S 14 Projekte Lerchenfeld #12 Cellar Door, arbeit von anna Steinert, oktober <strong>2011</strong> ; Foto : Nata Lazar Blick ins kellergeschoss Im oktober bespielte eine Gruppe von Studierenden der HFBk den keller der ASA-Studios mit der bemerkenswerten Ausstellung „Cellar Door“. Dazu ein text von Anna Steinert <strong>und</strong> ein Gedicht von Lennart Münchenhagen <strong>und</strong> Nicolas osorno r<strong>und</strong> um das thema „kellertür“. Es gibt verschiedene Bezeichnungen <strong>für</strong> den <strong>Raum</strong>, der sich unterhalb der Erde befindet. Vom Lochkeller über Erdkeller, Felsenkeller, Katakombe, Bier-Weinkeller, Kriechkeller usw. bis hin zum Partykeller. Letzterer hat uns in unserer Jugendzeit wahrscheinlich spätestens Einblicke in den richtig schlechten Geschmack bieten können. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass die großen Möbelhäuser der 80er <strong>und</strong> 90er noch etwas muffige Vorstellungen von untergeschössigen Feten im Eigenheim suggeriert hatten. Mir legt sich da unwillkürlich etwas Pelziges auf die Zunge, was sich anfühlt wie „Eine schrecklich nette Familie“ (die damit in Verbindung gebrachte Einrichtung war mir schon als Kind ein Rätsel), Flaschendrehen oder „Mini Playback Show“. Wir hatten damals zwar keinen Partykeller zu Hause, unserer glich eher einem Gewirr von Gängen (bezeichnen wir ihn als unterirdischen Spiegel des Obergeschosses). Alles war vollgestopft. Es gab dort den Werkzeugkeller, wo Herr Kollender Leberwurstbrote aß <strong>und</strong> Eukalyptosbonbons in einer Schublade aufbewahrte, den Wäschekeller, präfe- rierter Ort unseres Katers Garfield, der die Wäschebütte als seinen Thron auserkoren hatte, den Pumpenkeller, in dem es immer schweinekalt, gruselig <strong>und</strong> modrig war. Außer Bier <strong>und</strong> naturtrübem Apfelsaft wurde in hölzernen Uraltregalen Gemüse gelagert, <strong>und</strong> das Seltsamste war am <strong>Raum</strong>ende die mit Sand befüllte Kartoffellagerstätte. Davor befand sich der Heizkeller, von dem aus man zum Kohlenkeller gelangte <strong>und</strong> zum Schuhputzkeller, wo wir Geschwister uns ein paar Pfennig <strong>für</strong> die Pflege von Vaters Schuhen verdienen konnten. Der Kellerraum daneben namenlos, ein großer Schrank mit altem Porzellan der verstorbenen Großmutter, Koffer <strong>und</strong> schimmelige Bilderrahmen. Paradiesische Zustände dann im Durchgangskeller. Weihnachts- <strong>und</strong> Osterschmuck, Karnevalstruhe, ausrangierte Vasen, Leuchten, Kinderspielzeug <strong>und</strong> Möbel, Skisachen, Pfeil <strong>und</strong> Bogen <strong>und</strong> andere Gegenstände. Viele Sachen, von denen ich nicht wusste, wozu sie dienten oder wie sie hießen, Einmachgläser, Marmelade <strong>und</strong> Senf. Mitten im Gang ein immer verschlossener <strong>Raum</strong>. Der Weinkeller, einziger sicherer Ort, um Geschenke vor herumschnüffelnden Kindern zu verstecken. Verriegelt, seitdem im Garten immer wieder leere verbuddelte Weinflaschen aufgetaucht waren. Ein Geheimversteck <strong>für</strong> den Schlüssel hab ich nie ausfindig machen können. Vom Durchgangskeller, einem niedrigen Durchgang, zur Garage, mit Saftpresse, Gartenschläuchen, Kärcher <strong>und</strong> Waschbecken, Tresor, alten Möbeln, Fahrrädern, Schmieröl <strong>und</strong> Lumpen. Dann die einzige nichthölzerne Tür des Hauses zu einem schmalen Gang, von dem aus abgingen der Bilderkeller, <strong>und</strong> der Gerümpelkeller, bestehend aus drei Räumen, in denen im ersten aufbewahrt waren Fragmente einer Küche, restaurierungsbedürftige Biedermeiermöbel <strong>und</strong> allerlei anderes, im zweiten wurden die Geranien O-NEKTAR C+ Was ist dahinter ? Was verspricht uns der Halunke ? Woher kommt dieser So<strong>und</strong> ? Welchen Brand haben wir entzündet <strong>und</strong> welche Hitze wurde freigesetzt ? Ein Genre-typisches Element aus Reality-TV. Amy Winehouse, Paris Hilton. Der Magnetstreifen ist defekt. Ehrlich ist also das Öffentlichmachen der Arbeitsteilung ! Der Terminal sucht Leute … um sein künstlerisches Konzept umzusetzen. Bitte überprüfen Sie die Karte. Cellar. Einen persönlichen Gegenstand als Beispiel eines Wortes, das w<strong>und</strong>erschön ist, im Sinne der Phonetik (Klang), ohne Bezug zur Semantik (Bedeutung). Kohlenstoffverbindungen als Resultat verstanden. Soweit erst mal die wichtigsten Informationen zur eigenen Übung <strong>und</strong> Vorbereitung, solltest du noch Fragen haben … OM Nicolas Osorno & Lennart Münchenhagen überwintert <strong>und</strong> die Mineraliensammlung <strong>und</strong> andere geologische Erbstücke von meinem Großvater verwahrt, im dritten Akten, vergilbte Bücher <strong>und</strong> ein Biedermeiersofa, das ich nie probegesessen hab. Ich könnte so viele Geschichten erzählen über unseren Keller, aber das gehört nicht in den Newsletter der HFBK ! Zum Schluss nur noch, was mein Vater früher zur Haustür hereinkommend brüllte : „Warum steht die Kellertür schon wieder offen ?“ Wie ich jetzt überhaupt darauf gekommen bin, den privaten Keller meiner Kindheit auszupacken ? Er ist wohl wieder aufgestiegen ins Bewusstsein. Über die Ausstellung Cellar Door berichte ich dann halt ein anderes Mal... 12. bis 16. oktober <strong>2011</strong> Cellar Door Claudia Apel, Jennifer Bennet, Till Bick, Michael Dobnig, Simon Hehemann, Gitte Jabs, Zino Kim, Anik Lazar, Juliane Matthaei, Stefan Mildenberger, Fabienne Müller, Lennart Münchenhagen, Nicolas Osorno, Tim Schröder, Sandra Slim, Anna Steinert, Sebastian Wiegand, Christoph Wüstenhagen ASA- Studios, Karolinenstraße 2a, Haus 4 / 5, Hamburg
Lerchenfeld #12 Projekte Cellar Door, anik Lazar an der Bar, oktober <strong>2011</strong> ; Foto : Nata Lazar Cellar Door, arbeit von Claudia apel, oktober <strong>2011</strong> ; Foto : Nata Lazar. Cellar Door, arbeit von Michael Dobnig, oktober <strong>2011</strong> ; Foto : Nata Lazar. S 15