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Pater Leo Helbling - Gwick.ch

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<strong>Pater</strong><br />

<strong>Leo</strong><br />

(Edwin)<br />

<strong>Helbling</strong><br />

* 30. März 1901<br />

† 3. Oktober 1987<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1987/88<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

In seinem 87. Lebensjahr ist <strong>Pater</strong> Dr. <strong>Leo</strong> <strong>Helbling</strong><br />

am 3. Oktober 1987 kurz na<strong>ch</strong> dem Na<strong>ch</strong>tessen,<br />

an dem er teilgenommen hatte, infolge eines<br />

S<strong>ch</strong>laganfalles gestorben. Mit ihm hat uns eine bemerkenswerte<br />

Gestalt verlassen.<br />

Edwin <strong>Helbling</strong> wurde am 30. März 1901 in St.<br />

Gallen geboren. Mit seinen vier S<strong>ch</strong>western erlebte<br />

der sehr begabte und gewandte Knabe eine<br />

s<strong>ch</strong>öne Jugendzeit. Na<strong>ch</strong> der Primars<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>te<br />

er die katholis<strong>ch</strong>e Kantonsreals<strong>ch</strong>ule in den<br />

Klostergebäuden von St. Gallen. Na<strong>ch</strong>dem er dort<br />

in die Anfangsgründe des Lateins eingeführt<br />

worden war, we<strong>ch</strong>selte er einige Wo<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong><br />

Ausbru<strong>ch</strong> des Ersten Weltkrieges an die Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

Einsiedeln hinüber. Viellei<strong>ch</strong>t war sein<br />

Interesse an Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an diesem We<strong>ch</strong>sel von<br />

einer S<strong>ch</strong>ule im Klostergebäude an eine S<strong>ch</strong>ule in<br />

einem eigentli<strong>ch</strong>en Kloster s<strong>ch</strong>uld. Die Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

dur<strong>ch</strong>lief er glänzend und zei<strong>ch</strong>nete si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

umfassende Interessen aus. Besonders hatten es<br />

ihm die Strei<strong>ch</strong>instrumente angetan. Na<strong>ch</strong> seiner<br />

Matura im Jahre 1921 trat er ins Kloster ein, wo er<br />

ein Jahr später den Klosternamen <strong>Leo</strong> erhielt.<br />

Na<strong>ch</strong> seinem Theologiestudium und seiner Primiz<br />

1926 wurde er sofort zum Studium der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

an die Universität Freiburg ges<strong>ch</strong>ickt. denn es<br />

bestand offenbar bei der Klosterleitung kein Zweifel.<br />

dass der junge <strong>Pater</strong> für die Stiftss<strong>ch</strong>ule sozusagen<br />

vorherbestimmt sei.<br />

Auf den Herbst 1931 kehrte er ins Kloster zurück<br />

und erhielt sofort ein gerütteltes Maß an Arbeit. Er<br />

wurde Unterpräfekt im Internat, erteilte Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

in den oberen drei Klassen und Rhetorik in der<br />

5. Klasse. Sein Eifer und seine Gewandtheit wurden<br />

bald spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong>. Daneben arbeitete er<br />

während zwei Jahren seine Dissertation aus mit<br />

dem Titel «Dr. Johann Fabri und die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Reformation». Sie wurde als Beilage zum<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 32/33 veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />

Die Vorausbestimmung für die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule wurde aber bereits auf das S<strong>ch</strong>uljahr<br />

1936/37 jäh unterbro<strong>ch</strong>en. Der wortgewaltige,<br />

allseits interessierte <strong>Pater</strong> <strong>Leo</strong> wurde in das Team<br />

der Volksmissionare eingegliedert. Das Kloster<br />

hatte diese Aufgabe s<strong>ch</strong>on seit vielen Jahrzehnten<br />

übernommen. Es kann ni<strong>ch</strong>t die Aufgabe dieses<br />

Na<strong>ch</strong>rufs sein, darüber ausführli<strong>ch</strong> zu beri<strong>ch</strong>ten.<br />

Auf das S<strong>ch</strong>uljahr 46/47 tau<strong>ch</strong>te <strong>Pater</strong> <strong>Leo</strong> wieder<br />

im Jahresberi<strong>ch</strong>t auf als Klassenlehrer der 5a mit<br />

Religion, Latein, Rhetorik, und mit Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in<br />

weiteren Klassen, wozu no<strong>ch</strong> Musikunterri<strong>ch</strong>t<br />

kam. Eigentli<strong>ch</strong> eine staunenswerte Aufgabe und<br />

Leistung. Dazu wurde er im Sommer 1947 zum


Stiftsbibliothekar ernannt, ein Amt, das er bis<br />

Ende 1961 versehen hat. Von 1951 an erteilte er an<br />

der S<strong>ch</strong>ule allerdings «nur» no<strong>ch</strong> Rhetorik, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

und Instrumentalunterri<strong>ch</strong>t. Von 1955 an<br />

entfällt au<strong>ch</strong> die Rhetorik, die in das Fa<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong><br />

eingegliedert wurde. Mit dem S<strong>ch</strong>uljahr 64/65<br />

fällt au<strong>ch</strong> der Musikunterri<strong>ch</strong>t weg. Das Fa<strong>ch</strong><br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te bleibt bis 1978. Im Jahresberi<strong>ch</strong>t<br />

78/79 ist vermerkt, dass <strong>Pater</strong> <strong>Leo</strong> am Ende des<br />

letzten S<strong>ch</strong>uljahres aus dem Lehrkörper ausges<strong>ch</strong>ieden<br />

sei. Im Fa<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te versu<strong>ch</strong>te er, die<br />

großen ursä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Zusammenhänge aufzuzeigen.<br />

Dabei stellte er die Brennpunkte der Entwicklung<br />

in wi<strong>ch</strong>tigen Persönli<strong>ch</strong>keiten ins Rampenli<strong>ch</strong>t.<br />

z.B. Bismarck für die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Es ist verständli<strong>ch</strong>, dass er mit zunehmendem<br />

Alter si<strong>ch</strong> mehr an das Lehrbu<strong>ch</strong> hielt.<br />

P. <strong>Leo</strong> hat insgesamt 37 S<strong>ch</strong>uljahre an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

gewirkt. Dabei war ihm neben der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

besonders die Pflege der Musik ein Anliegen.<br />

Viele Jahre hindur<strong>ch</strong> leitete er ein Strei<strong>ch</strong>quartett,<br />

wobei er das Hauptgewi<strong>ch</strong>t auf das Mitma<strong>ch</strong>en<br />

legte. Dieser Na<strong>ch</strong>ruf bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> auf<br />

<strong>Pater</strong> <strong>Leo</strong>s Tätigkeit an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Wenn<br />

man au<strong>ch</strong> seine glei<strong>ch</strong>zeitigen anderen Tätigkeiten<br />

in außerordentli<strong>ch</strong>er Seelsorge, Vortragstätigkeit,<br />

Erwa<strong>ch</strong>senenbildung bedenkt, staunt man über<br />

seine Wirksamkeit.<br />

In den letzten Jahren seines Lebens blieb er ni<strong>ch</strong>t<br />

untätig. Wo er nur konnte, ergriff er die Gelegenheit.<br />

si<strong>ch</strong> nützli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en. Aber die Bes<strong>ch</strong>werden<br />

des Alters mehrten si<strong>ch</strong>, so dass er immer<br />

mehr an seine Zelle gefesselt war. Dies bedeutete<br />

für ihn ein hartes Opfer, besonders deshalb, weil<br />

er geistig ungemein lebhaft blieb. Es ist ni<strong>ch</strong>t<br />

einfa<strong>ch</strong>, <strong>Pater</strong> <strong>Leo</strong> als Mens<strong>ch</strong>en zu kennzei<strong>ch</strong>nen<br />

und ihm gere<strong>ch</strong>t zu werden. Er war außerordentli<strong>ch</strong><br />

begabt und gewandt, sowohl in inhaltli<strong>ch</strong>er als<br />

au<strong>ch</strong> in spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t. Damit verbunden<br />

war ein äußerst lebhaftes, ja sprudelndes Temperament<br />

und eine erstaunli<strong>ch</strong>e Arbeitskraft und<br />

Arbeitsfreude. Seelis<strong>ch</strong>e Energie und ein ausgeprägtes<br />

Dur<strong>ch</strong>setzungsvermögen ma<strong>ch</strong>ten es ihm<br />

und anderen ni<strong>ch</strong>t immer lei<strong>ch</strong>t. Auf der anderen<br />

Seite hatte er es gerne au<strong>ch</strong> gemütli<strong>ch</strong>. So ganz im<br />

Element war er bei seinen stets maleris<strong>ch</strong> angeordneten<br />

Bü<strong>ch</strong>ern und S<strong>ch</strong>riftenstapeln in seinem<br />

Zimmer, wobei er aber immer genau wußte, wo<br />

etwas zu finden war, und es au<strong>ch</strong> blitzartig hervorzog.<br />

<strong>Pater</strong> <strong>Leo</strong> hat die lange Reihe e<strong>ch</strong>t klösterli<strong>ch</strong>er<br />

Originale um ein hö<strong>ch</strong>st kennzei<strong>ch</strong>nendes<br />

Kettenglied verlängert. Er hat unseren Dank verdient<br />

und möge in Gottes Frieden ruhen.<br />

<strong>Pater</strong> Rupert Ruhstaller

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