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Last und Freude Wissen um das Kind Sprache des ... - Moses Online

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www.moses-online.de<br />

Magazin<br />

Das Portal z<strong>um</strong> Thema Pflegekinder <strong>und</strong> Adoption<br />

Pflegeeltern sein – <strong>Last</strong> <strong>und</strong> <strong>Freude</strong><br />

<strong>Wissen</strong> <strong>um</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong><br />

<strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es - Wie ‚spricht’ <strong>das</strong> <strong>Kind</strong>?<br />

Das Zauberwort heißt Vertrauen<br />

Pflegegeld in Sachsen-Anhalt<br />

Testamente für Pflegekinder<br />

Sozialgeheimnis <strong>und</strong> Datenschutz<br />

Buchvorstellungen<br />

Biografiearbeit<br />

Interessantes<br />

<strong>Moses</strong> <strong>Online</strong> Magazin<br />

Oktober 2012


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Liebe Leserin, lieber Leser.<br />

Diese Ausgabe unseres Internet-Magazins hat einen<br />

besonderen Schwerpunkt „Pflegeeltern sein – <strong>Last</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Freude</strong>“. Beim Pflegefamilientag der Stadt<br />

Leipzig konnte ich diesen Vortrag halten <strong>und</strong> deutlich<br />

machen, wie <strong>um</strong>fassend die Arbeit als Pflegeeltern<br />

ist <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen diese gelingen<br />

kann. Ich erlebe durchaus sehr belastete Pflegeeltern,<br />

die sich mit starken Problemen <strong>und</strong> Anforderungen<br />

auseinandersetzen müssen. Wir sollten daher<br />

nicht müde werden, immer wieder eine bessere<br />

Vermittlungspraxis, gute Beratung <strong>und</strong> Betreuung,<br />

sichere Rahmenbedingungen <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Anerkennung einzufordern. Ich erlebe natürlich auch<br />

Pflegeeltern, die mit der Entscheidung zu einem<br />

Pflegekind, mit dem Pflegekind selbst <strong>und</strong> der Veränderung<br />

ihres Lebens durch dieses <strong>Kind</strong> zufrieden<br />

<strong>und</strong> sogar glücklich sind. Es gibt <strong>Last</strong>, <strong>und</strong> es gibt<br />

<strong>Freude</strong> – <strong>und</strong> bei<strong>des</strong> wollte ich deutlich machen.<br />

Die aktuelle Ausgabe finden Sie online mit diesem Link:<br />

www.moses-online.de/moses-online-magazin/ausgabe-oktober-2012<br />

oder kurz: www.moses-online.de/node/14455<br />

Wir wünschen Ihnen beim Lesen viele <strong>Freude</strong>.<br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

2<br />

Weiterhin finden Sie einiges Rechtliches: Wie kann<br />

ein Pflegekind im Testament der Pflegeeltern berücksichtigt<br />

werden? Wie ist es mit Datenschutz <strong>und</strong><br />

dem Wahren von Sozialgeheimnissen?<br />

Aufmerksam machen möchte ich auf den Entwurf<br />

zur Änderung der Pflegegeldpraxis in Land Sachsen-<br />

Anhalt. Während bisher <strong>das</strong> Land selbst zuständig<br />

war für die Festlegung der Pauschalen z<strong>um</strong> Unterhalt<br />

der Pflegekinder soll diese Zuständigkeit nun<br />

auf die einzelnen Kommunen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> übertragen<br />

werden. Der Lan<strong>des</strong>verband der Pflegeeltern in<br />

Sachsen-Anhalt wehrt sich deutlich gegen diese<br />

Änderung <strong>und</strong> befürchtet eine extreme Uneinheitlichkeit<br />

der Pflegegelder im Land.<br />

Pflegeeltern sein – <strong>Last</strong> <strong>und</strong> <strong>Freude</strong> ........................................................................................................3<br />

<strong>Wissen</strong> <strong>um</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> 3<br />

Viele Pflegekinder sind wie erfroren <strong>und</strong> erstarrt, wenn sie zu Ihnen kommen 4<br />

<strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es – Wie ‚spricht’ <strong>das</strong> <strong>Kind</strong>? 5<br />

Das Zauberwort heißt Vertrauen 6<br />

Manchmal ist <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> zu verletzt 7<br />

Bitte passen Sie auf sich auf! 7<br />

Pflegeeltern Können nicht allein die Musik bestimmen – Sie gehören zu einem Team 11<br />

Wehret den Anfängen! ...............................................................................................................................12<br />

Testamente für Pflegekinder von Rechtsanwalt Steffen Siefert .....................................................14<br />

Sozialgeheimnis <strong>und</strong> Datenschutz .........................................................................................................16<br />

Buchvorstellungen .....................................................................................................................................18<br />

Interessantes................................................................................................................................................19<br />

Biografiearbeit hat eine zentrale Bedeutung für die angenommenen <strong>Kind</strong>er 19<br />

Wenn die W<strong>und</strong>e verheilt ist schmerzt die Narbe 19<br />

adoptionsberatung.at z<strong>um</strong> Zehnjährigen - Wettbewerb zu Adoptionsgeschichten 19<br />

Für den Urlaub mit der Familie im nächsten Jahr 20<br />

Neue Pflegeeltern-Initiative im Rhein-Sieg-Kreis 20<br />

Philipp Rösler: Vietnam ist Teil meines Lebens 20


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Pflegeeltern sein – <strong>Last</strong> <strong>und</strong> <strong>Freude</strong><br />

Pflegeeltern sein bedeutet, sich als ganzer Mensch in<br />

all seinem Wesen <strong>und</strong> seiner Privatheit einem <strong>Kind</strong><br />

zur Verfügung zu stellen <strong>und</strong> mit diesem <strong>Kind</strong> eine<br />

Familie zu sein. Familie bedeutet Nähe <strong>und</strong> besonders<br />

– Gefühle.<br />

Pflegeeltern durchwandern einen großen Bereich<br />

jedweder Emotionen, von totaler Verärgerung, Frust,<br />

Verzweiflung <strong>und</strong> manchmal Trauer, bis hin zur<br />

Zufriedenheit, großer <strong>Freude</strong> <strong>und</strong> sogar Glück. Pflegefamilie<br />

sein bedeutet, durch dick <strong>und</strong> dünn miteinander<br />

zu gehen, sich zu mögen oder sogar sehr<br />

lieb zu haben.<br />

Pflegeeltern sind in ihrem Tun jedoch sehr darauf<br />

angewiesen, <strong>das</strong>s auch Andere mit denken, mit planen,<br />

mit arbeiten <strong>und</strong> gut hinschauen. Gut hinschauen<br />

besonders darauf, ob denn <strong>das</strong> Pflegeverhältnis<br />

auch gelingen kann. Ob es also Voraussetzungen<br />

gibt, die ein Pflegeverhältnis auch gelingen lassen.<br />

Ein gelingen<strong>des</strong> Pflegeverhältnis ist ein Kunstwerk<br />

mit vielen Bausteinen<br />

Ein gelungenes Pflegeverhältnis setzt sich aus vielen<br />

einzelnen Puzzlestückchen zusammen:<br />

� Pflegeeltern <strong>und</strong> Pflegekind müssen zusammen<br />

passen,<br />

� Pflegeeltern müssen über <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> generell <strong>und</strong><br />

speziell Bescheid wissen<br />

� Sie müssen auch wissen, welche Auswirkungen<br />

die Vorerfahrungen <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es in ihrer Familie<br />

haben werden.<br />

<strong>Wissen</strong> <strong>um</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong><br />

In der Vorbereitungszeit werden Bewerber darüber<br />

informiert, aus welchen Gründen <strong>Kind</strong>er nicht mehr<br />

in ihrer leiblichen Familie leben können, sondern in<br />

Pflegefamilien untergebracht werden. Es wird auch<br />

darüber gesprochen, wie die Vorgeschichte <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es<br />

sich nun in der Pflegefamilie ausdrückt <strong>und</strong> wie<br />

<strong>das</strong> <strong>Kind</strong> auf die Veränderung in seinem Leben reagiert.<br />

Genauso wichtig wie dieses allgemeine <strong>Wissen</strong> über<br />

Pflegekinder, ist <strong>das</strong> spezielle <strong>Wissen</strong> über <strong>das</strong> Pflegekind,<br />

was in die Pflegefamilie vermittelt werden<br />

soll. Erst dieses <strong>Wissen</strong> <strong>um</strong> die Vorgeschichte dieses<br />

<strong>Kind</strong>es gibt den Pflegeelternbewerbern die Möglichkeit<br />

zu entscheiden, ob dieses <strong>Kind</strong> <strong>und</strong> sie zusammen<br />

leben können.<br />

Trotzdem gibt es <strong>Wissen</strong>swertes über die Empfindungen<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> Verhalten von Pflegekindern allge-<br />

3<br />

� Pflegeeltern müssen fürsorgliches Umgehen <strong>und</strong><br />

Sicherheit vermitteln<br />

� Pflegeeltern müssen sich selbst <strong>und</strong> ihre Möglichkeiten<br />

kennen,<br />

� Pflegeeltern müssen sich als Teil eines Teams<br />

sehen.<br />

� Pflegeeltern <strong>und</strong> Pflegekind müssen zusammen<br />

passen<br />

Wenn interessierte Personen sich dar<strong>um</strong> bewerben,<br />

ein Pflegekind aufzunehmen, dann kann die folgende<br />

Zeit auch als Belastung empf<strong>und</strong>en werden. Vorbereitungsseminare,<br />

Gespräche, Lebensgeschichte,<br />

Führungszeugnis, finanzieller Hintergr<strong>und</strong> – alles<br />

muss dargelegt <strong>und</strong> erledigt werden. Die Vermittlungsstelle<br />

will sicher gehen, <strong>das</strong>s ein Pflegekind<br />

dort gut aufgehoben sein wird. Besonders wichtig ist<br />

dabei, <strong>das</strong>s die Fachkräfte ein Bild von den Bewerbern<br />

entwickeln können: was wünschen sie sich, was<br />

trauen sie sich zu, was geht gar nicht, wie ist es mit<br />

anderen <strong>Kind</strong>ern in der Familie etc. Die Bewerber<br />

müssen sich öffnen, damit die Fachkräfte sie kennen<br />

lernen <strong>und</strong> einschätzen können. Ebenso sollte es mit<br />

dem <strong>Kind</strong> sein, welches in einer Pflegefamilie untergebracht<br />

werden sollte. Wie ist <strong>das</strong> <strong>Kind</strong>? Was<br />

braucht es, was hat es erlebt etc? Nur wenn bei<strong>des</strong>,<br />

<strong>das</strong> Profil der Bewerber <strong>und</strong> <strong>das</strong> Bild <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es<br />

zusammenpassen, wird es eine Vermittlung geben<br />

können, in denen Pflegeeltern nicht nur <strong>Last</strong> <strong>und</strong><br />

Belastung sondern im hohen Maße auch <strong>Freude</strong><br />

erleben<br />

mein, welches den Pflegeeltern <strong>das</strong> Verständnis für<br />

ihr Pflegekind erleichtern hilft.<br />

Der lange Schatten der Vergangenheit<br />

Die Erfahrungen der Vergangenheit beeinflussen<br />

lange <strong>das</strong> Befinden <strong>und</strong> die Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es.<br />

Meine bisherigen Erfahrungen prägen mich <strong>und</strong><br />

mein Bild von der Welt.<br />

Wir alle werden durch <strong>das</strong>, was in unserer Natur<br />

liegt, verb<strong>und</strong>en mit dem, was wir bisher erlebt haben<br />

zu dem Menschen, der wir sind. Manche Menschen<br />

haben einen starken inneren Kern, der sie<br />

vieles ertragen lässt <strong>und</strong> andere Menschen zerbrechen<br />

an weit weniger Schlimmen. Natürlich geht es<br />

auch den Pflegekindern so. Während manche noch<br />

erstaunlich robust sind für <strong>das</strong>, was hinter ihnen liegt<br />

sind, andere verletzt, verwirrt <strong>und</strong> beeinträchtigt.


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Die <strong>Kind</strong>er, die neu in Pflege-/ Adoptivfamilien<br />

vermittelt werden haben meist eine schwierige Vorgeschichte,<br />

die dazu führt, <strong>das</strong>s sie allem misstrauen.<br />

Sie haben erfahren, <strong>das</strong>s die Welt nicht verlässlich<br />

ist, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Leben bedroht wird, <strong>das</strong>s Hilfe ka<strong>um</strong> zu<br />

erwarten ist, <strong>das</strong> man auf sich allein gestellt ist. Es<br />

gilt eigentlich nur, <strong>das</strong> ‚hier <strong>und</strong> jetzt’ zu überleben<br />

<strong>und</strong> zu bewerkstelligen. Das Leben ist ein Kampf.<br />

Solche Erfahrungen prägen auch Art <strong>und</strong> Umfang<br />

der Hirnreifung <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es. Ebenso führen tra<strong>um</strong>atische<br />

Situationen zu vermehrter Ausschüttung von<br />

Stresshormonen, die wieder<strong>um</strong> <strong>das</strong> kindliche Gehirn<br />

auf ständige Alarmbereitschaft polen. Das fehlende<br />

Vertrauen zeigt sich durch permanente Anspannung<br />

(stark angespannter Körper). Ein „sich<br />

fallen lassen" ist nicht möglich.<br />

Die besondere Prägung vernachlässigter <strong>Kind</strong>er<br />

besteht darin, <strong>das</strong>s sie die Eltern nicht als versorgende<br />

<strong>und</strong> verlässliche Eltern erlebt. Es gab nichts regelmäßig,<br />

ausreichend, man konnte sich auf nichts<br />

wirklich verlassen. Um zu überleben, mussten die<br />

<strong>Kind</strong>er die Kontrolle bekommen <strong>und</strong> erhalten <strong>und</strong><br />

sich Überlebensstrategien ausdenken z.B. Essenbeschaffen.<br />

Kleinere <strong>Kind</strong>er wurden von größeren<br />

Geschwistern versorgt. Aus der Erfahrung der <strong>Kind</strong>er<br />

heißt es: Eltern können <strong>das</strong> nicht, Eltern kriegen<br />

nichts geregelt.<br />

Mit diesem Bild von Eltern kommen die <strong>Kind</strong>er zu<br />

Ihnen <strong>und</strong> übertragen dieses Bild erst einmal auf Sie.<br />

Das <strong>Kind</strong> muss alles unter Kontrolle haben <strong>und</strong> sieht<br />

sich nicht in der Lage, den Erwachsenen die Bewältigung<br />

<strong>des</strong> Alltages überlassen zu können. Die <strong>Kind</strong>er<br />

haben <strong>das</strong> Gefühl, nie genug zu bekommen.<br />

<strong>Kind</strong>er mit Gewalterfahrung durch ihre Eltern<br />

erlebten, <strong>das</strong>s diese Eltern uneinschätzbar sind, mal<br />

liebevoll, mal bedrohlich <strong>und</strong> gefährlich. <strong>Kind</strong>er<br />

sind diesen Eltern hilflos ausgeliefert. Auch Gewalt<br />

gegen andere (z.B. gegen die Mutter) erleben sie als<br />

tra<strong>um</strong>atisierend, weil sie hilflos sind. Hilflosigkeit<br />

ist ein wesentliches Merkmal von tra<strong>um</strong>atischen<br />

Erfahrungen.<br />

4<br />

Wenn <strong>Kind</strong>er Trennungen erleben, erfahren sie<br />

auch hier Unzuverlässigkeit, Verlassenheit, sich<br />

nicht verlassen können.<br />

Sexueller Missbrauch bedeutet Übergriffigkeit,<br />

Grenzverletzungen; <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> ist ein Objekt der Befriedigung<br />

ohne Berücksichtigung seiner selbst. Oft<br />

ist der sexuelle Missbrauch mit einem Schweigegebot<br />

belegt, welches zu Sprachproblemen <strong>und</strong> Wahrnehmungsstörungen<br />

führen kann. Viele dieser <strong>Kind</strong>er<br />

lernen, <strong>das</strong>s sie Aufmerksamkeit nur über sexuelles<br />

Verhalten bekommen – also benehmen sie sich<br />

so <strong>und</strong> glauben, <strong>das</strong>s dies Normalität sei.<br />

Diese Erfahrungen drücken sich natürlich auch im<br />

Verhalten der <strong>Kind</strong>er aus, wenn sie schon bei Ihnen<br />

leben.<br />

Der Wechsel <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es von der Herkunftsfamilie,<br />

Bereitschaftspflege oder Heim in die Pflegefamilie<br />

wechselt nur den Wohnort aus, er verändert nicht<br />

<strong>das</strong> <strong>Kind</strong>. Das <strong>Kind</strong> bleibt erst mal <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> mit<br />

seinen bisherigen Erfahrungen <strong>und</strong> den sich daraus<br />

entwickelten Vorstellungen <strong>und</strong> Überlebensstrategien.<br />

Beispiele:<br />

� Ein älteres <strong>Kind</strong> kommt in eine Pflegefamilie<br />

<strong>und</strong> die Pflegemutter steht morgens immer auf.<br />

Das <strong>Kind</strong> empfindet dies erst einmal als Kontrollmaßnahme,<br />

bis es durch ein Gespräch mit<br />

der Pflegemutter versteht, <strong>das</strong>s diese mit aufsteht,<br />

damit es morgens nicht allein ist. Allein sein war<br />

es aber gewöhnt <strong>und</strong> war vom Donner gerührt,<br />

als es begriff, <strong>das</strong>s die Mutter nur wegen ihm<br />

aufstand. „Sie stand einfach mit mir auf, so<br />

wichtig war ich ihr“.<br />

� Pflegeeltern nehmen einen Eineinhalbjährigen<br />

auf. Sie freuten sich auf die Versorgung eines<br />

kleines abhängigen <strong>Kind</strong>es <strong>und</strong> erlebten ein selbständiges<br />

kleines Wesen. Der Kleine versuchte<br />

alles selbst zu erledigen, ans Essen zu kommen,<br />

Tropfen aus dem Wasserhahn aufzufangen, irgendwo<br />

sich z<strong>um</strong> schlafen zu legen etc. <strong>und</strong> begriff<br />

überhaupt nicht, was die Pflegeeltern eigentlich<br />

mit ihrer Fürsorglichkeit wollten.<br />

Tipp: Ein Lebensbuch hilft dem <strong>Kind</strong>, seine bisherige Lebensgeschichte besser zu verstehen.<br />

Mehr Infos dazu finden Sie auf Seite 19.<br />

Viele Pflegekinder sind wie erfroren <strong>und</strong> erstarrt, wenn sie zu Ihnen kommen<br />

Pflegekinder sind <strong>Kind</strong>er mit Bindungs- <strong>und</strong> Beziehungsstörungen<br />

<strong>Kind</strong>er kommen in Pflegefamilien, <strong>um</strong> dort wieder<br />

hilfreiche Bindungen aufbauen zu können. Bindungen<br />

zu neuen wichtigsten Bezugspersonen bewirken<br />

dann die Möglichkeit, auch Beziehungen zu anderen<br />

Menschen aufzunehmen. Beziehungen sind un<strong>um</strong>-<br />

gänglich notwendig, <strong>um</strong> sozial angemessen in der<br />

Gesellschaft leben zu können.<br />

Gerade die Schule – besonders die Gr<strong>und</strong>schule – ist<br />

ein Bereich, in dem Beziehungen eine große Rolle<br />

spielen. Wir alle wissen, <strong>das</strong>s <strong>Kind</strong>er, die ihre Lehrer<br />

mögen, besser lernen können. Pflegekinder mit ihren


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Beziehungsstörungen können jedoch nicht vertrauen.<br />

Misstrauen <strong>und</strong> Vorsicht ist ihre Überlebenstechnik<br />

geworden. Sie haben es also schwerer.<br />

Vernachlässigte Pflegekinder haben im hohen Maße<br />

für sich selbst sorgen müssen. Das können sie gut, in<br />

diesem Bereich sind sie den behütet aufgewachsenen<br />

<strong>Kind</strong>ern deutlich überlegen. Andererseits sind sie<br />

jedoch gerade auf Gr<strong>und</strong> dieser Erfahrungen in der<br />

Werte- <strong>und</strong> Gefühlsentwicklung weit hinter der<br />

normalen Entwicklung Gleichaltriger zurück.<br />

Eine wachsende Hinwendung zur Pflegefamilie,<br />

aber auch zur Schule kann immer wieder durch Unsicherheiten<br />

im Alltag beeinträchtigt werden. Ein<br />

<strong>Kind</strong>, <strong>das</strong>s nicht sicher ist, ob es in der Pflegefamilie<br />

bleiben kann, ein <strong>Kind</strong>, welches bei Besuchskontak-<br />

<strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es – Wie ‚spricht’ <strong>das</strong> <strong>Kind</strong>?<br />

Das <strong>Kind</strong> spricht nicht durch die <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> M<strong>und</strong>es<br />

‚Worte’, sondern durch die <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> Körpers<br />

Mimik, Gestik, Körperhaltung, Bewegung <strong>und</strong> durch<br />

sein Verhalten.<br />

Unser Verstehen<br />

Diese <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es interpretieren wir durch<br />

die Brille unserer eigenen Erfahrungen <strong>und</strong> interpretieren<br />

sie daher anders, als <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> es ausdrücken<br />

wollte. Es ist daher so wesentlich, <strong>das</strong>s wir die <strong>Sprache</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es verstehen, <strong>das</strong>s wir begreifen, war<strong>um</strong><br />

<strong>Kind</strong>er sich so verhalten, wie sie es nun mal tun.<br />

Schwieriges manchmal kontraproduktives Verhalten<br />

ist aus der Perspektive <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es daher sinnvolles<br />

Verhalten.<br />

Verhalten <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es an einigen<br />

Beispielen<br />

Pflegekinder zeigen häufig eine Maske<br />

Sie trauen sich noch nicht so zu sein, wie sie sind.<br />

Sie wollen den Erwartungen Anderer entsprechen,<br />

obwohl sie sich so oft gerade in deren Erwartungen<br />

irren. Ihr Selbstbewusstsein ist gering ausgeprägt<br />

oder stark negativ behaftet.<br />

Aufmerksamkeit einfordern<br />

Viele Pflegekinder haben große Angst, übersehen zu<br />

werden, keine Rolle zu spielen, nicht wichtig zu<br />

sein. Sie wissen nicht, ob sie gemocht werden. Sie<br />

sind unsicher in der Klasse <strong>und</strong> bei Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

suchen sich Rollen, die sie für bedeutsam halten<br />

(„Clown“).<br />

Konzentrationsprobleme <strong>und</strong> Vergesslichkeit<br />

Viele Pflegekinder leben in unsicheren Perspektiven.<br />

Sie müssen in der Gegenwart ankommen, sie müssen<br />

sich mit Vergangenem auseinandersetzen. Sie<br />

müssen sehr verschieden Welten miteinander in<br />

5<br />

ten immer wieder mit verunsichernden Äußerungen<br />

seiner Eltern konfrontiert wird – dieses <strong>Kind</strong> ist zu<br />

sehr mit für sich lebenswichtigen Fragen beschäftigt,<br />

als <strong>das</strong>s es sich auf Schule wirklich konzentrieren<br />

könnte. Dies erklärt, war<strong>um</strong> viele Pflegekinder den<br />

Anforderungen der Schule nicht gewachsen sind.<br />

Ihre Schulprobleme sind mehr als nur Schulprobleme.<br />

Es sind Probleme, die sich auch in der Schule<br />

ausdrücken, denn <strong>Kind</strong>er, die Probleme haben, machen<br />

Probleme.<br />

Erst wenn <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> neu aufkeimende Gefühle von<br />

Sicherheit, Zugehörigkeit <strong>und</strong> Vertrauen in der Pflegefamilie<br />

entwickeln konnte, kann es ansprechbar<br />

für Schule <strong>und</strong> gesellschaftliches Umfeld werden<br />

<strong>und</strong> Anforderungen akzeptieren.<br />

Einklang bringen z.B. durch Besuchskontakte. Es<br />

gibt eine Menge Dinge, die von den <strong>Kind</strong>ern wirklich<br />

als wichtiger empf<strong>und</strong>en werden als Schule <strong>und</strong><br />

Lernen. Darüber hinaus haben die <strong>Kind</strong>er häufig<br />

Beeinträchtigungen wie ADHS, FASD u.a, bei denen<br />

Konzentrationsprobleme als Symptome bekannt<br />

sind.<br />

Angst zu versagen<br />

Unsicherheit <strong>und</strong> häufig auch Überanpassung lässt<br />

viele <strong>Kind</strong>er ihre eigenen Möglichkeiten, ihr Können<br />

<strong>und</strong> ihre Grenzen nicht erkennen. Weil sie <strong>das</strong> Gefühl<br />

haben, den Anforderungen nicht gerecht zu<br />

werden oder den Erwartungen der Erwachsenen<br />

nicht entsprechen zu können befürchten sie Strafe<br />

<strong>und</strong> Verlassenwerden.<br />

Nicht zuhören können / Gehörtes nicht <strong>um</strong>setzen<br />

können / nicht alles erkennen / andere nicht<br />

verstehen<br />

Wahrnehmungsprobleme sind eine der häufigsten<br />

Beeinträchtigungen von Pflegekindern. Die <strong>Kind</strong>er<br />

können dabei Dinge nur selektiert wahrnehmen. Sie<br />

erkennen nicht, was wichtig <strong>und</strong> unwichtig ist <strong>und</strong><br />

werden überschwemmt von jedweder Form von<br />

Eindrücken. Sie haben Schwierigkeiten in der rä<strong>um</strong>lich-visuellen<br />

<strong>und</strong> akustischen Wahrnehmung, ebenso<br />

auch in andere Wahrnehmungen wie kalt-warm,<br />

hoch-tief etc. Erst im Rahmen einer neuen Bindung<br />

zu den Pflegeeltern kann <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> seine Gefühle<br />

wieder zulassen <strong>und</strong> verstehen <strong>und</strong> dann auch die<br />

Gefühle anderer verstehen, denn Gefühle für andere<br />

sind Spiegelungen eigener Gefühle.<br />

Klauen – ‚mitgehen‘ lassen<br />

„Du sollst nicht stehlen“ ist eine Wertvorstellung.<br />

Um Werte erkennen <strong>und</strong> übernehmen zu können,<br />

muss der Mensch selbst sich wertvoll fühlen <strong>und</strong> als<br />

wertvoll angesehen werden. Viele Pflegekinder kennen<br />

dieses Gefühl nicht – oder erlernen es gerade


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mühselig. Es fällt ihnen daher schwer, Werte überhaupt<br />

zu verstehen <strong>und</strong> erst recht, Werte zu werten.<br />

Darüber hinaus nimmt <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> in den ersten Lebensjahren<br />

die Wertvorstellungen seiner Umgebung<br />

auf. <strong>Kind</strong>er, die schon älter in die Pflegefamilie<br />

kommen, haben daher oft andere Werte von früher<br />

verinnerlicht, als die, die für ein soziales Verhalten<br />

angebracht wären.<br />

Pflegekinder haben oft eine verzerrte,<br />

unrealistische Vorstellung von sich selbst<br />

Pflegekinder haben häufig eine verzerrte <strong>und</strong> unrealistische<br />

Vorstellung von sich selbst. Es fällt ihnen<br />

ebenso schwer, andere Menschen <strong>und</strong> Dinge realistisch<br />

einzuschätzen. Sie können ihre Leistung nicht<br />

einschätzen, wissen nicht, wie der Lehrer zensieren<br />

oder reagieren wird. Sie haben „Fre<strong>und</strong>e“ – jeden<br />

Tag neue – <strong>und</strong> erkennen nicht, wie ihr Verhalten<br />

sich auf andere auswirkt. Sie sind dadurch sehr verführbar<br />

<strong>und</strong> durch andere „benutzbar“.<br />

Forderungen nicht entsprechen, Leistungen nicht<br />

bringen wollen<br />

Pflegekinder weigern sich oft so heftig, eine Aufgabe<br />

zu erledigen, <strong>das</strong>s diese Verweigerung in keinem<br />

Verhältnis zur eigentlichen Aufgabe steht. Auch<br />

wird vom <strong>Kind</strong> sehr viel mehr an Energie aufgewendet,<br />

<strong>um</strong> eine Aufgabe nicht machen zu müssen,<br />

als es notwendig wäre, sie zu erledigen. Das „nicht<br />

machen wollen“ ist also keine Faulheit sondern der<br />

Ausdruck einer Verletzung <strong>und</strong> Verwirrung <strong>des</strong><br />

<strong>Kind</strong>es. Verletzte <strong>Kind</strong>er fühlen sich durch Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Aufforderungen schnell bedroht. Sie<br />

haben <strong>das</strong> Gefühl, die Kontrolle zu verlieren <strong>und</strong><br />

überwältigt zu werden <strong>und</strong> ‚müssen‘ daher diese<br />

Anforderungen heftig bekämpfen.<br />

Das Zauberwort heißt Vertrauen<br />

Vertrauen in <strong>das</strong> <strong>Kind</strong>, <strong>das</strong>s es alles tun wird, was es<br />

schaffen kann, aber auch Vertrauen in sich selbst als<br />

Pflegeeltern, <strong>das</strong>s auch Sie <strong>das</strong> tun werden, was Sie<br />

ermöglichen <strong>und</strong> schaffen können. Hilfreich natürlich<br />

auch Vertrauen in die Sie <strong>und</strong> ihr <strong>Kind</strong> begleitenden<br />

Fachkräfte <strong>und</strong> Helfer.<br />

Wie schon erwähnt, ist <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> extrem darauf angewiesen,<br />

<strong>das</strong>s die Pflegeeltern es verstehen. Dass<br />

sie sich fürsorglich Verhalten <strong>und</strong> ihm Sicherheit<br />

vermitteln. Fürsorgliches Verhalten bedeutet, die<br />

Bedürfnisse <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es zu erkennen <strong>und</strong> entsprechend<br />

angemessen darauf zu reagieren.<br />

Sieben Phasen eine <strong>Kind</strong>es bis hin z<strong>um</strong><br />

festen Vertrauen<br />

In ihrem Buch "Praxisbuch Pflegekind" beschreibt<br />

Alice Ebel sieben Phasen eine <strong>Kind</strong>es bis hin z<strong>um</strong><br />

6<br />

Grenzen werden nicht wahrgenommen<br />

Kommt <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> in eine neue Umgebung ändert<br />

sich alles. Hier müssen erst einmal die dort gültigen<br />

Grenzen deutlich gemacht werden, denn <strong>das</strong> <strong>Kind</strong><br />

kennt diese Grenzen nicht. Je größer jedoch <strong>das</strong><br />

innere Chaos <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es ist, <strong>des</strong>to deutlicher müssen<br />

die äußeren Grenzen <strong>und</strong> Strukturen sein, damit <strong>das</strong><br />

<strong>Kind</strong> sich an etwas festhalten kann. Erst durch Erfahrung<br />

von Sicherheit, Beziehung, Klarheit <strong>und</strong><br />

konsequentem Verhalten kann <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> Grenzen<br />

wahrnehmen <strong>und</strong> sie dann auch übernehmen.<br />

Nicht bei der Wahrheit bleiben – Geschichten<br />

erzählen<br />

<strong>Kind</strong>er erzählen Märchen (Lügen) <strong>und</strong> haben dafür<br />

besondere Gründe: Das <strong>Kind</strong> „füllt“ Geschehnisse,<br />

an die es sich nicht mehr erinnern kann <strong>und</strong> macht<br />

sie somit für sich real „zur Wahrheit“. Tra<strong>um</strong>atisierte<br />

<strong>Kind</strong>er oder auch <strong>Kind</strong>er mit FASD können sich<br />

oft nicht erinnern. Sie haben sowieso weniger oder<br />

nur teilweise die Dinge mitgekriegt <strong>und</strong> können<br />

darüber hinaus noch weniger behalten. Sie erfinden<br />

daher Geschichten. Manchmal ‚lügen‘ sie auch, <strong>um</strong><br />

den Erwartungen anderer zu entsprechen.<br />

Die Pflegefamilie ist die Chance für <strong>das</strong><br />

<strong>Kind</strong><br />

Nur immer sich wiederholende gute, verlässliche<br />

Erfahrungen geben dem <strong>Kind</strong> die Möglichkeit, seine<br />

Vorsicht langsam aufzugeben <strong>und</strong> Vertrauen zu<br />

entwickeln. Dieses neue Vertrauen überlagert die<br />

alten Erfahrungen <strong>und</strong> schafft Ra<strong>um</strong> für neue Erfahrungen.<br />

Das Bild der Welt verändert sich, <strong>das</strong> Modell<br />

<strong>des</strong> Umgangs mit anderen verändert sich, <strong>das</strong><br />

Verständnis für sich selbst entsteht.<br />

festen Vertrauen <strong>und</strong> zur Bindung <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es an die<br />

Pflegeeltern.<br />

Ich möchte diese Phasen kurz wiedergeben:<br />

1. Überanpassung <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es – es lebt in einer<br />

Pseudo-Normalität, die es aber nicht lange durchhalten<br />

kann, weil es mit den Beziehungsangeboten der<br />

Pflegeeltern konfrontiert wird<br />

2. Die Phase setzt schon ein gewisses Vertrauen in<br />

die Zuneigung <strong>und</strong> Stärke der Pflegeeltern voraus.<br />

Das <strong>Kind</strong> gibt seine Maske auf <strong>und</strong> zeigt <strong>das</strong> Ausmaß<br />

seiner Störungen durch auffälligesVerhalten.<br />

3. Diese Phase ist davon geprägt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> <strong>Kind</strong><br />

immer deutlicher Bindungsverhalten zeigt <strong>und</strong> beginnt,<br />

seine innere Not zu zeigen. Es drückt sich<br />

nicht mehr nur in auffälligem Verhalten <strong>und</strong> Krankheit<br />

aus, sondern zeigt auch, <strong>das</strong>s es akut von Ängsten,<br />

seelischen <strong>und</strong> körperlichen Schmerzen oder<br />

Albträ<strong>um</strong>en geplagt wird. Dies setzt ein noch größe-


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res Vertrauen voraus als nur <strong>das</strong> reine Fallenlassen<br />

der Maske in der zweiten Phase.<br />

4. Hier zeigt <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> eine vertiefte Bindung an die<br />

Pflegeeltern, was sich an einem klammernden Verhalten<br />

zeigt. Es möchte sich nicht mehr von ihnen<br />

trennen. Das nun erreichte Vertrauen dürfen die<br />

Pflegeeltern als echte Liebeserklärung werten.<br />

5. Noch mehr Sicherheit <strong>und</strong> Vertrauen setzt diese<br />

fünfte Phase voraus, denn in dieser spricht <strong>das</strong> <strong>Kind</strong><br />

nicht nur über frühere Erlebnisse oder Nöte, sondern<br />

es zeigt den Pflegeeltern auch die mit den frustrierenden,<br />

verletzenden <strong>und</strong> bedrohlichen früheren<br />

Bindungserfahrungen zusammenhängenden Gefühle.<br />

Es konfrontiert die Pflegeeltern mit voller Wucht mit<br />

seinen schl<strong>um</strong>mernden negativen Gefühlen. Hier ist<br />

es besonders wichtig, <strong>das</strong>s die Pflegeeltern diese<br />

Gefühle nicht persönlich nehmen, sondern sie den<br />

früheren Erfahrungen <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es zuordnen.<br />

6. Hat <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> ausreichend erfahren, <strong>das</strong>s es von<br />

den Pflegeeltern auch in seinem Schmerz angenommen<br />

wird, beginnt es die Pflegeeltern als „sicheren<br />

Hafen“ anzusehen zu denen es sich in Momenten der<br />

Weitere Infos z<strong>um</strong> Praxisbuch Pflegekind finden Sie hier: www.moses-online.de/node/3390<br />

Manchmal ist <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> zu verletzt<br />

Manchmal erleben wir allerdings, <strong>das</strong>s trotz aller<br />

Bemühungen der Pflegeeltern <strong>und</strong> <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es selbst,<br />

es nur kleine Schritte <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es gibt. Sie als Pflegeeltern<br />

bieten dem <strong>Kind</strong> Ihre Mühen, Ihre <strong>Freude</strong>,<br />

Ihre immerwährenden Versuche, vielleicht sogar<br />

Ihre Liebe an <strong>und</strong> trotzdem erleben wir, <strong>das</strong>s manche<br />

<strong>Kind</strong>er dieses Angebot der Pflegeeltern nicht annehmen<br />

können. Sie sind <strong>und</strong> bleiben so in ihren<br />

vergangenen, tra<strong>um</strong>atisierenden Erfahrungen gefangen,<br />

<strong>das</strong>s sie sich nicht ‚trauen‘.<br />

Diese <strong>Kind</strong>er haben nicht den Mut die eben beschriebenen<br />

Schritte zu gehen, sie können nicht<br />

vertrauen. Sie sind im tiefsten Kern ihres Wesens<br />

durch schlimme frühkindliche Erfahrungen zerstört<br />

worden <strong>und</strong> fühlen sich im Leben permanent bedroht,<br />

auch wenn es keine realen Bedrohungen gibt.<br />

Um jedoch überhaupt Schritte gehen zu können<br />

brauchen Pflegekinder in ihrem Umfeld (Pflegefamilie,<br />

Schule):<br />

Bitte passen Sie auf sich auf!<br />

Was wird von Pflegeeltern erwartet – vom Jugendamt,<br />

von der Schule, von Nachbarn <strong>und</strong> Verwandten,<br />

aber auch von den Herkunftseltern?<br />

Die meisten Personen <strong>um</strong> <strong>das</strong> Pflegekind her<strong>um</strong><br />

wissen wenig über die Besonderheit seiner Lebens-<br />

7<br />

Angst <strong>und</strong> <strong>des</strong> Schmerzes flüchten kann. Macht es<br />

damit positive Erfahrungen, dann kann es echte<br />

Bindungssicherheit entwickeln.<br />

7. Ist es nach vielem Auf <strong>und</strong> Ab eines Tages gelungen,<br />

eine wahrhaft heilsame Bindung aufzubauen,<br />

dann besteht nun in der siebten Phase die reelle<br />

Chance, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> folgende Eigenschaften <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten entwickelt:<br />

� eine echte Fähigkeit, zu entspannen <strong>und</strong> zu genießen<br />

� die Fähigkeit, Liebe zu geben <strong>und</strong> zu empfangen<br />

� ein gutes Selbstwertgefühl<br />

� Konzentrationsvermögen <strong>und</strong> die Entwicklung<br />

intellektueller Fähigkeiten<br />

� Empathiefähigkeit<br />

� Engagement <strong>und</strong> Gemeinsinn.<br />

Jetzt hat <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> wirklich tiefes Vertrauen zu seinen<br />

neuen Eltern entwickelt <strong>und</strong> kann mit diesem<br />

neuen Vertrauen <strong>und</strong> der auf diesem Vertrauen beruhenden<br />

neuen positiven Sicht der Welt ein erfülltes<br />

Leben erreichen.<br />

� Sicherheit <strong>und</strong> Angstfreiheit<br />

� Regeln (Regelmäßigkeit) <strong>und</strong> Verlässlichkeit<br />

� Verständnis <strong>und</strong> Ruhe<br />

� Zeit, <strong>Kind</strong> sein zu dürfen<br />

� Genügend Aufmerksamkeit<br />

� Konkrete, direkte <strong>und</strong> angemessene Ansprache<br />

� Geduld <strong>und</strong> die Erlaubnis, sich ausklinken zu<br />

dürfen<br />

� Wertschätzung<br />

Weitere Informationen dazu<br />

finden Sie in unserem<br />

<strong>Moses</strong>-<strong>Online</strong>-Themenheft<br />

Tra<strong>um</strong>a<br />

bei <strong>Kind</strong>ern in Familienpflege,<br />

Erziehungsstellen,<br />

Wohngruppen <strong>und</strong> Adoption<br />

von Henrike Hopp <strong>und</strong><br />

Susanne Lambeck<br />

geschichte. Sie sehen die Gegenwart <strong>und</strong> verstehen<br />

nicht, war<strong>um</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> oft nicht ‚funktioniert‘. Sie<br />

machen die Pflegeeltern <strong>und</strong> deren Umgang mit dem<br />

<strong>Kind</strong> dafür verantwortlich. Sie halten die Pflegeeltern<br />

für zu streng oder zu weich, für zu kämpferisch<br />

oder für zu fordernd.


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Die Erwartungen Anderer können einen ganz schön<br />

unter Druck setzen <strong>und</strong> zu einer deutlichen <strong>Last</strong><br />

werden. Haben Sie als Pflegeeltern ein breites Kreuz<br />

oder fühlen Sie sich oft unter Druck? Übernehmen<br />

Sie die Erwartungen der anderen, oder was erwarten<br />

Sie von sich selbst?<br />

Belastungen <strong>und</strong> Ressourcen halten sie<br />

die Waage<br />

In einer Studie der Uni Siegen wurde über Belastungen<br />

von Pflegeeltern geforscht <strong>und</strong> besonders darauf<br />

geschaut, wie <strong>und</strong> wo Pflegeeltern sich Hilfen <strong>und</strong><br />

Freirä<strong>um</strong>e schaffen.<br />

Lesen Sie dazu im Folgenden einen Auszug aus einem Referat<br />

von Dirk Schäfer.<br />

Als theoretischer Hintergr<strong>und</strong> wird die "Belastungs-<br />

Ressourcen-Balance" verwendet. In einer idealtypischen<br />

Vorstellung besteht eine ausgeglichene Balance<br />

zwischen den Belastungen <strong>und</strong> den Ressourcen<br />

einer Person. Wir gehen davon aus, <strong>das</strong>s jeder<br />

Mensch Aufgaben <strong>und</strong> Probleme zu bewältigen hat.<br />

Das ist also erst mal nichts Besonderes, sondern<br />

gehört zu den allgemeinen Entwicklungsaufgaben<br />

einer Person.<br />

Die idealtypische Vorstellung eines ausgewogenen<br />

Verhältnisses zwischen Belastungen <strong>und</strong> Ressourcen<br />

kann allerdings nicht dauerhaft bestehen. Die Waage<br />

befindet sich also in stetiger Bewegung: Spezifische<br />

Ereignisse <strong>und</strong> Veränderungen können die Waage<br />

aus ihrer Balance bringen.<br />

Es gibt unterschiedliche Strategien, mit einem Problem<br />

<strong>um</strong>zugehen – die Lösung eines Problems ist nur<br />

eine idealtypische Form der Bewältigung. Um Aufgaben<br />

bewältigen zu können verfügt jeder Mensch<br />

über unterschiedliche Ressourcen (Kompetenzen,<br />

Fähigkeiten, Unterstützung durch andere usw.) Für<br />

die konkrete Bewältigung eines Problems sind jeweils<br />

spezifische Ressourcen notwendig.<br />

Das Modell der Belastungs-Ressourcen-Balance hat<br />

auch ein praxisrelevantes Potential. So können damit<br />

Prozesse der Selbstreflexion zugänglich gemacht<br />

werden: Ich werde mir klar, was mir <strong>das</strong> Leben<br />

schwer macht <strong>und</strong> was mir hilft<br />

Pflegeeltern brauchen Respekt für ihre besondere<br />

Persönlichkeit<br />

Was genau ist mit einer „besonderen Persönlichkeit“<br />

gemeint? Viele Menschen können sich weder vorstellen,<br />

<strong>das</strong>s die Aufnahme eines behinderten <strong>Kind</strong>es<br />

überhaupt funktionieren kann, noch verstehen sie,<br />

war<strong>um</strong> es Menschen gibt, die sich für solche Lebensentwürfe<br />

<strong>und</strong> Tätigkeitsfelder entscheiden:<br />

„Solche Pflegeeltern gibt es? War<strong>um</strong> tut man sich<br />

denn so was an? Ich könnte mir <strong>das</strong> nicht vorstellen.“<br />

8<br />

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Für Behörden, Institutionen, Fremde, sogar Familie<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e sind <strong>das</strong> Engagement, der Lebensentwurf<br />

<strong>und</strong> die persönlichen Wertvorstellungen teilweise<br />

nicht zu begreifen. Die Bereitschaft der Pflegeeltern<br />

hängt mit ihren inneren Überzeugungen <strong>und</strong><br />

Einstellungen zusammen. Diese sind ein reichhaltiger<br />

Schatz <strong>und</strong> eine wichtige Quelle für die Entwicklung<br />

der <strong>Kind</strong>er.<br />

Sinnkonstruktionen<br />

Sinnkonstruktionen sind Erklärungen <strong>und</strong> Überzeugungen,<br />

mit denen Menschen ihrem eigenen Leben<br />

<strong>und</strong> Handeln einen Sinn zuschreiben. „Was macht<br />

mein Leben sinnvoll?“<br />

Die Idee <strong>und</strong> Motivation, <strong>das</strong>s es sinnvoll, richtig<br />

<strong>und</strong> wichtig ist, einem <strong>Kind</strong> mit einer Behinderung<br />

einen Platz in der eigenen Familie zu geben, beruht<br />

auf Überzeugungen der Pflegeeltern, die sich mit<br />

ihrem eigenen Lebenssinn befassen.<br />

Ein Pflegevater drückt dies so aus:<br />

„Dass <strong>das</strong> wirklich eine Berufung ist. Dass man <strong>das</strong><br />

kann. Dass man die Fähigkeit hat, so ein <strong>Kind</strong>, irgendein<br />

<strong>Kind</strong> zu sich zu nehmen <strong>und</strong> <strong>das</strong> wirklich<br />

lieb zu gewinnen, so als wenn es <strong>das</strong> Eigene wäre<br />

oder in manchen Situationen vielleicht noch mehr.<br />

Weil es viel schwieriger ist, als normale <strong>Kind</strong>er in<br />

Anführungsstrichen. Wenn man die Berufung nicht<br />

hat, dann schafft man <strong>das</strong> nicht. Dann sagt man<br />

irgendwann: ‚Nee, ich habe die Nase voll. Ich will<br />

doch meine Ruhe haben.’ Und ich hoffe, <strong>das</strong>s wir<br />

auch in zwanzig Jahren noch nicht so weit sind <strong>und</strong><br />

unsere Ruhe haben wollen. [...] Ohne unseren Glauben,<br />

weiß ich nicht, dann wäre es ein Beruf. Und mit<br />

unserem Glauben ist es eher Berufung. Ohne, <strong>das</strong>s<br />

die uns aufgedrängt wurde, <strong>das</strong> ist ganz komisch.<br />

Also bei Berufung, denkt man ja, <strong>das</strong> muss man<br />

machen. Könnte man jetzt denken, <strong>das</strong> muss man<br />

machen, weil irgendeiner gesagt hat: ‚Du machst<br />

<strong>das</strong> jetzt‘. Sondern <strong>das</strong> ist irgendwie von innen heraus.<br />

Das macht uns ja auch Spaß. Es ist schön. Es<br />

gibt mehr schöne Seiten als schlechte Zeiten <strong>und</strong> <strong>das</strong><br />

ist gut. Es hat uns als Familie gestärkt <strong>und</strong> es bringt<br />

uns viel, über uns selbst nachzudenken.“


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Bewältigungsstrategien<br />

Bewältigungsstrategien sind verhaltensorientierte<br />

oder intrapsychische Anstrengungen zur Überwindung<br />

einer Belastung. "Wie kann ich eine Belastung<br />

überwinden? Was kann ich tun, <strong>um</strong> handlungsfähig<br />

zu werden?"<br />

Die Pflegeeltern richten ihre Bemühungen <strong>und</strong> ihr<br />

Handeln auf übergeordnete Ziele aus. Für sie ist es<br />

wichtig, <strong>das</strong>s es den Mitgliedern ihrer Familie (Partner,<br />

<strong>Kind</strong>er, Pflegekinder) <strong>und</strong> ihnen selbst gut geht.<br />

Außerdem sind ihre Bemühungen darauf ausgerichtet<br />

– auch in durchaus widrigen Umständen – handlungsfähig<br />

zu sein <strong>und</strong> zu bleiben.<br />

Umgang mit Emotionen<br />

Pflegeeltern sind besonders glücklich <strong>und</strong> zufrieden,<br />

wenn die Entwicklung <strong>des</strong> Pflegekin<strong>des</strong> einen positiven<br />

Verlauf nimmt <strong>und</strong> <strong>das</strong> Pflegekind emotional<br />

positiv auf sie reagiert.<br />

Eine Pflegemutter beschreibt dies folgendermaßen:<br />

„Dann kommt noch <strong>das</strong> Highlight, <strong>das</strong>s er Fahrrad<br />

fährt. ‚Der Junge wird nie Fahrrad fahren. Da<br />

brauchen Sie sich gar keine Gedanken machen.’ Wir<br />

haben ein Fahrrad gekauft. Mein Mann hat <strong>das</strong> vom<br />

Trampeln her leichter gemacht. Dann hat er sich<br />

Pfingsten mit ihm hier hingestellt <strong>und</strong> Fahrradfahren<br />

geübt – die ganze Straße hat applaudiert – der<br />

fuhr, von jetzt auf gleich. Das war ein absolutes<br />

Highlight.“<br />

Der Wunsch nach einer positiven Entwicklung <strong>des</strong><br />

Pflegekin<strong>des</strong> wird selbstverständlich nicht immer<br />

erfüllt, was von den Pflegeeltern z<strong>um</strong> Teil als<br />

schmerzliches Erlebnis beschrieben wird. Pflegeeltern<br />

müssen zu recht kommen mit einem „Wechselbad<br />

der Gefühle“. Enorme <strong>Freude</strong>n über Entwicklungsfortschritte<br />

stehen im harten Gegensatz zu<br />

Trauer <strong>und</strong> Verzweiflung bei ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Rückschritten <strong>des</strong> Pflegekin<strong>des</strong>.<br />

Pflegeeltern brauchen diverse Netzwerke<br />

Die Betreuung eines Pflegekin<strong>des</strong> ist eine zeitlich<br />

<strong>und</strong> emotional äußerst anspruchsvolle Tätigkeit. Die<br />

Pflegeeltern kümmern sich täglich <strong>um</strong>fassend <strong>um</strong><br />

die Belange <strong>und</strong> Bedürfnisse ihrer Pflegekinder. Bei<br />

<strong>Kind</strong>ern mit einer schweren Erkrankung oder einer<br />

Behinderung steigt <strong>das</strong> Ausmaß der Betreuungszeit<br />

z<strong>um</strong> Teil erheblich. Einige Pflegeeltern, die ihre<br />

Pflegekinder beim Sterben begleiten, berichten von<br />

besonders emotionalen Belastungen. Die Ergebnisse<br />

verdeutlichen, <strong>das</strong>s es neben den persönlichen Aspekten<br />

äußerst wichtig ist, über die Unterstützung<br />

von privaten <strong>und</strong> professionellen Netzwerken zu<br />

verfügen. Dann gelingt es den Pflegeeltern nicht nur<br />

ihr Leben <strong>und</strong> ihre Tätigkeit in einer Pflegefamilie<br />

zu organisieren <strong>und</strong> die unweigerlich auftretenden<br />

Probleme zu bewältigen, sondern darüber hinaus den<br />

besonderen Reiz <strong>und</strong> die besonderen <strong>Freude</strong>n ihres<br />

eigenen Lebensentwurfs zu genießen. Welche Un-<br />

9<br />

terstützung erhalten die Pflegeeltern aus ihrem Umfeld?<br />

Unterstützung im Rahmen der Familie<br />

Für viele Pflegeeltern ist die eigene Partnerschaft die<br />

wesentliche Gr<strong>und</strong>voraussetzung für ihre Tätigkeit<br />

<strong>und</strong> den eigenen Lebensentwurf. Das gegenseitige<br />

Vertrauen, die verlässliche Unterstützung im Alltag<br />

<strong>und</strong> in besonders schwierigen Situationen sowie der<br />

vertrauliche <strong>und</strong> regelmäßige Austausch zwischen<br />

dem Pflegeelternpaar werden betont. Außerdem ist<br />

die Partnerschaft für viele Pflegeeltern ein Garant<br />

für Ausgleich <strong>und</strong> Regeneration. Gesicherte Zeiträ<strong>um</strong>e<br />

der Zweisamkeit, in denen die eigenen Belange<br />

<strong>und</strong> nicht die der <strong>Kind</strong>er im Vordergr<strong>und</strong> stehen,<br />

sind nicht selbstverständlich, aber nötig<br />

Deutlich wird, <strong>das</strong>s die Paare Freirä<strong>um</strong>e für sich<br />

selbst brauchen, <strong>um</strong> sich <strong>um</strong> ihre Partnerschaft<br />

kümmern zu können. Auch die Gruppe der "Alleinerziehenden"<br />

Pflegemütter benötigen Freirä<strong>um</strong>e für<br />

sich selbst (Regeneration, Aufbau <strong>und</strong> Erhalt von<br />

Fre<strong>und</strong>schaften <strong>und</strong> Partnerschaft)<br />

Leibliche <strong>Kind</strong>er der Pflegeeltern<br />

Die leiblichen <strong>Kind</strong>er spielen in den Überlegungen<br />

der Pflegeeltern eine wesentliche Rolle. Sie können<br />

<strong>das</strong> Pflegeverhältnis stabilisieren, wenn sie von Beginn<br />

an in die Entscheidung ihrer Eltern einbezogen<br />

wurden, ein Pflegekind in der Familie aufzunehmen.<br />

Werden sie hinsichtlich dieser Entscheidung nicht<br />

berücksichtigt, besteht die Gefahr, <strong>das</strong>s sie <strong>das</strong> Pflegeverhältnis<br />

boykottieren. Die Pflegeeltern betonen<br />

in diesem Zusammenhang die herausragende Entwicklung<br />

der sozialen Kompetenzen ihrer leiblichen<br />

<strong>Kind</strong>er.<br />

Eine Pflegemutter erzählt:<br />

„Da kommen immer wieder Bestätigungen, <strong>das</strong>s wir<br />

es bis jetzt richtig gemacht haben. Vor allen Dingen,<br />

wenn ich sehe, wie toll die Großen sich durch die<br />

zwei Kleinen entwickelt haben. Also, die haben denen<br />

ganz viel beigebracht. Und die wären auch nicht<br />

so, wenn unsere Pflegekinder nicht wären. Und wie<br />

h<strong>und</strong>ertprozentig die dahinter stehen. Ja, <strong>das</strong> beeindruckt<br />

mich immer wieder.“<br />

Gegenseitige emotionale Beziehung<br />

Für Pflegeeltern ist es wichtig, <strong>das</strong>s sie zu ihrem<br />

Pflegekind eine gegenseitige emotionale Beziehung<br />

entwickeln. Positive emotionale Rückmeldungen <strong>des</strong><br />

Pflegekin<strong>des</strong> sind für die Pflegeeltern außerdem<br />

bedeutsam, auch wenn die Möglichkeiten <strong>des</strong> Pflegekin<strong>des</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> seiner Erkrankung oder Behinderung<br />

<strong>und</strong> seiner biografischen Erfahrungen z<strong>um</strong> Teil<br />

eingeschränkt sind.<br />

Weitere Verwandte <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />

Weitere Verwandte der Pflegeeltern sind hilfreich,<br />

wenn sie Verständnis hinsichtlich der Entscheidung<br />

für <strong>das</strong> Pflegeverhältnis zeigen <strong>und</strong> die Pflegeeltern


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

eventuell sogar unterstützen. Die Aufnahme <strong>des</strong><br />

Pflegekin<strong>des</strong> in den weiteren Kreis der Familie ist<br />

den Pflegeeltern wichtig. Unverständnis gegenüber<br />

den Pflegeeltern sowie offen zur Schau gestellte<br />

Abneigung gegenüber dem Pflegekind belasten die<br />

Pflegeeltern.<br />

Unterstützung von Fre<strong>und</strong>en<br />

Im privaten Umfeld der Pflegeeltern spielen langjährige<br />

Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> befre<strong>und</strong>ete Pflegeeltern eine entscheidende<br />

Rolle. Hier finden viele Pflegeeltern<br />

einen stabilen Rückhalt, Verständnis <strong>und</strong> z<strong>um</strong> Teil<br />

auch verlässliche Unterstützung (Unterstützung bei<br />

der Betreuung <strong>des</strong> Pflegekin<strong>des</strong>; Austausch mit anderen<br />

Pflegeeltern <strong>und</strong> Selbsthilfegruppen; themenunspezifischer<br />

Austausch mit Nachbarn).<br />

Die leiblichen Eltern <strong>des</strong> Pflegekin<strong>des</strong><br />

Eine Sonderrolle zwischen privatem <strong>und</strong> beruflichem<br />

Kontext übernehmen die leiblichen Eltern <strong>des</strong><br />

Pflegekin<strong>des</strong>. Sie werden als Ressource erlebt, wenn<br />

sie <strong>das</strong> Pflegeverhältnis akzeptieren <strong>und</strong> unterstützen<br />

<strong>und</strong> dies auch nach außen formulieren. Außerdem<br />

können sie hinsichtlich der biografischen Arbeit <strong>des</strong><br />

Pflegekin<strong>des</strong> teilweise wichtige Informationen zur<br />

Verfügung stellen.<br />

Unterstützung durch ein professionelles<br />

Fachteam<br />

Im professionellen Umfeld der Pflegeeltern übernehmen<br />

die zuständigen Mitarbeiter(Red.: hier im<br />

Rahmen der Studie der Zentralen Fachdienstes der<br />

10<br />

Diakonie Düsseldorf) eine äußerst wichtige Rolle.<br />

Betont werden vor allem die permanente Erreichbarkeit<br />

<strong>und</strong> Verlässlichkeit sowie <strong>das</strong> persönliche<br />

Engagement <strong>des</strong> Einzelnen. Außerdem sind die<br />

Pflegeeltern überzeugt von den spezifischen pädagogischen<br />

Kompetenzen der Fachkräfte <strong>und</strong> ihrem<br />

breiten Expertenwissen. Auch die Pufferfunktion bei<br />

Auseinandersetzungen zwischen den Pflegeeltern<br />

<strong>und</strong> einer dritten Institution (Schule, Jugendamt,<br />

Krankenkassen, etc.) wird hervorgehoben<br />

Pflegeeltern brauchen gesellschaftliche<br />

Anerkennung<br />

Was den Pflegeeltern hingegen wichtig ist: Die Anerkennung<br />

ihrer besonderen Situation <strong>und</strong> ihrer besonderen<br />

Bedürfnisse. Damit ist nicht nur eine Anerkennung<br />

im Sinne von Wertschätzung gemeint,<br />

sondern auch die Anerkennung auf politischer <strong>und</strong><br />

rechtlicher Ebene. Hervorzuheben ist ein gr<strong>und</strong>legen<strong>des</strong><br />

Bedürfnis nach einem transparenten <strong>und</strong><br />

kindorientierten Rechtssystem. Darüber hinaus sind<br />

Angebote für spezifische Weiterbildungen, Informationsangebote<br />

sowie der organisierte Austausch in<br />

Selbsthilfegruppen wichtig. Auch die solidarisch<br />

finanzierte medizinische Versorgung sowie eins<br />

unbürokratische Bewilligungsverfahren im Bedarfsfall<br />

ist im Hinblick auf die Bedürfnisse der Pflegekinder<br />

wichtig. Außerdem benötigen die Pflegefamilien<br />

für ihre Arbeit leistungsfähige, engagierte <strong>und</strong><br />

kooperationsfähige Behörden <strong>und</strong> Soziale Dienste.<br />

Das vollständige Referat von Dirk Schäfer finden Sie unter www.moses-online.de/node/9023.<br />

Belastungen werden zur <strong>Last</strong><br />

Für Pflegeeltern kann <strong>das</strong> Pflegeverhältnis hingegen<br />

zu einer Belastung werden, wenn sie der Überzeugung<br />

sind, <strong>das</strong>s die Bedürfnisse ihrer leiblichen <strong>Kind</strong>er<br />

unzureichend berücksichtigt werden <strong>und</strong> <strong>das</strong>s sie<br />

unverhältnismäßigen Z<strong>um</strong>utungen ausgeliefert sind,<br />

die deren Entwicklung negativ beeinflussen. Dann<br />

machen sich die Pflegeeltern große Sorgen <strong>um</strong> ihre<br />

leiblichen <strong>Kind</strong>er <strong>und</strong> etwaige Z<strong>um</strong>utungen innerhalb<br />

der Familie (zu wenig Zeit <strong>und</strong> Aufmerksamkeit,<br />

Konfrontation mit schweren Schicksalen). Dies<br />

scheint ein Hauptgr<strong>und</strong> zu sein, <strong>das</strong>s Pflegeverhältnisse<br />

von den Pflegefamilien abgebrochen werden.<br />

Dirk Schäfer: Eine sehr belastende Erfahrung machen<br />

die Pflegeeltern mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Familienmitgliedern,<br />

die sich von ihnen zurückziehen, weil<br />

sie sich in ihren Gewohnheiten <strong>und</strong> in ihrem unbeschwerten<br />

Leben durch <strong>das</strong> Pflegekind <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen<br />

Probleme gestört fühlen. Beispiel: Das Sterben eines<br />

<strong>Kind</strong>es scheint ein absolutes Tabuthema zu sein.<br />

Eine Pflegemutter berichtet: „Darüber kannst du<br />

mit fast niemandem sprechen.“<br />

Zu dem sonstigen professionellen Netzwerk, <strong>das</strong><br />

übrigens viele Belastungen <strong>und</strong> unangenehme Auseinandersetzungen<br />

für die Pflegeeltern bereithält,<br />

gehören neben dem medizinischen Sektor auch die<br />

Bereiche: Bildung (Schule), Betreuung (<strong>Kind</strong>ergarten),<br />

Beratung (Jugendamt).Auseinandersetzungen<br />

mit Schule, Kitas, Krankenkassen etc. Hier wird die<br />

Unterstützung <strong>des</strong> Pflegekinderdienstes sehr gewünscht<br />

<strong>und</strong> geschätzt".<br />

Für viele belastend war der Umgang mit der Herkunftsfamilie.<br />

Besonders die Frage der Besuchskontakte<br />

war immer wieder ein Thema der <strong>Last</strong> <strong>und</strong><br />

selten eine <strong>Freude</strong>. Pflegeeltern können eben nur so<br />

gut arbeiten, wie man sie arbeiten lässt – <strong>und</strong> da<br />

spielt die Herkunftsfamilie eine große Rolle.


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Pflegeeltern Können nicht allein die Musik bestimmen – Sie gehören zu einem Team<br />

Pflegeeltern können nicht allein die Musik bestimmen.<br />

Sie sind Mitglied eines Teams <strong>um</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong><br />

her<strong>um</strong>.<br />

Z<strong>um</strong> Team gehören neben Ihnen auch die leiblichen<br />

Eltern, der Vorm<strong>und</strong>, der Pflegekinderdienst, der<br />

Allgemeine Sozialdienst, Lehrer, Psychologen, Erzieher.<br />

Die Bedeutung <strong>des</strong> Vorm<strong>und</strong>es ist durch die<br />

letzte gesetzliche Änderung z<strong>um</strong> Vorm<strong>und</strong>schaftsrecht<br />

aufgewertet worden. Er soll nun monatlich<br />

einmal sein Mündel in <strong>des</strong>sen Umgebung aufsuchen<br />

<strong>und</strong> eine eigene Beziehung zu ihm herstellen. Er soll<br />

<strong>das</strong> Interesse seines Mündels besser erkennen <strong>und</strong><br />

die Erziehung verantworten.<br />

Die Umsetzung dieser Aufgabe <strong>des</strong> Vorm<strong>und</strong>es in<br />

die Praxis ist noch in der Entwicklung. Pflegekinderdienst<br />

<strong>und</strong> Vormünder müssen sich noch <strong>um</strong><br />

mehr Klarheit <strong>und</strong> Deutlichkeit ihrer jeweiligen<br />

Rollen für <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> <strong>und</strong> die Pflegeeltern bemühen,<br />

damit die Neuerung als Unterstützung <strong>und</strong> nicht als<br />

Belastung empf<strong>und</strong>en wird<br />

Alle in eine Richtung<br />

Pflegekind <strong>und</strong> Pflegefamilie werden natürlich dann<br />

sehr entlastet, wenn alle Beteiligten <strong>um</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong><br />

her<strong>um</strong> in EINE Richtung schwimmen würden. Wenn<br />

es also gemeinsam entwickelte Entscheidungen gibt<br />

<strong>und</strong> sich alle nach diesen Entscheidungen auch richten.<br />

Pflegeeltern sein macht auch <strong>Freude</strong><br />

Ein Lichtstreifen am Horizont nach längerer Zeit der<br />

Suche <strong>und</strong> Stagnation gibt Mut <strong>und</strong> Zuversicht.<br />

Pflegeeltern wachsen an ihrem Pflegekind. Sie lernen<br />

Dinge <strong>und</strong> entwickeln sich zu beschützenden,<br />

oft fordernden <strong>und</strong> kämpferischen Eltern.<br />

Ich begleite seit sehr vielen Jahren Pflegeelterngruppen<br />

<strong>und</strong> habe daher viele Gefühle <strong>und</strong> Aussagen von<br />

Pflegeeltern mitbekommen. Lassen sie mich daher<br />

die ‚<strong>Freude</strong> am Pflegeeltern sein‘ durch Zitate von<br />

Pflegeeltern belegen:<br />

� „Es ist so schön zu erleben, wie <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> sich<br />

entwickelt.“<br />

� „Manchmal, wenn ich in den alten Aufzeichnungen<br />

lese, die wir gemacht haben in all der Zeit,<br />

die <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> nun bei uns ist, dann wird mir klar,<br />

wie weit wir zusammen schon gekommen sind<br />

<strong>und</strong> wie unsere Arbeit doch so erfolgreich war.“<br />

� „Es gibt Momente, da läuft einem <strong>das</strong> Herz geradezu<br />

über. Z<strong>um</strong> Beispiel gestern waren wir ein-<br />

11<br />

geladen, <strong>und</strong> er hat sich doch tatsächlich nur ein<br />

Stück Kuchen auf seinen Teller getan. Ohne <strong>das</strong>s<br />

wir was sagen mussten, einfach so. Es war unglaublich.“<br />

� „Wenn die <strong>Kind</strong>er nach einer Weile plötzlich mit<br />

einem sprechen können, wenn sie einem erzählen<br />

können, was ihnen so passiert ist, wenn sie dieses<br />

Vertrauen aufbringen, <strong>das</strong> bewegt mich dann ungemein.<br />

Dann weiß ich, wofür wir <strong>das</strong> alles machen.“<br />

� „Einem <strong>Kind</strong> helfen zu können, <strong>das</strong> so viel schon<br />

mitmachen musste, <strong>das</strong> ist auch Geschenk für einen<br />

selbst.“<br />

� „Man muss sich entwickeln, wenn man ein Pflegekind<br />

aufgenommen hat. Hier kann man nicht<br />

kneifen, sondern muss dem <strong>Kind</strong> zeigen, <strong>das</strong>s<br />

man zu ihm steht, <strong>das</strong>s es sich auf uns verlassen<br />

kann. Da wächst man, wird mutiger <strong>und</strong> fordernder“<br />

� „Ich habe durch unsere Pflegekinder so viel gelernt.<br />

Ich habe gelernt gelassener zu werden, unwichtiges<br />

nicht mehr wichtig zu nehmen, meine<br />

Meinung zu sagen <strong>und</strong> mich von anderen nicht<br />

einschüchtern lasen. Ich war gut für unsere Pflegekinder,<br />

aber sie waren auch richtig gut für<br />

mich.“<br />

Abschließend kommt noch ein Pflegevater zu Wort,<br />

<strong>des</strong>sen Aussage exemplarisch für die Wertvorstellungen<br />

der interviewten Pflegeeltern der Uni Siegen<br />

stehen kann:<br />

„Und da sieht man aber erst mal, was wirklich<br />

wertvoll ist. Wie wertvoll die <strong>Kind</strong>er sind. Und <strong>das</strong><br />

verstehen die Leute nicht. Das kann man auch nicht<br />

erklären. Und wir oder ich jedenfalls haben aufgehört,<br />

den Leuten zu erklären, war<strong>um</strong> ich unseren<br />

Pflegesohn richtig für wertvoll halte. Weil <strong>das</strong> ist er<br />

einfach. Und wer <strong>das</strong> so nicht versteht, bei dem fehlt<br />

irgendwas. Also bloß weil er nicht rechnen kann <strong>und</strong><br />

nicht spricht <strong>und</strong> immer noch nicht sauber ist, ist er<br />

trotzdem wertvoll. Und <strong>das</strong> müssen die Leute einfach<br />

kapieren. Und da ist die Gesellschaft so was von<br />

weit weg davon. Wenn man sich da die Fernsehsendungen<br />

anguckt, <strong>um</strong> was es da geht, <strong>um</strong> Schönheit<br />

<strong>und</strong> sonst was. Das ist so was von Pillepalle.“<br />

Danke dafür, <strong>das</strong>s Sie Pflegekinder aufgenommen<br />

haben <strong>und</strong> sich mit Herz, Verstand <strong>und</strong> Ihrem ganzen<br />

Wesen <strong>und</strong> Ihrer ganzen Privatheit diesen <strong>Kind</strong>ern<br />

zur Verfügung stellen.


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Wehret den Anfängen!<br />

Jede Kommune in Sachsen-Anhalt soll die Höhe <strong>des</strong> Pflegegel<strong>des</strong> selbst bestimmen können.<br />

Der Lan<strong>des</strong>verband für Pflege- <strong>und</strong> Adoptiveltern Land Sachsen-Anhalt e.V. sieht darin einen<br />

klaren Rückschritt. Lesen Sie hier die Stellungnahme <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong>.<br />

Jede Kommune in Sachsen-Anhalt soll die Höhe <strong>des</strong><br />

Pflegegel<strong>des</strong> selbst bestimmen können In dem Entwurf<br />

der Landtagsfassung vom 12.7.2012 wird im<br />

Artikel 3 § 20 - Vollzeitpflege - <strong>das</strong> Land als zuständige<br />

Behörde für die Festsetzung der laufenden<br />

Leistungen z<strong>um</strong> Unterhalt entlassen <strong>und</strong> statt<strong>des</strong>sen<br />

die örtlichen Kommunen ermächtigt. (Siehe dazu § 39<br />

Abs. 5 SGB VIII - Festsetzung der zuständigen Behörden<br />

durch <strong>das</strong> Lan<strong>des</strong>recht)<br />

Alte Fassung § 20:<br />

Vollzeitpflege, Hilfe bei einer geeigneten Pflegeperson<br />

(3) Die oberste Lan<strong>des</strong>jugendbehörde regelt durch<br />

Rechtsverordnung die Höhe der Pauschalbeträge für<br />

laufende Leistungen z<strong>um</strong> Unterhalt (§ 39 Abs. 4 <strong>und</strong><br />

5 SGB VIII), gestaffelt nach Altersgruppen <strong>und</strong> Art<br />

der Pflegestelle.<br />

Neue Fassung:<br />

Vollzeitpflege, Hilfe bei einer geeigneten Pflegeperson<br />

(3) Zuständige Behörde nach § 39 Abs. 5 Satz 1 SGB<br />

VIII ist der örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe.<br />

Anhörung im Landtag Magdeburg z<strong>um</strong> Entwurf<br />

am 12.9.2012<br />

Der Lan<strong>des</strong>verband der Pflege- <strong>und</strong> Adoptiveltern<br />

Land Sachsen-Anhalt e.V. hat z<strong>um</strong> Änderungsentwurf<br />

eine Stellungnahme erarbeitet <strong>und</strong> diesen bei<br />

der Anhörung vorgetragen. Der Lan<strong>des</strong>verband befürchtet<br />

ein Wirrwarr im Pflegekinderwesen <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>, wenn jede Kommune je nach Bedarf ihren<br />

eigenen Pflegegeldsatz festlegen kann. So sei eine<br />

Gleichbehandlung der Pflegekinder <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> nicht<br />

mehr gegeben <strong>und</strong> werden bisher mühselig <strong>und</strong> mit<br />

viel Arbeit erreichte Standards infrage gestellt. Der<br />

Lan<strong>des</strong>verband spricht sich deutlich gegen eine<br />

solche Änderung aus <strong>und</strong> verlangt weiterhin eine<br />

lan<strong>des</strong>weite Vereinbarung zur Höhe der Pauschalleistungen<br />

z<strong>um</strong> Unterhalt der Pflegekinder.<br />

12<br />

Stellungnahme z<strong>um</strong> Entwurf der Änderung<br />

<strong>des</strong> <strong>Kind</strong>erförderungsgesetzes zu Artikel<br />

3, § 20 Vollzeitpflege - Hilfe bei einer<br />

geeigneten Pflegeperson -<br />

(Landtagsfassung vom 12.7.2012)<br />

Als Betroffenenverband der Pflegefamilien in Sachsen-Anhalt<br />

nehmen wir zu dem geplanten Entwurf<br />

wie folgt Stellung:<br />

Die Lan<strong>des</strong>regierung beabsichtigt, die Verantwortung<br />

für die laufenden Unterhaltsleistungen für Pflegekinder<br />

auf die örtlichen Träger der öffentlichen<br />

Jugendhilfe, also auf die einzelnen Kommunen zu<br />

übertragen <strong>und</strong> begründet dies mit der Möglichkeit<br />

der ortsnahen Erledigung staatlicher Aufgaben, der<br />

Bürgerfre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit. Die<br />

geplante Änderung hätte weitreichende Konsequenzen<br />

für <strong>das</strong> Pflegekinderwesen in Sachsen-Anhalt,<br />

würde eine Vielzahl von Problemen mit sich bringen<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> bisher mühselig <strong>und</strong> nur teilweise Erreichte<br />

infrage stellen. In den letzten 20 Jahren wurde viel<br />

Zeit, Arbeit <strong>und</strong> Geld in die Entwicklung <strong>des</strong> Pflegekinderwesens<br />

investiert. Es wurden Standards für<br />

<strong>das</strong> Pflegekinderwesen erarbeitet <strong>und</strong> die Gründung<br />

von Selbsthilfeorganisationen massiv gefördert.<br />

Trotz allem wird es immer schwieriger Pflegekinder<br />

unterzubringen. Es sind zurzeit immer weniger junge<br />

Familien motiviert, ein Pflegekind aufzunehmen <strong>und</strong><br />

erfahrene Pflegeeltern haben ein Alter erreicht, in<br />

dem sie kein <strong>Kind</strong> mehr aufnehmen möchten.<br />

Wir sehen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Pflegekinderwesen einen Positivschub<br />

braucht, <strong>um</strong> längerfristig erfolgreich zu<br />

sein. Zu einer positiven Veränderung <strong>des</strong> Pflegekinderwesens<br />

gehört die Anerkennung der Arbeit von<br />

Pflegeeltern durch die Gesellschaft ebenso wie klare<br />

<strong>und</strong> verlässliche Rahmenbedingungen, zu denen<br />

natürlich auch angemessene <strong>und</strong> verlässliche finanzielle<br />

Gr<strong>und</strong>lagen gehören. Bei<strong>des</strong> ist derzeit nicht<br />

gegeben. Obwohl die Einwohnerzahl in Sachsen-<br />

Anhalt rückläufig ist, steigt die Zahl der <strong>Kind</strong>er die<br />

außerhalb ihrer Familien untergebracht werden müssen.<br />

In dieser angespannten Situation wird nun über<br />

eine Änderung nachgedacht, die bei uns die Frage<br />

aufwirft: Will <strong>das</strong> Land dadurch den Kommunen die<br />

Möglichkeit bieten, bessere Rahmenbedingungen für<br />

Pflegefamilien zu schaffen oder will es einfach die<br />

Mitverantwortung für die Problematik Pflegekinder<br />

völlig aus der Hand geben?


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Wir möchten aus einem Antwortbrief <strong>des</strong> Ministeri<strong>um</strong>s<br />

für Arbeit <strong>und</strong> Soziales an einen nachfragenden<br />

Pflegevater folgende Erläuterungen wiedergeben:<br />

� Vor einiger Zeit habe man angesichts der finanziellen<br />

Situation der Kommunen von einer Fortschreibung<br />

der <strong>Kind</strong>er- <strong>und</strong> Jugendhilfe-<br />

Pflegegeld-Verordnung abgesehen.<br />

� Die Landkreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte seien an<br />

einem Spielra<strong>um</strong> für die Festlegung der Pflegegelder<br />

ohne Vorgabe durch <strong>das</strong> Land interessiert.<br />

� Den Kommunen solle ohne Vorgabe ermöglicht<br />

werden, anhand der Nachfrage orientierte Pflegegelder<br />

zu vereinbaren, <strong>um</strong> kostenintensivere<br />

Heimunterbringung zu vermeiden.<br />

� Die bisherige Festlegung der Min<strong>des</strong>tbeträge<br />

durch <strong>das</strong> Land diene allein dem Schutz der Pflegepersonen<br />

vor "Lohnd<strong>um</strong>ping", denn bei den in<br />

der Verordnung genannten Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Erziehungsbeiträgen<br />

handele es sich <strong>um</strong> Min<strong>des</strong>tbeträge.<br />

Es bestehe ja die Möglichkeit, <strong>das</strong>s die<br />

Kommunen über die Min<strong>des</strong>tbeträge hinaus auch<br />

höhere Beträge zahlen könnten.<br />

� Wenn es keine lan<strong>des</strong>einheitlichen Richtlinien<br />

mehr gäbe, hätten die Landkreise <strong>und</strong> kreisfreien<br />

Städte die Möglichkeit, sich an den Empfehlungen<br />

<strong>des</strong> deutschen Vereins zu orientieren <strong>und</strong><br />

somit ein deutliches Zeichen für Pflegefamilien<br />

setzen.<br />

Die Aussage, <strong>das</strong>s Pflegeeltern „vor Lohnd<strong>um</strong>ping<br />

geschützt werden müssen“, ist in zweierlei Hinsicht<br />

sehr bemerkenswert:<br />

1. Wenn davon auszugehen wäre, <strong>das</strong>s eine Änderung<br />

der §§ 20 <strong>und</strong> 21 zu einer höheren Pflegegeldzahlung<br />

führen würde, wäre ein solcher Schutz nicht<br />

nötig.<br />

2. In diesem Zusammenhang von „Lohnd<strong>um</strong>ping“<br />

zu sprechen ist nicht angemessen, denn <strong>das</strong> Pflegegeld<br />

ist der Unterhalt für <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> <strong>und</strong> in keinster<br />

Weise der Lohn für die Arbeit der Pflegeeltern.<br />

Pflegeeltern bekommen für ihre Arbeit keinen Lohn.<br />

Bisher wurden freiwillige Möglichkeiten zur finanziellen<br />

Verbesserung nicht genutzt <strong>und</strong> wir zweifeln<br />

sehr daran, <strong>das</strong>s die geplante Gesetzesänderung die<br />

Kommunen zu einer Angleichung der Pflegegelder<br />

an die Empfehlungen <strong>des</strong> Deutschen Vereins veranlassen<br />

wird. Wir alle wissen <strong>um</strong> die angespannte<br />

Finanzsituation der Kommunen. In dieser Situation<br />

ist nicht davon auszugehen, <strong>das</strong>s die Pflegesätze<br />

erhöht werden. Die Erfahrungen im Bereich der<br />

einmaligen Beihilfen, die von vielen Kommunen<br />

einfach gestrichen wurden, lassen uns Negatives<br />

befürchten. Wir sehen die geplanten Änderungen mit<br />

Besorgnis, trotz der o.a. Erläuterungen <strong>des</strong> Ministeri<strong>um</strong>s.<br />

13<br />

Pflegeeltern sind Menschen, die einem fremden<br />

<strong>Kind</strong> die Möglichkeit bieten wollen in einer Familie<br />

aufzuwachsen <strong>und</strong> ihm ein Zuhause zu geben. Was<br />

Pflegeeltern jedoch erwartet, hat nichts mehr mit der<br />

Vorstellung von heiler Familie gemein. Sie nehmen<br />

ein <strong>Kind</strong> auf, <strong>das</strong> oft schwer tra<strong>um</strong>atisiert <strong>und</strong> verhaltensauffällig<br />

ist <strong>und</strong> völlig außer Stande, einem<br />

Erwachsenen zu vertrauen. Pflegeeltern müssen<br />

daher ihr eigenes Familienleben, ihre Vorstellungen<br />

von Erziehung <strong>und</strong> ihren Tagesablauf an <strong>das</strong> Pflegekind<br />

anpassen. Viele Pflegeeltern, meist die Mütter,<br />

geben ihre berufliche Tätigkeit auf, <strong>um</strong> sich intensiv<br />

<strong>um</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> kümmern zu können. Diese Aufgabe<br />

kostet viel Kraft, Geduld, Zeit <strong>und</strong> die Bereitschaft<br />

zur ständigen Weiterbildung <strong>und</strong> Weiterentwicklung,<br />

<strong>um</strong> den Bedürfnissen <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es gerecht zu<br />

werden. Sie übernehmen die Verantwortung für ein<br />

<strong>Kind</strong> in einer sehr schwierigen Lebenssituation. Es<br />

kann <strong>und</strong> darf nicht zu den Aufgaben von Pflegeeltern<br />

gehören, immer wieder über die finanziellen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen verhandeln zu müssen. Aber immer<br />

wieder, so auch jetzt, sind sie dazu gezwungen, genau<br />

<strong>das</strong> zu tun. Es ist für uns entwürdigend, als Bittsteller<br />

behandelt zu werden. Die finanzielle Absicherung<br />

<strong>des</strong> Pflegeverhältnisses durch angemessene<br />

Unterhaltszahlungen für <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> muss gesichert<br />

sein.<br />

Es steht außer Frage, <strong>das</strong>s die Unterbringung in einer<br />

Pflegefamilie bei weitem nicht so kostenintensiv wie<br />

eine Heimunterbringung ist. Um der <strong>Kind</strong>er, aber<br />

auch <strong>um</strong> der Finanzen willen, soll es zukünftig mehr<br />

Pflegeverhältnisse geben. Leider stehen jedoch nicht<br />

ausreichend neue Pflegefamilien zur Verfügung. Seit<br />

Jahren wurde versä<strong>um</strong>t, <strong>das</strong> Pflegekinderwesen in<br />

der Öffentlichkeit so positiv darzustellen, <strong>das</strong>s wieder<br />

mehr junge Familien bereit sind, ein <strong>Kind</strong> in ihre<br />

Familie aufzunehmen. Inzwischen müssen sogar<br />

immer mehr Kleinkinder in Heimen untergebracht<br />

werden.<br />

Wir befürchten,<br />

� <strong>das</strong>s die absurde Situation entstehen könnte, <strong>das</strong>s<br />

die Unterhaltsleistungen für Pflegekinder gekürzt<br />

werden, <strong>um</strong> Heimunterbringung besser finanzieren<br />

zu können. Das hieße, den Teufel mit dem<br />

Beelzebub auszutreiben.<br />

� <strong>das</strong>s, wenn die Entscheidung über die Höhe der<br />

Unterhaltsleistungen in der Verantwortung der<br />

örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe liegt,<br />

es dazu kommen wird, <strong>das</strong>s in jeder Kommune<br />

andere Beträge gezahlt werden. Ein Pflegekind in<br />

Zeitz bekäme dann einen anderen Unterhalt als<br />

ein Pflegekind in Arendsee.<br />

� <strong>das</strong>s somit eine Gleichbehandlung der Pflegekinder<br />

nicht mehr gegeben ist. Je<strong>des</strong> Jugendamt arbeitet<br />

anders <strong>und</strong> die Wertschätzung der Arbeit<br />

von Pflegeeltern ist von Kommune zu Kommune<br />

sehr unterschiedlich. Es wird massive Unter-


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schiede geben. Auch innerhalb der Kommunen<br />

kann es zu unterschiedlichen Pflegegeldzahlungen<br />

kommen.<br />

Für uns entstanden folgende Fragen, die die Verwirrung<br />

noch deutlicher machen:<br />

� Wenn die zuständige Behörde nach § 39 Abs. 5<br />

Satz 1 SGB VIII der örtliche Träger der öffentlichen<br />

Jugendhilfe ist, steht dann zu befürchten,<br />

<strong>das</strong>s sich die Pflegeeltern selbst mit den Trägern<br />

der Jugendhilfe über die Höhe der Zahlungen<br />

verständigen müssen?<br />

� Wenn Jugendämter über die Grenzen ihrer örtlichen<br />

Zuständigkeit hinaus <strong>Kind</strong>er vermitteln,<br />

wird die Höhe der Unterhaltszahlungen dann<br />

ebenfalls von ortsüblichen Sätzen abweichen?<br />

� Wenn Pflegeeltern oder Herkunftseltern <strong>um</strong>ziehen,<br />

welcher Satz gilt dann?<br />

� Wie verhält es sich mit der neuen Regelung im<br />

§ 37.2a SGB VIII, in dem es heißt:<br />

Die Art <strong>und</strong> Weise der Zusammenarbeit sowie die<br />

damit im Einzelfall verb<strong>und</strong>enen Ziele sind im Hilfeplan<br />

zu dok<strong>um</strong>entieren. Bei Hilfen nach § 33, 35a<br />

<strong>und</strong> § 41 zählen dazu auch der vereinbarte Umfang<br />

der Beratung der Pflegeperson sowie die Höhe der<br />

laufenden Leistungen z<strong>um</strong> Unterhalt <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es<br />

oder Jugendlichen. Eine Abweichung von den dort<br />

getroffenen Feststellungen ist nur bei einer Änderung<br />

<strong>des</strong> Hilfebedarfs <strong>und</strong> entsprechender Änderung<br />

<strong>des</strong> Hilfeplans zulässig.<br />

� Wie wirkt der veränderte § 86c SGB VIII:<br />

(1) Wechselt die örtliche Zuständigkeit für eine Leistung,<br />

so bleibt der bisher zuständige örtliche Träger<br />

so lange zur Gewährung der Leistung verpflichtet,<br />

bis der nunmehr zuständige örtliche Träger die Leistung<br />

fortsetzt. Dieser hat dafür Sorge zu tragen, <strong>das</strong>s<br />

14<br />

der Hilfeprozess <strong>und</strong> die im Rahmen der Hilfeplanung<br />

vereinbarten Hilfeziele durch den Zuständigkeitswechsel<br />

nicht gefährdet werden.<br />

� Was also, wenn Pflegeeltern auf den mit ihnen<br />

vereinbarten Rahmenbedingungen sowohl im<br />

Rahmen der Betreuung als auch der Finanzen bestehen<br />

<strong>und</strong> ansonsten <strong>das</strong> Pflegeverhältnis infrage<br />

stellen?<br />

� Wie sieht denn hier die Aufgabe für die Vormünder<br />

aus, die ja als Personensorgeberechtigte<br />

die Empfänger der Hilfe zur Erziehung sind? Sie<br />

müssen gute Rahmenbedingungen fordern <strong>und</strong><br />

garantieren, <strong>das</strong>s ihre Mündel gesichert aufwachsen<br />

können, denn sie haben die Erziehung <strong>des</strong><br />

<strong>Kind</strong>es persönlich zu fördern <strong>und</strong> zu gewährleisten.<br />

Sie müssen sich im Streitigkeitsfall für ihr<br />

Mündel <strong>und</strong> den Erhalt <strong>des</strong> Pflegeverhältnisses<br />

einsetzen.<br />

Wir sehen ein großes Wirrwarr auf <strong>das</strong> Pflegekinderwesen<br />

in Sachsen-Anhalt zukommen. Anstatt<br />

durch klare, überschaubare, verlässliche <strong>und</strong> gute<br />

Bedingungen <strong>das</strong> Pflegekinderwesen positiv zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> die Aufnahme eines Pflegekin<strong>des</strong> attraktiv<br />

zu machen, zerfällt unser Land in diesem<br />

Bereich in kleine Stadtstaaten. Wir sind seit einigen<br />

Jahren bemüht, die b<strong>und</strong>esweite Vergleichbarkeit<br />

<strong>des</strong> Pflegekinderwesens zu fordern <strong>und</strong> zu fördern<br />

<strong>und</strong> erleben hier in unserem Land durch den bedauerlichen<br />

<strong>und</strong> einseitigen Entwurf einen klaren Rückschritt.<br />

Aus den oben erwähnten Gründen können wir dem<br />

Entwurf zur Änderung <strong>des</strong> Artikel 3 §20 nicht unterstützen<br />

<strong>und</strong> bitten dringend <strong>das</strong> Land dar<strong>um</strong>, weiterhin<br />

Verantwortung für eine Gleichbehandlung der<br />

Pflegekinder in Sachsen-Anhalt zu übernehmen.<br />

Lan<strong>des</strong>verband für Pflege- <strong>und</strong> Adoptiveltern Land Sachsen-Anhalt e.V.: www.lv-pa-lsa.de<br />

Vorsitzende Kathrin Lichtenberg: lichtenberg@lv-pa-lsa.de<br />

Für viele Pflegeeltern ist es selbstverständlich, <strong>das</strong>s<br />

sie ihre Pflegekinder ebenso gut absichern möchten,<br />

wie ein leibliches <strong>Kind</strong>, auch in finanzieller Hinsicht.<br />

Für die Zeit nach dem Tode von Pflegeeltern<br />

bietet sich hier natürlich vor allem eine Erbeinsetzung<br />

an. Hierbei müssen Pflegeeltern jedoch – im<br />

Vergleich zu leiblichen Eltern oder Adoptiveltern –<br />

einige Besonderheiten beachten.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt, <strong>das</strong>s Pflegekinder mit ihren Pflegeeltern<br />

nicht verwandt sind. Daher besteht kein<br />

Testamente für Pflegekinder<br />

von Rechtsanwalt Steffen Siefert<br />

gesetzliches Erbrecht. Das heißt, Pflegekinder haben<br />

keinen Erbanspruch gegen ihre Pflegeeltern <strong>und</strong><br />

damit auch keinen Pflichtteilsanspruch nach dem<br />

Gesetz. Selbstverständlich können Pflegeeltern diese<br />

Rechtslage jedoch durch ein Testament oder einen<br />

Erbvertrag ändern. Ein Erbvertrag muss notariell<br />

beurk<strong>und</strong>et werden, ein Testament jedoch können<br />

Pflegeeltern selbst errichten. Unbedingt darauf zu<br />

achten ist, <strong>das</strong>s ein Testament nur wirksam ist, wenn<br />

es handschriftlich errichtet wurde, datiert <strong>und</strong> unter-


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schrieben ist. Zusätzlich empfiehlt es sich, auch<br />

anzugeben, an welchem Ort <strong>das</strong> Testament niedergeschrieben<br />

wurde. Die Unterschrift soll Vornamen<br />

<strong>und</strong> Familiennamen enthalten. Generell gilt, <strong>das</strong>s bei<br />

Abfassung <strong>des</strong> Testamentes auf möglichst große<br />

Klarheit zu achten ist. Denn unterschiedliche Auslegungsmöglichkeiten<br />

führen regelmäßig zu Streit <strong>und</strong><br />

ggf. Anfechtung eines Testamentes. Daher empfiehlt<br />

sich im Zweifelsfalle die Einholung eines fachlichen<br />

Rates vor Abfassung eines Testamentes.<br />

Schutz vor Zugriff auf <strong>das</strong> Erbe durch<br />

leibliche Eltern<br />

Bei der Einsetzung von Pflegekindern als Erben ist<br />

abzuklären, wer für <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> <strong>das</strong> Sorgerecht, insbesondere<br />

die Vermögenssorge, innehat. Denn bis zur<br />

Volljährigkeit steht je<strong>des</strong> <strong>Kind</strong> unter elterlicher Sorge.<br />

Der Sorgerechtsinhaber übt diese entsprechend<br />

aus <strong>und</strong> müsste <strong>das</strong> Erbe für <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> bis zur Volljährigkeit<br />

entsprechend verwalten. Hier ist unbedingt<br />

zu bedenken, ob Missbrauchsgefahren denkbar<br />

sind. Liegt <strong>das</strong> Sorgerecht etwa noch bei der Herkunftsfamilie<br />

<strong>und</strong> bestehen Zweifel, <strong>das</strong>s ein etwaiges<br />

Erbe ordnungsgemäß verwaltet wird, so empfehlen<br />

sich entsprechende Vorkehrungen.<br />

Eine Möglichkeit besteht darin, im Testament Testamentsvollstreckung<br />

bis zu einem bestimmten Alter<br />

<strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es anzuordnen. Der Testamentsvollstrecker<br />

würde dann <strong>das</strong> ererbte Vermögen im Sinne <strong>des</strong><br />

<strong>Kind</strong>es verwalten <strong>und</strong> anlegen müssen, andere Personen<br />

hätten keinen Zugriff hierauf. Ergänzend empfiehlt<br />

es sich, im Testament ausdrücklich etwa die<br />

Herkunftseltern von der Vermögensverwaltung auszuschließen,<br />

wenn hier Risiken gesehen werden.<br />

Dies gestattet die Vorschrift § 1638 BGB, Beschränkung<br />

der Vermögenssorge:<br />

(1) Die Vermögenssorge erstreckt sich nicht auf <strong>das</strong><br />

Vermögen, welche <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> von To<strong>des</strong> wegen erwirbt<br />

oder welches ihm unter Lebenden unentgeltlich<br />

zugewendet wird, wenn der Erblasser durch<br />

letztwillige Verfügung, der Zuwendende bei der<br />

Zuwendung bestimmt hat, <strong>das</strong>s die Eltern <strong>das</strong> Vermögen<br />

nicht verwalten sollen.<br />

Schutz vor staatlichem Zugriff auf <strong>das</strong><br />

Erbe<br />

Bei Errichtung eines Testamentes für Pflegekinder<br />

sollte ferner bedacht <strong>und</strong> geprüft werden, wie die<br />

Gefahr vermieden werden kann, <strong>das</strong>s der Staat<br />

Zugriff auf <strong>das</strong> ererbte Vermögen <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es nehmen<br />

kann. Ist es etwa erforderlich, <strong>das</strong>s ein <strong>Kind</strong><br />

nach dem Erbfall staatliche Leistungen in Anspruch<br />

nimmt, dann wird regelmäßig geprüft, ob bei dem<br />

<strong>Kind</strong> Einkommen oder Vermögen vorhanden ist. Ist<br />

<strong>das</strong> der Fall, kann <strong>und</strong> wird der Sozialhilfeträger<br />

versuchen, hierauf zuzugreifen. So bestimmt etwa<br />

§ 94 Abs. 6 SGB VIII, <strong>das</strong>s junge Volljährige auch<br />

15<br />

aus ihrem Vermögen herangezogen werden können,<br />

wenn sie etwa Hilfen zur Erziehung oder andere<br />

Jugendhilfeleistungen erhalten. Insbesondere behinderte<br />

Pflegekinder etwa werden möglicherweise ihr<br />

ganzes Leben lang auf Leistungen der Sozialhilfe<br />

angewiesen sein. Wollen Pflegeeltern ihr <strong>Kind</strong> so<br />

absichern, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Vermögen auch tatsächlich dem<br />

<strong>Kind</strong> zukommt, müssen entsprechende Vorkehrungen<br />

getroffen werden. In der Praxis hat sich hierbei<br />

die Errichtung eines Testamentes in Anlehnung an<br />

die sogenannten „Behinderten-Testamente“ bewährt.<br />

In der üblichen Gestaltung setzen dabei Pflegeeltern<br />

ihr behindertes (Pflege)<strong>Kind</strong> z<strong>um</strong> Vorerben ein <strong>und</strong><br />

bestimmen zugleich eines ihrer nicht behinderten<br />

<strong>Kind</strong>er oder aber einen Dritten z<strong>um</strong> sogenannten<br />

Nacherben. Zudem wird häufig eine Testamentsvollstreckung<br />

durch die z<strong>um</strong> Nacherben bestimmte Person<br />

angeordnet. Dann ist <strong>das</strong> (behinderte) <strong>Kind</strong> zwar<br />

z<strong>um</strong> Vorerben berufen. Die Verfügungsmacht über<br />

den Nachlass jedoch liegt bereits beim Testamentsvollstrecker<br />

<strong>und</strong> damit bereits beim Nacherben.<br />

Durch diese Gestaltung kann z<strong>um</strong> einen zunächst die<br />

sozialhilferechtliche Erbenhaftung ausgeschlossen<br />

werden, demzufolge der Erbe eines Hilfeempfängers<br />

z<strong>um</strong> Ersatz der Kosten der Sozialhilfe für den Zeitra<strong>um</strong><br />

der vergangenen 10 Jahre verpflichtet ist <strong>und</strong><br />

der zu einer unmittelbaren eigenständigen Haftung<br />

<strong>des</strong> Erben gegenüber dem Träger der Sozialhilfe<br />

führt. Hierdurch können etwaige spätere <strong>Kind</strong>er<br />

eines Pflegekin<strong>des</strong> geschützt werden. Ist absehbar,<br />

<strong>das</strong>s ein (behindertes) <strong>Kind</strong> lebenslang auf Sozialhilfeleistungen<br />

angewiesen ist, ist es empfehlenswert,<br />

eine Testamentsvollstreckung in Form einer lebenslangen<br />

Verwaltungsvollstreckung anzuordnen. Auf<br />

diese Weise wird dem (behinderten) <strong>Kind</strong> ein ererbtes<br />

Vermögen in vollem Umfange entzogen. Hierdurch<br />

wird ein Zugriff <strong>des</strong> Sozialhilfeträgers ausgeschlossen.<br />

Der Testamentsvollstrecker kann aus der<br />

Erbmasse dem <strong>Kind</strong> sodann Vorteile gewähren, etwa<br />

Geld auszahlen, Anschaffungen tätigen usw., soweit<br />

diese nicht auf die Sozialhilfe angerechnet werden<br />

können.<br />

Alternativ kann auch eine testamentarische Regelung<br />

gewährt werden, bei welcher ein (behindertes)<br />

Pflegekind mit einem sogenannten Vermächtnis<br />

bedacht wird. Bei dieser Variante wird <strong>das</strong> Pflegekind<br />

also nicht Erbe. Als Erbe werden andere Personen<br />

eingesetzt, etwa der überlebende Ehegatte <strong>und</strong><br />

andere <strong>Kind</strong>er oder auch eine dritte Person. Das<br />

behinderte Pflegekind wird im Testament jedoch mit<br />

einem sogenannten Vermächtnis bedacht, d.h. es<br />

erhält von den Erben entsprechende Zuwendungen.<br />

Beide Varianten haben jeweils Vor- <strong>und</strong> Nachteile,<br />

welche es sorgfältig abzuwägen gilt. Zusammenfassend<br />

sollte also zunächst genau geprüft werden,<br />

welche Art der Absicherung gewünscht ist <strong>und</strong> ob<br />

dieser Zweck gefährdet sein könnte, sei es durch


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eine unerwünschte Vermögensverwaltung von sorgeberechtigten<br />

Eltern, sei es durch einen bereits jetzt<br />

absehbaren staatlichen Zugriff im Falle einer Hilfegewährung.<br />

Sollten derartige Gefährdungsmomente<br />

gegeben sein, empfiehlt es sich unbedingt, hiergegen<br />

Vorkehrungen zu treffen. Die einzelnen Möglichkeiten<br />

können hier nur angerissen werden. Es bedarf<br />

jeweils einer sorgfältigen Prüfung im Einzelfall,<br />

16<br />

welche testamentarische Gestaltung die günstigste<br />

ist.<br />

Rechtsanwalt Steffen Siefert<br />

Aachener Str. 197-199, 50931 Köln<br />

Telefon: 0221/9 40 56 70<br />

Telefax: 0221/9 40 56 78<br />

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Vor <strong>und</strong> während einer Vermittlung ist es bedeutsam,<br />

aus der Lebensgeschichte <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es ausreichend<br />

Informationen zu erhalten, <strong>um</strong> sich in ihrem<br />

Erziehungsverhalten auf zu erwartende Ängste oder<br />

Verhaltensbesonderheiten <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es einstellen zu<br />

können. Sie werden daher eine Vielzahl von Informationen<br />

von der Fachkraft <strong>des</strong> Jugendamtes erfahren,<br />

die vertraulich sind <strong>und</strong> vertraulich behandelt<br />

werden müssen.<br />

Zwischen den Eltern <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es <strong>und</strong> der Fachkraft<br />

<strong>des</strong> Jugendamtes ist bereits eine Vereinbarung z<strong>um</strong><br />

Umgang mit diesen Informationen getroffen worden.<br />

Die Eltern vertrauen nunmehr darauf, <strong>das</strong>s ihre Sozialdaten<br />

nicht unbefugt weitergegeben werden.<br />

Personen, bei denen ein <strong>Kind</strong> in Familienpflege,<br />

Erziehungsstellen oder in einer Wohngruppe lebt<br />

gehören zu dem Personenkreis, der in § 78 SGB X<br />

gemeint ist:<br />

§ 78 Zweckbindung <strong>und</strong> Geheimhaltungspflicht<br />

eines Dritten, an den Daten übermittelt werden<br />

(1) Personen oder Stellen, die nicht in § 35 <strong>des</strong> Ersten<br />

Buches genannt <strong>und</strong> denen Sozialdaten übermittelt<br />

worden sind, dürfen diese nur zu dem Zweck<br />

verarbeiten oder nutzen, zu dem sie ihnen befugt<br />

übermittelt worden sind. Die Dritten haben die Daten<br />

in demselben Umfang geheim zu halten wie die<br />

in § 35 <strong>des</strong> Ersten Buches genannten Stellen. Sind<br />

Sozialdaten an Gerichte oder Staatsanwaltschaften<br />

übermittelt worden, dürfen diese gerichtliche Entscheidungen,<br />

die Sozialdaten enthalten, weiter<br />

übermitteln, wenn eine in § 35 <strong>des</strong> Ersten Buches<br />

genannte Stelle zur Übermittlung an den weiteren<br />

Dritten befugt wäre. Abweichend von Satz 3 ist eine<br />

Übermittlung nach § 115 <strong>des</strong> B<strong>und</strong>esbeamtengesetzes<br />

<strong>und</strong> nach Vorschriften, die auf diese Vorschrift<br />

verweisen, zulässig. Sind Sozialdaten an Polizeibehörden,<br />

Staatsanwaltschaften, Gerichte oder Behörden<br />

der Gefahrenabwehr übermittelt worden, dürfen<br />

diese die Daten unabhängig vom Zweck der Übermittlung<br />

sowohl für Zwecke der Gefahrenabwehr als<br />

auch für Zwecke der Strafverfolgung <strong>und</strong> der Strafvollstreckung<br />

verarbeiten <strong>und</strong> nutzen.


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(2) Werden Daten an eine nichtöffentliche Stelle<br />

übermittelt, so sind die dort beschäftigten Personen,<br />

welche diese Daten verarbeiten oder nutzen, von<br />

dieser Stelle vor, spätestens bei der Übermittlung<br />

auf die Einhaltung der Pflichten nach Absatz 1 hinzuweisen.<br />

(3) Ergibt sich im Rahmen eines Vollstreckungsverfahrens<br />

nach § 66 die Notwendigkeit, <strong>das</strong>s eine<br />

Strafanzeige z<strong>um</strong> Schutz <strong>des</strong> Vollstreckungsbeamten<br />

erforderlich ist, so dürfen die z<strong>um</strong> Zwecke der Vollstreckung<br />

übermittelten Sozialdaten auch z<strong>um</strong> Zweck<br />

der Strafverfolgung verarbeitet oder genutzt werden,<br />

soweit dies erforderlich ist. Das Gleiche gilt auch<br />

für die Klärung von Fragen im Rahmen eines Disziplinarverfahrens.<br />

(4) Sind Sozialdaten an Gerichte oder Staatsanwaltschaften<br />

für die Durchführung eines Straf- oder<br />

Bußgeldverfahrens übermittelt worden, so dürfen sie<br />

nach Maßgabe der §§ 476, 487 Abs. 4 der Strafprozessordnung<br />

<strong>und</strong> der §§ 49b <strong>und</strong> 49c Abs. 1 <strong>des</strong><br />

Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten für Zwecke der<br />

wissenschaftlichen Forschung verarbeitet oder genutzt<br />

werden“<br />

§ 35 Sozialgeheimnis<br />

(1) Jeder hat Anspruch darauf, <strong>das</strong>s die ihn betreffenden<br />

Sozialdaten (§ 67 Abs. 1 Zehntes Buch) von<br />

den Leistungsträgern nicht unbefugt erhoben, verarbeitet<br />

oder genutzt werden (Sozialgeheimnis). Die<br />

Wahrung <strong>des</strong> Sozialgeheimnisses <strong>um</strong>faßt die Verpflichtung,<br />

auch innerhalb <strong>des</strong> Leistungsträgers<br />

sicherzustellen, daß die Sozialdaten nur Befugten<br />

zugänglich sind oder nur an diese weitergegeben<br />

werden. Sozialdaten der Beschäftigten <strong>und</strong> ihrer<br />

Angehörigen dürfen Personen, die Personalentscheidungen<br />

treffen oder daran mitwirken können,<br />

weder zugänglich sein noch von Zugriffsberechtigten<br />

weitergegeben werden. Der Anspruch richtet sich<br />

auch gegen die Verbände der Leistungsträger, die<br />

Arbeitsgemeinschaften der Leistungsträger <strong>und</strong><br />

ihrer Verbände, die Datenstelle der Träger der Rentenversicherung,<br />

die in diesem Gesetzbuch genannten<br />

öffentlich-rechtlichen Vereinigungen, gemeinsame<br />

Servicestellen, Integrationsfachdienste, die<br />

Künstlersozialkasse, die Deutsche Post AG, soweit<br />

sie mit der Berechnung oder Auszahlung von Sozialleistungen<br />

betraut ist, die Behörden der Zollverwaltung,<br />

soweit sie Aufgaben nach § 2 <strong>des</strong> Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzes<br />

<strong>und</strong> § 66 <strong>des</strong> Zehnten<br />

Buches durchführen, die Versicherungsämter <strong>und</strong><br />

Gemeindebehörden sowie die anerkannten Adoptionsvermittlungsstellen<br />

(§ 2 Abs. 2 <strong>des</strong> Adoptionsvermittlungsgesetzes),<br />

soweit sie Aufgaben nach<br />

diesem Gesetzbuch wahrnehmen <strong>und</strong> die Stellen, die<br />

Aufgaben nach § 67c Abs. 3 <strong>des</strong> Zehnten Buches<br />

wahrnehmen. Die Beschäftigten haben auch nach<br />

Beendigung ihrer Tätigkeit bei den genannten Stellen<br />

<strong>das</strong> Sozialgeheimnis zu wahren.<br />

17<br />

(2) Eine Erhebung, Verarbeitung <strong>und</strong> Nutzung von<br />

Sozialdaten ist nur unter den Voraussetzungen <strong>des</strong><br />

Zweiten Kapitels <strong>des</strong> Zehnten Buches zulässig.<br />

(3) Soweit eine Übermittlung nicht zulässig ist, besteht<br />

keine Auskunftspflicht, keine Zeugnispflicht<br />

<strong>und</strong> keine Pflicht zur Vorlegung oder Auslieferung<br />

von Schriftstücken, nicht automatisierten Dateien<br />

<strong>und</strong> automatisiert erhobenen, verarbeiteten oder<br />

genutzten Sozialdaten.<br />

(4) Betriebs- <strong>und</strong> Geschäftsgeheimnisse stehen Sozialdaten<br />

gleich.<br />

(5) Sozialdaten Verstorbener dürfen nach Maßgabe<br />

<strong>des</strong> Zweiten Kapitels <strong>des</strong> Zehnten Buches verarbeitet<br />

oder genutzt werden. Sie dürfen außerdem verarbeitet<br />

oder genutzt werden, wenn schutzwürdige Interessen<br />

<strong>des</strong> Verstorbenen oder seiner Angehörigen<br />

dadurch nicht beeinträchtigt werden können.<br />

Diese Daten dürfen ausschließlich für Zwecke der<br />

Erziehung, der Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge usw. an Dritte<br />

weitergegeben werden. Das bedeutet vor allem, <strong>das</strong>s<br />

bestimmte anvertraute Sozialdaten an Erzieher/innen<br />

im <strong>Kind</strong>ergarten, Lehrer/innen in der Schule oder<br />

Ärzte/Ärztinnen weitergeben dürfen, wenn diese<br />

Datenweitergabe erforderlich ist. Eine darüber hinausgehende<br />

Weitergabe von Sozialdaten ist untersagt.<br />

Das Sozialgeheimnis behält seine Verbindlichkeit<br />

auch für die Zeit, nachdem <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> nicht mehr in<br />

der Pflegefamilie, Erziehungsstelle oder Wohngruppe<br />

lebt.<br />

Schweigepflicht von Schulpsychologen<br />

<strong>und</strong> anderen beratenden Personen<br />

Schulpsychologen unterliegen einer besonderen<br />

Schweigepflicht, die mit der Schweigepflicht für<br />

Ärzte gleichgestellt ist. Diese ist im Strafgesetzbuch<br />

verankert <strong>und</strong> hat daher einen hohen Stellenwert.<br />

§ 203 StGB: Verletzung von Privatgeheimnissen<br />

(1) Wer unbefugt ein frem<strong>des</strong> Geheimnis, namentlich<br />

ein z<strong>um</strong> persönlichen Lebensbereich gehören<strong>des</strong><br />

Geheimnis oder ein Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis,<br />

offenbart, <strong>das</strong> ihm als<br />

1. Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Apotheker oder Angehörigen<br />

eines anderen Heilberufs, der für die Berufsausübung<br />

oder die Führung der Berufsbezeichnung<br />

eine staatlich geregelte Ausbildung erfordert<br />

2. Berufspsychologen mit staatlich anerkannter wissenschaftlicher<br />

Abschlussprüfung,<br />

3. Rechtsanwalt, Patentanwalt, Notar, Verteidiger in<br />

einem gesetzlich geordneten Verfahren, Wirtschaftsprüfer,<br />

vereidigtem Buchprüfer, Steuerberater, Steuerbevollmächtigten<br />

oder Organ oder Mitglied eines<br />

Organs einer Rechtsanwalts-, Patentanwalts-, Wirt-


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

schaftsprüfungs-, Buchprüfungs- oder Steuerberatungsgesellschaft<br />

4. Ehe-, Familien-, Erziehungs- oder Jugendberater<br />

sowie Berater für Suchtfragen in einer Beratungsstelle,<br />

die von einer Behörde oder Körperschaft,<br />

Anstalt oder Stiftung <strong>des</strong> öffentlichen Rechts anerkannt<br />

ist.<br />

4a. Mitglied oder Beauftragten einer anerkannten<br />

Beratungsstelle nach den §§ 3 <strong>und</strong> 8 <strong>des</strong> Schwangerschaftskonfliktgesetzes<br />

5. staatlich anerkanntem Sozialarbeiter oder staatlich<br />

anerkanntem Sozialpädagogen oder<br />

Ich möchte auf ein neues Buch aufmerksam machen,<br />

welches sich als sehr hilfreich in unserer Arbeitspraxis<br />

herausstellt:<br />

Adoptionsrecht<br />

Jörg Reinhardt, Rainer Kemper, Wolfgang Weitzel-<br />

Nomos Verlag, ISBN 978-3832972462, 270 S.,<br />

39,00 €<br />

Das Buch beinhaltet folgende Gesetzestexte:<br />

� Adoptionsvermittlungsgesetz (AdVermiG)<br />

� Adoptionsübereinkommens-Ausführungsgesetz<br />

(AdÜbAG)<br />

� Bürgerliches Gesetz § 1741-§1772 (BGB)<br />

� Einführungsgesetz z<strong>um</strong> Bürgerlichen Gesetzbuch<br />

(EGBGB)<br />

� Gesetz über <strong>das</strong> Verfahren in Familiensachen<br />

<strong>und</strong> in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit<br />

( FamFG )<br />

Diese Gesetze werden kommentiert bzw. in Zusammenhang<br />

gestellt. Das Buch weist <strong>um</strong>fassende Quellen<br />

auf <strong>und</strong> ist übersichtlich <strong>und</strong> strukturiert aufgebaut.<br />

Die Kommentare sind fachlich gut verständlich<br />

geschrieben <strong>und</strong> in diesem Buch handlich zusammengefasst,<br />

so <strong>das</strong>s man es auch gut „einpacken“<br />

kann (wichtig für Arbeitskreise, Gerichtstermine,<br />

Hausbesuche u.ä.).<br />

Als Adoptionsvermittlerin bin ich bei juristischen<br />

Fragestellungen in der Praxis oftmals „sehr allein“<br />

<strong>und</strong> auf meine eigene Recherche angewiesen. Die<br />

Paragraphen zur Adoption sind auf sehr viele Gesetze<br />

verteilt. Außer anderen Fachkollegen (JA <strong>und</strong><br />

LVR) gibt es erreichbar keine Personen, die in diesem<br />

Bereich spezialisierter sind <strong>und</strong> Fragen beantworten<br />

können. Hier vereinfacht <strong>das</strong> Buch mir meinen<br />

Arbeitsalltag.<br />

Obiges Buch stellt somit eine w<strong>und</strong>erbare Zusammenfassung<br />

<strong>und</strong> Erläuterung der rechtlichen <strong>und</strong><br />

Buchvorstellungen<br />

18<br />

6. Angehörigen eines Unternehmens der privaten<br />

Kranken-, Unfall- oder Lebensversicherung oder<br />

einer privatärztlichen Verrechnungsstelle anvertraut<br />

worden oder sonst bekanntgeworden ist, wird mit<br />

Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe<br />

bestraft.<br />

Die Mitarbeiter der Beratungsstelle werden den<br />

Ratsuchenden in jedem Falle fragen <strong>und</strong> eine schriftliche<br />

Einverständnis einholen, bevor Inhalte von<br />

Beratungsgesprächen an andere Personen oder Institutionen<br />

weitergegeben werden.<br />

fachlichen Aspekte zusammen. Es erspart mir <strong>um</strong>fängliches<br />

Suchen <strong>und</strong> macht mich in der Beratung<br />

rechtlich sicherer. Auch vermeiden sich so falsche<br />

Beratungen <strong>und</strong> <strong>das</strong> Einschlagen falscher Wege bei<br />

der Lösung von Problemen.<br />

Rezension von Andrea R<strong>um</strong>swinkel<br />

Stadt Mülheim an der Ruhr/ Kommunaler Sozialer Dienst<br />

Adoptionsvermittlung <strong>und</strong> Familiäre Bereitschaftsbetreuung<br />

Bestellen auf www.moses-online.de/node/14400<br />

Wenn ich auch nicht besser bin, bin ich<br />

doch anders: Autoren erzählen von ihrer<br />

Pflege <strong>und</strong> Adoption<br />

Herausgeber: Vera Kissel/Charly Kowalczyk<br />

Schulz-Kirchner-Verlag, ISBN 976-3824808939,<br />

140 S., 12,99 €.<br />

15 Autoren schreiben über schwierige <strong>und</strong> sehr beeindruckende<br />

Erfahrungen als <strong>Kind</strong>ert. Es sind Geschichten<br />

ihrer <strong>Kind</strong>heit, einer <strong>Kind</strong>heit, die nicht<br />

die Geborgenheit <strong>und</strong> Verlässlichkeit behüteter <strong>Kind</strong>er<br />

hatte. Sie erleben Erwachsene, die über sie<br />

bestimmen ohne Rücksicht auf ihre eigenen Befindlichkeiten<br />

<strong>und</strong> Vorstellungen. Die Autoren schildern<br />

Situationen, die ihre <strong>Kind</strong>heit beschädigten <strong>und</strong><br />

trotzdem von ihnen überw<strong>und</strong>en wurden, ohne daran<br />

völlig zu verzweifeln. Sie schildern auch hilfreiche<br />

Erlebnisse, in denen sie sich geschützt <strong>und</strong> gestärkt<br />

fühlten.<br />

Mrijam Pressler schreibt als Mitautorin dazu: Mein<br />

Thema ist im weitesten Sinne die beschädigte <strong>Kind</strong>heit,<br />

ist letztlich die Verw<strong>und</strong>erung darüber, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Leben, der Wille zu leben z<strong>um</strong> Glück meist stärker<br />

ist als alles, was Menschen sich gegenseitig antun.<br />

Mich interessiert die Frage, wie Identität unter widrigen<br />

Bedingungen entstehen <strong>und</strong> wachsen kann.<br />

Das Buch geht in einigen Berichten über die heutige<br />

Begrifflichkeit der Pflege- oder Adoptivsituation


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

hinaus <strong>und</strong> schildert <strong>Kind</strong>heitserfahrungen mit Erwachsenen,<br />

von denen sich die <strong>Kind</strong>er massiv abhängig<br />

fühlten.<br />

Interessantes<br />

19<br />

Bestellen auf: www.moses-online.de/node/14402<br />

Biografiearbeit hat eine zentrale Bedeutung für die angenommenen <strong>Kind</strong>er<br />

Biografiearbeit hilft Pflegekindern, <strong>Kind</strong>ern in Erziehungsstellen<br />

<strong>und</strong> in Einrichtungen der <strong>Kind</strong>er-<br />

<strong>und</strong> Jugendhilfe, ihre Erfahrungen zu ordnen <strong>und</strong><br />

ihre spezielle Lebenssituation besser zu verstehen.<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart können so besser<br />

miteinander verb<strong>und</strong>en werden.<br />

Lebensbücher<br />

Von einigen Verlagen werden schön hergestellte<br />

Lebensbücher angeboten, die dann von demjenigen,<br />

der mit dem <strong>Kind</strong> die Biografiearbeit macht <strong>und</strong><br />

dem <strong>Kind</strong> ausgefüllt werden können.<br />

Ich persönlich bin ein Fan der selbst hergestellten<br />

Ordner. Sie erscheinen mir einmaliger, kindgerichteter<br />

<strong>und</strong> haben den besonderen Vorteil, <strong>das</strong>s sie jederzeit<br />

durch neue Seiten (auch mitten im Buch)<br />

erweitert werden können. Vielleicht braucht man<br />

hier etwas mehr Fantasie. Ich erinnere mich an eine<br />

13Jährige, die mir voller Stolz bei meinem ersten<br />

Besuch IhrenOrdner zeigte. Dies war ein einfacher<br />

Ordner, in dem Seiten mit Fotos, Gemaltes, Geschriebenes<br />

eingeheftet waren aber auch Kopien von<br />

wichtigen Unterlagen, die <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> für sich als bedeutsam<br />

ansah. So zeigte sie mir als erstes eine Kopie<br />

der Namensänderung mitten im Ordner, dann<br />

alles weitere.<br />

Selbstverständlich sind auch die „fertigen“ Lebensbücher<br />

w<strong>und</strong>erschön <strong>und</strong> helfen, Wichtiges nicht zu<br />

vergessen.<br />

Das Ergebnis Lebensbuch ist ein Teil der Biografiearbeit.<br />

Sie zeigt letztendlich ein vorzeigbares Ergebnis,<br />

welches aber nur zustande kommen konnte, weil<br />

hier ein Prozess <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es stattfand.<br />

� Das Erinnerungsbuch <strong>des</strong> Kompetenzzentr<strong>um</strong> Pflegekinder:<br />

www.kompetenzzentr<strong>um</strong>-pflegekinder.de/publikationen/<strong>das</strong>-erinnerungsbuch-fuer-pflegekinder<br />

� Vorschlag für ein Lebensbuch:<br />

www.lvr.de/media/wwwlvrde/jugend/service/arbeitshilfen/dok<strong>um</strong>ente_94/hilfen_zur_erziehung_1/<br />

beratungsangebote_der_erziehungshilfe/pflegekinderdienst/lebensbuch.pdf<br />

� Biografiearbeit mit <strong>Kind</strong>ern – Erarbeitung eines Lebensbuches:<br />

www.erziehungsbuero.de/pdf-download/Schriften/Biographiearbeit mit <strong>Kind</strong>ern_Bodo Krimm.pdf<br />

� Mehr dazu finden Sie auch in unserem Schwerpunkt-Thema „<strong>Wissen</strong> <strong>um</strong> Herkunft <strong>und</strong> Lebensgeschichte“:<br />

www.moses-online.de/node/3383<br />

Wenn die W<strong>und</strong>e verheilt ist schmerzt die Narbe<br />

Alexander Kotittko hat am 1. September einen Vortrag am Hamburger Pflegeelterntag zu frühkindlichen Tra<strong>um</strong>atisierungen<br />

<strong>und</strong> deren Folgen gehalten. Die Power-Point-Präsentation ist online verfügbar – <strong>und</strong> auch ohne den<br />

Vortrag interessant <strong>und</strong> aufschlussreich.<br />

� www.pfiff-hamburg.de/artikel/vortrag-von-alexander-korittko-z<strong>um</strong>-download/<br />

adoptionsberatung.at z<strong>um</strong> Zehnjährigen - Wettbewerb zu Adoptionsgeschichten<br />

Aus Anlass <strong>des</strong> zehnjährigen Bestehens der Internetseite<br />

www.adoptionsberatung.at haben die Betreiber<br />

einen Wettbewerb zu Adoptionsgeschichten<br />

ausgeschrieben.


Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Diese Geschichten wurden mit einem Preis ausgezeichnet:<br />

Dagmar Ransmayr: Meine Schwester (1. Preis)<br />

Lesen Sie die Geschichte eines Jungen, der im Rahmen<br />

einer Hausübung seine aus Südafrika adoptierte<br />

Schwester beschreibt.<br />

Aus der Jurybegründung: „Der Text poetisiert ganz<br />

lässig aus dem Alltag. Authentisch <strong>und</strong> straff wird<br />

beschrieben, wie Adoptierte <strong>und</strong> ihre Familien den<br />

"ganz normalen Wahnsinn" erleben (können). Wie<br />

nebenbei werden fast alle Kernthemen agesprochen,<br />

<strong>um</strong> die es (bei Auslandsadoption) geht...“<br />

Monika Stuhl: Ohne Ende (2. Preis)<br />

Eine Adoptivmutter rollt den Weg ihrer Adoption<br />

(der sie nach Brasilien führte, wo sie <strong>und</strong> ihr Mann<br />

mit einem Schlag Eltern von drei Buben werden)<br />

anhand der Frage auf, wann alles begann...<br />

Aus der Jurybegründung: "Der Text ist originell,<br />

aufrichtig, geschliffen, <strong>und</strong> hat alles was ein guter<br />

Text braucht (...) Nicht nur die Highlights, sondern<br />

auch die Probleme, die in dem Prozess auftauchen,<br />

werden mit derselben nüchternen Poesie literalisiert."<br />

Horst Decker: Sophia (2. Preis)<br />

Für den Urlaub mit der Familie im nächsten Jahr<br />

Der neue Katalog der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

Familienerholung (BAGFE) bietet Orte für Urlaub<br />

<strong>und</strong> Entspannung für alle Familien an. Er bietet<br />

insbesondere kinderreichen Familien, Alleinerziehenden,<br />

Familien mit geringerem Einkommen oder<br />

Familien mit behinderten <strong>Kind</strong>ern die Möglichkeit,<br />

ein geeignetes Urlaubsquartier für die Bedürfnisse<br />

von Eltern <strong>und</strong> <strong>Kind</strong>ern zu finden.<br />

Neue Pflegeeltern-Initiative im Rhein-Sieg-Kreis<br />

20<br />

Lesen Sie die (wahre) Geschichte einer jungen Frau,<br />

die bei Volljährigkeit von ihrer Adoption erfährt <strong>und</strong><br />

sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter<br />

macht.<br />

Aus der Jurybegründung: „All die beschriebenen<br />

Gefühle, die Überlegungen, Gedanken, <strong>das</strong> sich<br />

Verlieren in der Unsicherheit, <strong>das</strong> Fallen ins Bodenlose<br />

zeigt die Ich-Erzählerin sehr nachvollziehbar<br />

auf. Die Begegnung mit der leiblichen Mutter zeigt,<br />

wie Versöhnung möglich wird.“<br />

Jana Schuster: Mein Sohn (3. Preis)<br />

Lesen Sie die Gedanken einer Adoptivmutter beim<br />

Einschlafen ihres <strong>Kind</strong>es, <strong>das</strong> Gefühl, <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> "in<br />

den Schlaf zu atmen"...<br />

Aus der Jurybegründung: "Es wird ein besonderes<br />

Zusammenwachsen beschrieben, getragen von Liebe<br />

aber auch von Zweifeln aus der Umwelt. Das WIR,<br />

<strong>das</strong> sich die Mutter so sehnlich wünscht, wird im<br />

Außen immer wieder einer Probe unterzogen."<br />

Hier finden Sie die prämierten<br />

Adoptionsgeschichten:<br />

www.adoptionsberatung.at/infothek/<br />

adoptionsgeschichten<br />

Wir gratulieren bei dieser Gelegenheit<br />

adoptionsberatung.at z<strong>um</strong> zehnjährigen Bestehen.<br />

Über 120 Familienferienstätten bieten sich quer<br />

durch Deutschland von der Nordsee bis z<strong>um</strong> Allgäu<br />

<strong>und</strong> vom Rhein bis an die tschechische Grenze als<br />

Feriendörfer oder als einzelne, individuell ausgestattete<br />

Ferienstätten in landschaftlich reizvoller Umgebung<br />

an. Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.urlaub-mit-der-familie.de<br />

Im Rhein-Sieg-Kreis hat sich eine neue Initiative gegründet, die den Erfahrungsaustausch unter Pflege- <strong>und</strong> Adoptiveltern<br />

der Region Rhein-Sieg fördern möchte.<br />

Das nächste Treffen ist am 15.11. in Siegburg in der Lebenshilfe Sankt Augustin, Bonner Straße 68a.<br />

Weitere Infos bei den beiden Initiatorinnen Sabine Wagner aus Troisdorf (Tel: 02241/1695145) <strong>und</strong> Marlen<br />

Krampe aus Hennef (02242/9019079).<br />

Philipp Rösler: Vietnam ist Teil meines Lebens<br />

Philip Rössler wurde als Findelkind vor einem Waisenhaus in Vietnam abgelegt. Im Interview mit Spiegel-<strong>Online</strong><br />

spricht der Vizekanzler <strong>und</strong> FDP-Chef über seine Vergangenheit, die Suche nach den eigenen Wurzeln <strong>und</strong> über<br />

sein Verhältnis zu dem asiatischen Land.<br />

www.spiegel.de/politik/deutschland/<br />

fdp-chef-roesler-spricht-ueber-sein-verhaeltnis-zu-vietnam-a-855631.html


Magazin www.moses-online.de September 2012<br />

Impress<strong>um</strong> <strong>und</strong> Kontakt<br />

Dieses PDF-Magazin ist eine Ergänzung zu unserer Webseite www.moses-online.de<br />

Die nächste Ausgabe erscheint Anfang November 2012.<br />

Gerne publizieren wir auf www.moses-online.de oder im Magazin Ihre<br />

Fachartikel oder Erfahrungsberichte.<br />

Ebenso beantworten wir gerne Ihre Fragen <strong>und</strong> Anmerkungen oder nehmen<br />

Themenwünsche für <strong>das</strong> Magazin, unsere Themenhefte oder <strong>das</strong> Internetangebot<br />

entgegen.<br />

Bitte wenden Sie sich dafür an die Redaktion.<br />

Die Kontaktdaten finden Sie unten auf dieser Seite.<br />

Abonnement-Preise:<br />

Das <strong>Moses</strong> <strong>Online</strong> Magazin kostet 2,90 € pro Monat<br />

also 34,80€ im Jahresabonnement (incl. 19% Mwst.).<br />

Vor der Buchung können Sie ein kostenloses Probeabonnement über 6 Wochen erhalten.<br />

Ergänzend können Sie mit dem „Abonnement PRO“ einen Zugang zu unserer Datenbank für Gerichtsurteile z<strong>um</strong><br />

Pflegekinderwesen hinzubuchen für insgesamt 3,90 € pro Monat<br />

also 46,80€ im Jahresabonnement (incl. 19% Mwst.).<br />

Sie können <strong>das</strong> <strong>Moses</strong>-<strong>Online</strong>-Magazin zusätzlich alle zwei Monate gedruckt zu erhalten<br />

(jeweils zwei Monatsausgaben zusammen). Aufpreis: 15€ im Jahr.<br />

also: 49,80€ bzw. 61,80€ (Abonnement PRO) (hier: 7% Mwst)<br />

Alle weiteren Hinweise <strong>und</strong> Buchung unter www.moses-online.de/magazin<br />

Noch ein Hinweis für Vereine, freie Träger, Therapeuten, Anwaltskanzleien <strong>und</strong> alle, die<br />

Dienste für Pflege- <strong>und</strong> Adoptivfamilien anbieten:<br />

Wenn Sie für Pflegefamilien, die Sie betreuen, oder für Ihre Vereinsmitglieder weitere<br />

Exemplare (<strong>das</strong> heißt: Lizenzen) benötigen, machen wir Ihnen gerne ein günstiges<br />

Gruppenangebot. Bitte rufen Sie uns an oder senden Sie uns eine E-Mail.<br />

Bitte wenden Sie sich an uns, wenn Sie Fragen zu unseren Angeboten haben.<br />

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