<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> <strong>stück</strong> <strong>vom</strong> <strong>glück</strong> Wer sich <strong>Zeit</strong> nimmt, s<strong>ein</strong>em Glück <strong>ein</strong> Stück entgegenzu- gehen, ist im Salzkammergut genau richtig. nirgendwo sonst ist es <strong>ein</strong>em näher als hier. Foto: © Maria Schoiswohl drei Herren sitzen an diesem späten Sommernachmittag bei Kaffee und Marillenstrudel im Gastgarten des deutschen Hauses am Almsee. die Gesichter rot und verschwitzt von ihrer radtour ab Wels. „In unserer Jugend sind wir von Gössl am Grundlsee über die berge hierher gewandert“, erzählt <strong>ein</strong>er der Männer. „das ist schon lange her“, lacht der Zweite. dazwischen liegen die Familie, der beruf, der Alltag und sie haben sich aus den Augen verloren. Seit drei Jahren kommen die rüstigen 70-Jährigen wieder regelmäßig an den Almsee. Um über das leben zu reden, über die enkerl, über alte <strong>Zeit</strong>en. Und um beim Kartenspielen „<strong>ein</strong> Vermögen“ zu verspielen. Im Garten des deutschen Hauses, <strong>ein</strong>em ehe- maligen Jagdhaus des fränkischen Welfengeschlechts, geht es um 10-Cent-Stücke. beim Almsee im oberösterrei- chischen Almtal beginnt das ende der Welt – richtung Süden ragt das Tote Gebirge bis über 2.000 Meter in die Höhe. rotgschirr oder Almtaler Sonnenuhr heißt die karge Kulisse, die bergsteigpionier Sepp Huber um 1900 <strong>für</strong> die wanderfreudige nachwelt professionell erschlossen hat. der Sepp-Huber-Steig richtung röllsattel zeugt von s<strong>ein</strong>er leidenschaft. Anspruchsloser ist der Weg um den See, gesäumt von sumpfigen Wiesen und Schilfbuchten im norden und Süden, von sanften berghängen in Ost und West. beim Spaziergang rauschen die blätter der Grau- und Schwarzerlen, die Sonne zaubert tanzende lichtpunkte aufs Wasser und am Wegesrand wachsen Farne, Glockenblumen, Himbeeren und wilde Minze. Mit Ausnahme des Seehauses steht k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Gebäude am Ufer des Almsees. das heutige naturschutzgebiet gehört seit 777 dem Stift Kremsmünster. das Seehaus ließen die Mönche 1652 <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e landwirtschaft erbauen, heute ist es <strong>ein</strong>e Gaststätte. die drei Herren bleiben im deutschen Haus über nacht. <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fache Herberge mit zwölf Zimmern, <strong>ein</strong>ige mit blick auf den See, <strong>ein</strong> „Zauberspiegel“ wie Adalbert Stifter 1834 in <strong>ein</strong>em brief schreibt. das echo, das den bergen innewohnt, trieb ihm damals in <strong>ein</strong>er Vollmondnacht die Tränen in die Augen – es erklang Goethes lied „Auf dem See“ begleitet von <strong>ein</strong>er Zither. Heute schicken vier junge bläser des Grünauer Musikver<strong>ein</strong>s <strong>ein</strong>ige Stücke über den Almsee, das Publikum antwortet mit Applaus. „die am anderen Ufer haben gut mitgespielt“, scherzt <strong>ein</strong>er der Trompeter über das echo, das an guten Tagen bis zu sieben Mal durchs Almtal hallt. die drei Herren lauschen den entfernten Klängen der bläser, statt Kaffee gibt es jetzt Most. <strong>ein</strong> lauer Abend voll langer Gespräche und unzähliger Kartenspiele steht bevor. Und <strong>ein</strong> frischer Morgen: „Wenn sich der nebel <strong>vom</strong> See hebt und die Sonne direkt aufs Haus sch<strong>ein</strong>t, das hat schon was.“ „Das ist <strong>ein</strong> Glücksplatzerl.“ so Die erkenntnis Dreier Herren am almsee. Wegweiser ins Glück Im Salzkammergut gibt es die weltweit größte dichte an nachgewiesenen Glücksplätzen, 212 an der Zahl. Sie wurden von sensiblen Menschen und Wissenschaftern ausgewählt. Im neuen buch „Wandern ins Glück“ erzählt Maria Schoiswohl zu 20 ausgewählten Glücksplätzen Geschichten wie diese. das buch ist im Handel in deutscher Sprache erhältlich (Schubert- Franzke, 17,90 euro). 06 07 Foto: © Schubert & Franzke