April 2011 - Meine Steirische
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Erstbeichte –<br />
Erstkommunion<br />
Heuer werden wieder viele Buben und<br />
Mädchen die Erstkommunion feiern<br />
– gemeinsam mit Schulfreunden, mit<br />
Eltern, mit Freunden undVerwandten. Um<br />
dieses Fest sinnvoll und voller Freude<br />
erleben zu können, möchte ich mit ihnen<br />
einige Gedanken und mögliche Interpretationen<br />
teilen: Vom christlichen<br />
Glauben her ist Gott in allem, was lebt.<br />
Alles ist miteinander verbunden, wir und<br />
die Welt sind eine Einheit. Gott wird<br />
durch Jesus zum „Du“ – zum Gegenüber<br />
für uns als „Du“, das in Gott ist.<br />
Sünde kann bezeichnet werden als<br />
„Getrennt Sein“ von diesem großen<br />
Ganzen. Angst zum Beispiel, als<br />
Gegengefühl zur Liebe, trennt uns von<br />
uns selbst, von unseren Mitmenschen,<br />
von der Einheit – wir sind ohne Vertrauen.<br />
So erleben wir Menschen immer<br />
und immer wieder Trennung… durch<br />
Streit, durch egoistisches Verhalten,<br />
durch Rechthaberei, durch Neid, durch<br />
Schuldzuweisungen.<br />
Die Schöpfungserzählung lehrt uns, dass<br />
tief in uns die Liebe wohnt – Gott als die<br />
große, bedingungslose Liebe in jedem<br />
einzelnen von uns. Darum achten und<br />
ehren wir uns selbst, um auch unsere<br />
Nächsten so achten und ehren zu können.<br />
Sünden geschehen aus einer<br />
bewussten Entscheidung gegen Gott,<br />
also gegen die Einheit der Menschen<br />
und der Welt. Schuld entsteht nach C.G.<br />
Jung dann, wenn der Mensch seiner<br />
Wahrheit nicht begegnen will, nicht<br />
sehen will, was ist. Das macht es ihm<br />
unmöglich, zu erkennen, zu wachsen, zu<br />
läutern und sich mit seinen Schattenanteilen<br />
zu konfrontieren. Wenn wir die<br />
eigene Schuld oder eigene Fehler nicht<br />
sehen wollen, projizieren wir sie ins<br />
Außen: in den Partner, den Nachbarn,<br />
die Schwiegertochter… “Sich der eigenen<br />
Schuld zu stellen gehört zur Würde<br />
des Menschen und ist Ausdruck seiner<br />
Freiheit“(Anselm Grün).<br />
Im Rahmen der Erstkommunionsvorbereitung<br />
könnten Kinder und Eltern<br />
über folgende Aussagen und Fragen<br />
meditieren: „Wo/Wann erlebst du diese<br />
Trennung vom Großen Ganzen, von der<br />
Familie, von den Freunden? Wann von<br />
dir selbst? Was macht dich traurig?<br />
Wann hast du Angst? Wie fühlst du dich<br />
dann? Wie fühlst du dich, wenn du<br />
jemanden sehr lieb hast? Wie fühlst du<br />
dich, wenn du mit dir selbst gut<br />
umgehst? Jesus beurteilt dein Verhalten<br />
nicht. Er begegnet dir auf Augenhöhe.<br />
Er lädt dich ein zum gemeinsamen Mahl<br />
– zur Feier der Liebe Gottes: das<br />
Brechen des Brotes, die Kommunion<br />
(Gemeinschaft mit Jesus und den<br />
Christen). Der Priester ist der Stellvertreter<br />
von Jesus. Die Erstbeichte ist<br />
eine Einladung, darüber zu sprechen,<br />
was dich von den anderen und damit<br />
auch von dir trennt. Die Beichte gilt als<br />
Feier der Versöhnung, als Chance, doch<br />
sie ist für keinen Christen ein Muss.<br />
Deine Worte sind in großer Sicherheit.<br />
Gott befreit dich und geht mit dir mit.<br />
Alles ist gut. Alles was du von anderen<br />
erwartest, das tue auch ihnen. Gott<br />
berührt dich und möchte dich stärken,<br />
als sein Vertreter legt dir der Priester<br />
während der Feier die Hände auf. Gott<br />
vergibt dir immer.“<br />
Zusätzlich zum Unterricht können wir<br />
mit unseren Kindern Sorgenzettel<br />
schreiben, diese verbrennen und sie<br />
dazu ermuntern, sich Dinge von der<br />
Seele zu schreiben, die sie belasten. Wir<br />
können unserem Kind einen Brief<br />
schreiben, wie kostbar und wertvoll wir<br />
es finden, einfach, weil es so ist wie es<br />
ist – mit allen seinen Fehlern und<br />
Schwächen – und diesen Brief in eine<br />
kleine Schatztruhe legen und es ihm<br />
schenken, als Symbol dafür dass tief in<br />
ihm die Liebe wohnt.<br />
Wenn wir uns mit unseren Kindern zu<br />
diesem Ritual entscheiden, sollen wir<br />
nicht alles dem Religionsunterricht und<br />
dem Priester überlassen – wir dürfen uns<br />
einen eigenen Zugang zu den Sakramenten<br />
und dem christlichen Leben<br />
suchen und werden sehen, wie einfach<br />
alles ist – wenn wir es erkennen wollen.<br />
Für die, die glauben, ist Gott überall,<br />
und erscheint nicht nur zu bestimmten<br />
Zeiten, wenn wir religiöse Bücher lesen<br />
oder den Gottesdienst besuchen – er ist<br />
einfach da: als große Kraft, als Liebe, als<br />
Krönung, als Energie. Die christliche<br />
Mystik und selbst die Kirchengeschichte<br />
können sehr spannend und bereichernd<br />
sein, wenn wir neue Wege und Haltungen<br />
zulassen und annehmen. <strong>Meine</strong><br />
tiefste Überzeugung ist es, dass Kinder<br />
auf dem Weg ins Erwachsensein eine<br />
undogmatische, religiöse bzw. spirituelle<br />
Erziehung in einem liebevollen und<br />
schützenden familiären Gefüge brauchen,<br />
um später – in Zeiten von Krisen<br />
und Veränderung auf Ressourcen<br />
zurück greifen zu können, die sie stärken<br />
und weitertragen und den Blick auf das<br />
Leben nicht verlieren lassen.<br />
Ich danke Anita Ulz für ihre<br />
Geschichten und Inspirationen.<br />
Sabine Felgitsch<br />
Grün, Anselm: Sakramente.<br />
Die Beichte-Feier der Versöhnung<br />
(Vier Türme Verlag) Grün, Anselm:<br />
Sakramente. Die Eucharistiefeier-<br />
Verwandlung und Einswerden (Vier Türme<br />
Verlag)<br />
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DIE OSTSTEIRISCHE APRIL <strong>2011</strong>