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43.247 KB - Energetische Sanierung der Bausubstanz - EnSan

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Abschlussbericht<br />

För<strong>der</strong>kennzeichen 0329750S<br />

Gesamtlaufzeit 1.1.2004 – 31.3.2008<br />

„<strong>Energetische</strong> Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Bausubstanz</strong>,<br />

Teilkonzept 3: Entwicklung und Erprobung<br />

übertragbarer Lösungen zur Steigerung <strong>der</strong><br />

Energieeffizienz im Gebäudebestand.<br />

Realisierung energetisch unterschiedlicher<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzeptionen an zwei baugleichen<br />

Haushälften aus <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit in Hamburg.“<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46–52


2 Einführung


Inhalt<br />

Der nachfolgende Bericht umfasst die Abschnitte A bis G, welche<br />

größtenteils wie<strong>der</strong>um in einzelne Kapitel unterglie<strong>der</strong>t sind.<br />

Vorwort 5<br />

Projektbeteiligte 6<br />

A Bestand / Bestandsaufnahme 10<br />

I Bestand 10<br />

II Mieterstruktur 17<br />

III Statik 19<br />

IV Balkenköpfe 23<br />

V Haustechnik und Energiebedarf 25<br />

VI Bautechnik 35<br />

B Konzeption 39<br />

I <strong>Sanierung</strong>skonzept 39<br />

II Balkenkopf-AG 44<br />

III <strong>Sanierung</strong>skonzept Haustechnik und Energiebedarf 53<br />

IV Bautechnik 65<br />

V Messtechnik 77<br />

VI Energetisch wirksame Investitionskosten 85<br />

C Bauliche Umsetzung 87<br />

I Bauliche Umsetzung 87<br />

II Balkenkopf 97<br />

III Haustechnik und Energiebedarf 101<br />

IV Messtechnik 118<br />

V Mieterbetreuung 125<br />

VI Beratung zur Qualitätssicherung /<br />

Luftdichtheitsuntersuchung 127<br />

D Mess- und Auswertungsphase 150<br />

E Öffentlichkeitsarbeit / Verwertung 153<br />

F Ergebnisse 165<br />

I Bautechnik und Balkenkopf 165<br />

II Haustechnik und Energiebedarf 184<br />

III Messtechnik 198<br />

IV Mieter 199<br />

V Auswertung <strong>der</strong> Baukosten nach Abrechnung 202<br />

G Schlussfolgerungen / Fazit 209<br />

Literatur- und Quellenangaben / Produkte 214<br />

Anhang (CD) 216<br />

Einführung 3


4 Einführung


Vorwort / Aufgabenstellung<br />

Die Aufgabenstellung des im Folgenden beschriebenen Projekts<br />

war die Entwicklung übertragbarer Lösungen zur energetischen <strong>Sanierung</strong><br />

von Grün<strong>der</strong>zeitbauten anhand zweier baugleicher Haushälften<br />

mit unterschiedlichen <strong>Sanierung</strong>konzepten unter Berücksichtigung<br />

des Nutzerverhaltens sowie die Erforschung effizienter<br />

Verfahren zur Balkenkopfsanierung.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Symmetrie des Gebäudes bestand die Gelegenheit,<br />

in <strong>der</strong> einen Gebäudehälfte einen hohen energetischen Standard<br />

umzusetzen (im Folgenden „<strong>EnSan</strong>-Standard“), während in <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Gebäudehälfte <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit normale Standard ausgeführt<br />

wurde (gemäß Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Hamburger För<strong>der</strong>programme,<br />

im Folgenden „HH-Standard“).<br />

Anschließende Messungen über knapp zwei Heizperioden machten<br />

einen Vergleich <strong>der</strong> unterschiedlichen Verbräuche sowie <strong>der</strong> investiven<br />

Kosten gegenüber den energierelevanten Betriebskosten<br />

möglich.<br />

Die Kerninstrumente waren:<br />

- vergleichende Untersuchung alternativer Haustechniklösungen<br />

- Reduzierung <strong>der</strong> Wärmebrücken, beson<strong>der</strong>s: Entwicklung<br />

thermisch entkoppelter Balkenköpfe und thermisch getrennter<br />

Balkone<br />

- Bewältigung beson<strong>der</strong>er Problemstellungen (u. a. Hochdämmstandard)<br />

im schützenswerten Gebäudebestand<br />

- Prüfung <strong>der</strong> Nutzerverträglichkeit<br />

- Vergleichsmessungen und Auswertung <strong>der</strong> unterschiedlich<br />

sanierten Gebäudehälften über zwei Heizperioden<br />

- Begleitforschung, Messungen und Auswertungen<br />

- Dokumentation anhand jährlicher Statusberichte sowie Zwischenberichte<br />

und eines Endberichts in Text und Bild sowie<br />

einer graphischen Aufbereitung aller relevanten Ergebnisse.<br />

Einführung 5


Projektbeteiligte<br />

Zuwendungsempfänger / Projektleitung<br />

Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg<br />

mbH (steg Hamburg mbH)<br />

Schulterblatt 26–36<br />

D-20357 Hamburg<br />

Tel. (040) 43 13 93 - 0<br />

Fax (040) 43 13 93 - 10<br />

Internet http://www.steg-hamburg.de<br />

Ansprechpartner:<br />

Dipl.-Ing. Architektin Karin Dürr<br />

E-Mail karin.duerr@steg-hh.de<br />

Dipl.-Ing. Architektin Birgit Wessel<br />

Projektbeteiligte<br />

Planung:<br />

Dittert & Reumschüssel<br />

Architektur und Stadtentwicklung<br />

Colonnaden 43<br />

Goseriede 13a<br />

D-20354 Hamburg D-30159 Hannover<br />

Tel. (040) 35 71 96 00 (0511) 727 999 -00<br />

Fax (040) 35 71 97 00 (0511) 727 999 -29<br />

Internet http://www.dr-architekten.de<br />

Ansprechpartner:<br />

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Dittert<br />

E-Mail thomas-dittert@dr-archtitekten.de<br />

Bautechnik:<br />

Technische Universität Hamburg Harburg<br />

Institut für Angewandte Bautechnik<br />

Leiter: Prof. Dr.-Ing. habil. H.-J. Holle<br />

Institut G-1<br />

D-21071 Hamburg<br />

Tel. (040) 428 78 - 40 41<br />

Fax (040) 428 78 - 40 65<br />

Internet http://www.tuhh.de/abt<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. H.-J. Holle<br />

E-Mail h-j.holle@tuhh.de<br />

Dipl.-Ing. Architekt Götz Schünemann<br />

Dr.-Ing. Architekt Daniel Scherz<br />

Dipl.-Ing. Björn-Axel Dose<br />

6 Einführung


Messtechnik:<br />

Technische Universität Hamburg Harburg<br />

Institut für Baustoffe, Bauphysik und Bauchemie<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Leschnik<br />

Eißendorfer Straße 42<br />

D-21073 Hamburg<br />

Tel. (040) 4 28 78 - 37 44<br />

Fax (040) 4 28 78 - 29 05<br />

Internet http://www.tuhh.de/abt<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Leschnik<br />

E-Mail leschnik@tuhh.de<br />

Tragwerksplanung:<br />

Ingenieurbüro für Bauwesen<br />

Dipl.-Ing. Axel Rohde Beraten<strong>der</strong> Ingenieur VBI<br />

Am Stadtrand 60a<br />

D-22047 Hamburg<br />

Tel. (040) 69 65 67 30<br />

Fax (040) 69 65 67 33<br />

Ansprechpartner:<br />

Dipl.-Ing. Axel Rohde<br />

E-Mail mail@rohde-ingenieure.de<br />

Haustechnik:<br />

innovaTec Energiesysteme GmbH<br />

Ingenieurbüro für technische Gebäudeausrüstung<br />

und Energiekonzepte<br />

Im Graben 5<br />

D-34292 Ahnatal<br />

Tel. (05609) 80 92-0<br />

Fax (05609) 80 92-22<br />

Ansprechpartner:<br />

Dipl.-Ing. Joachim Otte<br />

E-Mail info@innovatec-web.de<br />

Holz- und Bautenschutz:<br />

Manfred Eichhorn<br />

Vereidigter Sachverständiger für Holz- und Bautenschutz<br />

Eimsbütteler Straße 65<br />

D-22769 Hamburg<br />

Tel. (040) 43 33 10<br />

Fax (040) 43 78 74<br />

Ansprechpartner:<br />

Dipl. Biol. Manfred Eichhorn<br />

E-Mail eichhornmanfred@aol.com<br />

Einführung 7


Qualitätssicherung:<br />

Passivhaus Institut Darmstadt<br />

Rheinstraße 44/46<br />

D-64283 Darmstadt<br />

Tel. (06151) 82 69 9 - 0<br />

Fax (06151) 82 69 9 - 11<br />

Internet http://www.passiv.de<br />

Ansprechpartner:<br />

Dr. Ing. Wolfgang Feist<br />

E-Mail passivhaus@t-online.de<br />

Dipl.-Ing. Søren Peper<br />

E-Mail soeren.peper@passiv.de<br />

Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit:<br />

target GmbH<br />

Wal<strong>der</strong>seestr. 7<br />

D-30163 Hannover<br />

Tel. (0511) 90 96 88 30<br />

Fax (0511) 90 96 88 40<br />

Internet http://www.targetgmbh.de<br />

Ansprechpartner:<br />

Andreas Steege<br />

E-Mail steege@targetgmbh.de<br />

Dipl.-Ing. Architektin Gabi Schlichtmann<br />

E-Mail schlichtmann@targetgmbh.de<br />

Forschungsbegleitung<br />

Forschungszentrum Jülich GmbH<br />

Leo-Brandt-Straße<br />

D-52428 Jülich<br />

Tel. (02461) 61 - 86 44<br />

Fax (02461) 61 - 31 31<br />

Internet http://www.fz-juelich.de<br />

Ansprechpartner:<br />

Dipl.-Ing. Markus Kratz<br />

E-Mail m.kratz@fz-juelich.de<br />

Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP)<br />

Nobelstraße 12<br />

D-70569 Stuttgart<br />

Tel. (0711) 9 70 - 33 37<br />

Fax (0711) 9 70 - 33 99<br />

Internet http://www.ibp.fhg.de<br />

Ansprechpartner:<br />

Dipl.-Ing. Johann Reiß<br />

E-Mail reiss@ibp.fhg.de<br />

8 Einführung


Technische Universität München<br />

Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik<br />

Arcisstraße 21<br />

D-80333 München<br />

Tel. (089) 2 89 - 23 94 6<br />

Fax (089) 2 89 - 28 31 3<br />

Ansprechpartner:<br />

Dipl.-Ing. Martin Wenning<br />

E-Mail mwenning@ewk.ei.tum.de<br />

Technische Universität Dresden<br />

Institut für Bauklimatik (IBK)<br />

Zellescher Weg 17<br />

01062 Dresden<br />

Tel. 0351-463-0<br />

Fax 0351-463-2627<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. John Grunewald<br />

Dipl.-Ing. Hans Petzold<br />

Bergische Universität Wuppertal<br />

Fachbereich D - Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung<br />

Gaußstr. 20<br />

42119 Wuppertal<br />

Tel. 0202-439-0<br />

Fax 0202-4296<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss<br />

Universität Karlsruhe<br />

Fachgebiet Bauphysik und Techischer Ausbau<br />

Englerstr. 7<br />

76131 Karlsruhe<br />

Tel. 0721-608-0<br />

Fax 0721-608-6092<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof Dipl.-Ing., Andreas Wagner<br />

Einführung 9


Abschnitt A: Bestand / Bestandsaufnahme<br />

I Bestand<br />

Lage und Stadtteilhistorie<br />

Das Gebäude befindet sich westlich, in geringer Entfernung zur<br />

Hamburger Innenstadt, zwischen innerem und äußerem Ring im<br />

Stadtteil St. Pauli. Das Gebiet wurde am 4. März 1997 vom Hamburger<br />

Senat zum <strong>Sanierung</strong>sgebiet St. Pauli S 5 – Wohlwillstraße<br />

erklärt.<br />

Während das historische Altonaer Gelände seit dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

an den beiden Freiheiten (Große und Kleine Freiheit) mit Sakral-,<br />

Wohn- und Gewerbebauten besiedelt war, fand sich auf <strong>der</strong> Seite<br />

von St. Pauli selbst im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t nur wenig Bebauung, was<br />

mit dem Pesthof, einem alten Krankenhof, zusammenhing. So entstand<br />

das heutige Straßennetz in unterschiedlichen Entwicklungssträngen.<br />

Die Große und die Kleine Freiheit gehörten im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

zur Stadt Altona.<br />

Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t gewann das Unterhaltungsgewerbe an Bedeutung<br />

für dieses Gebiet. Insofern hat sich hier ein schutzwürdiges<br />

Ensemble unterschiedlicher Bauten mit unterschiedlichen Nutzungen<br />

erhalten. Die Ansiedlung des Unterhaltungsgewerbes war die<br />

Voraussetzung für die spezifische Entwicklung und Geschichte dieses<br />

Quartiers.<br />

Planung<br />

Dittert & Reumschüssel<br />

Architektur und Stadtentwicklung<br />

Hamburg, Hannover<br />

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Dittert<br />

Link<br />

Allgemeine Informationen <strong>der</strong> Behörde<br />

für Stadtentwicklung und Umwelt in<br />

Hamburg:<br />

http://www.hamburg.de/stadtplanung/<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen, Grafiken<br />

und Hinweise sind im Anhang des<br />

Berichts entwe<strong>der</strong> in größerem Format<br />

dargestellt o<strong>der</strong> mit ergänzendem / vertiefendem<br />

Material versehen.<br />

10 Bestand


Allgemeine Bestandsdaten<br />

Treuhändische Eigentümerin<br />

Gebäudetyp<br />

Adresse<br />

steg Hamburg mbH<br />

Geschosswohnungsbau mit Gewerbe im EG<br />

Kleine Freiheit 46 bis 52, 22767 Hamburg<br />

Baujahr 1907<br />

Wohneinheiten 14<br />

Bewohner vor <strong>Sanierung</strong> ca. 40<br />

Gewerbeeinheiten<br />

4 (2 Ladenwohnungen)<br />

Vollgeschosse<br />

4 (zzgl. teilausgebautes Dachgeschoss)<br />

Eingänge<br />

2 (spiegelsymmetrisch aufgebauter Grundriss)<br />

Wohnfläche Bestand 1.037 m²<br />

Gesamt-Nutzfläche<br />

1.294 m² (energetische Bezugsfläche)<br />

beheiztes Gebäudevolumen 5.932 m³<br />

Quelle: D&R<br />

Bestand II.02<br />

Allgemeine Bestandsdaten<br />

Eigentümerin des Objekts ist die Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg mbH (steg Hamburg<br />

mbH).<br />

Der viereinhalbgeschossige teilunterkellerte Gebäudekomplex besteht aus zwei Gebäudehälften und wurde im Jahr<br />

1907 fertiggestellt. Die Gesamt-Nutzfläche betrug 1.294 m², das beheizte Gebäudevolumen 5.932 m³. Die Bauteile<br />

<strong>der</strong> Gebäudehülle waren seit <strong>der</strong> Errichtung im Wesentlichen unverän<strong>der</strong>t, die Gebäude im Zweiten Weltkrieg<br />

nicht gravierend beschädigt worden. Bis auf einen Teil <strong>der</strong> Fenster und bis auf einige Elemente <strong>der</strong> Haustechnik<br />

waren seit Errichtung keine energetischen und wohnwertsteigernden Verbesserungen am Gebäude durchgeführt<br />

worden.<br />

Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Entmietung vor <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung bewohnten ca. vierzig Mieterinnen und Mieter die vierzehn<br />

Wohnungen. Im Erdgeschoss befanden sich prinzipiell vier Gewerbeeinheiten, die von drei Gewerben genutzt wurden<br />

(siehe auch Abschnitt Mieterstruktur). Die Instandsetzung und Mo<strong>der</strong>nisierung wurde im entmieteten Zustand<br />

umgesetzt.<br />

Bestand 11


Schützenswerte Straßenansicht<br />

Das Erscheinungsbild <strong>der</strong> Straßenfassade des Gebäudekomplexes wird durch einen um 1,5-fache Mauerstärke vorstehenden<br />

Erker bestimmt. Er erstreckt sich vom ersten Obergeschoss bis zum Dachgeschoss. Weitere wesentliche<br />

Elemente sind die großen Schaufensterflächen des Gewerbes im Erdgeschoss sowie die in den Obergeschossen<br />

auskragenden Balkone. Die Fassade <strong>der</strong> beiden Gebäude ist spiegelsymmetrisch aufgebaut.<br />

Die Außenwände verjüngen sich vom Erdgeschoss zu den darüber liegenden Geschossen. Auf <strong>der</strong> Straßenseite<br />

befinden sich Stuckaturen und Klinkerriemchen, auf <strong>der</strong> Hofseite war die Fassade – wie so häufig bei Bauten aus<br />

dieser Zeit – schmucklos. Die Holzfenster waren zu zwei Dritteln einfach verglast, <strong>der</strong> Rest isolierverglast.<br />

Die U-Werte <strong>der</strong> Bautteile sind hier in <strong>der</strong> Übersicht dargestellt; die detaillierten Bauteilaufbauten und Bauteil-U-<br />

Werte sind den Anlagen dieses Berichts zu entnehmen.<br />

12 Bestand


Die beiden Gebäudehälften<br />

Ziel <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> war die Realisierung unterschiedlicher <strong>Sanierung</strong>skonzeptionen in den zwei baugleichen Gebäudehälften.<br />

Dadurch wurde ein direkter Vergleich hinsichtlich Umfang und Eignung bzw. Effektivität von Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> energetischen Gebäudemo<strong>der</strong>nisierung bei Grün<strong>der</strong>zeitgebäuden ermöglicht. Die <strong>Sanierung</strong> des Gebäudes<br />

mit den Hausnummern 46 bis 48 wurde nach den Kriterien des <strong>EnSan</strong>-Projekts konzipiert, beim Gebäude<br />

mit den Hausnummern 50 bis 52 wurde nach dem so genannten Hamburger Standard geplant, <strong>der</strong> je nach Bauteil<br />

10 % bis 20 % über dem Niveau <strong>der</strong> Energieeinsparverordnung (EnEV 2002) liegt. Zudem ist <strong>der</strong> Umgang mit<br />

ästhetisch schützenswerten Bauteilen, wie z. B. die Erhaltung <strong>der</strong> straßenseitigen Fassadengestalt durch geeignete<br />

Innenwärmedämmverfahren, ein wesentlicher Punkt, <strong>der</strong> modellhaft bearbeitet wurde.<br />

Bestand 13


Grundrissaufteilung und Geschossdecken<br />

Der Grundriss <strong>der</strong> beiden Gebäude ist, ebenso wie die Fassade, spiegelsymmetrisch aufgebaut. In <strong>der</strong> Abbildung<br />

zuvor ist exemplarisch <strong>der</strong> Grundriss des Erdgeschosses (Gewerbe) dargestellt. Hier kann man deutlich sowohl die<br />

Gebäudekubatur mit dem hofseitigen Sägezahneinschnitt erkennen als auch den nach oben offenen Lichtschacht<br />

neben dem Treppenhaus. Die Geschossdecken sind bis zum obersten Geschoss Holzbalkendecken mit Einschub,<br />

mit Ausnahme <strong>der</strong> Kellerdecke, die als Patentdecke aus Ziegelformsteinen und Stahlträgern besteht.<br />

Wärmebrücken<br />

Die Vermeidung von Wärmebrücken vermin<strong>der</strong>t neben dem Heizenergieverbrauch auch das Bauschadenrisiko.<br />

Die Wärmebrücken-Problematik bestand beim Gebäude Kleine Freiheit 46–52 aufgrund <strong>der</strong> vorhandenen Gebäudegeometrie:<br />

z. B. Sägezähne, nach oben offene Lichtschächte, Anschlüsse <strong>der</strong> Außenwände an die Kellerdecke<br />

o<strong>der</strong> Anschlüsse <strong>der</strong> Giebel an die Außenwände. Weitere Wärmebrücken resultierten ebenfalls aus <strong>der</strong> Lage bestimmter<br />

Bauteile, z. B.<br />

- Außenwände im Keller (Feuchtemanagement unterhalb <strong>der</strong> Terrainoberkante),<br />

- Bauteilanschlüsse wie Außenwände-Deckenbalkenköpfe mit <strong>der</strong> entsprechenden Feuchteproblematik<br />

Oberflächentauwasser, Dampfdiffusion, Dampfkonvektion),<br />

- Außenwände mit niedrigem Dämmniveau<br />

- sowie die oben abgebildeten auskragenden Balkone.<br />

Eine ausführliche Behandlung des Themas Wärmebrücken findet sich in Abschnitt B dieses Berichts, Kapitel IV<br />

„Bautechnik“.<br />

14 Bestand


Dachlandschaft<br />

Das Dach hat die Form eines Hamburger Mansarddachs. Es hatte eine zerklüftete Dachlandschaft mit einer sehr<br />

alten und lediglich an Schadstellen ausgebesserten Dachabdichtung. Einige <strong>der</strong> Schornsteine waren ungenutzt.<br />

Das Dach bestand im nicht ausgebauten Bereich von innen nach außen aus: Sparren 10/16 cm, Holz-Schalung<br />

2,5 cm und einer Abdichtung aus Bitumendachbahnen.<br />

Im ausgebauten Bereich bestand es von innen nach außen aus: Innenputz 1,5 cm, Holzwolleleichtbauplatten 3,0 cm<br />

bis 4,0 cm, Sparschalung 2,5 cm, Sparren 10/16 cm, Holz-Schalung 2,5 cm und einer Abdichtung aus Bitumendachbahnen.<br />

Die Bauteilaufbauten und Bauteil-U-Werte sind im Detail aus <strong>der</strong> Tabelle im Anhang ersichtlich.<br />

Bestand 15


Der Charme vergangener Zeiten<br />

Aufgrund des Zustandes waren die Gebäude grundsätzlich als kurzfristig instandsetzungs- und mo<strong>der</strong>nisierungsbedürftig<br />

einzuordnen. Im Innenraum zeugten nur noch wenige Elemente, wie die oben dargestellten Treppenhausdetails,<br />

vom Charme <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit. Diese wurden im Zuge <strong>der</strong> Baumaßnahmen überwiegend erhalten.<br />

Es lagen diverse konstruktive Schäden vor, u. a. Undichtigkeiten am Dach, abgängige Schornsteinköpfe, massive<br />

Feuchtigkeitsschäden an den Außenwänden, tierischer und pflanzlicher Befall an den Holzbalkendecken, insbeson<strong>der</strong>e<br />

an den Balkenköpfen sowie Korrosion an den tragenden Elementen <strong>der</strong> Balkone.<br />

Diese Schäden waren so gravierend, dass alle Balkone abgetragen werden mussten.<br />

Hinzu kam ein nach heutigen Anfor<strong>der</strong>ungen verbesserungswürdiger Wärmeschutz aller wärmeübertragenden<br />

Außenbauteile. Diese besaßen we<strong>der</strong> im Dach noch an den Außenwänden und den Kellerdecken nennenswerte<br />

Wärmedämmschichten. Die Holzfenster waren überwiegend einfach verglast und <strong>der</strong> Schallschutz mangelhaft.<br />

16 Bestand


Abschnitt A: Bestand / Bestandsaufnahme<br />

II Mieterstruktur<br />

Bestand Mieterstruktur<br />

Abst. Wohnung DG Wohnung Abst.<br />

Wohnung Wohnung 3.OG Wohnung Wohnung<br />

Wohnung Wohnung 2.OG Wohnung Wohnung<br />

Wohnung Wohnung 1.OG Wohnung Wohnung<br />

Ladenwohnung<br />

Laden EG Laden<br />

Ladenwohnung<br />

52 50 48 46<br />

Quelle: STEG Hamburg<br />

Bestand Mieter II.01<br />

Nutzungen<br />

Direkt von <strong>der</strong> Straße aus werden im Erdgeschoss vier Gewerbeeinheiten<br />

und zwei Treppenhäuser erschlossen. Die Nutzung des<br />

Gebäudes bestand zu rund 80 % aus Wohnen.<br />

Ursprünglich befanden sich im Erdgeschoss Ladenwohnungen, die<br />

vor <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> nur noch in den Hausnummern 52 und 46 vorhanden<br />

waren. In den Obergeschossen wird jeweils über ein Treppenhaus<br />

ein Zwei-Spänner erschlossen. In den beiden Dachgeschossen<br />

<strong>der</strong> Haushälfte befand sich vor <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung jeweils eine<br />

Wohnung, die vermutlich in <strong>der</strong> Nachkriegszeit ausgebaut wurde.<br />

Gewerbe<br />

Im Gebäude befanden sich ein türkischer Imbiss, ein Antiquitätenhandel<br />

sowie ein Gebrauchtwarenhandel für Waschmaschinen,<br />

Kühlschränke etc.<br />

Mieterstruktur und Sozialverhalten<br />

Die Mieterstruktur in den Gebäuden war ausgesprochen stark gemischt:<br />

ca. 60 % hatten Migrationshintergrund, davon ca. 40 % die<br />

türkische Staatsbürgerschaft. Die Mieter mit Migrationshintergrund<br />

lebten im Familienverbund mit jeweils ca. zwei bis vier Kin<strong>der</strong>n. Die<br />

restlichen 40 % <strong>der</strong> Bewohner waren deutsche Staatsbürger, darunter<br />

vier einzelne Bewohner und eine Wohngemeinschaft. Die Altersstruktur<br />

lag bei den Erwachsenen (ohne Rentenempfänger) um<br />

die 40 Jahre sowie zwischen 10 und 20 Jahren bei den Kin<strong>der</strong>n.<br />

Soweit feststellbar, standen alle ausländischen Bewohner in Arbeitsverhältnissen.<br />

Von den deutschen Haushalten bezog einer Sozialhilfe,<br />

alle an<strong>der</strong>en waren berufstätig bzw. Rentner. Insgesamt<br />

gehörten alle Bewohner den unteren Einkommensschichten an.<br />

Eigentümer<br />

Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft<br />

Hamburg mbH (steg)<br />

Dipl.-Ing. Architektin Karin Dürr<br />

Dipl.-Ing. Architektin Birgit Wessel<br />

Infrastruktur des Umfelds<br />

Im <strong>Sanierung</strong>sgebiet St. Pauli S5 – Wohlwillstraße<br />

gab es knapp 400 Gewerbebetriebe<br />

(Stand Mitte 2001). Am<br />

stärksten vertreten waren Gaststätten<br />

und Hotelgewerbe mit 30,5 %, Dienstleistung<br />

(26,5 %) und Einzelhandel mit<br />

22,6 %, zu dem auch <strong>der</strong> sanierungsbetroffene<br />

Betrieb gehört. Der Anteil des<br />

Einzelhandels war rückläufig.<br />

Auffällig war die hohe Fluktuation, die<br />

zwischen 1996 und 2001 bei 37,1 %<br />

lag. Bei einer Befragung durch die steg<br />

Hamburg mbH nach dem Hauptgrund<br />

für die Betriebsaufgaben und -verlagerungen<br />

wurden zu über einem Drittel<br />

die unzureichenden Erträge genannt.<br />

Die Leerstandsquote betrug zu diesem<br />

Zeitpunkt zwischen 11 % und 12 %.<br />

Mieter 17


Planung Mieterstruktur<br />

<strong>Sanierung</strong> „Hamburger Standard“<br />

<strong>Sanierung</strong> „<strong>EnSan</strong>“<br />

Abst. FREI DG FREI Abst.<br />

FREI -<br />

Messwohnung Rü 3.OG Rü<br />

FREI -<br />

Messwohnung<br />

Rü Rü 2.OG Rü<br />

FREI -<br />

Messwohnung<br />

Rü Rü 1.OG Rü<br />

FREI -<br />

Messwohnung<br />

FREI Rü EG FREI FREI<br />

52 50 48 46<br />

FREI - Messwohnung = neue Mieter<br />

FREI = neue Mieter<br />

Rü = Mieter ziehen zurück<br />

Quelle: STEG Hamburg<br />

Bestand Mieter II.02<br />

Gewerbe<br />

Der Gebrauchtwarenhandel nutzte vor <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> die beiden Gewerbeflächen Nr 52 und 50 vollständig. Der<br />

Mieter dieser beiden Flächen war sanierungsbetroffen, d. h., ihm stand ein Rückzugsrecht nach <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> zu.<br />

In diesem Fall waren die Stadt Hamburg und <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong>sträger bei <strong>der</strong> Suche nach Ersatzraum während <strong>der</strong><br />

Bauzeit behilflich, die Verlagerungskosten wurden anteilig von <strong>der</strong> Stadt übernommen.<br />

Einbindung <strong>der</strong> Mieter<br />

Nach Hamburger Sozialplan steht allen Mieterinnen und Mietern grundsätzlich ein Recht auf Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

ihrer Wohnung sowie auf Rückkehr zu. Aufgrund des zuvor beschriebenen Mieterklientels und des zum Teil eher<br />

niedrigen Bildungsniveaus war ein ausgesprochen sensibler Umgang bei <strong>der</strong> Einbindung <strong>der</strong> Bewohner gefragt,<br />

sowohl hinsichtlich des zukünftigen Wohnverhaltens und <strong>der</strong> Informationspolitik als auch bezüglich des Messprogramms.<br />

Nach <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> wurden neun Wohnungen (davon acht mit <strong>Sanierung</strong>sbetroffenen) neu belegt, wobei die<br />

Vorgaben des Wohnungsamtes (Dringlichkeitsscheinbewerber) eingehalten werden mussten. Die Mieterinnen und<br />

Mieter, die in ihre alte Wohnung zurückkehrten, wurden ca. drei Monate vor Fertigstellung <strong>der</strong> Gebäude von dem<br />

bei <strong>der</strong> steg Hamburg mbH beschäftigten Sozialarbeiter in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Sozialplanung informiert.<br />

Den Mieterinnen und Mietern <strong>der</strong> Messwohnungen wurden mit dem neuen Mietvertrag Einwilligungserklärungen<br />

zur Unterschrift vorgelegt.<br />

Rechtsgrundlage<br />

Als Rechtsgrundlage für die Datenerfassung gilt für alle Mieterinnen und Mieter das Bundesdatenschutzgesetz<br />

(BDSG). Laut BDSG besteht keine Ermächtigung in Form einer Rechtsgrundlage über die Erhebung personenbezogener<br />

Daten über persönliche und sachliche Verhältnisse. Der Schutz dieser Daten ist als hohes Gut verfassungsmäßig<br />

abgesichert. Danach ist die Datenerhebung, da keine Erlaubnisform (z. B. in Form <strong>der</strong> Erlaubnisnorm<br />

zur Erhebung von Daten zur Erstellung des Hamburger Mietenspiegels) vorlag, nur zulässig, wenn <strong>der</strong> Betroffene<br />

einwilligt (§ 4 BDSG). Diese Einwilligung stellt rechtlich einen Vertragsabschluss auf freiwilliger Basis dar, d. h. <strong>der</strong><br />

Betroffene muss umfassend informiert worden sein, eine anonymisierte Auswertung sollte ihm zugesichert werden<br />

(vgl. § 40 BDSG). Das Wi<strong>der</strong>rufsrecht <strong>der</strong> Einwilligung bleibt unbenommen.<br />

18 Mieter


Abschnitt A: Bestand / Bestandsaufnahme<br />

III Statik<br />

Bestand Dach<br />

Holzkonstruktion<br />

nach Brandschaden<br />

bereits in Teilen erneuert<br />

Quelle: Rohde<br />

Bestand Statik II.1<br />

Dachkonstruktion<br />

Die Dachdichtung bestand im Flachdachbereich aus einer mehrschichtigen<br />

Papplage auf einer hölzernen, zölligen Schalung. Der<br />

Steildachbereich war mit Pfannen auf Dachlatten eingedeckt.<br />

Die Dachkonstruktion ist ein hölzernes Pfettendach. Die Mittelpfetten<br />

wurden unterstützt von hölzernen Dachstielen mit Kopfbän<strong>der</strong>n.<br />

Am Fußpunkt <strong>der</strong> Dachsparren befand sich auf <strong>der</strong> Gebäu<strong>der</strong>ückseite<br />

eine auf den Deckenbalken gelagerte Fußschwelle.<br />

An <strong>der</strong> Straßenseite stützte eine auf einem ca. 50 cm hohen Drempelmauerwerk<br />

liegende Fußschwelle die Dachsparren.<br />

Die hier vorgefundene Dachkonstruktion ist typisch für zu Beginn<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts in Hamburg erbaute Gebäude.<br />

Die Dachkonstruktion war in Teilbereichen bereits erneuert worden,<br />

wahrscheinlich infolge eines Brandschadens.<br />

Statik<br />

Dipl.-Ing. Axel Rohde<br />

Beraten<strong>der</strong> Ingenieur VBI<br />

Ingenieurbüro für Bauwesen, Hamburg<br />

Dipl.-Ing. Axel Rohde<br />

Statik 19


Bestand Decken<br />

Kellerdecke und Sohle<br />

Holzbalkendecken mit Einschub<br />

Quelle: Rohde<br />

Bestand Statik II.2<br />

Decken<br />

Geschossdecken<br />

Wie in vergleichbaren Hamburger Wohngebäuden sind die Geschossdecken als Holzkonstruktion und die Kellerdecke<br />

als massive Platte hergestellt worden. Die Geschossdecken sind ca. 24 cm dicke Holzbalkendecken, mit Einschub<br />

aus Lehm o. ä. zur Verbesserung des Brand- und Schallschutzes. Unterseitig befand sich eine Rohrputzdecke<br />

mit Stuckelementen auf einer zölligen Sparschalung. Den oberen Abschluss bildete eine direkt auf den Deckenbalken<br />

liegende hölzerne Dielung, die bereichsweise mit verschiedenen Bodenbelägen abgedeckt war.<br />

Die Deckenbalken spannen parallel zu den Gebäudetrennwänden (d. h. quer zur Straßenfront), mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> hofseitigen Räume im 1. OG, dort wechselt die Spannrichtung um 90°. Sie haben in den Außenwänden ein<br />

Auflager, das ca. einen Stein tief ist. An ungefähr jedem dritten Balkenkopf befand sich ein Flachstahlanker zur<br />

Verankerung in <strong>der</strong> Außenwand.<br />

Über den tragenden Innenwänden sind die Deckenbalken meistens gestoßen, dieser Stoß ist sehr häufig mit einem<br />

Wechsel <strong>der</strong> Balkenbreite verbunden. Wenn im Auflagerbereich <strong>der</strong> Mauerwerkswände Schornsteinzüge o. ä.<br />

Schwächungen vorhanden sind, wurden die Deckenbalken vor <strong>der</strong> Wand durch Holzbalken ausgewechselt.<br />

Kellerdecke und Sohle<br />

Abweichend von <strong>der</strong> damals üblichen Bauweise wurde die Kellerdecke nicht als Kappendecke, son<strong>der</strong>n als eine<br />

relativ dünne, ca. 8 bis 9 cm dicke Stahlbetondecke mit Spannweiten bis zu 3,50 m hergestellt. Offenbar wurde hier<br />

<strong>der</strong> seinerzeit neue Baustoff „Eisenbeton“ ausprobiert, heutzutage ist eine so dünne (schlanke) Deckenkonstruktion<br />

nicht mehr zulässig. Auf <strong>der</strong> Decke befand sich ein unterschiedlich dicker Verbundestrich mit verschiedenen<br />

Belägen.<br />

Die Sohle im nicht unterkellerten Bereich bestand aus einem Ziegelsplittbeton unterschiedlicher Dicke und lagerte<br />

auf verdichtetem Erdreich. Der Fußboden bestand aus einer Dielung auf Lagerhölzern. Zwischen den Lagerhölzern<br />

befand sich eine Schlackeschüttung. Dieser Aufbau <strong>der</strong> nichttragenden Sohle war für Hamburger Gebäude aus <strong>der</strong><br />

Zeit Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts durchaus üblich. Die Lagerhölzer waren durch die vorhandene Feuchtigkeit stark<br />

geschädigt.<br />

20 Statik


Bestand straßenseitige Balkone<br />

Balkon-Stahlträger<br />

Kragträger <strong>der</strong> Balkone<br />

Quelle: Rohde<br />

Bestand Statik II.3<br />

Balkone<br />

Die Balkone <strong>der</strong> Straßenseite bestanden aus einer Betonkappen-Konstruktion. Die Stahlträger kragten im Abstand<br />

von etwa 1,7 m ungefähr 1,0 m aus den Außenwänden aus. Zwischen den Trägern befanden sich 16 cm dicke,<br />

unbewehrte Ziegelsplitt-Betonkappen. Die Kragträger waren ca. 60–70 cm in die Decken geführt und dort über<br />

querliegende Holzbalken gegen Abheben verankert.<br />

Die Stahlträger wiesen einen geringen Korrosionsansatz auf, Blattrost größeren Ausmaßes konnte erst während <strong>der</strong><br />

Baumaßnahmen an den Trägern auf <strong>der</strong> Innenseite <strong>der</strong> Außenwände festgestellt werden.<br />

Die Balkone <strong>der</strong> Gebäu<strong>der</strong>ückseite waren offensichtlich bereits saniert worden. Auch hier bestand die Balkonplatte<br />

aus einer Betonkappenkonstruktion auf Stahlträgern, analog zur Straßenseite. An <strong>der</strong> gebäudeabgewandten Seite<br />

lag die Stahlkonstruktion jedoch zusätzlich auf offenbar nachträglich eingebauten Stahlstützen auf. Die Stahlprofile<br />

waren hier bereichsweise so stark korrodiert, dass die Tragfähigkeit nicht mehr gewährleistet war.<br />

Treppen<br />

Das Treppenhaus hat massive Treppenläufe und Podeste. Bei den Treppenläufen kragen die Stufen aus den<br />

Stein´schen Treppenhauswänden aus. Die Podeste sind als Kappendecke zwischen Stahlträgern ausgeführt.<br />

Statik 21


Bestand Wände und Stürze<br />

Lauftext Mager + Fett<br />

Probenentnahme<br />

Außenwand aus<br />

Ziegelmauerwerk<br />

Stahlträger im Fenstersturz<br />

Quelle: Rohde<br />

Bestand Statik II.4<br />

Wände, Stürze und Fundamente<br />

Wände<br />

Wie bei damaligen Gebäuden üblich, sind die Innenwände (und auch die Wohnungstrennwände) in <strong>der</strong> Regel<br />

½-Stein dick, teilweise auch 1-Stein dick und bestehen aus Ziegelmauerwerk mit beidseitigem Putz. Die zur damaligen<br />

Zeit auch üblichen Fachwerkwände mit Holzstielen und -schwellen wurden nicht vorgefunden.<br />

Die Außenwände sind 1½-Stein bis 2-Stein dick und bestehen, wie die Innenwände, aus Ziegelmauerwerk mit<br />

innenseitigem Putz. Die Außenseite ist teils verputzt, teils mit Klinkerriemchen verkleidet. Beeinträchtigungen <strong>der</strong><br />

Tragfähigkeit durch nachträgliche Schwächungen konnten bei den Wänden nicht festgestellt werden.<br />

Tür- und Fensterstürze<br />

Die Tür- und Fensterstürze in den Außenwänden bestehen meistens aus mindestens zwei nebeneinan<strong>der</strong> liegenden<br />

Stahlträgern aus Doppel-T-Profilen. Die äußeren Profile waren zum Teil stark angerostet und nur noch bedingt<br />

tragfähig.<br />

Fundamente<br />

Wie in vergleichbaren Hamburger Wohngebäuden ist das Gebäude auf mehrfach abgetreppten Streifenfundamenten<br />

aus Mauerwerk flach gegründet. Die Einbindetiefe <strong>der</strong> Fundamente unterhalb <strong>der</strong> Kellersohle ist unterschiedlich,<br />

wie üblich jedoch bereichsweise nur sehr gering.<br />

22 Statik


Abschnitt A: Bestand / Bestandsaufnahme<br />

IV Balkenköpfe<br />

Bestand Balkenköpfe<br />

Begutachtung<br />

<strong>der</strong> freigelegten<br />

Hölzer in den<br />

Außenwandbereichen<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Balkenkopf II.01<br />

Untersuchung auf Holzschäden im Bereich <strong>der</strong> Balkenköpfe<br />

Aufgabenstellung war die Begutachtung <strong>der</strong> freigelegten Hölzer in<br />

den Außenwandbereichen und den freigelegten Innenflächen <strong>der</strong><br />

<strong>EnSan</strong>-Gebäudehälfte auf Befall durch holzzerstörende Pilze und<br />

Insekten.<br />

In den Außenwandbereichen wurde dafür die Dielung auf ca.<br />

0,7 Meter aufgenommen. Der Einschlag und <strong>der</strong> Einschub wurden<br />

entfernt, die Auflager <strong>der</strong> Balken seitlich freigelegt sowie zusätzlich<br />

die Balken an einigen Innenflächen zugänglich gemacht.<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Pilze erfolgte nur makroskopisch zur Einordnung<br />

<strong>der</strong> Art.<br />

Gutachter<br />

Dipl.-Biologe M. Eichhorn<br />

Vereidigter Sachverständiger für Holzund<br />

Bautenschutz; Hamburg<br />

Im Dachgeschoss wurden die Balkenauflager in dem vor<strong>der</strong>en Bereich<br />

freigelegt. Die Hölzer unter dem rückseitigen Flachdach wurden<br />

erst nach Aufnahme <strong>der</strong> Eindeckung geprüft. Das Erdgeschoss<br />

und <strong>der</strong> Keller wurden später geprüft.<br />

Zur Orientierung wurden die Nummern <strong>der</strong> Befundstellen in den<br />

anliegenden Bestandsplänen aufgelistet und, sofern nicht geson<strong>der</strong>t<br />

aufgeführt, dabei die jeweiligen Fußböden untersucht.<br />

In <strong>der</strong> Gebäudehälfte 50/52 wurden im Bauablauf zusätzliche Balkenkopfuntersuchungen<br />

durchgeführt. Vorhandene Schäden wurden<br />

auf konventionelle Art saniert.<br />

Beispielhaft werden die Untersuchungsergebnisse <strong>der</strong> Geschossdecke<br />

2. OG / 3. OG im Folgenden beschrieben.<br />

Balkenkopf 23


Bestand Balkenkopf<br />

Decke 2.OG / 3.OG<br />

Haus 46/48<br />

Legende<br />

keine Schäden<br />

Fäuleschäden<br />

Fäule- und weitere Schäden<br />

z. B. Verpilzungen, Würfelbruch,<br />

Schwämme, Insekten<br />

<strong>Sanierung</strong> erfor<strong>der</strong>lich, Zerstörung<br />

durch Hausschwamm etc.<br />

Quelle: M. Eichhorn<br />

Bestand Balkenkopf II.04<br />

Befund „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudehälfte (Haus-Nr. 46 / 48), 3. Obergeschoss<br />

In den Auflagern eines geringen Anteils <strong>der</strong> Balken waren keine Schäden erkennbar (grün markiert).<br />

Im Auflager <strong>der</strong> gelb markierten Deckenbalken und teilweise davor wurden Fäule- o<strong>der</strong> Insektenschäden o<strong>der</strong><br />

Fraßschäden vom Holzwurm vorgefunden.<br />

Im Fall <strong>der</strong> orange markierten Auflager hatte <strong>der</strong> Balken o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Bereich davor Braunfäule, Würfelbruch,<br />

Fäule- und Insektenschäden.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> pinkfarbenen Markierung <strong>der</strong> Balkenköpfe war <strong>der</strong> erste Balken im Auflager und davor zerstört. Der<br />

Balken hatte aufgrund von Schäden im Dach sowie von Feuchte an <strong>der</strong> Fassade Braunfäule, Würfelbruch, Insektenschäden<br />

und Befall durch den Echten Hausschwamm (Serpula lacrimans). Bei <strong>der</strong> früheren Ausbesserung wurde<br />

lediglich ein kleines Vierkantholz eingebaut, die befallenen Hölzer wurden belassen.<br />

Einige weitere Balken hatten Befall o<strong>der</strong> lagen im Befallbereich des Echten Hausschwamms, in einem Fall hatte die<br />

Wand stärkeren Myzelbewuchs.<br />

Eine konventionelle <strong>Sanierung</strong> erfolgte auf Grundlage <strong>der</strong> DIN 68800 Teil 4 auf <strong>der</strong> Hofseite des „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteils.<br />

24 Balkenkopf


Abschnitt A: Bestand / Bestandsaufnahme<br />

V Haustechnik und Energiebedarf<br />

Bestand Energieverbrauchsstruktur<br />

Wohnungsübersicht:<br />

Raumwärmeversorgung<br />

im Bestand<br />

Quelle: innovaTec Energiesysteme<br />

Bestand Haustechnik II.01<br />

Bestandsanalyse <strong>der</strong> Haustechnik<br />

Der Zustand <strong>der</strong> Haustechnik im Gebäude wurde für alle Wohnungen<br />

und Läden sowie für die allgemeinen Versorgungsinstallationen<br />

im Keller als dringend sanierungsbedürftig eingestuft. Der<br />

marode Zustand <strong>der</strong> Haustechnik fand vor <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> seine Entsprechung<br />

in den – als vergleichsweise hoch zu bewertenden – Energieverbräuchen.<br />

Die Untersuchungsgebäude verfügten in allen Nutzungseinheiten<br />

über keine einheitliche Raumwärmeversorgung, das Gleiche gilt für<br />

die Trinkwarmwasserbereitung. Das Spektrum verwendeter Energieträger<br />

reichte von Holz o<strong>der</strong> Kohle über Gas bis Strom. Die zur<br />

Energiewandlung benutzten „Wärmeerzeuger“ waren in <strong>der</strong> Regel<br />

veraltet und am o<strong>der</strong> über dem Limit ihrer technischen Lebensdauer.<br />

Es gab Wohnungen, in denen mit Gas gekocht und das Trinkwarmwasser<br />

im Gas-Durchlauferhitzer bereitet wurde, die Raumwärme<br />

aber mit kohlebefeuerten Einzelöfen erzeugt wurde. An<strong>der</strong>e Wohnungen/Läden<br />

verwendeten allein Elektrizität als Energieträger und<br />

deckten demzufolge auch den Raumwärmebedarf elektrisch über<br />

Nachtspeicheröfen ab.<br />

Die Trinkwarmwasserbereitung wurde häufig elektrisch versorgt,<br />

z. B. über Untertischgeräte an Waschbecken und Durchlauferhitzer<br />

bzw. über elektrische Warmwasserboiler in den Bä<strong>der</strong>n.<br />

Von den Mietparteien wurden über die Jahre Installationen in Eigenregie<br />

verän<strong>der</strong>t. Die Situation in den Wohnungen und Läden<br />

nach Auszug <strong>der</strong> Mieter ist exemplarisch mit den angefügten Fotos<br />

dokumentiert.<br />

Haustechnik<br />

innovaTec Energiesysteme GmbH<br />

Ing.-Büro für Technische Gebäudeausrüstung<br />

und Energiekonzepte, Ahnatal<br />

Dipl.-Ing. Otte<br />

Haustechnik und Energiebedarf 25


Bestand Energienutzung zum Heizen<br />

Elektro-Nachtspeicherheizung<br />

mit Schimmelflecken an <strong>der</strong> Wand<br />

Einzelofen mit Kohlefeuerung<br />

Quelle: innovaTec<br />

Bestand Haustechnik II.02<br />

Heizenergie im Bestand<br />

Die Bereitstellung <strong>der</strong> Heizenergie zur Raumwärmeversorgung im Bestand erfolgte über:<br />

- elektrische Nachtspeicherheizungen<br />

- Einzelöfen für Gasbetrieb o<strong>der</strong> feste Brennstoffe (Steinkohle, Braunkohle, Holz)<br />

- Gas-Etagenheizungen (Wohnungs-Zentralheizung).<br />

Elektrische Nachtspeicherheizungen<br />

Etwa ein Fünftel <strong>der</strong> Nutzungseinheiten im Untersuchungsobjekt wurde mit elektrischer Speicherheizung wärmeversorgt.<br />

Diese von allen Heizungsarten teuerste Versorgung von Wohnräumen führt häufig dazu, dass viel<br />

zu wenig gelüftet wird. Solche Wohnungen werden aus Kostengründen häufig nur teilbeheizt. Der mit einem<br />

<strong>der</strong>artigen Nutzungsverhalten verbundene Anstieg <strong>der</strong> relativen Luftfeuchten in den Wohnungen kann zusammen<br />

mit dem wärmetechnisch schlechten Zustand <strong>der</strong> Außenwände Schwarzverfärbungen von Wänden führen (siehe<br />

Foto). Verursacht wird das Entstehen dieser Schimmelpilzkulturen durch Kondensation <strong>der</strong> Luftfeuchtigkeit auf den<br />

Innenseiten <strong>der</strong> (kühlen) Außenwände. Die genannten Folgen traten dabei insbeson<strong>der</strong>e in den nicht beheizten<br />

Räumen verstärkt auf.<br />

Elektrische Nachtspeicheröfen werden zwischen 22:00 Uhr und 6:00 Uhr mittels elektrischem Strom (Wärmespeicher)<br />

geladen. Demzufolge haben diese – zumeist ähnlich wie Heizkörper in den Räumen platzierten Speicher<br />

– morgens die höchste Temperatur bzw. die höchste Wärmeabstrahlung und geben die Wärme über den Tag<br />

an den Aufstellraum ab. Über die Zuschaltung eines Gebläses lässt sich die Wärmeabgabe (insbeson<strong>der</strong>e für die<br />

Abendstunden) steigern.<br />

Diese Art <strong>der</strong> Wärmeversorgung ist aufgrund des Einsatzes von Strom im Betrieb sehr teuer, die spezifischen Brennstoffkosten<br />

des Nachtstroms sind gegenüber sonstigen Energieträgern deutlich höher. Zudem ist die elektrische<br />

Nachtspeicherheizung unkomfortabel, weil die Ladezeiten (nachts) und die gefor<strong>der</strong>te Wärmeabgabe (tagsüber<br />

und insbeson<strong>der</strong>e abends) zeitlich versetzt stattfinden. Dies ist für die Wohnbehaglichkeit kritisch.<br />

Die Regelungsmöglichkeiten einer Nachtspeicherheizung sind beschränkt. Gleichzeitige Solarstrahlung führt häufig<br />

zur Überhitzung <strong>der</strong> Räume, weil <strong>der</strong> „Heizkörper“ geladen ist und seine Wärmestrahlung nicht abschaltbar.<br />

An<strong>der</strong>erseits führen milde Winternächte zu geringen Ladezeiten und bei ggf. folgendem trübem Tag ist die Wärmeversorgung<br />

in den Nachmittagsstunden nicht mehr ausreichend. Dann kann nur – wie<strong>der</strong>um noch teurer – über<br />

den Tagtarif-Strom Wärme nachgeladen werden.<br />

26 Haustechnik und Energiebedarf


Bestand Energienutzung zum Heizen<br />

Einzelofen mit Kohlefeuerung<br />

Richtwert ca. 50 kg Kohle<br />

pro Ofen und Woche<br />

Gas-Einzelofen<br />

Quelle: innovaTec<br />

Bestand Haustechnik II.03<br />

Einzelöfen für Gasbetrieb o<strong>der</strong> feste Brennstoffe (Steinkohle, Braunkohle, Holz)<br />

Gut die Hälfte aller Nutzungseinheiten in den beiden Gebäuden wurde mittels Einzelöfen versorgt, davon ca. 60 %<br />

unter Einsatz von Festbrennstoffen. Über die örtlichen Kohlehändler konnten Verbrauchszahlen – für Hamburg<br />

nach typischem Wohnungsbestand – grob ermittelt und mit den Werten <strong>der</strong> Berechnung abgeglichen werden.<br />

Einzelöfen mit Festbrennstoffen stellen die preisgünstigste Variante <strong>der</strong> Wärmeversorgung dar, da keine fixen Kosten<br />

für Abrechnung o<strong>der</strong> Bereitstellung von Energie entstehen. Allerdings können diese Einzelöfen nur geringe<br />

Ansprüche an Komfort o<strong>der</strong> Behaglichkeit erfüllen.<br />

Etwas komfortabler sind Gas-Einzelöfen einzustufen, da keine manuelle Beschickung erfor<strong>der</strong>lich ist. Zudem sind<br />

Gas-Öfen in <strong>der</strong> Wärmeabgabe besser regelbar als Festbrennstoff-Öfen. Auch <strong>der</strong> energetische Wirkungsgrad ist<br />

geringfügig besser.<br />

Dem System Einzelofen gemeinsam ist <strong>der</strong> Nachteil, dass die Wärmeverteilung sehr wenig Wohnbehaglichkeit bietet.<br />

Die Räume werden durch den ungeregelten Betrieb <strong>der</strong> Öfen häufig überhitzt, ferner stehen die Öfen wegen<br />

<strong>der</strong> kurzen Anbindung an Schornsteine in <strong>der</strong> Regel an Innenwänden bzw. in Raumecken. Beim zugleich schlechten<br />

Wärmedämmstandard <strong>der</strong> Außenwände und Fenster stellen sich wohnbehaglich ungünstige thermische Zirkulationen<br />

<strong>der</strong> Raumluft (Kaltluftseen am Boden) ein.<br />

Die Raumluft wird im Bereich <strong>der</strong> Öfen stark erhitzt und steigt schnell unter die Raumdecke auf, dabei werden<br />

Staubpartikel mitgerissen (typisch sind die dunklen Verfärbungen von Wänden und Decken durch erhöhte Staubablagerungen)<br />

bzw. Luftstaubpartikel im Bereich <strong>der</strong> heißen Metalloberflächen des Ofens „verschwelt“.<br />

Haustechnik und Energiebedarf 27


Bestand Heizung / Warmwasserbereitung<br />

Küche Gastherme<br />

Küche Heizkörper<br />

Quelle: innovaTec<br />

Bestand Haustechnik II.04<br />

Gas-Etagenheizung (Wohnungs-Zentralheizung)<br />

Drei <strong>der</strong> achtzehn Nutzungseinheiten verfügten bereits über eine Gas-Etagenheizung, die Gastherme wurde in den<br />

Küchen platziert, von dort führten Kupferrohre, auf Putz ungedämmt im Bereich <strong>der</strong> Fußleisten und Deckenkanten<br />

verlegt, zu den Heizkörpern. Die Kombination Wärmeversorgung und Trinkwarmwasserbereitung mittels Gastherme<br />

war nur in einer Wohnung gegeben.<br />

Für die Be- und Entlüftung von Wohnungen sind Gasthermen von Vorteil, da über den Kamin und durch die vergleichsweise<br />

offene Luftzuführung <strong>der</strong> Therme immer Raumluft entweicht. Der Effekt ist umso stärker, je größer<br />

<strong>der</strong> Temperaturunterschied zwischen innen und außen (Schornsteinmündung) ist.<br />

Allerdings wird die Qualität <strong>der</strong> „Gasthermenlüftung“ den eigentlichen Lüftungserfor<strong>der</strong>nissen nicht gerecht, denn<br />

sie hat den stärksten (thermischen) Antrieb, wenn es draußen am kältesten ist. Aber gerade dann werden die geringsten<br />

Luftwechselraten benötigt (geringe absolute Luftfeuchte <strong>der</strong> Außenluft). Eine „Gasthermenlüftung“ führt<br />

demzufolge zu höheren Energiekosten bei <strong>der</strong> notwendigen Lufterneuerung, als eine z. B. maschinell geregelte<br />

Entlüftung. Aber immerhin findet bei <strong>der</strong> „Gasthermenlüftung“ eine kontinuierliche Lufterneuerung statt.<br />

28 Haustechnik und Energiebedarf


Bestand Warmwasserversorgung<br />

Trink-Warmwasser Elt.<br />

Gasanschluss TWW-Bereiter<br />

Dusche, elektrisch beheizt<br />

Quelle: innovaTec<br />

Bestand Haustechnik II.05<br />

Trinkwarmwasserbereitung im Bestand<br />

Folgende Systeme zur Trinkwarmwasser-Bereitung wurden verwendet:<br />

- elektrische Warmwasserbereiter<br />

- gasbetriebene Warmwasserbereiter.<br />

Auf dem Bild oben links ist das Beispiel elektrische Trinkwarmwasserbereitung im WC dokumentiert. Das hier ehemals<br />

installierte drucklose Elektro-Untertischgerät war allein für das Handwaschbecken installiert. Aufgrund <strong>der</strong><br />

geringen Wärmedämmung des Vorratsbehälters und ständiger Betriebsbereitschaft tragen solche Geräte auch zur<br />

– unkontrollierten – elektrischen Raumheizung bei (schleichen<strong>der</strong> Stromverbrauch).<br />

In <strong>der</strong> Küche einer Wohnung befand sich eine zur Freiaufstellung eingebrachte Dusche mit elektrischer Warmwasserbereitung<br />

(siehe Foto). Diese Geräte finden sich gelegentlich in Wohnungen des sehr alten Gebäudebestands<br />

(solche ohne Bad), die zudem seit Jahren unsaniert geblieben sind. Die Duschen sind nicht komfortabel,<br />

<strong>der</strong> Warmwasservorrat ist gering, die Betriebskosten wegen <strong>der</strong> elektrischen Warmwasserbereitung entsprechend<br />

hoch. Die Aufstellung erfolgt aus Platzgründen und wegen des Abwasseranschlusses häufig – wie hier auch – in<br />

Küchenräumen.<br />

Der ehemals in einem Abstellraum einer Wohnung montierte Gaszähler diente <strong>der</strong> Versorgung eines Gas-Durchlauferhitzers<br />

zur Trinkwarmwasserbereitung. Die Raumwärmeversorgung dieser Wohnung erfolgte über Einzelöfen.<br />

Haustechnik und Energiebedarf 29


Bestand Hausanschluss / Schornstein<br />

Hauswasseranschluss im Keller<br />

Schornsteinwand im Dachgeschoss<br />

Quelle: innovaTec<br />

Bestand Haustechnik II.06<br />

Sonstige Haustechnik<br />

Der Hausanschlussraum im Keller wurde von einem Mieter als Abstellkeller genutzt. Der im Bild sichtbare Hauswasseranschluss<br />

entsprach seit Jahren nicht mehr dem Stand <strong>der</strong> Technik, wichtige Elemente wie Druckmin<strong>der</strong>er,<br />

Wasserfilter und Wärmedämmung fehlten, die Rohrleitungsdimension erfüllte nicht mehr heutige Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Dieser Anschluss wurde komplett erneuert.<br />

In <strong>der</strong> Dachgeschosswohnung des Hauses 46 / 48 zeigten sich an <strong>der</strong> Schornsteinwand die Spuren einer undichten<br />

Dacheinbindung des Schornsteins. Vermutlich ist eingedrungenes Regenwasser raumseitig an <strong>der</strong> Schornsteinwand<br />

hinabgelaufen.<br />

30 Haustechnik und Energiebedarf


Zusammenfassung <strong>der</strong> Verbrauchsdaten<br />

(Basis: Abrechnungen <strong>der</strong> Versorgungsunternehmen)<br />

Jahreswerte Gesamt Haushalt Heizen Allgemein<br />

Strom 112.758 kWh 77.260 kWh 31.963 kWh 3.535 kWh<br />

Gas 161.267 kWh 11.641 kWh 149.626 kWh 0 kWh<br />

Summe 274.025 kWh 88.901 kWh 181.589 kWh 3.535 kWh<br />

Quelle: innovaTec<br />

Bestand Energiebedarf II.07<br />

Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Energiebedarfsermittlung<br />

Bei <strong>der</strong> Ermittlung des Energiebedarfs wurde wie folgt vorgegangen:<br />

- Der Energiebedarf für den Ist-Zustand wurde anhand <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Unterlagen (Verbrauchsabrechnungen, Bestandspläne,<br />

Mitteilungen Bauherr und Energieversorger, auch Kohlehändler)<br />

in den Sparten Raumwärme, Warmwasser und Strom<br />

ermittelt.<br />

- Zum Vergleich wurde <strong>der</strong> Heizwärmebedarf mit Hilfe eines EDV-<br />

Programms über die Hüllfläche berechnet. Beide Resultate des<br />

ermittelten Energiebedarfs ergaben ähnliche Werte, woraus abgeleitet<br />

werden konnte, dass die ermittelten Werte den Ist-Zustand<br />

ausreichend wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

- In einem weiteren Bilanzierungsverfahren, dass vom Büro Dittert<br />

& Reumschüssel durchgeführt wurde, finden sich die ausgewiesenen<br />

Werte (s. u.) ebenfalls bestätigt.<br />

- Bei <strong>der</strong> Umrechnung <strong>der</strong> so ermittelten Endenergiewerte auf die<br />

benötigte Nutzenergie wurden folgende Jahresnutzungsgrade<br />

angenommen.<br />

Nachtspeicheröfen: 0,95<br />

Gasheizung: 0,80<br />

Kohleöfen: 0,70<br />

- Der nicht zu Heizzwecken dienende Strombedarf <strong>der</strong> Gewerbeflächen<br />

wurde mit dem doppelten Wert des Haushaltsstroms<br />

<strong>der</strong> Wohneinheiten angenommen.<br />

- Eine Wohnung im DG stand lange leer, war unbeheizt, ohne<br />

Strom und wurde daher in dieser Bedarfsermittlung nicht berücksichtigt.<br />

Energiebedarf<br />

innovaTec Energiesysteme GmbH<br />

Dipl.-Ing. Otte<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

Dittert & Reumschüssel<br />

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Dittert<br />

Ausgangsdaten<br />

Ausgangsdaten <strong>der</strong> ermittelten Energiebedarfswerte<br />

im Bestand:<br />

- Eine Wohnung im DG stand lange leer,<br />

war unbeheizt und ohne Strom und<br />

wurde daher in <strong>der</strong> Jahresermittlung<br />

nicht berücksichtigt<br />

- 13 Wohneinheiten, davon 12 ca. 74 m 2 /<br />

1 DG-Wohnung<br />

- 4 gewerblich genutzte Einheiten im<br />

EG inkl. Lagerräumen im KG<br />

Wärmebereitstellung im Gebäude:<br />

- 6 Einheiten mit Kohleöfen<br />

- 7 Einheiten mit Gasversorgung<br />

- 4 Einheiten, mit Elektroheizungen<br />

Warmwasserbereitstellung im Gebäude<br />

- in 7 WE mit Elektrodurchlauferhitzern<br />

- in 6 WE mit Elektrospeichern<br />

- in 4 WE über einen Gas-Durchlauferhitzer<br />

bzw. einer Gas-Kombitherme<br />

Haustechnik und Energiebedarf 31


Bestand Stromverbrauch nach Nutzung<br />

Jahreswerte<br />

Anz. NE<br />

Fläche Gesamtverbrauch<br />

Verbrauch Verbrauch CO 2 -<br />

Strom<br />

n<br />

pro m² pro WE )** Äquivalent<br />

Allgemeinstrom 17 W + G 1.294 m² 3.535 kWh 3 kWh 208 kWh 2.414 kg/a<br />

Haushalt incl. TWW. 17 W + G 1.294 m² 77.260 kWh 60 kWh 4.545 kWh 52.769 kg/a<br />

Nachtspeicheröfen 4 W + G 147 m² 63.926 kWh 217 kWh 15.982 kWh 59.451 kg/a<br />

Summe 1.294 m² 144.721 kWh 114.634 kg/a<br />

NE = Nutzungseinheiten<br />

W = Wohnungsnutzung<br />

G = Gewerbe<br />

)** Der Stromverbrauch <strong>der</strong> Gewerbeflächen ist etwa gleich hoch wie <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong><br />

Wohnungen, da die Trinkwarmwasserbereitung in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Wohnungen elektrisch<br />

erfolgte.<br />

Quelle: innovaTec<br />

Bestand Energiebedarf II.08<br />

Ergebnisse Verbrauch und Bedarf<br />

Die verfügbaren Unterlagen zum aktuellen Energieverbrauch (Datenbasis 2001) wurden ausgewertet und in <strong>der</strong><br />

tabellarischen Übersicht „Berechnung des Jahres-Endenergiebedarfs im Bestand“ in zusammengefasster Form dargestellt.<br />

Die Strom- und Gasabrechnungen erlaubten eine relativ genaue Aussage zu den (End-) Energieverbräuchen einzelner<br />

Wohnungen. Diese Datengrundlage wurde mit den übrigen Gebäudedaten verknüpft, um Aussagen zu den<br />

sonstigen Energieverbräuchen und dem Gesamtverbrauch treffen zu können. Der Endenergiebedarf <strong>der</strong> Kohleöfen<br />

wurde z. B. in Anlehnung an die gasbezogenen Werte und aufgrund <strong>der</strong> Lieferangaben von Kohlehändlern unter<br />

Berücksichtigung von Quadratmeterzahl und Güte <strong>der</strong> Energiewandlung errechnet.<br />

Der Stromverbrauch <strong>der</strong> Gewerbeflächen war zwar spezifisch höher als <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> Wohnungen, allerdings wurde<br />

bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Wohnungen <strong>der</strong> Trinkwarmwasserbedarf elektrisch erhitzt. Daher wurden die Stromverbräuche<br />

bei Wohnungen und Gewerbe in erster Näherung etwa in gleicher Größenordnung angesetzt. Der<br />

„Haushaltsstromverbrauch“ wurde zu gleichen Teilen auf die Anzahl <strong>der</strong> Wohn- und Gewerbeeinheiten aufgeteilt<br />

(Ausnahme: Mansardenwohnung im DG).<br />

32 Haustechnik und Energiebedarf


Bestand Gasverbrauch nach Nutzung<br />

Jahreswerte<br />

Anz. NE<br />

Fläche Gesamtverbrauch<br />

Verbrauch Verbrauch CO 2 -<br />

Gas<br />

n<br />

pro m² pro WE Äquivalent<br />

Kochen )* 3 W 222 m² 1.800 kWh 8 kWh 600 kWh 445 kg/a<br />

TWW )* 3 W 222 m² 9.841 kWh 44 kWh 3.280 kWh 2.431 kg/a<br />

Heizgas 7 W + G 581 m² 149.626 kWh 258 kWh 21.375 kWh 36.958 kg/a<br />

Summe 1.294 m² 161.267 kWh 39.833 kg/a<br />

NE = Nutzungseinheiten<br />

W = Wohnungsnutzung<br />

G = Gewerbe<br />

)* angenommene Werte beim Haushaltsgas pro Wohnung: Kochen: 600 kWh,<br />

Trinkwarmwasser: 3.280 kWh; dies entspricht durchschnittlich 3,5 Personen pro Wohnung<br />

Quelle: innovaTec<br />

Bestand Energiebedarf II.09<br />

Die in <strong>der</strong> tabellarischen Übersicht ausgewiesenen Endenergie-Bedarfswerte sind unterteilt nach Strom und Gas<br />

sowie nach <strong>der</strong> Nutzung (Haushalt, Heizen, Allgemeinstrom wie Treppenhausbeleuchtung). Die Aufteilung dieser<br />

Verbräuche auf die unterschiedlichen Nutzungsbereiche zeigt sowohl strom- wie auch gasbezogen plausible Verbrauchszahlen.<br />

Die Trinkwarmwasserbereitung (TWW) konnte für den Energieträger Gas anteilig ermittelt werden.<br />

Grundlage <strong>der</strong> Tabellen sind die vorhandenen Verbrauchswerte des Jahres 2001. Die Energieverbräuche <strong>der</strong> Warmwasserbereitung<br />

waren we<strong>der</strong> bei Gas noch bei Strom explizit ausgewiesen.<br />

Bestand Endenergiebedarf<br />

Jahreswerte<br />

Anz. NE<br />

Fläche Gesamtverbrauch<br />

Verbrauch Verbrauch CO 2 -<br />

Raumwärme<br />

n<br />

pro m² pro WE Äquivalent<br />

Heizgas 7 W + G 581 m² 149.626 kWh 258 kWh 21.375 kWh 36.958 kg/a<br />

Strom (Nachtsp.) 4 W 147 m² 63.926 kWh 217 kWh 15.982 kWh 59.451 kg/a<br />

Kohleöfen 6 W 566 m² 124.885 kWh 294 kWh 20.814 kWh 56.448 kg/a<br />

Summe 17 1.294 m² 338.437 kWh Ø 261 kWh Ø 20.477 kWh 152.857 kg/a<br />

NE = Nutzungseinheiten<br />

W = Wohnungsnutzung<br />

G = Gewerbe<br />

Quelle: innovaTec<br />

Bestand Energiebedarf II.10<br />

In <strong>der</strong> Tabelle sind die Jahreswerte des Endenergiebedarfs für Raumwärme ausgewiesen. Demnach ist <strong>der</strong> Endenergieeinsatz<br />

bei Kohleöfen ca. 20 % höher als z. B. <strong>der</strong>jenige gasversorgter Wohnungen. Am günstigsten schneiden<br />

in diesem Vergleich die Nachtspeicheröfen ab, da die elektrische Energie in den Wohnungen nahezu vollständig<br />

in Wärme umgesetzt wird. Dies gilt allerdings nur für die Betrachtungsebene Endenergie. Primärenergetisch sind<br />

selbst die alten, technisch völlig überholten Gas- und Kohleöfen <strong>der</strong> Elektro-Heiztechnik um ein Vielfaches überlegen.<br />

Haustechnik und Energiebedarf 33


Der gesamte Endenergieeinsatz für Raumwärme betrug für die beiden Gebäude Kleine Freiheit 46–52<br />

ca. 338.000 kWh. Als mittlerer spezifischer Verbrauch ergab sich ein Wert von ca. 260 kWh/(m 2 a). Dieser Wert<br />

liegt deutlich oberhalb des bundesweiten Durchschnitts von Mehrfamilienhäusern im Wohnungsbau. Die entsprechenden<br />

jährlichen CO 2<br />

-Belastungen <strong>der</strong> einzelnen Sparten sind ebenfalls in <strong>der</strong> Tabelle auf <strong>der</strong> vorigen Seite unten<br />

ausgewiesen.<br />

Fazit<br />

Auch die Verbrauchszahlen wiesen darauf hin, dass die beiden Gebäudehälften Kleine Freiheit 46–52 in erheblichem<br />

Maße energetisch sanierungsbedürftig waren. Um den Energiebedarf signifikant zu senken wurden durchgreifende<br />

Maßnahmen beim Wärmeschutz als unverzichtbar erklärt.<br />

Die nur geringen Energie-Einsparmöglichkeiten bei <strong>der</strong> TWW-Bereitstellung basierten lediglich auf <strong>der</strong> (end-)energetisch<br />

besseren Energiewandlung, nicht auf vermin<strong>der</strong>ten Verbrauchswerten. Der Verzicht auf die vormals elektrische<br />

TWW-Bereitung sollte an<strong>der</strong>erseits ein erhebliches Stromsparpotential erschließen, das zusammen mit dem<br />

Verzicht auf Nachtspeicherheizung eine Stromeinsparung von bis zu 60 % ermöglichen sollte.<br />

34 Haustechnik und Energiebedarf


Abschnitt A: Bestand / Bestandsaufnahme<br />

VI Bautechnik<br />

Wärmebrückenübersicht Straßenansicht<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Begleitforschung II.01<br />

Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Wärmebrücken<br />

Die Wärmebrücken bei<strong>der</strong> Gebäudehälften wurden nach Kategorien<br />

<strong>der</strong> DIN 4108-6 aufgenommen, in den Grundriss-, Schnitt- und<br />

Ansichtsplänen markiert und in einer Übersichtstabelle zusammengestellt.<br />

Im Ist-Zustand wurden so ca. 90 Wärmebrücken erfasst,<br />

wobei solche mit ähnlichen Eigenschaften zusammengefasst<br />

worden sind. Die Aufnahme und Berechnung <strong>der</strong> Wärmebrücken<br />

ist Vorraussetzung für eine detaillierte Bestimmung des Heizenergieverbrauchs<br />

ohne pauschalen Wärmebrückenzuschlag. In Anbetracht<br />

<strong>der</strong> großen Anzahl von Wärmebrücken wurden zunächst nur<br />

die Wärmebrücken einer Wohneinheit eingehen<strong>der</strong> untersucht und<br />

berechnet, um so den detaillierten und den pauschalen Wärmebrückenansatz<br />

miteinan<strong>der</strong> vergleichen zu können.<br />

Angewandte Bautechnik<br />

Technische Universität Hamburg-<br />

Harburg (TUHH)<br />

Arbeitsbereich Angewandte Bautechnik<br />

Leiter:<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. H.-J. Holle<br />

Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Architekt Götz Schünemann<br />

Doktorand; Untersuchung und Konzept<br />

<strong>der</strong> Balkenkopfsanierung<br />

Dipl.-Ing. Architekt Daniel Scherz<br />

Doktorand; Berechnung, Untersuchung<br />

und <strong>Sanierung</strong>skonzept <strong>der</strong><br />

Wärmebrücken<br />

.<br />

Bautechnik 35


Wärmebrückendetails<br />

Fenstersturz<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Begleitforschung II.02<br />

Bauaufnahme einzelner Baudetails<br />

Als Grundlagenermittlung für die Wärmebrückenberechnung wurden bestimmte, vorher freigelegte, Baudetails<br />

aufgemessen. So wurden die Tür- und Fensterstürze und Leibungen <strong>der</strong> Straßen- und Hofseite, <strong>der</strong> Kellerdeckenaufbau,<br />

<strong>der</strong> straßenseitige Außenwandquerschnitt im 2. OG und das Traufgesims in ihrem jeweiligen Schicht- und<br />

Materialaufbau aufgenommen und als CAD-Zeichnung angelegt.<br />

Wärmebrückenberechnung<br />

Temperaturverlauf in<br />

<strong>der</strong> Außenwand<br />

20.00<br />

15.00<br />

10.00<br />

5.00<br />

0.00<br />

-5.00<br />

°C<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Begleitforschung II.03<br />

Wärmebrückenberechnung<br />

Für einen Innenwandanschluss an die straßenseitige Außenwand im 2. OG wurden Berechnungen <strong>der</strong> U-, F- und<br />

psi-Werte für den Ist-Zustand, den Zustand nach <strong>Sanierung</strong> mit einer 6 cm starken Zelluloseinnendämmung und<br />

für den zusätzlichen Einsatz von Dämmkeilen nach DIN 4108, Beiblatt 2 sowie DIN4108-2 durchgeführt. Das diente<br />

einerseits dazu, die Energieeffizienz <strong>der</strong> Dämmmaßnahmen zu beurteilen und an<strong>der</strong>erseits die zu erwartenden<br />

Oberflächentemperaturen bewerten zu können. Zur Berechnung <strong>der</strong> Wärmebrücken wurde das Programm „WIN-<br />

Feuchte“ <strong>der</strong> Sommer-Informatik GmbH verwendet.<br />

36 Bautechnik


Thermografieaufnahmen<br />

Innen:<br />

freigelegte<br />

Balkenköpfe<br />

Balkontür<br />

Innen:<br />

freigelegte<br />

Balkenköpfe<br />

Zwei straßenseitige, übereinan<strong>der</strong> liegende Wohnungen wurden während einer Kälteperiode beheizt und Thermografieaufnahmen<br />

von <strong>der</strong> außen- und <strong>der</strong> innenseitigen Straßenfassade angefertigt. Die Aufnahmen dienten<br />

<strong>der</strong> Beurteilung energetischer Schwachstellen <strong>der</strong> Gebäudehülle und als Vergleich mit den errechneten Wärmebrückenwerten.<br />

Aussen:<br />

Fassadenausschnitt<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Begleitforschung II.04<br />

Thermografieaufnahmen<br />

Luftdichtheitsprüfung<br />

Es wurden zwei Unterdruckmessungen mit einer Minneapolis-Blower-Door im Bestand ausgeführt. Der Einbau<br />

erfolgte jeweils in den Balkontüren <strong>der</strong> Wohnungen des ersten und des dritten Obergeschosses. Die Messungen<br />

ergaben unterschiedliche Werte für die beiden Wohnungen bei Unterdruck:<br />

- Die Wohnung im 1. OG wies einen n 50 -Wert von 9,8 h -1 auf.<br />

- Die Wohnung im 3. OG wies einen n 50 -Wert von 11,7 h -1 auf.<br />

Damit wurde <strong>der</strong> Grenzwert von 3,0 h -1 nach DIN 4108-7 in den Wohnungen deutlich überschritten, die Dichtheit<br />

<strong>der</strong> Gebäudehülle war unzureichend.<br />

Lufteintrittstellen waren insbeson<strong>der</strong>e diverse Anschlüsse von Wand zu Fußboden, teilweise die Anschlüsse von<br />

Wand zur Decke, diverse Fensteranschlüsse, <strong>der</strong> Abfluss-Schacht im WC, die Einzelöfen sowie Elektoinstallationen<br />

und Steckdosen.<br />

Bautechnik 37


Stoffprobenentnahme Deckenbalken<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Begleitforschung II.05<br />

Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Materialien<br />

Für die späteren Berechnungen und Simulationen und somit für die genauere Einschätzung <strong>der</strong> <strong>Bausubstanz</strong> wurden<br />

in den beiden Gebäudehälften Materialproben entnommen. Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Untersuchungen lag hierbei<br />

auf <strong>der</strong> stuckbesetzten, straßenseitigen Außenwand. Diese Außenwand war aufgrund <strong>der</strong> geplanten Innendämmung<br />

bauphysikalisch problematischer als die von außen gedämmte rückseitige Außenwand. Es wurden Proben<br />

von Innenputz, Mauerwerk, Mörtel, Außenputz, Klinkerriemchen, Außenwandbeschichtungen (siehe Bild oben<br />

links: Außenputz) und von den einbindenden Holzbalken genommen (siehe Bild rechts). Alle ermittelten Materialwerte<br />

gingen in eine projektbezogene Datenbank ein.<br />

Folgende Stoffkennwerte wurden im Labor <strong>der</strong> TUHH ermittelt:<br />

- Porenradienverteilung aller mineralischen Baustoffe mit Hilfe eines Quecksilberporosimeters<br />

- Wasserdampfdiffusionswi<strong>der</strong>stand von Außenputz, Klinkerriemchen und Außenwandbeschichtungen<br />

in Anlehnung an DIN EN ISO 12572<br />

- feuchteabhängiger Wasserdampfdiffusionswi<strong>der</strong>stand des Holzes <strong>der</strong> Deckenbalken<br />

- Sorptionsisothermen <strong>der</strong> Deckenbalken und diverser Dämmstoffe in Anlehnung an DIN EN ISO 12571<br />

- kapillare Wasseraufnahme <strong>der</strong> Deckenbalken und diverser Dämmstoffe in Anlehnung an DIN 52 617<br />

- Rohdichte aller mineralischen Baustoffe und des Holzes<br />

38 Bautechnik


Abschnitt B: Konzeption<br />

I <strong>Sanierung</strong>skonzept<br />

Straßenansicht Bestand – <strong>Sanierung</strong>shälften<br />

Hamburger Standard<br />

<strong>EnSan</strong>-Standard<br />

Nr. 50-52<br />

Nr. 46-48<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D&R<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzept II.1<br />

Die beiden Haushälften des Grün<strong>der</strong>zeitgebäudes Kleine Freiheit<br />

46–52 waren im Bestand baulich weitgehend identisch, auch energetisch<br />

ergaben sich keine Unterschiede. Das Konzept sah vor,<br />

beide Hälften auf unterschiedlichem energetischem Niveau zu mo<strong>der</strong>nisieren:<br />

1. Die von <strong>der</strong> Straße aus gesehene linke Hälfte (Nr. 50–52) wurde<br />

entsprechend den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Hamburger För<strong>der</strong>programme<br />

zur Mo<strong>der</strong>nisierung („Hamburger Standard“ – „HH-Standard“)<br />

mo<strong>der</strong>nisert.<br />

2. Die rechte Hälfte (Nr. 46–48) wurde auf dem höheren energetischen<br />

Niveau des bundesweiten För<strong>der</strong>programms zur energetischen<br />

<strong>Sanierung</strong> („<strong>EnSan</strong>-Standard“ – „<strong>EnSan</strong>“) mo<strong>der</strong>nisiert.<br />

Planung<br />

Dittert & Reumschüssel<br />

Architektur und Stadtentwicklung<br />

Hamburg, Hannover<br />

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Dittert<br />

Die unterschiedlichen Dämmniveaus ermöglichen einen rechnerischen<br />

und tatsächlichen (Verbrauchs-)Vergleich <strong>der</strong> beiden Haushälften<br />

und damit auch eine Abschätzung, wie effektiv erhöhte<br />

energetische Standards sind.<br />

Zusätzlich zu den U-Werten <strong>der</strong> Bauteile, wurden die Wärmebrücken-Wirkungen<br />

im „<strong>EnSan</strong>“-Teil beson<strong>der</strong>s minimiert (siehe Abschnitt<br />

B Kapitel IV in diesem Bericht).<br />

Die wesentlichen Unterschiede <strong>der</strong> energetischen Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen<br />

<strong>der</strong> wärmeübertragenden Umfassungsfläche zwischen<br />

dem „Hamburger Standard“ und dem „<strong>EnSan</strong>-Standard“ werden<br />

im Folgenden dargestellt.<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen und<br />

Grafiken sind im Anhang des Berichts in<br />

größerem Format dargestellt o<strong>der</strong> mit<br />

ergänzendem / vertiefendem Material<br />

versehen.<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzept 39


Vergleich <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong>shälften, Opake Bauteile<br />

1. Bestand 2. HH-Standard 3. <strong>EnSan</strong><br />

Lfd.Nr. Gescho Seite Bauteil-Bezeichnung Fläche U-Wert Fläche U-Wert Verbesserung<br />

Fläche U-Wert Verbesserung<br />

m² W/(m²K) m² W/(m²K)<br />

m² W/(m²K)<br />

Wände gegen Außenluft<br />

1 EG Hof Außenwand d=48cm 119,58 1,342 82,77 0,277 79% 83,97 0,188 86%<br />

2 EG Straße Außenwand d=67cm 17,32 1,102 17,95 0,521 53% 18,98 0,521 53%<br />

3 EG Straße AW-Pfeiler d=25cm 4,72 1,747 4,72 0,567 68% 4,72 0,567 68%<br />

4 EG Straße Außenwandnase d=40cm 7,36 1,578 7,36 0,608 61% 7,36 0,608 61%<br />

5 1.-3.OG Hof Außenwand d=37cm 284,63 1,593 203,73 0,286 82% 203,73 0,192 88%<br />

6 1.-3.OG Straße Außenwand d=37cm 82,85 1,615 82,85 1,628 -1% 82,85 0,613 62%<br />

7 DG Hof Außenwand-Kü/Bad 8,88 1,979 20,26 0,298 85% 19,96 0,197 90%<br />

8 DG Straße AW-Gaubenwange 8,12 0,261 8,12 0,261<br />

9 DG Straße Außenwand-Drempel 4,88 0,854 7,93 0,315 63% 7,93 0,281 67%<br />

10 DG Straße Außenwand-Erker 2,76 1,301 2,76 1,314 -1% 2,76 0,562 57%<br />

Wände zu unbeheiztem Dach<br />

11 DG S FH-Tür zum Boden 1,78 1,78 2,000 1,78 2,000<br />

12 DG S IW Treppenhaus-Boden 12,97 1,807 12,97 0,287 84% 12,97 0,240 87%<br />

13 DG S Massive I-Wand neu z. Boden 14,75 2,466 14,75 0,298 88% 14,75 0,246 90%<br />

Wände zu unbeheizten Räumen<br />

14 EG --- LB-Wand Treppenhaus zu KG-Abgang 3,77 1,807 3,77 0,376 79% 3,77 0,357 80%<br />

15 EG --- Wand Laden/Müllraum zu KG-Abgang 5,30 1,807 5,30 0,431 76% 5,30 0,407 78%<br />

Mittlerer U-Wert Außenwände 1,554 0,550 65% 0,306 80%<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D&R<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzept II.2<br />

Opake Bauteile – Außenwand<br />

Außenwand Straßenfassade<br />

Die straßenseitige Fassade des „<strong>EnSan</strong>“-Teils erhielt eine 50 mm starke Innendämmung aus Kalziumsilikatplatten<br />

mit einer Leitfähigkeit von 0,065 W/mK. Aus gestalterischen Gründen war eine außenseitige Wärmedämmschicht<br />

nicht möglich. Der Innendämmung wurde eine belüftete Luftschicht mit d = 27 mm und eine Verkleidung aus Gipsfaserplatten<br />

d = 15 mm vorgesetzt. Damit wird dauerhaft sichergestellt, dass Feuchte aus dem Außenwandbauteil<br />

nach innen ausdiffundieren kann sowie eine Beschädigung o<strong>der</strong> Zerstörung <strong>der</strong> Kalziumsilikatplatten verhin<strong>der</strong>t,<br />

da eine Vorgabe für die Mieterinnen und Mieter für die Oberflächenbehandlung nach Bezug nicht realisierbar war.<br />

Die Innendämmung wurde an den Geschossdecken in voller Stärke durchgezogen, um Wärmebrückenwirkungen<br />

zu vermeiden.<br />

Um die Wärmebrückenwirkung <strong>der</strong> in die Außenwände einbindenden Holzbalkenköpfe zu vermeiden, wurde ein<br />

neues Balkenkopf-Detail entwickelt. An den Fensterleibungen und -stürzen wurde die Innendämmschicht in geringerer<br />

Stärke fortgesetzt. Lediglich im Bereich <strong>der</strong> einbindenden Innenwände wurde sie unterbrochen. Um auch hier<br />

mit vertretbarem Aufwand Wärmebrücken zu vermeiden, wurde die Innendämmschicht bis an das unverputzte<br />

Mauerwerk <strong>der</strong> Innenwände herangeführt.<br />

Auf die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Bauphysik wird in Abschnitt B Kapitel IV Bautechnik eingegangen.<br />

Zur Vermeidung von Tauwasser – und damit Schimmelpilzbildung – erhielten die Leibungen und Stürze <strong>der</strong> Fenster<br />

auch im „HH-Standard“-Teil eine Innendämmung. Die übrigen Wandfl ächen dieser Haushälfte blieben in den<br />

Wohngeschossen energetisch unverän<strong>der</strong>t. Im gewerblich genutzten Erdgeschossteil erhielten neben den tiefen<br />

Leibungen auch die wenigen verbleibenden Außenwandflächen in beiden Haushälften aus konstruktiv-gestalterischen<br />

Gründen eine innenseitige Wärmedämmschicht aus Kalziumsilikatplatten.<br />

Außenwand Hoffassade<br />

Auf <strong>der</strong> hofseitigen Fassade des „<strong>EnSan</strong>“-Teils wurde außenseitig ein 160 mm starkes Wärmedämmverbundsystem<br />

(WDVS) aufgetragen; während die Stärke des WDVS auf <strong>der</strong> hofseitigen Fassade des „HH-Standard“-Teils 100 mm<br />

beträgt. Das WDVS besteht aus Mineralwolle o<strong>der</strong> Polystyrol, mit einer Leitfähigkeit von 0,035 W/mK.<br />

40 <strong>Sanierung</strong>skonzept


Vergleich <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong>shälften, Opake Bauteile<br />

1. Bestand 2. HH-Standard 3. <strong>EnSan</strong><br />

Lfd.Nr. Gescho Seite Bauteil-Bezeichnung Fläche U-Wert Fläche U-Wert Verbesserung<br />

Fläche U-Wert Verbesserung<br />

m² W/(m²K) m² W/(m²K)<br />

m² W/(m²K)<br />

Dachflächen<br />

16 3.OG O Flach gen. Dach über "Sägezähnen" 52,97 0,761 54,06 0,173 77% 56,31 0,175 77%<br />

17 DG O Dach Küche/Bad/Flur bis First 46,12 1,227 46,12 0,161 87% 46,12 0,158 87%<br />

18 DG O Dach Bä<strong>der</strong> 8,94 0,189 9,32 0,185<br />

19 DG O Dach Treppenhaus 17,85 1,191 17,85 0,151 87% 17,85 0,147 88%<br />

20 DG W Steildach Straße 43,02 1,522 33,42 0,197 87% 33,42 0,182 88%<br />

21 DG W Dach Gaube 9,28 0,173 9,28 0,169<br />

22 DG S Dach Erker 3,60 1,522 3,60 0,197 87% 3,60 0,182 88%<br />

Mittlerer U-Wert Dächer/OGD 1,097 0,181 83% 0,200 82%<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D&R<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzept II.3<br />

Opake Bauteile – Dächer / oberste Geschossdecken<br />

Der unbeheizte Teil des Dachgeschosses des „<strong>EnSan</strong>“-Teils erhielt in <strong>der</strong> Dachebene eine Wärmedämmschicht<br />

zusätzlich zur wärmegedämmten obersten Geschossdecke. Im „HH-Standard“-Teil erhielt lediglich die oberste Geschossdecke<br />

eine Wärmedämmschicht.<br />

In <strong>der</strong> Vergleichs-Übersicht ergibt sich für die Dachbauteile beim „HH-Standard“-Teil ein besserer Durchschnittswert<br />

als im „<strong>EnSan</strong>“-Teil, da die kumulierte Wirkung <strong>der</strong> Dämmschicht <strong>der</strong> obersten Geschossdecke und des Daches<br />

bei dieser einfachen Durchschnittsbildung nicht berücksichtigt werden konnte.<br />

Aus konstruktiven bzw. optischen Gründen sind die Dämmschichten <strong>der</strong> beiden Haushälften im Bereich <strong>der</strong> Dachflächen<br />

weitgehend identisch. Eine weitere Erhöhung <strong>der</strong> Dämmschichtstärken im „<strong>EnSan</strong>“-Teil hätte zu einem höheren<br />

konstruktiven Aufwand im Bereich des Versatzes und zu einer von außen wahrnehmbaren Höhendifferenz<br />

in <strong>der</strong> Dachfläche geführt. Zudem waren die dämmtechnischen Anfor<strong>der</strong>ungen des „Hamburger Standards“ mit<br />

U max<br />

= 0,20 W/(m²K) bereits relativ hoch.<br />

In beiden Gebäudeteilen erhielten die Flächen des Mandarddaches 2 x 140 mm starke Wärmedämmschichten aus<br />

Mineralwolle zwischen den Altsparren und den Sparren-Aufdoppelungen.<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzept 41


Vergleich <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong>shälften, Opake Bauteile<br />

1. Bestand 2. HH-Standard 3. <strong>EnSan</strong><br />

Lfd.Nr. Gescho Seite Bauteil-Bezeichnung Fläche U-Wert Fläche U-Wert Verbesserung<br />

Fläche U-Wert Verbesserung<br />

m² W/(m²K) m² W/(m²K)<br />

m² W/(m²K)<br />

Decken unten gegen Außenluft<br />

23 EG/1.OG Erkerunterseite 1,71 1,003 1,71 0,907 10% 1,71 0,907 10%<br />

Kellerdecke zum unbeh. Keller mit Perimeterdämmung<br />

24 EG/KG W Decke (d=40cm) Laden /4 über KG 35,86 0,838 40,77 0,271 68% 40,77 0,177 79%<br />

25 EG/KG O/W Decke (d=20cm) Laden 2/3 über KG 77,74 1,076 80,37 0,271 75% 80,76 0,231 79%<br />

26 EG/KG O/W Kellerdecke zum Treppenhaus 9,93 3,302 9,93 3,479 -5% 9,93 0,387 88%<br />

27 EG/KG O/W Decke Treppe über Kellerabgang 4,29 2,311 4,29 0,367 84% 4,29 0,367 84%<br />

28 EG/KG W Decke Zugangsflur über Keller 6,85 3,302 6,85 0,437 87% 6,85 0,394 88%<br />

Decken zu unbeh. Räumen / Keller<br />

29 EG/KG O Decke unter Müllraum 6,05 0,438 6,05 0,395<br />

30 3.OG/DG S Oberste Geschossdecke (OGD) 49,17 0,902 51,72 0,208 77% 52,01 0,305 66%<br />

31 EG O Fußboden Laden 1 nicht unterkellert 54,66 0,857 48,42 0,343 60% 48,42 0,176 80%<br />

Mittlerer U-Wert Grund/Kellerdecken 1,193 0,463 61% 0,228 81%<br />

Summe Flächen aller opaken Bauteile / Mittlerer U-Wert 975,31 1,383 900,39 0,440 68% 905,62 0,263 81%<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D&R<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzept II.4<br />

Opake Bauteile – Grund- und Kellerdecken<br />

Die Dämmung <strong>der</strong> Kellerdecken bzw. Decken über dem nicht unterkellerten Bereich wurde gegenüber dem Bestand<br />

um 68 % („HH-Standard“) bzw. 81 % („<strong>EnSan</strong>-Standard“) verbessert. Dies war räumlich-konstruktiv möglich,<br />

weil die Decken<br />

- entwe<strong>der</strong> bereits eine relativ große Aufbaustärke hatten, die nach Ersatz <strong>der</strong> nicht tragenden Altstoffe durch<br />

Wärmedämm- und Tragschichten über Dämmschichtdicken von bis zu 210 mm verfügten<br />

- o<strong>der</strong> über dem nicht unterkellerten Bereich vollständig ersetzt wurden.<br />

Hier waren nach Ausbau des Altmaterials und Auskoffern des darunter liegenden Schutts bzw. Erdreichs ebenfalls<br />

wirksame Dämmschichtdicken von bis zu 210 mm vorgesehen. Diese Dämmschichten liegen in den Läden<br />

1 bzw. 4 auf <strong>der</strong> Tragschicht.<br />

In den Bereichen, in denen keine ausreichende Dämmschicht oberhalb <strong>der</strong> Tragschicht platziert werden konnte<br />

(Laden 2 bzw. 3), wurden zusätzlich unterseitig Dämmschichten aus Polystyrol mit bis zu 65 mm Stärke und beidseitiger<br />

Kaschierung mit 5 mm Holzwolleleichtbauplatten eingebaut. Dadurch ergibt sich in diesen Bereichen eine<br />

maximale Dämmschichtdicke von 150 mm, bei Wärmeleitwerten zwischen 0,035 und 0,040 W/mK.<br />

An Kellerdecken, an denen die Wärmedämmschicht zusätzlich unterseitig angebracht wurde, wurde im „<strong>EnSan</strong>“-<br />

Teil oben an den anschließenden Innen- und Außenwänden eine 50 cm hohe und 100 mm dicke Dämmschürze<br />

angebracht, um die Wärmebrückenwirkung dieser Wände zu min<strong>der</strong>n.<br />

42 <strong>Sanierung</strong>skonzept


Vergleich <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong>shälften<br />

1. Bestand 2. HH-Standard 3. <strong>EnSan</strong><br />

Lfd.Nr. Gescho Seite Bauteil-Bezeichnung Fläche U-Wert Fläche U-Wert Verbesserung<br />

Fläche U-Wert Verbesserung<br />

m² W/(m²K) m² W/(m²K)<br />

m² W/(m²K)<br />

Transparente Bauteile<br />

1 EG-Ost 16,47 5,200 16,47 1,500 71% 16,47 1,300 75%<br />

2 EG-West 26,75 5,200 26,75 1,500 71% 26,75 1,300 75%<br />

3 EG-Nord 13,88 5,200 10,56 1,500 71% 10,56 1,300 75%<br />

4 1.-3.OG-Ost 38,47 5,200 38,47 1,500 71% 38,47 1,300 75%<br />

5 1.-3.OG-West 51,10 2,600 51,10 1,500 42% 51,10 1,300 50%<br />

6 DG-Ost 16,53 5,200 4,59 1,500 71% 4,59 1,300 75%<br />

7 DG-West 4,59 5,200 8,98 1,500 71% 8,98 1,300 75%<br />

1,94 2,600<br />

Summe Fläche transparente Bauteile / Mittlerer U-Wert 169,72 4,388 156,91 1,500 66% 156,91 1,300 70%<br />

Summe Fläche / mittlerer U-Wert aller Bauteile 1.145,03 1,829 1.057,30 0,597 67% 1.062,54 0,416 77%<br />

Gesamt-Volumen 2.869,45 m³ 3.010,79 m³ 3.038,30 m³<br />

Verhältnis A/V = Kompaktheit 0,40 1/m 0,35 1/m 12% 0,35 1/m 12%<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D&R<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzept II.5<br />

Transparente Bauteile / Flächen- und Volumen-Gesamtsummen<br />

Fenster<br />

Der Wärmedurchgangskoeffizient <strong>der</strong> Fenster des „<strong>EnSan</strong>“-Teils beträgt maximal U w max<br />

= 1,3 W/(m²K), gegenüber<br />

U w max<br />

= 1,5 W/(m²K) im „HH-Standard“-Teil. Die gleichzeitige Erfüllung von Schallschutzanfor<strong>der</strong>ungen an den<br />

straßenseitigen Fenstern wirkte sich erheblich kostensteigernd aus.<br />

Flächen- und Volumen-Gesamtsummen<br />

Die Flächen- und Volumendifferenzen zwischen Bestand und Mo<strong>der</strong>nisierung resultieren im Wesentlichen aus <strong>der</strong><br />

Umnutzung <strong>der</strong> Lichtschächte an den Treppenhäusern zu Bä<strong>der</strong>n bzw. zum Müllraum, so dass weniger Hüllfläche<br />

und mehr Volumen entstand. Nach <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> fließen zusätzlich die neuen Gauben zur Straßenseite und die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> beiden Wohnungen im Dachgeschoss in das Volumen ein.<br />

Durch unterschiedliche Dämmstärken ergibt sich ebenfalls eine Volumendifferenz zwischen den beiden <strong>Sanierung</strong>shälften,<br />

da die Flächen jeweils bis zur Außenkante <strong>der</strong> Wärmedämmung einbezogen wurden.<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzept 43


Abschnitt B: Konzeption<br />

II Balkenkopf-AG<br />

Balkenkopfsanierung – bekannte Lösungen<br />

Balkenkopfinstandsetzung<br />

mit Zwickauer Balkenschuh<br />

aus Stahlprofilen<br />

Weimarer Korbaufhängung,<br />

Aufhängekonstruktion im<br />

Fußbereich befestigt<br />

Quelle: TUHH<br />

Balkenkopf AG II.01<br />

Aufgabenstellung Bautechnik und Balkenköpfe<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite, dem Gebäudeteil Kleine Freiheit 50–52 („Hamburger-Standard“),<br />

blieb die Straßenfassade ungedämmt. Die Holzbalkenköpfe<br />

wurden, wenn möglich, erhalten. Hier galt es, eine<br />

konstruktive Minimierung <strong>der</strong> Holzfeuchte im Balkenauflagerbereich<br />

über die Entwicklung einer kostengünstigen, einfachen, robusten<br />

und übertragbaren Lösung zu erarbeiten.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite, dem Gebäudeteil Kleine Freiheit 46–48<br />

(„<strong>EnSan</strong>-Standard“), wurde eine thermische Optimierung vorgenommen.<br />

Die stuckverzierte Straßenfassade wurde über die Innendämmung<br />

thermisch aufgewertet, wobei eine Gefährdung <strong>der</strong><br />

<strong>Bausubstanz</strong> vermieden wurde. Zur Verhin<strong>der</strong>ung von Schimmelpilzbildung<br />

an Wandoberflächen wurden Wärmebrücken untersucht.<br />

Für die Holzbalkenköpfe ist eine thermisch und hygrisch entkoppelte<br />

Lösung entwickelt worden.<br />

Die Arbeitsgruppe (AG) Balkenkopf<br />

besteht aus (in alphabetischer Reihenfolge):<br />

Herrn Dittert, Frau Dürr, Herrn Eichhorn,<br />

Frau Wessel, Herrn Holle, Herrn Rohde,<br />

Herrn Schünemann; als Konsultant Herrn<br />

Peper.<br />

Ziel<br />

Entwicklung effektiver, wie<strong>der</strong>verwendungsfähiger<br />

Lösungen für die <strong>Sanierung</strong><br />

<strong>der</strong> Balkenköpfe <strong>der</strong> Holzbalkendecken<br />

bei thermischer und hygrischer<br />

Entkopplung<br />

Untersuchungen / Recherchen<br />

Im Rahmen einer systematischen Lösungssuche zur Variantenentwicklung<br />

und -bewertung wurden Literaturrecherchen, Diskussionen<br />

/ Brainstorming in <strong>der</strong> Arbeitsgruppe, Bau von Modellen,<br />

Berechnungen und Tests <strong>der</strong> Handhabung durchgeführt, Einzelbeiträge<br />

von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> AG berücksichtigt sowie Fachbereiche<br />

und Bauausführende konsultiert.<br />

Ergebnis:<br />

Eine Kraftübertragung durch eine Stahlkonstruktion war zwingend<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Dabei waren die Bedingungen <strong>der</strong> Entkoppelung einzuhalten,<br />

z. B. durch eine Ummantelung.<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen und<br />

Grafiken sind im Anhang des Berichts in<br />

größerem Format dargestellt o<strong>der</strong> mit<br />

ergänzendem / vertiefendem Material<br />

versehen.<br />

44 Balkenkopf-AG


Feuchteverteilung am Balkenkopf<br />

relative Feuchteverteilung am Balkenkopf<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Begleitforschung II.06<br />

Simulation hygrothermischer Prozesse<br />

Zur Simulation <strong>der</strong> hygrothermischen Prozesse im Außenmauerwerk wurde das Programm „DELPHIN“ des Bauklimatischen<br />

Instituts <strong>der</strong> TU Dresden verwendet (http://www.bauklimatik-dresden.de/delphin_totocom/index.<br />

html).<br />

DELPHIN ist ein bauphysikalisches Simulationsprogramm, das – unter Verwendung des Modells gekoppelten Wärme-,<br />

Feuchte-, Salz- und Lufttransports in kapillarporösen Baustoffen – folgende baukonstruktiv relevanten Vorgänge<br />

numerisch analysieren kann:<br />

- Wärme- und Energietransport durch Bauteile / Konstruktionsdetails<br />

- Feuchtetransport sowie Wasseranreicherung in Konstruktionen zum Nachweis <strong>der</strong> Dauerhaftigkeit<br />

(Vermeidung von Feuchteschäden etc.).<br />

Zweck des Programmeinsatzes war es, über Modellrechnungen zu Feuchte- und Wärmetransportprozessen quantitative<br />

Aussagen zum hygrothermischen Verhalten von Bauteilen unter natürlichen Klimabedingungen zu treffen<br />

(siehe Diagramm oben: Balkenkopf).<br />

Balkenkopf-AG 45


Messung Luftspalt<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Begleitforschung II.07<br />

Begleitforschung zur Balkenkopf-Problematik<br />

Begleitend wurden folgende Versuche durchgeführt:<br />

- diffusive Wasseraufnahme und -verteilung in natürlich getrocknetem Holz unter stationären Randbedingungen,<br />

die in <strong>der</strong> Einbausituation temporär vorzufinden sind (siehe Abbildung „Feuchteverteilung...“ auf <strong>der</strong> vorherigen<br />

Seite)<br />

- Untersuchung des konvektiv bedingten, hygrothermischen Verhaltens des in <strong>der</strong> Einbausituation befindlichen<br />

Luftspaltes zwischen <strong>der</strong> Stirnseite des Holzbalkens und dem Außenmauerwerk (siehe Bil<strong>der</strong> oben).<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die konstruktive Lösung<br />

Es war ein Bedingungsgefüge mit folgenden Komponenten vorhanden:<br />

a) statische Anfor<strong>der</strong>ungen: Sicherung <strong>der</strong> Tragfunktion / sichere Lastübertragung für alle Beanspruchungen<br />

(Druck, Zug, Torsion ...)<br />

b) bauphysikalische Anfor<strong>der</strong>ungen bezüglich Wärmedämmung, Feuchtigkeitsschutz, Schallschutz, Brandschutz<br />

c) Anfor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Fertigung / den Arbeitsprozessen / <strong>der</strong> Baustellentechnologie:<br />

- Anpassungsfähigkeit an verschiedene Einbausituationen bezüglich Länge und Breite<br />

- Auflagermöglichkeiten / Befestigungsmöglichkeiten für Fußboden- Dielen, Deckeneinschub und untere<br />

Deckenschalung<br />

- leichter Einbau, robuste Handhabung<br />

d) Wirtschaftlichkeit:<br />

- Preisvergleiche (siehe CFK, GFK)<br />

- Beständigkeit<br />

- serielle Herstellbarkeit<br />

- breites Anwendungsspektrum.<br />

46 Balkenkopf-AG


Balkenkopfsanierung – Lösungsstand<br />

Quelle: TUHH<br />

Balkenkopf AG II.04<br />

Lösung: Balkenkopf-Ersatz durch Stahlschwert<br />

Unter Beachtung <strong>der</strong> genannten Bedingungen wurden zunächst verschiedene Zwischenstände für die Balkenkopf-<br />

Konstruktion entwickelt und verfolgt, von denen eine letztlich weiterentwickelt wurde. Diese sah das Abschneiden<br />

und senkrechte Schlitzen von statisch notwendigen Teilen des Deckenbalkens und das anschließende Einlegen<br />

eines Flachstahlschwertes vor. Eine senkrecht zum Schwert sitzende Stahlplatte trägt die vertikalen Kräfte auf das<br />

Mauerwerk ab. Zur thermischen Entkopplung wurde ein hoch druckfester Dämmstoff zwischengelegt.<br />

Das zunächst als Problem angesehene passgenaue Erstellen von Bohrlöchern in Schwert und Balken für den statischen<br />

Nachweis von Stabdübeln konnte mit Hilfe einer Schablone behoben werden. Die Entwicklung einer „Kombinationsschablone“<br />

erlaubte sowohl die schlitzende Säge / Fräse als auch die Bohrer für die Stabdübel passgenau<br />

zu führen.<br />

Für die thermische Entkopplung des Stahlschwertes wurde eine Dämmstoff-Kompaktlösung gefunden, die als<br />

Fertigteil auf die Baustelle geliefert werden konnte. Das gedämmte Stahlschwert wurde nach <strong>der</strong> Ausrichtung mit<br />

Fließmörtel vergossen, um den Kraftschluss zum Mauerwerk herzustellen. Das Außenmauerwerk wurde im Bereich<br />

seitlich und oberhalb des Dämmstoffklotzes beigemauert und einschlussfrei vergossen. Der Dämmklotz wurde<br />

luftdicht an die Kalziumsilikat-Ebene angeschlossen.<br />

Die Materialdetails sowie <strong>der</strong> Einbau von drei Prototypen werden im Folgenden beschrieben.<br />

Balkenkopf-AG 47


Balkenkopf-Dämmklotz<br />

Untersuchung zweier Materialien: Schaumglas und XPS<br />

9<br />

Wassermasse im Außenmauerwerk (Fläche: 0.61m²) nach Verguss des<br />

Balkenkopfauflagers<br />

Dämmklotz: Schaum-Glas; Verguss: Kalkzementmörtel Dämmklotz: XPS; Verguss: Kalkzementmörtel Dämmklotz: XPS; Verfüllung: Perlite<br />

8,5<br />

8<br />

Wassermasse [kg]<br />

7,5<br />

7<br />

6,5<br />

6<br />

5,5<br />

5<br />

0 1 Zeit [a]<br />

2 3<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Balkenkopf-AG III.2<br />

Der Dämmklotz und die Verfüllung des Hohlraums<br />

zwischen Dämmklotz und Mauerwerk<br />

Für den Dämmklotz kamen nur wenige Dämmmaterialien in Frage, da einerseits eine hohe Druckfestigkeit im<br />

Auflagerbereich des Stahlschwertes benötigt und an<strong>der</strong>erseits eine geringe Wärmeleitfähigkeit angestrebt wurde.<br />

Der Dämmklotz sollte in sich luftdicht hergestellt werden; das bedeutete, dass bei einem aus mehreren Teilen zusammengesetzten<br />

Dämmklotz die Fugen verklebt bzw. abgedichtet werden mussten. Um den Dämmklotz von einer<br />

Firma fertigen lassen zu können und keine Materialunterschiede innerhalb des Dämmklotzes zu haben, wurde<br />

entschieden, auch in Bereichen ohne erhöhte statische Belastung auf das gleiche Material zurückzugreifen. Dämmstoffe<br />

auf Basis von gemahlenem und verdichtetem PUR, extrudiertem Polystyrol und Schaumglas wurden in die<br />

Überlegungen mit einbezogen.<br />

Für die Verfüllung des Hohlraums zwischen Dämmklotz und Mauerwerk boten sich zwei Modelle an:<br />

- eine „trockene“ Verfüllung mit einer Schüttung (z. B. Perlite) und<br />

- ein „klassischer“ Verguss aus kalk- bzw. zementhaltigem Mörtel.<br />

Gegen den großen Vorteil <strong>der</strong> „trockenen“ Verfüllung, keine zusätzliche Feuchte in das vorhandene Mauerwerk<br />

einzubringen, stand jedoch die praktische Umsetzung auf dem Bau. So wurde entschieden, die Hohlräume zwischen<br />

Dämmklotz und Mauerwerk mit einem Vergussmörtel zu schließen.<br />

Es wurde darauf hingewiesen, dass <strong>der</strong> Verguss viel Feuchte in das Außenmauerwerk einträgt und somit ein Abtrocknen<br />

<strong>der</strong> Wand mittels günstiger Randbedingungen (warme, trockene Umgebung / großer Luftaustausch)<br />

geför<strong>der</strong>t werden sollte. Als günstig wird das Einbringen des Vergusses im Frühjahr (April / Mai) eingeschätzt, so<br />

dass die gesamte Trocknungsperiode des Sommers genutzt werden kann.<br />

Die oben dargestellte Grafik zeigt, dass bei einer Ausführung des Dämmklotzes aus XPS die Austrocknung <strong>der</strong><br />

Außenwand nach Verguss und bei angenommener Wohnnutzung schneller voranschreitet, als bei <strong>der</strong> Erstellung<br />

des Dämmklotzes aus Schaumglas.<br />

48 Balkenkopf-AG


Einbau <strong>der</strong> Balkenkopf-Prototypen 1<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Balkenkopf-AG III.3<br />

Einbau <strong>der</strong> Balkenkopf-Prototypen 2<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Balkenkopf-AG III.4<br />

Einbau dreier Prototypen<br />

Drei Prototypen des Balkenkopfes wurden inklusive ca. 5 m² Kalziumsilikatdämmung in den ersten Oktoberwochen<br />

2004 eingebaut. Aufgrund eines exakt beschriebenen Arbeitsablaufes und des Hinzuziehens <strong>der</strong> einbauenden<br />

Firma in <strong>der</strong> Planungsphase gab es nur geringfügige Probleme in <strong>der</strong> Ausführung.<br />

Balkenkopf-AG 49


Einbau Wärmestromplatte<br />

Einbausituation <strong>der</strong><br />

Wärmestromplatte an<br />

<strong>der</strong> ungedämmten,<br />

straßenseitigen<br />

Außenwand<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Balkenkopf-AG III.1<br />

Beurteilung <strong>der</strong> eingebauten Balkenkopf-Prototypen anhand von Messungen an Außenwand<br />

und Balkenkopf<br />

Im Januar 2005 wurden zwei Wärmestromplatten in die Außenwände eingebaut und für 50 Tage vorgehalten. Hier<br />

wurde einerseits <strong>der</strong> Wärmestrom durch den ungedämmten Regelquerschnitt und an<strong>der</strong>erseits durch den innen<br />

gedämmten Regelquerschnitt <strong>der</strong> straßenseitigen Außenwand gemessen. Parallel dazu wurden außen wie innen<br />

Oberflächentemperaturen sowohl <strong>der</strong> Außenwand als auch <strong>der</strong> einbindenden Balken bzw. Balkenkopfprothesen<br />

messtechnisch erfasst.<br />

Aus den am ungedämmten Regelquerschnitt <strong>der</strong> Außenwand erfassten Daten konnten Rückschlüsse auf die<br />

z. T. nur angenommenen Materialdaten mit Hilfe von Vergleichssimulationen, unter Zuhilfenahme <strong>der</strong> gemessenen<br />

Randbedingungen, gezogen werden. Es wurden die aus Materialdatenbanken zusammengesuchten Wärmedurchgangskoeffizienten<br />

<strong>der</strong> einzelnen Materialien bei Annahme gängiger Wärmeübergangskoeffizienten<br />

(α e<br />

=25 W/m²K; α i<br />

=8 W/m²K) bestätigt. Der Wärmedurchgangskoeffizient <strong>der</strong> Kalziumsilikatplatte entsprach dem<br />

Wert, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> produzierenden Firma angegeben wurde. Während die ungedämmte Wand einen Temperaturfaktor<br />

von f Rsi<br />

=0,77 [-] aufwies, konnte bei <strong>der</strong> innen gedämmten Wand ein Temperaturfaktor von f Rsi<br />

=0,89 [-]<br />

sowohl messtechnisch als auch in <strong>der</strong> Simulation nachgewiesen werden.<br />

Am Diagramm zur Messung des Wärmestroms konnte zunächst eindeutig abgelesen werden, dass <strong>der</strong> Wärmestrom<br />

durch die ungedämmte Außenwand, wie zu erwarten war, deutlich höher war als <strong>der</strong> Wärmestrom durch<br />

die gedämmte Wand.<br />

Zudem war eine gute Übereinstimmung <strong>der</strong> an <strong>der</strong> ungedämmten Wand gemessenen und <strong>der</strong> mit DELPHIN simulierten<br />

Werte zu erkennen. Bei dieser Wand konnte bereits auf eine Reihe von Messdaten zurückgegriffen werden,<br />

die eine genaue Einschätzung des hygrothermischen Zustands <strong>der</strong> Wandfläche zu Beginn <strong>der</strong> Erfassung des Wärmestroms<br />

ermöglichten. Die erst kurz vor dem Aufbringen <strong>der</strong> Wärmestromplatten innen gedämmte Wand hingegen<br />

wurde einerseits vor <strong>der</strong> Wärmestrommessung messtechnisch gar nicht erfasst und an<strong>der</strong>erseits durch das<br />

Vergießen <strong>der</strong> Balkenkopfprothesen und das Aufbringen frischen Putzes einer schlecht abzuschätzenden Menge<br />

Feuchte ausgesetzt. Das führte dazu, dass die in <strong>der</strong> Simulation angenommene Feuchteverteilung und Feuchtemenge<br />

sich aufgrund <strong>der</strong> realistischen Randbedingungen erst einmal einpendeln musste. Nach einer Laufzeit von<br />

10 bis 20 Tagen war eine Annäherung <strong>der</strong> gemessenen und <strong>der</strong> simulierten Kurven deutlich ablesbar.<br />

50 Balkenkopf-AG


Wärmestrom-Messung<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Balkenkopf-AG III.2<br />

Oberflächentemperaturen<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Balkenkopf-AG III.3<br />

Auf Grundlage dieser Daten konnten Simulationsmodelle <strong>der</strong> Prototypen in DELPHIN aufgestellt und anhand <strong>der</strong><br />

gemessenen Oberflächentemperaturen an Außenwand, Innenwand und Stahlschwert aus thermischer Sicht validiert<br />

werden.<br />

Das dargestellte Diagramm ist ein Beispiel einer Simulation von Oberflächentemperaturen. Die simulierten<br />

Oberflächentemperaturen bilden grundlegend die gemessenen Temperaturen ab.<br />

Balkenkopf-AG 51


Temperaturverteilungen im Balkenkopf<br />

unsaniert<br />

saniert<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Balkenkopf-AG III.4<br />

Die validierten Simulationsmodelle wurden zur Ermittlung des Wärmebrückenverlustkoeffizienten unter normierten,<br />

stationären Randbedingungen herangezogen.<br />

Auf dem dargestellten Bild des sanierten Balkenkopfes ist die Temperaturverteilung (wie eingebaut) unter normierten,<br />

stationären Randbedingungen zur Ermittlung des punktförmigen Wärmebrückenverlustkoeffizienten<br />

(Ξ =0,023 W/K) dargestellt.<br />

Auf dem Bild des unsanierten Balkenkopfs ist die Temperaturverteilung bei innengedämmter Außenwand<br />

(Ξ =0,11 W/mK) dargestellt. Bei dieser Variante ist jedoch anzumerken, dass die Annahme <strong>der</strong> Materialeigenschaften<br />

für die „stehenden Luftschichten“, die in den verwendeten Simulationsmodellen auf Grund <strong>der</strong> auftretenden<br />

Konvektion nicht simulierbar sind, einen gravierenden Einfluss auf den o. g. Ξ-Wert haben.<br />

Es liegt also bei dem sanierten Balkenkopf ein Wärmebrückenverlustkoeffizient von Ξ =0,023 W/K vor. Eine noch<br />

größere thermische Optimierung <strong>der</strong> Situation ist unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Kostensituation kaum möglich. Aus<br />

feuchtetechnischer Sicht wurde mit dem sanierten Balkenkopf allerdings eine gänzlich optimale Lösung vorgelegt:<br />

Das Holz <strong>der</strong> Balken befindet sich im Innenraum des Hauses und ist somit we<strong>der</strong> diffusiver, noch fehlerhaft von<br />

außen eindringen<strong>der</strong> Feuchte ausgesetzt. Eine feuchtebedingte Schädigung des Holzes kann also nur noch durch<br />

interne Feuchtequellen ausgelöst werden.<br />

52 Balkenkopf-AG


Abschnitt B: Konzeption<br />

III <strong>Sanierung</strong>skonzept Haustechnik und Energiebedarf<br />

Maßnahmenübersicht Haustechnik<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik und Energie IV.1<br />

Integrativer Planungsansatz<br />

Die <strong>Sanierung</strong>splanung integrativ im Projektteam zu besprechen<br />

war für den Zeit- und Kostenrahmen sowie für die Qualität des Projekts<br />

vorteilhaft, weil Lösungsansätze direkt diskutiert und entwickelt<br />

werden konnten.<br />

Die integrativen Planungsschritte bei Haustechnik und Energiebedarf<br />

waren wie folgt aufgebaut:<br />

a) Vorstellung <strong>der</strong> Entwurfsplanung(en) unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> <strong>EnSan</strong>-Anfor<strong>der</strong>ungen; Erläuterung und Klärung <strong>der</strong> grundsätzlich<br />

möglichen Systeme<br />

b) Skizzierung von Leitungsführungen, Platzanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

technischen Systeme; Kosten- / Nutzen-Überlegungen<br />

c) Kontinuierliche Einarbeitung <strong>der</strong> Planungsergebnisse, Verfeinerung<br />

<strong>der</strong> Randbedingungen, Klärung genehmigungsrechtlicher<br />

Zusammenhänge<br />

d) Fertigstellung <strong>der</strong> Planung bis zur ausführungsreifen Lösung<br />

Haustechnik<br />

innovaTec Energiesysteme GmbH<br />

Ing.-Büro für Technische Gebäudeausrüstung<br />

und Energiekonzepte, Ahnatal<br />

Dipl.-Ing. Joachim Otte<br />

Die Darstellungen <strong>der</strong> „Maßnahmenübersicht Haustechnik“, die in<br />

<strong>der</strong> obigen und <strong>der</strong> folgenden Abbildung zu sehen sind, sind exemplarische<br />

Ergebnisse des beschriebenen Prozesses.<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen, Grafiken<br />

und Hinweise sind im Anhang des<br />

Berichts entwe<strong>der</strong> in größerem Format<br />

dargestellt o<strong>der</strong> mit ergänzendem / vertiefendem<br />

Material versehen.<br />

Haustechnik und Energie 53


Maßnahmenübersicht Haustechnik<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik und Energie IV.2<br />

Haustechnisches Konzept<br />

Das Konzept für die technische Ausstattung des „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteils war in seinen Schwerpunkten bereits für<br />

den Forschungsantrag entwickelt worden. Die Einbindung, Anpassung und Auswahl <strong>der</strong> konzeptionellen Möglichkeiten<br />

in das vorhandene Gebäude erfolgten im Rahmen <strong>der</strong> Entwurfsplanung.<br />

54 Haustechnik und Energie


Haustechnisches Konzept<br />

Bereich<br />

Wärmeverteilung:<br />

Wärmerückgewinnung:<br />

Wärmebereitstellung:<br />

Regenerative Energie:<br />

„<strong>EnSan</strong>-Standard“<br />

Heizungsnetz:<br />

Anpassung des Heizungsrohrnetzes an den vermin<strong>der</strong>ten Wärmebedarf (Verringerung <strong>der</strong><br />

Transmissionswärmeverluste aufgrund erhöhter Wärmedämmung <strong>der</strong> Hüllflächen sowie Minimierung <strong>der</strong><br />

Lüftungswärmeverluste aufgrund geregelter Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung),<br />

stromeffiziente Auslegung, Verbesserung <strong>der</strong> Bedienbarkeit durch elektronischen Wohnungsthermostat.<br />

Heizflächenauslegung:<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Heizflächen aufgrund geringeren Wärmebedarfs (s. o.) und Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Wärmeverluste auf den Rohrleitungstrassen aufgrund erhöhter Rohrwärmedämmung.<br />

Geregelte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung:<br />

Jede ENSAN-Wohnung erhält die Möglichkeit, per wohnungsweise geplantem Lüftungsgerät mit<br />

hocheffizienter Wärmerückgewinnung die Luftwechselrate je<strong>der</strong>zeit selbst zu wählen.<br />

Heizungs-Pufferspeicher mit Frischwassersystem:<br />

In <strong>der</strong> Heizzentrale wird zur Pufferung des erfor<strong>der</strong>lichen Wärmeleistungsbedarfs <strong>der</strong><br />

Trinkwarmwasserbereitstellung ein Pufferspeicher verwendet. Dieser ist mit Heizungswasser gefüllt.<br />

Die Trinkwarmwasserbereitung erfolgt über einen leistungsstarken Gegenstrom-Plattenwärmetauscher<br />

(Frischwassersystem).<br />

Diese wasserhygienisch ideale Lösung bietet den Vorteil, an<strong>der</strong>e Wärmeerzeuger über den, auch als<br />

hydraulische Weiche fungierenden, Pufferspeicher in die Wärmeversorgung integrieren zu können<br />

(z. B. eine thermische Solaranlage).<br />

Thermische Solaranlage:<br />

Die Einbindung einer thermischen Solaranlage in die Wärmeversorgung wurde planerisch vorbereitet. Die<br />

Anlage hat ca. 30 m 2 Kollektorfläche in Verbindung mit einer Speichergröße von zusammen ca. 3.000 l<br />

(Heizungs-) Wasser.<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik und Energie IV.3<br />

Haustechnische Alternativen<br />

Mit <strong>der</strong> Konkretisierung <strong>der</strong> Planung wurden auch mögliche haustechnische Alternativen wie folgt entschieden:<br />

- Fernwärme- o<strong>der</strong> Erdgasanschluss:<br />

Entscheidung wegen <strong>der</strong> günstigeren jährlichen Betriebskosten für einen Erdgasanschluss.<br />

- BHKW-Einbindung in die Wärmeversorgung:<br />

Aufgrund <strong>der</strong> nicht wirtschaftlichen Betriebsbedingungen bei Volleinspeisung <strong>der</strong> elektrischen Energie in das<br />

öffentliche Stromnetz wurde auf diese Lösung verzichtet. Der Bauherr wollte auch nicht als Stromlieferant gegenüber<br />

seinen Mietern agieren.<br />

- Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung:<br />

Aufgrund fehlen<strong>der</strong> Platz- bzw. Raumverhältnisse im Gebäude war eine zentrale bzw. semizentrale Lüftungslösung<br />

nicht bzw. nur mit hohen Mehrkosten realisierbar. An<strong>der</strong>erseits ließ sich die dezentrale Lüftungstechnik<br />

bei den gegebenen Grundrissen sehr gut integrieren.<br />

Die Lage <strong>der</strong> Abstellräume jeweils an Außenwänden neben <strong>der</strong> Küche (1.–3. OG) bot die Möglichkeit, die Lüftungsgeräte<br />

mit kurzen Anschlusslängen bei Frisch- und Fortluft energieeffizient zu versorgen. Durch die Wahl<br />

geeigneter Ansaug- und Ausblasventile konnte die Gefahr von Lüftungskurzschlüssen zwischen Frisch- und<br />

Fortluft sowohl wohnungsweise als auch zwischen verschiedenen Wohnungen ausgeschlossen werden.<br />

Lediglich bei den neu ausgebauten Dachgeschosswohnungen wurde das Lüftungsgerät im Bad bzw. dessen<br />

Vorraum platziert, mit kurzen Anschlüssen für Frisch- und Fortluft über Dach.<br />

- Leitungsführung <strong>der</strong> Heizleitungen innerhalb <strong>der</strong> vorhandenen Holzdecken:<br />

Aufgrund schallschutztechnischer Bedenken (Gefahr von Geräuschübertragungen bei wärmeausdehnungsbedingten<br />

Längenän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Heizungsrohrleitungen) wurden keine Heizleitungen innerhalb <strong>der</strong> existierenden<br />

Hohlräume <strong>der</strong> Geschossdecken verlegt.<br />

Zudem galt für die Geschossdecken hinsichtlich <strong>der</strong> Brandschutzklassifizierung Bestandsschutz; durch Eingriffe<br />

in den Deckenaufbau bzw. die Einbringung von „Fremdmaterialien“ hätte die Bestandsregel hinfällig werden<br />

können.<br />

Die gewählten haustechnischen Lösungen ermöglichten trotz <strong>der</strong> Erweiterung um eine komplette Sparte (geregelte<br />

Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung) eine schlanke Installation. Die Einbindung <strong>der</strong> Handwerksbetriebe<br />

in die Baumaßnahme konnte nach einer detaillierten Einweisungsbesprechung erfolgreich verlaufen, da bekannte<br />

Installationspraktiken bei verbesserter Ausstattungsqualität beibehalten werden konnten.<br />

Haustechnik und Energie 55


Konzept Heizzentrale (Planausschnitt)<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik und Energie IV.5<br />

Haustechnik-Entwurfsplanung im Detail: Wärmeversorgung und TWW-Bereitung<br />

Wärmeversorgung:<br />

- über Gas-Brennwertkessel im Heizungsraum im KG, Pufferspeicher als hydraulische Weiche und Leistungspuffer<br />

für TWW-Bereitung<br />

- Pufferspeicher: Minimum 800 Liter; die genaue Auslegung war abhängig von <strong>der</strong> Solarthermie-Nutzung<br />

> räumliche Voraussetzung: Türbreite Technikraum: lichtes Maß ≥ 90 cm.<br />

> bei Solarthermie-Nutzung: empfohlene Türbreite: lichtes Maß ≥ 115 cm.<br />

- Die Abgasführung wurde mit dem Schornsteinfegermeister abgestimmt; sie wurde im Flur KG in den Schornstein<br />

geführt, F90-Verkleidung.<br />

- je Gebäudeteil ein Heizkreis; Verbrauchsmessung über Wärmemengenzähler (messtechn. Vorgabe <strong>der</strong> TUHH)<br />

- Ein Heizkreis für die TWW-Bereitung über Gegenstrom-Plattenwärmetauscher; Verbrauchserfassung primärseitig<br />

über Wärmemengenzähler (messtechnische Vorgabe durch die TUHH)<br />

- Steigleitungen Heizung in den ausgewiesenen Installationsschächten (je zwei pro Gebäudehälfte)<br />

- Verbrauchserfassung <strong>der</strong> Wohnungen gemäß Vorgabe <strong>der</strong> TUHH, elektronische Heizkostenverteiler für Heizkostenabrechnung<br />

gemäß Vorgabe Bauherr<br />

- Heizungsleitungen zur Heizkörper-Anbindung im 1.–3. OG + DG vorrangig innerhalb <strong>der</strong> Fußleisten verlegt; im<br />

Bereich <strong>der</strong> Straßenfassade vorrangig in Konstruktionsebene („<strong>EnSan</strong>“-Teil); im Standard-Gebäude auf Putz<br />

- Anbindung <strong>der</strong> Heizkörper im EG vorrangig in neuer Dämmlage des EG-Bodens, sofern nicht ausreichend<br />

Höhe vorhanden; Anschluss vom KG bzw. Verziehung auf Putz<br />

- Die Heizkörper wurden vorrangig im Bereich <strong>der</strong> Fensterbrüstungen platziert (Standard-Profil-Ventil-Heizkörper)<br />

Heizkörper in KG-Räumen waren nicht vorgesehen, ein Einbau erfolgte lediglich im KG Nr. 50 (Gewerbe).<br />

- Lüftungsgeräte im „<strong>EnSan</strong>“-Teil erhielten keine Nachheizung<br />

- Regelung <strong>der</strong> Wohnungstemperatur über konventionelle Thermostatköpfe (Heizkörper); im „<strong>EnSan</strong>“-Teil zusätzlich<br />

Wohnungsthermostate mit Nachtabsenkungsfunktion<br />

- Auslegung <strong>der</strong> hydraulischen Netze auf geringe Strömungsverluste und geringe elektrische Hilfsenergie<br />

Trinkwarmwasser(TWW)-Bereitung:<br />

- zentral über Plattenwärmetauscher als Frischwassersystem, mit Zirkulation<br />

- Primär- und Zirkulationspumpe getaktet<br />

- „<strong>EnSan</strong>“-Teil mit erhöhter Rohrdämmung gegenüber EnEV<br />

56 Haustechnik und Energie


Lüftungsplanung: Rohrleitungsverlauf<br />

Grundriss<br />

1./2. OG<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik und Energie IV.4<br />

Haustechnik-Entwurfsplanung im Detail: Lüftung<br />

- im „<strong>EnSan</strong>“-Teil geregelte Be- und Entlüftung mit hocheffektiver Wärmerückgewinnung<br />

- im Gebäudeteil „HH-Standard“ geregelte Entlüftung über dezentrale Einzellüfter in den fensterlosen WC /<br />

Bä<strong>der</strong>n (DIN 18017 T3)<br />

- Einsatz stromsparen<strong>der</strong> Ventilatoren<br />

- Luftmengen im „<strong>EnSan</strong>“-Teil stufenlos regulierbar, im „HH-Standard“-Teil zentral per Drehzahlregler wählbar<br />

- Lüftungsleitungen im „<strong>EnSan</strong>“-Teil im Flur in abgehängter Decke; lichte Höhe <strong>der</strong> abgehängten Decke ca.<br />

20 cm<br />

- im „<strong>EnSan</strong>“-Teil Aufstellung <strong>der</strong> Lüftungsgeräte wandhängend im Abstellraum, nahe <strong>der</strong> Außenwand; Führung<br />

<strong>der</strong> Frisch- und Fortluftleitung durch die Fassade; das Fenster im Abstellraum wurde zugemauert.<br />

- Ausnahme Wohnung im DG: Platzierung des Lüftungsgerätes im Vorraum des Bades, Trockenbauwand (GK-<br />

Stän<strong>der</strong>wand), Aufhängung des Lüftungsgerätes schallentkoppelt, Anschluss Fort- / Frischluft <strong>der</strong> DG-Lüftung<br />

über Dachhauben<br />

- Im „HH-Standard“-Gebäudeteil wurden Abluftventile mit Schalldämpfern in die Schachtwände integriert,<br />

keine abgehängten Decken erfor<strong>der</strong>lich; Ausnahme: Wohnung im DG.<br />

- Der Verlauf <strong>der</strong> Lüftung in den Läden musste später abgestimmt werden. Hier waren Ausdehnung und Höhe<br />

<strong>der</strong> abgehängten Deckenbereiche entscheidende Parameter, ebenso die Nutzungsausrichtung.<br />

- Eine gewerbliche Nutzung als Veranstaltungsort, Café o<strong>der</strong> Gaststätte war mit <strong>der</strong> projektierten Energiespar-<br />

Lüftung nicht möglich und nicht vorgesehen.<br />

- Im „HH-Standard“-Teil war im EG (Läden) nur für das fensterlose WC eine Lüftung vorgesehen. Fensterlose<br />

Lagerräume sollten in Lüftung einbezogen werden.<br />

- Stromverbrauchserfassung von Lüftungsgeräten gemäß Vorgaben <strong>der</strong> TUHH<br />

- Ein Brandschutz <strong>der</strong> Lüftung im „<strong>EnSan</strong>“-Teil war nicht erfor<strong>der</strong>lich, da sich alle Lüftungsgeräte innerhalb <strong>der</strong><br />

Wohnungen bzw. Läden befinden und keine Leitungen durch an<strong>der</strong>e Brandabschnitte geführt wurden.<br />

- Ein Brandschutz des „HH-Standard“-Gebäudeteils erfolgt mithilfe wartungsfreier Brandschutz-Deckenschotts<br />

in <strong>der</strong> Steigleitung im Installationsschacht sowie mit Kaltrauchsperren an den Abluft-Tellerventilen.<br />

Haustechnik und Energie 57


Haustechnik-Entwurfsplanung im Detail: Sanitär, Elektro, Solar<br />

Sanitär:<br />

- Schmutzwasser(SW)-Fallrohrleitungen in SML mit Conlit-Schalen (Brandschutz)<br />

- Neuinstallation SW- und Regenwasser(RW)-Sammelleitungen im KG als Hochsiel; Revisionsöffnungen beim<br />

Übergang von Fallrohren in horizontale Leitungen; dito vor Zusammenfassung als Mischwasserleitung; dito vor<br />

Durchgang Mischwasserleitung durch Kellerwand zum Siel<br />

- RW-Leitungen wurden außen an Vor<strong>der</strong>- und Rückfassade geführt, im KG schwitzwasserisoliert mit Mineralfaser<br />

und Alu-Kaschierung.<br />

Elektroinstallation:<br />

- Ausstattung gemäß Bauherrin – WK-Standard (WK: Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt)<br />

- Es wurde eine Satelliten-Antennenanlage für beide Gebäudeteile gewählt.<br />

Solarthermische Nutzung:<br />

- Auf den Dächern <strong>der</strong> beiden Gebäude standen ca. 130 m² als Bruttofläche für die Aufstellung von Kollektoren<br />

zur Verfügung. In Süd ausgerichtet, mit Unterkonstruktion, konnten darauf bis zu ca. 55 m² Kollektorfläche<br />

installiert werden. Es wurden 30 m² Kollektur-Aperturfläche ausgeführt.<br />

- Die erste Auslegung hätte ein Pufferspeichervolumen von ca. 4000 m³ erfor<strong>der</strong>t, für das im Bestand keine<br />

Platzmöglichkeiten gesehen wurde. Nach Abwägung aller Möglichkeiten wurden 2 x 1.000 l Pufferspeicher im<br />

Keller installiert.<br />

58 Haustechnik und Energie


Haustechnik-Ausführungsplanung: thermische Solaranlage<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Solaranlage hat sich in <strong>der</strong> Ausführungsplanung gegenüber <strong>der</strong> Ausschreibung inhaltlich nur<br />

marginal verän<strong>der</strong>t. Die Anlagenplanung wurde hinsichtlich <strong>der</strong> Aufstellflächen auf dem Dach konkretisiert und<br />

mit den statischen Belangen abgestimmt. Die Darstellung oben zeigt die Anordnung <strong>der</strong> Kollektoren. Zu beachten<br />

waren die erfor<strong>der</strong>lichen Mindestabstände, um eine gegenseitige Verschattung, auch an Wintertagen, mit niedrigem<br />

Sonnenstand auszuschließen. Desweiteren hatte die Platzierung Rücksicht zu nehmen auf die Dacheinbauten<br />

wie Rauch-Wärme-Abzüge (RWA) <strong>der</strong> Treppenhäuser und Positionen <strong>der</strong> Dachflächenfenster. Das Durchdringen<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gebäudemitte vertikal auskragenden Brandwand wurde wegen <strong>der</strong> geringen Leitungsdurchmesser ohne<br />

aufwändige Brandschutzmaßnahmen realisiert. Die Sicherung <strong>der</strong> Kollektorflächen gegen Windlasten erfolgte mit<br />

Schwerlast-Betonplatten am Boden des Kollektor-Aufstellrahmens. Die wasserführende Dachhaut wurde von <strong>der</strong><br />

Aufstän<strong>der</strong>ung nicht durchdrungen.<br />

Die Verrohrung <strong>der</strong> Kollektoren untereinan<strong>der</strong> erfolgte als Low-Flow-Anlage, bei <strong>der</strong> immer jeweils drei Kollektoren<br />

in Reihe geschaltet sind, d. h. die Solarflüssigkeit durchströmt zuerst Kollektor 1, dann Kollektor 2 und wird<br />

nach Durchströmen von Kollektor 3 wie<strong>der</strong> zum Pufferspeicher zurückgeführt. Auf diese Weise findet – ähnlich<br />

einer Batterie – in jedem Kollektor eine Temperaturhebung <strong>der</strong> Wärmeträgerflüssigkeit statt. Bei einer Kollektor-<br />

Absorberfläche von 2,5 m² teilen sich die 30 m² Gesamtfläche auf 4 Stränge zu je 7,5 m² auf. Die Transportleitung<br />

zwischen Heizzentrale und Dachfläche ist ein Leitungspaar (VL/RL), die Verrohrung auf dem Dach zu den einzelnen<br />

Kollektorfel<strong>der</strong>n erfolgte als hydraulisch ausgeglichenes Rohrsystem, z. B. nach Tichelmann (gleiche Rohrlängen).<br />

Es wurden 2 Pufferspeicher à 1.000 l Inhalt installiert, die jeweils parallel beschickt und entladen werden. Der obere<br />

Pufferspeicherbereich ist für die Trinkwarmwasserbereitung (TWW-Bereitung) per Plattenwärmetauscher (Frischwassersystem)<br />

reserviert. Die Solaranlage schichtet abhängig von <strong>der</strong> erreichten VL-Temperatur oben o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Mitte <strong>der</strong> Pufferspeicher ein. Für die TWW-Bereitung ergibt sich noch die Beson<strong>der</strong>heit, dass abhängig von den<br />

primärseitigen Rücklauftemperaturen (TWW-Bereitung o<strong>der</strong> reiner Zirkulationsbetrieb) ebenfalls mittig o<strong>der</strong> unten<br />

in den Pufferspeichern eingeschichtet wird.<br />

Haustecnik und Energie 59


Auszug aus <strong>der</strong> Messstellen-Matrix<br />

HH-Standard<br />

<strong>EnSan</strong><br />

Sparte<br />

Mess-System<br />

Gesamt<br />

46-52<br />

Gesamt<br />

Laden 1<br />

Laden 2<br />

W1<br />

W2<br />

W3<br />

W4<br />

W5<br />

W6<br />

W7<br />

Gesamt<br />

Laden 1<br />

Laden 2<br />

W1<br />

W2<br />

W3<br />

W4<br />

W5<br />

W6<br />

W7<br />

Summen<br />

Einheit<br />

Rückbau<br />

/ Umbau<br />

Zeile-Nr.<br />

Heizwärme 1<br />

Heizkostenverteiler (STEG) x x x x x x x x x x x x x x x x x x 9 WE 2<br />

Wärmemengenzähler (TUHH)<br />

mit Impuls-Ausgang x x x x x x 2 Stk. R 3<br />

TWW / Zirkulation 8<br />

Wasserzähler (TUHH), Impuls-A. x x 1 Stk. R 9<br />

Temperaturfühler TWW (TUHH) x x 1 Stk. R 10<br />

Temperaturfühler Zirk (TUHH) x x 1 Stk. R 11<br />

Lüftung 18<br />

Volumenstrommesser in <strong>der</strong><br />

Zuluft, Impuls-A. (TUHH) x x x 0 Stk. R 19<br />

Volumenstrommesser in <strong>der</strong><br />

Abluft, Impuls-A. (TUHH) x x x x x 2 Stk. R 20<br />

Temperaturfühler Zuluft x x x x 1 Stk. R 21<br />

Temperaturfühler Abluft x x x x x 2 Stk. R 22<br />

Solaranlage 0 Stk. 32<br />

Wärmemengenzähler (TUHH) im<br />

Sekundärkreis, Impuls-A. x 1 Stk. 33<br />

Temperaturfühler Solar VL prim. x 1 Stk. R 34<br />

Temperaturfühler Solar RL prim. x 1 Stk. R 35<br />

Gaszähler 0 Stk. 36<br />

Gaszähler mit Impulsausgang x 1 Stk. 37<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec, STEG, TUHH<br />

Haustechnik und Energie IV.6<br />

Integration <strong>der</strong> Messtechnik in die Haustechnik – Kosten<br />

Für die Durchführung des Forschungsprojekts war eine Messtechnik zur Analyse <strong>der</strong> Betriebsvorgänge und Bilanzierung<br />

<strong>der</strong> Energieverbräuche unverzichtbar.<br />

Die Übersicht <strong>der</strong> kompletten Messanfor<strong>der</strong>ungen im Projekt zeigt tabellarisch die Messstellen-Matrix.<br />

Für die „<strong>EnSan</strong>“-Maßnahme stellte die Implementierung <strong>der</strong> Messtechnik Mehrkosten dar.<br />

Dabei war zwischen direkten und indirekten Kosten zu unterscheiden. Direkte Kosten setzten sich z. B. aus <strong>der</strong><br />

Messtechnik Hardware wie Strom- o<strong>der</strong> Wärmezähler, Fühler und Mess- bzw. Versorgungsleitungen zusammen.<br />

Indirekte Kosten entstanden dort, wo für die Messtechnik Installationen vorgenommen wurden, die normalerweise<br />

(„<strong>EnSan</strong>-“ o<strong>der</strong> „Hamburger Standard“) nicht erfor<strong>der</strong>lich gewesen wären, für die messtechnischen Aufgaben<br />

aber notwendig waren.<br />

60 Haustecnik und Energie


Energiebilanzen Gebäudebestand<br />

Nutzfläche (Aufmaß) 1.294 m² Nutzfläche (EnEV) AN= 1.836 m²<br />

Nutzfläche "Gasheizung" 581 m² Nutzfläche AN Gashzg= 824 m²<br />

Nutzfläche "Stromheizung" 295 m² Nutzfläche AN Stromhzg= 419 m²<br />

Nutzfläche "Kohleöfen" 418 m² Nutzfläche AN Kohleöfen= 593 m²<br />

Nutzfläche "TWW mit Gas" 222 m² Nutzfläche AN TWW.Gas= 315 m²<br />

Nutzfläche "TWW mit Strom" 1.072 m² Nutzfläche AN TWW.Strom= 1.521 m²<br />

Jahresnutzungsgrad Gasofen<br />

Jahresnutzungsgrad Elt.-Nachtspeicher<br />

Jahresnutzungsgrad Kohleofen<br />

0,8<br />

0,95<br />

0,7<br />

Gesamtgebäude „Bestand“ (Energieversorgungs-Mix)<br />

Energiewerte<br />

nach EnEV<br />

Energieträger<br />

.<br />

Raumwärme (aus Datenerh.)<br />

Trinkwarmwasser (aus Daten)<br />

Fenster-Lüftung<br />

Primärenergie<br />

Gesamt (aus Datenerhebung)<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

("-" wg. WRG)<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Aufwandszahl<br />

(Primärenergie)<br />

Erdgas<br />

Elektrizität<br />

Braunkohle<br />

kWh/a 119701 149626 1 149626 7873 9841 1 9841 127574 159467 1 159467<br />

kWh/m²a 145,2 181,5 1 181,5 25,0 31,2 1 31,2 154,7 193,4 1 193,4<br />

kWh/m²a 206,0 257,5 1 257,5 35,5 44,3 1 44,3 219,6 274,4 1 274,4<br />

kWh/a 60730 63926 2,8 178993 39267 41334 2,8 115735 99997 105260 2,8 294728<br />

kWh/m²a 145,1 152,7 2,8 427,6 25,8 27,2 2,8 76,09 238,9 251,5 2,8 704,1<br />

kWh/m²a 205,9 216,7 2,8 606,8 36,6 38,6 2,8 107,96 339,0 356,8 2,8 999,1<br />

kWh/a 87420 124885 1 124885 1 0 87420 124885 1 124885<br />

kWh/m²a 147,4 210,6 1 210,6 1 0,0 147,4 210,6 1 210,6<br />

0,0 0,0<br />

kWh/m²a 209,1 298,8 1 298,8 0,0 0,0 1 0,0 209,1 298,8 1 298,8<br />

1,84<br />

Energiemix<br />

(gesamt)<br />

kWh/a 267850 338437 453504 47140 51175 125576 314990 389612 579080<br />

kWh/m²a 145,9 184,3 247,0 25,7 27,9 68,4 171,6 212,2 315,4<br />

kWh/m²a 207,0 261,5 350,5 36,4 39,5 97,0 243,4 301,1 447,5<br />

1,84<br />

Anmerkung: Abweichend von <strong>der</strong> ENEV wurden gemäß Vorgabe Fraunhofer-Institut <strong>der</strong> PE-Energiefaktor für Gas mit „1,0", <strong>der</strong> PE-Energiefaktor<br />

für Strom mit „2,8" bewertet.<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik und Energie IV.7<br />

Energiebilanzen<br />

Allgemeine Anmerkungen<br />

Die ausgewiesenen Tabellenwerte zeigen die Nutz-, End- und Primärenergiezahlen <strong>der</strong> untersuchten <strong>Sanierung</strong>svarianten<br />

auf Basis <strong>der</strong> EnEV-Berechnungsrichtlinien. Neben den besseren energetischen Standards <strong>der</strong> Gebäudehülle<br />

wirkte sich im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil insbeson<strong>der</strong>e die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in <strong>der</strong> Berechnung<br />

deutlich verbrauchsmin<strong>der</strong>nd aus.<br />

Dabei ist zu beachten, dass die Primärenergie-Aufwandszahlen lediglich Verhältniswerte darstellen und nur eine<br />

Beurteilung <strong>der</strong> eingesetzten Energieträger bezüglich ihrer Primärenergie-Effizienz erlauben. Aussagen zu den absoluten<br />

Energieverbrauchswerten lassen sich daraus jedoch nicht ableiten.<br />

Bestand<br />

In <strong>der</strong> oben dargestellten Tabelle wird zunächst, als Grundlage des Vergleichs, nochmals <strong>der</strong> Bestand dargestellt.<br />

Haustecnik und Energie 61


Energiebilanz Hamburger Standard<br />

Gebäudehälfte ohne thermische Solaranlage<br />

Nutzfläche A N = 964 m²<br />

Nutzfläche (WoFlV) 700 m²<br />

Energiewerte<br />

nach EnEV<br />

Energieträger<br />

.<br />

Raumwärme (nach EnEV)<br />

Trinkwarmwasser (nach EnEV)<br />

Lüftung ohne WRG (nach EnEV)<br />

Nutzenergie<br />

Gesamt (nach EnEV)<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

("-" wg. WRG)<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Aufwandszahl<br />

(Primärenergie)<br />

Erdgas<br />

Elektrizität<br />

kWh/a 48599 54390 1 54390 12044 21207 1 21207 60643 75307 1 75307<br />

kWh/m²a 50,4 56,5 1 56,5 12,5 22,0 1 22,0 62,9 78,2 1 78,2<br />

kWh/m²a 69,5 77,7 1 77,7 17,2 30,3 1 30,3 86,7 107,6 1 107,6<br />

kWh/a 145 867 2,8 2428 61 366 2,8 1025 325 1638 2,8 4586<br />

119 405 2,8 1133<br />

kWh/m²a 0,15 0,90 2,8 2,52 0,06 0,38 2,8 1,06 0,12 0,42 2,8 1,18 0,34 1,70 2,8 4,76<br />

kWh/m²a 0,21 1,24 2,8 3,47 0,09 0,52 2,8 1,47 0,17 0,58 2,8 1,62 0,46 2,34 2,8 6,56<br />

1,32<br />

Gebäudehälfte mit thermischer Solaranlage<br />

Energiewerte<br />

nach EnEV<br />

Energieträger<br />

.<br />

Raumwärme (nach EnEV) Trinkwarmwasser (nach EnEV) Lüftung ohne WRG (nach EnEV) Gesamt (nach EnEV)<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

("-" wg. WRG)<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Aufwandszahl<br />

(Primärenergie)<br />

Erdgas<br />

Elektrizität<br />

kWh/a 48599 48686 1 48686 12044 10502 1 10502 60643 59188 1 59188<br />

kWh/m²a 50,4 50,5 1 50,5 12,5 10,9 1 10,9 62,9 61,4 1 61,4<br />

kWh/m²a 69,5 69,6 1 69,6 17,2 15,0 1 15,0 86,7 84,6 1 84,6<br />

kWh/a 136 819 2,8 2293 74 443 2,8 1241 329 1676 2,8 4694<br />

119 405 2,8 1133<br />

kWh/m²a 0,14 0,85 2,8 2,38 0,08 0,46 2,8 1,29 0,12 0,42 2,8 1,18 0,34 1,74 2,8 4,87<br />

kWh/m²a 0,20 1,17 2,8 3,28 0,11 0,63 2,8 1,77 0,17 0,58 2,8 1,62 0,47 2,40 2,8 6,71<br />

1,05<br />

Anmerkung: Abweichend von <strong>der</strong> ENEV wurden gemäß Vorgabe Fraunhofer-Institut <strong>der</strong> PE-Energiefaktor für Gas mit „1,0", <strong>der</strong> PE-Energiefaktor<br />

für Strom mit „2,8" bewertet.<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik und Energie IV.8<br />

Energiebilanz <strong>EnSan</strong>-Standard<br />

Gebäudehälfte ohne thermische Solaranlage<br />

Nutzfläche A N = 972 m²<br />

Nutzfläche (WoFlV) 691 m²<br />

Raumwärme (nach EnEV)<br />

Trinkwarmwasser (nach EnEV)<br />

Lüftung mit WRG (nach EnEV)<br />

Gesamt (nach EnEV)<br />

Energiewerte<br />

nach EnEV<br />

Energieträger<br />

.<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

("-" wg. WRG)<br />

Endenergie<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Aufwandszahl<br />

(Primärenergie)<br />

Erdgas<br />

Elektrizität<br />

kWh/a 37064 21070 1 21070 12154 20914 1 20914 -18571 1 49218 41984 1 41984<br />

kWh/m²a 38,1 21,7 1 21,7 12,5 21,5 1 21,5 -19,1 1 50,6 43,2 1 43,2<br />

kWh/m²a 53,6 30,5 1 30,5 17,6 30,3 1 30,3 -26,9 1 71,2 60,7 1 60,7<br />

kWh/a 139 836 2,8 2341 50 301 2,8 844 712 2,8 902 3549 2,8 9937<br />

2421 6779<br />

kWh/m²a 0,14 0,86 2,8 2,41 0,05 0,31 2,8 0,87 0,73 2,49 2,8 6,97 0,93 3,65 2,8 10,22<br />

kWh/m²a 0,20 1,21 2,8 3,39 0,07 0,44 2,8 1,22 1,03 3,50 2,8 9,81 1,30 5,13 2,8 14,37<br />

1,05<br />

Gebäudehälfte mit thermischer Solaranlage<br />

Energiewerte<br />

nach EnEV<br />

Energieträger<br />

.<br />

Raumwärme (nach EnEV) Trinkwarmwasser (nach EnEV) Lüftung mit WRG (nach EnEV) Gesamt (nach EnEV)<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

("-" wg. WRG)<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Nutzenergie<br />

Endenergie<br />

Primärenergie-<br />

Faktor<br />

Primärenergie<br />

Aufwandszahl<br />

(Primärenergie)<br />

Erdgas<br />

Elektrizität<br />

kWh/a 37064 18970 1 18970 12154 11804 1 11804 -18571 1 49218 30773 1 30773<br />

kWh/m²a 38,1 19,5 1 19,5 12,5 12,1 1 12,1 -19,1 1 50,6 31,7 1 31,7<br />

kWh/m²a 53,6 27,4 1 27,4 17,6 17,1 1 17,1 -26,9 1 71,2 44,5 1 44,5<br />

kWh/a 133 797 2,8 2232 70 418 2,8 1171 701 2,8 903 3588 2,8 10046<br />

2382 6670<br />

kWh/m²a 0,14 0,82 2,8 2,30 0,07 0,43 2,8 1,20 0,72 2,45 2,8 6,86 0,93 3,69 2,8 10,33<br />

kWh/m²a 0,19 1,15 2,8 3,23 0,10 0,60 2,8 1,69 1,01 3,45 2,8 9,65 1,31 5,19 2,8 14,53<br />

0,83<br />

Anmerkung: Abweichend von <strong>der</strong> ENEV wurden gemäß Vorgabe Fraunhofer-Institut <strong>der</strong> PE-Energiefaktor für Gas mit „1,0", <strong>der</strong> PE-Energiefaktor<br />

für Strom mit „2,8" bewertet.<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik und Energie IV.9<br />

Energiebilanzen für „<strong>EnSan</strong>-Standard“ und „Hamburger Standard“ (Basis EnEV)<br />

Gemäß EnEV-Berechnung vermin<strong>der</strong>te die <strong>Sanierung</strong> nach „Hamburger Standard“ den Endenergieverbrauch um ca.<br />

60 % gegenüber dem Bestandswert. Die gleiche Maßnahme, gemäß „<strong>EnSan</strong>“ durchgeführt, sollte eine Min<strong>der</strong>ung<br />

um 75 % erzielen, was eine Verbesserung um mehr als 40 % gegenüber dem „Hamburger Standard“ ergeben würde.<br />

In <strong>der</strong> bestmöglichen Variante „<strong>EnSan</strong>“ plus thermische Solarnutzung sollte eine Endenergieeinsparung von mehr als<br />

80 % gegenüber dem ursprünglichen Wert im Bestand erzielt werden.<br />

62 Haustecnik und Energie


CO 2<br />

-Emission bezogen auf den Gebäudezustand<br />

dargestellt: Emissionsmengen für jeweils eine Gebäudehälfte<br />

100.000<br />

Jährliche CO2-Emission [kg/a]<br />

90.000<br />

80.000<br />

70.000<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

Bestand HH-Standard HH-Standard<br />

plus<br />

Solarthermie<br />

ENSAN<br />

ENSAN plus<br />

Solarthermie<br />

Braunkohle<br />

Nachtstrom<br />

Strom<br />

Erdgas<br />

Variantendarstellung energetischer Gebäudestandards<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik und Energie IV.10<br />

CO 2<br />

-Bilanz für „<strong>EnSan</strong>-Standard“ und „Hamburger Standard“ (Basis EnEV)<br />

Gegenüber dem Bestand mit ca. 91.700 kg jährlicher CO 2<br />

-Belastung (für eine Haushälfte!) ließen sich rechnerisch<br />

durch die <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen CO 2<br />

-Einsparungen von bis zu 90 % erzielen.<br />

Die höchsten Einsparwerte wurden für die „<strong>EnSan</strong>“-Maßnahme in Kombination mit thermischer Solarenergienutzung<br />

ermittelt, bei <strong>der</strong> die CO 2<br />

-Belastung durch die <strong>Sanierung</strong> auf 11 % des ursprünglichen Wertes vermin<strong>der</strong>t<br />

wurde (Faktor 10!). Eine <strong>Sanierung</strong> des Gebäudes nach dem „Hamburger Standard“ hätte bereits eine CO 2<br />

-Min<strong>der</strong>ung<br />

auf 21 % des ursprünglichen Wertes erzielt, immerhin Faktor 5 zum Ausgangswert.<br />

Gegenüber dem Hamburger Standard reduzieren sich die CO 2<br />

-Belastungen rechnerisch mit <strong>der</strong> <strong>EnSan</strong>-Maßnahme<br />

um ca. ein Drittel, dies gilt jeweils sowohl mit als auch ohne thermische Solarenergienutzung zum jeweiligen Pendant<br />

im Hamburger Standard.<br />

Zu bemerken ist, dass die CO 2<br />

-Einsparung im Bereich Wärmeversorgung (Erdgas) durch die „<strong>EnSan</strong>“-Maßnahme<br />

gegenüber dem Hamburger Standard zwar rechnerisch noch deutlicher ausfällt, diese Einsparung<br />

aufgrund des höheren Hilfsenergiebedarfs einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung jedoch wie<strong>der</strong><br />

überproportional vermin<strong>der</strong>t wird. Würde <strong>der</strong> stromseitige CO 2<br />

-Anteil gegenüber <strong>der</strong> gesamten CO 2<br />

-Belastung<br />

im Hamburger Standard ca. 6 % betragen, so würde sich dieser für die „<strong>EnSan</strong>“-Maßnahme auf ca.<br />

20 % erhöhen. Daraus ließ sich folgern, dass <strong>der</strong> Einsatz von Lüftungsgeräten stromseitig so energieeffizient wie<br />

möglich zu erfolgen hat.<br />

Vergleicht man die Werte für die Einsparung von Endenergie und CO 2<br />

mit den Bestandswerten, so zeigt sich, dass<br />

die geplanten <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen aufgrund <strong>der</strong> Energieverbrauchswerte CO 2<br />

-effizient waren. Dies resultiert<br />

im Wesentlichen daraus, dass die hohen Stromanteile (Nachtstromheizung) und die Anteilswerte an Braunkohle im<br />

Bestand in <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> durch Erdgas ersetzt wurden, subsituiert mit dem reduzierten Verbrauchsniveau.<br />

Haustecnik und Energie 63


Energiepass <strong>der</strong> Stadt Hamburg für beide Gebäudehälften<br />

Im Mai 2005 wurde für die beiden Gebäudehälften jeweils <strong>der</strong> Hamburger Energiepass erstellt. Die Berechnung <strong>der</strong><br />

Energiebilanz erfolgte mit dem von <strong>der</strong> Deutschen Energie-Agentur empfohlenen Berechnungsverfahren für die Erstellung<br />

von Gebäude-Energiepässen mit den Klimadaten für den mittleren Standort Deutschland; Ergebnis hier:<br />

- Gebäudehälfte „<strong>EnSan</strong>“: Durch Umsetzung <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> können ca. 80 % des jetzigen Energiebedarfs eingespart<br />

werden. Die CO 2<br />

-Emission reduziert sich dadurch im Jahr um 82.487 kg bzw. bezogen auf die Nutzfläche<br />

um 90 kg/m².<br />

- Gebäudehälfte „Hamburger Standard“: Durch Umsetzung <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> können ca. 74 % des jetzigen Energiebedarfs<br />

eingespart werden. Die CO 2<br />

-Emission reduziert sich dadurch im Jahr um 79.218 kg bzw. bezogen<br />

auf die Nutzfläche um 87 kg/m².<br />

64 Haustecnik und Energie


Abschnitt B: Konzeption<br />

IV Bautechnik<br />

Lage <strong>der</strong> untersuchten Wärmebrücken<br />

Pos. 2<br />

Pos. 1<br />

Pos. 3<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik V.1<br />

Wärmebrücken / Bauphysik<br />

Im Rahmen des Projekts wurde untersucht und bewertet, wie hoch<br />

sich die Wärmeverluste über Wärmebrücken im Ist-Zustand und<br />

nach Durchführung <strong>der</strong> geplanten Flächensanierungsmaßnahmen<br />

darstellen. Zusätzlich wurde die Gefahr einer Schimmelpilzbildung<br />

an den Innenoberflächen über die Ermittlung <strong>der</strong> zu erwartenden<br />

Oberflächentemperaturen bewertet.<br />

Dazu wurden beispielhaft 3 Wärmebrücken (einbindende Innenwand,<br />

Balkonanschluss, Fenstersturz) untersucht, die alle an <strong>der</strong><br />

straßenseitigen Außenwand liegen, da hier aufgrund <strong>der</strong> flächigen<br />

Innendämmung vom Standardfall abweichende Details vorliegen.<br />

Zu je<strong>der</strong> Wärmebrücke sind im weiteren Verlauf Optimierungsmaßnahmen<br />

in jeweils mehreren Varianten untersucht worden, mit dem<br />

Ziel, die Wärmeverluste zu verringern und gleichzeitig an je<strong>der</strong> Stelle<br />

<strong>der</strong> Außenwandinnenoberflächen ein erhöhtes Schimmelpilzrisiko<br />

zu vermeiden.<br />

Zusätzlich wurde <strong>der</strong> für die <strong>Sanierung</strong> vorgesehene Dachaufbau<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Gefahr von Tauwasserausfall im Bauteil mit einem<br />

instationären Berechnungsverfahren untersucht und bewertet.<br />

Angewandte Bautechnik<br />

Technische Universität Hamburg Harburg<br />

(TUHH)<br />

Arbeitsbereich Angewandte Bautechnik<br />

Leiter<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. H.-J. Holle<br />

Mitarbeiter<br />

Dipl.-Ing. Architekt Götz Schünemann<br />

Doktorand; Untersuchung und Konzept<br />

<strong>der</strong> Balkenkopfsanierung<br />

Dipl.-Ing. Architekt Daniel Scherz<br />

Doktorand; Berechnung, Untersuchung<br />

und <strong>Sanierung</strong>skonzept <strong>der</strong><br />

Wärmebrücken<br />

Bautechnik 65


Auszug aus <strong>der</strong> Materialdatenbank<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik V.2<br />

Wärmebrückenberechnung<br />

Berechnungsgrundlagen<br />

Für die Wärmebrückenberechnungen wurde das Programm „WinFeuchte 3.0“ <strong>der</strong> Sommer-Informatik GmbH verwendet.<br />

Allen psi- und f-Wertberechnungen liegen die Randbedingungen nach DIN 4108 Bbl. 2 zu Grunde. Die<br />

bauphysikalische Untersuchung des Dachaufbaus wurde mit <strong>der</strong> Software „Wufi 3.3“ des IBP durchgeführt.<br />

Die Stoffkennwerte <strong>der</strong> verwendeten Materialien wurden <strong>der</strong> projektbezogenen Materialdatenbank entnommen.<br />

Berechnungsgang<br />

Für die Wärmebrücken wurden zunächst im Ist-Zustand die psi- und f-Werte sowie die minimalen Innenoberflächentemperaturen<br />

ermittelt. Die Berechnung dieser Werte für den sanierten Zustand des Hauses (Dämmung <strong>der</strong><br />

Außenwände etc.) ohne beson<strong>der</strong>e Optimierungsmaßnahmen bezüglich <strong>der</strong> Wärmebrücken erfolgte in einem<br />

zweiten Schritt, worauf die Optimierungsvarianten berechnet und untersucht wurden. Zusätzlich zu den ermittelten<br />

Werten ist auch <strong>der</strong> Isothermenverlauf pro Berechnung dargestellt worden, wobei die 0 °C-Linie (Frostgrenze)<br />

und die 12,6 °C-Linie (Mindestanfor<strong>der</strong>ungen zur Vermeidung von Schimmelpilzen auf Bauteiloberflächen,<br />

DIN 4108-2) hervorgehoben worden sind.<br />

Zur Beurteilung des Dachaufbaus wurden die hygrothermischen Vorgänge im Bauteilquerschnitt über 5 Jahre bei<br />

Standard-Klimabedingungen für die geplante Variante und für zwei Alternativen simuliert.<br />

66 Bautechnik


Beispiel Isothermen <strong>Sanierung</strong><br />

Variante 3: Durchführung <strong>der</strong> Innendämmung<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik V.3<br />

Wärmebrücken – Position 1: einbindende Innenwand<br />

Untersucht wurde <strong>der</strong> Anschlusspunkt Außenwand / Innenwand. Die Außenwand bestand in diesem Bereich aus<br />

Ziegelmauerwerk mit einem Zementputz und einer Riemchenverkleidung auf <strong>der</strong> Außenseite sowie einem Kalkputz<br />

auf <strong>der</strong> Innenseite. Die einbindende Innenwand bestand aus Ziegelmauerwerk mit beidseitig aufgebrachtem<br />

Kalkputz.<br />

Folgende Ergebnisse wurden ermittelt:<br />

- Der Anschlusspunkt Außen- an Innenwand wird erst durch Aufbringen <strong>der</strong> Innendämmung zu einer Wärmebrücke<br />

mit zusätzlichen Wärmeverlusten. Es bestand im Ist-Zustand allerdings Schimmelpilzgefahr.<br />

- Nach Aufbringen <strong>der</strong> Innendämmung beträgt <strong>der</strong> psi-Wert 0,136 W/mK. Bei 26 m Gesamtlänge einbindende<br />

Innenwand, –5 °C Außen- und 20 °C Innentemperatur entspricht das einem Verlust über diese Wärmebrücke<br />

von ca. 90 W pro Haushälfte für die Geschosse 1–3 (ohne EG, DG). Schimmelpilzgefahr besteht nicht mehr.<br />

- Variante 1: Durch Einbau eines Dämmkeils können die zusätzlichen Wärmeverluste vollständig vermieden werden.<br />

- Variante 2: Durch Anbringen eines Dämmstreifens im Einbindungsbereich können die zusätzlichen Wärmeverluste<br />

mehr als halbiert werden.<br />

- Variante 3: Bei Durchführung <strong>der</strong> Innendämmung auf das Mauerwerk <strong>der</strong> einbindenden Innenwand verringern<br />

sich die Verluste um knapp 1/3.<br />

Bautechnik 67


Beispiel Isothermen <strong>Sanierung</strong><br />

Variante 4: Kappen <strong>der</strong> Stahlträger<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik V.4<br />

Wärmebrücken – Position 2: Balkonträgereinbindung<br />

Die straßenseitigen Balkone banden im Bestand jeweils über 3 Stahlträger in die Decke ein, wobei <strong>der</strong> mittlere<br />

Träger in <strong>der</strong> Achse <strong>der</strong> Wohnungstrennwand lag. Die beiden äußeren Träger waren über einen Wechsel mit den<br />

Holzbalken <strong>der</strong> Decke verbunden.<br />

Folgende Ergebnisse wurden ermittelt:<br />

- Bereits im Bestand stellen die einbindenden Stahlträger eine deutliche Wärmebrücke mit zusätzlichen Verlusten<br />

gegenüber dem Regelquerschnitt dar.<br />

- Nach <strong>Sanierung</strong> ohne Optimierung hinsichtlich <strong>der</strong> Wärmebrückenverluste erhöhen sich die psi-Werte weiter.<br />

Für eine Haushälfte betragen die Verluste über diese Wärmebrücke bei 3 Balkonen überschlägig 25 W. Die relative<br />

Feuchte an <strong>der</strong> Stahlinneroberfläche steigt um 10 %. Der Stahl ist damit einem erhöhten Korrosionsrisiko<br />

ausgesetzt.<br />

- Variante 1: Durch eine Dämmung <strong>der</strong> Stege verringert sich <strong>der</strong> Wärmebrückenverlust geringfügig. Im Anschlusspunkt<br />

untere Deckenverkleidung / Außenwand besteht ein erhöhtes Schimmelpilzrisiko. Die relative Feuchte an<br />

<strong>der</strong> Stahloberfläche steigt auf maximal 97 %, wodurch es an dieser Stelle zu Tauwasserausfall kommt, Schimmel-<br />

und Fäulnisgefahr für das Holz sowie ein erhöhtes Korrosionsrisiko für den Stahl bestehen.<br />

- Variante 2: Eine komplette Ummantelung <strong>der</strong> Stahlträger mit Dämmung verringert die Wärmeverluste auf 15 W<br />

pro Haushälfte. Die relative Feuchte an <strong>der</strong> Stahloberfläche liegt um 15 % höher als beim Bestandsfall, wodurch<br />

es an den betroffenen Stellen zu Tauwasserausfall kommt, Schimmel- und Fäulnisgefahr für das Holz sowie ein<br />

erhöhtes Korrosionsrisiko für den Stahl bestehen.<br />

- Variante 3: Die Dämmung des Stahlträgers in <strong>der</strong> Außenwand führt nur zur einer geringfügigen Vermin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Wärmeverluste gegenüber dem Fall ohne Wärmebrückensanierung. Die maximale relative Feuchte an dem<br />

freiliegenden Stahlträger ist etwas höher als im Ist-Zustand. Der Stahl ist damit einem erhöhten Korrosionsrisiko<br />

ausgesetzt.<br />

- Variante 4: Das Kappen <strong>der</strong> Stahlträger (auch des Mittelträgers) und die vollflächige Überdämmung verringert<br />

die psi-Werte deutlich. Die Wärmebrückenverluste werden damit fast komplett vermieden. Durch die gleichmäßig<br />

hohen Innenoberflächentemperaturen von minimal 15,51 °C besteht kein erhöhtes Schimmelpilzrisiko. Es<br />

gibt keine freiliegenden Stahlteile mehr, für die Korrosionsgefahr bestehen könnte.<br />

68 Bautechnik


Die Berechnungen <strong>der</strong> Balkonträgereinbindung ergaben sowohl für den Ist-Zustand als auch für alle <strong>Sanierung</strong>svarianten<br />

– außer beim Kappen des Trägers – eine erhöhte raumseitige Feuchtebelastung des Stahls bei unterschiedlicher<br />

Wärmebrückenwirkung. Die vier <strong>Sanierung</strong>svarianten sind dann mit folgendem Ergebnis analysiert worden:<br />

- Da das innenseitige Dämmen des Trägers (Var. 1 „Steg dämmen“ und Var. 2 „Umdämmen“) zwar zu einer Vermin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Wärmebrückenverluste, aber zu einer starken Erhöhung <strong>der</strong> relativen Feuchten am Stahl führt<br />

und ein dampfdichter Abschluss des Trägerbereiches sich als sehr aufwändig darstellt, kommt diese Variante<br />

nicht für eine <strong>Sanierung</strong> in Betracht.<br />

- Das Dämmen des Trägers im ersten Drittel des Außenmauerwerks (Var. 3 „Dämmung in Außenwand“) führt<br />

ebenfalls zu einer erhöhten Feuchtebelastung bei nur geringer Wärmebrückenmin<strong>der</strong>ung und bedeutet dabei<br />

einen hohen technischen und finanziellen Zusatzaufwand. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis dieser Variante ist<br />

daher zu ungünstig.<br />

- Das aus feuchte- und wärmetechnischer Sicht günstigere Kappen des Trägers (Var. 4 „Abschneiden“) ist aus<br />

statischer Sicht nicht durchführbar, da stellenweise vorhandene Sturzträger das Einbringen <strong>der</strong> dann notwendigen<br />

Lastverteilungsträger nicht zulassen.<br />

- Für den Fall einer <strong>Sanierung</strong> mit Innendämmung ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen am Stahlträger ist eine<br />

etwas geringere Feuchtebelastung als bei <strong>der</strong> innenseitigen Trägerdämmung errechnet worden. Die Wärmebrückenverluste<br />

sind punktuell zwar hoch, auf die Gesamtverluste des Gebäudes bezogen aber tolerierbar. Als<br />

mögliche <strong>Sanierung</strong>svariante kam daher das Beschichten des Stahlträgers mit korrosionsverhin<strong>der</strong>nden Anstrichen<br />

in den feuchtetechnisch kritischen Bereichen in Betracht.<br />

Bautechnik 69


Es wurden daher weitere feuchtetechnische Untersuchungen durchgeführt, um zu ermitteln, in welchen Trägerbereichen<br />

raum- und mauerwerksseitig eine korrosionsverhin<strong>der</strong>nde Beschichtung als Schutzmaßnahme aufgebracht<br />

werden müsste. Hierzu wurde in Ergänzung des ursprünglichen Berechnungsmodells die Luftschicht in dem Deckenhohlraum<br />

als geson<strong>der</strong>te, von <strong>der</strong> Raumluft unabhängige Zone angesetzt, was zu einer weiteren Abkühlung<br />

im Stahlträgerbereich führt. Um die feuchtetechnischen Verän<strong>der</strong>ungen, die sich durch das Aufbringen einer Innendämmung<br />

ergeben, beurteilen zu können, wurde die Bestandssituation nach dem gleichen Verfahren berechnet.<br />

Das Isothermenbild zeigt für den Bestand eine Temperatur im Anschlussbereich Decke / Wand von 9,8 °C, was auf<br />

eine erhöhte Schimmelpilzgefahr in diesem Bereich hinweist. Bei <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> mit Innendämmung ohne weitere<br />

dämmtechnische Behandlung des Stahlträgers ergeben sich in diesem Bereich Temperaturen knapp unterhalb <strong>der</strong><br />

12,6 °C-Marke.<br />

Die Berechnung <strong>der</strong> relativen Feuchten (siehe Darstellungen) ergab für die Bestandssituation einen Feuchtebereich<br />

von über 90 % am Stahlträger, <strong>der</strong> ca. 10 cm ab Mauerwerksaußenkante beginnt und bis ca. 10 cm ins Deckeninnere<br />

hineinreicht, wobei im zweiten Drittel <strong>der</strong> Außenwand Tauwasser ausfällt. Bei <strong>der</strong> Innendämmvariante verschiebt<br />

sich dieser Bereich nur unwesentlich, wobei die relativen Feuchten geringfügig sinken, aber auf einem<br />

hohen Niveau bleiben.<br />

70 Bautechnik


Aufgrund <strong>der</strong> hohen Feuchtebelastung mit Tauwasserausfall am Träger, die bereits im Bestand vorherrschte, konnte<br />

eine Vorschädigung des Stahls im Mauerwerksbereich nicht ausgeschlossen werden. Daher wurde bei einem Vor-<br />

Ort-Termin im Januar 2005 <strong>der</strong> Träger hinsichtlich möglicher Korrosionserscheinungen im Mauerwerksbereich untersucht.<br />

Die begutachteten Träger wiesen alle deutliche Korrosion im Bereich des Außenmauerwerks auf (siehe exemplarisch<br />

Abbildung oben). Teilweise war diese schon so weit fortgeschritten, dass Rostbereiche als größere Platten<br />

abgehoben werden konnten. Die Schädigung war so stark, dass eine Erhaltung <strong>der</strong> meisten Träger nicht mehr<br />

möglich war und ein neues <strong>Sanierung</strong>konzept, mit thermisch getrennten und verzinkten Profilen als Ersatz für die<br />

alten Träger, erarbeitet wurde.<br />

Bautechnik 71


Beispiel Isothermen <strong>Sanierung</strong><br />

Variante 3: Dämmung zwischen Rahmen und Mauerwerk<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik V.5<br />

Wärmebrücken – Position 3: Fenster / Sturz<br />

Untersucht wurde <strong>der</strong> Anschlusspunkt Fenster / Sturz. Die Außenwand bestand in diesem Bereich aus dem Standardaufbau:<br />

Ziegelmauerwerk mit einem Zementputz und einer Riemchenverkleidung auf <strong>der</strong> Außenseite sowie einem<br />

Kalkputz auf <strong>der</strong> Innenseite. Im Bereich des Sturzes überspannen drei Stahlträger die Fensteröffnung. Die psi-Werte<br />

beziehen sich auf den zusätzlichen Wärmeverlust durch den Anschlusspunkt Fensterrahmen an Mauerwerk.<br />

Folgende Ergebnisse wurden ermittelt:<br />

- Im Ist-Zustand besteht eine deutliche Wärmebrücke mit zusätzlichen Verlusten von 0,19 W/mK.<br />

- Nach dem Aufbringen <strong>der</strong> Innendämmung ohne Wärmebrückensanierung steigen die Verluste auf 0,34 W/mK.<br />

Dies entspricht bei 25 m Gesamtsturzlänge in den Obergeschossen Wärmeverlusten pro Haushälfte von 217 W.<br />

Im Leibungsbereich besteht eine deutliche Schimmelpilzgefahr.<br />

- Variante 1: Durch Dämmung <strong>der</strong> Leibung mit 5,0 cm Kalziumsilikat-Dämmplatten vor dem Fensterrahmen können<br />

die Verluste auf 55 W pro Haushälfte reduziert werden. Es besteht kein erhöhtes Schimmelpilzrisiko.<br />

- Variante 2: Durch eine Erhöhung dieser Dämmschichtstärke auf 8,0 cm werden die Verluste noch einmal mehr<br />

als halbiert. Es besteht kein erhöhtes Schimmelpilzrisiko.<br />

- Variante 3: Bei Dämmung <strong>der</strong> Leibung mit 5,0 cm Kalziumsilikat-Dämmung auch zwischen Fensterrahmen und<br />

Mauerwerk steigen die Leibungstemperaturen weiter an. Die Verluste liegen zwischen denjenigen <strong>der</strong> beiden<br />

ersten Varianten.<br />

Es zeigte sich später allerdings, dass aus bautechnischen Gründen im Leibungsbereich lediglich Dämmstoffstärken<br />

von 3,0 cm vorgesehen werden konnten. Bei den bis dahin untersuchten Dämmvarianten hätte eine Verringerung<br />

<strong>der</strong> Dämmstärke allerdings zu einer deutlichen Absenkung <strong>der</strong> Innenoberflächentemperatur im Leibungsbereich<br />

und damit zu einem erhöhten Schimmelpilzrisiko geführt. Aus diesem Grund wurden weitere Berechnungen mit<br />

unterschiedlichen Dämmstoffstärken- und Anordnungen durchgeführt, um eine aus feuchteschutztechnischer<br />

Sicht unkritische Anschlusssituation zu erhalten.<br />

Es zeigte sich, dass bei allen Dämmkonzeptionen, die sich lediglich auf die innenseitige Fensterleibung beschränkten<br />

und eine Stärke von 3,0 cm aufwiesen, immer mit einem erhöhten Feuchteniveau und daher gemäß dem<br />

Prognosemodell von Sedlbauer mit Schimmelpilzbefall zu rechnen ist.<br />

72 Bautechnik


Die Analyse <strong>der</strong> Wärmeströme zeigte, dass <strong>der</strong> außenseitige Mauerwerksanschlag eine deutliche thermische<br />

Schwachstelle darstellt. Eine Entkopplung des Fensterrahmens von diesem Punkt durch einen 2,5 cm starken PUR-<br />

Schaumstreifen als thermischen Puffer führte in den Berechnungen dann zu deutlich geringeren relativen Feuchten<br />

im Leibungsbereich (um 10 % verringerte Spitzenbelastung), so dass diese Konstruktion mit großer Sicherheit<br />

schimmelpilzfrei bleiben würde.<br />

Bautechnik 73


Stoffprobenentnahme Straßenfassade<br />

µ = 191<br />

µ = 240<br />

µ = 321<br />

µ = 327<br />

µ = 379<br />

µ = 497<br />

µ = 627<br />

µ = 326<br />

µ = 145<br />

µ = 266<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Begleitforschung II.08<br />

Wärmebrücken – Dach<br />

Untersucht wurde <strong>der</strong> ungestörte Querschnitt des sanierten Daches mit dem Aufbau (von außen nach innen) Dachbahn,<br />

OSB-Platte, Mineralfaser (WLG 035), Dampfbremse (sd = 3,3 m), Mineralfaser (WLG 040), Luftschicht und<br />

Gipskartonplatte. Als Varianten wurden <strong>der</strong> Austausch <strong>der</strong> Dampfbremse durch eine Dampfbremsfolie mit einem<br />

sd-Wert von 50 m sowie ein solcher durch eine Dampfsperre angenommen. Folgende Untersuchungsergebnisse<br />

wurden ermittelt:<br />

- Bei geplanter Ausführung steigen die Bauteilfeuchte und die relative Feuchte in den äußeren Bauteilschichten<br />

über den betrachteten Zeitraum kontinuierlich an. Insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> OSB-Platte und <strong>der</strong> äußeren<br />

Wärmedämmung fällt in <strong>der</strong> Tauperiode mehr Tauwasser aus, als in <strong>der</strong> Verdunstungsperiode wie<strong>der</strong> abgegeben<br />

werden kann.<br />

- Bei Einsatz einer Dampfbremse mit einem sd-Wert von 50 m ist nur noch ein sehr leichter Anstieg <strong>der</strong> relativen<br />

Luftfeuchten im Bereich <strong>der</strong> äußeren Bauteilschichten zu verzeichnen.<br />

- Bei Einsatz einer Dampfsperre steigen die relativen Luftfeuchten und die Bauteilfeuchten über den betrachteten<br />

Zeitraum nicht signifikant an. Eine auf <strong>der</strong> Innen- und Außenseite dampfdichte Konstruktion birgt aber<br />

das Risiko, dass durch Fehlstellen eingedrungenes Wasser nicht mehr in ausreichen<strong>der</strong> Menge aus dem Bauteil<br />

abgegeben werden kann.<br />

Laborergebnisse<br />

Die konstruktiven Vorüberlegungen mussten revidiert werden, da unerwartete Laborergebnisse zu einer Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> bauphysikalischen Einschätzung führten. Der ermittelte Wasserdampf-Diffusionswi<strong>der</strong>stand des Außenputzes<br />

ist extrem hoch. Es wurden zur Sicherheit weitere Außenputzproben genommen (siehe Abbildung Stoffprobenentnahme<br />

Straßenfassade – rote Punkte = neue Proben). Diese Proben bestätigten die außerordentliche<br />

Dampfdichte des Materials.<br />

74 Bautechnik


Detail Innendämmung / Anschluss Fenster<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D & R<br />

Bautechnik V.6<br />

Auswirkungen auf die Wahl eines Innendämmsystems<br />

Die verän<strong>der</strong>ten Materialwerte wurden in die Untersuchungen mit eingebunden. Es wurde eine „Worst case-Simulation“<br />

des Ist-Zustands des zu Baubeginn aktuellen 2-jährigen Leerstands erstellt (siehe Diagramm Wandfeuchte).<br />

Auf Grundlage des so ermittelten Feuchtezustandes <strong>der</strong> Außenwand wurden simulatorisch unterschiedliche Innendämmsysteme<br />

auf die Wand aufgebracht. Mit Hilfe des Außenklimadatensatzes TRY Bremen und einem angenommenen,<br />

den Jahreszeiten angepassten Innenraumklima wurde dann <strong>der</strong> Wassergehalt <strong>der</strong> Außenwand über einen<br />

Zeitraum von 8 Jahren beobachtet (siehe Diagramm Innendämmsysteme).<br />

Das Außenklima sorgt hier für einen Feuchteeintrag in das Außenmauerwerk über die Fassade. Diese Feuchte kann<br />

im Sommer nicht abtrocknen, wenn innenseitig Dampfbremsen vorgesehen werden. Lediglich über eine Kalziumsilikat-Dämmung<br />

wird ein Aufschaukeln <strong>der</strong> Feuchte verhin<strong>der</strong>t. Wenn <strong>der</strong> Feuchteeintrag von außen nachhaltig<br />

unterbunden werden könnte, wären auch die an<strong>der</strong>en Innendämmsysteme denkbar gewesen. Es wurde entschieden,<br />

dass Fassadenschäden jedoch nicht auszuschließen sind, so dass eine Innendämmlösung, die ein Austrocknen<br />

<strong>der</strong> Konstruktion nach innen ermöglicht, favorisiert wurde.<br />

Gewählt wurden plattenförmig angebrachte Kalziumsilikatplatten. Diese Innendämmvariante kann aufgrund <strong>der</strong><br />

kapillaraktiven Eigenschaften des Kalziumsilikats zu einer Trocknung <strong>der</strong> Außenwandkonstruktion beitragen. Die<br />

Kalziumsilikatplatten wurden vollflächig auf den ausgebesserten Innenputz aufgebracht, um herablaufendes Tauwasser<br />

auf <strong>der</strong> ehemaligen Innenputzoberfläche zu vermeiden.<br />

Die empfindliche Oberfläche des Dämmstoffes wurde in Bezug auf die bauherrenseitige Einschätzung <strong>der</strong> Nutzer<br />

als kritisch erachtet: Das Bekleben <strong>der</strong> Innenwandoberfläche mit diffusionsdichten Wandbelägen (z. B. alukaschierte<br />

Thermotapete) würde das Austrocknen <strong>der</strong> Außenwand in den Innenraum hinein unterbinden; Stuhllehnen und<br />

Tischkanten hinterlassen leicht Spuren in <strong>der</strong> Dämmstoffoberfläche, was vorrangig zu ästhetischen Qualitätseinbußen<br />

<strong>der</strong> Wandoberfläche führt. Aus diesem Grund wurde eine hinterlüftete Vorsatzschale aus einlagig montierten<br />

Gipsfaserplatten auf Metallprofilen innenseitig vor den Kalziumsilikatplatten gewählt.<br />

Alle dargestellten Untersuchungsergebnisse sind bei <strong>der</strong> baulichen Umsetzung berücksichtigt worden.<br />

Bautechnik 75


Wandfeuchte<br />

relative Feuchte im Mauerwerksdurchschnitt in bewohntem Zustand und nach zwei Jahren<br />

Leerstand<br />

94<br />

92<br />

90<br />

relative Luftfeuchte [%]<br />

88<br />

86<br />

84<br />

82<br />

80<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Zeit [a]<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Begleitforschung II.09<br />

Innendämmsysteme<br />

Wassermasse in 0.31m² Außenwand "Kleine Freiheit 46" bei unterschiedlichen Innendämmsystemen<br />

Multipor_6 Zell_6 Zell_4 Zell_4_PA_4 Zell_4_PA CaSi_5-stehende Luft CaSi_5<br />

6<br />

5,5<br />

5<br />

Wassermasse [kg]<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Zeit [a]<br />

Quelle: TUHH<br />

Bestand Begleitforschung II.09<br />

76 Bautechnik


Abschnitt B: Konzeption<br />

V Messtechnik<br />

Projektbegleitende Messung bauphysikalischer<br />

Größen<br />

Die <strong>Sanierung</strong> des Objekts mit unterschiedlichen <strong>Sanierung</strong>sstandards<br />

bei symmetrischen Gebäudehälften bot die seltene Möglichkeit,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die wärme- und feuchtetechnische Wirkung<br />

einer ungedämmten Fassade mit <strong>der</strong>jenigen einer gedämmten zu<br />

vergleichen. Bei diesem Vergleich wurde zum einen die Wirkung<br />

des Dämmstandards auf den Energieverbrauch des Gebäudes zur<br />

Beheizung, Warmwasserversorgung usw. untersucht. Zum an<strong>der</strong>en<br />

wurde die Wirkung des Wärmedämmstandards <strong>der</strong> Straßenfassade<br />

auf die wärme- und feuchtetechnischen Eigenschaften <strong>der</strong> Außenbauteile,<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Bereich von Wärmebrücken (Stahlträger<br />

<strong>der</strong> Balkone, Balkenköpfe <strong>der</strong> Deckenbalken <strong>der</strong> Holzbalkendecken<br />

usw.), betrachtet. Letztlich sollten Aussagen darüber getroffen<br />

werden, welche baulichen Maßnahmen bauphysikalisch notwendig<br />

bzw. sinnvoll sind und somit für <strong>Sanierung</strong>en aus bauphysikalischer<br />

Sicht gefor<strong>der</strong>t bzw. empfohlen werden können.<br />

Zur Verifizierung rechnerischer Betrachtungen und Einschätzungen<br />

wurde eine messtechnische Begleitung <strong>der</strong> Gebäudesanierung vorgesehen.<br />

Dabei sollte eine kontinuierliche Messung zahlreicher bauphysikalischer<br />

Größen über einen längeren Zeitraum am sanierten<br />

Gebäude stattfinden. Im Vorfeld <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> wurden zusätzlich<br />

Messungen an Holzbalkendecken und Wärmebrücken-Messungen<br />

im Bestand vorgenommen.<br />

Ziele<br />

Die Messdaten sollten grundsätzlich kontinuierliche Aussagen zu<br />

den Themen Außenklima, Raumlufttemperaturen und relative<br />

Raumluftfeuchten, Nutzerverhalten (hinsichtlich Öffnen <strong>der</strong> Fenster<br />

o<strong>der</strong> Fenstertüren), Gebäude- und Anlagentechnik, Heizwärmeverbrauch,<br />

Energieverbrauch für Warmwasser, Stromverbrauch und<br />

mechanische Lüftung liefern.<br />

Begleitforschung Messtechnik<br />

Technische Universität Hamburg-Harburg<br />

Institut für Baustoffe, Bauphysik und<br />

Bauchemie<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Leschnik<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen, Grafiken<br />

und Hinweise sind im Anhang des<br />

Berichts entwe<strong>der</strong> in größerem Format<br />

dargestellt o<strong>der</strong> mit ergänzendem / vertiefendem<br />

Material versehen.<br />

Messtechnik 77


Für verschiedene Parameter, wie z. B. Heizenergieverbräuche, wurden Informationen zum einen für die Haushälften,<br />

zum an<strong>der</strong>en aber auch zu einzelnen Wohnungen (ausgewählte Messwohnungen) gewünscht. Den beson<strong>der</strong>en<br />

Gegebenheiten des Objektes wurde insofern Rechnung getragen, als weitere ausgewählte Messdaten gesammelt<br />

wurden, und zwar zum Vergleich<br />

- des Energieverbrauchs bei<strong>der</strong> Haushälften und vergleichbarer Wohnungen in beiden Haushälften<br />

- <strong>der</strong> bauphysikalischen Eigenschaften <strong>der</strong> gedämmten und <strong>der</strong> ungedämmten Fassade (innen- und außenseitige<br />

Dämmschichten an Straßen- und Hofseite), insbeson<strong>der</strong>e an den Holzbalken <strong>der</strong> Geschossdecken und an Wärmebrücken<br />

im Wand- und Fensterbereich.<br />

Messprogramm<br />

1. Messungen vor <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong><br />

zum thermischen Verhalten im Bestand zum einen <strong>der</strong> Außenwand, insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> Wärmebrücken,<br />

und zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Balkenköpfe, Holzbalken und Decke, im Zustand wie vorgefunden ohne thermische<br />

Entkopplung <strong>der</strong> Balkenköpfe und ohne Wärmedämmung <strong>der</strong> Außenwand<br />

2. Messungen nach <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong><br />

- zum Energieverbrauch in <strong>der</strong> <strong>EnSan</strong>-Haushälfte und in drei ausgewählten Messwohnungen (entsprechend dem<br />

<strong>EnSan</strong>-Programm)<br />

- zum Energieverbrauch in <strong>der</strong> HH-Standard-Haushälfte und in einer ausgewählten Messwohnung<br />

- zum Energieverbrauch <strong>der</strong> dezentralen mechanischen Be- und Entlüftung <strong>der</strong> Wohnungen in den <strong>EnSan</strong>-Nutzereinheiten<br />

- zum thermischen Verhalten <strong>der</strong> Außenwand, insbeson<strong>der</strong>e im Bereich von Wärmebrücken, ohne und mit Wärmedämmung<br />

- zum thermischen Verhalten <strong>der</strong> Holzbalkenköpfe ohne thermische Entkopplung (unter Nutzerbedingungen)<br />

3. Auswertung <strong>der</strong> Messdaten<br />

- Berechnung <strong>der</strong> Mittelwerte bzw. <strong>der</strong> Summenwerte <strong>der</strong> Messdaten für Stunden und grafische Darstellung des<br />

vierwöchigen Verlaufs<br />

- Ermittlung <strong>der</strong> Teil-Energieverbräuche für Stunden und grafische Darstellung des vierwöchigen Verlaufs<br />

- Ermittlung des Gesamt-Energieverbrauchs für Stunden und grafische Darstellung des vierwöchigen Verlaufs<br />

- Berechnung <strong>der</strong> Energieverbräuche für Tage, Monate und Jahr(e)<br />

- Verbrauch an Endenergie für Jahr(e)<br />

- Verbrauch an Primärenergie für Jahr(e)<br />

78 Messtechnik


Messgrößen<br />

Aus den genannten Zielen wurde ein detaillierter Messplan entwickelt, d. h., es wurde eine Liste <strong>der</strong> zu installierenden<br />

Messfühler aufgestellt und eine Vorauswahl hinsichtlich <strong>der</strong> zu verwendenden Messfühler durchgeführt. Dieser<br />

Messplan wurde im Laufe <strong>der</strong> Planung verschiedentlich modifiziert bzw. ergänzt. Ursache für die Än<strong>der</strong>ungen<br />

waren insbeson<strong>der</strong>e Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> baulichen Planung und <strong>der</strong> haustechnischen Ausstattung. Beispielsweise<br />

war eine dezentrale mechanische Be- und Entlüftung <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-Wohnungen (mit Wärmerückgewinnung) messtechnisch<br />

zu berücksichtigen.<br />

Im Folgenden sind alle Größen aufgeführt, die später messtechnisch erfasst wurden, und zwar jeweils bezogen<br />

auf die relevante Einheit wie Raum, Wohnung, Haushälfte usw. Insgesamt handelt es sich um 151 Messgrößen, die<br />

kontinuierlich aufgezeichnet wurden.<br />

1. Messungen außerhalb des Gebäudes (Außenklima, Messort auf dem Dach des Gebäudes)<br />

- Außenlufttemperatur<br />

- relative Außenluftfeuchte<br />

- Strahlung horizontal und vertikal Süd<br />

2. Messungen in den Wohnungen<br />

Von den vier Messwohnungen befanden sich drei im „<strong>EnSan</strong>“-Teil und eine im „HH-Standard“-Teil des Gebäudes<br />

(siehe auch Abbildung nächste Seite).<br />

Messungen je Raum<br />

- Raumlufttemperatur<br />

- relative Raumluftfeuchte<br />

Messungen je Wohnung<br />

- Wärmemenge Heizung<br />

- Wärmemenge Warmwasser (Verbrauch)<br />

- Wärmemenge Abgabe und Rückgewinnung durch mechanische Be- und Entlüftung (nur <strong>EnSan</strong>-Wohnungen)<br />

- Temperaturen vor und hinter Wärmtauscher bei mechanischer Be- und Entlüftung (nur <strong>EnSan</strong>-Wohnungen)<br />

- Wärmeabgabe durch Badezimmerlüftung (nur HH-Standard-Wohnung)<br />

- Fensteröffnungszeiten (nach Einheiten: Front, Hof und Küche)<br />

- Nutzerstrom Wohnung<br />

- Nutzerstrom Lüftungsanlage (nur <strong>EnSan</strong>-Wohnungen)<br />

Messtechnik 79


Messwohnungen<br />

S 1<br />

E 3<br />

E 2<br />

E 1<br />

Gebäudehälfte „HH-Standard“<br />

Gebäudehälfte „<strong>EnSan</strong>-Standard“<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH, Prof. Leschnik<br />

Messtechnik B_IV.4<br />

3. Messungen in allen <strong>EnSan</strong>-Nutzereinheiten (Wohnungen und Gewerbeeinheiten)<br />

Messungen je Einheit<br />

- Nutzerstrom Lüftungsanlage<br />

4. Messungen im Gebäude<br />

Messungen je Haushälfte<br />

- Wärmemenge Heizung<br />

- Wärmemenge Warmwasser, getrennt nach Verbrauch und Zirkulation<br />

- Temperaturen Heizmittel und Warmwasser<br />

- Hausstrom<br />

5. Messungen im Außenwandbereich<br />

Die Messungen erfolgten in den beiden Messwohnungen im 3. Obergeschoss, Zimmer zur Straße, (Zimmer rechts<br />

bei „<strong>EnSan</strong>“-Wohnung und Zimmer links bei „HH-Standard“-Wohnung)<br />

Messwohnungen im 3. OG.<br />

- Temperatur und relative Luftfeuchte (Ausgleichsfeuchte als Maß für Bauteilfeuchte) im Außenwandbereich<br />

(1x „<strong>EnSan</strong>“-Wohnung) und in zwei Deckenbalken (2x „HH-Standard“-Wohnung)<br />

- Temperaturen innerhalb <strong>der</strong> Außenwand insbeson<strong>der</strong>e an Wärmebrücken (5x „<strong>EnSan</strong>“-Wohnung und 14x „HH-<br />

Standard“-Wohnung)<br />

- Wärmefluss (Wärmestromdichte) im weitgehend ungestörten Außenwandbereich (1x „<strong>EnSan</strong>“-Wohnung und<br />

1x „HH-Standard“-Wohnung)<br />

80 Messtechnik


Messrate und Datenumfang<br />

Messgrößen, <strong>der</strong>en Werte sich eher rasch verän<strong>der</strong>n können und die nur im Moment <strong>der</strong> Abfrage aufgenommen<br />

werden, wie z. B. Temperaturfühler, sollten in einem Abstand von maximal 15 Minuten abgetastet werden. Bei<br />

Messgrößen, <strong>der</strong>en Beiträge in einem Zwischenzähler solange aufaddiert werden, bis sie ausgelesen werden, wie<br />

z. B. Impulszähler für Wärmemengen, genügt eine Abfrage im Stundenabstand.<br />

Tatsächlich erfolgte die Abfrage aller Messwerte bei den Messungen deutlich häufiger, da dies mit <strong>der</strong> später gewählten<br />

Messanlage möglich war, nämlich im Abstand von 30 Sekunden, d. h., dass pro Minute 302 Messwerte<br />

aufgenommen wurden. Für den geplanten Messzeitraum von 18 Monaten waren somit ca. 240 Millionen Messwerte<br />

abzutasten und zu speichern.<br />

Messtechnik 81


Planung <strong>der</strong> Messanlage<br />

Die Planung <strong>der</strong> Messanlage umfasste folgende Punkte:<br />

- Planung und Auswahl <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen messtechnischen und rechentechnischen Anlagen und Einbauten wie<br />

Messwerterfassungsanlagen, Rechner, Messfühler, Energiemengenzähler usw. unter Berücksichtigung <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

- Planung <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Messpunkte, des Einbaus und des Anschlusses <strong>der</strong> Messfühler, <strong>der</strong> Verkabelung in den<br />

Wohnungen und im Gebäude und Vorbereitung <strong>der</strong> Ausschreibung<br />

- Beschaffung <strong>der</strong> Messgeräte und <strong>der</strong> Messfühler<br />

Nachfolgend werden diese Punkte näher beleuchtet.<br />

Das Messprogramm umfasste die kontinuierliche Aufnahme einer Reihe unterschiedlicher Messgrößen. Hierzu<br />

gehörten Außenlufttemperatur und Strahlungsintensitäten, Temperaturen und relative Feuchten <strong>der</strong> Raumluft,<br />

Temperaturen und Volumenströme <strong>der</strong> dezentralen Lüftungsanlagen, Wärmemengen von Heizung und Warmwasser,<br />

Wassertemperaturen von Heizung, Warmwasser, Kaltwasser und Abwasser, Öffnungszeiten von Fenstern<br />

und Fenstertüren, Wärmestromdichten und Temperaturen in Außenbauteilen, Gasmenge sowie Strommengen für<br />

Nutzer, Heizungsanlage, Lüftung usw. Damit handelt es sich um eine relativ komplexe Messaufgabe. Das Messgeräteprogramm<br />

<strong>der</strong> Fa. Ahlborn mit Datenloggern vom Typ MA 59900xx schien für diese Messaufgabe beson<strong>der</strong>s<br />

geeignet. Es handelt es sich um ein sehr vielseitig einsetzbares System mit folgenden Vorteilen:<br />

- Die Datenlogger können praktisch alle elektrischen und (bau-) physikalischen Größen erfassen.<br />

- Die Sensoren werden über einen Ahlborn-Einheitsstecker nach dem Prinzip „Plug&Play“ angeschlossen.<br />

- Bei Einsatz von Sensoren <strong>der</strong> Fa. Ahlborn werden diese vom Messsystem selbständig erkannt und kalibriert.<br />

- Fremdfühler können grundsätzlich auch angeschlossen werden, müssen aber per Software deklariert und kalibriert<br />

werden.<br />

- Messfühler können nach Werksangaben bis 100 m verlängert werden.<br />

- Mehrere Datenlogger können über ein Datennetzwerk (RS 422-Schnittstellen) mit einem Rechner verbunden<br />

werden, <strong>der</strong> über die Software WinControl <strong>der</strong> Fa. Ahlborn die Anlagen steuert und die Daten erfasst.<br />

Es wurde entschieden, die Messanlage mit Geräten <strong>der</strong> Fa. Ahlborn aufzubauen. Sie wurde so konzipiert und letztlich<br />

auch ausgeführt, dass in den 4 Messwohnungen jeweils mit einem dezentralen Datenlogger die Messdaten <strong>der</strong><br />

Wohnungen aufgenommen wurden. In den Wohnungen im 3. Obergeschoss wurden die Messdaten <strong>der</strong> bauphysikalischen<br />

Messungen im Außenwandbereich ebenfalls den Datenloggern in <strong>der</strong> jeweiligen Wohnung zugeführt.<br />

82 Messtechnik


Im Keller wurden mit einem einzigen Datenlogger die Messdaten von Heizung und Warmwasserversorgung je<br />

Haushälfte, Gasaufnahme, alle Strommessungen sowie die Daten <strong>der</strong> Außenklimamessungen aufgenommen.<br />

Die Datenlogger wurden über ein digitales Netzwerk <strong>der</strong> Fa. Ahlborn mit einem Computer im Keller verbunden. Die<br />

Messwerte <strong>der</strong> im Netzwerk verbundenen Datenlogger wurden alle 30 Sekunden abfragt und von dem Computer<br />

gespeichert, <strong>der</strong> sich ebenfalls im Keller befand. Hierzu wurde die Software WinControl <strong>der</strong> Fa. Ahlborn benutzt.<br />

Um die Daten per Fernabfrage zur TUHH übertragen zu können, wurde ein Telefonanschluss mit passendem Modem<br />

vorgesehen.<br />

Da zwischen Datenlogger und Ort <strong>der</strong> Messfühler Entfernungen von bis 30 m zu überbrücken waren, musste eine<br />

Reihe von Verlängerungsleitungen vorgesehen werden. Hierfür wurden im allgemeinen handelsübliche mehradrige<br />

abgeschirmte Telefonleitungen verwendet. Nur bei einigen speziellen Sensoren <strong>der</strong> Fa. Ahlborn wurde <strong>der</strong> Einsatz<br />

von Original-Verlängerungen <strong>der</strong> Fa. Ahlborn geplant.<br />

Für die dezentralen Datenlogger in den Wohnungen wurden abschließbare Messschränke im Wohnungsflur <strong>der</strong><br />

Messwohnungen vorgesehen, für den Datenlogger mit PC (Rechner) und Modem im Keller ein Platz in einem kleinen<br />

Raum (Messraum) im Keller neben dem Heizungsraum. Die Messschränke und <strong>der</strong> Messraum erhielten einen<br />

getrennten Stromanschluss mit eigenem Zähler.<br />

Um die Fensteröffnung beobachten zu können, bauten die Fensterbauer in die Fenster <strong>der</strong> Messwohnungen Magnetschalter<br />

ein, <strong>der</strong>en Leitungen in Verteilerdosen neben den Fenstern geführt wurden, von wo aus eine Verbindung<br />

über Verlängerungsleitungen zu den Datenloggern vorgesehen wurde.<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> Messfühler erfolgte nach unterschiedlichen Gesichtspunkten. Es wurden kostengünstige Lösungen<br />

gesucht, letztlich war jedoch meist die Genauigkeit ausschlaggebend. So wurden für Temperaturmessungen<br />

bei kurzen Entfernungen zum Datenlogger Thermoelemente vorgesehen, bei größeren Entfernungen PT 100 in<br />

Vier-Leiter-Technik. Aber auch an<strong>der</strong>e Gesichtspunkte kamen in Frage: Bei den Fühlern zur Messung von Temperatur<br />

und relativer Feuchte, <strong>der</strong> von den Mietern genutzten Räume, wurde darauf geachtet, dass das Design<br />

ansprechend war.<br />

Messtechnik 83


Einige haus- und messtechnische Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

1. Heizung im Keller<br />

- Nach <strong>der</strong> Warmwassererzeugung im Heizkessel o. ä.: Verzweigung für beide Haushälften<br />

- Einbau von Wärmemengenmessern (für Durchfluss) mit elektrischem Ausgang in den Strang je<strong>der</strong> Haushälfte<br />

2. Heizung in den Messwohnungen<br />

- Nur eine Steigleitung je Wohnung, also Anschluss aller Heizkörper an einen Strang<br />

- Einbau eines Wärmemengenmessers (für Durchfluss) mit elektrischem Ausgang in den Strang je<strong>der</strong> Wohnung<br />

3. Warmwasser in den Messwohnungen<br />

- Nur eine Steigleitung je Wohnung, also Anschluss aller Zapfstellen an einen Strang<br />

- Einbau von Durchflussmessern mit elektrischem Ausgang in den Strang je<strong>der</strong> Haushälfte, Wärmemengenbestimmung<br />

über zusätzliche Temperaturmessungen<br />

4. Warmwasser im Keller<br />

- Nach Warmwassererzeugung in Therme o. ä.: Verzweigung für beide Haushälften<br />

- Einbau von Durchflussmessern mit elektrischem Ausgang in den Strang je<strong>der</strong> Haushälfte, Wärmemengenbestimmung<br />

über zusätzliche Temperaturmessungen<br />

5. Warmwasser in den Messwohnungen<br />

- Anschluss aller Verbraucherstellen an einen Strang<br />

- Einbau eines Durchflussmessers mit elektrischem Ausgang und von Temperaturfühlern zur Wärmemengenbestimmung<br />

6. Dezentrale Lüftungseinrichtungen mit Wärmerückgewinnung in den <strong>EnSan</strong>-Wohnungen<br />

- Einbau von Volumenstrommesskreuzen mit elektrischem Ausgang und Temperaturfühlern in Zuluft- und Abluftkanal<br />

für Wärmemengenbestimmung<br />

7. Lüftung in <strong>der</strong> HH-Standard-Haushälfte<br />

- Gemeinsame zentrale Entlüftung <strong>der</strong> Bä<strong>der</strong> in HH-Standard-Wohnungen<br />

- Einbau von Volumenstrommesskreuzen mit elektrischem Ausgang und von Temperaturfühlern in Abluftkanal<br />

für Wärmemengenbestimmung<br />

8. Gas und Strom<br />

- Gaszähler und für das Projekt relevante Stromzähler mit elektrischem Ausgang<br />

84 Messtechnik


Abschnitt B: Konzeption<br />

VI Energetisch wirksame Investitionskosten<br />

Energetisch wirksame Investitionskosten<br />

(energierelevante Kosten)<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: steg<br />

Kosten B_VI.1<br />

Vergleich <strong>der</strong> Kosten <strong>der</strong> Vorkalkulation gegenüber<br />

dem Kostenanschlag<br />

Die Kosten, die <strong>der</strong> <strong>EnSan</strong>-Antragstellung im November 2003 zugrunde<br />

lagen, basierten in <strong>der</strong> Kostengruppe 300 (Baukonstruktionen)<br />

auf Kostenschätzungen <strong>der</strong> Leistungsphase 3 (Entwurfsplanung),<br />

anteilig auch <strong>der</strong> Leistungsphase 4 (Bauantragsplanung), die<br />

Kosten <strong>der</strong> Kostengruppe 400 (Technische Ausrüstung) auf groben<br />

Kostenschätzungen <strong>der</strong> Leistungsphase 2 (Vorentwurfsplanung),<br />

anteilig auch <strong>der</strong> Leistungsphase 3 (Entwurfsplanung).<br />

Im Dezember 2004 wurden die Ausschreibungen <strong>der</strong> Einzelgewerke<br />

an die Bieter versandt, Mitte Januar 2005 erfolgte die Submission<br />

und im Februar 2005 – auf Basis des Kostenanschlages – die<br />

Antragstellung bei <strong>der</strong> Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt<br />

sowie die Fortschreibung <strong>der</strong> „Liste <strong>der</strong> Investitionen“, also die Kostenfortschreibung<br />

des <strong>EnSan</strong>-Antrags.<br />

Kosten<br />

Eigentümer<br />

Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft<br />

Hamburg mbH (steg)<br />

Dipl.-Ing. Architektin Karin Dürr<br />

Dipl.-Ing. Architektin Birgit Wessel<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen, Grafiken<br />

und Hinweise sind im Anhang des<br />

Berichts entwe<strong>der</strong> in größerem Format<br />

dargestellt o<strong>der</strong> mit ergänzendem / vertiefendem<br />

Material versehen.<br />

Kosten 85


Energetisch wirksame Investitionskosten<br />

(energierelevante Kosten)<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: steg<br />

Kosten B_VI.4<br />

Vergleich <strong>der</strong> Gesamtkosten brutto<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> reinen Baukosten zwischen <strong>EnSan</strong>-Antrag und Kostenanschlag ergibt ein durchaus positives Ergebnis.<br />

Die Kosten <strong>der</strong> Kostengruppe 300 lagen 2,75 % über denen des Antrags, die Kosten <strong>der</strong> Kostengruppe<br />

400 sogar um ca. 4,95 % unter denen des Antrags.<br />

Lediglich in den Kostengruppen 200 und 500, jedoch bei geringen Einzelbeträgen im Vergleich zu den Gesamtkosten,<br />

waren Kostensteigerungen zu verzeichnen. Die Baukosten insgesamt lagen ca. 5 % über den beantragten<br />

Kosten.<br />

Bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Technischen Nebenkosten wurden die Planungsmehrkosten anhand einer Differenzbildung<br />

ermittelt. Zunächst wurden die normalen Honorarkosten aufgrund <strong>der</strong> geringeren anrechenbaren Kosten berechnet,<br />

anschließend die Honorarkosten aufgrund <strong>der</strong> erhöhten <strong>EnSan</strong>-Baukosten und des Planungsmehraufwandes,<br />

<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Standard-Mo<strong>der</strong>nisierung und -Instandsetzung nicht vergütet wurde. Von dieser Honorarsumme wurde<br />

die normalerweise zu zahlende Honorarsumme abgezogen. Die Differenz wurde als Planungsmehrkosten ausgewiesen.<br />

Insgesamt ergab sich dadurch eine Reduzierung im Vergleich zum Antrag von ca. 12,2 %, so dass die Gesamtkosten<br />

im Vergleich zum Antrag um lediglich 2,75 % überschritten wurden.<br />

Vergleicht man nur die energetischen Kosten in den Kostengruppen 300 und 400, so lag die Abweichung zwischen<br />

<strong>EnSan</strong>-Antrag und Anschlag bei + 3,16 %, absolut bei Mehrkosten von ca. 25.245,- €.<br />

Bei einer Wohn- und Nutzfläche von insgesamt 1.391 m 2 lagen die Bruttobaukosten <strong>der</strong> Kostengruppen 200 bis<br />

500 nach Kostenanschlag bei ca. 1.497,- €/m 2 einschl. <strong>der</strong> energetischen Mehrkosten, bezogen auf die Nutzfläche<br />

AN (1.936 m 2 ) bei ca. 1.075,- €/m 2 . Die technischen Nebenkosten betrugen ca. 13,5 %, ein durchaus geringer<br />

Anteil.<br />

Betrachtet man ausschließlich die energetischen Kosten, so lagen diese, bezogen auf die Wohn- und Nutzfläche<br />

des Gebäudes bei ca. 721,- €/m 2 , bezogen auf die Nutzfläche AN bei ca. 518,- €/m 2 . Bei einem Gebäude dieser<br />

Altersklasse mit dem vorhandenen Instandsetzungsbedarf und -stau machen die energetischen Kosten somit fast<br />

50 % aus.<br />

86 Kosten


Abschnitt C: Bauliche Umsetzung<br />

I Bauliche Umsetzung<br />

Bautenstand April 2005<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D&R<br />

Bautenstand II.1<br />

Bauliche Umsetzung 2005<br />

Die Ausschreibung wurde für alle Gewerke im November 2004<br />

abgeschlossen, die Vergaben erfolgten ab Januar 2005, offizieller<br />

Baubeginn war <strong>der</strong> 7. März 2005.<br />

Begonnen wurde mit <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong> Baustelle, Räumung <strong>der</strong><br />

Hofflächen, mit dem Gerüstaufbau, <strong>der</strong> Abplanung <strong>der</strong> Straßenseite,<br />

dem Abbruch <strong>der</strong> Innenwände und <strong>der</strong> Demontage <strong>der</strong> Elektroinstallationen<br />

sowie <strong>der</strong> gesamten alten Haustechnik in beiden<br />

Gebäudeteilen.<br />

Planung<br />

Dittert & Reumschüssel<br />

Architektur und Stadtentwicklung<br />

Hamburg, Hannover<br />

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Dittert<br />

Das Gerüst auf <strong>der</strong> Hofseite wurde im April aufgestellt. Im Gebäudeteil<br />

„Hamburger Standard“ wurden <strong>der</strong> Einbau <strong>der</strong> statisch notwendigen<br />

Stahlträger in Angriff genommen und im Bereich <strong>der</strong><br />

ehemaligen Lichtschächte neue Betondecken für beide Gebäudeteile<br />

eingezogen. Dort wurden auch alle Balkenköpfe freigelegt und<br />

vom Sachverständigen, Herrn Eichhorn, begutachtet. Darüber hinaus<br />

wurde die straßenseitige Außenfassade abgebeizt.<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen und<br />

Grafiken sind im Anhang des Berichts in<br />

größerem Format dargestellt o<strong>der</strong> mit<br />

ergänzendem / vertiefendem Material<br />

versehen.<br />

Bauliche Umsetzung 87


Bautenstand Mai 2005<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D&R<br />

Bautenstand II.2<br />

Die <strong>Sanierung</strong> des Hausschwamms wurde sukzessive in den einzelnen Geschossen durchgeführt, zunächst im<br />

„<strong>EnSan</strong>-“, danach im „Hamburger-Standard-“Teil.<br />

Die statisch notwendigen Stahlträger im „<strong>EnSan</strong>“-Teil wurden eingebaut, die hofseitigen Balkone abgebrochen.<br />

Nach Freigabe durch den Sachverständigen, Herrn Eichhorn, wurde mit <strong>der</strong> Balkenkopfsanierung begonnen. Im<br />

Zuge <strong>der</strong> umfangreichen Umbauten aufgrund des Dachgeschossausbaus wurde das Dach komplett abgedeckt und<br />

Teile des Dachstuhls wurden für den Einbau <strong>der</strong> neuen Gauben abgebrochen. Wegen beträchtlicher Schädigungen<br />

mussten außerdem Teile <strong>der</strong> Decke im 3. Obergeschoss erneuert werden.<br />

Im Anschluss wurden die gesamten losen Putzflächen an den Außen- und Innenwänden <strong>der</strong> Wohnungen abgestemmt;<br />

zunächst im „Hamburger-Standard“-Teil, dann im „<strong>EnSan</strong>“-Teil. Auch <strong>der</strong> Ausbau des Daches bzw. <strong>der</strong><br />

Dachgeschosswohnungen ging im Rohbau voran.<br />

Son<strong>der</strong>thema Friese<br />

Aufgrund des Abbeizens <strong>der</strong> straßenseitigen Fassade wurden Schädigungen sichtbar: <strong>der</strong> Putzflächen, <strong>der</strong> Sturzträger<br />

über den Fenstern und damit zusammenhängend auch <strong>der</strong> Friese. Aus Kostengründen wurden im Zuge <strong>der</strong><br />

Riss- und Putzsanierung nur die Großformen wie<strong>der</strong>hergestellt. Kleinformen wurden durch Glattputzflächen ersetzt,<br />

was übrigens auch in <strong>der</strong> Vergangenheit schon mehrfach geschehen war. Lose sitzende Friesflächen wurden<br />

so weit wie möglich nachverfestigt.<br />

88 Bauliche Umsetzung


Ähnlich wie bei vielen an<strong>der</strong>en <strong>Sanierung</strong>en, ergaben sich bei <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> geplanten baulichen Maßnahmen<br />

einige „Überraschungen“. Trotz <strong>der</strong> relativ eingehenden Bestandsaufnahme gab es mehr Baumängel, als<br />

ursprünglich erwartet. Dies betraf insbeson<strong>der</strong>e die Qualität<br />

- <strong>der</strong> Dachkonstruktion,<br />

- <strong>der</strong> Holzbalkendecken,<br />

- des Innenputzes,<br />

- <strong>der</strong> Straßenfassade,<br />

- <strong>der</strong> dortigen Balkonkonstruktionen und<br />

- einiger Einzelpunkte an Schornsteinzügen, Fensterstürzen, -brüstungen und -leibungen.<br />

Bei <strong>der</strong> Dachkonstruktion, den Holzbalkendecken und beim Innenputz mussten mehr abgängige Materialien ausgetauscht<br />

werden, als zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Ausschreibung vorhersehbar war. Bei den Holzbalkendecken führten die<br />

vermehrt beschädigten Deckenputzflächen zu einem massiveren Einbau abgehängter Deckenkonstruktionen.<br />

Auch die Straßenfassade musste umfangreicher saniert werden, als vor Entfernen <strong>der</strong> dicken Farbschicht<br />

zu vermuten war. Die nach <strong>der</strong> Fassadenreinigung sichtbaren Schäden zeigten Lockerungen von Schmuckelementen,<br />

Putzabplatzungen und eine erheblich umfangreichere Korrosion von Stahlträgern in den Fensterstürzen.<br />

Zudem war die Putzoberfläche wesentlich rauer und mit Rissen durchzogen. Die Instandsetzung <strong>der</strong> Fassade<br />

musste im Zuge einer zusätzlichen Maßnahme durchgeführt werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Bewältigung <strong>der</strong> beträchtlichen Än<strong>der</strong>ungen in Umfang und Art <strong>der</strong> Ausführung war die fundierte <strong>Sanierung</strong>serfahrung<br />

<strong>der</strong> Bauherrin sehr hilfreich. So mussten nach Fachdiskussionen zwischen Architekten und Bauherrin<br />

häufig kurzfristig Entscheidungen getroffen werden.<br />

Im Juli wurde das gesamte bestehende Dach bis auf die Schalung abgedeckt, die vorhandenen Sparren aufgedoppelt,<br />

neu verschalt und vollständig mit Bitumendeckung bzw. Unterspannbahn neu eingedeckt. Auch die Zimmerarbeiten<br />

für den Dachgeschossausbau wurden ausgeführt. Weiterhin wurde die Leca-Betonfüllung auf den<br />

Einschüben in den Holzbalken-Decken für beide Gebäudehälften hergestellt. Auf dieser tragenden Füllung wurde<br />

dann <strong>der</strong> Fußbodenaufbau mit schwimmendem Estrich und Trittschalldämmung erstellt, was zu einer schalltechnischen<br />

Verbesserung gegenüber dem Bestand führte.<br />

Bauliche Umsetzung 89


Im Herbst wurden Dachabdichtung und -eindeckung im Gebäudeteil „Hamburger Standard“ fertiggestellt und im<br />

„<strong>EnSan</strong>-Gebäudeteil“ wurde damit begonnen.<br />

Straßenseitig wurden die neuen Balkone gesetzt, bis auf die Gelän<strong>der</strong> auch montiert und mit einer Schutzabdeckung<br />

versehen. Im Gebäudeteil „Hamburger Standard“ begann die Verlegung <strong>der</strong> Elekroinstallationen.<br />

Während dessen wurde im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil die Dacheindeckung fertiggestellt, sämtliche Fenster wurden<br />

ausgebaut, auf <strong>der</strong> Hofseite begann <strong>der</strong> Abbruch <strong>der</strong> alten Fensterbrüstungen sowie die Erstellung neuer Fensteröffnungen.<br />

Im Innenraum erfolgte <strong>der</strong> Abbruch <strong>der</strong> Fußböden im Ladenbereich. Die Böden waren in den Läden erheblich<br />

unebener, als im Planungsstadium angenommen, weshalb die Höhendifferenzen des Rohfußbodens von bis zu 8<br />

cm ausgeglichen werden mussten. Der geplante Fußbodenaufbau wurde entsprechend höher gesetzt, um eine<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> energetischen Qualität zu vermeiden.<br />

90 Bauliche Umsetzung


Die Fensterleibungen wurden vorgeputzt, um später eine durchgehende luftdichte Ebene herstellen zu können,<br />

sowie die neuen Fenster in den Wohngeschossen eingebaut. Sämtliche Abbrucharbeiten in den Geschossen waren<br />

erfolgt, und im Bereich des Ladens wurden, nach Abbruch des Fußbodens, die neuen Wände gezogen.<br />

Im Gebäudeteil „Hamburger Standard“ wurde das Wärmedämmverbundsystem (WDVS) auf <strong>der</strong> Hofseite angebracht<br />

und fertiggestellt. Im Innenraum wurde mit dem Aufbringen des neuen Innenputzes sowie mit den Sanitärinstallationsarbeiten<br />

begonnen.<br />

Im ersten bis dritten Obergeschoss des „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteils wurde mit <strong>der</strong> Montage von Trockenbauwänden<br />

und Decken begonnen, und in einigen Geschossen konnten die Elektroarbeiten abgeschlossen werden. Begonnen<br />

wurde mit den Innenputzarbeiten an den Außenwänden, um einen ebenen Untergrund für die Kalziumsilikatplatten<br />

(Innendämmung) sicherzustellen.<br />

Im Innenraum <strong>der</strong> Gebäudehälfte des „Hamburger Standards“ wurden die Grobputzarbeiten auf allen Etagen<br />

abgeschlossen und mit dem Trockenbau begonnen.<br />

Bauliche Umsetzung 91


Planungsän<strong>der</strong>ungen<br />

Aufgrund <strong>der</strong> umfangreichen Bestandsaufnahme vor Beginn <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong>splanung konnten gravierende Planungsän<strong>der</strong>ungen<br />

vermieden werden. Än<strong>der</strong>ungen ergaben sich hauptsächlich wegen <strong>der</strong> umfangreicheren Schäden<br />

an den Decken und an den vor<strong>der</strong>seitigen Balkonen.<br />

Die Balkone zeigten sich nach Freilegung <strong>der</strong> tragenden Teile stärker geschädigt als zunächst angenommen. Eine<br />

Gegenüberstellung <strong>der</strong> Kosten für die <strong>Sanierung</strong> und für die vollständige Erneuerung zeigte finanzielle Vorteile für<br />

die <strong>Sanierung</strong>svariante. Aufgrund <strong>der</strong> Nachhaltigkeit in Bezug auf die Investitionskosten und die laufenden Instandhaltungskosten,<br />

wurden die Balkone jedoch vollständig abgetragen und durch eine neue, deutlich leichtere, reine<br />

Stahlkonstruktion ersetzt. Zudem konnte so die äußere Tragkonstruktion thermisch von <strong>der</strong> inneren Konstruktion<br />

entkoppelt werden, was zu einer weiteren Energieeinsparung und zur Vermeidung bauphysikalischer Probleme<br />

(Tauwasserausfall an den kalten Innentragelementen) führte (siehe Abbildung oben sowie auf <strong>der</strong> vorhergenden<br />

Seite).<br />

Der Deckenputz in den Ladengeschossen war ebenfalls vollständig abgängig, weshalb <strong>der</strong> Deckenaufbau neu geplant<br />

werden musste, um Schallschutz und Brandschutz durch die neue Konstruktion sicherzustellen.<br />

Der Wechsel in <strong>der</strong> Beauftragung des Rohbauunternehmens (durch Konkurs) war verbunden mit den Bautenstandfeststellungen,<br />

Zwischenabrechungen und Vertragsverhandlungen und führte zu einer Bauzeitverzögerung von<br />

rund vier Wochen.<br />

92 Bauliche Umsetzung


Bauliche Umsetzung 2006<br />

Innerhalb des ersten halben Jahres konnte das Bauvorhaben bis auf einige Restarbeiten und offene Mängelbeseitigungen<br />

abgeschlossen werden. Die Bauzeit verlängerte sich um insgesamt ca. 4 Wochen, aufgrund des erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Wechsels des Rohbauunternehmers sowie <strong>der</strong> ungewöhnlich lang anhaltenden niedrigen Außentemperaturen,<br />

die von Januar bis Anfang April häufig um den Gefrierpunkt lagen. Dies hatte erhebliche Auswirkungen auf<br />

den Bauablauf. Die Wirksamkeit <strong>der</strong> kurzfristig installierten Bauheizung war ebenfalls nur sehr eingeschränkt, da<br />

<strong>der</strong> Bau in vielen Bereichen noch nicht geschlossen war. So konnten die Wohnungen nur teilbeheizt werden.<br />

Die unterschiedlichen Bauzustände innerhalb <strong>der</strong> Gebäudehälften erschwerten auch die Durchführung des ersten<br />

Blower-Door-Tests im Zustand des „qualifizierten Rohbaus” erheblich, da Leckagen während <strong>der</strong> Durchführung<br />

des Tests nicht gründlich genug beseitigt werden konnten. Aufgrund dessen konnten dauerhafte Leckagen <strong>der</strong><br />

Konstruktion und <strong>der</strong> Haustechnik nur schwer geortet werden. Dies wirkte sich negativ auf den Schlusstest aus, da<br />

hier Werte gemessen wurden, die über dem Zielwert von ≤ 1,5 1/h lagen.<br />

Der Luftdichtheitstest zeigte allerdings auch, dass eine luftdichte Konstruktion von Altbauten dieser Art erhebliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Planung und Bauausführung stellt. In einigen Bereichen waren Luftundichtheiten nicht<br />

zu umgehen. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für die unverputzten Außenwände in <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Holzbalkendecken, für<br />

haustechnische Installationen, die die Außenbauteile durchdringen sowie in den Bereichen <strong>der</strong> Dachdecke an aufgehenden<br />

Wänden, Drempeln, Trägern und Holzbalkendecken. Der Aufwand zur Abdichtung solcher Bereiche war<br />

teilweise unverhältnismäßig hoch.<br />

Bauliche Umsetzung 93


In <strong>der</strong> Gebäudehälfte des „Hamburger Standards“ wurden die Putzarbeiten in den Wohnungen inklusive Feinputz<br />

aufgrund von Kapazitätsproblemen <strong>der</strong> Firmen und <strong>der</strong> Temperaturen mit erheblicher Verzögerung fertiggestellt.<br />

Die Elektro-Leitungsarbeiten hingegen waren abgeschlossen, die Kellertreppe gesetzt und das Podest betoniert.<br />

Die Trockenbauwände waren in den Wohnungen gestellt, die Deckenmontage weitgehend abgeschlossen und die<br />

Fensteröffnungen in den Läden hergestellt.<br />

In beiden Gebäudehälften wurden die Sanitärarbeiten durchgeführt und die Heizleitungen verlegt, während mit<br />

<strong>der</strong> Verlegung <strong>der</strong> Lüftungsleitungen begonnen wurde.<br />

Im „<strong>EnSan</strong>-Gebäudeteil” waren im Februar die Putzarbeiten in den Wohnungen inklusive Feinputz fast fertiggestellt.<br />

Die Innendämmung aus Kalziumsilikatplatten an <strong>der</strong> Straßenfassade war bis auf die Verkleidung für die<br />

Belüftung fertiggestellt. Die Metallgitterbefestigungen für die Fenster auf <strong>der</strong> Hofseite des Erdgeschosses waren<br />

montiert, die Quarzsandauffüllungen (Einschübe) in den Decken eingebracht und die Restarbeiten an <strong>der</strong> Dachdeckung<br />

erledigt. Die haustechnischen Arbeiten wurden durchgeführt.<br />

Im Gebäudeteil „Hamburger Standard” waren die Sanitärarbeiten und die Arbeiten an den Lüftungsleitungen<br />

gleichermaßen abgeschlossen, ebenso die Verlegung <strong>der</strong> Heizleitungen inklusive Montage <strong>der</strong> Heizkörper. Die<br />

Brandschottung mittels Beton in den Schächten war in Arbeit. Der Verputz einzelner Kellerwandflächen sowie die<br />

Montage von Kalziumsilikatplatten an den Fensterleibungen <strong>der</strong> Wohnungen wurden durchgeführt, während <strong>der</strong><br />

Abbruch defekter Kellersohlenteile und die Erstellung neuer Sohlflächen abgeschlossen waren.<br />

94 Bauliche Umsetzung


Im März war die Innendämmung aus Kalziumsilikatplatten an <strong>der</strong> Straßenfassade des „<strong>EnSan</strong>-Gebäudeteils” inklusive<br />

<strong>der</strong> belüfteten Verkleidung fertiggestellt. Die Trockenbauarbeiten an den Wänden und Decken <strong>der</strong> Wohnungen<br />

gingen voran, während die Elektro-Arbeiten inklusive <strong>der</strong> Läden bereits abgeschlossen waren. Auch die<br />

übrigen haustechnischen Arbeiten wurden durchgeführt.<br />

Im Gebäudeteil „Hamburger Standard” waren die restlichen Trockenbaudecken montiert. Die Lüftungsleitungen<br />

und die Elektro-Verteilungen in den Wohnungen waren verlegt und die Heizung wurde am 10. März in Betrieb<br />

genommen. Auch die Elekto-Installationen im Laden 4 waren abgeschlossen. Die Fensterleibungen waren alle mit<br />

Kalziumsilikatplatten ausgestattet und <strong>der</strong> Wandputz im Keller sowie die Kellertreppe in Laden 3 fertiggestellt; in<br />

den Läden war <strong>der</strong> Wandputz in Arbeit.<br />

In beiden Gebäudehälften wurden die Fensterbänke eingebaut. Das Gerüst auf <strong>der</strong> Hofseite wurde demontiert,<br />

<strong>der</strong> Estrich in den Bä<strong>der</strong>n und im Dachgeschoss fertiggestellt. Die metallene Pfosten-Riegel-Konstruktion <strong>der</strong> Läden<br />

wurde aufgestellt und eingedichtet.<br />

Im April waren die gesamten Putzarbeiten in beiden Gebäudehälften abgeschlossen. Die Abdichtung <strong>der</strong> Bä<strong>der</strong><br />

und die Aufstellung <strong>der</strong> Wannen waren erfolgt, die Dielenböden komplett und <strong>der</strong> erste Grobschliff durchgeführt.<br />

Die neuen Zimmertüren, die überarbeiteten Bestands- und Wohnungseingangstüren sowie die Fußleisten wurden<br />

ebenfalls montiert. In den Läden wurde <strong>der</strong> Estrich eingebaut und an <strong>der</strong> Straßenfassade Spachtel- und erste<br />

Anstricharbeiten ausgeführt. Die haustechnischen Arbeiten waren bis auf die Endmontagen und Installationen im<br />

Keller weitgehend abgeschlossen.<br />

Die Dämmarbeiten am Sockel waren im Mai beendet. Die Außentreppe einschließlich Gelän<strong>der</strong> war erstellt und die<br />

Straßenfassade bis auf das Erdgeschoss fertig gestrichen. Das Gerüst wurde demontiert, die Hauseingangstüren<br />

montiert und die hofseitige Montage <strong>der</strong> Balkone durchgeführt.<br />

Bauliche Umsetzung 95


Im „<strong>EnSan</strong>-Gebäudeteil“ waren die Wandanstrich- und die Fliesenarbeiten in allen Wohngeschossen in Arbeit,<br />

Türen und Fußleisten wurden lackiert, die Fußleisten montiert.<br />

In <strong>der</strong> Gebäudehälfte „Hamburger Standard” waren die Wandanstrich- und Fliesenarbeiten in allen Wohngeschossen<br />

weitgehend abgeschlossen. Die Türen und Fußleisten wurden lackiert, die Fußleisten montiert und die<br />

Trittstufen im Treppenhaus ausbessert.<br />

In beiden Gebäudehälften waren die Balkone im Hof aufgestellt und die Verfüllung im Hof fertig. Die Decken in<br />

den Läden waren ebenfalls fertig erstellt. Die kleinflächigen Fliesenarbeiten wurden durchgeführt und in den Wohnungen<br />

alle Fußleisten montiert. Der Dielenfußböden bekam den Endschliff und die Böden wurden versiegelt; auf<br />

den Estrichflächen wurde Linoleum verlegt. Die Spachtelung, <strong>der</strong> Anstrich und die Vorbereitung <strong>der</strong> Bodenbelagarbeiten<br />

<strong>der</strong> Treppenhäuser hatten begonnen.<br />

Fensterbauer, Tischler und Metallbauer beseitigten im August die letzten festgestellten Mängel in beiden Gebäudeteilen.<br />

Die anfänglichen Feuchtigkeitsprobleme im Keller waren zum größten Teil beseitigt. In einem Fall sorgte<br />

eine zusätzliche Lüftung für mehr Luftbewegung.<br />

Nachdem die letzten Bewohner in beide Gebäudeteile eingezogen waren, erfolgte <strong>der</strong> Endanstrich <strong>der</strong> Treppenhäuser;<br />

außerdem wurden die letzten Mängel durch den Metallbauer beseitigt.<br />

Im Oktober befanden sich bereits die ersten Graffitis auf <strong>der</strong> Fassade.<br />

Die letzte Abnahme fand am 10. November 2006 statt. Für die Bauherrin wurde eine Dokumentation folgenden Inhalts<br />

zusammengestellt: Adressenliste aller Bau- und Planungsbeteiligten; Aufstellung <strong>der</strong> Gewährleistungsfristen;<br />

Kostenfeststellung; Abnahmeprotokolle; Angaben zur Ausführung nach Gewerken; Zusammenstellung aller Pläne<br />

mit Planliste sowie Fotos des Bestands und <strong>der</strong> Bauphase auf Datenträger.<br />

Bis auf eine Ausnahme konnten die geplante energetische Qualität <strong>der</strong> Bauteile umgesetzt und alle vorgesehenen<br />

Bauteilaufbauten und -anschlüsse in <strong>der</strong> Praxis realisiert werden. Die Ausnahme bestand in <strong>der</strong> nicht befriedigenden<br />

Luftdichtheit <strong>der</strong> Gebäudehülle, ein Problem, das auch zukünftig bei Gebäuden vergleichbarer Bauart ohne<br />

unverhältnismäßigen Aufwand nicht vollständig zu beheben sein wird.<br />

96 Bauliche Umsetzung


Abschnitt C: Bauliche Umsetzung<br />

II Balkenkopf<br />

Balkenkopf-Montage<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D & R<br />

Balkenkopf-AG III.5<br />

Einbau <strong>der</strong> Balkenköpfe innerhalb <strong>der</strong> Gebäudehälfte<br />

„<strong>EnSan</strong>“ – Arbeitsablauf<br />

1. Ausbau <strong>der</strong> hölzernen Fensterverkleidungen; Abtransport<br />

2. Abschlagen des Putzes auf <strong>der</strong> Innenseite <strong>der</strong> straßenseitigen<br />

Außenwände; Abtransport des Schutts<br />

(bei Schwammbefall: Ausführung durch einen entsprechend<br />

qualifizierten Handwerker)<br />

3. Geschossweises Abstützen <strong>der</strong> Deckenbalken mit Bausteifen (in<br />

ca. 0,8 m Entfernung von Außenwänden) und ca. 1 m langen<br />

Holzbohlen (zur Lastverteilung in <strong>der</strong> Achse <strong>der</strong> Deckenbalken und<br />

zur Vermeidung größerer Verluste unterseitiger Deckenkonstruktion<br />

aus Schalung und Putz); Abstand Bohlen von Außenwand<br />

ca. 30 cm<br />

4. Versenken <strong>der</strong> Nägel und Aufnehmen <strong>der</strong> Dielung in erfor<strong>der</strong>licher<br />

Tiefe (ca. 1,0 m bei ungeschädigten Balken, Rest nach<br />

Angabe von Herrn Eichhorn); Abtransport bzw. Lagerung zur<br />

Wie<strong>der</strong>verwendung, wenn schadensfrei<br />

5. Ausbau des Einschubs in gleicher Tiefe; Abtransport<br />

6. Ausbau <strong>der</strong> Schalung und <strong>der</strong> Einschublatten unter dem Einschub;<br />

Abtransport<br />

7. Ausbau <strong>der</strong> deckenunterseitigen Schalung mit Putz; Abtransport<br />

8. Freistemmen des Balkenkopfes<br />

9. Abtrennen und Ausbau des Balkenkopfes in erfor<strong>der</strong>licher Tiefe<br />

(ca. 35 cm) Montage <strong>der</strong> Bohrschablone, fräsen <strong>der</strong> Nut (ca.<br />

19 cm tief und ca. 60 cm lang) und bohren <strong>der</strong> 4 Löcher für die<br />

Stabdübel entsprechend Statik<br />

Die Arbeitsgruppe (AG) Balkenkopf<br />

bestand aus (in alphabetischer Reihenfolge):<br />

Herrn Dittert, Frau Dürr, Herrn Eichhorn,<br />

Frau Wessel, Herrn Holle, Herrn Rohde,<br />

Herrn Schünemann; als Konsultant Herrn<br />

Peper.<br />

Balkenkopf 97


Balkenkopf-Montage<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D & R<br />

Balkenkopf-AG III.7<br />

10. Einbau des stählernen Balkenkopfes bestehend aus einem vorgebohrten und gekröpften Flachstahl mit kopfumgebendem<br />

Wärmedämmmaterial aus geschlossenzelligem Hartschaum und druckfestem Hartschaum unter<br />

Auflagerplatte; <strong>der</strong> Dämmstoffklotz schließt mit <strong>der</strong> Innenkante <strong>der</strong> Innendämmschicht bündig ab o<strong>der</strong> steht<br />

bis max. 1,5 cm vor; Herstellen <strong>der</strong> Verbindung zwischen Flachstahl und Deckenbalken mittels jeweils vier Stabdübeln<br />

entsprechend Statik<br />

11. Montage einer Schalung bis Unterkante des Dämmstoffes am Balkenkopf<br />

12. Verguss des Auflagers<br />

13. Ausmauern <strong>der</strong> Seiten unter Belassen eines Spalts von ca. 3 cm Breite<br />

14. Raumweise Abdeckung <strong>der</strong> offenen Deckenbereiche mit lagegesicherten OSB-Platten<br />

15. Montage <strong>der</strong> Schalung bis Oberkante Hohlraum Balkenkopf<br />

16. Vollständiger Verguss <strong>der</strong> seitlichen, stirnseitigen und oberseitigen Hohlräume mittels Packer, d.h. unter Druck<br />

17. Geschossweiser Verputz <strong>der</strong> Innenseite <strong>der</strong> Außenwände – auch im Bereich <strong>der</strong> Holzbalkendecken und <strong>der</strong><br />

Dämmstoffklötze<br />

18. Einbau <strong>der</strong> Zuganker zur Horizontalverankerung <strong>der</strong> Decke, die mit den Außenwänden und den Einschubschalungen<br />

verbunden werden.<br />

19. Zeit zur Austrocknung des Vergussbereiches<br />

20. Geschossweise Montage <strong>der</strong> Kalziumsilikat-Platten auf die Innenflächen <strong>der</strong> straßenseitigen Außenwände;<br />

schließen <strong>der</strong> Fugen zwischen Kalziumsilikat-Platten und Stahlschwert durch dauerelastische Dichtprofile o<strong>der</strong><br />

Dichtmasse<br />

21. Einbau des Einschubs im „Regelquerschnitt“ und im „Prothesenbereich“ bestehend aus<br />

- Regelquerschnitt: Einschublatten 3/5 cm, darauf 2 cm Holzschalung, Rieselschutzpapier und Einschub aus<br />

geglühtem Sand<br />

- Prothesenbereich: beidseitig durch Flachstahlprofil miteinan<strong>der</strong> verschraubte Futterhölzer ca. 27/24/4,5-8,5 cm,<br />

Einschublatten 3/5 cm, darauf 2 cm Holzschalung, Ausstopfen von Hohlräumen mit Mineralwolle, Rieselschutzpapier<br />

und Einschub aus geglühtem Sand<br />

22. Ergänzen <strong>der</strong> deckenoberseitigen Dielung; Anschluss mit dauerelastischem Dichtprofil an Kalziumsilikat-Platten;<br />

Ergänzen <strong>der</strong> deckenunterseitigen Schalung und statt Putz Gipskartonplatten; Überdecken des Anschlusses mit<br />

Gazestreifen; Anschluss mit dauerelastischem Dichtprofil an Kalziumsilikat-Platten; Schutz <strong>der</strong> Dielung<br />

23. Einbau <strong>der</strong> Heizungsverteilleitungen<br />

24. Einbau <strong>der</strong> neuen Fußleisten mit Distanzstücken vor <strong>der</strong> Innenseite <strong>der</strong> straßenseitigen Außenwände<br />

98 Balkenkopf


Balkenkopf-Montage<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: D & R<br />

Balkenkopf-AG III.8<br />

25. Einbau <strong>der</strong> einlagigen Schale aus 15 mm Gipsfaserplatten auf verzinkten Blechprofilen mit Luftschlitzen in Fußleisten<br />

(Zuluft) und horizontalen Luftschlitzen d = 15 mm zu Fensterbänken und Decken (Fortluft); Einbau von<br />

rechtwinklig gekanteten Insektenschutzgittern in die horizontalen Schlitze<br />

26. Spachteln <strong>der</strong> Gipsfaserplatten-Oberflächen und -Anschlussflächen<br />

27. Schleifen und Versiegeln <strong>der</strong> Dielen<br />

28. Malerarbeiten<br />

29. Einbau <strong>der</strong> Heizkörper<br />

Randbedingungen<br />

Randbedingungen für eine konstruktive, feuchte- und wärmetechnische Optimierung des entkoppelten<br />

Holzbalkens im Auflagerbereich Dämmklotz:<br />

- Der Dämmklotz sollte aus einem feuchteunempfindlichen, druckfesten und kapillar nicht aktiven Material bestehen,<br />

das den umschließenden Stahl keiner Feuchte aussetzt.<br />

- Der Dämmklotz ist in sich luftdicht herzustellen; das heißt, dass bei einem aus mehreren Teilen zusammengesetzten<br />

Dämmklotz die Fugen verklebt, bzw. gedichtet werden müssen; eine umfassende, außenseitige<br />

Kaschierung mit dampfdiffusionsdichtem Material ist zu vermeiden, es sei denn das Dämmmaterial selbst ist<br />

dampfdicht (z. B.: Schaumglas).<br />

- Es wird empfohlen, den Dämmklotz so zu dimensionieren, dass die innenraumseitige Oberfläche in <strong>der</strong> Ebene<br />

<strong>der</strong> innenraumseitigen Oberfläche des Kalziumsilikats liegt, um einen kontrollierbaren Anschluss an das Kalziumsilikat<br />

herstellen zu können.<br />

- Der Dämmklotz ist an die Kalziumsilikat-Innendämmung mit geeigneten Mitteln luftdicht anzuschließen.<br />

Randbedingungen für den Verguss des Dämmklotzes in <strong>der</strong> Auflagertasche / Hohlraumverfüllung<br />

- Der Vergussmörtel ist so einzubringen, dass we<strong>der</strong> Hohlräume zwischen Mauerwerk und Verguss, noch zwischen<br />

Dämmklotz und Verguss verbleiben (ein Hohlraum oberhalb des Dämmklotzes wird weniger problematisch<br />

eingeschätzt, als ein Hohlraum vor Kopf des Dämmklotzes).<br />

- Da <strong>der</strong> Verguss viel Feuchte in das Außenmauerwerk einträgt, sollte ein Abtrocknen <strong>der</strong> Wand mittels günstiger<br />

Randbedingungen (warme, trockene Umgebung / großer Luftaustausch) geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Hinweis für die Deckenverkleidung / den Einschub<br />

- Aus brand- und schallschutztechnischen Gründen ist sowohl die Deckenverkleidung als auch <strong>der</strong> Einschub vollflächig<br />

an die Kalziumsilikat-Platten anzuschließen.<br />

Balkenkopf 99


Detail Verankerung<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: Rohde<br />

Balkenkopf-AG III.9<br />

Detailpunkt: neue Verankerung des Außenmauerwerks<br />

Die bestehenden Holzbalkendecken hatten an <strong>der</strong> Außenwand im Mittel an jedem dritten Balkenkopf einen Maueranker<br />

zur Stabilisierung des Außenmauerwerks. Beim Einbau <strong>der</strong> neuen gedämmten Balkenköpfe waren diese<br />

Anker abgängig, da sie sich unmittelbar neben den Holzbalken befanden.<br />

Der Einbau neuer Anker war in diesem Bereich neben dem Balkenkopf nicht möglich, weil durch den Dämmklotz<br />

nicht ausreichend geeignete Mauerwerksfläche zur Verfügung stand.<br />

Ein neuer Anker ersetzt nun die Maueranker im Bestand, <strong>der</strong> pro Raum mittig jeweils zwischen zwei Deckenbalken<br />

positioniert ist. In diesem Bereich hat die Außenwand ausreichend Auflast, um die auftretenden waagerechten<br />

Kräfte mit bauaufsichtlich zugelassenen Dübeln aus dem Mauerwerk in den Stahlanker einzuleiten.<br />

Im „Proberaum“ mit den Prototypen kam für die Verankerung folgende Detaillösung zur Ausführung:<br />

Je Raum zwei L-Stahl-Kurzstücke an die Unterseite von je zwei neuen Balkenköpfen angeschraubt; ein weiteres<br />

L-Stahl-Profil als durchlaufendes Profil zwischen den Balkenköpfen mit den Kurzstücken verschraubt und einmal pro<br />

Raum mit <strong>der</strong> Außenwand verdübelt.<br />

Nachteile dieser Konstruktion sind das aufwendige Ausklinken <strong>der</strong> seitlichen Futterhölzer sowie die notwendige<br />

individuelle Anfertigung <strong>der</strong> Stahlwinkel in Abhängigkeit vom Abstand <strong>der</strong> Balken in Unterschieden von ca. 60 bis<br />

90 cm.<br />

Für die Bauausführung wurde daher eine neue Detaillösung entwickelt:<br />

Eine Ankerplatte aus Stahl mit 4 Bohrungen wird mit Ankerdübeln an <strong>der</strong> Außenwand befestigt und leitet die<br />

Kräfte mittels eines Zugankers aus Rundstahl über einen Winkelstahl, <strong>der</strong> mit 4 Bolzen auf einer in <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />

Einschubschalung liegenden Holzwerkstoffplatte befestigt ist, in die Holzbalkendecke.<br />

100 Balkenkopf


Abschnitt C: Bauliche Umsetzung<br />

III Haustechnik<br />

Haustechnik – Rohbau und Vorbereitung<br />

Geöffneter Schornsteinschacht<br />

für Abgasleitung<br />

Durchbrüche im Kellergeschoss;<br />

Gewölbedecke<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik III.1<br />

Vorbereitende Arbeiten Haustechnik<br />

Für die Mo<strong>der</strong>nisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen im Bestand<br />

waren vorbereitende Arbeiten im Bereich <strong>der</strong> Haustechnik<br />

unerlässlich.<br />

In beiden Gebäudehälften wurden vorbereitende Arbeiten hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> gewünschten Luftdichtheit <strong>der</strong> Gebäudehülle durchgeführt.<br />

So wurden sämtliche Schachtbereiche, die z. B. an Außenwände<br />

grenzen, vorab mit Innenputz zur Erzielung <strong>der</strong> gewünschten<br />

Luftdichtheit versehen. Diese Maßnahme wurde auch für solche<br />

Schachtflanken ausgeführt, die an Schornsteinzüge grenzen, da<br />

alte Schornsteinzüge in <strong>der</strong> Regel nicht beson<strong>der</strong>s luftdicht sind.<br />

Haustechnik<br />

innovaTec Energiesysteme GmbH<br />

Ing.-Büro für Technische Gebäudeausrüstung<br />

und Energiekonzepte, Ahnatal<br />

Dipl.-Ing. Joachim Otte<br />

Generell wurden alle auf Putz zu installierenden Leitungen aufgrund<br />

<strong>der</strong> Luftdichtheit erst installiert, nachdem <strong>der</strong> Innenputz aufgebracht<br />

wurde. Mit dem Vorziehen des Schachtputzes konnten<br />

die Steigestranginstallationen unabhängig vom sonstigen Innenputz<br />

erstellt werden; das schaffte Zeitvorteile. Nach dem Einbringen des<br />

Innenputzes (und später auch des Estrichs) wurde zumindest außerhalb<br />

<strong>der</strong> Sommermonate baldmöglichst Wärme im Gebäude benötigt,<br />

um die mit Innenputz / Estrich in das Gebäude eingebrachte<br />

Feuchtigkeit zügig verdunsten und ablüften zu können.<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen, Grafiken<br />

und Hinweise sind im Anhang des<br />

Berichts entwe<strong>der</strong> in größerem Format<br />

dargestellt o<strong>der</strong> mit ergänzendem / vertiefendem<br />

Material versehen.<br />

Haustechnik 101


Luftdichtigkeit<br />

Dunstrohranschluss VOR (re) und NACH (li)<br />

Herstellung des luftdichten Anschlusses<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovatec<br />

Haustechnik III.2<br />

Externe Funktionsparameter für die Haustechnik<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Koordinierung <strong>der</strong> Arbeiten und Sicherung <strong>der</strong> Bauqualität galten für die Gebäudesanierung nach<br />

dem „Hamburger Standard“ prinzipiell die gleichen Bedingungen wie für diejenigen des „<strong>EnSan</strong>“-Standards. Beide<br />

Gebäudehälften sollten die Anfor<strong>der</strong>ungen an eine zeitgemäße Mo<strong>der</strong>nisierung, Instandsetzung und Bautechnik<br />

erfüllen. Die Luftdichtheit ist generell in <strong>der</strong> DIN 4108 geregelt und die Einhaltung <strong>der</strong> Grenzwerte für energiesparende<br />

Gebäude unverzichtbar. Dies gilt beson<strong>der</strong>s für ein Gebäude wie dieses, in dem Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung<br />

installiert sind, da die Effizienz <strong>der</strong> Wärmerückgewinnung direkt von <strong>der</strong> erzielten Luftdichtheit<br />

abhängt. Auch für die einwandfreie Funktion <strong>der</strong> Raumwärmeversorgung über die Heizkörper ist die Einhaltung<br />

<strong>der</strong> Luftdichtheitsgrenzwerte wesentlich, da energiesparende Gebäude auf kleine Heizleistungen projektiert sind<br />

und größere, mitunter systematische Leckagen in <strong>der</strong> Gebäudehülle von <strong>der</strong> verfügbaren Heizleistung nicht kompensiert<br />

werden können. Weitere Beson<strong>der</strong>heiten ergeben sich für die Haustechnik im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil aus<br />

<strong>der</strong> Innendämmung <strong>der</strong> Straßenfassade.<br />

Elektroinstallation<br />

Die Elektroinstallation ist unabhängig von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong>. Lediglich aufgrund des, diesem <strong>EnSan</strong>-Projekt<br />

zugeordneten, Messprogramms ergaben sich für Teilbereiche des Gebäudes weitergehende Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Zur Sicherung <strong>der</strong> Luftdichtheit bei <strong>der</strong> Elektroinstallation wurden Unterputzdosen (UP-Dosen) immer mit ausreichend<br />

Gipsmörtel in die vorbereiteten Wandaussparungen gesetzt, damit über das Füllmaterial die Luftdichtheit<br />

erreicht wurde. Bei Leitungsinstallationen in Leerrohren wurden die Leerrohre entwe<strong>der</strong> kurz vor den UP-Dosen<br />

gekürzt (um mit dem Aufbringen des Innenputzes die Luftdichtheit des Leerrohres gegenüber <strong>der</strong> UP-Dose herzustellen)<br />

o<strong>der</strong> die Leerrohre wurden an einem Ende mit geeignetem, dauerhaftem Tape verschlossen.<br />

Die Elektroinstallation <strong>der</strong> Dachwohnungen erfolgte im Bereich <strong>der</strong> Dachsparrenfel<strong>der</strong> so, dass die luftdichtende<br />

Ebene möglichst wenig durchstoßen wurde. In <strong>der</strong> Regel war es so, dass unterhalb <strong>der</strong> luftdichtenden Folie noch<br />

eine Unterkonstruktion von wenigen Zentimetern Stärke erfolgte und die Elektroinstallationen (z. B. für Leuchtenauslässe)<br />

in dieser Ebene verzogen werden konnten. Elektroleitungen, die durch die luftdichte Ebene geführt wurden<br />

(Folie o<strong>der</strong> Innenputz), erhielten je Kabel einen luftdichten Abschluss. Hierfür wurden geeignete Klebebän<strong>der</strong><br />

(wie an einem Beispiel des in die Luftdichtung eingeklebten Schmutzwasser-Lüftungsrohres oben dargestellt) o<strong>der</strong><br />

spezielle Foliendichtungssysteme verwendet.<br />

102 Haustechnik


Ausführung Messanschlüsse<br />

vorbereiteter<br />

Messanschluss für<br />

REED-Kontakte<br />

Signal<br />

Fensteröffnung<br />

Vorbereiteter Platz für<br />

Messanschluss-<br />

Balkentemperaturen<br />

und Wärmeflussplatte<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovatec<br />

Haustechnik III.3<br />

Installation Messtechnik-Leitungsnetze<br />

Das Messprogramm dieses „<strong>EnSan</strong>“-Projekts zur Erfassung <strong>der</strong> Energie- und Wasserverbrauchswerte in den beiden<br />

Gebäudehälften stellt die wesentliche Datenbasis des Demonstrationsbauvorhabens dar.<br />

Die Installation <strong>der</strong> Messleitungen wurde von dem Elektroinstallations-Betrieb ausgeführt. Die Installationsleistungen<br />

sind als eigener Titel im Leistungsverzeichnis ausgeschrieben worden.<br />

Zur Sicherung einer einwandfreien Funktion <strong>der</strong> Messtechnik wurden vom Elektroinstallateur alle installierten Leitungen<br />

auf Funktion „durchgemessen“ und katalogisiert. Dieses Schnittstellenprotokoll diente den Messtechnikern<br />

<strong>der</strong> TU Hamburg-Harburg als Grundlage für den Anschluss.<br />

Beson<strong>der</strong>heiten für den „Baustellenalltag“ ergeben sich dort, wo filigrane Messleitungen nicht ausreichend lang<br />

vom Hersteller geliefert werden, um bis zur Messdose verlegt werden zu können (z. B. die Kabel <strong>der</strong> REED-Kontakte<br />

in den Fenstern). Hier war <strong>der</strong> Elektroinstallateur gefor<strong>der</strong>t, äußerst sorgfältig für sichere Kabelverbindungen<br />

zu sorgen; Kurzschlüsse auf den Messleitungen mussten ebenso ausgeschlossen werden, wie Unterbrechungen<br />

o<strong>der</strong> Eindringen von Feuchtigkeit. Die Verwendung von Schrumpfschläuchen ist bei solchen Verbindungen unverzichtbar.<br />

Solchermaßen verlängerte Leitungen sind VOR dem Verschließen von Oberflächen (z. B. Deckleisten am<br />

Fenster) immer auf ihre Funktion zu prüfen.<br />

Für die Messung des Wärmedurchgangs durch Wandflächen wurden so genannte Wärmeflussplatten verwendet.<br />

Für die Montage <strong>der</strong> Messleitungen mussten geson<strong>der</strong>te Installationspläne angefertigt werden, die in den Grundrissen<br />

die gefor<strong>der</strong>ten messtechnischen Anfor<strong>der</strong>ungen (ohne sonstige haustechnische Installationen) zeigten.<br />

Ergänzt wurden diese Pläne durch eine ausführliche tabellarische Beschreibung von Prof. Leschnik, TU Hamburg-<br />

Harburg, und eine gemeinsam erstellte Messstellenmatrix als Übersicht. Diese Installationsunterlagen wurden dem<br />

Elektroinstallationsbetrieb vorab übersandt und zusätzlich vor Ort in einer gemeinsamen Begehung von Installationsbetrieb,<br />

Haustechnikplaner und Messtechniker erläutert. Im Verlauf <strong>der</strong> Installationsarbeiten wurden einzelne<br />

Begehungen gemeinsam mit <strong>der</strong> TU Hamburg-Harburg und dem Installateur durchgeführt, um die Übereinstimmung<br />

zwischen Planung und Ausführung zu prüfen. Gerade im Bereich <strong>der</strong> Gebäudesanierung ergeben sich aufgrund<br />

<strong>der</strong> baulichen Verhältnisse immer wie<strong>der</strong> neue, von <strong>der</strong> eigentlichen Planung abweichende, Situationen vor<br />

Ort, die mitunter einen flexiblen Umgang mit den geplanten Lösungen erfor<strong>der</strong>n.<br />

Die Klimamesstechnik wurde auf dem Dach des Gebäudes installiert. Die Unterkonstruktion <strong>der</strong> Solaranlage diente<br />

<strong>der</strong> Befestigung des Messmastes. Die Messleitungen wurden im gleichen (Schornstein-)Schacht wie die Leitungen<br />

<strong>der</strong> thermischen Solaranlage geführt. Der Solaranlageninstallateur (Gewerk Heizung/Lüftung/Solar) stellte die entsprechenden<br />

Durchführungen für die Messkabel seitlich aus dem Solarschacht auf das Dach her.<br />

Haustechnik 103


Installation unter gedämmter Kellerdecke<br />

Schnitt<br />

Kellerdeckendämmung<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovatec<br />

Haustechnik III.4<br />

Sanitär- und Lüftungsinstallationen<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Sanitär- und Lüftungsinstallationen waren <strong>der</strong> Platzbedarf (in Schächten und bei Verziehungen)<br />

sowie eine fachlich ordentliche Behandlung <strong>der</strong> Luftdichtheit bei Durchdringungen festzulegen. Eine<br />

gute Planung im Vorfeld und eine zeitnahe Bauleitung vor dem Verschließen <strong>der</strong> Oberflächen sind unverzichtbar.<br />

Hierfür wurden den Installationszeichnungen Schachtdetails beigefügt und mehrere Begehungen bzw. Besprechungen<br />

mit den verschiedenen Gewerken durchgeführt.<br />

Die Installation <strong>der</strong> Sanitärfallrohre stellte Anfor<strong>der</strong>ungen an den Schall- und Brandschutz. Im Projekt wurde für<br />

die Fallrohre ein üblicher Standard – muffenlose Gusseisenrohre mit Innen- und Außenbeschichtung – gewählt.<br />

Für den Dachdurchgang war eine luftdichte und wärmebrückenfreie Lösung erfor<strong>der</strong>lich; diese Bereiche wurden<br />

mit Kunststoffrohr installiert (Brandschutzanfor<strong>der</strong>ungen sind hier in <strong>der</strong> Regel nicht gegeben, ansonsten können<br />

auch Brandschutzmanschetten ergänzt werden). Der Durchgang durch die luftdichtende Ebene war fachgerecht<br />

zu verschließen.<br />

Beide Gebäudehälften erhielten eine vollflächige Wärmedämmung unter <strong>der</strong> Kellerdecke. Die Befestigung <strong>der</strong> Verund<br />

Entsorgungsleitungen unter <strong>der</strong> Kellerdeckendämmung ist beispielhaft dargestellt (siehe Abbildung).<br />

Die Trinkwasser-, Trinkwarmwasser- und Zirkulationsleitungen wurden mit ausreichend Abstand zueinan<strong>der</strong> und<br />

zur Installationswand platziert, um die Rohrwärmedämmungen in ausreichen<strong>der</strong> Dimension anbringen zu können.<br />

Im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil wurden Rohrdämmstärken von 150 % gegenüber <strong>der</strong> Dämmung gemäß EnEV gewählt.<br />

Auch die Kaltwasser führenden Trinkwasserleitungen wurden wärmegedämmt, um den Wärmeübergang zu den<br />

Warmwasserleitungen gering zu halten. In den Schächten war ferner <strong>der</strong> Platzbedarf für horizontal anbindende,<br />

quer zur Installationsebene verlaufende Rohrleitungen (z. B. Badanschluss WC = DN 100) einzuplanen. Ferner waren<br />

Einbauten wie Unterputz-Wasserzähler mit Absperrarmaturen o<strong>der</strong> auch Regeleinrichtungen für die Lüftung<br />

Bestandteile von Installationsschächten, für die gegebenenfalls Revisionsöffnungen in <strong>der</strong> Schachtwandung außerhalb<br />

von Spritzwasserbereichen (Wanne, Dusche) vorzusehen.<br />

Der Dachdecker setzt üblicherweise die Dunsthauben für die Be- und Entlüftung des Kanalsystems. Die Komponenten<br />

des Lüftungssystems liefert und montiert das Gewerk Lüftung. Die dazugehörige Dachhaube wurde allerdings<br />

von diesem Gewerk nur geliefert und anschließend vom Dachdecker gesetzt. Hier war die genaue Abstimmung an<br />

<strong>der</strong> Schnittstelle erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Für die vergleichende Datenerfassung des Projekts waren in den Messwohnungen Wasserzähler mit Impulsausgang<br />

notwendig. Um die Wärmedämmung <strong>der</strong> an die Steigestränge anbindenden Wasserleitungen effizient und<br />

möglichst frei von Lücken herzustellen, wurde diese direkt als „Schlauchdämmung“ mit dem zu installierenden<br />

Rohr verlegt.<br />

104 Haustechnik


Die Müllräume bei<strong>der</strong> Gebäudehälften befinden sich zentral im Erdgeschoss des Gebäudes. Sie werden mechanisch<br />

über das Dach über einen vorhandenen Schornsteinschacht entlüftet, mit ausreichendem Abstand zur Dachterrasse<br />

<strong>der</strong> Dachgeschosswohnung.<br />

Werden, wie hier für die Müllraumentlüftung ausgeführt, ehemalige Schornsteinzüge als Lüftungskanäle genutzt,<br />

ist generell die Frage des Aufstellortes / <strong>der</strong> Position des Ventilators zu klären. Ursprünglich war eine Aufstellung<br />

im Müllraum selbst vorgesehen. Dies hätte bedeutet, dass in den vorhandenen Schornsteinschacht eine neue<br />

Lüftungsleitung hätte eingezogen werden müssen. Die Prüfung des Schornsteinschachtes hat jedoch ergeben,<br />

dass dieser nicht lotrecht verläuft und zudem Mauersteine in den Schacht ragen. Daher wurde entschieden, das<br />

Lüftungsgerät zwischen Dachhaube und vorhandenem Schornsteinschacht zu platzieren, damit <strong>der</strong> Schacht im<br />

Unterdruck betrieben werden kann und Gerüche aus dem Müllraum über Undichtigkeiten nicht in die Wohnungen<br />

gedrückt werden können. Der „Müllraumlüfter“ (im Dachgeschoss <strong>der</strong> jeweiligen Gebäudehälfte) wurde ebenfalls<br />

sehr stromeffizient (Gleichstrommotor) ausgeführt und an den Dachsparren hängend gelagert, um Körperschallschwingungen<br />

vom Holzboden des Dachgeschossbodens in die Wohnbereiche auszuschließen.<br />

Haustechnik 105


Detail Lüftungsanlage: Volumenstrom-Messkreuze<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovatec<br />

Haustechnik III.6<br />

Im Lüftungskonzept bestehen deutliche Unterschiede zwischen <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> nach „Hamburger Standard“ und<br />

<strong>der</strong>jenigen nach „<strong>EnSan</strong>-Standard“:<br />

- „Hamburger Standard“: Es wurde je eine zentrale, drehzahlregelbare Abluftanlage für die übereinan<strong>der</strong> liegenden<br />

fensterlosen Bä<strong>der</strong> ausgeführt; das Lüftungssystem erhielt Brandschutz in den Geschossdecken sowie<br />

Kaltrauchsperren zur Verhin<strong>der</strong>ung von Kaltrauchausbreitung; <strong>der</strong> Stromverbrauch wird zentral erfasst.<br />

- „<strong>EnSan</strong>-Standard“: Es wurde eine Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung pro Wohnung eingesetzt;<br />

die Frisch- / Fortluftauslässe befinden sich nahe <strong>der</strong> Außenwand je<strong>der</strong> Wohnung; daher ist kein Brandschutz<br />

erfor<strong>der</strong>lich; <strong>der</strong> Stromverbrauch wird wohnungsweise erfasst.<br />

Im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil sind Frischlufteinlass und Fortluftauslass jedes Wohnungslüftungsgerätes in die Außenwand<br />

eingebaut. Die Durchdringungen <strong>der</strong> Außenwand wurden als Kernbohrungen in DN 160 (Lüftungsrohr DN<br />

125) gemäß Detailplan erstellt, die Wanddurchführung wurde mit 10 mm Kautschukdämmung wärmegedämmt.<br />

Die Lüftungsbauteile (Einlass/Auslass) wurden in DN 160 gewählt (geringe Druckverluste!); <strong>der</strong> Übergang von DN<br />

125 auf DN 160 liß sich gut in dem Wärmedämmverbundsystem <strong>der</strong> Gebäu<strong>der</strong>ückseite realisieren. Mit Fertigstellung<br />

<strong>der</strong> gebäu<strong>der</strong>ückseitigen Außenfassade waren auch die Lüftungsbauteile fertig zu installieren.<br />

Zur Erfassung <strong>der</strong> Luftvolumenströme in den Messwohnungen wurden in die zugehörigen Zu- / Abluftleitungen so<br />

genannte Volumenstrom-Messkreuze eingebaut (siehe Abbildung). Um für den Luftvolumenstrom ein signifikantes<br />

Messsignal zu erhalten, sind die Messkreuze eine Dimension kleiner (DN 100) als die Luftleitung (DN 125) gewählt<br />

worden. Der Druckverlust <strong>der</strong> Messkreuze beträgt bei 100 m 3 /h etwa 20 Pascal. In Anströmrichtung ist vor <strong>der</strong><br />

Messeinrichtung eine Beruhigungsstrecke von ca. 1,5 x DN, hinter <strong>der</strong> Messeinrichtung etwa 1 x DN eingerichtet<br />

worden. Damit die Zu- und Abluftleitungen „geöffnet“ werden können, ist jeweils ein Bereich mit Aluflex-Rohr<br />

ausgeführt.<br />

Weitere Lüftungstechnik ist für die Be- und Entlüftung <strong>der</strong> Kellerräume installiert worden, da die Kasematten<br />

zurückgebaut wurden. Hier wurden kleine Einzellüfter eingesetzt, die zusammen mit dem Treppenlicht geschaltet<br />

werden. Dies hat den Vorteil, dass die Lüfter im Sommer nur nachts laufen, dann ist die absolute Luftfeuchtigkeit<br />

<strong>der</strong> Außenluft geringer und es kann sich keine Kondensation an den Innenseiten <strong>der</strong> Kellerwände bilden.<br />

106 Haustechnik


Detailmodell Heizungsrohrverlegung im Sockel<br />

Installationshilfe als 1:1 Modell für die ausführenden Handwerker<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Haustechnik III.7<br />

Installation Heizung – Solar<br />

Für die Installation <strong>der</strong> vertikalen Heizungssteigleitungen waren die erfor<strong>der</strong>lichen Abstände zueinan<strong>der</strong> (Wärmedämmung)<br />

und die Brandschutzanfor<strong>der</strong>ungen im Deckendurchgang einzuhalten.<br />

Von den Steigleitungen zweigen die wohnungsweisen, horizontalen Anbindeleitungen zu den Heizkörpern ab.<br />

Im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil verfügt jede Wohnung über einen zusätzlichen Wohnungsthermostat, mit dem die Wärmeversorgung<br />

<strong>der</strong> Wohnung vom Flur geregelt und zeitlich gesteuert werden kann. Die Heizungsanbindung <strong>der</strong><br />

Wohnung ist dafür mit einem elektronischem Thermostatventil versehen.<br />

Die Messwohnungen im „<strong>EnSan</strong>“- und im „Hamburger Standard“-Gebäudeteil sind mit einem Wärmemengenzähler<br />

ausgestattet.<br />

Die Anbindung <strong>der</strong> Heizkörper erfolgte mit horizontalen Heizleitungen, die im Bereich <strong>der</strong> Fußleisten verlegt wurden.<br />

Die Fußleiste wurde entsprechend ausgebildet, um die Rohrleitungen zu überdecken. Diese waagerechten<br />

Anbindeleitungen erhielten eine unterschiedliche Wärmedämmung:<br />

- „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil: Wärmedämmung 6 mm<br />

- „Hamburger Standard“-Gebäudeteil: Schutzschlauch 4 mm<br />

Zeitgleich mit den Innenputzarbeiten wurden die Holzböden zum Schutz vor Feuchtigkeit mit OSB-Platten abgedeckt.<br />

Dadurch wurden die Wände nicht immer bis auf die Dielung verputzt (Luftdichtheit). Für die Befestigung <strong>der</strong><br />

horizontalen Heizleitungen musste zum Teil Innenputz nachgebessert werden.<br />

Aus den Installationsplänen sind die „Auswirkungen“ des besseren Wärmedämmstandards innerhalb <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-<br />

Gebäudehülle deutlich ablesbar, da die Heizkörper dort signifikant kleiner sind als in <strong>der</strong> Gebäudehälfte des „Hamburger<br />

Standards“.<br />

Die Heizkörper in den Wohnbereichen wurden unterhalb <strong>der</strong> Fensterbrüstungen bzw. neben den Balkontüren<br />

platziert. Lediglich in den Messwohnungen des 3. OG wurden die Heizkörper in den jeweils korrespondierenden<br />

Wohnräumen extra schmal gebaut, um die ebenfalls unter dem Fenster in <strong>der</strong> Außenwand eingebaute Wärmeflussplatte<br />

nicht zu beeinträchtigen.<br />

In <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudehälfte sind drei, in <strong>der</strong> „Hamburger Standard“-Gebäudehälfte eine Messwohnung vorhanden.<br />

Diese Messwohnungen erhielten zusätzlich Wärmemengenzähler mit Impulsausgang (Installationsschacht),<br />

die jeweils von <strong>der</strong> Schachtwand-Revisionsöffnung zu erreichen sein mussten. Im Badbereich standen keine Flächen<br />

für Revisionsöffnungen zur Verfügung (Spritzwasserschutz), daher wurde in <strong>der</strong> Küche zwischen Arbeitsplatte<br />

und Hochschränken eine Revision 30 x 30 cm in den Fliesenspiegel integriert.<br />

Haustechnik 107


Beide Gebäudehälften werden von einer gemeinsamen Heizzentrale versorgt. Die verbesserte Wärmedämmung<br />

in <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudehälfte senkt die benötigte Heizleistung, so dass ein wandhängen<strong>der</strong>, modulieren<strong>der</strong><br />

60-kW-Brennwertkessel für beide Gebäudehälften (1.391 m 2 Wohn-/Nutzfläche) ausreichend ist.<br />

Der Brennwertkessel ist mit einer Kunststoff-Abgasleitung (DN 100) ausgestattet. Zur Einbringung <strong>der</strong> Abgasleitung<br />

musste ein vorhandener Schornsteinzug auf ganzer Länge einwandig aufgestemmt werden. Der Schornsteinzug<br />

wies in seinen lichten Maßen eine zu geringe Breite auf. Die geöffnete Wandung des Schachtes wurde mit einer<br />

F90-Brandschutzplaltte (D= 35 mm) geschlossen, so dass die Breite des Schornsteinzuges für den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Ringspalt um die Abgasleitung ausreichend war.<br />

Auf dem Dach des Gebäudes wurde eine 30 m 2 große Solarkollektor-Anlage installiert. Die Sicherung <strong>der</strong> Kollektorflächen<br />

gegen Windlasten erfolgte mit Schwerlast-Betonplatten, die im Rahmensystem des Kollektor-Herstellers<br />

eingebracht wurden. Die wasserführende Dachhaut wurde von <strong>der</strong> Aufstän<strong>der</strong>ung nicht durchdrungen und<br />

gegenüber dem Rahmensystem <strong>der</strong> Solaranlage mit einer geeigneten Bautenschutzmatte geschützt. Die Solarrohrleitungen<br />

wurden durch zwei nicht mehr benötigte Schornsteinschächte – ohne Verbindungen im Schacht<br />

– von <strong>der</strong> Heizzentrale bis über das Dach geführt und direkt mit einer Wärmedämmung – auf <strong>der</strong> Vorlaufleitung<br />

hochtemperaturfest – versehen.<br />

Auf dem Dach entstanden vier Kollektorfel<strong>der</strong> zu je 7,5 m 2 , die gleichberechtigt durchströmt werden. Die Kollektorfel<strong>der</strong><br />

sind symmetrisch zum Steigeschacht angeordnet. Die Rücklalufleitung von <strong>der</strong> Station im KG zum Dach<br />

wurde zweifach für den Anschluss an die zueinan<strong>der</strong> symmetrischen Fel<strong>der</strong> ausgeführt. In je<strong>der</strong> Rücklaufleitung<br />

ist eine Volumenstrom-Regulier-Armatur für den Hydraulischen Abgleich montiert. Auf eine Verlegung <strong>der</strong> Solarleitungen<br />

nach Tichelmann wurde verzichtet, um die Solarleitungen auf dem Dach so kurz wie nötig zu halten<br />

(Wärmeverluste). Die Befestigung <strong>der</strong> Rohrleitungen entlang <strong>der</strong> freien Dachflächen erfolgte mit Halfenschienen,<br />

die an den Aufstellrahmen <strong>der</strong> Kollektoren befestigt wurden. Die Rohrleitungen sind mit 100 % Wärmedämmung<br />

und Aluflex-Ummantelung versehen.<br />

Koordination und Schnittstellen<br />

Die Sicherung <strong>der</strong> Luftdichtheit, insbeson<strong>der</strong>e im Dach, erfor<strong>der</strong>te eine erhöhte Aufmerksamkeit. Die Zahl <strong>der</strong><br />

Schnittstellen zwischen den Gewerken erhöhte sich bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Innendämmung (Straßenfassade), weil<br />

an <strong>der</strong> Innendämmung die Heizleitungen in spezieller Weise zu montieren waren, die Messtechnik integriert wurde<br />

und die Ausbaugewerke die Sichtschalung zu verarbeiten hatten.<br />

108 Haustechnik


Fertigstellung <strong>der</strong> Installationsarbeiten Haustechnik<br />

Wärmeversorgung des Gebäudes<br />

Ein modulieren<strong>der</strong> Gas-Brennwertkessel (60 kW) und eine thermische Solaranlage (ca. 24 kW) versorgen<br />

das Gebäude mit Wärme. Als Wärmespeicher und hydraulische Weiche dienen zwei<br />

1.000-l-Heizungspufferspeicher. Die Größe <strong>der</strong> Pufferspeicher wurde anhand des erfor<strong>der</strong>lichen Speichervolumens<br />

für die Solaranlage und <strong>der</strong> vorzuhaltenden Wärmeleistung für die Trinkwarmwasserbereitung bestimmt (Frischwassersystem<br />

über Plattenwärmetauscher).<br />

Die Pufferspeicher sind hydraulisch gleichrangig im Heizungssystem eingebunden, es werden immer beide Speicher<br />

gleichzeitig geladen. Ein System mit zwei Speichern war erfor<strong>der</strong>lich, da die Platzverhältnisse (Treppenabgang) keinen<br />

größeren Einzelspeicher zuließen. Während für die Solaranlage das gesamte Pufferspeichervolumen (2.000 l)<br />

zur Verfügung steht, werden über den modulierenden Gas-Brennwertkessel nur die oberen Pufferspeicherbereiche<br />

geladen – wenn die Solarstrahlung nicht ausreicht.<br />

Die Pufferspeicher funktionieren als zentrale Wärmebereitsteller für die Trinkwarmwasserbereitung (über Gegenstrom-Plattenwärmetauscher)<br />

und als hydraulische Weiche für die Raumheizung (zwei gemischte Heizkreise). Die<br />

gewählten Pufferspeicher verfügen bei nahezu allen Anschlüssen über Einströmrohre zur Erzielung einer guten<br />

Temperaturschichtung im Speicher.<br />

Alle Umwälzpumpen in dem Heizungs- / Solarsystem werden von <strong>der</strong> jeweiligen Regelungstechnik drehzahlgeregelt<br />

betrieben. Die thermischen und hydraulischen Betriebsbedingungen führen auf diese Weise zu einer exzellenten<br />

Energieeffizienz bei zugleich minimiertem elektrischem Aufwand und geringen Kesseltakten.<br />

Haustechnik 109


Thermische Solaranlage<br />

Die Thermische Solaranlage besteht aus 12 Modulen mit jeweils rund 2,5 m 2 Aperturfläche, die gesamte Absorberfläche<br />

beträgt damit ca. 30 m 2 .<br />

Jeweils 3 Kollektoren sind (Low-Flow-Prinzip) nacheinan<strong>der</strong> in Reihe angeordnet; demzufolge sind auf dem Dach<br />

4 Absorber, die parallel mit jeweils gleichem Volumenstrom durchströmt werden.<br />

Die Anordnung <strong>der</strong> Solaranlage auf dem Dach des Gebäudes Kleine Freiheit 46–52 erfolgte symmetrisch zur Mitteltrennwand<br />

des Gebäudes (Trennwand zwischen Hausnummer 48 und 50), damit entfallen auf jede Dachhälfte je<br />

6 Kollektoren. Die Heizzentrale des Gebäudes befindet sich im Keller, ebenfalls nahe <strong>der</strong> Mitteltrennwand, so dass<br />

die Solarsteigleitungen (geführt in leeren Schornsteinzügen) symmetrisch mittig zur gewählten Kollektorverteilung<br />

auf dem Dach münden.<br />

Die beiden nahe <strong>der</strong> Trennwand stehenden Kollektorreihen (bestehend aus je 3 Modulen) wurden auf dem Dach<br />

als drei nebeneinan<strong>der</strong> platzierte Module realisiert. Von den an<strong>der</strong>en drei Modulen je<strong>der</strong> Dachhälfte konnten aus<br />

Platzgründen nur zwei in einer Reihe gestellt werden, das dritte Modul steht einzeln.<br />

Bezogen auf die Symmetrieachse „Mitteltrennwand“ befinden sich damit zwei 3er-Reihen nahe <strong>der</strong> Solarsteigleitung,<br />

die an<strong>der</strong>en 2x3 Kollektoren sind vergleichsweise weit entfernt von <strong>der</strong> Mittelzone. Für einen optimalen Solarertrag<br />

ist es wichtig, dass alle Solarfel<strong>der</strong> mit einem gleich großen Volumenstrom durchströmt werden. Um dies<br />

sicherzustellen, wurden die hydraulischen Unterschiede (nahe Anbindung, entfernte Anbindung) über getrennte<br />

Solar-Rücklaufleitungen abgeglichen.<br />

Alle Kollektorfel<strong>der</strong> arbeiten auf eine gemeinsame heiße Vorlaufleitung (DN 20), <strong>der</strong> Rücklauf vom Pufferspeicher<br />

zum Dach erfolgt aber über zwei getrennte Rücklaufleitungen (je DN 15). Diese Lösung bietet beste Einstellmöglichkeiten<br />

bei geringem Mehraufwand für die Rohrleitungen, <strong>der</strong> Mehraufwand beschränkt sich auf den Steigleitungsbereich.<br />

Der Hydraulische Abgleich erfolgt damit an<strong>der</strong>s als ursprünglich vorgesehen (Abgleich <strong>der</strong> Volumenströme auf<br />

dem Dach bei maximaler Sonneneinstrahlung). Der Rohrleitungsaufwand (doppelte Rücklaufleitung) ist zwar etwas<br />

aufwendiger, jedoch sind die jeweiligen Volumenströme in <strong>der</strong> Heizzentrale so je<strong>der</strong>zeit gut kontrollierbar.<br />

110 Haustechnik


Insbeson<strong>der</strong>e ist die Menge an Rohrleitungen geringer als bei einer Verlegung nach Tichelmann (gleiche Rohrlängen),<br />

wie seitens des Herstellers ursprünglich vorgeschlagen. Der sehr hohe Rohrleitungsaufwand nach Tichelmann<br />

hätte nicht nur höhere Kosten verursacht, auch die Wärmeverluste <strong>der</strong> vermehrten Leitungslängen hätten die<br />

Effizienz geschmälert.<br />

Die Abbildung zeigt den Hydraulischen Abgleich <strong>der</strong> zwei Rücklaufleitungen mit dem Ziel gleicher Volumenströme<br />

(abzulesen: ca. 4 Liter pro Minute) vor dem Anbringen <strong>der</strong> Wärmedämmung.<br />

Die Low-Flow-Solaranlage besteht aus einem Primärkreis (40 % Froschutzbeimischung) und einem Sekundärkreis<br />

(Heizungspufferspeicher), die Wärmeübertragung erfolgt über einen Gegenstrom-Plattenwärmetauscher.<br />

Die gewählte Solarregelung betreibt beide Solar-Umwälzpumpen (Primär- und Sekundärkreis) mit variabler Drehzahl<br />

– abhängig von <strong>der</strong> gemessenen Vor- und Rücklauftemperatur – für maximalen Solarertrag.<br />

Die Solarleitungen wurden mit hochtemperaturbeständiger Wärmedämmung (100 % Dämmstärke) ausgerüstet.<br />

Zusätzlich wurden die gedämmten Solarleitungen in den Bereichen offener Verlegung auf dem Flachdach mit<br />

Alu-Flexrohren versehen, um einen dauerhaften Schutz gegen UV-Strahlung und Beschädigung durch Vögel zu<br />

gewährleisten.<br />

Haustechnik 111


Trinkwarmwasser-Bereitung<br />

Die Trinkwarmwasser-Bereitung (TWW) wurde als Frischwassersystem realisiert. Dabei wird ein Gegenstrom-Plattenwärmetauscher<br />

primär mit Heizungswasser und sekundär mit Trinkwasser durchströmt. Am Sekundärausgang<br />

soll das Trinkwasser eine Zapftemperatur von z. B. 60 °C (TWW) aufweisen. Die erfor<strong>der</strong>liche Wärmeleistung wird<br />

primär über eine drehzahlgeregelte Umwälzpumpe (Drehzahl abhängig von Zapfmenge) vom Pufferspeicher (heiß)<br />

in den Plattenwärmetauscher eingespeist. Beide Stoffströme sind im Wärmetauscher durch Edelstahlplatten getrennt<br />

und erreichen – da sie im Gegenstrom orientiert sind – einen bestmöglichen Wärmeübergang.<br />

Diese Art <strong>der</strong> TWW-Bereitstellung bietet gegenüber Speichersystemen die folgenden wesentlichen Vorteile:<br />

• Minimiertes Legionellenrisiko:<br />

Es wird kein Trinkwarmwasser gespeichert, im Pufferspeicher befindet sich Heizungswasser. Über den Plattenwärmetauscher<br />

wird nur das zirkulierende TWW bzw. das unmittelbar angefor<strong>der</strong>te TWW bereitet.<br />

• Geringe Rücklauftemperaturen im Primärkreis:<br />

Im Ladebetrieb tauscht <strong>der</strong> Primärkreis gegen kaltes Trinkwasser im Sekundärkreis, dadurch ergeben sich primär<br />

geringe Rücklauftemperaturen. Dies ist für den Betrieb von Brennwertkesseln sehr vorteilhaft (niedrige Rücklauftemperatur<br />

= gute Brennwertnutzung).<br />

• Geringes trinkwasserseitiges Verkalkungsrisiko:<br />

Das Trinkwarmwasser wird im Platten-Wärmetauscher auf 60 °C erwärmt, die Verkalkungsprozesse im Wasser<br />

verstärken sich ab Temperaturen oberhalb 60 °C.<br />

Der Kalkgehalt des Heizungswassers im Pufferspeicher fällt nur einmal aus (im Pufferspeicher bleibt über lange<br />

Zeiträume die gleiche Füllung), das Pufferspeicherwasser kann daher dauerhaft ohne Probleme auf Ladetemperaturen<br />

bis zu 90 °C (Solaranlage) gehalten werden.<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit ergibt sich daraus, dass gemäß Trinkwasserverordnung zirkulierendes Trinkwarmwasser Temperaturen<br />

zwischen 55 °C und 60 °C im gesamten Zirkulationsnetz aufweisen muss. Diese für den reinen Zirkulationsbetrieb<br />

geringe erfor<strong>der</strong>liche Wärmeabnahme ermöglicht keine niedrige Rücklauftemperaturen im Primärkreis.<br />

Daher bietet es sich an, den Primärkreis-Rücklauf abhängig von <strong>der</strong> Rücklauftemperatur auf verschiedenen Höhen<br />

im Pufferspeicher einzuspeisen. Bei Verwendung eines thermischen 3-Wege-Mischers (als Ventil genutzt) ist dies<br />

zur Erhaltung einer geordneten Temperaturschichtung in den Pufferspeichern möglich.<br />

Das Bild zeigt ein solches Ventil im eingebauten Zustand (in gleicher Weise angewendet auf den Vorlauf <strong>der</strong> Solaranlage).<br />

112 Haustechnik


Lüftungsinstallation in den Wohnungen des „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteils<br />

Bei <strong>der</strong> Installation <strong>der</strong> Lüftungstechnik in den Wohnungen des „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteils zeigten sich zwei Probleme:<br />

1. Luftdichtheit Frisch-/Fortluftauslässe:<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Wanddurchführungen <strong>der</strong> Frisch- und Fortluftleitungen (Wickelfalzrohr DN 125 mit Kautschukdämmung<br />

in DN 160 Kernbohrungen) wurden während des Blower-Door-Tests Leckagen festgestellt.<br />

Hier wurde das Verschließen <strong>der</strong> Ringspalte <strong>der</strong> Kernbohrungen bzw. die Abdichtung <strong>der</strong> Rohrleitungen gegenüber<br />

dem Innenputz nicht ausreichend sorgfältig ausgeführt und musste nachgebessert werden.<br />

2. Verlegung <strong>der</strong> Lüftungsleitungen im abgehängten Wohnungsflur:<br />

Mit Beginn <strong>der</strong> Lüftungsinstallation in den Wohnungen war die endgültige Höhe <strong>der</strong> Abhangdecke noch nicht<br />

festgelegt. Es war zudem nicht sicher, ob vorhandene Unterzüge sich auch in <strong>der</strong> Abhangdecke „abbilden“<br />

o<strong>der</strong> ob die Abhangdecke großzügig mit einer geringeren Raumhöhe „durchläuft“. Zudem musste die neue<br />

Abhangdecke im Bereich <strong>der</strong> Wohnungstüren auf ein Mindestmaß eingebaut werden, damit die sehr hohen<br />

Wohnungstüren in den Wohnungsflur öffnen konnten. Daher wurden die Lüftungsleitungen relativ hoch gehängt<br />

und die Unterzüge umfahren. Im Bereich <strong>der</strong> Wohnungstür war dies ohnehin unvermeidlich.<br />

Haustechnik 113


Die Kondensatabläufe <strong>der</strong> Lüftungsanlagen übereinan<strong>der</strong> liegen<strong>der</strong> Wohnungen wurden an eine gemeinsame<br />

Kondensatleitung aus Edelstahl DN 12 angeschlossen und zentral entwässert. Jedes Lüftungsgerät verfügt bereits<br />

über einen Siphon. Ein Anschluss an die Entwässerungsleitungen jeweils zu den Wohnungen war nicht möglich.<br />

Jede Lüftungsanlage <strong>der</strong> Wohnungen im „<strong>EnSan</strong>“-Gabäudeteil wurde in zwei Betriebspunkten eingemessen und<br />

die Zu- und Abluftventile entsprechend eingestellt. Über die einregulierten Luftmengen wurde ein Protokoll erstellt.<br />

114 Haustechnik


Die Wohnungssteuerung <strong>der</strong> Lüftungsanlage in den Wohnungen des „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteils befindet sich zusammen<br />

mit dem zentralen Wohnungsthermostat <strong>der</strong> Raumheizung im Flur nahe <strong>der</strong> Wohnungstür, damit die Steuerungen<br />

für die Bewohner präsent sind.<br />

Zur Bedienung <strong>der</strong> Lüftungsteuerung und des Wohnungsthermostaten wurde für den Bauherrn eine bebil<strong>der</strong>te<br />

Kurz-Bedienungsanleitung verfasst, die den Mietern beim Einzug überreicht und erläutert wurde. Zudem erhielten<br />

die Mieter vom Bauherrn – je nach Wohnung (Standard-Wohnung, Mess-Wohnung im Standard-Bereich, „<strong>EnSan</strong>“-<br />

Wohnung, „<strong>EnSan</strong>“-Messwohnung) – ein entsprechendes Nutzerhandbuch (siehe Abschnitt „Mieter“ dieses Berichts).<br />

Die Frischluftauslässe stehen in <strong>der</strong> Fassade etwa 12 cm vor und mussten daher kurzfristig mit „Taubenbarrieren“<br />

ausgerüstet werden, damit diese Gesimse nicht von Tauben als Ruheplätze genutzt und mit Kot verunreinigt werden.<br />

Im Gebäudeteil „Hamburger Standard“ ist eine Abluftanlage mit zentralem Dachventilator installiert. Es werden<br />

alle fensterlosen Bä<strong>der</strong> (6 Wohneinheiten) und die zwei Läden entlüftet. Die Abluft wird bei den übereinan<strong>der</strong><br />

iegenden Wohnungen über eine zentrale Lüftungsleitung über das Dach geför<strong>der</strong>t. Die Installation entspricht <strong>der</strong><br />

DIN 18017-T3, als Brandschutzvorrichtungen konnten daher wartungsfreie Deckenschotts eingesetzt werden. Bei<br />

einer zentralen Lüftungsanlage ist im Brandfall einer Ausbreitung von Kaltrauch vorzubeugen, dies erfolgte hier mit<br />

Kaltrauchsperren, direkt im Montagerahmen <strong>der</strong> Abluftventile montiert.<br />

Die Lagerung des Ventilators <strong>der</strong> Müllraumlüftung erfolgte schwingungsdämpfend und zusätzlich eingehaust. Die<br />

Müllraumentlüftung findet im Dauerbetrieb statt, die verwendeten DC-Ventilatoren sind beson<strong>der</strong>s stromeffizient.<br />

Die geför<strong>der</strong>te Luftmenge lässt sich über einen 4-Stufen-Schalter vorgeben.<br />

Haustechnik 115


Wärmeverteilung<br />

Alle warmgehenden Rohrleitungen wurden entsprechend den Vorgaben (besserer Dämmstandard in <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-<br />

Gebäudehälfte) wärmegedämmt. Die Schachtansicht zeigt eine geordnete und auch bei <strong>der</strong> Dämmung (im Foto<br />

noch nicht ganz fertig gestellt) sorgfältig ausgeführte Installation. Die gewünschten Dämmstärken und Materialien<br />

sind in den Plänen und im Leistungsverzeichnis explizit beschrieben worden.<br />

Die Heizkörpermontage erfolgte grundsätzlich mit Wandschienen, um keine größeren Verletzungen <strong>der</strong> luftdichten<br />

Innenputzebene zu verursachen. Bei <strong>der</strong> innen gedämmten Außenwand (Straßenfassade) <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-Wohnungen<br />

wurden die Heizkörper-Montageschienen an <strong>der</strong> Unterkonstruktion <strong>der</strong> Innenverkleidung befestigt. Hinter <strong>der</strong><br />

Innenverkleidung verlaufen die Heizleitungen ungedämmt, um die Luftschicht zwischen Innenverkleidung und Innendämmung<br />

im Winter zu temperieren. Für die Luftzirkulation in diesem Zwischenraum wurden im Sockelbereich<br />

Gitter und im oberen Abschlussbereich <strong>der</strong> Vorsatzschale (unter <strong>der</strong> Raumdecke) eine Ausströmfuge vorgesehen.<br />

Die Bil<strong>der</strong> zeigen die Heizkörperinstallation im Rohbau und nach Fertigstellung vor einer innen gedämmten Außenwand.<br />

116 Haustechnik


Schema und Jahressimulation <strong>der</strong> Solaranlage<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: SCHÜCO<br />

Haustechnik IV.2<br />

Abnahmen Haustechnik<br />

Für die Abnahmen technischer Gewerke in größeren Bauvorhaben ist es vorteilhaft, etwa 1–2 Wochen vor <strong>der</strong><br />

eigentlichen Abnahme <strong>der</strong> Werkleistung eine so genannte „Mängelfeststellung vor Abnahme“ zusammen mit<br />

Bauherr, Installationsbetrieb und Bauleitung durchzuführen. Die Abnahmen <strong>der</strong> Gewerke Heizung/Lüftung sowie<br />

Sanitär erfolgten am 26.07.06. Um die dabei identifizieten Mängel direkt und binnen weniger Tage beseitigen zu<br />

können, wurde dem jeweiligen Installationsbetrieb vor Ort eine Durchschrift <strong>der</strong> Mängelauflistung bzw. <strong>der</strong> Restarbeiten<br />

überlassen.<br />

Von den technischen Gewerken war das Gewerk Heizung/Lüftung am stärksten auf <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudehälfte<br />

beteiligt. Für alle Teilleistungen <strong>der</strong> Heizungs-/Lüftungsinstallation waren hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Qualität<br />

<strong>der</strong> Ausführung zu erfüllen. Der beauftragte Fachbetrieb hat sehr ordentlich und kundig die Installationsarbeiten<br />

durchgeführt. Dennoch waren bei <strong>der</strong> Vorbegehung eine Reihe von Fehlern angetroffen worden, die zwar einerseits<br />

ob <strong>der</strong> Leistungsfülle nicht unüblich, an<strong>der</strong>erseits aber als typisch für die eher selteneren Installationsleistungen<br />

wie Lüftung mit Wärmerückgewinnung und Solartechnik einzuordnen sind.<br />

So wurden bei <strong>der</strong> Installation eines Lüftungsgerätes die Anschlüsse vertauscht, die schon geschlossene Gipskartondecke<br />

musste wie<strong>der</strong> geöffnet und die Installation mitsamt dampfsperren<strong>der</strong> Wärmedämmung <strong>der</strong> Außen- und<br />

Fortluftleitung (Schwitzwasservermeidung) geän<strong>der</strong>t und erneuert werden. Ursächlich war dies durch eine Falschbestellung<br />

im Handwerksbetrieb bedingt. Die „<strong>EnSan</strong>“-Wohnungen sind spiegelbildlich aufgebaut und besitzen je<br />

ein Lüftungsgerät für „Linksanschluss“ und „Rechtsanschluss“. In den Läden 1 und 2 war diese Anschlusssymmetrie<br />

allerdings nicht gegeben, es wurde ein Lüftungsgerät falsch für die Baustelle bestellt und von den Monteuren<br />

falsch montiert. Der Mangel war bereits bei dem nachgeordneten Blower-Door-Test aufgefallen, da durch das<br />

Vertauschen die falschen Lüftungsanschlüsse abgeklebt wurden.<br />

Das bei den Solarleitungen im Außenbereich verwendete Kaltschrumpfband hatte sich bereits nach wenigen Wochen<br />

Betrieb an einigen Stellen von den Aluminium-Schutzrohren gelöst. Die Ursache dafür ist nicht bekannt,<br />

zumal die Ablösung nur an einigen wenigen Stellen erfolgte. Möglicherweise waren Verunreinigungen bei <strong>der</strong><br />

Montage dafür verantwortlich. Es wurden daraufhin nachträglich alle Stöße <strong>der</strong> Aluminium-Schutzrohre mit einem<br />

zusätzlichen Dichtband verschlossen.<br />

Während <strong>der</strong> Fertigstellung trat zudem ein überflüssiger fremdverursachter Schaden an <strong>der</strong> Solaranlage auf: Eine<br />

Rohrleitung im Bereich <strong>der</strong> Schachtausfädelung auf dem Dach wurde beim Befestigen <strong>der</strong> Wetterschutzverkleidung<br />

vom Dachdecker angebohrt. Nach Reparatur des undichten Rohres wurde die Anlage wie<strong>der</strong> befüllt – dies<br />

allerdings musste früh am Morgen geschehen, da während <strong>der</strong> herrschenden Schönwetterperiode ein Befüllen <strong>der</strong><br />

heißen Kollektoren über den Tag we<strong>der</strong> möglich war, noch vom Hersteller empfohlen wird.<br />

Haustechnik 117


Abschnitt C: Bauliche Umsetzung<br />

IV Messtechnik<br />

Aktueller <strong>EnSan</strong>-Messplan<br />

Sensor mit Gehäuse zur<br />

Messung von Temperatur und<br />

relativer Feuchte <strong>der</strong><br />

Raumluft in den<br />

Messwohnungen<br />

Installierter Wärmestrommesser<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Messtechnik B_IV.1<br />

Gerätebeschaffung<br />

Messgeräte, Eingangstecker und Messfühler, Rechner und Modem,<br />

Verbrauchsmaterial wie Schaltkabel, Kabelbin<strong>der</strong> usw., Computertisch<br />

und Regale sowie sonstiges Zubehör wurden in mehreren Teilschritten,<br />

jedoch grundsätzlich wie geplant, beschafft. Aufgrund<br />

von Än<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Planung und Ausführung waren verschiedentlich<br />

Än<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Ergänzungen erfor<strong>der</strong>lich, die die messtechnische<br />

Ausstattung betrafen.<br />

Begleitforschung Messtechnik<br />

Technische Universität Hamburg-Harburg<br />

(TUHH)<br />

Institut für Baustoffe, Bauphysik und<br />

Bauchemie<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Leschnik<br />

Aufbau <strong>der</strong> Messanordnung für die Vorversuche<br />

Im Vorfeld <strong>der</strong> eigentlichen baulichen Umsetzung wurde zunächst<br />

zur Durchführung <strong>der</strong> bauphysikalischen Vorversuche an Außenwand<br />

und Holzbalkenköpfen (Messungen im Bestand) ein Datenlogger<br />

in einem Raum zur Straße im 2. OG des späteren „<strong>EnSan</strong>“-<br />

Gebäudeteils aufgebaut und in Betrieb genommen. Verschiedene<br />

Messfühler zur Messung des Raumklimas, von Bauteiltemperaturen<br />

und von relativen Luftfeuchten in Deckenbalken (Ausgleichsfeuchten)<br />

wurden eingebaut und angeschlossen. Eine Beschreibung <strong>der</strong><br />

Vorversuche ist dem Abschnitt B Kapitel II zu entnehmen.<br />

Leistungen durch Dienstleister<br />

Da zwischen Datenlogger und Ort <strong>der</strong> Messfühler Entfernungen<br />

von bis zu 30 m zu überbrücken waren, wurden im Rahmen <strong>der</strong><br />

Baumaßnahmen am Gebäude von <strong>der</strong> mit den Elektroarbeiten<br />

beauftragten Fachfirma Verlängerungsleitungen verlegt. In den<br />

Wohnungen wurden diese Leitungen fest in den Wänden bzw. im<br />

Deckenraum verlegt. Für die Außenklimafühler, die auf dem Dach<br />

montiert worden waren, wurde eine vieladrige Verlängerungsleitung<br />

durch einen leeren Kamin zum Datenlogger im Keller geführt.<br />

118 Messtechnik


Messtechnik<br />

Schaltleiste <strong>der</strong> Messanlage auf dem Dach<br />

Anschluss eines Datenloggers<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH, Prof. Leschnik<br />

Messtechnik B_IV.2<br />

Auch die für das Netzwerk erfor<strong>der</strong>lichen Datenleitungen wurden in leeren Schornsteinen verlegt. Die Verlängerungsleitungen<br />

wurden auf Klemmleisten (z. B. in allen Messschränken und im Messraum im Keller) und bei allen<br />

Messorten für Wärmebrückenmessungen aufgelegt, o<strong>der</strong> sie wurden lose verlegt, z. B. in Verteilerdosen, die die<br />

Kombifühler für Temperatur und relative Feuchte <strong>der</strong> Raumluft in den Räumen <strong>der</strong> Messwohnungen aufnehmen<br />

sollten.<br />

Die Verlegung <strong>der</strong> Kabel und die Installation <strong>der</strong> Verteiler erfolgte weitgehend wie geplant. Die Vorgaben <strong>der</strong><br />

Messstellen-Matrix konnten bis auf eine Position wie vorgesehen realisiert werden. Nach Fertigstellung <strong>der</strong> Messkabel-Rohinstallation<br />

erhielt <strong>der</strong> Elektroinstallateur vom Haustechnik-Planungsbüro entsprechende Leerpläne, in<br />

denen die speziellen Verbindungen und Kabelzuordnungen von ihm eingetragen wurden. Diese Pläne wurden<br />

anschließend den Messtechnikern übergeben.<br />

Von den Fensterbauern wurden in die Fenster <strong>der</strong> Messwohnungen Magnetschalter eingebaut, um Fensteröffnungszeiten<br />

evaluieren zu können. Die Anschlussleitungen <strong>der</strong> Magnetschalter wurden Verteilerdosen neben den<br />

Fenstern zugeführt, von wo aus eine Verbindung über Verlängerungsleitungen zu den Datenloggern eingerichtet<br />

war. Ziel <strong>der</strong> Planung war es, dass bei je<strong>der</strong> Fensteröffnung <strong>der</strong> Kontakt ausgelöst wird, also sowohl bei weit geöffnetem<br />

als auch bei gekipptem Fenster.<br />

Von <strong>der</strong> Haustechnik wurden sämtliche mit Impulsausgang bestückten Messgeräte wie Wärmemengenzähler für<br />

die Heizung, Durchflussmengenzähler für Wasser, Flügelradanemometer für Volumenstrommessung usw. installiert.<br />

Aufbau <strong>der</strong> Messanlage für die Hauptmessungen<br />

Zu den ersten Messfühlern, die im Gebäude montiert wurden, zählten diejenigen, die für die Wärmebrückenmessungen<br />

eingesetzt werden sollten, da diese in das zu untersuchende Bauteil eingebracht werden mussten (Messung<br />

von Temperaturen, Wärmestromdichten sowie relativen Luftfeuchten als Maß für die Materialfeuchte). Nach<br />

Abschluss <strong>der</strong> Putz- und Malerarbeiten wurden die übrigen Messfühler installiert (siehe auch Abbildung auf <strong>der</strong><br />

vorherigen Seite).<br />

Die Messwerterfassungsanlagen wurden aufgebaut und angeschlossen, die Eingänge wurden mit den Messfühlern<br />

entwe<strong>der</strong> direkt o<strong>der</strong> über die Verlängerungsleitungen belegt. Nach <strong>der</strong> Installation wurde, soweit dies möglich<br />

war, sofort vor Ort überprüft, ob die Messfühler einwandfrei funktionierten (siehe auch Abbildung oben).<br />

Im Keller wurde <strong>der</strong> Computer im Messraum angeschlossen.<br />

Messtechnik 119


Messtechnik<br />

Klemmleisten im Keller<br />

Messanlage mit PC und Datenlogger im Keller<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH, Prof. Leschnik<br />

Messtechnik B_IV.3<br />

Schließlich wurden die Netzwerkverteiler installiert und <strong>der</strong> Rechner und die Messwerterfassungsanlagen vernetzt.<br />

Damit wurde es möglich, von zentraler Stelle aus die einzelnen Datenlogger zu programmieren und die Messdaten<br />

abzufragen. Nach Aktivierung des Telefonanschlusses und Anschluss des Modems war eine Datenübertragung zur<br />

TU Hamburg-Harburg möglich.<br />

120 Messtechnik


Montage <strong>der</strong> Wasserzähler in Messwohnung<br />

Montage <strong>der</strong> Wasserzähler<br />

mit Impulsausgang in <strong>der</strong> Messwohnung,<br />

Kabel im Bauzustand noch sichtbar,<br />

nach dem Anschließen an die<br />

vorgerichteten Messleitungen durch<br />

Rosetten überdeckt<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Messtechnik B_IV.4<br />

Einige messtechnische Ausführungsdetails<br />

Um die Wärmemengen <strong>der</strong> Trinkwarmwasser- und Zirkulationsleitungen einzeln für die beiden Gebäudehälften<br />

erfassen zu können, wurden in die entsprechenden Wasserleitungen Wasserzähler mit Impulsausgang und Temperaturfühler<br />

installiert, die Messwertgeber an zugeordnete Wärmemengenzähler-Rechenwerke angeschlossen.<br />

Damit ist gewährleistet, dass nur zugelassene Messeinrichtungen im Trinkwassernetz installiert sind, dennoch aber<br />

die Wärmemengen für den Trinkwarmwasserverbrauch und die TWW-Zirkulationsverluste (über das WMZ-Rechenwerk)<br />

getrennt erfasst werden können.<br />

In den vier Messwohnungen waren Kalt- und Warmwasserzähler mit Impulsausgang erfor<strong>der</strong>lich, um die verbrauchten<br />

Wassermengen erfassen zu können. Hier zeigten sich die Hamburger Wasserwerke sehr kooperativ und<br />

lieferten die entsprechende Anzahl Zähler mit Impulsausgang für diesen Anwendungsfall, obwohl diese im Lieferprogramm<br />

<strong>der</strong> Wasserwerke normalerweise nicht geführt werden (siehe auch Abbildung oben).<br />

Messtechnik 121


Volumenstrom-Messungen<br />

Volumenstrom-Messkreuze<br />

mit entsprechenden<br />

Beruhigungsstrecken,<br />

in Zu- und Abluftleitung<br />

montiert.<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Messtechnik B_IV.5<br />

In den Messwohnungen erfolgte eine Volumenstrom-Messung <strong>der</strong> Lüftungsanlage. Dazu wurden in den Zu- und<br />

Abluftleitungen (DN 125) geeignete Messkreuze (DN 100) installiert. Die Messkreuze lieferten über die entsprechende<br />

Elektronik je nach Volumenstrom ein Ausgangssignal von 0,10 V. Gemäß Einbauvorschrift <strong>der</strong> Messkreuze<br />

waren beruhigte An- und Abströmlängen erfor<strong>der</strong>lich, die wie abgebildet realisiert wurden. Nach Beendigung <strong>der</strong><br />

Messungen mussten die Volumenstrom-Messkreuze wie<strong>der</strong> einfach zu demontieren sein, daher wurden die Anschlüsse<br />

in Flexrohr (30 cm) ausgebildet (siehe auch Abbildung oben).<br />

Die Installationsschächte verlaufen in allen Wohnungen vom Keller zum Dach in den Bä<strong>der</strong>n. Um hier die erfor<strong>der</strong>liche<br />

Messtechnik zu intergrieren, mussten zum Teil ungewöhnliche Lösungen gefunden werden. Es durften keine<br />

Revisionsöffnungen in spritzwassergefährdeten Bereichen installiert werden, daher wurde die Inspektionsmöglichkeit<br />

in die benachbarte Schachtwand zur Küche integriert. Damit die jeweilige Revisionsklappe nicht auffällt und<br />

von den Mietern nicht unnötig geöffnet wird, wurde sie mit einem Fliesenschild abgedeckt. Die Wärmeverbräuche<br />

<strong>der</strong> Heizung <strong>der</strong> beiden Gebäudehälften werden in <strong>der</strong> Heizzentrale getrennt über Wärmemengenzähler erfasst.<br />

Diese beiden Werte sowie <strong>der</strong> Energieertrag <strong>der</strong> Solaranlage werden über ein Display an <strong>der</strong> Außenfassade öffentlichkeitswirksam<br />

dargestellt.<br />

122 Messtechnik


Revisionsklappen<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: innovaTec<br />

Messtechnik B_IV.6<br />

Schwierigkeiten bei Inbetriebnahme <strong>der</strong> Messanlage<br />

Verschiedene Mängel in <strong>der</strong> Anlage führten zu einer Verzögerung <strong>der</strong> Inbetriebnahme, von denen einige nachfolgend<br />

erläutert werden.<br />

Bei einem Teil <strong>der</strong> Fenster und Fenstertüren waren die Magnetkontakte falsch montiert, so dass eine Erfassung des<br />

gekippten Zustandes zum Teil nicht möglich war. Der Mangel wurde von <strong>der</strong> Fensterfirma behoben.<br />

Bei einigen fest verlegten Leitungen waren A<strong>der</strong>n vertauscht, so dass Messfühler, die nach dem Belegungsplan<br />

angeklemmt wurden, keine Messwerte liefern konnten. Die Mängel wurden vom Elektriker beseitigt.<br />

Einige Messwertgeber waren fehlerhaft und wurden ausgetauscht (Wasserzähler, Wärmemengenzähler usw.).<br />

Bei den Wärmemengenzählern für Warmwasser für die beiden Haushälften fehlte ein Elektronikbaustein, so dass<br />

die Wärmemengenzähler nicht mit einem Sensor <strong>der</strong> Messwerterfassungsanlage ausgelesen werden konnten. Die<br />

fehlende Elektronik wurde nachgeliefert.<br />

Datenlogger <strong>der</strong> Fa. Ahlborn fielen bei den Probeläufen verschiedentlich aus. Die Ursachen hierfür konnten nicht in<br />

allen Fällen geklärt werden. In einem Fall war offensichtlich ein Netzgerät defekt. Häufig wurden Störungen durch<br />

Datenleitungen verursacht, die nach vorheriger Rücksprache mit <strong>der</strong> Fa. Ahlborn, wie im Falle <strong>der</strong> Außenklimasensoren,<br />

über festverlegte vieladrige Leitungen verlängert worden waren.<br />

Zu erheblichen Störungen bei <strong>der</strong> Datenübertragung führten die Verlängerungsleitungen für die Verbindung <strong>der</strong><br />

Außenklimasensoren auf dem Dach mit dem Datenlogger im Keller. Eine Reihe von Versuchen, die in Absprache<br />

mit <strong>der</strong> Fa. Ahlborn und unter Mithilfe eines Messtechnik-Spezialisten <strong>der</strong> Elektronischen Werkstatt <strong>der</strong> TUHH zur<br />

Beseitigung <strong>der</strong> Störungen unternommen wurden, führten zwar zu einer Eingrenzung des Fehlers bzw. <strong>der</strong> Fehlerursachen,<br />

nicht aber zu dem gewünschten Erfolg. Erst eine technische Än<strong>der</strong>ung an den Sensoren, die von <strong>der</strong> Fa.<br />

Ahlborn im Werk vorgenommen wurde, brachte schließlich eine Mangelbeseitigung.<br />

Die Messgerätesteuerung und die Datenübertragung über die Datenleitung waren zeitweise erheblich gestört. Da<br />

die Datenleitungen und die Verlängerungsleitung für die Außenklimasensoren auf dem Dach im selben Schacht<br />

geführt wurden, lag die Vermutung nahe, dass die Störungen durch die Messdatenleitung verursacht wurden.<br />

Tatsächlich funktionierte die Datenübertragung weitgehend fehlerfrei, nachdem die Außenklimasensoren auf dem<br />

Dach im Werk geän<strong>der</strong>t worden waren.<br />

Messtechnik 123


Messungen zum thermischen Verhalten von Außenwand und Balkenköpfen <strong>der</strong> Holzbalkendecke<br />

im unsanierten Gebäudezustand<br />

Das Messprogramm ermöglichte bauphysikalische Untersuchungen an Holzbalkenköpfen und Wärmebrücken. Es<br />

wurden Messungen an ausgewählten Holzbalken und Wärmebrücken durchgeführt, die eine individuelle Ausstattung<br />

mit Fühlern bedingte.<br />

Nach Installation <strong>der</strong> drei Messfühler am Balkenkopf zur dortigen Messung <strong>der</strong> relativen Feuchte und <strong>der</strong> Temperatur<br />

sowie des Luftspalts vor dem Balken, wurde <strong>der</strong> Original-Zustand wie<strong>der</strong> hergestellt. Das heißt, das Mauerwerk<br />

um den Balkenkopf wurde wie<strong>der</strong> verschlossen, die Schüttung sowie die Dielung wie<strong>der</strong> aufgebracht. Ein Daten-<br />

Logger sammelte die aufgenommenen Daten.<br />

Es wurden Messdaten in den Innenräumen oberhalb und unterhalb eines Deckenbalkens sowie des Außenraums<br />

und vom Balkenkopf im Bestandsmauerwerk selbst erfasst. Mittels aufgestellter Heizkörper in beiden genannten<br />

Räumen wurde <strong>der</strong> Raum auf eine konstante Temperatur von 19 °C beheizt.<br />

Zur Erfassung von Temperatur, Feuchte, Fensterkontakt und Außenklima wurden Fühler installiert. Messgrößen<br />

waren dabei das Außenklima, die Temperatur auf den Holzbalkenköpfen über die Messung <strong>der</strong> Oberflächentemperatur,<br />

die Temperatur in den Holzbalkenköpfen über die Messung <strong>der</strong> Lufttemperatur in den Hohlräumen sowie<br />

die Materialfeuchte von Holzbalkenköpfen über die Messung <strong>der</strong> Ausgleichsfeuchte in den Hohlräumen.<br />

Die Messfühler erfassten jeweils die relative Feuchte und die Temperatur. Die inneren Fühler wurden in den Räumen<br />

oberhalb und unterhalb des Messbalkens installiert. Der außen angebrachte Fühler erfasste die eingehende<br />

horizontale Sonnenstrahlung [Wm].<br />

124 Messtechnik


Abschnitt C: Bauliche Umsetzung<br />

V Mieterbetreuung<br />

Belegung <strong>der</strong> Wohnungen<br />

<strong>Sanierung</strong> „Hamburger Standard“<br />

<strong>Sanierung</strong> „<strong>EnSan</strong>“<br />

Abst. FREI DG FREI Abst.<br />

Rü -<br />

Messwohnung Rü 3.OG FREI<br />

FREI -<br />

Messwohnung<br />

FREI FREI 2.OG Rü<br />

FREI -<br />

Messwohnung<br />

Rü Rü 1.OG FREI<br />

FREI -<br />

Messwohnung<br />

FREI FREI EG FREI FREI<br />

52 50 48 46<br />

FREI – Messwohnung = neue Mieter<br />

FREI = neue Mieter<br />

Rü – Messwohnung = Mieter ziehen zurück Rü = Mieter ziehen zurück<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: STEG Hamburg<br />

Mieter V.1<br />

Vor Fertigstellung <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> bei<strong>der</strong> Gebäudeteile wurden für<br />

die Mieter des Objekts maßgeschnei<strong>der</strong>te Nutzerhandbücher erstellt,<br />

und zwar jeweils eines für die:<br />

- Standard-Gebäudehälfte Nr. 50–52<br />

- Standard-Gebäudehälfte Nr. 52 – Messwohnung (3. OG)<br />

- <strong>EnSan</strong>-Gebäudehälfte Nr. 46–48<br />

- <strong>EnSan</strong>-Gebäudehälfte Nr. 46 – Messwohnungen<br />

(1., 2. und 3. OG)<br />

Mieterbetreuung und Eigentümer<br />

Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft<br />

Hamburg mbH (steg)<br />

Dipl.-Ing. Architektin Karin Dürr<br />

Dipl.-Ing. Architektin Birgit Glasmacher<br />

Weiterhin wurde eine – mit dem Hamburger Datenschutzbeauftragten<br />

abgestimmte – Zusatzvereinbarung zu den Mietverträgen<br />

<strong>der</strong> Messwohnungen erarbeitet.<br />

Die Grafik zeigt die dargestellte Belegung des Gebäudes nach <strong>Sanierung</strong>.<br />

Vor <strong>Sanierung</strong> erklärten neun Mietparteien nach Fertigstellung<br />

zurück ziehen zu wollen. Aus unterschiedlichen Gründen<br />

zogen jedoch nur fünf Parteien wie<strong>der</strong> in die ursprüngliche Wohnung<br />

zurück.<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen, Grafiken<br />

und Hinweise sind im Anhang des<br />

Berichts entwe<strong>der</strong> in größerem Format<br />

dargestellt o<strong>der</strong> mit ergänzendem / vertiefendem<br />

Material versehen.<br />

Mieter 125


Auszug Nutzerhandbuch<br />

„<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Mieter V.2<br />

Inhalt <strong>der</strong> Nutzerhandbücher für die Mieter<br />

Die Nutzerhandbücher informieren die Mieter <strong>der</strong> beiden Gebäudehälften über die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> durchgeführten<br />

<strong>Sanierung</strong> im Allgemeinen und weisen dann auf alle für die Mieter wichtigen Details hin.<br />

Für die Miter des „Ensan“-Gebädueteils glie<strong>der</strong>t sich das Handbuch in die folgenden Themenschwerpunkte:<br />

- Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung (Sinn und Zweck, Vorteile, die Komponenten in <strong>der</strong> Wohnung<br />

wie Zu- und Abluftöffnungen, Filterwechsel, Betrieb und Nutzung etc.)<br />

- Heizung<br />

- Wärmedämmung<br />

- Fensterlüftung<br />

- Visualisierung <strong>der</strong> Solaranlage via Display<br />

- für die Messwohnungen die Beschreibung <strong>der</strong> durchzuführenden Messungen<br />

126 Mieter


Abschnitt C: Bauliche Umsetzung<br />

VI Beratung zur Qualitätssicherung / Luftdichtheitsuntersuchung<br />

Neben <strong>der</strong> Beratungstätigkeit zu speziellen Fragestellungen (z. B.<br />

Versottungsproblematik Altschornsteine) und <strong>der</strong> Wärmebrückenberechnung<br />

wurden vom Passivhaus Institut insgesamt sieben Baustellenbegehungen<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Beratung zur Qualitätssicherung<br />

durchgeführt. Zu den Ortsterminen wurden jeweils Protokolle angefertigt<br />

und an den Bauherren, die steg, sowie an den Architekten<br />

versandt.<br />

Die Schwerpunkte <strong>der</strong> Ortstermine waren hauptsächlich Begutachtungen<br />

zu den Themen Luftdichtheit und Wärmedämmung sowie<br />

zwei Termine zu Nachmessungen <strong>der</strong> Luftdichtheit. Exemplarisch<br />

werden im Folgenden einige Auszüge aus den Protokollen sowie<br />

die darauffolgenden Ergebnisse dargestellt.<br />

Qualitätssicherung<br />

Passivhaus Institut Darmstadt<br />

Internet http://www.passiv.de<br />

Dipl.-Ing. Søren Peper<br />

Die Prüfung <strong>der</strong> Luftdichtheit sowie die<br />

erste Wie<strong>der</strong>holungsmessung wurden<br />

vom Zentrum für Energie-, Wasser- und<br />

Umwelttechnik Hamburg (ZEWU),<br />

Frau Maring, durchgeführt. Die zweite<br />

Wie<strong>der</strong>holungsmessung wurde von dem<br />

Ingenieurbüro Michael Meyer-Olbersleben<br />

(MMO) durchgeführt.<br />

Die Stellungnahmen wurden von dem<br />

Architekten Thomas Dittert sowie von<br />

dem Gebäudetechniker Joachim Otte<br />

verfasst.<br />

QS 127


Luftdichte Ebene an den Balkenköpfen<br />

Laut Planung war vorgesehen, die Schwerter <strong>der</strong> neuen Stahl-Schwert-Balkenköpfe nach ihrem Einbau mit Fließmörtel<br />

o. ä. zu vergießen, dann den neuen Wandputz aufzubringen und darauf die Kalziumsilikatdämmplatte zu<br />

verkleben. Dann sollte <strong>der</strong> verbleibende Spalt zwischen Dämmplatte und Stahlschwert mit Luftdichtheitsklebeband<br />

abgeklebt werden. Empfehlung: Der luftdichte Innenputz („Luftdichte Ebene“) sollte direkt mit den Schwertern<br />

verbunden werden. Dazu sollte vor dem Aufbringen des Putzes <strong>der</strong> Träger mit vlieskaschiertem, breitem Klebeband<br />

zum Mauerwerk rundum sorgfältig verklebt werden. Das Band kann dann problemlos überputzt werden.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e an diesen kritischen Stellen muss jedoch unbedingt jegliche Feuchtefracht durch Undichtheiten<br />

(= Luftströmung) in die Konstruktion verhin<strong>der</strong>t werden. Das Detail wurde wie vorgeschlagen mit Klebebän<strong>der</strong>n<br />

so ausgeführt.<br />

Abbildung oben: Geplante Verbindung <strong>der</strong> Stahlschwerter (Balkenköpfe) mit <strong>der</strong> Kalziumsilikatdämmplatte (diese<br />

stellt NICHT die luftdichte Ebene dar). Abbildung unten: Skizze <strong>der</strong> luftdichten Verbindung <strong>der</strong> Stahlschwerter (Balkenköpfe)<br />

mit dem neuen Putz. Das Detail wurde so ausgeführt.<br />

128 QS


Kalziumsilikatdämmplatten<br />

Die Musterwand mit dem bereits verklebtem Kalziumsilikatdämmstoff zeigte, dass ein Schutz <strong>der</strong> Platten insbeson<strong>der</strong>e<br />

am oberen Rand zur Fensterleibung für die Bauzeit dringend angeraten ist. Die Beschädigungen können sonst<br />

nur mit deutlich wärmeleitfähigerem Material ausgebessert werden. Der Bauablauf wurde dahingehend optimiert,<br />

dass die Fenster vor <strong>der</strong> Montage <strong>der</strong> Kalziumsilikatdämmplatte montiert wurden. So war die Gefahr <strong>der</strong> Beschädigung<br />

deutlich minimiert.<br />

Luftdichtheit Schöck Isokorb / Balkone<br />

Die Durchdringungen <strong>der</strong> luftdichten Ebene durch die Schöck Isokörbe mussten luftdicht abgeklebt werden. Um<br />

die Verbindung zur Innenputzebene herzustellen wurde empfohlen, umlaufend auf den Stirnflächen <strong>der</strong> inneren<br />

Stahlplatte ein breites vlieskaschiertes Butyl-Klebeband zur Mauerebene zu führen und später zu überputzen. Dieses<br />

Detail wurde auf <strong>der</strong> Baustelle wie vorgeschlagen ausgeführt.<br />

QS 129


Luftdichter Fenstereinbau<br />

Zwei Fenster und eine Fenstertür wurde außen auf dem unverputzten Kalksandstein-Mauerwerk verklebt. Damit<br />

wurde keine Luftdichtheit hergestellt. Die Rahmen wurden nicht – wie es notwendig ist – mit <strong>der</strong> luftdichten<br />

Ebene „Innenputz“ verbunden. Die Klebemasse bzw. <strong>der</strong> Mörtel des später aufzubringenden WDVS stellt keine<br />

Luftdichtheit her. Die Verklebung <strong>der</strong> Fenster und Balkontüren in den Geschossen auf den alten Außenputz stellte<br />

sich genauso dar.<br />

Gemäß Planung (siehe Detailzeichnung) sollte hier <strong>der</strong> Innenputz in <strong>der</strong> Leibung bis nach außen geführt werden.<br />

Dies ist nur möglich, wenn <strong>der</strong> Innenputz vor dem Fenstereinbau vorhanden wäre, bis nach außen durchgezogen<br />

würde und <strong>der</strong> alte Außenputz keine Risse (auch keine Haarrisse) aufweisen würde.<br />

Alle drei Punkte trafen hier nicht zu. Es wurde daher empfohlen, dass die Verbindung mit <strong>der</strong> luftdichten Ebene<br />

auf <strong>der</strong> Innenseite erfolgt, am besten durch Aufkleben eines vlieskaschierten Klebebands auf Blendrahmen und<br />

Mauerwerk, welches später auf <strong>der</strong> Mauer mit eingeputzt wird.<br />

Das Detail wurde wie beschrieben von innen verklebt ausgeführt.<br />

130 QS


Luftdichter Anschluss Drempel / Straßenseite, Wand an Geschossdecke<br />

Die luftdichte Folie aus <strong>der</strong> Leichtbaukonstruktion vor dem Drempel muss mit <strong>der</strong> luftdichten Ebene <strong>der</strong> Außenwand<br />

verbunden werden. Die Planung sah vor, die Folie 50 cm auf <strong>der</strong> vorhandenen Dielung zu führen und mit<br />

Dichtband „abzudichten“ (siehe Detailzeichnung „Bereich Drempel“).<br />

Würde dies so ausgeführt werden, kann keine Luftdichtheit hergestellt werden. Die Folie würde nicht mit <strong>der</strong> luftdichten<br />

Ebene <strong>der</strong> Geschosswand (Innenputz) verbunden. Die Dielen wären auch nach 50 cm und einer Abklebung<br />

nicht dicht. Durch den später einzubringenden Estrich wäre die Folie zwar beschwert, aber es gäbe noch immer<br />

unzählige Leckagepfade im Bereich <strong>der</strong> Geschossdecke (siehe blaue Pfeile in „Detail Drempel“). Schlimmstenfalls<br />

wäre die gesamte Geschossdecke luftdurchströmt und stellte eine Art „Kühlrippe“ dar. Von <strong>der</strong> Geschossdecke<br />

gäbe es viele Leckageströmungen in die Räume.<br />

Empfehlung: Es muss eine Verbindung zum Innenputz hergestellt werden, um die Luftströmung und damit eventuelle<br />

Bauschäden auszuschließen. Dabei muss ebenfalls je<strong>der</strong> Deckenbalken sorgfältig umklebt werden.<br />

QS 131


Luftdichter Anschluss zwischen Außenwand und Geschossdecke<br />

Der Wandputz muss auf <strong>der</strong> Hofseite und im Bereich <strong>der</strong> Gaube (Straßenseite) nicht nur im später sichtbaren<br />

Bereich angelegt werden. Auch unterhalb des Fußbodens ist er für die Luftdichte notwendig. Auch hier sollte <strong>der</strong><br />

Putz mit den Räumen darunter verbunden werden. Im Fußbodenbereich des Dachgeschosses / Gartenseite wurde<br />

<strong>der</strong> Putz an den Fehlstellen nachgearbeitet.<br />

Luftdichter Anschluss zwischen Dachfläche und einbindenden Wänden<br />

Die Folie aus dem Dachbereich muss umlaufend luftdicht mit dem Innenputz <strong>der</strong> Wand verbunden werden. Die<br />

Folie war zum Teil zu kurz abgeschnitten, <strong>der</strong> Putz nicht weit genug hinter den Sparren gezogen worden, um<br />

hier eine Verbindung herstellen zu können. Es wurde empfohlen, einen Folienstreifen vor dem Sparren mit <strong>der</strong><br />

Folie zu verkleben und um den Sparren herum zur Wand zu führen. Die Folie muss vor dem Verkleben gereinigt<br />

werden. Es dürfen in keinen Bereichen unverputzte Mauersteine / Klinker zum Anschluss <strong>der</strong> luftdichten Ebene<br />

verwendet werden. Die Steine stellen keine luftdichte Ebene dar und mussten noch verputzt werden. Die galt<br />

auch für „Nicht- Außenwände“, z. B. im Bereich <strong>der</strong> Trennwand zur an<strong>der</strong>en Haushälfte.<br />

Umsetzung: Nach dem Reinigen <strong>der</strong> Folienstreifen wurde die Folie verlängert und auf den Innenputz aufgeklebt.<br />

132 QS


Verbindung „Sturz“ Erdgeschoss zur Wand darüber<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.2<br />

Nach dem Entfernen <strong>der</strong> überstehenden alten Metallschienen sollte <strong>der</strong> Hohlraum im „Sturz“ mit Perliteschüttung<br />

verfüllt werden (durch die Metallschienen verbleiben Wärmebrücken, das Abtrennen vor dem Kleben <strong>der</strong> Platten<br />

wäre sinnvoller gewesen). Das Mauerwerk sollte auch von oben (Horizontale) so weit wie möglich verputzt werden,<br />

bevor die horizontalen Kaliziumsilikatplatten aufgeklebt wurden. Es wurde empfohlen, vorher die Putzebene<br />

unter den bereits verklebten Wandplatten mit <strong>der</strong> Putzebene auf dem Sturzmauerwerk, z. B. mit breitem Butyl-<br />

Klebeband, zu verbinden (luftdichte Ebenen verbinden). Da die Putzebenen unter den bereits befestigten Platten<br />

weitgehend nicht mehr zugänglich waren, musste dort an die Kalziumsilikatplatten angeschlossen werden (demnach<br />

außerhalb <strong>der</strong> luftdichten Ebene).<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten:<br />

Auf den Einsatz eines Butyl-Klebebandes wurde verzichtet, da durch raumweise versetztes Arbeiten keine Durchgängigkeit<br />

und Vollständigkeit <strong>der</strong> Vorbereitung gewährleistet werden konnte. Die Luftdichtigkeitsebene wurde<br />

allein durch verklebte und verspachtelte Kalziumsilikatplatten hergestellt.<br />

QS 133


Einbindende Innenwände<br />

Verbleiben<strong>der</strong> Putzschlitz an <strong>der</strong><br />

einbindenden Innenwand stellt eine<br />

lange Leckage dar<br />

Nach den erfolgten Nachbesserungen wurden hier<br />

noch Fehlstellen um die Heizungsrohre gefunden.<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.3<br />

Einbindende Innenwände<br />

Um die Dämmplatten bis auf das Mauerwerk <strong>der</strong> einbindenden Trennwände führen zu können, wurde <strong>der</strong> Putz <strong>der</strong><br />

Innenwände in Streifenform zur Außenwand hin entfernt. Die Kalziumsilikat-Dämmplatten wurden jedoch bereits<br />

weitgehend aufgeklebt. Die luftdichte Ebene (Innenputz) wurde damit unterbrochen (Innenputz Außenwand-Innenwand).<br />

Empfehlung: Mit einem Vorputz o<strong>der</strong> Ähnlichem sollte das Mauerwerk in dem verbleibenden Schlitz verschlossen<br />

werden, um eine Verbindung zwischen <strong>der</strong> Klebeschicht <strong>der</strong> Kalziumsilikatplatten und dem Innenputz <strong>der</strong> einbindenden<br />

Innenwände herzustellen.<br />

Bei den einbindenden Innenwänden am Fußboden wurden weiterhin Fehlstellen bei den Durchführungen <strong>der</strong> Heizungsrohre<br />

zum Nebenraum gefunden. Hier sollte soweit möglich nachgearbeitet werden.<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten<br />

Zur Vermeidung von Wärmebrücken wurden die Dämmplatten bis auf das rohe Mauerwerk von einbindenden<br />

Innenwänden geführt. Dies wurde mit Hilfe von Simulationen <strong>der</strong> TUHH als sinnvoll nachgewiesen und empfohlen.<br />

Der Putzschlitz wurde mit Putz, die Rohrdurchführung mit Putzmörtel verschlossen.<br />

134 QS


Leibung Fenstertüren<br />

Fehlstelle in <strong>der</strong> seitlichen Leibung; untere Leibung noch unverputzt<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.4<br />

Leibung Fenstertüren<br />

Im unteren Bereich <strong>der</strong> Leibung <strong>der</strong> Fenstertüren war keine ausreichende Höhe für die Montage <strong>der</strong> Kalziumsilikatplatten<br />

gegeben. Hier wurde empfohlen, Purenitplatten-Streifen aufzubringen. Vor dem Verputzen <strong>der</strong><br />

unteren Leibungsfläche mussten die unterschiedlichen Fehler / Fehlstellen in <strong>der</strong> seitlichen Leibung ausgebessert<br />

werden. Es musste eine lückenlose Verbindung <strong>der</strong> unteren und <strong>der</strong> seitlichen Leibungsflächen entstehen.<br />

Abklebung Fenstertüren Hofseite<br />

Fehlen des unteren<br />

Luftdichtheits-Klebebands bei<br />

<strong>der</strong> Fenstertür<br />

Beim Fenster ist es vorhanden<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.5<br />

Abklebung <strong>der</strong> Fenstertüren auf <strong>der</strong> Hofseite<br />

Bei einigen Fenstertüren fehlten die Klebebän<strong>der</strong> vom unteren Rahmen zur Innenputzebene. Hier war nur Montageschaum<br />

sichtbar. Nach dem Säubern des Blendrahmens sollte hier noch ein Klebeband aufgeklebt und dann<br />

überputzt werden.<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten:<br />

Die fehlenden Klebebän<strong>der</strong> an den Blendrahmen wurden nachgearbeitet, die Fehlstellen in den Leibungen ausgebessert.<br />

Statt Kalziumsilikatplatten o<strong>der</strong> Purenitplatten-Streifen wurde teilweise Hartschaumstoff eingesetzt, um<br />

die durchgängige Dämmung <strong>der</strong> Fenstereinfassungen sicherzustellen.<br />

QS 135


Innenputz im Bereich Fußbodenaufbau<br />

Oben: Herstellen <strong>der</strong><br />

Luftdichtheit in <strong>der</strong><br />

Fußbodenebene durch<br />

Innenputz ist erfolgt<br />

Rechts: Der Putz im Bereich des<br />

Fußbodenaufbaus fehlt noch.<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.6<br />

Innenputz im Bereich Fußbodenaufbau<br />

Es wurde empfohlen, alle zugänglichen Bereiche im Fußbodenaufbau luftdicht zu verputzen. In einigen Bereichen<br />

waren diese Flächen bereits mit Innenputz verschlossen worden; ein einfacher Vorputz o<strong>der</strong> Ähnliches würde<br />

dafür auch genügen. Wichtig ist jedoch <strong>der</strong> Anschluss an die benachbarten Putzflächen.<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten<br />

Das Aufbringen eines ergänzenden Verputzes <strong>der</strong> Wandinnenseiten in <strong>der</strong> Deckenebene hätte erhebliche Zusatzkosten<br />

verursacht. Der weit überwiegende Teil war zudem nicht zugänglich.<br />

136 QS


Luftdichtheitsfolie Drempelwand<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.9<br />

Folie Drempelwand<br />

Die Folie aus <strong>der</strong> Dachschräge wurde auf <strong>der</strong> Drempelwand zum Fußboden geführt. An einigen Stellen wurde<br />

die Folie sehr stramm verlegt. Hinweis: Beim Verschließen <strong>der</strong> Bereiche mit Leichtbaukonstruktionen muss genau<br />

darauf geachtet werden, dass die Folie nicht beschädigt wird. Die Folie sollte immer mit ausreichend Spielraum<br />

eingebaut werden.<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten<br />

Der Anschluss <strong>der</strong> Holzbalkendecke an die Drempelwand stellte ein beson<strong>der</strong>es Problem dar, da prinzipiell keine<br />

Luftdichtheit im Übergangsbereich herstellbar war. Um dies annähernd zu ermöglichen, hätten alle Balkenköpfe<br />

freigelegt und umklebt werden müssen. Dies passte jedoch wie<strong>der</strong>um nicht zum Bauablauf, da die Anschlussbereiche<br />

zu den Außenwänden zuerst zu verschließen und anschließend die Luftdichtheitsebenen mit <strong>der</strong> Leichtbaukonstruktion<br />

herzustellen waren. Außerdem waren die beteiligten Handwerker aufgrund <strong>der</strong> Kleinteiligkeit <strong>der</strong><br />

Maßnahmen ohnehin schon an <strong>der</strong> Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt.<br />

QS 137


Treppenhauskopf Folienverklebung<br />

Oben: unverklebte Folie<br />

am Balken<br />

Rechts: Folienverklebung<br />

auf Putzfehlstelle<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.7<br />

Treppenhauskopf Folienverklebung<br />

Das Ausführungsdetail <strong>der</strong> Folienverklebung im Treppenhauskopf war aufgrund <strong>der</strong> einbindenden Balken schwierig<br />

auszuführen. Hinweis: Die Folie muss sorgfältig um jeden Balken geführt und auf dem Putz und am Balken verklebt<br />

werden. Die Ausführung musste an den Problempunkten noch nachgearbeitet werden. Die Folie war zum Teil auf<br />

das Mauerwerk geklebt worden (weil <strong>der</strong> Putz noch fehlte) o<strong>der</strong> die Verklebung zum Putz fehlte an den Balken. An<br />

manchen Punkten war die Folie zu kurz, um sie richtig zu verkleben, o<strong>der</strong> es fehlte die Verklebung.<br />

Treppenhauskopf<br />

Fehlende Verklebung in <strong>der</strong> Ecke<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.8<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten<br />

Die Fehlstellen in <strong>der</strong> Verklebung wurden, so weit wie möglich, nachgearbeitet.<br />

138 QS


Luftdichte Kabeldurchführung<br />

Nicht optimal<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.10<br />

Luftdichte Kabeldurchführung<br />

Im 3. Obergeschoss wurden Kabel in Bündeln durch die Folie geführt und nicht fachgerecht abgeklebt. An diesen<br />

Stellen konnte nicht von einer (dauerhaften) Luftdichtheit ausgegangen werden. Es wurde empfohlen, hier die<br />

Durchführung z. B. mit Hilfe doppelter Luftdichtheitsmanschetten nachzuarbeiten.<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten und des Haustechnikers: Da Luftdichtheitsmanschetten nachträglich<br />

schlecht einzubringen waren, wurde mit flüssiger Dichtmasse, unterstützt durch Butyl-Dichtungsband, nachgearbeitet.<br />

Abklebung <strong>der</strong> Lüftungsrohr-Verbindungen<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.11<br />

Abklebung Lüftungsrohre<br />

Die Lüftungsrohre wurden fachgerecht fast vollständig mit Klebeband abgeklebt.<br />

Stellungnahme des Haustechnikers: Für die Abklebung <strong>der</strong> Lüftungsrohre wurden Formteile mit Lippendichtungen<br />

verwendet, für die eine zusätzliche Abklebung nicht erfor<strong>der</strong>lich war. Bei allen Anschlüssen, die ohne<br />

Lippendichtung geliefert werden (z.B. Formteile für Anschlüsse an Schalldämpfer), wurden die Verbindungsstellen<br />

mit dauerfestem Klebeband gesichert und abgedichtet. Die Unterschiede <strong>der</strong> Formteile sowie das dauerfeste Klebeband<br />

waren in <strong>der</strong> Ausschreibung explizit so vorgesehen; alle Handwerker waren dementsprechend instruiert.<br />

QS 139


Hoher Anteil Flexrohre<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.12<br />

Lüftungs-Flexrohre<br />

Es wurde relativ viel Flexrohr in den Kanalnetzen <strong>der</strong> Wohnungen des „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteils verwendet, was den<br />

Druckverlust und damit den Stromverbrauch <strong>der</strong> Anlagen erhöht. An diversen Stellen hätte besser auch normales<br />

Wickelfalzrohr eingesetzt werden können. Da die Decke im Bereich des dargestellten Beispielfotos später abgehängt<br />

wurde, wäre es gegebenenfalls auch möglich gewesen, Wickelfalzrohr auf <strong>der</strong> Höhe des Unterzuges bis zu<br />

den Kernbohrungen durchlaufen zu lassen.<br />

Stellungnahme des Haustechnikers<br />

Bei dem auf dem Foto dargestellten Bereich mit den zwei Zimmertüren handelt es sich um die <strong>der</strong> Wohnungseingangstür<br />

gegenüberliegende Seite. Die Wohnungseingangstür reicht mit dem Türblatt bis ca. 7 cm unter den<br />

Unterzug. An dieser Stelle wurde nachfolgend eine neue Gipskartondecke mit Unterkonstruktion eingebaut, die im<br />

Bereich <strong>der</strong> Lüftungsanschlüsse <strong>der</strong> Zimmer als Kasten tiefer hängt. Daher war man bemüht, die Führung <strong>der</strong> Lüftungsleitungen<br />

an dieser Stelle möglichst raumsparend auszuführen. Sie hätten dabei wahrscheinlich nicht unbedingt<br />

bis unter die Decke gezogen werden müssen; dies hätte an dieser Stelle eine engere Abstimmung zwischen<br />

Lüftungsbauer und Trockenbaugewerk erfor<strong>der</strong>t.<br />

Zum Druckverlust von Alu-Flex-Rohren dieser Bauart<br />

Bei den hier in den Lüftungsrohren gefahrenen Luftmengen von max. 50 m 3 /h in DN 100 werden keine Luftgeschwindigkeiten<br />

über 2,0 m/s erreicht. Der Druckverlust im Wickelfalzrohr (WFR) beträgt dann ca. 0,6 Pa/m,<br />

im Alu-Flexrohr ca. 1,2 Pa/m. Die gebauten Bögen bei Verlegung von Alu-Flexrohr betragen etwa 60°, bei WFR<br />

meistens 90°. Damit ergibt sich bei Formteilen aus WFR o<strong>der</strong> Alu-Flex bei diesen Luftmengen kein Unterschied im<br />

Druckverlust. Die elektrische Mehrleistung für 0,6 Pa/m Unterschied im Druckverlust beträgt bei ca. 30 m Rohrleitung<br />

ca. 1 W elektrisch (elektr. Wirkungsgrad von 35 % Gleichstromventilator dieser Baugröße berücksichtigt). Die<br />

Länge <strong>der</strong> hier pro Wohnung verbauten Alu-Flexrohre liegt unter 30 m. Diese Betrachtungen gelten jedoch nur für<br />

das hier verwendete Alu-Flexrohr und lassen sich nicht auf an<strong>der</strong>e Flexrohr-Bauformen verallgemeinern (größere<br />

Rillen = größere Druckverluste auch bei langsamen Geschwindigkeiten).<br />

Generell gilt natürlich, den Alu-Flex-Anteil im Rohrleitungsnetz gering zu halten. Alu-Flexrohr haben im gedehnten<br />

Zustand mehr Rillen, in denen sich auch Schmutzpartikel leichter ablagern können als im glatten Wickelfalzrohr.<br />

Hier wurden die Alu-Flexrohre jedoch nicht gedehnt und es wurden sowohl in <strong>der</strong> Zuluft als auch in <strong>der</strong> Abluft (Tellerventile)<br />

Filter eingesetzt. Der vermehrte Einsatz von Alu-Flexrohr wurde seitens des Lüftungsbauers auch deshalb<br />

gewählt, weil die endgültige Form <strong>der</strong> Abhangdecke zu diesem Zeitpunkt nicht feststand.<br />

140 QS


Gedrücktes Flexrohr<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.13<br />

In <strong>der</strong> Dachwohnung wurdem zwei Flexrohre im Bereich des Unterzuges zerdrückt. Dadurch wird <strong>der</strong> Druckverlust<br />

deutlich erhöht und die Luftdichtheit des Rohres ist nicht mehr sichergestellt. Es wurde empfohlen, hier gegebenenfalls<br />

ausreichend breite Flachkanäle einzusetzen. Wobei jedoch <strong>der</strong> hydraulische Durchmesser berücksichtigt<br />

werden muss; bei z. B. 40 m³/h entsprechen 100 mm Rundrohr einem Flachkanal von 50 x 190 mm.<br />

Stellungnahme des Haustechnikers<br />

Das dargestellte Flexrohr wurde bewusst abgeflacht und nicht versehentlich zerdrückt o<strong>der</strong> beschädigt.<br />

Der verfügbare Platz unterhalb des mit Brandschutzverkleidung versehenen Unterzuges ist gering, wie auch am<br />

Türsturz sichtbar ist. Die abgebildete Alu-Flex-Leitung ist DN 125 für zwei Zulufträume, damit beträgt die<br />

Luftgeschwindigkeit in dem abgeflachten Bereich max. 2,5 m/s, <strong>der</strong> Druckverlust beträgt ca. 1,5 Pa/m, <strong>der</strong> sich aus<br />

<strong>der</strong> Form ergebende Druckverlust ist vernachlässigbar.<br />

Eine Abflachung mit einem glatten Formstück wäre an dieser Stelle strömungstechnisch nicht wesentlich günstiger<br />

ausgefallen, da die Verluste primär durch Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Rohrform entstehen, nicht aufgrund des gewählten<br />

Materials. Generell hätte ein festes Formteil den Vorteil, im Deckenbereich sicherer vor Beschädigungen durch<br />

Folgegewerke zu sein (wie z. B. durch den Trockenbauer). In diesem Fall jedoch konnte auf einen Einsatz von Alu-<br />

Flexrohr in keinem Fall zu verzichtet werden, auch nicht bei Einsatz von Son<strong>der</strong>bauteilen.<br />

QS 141


Schacht<br />

Oben: Nebelmaschine vor dem<br />

Schacht (im Laden rechts)<br />

Rechts: Schacht hinter dem<br />

Müllraum (Blick nach oben)<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.14<br />

Luftdichtheitsuntersuchungen<br />

Die erste Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Luftdichtheitsuntersuchung wurde am 23. Juni 2006 durch das ZEWU Hamburg,<br />

Frau Maring, durchgeführt. Der Kellerabgang, die Haustür, und die Dachbodentür wurden temporär abgeklebt.<br />

Abweichend von <strong>der</strong> ersten Messung wurden die Lüftungsgeräte geöffnet und zu- und abluftseitig mit Blasen<br />

abgedichtet (bei <strong>der</strong> vorherigen Messung wurden alle Ventile verschlossen und so die möglichen Leckagen des<br />

Rohrnetzes mit gemessen). Bei einem Lüftungsgerät war eine Rohrleitung nicht mit dem Gerät verbunden (herausgerutscht),<br />

was bei <strong>der</strong> ersten Messung nicht aufgefallen war. Dieser Mangel wurde sofort behoben.<br />

Als hauptsächliche Leckagen wurden festgestellt:<br />

• Haustür (unfertige Einbindung zur Putzebene)<br />

• Treppe zum 1. OG (Trennung zum abgeklebten Keller)<br />

• großes Loch an Wand / Fußboden im Müllraum (EG)<br />

• Leckagen an den Einbindungen <strong>der</strong> Außen- und Fortluftrohre<br />

• Leichtbauwände DG-Wohnung an allen Öffnungen (Spültaster, Steckdosen, Wasserleitungen, Abwasserrohr,<br />

Waschbecken, Sicherungskasten, Öffnung neben dem Lüftungsgerät)<br />

• diverse Öffnungen zu den Schächten<br />

Um die sehr starken Leckageluftströme im Schacht vom Laden rechts besser beurteilen und gegebenenfalls nachbessern<br />

zu können, wurde in die Revisionsöffnung bei Überdruck Nebel eingeblasen. Dieser strömte nach oben<br />

und unten weg. Im Keller konnte unter dem Schacht an den Durchführungen <strong>der</strong> Rohrleitungen kein Nebeleinbruch<br />

erkannt werden. Der Nebel strömte massiv in den Kellerraum unter dem abgemauerten Müllraumschacht<br />

(Gebäudemitte). Der Schacht war hinter <strong>der</strong> Abmauerung vom Erdgeschoss zum Keller hin offen (kein Brandschutz<br />

notwendig); erst im 1. OG ist ein Verguss ausgeführt worden. Aufgrund <strong>der</strong> extremen Nebelmenge wurde empfohlen,<br />

mit einem dünnflüssigen Verguss den gesamten Schacht zum Keller hin zu verschließen.<br />

Bei <strong>der</strong> Untersuchung wurde ein Luftdichtheitswert von n 50<br />

= 1,9 1/h festgestellt (gemäß Protokoll Fr. Maring). Es<br />

wurde empfohlen, den Drucktest nach den erfolgten Nachbesserungsarbeiten nochmals durchzuführen.<br />

Bei neu zu errichtenden Gebäuden mit Lüftungsanlagen muss nach <strong>der</strong> EnEV maximal ein Wert von n 50<br />

= 1,5 1/h<br />

erreicht werden. Dies ist beson<strong>der</strong>s für die Funktion <strong>der</strong> Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung wichtig.<br />

142 QS


Schacht<br />

Offener Schacht hinter dem Müllraum<br />

(vom Keller aus gesehen) mit Kabel<br />

und Rohrleitungen<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.15<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten und des Haustechnikers zu den zuvor genannten Punkten:<br />

• Die Haustüren wurden luftdicht an die Putzebene angebunden. Die Türen selbst wurden gerichtet und <strong>der</strong><br />

Feststeller des Seitenflügels fest eingebaut, so dass <strong>der</strong> Flügel nun fest stand und damit luftdichter war.<br />

• Aus Gründen <strong>der</strong> besseren Benutzbarkeit des Kellerabgangs wurde auf die ursprünglich vorgesehene Tür vom<br />

Treppenhaus zum Keller verzichtet.<br />

• Die Löcher an <strong>der</strong> Wand und im Fußboden des Müllraums wurden verschlossen.<br />

• Die Leckagen an Frisch- und Fortlufteinlässen <strong>der</strong> Lüftungsrohre wurden behoben; sie waren durch das Rohbaugewerk<br />

nachträglich einzumörteln. Im Nachhinein betrachtet, hätten diese Stellen sofort, und nicht erst<br />

später, zusätzlich mit Klebematerial abgedichtet werden müssen.<br />

• Der überwiegende Teil <strong>der</strong> Öffnungen wurden in <strong>der</strong> Dachgeschoss-Wohnung nach dem zweiten Drucktest<br />

(am 12. Juli 2006) dauerelastisch verschlossen. Generell sind Zugerscheinungen an haustechnischen Anschlüssen<br />

bei den Gipskartonwänden nicht ursächlich durch „das Rohr“ verursacht (die GK-Wand ist nicht die Luftdichtheitsebene),<br />

son<strong>der</strong>n „zeigen“ nur fehlende Luftdichtungen an.<br />

• Die Öffnungen zu den Schächten ließen sich nicht mit angemessenen Aufwand schließen. Die Luftdichtheitsebene<br />

sollte eigentlich dahinter liegen.<br />

• Nach dem ersten Drucktest (am 23. Juni 2006) wurde ein entsprechen<strong>der</strong> Verguss des Schachtes hinter dem<br />

Müllraum zwischen EG und KG vorgenommen.<br />

QS 143


Durchführung Lüftungsrohre<br />

Unzureichend in <strong>der</strong> Außenwand abgedichtet<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.16<br />

Allgemeinde Anmerkungen zur den Lüftungsanlagen<br />

Die Lüftungsanlagen müssen wohnungsweise auf genaue Balance eingeregelt werden, d. h. auf gleichen Volumenstrom<br />

von Außen- und Fortluft, um keine Ex- o<strong>der</strong> Infiltration zu erzeugen. Die Luftmengen je Raum müssen nach<br />

Planung mit den Ventilen je Raum eingestellt werden. Dazu ist ein Messprotokoll für jede Wohnung anzufertigen.<br />

Die Geräte müssen vorher gereinigt und die Filter gegebenenfalls erneuert werden (aufgrund <strong>der</strong> Bauverschmutzung).<br />

Stellungnahme des Haustechnikers<br />

Alle Lüftungsanlagen wurden eingemessen und ein Messprotokoll erstellt. An allen erfor<strong>der</strong>lichen Stellen wurde<br />

die Balance korrigiert. Die Lüftungsgeräte mussten nicht gereinigt werden, weil sie während <strong>der</strong> Bauphase nicht<br />

in Betrieb waren. Gleiches gilt für die Filter, da die Inbetriebnahme-Messungen erst erfolgten, als die Wohnungen<br />

besenrein waren.<br />

144 QS


Drucktest – Nebelversuche<br />

Nebelaustritt aus dem Abstellraum<br />

beim Nebelversuch 1<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.17<br />

Die zweite Wie<strong>der</strong>holungsmessung wurde am 12. Juli 2006 vom Ingenieurbüro Michael Meyer-Olbersleben<br />

(MMO) durchgeführt.<br />

Für die Luftdichtheitsmessung wurden, wie bereits beim vorausgehenden Termin, alle Lüftungsgeräte innen abgedichtet.<br />

Der Kellerabgang wurde im EG abgeklebt. Die Haustür war dauerhaft zum Mauerwerk abgedichtet,<br />

wurde aber nicht mit dem Innenputz verbunden. Vor dem Anbringen einer Verkleidung sollte dies unbedingt noch<br />

erfolgen. Die Tür selbst war nicht eingestellt und die Ankerhülse für den Riegel des Seitenflügels im Boden nicht<br />

fachgerecht montiert (bewegte sich). Hier musste unbedingt nachgebessert werden. Im Dachgeschoss war das<br />

Küchenabflussrohr zur Leichtbauwand abgedichtet worden. Das Gaubenfenster wurde ebenfalls nachgearbeitet.<br />

An <strong>der</strong> Tür zum Abstellraum im Dachgeschoss war umlaufend eine Dichtung eingesetzt und eine Schwelle montiert<br />

worden. Die Öffnung für den noch fehlenden Schließzylin<strong>der</strong> wurde abgeklebt und die Tür geschlossen.<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten<br />

Der Verputz zwischen Hauseingangstür und Wand wurde nachfolgend vervollständigt. Die Hauseingangstür wurde<br />

nachgestellt und die Aufnahmehülse für Zapfen des Seitenflügels fachgerecht eingebaut.<br />

Nebelversuche<br />

Nebelversuch 1<br />

Der Nebel-Test im 3. OG / links im Abstellraum beim Lüftungsgerät: Der Nebel trat unter dem Dachüberstand des<br />

hinteren Gebäudeteils und beim rechten Gebäudeteil am Abschluss <strong>der</strong> Dachschräge zum Flachdach aus. Hier gibt<br />

es also eine direkte Verbindung, vermutlich entlang des Stahlträgers. Einfache Maßnahmen zur Abdichtung konnten<br />

nachträglich nicht entwickelt werden. Ob das Abdichten des Koffers um den Stahlträger im Abstellraum etwas<br />

bewirken würde, war unklar.<br />

QS 145


Drucktest – Nebelversuche<br />

Nebelaustritt (Nebel in den Schacht im EG Laden rechts geblasen)<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.18<br />

Nebelversuch 2<br />

Der im Laden rechts in die Revisionsöffnung eingeblasene Nebel verschwand sofort und vollständig nach oben. Im<br />

Keller unterhalb des Schachtes kamen nur Spuren des Nebels an. In dem an<strong>der</strong>en Kellerraum unter dem Schacht<br />

trat kein Nebel mehr aus. Der Verguss des Schachts war damit erfolgreich. Der Nebel trat massiv wie<strong>der</strong> am Dachüberstand<br />

des hinteren Gebäudeteils aus. Es wurde vermutet, dass es zwischen dem rechten Gebäudeschacht<br />

und dem Fußbodenbereich im DG eine luftundichte Verbindung gibt. Empfehlung: Als eine eventuelle Abdichtungsmöglichkeit<br />

wäre das Verschließen des Schachtes am oberen Ende denkbar. Dazu müsste geprüft werden,<br />

ob <strong>der</strong> Fußboden im Dachbodenbereich über dem Schacht geöffnet werden kann bzw. soll. Die Verbindung vom<br />

Luftraum um den Stahlträger nach außen könnte damit allerdings sicher nicht unterbrochen werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Untersuchung hatte sich ein nahezu unverän<strong>der</strong>ter Luftdichtheitswert von n 50<br />

= 1,9 1/h ergeben.<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten und des Haustechnikers<br />

Holzbalkendecken lassen sich luftdichtungstechnisch kaum einwandfrei und wirtschaftlich sanieren, da sie sonst<br />

ober- und unterseitig abgedichtet werden müssten.<br />

146 QS


Drucktest – Nebelversuche<br />

Vergossener Schacht hinter dem Müllraum (vom Keller aus fotografiert)<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.19<br />

Kellerabgang<br />

Das Abkleben des Kellerabgangs für die Messung ist nur sinnvoll und zulässig, wenn hier später auch eine dichtschließende<br />

Tür luftdicht eingebaut wird. Dies war geplant, wurde jedoch aus Gründen <strong>der</strong> Funktionalität nicht<br />

ausgeführt. Damit war <strong>der</strong> ermittelte n 50<br />

-Wert für die später real genutzte Gebäudehülle bedingt aussagekräftig.<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> Verbrauchs- mit den Bedarfsdaten ist damit möglicherweise in diesem Punkt fehlerbelastet.<br />

Als hauptsächliche Leckagen bei 50 Pa Unterdruck wurden festgestellt:<br />

1. Abermals alle Öffnungen zu den Schächten (Abfluss- und Wasserrohre, Wasseruhren, Steckdosen und Unterverteilungen<br />

in Leichtbauwänden, beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Dachgeschosswohnung (dort auch an Fußleisten, z. B. in<br />

<strong>der</strong> Küche)<br />

2. Diverse Lüftungsgitter über dem Fußboden in <strong>der</strong> Vorwand <strong>der</strong> innengedämmten Außenwand (Straßenseite);<br />

Strömung an je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Öffnungen in Höhe von 0,2 bis 0,3 m/s trotz großer Öffnung um die Heizungsrohre<br />

(dort beträgt die Strömung um 0,1 m/s).<br />

3. Oberlichter im Treppenhaus und in <strong>der</strong> Dachgeschosswohnung (Ecken)<br />

4. Haustür (wurde abgeklebt) und Einbindung <strong>der</strong> Haustür (unverputzte Bereiche)<br />

5. 2. OG Wohnung rechts im Bereich <strong>der</strong> Lüftungsrohrwanddurchführung oben: Das Armaflex lässt sich herunterdrücken<br />

und man kann einen Finger in den Mauerbereich stecken. Dies ist eine deutliche Leckage, die abgedichtet<br />

werden sollte. Rechts neben dem rechten Lüftungsrohr ist ein unverputzter Bereich <strong>der</strong> Außenwand mit<br />

Kabeln. Hier muss ebenfalls nachgeputzt werden.<br />

6. 3. OG Wohnung links im Bereich des Wandanschlusses eines Lüftungsrohrs: Dort muss ebenfalls nachgebessert<br />

werden. In dieser Wohnung besteht weiterhin eine massive Leckage im Bereich Abkofferung zum T-Träger Richtung<br />

Flur (siehe auch Punkt Nebelversuch).<br />

7. Im Dachbodenbereich (DG rechts) konnte auf <strong>der</strong> Gartenseite entlang <strong>der</strong> Kante Schrägdach / Drempelwand<br />

eine deutliche Leckage festgestellt werden.<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Architekten:<br />

zu 1. Der überwiegende Teil <strong>der</strong> Öffnungen in <strong>der</strong> DG-Wohnung wurde nach dem zweiten Drucktest (am 12.7.2006)<br />

dauerelastisch verschlossen.<br />

zu 2. Vermutlich wird hier Luft über die Holzbalkendecken aus verschiedenen Undichtheitsbereichen angesaugt.<br />

zu 3. Die Undichtheiten an den Oberlichtern in <strong>der</strong> DG-Wohnung und im Treppenhaus haben eher untergeordnete<br />

Bedeutung.<br />

QS 147


zu 4. Die Anschlussbereiche <strong>der</strong> Haustüren sind inzwischen verputzt worden (s. o.)<br />

zu 5. 2. OG Wohnung rechts: Die Bereiche wurden dauerelastisch abgeklebt.<br />

zu 6. 3. OG Wohnung links: wie vor; die Leckage zum T-Träger zwischen Flur und den Hofräumen im 3. OG lässt<br />

sich nachträglich ohne unverhältnismäßigen Aufwand nicht beheben. Auch im unverkleideten Zustand vor <strong>der</strong><br />

Durchführung von Drucktests war jene bereits Gegenstand einer Diskussion zwischen D&R, STEG und PHI. Eine<br />

befriedigende Lösung wurde nicht gefunden. Die nun eingetretene Leckagewirkung ist deutlich umfänglicher<br />

als erwartet.<br />

zu 7. Im Abstellraumbereich des Dachgeschosses tritt an <strong>der</strong> Kante Schrägdach/Drempel Luft aus, die vermutlich<br />

aus <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Holzbalkendecke kommt. Die Abdichtung <strong>der</strong> Drempel- und Schrägdachflächen war im unverkleideten<br />

Zustand überprüfbar und wurde nach Aussage <strong>der</strong> Bauleitung von D&R mangelfrei ausgeführt.<br />

Abbildungen unten: Die Öffnungen auf den linken Bil<strong>der</strong>n oben und unten wurden verschlossen.<br />

Drucktest – Nebelversuche<br />

Oben: Leckage am Lüftungsgitter vor <strong>der</strong><br />

Innendämmung (Straßenseite)<br />

Links: Leckage um die Haustür im<br />

unverputzten Bereich<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.20<br />

Drucktest – Nebelversuche<br />

Leckage im Bad (Wohnung DG)<br />

Leckage am Sicherungskasten<br />

(Wohnung DG)<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.21<br />

148 QS


Lüftungsgeräte<br />

Außen-Fortluftrohre richtig auf <strong>der</strong> Seite<br />

<strong>der</strong> Ventilatoren angeschlossen<br />

Außen-Fortluftrohre auf <strong>der</strong> falschen Seite<br />

angeschlossen<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: PHI<br />

Beratung zur QS IV.23<br />

Lüftungsgeräte<br />

Bei den beiden Lüftungsgeräten im 1. Obergeschoss wurde festgestellt, dass diese falsch angeschlossen wurden.<br />

Die Außen-Fortluftrohre waren an die Stutzen für die Zu- und Abluft angeschlossen. Es wurde vermutet, dass auch<br />

noch weitere Geräte betroffen sind. Um einen bestimmungsgemäßen Betrieb zu ermöglichen, musste dies vor <strong>der</strong><br />

Inbetriebnahme umgebaut werden. Die Geräte im ersten Stock konnten theoretisch vertauscht werden, um das<br />

Problem zu lösen (Spiegelbildliche Gerätetypen). Eine Kontrolle aller Rohre an allen Geräten durch den Fachplaner<br />

war jedoch unbedingt empfohlen.<br />

Stellungnahme des Haustechnikers:<br />

Die Lüftungsgeräte im 1. OG wurden getauscht, so dass die Anschlüsse spiegelbildlich richtig sitzen. Ob die Rohrleitungen<br />

richtig am Lüftungsgerät angeschlossen wurden, lässt sich bei geschlossenen wandhängenden Geräten<br />

nicht erkennen, linke und rechte Geräte sehen baugleich aus. Bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme stellte sich auch das Lüftungsgerät<br />

im EG, Laden 2, als falsch angeschlossen heraus; dies wurde ebenfalls kurzfristig korrigiert.<br />

Zusammenfassende Stellungnahme:<br />

Der unverän<strong>der</strong>t nicht befriedigende Luftdichtheitswert des ersten und zweiten Drucktests wurde durch die beschriebenen<br />

Nachbesserungen vermutlich etwas gemil<strong>der</strong>t, aber sicherlich nicht auf einen Wert von n 50<br />

≤ 1,5 1/h<br />

gebracht worden. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Tests zeigten auch, dass die Tests selbst auch Schwankungsbreiten aufweisen,<br />

denn <strong>der</strong> zweite Testwert lag etwa 5 % über dem ersten, trotz <strong>der</strong> oben beschriebenen Nachbesserungen. Die<br />

Haupt-Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Luftdichtung <strong>der</strong> Gebäudeteile Kleinen Freiheit 46-52 sind:<br />

• Die Gebäudeabschlusswände zu den Nachbargebäuden sind grundsätzlich luftundicht. Eine Abdichtung von<br />

innen in <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Holzbalkendecken ist ohne vollständigen Ausbau <strong>der</strong> Deckenbalken nicht möglich. Der<br />

Aufwand zur Herstellung <strong>der</strong> Luftdichtungsebene wäre unverhältnismäßig. Die dadurch entstehende Leckagefläche<br />

beträgt je Gebäudeteil: 4 Geschosse x 0,3 m Deckenstärke x 10,5 m innere Gebäudetiefe = 12,6 m².<br />

• Auch das übrige Mauerwerk ist nicht luftdicht, d. h. in allen Bereichen, in denen die Putzschicht als innere<br />

Luftdichtungsebene durchdrungen wird, ist von Luftundichtheiten auszugehen. Daher sollten beispielsweise<br />

Steckdosen in Außenwänden luftdicht eingebaut werden.<br />

• Die Abdichtung von aufgehenden Bauteilen (z. B. Drempel) ist nur mit deutlich erhöhtem Aufwand möglich.<br />

• Die Anordnung von durchgehenden Luftdichtungsebenen ist insbeson<strong>der</strong>e im Dachgeschoss- und im Geschossdeckenbereich<br />

kaum möglich, sofern Holzbalkendecken eingebaut sind.<br />

Diese Erkenntnisse sind sicherlich übertragbar auf die Mehrzahl <strong>der</strong> Gebäude aus dieser Bauzeit.<br />

QS 149


Abschnitt D: Mess- und Auswertungsphase<br />

Messungen und <strong>der</strong>en Auswertung<br />

Es wurden fünf Datenlogger <strong>der</strong> Fa. Ahlborn vom Typ MA 59900<br />

eingesetzt, und zwar drei in den Messwohnungen des <strong>EnSan</strong>-Gebäudeteils,<br />

einer in <strong>der</strong> Messwohnung des Gebäudeteils HH-Standard<br />

sowie einer im Messraum im Keller. Im Keller waren auch <strong>der</strong><br />

Zentralrechner und <strong>der</strong> Telefonanschluss mit dem Modem untergebracht,<br />

über das die Fernkommunikation mit dem Messrechner<br />

möglich war (siehe auch Abbildung oben).<br />

Begleitforschung Messtechnik<br />

Technische Universität Hamburg-Harburg<br />

(TUHH)<br />

Institut für Baustoffe, Bauphysik und<br />

Bauchemie<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Leschnik<br />

Die Messanlage wurde Ende September 2006 in Betrieb genommen.<br />

Es traten anfänglich einige Fehler auf, <strong>der</strong>en Beseitigung zum<br />

Teil etwas länger dauerte, da auch Messfühler und Hardware-Komponenten<br />

ausgetauscht bzw. nachgeliefert werden mussten.<br />

Die Anlage wurde mit <strong>der</strong> Software WinControl (Fa. Ahlborn) gesteuert.<br />

Sämtliche Messdaten wurden alle 30 Sekunden abgefragt<br />

und gespeichert. Die Aufarbeitung <strong>der</strong> Messdaten erfolgte ebenfalls<br />

mit <strong>der</strong> Software WinControl durch Bestimmung von Stundenmittelwerten<br />

aller Messdaten.<br />

Da die Software keine Stundensummenwerte bilden konnte, müssen<br />

Messgrößen, für welche Summenwerte zu ermitteln sind, wie<br />

z. B. Wärmemengen, mit dem Faktor 120 multipliziert werden<br />

(Messungen alle 30 Sekunden = 120 Messungen pro Stunde).<br />

Aus den Stundenwerten wurden in Tabellen (Micrsoft Excel) mit<br />

eigens entwickelten Makros Tages- und Monatswerte ermittelt.<br />

Die Messdaten für einzelne Messzyklen, Stunden o<strong>der</strong> Tage fehlen,<br />

verursacht durch den Ausfall <strong>der</strong> Messanlage.<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen, Grafiken<br />

und Hinweise sind im Anhang des<br />

Berichts entwe<strong>der</strong> in größerem Format<br />

dargestellt o<strong>der</strong> mit ergänzendem / vertiefendem<br />

Material versehen.<br />

150 Messtechnik


Energieverbrauch für Heizung in beiden Gebäudehälften und<br />

Energiegewinn durch die Solaranlage (sekundärseitig)<br />

November 2006<br />

Februar 2007<br />

Heizung <strong>EnSan</strong> Heizung Standard Solar<br />

Heizung <strong>EnSan</strong> Heizung Standard Solar<br />

400<br />

400<br />

300<br />

300<br />

Energie in kWh<br />

200<br />

Energie in kWh<br />

200<br />

100<br />

100<br />

0<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31<br />

Monatstag<br />

0<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31<br />

Monatstag<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH, Prof. Leschnik<br />

Messtechnik B_IV.2<br />

Um dennoch eine verwendbare Aussage, zum Beispiel über den Energieverbrauch in einem Monat zu erstellen,<br />

wurde <strong>der</strong> gemessene Verbrauch auf den gesamten Monat linear extrapoliert. Hierzu wurde die Angabe über die<br />

relative monatliche Ausfallzeit <strong>der</strong> einzelnen Messfühler verwendet. Die monatsweise abgelegten Dateien erhielten<br />

dabei einen zusätzlichen Faktor, <strong>der</strong> für jeden Messfühler das Verhältnis <strong>der</strong> tatsächlichen Messstunden zu den<br />

möglichen Messstunden des betreffenden Monats wie<strong>der</strong>gibt.<br />

Verfügbare Datensätze<br />

Es liegen für den Zeitraum von Oktober 2006 bis März 2008 Messdaten vor. Aufgenommen wurden 151 Messwerte<br />

alle 30 Sekunden. Diese Daten wurden in einem speziellen Ahlborn-Format gespeichert.<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> Software WinControl <strong>der</strong> Fa. Ahlborn wurden aus den 30-Sekunden-Datensätzen Mittelwerte bzw.<br />

Summenwerte für Stunden erstellt und in Dateien im Excel-Format gespeichert. Diese Stundenwerte wurden dann<br />

in Tagesdateien übernommen, die wie<strong>der</strong>um in Monatdateien eingebunden wurden. Für jeden Messmonat wurden<br />

diese Dateien erstellt, es liegen also 18 Monatsdateien vor. In diesen Dateien wurden Messausfälle, die zu<br />

Null-Werten <strong>der</strong> Messwerte führen, gelöscht, so dass sie bei <strong>der</strong> weiteren Auswertung unberücksichtigt bleiben.<br />

Weiterhin wurde in diesen Monatsdateien für jeden Messwert die Anzahl <strong>der</strong> Stunden ermittelt, an denen <strong>der</strong><br />

Messfühler ausgefallen war.<br />

Neben den Monatsdateien mit Unterdateien wurden Übersichtsdateien für alle Messmonate und für alle Messfühler<br />

mit den folgenden Inhalten erstellt:<br />

1. Die erste Übersichtsdatei enthält die auf gemessenen Daten beruhenden Monatsmittel- bzw. -summenwerte.<br />

2. Die zweite Datei enthält die Aufzählung <strong>der</strong> Fehlstunden und <strong>der</strong> Gesamtstunden des Monats.<br />

3. In <strong>der</strong> dritten Übersichtsdatei wurde eine Messwertschätzung durchgeführt: Während bei <strong>der</strong> Mittelwertbildung<br />

ausgefallene Messwerte einfach unberücksichtigt blieben, wurde bei <strong>der</strong> Summenbildung eine lineare<br />

Extrapolation durchgeführt. Multiplikator ist das Verhältnis <strong>der</strong> Gesamtstundenzahl eines Monats zur Zahl <strong>der</strong><br />

nicht ausgefallenen Stunden. Für den Monat Oktober 2007, in dem die Messanlage lange Zeit ausgefallen war,<br />

liegen praktisch keine verwertbaren Messdaten vor. Hier wurden in dieser Übersichtsdatei die Ablesewerte, die<br />

manuell an den Stromzählern bzw. an den Wärmemengenzählern ausgelesen wurden, eingefügt. Damit stehen<br />

für Vergleichsbetrachtungen Monatsschätzwerte zur Verfügung, die im Wesentlichen auf den durchgeführten<br />

Messungen beruhen.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Messung und die Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse sind den Abschnitten F und G zu entnehmen.<br />

Messtechnik 151


Erfahrungen mit <strong>der</strong> Messanlage<br />

Voraussetzungen für die Zuverlässigkeit des „Plug&Play“-Prinzips <strong>der</strong> Messwerterfassungsanlagen <strong>der</strong> Fa. Ahlborn<br />

sind zum einen, dass möglichst nur Messfühler <strong>der</strong> Fa. Ahlborn verwendet werden und zum an<strong>der</strong>en, dass im Falle<br />

nachträglich notwendiger Kabelverlängerungen in jedem Fall fertig konfektionierte Verlängerungskabel <strong>der</strong> Fa.<br />

Ahlborn eingesetzt werden. So wurden beispielsweise durch den Anschluss mehradriger abgeschirmter Telefonkabel,<br />

welche zur Verlängerung nach vorheriger Rücksprache mit <strong>der</strong> Fa. Ahlborn für den Anschluss <strong>der</strong> Außenklimasensoren<br />

(relative Luftfeuchte, Temperatur und Strahlung) auf dem Dach installiert wurden, die Messungen<br />

immer wie<strong>der</strong> gestört. Die Messfühler wurden mal erkannt, mal nicht erkannt. Nach zahlreichen Versuchen, Messungen<br />

an den Datenleitungen (mit Multimeter und Oszilloskop) durchzuführen und nach Rücksprachen mit <strong>der</strong><br />

Fa. Ahlborn, wurde schließlich im Werk eine Än<strong>der</strong>ung innerhalb <strong>der</strong> Sensorstecker vorgenommen, die zum Erfolg<br />

führte.<br />

Probleme traten auch mit <strong>der</strong> Spannungsversorgung <strong>der</strong> Datenlogger auf; in einem Fall kam es zum Ausfall eines<br />

Datenloggers. Nach Ausbau und Einsenden des Datenloggers wurde ein defektes Netzteil festgestellt, nach dessen<br />

Austausch die Anlage lief. Die Ursache für eine eventuelle Überlastung konnte nicht gefunden werden.<br />

Als sehr störungsanfällig haben sich auch das Netzwerksystem und die Software erwiesen, mit <strong>der</strong> die Rechnererfassung<br />

<strong>der</strong> Messdaten erfolgte. Immer wie<strong>der</strong> kam es zu Ausfällen von Teilen o<strong>der</strong> des gesamten Messsystems.<br />

Die Ursachen für die Störungen waren meist nicht erkennbar. Gegen Ende September 2007 kam es zu einer gravierenden<br />

Störung <strong>der</strong> Anlage, die immer wie<strong>der</strong> ausfiel, ohne dass die Ursachen hierfür letztlich ermittelt werden<br />

konnten. Die von <strong>der</strong> Fa. Ahlborn empfohlene Installation einer Update-Version <strong>der</strong> Software verschlimmerte die<br />

Situation zusätzlich. Schließlich wurde die Software-Zulieferfirma (Fa. Acrobit) einbezogen, die das Softwarepaket<br />

WinControl entwickelt hat. Sie erhielt die Befugnis, sich über das Internet in das Messsystem einzuloggen, so dass<br />

beim Ausfall <strong>der</strong> Anlage alle internen Steuerdaten <strong>der</strong> Anlage kontrolliert werden konnten. Letztendlich gelang es<br />

<strong>der</strong> Fa. Acrobit, die offensichtlichen Ursachen für die häufigen Ausfälle <strong>der</strong> Anlage festzustellen und durch eine<br />

Än<strong>der</strong>ung im Programm Abhilfe zu schaffen. Bedauerlicherweise liegen dadurch für den Monat Oktober 2007<br />

praktisch keine Messwerte vor.<br />

Auch in <strong>der</strong> Folgezeit kam es noch zu kürzeren Ausfällen <strong>der</strong> Anlage. Da die neu installierte Software jedoch beim<br />

Ausfall <strong>der</strong> Anlage eine E-Mail an den betreuenden Mitarbeiter sendete, war ein Neustart wesentlich schneller<br />

möglich als zuvor. Zusätzlich wurde <strong>der</strong> Rechner mit einem Akku gepuffert, <strong>der</strong> die Stromversorgung des Rechners<br />

für ca. 10 Minuten nach einem Ausfall sicherstellte.<br />

Aus den Erfahrungen mit dem Messsystem innerhalb dieses Projekts lässt sich <strong>der</strong> Schluss ziehen, dass <strong>der</strong> Einsatz<br />

des Messsystems <strong>der</strong> Fa. Ahlborn, insbeson<strong>der</strong>e in Verbindung mit einer Vernetzung eines größeren Gebäudes,<br />

nicht unproblematisch ist. Es bleibt jedoch unklar, wie die häufiger aufgetretenen Systemausfälle zuverlässig zu<br />

vermeiden gewesen wären.<br />

Denkbar wäre, bei einem ähnlichen Projekt mit <strong>der</strong> Herstellerfirma, <strong>der</strong>en Messgeräte verwendet werden sollen,<br />

einen Leistungsvertrag abzuschließen, <strong>der</strong> die Firma in die Messaufgabe einbindet. Dies würde bedeuten, dass<br />

schon sehr frühzeitig ein sehr detailliertes Planungskonzept erarbeitet und dann auch realisiert werden müsste,<br />

an<strong>der</strong>erseits wäre <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> bei Störungen o<strong>der</strong> beim Ausfall <strong>der</strong> Messanlage weitgehend davon befreit,<br />

nachzuweisen, dass die Störungen nicht auf den Nutzer zurückzuführen wären. Des Weiteren wäre zu erwarten,<br />

dass auftretende Mängel schneller und mit mehr Einsatzbereitschaft von Seiten <strong>der</strong> Herstellerfirma beseitigt werden<br />

könnten.<br />

152 Messtechnik


Abschnitt E: Öffentlichkeitsarbeit / Verwertung<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> baulichen Umsetzung und Auswertungsphase des<br />

Projekts fanden verschiedene Veranstaltungen und Präsentationen<br />

statt, die im Folgenden dokumentiert werden. Im Anschluss daran<br />

gibt eine Aufstellung Aufschluss über die Veröffentlichungen und<br />

Publikationen.<br />

Veranstaltungen<br />

BSU-Veranstaltung September 2005<br />

Bereits im September 2005, also ca. ein halbes Jahr nach dem<br />

Baubeginn, wurde in Hamburg eine Veranstaltung eigens für das<br />

<strong>EnSan</strong>-Projekt durchgeführt.<br />

Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt im Hamburg, Initiative<br />

für Arbeit und Klimaschutz, lud gemeinsam mit <strong>der</strong> Architektenkammer<br />

Hamburg und <strong>der</strong> steg zu einer Fachveranstaltung ein.<br />

Zielgruppe waren im Wesentlichen Architekten und Planer. Etwa<br />

300 angemeldete Teilnehmer machten deutlich, dass die modellhafte<br />

<strong>Sanierung</strong> von Grün<strong>der</strong>zeitgebäuden den Nerv <strong>der</strong> Zeit sowie<br />

<strong>der</strong> bestehenden und künftigen Nachfrage in Hamburg trifft. Die<br />

Vorträge zum Demonstrationsvorhaben begannen um 13:00 Uhr.<br />

Gegen 18:30 Uhr war noch Gelegenheit für Nachfragen und Diskussion<br />

bei einem kleinen Umtrunk.<br />

Die ursprünglich geplante Führung durch das Gebäude im Anschluss<br />

an die Veranstaltung musste aufgrund <strong>der</strong> ausgesprochen starken<br />

Nachfrage verschoben werden. In <strong>der</strong> darauf folgenden Woche<br />

nahmen dann noch einmal ca. 100 Teilnehmer in sechs Gruppen an<br />

einer Führung durch das Gebäude teil, die von <strong>der</strong> steg und Herrn<br />

Dittert geleitet wurden.<br />

Eigentümer<br />

Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft<br />

Hamburg mbH (steg)<br />

Dipl.-Ing. Architektin Karin Dürr<br />

Dipl.-Ing. Architektin Birgit Wessel<br />

Berichte und Öffentlichkeitsarbeit<br />

target GmbH<br />

Dipl.-Ing. Architektin Gabi Schlichtmann<br />

Öffentlichkeitsarbeit 153


Veranstaltung zur Baufertigstellung Juni 2006<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> bevorstehenden Baufertigstellung wurde von <strong>der</strong> Projektleiterin und Eigentümerin, <strong>der</strong> steg Hamburg<br />

mbH, noch einmal eine Veranstaltung organisiert, zu <strong>der</strong> alle Projektbeteiligten, die Begleitgruppe sowie anschließend<br />

alle beteiligten Handwerker eingeladen wurden. Die Vorträge und Erläuterungen wurden in einem <strong>der</strong><br />

neuen Läden im Erdgeschoss durchgeführt.<br />

Herr Dittert (Architekt), Herr Otte (Haustechnik), Herr Professor Holle gemeinsam mit Herrn Schünemann (Forschung<br />

Balkenköpfe und Wärmebrücken), Herr Professor Leschnik (Messtechnik) und Herr Rohde (Statiker) erläuterten<br />

die Geschehnisse im Verlaufe des Baufortschritts sowie Än<strong>der</strong>ungen und Beson<strong>der</strong>heiten.<br />

154 Öffentlichkeitsarbeit


Anschließende Baustellenbegehung<br />

Danach fand eine gemeinsame Baustellenbegehung statt, die zunächst über die Dächer Hamburgs führte, bei <strong>der</strong><br />

unter An<strong>der</strong>em die Solarthermieanlage auf dem Dach erläutert wurde.<br />

Die Erträge <strong>der</strong> Anlage mit insgesamt 30 m 2 Kollektorfläche wurden später für die Mieter (bzw. die Öffentlichkeit)<br />

sichtbar in einem Display dargestellt.<br />

Öffentlichkeitsarbeit 155


Messwohnungsbesichtigung<br />

Innerhalb einer Messwohnung wurden die bereits installierten Fensterkontakte, die noch nachzubessern waren,<br />

diskutiert. Hier wird das Lüftungsverhalten <strong>der</strong> Mieter erfasst und den Messwerten gegenübergestellt.<br />

Die fertige Innendämmung aus Kalziumsilikat-Platten, die straßenseitig mit einer hinterlüfteten Vorsatzschale verkleidet<br />

wurde, konnte nun auch im fertigen Zustand betrachtet werden.<br />

156 Öffentlichkeitsarbeit


Abschluss-Projektpräsentation am 10. September 2008<br />

Zum Abschluss des Projekts wurden alle Projektbeteiligten sowie die Forschungs-Begleit-Institutionen und Vertreter<br />

des „<strong>EnSan</strong>“-Projekts zu einer Präsentation aller Ergebnisse sowie zu <strong>der</strong> anschließenden Besichtigung des<br />

Objekts eingeladen.<br />

Ergebnis-Präsentationen von Professor Holle, TUHH, und <strong>der</strong> Architektin Karin Dürr, steg.<br />

Öffentlichkeitsarbeit 157


Anschließende Objekt-Begehung<br />

158 Öffentlichkeitsarbeit


Präsentationen<br />

2005<br />

Vortragstitel: „<strong>EnSan</strong>-Projekt Kleine Freiheit 46-52“<br />

Referentin: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr<br />

Veranstaltung: Führung vor Ort im Rahmen <strong>der</strong> Solar-Bauausstellung Hamburg 2005<br />

Ort/Datum: Hamburg, 2. Juni 2005<br />

Vortragstitel: Alte <strong>Bausubstanz</strong> mit neuem Energiekonzept – Wärmedämmung im Detail und<br />

Wärmebrückenoptimierung<br />

Referent: Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Vortrag auf einem Symposium <strong>der</strong> Initiative Arbeit und Klimaschutz<br />

Veranstalter: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg<br />

Ort/Datum: Hamburg, September 2005<br />

Vortragstitel: „Mo<strong>der</strong>nisierung und Instandsetzung von Altbauten“<br />

Referentin: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr<br />

Veranstaltung: Seminar beim Grundeigentümerverband Hamburg v. 1832 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 25. Oktober 2005<br />

2006<br />

Referent: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr<br />

Veranstaltung: Führung vor Ort für die Vorsitzenden <strong>der</strong> Grundeigentümervereine Hamburg sowie die Mitarbeiter<br />

und bautechnischen Berater des Grundeigentümerverbandes Hamburg v. 1832 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 20. Januar 2006<br />

Vortragstitel: „Energieeinsparung im Gebäudebestand“<br />

Referenten: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr, Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Seminar beim Grundeigentümerverband Hamburg v. 1832 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 22. März 2006<br />

Vortragstitel: „Energieausweis - Teil 2“<br />

Referenten: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr, Torsten Flomm (Geschäftsführer)<br />

Veranstaltung: Seminar beim Grundeigentümerverband Hamburg v. 1832 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 30. Mai 2006<br />

Referentin: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr<br />

Veranstaltung: Führung vor Ort für die Presse im Rahmen einer Veranstaltung <strong>der</strong> Behörde für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt - Hamburger Klimaschutzprogramm<br />

Ort/Datum: Hamburg, 14. Juli 2006<br />

Vortragstitel: Innendämmung in <strong>der</strong> Praxis<br />

Referent: Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Dämmen – aber richtig / Fachveranstaltung zum Thema „Innendämmung“<br />

Veranstalter: Handwerkskammer Hamburg - Zentrum Energie, Wasser, Umwelt<br />

Ort/Datum: Hamburg, 22. November 2006<br />

Öffentlichkeitsarbeit 159


2007<br />

Vortragstitel: Zur energetischen Optimierung von grün<strong>der</strong>zeitlichen Etagenhäusern<br />

Referent: Dr.-Ing. Daniel Scherz<br />

Veranstaltung: Fachvortrag, Vattenfall Europe GmbH<br />

Veranstalter: Vattenfall Europe GmbH<br />

Ort/Datum: Hamburg, Januar 2007<br />

Vortragstitel: „Der Energiepass kommt - <strong>Energetische</strong> <strong>Sanierung</strong> von Gebäuden“<br />

Referentin: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr<br />

Veranstaltung: Vortrag beim Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümerverein Altona und Elbvororte von 1861 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 19. Februar 2007<br />

Vortragstitel: „Energieausweis - Teil 2“<br />

Referenten: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr, Torsten Flomm (Geschäftsführer)<br />

Veranstaltung: Seminar beim Grundeigentümerverband Hamburg v. 1832 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 27. Februar 2007<br />

Vortragstitel: Innendämmung – so kann es gehen<br />

Referent: Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Dämmung und Fassadengestaltung<br />

Veranstalter: Hafen City Universität<br />

Ort/Datum: Hamburg, 1) 01. März 2007, 2) 17. Januar 2008<br />

Vortragstitel: Fachthema II: Fassaden und neue Dämmstoffe<br />

Referent: Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Innendämmung und Denkmalschutz<br />

Veranstalter: Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (vnw)<br />

Verband <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft Nie<strong>der</strong>sachsen Bremen (vdw)<br />

Ort/Datum: Lübeck, 21. März 2007<br />

Vortragstitel: „Energieeinsparung im Gebäudebestand“<br />

Referenten: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr, Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Seminar beim Grundeigentümerverband Hamburg v. 1832 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 27. März 2007<br />

Vortragstitel: Refurbishment – Potentials, Energy Certificate, Examples<br />

Referent: Dr.-Ing. Daniel Scherz<br />

Veranstaltung: Vorträge im Rahmen eines SmartLIFE Symposiums<br />

Veranstalter: Zentrum für zukunftorientiertes Bauen<br />

Ort/Datum: Hamburg, März 2007<br />

Vortragstitel: Energieeffizientes Bauen, Weiterbildungsseminar für Baumanager aus Weißrussland<br />

Referent: Dr.-Ing. Daniel Scherz<br />

Veranstaltung: Hanse Parlament, Haus Rissen<br />

Ort/Datum: Hamburg, März 2007<br />

Vortragstitel: Bauen im Bestand – 3. Schritt: Die Bauphase<br />

Referent: Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Berliner Energietage – Planungsseminar: 5 Schritte zum Niedrigenergiehaus<br />

Veranstalter: dena – Deutsche Energie Agentur<br />

Ort/Datum: Berlin, 07. Mai 2007<br />

160 Öffentlichkeitsarbeit


Vortragsinhalte: Rechtliche Grundlagen – Wärme- und Feuchteschutz – Luftdichtheit –<br />

Gebäudetechnik – Berechnungen und Kennwerte – Vermeidung von Gebäudeschäden –<br />

Nachrüstpflichten – För<strong>der</strong>ungen<br />

Referenten: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr, Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Energieeinsparung im Gebäudebestand<br />

Veranstalter: Grundeigentümerverband Hamburg<br />

Ort/Datum: Hamburg, 1) 22. März 2006, 2) 27. März 2007, 3) 20. März 2008<br />

Vortragstitel: „Grundlagen des Wärmeschutzes und <strong>der</strong> Energieausweis“<br />

Referentin: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr<br />

Veranstaltung: Vortrag beim Haus- und Grundbesitzerverein Hamburg-Stellingen 1890 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 23. April 2007<br />

Vortragstitel: Lösungsansätze für unterschiedliche Gebäudetypen bei <strong>der</strong> energetischen <strong>Sanierung</strong><br />

Referent: Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: dena-Dialog regional: Energetisch hocheffiziente <strong>Sanierung</strong> von Wohngebäuden<br />

Veranstalter: dena – Deutsche Energie Agentur<br />

Ort/Datum: Greifswald, 07. Juni 2007<br />

Vortragstitel: Wohnhaus und Museum: Zwei Typen – Zwei Konzepte<br />

Referent: Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Fachforum: <strong>Energetische</strong> <strong>Sanierung</strong> erhaltenswerter Fassaden<br />

Veranstalter: Initiative Arbeit und Klimaschutz / ZEBAU<br />

Ort/Datum: Hamburg, 04. September 2007<br />

Vortragstitel: „Energieeinsparung im Gebäudebestand“<br />

Referenten: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr, Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Seminar beim Grundeigentümerverband Hamburg v. 1832 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 29. September 2007<br />

Vortragstitel: „Neues zum Energieausweis“<br />

Referentin: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr<br />

Veranstaltung: Vortrag für Kunden <strong>der</strong> Hamburger Sparkasse Boberg, Hamburger Sparkasse Boberg, im Rahmen<br />

des Boberger Immobilienforums<br />

Ort/Datum: Hamburg, 15. November 2007<br />

Vortragstitel: Möglichkeiten und Grenzen energetischer Gebäudesanierung:<br />

För<strong>der</strong>ung, <strong>Sanierung</strong>sablauf/Bauphase, Qualitätssicherung, Nutzung<br />

Referent: Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: 555. Kurs: Städtebau und Energie<br />

Veranstalter: Institut für Städtebau, Berlin<br />

Ort/Datum: Berlin, 16. November 2007<br />

Vortragstitel: Sustainable construction and refurbishment<br />

Referent: Dr.-Ing. Daniel Scherz<br />

Veranstaltung: Vortrag im Rahmen des smartLIFE Seminarprogrammes 2007/08<br />

Ort/Datum: Cambridge, November 2007<br />

Vortragstitel: „Energieausweis - Teil 2“<br />

Referenten: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr, Torsten Flomm (Geschäftsführer)<br />

Veranstaltung: Seminar beim Grundeigentümerverband Hamburg v. 1832 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 22. November 2007<br />

Öffentlichkeitsarbeit 161


2008<br />

Vortragstitel: Neue Lösungen in <strong>der</strong> Dämmstofftechnologie – hat die Architektur neue Perspektiven?<br />

Problemlösungen und Konzepte<br />

Referent: Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Anwen<strong>der</strong>forum 2008: „Innovative Dämmsysteme – Neues am Markt?“<br />

Veranstalter: Initiative Arbeit und Klimaschutz / ZEBAU<br />

Ort/Datum: Hamburg, 06. Februar 2008<br />

Vortragstitel: „Energieeinsparung im Gebäudebestand“<br />

Referenten: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr, Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Seminar beim Grundeigentümerverband Hamburg v. 1832 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 12. Mai 2008<br />

Vortragstitel: „Energiesparen ohne Schimmel“<br />

Referentinnen: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr, Dipl.-Ing. Brigitte Harste<br />

Veranstaltung: Vortrag im Rahmen <strong>der</strong> WK-Klimaschutzwoche, Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt<br />

Ort/Datum: Hamburg, 3. Juni 2008<br />

Vortragstitel: „Energieausweis - Teil 2“<br />

Referenten: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr, mit Torsten Flomm (Geschäftsführer)<br />

Veranstaltung: Seminar beim Grundeigentümerverband Hamburg v. 1832 e.V.<br />

Ort/Datum: Hamburg, 3. Juni 2008<br />

Referentin: Architektin Dipl.-Ing. Karin Dürr<br />

Veranstaltung: Tag <strong>der</strong> Architektur - Bustour Baugemeinschaften und Energiesparendes Bauen, Hamburgische<br />

Architektenkammer, Führung vor Ort<br />

Ort/Datum: Hamburg, 29. Juni 2008<br />

Vortragstitel: Energie-Konzept „Kleine Freiheit“<br />

Referent: Architekt Dipl.-Ing. Thomas Dittert<br />

Veranstaltung: Tag <strong>der</strong> Architektur<br />

Veranstalter: Architektenkammer Hamburg<br />

Ort/Datum: Hamburg, 29. Juni 2008<br />

162 Öffentlichkeitsarbeit


Veröffentlichungen<br />

Autor: Dr.-Ing. Daniel Scherz<br />

Titel: Zur energetischen Optimierung von grün<strong>der</strong>zeitlichen Etagenhäusern:<br />

Anlagen- und bautechnische Potentiale eines Hamburger Referenzobjekts<br />

Verlag: Göttingen: Cuvillier-Verlag, November 2006<br />

Autor: Micaela Münter<br />

Titel: projektinfo 08/08; Gebäude sanieren – Grün<strong>der</strong>zeithäuser<br />

Verlag: bine Informationsdienst, Bonn 2008<br />

Öffentlichkeitsarbeit 163


Veröffentlichungen<br />

Projektdokumentation<br />

Solarpraxis<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Öffentlichkeitsarbeit VI.14<br />

Autor: Kerschberger, Brillinger, Bin<strong>der</strong><br />

Titel: Energieeffizient Sanieren – Mit innovativer Technik zum Niedrigenergie-Standard<br />

Verlag: Solarpraxis AG, 2007<br />

Verwertung / Empfehlungen für die Weiterbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Struktur Berichtswesen und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Bereits zu Beginn des Projekts wurde die gesamte Berichtsführung und Dokumentation auf die spätere Verwertung<br />

und Verbreitung <strong>der</strong> Ergebnisse hin konzipiert. So wurden für alle Berichte zunächst PowerPoint-Präsentationen zu<br />

den einzelnen Themen erstellt. Diese PowerPoint-Präsentationen erfüllten zweierlei Funktion: Sie dienten zur Bebil<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Berichte und boten gleichzeitig allen Projektpartnern die Möglichkeit, zu je<strong>der</strong> Zeit des Projektverlaufs<br />

auf fertige, modular einsetzbare Präsentationsfolien zurückzugreifen.<br />

Gemeinsam mit allen Berichten und <strong>der</strong>en Anhängen wurden allen Partnern sämtliche zeitgleich erstellten Präsentationen<br />

zur Verfügung gestellt. So wurde gewährleistet, dass alle Partner stets gleich gut informiert waren.<br />

Dass dies erfolgreich umgesetzt worden ist, lässt sich an <strong>der</strong> Vielzahl von Vorträgen in <strong>der</strong> vorangegangenen Liste<br />

ablesen.<br />

Empfehlungen für die weitere Verwertung / Weiterbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Sowohl die Ergebnisse als auch die vorangegangenen Maßnahmen des <strong>EnSan</strong>-Projekts eignen sich sehr gut als<br />

praxisorientiertes Schulungs- und Anschauungsmaterial. So wurden die Ergebnisse des <strong>EnSan</strong>-Projekts bereits kontinuierlich<br />

in den Lehrgang Fachplanung Energie und Bau <strong>der</strong> Architektenkammer Nie<strong>der</strong>sachsen integriert. Auch<br />

ein Einsatz in Schulungen zum Thema Qualitätssicherung <strong>der</strong> Architektenkammern und Ingenieurkammern ist<br />

ebenfalls denkbar. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Schlussfolgerungen o<strong>der</strong> auch nur einschlägige Projektabschnitte<br />

jeweils zielgruppenspezifisch aufzubereiten und entsprechend gezielt zu verbreiten.<br />

Im August 2008 erschien im BINE-Informationsdienst, einem wichtigen Multiplikator in Sachen Energieeffizienz,<br />

ein Bericht über das <strong>EnSan</strong>-Projekt. Dies könnte auch in ähnlich ausgerichteten Fachzeitschriften o<strong>der</strong> auf Websites<br />

geschehen. Überhaupt sollten die Verbreitungsmöglichkeiten im Internet konsequent genutzt werden. Das könnte<br />

auch eine Veröffentlichung in englischer Sprache beinhalten, um Kontakte und Erfahrungsaustausch auf internationaler<br />

Ebene zu initiieren.<br />

Letztendlich wäre noch die Ansprache von Herstellerfirmen eingesetzter Geräte und Baumaterialien zu nennen, für<br />

die eine Einbindung in die Öffentlichkeitsarbeit möglicherweise ein willkommenes Marketinginstrument ist.<br />

164 Öffentlichkeitsarbeit


Abschnitt F: Ergebnisse<br />

I Bautechnik und Balkenkopf<br />

Die Architektenaufmaße bestätigten die vorhandenen Pläne aus<br />

<strong>der</strong> Bauzeit weitgehend. Lediglich im gewerblich genutzten Bereich<br />

des Erdgeschosses gab es größere Abweichungen. Durch den zusätzlichen<br />

Bundes- und Landesmitteletat war es möglich, Baustoffe,<br />

Wärmebrücken und Bauteilanschlüsse eingehen<strong>der</strong> als bei üblichen<br />

Bauvorhaben zu untersuchen. Insbeson<strong>der</strong>e bei dem Baustoff „Außenputz“<br />

zeigte die labortechnische Untersuchung erhebliche Abweichungen<br />

von Standardwerten <strong>der</strong> Bautabellen.<br />

Bei Nichterkennen dieses Umstands hätte die ursprünglich an<strong>der</strong>s<br />

geplante Innendämmschicht an den straßenseitigen Außenwänden<br />

zu erheblichen Bauschäden führen können.<br />

Angewandte Bautechnik<br />

Technische Universität Hamburg Harburg<br />

(TUHH)<br />

Arbeitsbereich Angewandte Bautechnik<br />

Leiter<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. H.-J. Holle<br />

Mitarbeiter<br />

Dipl.-Ing. Björn-Axel Dose<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen, Grafiken<br />

und Hinweise sind im Anhang des<br />

Berichts entwe<strong>der</strong> in größerem Format<br />

dargestellt o<strong>der</strong> mit ergänzendem / vertiefendem<br />

Material versehen.<br />

Bautechnik und Balkenkopf 165


Konzeption und Neuentwicklung von Baukonstruktionen<br />

Neben dem Hauptziel des Projekts, eine Energieeinsparung um 50 % bzw. einen Endenergieverbrauch von<br />

100 kWh/m²a zu erzielen, war ein weiteres Ziel des Projekts, für erhaltenswerte grün<strong>der</strong>zeitliche Fassaden eine<br />

kapillaraktive Innendämmung samt einbinden<strong>der</strong> Bauteile an einem Referenzgebäude zu realisieren. Die Ergebnisse<br />

wurden mit einer benachbarten baugleichen Gebäudehälfte, die nach Kriterien des Hamburger Klimaschutzprogramms<br />

und den För<strong>der</strong>richtlinien <strong>der</strong> Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt umgebaut wurde, messtechnisch<br />

vergleichend ausgewertet. Ziel war somit auch ein direkter Vergleich des Umfangs, <strong>der</strong> Eignung und Effizienz<br />

von Maßnahmen <strong>der</strong> energetischen Gebäudemo<strong>der</strong>nisierung. Dieses Planungskonzept <strong>der</strong> zwei differenzierten<br />

Standards wurde umgesetzt. Im Rahmen <strong>der</strong> Planungen zum Demonstrationsbauvorhaben Kleine Freiheit wurden<br />

zwei wesentliche neue Konstruktionen entwickelt:<br />

1. die belüftete Innendämmung und<br />

2. <strong>der</strong> thermisch entkoppelte Balkenkopf.<br />

166 Bautechnik und Balkenkopf


Wärmebrücken konnten auf <strong>der</strong> Grundlage umfangreicher Analysen (ca. 95 identifizierte Wärmebrücken) und<br />

durch Variantenberechnungen für ausgewählte Wärmebrücken weitgehend entschärft werden und spielen nun in<br />

Bezug auf den Gesamtenergiebedarf eine nachweislich untergeordnete Rolle.<br />

Der in <strong>der</strong> Literatur beschriebene Aspekt einer potenziellen Rissbildung durch Innendämmung ist nicht eingetreten.<br />

Dieser Effekt ist bisher rein rechnerisch ermittelt worden und nicht in <strong>der</strong> Baupraxis konkret nachgewiesen. Prof.<br />

Pohl beschreibt das verän<strong>der</strong>te Längenän<strong>der</strong>ungsverhalten von Außenwänden durch Aufbringung von Innendämmungen<br />

im Vergleich mit dem Ausgangszustand und <strong>der</strong> Aufbringung von Außendämmungen.<br />

[Quelle Zitat und Abbildung auf dieser und <strong>der</strong> Folgeseite: Pohl, Wolf-Hagen und Cordes, Roland: „Lastunabhängige<br />

Formän<strong>der</strong>ungen“ in: Kalksandstein, Tagungshandbuch; Verein süddeutscher Kalksandstein-Werke; Vortragsreihe<br />

1999; S. 31 ff.]<br />

Bautechnik und Balkenkopf 167


Die einbindenden Innenwände <strong>der</strong> entsprechenden Wohnungen wurden begutachtet. In keinem Fall konnte eines<br />

<strong>der</strong> beschriebenen möglichen Rissbil<strong>der</strong> festgestellt werden.<br />

Als wesentlich schwieriger sollte sich die Herstellung einer luftdichten Gebäudehülle erweisen. Im Ist-Zustand wurde<br />

<strong>der</strong> katastrophale Wert eines 11fachen Luftwechsels bei 50 Pa Druckdifferenz zwischen innen und außen gemessen.<br />

Für annähernd jedes Konstruktionsdetail wurden luftdichte Anschlüsse vorgesehen. Für eine vollständige<br />

Erfassung aller Punkte wäre jedoch <strong>der</strong> Ausbau aller in die Außenwände einbindenden Bauelemente erfor<strong>der</strong>lich<br />

gewesen, um dichtende Materialien einzusetzen.<br />

Die Innendämmung muss eine durchgängige, lückenlose Ebene bilden. Das Problem dabei ist die Durchgängigkeit<br />

<strong>der</strong> Dämmung in den Deckenbereichen. Mit den thermisch entkoppelten Balkenköpfen ist dafür eine <strong>der</strong><br />

Voraussetzungen geschaffen. Gleichzeitig muss aber für die Realisierung auf <strong>der</strong> Baustelle eine durchgängige Arbeitsmöglichkeit<br />

in den Deckenbereichen geschaffen werden. Dazu sind alle Geschossdecken ca. 1 m weit, unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> statischen Vorgaben, in die Räume hinein zu öffnen. Dabei bedarf es <strong>der</strong> Beachtung von Regeln<br />

des Arbeitsschutzes sowie <strong>der</strong> entsprechenden Absteifung über alle Geschosse. Die Unebenheiten an <strong>der</strong> so<br />

freigelegten vertikalen Ebene sind auszugleichen (siehe auch Arbeitsschrittfolge im Abschnitt C dieses Berichts).<br />

Für die thermisch getrennten Balkenköpfe wurden Lösungen erarbeitet und ausgeführt. Die einzelnen Arbeitsschritte<br />

einschließlich <strong>der</strong> Anschlüsse an die Dämmebene wurden in einem Musterraum erprobt und daraus eine<br />

Arbeitsschrittfolge/Einbautechnologie abgeleitet (siehe auch Abschnitt C dieses Berichts) und getestet.<br />

Die Messungen zeigen, dass dieses Dämmkonzept funktioniert, <strong>der</strong> Kostenaufwand dafür ist jedoch erheblich.<br />

168 Bautechnik und Balkenkopf


Balkenköpfe „HH-Standard“-Gebäudeteil<br />

Einbausituation<br />

Zusätzlich zum Aufgabenschwerpunkt, thermisch getrennte Balkenköpfe im „<strong>EnSan</strong>“-Teil zu untersuchen, wurden<br />

Balkenköpfe im „HH-Standard“-Teil mit einbezogen. Die Messungen erfolgten an Balkenkopf DB1 (DB = Deckenbalken),<br />

<strong>der</strong> durch neues Holz ersetzt wurde, und an Balkenkopf DB2, welcher unverän<strong>der</strong>t blieb.<br />

Es wurden jeweils vier Temperatursensoren in verschiedenen Tiefen neben dem Balkenkopf angeordnet. Zusätzlich<br />

erfasste ein Kombinationssensor Luftfeuchte und Lufttemperatur in einem abgeschlossenen Bohrloch im Balkenkopf.<br />

Aus diesen Messwerten wurden über Sorptionskurven die zugehörigen Materialfeuchten rechnerisch ermittelt.<br />

Bautechnik und Balkenkopf 169


Ergebnisse<br />

Die 18-Monatsganglinie am Deckenbalken DB2 zeigt den erwarteten Verlauf (siehe Diagramm 1.3 auf <strong>der</strong> nächsten<br />

Seite). Der in <strong>der</strong> Wand am weitesten außen liegende Sensor zeigt Temperaturen, die im Winter bis auf 0 °C<br />

abfallen, aber höher bleiben, als die jeweilige Außenlufttemperatur. Im Sommer steigen durch direkte Sonneneinstrahlung<br />

die Temperaturen an den äußeren Sensoren in <strong>der</strong> Wand auf über 30 °C. Die Temperaturen bei den<br />

innen liegenden Sensoren bewegen sich im Bereich zwischen 13 und 23 °C und zeichnen dabei die Form <strong>der</strong> Jahresganglinie<br />

<strong>der</strong> Raumtemperatur nach.<br />

Die im Balkenkopf gemessene Feuchtigkeit folgt in einem weiten Bereich dem Jahresverlauf <strong>der</strong> Temperaturganglinie,<br />

zeigt aber im Detail Abweichungen durch verzögert gleichförmigen o<strong>der</strong> gegensätzlichen Verlauf <strong>der</strong> Ganglinie<br />

(siehe Diagramm 1.4 auf <strong>der</strong> nächsten Seite). Allerdings erfolgte ab Juni 2007 ein Anstieg <strong>der</strong> im Balkenkopf<br />

gemessenen Feuchtewerte gegenüber den Temperaturen an dieser Stelle.<br />

Für den Oktober 2007 stehen wegen eines Ausfalls <strong>der</strong> Messanlage keine Messwerte zur Verfügung. Ab <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

<strong>der</strong> Messungen im November zeigt die Feuchtenganglinie dann wie<strong>der</strong> geringe Werte und hat sich<br />

<strong>der</strong> übergeordneten Tendenz <strong>der</strong> Jahresganglinien <strong>der</strong> Temperatur wie<strong>der</strong> angenähert.<br />

Die 18-Monatsganglinien <strong>der</strong> Temperaturen von DB1 zeigen einen ähnlichen Verlauf wie bei DB2.<br />

Der Feuchtemessfühler am Balkenkopf DB1 lieferte erst ab Januar 2008 realistische Messwerte (siehe Diagramm 1.1).<br />

Diese liegen in dem erfassten Zeitraum um 0,5 bis 1 % höher als bei DB2.<br />

170 Bautechnik und Balkenkopf


Vergleich DB1 / DB2<br />

DB1 wurde durch neues, mit Borsalz imprägniertes Holz ersetzt und zeigt ein an<strong>der</strong>es Wasseraufnahme- und Wasserspeichervermögen.<br />

Hinzu kommt, dass sich die Hölzer durch Vorschädigungen sowie durch die Verhältnisse von<br />

Kern- und Splintanteilen unterscheiden. Damit sind unterschiedliche Feuchtigkeitsverläufe erklärbar.<br />

Die Messungen zeigen, dass sich im Balkenkopf verschiedene Prozesse überlagern, so dass es nicht möglich ist, ein<br />

Schimmelpilzrisiko zu postulieren. Das Isoplethenmodell nach Sedlbauer ist nicht auf die Versuchsanordnung im<br />

Balkenkopf (geschlossenes System) anwendbar.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Feuchtemessungen zeigt, dass eine Fasersättigung von ca. 30 % nicht erreicht wird. Aus den<br />

Messungen ergibt sich kein Hinweis auf Befall von holzzerstörenden Pilzen.<br />

Bautechnik und Balkenkopf 171


Skizze 2<br />

HH-<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik F_I. 2<br />

Fensterleibungen<br />

Einbausituation: Die Messfühler wurden in beiden Gebäudeteilen ca. 20 mm tief, also auf <strong>der</strong> Wandseite <strong>der</strong> in<br />

den Fensterleibungen 20 mm dicken Kalziumsilikat-Platten platziert. (siehe Skizze 2).<br />

172 Bautechnik und Balkenkopf


Ergebnisse<br />

Das Diagramm 2.2 zeigt für den „<strong>EnSan</strong>“- und den „HH-Standard“-Teil die gemessenen inneren Leibungstemperaturen<br />

und die berechneten Taupunkttemperaturen <strong>der</strong> zugehörigen Innenräume sowie des Außenklimas. Erwartungsgemäß<br />

liegt die Taupunkttemperatur <strong>der</strong> Außenluft im Sommer häufig über <strong>der</strong> an <strong>der</strong> inneren Fensterleibung<br />

gemessenen Temperatur (vgl. Effekt von im Sommer feuchten Kellern). Die Taupunkttemperatur <strong>der</strong> Raumluft liegt<br />

im Winter nur vereinzelt über <strong>der</strong> an <strong>der</strong> inneren Fensterleibung gemessenen Temperatur.<br />

Zu beachten ist, dass die Messungen die Materialtemperatur in ca. 20 mm Tiefe erfassen. Durch die verschiedenen<br />

Wandaufbauten und die daraus resultierenden Isothermenverläufe im Wandquerschnitt ist die gemessene Fensterleibungstemperatur<br />

des „<strong>EnSan</strong>“-Raumes meistens 3 bis 4 Kelvin geringer, als in <strong>der</strong> „HH-Standard“-Gebäudehälfte.<br />

(siehe Diagramm 2.2).<br />

Da die Außenwand im „HH-Standard“-Teil nur in <strong>der</strong> Fensterleibung eine Wärmedämmschicht hat, stellt sich hier<br />

ein über die Wanddicke gleichmäßigerer Temperaturgradient ein. Im „<strong>EnSan</strong>“-Teil befindet sich <strong>der</strong> Temperaturgradient<br />

vor allem innerhalb <strong>der</strong> Leibungsdämmung. Daraus erklärt sich die höhere Temperatur des Mauerwerkes auf<br />

<strong>der</strong> Wandseite <strong>der</strong> Kalziumsilikatplatte im „HH-Standard“-Teil (siehe Skizze 3).<br />

Aus den Messwerten wurde ermittelt, dass die Taupunkttemperatur nur selten und nur rechnerisch unterschritten<br />

wird. Da jedoch die Temperaturen an <strong>der</strong> Leibungsoberfläche in jedem Fall höher sind und die Dämmschicht aus<br />

Kalziumsilikatplatten die Leibung lückenlos abdeckt, wird ein Tauwasserausfall in <strong>der</strong> Regel nicht stattfinden. Die<br />

Funktionstüchtigkeit <strong>der</strong> Konstruktion ist somit gegeben.<br />

Bautechnik und Balkenkopf 173


Skizze 4<br />

HH-<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik F_I. 4<br />

174 Bautechnik und Balkenkopf


Wärmestromplatten<br />

Einbausituation<br />

Zur Ermittlung <strong>der</strong> Unterschiede des Wärmestroms durch den Regelquerschnitt <strong>der</strong> Außenwände <strong>der</strong> beiden Gebäudehälften<br />

wurden Wärmestrom-Messplatten montiert. Diese befinden sich im 3. Obergeschoss in den Wohnungen<br />

E3 und S3 in Wandbereichen seitlich <strong>der</strong> Heizkörper, die nicht durch Wärmebrücken und Einbauteile<br />

gestört sind (siehe Skizzen 4 und 5).<br />

Ergebnisse<br />

In einem Vorversuch im Januar / Februar 2005 wurden bereits vorab zwei Wärmestrom-Messplatten in beiden<br />

Außenwandvarianten eingesetzt. Die Messungen zeigen die zu erwartenden Unterschiede <strong>der</strong> Wärmestromdichte<br />

deutlich (siehe Abschnitt B, Kapitel II).<br />

Bei den Messungen ab Oktober 2006 liegt im ersten Messjahr die Wärmestromdichte im „<strong>EnSan</strong>“-Teil im Monatsdurchschnitt<br />

zwischen 2 und 5 W/m² unter <strong>der</strong> des „HH-Standard“-Teils (siehe Diagramm 3.8). Dies entspricht <strong>der</strong><br />

erwarteten Tendenz. Im zweiten Winter (Dezember 2007 bis April 2008) liegen jedoch die Werte des „<strong>EnSan</strong>“-Teils<br />

höher. Möglicherweise liegt ein technischer Defekt o<strong>der</strong> eine Irritation des Sensors vor. Um die Ursache dafür aufzuklären,<br />

wäre ein längerer Messzeitraum erfor<strong>der</strong>lich gewesen.<br />

Durch die oberflächennahe Position <strong>der</strong> Wärmestrom-Messplatte im Standardteil des Gebäudes (siehe Skizze 3,<br />

Horizontalschnitt Wärmestrommessplatten) reagiert die Platte hier empfindlich auf Temperaturän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Raumluft. Wenn z. B. ein Fenster geöffnet wird und kühle Luft in den Raum einströmt, wird diese zunächst von<br />

den warmen Oberflächen im Raum erwärmt. Die Abkühlung <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Wand erfasst auch die Wärmestrommessplatte.<br />

Dabei erzeugt die Verringerung <strong>der</strong> Oberflächentemperatur <strong>der</strong> Wand aufgrund des geringeren<br />

Temperaturunterschieds zwischen Innen- und Außenseite <strong>der</strong> Platte eine Verringerung des Wärmestroms. In <strong>der</strong><br />

Darstellung von Wärmestrom und Fensterschließungsanteilen stimmen die Zeitpunkte <strong>der</strong> kurzzeitigen, starken<br />

Abfälle des Wärmestroms mit den Zeitpunkten des Öffnens <strong>der</strong> Fenster genau überein (siehe Diagramm 3.2).<br />

Durch diesen Effekt erklären sich die in <strong>der</strong> Wärmestromlinie sichtbaren Ausschläge nach unten.<br />

Bautechnik und Balkenkopf 175


Die bereits in <strong>der</strong> Planungsphase parallel verlaufende Qualitätssicherung (in- und extern) führte zu planerischen<br />

Verbesserungen. Es wurde ein „integrierter Planungsprozess“ zwischen Bauherr, Architekt, Fachingenieuren und<br />

wissenschaftlicher Begleitung realisiert – eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in produktiver Art und Weise.<br />

Bauablauf<br />

22 Gewerke waren an <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Planungen beteiligt, die Bauzeit betrug 18 Monate. Die relativ lange Bauzeit<br />

ergab sich vor allem aufgrund des erfor<strong>der</strong>lichen Wechsels des Rohbauunternehmens und des relativ strengen<br />

Winters 2005/2006, in dem <strong>der</strong> Bau noch nicht vollständig geschlossen war und daher nur bereichsweise beheizt<br />

werden konnte. Der teils schlechte Zustand einzelner Bauteile, wie z. B. des Putzes, führte dazu, dass <strong>der</strong> gesamte<br />

Putz im Gebäude entfernt und erneuert werden musste, was zu Kapazitätsengpässen bei den Handwerksunternehmen<br />

führte. Ohne das über den reinen Auftrag hinausgehende Engagement einzelner Handwerker und ohne<br />

das fast tägliche Erscheinen <strong>der</strong> Bauleitung sowie das beson<strong>der</strong>e fachliche Engagement <strong>der</strong> Bauherrin hätte es<br />

wahrscheinlich weitere Verzögerungen gegeben. Die handwerkliche Umsetzung <strong>der</strong> oben genannten neuen Baukonstruktionen<br />

war anspruchsvoll und ist in <strong>der</strong> konkreten Ausführung gelungen.<br />

En<strong>der</strong>gebnis und Nutzung<br />

Für die Innendämmung von Gebäuden mit erhaltenswerter Fassade eignet sich Kalziumsilikat als Material sehr gut.<br />

Mögliches Kondensat hinter <strong>der</strong> Dämmschicht wird durch die hohe kapillare Saugfähigkeit dieses Materials verteilt<br />

und entspannt, so dass keine Dampfbremsen erfor<strong>der</strong>lich sind. Das Bauteil ist dadurch in <strong>der</strong> Lage, aufgenommene<br />

Feuchtigkeit in beide Richtungen – nach innen und außen – abzugeben.<br />

Neben <strong>der</strong> energetischen Verbesserung konnte das Gebäude auch ästhetisch deutlich aufgewertet werden. Anhand<br />

von Ansichten aus <strong>der</strong> Bauzeit wurde die Fassade in den Wohngeschossen und insbeson<strong>der</strong>e im Gewerbegeschoss<br />

von störenden nachträglichen Einbauten befreit und in die alten Proportionen rückgeführt.<br />

176 Bautechnik und Balkenkopf


Diagramm 4.2 Darstellung des Innenklimas in Wohnung E1 mit<br />

Mittelwert<br />

90<br />

Relative<br />

Häufigkeit<br />

80<br />

70<br />

unbehaglich<br />

feucht<br />

Relative Luftfeuchte in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

behaglich<br />

43,9 / 24,3<br />

0,211<br />

20<br />

noch behaglich<br />

10<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

unbehaglich trocken<br />

16,0 18,0 20,0 22,0 24,0 26,0 28,0 30,0<br />

Temperatur in °C<br />

Relative Häufigkeit<br />

<strong>der</strong> Temperaturen im<br />

0,471<br />

Stundenmittel<br />

0,6<br />

0,4 0,2 0,0<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik F_I. 6<br />

Innenklima und Vergleich mit empfohlenen Werten<br />

Einbausituation<br />

Es liegen Messwerte für die Wohnungen E1, E2, E3 und S3 aus den straßenseitigen Hauptwohnräumen „Zimmer<br />

links“ und „Zimmer rechts“ vor.<br />

In dem Diagramm 4.2 werden die Wertepaare aus den Stundenmittelwerten von Temperatur und relativer Luftfeuchte<br />

für die Wohnung E1 als ein Punkt dargestellt. Über den Messzeitraum von 18 Monaten ergeben sich somit<br />

in jedem Diagramm ca. 6.000 Wertepaare. Bei <strong>der</strong> Abbildung dieser Werteschar in einem zweidimensionalen Diagramm<br />

sind dichte Häufungen innerhalb <strong>der</strong> „Punktwolke“ nicht erkennbar. Daher wird das Diagramm am rechten<br />

und am unteren Rand um die relativen Häufigkeitsverteilungen ergänzt. Die entsprechenden Diagramme für die<br />

weiteren Messwohnungen sowie die Durchschnittwerte sind im Anhang dieses Berichts dargestellt.<br />

Für das Diagramm 4.7 (siehe nächste Seite) wurden die Werte <strong>der</strong> Wohnungen E1, E2 und E3 gemittelt und als<br />

„<strong>EnSan</strong>“ (rot) den Werten aus Wohnung S3 „HH-Standard“ (blau) gegenübergestellt. Die Diagramme 4.8 und 4.9<br />

zeigen ausgewählte Monate.<br />

Es erfolgt ein Vergleich mit den Behaglichkeitsbereichen nach [Leusden / Freymark – 1951]. In den Messräumen<br />

sind die Fühler aus Gründen <strong>der</strong> Vermietbarkeit knapp unter <strong>der</strong> Decke montiert und liefern dadurch höhere Temperaturen,<br />

als in <strong>der</strong> Vergleichshöhe.<br />

Bautechnik und Balkenkopf 177


Diagramm 4.7 Vergleich <strong>der</strong> Innenklimata aus 18 Monaten, gemessene<br />

Werte<br />

90<br />

rot<br />

Mittelwert E1 - E3<br />

Relative<br />

Häufigkeit<br />

blau<br />

S3<br />

80<br />

Mittelwert <strong>EnSan</strong><br />

Mittelwert Standard<br />

46,0 / 23,7<br />

46,3 / 23,6<br />

70<br />

unbehaglich<br />

feucht<br />

behaglich<br />

Relative Luftfeuchte in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

0,274 0,313<br />

30<br />

noch<br />

behaglich<br />

20<br />

10<br />

unbehaglich trocken<br />

16,0 18,0 20,0 22,0 24,0 26,0 28,0 30,0<br />

Temperatur in °C<br />

0,6 0,4 0,2 0,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

Relative Häufigkeit<br />

<strong>der</strong> Temperaturen im<br />

Stundenmittel<br />

0,601<br />

0,321<br />

0,0<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik F_I. 7<br />

Diagramm 4.8 Vergleich <strong>der</strong> Innenklimata im Januar 2007<br />

90<br />

relative<br />

Häufigkeit<br />

80<br />

rot = Mittelwert E1-E3<br />

blau = Standard S3<br />

70<br />

unbehaglich<br />

feucht<br />

behaglich<br />

Relative Luftfeuchte in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

0,723<br />

0,425<br />

30<br />

noch<br />

behaglich<br />

20<br />

10<br />

unbehaglich trocken<br />

16,0 18,0 20,0 22,0 24,0 26,0 28,0 30,0<br />

Temperatur in °C<br />

0,8 0,6 0,4 0,2 0,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

Relative Häufigkeit<br />

<strong>der</strong> Temperaturen im<br />

Stundenmittel<br />

0,589 0,669<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik F_I. 8<br />

178 Bautechnik und Balkenkopf


Diagramm 4.9 Vergleich <strong>der</strong> Innenklimata im August 2007<br />

90<br />

Relative<br />

Häufigkeit<br />

80<br />

rot = Mittelwert E1-E3<br />

blau = Standard S3<br />

70<br />

unbehaglich<br />

feucht<br />

behaglich<br />

Relative Luftfeuchte in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

0,454 0,331<br />

30<br />

20<br />

noch<br />

behaglich<br />

unbehaglich trocken<br />

10<br />

16,0 18,0 20,0 22,0 24,0 26,0 28,0 30,0<br />

Temperatur in °C<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

Relative Häufigkeit<br />

<strong>der</strong> Temperaturen im<br />

Stundenmittel<br />

0,352<br />

0,414<br />

0,0<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik F_I. 9<br />

Bautechnik und Balkenkopf 179


Ergebnisse<br />

Die Temperatur- und Feuchtewerte liegen im Behaglichkeitsbereich. Der Vergleich <strong>der</strong> „Punktwolken“ zeigt, dass<br />

bei den „<strong>EnSan</strong>“-Wohnungen die Temperatur weniger um den Mittelwert schwankt, als bei <strong>der</strong> „HH-Standard“-<br />

Wohnung. Dies bedeutet eine konstantere Innentemperatur. Die Schwankungsbreite <strong>der</strong> relativen Luftfeuchte ist<br />

in beiden Gebäudeteilen sehr ähnlich.<br />

Gut erkennbar ist, dass die Jahresganglinie <strong>der</strong> Außentemperatur mit den Innentemperaturen nachgefahren wird<br />

− zwar schwächer, aber es wird nicht nur eine Überhitzung an sehr warmen Sommertagen sichtbar, son<strong>der</strong>n es<br />

erfolgt ein echtes Nachfahren <strong>der</strong> Ganglinien. Im Winter werden also deutlich tiefere Innentemperaturen von den<br />

Bewohnern toleriert.<br />

Zum Umrechnen <strong>der</strong> Temperatur auf eine Vergleichshöhe von 75 cm werden die Messwerte um 2 K verringert.<br />

Dies entspricht <strong>der</strong> Temperaturschichtung nach [Pistohl, „Handbuch <strong>der</strong> Gebäudetechnik“] für Innenräume mit<br />

Radiatoren an <strong>der</strong> Außenwand.<br />

180 Bautechnik und Balkenkopf


Diagramm 5.2 Innentemperaturen Wohnung E1<br />

27,0<br />

26 E1 T ZiLi [°C] 27 E1 T ZiRe [°C] 28 E1 T Flur [°C] 29 E1 T K [°C] 30 E1 T ZiHo [°C] 31 E1 T Bad [°C]<br />

26,0<br />

25,0<br />

24,0<br />

23,0<br />

22,0<br />

21,0<br />

20,0<br />

19,0<br />

Okt.06<br />

Nov.06<br />

Dez.06<br />

Jan.07<br />

Feb.07<br />

Mrz.07<br />

Apr.07<br />

Mai.07<br />

Jun.07<br />

Jul.07<br />

Aug.07<br />

Sep.07<br />

Okt.07<br />

Nov.07<br />

Dez.07<br />

Jan.08<br />

Feb.08<br />

Mrz.08<br />

Apr.08<br />

Mai.08<br />

Diagramm 5.3 Innentemperaturen Wohnung E2<br />

52 E2 T ZiLi [°C] 53 E2 T ZiRe [°C] 54 E2 T Flur [°C] 55 E2 T K [°C] 56 E2 T ZiHo [°C] 57 E2 T Bad [°C]<br />

27,0<br />

26,0<br />

25,0<br />

24,0<br />

23,0<br />

22,0<br />

21,0<br />

20,0<br />

19,0<br />

Okt.06<br />

Nov.06<br />

Dez.06<br />

Jan.07<br />

Feb.07<br />

Mrz.07<br />

Apr.07<br />

Mai.07<br />

Jun.07<br />

Jul.07<br />

Aug.07<br />

Sep.07<br />

Okt.07<br />

Nov.07<br />

Dez.07<br />

Jan.08<br />

Feb.08<br />

Mrz.08<br />

Apr.08<br />

Mai.08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik F_I. 10<br />

Die Darstellungen <strong>der</strong> Jahresganglinien <strong>der</strong> Innentemperaturen aller Räume jeweils einer Wohnung (in den Diagrammen<br />

5.2 und 5.3) zeigen in den Wohnungen E1 und E2 einen gleichmäßigen und in einem engen Bereich<br />

schwankenden Temperaturverlauf. Dagegen fällt die extreme Schwankungsbreite <strong>der</strong> Temperaturen in <strong>der</strong> Wohnung<br />

E3 auf (siehe Diagramm 5.4). Daran wird deutlich, welche Unterschiede im Mieterverhalten entstanden.<br />

Bemerkenswert ist hier unter an<strong>der</strong>em die Tatsache, dass das „Zimmer zum Hof“ <strong>der</strong> Wohnung E3 (hellblaue Linie)<br />

von den Mietern kaum bewohnt, son<strong>der</strong>n eher als Abstellraum mit ständig geöffnetem Fenster benutzt wird. Der<br />

Tagesrhythmus des Temperaturverlaufs ist zu erkennen.<br />

Bautechnik und Balkenkopf 181


Diagramm 5.4 Innentemperaturen Wohnung E3<br />

78 E3 T ZiLi [°C] 79 E3 T ZiRe [°C] 80 E3 T Flur [°C] 81 E3 T K [°C] 82 E3 T ZiHo [°C] 83 E3 T Bad [°C]<br />

30,0<br />

29,0<br />

28,0<br />

27,0<br />

26,0<br />

25,0<br />

24,0<br />

23,0<br />

22,0<br />

21,0<br />

20,0<br />

19,0<br />

18,0<br />

17,0<br />

16,0<br />

15,0<br />

Okt 06<br />

Nov 06<br />

Dez 06<br />

Jan 07<br />

Feb 07<br />

Mrz 07<br />

Apr 07<br />

Mai 07<br />

Jun 07<br />

Jul 07<br />

Aug 07<br />

Sep 07<br />

Okt 07<br />

Nov 07<br />

Dez 07<br />

Jan 08<br />

Feb 08<br />

Mrz 08<br />

Apr 08<br />

Mai 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH<br />

Bautechnik F_I. 11<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Bewohner und Bewohnerinnen des „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteils wurden in die Benutzung <strong>der</strong> Technik<br />

mit einem kleinen Handbuch, einer Informationsveranstaltung und ein Einzelgespräch eingewiesen. Befragungen<br />

nach 1,5 Jahren Nutzung waren ernüchternd. Der erhoffte Effekt eingehen<strong>der</strong> Unterweisungen war bezüglich <strong>der</strong><br />

Lüftungsanlagen gering: Die Anlagen werden überwiegend nicht o<strong>der</strong> nur sporadisch genutzt. Der konzeptionelle<br />

Anspruch hinsichtlich <strong>der</strong> Nutzung und die Wirklichkeit des tatsächlichen effektiven Einsatzes solcher Anlagen klaffen<br />

auch in diesem Gebäude auseinan<strong>der</strong>. Daran wird deutlich, wie entscheidend das Verhalten <strong>der</strong> Nutzer ist.<br />

182 Bautechnik und Balkenkopf


Energiekennwerte vorher – nachher<br />

Bezeichnung Vor <strong>Sanierung</strong> Nach Einheit<br />

Wohn- und Nutzfläche 1.294 1.391 m²<br />

Nutzfläche A N gemäß EnEV 1.836 1.936 m²<br />

Beheiztes Gebäudevolumen 5.739 6.049 m²<br />

Hüllflächenfaktor A / V 0,40 0,35 1/m<br />

Hamburger- <strong>EnSan</strong>- Standard<br />

Heizwärmeverbrauch 34 27 kWh/m²a<br />

Endenergieverbrauch für Beheizung 184 40 32 kWh/m²a<br />

Endenergieverbrauch für TWW 28 17 25 kWh/m²a<br />

Endenergieverbrauch Beleuchtung/Strom 32 28 kWh/m²a<br />

Primärenergieverbrauch (Hzg.+TWW) 315 71 65 kWh/m²a<br />

Primärenernergiebedarf Gebäude nach EnEV 66 42 kWh/m²a<br />

Ertrag Solaranlage 6.215 kWh/a<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D & R<br />

Bautechnik F_I. 8<br />

<strong>Energetische</strong>r Standard<br />

Die gesteckten Ziele bezüglich <strong>der</strong> Energieeinsparung wurden in beiden Haushälften erreicht: Die berechnete Einsparung<br />

zeigt eine gute Übereinstimmung mit den tatsächlichen Energieverbräuchen. Auch die vorher berechnete<br />

Differenz zwischen den beiden Gebäudehälften liegt mit ca. 20 % im Bereich <strong>der</strong> „Hochrechnungen“, d. h. <strong>der</strong><br />

Heizenergieverbrauch des „HH-Standard“-Teils liegt ca. 20 % über dem des „<strong>EnSan</strong>“-Teils. O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s betrachtet:<br />

Der heutige Energieverbrauch liegt etwa 75 % unter dem Ursprünglichen. Die Berechnungen wurden durch Messungen<br />

und die tatsächlichen Verbrauchswerte bestätigt (siehe auch Tabelle oben).<br />

Die Herstellung einer luftdichten Gebäudehülle bereitete größere Schwierigkeiten, da verschiedene Punkte ohne<br />

deutlich erhöhten Aufwand nicht behandelt werden konnten. Dazu gehörten insbeson<strong>der</strong>e die unverputzten<br />

Wandflächen hinter Streichbalken vor den Giebelwänden zu den beiden Nachbargebäuden sowie − wi<strong>der</strong> Erwarten<br />

− technische Installationen in Außenwänden, die von außen verputzt sind. Selbst hier wurden Luftgeschwindigkeiten<br />

bei 50 Pa Unterdruck von z. B. 5 m/s an Steckdosen gemessen. Für das Gesamtgebäude ergaben sich<br />

beim Drucktest Luftwechselraten zwischen 1,6 und 1,9 1/h. Damit wurde <strong>der</strong> Zielwert von 1,5 1/h knapp verfehlt.<br />

Gegenüber dem Ausgangswert von 11 1/h stellen diese Werte jedoch eine deutliche Verbesserung dar.<br />

Bautechnik und Balkenkopf 183


Abschnitt F: Ergebnisse<br />

II Haustechnik und Energiebedarf<br />

Diagramm 1 Vergleich <strong>der</strong> Außentemperatur-Monatsmittel<br />

(Messzeitraum und langjähriges Mittel)<br />

Monatsmittel Außentemperatur [°C]<br />

20<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

Außentemp. Messzeitraum<br />

Außentemp. Langj. Mittel<br />

0<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai. 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Sep. 07<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: InnovaTec<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 1<br />

Klima-Referenzbildung<br />

Die Gradtagszahl im um einen Monat verlängerten Messzeitraum<br />

(Oktober 2006 bis April 2008) beträgt mit 3.259 Kd nur knapp<br />

86 % des langjährigen Mittels für den Standort Hamburg-Fuhlsbüttel<br />

(3.795 Kd). Über die monatlichen Abweichungen <strong>der</strong> Gradtagszahlen<br />

können die gemessenen Heizwärmeverbräuche an die<br />

Klimareferenzwerte angepasst werden (s. Heizwärmeverbrauch).<br />

Die Unterschiede <strong>der</strong> Außentemperaturen im Messzeitraum zum<br />

langjährigen Mittel zeigt das oben dargestellte Diagramm.<br />

Haustechnik<br />

innovaTec Energiesysteme GmbH<br />

Ing.-Büro für Technische Gebäudeausrüstung<br />

und Energiekonzepte, Ahnatal<br />

Dipl.-Ing. Joachim Otte<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen, Grafiken<br />

und Hinweise sind im Anhang des<br />

Berichts entwe<strong>der</strong> in größerem Format<br />

dargestellt o<strong>der</strong> mit ergänzendem / vertiefendem<br />

Material versehen.<br />

184 Haustechnik und Energiebedarf


Diagramm 2 Vergleich <strong>der</strong> monatlichen Heizwärmeverbräuche<br />

(Klimabereinigt langjähriges Mittel Hamburg-Fuhlsbüttel)<br />

Monatssumme Heizwärmeverbrauch [kWh/Monat]<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

<strong>EnSan</strong><br />

Standard<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai. 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Sep. 07<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: InnovaTec<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 2<br />

Heizwärmeverbrauch<br />

Die per Wärmezähler im Technikraum (KG) gemessenen Heizwärmeverbräuche <strong>der</strong> beiden Gebäudehälften<br />

„<strong>EnSan</strong>“ und „HH-Standard“ unterscheiden sich um ca. 15 % (Datenbasis Januar 2007 – Mai 2008). Der in den<br />

ersten Monaten des Messzeitraumes (Oktober bis Dezember 2006) festgestellte größere Unterschied im Heizwärmeverbrauch<br />

wurde bei <strong>der</strong> Summenbildung nicht berücksichtigt.<br />

Demnach benötigt die „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudehälfte extrapoliert auf das Klima-Referenzjahr ca. 30.680 kWh/a, die<br />

„HH-Standard“-Gebäudehälfte ca. 36.100 kWh/a. Die gemessenen Werte des Heizwärmeverbrauchs betragen<br />

nicht klimabereinigt ca. 27.170 kWh/a für die „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudehälfte und für die „HH-Standard“-Gebäudehälfte<br />

ca. 31.700 kWh/a.<br />

Die Gebäudehälften „<strong>EnSan</strong>“ und „HH-Standard“ sind nahezu gleich groß (beheizte Nutzfläche nach zweiter<br />

Berechnungsverordnung: „<strong>EnSan</strong>“ = 691 m 2 und „HH-Standard“ = 700 m 2 ). Bezogen auf die Nutzflächen beträgt<br />

<strong>der</strong> klimabereinigte Heizwärmeverbrauch im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil ca. 44,4 kWh/(m 2 a), im „HH-Standard“-Gebäudeteil<br />

ca. 51,6 kWh/(m 2 a), es ergibt sich somit ein Unterschied von 14 %.<br />

Wird zum Vergleich nicht die beheizte Nutzfläche, son<strong>der</strong>n die A N<br />

-Fläche (EnEV) als Bezugsgröße gewählt, ergeben<br />

sich klimabereinigt für den „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil ca. 31,6 kWh/(m 2 a) sowie ca. 37,5 kWh/(m 2 a) für den „HH-Standard“-Gebäudeteil.<br />

Die Unterschiede im Heizwärmeverbrauch könnten noch deutlich größer ausfallen, würden im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil<br />

die Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung genutzt und dort nicht über die Fenster gelüftet. Für die<br />

sieben Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil lässt sich das Einsparpotential grob auf<br />

ca. 12.500 kWh/a bzw. ca. 18 kWh/(m 2 a) bezogen auf die beheizte Nutzfläche beziffern.<br />

Haustechnik und Energiebedarf 185


Diagramm 3 Monatliche Solarerträge und horiz. Globalstrahlung<br />

(Aperturfläche 30 m², Flachkollektor, 45° Aufstän<strong>der</strong>ung Süd)<br />

Monatlicher Solarertrag [kWh/Monat]<br />

2000<br />

1600<br />

1200<br />

800<br />

400<br />

0<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai. 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Sep. 07<br />

Globalstrahlung horizontal<br />

Solarertrag<br />

Quelle: InnovaTec<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Mai. 08<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Horiz. Globalstrahlung [kWh/(m2*Monat)]<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 3<br />

Thermische Solaranlage<br />

Die thermische Solaranlage ist in den gemessenen Erträgen deutlich unter den Erwartungen geblieben. Von den<br />

prognostizierten 12.200 kWh/a wurden nur etwa 51 % (ca. 6.215 kWh/a) am Wärmezähler (Sekundärkreis) registriert.<br />

Für die Solarstrahlung am Standort Hamburg liegen keine Daten zur Relativierung <strong>der</strong> Solarstrahlung im Messzeitraum<br />

gegenüber dem langjährigen Mittel vor. Insofern kann an dieser Stelle nicht gefolgert werden, inwieweit<br />

die Min<strong>der</strong>erträge auch auf einem schlechteren Ertragszeitraum beruhen. Die Ertragsprognose <strong>der</strong> thermischen<br />

Solaranlage basiert auf einem Jahreswert <strong>der</strong> horizontalen Globalstrahlung von 951 kWh/(m 2 a) . Der über den<br />

Messzeitraum gemessene mittlere Jahreswert <strong>der</strong> horizontalen Globalstrahlung beträgt 907 kWh/(m 2 a), mithin<br />

95 % des Simulationswertes.<br />

Das oben dargestellte Diagramm zeigt den Verlauf <strong>der</strong> monatlichen Solarerträge in Relation zur gemessenen horizontalen<br />

Globalstrahlung. Die Solarerträge korrespondieren gut mit den Werten <strong>der</strong> Solarstrahlung. Seit April 2008<br />

(Mängelbeseitigung an <strong>der</strong> Anlage) ist ein verbessertes Betriebsverhalten erkennbar.<br />

Für die festgestellten Min<strong>der</strong>erträge sind zwei wesentliche Ursachen zu nennen:<br />

1. Restluft in den Kollektorfel<strong>der</strong>n<br />

2. Ungünstiges Pufferspeichermanagment<br />

Der Verbleib von Restluft in den Kollektorfel<strong>der</strong>n ist bei großen mehrzweigigen thermischen Solaranlagen dann<br />

möglich, wenn die Befüllung <strong>der</strong> Solaranlage nicht mit <strong>der</strong> notwendigen Sorgfalt stattfindet. Thermische Solaranlagen<br />

sind mit leistungsstarken Spülpumpen zu befüllen; über eine ausreichende Dauer <strong>der</strong> Durchspülung wird sichergestellt,<br />

dass Restluft aus dem System entweicht. Nach <strong>der</strong> Inbetriebnahme war bei Montagearbeiten am Dach<br />

eine Leckage am Rohrnetz <strong>der</strong> Solaranlage verursacht worden, möglicherweise resultieren die Restlufteinschlüsse<br />

in den Kollektoren daher.<br />

Die festgestellten, deutlich zu geringen Solarerträge deuten auf diesen Mangel – Luft im System – als Hauptursache<br />

hin. Bei Restluft in den Kollektorfel<strong>der</strong>n haben einzelne Stränge keinen Durchfluss, mithin liefern diese auch keine<br />

Energieerträge. Daher wurde die Anlage Anfang April 2008 nochmals komplett über 24 Stunden mit einer dafür<br />

vorgesehenen Befüllanlage „durchspült“, so dass eingeschlossene Luftblasen entweichen konnten.<br />

Die Anlage arbeitet seitdem mit höherer Effizienz und gesteigerten Energieerträgen, wie auch die Messdatenauswertung<br />

(siehe auch Diagramme) belegt; In Relation zu den monatlichen Einstrahlungswerten sind die erzielten<br />

Energieerträge im April 2008 ca. 5 %, im Mai ca. 30 %, im Juni 13 % und im Juli 28 % höher als im Vorjahr.<br />

Um das unter 2. benannte ungünstige Pufferspeichermanagement näher zu untersuchen, wurden die Solardaten<br />

verschiedener Tage als hochaufgelöste 30-Sek.-Messintervalle ausgewertet.<br />

186 Haustechnik und Energiebedarf


Diagramm 4 Tagesbetrieb Solaranlage, horizontale Globalstrahlung,<br />

Gas-Kessel (Sonniger Apriltag, 13,5 Sonnenstd., Solarertrag 62 kWh/d)<br />

80<br />

Vorlauftemp. Solaranlage [sekundär, °C]<br />

Globalstrahlung horizontal in [Wh/m2]<br />

Wärmeleistung Brennwertkessel [kW]<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Solar VL Temp.<br />

Globalstrahlung horiz.<br />

Leistung Gas-BW-Kessel<br />

0<br />

8:00<br />

9:20<br />

10:40<br />

12:00<br />

13:20<br />

14:40<br />

16:00<br />

17:20<br />

18:40<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: InnovaTec<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 4<br />

Diagramm 5 Tagesbetrieb Solaranlage, horizontale Globalstrahlung,<br />

Gas-Kessel (Junitag mit wenig Sonne, Solarertrag 0 kWh/d)<br />

Vorlauftemp. Solaranlage [sekundär °C]<br />

Globalstrahlung horizontal in [Wh/m2]<br />

Wärmeleistung Brennwertkessel [kW]<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Solar VL Temp.<br />

Globalstrahlung horiz.<br />

Leistung Gas-BW-Kessel<br />

0<br />

8:00<br />

9:20<br />

10:40<br />

12:00<br />

13:20<br />

14:40<br />

16:00<br />

17:20<br />

18:40<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: InnovaTec<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 5<br />

Die Diagramme 4 und 5 zeigen den Verlauf <strong>der</strong> Solarvorlauftemperatur (sekundärseitig im Technikraum KG) in<br />

Relation zur horizontalen Globalstrahlung und zugeordnet über den Tagesverlauf die Wärmeleistung des Gas-<br />

Brennwertkessels. Aus diesen hochauflösenden Diagrammen ist zu erkennen, dass bei hoher Solareinstrahlung <strong>der</strong><br />

Gas-Brennwertkessel in den Monaten außerhalb <strong>der</strong> Heizperiode (April bis September) tagsüber nicht in Betrieb<br />

geht und <strong>der</strong> Wärmebedarf des Gebäudes (Restheizung, Trinkwarmwasser und Zirkulation) durch die Solaranlage<br />

mehr als gedeckt wird. Es ist ferner zu erkennen, dass außerhalb <strong>der</strong> Laufzeiten <strong>der</strong> Solaranlage <strong>der</strong> Sekundärkreis<br />

<strong>der</strong> Solaranlage auf einem hohen Temperaturniveau verharrt, d. h. die Pufferspeicher führen im unteren Bereich<br />

zu viel Wärme. Zudem ist die Solarregelung auf eine Zieltemperatur-Ladung von ca. 65 °C eingestellt. Das hohe<br />

Temperaturniveau im unteren Bereich in Verbindung mit <strong>der</strong> Zieltemperatur-Ladestrategie beschränkt das Ladepotential<br />

in den Pufferspeichern und verhin<strong>der</strong>t einen Betrieb <strong>der</strong> Solaranlage bei niedrigen Kollektor-Temperaturen.<br />

Die Solaranlage „startet“ demzufolge erst bei vergleichsweise hohen Kollektortemperaturen. An Tagen<br />

mit geringer Sonnenscheinintensität führt die Zieltemperaturladestrategie in Verbindung mit einer vermin<strong>der</strong>ten<br />

Speicherladekapazität (zu hohe Temperaturen im unteren Bereich) dazu, dass die Solaranlage nicht startet und <strong>der</strong><br />

Energieeintrag über den Tag null bleibt. Es wird empfohlen, die Betriebsart <strong>der</strong> Solarregelung auf eine optimierte<br />

Temperatur-Differenzregelung umzustellen und die Ladekapazität <strong>der</strong> Pufferspeicher durch Umsetzen von Temperaturfühlern<br />

(Brennwertkessel) zu erhöhen.<br />

Haustechnik und Energiebedarf 187


Diagramm 6 Tagesbetrieb Trinkwarmwassererwärmung und<br />

Zirkulation (Wärmemengen im Trinkwarmwassernetz)<br />

20<br />

TWW- und Zirkulationswärmemengen [kWh]<br />

10<br />

TWW-<strong>EnSan</strong><br />

Zirk. <strong>EnSan</strong><br />

TWW-Standard<br />

Zirk. Standard<br />

0<br />

0:00<br />

2:00<br />

4:00<br />

6:00<br />

8:00<br />

10:00<br />

12:00<br />

14:00<br />

16:00<br />

18:00<br />

20:00<br />

22:00<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: InnovaTec<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 6<br />

Trinkwarmwasserbereitung und Zirkulation<br />

In den ausgewiesenen Messdaten <strong>der</strong> zentralen Trinkwarmwasser- und Zirkulationsverbräuche <strong>der</strong> beiden Gebäudehälften<br />

finden sich die größeren Verbrauchszahlen im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil. Dies verwun<strong>der</strong>t, zumal die<br />

Wärmedämmung <strong>der</strong> Zirkulationsrohrleitungen im „<strong>EnSan</strong>“-Teil verbessert gegenüber dem „HH-Standard“-Gebäudeteil<br />

ausgeführt wurde. Mögliche Verwechslungen bei <strong>der</strong> Datenerhebung können ausgeschlossen werden,<br />

Hardware, Verdrahtung und Messdatenauswertung wurden überprüft.<br />

Bei <strong>der</strong> Ursachenforschung nach den o. g. Differenzen wurde festgestellt, dass im „HH-Standard“-Gebäudeteil<br />

deutlich kleinere Wassermengen zirkulieren als im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil. Die Wassermengen im „HH-Standard“-<br />

Gebäudeteil betragen etwa 30−50 % <strong>der</strong> im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil zirkulierenden Wassermengen. Je Gebäudehälfte<br />

(<strong>EnSan</strong> / HH-Standard) sind zwei Zirkulationsthermostate installiert. Über die Thermostate findet generell<br />

eine Volumenstromregelung bei Erreichen <strong>der</strong> Zirkulations-Grenztemperaturen statt.<br />

Das Diagramm 6 verdeutlicht die Ursache <strong>der</strong> unerwartet unterschiedlichen Zirkulationsverluste, aufgelistet sind die<br />

Energiemengen im TWW- und im Zirkulationskreislauf. In <strong>der</strong> Zeit von Mitternacht bis ca. 6:30 Uhr finden nahezu<br />

keine Warmwasserzapfungen statt, demzufolge ist nur die TWW-Zirkulation in Betrieb, d. h. die Wärmezähler<br />

TWW und Zirkulation werden von den gleichen Wassermengen durchströmt.<br />

Im „<strong>EnSan</strong>“-Teil zeigt <strong>der</strong> Wärmezähler in <strong>der</strong> TWW-Leitung (blaue Kurve) als erster einen Impuls, <strong>der</strong> Wärmezähler<br />

„<strong>EnSan</strong>“-seitig in <strong>der</strong> Zirkulationsleitung (rote Kurve) folgt wenig später. Diese Verzögerung entspricht in etwa <strong>der</strong><br />

Zeit, die das zirkulierende TWW für den Weg durch die Gebäudehälfte (TWW Rohrnetz und Zirkulationsrohrnetz)<br />

benötigt. Bis etwa 6:30 Uhr bleiben beide Kurven (blau und rot) in etwa beieinan<strong>der</strong>, d. h. <strong>der</strong> große TWW-Wärmezähler<br />

(Qn 6) zählt etwa die gleichen Wassermengen wie <strong>der</strong> kleinere Zirkulationswärmezähler (Qn 1,5).<br />

Im „HH-Standard“-Gebäudeteil wird <strong>der</strong> erste Impuls in <strong>der</strong> Zirkulationsleitung erst nach 2:00 Uhr registriert, d. h.<br />

die Wärmemenge pro Zeit ist geringer. Da die Temperaturen mit 60 / 55 °C in <strong>der</strong> Zirkulationsleitung nahezu konstant<br />

sind, kann nur <strong>der</strong> Volumenstrom deutlich geringer sein (gemäß Diagramm ca. 50 %). Dieser geringere Volumenstrom<br />

wird jedoch im zugeordneten größeren Wärmezähler überhaupt nicht registriert, liegt also unterhalb<br />

<strong>der</strong> Messgrenze von ca. 120 l/h. Der TWW-Zähler (Qn 6) für den „HH-Standard“-Gebäudeteil registriert erst einen<br />

Verbrauch, wenn tatsächlich Zapfungen im TWW-Netz <strong>der</strong> Gebäudehälfte erfolgen.<br />

Damit bestätigt sich anhand <strong>der</strong> Messdaten die vor Ort durch Ablesung festgestellte Ursache, dass die Zirkulationsleitung<br />

im „HH-Standard“-Gebäudeteil mit deutlich weniger Wasser zirkuliert als jene im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil.<br />

Herstellerseitig sind die Zirkulations-Thermostate auf eine Standard-Grenztemperatur eingestellt. Der Einstellring<br />

befindet sich unter einer festen Schutzkappe und ist daher nicht direkt einsehbar. Es verwun<strong>der</strong>t, dass die Thermostate<br />

trotz unverän<strong>der</strong>ter Hersteller-Einstellung unterschiedliche Wassermengen regeln.<br />

188 Haustechnik und Energiebedarf


Diagramm 7 Balance Zu- / Abluft Lüftungsanlage mit WRG<br />

(Messwohnung E3)<br />

250<br />

Volumenstrom Abluft [m³/h]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

30 sec. Spotwerte<br />

Std.-Mittelwerte<br />

0<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Volumenstrom Zuluft [m³/h]<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: InnovaTec<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 7<br />

Für die Evaluierung <strong>der</strong> Messergebnisse folgt aus dem Diagramm, dass <strong>der</strong> Wärmezähler „TWW-Standard“ nur das<br />

gezapfte Trinkwarmwasser <strong>der</strong> „HH-Standard“-Gebäudehälfte erfasst, während bei dem Wärmezähler „TWW-<br />

<strong>EnSan</strong>“ sowohl die Zapfungen als auch die Zirkulationsverluste <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudehälfte erfasst werden.<br />

Der Energieverbrauch für den Zirkulationsbetrieb beträgt für beide Gebäudehälften zusammen etwa<br />

13.800 kWh/a. Bezogen auf die beheizte Nutzfläche von 1.391 m 2 sind dies etwa 9,5 kWh/(m 2 a), – ein durchaus<br />

üblicher Wert für zentrale TWW-Anlagen, wie er auch in an<strong>der</strong>en Untersuchungen in etwa festgestellt wurde.<br />

Der Energieverbrauch für die Trinkwarmwasserbereitung beläuft sich für beide Gebäudehälften zusammen auf<br />

etwa 16.400 kWh/a, bezogen auf die beheizte Nutzfläche von 1.391 m 2 also ca. 11,8 kWh/(m 2 a). Das ist verglichen<br />

mit dem EnEV-Standardwert von 12,5 kWh/(m 2 a) ein interessantes Ergebnis. Allerdings ist zu beachten, dass in die<br />

Summation <strong>der</strong> beheizten Nutzfläche nicht nur Wohnungen (14 WE) einbezogen sind, son<strong>der</strong>n auch 4 Ladengeschäfte.<br />

Demzufolge dürfte <strong>der</strong> spezifische Wert <strong>der</strong> Trinkwarmwasserbereitung nur auf die Wohnungen bezogen<br />

bei etwa 14 kWh/(m 2 a) liegen.<br />

Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung<br />

In den Messwohnungen E1 bis E3 (1.−3. OG rechts) <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudehälfte werden die Betriebsparameter <strong>der</strong><br />

Lüftungsgeräte messtechnisch erfasst. Die übrigen 6 Geräte (4 x Wohnung, 2 x Gewerbe) werden nur einzeln im<br />

Stromverbrauch gemessen.<br />

Aus den gemittelten Monatswerten in den Messwohnngen E1 bis E3 <strong>der</strong> Lüftungsanlagen im „<strong>EnSan</strong>“-Teil lassen<br />

sich keine Rückschlüsse auf den Betrieb <strong>der</strong> Anlagen ziehen, da die Geräte in 99 % <strong>der</strong> Zeit von den Bewohnern<br />

ausgeschaltet waren. Vereinzelt finden sich kurze Betriebszeiten <strong>der</strong> Lüftungsanlage <strong>der</strong> Wohnung E3, so etwa als<br />

kontinuierlicher Betrieb vom 27. November 2007 mittags bis zum Folgetag 28. November 2007 abends, danach<br />

wie<strong>der</strong> Dauerabschaltung.<br />

Bei den übrigen Lüftungsgeräten mit WRG sind die Anlagen <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-Wohnungen 1. OG links und 2. OG links<br />

ebenfalls in Dauerabschaltung. Das Gerät im 3. OG links wurde nur im ersten Jahr des Messzeitraumes kontinuierlich<br />

genutzt. Das Gerät im DG links ist gemäß den zugehörigen Stromverbrauchswerten zumindest im Winter auf<br />

kleiner Stufe kontinuierlich in Betrieb.<br />

In den beiden Ladengeschäften schnurren die Lüftungsgeräte auf unteren Betriebsstufen rund um die Uhr, pro Tag<br />

wird etwa eine halbe Kilowattstunde elektrische Energie (je Gerät) verbraucht. Hochgerechnet belaufen sich die<br />

Stromkosten damit auf etwa 3 Euro pro Betriebsmonat (bei 0,20 €/kWh inkl. MwSt.).<br />

Haustechnik und Energiebedarf 189


Diagramm 8 Wärmerückzahlen Lüftungsanlage mit WRG<br />

(Messwohnung E3, ohne Feuchtebilanzierung)<br />

100%<br />

Außentemp. ca. 10°C<br />

Außentemp. ca. 3°C<br />

Außentemp. ca. 9°C<br />

Wärmerückzahl [%]<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Volumenstrom Zuluft [m³/h]<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: InnovaTec<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 8<br />

Aus den im Rahmen eines Ortstermins am 16. Januar 2008 ermittelten 30-Sekunden-Daten des manuell in Betrieb<br />

gesetzten Lüftungsgerätes <strong>der</strong> Messwohnung E3 konnten direkte Rückschlüsse auf die Betriebsgüte <strong>der</strong> Lüftung<br />

mit Wärmerückgewinnung gezogen werden. Demnach stimmen die Zuordnungen <strong>der</strong> Betriebsstufen mit den gemessenen<br />

Volumenströmen und den dabei ermittelten Stromverbrauchswerten überein, die Messtechnik zeichnet<br />

den Betrieb fehlerfrei auf.<br />

Das Diagramm 7 auf <strong>der</strong> vorherigen Seite dieses Kapitels zeigt die sehr ausgewogene Balance zwischen Zu- und<br />

Abluft bei verschiedenen Betriebsstufen im Volumenstrombereich von 60 bis 250 m 3 /h.<br />

Die Effizienz <strong>der</strong> Lüftungsgeräte hinsichtlich <strong>der</strong> Wärmerückzahl (siehe Diagramm oben) liegt – unter Voraussetzung<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> vorherigen Grafik dargestellten balancierten Volumenströme − nahezu immer oberhalb 80 %. Erst<br />

bei Volumenströmen oberhalb 150 m 3 /h unterschreitet die Wärmerückzahl bei Außentemperaturen unterhalb 3 °C<br />

diese 80-%-Grenze. Diese Auswertung berücksichtigt jedoch nicht die latente Wärme durch Kondensation von<br />

Raumluftfeuchte im Fortluftstrang, wodurch die effektiven Wärmerückzahlen bei Außentemperaturen unterhalb<br />

ca. 5 °C verbessert werden.<br />

Die im Geschosswohnungsbau bei Wohnungsgrößen unterhalb 100 m 2 benötigten Luftmengen betragen je nach<br />

Anzahl <strong>der</strong> Bewohner etwa 50 bis 100 m 3 /h je Wohnung. Die Auswertung <strong>der</strong> wenigen kontinuierlichen Messdaten<br />

(zwei Novembertage und ein halber Dezembertag in Messwohnung E3) zeigen, dass die ausgewählten Lüftungsgeräte<br />

inklusive dem nachgeschalteten Lüftungsnetz eine exzellente Stromeffizienz bieten. Das Effizienzkriterium<br />

für Lüftungsanlagen in Passivhäusern lautet: Als Mittelwert <strong>der</strong> Stromeffizienz für den gesamten Betriebszeitraum<br />

soll ein Wert von 0,45 Wh/m 3 nicht überschritten werden. Die Lüftungsanlage (Geräteeinheit und Lüftungsnetz) in<br />

<strong>der</strong> Wohnung E3 überschreitet erst oberhalb von 150 m 3 /h das Effizienzkriterium, ein Volumenstrom <strong>der</strong> nur für<br />

kurze Stoßlüftungsphasen benötigt wird. Im Bereich <strong>der</strong> regulären Wohnungslüftung von 50 bis 100 m 3 /h hat die<br />

Anlage eine elektrische Aufnahmeleistung von 15 bis 30 W.<br />

190 Haustechnik und Energiebedarf


Diagramm 9 Stromeffizienz Lüftungsanlage mit WRG<br />

(Messwohnung E3, Stunden-Mittelwerte über 2 Tage)<br />

1,00<br />

Stromeffizienz [Wh/m³]<br />

0,80<br />

0,60<br />

0,40<br />

0,20<br />

Außentemp. ca. 3°C<br />

Außentemp. ca. 9°C<br />

0,00<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Volumenstrom Zu-/Abluft - Mittelwert [m³/h]<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: InnovaTec<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 9<br />

Die Messdatenerfassung wurde vor Ort überprüft, die gemessenen Verbrauchswerte <strong>der</strong> Lüftungsanlagen sind<br />

plausibel.<br />

Die Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung werden von den Mietern vielfach abgeschaltet, um Strom zu sparen.<br />

So werden im Mittel bei nicht genutzten Anlagen etwa 90 bis 110 kWh/a elektrische Energie für den Standby-<br />

Betrieb <strong>der</strong> Lüftungsanlagen mit WRG registriert, dies entspricht einer mittleren Aufnahmeleistung von ca. 11 W.<br />

Die Anlagen im Dauerbetrieb – etwa in den Läden – benötigen für 50 bis 70 m 3 /h kontinuierliche Lufterneuerung<br />

auch nur 10 W mehr.<br />

Der Nutzer schaltet die Lüftungsanlage am Bedienpaneel aus. Die Messungen zeigen, dass die Lüftungsgeräte trotz<br />

„Nutzerabschaltung“ elektrische Leistung aufnehmen (Standby-Leistung etwa 5−11 W). Bei Betrieb <strong>der</strong> Lüftungsanlage<br />

auf kleinster Stufe erhöht sich <strong>der</strong> Wert nur unwesentlich auf etwa 15−20 W.<br />

Die von den Mietern im „<strong>EnSan</strong>“-Teil mit <strong>der</strong> Abschaltung initiierte Kosteneinsparung im Stromverbrauch findet<br />

also tatsächlich nicht statt, weil die Vorteile <strong>der</strong> Wärmerückgewinnung (mit Jahresarbeitszahlen <strong>der</strong> Anlage von<br />

etwa 10) nicht genutzt werden und stattdessen über die Fenster gelüftet wird. Gegenüber einem regulären Betrieb<br />

<strong>der</strong> Lüftungsgeräte auf Stufe 2−3 beträgt die Kosteneinsparung beim Strom etwa 25 €/a.<br />

Die Mehrkosten infolge Fensterlüftung dürften bei etwa 120 €/a und damit deutlich über dem zusätzlichen Stromaufwand<br />

für den Betrieb <strong>der</strong> Lüftungsgeräte liegen.<br />

Schade für die Bewohner <strong>der</strong> „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudehälfte, dass die exzellente Lüftungstechnik mit Wärmerückgewinnung<br />

nicht von ihnen genutzt wird.<br />

Lüftungsgeräte ohne Wärmerückgewinnung<br />

Im Standard-Gebäudeteil werden zwei zentrale Dachventilatoren für die Entlüftung von je drei übereinan<strong>der</strong>liegenden<br />

Bä<strong>der</strong>n und einem Laden-WC eingesetzt. Die Dachventilatoren sind über einen Drehzahlgeber fest eingestellt<br />

und werden kontinuierlich über das Jahr im Dauerbetrieb betrieben. Die gemessene elektrische Leistung<br />

beträgt ca. 40 W je Dachventilator, damit entfallen auf jede Nutzungseinheit eine elektrische Leistung von ca. 10<br />

W, hochgerechnet auf das Jahr etwa 90 kWh/a und damit ein Anteil an den Allgemeinkosten <strong>der</strong> Gebäudehälfte<br />

von ca.18 €/a.<br />

Haustechnik und Energiebedarf 191


Diagramm 10 Temperaturen Messwohnung E1<br />

„<strong>EnSan</strong>“-Teil [°C / Monat]<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Zi Links Zi Rechts Flur Küche Zi Hof Bad<br />

Sep. 07<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Mai 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D &R<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 10<br />

Auswertung sonstige Stromzähler<br />

Der Haushaltsstromverbrauch <strong>der</strong> Wohnungen beträgt im Mittel ca. 2.700 kWh/a und Wohnung. Die Gebäudeteile<br />

„HH-Standard“ und „<strong>EnSan</strong>“ unterscheiden sich trotz <strong>der</strong> Lüftungsanlagen im „<strong>EnSan</strong>“-Teil beim Mittelwert kaum,<br />

zumal die Lüftungsanlagen dort von den Bewohnern nicht genutzt werden. Abhängig von <strong>der</strong> Ausstattung <strong>der</strong><br />

Wohnungen mit elektrischen Geräten und <strong>der</strong>en Nutzungszeiten sind die Schwankungsbreiten jedoch erheblich<br />

und lassen wenig Rückschlüsse auf Einsparpotentiale bzw. Nutzerverhalten im Sektor Haushaltsstrom zu.<br />

Der Stromverbrauch für die Technik (Heizung, Trinkwarmwasserbereitung, Zirkulation, Solaranlage sowie Kondensat-Hebeanlage)<br />

summiert sich im Jahr auf etwa 2.000 kWh/a. Umgerechnet auf die elektrische Aufnahmeleistung<br />

beträgt diese in den Wintermonaten im Mittel etwa 260 W, in den Sommermonaten etwa 180 W. Sämtliche eingesetzten<br />

Pumpen werden drehzahlgeregelt, alle Regelungsgeräte zusammen verbrauchen weniger als 10 W.<br />

192 Haustechnik und Energiebedarf


Diagramm 11 Relative Feuchte Messwohnung E1<br />

„<strong>EnSan</strong>“-Teil [% / Monat]<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Zi Links Zi Rechts Flur Küche Zi Hof Bad<br />

Sep. 07<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Mai 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D &R<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 11<br />

Behaglichkeitswerte Wohnungen<br />

Die Messdaten lassen bezogen auf die Bautechnik und auf das Verhalten <strong>der</strong> Nutzer einige Interpretationen zu:<br />

Die Diagramme 10 und 11 zeigen eine sehr gleichmäßige Temperatur- und infolgedessen auch Raumfeuchteverteilung<br />

innerhalb <strong>der</strong> Messwohnung 1 im „<strong>EnSan</strong>“-Teil (E1, siehe auch Abschnitt B, Kapitel V dieses Berichts: Messwohnungen).<br />

Die Temperaturdifferenzen betragen hier zwischen dem kühlsten und dem wärmsten Raum maximal<br />

2 K bzw. 5 % relative Luftfeuchte. Über den 18-monatigen Messzeitraum gesehen schwanken die Temperaturen in<br />

den Räumen dieser Wohnung um nicht mehr als 4 K. Die relative Luftfeuchtigkeit weist dagegen Differenzen von<br />

bis zu 30 % auf. Zwischen den Frühjahren 2007 und 2008 ist mit 5 % bis 7 % Differenz eine leichte Abwärtstendenz<br />

<strong>der</strong> relativen Luftfeuchte in den Wohnräumen dieser Messwohnung festzustellen. Diese hängt vermutlich mit<br />

<strong>der</strong> allmählichen Verringerung <strong>der</strong> Restfeuchtigkeit aus <strong>der</strong> Bautätigkeit zusammen.<br />

Haustechnik und Energiebedarf 193


Diagramm 12 Temperaturen Messwohnung E3<br />

„<strong>EnSan</strong>“-Teil [°C / Monat]<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Zi Links Zi Rechts Flur Küche Zi Hof Bad<br />

Sep. 07<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Mai 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D &R<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 12<br />

In <strong>der</strong> Messwohnung 3 im „<strong>EnSan</strong>“-Teil (E3) sind die Temperatur- und Luftfeuchtedifferenzen innerhalb <strong>der</strong> Wohnung<br />

deutlich größer (siehe Diagramme 12 und 13 auf dieser Seite). Die maximalen Temperaturdifferenzen liegen<br />

zu einzelnen Zeitpunkten zwischen den Räumen <strong>der</strong> Wohnung bei bis zu 5 K und die <strong>der</strong> Luftfeuchte bei beachtlichen<br />

25 %. Diese Unterschiede sind im Wesentlichen auf den Raum zur Hofseite zurückzuführen, da die Bewohner<br />

diesen Raum kaum heizen und gleichzeitig kaum lüften (vergleiche auch Diagramm 17 in diesem Kapitel). Die<br />

jahreszeitlichen Schwankungen liegen dagegen mit 5 K bei <strong>der</strong> Temperatur und knapp über 30 % bei <strong>der</strong> relativen<br />

Feuchte in einer vergleichbaren Größenordnung zu den Werten <strong>der</strong> Messwohnung E1. Die Abwärtstendenz bezüglich<br />

<strong>der</strong> Baufeuchte tritt in Wohnung E3 nicht ganz so deutlich zu Tage wie in Wohnung E1.<br />

Diagramm 13 Relative Feuchte Messwohnung E3<br />

„<strong>EnSan</strong>“-Teil [% / Monat]<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Zi Links Zi Rechts Flur Küche Zi Hof Bad<br />

Sep. 07<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Mai 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D &R<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 13<br />

194 Haustechnik und Energiebedarf


Diagramm 14 Temperaturen in allen vier<br />

Messwohnungen [°C / Monat]<br />

30<br />

g<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Wohnung E1 Wohnung E2 Wohnung E3 Wohnung S1<br />

Sep. 07<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Mai 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D &R<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 14<br />

Betrachtet man alle vier Messwohnungen (E1, E2, E3 und S1) gemeinsam, so bestätigt sich <strong>der</strong> Abwärtstrend<br />

<strong>der</strong> durchschnittlichen Raumluftfeuchten klar. Gegenüber den Vorjahresmonaten liegen <strong>der</strong> Januar bis Mai 2008<br />

jeweils etwa 5 % bis 8 % darunter. Eine konstante Nutzung <strong>der</strong> Lüftungsanlagen im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil hätte<br />

diese Tendenz vermutlich verstärkt.<br />

Diagramm 15 Relative Feuchte in allen vier<br />

Messwohnungen [% / Monat]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Wohnung E1 Wohnung E2 Wohnung E3 Wohnung S1<br />

Sep. 07<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Mai 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D &R<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 15<br />

Haustechnik und Energiebedarf 195


Diagramm 16 Fensterschließanteile Messwohnung E1<br />

„<strong>EnSan</strong>“-Teil [%]<br />

100,0<br />

90,0<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Zimmer Rechts/Links Straße Küche Zimmer Hof<br />

Sep. 07<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Mai 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D &R<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 16<br />

Interessant ist auch das sehr unterschiedliche Lüftungsverhalten in den einzelnen Messwohnungen. Am stärksten<br />

weichen die Messwohnungen E1 und E3 voneinan<strong>der</strong> ab (siehe Diagramme 16 und 17 auf dieser Seite). Während<br />

alle Fenster in Wohnung E1 durchschnittlich und je nach Raum zu 93 % bis 100 % geschlossen sind, ist dies in E3<br />

nur zu 63 % bis 78 % <strong>der</strong> Fall. In letzterer Wohnung ist beispielsweise das Küchenfenster in manchen Monaten<br />

fast nie geschlossen. In <strong>der</strong> Standardwohnung S1 ist hinsichtlich <strong>der</strong> relativen Raumluftfeuchte keine Abweichung<br />

gegenüber den Messwohnungen im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil zu erkennen, obwohl im „HH-Standard“-Gebäudeteil<br />

kontinuierlich im Bad entlüftet wird (zentrale Abluftanlage). Die Auswertung <strong>der</strong> Fensterschließzeiten zeigt allerdings<br />

auch, dass in dieser Wohnung sehr viel über die Fenster (insbeson<strong>der</strong>e die Küche) gelüftet wird. In den Wintermonaten<br />

ist das Küchenfenster zwischen 20 und 30 % <strong>der</strong> Zeit auf Kippstellung geöffnet. Die relative Luftfeuchte<br />

in <strong>der</strong> Wohnung wird damit wesentlich über die Öffnung <strong>der</strong> Fenster bestimmt. Die Küche ist demzufolge auch<br />

<strong>der</strong> Raum mit <strong>der</strong> geringsten relativen Luftfeuchtigkeit in den Wintermonaten (im Monatsmittel 41 bis 45 %).<br />

Diagramm 17 Fensterschließanteile Messwohnung E3<br />

„<strong>EnSan</strong>“-Teil [%]<br />

100,0<br />

90,0<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

Okt. 06<br />

Nov. 06<br />

Dez. 06<br />

Jan. 07<br />

Feb. 07<br />

Mrz. 07<br />

Apr. 07<br />

Mai 07<br />

Jun. 07<br />

Jul. 07<br />

Aug. 07<br />

Zimmer rechts/links Straße Küche Zimmer Hof<br />

Sep. 07<br />

Okt. 07<br />

Nov. 07<br />

Dez. 07<br />

Jan. 08<br />

Feb. 08<br />

Mrz. 08<br />

Apr. 08<br />

Mai 08<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D &R<br />

Haustechnik und Energiebedarf F_II. 17<br />

196 Haustechnik und Energiebedarf


Zusammenfassung Haustechnik und Energiebedarf<br />

Der ermittelte Primärenergieverbrauch für das Gebäude nach <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> beträgt für den „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil<br />

ca. 64,9 kWh/(m 2 a) und für den „HH-Standard“-Gebäudeteil ca. 71,3 kWh/(m 2 a). Die deutliche Abweichung<br />

gegenüber den berechneten Werten des Primärenergiebedarfs von 42 kWh/(m 2 a) im „<strong>EnSan</strong>“-Teil resultiert im<br />

Wesentlichen aus den nicht genutzten Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung und den anteilig vermin<strong>der</strong>ten<br />

Erträgen <strong>der</strong> Solaranlage. Würden diese dauerhaft in Betrieb sein, würde sich <strong>der</strong> Primärenergieverbrauch auf ca.<br />

55 kWh/(m 2 a) vermin<strong>der</strong>n. Im „HH-Standard“-Gebäudeteil betragen die ermittelten Abweichungen zwischen Primärenergiebedarf<br />

und -verbrauch nur ca. 5 kWh/(m 2 a). Rechnet man die prognostizierten, aber nicht erreichten<br />

Solarerträge hinzu, ergibt sich für die <strong>EnSan</strong> Hälfte ein Primärenergieverbrauch von ca. 52 kWh/(m 2 a).<br />

Diese Differenzen erhöhen sich noch, wenn die ermittelten Primärenergieverbräuche klimabereinigt (+ 15 %) werden.<br />

So än<strong>der</strong>n sich die oben ausgewiesenen Primärenergieverbräuche auf ca. 74,4 kWh/(m 2 a) im „<strong>EnSan</strong>“-Teil und<br />

auf ca. 82,0 kWh/(m 2 a) im „HH-Standard“-Gebäudeteil.<br />

Der Energieverbrauch für die Trinkwarmwasserbereitung 11,8 bzw. 14 kWh/(m 2 a) stimmt erstaunlich gut mit dem<br />

EnEV-Wert von 12,5 kWh/(m 2 a) überein. Die Unstimmigkeit bei den Zirkulationswärmeverlusten resultiert aus deutlich<br />

unterschiedlichen Volumenströmen in den beiden Gebäudeteilen. Mit ca. 9,5 kWh/(m 2 a) bewegt sich <strong>der</strong><br />

Zirkulationswärmeverlust jedoch noch im üblichen Rahmen.<br />

Für eine messtechnisch komplettere Erfassung des Trinkwassers empfiehlt es sich, sowohl den Hauptwasserzähler<br />

als auch die Zulaufmenge des Trinkwarmwasserkreises zu erfassen.<br />

Für die Bilanzierung einer Heizzentrale mit Solarthermie und Pufferspeichern sollten die Ladezustände des/<strong>der</strong><br />

Pufferspeicher(s), messtechnisch über mehrere Temperaturfühler verteilt, über die Speicherhöhe erfasst werden,<br />

um die Temperaturschichtung bei unterschiedlichen Betriebszuständen protokollieren zu können.<br />

Wie oben ausgeführt, könnte jede Mietpartei im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil pro Jahr etwa 100 € Heizkosten sparen,<br />

würden die Lüftungsanlagen genutzt (Annahme: Luftwechsel = 0,35 h -1 ). Betrachtet man die Investitionskosten für<br />

die Lüftungsanlagen über einen Zeitraum von 15 Jahren bei einem Zinssatz von 5,5 % und einer Energiepreissteigerung<br />

inflationsbereinigt von 10 % pro Jahr (entspricht dem Mittelwert <strong>der</strong> Jahre 1997−2007), dann kostet die<br />

Lüftungsanlage 60 € im ersten Betriebsjahr. Damit werden pro Wohnung pro Jahr etwa 500 kg CO 2<br />

eingespart,<br />

die eingesparte Tonne CO 2<br />

kostet damit wie<strong>der</strong>um im ersten Betriebsjahr etwa 120 € (alle Kostenangaben inkl.<br />

19 % MwSt.). Zu beachten ist, mit jedem Betriebsjahr verbessert sich die Kosteneffizienz, weil Tilgung und Zins<br />

gleich bleiben, die Energiekosten mit 10 % o<strong>der</strong> mehr pro Jahr steigen.<br />

Haustechnik und Energiebedarf 197


Abschnitt F: Ergebnisse<br />

III Messtechnik<br />

Messtechnik<br />

Störspannungen<br />

auf einer<br />

Messleitung<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: TUHH, Prof. Leschnik<br />

Messtechnik V.1<br />

Ergebnisse<br />

Die Messtechnik wurde wie geplant bzw. mit den in den vorangegangenen<br />

Kapiteln beschriebenen Än<strong>der</strong>ungen aufgebaut und<br />

betrieben. Die Messungen erfolgten von Oktober 2006 bis März<br />

2008; die Daten wurden kontinuierlich als 30-Sekunden-Messwerte<br />

gespeichert. Wie bereits erläutert, kam es beim Betrieb <strong>der</strong><br />

Messanlage zunächst zu Anlaufproblemen und später wie<strong>der</strong>holt<br />

zu teilweisen o<strong>der</strong> gänzlichen Ausfällen <strong>der</strong> Anlage. Für diese Zeiten<br />

fehlen die Messwerte.<br />

Begleitforschung Messtechnik<br />

Technische Universität Hamburg-Harburg<br />

(TUHH)<br />

Institut für Baustoffe, Bauphysik und<br />

Bauchemie<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Leschnik<br />

Die ausgewerteten Messdaten wurden als Stundenmittel- bzw. Stundensummenwerte<br />

für Tage und Monate tabellarisch dargestellt. Für<br />

ausgewählte Teilzeiten wurden auch die 30-Sekunden-Messwerte<br />

zur Verfügung gestellt. Neben den Tages- und Monatsdateien wurden<br />

Übersichtsdateien für alle Messmonate und für alle Messfühler<br />

erstellt, die (a) die gemessenen Daten, (b) eine Auflistung <strong>der</strong> Fehlstunden<br />

und (c) eine Extrapolation <strong>der</strong> Messwerte zum Ausgleich<br />

<strong>der</strong> Fehlstunden beinhalteten.<br />

Diese Dateien wurden den Projektpartnern für die Auswertung zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

198 Messtechnik


Abschnitt F: Ergebnisse<br />

IV Mieter<br />

Wohnungen vorher – nachher<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: target<br />

Öffentlichkeitsarbeit VI.2<br />

Nutzungen<br />

Im Erdgeschoss sind vier Gewerbeeinheiten mo<strong>der</strong>nisiert und instand<br />

gesetzt worden, alle wie<strong>der</strong> mit direktem Zugang von <strong>der</strong><br />

Straße aus. In den Obergeschossen wurden insgesamt 14 Wohneinheiten,<br />

davon sechs mit neuen Bä<strong>der</strong>n im Bereich des ehemaligen<br />

Lichtschachts am Treppenhaus, umgebaut, mo<strong>der</strong>nisiert und<br />

instand gesetzt. Die Anzahl <strong>der</strong> Einheiten hat sich gegenüber dem<br />

Bestand nicht verän<strong>der</strong>t.<br />

Gewerbe<br />

Mieterbetreuung und Eigentümer<br />

Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft<br />

Hamburg mbH (steg)<br />

Dipl.-Ing. Architektin Karin Dürr<br />

Dittert & Reumschüssel<br />

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Dittert<br />

Alle vier Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sind vermietet. Die Gewerbefläche<br />

rechts im <strong>EnSan</strong>-Gebäudeteil stand allerdings bis zum<br />

15. September 2007 aufgrund juristisch erfor<strong>der</strong>licher Klärungen<br />

leer.<br />

Der sanierungsbetroffene Gewerbebetrieb aus dem Standard-<br />

Gebäudeteil hat sein Rückzugsrecht wahrgenommen und beide<br />

Flächen im Erdgeschoss des Standard-Gebäudeteils sowie die Gewerbefläche<br />

im Kellergeschoss <strong>der</strong> Nr. 50 angemietet. Mit diesem<br />

Mieter sind zahlreiche Planungs- und Ausführungsdetails in Bezug<br />

auf seine spezifische Nutzung (Gebrauchtwarenhandel für Waschmaschinen,<br />

Kühlschränke etc.) abgestimmt worden. Die ursprünglich<br />

ebenfalls für diesen Gewerbetreibenden vorgesehene zusätzliche<br />

Lagerfläche im Kellergeschoss <strong>der</strong> Nr. 52 wurde an einen<br />

an<strong>der</strong>en Mieter im Haus vermietet.<br />

Im <strong>EnSan</strong>-Gebäudeteil wird die linke Gewerbefläche für den Verkauf<br />

von Elektro-Fahrrä<strong>der</strong>n genutzt, in <strong>der</strong> rechten Gewerbefläche<br />

befindet sich seit dem 15. September 2007 eine Galerie mit Kunstund<br />

Einzelhandel.<br />

Mieter 199


Wohnungen vorher – nachher<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; STEG Hamburg mbH<br />

Quelle: links: agenda W. Huppertz; rechts: target<br />

Öffentlichkeitsarbeit VI.3<br />

Wohnen<br />

Auch nach dem Wie<strong>der</strong>bezug ist die Mieterstruktur in den Gebäuden gemischt. Der Anteil an Mietern mit Migrationshintergrund<br />

beträgt ca. 35 %, von denen ca. 80 % die türkische Staatsbürgerschaft besitzen.<br />

Fünf Wohneinheiten sind von den ursprünglichen Mietern wie<strong>der</strong> bezogen worden, acht Wohneinheiten wurden<br />

an sanierungsbetroffene Mieterinnen und Mietern vermietet, da ihre ursprüngliche Wohnung / ihr ursprüngliches<br />

Gebäude <strong>der</strong>zeit mo<strong>der</strong>nisiert und instand gesetzt wird. Diese Mieter haben bis zur Fertigstellung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

und Instandsetzung ihrer ursprünglichen Wohnung Zeit, sich zu entscheiden, ob sie in ihrer <strong>der</strong>zeitigen<br />

Wohnung in <strong>der</strong> Kleinen Freiheit 46–52 verbleiben möchten. Drei Mietparteien haben sich inzwischen entschieden,<br />

endgültig in <strong>der</strong> Kleinen Freiheit wohnen zu bleiben, die fünf an<strong>der</strong>en ziehen in ihre ursprünglichen Wohnungen<br />

zurück. Diese frei werdenden Wohnungen werden dann vordringlich wie<strong>der</strong> von sanierungsbetroffenen Mietern<br />

belegt. Eine Wohnung wurde an Dringlichkeitsscheininhaber vermietet.<br />

Im Gebäude leben vier Paare ohne Kin<strong>der</strong>, sechs Paare mit einem o<strong>der</strong> zwei Kin<strong>der</strong>n, eine Alleinerziehende mit<br />

zwei Kin<strong>der</strong>n und drei Singlehaushalte. Die Altersstruktur liegt, bis auf eine 87-jährige Rentnerin, im Durchschnitt<br />

bei ca. 45 Jahren. Im Haus leben ca. 30 % <strong>der</strong> Mieter von Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch, alle an<strong>der</strong>en stehen<br />

in Arbeitsverhältnissen bzw. sind selbstständig o<strong>der</strong> beziehen Rente. Nach wie vor gehören alle Bewohner eher den<br />

unteren Einkommensschichten an.<br />

200 Mieter


Erste Erfahrungen <strong>der</strong> Mieter mit dem <strong>EnSan</strong>-Projekt<br />

Bisher gab es aus Mietersicht keine Probleme, die aus <strong>der</strong> baulichen Mo<strong>der</strong>nisierung und Instandsetzung resultieren.<br />

Alle Mieter sind bei Übergabe <strong>der</strong> Wohnung und durch spezifische Nutzerhandbücher auf die Beson<strong>der</strong>heiten<br />

des Demonstrationsbauvorhabens hingewiesen worden. Bei einer Min<strong>der</strong>heit konnte Interesse für Einzelheiten<br />

des Vorhabens geweckt werden. Bei <strong>der</strong> großen Mehrheit waren jedoch Desinteresse o<strong>der</strong> Gleichgültigkeit zu<br />

verzeichnen.<br />

Die Maßnahmen zum baulichen Wärmeschutz, insbeson<strong>der</strong>e die belüftete Innendämmung <strong>der</strong> straßenseitigen<br />

Außenwände im „<strong>EnSan</strong>“-Teil, haben sich bewährt. Dies gilt auch aus Mietersicht, da die gewählten Konstruktionen<br />

nicht zu Nutzungs- und Gestaltungseinschränkungen führen. Gleichzeitig ist <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Innendämmung<br />

gewährleistet.<br />

Nur durch die messtechnische Begleitung konnte festgestellt werden, dass die Lüftungsanlagen nicht o<strong>der</strong> wenig<br />

benutzt werden. Dies wurde auch durch die Befragung einiger Mieter bestätigt. Bei diesen Interviews zeigte<br />

sich, dass die Bedienung <strong>der</strong> Lüftungsanlagen, die damit erzielbare Energieeinsparung und die Verbesserung <strong>der</strong><br />

Raumluftqualität nicht verstanden worden waren. Das Gros <strong>der</strong> Mieter geht trotz <strong>der</strong> eingehenden Information<br />

davon aus, dass Fensterlüftung nach wie vor die bessere und günstigere Alternative sei. Als Argumente wurden ein<br />

angeblich erhöhter Stromverbrauch, zu kalte Zimmer, Staub- und Geräuschentwicklung sowie eine zu komplizierte<br />

Regelung genannt. Es war bedauerlicherweise nicht vermittelbar, dass <strong>der</strong> erhöhte Stromverbrauch auf <strong>der</strong> Heizungsseite<br />

zu erheblichen Einsparungen führt. Staub- und / o<strong>der</strong> Geräuschentwicklungen waren beim konkreten<br />

Funktionstest in den Wohnungen nicht nachvollziehbar.<br />

Aufgrund dieser Erfahrung wurden die Mieter des „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteils zu einer Mieterversammlung eingeladen,<br />

auf <strong>der</strong> erneute Erläuterungen gegeben und diese Missverständnisse ausgeräumt werden sollten. Trotz „Animation“<br />

durch ein kleines kaltes Buffet und die zusätzliche persönliche Ansprache einzelner Mieter durch den zuständigen<br />

Hausmeister, erschien nur eine von neun eingeladenen Mietparteien. Diese eine Mietpartei – eine relativ<br />

aufgeschlossene und engagierte Mieterin – wurde u. a. darüber informiert, dass durch die Lüftungsanlage mit<br />

WRG in <strong>der</strong> Energiebilanz <strong>der</strong> Gegenwert von 10 € pro Monat eingespart werden könnte. Diese zusätzliche Information,<br />

die den Betriebskostenhaushalt aller Mietparteien betrifft, sollte nun auch von dieser Mieterin im Hause<br />

weitergegeben werden, was sie, zumindest in Einzelfällen tat. Bei einer Mitte Juli 2008 durchgeführten Befragung<br />

konnten nach wie vor keine Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Lüftungsanlagen festgestellt werden. Es bleibt zu<br />

hoffen, dass aufgrund intensiver Erläuterungen und Nachfragen bei den anstehenden Nutzerwechseln hier eine<br />

Verbesserung eintritt. Eine Überprüfung ist nach Ende <strong>der</strong> Messphase nur anhand <strong>der</strong> manuellen Ablesung <strong>der</strong><br />

Zähler möglich, soll aber durchgeführt werden.<br />

Die Zusatzvereinbarung zum Mietvertrag, die mit dem Hamburger Datenschutzbeauftragten für die Mieter in<br />

den Messwohnungen erarbeitet wurde, ist ohne Probleme unterzeichnet worden, ein Wi<strong>der</strong>ruf ist bis heute nicht<br />

erfolgt. Trotz des fehlenden Interesses bzw. <strong>der</strong> Gleichgültigkeit, haben alle Mieter in diesen Wohnungen die – teilweise<br />

häufigen – Störungen durch Nachbesserungen an <strong>der</strong> messtechnischen Anlage in ihren Wohnungen gut<br />

ausgehalten und waren zu den vereinbarten Zeiten anwesend und kooperativ.<br />

Das Gebäude wird in <strong>der</strong> Mehrzahl von Mietern bewohnt, für die das Thema Energieeinsparung kein vordringliches<br />

Thema ist. Insofern gehört zu den wesentlichen Erkenntnissen aus dem Projekt, dass Anlagentechnik und neue<br />

Baukonstruktionen für ganz normale Nutzer so einfach wie möglich in <strong>der</strong> Nutzung und so sicher wie möglich für<br />

die Baukonstruktion sein sollten.<br />

Mieter 201


Abschnitt F: Ergebnisse<br />

V Auswertung <strong>der</strong> Baukosten nach Abrechnung<br />

Vergleich <strong>der</strong> Gesamtkosten – Tabelle 1 (I)<br />

<strong>EnSan</strong>-Antrag<br />

Kostenanschlag (Stand WK-Antrag) Abrechnung Abweichungen<br />

Kosten/m² WFl<br />

Nr. /<br />

Kostengruppe<br />

(KG)<br />

Bauteil Gesamtkosten davon energet.<br />

bzw.<br />

forschungsrele<br />

vante Kosten<br />

Gesamtkosten davon energetische<br />

bzw.<br />

forschungsrelevante<br />

Kosten<br />

Gesamtkosten davon energetische<br />

bzw.<br />

forschungsrelevante<br />

Kosten<br />

Antrag zu<br />

Abrechnung<br />

Anschlag zu<br />

Abrechnung<br />

Gesamtkosten<br />

/<br />

Abrechnung<br />

energ.rel.<br />

Kosten /<br />

Abrechnung<br />

Gesamtkosten<br />

energ.rel.<br />

Kosten<br />

Gesamtkosten<br />

energ.rel.<br />

Kosten<br />

1.391 1.391<br />

[Euro] [Euro] [Euro] [Euro] [Euro] [Euro] [%] [%] [%] [%] m² m²<br />

200 Herrichten und 2.000 € 5.301,72 € 5.509,20 € 175,46% 3,91% 3,96 €<br />

300 Bauwerk-<br />

Baukonstruktionen<br />

1.361.172 € 581.383 € 1.398.559,62 € 633.751,15 € 1.452.604,98 € 643.651,17 € 6,72% 10,71% 3,86% 1,56% 1.044,29 € 462,73 €<br />

45.079,12 € 41.185,25 € -8,64% 29,61 €<br />

320 Gründung 56.897 € 63.368,22 € 62.278,38 € 33.109,90 € 32.062,06 € -41,81% -47,75% -48,52% 23,80 € 23,05 €<br />

330 Außenwände 415.265 € 328.781 € 383.656,21 € 276.865,38 € 421.037,03 € 319.331,93 € 1,39% -2,87% 9,74% 15,34% 302,69 € 229,57 €<br />

340 Innenwände 231.483 € 16.187 € 267.839,64 € 9.840,49 € 356.750,80 € 55.094,67 € 54,12% 240,36% 33,20% 459,88% 256,47 € 39,61 €<br />

350 Decken 391.396 € 153.790 € 446.952,61 € 250.322,62 € 400.975,89 € 206.351,50 € 2,45% 34,18% -10,29% -17,57% 288,26 € 148,35 €<br />

360 Dächer 237.683 € 82.625 € 156.683,51 € 34.444,28 € 164.545,13 € 30.811,01 € -30,77% -62,71% 5,02% -10,55% 118,29 € 22,15 €<br />

370 Baukonstruktive Einbauten 28.448 € 34.980,22 € 35.000,98 € 23,03% 0,06% 25,16 €<br />

400 Bauwerk- Technische<br />

Anlagen<br />

339.483 € 256.942 € 322.721,64 € 205.849,46 € 318.840,98 € 200.985,52 € -6,08% -21,78% -1,20% -2,36% 229,22 € 144,49 €<br />

22.307,83 € 100,00% 16,04 €<br />

410 Abwasser 54.810 € 4.620 € 70.293,86 € 25.692,81 € 63.073,02 € 33.800,07 € 15,08% 631,60% -10,27% 31,55% 45,34 € 24,30 €<br />

420 Wärmeversorgung 112.855 € 109.780 € 102.293,01 € 99.768,70 € 94.676,90 € 93.253,79 € -16,11% -15,05% -7,45% -6,53% 68,06 € 67,04 €<br />

430 Lufttechnische Anlagen 150.318 € 142.542 € 69.246,80 € 67.822,80 € 66.914,46 € 61.377,78 € -55,48% -56,94% -3,37% -9,50% 48,11 € 44,12 €<br />

440 Starkstromanlagen 21.500 € 70.810,22 € 2.487,40 € 61.744,09 € 2.429,18 € 187,18% 100,00% -12,80% -2,34% 44,39 € 1,75 €<br />

450 Fern- und Informationstechnische Anlagen 10.077,75 € 10.077,75 € 10.124,70 € 10.124,70 € 100,00% 100,00% 0,47% 0,47% 7,28 € 7,28 €<br />

500 Außenanlagen 8.000 € 0 € 16.489,20 € 0,00 € 15.980,07 € 0,00 € 99,75% -3,09% 11,49 €<br />

Nettosumme KGr. 200 - 500 1.710.655 € 838.325 € 1.743.072,18 € 839.600,61 € 1.792.935,23 € 844.636,69 € 4,81% 0,75% 2,86% 0,60% 1.288,95 € 607,22 €<br />

+ 3 % UVG (ohne 200) 1 € -1 € 52.133,11 € 25.188,02 €<br />

Zwischensumme netto 1.710.656 € 838.324 € 1.795.205,29 € 864.788,63 € 1.792.935,23 € 844.636,69 € 4,81% 0,75% -0,13% -2,33% 1.288,95 € 607,22 €<br />

+ 16 % USt. 273.705 € 134.132 € 287.232,85 € 138.366,18 € 286.869,64 € 135.141,87 € 4,81% 0,75% -0,13% -2,33% 206,23 € 97,15 €<br />

Baukosten brutto 1.984.361 € 972.456 € 2.082.438,14 € 1.003.154,81 € 2.079.804,87 € 979.778,56 € 4,81% 0,75% -0,13% -2,33% 1.495,19 € 704,37 €<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Anhand einer Excel-Datei wurden alle Ausschreibungs- und Abrechnungspositionen<br />

aller Gewerke sowohl den Kostengruppen als<br />

auch den energetischen Kosten sowie den beiden Gebäudehälften<br />

zugeordnet. Aus dieser Tabelle, die ausgedruckt 1.120 DIN-A4-<br />

Seiten umfasst, sind die energetisch relevanten Kosten ermittelt<br />

worden. Die Auswertung umfasst alle Kostengruppen, ohne die<br />

Kostengruppen 100 und 600, da in diesen beiden Kostengruppen<br />

keine Kosten angefallen sind. Die Kostengruppe 700 weist sämtliche<br />

Nebenkosten aus, bis auf Zinsen, Kontoführungsgebühren, den<br />

Kostenbeitrag <strong>der</strong> WK und Projektsteuerungsleistungen.<br />

Kosten<br />

Kosten F_V.1<br />

Eigentümer<br />

Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft<br />

Hamburg mbH (steg)<br />

Dipl.-Ing. Architektin Karin Dürr<br />

Dipl.-Ing. Architektin Birgit Wessel<br />

Vergleich <strong>der</strong> Gesamtkosten – Tabelle 1<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> reinen Baukosten zwischen Kostenanschlag und<br />

den Abrechnungssummen ergibt ein ausgesprochen positives Ergebnis.<br />

Dank einer effizienten Projektsteuerung ist eine so genannte<br />

Punktlandung erzielt worden. Die Abrechnungssumme unterschreitet<br />

den Kostenanschlag um 0,13 %, absolut um 2.633,- €.<br />

Vergleicht man nur die energetischen Kosten in den Kostengruppen<br />

300 und 400, so liegt die Abweichung zwischen <strong>der</strong> Kostenfortschreibung<br />

<strong>EnSan</strong>, die anhand des Kostenanschlages aufgestellt<br />

wurde, und <strong>der</strong> Abrechnung bei -2,33 %, absolut bei Min<strong>der</strong>kosten<br />

von -23.376,- €. Diese Einsparung, die im Bauverlauf erzielt werden<br />

konnte, ist wie<strong>der</strong>um auf intensive Projektsteuerung, Bauleitung<br />

und Kostenkontrolle zurückzuführen.<br />

Hinweis: Die mit dem roten Kästchen<br />

gekennzeichneten Abbildungen, Grafiken<br />

und Hinweise sind im Anhang des<br />

Berichts entwe<strong>der</strong> in größerem Format<br />

dargestellt o<strong>der</strong> mit ergänzendem / vertiefendem<br />

Material versehen.<br />

202 Kosten


Vergleich <strong>der</strong> Gesamtkosten – Tabelle 1 (II)<br />

Nr. /<br />

Kostengruppe<br />

(KG)<br />

Bauteil Gesamtkosten davon energetische<br />

bzw.<br />

forschungsrelevante<br />

Kosten<br />

<strong>EnSan</strong>-Antrag Kostenanschlag (Stand WK-Antrag) Abrechnung Abweichungen Kosten/m² WFl<br />

Gesamtkosten davon energetische<br />

bzw.<br />

forschungsrelevante<br />

Kosten<br />

Gesamtkosten davon energetische<br />

bzw.<br />

forschungsrelevante<br />

Kosten<br />

Antrag zu<br />

Abrechnung<br />

Anschlag zu<br />

Abrechnung<br />

Gesamtkosten<br />

/<br />

Abrechnung<br />

energ.rel.<br />

Kosten /<br />

Abrechnung<br />

Gesamt- energ.rel. Gesamt- energ.rel. 1.391 1.391<br />

kosten Kosten kosten Kosten<br />

[Euro] [Euro] [Euro] [Euro] [Euro] [Euro] [%] [%] [%] [%] m² m²<br />

Übertrag 1.984.361 € 972.456 € 2.082.438,14 € 1.003.154,81 € 2.079.804,87 € 979.778,56 € 4,81% 0,75% -0,13% -2,33% 1.495,19 € 704,37 €<br />

700 Baunebenkosten 319.008 € 70.048 € 280.124,63 € 64.593,54 € 331.774,30 € 69.497,67 € 4,00% -0,79% 18,44% 7,59% 238,51 € 49,96 €<br />

731 Architektenleistungen 161.400 € 28.000 € 170.123,89 € 27.083,73 € 166.161,49 € 25.712,09 € 2,95% -97,16 € -2,33% -5,06% 119,45 € 18,48 €<br />

735 Tragwerksplanung 39.208 € 9.048 € 28.107,23 € 7.364,94 € 26.617,14 € 8.938,86 € -32,11% -1,21% -5,30% 21,37% 19,14 € 6,43 €<br />

736 Technische Ausrüstung 106.400 € 31.000 € 49.397,72 € 29.152,07 € 48.620,74 € 31.093,84 € -54,30% 0,30% -1,57% 6,66% 34,95 € 22,35 €<br />

770 Allgemeine Baunebenkosten 12.000,00 € 2.000,00 € 32.495,80 € 992,80 € 90.374,92 € 3.752,89 € 653,12% 87,64% 178,11% 278,01% 64,97 € 2,70 €<br />

Gesamtkosten brutto 2.303.369 € 1.042.504 € 2.362.562,77 € 1.067.748,34 € 2.411.579,17 € 1.049.276,23 € 4,70% 0,65% 2,07% -1,73% 1.733,70 € 754,33 €<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: steg<br />

Kosten F_V.2<br />

Bei einer Wohn- und Nutzfläche von insgesamt 1.391 m 2 liegen die Bruttobaukosten <strong>der</strong> Kostengruppen 200 bis<br />

500 nach Abrechnung bei 1.495,- €/m 2 , einschließlich <strong>der</strong> energetischen Mehrkosten, bezogen auf die Nutzfläche<br />

A N<br />

(1.936 m 2 ) bei 1.074,- €/m 2 .<br />

Die Differenz zwischen den in <strong>der</strong> Planungsphase ermittelten Wohn- und Nutzflächen von 1.391 m 2 und den<br />

nach Fertigstellung per Aufmaß ermittelten Quadratmetern von 1.381,57 m 2 wird nicht berücksichtigt, da es sich<br />

um eine geringe Abweichung in Höhe von 0,68 % handelt und sich alle Kennwerte auf die Fläche von 1.391 m 2<br />

beziehen.<br />

Betrachtet man ausschließlich die energetischen Kosten, so liegen diese, bezogen auf die Wohn- und Nutzfläche<br />

des Gebäudes bei 704,- €/m 2 , bezogen auf die Nutzfläche A N<br />

bei 506,- €/m 2 . Auch in <strong>der</strong> Abrechnung bestätigt<br />

sich, dass bei einem Gebäude dieser Altersklasse mit dem vorgefundenen Instandsetzungsbedarf und -stau die<br />

energetischen Kosten fast 50 % ausmachen.<br />

Unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Kostengruppe 700 überschreiten die Gesamtkosten brutto die Kosten nach Kostenanschlag<br />

um 2,07 %, die energetischen Gesamtkosten, einschließlich <strong>der</strong> Planungsmehrkosten, unterschreiten die<br />

Kosten im Vergleich zum Kostenanschlag um 1,73 %. Die Kosten, bezogen auf die Wohn- und Nutzfläche, einschließlich<br />

Kostengruppe 700, betragen 1.734,- €, die <strong>der</strong> energetisch relevanten Kosten 754,- €.<br />

Interessant ist im Folgenden, welche Kosten ohne Berücksichtigung des energetischen Mehraufwandes vorliegen.<br />

Kosten 203


Vergleich <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungs- und Instandsetzungskosten ohne<br />

Berücksichtigung des Demonstrationsbauvorhabens (WK) – Tabelle 2 (I)<br />

Nr. / Bauteil<br />

Gewerk<br />

WK-Antrag Abrechnung<br />

Abweichungen<br />

Abrechnung zu Abrechnung zu<br />

Antrag<br />

Antrag<br />

[Euro] [Euro] [Euro] [%]<br />

1. Gewerke<br />

1 Erschließungungskosten 6.150,00 € 6.657,56 € 507,56 € 8,25%<br />

2 Bauwerk 1.515.667,00 € 1.534.466,82 € 18.799,82 € 1,24%<br />

2.1 Abbrucharbeiten 105.863,00 € 121.194,77 € 15.331,77 € 14,48%<br />

2.2 Gerüstarbeiten 24.400,00 € 21.836,97 € -2.563,03 € -10,50%<br />

2.3 Rohbau- und Putzarbeiten 450.370,00 € 456.425,03 € 6.055,03 € 1,34%<br />

2.4 Zimmer- und Holzarbeiten 173.297,00 € 160.872,67 € -12.424,33 € -7,17%<br />

2.5 Schwammbekämpfung 45.687,00 € 17.957,51 € -27.729,49 € -60,69%<br />

2.6 Dachdeckungs- und Dacklempnerarbeiten 76.134,00 € 74.615,65 € -1.518,35 € -1,99%<br />

2.7 Trockenbauarbeiten 85.024,00 € 93.565,75 € 8.541,75 € 10,05%<br />

2.8 Fensterbauarbeiten 78.297,00 € 78.452,38 € 155,38 € 0,20%<br />

2.9 Fliesen- und Plattenarbeiten 27.869,00 € 29.667,80 € 1.798,80 € 6,45%<br />

2.10 Bodenbelagsarbeiten 62.179,00 € 40.164,55 € -22.014,45 € -35,40%<br />

2.11 Tischlerarbeiten 53.189,00 € 100.438,55 € 47.249,55 € 88,83%<br />

2.12 Dielenschleifarbeiten 16.902,00 € 17.229,24 € 327,24 € 1,94%<br />

2.13 Maler-/Lackierarbeiten 84.296,00 € 69.160,46 € -15.135,54 € -17,96%<br />

2.14 Wärmedämmverbundsystem 76.539,00 € 57.084,11 € -19.454,89 € -25,42%<br />

2.15 Einbauküchen 16.336,00 € 19.652,49 € 3.316,49 € 20,30%<br />

2.16 Metallbauarbeiten 139.285,00 € 166.382,51 € 27.097,51 € 19,45%<br />

2.17 Entrümpelung, Taubenabwehr,<br />

Bauendreinigung, Bauheizung 9.766,39 € 9.766,39 € 100,00%<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: steg<br />

Kosten F_V.3<br />

Vergleich <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungs- und Instandsetzungskosten ohne Berücksichtigung des<br />

Demonstrationsbauvorhabens (WK) – Tabelle 2<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Gesamtkosten bestätigt, dass es bei Altbausanierungen ausgesprochen sinnvoll ist, nach <strong>der</strong><br />

Ausführungsplanung eine gewerkeweise Ausschreibung einzelner Positionen mit exakter Massenermittlung durchzuführen.<br />

Zum einen dient die Einzelausschreibung <strong>der</strong> Kostensicherheit des Investors, zum an<strong>der</strong>en aber auch <strong>der</strong><br />

Kalkulationssicherheit <strong>der</strong> unterschiedlichen Unternehmen.<br />

Der Antrag auf För<strong>der</strong>ung – Mo<strong>der</strong>nisierung und Instandsetzung in <strong>Sanierung</strong>sgebieten – bei <strong>der</strong> Hamburgischen<br />

Wohnungsbaukreditanstalt wurde daher nach <strong>der</strong> gewerkeweisen Ausschreibung und Submission gestellt. Neben<br />

dem o. a. Vergleich in den einzelnen Kostengruppen ist so auch ein Vergleich <strong>der</strong> unterschiedlichen Gewerke möglich.<br />

Auch hier fällt die Auswertung ausgesprochen positiv aus.<br />

Die Abrechnung weicht in den reinen Baukosten um -1,34 % vom Antrag ab, absolut um -23.819,- €. Unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Kostengruppe 700 ergeben sich Min<strong>der</strong>kosten gesamt in Höhe von 24.186,- €, rund 1,18 %.<br />

Bezogen auf die Wohn- und Nutzfläche von 1.391 m 2 liegen die Bruttobaukosten <strong>der</strong> Kostengruppen 200 bis 500<br />

nach Abrechnung bei 1.264,- €/m 2 , ohne die energetischen Mehrkosten, bezogen auf die Nutzfläche A N<br />

(1.936 m 2 )<br />

bei 908,- €/m 2 . Unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Kostengruppe 700 liegen die Kosten bei 1.454,- €/m 2 Wohn- und<br />

Nutzfläche.<br />

204 Kosten


Vergleich <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungs- und Instandsetzungskosten ohne<br />

Berücksichtigung des Demonstrationsbauvorhabens (WK) – Tabelle 2 (II)<br />

Nr. /<br />

Gewerk<br />

Bauteil<br />

1. Gewerke<br />

WK-Antrag Abrechnung<br />

Abweichungen<br />

Abrechnung zu Abrechnung zu<br />

Antrag<br />

Antrag<br />

[Euro] [Euro] [Euro] [%]<br />

3 Technische Ausrüstung 193.195,00 € 200.301,33 € 7.106,33 € 3,68%<br />

3.1 Elektroinstallation 61.039,00 € 65.672,90 € 4.633,90 € 7,59%<br />

3.2 Heizungs- und Lüftungsinstallation 66.256,00 € 53.768,49 € -12.487,51 € -18,85%<br />

3.3 Sanitärinstallation 65.900,00 € 80.859,94 € 14.959,94 € 22,70%<br />

4 Außenanlagen 14.766,00 € 16.754,23 € 1.988,23 € 13,46%<br />

Bruttosumme KGr. 200 - 500 1.729.778,00 € 1.758.179,94 € 28.401,94 € 1,64%<br />

+ 3 % UVG (ohne 200) 52.221,00 €<br />

Baukosten brutto 1.781.999,00 € 1.758.179,94 € -23.819,06 € -1,34%<br />

5 Baunebenkosten<br />

ohne Finanzierungskosten u. Projektsteuerung 265.172,21 € 264.805,27 € -366,94 € -0,14%<br />

Gesamtkosten 2.047.171,21 € 2.022.985,21 € -24.186,00 € -1,18%<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: steg<br />

Kosten F_V.4<br />

Demnach betragen die Mehrkosten (KGr. 200 – 500) aufgrund <strong>der</strong> energetischen <strong>Sanierung</strong> auf „<strong>EnSan</strong>“-Niveau<br />

bezogen auf die Wohn- und Nutzfläche 231,- €/m 2 , bezogen auf die Nutzfläche A N<br />

166,- €/m 2 , einschließlich Technischer<br />

Nebenkosten ca. 280,- €/m 2 Wohn- und Nutzfläche.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e durch den Verzicht auf die Tieferlegung <strong>der</strong> Kellersohlplatte und somit auf die Unterfangung <strong>der</strong><br />

Fundamente konnten Kosten bei <strong>der</strong> Gründung eingespart werden, da im Vergleich zur ursprünglichen Planung<br />

nur bei einer Gewerbeeinheit die Fläche im Kellergeschoss beheizt wurde. Mehrkosten entstanden hauptsächlich<br />

durch Mehrmassen und auch Mehrstärken in den Leistungsbereichen Putz, Erneuerung von Sturzträgern, Aufnehme<br />

und Entsorgung vorhandener Dielung und des vorhandenen Einschubes, Erneuerung <strong>der</strong> Balkenkopfauflager,<br />

Erneuerung <strong>der</strong> Unterdecken, Ausgleichen von Untergründen. Min<strong>der</strong>kosten dagegen entstanden durch einen<br />

geringeren Anteil an Schwammsanierungskosten als vorab prognostiziert und somit auch weniger Abfangungen<br />

bzw. Abstützungen im Bauzustand.<br />

Kosten 205


Vergleich <strong>der</strong> Mehrkosten – Tabelle 3 (I)<br />

Nr. /<br />

Gewerk<br />

Bauteil<br />

1. Gewerke<br />

<strong>EnSan</strong>-Antrag<br />

Mehrkosten nur<br />

gesamt, da keine<br />

Aufteilung nach<br />

Gewerken,<br />

son<strong>der</strong>n nur nach<br />

KGr. erfolgte<br />

Kostenanschlag<br />

(Stand WK-<br />

Antrag)<br />

Mehrkosten<br />

Abrechnung<br />

Gesamtkosten<br />

Abrechnung<br />

zu Anschlag<br />

Abweichungen<br />

Abrechnung<br />

zu Antrag<br />

Abrechnung<br />

zu Anschlag<br />

[Euro] [Euro] [Euro] [Euro] [%] [%]<br />

1 Erschließungungskosten 0,00 € 0,00 € 0,00 € 0,00 € 0,00% 0,00%<br />

2 Bauwerk 311.517,00 € 189.565,67 € 216.391,90 € 26.826,23 € -30,54% 14,15%<br />

2.1 Abbrucharbeiten 16.317,72 € 20.397,63 € 4.079,91 € 25,00%<br />

2.2 Gerüstarbeiten 697,16 € 251,67 € -445,49 € -63,90%<br />

2.3 Rohbau- und Putzarbeiten 77.859,51 € 92.820,66 € 14.961,15 € 19,22%<br />

2.4 Zimmer- und Holzarbeiten 32.864,66 € 20.767,65 € -12.097,01 € -36,81%<br />

2.5 Schwammbekämpfung 0,00 € 2.150,51 € 2.150,51 € 100,00%<br />

2.6 Dachdeckungs- und Dacklempnerarbeiten 1.583,54 € 1.995,04 € 411,50 € 25,99%<br />

2.6 Trockenbauarbeiten 22.260,92 € 28.671,69 € 6.410,77 € 28,80%<br />

2.7 Fensterbauarbeiten 9.747,48 € 9.747,48 € 0,00 € 0,00%<br />

2.8 Fliesen- und Plattenarbeiten 0,00 € 0,00 € 0,00 € 0,00%<br />

2.9 Bodenbelagsarbeiten 541,72 € 824,38 € 282,66 € 52,18%<br />

2.10 Tischlerarbeiten 6.309,82 € 1.312,96 € -4.996,86 € -79,19%<br />

2.11 Dielenschleifarbeiten 0,00 € 0,00 € 0,00 € 0,00%<br />

2.13 Maler-/Lackierarbeiten 718,62 € 640,13 € -78,49 € -10,92%<br />

2.14 Wärmedämmverbundsystem 16.878,87 € 21.676,66 € 4.797,79 € 28,42%<br />

2.15 Einbauküchen 0,00 € 0,00 € 0,00 € 0,00%<br />

2.16 Metallbauarbeiten 3.785,65 € 7.569,88 € 3.784,23 € 99,96%<br />

2.17 Vorarbeiten 7.565,55 € 7.565,55 € 100,00%<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: steg<br />

Kosten F_V.5<br />

Vergleich <strong>der</strong> Mehrkosten – Tabelle 3<br />

Neben den energetischen Zielen, die mit diesem Demonstrationsbauvorhaben erreicht wurden, war es ebenfalls<br />

Ziel dieses Projekts, die Mehrkosten zu ermitteln, die zu einem geringeren End- und Primärenergiebedarf in <strong>der</strong><br />

„<strong>EnSan</strong>“-Gebäudehälfte führen.<br />

Anhand <strong>der</strong> gewerkeweisen Aufstellung können die Mehrkosten in absoluten Zahlen verifiziert werden.<br />

Da die beiden vorangegangenen Auswertungen positive Ergebnisse in Bezug auf die Abweichungen sowohl zwischen<br />

Antrag, Anschlag und Abrechnung gezeigt haben (vgl. Abschnitt B), verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass die alleinige<br />

Gegenüberstellung <strong>der</strong> Mehrkosten dieses Bild erneut bestätigt.<br />

Die Abrechnung zeigt zum „<strong>EnSan</strong>“-Antrag eine Einsparung von -35 % auf, in Zahlen ausgedrückt von -174.638,- €.<br />

Diese Antragszahlen, wurden, wie erläutert, anhand <strong>der</strong> Ausschreibung aktualisiert und entsprachen damit Ende<br />

Februar 2005 den nach 14 Monaten Projektarbeit vorgesehenen Ausführungen.<br />

Im Vergleich zum Kostenanschlag liegen die Mehrkosten in <strong>der</strong> Abrechnung lediglich um 6,87 % höher, absolut<br />

um 20.675,- €.<br />

Bezieht man diese Zahlen auf die jeweiligen Flächenschlüssel, so bestätigen sich die nach Tabelle 2 dieses Kapitels<br />

ermittelten Mehrkosten durch die energetische <strong>Sanierung</strong> auf „<strong>EnSan</strong>“-Niveau in Bezug auf die Wohn- und Nutzfläche<br />

In Höhe von 231,- €/m 2 , bezogen auf die Nutzfläche A N<br />

in Höhe von 166,- €/m 2 .<br />

206 Kosten


Vergleich <strong>der</strong> Mehrkosten – Tabelle 3 (II)<br />

Nr. /<br />

Gewerk<br />

Bauteil<br />

<strong>EnSan</strong>-Antrag<br />

Mehrkosten nur<br />

gesamt, da keine<br />

Aufteilung nach<br />

Gewerken,<br />

son<strong>der</strong>n nur nach<br />

KGr. erfolgte<br />

Kostenanschlag<br />

(Stand WK-<br />

Antrag)<br />

Mehrkosten<br />

Abrechnung<br />

Gesamtkosten<br />

Abrechnung<br />

zu Anschlag<br />

Abweichungen<br />

Abrechnung<br />

zu Antrag<br />

Abrechnung<br />

zu Anschlag<br />

[Euro] [Euro] [Euro] [Euro] [%] [%]<br />

1. Gewerke<br />

3 Technische Ausrüstung 184.744,00 € 102.618,72 € 105.232,94 € 2.614,22 € -43,04% 2,55%<br />

3.1 Elektroinstallation 12.515,41 € 12.957,95 € 442,54 € 3,54%<br />

3.2 Heizungs- und Lüftungsinstallation 85.766,92 € 83.931,44 € -1.835,48 € -2,14%<br />

3.3 Sanitärinstallation 4.336,39 € 8.343,56 € 4.007,17 € 92,41%<br />

4 Außenanlagen 0,00 € 0,00 € 0,00 € 0,00 € 0,00% 0,00%<br />

Bruttosumme KGr. 200 - 500 292.184,39 € 321.624,83 € 29.440,44 € in € absolut 10,08%<br />

+ 3 % UVG (ohne 200) 8.765,61 € -174.636,17 €<br />

Mehrkosten brutto 496.261,00 € 300.950,00 € 321.624,83 € 20.674,83 € -35,19% 6,87%<br />

5 Technische Nebenkosten 70.048,00 € 74.276,36 € 69.497,67 € -4.778,69 € -0,79% -6,43%<br />

5.1 Gebäude 28.000,00 € 27.083,73 € 25.712,09 € -1.371,64 € -5,06%<br />

5.2 Tragwerksplanung 9.048,00 € 7.364,94 € 8.938,86 € 1.573,92 € 21,37%<br />

5.3 Technische Ausrüstung 31.000,00 € 29.152,07 € 31.093,84 € 1.941,77 € 6,66%<br />

5.4 Arch. - und Ing.-Leistungen, sonst. 2.000,00 € 10.675,62 € 3.752,89 € -6.922,73 € -64,85%<br />

Mehrkosten gesamt 566.309,00 € 375.226,36 € 391.122,50 € 15.896,14 € -30,93% 4,24%<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: steg<br />

Kosten F_V.6<br />

Einschließlich <strong>der</strong> Technischen Nebenkosten ergibt sich nachstehende Gesamtabrechnung:<br />

Zusammenstellung<br />

Gesamtkosten<br />

Gesamtkosten<br />

Mehrkosten<br />

brutto<br />

Standardsanierung <strong>EnSan</strong>-<strong>Sanierung</strong><br />

Baukosten 1.758.179,94 € 2.079.804,77 € 321.624,83 €<br />

Techn. Nebenkosten<br />

264.805,27 € 331.774,30 € 69.497,67 €<br />

Gesamtkosten 2.022.985,21 € 2.411.579,07 € 391.122,50 €<br />

Kosten/m 2 Wohn-/Nutzfläche<br />

(1.391 m 2 )<br />

1.454,34 € 1.733,70 € 281,18 €<br />

Der Vergleich zwischen den beiden Gebäudehälften in den Gewerken ist in <strong>der</strong> Tabelle 4 dargestellt, wobei kleinere<br />

Zusatzmaßnahmen hierbei in Höhe von gesamt ca. 34.000,- € nicht berücksichtigt wurden.<br />

Unter Berücksichtigung von 19 % Umsatzsteuer und Technischen Nebenkosten in Höhe von ca. 15,5 % ergibt sich<br />

eine Differenz von ca. 105.000 €. Unter <strong>der</strong> Voraussetzung, dass die installierten Lüftungsanlagen sachgerecht<br />

benutzt werden, „amortisieren“ sich diese Investitionsmehrkosten innerhalb von 20 bis 25 Jahren, unter Zugrundelegung<br />

einer Energiepreissteigerung von 10 % (inflationsbereinigt um –2,5 %).<br />

Die Mehrkosten <strong>der</strong> Einzelkomponenten erscheinen nicht gravierend, gleichwohl betragen sie in <strong>der</strong> Summe zwischen<br />

55,- und 60,- € netto je Quadratmeter Wohnfläche (verstärkte Kellerdeckendämmung, Fenster mit einem<br />

besseren U-Wert, erhöhte Außenwanddämmung und Installation von dezentralen Lüftungsanlagen), ohne Betrachtung<br />

<strong>der</strong> hier montierten Innenwanddämmung und <strong>der</strong> neuen Balkenköpfe. Die Tabelle 5 auf <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Seite gibt einen Überblick über die Mehrkosten <strong>der</strong> Einzelkomponenten.<br />

Die gewählte Innendämmung ist etwa zweieinhalbmal so teuer wie ein außen aufgebrachtes Wärmedämmverbundsystem<br />

bei halb so gutem Wärmedämmeffekt. Unter Einbeziehung <strong>der</strong> thermisch entkoppelten Balkenköpfe<br />

ist die Innendämmung etwa vier- bis fünfmal so teuer. Ein Einsatz in speziellen Einzelfällen, bei denkmal- o<strong>der</strong><br />

ensemblegeschützen Fassaden ist durchaus vorstellbar, insbeson<strong>der</strong>e um Bauschäden an den Holzbalkendecken<br />

nachhaltig zu vermeiden.<br />

Kosten 207


Gesamtkosten-Vergleich <strong>der</strong> Gebäudehälften – Tabelle 4<br />

Gewerke Standard <strong>EnSan</strong><br />

Gerüst 1.557,60 € 1.774,56 €<br />

Schwamm 6.410,48 € 8.264,37 €<br />

Rohbau 26.767,58 € 24.979,67 €<br />

Zimmer 35.966,07 € 50.239,96 €<br />

Abbruch 16.903,14 € 29.434,52 €<br />

Dach 6.355,81 € 7.880,49 €<br />

WDVS 27.767,42 € 33.799,54 €<br />

Tischler 10.441,06 € 6.045,80 €<br />

Metallbau 18.549,09 € 18.558,78 €<br />

Fenster 37.241,43 € 37.858,43 €<br />

Maler 5.337,69 € 5.835,53 €<br />

Bodenbelag 1.986,46 € 2.697,13 €<br />

Trockenbau 18.396,68 € 36.999,95 €<br />

Stahlbau 6.039,00 € 6.039,00 €<br />

Rohbau Fassade 9.086,08 € 10.355,49 €<br />

Rohbau II 69.158,87 € 92.527,45 €<br />

Elektro 1.001,42 € 2.390,66 €<br />

Sanitär 12.894,60 € 13.458,05 €<br />

Heizung/Lüftung 54.893,72 € 54.460,00 €<br />

Summe netto 366.754,20 € 443.599,38 €<br />

Differenz 76.845,18 €<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: steg<br />

Kosten F_V.7<br />

Einzelkomponenten – Nettokosten – Tabelle 5<br />

Kosten/qm Kosten/ qm <strong>EnSan</strong>-Mehrkosten/qm<br />

Bauteilfläche/gesamt WFl WFl<br />

Dämmung KG-Decke 100,00 € 14,00 € 1,00 €<br />

Fenster 375,00 € 74,00 € 2,00 €<br />

WDVS 100,00 € 35,00 € 15,00 €<br />

Balkenkopf/Stück 850,00 € 350,00 € einschl. Instandsetzung<br />

Innendämmung 250,00 € 135,00 € einschl. Vorsatzschale<br />

Innendämmung 220,00 € 105,00 € ohne Vorsatzschale<br />

Heizungsinstallation 21.500,00 € 15,50 € -3,00 € ohne Zentrale<br />

Lüftungsanlage <strong>EnSan</strong> 31.000,00 € 45,00 € 41,00 €<br />

Lüftung Standard 2.600,00 € 4,00 €<br />

Dämmung Heizleitungen 1.750,00 € 1,25 € 0,55 €<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: steg<br />

Kosten F_V.8<br />

208 Kosten


Abschnitt G: Schlussfolgerungen / Fazit<br />

Vorher - nachher<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D & R<br />

Bautechnik F_I. 7<br />

Bautechnik / Bauphysik<br />

- Detaillierte maßliche und technische Bestandsaufnahmen sind<br />

für eine solide Planung unerlässlich. Dieser Punkt sollte in die Bedingungen<br />

für öffentliche För<strong>der</strong>ungen aufgenommen werden.<br />

- Bauphysikalische Eigenschaften von Stoffen sind nur durch labortechnische<br />

Analysen − individuell bezogen auf das jeweilige<br />

Objekt − zu klären (Vermeidung von Baufehlern und Bauschäden).<br />

- Messungen und Bauteilöffnungen im Bestand sind unerlässlich<br />

für die richtige bauphysikalische und konstruktive Ausbildung<br />

neu geplanter Baukonstruktionen.<br />

- Die neu entwickelten Konstruktionen (Innendämmung und<br />

thermisch entkoppelte Balkenköpfe) und die dafür erarbeiteten<br />

Einbauabläufe sind auf Bauvorhaben mit ähnlich gelagerten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

übertragbar. Somit kann auch bei erhaltenswerten<br />

Fassaden ein vollständiger Wärmeschutz gewährleistet werden,<br />

potentielle Bauschäden werden vermieden.<br />

- Kalziumsilikat eignet sich als Material für die energetische Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

(Innendämmung) von schützens- und erhaltenswerten<br />

Fassaden. Durch die kapillare Saugkraft des Materials<br />

wird eventuell entstehendes Kondensat hinter <strong>der</strong> Dämmschicht<br />

verteilt und entspannt; es sind keine Dampf bremsenden Schichten<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Dieses Material tritt aus Sicht dieses Projektes<br />

an die erste Stelle aller geeigneten Innendämmmaterialien.<br />

Eigentümer<br />

Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft<br />

Hamburg mbH (steg)<br />

Dipl.-Ing. Architektin Karin Dürr<br />

Beteiligte<br />

Alle Projektpartner<br />

Hinweis: Eine Übersichtstabelle aller<br />

Ergebnis-Kennwerte befindet sich im Anhang<br />

dieses Berichts (CD)<br />

Schlussfolgerungen / Fazit 209


- Die DIN 4108-7 for<strong>der</strong>t für die Luftdichtheit von Gebäuden (bezüglich <strong>der</strong> Typen „Altbau“ o<strong>der</strong> „Neubau“ o<strong>der</strong><br />

zu beiden werden keine Aussagen getroffen) einen Wert besser als 1,5 1/h bei 50 Pa Druckdifferenz zwischen<br />

innen und außen. Dieser Wert ist nur erreichbar, wenn alle Wandflächen vollständig, d. h. auch in Deckenebene,<br />

verputzt und selbst in beidseitig geputztes Außenmauerwerk eingesetzte technische Einbauten luftdicht<br />

ummantelt werden. Böden, Dachflächen und einbindende Trennwände müssen in <strong>der</strong> Konzeption und in <strong>der</strong><br />

Planung im Detail berücksichtigt werden (vollständig geschlossene luftdichte Ebene).<br />

- Es wurde ein Wärmedämmstandard erzielt, <strong>der</strong> ca. 30 % besser ist als <strong>der</strong> vergleichbarer Neubauten nach<br />

EnEV 2007.<br />

Haustechnik / Energiebedarf<br />

- Die Ziele bezüglich <strong>der</strong> Energieeinsparung wurden erreicht: Die gemessenen Verbräuche zeigen im Wesentlichen<br />

eine Übereinstimmung mit <strong>der</strong> berechneten Einsparung.<br />

- Die erwartete Differenz zwischen „HH-Standard“- und „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil ist messtechnisch nachgewiesen<br />

– im „<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil ca. 20 % weniger Heizenergieverbrauch als im „HH-Standard“-Gebäudeteil.<br />

- Der primärenergetisch bewertete Endenergieverbrauch wurde um fast 80 % gesenkt (Ziel 50 %).<br />

- Der Primärenergieverbrauch, bezogen auf die Wohnfläche, beträgt, gemittelt auf beide Gebäudehälften, ca.<br />

95 kWh/m²a (Ziel: 100 kWh/m²a).<br />

- Ein Minimal-Luftwechsel muss bei Lüftungsanlagen in Gebäuden anlagentechnisch gesichert sein. Eine Komplettabschaltung<br />

von Lüftungsanlagen durch den Mieter / Nutzer darf nur für einen begrenzten Zeitraum<br />

(z. B. eruchsentwicklung im Außenbereich) möglich sein (wie<strong>der</strong>kehrende Einschaltung automatisch nach<br />

z. B. 24 Stunden). Die Stromversorgung einer Wohnungslüftungsanlage kann über den Badstromkreis erfolgen,<br />

dies hat den Vorteil, dass die Lüftungsanlage zum einen nicht dauerhaft über den Sicherungsstromkreis<br />

deaktiviert wird, zum an<strong>der</strong>en die Anlage während Urlaubszeiten dennoch abgeschaltet werden kann.<br />

- Der Hydraulische Abgleich bei Mehrfeld-Solaranlagen ist von wesentlicher Bedeutung für eine gleiche Auslastung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Fel<strong>der</strong>. Die Solaranlage (4 Reihen zu je 3 Kollektoren à 2,5 m 2 ) wurde über Durchflusssteller<br />

im (kühleren) Rücklauf hydraulisch abgeglichen. Ein Abgleich nach Tichelmann (gleiche Rohrlängen) ist nicht zu<br />

empfehlen, da dies zu unnötig langen Rohrleitungen und damit zu vermehrten Wärmeverlusten führt. Mehrfeld-Solaranlagen<br />

sind nach einem aufgestellten Spülplan detailliert zu spülen, um sämtliche Lufteinschlüsse in<br />

den Kollektoren auszutreiben und Ertragsdefizite zu vermeiden.<br />

- In Heizzentralen werden vermehrt Pufferspeicher zur hygienischen Trinkwarmwasserbereitung über Plattenwärmetauscher<br />

eingesetzt. Die Ladestrategie <strong>der</strong> Heizungsregelung hat die Modulationsfähigkeit <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Wärmeerzeuger zu nutzen. Der Pufferspeicher ist mit drehzahlvariablen Pumpen temperaturgeschichtet zu<br />

laden. In Kombination mit thermischen Solaranlagen hat die Regelung <strong>der</strong> Solaranlage adaptiv einen Vorrangbetrieb<br />

einzuräumen.<br />

Qualitätssicherung<br />

- Fachlich versierte Qualitätssicherung in <strong>der</strong> Planung und Ausführung führt zu Minimierungen von Wärmebrücken<br />

und Luftundichtheiten und in jedem Fall zu Verbesserungen, selbst, wenn die verantwortlichen Planer<br />

bereits über umfangreiche Erfahrungen verfügen (Vier-Augen-Prinzip).<br />

- Qualitätssicherung muss schon in den Arbeitsgruppensitzungen erfolgen.<br />

- Luftdichtheit muss geplant werden („geschlossener Linienzug“ im Gebäudeschnitt, Materialübergänge); die<br />

Qualitätssicherung muss während <strong>der</strong> Bauausführung beratend zur Verfügung stehen.<br />

- Lüftungsanlagen sind vor <strong>der</strong> Inbetriebnahme einzumessen; zur Inbetriebnahme ist das Einmess-Protokoll zu<br />

übergeben.<br />

- Schachtinstallationen (Rohrnetz, Wärmedämmung, Brandschutz) erfor<strong>der</strong>n eine fachtechnische Begehung <strong>der</strong><br />

Rohinstallation.<br />

210 Schlussfolgerungen / Fazit


Messtechnik<br />

- Die begleitende kontinuierliche Vor-Ort-Messung ausgewählter bauphysikalischer und energetischer Parameter,<br />

begleitet durch regelmäßige manuelle Zählerablesungen, ist wichtig, denn sie ermöglicht<br />

- die Verifizierung von Planung und Ausführung,<br />

- das frühzeitige Erkennen von Fehlern in technischen Anlagen,<br />

- die Überprüfung von Bauteilen und Systemen auf bauphysikalisch richtiges Funktionieren und<br />

- die bautechnische und energetische Beurteilung von Instandsetzungs- und Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen.<br />

- Die Messtechnik war in die Arbeitsgruppen Bautechnik (Wärmebrücken, Balkenköpfe) und Haustechnik / Energiebedarf<br />

immer eingebunden; zukünftig ist eine eigenständige Arbeitsgruppe Messtechnik zu empfehlen.<br />

- Konzeption und Betrieb komplexer Messtechnik-Systeme, insbeson<strong>der</strong>e mit vernetzten Datenloggern, sollten<br />

unter Planungsbeteiligung und Verantwortlichkeit <strong>der</strong> Herstellerfirmen <strong>der</strong> Messsysteme erfolgen, z. B. auf <strong>der</strong><br />

Basis eines erfolgsorientierten Honorarvertrages.<br />

- Messtechnische Systeme müssen so konzipiert sein, dass im Falle von Störungen die Arbeitsgruppe Messtechnik<br />

sofort informiert wird, z. B. per E-Mail; Rechner müssen gegen Netzausfall gesichert sein.<br />

- Sensoren sollten, wenn immer es möglich ist, so verlegt werden, dass sie für den Fall <strong>der</strong> Störung weiter zugänglich<br />

bleiben. Alternativ sollten mehr Sensoren eingebaut werden, um einzelne Ausfälle ausgleichen zu können.<br />

Auch wird empfohlen, bei Kabelverlängerungen Reserveleitungen vorzusehen.<br />

- Die Einbausituationen <strong>der</strong> Sensoren müssen detailliert beschrieben sowie mit Zeichnungen und Fotos mit Maßstabsskala<br />

dokumentiert sein.<br />

- Die Ausführungsplanung für die Messtechnik sollte in die Ausführungspläne <strong>der</strong> Architekten und Haustechniker<br />

einfließen.<br />

- Die Schnittstellen Elektroinstallation – Fühlerleitungsinstallationen sind zu dokumentieren.<br />

- Raumtemperaturen in Wohnungen sollteb in Aufenthaltshöhe (1,10 m über FFB) gemessen werden.<br />

- Wesentliche Kenndaten <strong>der</strong> Wärmebereitstellung (Laufzeiten Wärmeerzeuger, Temperaturschichtung Pufferspeicher)<br />

sind in das Messprogramm mit aufzunehmen.<br />

Nutzer<br />

- Raumtemperaturregelung und Lüftungsregelung müssen eindeutig beschriftet und ausgesprochen einfach<br />

handhabbar sein.<br />

- Handbücher sind sicherlich sinnvoll, allerdings muss die Regelung auch ohne Handbuch auf einen Blick erkennbar<br />

und nutzbar sein.<br />

- Erläuterungen müssen ausführlich sein und sollten das Einüben <strong>der</strong> Funktionen beinhalten. Nach vier Wochen<br />

sollte eine Nachschulung <strong>der</strong> Nutzer erfolgen, Fragen <strong>der</strong> Nutzer können beantwortet, Probleme erkannt und<br />

gelöst werden.<br />

- Vorbehalte <strong>der</strong> Nutzer müssen ernst genommen und argumentativ nachvollziehbar und verständlich entkräftet<br />

werden.<br />

- Für die Regelung sind Drehknöpfe bzw. Displays nur mit den wichtigsten Informationen und großen Buchstaben<br />

zu empfehlen. Lüftungsanlagen sollten eine nicht dauerhaft abschaltbare Grundeinstellung zur Sicherung des<br />

minimalen Luftwechsels haben.<br />

- Der gewählte Aufbau <strong>der</strong> Innendämmung ist auch in <strong>der</strong> Nutzung praktikabel und führt zu keinen Einschränkungen.<br />

Eine Kontrolle durch den Vermieter / Eigentümer ist künftig nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Schlussfolgerungen / Fazit 211


Wirtschaftlichkeit<br />

- Innendämmung ist etwa zweieinhalbfach so teuer wie ein außen aufgebrachtes Wärmedämmverbundsystem,<br />

bei halb so gutem Wärmedämmeffekt. Werden die zusätzlich thermisch entkoppelt ausgeführten Balkenköpfe<br />

bei Holzbalkendecken mit betrachtet, ist die Innendämmung etwa vier- bis fünffach so teuer wie ein außen<br />

aufgebrachtes Wärmedämmverbundsystem.<br />

- Der Wohnflächenverlust bei dieser Art <strong>der</strong> gewählten Innendämmung hält sich mit ca. einem Quadratmeter je<br />

Wohnung in Grenzen.<br />

- Es sollte für das jeweilige Mo<strong>der</strong>nisierungs- und Instandsetzungsobjekt geprüft werden, ob auch einfachere<br />

und kostengünstigere Innendämmungen realisierbar sind. (Wandaufbau, Dämmmaterial, Prüfung <strong>der</strong> sd-Werte<br />

<strong>der</strong> Bestandswand).<br />

- Objektspezifisch ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Innendämmung an <strong>der</strong> Fläche <strong>der</strong> gesamten thermischen Gebäudehülle zu<br />

betrachten. In diesem Objekt beträgt <strong>der</strong> Anteil lediglich ca. 10 %, ist also ziemlich gering, bedingt aber an<strong>der</strong>erseits<br />

relativ hohe Investitionskosten. Es ist daher zu empfehlen, jeweils projektbezogen zu prüfen, inwieweit<br />

zugunsten an<strong>der</strong>er energetischer Verbesserungsmaßnahmen auf die Innendämmung von Stuckfassaden verzichtet<br />

werden kann.<br />

- Bei Fenstererneuerung ist in jedem Fall eine Leibungsdämmung zu empfehlen.<br />

- Die Investitionsmehrkosten von ca. 105.000 € brutto einschließlich technischer Nebenkosten (ca. 15.5 %) im<br />

„<strong>EnSan</strong>“-Gebäudeteil „amortisieren“ sich bei Benutzung <strong>der</strong> Lüftungsanlagen innerhalb von 20 bis 25 Jahren<br />

(Grundlage: inflationsbereinigter Energiepreissteigerung von 10 %, Kapitalzins von 5,5 %, Teuerungsrate von<br />

2,5 %, Betrachtungszeitraum <strong>der</strong> Gebäude von 25 Jahren).<br />

- Den geringen Nebenkosten stehen hohen Investitionskosten gegenüber.<br />

- Die Evaluation und die Fülle <strong>der</strong> Erkenntnisse sind auf an<strong>der</strong>e Projekte übertragbar.<br />

Projektstruktur und -organisation<br />

- Die Personalunion von Zuwendungsempfänger und Bauherr gewährleistet, dass notwendige Entscheidungen<br />

schnell getroffen werden können.<br />

- Exorbitant hoher Aufwand in <strong>der</strong> Abrechnung und Aufteilung <strong>der</strong> Kosten (22 Gewerke) geht zu Lasten <strong>der</strong> Zeit<br />

für inhaltliche Arbeit.<br />

- Bereits zu Projektbeginn interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppen sichern den Projekterfolg. Integrale<br />

Planung ist Voraussetzung für das Gelingen des Projektes.<br />

- Angenehmes und positives Arbeitsklima sichert das Zustandekommen produktiver Ergebnisse.<br />

Ziele und Ergebnisse<br />

- <strong>EnSan</strong>-Pflicht<br />

Senkung des Endenergieverbrauchs um mindestens 50 %<br />

→ Der Endenergiebedarf wurde um fast 80 % gesenkt.<br />

- <strong>EnSan</strong>-Kür<br />

Primärenergieverbrauch maximal 100 kWh/m²a, bezogen auf die Wohnfläche<br />

→ Für beide Gebäudehälften gemittelt beträgt <strong>der</strong> Primärenergieverbrauch ca. 95 kWh/m²a<br />

- steg-Kür<br />

Auswertung <strong>der</strong> unterschiedlichen Investitionskosten im Vergleich zu den Betriebskosten<br />

→ Betriebskosteneinsparungen innerhalb von 20 bis 25 Jahren, weit mehr ohne die Benutzung <strong>der</strong> Lüftungsanlagen,<br />

rechnen sich nicht für den Investor.<br />

212 Schlussfolgerungen / Fazit


- Nutzer<br />

Mehr Wohnqualität bei geringen Nebenkosten nach Mo<strong>der</strong>nisierung angenehmes Raumklima, einfach handhabbare<br />

Gebäudetechnik<br />

→ mehr Wohnqualität bei geringen Nebenkosten<br />

→ angenehmes Raumklima<br />

→ Lüftungs- und Heizungsregelungen zu kompliziert<br />

→ hoher Aufwand in <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong> Lüftungstechnik<br />

- <strong>Bausubstanz</strong><br />

Vermeidung von Bauschäden und langfristiger Erhalt<br />

→ Die thermische Gebäudehülle sichert die <strong>Bausubstanz</strong>.<br />

→ Bisher sind keine Bauschäden, die mit <strong>der</strong> energetischen Mo<strong>der</strong>nisierung in Zusammenhang stehen, eingetreten.<br />

- Volkswirtschaft<br />

Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung, Steigerung <strong>der</strong> Beschäftigung und Qualifizierung in <strong>der</strong><br />

handwerklichen Tätigkeit und in <strong>der</strong> Ausbildung<br />

→ Diese Zielstellungen wurden im Planungs-, Bau- und Nutzungsprozess des Gebäudes erreicht.<br />

→ Kleinteilige und qualitätvolle Realisierung von Klimaschutzzielen<br />

→ Steigerung <strong>der</strong> Beschäftigung und Qualifizierung in <strong>der</strong> handwerklichen Tätigkeit und in <strong>der</strong> Ausbildung<br />

sowie <strong>der</strong> beteiligten Architekten und Fachplaner.<br />

Schlussfolgerungen / Fazit 213


Literatur- und Quellenangaben / Produkte<br />

Vorher - nachher<br />

Hamburg, Kleine Freiheit 46-52; steg Hamburg mbH<br />

Quelle: D & R<br />

Bautechnik F_I. 7<br />

Literatur- und Quellenliste<br />

- Ahnert, Rudolf / Krause, Karl Heinz; Typische Baukonstruktionen<br />

von 1860 bis 1960; 6. Auflage; Berlin: Verlag für Bauwesen<br />

2001<br />

- BINE Informationsdienst − Wissen aus <strong>der</strong> Energieforschung für<br />

die Praxis: http://www.www.bine.info/<br />

- Gertraud Hofmeister; Bauschäden an Holzbalkendecken in<br />

Feuchtraumbereichen: Bauschäden an <strong>der</strong> Altbausubstanz in<br />

den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n infolge unterlassener ode mangelhafter<br />

Instandhaltung und Instandsetzung; Stuttgart: IRB-Verlag,<br />

1995; Schriftenreihe: Bauforschung für die Praxis<br />

- Institut für Energieforschung:<br />

http://www.fz-juelich.de/portal/ueber_uns/institute_einrichtungen/institute/ief<br />

- Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR):<br />

http://www.bbr.bund.de/cln_005/DE/Home/homepage__<br />

node.html?__nnn=true<br />

- Leusden, Freymark: Das Behaglichkeitsfeld. Der Gesundheitsingenieur,<br />

Nr. 72, 1951<br />

- Materialdatensammlung für die energetische Altbausanierung:<br />

http://www.masea-ensan.de/masea/<br />

- Mönck, Willi und Erler. Klaus; Schäden an Holzkonstruktionen:<br />

Analyse und Behebung; 3. bearb. Auflage; Berlin: Verlag für<br />

Bauwesen, 1999<br />

- Mönck, Willi; Holzbau: Grundlagen für Bemessung und Konstruktion;<br />

11.Ausgabe, völlig neugefasste Auflage; Berlin [u.a.]:<br />

Verlag für Bauwesen, 1993<br />

- Pistohl, „Handbuch <strong>der</strong> Gebäudetechnik“ Bd.2, S. H 9, 5. Auflage,<br />

Werner Verlag, ISBN 3-8041-2998-6<br />

Beteiligte:<br />

Alle Projektpartner<br />

214 Literatur / Produkte / Anhang


- Pistohl, „Handbuch <strong>der</strong> Gebäudetechnik“ Bd.2, S. H 7, 5. Auflage, Werner Verlag, ISBN 3-8041-2998-6]<br />

- Verein Süddeutscher Kalksandsteinwerke e.V., Vortragsreihe 1999, Kostenbewusstes Bauen, Tagungshandbuch,<br />

Prof. Dipl.-Ing. Architekt Wolf-Hagen Pohl: „Schäden an Gebäuden durch Formän<strong>der</strong>ungen – Rissbildungen bei<br />

Gebäuden und ihre Folgen“, Dr.-Ing. Roland Cordes: „Qualität ist wichtig – Vermeidung von Rissen im Mauerwerk“,<br />

S.31ff.<br />

- Warth, Otto ; Die Konstruktion in Holz; Leipzig 1900; Nachdruck: Hannover 1982<br />

Produkte<br />

- Kalziumsilikatplatten: http://www.calsitherm.de<br />

- Thermisch entkoppelte Fensterbänke: http://www.karlhengste.de<br />

- Mineralischer Silikatleichtschaum: http://www.sls20.de<br />

- Thermisch getrennte Stahlträgeranschlüsse: http://www.schoeck.de/ bzw. http://www.schoeck.de/de/pro<br />

duktloesungen/stahl_stahl_12<br />

- Sonnenkollektoren: http://www.schueco.com/web/de/presse/presse/solar/<br />

- Schüttdämmung Blähperlite: http://www.perlite.de/produkte.html<br />

- Dämmplattenverbund Holzwolleleichtbauplatten und Mineralwolle:<br />

http://www.heraklith.de/heraklith/de/knauf.php<br />

Literatur / Produkte / Anhang 215


Anhang<br />

Alle im Folgenden aufgeführen Anhänge befinden sich auf <strong>der</strong> dem Bericht beigefügten CD.<br />

zu Abschnitt A<br />

- A 1: Vergleichsübersicht Bauteile: „Hamburger Standard“: Bauteilübersicht, Bauteilflächen, U-Werte-Berechnungen,<br />

projektbezogene Materialdatenbank, Jahresprimärenergiebedarf (EnEV); „<strong>EnSan</strong> Standard“: Bauteilübersicht,<br />

Bauteilflächen, U-Werte-Berechnungen, projektbezogene Materialdatenbank, Jahresprimärenergiebedarf<br />

(EnEV)<br />

- A 2: Bestands-Grundrisse<br />

zu Abschnitt B<br />

- B 1: aus Balkenkopf-AG: Diagramm zur Messung des Wärmestroms und Diagramm zur Messung <strong>der</strong> Oberflächentemperaturen<br />

am sanierten Balkenkopf<br />

- B 2: Haustechnik und Energiebedarf: Maßnahmenübersicht Haustechnik, Lüftungsplanung; Grundriss 1. u.<br />

2.OG, Konzept Heizzentrale; Planausschnitt, Messdaten-Matrix, Energiebilanzen Bestand, Hamburger- und,<br />

<strong>EnSan</strong>-Standard, jeweils mit und ohne therm. Solaranlage<br />

- B 3: Energiepass <strong>der</strong> Stadt Hamburg für beide Gebäudehälften<br />

- B 4: Alle Abbildungen (Folien) aus den Kapiteln zur Messtechnik<br />

- B 5: Tabelle; Vergleich <strong>der</strong> energetisch wirksamen Investitionskosten<br />

zu Abschnitt C<br />

- C 1: Haustechnik; Detail Messwohnungen; Einbau Volumenstrom-Messkreuze<br />

- C 2: Simulation des Solarenergieertrags (Schüco)<br />

- C 3: Nutzerhandbuch für die Mieter<br />

- C 4: Bedienungsanleitung Wohnungslüftung und Heizung für die Mieter<br />

zu Abschnitt D<br />

- D 1: Übersichtstabelle Messwerterfassung<br />

zu Abschnitt F<br />

- F 1: Diagramme 1.1−1.2_DB1 zu Bautechnik / Balkenköpfe<br />

- F 2: Diagramme 1.3−1.4_DB2 zu Bautechnik / Balkenköpfe<br />

- F 3: Diagramm 2.2 Fensterlaibungen zu Bautechnik / Balkenköpfe<br />

- F 4: Diagramme 3.1−3.10 Wärmestrom zu Bautechnik / Balkenköpfe<br />

- F 5: Diagramm 4.1 Klimavergleich verschoben zu Bautechnik / Balkenköpfe<br />

- F 6: Diagramme 4.1−4.12 Klimavergleich zu Bautechnik / Balkenköpfe<br />

- F 7: Diagramme 5.1−5.9 Ganglinien Innenklima zu Bautechnik / Balkenköpfe<br />

- F 8: Skizzen zu Bautechnik / Balkenköpfe<br />

- F 9: Diagramme zu Haustechnik / Energiebedarf<br />

- F 10: Kosten, Tabelle 1<br />

- F 11: Kosten, Tabelle 2<br />

- F 12: Kosten, Tabelle 3<br />

zu Abschnitt G<br />

- G 1: tabellarische Übersicht über alle Projektkennwerte<br />

216 Literatur / Produkte / Anhang

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