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Berichte<br />

und<br />

Dokumente<br />

Fünf Stunden Angst<br />

oder<br />

Am Freitag wird abgerechnet<br />

Drama in 3 Akten<br />

KONKURSE3 Zeitschrift für Hamburgisches Outlaw-Sourcing<br />

nachhaltig, offensiv innovativ, standortbewußt<br />

Umweltschutzgruppe Physik/Geowissenschaften e.V. Förderkreis »Rettet die Elbe« e.V. Nummer 3 Dezember 1998<br />

Die jüngste Behörde Hamburgs, die Umweltbehörde,<br />

wird 20 Jahre alt. Wieder ziehen die Umweltschutzgruppe<br />

Physik/Geowissenschaften und der Förderkreis »Rettet die<br />

Elbe« Bilanz. Nunmehr vier Senatoren haben sich im Amt<br />

abgelöst - geändert hat sich wenig. Waren es zunächst<br />

einige große Skandale wie Boehringer, die Affi und der<br />

Müllberg Georgswerder, so folgten Altlastensanierung<br />

und die vielen kleinen Umweltsauereien, die hilflose Beamte<br />

in den Büros der Umweltbehörde mal blass und<br />

mal rot anlaufen lassen. Zum Schluss aber wurde alles<br />

per Knopfdruck zum Guten gewendet und technisch perfekt<br />

geregelt. Seit es politisch grün im Amt zugeht, hat<br />

sich auch nichts verändert.<br />

Ort: Eine Behörde im Osten Hamburgs<br />

Zimmer mit zwei Schreibtischen, einander<br />

zugewandt, jeweils rechts Stapel<br />

mit Aktenmappen, grüne Gummimatte,<br />

Schwenkarmtelefon, Stempelroulett,<br />

Maskottchen, Kaffeebecher,<br />

Krümel.<br />

Fenster mit Blick auf Bäume, Kaktus,<br />

Usambaraveilchen, im Hintergrund<br />

Schornsteine.<br />

An den Wänden Schränke mit Aktenordnern,<br />

Mineralölkalender, kleiner<br />

Garderobenhaken, Waschbecken<br />

Personen:<br />

Heinz, Sachbearbeiter,zuständig<br />

für Annahme<br />

und Auftragsbearbeitung,<br />

Mahnwesen.<br />

Liesbett, Sachbearbeiterin,zuständig<br />

für das<br />

behördeninterne<br />

Such- und Ablagewesen.<br />

Montag, 8:05<br />

Moin, Liesbett!<br />

Guten Morgen,<br />

Heinz!<br />

Na, wie war<br />

das Wochenende?<br />

Oh, sehr schön. Mein Schwager<br />

kam mit Familie. Wir sind zur<br />

Billerhuder Insel rüber, da haben<br />

wir ein Häuschen. Grillwurst,<br />

Klönschnack, gemütlicher Abend,<br />

Du weißt.<br />

Ach ihm geht es gar nicht gut, er<br />

hat was mit der Hüfte und die<br />

Ärzte sagen ......<br />

Montag, 10:30<br />

..... ja, es ist schon ein Kreuz mit<br />

diesen Ärzten, sag ich Dir.<br />

Was liegt eigentlich heute an?<br />

Hier liegt ein Briefumschlag.<br />

Oh!<br />

Was steht drauf?<br />

An die Umweltbehörde.<br />

Dr. F. V. aus H. (49) hat sich eine eigene Maracujasaft-Anlage installiert.<br />

„Im Zuge der Globalisierung ist Maracujasaft die einzig wirksame Maßnahme<br />

vor irrationalen Ängsten und Ökochondrie“, sagte er ohne Rot zu<br />

werden.<br />

Das sind wir! - Mach auf. ("ritsch")<br />

Ist ein Brief drin.<br />

(Fortsetzung auf Seite 10)<br />

Anfrage gemäß der EU-Informa-<br />

Wie vor zehn und vor fünf Jahren kommt unsere Bilanz<br />

zu einem für die Behörde vernichtenden Ergebnis: „Konkurse“<br />

beschreibt nach unserer Ansicht immer noch am besten,<br />

wie in Hamburg statt Umweltschutz nur Umweltverwaltung<br />

stattfindet. Mit etlichen Beiträgen wollen wir<br />

auch diesmal unsere Bilanz untermauern. Daß wir bei<br />

dem zum Teil grotesken Verhalten nicht immer ernst bleiben<br />

können, versteht sich dabei von selbst.<br />

Wir waren schon da, als an eine Umweltbehörde noch<br />

niemand gedacht hat. Wie vor zehn und vor fünf Jahren<br />

kündigen wir an: Wir werden ihnen weiter auf die Finger<br />

und in die Akten sehen...<br />

Wenn die Behörde erzählt...<br />

...über Fischreichtum und Wasserqualität in der Elbe<br />

Immer wieder geistert die Nachricht<br />

vom angeblichen Wiederaufleben der<br />

Unterelbfischerei durch die großdeutsche<br />

Medienlandschaft . Es sei mit<br />

der Wasserqualität der Elbe seit dem<br />

Ende der DDR so drastisch bergauf<br />

gegangen, daß das Geschäft der Fischer<br />

wieder richtig hoffnungsvoll sei,<br />

sogar dicke Zander werden wieder<br />

reichhaltig aus dem Fluß geholt.<br />

Legende? Zweckoptimismus? Wiedervereinigungs<br />

- Gedöhns („die Oberlieger<br />

waren an allem schuld...“)?<br />

Meldungen dieser Art sind nun nicht<br />

unbedingt abhängig vom Zustand der<br />

Elbe, und schon gar<br />

nicht dürfen sie als<br />

zufällig angesehen<br />

werden. Der Sommerloch-Senator<br />

Fritz Vahrenholt bereitete<br />

solche Themen<br />

von langer<br />

Hand vor. So hatte<br />

er beispielsweise im<br />

Frühjahr 1994 seine<br />

Mitarbeiter ausdrücklich<br />

gebeten,<br />

sich Gedanken darüber<br />

zu machen, wie<br />

das Thema „Qualitätsverbesserung<br />

und die Rückkehr<br />

von Fischen“ von<br />

der Umweltbehörde<br />

noch im Sommer<br />

1994 besetzt werden<br />

könne. Irgendwer in der Behörde<br />

muß dann wohl in der Zentrale der<br />

Nachrichtenagentur dpa einen oder<br />

eine gekannt haben. Und, schwups,<br />

füllen Jubelmeldungen wie die von<br />

den vielen dicken Zandern und vom<br />

zurückgekehrten Artenreichtum bundesweit<br />

die Schlagzeilen.<br />

Allerdings können die dicken Zander<br />

und der angebliche Artenreichtum<br />

kaum anzeigen, ob die Elbe nun saniert<br />

ist oder sich Fischbestand und<br />

Fischfang weiter positiv entwickeln.<br />

Die Zander-Bestände in der Elbe sind<br />

allgemeinen Schwankungen unter-<br />

(Fortsetzung auf Seite 2)<br />

Inhalt<br />

Fünf Stunden Angst 1<br />

Wenn die Behörde erzählt 1<br />

Meilensteine 3, 16<br />

Sprachlasten 3<br />

Als Tiger gestartet 4<br />

Maracujasaft und Ökochonder 6<br />

Die Zukunft eines Lochs 8<br />

Umweltbehörde zahlt Löhne nicht 12<br />

Kleinanzeigen 13<br />

Ahnengalerie Hamb. Umw.-senatoren 14<br />

Umweltbeamte pinkeln im Zwielicht 15<br />

Faul, Dreist und Geldgierig 16<br />

Der unabgeschlossene Fotoroman 19<br />

Kurz und uninteressant 15, 20<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Umweltschutzgruppe<br />

Physik/Geowissenschaften e.V.<br />

Nernstweg 22, 22765 Hamburg<br />

Tel: 040-390 47 57<br />

Spendenkonto:<br />

Postbank Hamburg, 421230-206, BLZ 20010020<br />

email: geos@friedensblitz.hamburg.com<br />

WWW: http://friedensblitz.hamburg.com/geos.html<br />

Förderkreis »Rettet-die-Elbe« e.V.<br />

Nernstweg 22, 22765 Hamburg<br />

Tel. 040-39 30 01<br />

Spendenkonto:<br />

Volksbank Kehdingen, 4485700, BLZ20069786<br />

email: RettetElbe@aol.com<br />

WWW: http://members.aol.com/rettetelbe/rde_home.html<br />

Twe Mark<br />

Veer Euro


Seite 2 Politik Konkurse 3<br />

worfen. Anfang der achtziger Jahre<br />

hatte dieser einen höheren Bestand<br />

als 1994. Der Senator, beseelt<br />

von dem Gedanken zum erstenmal<br />

in seinem Leben Zander<br />

aus der Elbe zu essen, lud zum<br />

Schmause.<br />

Seit in den Jahren 1980/81 bei einer<br />

umfangreichen Untersuchung<br />

festgestellt wurde, daß die Belastung<br />

mit Quecksilber und Hexa-<br />

Altenwerder einst ...<br />

chlorcyclohexan in Elbaalen und<br />

Brassen die Grenzwerte des Lebensmittelrechts<br />

zum Teil um ein<br />

Mehrfaches überschreiten, wurde<br />

bisher keine Entwarnung gegeben.<br />

Jüngste Untersuchungen bestätigen,<br />

daß die Elbfische auch heute noch<br />

erheblich mit Schadstoffen belastet<br />

sind.<br />

Im Süß- und Brackwasserbereich<br />

der Unterelbe leben etwa 28 Fischarten.<br />

Allerdings muß der mit 90<br />

Prozent schon hohe Stintanteil als<br />

alarmierend gelten. Viele Fischbestände<br />

sind deutlich kleiner geworden.<br />

Die Ursache für die Gefährdung<br />

von Fischarten und des zahlenmäßigen<br />

Bestandes sind sowohl<br />

Schadstoffe als auch die Einengung<br />

der Lebensräume durch Elbausbau,<br />

Eindeichungen, Absperrungen von<br />

Nebenflüssen, Vernichtung von<br />

Flachwasserzonen und Laichplätzen.<br />

Die Elbe wird von der Stadt<br />

Hamburg als industrielle Transportstraße<br />

für Schiffe und Abwässer<br />

genutzt und ist dadurch als Lebensraum<br />

für viele Fischarten ungeeignet<br />

geworden. Das System Elbe ist<br />

aus dem Gleichgewicht geraten,<br />

denn trotz der seit 1989 verbesserten<br />

Sauerstoffgehalte ist die Flunder<br />

selten geblieben, tausendmal<br />

seltener als der Stint.<br />

...über verschollene Fischarten<br />

Daß z.B. die Fischarten Stör, Maifisch<br />

und Zährte unter Naturwis-<br />

senschaftlern in der Elbe als ausgestorben<br />

gelten, stört die Umweltbehörde<br />

nicht. Auf einem Plakat<br />

dieser Behörde wird die Bevölkerung<br />

darüber informiert, daß diese<br />

Fische „zur Zeit verschollen“ sind.<br />

... über Elbvertiefung<br />

Mitverantwortlich für den Zustand<br />

der Elbe ist ohne Zweifel die Um-<br />

weltbehörde. Mit ihrer Zustimmung<br />

zur weiteren Vertiefung der Elbe auf<br />

16 m folgt sie ergeben der Wirtschaftsbehörde<br />

und Hafenwirtschaft<br />

und nimmt so die weitere Verschlechterung<br />

des Flußsystems<br />

Elbe billigend hin.<br />

... über Hafenerweiterung<br />

und „Öffnung der<br />

Alten Süderelbe“<br />

Ihre Hafenwirtschaftsfreundlichkeit<br />

hat die Umweltbehörde<br />

auch in der<br />

Frage der Hafenerweiterung<br />

in Altenwerder bewiesen.<br />

Im Zuge der geplanten<br />

Hafenerweiterung<br />

in Altenwerder ist Senator<br />

Vahrenholt auf die Idee<br />

gekommen, die Zerstörung<br />

von Altenwerder -<br />

eines einmaligen Gebietes<br />

in der Niederelberegion -<br />

durch die „Öffnung“ der<br />

Alten Süderelbe zu ersetzen.<br />

Zuerst war von einer dreiseitigen<br />

„Öffnung“ (Mühlenberger Loch,<br />

Finkenwerder Vorhafen, Köhlbrand)<br />

die Rede. Seine Senatskollegen<br />

haben ihm aber diese Variante<br />

aus Kostengründen ausgeredet.<br />

Dann war nur noch eine zweiseitige<br />

„Öffnung“ (Mühlenberger<br />

Loch, Finkenwerder Vorhafen) vorgesehen.<br />

Als eine Öffnung im herkömmlichen<br />

Sinne kann diese Maßnahme aller-<br />

... und jetzt.<br />

dings nicht bezeichnet werden. Sie<br />

bestünde lediglich in Form zweier<br />

Betonröhren, die unter der Airbus-<br />

Landebahn und in den Finkenwerder<br />

Vorhafen getrieben werden.<br />

Durch diese Maßnahme sollte ein<br />

neues hochwertiges Biotop in und<br />

an der Alten Süderelbe entstehen.<br />

Daß die Alte Süderelbe bereits ein<br />

solches ist und zum Teil unter Naturschutz<br />

steht und nur durch ein anderes<br />

Biotop überprägt<br />

werden soll, ist den Planern<br />

dabei entgangen. Die<br />

Flächenbilanz ergab folgendes<br />

Bild: Biotopfläche<br />

Altenwerder (242 ha),<br />

Alte Süderelbe (227 ha).<br />

Nach der Zerstörung Altenwerders<br />

verbleibt nur<br />

noch die Hälfte („geöffnete“<br />

Alte Süderelbe) der<br />

Biotopfläche im Süderelberaum.<br />

Vahrenholt bezeichnete<br />

diese Lösung<br />

als „Jahrhundertwerk“.<br />

Presseerklärung vom<br />

27.8.1996:<br />

„Diejenigen, die versuchen<br />

die Hafenerweiterung<br />

in Altenwerder zu<br />

verhindern, muß ich<br />

daran erinnern, daß die<br />

Entscheidung für die Inanspruchnahme<br />

Altenwerders bereits<br />

vor Jahren gefallen ist. Die<br />

Öffnung der Alten Süderelbe zur<br />

Verbesserung des Naturschutzes<br />

ohne das Projekt „Altenwerder“<br />

war nicht im Angebot.“<br />

Es scheint ihm entgangen zu sein,<br />

daß er mit seinem Vorschlag erst<br />

die Hafenerweiterung planfähig gemacht<br />

und damit Altenwerder den<br />

Todesstoß versetzt hat.<br />

Seit der erfolgreichen Planierung<br />

Altenwerders ist es um andere<br />

Ausgleichs- und/oder Ersatzmaßnahmen<br />

still geworden.<br />

... über das Bad in der Elbe<br />

Seit Anfang der achtziger Jahre, als<br />

das Thema Elbverschmutzung noch<br />

einen breiten Raum in der Öffentlichkeit<br />

einnahm, wurden immer<br />

wieder von den Umweltsenatoren<br />

Versprechungen gemacht, nach denen<br />

es in einigen Jahren wieder<br />

möglich sein sollte, in Elbe und Alster<br />

zu baden. Bei solchen Erklärungen<br />

ist es bisher geblieben. Weder<br />

Elbe noch Alster „laden zum<br />

Bade...“. Selbst wenn eines Tages<br />

die Gewässerbelastung so reduziert<br />

sein sollte, daß eine gesundheitliche<br />

Gefährdung nicht mehr zu erwarten<br />

ist, werden immer noch andere<br />

Gefahren lauern. Durch den ständigen<br />

Ausbau der Elbe zum Schiffskanal<br />

hat sich die Wasserströmung<br />

derart erhöht, daß sich selbst gute<br />

Schwimmer in der Strömung nicht<br />

halten können. Hinzu kommt noch<br />

der von den vorbeifahrenden Schiffen<br />

erzeugte Wellenschlag, der zusätzlich<br />

einen starken Sog verursacht.<br />

... über Vorschläge für Maßnahmen<br />

zur Verbesserung der<br />

gewässerökologischen Situation<br />

im Hafen<br />

Zuerst muß Mensch wissen, was<br />

der Hamburger Hafen ist: „Der Hafen<br />

ist nicht nur ein Schaufenster<br />

des Wirtschaftsraumes Hamburg,<br />

sondern er ist auch das Aushängeschild<br />

für die Lebensqualität in<br />

unserer Stadt an der Elbe“ und<br />

„daß Hafenbecken mehr sind als<br />

bloße Transportwege für Schiffe:<br />

In den Hafenbecken steckt Leben!“<br />

1 .<br />

Um dieses Leben zu erhalten und<br />

gar zu verbessern, wurden in einem<br />

ersten Schritt umfangreiche Maßnahmen<br />

entwickelt. So wären z.B.<br />

ausgehängte Weihnachtsbäume


Konkurse3 Politik Seite 3<br />

Laichplätze für Plötzen und Barsche.<br />

Allerdings müßte diese Maßnahme<br />

jedes Jahr wiederholt werden.<br />

Wir sehen darin kein Problem,<br />

Weihnachten findet jedes Jahr statt<br />

und gleichzeitig wird die Entsorgung<br />

der Weihnachtsbäume gelöst. Die<br />

ökolologisierung des Hafens bietet<br />

auch noch andere Vorteile. „Naturnahe<br />

Bereiche im Hafen können<br />

für die Hafenplaner als positive<br />

Vorzeigeobjekte für das Miteinander<br />

von Natur und Wirtschaft<br />

genutzt werden. Sie können Anlaufpunkt<br />

für Hafenrundfahrten<br />

und Staatsbesuche sein“.<br />

Im zweiten Schritt wurden nun<br />

Renaturierungsmaßnahmen untersucht<br />

und gefunden.<br />

Die praktische Umsetzung der gewässerökologischenGestaltungsmaßnahmen<br />

soll im Guanofleet erfolgen.<br />

Nie gehört? Wir helfen gerne:<br />

Das Guanofleet befindet sich am<br />

Südufer der Norderelbe, gegenüber<br />

den Landungsbrücken. Es ist<br />

eine ca. 100 m lange und 50 m breite<br />

Fläche.<br />

Nun kann die Umweltbehörde nicht<br />

einfach losbuddeln und ökologisieren.<br />

Die Gestaltung und die technische<br />

Ausführung müssen erst untersucht<br />

werden. Die ersten hundert-<br />

„Meilensteine“<br />

aus 20 Jahren Hamburger<br />

Ist es ein kalkuliertes Spiel mit der<br />

Vergeßlichkeit der Bevölkerung,<br />

wenn eine stolz angekündigte,<br />

„nachhaltige“ Ausgleichsmaßnahme<br />

für ein Industrieprojekt nach nur<br />

wenigen Jahren von einer weiteren<br />

Industrieansiedlung „überprägt“ wird<br />

(Huckepackbahnhof Moorfleet)?<br />

Mit dem Zeitraffer-Blick einer<br />

Chronologie betrachtet, erscheinen<br />

derartige Dinge über Jahre geplant,<br />

bewußt medienmanipuliert und<br />

gesteuert zu sein. Erstmal eine Öko-<br />

Pressekampagne machen, wenn es<br />

geht mit Knopfdruck vom Herrn<br />

Senator. Und später, wenn genügend<br />

Ausgleichs-Gras darüber gewachsen<br />

ist, mähen, planieren, betonieren und<br />

heimlich was draufbauen. Ist ein<br />

Thema in der Öffentlichkeit genügend<br />

durchgekaut worden, kann man<br />

bereits kurz danach zum<br />

zerstörerischen Alltagsgeschäft<br />

übergehen.<br />

Alles bösartige Unterstellung? Mag<br />

sein, dann aber heißt das, daß<br />

irgendwer im vorliegenden Fall seine<br />

Arbeit nicht gemacht hat. Hatten die<br />

Umweltpolitik<br />

Im neuen Nationalpark Hamburger Hafen<br />

beteiligten Genehmiger alle<br />

vergessen, daß hier eine<br />

Ausgleichsmaßnahme betroffen war<br />

? (Okay, vielleicht hat ja auch der<br />

Sachbearbeiter gewechselt oder B45<br />

und K34 haben aneinander vorbei<br />

gearbeitet oder die Akte war nicht<br />

zu finden. Aber davon mal<br />

abgesehen.)<br />

Allen bedauernswerten BehördenmitarbeiterInnen,<br />

die von solch einer<br />

schlichten, Voltax-resistenten<br />

Vergeßlichkeit geplagt sind, ist diese<br />

Chronologie der Hamburger<br />

Umweltpolitik gewidmet. Sie besteht<br />

im Wesentlichen aus<br />

Zeitungsüberschriften, Zitaten und<br />

Ereignissen, die in unser Pressearchiv<br />

eingegangen sind. Einige<br />

herausragende Fälle werden unter<br />

dem Motto „Meilensteine“ in<br />

kleinen Kästchen auf den nächsten<br />

Seiten aufbereitet, um sich besonders<br />

tief im Gedächtnis der verehrten<br />

Leserschaft einzuprägen<br />

(Rrrrratsch). Die Chronik der<br />

Ereignisse finden Sie auf Seite 16.<br />

Bitte melde Dich!<br />

Gesucht werden die Elbfische<br />

Stör Acipenser sturio L., Zährte<br />

Vimba vimba (L.)<br />

Unter Experten gelten sie in der Elbe<br />

als ausgestorben. Nach neuesten Erkenntnissen<br />

der Umweltbehörde<br />

Hamburg sind sie aber zur Zeit nur<br />

verschollen. Hinweise über den Aufenthaltsort<br />

der verschollenen Fische<br />

bitte an:<br />

Umweltbehörde Hamburg<br />

Förderkreis »Rettet die Elbe« e.V.<br />

Amt für Gewässerschutz<br />

Nernstweg 22, 22765 Hamburg,<br />

Tel.: 040/393001<br />

Als Belohnung erhält der Finder eine<br />

Fahrt durch die Wunderwelt des<br />

Hafens.<br />

1 Vorschläge für Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der gewässerökologischen<br />

Situation im Hafen, FHH-<br />

Umweltbehörde,Mai 1995<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpoli-<br />

Unfall bei tik Stoltzenberg<br />

1979 Ein verwahrlostes Gelände in Eidelstedt voll mit<br />

Sprengstoff, Nervengiften, Munition, Nebeltöpfen,<br />

Tränengas. Das Zeug liegt teils offen herum, teils ist es<br />

verbuddelt, der Zaun ist gespickt mit Löchern. Jedes Jahr<br />

gibt es mindestens einen Feuerwehreinsatz. Der Betreiber<br />

- ein wahnsinniger Chemiker. Die Zustände auf dem<br />

Gelände sind den Behörden seit vielen Jahren<br />

wohlbekannt. Aber selbst die Umweltbehörde unternimmt<br />

nichts, weil Onkel Bundeswehr (bester Stoltzenberg-Kunde) sonst vielleicht<br />

schimpfen könnte. Im September dann die Katastrophe: ein kleiner Junge, der mit<br />

Chemikalien vom Gelände gespielt hat, kommt dadurch ums Leben. Erst nach dem<br />

Unfall wird bekannt, wie leichtsinnig die Behörden hier mit der schon lange drohenden<br />

Gefahr umgegangen sind.<br />

Sprachlasten<br />

Bereits mehrfach (Wasser in Hamburg 3, Konkurse 2, Klärschlamm in<br />

Hamburg) haben wir Beispiele aus der Mottenkiste des erfahrenen<br />

Politikers dokumentiert: Mit blumigen, nichtssagenden Worten den Leser<br />

, Zuhörer oder Wähler einlullen und das Gegenteil meinen. Waren<br />

es anfangs noch einfache, noch naive Wortschöpfungen, so sind in den<br />

90’er Jahren raffinierte Kreationen aus gestylten Sprachlabors hinzugekommen.<br />

Gern geben wir hier einige neue Modeworte wieder und<br />

fügen die Übersetzungen bei.<br />

Wer es auswendig kann wird Umweltsenator.<br />

Ausschöpfung wirtschaftlicher<br />

Potentiale<br />

Natur platt walzen, um eine Fabrik<br />

drauf zu stellen.<br />

CO 2 neutrale thermische Verwertung<br />

Es kommt genau soviel CO 2 heraus wie<br />

früher - nicht mehr - nicht weniger<br />

tausend Mark sind weg. Die gesamte<br />

Umgestaltung für diese kleine<br />

Fläche wird dann dem Steuerzahler<br />

noch einmal ca. DM 400.000<br />

kosten.<br />

Und was haben wir davon, einen<br />

„ökologischen Stützpunkt“ ohne<br />

Wert, der nur für Staatsbesuche geeignet<br />

ist.<br />

Design for Environment<br />

Plastik-Welt<br />

Effizienzrevolution<br />

Klappt nicht<br />

(Fortsetzung auf Seite 9)


Seite 4 Modernes Leben Konkurse 3<br />

Als Tiger gestartet - als Bettvorleger gelandet<br />

Am 14.3. 1982 schließen sich in<br />

Hamburg AL (Alternative Liste,<br />

hervorgegangen aus der Bunten<br />

Liste) und Grüne zur GAL zusammen.<br />

Es sollte Schluss sein mit<br />

dem üblichen Politikablauf. Es<br />

sollte ein neuer Stil ins Parlament<br />

einziehen. Die GAL sollte den<br />

Interessen der Basis, also Initiativen<br />

und Verbände, im Parlament<br />

Gehör verschaffen, um so dringend<br />

erforderliche Veränderungen,<br />

insbesondere im<br />

Umweltschutz, zu erzwingen.<br />

Hinzu kam die Feststellung,<br />

Macht müsse besser<br />

kontrolliert werden, so<br />

daß innerhalb der GAL neue<br />

Instrumente der Politik entwickelt<br />

und angewandt wurden:<br />

Trennung von Amt<br />

und Mandat, Rotationsprinzip<br />

und ähnliches. Es<br />

sollten also Inhalte und<br />

nicht Personen im Mittelpunkt<br />

des Handels stehen.<br />

16 Jahre später sitzen 3<br />

GALierInnen im Senat, einer<br />

davon zuständig für die<br />

Umwelt. Was ist nun aus<br />

den Forderungen und Verfahren<br />

von einst geworden?<br />

Eine kurze Bilanz anhand<br />

der Themen “Atomkraft”<br />

und “Altenwerder” zeigt,<br />

daß der Titel dieser “Konkurse”<br />

auch dieser Entwicklung gerecht<br />

wird.<br />

1982: Mit festen Positionen an<br />

den öffentlichen Tisch<br />

Wie der Zufall es wollte, ergab sich<br />

bei der Bürgerschaftswahl 1982 eine<br />

rechnerische Mehrheit für Rot-Grün.<br />

Die Alternativen dazu waren Neuwahlen<br />

oder eine große Koalition.<br />

SPD-Bürgermeister von Dohnany<br />

begann Gespräche mit der GAL.<br />

Was der SPD zunächst überhaupt<br />

nicht in die geheimen Pläne passte,<br />

war die GAL-Forderung nach Öffentlichkeit<br />

bei den Verhandlungen.<br />

Alle sollten sehen, wie die Gespräche<br />

abliefen und wie mögliche Kompromisse<br />

zustande kämen oder warum<br />

nicht. Als nächstes mussten die<br />

Sozialdemokraten, unterstützt von<br />

ihren Experten aus den Behörden,<br />

Mitglieder von Stadtteilgruppen oder<br />

Umweltinitiativen als Experten auf<br />

Seiten der GAL treffen, die mit eben<br />

diesen Behörden-Experten schärfste<br />

Auseinandersetzungen führten.<br />

Neben den Verhandlungsmodalitäten<br />

war es bei den Inhalten ebenfalls die<br />

GAL, welche die Themen setzte: ”Erweiterung<br />

des Hamburger Hafens,<br />

Eine kurze Geschichte der Hamburger Grünen auf dem Weg zur Macht<br />

Energieversorgung, Sozialpolitik,<br />

Frauen, Wohnen, Demokratie und<br />

Recht, Frieden” 1 . Alles Themen,<br />

wegen derer die GAL in die Bürgerschaft<br />

gewählt worden war. Es machte<br />

aus Sicht der damaligen GAL-<br />

UnterhändlerInnen nur Sinn den<br />

SPD-Senat zu unterstützen, wenn<br />

dieser seine Politik veränderte, d.h.<br />

wenn grüne Forderungen tatsächlich<br />

umgesetzt werden könnten. Dazu ge-<br />

hörte u.a. der Verzicht auf die Hafenerweiterung<br />

in Altenwerder und der<br />

sofortige Ausstieg aus der Atomkraft.<br />

Es finden diverse Verhandlungsrunden<br />

statt, alle geprägt von einem<br />

sturen Festhalten der SPD an ihrem alten<br />

Kurs des ”weiter so!”.<br />

Die „Zeit“ beschreibt das Ende der<br />

Verhandlungen so:<br />

”Die Mitgliederversammlung der<br />

GAL gibt eine Erklärung ab, die<br />

das Ende der Gespräche einläutet:<br />

‚Die SPD wird von der GAL keine<br />

Zustimmung zu einem Haushalt erhalten,<br />

der z.B. Sparpolitik festschreibt,<br />

an der Hafenerweiterung<br />

festhält und keine wirksamen Beschäftigungimpulse<br />

enthält.”<br />

Kurz darauf gibt es Neuwahlen zur<br />

Bürgerschaft, aus denen die SPD<br />

wieder als alleinige Regierungspartei<br />

hervorgeht.<br />

Bemerkenswert an diesen Verhandlungen<br />

waren neben der Tatsache,<br />

dass sie überhaupt stattfanden, Stil<br />

und Herangehensweise der GAL. Es<br />

wurden vor den Verhandlungen Positionen<br />

bestimmt, die es umzusetzen<br />

Boehringer zu alten Tagen: Dioxin-Direktberieselung der Vier- und Marschlanden<br />

galt. Eine Regierungsbeteiligung sollte<br />

nur dann eingegangen werden,<br />

wenn dies zur Durchsetzung entscheidender<br />

Punkte auf GAL-Seite beigetragen<br />

hätte. In der Opposition<br />

konnte mensch wenigstens die Verantwortlichen<br />

für den Stillstand benennen.<br />

In einer Koalition des Stillstandes<br />

wäre mensch aber vertraglich<br />

gebunden gewesen, diesen Still-<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Gift bei C.H. Boehringer<br />

1979 HCH-Funde in der Kuhmilch und im Gemüse der<br />

Boehringer-Nachbarn sowie Dioxine im Grundwasser<br />

geraten an die Öffentlichkeit. Die ersten Reaktionen der<br />

1980 Behörden: „Es besteht keine akute Gesundheitsgefahr“<br />

oder „Alles Panikmache“. Jahrelang beobachtete<br />

auffällige Krankheitsbilder bei Boehringer-Angestellten,<br />

unerklärliche Todesfälle von Vieh auf den<br />

Nachbarweiden und die Seveso-Dioxin-Katastrophe (1976) waren offenbar<br />

noch nicht Grund genug für die gerade aus dem Ei geschlüpfte Umweltbehörde,<br />

sich von selbst mit dem Schadstoff- und Gefährdungspotential dieser Firma zu<br />

beschäftigen. Nun angekündigte Sofortmaßnahmen lassen monatelang auf sich<br />

warten oder versanden gänzlich.<br />

stand mitzutragen.<br />

Zwischen den Jahren 1982 und 1993<br />

machen die Grünen bundesweit, also<br />

auch die GAL in Hamburg, einen<br />

langsamen aber stetigen Wechsel ihrer<br />

Politik durch. Exponenten des linken<br />

Flügels wie Ebermann, Trampert<br />

und Ditfurth kehren der Partei den<br />

Rücken. Die sogenannten ”Realos<br />

und Realas” sind bald unter sich. Dies<br />

sollte Folgen haben, auch für Stil und<br />

Inhalte der GAL-Politik.<br />

Nach Außen jedoch stellten sich die<br />

Grünen weiterhin als Reformpartei<br />

dar. Michael Pollman, heute Staatsrat<br />

in der Umweltbehörde, äußerte<br />

sich noch 1991 radikal gegen Hafenerweiterung<br />

und Elbvertiefung,<br />

denn: ”Hafenerweiterung<br />

und Elbvertiefung sind<br />

eine Kampfansage an jegliche<br />

ökologische Entwicklungsplanung<br />

der Region.<br />

Und so werden sich Initiativen<br />

wie Rettet die Elbe, Naturschutzverbände<br />

und Parteien<br />

wie die Grünen auch<br />

jetzt nicht kampflos geschlagen<br />

geben. Es darf nicht angehen,<br />

daß unwiederbringliche<br />

Naturressourcen weiterhin<br />

auf dem Altar einer Wirtschaftspolitik<br />

geopfert werden,<br />

die in ihrer Fixierung<br />

auf die Belange des Hafens<br />

auch rein ökonomisch betrachtet<br />

immer unsinniger<br />

wird”. 2<br />

(Anmerkung d. V.: Heute ist<br />

Altenwerder vernichtet, die Elbe wird<br />

tiefer gelegt und dies alles mit Zustimmung<br />

der GAL, dem Umweltsenator<br />

Porschke und seinem Staatsrat<br />

Pollmann.)<br />

1993: Gewollt hätte man schon,<br />

gesollt hat man nicht<br />

Aus den Bürgerschaftswahlen 1993<br />

geht die SPD zwar wieder als stärkste<br />

Fraktion hervor, allein regieren<br />

kann sie aber nicht. Für Bürgermeister<br />

Henning Voscherau stellt sich die<br />

Frage, ob mit der grauen Stattpartei<br />

oder der GAL verhandelt werden<br />

soll. Taktiker Voscherau wählt folgende<br />

Strategie: Verhandeln mit der<br />

GAL und diese quälen bis sie nicht<br />

mehr kann. Denn solche fast geklappten<br />

Verhandlungen stellen die<br />

Linken in der SPD ruhig und senken<br />

den Preis für die Rot-Graue Koalition.<br />

Die GAL ging in die Falle und<br />

verhandelte sich politisch fast um<br />

Kopf und Kragen, wie die bekanntgewordenen<br />

Papiere zeigen.<br />

Das GAL Angebot an die SPD entsprach<br />

weitgehend den Wahlforderungen<br />

und sah folgendes vor: 3 ”Angesichts<br />

des nicht hinnehmbaren Risikos<br />

der Kernenergie betreiben die<br />

Koalitionspartner im Rahmen der<br />

Hamburger Möglichkeiten den


Konkurse 3 Modernes Leben Seite 5<br />

schnellstmöglichen Ausstieg. Aufgrund<br />

der bestehenden Vertragslage<br />

vereinbaren die Koalitionspartner,<br />

die Kündigung des Vertrages<br />

Brunsbüttel im Jahre 1996 mit Wirkung<br />

1999 zu prüfen und zu betreiben.<br />

Wenn sich keine schnelleren<br />

Möglichkeiten der Stillegung finden<br />

lassen.”<br />

Beim Atom-Ausstieg stand die alte<br />

GAL-Position also auch nach den Verhandlungen<br />

noch fest. Dagegen war<br />

mensch bei Hafenerweiterung, Elbvertiefung<br />

der SPD-Positon sehr weit entgegengekommen.<br />

Hatte die<br />

GAL den Wählern und Wählerinnen<br />

zunächst noch versprochen:<br />

”Weniger ist mehr. Auf die<br />

Zerstörung Altenwerders<br />

und die Elbvertiefung muß<br />

endlich verzichtet werden.<br />

Hafenerweiterung und Elbvertiefung<br />

sind ökologisch<br />

nicht vertretbar und wirtschaftlich<br />

für den Hafen<br />

nicht notwendig. ... Der Hafen<br />

ist groß genug und Altenwerder<br />

ist zu schade für die<br />

Hafenerweiterung. Altenwerder,<br />

Moorburg und Francop<br />

müssen aus dem Hafenentwicklungsgebietherausgenommen<br />

werden.” 4<br />

So hat sich die GAL in diesen<br />

Fragen bei den Verhandlungen<br />

gar nicht durchsetzen wollen, denn Senatorenposten<br />

waren bereits wichtiger<br />

als Knackpunkte, und man einigte sich<br />

mit der SPD auf sogenannte Formelkompromisse<br />

in diesen Fragen. Was<br />

mehr oder weniger die Zustimmung zu<br />

diesen Großprojekten bedeutete:<br />

“Der Bedarf für die Hafenerweiterung<br />

in Altenwerder ist im Laufe des<br />

Planfeststellungsverfahrens vorbehaltlos<br />

zu prüfen. Die ggf. anstehenden<br />

rechtlichen Verfahren werden<br />

auf dem normalen Verfahrensweg einer<br />

Klärung zugeführt.” 5<br />

1997: Endlich an die Macht, koste<br />

es was es wolle<br />

Aus den Fehlern von 1993 wollten<br />

die Oberrealas Krista Sager und<br />

Wilfried Maier unbedingt lernen. Im<br />

Vorfeld der Wahl ´97 wurden alle<br />

GAL-Positionen, die nicht SPD-nahe<br />

waren, geräumt. Die SPD hätte sowas<br />

früher den Jusos als ”Sachzwang”<br />

verkauft. Die GAL handelte<br />

dagegen schon im vorauseilenden<br />

Gehorsam:<br />

“Statt auf Anti-Slogans auf Themen<br />

setzen‚die wir im Rahmen einer rotgrünen<br />

Koalition auch tatsächlich<br />

voranbringen können’, so GAL-<br />

Fraktions Chef und Sager-Intimus<br />

Wilfried Maier. Die GAL könne kein<br />

Interesse daran haben, die Themen<br />

Elbvertiefung und Hafenerweiterung<br />

ins Zentrum des Wahlkampfes<br />

zu stellen. Zur Begründung heißt es,<br />

daß die Grünen angesichts der Arbeitsmarktsituation<br />

ihr Kompetenzprofil<br />

in Wirtschaftsfragen schärfen<br />

müssten.” 6<br />

Ebenso wurde die ehemalige Basis aus<br />

Initiativen und Verbänden ausgeschaltet,<br />

denn mit ihren Forderungen wären<br />

sie ein Hindernis auf dem Weg zur<br />

Macht gewesen und hätten als Experten<br />

den eingeschlagenen Schmusekurs<br />

der GAL nur gestört. Das Rotations-<br />

prinzip als Instrument der Machtkontrolle<br />

hatte die GAL schon früher still<br />

beerdigt.<br />

Dennoch sollte für die AKWs bald<br />

das ‚Aus‘ kommen, würde die GAL<br />

endlich mitregieren: ”Energiewende<br />

– Raus aus dem Atom ... Wir fordern<br />

deshalb die sofortige Stillegung<br />

aller Atomanlagen.” 7<br />

Nach kurzen, geheimen Verhandlungen<br />

waren sich SPD und GAL einig.<br />

Wichtiger als die vereinbarten Ziele<br />

der Koalition waren für die GAL wie<br />

vier Jahre vorher die drei Senatorenposten,<br />

denn von den ursprünglichen<br />

GAL-Zielen (s.o.) war nichts übriggeblieben.<br />

Heute feiert der nunmehr grüne Umweltsenator<br />

das zwanzigjährige Jubiläum<br />

eines Amtes, zu dessen Fehlern<br />

durch Unterlassung er selber auch<br />

bereits seit einem Jahr beitragen darf.<br />

Ein Indirekteinleiterkataster, von seinen<br />

Vorgängern wiederholt folgenlos<br />

angekündigt, ist immer noch nicht fertig.<br />

Und das obwohl Porschke und<br />

die GAL dies in der Opposition immer<br />

wieder angemahnt und im Koalitionsvertrag<br />

sogar die zügige Fertigstellung<br />

verabredet hatten. Auch<br />

die Einleiter der Schwermetalle in das<br />

Klärwerk Stellinger Moor werden<br />

weiterhin nicht gesucht.<br />

Porschke darf sich denn auch als erster<br />

grüner Umweltsenator in dieser<br />

Republik rühmen, die teilweise Zerstörung<br />

des unter Schutz stehenden<br />

Mühlenberger Lochs für die DASA-<br />

Erweiterung mit eingeleitet zu haben.<br />

Er veranstaltet, wie sein SPD-Vorgänger,<br />

tolle Umwelttouren in das<br />

Mühlenberger Loch, verbringt vorbildhaft<br />

seinen Urlaub in Hamburg<br />

und gibt Tips zum Energiesparen.<br />

Fazit: Die Krallen sind weg, und der<br />

Bettvorleger verfilzt zunehmend!<br />

Besuch bei Haltermann, Boehringer, Affi & Co: Die Elise der Umweltschutzgruppe<br />

P.S. : Und was wurde nun aus dem<br />

Atomausstieg? Alle Atomkraftwerke<br />

der HEW laufen auf vollen Touren.<br />

Die aktuelle Vereinbarung mit der<br />

SPD lautet: ”Die zuständige Behörde<br />

wird zügig gutachterlich prüfen<br />

lassen, ob es wirtschaftlich vertretbar<br />

ist, bestehende Kernkraftwerke<br />

stillzulegen...” 8 Statt sofort 9 abzuschalten<br />

sollten also die AKW-<br />

Betreiber höflich gefragt werden, ob<br />

es denn nicht auch ohne<br />

ginge...Verschiedene Rot-Grüne<br />

Koalitionen in Bundesländern wie<br />

Hessen, Bremen oder Niedersachen<br />

und Nordrhein-Westfalen zeigten<br />

bereits die beschränkten Möglichkeiten<br />

für Umweltpolitik mit der SPD.<br />

Wenn die Entscheidung zwischen<br />

Mitregieren oder an grünen Prinzipi-<br />

1981<br />

en Festhalten fällig wurde, so hat auf<br />

grüner Seite bisher immer die Aussicht<br />

auf Posten und Pensionen gewonnen.<br />

Kein einziges Bundesland versuchte<br />

ernsthaft aus der Atomenergie auszusteigen.<br />

Mit dem Verweis auf Bonn<br />

und die Zuständigkeit von Herrn Töpfer<br />

und Frau Merkel (CDU) konnten<br />

alle Forderungen bequem und<br />

folgenlos weitergegeben werden. Die<br />

Rot-Grüne Bundesregierung wird nun<br />

die Laufzeit der AKWs nicht beschränken,<br />

sondern die Produktion<br />

von täglich neuem, strahlendem<br />

Atommüll an Ort und Stelle<br />

lagern und so weiterlaufen<br />

lassen. Die Konfrontation mit<br />

den AtomkraftgegnerInnen<br />

will mensch sich aber ersparen,<br />

so dass die Transporte<br />

von Castor-Behältern eingestellt<br />

werden sollen. Dies ist<br />

aber identisch mit den Interessen<br />

von HEW, RWE etc.<br />

Abgeschaltet werden dann<br />

alle paar Jahre ein altes<br />

AKW, das nach der Kosten-<br />

/Nutzenrechnung der Betreiber<br />

einfach nicht mehr kostendeckend<br />

repariert und<br />

gewartet werden kann. Dieser<br />

dann als ”Ausstieg” abgefeierte<br />

Weg wird ca. 30<br />

Jahre dauern. In der Zwischenzeit<br />

wird weiterhin auf<br />

Staatskosten an neuen<br />

Reaktortypen entwickelt, viel<br />

Geld in Kernfusion fliessen und auch<br />

sonst die Atomlobby finanziell ruhiggestellt<br />

werden. Ein sofortiger Ausstieg<br />

aus der Atomenergie ist mit diesen<br />

Grünen nicht mehr zu haben.<br />

1 Die Zeit, 3.12.1982<br />

2 Kantstein, November 1991<br />

3 GAL, ”Von Anfang an vermurkst - Ein<br />

Reader der GAL zu den gescheiterten<br />

Koalitionsverhandlungen, GAL Fraktion”,<br />

1993<br />

4 GAL, Wahlplattform, 1993<br />

5 GAL, ”Von Anfang an vermurkst - Ein<br />

Reader der GAL zu den gescheiterten<br />

Koalitionsverhandlungen, GAL Fraktion”,<br />

1993<br />

6 Taz, 7.10.96 ”Strategisch, taktisch, grün”<br />

7 GAL, Wahlprogramm 1997<br />

8 Koalitionsvertrag GAL/SPD, 1997<br />

9 sofort = im Augenblick (Der große Du-<br />

den, 1990)<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpoli-<br />

Besuch bei Haltermann, Boehringer, Affi und Co.<br />

Mit einem Kanu als „Meßtanker“ wird von unserer<br />

Umweltschutzgruppe erstmals ein umfassendes<br />

Meßprogramm im Hamburger Hafen durchgeführt, um<br />

festzustellen, wie Schwermetallgehalte im Schlick mit<br />

in der Nähe befindlichen Abwasserrohren im<br />

Zusammenhang stehen. Was die Umweltbehörde seit<br />

drei Jahren als nicht zu bewältigenden Meß- und Analyseaufwand vor sich<br />

herschiebt, wird von uns innerhalb eines halben Jahres (leider ohne Gage)<br />

erledigt. Die oft extrem hohen Werte geben einen guten Überblick darüber,<br />

welche Firma welchen Schadstoffingerabdruck im Hafen hinterläßt.


Seite 6 Schlaglichter Konkurse 3<br />

Dr. Fritz Vahrenholt, von Kritikern<br />

liebevoll „Fritze“ genannt, war von<br />

1991 bis 1998 Umweltsenator in<br />

Hamburg und hat wie kaum ein anderer<br />

die Umweltpolitik der letzten<br />

10 Jahre geprägt. Sein Agieren bewirkte<br />

einen grundlegenden Sinneswandel<br />

in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung der Umweltgefährdungen.<br />

Und um es gleich deutlich<br />

zu sagen: Wir meinen das keinesfalls<br />

positiv.<br />

Diese „Würdigung“ muß sich allerdings<br />

auf eine kleine Auswahl<br />

Vahrenholt’scher Selbstdarstellung<br />

beschränken, denn er liebte<br />

Knöpfchen-Drücken und Medienauftritte<br />

gar zu sehr. Eines der Resultate<br />

seiner Auftritte ist sicher: Die<br />

Ära Vahrenholt ist in die Medien<br />

eingegangen als eine Zeit der Lösung<br />

der wichtigsten Umweltprobleme<br />

mit Hilfe modernster Technologie,<br />

als Jahre, in denen alle wesentlichen<br />

Herde der Luft-, Bodenund<br />

Wasserverschmutzung in Hamburg<br />

unter Kontrolle gebracht wurden,<br />

als Periode der Aussöhnung<br />

zwischen Industrie, Chemie und<br />

Großtechnologie mit dem Umweltschutz.<br />

Seit Vahrenholt definieren<br />

Staat und Industrie wieder selber<br />

was sauber und umweltverträglich,<br />

und was schmutzig und für die Umwelt<br />

schädlich ist. Unabhängige<br />

Umweltschützer außerhalb der großen<br />

Verbände, so scheint es, sind<br />

überflüssig geworden.<br />

„Der Ökochonder als Leitbild“ lautet<br />

die Überschrift zu einem Essay<br />

von F. Vahrenholt im März 1996<br />

(1): „Wo Vertrauen zerbrochen ist<br />

und immer weniger Menschen die<br />

immer komplizierteren Zusammenhänge<br />

von Technik und Wissenschaft<br />

begreifen, ist irrationale<br />

Angst entstanden. Diese Angst<br />

ist eine wesentliche Ursache für<br />

den Widerstand in der deutschen<br />

Öffentlichkeit gegen Hochtechnologie.<br />

... Wir sind zur bloßen<br />

Risikovermeidungsgesellschaft<br />

geworden, der Ökochonder ist<br />

unser Leitbild. ... Die Welt steht<br />

vor unlösbar erscheinenden Bedrohungen.<br />

Sie steht aber auch<br />

vor epochalen Errungenschaften,<br />

und die Chemie ist ihr wichtigster<br />

Hoffnungsträger.“<br />

Zwanzig Jahre zuvor kamen von Vahrenholt<br />

noch ganz andere Töne. In<br />

dem 1978 erschienenen Buch „Seveso<br />

ist überall“ (2) ist unter der<br />

Überschrift „Der sogenannte chemische<br />

Fortschritt“ zu lesen: „Die neuen<br />

Seuchen sind chemischer Natur,<br />

sie heißen PCB, Lindan, Quecksilber<br />

und Cadmium. Chemische Gifte<br />

verseuchen die Umwelt, gefährden<br />

den Menschen auf heimtückische<br />

Art, denn viele Erkrankungen<br />

Maracujasaft und Ökochonder - Alpträume eines Umweltsenators<br />

kommen oft erst nach Jahren oder<br />

gar Jahrzehnten zum Ausbruch.“<br />

Einige Seiten weiter: „Und die chemische<br />

Verseuchung schreitet fort:<br />

In den Retorten wachsen Riesenmoleküle,<br />

Erbstränge vom Reißbrett,<br />

synthetisierte Lebensformen,<br />

die womöglich noch gefährlicher<br />

sind als PCBs, Cyankali oder<br />

TCDD. Harmlos scheinende Bakterien,<br />

von Biochemikern kreiert,<br />

könnten sich sehr schnell als Umweltzeitbombe<br />

entpuppen, sollten<br />

sie einmal aus den Laboratorien<br />

entwischen.“<br />

Böse Zungen behaupten zwar, Dr.<br />

Vahrenholt habe inhaltlich zu diesem<br />

Buch nicht allzu viel beigetragen,<br />

die wichtigsten Passagen<br />

stammten aus der Feder des Co-<br />

Autors Egmont Koch - doch lassen<br />

wir dies einmal dahingestellt.<br />

Was trieb nun diesen promovierten<br />

Chemiker, der nach einer Bilderbuchkarriere<br />

zunächst Staatsrat<br />

und dann Senator der Umweltbehörde<br />

in Hamburg wurde, zu derartigen<br />

Ausbrüchen wie in dem zuerst<br />

zitierten »Spiegel«-Artikel, die<br />

scheinbar so gar nichts mehr mit seinen<br />

Äußerungen von 1978 zu tun<br />

haben?<br />

Dazu müssen wir uns erinnern, in<br />

welcher Zeit „Seveso ist überall“<br />

entstand, einer Zeit, in der Umweltschutz<br />

ein wichtiges Thema wurde<br />

und viele Menschen sich aktiv engagierten.<br />

Diese Entwicklung führte<br />

in den folgenden Jahren in Ham-<br />

burg zu einer politischen Atmosphäre,<br />

die Vahrenholt 1983 im Buch<br />

„Die Lage der Nation“ (3) selber<br />

so darstellte: „Hamburger Verhältnisse<br />

- so wurden die Folgen des<br />

Wahlergebnisses vom Juni 1982<br />

genannt. Darüber hinaus ist der<br />

Begriff den einen zum Synonym<br />

für die angebliche Unregierbarkeit<br />

des Staates geworden, für die<br />

anderen bezeichnet er den Versuch,<br />

mit den Grünen neue Mehrheiten<br />

links von der CDU zu<br />

schaffen.“ Damals hatte die Grün-<br />

Alternative Liste bei den Hambur-<br />

ger Bürgerschaftswahlen im Juni einen<br />

Anteil von 7,7 % erreicht, die<br />

SPD hatte ihre absolute Mehrheit<br />

verloren und die CDU war stärkste<br />

Fraktion. Da das Volk falsch gewählt<br />

hatte gab es im Dezember<br />

eine erneute Wahl, bei der die Sozi-<br />

aldemokraten ihre absolute Mehrheit<br />

wieder gewannen. Erheblichen Anteil<br />

an diesen Vorgängen hatte das<br />

Thema Ökologie. Seit etwa 1975<br />

hatten Umweltschutzgruppen und<br />

Bürgerinitiativen reihenweise Umweltskandale<br />

und Gesundheitsbedrohungen,<br />

die Machenschaften einer<br />

von Umweltbewußtsein gänzlich<br />

ungetrübten Industrie sowie die Rolle<br />

desinteressierter und inkompetenter<br />

Genehmigungs- und Überwachungsbehörden<br />

aufgedeckt. In<br />

Hamburg wurden Namen wie Boehringer,<br />

Norddeutsche Affinerie, Georgswerder<br />

und die Elbverschmutzung<br />

zum Inbegriff für ungehemmte<br />

Umweltzerstörung. Genau diese Entwicklung<br />

zwang die Alt-Parteien,<br />

Ökologie in ihren programmatischen<br />

Wortschatz aufzunehmen. Auf den<br />

Druck der Umweltbewegung, der<br />

eine grüne Partei in die Parlamente<br />

einziehen ließ, reagierte die SPD in<br />

Hamburg auch mit personellen Konsequenzen.<br />

Im November 1984 wurde<br />

Vahrenholt Staatsrat bei der Umweltbehörde.<br />

Und sogleich verkündete<br />

er, warum er an die Elbe kam:<br />

„Auch mit Sozis kann man eine<br />

vernünftige Umweltpolitik machen“<br />

(4).<br />

An Beispielen läßt sich zeigen, wie<br />

Vahrenholt die Enttarnung „vom<br />

Öko-Paulus zum Öko-Saulus“ vollzogen<br />

hat (so ein Sprecher des Dualen<br />

Systems, zitiert in der »taz Hamburg«<br />

vom 8.7.96).<br />

Der Anlaß für das Buch „Seveso ist<br />

überall“ war der furchtbare Chemieunfall<br />

im italienischen Seveso, bei dem<br />

das freigesetzte Dioxin schlimme<br />

Schäden angerichtet hatte. Dioxin<br />

wurde zum Inbegriff der Gefährlichkeit<br />

und Unberechenbarkeit der<br />

Chlorchemie. Es war der endgültige<br />

Beweis dafür, daß solche Stoffe<br />

schon in kleinsten Mengen extrem gefährlich<br />

sein können. In Luft, Wasser,<br />

Boden, Pflanzen und Tieren, ja<br />

selbst in der menschlichen Muttermilch<br />

wurde dieses Ultragift nachgewiesen.<br />

Aber Vahrenholt wäre nicht<br />

Vahrenholt, wenn er nicht auch das<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Elbfischerei beendet<br />

1981 Mehr und mehr kranke Fische finden sich in den Netzen<br />

der Elbfischer. Doch es kommt noch schlimmer: 1981 wird<br />

den Elbfischern ein Merkblatt der Wirtschaftsbehörde<br />

1982<br />

zugestellt, das darauf hinweist, daß 90% der Aale aus der<br />

Elbe zu hohe Gehalte an chlorierten Kohlenwasserstoffen<br />

und 40% zu hohe Quecksilbergehalte hätten, und daß es<br />

laut Lebensmittelgesetz verboten sei, Fische mit zu hohen<br />

Schadstoffgehalten in den Handel zu bringen. Bei Verstößen drohen bis zu einem<br />

Jahr Freiheitsstrafe oder bis 50.000 DM Geldbuße. Der seit Jahrhunderten übliche<br />

freie Verkauf ist damit nicht mehr möglich, die traditionelle Elbfischerei erledigt. Von<br />

Seiten der Umweltbehörde gibt es nach wie vor keine durchgreifenden Maßnahmen<br />

gegen Gifteinleitungen in die Elbe.


Konkurse 3 Schlaglichter Seite 7<br />

Thema Dioxin technisch gelöst hätte.<br />

In einer 1995 veröffentlichten Dioxin-<br />

Bilanz für Hamburg (5) heißt es: „In<br />

jüngerer Zeit haben wir allerdings<br />

Fortschritte gemacht; moderne<br />

Abfallverbrennungsanlagen zum<br />

Beispiel holen jetzt Dioxine aus<br />

dem Kreislauf und zerstören sie,<br />

statt - wie früher - die Umwelt zusätzlich<br />

damit zu belasten“. So einfach<br />

ist das. In der Bilanz können wir<br />

dann sehen, welche wunderbaren Erfolge<br />

der damalige Umweltsenator mit<br />

seinen Anlagen schon erzielt hatte.<br />

Die gesamte Dioxinabgabe an die<br />

Luft aus den Quellgruppen Industrie<br />

und Gewerbe, Privathaushalte, Energieerzeugung<br />

sowie Verkehr soll<br />

1995 max. 1434 Milligramm * betragen<br />

haben, wogegen 2800 mg aus der<br />

Luft abgelagert wurden. Die<br />

Hälfte des Dioxins kommt<br />

demnach von außerhalb.<br />

Wenn aber ein Industriestandort<br />

wie Hamburg<br />

schon mehr Dioxin aus der<br />

Luft aufnimmt als er selbst<br />

abgibt, so ist es doch rätselhaft,<br />

warum überhaupt<br />

noch Dioxin in der Luft zu<br />

finden ist. Leider gibt die Bilanz<br />

keine Erklärung dafür,<br />

wo das ganze Gift eigentlich<br />

her kommt, wenn nicht<br />

aus Hamburg selbst. Aber<br />

um die Beantwortung solcher<br />

Fragen ging es nicht.<br />

Es geht darum, technische<br />

Lösungen als Allheilmittel zu<br />

verkaufen und mit scheinbar<br />

unantastbarem Zahlenmaterial<br />

die tatsächlichen Zusammenhänge<br />

zu verschleiern.<br />

So wird suggeriert, daß<br />

z. B. das Dioxin-Problem gelöst ist.<br />

Ein geradezu klassisches Beispiel<br />

dafür, wie sich Vahrenholts vollmundigen<br />

und medienwirksamen<br />

Ankündigungen in der Praxis in ihr<br />

Gegenteil verkehrten, ist das Thema<br />

Umweltinformation. Mit Gespür<br />

für das, was ankommt, prägte er<br />

1987 den Begriff „Glasnost in der<br />

Umweltpolitik“. „Schluß mit der<br />

Heimlichtuerei!“ titelte ein Artikel<br />

von ihm (6). „Gläserne Schornsteine“<br />

und „gläserne Abwasserrohre“<br />

wurden verkündet. Doch daß sich<br />

auch dahinter nur eine populistische<br />

Reaktion auf die immer wieder<br />

vorgebrachte Kritik an der Geheimniskrämerei<br />

der Umweltbehörde<br />

verbarg, konnten Umweltschützer<br />

feststellen, als sie Vahrenholt<br />

beim Wort nahmen (siehe Artikel<br />

„Faul, Dreist und Geldgierig“). Der<br />

vermeintliche Erfinder von „Glasnost<br />

in der Umweltpolitik“ handelte sich<br />

eine Klage vor dem Hamburgischen<br />

Verwaltungsgericht und Beschwer-<br />

* angegeben als internationale<br />

Toxizitätsäquivalente, I-TEQ/a<br />

den bei der EU-Kommission in<br />

Brüssel ein. Wie hatte Vahrenholt<br />

noch 1987 in dem Zeit-Artikel geschrieben:<br />

„Es ist die Rückkehr<br />

zur Politik des Maulkorbs und der<br />

Ignoranz, des Verharmlosens und<br />

unter-den-Teppich-Kehrens, die<br />

sich wieder breit macht“. Von ihm<br />

als Kritik an der damaligen Bonner<br />

Regierung gedacht, war es auch<br />

eine Vorankündigung seiner Informationspolitik<br />

gegenüber engagierten<br />

Umweltschützern.<br />

In welchem Interesse Vahrenholt als<br />

Senator dachte und handelte, kam im<br />

Juni des Jahres 1996 unverblümt zum<br />

Vorschein, als er den Haushaltsentwurf<br />

der Umweltbehörde für 1997<br />

vorstellte. Die Einsparungen bei den<br />

Posten für die Stadtreinigung kom-<br />

mentierte er folgendermaßen: „Als<br />

bitter empfinde ich jedoch, daß wir<br />

auch für die Sauberkeit der Stadt<br />

... eine Million Mark weniger ausgeben,<br />

als aufgrund der Preissteigerungen<br />

notwendig wäre. Wir<br />

werden jedoch alles versuchen,<br />

trotzdem für mehr Sauberkeit zu<br />

sorgen. Zum einen durch Aufklärung<br />

und Appelle ..., zum anderen<br />

dadurch, daß Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger<br />

in diesem Bereich<br />

geschaffen werden“. Die SPD<br />

Hamburg hatte auf ihrem Parteitag am<br />

25. August 1996 beschlossen, die<br />

Sozialhilfe um 25 % zu kürzen, wenn<br />

die Sozialhilfeempfänger Vahrenholt<br />

bei seiner Sauberkeit nicht unterstützen.<br />

Schließlich hatte er schon 1984<br />

verkündet: „Das ist doch inzwischen<br />

eine Binsenweisheit geworden, daß<br />

Umweltschutz in summa Arbeitsplätze<br />

schafft“ (4). Nur hatten wir<br />

das damals etwas anders verstanden.<br />

Zum krönenden Abschluß seiner<br />

Amtszeit als Hamburger Umweltsenator<br />

hat Vahrenholt noch einmal so<br />

richtig vom Leder gezogen und<br />

deutlich gemacht, wo heute die<br />

wahren Umweltprobleme und<br />

Gesundheitsbedrohungen zu suchen<br />

sind. Bei einem Interview im<br />

September 1997 (7) nannte er auf<br />

die Frage nach den Ursachen der<br />

starken Zunahme von Asthma und<br />

Allergieerkrankungen bei Kindern<br />

nicht Autoverkehr und Industrieschlote,<br />

Ozonbelastung und<br />

Elbverschmutzung - alles Probleme<br />

von gestern, die sich „verflüchtigen“<br />

- sondern konstatierte: „Heute<br />

kriegt ja schon ein zweijähriges<br />

Kind Maracujasaft und wird mediterraner<br />

oder tropischer Sonnenbestrahlung<br />

ausgesetzt. Man<br />

kann nicht sein eigenes Fehlverhalten<br />

auf die externen Schlote<br />

schieben. Die Luft ist in Hamburg<br />

Gläserne Schornsteine bei der thermischen Verwertungsanlage Borsigstraße<br />

jedenfalls so sauber, wie sie in der<br />

gesamten Geschichte der Bundesrepublik<br />

noch nie war“.<br />

Wer ist hier eigentlich der Ökochonder?<br />

Die Dioxinopfer nicht nur<br />

aus Seveso, die stark zunehmende<br />

Zahl von Menschen mit Atemwegserkrankungen<br />

und Neurodermitis,<br />

diejenigen, die sich beim Umgang mit<br />

Lösemitteln oder anderen gefährlichen<br />

Chemikalien die Gesundheit ruiniert<br />

haben oder gar die leukämiekranken<br />

Kinder in der Umgebung<br />

des Atomkraftwerkes Krümmel?<br />

Sind es die BürgerInnen, die das<br />

Recht auf Akteneinsicht wahrnehmen<br />

wollen ohne tausende Mark dafür zu<br />

bezahlen? Sind es Menschen, die<br />

sich gegen sinnlose und umweltzerstörende<br />

Hafenerweiterungen oder<br />

immer neue Autobahnen wehren?<br />

Oder sind es diejenigen, die aufgrund<br />

der Erfahrungen z. B. mit Contergan,<br />

DDT und Holzschutzmitteln der<br />

Gentechnik und sonstigen „Segnungen“<br />

der modernen Industrie kritisch<br />

gegenüber stehen?<br />

Wir und viele andere Umweltschützer<br />

haben Vahrenholt bei seinem<br />

Ausscheiden als Umweltsenator<br />

nicht die kleinste Träne nachgeweint.<br />

Er hat mit seiner Art der Inszenierung<br />

von vermeintlichen Lösungen<br />

der Umweltprobleme, der<br />

Verharmlosung gefährlicher Technologien<br />

samt umwelt- und gesundheitsschädlicherChemieprodukte,<br />

der Huldigung<br />

teurer technischer Anlagen<br />

als Allheilmittel gegen<br />

Umweltschäden, besonders<br />

aber durch die zynische<br />

Vertauschung von<br />

Opfern und Verursachern<br />

der Umweltvergiftung viel<br />

Aufklärungsarbeit von<br />

Umweltschützern zunichte<br />

gemacht. Ex-Umweltsenator<br />

Vahrenholt hat einen<br />

entscheidenden Anteil<br />

daran, daß heute viele<br />

Leute meinen, Umweltschutz<br />

bestehe im wesentlichen<br />

aus Konsum (Auto<br />

mit Katalysator, Plastikmüll<br />

mit Grünem Punkt,<br />

Atomstrom für die Energiesparleuchten),<br />

die wesentlichenUmweltprobleme<br />

seien nunmehr gelöst<br />

und wer dennoch unter Umweltproblemen<br />

leidet, sei eigentlich selber<br />

schuld.<br />

(1) »Der Spiegel« Nr. 3 vom März 1996<br />

(2) Egmont R. Koch und F. Vahrenholt:<br />

Seveso ist überall - Die tödlichen Risiken<br />

der Chemie, Fischer Taschenbuch,<br />

Frankfurt 1980, Erstausgabe Köln 1978<br />

(3) Egmont R. Koch und F. Vahrenholt:<br />

Die Lage der Nation, Gruner u. Jahr-<br />

Verlag, Hamburg 1983<br />

(4) Interview in der »Hamburger Rundschau«<br />

vom 27.9.84<br />

(5) Umweltbehörde (1995): Dioxin-Bilanz<br />

für Hamburg, Hamburger Umweltberichte<br />

51/95<br />

(6) »Die Zeit« vom 15.5.87<br />

(7) »Die Welt« vom 2.9.1997<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Emissionssenkung per Taschenrechner<br />

1982 Firma X darf bisher 1 t/a Schwermetalle verblasen, laut<br />

Genehmigung. Macht sie aber nicht, hat sie nie gemacht<br />

und wird sie wohl auch nicht machen. Sie bläst wie eh<br />

und je ‘ne halbe Tonne pro Jahr in die Luft. Doch sie<br />

hat nicht mit Senator Curilla gerechnet (oh Schreck):<br />

der paßt die Genehmigungen jetzt nämlich an. Der<br />

bahnbrechende Sanierungserfolg: die rechnerische<br />

Schadstoffbelastung durch Hamburg’s Industrie geht drastisch zurück !!! Was<br />

bleibt, ist Schall und Rauch.


Seite 8 Schlaglichter Konkurse 3<br />

Die Zukunft eines Lochs<br />

Wieder einmal soll das Mühlenberger<br />

Loch zugeschüttet werden.<br />

Ein Vergleich mit der Zerstörung<br />

Altenwerders zeigt, daß die unselige<br />

Hamburger Umweltpolitik<br />

auch nach Wechsel auf dem Chefsessel<br />

kontinuierlich weitergeht.<br />

„Der Senat der FHH beabsichtigt,<br />

90 ha der Wasserfläche vor Blankenese<br />

zur Erweiterung der Flugwerft<br />

.... MBB zuzuschütten. Das<br />

entspricht 60 % der Fläche der<br />

Außenalster. .... die auf dem Gelände<br />

zu errichtenden hohen Hallen<br />

würden das Elbetal wie eine<br />

quer verlaufende Mauer abriegeln.<br />

Das über Deutschlands Grenzen<br />

hinweg bekannte Landschaftsbild<br />

Blankenese wird ... irreparabel zerstört,<br />

Finkenwerder wird dann von<br />

drei Seiten mit Industrie eingemauert<br />

sein, eines der letzten Flachwassergebiete<br />

der Elbe, wichtig für<br />

Wasservögel und die Selbstreinigungskraft<br />

des Flusses verloren<br />

und das größte Hamburger Naherholungsgebiet,<br />

zu dem auch der<br />

Süderelberaum und das Alte Land<br />

bis zur Este gehören, gefährdet<br />

sein.<br />

Es gilt diese Aufspülung zu verhindern.<br />

Nicht ein einziger Quadratmeter<br />

Flachwasser darf der total<br />

überlasteten Elbe verloren gehen,<br />

....“<br />

So hieß es in der Broschüre „Rettet<br />

die Elbe Nr. 3“ von 1980. Damals<br />

wurde nichts aus der Aufspülung.<br />

Aber nichts verkommt in den Schubladen<br />

unserer Planer, heute 1998, ist<br />

die Zerstörung des Mühlenberger<br />

Lochs erneut aktuell. Gegenüber dem<br />

Szenario von 1980 hat sich wenig<br />

geändert, außer daß jetzt mit 170 ha<br />

fast doppelt soviel Fläche zugeschüttet<br />

und überbaut werden sollen.<br />

Die Bedeutung des Mühlenberger<br />

Lochs für die Unterelbe<br />

Das Mühlenberger Loch ist das<br />

Hauptaufwuchsgebiet für Jungfische<br />

in der gesamten Tideelbe unterhalb<br />

Hamburgs. Verbesserungen, die es<br />

in den letzten Jahren hinsichtlich der<br />

Wasserqualität in der Unterelbe gegeben<br />

hat, würden durch den Verlust<br />

eines großen Teil dieses Laich- und<br />

Aufzuchtgebietes in ihren ökologischen<br />

Auswirkungen weitgehend wieder<br />

zunichte gemacht. Auch als Rastplatz<br />

und Nahrungsquelle für durchreisende<br />

Zugvögel ist das Mühlenberger<br />

Loch von unverzichtbarer überregionaler<br />

Bedeutung.<br />

Der A3XX<br />

Anlaß, die Zerstörung dieses ökolo-<br />

Sickerwsser vom Betriebsgelände der Norddeutschen Affinerie dringt aus den<br />

Spundwänden der Kaianlage mit tödlichen Arsen- oder Cadmiumgehalten<br />

gisch unverzichtbaren Areals jetzt<br />

endgültig in Angriff zu nehmen, ist die<br />

Bewerbung Hamburgs als Standort<br />

für den Bau des „Supervogels“<br />

A3XX, eines Flugzeugs für 500 bis<br />

700 Passagiere, das mit einer Länge<br />

von 77,4 Metern um etwa 7 Meter<br />

länger als der derzeit größte Boeing<br />

- Jumbo 747 - 400 wäre.<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Umweltschutz a la Affi<br />

1983 Der Norddeutschen Affinerie gelingt es, durch eine<br />

‘freiwillige’ Emissionsbeschränkung eine Umweltschutzauflage<br />

abzuwenden. Der Erfolg: eine vom betriebstechnischen<br />

Standpunkt aus längst überfällige<br />

Modernisierungsmaßnahme ( die erst in einigen Jahren<br />

abgeschlossen und als Nebeneffekt Emissionssenkungen<br />

mit sich bringen wird ) wird zur Hälfte vom Bund als<br />

Umweltschutzmaßnahme finanziert! Die Umweltbehörde hatte es über Jahre hinweg<br />

nicht geschafft, die veraltete SO2-Kontaktanlage stillzulegen. Die Affi nutzte dieses<br />

aus, um ihre Kapazitäten zu erhöhen.<br />

Bisher (November 1998) ist noch<br />

nicht entschieden, ob ,geschweige<br />

denn wo, dieses Flugzeug gebaut<br />

werden soll. Dennoch nahm die Airbus<br />

– Industrie schon einmal mögliche<br />

Produktionsstandorte in die<br />

Mangel.<br />

3 Standorte prostituieren sich mit reeller<br />

Erfolgsaussicht um die Produktion<br />

des A3XX: Toulouse wirft sein Gewicht<br />

als Hauptquartier in die Waagschale,<br />

Hamburg verweist auf die her-<br />

vorragende Qualifikation seiner Facharbeiter<br />

und Ingenieure sowie auf die<br />

Vorteile der Hafenstadt für den Schiffstransport<br />

größerer Flugzeugteile. Rostock<br />

macht für seinen Standort Laage<br />

ebenfalls die Hafennähe geltend und<br />

konnte vor der Bundestagswahl auf die<br />

Unterstützung von Kohl und Merkel<br />

zählen. Rostock hätte immerhin den<br />

Vorteil, daß mit dem ehemaligen Militärflughafen<br />

Laage ein erschlossenes<br />

Gelände zur Verfügung steht.<br />

Letztlich entscheiden wird die Höhe der<br />

Morgengabe für Airbus Industrie: Bis<br />

zum 31.8.1998 sollten die Standorte<br />

ein Finanzierungskonzept vorlegen;<br />

wohlgemerkt die konkurrierenden Regionen<br />

sollen gefälligst darlegen, wie<br />

sie einen Produktionsstandort der<br />

Airbus Industrie zu finanzieren gedenken!<br />

Den Herren in den Chefetagen<br />

erschienen die Angebote wohl noch<br />

unzureichend. Anfang September 1998<br />

wurde die Bewerbungsfrist auf unbe-<br />

stimmte Zeit verlängert: Aufforderung<br />

zu Nachbesserungen.<br />

Zeitdruck<br />

Nicht nur zur Finanzierung hat man<br />

sich in Hamburg Gedanken gemacht<br />

(s.u.), auch die Planung wurde zügig<br />

aufgenommen. Nota bene: Die Stadt<br />

Hamburg nimmt im Interesse der Airbus<br />

Industrie, hinter der u.a. der<br />

Daimler – Konzern steht, die Planung<br />

eines Vorhabens vor, auf das sich<br />

Airbus überhaupt noch nicht festgelegt<br />

hat.<br />

Bisher hat man ein ordentliches Tempo<br />

vorgelegt: Seit dem 26.10. 1998<br />

lagen die Planfeststellungsunterlagen<br />

aus und der Erörterungstermin steht<br />

schon fest: Der 22.2.1999. Planfeststellungsbehörde<br />

wurde das schlachterprobte<br />

Amt für Strom- und Hafenbau.<br />

Ansonsten wollte man mit behördeninternen<br />

Abstimmungsprozeduren<br />

keine Zeit verlieren und hat die Federführung<br />

an die Bodo - Fischer -<br />

Umweltberatung (BFUB) übergeben.<br />

Bodo Fischer, eine feste Größe im<br />

Hamburger SPD – Filz, wird seitens<br />

des Amtes für Strom und Hafenbau<br />

bestens mit Gutachteraufträgen versorgt.<br />

Wenn Airbus sich 1999 entscheidet,<br />

liegt der Planfeststellungsbeschluß<br />

wahrscheinlich schon längst<br />

vor, wohlversehen mit der sofortigen<br />

Vollziehbarkeit versteht sich.<br />

Bedarfsbegründung<br />

Jobs, Jobs, Jobs<br />

Das Tempo ist neu, bei der Bedarfsbegründung<br />

beginnen die Parallelen<br />

mit der Hafenerweiterung in Altenwerder.<br />

Hier wie da werden zunächst<br />

Tausende neuer Arbeitsplätze versprochen,<br />

hier wie da relativieren sich<br />

die rosigen Zukunftsprognosen, je<br />

konkreter das Projekt wird. In Sachen<br />

Hafenerweiterung spricht niemand<br />

mehr von neuen Jobs. Der Superairbus<br />

soll nun, den bescheideneren<br />

Schätzungen zufolge, 4000 neue<br />

Arbeitsplätze bringen. Stadtentwicklungsenator<br />

Mirow rudert aber schon<br />

zurück : Am 2.9.1998 wollte er sich<br />

gegenüber dem Abendblatt nur noch<br />

auf die Sicherung bestehender Arbeitsplätze<br />

festlegen.<br />

Millionen, Millionen,<br />

Milliarden...<br />

Aber selbst wenn 4000 zusätzliche<br />

Arbeitsplätze geschaffen würden,<br />

käme der Standort Hamburg kaum<br />

auf seine Kosten: Allein für die Zuschüttung<br />

des Mühlenberger Lochs<br />

sollen zwischen 270 und 500 Millionen<br />

Mark ausgegeben werde. Dabei<br />

wird es nicht bleiben, insgesamt sind<br />

Zuwendungen in Höhe von 1,8 Milliarden<br />

Mark im Gespräch. Damit<br />

würde jeder Arbeitsplatz einmalig mit


Konkurse 3 Wirtschaft Seite 9<br />

rund 450.000 Mark subventioniert.<br />

Die Stadt Hamburg müßte sich das<br />

Geld leihen. Bei einem Zinssatz von<br />

6% würde sich der resultierende jährliche<br />

Zinsaufwand auf über106<br />

Millionen Mark belaufen. Das bedeutete<br />

pro Arbeitsplatz zusätzlich ein<br />

jährlicher Aufwand von über 26.000<br />

Mark. Fraglich ist, ob das Steueraufkommen<br />

aus den erhofften 4.000<br />

Arbeitsplätzen diesen jährlichen Aufwand<br />

überhaupt deckt.<br />

Vogelschutz für den Superairbus<br />

Niemand bestreitet ernsthaft die<br />

ökologische Bedeutung des Mühlenberger<br />

Lochs. Gleichwohl hat<br />

man seine effektive Unterschutzstellung<br />

bisher geflissentlich vermieden.<br />

Das könnte aber nun<br />

Ärger mit der<br />

EU bedeuten,<br />

da das Mühlenberger<br />

Loch die<br />

Kriterien der<br />

EU- Vogelschutzrichtlinie<br />

und der Fauna<br />

– Flora - Habitat<br />

– Richtlinie<br />

erfüllt, und<br />

somit in Brüssel<br />

als Schutzgebietangemeldet<br />

werden<br />

muß.<br />

Tatsächlich<br />

begaben sich<br />

Wirtschaftssenator<br />

Mirow<br />

(SPD) und<br />

Stadtentwicklungsenator<br />

Maier (GAL)<br />

im Januar 1998<br />

nach Brüssel,<br />

um das Mühlenberger<br />

Loch<br />

als Schutzgebiet<br />

nach der EU - Vogelschutzrichtlinie<br />

anzumelden. Wer<br />

hoffte, dieser Schritt könnte dem<br />

Schutz des Mühlenberger Lochs dienen,<br />

dem ließ Herr Mirow keine Illu-<br />

sionen: „Die Anmeldung als Vogelschutzgebiet<br />

ist auch die Grundlage<br />

für die Aufrechterhaltung der<br />

Bewerbung Hamburgs für den Bau<br />

des A3XX.“ [Hamburger Abendblatt<br />

28.1.1998]. Die „Unterschutzstellung“<br />

diente einzig als Rechtsgrundlage<br />

einer Ausnahmeregelung<br />

für die Airbus - Erweiterung<br />

ins Mühlenberger Loch. Solche<br />

Sonderregelungen erlauben für<br />

den Fall eines „überwiegenden<br />

und unabweisbaren Gemeinschaftsinteresses“<br />

Eingriffe in<br />

Gebiete, die eigentlich geschützt<br />

sind. Nochmals aufgemerkt: Die<br />

Interessen von Airbus Industrie<br />

und Daimler als Nutznießer des<br />

Vorhabens sind also zugleich<br />

überwiegende und unabweisbare<br />

Gemeinschaftsinteressen.<br />

Windenergie von der Mülldeponie Georgswerder<br />

Alternative Hafenrundfahrt<br />

Industrieeinleitungen, giftiger Hafenschlick,<br />

Elbvertiefung, Altenwerder,<br />

Hafenerweiterung, Arbeitsplätze,<br />

Behördenignoranz, Umweltpolitik.<br />

Willst’ mehr wissen?<br />

Ab April jeden Freitag 17 00 ab Anleger<br />

Vorsetzen/Baumwall Tel:39 30 01<br />

Farce<br />

Nach Brüssel durfte Umweltsenator<br />

Porschke nicht mitfahren, es blieb ihm<br />

nur noch der Auftritt als Hauptdarsteller<br />

in der nun folgenden Farce:<br />

Porschke machte sich als Standortalternative<br />

zum Mühlenberger Loch für<br />

die Vernichtung eines Naturschutzgebietes<br />

stark, das mit seinen<br />

wertvollen Brut- und Rastplätzen für<br />

seltene Vogelarten von vergleichbarer<br />

Bedeutung wie das Mühlenberger Loch<br />

ist, und mit diesem in einem engen<br />

Biotopverbund steht: Die Westerweiden.<br />

Sein Auftritt beginnt mit einem Kotau<br />

vor SPD - Dogmen. Im Abendblatt<br />

vom 29.5.1998 läßt er sich mit der<br />

Aussage zitieren, daß sich Hamburg<br />

wegen der Arbeitsplätze als Produktionsstandort<br />

für den A3XX bewerben<br />

müsse. Hier zeigt sich die Kontinuität<br />

der Umweltbehörde unter grüner Ägide:<br />

Nie verstand diese sich als „Umweltschutzbehörde“,<br />

nie als Sachwalterin<br />

ökologischer Belange in der Abwägung<br />

mit ökonomischen Begehrlichkeiten.<br />

Ihre grundsätzliche Zustimmung<br />

zu Projekten wie Hafenerweiterung,<br />

Elbvertiefung, 4. Elbtunnelröhre und<br />

Airbus Erweiterung stand und steht<br />

völlig außer Frage.<br />

Fast mit Stolz führt Porschke nun<br />

weiter aus, daß er mit seinem Vorschlag<br />

Deutschlands erster grüner<br />

Umweltressortchef wäre, der ein<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Dioxin auf Georgswerder<br />

1983 Dioxin in aller Munde: „Kein Dioxin auf der Deponie<br />

Georgswerder“, versichert Boehringer im April 1983.<br />

Im September ‘83 ist es dann doch im Sickerwasser.<br />

1984 Eine akute Gefährdung wird wie üblich ausgeschlossen.<br />

Auch das Grundwasser sei sicher. Nun ja, im Januar<br />

’84 ist auch das nicht mehr zu halten. Zudem wird bei<br />

der Sickerwasser-Entsorgung in der MVA Borsigstraße<br />

Dioxin mit der Flugasche rausgepustet. Auch dieses war ursprünglich dementiert<br />

worden, im übrigen auf einer Untersuchung basierend, die der Stadt kostenfrei<br />

von Boehringer zur Verfügung gestellt wurde. Mit Sanierungskosten von bis<br />

heute 240 Mio. DM, zu denen die Verursacher nur einen Bruchteil beisteuerten,<br />

wurde Georgswerder Hamburgs teuerster Berg.<br />

Naturschutzgebiet für ein Großprojekt<br />

opferte. Er begründete seinen<br />

Vorstoß u.a. damit, daß ein<br />

ökologischer Ausgleich für die<br />

Westerweiden leichter zu finden<br />

wäre, als für das Mühlenberger Loch.<br />

Die Fragwürdigkeit ökologischer<br />

Ausgleichsbemühungen wurde in<br />

frappierender Weise am Beispiel<br />

„Öffnung“ der Alten Süderelbe deutlich.<br />

Ausgleichsmaßnahmen<br />

Jetzt steht der „Ausgleich“ für die<br />

Zuschüttung des Mühlenberger Lochs<br />

auf der Tagesordnung. Fast glaubt<br />

man, Porschke hätte in die Schublade<br />

seines Vorgängers gegriffen: Wattflächen<br />

für Wasservögel sollen entstehen,<br />

indem man die ökologisch weitgehend<br />

intakte ElbinselHahnhöfersand<br />

teilweise unter<br />

Wasser setzt, wobei<br />

auch schon wieder<br />

von Sielen unter<br />

Deichen die<br />

Rede ist. (vergl.<br />

“Wenn die Behörde<br />

erzählt”)<br />

Sprachlasten<br />

(Fortsetzung)<br />

energetisches Recycling<br />

Müllverbrennung. Verwandlung von<br />

Müll in Schlacke und Abgase<br />

Entschleunigung<br />

Übergang zur normalen Behörden-<br />

Arbeitsgeschwindigkeit<br />

Fahrrinnenanpassung<br />

Ausbaggern der Elbe.<br />

Flexibilisierung<br />

Wenn es hier nicht klappt, dann drehen<br />

wir das Ding woanders<br />

(Fortsetzung auf Seite 12)<br />

Fazit<br />

Mit dem Einzug eines<br />

grünen Senators<br />

in die Umweltbehörde<br />

hat sich<br />

am Gewicht ökologischer<br />

Belange<br />

in der Politik Hamburgs<br />

nichts, aber<br />

auch gar nichts geändert.<br />

Nach wie<br />

vor steht sie in der<br />

Auseinandersetzung<br />

um kritische<br />

Großprojekte ausschließlich<br />

für fragwürdige<br />

Kosmetik.<br />

Wieder einmal stellt sich damit die<br />

Frage vom Nutzen grüner Regierungsbeteiligungen<br />

für Initiativen in<br />

Richtung auf eine ökologisch und sozial<br />

vertretbare Politik.


Seite 10 Feuilleton Konkurse 3<br />

Fünf Stunden Angst<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

tionsrichtlinie.<br />

Oh Scheiße, das macht Arbeit!<br />

Dann laß uns reinhauen. Wer ist<br />

Absender und worum geht’s?<br />

Absender ist die Umweltschutzgruppe<br />

Physik/Geowissenschaften<br />

- Oh Gottogottogott was für’n<br />

Name!<br />

Bei so langen Namen brauch ich<br />

ja für das Ausfüllen des internen<br />

Laufformulars schon eine halbe<br />

Stunde!<br />

Ja, fürchterlich. Mach es nach dem<br />

Essen, es ist ja schon Zwölf.<br />

Gut, Du hast recht.<br />

Zwischenvorhang (Lebensmitteldeko<br />

oder McDonald's Werbung).<br />

Montag, 14:10<br />

So, wieder ran an die Arbeit.<br />

Dann schreiben wir das mal alles<br />

auf (beginnt zu kritzeln).<br />

Montag, 14:50<br />

Was will diese komische Gruppe<br />

denn nun wissen? Die Genehmigungsakten<br />

der Norddeutschen<br />

Affinerie. Junge- das wird teuer!<br />

Liesbett, sieh doch mal nach, ob<br />

Du die Firma im Verzeichnis findest.<br />

Unter N glaub ich oder unter<br />

den Raffinerien.<br />

Raffinerien hab ich gerade hier, ich<br />

seh mal nach.<br />

Montag, 15:20<br />

Bei Raffinerien ist nichts, dann muß<br />

ich doch mal bei N nachblättern.<br />

Montag, 15:40<br />

Hoppla, Bingo! Hier steht was:<br />

Norddeutsche Affinerie. Soll ‘ne<br />

Firma auf der Peute sein. Sachbearbeiter<br />

ist W712. Da kannst Du<br />

morgen gleich mal rüber gehen.<br />

Gut, heute notieren wir schon mal<br />

im Berechnungsbogen volle 8<br />

Stunden Arbeit, höherer Dienst!<br />

Zwischenvorhang (schwarz - Mond,<br />

Sterne)<br />

Dienstag, 8:10<br />

Moin Liesbett!<br />

Guten Morgen Heinz!<br />

Weißt Du wer W712 ist?<br />

Das ist der kleine Dicke, Stefan glaub<br />

ich heißt er, der uns neulich auf der<br />

Betriebsfeier von seinem Urlaub auf<br />

Gran Canaria erzählte.<br />

Ach DER ist das. Wo fährst Du denn<br />

dieses Jahr hin? Margot und ich<br />

wollen auf die Seychellen - wir haben<br />

einen billigen Flug gefunden.<br />

Im Katalog steht, daß es dort<br />

traumhaft sein soll und .....<br />

Dienstag, 9:15<br />

So, jetzt mach ich uns einen Kaffee.<br />

Vorher geh ich mal zu diesem<br />

Stefan und bring ihm den<br />

Vorgang!<br />

Dienstag, 10:05<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Boehringer-Schließung<br />

1984<br />

Das Werk wird geschlossen. Nicht wegen<br />

Umweltverschmutzung, wie man denken könnte,<br />

denn dazu ist das bestehende Umweltrecht nicht<br />

ausreichend. Nach mühsamer Suche findet sich ein<br />

indirekter Weg: Boehringer muß einen Entsorgungsnachweis<br />

für dioxinhaltige Stoffe vorweisen, woraufhin<br />

die Einstellung des Betriebes bekanntgegeben wird. Die<br />

Firma, die viele Menschen, ihr eigenes Gelände, ihre Umgebung, zahlreiche<br />

Deponien und ein Wasserwerk auf dem Gewissen hat, reagiert zunächst mit<br />

Schadensersatzforderungen. Bald ist jedoch klar, daß sie sanieren muß. Es<br />

beginnen Verhandlungen mit der Stadt darüber, wie sich diese Sanierung auf<br />

ein erträgliches (billiges) Maß reduzieren läßt (s. Juni ’94).<br />

Bin wieder da. Stefan war nicht<br />

in seinem Büro. Da muß ich später<br />

noch mal vorbei. Ich geh auf<br />

dem Weg zur Kantine sowieso da<br />

entlang, dann klappt das schon.<br />

(setzt sich, der Kopf sackt langsam<br />

zur Seite und landet weich auf der<br />

Gummimatte)<br />

Intermezzo<br />

(Schäfchen huschen leichtfüßig und<br />

geräuschlos durch die Heide,eines<br />

bringt einen Brief)<br />

(Heinz findet sich zurück am Schreib-<br />

tisch, jetzt mit Bildschirm, Maus und<br />

Tastatur)<br />

Oh, ein Brief an die Behörde,<br />

mal sehn (rrritsch)<br />

Ah, EU-Anfrage, tipp ich gleich<br />

mal ein,<br />

(tippt) Norddeutsche Affinerie,<br />

Genehmigungsdaten, Indirekteinleiter<br />

...(Bing)... da ist es ja schon,<br />

... und KLICK (drückt auf die Maus)<br />

.. ist es gedruckt.<br />

Noch schnell die Versandadresse<br />

eingeben (tippt) - fertig.<br />

Kosten?, Na ja, eine Briefmarke,<br />

Umschlag, 153 Seiten mal<br />

13 Pfennig, zusammen 25 Mark.<br />

(schreckt hoch)<br />

Liesbett, ich hab geträumt die<br />

Ökospinner haben uns die Arbeitsplätze<br />

geraubt.<br />

Ort: Dieselbe Behörde im Osten<br />

Hamburgs, anderes Stockwerk, nahezu<br />

gleiches Zimmer.<br />

Personen:<br />

Heinz, immer noch Sachbearbeiter<br />

Stefan, Sachbearbeiter, zuständig für<br />

die Bestandsverwaltung, Firmen No<br />

bis Nz.<br />

Dienstag, 11:45<br />

Hallo Stefan!<br />

Hallo Heinz, na lang nicht gesehen.<br />

Kommst Du mit zum Essen?<br />

Ja, laß uns gehen.<br />

Zwischenvorhang (halb herunterge-<br />

lassene Würste, tote Hühner, Töpfe,<br />

Pfannen, Messer, Gabeln)<br />

Dienstag, 14:15<br />

Boäh, ich hab' immer noch den<br />

Sand von den Ökoklopsen zwischen<br />

den Zähnen.<br />

Du hättest eben auch lieber das<br />

Eisbein nehmen sollen.<br />

Hinterher ist man immer schlauer.<br />

Was hast Du denn nun für mich?<br />

Stefan, wir haben da einen Vorgang<br />

‘reinbekommen, EU-Anfrage...<br />

(Stefan lacht)<br />

Grins nicht so, betrifft eine Firma<br />

auf der Peute aus Deiner Zuständigkeit<br />

- zumindest nach Ak-


Konkurse 3 Feuilleton Seite 11<br />

tenlage. Hier, schau mal rein.<br />

Nöö, nöö, diese Firma hat jetzt<br />

Gertrud nebenan übernommen,<br />

ich hab zuviel zu tun.<br />

OK, dann geh ich mal rüber.<br />

Ort: Dieselbe Behörde im Osten<br />

Hamburgs, gleiches Stockwerk, zwei<br />

Zimmer weiter.<br />

Personen:<br />

Heinz, wie gehabt, Sachbearbeiter<br />

Gertrud, Sachbearbeiterin, zuständig<br />

für die Bestandsverwaltung, Firmen<br />

Qa bis Qr.<br />

Dienstag, 15:15<br />

Guten Tag, Gertrud!<br />

Oh, Moin Heinz! Was gibts, was<br />

liegt an?<br />

Ja hier, eine EU-Anfrage zu die...<br />

(Gertrud hält sich lachend die Hand<br />

vor den Mund)<br />

Jaa, jaa, jaa! ich weiß. Also zu<br />

einem Norddeutschen Affen oder<br />

so. Stefan sagt, das Zeugs hast Du.<br />

Ach so, Norddeutsche Affinerie, mal<br />

sehen. Oh Gott nein, ist ja schon halb<br />

Vier! Ich muß heut früher los. Ich<br />

mach’s morgen früh, ja?<br />

Gut, dann laß uns aber noch 6<br />

Stunden auf den EU-Anfragen-<br />

Berechnungsbogen dazusetzen.<br />

Klar doch!<br />

Zwischenvorhang (schwarz, Mond,<br />

Sterne, Wolken, Schäfchen)<br />

Mittwoch, 11:30<br />

(Heinz betritt das Zimmer)<br />

Ach ja, guten Morgen Heinz. Gut,<br />

daß Du nochmal vorbei kommst.<br />

Diese Firma muß tatsächlich bei<br />

mir im Regal stehen. Genehmigungsakten<br />

- wer will denn solch<br />

einen Unsinn lesen?<br />

Umweltschützer!<br />

Ach Gott diese Spinner. Die sollen<br />

uns doch unsere Arbeit tun lassen,<br />

stattdessen beschäftigen sie uns<br />

mit nutzlosem Kram - auf Kosten<br />

des Steuerzahlers! Wenn wir das<br />

alles kontrollieren sollten, was da<br />

in den Akten steht, hätten wir aber<br />

was zu tun! Und die Zettel sind<br />

auch so kompliziert geschrieben.<br />

Ich jedenfalls faß das Zeugs nicht<br />

an. Aber wenn die das haben wollen<br />

- Bitte sehr!.<br />

Laß uns nach dem Essen, da unten<br />

links mal suchen.<br />

Ja, sehr gut, ich glaub es gibt Sülze<br />

mit Remouladensoße, Bratkartoffeln,<br />

Waldmeisterpudding<br />

Lecker.<br />

Zwischenvorhang (Tischtuch mit<br />

Fettflecken, Rotweinringe).<br />

Mittwoch, 15:10<br />

(zwei Gestalten krabbeln auf Knien<br />

im hinteren Zimmerbereich vor einem<br />

Regal hin und her, Schweißtropfen,<br />

Kaffeemaschine blubbert)<br />

Heinz, ich habs! Norddeutsche<br />

Affinerie - Genehmigungen.<br />

Ein fast voller Ordner! Sind bestimmt<br />

einige hundert Blatt.<br />

Das gebe ich morgen in die<br />

Kopierstelle.<br />

Tschüß dann, bis morgen - Oh,<br />

schnell noch die Zeiten notieren, 7<br />

Stunden dazu.<br />

Vorhang (Pause)<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Der Arsenskandal<br />

1985<br />

Der Boden in Hamburg’s Osten ist hochbelastet mit<br />

Arsen. Ein Löffel Boden kann für Kinder bereits die<br />

tödliche Dosis enthalten. Als Hauptverursacher kommt<br />

nur die Affi in Frage, die früher bis zu 70 t/a Arsen über<br />

den Luftweg in den östlich der Schlote gelegenen<br />

Stadtteilen verteilt hat. Der eigentliche Skandal besteht<br />

darin, daß die Affi und die Umweltbehörde diese<br />

Ergebnisse vor der Öffentlichkeit zunächst verheimlichen, der Nachsatz „keine<br />

akute Gefahr“ wäre zu gewagt. Und schließlich ist es bei einer derart hohen<br />

Vorbelastung ein schwacher Trost, den BürgerInnen zu sagen, daß ja 1985 nur<br />

noch 4 t/a (Affi-Angabe) emittiert werden.<br />

Ort: Dieselbe Behörde im Osten<br />

Hamburgs, Seitenflügel, Erdgeschoß.<br />

Große Halle, Montagekräne an der<br />

Decke, große und kleine Fotokopierer,<br />

Schneidemaschinen, Papier<br />

auf Paletten.<br />

An den Wänden Plakate der Berufsgenossenschaft<br />

zur Unfallverhütung,<br />

"Paß auf, daß Du beim Kopieren<br />

nicht ausglitschst", Pinwand<br />

mit ÖTV-Hinweisen, am Wandhaken:<br />

Bildzeitung einseitig an einer<br />

Holzleiste aufgezogen.<br />

Register-Rollschrank, Stuhl, Großer<br />

Tisch, Lineale, ein Ordner.<br />

Personen:<br />

Fritz, Vorarbeiter, zentraler Kopierdienst.<br />

Alex, amtlicher Zuarbeiterdienst.<br />

14 Tage später, Donnerstag, 10:15<br />

(Fritz kramt in einem Fach des Rollschranks,<br />

findet einen Zettel) Nächster<br />

Auftrag.<br />

(Sieht sich um, blickt zum Ordner)<br />

Aha, ein dickes, dickes Buch, zum<br />

Aufklabben - (blättert) Viele, viele<br />

Zettel!<br />

Auftrag von W714 "Alles Kopieren,<br />

dann weiterleiten an G443a". Das<br />

ist was für Dich, Alex.<br />

(Alex , sitzt hinten im Raum, liest in<br />

der Zeitung) Ooh-ha Fritz, mußt Du<br />

mir aber erklären wie das geht!<br />

Also Alex, Du bist neu bei uns und<br />

sollst mich bald ablösen. Komm<br />

her und paß mal auf:<br />

(Alex kommt herüber)<br />

Das geht so:<br />

Aufklabben,<br />

Deckblatt nach vorn umlegen,<br />

Quietscheverschluß hochschieben<br />

(QUIEEK),<br />

Seite vorsichtig aus den beiden<br />

Nupsies heben,<br />

rüber zum Kopiergerät gehen,<br />

Gelbe Taste drücken,<br />

Deckel anheben,<br />

Zettel an die Markierung legen,<br />

Deckel runtermachen,<br />

Deckel noch mal hochmachen,<br />

kucken, ob noch alles da ist,<br />

Zettel wieder richtig hinlegen,<br />

Deckel wieder runtermachen,<br />

Auf Taste Nr. EINS drücken.<br />

Auf den dicken grünen Knopf<br />

drücken,<br />

waaarten.<br />

Deckel aufklabben,<br />

Zettel nehmen,<br />

rüber zum dicken Buch gehen,<br />

Zettel wieder über die beiden<br />

Nupsies schieben,<br />

Quietscheverschluß runterdrücken<br />

(QUIEEK),<br />

Deckblatt von vorn zurückklabben,<br />

Buch zumachen.<br />

Zum Kopierer gehen,<br />

doppelten Zettel nehmen,<br />

rüber zum Ablagetisch tragen,<br />

Zettel da hinlegen,<br />

Zum Schreibtisch gehen,<br />

Bleistift nehmen,<br />

Strich machen,<br />

Schluck Kaffee nehmen.<br />

(Alex mit Schweißperlen)<br />

Booaahh, ist das kompliziert.<br />

Schreib mir das mal auf. Nach dem<br />

Essen versuch ich’s mal.<br />

Zwischenvorhang (Jägermeisterreklame)<br />

Donnerstag, 15:45<br />

(Vorhang noch zu)<br />

(laute Maschinengeräusche, knitterndes<br />

Papier, Quieek,)<br />

Scheiße<br />

(Quieek, Maschinengeräusche)<br />

Scheiße,Scheiße, Scheiße.<br />

(umfallende Papierstapel, Quieek,<br />

Maschinengeräusche, Papierknittern,<br />

Quieek)<br />

(Stille, Pause)<br />

(Vorhang auf, Raum übersäät mit<br />

Knüllpapier, Ordner nur noch halb<br />

voll, Alex mit schwarzen Farbflecken,<br />

nasses T-Shirt).<br />

Puuh! Fritz, ich hab's geschafft, ich<br />

bin fertig.<br />

Das sind fünfzehn mal zehn und<br />

noch drei von diesen Strichen da!<br />

Allein zum Nachzählen hab ich<br />

schon eine Viertel Stunde gebraucht.<br />

Für die ganze Arbeit sind<br />

das über fünf Stunden - ist doch<br />

Waaahnsinn!<br />

Ich hab ja so'n Schiß gehabt, daß<br />

ich die gestellten Anforderungen<br />

an diese hohe Aufgabe nicht schaffe,<br />

aber jetzt bin ich doch froh und<br />

glaub', daß ich dieses Amt in Dei-


Seite 12 Feuilleton Konkurse 3<br />

nem Sinn auch noch die nächsten<br />

Jahre schaff'!<br />

Alle Achtung Alex! Ich glaube nun<br />

auch, daß Du den Job hier packst.<br />

Wir können ja immer einmal wieder<br />

telefonieren und ich schick Dir<br />

jedes Jahr einen neuen Tankstellenkalender.<br />

Nun räum zusammen und zurück<br />

mit dem Kram zu den Kollegen<br />

Vorhang (kurze Pause).<br />

Ort: Eine Behörde im Osten Hamburgs,<br />

Zimmer schon bekannt<br />

Personen:<br />

Heinz, Sachbearbeiter<br />

Liesbett, Sachbearbeiterin<br />

Freitag, 8:12<br />

Moin, Liesbett!<br />

Guten Morgen, Heinz! ...<br />

Freitag, 10:45<br />

So, die EU-Anfrage Sachen sind<br />

aus der Kopierstelle zurück.<br />

Da wollen wir mal die Rechnung<br />

machen.<br />

Acht und sechs und sieben macht,<br />

eh, zweiundzwanzig!<br />

Höherer Dienst kostet einen Hunderter<br />

pro Stunde, also, eh, eh,<br />

2200 Mark.<br />

Was kosten die Kollegen aus der<br />

Kopierstelle?<br />

Ich glaub 60 Mark.<br />

Na, sagen wir 59 Mark, klingt<br />

besser, mal fünf macht, eh, 295<br />

Mark fürs Kopieren.<br />

Und die Kopien selbst?<br />

Oh ja, die kosten eine Mark pro<br />

Seite. Also, eh, 153 Mark dazu.<br />

Was kommt raus?<br />

(klappert auf der Rechenmaschine)<br />

2648.- Mark.<br />

Da wird sich der Senator aber<br />

freuen. Geh gleich mal rüber und<br />

erzähls ihm.<br />

Au ja, mach ich.<br />

Vorhang<br />

Sprachlasten<br />

(Fortsetzung)<br />

Flexibles Gefahrenreaktionskonzept<br />

Je nach Unfall wird mal der eine dann<br />

die andere verarscht<br />

Ganzheitliches Umweltmanagement<br />

Im betrieblichen Management werden<br />

völlig nutzlose Produkte kreiert, die<br />

auch der durchgeistigte Lehrer im Grünen<br />

Laden kaufen kann.<br />

Umweltbehörde zahlt Löhne nicht! STREIK?<br />

Unternehmerwillkür nun auch in Hamburger Amtsstuben<br />

Abrechnungen und Lohnauszahlungen<br />

scheint die Umweltbehörde<br />

nicht zu interessieren.<br />

Nachdem wir mehrfach die Behörde<br />

besucht, auch brav beim Eintritt<br />

oder Austritt die dort aushängenden<br />

Zeitkarten gezogen und mit einem<br />

Stempelaufdruck „BING“ versehen<br />

hatten, reichten wir diese zum<br />

Jahresende 1993 zur Abrechnung<br />

ein. Doch eine Auszahlung unseres<br />

Lohnes ist bisher - nach nunmehr<br />

fünf 1 Jahren - nicht erfolgt. Das ist<br />

ein starkes Stück! Im Faksimile dokumentieren<br />

wir rechts unsere Ansprüche.<br />

1 Für die Verwaltung: Fünf ist soviel<br />

wie Finger an einer Hand sind!<br />

Geänderte Rahmenbedingungen<br />

Begründung, warum genau das Gegenteil<br />

von dem gemacht werden kann, was eigentlich<br />

versprochen wurde.<br />

Geringfügige temporäre Auswirkungen<br />

sind allenfalls während<br />

der Bauphase zu erwarten<br />

Schon beim Bau ist es in dieser Gegend<br />

nicht mehr auszuhalten, danach<br />

kommen nur noch Wahnsinnige mit<br />

Gasmaske, Ohrenschützer, Gummistiefel<br />

und Behörden-Nummernschildern<br />

An die<br />

Umweltbehörde<br />

- Amt für Grundsatz- und Verwaltungsangelegenheiten<br />

- Personalreferat<br />

Betr.: Bezüge 1993<br />

Unser Vorgang: UB-HH-ZK-93.12.GP¼¥<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kollegen,<br />

Zum Abschluß des Haushaltsjahres 1993 reichen wir Ihnen unsere Zeitwertkarten zur Abrechnung ein.<br />

Wie den Karten zu entnehmen ist, haben unsere Experten Sie an 12 Terminen besuchen müssen, um der<br />

Behörde Entscheidungsmatritzen von zukunftsorientierter Bedeutung vorzulegen. (An dieser Stelle<br />

müssen wir die mangelhafte Drucktechnik Ihrer Zeitwertkartenstanzautomatik bemängeln: Viele<br />

Termine drucken übereinander und enthalten in keiner Weise Andeutungen zu der besonderen Relevanz<br />

unserer Besuche).<br />

Unsere namhaften Experten werden ungefähr nach BATIb besoldet. Insgesamt sind abzurechnen:<br />

- 12 Termine zu je 1-3 Stunden so ca. 30 Stunden<br />

- Vorbereitungszeit so ca. 2 Stunden<br />

- notwendige Erholungszeiten so ca. 90 Stunden<br />

Personalkosten sind folglich in Höhe von DM 5000.- angefallen.<br />

Darüberhinaus sind Sachmittel angefallen, die unsere Beschaffungsstelle mit hoher Priorität ressourceneffizient<br />

in unseren Haushalt integriert hat.<br />

Papier, Bleistifte, Anspitzer und Radiergummis sowie Sekundärliteratur sind in Höhe von ca. DM 617.81<br />

angefallen. Sollte etwas von den Sachmittel übrig bleiben, so werden wir die Chancen nutzen und einem<br />

Wunsch des Senators folgend, diese selbstverständlich der thermischen Verwertung zukommen lassen.<br />

Reisekosten sind schadstoffminimiert von unserem Umweltbeauftragten unter Schonung der Ressourcen<br />

und nach einer Technikfolgeabschätzung zu 12*2*3.60 DM = ca. DM 90.- berechnet worden.<br />

Im Zuge der von der UB geforderten Bürgerbeteiligung bitten wir diese Gelder (DM 5707.81) als<br />

Ausgleichsersatzmaßnahme auf unser Konto Nr. 421230-206, BLZ 20010020, PGiro Hamburg<br />

einzuzahlen.<br />

Auch wenn Sie unter subjektiven Kriterien in eine Akzeptanzkrise verfallen sollten, so seien Sie<br />

versichert, daß die rechnerisch ermittelte Zusatzbelastung des UB-Haushaltes lediglich im<br />

verantwortungsbewußten Maße umgelagert wird, die ökologischen Handlungsfelder dieser<br />

Umweltkommunikationsmaßnahmen jedoch zukunftsorientiert genutzt werden. Sie wissen so gut wie wir,<br />

daß diese Maßnahme zu einer langfristigen Sicherung des Pluralismus in der wissenschaftlich-technischen<br />

Gesellschaft führt und die Bevölkerung durch eine glaubwürdige Öffentlichkeitspolitik zu keinem<br />

Moment ernsthaft gefährdet wird.<br />

Wir appelieren folglich: Haben Sie Verantwortung für die Zukunft!<br />

Mit besten Wünschen<br />

Umweltschutzgruppe Physik-Geowissenschaften e.V.<br />

(Abteilung K “Kontrolle der Umweltbehörde”)<br />

Gestalterische Maßnahmen<br />

attraktivieren<br />

Der Weg durch die Spülflächen zur<br />

alten Kirche Altenwerders wird leicht<br />

geschwungen geführt und gestalterisch<br />

mit heimischen Akazien, Affenbrotbäumen<br />

und Gingkobäumen bepflanzt<br />

Globalisierung<br />

mit blumigen aufgeblähten Worten die<br />

ganze Welt, den Kosmos und den<br />

Urknall insbesondere mit einbeziehen<br />

Globalisierung der Märkte<br />

Alle Macht den Superkonzernen<br />

Hamburg wird folgenden Vorschlag<br />

in den Bundesrat einbringen<br />

Allerdings ist schon im Voraus klar,<br />

daß alle anderen Bundesländer in dieser<br />

Formulierung dagegen stimmen<br />

werden. - Und Hamburg darf es also<br />

auch nicht. „Wir würden ja, aber wir<br />

dürfen nicht.“<br />

implizite Finanzierungskosten der<br />

öffentlichen Hand<br />

Steuergelder<br />

Realsatire (Fortsetzung auf Seite 15)<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Schlickeggen<br />

1986<br />

Das Entsorgungsproblem in Hamburg verschärft sich,<br />

Deponieplatz gibt’s nicht mehr. Um die riesigen Mengen<br />

des „Wirtschaftsgutes“ Giftschlick, die nach dem<br />

Ausbaggern aus den Hafenbecken entsorgt werden<br />

müssen, zu reduzieren, wird in Hamburg das<br />

Schlickeggen eingeführt. Tonnenweise mitaufgewühlte<br />

Schadstoffe der Hamburger Industrie werden vom<br />

Strom über die Stadtgrenzen hinausbefördert und können in Zukunft Unterelbe<br />

und Nordsee vergiften. Damit hat Hamburg dann aber nichts mehr zu tun.<br />

P.S.: Dieses Verfahren, das 1991 eingestellt wurde, wird aktuell, 1998, wieder<br />

diskutiert.<br />

Hamburg, den<br />

29.12.1993


Konkurse 3 Flohmarkt Seite 13<br />

Stellenmarkt<br />

Computerspezialisten für Katasterarbeiten<br />

gesucht. 5 km Band für unsere<br />

Netzwerkverbindungen müssen<br />

verlegt werden. Vorkenntnisse: Keine.<br />

Q17<br />

Hamburger Großbetrieb bietet lukrative<br />

Nebentätigkeit ohne Mehrbelastung.<br />

Chiffre:Kohle<br />

Kopierpapiereinleger/in gesucht. Bezahlung<br />

A14 W714<br />

Bodyguard mit Interneterfahrung<br />

gesucht. Dr. F.V.<br />

<strong>Daten</strong>-Kryptologe/-in für anspruchsvolles<br />

Betätigungsfeld gesucht.<br />

Sielerfahrungen erwünscht. Bez. nach<br />

kByte. Abt. Indirekteinleiter<br />

Hilfskräfte für Aufforstung des Guanofleetes<br />

gesucht. Harter, aber sinnvoller Job.<br />

Bis 1000.-/Woche. W54<br />

Übersetzer/in für nachhaltig<br />

globalisierende Agenda oder<br />

Neusprache gesucht: Pressestelle<br />

Ski-Pisten-Konstrukteur-/in für<br />

Windrad-Slalomstrecke dringend<br />

gesucht.<br />

Amt für Schlick- und Hügelbau<br />

Alleinunterhalter für Eröffnungsfeier<br />

einer technischen Anlage gesucht.<br />

Voraussetzung: mehrjährige<br />

professionelle Erfahr. im<br />

„Gnöbb’sche-drüggen“. MVR<br />

Töff Töff<br />

roter Kadett zu verkaufen<br />

Anrufen: Energieabt.<br />

Grüner Porsche, TÜV seit 9/97 mit<br />

leichten Schäden (Lack ab, Rad ab)<br />

gegen Gebot (oder weniger)<br />

Chiffre: WARNIX<br />

Kontakt<br />

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen<br />

Nach Naturschutzgesetz sind für die<br />

dringend notwendige Hafenerweiterung<br />

auf Neßsand geeignete Ausgleichs-<br />

und Ersatzmaßnahmen<br />

durchzuführen. Die Umweltbehörde<br />

sucht am Naturschutz interessierte<br />

Computer-BesitzerInnen, die bereit<br />

sind, in ihrem PC ein virtuelles<br />

Tidekomplexsüßwasserbiotopwatt<br />

einrichten zu lassen. Die Bereitschaft,<br />

zusätzlich die äußerst seltene,<br />

speicherintensive Art Schierlings-<br />

Wachtelwasserkönig zu implementieren,<br />

wird mit Schwimmkampen,<br />

Pflanztaschen oder Tannenbäumen als<br />

Laichsubstrat für den Gartenteich<br />

belohnt. Kontakt: Amt für Gewässerund<br />

Bodenschutz CE<br />

Ökochonder gesucht<br />

Nach übereinstimmender Auffassung<br />

des amtierenden Umweltsenators<br />

sowie seines Vorgängers gibt es<br />

praktisch keine durch Chemikalien<br />

verursachten Umweltprobleme mehr.<br />

Zur Erstellung anschaulichen Info-<br />

Materials werden Ökochonder gesucht<br />

die sich einbilden, ihre Beschwerden<br />

hätten etwas mit Umweltvergiftung zu<br />

tun. BewerberInnen mit Asthma, Neurodermitis<br />

oder Multibler Chemikalien<br />

Sensitivität werden bevorzugt. Kontakt:<br />

Abt. für Öffentlichkeitsarbeit oder<br />

Umwelttelefon 34 35 36.<br />

Heiraten / Bekanntschaften<br />

einsamer Lichtschalter (2) sehnt sich<br />

nach Licht und Wärme: „Drück<br />

mich!“ Diskreter Kontakt auch in den<br />

Toilettenräumen.<br />

Alexander, 46, 179cm, Top-Manager<br />

in gesicherter Beamtenstellung, in<br />

drei Jahren pensionsberechtigt, von<br />

seiner Basis geschieden, sucht nachhaltige<br />

Beziehung zu Top-Managern<br />

aus Industrie mit Agenda. Globales<br />

Handeln wird vorausgesetzt. (S1)<br />

040/7880-3200<br />

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Sammler sucht Muscheln, speziell Shellus<br />

finanziella. Auch verölte Exemplare gern<br />

willkommen. Tel 6324-0<br />

Biete Gummibaum für Ausgleichsersatzmaßnahmen<br />

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Deko und Präsentation in Industrie<br />

und Gewerbe.<br />

Problemindustrie: Bitte Termin vormerken<br />

lassen! Herr B.<br />

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„Curillo & the sandmen“, z.B. „Es<br />

besteht keine Gefahr“, „Best of<br />

1978-1985“, u.a. K99<br />

Die Kleinanzeige<br />

„Liebe Kinder, das Krümmel-Monster<br />

erklärt Euch heute den Unterschied<br />

zwischen AN und AUS.“ Die zuletzt<br />

ausgestrahlten Folgen dieser Serie jetzt<br />

auch auf Video ! Chiffre: Pluto<br />

Abnahme von Sondermüll aller Art.<br />

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Unterkünfte mit Blick auf die Elbe.<br />

Ab Januar 2002.<br />

Jetzt schon anmelden! AW16<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpoli-<br />

Klärwerk tik Dradenau<br />

1988<br />

Das Klärwerk Köhlbrandhöft bekommt eine<br />

Stickstoffbehandlungsstufe und eine<br />

Phosphatentfernungsstufe. Bereits seit 9 Jahren<br />

verlangen die Abwassergesetze diese Stufen. Obwohl<br />

schon Anfang der 80er Jahre eine vollständige<br />

Stickstoffentfernung Stand der Technik ist, schafft<br />

Hamburg das nur zu 60%. Die angewendete<br />

Phosphatfällung ist ebenfalls eine Billiglösung, die zudem riesige Mengen<br />

Eisenschlamm produziert. Radio Hamburg meldet zur Eröffnung: „Der Leiter<br />

des Dradenauer Klärwerkes bestätigte gegenüber Radio Hamburg, daß die<br />

neue Anlage bereits veraltet sei.“<br />

Geselliges<br />

Unser lustiges Kaffeekränzchen „Deputation“<br />

sucht Teilnehmerinnen (keine<br />

Männer). Wir treffen uns ca. jeden<br />

Monat zu nettem Plausch mit<br />

hervorragender Aussicht auf Hamburg.<br />

Treffpunkt: Billstr. 84, 12. OG.<br />

Kontakt: Deputations-Geschäftsstelle<br />

040/7880-3253<br />

Get on the magic Barkasse!<br />

DJ Alexander and his crew erwarten<br />

Sie an Bord zu einer Fantasy-Ausflugsfahrt<br />

in das Alte Land.<br />

Kaffetrinken in Cranz (1 Stück Kuchen<br />

und 1 Tasse Kaffee im Preis<br />

enthalten).<br />

Auf der Rückfahrt durch das Mühlenberger<br />

Loch haben Sie die Möglichkeit<br />

zu unglaublich günstigen Preisen<br />

Heizdecken zu erwerben.<br />

Contact: DJ Alex in his office!<br />

Unterricht<br />

Fortbildungskursus<br />

Umweltrecht - Der Erfolgsaufstieg<br />

zum höheren Dienst.<br />

Kursus 1: Abwasserabgabengesetz,<br />

Teilseminar II: Funktionalität kommunaler<br />

WC-Spülungen, 6wöchiger<br />

Kurs mit praktischen Anwendungen.<br />

Kursus 2: Das Betriebsgeheimnis<br />

Grenzen der betrieblichen Überwachung.<br />

2 Wochen.<br />

Kursus 3: <strong>Daten</strong>schutz Light<br />

Themen: Was ist ein Datum und wie<br />

stelle ich es ein? 3wöchiges Intensivprogramm<br />

mit praktischen Anwendungen.<br />

Grundsatzabt.<br />

Gefunden/Verloren<br />

Ärmelschoner gefunden P209<br />

Anfang Oktober 1998 haben wir ein<br />

Teilloch in der Nähe von Finkenwerder<br />

verloren. Größe ca. 180 ha ohne<br />

Rand. Das Loch hat das gefährliche<br />

A3XX-Syndrom. Bitte nicht anfassen.<br />

Sachdienliche Hinweise bitte sofort an:<br />

Amt für Naturschutz und Landschaftspflege,<br />

Herr Tiedick 040/7880-3918<br />

Bitte melde Dich!<br />

Habe mein Handy in Altenwerder<br />

verloren. Wer kann verhindern, daß<br />

sieben Meter Sand draufgeschüttet<br />

werden ? Hilfe ! SE1<br />

Umweltdaten günstig abzugeben<br />

Zwei Aktenordner mit Abwassermeßwerten<br />

einer großen Kupferhütte<br />

im östlichen Stromspaltungsgebiet<br />

der Elbe, die vor drei Monaten vom<br />

Reinigungspersonal in der<br />

Besenkammer von Amt B gefunden<br />

wurden, konnten bis heute nicht<br />

zugeordnet werden. Abgabe an<br />

interessierte Bürger gegen<br />

Höchstgebot. Kontakt: Amt K<br />

Gesundheit<br />

Entspannen, Streß abbauen, Auftanken<br />

in anerkannter Anstalt in der<br />

Metropole Hamburg. Kurhaus,<br />

Billstr. 84, 20539 Hamburg.<br />

Kontakt: Grundsatzabteilung für anerkannten<br />

Streßabbau A2<br />

Zu Verschenken<br />

<strong>Daten</strong>bank abzugeben. Absolut einmalig<br />

altes System. Kaum benutzt -<br />

fast wie neu!<br />

W1150 040/7880-2481<br />

Buch-Restbestände für die eigene<br />

Bibliothek: Der kleine Chemikus,<br />

Mein Ego und ich, Who-is-Who<br />

90-98, Bildbände Elbe, Rathäuser,<br />

Feuer, Tanker. F.V.


Seite 14 Personalien Konkurse 3<br />

Wolfgang Curilla<br />

Wolfgang Curilla (1978 - 1986),<br />

der mit der Lupe Umweltprobleme<br />

suchen wollte. Als erster Umweltsenator<br />

Hamburgs begann seine<br />

Der Kartoffelmann<br />

Karriere mit so heiklen Fällen wie<br />

Boehringer und Georgswerder.<br />

Eingebettet in eine politisch lebendige<br />

Atmosphäre konnte<br />

die Umweltbewegung seinerzeit<br />

enormen Druck entfalten und<br />

erzwang so manche Fortschritte in<br />

der Umweltpolitik, die von der damals<br />

noch im umweltpolitischen Mittelalter<br />

befindlichen Hamburger Verwaltung<br />

nicht zu erwarten gewesen<br />

wären. Dummdreistes und borniertes<br />

Auftreten der „wissenden“ und<br />

„erfahrenen“ Fachleute gegenüber<br />

den „dummen“ und deswegen „emotional“<br />

und „unwissenschaftlich“ argumentierenden<br />

Bürgern waren an<br />

der Tagesordnung, ernste Probleme<br />

gab es nicht, und wenn sie sich dann<br />

doch nicht mehr unter den Teppich<br />

kehren ließen, wurden sie am besten<br />

ohne lästige Einmischung von<br />

Umweltschützern und betroffenen<br />

Bürgern hinter verschlossenen Amtstüren<br />

„gelöst“. Wenn das alles gegen<br />

protestierende Umweltschützer nichts<br />

half, wurde eben das Totschlagargument<br />

„Zuviel Umweltschutz gefährdet<br />

Arbeitsplätze“ rausgeholt,<br />

denn alles, was die Umweltbehörde<br />

selbst für nicht machbar hielt, wurde<br />

sowieso als unrealistische Spinnerei<br />

durchgeknallter Ökos abgetan.<br />

„Wir sind dabei im Einzelnen zu ermitteln“<br />

lautete eine seiner Standardfloskeln<br />

- Ergebnisse blieben aber aus.<br />

Christiane Maring<br />

Ahnengalerie der<br />

Hamburger Umweltsenatoren<br />

Christiane Maring (1986 -<br />

1987) war für weniger als ein Jahr<br />

Umweltsenatorin, flankiert durch den<br />

damaligen Staatsrat und Maracujasaft-<br />

Gegner Dr. F. Vahrenholt. Sie blieb dadurch<br />

von besonders schlimmen Umweltskandalen<br />

aber auch von nennenswerten<br />

Erfolgsmeldungen verschont.<br />

Aufgrund der Kürze der zur Verfügung<br />

stehenden Zeit konnten<br />

entsprechende Bildrecherchen<br />

nicht besorgt werden.<br />

Der Piepmatz<br />

Jörg Kuhbier<br />

Das Sandmännchen<br />

Jörg Kuhbier (1987 - 1991) hat<br />

wie keine seiner VorgängerInnen und<br />

Nachfolger umweltpolitische Visionen<br />

entwickelt und mit dem Papier „Umwelt<br />

2000“ ein Vermächtnis hinterlassen,<br />

dessen Niveau durch aktuelle rotgrüne<br />

Koalitionsverträge oder Neusprech-Wortschöpfungen<br />

wie Öko-Audit<br />

oder Effizienzrevolution kaum mehr<br />

erreicht wird. Zudem galt er als relativ<br />

zugänglich und diskussionsbereit auch<br />

gegenüber Kritikern aus der Umweltszene.<br />

Dennoch war er eben nur ein<br />

SPD-Umweltsenator. In seine Amtszeit<br />

fielen die Computerschrottaffäre<br />

der Affi und der<br />

Billesiedlungsskandal.<br />

Die Freaks ...<br />

... sind wir wohl<br />

Dr. Fritze Vahrenholt<br />

Das Krokodil<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpoli-<br />

Wasserwerk Kaltehofe<br />

tik<br />

schließt<br />

1990 Ein Handlungskonzept von 1986 versprach einst<br />

vollmundig Maßnahmen zum Schutz der Hamburger<br />

Wasservorkommen. Handlungen zum Schutz von<br />

Kaltehofe vor der drohenden Boehringer-Giftfront im<br />

Grundwasser gab es jedoch nicht. Während zwischen<br />

Boehringer und Hamburg mittlerweile 5 Jahre lang<br />

tatenlos darüber verhandelt wurde, wie zu sanieren sei,<br />

schwammen HCH und Begleiter ungehindert zum 1500 m entfernten<br />

Wasserwerk. Spätestens 1990 haben sie ihr Ziel erreicht. Seit dem<br />

„notwendigen“ Import von Heidewasser 1983 haben Senat und Behörden<br />

offenbar die Einstellung, auf ein Wasserwerk wie Kaltehofe könne Hamburg ja<br />

nun auch locker verzichten.<br />

Alexander Porschke<br />

Fritz Vahrenholt (1991 - 1997).<br />

Wie kein anderer hat dieser Chemie-<br />

Doktor daran gearbeitet, das Image<br />

der Chemieindustrie als einer profitgierigen,<br />

ohne Skrupel produzierenden<br />

und zur Not über Leichen gehenden<br />

Branche in das einer Hunger, Krankheit<br />

und Umweltprobleme bekämpfenden<br />

industriellen Heilsarmee zu wandeln.<br />

Dabei hat er oftmals gegenüber<br />

Kritikern, aber auch gegenüber Opfern<br />

der Chemiesierung unserer Umwelt<br />

einen Zynismus an den Tag gelegt,<br />

der von einem Mann in dieser<br />

Position kaum zu überbieten ist. Um<br />

in diese Rolle schlüpfen zu können,<br />

mußte Vahrenholt sich jedoch erst als<br />

Chemiekritiker und „wahrer Umweltschützer“<br />

etablieren. Seine Verdienste<br />

sind so „bedeutend“, daß<br />

wir ihm einen eigenen Artikel<br />

widmen.<br />

Die Schnecke<br />

Alexander Porschke (1997 -<br />

?). Trotz erst einjähriger Amtszeit und<br />

inhaltlich nicht erkennbarer Unterschiede<br />

zu seinem Vorgänger hat er<br />

schon eine bedeutende Leistung vollbracht:<br />

Er ist wohl der erste grüne<br />

Umweltsenator, der eine völlig sinnlose<br />

und ökologisch katastrophale Zerstörung<br />

eines großen Naturgebietes,<br />

nämlich des Mühlenberger Lochs, als<br />

notwendig, vertretbar und ausgleichbar<br />

hinstellt. Wir erinnern uns an die<br />

Anfangszeit der Umweltbehörde: „Zuviel<br />

Umweltschutz gefährdet Arbeitsplätze“?<br />

Alter Wein in neuen Schläuchen!<br />

Von diesem grünen Senator<br />

dürfen wir wohl nicht allzu viel Grünes<br />

erwarten.


Konkurse 3 Aus dem Amt Seite 15<br />

Umweltbeamte pinkeln im Zwielicht<br />

Energiesparen wird zum beliebten<br />

Sport. Ein besonders sportlicher Typ<br />

ist Kai Fabig, ehemals Pressesprecher<br />

der Umweltbehörde, jetzt in der<br />

Energieabteilung. Unermüdlich motiviert<br />

er in Schrift und Vorbild seine<br />

KollegInnen (Auszug aus seinem<br />

jüngsten Rundbrief):<br />

„Energie- und Wassersparen in der<br />

Umweltbehörde<br />

Beispiel 1 - Toiletten<br />

Die rund 60 Toiletten im UB-Teil<br />

des Gebäudes sind mit durchschnittlich<br />

2,5 Leuchten a 36 Watt<br />

ausgerüstet. Wird jede Toilette pro<br />

Tag effektiv 2 Stunden benutzt, ergibt<br />

das rechnerisch einen notwendigen<br />

Verbrauch von 2700 kWh/a<br />

- bei 250 Arbeitstagen. ... Angenommen<br />

in einem Drittel der Toiletten<br />

brennt das Licht doppelt so<br />

lange wie nötig - also 4 Stunden<br />

pro Tag - und in einem weiteren<br />

Drittel wird das Licht gar nicht<br />

ausgeschaltet, dann ergibt sich<br />

daraus ein vermeidbarer Verbrauch<br />

von 5000 kWh/a. Das ist<br />

mühelos eingesparte Energie -<br />

schließlich müssen Sie sich nur so<br />

verhalten wie Zuhause.<br />

Also: Die Toilette am Arbeitsplatz<br />

ist kein Bahnhofs-Klo.<br />

Licht aus, wenn raus - „Drück’<br />

mich!“, ruft der Lichtschalter“.<br />

Kurz und uninteressant<br />

Das Amt N informiert:<br />

Nachhaltige Novellierung des Naturschutzgesetzes<br />

Nach erfolgreichen Verhandlungen mit<br />

der Landwirtschaftskammer und Herrn<br />

Dr. B. aus der Wirtschaftsbehörde<br />

(derzeit nicht im Amt erreichbar) sollen<br />

bei der nächsten Novellierung des<br />

Hamburger Naturschutzgesetzes in<br />

Noch sparsamer wär’s, das Licht gar<br />

nicht anzuknipsen, also erst auf Klo<br />

zu gehen, wenn genug Tageslicht vorhanden<br />

ist. Leider überschätzen viele<br />

Männer ihre Zielgenauigkeit in der<br />

Dämmerung, doch das kann mann<br />

üben. BILD lesen bleibt wegen der<br />

großen Buchstaben weiterhin möglich.<br />

Eines hat Kai F. jedoch nicht bedacht:<br />

Energiesparen verzögert den Ausstieg<br />

aus der Atomenergie. Indiz dafür ist,<br />

daß die HEW Stromsparen propagieren<br />

- würden die das tun, um ein<br />

Atomkraftwerk stillzulegen? Na bitte.<br />

Das neue Hafenkraftwerk wird den<br />

hochwertigen Primärenergieträger<br />

Gas nur in niedrigwertige Raumwärme<br />

verheizen, ohne eine Kilowattstunde<br />

Strom zu erzeugen. Die HEW<br />

begründeten dies: „Ausschlaggebend<br />

ist ... eine gegenüber der Jah-<br />

reshöchstlast von ca. 2.000 MWel<br />

verfügbare Kraftwerksleistung der<br />

HEW von insgesamt ca. 3.300<br />

MWel. .“ Solange also der Strombedarf<br />

weit unter der installierten Kapazität<br />

der Atomkraftwerke liegt,<br />

besteht für die HEW kein Grund,<br />

neue fortschrittliche Gas- und<br />

Dampfturbinenwerke zu bauen. Da<br />

die HEW ein AKW nicht vor dem<br />

technischen K.O. durch ein neues<br />

Kraftwerk ersetzen, also auf der<br />

Angebotsseite etwas ändern, muß<br />

der Druck von der Nachfrage kommen.<br />

Das heißt, es muß sehr viel mehr<br />

Strom verbraucht werden: Licht an!<br />

„Drück’ mich!“, ruft der Lichtschalter<br />

bis die HEW Gas- und Dampfturbinenwerke<br />

bauen müssen. Und<br />

wenn die erst am Netz sind<br />

... dann wird aber gespart!<br />

... und die HEW sind angeschmiert!<br />

Jutesäcke verpackter Kunstdünger und<br />

wiederverwendbare Chemiespritzen<br />

als Ausgleichsmaßnahmen anerkannt<br />

und aus Ausgleichszahlungen gefördert<br />

werden.<br />

international akzeptierte Standards<br />

Gott sei Dank wissen wir, daß einige<br />

Länder in Übersee die Forderungen<br />

unserer Ökospinner nie unterzeichnen<br />

werden!<br />

Inter(natio)nalisierung externer<br />

Effekte<br />

Kosten, die zur Behebung von Umweltschäden<br />

benötigt werden, auf<br />

andere abwälzen<br />

Investitions- und Planungssicherheit<br />

Zielsicher die Gegend verbauen<br />

Investition in die Zukunft<br />

Gentechnik<br />

Koalition ökologischer Vernunft<br />

Wiedereinführungsinitiative der<br />

PVC- Industrie<br />

Legitimationsbasis<br />

Deine Meinung interessiert niemanden<br />

Nachhaltigkeit oder Nachhaltige<br />

Entwicklung<br />

kräftig weitermachen, aber tolle Zet-<br />

In der Billesiedlung<br />

Sprachlasten<br />

(Fortsetzung)<br />

tel über die besten Absichten schreiben<br />

Neueste Prognosen geben Anlaß<br />

zu Optimismus<br />

Alles ist versaut.<br />

Neue Wege der Entscheidungsfindung<br />

Keine Ahnung haben<br />

NGO oder NRO<br />

„Nicht Regierungs Organisation“<br />

Wortkonstruktion aus der Agenda21,<br />

durch die sich Umweltgruppen mit in<br />

das Nullaussagekonzept der Agenda<br />

hineinziehen lassen.<br />

öffentlich-rechtlicher Sanierungsvertrag<br />

Es zahlt der Steuerzahler<br />

ökologische Effizienz und<br />

Funktionsorientierung<br />

Nur dort ein grüner Anstrich, wo es<br />

den Produktionsprozess und die<br />

Kasse nicht stört.<br />

(Fortsetzung auf Seite 19)<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpoli-<br />

Pulverfaß tik Billesiedlung<br />

1990 Am idyllischen Stadtrand in der Billesiedlung passieren<br />

seit einigen Jahren merkwürdige Dinge: erst Altöl, dann<br />

explosionsfähiges Gas und nicht zuletzt Dioxine finden<br />

1991 sich im Boden unter den Gärten der Anwohner. Die<br />

Behörden kennen die Altlast als ein Spülfeld aus der<br />

Zeit vor 1950, u.a. mit Affi-Arsen-Schlick aus den<br />

30ern, Waffen und Munition aus den Kriegsjahren, und<br />

immer wieder Baggergut, Altöl und Chemiemüll. Dennoch geht die<br />

Umweltbehörde auf groteske Weise mit den Sorgen der AnwohnerInnen um.<br />

Diese müssen nicht selten selbst teure Untersuchungen durchführen lassen, um<br />

nachzuweisen, daß dort akute Gefahr besteht, woraufhin dann schleppend eine<br />

sporadische Prüfung auf Stichhaltigkeit in die Wege geleitet wird. Erst als auch<br />

offiziell „ungewöhnlich hohe“ Bodenwerte von Dioxin gemessen werden, passiert<br />

etwas: die Stadt bietet 1991 den Ankauf der Häuser an.


Dez. Umweltbehörde erblickt das Licht der dunklen Welt<br />

Seite 16 Aus dem Gerichtssaal Konkurse 3<br />

Behörden haben sich noch nie gern<br />

in die Karten sehen lassen. Publikum<br />

raus, Tür zu, Ärmelschoner runter und<br />

dann bei Kaffee und Blödzeitung das<br />

hart arbeitende, unbestechliche und<br />

gnadenlos rechtschaffene Amt markieren.<br />

Das dazu im Gegensatz gern nach<br />

außen präsentierte Gesicht einer offenen,<br />

bürgernahen Behörde sieht -<br />

leider - anders aus.<br />

Eine Richtlinie der Brüsseler EU-Bürokraten<br />

führt den deutschen Amtsschimmel<br />

wiehernd vor. Besonders<br />

eindrucksvolle Beispiele stammen<br />

aus der Hamburger Umweltbehörde.<br />

EU-Bürokraten ohne Herz<br />

für deutsche Ämter<br />

Irgendwelche Bürokraten aus Brüssel<br />

haben ein europäisches Informationsrecht<br />

ausgearbeitet, das sehr<br />

weit geht: Damit erhält jeder Bürger<br />

das Recht, (auf Anfrage) Umweltdaten<br />

aller Art zu erhalten.<br />

Juli HCH in der Kuhmilch� Gift bei C.H. Boehringer<br />

Sept. „Dann macht es wumm“� Unfall bei Stoltzenberg<br />

Oktober Boehringer: „Nachts kommt Gift aus dem Schornstein“<br />

Untersuchung über Fischkrankheiten in der Elbe<br />

Bürgerschaft fordert Phosphatfällung für HH-Klärwerke<br />

MVA Stapelfeld geht in Betrieb (650.000 t/a)<br />

März Giftschiff unter der Köhlbrandbrücke entdeckt<br />

„In Wandsbek stinkt’s zum Himmel!“ (Hoechst)<br />

Faul, Dreist und Geldgierig<br />

Das Unglück für die Umweltbehörde<br />

will es - die blöde EU-Richtlinie<br />

kommt durch!<br />

Zum 1. Januar 1993 tritt sie in Kraft.<br />

Beharrlich weigern sich alle amtlichen<br />

Stellen im gesamten Deutschland<br />

auch nur einen winzigen Blinzler<br />

in Richtung dieses schändlichen,<br />

antibehördlichen Machwerks zu erübrigen.<br />

Schweigen wir’s tot! Nehmen wir's<br />

einfach nicht zur Kenntnis.<br />

Blöde ist, daß normalerweise eine<br />

EU-Richtlinie von einem nationalen<br />

Umsetzungsgesetz begleitet wird,<br />

die regelt, wie eine EU-Richtlinie<br />

beispielsweise in Dänemark oder in<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Genehmigungsverfahren Kabel-Ehlers<br />

1993<br />

Hamburg’s Luft soll eine weitere Bleiquelle bekommen.<br />

Das muß von der Umweltbehörde genehmigt werden.<br />

Ehlers beantragt, gemäß gesetzlichen Minimalanforderungen<br />

100 kg Blei pro Jahr verblasen zu dürfen. Anläßlich<br />

einiger Einwendungen von uns - „das ist ja wohl<br />

ein bißchen zu viel“ - nehmen wir am Erörterungstermin<br />

teil. Der Filterhersteller lässt beiläufig die Bombe<br />

hochgehen: die Filteranlage könne eigentlich auch Blei bis auf 20 g pro Jahr<br />

zurückhalten (da fehlt kein k !). Amen! Damit sind wir einverstanden. Da die<br />

Unterlagen in der Behörde bereits öffentlich auslagen ist klar: ohne unsere Einwendung<br />

wären die 100 Kilo Blei akzeptiert worden. Zu unserer Überraschung<br />

hat die Umweltbehörde später im Protokoll dann doch 400g/a festgeschrieben.<br />

Und was das Genehmigungsrecht angeht, ist Hamburg weltweit betrachtet,<br />

natürlich ganz weit ...bla... vorne...bla...Fritze...bla....<br />

Frankreich anzuwenden ist. Die<br />

Bundesregierung hat das diesesmal<br />

nicht getan - verpennt oder notorisch<br />

ignoriert.<br />

Dann tritt der seltene Fall ein, daß<br />

eine EU-Richtlinie unmittelbar<br />

anzuwenden ist - quasi direkt vom<br />

Schreibtisch des EU-Kommissars<br />

aus.<br />

Chronologie der<br />

Hamburger Umweltpolitik<br />

1978 bis 1998<br />

Mai Mühlenberger Loch soll für MBB zugeschüttet werden<br />

Juni Boehringer: HCH & TCDD im Grundwasser und im<br />

Moorfleeter Kanal<br />

Sept. Fischsterben vor der Affi<br />

Okt. Vulcanus verbrennt weiter Chemieabfälle i. d. Nordsee<br />

Umweltgruppe mißt hohe Schwermetallwerte b. d. Affi<br />

Nov. Heidelberger Elbe-Forscher bestätigen zunehmende<br />

Schwermetallanreicherung im Raum Hamburg<br />

Und es wird schlimmer. Spinnerte<br />

Umweltschützer haben Wind von<br />

dieser Richtlinie bekommen. In<br />

Hamburg beispielsweise die UmweltschutzgruppePhysik/Geowissenschaften.<br />

Prompt haben die bereits im Februar<br />

1993 drei Anfragen entsprechend<br />

der EU-Informationsrichtlinie auf den<br />

Tisch der Umweltbehörde segeln lassen.<br />

Das geht nun aber zu weit!<br />

Herr Vahrenholt und sein Politbüro beschließen,<br />

es den Damen und Herren<br />

Umweltschützern heimzuzahlen.<br />

Eine Passage des EU-Gesetzes lautet<br />

nämlich:<br />

„Für die Übermittlung der Informationen<br />

können Gebühren erhoben<br />

werden, die eine angemessene<br />

Höhe nicht überschreiten dürfen.“<br />

Das EU-Kommissariat war bei der<br />

Abfassung der Informationsrichtlinie<br />

der Auffassung, daß Porto und Verpackung<br />

von Fall zu Fall in Rechnung<br />

gestellt werden können.<br />

Hier wollen deutsche Behörden nun<br />

einhaken.<br />

Angemessene Gebühren können ja<br />

auch sein, wenn erst einmal der<br />

schwerfällige Behördenapparat angeworfen<br />

werden muß, um die Unter-<br />

Georgswerder Sickerwasser jetzt ins Siel (vorher Elbe)<br />

Klärwerk Köhlbrandhöft-Süd: mechan. Stufe i. Betrieb<br />

Stillegung der Klärwerke West,Volksdorf, Bergedorf<br />

Hafenentwicklungs(-ermächtigungs)gesetz kündigt<br />

Zerstörung v. Altenwerder,Francop u. Moorburg an<br />

Januar Verkaufsverbot für Aale � Elbfischerei beendet<br />

März Demo gegen Gewässerverschmutzung vor der Affi<br />

Mai „Eine schwimmende Zeitbombe“(Giftmüll i.d.Nordsee)<br />

Demo: 20000 Menschen fordern Sanierung d. Gewässer<br />

Juli Forderung nach Stillegung von Boehringer<br />

„Baden in der Elbe: Verbot nächstes Jahr ?“<br />

Öltanker vor Övelgönne auf Grund<br />

August � Besuch bei Haltermann, Boehringer, Affi & Co.<br />

1979 1980 1981 1982 1983<br />

Nov. Curilla verspricht weniger Luftemissionen (s. Mai ’82)<br />

lagen überhaupt zu finden. Und dann<br />

muß kopiert, mit der Amtsleitung<br />

abgestimmt und schließlich eingetütet<br />

werden.<br />

Bezahlung natürlich auf Basis des<br />

„Höheren Dienstes“. Nein, da lassen<br />

sich deutsche Behörden nicht lumpen.<br />

Qualität muß sein.<br />

Diese Bande von Nichtsnutzen möchte mittels eines EU-Gesetzes Informationen<br />

über die Norddeutsche Affinerie aus Behörden freipressen. Pfui!<br />

...zahlen sollen Sie!<br />

Die erste Anfrage der Umweltschützer<br />

in Hamburg betraf Umweltdaten<br />

des Problemstadtteils Billbrook.<br />

Klein-, Mittel- und Großindustrie auf<br />

engstem Raum. Dazwischen Altlastenflächen<br />

ohne Zahl. Wasser- und<br />

Schlickproben, die die Umweltschutzgruppe<br />

selber analysiert hatte,<br />

haben gigantische Schwermetallvergiftungen<br />

zutage gefördert. Dazu also<br />

die Anfrage: Welche Wasser-,<br />

Schlick- und Luftmeßwerte besitzt<br />

die Umweltbehörde und welche<br />

Messungen der Abwasserqualität hat<br />

die Behörde bei den Betrieben Bekker,<br />

Chemikon, Fuhse, Boehringer<br />

und der Müllverbrennungsanlage vorgenommen?<br />

Um dies herauszusuchen berechnete<br />

die Behörde insgesamt 1608,50 DM.<br />

Zum Teil war das Ergebnis durch einen<br />

einfachen Computerausdruck zu<br />

März Hafenerweiterung in Moorburg geplant<br />

Bundesminister Baum rügt Umweltschutz in Hamburg<br />

Mai � Emissionssenkung per Taschenrechner<br />

Boehringer läßt das Gelände einkapseln<br />

Bürobesetzung bei Haltermann<br />

August „Alarm in Wilhelmsburg: Gift im Boden“ (Haltermann)<br />

Oktober Hamburg’s Heidewasserwerk geht in Betrieb<br />

„Keine Erweiterung von MBB im Mühlenberger Loch!“<br />

(Forderung der SPD Altona-Rissen-Sülldorf)<br />

Nov. Maueraktion am Dreckrohr unter d. Argentinienbrücke<br />

„Siel-Abwässer i. d. Elbe: Seit 20 Jahren ungesetzlich“<br />

Anzeigen gegen Haltermann, Affi, Umweltbehörde,<br />

und Baubehörde wegen Gewässerverschmutzung


Konkurse 3 Aus dem Gerichtssaal Seite 17<br />

erledigen (hundert Seiten Endlospapier),<br />

zum Teil mußte kopiert<br />

werden. Kopierarbeiten wollte man<br />

anfangs mit 12,- DM je Seite berechnen.<br />

Nach einem kräftigen<br />

Lachanfall reduzierte man die Kosten<br />

auf 1.- DM pro Seite, insgesamt<br />

474.- DM. Wegen Gemeinnützigkeit<br />

der Umweltschutzgruppe<br />

ließ man auch bei den Lohnkosten<br />

noch etwas nach und fertigte nun<br />

die Gebührenrechnung in angemessener<br />

Höhe von DM 956,55 aus.<br />

Bei einer anderen Anfrage vom<br />

November 94 präsentierte die Umweltbehörde<br />

ihre abstrusen Forderungen<br />

erst im Dezember 1997: Für<br />

das Heraussuchen von Genehmigungsbescheiden<br />

über Sieleinleitungen<br />

der Norddeutschen Affinerie,<br />

also der Behörde tagtäglich als Entscheidungsgrundlage<br />

dienende Unterlagen,<br />

benötigte das Amt 44 halbe<br />

Stunden höherer Dienst. Für das<br />

Kopieren der 153 Seiten brauchte<br />

ein Beamter des mittleren Dienstes<br />

volle fünf Stunden (!), die zudem<br />

noch mit jeweils einer DM berechnet<br />

wurden. Allein für das Kopieren<br />

wurden somit DM 448.- berechnet.<br />

Wurde gegen die Gebührenbescheide<br />

Widerspruch eingelegt, so<br />

stellte die Umweltbehörde für diesen<br />

Ungehorsam noch einmal DM<br />

50.- im sog. Widerspruchsgebüh-<br />

Klärschlamm nach Schönberg (vorher Verklappung)<br />

Klärwerk Köhlbrandhöft-Süd: biolog. Stufe i. Betrieb<br />

Industriemülldeponie Neuhöfer Str. soll saniert werden<br />

Bodenkundler finden Schwermetalle i.d. Billesiedlung<br />

Januar � Umweltschutz a la Affi<br />

Karte mit 2000 Altlastenverdachtsflächen veröffentlicht<br />

März UB: „ Keine strafbaren Überschreit. v. Grenzwerten...“<br />

„Wohin mit dem Schlick ?“<br />

„Fall Stoltzenberg ohne Konsequenzen eingestellt“<br />

April „Umweltamt: Abhängig von Industrie ?“<br />

Boehringer: „Kein Dioxin auf Georgswerder !“<br />

Bromwolke über Boehringer<br />

Streit um Heizkraftwerk Haferweg<br />

Affi: „Umweltbehörde gefährdet 3300 Arbeitsplätze“<br />

Mai „Unter d. Müllkippe Georgswerder tickt e. Zeitbombe“<br />

„Der Schlick ist Giftmüll“<br />

Tanker verliert Öl im Hafen<br />

Juli Explosion bei der Ölmühle<br />

August Strafanzeige gegen Boehringer<br />

Nov. Analyse von Langzeitschäden an Hamburg’s Bäumen<br />

Dez. �Dioxin auf Georgswerder<br />

HCH-Torte mit Sahnehaube<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Boehringer-Sanierung gescheitert<br />

Sanierungsmaßnahmen 1984-1990: keine. Gerede: viel.<br />

Wasserwerk Kaltehofe: geschlossen. Soweit die<br />

Zwischenbilanz. Dann der Wunderofen Prometheus, mit<br />

dem man Gift einfach wegzaubern kann. Doch, oh<br />

Wunder, er funktioniert nicht ganz einwandfrei.<br />

Prometheus hat statt giftigem Boden nämlich lieber viel<br />

Geld weggezaubert. Der Boehringer-Konzern und seine<br />

„Sahnier-Tochter“ Dekonta haben hierbei keine Kosten und Mühen gescheut<br />

(hätte ja ein dickes Geschäft werden können). Der ursprünglich so ehrgeizige<br />

Sanierungsplan muß nun aber leider geändert werden: Dioxine und HCH bleiben<br />

leider im Boden, leider auch im Moorfleeter Kanal und leider auch im<br />

Grundwasser. Von Sanierung keine Spur mehr. Bleibt die „Sahnierung“, eine<br />

Maßnahme, um der Öffentlichkeit Erfolge vorzutäuschen: ein paar Meter<br />

Bodenaustausch, ein paar Mauern zum Schutz vor dem bösen Grundwasser,<br />

Beton drauf, gründlich fegen und 1998 dann: 80.000m2 1994<br />

Gewerbefläche mit<br />

„Sahnehäubchen“ in „Sahnelage“ zu verkaufen !<br />

Januar „Dioxin:Weiträumige Verseuchung“<br />

April Giro-Blau-Protest gegen Atomstrom<br />

Affi feiert neue Abgasreinigung (alte Anlage wird mit<br />

erhöhter Leistung weiterbetrieben)<br />

Mai Barkasse „Elise“ wird unser Meßschiff<br />

Beschlagnahme v. Boehringer-Akten<br />

Juni Ölschlamm in Moorfleet/Billesiedlung<br />

Prof. Epstein mahnt Hamburg’s Umweltpolitiker<br />

� Boehringer-Schließung<br />

Okt. Demo: Hafenschlick f.d. Wirtschaftssenator<br />

Nov. Klagen wegen Billigstrom für Industrie<br />

Aufklärung über Vergiftung von Boehringer-Arbeitern<br />

renbescheid in Rechnung.<br />

Später, 1998, als Umweltgruppen<br />

angesichts der gigantischen Rechnungsbeträge<br />

nun Kostenvoranschläge<br />

forderten, verstrickte sich<br />

die Behörde im Argumentations-<br />

Dickicht. »Rettet die Elbe« wurden<br />

Pläne zur Elbvertiefung zum Preis<br />

von 14.500.-DM angeboten. Die<br />

Behörde wußte bereits, daß exakt<br />

20 Stunden und 20 Minuten Arbeitszeit<br />

anfallen würden 1) . Die UmweltschutzgruppePhysik/Geowissenschaften<br />

erhielt 1998 einen Kostenvoranschlag<br />

über 1700.-DM<br />

für Schwermetallmeßwerte bei der<br />

Norddeutschen Affinerie. Wiederum<br />

wurden 20 Stunden geschätzt.<br />

1) Vermutlich wurden 20 Stunden geschätzt<br />

und die Kostenvoranschlagstelle erhöhte<br />

um10 %.<br />

Jan. Erstmaliges Schlickeggen im Hamburger Hafen<br />

Smogalarm, doch Affi senkt Emissionen nicht !<br />

Februar � Der Arsenskandal<br />

März Abschlußbericht Georgswerder gibt Senat Mitschuld<br />

Blockade im Hafen gegen Müllverbrennung auf See<br />

1983 1984 1985 1986 1987<br />

1989<br />

Juli Boehringer fordert Schadensersatz in Millionenhöhe<br />

August Ölfabrik Noblee & Thörl fliegt in die Luft<br />

Sept. Boehringer klagt wegen Betriebsgeheimnisverrat<br />

Studie über Gefahrenpotential von Schlickdeponien<br />

Okt. Deponie Münchehagen muß saniert werden<br />

Bei der Erstellung des Voranschlages<br />

wußte das Amt allerdings bereits<br />

genau, daß nach diesen 20<br />

Stunden 1200 Seiten Papier anfallen<br />

würden!<br />

Je schlechter die Behörde,<br />

desto höher die Gebührenrechnung.<br />

Das System, das sich die Hamburger<br />

Umweltämter zurechtlegen, ist<br />

das ideale Werkzeug eines Beamtenstaates:<br />

Je diffuser, unorganisierter,<br />

blinder, tauber, unwilliger und<br />

bürgerfeindlicher das Amt ist oder<br />

sein möchte, desto höher fallen die<br />

Preise aus. Eine gut organisierte<br />

Behörde ist schnell und billig, eine<br />

muffelige Ärmelschonerbrigade<br />

lahm und teuer. Nach Gutdünken<br />

der Amtsleitung kann eine unliebsame<br />

Anfrage ein paar Tage länger<br />

dauern und aus unzähligen Einzelkopieraufträgen<br />

bestehen. Für die<br />

Antragsteller ist ein positives oder<br />

negatives Ergebnis nicht vorhersehbar.<br />

Einmal die Anfrage in den<br />

Briefkasten geworfen, ist das Ergebnis<br />

und die Rechnung so rätselhaft<br />

wie das Lottoglück.<br />

Hamburg steht nicht<br />

allein<br />

Aber auch andere Ämter und Behörden<br />

in Deutschland reagieren<br />

sauer auf diese EU-Verordnung. In<br />

Pinneberg verweigert der Magistrat<br />

die Herausgabe von <strong>Daten</strong> über die<br />

geplante Westumgehung der Stadt<br />

mit der Argumentation, Straßenbau<br />

habe nichts mit Umweltschutz zu tun<br />

(womit sie sogar Recht haben).<br />

Mecklenburg-Vorpommern verweigerte<br />

die Einsichtnahme in die<br />

Verträge des Landes mit der Betreibergesellschaft<br />

der Mülldeponie<br />

Schönberg. Bereits für die Ablehnung<br />

forderten die Behörden 50<br />

DM. In Hessen hatten Umweltschützer<br />

das Amt für Immissionsund<br />

Strahlenschutz aufgefordert,<br />

Betriebe zu nennen, die unter die<br />

Störfallverordnung fallen. Sie erhielten<br />

drei Seiten Papier mit 15<br />

Adressen sowie einen Gebühren-<br />

Scheinsanierung in Georgswerder beginnt (Zudeckeln)<br />

Direkteinleiterkataster belegt Schwächen b. Kontrollen<br />

Januar Bundesratsinitiative:Finanzierung v. Bodensanierungen<br />

Februar Umweltgruppe kritisiert Senat wegen �Schlickeggen<br />

Verseuchtes Grundwasser in Hummelsbüttel gefunden<br />

März Francop soll 25m-Schlick-Spülberg werden<br />

April Hafenerweiterung, Senat: „Um 10 Jahre verschätzt“<br />

Tschernobyl<br />

Handlungskonzept z. Sicherung d. Trinkwasservorräte<br />

Mai Diskussion über Ausstieg a.d. Kernenergie<br />

Okt. Neue Pläne für den Gift-Schlick: Atoll-Lösung bzw.<br />

Loch-Lösung im Wattenmeer<br />

Nov. AKW-Krümmel: Kein Katastrophenplan


Seite 18 Aus dem Gerichtssaal Konkurse 3<br />

bescheid über 320 DM. Der Verein<br />

"Eltern für unbelastete Nahrung"<br />

in Kiel fragte das Gewerbeaufsichtsamt<br />

in Itzehoe nach der Emissionserklärung<br />

der DEA-Raffinerie<br />

in Hemmingstedt. Mit dem Gebührenbescheid<br />

über 173<br />

DM erhielten sie 17<br />

DIN A4 Seiten. Im<br />

bayerischen Raubling<br />

hatte jemand beim<br />

Landratsamt Rosenheim<br />

Umweltdaten über<br />

die beiden Großbetriebe<br />

des Ortes, ein Papierwerk<br />

und ein Mühlenbetrieb<br />

verlangt. Das<br />

Ansinnen wurde abgelehnt,<br />

dafür aber eine<br />

Gebühr von 100 DM<br />

erhoben zuzüglich Portokosten<br />

von 9 DM. In<br />

Aachen waren Gutachten<br />

zur Verwendung des<br />

Geländes des "alten Klinikums"<br />

erstellt worden,<br />

die ein Antragsteller<br />

gern eingesehen hätte.<br />

Die Stadt stimmte zu,<br />

sofern der Antragsteller<br />

150 DM im Voraus auf<br />

das Stadtkonto überweisen<br />

würde. Nach<br />

Widerspruch blieben die Gutachten<br />

hinter verschlossenen Türen. In<br />

Schleswig-Holstein gingen Ämter<br />

bald dazu über, EU-Anfragen überhaupt<br />

nicht mehr zu beantworten.<br />

Eine Anfrage zur Erweiterung des<br />

Flensburger Klärwerkes blieb<br />

ebenso ohne Antwort wie Anfragen<br />

zur Rohwasserqualität des<br />

Wasserwerkes in Wacken oder<br />

zum Deponieausbau in Bovenau.<br />

Angesichts dieses kollektiven Behördenaufbäumens<br />

fragte das EU-<br />

Kommissariat ungläubig, ob in<br />

Deutschland beim Kauf einer Briefmarke<br />

denn auch noch der Lohn<br />

des Postbeamten extra bezahlt werden<br />

müsse.<br />

April Lecithinfabrik Lucas Meyer brennt ab<br />

Juli „Schönberg: Risiko einer Trinkwasserverseuchung“<br />

Sept. Computerschrottverbrennung b.d. Affi stinkt<br />

Oktober Francop und Feldhofe werden Schlickhügel<br />

Moorfleeter Brack ist stark verseucht<br />

Nov. Gasunfall bei Alphachemie: Tränengas entweicht<br />

Dez. Computerschrottverbrennung der Affi jetzt genehmigt<br />

Unfall b.d.Affi: 150 t Schwefelsäure i.d. Elbe<br />

Rechnungshof kritisiert mangelnde Überwachung v.<br />

Indirekteinleitern<br />

DDT im Schlick vor der Affi ( Müggenburger Kanal)<br />

Untersuchung d. „Ölschadens“ unter d. Billesiedlung<br />

Juni � Klärwerk Dradenau<br />

Nein, Basta! Stempel<br />

drunter.<br />

Deutsche Ämter haben sich bislang<br />

mit drei Strategien den Rücken freigehalten.<br />

In der ersten Variation sol-<br />

Fische im Hamburger Hafen kommen immer gern an die Wasseroberfläche, um sich die Auswirkungen<br />

der neuen Umweltpolitik direkt anzusehen.<br />

len die Fragesteller, so wie in Hamburg,<br />

mit derart hohen Zahlungsaufforderungen<br />

drangsaliert werden, bis<br />

ihnen die Lust an derartigen Störungen<br />

des Behördenalltags vergeht. Die<br />

zweite Möglichkeit, Antragsteller auszubremsen,<br />

besteht darin, notorisch<br />

die Anwendbarkeit der EU-Richtlinie<br />

auf den eigenen Amtsbereich zu leugnen<br />

und bei der dritten Variante, vielleicht<br />

der elegantesten, glauben deutsche<br />

Behörden einfach nicht, daß es<br />

eine solche Richtlinie geben kann, insofern<br />

auch nichts zu beantworten ist.<br />

Eine gute deutsche Behörde ist eben<br />

aufgrund ihrer formularmäßig genauen<br />

und hierarchisch durchorganisierten<br />

Amtsstruktur chronisch kompetenzlos<br />

und im preussischen Sinn der höheren<br />

Okt. Demo b.d. Affi wegen Computerschrott-Emissionen<br />

8000 Einwendungen gegen 4. Elbtunnelröhre<br />

„Emissionskataster f. Indirekteinleiter nicht möglich“<br />

� Fotoroman: Indirekteinleiter<br />

Konzept zur Sanierung der maroden Siele<br />

Juni 11 HCH-Fässer in einem Privathaus gefunden,<br />

UB verweigert Hilfe bei Entsorgung<br />

„Müll-Oscar“ f. Müllpascha Bausenator E. Wagner<br />

August „Dioxine aus Kabelrecycling“ (Schumann & Rumohr)<br />

Abfallwirtschaftsplan: Verbrennen, alles Verbrennen<br />

Indirekteinleiterkataster: „...Veröffentlichung erfolgt<br />

nach Abschluß aller Untersuchungen...“<br />

Feb. � Wasserwerk Kaltehofe schließt<br />

März Elbe-Konferenz v. Inis in Dresden, Kuhbier ausgeladen<br />

Sanierungskonzept für d. Billesiedlung<br />

Dienstebene gnadenlos ergeben. Ein<br />

Zimmer weiß nicht, was im nächsten<br />

geschieht und so ist die Suche nach<br />

den einfachsten Schriftstücken ein außenpolitischer<br />

Akt, der alle Dienstwege<br />

durchläuft bis herauskommt,<br />

daß der gesuchte Text auf der eigenen<br />

Schreibtischseite gegenüber un-<br />

1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993<br />

Juli Brand auf der Affi-Deponie Müggenburger Straße<br />

Sept. Dioxin auf 61 Spielplätzen in Hamburg<br />

Nov. � Pulverfaß Billesiedlung<br />

Dez. Affi darf Dioxin ausstoßen bei Computerverbrennung<br />

Indirekteinl.: „...1050 sind erfaßt...“, „Veröffentlichung<br />

findet gesondert statt...“<br />

Juni Billesiedlung wird aufgekauft, wegen Dioxin im Boden<br />

ter Aktenzeichen Q liegt.<br />

Und dann kommen spinnerte Ökolümmel<br />

und platzen anarchisch und<br />

pietätlos in die gottgewollte Behördenstube<br />

hinein.<br />

Da muß doch etwas geschehen!<br />

Das kann doch nicht so einfach<br />

geschluckt werden.<br />

Nov. UB liegen keine zusammenfassenden Erkenntnisse über<br />

Ausgleichsmaßnahmen vor<br />

Welch Glück, daß sich<br />

auch der Herr Politiker an<br />

der Behördenspitze nicht<br />

gern in die Karten blicken<br />

lassen möchte. Bietet die<br />

bestehende Ordnung doch<br />

genügend Spielraum das<br />

eine oder andere Umweltproblem<br />

entsprechend<br />

den politischen Rahmenbedingungen<br />

ein wenig höher<br />

oder gar nicht im öffentlichen<br />

Gespräch erscheinen<br />

zu lassen, ein kleines<br />

Gemauschel läßt sich<br />

gemütlicher im Stillen erledigen.<br />

Also Leute in Ämtern und<br />

Behörden: Aufgewacht!<br />

Seht zu, daß Ihr die Preise<br />

hoch haltet, denn wenn Ihr<br />

sie nicht halten könnt, kommen<br />

wir und kontrollieren<br />

Eure Akten - und das kann böse für<br />

Euch ausgehen!<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Bagger in Altenwerder<br />

1996<br />

Das Thema Altenwerder ist durch. Die Bagger haben<br />

bereits innerhalb weniger Wochen 200 ha<br />

erhaltenswerte Natur plattgewalzt. Sowas nennt man<br />

Sofortvollzug. Das Verfahren gegen die<br />

Hafenerweiterung ist offiziell noch nicht zu Ende, doch<br />

die ausstehende Revision wird nicht mehr abgewartet.<br />

Einwendungen wurden wie erwartet als unbegründet<br />

abgeschmettert, die Frage nach der Notwendigkeit des Ganzen und eine<br />

Einbeziehung möglicher Alternativflächen (Petroleumhafen) wurden von<br />

vornherein ausgeklammert. Die Umweltbehörde beschäftigt sich lediglich damit,<br />

wie die an sich ziemlich sinnlose Ausgleichsmaßnahme ‘Öffnung der Alten<br />

Süderelbe’ bürokratisch aufgewertet werden kann, um sie als großzügige<br />

Wiedergutmachung zu feiern. Leider eine aus Sicht der Behörde „gelungene“<br />

Generalprobe für die Themen Elbvertiefung und Mühlenberger Loch...<br />

Jan. „Hamburgs Gewässer: schmutzig, giftig,stinkig“<br />

Nov. Laub wird gewaschen, wegen Schwermetallen<br />

KETA (Klärschlammtrockner) wird gebaut


Konkurse 3 Vermischtes Seite 19<br />

Im Indirekteinleiterkataster sollen alle Betriebe<br />

erfasst werden, die Schadstoffe ins Siel einleiten.<br />

Diese <strong>Daten</strong>, die eigentlich Grundlage<br />

für eine kontrollierte Klärschlammentgiftung<br />

und nach EU-Richtlinie öffentlich zugänglich<br />

sein sollten, sind in der Behörde jedoch offenbar<br />

kaum vorhanden. Was dabei herauskommt,<br />

wenn man hin und wieder mal nachfragt, sieht<br />

ungefähr so aus:<br />

(Die Aussagen sind den Bürgerschaftsdrucksachen 13/<br />

323, 13/6266, 13/7586 und 15/6151 entnommen, die<br />

Prozente geben den erfassten Anteil bei einer geschätzten<br />

Gesamtzahl von 10.000 Industrieeinleitungen in<br />

Hamburg an)<br />

ökologische Handlungsfelder<br />

strategische Planung, wie unproblematische<br />

Produktionsprozesse das<br />

Umweltimage des Betriebes erhöhen<br />

können.<br />

ökologische Lenkungseffekte<br />

Vertuschung von Umweltsauereien<br />

ökologische Modernisierung<br />

Kreative Wortschöpfung eines Umweltsenators,<br />

der damit sicherlich die<br />

Dachbegrünung der Öltankanlagen<br />

im Hafen meint.<br />

Januar EU-Richtlinie für Umweltinformationen<br />

� Artikel: „Faul, Dreist und Geldgierig“<br />

Altenwerder wird neu aufgerollt<br />

Vahrenholt: „HEW-Kurs steht auf Atom-Ausstieg“<br />

� Genehmigungsverfahren Kabel-Ehlers<br />

April Altenwerder: 7000 Einwendungen und 50 Klagen<br />

Nov. Bestechung: Dreckige Geschäfte mit dem Schlick<br />

Dez. „Der Giftbach v. Rahlstedt macht unsere Kinder krank“<br />

Der unabgeschlossene Fotoroman<br />

Sprachlasten<br />

(Fortsetzung)<br />

Genehmigungsverfahren für Klärschlammverbrennung<br />

Indirekteinl.: „...Kataster befindet sich im Aufbau...“<br />

Feb. „Der Müll und die Moneten“ (Dep. Schönberg)<br />

März Neue Müllverbrennungsanlage Borsigstraße (320.000 t)<br />

Juni � Boehringer-Sanierung gescheitert<br />

ökologisch nachhaltige Bewirtschaftung<br />

Nach der Bearbeitung dieses Gebietes<br />

wächst hier sehr lange nichts mehr<br />

Outsourcing<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Pilotprojekt<br />

Stinkendes Testverfahren ohne öffentliche<br />

Kontrolle<br />

(Fortsetzung auf Seite 20)<br />

Dez. Umweltgefährdende Müllentsorgung b. HH-Firmen<br />

1 2<br />

3 4 5<br />

Wilhelmsburg revoltiert gegen 4. MVA<br />

Kostenlose Annahme v. Altöl im Hafen wird eingestellt<br />

Jan. Barsbütteler Deponie soll wieder besiedelt werden<br />

Juni Harburg: Grundwasser ist mit CKW’s verseucht<br />

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999<br />

Baubeginn f. MVA Rugenberger Damm in Altenwerder<br />

Juni Medikamentenrückstände im Brunnenwasser<br />

Nov. � Bagger in Altenwerder<br />

(Fortsetzung in „Konkurse 4“ ! )<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Klärschlammofen VERA<br />

1997 Seit 1981 werden 90% der Hamburger Abwässer im<br />

Klärwerk Köhlbrandhöft gereinigt. Der dort<br />

entstehende Klärschlamm ist hochbelastet, denn auch<br />

das Gift, das früher in die Elbe geleitet wurde, findet<br />

sich heute darin wieder. Anstatt nun endlich eine<br />

Entgiftung bei den Schadstoffproduzenten zu forcieren,<br />

wurde von Pyromane Vahrenholt die teure Verbrennung<br />

gewählt, um die gigantischen Schlammengen gerade mal zu halbieren. Langfristig<br />

gesehen ist damit wie auch bei den Müll-Öfen eine wirksame Schadstoffminimierungspolitik<br />

umgangen worden. Die Ofen-Kapazität ist doppelt so groß<br />

wie nötig und Mindestmengen sind den Betreibern für 20 Jahre garantiert. Hätte<br />

man das dezentrale Konzept erhalten und mit den in High-Tech verpulverten<br />

Millionen eingeführt, daß Regen-, Haushalts- und Industrieabwässer getrennt<br />

behandelt werden, wäre am Ende sicher weniger Giftmüll dabei<br />

herausgekommen.<br />

Planverfahren Elbvertiefung<br />

� Klärschlammofen VERA<br />

Planverfahren Mühlenberger Loch<br />

��Die Zukunft eines Lochs<br />

Mai � Stoltzenberg nochmal<br />

August Boehringer-Sicherung beendet (s. Juni ’94)<br />

Dez. 20 Jahre Umweltbehörde


Seite 20 Aus Aller Welt Konkurse 3<br />

Sprachlasten<br />

(Fortsetzung)<br />

politische Unwägbarkeiten<br />

Kommt’s raus oder nicht?<br />

Psychologisch-kognitiver Ansatz<br />

der Risikoforschung<br />

Gehirnwäsche bezüglich nuklearer<br />

Gefahren<br />

Der Verbraucher hat dem DSD den<br />

rationalen Dialog verweigert.<br />

Der Verbraucher hat gesagt, daß er<br />

sich nicht verarschen läßt<br />

Raum für zukunftsorientierte Logistik<br />

Containerterminal<br />

Realpolitiker<br />

Politiker, der jeden Mist mitmacht<br />

ressourceneffizientes Haushalten<br />

Schön langsam aber mit Profit die<br />

Natur aussaugen<br />

ressourcenschonende ständige<br />

Strukturanpassung<br />

hemmungslose Hafenerweiterung und<br />

Elbvertiefung<br />

Reststoffdeponie<br />

Giftstoff-Verscharr-Stelle<br />

schlanker Staat<br />

Entscheidung hinter verschlossenen<br />

Türen ohne öffentliche Beteiligung<br />

Sondierung<br />

Keine Ahnung haben<br />

Subjektiver Abfallbegriff<br />

behördlich zu „Wirtschaftsgut“ umdefinerter<br />

Abfall, z.B. Hafenschlick<br />

Umweltbehörde<br />

Behörde die vorgibt ”für” die Umwelt<br />

zu handeln. Die Realität zeigt das Gegenteil.<br />

Die Industrie wird geschont<br />

und der Öffentlichkeit werden einlullende<br />

Sprachblasen verkauft. Wenn<br />

es anders wäre, würde sie auch<br />

Das neue Verwaltungsgebäude der Deutschen Shell AG entstand 1990 in<br />

Hamburg-Billbrook. Es bietet weite Ausblicke in das Investitionsgebiet.<br />

Meilensteine Hamburger Umweltpolitik<br />

Stoltzenberg nochmal<br />

1998 Der Kreis schließt sich: Während das Boehringer-<br />

Gelände nun angeblich fertig gesichert ist, kommt die<br />

Meldung, daß das Gelände der ehemaligen<br />

Waffenfabrik Stoltzenberg neu saniert werden muß.<br />

1984 hatte man die Sanierung dort beendet, weil der<br />

Grundwasserschutz nach damaligen Behörden-<br />

Erkenntnissen gewährleistet war. Im Wasserwerk<br />

Stellingen wird seit einiger Zeit jedoch weniger<br />

Grundwasser gefördert, der Pegel steigt, und das Gelände stellt nun doch wieder<br />

eine Gefahr da. Erst recht dürfte das der Fall sein, wenn dem Wasserwerk<br />

Stellingen durch die hohe Industriedichte in Eidelstedt das Gleiche wiederfahren<br />

sollte wie Kaltehofe 1990.<br />

Und am Ende nun die Masterfrage: Wieviel Jahre beträgt derzeit die<br />

gesetzliche Minimalanforderung für das Unwort 1998 „Nachhaltigkeit“:<br />

10, 20 oder 21 Jahre ???<br />

Die Auflösung finden Sie in Konkurse 5 !!!<br />

Umwelt„schutz”behörde heißen.<br />

umweltfreundliche Nutzung der<br />

Biotechnologie<br />

Durchsetzung der Gentechnik<br />

untergeordnete Größenordnung<br />

Ganz schön viel<br />

Vegetationsabtrag<br />

So lange Bulldozer fahren, bis alles<br />

Grünzeug samt Mutterboden auf dem<br />

Laster liegt<br />

Verantwortung für die Zukunft<br />

Heute erkennen - morgen (oder übermorgen)<br />

handeln<br />

verantwortungsbewußter Umgang<br />

mit genetischen Hilfsmitteln<br />

Gentechnikeinsatz in großindustriellem<br />

Maße.<br />

Verlust der Erlebnisqualität<br />

Wenn in Altenwerder erst Container<br />

stehen, macht der Einkaufsbummel<br />

nicht mehr so richtig Spaß<br />

Vogelschutz<br />

Die Umweltbehörde gibt in ihrer<br />

100-Tage-Bilanz im Februar 1998<br />

bekannt: Das Mühlenberger Loch ist<br />

nun bei der EU als Vogelschutzgebiet<br />

angemeldet worden. Was für Vögel?<br />

Groooße Vögel!<br />

Verloren<br />

Der Europäische Gerichtshof<br />

(EuGH) hat zum ersten Mal ein Urteil<br />

über das Recht der Bürger auf<br />

freien Zugang zu Umweltinformationen<br />

zugunsten der<br />

Informationsfreiheit gesprochen. Die<br />

Stadt Pinneberg hatte versucht<br />

gutachterliche Stellungnahmen beim<br />

Bau einer Umgehungsstraße dem<br />

Antragsteller vorzuenthalten - und nun<br />

verloren (Vergl. S. 16)<br />

Kurz und uninteressant<br />

Verlust prägender landschaftsstrukturellerAusstattungselemente<br />

Mit Bulldozern vollständig platt gemacht<br />

Verzichtsethik<br />

Armut<br />

wertschöpfungsintensive Dienstleistungen<br />

Industrie<br />

vorwiegend umweltschonend<br />

völlig giftig<br />

Zukunftstechnologie<br />

Genmanipulation<br />

Zweckrationalität<br />

Mit den billigsten Tricks das Umweltproblem<br />

der Leute aus den Köpfen<br />

treiben<br />

(Fortsetzung auf Seite 3)<br />

Die letzte Broschüre der UmweltschutzgruppePhysik/Geowissenschaften,<br />

Hamburg 1997, DM 7.-<br />

... wenn Infos fehlen über:<br />

Herkunft und Verbleib von Abwasser,<br />

Hamburger Schlammpläne,<br />

Klärwerke und Behörden<br />

Jahr 2000 beseitigt Umweltskandale<br />

Computer kennen die Jahreszahl<br />

meist nur in den letzten beiden Stellen,<br />

aus 1998 wird 98 aus 1900 wird<br />

00 und aus 2000 eben auch 00. Weil<br />

ein Computer meint, daß vor die beiden<br />

Zahlen immer die 19 gehört, wird<br />

aus 2000 eben auch nur 1900. Da<br />

es keine <strong>Daten</strong> neuer als das aktuelle<br />

Datum (1900) geben kann meint der<br />

Computer, er kann schnell alles andere<br />

löschen. Umweltskandale gehören<br />

plötzlich der Vergangenheit (Zukunft?)<br />

an, denn alle belastenden<br />

Zahlen und Dokumente werden ohne<br />

Verschulden des Sachbearbeiters ins<br />

Nichts gebeamt. Der Umweltsenator<br />

sagte: „Ist ja prima!“

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