Silicon from Metallurgical Route. 19th<br />

EU.PVSEC,2004, Paris, France.<br />

Green, M. A. (2003). Green Energy Visions: Personal Views on the Future of Photovoltaics.<br />

3rd WCPEC,2003, Osaka, Japan.<br />

Guseva, M. I. undY. V. Martyenko (1986). Physics of Radiation Effects in Crystals, Elsevier<br />

Science, New York.<br />

Hahn, G. (1999). RGS-Silizium - Materialanalyse und Solarzellenprozessierung. Fakultät für<br />

Physik, <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong>: 144.<br />

Hahn, G., A. Hauser, et al. (2001). 14 % Efficient Large Area Screen Printed String Ribbon<br />

Solar Cells. 17th EC-PVSEC,2001, Munich, Germany: 1719 - 1722.<br />

Hahn, G., A. Schönecker, et al. (2005). Hydrogen Kinetics in Crystalline Silicon - PECVD<br />

SiN Studies in mc and CZ Silicon. 20th EC PVSEC,2005, Barcelone, Spain.<br />

Hahn, G., D. Sontag, et al. (2004). Hydrogenation of Multicrystalline Silicon - the Story<br />

Continues. 19th EU PVSEC,2004, Paris, France: 427-430.<br />

118


Hauser, A. (1999). Einfluss der Wasserstoff-Passivierung auf Silizium-Solarzellen.<br />

<strong>Universität</strong> Tübingen + Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme. Freiburg,<br />

<strong>Universität</strong> Tübingen: 88.<br />

Hauser, A., C. Bourcheix, et al. (2005). Double Layer SiN Antireflection Coating Leading to<br />

Higher Module Output Power. 20th EU PVSEC,2005, Barcelona, Spain: 1336-1339.<br />

Henschel, R. (1997). Eigenschaften von SIPOS und Optimierung damit hergestellter<br />

<strong>Siliziumsolarzelle</strong>n. Fakultät für Physik, <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong>: 151.<br />

Hoornstra, J., H. d. Moor, et al. (2000). Improved Front Side Metallization on Silicon Solar<br />

Cells with Stencil Printing. 16th EU-PVSEC,2000, Glasgow, UK.<br />

Hu, S. M., P. Fahey, et al. (1983). "On Models of Phosphorous Diffusion in Silicon." Journal<br />

of Applied Physics 54(12): 6912-6922.<br />

Hylton, J. D., A. R. Burgers, et al. (2004). "Alkaline Etching for Reflectance Reduction in<br />

Multicrystalline Silicon Solar Cells." J. Electrochem. Soc. 151(6): G408-G427.<br />

Hylton, J. D., R. Kinderman, et al. (1996). "Uniform PyramidFormation on Alkaline-etched<br />

Polished Monocrystalline (100) Silicon Wafers." Progress in Photovoltaics: Research<br />

and Applications 4: 434-438.<br />

Irace, A., L. Sirleto, et al. (1999). "Tranverse Probe Optical Lifetime Measurement as a Tool<br />

for In-line Characterisation of the Fabrication Process of a Silicon Solar Cell." Solid-<br />

State Electronics 43: 2235-2242.<br />

Kaiser, U., M. Kaiser, et al. (1991). Texture Etching of Multicrystalline Silicon. 10th EC-<br />

PVSEC,1991, Lisabon, Portugal: 293-294.<br />

Kästner, G. (1999). "Vom "Ansprengen" zum "Absprengen"." Physikalische Blätter 55(1):<br />

51-53.<br />

Kränzl, A., R. Kopecek, et al. (2004). Low Cost mc Silicon Solar Cells with Spray-/Roll-on<br />

Emitter. 19th EU PVSEC,2004, Paris, France: 1041-1043.<br />

Kress, A., P. Fath, et al. (1998). Low-Cost Back Contact Silicon Solar Cells Applying the<br />

Emitter-Wrap Through (EWT) Concept. 2nd WCPVSEC,1998, Vienna Austria: 1547-<br />

50.<br />

Kumar, B., T. Koval, et al. (2002). Commercialization of a Silicon Nitride Co-fire Through<br />

(SINCOFT) Process for Manufacturing High Efficiency Mono-crystalline Silicon<br />

Solar Cells. 29th IEEE PVSC,2002, New Orleans, USA: 274-276.<br />

Kumar, B., T. B. Pandian, et al. (2005). Benefit of Dual Layer Silicon Nitride Anti-Reflection<br />

Coation. 31th IEEE PVSC,2005, Lake Buena Vista, USA.<br />

Lanford, W. A. undM. J. Rand (1978). "The Hydrogen Content Of Plasma-Deposited Silicon<br />

Nitride." Journal of Applied Physics 49(4): 2473.<br />

Lenkeit, B., T. Lauinger, et al. (1998). Comparision of Remote Versus Direct PECVD Silicon<br />

Nitride Passivation of Phosphorus-Diffused Emitters of Silicon Solar Cells. 2nd<br />

WCPVSEC,1998, Vienna, Austria: 1434-1437.<br />

Löwe, H., P. Keppel, et al. (1990). Halbleiterätzverfahren. Berlin, Academie-Verlag Berlin.<br />

Lüdemann, R., R. R. Bilyalov, et al. (1997). Evaluation of Different Hydrogen Passivation<br />

Methods. 14 th EC-PVSEC,1997, Barcelona, Spain: 780.<br />

119


McCann, M., I. Melnyk, et al. (2004). High Efficiency Buried Contact Solar Cells on<br />

MultiCrystalline Silicon:an Industrial Reality. 19th EC-PVSEC,2004, Paris, France:<br />

612-618.<br />

Melnyk, I., E. Wefringhaus, et al. (2005). High Throughput In-line Acidic Texturisation and<br />

Edge Isolation: An Industrial Reality. 20th EC PVSEC,2005, Barcelone, Spain.<br />

Menna, P., G. D. Francia, et al. (1995). "Porous Silicon in Solar Cells: A Review and a<br />

Description of its Application as an AR Coating." Solar Energy Materials and Solar<br />

Cells 37: 13.<br />

Moschner, J. D., J. Schmidt, et al. (2002). Thermo-catalytic Deposition of Silicon Nitride - a<br />

New Method for Excellent Silicon Surface Passivation. 29th IEEE PVSC,2002, New<br />

Orleans, USA: 174-177.<br />

Muller, J. C., E. Courcelle, et al. (1985). "Multiple-beam Ion Implantation Setup for Large<br />

Scale Treatment of Semiconductors." Nuclear Instruments and Methods in Physics<br />

Research B6: 394-398.<br />

Mulligan, W. P., D. H. Rose, et al. (2004). Manufacture of Solar Cells with 21% Efficiency.<br />

19th EU PVSEC,2004, Paris, France: 387-390.<br />

Nagel, H., A. G. Aberle, et al. (1998). Determination of Optical Constants of Semitransparent<br />

Films and Substrates for Silicon Solar Cell Applications. 2nd WCPVSEC,1998,<br />

Vienna, Austria: 1422-1425.<br />

Pearton, S. J., J. W. Corbett, et al. (1991). "Hydrogen Diffusion in Crystalline<br />

Semiconductors." Physica B 170: 85-97.<br />

Pearton, S. J., J. W. Corbett, et al. (1992). Hydrogen in Crystalline Semiconductors. Berlin,<br />

Springer-Verlag.<br />

Pernau, T., G. Hahn, et al. (2001). Bulk Hydrogenation of mc-Silicon Material and Solar<br />

Cells: From Research Lab to PV-Industry. 17th EC-PVSEC,2001, Munich, Germany:<br />

1764-1767.<br />

Peter, K. (1997). Schnell wachsende <strong>kristalline</strong> Silizium-Dünnfilme. Fakultät für Physik,<br />

<strong>Universität</strong> Konsanz: 104.<br />

Photon (2005). Photon International. 03/2005.<br />

Rinio, M., A. Hauser, et al. (2003). Topography Correlation - an Example of Visualising the<br />

Effect of Remote Plasma Hydrogen Passivation. 3rd WCPEC,2003, Osaka, Japan.<br />

Robbins, H. undB. Schwartz (1960). "Chemical Etching of Silicon II, The System HF, HNO3,<br />

H20 and hC2H3O2." J. Electrochem. Soc. 107: 108.<br />

Rohatgi, A. (2003). Road to Cost-Effective Crystalline Silicon Photovoltaics. 3rd<br />

WCPEC,2003, Osaka, Japan.<br />

Rover, Basore, et al. (1985). Solar Cell Modeling on Personal Computers. 18th IEEE<br />

PVSC,1985, Las Vegas, USA.<br />

Sakata, H., T. Nakai, et al. (2000). 20.7% Highest Efficiency Large Area (100.5 cm²) HIT<br />

Cell. 28th IEEE PVSC,2000, Anchorage, Alaska: 7-12.<br />

Schneider, A., G. Bühler, et al. (2002). Impact of Individual Process Steps on the Stability of<br />

Silicon Solar Cells Studied with a Simple Mechanical Stability Tester. PV in<br />

Europe,2002, Rome, Italy.<br />

120


Schneider, A., C. Gerhards, et al. (2002). Bow Reducing Factors for Thin Screenprinted mc-<br />

Si Solar Cells with Al BSF. 29th IEEE,2002, New Orleans, USA: 336-339.<br />

Singh, P. K., R. Kumar, et al. (2001). "Effectiveness of Anisotropic Etching of Silicon in<br />

Aqueous Alkaline Solutions." Solar Energy Materials and Solar Cells 70: 103 - 113.<br />

Sinton, R. A. undA. Cuevas (1996). "Contactless Determination of Current-Voltage<br />

Characteristics and Minority-Carrier Lifetime in Semiconductors from Quasi-Steady-<br />

State Photoconductance Data." Applied Physics Letters 69(17): 2510-2512.<br />

Sontag, D., G. Hahn, et al. (2003). Texturing Techniques and Resulting Solar Cell Parameters<br />

on Tri-Silicon Material. 3rd WCPEC,2003, Osaka, Japan.<br />

Sopori, B., M. I. Symko, et al. (1997). "Mechanism(s) of Hydrogen Diffusion in Silicon Solar<br />

Cells During Forming Gas Anneal." 26th IEEE PVSC: 25.<br />

Soppe, W., A. Weeber, et al. (1998). Cost-efective mc-Si Cell Processing by Screenprinting<br />

on Remote-PECVD Layers. 2nd WCPVSEC,1998, Vienna, Austria.<br />

Soppe, W. J., B. G. Duijvelaar, et al. (2000). A High Throughput PECVD Reactor for<br />

Deposition of Passivating SiN Layers. 16th EU-PVSEC,2000, Glasgow, UK: 1420-<br />

1423.<br />

Sparber, W., O. Schultz, et al. (2003). Comparison of Texturing Methods for Monocrystalline<br />

Silicon Solar Cells Using KOH and Na2CO3. 3rd WCPEC,2003, Osaka, Japan.<br />

Spiegel, M. (1995). Wasserstoffpassivierung von multi<strong>kristalline</strong>n <strong>Siliziumsolarzelle</strong>n.<br />

Fakultät für Physik. <strong>Konstanz</strong>, <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong>.<br />

Spiegel, M. (1998). Microwave induced remote plasma (MIRHP) passivation of mc-Si solar<br />

cells. Physics. <strong>Konstanz</strong>, <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong>: 127.<br />

Sproul, A. B. (1994). "Dimensionless Solution of the Equation Describing the Effect of<br />

Surface Recombination on Carrier Decay in Semiconductors." Journal of Applied<br />

Physics 76: 2851.<br />

Stavola, M., F. Jiang, et al. (2003). Hydrogenation of Si from SiNx:H Films: How Much<br />

Hydrogen is Really in the Si? 3rd WCPEC,2003, Osaka, Japan: 909-912.<br />

Sze, S. M. (1981). Physics of Semiconductor Devices. New York, Wiley & Sons.<br />

Sze, S. M. (1985). Semiconductor Devices - Physics and Technology, John Wiley & Sons.<br />

Tanaka, K., A. Tsuge, et al. (1999). "Analysis of the Transition Layer in Silicon Nitride Films<br />

Deposited by a Low-pressure Chemical Vapour Deposition." Surface and Interface<br />

Analysis 27: 638-643.<br />

Ueranantasun, A., B. S. Richards, et al. (2003). Titanium Dioxide Film as a Phosphorus<br />

Diffusion Barrier in Silicon Solar Cells. 3rd WCPEC,2003, Osaka, Japan.<br />

Van Wieringen, A. undW. Warmoltz (1956). Physica 22: 849.<br />

Vazsonyi, E., K. d. Klerk, et al. (1999). "Improved Anisotropic Etching Process for Industrial<br />

Texturing of Silicon Solar Cells." Solar Energy Materials and Solar Cells 57: 179-188.<br />

Weeber, A. W., A. R. Burgers, et al. (2004). 16% mc-Si Cell Efficiencies Using Industrial Inline<br />

Processing. 19th EU PVSEC,2004, Paris, France.<br />

121


Weeber, A. W. undW. J. Soppe (2001). Continuous SiN x Plasma Processing Using the Inline<br />

MW RPECVD System. 17th EC-PVSEC,2001, Munich, Germany: 1539-1542.<br />

Wenham, S. R. undM. A. Green (1987). Buried Contact Solar Cell. U.S.A., Unisearch<br />

Limited.<br />

Wolf, S. D., P. Choulat, et al. (2000). Towards Industrial Application of Isotropic Texturing<br />

for Multicrystalline Silicon Solar Cells. 16th EU-PVSEC,2000, Glasgow, UK: 1521-<br />

1523.<br />

Wolke, W., A. Jäckle, et al. (2004). SIN:H Anti-Reflection Coatings for c-Si Solar Cells by<br />

Large Scale Inline Sputtering. 19th EU PVSEC,2004, Paris, France: 419-422.<br />

Wright, D. N., E. S. Marstein, et al. (2005). Double Layer Anit-Reflective Coatings for<br />

Silicon Solar Cells. 31th IEEE PVSC,2005, Lake Buena Vista, USA.<br />

Zheng, Y., S. S. Lau, et al. (2000). "Orientation Dependence of Blistering in H-implanted Si."<br />

Journal of Applied Physics 89(5): 2972-2978.<br />

122


Danksagung<br />

Mit dem Abschluss dieser Arbeit danke ich all denen, die mich in den vergangenen Jahren in<br />

vielfacher Weise unterstützt haben:<br />

Prof. Dr. Ernst Bucher für die Aufnahme an seinem Lehrstuhl und die Betreuung dieser<br />

Arbeit,<br />

Prof Dr. Prof. Dr. Wyder für die Übernahme der Zweitkorrektur,<br />

Dr. Peter Fath für die Leitung der Arbeitsgruppe in den letzten Jahren und das Engagement<br />

bei der Aquirierung von Projekten,<br />

Barbara Terheiden, Giso Hahn, Thomas Pernau, Eckard Wefringhaus, Radovan Kopecek,<br />

Petra Pollow, Moritz Heintze und Sigrun Hafner für das Korrekturlesen und die kritischen<br />

Anmerkungen,<br />

Andreas Schneider und Eckard Wefringhaus für die vielen Aufnahmen mit dem<br />

Elektronenmikroskop,<br />

Christoph Gerhards, Eric Rüland und allen anderen Mitarbeitern von GP Solar für die gute<br />

Zusammenarbeit in dieser Zeit,<br />

Said Riazi, Thomas Pernau Andreas Schneider und Patric Geiger für die Unterstützung bei<br />

EDV Problemen,<br />

Angela Schellinger für die immer ruhige und hilfsbereite Art bei der Leitung des Sekretariats,<br />

Ihor Melny, Eckard Wefringhaus und Axel Herguth für die sehr gute Zusammenarbeit in der<br />

Arbeitsgruppe und die angenehme Zimmeratmosphäre,<br />

Bernhard Fischer, Thomas Pernau und allen Technikern, die diverse Messanlagen aufgebaut<br />

und in Schuss gehalten haben,<br />

Ihor Melnyk für den nicht enden wollenden Einsatz bei der Zusammenarbeit auf dem Gebiet<br />

der sauren Texturierung,<br />

Michelle McCann für viele unterhaltsame Diskussionen und Korrekturen englischer Artikel,<br />

Radovan Kopecek für ECV Messungen,<br />

Kristian Peter für seine hervorragende Arbeit bei der Organisation der Arbeitsgruppe und der<br />

Betreuung des Spektrometers,<br />

Barbara Terheiden, Frank Huster, Giso Hahn und Bernhard Fischer für unendlich viele<br />

fachliche Diskussionen, ohne die ich heute nur halb so viel verstanden hätte,<br />

Allen anderen Mitarbeitern am Lehrstuhl Bucher für das angenehme und unkomplizierte<br />

Arbeitsklima, die stete Hilfsbereitschaft und das Funktionieren des Laborbetriebes, zu dem<br />

alle beitragen,<br />

123


Pati Rakotonianina für Themographiemessungen<br />

und nicht zuletzt meinen Eltern, die mir das Studium ermöglichten und mich immer<br />

unterstützt haben.<br />

124<br />

Allen noch mal ein herzliches Dankeschön

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!