Moses Online Magazin - Ausgabe Februar 2013
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<strong>Magazin</strong> www.moses-online.de <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong><br />
gegenüber. Wie reagieren die Lehrkräfte auf die<br />
Informationen? Sind sie in der Lage, mit dem<br />
Wissen angemessen umzugehen oder führt genau<br />
dieses Wissen zu einer Ausgrenzung und zu<br />
Vorurteilen? Zudem gilt es, die Wünsche des<br />
Kindes angemessen zu berücksichtigen. Wie soll<br />
verfahren werden, wenn das Kind nicht über die<br />
besondere Situation sprechen will?<br />
Die Pflegeeltern (und auch die Pflegekinder)<br />
müssen die schwierige Entscheidung treffen,<br />
welche Informationen sie an die Schule weitergeben.<br />
Dabei gilt: So viele Informationen wie<br />
nötig, um die Schule ausreichend zu informieren,<br />
jedoch nicht mehr als notwendig, um die Privatsphäre<br />
des Kindes zu schützen. Auch sollten<br />
Lehrkräfte frühzeitig eingebunden werden und<br />
nicht erst im Falle einer akuten Krise. Den Pflegeeltern<br />
fällt diesbezüglich die Einschätzung des<br />
richtigen Zeitpunkts und des angemessenen Umfangs<br />
oftmals sehr schwer, da der Umgang mit<br />
den weitergegebenen Informationen stark von<br />
den jeweils handelnden Lehrerpersönlichkeiten<br />
und -kompetenzen abhängt.<br />
In Workshops, die mit Pflegeeltern durchgeführt<br />
wurden, herrschte Konsens darüber, dass Eltern<br />
und Lehrkräfte in einem Team zusammenarbeiten<br />
und ein gemeinsames Ziel im Blick haben<br />
müssen. Wünschenswert ist die Entwicklung<br />
einer wohlwollenden Kooperation, die das Wohl<br />
des Kindes im Blick hat.<br />
Abschließende Betrachtung<br />
Der vorliegende Bericht soll sowohl über das<br />
Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit und dessen<br />
Bedeutung informieren als auch für die Situation<br />
von Pflegekindern in der Schule sensibilisieren.<br />
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Institution<br />
Schule für alle Kinder eine kontinuierliche<br />
Erfahrung bietet. Dies kann besonders für Kinder<br />
und Jugendlichen aus problematischen Familiensituationen<br />
zu einer positiven Gegenerfahrung<br />
werden. Darüber hinaus haben alle Schüler Bedürfnisse,<br />
die weit über den schulischen Bereich<br />
hinausgehen, jedoch in die Schule transportiert<br />
und dort in unterschiedlicher Weise und in unterschiedlichem<br />
Umfang zum Thema werden. Bei<br />
der Bewältigung dieser Bedürfnisse benötigen<br />
die Heranwachsenden Unterstützung durch Erwachsene,<br />
die ihnen mit einer wohlwollenden<br />
Grundhaltung, Interesse und Verständnis für die<br />
individuelle Situationen und Lebenslage begegnen.<br />
Auch dies scheint besonders für Heranwachsende,<br />
die in anderen Lebenskontexten eine<br />
entgegengesetzte Mitteilung erhalten, bedeutsam<br />
zu sein.<br />
Allerdings bleibt in der Schule aufgrund der stark<br />
vorgegebenen Strukturen wenig Raum, um auf<br />
die individuellen Bedürfnisse der Schüler zu<br />
reagieren. An dieser Stelle können Schulsozialarbeiter<br />
eine wichtige Funktion einnehmen.<br />
Schulsozialarbeiter stehen neben den Lehrern als<br />
Vertrauenspersonen zur Verfügung. Sie nehmen<br />
dabei in der Schule eine besondere Rolle ein, die<br />
zum einen in der Profession der Sozialen Arbeit<br />
und deren Anbindung an die Jugendhilfe begründet<br />
liegt und die sich zum anderen ausdrücklich<br />
von der Selektionsfunktion der Schule abgrenzt.<br />
Dabei berücksichtigen die Fachkräfte sowohl die<br />
schulischen als auch die außerschulischen Belange<br />
der jungen Menschen und stehen ihnen unterstützend<br />
zur Seite.<br />
Besonders für Pflegekinder kann dies bedeutsam<br />
sein. Ihre besonderen Erfahrungen und die häufig<br />
daraus resultierenden Belastungen machen es<br />
notwendig, dass das System Schule Kenntnisse<br />
über die Pflegekinderhilfe erhält und sich auch<br />
für diesen Bereich der Jugendhilfe öffnet. Wie<br />
bereits dargestellt wurde, arbeiten die Beteiligten<br />
im Idealfall als Team zusammen, das die verschiedenen<br />
Anforderungen und Belange zu koordinieren<br />
versucht und dabei die Entwicklung und<br />
das Wohl des Kindes entsprechend berücksichtigt.<br />
Über allen institutionellen Fragen darf das Wichtigste<br />
jedoch nicht aus dem Blick geraten: Ziel<br />
aller Beteiligten muss sein, den Heranwachsenden<br />
so zu unterstützen, dass ein von positiven<br />
Erfahrungen geprägter Schulverlauf und – noch<br />
weit darüber hinaus – eine positive Gesamtentwicklung<br />
ermöglicht wird.<br />
Literaturangaben<br />
Drilling, Matthias (2004): Schulsozialarbeit. Antworten auf veränderte Lebenswelten. 3. Auflage. Bern: Haupt.<br />
Fingerle, Michael; Freitag, Andreas; Julius, Henri (1999): Ergebnisse der Resilienzforschung und ihre Implikationen für die<br />
(heil)pädagogische Gestaltung von schulischen Lern- und Lebenswelten. Zeitschrift für Heilpädagogik 1999, 50 (6), S. 302-<br />
309.<br />
PAN Pflege- und Adoptivfamilien NRW e.V. (Hrsg.) (2011). Pflegekinderstimme. Arbeitshilfe zur Qualifizierung von Pflegefamilien.<br />
Düsseldorf.<br />
Schumann, Michael; Sack, Anja; Schumann, Till (2006): Schulsozialarbeit im Urteil der Nutzer: Evaluation der Ziel, Leistungen<br />
und Wirkungen am Beispiel der Ernst-Reuter-Schule II. Weinheim/München: Juventa.<br />
Schwendemann, Wilhelm; Krauseneck, Stefan (2001). Modelle der Schulsozialarbeit. Münster: LIT Verlag.<br />
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