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Pater Rupert Ruhstaller - Gwick.ch

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<strong>Pater</strong><strong>Rupert</strong>(Alfred)<strong>Ruhstaller</strong>* 8. April 1917† 15. Juli 1996Glei<strong>ch</strong> zu Beginn der Sommerferien, am 15. Juli1996, ist <strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong> <strong>Ruhstaller</strong> na<strong>ch</strong> kurzerKrankheit überras<strong>ch</strong>end gestorben. Mit ihm habenwir einen Mitbruder verloren, der während rundeinem halben Jahrhundert das Ers<strong>ch</strong>einungsbildder Stiftss<strong>ch</strong>ule wesentli<strong>ch</strong> mitgeprägt hat – ni<strong>ch</strong>tnur dur<strong>ch</strong> seine Körperlänge, sondern vor allemau<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> seine Geistesgrösse, seine umfangrei<strong>ch</strong>enTalente und seine persönli<strong>ch</strong>e Eigenart, mitdenen er die Ges<strong>ch</strong>icke unserer S<strong>ch</strong>ule in einerZeit des Umbru<strong>ch</strong>s ents<strong>ch</strong>eidend mitgetragen undmitgestaltet hat.<strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong> war mit Leib und Seele Einsiedler,und die Beziehung zum Kloster lag ihm bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong>im Blut. Am 8. April 1917 wurde der Klosterpä<strong>ch</strong>terfamilie<strong>Ruhstaller</strong> ein kleiner Alfred ges<strong>ch</strong>enkt.Im Bolzberg am Fuße der Hundwilernverlebte Alfred eine s<strong>ch</strong>öne, aber au<strong>ch</strong> arbeitsameJugend. Im Frühling 1924 trat er in die erstePrimarklasse ein. Der S<strong>ch</strong>ulweg ins Dorf ist lang;für den Bauernbub muss dieser S<strong>ch</strong>ulbeginn wieein erster Aufbru<strong>ch</strong> in die große Welt gewirkthaben. Hier im Dorf erhielt er s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> wenigenTagen den Übernahmen «Ruessi», der ihm bisheute treu geblieben ist.S<strong>ch</strong>on früh zeigte si<strong>ch</strong>, dass seine Interessen ni<strong>ch</strong>tden praktis<strong>ch</strong>en Alltagsarbeiten des väterli<strong>ch</strong>enBauernhofes galten, sondern auf der geistigen undreligiösen Ebene lagen. In der einfa<strong>ch</strong>en Umgebungseines Elternhauses entstand von Anfang anjene Grundhaltung, die ihn dur<strong>ch</strong> das ganze Lebenbegleiten sollte: er musste und wollte den Dingenselber na<strong>ch</strong>gehen, und so entwickelte er si<strong>ch</strong> zumerfolgrei<strong>ch</strong>en Autodidakten, der si<strong>ch</strong> für alles undjedes interessierte.Im Herbst 1929 begann Alfred die erste Klasseder Stiftss<strong>ch</strong>ule. Er gehörte zum damals no<strong>ch</strong>kleinen Grüpplein der Externen. Oft hat <strong>Pater</strong><strong>Rupert</strong> mit Dankbarkeit erzählt, wie sein Vater ihndamals von allen Arbeiten auf dem Hof freistellte,damit er si<strong>ch</strong> ganz für die S<strong>ch</strong>ule einsetzen könne– und Alfred setzte si<strong>ch</strong> ein! Sein Weg ist geradlinigund klar: Im Juli 1937 Matura na<strong>ch</strong> Typus A,im September des glei<strong>ch</strong>en Jahres Eintritt insNoviziat des Klosters, am 20. September 1938Profess mit dem Klosternamen <strong>Rupert</strong>, Theologiestudiuman der theologis<strong>ch</strong>en Hauss<strong>ch</strong>ule, am 30.Mai 1942 Priesterweihe dur<strong>ch</strong> Erzbis<strong>ch</strong>of RaimundNetzhammer, am 7. Juni folgte die Feier derPrimiz.Im Herbst 1942 begann <strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong> seine Arbeitfür die Stiftss<strong>ch</strong>ule als Klassenlehrer der 3b mit


Das Mün<strong>ch</strong>ner Jahr ist für ihn ni<strong>ch</strong>t nur in wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>erHinsi<strong>ch</strong>t sehr wi<strong>ch</strong>tig und wertvollgeworden. Im Februar 1960 übernahm <strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong>die laufende Klasse 5b an der Stiftss<strong>ch</strong>ule.In all den Jahren hat si<strong>ch</strong> <strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong> ein ungeheuresWissen angeeignet, mit dem er seine Gesprä<strong>ch</strong>spartnerimmer wieder überras<strong>ch</strong>en konnte;es gab kaum ein Thema, bei dem er ni<strong>ch</strong>t mitredenkonnte, und wenn ni<strong>ch</strong>t, dann zeigte er si<strong>ch</strong>immer als wissbegieriger Zuhörer. Dabei musstealles Wissen immer gut begründet und gesi<strong>ch</strong>ertsein. Diese Si<strong>ch</strong>erheit fand er einerseits in derdamals no<strong>ch</strong> weitgehend selbstverständli<strong>ch</strong>enTradition von Kir<strong>ch</strong>e und Kloster (man wusste,was gilt) und im unverrückbaren Glaubensgut derBibel und des Dogmas, andererseits aber au<strong>ch</strong> inder logis<strong>ch</strong> klaren und stringenten Grundlegungdes wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Denkens. Dass si<strong>ch</strong> ausdiesen beiden Ansätzen immer grössere Spannungenergaben, hat au<strong>ch</strong> er gespürt, und es war einesseiner grossen Anliegen, den Glauben au<strong>ch</strong> unterden Bedingungen der modernen Wissens<strong>ch</strong>aftüber die Runden zu bringen; so kreisten dennau<strong>ch</strong> alle seine Predigten so oder anders immerwieder um das glei<strong>ch</strong>e Thema: das Verhältniszwis<strong>ch</strong>en Glauben und Wissen. Dass es au<strong>ch</strong> aufSeiten des Glaubens Abstri<strong>ch</strong>e und Relativierungengibt und geben muss, daran si<strong>ch</strong> zu gewöhnenfiel ihm ni<strong>ch</strong>t immer lei<strong>ch</strong>t.Dieses Wissen und diese Auseinandersetzung aufhoher geistiger Ebene konnte <strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong> alsLehrer besonders gut fru<strong>ch</strong>tbar ma<strong>ch</strong>en. Hier warer denn au<strong>ch</strong> in seinem Element, die S<strong>ch</strong>ule wargeradezu sein Leben. Was immer wieder beeindruckthat, war die Klarheit in der Vermittlung desStoffes und die Überlegenheit im Umgang mit deneinzelnen Sa<strong>ch</strong>gebieten. Man<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ülerinnenund S<strong>ch</strong>üler mögen allerdings diese Überlegenheitab und zu als erdrückend empfunden haben, dennwer seinen Argumentationen ni<strong>ch</strong>t ganz zu folgenvermo<strong>ch</strong>te, hatte mit seiner eigenen Meinungkeine grosse Chance.<strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong> hat niemals bloss pfannenfertigeVorlagen übernommen und aufgetis<strong>ch</strong>t; was er imUnterri<strong>ch</strong>t weitergab, war stets Ergebnis deseigenen Studiums, und er konnte nur weitergeben,was er selber erarbeitet und si<strong>ch</strong> gründli<strong>ch</strong> angeeignethatte. Das galt ni<strong>ch</strong>t nur für Latein undGrie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> (und später Russis<strong>ch</strong>), sondern ganzbesonders au<strong>ch</strong> für den Philosophieunterri<strong>ch</strong>t,den er als Na<strong>ch</strong>folger von <strong>Pater</strong> Ludwig Räber völligneu gestaltete. Für eine Generation von S<strong>ch</strong>ülernspielt er als Philosophielehrer weit über dieS<strong>ch</strong>ulzeit hinaus eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Mit der nöti-


gen Behutsamkeit, aber au<strong>ch</strong> mit großer fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>erKompetenz führte er den Philosophieunterri<strong>ch</strong>taus dem traditionellen und statis<strong>ch</strong> gewordenenThomismus hinaus. Statt irgend ein systematis<strong>ch</strong>esLehrbu<strong>ch</strong> zu übernehmen und zu kommentieren,versu<strong>ch</strong>te er den S<strong>ch</strong>ülern den Zugang zurPhilosophie über deren Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu ebnen, dieer selbständig auf den Unterri<strong>ch</strong>t zuges<strong>ch</strong>nittenaufgearbeitet hat. Das Ergebnis war ein umfangrei<strong>ch</strong>esManuskript, das weitherum sehr ges<strong>ch</strong>ätztwar, weil es, bis ins kleinste Detail gegliedert, allesenthielt, was man an der Prüfung wissen musste,und weil darin die ents<strong>ch</strong>eidenden Sa<strong>ch</strong>verhaltekurz, bündig und klar formuliert waren. Allerdings:was si<strong>ch</strong> einer sol<strong>ch</strong>en Darstellung widersetzte,kam darin au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zur Spra<strong>ch</strong>e; so bliebdenn <strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong> bei Kants Philosophie stecken,für deren Gedankengänge er die für ihn ri<strong>ch</strong>tigeForm nie gefunden hat. Zum Gesamtkonzept hätteau<strong>ch</strong> ein zweiter, systematis<strong>ch</strong>er Teil gehört, deraber nie verwirkli<strong>ch</strong>t wurde.Ein besonderes Anliegen war ihm der Religionsunterri<strong>ch</strong>t,wo er seine zentralen Anliegen an denMann bzw. die Frau zu bringen versu<strong>ch</strong>te. Esentbehrte ni<strong>ch</strong>t einer gewissen Tragik, dass geradehier mit zunehmendem Alter die Wellenlängenmehr und mehr auseinander gingen, zumal da dieS<strong>ch</strong>üler ni<strong>ch</strong>t nur jünger waren, sondern au<strong>ch</strong> jelänger desto weniger gewohnt waren, spekulativenGedankengängen na<strong>ch</strong>zugehen.Im Juli 1960 ernannte ihn Abt Raimund zum erstenLyzeumspräfekten der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Die Trennungdes Lyzeums vom Internat des Gymnasiumswar eine längst fällige Maßnahme. Das war für ihneine grosse Herausforderung, galt es do<strong>ch</strong>, dasLyzeum als eigenständigen Teil des Internates neueinzuri<strong>ch</strong>ten und zu gestalten. Hier konnte er sowohlseinen Sinn für Ordnung und Reglementierungwie au<strong>ch</strong> seine Offenheit für die konkretenBedürfnisse und Erfordernisse der Zeit zum Tragenbringen. Für eine große Zahl ehemaligerStiftss<strong>ch</strong>üler ist er heute no<strong>ch</strong> der Lyzeumspräfektund als sol<strong>ch</strong>er ein unermüdli<strong>ch</strong>er Gesprä<strong>ch</strong>spartner.<strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong> hielt si<strong>ch</strong> immer streng an die vonihm ges<strong>ch</strong>affene Ordnung, und er wollte, dass dieseOrdnung eingehalten werde. Aber er war immerbereit, über den Sinn der Ordnung zu diskutieren,und er ließ si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> zu Änderungen überreden,oder ri<strong>ch</strong>tiger: Er ließ si<strong>ch</strong> überzeugen. In dieseZeit fiel au<strong>ch</strong> das immer wieder zitierte Jahr 1968,das au<strong>ch</strong> an unserer Stiftsjugend ni<strong>ch</strong>t spurlosvorbeigegangen ist. Gerade für dieses Jahr und diesi<strong>ch</strong> ergebenden Auseinandersetzungen war <strong>Pater</strong>


<strong>Rupert</strong> der re<strong>ch</strong>te Mann. Ihm verdanken wir eineumfassende, alle Berei<strong>ch</strong>e des Lyzeums regelndeHausordnung, die in den Grundzügen bis auf denheutigen Tag ihre Gültigkeit behalten hat. SeinStolz und ein Stück weit au<strong>ch</strong> sein Verdienst wares, dass wir bereits Ende der 60er Jahre als einesder ersten Gymnasien die Mitbestimmung derS<strong>ch</strong>üler dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ülerräte und Mitbeteiligung ander Rektoratskommission institutionalisiert haben.Als Präfekt des Lyzeums hatte er Gelegenheit, seinWissen au<strong>ch</strong> ausserhalb der S<strong>ch</strong>ule tägli<strong>ch</strong> an dieS<strong>ch</strong>üler heranzutragen und sie zur Auseinandersetzungherauszufordern, was freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vonallen S<strong>ch</strong>ülern in glei<strong>ch</strong>er Weise ges<strong>ch</strong>ätzt wurde;man<strong>ch</strong> einer hat si<strong>ch</strong> heimli<strong>ch</strong> davongestohlen,und es fehlte ni<strong>ch</strong>t an sol<strong>ch</strong>en, die ihn gerne aufdie Rolle s<strong>ch</strong>oben, was dank einer gewissenLei<strong>ch</strong>tgläubigkeit und einer allzu grossen Bereits<strong>ch</strong>aft,alles Gesagte ernst zu nehmen, ni<strong>ch</strong>t besonderss<strong>ch</strong>wer war!1972 wurde <strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong> von den privaten Mittels<strong>ch</strong>ulendes Kantons zu ihrem Vertreter für dieAusarbeitung der neuen Mittels<strong>ch</strong>ulgesetzgebunggewählt. In dieser Stellung und als Stellvertreterdes Rektors hat er zusammen mit <strong>Pater</strong> Odilo allerbesteArbeit geleistet.Als im Sommer 1976 <strong>Pater</strong> Ludwig Räber auf einerFerienreise tödli<strong>ch</strong> verunglückte, war es klar, dass<strong>Pater</strong> <strong>Rupert</strong> der geeignete Na<strong>ch</strong>folger für denPosten des Rektors war, hatte er do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on vorherwährend den vielen Abwesenheiten von <strong>Pater</strong>Ludwig vers<strong>ch</strong>iedenste Rektoratsaufgaben alsStellvertreter zu erledigen. Der S<strong>ch</strong>ritt von derlebendigen Umgebung der S<strong>ch</strong>üler in den mehradministrativen Berei<strong>ch</strong> fiel ihm allerdings ni<strong>ch</strong>tlei<strong>ch</strong>t, und er stöhnte oft unter der Last des Bürokrams.Den si<strong>ch</strong> ankündigenden Veränderungenim Berei<strong>ch</strong> des Mittels<strong>ch</strong>ulwesens sah er mit grossenBedenken entgegen. Er gehörte zu jenen, dieeine grundlegende Reform der Maturitätsanerkennungsverordnung,in den a<strong>ch</strong>tziger Jahren in derKonferenz der S<strong>ch</strong>weizer Gymnasialrektoren fürein paar Jahre hinauszuzögern vermo<strong>ch</strong>ten.Ohne dass si<strong>ch</strong> die Entwicklung je überstürzt hätte,waren es do<strong>ch</strong> dreizehn sehr dynamis<strong>ch</strong>eS<strong>ch</strong>uljahre, die wir unter der Führung von <strong>Pater</strong><strong>Rupert</strong> erlebt haben: das Anwa<strong>ch</strong>sen des Externates,die fast stetige Zunahme der Zahl von «Laienlehrern»,der Neubau der Turnhallen, des Theatersund mehrerer S<strong>ch</strong>ulzimmer, die konsequenteDur<strong>ch</strong>führung der kantonalen Gesetze und dieloyale Zusammenarbeit mit den Behörden des

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