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Herren Brüdern Mitschülern - Gwick.ch

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Na<strong>ch</strong>rufe von<br />

<strong>Herren</strong><br />

Brüdern<br />

Mits<strong>ch</strong>ülern<br />

aus dem Umfeld<br />

des Klassenzuges zur Matura 1963<br />

an der Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃<br />

Name † p.<br />

Pater Martin Baur 1964 3<br />

Pater Theodor S<strong>ch</strong>wegler 1967 4<br />

Pater Cölestin Merkt 1967 9<br />

Pater Benno Gut 1970 13<br />

Pater Otto Rehm 1971 14<br />

Pater Rudolf Henggeler 1971 15<br />

Pater Eduard Pluts<strong>ch</strong>ow 1976 16<br />

Pater Ludwig Räber 1976 17<br />

Pater Kanisius Zünd 1976 22<br />

Pater Fridolin Kohler 1978 24<br />

Pater Cornelius Winiger 1979 30


Pater Albert Huber 1981 31<br />

Pater Cyprian Moser 1982 33<br />

Pater Johannes Baptist Bolliger 1983 36<br />

Pater Hugo Sander 1983 38<br />

Pater Patrick Steiner 1984 40<br />

Pater Hubert Merki 1985 42<br />

Pater Philipp Gut 1987 44<br />

Pater Leo Helbling 1987 46<br />

Pater Kuno Bugmann 1988 48<br />

Pater Adalbert Züllig 1989 50<br />

Pater Johannes Evangelist Haymoz 1989 54<br />

Pater Thaddäus Zingg 1991 56<br />

Pater Mi<strong>ch</strong>ael Jungo 1994 59<br />

Pater Walter Brugger 1995 63<br />

Pater Germain Varin 1995 67<br />

Pater Rupert Ruhstaller 1996 71<br />

Hans-Martin Huwyler 2001 77<br />

Bruder Viktor Länzlinger 2002 78<br />

Pater Daniel Meier 2004 81<br />

Pater Maurice Remy 2005 85<br />

Pater Thomas Lo<strong>ch</strong>er 2005 87<br />

Anton Cottier 2006 89<br />

Pater Konrad Kälin 2007 92<br />

Werner Rei<strong>ch</strong>en 2008 94<br />

Pater Kassian Etter 2009 96<br />

Pater Wendelin Kaufmann 2010 101


Pater Subprior<br />

Martin<br />

(Xaver)<br />

Baur<br />

* 14. April 1895<br />

† 28. August 1964<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1964/65<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Kaum hatte der letztjährige S<strong>ch</strong>ulberi<strong>ch</strong>t P. Subprior<br />

Martin Baur unseren Dank für seine fünfzehnjährige<br />

Wirksamkeit an der Stiftss<strong>ch</strong>ule ausgespro<strong>ch</strong>en,<br />

s<strong>ch</strong>lug für den altersmüden und abgearbeiteten<br />

Mann au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on die Stunde des<br />

letzten Abs<strong>ch</strong>iedes. Am Abend des 28. August<br />

ents<strong>ch</strong>lief Pater Martin im Spital Einsiedeln selig<br />

im Herrn im Alter von 69 Jahren. Was wir für<br />

diesen gütigen und klugen Mitbruder und Vorgesetzten<br />

dur<strong>ch</strong> alle Jahre empfunden hatten, versu<strong>ch</strong>ten<br />

wir in einem kurzen Na<strong>ch</strong>ruf in den «St.<br />

Meinrads Raben» (53. Jg., Nr. 6, September/ Oktober<br />

1964, S. 221-223) zum Ausdruck zu bringen.<br />

Die Hauptkraft dieses Lebens und seine besten<br />

Jahre hatten der Seelsorge in Pfarrei Einsiedeln<br />

gegolten. Was Pater Martin dur<strong>ch</strong> zwanzig Jahre<br />

als «Kinderpfarrer» der Einsiedler Dorfjugend gegeben<br />

hat, läßt si<strong>ch</strong> mit Worten ni<strong>ch</strong>t sagen, s<strong>ch</strong>uf<br />

ihm aber im Herzen von Tausenden ein unvergängli<strong>ch</strong>es<br />

Denkmal Liebe.<br />

Ni<strong>ch</strong>t anders war es an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, der si<strong>ch</strong><br />

Pater Subprior gerne zur Verfügung stellte, mehrmals<br />

als Lateinlehrer des Vorkurses, und man<strong>ch</strong>es<br />

Jahr als Lehrer der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in der 1. und 2.<br />

Klasse. Seine Erstkläßler waren immer «liebe Buben»,<br />

während die Zweitkläßler man<strong>ch</strong>es vorwurfsvolle<br />

«Kapitel» zu hören bekamen. Aber er<br />

glaubte do<strong>ch</strong> unverdrossen an seine S<strong>ch</strong>üler, und<br />

sie glaubten an ihn. Sein lauteres Wesen, sein<br />

Wohlwollen und sein großes Wissen in S<strong>ch</strong>weizerund<br />

Kir<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te imponierten do<strong>ch</strong>!<br />

Pater Martin war ein fleißiger Mann: Ungezählte<br />

Stammbäume exzerpierte er aus von ihm geführten<br />

Pfarrbü<strong>ch</strong>ern, Nekrologe und Artikel, ja sogar<br />

Theaterstücke für Jungmanns<strong>ch</strong>aft und Kongregation,<br />

flossen oft und gut aus seiner Feder, und<br />

jeden Mitbruder, der Pater Subprior etwas klagte,<br />

hörte er geduldig ab. Pater Martin war aber do<strong>ch</strong><br />

ein wirkli<strong>ch</strong>er Mann. Er hatte ein klares Urteil<br />

über Mens<strong>ch</strong>en und Dinge, wohl gütig, aber ni<strong>ch</strong>t<br />

blind. Und er liebte Re<strong>ch</strong>t und Ordnung. Was ihm<br />

verfehlt s<strong>ch</strong>ien, tadelte er im Klosterkapitel laut<br />

und fur<strong>ch</strong>tlos, obwohl wir dort viel häufiger seine<br />

gewandten lateinis<strong>ch</strong>en Verhandlungsprotokolle<br />

denn persönli<strong>ch</strong>e Jeremiaden von ihm zu hören<br />

bekamen. – Als Ganzes ein rei<strong>ch</strong>es, erfülltes,<br />

frommes Leben. Wir alle s<strong>ch</strong>ulden Pater Martin<br />

großen Dank. Denn er war ein Mann der Liebe,<br />

und «die Liebe bleibt».<br />

Pater Ludwig Räber


Pater<br />

Theodor<br />

(Johann Bernhard)<br />

S<strong>ch</strong>wegler<br />

* 11. Februar 1887<br />

† 27. September 1967<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1967/68<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Vor etwa zwei Jahren rief Pater Theodor mi<strong>ch</strong> auf<br />

seine Zelle. «I<strong>ch</strong> bin ein alter Mann geworden»,<br />

sagte er, «und mein Gedä<strong>ch</strong>tnis läßt mi<strong>ch</strong> immer<br />

mehr im Sti<strong>ch</strong>. Daher habe i<strong>ch</strong> begonnen, meine<br />

Angelegenheiten zu ordnen.» Er überrei<strong>ch</strong>te mir<br />

einen Zettel mit seinen biographis<strong>ch</strong>en Notizen<br />

und einen Stapel älterer und neuerer mathematis<strong>ch</strong>er<br />

Werke. «Das ist vorbei für mi<strong>ch</strong>», meinte er.<br />

Als i<strong>ch</strong> zwei Tage später von der S<strong>ch</strong>ule kam, fand<br />

i<strong>ch</strong> in meiner Zelle Pater Theodor über seine<br />

Bü<strong>ch</strong>er gebückt. Er su<strong>ch</strong>te die Reihenentwicklung<br />

einer komplizierten mathematis<strong>ch</strong>en Funktion. Es<br />

blieb ni<strong>ch</strong>t bei diesem einen Mal. No<strong>ch</strong> oft erhielt<br />

i<strong>ch</strong> Besu<strong>ch</strong> von Pater Theodor, der na<strong>ch</strong> dem<br />

Ansatz für ein s<strong>ch</strong>wieriges Integral oder eine vertrackte<br />

Differentialglei<strong>ch</strong>ung fors<strong>ch</strong>te. So war Pater<br />

Theodor. Er konnte si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zur Ruhe setzen.<br />

Wenn der Föhn ihn ni<strong>ch</strong>t zu sehr plagte und ihm<br />

die Gedanken dur<strong>ch</strong>einanderwarf, su<strong>ch</strong>te, fors<strong>ch</strong>te,<br />

las und s<strong>ch</strong>rieb er weiter wie in den vorangegangenen<br />

siebzig Jahren.<br />

Nun ist er tot. Am 27. September, einem strahlend<br />

s<strong>ch</strong>önen Herbsttag, ist er um Viertel vor elf Uhr<br />

von uns gegangen. Sein Sterben kam für uns ni<strong>ch</strong>t<br />

überras<strong>ch</strong>end und war do<strong>ch</strong> ein s<strong>ch</strong>werer S<strong>ch</strong>lag.<br />

Unser Kloster ist ärmer geworden. Der ges<strong>ch</strong>eite,<br />

originelle Pater Theodor ist ni<strong>ch</strong>t mehr unter uns.<br />

Und es gibt niemanden, der die Lücke au<strong>ch</strong> nur<br />

notdürftig s<strong>ch</strong>ließen könnte.<br />

Er ist eingegangen in die bessere Heimat an die er<br />

sein Leben lang unverbrü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> geglaubt hat.<br />

Unter uns wird er weiterleben in seinen Bü<strong>ch</strong>ern<br />

und S<strong>ch</strong>riften, mehr aber no<strong>ch</strong> in den vielen A-<br />

nekdoten, die sein Wesen, seine Einmaligkeit und<br />

sein oft so übers<strong>ch</strong>äumendes Temperament besser<br />

wiedergeben als alle biographis<strong>ch</strong>en Notizen.<br />

Pater Theodor wurde am 11. Februar 1887 geboren.<br />

Sein Vater war Bauer im «S<strong>ch</strong>luck», weit<br />

hinter Willisau im Napfgebiet. Die Mutter, eine<br />

geborene Bühlmann, stammte vom Na<strong>ch</strong>barhof<br />

«Kal<strong>ch</strong>tarenhüsli». Daß Pater Theodor aus einem<br />

«Chra<strong>ch</strong>en» stammte, hat er bis zu seinem Tode<br />

nie verleugnet. Städtis<strong>ch</strong>e Manieren blieben ihm<br />

fern; ges<strong>ch</strong>liffene Umgangsformen und feines<br />

Getue passen ni<strong>ch</strong>t zum S<strong>ch</strong>luck! In seinem geistigen<br />

Streben wu<strong>ch</strong>s der kleine Hansli aber weit<br />

über den engen Rahmen seiner Heimat hinaus.<br />

Der weite S<strong>ch</strong>ulweg konnte ihn ni<strong>ch</strong>t daran hindern,<br />

s<strong>ch</strong>on in der Primars<strong>ch</strong>ule seine Kameraden<br />

hinter si<strong>ch</strong> zu lassen. Vikar Bernhard S<strong>ch</strong>narwiler<br />

gab dem geweckten Knaben Privatstunden in<br />

Latein und Algebra. 1901 zog der S<strong>ch</strong>luck-Hansli<br />

na<strong>ch</strong> Beromünster, wo er an der dortigen Mittel-


s<strong>ch</strong>ule die dritte und vierte Klasse besu<strong>ch</strong>te. Der<br />

Abs<strong>ch</strong>ied von daheim fiel dem Bauernbub ni<strong>ch</strong>t<br />

lei<strong>ch</strong>t. Er war mit seinem Napf verwa<strong>ch</strong>sen fast<br />

wie eine Tanne. Au<strong>ch</strong> später hielt Pater Theodor<br />

seinen drei Brüdern und vier S<strong>ch</strong>western – eine<br />

fünfte war s<strong>ch</strong>on in zarter Jugend gestorben – zeit<br />

seines Lebens eine tiefrei<strong>ch</strong>ende Treue.<br />

Von Beromünster kam der vielverspre<strong>ch</strong>ende Willisauer<br />

dann an die Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln, wo er<br />

bald Klassenerster war. S<strong>ch</strong>on Wo<strong>ch</strong>en vor der<br />

glanzvoll bestandenen Matura hatte er alle seine<br />

Bü<strong>ch</strong>er heimges<strong>ch</strong>ickt. Für ihn waren alle Prüfungen<br />

ni<strong>ch</strong>t viel mehr als ein Kinderspiel.<br />

1907 trat er in unser Kloster ein und erhielt in der<br />

Profeß, die er am Fest Mariä Geburt 1908 ablegte,<br />

den Namen Theodor. 1912 weihte ihn Erzbis<strong>ch</strong>of<br />

Raimund Netzhammer in Einsiedeln zum Priester.<br />

Sein erstes Pater-Jahr verbra<strong>ch</strong>te er als Lückenbüßer<br />

für die Seelsorge und die Stiftss<strong>ch</strong>ule. Dann<br />

zog er an die Universität Fribourg, aber ni<strong>ch</strong>t zum<br />

Studium seiner heißgeliebten alten Spra<strong>ch</strong>en,<br />

sondern der Mathematik und der Naturwissens<strong>ch</strong>aft.<br />

So wollte es der Wille des damaligen Abtes,<br />

Thomas Bossart. Pater Theodor ma<strong>ch</strong>te aus der<br />

Not eine Tugend; mit Feuereifer ging er ans Studium<br />

und krönte es 1918 mit der Doktorwürde, die<br />

er mit seiner Dissertation «Beitrag zur Lehre der<br />

Kugelteilung» summa cum laude erwarb.<br />

Na<strong>ch</strong> der Rückkehr ins Kloster begann der Aufgabenkreis<br />

Pater Theodors zu wa<strong>ch</strong>sen und gewann<br />

allmähli<strong>ch</strong> einen Umfang, der nur einen Mens<strong>ch</strong>en<br />

mit außergewöhnli<strong>ch</strong>er Arbeitskraft ni<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>recken kann. An der S<strong>ch</strong>ule wirkte er zwei<br />

Jahre lang als Klassenlehrer, dann betreute er<br />

Mathematik und Naturwissens<strong>ch</strong>aft und nahm<br />

si<strong>ch</strong> in den Freifä<strong>ch</strong>ern «Darstellende Geometrie»,<br />

«Höhere Mathematik» und «Bu<strong>ch</strong>haltung» vor allem<br />

der interessierten S<strong>ch</strong>üler an. Daneben bildete<br />

er si<strong>ch</strong> in unentwegtem Privatstudium weiter und<br />

wirkte seit 1926 au<strong>ch</strong> an unserer Theologis<strong>ch</strong>en<br />

Hauslehranstalt als Lehrer für Hebräis<strong>ch</strong>, Kir<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

und Exegese. Während Jahrzehnten<br />

war er Chefbu<strong>ch</strong>halter des Stiftes und Re<strong>ch</strong>nungsführer<br />

der Missionsverkehrs-Aktion (MI-<br />

VA). Fast jeden Sonntag stieg er auf die Kanzel in<br />

vielen Aushilfen und als Sonntags-Vikar von<br />

S<strong>ch</strong>indellegi, Samstagern und Bennau, wo er au<strong>ch</strong><br />

ein halbes Jahrzehnt lang die Christenlehre hielt.<br />

Pater Theodor war Obmann des wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Beirates der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en katholis<strong>ch</strong>en<br />

Bibelbewegung. Sein ganz besonderer Einsatz galt<br />

der geliebten Abstinenten-Bewegung. Er war<br />

Präsident des Abstinenten-Verbandes des Kantons<br />

S<strong>ch</strong>wyz und des s<strong>ch</strong>wyzeris<strong>ch</strong>en Vereines für


Trinkerfürsorge, Mitglied des Vorstandes der<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en katholis<strong>ch</strong>en Abstinenten-Liga<br />

und des Beirats der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Zentralstelle<br />

gegen den Alkoholismus. Zehn Jahre lang betätigte<br />

er si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> als S<strong>ch</strong>riftleiter von «Runds<strong>ch</strong>au<br />

und Führer» einem Abstinenten-Blatt. Neben all<br />

dem fand er Zeit für viele Artikel und Beiträge in<br />

theologis<strong>ch</strong>en Zeits<strong>ch</strong>riften und S<strong>ch</strong>ulblättern. Er<br />

bere<strong>ch</strong>nete viele Sonnenuhren, widerlegte mit viel<br />

Geduld die Argumente von Querulanten, die den<br />

Kreis siebenteilten und die Quadratur des Zirkels<br />

erfunden hatten. Als Hobby überprüfte er ständig<br />

dur<strong>ch</strong> eigene Re<strong>ch</strong>nung die Angaben astronomis<strong>ch</strong>er<br />

Jahrbü<strong>ch</strong>er und führte in dieser Sa<strong>ch</strong>e eine<br />

lebendige Korrespondenz mit dem Bureau des<br />

Longitudes in Paris.<br />

Ein Außenstehender, der diese – übrigens ni<strong>ch</strong>t<br />

vollständige – Aufzählung liest wird den Kopf<br />

s<strong>ch</strong>ütteln und fragen, ob si<strong>ch</strong> hier ni<strong>ch</strong>t ein Ho<strong>ch</strong>begabter<br />

zu sehr verzettelt habe. Aber so kann nur<br />

fragen, wer Pater Theodor ni<strong>ch</strong>t gekannt hat. Bei<br />

allem, was er unternahm, war er mit Herz und<br />

Seele dabei. Sein Arbeitstag zählte mehr als zwölf<br />

Stunden. Oft konnte man ihn spät abends mit der<br />

S<strong>ch</strong>reibmas<strong>ch</strong>ine in den Kapitelsaal hinunter wandern<br />

sehen, um mit seinem nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Geklapper<br />

die s<strong>ch</strong>lafenden Mitbrüder ni<strong>ch</strong>t zu stören. Au<strong>ch</strong><br />

half ihm sein ganz ungewöhnli<strong>ch</strong>es Gedä<strong>ch</strong>tnis zu<br />

Leistungen, die normalen Mens<strong>ch</strong>en einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

mögli<strong>ch</strong> sind.<br />

Und do<strong>ch</strong> war Pater Theodor alles andere als ein<br />

Arbeitsfanatiker. Er liebte in der Erholungszeit<br />

das Zusammensein mit den Mitbrüdern und war<br />

von einer beispielhaften Hilfsbereits<strong>ch</strong>aft. Als Gesprä<strong>ch</strong>spartner<br />

war er allerdings teilweise gefür<strong>ch</strong>tet,<br />

denn eines konnte der gute Pater Theodor<br />

nie und nirgends lassen: das Dozieren. Er besaß<br />

einen ungeheuren Drang, sein Wissen mitzuteilen,<br />

au<strong>ch</strong> dem Uninteressierten und geistig<br />

Minderbemittelten. Pater Theodor war fest überzeugt,<br />

er könne au<strong>ch</strong> komplizierte Zusammenhänge<br />

einfa<strong>ch</strong> und faßbar darstellen. Seine S<strong>ch</strong>üler am<br />

Gymnasium teilten diese Überzeugung allerdings<br />

ni<strong>ch</strong>t; sie ma<strong>ch</strong>ten die Ausfälle jedo<strong>ch</strong> mit der<br />

alten S<strong>ch</strong>ülerkunst des Spickens mehr als wett. Ob<br />

Pater Theodor diesen Sa<strong>ch</strong>verhalt in seiner Güte<br />

einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sah oder ob er beide Augen zudrückte,<br />

entzieht si<strong>ch</strong> meiner Kenntnis. Mehr Erfolg<br />

hatte er bei seinen Hörern in der Theologie. Seine<br />

Stunden waren ein Ho<strong>ch</strong>genuß. Alles, was er vorbra<strong>ch</strong>te,<br />

war ihm ein Anliegen. Am feurigsten ging<br />

es in der Kir<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu und her, wo Pater<br />

Theodor ri<strong>ch</strong>tige Kämpfe mit s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Päpsten<br />

und verkalkten Theologen führte und damit ni<strong>ch</strong>t


nur die Fratres, sondern oft genug au<strong>ch</strong> die Hor<strong>ch</strong>er<br />

vor der Tür erfreute. Leider ist das Tonband,<br />

das eine sol<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsstunde aus den Fünfzigerjahren<br />

festhält. vers<strong>ch</strong>ollen.<br />

Man kann das Bild Pater Theodors ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig<br />

malen, ohne einen Abs<strong>ch</strong>nitt seinem außergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />

Temperament zu widmen. Er konnte<br />

si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on wegen Kleinigkeiten erhitzen. Vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Jaß-Partner könnten da drastis<strong>ch</strong>e Auskunft<br />

geben. Am urtümli<strong>ch</strong>sten aber waren seine<br />

Ausbrü<strong>ch</strong>e, wenn es galt, gegen Rückständigkeit<br />

und Borniertheit zu kämpfen. Alles an ihm geriet<br />

in Bewegung, und im Vokabular kam der alte<br />

S<strong>ch</strong>luck-Hansli äußerst plastis<strong>ch</strong> zum Vors<strong>ch</strong>ein.<br />

Geradezu epis<strong>ch</strong> waren seine Auseinandersetzungen<br />

mit dem verdienten Dogmatikprofessor unseres<br />

Klosters, Pater Meinrad Benz selig. Pater<br />

Theodor stritt für die Re<strong>ch</strong>te des Exegeten gegenüber<br />

den «dogmatis<strong>ch</strong>en O<strong>ch</strong>sen», um hier nur<br />

eine der harmloseren Titulierungen zu erwähnen.<br />

Die katholis<strong>ch</strong>en Gegner der Deszendenz-Theorie<br />

waren in Pater Theodors Augen gefährli<strong>ch</strong>er als<br />

Kommunisten und Atheisten, und er gab si<strong>ch</strong> bis<br />

in die letzten Jahre hinein eine unendli<strong>ch</strong>e Mühe,<br />

deren ohnehin s<strong>ch</strong>on hoffnungslose Position<br />

weiter zu ers<strong>ch</strong>üttern.<br />

Es war überhaupt eine Eigenheit Pater Theodors,<br />

Türen einzurennen, die früher verrammelt waren,<br />

heute aber weit offen stehen. Seine Mitbrüder, die<br />

nur zu gut um diese Eigenart wußten, bra<strong>ch</strong>ten<br />

sein Temperament mit S<strong>ch</strong>ein-Diskussionen immer<br />

wieder zum Entbrennen. Aber Pater Theodor<br />

hat uns das alles längst verziehen. Gewaltig und<br />

großartig waren seine Kanzeltiraden, wenn er in<br />

der Predigt Gelegenheit fand, auf sein Lieblingsthema,<br />

den Alkoholmißbrau<strong>ch</strong>, überzugehen; und<br />

er fand diese Gelegenheit sehr oft. Dann duckten<br />

si<strong>ch</strong> sogar die nur gelegentli<strong>ch</strong>en Freunde eines<br />

guten Tropfens und gingen in si<strong>ch</strong>.<br />

Pater Theodor war au<strong>ch</strong> ein temperamentvoller<br />

Berggänger. Ein Spaziergang mit ihm war immer<br />

eine Strapaze. Wenn er mit uns Fratres über die<br />

Weiden wanderte, konnte es ges<strong>ch</strong>ehen, dass er<br />

ein Rind an den Hörnern packte und die längste<br />

Zeit mit ihm rang. Und wenn si<strong>ch</strong> ein Bauernhund<br />

zeigte, rannte unser Pater mit einer Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

auf ihn los, die ihm niemand zugetraut hätte.<br />

Der Hund nahm den S<strong>ch</strong>wanz zwis<strong>ch</strong>en die Beine<br />

und su<strong>ch</strong>te das Weite – niemand kann ihm das<br />

verargen! Wohlgemerkt, Pater Theodor war damals<br />

s<strong>ch</strong>on etli<strong>ch</strong>e Jahre über se<strong>ch</strong>zig! Später<br />

konnte er si<strong>ch</strong> nur s<strong>ch</strong>wer damit abfinden, dass<br />

sein Herz sol<strong>ch</strong>e Gewaltstouren ni<strong>ch</strong>t mehr erlaubte.<br />

Pater Theodor war au<strong>ch</strong> jeder Prüderie


abhold; den Beweis dafür überlassen wir aber<br />

besser der mündli<strong>ch</strong>en Tradition.<br />

Wie universal das Wissen Pater Theodors au<strong>ch</strong><br />

war, es gibt do<strong>ch</strong> Berei<strong>ch</strong>e im Geistesleben, die<br />

ihm fremd waren. Großes ästhetis<strong>ch</strong>es Empfinden<br />

kann man ihm kaum na<strong>ch</strong>sagen. Er besu<strong>ch</strong>te zwar<br />

alle Konzerte im Fürstensaal; aber er konnte mit<br />

der Unbefangenheit eines Kindes während der<br />

musikalis<strong>ch</strong>en Darbietung halblaute Gesprä<strong>ch</strong>e<br />

mit seinem Na<strong>ch</strong>barn führen. Es wäre jedo<strong>ch</strong> ungere<strong>ch</strong>t.<br />

wenn wir ihm Gefühl und Gemüt abspre<strong>ch</strong>en<br />

wollten. Wenn in der Samstagsvesper vor<br />

dem fünften Sonntag na<strong>ch</strong> Pfingsten die Magnificat-Antiphon<br />

«montes Gelboe» angestimmt wurde,<br />

dann begannen Pater Theodors Augen jedesmal<br />

feu<strong>ch</strong>t zu werden. Davids Trauerklage für<br />

seinen gefallenen Freund Jonathan hatte es ihm<br />

zutiefst angetan. Singen konnte Pater Theodor allerdings<br />

ni<strong>ch</strong>t. was ihn aber keineswegs daran hinderte,<br />

dass er trotzdem sang – und dies mit einer<br />

Unbekümmertheit. um die man ihn nur beneiden<br />

konnte. Sein Wo<strong>ch</strong>nerdienst im Chor war immer<br />

wieder ein ri<strong>ch</strong>tiges Ereignis. Vom jüngsten Novizen<br />

bis hinauf zum Abt freuten si<strong>ch</strong> alle an Pater<br />

Theodors unfreiwilligem Humor. Es gibt übrigens<br />

Leute, die Pater Theodor jeden Sinn für Humor<br />

abspra<strong>ch</strong>en. Es stimmt, er begriff oft die Pointe eines<br />

Witzes ni<strong>ch</strong>t; aber la<strong>ch</strong>en konnte er trotzdem,<br />

ein biß<strong>ch</strong>en heiser und krä<strong>ch</strong>zend zwar, und do<strong>ch</strong><br />

herzli<strong>ch</strong> und frei.<br />

Nun ist er ni<strong>ch</strong>t mehr bei uns. Nur s<strong>ch</strong>wer kann<br />

man si<strong>ch</strong> daran gewöhnen, ihm in den Klostergängen<br />

und im <strong>Herren</strong>garten ni<strong>ch</strong>t mehr zu begegnen:<br />

den legendären Horaz s<strong>ch</strong>ief auf dem<br />

Kopf, das fleckige Skapulier über die S<strong>ch</strong>ulter<br />

geworfen und so den Blick auf das knapp über den<br />

Knien liegende Cingulum freigebend. Wer ihm<br />

zum erstenmal so begegnete, hätte in diesem<br />

Männ<strong>ch</strong>en wohl kaum den ho<strong>ch</strong>begabten und leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Wahrheitssu<strong>ch</strong>er vermutet. Kompromißloses<br />

Su<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> der Wahrheit. das war<br />

die große Devise seines wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Strebens<br />

und seines ganzen Lebens. Jetzt hat er die<br />

volle Wahrheit erkannt in seinem Tod, dem er wie<br />

selten ein Mann offen ins Auge geblickt hat. Er<br />

möge ruhen im Frieden unseres Herrn.<br />

Pater Kassian Etter


Pater<br />

Cölestin<br />

(Josef)<br />

Merkt<br />

* 8. April 1906<br />

† 18. Oktober 1967<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1967/68<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Eine sehr große Lücke riß der plötzli<strong>ch</strong>e Hins<strong>ch</strong>ied<br />

des Externenpräfekten Dr. Pater Cölestin Merkt.<br />

Mitten aus seiner Arbeit als Externenpräfekt und<br />

Lehrer der Naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

wurde er von Gott abberufen, ohne dass jemand<br />

ihm hätte beistehen können, einsam inmitten<br />

einer Gemeins<strong>ch</strong>aft. Dies s<strong>ch</strong>eint uns das Tragis<strong>ch</strong>e<br />

an seinem plötzli<strong>ch</strong>en Hins<strong>ch</strong>eiden zu sein.<br />

Der Verstorbene muß s<strong>ch</strong>on längere Zeit herzleidend<br />

gewesen sein, hat er do<strong>ch</strong> vor ungefähr<br />

einem Jahr einen Spezialisten aufgesu<strong>ch</strong>t. der eine<br />

Angina pectoris feststellte. Pater Cölestin hütete<br />

diesen Befund als sein Geheimnis. Nur ab und zu<br />

ließ er diesbezügli<strong>ch</strong>e Bemerkungen fallen, die<br />

man aber ni<strong>ch</strong>t ernst nahm. Bei einem Biologielehrer<br />

konnte man ja annehmen, dass er um den<br />

Ernst seines Zustandes wusste und die si<strong>ch</strong> aufdrängenden<br />

Maßnahmen selbst treffen konnte.<br />

Warum hat er si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t der vom Arzt vorges<strong>ch</strong>riebenen<br />

Behandlung unterworfen? So fragen<br />

wir uns heute. Wollte er in der Bres<strong>ch</strong>e sterben,<br />

der Gefahr eines plötzli<strong>ch</strong>en Todes ständig bewußt?<br />

Sein Arbeitswille einerseits und seine Besorgnis,<br />

andern zur Last zu fallen, anderseits<br />

mögen dazu beigetragen haben, dass er sein Leiden<br />

still mit si<strong>ch</strong> herumtrug.<br />

So kam es au<strong>ch</strong>, dass wir ihn erst na<strong>ch</strong> zwei Tagen<br />

tot im Büro der Externenpräfektur fanden. Am<br />

Abend des Mittwo<strong>ch</strong>, den 18. Oktober, hatte er<br />

seine Externen um si<strong>ch</strong> versammelt, um mit ihnen<br />

einen familiären Abend zu verbringen, wie dies so<br />

Brau<strong>ch</strong> war. Um 10 Uhr ging man auseinander,<br />

Pater Cölestin plauderte no<strong>ch</strong> eine Weile mit<br />

seinen Freunden weiter, um si<strong>ch</strong> dann in sein<br />

Büro zu begeben, wo er die nötigen Dispositionen<br />

für den folgenden Tag traf. Sein Brevier lag mit<br />

dem Zei<strong>ch</strong>en für Mittwo<strong>ch</strong> auf seinem S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>.<br />

Dann muß er si<strong>ch</strong> auf eine Luftmatratze<br />

hingelegt haben, na<strong>ch</strong>dem er si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> des Skapuliers<br />

und des Gürtels entledigt hatte. Die vielen<br />

S<strong>ch</strong>lüsselbünde lagen ebenfalls auf dem S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>.<br />

Mit einer Wolldecke bedeckt und mit der<br />

Kutte bekleidet, muß er si<strong>ch</strong> hingelegt haben. Warum<br />

ging er ni<strong>ch</strong>t ins S<strong>ch</strong>lafzimmer in der Klausur?<br />

War ihm dies ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong> gewesen?<br />

Warum hat er ni<strong>ch</strong>t telephoniert, wenn es ihm<br />

unwohl war? Dies sind Fragen, auf die wir keine<br />

Antwort erhalten werden. Da man ihn an einer<br />

Sitzung glaubte – und er hatte deren viele zu leiten<br />

–, fiel seine Abwesenheit am Donnerstag ni<strong>ch</strong>t<br />

auf. Erst am Freitag su<strong>ch</strong>te man ihn allerorts. Da<br />

aber der S<strong>ch</strong>lüssel zur Externenpräfektur ni<strong>ch</strong>t im<br />

S<strong>ch</strong>lüssello<strong>ch</strong> steckte – bis anhin ein untrügli<strong>ch</strong>es<br />

Zei<strong>ch</strong>en seiner Abwesenheit –, erwartete man ihn


erst gegen Abend. Als au<strong>ch</strong> dies ni<strong>ch</strong>t der Fall war,<br />

benützte man den Reserves<strong>ch</strong>lüssel, und so fand<br />

man ihn, wie er si<strong>ch</strong> hingelegt hatte. Der sofort<br />

herbeigerufene Arzt stellte einen Herzinfarkt als<br />

Todesursa<strong>ch</strong>e fest. Die Zei<strong>ch</strong>en der Verwesung<br />

waren infolge der im Zimmer herrs<strong>ch</strong>enden Hitze<br />

s<strong>ch</strong>on derart fortges<strong>ch</strong>ritten, dass der Bezirksarzt<br />

die Bestattung am Samstagabend für angezeigt<br />

hielt.<br />

Daß Pater Cölestin trotz seiner vielseitigen Bes<strong>ch</strong>äftigung<br />

immer wieder Zeit fand, an der gemeinsamen<br />

Erholung im Kloster teilzunehmen<br />

und vor allem dem alten Pater Rudolf Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

zu leisten, muß ihm ho<strong>ch</strong> angere<strong>ch</strong>net werden.<br />

Zwar halte er eine Atmosphäre des Geheimnisses<br />

um si<strong>ch</strong> und seine viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tigen Tätigkeiten<br />

ges<strong>ch</strong>affen; aber seine Hilfsbereits<strong>ch</strong>aft war kaum<br />

zu überbieten. Dies konnte der S<strong>ch</strong>reiber dieser<br />

Zeilen na<strong>ch</strong> seiner Übersiedlung vom Collegio<br />

Papio in Ascona an die Stiftss<strong>ch</strong>ule während der<br />

letzten drei Jahre mehrfa<strong>ch</strong> erfahren. Jederzeit<br />

war Pater Cölestin bereit, seinen Mitbrüdern und<br />

S<strong>ch</strong>ülern beizustehen, mo<strong>ch</strong>ten sie au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> so<br />

zu ungelegener Zeit kommen. Gerade er mußte<br />

allein, ohne Beistand seiner Umgebung diese Erde<br />

verlassen. Loslösung au<strong>ch</strong> vom mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Trost?!<br />

Pater Cölestin – geboren am 8. April 1906 in<br />

Rheinau – war kein S<strong>ch</strong>üler der Stiftss<strong>ch</strong>ule, sondern<br />

hatte seine Gymnasialstudien im Missionshaus<br />

Bethlehem in Immensee mit einer guten<br />

Maturität abges<strong>ch</strong>lossen. Ab 1927 besu<strong>ch</strong>te er die<br />

theologis<strong>ch</strong>en Kurse unserer Hauslehranstalt. die<br />

er na<strong>ch</strong> inzwis<strong>ch</strong>en bestandenem Noviziat 1932<br />

abs<strong>ch</strong>loß. Na<strong>ch</strong> seiner Primiz sandte ihn Abt Ignatius<br />

zum Studium der Naturwissens<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong><br />

Freiburg. Zuglei<strong>ch</strong> versah er den Posten eines<br />

Religionslehrers und Spirituals an der Académie<br />

Sainte Croix. Professor Ursprung, dem er zeitlebens<br />

hohe A<strong>ch</strong>tung entgegenbra<strong>ch</strong>te, gab ihm als<br />

Doktorarbeit die Untersu<strong>ch</strong>ung der Grenzplasmolyse<br />

bei Coniferen-Nadeln, was sehr viel praktis<strong>ch</strong>es<br />

Ges<strong>ch</strong>ick und große Geduld erforderte. In<br />

kürzester Zeit s<strong>ch</strong>loß Pater Cölestin seine Universitätsstudien<br />

mit dem Doktorat in Botanik ab.<br />

Zoologie und Geologie waren seine Nebenfä<strong>ch</strong>er.<br />

Im Jahre 1937 kehrte er ins Kloster zurück und<br />

wurde mit der Aufgabe, Chemie und Naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

zu lehren, beauftragt. Kurz zuvor war Pater<br />

Ludwig Stutz (Chemielehrer) 1936 plötzli<strong>ch</strong><br />

verstorben, und 1939 wurde Pater Damian Buck<br />

vom S<strong>ch</strong>lag getroffen. So wurde P. Cölestin Hauptlehrer<br />

der Naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Betreuer des<br />

Naturalienkabinetts. Bald trat er au<strong>ch</strong> an die Stelle


von Pater Damian als Präsident der S<strong>ch</strong>wyzeris<strong>ch</strong>en<br />

Naturfors<strong>ch</strong>enden Gesells<strong>ch</strong>aft; dieses Amt<br />

behielt er bis heute inne, und als sol<strong>ch</strong>er war er<br />

ausersehen, die Jahresversammlung der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Naturfors<strong>ch</strong>enden Gesells<strong>ch</strong>aft im Jahre<br />

1968 in Einsiedeln zu präsidieren.<br />

Seit etwa 15 Jahren konnte er einen Teil des Naturkundeunterri<strong>ch</strong>tes<br />

an Pater Albert Huber und<br />

an den S<strong>ch</strong>reiber dieser Zeilen abtreten. Na<strong>ch</strong> der<br />

Versetzung von Pater Paul na<strong>ch</strong> Ascona im Jahre<br />

1954 übernahm Pater Cölestin das Amt eines<br />

Externenpräfekten. Wieviel Mühe und Kleinarbeit<br />

mit diesem Vertrauensposten verbunden sind,<br />

weiß nur der Eingeweihte, obliegt ihm do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

nur die Sorge um das leibli<strong>ch</strong>e und seelis<strong>ch</strong>e Wohl<br />

der externen S<strong>ch</strong>üler, sondern er hat au<strong>ch</strong> die<br />

Verantwortung für die S<strong>ch</strong>ulräumli<strong>ch</strong>keiten zu<br />

tragen. Damit aber die geistli<strong>ch</strong>en Belange ni<strong>ch</strong>t<br />

zu kurz kommen, hat si<strong>ch</strong> Pater Cölestin seit 20<br />

Jahren jeden Sonn- und Feiertag ins Bürgerheim<br />

begeben, um dort den alten Leut<strong>ch</strong>en des Bezirkes<br />

Einsiedeln die heilige Messe zu lesen, die Sakramente<br />

zu spenden und eine Anspra<strong>ch</strong>e zu halten.<br />

Diese Treue zu einem wenig bea<strong>ch</strong>teten Seelsorgeposten<br />

wird ihm der liebe Gott rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vergelten.<br />

In wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t wusste si<strong>ch</strong> der<br />

Verstorbene dur<strong>ch</strong> die häufige Lektüre von wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Zeits<strong>ch</strong>riften und neu ers<strong>ch</strong>ienenen<br />

Werken sowie dur<strong>ch</strong> regelmäßigen Besu<strong>ch</strong> der<br />

Jahresversammlungen unserer naturfors<strong>ch</strong>enden<br />

Gesells<strong>ch</strong>aften auf dem laufenden zu halten. Sein<br />

Unterri<strong>ch</strong>t war lebendig und aufs Praktis<strong>ch</strong>e ausgeri<strong>ch</strong>tet.<br />

Mit Hilfe neuerer didaktis<strong>ch</strong>er Mittel<br />

su<strong>ch</strong>te er ni<strong>ch</strong>t nur Wissen zu vermitteln, sondern<br />

er verstand es, die Naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in den Rahmen<br />

des humanistis<strong>ch</strong>en Gymnasiums einzubauen.<br />

Besonders lag ihm am Herzen, dass der S<strong>ch</strong>üler<br />

eine lebendige Beziehung zur Natur und den<br />

Naturdingen bekam. Deshalb organisierte er<br />

Mikroskopier- und Sezierkurse und führte die<br />

S<strong>ch</strong>üler im Sommer gerne ins Freie. Dur<strong>ch</strong> seinen<br />

Einsatz im Tier- und Pflanzens<strong>ch</strong>utz stand ihm<br />

eine große Erfahrung mit dem lebendigen Naturges<strong>ch</strong>ehen<br />

des Landes S<strong>ch</strong>wyz und des nahen<br />

Züri<strong>ch</strong>sees zur Verfügung, die er au<strong>ch</strong> in den<br />

Dienst des Unterri<strong>ch</strong>ts zu stellen wußte. In vielen<br />

S<strong>ch</strong>ülern hat Pater Cölestin die Freude an den<br />

Naturwissens<strong>ch</strong>aften zu wecken gewußt, und viele<br />

Ärzte und Lehrer der Naturwissens<strong>ch</strong>aften im<br />

S<strong>ch</strong>weizerland und im Ausland verdanken ihren<br />

Beruf ihrem nun verstorbenen Lehrer der Naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.


Was Pater Cölestin an Arbeit geleistet hat als<br />

Vorstandsmitglied des Naturs<strong>ch</strong>utzbundes, des Fis<strong>ch</strong>ereivereins<br />

usw. wird an zuständiger Stelle gewürdigt<br />

werden. Er zählte vers<strong>ch</strong>iedene prominente<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftler zu Freunden, und es ist zu<br />

hoffen, dass seine Verdienste um die Erhaltung<br />

der Tier- und Pflanzenwelt des Kantons S<strong>ch</strong>wyz<br />

von den Behörden und vom Volke öffentli<strong>ch</strong> anerkannt<br />

werden.<br />

Wenn der Verstorbene au<strong>ch</strong> vom plötzli<strong>ch</strong>en Tode<br />

überras<strong>ch</strong>t wurde, so dürfen wir do<strong>ch</strong> auf die<br />

Barmherzigkeit Gottes vertrauen, denn wer an den<br />

Sohn glaubt, hat das ewige Leben. Von der Behandlung<br />

der Lebensgesetze im irdis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong><br />

wird er nun zur S<strong>ch</strong>au des ewigen Lebens eingegangen<br />

sein.<br />

Pater Odilo Tramèr


Abt<br />

Benno<br />

(Walter)<br />

Gut<br />

Abtprimas<br />

Kardinal<br />

* 1. April 1897<br />

† 8. Dezember 1970<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1970/71<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Der Herr über Leben und Tod rief am 8. Dez., dem<br />

Feste der Unbefleckten Empfängnis, unsern lieben<br />

Kardinal Dr. Walter Benno Gut aus dieser Welt zu<br />

si<strong>ch</strong>. Er starb unerwartet ras<strong>ch</strong> in einer Klinik der<br />

Ewigen Stadt, wohin er si<strong>ch</strong> wenige Tage zuvor<br />

wegen Zirkulationsstörungen hatte begeben müssen.<br />

Die zahlrei<strong>ch</strong>en Nekrologe dürfen hier als<br />

bekannt vorausgesetzt werden. Es sei aber dem<br />

Beri<strong>ch</strong>terstatter erlaubt, ihm au<strong>ch</strong> von der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

postum den verdienten Dank auszuspre<strong>ch</strong>en<br />

für all die Arbeit, Mühe der Lehrtätigkeit und<br />

Sympathie, die er zeitlebens der S<strong>ch</strong>ule entgegengebra<strong>ch</strong>t<br />

hat. Der ehemalige Pater Benno Gut war<br />

ein begeisternder, aber au<strong>ch</strong> fordernder Lehrer<br />

der alten Spra<strong>ch</strong>en (1923-30), ein gütiger, aber<br />

au<strong>ch</strong> strenger Präfekt (1942-47), ein um das Wohl<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule besorgter Abt (1947-59) und ein<br />

gütiger Freund als Abtprimas und Kardinal. Es sei<br />

hier nur ein großes Verdienst besonders erwähnt:<br />

der Ausbau der S<strong>ch</strong>lafräume der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />

Hätte die si<strong>ch</strong> seit langen Jahren aufdrängende<br />

Neugestaltung der wirkli<strong>ch</strong> veralteten Einri<strong>ch</strong>tungen<br />

ni<strong>ch</strong>t begonnen und unter seinem Na<strong>ch</strong>folger<br />

ni<strong>ch</strong>t glückli<strong>ch</strong> zu Ende geführt werden können,<br />

stände die Stiftss<strong>ch</strong>ule heute vor denselben finanziellen<br />

Problemen, vor die si<strong>ch</strong> unsere übrigen<br />

katholis<strong>ch</strong>en Internatss<strong>ch</strong>ulen gestellt sehen.<br />

Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> hatte er selbst als Präfekt unter<br />

den unhaltbaren Zuständen gelitten und bra<strong>ch</strong>te<br />

deshalb den Bestrebungen des damaligen Rektors<br />

Pater Ludwig Räber großes Verständnis entgegen.<br />

Sein Name bleibt mit diesem Erneuerungswerk<br />

hinter der Stiftsfront ebenso verbunden wie mit<br />

der Renovation der Klosterfassade. Ein herzli<strong>ch</strong>es<br />

Vergelt’s Gott hinüber in die Ewigkeit!<br />

Bald darauf folgte ihm sein treuer Kammerdiener<br />

und Faktotum Bruder Gerold Gaßmann, der vielen<br />

ehemaligen S<strong>ch</strong>ülern der Stiftss<strong>ch</strong>ule ein lieber<br />

Freund war. Der Herr vergelte au<strong>ch</strong> ihm alles Gute,<br />

das er auf seine Weise für die S<strong>ch</strong>ule geleistet<br />

hat.<br />

Pater Odilo Tramèr


Pater<br />

Otto<br />

(Stephan)<br />

Rehm<br />

* 10. Dezember 1887<br />

† 22. März 1971<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1970/71<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Besondere Verdienste um die Disziplin der Stiftss<strong>ch</strong>üler<br />

und um die musikalis<strong>ch</strong>e Betätigung der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>üler hat si<strong>ch</strong> Pater Otto Rehm erworben.<br />

Der S<strong>ch</strong>reibende erinnert si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> gut, wie er ihn<br />

Ende August 1927 über die Anforderungen des<br />

Internats instruierte, als er mit seiner Mutter an<br />

die Türe der Stiftss<strong>ch</strong>ule klopfte.<br />

Pater Otto war ein gefür<strong>ch</strong>teter Unterpräfekt, der<br />

au<strong>ch</strong> dem größten Unruhestifter das Handwerk zu<br />

legen imstande war. Seine ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die körperli<strong>ch</strong>e<br />

Größe, aber dur<strong>ch</strong> seine gestrenge Miene imponierende<br />

Person nötigte jedem S<strong>ch</strong>üler absoluten<br />

Respekt ab.<br />

Seine musikalis<strong>ch</strong>e Begabung und sein S<strong>ch</strong>affen<br />

sind uns von berufener Seite anderweitig bes<strong>ch</strong>rieben<br />

worden, so dass si<strong>ch</strong> hier ein weiteres Eingehen<br />

erübrigt.<br />

Au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> in den letzten Jahren kam er oft zu<br />

seinen Zellen-Na<strong>ch</strong>barn, entweder um si<strong>ch</strong> über<br />

das Wohl der S<strong>ch</strong>ule zu erkundigen oder um eine<br />

Bitte um mehr Ruhe und Disziplin der S<strong>ch</strong>üler<br />

anzubringen; denn ni<strong>ch</strong>ts störte Pater Otto so sehr<br />

wie ungehöriger Lärm.<br />

Die ewige Ruhe, die ihm der Herr am 22. März ges<strong>ch</strong>enkt<br />

hat, na<strong>ch</strong>dem er ihn lange Jahre aufs<br />

Krankenbett gebannt hatte, möge ihm wohltun.<br />

Pater Odilo Tramèr


Pater<br />

Rudolf<br />

(Aloys)<br />

Henggeler<br />

* 1. November 1890<br />

† 21. Mai 1971<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1970/71<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Am 21. Mai starb Pater Rudolf Henggeler, mit<br />

einer kurzen Unterbre<strong>ch</strong>ung von drei Jahren<br />

während vierzig Jahren (1919-1960) Lehrer der<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Er wusste seinen<br />

S<strong>ch</strong>ülern dur<strong>ch</strong> sein unheimli<strong>ch</strong>es Gedä<strong>ch</strong>tnis zu<br />

imponieren. Nie sah man Pater Rudolf mit einem<br />

Bu<strong>ch</strong> in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsstunde kommen, aber das<br />

bedeutet keineswegs, dass er nur Anekdoten erzählt<br />

hätte, im Gegenteil, er wusste grundlegende<br />

Kenntnisse der Vergangenheit zu vermitteln und<br />

für das Fa<strong>ch</strong> Begeisterung zu wecken. Für ihn war<br />

die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t bloß eine Aneinanderreihung<br />

von Ereignissen politis<strong>ch</strong>er Natur, sondern die<br />

Einführung in das vielseitige S<strong>ch</strong>affen der<br />

Mens<strong>ch</strong>heit lag ihm am Herzen. Seine Führungen<br />

dur<strong>ch</strong> das Kloster und dur<strong>ch</strong> die Kir<strong>ch</strong>e sind wohl<br />

vielen ehemaligen S<strong>ch</strong>ülern in bester Erinnerung.<br />

Zudem waren seine Stunden nie langweilig, er<br />

verstand es au<strong>ch</strong>, die trockene Materie mit Humor<br />

zu würzen, so daß man die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te «gerne<br />

hatte».<br />

In den zwanziger und dreißiger Jahren tummelte<br />

er si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> mit uns auf den Wiesen und in<br />

den Wäldern herum, was man hinter dem späteren<br />

Ar<strong>ch</strong>ivar kaum je vermutet hätte. Mehrmals<br />

lud er uns als Fratres zu einer Mythenbesteigung<br />

ein, die er trotz seiner körperli<strong>ch</strong>en Fülle mit<br />

erstaunli<strong>ch</strong>em Elan meisterte.<br />

Es geht hier ni<strong>ch</strong>t um eine vollständige S<strong>ch</strong>ilderung<br />

der Verdienste, sondern um die Dankeserstattung<br />

für die Leistungen zugunsten der S<strong>ch</strong>ule.<br />

Au<strong>ch</strong> diese beanspru<strong>ch</strong>t weder Gründli<strong>ch</strong>keit no<strong>ch</strong><br />

erhebt sie Anspru<strong>ch</strong> auf Vollständigkeit. Der<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t soll ja kein Sammelwerk historis<strong>ch</strong>er<br />

Daten von Persönli<strong>ch</strong>keiten sein.<br />

Pater Rudolf wurde na<strong>ch</strong> langem Leiden vom<br />

Herrn befreit, und er ruht nun unter der Weihna<strong>ch</strong>tskuppel<br />

von seinen Arbeiten aus. Er wurde<br />

zu seinen Vätern versammelt, heißt es in der<br />

S<strong>ch</strong>rift des Alten Testamentes. Dies dürfte au<strong>ch</strong><br />

für den verstorbenen Historiker gelten, lebt er<br />

do<strong>ch</strong> nun – so hoffen wir – bei seinen Helden, von<br />

denen er uns in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsstunde mit Begeisterung<br />

zu erzählen wußte.<br />

Pater Odilo Tramèr


Pater<br />

Eduard<br />

(Paul)<br />

Pluts<strong>ch</strong>ow<br />

* 23. Februar 1892<br />

† 25. Juli 1976<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1976/77<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Pater Eduard Pluts<strong>ch</strong>ow stammte aus Züri<strong>ch</strong>, wo<br />

er am 23. Februar 1892 geboren wurde. Sein<br />

reformierter Vater arbeitete an der Neuen Zür<strong>ch</strong>er<br />

Zeitung. Die katholis<strong>ch</strong>e Mutter gab si<strong>ch</strong> im Einverständnis<br />

mit dem Vater alle Mühe, die Kinder<br />

katholis<strong>ch</strong> zu erziehen. So kam Paul 1905 im<br />

Herbst in die 2. Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Eine<br />

S<strong>ch</strong>wester trat in Baldegg ein und ist na<strong>ch</strong> ihrem<br />

jüngeren Bruder vor wenigen Monaten im Alter<br />

von über 90 Jahren gestorben. Na<strong>ch</strong> der Matura<br />

1912 trat Paul in das Noviziat des Klosters ein,<br />

legte am 8. September 1913 als Frater Eduard<br />

Profeß ab unter Abt Thomas Bossart, der für ihn<br />

zeitlebens der Maßstab für Äbte blieb, und feierte<br />

am 6. Mai 1917 Primiz.<br />

Der musikalis<strong>ch</strong> begabte junge Pater wurde sofort<br />

an der Stiftss<strong>ch</strong>ule eingesetzt und war ein erstes<br />

Mal Choralmagister. Von 1928-1932 unterri<strong>ch</strong>tete<br />

er im Collège St-Charles in Pruntrut Deuts<strong>ch</strong>.<br />

Na<strong>ch</strong>her kehrte er als Französis<strong>ch</strong>lehrer an die<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule zurück, wurde 1939 ein zweites Mal<br />

Choralmagister. Im S<strong>ch</strong>uljahr 1953/54 war er aushilfsweise<br />

Klassenlehrer an der kleinen Klosters<strong>ch</strong>ule<br />

Marienberg im Südtirol. Aber 1954 finden<br />

wir ihn wieder als Lehrer für das Freifa<strong>ch</strong> Italienis<strong>ch</strong><br />

an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Ab 1966 s<strong>ch</strong>ied er endgültig<br />

aus dem S<strong>ch</strong>uldienst aus. Sein Otium cum<br />

dignitate dauerte 10 Jahre. Er konnte die Freudentage<br />

des goldenen Profeßjubiläums und Priesterjubiläums,<br />

ja sogar des diamantenen Profeßjubiläums<br />

begehen und starb im hohen Alter von 84<br />

Jahren am 25. Juli 1976.<br />

P. Eduard nahm seine Aufgaben alle immer sehr<br />

gewissenhaft, ja zu gewissenhaft. Oftmals stand er<br />

deshalb mit den S<strong>ch</strong>ülern in etwas gespannten diplomatis<strong>ch</strong>en<br />

Beziehungen und reizte sie dur<strong>ch</strong><br />

seine Reaktionen zum Widerspru<strong>ch</strong>. Aber es ist<br />

do<strong>ch</strong> sehr erstaunli<strong>ch</strong>, wie er niemand etwas na<strong>ch</strong>trug,<br />

nie den Mut verlor und in bereitwilligem<br />

Gehorsam si<strong>ch</strong> immer wieder einsetzen ließ. Zahlrei<strong>ch</strong><br />

sind die Lehrersprü<strong>ch</strong>e, die aus seiner S<strong>ch</strong>ulstube<br />

herumgeboten wurden. Alle zeugen von seiner<br />

Eigenart, si<strong>ch</strong> hinter seiner gewissenhaften<br />

Vorbereitung glei<strong>ch</strong>sam zu vers<strong>ch</strong>anzen. Aber gerade<br />

wegen seiner originellen Züge gehörte Pater<br />

Eduard einfa<strong>ch</strong> zum Bild der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />

Als alter Mann hat er im Kloster eine sehr wi<strong>ch</strong>tige<br />

Rolle erfüllt. Es war eine Freude, mit ihm zu<br />

s<strong>ch</strong>erzen und ihn au<strong>ch</strong> etwas zu plagen; er hatte es<br />

sogar gern. Gerade dadur<strong>ch</strong> bildete er für die<br />

Gemeins<strong>ch</strong>aft einen starken Kitt. R.I.P.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Ludwig<br />

(Hans)<br />

Räber<br />

* 13. Januar 1912<br />

† 4. August 1976<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1976/77<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Vermutli<strong>ch</strong> am frühen Morgen des 4. August 1976,<br />

verunglückte unser Rektor, Pater Dr. Ludwig Räber,<br />

auf der Vulkaninsel Stromboli tödli<strong>ch</strong>. Die<br />

Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t errei<strong>ch</strong>te uns am Morgen des 6. August<br />

dur<strong>ch</strong> das Politis<strong>ch</strong>e Departement in Bern und rief<br />

begreifli<strong>ch</strong>erweise Bestürzung hervor.<br />

Hans Räber wurde am 13. Januar 1912 in Küßna<strong>ch</strong>t<br />

am Rigi als Sohn von Stände- und Regierungsrat<br />

Josef Räber geboren, der das Gymnasium<br />

ebenfalls in Einsiedeln dur<strong>ch</strong>laufen hatte. Die Atmosphäre<br />

seines Elternhauses drang tief in den<br />

Knaben und jungen Mann ein. Zeitlebens hegte er<br />

für seine Eltern eine tiefe Verehrung. Seinem Vater<br />

widmete er die sehr lesenswerte Biographie<br />

«Ständerat Räber».<br />

Im Herbst 1924 trat Hans in die Stiftss<strong>ch</strong>ule ein<br />

und s<strong>ch</strong>loß sie 1932 mit der Matura ab, wobei er<br />

die hö<strong>ch</strong>ste Note errei<strong>ch</strong>te. Darauf studierte er in<br />

Löwen und Wien Philosophie und bes<strong>ch</strong>loß seine<br />

Universitätsstudien mit dem Doktorat, ebenfalls<br />

mit hö<strong>ch</strong>ster Auszei<strong>ch</strong>nung. Seine Dissertation<br />

über Othmar Spann wurde sogar ins Japanis<strong>ch</strong>e<br />

übersetzt.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Doktorat trat er 1936 ins Kloster ein,<br />

legte im Spätherbst 1937 als Frater Ludwig Profeß<br />

ab. Na<strong>ch</strong> dem Theologiestudium an der Hauslehranstalt<br />

wurde er 1941 zum Priester geweiht und<br />

bezog die Universität Züri<strong>ch</strong>, wo er Kir<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

und Paläographie belegte. Zuglei<strong>ch</strong> übernahm<br />

er die Redaktion von «Maria Einsiedeln»,<br />

die er zehn Jahre beibehielt.<br />

Im Herbst 1942 begann er seine Lehrerlaufbahn<br />

an der Stiftss<strong>ch</strong>ule mit Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Französis<strong>ch</strong><br />

in den unteren Klassen. Aber s<strong>ch</strong>on 1944<br />

wurde er Socius des Novizenmeisters und begann<br />

mit der Übersetzung der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Benediktinerordens<br />

von Pater Philibert S<strong>ch</strong>mitz. Do<strong>ch</strong><br />

überarbeitete er si<strong>ch</strong> und mußte 1946 aussetzen.<br />

Im Herbst 1946 übernahm er wieder Aufgaben an<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Als Pater Ildefons Bets<strong>ch</strong>art als<br />

Professor na<strong>ch</strong> Salzburg berufen wurde, trat er<br />

1947 als Philosophielehrer an dessen Stelle, was er<br />

bis 1966 blieb. Zuglei<strong>ch</strong> besorgte er au<strong>ch</strong> die Redaktion<br />

der S<strong>ch</strong>ulzeits<strong>ch</strong>rift «Meinradsraben».<br />

Unterdessen war man aber au<strong>ch</strong> anderweitig auf<br />

den bedeutenden Mann aufmerksam geworden.<br />

Er wurde 1 949 Vizepräsident und 1950 Präsident<br />

des Vereins S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Gymnasiallehrer.<br />

Damit begann für ihn die Mitglieds<strong>ch</strong>aft in vielen<br />

und wi<strong>ch</strong>tigen Kommissionen. Es seien einige,<br />

zeitli<strong>ch</strong> vorgreifend, aufgezählt: Stiftungsrat der<br />

Studienstiftung des VSG, Nationale Unesco-


Kommission, Eidg. Maturitätskommission, Eidg.<br />

Kommission für Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>sfragen auf dem Gebiet<br />

der Geisteswissens<strong>ch</strong>aften, Vorstand des Freiburger<br />

Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulvereins, Präsident der Konferenz<br />

S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Gymnasialrektoren und Kommission<br />

«Gymnasium-Universität».<br />

Damit sind wir am ents<strong>ch</strong>eidenden Punkt seines<br />

äußeren Lebens angelangt. Abt Benno Gut ernannte<br />

ihn am 13. Juli 1951 zum Rektor der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />

Er behielt dieses Amt bis zum 15. März<br />

1966 und übernahm es ein zweites Mal am 15. Juli<br />

1973 bis zu seinem Tode.<br />

Ohne Zweifel gehört Pater Ludwig in die Reihe<br />

seiner großen Vorgänger Pater Gall Morel, Pater<br />

Benno Kühne und Pater Romuald Banz, in deren<br />

Geist er die S<strong>ch</strong>ule weiterführen wollte. Mit Bestimmtheit<br />

und, wenn er von einer Sa<strong>ch</strong>e überzeugt<br />

war, au<strong>ch</strong> mit Härte su<strong>ch</strong>te er seine Ziele zu<br />

errei<strong>ch</strong>en. Er war weder für Vorgesetzte no<strong>ch</strong> für<br />

Mitarbeiter und Untergebene ein bequemer<br />

Mann, aber er wußte immer genau, was er wollte.<br />

Straffung der Disziplin in allen Belangen, Ausbau<br />

der S<strong>ch</strong>ule in geistiger und bauli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t<br />

waren seine erklärten Ziele.<br />

So errei<strong>ch</strong>te er den Umbau und die Neuorganisation<br />

des Internates dur<strong>ch</strong> die Aufteilung in Gymnasium<br />

und Lyzeum (1959-1962). Unermüdli<strong>ch</strong><br />

arbeitete er an der Verbesserung der Stundentafeln<br />

und des Fä<strong>ch</strong>erangebotes. So führte er für den<br />

Typus A s<strong>ch</strong>on in den Fünfzigerjahren das Zusatzfa<strong>ch</strong><br />

Englis<strong>ch</strong> ein. Als Mitglied der Eidg. Maturitätskommission<br />

setzte er si<strong>ch</strong> sehr für die Zulassung<br />

der Typus-C-Maturanden zum Medizinstudium<br />

ein, hielt aber an der eigenen S<strong>ch</strong>ule unbedingt<br />

am Typus A fest. Der Kampf um Ideale wurde<br />

ihm geradezu zu einer Art zweiter Natur. In allen<br />

Gremien, in denen er mitma<strong>ch</strong>te, war er kein<br />

stumm nickendes, sondern ein stets treibendes<br />

Mitglied. Er organisierte im Rahmen des VSG eine<br />

umfassende Lehrmittels<strong>ch</strong>au, und für die Rektoren<br />

eine Amerikareise und war als Mitglied der<br />

Eidg. Maturitätskommission ein wesentli<strong>ch</strong>er Promotor<br />

der heute geltenden Ordnung.<br />

Auf das Sommersemester 1966 wurde er als Professor<br />

für Pädagogik an die Universität Freiburg<br />

berufen. Er nahm die Berufung gerne an. Au<strong>ch</strong> an<br />

der Universität su<strong>ch</strong>te er sein Bestes zu geben. Die<br />

Kontestationsjahre, in die er jedo<strong>ch</strong> hineingeriet,<br />

forderten ihn innerli<strong>ch</strong> und äußerli<strong>ch</strong> sehr heraus.<br />

Im Studienjahr 1972/73 war er Dekan der philosophis<strong>ch</strong>en<br />

Fakultät. Als Abt Georg im Frühjahr<br />

1973 den Wuns<strong>ch</strong> äußere, er möge wieder das<br />

Rektorat der Stiftss<strong>ch</strong>ule übernehmen, sagte er als


gehorsamer Mön<strong>ch</strong> sofort zu, aber es war ni<strong>ch</strong>t zu<br />

verkennen, daß er den Abs<strong>ch</strong>ied von der Professur,<br />

wenigstens in man<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t, au<strong>ch</strong> als<br />

Entlastung empfand.<br />

Mit neuem S<strong>ch</strong>wung übernahm er nun wieder die<br />

Leitung der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Die wesentli<strong>ch</strong>en Entwicklungen,<br />

die während seiner Abwesenheit eingetreten<br />

waren, ums<strong>ch</strong>rieb er selbst im ersten<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t seines zweiten Rektorates (Jahresberi<strong>ch</strong>t<br />

1973/74, S. 46 f.). Diese Änderungen wurden<br />

von ihm theoretis<strong>ch</strong> bejaht, praktis<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>ten<br />

sie ihm mehr zu s<strong>ch</strong>affen, als er wahrhaben<br />

wollte. Während des S<strong>ch</strong>uljahres 1975/76 mußte<br />

er auf ärztli<strong>ch</strong>en Rat hin mehrmals Sonderferien<br />

eins<strong>ch</strong>alten. Er trug s<strong>ch</strong>wer an der Verantwortung,<br />

wie er sie fühlte und erlebte. Dabei darf man ni<strong>ch</strong>t<br />

übersehen, daß er innerli<strong>ch</strong> in keiner lei<strong>ch</strong>ten Lage<br />

war. Die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß er von Freiburg wieder<br />

zurückgerufen worden war, vergrößerte für ihn<br />

seelis<strong>ch</strong> das sonst s<strong>ch</strong>on stark entwickelte Verantwortungs-<br />

und Sendungsbewußtsein. Do<strong>ch</strong> spra<strong>ch</strong><br />

aus all seinen Worten und Taten der unbedingte<br />

optimistis<strong>ch</strong>e Wille, dur<strong>ch</strong>zuhalten und mutig in<br />

die Zukunft zu sehen. Deshalb förderte er mit aller<br />

Energie die Pläne für den weiteren inneren und<br />

äußeren Ausbau der S<strong>ch</strong>ule, wie immer in den<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>ten na<strong>ch</strong>zulesen ist.<br />

P. Ludwig war ein bedeutender Mens<strong>ch</strong> und gerade<br />

deshalb ni<strong>ch</strong>t unbestritten. Er vereinigte in si<strong>ch</strong><br />

die Züge eines konservativen Aristokraten und<br />

eines progressiven Forts<strong>ch</strong>rittlers. Er konnte theoretis<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>lagend und großzügig moderne Erziehungsfragen<br />

formulieren und praktis<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> wund<br />

reiben an unbedeutenden jugendli<strong>ch</strong>en Formlosigkeiten.<br />

Was an ihm immer wieder beeindruckte, war die<br />

restlose Überzeugung und der unbeirrbare Einsatz,<br />

mit denen er eine Meinung vertrat. Dabei<br />

war er überzeugt, si<strong>ch</strong> stets für die gebotene Sa<strong>ch</strong>e<br />

und nur für diese einzusetzen. Pater Ludwig hat es<br />

verdient, daß wir ihm als Lehrer, Rektor und Mitbruder<br />

ein dankbares Andenken bewahren. R.I.P.<br />

Pater Rupert Ruhstaller<br />

siehe nä<strong>ch</strong>ste Seite!


Unsere Informationen<br />

über den Tod<br />

von Pater Ludwig Räber<br />

Pater Ludwig verbra<strong>ch</strong>te seine Ferien auf den<br />

Liparis<strong>ch</strong>en Inseln. Er war mit seinem Moped<br />

dur<strong>ch</strong> ganz Italien in den Süden gereist und zeltete<br />

auf dem allgemeinen Zeltplatz der Isola di Vulcano.<br />

Am 3. August, an einem Dienstag, unternahm<br />

er einen Ausflug na<strong>ch</strong> der Insel Stromboli. Auf der<br />

Überfahrt mit dem Kurss<strong>ch</strong>iff traf er mit vier<br />

S<strong>ch</strong>weizern zusammen, die ihn vom Zeltplatz her<br />

s<strong>ch</strong>on etwas kannten. Man kam um etwa 15 Uhr<br />

auf Stromboli an. Die vier S<strong>ch</strong>weizer su<strong>ch</strong>ten in<br />

der kleinen Orts<strong>ch</strong>aft eine Unterkunft, während<br />

Pater Ludwig erklärte, er mö<strong>ch</strong>te no<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>entags<br />

den Vulkan Stromboli besteigen. Etwa 16.30<br />

Uhr trennte er si<strong>ch</strong> von den übrigen S<strong>ch</strong>weizern<br />

und nahm als Alleingänger den Aufstieg in Angriff.<br />

Erst am Abend des folgenden Tages vernahmen<br />

die Reisegefährten, daß am Stromboli ein<br />

S<strong>ch</strong>weizer vermißt werde und vermuteten, es müsse<br />

si<strong>ch</strong> um Pater Ludwig handeln.<br />

Beim Aufstieg am Dienstagabend traf Pater Ludwig<br />

eine Gruppe französis<strong>ch</strong>er Touristen, mit<br />

denen er in unmittelbarer Nähe des Hauptkraters<br />

rastete. Pater Ludwig erklärte, er werde voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

in der Na<strong>ch</strong>t oder am frühen Morgen die<br />

Gegend etwas auskunds<strong>ch</strong>aften. Als die Franzosen<br />

am Mittwo<strong>ch</strong>morgen erwa<strong>ch</strong>ten, fanden sie die<br />

Effekten von Pater Ludwig no<strong>ch</strong> an ihrem Platz. Er<br />

selbst war ni<strong>ch</strong>t mehr da und gab au<strong>ch</strong> auf lautes<br />

Rufen keine Antwort. So nahmen sie in der Hoffnung,<br />

Pater Ludwig später zu treffen, seine Ausrüstung<br />

mit und stiegen auf der andern Seite des<br />

Vulkans ab. In der Orts<strong>ch</strong>aft meldeten sie ihre<br />

Beoba<strong>ch</strong>tungen der Polizei, die zunä<strong>ch</strong>st jedo<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>ts unternahm.<br />

Am Abend des Mittwo<strong>ch</strong> stiegen dann au<strong>ch</strong> die<br />

vier S<strong>ch</strong>weizer hinauf zum Hauptkrater. Auf dem<br />

Weg begegneten sie einem Franzosen, der ihnen<br />

die Meldung vom vermißten S<strong>ch</strong>weizer ma<strong>ch</strong>te.<br />

Sie fanden dann den Ort, wo die Touristen am<br />

Vortag genä<strong>ch</strong>tigt hatten, und au<strong>ch</strong> die Kraterstelle,<br />

an der si<strong>ch</strong> der Unfall zugetragen haben muß.<br />

No<strong>ch</strong> am glei<strong>ch</strong>en Tag stiegen sie hinunter in die<br />

Orts<strong>ch</strong>aft und versu<strong>ch</strong>ten in der Na<strong>ch</strong>t vergebli<strong>ch</strong>,<br />

die Polizei zu alarmieren. Erst am Donnerstagmorgen<br />

war es ihnen mögli<strong>ch</strong>, ihre Beoba<strong>ch</strong>tungen<br />

den Behörden zu melden und zu fordern, daß<br />

na<strong>ch</strong> dem Vermißten gesu<strong>ch</strong>t werde. Hierauf<br />

ma<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> zwei getrennte Su<strong>ch</strong>gruppen auf den


Weg zum Krater. Im Verlauf des Donnerstags<br />

wurde Pater Ludwig auf dem Kratergrund tot aufgefunden<br />

und geborgen.<br />

Wie si<strong>ch</strong> das Unglück zugetragen hat, können wir<br />

nur vermuten. Viellei<strong>ch</strong>t ist Pater Ludwig in der<br />

Na<strong>ch</strong>t auf der gefährli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t Sandas<strong>ch</strong>e ausgeglitten<br />

und in die Tiefe gestürzt, viellei<strong>ch</strong>t wurde<br />

er dur<strong>ch</strong> die zeitweise gefährli<strong>ch</strong>en Vulkangase betäubt.<br />

Augenzeugen beri<strong>ch</strong>teten, daß an jenen<br />

zwei Tagen der sonst meist von Süden wehende<br />

Wind die Ri<strong>ch</strong>tung änderte und die aufsteigenden<br />

Dämpfe den Touristen entgegen trug. Na<strong>ch</strong> dem<br />

ärztli<strong>ch</strong>en Befund erlitt Pater Ludwig beim Aufs<strong>ch</strong>lag<br />

auf den Kratergrund eine s<strong>ch</strong>were Brustverletzung,<br />

die zum ras<strong>ch</strong>en Tod führen mußte.<br />

Die Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t vom tragis<strong>ch</strong>en Unglück errei<strong>ch</strong>te<br />

uns im Kloster erst im Verlauf des Freitagvormittags.<br />

Pater Ludwig ist allein und einsam gestorben, fern<br />

von seinen Mitbrüdern und vom Kloster. Aber<br />

wirkli<strong>ch</strong> allein war er ni<strong>ch</strong>t. Der Gedanke an den<br />

Tod hat ihn immer bes<strong>ch</strong>äftigt. Der Tod war ihm<br />

ein Stück des Lebens, das ihm von Gott ges<strong>ch</strong>enkt<br />

worden ist. Und daher glauben wir, daß sein Tod<br />

ni<strong>ch</strong>t einsam und verloren war.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Kanisius<br />

(Viktor)<br />

Zünd<br />

* 16. Februar 1903<br />

† 4. August 1976<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1976/77<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Pater Kanisius Zünd wurde am 16. Februar 1903<br />

geboren und wu<strong>ch</strong>s in St. Gallen auf. Im Herbst<br />

1917 trat Viktor Zünd in die zweite Klasse ein,<br />

ma<strong>ch</strong>te 1924 die Matura und ersu<strong>ch</strong>te um Aufnahme<br />

ins Kloster, wo er am 8. September 1925<br />

als Frater Kanisius Profeß ablegte.<br />

Na<strong>ch</strong> seiner Priesterweihe im Jahre 1929 wurde er<br />

im Herbst Unterpräfekt und Klassenlehrer. 1931<br />

wurde er Vizepräfekt und Laden<strong>ch</strong>ef. Als letzter<br />

Vizepräfekt besorgte er au<strong>ch</strong> mit viel Phantasie die<br />

alte Theaterbühne. Pater Kanisius war mit Leib<br />

und Seele bei seinen Aufgaben und verlor den<br />

Humor sozusagen nie. Die S<strong>ch</strong>üler der unteren<br />

Klassen wären für ihn dur<strong>ch</strong>s Feuer gegangen.<br />

Na<strong>ch</strong> dem unerwarteten Tod von Pater Ludwig<br />

Stutz, den ein perforierter Blinddarm im kräftigsten<br />

Mannesalter als fris<strong>ch</strong>gebackenen Doktor der<br />

Chemie dahinraffte, bezog Pater Kanisius 1936<br />

na<strong>ch</strong> bereits begonnenem S<strong>ch</strong>uljahr die Universität<br />

Freiburg, um Chemie und Physik zu studieren.<br />

Von Freiburg aus wirkte er maßgebli<strong>ch</strong> mit an der<br />

Bühneneinri<strong>ch</strong>tung des damals neuen Theaters<br />

(1937/38). Bereits 1939 wurde er, leider ohne<br />

akademis<strong>ch</strong>en Abs<strong>ch</strong>luß, weil der alte Physiklehrer,<br />

Pater Fintan Kindler, aus dem S<strong>ch</strong>uldienst<br />

auss<strong>ch</strong>ied, wieder zurückgerufen, um den Unterri<strong>ch</strong>t<br />

in Chemie und Physik zu übernehmen. Daneben<br />

besorgte er fast jede Organisationsaufgabe,<br />

die an ihn herangetragen wurde, z. B. die Oberleitung<br />

der Heizung und des Elektrizitätswesens im<br />

Kloster.<br />

Sehr große Verdienste erwarb er si<strong>ch</strong> um das<br />

Welttheater und die Veranstaltungen der Welttheatergesells<strong>ch</strong>aft,<br />

z. B. die Kir<strong>ch</strong>enkonzerte. So organisierte<br />

er au<strong>ch</strong> als Jahrespräsident der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Naturfors<strong>ch</strong>enden Gesells<strong>ch</strong>aft 1968 die<br />

vortreffli<strong>ch</strong> gelungene Jahresversammlung dieser<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft in Einsiedeln. Kein Gang war dem<br />

kleinen Mann zuviel.<br />

Für den Unterri<strong>ch</strong>t tat er sehr viel. Zweimal ri<strong>ch</strong>tete<br />

er das Physik- und Chemiezimmer neu ein.<br />

Zudem führte er das Chemielabor ein, in dessen<br />

Räumen er si<strong>ch</strong> sehr wohl fühlte. Im Jahre 1963<br />

wurde er von der Physik entlastet, aber die Chemie<br />

erteilte er bis zum Ende des S<strong>ch</strong>uljahres<br />

1975/76. Pater Kanisius war kein S<strong>ch</strong>ulfu<strong>ch</strong>s, liebte<br />

aber S<strong>ch</strong>ule und S<strong>ch</strong>üler mit ganzem Herzen.<br />

Wenn es zu familiär wurde, s<strong>ch</strong>ritt er ein; aber es<br />

war ihm unwohl, wenn es ni<strong>ch</strong>t familiär zuging.<br />

Geradezu köstli<strong>ch</strong> ist folgende Episode:<br />

Pater Kanisius hatte einer allzu lebhaften Klasse<br />

zünftig die Kappe gewas<strong>ch</strong>en. Die S<strong>ch</strong>üler be-


s<strong>ch</strong>lossen, zur «Ra<strong>ch</strong>e» vorbildli<strong>ch</strong> ruhig zu sein.<br />

In der dritten Stunde hielt es Pater Kanisius ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr aus und sagte tiefernst mit seiner eindringli<strong>ch</strong>en<br />

Baßstimme: «Meine <strong>Herren</strong>, was haben Sie<br />

gegen mi<strong>ch</strong>, daß Sie so ruhig sind?»<br />

In den Kreisen der Chemielehrer genoss Pater Kanisius<br />

hohes Ansehen und war gerne gesehen als<br />

Kommissionsmitglied, weil er au<strong>ch</strong> hier immer einen<br />

guten S<strong>ch</strong>uß Humor und Mitmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit<br />

aufkommen ließ.<br />

Eine ganz wesentli<strong>ch</strong>e Seite des lieben Mitbruders<br />

dürfen wir ni<strong>ch</strong>t unerwähnt lassen: seine tiefe und<br />

e<strong>ch</strong>te Frömmigkeit. Über alles liebte er die feierli<strong>ch</strong>e<br />

Liturgie, wirkte ums Leben gern mit in Chor<br />

und Or<strong>ch</strong>ester. Die na<strong>ch</strong>konziliaren Entwicklungen<br />

trug er teilweise s<strong>ch</strong>wer, denn sie raubten ihm<br />

vieles, woran er mit ganzer Seele hing. Mit großer<br />

Sorge verfolgte er au<strong>ch</strong> die religiöse Entwicklung<br />

der S<strong>ch</strong>üler im allgemeinen. Mit tiefem Ernst<br />

bereitete er si<strong>ch</strong> auf entspre<strong>ch</strong>ende Vorstöße in<br />

der Lehrerkonferenz vor. Aber er arbeitete mit,<br />

au<strong>ch</strong> wenn er es lieber anders gehabt hätte.<br />

Ganz aus diesem Geist heraus übernahm er 1962<br />

au<strong>ch</strong> die Musikbibliothek des Klosters und freute<br />

si<strong>ch</strong> sehr, wenn diese einzigartige Sammlung von<br />

Kompositionen aller Art. hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> norditalienis<strong>ch</strong>er<br />

Musik des 18. Jahrhunderts, immer<br />

mehr Bea<strong>ch</strong>tung fand. Mit großer Gewissenhaftigkeit<br />

führte er die entspre<strong>ch</strong>ende Korrespondenz<br />

und betreute die Theken und Karteien. Mit Pater<br />

Kanisius, der am 4. August 1976 an den Folgen<br />

einer plötzli<strong>ch</strong> aufgetretenen Gehirnblutung starb,<br />

hat das Kloster einen lieben Mitbruder und die<br />

S<strong>ch</strong>ule einen langjährigen, verdienten und kennzei<strong>ch</strong>nenden<br />

Lehrer verloren. R.I.P.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Fridolin<br />

(Johann Baptist)<br />

Kohler<br />

* 14. August 1914<br />

† 4. Dezember 1978<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1978/79<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Zur Erinnerung an<br />

Dekan Pater Fridolin Kohler OSB<br />

Am Montagna<strong>ch</strong>mittag, 4. Dezember, ist im Spital<br />

Einsiedeln Dekan Pater Fridolin Kohler sanft im<br />

Herrn ents<strong>ch</strong>lafen. Der Verstorbene stand in seinem<br />

65. Lebensjahr und war vor einem Jahr ganz<br />

unerwartet von einer bösartigen Krankheit befallen<br />

worden. Trotz zweier Operationen konnte das<br />

Übel ni<strong>ch</strong>t an der Wurzel beseitigt werden. Mit<br />

großer Energie hat si<strong>ch</strong> unser Mitbruder gegen<br />

den forts<strong>ch</strong>reitenden Zerfall seiner Kräfte gestemmt.<br />

Es wird für lange Zeit in Erinnerung bleiben,<br />

wie er si<strong>ch</strong> mühsam, aber gefaßt dur<strong>ch</strong> die<br />

Gänge des Klosters ges<strong>ch</strong>leppt hat.<br />

Johann Baptist Kohler wurde am 14. August 1914<br />

als der älteste Sohn von Jakob Kohler und Maria<br />

Kohler in S<strong>ch</strong>waderlo<strong>ch</strong> AG geboren. Der Vater<br />

arbeitete in der Papierfabrik Albbruck, am badis<strong>ch</strong>en<br />

Ufer des Rheins. Im Jahre 1924 starb der<br />

Vater an der glei<strong>ch</strong>en Krankheit, der au<strong>ch</strong> Pater<br />

Fridolin zum Opfer fallen sollte. Es war für die<br />

Mutter eine s<strong>ch</strong>were Aufgabe, ihre drei Söhne und<br />

die Pflegeto<strong>ch</strong>ter dur<strong>ch</strong>zubringen. Sie hat es mit<br />

starkem Glauben und mit bes<strong>ch</strong>eidenen Ansprü<strong>ch</strong>en<br />

ges<strong>ch</strong>afft.<br />

Johann Baptist besu<strong>ch</strong>te na<strong>ch</strong> der Volkss<strong>ch</strong>ule in<br />

S<strong>ch</strong>waderlo<strong>ch</strong> die Bezirkss<strong>ch</strong>ule in Laufenburg. Im<br />

Herbst 1928 trat er in die zweite Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

ein. Er war ein sehr begabter Student mit<br />

einer ras<strong>ch</strong>en Auffassungsgabe. 1935 s<strong>ch</strong>loß er seine<br />

Gymnasialstudien mit einer erstklassigen Matura<br />

ab. Er ents<strong>ch</strong>loß si<strong>ch</strong> darauf zum Eintritt in<br />

das Kloster Einsiedeln. Am 11. September wurde<br />

er mit se<strong>ch</strong>s Kandidaten für das Noviziat eingekleidet.<br />

Am Fest Mariä Namen, am 12. September<br />

1936, legte er die einfa<strong>ch</strong>en Ordensgelübde ab,<br />

wobei er im Hinblick auf das seiner Heimat bena<strong>ch</strong>barte<br />

Säckingen den Namen Fridolin erhielt.<br />

Sowohl in Sant’ Anselmo zu Rom als au<strong>ch</strong> in Einsiedeln<br />

studierte er Theologie. Am 3. September<br />

1939, mitten in der Mobilma<strong>ch</strong>ung des Zweiten<br />

Weltkrieges, verband er si<strong>ch</strong> in der feierli<strong>ch</strong>en<br />

Profeß für immer mit der Klostergemeins<strong>ch</strong>aft von<br />

Einsiedeln.<br />

Am 18. Mai 1940 wurde er von Erzbis<strong>ch</strong>of Raimund<br />

Netzhammer zum Priester geweiht. Sein<br />

Primiztag war der 9. Juni, der Sonntag in der<br />

Herz-Jesu-Oktav, mitten im dramatis<strong>ch</strong>en Frankrei<strong>ch</strong>-Feldzug.<br />

Im Oktober 1940 begann Pater Fridolin<br />

bei der zweiten Klasse seine Lehrtätigkeit<br />

und erteilte zuglei<strong>ch</strong> den Erstkläßlern Mathematik.<br />

Pater Fridolin war ein ausgezei<strong>ch</strong>neter Lehrer.


Er verstand es, das Wesentli<strong>ch</strong>e aufzuzeigen und<br />

ganz klar darzustellen. So hatte die Mathematik<br />

bei ihm ni<strong>ch</strong>t den übli<strong>ch</strong>en, fur<strong>ch</strong>terregenden<br />

Charakter. Als Autodidakt erarbeitete er si<strong>ch</strong> den<br />

gesamten Stoff dieses Fa<strong>ch</strong>es und dozierte es mit<br />

großem Erfolg au<strong>ch</strong> bei den Maturanden. – Er war<br />

erst ein Jahr an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, als er am 5. Oktober<br />

1941 zum Unterpräfekten berufen wurde.<br />

Na<strong>ch</strong> der Wahl von Abt Benno mußte Pater Fridolin<br />

am 16. April 1947 die Internenpräfektur übernehmen.<br />

24 Jahre lang versah er dieses verantwortungsvolle<br />

Amt mit seinen vielen Verwaltungsaufgaben.<br />

In der Vielfalt dieser Ges<strong>ch</strong>äfte bewahrte<br />

der Internenpräfekt eine seltene innere Ausgegli<strong>ch</strong>enheit<br />

und Ruhe. Die seelis<strong>ch</strong>e Betreuung der<br />

Studenten war ihm ein großes Anliegen. Dafür<br />

bra<strong>ch</strong>te der vielbes<strong>ch</strong>äftigte Mann stets Zeit und<br />

Verständnis auf.<br />

Pater Fridolin besaß eine ganz erstaunli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>affenskraft.<br />

Das volle Pensum des Professors und<br />

Präfekten genügte ihm no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Er beteiligte<br />

si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> im Bauorden; mehrmals leitete er während<br />

der Sommerferien ein Baulager mit allen seinen<br />

S<strong>ch</strong>ikanen, sei es in Italien oder Belgien. Einige<br />

dieser erlebnisrei<strong>ch</strong>en Unternehmungen hat er<br />

in spannenden Artikeln in den «St. Meinrads Raben»<br />

festgehalten. Er führte eine gute Feder und<br />

verstand treffend zu formulieren. Sorgfältig arbeitete<br />

er an der Form des jeweiligen Festgrußes der<br />

Studenten-Sodalität. Ein von ihm verfaßtes Anda<strong>ch</strong>tsbü<strong>ch</strong>lein<br />

für Lourdes-Pilger offenbart uns<br />

ebenso seine marianis<strong>ch</strong>e Gesinnung. – Na<strong>ch</strong> dem<br />

Tod von Dekan Pater Pirmin Vetter wurde Pater<br />

Fridolin am 28. Mai 1971 von Abt Georg als dessen<br />

Na<strong>ch</strong>folger in dieses wi<strong>ch</strong>tige Amt berufen. Bei<br />

Dekan Pater Fridolin spürte man seine Herzensgüte,<br />

mit der er jedem entgegenkommen wollte.<br />

Er hatte Verständnis für die Wüns<strong>ch</strong>e seiner<br />

Untergebenen; er zeigte si<strong>ch</strong> stets hilfsbereit. Oft<br />

hatte er au<strong>ch</strong> Zeit für ein gutes und ermunterndes<br />

Wort, das si<strong>ch</strong> über mehr als das gerade Notwendige<br />

erstrecken konnte.<br />

Neben seiner Tätigkeit im Dekanat und an der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule erteilte Pater Fridolin au<strong>ch</strong> Religionsunterri<strong>ch</strong>t<br />

im Lehrerinnenseminar von Ingenbohl.<br />

Er erarbeitete seinen Unterri<strong>ch</strong>tsstoff selbständig<br />

na<strong>ch</strong> den Texten des Zweiten Vatikanis<strong>ch</strong>en Konzils.<br />

Der konkrete Mens<strong>ch</strong>, dem er helfen wollte,<br />

stand bei ihm im Vordergrund. Au<strong>ch</strong> hier war<br />

seiner Lehrtätigkeit ein voller Erfolg bes<strong>ch</strong>ieden,<br />

was vor allem seinem Glauben an das Gute in den<br />

jungen Mens<strong>ch</strong>en zuzus<strong>ch</strong>reiben ist. Zur Entspannung<br />

pflegte er in diesen Jahren die Blumen im<br />

Studentengarten. Aus einer verwilderten Anlage


zauberte er mit viel Mühe und Ges<strong>ch</strong>ick ein kleines<br />

Paradies hervor. Oft sah man im Dekanat bis<br />

tief in die Na<strong>ch</strong>t hinein beleu<strong>ch</strong>tete Fenster; aber<br />

am Morgen war Pater Dekan trotzdem einer der<br />

ersten. Seine Kraftnatur s<strong>ch</strong>ien allen S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en<br />

und Krankheiten zu trotzen. Aber gerade von ihm<br />

wurde plötzli<strong>ch</strong>, wie aus heiterem Himmel, das<br />

Opfer des Krankseins und Leidens gefordert. In<br />

diesem Jahr des Kampfes gegen die Krankheit ist<br />

er, in bewußter Auseinandersetzung mit dem Tod,<br />

zu einer seltenen mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Größe herangereift.<br />

Ein s<strong>ch</strong>werer Sturz infolge einer Ohnma<strong>ch</strong>t<br />

zeigte, wie nahe die große, ents<strong>ch</strong>eidende Stunde<br />

herangerückt war. Der liebe Mitbruder mußte ins<br />

Spital überführt werden, wo si<strong>ch</strong> Arzt und Krankens<strong>ch</strong>western<br />

alle Mühe gaben, ihm Erlei<strong>ch</strong>terung<br />

in seinem Leiden zu vers<strong>ch</strong>affen.<br />

Für Pater Dekan war es si<strong>ch</strong>er ein großer Trost,<br />

daß seine liebe 91jährige Mutter in starkem Glauben<br />

und mitfühlender Liebe an seinem S<strong>ch</strong>merzenslager<br />

wa<strong>ch</strong>te. Pater Fridolin öffnete na<strong>ch</strong><br />

langen Stunden der S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e ein letztes Mal die<br />

Augen, als man bei ihm das «Sei gegrüßt, du<br />

Königin» betete; unter diesem Gebet nahm er Abs<strong>ch</strong>ied<br />

von diesem Tränental, um drüben Christus,<br />

den Sohn Mariens, zu sehen. – Möge alles, was<br />

Pater Fridolin in seinem Leben in großer Liebe<br />

ausgesät hat, dur<strong>ch</strong> sein Leiden und Sterben zu<br />

wahrem <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>em Leben erstehen! Allen aber,<br />

die unserem lieben Mitbruder in den Tagen des<br />

Leidens beigestanden sind, sagt die Einsiedler<br />

Klostergemeins<strong>ch</strong>aft ein herzli<strong>ch</strong>es Vergelt’s Gott!<br />

R.I.P.<br />

Pater Joa<strong>ch</strong>im Salzgeber<br />

Pater Fridolin - Präfekt von 1947 bis 1971<br />

Unsere Stiftss<strong>ch</strong>ule und Generationen von Stiftss<strong>ch</strong>ülern<br />

verdanken Pater Fridolin sehr viel. Wenn<br />

i<strong>ch</strong> nun darangehe, diesen Dank zu formulieren,<br />

bin i<strong>ch</strong> mir bewußt, daß i<strong>ch</strong> dabei ganz Wesentli<strong>ch</strong>es<br />

ni<strong>ch</strong>t in Worte einfangen kann. Pater Fridolin<br />

hat sehr vielen S<strong>ch</strong>ülern Persönli<strong>ch</strong>es gegeben.<br />

Pädagogik als Wissens<strong>ch</strong>aft lag ihm eher fern;<br />

aber er besaß ein großes Maß von Erziehungsweisheit.<br />

Als Abt Benno im Frühjahr 1947 Pater Fridolin zu<br />

seinem Na<strong>ch</strong>folger im Amt des Internatspräfekten<br />

bestimmte, spra<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> nur eines gegen<br />

diese Wahl: Pater Fridolin war damals no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

34 Jahre alt. Das Amt eines Präfekten, das vor der<br />

Abtrennung des Lyzeums und vor dem Anwa<strong>ch</strong>sen<br />

des Externats bedeutend größeres Gewi<strong>ch</strong>t als


heute besaß, wurde traditionsgemäß nur einem<br />

erfahrenen Lehrer zugemutet. Pater Fridolin<br />

erfüllte das in ihn gesetzte Vertrauen voll und<br />

ganz. S<strong>ch</strong>on bald nannten ihn die S<strong>ch</strong>üler «Chef»,<br />

und er war wirkli<strong>ch</strong> Chef des Internats. Er mußte<br />

ni<strong>ch</strong>t auf seine Autorität po<strong>ch</strong>en, er besaß sie<br />

dur<strong>ch</strong> seine Persönli<strong>ch</strong>keit, dur<strong>ch</strong> sein ausgegli<strong>ch</strong>enes<br />

Wesen und dur<strong>ch</strong> seine Güte.<br />

Es war ni<strong>ch</strong>t die Art Pater Fridolins, große Erziehungsprogramme<br />

aufzustellen. Hier unters<strong>ch</strong>ied<br />

er si<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong> von Rektor Pater Ludwig Räber,<br />

mit dem er lange Jahre zusammenarbeitete und<br />

den er in glückli<strong>ch</strong>er Weise ergänzte. Er ents<strong>ch</strong>ied<br />

von Fall zu Fall und zog bei seinen Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />

immer in erster Linie die Mens<strong>ch</strong>en in seine<br />

Erwägungen mit ein. Sein Erziehungsstil war nie<br />

geprägt von starrer Konsequenz. Er konnte ein<br />

Auge zudrücken, er zeigte Verständnis für jugendli<strong>ch</strong>en<br />

Übermut, und er hatte – au<strong>ch</strong> dies gehört<br />

zum Bild von Pater Fridolin – unter den Studenten<br />

immer seine Lieblinge. Dazu mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> Willi<br />

S<strong>ch</strong>ohaus zitieren, der in seinem immer no<strong>ch</strong><br />

lesenswerten Bu<strong>ch</strong> «S<strong>ch</strong>atten über der S<strong>ch</strong>ule»<br />

(Züri<strong>ch</strong> 1930) s<strong>ch</strong>reibt: «Man kann etwa einen<br />

Lehrer si<strong>ch</strong> rühmen hören, er sei ni<strong>ch</strong>t parteiis<strong>ch</strong>,<br />

er habe alle S<strong>ch</strong>üler glei<strong>ch</strong> gern. Man könnte dem<br />

Spre<strong>ch</strong>er dann stets ohne Gefahr des Fehlgreifens<br />

antworten: ‹Ja, dann haben Sie eben alle S<strong>ch</strong>üler<br />

glei<strong>ch</strong> ungern, oder Ihr Gerede ist ni<strong>ch</strong>t ernst zu<br />

nehmen.› Es wird kaum Erzieher geben, die ni<strong>ch</strong>t<br />

au<strong>ch</strong> ihre natürli<strong>ch</strong>-mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Liebensbedürfnisse<br />

mit in die S<strong>ch</strong>ulstube hineinbringen.» Pater<br />

Fridolin hatte ni<strong>ch</strong>t «alle S<strong>ch</strong>üler glei<strong>ch</strong> ungern»;<br />

wer ni<strong>ch</strong>t zu seinem engsten Kreis gehörte, mußte<br />

si<strong>ch</strong> gewiß ni<strong>ch</strong>t bena<strong>ch</strong>teiligt fühlen. Er war für<br />

alle da, und er wurde allen gere<strong>ch</strong>t. Wenn man<br />

si<strong>ch</strong> fragt, worin denn eigentli<strong>ch</strong> der große Erfolg<br />

Pater Fridolins als Präfekt bestand, so wird man<br />

vor allem an seine große, spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong> gewordene<br />

Ruhe denken müssen. Er war ruhig, und er<br />

strahlte Ruhe aus. Obwohl er ein fast übermens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es<br />

Arbeitsprogramm zu bewältigen hatte, sah<br />

man ihn kaum einmal in Hast und Eile. Immer<br />

hatte er Zeit, andere anzuhören; und immer versu<strong>ch</strong>te<br />

er, die andern zu verstehen und ihre Beweggründe<br />

zu begreifen. Er wollte überzeugen,<br />

aber ni<strong>ch</strong>t überreden. Au<strong>ch</strong> in s<strong>ch</strong>wierigen Situationen<br />

blieb er ruhig. Viellei<strong>ch</strong>t zurückhaltend,<br />

viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> unents<strong>ch</strong>ieden prüfte er alle vorgetragenen<br />

Meinungen, bevor er selber seine Ansi<strong>ch</strong>t<br />

äußerte. Er wollte und er konnte ni<strong>ch</strong>t streiten.<br />

Stets versu<strong>ch</strong>te er, bei Meinungsvers<strong>ch</strong>iedenheiten<br />

auszuglei<strong>ch</strong>en. Dieser Wille zum friedli<strong>ch</strong>en Ausglei<strong>ch</strong><br />

bra<strong>ch</strong>te ihm allerdings zuweilen au<strong>ch</strong><br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten. Streitende Parteien konnten


ni<strong>ch</strong>t immer begreifen, warum der Präfekt kein<br />

ents<strong>ch</strong>eidendes Ma<strong>ch</strong>twort spra<strong>ch</strong>. Im Aufspüren<br />

von Disziplinlosigkeiten zeigte er fast kriminalistis<strong>ch</strong>e<br />

Fähigkeiten; aber nur äußerst ungern spielte<br />

er den Ri<strong>ch</strong>ter.<br />

Es gab allerdings au<strong>ch</strong> Momente, in denen Pater<br />

Fridolin seine Ruhe verlor; und dies spri<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>er<br />

ni<strong>ch</strong>t gegen ihn. Wenn er si<strong>ch</strong> zutiefst enttäus<strong>ch</strong>t<br />

fühlte – und Enttäus<strong>ch</strong>ungen erfährt jeder Erzieher<br />

–, konnte er au<strong>ch</strong> einmal explodieren. Die seltenen<br />

Ausbrü<strong>ch</strong>e wirkten wie ein Naturereignis.<br />

Au<strong>ch</strong> der selbstsi<strong>ch</strong>erste und fre<strong>ch</strong>ste Lyzeist wurde<br />

s<strong>ch</strong>uldbewußt: Wenn der so ruhige Präfekt seine<br />

Ruhe verliert, sind wir ganz si<strong>ch</strong>er zu weit gegangen.<br />

Die Wogen glätteten si<strong>ch</strong> wieder, und<br />

dann war Pater Fridolin au<strong>ch</strong> immer bereit, Maßlosigkeit<br />

zu korrigieren, hinzuhören und auszuglei<strong>ch</strong>en.<br />

Es wurde bereits erwähnt, Pater Fridolin besaß<br />

eine fast uners<strong>ch</strong>öpfli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>affenskraft. Wo es etwas<br />

zu tun gab, legte er selber Hand an. Er arbeitete<br />

im Garten, im Speisesaal, er mutete si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />

ein ständig wa<strong>ch</strong>sendes Programm als Lehrer zu.<br />

Ohne entspre<strong>ch</strong>ende Vorbildung wurde er – was<br />

hö<strong>ch</strong>st selten ist – zum beliebten Mathematiklehrer.<br />

Seine Geduld und seine Bereits<strong>ch</strong>aft, den<br />

Lehrstoff immer wieder zu erklären, hat man<strong>ch</strong>em<br />

S<strong>ch</strong>üler den Zugang zur Mathematik eröffnet. Wie<br />

Pater Fridolin diese Arbeit neben der damals dem<br />

Präfekten no<strong>ch</strong> angelasteten Verwaltung und<br />

neben seiner steten Präsenz leisten konnte, ist<br />

rätselhaft. Während des S<strong>ch</strong>uljahrs gönnte er si<strong>ch</strong><br />

nur wenig S<strong>ch</strong>laf. In den Ferien konnte er dann<br />

zwei bis drei Tage fast voll dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>lafen.<br />

Vierundzwanzig Jahre lang hat Pater Fridolin das<br />

Amt eines Präfekten versehen. Das bedeutet: immer<br />

wieder neu anfangen, tausendmal das glei<strong>ch</strong>e<br />

sagen und viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> lausend mal enttäus<strong>ch</strong>t<br />

werden. Daß Pater Fridolin diese Belastung so lange<br />

ausgehalten hat, können wir nur mit seinem<br />

großen, religiös fundierten Optimismus erklären.<br />

Er glaubte an den Sinn seiner Aufgabe, er glaubte<br />

an die jungen Mens<strong>ch</strong>en, und vor allem glaubte er<br />

an Gott. Sein religiöser Stil mag viellei<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t<br />

jedem entspro<strong>ch</strong>en haben; und trotzdem wirkte<br />

Pater Fridolin für alle überzeugend, weil er selber<br />

überzeugt war und aus seiner eigenen Überzeugung<br />

heraus lebte und arbeitete. Mit seinem Tod<br />

ist sein Werk ni<strong>ch</strong>t erlos<strong>ch</strong>en, es lebt in Generationen<br />

von S<strong>ch</strong>ülern weiter, die ihn als Präfekt und<br />

als Lehrer erleben durften.<br />

1971 wurde Pater Fridolin von Abt Georg zum<br />

Dekan des Klosters bestimmt. Der Abs<strong>ch</strong>ied von


der Präfektur, die er und die ihn gezei<strong>ch</strong>net hatte,<br />

fiel ihm ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t. Der neue Posten war ihm zu<br />

geruhsam, er blieb ges<strong>ch</strong>ätzter Mathematiklehrer,<br />

und er su<strong>ch</strong>te neue Betätigungsfelder. In Ingenbohl<br />

wirkte er als Religionslehrer, er hielt Exerzitien<br />

und Einkehrtage. Do<strong>ch</strong> dann griff eine tückis<strong>ch</strong>e<br />

Krankheit in das Leben Pater Fridolins ein.<br />

Er wehrte si<strong>ch</strong>, er wollte ni<strong>ch</strong>t krank sein, er hatte<br />

no<strong>ch</strong> seine Pläne für die Zukunft. Wir alle wußten<br />

es, wir sahen es: Es war eine Krankheit, die zum<br />

Tode führen mußte. Er aber blieb si<strong>ch</strong> treu; solange<br />

seine Kraft ausrei<strong>ch</strong>te, blieb er auf seinem Posten.<br />

In diesen letzten Monaten und Wo<strong>ch</strong>en wurde<br />

Pater Fridolin für uns alle zu einem Zei<strong>ch</strong>en:<br />

Man muß etwas tun, man muß alle Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

für die andern einsetzen, niemals darf man einfa<strong>ch</strong><br />

aufgeben und si<strong>ch</strong> fallen lassen. Erst als alle<br />

Kraft aufgebrau<strong>ch</strong>t war, erkannte Pater Fridolin,<br />

daß für ihn nur no<strong>ch</strong> die letzte Leistung mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Lebens übrigblieb: die Leistung, bewußt zu<br />

sterben. Mit seiner letzten Kraft s<strong>ch</strong>rieb er sein<br />

geistiges Testament, die Homilie, die bei seinem<br />

Beerdigungsgottesdienst verlesen werden sollte.<br />

Alle, wel<strong>ch</strong>e die letzten Worte Pater Fridolins aufmerksam<br />

und mit Ehrfur<strong>ch</strong>t aufnahmen, haben<br />

erkannt, daß es die Worte eines Sterbenden waren,<br />

der seine Erkenntnisse an die lebenden weitergeben<br />

wollte.<br />

Pater Kassian Etter


Pater<br />

Cornelius<br />

(Bruno Karl Eduard)<br />

Winiger<br />

* 22. Dezember 1927<br />

† 16. Oktober 1979<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1979/80<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Der Name von Pater Cornelius Winiger ers<strong>ch</strong>eint<br />

zum ersten Mal unter den Lehrern der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

im Jahre 1955/56 und blieb bis in dieses S<strong>ch</strong>uljahr<br />

stehen.<br />

Geboren am 22. Dezember 1927. wu<strong>ch</strong>s Pater<br />

Cornelius in Rapperswil auf. Er hat seiner Heimatstadt<br />

immer eine große Verbundenheit bewahrt.<br />

Er besu<strong>ch</strong>te unser Gymnasium und trat 1949 ins<br />

Kloster ein. Na<strong>ch</strong> der monastis<strong>ch</strong>en und theologis<strong>ch</strong>en<br />

Ausbildung in unserem Haus begann er<br />

1955 seine Tätigkeit als Lehrer an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

und glei<strong>ch</strong>zeitig au<strong>ch</strong> die Orgelausbildung bei<br />

Prof. Sidler. Er unterri<strong>ch</strong>tete vor allem in den alten<br />

Spra<strong>ch</strong>en und in Musikkunde. Einige Jahre<br />

wirkte er au<strong>ch</strong> als Unterpräfekt im Internat. Daneben<br />

betreute er eine große Zahl von Klavier- und<br />

Orgels<strong>ch</strong>ülern.<br />

Seine besondere Liebe galt dem Orgelspiel. Darin<br />

sah er seinen persönli<strong>ch</strong>en Dienst für Gott und für<br />

die Mens<strong>ch</strong>en. 1974 wurde er zum Stiftsorganisten<br />

ernannt. Er war au<strong>ch</strong> ein gesu<strong>ch</strong>ter Konzertorganist.<br />

Auf dem Weg zu einem Konzert in Dijon hat<br />

ihn am 16. Oktober 1979 in der Nähe des elsässis<strong>ch</strong>en<br />

Altkir<strong>ch</strong> gänzli<strong>ch</strong> unerwartet der Tod dur<strong>ch</strong><br />

Herzversagen ereilt.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Albert<br />

(Ri<strong>ch</strong>ard)<br />

Huber<br />

* 4. Februar 1907<br />

† 26. April 1981<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1980/81<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

In seinem 75. Lebensjahr ist am 26. April 1981<br />

Pater Albert Huber na<strong>ch</strong> langer Krankheit von uns<br />

ges<strong>ch</strong>ieden. Der Tod nahte ihm als Erlöser, denn<br />

er litt s<strong>ch</strong>on seit längerer Zeit an völligem äußerem<br />

und innerem Zerfall der Kräfte.<br />

Geboren am 4. Februar 1907 in Sempa<strong>ch</strong>, wo seine<br />

Eltern den Gutsbetrieb des S<strong>ch</strong>losses Wartensee<br />

bewirts<strong>ch</strong>afteten, kam der kleine Ri<strong>ch</strong>ard bereits<br />

1910 na<strong>ch</strong> Einsiedeln, wo sein Vater den Posten<br />

des Klosters<strong>ch</strong>affners übernommen hatte. Hier<br />

ma<strong>ch</strong>te er offenbar die erste Bekannts<strong>ch</strong>aft mit<br />

dem Kloster und seinen Pferden. Im Jahre 1917<br />

wurde der Vater Werkmeister auf der Fohlenweid<br />

bei Bremgarten. Offenbar hatte der Knabe Einsiedeln<br />

ni<strong>ch</strong>t vergessen, denn 1922 kam er in die 3.<br />

Klasse und im Sommer 1928 s<strong>ch</strong>loß der unglaubli<strong>ch</strong><br />

lebendige und allzeit fröhli<strong>ch</strong>e junge Mann<br />

das Gymnasium mit einer glänzenden Matura ab.<br />

Auf Herbst 1928 trat Ri<strong>ch</strong>ard im Kloster ein, 1929<br />

erhielt er bei der Profeß den Klosternamen Albert;<br />

1933 feierte er Primiz.<br />

Es s<strong>ch</strong>eint beinahe, daß die Kaskade seiner Posten<br />

im Kloster ein Abbild seiner unglaubli<strong>ch</strong>en Lebendigkeit<br />

und Begeisterungsfähigkeit war. Na<strong>ch</strong>dem<br />

er zwei Jahre lang Vikar in St. Gerold gewesen<br />

war, wurde er auf das S<strong>ch</strong>uljahr 35/36 zum ersten<br />

Mal an der Stiftss<strong>ch</strong>ule eingesetzt, um seine pädagogis<strong>ch</strong>en<br />

Fähigkeiten zu prüfen. Offenbar besaß<br />

er sol<strong>ch</strong>e, denn im S<strong>ch</strong>uljahr 36/37 war er Unterpräfekt<br />

der untersten zwei Klassen. Er erlebte den<br />

Aufstau des Sihlsees mindestens so intensiv mit<br />

wie seine Untergebenen, mit denen er jeden Tag<br />

das S<strong>ch</strong>auspiel verfolgte und dabei ebenso unbes<strong>ch</strong>werte<br />

Freude empfand. Auf das Wintersemester<br />

1937 s<strong>ch</strong>ickte ihn Abt Ignatius Staub an die<br />

ETH zum Studium der Agronomie. S<strong>ch</strong>on als<br />

Student erteilte er als Hilfslehrer Unterri<strong>ch</strong>t an<br />

der vom Kloster geführten landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>ule in Pfäffikon und leitete als Vizestatthalter<br />

den Betrieb des S<strong>ch</strong>losses Sonnenberg. 1942<br />

s<strong>ch</strong>loß er an der ETH ab, und zwar an der Spitze<br />

aller Kandidaten. Er wurde Hauptlehrer an der<br />

landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule und entwickelte eine<br />

rei<strong>ch</strong>e Vortragstätigkeit; vor allem aber bes<strong>ch</strong>äftigte<br />

er si<strong>ch</strong> mit der Einsiedler Pferdezu<strong>ch</strong>t. Im<br />

Jahre 1945 ernannte ihn der Abt zum Statthalter<br />

in Pfäffikon.<br />

Als das Kloster 1948 bei Los Toldos in Argentinien<br />

eine Neugründung wagte, meldete si<strong>ch</strong> Pater Albert<br />

sofort. So zog er voll Begeisterung als Fa<strong>ch</strong>mann<br />

für Landwirts<strong>ch</strong>aft mit der Gründergruppe<br />

aus und genoß es, daß er bei der Überfahrt trotz<br />

Sturm ni<strong>ch</strong>t seekrank war. Gemäß der Stifterin


sollte das neue Kloster eine landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>ule führen. P. Albert war ihr Leiter. Aber das<br />

Experiment mußte na<strong>ch</strong> drei Jahren abgebro<strong>ch</strong>en<br />

werden. Pater Albert betätigte si<strong>ch</strong> deshalb mit<br />

großem Eifer in der Seelsorge in der weiten Pampa.<br />

Als erster der Gründergruppe trat er im Frühling<br />

1954 einen Heimaturlaub an. Aber daraus wurde<br />

ein Daueraufenthalt. Er übernahm wieder Aufgaben<br />

an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, wo er von 1954 bis 1964<br />

ununterbro<strong>ch</strong>en Biologie und teilweise verwandte<br />

Fä<strong>ch</strong>er in den unteren Klassen erteilte. Dazu<br />

wirkte er fast immer au<strong>ch</strong> als Pfarrvikar in mehreren<br />

«Vierteln» von Einsiedeln, so in Euthal und<br />

Willerzell. Für seine S<strong>ch</strong>ulstunden kam er mit<br />

dem Auto ins Kloster. Nebenbei betreute er die<br />

Pferdezu<strong>ch</strong>t des Klosters und veröffentli<strong>ch</strong>te 1963<br />

das Bu<strong>ch</strong> «Tausend Jahre Pferdezu<strong>ch</strong>t Kloster<br />

Einsiedeln», das innerhalb weniger Jahre mehrere<br />

Auflagen erlebte. Dieses Bu<strong>ch</strong> war in gewissem<br />

Sinn die letzte Freude des ungemein begeisterungsfähigen<br />

und arbeitshungrigen Mannes.<br />

Auf Herbst 1964 s<strong>ch</strong>ied er aus dem Lehrkörper der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule aus und erhielt eine größere Aufgabe<br />

an der landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule. Aber bereits<br />

ab 15. März 1966 übernahm er zunä<strong>ch</strong>st aushilfsweise<br />

an der Stiftss<strong>ch</strong>ule wieder einen Teil seiner<br />

Fä<strong>ch</strong>er. Aus der Aushilfe wurde ein Dauerzustand.<br />

Bis Weihna<strong>ch</strong>ten des S<strong>ch</strong>uljahres 1973/74 hielt er<br />

dur<strong>ch</strong>. Dann mußte er aus gesundheitli<strong>ch</strong>en Gründen<br />

auss<strong>ch</strong>eiden. S<strong>ch</strong>on einige Jahre vorher hatte<br />

er s<strong>ch</strong>weren Herzens das Pfarrvikariat Willerzell<br />

ebenfalls aus gesundheitli<strong>ch</strong>en Gründen aufgeben<br />

müssen.<br />

Ohne Zweifel hat P. Albert der Stiftss<strong>ch</strong>ule große<br />

Dienste geleistet. Er war ein grundgütiger Mens<strong>ch</strong>,<br />

der jugendli<strong>ch</strong>en Übermut geduldig ertrug und bei<br />

Überbordungen die S<strong>ch</strong>uld bei si<strong>ch</strong> su<strong>ch</strong>te. Tief in<br />

seinem Herzen war er irgendwie immer selber<br />

jung geblieben. Sein Leben erinnert an ein Feuerwerk,<br />

das lange Zeit ein farbenprä<strong>ch</strong>tiges S<strong>ch</strong>auspiel<br />

bietet, dann aber ras<strong>ch</strong> an Kraft verliert, do<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> lange still weiterglimmt. Es war besonders<br />

tragis<strong>ch</strong>, daß der einst so lebensfreudige Mann immer<br />

mehr einer quälenden S<strong>ch</strong>wermut verfiel, in<br />

der ihm nur no<strong>ch</strong> sein uners<strong>ch</strong>ütterli<strong>ch</strong>er Glaube<br />

helfen konnte. Beispielhaft war der Eifer, mit dem<br />

er am gemeinsamen Gebet des Klosters teilnahm,<br />

bis es wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr ging. Gerade weil er<br />

dur<strong>ch</strong> viele Jahre hindur<strong>ch</strong> seine Kräfte sozusagen<br />

immer aushilfsweise und «au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>» der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

zur Verfügung gestellt hat, gebührt ihm<br />

unser aufri<strong>ch</strong>tiger Dank. Er ruhe im Frieden!<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Cyprian<br />

(Anton)<br />

Moser<br />

* 3. Juli 1904<br />

† 23. Oktober 1982<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1982/83<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Pater Dr. Cyprian Moser wurde am 3. Juli 1904 in<br />

Hitzkir<strong>ch</strong> LU geboren. Sein Vater war Landwirt<br />

auf einem der s<strong>ch</strong>önsten Höfe des Seetals und ein<br />

geradezu klassis<strong>ch</strong>er Luzerner Landpolitiker, der<br />

1911 in den Nationalrat gewählt wurde. Dementspre<strong>ch</strong>end<br />

nannte man die Familie in Hitzkir<strong>ch</strong><br />

einfa<strong>ch</strong> «s’Nationalroots». Es war eine große Gemeins<strong>ch</strong>aft:<br />

a<strong>ch</strong>t Söhne und eine Anzahl Kne<strong>ch</strong>te<br />

und Mägde. Anton – so hieß der spätere Pater<br />

Cyprian – war der fünfte Sohn. Selbstverständli<strong>ch</strong><br />

wurde er zu den landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeiten<br />

herangezogen, worauf er sein Leben lang stolz<br />

war.<br />

Na<strong>ch</strong> der Primars<strong>ch</strong>ule kam er im Krisenjahr 1917<br />

an die Stiftss<strong>ch</strong>ule in die erste Klasse, wo vor ihm<br />

s<strong>ch</strong>on sein älterer Bruder Franz Xaver und Jahre<br />

später au<strong>ch</strong> sein jüngster Bruder Max studiert<br />

haben. In der damaligen Feldmusik war er unter<br />

der Leitung des legendären Pater Damian Buck<br />

ein begeisterter Trompeter.<br />

Na<strong>ch</strong> seiner glänzenden Matura trat Anton Moser<br />

mit einer heute kaum glaubli<strong>ch</strong>en Anzahl von<br />

Klassenkameraden und Zuzüglern ins Kloster ein.<br />

Volle sieben Novizen begannen das Noviziat und<br />

blieben dem einges<strong>ch</strong>lagenen Weg ein Leben lang<br />

treu. Bei seiner Profeß, am 13. September 1926,<br />

erhielt Anton den Klosternamen Cyprian. Pater<br />

Cyprian hat alle seine Mitprofessen überlebt.<br />

Na<strong>ch</strong> seiner Primiz im Jahre 1930 bezog P. Cyprian<br />

die Universität Freiburg, wo er Jus studierte.<br />

Aber der äußerst hagere, langgewa<strong>ch</strong>sene junge<br />

Mann mußte s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> einem Jahr das Sanatorium<br />

Albula in Davos aufsu<strong>ch</strong>en. Zeitlebens hat er<br />

an den Folgen einer Lungenoperation gelitten.<br />

Aber er hielt dur<strong>ch</strong> und konnte in Freiburg mit<br />

dem Doktor abs<strong>ch</strong>ließen. Seine Dissertation über<br />

die kir<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Stellung der Pfarrei Einsiedeln<br />

ers<strong>ch</strong>ien als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Beilage zum<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t der Stiftss<strong>ch</strong>ule 1936/37. Seine Ansi<strong>ch</strong>ten<br />

wurden aber erst in den Siebzigerjahren<br />

verwirkli<strong>ch</strong>t.<br />

Als Lehrer an die Stiftss<strong>ch</strong>ule kam der junge Jurist<br />

infolge einer Kettenreaktion. Am letzten Oktobersonntag<br />

1936 war der no<strong>ch</strong> junge Chemielehrer, P.<br />

Dr. Ludwig Stutz, an einem perforierten Blinddarm<br />

gestorben. Infolgedessen mußte der Klassenlehrer<br />

der 4a, Pater Kanisius Zünd, die Universität<br />

Freiburg beziehen, um Chemie und Physik zu<br />

studieren (vgl. Jahresberi<strong>ch</strong>t 1976/77, S.54), und<br />

Pater Cyprian war es bes<strong>ch</strong>ieden, die Klasse 4a in<br />

den damals übli<strong>ch</strong>en Fä<strong>ch</strong>ern (Religion, Latein,<br />

Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> und Deuts<strong>ch</strong>) zu übernehmen. Infolge


seines Grundsatzes, si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts aus der<br />

Ruhe bringen zu lassen, meisterte er die Lage<br />

ausgezei<strong>ch</strong>net, so daß er auf das S<strong>ch</strong>uljahr 39/40<br />

zum Externenpräfekt ernannt wurde. Der bisherige<br />

Externenpräfekt Pater Ephrem Besmer, der Internenpräfekt<br />

geworden war, ertrug aber die Härten<br />

des neuen Postens gesundheitli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, so daß<br />

er zurücktreten mußte. An seine Stelle wurde Pater<br />

Cyprian berufen.<br />

Aber sein Herz ohne Arg und Fals<strong>ch</strong> wurde von<br />

den S<strong>ch</strong>ülern bald dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aut und mißbrau<strong>ch</strong>t.<br />

Die S<strong>ch</strong>üler gingen vor na<strong>ch</strong> dem Grundsatz: «Die<br />

beste Tarnung ist die Wahrheit.» Pater Cyprian<br />

glaubte einfa<strong>ch</strong> gewisse Wahrheiten ni<strong>ch</strong>t, die ihm<br />

die S<strong>ch</strong>üler völlig offen zugaben; er betra<strong>ch</strong>tete sie<br />

als unmögli<strong>ch</strong>, weil na<strong>ch</strong> der damaligen Hausordnung<br />

strenge Strafen auf bestimmten Verhaltensweisen<br />

standen. Pater Cyprians vornehme Einstellung<br />

traute seinen Leuten so etwas einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

zu.<br />

Es muß aber für ihn eine Erlösung gewesen sein,<br />

als auf das S<strong>ch</strong>uljahr 1942/43 der spätere Abt und<br />

Kardinal Benno Gut zum Präfekten des Internates<br />

berufen wurde. Pater Cyprian konnte si<strong>ch</strong> jetzt ungestört<br />

dem Kir<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t an der theologis<strong>ch</strong>en<br />

Hauslehranstalt widmen. Ein weiterer Arbeitsberei<strong>ch</strong><br />

war für ihn, die Re<strong>ch</strong>tsfragen der Klosterverwaltung<br />

mit großer Gewissenhaftigkeit zu betreuen.<br />

Unabsehbar ist au<strong>ch</strong> seine seelsorgli<strong>ch</strong>e Tätigkeit<br />

als Bei<strong>ch</strong>tvater im Dienste der Wallfahrt. Die<br />

Pfortenbrüder vermissen ihn sehr.<br />

Aber no<strong>ch</strong> einmal mußte er an der Stiftss<strong>ch</strong>ule in<br />

eine Lücke springen. Vom S<strong>ch</strong>uljahr 1951/52 bis<br />

1966/67 wurde er wieder Klassenlehrer in der 5.<br />

und 6. Klasse. Alle diese Jahre erteilte er das Fa<strong>ch</strong><br />

Latein, das ihm als Juristen natürli<strong>ch</strong> besonders<br />

gut lag. Die kleineren und größeren Bosheiten der<br />

S<strong>ch</strong>üler fo<strong>ch</strong>ten ihn dabei kaum an.<br />

Na<strong>ch</strong>dem er 1967 aus dem Lehrkörper ausges<strong>ch</strong>ieden<br />

war, bes<strong>ch</strong>äftigte er si<strong>ch</strong> intensiv mit seinen<br />

«angestammten» Arbeiten: Kir<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t, Verwaltung,<br />

Seelsorge im Bei<strong>ch</strong>tstuhl.<br />

Aber ziemli<strong>ch</strong> bald traten Krankheiten auf. Pater<br />

Cyprian erholte si<strong>ch</strong> immer wieder, aber seine<br />

Kräfte nahmen do<strong>ch</strong> stufenweise ab. Eine Aufgabe<br />

na<strong>ch</strong> der anderen mußte er aufgeben. Aber er trug<br />

alles ganz gelassen und mit vorbildli<strong>ch</strong>er Ruhe.<br />

Hö<strong>ch</strong>st erbauli<strong>ch</strong> war, wie er bis in seine letzten<br />

Tage am gemeinsamen Gebet des Klosters teilnahm.<br />

Verblieben ist ihm bis zum Ende seine<br />

trockene Gelassenheit und S<strong>ch</strong>lagfertigkeit.


Pater Cyprian war von seinem Können überzeugt,<br />

aber es war eine liebenswürdige Überzeugung. Er<br />

hatte Freude, wenn die Mitbrüder ihn «ho<strong>ch</strong>nahmen»,<br />

und wurde kaum je aus der Fassung gebra<strong>ch</strong>t.<br />

Am 23. Oktober 1982 ist sein Leben wirkli<strong>ch</strong> friedli<strong>ch</strong><br />

und kaum merkli<strong>ch</strong> erlos<strong>ch</strong>en. In der klösterli<strong>ch</strong>en<br />

Gemeins<strong>ch</strong>aft vermissen wir ihn. Er ruhe<br />

im Frieden Gottes!<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Johann Baptist<br />

(Bernhard)<br />

Bolliger<br />

* 22. Mai 1902<br />

† 7. Februar 1983<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1982/83<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Pater Johann Baptist Bolliger wurde am 22. Mai<br />

1902 in Cham ZG als Sohn einer einfa<strong>ch</strong>en Arbeiterfamilie<br />

geboren. In der Taufe erhielt er den Namen<br />

Bernhard. Als 1919 sein Vater starb, war es<br />

für seine Mutter in den damaligen Zeiten keine<br />

einfa<strong>ch</strong>e Aufgabe, si<strong>ch</strong> und die vier Kinder dur<strong>ch</strong>zubringen.<br />

Aber die tapfere Frau hat ihre Aufgabe<br />

hervorragend gemeistert. An die Stiftss<strong>ch</strong>ule kam<br />

Bernhard im Herbst 1917 in die 3. Klasse. Zu Hause<br />

hatte ihm Kaplan Elsener während der Sekundars<strong>ch</strong>ule<br />

Latein- und Klavierunterri<strong>ch</strong>t erteilt.<br />

Diese beiden Fä<strong>ch</strong>er sollten sein Leben weitestgehend<br />

bestimmen.<br />

Als Stiftss<strong>ch</strong>üler eroberte er si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> weitere Instrumente,<br />

nämli<strong>ch</strong> Orgel und Brats<strong>ch</strong>e. Die Orgel<br />

wurde sozusagen sein S<strong>ch</strong>icksal; viele Jahre spielte<br />

er im Stiftsor<strong>ch</strong>ester au<strong>ch</strong> Brats<strong>ch</strong>e.<br />

Na<strong>ch</strong> der Matura 1923 trat Bernhard mit zwei<br />

Klassenkameraden ins Kloster ein. In der Profeß<br />

erhielt er den Namen Johann Baptist. No<strong>ch</strong> während<br />

seines Studiums an der theologis<strong>ch</strong>en Hauslehranstalt<br />

wurde ihm zugemutet, Pater Stephan<br />

Koller und Pater Otto Rehm, die zur kir<strong>ch</strong>enmusikalis<strong>ch</strong>en<br />

Ausbildung na<strong>ch</strong> Mün<strong>ch</strong>en ges<strong>ch</strong>ickt<br />

worden waren, au<strong>ch</strong> bei großen Ämtern an der<br />

Orgel zu ersetzen. Er konnte diese Aufgabe nur<br />

dur<strong>ch</strong> eisernes und beständiges Üben an der Orgel<br />

erfüllen. Au<strong>ch</strong> dieser Zug ist ihm sein Leben lang<br />

geblieben.<br />

Na<strong>ch</strong> seiner Primiz 1928 wurde Pater Johann<br />

Baptist, der eher von s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>er Gesundheit war<br />

und mit einer ganz leisen Stimme redete, versu<strong>ch</strong>sweise<br />

für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in den unteren Klassen<br />

sowie für Bu<strong>ch</strong>haltung in der vierten Klasse eingesetzt.<br />

S<strong>ch</strong>on vom ersten Jahre an unterri<strong>ch</strong>tete er<br />

au<strong>ch</strong> in Klavier und Orgel. Im zweiten Jahr vertraute<br />

man ihm au<strong>ch</strong> die Mathematik in den untersten<br />

zwei Klassen an. Im dritten Jahr, 1930/31,<br />

erkrankte er im Winterhalbjahr und mußte aussetzen<br />

bis zum Beginn des S<strong>ch</strong>uljahres 1931/32.<br />

Pater Johann Baptist blieb der S<strong>ch</strong>ule treu von<br />

1928 bis 1979. In seinem Einsatz spiegelt si<strong>ch</strong> ihre<br />

Entwicklung ziemli<strong>ch</strong> genau. Als er in den Lehrkörper<br />

eintrat, erteilte der Klassenlehrer in den<br />

unteren Klassen no<strong>ch</strong> in einer Person die meisten<br />

und wi<strong>ch</strong>tigsten Fä<strong>ch</strong>er, ein Zustand, der neuestens<br />

aus pädagogis<strong>ch</strong>en Gründen wieder angestrebt<br />

wird. Statt «tempora mutantur» könnte<br />

man heute au<strong>ch</strong> sagen «tempora circumeunt». So<br />

war Pater Baptist von 1931 bis 1939 Klassenlehrer,<br />

abwe<strong>ch</strong>slungsweise in der 1. und 2. Klasse, mit<br />

den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein und Deuts<strong>ch</strong>. Von


1939 bis 1962 führte er alternierend die 3. und 4.<br />

Klasse, mit den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein und<br />

Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>. Das S<strong>ch</strong>uljahr 1949/50 bra<strong>ch</strong>te ihm<br />

das neue Zusatzfa<strong>ch</strong> Musikästhetik, das einige<br />

Jahre zuvor eingeführt worden war. Er behielt<br />

dies bis zum S<strong>ch</strong>uljahr 1969/70.<br />

Von 1962 an erteilt Pater Johann Baptist no<strong>ch</strong><br />

gelegentli<strong>ch</strong> das Fa<strong>ch</strong> Latein oder Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> in<br />

der 3. oder 4. Klasse. Na<strong>ch</strong>her wird Musik als<br />

Wahlmaturafa<strong>ch</strong> eingeführt, wobei Pater Johann<br />

Baptist no<strong>ch</strong> drei S<strong>ch</strong>uljahre mitwirkt. Ein paar<br />

Jahre lang erteilt er no<strong>ch</strong> einen Freikurs in Stenographie.<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> bleibt während der letzten<br />

zwei Jahre no<strong>ch</strong> der Klavierunterri<strong>ch</strong>t. Während<br />

des S<strong>ch</strong>uljahres 1978/79 ersu<strong>ch</strong>te er s<strong>ch</strong>weren<br />

Herzens um sein endgültiges Auss<strong>ch</strong>eiden aus der<br />

S<strong>ch</strong>ultätigkeit. Es war ein großes Opfer; seine Finger<br />

gehor<strong>ch</strong>ten ni<strong>ch</strong>t mehr!<br />

Er konnte ni<strong>ch</strong>t mehr Klavier und Orgel spielen,<br />

nur no<strong>ch</strong> hören. Seine Kräfte nahmen zusehends<br />

ab. Im Herbst 1982 traf ihn ein S<strong>ch</strong>laganfall, von<br />

dem er si<strong>ch</strong> im Regionalspital no<strong>ch</strong> einmal etwas<br />

erholte. Aber zu Beginn des neuen Jahres mußte<br />

er erneut ins Krankenhaus eingeliefert werden, wo<br />

er am 7. Februar 1983 von uns ges<strong>ch</strong>ieden ist.<br />

Pater Johann Baptist war Autodidakt; erst in den<br />

Dreißigerjahren war es ihm vergönnt, seine Orgelkenntnisse<br />

bei Karl Matthaei in Winterthur zu<br />

erweitern und zu vertiefen. Feinfühlig und eigenwillig<br />

von Charakter, litt er einerseits unter anderen<br />

musikalis<strong>ch</strong>en Auffassungen, ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> aber<br />

nie kostbar, wenn von ihm ein Dienst verlangt<br />

wurde. Gerne verweilte er in gemütli<strong>ch</strong>em Kreise<br />

und trug dur<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>en träfen Spru<strong>ch</strong> zur Unterhaltung<br />

bei. Eine unabsehbare Anzahl von dankbaren<br />

S<strong>ch</strong>ülern wurde von ihm mit unglaubli<strong>ch</strong>er<br />

Geduld in das Klavier- und Orgelspiel eingeführt.<br />

Ein halbes Jahrhundert lang hat Pater Johann<br />

Baptist tatkräftig mitgewirkt, um die musikalis<strong>ch</strong>e<br />

Tradition der Stiftss<strong>ch</strong>ule weiterzuführen.<br />

Das Leben des lieben Verstorbenen ers<strong>ch</strong>öpfte<br />

si<strong>ch</strong> aber ni<strong>ch</strong>t in Musik und Unterri<strong>ch</strong>t. Er war<br />

au<strong>ch</strong> von ganzem Herzen gewissenhafter Seelsorger,<br />

der viel in den Bei<strong>ch</strong>tstuhl und sonntags gerne<br />

auf Aushilfe in vers<strong>ch</strong>iedene Pfarreien ging. Er<br />

bereitete seine sehr inhaltsrei<strong>ch</strong>en Predigten<br />

äußerst gewissenhaft vor. In seinen Mußestunden<br />

las er Bü<strong>ch</strong>er über Bü<strong>ch</strong>er, so daß er au<strong>ch</strong> in moderner<br />

Literatur sehr bes<strong>ch</strong>lagen war. Aber all das<br />

ges<strong>ch</strong>ah ganz unmerkli<strong>ch</strong> und sozusagen verborgen.<br />

Er ruhe im Frieden Gottes!<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Hugo<br />

(Otto)<br />

Sander<br />

* 28. Juni 1900<br />

† 14. November 1983<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1983/84<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Pater Hugo Sander wurde als Otto Sander am 28.<br />

Juni 1897 in Winterthur geboren. Sein Vater war<br />

ein Südtiroler, seine Mutter eine Nordtirolerin. Es<br />

mag sein, daß diese Herkunft sein Wesen tief<br />

geprägt hat.<br />

Das Gymnasium begann er in Winterthur und<br />

setzte es von der 3. Klasse an 1916 an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

fort; er s<strong>ch</strong>loß 1922 mit der Matura ab.<br />

Na<strong>ch</strong> der Matura begann er zusammen mit drei<br />

Kameraden, den späteren Patres Dominik Wiget,<br />

Urs Fis<strong>ch</strong>er und Ephrem Besmer das Noviziat und<br />

legte am 12. September 1923 die erste Profeß ab.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Studium der Theologie an der theologis<strong>ch</strong>en<br />

Hauslehranstalt des Klosters wurde er am<br />

11. Juni 1927 zum Priester geweiht.<br />

Na<strong>ch</strong> seiner Primiz wurde Pater Hugo an die<br />

Universität Padua gesandt. weil er als Lehrer am<br />

Collegio Papio in Ascona wirken sollte. Das Kloster<br />

hatte si<strong>ch</strong> auf dringendes Bitten des Apostolis<strong>ch</strong>en<br />

Administrators von Lugano, Bis<strong>ch</strong>of Aurelio<br />

Bacciarini, ents<strong>ch</strong>lossen, das völlig zerfallene Collegio<br />

instandzustellen und 1927 als private Mittels<strong>ch</strong>ule<br />

wieder zu eröffnen.<br />

Pater Hugo begann seine Lehrtätigkeit im Herbst<br />

1930, und zwar hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> im Fa<strong>ch</strong> Zei<strong>ch</strong>nen.<br />

Die Theatertradition der Stiftss<strong>ch</strong>ule veranlaßte<br />

die S<strong>ch</strong>ulleitung, au<strong>ch</strong> in Ascona das S<strong>ch</strong>ultheater<br />

zu pflegen. Pater Hugo entledigte si<strong>ch</strong> dieser Aufgabe<br />

mit außerordentli<strong>ch</strong>em Erfolg. Er durfte 1952<br />

als Delegierter der italienis<strong>ch</strong>en und französis<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>weiz an einer Tagung der Unesco in Paris teilnehmen,<br />

an der die Bedeutung des Theaters für<br />

die Jugend behandelt wurde. Seit 1932 erteilte Pater<br />

Hugo au<strong>ch</strong> Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te im Seminar zu Lugano.<br />

Er weilte 1954-56 für kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Studien wieder in Padua und kehrte 1956 ins Heimatkloster<br />

zurück.<br />

Hier wirkte er bis 1966 als Lehrer für Zei<strong>ch</strong>nen<br />

und Italienis<strong>ch</strong> an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Die alemannis<strong>ch</strong>e<br />

Art der S<strong>ch</strong>üler, die ihm viel zu bedä<strong>ch</strong>tig und<br />

rationalistis<strong>ch</strong> war, ma<strong>ch</strong>te seinem Temperament<br />

s<strong>ch</strong>wer zu s<strong>ch</strong>affen. Die Ans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>keit seiner<br />

Verglei<strong>ch</strong>e mit den Vorzügen der Tessiner Jugend<br />

erheiterte seine dummen S<strong>ch</strong>üler meistens.<br />

Pater Hugo war künstleris<strong>ch</strong> sehr begabt und<br />

seinen eigenen Leistungen gegenüber hö<strong>ch</strong>st kritis<strong>ch</strong><br />

eingestellt, so daß er ni<strong>ch</strong>t auf das Produzieren<br />

verfiel. Er erlebte die Welt mit den Augen und<br />

konnte ni<strong>ch</strong>t begreifen, daß andere ni<strong>ch</strong>t alles<br />

sahen, was er sah. Rationalismus lag ihm ni<strong>ch</strong>t, er<br />

s<strong>ch</strong>wor auf die Intuition.


Zu lange hatte er im italienis<strong>ch</strong>en Kulturberei<strong>ch</strong><br />

gelebt, als daß er nördli<strong>ch</strong> der Alpen no<strong>ch</strong> hätte<br />

Wurzeln s<strong>ch</strong>lagen können. So weilte er von 1966<br />

an no<strong>ch</strong> einmal in Padua, bis er s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> 1976<br />

heimkehrte. Der einst so lei<strong>ch</strong>t erregbare Mann<br />

wurde immer friedli<strong>ch</strong>er und ruhiger, bis er na<strong>ch</strong><br />

ganz allmähli<strong>ch</strong>em Kräftezerfall am 14. November<br />

1983 starb. Wir hoffen, dass seine Sehnsu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong><br />

dem S<strong>ch</strong>önen nun gestillt ist. Er ruhe im Frieden.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Patrick<br />

(Marcel)<br />

Steiner<br />

* 03. November 1909<br />

† 20. Juli 1984<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1984/85<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Pater Patrick Steiner wurde am 3. November 1909<br />

in Züri<strong>ch</strong> geboren und erhielt in der Taufe den<br />

Namen Marcel. Sein Vater war Elektroingenieur,<br />

seine Mutter eine Wallonin französis<strong>ch</strong>er Mutterspra<strong>ch</strong>e.<br />

Der in Uster heimatbere<strong>ch</strong>tigte Vater<br />

mußte aus berufli<strong>ch</strong>en Gründen den Wohnsitz der<br />

Familie öfters ins Ausland verlegen. Na<strong>ch</strong> Marcels<br />

Geburt ließ er si<strong>ch</strong> dauernd in Oerlikon nieder.<br />

Als der Vater 1920 früh gestorben war, gab die<br />

Mutter ihren se<strong>ch</strong>s Kindern eine sehr sorgfältige<br />

Erziehung und ließ ihnen eine gute S<strong>ch</strong>ulbildung<br />

zuteil werden. Im Herbst 1922 bezog Marcels Bruder<br />

Rudolf die Stiftss<strong>ch</strong>ule, 1924 folgte ihm Marcel.<br />

Als Gymnasiast war Marcel eine sehr gepflegte,<br />

sportli<strong>ch</strong>e Ers<strong>ch</strong>einung; er legte großen Wert auf<br />

gute Manieren, zei<strong>ch</strong>nete si<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>ule und<br />

im Sport aus und erteilte – wie es damals übli<strong>ch</strong><br />

war – als S<strong>ch</strong>üler der obersten Klassen den untersten<br />

Klassen Turnunterri<strong>ch</strong>t.<br />

Na<strong>ch</strong> der Matura trat er im Herbst 1932 ins Kloster<br />

ein und erhielt bei der einfa<strong>ch</strong>en Profeß den<br />

Klosternamen Patrick. Na<strong>ch</strong> der theologis<strong>ch</strong>en<br />

Ausbildung feierte er am 30. Mai 1937 seine Primiz.<br />

Pater Patrick war anfängli<strong>ch</strong> für das Collegio Papio<br />

in Ascona vorgesehen, das unser Kloster damals<br />

führte, und studierte an der Universität La<br />

Sapienza in Rom ein Jahr Mathematik, setzte aber<br />

diese Studien na<strong>ch</strong>her in Freiburg fort. Um den<br />

plötzli<strong>ch</strong> mitten während des S<strong>ch</strong>uljahres 1939/40<br />

s<strong>ch</strong>wer erkrankten Mathematiklehrer Pater Pirmin<br />

Vetter zu vertreten, mußte er das Studium für<br />

einige Zeit unterbre<strong>ch</strong>en, um in den obersten<br />

Klassen einzuspringen, was keine lei<strong>ch</strong>te Aufgabe<br />

war. Da sein Professor an die ETH hinüberwe<strong>ch</strong>selte,<br />

kam er ni<strong>ch</strong>t mehr dazu, seine angefangene<br />

Dissertation innert nützli<strong>ch</strong>er Frist abzus<strong>ch</strong>ließen.<br />

Im Herbst 1943 begann seine eigentli<strong>ch</strong>e Lehrtätigkeit<br />

an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Sie dauerte bis 1961.<br />

Pater Patrick erteilte in den oberen und mittleren<br />

Klassen Mathematik und in den mittleren Klassen<br />

Französis<strong>ch</strong>. Vermutli<strong>ch</strong> war der Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t<br />

ihm besser gelegen als die Mathematik.<br />

Im Unterri<strong>ch</strong>t legte Pater Patrick betont großen<br />

Wert auf spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Korrektheit und gepflegte<br />

Umgangsformen. Ni<strong>ch</strong>t alle S<strong>ch</strong>üler s<strong>ch</strong>ätzten<br />

seine entspre<strong>ch</strong>enden Bemerkungen, so dass<br />

teilweise heftige Spannungen und Abwehrhaltungen<br />

auftraten. Er wirkte unter Umständen sehr<br />

aristokratis<strong>ch</strong>. Gere<strong>ch</strong>terweise muß man aber


au<strong>ch</strong> sagen, dass andere S<strong>ch</strong>üler sehr positiv<br />

reagierten. Auf jeden Fall gehörte Pater Patrick zu<br />

den unverwe<strong>ch</strong>selbaren Gestalten des S<strong>ch</strong>ulkörpers<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Gerade wegen seines vornehmen<br />

Wesens und seiner Spra<strong>ch</strong>kenntnisse<br />

wurde er im Herbst 1947 zum zweiten Gastpater<br />

ernannt; im Herbst 1956 übernahm er das Amt<br />

des Kü<strong>ch</strong>enmeisters und damit die Aufgabe des<br />

ersten Gastpaters. In diesem Amt sagten ihm die<br />

Verwaltungsaufgaben weniger zu als der Umgang<br />

mit den Gästen. Sein großes Verdienst ist die<br />

Restauration des klösterli<strong>ch</strong>en Refektoriums.<br />

Wegen der großen Arbeit s<strong>ch</strong>ied er na<strong>ch</strong> dem<br />

S<strong>ch</strong>uljahr 1960/61 aus dem Lehrkörper der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

aus.<br />

Von 1964 bis zu seinem Tode am 21. Juli 1984<br />

versah Pater Patrick die Stelle eines zweiten Spirituals<br />

im Institut Menzingen. Besonders widmete<br />

er si<strong>ch</strong> den alten und kranken S<strong>ch</strong>western.<br />

Die Seelsorge war eigentli<strong>ch</strong> immer sein Herzensanliegen.<br />

Er predigte gerne und gehaltvoll; zahlrei<strong>ch</strong><br />

sind seine Beiträge in den Neuen Zür<strong>ch</strong>er<br />

Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten zu den Sonntagen. Sein plötzli<strong>ch</strong>er<br />

Tod infolge eines völlig unerwarteten Herzinfarktes<br />

riß ihn mitten aus dieser Tätigkeit heraus.<br />

Popularität bedeutete ihm wenig, er wollte dur<strong>ch</strong><br />

gediegene Distanz wirken.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Hubert<br />

(Fridolin)<br />

Merki<br />

* 23. November 1913<br />

† 2. April 1985<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1984/85<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Obwohl der Kräftezerfall dies s<strong>ch</strong>on längere Zeit<br />

vermuten ließ, traf der Tod Pater Hubert Merki<br />

am 2. April 1985 do<strong>ch</strong> unerwartet ras<strong>ch</strong>, Pater Hubert<br />

gehörte jahrzehntelang zu den kennzei<strong>ch</strong>nenden<br />

Gestalten der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />

Fridolin Merki wurde am 23. November 1913 zu<br />

Zeiningen im Fricktal geboren. Sein Vater war<br />

Lehrer und siedelte offenbar bald na<strong>ch</strong> Fridolins<br />

Geburt na<strong>ch</strong> Oberlunkhofen über, wo er während<br />

34 Jahren als ho<strong>ch</strong>angesehener Lehrer wirkte. Im<br />

Kreise von drei Brüdern erlebte Fridolin eine<br />

s<strong>ch</strong>öne und immer s<strong>ch</strong>ulnahe Jugend.<br />

Aus der Bezirkss<strong>ch</strong>ule Bremgarten we<strong>ch</strong>selte er im<br />

Herbst 1928 in die dritte Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

über. Im Jahr 1934 trat er na<strong>ch</strong> der Matura ins<br />

Kloster ein. Bei seiner Profeß erhielt er den Klosternamen<br />

Hubert.<br />

Na<strong>ch</strong> damaliger Übung wurde Pater Hubert im<br />

S<strong>ch</strong>uljahr 1939/40 Klassenlehrer der 2b und übernahm<br />

als Unterpräfekt das sogenannte Neue Museum,<br />

d.h. die besondere Betreuung der 1. und 2.<br />

Klasse des Internates. Auf das S<strong>ch</strong>uljahr 1945/46<br />

wurde ihm die Vizepräfektur des Internates anvertraut;<br />

die Führung der Lehrmittelverwaltung, die<br />

übli<strong>ch</strong>erweise mit dieser Aufgabe verbunden war,<br />

hatte er s<strong>ch</strong>on früher übernommen.<br />

Vom Herbst 1947 an bis Sommer 1951 studierte er<br />

an den Universitäten Freiburg und Bern klassis<strong>ch</strong>e<br />

Philologie und Patristik. Obwohl seine Studien<br />

dur<strong>ch</strong> den We<strong>ch</strong>sel der Professoren ers<strong>ch</strong>wert<br />

wurden, doktorierte er na<strong>ch</strong> a<strong>ch</strong>t Semestern mit<br />

einer hervorragenden Dissertation mit dem Titel<br />

«Homoiosis Theo» (Gottanglei<strong>ch</strong>ung), wel<strong>ch</strong>e dieses<br />

Motiv von Platon bis Gregor von Nyssa untersu<strong>ch</strong>te.<br />

Die Dissertation fand verdientermaßen<br />

sehr hohe Anerkennung. An der Universität bahnten<br />

si<strong>ch</strong> viele Freunds<strong>ch</strong>aften an, vor allem aus<br />

den Kreisen des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Studentenvereins.<br />

Diese Freunds<strong>ch</strong>aften bildeten in Zukunft<br />

einen wesentli<strong>ch</strong>en Bestandteil seines Lebens. Bis<br />

zu seinem Tode wird er si<strong>ch</strong> tatkräftig für die Corvina<br />

(Sektion des StV an der Stiftss<strong>ch</strong>ule) und<br />

ihren Altherrenverband einsetzen. Das Studentenfest<br />

1984 in Einsiedeln war einer seiner letzten<br />

Freudentage in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t. Na<strong>ch</strong> seiner Rückkehr<br />

an die Stiftss<strong>ch</strong>ule 1951 übernahm er nun die<br />

Fä<strong>ch</strong>er Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> und Latein in den mittleren<br />

und oberen Klassen. Von 1952 bis 1959 betreute er<br />

wiederum die Vizepräfektur des Internates.<br />

Na<strong>ch</strong> seiner Entlastung von diesem Posten widmete<br />

er si<strong>ch</strong> ganz der S<strong>ch</strong>ule. Aber na<strong>ch</strong> dem<br />

plötzli<strong>ch</strong>en Tode des damaligen Externenpräfek-


ten Pater Cölestin Merkt im Oktober 1967 erhielt<br />

er das Amt eines Externenpräfekten, mit dem er<br />

si<strong>ch</strong> völlig identifizierte. Unter seiner Amtszeit<br />

ma<strong>ch</strong>te das Externat eine unglaubli<strong>ch</strong>e Entwicklung<br />

dur<strong>ch</strong>. Er begann mit 38 Externen. Das Externat<br />

war zu dieser Zeit no<strong>ch</strong> eine klar übers<strong>ch</strong>aubare<br />

Familie. Im S<strong>ch</strong>uljahr 1970/71 wurden<br />

die ersten 7 Mäd<strong>ch</strong>en aufgenommen, und das Externat<br />

war auf 80 S<strong>ch</strong>üler angestiegen. Auf das<br />

glei<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>uljahr wurde der neue Rekreationssaal<br />

für das Externat eingeweiht, wofür si<strong>ch</strong> Pater Hubert<br />

sehr eingesetzt hatte. Im Jahre 1972/73, als<br />

die neue Mittels<strong>ch</strong>ulgesetzgebung des Kantons in<br />

Kraft trat, zählte die S<strong>ch</strong>ule 123 Externe. Im Jahresberi<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>rieb der damalige Senior: «Daß in<br />

einer sol<strong>ch</strong> großen Gruppe der Familien<strong>ch</strong>arakter<br />

der früheren Jahre verlorengeht. ist ni<strong>ch</strong>t zu verhindern.»<br />

Als Pater Hubert am Ende des S<strong>ch</strong>uljahres<br />

77/78 die Externenpräfektur verließ, zählte<br />

das Externat 199 S<strong>ch</strong>üler, das Internat 188. Pater<br />

Hubert su<strong>ch</strong>te trotzdem mit allen Kräften, den<br />

Familien<strong>ch</strong>arakter des Externates festzuhalten.<br />

Seine Verdienste um das Externat sind ohne Zweifel<br />

sehr groß, au<strong>ch</strong> wenn die Entwicklung die Bedeutung<br />

der Begriffe Internat und Externat relativiert<br />

hat. An ihre Stelle ist immer mehr die Einheit<br />

der Klasse getreten.<br />

Na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>uljahr 1977/78 übernahm Pater Hubert<br />

die Stelle eines Pfarrvikars von Euthal. die er<br />

bis zu seinem Tode betreute. Au<strong>ch</strong> von dort aus<br />

stand er in lebhafter Beziehung zu seinen ehemaligen<br />

S<strong>ch</strong>ülern und Freunden.<br />

Es ist ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t, Pater Hubert zusammenfassend<br />

zu <strong>ch</strong>arakterisieren. Er besaß auf seinem Fa<strong>ch</strong>gebiet<br />

ein umfassendes Wissen, das er au<strong>ch</strong> sehr gut<br />

zu vermitteln wußte. Seine Grundhaltung gegenüber<br />

den S<strong>ch</strong>ülern war von großem Wohlwollen<br />

und Entgegenkommen gekennzei<strong>ch</strong>net, das allerdings<br />

au<strong>ch</strong> die entspre<strong>ch</strong>ende Antwort von seiten<br />

des S<strong>ch</strong>ülers erwartete. Falls dies ni<strong>ch</strong>t zutraf, entstanden<br />

Spannungen. Dies um so mehr, als Pater<br />

Hubert sein Wohlwollen sehr stark persönli<strong>ch</strong> erlebte,<br />

wie seine vielen Freunds<strong>ch</strong>aften zeigen.<br />

S<strong>ch</strong>merzli<strong>ch</strong> litt er darunter, wenn er si<strong>ch</strong> mißverstanden<br />

fühlte, wenn seine Güte ni<strong>ch</strong>t erwidert<br />

oder sogar mißbrau<strong>ch</strong>t wurde.<br />

Die Stärke Pater Huberts, nämli<strong>ch</strong> sein großes<br />

Vertrauen gegenüber den S<strong>ch</strong>ülern, war au<strong>ch</strong> seine<br />

S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e; diese seine persönli<strong>ch</strong>e Einstellung<br />

hat ihn immer wieder zu großen Leistungen angetrieben,<br />

und die Stiftss<strong>ch</strong>ule ist ihm zu großem<br />

Dank verpfli<strong>ch</strong>tet.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Philipp<br />

(Gottfried)<br />

Gut<br />

* 13. Mai 1901<br />

† 1. Februar 1987<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1986/87<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Am 1. Februar 1987 ist Pater Dr. Philipp Gut im<br />

hohen Alter von beinahe 87 Jahren gestorben. Obwohl<br />

er s<strong>ch</strong>on seit Jahren gesundheitli<strong>ch</strong> sehr ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t<br />

war, überras<strong>ch</strong>te uns sein Tod, hatte er<br />

do<strong>ch</strong> das Na<strong>ch</strong>tessen vorher no<strong>ch</strong> in der klösterli<strong>ch</strong>en<br />

Gemeins<strong>ch</strong>aft eingenommen.<br />

Gottfried Gut wurde am 13. Mai 1901 zu Reiden<br />

LU als Sohn eines Lehrers geboren. Die energis<strong>ch</strong>e<br />

aber sehr gütige Mutter führte eine Pension, um<br />

die finanzielle Lage zu verbessern und ihren drei<br />

Buben das Studium zu ermögli<strong>ch</strong>en. Sein um vier<br />

Jahre älterer Bruder Walter war 1912 in die 5.<br />

Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule eingetreten; der jüngere<br />

Gottfried folgte ihm 1914 in die 2. Klasse. Wie sein<br />

Bruder, der spätere Abt, Abt Primas und Kardinal<br />

Benno Gut. bestand er 1921 eine glänzende Matura.<br />

Na<strong>ch</strong> der Matura trat er ins Kloster ein und<br />

erhielt bei der Profeß 1922 den Klosternamen Philipp.<br />

Seine theologis<strong>ch</strong>en Studien bestritt er im<br />

Kloster und in Rom, wo er sie 1947 mit dem Doktorat<br />

abs<strong>ch</strong>loß.<br />

Im Herbst 1927 übernahm Pater Philipp an der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule das Fa<strong>ch</strong> Italienis<strong>ch</strong>. Aber bereits<br />

na<strong>ch</strong> einem Semester wurde er wieder na<strong>ch</strong> Italien<br />

versetzt und nahm im Herbst 1928 seine Lehrtätigkeit<br />

am Collegio Papio in Ascona auf, wel<strong>ch</strong>es<br />

das Kloster Einsiedeln kurz vorher auf dringende<br />

Bitten des Bis<strong>ch</strong>ofs Aurelio Bacciarini übernommen<br />

hatte.<br />

Von 1928 bis 1955 wirkte er in Ascona als Lehrer,<br />

als Präfekt und von 1938 bis 1954 als Rektor und<br />

s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> als Hausoberer.<br />

Auf Bitten des Klosters Mariastein übernahm Pater<br />

Philipp 1955 die Fä<strong>ch</strong>er Latein, Italienis<strong>ch</strong> und<br />

Philosophie am Kollegium Karl Borromäus in Altdorf<br />

UR, zuglei<strong>ch</strong> aber au<strong>ch</strong> an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

Italienis<strong>ch</strong>.<br />

1957 kam er ins Kloster zurück und wurde zum<br />

Brüderinstruktor ernannt. Dieses wi<strong>ch</strong>tige Amt<br />

versah er bis 1974. Zuglei<strong>ch</strong> übernahm er mehr<br />

Fä<strong>ch</strong>er an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, vor allem Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong><br />

und Musik, von 1961 an au<strong>ch</strong> Latein. Von 1962 an<br />

übernahm er sogar den Posten eines Klassenlehrers<br />

in der 5. oder 6. Klasse, und zwar bis 1972. Er<br />

blieb aber au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> weiterhin der S<strong>ch</strong>ule treu bis<br />

zum S<strong>ch</strong>uljahr 1979/80, wo er zum letzten Mal<br />

zwei S<strong>ch</strong>üler aus dem Tessin im Fa<strong>ch</strong> Italienis<strong>ch</strong><br />

zur Matura führte.<br />

Pater Philipp war ein strenger und fordernder<br />

Lehrer. Seine im Grunde genommen sehr gütige<br />

Art verbarg er beinahe ängstli<strong>ch</strong> hinter einem ganz


ewußten Ernst. Wer ihn allerdings näher kannte,<br />

wußte, dass er au<strong>ch</strong> sehr heiter sein konnte. Diese<br />

Eigens<strong>ch</strong>aft bes<strong>ch</strong>ränkte si<strong>ch</strong> aber auf einen kleinen<br />

Kreis von guten Freunden.<br />

Pater Philipp forderte ni<strong>ch</strong>t nur, er gab au<strong>ch</strong>. Er<br />

besaß eine beneidenswert umfassende Bildung,<br />

besonders in italienis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e, Literatur und<br />

Kultur, er liebte das klassis<strong>ch</strong>e Altertum. Seine<br />

Gewissenhaftigkeit erlaubte es ihm aber ni<strong>ch</strong>t, eine<br />

Klasse im Fa<strong>ch</strong> Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> zur Matura zu führen.<br />

Geprägt war Pater Philipp au<strong>ch</strong> von einer<br />

selbstverständli<strong>ch</strong>en Frömmigkeit, die gar ni<strong>ch</strong>ts<br />

Süßli<strong>ch</strong>es an si<strong>ch</strong> hatte. Am klösterli<strong>ch</strong>en Gemeins<strong>ch</strong>aftsleben<br />

nahm er bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> bis zu seinem<br />

letzten Lebenstage teil.<br />

Während 53 Jahren hat Pater Philipp an den<br />

S<strong>ch</strong>ulen des Klosters gewirkt: 29 Jahre in Ascona<br />

und 24 Jahre an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. In Ascona war er<br />

Rektor, an der Stiftss<strong>ch</strong>ule einfa<strong>ch</strong>er Lehrer, als<br />

Mens<strong>ch</strong> und Mön<strong>ch</strong> ist er si<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> geblieben.<br />

Wir wollen ihm für Tat und Beispiel danken. Der<br />

Herr gebe ihm die ewige Ruhe.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Leo<br />

(Edwin)<br />

Helbling<br />

* 30. März 1901<br />

† 3. Oktober 1987<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1987/88<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

In seinem 87. Lebensjahr ist Pater Dr. Leo Helbling<br />

am 3. Oktober 1987 kurz na<strong>ch</strong> dem Na<strong>ch</strong>tessen,<br />

an dem er teilgenommen hatte, infolge eines<br />

S<strong>ch</strong>laganfalles gestorben. Mit ihm hat uns eine bemerkenswerte<br />

Gestalt verlassen.<br />

Edwin Helbling wurde am 30. März 1901 in St.<br />

Gallen geboren. Mit seinen vier S<strong>ch</strong>western erlebte<br />

der sehr begabte und gewandte Knabe eine<br />

s<strong>ch</strong>öne Jugendzeit. Na<strong>ch</strong> der Primars<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>te<br />

er die katholis<strong>ch</strong>e Kantonsreals<strong>ch</strong>ule in den<br />

Klostergebäuden von St. Gallen. Na<strong>ch</strong>dem er dort<br />

in die Anfangsgründe des Lateins eingeführt<br />

worden war, we<strong>ch</strong>selte er einige Wo<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong><br />

Ausbru<strong>ch</strong> des Ersten Weltkrieges an die Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

Einsiedeln hinüber. Viellei<strong>ch</strong>t war sein<br />

Interesse an Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an diesem We<strong>ch</strong>sel von<br />

einer S<strong>ch</strong>ule im Klostergebäude an eine S<strong>ch</strong>ule in<br />

einem eigentli<strong>ch</strong>en Kloster s<strong>ch</strong>uld. Die Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

dur<strong>ch</strong>lief er glänzend und zei<strong>ch</strong>nete si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

umfassende Interessen aus. Besonders hatten es<br />

ihm die Strei<strong>ch</strong>instrumente angetan. Na<strong>ch</strong> seiner<br />

Matura im Jahre 1921 trat er ins Kloster ein, wo er<br />

ein Jahr später den Klosternamen Leo erhielt.<br />

Na<strong>ch</strong> seinem Theologiestudium und seiner Primiz<br />

1926 wurde er sofort zum Studium der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

an die Universität Freiburg ges<strong>ch</strong>ickt. denn es<br />

bestand offenbar bei der Klosterleitung kein Zweifel.<br />

dass der junge Pater für die Stiftss<strong>ch</strong>ule sozusagen<br />

vorherbestimmt sei.<br />

Auf den Herbst 1931 kehrte er ins Kloster zurück<br />

und erhielt sofort ein gerütteltes Maß an Arbeit. Er<br />

wurde Unterpräfekt im Internat, erteilte Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

in den oberen drei Klassen und Rhetorik in der<br />

5. Klasse. Sein Eifer und seine Gewandtheit wurden<br />

bald spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong>. Daneben arbeitete er<br />

während zwei Jahren seine Dissertation aus mit<br />

dem Titel «Dr. Johann Fabri und die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Reformation». Sie wurde als Beilage zum<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 32/33 veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />

Die Vorausbestimmung für die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule wurde aber bereits auf das S<strong>ch</strong>uljahr<br />

1936/37 jäh unterbro<strong>ch</strong>en. Der wortgewaltige,<br />

allseits interessierte Pater Leo wurde in das Team<br />

der Volksmissionare eingegliedert. Das Kloster<br />

hatte diese Aufgabe s<strong>ch</strong>on seit vielen Jahrzehnten<br />

übernommen. Es kann ni<strong>ch</strong>t die Aufgabe dieses<br />

Na<strong>ch</strong>rufs sein, darüber ausführli<strong>ch</strong> zu beri<strong>ch</strong>ten.<br />

Auf das S<strong>ch</strong>uljahr 46/47 tau<strong>ch</strong>te Pater Leo wieder<br />

im Jahresberi<strong>ch</strong>t auf als Klassenlehrer der 5a mit<br />

Religion, Latein, Rhetorik, und mit Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in<br />

weiteren Klassen, wozu no<strong>ch</strong> Musikunterri<strong>ch</strong>t<br />

kam. Eigentli<strong>ch</strong> eine staunenswerte Aufgabe und<br />

Leistung. Dazu wurde er im Sommer 1947 zum


Stiftsbibliothekar ernannt, ein Amt, das er bis<br />

Ende 1961 versehen hat. Von 1951 an erteilte er an<br />

der S<strong>ch</strong>ule allerdings «nur» no<strong>ch</strong> Rhetorik, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

und Instrumentalunterri<strong>ch</strong>t. Von 1955 an<br />

entfällt au<strong>ch</strong> die Rhetorik, die in das Fa<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong><br />

eingegliedert wurde. Mit dem S<strong>ch</strong>uljahr 64/65<br />

fällt au<strong>ch</strong> der Musikunterri<strong>ch</strong>t weg. Das Fa<strong>ch</strong><br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te bleibt bis 1978. Im Jahresberi<strong>ch</strong>t<br />

78/79 ist vermerkt, dass Pater Leo am Ende des<br />

letzten S<strong>ch</strong>uljahres aus dem Lehrkörper ausges<strong>ch</strong>ieden<br />

sei. Im Fa<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te versu<strong>ch</strong>te er, die<br />

großen ursä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Zusammenhänge aufzuzeigen.<br />

Dabei stellte er die Brennpunkte der Entwicklung<br />

in wi<strong>ch</strong>tigen Persönli<strong>ch</strong>keiten ins Rampenli<strong>ch</strong>t.<br />

z.B. Bismarck für die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Es ist verständli<strong>ch</strong>, dass er mit zunehmendem<br />

Alter si<strong>ch</strong> mehr an das Lehrbu<strong>ch</strong> hielt.<br />

P. Leo hat insgesamt 37 S<strong>ch</strong>uljahre an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

gewirkt. Dabei war ihm neben der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

besonders die Pflege der Musik ein Anliegen.<br />

Viele Jahre hindur<strong>ch</strong> leitete er ein Strei<strong>ch</strong>quartett,<br />

wobei er das Hauptgewi<strong>ch</strong>t auf das Mitma<strong>ch</strong>en<br />

legte. Dieser Na<strong>ch</strong>ruf bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> auf<br />

Pater Leos Tätigkeit an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Wenn<br />

man au<strong>ch</strong> seine glei<strong>ch</strong>zeitigen anderen Tätigkeiten<br />

in außerordentli<strong>ch</strong>er Seelsorge, Vortragstätigkeit,<br />

Erwa<strong>ch</strong>senenbildung bedenkt, staunt man über<br />

seine Wirksamkeit.<br />

In den letzten Jahren seines Lebens blieb er ni<strong>ch</strong>t<br />

untätig. Wo er nur konnte, ergriff er die Gelegenheit.<br />

si<strong>ch</strong> nützli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en. Aber die Bes<strong>ch</strong>werden<br />

des Alters mehrten si<strong>ch</strong>, so dass er immer<br />

mehr an seine Zelle gefesselt war. Dies bedeutete<br />

für ihn ein hartes Opfer, besonders deshalb, weil<br />

er geistig ungemein lebhaft blieb. Es ist ni<strong>ch</strong>t<br />

einfa<strong>ch</strong>, Pater Leo als Mens<strong>ch</strong>en zu kennzei<strong>ch</strong>nen<br />

und ihm gere<strong>ch</strong>t zu werden. Er war außerordentli<strong>ch</strong><br />

begabt und gewandt, sowohl in inhaltli<strong>ch</strong>er als<br />

au<strong>ch</strong> in spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t. Damit verbunden<br />

war ein äußerst lebhaftes, ja sprudelndes Temperament<br />

und eine erstaunli<strong>ch</strong>e Arbeitskraft und<br />

Arbeitsfreude. Seelis<strong>ch</strong>e Energie und ein ausgeprägtes<br />

Dur<strong>ch</strong>setzungsvermögen ma<strong>ch</strong>ten es ihm<br />

und anderen ni<strong>ch</strong>t immer lei<strong>ch</strong>t. Auf der anderen<br />

Seite hatte er es gerne au<strong>ch</strong> gemütli<strong>ch</strong>. So ganz im<br />

Element war er bei seinen stets maleris<strong>ch</strong> angeordneten<br />

Bü<strong>ch</strong>ern und S<strong>ch</strong>riftenstapeln in seinem<br />

Zimmer, wobei er aber immer genau wußte, wo<br />

etwas zu finden war, und es au<strong>ch</strong> blitzartig hervorzog.<br />

Pater Leo hat die lange Reihe e<strong>ch</strong>t klösterli<strong>ch</strong>er<br />

Originale um ein hö<strong>ch</strong>st kennzei<strong>ch</strong>nendes<br />

Kettenglied verlängert. Er hat unseren Dank verdient<br />

und möge in Gottes Frieden ruhen.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Kuno<br />

(Hans)<br />

Bugmann<br />

* 13. Februar 1909<br />

† 1. April 1988<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1987/88<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Unerwartet ras<strong>ch</strong> ist am 1. April 1988 Pater Kuno<br />

Bugmann an den Folgen eines Hirns<strong>ch</strong>lages gestorben,<br />

den er am 25. März erlitten hatte.<br />

Hans Bugmann wurde am 13. Februar 1909 in<br />

Winterthur als Sohn eines Bahnpostbeamten geboren.<br />

Im Herbst 1923 kam er als S<strong>ch</strong>üler in die 3.<br />

Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Na<strong>ch</strong> seiner Matura 1929<br />

trat er ins Kloster ein und erhielt bei seiner Profeß<br />

1930 den Klosternamen Kuno. Im Millenariumsjahr<br />

des Klosters 1934 erhielt er die Priesterweihe<br />

und feierte seine Primiz.<br />

Mit dem Herbst 1934 begann er seine Lehrtätigkeit<br />

an der Stiftss<strong>ch</strong>ule als Klassenlehrer der 1b<br />

mit den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein und Deuts<strong>ch</strong>. Es<br />

war das erste Mal, dass die 1. Klasse doppelt geführt<br />

werden mußte. Im nä<strong>ch</strong>sten Jahr stieg er mit<br />

seinen S<strong>ch</strong>ülern in die 2. Klasse auf. Kurz na<strong>ch</strong><br />

Beginn des S<strong>ch</strong>uljahres 1936/37 starb zur allgemeinen<br />

Bestürzung der no<strong>ch</strong> junge Chemielehrer<br />

Dr. Pater Ludwig Stutz. Sofort wurde Pater Kanisius<br />

Zünd zum Studium na<strong>ch</strong> Freiburg ges<strong>ch</strong>ickt.<br />

Dadur<strong>ch</strong> mußte die Vizepräfektur des Internates<br />

neu besetzt werden, womit au<strong>ch</strong> die Lehrmittelverwaltung<br />

verbunden war. Pater Kuno wurde mit<br />

dieser Aufgabe betraut und behielt seine S<strong>ch</strong>ultätigkeit<br />

bei, sogar lei<strong>ch</strong>t vermehrt. Das blieb so bis<br />

1943.<br />

Während der Jahre 1943 bis 1947 bezog Pater<br />

Kuno die Universität Freiburg, um Altphilologie<br />

und Patristik zu studieren. Während dieser Zeit<br />

arbeitete er au<strong>ch</strong> mit an einem Gemeins<strong>ch</strong>aftswerk<br />

für Religionsunterri<strong>ch</strong>t. Ein von ihm verfaßter<br />

Band «Kir<strong>ch</strong>e und Sakrament» ers<strong>ch</strong>ien 1945.<br />

Leider wurde er zurückgerufen, bevor er sein Studium<br />

mit einem akademis<strong>ch</strong>en Grad abges<strong>ch</strong>lossen<br />

hatte. Seine Auffassung über Latein und Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong><br />

wurde aber sehr stark von seinen Jahren in<br />

Freiburg geprägt.<br />

Pater Kuno kehrte auf das S<strong>ch</strong>uljahr 1947/48 an<br />

die Stiftss<strong>ch</strong>ule zurück und war bis 1950/51 jeweilen<br />

Klassenlehrer in der 5. und 6. Klasse und erteilte<br />

in der 7. und 8. Klasse entweder Latein oder<br />

Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>.<br />

Während des Jahres 1951/52 wurde er zum Pfarrer<br />

der kleinen Berggemeinde Blons im großen<br />

Walsertal ernannt in der Hoffnung, er könne seine<br />

Dissertation abs<strong>ch</strong>ließen. Leider fand er neben der<br />

Seelsorgearbeit ni<strong>ch</strong>t die nötige Muße dazu. Von<br />

1952/53 an übernahm er wieder das frühere Pensum<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule bis 1961/62.


Im Jahre 1961 wurde er als Na<strong>ch</strong>folger von Pater<br />

Leo Helbling zum Stiftsbibliothekar ernannt. Er<br />

versah dieses Amt mit großer Begeisterung, Sa<strong>ch</strong>kenntnis<br />

und Hingabe bis 1982, blieb aber bis zu<br />

seinem Tode in der Bibliothek und in den Sammlungen<br />

des Klosters tätig.<br />

Naturgemäß wurden seine s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en Aufgaben<br />

na<strong>ch</strong> 1962/63 stark reduziert. Im Jahre 1964/65<br />

erteilte er no<strong>ch</strong> in der 5a Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>. Dann s<strong>ch</strong>ied<br />

er aus dem Lehrkörper aus.<br />

Als Lehrer s<strong>ch</strong>ien Pater Kuno na<strong>ch</strong> außen einfa<strong>ch</strong><br />

ein Kraftmens<strong>ch</strong> zu sein. Es kam vor, dass er die<br />

vorderste leere S<strong>ch</strong>ulbank in die Höhe hob, um<br />

einen Satz hervorzuheben, den er unterdessen<br />

spra<strong>ch</strong>. Seine Methoden, deuts<strong>ch</strong>-lateinis<strong>ch</strong>e Prüfungen<br />

aufgrund aktueller Zeitungsauss<strong>ch</strong>nitten<br />

s<strong>ch</strong>reiben zu lassen, waren legendär und heute<br />

kaum mehr vorstellbar. Ni<strong>ch</strong>t umsonst leitete er<br />

während des Krieges au<strong>ch</strong> eine Zeitlang den militäris<strong>ch</strong>en<br />

Vorunterri<strong>ch</strong>t an der S<strong>ch</strong>ule. Besonders<br />

liebte er Wanderungen in die Berge, um die si<strong>ch</strong><br />

ebenfalls man<strong>ch</strong>e Anekdote rankte.<br />

Aber das war nur eine Seite. Er hatte ein sehr<br />

feines Gespür für Kultur, Kunst, Literatur und für<br />

Zusammenhänge. Seine diesbezügli<strong>ch</strong>en, beinahe<br />

hymnis<strong>ch</strong>en Formulierungen waren berühmt,<br />

au<strong>ch</strong> wenn zugegeben werden muß, dass die S<strong>ch</strong>üler<br />

gelegentli<strong>ch</strong> dabei sehr prosais<strong>ch</strong> blieben.<br />

Diese Eigens<strong>ch</strong>aft kam ihm vor allem als Stiftsbibliothekar<br />

und als Betreuer der vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Sammlungen des Klosters, die ihm anvertraut waren,<br />

zugute. Naturgemäß ma<strong>ch</strong>te er in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

kulturellen Gesells<strong>ch</strong>aften mit, z. B. der Parazelsusgesells<strong>ch</strong>aft.<br />

Bis zu seinem Tode zeigte er diese beiden Seiten<br />

seines Wesens: Ausgeprägten Wirkli<strong>ch</strong>keitssinn,<br />

der ganz eindeutig auf dem Boden stand, und<br />

einen stark religiös und kulturell geprägten Feinsinn,<br />

den er bei sehr vielen Seelsorgsaushilfen<br />

aufleu<strong>ch</strong>ten ließ. Sein Tod ließ diese beiden Eigens<strong>ch</strong>aften<br />

no<strong>ch</strong> einmal dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>einen: Am 25. März<br />

fegte der 79-jährige Mann persönli<strong>ch</strong> seine Zelle,<br />

erlitt dabei einen S<strong>ch</strong>laganfall und konnte si<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> auf einen Stuhl setzen. Als er ziemli<strong>ch</strong> lange<br />

später entdeckt wurde, sagte er no<strong>ch</strong> bei vollem<br />

Bewußtsein Ja zum Tode und starb im Spital<br />

Einsiedeln am Karfreitag, 1. April. Pater Kuno hat<br />

si<strong>ch</strong> um S<strong>ch</strong>ule und Kloster große Verdienste<br />

erworben. Er ruhe im Frieden des Herrn.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Adalbert<br />

(Paul Josef)<br />

Züllig<br />

* 9. Mai 1911<br />

† 5. Februar 1989<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1988/89<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Paul Josef Züllig wurde am 9. Mai 1911 in Glattfelden<br />

als Sohn eines Werkmeisters und einer Mutter<br />

aus dem Württembergis<strong>ch</strong>en geboren. Heimatbere<strong>ch</strong>tigt<br />

war er in Romanshorn. Die Familie übersiedelte<br />

bald na<strong>ch</strong> St. Gallen, wo Paul Josef die<br />

Primars<strong>ch</strong>ule und 1924-1926 zwei Klassen der katholis<strong>ch</strong>en<br />

Kantonsreals<strong>ch</strong>ule im ehemaligen Klostergebäude<br />

besu<strong>ch</strong>te.<br />

Auf Herbst 1926 trat er in die dritte Klasse der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln ein, die bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> sein<br />

S<strong>ch</strong>icksal werden sollte. Als Gymnasiast der oberen<br />

Klassen zei<strong>ch</strong>nete er si<strong>ch</strong> aus dur<strong>ch</strong> eine sehr<br />

s<strong>ch</strong>öne Tenorstimme und als begeisterter Sportler.<br />

Zusammen mit drei Kameraden, von denen nur<br />

no<strong>ch</strong> einer lebt, begann er im Herbst na<strong>ch</strong> der<br />

Matura 1932 das Noviziat im Kloster. In der Profess<br />

am 8. September 1933 erhielt er den Klosternamen<br />

Adalbert.<br />

Na<strong>ch</strong> der Priesterweihe und Primiz im Frühjahr<br />

1937 wurde Pater Adalbert na<strong>ch</strong> damals übli<strong>ch</strong>em<br />

Muster aufgrund seiner theologis<strong>ch</strong>en Ausbildung<br />

an der Stiftss<strong>ch</strong>ule eingesetzt. Er wurde Klassenlehrer<br />

der 2. Klasse, die mit 34 S<strong>ch</strong>ülern ungeteilt<br />

geführt wurde. Er hatte die Fä<strong>ch</strong>er Religion, Latein,<br />

Deuts<strong>ch</strong> und Zei<strong>ch</strong>nen zu erteilen. Das pädagogis<strong>ch</strong>e<br />

Ges<strong>ch</strong>ick war offenbar sehr überzeugend.<br />

Im S<strong>ch</strong>uljahr 1938/39 erteilte er die glei<strong>ch</strong>en Fä<strong>ch</strong>er,<br />

dazu no<strong>ch</strong> Geographie und Stenographie in<br />

der 1. Klasse. Im dritten Jahr übernahm er im Internat<br />

eine Unterpräfektur, war Klassenlehrer der<br />

3b mit den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein, Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>,<br />

Deuts<strong>ch</strong> und Stenographie und hatte die Oberleitung<br />

des militäris<strong>ch</strong>en Vorunterri<strong>ch</strong>tes inne. Im<br />

S<strong>ch</strong>uljahr 1940/41 stieg er in die 4. Klasse auf und<br />

übernahm die Oberleitung des Klassenturnens.<br />

Dann folgten zwei Jahre, in denen der Name Pater<br />

Adalbert ni<strong>ch</strong>t mehr auftau<strong>ch</strong>t nämli<strong>ch</strong> 1941/42<br />

und 1942/43. Er studierte an der Universität Züri<strong>ch</strong><br />

Geographie und deuts<strong>ch</strong>e Literatur, wofür ihn<br />

seine sehr große Belesenheit im weitesten Sinne<br />

geradezu vorausbestimmte.<br />

Leider wurde er wieder in den aktiven S<strong>ch</strong>uldienst<br />

zurückberufen, bevor er seine Studien mit einem<br />

Titel abs<strong>ch</strong>ließen konnte. Er trug an diesem Verzi<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>werer, als er na<strong>ch</strong> außen zeigte. Im S<strong>ch</strong>uljahr<br />

1943/44 hießen die Fä<strong>ch</strong>er bei ihm Deuts<strong>ch</strong>e<br />

Literatur 5; Rhetorik 5b; Deuts<strong>ch</strong> 4; Geographie 1,<br />

2ab und 4; Direktor der rhetoris<strong>ch</strong>en Abteilung<br />

der Akademie (woraus später die Theatergruppe<br />

wurde); Oberleitung des militäris<strong>ch</strong>en Vorunterri<strong>ch</strong>tes<br />

und des Klassenturnens. Er durfte ein<br />

neues Geographiezimmer einri<strong>ch</strong>ten, das aller-


dings inzwis<strong>ch</strong>en bereits wieder einem no<strong>ch</strong> neueren<br />

wei<strong>ch</strong>en mußte.<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en war aber eine neue Tätigkeit hinzugekommen.<br />

Seit 1944 begann er mit der Inszenierung<br />

von Theaterstücken an der S<strong>ch</strong>ulbühne.<br />

Während früher die Lehrerkonferenz die Regisseure<br />

jährli<strong>ch</strong> neu bestimmte, wurde es mit der<br />

Zeit selbstverständli<strong>ch</strong>, dass Pater Adalbert diese<br />

Aufgabe jedes Jahr übernahm. Er entwarf Bühnenbild<br />

und Kostüme selber und bemühte si<strong>ch</strong> um<br />

jede Einzelheit. Mit s<strong>ch</strong>arfem Auge wählte er die<br />

Spieler aus, die von ihren Anlagen her am wenigsten<br />

«spielen» mußten, um einer Rolle gere<strong>ch</strong>t zu<br />

werden, oder sol<strong>ch</strong>e, die wirkli<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Rollen einfa<strong>ch</strong> überzeugend spielen konnten. Seine<br />

Regiearbeit bra<strong>ch</strong>te ihm ni<strong>ch</strong>t nur große Arbeit<br />

sondern au<strong>ch</strong> sehr viel Erfolg und Freude.<br />

Aber all das war mit der Zeit einfa<strong>ch</strong> zu viel, besonders<br />

weil er si<strong>ch</strong> auf alles sehr gewissenhaft<br />

vorbereitete. Ein Verda<strong>ch</strong>t auf eine s<strong>ch</strong>limme<br />

Krankheit ma<strong>ch</strong>te eine Kehlkopfoperation nötig,<br />

die ihn seiner herrli<strong>ch</strong>en Tenorstimme beraubte.<br />

Er konnte fürderhin im Chor ni<strong>ch</strong>t mehr singen<br />

und ni<strong>ch</strong>t mehr stundenlang Unterri<strong>ch</strong>t erteilen.<br />

Im Jahresberi<strong>ch</strong>t 1951/52 steht no<strong>ch</strong> die alte<br />

Fä<strong>ch</strong>erliste, aber au<strong>ch</strong>, dass er ein halbes Jahr<br />

stark zurückstecken mußte. Zum Glück erholte er<br />

si<strong>ch</strong> wieder, aber seine Stimme war im Verglei<strong>ch</strong><br />

zu früher ni<strong>ch</strong>t mehr zu erkennen. Au<strong>ch</strong> konnte er<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr im glei<strong>ch</strong>en Umfang S<strong>ch</strong>ulstunden<br />

übernehmen, wenn au<strong>ch</strong> die Fä<strong>ch</strong>erzusammensetzung<br />

blieb.<br />

Erst im S<strong>ch</strong>uljahr 1960/61 fiel das Fa<strong>ch</strong> Geographie<br />

weg. Im Jahresberi<strong>ch</strong>t 62/63 heißt die bisherige<br />

«Rhetoris<strong>ch</strong>e Akademie» zum ersten Mal in<br />

Klammer «Theatergruppe». Im S<strong>ch</strong>uljahr 1963/64<br />

wurde das Fa<strong>ch</strong> Turnen in den Stundenplan integriert;<br />

zum ersten Mal wirkte von Ostern an ein<br />

angestellter Turnlehrer, Herr Alex S<strong>ch</strong>önenberger.<br />

Pater Adalbert behielt no<strong>ch</strong> die Leitung des Vorunterri<strong>ch</strong>tes<br />

und des Turnvereins Excelsior. Auf<br />

das S<strong>ch</strong>uljahr 1970/71 ers<strong>ch</strong>eint zum ersten Mal<br />

die Bemerkung «Bibliothekar der Studentenbibliothek»;<br />

dieser Posten war früher der Externenpräfektur<br />

angegliedert. Seit dem Jahr 1972/73<br />

heißt die «Rhetoris<strong>ch</strong>e Akademie» nur no<strong>ch</strong> «Theatergruppe».<br />

Im S<strong>ch</strong>uljahr 1973/74 vers<strong>ch</strong>windet der «Vorunterri<strong>ch</strong>t»;<br />

statt dessen heißt es jetzt: «Leitung von<br />

J+S (Jugend und Sport)», dies bis 1975/76. Zunehmende<br />

s<strong>ch</strong>merzhafte Behinderungen ma<strong>ch</strong>ten<br />

es Pater Adalbert unmögli<strong>ch</strong>, no<strong>ch</strong> weiter in leitender<br />

Stellung sportli<strong>ch</strong> tätig zu sein. Persönli<strong>ch</strong>


spielte er aber immer no<strong>ch</strong> Tennis, nur um si<strong>ch</strong> fit<br />

zu erhalten, allerdings überanstrengte er si<strong>ch</strong> dabei.<br />

Im S<strong>ch</strong>uljahr 1983/84 leitete er zum letzten Mal<br />

die Theatergruppe und inszenierte die Kriminalkomödie<br />

«Das Spinnennetz» von Agatha Christi.<br />

Vierzig Jahre lange hat er si<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>ultheater<br />

gewidmet. Es war eine seiner Sorgen, als die Theatertradition<br />

während der Neubauten von 1978/82<br />

unterbro<strong>ch</strong>en werden mußte. Aber es war ihm<br />

vergönnt no<strong>ch</strong> zwei Aufführungen im neuen Theater<br />

dur<strong>ch</strong>zuführen. Der Abs<strong>ch</strong>ied fiel ihm na<strong>ch</strong><br />

vollen 40 Jahren s<strong>ch</strong>wer, aber er nahm ihn von<br />

si<strong>ch</strong> aus. Seit 1984/85 wurde die Inszenierung der<br />

Theaterstücke angestellten Lehrerinnen und Lehrern<br />

überlassen.<br />

Deuts<strong>ch</strong> erteilte Pater Adalbert no<strong>ch</strong> ein weiteres<br />

S<strong>ch</strong>uljahr, nämli<strong>ch</strong> 1984/85. S<strong>ch</strong>weren Herzens,<br />

aber in voller Einsi<strong>ch</strong>t in seine zunehmende Gebre<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit<br />

(Hüftoperationen, zunehmende Hörs<strong>ch</strong>wierigkeiten,<br />

Kopfs<strong>ch</strong>merzen, usw.) veranlaßten<br />

ihn, um Entlastung na<strong>ch</strong>zusu<strong>ch</strong>en. Die Leitung<br />

der S<strong>ch</strong>ülerbibliothek behielt er bis zu seinem<br />

Tode.<br />

Mit Ausnahme von zwei Jahren (1941 bis 1943)<br />

ers<strong>ch</strong>eint der Name Pater Adalberts von 1937/38<br />

bis 1988/89 in allen Jahresberi<strong>ch</strong>ten. Gut ein halbes<br />

Jahrhundert hat also Pater Adalbert sein Leben<br />

in den Dienst der Stiftss<strong>ch</strong>ule gestellt. Aus der<br />

Bes<strong>ch</strong>reibung seiner Aufgaben geht hervor, dass er<br />

lange ein ganz begeisterter Sportler war. Bergsteigen<br />

und Lei<strong>ch</strong>tathletik waren seine Lieblingsgebiete.<br />

Solange es nur irgendwie ging, ma<strong>ch</strong>te er<br />

seine jährli<strong>ch</strong>en kurzen Ferien im Säntisgebiet.<br />

Ohne Zweifel hat Pater Adalbert unsere S<strong>ch</strong>ule in<br />

starkem Maße mitgeformt. Es ist zwar sehr<br />

s<strong>ch</strong>wer, ihm in wenigen Worten gere<strong>ch</strong>t zu werden,<br />

aber er war ein so bedeutender Lehrer, dass<br />

es do<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>t werden muß. Pater Adalbert war<br />

auf seinen Gebieten, nämli<strong>ch</strong> in deuts<strong>ch</strong>er Literatur<br />

und in Sport, eine eigentli<strong>ch</strong>e Autorität, und<br />

zwar wegen seiner Kenntnisse und seinem Können.<br />

Allerdings umgab er si<strong>ch</strong> mit einer Mauer aus<br />

Ironie, ja sogar Sarkasmus, die ni<strong>ch</strong>t alle zu überspringen<br />

vermo<strong>ch</strong>ten, so dass ein Teil der S<strong>ch</strong>üler<br />

keinen Zugang zu ihm fand, au<strong>ch</strong> wenn niemand<br />

seine fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Kompetenz bezweifelte. Weitaus<br />

der größere Teil aber «dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aute» ihn mit<br />

Wohlwollen. Dies zeigte si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in seiner Tätigkeit<br />

als Bibliothekar. Er unterhielt si<strong>ch</strong> bis zu<br />

seinem Tode sehr gerne mit den Benützern der<br />

Bibliothek. Er freute si<strong>ch</strong> an ihnen, und sie si<strong>ch</strong> an<br />

ihm.


Die glei<strong>ch</strong>e Mauer pflegte er au<strong>ch</strong> gegenüber den<br />

Mitbrüdern aufzubauen. Es war ein wirkli<strong>ch</strong>es Erlebnis,<br />

wenn man mit ihm in ein e<strong>ch</strong>tes Gesprä<strong>ch</strong><br />

kam. Au<strong>ch</strong> bei sol<strong>ch</strong>en Gelegenheiten sprühte er<br />

aber von spritzigem und spitzigem Geist. Die Photographie<br />

zu diesem Nekrolog, die er selbst ausgewählt<br />

hat, zeigt diese Charakterzüge geradezu beispielhaft.<br />

Eine Mauer war aber fast undur<strong>ch</strong>dringli<strong>ch</strong>: Pater<br />

Adalbert pflegte eine aufri<strong>ch</strong>tige Frömmigkeit und<br />

tief religiöse Einstellung, aber er tat sozusagen<br />

alles, um es niemanden merken zu lassen. Aber<br />

dass er trotz seiner jahrelangen sehr s<strong>ch</strong>merzhaften<br />

Leiden jeden Morgen in aller Frühe die hl.<br />

Messe feierte und dies bis zum zweitletzten Tag,<br />

und dass sein Brevier bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> «ausgebrau<strong>ch</strong>t»<br />

war, konnte er do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ganz verheimli<strong>ch</strong>en.<br />

Hinter seinen gelegentli<strong>ch</strong> kauzigen Zügen<br />

verbarg si<strong>ch</strong> ein Mens<strong>ch</strong>, dem ni<strong>ch</strong>ts Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es<br />

fremd war, und der si<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> immer alles<br />

abforderte, was er von anderen erwartete. Die<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule ist ihm zu ehrli<strong>ch</strong>em Dank verpfli<strong>ch</strong>tet,<br />

denn «Zulu», wie seine S<strong>ch</strong>üler ihn nannten,<br />

gehörte ein halbes Jahrhundert lang zu ihren unverwe<strong>ch</strong>selbaren<br />

und verdienstvollsten Gestalten.<br />

Er ruhe im Frieden Gottes.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Johannes Ev.<br />

(Marcel Umberto)<br />

Haymoz<br />

* 20. November 1916<br />

† 4. Oktober 1989<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1989/90<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Der spätere Pater Johannes Haymoz hatte eine<br />

äußerst bewegte Jugendzeit verlebt, als er im<br />

Herbst 1937 mit 21 Jahren als externer S<strong>ch</strong>üler<br />

mit dem Namen Marcel Umberto in die 3. Klasse<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule eintrat. Diese Jugendzeit hat ihn<br />

sehr stark geformt.<br />

Marcel Umberto Haymoz wurde am 20. November<br />

1916 in Bern als Sohn eines Kondukteurs geboren.<br />

Er war ein sehr guter S<strong>ch</strong>üler und we<strong>ch</strong>selte<br />

na<strong>ch</strong> der 4. Primarklasse ins Progymnasium<br />

über, wo er au<strong>ch</strong> Latein nahm, weil er die erklärte<br />

Absi<strong>ch</strong>t hatte, Pfarrer zu werden.<br />

Als die Ehe der Eltern zerbra<strong>ch</strong>, gab er das Gymnasium<br />

auf, betätigte si<strong>ch</strong> in einem kaufmännis<strong>ch</strong>en<br />

Büro, zog dann na<strong>ch</strong> Basel zu seiner Mutter.<br />

Dort wurde er Ausläufer in einer Bäckerei und<br />

dann Arbeiter in einem Radioges<strong>ch</strong>äft. Als ihn<br />

1933 eine Lungenentzündung befiel, arbeitete er<br />

bis zum Zusammenbru<strong>ch</strong>. Deshalb mußte er gut<br />

ein Jahr lang im Spital zu Basel und ans<strong>ch</strong>ließend<br />

in Davos bleiben. Na<strong>ch</strong> Basel zurückgekehrt,<br />

ruinierte er seine Gesundheit aufs neue als Arbeiter<br />

in einer Autogarage, weshalb er wieder in das<br />

Radioges<strong>ch</strong>äft zurückkehrte, aber s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong><br />

kurzer Zeit ein zweites Mal na<strong>ch</strong> Davos kam. Im<br />

Sanatorium Sanitas lernte er den katholis<strong>ch</strong>en<br />

Glauben kennen und trat 1937 zur katholis<strong>ch</strong>en<br />

Kir<strong>ch</strong>e über.<br />

Darauf kam er s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong>, wie bereits erwähnt, an<br />

die Stiftss<strong>ch</strong>ule. Na<strong>ch</strong> der 3. Klasse konnte er<br />

glei<strong>ch</strong> in der 5. Klasse weiterfahren. Na<strong>ch</strong> der Matura<br />

1942 trat er mit se<strong>ch</strong>s Kameraden ins Noviziat<br />

des Klosters ein. Bei der Profeß 1943 erhielt er<br />

den Namen Johannes Evangelist. Na<strong>ch</strong> vier Jahren<br />

zum Priester geweiht, wurde er zur Vollendung<br />

des Theologiestudiums na<strong>ch</strong> Rom ges<strong>ch</strong>ickt.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Lizenziat in diesem Fa<strong>ch</strong> studierte er<br />

no<strong>ch</strong> zwei Jahre am römis<strong>ch</strong>en Bibelinstitut. Au<strong>ch</strong><br />

dieses Studium s<strong>ch</strong>loß er mit dem Lizentiat ab.<br />

Ins Kloster zurückgekehrt, übernahm er 1950 die<br />

neutestamentli<strong>ch</strong>e Exegese an der theologis<strong>ch</strong>en<br />

Hauslehranstalt. Zuglei<strong>ch</strong> aber wurde er Klassenlehrer<br />

der Abteilung 1b an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. In den<br />

folgenden Jahren stieg er auf bis zu 5. Klasse, immer<br />

mit den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein, Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>,<br />

Deuts<strong>ch</strong>. Er entwickelte im Gymnasialunterri<strong>ch</strong>t<br />

keine professoralen Allüren. Die S<strong>ch</strong>üler s<strong>ch</strong>ätzten<br />

den Lehrer sehr, weil er «drauskam» und au<strong>ch</strong><br />

Sinn hatte für die Werte des Gemütes. Sie gingen<br />

gern zu ihm in die S<strong>ch</strong>ule und er pflegte au<strong>ch</strong> den<br />

außers<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en Kontakt mit ihnen, wie es damaligem<br />

Hausbrau<strong>ch</strong> entspra<strong>ch</strong>. Ohne Zweifel hat


ihm seine eigene Jugendzeit geholfen, diese Seite<br />

seines Wesens fru<strong>ch</strong>tbar anzuwenden.<br />

Aber na<strong>ch</strong> der Abtwahl 1959 wurde er zum Novizenmeister<br />

ernannt. Am 1. Februar 1960 übergab<br />

er seine gymnasiale Aufgabe anderen Händen.<br />

Sein Weggang war für die S<strong>ch</strong>ule ein Verlust.<br />

S<strong>ch</strong>on vorher hatte er in der Theologie die Exegese<br />

des Alten Testamentes übernommen. Er durfte einen<br />

mehrmonatigen Aufenthalt im Heiligen Land<br />

eins<strong>ch</strong>alten, um au<strong>ch</strong> dieser Aufgabe gewa<strong>ch</strong>sen<br />

zu sein.<br />

Volle 15 Jahre blieb Pater Johannes Novizenmeister.<br />

Er war ein sehr mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Oberer. Dann<br />

wurde er als Spiritual in das Frauenkloster Heiligkreuz<br />

bei Cham versetzt, behielt aber die alttestamentli<strong>ch</strong>e<br />

Exegese im Kloster bei. Sein großes Anliegen<br />

war au<strong>ch</strong> in Cham die Betreuung der kranken<br />

und betagten S<strong>ch</strong>western.<br />

Gesundheitli<strong>ch</strong>e Störungen zwangen ihn, im Oktober<br />

1988 wieder ins Kloster heimzukehren.<br />

Trotz einer – offenbar ernsteren – Herzkrankheit<br />

s<strong>ch</strong>onte er si<strong>ch</strong> aber zu wenig, behielt seine Exegese<br />

bei und ging auf seelsorgli<strong>ch</strong>e Aushilfe. Wenn er<br />

na<strong>ch</strong>ts ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>lafen konnte, s<strong>ch</strong>rieb er gehaltvolle<br />

geistli<strong>ch</strong>e Sinnsprü<strong>ch</strong>e und Aphorismen, die<br />

erst na<strong>ch</strong> seinem Tode bekannt wurden. Immer<br />

strahlte er eine große Gelassenheit und Ruhe aus.<br />

Sein Tod war typis<strong>ch</strong>. Er hatte am 4. Oktober am<br />

Abend im Haus der «Kleinen S<strong>ch</strong>western» Eu<strong>ch</strong>aristie<br />

gefeiert. Auf dem Heimweg haben ihn seine<br />

Kräfte verlassen. Er starb an einem Herzversagen,<br />

sitzend auf einer Bank des Verkehrsvereines, hart<br />

an der Nordostecke der Klosteranlage. Dieser Tod<br />

hat uns alle sehr beeindruckt.<br />

Pater Johannes hinterläßt den Eindruck eines<br />

Mannes von großer Gelassenheit und Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit.<br />

Seine Güte und Großzügigkeit waren viellei<strong>ch</strong>t<br />

man<strong>ch</strong>mal zu groß. Es lag ihm gar ni<strong>ch</strong>t,<br />

harte Ents<strong>ch</strong>eidungen zu treffen. Er war aber<br />

dur<strong>ch</strong>aus ni<strong>ch</strong>t unbeständig. Davor bewahrte ihn<br />

seine Lebenserfahrung und eine tiefe, aufri<strong>ch</strong>tige,<br />

aber selbstverständli<strong>ch</strong>e Frömmigkeit. R.I.P.<br />

Pater Lorenz Moser


Pater<br />

Thaddäus<br />

(Johann)<br />

Zingg<br />

* 25. Juli 1903<br />

† 13. Januar 1991<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1990/91<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Mit dem Tod von Pater Thaddäus Zingg, am Sonntag<br />

morgen, 13. Januar 1991, hat uns ein großes<br />

Original verlassen.<br />

Johann Zingg wurde am 25. Juli 1903 in Grub SG<br />

geboren, das nur dur<strong>ch</strong> einen Ba<strong>ch</strong> von Grub AR<br />

getrennt ist. Sein Vater war in Grub SG Lehrer,<br />

der später den Beruf in der Stadt St. Gallen ausübte.<br />

Auf allen S<strong>ch</strong>ulstufen war Johann ein vorzügli<strong>ch</strong>er<br />

S<strong>ch</strong>üler. Na<strong>ch</strong> der Primars<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>te er<br />

1916-1918 die Katholis<strong>ch</strong>e Kantonsreals<strong>ch</strong>ule in<br />

St. Gallen, wo er während eines halben Jahres<br />

au<strong>ch</strong> Latein belegte, und we<strong>ch</strong>selte dann im<br />

Herbst 1918 in die 3. Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

über.<br />

Na<strong>ch</strong> der Matura 1924 trat er mit zwei Klassenkameraden<br />

ins Kloster ein und erhielt bei der<br />

Profeß 1925 den Namen Thaddäus. Na<strong>ch</strong> einem<br />

Jahr an der theologis<strong>ch</strong>en Hauslehranstalt sandte<br />

ihn Abt Ignatius Staub an das Ordenskollegs Sant’<br />

Anselmo in Rom, wo er 1929 das Theologiestudium<br />

abs<strong>ch</strong>loß. Die Priesterweihe erhielt er in Monte<br />

Cassino, seine Primiz feierte er in Einsiedeln.<br />

Im Herbst 1929 übernahm Pater Thaddäus in<br />

Ascona am Collegio Papio, wel<strong>ch</strong>es das Kloster<br />

1927 wieder eröffnet hatte, das Fa<strong>ch</strong> Zei<strong>ch</strong>nen. Er<br />

war dafür besonders begabt.<br />

Im folgenden Jahr durfte er in Padua seine Kenntnisse<br />

der italienis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e vertiefen. Aber der<br />

Zielpunkt änderte si<strong>ch</strong>. Er kehrte ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Ascona<br />

zurück, sondern wurde 1931 als Lehrer an der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule eingesetzt, und zwar für Deuts<strong>ch</strong>,<br />

Stenographie, Kalligraphie und das Freifa<strong>ch</strong> Italienis<strong>ch</strong>.<br />

Im folgenden Jahr tau<strong>ch</strong>te no<strong>ch</strong> Mathematik<br />

in einer unteren Klasse und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

auf, Deuts<strong>ch</strong> und Stenographie fielen weg.<br />

1935 s<strong>ch</strong>ied er wieder aus dem Lehrkörper aus.<br />

Während eines Jahres s<strong>ch</strong>rieb er das Bu<strong>ch</strong> «Das<br />

Antlitz Gottes. Versu<strong>ch</strong> einer <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Ästhetik».<br />

In diesem gehaltvollen Werk legte er seine<br />

Auffassung über Gegenwart und Zukunft der religiösen<br />

Kunst dar und bekannte si<strong>ch</strong> offen zu einer<br />

modernen Einstellung, was ihm ni<strong>ch</strong>t nur Anerkennung<br />

eintrug. Aber es wurde klar, dass der<br />

Verfasser eine künstleris<strong>ch</strong>e Ader besaß und mit<br />

seinem S<strong>ch</strong>affen etwas sagen wollte und zu sagen<br />

hatte. Dann studierte er an der Fa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für<br />

Zei<strong>ch</strong>enlehrer in Freiburg, wo er wegen seiner<br />

auffällig guten Talente besonders gefördert wurde.<br />

Auf das Jahr 1937 kehrte er wieder an die Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

zurück, erteilte aber zunä<strong>ch</strong>st nur in einigen<br />

Klassen Mathematik. Erst im zweiten Halb-


jahr 1940/41 stieg er in das Fa<strong>ch</strong> Zei<strong>ch</strong>nen ein,<br />

dem er ununterbro<strong>ch</strong>en bis 1970 treu blieb. Auf<br />

1952 übernahm er au<strong>ch</strong> das s<strong>ch</strong>on vorher an der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule geführte Fa<strong>ch</strong> Freizei<strong>ch</strong>nen.<br />

Aber die Mathematik gab er deswegen ni<strong>ch</strong>t auf<br />

bis 1966. Er verfaßte sogar dafür eine S<strong>ch</strong>rift «Der<br />

kleine Re<strong>ch</strong>ner». Seine große Stunde kam 1941, als<br />

er au<strong>ch</strong> das Fa<strong>ch</strong> Ästhetik und Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

übernehmen durfte. Seine Vorgänger in diesen Fä<strong>ch</strong>ern<br />

waren Pater Albert Kuhn und Pater Romuald<br />

Banz. Wegen dieser Vorgänger fühlte er si<strong>ch</strong> zu<br />

großem Einsatz verpfli<strong>ch</strong>tet. Er legte deshalb eine<br />

sehr große und wertvolle Diapositivsammlung an,<br />

die fast ausnahmslos auf eigenen Aufnahmen beruht,<br />

die er jeweilen in seiner Freizeit ma<strong>ch</strong>te.<br />

Deshalb betonte er immer wieder, wenn ihn seine<br />

Mitbrüder neckten, dass er no<strong>ch</strong> nie Ferien gema<strong>ch</strong>t,<br />

sondern immer für die S<strong>ch</strong>ule gearbeitet<br />

habe.<br />

Eine Enttäus<strong>ch</strong>ung war es für ihn, dass von 1970<br />

weg Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te nur no<strong>ch</strong> als Pfli<strong>ch</strong>twahlfa<strong>ch</strong><br />

in der zweitletzten Klasse erteilt wurde. Die Verkürzung<br />

des Gymnasium von a<strong>ch</strong>t auf sieben<br />

Jahre ma<strong>ch</strong>te dieses Opfer unvermeidli<strong>ch</strong>. Das<br />

Fa<strong>ch</strong> Mathematik hatte er na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>uljahr<br />

1966/67 abgegeben.<br />

Als Pater Thaddäus 1977 zum Spiritual im Frauenkloster<br />

Fahr ernannt wurde, besorgte er das<br />

Pfli<strong>ch</strong>twahlfa<strong>ch</strong> Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te no<strong>ch</strong> zwei Jahre<br />

lang vom Fahr aus. Im Jahre 1978 nahm er endgültig<br />

Abs<strong>ch</strong>ied von der Stiftss<strong>ch</strong>ule, an der er 43<br />

S<strong>ch</strong>uljahre lang gewirkt hatte.<br />

Aber Pater Thaddäus arbeitete ni<strong>ch</strong>t nur an der<br />

S<strong>ch</strong>ule. Seit November 1959 war er au<strong>ch</strong> Custos,<br />

d.h. verantwortli<strong>ch</strong> für die Stiftskir<strong>ch</strong>e. Aber s<strong>ch</strong>on<br />

vorher bes<strong>ch</strong>äftigte er si<strong>ch</strong> stark mit der Restauration<br />

der Kir<strong>ch</strong>en- und Klosterfassade.<br />

Es ist ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t, Pater Thaddäus kurz zu <strong>ch</strong>arakterisieren.<br />

Um es mathematis<strong>ch</strong> zu sagen: Seine<br />

Seele war mehrdimensionaler Raum. Er war zunä<strong>ch</strong>st<br />

Mön<strong>ch</strong>, und zwar mit voller Überzeugung.<br />

Dies zeigt s<strong>ch</strong>on sein Einsatz für die religiöse<br />

Kunst. Seine Predigten waren spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> sehr ausgefeilt<br />

und gedankenvoll.<br />

Er war Kunstkenner, Kunstkritiker, und – was<br />

ihm das Leben ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>ter ma<strong>ch</strong>te – au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>affender<br />

Künstler. Mit seinen religiösen Darstellungen<br />

erregte er oft das Mißfallen konservativerer<br />

Kreise. Es war für ihn eine allzuspäte Genugtuung,<br />

dass Papst Johannes-Paul II. vor seinen Bildern<br />

den Kreuzweg betete und si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>her anerkennend<br />

darüber ausspra<strong>ch</strong>, während die glei<strong>ch</strong>en


Holzs<strong>ch</strong>nitte unter Pius XI. im Osservatore Romano<br />

verurteilt worden waren. Restlose Anerkennung<br />

fanden und finden hingegen seine Lands<strong>ch</strong>aftsaquarelle.<br />

Bei etli<strong>ch</strong>en Restaurationen<br />

vertrat er andere Meinungen als die Leute, die<br />

jeweilen das Sagen hatten. Die Auseinandersetzungen<br />

verliefen gelegentli<strong>ch</strong> sehr heftig und<br />

streitbar. Dies färbte auf ihn ab. Er re<strong>ch</strong>nete s<strong>ch</strong>on<br />

zum voraus mit Kritik und Widerstand. Dies<br />

ma<strong>ch</strong>te ihn au<strong>ch</strong> gegenüber den S<strong>ch</strong>ülern mißtrauis<strong>ch</strong>.<br />

Zwar geben alle ehemaligen S<strong>ch</strong>üler zu,<br />

dass er die Bilder aus seiner riesigen Diasammlung,<br />

die er in abgedunkeltem Zimmer projizierte,<br />

hervorragend erklärte, aber seine langsame, eher<br />

monotone und stets lei<strong>ch</strong>t klagende Spre<strong>ch</strong>weise<br />

wirkten eins<strong>ch</strong>läfernd, was ihm sehr weh tat. Da<br />

halfen au<strong>ch</strong> Zurufe wie «Kulturbanausen!» ni<strong>ch</strong>t<br />

viel, sondern wirkten eher komis<strong>ch</strong>. Und in einem<br />

sol<strong>ch</strong>en Zusammenhang vergessen die S<strong>ch</strong>üler nur<br />

zu gerne, dass der Lehrer au<strong>ch</strong> etwas empfindet.<br />

Im Grunde genommen war Pater Thaddäus eigentli<strong>ch</strong><br />

ein sehr humorvoller Mens<strong>ch</strong>, wie au<strong>ch</strong><br />

sein Gesi<strong>ch</strong>tsausdruck zeigt. Ja, er s<strong>ch</strong>ien es sogar<br />

zu s<strong>ch</strong>ätzen; wenn man ihn etwas plagte; er war<br />

dann allerdings au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um eine träfe Antwort<br />

verlegen.<br />

Eines steht jedenfalls fest: Sehr viele ehemalige<br />

S<strong>ch</strong>üler haben ihn im bestem Andenken behalten<br />

und zum Teil bis zu seinem Tode herzli<strong>ch</strong>e Beziehungen<br />

mit ihm gepflegt.<br />

Es ist au<strong>ch</strong> zu sagen, dass er s<strong>ch</strong>on lange versu<strong>ch</strong>t<br />

hatte, vom frontalen Unterri<strong>ch</strong>t abzukommen.<br />

Dazu diente seine Diasammlung. Sogar in der<br />

Mathematik versu<strong>ch</strong>te er es, leider ni<strong>ch</strong>t immer<br />

mit dem gewüns<strong>ch</strong>ten Erfolg. Pater Thaddäus gehörte<br />

lange Zeit einfa<strong>ch</strong> zum «Bühnenbild» der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule. Dafür sind wir ihm über den Tod hinaus<br />

zu aufri<strong>ch</strong>tigem Dank verpfli<strong>ch</strong>tet. R.I.P.<br />

Pater Lorenz Moser


Pater<br />

Mi<strong>ch</strong>ael<br />

(Emil)<br />

Jungo<br />

* 26.Juni 1917<br />

† 26. November 1994<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1994/95<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Na<strong>ch</strong> langer Krankheit, die jahrelang alle seine Lebenskräfte<br />

mit Ausnahme seiner geistigen Reaktionsfähigkeit<br />

aufzehrte, ist am 26. November 1994<br />

im Kloster Pater Dr. Mi<strong>ch</strong>ael Jungo gestorben.<br />

Geboren wurde er in seiner Heimatstadt Freiburg<br />

am 26. Juni 1917 und am 1. Juli unter dem Namen<br />

Emil getauft. Sein Vater war Ar<strong>ch</strong>itekt, der fast<br />

sein ganzes Berufsleben im Dienst des Staates<br />

stand: Dienst<strong>ch</strong>ef des Städtis<strong>ch</strong>en Bauamtes der<br />

Stadt Freiburg, dann Kantonsar<strong>ch</strong>itekt von Freiburg<br />

und seit 1925 Direktor der Eidgenössis<strong>ch</strong>en<br />

Bauten in Bern. Mit a<strong>ch</strong>t Jahren kam Emil also<br />

na<strong>ch</strong> Bern und lernte hier die deuts<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e,<br />

die er dann sein Leben lang ebenso gut beherrs<strong>ch</strong>te<br />

wie das Französis<strong>ch</strong>e. Am städtis<strong>ch</strong>en Gymnasium<br />

in Bern s<strong>ch</strong>loss er die Mittels<strong>ch</strong>ule 1937 mit<br />

bestem Erfolg ab.<br />

In Bern war er mit ganzem Herzen Pfadfinder und<br />

errei<strong>ch</strong>te dabei alle verbandsinternen Ämter, die<br />

seinem Alter entspra<strong>ch</strong>en. Seine Kameraden waren<br />

von ihm sehr beeindruckt. Für seinen Freundes-<br />

und Bekanntenkreis war es eine grosse Überras<strong>ch</strong>ung,<br />

dass si<strong>ch</strong> Emil na<strong>ch</strong> der Matura zum<br />

Eintritt in das Kloster Einsiedeln ents<strong>ch</strong>loss. Ein<br />

äusserer Grund mag gewesen sein, dass das Kloster<br />

bei dem sehr hart umstrittenen Bau einer<br />

Turnhalle für die Stiftss<strong>ch</strong>ule um das Urteil seines<br />

Vaters, des Bundesar<strong>ch</strong>itekten bat, dessen Rat<br />

dann au<strong>ch</strong> befolgt wurde. Der Bau dient heute<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr als Turnhalle, sondern als Theater und<br />

Raum für Grossanlässe, was er ursprüngli<strong>ch</strong> neben<br />

dem Turnen au<strong>ch</strong> sein musste.<br />

Der Klosterkandidat musste zunä<strong>ch</strong>st am Gymnasium<br />

ein Jahr lang den Philosophieunterri<strong>ch</strong>t besu<strong>ch</strong>en.<br />

Er ist im Jahresberi<strong>ch</strong>t als Hospitant der<br />

a<strong>ch</strong>ten Klasse 1937/38 aufgeführt. Programmgemäss<br />

begann er 1938 das Noviziat, legte 1939 unter<br />

dem Namen Mi<strong>ch</strong>ael die einfa<strong>ch</strong>e Profess ab,<br />

dur<strong>ch</strong>lief die theologis<strong>ch</strong>e Ausbildung an der<br />

klostereigenen S<strong>ch</strong>ule und wurde 1943 zum Priester<br />

geweiht.<br />

Na<strong>ch</strong> damaliger Gewohnheit wurde er auf das<br />

S<strong>ch</strong>uljahr 1943/44 als Klassenlehrer für die 2.<br />

Klasse b in den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein und<br />

Deuts<strong>ch</strong> bestimmt. Französis<strong>ch</strong> sollte er in beiden<br />

Abteilungen erteilen. Aber das dauerte nur bis<br />

Weihna<strong>ch</strong>ten.<br />

Im Collegio Papio in Ascona, das damals vom<br />

Kloster geführt wurde, fiel infolge s<strong>ch</strong>werer Erkrankung<br />

Pater Augustin S<strong>ch</strong>äfer als Französis<strong>ch</strong>lehrer<br />

aus. Für ihn wurde Pater Mi<strong>ch</strong>ael zum Einspringen<br />

berufen. Geda<strong>ch</strong>t war das nur für kurze


Zeit, blieb aber bis zum S<strong>ch</strong>luss des S<strong>ch</strong>uljahres<br />

bestehen. Die Betreuung der 2. Klasse b in Einsiedeln<br />

war lange Zeit «vorläufig»; erst auf das letzte<br />

Trimester wurde endgültige Abhilfe ges<strong>ch</strong>affen, als<br />

es si<strong>ch</strong> herausstellte, dass Pater Mi<strong>ch</strong>ael in Ascona<br />

bleiben werde.<br />

Na<strong>ch</strong> einem weiteren S<strong>ch</strong>uljahr in Ascona kam<br />

Pater Mi<strong>ch</strong>ael zum Studium der Romanistik an die<br />

Universität Freiburg. Er s<strong>ch</strong>loss das Studium<br />

s<strong>ch</strong>on 1945 mit einer hervorragenden Dissertation<br />

in französis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e über den Worts<strong>ch</strong>atz<br />

Pascals ab.<br />

Von Herbst 1945 bis Sommer 1954 blieb er in<br />

Ascona und betätigte si<strong>ch</strong> neben der S<strong>ch</strong>ule zunehmend<br />

mit S<strong>ch</strong>riftstellerei und den Pfadfindern.<br />

Aber im Herbst 1954 wurde er na<strong>ch</strong> Menzingen<br />

versetzt, und zwar als Spiritual bei den S<strong>ch</strong>western<br />

und als Religionslehrer am dortigen Lehrerinnenseminar.<br />

Au<strong>ch</strong> diese Zeit nützte er aus als<br />

S<strong>ch</strong>riftsteller.<br />

Auf Herbst 1960 wurde er an die Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

zurückgerufen, die er an Weihna<strong>ch</strong>ten 1943 verlassen<br />

hatte. Er unterri<strong>ch</strong>tete Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Französis<strong>ch</strong>,<br />

Rhetorik (damals no<strong>ch</strong> ein eigenes Fa<strong>ch</strong>)<br />

und Religion in vers<strong>ch</strong>iedenen Klassen. Während<br />

des S<strong>ch</strong>uljahres 1962/63 begann er, die S<strong>ch</strong>üler,<br />

zunä<strong>ch</strong>st in der sogenannten Rhetoris<strong>ch</strong>en Akademie,<br />

für die Fragen des Films zu interessieren.<br />

Daraus entstand, in Zusammenarbeit mit Pater<br />

Kassian Etter, der neue Filmclub. In regelmässigen<br />

Abständen wurden berühmte Filme im Kino<br />

Etzel im Dorf gezeigt und einleitend kommentiert,<br />

und zwar meistens von Mitgliedern des Filmclubs.<br />

Der Filmclub erhielt ein eigenes Zimmer für Sitzungen<br />

und Fa<strong>ch</strong>material.<br />

Weil Pater Mi<strong>ch</strong>ael 1964 zum Italienerseelsorger<br />

in Einsiedeln ernannt wurde, verringerte si<strong>ch</strong> sein<br />

Pensum an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Mit dem S<strong>ch</strong>uljahr<br />

1966/67 hörte die Tätigkeit von Pater Mi<strong>ch</strong>ael an<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule zum zweiten Mal auf. Er wurde<br />

Religionslehrer am Lehrerinnenseminar in Heiligkreuz<br />

bei Cham. Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> diese Tätigkeit hörte<br />

bereits 1970 wieder auf. Er übernahm wieder die<br />

Italienerseelsorge in Einsiedeln, und zwar mit<br />

staunenswertem Einsatz dur<strong>ch</strong> die Gründung<br />

eines Asilos für italienis<strong>ch</strong>e Gastarbeiterkinder,<br />

wofür er italienis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>western zur Führung des<br />

Hauses gewinnen konnte.<br />

Im S<strong>ch</strong>uljahr 1971/72 erteilte er das Fa<strong>ch</strong> Französis<strong>ch</strong><br />

in einer Klassenabteilung an der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />

Dann übernahm er für die folgenden Jahre Unterri<strong>ch</strong>t<br />

im Kollegium Nuolen, das um eine Aushilfe


gebeten hatte, ohne allerdings deswegen die Italienerseelsorge<br />

in Einsiedeln aufzugeben.<br />

Zum vierten Mal trat er in den Lehrkörper der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule ein mit dem S<strong>ch</strong>uljahr 1976/77. Laut<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t übernahm er Medienkunde, Freifa<strong>ch</strong><br />

Italienis<strong>ch</strong> und die Betreuung des Filmclubs.<br />

Von 1978/79 an besorgte er nur no<strong>ch</strong> den Filmclub.<br />

Dies bleibt vermerkt bis 1987/88. Während<br />

dieser ganzen Zeit und no<strong>ch</strong> darüber hinaus versah<br />

er die Italienerseelsorge.<br />

Pater Mi<strong>ch</strong>ael hat also viermal an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

gewirkt. Die letzten neun Jahre besorgte er nur<br />

no<strong>ch</strong> den Filmclub, bis dieser am 30. Juni 1987<br />

von der Lehrerkonferenz mit seinem Einverständnis<br />

aufgehoben wurde.<br />

Was an diesem Leben auffällt, ist der häufige<br />

We<strong>ch</strong>sel der Aufgaben. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ist dies ein<br />

s<strong>ch</strong>wer lösbares Rätsel. Pater Mi<strong>ch</strong>ael war auf<br />

geisteswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>em Gebiet im eigentli<strong>ch</strong>en<br />

Sinne ho<strong>ch</strong>begabt, und seine Interessen waren<br />

dabei sehr weitgespannt, viellei<strong>ch</strong>t zu weitgespannt<br />

für die praktis<strong>ch</strong>en Aufgaben, wel<strong>ch</strong>e die<br />

Führung von Mittels<strong>ch</strong>ulklassen mit si<strong>ch</strong> bringt.<br />

Bei allen Aufgaben ging er mit vollem Optimismus<br />

ans Werk. Aber immer tau<strong>ch</strong>ten wieder S<strong>ch</strong>wierigkeiten<br />

auf, die si<strong>ch</strong> unaufhaltsam steigerten. Es<br />

gelang ihm ni<strong>ch</strong>t, die Freude, die er am Stoff und<br />

an seiner Vermittlung empfand, auf die S<strong>ch</strong>üler zu<br />

übertragen, so dass er selbst mit den S<strong>ch</strong>ülern die<br />

Freude verlor. Deshalb su<strong>ch</strong>te er si<strong>ch</strong> immer wieder<br />

neue Gebiete zu erobern.<br />

Zwar versu<strong>ch</strong>te er stets, si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> tiefer in den<br />

Stoff einzuarbeiten. Aber genau dur<strong>ch</strong> seine dabei<br />

neu gewonnenen Einsi<strong>ch</strong>ten verlor er die Verbindung<br />

mit dem eigentli<strong>ch</strong> beabsi<strong>ch</strong>tigten S<strong>ch</strong>ulstoff.<br />

Es ist von diesem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt aus geradezu<br />

tragis<strong>ch</strong>, dass er, angeregt dur<strong>ch</strong> seine zum Teil<br />

leidvollen Erfahrungen mit dem S<strong>ch</strong>ulunterri<strong>ch</strong>t,<br />

ganz hervorragende Werke ges<strong>ch</strong>affen hat auf dem<br />

Gebiet der Hagiographie, der Romanistik und vor<br />

allem dur<strong>ch</strong> seine riesige Bibliographie über die<br />

pädagogis<strong>ch</strong>en Probleme der frühen Zweispra<strong>ch</strong>igkeit.<br />

Der Religionsunterri<strong>ch</strong>t führte ihn dazu,<br />

si<strong>ch</strong> sehr ausgiebig mit den Qumrantexten zu<br />

befassen. Der Unterri<strong>ch</strong>t in der Medienkunde<br />

ma<strong>ch</strong>te ihn zum eigentli<strong>ch</strong>en Filmspezialisten.<br />

Alle Werke können hier ni<strong>ch</strong>t aufgeführt werden,<br />

aber es sind viele.<br />

Die We<strong>ch</strong>sel in den Arbeitsgebieten sind ni<strong>ch</strong>t<br />

zuletzt dur<strong>ch</strong> die immer wieder neuen Interessen<br />

veranlasst worden, die ihn so erfasst hatten, dass<br />

Früheres daneben sozusagen plötzli<strong>ch</strong> verblasste.


Eine weitere S<strong>ch</strong>wierigkeit bestand darin, dass er<br />

den persönli<strong>ch</strong>en Zugang zu kleinen Gruppen oder<br />

Einzelmens<strong>ch</strong>en zum Teil hervorragend fand, was<br />

sein grosser und dankbarer Freundeskreis beweist,<br />

dass er aber gegenüber einer Klassenabteilung,<br />

die ni<strong>ch</strong>t das glei<strong>ch</strong>e Interesse für die Fragen<br />

aufbra<strong>ch</strong>te, die ihn jeweilen sehr stark fesselten,<br />

au<strong>ch</strong> selber den Mut und das Interesse verlor.<br />

Dieser Na<strong>ch</strong>ruf ist etwas lang geworden, aber<br />

Pater Mi<strong>ch</strong>ael hat es verdient, dass man ihn an<br />

dieser Stelle einigermassen zutreffend und teilnehmend<br />

und do<strong>ch</strong> sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> würdigt. Gebe Gott,<br />

dass sein Interesse an den Mögli<strong>ch</strong>keiten des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Geistes und Herzens im Jenseits ers<strong>ch</strong>öpfend<br />

befriedigt worden ist und wird. Er ruhe<br />

im Frieden Gottes.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Walter<br />

(Johann Baptist)<br />

Brugger<br />

* 16. Februar 1919<br />

† 3. Januar 1995<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1994/95<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Am 3. Januar 1995 ist völlig unerwartet Pater<br />

Walter Brugger im Spital von Wädenswil gestorben.<br />

Am Tag vorher wurde er, s<strong>ch</strong>wer atmend, im<br />

Treppenhaus der Statthalterei sitzend, gefunden.<br />

Sofort wurde er ins Regionalspital überführt und<br />

von dort auf die Intensivstation im Spital von<br />

Wädenswil.<br />

Johann Baptist Alfred wurde am 16. Februar 1919<br />

als letztes Kind seiner Eltern in Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong> geboren<br />

und am 23. Februar getauft. Der Vater stammte<br />

aus dem S<strong>ch</strong>warzwald und führte in Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong><br />

eine Eisenhandlung mit Haushaltsartikeln.<br />

Der kleine Na<strong>ch</strong>zügler litt vom dritten Lebensjahr<br />

an an Bron<strong>ch</strong>ialasthma und musste jeden Winter<br />

längere Zeit das Bett hüten. Glückli<strong>ch</strong>erweise<br />

verlor si<strong>ch</strong> diese S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e mit den Jahren, so dass<br />

er si<strong>ch</strong> seinen Lieblingsinstrumenten Tenorhorn<br />

und Ventilposaune widmen konnte; später kam<br />

dazu no<strong>ch</strong> Klavier. Im Lauf der Jahre hat er vielen<br />

S<strong>ch</strong>ülern in der Stiftss<strong>ch</strong>ule die Elemente des<br />

Klavierspiels beigebra<strong>ch</strong>t.<br />

Vermutli<strong>ch</strong> wegen der Höhenlage s<strong>ch</strong>ickten die<br />

Eltern den kleinen Hans auf den Herbst 1931 an<br />

die Stiftss<strong>ch</strong>ule. S<strong>ch</strong>on in der dritten Klasse ents<strong>ch</strong>loss<br />

er si<strong>ch</strong>, wie er selber s<strong>ch</strong>reibt, ins Kloster<br />

einzutreten, weil ihm der Klassenlehrer, Pater<br />

Adelri<strong>ch</strong> Trits<strong>ch</strong>ler, einen so grossen Eindruck<br />

ma<strong>ch</strong>te.<br />

Na<strong>ch</strong> der Matura 1939 trat er, gerade während der<br />

Kriegsmobilma<strong>ch</strong>ung, ins Noviziat ein. Unter dem<br />

Klosternamen Walter legte er am 5. September<br />

1940 Profess ab und studierte an der hauseigenen<br />

theologis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule Theologie, wobei zum ersten<br />

Mal ein philosophis<strong>ch</strong>es Vorkursjahr eingeführt<br />

wurde. Darüber hat er man<strong>ch</strong>en köstli<strong>ch</strong>en Spru<strong>ch</strong><br />

gema<strong>ch</strong>t. Humor war bis ans Lebensende eine<br />

seiner besonderen Charaktereigens<strong>ch</strong>aften.<br />

Zum Priester geweiht wurde er 1944. Na<strong>ch</strong> einem<br />

weiteren Jahr Theologiestudium trat er am 1.<br />

November 1945 seine erste Aufgabe als zweiter<br />

Kaplan in Freienba<strong>ch</strong> an, wozu damals au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

Pfäffikon gehörte. Der Pfarrer, Pater Heinri<strong>ch</strong><br />

Frei, führte ihn praktis<strong>ch</strong> in die Seelsorge ein.<br />

Na<strong>ch</strong> zwei Jahren wurde er Pfarrvikar in Tra<strong>ch</strong>slau,<br />

das zur Pfarrei Einsiedeln gehört. Er wohnte<br />

im Kloster, war als Seelsorger weitgehend frei. Er<br />

führte sogar eine Renovation des Kir<strong>ch</strong>turms und<br />

der Orgel dur<strong>ch</strong>.<br />

Bereits im Herbst 1951 musste er eine neue Aufgabe<br />

übernehmen: Er wurde Volksmissionär. Er<br />

begann unter der Führung von Pater Viktor Mey-


erhans in Kaiseraugst. Obwohl er volkstümli<strong>ch</strong><br />

und geistrei<strong>ch</strong> zu predigen wusste, fühlte er si<strong>ch</strong><br />

dabei do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t besonders glückli<strong>ch</strong>. Während<br />

zwei Jahren wirkte er mit bei 20 Volksmissionen<br />

oder bestritt sie im Alleingang. Während des<br />

Sommertrimesters der beiden Missionsjahre führte<br />

er an der Stiftss<strong>ch</strong>ule den sog. Vorkurs II, der es<br />

den S<strong>ch</strong>ülern der 1. Sekundarklasse ermögli<strong>ch</strong>te,<br />

im Herbst in die 2. Klasse einzutreten, also den<br />

heutigen gebro<strong>ch</strong>enen Bildungsweg wenigstens<br />

teilweise dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />

Damit war das weitere S<strong>ch</strong>icksal für Pater Walter<br />

vorgespurt, denn am 25. September 1953 trat er<br />

den hauptamtli<strong>ch</strong>en Dienst an der Stiftss<strong>ch</strong>ule an.<br />

Es war ein gerütteltes Mass von Aufgaben. Er wurde<br />

Unterpräfekt für die internen S<strong>ch</strong>üler der 1.<br />

und 2. Klasse und Klassenlehrer mit den Fä<strong>ch</strong>ern<br />

Religion, Latein und Deuts<strong>ch</strong> in der 2. Klasse a; im<br />

Sommer übernahm er dazu no<strong>ch</strong> den Vorkurs II.<br />

In den folgenden zwei Jahren kamen no<strong>ch</strong> Geographie<br />

und Kalligraphie hinzu. Drei Jahre lang<br />

war er zuständig für die Internatsdisziplin und die<br />

Studienaufsi<strong>ch</strong>t für die 1. und 2. Klasse.<br />

Mit dem S<strong>ch</strong>uljahr 1956/57 wurde er zum nä<strong>ch</strong>st<br />

höheren Unterpräfekten des Internates befördert,<br />

und zwar für se<strong>ch</strong>s Jahre. Als sol<strong>ch</strong>er hatte er die<br />

3. und 4. Klasse des Internates zu betreuen und<br />

die Aufsi<strong>ch</strong>t während der Studienzeiten zu führen.<br />

Die S<strong>ch</strong>ule blieb no<strong>ch</strong> zwei Jahre im bisherigen<br />

Rahmen, dann folgte ein vermehrtes Geographiepensum,<br />

das ihm bis 1991 geblieben ist. Mit der<br />

Zeit war au<strong>ch</strong> Klavierunterri<strong>ch</strong>t dazu gekommen.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> wurde er au<strong>ch</strong> Klassenlehrer in der<br />

dritten und vierten Klasse. Weil damals das Unterri<strong>ch</strong>tsziel<br />

im Fa<strong>ch</strong> Latein au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>-<br />

Latein umfasste, mussten au<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Prüfungen dur<strong>ch</strong>geführt werden. Berühmt und<br />

Gegenstand man<strong>ch</strong>en Staunens waren Pater Walters<br />

Prüfungstexte. Er bra<strong>ch</strong>te es fertig, mit Hilfe<br />

der gelernten Wörter immer Sätze zu bauen, die<br />

alle Finessen der Konjunktionalsätze usw. enthielten.<br />

Das hatte zur Folge, dass die S<strong>ch</strong>üler bei der<br />

Prüfung das La<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t verloren. Es kam vor,<br />

dass sol<strong>ch</strong>e Sätze zum allgemeinen Gaudium an<br />

späteren Klassenzusammenkünften vorgelesen<br />

wurden.<br />

Mit dem S<strong>ch</strong>uljahr 63/64 wurde er in einer arithmetis<strong>ch</strong>en<br />

Reihe mit der Differenz 3 zum Vizepräfekten<br />

des Internates ernannt. Er blieb dies ni<strong>ch</strong>t<br />

ganz neun Jahre bis Pfingsten 1972. Seine Aufgabe<br />

war es, den Präfekten des Internates zu vertreten<br />

und die 5. und 6. Klasse internatsmässig besonders<br />

zu betreuen. Als Nebenaufgabe fiel ihm die<br />

Führung des Ladens für die Lehrmittel und die


sonstigen Gebrau<strong>ch</strong>sgegenstände des Internates<br />

und der S<strong>ch</strong>üler überhaupt zu. Die se<strong>ch</strong>ste Klasse<br />

wurde wegen der Verkürzung der Gymnasialzeit<br />

von a<strong>ch</strong>t auf sieben Jahre von 1971/72 an zum<br />

Lyzeum ges<strong>ch</strong>lagen, so dass der Studiensaal, wo<br />

Pater Walter hätte Aufsi<strong>ch</strong>t haben müssen, sehr<br />

entlastet wurde.<br />

Aber no<strong>ch</strong> im S<strong>ch</strong>uljahr 1971/72 wurde der langjährige,<br />

sehr verdiente Präfekt des Internates,<br />

Pater Fridolin Kohler, zum Dekan des Klosters<br />

ernannt. An seine Stelle trat Pater Walter. Damit<br />

war er an die zweithö<strong>ch</strong>ste Stelle der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

gerückt. Er selber betra<strong>ch</strong>tete dies als den Tiefpunkt<br />

seines Lebens. Zwar umfasste das Gymnasium<br />

des Internates im S<strong>ch</strong>uljahr 1971/72 nur<br />

no<strong>ch</strong> fünf Klassen mit insgesamt 156 S<strong>ch</strong>ülern,<br />

weil dur<strong>ch</strong> den Übergang von der a<strong>ch</strong>tjährigen<br />

Mittels<strong>ch</strong>ulzeit auf sieben Jahre die se<strong>ch</strong>ste Klasse<br />

nun au<strong>ch</strong> zum Lyzeum gehörte. Aber die bekannten<br />

1968er Jahre wirkten no<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>, so dass die<br />

Betreuung der S<strong>ch</strong>üler dur<strong>ch</strong> beständige Forderungen<br />

na<strong>ch</strong> Neuem eine harte Belastungsprobe<br />

für die Präfekten war. Pater Walter, der vor allem<br />

eine bewahrende Grundeinstellung hatte, tat si<strong>ch</strong><br />

daher s<strong>ch</strong>wer in seinem Amt und bat auf das Ende<br />

1971/72 um Entlastung, die ihm gewährt wurde,<br />

was ihn sehr erlei<strong>ch</strong>terte.<br />

Für die na<strong>ch</strong>folgenden drei Jahre übernahm er<br />

wieder die vorhergehende Aufgabe unter dem<br />

Titel «Verwaltungspräfekt». Dur<strong>ch</strong> diese Aufgabe<br />

einigermassen vorbereitet, wurde er auf Herbst<br />

1975 als Stiftsstatthalter im S<strong>ch</strong>loss Pfäffikon eingesetzt.<br />

Es bedeutete für ihn einen grossen Szenenwe<strong>ch</strong>sel.<br />

Glückli<strong>ch</strong>erweise hatte er einen tü<strong>ch</strong>tigen<br />

S<strong>ch</strong>affner (Meisterkne<strong>ch</strong>t), der es ihm ersparte,<br />

si<strong>ch</strong> tief in die Tierzu<strong>ch</strong>t und Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

einzuarbeiten.<br />

Zunä<strong>ch</strong>st s<strong>ch</strong>ien es, dass er damit von der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

endgültig Abs<strong>ch</strong>ied genommen habe. Aber<br />

bereits auf das Sommertrimester wurde er ersu<strong>ch</strong>t,<br />

zusätzli<strong>ch</strong> in zwei Klassenabteilungen wieder<br />

sein altes Fa<strong>ch</strong> Geographie von Pfäffikon aus<br />

zu übernehmen. Zweimal in der Wo<strong>ch</strong>e fuhr er mit<br />

dem Auto na<strong>ch</strong> Einsiedeln hinauf, um weiterhin<br />

Geographie zu lehren. Im nä<strong>ch</strong>sten Jahr waren es<br />

vier Klassenabteilungen; die drei letzten Jahre,<br />

nämli<strong>ch</strong> 1988 bis 1991 war es nur no<strong>ch</strong> eine Klasse,<br />

von denen die letzte allerdings drei Abteilungen<br />

zählte. Damit ist Pater Walter aus dem Dienst<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule ausges<strong>ch</strong>ieden. Insgesamt hat er<br />

während 39 S<strong>ch</strong>uljahren an ihr gewirkt. Ni<strong>ch</strong>t<br />

erwähnt habe i<strong>ch</strong>, dass er viele Jahre au<strong>ch</strong> die<br />

sogenannte Missionssektion betreute.


Auf Ende 1992 wurde er s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> von der<br />

Statthalterei Pfäffikon befreit. Ins Kloster zurückgekehrt,<br />

fühlte er si<strong>ch</strong> wieder ganz zu Hause, als<br />

ob er überhaupt nie fort gewesen wäre. Er ma<strong>ch</strong>te<br />

si<strong>ch</strong> nützli<strong>ch</strong>, wo es nur ging. Sein völlig unerwarteter<br />

Tod na<strong>ch</strong> nur zwei Jahren hat die Klostergemeins<strong>ch</strong>aft<br />

im eigentli<strong>ch</strong>en Sinne ers<strong>ch</strong>üttert.<br />

Pater Walter war in erster Linie ein überzeugter<br />

und gewissenhafter Mön<strong>ch</strong>, der si<strong>ch</strong> im Kloster zu<br />

Hause fühlte, aber dabei mit beiden Füssen in der<br />

wirkli<strong>ch</strong>en Welt stand. Alle Leute, die mit ihm zu<br />

tun hatten, waren beeindruckt vom Ernst und von<br />

der Überzeugung, mit der er die priesterli<strong>ch</strong>en Zeremonien<br />

vollzog. Dabei war er alles andere als ein<br />

Finsterling. Er liebte träfe Sprü<strong>ch</strong>e und ma<strong>ch</strong>te<br />

selber eine grosse Anzahl; die S<strong>ch</strong>üler nannten sie<br />

«Wädiwitze». Das Wissen und die Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

betra<strong>ch</strong>tete er auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> als Mittel zum<br />

Zweck, zur Ausübung eines Berufes. Er nahm die<br />

S<strong>ch</strong>ule ernst als Weg zu einem klar erkannten Ziel,<br />

aber verliebt in sie war er ni<strong>ch</strong>t. Das gab ihm die<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit, seiner Lehreraufgabe immer mit Humor<br />

gegenüberzustehen, ohne das Lehren und<br />

Lernen zu verna<strong>ch</strong>lässigen. Was wir mit ihm<br />

verloren haben, ist uns erst dur<strong>ch</strong> seinen Tod so<br />

re<strong>ch</strong>t zu Bewusstsein gekommen. Er erfüllte seine<br />

Pfli<strong>ch</strong>t, ohne daraus irgendwie eine grosse Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

zu ma<strong>ch</strong>en. Wir sind ihm deshalb zu<br />

grossem Dank verpfli<strong>ch</strong>tet. Er ruhe im Frieden<br />

Gottes.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Germain<br />

(Pierre)<br />

Varin<br />

* 17. Dezember 1921<br />

† 21. August 1995<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1995/96<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Das Leben von Pater Dr. Germain Varin der am<br />

21. August 1995 im Bürgerspital von Zug an einem<br />

Krebsleider verstorben ist, fällt dur<strong>ch</strong> einige Besonderheiten<br />

auf.<br />

Er war von ganzem Herzen ein Suisse Romand,<br />

besonders ein Jurassien, Bürger von Courgenay<br />

(heute JU, bei seiner Geburt no<strong>ch</strong> BE). Auffallenderweise<br />

trat er s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in unser Kloster ein<br />

und lernte praktis<strong>ch</strong> akzentfrei das S<strong>ch</strong>weizerdeuts<strong>ch</strong>e<br />

spre<strong>ch</strong>en und wusste um die Vers<strong>ch</strong>iedenheiten,<br />

auf die es in der beiden Spra<strong>ch</strong>en ankommt.<br />

Die Spra<strong>ch</strong>e seines Herzens aber blieb<br />

französis<strong>ch</strong>.<br />

Geboren wurde er am 17. Dezember 1921 in La<br />

Chaux-de-Fonds (NE) und dort auf den Namen<br />

Pierre getauft. Zwei Jahre na<strong>ch</strong>her übersiedelten<br />

seine Eltern na<strong>ch</strong> Genf, na<strong>ch</strong> zwei weiteren Jahren<br />

na<strong>ch</strong> Lausanne (VD), wo er die Primars<strong>ch</strong>ule der<br />

Frères Maristes besu<strong>ch</strong>te und 1928 bei den katholis<strong>ch</strong>en<br />

Pfadfindern eintrat, die ihn na<strong>ch</strong>haltig<br />

beeindruckten. Na<strong>ch</strong> weiteren se<strong>ch</strong>s Jahren wurde<br />

sein Vater berufli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Genf berufen, womit<br />

Pierre ein zweites Mal in die Rhonestadt kam, wo<br />

er se<strong>ch</strong>s Gymnasialjahre im Kleinen Seminar<br />

hinter si<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>te. Als Gymnasiast kam er 1938<br />

anlässli<strong>ch</strong> des Bundeslagers der Pfadfinder in Züri<strong>ch</strong><br />

zum ersten Mal na<strong>ch</strong> Einsiedeln. Die Familie<br />

bestand aus den Eltern und zwei S<strong>ch</strong>western, die<br />

Pierre altersmässig umrahmten.<br />

Wie es damals Brau<strong>ch</strong> war, trat er für die letzten<br />

zwei Klassen, zusammen mit einigen Romands, in<br />

das Lyzeum der Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln ein. Während<br />

den grossen Ferien und einem Teil der Maturaklasse<br />

absolvierte er die Rekrutens<strong>ch</strong>ule in Lausanne,<br />

die ihn mit Lebensauffassungen konfrontierte,<br />

die ihn bedrückten.<br />

Na<strong>ch</strong> der Matura 1942 ents<strong>ch</strong>loss er si<strong>ch</strong>, das Priesterseminar<br />

in Freiburg zu beginnen. Damit hatte<br />

er, mit Ausnahme des Wallis, in allen Kantonen<br />

«gewirkt», in denen nur oder au<strong>ch</strong> französis<strong>ch</strong> gespro<strong>ch</strong>en<br />

wird. Im Priesterseminar in Freiburg<br />

kam er zur Auffassung, dass er do<strong>ch</strong> ins Kloster<br />

Einsiedeln gehöre, und so trat er 1943 in unser<br />

Kloster ein, zusammen mit Pater Beda Baumer<br />

aus St. Gallen. Unter der klugen Führung des<br />

Novizenmeisters Pater Dr. Eugen Pfiffner bestand<br />

er das Noviziat und erhielt bei der einfa<strong>ch</strong>en Profess<br />

1944 den Klosternamen Germain, was an die<br />

Tradition der Wests<strong>ch</strong>weiz erinnerte.<br />

Na<strong>ch</strong> drei Jahren Theologiestudium an der theologis<strong>ch</strong>en<br />

Hauss<strong>ch</strong>ule des Klosters legte er die<br />

feierli<strong>ch</strong>e, ewige Profess ab, am 18. Oktober 1947


wurde er von Bis<strong>ch</strong>of François Charrière zum<br />

Priester geweiht, und am folgenden Tag feierte er<br />

seine Primiz. Die Festanspra<strong>ch</strong>e hielt sein Verwandter,<br />

der Generalvikar für den Jura, Msgr.<br />

Cuenin in der Studentenkapelle in französis<strong>ch</strong>er<br />

Spra<strong>ch</strong>e. Na<strong>ch</strong> einem weiteren Jahr des Studiums<br />

der Pastoraltheologie begann er seine Tätigkeit an<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule im Herbst 1949. Er wurde Klassenlehrer<br />

der 1. Klasse b mit den Fä<strong>ch</strong>ern Religion<br />

und Latein, ferner erteilte er Französis<strong>ch</strong> in den<br />

beiden Abteilungen der 5. und 7. Klasse. Dieses<br />

Jahr hatte die Aufgabe, seine didaktis<strong>ch</strong>en Fähigkeiten<br />

zu testen.<br />

Da dieser Test offenbar überzeugte, wurde er von<br />

1950 bis 1954 zum Studium der Romanistik mit<br />

Französis<strong>ch</strong> und Spanis<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ickt. Nebenbei<br />

nahm er au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Violinunterri<strong>ch</strong>t am Konservatorium.<br />

Er wohnte, zusammen mit einem Mitbruder,<br />

in der Académie Sainte Croix, dem Tö<strong>ch</strong>tergymnasium<br />

von Freiburg, wo immer zwei Einsiedler-Patres<br />

als Spirituale wirkten und Religionsunterri<strong>ch</strong>t<br />

erteilten, und zwar seit der Gründung des<br />

Hauses im Jahre 1905.<br />

Bei Professor Pierre-Henri Simon doktorierte er<br />

über den Roman von Joseph Malègue (1876-1940)<br />

«Augustin ou le Maître est là». Der Titel der Dissertation<br />

heisst: «Foi perdue et retrouvée. La<br />

psy<strong>ch</strong>ologie de la perte de la foi et du retour à Dieu<br />

dans ‹Augustin ou le maître est là›». Wie dieser<br />

Titel zeigt, geht es um das religiöse Problem des<br />

Modernismus und dessen Bewältigung in der<br />

Theologie sowie im Leben der Intellektuellen,<br />

besonders in Frankrei<strong>ch</strong>. Typis<strong>ch</strong> für Père Germain<br />

ist das religiöse Thema.<br />

Im Herbst 1953 begann für ihn nun die dauernde<br />

Tätigkeit an der Stiftss<strong>ch</strong>ule bis zum Ende des<br />

S<strong>ch</strong>uljahres 1987/88, also mit Einbezug des s<strong>ch</strong>on<br />

erwähnten Testjahres 36 Jahre. Während all dieser<br />

Jahre war sein Hauptfa<strong>ch</strong> naturgemäss immer<br />

Französis<strong>ch</strong>. Die ersten zwei Jahre war er au<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> Unterpräfekt im Internat und musste die<br />

dritte und vierte Klasse im Studium und in der Internatsordnung<br />

betreuen. Mit seiner eher reservierten<br />

Art bekam er aber mit den deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Pubeszenten einige S<strong>ch</strong>wierigkeiten, besonders<br />

weil er es sehr genau nahm.<br />

Darauf übernahm er das Fa<strong>ch</strong> Französis<strong>ch</strong>e Literatur<br />

für die Wests<strong>ch</strong>weizer, die traditionell immer<br />

eine Gruppe in den obersten zwei Klassen<br />

bildeten, den sogenannten «Cercle français», und<br />

behielt diese Aufgabe mit grosser Freude bis 1975.<br />

Leider ist diese Tradition langsam ausgestorben,<br />

was in vers<strong>ch</strong>iedener Hinsi<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>ade ist.


Es gab nämli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> den umgekehrten Fall, dass<br />

Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer von uns für die letzten zwei<br />

Jahre na<strong>ch</strong> St-Maurice zogen. An Stelle dieser<br />

Aufgabe übernahm Père Germain die Betreuung<br />

des Spra<strong>ch</strong>labors, das ni<strong>ch</strong>t zuletzt auf seine dringenden<br />

Wüns<strong>ch</strong>e hin für das folgende S<strong>ch</strong>uljahr<br />

eingeri<strong>ch</strong>tet worden war. Diese Aufgabe besorgte<br />

er mit Hingebung und Freude.<br />

S<strong>ch</strong>on bald na<strong>ch</strong> seiner Tätigkeit an der S<strong>ch</strong>ule<br />

hatte er au<strong>ch</strong> Violinunterri<strong>ch</strong>t übernommen, wofür<br />

er ja in Freiburg ebenfalls ausgebildet worden<br />

war. Mit der Zeit kam au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> das Freifa<strong>ch</strong> Spanis<strong>ch</strong><br />

hinzu. Regelmässig führte er alle zwei Jahre<br />

eine Klasse zur Matura im Fa<strong>ch</strong> Französis<strong>ch</strong>.<br />

Seiner religiösen Einstellung entspra<strong>ch</strong> es au<strong>ch</strong>,<br />

dass er etli<strong>ch</strong>e deuts<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riften und grössere<br />

Werke ins Französis<strong>ch</strong>e übersetzte. Es handelte<br />

si<strong>ch</strong> um Gelegenheitss<strong>ch</strong>riften, z. B. Führer für<br />

fremdspra<strong>ch</strong>ige Touristen und Pilger für Einsiedeln<br />

und andere Klöster, aber au<strong>ch</strong> mehrbändige<br />

Werke in Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeitern.<br />

Eine wi<strong>ch</strong>tige Zäsur war das S<strong>ch</strong>uljahr 1976/77,<br />

auf das hin er zum Novizenmeister und Instruktor<br />

der Fratres (der jungen Mön<strong>ch</strong>e, die no<strong>ch</strong> in der<br />

Ausbildung stehen) berufen wurde. Er betreute<br />

dieses anspru<strong>ch</strong>svolle Amt se<strong>ch</strong>s Jahre lang bis<br />

1982. Merkwürdigerweise blieb unterdessen sein<br />

Pensum an der Stiftss<strong>ch</strong>ule fast unverändert.<br />

Während der letzten se<strong>ch</strong>s Jahre bis 1988 ma<strong>ch</strong>ten<br />

si<strong>ch</strong> leider zunehmend Ermüdungsers<strong>ch</strong>einungen<br />

bemerkbar. Trotzdem fiel ihm der Abs<strong>ch</strong>ied<br />

von der S<strong>ch</strong>ule ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t, besonders als<br />

ausgere<strong>ch</strong>net einmal ein wests<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Mitglied<br />

der Maturitätskommission die S<strong>ch</strong>ulleitung<br />

briefli<strong>ch</strong> darauf aufmerksam ma<strong>ch</strong>te.<br />

Bereits 1982 hatte er die Betreuung des Säkularinstitutes<br />

der Gemeins<strong>ch</strong>aft unserer Lieben Frau als<br />

Zusatzaufgabe übernommen, eine Aufgabe, die<br />

ihm entspra<strong>ch</strong>, und die er bis zu seinem Tode ausübte.<br />

Im Herbst 1988 begann er seine letzte Aufgabe<br />

als Spiritual im Institut Heiligkreuz bei<br />

Cham. Diese Aufgabe befriedigte ihn sehr, und<br />

zwar vor allem deshalb, weil sie seiner eigenen,<br />

stark religiös geprägten Anlage entspra<strong>ch</strong>. Diese<br />

Aufgabe betreute er bis zu seinem Tode. Verhältnismässig<br />

oft tau<strong>ch</strong>te er im Kloster auf und ma<strong>ch</strong>te<br />

einen glückli<strong>ch</strong>en Eindruck. Leider hat ihn die<br />

heimtückis<strong>ch</strong>e Krankheit zu früh aus diesem Wirkungsfeld<br />

abberufen. Die S<strong>ch</strong>western von Cham<br />

nahmen an seinem Tod grossen Anteil.


Pater Germain war ein feinfühliger Mens<strong>ch</strong> und<br />

zuglei<strong>ch</strong> sehr zurückhaltend. Grobe Reaktionen<br />

lagen ihm gar ni<strong>ch</strong>t. Er litt unter der Trägheit und<br />

Interesselosigkeit der S<strong>ch</strong>üler bzw. unter dem, was<br />

er als sol<strong>ch</strong>es empfand. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te diese Eigens<strong>ch</strong>aft<br />

mit dem Wort «empfindsam» bezei<strong>ch</strong>nen.<br />

Er gab si<strong>ch</strong> alle Mühe, si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> aussen ni<strong>ch</strong>ts anmerken<br />

zu lassen. Aber die verursa<strong>ch</strong>ende jeweilige<br />

Lage lähmte ihn in seiner Arbeit. Die ni<strong>ch</strong>t so<br />

fein veranlagte S<strong>ch</strong>ülers<strong>ch</strong>aft merkte das ni<strong>ch</strong>t<br />

und empfand diese Eigens<strong>ch</strong>aft als langweilig. Im<br />

Grunde genommen litt er darunter, dass es ihm<br />

trotz aller Anstrengung ni<strong>ch</strong>t gelang, die Begeisterung<br />

für die französis<strong>ch</strong>e Literatur und Kultur zu<br />

vermitteln, wie er sie für si<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> erlebte.<br />

Einen Berei<strong>ch</strong> hatte er, der ihn zu heftigen Reaktionen<br />

verleiten konnte. Das waren die Auseinandersetzungen<br />

über die Jurafrage. Er war eben im<br />

Innersten seines Herzens ein überzeugter Vertreter<br />

der Suisse Romande. Er lehnte die Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz<br />

aber ni<strong>ch</strong>t ab, er vermo<strong>ch</strong>te es sogar, ihre<br />

Spra<strong>ch</strong>e vollständig zu beherrs<strong>ch</strong>en und in vielen<br />

Belangen in ihr zu denken. Er erwartete, dass die<br />

S<strong>ch</strong>üler die glei<strong>ch</strong>e Fähigkeit hätten, und empfand<br />

deren tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Reaktion als hölzern.<br />

Er war kein Finsterling und konnte herzhaft fröhli<strong>ch</strong><br />

sein, hatte aber ein feines Gefühl für Anstand<br />

und Culture. Als man ihm mitteilte, dass seine<br />

Krankheit tödli<strong>ch</strong> sei, sagte er s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t: „J’accepte.<br />

Je suis prêt.”<br />

Er war bis zu seinem Tode ein überzeugter, im<br />

religiösen Glauben gefestigter Mens<strong>ch</strong>, Mön<strong>ch</strong><br />

und Mitbruder. Er ruhe im Frieden.<br />

Pater Rupert Ruhstaller


Pater<br />

Rupert<br />

(Alfred)<br />

Ruhstaller<br />

* 8. April 1917<br />

† 15. Juli 1996<br />

Eine Mis<strong>ch</strong>ung aus der<br />

Verabs<strong>ch</strong>iedung als Rektor<br />

und dem Na<strong>ch</strong>ruf<br />

beide verfasst von<br />

Pater Lorenz Moser<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>te<br />

1989/90 & 1996/97<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Glei<strong>ch</strong> zu Beginn der Sommerferien, am 15. Juli<br />

1996, ist Pater Rupert Ruhstaller na<strong>ch</strong> kurzer<br />

Krankheit überras<strong>ch</strong>end gestorben. Mit ihm haben<br />

wir einen Mitbruder verloren, der während rund<br />

einem halben Jahrhundert das Ers<strong>ch</strong>einungsbild<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule wesentli<strong>ch</strong> mitgeprägt hat – ni<strong>ch</strong>t<br />

nur dur<strong>ch</strong> seine Körperlänge, sondern vor allem<br />

au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> seine Geistesgrösse, seine umfangrei<strong>ch</strong>en<br />

Talente und seine persönli<strong>ch</strong>e Eigenart, mit<br />

denen er die Ges<strong>ch</strong>icke unserer S<strong>ch</strong>ule in einer<br />

Zeit des Umbru<strong>ch</strong>s ents<strong>ch</strong>eidend mitgetragen und<br />

mitgestaltet hat.<br />

Pater Rupert war mit Leib und Seele Einsiedler,<br />

und die Beziehung zum Kloster lag ihm bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong><br />

im Blut. Am 8. April 1917 wurde der Klosterpä<strong>ch</strong>terfamilie<br />

Ruhstaller ein kleiner Alfred ges<strong>ch</strong>enkt.<br />

Im Bolzberg am Fuße der Hundwilern<br />

verlebte Alfred eine s<strong>ch</strong>öne, aber au<strong>ch</strong> arbeitsame<br />

Jugend. Im Frühling 1924 trat er in die erste<br />

Primarklasse ein. Der S<strong>ch</strong>ulweg ins Dorf ist lang;<br />

für den Bauernbub muss dieser S<strong>ch</strong>ulbeginn wie<br />

ein erster Aufbru<strong>ch</strong> in die große Welt gewirkt<br />

haben. Hier im Dorf erhielt er s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> wenigen<br />

Tagen den Übernahmen «Ruessi», der ihm bis<br />

heute treu geblieben ist.<br />

S<strong>ch</strong>on früh zeigte si<strong>ch</strong>, dass seine Interessen ni<strong>ch</strong>t<br />

den praktis<strong>ch</strong>en Alltagsarbeiten des väterli<strong>ch</strong>en<br />

Bauernhofes galten, sondern auf der geistigen und<br />

religiösen Ebene lagen. In der einfa<strong>ch</strong>en Umgebung<br />

seines Elternhauses entstand von Anfang an<br />

jene Grundhaltung, die ihn dur<strong>ch</strong> das ganze Leben<br />

begleiten sollte: er musste und wollte den Dingen<br />

selber na<strong>ch</strong>gehen, und so entwickelte er si<strong>ch</strong> zum<br />

erfolgrei<strong>ch</strong>en Autodidakten, der si<strong>ch</strong> für alles und<br />

jedes interessierte.<br />

Im Herbst 1929 begann Alfred die erste Klasse<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Er gehörte zum damals no<strong>ch</strong><br />

kleinen Grüpplein der Externen. Oft hat Pater<br />

Rupert mit Dankbarkeit erzählt, wie sein Vater ihn<br />

damals von allen Arbeiten auf dem Hof freistellte,<br />

damit er si<strong>ch</strong> ganz für die S<strong>ch</strong>ule einsetzen könne<br />

– und Alfred setzte si<strong>ch</strong> ein! Sein Weg ist geradlinig<br />

und klar: Im Juli 1937 Matura na<strong>ch</strong> Typus A,<br />

im September des glei<strong>ch</strong>en Jahres Eintritt ins<br />

Noviziat des Klosters, am 20. September 1938<br />

Profess mit dem Klosternamen Rupert, Theologiestudium<br />

an der theologis<strong>ch</strong>en Hauss<strong>ch</strong>ule, am 30.<br />

Mai 1942 Priesterweihe dur<strong>ch</strong> Erzbis<strong>ch</strong>of Raimund<br />

Netzhammer, am 7. Juni folgte die Feier der<br />

Primiz.<br />

Im Herbst 1942 begann Pater Rupert seine Arbeit<br />

für die Stiftss<strong>ch</strong>ule als Klassenlehrer der 3b mit


dem damals für den Klassenlehrer no<strong>ch</strong> übli<strong>ch</strong>en<br />

Pensum: Deuts<strong>ch</strong>, Latein, Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>, Religion.<br />

Dazu unterri<strong>ch</strong>tete er in der 1. Klasse Mathematik.<br />

Der neue Lehrer imponierte den S<strong>ch</strong>ülern dur<strong>ch</strong><br />

seine Größe, seinen s<strong>ch</strong>arfen Verstand und seine<br />

stetige Gesprä<strong>ch</strong>sbereits<strong>ch</strong>aft – weniger dur<strong>ch</strong> seine<br />

Welterfahrung; auf dem Weg zwis<strong>ch</strong>en Bolzberg<br />

und Einsiedeln gab es nur ein kleines Stück<br />

Welt zu erfahren. Die Erfahrung hat Pater Rupert<br />

später na<strong>ch</strong>geholt; er gehört zu jenen Mens<strong>ch</strong>en,<br />

die immer Neues sehen und aufnehmen können.<br />

Pater Rupert hat si<strong>ch</strong> seine jugendli<strong>ch</strong>e Lernbereits<strong>ch</strong>aft<br />

bis ins Alter bewahrt.<br />

1943/44 war Pater Rupert Vizepräfekt des Externates,<br />

1947/48 Vizepräfekt des Internates, als sol<strong>ch</strong>er<br />

betreute er au<strong>ch</strong> den hauseigenen Laden für<br />

Lehrmittel und führte die Bu<strong>ch</strong>haltung für die<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule. Zehn Jahre lehrte er an der S<strong>ch</strong>ule<br />

vor allem Latein und Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>, bis man ihn 1952<br />

zum Studium der Linguistik und der klassis<strong>ch</strong>en<br />

Philologie na<strong>ch</strong> Freiburg s<strong>ch</strong>ickte. Neben den alten<br />

Spra<strong>ch</strong>en Latein und Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> stand die Etymologie<br />

der indogermanis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>en eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

Sanskrit im Mittelpunkt seines Interesses.<br />

Er studierte in Freiburg und in Bern. Für<br />

seine Professoren war er man<strong>ch</strong>mal eher ein Gesprä<strong>ch</strong>spartner<br />

als ein Student. Als Lehrer in Religion<br />

und Philosophie am Tö<strong>ch</strong>tergymnasium<br />

Sainte Croix erweiterte er glei<strong>ch</strong>zeitig seine Erfahrungen.<br />

Im Dezember 1958 s<strong>ch</strong>loss Pater Rupert seine Studien<br />

mit dem Doktorat bei Prof. Constantin Regamey,<br />

Dozent für allgemeine und indogermanis<strong>ch</strong>e<br />

Spra<strong>ch</strong>wissens<strong>ch</strong>aft, ab. Seine Dissertation trägt<br />

den Titel «Methodologis<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen über<br />

den Bau des grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Satzes. Auf der Grundlage<br />

von Ais<strong>ch</strong>ylos’ ‹Agamemnon›. Eine strukturlinguistis<strong>ch</strong>e<br />

Fors<strong>ch</strong>ung». Sie ers<strong>ch</strong>ien erst rund zehn<br />

Jahre später als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Beilage zum<br />

129. Jahresberi<strong>ch</strong>t der Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln für<br />

das Studienjahr 1967/68.<br />

Als Krönung seiner wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Tätigkeit<br />

wurde Pater Rupert im Januar 1959 als Stipendiat<br />

des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Altphilologenverbandes na<strong>ch</strong><br />

Mün<strong>ch</strong>en berufen, um dort beim berühmten Thesaurus<br />

Linguæ Latinæ mitzuarbeiten. Zu seinem<br />

Leidwesen dauerte dieser Aufenthalt nur ein Jahr,<br />

denn bereits Ende Januar 1960 hiess es, im klösterli<strong>ch</strong>en<br />

Gehorsam wieder in die alltägli<strong>ch</strong>e Welt<br />

der Stiftss<strong>ch</strong>ule zurückzukehren, wo er mitten im<br />

S<strong>ch</strong>uljahr den zum Novizenmeister ernannten Pater<br />

Johannes Haymoz ersetzen musste.


Das Mün<strong>ch</strong>ner Jahr ist für ihn ni<strong>ch</strong>t nur in wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Hinsi<strong>ch</strong>t sehr wi<strong>ch</strong>tig und wertvoll<br />

geworden. Im Februar 1960 übernahm Pater Rupert<br />

die laufende Klasse 5b an der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />

In all den Jahren hat si<strong>ch</strong> Pater Rupert ein ungeheures<br />

Wissen angeeignet, mit dem er seine Gesprä<strong>ch</strong>spartner<br />

immer wieder überras<strong>ch</strong>en konnte;<br />

es gab kaum ein Thema, bei dem er ni<strong>ch</strong>t mitreden<br />

konnte, und wenn ni<strong>ch</strong>t, dann zeigte er si<strong>ch</strong><br />

immer als wissbegieriger Zuhörer. Dabei musste<br />

alles Wissen immer gut begründet und gesi<strong>ch</strong>ert<br />

sein. Diese Si<strong>ch</strong>erheit fand er einerseits in der<br />

damals no<strong>ch</strong> weitgehend selbstverständli<strong>ch</strong>en<br />

Tradition von Kir<strong>ch</strong>e und Kloster (man wusste,<br />

was gilt) und im unverrückbaren Glaubensgut der<br />

Bibel und des Dogmas, andererseits aber au<strong>ch</strong> in<br />

der logis<strong>ch</strong> klaren und stringenten Grundlegung<br />

des wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Denkens. Dass si<strong>ch</strong> aus<br />

diesen beiden Ansätzen immer grössere Spannungen<br />

ergaben, hat au<strong>ch</strong> er gespürt, und es war eines<br />

seiner grossen Anliegen, den Glauben au<strong>ch</strong> unter<br />

den Bedingungen der modernen Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

über die Runden zu bringen; so kreisten denn<br />

au<strong>ch</strong> alle seine Predigten so oder anders immer<br />

wieder um das glei<strong>ch</strong>e Thema: das Verhältnis<br />

zwis<strong>ch</strong>en Glauben und Wissen. Dass es au<strong>ch</strong> auf<br />

Seiten des Glaubens Abstri<strong>ch</strong>e und Relativierungen<br />

gibt und geben muss, daran si<strong>ch</strong> zu gewöhnen<br />

fiel ihm ni<strong>ch</strong>t immer lei<strong>ch</strong>t.<br />

Dieses Wissen und diese Auseinandersetzung auf<br />

hoher geistiger Ebene konnte Pater Rupert als<br />

Lehrer besonders gut fru<strong>ch</strong>tbar ma<strong>ch</strong>en. Hier war<br />

er denn au<strong>ch</strong> in seinem Element, die S<strong>ch</strong>ule war<br />

geradezu sein Leben. Was immer wieder beeindruckt<br />

hat, war die Klarheit in der Vermittlung des<br />

Stoffes und die Überlegenheit im Umgang mit den<br />

einzelnen Sa<strong>ch</strong>gebieten. Man<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />

und S<strong>ch</strong>üler mögen allerdings diese Überlegenheit<br />

ab und zu als erdrückend empfunden haben, denn<br />

wer seinen Argumentationen ni<strong>ch</strong>t ganz zu folgen<br />

vermo<strong>ch</strong>te, hatte mit seiner eigenen Meinung<br />

keine grosse Chance.<br />

Pater Rupert hat niemals bloss pfannenfertige<br />

Vorlagen übernommen und aufgetis<strong>ch</strong>t; was er im<br />

Unterri<strong>ch</strong>t weitergab, war stets Ergebnis des<br />

eigenen Studiums, und er konnte nur weitergeben,<br />

was er selber erarbeitet und si<strong>ch</strong> gründli<strong>ch</strong> angeeignet<br />

hatte. Das galt ni<strong>ch</strong>t nur für Latein und<br />

Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> (und später Russis<strong>ch</strong>), sondern ganz<br />

besonders au<strong>ch</strong> für den Philosophieunterri<strong>ch</strong>t,<br />

den er als Na<strong>ch</strong>folger von Pater Ludwig Räber völlig<br />

neu gestaltete. Für eine Generation von S<strong>ch</strong>ülern<br />

spielt er als Philosophielehrer weit über die<br />

S<strong>ch</strong>ulzeit hinaus eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Mit der nöti-


gen Behutsamkeit, aber au<strong>ch</strong> mit großer fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er<br />

Kompetenz führte er den Philosophieunterri<strong>ch</strong>t<br />

aus dem traditionellen und statis<strong>ch</strong> gewordenen<br />

Thomismus hinaus. Statt irgend ein systematis<strong>ch</strong>es<br />

Lehrbu<strong>ch</strong> zu übernehmen und zu kommentieren,<br />

versu<strong>ch</strong>te er den S<strong>ch</strong>ülern den Zugang zur<br />

Philosophie über deren Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu ebnen, die<br />

er selbständig auf den Unterri<strong>ch</strong>t zuges<strong>ch</strong>nitten<br />

aufgearbeitet hat. Das Ergebnis war ein umfangrei<strong>ch</strong>es<br />

Manuskript, das weitherum sehr ges<strong>ch</strong>ätzt<br />

war, weil es, bis ins kleinste Detail gegliedert, alles<br />

enthielt, was man an der Prüfung wissen musste,<br />

und weil darin die ents<strong>ch</strong>eidenden Sa<strong>ch</strong>verhalte<br />

kurz, bündig und klar formuliert waren. Allerdings:<br />

was si<strong>ch</strong> einer sol<strong>ch</strong>en Darstellung widersetzte,<br />

kam darin au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zur Spra<strong>ch</strong>e; so blieb<br />

denn Pater Rupert bei Kants Philosophie stecken,<br />

für deren Gedankengänge er die für ihn ri<strong>ch</strong>tige<br />

Form nie gefunden hat. Zum Gesamtkonzept hätte<br />

au<strong>ch</strong> ein zweiter, systematis<strong>ch</strong>er Teil gehört, der<br />

aber nie verwirkli<strong>ch</strong>t wurde.<br />

Ein besonderes Anliegen war ihm der Religionsunterri<strong>ch</strong>t,<br />

wo er seine zentralen Anliegen an den<br />

Mann bzw. die Frau zu bringen versu<strong>ch</strong>te. Es<br />

entbehrte ni<strong>ch</strong>t einer gewissen Tragik, dass gerade<br />

hier mit zunehmendem Alter die Wellenlängen<br />

mehr und mehr auseinander gingen, zumal da die<br />

S<strong>ch</strong>üler ni<strong>ch</strong>t nur jünger waren, sondern au<strong>ch</strong> je<br />

länger desto weniger gewohnt waren, spekulativen<br />

Gedankengängen na<strong>ch</strong>zugehen.<br />

Im Juli 1960 ernannte ihn Abt Raimund zum ersten<br />

Lyzeumspräfekten der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Die Trennung<br />

des Lyzeums vom Internat des Gymnasiums<br />

war eine längst fällige Maßnahme. Das war für ihn<br />

eine grosse Herausforderung, galt es do<strong>ch</strong>, das<br />

Lyzeum als eigenständigen Teil des Internates neu<br />

einzuri<strong>ch</strong>ten und zu gestalten. Hier konnte er sowohl<br />

seinen Sinn für Ordnung und Reglementierung<br />

wie au<strong>ch</strong> seine Offenheit für die konkreten<br />

Bedürfnisse und Erfordernisse der Zeit zum Tragen<br />

bringen. Für eine große Zahl ehemaliger<br />

Stiftss<strong>ch</strong>üler ist er heute no<strong>ch</strong> der Lyzeumspräfekt<br />

und als sol<strong>ch</strong>er ein unermüdli<strong>ch</strong>er Gesprä<strong>ch</strong>spartner.<br />

Pater Rupert hielt si<strong>ch</strong> immer streng an die von<br />

ihm ges<strong>ch</strong>affene Ordnung, und er wollte, dass diese<br />

Ordnung eingehalten werde. Aber er war immer<br />

bereit, über den Sinn der Ordnung zu diskutieren,<br />

und er ließ si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> zu Änderungen überreden,<br />

oder ri<strong>ch</strong>tiger: Er ließ si<strong>ch</strong> überzeugen. In diese<br />

Zeit fiel au<strong>ch</strong> das immer wieder zitierte Jahr 1968,<br />

das au<strong>ch</strong> an unserer Stiftsjugend ni<strong>ch</strong>t spurlos<br />

vorbeigegangen ist. Gerade für dieses Jahr und die<br />

si<strong>ch</strong> ergebenden Auseinandersetzungen war Pater


Rupert der re<strong>ch</strong>te Mann. Ihm verdanken wir eine<br />

umfassende, alle Berei<strong>ch</strong>e des Lyzeums regelnde<br />

Hausordnung, die in den Grundzügen bis auf den<br />

heutigen Tag ihre Gültigkeit behalten hat. Sein<br />

Stolz und ein Stück weit au<strong>ch</strong> sein Verdienst war<br />

es, dass wir bereits Ende der 60er Jahre als eines<br />

der ersten Gymnasien die Mitbestimmung der<br />

S<strong>ch</strong>üler dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ülerräte und Mitbeteiligung an<br />

der Rektoratskommission institutionalisiert haben.<br />

Als Präfekt des Lyzeums hatte er Gelegenheit, sein<br />

Wissen au<strong>ch</strong> ausserhalb der S<strong>ch</strong>ule tägli<strong>ch</strong> an die<br />

S<strong>ch</strong>üler heranzutragen und sie zur Auseinandersetzung<br />

herauszufordern, was freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t von<br />

allen S<strong>ch</strong>ülern in glei<strong>ch</strong>er Weise ges<strong>ch</strong>ätzt wurde;<br />

man<strong>ch</strong> einer hat si<strong>ch</strong> heimli<strong>ch</strong> davongestohlen,<br />

und es fehlte ni<strong>ch</strong>t an sol<strong>ch</strong>en, die ihn gerne auf<br />

die Rolle s<strong>ch</strong>oben, was dank einer gewissen<br />

Lei<strong>ch</strong>tgläubigkeit und einer allzu grossen Bereits<strong>ch</strong>aft,<br />

alles Gesagte ernst zu nehmen, ni<strong>ch</strong>t besonders<br />

s<strong>ch</strong>wer war!<br />

1972 wurde Pater Rupert von den privaten Mittels<strong>ch</strong>ulen<br />

des Kantons zu ihrem Vertreter für die<br />

Ausarbeitung der neuen Mittels<strong>ch</strong>ulgesetzgebung<br />

gewählt. In dieser Stellung und als Stellvertreter<br />

des Rektors hat er zusammen mit Pater Odilo allerbeste<br />

Arbeit geleistet.<br />

Als im Sommer 1976 Pater Ludwig Räber auf einer<br />

Ferienreise tödli<strong>ch</strong> verunglückte, war es klar, dass<br />

Pater Rupert der geeignete Na<strong>ch</strong>folger für den<br />

Posten des Rektors war, hatte er do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on vorher<br />

während den vielen Abwesenheiten von Pater<br />

Ludwig vers<strong>ch</strong>iedenste Rektoratsaufgaben als<br />

Stellvertreter zu erledigen. Der S<strong>ch</strong>ritt von der<br />

lebendigen Umgebung der S<strong>ch</strong>üler in den mehr<br />

administrativen Berei<strong>ch</strong> fiel ihm allerdings ni<strong>ch</strong>t<br />

lei<strong>ch</strong>t, und er stöhnte oft unter der Last des Bürokrams.<br />

Den si<strong>ch</strong> ankündigenden Veränderungen<br />

im Berei<strong>ch</strong> des Mittels<strong>ch</strong>ulwesens sah er mit grossen<br />

Bedenken entgegen. Er gehörte zu jenen, die<br />

eine grundlegende Reform der Maturitätsanerkennungsverordnung,<br />

in den a<strong>ch</strong>tziger Jahren in der<br />

Konferenz der S<strong>ch</strong>weizer Gymnasialrektoren für<br />

ein paar Jahre hinauszuzögern vermo<strong>ch</strong>ten.<br />

Ohne dass si<strong>ch</strong> die Entwicklung je überstürzt hätte,<br />

waren es do<strong>ch</strong> dreizehn sehr dynamis<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>uljahre, die wir unter der Führung von Pater<br />

Rupert erlebt haben: das Anwa<strong>ch</strong>sen des Externates,<br />

die fast stetige Zunahme der Zahl von «Laienlehrern»,<br />

der Neubau der Turnhallen, des Theaters<br />

und mehrerer S<strong>ch</strong>ulzimmer, die konsequente<br />

Dur<strong>ch</strong>führung der kantonalen Gesetze und die<br />

loyale Zusammenarbeit mit den Behörden des


Kantons – das sind einige Sti<strong>ch</strong>worte, wel<strong>ch</strong>e diese<br />

dreizehn Jahre etwas s<strong>ch</strong>ildern. Wir alle haben<br />

Pater Ruperts offene Art in dieser Zeit kennen und<br />

s<strong>ch</strong>ätzen gelernt. Für ihn gab und gibt es nie ein<br />

taktis<strong>ch</strong>es Vorgehen, er legt immer alle seine<br />

Karten offen auf den Tis<strong>ch</strong>. Er mo<strong>ch</strong>te nie eine<br />

Ents<strong>ch</strong>eidung fällen, ohne alle Argumente gehört<br />

und gewertet zu haben. Das «audiatur et altera<br />

pars» ist für ihn immer ein wesentli<strong>ch</strong>er Grundsatz<br />

gewesen und geblieben. Klare Regelungen,<br />

saubere Trennung der Kompetenzen, legale Absi<strong>ch</strong>erung<br />

– das alles gehörte zu Pater Ruperts<br />

Führungsstil. Und do<strong>ch</strong> war er nie ein Paragraphenrektor.<br />

Er su<strong>ch</strong>te immer den mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Kontakt mit seinen Mitarbeitern und mit den<br />

S<strong>ch</strong>ülern, er ist au<strong>ch</strong> als Rektor stets ein Mens<strong>ch</strong><br />

des Gesprä<strong>ch</strong>s geblieben. Und immer, wenn Meinungsvers<strong>ch</strong>iedenheiten<br />

dur<strong>ch</strong> das Gesprä<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

aus der Welt ges<strong>ch</strong>afft werden konnten, hat Pater<br />

Rupert ri<strong>ch</strong>tig gelitten. Mehr als die meisten hat er<br />

immer au<strong>ch</strong> bei si<strong>ch</strong> selber na<strong>ch</strong> Fehlern gesu<strong>ch</strong>t,<br />

und er war überzeugt, dass si<strong>ch</strong> mit gutem Willen<br />

und logis<strong>ch</strong>em Denken eigentli<strong>ch</strong> alle Probleme<br />

lösen lassen.<br />

Im Jahr seiner Ernennung zum Rektor wurde er<br />

au<strong>ch</strong> in den Erziehungsrat des Kantons S<strong>ch</strong>wyz<br />

gewählt. Damit hatte er die Mögli<strong>ch</strong>keit, seinen<br />

Einfluss in der S<strong>ch</strong>ulpolitik au<strong>ch</strong> über ein staatli<strong>ch</strong>es<br />

Gremium geltend zu ma<strong>ch</strong>en. Sein Prinzip im<br />

Umgang mit Staat und Behörden war Freundli<strong>ch</strong>keit<br />

und ein mögli<strong>ch</strong>st grosses Entgegenkommen.<br />

Das hat si<strong>ch</strong> anfängli<strong>ch</strong>, da die öffentli<strong>ch</strong>e Hand<br />

im Kanton S<strong>ch</strong>wyz no<strong>ch</strong> sehr stark auf die privaten<br />

Mittels<strong>ch</strong>ulen angewiesen war, si<strong>ch</strong>er bewährt,<br />

mit der Zeit aber drohte dieses Entgegenkommen<br />

zu einer Abhängigkeit zu werden, gegen die man<br />

si<strong>ch</strong> zur Wehr setzen musste.<br />

Im Jahre 1989 begann für Pater Rupert der bes<strong>ch</strong>werli<strong>ch</strong>e<br />

Rückzug aus der S<strong>ch</strong>ule: auf das<br />

Rektorat, von dem er auf das S<strong>ch</strong>uljahr 1989/90<br />

hin entlastet wurde, konnte er zwar relativ lei<strong>ch</strong>t<br />

verzi<strong>ch</strong>ten, do<strong>ch</strong> der allmähli<strong>ch</strong>e Abs<strong>ch</strong>ied vom<br />

Unterri<strong>ch</strong>t fiel ihm s<strong>ch</strong>wer: er konnte fast ni<strong>ch</strong>t<br />

loslassen, so sehr war ihm die S<strong>ch</strong>ule zum Lebenselixier<br />

geworden. No<strong>ch</strong> kurz vor seinem Tod gestand<br />

er, dass ihm der Abs<strong>ch</strong>ied von der S<strong>ch</strong>ule<br />

s<strong>ch</strong>wer gefallen sei, do<strong>ch</strong> jetzt sei er so weit – es<br />

war glei<strong>ch</strong>zeitig der Abs<strong>ch</strong>ied vom Leben.


Hans-Martin<br />

Huwyler<br />

* 10.Dezember 1942<br />

† 27. November 2001<br />

Portal<br />

www.kath.<strong>ch</strong><br />

Kath. Kir<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz<br />

Am 27. November 2001 starb in Basel der emeritierte<br />

Spitalpfarrer Hans-Martin Huwyler.<br />

Am 10. Dezember 1942 geboren empfing der<br />

Verstorbene 1968 die Priesterweihe. Er wirkte als<br />

Vikar in Baar (1968-1972) und Spreitenba<strong>ch</strong><br />

(1972-1973). Von 1973 bis 1976 war er als Klinikseelsorger<br />

im Franziskusheim in Oberwil ZG tätig.<br />

Von 1976 bis 1978 arbeitete er als Gefangenenseelsorger<br />

in der Strafanstalt Obers<strong>ch</strong>öngrün in Solothurn.<br />

Dana<strong>ch</strong> wirkte er von 1978 bis 1983 als<br />

Pfarrer in Oberwil ZG und in der Interkantonalen<br />

Strafanstalt Bostadel in Menzingen als Gefangenenseelsorger.<br />

Von 1983 bis 1985 war er Pfarrer in<br />

Steckborn. Na<strong>ch</strong> einem Urlaub wirkte er ab 1986<br />

bis 1999 als Spitalpfarrer an der Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en<br />

Universitätsklinik Basel. Dana<strong>ch</strong> lebte er bis zu<br />

seinem Tod in Basel.<br />

Der Abdankungsgottesdienst war am 10. Dezember<br />

in Basel, die Urnenbeisetzung fand am 17.<br />

Dezember 2001 in Weinfelden statt.<br />

Letzte Adresse:<br />

Pfarrer Hans Martin Huwyler·<br />

Amerba<strong>ch</strong>str. 11<br />

Telefon 061 692 32 49


Bruder<br />

Viktor<br />

(Josef Roland)<br />

Länzlinger<br />

* 27. März 1922<br />

† 21. Juni 2002<br />

Klosterar<strong>ch</strong>iv Einsiedeln<br />

Professbu<strong>ch</strong><br />

Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversi<strong>ch</strong>t.<br />

Psalm 23<br />

Am Freitagmittag, 21. Juni, ist im Spital Triemli zu<br />

Züri<strong>ch</strong> Bruder Viktor Länzlinger friedli<strong>ch</strong> im<br />

Herrn ents<strong>ch</strong>lafen. Unser lieber verstorbener Mitbruder<br />

musste si<strong>ch</strong> 1995 einer Beinamputation<br />

unterziehen, die ihm fast beständig sehr große<br />

Phantoms<strong>ch</strong>merzen bra<strong>ch</strong>te. Vor wenigen Tagen<br />

zeigten si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> am verbliebenen Bein Anzei<strong>ch</strong>en<br />

eines Vers<strong>ch</strong>lusses. Das Leben war nur mehr<br />

dur<strong>ch</strong> eine zweite Beinamputation zu retten. Br.<br />

Viktor ents<strong>ch</strong>ied si<strong>ch</strong> dagegen und ging gefasst<br />

dem Tod entgegen.<br />

Bruder Viktor ist am 27. März 1922 in Bi<strong>ch</strong>wil bei<br />

Oberuzwil geboren. Am folgenden Tag wurde er in<br />

der dortigen Pfarrkir<strong>ch</strong>e auf die Namen Josef und<br />

Robert getauft. Seine Eltern, Robert Länzlinger<br />

und Barbara Züger, bewirts<strong>ch</strong>afteten hier in Riggens<strong>ch</strong>wil<br />

einen Bauernhof. Mit drei Brüdern und<br />

fünf S<strong>ch</strong>western hat Robert hier eine arbeitsrei<strong>ch</strong>e<br />

und s<strong>ch</strong>öne Jugend erlebt. Es muss in der Familie<br />

ein guter religiöser Geist geherrs<strong>ch</strong>t haben. Ni<strong>ch</strong>t<br />

von ungefähr traten zwei seiner S<strong>ch</strong>western in das<br />

Kloster Baldegg ein. Na<strong>ch</strong> der Primaars<strong>ch</strong>ule in<br />

Bi<strong>ch</strong>wil besu<strong>ch</strong>te Robert von 1934 bis 1936 die<br />

Reals<strong>ch</strong>ule in Oberuzwil. Gerne wäre er Lehrer<br />

geworden, aber die finanziellen Verhältnisse erlaubten<br />

das ni<strong>ch</strong>t. Von 1937 bis 1940 bra<strong>ch</strong>te<br />

Robert bei einem strengen Meister an der St.<br />

Jakobsstrasse in St. Gallen die Lehre als Bäcker-<br />

Konditor hinter si<strong>ch</strong>. Seine erste Stelle trat er am<br />

1. September 1940 in Neuhausen am Rheinfall an,<br />

die zweite am 31. Mai 1941 in S<strong>ch</strong>affhausen. Vom<br />

23. März bis zum 28. Juni 1942 weilte er in Basel<br />

in der Sanitätsrekrutens<strong>ch</strong>ule, was er in einem<br />

seiner vielen Photoalben mit einigen Photographien<br />

dokumentierte. Bis zum 16. März 1944 hat<br />

Robert 171 Aktivdiensttage geleistet, was bei der<br />

Sanität und seiner leutseligen Art ni<strong>ch</strong>t allzu<br />

«Es<strong>ch</strong>limm» gewesen sein dürfte.<br />

In dieser Zeit hat er si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> intensiv mit seinem<br />

weiteren Berufsweg befasst. Unter die Photographie<br />

des s<strong>ch</strong>önen südli<strong>ch</strong>en Klostertores von<br />

Einsiedeln s<strong>ch</strong>rieb er mit dem Datum vom 31. Juli<br />

1943: «Ein Tor tut si<strong>ch</strong> auf!» Das weist auf den<br />

Beginn seiner Kandidatur im Kloster Einsiedeln<br />

hin. Am 9. Juni 1944 nahm sein Noviziat unter der<br />

si<strong>ch</strong>eren Führung von Pater Ildephons Bets<strong>ch</strong>art<br />

seinen Anfang. Am 10. Juni 1945 legte er seine<br />

einfa<strong>ch</strong>en Gelübde ab. Dabei erhielt er den Namen<br />

Viktor. Vorerst arbeitete er in der Bäckerei des<br />

Klosters. Dann folgte eine zweite Lehre als E-<br />

lektro-Installateur bei den EKZ in Einsiedeln von


1948 bis 1951. Am 29. Juni 1951 feierte er mit<br />

Pater Magnus Löhrer und Bruder Benedikt Gisler<br />

seine feierli<strong>ch</strong>e Profess. Seine Professurkunde<br />

stellt eine kalligraphis<strong>ch</strong>e Hö<strong>ch</strong>stleistung dar, die<br />

bis jetzt ni<strong>ch</strong>t überboten wurde. Bei der damals<br />

übli<strong>ch</strong>en «Professauflösung» im Kapitelsaal hielt<br />

Pater Martin Baur eine dur<strong>ch</strong> das Wortspiel berühmte<br />

Anspra<strong>ch</strong>e «Magnus Viktor Benediktus»<br />

(Ein großer Sieger ist Benedikt). Aber s<strong>ch</strong>on begann<br />

der ganze Ernst des Kloster- und des Berufsleben.<br />

BruderViktor hatte damit au<strong>ch</strong> die Leitung<br />

der Elektrowerkstätte des Klosters zu übernehmen.<br />

Das erforderte ein volles Maß an Einsatz,<br />

wenn man nur s<strong>ch</strong>on an die Unterhaltsarbeiten in<br />

den vielen und großen Elektro-Anlagen des Klosters<br />

denkt, ferner an die vielen Pa<strong>ch</strong>thöfe und an<br />

das Kloster Au. Dazu kam in den Monaten November<br />

1953 bis Juni 1954 die Installation der<br />

neuen Kir<strong>ch</strong>enbeleu<strong>ch</strong>tung. Dabei bildete er si<strong>ch</strong><br />

bei aller Arbeit unentwegt weiter aus und bestand<br />

im Juli 1958 in Fribourg die Meisterprüfung als<br />

Elektro-Installateur. Bruder Viktor zeigte s<strong>ch</strong>on<br />

früh einen wa<strong>ch</strong>en Sinn für die Kunst. In der<br />

S<strong>ch</strong>reinerei des Klosters hatte man eine Büste<br />

gefunden. Die dortigen Arbeiter wollten sie verbrennen,<br />

Bruder Viktor, der dazu kam, verwehrte<br />

ihnen das. Er hatte das si<strong>ch</strong>ere Gespür, dass es<br />

si<strong>ch</strong> um etwas Wertvolleres handeln müsse. Wirkli<strong>ch</strong><br />

weist der Kopf mit dem vollen Bart und dem<br />

Herzogshut auf den heiligen Gerold. Br. Viktor hat<br />

diese Büste vorsorgli<strong>ch</strong> zu si<strong>ch</strong> genommen und ihr<br />

bis jetzt einen Ehrenplatz in seiner Zelle gegeben.<br />

Das Welttheater von 1965 stellte mit der Beleu<strong>ch</strong>tung<br />

und der Lautspre<strong>ch</strong>eranlage eine große Herausforderung<br />

an Br. Viktor dar. Viellei<strong>ch</strong>t war<br />

alles miteinander zuviel. So erlitt er 1966 beim<br />

Besu<strong>ch</strong> der Mustermesse in Basel seinen ersten<br />

Herzinfarkt. Längere Zeit weilte er nun zur Erholung<br />

im Kloster Fahr.<br />

Es folgten wieder Jahre mit viel Bes<strong>ch</strong>äftigung, so<br />

1974 beim Bau der neuen Kir<strong>ch</strong>e im Kloster Au.<br />

Daneben aber fand er immer wieder Gelegenheiten<br />

zum Photographieren. So entstand eine umfangrei<strong>ch</strong>e<br />

Photosammlung, s<strong>ch</strong>ön in vielen Alben<br />

geordnet. Wohl findet si<strong>ch</strong> darin viel Persönli<strong>ch</strong>es<br />

und Familiäres, worin si<strong>ch</strong> seine starke Beziehung<br />

zu seinen Ges<strong>ch</strong>wistern und Verwandten zeigt,<br />

aber au<strong>ch</strong> Photographien von Bedeutung für die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Klosters sind vorhanden. Bewundernswert<br />

ist au<strong>ch</strong> die Selbstdisziplin, mit der er<br />

diese Sammlung gestaltete. Bei der großen Zahl<br />

seiner Beziehungen und seiner Selbständigkeit<br />

versteht si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> sein Album mit zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

Totenbild<strong>ch</strong>en: er hat dieser Wirkli<strong>ch</strong>keit s<strong>ch</strong>on<br />

früh in die Augen ges<strong>ch</strong>aut. Trotz dieser Offenheit


und Vielseitigkeit hatte er do<strong>ch</strong> stets etwas Kritis<strong>ch</strong>es<br />

seiner Umgebung gegenüber und war bei<br />

allem Errei<strong>ch</strong>ten nie ganz zufrieden.<br />

Eine große Aufgabe stellte die Erneuerung der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule. Um 1978 erstellte er für den Nord-<br />

Ost-Teil des Klosters eine neue Trafostation. 1980<br />

folgte die Restaurierung des S<strong>ch</strong>ultheaters und der<br />

Bau der großen Doppelturnhalle. Es wäre in dem<br />

großen Betrieb si<strong>ch</strong>er no<strong>ch</strong> vieles zu erwähnen,<br />

das ebenso arbeitsintensiv war, aber ni<strong>ch</strong>t so sehr<br />

auffiel. So ereilte ihn 1988 der zweite Herzinfarkt.<br />

Damit fand seine Tätigkeit als Werkstätten<strong>ch</strong>ef ein<br />

plötzli<strong>ch</strong>es Ende. Im Telefondienst des Klosters, in<br />

dem er s<strong>ch</strong>on oft ausgeholfen hatte, fand er eine<br />

neue Betätigung, die ihm sehr entspra<strong>ch</strong>. Er übte<br />

diesen Dienst ges<strong>ch</strong>ickt, gefällig, ja geradezu mit<br />

Charme aus. Wenn die Linien etwa überlastet waren,<br />

konnte er do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> «ausrufen», aber viellei<strong>ch</strong>t<br />

war es ihm ni<strong>ch</strong>t so ernst.<br />

Der eigentli<strong>ch</strong>e Beruf des Mön<strong>ch</strong>es heißt Gottsu<strong>ch</strong>en.<br />

Wie das der Einzelne vollzieht und wie er es<br />

errei<strong>ch</strong>t, ist ein Geheimnis, über das im letzten<br />

nur Gott etwas sagen kann. Aber ebenso su<strong>ch</strong>t<br />

Gott jeden Mön<strong>ch</strong> heim, jeden etwas anders. Bei<br />

Bruder Viktor war das ganz offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> und<br />

hart. 1995 musste ihm wegen Venenvers<strong>ch</strong>luss ein<br />

Bein abgenommen werden. In der Folge litt er<br />

sehr stark an Phantoms<strong>ch</strong>merzen. Trotz vieler<br />

ärztli<strong>ch</strong>en Bemühungen konnte ihm sozusagen<br />

ni<strong>ch</strong>t geholfen werden. Viele Stunden am Tag und<br />

in der Na<strong>ch</strong>t hat er mit diesen S<strong>ch</strong>merzen zugebra<strong>ch</strong>t<br />

und mit ihnen gerungen. Da war die Musik<br />

der besondere Trost: Bruder Viktor liebte vor<br />

allem die klassis<strong>ch</strong>e Musik. Kleinere Fahrten mit<br />

seinem Behinderten-Fahrzeug in die nähere Umgebung<br />

des Klosters bra<strong>ch</strong>ten ihm au<strong>ch</strong> etwas Entspannung.<br />

Aber au<strong>ch</strong> das war nun bei der lebensgefährli<strong>ch</strong>en<br />

Erkrankung des zweiten Beines vorbei.<br />

Mit innerer Ergriffenheit vernahmen alle Mitbrüder<br />

seinen Ents<strong>ch</strong>luss, auf die Amputation seines<br />

zweiten Beines zu verzi<strong>ch</strong>ten. Wenn sie au<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t leibli<strong>ch</strong> anwesend waren, so begleiteten sie<br />

ihn do<strong>ch</strong> im Gebete auf seinem bewussten Heimgang<br />

in die Herrli<strong>ch</strong>keit Gottes. Mögen ihn dort,<br />

der soviel mit Strom zu tun hatte, himmlis<strong>ch</strong>e<br />

Ströme der Kraft, des Li<strong>ch</strong>tes und der Freude<br />

dur<strong>ch</strong>dringen, als Lohn für die vielen Werke, die<br />

er in Gott und für die Mitbrüder getan hat. Wir<br />

aber mö<strong>ch</strong>ten allen besonders danken, die unserm<br />

Mitbruder geholfen und ihn gepflegt haben.<br />

Pater Joa<strong>ch</strong>im Salzgeber


Pater<br />

Daniel<br />

(Oskar Jakob)<br />

Meier<br />

* 11. Juli 1921<br />

† 25. Juli 2004<br />

1. Quelle:<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 2004/2005<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Ein Künstler inmitten seines <strong>ch</strong>aotis<strong>ch</strong> anmutenden<br />

Klavierzimmers – ein Mön<strong>ch</strong> mit s<strong>ch</strong>warzem<br />

Brevier in der Hand – ein Geniesser, mit der Nase<br />

über ein Glas Wein gebeugt – der ernste Lehrer<br />

mit erhobenem Zeigefinger: Impressionen, die<br />

si<strong>ch</strong> einprägten und zusammen ein Bild andeuten,<br />

jenes von Pater Daniel Meier, der am 25. Juli<br />

2004 aus unserem Kloster verstarb. Viele ehemalige<br />

S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler s<strong>ch</strong>ätzten und<br />

s<strong>ch</strong>ätzen Pater Daniel als begnadeten Musiker, als<br />

Lehrer und als lieben Freund, andere für<strong>ch</strong>teten<br />

ihn als gestrengen Kritiker und Erzieher. S<strong>ch</strong>on<br />

den damaligen Stiftss<strong>ch</strong>üler Oskar Meier zei<strong>ch</strong>neten<br />

– seinen eigenen Ausführungen zufolge – diese<br />

zwei si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>einbar widerspre<strong>ch</strong>enden Charakterzüge<br />

aus: seine Liebe zum Erhabenen und<br />

Strengen, etwa zur Musik eines Johann Sebastian<br />

Ba<strong>ch</strong>, zur lateinis<strong>ch</strong>en Liturgie und zur bleibenden<br />

Gültigkeit der Texte klassis<strong>ch</strong>er Autoren auf der<br />

einen, seine Freude am Spiel mit der Eisenbahn,<br />

an Lausbubenstrei<strong>ch</strong>en und Geniessen geselligen<br />

Zusammenseins auf der anderen Seite.<br />

Das änderte si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, als Pater Daniel im<br />

Jahre 1942 die Matura bestand und in unser Kloster<br />

eintrat: Seine Erinnerungen der ersten Klosterjahre<br />

waren vor allem geprägt von der Erhabenheit<br />

der Liturgie und vom ungezwungenen Zusammensein<br />

mit einigen seiner Mitbrüder. Den<br />

Mön<strong>ch</strong> Pater Daniel begleitete bezei<strong>ch</strong>nenderweise<br />

zeitlebens das Vulgo «Bibi» der Studentenverbindung<br />

Corvina. Au<strong>ch</strong> die Beziehungen mit seinen<br />

von ihm verehrten Lehrern, unter denen er<br />

vor allem immer wieder Paul Hindemith erwähnte,<br />

waren bei weitem ni<strong>ch</strong>t nur musikalis<strong>ch</strong>er<br />

Natur, sondern s<strong>ch</strong>lossen immer au<strong>ch</strong> Freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />

und Geselliges mit ein.<br />

Die Stiftss<strong>ch</strong>ule verdankt dem Verstorbenen eine<br />

rei<strong>ch</strong>e Tätigkeit: Pater Daniel unterri<strong>ch</strong>tete Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>,<br />

Latein, Deuts<strong>ch</strong>, Religion, Stenographie,<br />

Musik, Klavier und Orgel. Im Gedä<strong>ch</strong>tnis bleibt er<br />

vielen Ehemaligen aber vor allem als Stiftskapellmeister,<br />

der zudem die Sängerkurse leitete und<br />

den Opernaufführungen im Theater als musikalis<strong>ch</strong>er<br />

Leiter vorstand. Was Pater Daniel au<strong>ch</strong> immer<br />

unternahm: Stets strebte er na<strong>ch</strong> dem Vollkommenen,<br />

na<strong>ch</strong> der Vollendung dessen, was er<br />

begann. Wer weniger idealistis<strong>ch</strong> als er veranlagt<br />

war, konnte ihn oft ni<strong>ch</strong>t verstehen, ja er selbst litt<br />

zuweilen an seinen Mitbrüdern und Mitmens<strong>ch</strong>en,<br />

wenn diese ni<strong>ch</strong>t akzeptierten, was er für si<strong>ch</strong> als<br />

einzig gültig erkannt hatte. Vielen S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />

und S<strong>ch</strong>ülern konnte er aber gerade auf seine ihm<br />

eigene Art kulturelle und religiöse Welten eröff-


nen. Glei<strong>ch</strong>zeitig fand Pater Daniel in Fa<strong>ch</strong>kreisen<br />

Anerkennung und Respekt und s<strong>ch</strong>affte si<strong>ch</strong> einen<br />

weiten Kreis von Mens<strong>ch</strong>en, denen er ein liebenswürdiger<br />

und geselliger Freund war.<br />

I<strong>ch</strong> masse mir ni<strong>ch</strong>t an, das rei<strong>ch</strong>e Wirken Pater<br />

Daniels würdigen zu können. Dafür mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> eine<br />

Beoba<strong>ch</strong>tung anfügen, wel<strong>ch</strong>e die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Impressionen aus dem Leben des Verstorbenen<br />

verbinden und viellei<strong>ch</strong>t sogar erhellen kann:<br />

Wer Pater Daniel kannte, weiss, warum sein Brevier<br />

viel dicker ist, als es eigentli<strong>ch</strong> sein sollte: Es<br />

ist voller Bild<strong>ch</strong>en und Zettel<strong>ch</strong>en aller Art.<br />

Gerade die erheiternden Zettel<strong>ch</strong>en in diesem<br />

Brevier s<strong>ch</strong>einen mir etwas Wesentli<strong>ch</strong>es über die<br />

Person von P. Daniel auszusagen. Die vielen Karikaturen<br />

und Witze und au<strong>ch</strong> die stattli<strong>ch</strong>e Anzahl<br />

von Bier- und Weinetiketten lassen s<strong>ch</strong>munzeln –<br />

wenn ni<strong>ch</strong>t gar aufla<strong>ch</strong>en. Pater Daniel nahm all<br />

diese Freuden mit hinein in sein Gebetsleben. Was<br />

i<strong>ch</strong> vorhin s<strong>ch</strong>on fast als zwei gegensätzli<strong>ch</strong>e Charakterzüge<br />

einer Person darstellte, war für Pater<br />

Daniel der stete Versu<strong>ch</strong>, vor Gott eine Einheit<br />

anzustreben: Eine Trennlinie zwis<strong>ch</strong>en dem Sakral-Religiösen<br />

in der Kir<strong>ch</strong>e und den Freuden des<br />

Alltags zu ziehen, lag demna<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in seiner<br />

Absi<strong>ch</strong>t. Möge Pater Daniel nun in Gott jene Freude<br />

finden, deren Vollendung er im Leben gesu<strong>ch</strong>t<br />

und erhofft hat.<br />

Pater Urban Federer<br />

2. Quelle:<br />

Klosterar<strong>ch</strong>iv Einsiedeln<br />

Professbu<strong>ch</strong><br />

Pater Daniel kam am 11. Juli 1921 als erstes Kind<br />

von Oskar Meier und Frieda geborene Hürzeler in<br />

Gretzenba<strong>ch</strong> SO zur Welt und wurde auf den<br />

Namen Oskar Jakob getauft. Sein Vater war von<br />

Beruf Eisenbahner, was erklären mag, dass Pater<br />

Daniel sein Leben lang von Eisenbahnen fasziniert<br />

war und selber eine gut ausgestattete Modelleisenbahn<br />

besaß. Zwei Jahre später wurde sein<br />

Bruder Hugo geboren. Bereits im Jahr 1926 starb<br />

seine Mutter. Sein Vater heiratete daraufhin Mathilde<br />

Huber. 1928 zog die Familie na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>önenwerd,<br />

wo Pater Daniel die Primars<strong>ch</strong>ule und kurz<br />

die Bezirkss<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>te. 1934 wurde sein zweiter<br />

Bruder Gregor geboren. Im selben Jahr we<strong>ch</strong>selte<br />

Pater Daniel an die Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln,<br />

wo er seine erste musikalis<strong>ch</strong>e Ausbildung erhielt.<br />

Hier war er au<strong>ch</strong> Mitglied der Studentenverbindung<br />

Corvina, in wel<strong>ch</strong>er er das Vulgo «Bibi» trug,<br />

ein Übername, der Pater Daniel sein Leben lang<br />

begleiten sollte.


1942 s<strong>ch</strong>loss er die Stiftss<strong>ch</strong>ule mit der Matura ab,<br />

trat ins Noviziat des Klosters Einsiedeln ein und<br />

legte ein Jahr später die einfa<strong>ch</strong>en Gelübde ab. Es<br />

folgte das Philosophie- und Theologiestudium in<br />

Einsiedeln. Glei<strong>ch</strong>zeitig bildete er si<strong>ch</strong> bei Pater<br />

Pirmin Vetter in Harmonielehre und Kontrapunkt<br />

weiter. 1946 feierte Pater Daniel seine ewige Profess<br />

und ein Jahr später seine Priesterweihe.<br />

Die folgenden Jahre waren geprägt dur<strong>ch</strong> seine<br />

Tätigkeit an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, wo er Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>,<br />

Latein, Deuts<strong>ch</strong>, Religion, Stenographie, Musik,<br />

Klavier und Orgel unterri<strong>ch</strong>tete, sowie dur<strong>ch</strong> seine<br />

musikalis<strong>ch</strong>e Ausbildung. Erwähnt seien hier das<br />

Orgelstudium bei Rudolf Sidler; die Ausbildung<br />

zum Dirigenten und Chorleiter bei Johannes<br />

Fu<strong>ch</strong>s; die Weiterbildung in Harmonielehre, Kontrapunkt,<br />

Komposition und Klavier bei Max Kuhn<br />

und in Stimmbildung bei Otto Jo<strong>ch</strong>um, das Cembalostudium<br />

bei Erwin Reuben Jacobi und Klavierstudien<br />

bei Irma S<strong>ch</strong>ai<strong>ch</strong>et. Unter diesen Studien<br />

ragt von 1951 bis 1955 das bei Paul Hindemith<br />

in Züri<strong>ch</strong> heraus, mit dem er bis zu dessen<br />

Tod freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> verbunden war.<br />

Der in seinen Tätigkeiten stets na<strong>ch</strong> Vollendung<br />

strebende Pater Daniel konnte seine erworbenen<br />

Kenntnisse in seine vielfältigen Aufgaben einfließen<br />

lassen. Er war Stiftskapellmeister 1950 bis<br />

1976, leitete die Sängerkurse für die neu eingetretenen<br />

Stiftss<strong>ch</strong>üler, stand den Opernaufführungen<br />

im Stiftstheater als musikalis<strong>ch</strong>er Leiter vor, war<br />

Experte an Lehrerseminaren und bei Sängerfesten,<br />

Leiter von Dirigentenkursen, Vorstandmitglied<br />

des Kir<strong>ch</strong>enmusikverbandes des Kantons<br />

S<strong>ch</strong>wyz, und man<strong>ch</strong>es mehr. Daneben fand er<br />

immer au<strong>ch</strong> wieder Zeit zum Komponieren. Von<br />

1970 an war er Vorstandmitglied der Welttheatergesells<strong>ch</strong>aft,<br />

die ihm 1994 die Ehrenmitglieds<strong>ch</strong>aft<br />

verlieh. Pater Daniel komponierte zweimal die<br />

Musik für das Einsiedler Welttheater. Na<strong>ch</strong> dem<br />

plötzli<strong>ch</strong>en Tod von Pater Cornelius übernahm Pater<br />

Daniel von 1979 bis 1994 das Amt des Stiftsorganisten.<br />

In diese Zeit fiel au<strong>ch</strong> die Neukonzeption<br />

und der Neubau der Orgeln in der Stiftskir<strong>ch</strong>e.<br />

Dur<strong>ch</strong> sein vielseitiges Wirken fand Pater Daniel<br />

in Fa<strong>ch</strong>kreisen Anerkennung und Respekt, was<br />

si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in der Verleihung vers<strong>ch</strong>iedener Preise<br />

ausdrückte. Glei<strong>ch</strong>zeitig s<strong>ch</strong>affte er si<strong>ch</strong> so einen<br />

weiten Kreis von Mens<strong>ch</strong>en, denen er ein liebenswürdiger<br />

und geselliger Freund war. Viele ehemalige<br />

S<strong>ch</strong>üler s<strong>ch</strong>ätzten ihn als Lehrer und Musiker<br />

aber besonders au<strong>ch</strong> als Mens<strong>ch</strong>en, der ihnen<br />

religiöse und kulturelle Welten zu eröffnen versu<strong>ch</strong>te.


In den letzten Jahren musste er seine Kräfte sparsamer<br />

einsetzen. Do<strong>ch</strong> was er unternahm, ma<strong>ch</strong>te<br />

er exakt und konstant. So betreute er bis zuletzt<br />

musikalis<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>westerngemeins<strong>ch</strong>aften in der<br />

Au und in Seedorf und einige Privats<strong>ch</strong>ülerinnen<br />

und komponierte die Choralbegleitungen für das<br />

neue katholis<strong>ch</strong>en Gesangbu<strong>ch</strong>. Seine größte Aufmerksamkeit<br />

widmete er aber dem Breviergebet.<br />

Das Bild von Pater Daniel mit gesenktem Kopf,<br />

das Brevier in der Hand, irgendwo sitzend oder<br />

langsam gehend wird wohl man<strong>ch</strong>en in Erinnerung<br />

bleiben.<br />

Vor einigen Monaten stellten si<strong>ch</strong> größere gesundheitli<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten ein, die er langsam<br />

zu überwinden s<strong>ch</strong>ien. Vor drei Wo<strong>ch</strong>en wurde jedo<strong>ch</strong><br />

ein weiterer Spitalaufenthalt nötig, während<br />

dem sein Gesundheitszustand si<strong>ch</strong> stetig vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terte.<br />

Pater Daniel trug dies mit innerer<br />

Gelassenheit. In Anwesenheit seiner Mitbrüder<br />

durfte er s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> am vergangenen Sonntagabend<br />

sein Leben ganz Gott übergeben. Den Ärzten<br />

und dem Pflegepersonal des Spitals Einsiedeln<br />

sei für ihre kompetente und geduldige Betreuung<br />

von Pater Daniel während dieser Tage herzli<strong>ch</strong><br />

gedankt.


Père<br />

Maurice<br />

(Felix)<br />

Remy<br />

* 30. Januar 1914<br />

† 20. Januar 2005<br />

Klosterar<strong>ch</strong>iv Einsiedeln<br />

Professbu<strong>ch</strong><br />

Am Donnerstagabend, den 20. Januar 2005, ist<br />

im Kloster Einsiedeln Père Maurice in seinem 91.<br />

Lebensjahre im Beisein seiner Mitbrüder friedli<strong>ch</strong><br />

im Herrn ents<strong>ch</strong>lafen. Der liebe Verstorbene war<br />

s<strong>ch</strong>on fünf Jahre in der Pflegeabteilung des Klosters.<br />

Mit großer Geduld ertrug er die Bes<strong>ch</strong>werden<br />

des Alters und dankte für jeden Dienst, den ihm<br />

das Pflegepersonal erwies. Er freute si<strong>ch</strong>, wenn<br />

man mit ihm «Là haut sur la montagne» sang.<br />

Pater Wolfgang unternahm mit ihm tägli<strong>ch</strong> einen<br />

Spaziergang in den langen Gängen des Klosters,<br />

dabei wurde eifrig französis<strong>ch</strong> gespro<strong>ch</strong>en und<br />

Pater Moritz erhob zum Spaß gerne drohend<br />

seinen Spazierstock, je na<strong>ch</strong> dem ihm ein Mitbruder<br />

begegnete. Aber au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>western und<br />

Brüder der Pflegeabteilung taten alles, um seine<br />

Lebenskraft zu erhalten. Aber die Alterss<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e<br />

nahm beständig zu.<br />

Père Maurice wurde am 30. Januar 1914 in Bulle<br />

FR als Sohn des Bezirksförsters Alfred Remy und<br />

der Mathilde S<strong>ch</strong>übel geboren. Am 3. Februar empfing<br />

er in der Pfarrkir<strong>ch</strong>e von Bulle die heilige<br />

Taufe, wobei er den Namen Felix erhielt. Er erlebte<br />

mit seinem Bruder und seiner S<strong>ch</strong>wester eine<br />

s<strong>ch</strong>öne Jugendzeit. Er liebte seine s<strong>ch</strong>öne Heimat,<br />

die Gruyère, und vor allem den Moléson. In Bulle<br />

besu<strong>ch</strong>te er die Volkss<strong>ch</strong>ule und die Sekundars<strong>ch</strong>ule.<br />

Darauf folgten vier Jahre Gymnasium am<br />

Collège Saint-Mi<strong>ch</strong>el in Freiburg. 1932 we<strong>ch</strong>selte<br />

er an das Lyzeum der Stifts<strong>ch</strong>ule Einsiedeln, wo er<br />

1934 mit der Matura seine Mittels<strong>ch</strong>ulstudien<br />

abs<strong>ch</strong>loss.<br />

Bereits im August 1934 trat er in das Kloster Einsiedeln<br />

ein. Am 11. September begann er unter der<br />

Leitung von Pater Maurus Nigg das Noviziat. Am<br />

12. September 1935 feierte er seine einfa<strong>ch</strong>e Profess,<br />

wobei er den Klosternamen Maurice erhielt.<br />

Am 4. September 1938 folgte die feierli<strong>ch</strong>e Profess.<br />

Na<strong>ch</strong> der Beendigung seiner Studien an der<br />

Theologis<strong>ch</strong>en Hauss<strong>ch</strong>ule empfing mit den Fratres<br />

Innozenz Bis<strong>ch</strong>of und Hubert Merki am 3. Juni<br />

1939 aus der Hand von Erzbis<strong>ch</strong>of Raymund<br />

Netzhammer die Priesterweihe. Seine erste heilige<br />

Messe feierte er am Sonntag, den 25. Juni. Als<br />

geistli<strong>ch</strong>er Vater waltete Vikar Albert S<strong>ch</strong>übel,<br />

Paris, die Primizpredigt hielt dessen Bruder Josef<br />

S<strong>ch</strong>übel, Pfarrer der Herz-Jesu-Pfarrei, Genf, zuerst<br />

in deuts<strong>ch</strong>er, dann in französis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e.<br />

Am 5. Oktober 1939 begann die Lehrtätigkeit von<br />

Père Maurice bei den Klassen 3ab und 5ab in<br />

Französis<strong>ch</strong>. Dem Unterri<strong>ch</strong>t dieser Spra<strong>ch</strong>e blieb<br />

er über Jahrzehnte treu, bis 1985 bei den Klassen<br />

1a und 1b. Inzwis<strong>ch</strong>en war er au<strong>ch</strong> Lehrer für


Französis<strong>ch</strong> am Lyzeum. Er nahm si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der<br />

Wests<strong>ch</strong>weizer Studenten im Erlernen der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Spra<strong>ch</strong>e an, diese führte er weiters in die<br />

französis<strong>ch</strong>e Literatur ein. Viele Jahre war er au<strong>ch</strong><br />

Lehrer der französis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e in der Berufss<strong>ch</strong>ule<br />

der Apothekerhelferinnen in Einsiedeln.<br />

Lange Zeit betätigte er si<strong>ch</strong> als Pontifikalassistent.<br />

Die besondere Art seines Gesanges vermo<strong>ch</strong>te er<br />

trotz vieler Stimmübungen auf seiner Zelle ni<strong>ch</strong>t<br />

zu verändern. Längere Zeit feierte er die heilige<br />

Messe im Spital und im Marienheim. 60 Jahre<br />

lebte er in der glei<strong>ch</strong>en Zelle, was bezei<strong>ch</strong>nend für<br />

seine Beständigkeit war.<br />

Während sieben Jahren, 1948-1955, wirkte er<br />

ebenso als Vize-Statthalter, auf einem gänzli<strong>ch</strong> andern<br />

Arbeitsgebiet. Seine große Hilfsbereits<strong>ch</strong>aft<br />

zeigte er weiter als Betreuer der umfangrei<strong>ch</strong>en<br />

Diapositivsammlung des Stiftes.<br />

Tägli<strong>ch</strong> unternahm er na<strong>ch</strong> dem Mittagessen einen<br />

weiteren Spaziergang in der Umgebung des<br />

Klosters. Wollte man seinen langen S<strong>ch</strong>ritten<br />

na<strong>ch</strong>kommen, musste man si<strong>ch</strong> gewaltig anstrengen.<br />

Kein Wunder also, dass er in vielen Beziehungen<br />

ein Einzelgänger war, aber stets freundli<strong>ch</strong><br />

mit wels<strong>ch</strong>em Charme.<br />

1999 musste er wegen Alterss<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e die Krankenabteilung<br />

des Klosters aufsu<strong>ch</strong>en. Es folgte ein<br />

längerer Aufenthalt im Universitätsspital in Züri<strong>ch</strong>.<br />

Wieder ordentli<strong>ch</strong> erholt, dankte er für alle<br />

Dienste unserer Krankens<strong>ch</strong>western und Krankenbrüdern.<br />

Aber der Tod holte ihn mit milder<br />

Hand am Vorabend des St. Meinradstages. Möge<br />

er si<strong>ch</strong> nun der guten Werke und Gebete in der<br />

Herrli<strong>ch</strong>keit des Himmels freuen.<br />

Pater Joa<strong>ch</strong>im Salzgeber


Pater<br />

Thomas<br />

(Martin)<br />

Lo<strong>ch</strong>er<br />

* 31. März 1926<br />

† 20. August 2005<br />

Klosterar<strong>ch</strong>iv Einsiedeln<br />

Professbu<strong>ch</strong><br />

Pater Thomas wurde am 31. März 1926 als Sohn<br />

des Josef Lo<strong>ch</strong>er und der Anna Ba<strong>ch</strong>mann in<br />

Aarau geboren und 5 Tage später auf den Namen<br />

Martin getauft. Martin wu<strong>ch</strong>s mit seinen neun<br />

Ges<strong>ch</strong>wistern in Remets<strong>ch</strong>wil auf, wo er au<strong>ch</strong> die<br />

Primars<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>te. Na<strong>ch</strong> dem Besu<strong>ch</strong> der<br />

Bezirkss<strong>ch</strong>ule in Mellingen begann er eine Lehre<br />

als Mas<strong>ch</strong>inenzei<strong>ch</strong>ner, die er mit dem Eidgenössis<strong>ch</strong>en<br />

Fähigkeitszeugnis abs<strong>ch</strong>loss. 1946 trat er<br />

in die Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln ein und begann na<strong>ch</strong><br />

der Matura 1952 am 7. September des glei<strong>ch</strong>en<br />

Jahres das Noviziat in unserem Kloster. Am 8.<br />

September 1953 legte er seine einfa<strong>ch</strong>e und drei<br />

Jahre später seine feierli<strong>ch</strong>e Profess ab. Am 8.<br />

Juni 1957 wurde er zum Priester geweiht.<br />

Von 1958 bis 1962 wirkte Pater Thomas als Lehrer<br />

an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, von 1959 an zuglei<strong>ch</strong> als Vizepräfekt<br />

des Internates. 1962 begann er an der ETH<br />

Züri<strong>ch</strong> das Studium als Ingenieur Agronom, das er<br />

1966 mit dem Diplom abs<strong>ch</strong>loss. Als im glei<strong>ch</strong>en<br />

Jahr Pater Wilhelm Meier unerwartet starb, übernahm<br />

Pater Thomas von ihm die Aufgabe des Direktors<br />

der Landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule in Pfäffikon,<br />

die er bis zu deren Übernahme dur<strong>ch</strong> den<br />

Kanton 1991 führte und in der er au<strong>ch</strong> als Lehrer<br />

tätig war. 1978 rei<strong>ch</strong>te er an der ETH seine Dissertation<br />

über die Bindung und Freiheit im bäuerli<strong>ch</strong>en<br />

Leben ein, mit der er si<strong>ch</strong> den Doktortitel erwarb.<br />

1991 kehrte Pater Thomas ins Kloster zurück<br />

und übernahm 1992 für 10 Jahre die Statthalterei,<br />

die er – wie s<strong>ch</strong>on zuvor die S<strong>ch</strong>ule in<br />

Pfäffikon – auf die ihm eigene markante, engagierte<br />

und konsequente Weise führte. Die letzten<br />

drei Jahre widmete er si<strong>ch</strong> besonders dem Marstall<br />

und dem Erhalt der Einsiedler Pferde. Daneben<br />

übernahm er wie s<strong>ch</strong>on zuvor bereitwillig<br />

Sonntagsaushilfen in den Pfarreien der Umgebung.<br />

Au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> seinem Wegzug von Pfäffikon pflegte<br />

Pater Thomas einen guten Kontakt zu bäuerli<strong>ch</strong>en<br />

Bevölkerung und deren Verbänden, in denen er<br />

au<strong>ch</strong> weiterhin Funktionen übernahm: im S<strong>ch</strong>wyzeris<strong>ch</strong>en<br />

Bäuerinnenverband, im kantonalen<br />

Viehzu<strong>ch</strong>tverband und als Kassier und Sekretär<br />

der Pferdezu<strong>ch</strong>tgenossens<strong>ch</strong>aft Stiftsstatthalterei<br />

Einsiedeln. Viel Wert legte er auf den regen Kontakt<br />

mit dem Verein der Ehemaligen der Landwirts<strong>ch</strong>aftss<strong>ch</strong>ule<br />

Pfäffikon. Etli<strong>ch</strong>e Jahre betreute<br />

er die Kasse der «Freunde des Klosters Einsiedeln».<br />

Einen engen Kontakt pflegte er au<strong>ch</strong> stets<br />

zu seiner Familie und seinen Freunden.


Vor einem Monat kehrte Pater Thomas mit<br />

S<strong>ch</strong>merzen im re<strong>ch</strong>ten Bein frühzeitig aus seinen<br />

Ferien zurück. Als die diagnostizierte Venenentzündung<br />

ni<strong>ch</strong>t heilen wollte, wurde bei einer<br />

erneuten Abklärung Leukämie entdeckt. Die Ärzte<br />

ma<strong>ch</strong>ten Pater Thomas klar, dass seine Krankheit<br />

s<strong>ch</strong>nell vorans<strong>ch</strong>reiten werde, was si<strong>ch</strong> in der Folge<br />

au<strong>ch</strong> bestätigte. Pater Thomas trug dies mit einem<br />

bewundernswerten Realismus und einem<br />

großen Vertrauen in Gott, von dem er, wie er oft<br />

wiederholte, sein Leben empfangen habe, und der<br />

es nun von ihm wieder zurückverlange. Das hinzugefügte<br />

«Gelobt sei der Name des Herrn»<br />

spra<strong>ch</strong> Pater Thomas aus aufri<strong>ch</strong>tigem Herzen,<br />

ohne dabei seine Mühe zu verbergen, die er mit<br />

dieser unvorbereiteten Wende in seinem Leben<br />

verständli<strong>ch</strong>erweise au<strong>ch</strong> hatte. Am vergangenen<br />

Samstag starb Pater Thomas nun im Regionalspital<br />

Einsiedeln, wo er die letzte Wo<strong>ch</strong>e seines Lebens<br />

verbra<strong>ch</strong>te und – wie s<strong>ch</strong>on in der Pflegestation<br />

des Klosters – eine aufmerksame und liebevolle<br />

Pflege erhielt, für die wir den Ärzten und<br />

dem Pflegepersonal herzli<strong>ch</strong> danken mö<strong>ch</strong>ten. Im<br />

Beisein seiner Mitbrüder und Verwandten durfte<br />

Pater Thomas s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ruhig ins andere Leben<br />

hinübergehen.<br />

Wir verlieren in Pater Thomas einen geradlinigen,<br />

verantwortungsvollen Mitbruder, der si<strong>ch</strong> seiner<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tung der Gemeins<strong>ch</strong>aft gegenüber immer<br />

bewusst war. Dafür danken wir ihm.


Anton<br />

Cottier<br />

* 4. Dezember 1943<br />

† 3. November 2006<br />

Anton Cottier, ehemaliger Freiburger Ständerat<br />

und Präsident der CVP, ist gestorben. Die CVP<br />

bestätigte den Tod des Ständeratspräsidenten<br />

von 2002 am Freitagmorgen. Die Information<br />

wurde dur<strong>ch</strong> eine S<strong>ch</strong>weigeminute im Freiburger<br />

Kantonsparlament bekannt. Cottier wurde fast<br />

63 Jahre alt.<br />

(sda) Anton Cottier hinterlässt eine Frau und drei<br />

erwa<strong>ch</strong>sene Kinder. Der perfekt zweispra<strong>ch</strong>ige<br />

Deuts<strong>ch</strong>freiburger saß von 1987 bis zu seinem<br />

Rücktritt 2003 im Ständerat. Seinen Sitz in der<br />

Kleinen Kammer übernahm Urs S<strong>ch</strong>waller, der<br />

Fraktions<strong>ch</strong>ef der CVP im Bundeshaus.<br />

1. Quelle:<br />

NZZ Online<br />

Von der Pike auf<br />

Cottier wurde am 4. Dezember 1943 in Jaun, der<br />

einzigen deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Greyerzer Gemeinde,<br />

geboren. Das Re<strong>ch</strong>tsstudium absolvierte Cottier<br />

an der Universität Freiburg. Ab 1973 praktizierte<br />

er dort als Anwalt. Im selben Jahr wurde er Mitglied<br />

der CVP. Für sie saß er von 1976 bis 1987 im<br />

Grossen Rat und ab dann bis 2003 im Ständerat.<br />

Von 1982 bis 1991 gehörte er der Stadtexekutive<br />

von Freiburg an, wo er das Polizeidepartement<br />

leitete. Unter seiner Ägide wurde die gesamte<br />

Polizeigesetzgebung der Gemeinde Freiburg<br />

umgestaltet.<br />

Integrationsfigur und Europa-Befürworter<br />

Im Ständerat arbeitete er in der PUK mit, wel<strong>ch</strong>e<br />

die Fi<strong>ch</strong>en-Affäre im EJPD untersu<strong>ch</strong>te. Ab 1994<br />

war er für zwei Jahre und neun Monate Präsident<br />

der CVP S<strong>ch</strong>weiz. Zuvor hatte er der Partei bereits<br />

als Vizepräsident und als Präsident der Programmkommission<br />

gedient. In seiner Präsidents<strong>ch</strong>aft<br />

zeigte die Partei einige Kanten, positionierte<br />

si<strong>ch</strong> aber pointiert im Zentrum. Der konziliante<br />

Mann aus Freiburg war im Parteiamt Na<strong>ch</strong>folger<br />

des als impulsiv bekannten Innerrhoder Carlo<br />

S<strong>ch</strong>mid.<br />

Als eigentli<strong>ch</strong>e Integrationsfigur versu<strong>ch</strong>te Cottier,<br />

die vers<strong>ch</strong>iedenen Strömungen in seiner Partei<br />

unter einen Hut zu bringen. Na<strong>ch</strong> dem Doppelrücktritt<br />

der beiden CVP-Bundesräte Flavio Cotti<br />

und Arnold Koller 2003 wurde Cottier unter die<br />

«Papabili» gezählt, wurde aber ni<strong>ch</strong>t Kandidat.<br />

Cottier galt als ein Mann des Zentrums und engagierter<br />

Pro-Europäer. Als große politis<strong>ch</strong>e Enttäus<strong>ch</strong>ung<br />

bezei<strong>ch</strong>nete er das Volks-Nein zum EWR-<br />

Beitritt 1992.


In der kleinen Kammer gehörte Cottier mit seiner<br />

stillen, soliden Parlamentsarbeit ni<strong>ch</strong>t zu den<br />

auffälligsten Figuren. Aktiv war er vor allem in der<br />

Wirts<strong>ch</strong>afts-, Sozial- und Finanzpolitik. Besonderes<br />

Interesse bekundet er in seinen stets gemäßigten<br />

Voten au<strong>ch</strong> für Wissens<strong>ch</strong>aft, Bildung und<br />

Kultur. In Wirts<strong>ch</strong>aftsfragen votierte Cottier eher<br />

konservativ, während er in der Sozialpolitik gegenüber<br />

der Linken kaum Berührungsängste<br />

zeigte.<br />

2. Quelle:<br />

LeTemps.<strong>ch</strong><br />

Le politicien Anton Cottier est mort<br />

L’ancien président du Conseil des Etats Anton<br />

Cottier (PDC/FR) est décédé vendredi à l’âge de<br />

62 ans des suites d’une longue maladie.<br />

L’ancien président du Conseil des Etats Anton<br />

Cottier est décédé vendredi à 62 ans des suites<br />

d’une longue maladie. Le Grand Conseil fribourgeois<br />

a rendu hommage à cette figure emblématique<br />

du PDC national et a observé une minute de<br />

silence.<br />

„Il a toujours travaillé avec le coeur et la raison”, a<br />

dit la conseillère nationale Thérèse Meyer-Kaelin<br />

(PDC/FR). C’est quelqu’un qui s’est très fortement<br />

engagé au niveau de la commune, du canton, de la<br />

Suisse, a poursuivi très émue Mme Meyer. Selon<br />

elle, „très responsable”, Anton Cottier a infatigablement<br />

re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>é des solutions équilibrées.<br />

Francophile<br />

Anton Cottier était marié et père de trois enfants.<br />

Il est né le 4 décembre 1943 à Bellegarde (Jaun),<br />

seule commune germanophone du district de la<br />

Gruyère. Il a toujours été en contact étroit avec le<br />

monde francophone, le français étant devenu sa<br />

langue en famille et sous la coupole fédérale.<br />

Elu au Conseil des Etats en 1987, il l’a présidé en<br />

2002 avant de se retirer à l’occasion des élections<br />

fédérales de 2003. Aux Etats, Anton Cottier a<br />

notamment travaillé au sein de la commission<br />

d’enquête parlementaire qui s’est occupée de<br />

l’affaire des fi<strong>ch</strong>es au sein du Département fédéral<br />

de justice et police.<br />

Le Fribourgeois a aussi présidé le PDC suisse<br />

durant près de trois ans entre 1993 et 1996. Successeur<br />

de Carlo S<strong>ch</strong>mid à cette fonction, Anton<br />

Cottier a positionné son parti au centre et essayé<br />

de concilier les différents courants présents en son<br />

sein. Après le retrait des conseillers fédéraux PDC<br />

Flavio Cotti et Arnold Koller, Anton Cottier faisait<br />

figure de papable, mais il n’a pas été candidat.


Europhile<br />

Européen convaincu, le Fribourgeois s’est engagé<br />

en faveur de l’EEE. Après l’é<strong>ch</strong>ec en votation populaire<br />

en 1992, il avait qualifié ce résultat de<br />

grande déception politique.<br />

Avant de s’illustrer au niveau fédéral, Anton Cottier<br />

a étudié le droit – en allemand – à l’Université<br />

de Fribourg. Avocat, il a pratiqué à Fribourg dès<br />

1973. Membre du PDC depuis l’âge de 30 ans, il a<br />

siégé au parlement fribourgeois de 1976 à 1987 et<br />

à l’exécutif de la ville de Fribourg de 1982 à 1991.


Pater<br />

Konrad<br />

(Anton)<br />

Kälin<br />

* 2. Dezember 1926<br />

† 18. Oktober 2007<br />

Maria Einsiedeln 2007<br />

Pater Konrad wurde am 2. Dezember 1926 den<br />

Eltern Anton Kälin und Carolina Franziska Hertri<strong>ch</strong><br />

in Einsiedeln geboren und zwei Tage später<br />

auf den Namen Anton Felix getauft. Da sein Vater<br />

von Beruf Lands<strong>ch</strong>reiber war, wu<strong>ch</strong>s Anton mit<br />

seiner zwei Jahre älteren S<strong>ch</strong>wester Maria im Rathaus<br />

Einsiedeln auf. Die Familie Kälin entstammte<br />

einer alten Waldleutefamilie, die ihr Herkommen<br />

aus dem Viertel Euthal auf Generationen zurück<br />

na<strong>ch</strong>weisen kann. Nur drei Jahre na<strong>ch</strong> der<br />

Geburt Antons verstarb sein Vater im Alter von 43<br />

Jahren. Die Familie konnte bis 1939 im Rathaus<br />

wohnen bleiben.<br />

In Einsiedeln besu<strong>ch</strong>te Anton die Primars<strong>ch</strong>ule<br />

und ab 1938 die Stiftss<strong>ch</strong>ule, wo er am 19. Juli<br />

1946 seine Matura bestand. Kurz darauf trat er ins<br />

Kloster Einsiedeln ein und begann am 7. September<br />

1946 sein Noviziat. Am 8. September 1947<br />

legte er die einfa<strong>ch</strong>e Profess ab und erhielt den<br />

Namen Konrad. Am 8. September 1950 folgte<br />

zusammen mit Pater Benno, Pater Gebhard und<br />

Pater Norbert die feierli<strong>ch</strong>e Profess. Sein Theologiestudium<br />

absolvierte er an der Theologis<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>ule des Klosters. Am 19. Mai 1951 wurde Pater<br />

Konrad zum Priester geweiht und tags darauf feierte<br />

er seine Primiz.<br />

Na<strong>ch</strong> einem weiteren Jahr des Theologiestudiums<br />

begann er 1952 seine langjährige Tätigkeit an<br />

unserer Stiftss<strong>ch</strong>ule, zuerst als Klassenlehrer. 1958<br />

wurde Pater Konrad zum Studium na<strong>ch</strong> Fribourg<br />

gesandt, wo er Mathematik, Physik, Botanik, Geographie,<br />

Pädagogik und Psy<strong>ch</strong>ologie studierte und<br />

sein Studium 1960 mit dem Sekundarlehrerdiplom<br />

abs<strong>ch</strong>loss. Er kehrte an die Stiftss<strong>ch</strong>ule zurück,<br />

wo er fortan Mathematik und Geographie<br />

unterri<strong>ch</strong>tete.<br />

Er war ein Lehrer, der seine S<strong>ch</strong>ulstunden stets<br />

gewissenhaft und mit großem Einsatz vorbereitete.<br />

Dreizehn Jahre war er Präfekt der unteren<br />

Klassen: se<strong>ch</strong>s Jahre im «Kindermuseum» und<br />

sieben Jahre im «Unteren Museum». Im November<br />

1964 starb seine Mutter.<br />

1976 übernahm Pater Konrad die Aufgabe des<br />

Rektoratssekretärs bei Rektor Pater Rupert Ruhstaller.<br />

Ein Höhepunkt seiner Arbeit kam 1984, als<br />

Pater Konrad bei der Organisation und Dur<strong>ch</strong>führung<br />

des Papstbesu<strong>ch</strong>es in Einsiedeln mithalf. Er<br />

wurde dazu für einige Zeit von seiner Aufgabe als<br />

Lehrer entlastet. Von dieser Zeit spra<strong>ch</strong> Pater<br />

Konrad immer wieder gerne.


Während all dieser Jahre spielte Pater Konrad im<br />

Stiftsor<strong>ch</strong>ester Violine und sang im Männer<strong>ch</strong>or.<br />

Im Stifts<strong>ch</strong>or war er 69 Jahre lang aktives Mitglied,<br />

angefangen 1938 als kleiner Sänger im Sopran.<br />

Regelmäßig wirkte er au<strong>ch</strong> beim Weihna<strong>ch</strong>tsspiel<br />

des Spitals Einsiedeln als Musiker und<br />

Sänger mit.<br />

1988 we<strong>ch</strong>selte Pater Konrad in die Verwaltung<br />

des Klosters, wo er si<strong>ch</strong> mit großem Engagement<br />

in die neue Aufgabe des Chef-Bu<strong>ch</strong>halters einarbeitete.<br />

1992 beendete er seine langjährige Tätigkeit<br />

als Lehrer der Stiftss<strong>ch</strong>ule, um zusätzli<strong>ch</strong> das<br />

Management der klösterli<strong>ch</strong>en Stiftungen sowie<br />

die Betreuung der Steuererklärungen und der<br />

Krankenkassen zu übernehmen.<br />

Vor einigen Jahren erlitt Pater Konrad einen<br />

Herzinfarkt, von dem er si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> wieder gut<br />

erholte. Denno<strong>ch</strong> nahmen seine Kräfte in den vergangenen<br />

Jahren zusehends ab. Er hielt einen regelmäßigen<br />

Tagesrhythmus ein, wozu fast immer<br />

au<strong>ch</strong> das Feiern der Messe in der Gnadenkapelle<br />

gehörte.<br />

Am vergangenen Donnerstagmorgen drückte Pater<br />

Konrad um 2 Uhr 45 den Alarm und beklagte<br />

si<strong>ch</strong> über starkes Unwohlsein und Atembes<strong>ch</strong>werden.<br />

Der Arzt vermutete später, dass Pater Konrad<br />

einen weiteren Herzinfarkt mit einem Lungenödem<br />

erlitten hatte. Kurz bevor die Ambulanz eintraf,<br />

hörte sein Herz zu s<strong>ch</strong>lagen auf.<br />

Pater Basil Höfliger


Werner<br />

Rei<strong>ch</strong>en<br />

* 31. März 1942<br />

† 8. November 2008<br />

Lebenslauf,<br />

Teil der Predigt<br />

an der Totenfeier<br />

am 2. Dezember 2008<br />

Liebfrauenkir<strong>ch</strong>e Züri<strong>ch</strong><br />

Werner Rei<strong>ch</strong>en wurde am 31. März 1942 in Züri<strong>ch</strong><br />

geboren. Seine Eltern waren Conrad Rei<strong>ch</strong>en,<br />

Ar<strong>ch</strong>itekt, und Trudy Rei<strong>ch</strong>en-Horner, Journalistin.<br />

Am 15. November 1943 kam seine S<strong>ch</strong>wester<br />

Erica zur Welt. Der Vater verstarb, als Werner 13<br />

Jahre alt war, und die Mutter musste die Familie<br />

alleine dur<strong>ch</strong>bringen, und au<strong>ch</strong> die Erziehung der<br />

beiden Kinder lag ganz bei ihr.<br />

Auf Anraten von Pfarrer Hans Henny von der<br />

Liebfrauenkir<strong>ch</strong>e besu<strong>ch</strong>te Werner das Gymnasium<br />

in der Klosters<strong>ch</strong>ule Einsiedeln, wo er eine humanistis<strong>ch</strong>e<br />

Ausbildung mit Latein und Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong><br />

genoss, die er 1963 mit der Matura abs<strong>ch</strong>loss.<br />

Werner studierte ans<strong>ch</strong>ließend an der ETH in<br />

Züri<strong>ch</strong> und war daneben Journalist bei den damaligen<br />

«Neuen Zür<strong>ch</strong>er Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten». Na<strong>ch</strong> dem<br />

Abs<strong>ch</strong>luss als diplomierter Chemiker fors<strong>ch</strong>te er<br />

als Assistent von Professor Vladimir Prelog – dem<br />

Nobelpreisträger 1975 für Chemie – und arbeitete<br />

an seiner Dissertation. 1971 wurde ihm von der<br />

ETH die Würde eines Doktors der Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Wissens<strong>ch</strong>aften verliehen.<br />

Am 14. Mai 1971 heirateten Werner und Monika<br />

Katharina Wellis<strong>ch</strong>. Im August 1971 zogen die<br />

jungen Eheleute in die USA na<strong>ch</strong> Las Cruces, New<br />

Mexico, wo Werner im Rahmen eines Postdoctoral<br />

Fellowship an der New Mexico State University als<br />

Fors<strong>ch</strong>er mit Professor Walter Lwowski arbeitete.<br />

1973 erhielt Werner einen auf fünf Jahre befristeten<br />

Lehrauftrag an der Universität Lausanne. Die<br />

Eheleute lebten in Chamby, oberhalb Montreux,<br />

auf einem Bauernhof. 1978 zogen sie zurück na<strong>ch</strong><br />

Züri<strong>ch</strong>, und am 21. November 1978 wurden ihre<br />

Zwillingssöhne Raphael und Valentin geboren.<br />

Der junge Vater arbeitete in dieser Zeit als fa<strong>ch</strong>te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er<br />

Leiter für Handel bei der Joseph<br />

Müller AG Züri<strong>ch</strong>.<br />

1986 gründete Werner mit zwei Partnern die<br />

Kogrere AG als Handelsfirma für pharmazeutis<strong>ch</strong>e<br />

Produkte, zudem eine weitere Firma für seine<br />

Beratungstätigkeit, insbesondere bezügli<strong>ch</strong> Zulassung<br />

von Arzneimitteln im In- und Ausland. Im<br />

selben Jahr verstarb seine Mutter.<br />

Werner Rei<strong>ch</strong>en war Präsident der Kir<strong>ch</strong>gemeinde<br />

Liebfrauen von 1978 bis 1990. In dieser Zeit engagierte<br />

er si<strong>ch</strong>, unterstützt dur<strong>ch</strong> seine Frau, sehr<br />

für die Renovation der Kir<strong>ch</strong>e samt Krypta sowie<br />

für den Bau des Kir<strong>ch</strong>gemeindezentrums. Während<br />

dieser Zeit war er mit Leib und Seele Sänger<br />

im Gregorius-Chor, später bis Ende 1996 dessen<br />

Präsident.


Er zog na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>eitern der eigenen Firmen<br />

1999 na<strong>ch</strong> Hamburg, wo er eine Ges<strong>ch</strong>äfts- und<br />

Lebenspartnerin fand. Er befasste si<strong>ch</strong> mit zukunftsgeri<strong>ch</strong>teten<br />

Projekten – wie zum Beispiel<br />

mit mobilen Windmühlen, biometris<strong>ch</strong>er Zutrittskontrolle,<br />

Krebsfors<strong>ch</strong>ung – und konzentrierte<br />

si<strong>ch</strong> am S<strong>ch</strong>luss auf die Herstellung von neuartigen<br />

Sojamil<strong>ch</strong>produkten.<br />

Werner war musis<strong>ch</strong> außerordentli<strong>ch</strong> begabt und<br />

au<strong>ch</strong> aktiv. Er spielte Tuba, Klavier und Geige und<br />

liebte den Sologesang als Tenor, den Gregorianis<strong>ch</strong>er<br />

Chorgesang und generell klassis<strong>ch</strong>e Musik.<br />

In Hamburg spielte er mit dem Mi<strong>ch</strong>aelis-Chor<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Messen und Oratorien auf Tonträger<br />

ein. Der katholis<strong>ch</strong>e Bis<strong>ch</strong>of von Hamburg wurde<br />

ihm ein guter Freund. Seinen letzten Soloauftritt<br />

hatte Werner anlässli<strong>ch</strong> des Requiems für seine<br />

S<strong>ch</strong>wiegermutter Palmyra im März dieses Jahres<br />

in der Liebfrauen-Kir<strong>ch</strong>e. Daneben war Werner<br />

sehr häusli<strong>ch</strong>: Er ko<strong>ch</strong>te so oft es ging für seine<br />

Familie und amtete au<strong>ch</strong> als Ko<strong>ch</strong> bei Cäcilienfeiern.<br />

Den Kontakt mit seiner Familie in Züri<strong>ch</strong> pflegte<br />

Werner weiterhin aktiv. Er freute si<strong>ch</strong> über die<br />

Verlobung von Valentin und Chantal, deren Heirat<br />

2007, die Geburt von Enkelin Alina im September<br />

2007 und das kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>zeits- und Tauffest<br />

Ende August 2008. Die berufli<strong>ch</strong>en Entwicklungen<br />

von Raphael und Valentin begleitete er mit<br />

gutem Rat und mit väterli<strong>ch</strong>er Zuneigung.<br />

Werner Rei<strong>ch</strong>en litt seit längerer Zeit an körperli<strong>ch</strong>en<br />

Bes<strong>ch</strong>werden. Er verstarb na<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>werer Erkrankung<br />

und Operation wegen Nierenbeckenkrebs<br />

und Lungenmetastasen – für uns alle viel zu<br />

früh – am 8. November 2008 im Marien-Krankenhaus<br />

in Hamburg. Die Krankheit war bereits<br />

sehr fortges<strong>ch</strong>ritten, sodass keine Hoffnung auf<br />

Genesung mehr bestand. Seine Frau, seine Söhne<br />

und seine S<strong>ch</strong>wester hatten ihn dort in seinen<br />

letzten Tagen no<strong>ch</strong> besu<strong>ch</strong>t und von ihm Abs<strong>ch</strong>ied<br />

nehmen können.


Pater<br />

Kassian<br />

(Romuald)<br />

Etter<br />

* 29. April 1929<br />

† 3. April 2009<br />

SALVE 3 · 2009<br />

Lebenslauf<br />

Pater Kassian wurde am 29. April 1929 in Zug als<br />

siebtes von zehn Kindern geboren. Die Eltern ließen<br />

ihn auf den Namen Romuald taufen. Sein<br />

Vater Philipp Etter, gebürtig aus Menzingen, war<br />

Regierungsrat und Ständerat des Kantons Zug.<br />

Seine Mutter Maria Hegglin stammte ebenfalls<br />

aus Menzingen. Na<strong>ch</strong> der Wahl des Vaters in den<br />

Bundesrat zog die Familie na<strong>ch</strong> Bern, wo Romuald<br />

die Primars<strong>ch</strong>ule und das Progymnasium besu<strong>ch</strong>te.<br />

Im Herbst 1943 trat er in die dritte Klasse der<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln ein. Im Sommer 1948 absolvierte<br />

er die Rekrutens<strong>ch</strong>ule in Luzern und trat<br />

na<strong>ch</strong> der Matura 1949 ins Kloster Einsiedeln ein.<br />

Am 8. September 1950 legte er seine einfa<strong>ch</strong>e Profess<br />

ab und erhielt den Namen Johannes Kassian.<br />

Drei Jahre später feierte er die feierli<strong>ch</strong>e Profess.<br />

Am 12. Juni 1954 wurde er dur<strong>ch</strong> Nuntius Testa<br />

zum Priester geweiht.<br />

1955 begann Pater Kassian das Studium der Physik<br />

an der ETH Züri<strong>ch</strong>, das er im Frühjahr 1962<br />

mit dem Diplom abs<strong>ch</strong>loss. Bereits im Sommer<br />

1960 begann er seine Lehrtätigkeit mit einem kleinen<br />

Pensum an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Er unterri<strong>ch</strong>tete<br />

Mathematik, ab 1963 Physik und öfters au<strong>ch</strong> Religion.<br />

Pater Kassian war ein Lehrer mit eigenem<br />

Stil. Das zeigte si<strong>ch</strong> in den vielen Anekdoten sowie<br />

persönli<strong>ch</strong>en Erinnerungen, die er in den S<strong>ch</strong>ulstoff<br />

einfließen ließ; aber au<strong>ch</strong> in den man<strong>ch</strong>mal<br />

gewagten Experimenten und unbere<strong>ch</strong>enbaren<br />

persönli<strong>ch</strong>en Reaktionen, mit denen er die S<strong>ch</strong>üler<br />

ers<strong>ch</strong>recken konnte. Eine feste Freunds<strong>ch</strong>aft verband<br />

ihn während dieser Jahre mit Pater Adalbert<br />

Züllig. Mit ihm lernte er um die Wette Resultate<br />

sportli<strong>ch</strong>er Wettkämpfe auswendig. Dieses Wissen<br />

kam Pater Kassian in späteren Jahren bei Fernsehauftritten<br />

zugute. Ein weiteres Talent hatte er<br />

mit Pater Adalbert gemeinsam: Seine hervorragende<br />

Tenorstimme, die er viele Jahre in den<br />

Chören des Klosters einsetzte. Aus seiner Zeit als<br />

Lehrer verbanden ihn bis zuletzt vers<strong>ch</strong>iedene gute<br />

Kontakte mit ehemaligen S<strong>ch</strong>ülerinnen und<br />

S<strong>ch</strong>ülern.<br />

Von 1962 bis 1972 war Pater Kassian Kantonalpräsident<br />

der S<strong>ch</strong>wyzer Pfadfinder und ab 1965 bis<br />

1972 Präses der Einsiedler Pfadfinderabteilung St.<br />

Meinrad, für die er viele Jahre die Texte für den<br />

Unterhaltungsabend s<strong>ch</strong>rieb. Von 1964 an war er<br />

39 Jahre lang Redaktor der «Meinradsraben», bis<br />

diese 2003 mit «Maria Einsiedeln» zur neuen<br />

Zeits<strong>ch</strong>rift «Kloster Einsiedeln» zusammenges<strong>ch</strong>lossen<br />

wurde. Er s<strong>ch</strong>rieb au<strong>ch</strong> fortan Leitartikel,<br />

den Silvanus-Brief und sammelte die Informa-


tionen für die Personalna<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />

Von 1972 bis 1992 war Pater Kassian Präfekt des<br />

Internates und damit verantwortli<strong>ch</strong> für oft weit<br />

über hundert Jugendli<strong>ch</strong>e. Dies war für Pater Kassian<br />

eine herausfordernde Aufgabe und für viele<br />

S<strong>ch</strong>üler eine prägende, für man<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> eine<br />

s<strong>ch</strong>wierige Zeit. 1999 wurde er als Lehrer pensioniert.<br />

2002 übernahm er die Betreuung des «Goldenen<br />

Ohrs», der Internet-Seelsorgestelle des<br />

Klosters. Die Gesprä<strong>ch</strong>e und Begegnungen mit Pater<br />

Kassian öffneten vielen innerhalb oder au<strong>ch</strong><br />

am Rand der Kir<strong>ch</strong>e neue Perspektiven.<br />

Im Jahr 2000 spielte er den Calderon im Welttheater<br />

von Thomas Hürlimann. In der Folge war Pater<br />

Kassian öfters als S<strong>ch</strong>auspieler auf vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Bühnen in Einsiedeln und auswärts im Einsatz.<br />

Im Welttheater 2007 übernahm er die Rolle<br />

der «Frau Welt», die er glänzend spielte, die ihn<br />

aber au<strong>ch</strong> an den Rand seiner Kräfte bra<strong>ch</strong>te.<br />

Dieser Auftritt vers<strong>ch</strong>affte ihm große Publizität,<br />

was viele Referate, Teilnahmen an Podiumsdiskussionen<br />

und Fernsehauftritte na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> zog. Pater<br />

Kassian zeigte si<strong>ch</strong> hier von einer Seite, die viele<br />

von einem Mön<strong>ch</strong> und Priester ni<strong>ch</strong>t erwarteten.<br />

Besonders seine Begeisterung für Sport und<br />

sein Wissen darüber standen in den vergangenen<br />

Monaten im Vordergrund des öffentli<strong>ch</strong>en Interesses.<br />

Daneben nahm er seine Aufgaben als<br />

Mön<strong>ch</strong> ernst und war au<strong>ch</strong> für die kleinen Dienste<br />

in unserer Gemeins<strong>ch</strong>aft zu gewinnen, zum Beispiel<br />

für die Na<strong>ch</strong>twa<strong>ch</strong>e bei unseren betagten und<br />

kranken Mitbrüdern in der Pflegeabteilung.<br />

Am Morgen des 2. April erlitt Pater Kassian eine<br />

Herzs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e, von der er si<strong>ch</strong> im Spital Einsiedeln<br />

aber s<strong>ch</strong>nell erholte. Um künftigen S<strong>ch</strong>wierigkeiten<br />

vorzubeugen, wurde Pater Kassian in das<br />

Universitätsspital na<strong>ch</strong> Züri<strong>ch</strong> gebra<strong>ch</strong>t, wo sein<br />

Herz während einer Untersu<strong>ch</strong>ung zu s<strong>ch</strong>lagen<br />

aufhörte. Wir danken Pater Kassian für seinen<br />

Einsatz für die vielen Mens<strong>ch</strong>en, denen er in den<br />

Jahren seines Lebens begegnen durfte, und den<br />

vielfältigen Einsatz für unsere Klostergemeins<strong>ch</strong>aft.<br />

In diesen Tagen vor Ostern denken wir an das<br />

Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi.<br />

In einem Interview antwortete Pater Kassian<br />

auf die Frage, warum er ins Kloster gegangen sei,<br />

wie folgt: «Es fällt mir ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t. eine Antwort<br />

zu geben. I<strong>ch</strong> kenne die Antwort selber ni<strong>ch</strong>t<br />

genau. Aber eines weiß i<strong>ch</strong>: Keine kleine Rolle<br />

spielte dabei die liturgis<strong>ch</strong>e Feier der Karwo<strong>ch</strong>e,<br />

wie i<strong>ch</strong> sie als junger Stiftss<strong>ch</strong>üler vor mehr als


se<strong>ch</strong>zig Jahren im Kloster Einsiedeln erlebt habe.<br />

In diesen Tagen versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> heute, unter die<br />

Oberflä<strong>ch</strong>e des Lebens zu tau<strong>ch</strong>en, um das Wesentli<strong>ch</strong>e<br />

zu spüren und zu erfahren. Mit dem<br />

Kopf s<strong>ch</strong>affe i<strong>ch</strong> dies nie, viellei<strong>ch</strong>t in einem gewissen<br />

Grad mit dem Herzen. Und wenn i<strong>ch</strong> es ein<br />

biss<strong>ch</strong>en spüre und fühle, weiß i<strong>ch</strong> viellei<strong>ch</strong>t, warum<br />

i<strong>ch</strong> ins Kloster gegangen bin.»<br />

Pater Basil Höfliger<br />

NZZ am Sonntag<br />

12. April 2009<br />

Ein Mön<strong>ch</strong> im Welttheater<br />

Pater Kassian Etter, der zum Bühnenstar in<br />

Einsiedeln wurde, ist 79-jährig gestorben<br />

Die Welt ist ein Theater, in dem jeder seine Rolle<br />

spielt, Gott gefällig oder weniger. Als Pater Kassian<br />

auf die Theaterbühne trat, wurde das au<strong>ch</strong> zur<br />

Auseinandersetzung mit dem wirkli<strong>ch</strong>en Leben.<br />

Über die Popularität, die er gewann, sagt er: «I<strong>ch</strong><br />

müsste lügen, wenn i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t eine gewisse Freude<br />

verspüren würde.» Die Sünde der Eitelkeit war<br />

ihm ni<strong>ch</strong>t fremd.<br />

Als Romuald Etter wurde er 1929 in Zug geboren.<br />

Man war ni<strong>ch</strong>t rei<strong>ch</strong> – «Wir zehn Kinder teilten<br />

uns zwei Paar Holzski» –, aber als er 5-jährig war,<br />

wurde der Vater in den Bundes rat gewählt – ein<br />

Katholis<strong>ch</strong>-Konservativer. Er sollte eine umstrittene<br />

Rolle spielen, war als Innenminister im Krieg<br />

beteiligt an den Zensurmaßnahmen gegen die<br />

Presse und half na<strong>ch</strong> dem Krieg, die AHV einzuführen.<br />

Romuald hatte 1936 am Radio begeistert die<br />

Olympis<strong>ch</strong>en Spiele in Berlin verfolgt. Er betrieb<br />

selber Lei<strong>ch</strong>tathletik und wurde an der S<strong>ch</strong>weizer<br />

Juniorenmeisters<strong>ch</strong>aft Zweiter im Kugelstoßen.<br />

«Natürli<strong>ch</strong> träumte i<strong>ch</strong> davon, Olympiasieger zu<br />

werden.» Ein S<strong>ch</strong>ädelbru<strong>ch</strong> sollte die Träume<br />

beenden.<br />

Na<strong>ch</strong> seiner Berner Jugendzeit war der Sohn in<br />

die Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln ges<strong>ch</strong>ickt worden. Wo<br />

er si<strong>ch</strong> als rebellis<strong>ch</strong> erwies angesi<strong>ch</strong>ts der Reglementierungen<br />

des Alltags. «I<strong>ch</strong> gründete gar eine<br />

kommunistis<strong>ch</strong>e Partei, um die Mön<strong>ch</strong>e zu provozieren.»<br />

Do<strong>ch</strong> dann – hatte er ein mystis<strong>ch</strong>es Erlebnis?<br />

Die Rede ist von zwei Heiligen, die ihn<br />

überzeugten – ents<strong>ch</strong>ied si<strong>ch</strong> Romuald zu aller<br />

Überras<strong>ch</strong>ung, Mön<strong>ch</strong> zu werden. «Es war wie mit<br />

der Liebe, plötzli<strong>ch</strong> ist sie da.» .<br />

Na<strong>ch</strong> der Priesterweihe studierte er Physik an der<br />

ETH Züri<strong>ch</strong> und begann, als Lehrer an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />

zu wirken. Dabei blieb dieser Pater ein<br />

lebensfreudiger Mens<strong>ch</strong>, ein Sportler, der gern Ski


fuhr und wanderte, alle Sportwettkämpfe verfolgte<br />

und alle Resultate kannte. Und der viellei<strong>ch</strong>t mitten<br />

in der Na<strong>ch</strong>t aufbra<strong>ch</strong> und allein auf den Rigi<br />

mars<strong>ch</strong>ierte!<br />

Und da er daneben au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Kantonalpräsident<br />

der S<strong>ch</strong>wyzer Pfadfinder war, hatte er Unterhaltungsabende<br />

zu organisieren, für die er Stücke<br />

s<strong>ch</strong>rieb und selber Rollen übernahm, gern au<strong>ch</strong><br />

Frauenrollen. Frauen, fand er ohnehin, seien au<strong>ch</strong><br />

für einen Mön<strong>ch</strong> eine unerlässli<strong>ch</strong>e Berei<strong>ch</strong>erung<br />

des Lebens.<br />

Nun unterzieht er si<strong>ch</strong> also den Riten, steht in<br />

Herrgottsfrühe auf und nimmt tägli<strong>ch</strong> an den<br />

gemeinsamen fünf Gebeten teil. Es muss ihm<br />

ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t gefallen sein, ihm, der nahezu ein<br />

Freigeist war, hätte ihn ni<strong>ch</strong>t der Glaube gehalten.<br />

Dessen Lieblingss<strong>ch</strong>riftsteller der ketzeris<strong>ch</strong>e<br />

Heinri<strong>ch</strong> Heine war. Und der in man<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>enfragen<br />

der Obrigkeit widerspra<strong>ch</strong>. Sarkastis<strong>ch</strong><br />

konnte er im Alter etwa sagen: «Eine Papstmesse<br />

mit 500'000 Leuten und ein Fußballspiel mit<br />

100'000 Zus<strong>ch</strong>auern sind si<strong>ch</strong> ähnli<strong>ch</strong>; sol<strong>ch</strong>e<br />

Hysterien bergen Gefahren.» Und dass «ein 80-<br />

jähriger zölibatärer Mön<strong>ch</strong>» den Eheleuten predigen<br />

müsse, «wie sie si<strong>ch</strong> im Bett zu verhalten<br />

haben», fand er «grotesk».<br />

Im Kloster war er Internatsleiter geworden und<br />

blieb jahrzehntelang ein Lehrer, der unzählige<br />

S<strong>ch</strong>üler begeisterte wenn er etwa s<strong>ch</strong>iefe Ebenen<br />

am Beispiel der Skipisten abhandelte. Und der sie<br />

vor den Kopf stieß mit seiner emotionalen Art.<br />

«Ein Exzentriker», sagt ein ehemaliger S<strong>ch</strong>üler,<br />

«aber glaubwürdig».<br />

Mit Vergnügen verfolgte Kassian, wie seine S<strong>ch</strong>üler<br />

flügge wurden und wie einer von ihnen zum<br />

S<strong>ch</strong>riftsteller heranwu<strong>ch</strong>s, au<strong>ch</strong> er Sohn eines<br />

Bundesrates: Thomas Hürlimann. Als dieser eine<br />

neue Fassung des «Welttheaters» s<strong>ch</strong>rieb, das auf<br />

dem Einsiedler Klosterplatz alle paar Jahre gegeben<br />

wird, fragte er seinen einstigen Lehrer um<br />

Mitwirkung an. So sorgte Kassian als Mentor, dass<br />

das Stück übers Leben hienieden ni<strong>ch</strong>t ganz so<br />

hoffnungslos herauskam, wie es von den Theaterma<strong>ch</strong>ern<br />

geplant war. Und übernahm 2000 als<br />

70-Jähriger darin no<strong>ch</strong> eine Rolle.<br />

«Von unglaubli<strong>ch</strong>er Spielfreude war er», sagt<br />

Regisseur Volker Hesse, und so engagierte er den<br />

Pater au<strong>ch</strong> für die Neuinszenierung 2007, wo<br />

Kassian die wi<strong>ch</strong>tige Figur der alten «Frau Welt»<br />

spielen sollte, die ges<strong>ch</strong>unden dem Ende entgegensieht.<br />

Und Kassian, dessen Körper selber gebre<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

geworden ist, gequält von Krankheiten<br />

und S<strong>ch</strong>merz, ma<strong>ch</strong>t wieder mit. Gibt in Kälte und


Regen die Frau Erde, die über den Klosterplatz<br />

torkelt. Er jammert und s<strong>ch</strong>reit, wie der Text es<br />

vor gibt: «Myni Huut verghyt i tusig Falte. Hou<br />

hou hou», hält si<strong>ch</strong> wacklig auf einer S<strong>ch</strong>eren-<br />

Hebebühne, die ihn ho<strong>ch</strong>hievt vor den Klostertürmen.<br />

Es ist ni<strong>ch</strong>t mehr ein Spiel. Es ist Ernst.<br />

Im Welttheater stellte er si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einmal den<br />

letzten Fragen des Lebens. «Es wird mer himmelbang,<br />

es git mi nümme lang. Hou hou hou.»<br />

Regisseur Hesse: «Und wie er sterbend im S<strong>ch</strong>oss<br />

der Frau S<strong>ch</strong>önheit lag, war es, als ob er si<strong>ch</strong> daran<br />

klammere, no<strong>ch</strong> einmal ein Stück Sinnli<strong>ch</strong>keit zu<br />

fassen.» Und packend spra<strong>ch</strong> der Mön<strong>ch</strong> auf der<br />

Bühne die letzten Worte: «Bald s<strong>ch</strong>wygs<strong>ch</strong> au du.<br />

Hou hou hou.»<br />

Willi Wottreng


Pater<br />

Wendelin<br />

Kaufmann<br />

SVD<br />

* 26. September 1941<br />

† 2. Januar 2010<br />

www.steyler.<strong>ch</strong><br />

Rom / St. Gabriel<br />

Pater Wendelin Kaufmann SVD<br />

unerwartet verstorben<br />

Der Herr des Lebens hat unseren Mitbruder, Pater<br />

Wendelin Kaufmann, ganz unerwartet am 2.<br />

Jänner 2010 in die ewige Heimat gerufen. Die<br />

Beisetzungsfeier findet am 13. Januar in Maria<br />

Enzersdorf bei Wien statt. In der S<strong>ch</strong>weiz nehmen<br />

die Steyler Missionare, Angehörige und Freunde<br />

am 30. Januar in Triengen LU von Pater Kaufmann<br />

Abs<strong>ch</strong>ied.<br />

Wenn Gott mi<strong>ch</strong> heim ruft zu si<strong>ch</strong>,<br />

ist meiner Seele hö<strong>ch</strong>ster Feiertag;<br />

denn i<strong>ch</strong> gehe zu dem,<br />

der mi<strong>ch</strong> am meisten liebt.<br />

Augustinus<br />

Wie in den vergangenen Jahren fuhr er vor Weihna<strong>ch</strong>ten<br />

na<strong>ch</strong> Rom, um das Computersystem<br />

unseres Generalats zu betreuen. Ab dem Stefanitag<br />

fühlte er si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wohl. Er wurde in die Notaufnahme<br />

eines Krankenhauses gebra<strong>ch</strong>t, wo die<br />

Ärzte einen s<strong>ch</strong>weren Herzinfarkt feststellten.<br />

Daraufhin wurde er in das Policlinico Tor Vergata<br />

überstellt. Sein Zustand vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terte si<strong>ch</strong> zusehends.<br />

Es war keine Hilfe mehr mögli<strong>ch</strong>. Am 2.<br />

Jänner 2010, um 12.30, hat sein Herz zu s<strong>ch</strong>lagen<br />

aufgehört.<br />

Pater Kaufmann wurde am 26. September 1941 in<br />

Kulmerau, Diözese Basel, S<strong>ch</strong>weiz, geboren. Seine<br />

Eltern Jakob und Verena Kaufmann s<strong>ch</strong>enkten 11<br />

Kindern das Leben, von denen Wendelin das<br />

Zweitjüngste war. In der geborgenen und von<br />

tiefem Glauben geprägten Atmosphäre seiner<br />

Familie ist seine Berufung zum Steyler Missionar<br />

gewa<strong>ch</strong>sen. Na<strong>ch</strong> der Volkss<strong>ch</strong>ule in seinem Heimatort<br />

besu<strong>ch</strong>te er in der Marienburg das Gymnasium<br />

der Steyler Missionare bis zur 6. Klasse,<br />

we<strong>ch</strong>selte dann in das Lyzeum der Stifts<strong>ch</strong>ule<br />

Einsiedeln, wo er 1963 maturierte. Na<strong>ch</strong> dem<br />

Noviziat und dem Studium der Theologie in St.<br />

Gabriel wurde er 1970 in der Marienburg zum<br />

Priester geweiht. Dort arbeitete er ans<strong>ch</strong>ließend<br />

ein Jahr lang im Unterri<strong>ch</strong>t mit. Die nä<strong>ch</strong>sten<br />

Jahre waren in Mün<strong>ch</strong>en den höheren Studien der<br />

Naturwissens<strong>ch</strong>aft und der Philosophie gewidmet,<br />

die er 1981 mit dem Doktorat abs<strong>ch</strong>loss. Ab 1981<br />

unterri<strong>ch</strong>tete er an den Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen in St. Gabriel/Mödling,<br />

später au<strong>ch</strong> bei den Zisterziensern<br />

im Stift Heiligenkreuz und bis zuletzt in St. Augustin/Bonn.<br />

Weiters war er a<strong>ch</strong>t Jahre lang als Assistent<br />

des Novizenmeisters für die Einführung der<br />

jungen Ordensmitglieder mitverantwortli<strong>ch</strong>, sowie


Vize-Rektor und Hausrat in St. Gabriel.<br />

Neben seiner wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Tätigkeit übernahm<br />

er gerne vers<strong>ch</strong>iedene pastorale Aufgaben.<br />

Die Arbeit mit dem Computer gehörte zunä<strong>ch</strong>st<br />

zu seinen großen und nützli<strong>ch</strong>en Hobbies. Er<br />

vertiefte si<strong>ch</strong> darin und war dann wesentli<strong>ch</strong> am<br />

Aufbau der EDV am Provinzialat und für die Finanzabteilung<br />

am Generalat verantwortli<strong>ch</strong>. Er<br />

war maßgebli<strong>ch</strong> an der elektronis<strong>ch</strong>en Vernetzung<br />

in St. Gabriel und an unserem Internetauftritt<br />

beteiligt. Bei seinen Mitbrüdern, Mitarbeitern und<br />

au<strong>ch</strong> in Rom war er ein gesu<strong>ch</strong>ter und viel gefragter<br />

Nothelfer und Berater, der immer einsatzbereit<br />

war.<br />

Die Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t von seinem plötzli<strong>ch</strong>en Tod hat<br />

unsere Gemeins<strong>ch</strong>aft und Mitarbeiter sehr getroffen.<br />

Er wird uns als ein bes<strong>ch</strong>eidener, liebenswerter,<br />

hilfsbereiter und freundli<strong>ch</strong>er Mitbruder in<br />

Erinnerung bleiben. Möge Gott ihm alles lohnen,<br />

was er uns ges<strong>ch</strong>enkt hat.<br />

Die Mitbrüder in Rom, angeführt von Pater General<br />

Antonio Pernia, nehmen heute mit einem<br />

Gebetsgottesdienst Abs<strong>ch</strong>ied vom Verstorbenen<br />

und gedenken seiner in der Eu<strong>ch</strong>aristiefeier um<br />

18.00 Uhr.<br />

Am Mittwo<strong>ch</strong>, dem 13. Jänner feiern wir um<br />

14.00 Uhr für Pater Kaufmann den Auferstehungs-Gottesdienst<br />

in der Heilig-Geist-Kir<strong>ch</strong>e von<br />

St. Gabriel und geleiten ihn ans<strong>ch</strong>ließend zu unserem<br />

Friedhof.<br />

Pater Johann Res<strong>ch</strong> SVD<br />

Vize-Rektor, St. Gabriel<br />

04. Januar 2010<br />

Homilie in der<br />

Eu<strong>ch</strong>aristiefeier am<br />

Collegio del Verbo Divino<br />

Roma, 04.01.2010<br />

Liebe Mitbrüder, S<strong>ch</strong>western und Freunde!<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts des plötzli<strong>ch</strong>en und unerwarteten Todes<br />

unseres Mitbruders und Mitarbeiters, mit dem<br />

wir wenn au<strong>ch</strong> kurze Zeiten der Freude und der<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten geteilt haben, spürt jeder von uns,<br />

wie ihm die Worte fehlen und ihm bloß der<br />

Wuns<strong>ch</strong> bleibt zu s<strong>ch</strong>weigen und im innersten<br />

Herzen na<strong>ch</strong> dem Sinn zu fragen.<br />

Am Samstag um 12:30 errei<strong>ch</strong>te uns die Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t,<br />

dass ein Infarkt unseren Mitbruder Wendelin<br />

im Alter von nur 68 Jahren aus dem irdis<strong>ch</strong>en<br />

Leben gerissen hat. Da waren wir alle ers<strong>ch</strong>üttert<br />

und erstaunt und si<strong>ch</strong>er sind au<strong>ch</strong> uns gottgeweihten<br />

Personen Gedanken gekommen, so man<strong>ch</strong>e<br />

Fragen, auf die gewiss rein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> keine<br />

Antwort fanden.


Freili<strong>ch</strong> meine i<strong>ch</strong>, dass wir uns deshalb ni<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>ämen und unsere Gefühle vor dem Geheimnis<br />

von S<strong>ch</strong>merz und Tod ni<strong>ch</strong>t verbergen sollen.<br />

Dieses Kreuz ers<strong>ch</strong>eint zu groß für unser s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>es<br />

Mens<strong>ch</strong>enherz, für unseren mitunter allzu<br />

wankenden Glauben, und so wenden wir uns an<br />

den Herrn in Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> einem „Warum“: Warum<br />

dieser so unvorhergesehene Tod, der S<strong>ch</strong>merz, das<br />

Leiden und die Krankheit?<br />

Wie oft s<strong>ch</strong>on haben wir uns, wenn wir jemanden<br />

so plötzli<strong>ch</strong> sterben sahen, uns zornig an den<br />

Herrn gewandt: „Aber Herr, warum erlaubst du<br />

dies alles?“<br />

Warum gibt es no<strong>ch</strong> den Tod?<br />

Warum gibt es das Leiden? Warum werden uns zu<br />

einer gewissen Zeit Personen genommen, mit<br />

denen wir uns herzli<strong>ch</strong> verbunden fühlten?<br />

Rein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, aus unserer mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Vernunft<br />

finden wir keine Antworten. Wie immer<br />

aber ist es Jesus selbst, der uns mit den Worten<br />

seiner Frohbots<strong>ch</strong>aft antwortet: „I<strong>ch</strong> bin die Auferstehung<br />

und das Leben; wer an mi<strong>ch</strong> glaubt,<br />

wird in Ewigkeit leben.“<br />

Glaubst du das?<br />

Ja, i<strong>ch</strong> glaube, dass jenseits der augens<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>en<br />

Erfahrung, jenseits unserer Sinne, des Sehens und<br />

Berührens, das Leben Wendelins weitergeht, in<br />

einer von der unseren vers<strong>ch</strong>iedenen Welt und<br />

Weise, die aber ebenso wirkli<strong>ch</strong> ist: in Gott, in der<br />

Freude und für die ganze Ewigkeit!<br />

Ja, i<strong>ch</strong> glaube, dass einem Sterbenden das Leben<br />

ni<strong>ch</strong>t genommen, sondern verwandelt wird.<br />

Ja, i<strong>ch</strong> glaube, dass in Christus kein Band zerrissen<br />

wird, ni<strong>ch</strong>t mit Mutter oder Vater, ni<strong>ch</strong>t mit<br />

dem Mitbruder, mit dem wir ein Stück Weges<br />

wandern durften und der nun ni<strong>ch</strong>t mehr unter<br />

uns ist.<br />

Das sollen die Gewissheiten sein, die wir alle teilen<br />

wollen: Wendelin ist ni<strong>ch</strong>t gestorben sondern lebt<br />

weiter in den Herzen derer, die ein Stück des<br />

Weges mit ihm gegangen sind und im Herzen<br />

Stärkung und Hilfe von ihm als Ordensmann,<br />

Missionar und Priester erfahren haben.<br />

Wenn wir uns in dieser Eu<strong>ch</strong>aristiefeier an Wendelin<br />

erinnern, dann soll es ni<strong>ch</strong>t nur Fürbitte<br />

sein, sondern au<strong>ch</strong> Dank an Gott, der seiner Kir<strong>ch</strong>e<br />

einen so großherzigen Mann ges<strong>ch</strong>enkt hat,<br />

der es verstand, dem Ruf des Herrn zu antworten<br />

und si<strong>ch</strong> bis vor wenigen Tagen eingesetzt hat für<br />

das Wohl der Kir<strong>ch</strong>e, der Mission und unserer


missionaris<strong>ch</strong>en Kongregation.<br />

Pater Wendelin wurde in einer Orts<strong>ch</strong>aft nahe bei<br />

Basel in der S<strong>ch</strong>weiz geboren und kam aus einer<br />

sehr frommen Familie mit 10 Kindern. Mit 14<br />

Jahren trat er in unser Knabenseminar von Marienburg<br />

ein. Na<strong>ch</strong> der Reifeprüfung übersiedelte<br />

er in die Gemeins<strong>ch</strong>aft von St. Gabriel für das<br />

Noviziat und den weiteren Ausbildungsweg. Vor<br />

vierzig Jahren wurde er zum Priester geweiht.<br />

Na<strong>ch</strong> der Weihe bestimmten ihn die Oberen aufgrund<br />

seiner Intelligenz und Ernsthaftigkeit für<br />

weitere Studien. Er wurde ein ausgezei<strong>ch</strong>neter<br />

Lehrer der Philosophie und widmete seinen<br />

Dienst den theologis<strong>ch</strong>en Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen von St.<br />

Gabriel und St. Augustin, sowie der Abtei von<br />

Heiligenkreuz.<br />

Sehr oft wurde er au<strong>ch</strong> gerufen, gelegentli<strong>ch</strong>e<br />

Dienste als Experte am Computer in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

europäis<strong>ch</strong>en Provinzen und au<strong>ch</strong> hier am<br />

Generalat zu leisten. In unserer Kommunität hat<br />

er über viele Jahre, wennglei<strong>ch</strong> immer für kurze<br />

Zeiten, viele Werte vermittelt, die für einen Ordensmann<br />

und besonders für einen Missionar<br />

bedeutsam sind. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te einige davon erwähnen:<br />

1. Er war stets ein s<strong>ch</strong>euer, s<strong>ch</strong>weigsamer, aber<br />

immer freundli<strong>ch</strong>er Mitbruder. Wir könnten<br />

sagen, dass er ein Mitbruder war, dem das Tun,<br />

die Arbeit wi<strong>ch</strong>tiger war als das Reden.<br />

2. Er war ein der Kir<strong>ch</strong>e, der Kongregation und<br />

seiner Gemeins<strong>ch</strong>aft von St. Gabriel ergebener<br />

Mitbruder. Mit seiner stillen Anwesenheit wusste<br />

er Mitbrüdern zu helfen, besonders wenn sie si<strong>ch</strong><br />

in S<strong>ch</strong>wierigkeiten fanden, und er widmete si<strong>ch</strong><br />

immer fa<strong>ch</strong>kundig der intellektuellen Ausbildung<br />

der Jüngeren.<br />

3. Er war ein der Arbeit hingegebener Mitbruder.<br />

Sein Dienst war für ihn Gottes Wille. Er liebte es<br />

ni<strong>ch</strong>t, Zeit zu verlieren. Immer hat er seine Ferien<br />

genützt, die von Lehrverpfli<strong>ch</strong>tungen freien Tage,<br />

um si<strong>ch</strong> dem Dienst beim Generalat zu widmen<br />

oder aber pastorale Pfli<strong>ch</strong>ten zu übernehmen.<br />

Besonders in einigen Pfarren in Südtirol sorgte er<br />

dafür, dass nie ein Priester fehlte, indem er die<br />

Pfarrer während ihres Urlaubs vertrat.<br />

4. Er war ein Mitbruder, der den Personen seiner<br />

Umgebung immer aufmerksam und freundli<strong>ch</strong><br />

begegnete. Auffallend war stets, wie bereitwillig er<br />

war, ein Problem für jemanden zu lösen, der seine<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten mit der Te<strong>ch</strong>nik hatte.<br />

I<strong>ch</strong> meine aber au<strong>ch</strong>, dass wir hier ni<strong>ch</strong>t nur versammelt<br />

sind, um das Lob seiner Tugenden zu


singen. Wir wollen heute abend in dieser Eu<strong>ch</strong>aristiefeier<br />

das Gute anerkennen, das Pater Wendelin<br />

dur<strong>ch</strong> die Gnade Gottes in der Kir<strong>ch</strong>e, in unserer<br />

Kongregation und in seiner Gemeins<strong>ch</strong>aft von<br />

St. Gabriel hat wirken dürfen. Das soll der Ents<strong>ch</strong>luss<br />

sein, der heute abend im Herzen eines<br />

jeden von uns erwa<strong>ch</strong>en soll: uns seiner Person zu<br />

erinnern und Anregung zu empfangen, um unserem<br />

eigenen Ordens- und Missionsberuf mit neuer<br />

Begeisterung zu folgen. Wenn wir nun unseren<br />

Mitbruder Pater Wendelin dem gemeinsamen<br />

Vater anvertrauen, der das Leben s<strong>ch</strong>enkt und<br />

alles dur<strong>ch</strong> seine Vorsehung trägt, so denken wir<br />

au<strong>ch</strong> daran, dass er sein Leben im Dienste des<br />

Evangeliums vollendet hat, auf dem vom heiligen<br />

Arnold vorgezei<strong>ch</strong>neten Weg. Die Tage na<strong>ch</strong><br />

Weihna<strong>ch</strong>ten waren für ihn Tage des S<strong>ch</strong>merzes;<br />

er kämpfte und hoffte, diese Phase seiner Krankheit<br />

überwinden zu können, von deren S<strong>ch</strong>were er<br />

keine Ahnung hatte. Statt dessen waren diese Tage<br />

für ihn die letzte Anstrengung seines Lebens, das<br />

ihn nun vor das Angesi<strong>ch</strong>t Gottes gebra<strong>ch</strong>t hat.<br />

Erbitten wir für Pater Wendelin „den seinen treuen<br />

Dienern verheißenen Lohn: die Vergebung, die<br />

Freude, das Li<strong>ch</strong>t und den Frieden für immer, und<br />

das Erwa<strong>ch</strong>en zur Herrli<strong>ch</strong>keit der Auferstehung.“<br />

So möge er in Ewigkeit das Angesi<strong>ch</strong>t Gottes<br />

s<strong>ch</strong>auen. Jeder von uns aber, die Gemeins<strong>ch</strong>aft<br />

von St. Gabriel und unsere Ordensgemeins<strong>ch</strong>aft<br />

mögen einen neuen Fürspre<strong>ch</strong>er im Himmel<br />

haben. Für uns Hinterbliebene bleibt eine Verpfli<strong>ch</strong>tung:<br />

Diese gemeinsame Erfahrung von<br />

S<strong>ch</strong>merz und Überras<strong>ch</strong>ung sowie die Erinnerung<br />

an ihn mögen für jeden von uns zur Anregung und<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tung werden, den eigenen Weg des<br />

Dienstes am Evangelium in der Kir<strong>ch</strong>e in Treue<br />

weiter zu gehen. Amen<br />

Pater Giancarlo Girardi SVD

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